^^ > ^ '*^ t^^:^-. m »♦y' -f. i^ '. :. j»^- ^\Hi^. t ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTHEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HEEAÜSGEGEBEN VON PROF. B^. J. TflT. SPENGEIi IN GIESSEN. ACHTER BAND. MIT 19 TAFELN UND 46 ABBILDUNGEfN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1895. lSö'3 Seite Inhalt. Heft I (ausgegeben am 28. September 1894). Bürger, Otto, Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Mit Tafel 1 1 Holm, Otto, Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spon- godes Lesson. Mit Tafel 2—3 8 Schmidt, Peter, Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae) 52 Schulthess-Rechberg, A. V., Die von Fürst Ruspoli und Prof Dr. C. Keller im Somalilande erbeviteten Orthopteren. Mit Tafel 4 67 Henking, H., Ueber die Ernährung von Glandina algira L. Mit 5 Abbildungen im Text . . . . ; 85 Heft II (ausgegeben am 26. November 1894). Pfeffer, G., Fische, Mollusken und Echinodermen von Spitzbergen 91 Pfeffer, G., Echinodermen von Ostspitzbergen 100 ScHAEFFER, C, Vcrzeichniss der von den Herren Prof. Dr. Kükenthal und Dr. Walter auf Spitzbergen gesammelten Collembolen 128 Voigt, W., Planaria gonocephala als Eindringling in das Ver- breitungsgebiet von Planaria alpina und Polycelis cornuta. Mit Tafel 5—7 131 Michaelsen, W., Die Regenwurm - Fauna von Florida und Georgia 177 Sickmann, f., Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China 195 Inhalt. Heft III (ausgegeben am 11. Mai 1895). Seite E,EH, L., Zur Fauna der Hohwacliter Bucht 237 Emebt, C, Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisen- fauna (Schluss). Mit Tafel 8 257 BüEGEE, Otto, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. Mit Tafel 9 und 10 361 Heft IV (ausgegeben am 31, Juli 1895). Makktaknek-Tukneeetschbe, GrOTTLiEB, Hydroidcn. Zoologische Er- gebnisse der im Jahre 1889 auf Kosten der Bremer Geo- graphischen Gesellschaft von Dr. Willy Kükenthal und Dr. Alfeed Waltee ausgeführten Expedition nac-h Ost-Spitz- bergen. Mit Tafel 11—13 391 Schmidt, Petee, Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen (Araneae Citigradae Thor.) Russlands 439 Man, J. G. de, Bericht über die von Herrn Schiffscapitän Stoem zu Atjeh, an den westlichen Küsten von Malakka, Borneo und Celebes sowie in der Java-See gesammelten Decapoden und Stomatopoden 485 Heft V (ausgegeben am 8. Oktober 1895.) Weismann, August, Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge 611 Emeey, C, Die Gattung Dorylus Eab. und die systematische Ein- theilung der Formiciden. Mit Tafel 14 — 17 und 41 Figuren im Text - 685 Wandolleck, Benno, Ueber die Fühlerformen der Dipteren. Mit Tafel 18 779 Römee, f.. Die Gordiiden des Naturhistorischen Museums in Hamburg. Mit Tafel 19 790 GiGLio-Tos, Eemanno, Ortotteri del Paraguay, raccolti dal Dr. J. Bohls 804 Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Von Dr. Otto Bürger, Privatdocent und Assistent am Zoologischen Institut zu Göttingen. Hierzu Tafel 1. Der vorliegeode Aufsatz bildet die zweite Nummer in der von mir angekündigten Serie von Beiträgen zur Systematik der Crustaceen. Die hier behandelten Telphusen gehören der Mehrzahl nach zu der Sammlung von Crustern , die Semper während seiner Reise nach den Philippinen und seines Aufenthaltes dort zusammengebracht hat. Die- selben befinden sich, wie auch die übrigen hier beschriebenen Tel- phusen, im Besitz des Göttinger Zoologischen Museums i). Neben Herrn J. G. de Man bin ich der Direction des Naturhistori- schen Museums zu Berlin zu Danke verpflichtet für Hülfeleistung bei Identificirung verschiedener Telphusa- Xrteu. Telphusa indica Latreille. Vgl. GufiRiN, Iconographie du Regne Animal. Crustaces , tab. 3, fig. 3. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Natur. Paris, V. 5, 1869, p. 184. Fundort des einzigen mir vorliegenden Exemplars Calcutta. 1) Dasselbe gilt von den früher behandelten Sesarmen, vgl. Bükger, „Beiträge zur Kenntniss der Gattung Sesarma", diese Zeitschrift, Bd. 7, 1893. Zool. Jahrb. VUI. Abth. f Syst. 2 OTTO BÜRGER, Telphusa leschenaulti M. -Edwards. Vgl. A. Milnb-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 165, tab. 8, fig. 3. Die Exemplare der SEMPER'schen SamraluDg dieser Art sind theil- weis sehr stattliche. Das grösste, ein Weibchen, inisst 50 mm in der Breite und 41 mm in der Länge des Rückenschildes. Fundorte: Philippinen (Bohol) und Nicobaren. Bei dem grössten Exemplar, dem Weibchen, welches von Bohol stammt, weisen bewegliches und unbewegliches Glied der Scheere eine tiefe, äussere seitliche Längsfurche auf. Ausserdem sind bei ihnen die seitlichen Kanten des Rückenschildes minder scharf als bei den Exemplaren von den Nicobaren. Telphusa grapsoides White. Vgl. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 169, tab. 8, fig. 2. Die mir vorliegenden 4 Weibchen und 2 Männchen dieser Art stammen von den Philippinen (Laguna di Mainit). Ich habe der oben citirten Beschreibung nur Weniges hinzuzufügen. Das vorletzte Glied des männlichen Abdomens ist länger als breit. Die Gehbeine sind ziemlich schlank. Die Schenkelglieder sind fast dreimal, die vorletzten Glieder doppelt so lang wie breit. Rücken- schild, Scheeren nnd Gehbeine sind sehr fein punktirt. An der Hand und am Finger der Scheere sind die Punkte in Linien angeordnet. Maasse: grösstes $ grösstes ? Grösste Breite des Rückenschildes . . . 23| mm 24 mm Länge des Rückenschildes 21 „ 20 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 18 „ 18 „ Breite des Stirnrandes 7 ,, 9 „ Länge des vorletzten Gehbeines ... 30 „ 29 „ Telphusa sinuatifrons M, -Edwards. Vgl. A. Milne-Edwards, Revision du Genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 167, tab. 10, fig. 2. Die SEMPER'sche Sammlung besitzt 3 Exemplare von Telphusen, die von den Philippinen (Rio Jibon und Zamboanga) stammen und unter den bekannten Arten am meisten der T. sinuatifrons ähneln. Sie weichen von ihr nur durch den postfrontalen Kamm ab, der dem- jenigen von T. denticulata M.-Edwards gleicht, indessen halte ich Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphüsa. 3i diesen Unterschied nicht für hinreichend, um eine neue Art für unsere Exemplare aufzustellen, zumal der Kamm bei den 2 Exemplaren von Zamboanga nicht ganz wie der des Exemplares vom Rio Jibon aus- sieht und bei diesem weniger auffallend an den von T. denticulata erinnert als bei jenen. Maasse: Grösstes Exemplar von Zamboanga. Grösste Breite des Rückenschildes .... 42 mm Länge des Rückenschildes 31 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken . 27 „ Breite des vordem Stirnrandes 10| „ TelpTiusa angustifrons M.-Edw^ards. Taf. 1, Fig. 1, Vgl. A. Milne-Edwabds, Revision du genre Telphuse, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. Nat. Paris, V. 5, 1869, p. 171, tab. 8, fig. 1. Unsere Exemplare, 3 Männchen, stimmen mit dem von A. Milne- Edwards beschriebenen und abgebildeten gut überein. Sie stammen wie diese vom Cap York (Australien). Das männliche Abdomen ver- schmälert sich stark nach vorn ; das vorletzte Glied desselben ist wohl eine Idee breiter als lang. Grösste Breite des Rückenschildes . . . 16| mm Länge des Rückenschildes 14 „ Breite des (untern) Stirnrandes .... 5 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 12 „ Telphusa artifrons n. sp. Taf. 1, Fig. 2. Diese Art ist der T. angustifrons so ausserordentlich ähnlich, dass man versucht ist, sie nur als eine Varietät derselben zu betrachten, sobald man specielle Verhältnisse, als da sind die Sculptur des Rücken- schildes, die Scheeren oder die Gehbeine ins Auge fasst. Indessen weisen Verhältnisse, die sich zwar nur allgemein beschreiben lassen, aber nichts desto weniger stark ins Auge fallen, darauf hin, dass wir bei den drei mir vorliegenden, von den Philippinen (Cavite) stammen- den Exemplaren Vertreter einer besondern Art vor uns haben. Es sind vornehmlich die von T. angustifrons verschiedenen Form- und Grössenverhältnisse des Rücken Schildes. Das Rückenschild ist bei T. artifrons verhältnissmässig breiter zur Länge als bei T. angustifrons. Es erscheint ferner bei unserer neuen Art weniger stark gewölbt als bei T. angustifrons. Indessen fällt die Stirn bei jener steiler nach vorn ab als bei dieser. Der vor- 1* 4 OTTO BÜRGER, dere Stirnrand ist im Vergleich zur Entfernung der äussern Augen- höhlenecken noch ein wenig schmäler als bei T. angustifrons. Der postfrontale Kamm tritt noch weniger scharf hervor als bei dieser, und auch die von ihm ausgehenden, nach der Mitte des Rückenschildes zu convergirenden Furchen sind noch weniger bei T. artifrons als bei T. angustifrons ausgeprägt. Ferner entbehrt das Rückenschild von T. artifrons der seitlichen Rippen. Leider sind alle mir vorliegenden Exemplare dieser Art Weibchen. Maasse: Grösste Breite des Rückenschildes . . . 25J mm Länge des Rückenschildes 19 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 16 „ Breite des (untern) Stirnrandes .... 6| „ Telphtisa philippina v. Martens. Taf. 1, Fig. 3. Vgl. VON Marxens , lieber einige neue Crustaceen, in : Monatsber, K. Preuss. Ak. Wiss., Berlin 1868 (1869), p. 608. Von dieser Art ist eine grössere Anzahl im Besitz unserer Samm- lung, die sämmtlich von verschiedenen Orten der Philippinen stammen (Rio Agno [LuzouJ, Mariveles und Palanan [LuzonJ, Camiguin [eine kleine Insel in der nördlichen Nachbarschaft von Luzon]). Sie sind mit den in Berlin befindlichen Originalexeraplaren von T. philippina verglichen worden und stimmen völlig mit ihnen überein. Wir beschränken uns auf die Angabe einiger Maasse: grösstes S grösstes ? Grösste Breite des Rückenschildes . . 19| mm 25 mm Länge des Rückenschildes 15 „ 20 „ Länge des vorletzten Gehbeines ... 31 „ 41 „ Telphusa transversa v. Martens. Taf. 1, Fig. 4. Vgl. VON Marxens , Ueber einige neue Crustaceen , in : Monatsber. K. Preuss. Ak. Wiss. Berlin, 1868 (Berlin 1869), p. 608. — de Man, in: Notes Leyden Museum, V. 14, p. 244. Von den mir vorliegenden Exemplaren dieser Art stammen 4 vom Cap York Australien (Sammler: Salmin), also dem gleichen Fundorte wie die von v. Martens als T. transversa beschriebenen Exemplare, bei zweien ist als Fundort die Südsee angegeben (Sammler: Capitän Pohl), eines dagegen gehört der SEMPER'schen Sammlung an und stammt von Calcutta. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. 5 Die Exemplare von Cap York sind 3 Weibchen und 1 Männchen. Das Rückenschild ist bedeutend breiter als lang. Es ist stark ge- wölbt und fällt nach vorn und hinten fast gleich stark ab. Das Rückenschild ist im Ganzen glatt und besitzt keine stark hervor- tretende Sculptur. Nur fast in der Mitte, etwas weiter nach hinten als nach vorn, befindet sich eine rechteckige Figur, von deren vier Ecken je eine Furche ausgeht, die die Richtung nach den vier Ecken des Rückenschildes einschlagen, indess bald aufhören. Auch die Frontalfurche ist nur ganz schwach angedeutet. Indess ist das Rücken- schild ziemlich fein und dicht punktirt. Die Stirn fällt ziemlich steil nach unten ab; ihr unterer Rand ist stark nach innen eingekniffen, in Folge dessen erscheint er von vorn gesehen in der Mitte sanft ein- gebuchtet. Die seitlichen Stirnränder verlaufen nicht mit einander parallel, sondern verlaufen einwärts, so dass sich ihre nach vorn ver- längerten Grenzlinien bald schneiden müssten. Die Innern Augen- höhlenecken stellen daher stumpfe Winkel dar. Hinter den äussern Augenhöhlenecken befindet sich ein sehr kleiner Zahn. Die Gehbeine von T. transversa sind auffallend kurz im Verhältniss zu den Dimen- sionen des Körpers. Die Sckenkelglieder sind ein wenig mehr als doppelt so lang wie breit, das vorletzte Glied ist kaum doppelt so lang wie breit. Im Uebrigen vergleiche man die vorn citirten Aufsätze. ., grösstes S Maasse: v i von York Grösste Breite des Rückenschildes . . . 244 mm Länge des Rückenschildes 19 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 15 „ Breite des untern Stirnrandes .... 6 „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 25 „ Weder die Exemplare aus der Südsee noch das von Calcutta weisen erwähnenswerthe Besonderheiten auf. Teljjhusa montana n. sp, Taf. 1, Fig. 5. Diese Art erinnert in hohem Maasse an T. transversa ; insbesondere stimmen Abdomen und Scheeren derselben annähernd vollständig mit denen jener Art überein. Sie unterscheidet sich aber von jener auf- fallend 1) durch ihr Rückenschild, 2) durch ihre Gehbeine. grösstes ? von York 26 mm 20 „ 16 „ 6i „ 24 „ 6 OTTO BÜRGER, Ihr Rückenschild ist bedeutend flacher als bei T. transversa und fällt vor allen Dingen nach hinten nicht so steil ab wie dort. Auch pflegt die Frontalfurche deutlich sichtbar zu sein. Ferner ist der untere Rand der Stirn nicht so stark nach innen eingekniflen wie bei T. transversa. Schliesslich ist das Rückenschild nicht punktirt. Die Gehbeine sind viel schlanker und im Verhältniss zu den Dimensionen des Körpers länger als bei T. transversa. Die Schenkel- glieder sind viermal, die vorletzten Glieder fast dreimal so lang wie breit. Von dieser Art liegen mir 2 Weibchen und 2 Männchen vor. Fundort : Gipfel des Mt. Data, 7000 Fuss über dem Meeresspiegel. Luzon, Philippinen. Maasse: grösstes S grösstes $ Grösste Breite des Rückenschildes ... 20 mm 23 mm Länge des Rückenschildes 15^2 „ 17 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 121 „ l^\ „ Breite der Stirn 6 „ 6| „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 29 „ 29 „ Telphusa planifrons n. sp. Taf. 1, Fig. 6. Auch diese Art sieht T. transversa sehr ähnlich, kann aber mit dieser wegen ihrer eigenthümlichen Stirn nicht verwechselt werden. Die Stirn fällt wie bei T. transversa senkrecht ab. Ihre seitlichen, die Augenhöhlen begrenzenden Ränder aber verlaufen nicht wie bei T. transversa nach einwärts (so dass ihre seitlichen Grenz- linien weiter nach vorn verlängert sich schneiden müssten), sondern sie verlaufen mit einander parallel senkrecht nach unten. In Folge dessen bilden die innern Augenhöhlenecken hier einen rechten Winkel, bei T. transversa aber einen stumpfen. Endlich ist der untere Stirn- rand nicht nach einwärts eingekniflen, so dass er mit einer völlig ge- raden Linie aufhört. Ausserdem ist das Rückenschild noch stärker gewölbt und fällt namentlich nach vorn noch steiler ab als bei der zum Vergleich heran- gezogenen Art. Auch sind die Gehbeine bedeutend länger und machen einen zierlicheren Eindruck als bei jener. Die Schenkelglieder sind dreimal, die vorletzten Glieder doppelt so lang wie breit. Das Rückenschild weist eine noch feinere und noch weniger dichte Punktirung als bei T. transversa auf. Beiträge zur Kenntniss der Gattung Telphusa. Das einzige mir vorliegende Exemplar ist ein Weibchen. Fundort: Cap York Australien (Salmin). Maasse : Grösste Breite des Cephalothorax .... 23 mm Länge des Cephalothorax 17 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken . 17 „ Breite der Stirn 7| „ Länge des vorletzten Gehbeines .... 35 „ Erklärnng der Abbildungen. Tafel 1. Fig. 1. Telphusa angustifrons M.-Edw. ; männliches Abdomen. Fig. 2. Telphusa artifrons n. sp., $ ; o von oben, b von vorn ge- sehen, lJ/1. Fig. 3. Telphusa philippina v. Mart., S; « von oben gesehen, b Abdomen, lljl. Fig. 4. Telphusa transversa v. Mart., (J; a von oben, b von vorn gesehen, c Abdomen, l^/l- Fig. 5. Telphusa montana n. sp., S ] « von oben, b von vorn ge- sehen, c Abdomen, 1|^/1. Fig. 6. Telphusa planifrons n. sp., $; a von oben, b von vorn gesehen, 1^71. Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. Von Otto Holm in üpsala. Hierzu Tafel 2—3. Die Originalexemplare der hier beschriebenen neuen Arten gehören theils dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala, theils dem Kgl. Schwed. Reichsmuseum. Erstere sind grösstentheils von dem dänischen Seecapitän Herrn Einar Suenson in Shanghai, bei der „Great Northern Telegraph Company" angestellt und Führer des Kabeldampfers „Store Nordiske", gesammelt worden. Auf seinen Reisen in den japanischen und chinesischen Gewässern hat Herr Capitän Suenson sich eifrig mit Dredschen zu wissenschaftlichen Zwecken be- schäftigt, und das Universitätsmuseum zu Upsala verdankt ihm mehrere werthvolle Sammlungen niederer Seethiere. Zum Dank für die un- verdrossene Mühe, die Herr Capitän Suenson dem Dienste der Wissen- schaft gewidmet hat, mag eine von den neuen Arten nach ihm genannt werden. Den Herren Professoren S. Loven und Hj. Theel, welche mir gütigst die dem Reichsmuseum gehörenden Exemplare zur Verfügung gestellt, sowie Herrn Professor T. Tüllberg, der mir den Zutritt zu den Sammlungen des Universitätsmuseums gestattete, mir einen Arbeits- platz im Zoologischen Institut überliess und mir ausserdem mit werth- vollen Rathschlägen bei der Ausarbeitung meines Aufsatzes beigestanden hat, ist es mir eine theure Pflicht, hier meinen ehrfurchtsvollen Dank auszudrücken. O. HOLM, Beiträge zur Eenntniss der AlcyonideDgattung Spongodes Lesson. 9 Das Verbreitungsgebiet der Gattung Spongodes umfasst das Indische und Rothe Meer und den Grossen Ocean, sie fehlt dagegen, so weit bekannt, ganz und gar im Mittelmeer, im Atlantischen Ocean, im Arktischen und im Antarktischen Meer. Alle hierher gehörenden Arten leben in verhältnissmässig seichtem Wasser, meistens innerhalb 100 Faden Tiefe und sind besonders gewöhnlich auf den Abhängen von Korallenriffen. Ein Verfasser weist darauf hin, dass ihr Aufent- halt nahe der Oberfläche, wo die äussern Verhältnisse grösserem Wechsel unterworfen und die Isolirung der individuellen Formen grösser ist, in einem gewissen Zusammenhang mit dem allem Anschein nach in der Gattung vertretenen grossen Variationsvermögen und Arten- reichthum stehen dürfte. Zwar sind bisher nur 40 Arten bekannt, zu denen ich hier 14 neue hinzufüge; aber da die meisten, soweit be- kannt, nur in einem oder einigen Exemplaren gefunden wurden und da diese in letzterm Falle selten ganz übereinstimmen, so darf man vermuthen, dass eine genauere Erforschung der Fauna des Meeres- bodens eine sehr grosse Anzahl Arten zum Vorschein bringen wird. Es wäre daher wünschenswerth, dass die vorhandenen Beschrei- bungen der bekannten Arten so genau wie möglich wären, damit die Artbestimmung mit einiger Sicherheit und Leichtigkeit ausgeführt werden könnte. Dies ist aber keineswegs der Fall, sondern ein grosser Theil der neuern und altern Beschreibungen sind äusserst unvollständig und enthalten fast nur Merkmale von geringerer Bedeutung; auch sind die Figuren, wo solche vorhanden, oft wenig befriedigend. Es dürfte danach nicht möglich sein , eine monographische Darstellung dieser Gattung auszuarbeiten, ohne im Besitz von Originalexemplaren zu sein, und ich habe mich daher darauf beschränken müssen, meine neuen Arten so genau wie möglich zu beschreiben und dieselben so zu gruppiren, wie es mir am natürlichsten erschien, ohne aber Anspruch darauf zu machen, alle bekannten Arten in diese Aufstellung ein- rangiren zu können. Auch habe ich eine kurze Zusammenfassung der einschlägigen Literatur hinzugefügt. Einige der mir zur Verfügung stehenden Exemplare waren leider weniger gut erhalten und zwar hauptsächlich hinsichthch der Tentakel, weswegen für einige Arten keine Maasse und Abbildungen derselben hier geliefert werden können, was zu beklagen ist, da die Form und Grösse der Tentakel als ein Merkmal von grosser Bedeutung anzu- sehen ist. Zwar können die angegebenen Maasse nur einen relativen Wert besitzen, da die Tentakel in conservirtem Zustand 10 OTTO HOLM, mehr oder weniger contrahirt sind, ich glaube aber doch, dass diese Angaben so wie die Figuren ein wichtiges Hülfsmittel bei der Art- bestimmuDg sein können. Was die mikroskopischen Bilder betrifft, so sind alle mit Hülfe von Zeiss' Camera gezeichnet, und bei jeder Figur befindet sich eine Angabe des Vergrösserungsmaasstabes. Literaturverzeichniss. Esper, E. J. C, Die Pflanzenthiere, Nürnberg 1791—1797. Lamarck, J. B. DB, Histoire naturelle des animaux sans vertebres, Paris 1816. Savigny, J.-C:fes., Description de l'Egypte ou recueil des observations et des recherches qui ont ete faites en Egypte pendant l'expedition de l'armee franpaise, Hist. Nat., planches, V. 2, Paris 1817. Lamouroux, L, J. V. F., Exposition methodique des genres de l'ordre des Polypiers, Paris 1821. AuDOuiN, V., Explication sommaire des Planches de polypes de l'Egypte et de la Syrie, publiees par Jules-Cjösar Savigny dans : Description de l'Egypte, V. 23, Paris 1828. Blainvillb, H. M. D. de, Manuel d' Actinologie ou de zoophythologie, Paris 1834. Ehrenberg, C Gr., Die Corallenthiere des Rothen Meeres, Berlin 1834. Lesson, R.-P., Illustrations de Zoologie, Paris 1834. Dana, J. D., Zoophytes, Philadelphia 1846. Milne-Edwards, H., Histoire naturelle des Coralliaires ou polypes propre- ment dits, Paris 1857 — 60. Gray, J. E., Description of some new species of Spoggodes and of a new allied genus (Morchellana) in the collection of the British Museum, in: Proc. Zool. Soc. London, 1862, p. 27. Verrill, A. E., List of the Polyps and Corals sent by the Museum of Comparative Zoology to other institutions in exchange, with anno- tations, in : Bull. Museum Comp. Zool. Harvard Coli. Cambridge, V. 1, p. 39, Cambridge, Mass., 1863—1869. Idbm , Synopsis of the Polypes and Corals of the North Pacific Ex- pedition under Commodore C. Ringgold and Capitain John Rodgers, U. S. N. 1853—56, in: Proc. Essex Institute, V. 4, p. 193; V. 6, p. 81, Salem 1866 and 1868. Klunzinger, C. B., Die Korallthiere des Rothen Meeres, Th. 1, Berlin 1877. Beiträge zur Kenntnis» der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. H RiDLBY, St. 0., Report on the zoological collections made in the Indo- Pacific Ocean during the Voyage of H. M. S. „Alert" 1881—82, London 1884, Alcyonaria. Idem, Contributions to the knowledge of the Alcyonaria with de- scriptions of new species from the Indian Ocean and the Bay of Bengal, in: Ann. Mag. Nat. Eist. (ser. 5), V. 9, p. 184, 1882. Studer, Th., Uebersicht der Anthozoa alcyonaria, welche während der Reise S. M. S. „Gazelle" um die Erde gesammelt wurden, in: Monatsber. K. Preuss. Ak. Wiss. Berlin, 1878, p. 732, 1879. Idem, On some new species of the genus Spongodes, Less., from the PhiUppine Islands and the Japanese Seas, in : Ann. Mag. Nat. Hist. (ser. 6), V. 1, p. 69, 1888. Wbight, E. P. and Studer, Th., Report on the scientific results of the Voyage of H. M. S. „Challenger" 1873 — 76, Zoology , V. 31, part. 64, Alcyonaria, Edinburgh 1889. Kölliker, A., Icones histiologicae, Leipzig 1865. Die erste Art der Gattung Spongodes wurde von Esper (op. c. V. 3, p. 49) unter dem Namen Älcyonium floridum beschrieben. Sie wurde dann von Lamarck (op. c. V. 2, p.410) unter dem Namen Xenia purpurea und von Lamouroux (op. c. p.70) unter demselben Namen angenommen. Blainville dagegen nannte diese Art Neptaea florida (op. c. p. 523), brachte sie somit zu einer von Savigny früher aufgestellten Gattung, indem er den Namen etwas veränderte, den dieser Nephthee geschrieben hatte. In der „Description de l'^ypte", Hist. Nat., T. 2, Polypes, findet man nämlich unter den Figuren, welche Savigny für dieses grosse Werk angefertigt hat, drei, über welche viel gestritten worden ist, nämlich: tab. 1, fig. 8 und tab. 2, fig. 5 und 6. Savigny hatte unter diese Figuren die Namen Nephthee und Ammothee geschrieben, leider wurde er aber durch Kränklichkeit verhindert, den Text zu seinen Figuren auszuarbeiten, weswegen verschiedene Meinungen sich geltend gemacht haben, welche von diesen Figuren Savigny mit dem Namen Ammothee gemeint hat. Lamarck hat (1. c.) nach Savigny's schriftlichen Auf- zeichnungen eine Beschreibung der Gattung Ammothea mit zwei Arten geliefert, von welchen die eine {A. virescens) Savigny's Ammothee sein soll ; die Beschreibung ist aber so unvollständig, dass die Entscheidung schwer wird, zu welcher der drei genannten Figuren sie gehören soll ; dagegen nimmt Lamarck die Gattung Nephthee nicht auf. Audouin, der später den Text zu Savigny's Tafeln ausgearbeitet hat, glaubte 12 OTTO HOLM, (op. c. p. 48), dass tab. 1, fig. 8 Savigny's Ammothee und Lamarck's Ammothea virescens wäre, und beschreibt die auf tab. 2, lig. 5 u. 6 abgebildeten Arten unter den Namen Nephthea chahrolii resp. N. cor- dierii. Diese Auffassung der erwähnten Figuren wurde auch von Blainville getheilt (1. c), der aber neue Namen einführte, nämlich für tab. 2, fig. 5 Neptaea savignyi und für tab. 2, fig. 6 N. inno- minata. Gegen die Auffassung dieser Autoren spricht sich Ehren- berg aufs bestimmteste aus (op. c. p. 60). Er schreibt unter anderm : „AuDOUiN Ammotheam veram Savignyi Nephtheam Cordieri appellavit et veram Nephthyam Ammotheae Chahrolii nomine indicavit. Lobulariam paucifloram vero pro Ammothea virente Savignyi declaravit. Utramque priorem formam, genere plane diversas, Blainville Neptaeae generi dedit novisque nominibus (tertiis) instruxit. Veram Ammotheam virentem Neptaeam Savignyi vocavit et Nephthyam veram Savignyi {Ammotheam Chahrolii Audouin) Neptaeam innominatam appellavit. . . . haec a nobis extricata spero." Ehrenberg macht sich hier eines Irrthums schuldig; Audouin nannte die auf tab. 2, fig. 5 abgebildete Art („veram Nephthyam") Nephthea chahrolii, nicht Ammothea eh., und Blainville vertauschte die Namen von Audouin's beiden Nephthea- Arten, wie oben angegeben und nicht wie Ehrenberg angiebt. Im Uebri- gen erscheint Ehrenberg's Auffassung von Savigny's Figuren völlig richtig, dieselbe ist auch von allen spätem Verfassern getheilt worden. Man kann also sicher annehmen, dass tab. 2, fig. 5 Savigny's Neph- thee und tab. 2, fig. 6 seine Ammothee ist. Ehrenberg veränderte den Namen Nephthea in Nephthya nach der ägyptischen Göttin Nephthy ; Ammothea ist nämlich der Name einer Meeresnymphe , und daher wollte er auch der verwandten Gattung den Namen einer Gottheit bei- legen, welchen Namen sie auch bisher behalten hat. Ehrenberg führt als Charakter der Gattung Ammothea an : ,,po- lypis in verrucas inermes retractilihus^\ und bei Nephthya: ,,polypis in verrucas spiculis armatas retractilihus^'' ^). Gegen diese Charaktere lässt sich bemerken, dass bei Ammothea nach Savigny's tab. 2, fig. 6 die Polypen wirklich mit Spicula versehen sind, wenn auch nur mit kleinern. Aber Ehrenberg behauptet, dass hier keine grössern stützenden Spicula, wie sie sich nach Savigny's tab. 2, fig. 5 bei der Gattung Nephthea vorfinden, vorhanden sind. Nach dieser Figur sind 1) Hier ist zu beachten, dass nach Eheenbebg's Ansicht die Spicula eine Art Schale oder Hülle um den Polypen bilden, aber nicht zum eigenen Gewebe desselben gehören. Beiträge zur I^enntniss der AlcyoDidenxattUng Spongodes LESSoM. \^ dieselben freilich nicht hervorragend, zu bemerken ist aber, dass Klunzinger (op. c. p. 35) später nachgewiesen hat, dass Ehrenberg's Nephthya savignyi eine von Nephthea chabrolii Audoüin verschiedene Art ist, bei der die stützenden Spicula stark hervorragend sind (dies meint wohl Ehrenberg eigentlich mit ,,verrucas i>piculis armatas'"'') und von Klunzinger deswegen zur Gattung Spongodes Lesson gestellt wird ; doch hiervon weiter unten. Zur Gattung Nephthya stellt Ehrenberg auch eine andere Art, N. florida, die er für synonym mit Alcyonium floridum Esper hält. Klunzinger hat indessen nachgewiesen, dass auch diese Synonymie nicht richtig ist, und beschreibt Ehrenberg's Art unter dem Namen Spongodes hemprichi. Kommen wir aber auf Alcyonium floridum Esper zurück, so finden wir, dass sie zuerst von Dana (op. c. p. 625) zur Gattung Spongodes gestellt wird. Dieselbe wurde schon 1834 von Lesson für eine von ihm beschriebene Art, Spongodes celosia (op. c. tab. 21), aufgestellt. Eigenthümlicher Weise glaubte Dana, dass Lesson den Namen Spoggodes schriebe, veränderte ihn auch noch in Spoggodia, ohne einen Grund dafür anzugeben. Diese Angabe Dana's haben alle spätem Verfasser als richtig angenommen , unter ihnen auch Verrill , der aber (in: Proc. Essex Inst., V. 6, p. 81) darauf hinweist, dass es sprachlich unrichtig ist, den Namen mit gg zu schreiben ; auf griechisch heisst er onoyyvjöi^g^ was auf lateinisch Spongodes werden muss. Dies wiederum veranlasst Wright u. Studer (op. c. p. 191), zwei Autor- namen anzunehmen: /Spow^cx^es Lesson, Verrill ; da aber Lesson den Namen wirklich Spongodes geschrieben hat, muss letzterer fortfallen. Dana theilt in der citirten Arbeit die Familie Alcyonideae in 3 Unterfamilien ein : 1) Xeninae, Alcyoninae und 3) Spoggodinae. Die Alcyoninae sind charakterisirt durch : „Texture carnose, polyps partly or wholly retractiles" ; dazu bringt er die Gattungen Ammothea und Nephthya^ für welche er dieselben Charaktere wie Ehrenberg anführt, für Ammothea: „Verrucae unarmed" und für Nephthya: ,, Verrucae armed with calcareous spicula". Die ünterfamilie Spoggodinae charakterisirt er folgendermaassen : „Texture membranous and very open cellular within, polypes minute, not retractile in Clusters of calcareous spicula". Zu dieser gehört eine Gattung Spoggodia, wohin er zwei Arten , Sp. celosia Lesson und Alcyonium floridum Esper, stellt. Von jener Art beschreibt er ausserdem eine Abart, Sp. celosia ß arhorescens, die aber in der That eine ganz verschiedene Art ist 14 OTTO HOLM, und als solche von Verrill (in : Bull. Mus. Comp. Zool., V. 1, p. 39) abgetrennt wird. Milne-Edwards theilt (op. c. V. 1, p. 113) seine Unterfamilie Älcyoninae in 1) „Les Älcyoniens nus, dont le polypi6roide est d'une structure grenue", und 2) „Les Älcyoniens arm6s, dont le polypi^roide est heriss6 de grandes spicules uaviculaires". Zu jener Abtheiluug stellt er die Gattung Ämmothea, zu dieser die Gattungen Nephthya und Spoggodes. Für Nephthya giebt er folgende Gattungsmerkmale an : „Le polypi6roide est (^pais et coriace dans toute son 6tendue" zum Unterschied von Spoggodes^ „dont le polypieroide est membraneux et flexible". Von der Gattung Spoggodes führt Milne-Edwards zwei Arten auf: Sp. celosia Lesson und Esper's Alcyonium floridum. Dana's Sp. celosia ß arborescens erwähnt er nicht, merkwürdiger Weise ge- hören aber weder die Beschreibung noch die Figuren (tab. Bl, fig. la, Ib) zu Sp. celosia Lesson, sondern zu Dana's Varietät. Die Merkmale, worauf Milne-Edwards den Unterschied von „les Älcyoniens nus" und „les Älcyoniens armös" gründet, scheint er selbst nicht für besonders wichtig zu halten, da er an der Möglichkeit zweifelt, einen Gattungsunterschied zwischen Ämmothea und Nephthya festzuhalten. Auf p. 123 weist er darauf hin, dass Ehrenberg und Dana „les verrues polypiferes" bei Ämmothea als unbewaffnet be- zeichnen, obgleich Savigny's Figuren zeigen, dass sie in der That mit allerdings sehr kleinen „spicules superficiels" bewafi"net sind. (Er er- fasst also nicht Ehrenberg's wirkliche Meinung). „Nous sommes donc", fährt er fort, „port6s ä croire qu'il ne faudrait pas s6parer ces Alcyo- naires, mais n'ayant pas eu l'occasion d'en Studier le polypi6roide, nous n'osons rien innover ä cet 6gard. II nous parait meme assez probable que le nom de Nephthaea, inscrit par Savigny lui meme au bas de la planche du grand ouvrage sur l'ßgypte, oü il a repr6sent6 cette espece, etait pour lui synonyme d' Ämmothea , qui figure seul, des deux, dans T ouvrage de Lamarck". Klunzinger führt dagegen andere Gattungsmerkmale an (op. c. p. 30). Er stellt die drei Gattungen zur Abtheiluug Capituliferae der Unterfamilie Älcyoninae, und für Ämmothea giebt er als Kenn- zeichen an : „Die Köpfchen weich, ihre Kalkkörper klein, keine hervor- ragenden Dornen" (inermes) ^\ und für Nephthya: „Die Köpfchen 1) Klunzingee gebraucht hier das Wort inermes in derselben Be- deutung wie Ehrenbebg. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoK. ^5 starr mit ziemlich grossen meist V2 — ^ nim langen Kalkkörpern panzerartig bewaffnet, die aber nicht dornartig vorragen sondern an- liegen." Die Gattung Spongodes hingegen wird folgendermaassen charakterisirt : „Die Köpfchen starr, mit massig grossen, unter der Lupe erkennbaren Kalkkörpern panzerartig bewaffnet Diese Köpfchen sitzen mit ihrem Grund knospeuartig auf einzelnen oder bündelweise verbundenen längern, mit blossem Auge deutlich sicht- baren, meist 1—2 mm langen, spindelförmigen Kalkkörpern, deren Endspitzen die Köpfchen überragen, so dass das Ganze überall von vor- ragenden Dornen starrt". Klunzinger glaubt also, dass die Polypen („die Köpfchen") auf diesen einzelnen oder bündelweise verbundenen Kalkkörpern sitzen, was natürlich ein Irrthum ist, der darauf beruht, dass die Kalkkörper auf der einen Seite der Polypen besonders stark entwickelt sind. Auch erwähnt er, dass die Oberfläche des Stammes und der Aeste der Nephihya von kleinen , dem blossen Auge kaum sichtbaren Kalkkörpern incrustirt sind, während sie bei Spongodes von grossen, deutlich sichtbaren, spindelförmigen Kalkkörpern durchsetzt ist. Dies widerspricht Milne-Edwards' Angabe, dass letzteres bei seiner ganzen Gruppe Alcyoniens arm6s der Fall sein soll. Ferner sagt Klunzinger, dass die Kalkkörper bei Nephthya so dicht liegen, dass die dazwischen liegende Haut gar nicht oder kau,m wahr- zunehmen ist, während die hyaline Haut bei Spongodes deutlich sicht- bar ist. Dieser letzte Charakter wird jedoch als unsicher angegeben (was er auch gewiss ist), und darin soll Nephthya savignyi Ehrenberg eine Ausnahme machen, indem sie ausser dichtliegenden Kalkkörpern Polypen „mit hervorragenden Dornen" hat, weshalb sie nach Klunzinger, wie bereits erwähnt, nicht mit Nephthea chabrolii Audouin identisch sein kann, sondern zur Gattung Spongodes gestellt werden muss. Ferner behauptet Klunzinger im Gegensatz zu Dana's und Milne-Edwards' Angaben, dass der Polypenstock weder bei Ammothea, Nephthya^ noch bei Spongodes „fleischig" ist, sondern bei allen drei Gattungen eine weitzellige Structur besitzt. Auch Klunzinger findet, dass die Gattungen Ammothea und Nephthya kaum von einander zu unter- scheiden sind. Dieser Ansicht ist auch Danielssen beigetreten (in : Den Norske Nordhavs- Expedition 1876 — 78, Th. 17, Zool., Alcyonida p. 81, Christiania 1887), der auch darauf hinweist, dass der Name ^mmo^Äea schon 1814 einer Crustaceengattung beigelegt worden sei, weshalb der Name Nephthya als gemeinschaftliche Bezeichnung für die ganze Gattung beibehalten werden müsse. 16 OTTO HOLM, Ich kann diese Ansicht nicht theilen. Die vorher erwähnte Ver- schiedenheit zwischen den beiden Gattungen, die deutlich aus Savigny's Figuren hervorgeht, nämlich: dass die Polypen bei Nephthya mit einem stützenden Bündel grosser Spicula versehen sind, das aber bei Ämmothea fehlt, halte ich für einen bestimmten, genau zu beachtenden Gattungscharakter. Dass dies auch Savigny's Meinung war, dessen kann man ganz sicher sein, denn er würde sicherlich nicht zwei synonyme Gattungsnamen für zwei Arten derselben Gattung geschrieben haben. Was die von Danielssen (op. c.) beschriebenen drei Nephthya- Arten betrifft, nämlich N. flavescens, N. rosa und N. polaris, so zeigt ein Blick auf seine Figuren, dass diese Arten nicht zu dieser Gattung gehören können, da den Polypen die Stützbündel fehlen. Mit der Gattung Ämmothea zeigen seine Arten eine etwas grössere Aehnlich- keit, meines Erachtens ist es aber auch nicht richtig, sie dorthin zu stellen, da wesentliche Verschiedenheiten besonders hinsichtlich des Polypenstocks vorhanden sind, und da übrigens Danielssen den Namen Ämmothea, als schon innerhalb einer andern Thiergruppe gebraucht, hier für ungeeignet hält, so schlage ich für seine Arten den Namen Pseudo- nephthya vor. Dagegen finde ich, dass die Gattungen Nephthya und Spongodes nicht getrennt werden können , wenigstens nicht aus den von frühern Verfassern angeführten Gründen, denn aus obigen Citaten geht deutlich hervor, wie widersprechend und unrichtig die von diesen Gattungen gelieferten Beschreibungen dieser Verfasser sind. Die ersten, welche eine einigerraaassen richtige Beschreibung der Gattung Spongodes liefern, sind Wright et Studer (1. c), und wir werden nun sehen, welche Charaktere diese Beschreibung zur Trennung der beiden Gattungen enthält. Sie lautet folgendermaassen : Nephthy- idae of a very various form, but with the barren trunk always ex- hibiting a greater or less degree of development. The polyps are not retractile; their little heads, beset with large spicules, have a firm consistency and are overtopped by bundles of large, spindle-shaped spicules, which project like spines all over the colony. In the walls of the little heads the spicules are mostly placed obliquely, at the base of the tentacles they are arranged in a ring. The tentacles them- selves are beset with spicules arranged en chevron. The walls of the polyp tubes and of the larger canals of the stem and branches are thin and fleshy ; the surface of the colony, on the other band, is hard and stiff, owing to the presence in the coenenchyma of numerous, spindle-shaped spicules." Gegen diese Beschreibung lässt sich ein- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. ] 7 wenden, dass ein nackter Stamm nicht immer vorhanden ist, z. B. nicht bei Sp. spicata Wright et Studer, wo nach der Beschreibung eine Anzahl Stämme von einer verbreiterten Basis ausgehen. Ferner ist es nicht immer der Fall, dass die Spicula an der Basis der Ten- takel ringförmig angeordnet sind, auch ragen nicht immer die Spicula der Stützbündel über die Köpfchen hervor. Die sonst ungefähr richtige Beschreibung passt übrigens doch auch für die Gattung Nephthya. Was Wright u. Studer für den wesentlichsten Unterschied zwischen den beiden Gattungen halten, geht aus der Beschreibung von Sp. nephthyaeformis (p. 195) hervor. Dort heisst es: „The entire habit of the colony recalls much more that of Nephthya than that of Spongodes, and this Impression is strengthened by the slight develop- ment of the spicules surmounting the little heads, whence the colony does not appear so prickly as other species ^). . . . The species must be referred to the genus Spongodes, because the polyps are placed sideways within a bündle of spicules , although these only project slightly". (Merkwürdiger Weise sind aber auf tab. 36 B, fig. 1 b, die einige Polypen dieser Art zeigt, die stützenden Spicula recht stark hervorragend, was indessen auf fig. la, die eine Colonie darstellt, nicht hervortritt.) Der Unterschied von der Gattung Nephthya sollte also darin bestehen, dass die Polypen bei Spongodes „seitwärts von einem Bündel Spicula sitzen", dies ist aber, wie mehrmals vorher betont worden, auch bei der Gattung Nephthya der Fall. So haben also auch Wright u. Studer keinen wirklichen Gattungscharakter nachgewiesen, nach welchem sich Nephthya von Spongodes unterscheiden Hesse. In der That müssen sie auch als eine einzige Gattung be- trachtet werden. Der Name Spongodes müsste dann als jünger eigent- lich fortfallen, aber da er sich in der Literatur eingebürgert hat, wollte ich vorschlagen, ihn als Gattungsnamen beizubehalten. Zwar ist Nephthya chahrolii Audouin durch verschiedene andere als die von den Verfassern angegebenen Charaktere von mehreren Arten, die zur Gattung Spongodes gestellt werden, ziemlich weit entfernt, nämlich hinsichtlich der Verästelung des Polypenstocks und Anordnung der Polypen, und wegen dieser Verschiedenheiten würde man möglicher 1) Spongodes nephthyaeformis ähnelt im höchsten Grad Nephthya chahrolii und ist vielleicht in der Art nicht verschieden von derselben. Auf Exemplaren von N. chahrolii habe ich Polypen gesehen , deren Spicula ziemlich hervorragend waren. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f Syst, 2 18 OTTO HOLM, Weise zwei Gattungen aufstellen können; dann niüsste man aber mehrere Arten zu Nephthya bringen, die jetzt zu Spongodes gezählt werden (diejenigen, welche Wrigiit u. Stüder's Gruppe Spicatae ent- sprechen), darunter Sp. celosia Lesson — die Art, für welche die Gattung Spongodes aufgestellt ist — , und für die übrigen wäre dann der Name Spongodes beizubehalten. Ich habe hier einen Mittelweg eingeschlagen, indem ich Spongodes als gemeinschaftlichen Gattungs- namen beibehalten und Nephthya als Untergattung derselben auf- gestellt habe, worauf wir weiter unten zurückkommen. Die Arten, ausser N. chdbrolii und Danielssen's 3 Arten, welche gegenwärtig zur Gattung Nephthya gestellt werden, sind folgende: Alcyonium aurantiacum Quoy et Gaimard, Voyage de TAstrolabe, p. 277, tab. 22, fig. 16—18, Paris 1833, die nach Milne-Edwards zu Nephthya gestellt werden muss. Nephthya aurantiaca Verrill, in: Proc. Essex Inst., V. 4, p. 191. N. burmaensis Ridley, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 5), V. 9, p. 185. Letztere Art ist wahrscheinlich eine Spongodes ; wohin die beiden andern gestellt werden müssen, kann ich nicht entscheiden, da die Beschreibungen zu kurz gefasst sind. Die Gattung Spongodes, wie sie hier aufgefasst wird, möchte ich folgendermaassen charakterisiren : D e r Polypenstock ist reichlich verästelt, übrigens aber von wechselnder Form und mit verschiedenartiger An- ordnung der Polypen, Diese sind nicht retractilund dicht mit Spicula besetzt; auf der äussern^) Seite des Polypenstieles befindet sich ein stützendes Bündel grosser spindelförmiger Spicula, die schwach auf- wärts convergiren und mit ihren obern Spitzen oft den Polypenkopf überragen; auf der Innern Seite des Po- lypenstiels sind nur kleinere Spicula vorhanden. Die Spicula des Polypenkopfes sind an der Basis der 8 Ten- takel in 8 regelmässige Gruppen geordnet, welche diesen als Stütze dienen; in diesen Gruppen sind die Spicula „en chevron", d, h. in doppelten Längsreihen, aufwärts convergirend gestellt. (Bei der Unter- gattung Panope ist jedoch die innere Seite des Polypen- kopfes nur mit unregelmässig zerstreuten, sehr kleinen Spicula bedeckt.) Die aborale Seite der Ten- 1) Die vom Zweige abgewandte Seite. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattunpj Spongodes Lesson. 19 takel ist mit kleinen Spicula besetzt. Die Septa ent- behren der Spicula.' Auf der Oberfläche des Stammes und derAeste liegen meist dicht gedrängte einfache Spindeln, die nicht nach einer bestimmten Rich- tung weisen; an der Basis des Polypenstocks sind sie meistens mit Spicula von andern Formen vermischt, als: einseitig dornigen oder warzigen Spindeln, ein- fachen Sternen, Doppelsternen, Keulen, Zwillingen, Drillingen u. s. w. In den Wänden der Innern Canäle können die Spicula bald vorkommen, bald fehlen. Der erste, welcher eine Gruppirung der Arten in dieser Gattung versuchte, war Gray (op. c. p. 27). Er stellte zwei Untergattungen, Spoggodes und Spoggodia, auf; jene sollte sich auszeichnen durch: „The polypes crowded together at the end of the branches and the groups more or less surrounded by larger spicula of the branchlet" und diese durch: „The polypes isolated in the prominent isolated spiculose subcylindrical cells, scattered on the sides or forming tips of the branchlets." („The cells" ist gleichbedeutend mit Ehren- berg's „Verrucae".) Der von Gray hier bezeichnete Unterschied der beiden Untersuchungen beruht theilweise auf einem Irrthum. Die Polypen sind bei Spoggodes natürlich eben so isolirt und auf dieselbe Weise mit ihrer Bewaffnung von Spicula versehen wie bei Spoggodia, obwohl sie bei Spoggodes dichter beisammen sitzen und einen kürzern Polypenstiel haben. Indessen ist Spoggodes eine natürliche Gruppe, was hingegen von Spoggodia nicht gesagt werden kann. Für eine der Arten, welche Gray zu Spoggodia stellt, nämlich Sp. unicolor, ist es völlig berechtigt, eine besondere Untergattung aufzustellen; sie weicht nämlich ganz bestimmt von den übrigen darin ab , dass die Polypen nicht in Bündeln angeordnet sind, sondern einzeln um die cylindrischen Aeste herum sitzen. Bei den beiden andern von Gray zu Spoggodia gestellten Arten {Sp. divaricata und Sp. ramulosa) sitzen die Polypen in Bündeln ganz wie bei Spoggodes; der einzige Unter- schied besteht darin, dass die Bündel weniger dicht sind und die Polypen mehr divergirend und mit längern Stielen versehen. Gray dagegen glaubte, dass die Polypenstiele bei diesen „branchlets" wären und dass die Polypen nur aus Köpfchen beständen. Die Polypen, welche „scattered on the sides of the branchlets" sein sollen, sind bei diesen beiden Arten sicher nichts anderes als junge Polypen, bei 2* 20 OTTO HOLM, welchen die Stiele noch nicht ausgewachsen sind. Behält man diese Eintheilung in die Untergattungen bei, so müssen S})- divaricata und Sp. ramulosa zu Spongodes gestellt werden. Die spätem Verfasser haben die wirkliche Thatsache nicht eingesehen, sondern Gray's Auf- stellung ganz verworfen. Verrill (in: Proc. Essex Inst., V. 6, p. 81) behauptet gefunden zu haben, dass sich bei einer von ihm be- schriebenen Art (Spongodes gigantea) die Merkmale der beiden Unter- gattungen vereinigt finden, weshalb Gray's Vertheilung der Gattung sich nicht durchführen Hesse. Zur Untergattung Spoggodes stellt Gray zwei Arten: Sp. florida und Sp. spinosa. Jene bezeichnet er als dieselbe Art wie Älcyonium floridum Esper und auch Spongodes celosia Lesson ; natürlich kann sie aber nicht mit letzterer Art identisch sein. An derselben Stelle beschrieb Gray eine neue verwandte Gattung : Morchellana mit einer Art M. spinulosa , die Ridley (in : Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 5), V. 9, p. 186) aber später für eine Spongodes erklärte. Im Jahre 1864 beschrieb Verrill (in : Bull. Mus. Comp. Zool., p. 40) zwei neue Arten, Sp. capitata und gigantea (hier führte er auch Sp. celosia ß arhorescens Dana als eine selbständige Art auf), und 1865 (in : Proc. Essex Inst., V. 4, p. 193) noch eine : Sp. gracilis] dabei lieferte er auch eine etwas ausführlichere Be- schreibung der beiden eben erwähnten Arten. Klunzinger beschrieb (op. c.) 3 Arten , darunter 2 neue ; er theilte sie in zwei Gruppen, die Gray's beiden Untergattungen ent- sprechen sollen : a) die Köpfchen gedrängt , zu Läppchen gruppirt : Spoggodes Gray, b) die Köpfchen einzeln, zerstreut, nicht in deutliche Läppchen gruppirt: Spoggodia Gray. Indessen entsprechen diese Gruppen nicht Gray's beiden Untergattungen, Gruppe b) entspricht nicht Spoggodia^ nachdem ich oben gezeigt, wie diese Untergattung eigentlich aufzufassen ist; auch entspricht Gruppe a) nicht der Unter- gattung Spoggodes. Letztere soll sich dadurch auszeichnen, dass die Polypen in Bündeln an den Spitzen der Aeste sitzen , aber bei einer der beiden Arten, die Klunzinger hierher bringt, nämlich bei Sp. savignyi {Nephthya savignyi Ehrenberg) sitzen die Polypen um lappen- ähnliche Aeste herum ohne deutliche Anordnung in Bündeln (sie ge- hört in der That zu der später von Wright u. Studer aufgestellten Gruppe Spicatae). Von dieser Art sagt Klunzinger unter ander m: „Kalkkörper der Polypen nicht in wirklichen Längsreihen, sondern längs und schräg gestellt." Dies dürfte auf einem Irrthum beruhen, da ersteres für die ganze Gattung charakteristisch ist. Die zweite Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 21 Art, welche Klunzinger zur Gruppe a) stellt, ist Sp. hemprichü Klz., die mit Nephthya florida Ehrenb. identisch ist. Er sagt von ihr: „Die zwei im Mus. Berol. befindlichen Exemplare von Ehrenberg haben ein von einander etwas verschiedenes Aussehen ; bei dem einen (Fig. la) sind alle Lappen und Läppchen dicht gedrängt, und das Ganze sieht aus wie zusammengeknäuelte, stachlige Kugeln, bei dem andern (fig. 16) sind Stämme und Aeste divergirend und die Läppchen sind mehr oder weniger vereinzelt, auf kurzen Stielen aufsitzend. Bei letzterm sind die Kalkkörper der Stiele und Stämme weiss, bei dem andern roth. Diese beiden Formen gehören aber jedenfalls zusammen." Mir scheinen aber die angeführten Verschiedenheiten so gross zu sein, dass die beiden Exemplare als zu sehr verschiedenen Arten gehörend be- trachtet werden müssen , was besonders aus einem Vergleich der Figuren erhellt. Die eine Art (fig. 1 a) ist der Sp. studeri Ridley (Report on the Voyage of H. M. S. „Alert", p. 333, tab. 37, fig. A, A', a— a") sehr ähnlich ^). Klunzinger sagt auch, dass Spongodes celosia Lesson vielleicht mit Sp. heniprichi identisch sei, was aber natürlich nicht der Fall ist. Von Gruppe b) beschreibt Klunzinger eine Art, ^i^. ramu- losa, die er für identisch mit Spoggodia ramulosa Grat hält. Dies hat aber Studer bestritten (in: Ann. Mag. Nat. Hist. [Ser. 6], V. 1, p. 72) und die von Klunzinger beschriebene Art Sp. klunzingeri be- nannt. An derselben Stelle beschreibt Studer noch 7 Arten. Schliesslich haben Wright u. Studer (op. c.) 18 neue Arten be- schrieben. Sie haben nach der Anordnung der Polypen auf den Aesten die ganze Gattung in 3 Gruppen eingetheilt, aber zugegeben, dass diese nicht scharf getrennt, sondern durch Zwischenformen verbunden sind. Die Gruppen sind : A. S p i c a t a e. The terminal twigs of the colony are thick, spike- shaped lobes, upon which the little polyp head are directly and thickly placed. The general form reminds one more of Alcyonium. B. Glomeratae. The little polyp heads are for the most part united in little bundles which are placed on peduncles on the terminal twigs (Spoggodes Gray). C. Divaricatae. The little polyp heads arise singly, generally on long peduncles (Spoggodia Gray). 1) Sp. studeri wurde zuerst unter dem Namen Sp. spinosa Gray von Studek in: M. B. Ak. Berlin, 1878, p. 636 beschrieben, aber von Ridley als neue Art aufgestellt. 22 OTTO HOLM, Zunächst will ich bemerken, dass Wright u. Studer eine ebenso irreführende Ausdrucksweise gebraucht haben wie Gray. Aus diesen Beschreibungen geht nändich hervor, dass den Polypenköpfchen der zwei ersten Gruppen die Stiele fehlen und dass solche nur bei der dritten Gruppe zu linden sind; dies ist natürlich nicht der Fall. In- dessen ist die Gruppe Spicatac im Uebrigen eine sehr natürliche und distincte Grui)pe, die ich als Untergattung unter Spongodes auf- gestellt habe; wie oben gesagt, stelle ich auch Nephthya chabrolii (Audouin) dazu und gebe der Untergattung den Namen NepUhya. Die Glomeratae und Divaricatae sind dagegen Gruppen von niclit so hohem systematischem Wert, der Unterschied ist, wie oben bei Gray's Untergattungen erwähnt wurde, nur darin zu finden, dass die Polypenbündel bei den Divaricatae weniger gedrängt sind mit etwas mehr vereinzelten und mehr divergirenden Polypen, die vielleicht einen etwas längern Stiel besitzen. Dieser Unterschied kann aber ver- schwindend klein sein ; man vergleiche z. B. Wright u. Studer's Figuren der Sp. hicolor (tab. 36c, fig. Ib) der Gruppe Glomeratae und der Sp. monüculosa (tab. 36c, fig. 3b), die zu den Divari- catae gezählt wird. Die Gruppe Glomeratae wird in drei Unterabtheilungen ein- getheilt. a) Lobatae. The polyps distributed over the branches separately and in bundles. ß) Capitatae. Nicht beschrieben. /) Umbellatae. The bundles of the polyps are always placed at the end of the twigs on the finely ramified branches, which form an umbel. Der Unterschied zwischen den Abtheilungen a und / scheint mir recht wichtig und von höherm systematischem Werth als derjenige zwischen den Gruppen Glomeratae und Divaricatae zu sein, die Ab- theilung Capitatae aber erscheint mir recht zweifelhaft. Die wesent- liche Uebereinstimmung in den dorthin gestellten Arten scheint mir darin zu bestehen, dass der polypentragende Theil des Polypenstocks in runde Köpfchen oder Lappen zertheilt ist. Dies ist aber kein Ein- theilungsgrund von gleichem Wert wie derjenige der beiden andern Abtheilungeu, da eine solche Form des Polypenstocks mir mit beiden Anordnungsarten der Polypen vereinbar erscheint. Die Gruppe Divaricatae wird eingetheilt in: a) Umbelli- ferae. The polyp heads are arranged in umbels; ß) Laxae. The polyp heads occur in loose groups on the scattered twigs. Dieser Unterschied erscheint mir relativ, lässt sich aber vielleicht als Ein- theilungsgrund verwenden. Zur Gruppe Spicatae stellen Wright u. Studer 4 Arten, näm- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 23 lieh: Sp. dicitata Wright et Studer; Sp. spicata Wright et Studer; Sp. semperi Studer; Sp. nepTithyaeformis Wright et Studer. In der Beschreibung letztgenannter Art wird gesagt, dass sie der Sp. savigny (Ehrenberg) zunächst steht und nur darin abweicht, dass die Polypeuköpfchen und ihre Spicula weniger hervorragend sind. Nichts desto weniger wird diese letztere Art zu einer andern Gruppe, nämlich den Glomeratae capitatae gestellt, was natürlich falsch ist; auch sollte zu den S p i c a t a e Sp. glomerata Studer gestellt werden, die der Sp. savignyi zunächst stehen soll und wie diese von Wright u. Studer zu den Glomeratae capitatae gezählt wird. Was hin- gegen Sp. semperi Studer betrifft, so kann sie meines Erachtens kaum mit diesen übrigen Arten zusammengestellt werden , da aus der von Studer (in: Ann. Mag. Nat. Hist. [Ser. 6], V. 1, p. 69) gelieferten Beschreibung hervorgeht, dass sie einen nackten Stamm haben soll, der vom übrigen Theil der Colonie durch eine kreisförmige Falte be- stimmt abgegrenzt ist, was sie von den übrigen voü Wright u. Studer zur Gruppe Spicatae gestellten Arten bedeutend verschieden erscheinen lässt. Da die Beschreibung äusserst unvollständig ist und Figuren fehlen, so kann ich mich nicht näher darauf einlassen, wohin sie zu stellen ist. Was Sp. spicata betrifft, so zeigt ein Vergleich der tab. 36 D, fig. 1 mit der Figur von Sp. celosia Lesson (op, c. tab. 21), dass diese Arten in der That identisch sind, denn die Aehnlichkeit ist vollständig. Auch die Beschreibungen stimmen in allem Wesent- lichen überein; zwar ist die Farbe verschieden, sie ist aber ein Charakter von sehr geringer Bedeutung, und übrigens ist Wright u. Studer's Beschreibung nach einem in Weingeist conservirten Exemplar gemacht, diejenige von Sp. celosia Lesson dagegen nach einem frischen. Dass Wright u. Studer sie als neue Art beschrieben, erklärt sich augenscheinlich daraus, dass sie Lesson's Arbeit nicht gesehen hatten ; dies geht auch daraus hervor, dass sie Sp. celosia zu den Glomeratae lobatae stellen und ferner daraus, dass sie Lesson den Gattungs- namen ^ßpoggodes'''' schreiben lassen, was er bekanntlich nicht gethan. Ich habe die Gattung Spongodes in 4 Untergattungen und zwar folgendermaassen eingetheilt : I. Polypen nicht in deutlichen Bündeln vereint, a. Aeste gelappt. a. Die Spicula der Tentakel in zwei regelmässige Längsreihen geordnet. l. Nephthya. 24 OTTO HOLM, ß. Die Spicula der Tentakel unregelmässig zerstreut. 2. Panope. b. Aeste langgestreckt, cylindrisch. 3. Spongodia. IL Polypen in deutlichen Bündeln vereint. 4. Spongodes. Untergattung 1: Nephthya Savignt. Der Polypen stock ist buschig verästelt, ohne nack- ten Stamm, aus einer Anzahl Stämme bestehend, die von einem platten Basaltheil ausgehen. Die Polypen sind nicht in deutliche Bündel geordnet, sondern bil- den theils grössere und kleinere flecken artige Gruppen an der Aussenseite der grössern Aeste und Stämme, theils sind sie gleichmässig und dicht über die äusser- sten Aestchen vertheilt, diese vollständig bedeckend, so dass sie dadurch die Form von gerundeten, oval- conischen oder ähren ähnlichen Lappen erhalten. Auch die grössern Aeste und Stämme haben ein gelapptes Aussehen. In den in 8 Gruppen „en chevron" stehenden Spicula, die die Polypenköpf cheu umgeben, finden sich keine hervorragenden Spicula. Die Tentakel sind an ihrer aboralen Seite die Mitte entlang mit in zwei regelmässigen Längs reihen geordneten Spindeln ver- sehen. Der bessern Uebersicht wegen gebe ich hier, wie bei der Unter- gattung Spongodes^ ein Schema über die von mir beschriebenen Arten : I. Polypen klein (Polypenköpfchen bis 0,60 mm im Durchmesser). L Sp. chahrolii. IL Polypen mittelgross (Durchmesser der Polypenköpfchen circa 1,00 mm). a. Die äussern Spiculagruppen der Polypenköpfchen bestehen aus ca. 3 Paar Spicula. 2. Sp. inermis. b. Die äussern Spiculagruppen der Polypeuköpfchen bestehen aus 8—10 Paar Spicula. 3. Sp. lohuUfera. Ausser diesen drei Arten müssen hierher gestellt werden : Sp. celosia Lesson, Sp. digitata Wright et Studer {Sp. nephthyaeformis Wright et Studer), Sp. savignyi (Ehrenberg), Sp. glomerata Studer, und wahrscheinlich auch Nephthya hurmaensis Ridley. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LeSSOK. 25 1. Spongodes chabrolii (Audouin) Holm. Taf. 2, Fig. 13. Nephthee Savigny, op. c. tab. 2, fig. 5. Nephthea chabrolii Audouin, op. c. p. 49. Neptaea savignyi Blainville, op. c. p. 523, Atlas, tab. 88, fig. 6. Nephthya chabrolii Milne-Edwards, op. c. V. 1, p. 128, Atlas, tab. Bl, fig. 2a, 2b. Nephthya chabrolii Klunzingek, op. c. p. 33, tab. 2, fig. 5, non Ne- phthya savUjnyi Ehrenberg, nee N. savignyi Dana. Die polypentragenden Läppchen haben eine oval- conische Form. Die Polypen sind klein, haben runde Köpfchen, deren Durchmesser 0,60 mm nicht übersteigt. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 6 — 8 Paar Spicula, die Innern aus circa 4 Paaren. Die Spicula der Stützbtindel ragen im Allgemeinen nicht über die Köpfchen hervor. Die Länge der Ten- takel beträgt 0,30 mm, die Breite 0,18 mm, die Pinnulae sind circa 0,05 mm lang und 0,03 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten ziemlich beträchtliche Spindeln. Von den drei Exemplaren, die ich zur Untersuchung hatte, misst das grösste in der Höhe 60 mm, in der Breite 130 mm. Von der Basis, die auf eine Länge von 45 mm verbreitert ist, gehen 10 Haupt- stämme aus, der grösste ist 55 mm lang. Die beiden andern Exem- plare sind etwas kleiner. Das eine von diesen , das abgebildet ist, ist circa 110 mm breit, das andere ist etwas unvollständig. Die Stämme sind biegsam, haben aber eine ziemlich feste äussere Haut, die von Spicula dicht durchsetzt ist. Sie sind reichlich verästelt und haben schon von der Basis aus zahlreiche grössere und kleinere, polypentragende Läppchen. Die Stämme mit sämmtlichen Aesten und Läppchen haben das Aussehen von zugespitzten, oval-conisch geformten Lappen; die Länge verhält sich zur Breite wie 2:1, 5:3 oder 7:5. Die äussersten Läppchen haben auch eine etwas zugespitzte oval- conische Form , sie sind circa 7 mm lang und an der Basis 5 mm dick, an den Enden sind sie äusserst dicht mit Polypen bedeckt. Die Polypen sind klein; am grössten Exemplar beträgt der Durchmesser der Polypenköpfchen nur circa 0,50 mm, die Länge der Polypen- stiele 0 Qur ca. 0,25 mm und ihr Durchmesser 0,40 mm. An den 1) Alle Maasse der Polypenstiele sind auf der Innern Seite ge- nommen. 26 OTTO HOLM, beiden andern Exemplaren sind sie etwas grösser : der Durchmesser der Polypenköpfchen 0,60 mm , Länge der Polypenstiele 0,30 mm, Durchmesser 0,50 mm. Die Längsaxe der Köpfchen steht ungefähr in rechtem Winkel gegen die Längsaxe der Polypenstiele. Die Spicula der Köpfchen sind gerade, sehr warzige Spindeln, die äusserst gedrängt liegen, so dass ihre Anordnung in 8 doppelten Winkelreihen, aus 4 — 8 Paar Spicula bestehend, schwer wahrzunehmen ist. Gewöhnlich sind sie auf der innern Seite der Polypenköpfchen etwas schwächer und weniger warzig. Sie erreichen eine Länge von 0,25 mm^) und eine Mächtigkeit von 0,06 mm, die Warzen sind stachelförmig und bis 0,04 mm lang. Die Spicula der Stützbündel sind bis 1,10 mm lang und 0,12 mm dick, sie ragen im Allgemeinen nicht über die Köpfchen hervor, bis- weilen erhebt sich aber das eine oder andere bis zu 0,40 mm über dieselben. Die Spicula der Tentakel liegen transversal in zwei dichten Längsreihen ; an der Basis der Tentakel sind sie ungefähr 0,06 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,01 mm dick. In der äussern Haut bestehen die Spicula aus gedrängten ein- fachen Spindeln, die eine Länge von 0,80 mm und eine Mächtigkeit von 0,12 mm erreichen. Im Basaltheil befinden sich ausserdem halbseitig stachlige oder grosswarzige Spindeln (0,45 mm lang und 0,10 mm dick), Keulen (0,25 mm lang, 0,08 mm dick), Doppelsterne (bis 0,10 mm lang), Drillinge, Vierlinge u. s. w. Die Wände der innern Canäle ent- halten grosse Spindeln (1,20 mm lang und 0,20 mm dick), die ziemlich zahlreich, aber viel zerstreuter als in der äussern Haut liegen. Farbe im Weingeist. Das grösste Exemplar ist grau-gelb mit schwach grüner Schattirung, die beiden andern sind aschgrau mit einzelnen schwärzlichen Aestchen. Hab. Javasee: gesammelt von Herrn Docenten Carl Aurivillius. Die Exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. 3. Spongodes inerniis n. sp, Taf. 2, Fig. 4—6. Die Läppchen sind abgerundet. Die Polypen sind ziemlich gross mit kurzen und etwas verstümmelten Köpfchen, deren Durchmesser circa 1,00 mm beträgt. Die Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula. Die Spicula der Stützbündel ragen nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen em- por. Die Tentakel sind 0,80 mm lang und 0,50 mm breit, 1) Die angeführten Maasse geben im Allgemeinen die grössten Dimensionen an. Beiträge zur Kenntniss der 41cyonidengattung Spongodes Lesson. 27 die Pinnulae 0,18 mm lang und 0,07 mm breit. In den innern Wänden der Canäle kommen nur im Basaltheil kleine, zerstreut liegende Spicula vor. In der Sammlung befinden sich zwei Exemplare; das eine hat eine Höhe von 550 mm, die grösste Breite beträgt 55 mm, die ver- breiterte Basis hat eine Breite von 35 mm; von denselben geht eine Anzahl Stämme aus, der mittelste davon ist viel stärker als die übrigen und misst an der Basis 14 mm im Durchmesser, etwas höher hinauf theilt er sich in 5 Aeste. Das zweite Exemplar, das vielleicht nur ein Bruchstück einer Colonie ist, hat eine Höhe von 40 mm und eine Breite von 30 mm. Es besteht aus einem 10 mm dicken Stamm, der in einer Höhe von 20 mm sich in 2 Aeste theilt. Die Aeste sind verhältnissraässig kurz und abgestumpft, auch weniger biegsam als bei voriger Art; die Länge verhält sich zur Breite wie 4:3, 5:4 oder 1:1. Die äussersten polypentragenden Läppchen sind im Allgemeinen circa 8 mm lang und 7 mm dick, sie sind sehr dicht mit Polypen besetzt. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt ungefähr 1,00 mm, ihre Länge (mit zusammengelegten Tentakeln) circa 0,70 mm, die Länge der Polypenstiele 0,80 mm, der Durchmesser 0,70 ; mm die Längsaxe der Köpfchen steht ungefähr in rechtem Winkel gegen die- jenige der Polypenstiele. Die 8 Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2—3 Paar fast geraden Spindeln, die bis 0,20 mm lang und 0,05 mm dick sind. An der Basis der Köpfchen befinden sich trans- versal geordnete, bogenförmige Spindeln, die circa 0,50 mm lang und 0,07 mm dick sind. Die Spicula der Stützbündel sind gewöhnlich schwach S-förmig gebogene, ziemlich grobwarzige Spindeln bis zu 1,5 mm Länge und 0,16 mm Dicke. Ihre obern Spitzen ragen nicht oder nur sehr wenig über die Köpfchen hervor. Die Spicula an der Innenseite der Polypenstiele erreichen eine Länge von 0,40 und eine Mächtigkeit von 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel bilden zwei dichte Reihen und sind paarweise in einem stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben zur Basis geordnet, an der Basis der Tentakel sind sie bis 0,15 mm lang und 0,04 mm dick, an der Spitze derselben 0,04 mm lang und 0,005 mm dick. Die Spicula in der äussern Haut vom Basaltheil des Polypenstocks bestehen aus Doppel- sternen (0,18 mm lang und 0,12 mm dick), Doppelkeulen (0,26 mm lang und 0,18 mm dick), einfachen Spindeln (bis 0,80 mm lang und 0,10 mm dick). Die Spindeln sind am spärlichsten unten an der Basis, werden zahlreicher, je höher am Stamm hinauf, um schliesslich die einzig vorkommenden zu sein. In den obern Theilen der Colonie 28 OTTO HOLM, erreichen sie auch eine etwas beträchtlichere Grösse (1,50 mm Länge und 0,18 mm Mächtigkeit). Im Basaltheil sowie an dem Stamm und den Aesten ist die äussere Haut ganz dicht mit Spicula durchsetzt. In den Wänden der innern Canäle dagegen fehlen in den obern Theilen der Colonie alle Spicula, und nur im Basaltheil befindet sich eine geringe Anzahl einfacher Spindeln, Doppelsterne, Vierlinge u. s. w. Farbe im Weingeist: hellgrau. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129» 16' 0. L.; auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität Upsala. 3. Spongodes lobiilifera n. sp. Taf. 2, Fig. 7. Die Läppchen haben eine gerundete Form. Die Polypen sind ziemlich gross , mi t etwas ovalen Köpf- chen, deren Durchmesser circa 0,95 mm beträgt. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 8 — 10 Paar etwas winkligen Spindeln, die innern dagegen nur aus 3 — 4 Paar. Die Spicula der Stütz - bündel ragen nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen hervor. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,40 mm bereit, die Pinnulae 0,14 mm lang und 0,05 mm breit. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spicula. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare von etwas ver- schiedenem Habitus. Das grössere hat eine Höhe von 95 mm ; von der verbreiterten Basis geht ausser einem Paar kleinerer Stämme (der eine 30, der andere 20 mm lang) ein starker Hauptstamm von 15 mm Breite und 10 mm Mächtigkeit aus, der, nachdem er einige kleinere Aeste ausgesandt, sich in einer Höhe von 35 mm von der Basis in 2 Stämme theilt; der eine davon ist 60 mm hoch, an der Basis 13 mm breit und 8 mm dick, der andere 55 mm hoch, an der Basis 8 mm breit und 6 mm dick, aber höher hinauf nimmt er etwas an Mächtigkeit zu. Diese Stämme sind wieder ihrerseits ziemlich reich verästelt. Das kleinere Exemplar ist 45 mm hoch, von der Basis geht auch hier neben einem Paar kleinerer Stämme ein etwas bedeutenderer Hauptstamm aus, 13 mm breit und 8 mm dick, der sich in einer Höhe von 20 mm von der Basis in 2 kleinere Stämme zertheilt, der eine 30 mm lang und an der Basis 10 mm dick, der andere 25 mm lang und an der Basis 8 mm dick ; diese verästeln sich wie gewöhnlich. Beiträge zur Kenntniss der AlcyonidengaUung Spongodes Lesson. 29 Ausserdem befindet sich in der Sammlung ein Bruchstück einer Colonie, das aus einem Stamm von 90 mm Länge, circa 15 mm Breite und 8 mm Mächtigkeit besteht. Die Aeste haben bei dieser Art ungefähr dasselbe Aussehen wie bei der vorigen, sind aber im Allgemeinen mehr ausgezogen, die polypentragenden Läppchen haben dieselbe P'orm und Grösse und die Polypen sitzen eben so gedrängt. Die Polypenköpfchen von etwas elKpsoider Form sind circa 1,10 mm laug und 0,95 im Durchmesser; die Länge der Polypenstiele beträgt 0,80 mm, die Mächtigkeit 0,60 mm. Die Längsaxe der Köpfchen bildet einen rechten oder etwas spitzen Winkel gegen die Längsaxe der Polypenstiele. Die 8 Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus etwas winkhgen Spindeln, in den äussern Gruppen aus 8—10 Paar, in den Innern nur aus 3 — 4 Paar; sie erreichen eine Länge von 0,45 mm und eine Mächtigkeit von 0,04 mm. An der Basis der Köpfchen befinden sich keine transversal liegenden Spicula. Die Stütz- büudel der Polypen sind wie bei voriger Art ziemlich schwach ent- wickelt und bestehen aus schwach S-förmigen Spindeln, deren obere Spitzen nicht oder nur wenig über die Köpfchen emporragen; sie er- reichen eine Länge von 1,80 mm und eine Mächtigkeit von 0,14 mm. Auf der Innenseite der Polypenstiele befinden sich zerstreut liegende Spicula von circa 0,60 mm Länge und 0,05 mm Mächtigkeit. Die Spicula der Tentakel sind wie bei voriger Art angeordnet, die an der Basis liegenden ungefähr 0,12 mm lang und 0,03 mm dick, die an der Spitze 0,04 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula an der Aussenfläche der Basis des Polypenstocks haben die gewöhnlichen Formen: Doppelsterne (bis 0,14 mm lang), Doppelkeulen (0,20 mm lang und 0,16 mm dick), Drillinge und Vierlinge (bis 0,24 mm lang), einfache Spindeln (bis 1,00 mm lang und 0,14 mm dick). Die Spin- deln im obern Theil des Polypenstocks werden bis zu 2,40 mm lang und 0,20 mm dick. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spindeln, Farbe im Weingeist: Stämme und Aeste weiss-grau, die Polypen sind an den beiden vollständigen Exemplaren blass citrongelb, an dem unvollständigen gelblich-ziegelroth. Hab. Das grössere der beiden vollständigen Exemplare und das unvollständige sind auf 40 Faden Tiefe 40 Meilen nördlich von Hong- kong erhalten und von Herrn Controlleur J. V. Petersen geschenkt worden. Das kleinere der vollständigen Exemplare ist in der Korea- Strasse bei Japan auf 65 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten worden. 30 OTTO HOLM, Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. Was die übrigen zur Untergattung Nephthya gehörenden Arten betrifft, so weicht Sp. digitata von den hier beschriebenen drei Arten darin ab, dass die Läppchen mehr in die Länge gezogen und fast fingerig sind; Sp. celosia weicht dadurch ab, dass die Polypen köpfchen eine viel ovalere Form haben und einen scharfen spitzen Winkel gegen den Polypenstiel bilden. Was schliesslich Sp. savignyi und Sp. glome- rafa betrifft, so sind die Stützbündel der Polypen bei ihnen bedeutend stärker entwickelt und mehr hervorragend als bei den hier beschrie- benen drei Arten. Untergattung 2: Panope n. subg. Das Aussehen des Polypenstocks und die Anord- nung der Polypen stimmen wesentlich mit voriger Untergattung überein. D ie Sp icula der Tentakel sind nicht in 2 regelmässigen Reihen in der Mitte entlang angeordnet, sondern ihre ganze aborale Seite ist mit einer grossen Anzahl unregelmässig zerstreuter, klei- ner walzenförmiger Spicula bedeckt, die sogar an der Basis der Pinnulae vorkommen. Solche Spicula be- decken auch die innere Seite der Köpfchen und ersetzen hier die „en chevron" gestellten Spicula, die sich au der Basis der äussern und seitlichen Tentakel vorfinden und in U ebereinstimmung mit der vorher- gehenden Untergattung nicht hervorragend sind. Die- selbe Art Spicula bedeckt ausserdem die innere Seite der Polypenstiele. 4. Spongodes albida n. sp. Taf. 2, Fig. 8 — 10. In der Sammlung befindet sich nur ein vollständiges Exemplar und zwar von 35 mm Höhe; grösste Breite des polypeutragenden Theils 18 mm. Die Colonie wird von einem stammähnlichen Theil getragen, der recht fest und starr ist, aber ohne deutlich verbreiterten Basaltheil. (Ob dies nur ein individueller Fall ist und neue Stämme von der Basis auswachsen können, oder ob das Tragen der Colonie von einem nackten Stamm ein bestimmter Charakter ist, kann ich nicht entscheiden, bin aber geneigt, ersteres anzunehmen.) Da das Exemplar auf einer schiefen Unterlage gewachsen war, ist auch die Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 31 Anlieftuugsfläclie des Polypeiistocks ziemlich schief, so dass der stammähnliche Theil auf der einen Seite 15 mm, auf der andern nur 4 mm hoch ist. Der verästelte Theil der Colonie besteht wie bei den Arten der vorigen Untergattung aus einer Anzahl Aeste, die mit den darauf sitzenden Zweigen ein etwas gelapptes Aussehen erhalten. Die äussersten Zweige oder Läppchen sind bis 9 nun lang und 7 mm dick, sie sind wie bei voriger Art über ihre ganze Fläche mit Polypen be- deckt, die aber hier nicht so gedrängt sitzen. Ausserdem befindet sich in der Sammlung ein Bruchstück einer Colonie, das in allen Theilen mit dem vollständigen Exemplar übereinstimmt. Die Polypen ähneln am meisten denen von Sp. inermis, der Durchmesser der Köpf- chen beträgt ungefähr 1,00 mm und ihre Länge 0,70 mm, die Länge der Polypenstiele 0,60, ihr Durchmesser 0,70 mm. Die Längsaxe der Köpfchen bildet ungefähr einen rechten Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele. In den Köpfchen liegen an der Basis der äussern und Innern Tentakel wie gewöhnlich „en chevron" geordnete Spindeln (bis 0,30 mm lang und 0,03 mm dick), und zwar bis zu 6 Paar; zwischen diesen Gruppen von Spindeln liegen ausserdem kleine, walzenförmige Spicula von derselben Art wie die in den Tentakeln (0,04 mm Länge und 0,015 mm Dicke). Unter den drei Innern Ten- takeln sind diese kleinen, walzenförmigen Spicula die einzig vor- kommenden und liegen hier ohne bestimmte Ordnung, aber ganz gedrängt. Dies ist auch auf der Innern Seite des Polypenstiels der Fall, wo diese Spicula jedoch eine grössere Länge erreichen (bis 0,06 mm). An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Die Stützbündel der Polypen enthalten schwach gebogene Spindeln (bis 1,20 mm lang und 0,12 mm dick). Ihre obern Enden sind spitz und frei von Warzen und ragen im Allgemeinen etwas über die Köpfchen empor (bis 0,20 mm). Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,80 mm breit, die Pinnulae 0,10 mm lang, 0,04 mm breit. Ihre aborale Seite ist ganz mit kleinen, walzenförmigen Spicula von derselben Grösse wie die der Köpfchen besetzt. An der Mittel- linie der Tentakel liegen sie ungefähr transversal, übrigens aber ohne irgend welche Ordnung. Sie erstrecken sich bis zur Basis der Pinnulae. Im Stamm theil der Colonie sind typisch ausgebildete, einseitig stach- lige Spindeln die zahlreichsten (bis 0,85 mm lang und 0,22 mm breit), ferner einfache Spindeln (bis 0,75 mm lang und 0,16 mm dick), Stachelkeulen (bis 0,28 mm lang und 0,23 mm dick), Vierlinge (bis 0,55 mm lang) u. s. w. In den Aesten liegen ausschliesslich gedrängte Spindeln (bis 1,40 mm lang und 0,12 mm dick). In den Wänden der 32 OTTO HOLM, innern Canäle befinden sich gerade, meist schwach warzige Spindeln (Länge 1,00 mm, Mächtigkeit 0,20 mm), bisweilen fehlen die Warzen. Farbe im Weingeist: grau- weiss. H a b. Das Rothe Meer , Bai von Suez ; von Herrn Docenten C. AuRiviLLius auf einem Korallenritf erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Reichsmuseum. Untergattung 3: Spongodia Gray. Stämme und Aeste sind von cylindrischer , lang- gestreckter Form; diePolypen sitzen nicht in Bündeln, sondern völlig vereinzelt, mehr oder weniger gedrängt rund um die Aeste herum. Die Spicula der Tentakel sind in zwei regelmässige Längsreihen in der Mitte der Tentakel geordnet. Jeder Tentakel wird an der Basis von en chevron gestellten Spindeln gestützt. 5. Spongodes ulex n. sp. Taf. 2, Fig. 11 — 13. Die Polypen kommen sowohl auf den Hauptstämmen als auf den Aesten vor. Die Längsaxe der Polypen- köpfchen bildet einen scharfen spitzen Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele, wodurch die Tentakel abwärts gerichtet werden. Die Spicula der Stütz- bündel sind ziemlich stark hervorragend, dagegen kommen keine hervorragenden Spicula in den Köpfchen vor. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,40 mm breit, die Pinnulae bis 0,12 mm lang und 0,025 mm breit. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, von denen keins vollständig ist. Das eine, von dem wahrscheinlich nur ein kleiner Theil fehlt, besteht aus einem unten abgerissenen, circa 10 mm dicken Stamm, der in einer Höhe von 13 mm den ersten Ast entsendet; dann folgt in verschiedener Höhe und in verschiedenen Richtungen eine Anzahl grösserer, langgestreckter, fast cylindrischer, biegsamer Aeste (der grösste 42 mm lang und 5 mm dick), die selbst einige kleinere, ziemlich gespreizte Zweige entsenden, welche nach demselben Typus wie die vorigen gebaut sind. Die ganze Höhe des Exemplars beträgt 110 mm, der grösste Ast ist 90 mm lang und 8 mm dick an der Basis, er entsendet 8 Zweige. Das zweite, abgebildete Exemplar ist unvollständiger, es besteht aus dem obern Theil einer Colonie und Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 33 hat eine Höhe von 60 mm. Der oben gabiige Stamm ist 10 mm dick und entsendet einige Zweige. Dies Exemplar weicht von dem vorigen darin ab, dass die Aeste verhältnissmässig kürzer und dicker, starrer und noch stärker gespreizt sind. Der grösste Ast ist 27 mm lang und 6 mm dick an der Basis. Die Stämme wie auch die grössern und kleinern Zweige sind rund herum mit Polypen besetzt, die an den Spitzen der Zweige sehr gedrängt sitzen, weiter nach unten und am Stamm dagegen ziemlich dünn. Die Polypenköpfchen sind etwas biruförmig, ihre Längsaxen bilden einen scharfen, spitzen Winkel mit der Längsaxe der Polypenstiele, so dass die Tentakel abwärts gerichtet sind. Der Durchmesser der Köpfchen beträgt 0,60 mm, ihre Länge 1,40 mm (auf der äussern Seite gemessen); die Länge der Polypenstiele ist 0,60 mm, ihr Durchmesser 0,70 mm. In den Polypenköpfchen befinden sich keine hervorragenden Spicula; die äussern Spiculagruppen bestehen aus 10—15 Paar bis zu 0,40 mm langen und 0,04 mm dicken Spicula, die Innern aus ungefähr 5 Paar Spicula, 0,12 mm lang und 0,1 mm dick. An der Basis der Köpfchen kommen keine transversalen Spicula vor. Die Stützbündel sind recht stark, gewöhnlich ragen 2 Spicula bis 1 mm und mehr in gespreizter Form über die Köpfchen empor; diese erreichen eine Länge von 2,5 mm und eine Mächtigkeit von 0,24 mm. Auf der Innenseite der Polypenstiele befindet sich eine Anzahl kleiner Spicula, circa 0,12 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula der Tentakel sind in zwei Reihen geordnet und liegen paarweise in einem rechten bis stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben gegen die Spitze der Tentakel; an der Basis sind sie bis 0,10 mm lang und 0,02 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. In der äussern Haut des Stammes und der Aeste befinden sich Spindeln mit einer Länge von 3,00 mm und einer Mächtigkeit von 0,20 mm. Im untersten Theil des bei dem grössern Exemplar übrig gebliebenen Stamms befindet sich ausserdem eine geringe Anzahl mehrstrahliger Spicula, Zwillinge, Drillinge u. s. w. Die Wände der Innern Canäle enthalten ausser den Spindeln (bis zu 1,00 mm lange und 0,10 mm dicke) gabelförmige Spicula, Keulen u. s. w. Farbe im Weingeist: Das grössere Exemplar hat einen blass grau-grünen Stamm und grau - bläuliche Aeste. An dem kleinern Exemplar ist der Stamm grösstentheils von greller saörangelber Farbe, die klein ern Zweige grau- weiss. Die Spicula der Stützbündel sind in beiden Exemplaren rein weiss. Zool. Jahrb. VIU. Abth. f. Syst, 3 34 OTTO HOLM, Hab. Mendanao, im Gasparsund, von Herrn Docenten C, Auri- viLLius erhalten. Die Originalexemplare gehören dem Reichsmuseuiii. Von dieser Art unterscheidet sich Sp. unicolor Gray dadurch, dass die Polypenköpfchen einen sehr stumpfen Winkel mit den Polypenstielen bilden, so dass die Tentakel aufwärts gerichtet sind, ferner dadurch, dass nicht die Stämme, sondern nur die Zweige Polypen tragen. Untergattung 4: Spongodes Gray. Der Polypenstock ist baumartig verästelt, mit einem deutlich ausgeprägten und begrenzten nackten Stamm, die Aeste haben meistens eine fast cylindrische Form. Die Polypen sitzen immer in deutlichen Bün- deln. Jeder Tentakel wird an der Basis von en chevron gestellten Spindeln gestützt, von denen gewöhnlich 1 — 2 mehr oder weniger stark hervorragend sind. Die Spicula der Tentakel sind in zwei regelmässige Längsreihen geordnet. I. Lobatae. Die Polypenbündel sitzen sowohl an der Spitze der äussersten Zweige wie auch an der Oberfläche des Stammes und der Aeste. A. Glomeratae. Polypen bündel gedrängt, mit nicht ge- spreizten Polypen. a. Spicula in der äussern Haut von Stamm und Aesten von gewöhnlicher Grösse. a. Der nackte Stamm ziemlich hoch, alle die gewöhn- lichen Formen von Spicula enthaltend. 6. Sp. suensoni. ß. Der nackte Stamm niedrig, nur einfache Spindeln ent- haltend. 7. Sp. tenera. b. Spicula in der äussern Haut von Stamm und Aesten un- gewöhnlich gross (bis 7,00 mm lang). 8. Sp. spinifera. B. Divaricatae. Polypenbündel dünn mit gespreizten Po- lypen. 9. Sp. armata. II. Umbellatae. Polypenbündel nur an der Spitze der äussersten Zweige. 1. Glomeratae. Polypenbündel gedrängt mit nicht gespreizten Polypen. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LeösoN. 35 A. Die polypen tragenden Zweige ungefähr cylindrisch. a. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen sind nicht stärker als die innern. a. Von den Spicula der Stützbündel ragen 1 — 2 mit ihren obern Spitzen beträchtlich über die Köpfchen hervor. * Die Pinnulae 0,05 mm breit. 10. Sp. flabellifera. ** Die Pinnulae 0,015 mm breit. 11. Sp. aspera. ß. Die Spicula der Stützbündel erstrecken sich mit ihren obern Spitzen nur so weit wie die hervorragenden Spicula der Köpfchen. 12. Sp. pecfinata. b. Die äussern Spiculagruppen der Köpfchen sind be- deutend stärker als die innern. a. Die Wände der innern Canäle enthalten Spicula. 13. Sp. pdllida. ß. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spicula. 14. Sp. mollis. B. Die polypentragenden Zweige an der Spitze an Mächtig- keit stark zunehmend. 15. Sp. lanxifera. 2. Divaricatae. Die Polypenbündel dünn mit gespreizten Polypen. 16. Sp. lateritia. 6. Spongodes suensoni n, sp, Taf. 2, Fig. 14 — 16^ Die Stützbündel derPolypen bestehen aus ziemlich schwachen Spicula, die nicht viel über die Köpfchen hervorragen; die Polypenköpfchen sind nicht seit- lich abgeplattet; die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,50 mm breit, die Pinnulae bis 0,12 mm lang und 0,04mm breit. Die Spicula in der äussern Haut der Colonie sind von mittelmässiger Grösse. Der nackte Stamm der Colonie ist ziemlich hoch und enthält ausser einfachen Spindeln auch die andern gewöhnlich vor- kommenden Spiculaformen. In der Sammlung befindet sich nur ein Exemplar, das übrigens im obern Theil etwas verstümmelt ist. Die Höhe des Polypenstocks ist 40 mm, wovon 15 mm auf den nackten Stamm kommen ; dieser, welcher weich und biegsam und etwas gerunzelt ist, misst am obern und untern Ende 6 mm, in der Mitte ist er etwas zusammen- 3* 36 OI^TO HOLM, gezogen und nur 4 mm dick. Der nackte Stamm ist aufwärts von einem ungefähr 5 mm hohen (von der Basis bis zum Rande), ring- förmigen Wulst begrenzt, der in drei Abtheilungen zerfällt; die eine davon umfasst mehr als die Hälfte vom Umkreis des Stammes , die beiden andern sind 5 resp. 7 mm breit auswärts. Dieser Wulst ist an der untern, etwas concaven Seite ganz nackt, an der obern hin- gegen sitzen einzelne Polypenbündel und Zweige und am Rande wenige, schwach entwickelte Polypen. Oberhalb dieses Wulstes ent- sendet der Stamm drei grössere Aeste nach verschiedenen Richtungen ; der eine ist theilweise abgerissen, die beiden andern jeder 15 mm lang. Der oberhalb dieser Aeste 7 mm breite und 4 mm dicke Haupt- stamm theilt sich etwas höher hinauf in 2 Aeste, von denen der eine grösstentheils abgerissen, der andre 13 mm lang ist. Diese grössern Aeste theilen sich wieder in Aeste zweiter und höherer Ordnung. Sämmtliche Aeste sind ziemlich biegsam. Die Polypenbündel sitzen sowohl an den Spitzen der Aeste als auch auf der Aussenfläche des Stammes und der Aeste, doch bedeutend dichter gegen die Spitzen zu. Sie enthalten 3 — 12 Polypen. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt circa 1,00 mm; sie sind nicht seitlich abgeplattet, sondern ihr Durchschnitt ist un- gefähr kreisrund; ihre Längsaxen bilden einen stumpfen Winkel mit den Längsaxen der Polypenstiele. Diese sind circa 1,10 mm lang und 0,55 mm dick. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und enthalten jede ungefähr 4 — 5 Paar Spicula ; in jeder Gruppe befinden sich 1—2 mit ihren obern Spitzen hervorragende Spicula, die eine Länge von fast 0,60 mm und eine Mächtigkeit von 0,05 mm erreichen. An der Basis der Polypenköpfchen befinden sich transversal liegende Spicula (bis 0,30 mm lang und 0,04 mm dick). Die Spicula der Stützbündel sind bis zu 2,00 mm lang und 0,11 mm dick, gewöhnlich ragen zwei mit ihren obern Enden unbedeutend (circa 0,4 mm) über die Köpfchen empor. Die innere Seite der Polypenstiele ist mit zahlreichen, gedrängt liegenden, bis 0,70 mm langen und 0,05 mm dicken Spicula versehen. Die Spicula der Ten- takel sind transversal in zwei dichte Längsreihen geordnet und er- reichen an der Basis der Tentakel eine Länge von 0,10 mm und eine Mächtigkeit von 0,02 mm, an der Spitze derselben eine Länge von 0,02 mm und eine Mächtigkeit von 0,005 mm. Die äussere Haut enthält im verästelten Theil der Colonie aus- schhesslich Spindeln (bis 1,60 mm lang und 0,11 mm dick). Im nackten Stamm befinden sich ausser einfachen Spindeln (bis 1,40 mm Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 37 lang und 0,12 mm dick) auch Zwillinge (0,60 mm lang), Vierlinge (0,30 mm lang), Doppelsterne (0,15 mm lang), Keulen (0,40 mm lang) u. s. w. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss. Die Polypen sind an der Spitze der Aeste blutroth mit violetter Schatti- rung, sonst gelbweiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33« 5' N. B., 129" 16' O. L., 36 Fa- den, von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Exemplar gehört dem Zoologischen Museum der Universität Upsala. 7. Spongodes tenera n, sjj. Tai 2, Fig. 17—19. Die Stützbündel der Polypen enthalten nur ziem- lich schwache Spicula, welche die Polypenköpfchen nicht viel überragen. Dieselben sind nicht seitlich ab- geplattet, sondern haben einen fast kreisrunden Durchschnitt. Die Spiculagruppen der Köpf ch en sind sämmtlich fast gleich stark entwickelt und bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,5 mm lang und 0,4 mm breit, die Pinnulae bis 0,18 mm lang und 0,04 mm breit. Die Spicula in der äussern Haut der Colonie sind von gewöhnlicher Grösse. Der nackte Stamm der Colonie ist kurz und enthält nur Spindeln. In der Sammlung befindet sich nur ein Exemplar, das bloss 20 mm hoch ist, wovon 6 mm auf den nackten, 5 mm dicken Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine platte Form, die grösste Breite beträgt 16 mm, die grösste Mächtigkeit 8 mm. Der nackte Stamm ist nicht gerunzelt, doch wie der übrige Theil des Stammes weich und biegsam. Er ist aufwärts von 3 gleich hoch sitzenden, abstehenden, platten, 5 resp. 6 und 7 mm am Aussenrand breiten und circa 3 mm hohen Aesten begrenzt. Sie tragen an ihrem Rande einzelne Polypen und an ihrer obern Fläche einige Polypen- bündel und Zweige. Ihr Mitteltheil ist etwas abwärts gebogen, während die Randtheile aufwärts gerichtet sind. Die spätere Verästelung des Stammes bildet eine Ebene; gleich oberhalb der genannten blattähn- lichen Aeste entsendet der Stamm jederseits einen schräg aufwärts gehenden, circa 8 mm langen und an der Basis 2,5 mm dicken Ast. Der Stamm, welcher hier einen Durchmesser von 3 mm hat, theilt sich 4 mm höher hinauf in zwei 7 mm lange und an der Basis 2 mm 38 OTTO HOLM, dicke Aeste. Diese Hauptäste tragen wieder einige kleine Nebenäste. Polypenbündel sitzen an den Spitzen der Aeste und über die Augen- fläche der Stämme und Aeste vertheilt, aber nirgends besonders dicht; sie bestehen aus 3 — 8 Polypen. Der Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt 0,9 mm, sie sind nicht seitlich abgeplattet, sondern haben einen kreisförmigen Durchschnitt. Die Länge der Polypenstiele beträgt bis 0,9 mm, ihr Durchmesser 0,4 mm. Die Stützbündel sind ziemlich schwach entwickelt, ihre eine Länge von 1,8 mm und eine Mächtigkeit von 0,10 mm erreichenden Spicula ragen gewöhnlich nicht oder nur unbedeutend über die Köpfchen empor, die Spicula an der Innen- seite der Polypenstiele liegen ziemlich gedrängt und werden 0,60 mm lang und 0,04 mm dick. Die 8 Spiculagruppen der Polypenköpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt und bestehen aus 3—5 Paar Spicula. In jeder Gruppe befinden sich 1 — 2 hervorragende Spicula, und diese sind sämmtlich von ungefähr derselben Grösse, d. h. circa 0,60 mm lang und 0,04 mm dick. Auch transversale Spicula kommen vor. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dichten Längs- reihen angeordnet, die an der Basis circa 0,08 mm lang und 0,015 mm dick sind, die an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die Aussenfläche des verästelten Stammes enthält Spindeln, welche circa 1,36 mm lang und 0,11 mm dick werden. Der nackte Stamm enthält gleichfalls nur Spindeln, die circa 1,10 mm lang und 0,10 mm dick sind, so auch die Wände der Innern Canäle, hier werden die Spindeln nur 0,5 mm lang und 0,04 mm dick. Farbe im Weingeist: Die Polypen sind fleischfarben mit schwach violetter Schattirung, Stamm und Aeste grau-weiss. Hab. Hirudo - Strasse , Japan, 33» 5' N. B., 129 •> 16' O. L. 36 Faden Tiefe, von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Exemplar gehört dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. 8. Spongodes spinifera n, sp. Taf. 2, Fig. 20—22. Die Stützbündel der Polypen sind stark und ent- halten Spicula, die weit über die Köpfchen hervor- ragen. Die Polypenköpfchen sind seitlich etwas ab- geplattet. Die seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind stärker entwickelt als die innern und äussern Es wird kein Operculum gebildet. Die Tentakel sind 0,50 mm lang und 0,30 mm breit, die Pinnulae 0,10 mm lang und 0,05 mm breit. Die Spicula sind an der Aussen- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 39 fläche des verästelten Theils der Colonie ausser- gewöhnlich gross (bis 0,7 mm lang). Der basale Theil der Colonie enthält ausser Spindeln auch andere Spiculaformen. In der Sammlung befindet sich nur ein unvollständiges Exemplar, es besteht aus einem grössern Ast nebst einem Theil des Stammes, das Ganze hat eine Höhe von 95 mm. Der nackte, unten abgerissene Stamm ist deutlich gegen den verästelten Theil des Stammes ab- gegrenzt, theils durch eine andere Farbe und theils durch einen Wulst, der fast rund um den ganzen Stamm herum läuft und an gewissen Stellen 6 mm hoch, an andern Stellen undeutlich ist; am Rande derselben befinden sich hier und da einige kleinere Bündel und einzeln sitzende Polypen, die etwas verschrumpft und bedeutend kleiner sind als die im obern Theil der Colonie. Oberhalb dieses Wulstes hat der Stamm eine Breite von 30 mm. Er ist auch hier abgerissen und zeigt ausserdem Narben von grössern, abgerissenen Aesten. Nur ein grösserer Ast ist übrig, der an der Basis 18 mm breit und 15 mm dick ist, er ist nicht reich verästelt, besonders nicht in seinem untern Theil, wo nur einige kleine Zweige abgehen. Etwas reicher ist die Verzweigung nach der Spitze zu, wo auch gleichzeitig die Grösse der Zweige zunimmt, aber auch hier sind sie verhältnissmässig klein, der grösste ist 15 mm lang. Die Polypenbündel sitzen an der Spitze der Zweige wie auch an den Seiten derselben, aber gedrängter nach der Spitze zu, sie bestehen im Allgemeinen aus 6 — 8 Polypen, die nicht divergiren, sondern sich recht dicht zusammen schliessen. Die Polypen - köpfchen sind etwas seitlich abgeplattet, so dass ihr medianer Durchmesser circa 0,9 mm, der laterale dagegen nur 0,8 mm beträgt. Länge der Polypenstiele 1,00 mm, Mächtigkeit 0,60 mm. Die Stütz- bündel bestehen aus einer Minderzahl starker Spindeln (circa 3,00 mm lang und 0,25 mm dick), von denen sich 1 — 2 bis zu 1 mm über die Köpfchen erheben. Die Spicula auf der Innern Seite der Polypen- stiele sind ziemlich klein (ungefähr 0,30 mm lang und 0,03 mm dick). Die seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind viel stärker ent- wickelt als die äussern und Innern. Sie bestehen aus 5 — 6 Paar ziemlich starken Spicula (circa 0,60 mm lang und 0,05 mm dick), von denen eins ziemlich stark hervorragend ist. Die äussern und Innern Spiculabündel bestehen nur aus 2 — 4 Paar kleinen Spicula (circa 0,20 mm lang und 0,15 mm dick), von denen keine über die Tentakel hervorragt. Transversale Spicula kommen an den Köpf- chen nicht vor. Die Spicula der Tentakel sind in 2 nicht dichten 40 OTTO HOLM, Reihen angeordnet, die paarweise einen stumpfen Winkel bilden und zwar mit der Spitze desselben gegen die Basis liegen ; an der Basis sind sie 0,10 mm lang, 0,02 mm dick, an der Spitze 0,04 mm lang und 0,025 mm dick. Die Spicula an der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie bestehen aus grossen, geraden oder oft recht stark gebogenen Spindeln, die eine Länge von 7,00 mm und eine Dicke von 0,85 mm erreichen, Sie liegen recht gedrängt, doch nicht so, dass sie die hyaline Haut dazwischen verbergen. Im nackten Theil des Stammes sind keine so grossen Spicula vorhanden, die gewöhnlichsten Formen sind einfache Spindeln (1,30 mm lang und 0,30 mm dick), Drillinge (0,50 mm lang), Keulen 0,50 mm lang und 0,15 mm dick), Schuppen (0,30 mm lang und 0,15 mm breit) u. s. w. Die Wände der innern Canäle enthalten ziemlich vereinzelt liegende Spindeln (2,00 mm lang und 0,35 mm dick), die im Gegensatz zu denen, welche die äussere Bedeckung der Aeste bilden, ungefärbt sind. Farbe im Weingeist: Der nackte Stamm ist grau- weiss, der übrige Theil der Colonie unten stark goldgelb ockerfarbig, nach oben dunkler. Hab. Viti-Inseln. Das Exemplar gehört dem Reichsmuseum. Zur Gruppe Lobatae glomeratae (Glomeratae lobatae bei Wright u. Studer) werden von diesen Verfassern ausser Sp. celosia Lesson folgende Arten gestellt: Sp. carnea Wright et Studer, Sp. studeri Ridley, Sp. arhorescens (Dana) Verrill und Sp. hempricM Klunzinger. Sp. carnea unterscheidet sich von allen andern hierher gehörenden Arten dadurch, dass sie lappige Stämme und Aeste hat, wodurch sie sich etwas der Untergattung Nephthya nähert. Was Sp. arhorescens betrifit, so ist die von Dana gelieferte Abbildung so ungenügend, dass sich nicht unterscheiden lässt, welcher Art sie zu- nächst steht; wäre die Figur zuverlässig, so Hesse sie sich nicht ein- mal zur Gattung Spongodes bringen. Sp. hemprichi und studeri unter- scheiden sich von Sp. suensoni und Sp. tenera durch die stark ent- wickelten Stützbündel und von Sp. spinifera durch die nur mittelmässig entwickelten Spicula in der äussern Haut des Stammes und der Aeste. 0. Spongodes armata n, sp. Taf. 2, Fig. 23—24. Die Stützbündel der Polypen haben starke Spicula, die bedeutend über die Köpfchen hervorragen. Die Polypenköpfchen sind stark seitlich abgeplattet, Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 41 die seitlichen Spiculagruppen sind viel stärker ent- wickelt als die äussern und inner n. Es wird kein Operculum gebildet. Die Spicula der äussern Haut des Polypenstockes sind von mittelmässiger Grösse. Der nackte Stamm enthält ausser Spindeln auch andere Spiculaformen. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, die in einigen weniger wichtigen Punkten etwas von einander abweichen. Das eine Exemplar, das ich als A bezeichnen will, ist das auf Taf. 2, Fig. 23 abgebildete. Es hat eine Höhe von 70 mm, wovon 26 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypeutragende Theil der Colonie, die nicht abge- plattet ist, hat einen Durchmesser von 30 mm. Der starre , etwas gerunzelte, nackte Stamm hat einen Durchmesser von circa 10 mm, an der Basis ist er aber etwas erweitert und mit wurzelähnlichen Fortsätzen versehen. Der nackte Stamm wird oben von 6 horizontal stehenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die circa 7 mm hoch sind; der grösste ist aussen 14 mm breit, der kleinste 5 mm. Mit ihren beinahe halbkreisförmigen Aussenrändern biegen sie sich abwärts, schmiegen sich dicht an den Stamm und umschliessen ihn in Form einer Scheide. Am Rande tragen sie theils einzelne Polypen, theils kleinere Polypenbündel, an ihrer obern Fläche ausser- dem einige kleinere Zweige. Oberhalb dieser blattähnlichen , platten Aeste entsendet der Stamm nach allen Seiten grössere und kleinere cylindrische Aeste; gleich oberhalb der platten Aeste gehen 4 etwas grössere Zweige nach verschiedenen Richtungen ab, der grösste 20 mm lang und 4 mm dick; etwas höher hinauf, und zwar 40 mm von der Basis, entsendet der hier 10 mm breite und 6 mm dicke Stamm wieder einen grössern Zweig (20 mm lang und 4 mm dick), und nach fernem 15 mm noch mehrere Zweige, der grösste darunter 15 mm lang und 4 mm dick. Sämmtliche Zweige sind schräg aufwärts gerichtet und wie der Stamm sehr starr und fest; sie entsenden selbst wieder Zweige zweiter und höherer Ordnung. Ausserdem gehen überall am Stamm zahlreiche kleinere Zweige ab. Das zweite Exemplar, B, hat eine Höhe von 70 mm, wovon 15 mm auf den nackten Stamm kommen. Der verästelte Theil der Colonie hat eine sehr abgeplattete Form, die grösste Breite beträgt 70 mm, die grösste Dicke 30 mm. Der nackte Stamm ist ungefähr 15 mm dick und an der Basis mit wurzelähnlichen Anhängen versehen, er ist wie auch die Aeste viel biegsamer und weicher als beim vorigen 42 OTTO HOLM, Exemplar. Oben am nackten Stamm gehen auch hier mehrere platte, horizontal stehende Aeste aus, die aber weniger regelmässig angeordnet sind und den Stamm nicht wie eine Scheide umschliessen, der grösste ist circa 6 mm hoch und 10 mm breit am äussern Rand. Unmittelbar oberhalb dieser platten Aeste gehen mehrere kleinere und grössere Aeste nach verschiedeneu Seiten ab, der grösste 32 mm lang und au der Basis 7 mm dick. Auf einer Strecke von ferneren 14 mm ent- sendet der hier 13 mm breite und 7 mm dicke Stamm nur kleine Aeste, jedoch in grösserer Menge; dann aber theilt er sich plötzlich in 3 ungefähr gleich grosse Aeste, von denen der eine die Fortsetzung des Stammes gerade aufwärts bildet, die beiden andern stehen sich gegenüber in fast rechtem Winkel zum Stamm ; der bedeutendste ist 27 mm lang und an der Basis 6 mm dick. Alle diese Aeste zertheilen sich wieder in Aeste zweiter und höherer Ordnung. Am Stamm und an den Aesten, besonders aber an der Spitze der Zweige sitzen Polypenbündel, die sehr divergirende Polypen ent- halten, 3—10 in jedem Bündel. Die Polypenköpfchen sind seitlich abgeplattet und erhalten dadurch einen ovalen Querschnitt. Bei Expl. A beträgt der mediane Durchmesser circa 1,10 mm, der laterale 0,70—0,80 mm, die Länge der Polypenstiele 2,00 mm, der Durchmesser 0,70 mm. Die seitlichen Spiculagruppen sind viel stärker entwickelt als die äussern und die innern, sie enthalten 6 — 9 Paar Spicula, wovon eins sehr gross und hervorragend ist, es erreicht eine Länge von 1,30 mm und eine Dicke von 0,14 mm. Die übrigen Spicula in den seitlichen Gruppen erreichen eine Länge von circa 0,50 mm und eine Mächtigkeit von 0,04 mm. Die äussern und innern Spicula- gruppen bestehen gewöhnlich aus 3 — 6 Spicula, die nicht oder wenig hervorragend sind und eine Länge von 0,55 mm, eine Dicke von 0,04 mm erreichen. Die Stützbüudel sind sehr stark; ihre Spicula erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtigkeit von 0,30 mm, 1 — 2 überragen die Köpfchen bis 1,25 mm. An der Innenseite der Polypenstiele liegen etwas vereinzelte, circa 0,70 lange und 0,05 mm dicke Spicula. Bei Expl. B ist der mediane Durchmesser der Polypen- köpfchen circa 1,00 mm, der laterale 60—70 mm. Die Länge der Polypenstiele beträgt 1,80, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die seitlichen Spiculagruppen bestehen aus 6 — 8 Paar Spicula, von denen das eine hervorragt und 1,10 mm lang, 0,10 mm dick ist, die übrigen sind 0,40 mm lang und 0,04 mm dick. Die äussern und innern Spicula- gruppen bestehen aus 3 — 5 nicht oder unbedeutend hervorragenden Spicula, die circa 0,35 mm lang und 0,04 mm dick sind. Die Spicula Beiträge zur Eenntniss der AlcyoDidengattung Spongodes Lesson. 43 der Stützbändel erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtig- keit von 0,24 mm, 1—2 erheben sich bis 1,25 mm über die Köpfchen. An der inneru Seite der Polypenstiele liegen vereinzelte Spicula von 0,70 mm Länge und 0,05 mm Dicke. Bei dieser Art befinden sich an der Basis der Polypenköpfchen keine transversal geordneten Spicula. Die Tentakel sind bei beiden Exemplaren verfault, so dass keine Maasse angegeben werden können, ihre Spicula sind in zwei dichten Reihen und zwar mit der Spitze des stumpfen Winkels, den sie paarweise bilden, gegen die Basis angeordnet, an der Basis der Tentakel sind sie ungefähr 0,08 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang, 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie liegen Spindeln, die eine Länge von 3,00 mm und eine Dicke von 0,30 mm erreichen. An der Aussenfläche des nackten Stammes sind ausser Keulen, Zwillingen, Drillingen, Doppelsternen u. s. w. auch einzelne Spindeln (circa 1,75 mm lang und 0,24 mm dick) vorhanden. Die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreiche Spindeln (circa 2 mm lang und 0,25 mm dick). Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss ; die Polypen sind roth-braun (bei Form B etwas dunkler), die Stützbündel und die hervorragenden Spicula der Köpfchen sind weiss. Hab. Expl. A wurde 40 Meilen nördlich von Hongkong auf 30 Faden Tiefe erhalten und ist von Herrn Controllcur J. Petersen ge- schenkt worden. Expl. B erhielt Herr Capitän E. Suenson vor Hong- kong auf 23 Faden Tiefe. Die Exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. « Dieser Art zunächst steht wahrscheinlich Sp. Münsingen, die sich aber dadurch unterscheidet, dass sämmtliche Spiculagruppen der Köpfchen ungefähr gleich stark entwickelt sind. 10. Spongodes ßabellifera Studer. Taf. 3, Fig. 1—3. Spongodes flahellifera Studeb, in: Ann. Mag. Nat. Hist. (ser. 6), V. 1, p. 72. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind stark, 1 — 2 Spicula ragen bedeutend über die Köpfchen hervor. Letztere sind etwas seitlich abgeplattet. Die seit- lichen Spiculagruppen sind unbedeutend stärker als die innern und äussern. Es wird kein Operculum gebildet. 44 OTTO HOLM, Die Tentakel sind 0,60 mm lang und 0,50 mm breit, die Pinnulae 0,14 mm lang und 0,05 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. In der Sammlung befinden sich 2 Exemplare, die, nach Studer's kurzer Beschreibung zu urtheilen, wohl zu dieser Art gestellt werden dürfen. Diese Beschreibung ist allerdings recht unvollständig, da aber fast alle darin enthaltenen Charaktere sich bei meinen Exemplaren wiederfinden, so habe ich keinen Anstand genommen, dieselben unter diesem Namen zu beschreiben, gebe aber die Möglichkeit zu, dass sie sich bei einem Vergleich mit Studer's Originalexemplar als zu einer neuen Art gehörig ergeben werden. In Studer's Beschreibung wird angegeben, dass die Polypenköpfchen „slightly surmounted by bundles of spicules" sind. Dies deutet auf eine Verschiedenheit mit meinen Exemplaren hin, da aber keine Angaben des Maasses vorhanden sind, um wie viel die stützenden Spicula die Köpfchen überragen, dürfte hierin kein Grund liegen, diesem Umstand eine grosse Bedeutung beizulegen. Meine beiden Exemplare weichen von einander in einigen un- wesentlichen Merkmalen, besonders in der äussern Form der Colonie ab. Das eine, bedeutend grössere Exemplar hat eine Höhe von 63 mm, wovon 33 mm auf den nackten Stamm kommen. Die grösste Breite des polypentragenden Theils der Colonie ist 44 mm, die grösste Dicke 20 mm. Der nackte Stamm ist an der dicksten Stelle 10 mm , ver- jüngt sich aber etwas nach oben zu ; er ist ziemlich weich und etwas gefaltet. Aufwärts wird er von zwei grossen , einander gegenüber sitzenden, platten, blattförmigen Aesten begrenzt , die zusammen den ganzen Umfang des Stammes einnehmen. Sie sind circa 12 mm hoch, stark zusammen und abwärts gebogen und umschliessen auf diese Weise den ganzen obern Theil des Stammes in Form einer Scheide. An ihren Rändern sitzen Reihen von einzelnen Polypen und an ihrer obern Hache Zweige und Polypenbündel, Oberhalb dieser platten Aeste und in gleicher Ebene mit denselben geht jederseits ein cylindrischer Ast ab (der eine 20 mm lang und an der Basis 6 mm dick, der andere 17 mm lang und 5 mm dick), und etwas höher hinauf theilt sich der Stamm in zwei grössere Aste (der eine 12 mm lang und an der Basis 3,5 mm dick, der andere 10 mm lang und 3 mm dick). Dadurch, dass diese grössern Aeste in derselben Ebene ausgehen und nur un- bedeutende Zweige sich nach andern Richtungen erstrecken, erhält der polypen tragende Theil der Colonie eine platte Form. Die grossem Aeste zertheilen sich wie gewöhnlich in Aeste zweiter und höherer Ordnung, die im Allgemeinen fast rechtwinklig abgehen. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 45 Das kleinere Exemplar hat eine Höhe von 40 mm, wovon 22 mm auf den nackten, fast gleichmässig circa 6,5 mm dicken Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie ist nicht so platt wie beim vorigen Exemplar, seine Breite beträgt 25 mm, seine Mächtigkeit 15 mm. Die platten, 7 mm hohen Aeste am obern Ende des Stammes sind nicht abwärts gebogen, so dass sie den Stamm scheidenförmig umgeben, sondern stehen fast horizontal. Oberhalb derselben theilt sich der Stamm in 2 Hauptäste, von denen der eine, sich fast gerade aufwärts fortsetzende, 13 mm lang und an der Basis 4 mm dick, der andere schräg abstehende, 12 mm lang und an der Basis 4,5 mm dick ist. Ausserdem gehen auch einige kleinere Zweige ab. Die Polypenbündel bestehen im Allgemeinen aus 5 — 10 gedrängten Polypen. Die Köpfchen sind etwas seitlich abgeplattet, der mediane Durchn>esser beträgt 1 mm, der laterale 0,80 mm; die Länge der Polypen- stiele 1,10 mm (beim kleinern Exemplar 1,00 mm), ihre Mächtigkeit 0,50 mm. Die Stützbündel der Polypen ragen mit 1 — 2 Spicula circa 1,30 mm (beim kleinern Exemplar 0,90 mm) über die Köpfchen empor, sie erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Mächtigkeit von 0,18 mm (beim kleinern Exemplar 2,50 mm Länge, 0,17 mm Dicke). Die Spiculagruppen der Köpfchen bestehen aus 2 — 4 Paar Spicula, sämmt- liche Gruppen sind ungefähr gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula (gewöhnlich 1, selten 2 in jeder Gruppe) sind jedoch in den seitlichen etwas stärker als in den äussern und Innern Gruppen. Die grössten sind 0,95 mm lang und 0,06 mm dick (beim kleinem Exemplar 0,80 mm lang und 0,04 mm dick), die übrigen, nicht ab- stehenden Spicula sind circa 0,45 mm lang und 0,04 mm dick. Auch transversale Spicula kommen vor. Die Spicula an der Innenseite der Polypenstiele erreichen eine Länge von 0,85 mm und eine Mäch- tigkeit von 0,06 mm. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei sehr dichten Längsreihen angeordnet, an der Basis der Tentakel sind sie 0,10 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die Spicula im Aeussern des verästelten Theils der Colonie bestehen aus Spindeln, die 1,8 mm lang und 0,16 mm dick werden. Im nackten Stamm kommen ausser einfachen Spindeln (1 mm lang und 0,10 mm dick) Doppelsterne und Doppelkeulen (circa 0,10 mm lang), Zwillinge und Drillinge (bis 0,40 mm lang) vor. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss, die Polypen fleischfarben mit violetter Schattirung. 46 OTTO aoLM, Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129« 16' 0. L. auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Die Typen- exemplare gehören dem Zoologischen Museum der Universität zu Upsala. 11. Spongodes asper a n. sp. Taf. 3, Fig. 4—6, Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen haben starke Spi- cula, von denen 1 — 2 die Köpfchen bedeutend überragen. Diese sind wenig seitlich abgeplattet; ihre Spicula- gruppen sind fast gleich stark entwickelt, haben gleich lange Spicula, die kein Operculum bilden. Die Ten- takel sind 0,60 mm lang, die Pinnulae 0,12 mm lang und 0,015 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreicheSpicula. In der Sammlung befindet sich nur 1 Exemplar, das eine Höhe von 25 mm hat, wovon 9 mm auf den nackten, 9 mm dicken Stamm kommen. Der grösste Durchmesser des polypentragenden Theils beträgt 19,5 mm, der kleinste 17 mm. Der nackte Stamm ist ziem- lich weich, wenig gerunzelt; dagegen ist der verästelte Theil der Colonie viel starrer. Jener wird oben von drei in gleicher Höhe sitzenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die den ganzen Stamm uraschliessen ; sie haben eine Höhe von 6 mm, und ihre äussersten Theile sind abwärts gebogen, ohne sich jedoch dicht an den Stamm zu schmiegen. An ihren Rändern tragen sie Reihen einzelner Polypen und an ihrer obern Fläche kleinere Zweige und Polypenbündel. Oberhalb dieser blattähnlichen Aeste entsendet der Stamm unmittelbar cylindrische Aeste: dicht an der Basis eines dieser platten Aeste sitzt ein cylindrischer Ast, der 8 mm lang und 3 mm dick ist. Ober- halb desselben hat der Stamm eine Breite von 9 mm und eine Dicke von 5 mm, nach weiterm Verlauf theilt er sich in zwei grosse, 9 mm lange und an der Basis 4,5 mm dicke Aeste, der eine derselben ent- sendet auch einen etwas grössern, 6 mm langen und an der Basis 3 mm dicken Ast. Diese 4 grössern Aeste theilen sich rasch in Zweige zweiter und höherer Ordnung. Da sämmtliche Aeste kurz und dicht an einander schliessend sind und die Polypenbündel sehr gedrängt stehen, so zeigt jeder derselben mit seinen Nebenästen und Polypenbündeln ein gerundetes Köpfchen mit einer Fläche von äusserst dicht gedrängten Polypen. Die Polypenbündel bestehen aus 5 — 10 Polypen. Die Köpfchen derselben sind wenig seitlich abgeplattet, der mediane Durchmesser beträgt 1,00 mm, der laterale 0,90 mm. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoN. 47 Die Länge der Polypenstiele beträgt ungefähr 1,00 mm, ihr Durch- messer 0,5 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle unge- fähr gleich stark entwickelt und bestehen aus circa 4 Paar Spicula; die hervorragenden Spicula (1—2 in jeder Gruppe) sind ungefähr gleich lang, sie erreichen eine Länge von 0,90 mm, eine Dicke von 0,05 nmi; die übrigen Spicula sind circa 0,35 mm lang und 0,03 mm dick. An der Basis der Köpfchen befinden sich trans- versal angeordnete Spicula. Die Spicula der Stützbüudel erreichen eine Länge von 2,30 mm, eine Dicke von 0,16 mm, gewöhnlich erhebt sich eins^ 1,00 mm über die Köpfchen. Die Spicula an der Innen- seite der Polypenstiele liegen sehr gedrängt, sie erreichen eine Länge von 0,80 mm und eine Dicke von 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel sind in zwei dichten Reihen angeordnet und liegen paarweise in einem stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze desselben gegen die Basis der Tentakel; diejenigen an der Basis sind 0,12 mm lang und 0,02 mm dick, diejenigen an der Spitze 0,01 mm lang und 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des nackten Stammes trifft man ausser einfachen Spindeln (1,20 mm lang und 0,18 mm dick) «luch einseitig stachlige Spindeln, Zwillinge, Drillinge, Keulen, Doppelsterne u. s. w. Die Wände der innern Canäle enthalten recht gedrängte einfache Spindeln (1,30 mm lang und 0,12 mm dick), auch einseitig stachlige Spindeln, Drillinge. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss, die Polypen im obern Theil der Colonie blutroth mit violetter Schattirung, im untern Theil meistens blass gelb-weiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33" 5' N. B., 129 » 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 12. Spongodes pectinata n, sp. Taf. 3, Fig. 7—9. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind verhält- nissmässig schwach und ragen nur so weit wie die her- vorstehenden Spicula der Köpfchen hervor. Die Polypenköpfchen sind nicht seitlich abgeplattet, ihre Spiculagruppen sind alle gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula gleich lang, diese bilden kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang, die Pin nulae 0,16 mm lang un d 0,04 mm breit. Die Wände der innern Canäle enthalten zahlreiche Spicula. 48 OTTO HOLM, In der Sammlung befindet sich nur 1 Exemplar, es hat eine Höhe von 75 mm, wovon 18 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine etwas platte Form und ist 50 mm breit und 35 mm dick. Der Basaltheil des nackten Stammes ist etwas verbreitert und platt und hat einen Durchmesser von 23 mm, der obere Theil von 15 mm. Der nackte Stamm ist oben von zwei einander gegenüber sitzenden, 12 mm hohen, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die mit ihren Basaltheilen fast den ganzen Umfang des Stammes umschliessen , mit ihrem äussern Theil herabgebogen sind und denselben dicht umgeben. An den Rändern tragen sie gedrängte Spiculabündel und an ihrer obern Fläche kleinere, cylindrische Zweige. Zwischen diesen platten Aesten sitzen an der einen Seite 1, an der andern Seite 2 kurze Aeste, die unten cylindrisch, oben aber becherförmig sind und Polypenbündel an den Rändern haben. Gleich oberhalb und in gleicher Ebene mit den erwähnten platten Aesten entsendet der Stamm jederseits einen grössern, schräg aufwärts gerichteten, 30 mm langen und an der Basis 8 mm dicken Ast. Der oberhalb dieser Aeste 13 mm dicke Stamm entsendet auf einer Strecke von 20 mm nur einige kleinere Zweige, theilt sich aber dann in zwei, 25 mm hohe und au der Basis 6 mm dicke Aeste. Diese 4 Hauptäste theilen sich wie gewöhnlich in Aeste zweiter und höherer Ordnung, an der Spitze der äussersten Zweige sitzen Polypen- bündel und zwar sehr gedrängt und alle ungefähr auf gleicher Höhe; da ausserdem die zu den verschiedenen Aesten gehörenden Polypen- bündel dicht und ohne grössere Unterbrechung zusamraensitzeu, so er- scheint auf der Colonie eine dichte und gleichmässige Schicht von Polypen. Die Bündel bestehen aus 8 — 20 dicht gedrängten Polypen. Die Köpf- chen sind nicht seitlich abgeplattet, ihr Durchmesser beträgt 1,00 mm, die Länge der Polypenstiele ist 1,20 mm, ihr Durchmesser 0,55 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula, von denen 1 im äussersten Paar jeder Gruppe bedeutend hervorragt und eine Länge von 1,20 mm, eine Mächtigkeit von 0,08 mm erreicht. Sie sind in allen Gruppen gleich lang. Die übrigen Spicula sind circa 0,50 mm lang und 0,04 mm dick. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 2,00 mm und eine Dicke von 0,10 mm, sie erheben sich nur wenig über die Köpfchen. Transversale Spicula kommen nicht vor. An der Innen- seite der Polypenstiele sitzen die Spicula dicht und erreichen eine Länge von 0,75 mm, eine Dicke von 0,06 mm. Die Spicula der Ten- takel sind paarweise in 2 ziemlich lockern Reihen angeordnet und bilden einen ziemlich stumpfen Winkel und zwar mit der Spitze Beiträge iSur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 49 desselben gegen die Basis. An der Basis der Tentakel sind sie circa 0,12 mm lang und 0,02 mm dick, an der Spitze 0,02 mm lang und 0,003 mm dick. Die Spicula in der äussern Haut des verästelten Theils der Colonie bestehen aus dicht liegenden Spindeln (circa 3,00 mm lang und 0,30 mm dick) ; an der äussern Fläche des nackten Stammes befinden sich ausser einfachen Spindeln (0,90 mm lang und 0,17 mm dick) auch Doppelsterne (0,20 mm lang), Keulen, Zwillinge. In den Wänden der Innern Canäle befinden sich ausser diesen Spiculaformen auch Schuppen ; einfache Spindeln sind vereinzelt. Farbeim Weingeist: Die ganze Colonie ist gelblich schmutzig- weiss. Hab. Japan, 33 « 5' N. B., 129« 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Süenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 13. Spongodes pallida n. sp, Taf. 3, Fig. 10—15. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind mittel- mässig stark, sie überragen die Köpfchen nur wenig. Die Köpfchen sind wenig seitlich abge- plattet, ihre äussern Spi c ulagr uppen sind viel stärker entwickelt als die Innern und die hervor- ragenden Spiculagrupp en länger; es bildet sich kein Operculum. DieTentakel sind 0,65mm lang und 0,50mm breit, die Pinnulae 0,08 mm lang und 0,04 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten zusammen- gesetzte Spicula von eigenthüm licher Form. Die zwei in der Sammlung befindlichen Exemplare sind hinsicht- lich der äussern Form einander etwas unähnlich. Das eine, welches abgebildet ist und das wir als Exemplar A bezeichnen wollen, hat eine Höhe von 50 mm, wovon 18 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypentragende Theil der Colonie hat eine platte Form, die grösste Breite beträgt 47 mm, die grösste Dicke 25 mm; der Durch- messer des nackten Stammes 12 mm, er ist wie der verästelte Theil der Colonie ziemhch weich und biegsam. Der nackte Stamm wird oben von zwei einander gegenüber sitzenden, platten, blattähnlichen Aesten begrenzt, die circa 9 mm hoch sind und mit ihren Basaltheilen fast den ganzen Umfang des Stammes umschliessen, sie sind abwärts ge- Zool. Jahrb. Vin. Abth. f. Syst. 4 50 OTTO HOLM, bogen und umgeben denselben also wie eine Scheide. An den Rändern tragen sie zahlreiche Polypenbündel oder einzelne Polypen, an der obern Fläche einige kleinere, cylindrische Aeste. Zwischen den beiden blattähnlichen Aesten entspringen auf gleicher Höhe einige kleine platte oder cylindrische Zweige. Gleich oberhalb ersterer entsendet der hier 15 mm breite und 8 mm dicke Stamm einen schräg aufwärts steigenden, grossem Ast, der 21 mm lang und an der Basis 7 mm breit, 5 mm dick ist; oberhalb desselben hat der Stamm eine Breite von 8 mm und eine Mächtigkeit von 5 mm, ausserdem entsendet er nur kleinere Aeste und zwar meistens rechtwinklig. Die Verästelung ist übrigens nur spärlich, so dass Stamm und Aeste keineswegs versteckt sind. Das zweite Exemplar, B, hat eine Höhe von 47 mm, wovon 15 auf den Stamm kommen, der polypentragende Theil ist 50 mm breit und 20 mm dick, er wird auch bei diesem Exemplar oben von zwei platten, abwärts gebogenen Aesten begrenzt, oberhalb derselben entspringen von dem hier 7 mm dicken Stamm erst einige kleinere Aeste, dann theilt er sich 30 mm von der Basis in zwei grosse Aeste, die ungefähr rechtwinklig gegen einander stehen, der eine ist 20 mm lang und an der Basis 6 mm dick; der andere, 10 mm lange und an der Basis 6 mm dicke, theilt sich wieder bald in zwei gleichfalls stark diver- girende, 15 mm lange und 3 mm dicke Aeste. Die übrige Ver- ästelung stimmt mit der von Expl. A überein. Der mediane Durchmesser der Polypenköpfchen beträgt circa 1 mm , der laterale circa 0,90 mm ; die Länge der Polypenstiele 1,00 mm, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die äussern und seitlichen Spiculagruppen der Köpfchen sind bedeutend stärker entwickelt als die Innern ; diese bestehen aus 2 — 3 Paar Spicula, jene aus 3 — 4 Paar, ausserdem befindet sich wenigstens in den grössern Polypen ausser den paarweise geordneten Spicula in jeder der äussern Gruppen ein mehr hervorragendes und mehr abstehendes Spiculura, das eine Länge von 1,25 (bei B nur 1,00 mm) und eine Dicke von 0,10 mm erreicht. Die übrigen Spicula der äussern Gruppen haben eine Länge von circa 0,75 mm und eine Dicke von 0,04 mm, in den Innern Gruppen erreichen sie eine Länge von 0,30 mm und eine Dicke von 0,04 mm. An der Basis der Polypenköpfchen kommen keine transversalen Spicula vor. Die Spicula der Stützbündel sind 2,50 mm lang und 0,14 mm dick, gewöhnlich ragen 1 — 2 circa 0,5 über die Köpfchen empor. An der Innenseite der Polypenstiele liegen die Spicula nicht besonders dicht, ihre ungefähre Länge ist 0,70 mm, ihre Dicke 0,05 mm. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dünnen Längsreihen an- Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes LessoN. 51 geordnet. An der Basis sind sie 0,12 mm lang, 0,02 mm dick, an der Spitze 0,04 mm lang und 0,01 mm dick. Die Spicula an der äussern Fläche des verästelten Stammes bestehen aus 2,00 mm langen und 0,14 mm dicken Spindeln, in der äussern Haut des nackten Stammes sind ausser Spindeln alle gewöhnlich vorkommenden Spicula- formen enthalten. Die Wände der Innern Canäle weisen zusammen- gesetzte Spicula von ganz eigenthümlicher Form auf (Taf. 3, Fig. 13 bis 15), die eine Länge von 0,16 und eine Breite von 0,10 mm erreichen. Farbe im Weingeist: grau- weiss. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33« 5' N. B., 1290 jg. q l^ ^on Herrn Capitän E. Suenson auf 36 Faden Tiefe erhalten. Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 14. Spongodes molUs n. sp, Taf. 3, Fig. 16, 17. Die polypen tragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel derPolypen sind mittelmässig stark entwickelt. Die Köpfchen sind fast kreisrund, ihre äussern Spicul agr uppen sind viel stärker ent- wickelt als die Innern, auch sind die hervorragen- den Spicula daselbst viel stärker. Es bildet sich kein Operculum. Die Tentakel sind 0,60 mm lang, die PinnulaeO,12 mm lang und 0,03 mm breit. Die Wände der Innern Canäle enthalten keine Spicula. Von den zwei in der Sammlung befindlichen Exemplaren hat das grössere eine Höhe von 27 mm, wovon 12 mm auf den nackten, 6 mm breiten und 3 mm dicken Stamm kommen. Die grösste Breite des verästelten Theils der Colonie beträgt 21 mm, die grösste Dicke 15 mm. Die ganze Colonie mit Stamm und Aesten ist sehr weich und biegsam. Das kleinere, abgebildete Exemplar hat eine Höhe von 19 mm, wovon 7 mm auf den nackten, 4 mm dicken Stamm kommen. Der grösste Durchmesser des polypentragenden Theils der Colonie beträgt 16 mm, der kleinste 13 mm. Die Colonie ist im Ganzen recht weich, aber doch etwas starrer als beim grössern Exemplar. Die Verästelung ist bei beiden ungefähr dieselbe. Ober- halb des nackten Stammes sitzen auf ungefähr gleicher Höhe theils platte, schräg abwärts gerichtete, theils cylindrische , mehr aufwärts gerichtete Aeste. Jene sind recht schmal (circa 1,5 mm breit), sie 4 * 52 OTTO HOLM, verschmelzen etwas mit ihren Basen, wodurch eine Andeutung jenes grossen, platten, blattähnlichen Gebildes entsteht, das bei den vorigen Arten vorkommt. Der oberhalb dieses Gebildes beim grössern Exem- plar etwas platte Stamm, der eine Breite von 6 mm und eine Mächtig- keit von 3 mm, beim kleinern Exemplar einen Durchmesser von 3 mna hat, theilt sich nach kurzem Verlauf in mehrere, nach allen Seiten gehende Aeste, die sich wiederum in Zweige zweiter und höherer Ordnung gliedern. Beim kleinern Exemplar divergiren die Zweige etwas mehr, die Polypenbündel sind ungefähr gleichmässig über die ganze Colonie vertheilt; beim grössern dagegen schliessen sich die Zweige dichter an einander, so dass die Polypen bündel, welche dem- selben Zweig angehören, dichtere und mehr getrennte Gruppen bilden. Die Bündel bestehen aus 3—8 Polypen. Die Köpfchen haben einen fast kreisrunden Durchschnitt; der mediane Durchmesser beträgt circa 0,80 mm, der laterale 0,75 mm; die Länge der Polypenstiele beträgt circa 1,00 mm (beim kleinern Exemplar nur 0,80 mm), ihre Dicke 0,4 mm. Die äussern und seitlichen Spiculagruppen der Köpf- chen sind viel stärker entwickelt als die innern, jene bestehen aus 3 — 4 Paar Spicula; ausserdem befindet sich, wie bei voriger Art, ausserhalb der paarweise angeordneten Spicula und mehr abstehend als diese 1 grösseres Spiculum in jeder Gruppe, das eine Länge von 1,10 mm und eine Dicke von 0,08 mm erreicht ; die übrigen Spicula der äussern Spiculagruppen werden circa 0,65 mm lang und 0,04 mm dick, die- jenigen der innern Gruppen sind circa 0,50 mm lang und 0,04 mm dick. Transversale Spicula der Köpfchen sind nicht vorhanden. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 2,30 mm und eine Dicke von 0,12 mm, gewöhnlich ragen zwei circa 0,60 mm über die Köpfchen empor. An der Innenseite der Polypenstiele befinden sich ungefähr 0,75 mm lange und 0,05 mm dicke Spicula. Die Spicula der Tentakel sind transversal in zwei dichten Längsreihen angeordnet, an der Basis sind dieselben 0,10 mm lang und 0,01 mm dick, an der Spitze 0,01 mm lang und 0,005 mm dick. An der äussern Fläche des verästelten Theils der Colonie bestehen die Spicula aus Spindeln (circa 2,00 mm lang und 0,12 mm dick). Am nackten Stamm treten ausser Spindeln (1,00 mm lang und 0,10 mm dick) die gewöhnlichen Spicula- formen auf. Die Wände der innern Canäle enthalten keine Spindeln. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau-weiss, die Polypen blass fleischfarben. Hab. Hirudo- Strasse, Japan, 33» 5' N. B., 129« 16' O. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 53 Die Typenexemplare gehören dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 15. Spongodes lanxifera n, sp. Taf. 3, Fig. 18, 19. Die polypentragenden Zweige sind sehr kurz und nach der Spitze zu bedeutend verdickt. Die Polypen- köpfchen haben einen kreisförmigen Durchschnitt. Sämmtliche S piculagruppen sind ungefähr gleich stark entwickelt; sie enthalten keine emporragenden Spicula und bilden kein Operculum. Die Wände der innern Canäle enthalten Spicula. Das in der Sammlung befindliche Exemplar hat eine Höhe von 50 mm, wovon 25 mm auf den nackten Stamm kommen. Der polypen- tragende Theil der Colonie ist 35 mm breit und 18 mm dick. Der nackte Stamm ist ziemlich stark gerunzelt und weich , in der Mitte 8 mm dick und an der Basis mit wurzelähnlichen Fortsätzen ver- sehen. Der verästelte Theil der Colonie ist sehr fest und starr. Der Stamm theilt sich in zwei grössere, dicke und kurze Aeste, die rund herum kleinere Zweige entsenden, welche sich ihrerseits wieder in Zweige höherer Ordnung theilen. Die Aeste und Zweige haben un- gefähr dieselbe Länge, wodurch die ganze Colonie eine gleichmässig abgerundete Gestalt erhält. Die Zeige sind fast doppelt so dick an der Spitze, die verstümmelt ist und eine Anzahl von circa 20 äusserst gedrängt sitzenden Polypen trägt. Dadurch, dass die Zweige in gleicher Höhe und dicht gedrängt sitzen, entstehen platte oder etwas concave Polypenhäufchen , die einen Durchmesser von bis zu 8 mm haben und sich durch die dunklere Farbe der au der Peripherie sitzenden Polypen auszeichnen. Diese Haufen sitzen recht gedrängt, so dass die Verästelung der Colonie schwer wahrzunehmen ist. Die Polypenköpfchen haben einen runden Querschnitt und einen Durch- messer von 0,60 mm, die Länge der Polypenstiele beträgt 0,50, ihr Durchmesser 0,50 mm. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind alle ungefähr gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 5 — 8 Paar circa 0,20 mm langen und 0,03 mm dicken Spicula, die nicht hervorragend sind und unmittelbar in die Spicula der Tentakel übergehen. An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Diejenigen der Stützbündel sind im Allgemeinen circa 1,5 mm lang und 0,12 mm dick und erheben sich circa 0,40 mm über die Köpfchen, aber einige Polypen, die an den Rändern der platten Polypen häuf chen sitzen, 54 OTTO HOLM, haben Stützbündel, die viel grössere Spicula (circa 3,00 mm lang, 0,26 mm dick) enthalten , welche ungefähr 1,00 mm über die Köpfchen emporragen. An der Innenseite der Polypenstiele liegen Spindeln von 0,10 mm Länge und 0,04 mm Mächtigkeit. Die Tentakel sind verfault, so dass sich davon keine Maasse nehmen Hessen, aber ihre Spicula sind in zwei dichten Reihen angeordnet und sind an der Basis 0,06 mm lang, 0,01 mm dick und an der Spitze 0,01 mm lang, 0,005 mm dick. An der Aussenfläche des verästelten Theils der Colonie befinden sich dicht gedrängte Spindeln (2,00 mm lang und 0,16 mm dick). Am nackten Stamm kommen ausser einfachen Spindeln auch die übrigen gewöhnlichen Spiculaformen vor. Die Wände der innern Canäle enthalten Spindeln nebst 3 — 6strahligen Kalkkörperchen, Farbe im Weingeist: Der grösste Theil der Colonie ist gelb- lich-grauweiss, ausser den am Rande der platten Polypenansammlungen sitzenden Polypen, die dunkelröthlich sepiabraun erscheinen. Hab. Australien, Port Darwin. Das Originalexemplar gehört dem Reichsmuseum. 16. Spongodes lateritia n. sp, Taf. 3, Fig. 20, 21. Die polypentragenden Zweige sind ungefähr cylin- drisch. Die Stützbündel der Polypen sind stark ent- wickelt, von den Spicula ist eines sehr stark hervor- ragend. Die Köpfchen sind unbedeutend seitlich ab- geplattet, ihre Spiculagruppen sind alle gleich stark entwickelt, die hervorragenden Spicula lassen sich zu einem Operculum zusammenlegen. Die Wände der innern Canäle enthalten zahlreiche Spicula. Das einzige in der Sammlung befindliche Exemplar hat eine Höhe von 34 mm. Der nackte Stamm hat eine schiefe Basis, seine grösste Höhe beträgt 17 mm, er ist etwas platt und zwar 10 mm breit, 6 mm dick. Er ist wie die ganze Colonie starr und fest. Der Durchmesser des polypentragenden Theils der Colonie beträgt 25 mm. Unten sitzen 3 platte, blattähnliche, abwärts gebogene Aeste, die circa 5 mm hoch sind und an den Rändern Polypen, an ihrer obern Fläche einige kleinere, cylindrische Zweige tragen. Oberhalb derselben hat der Stamm eine Breite von 8 mm und eine Dicke von 6 mm. Die gröbere Verästelung erfolgt nicht in einer besondern Richtungsebene, es sind 4 Hauptäste wahrzunehmen, sie gehen nach verschiedenen Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 55 Richtungen und sind 8—12 mm lang, an der Basis 3 — 4 mm dick. Die Nebenäste sitzen ungefähr rechtwinklig zu denselben. Die Po- lypenbündel sind ziemlich dünn und bestehen aus 3 — 8 scharf divergirenden Polypen. Die Polypenköpfchen sind wenig seitlich ab- geplattet, ihr medianer Durchmesser beträgt 0,9 mm, ihr lateraler 0,8 mm; die Länge der Polypenstiele beträgt 1,10 mm, ihr Durch- messer 0,45. Die Spiculagruppen der Köpfchen sind sämmtlich un- gefähr gleich stark entwickelt, sie bestehen aus 3—4 Paar Spicula, in jeder derselben befinden sich 1 — 2 Paar hervorragende mit einer Länge von 0,9 mm und einer Dicke von 0,06 mm, diese können sich, wenn die Tentakel eingezogen sind , über das Centrum legen und auf diese Weise ein Operculum über den Tentakeln bilden. An der Basis der Köpfchen befinden sich transversale Spicula. Die Spicula der Stützbündel erreichen eine Länge von 3,30 mm und eine Dicke von 0,16 mm. Eins ragt hoch empor und zwar bis 1,50 mm. An der Innenseite der Polypenstiele sind die Spicula circa 0,60 mm lang und 0,05 mm dick. Die Tentakel sind verfault, es Hessen sich also keine Maasse nehmen, aber ihre Spicula sind in zwei äusserst dichten Reihen angeordnet und bilden einen spitzen Winkel gegen die Basis; die Spicula an der Basis sind 0,14 mm lang und 0,02 mm dick, die an der Spitze sind 0,02 mm lang und 0,005 mm dick. Die äussere Haut des verästelten Stammes enthält Spindeln bis 2,30 mm Länge und 0,26 mm Dicke. Die äussere Haut des nackten Stammes enthält ausser Spindeln (circa 1,30 mm lang und 0,12 mm dick) die gewöhn- lichen Spiculaformen. Auch die Wände der Innern Canäle enthalten zahlreiche einfache Spindeln, Zwillinge, Drillinge u. s. w. Farbe im Weingeist: Stamm und Aeste sind grau- weiss ; die Polypen ziegelroth. Hab. Hirudo-Strasse, Japan, 33' 5' N. B., 129« 16' 0. L., auf 36 Faden Tiefe von Herrn Capitän E. Suenson erhalten. Das Originalexemplar gehört dem Zoologischen Museum der Uni- versität zu Upsala. 56 OTTO HOLM, Erklärung der Albbildungeii. Tafel 2. Fig. 1—3. Spongodes chabrolii Fig. Fig. Fig. 1. 2. 3. Polypenstock, 1/1. Polyp, 22/1. Tentakel, 22/1. Fig. 4—6. Sp. inermis. Fig. Fig. Fig. 4. 5. 6. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 22/1. Fig. 7. Sp. lohulifera. Polyp, 19/1. Fig. 8—10. Sp. alhida. Fig. Fig. Fig. 8. 9. 10. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 47/1. Fig. 11—13. Sp. ulex. Fig. Fig. Fig. 11. 12. 13. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 14 — 16. Sp. suensonii. Fig. Fig. Fig. 14. 15. 16. Polypenstock, 1/1, Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 17—19. Sp. tenera. Fig. Fig. Fig. 17. 18. 19. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 20—22. Sp. spinifera. Fig. Fig. Fig. 20. 21. 22. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. Tentakel, 30/1. Fig. 23—24. Sp. armata. Fig. Fig. 23. 24. Polypenstock, 1/1. Polyp, 19/1. i Beiträge zur Kenntniss der Alcyonidengattung Spongodes Lesson. 57 Tafel 3, Fig. 1 — S. Spongodes flahellifera. Fig. 1. Polypenstock, 1/1. Fig. 2. Polyp, 19/1. Fig. 3. Tentakel, 30/1. Fig. 4 — 6. Sp. aspera. Fig. 4. Polypenstock, 1/1. Fig. 5. Polyp, 19/1. Fig. 6. Tentakel, 30/1. Fig. 7 — 9. Sp. pectinata. Fig. 7. Polypenstock, 1/1. Fig. 8. Polyp, 19/1. Fig. 9. Tentakel, 30/1. Fig. 10—15. Sp. pallida. Fig. 10. Polypenstock, 1/1. Fig. 11. Polyp, 19/1. Fig. 12. Tentakel, 30/1. Fig. 13— 15. Kalkkörper der innern Zwischenwände, 80/1. Fig. 16—17. Sp. mollis. Fig. 16. Polypenstock, 1/1. Fig. 17. Polyp, 19/1. Fig. 18 — 19. Sp. lanxifera. Fig. 18. Polypenstock, 1/1. Fig. 19. Polyp, 19/1. Fig. 20—21. Sp. lateritia. Fig. 20. Polypenstock, 1/1. Fig. 21. Polyp, 19/1. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). Von Peter Schmidt. (Aus dem Zoologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität zu St. Petersburg.) Vor 4 Jahren hat I. D. Kusnezoff^) in einer kleinen Abhand- lung bibliographischen Charakters gezeigt, dass das Leuchten der Zuck- mücken {Chironomidae) schon im vorigen Jahrhundert beobachtet worden ist. Es finden sich nämlich bei Pallas ^) folgende Zeilen, die einem Briefe von Carl Hablitz aus Persien (Asterabad) entnommen sind: „Ausser diesem leuchtenden Insect (Lampi/ris), welches sich sehr häufig am Ufer des Astrabadschen Meerbusens aufhält, habe ich Ge- legenheit gehabt zu beobachten, dass auch die Mücken (Culex pipiens L.) im Finstern einen Schein von sich geben. Und zwar bemerkte ich dies im vergangenen Herbst und diesen Frühling, da sich selbige in Menge auf unsern Schiffen einquartirt hatten." Beinahe unzweifelhaft scheint es zu sein ^), dass es sich hier nicht um das Leuchten von Culex ^ sondern von Chironomus handelt, da 1) Zur Frage nach dem Leuchten der Dipteren (russisch), in: Westnik Estestwosnanija, St. Petersburg 1890, No. 4, p. 167—171. 2) Neue Nord. Beitr. zur physik. u. geogr. Erd- u. Völkerbeschrei- bung, V. 4, 1783 (citirt nach Osten-Sacken , in: The Entom. Monthly Mag., V. 15, 1878, No. 170, p. 42). 3) Wie es auch Kusnezoff vermuthet. Siehe 1. c. p. 167. üeber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). 59 einerseits keine einzige spätere oder frühere Angabe über das Leuchten des erstgenannten Zweiflüglers existirt, andrerseits aber beinahe alle CMronomus - Arten dem äussern Ansehen nach den echten Mücken (CuUcidae) höchst ähnlich sind und bei einer oberflächlichen Bestim- mung leicht verwechselt werden können. Die angeführte Beobachtung bheb sehr lange Zeit vollkommen unbemerkt und unbestätigt. Erst im Jahre 1874 wurde das interessante Factum zum zweiten Mal von dem Mitgliede der bekannten Aralo- Caspischen Expedition, W. D. Alenizyn, entdeckt und in einer Mit- theilung an unsere Naturforscher-Gesellschaft zu St. Petersburg ver- öffentlicht 0- Es gelang nämlich Alenizyn während seines Aufenthaltes am Aral-See und in der Gegend der Mündung des Amu-Darja, zu be- obachten, dass sich an den Schiflfsborden eine Menge lebhaft leuch- tender Mücken niedersetzte. Er hatte auch Gelegenheit gehabt, diese Mücken in Alkohol zu sammeln und sie später als CMronomus sp. zu bestimmen. Die nächstfolgende Angabe über die uns interessirende Erschei- nung finden wir in der ausländischen Literatur. Dr. Brischke ^) be- obachtete im Jahre 1871 in Pommern am Kadaune-Fluss zwei leuch- tende CAirowomMs- Weibchen, die von ihm als CMronomus tendens ¥. bestimmt wurden. Im Jahre 1884 wurden leuchtende Zuckmücken am Issykkul-See von dem Botaniker Prof. Ssorokin beobachtet, gesammelt und in Alkohol nach Petersburg geschickt. Hier angekommen , wurden sie von L D. KusNEZOFF untersucht, konnten aber ihrer schlechten Er- haltung wegen nicht genau bestimmt werden^). Ausser diesen Literaturangaben kann ich noch eine mündliche Mittheilung von Herrn L K. Tarnani anführen , nach der auch bei Taganrog am Asowschen Meere leuchtende Mücken, vermuthUch auch zu den CMronomidae gehörend, beobachtet wurden. Leider sind diese von L K. Tarnani gesammelten leuchtenden Insecten verloren ge- gangen. Im verflossenen Jahre 1893 hatte unsere Entomologische Gesell- schaft einen leuchtenden CMronomus von Herrn Christoph aus Sarepta (Gouv. Saratow) in trockenem Zustande erhalten. 1) In: „Trudy" der Gesellschaft, V. 6, 1875, p. XI. 2) Leuchtende Dipteren, in: Deutsche Ent. Zeit., Jg. 20, 1876, Heft 3. Entom. Monatsblätter v. D. Kkaatz, Berlin. 3) I. D. KuSNEZOFF, 1. c. p. 170. 60 PETER SCHMIDT, Aus obigen Zeilen kann man schon ersehen, dass das Leuchten der Zuckmückeu eine ziemlich weit verbreitete, wenn auch selten von Fachmännern beobachtete Erscheinung ist. Ich meinerseits hatte während meines Aufenthaltes am Issykkul- See im Sommer 1892 das Glück gehabt, Zeuge dieser interessanten Erscheinung zu sein. Leider aber war ich zu spät zum Issykkul ge- kommen, um diese Erscheinung in ihrem vollen Glänze beobachten zu können. Es kommen nämlich den Aussagen der Einwohner von Prshe- walsk zu Folge die leuchtenden Mücken am häufigsten im Anfange und in der Mitte Juni vor, ich war dagegen erst Anfang Juli dahin gelangt. Dadurch erkläre ich mir, dass ich nur mit ziemlich grosser Mühe 6 Exemplare der leuchtenden Insecten in dem am Ufer des Sees wachsenden Gesträuche gefunden und gefangen habe, denn sonst sollen sie, den Schilderungen der Einwohner nach, manchmal in einer solchen Menge erscheinen, dass ganze Sträucher wie glühend aussehen. Die von mir beobachteten Exemplare, von denen sich 1 Ex. als S und 5 als ?$ erwiesen, leuchteten sehr stark, mit einem etwas grün- lichen, phosphorescirenden Lichte, das vollkommen dem Lichte von Lampyris glich, sich aber durch seine Continuität und Gleichmässigkeit wesentlich von ihm unterschied. Selbst angerührt oder sogar in Alkohol geworfen, verharren die Thiere dennoch im Leuchten und können augenscheinlich ihr Licht weder vermindern noch aufhören lassen. In Alkohol fahren die Chironomus noch 3 — 4 Stunden fort zu leuchten, wie es auch schon früher von Alenizyn constatirt wurde. Leider hatte ich keine andere Conservirungsflüssigkeit als TOproc. Alkohol bei mir und musste mich deshalb damit begnügen, die ge- sammelten Insecten im Alkohol nach Petersburg zu bringen. Da mich die gesehene Erscheinung aufs höchste interessirte, ging ich in Petersburg an die nähere Untersuchung der von mir gesammelten Thiere und zog auch das von Ssorokin und Alenizyn mitgebrachte Material zu Rathe ^). Die von Ssorokin eingeschickte Sammlung erwies sich in der That als in vollkommen unbrauchbarem Zustande: die Fühler, die 1) Die erste war mir freundlich von Herrn J. N. Wagneb, Custos am Zoologischen Museum der Universität zu St. Petersburg, die zweite aus den Sammlungen unserer Entomologischen Gesellschaft von Herrn J. A. PoETscHiNSKY übergeben; den beiden genannten Herren erlaube ich mir hier meinen wärmsten Dank auszudrücken. Üeber das Leuchten der Zuckmücken (Chiroromidae). Q\ Beine, theilweise auch die Flügel der meisten Exemplare waren ab- gebrochen, und die Färbung und Zeichnung derselben schien stark verändert zu sein, so dass weder eine Bestimmung oder Beschreibung der Thiere, noch eine Untersuchung derselben vermittels der Schnitt- methode sich lohnte. Dagegen boten die, wenn auch so kleine, von mir selbst mit- gebrachte und die ziemlich grosse Sammlung Aleniztn's mehrere ganz gut conservirte Thiere dar. Als ich die Untersuchung begann, war ich vollkommen überzeugt, dass ich es mit neuen leuchtenden Chironomus- Arten zu thun habe und wollte deshalb mit Hülfe der in Schiener's klassischem Werke „Fauna Austriaca" sich befindenden Tabellen nur annähernd die systematische Stellung dieser Arten bestimmen. Wie gross war daher meine Verwunderung, als ich in denselben Tabellen eine bis ins Kleinste passende Diagnose der meisten Individuen antraf ! Es zeigte sich nämlich, dass sowohl alle von mir vom Issykkul mitgebrachten Insecten wie auch die meisten aus der ALENizYN'schen Sammlung zu Chironomus intermedius St. gehören, welche Art nach Schiener's Meinung bloss eine Varietät des ganz gemeinen Chiro- nomus plumosus L. ist, da diese beiden Formen sich nur durch ihre Grösse von einander unterscheiden und auch in dieser Beziehung zwischen ihnen Uebergangsformen gefunden werden '). Möglich ist es daher, dass auch einige von mir untersuchte ??, die die für Chironomus intermedius St. angegebene Grösse über- schreiten, als Chironomus plumosus L. anzusehen sind. Einige kleinere Exemplare der von Alenizyn mitgebrachten In- secten habe ich als Chironomus tendens Fb. bestimmt, bin aber von der Richtigkeit dieser Bestimmung nicht ganz überzeugt. Ausserdem fanden sich in derselben Sammlung mehrere Exemplare von ganz kleinen Mücken , die sich als Corethra sp. erwiesen und dennoch nach Alenizyn's Angabe ^) lebhaft leuchten sollen, was eine für die Wissenschaft ganz neue Thatsache bildet. Leider war ich nicht im Stande, meine Bestimmung durch einen Vergleich der von mir untersuchten Exemplare mit irgend welchen von einem competenten Dipterologen bestimmten zu bestätigen. Eine wenn auch indirecte Bestätigung dieser meiner Meinung, 1) Siehe Schienbr, op. cit. V. 2, p. 601. 2) Nach Mittheilung von Herrn J. A. Poktschinsky. 62 PETER SCHMIDT, dass die von mir selbst am Issykkul gesammelten Insecten wirklich nichts anderes als Chironomus intermedius St. sind, finde ich jedoch darin, dass ich beim Dredschen im See ^) einige Exemplare der so charakteristischen Larve von Chironomus plumosus L. gefunden habe. Die ebenfalls in Alkohol conservirten Larven erwiesen sich bei einer näheren Untersuchung vollkommen mit der Beschreibung und mit den Abbildungen Reaumur's '^) identisch; wie bekannt, variiren aber die Larven der Zuckmücken noch viel mehr den einzelnen Arten nach als die Imagines, und dies spricht dafür, dass Chironomus plumosus L. oder die ihm so nahe stehende Form Chironomus intermedius Fb. wirklich am Issykkul existiren. Uebrigens ist aber auch die Uebereinstimmung der Diagnose mit den von mir untersuchten Insecten so auffallend gross , dass ich gar keinen Zweifel an der Richtigkeit meiner Bestimmung habe. Es folgt also aus meiner Untersuchung, dass die leuchtenden Zuckmücken zu den gemeinsten und weit verbreiteten Arten gehören, wie das auch schon einmal von Dr. Brischke (s. oben) constatirt war. Wie soll nun ihr Leuchten erklärt werden? Vom rein biologischen Gesichtspunkt aus kann das Leuchten der Thiere überhaupt auf zwei Ursachen zurückgeführt werden. Erstens leuchten Thiere, die zu diesem Zweck mit ganz beson- deren Leuchtorganen versehen sind und bei denen diese Function die eine oder die andere, wenn auch nicht immer für uns vollkommen ersichtliche Rolle in ihrem Leben spielt, wie z. B. unsere Lampyris, mehrere exotische Insecten, leuchtende Krebse und Fische der grossen Meerestiefen u. s. w. Zweitens leuchten Thiere vermittels der an ihnen oder in ihnen lebenden leuchtenden Mikroorganismen , die ja bekanntlich auch das Leuchten der faulenden Stoffe (Fleisch, Fische, Holz u. dgl.) bedingen, und zwar sind hier zwei Fälle zu unterscheiden: 1) können die Mikroorganismen für das Thier unschädlich sein, und wir müssen sie folglich als Raumparasiten oder sogar als Cora- mensalen (da sie vielleicht durch ihr Leuchten auch dem Thiere Nutzen bringen, indem sie ihm die Beute anlocken) ansehen. Als Beispiel hierzu können die von R. Dubois entdeckten Bakterien der Meduse Pelagia und des Mollusks Pholas dienen ^). 1) In der Bucht Kara-ssu, nahe bei Prshewalsk. 2) RfiAUMUR, Mem. pour serv. ä 1' bist, des insectes, V. 5, p. 38, tab. 5, fig. 1 — 5. 3) R. Dubois, Sur le role de la Symbiose chez certains animaux mariüs lumineux, in: C. R. Acad. Paris, V. 107, 1888, p. 502. Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). g3 2) können die Mikroorganismen als wirkliche, für den Wirth schädliche Parasiten auftreten. Hierzu kennen wir aber bis jetzt nur ein einziges von A. Giard') angeiührtes Beispiel, nämlich das Leuchten von Talitrus, Der genannte Forscher hat im Jahre 1889 am Strande bei Wimereux einen stark leuchtenden Talitrus beobachtet. Ein Exemplar des sonst bis jetzt niemals leuchtend beobachteten Thieres leuchtete sogar beim Mondscheine so stark, dass man es auf eine Entfernung von meh- reren Metern deutlich erkennen konnte. Das Licht war grünlich und kam aus dem Innern des Körpers, der nicht in seinen einzelnen Theilen, sondern mit der ganzen Oberfläche leuchtete bis an die Spitzen der Antennen und Füsse , und nur die Augen bildeten zwei schwarze Punkte auf diesem leuchtenden Hintergrunde. Das leuchtende Indi- viduum bewegte sich sehr langsam auf dem Sande, anstatt heftig herumzuspringen wie die andern nicht leuchtenden Krebse derselben Art. Bei der Untersuchung eines Fusses des leuchtenden Krebses unter dem Mikroskop zeigte sich, dass es zwischen den Muskeln von Mikroorganismen {Micrococcus phosphoreus?) wimmelte und die Mus- keln selbst durch sie stark beschädigt waren, was die langsamen Be- wegungen des Thieres hinlänglich erklärte. Es gelang auch Giard, mit diesen leuchtenden Mikroorganismen die gesunden , nicht leuch- tenden Krebse anzustecken und bei ihnen dadurch das Leuchten her- vorzurufen. Die Krebse wurden in weniger als 3 Tagen leuchtend, leuchteten 3 — 6 Tage fort, dann begannen sie allmählich matt und unbeweglich zu werden, gingen, wie auch der zuerst gefundene Krebs, nach 3 — 4 Tagen zu Grunde, und die Leichen leuchteten noch wäh- rend einiger Stunden. Dieser bis jetzt meines Wissens noch ganz vereinzelt dastehenden Beobachtung kann, wie mir scheint, mit grösster Wahrscheinlichkeit das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae) an die Seite gestellt werden; dafür sprechen folgende Punkte: 1) leuchten nicht besondere, speciell leuchtende Arten, sondern die gemeinsten und weit verbreiteten Formen ^). 1) Sur l'infection phosphoresc. des Talitres et autres Crustacees, Refer. in: Centrlbl. f. Bact. u. Parasitenkunde, V. 6, 1889, p. 645 (ich citire nach HßRicouRT, Les microbes lumineux, in : Revue scient., V. 45, 1890, No. 15, p. 465). 2) Die von Alenizyn mitgebrachte leuchtende CoretJira sp. scheint auch zu einer von den gewöhnlichsten Arten zu gehören, doch gelang es mir nicht, sie näher zu bestimmen. 64 PETER SCHMIDT, 2) Das Leuchten ist (sowohl nach meinen eigenen Beobachtungen wie auch nach den Angaben von Alenizyn und nach Ssorokin) nicht auf irgend einen Punkt localisirt, sondern nimmt den ganzen Körper und alle seine Anhänge (Füsse, Antennen) ein. Das Leuchten ist auch vom Willen des Thieres ganz unabhängig und dauert selbst in Alkohol noch lange Zeit fort (s. oben). Ich habe sogar einen in ein Spinnen- gewebe gerathenen und zum Theil schon von der Spinne ausgesogenen (der Kopf war abgebissen) Chironomus gefunden, und dennoch leuchtete sein Körper, wenn auch nicht so stark wie bei den lebendigen. 3) sind die leuchtenden Insecten sehr wenig beweglich, wodurch sie sich von unsern Zuckmücken derselben Art bedeutend unterscheiden. Alenizyn sagt in seiner Mittheilung von den am Aral-See beobachteten leuchtenden Insecten folgendes^): „Ich habe keine selbständigen Be- wegungen der Insecten beobachtet, die, welche ich in die Hände nahm, blieben vollkommen unbeweglich. Beim Anrühren schienen einige Individuen undeutliche Bewegungen zu machen, gewöhnlich fielen sie aber dabei nieder, und da sie grösstentheils sich an der äussern Seite des Schifisbords gruppirten, so geriethen sie ins Wasser." Bei- nahe dasselbe berichtet auch Ssorokin über die leuchtenden Chirono- miden am Issykkul *), und ich kann nach meiner eigenen Erfahrung nur seine Worte bestätigen. Den Angaben der Einwohner zu Folge sieht mau die leuchtenden Insecten sehr selten fliegen, sondern sie sitzen immer beinahe unbeweglich an den Aesten der Sträucher, wovon ich mich auch selbst überzeugen konnte. Es genügt, ein Kästchen, ein Glas oder einfach die flache Hand unter das leuchtende Insect unterzuschieben, den Ast ein wenig zu schütteln — und die Mücke fällt nieder in das Kästchen oder in die Hand herein und versucht nicht einmal wegzufliegen. Ueberhaupt macht das leuchtende Insect den Eindruck eines erkrankten und jedenfalls eines anormalen Indi- viduums. 4) sind weder von Kusnezoff ^), der die von Ssorokin einge- schickte Sammlung untersuchte, noch von mir selbst vermittels der Schnittmethode (Boraxkarmin, Paraffin) irgend welche den Leucht- organen ähnliche Gebilde gefunden worden. Die ziemlich gut conser- virten Zuckmücken Alenizyn's (die meinigen sind viel schlechter conservirt, da ich sie in Gläser mit einfachen Korken gebracht hatte. 1) 1. c. V. 12. 2) I. D. Kusnezoff, 1. c. p. 170. 3) 1. c. p. 170. Ueber das Leuchten der ^uckmücken (Chironomidae). ß5 wobei der Alkohol wahrscheinlich etwas verdunstet ist) zeigen auf den Schnitten nur einen stark entwickelten Fettkörper mit seinen typischen weitmaschigen Zellen. 5) leuchten die SS ebenso wie die ?$, und folglich kann das Leuchten wohl schwerlich eine Rolle in sexueller Beziehung spielen ; selbstverständlich kann das Leuchten auch nicht zum Beuteanlocken dienen, da die Zuckmücken keine Raubinsecten sind. Die Analogie der drei ersten Punkte mit den oben citirten Beob- achtungen Giard's ist so einleuchtend, dass sie wohl kaum einer näheren Besprechung bedarf. Diese Analogie wie auch die zwei letzten Punkte sprechen aber dafür, dass auch die Ursache des Leuchtens dieselbe ist wie bei Talitrus, dass wir hier also ebenfalls eine Infection mit leuchtenden Mikroorganismen vor uns haben. Um sich in der Richtigkeit dieser Annahme zu überzeugen, wäre selbstverständlich das einfachste, so wie es Giard gethan hat, die Mikroorganismen direct nachzuweisen. Das ist mir leider bei der so ungenügenden Conservirung der Objecte nicht gelungen. Ich habe versucht, verschiedene Bakterienfärbungen (Methylen- blau-Eosin, Gentiana -Violet, die GRAM'sche und die Gram - Günther- sche Methode) anzuwenden, doch ohne ein deutlich positives Resultat zu erhalten. Es waren zwar in manchen Zellen des Fettkörpers, in Plasma eingeschlossen, sich stark färbende Körner zu sehen, ob das aber Mikroorganismen oder bloss irgend welche Concremente oder Zerfalls- producte der Zellen sind, ist unmöglich zu entscheiden, so lange man nicht ein frisches Object oder wenigstens Controllpräparate des ge- wöhnlichen nicht leuchtenden Chironomus zu untersuchen im Stande sein wird. Der beste Beweis wäre selbstverständlich, wenn Infectionsversuche wie mit Talitrus gelängen. Wir müssen also einstweilen noch auf die endgiltige Entscheidung der interessanten Frage nach den Ursachen des Leuchtens der Zuck- mücken verzichten, da alle angeführten Punkte wohl nur als indirect, nicht aber als direct beweisend anzusehen sind, und wenn ich gewagt habe, mich für die bakterielle Ursache der noch so wenig erforschten Erscheinung auszusprechen, so geschah es aus zwei Gründen : 1) weil ich überzeugt bin, dass die dargelegten Gründe doch Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 5 66 PETER SCHMIDT, Ueber das Leuchten der Zuckmücken (Chironomidae). ziemlich gewichtig sind und die bakterielle Ursache des Leuchtens wenigstens in hohem Grade möglich machen ; 2) weil ich dachte, dass irgend eine auf Thatsachen basirte Er- klärung der interessanten Erscheinung doch besser ist als keine. Meine Absicht war auch , noch einmal die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf die betreffende Erscheinung zu lenken und dadurch vielleicht Jemanden zu einer näheren Untersuchung anzuregen. iMöglich scheint es mir zu sein, dass die leuchtenden Zuckmücken auch in Westeuropa vorkommen, wie das schon aus der bis jetzt zwar erst vereinzelt dastehenden Beobachtung Brischke's hervorgeht. Vor allen haben aber die russischen Naturforscher gute Gelegen- heit, die Erscheinung näher kennen zu lernen, da sie in unseren Ge- bieten in gewissen Ortschaften (z. B. am Issykkul-See) nicht als Aus- nahme, sondern als Regel beobachtet werden kann. Die Frage nach den Ursachen des Leuchtens der Zuckmücken scheint mir schon deshalb von einem hohen biologischen Interesse zu sein und eine gründliche Erforschung zu lohnen, weil, wenn sich meine Voraussetzungen bestätigen sollten, das Leuchten der Zuck- mücken das zweite Beispiel bakteriell-pathologischen Leuchtens von Thieren bilden würde. Petersburg, 1./13. März 1894. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die von Fürst Ruspoli und Prof. Dr. 0. Keller im Somalilande erbeuteten Orthopteren. Von Dr. A. T. Schulthess-Rechl)erg in Zürich. Hierzu Tafel 4. Im Herbst des Jahres 1891 unternahm Fürst Ruspoli unter Be- gleitung des Naturforschers Prof. Dr. Keller eine Reise ins Somali- land. Nach unfreiwillig verlängertem Aufenthalte in Aden begann die Expedition im August die Landreise in Berberah, überschritt das Küstengebirge über den Pass Gerato, durchzog in genau südlicher Richtung die fruchtbare Steppenlandschaft des Ogadeen, das Thal des Webi und rückte dann in südwestlicher Richtung bis gegen das Thal des Dschuba vor, wo aber äussere Verhältnisse die Rückkehr nöthig machten, welche auf dem gleichen Wege Ende September erfolgte. Bei der Bestimmung der Ausbeute stellte mir Herr Hofrath Brunner von Wattenwyl seine reiche Sammlung in liberalster Weise zur Verfügung und unterstützte mich aufs freundlichste mit Rath und That, wofür ich ihm hier meinen wärmsten Dank ausspreche. Die Zeichnungen verdanke ich der Zuvorkommenheit meines lieben Freundes Dr. Krauss in Tübingen. Dermaptera. Sphingolabis de Bormans. Sph. erytJirocephala Ol. (= F. africana Dohrn. S). Ogadeen, S- — Ausserdem afrikanische Westküste und Mada- gaskar. 5* 68 A. VON SCHULTHESS-RECHBERÖ, Blattodea. Oxyhdloidae. Oxyhaloa Br. O. minor Br., Syst. d. Blatt., 1865, p. 254, 2. Webithal, $. — Ausserdem Chartum, Zanzibar. Heterogamidae. Meterogamia Burm., Sauss. 1. H. rugosa n. S2>» S. Fusco-castanea, haud pilosa, sed margine pronoti et elytrorum ciliato. Pronotum lateribus late truncatum, dorso impressionibus irre- gularihus munitum, antice iesfaceo-marginatum. Elytra pellucida, irregulariter nigro-conspersa, margine antico ipso ferrugineo, campo mediastino usque ad tertiam partem longitudinis elytri fusco, suhtus terüa parte basali fusco, parte apicali flavo; campo anali lanceolato, infuscato, margine postico Jiyalino. Rami venae ulnaris dense irre- gulariter furcati. Alae hyalinae, margine antico pallide üavo-vittato subtus pallido, basi ipsa venis fuscis. Longit. corporis .... 6" 22 mm „ pronoti .... 7 Latit. „ 10 Longit. elytror 16,5 „ femor. posticor. . 8 „ tibiar. posticar. . 10 ,. metatarsi postici . 4,4 „ tarsor. posticor. . 8 Ogadeen, S- H. rugosa gehört in v. Saussure's Div. I (Revue de la tribu des Het6rogamiens, in: Revue Suisse de Zoolog, 1893, V. 1, p. 303) und steht in Form und Grösse der H. aegyptiaca L. nahe; sie unter- scheidet sich von derselben durch etwas bedeutendere Grösse, durch das relativ längere, seitlich breit abgestutzte Pronotum, die lanzettliche Form des Campus analis, die sehr reichliche, unregelmässige Ver- zweigung der Vena ulnaris sowie die durchsichtigen Vorder- und Hinterflügel. 3. H, africana L. = conspersa Br. (Sauss., 1. c. p. 312). Webithal, S- — Ausserdem Aegypten, Syrien. Die von Fürst Ruspoli u. Prof. Keller im Somalilande erbeuteten Orthopteren. ß9 Mantodea. Orthoderidae. JEremiajjhila Lefeb . JE. arahica Sss., M61. orthop., III. App., p. 378, 9. Die Thiere stimmen vollständig mit Saussure's Besclireibung überein, mit Ausnahme der Maasse, welche die folgenden sind: Longitudo corp ? 17,7 mm „ pronoii 4,0 „ Latitudo „ 4,0 „ Longitudo elytror 8,0 „ Latitudo ,, 5,3 „ Longitudo femor. anticor. ... 5.1 „ Ogadeen, Webithal, 2 $. — Ausserdem Arabien (Djeddah) und Afghanistan. Chiropacha Chaep. Ch. modesta n. sp, $. Grisea, nigro-fusco conspersa. Caput lenticulare, vertice ohtuso. Pronotum antice posticeque rotundatum, postice distincte quam antice angustius, marginibus integris. Elytra et alae hyalinae, venis nigro-fuscis. Femor a antica latere interno spinis 12, tibiae externe 1 1 , interne 10 armatae. Cercorum articulus ultim,us longitudinem duorum praecedentium conjunctum aequans. Longitudo corp S 28,5 mm „ pronoti 7,0 ,, Latitudo „ 3,4 „ Longitudo elytror 24,2 „ „ femorum antic. . . 6,4 „ Ogadeen, $. — In der Sammlung des Hrn. Brunner von Wattenwyl befindet sich ein S (No. 16 723) aus Damaraland, das sich von dem vorliegenden nur dadurch unterscheidet, dass die Zahl der Dorne an der Innenkante der Vordertibia 12 beträgt, dass das Endglied der Cerci die vorhergehenden an Länge kaum überragt, und dass die Maasse die folgenden sind: Länge des Körpers c? 31 mm „ „ Pronotums 7,1 „ Breite „ ,, 3,2 „ 70 A. VON SCHULTHESS-EECHBERG, Länge der Flügeldecken 22,5 mm „ des Vorderschenkels ... 6,0 „ Ch. modesta unterscheidet sich von Ch. dives Sauss. durch den abgerundeten Hinterkopf, von capitata Sauss. durch das nicht ver- längerte Occiput. Elaea Stäl. E, perloides Sss. Humhertiella perloides Sauss., Mel. orthopt., III, p. 169, 1, fig. 4, 4a. Ogadeen, meist 1^/2, einige nur 1 mm 7 jmeist 2, eins l^^ ™™ *) Beide entleerten sich gleichzeitig, und es schlüpften im Ganzen 42 Junge aus. Die von den hungernden Planarien abgelegten Cocons wurden also im Laufe der Zeit immer kleiner, und der kleinste von ihnen produ- cirte Cocon war nur halb so gross wie der grösste der von einer ge- fütterten hervorgebrachten. Ziehen wir die früher von mir verötient- lichte Tabelle mit heran (92, p. 240, welche sich auch auf hungernde Planarien bezieht), so schwankte die Zahl der aus einem Cocon aus- geschlüpften Jungen zwischen 55 bei gut genährten und 4 bei hungernden Fl. alpina. Ein am 17. März 1894 im Siebengebirge gefundener Cocon von 1,5 mm Durchmesser wurde am 27. März geötfnet und enthielt 16 nahezu ausgebildete Embryonen. Drei Paar am 1. August 1892 in Begattung angetroffene und zur weitern Beobachtung in einer besondern Schale isolirte Fl. alpina., welche seit dem 16. Juli 1892 im Aquarium hungerten und auch ferner- hin ohne Nahrung belassen wurden, legten gar keine Cocons ab , ob- wohl sie noch Monate lang lebten. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. 157 Nachdem so in der Concurrenz um die Nahrung die vermuthliche Ursache gefunden ist, welche es PI. gonocephala ermöglicht, die beiden andern zurückzudrängen, gilt es, festzustellen, ob sie bereits an der obern Grenze des von ihr bewohnbaren Gebietes angekommen ist oder nicht, mit andern Worten, ob wir stabile Verhältnisse vor uns haben oder, was interessanter wäre, eine noch in der Gegenwart sich voll- ziehende langsame Wanderung. Um alle nur auf Wahrscheinlichkeits- gründe gestützten Hypothesen zu vermeiden, wo es möglich ist, auf directer Beobachtung beruhende Thatsachen anzuführen , habe ich in der freien Natur und im Aquarium einige dahin zielende Versuche an- gestellt. Ich brachte am 1. November 1892 fünfzig Stück PI. gono- cephala aus dem Mittelbach in eine dürftige, von PI. alpina bewohnte kleine Wasserrinne an der Landstrasse (Taf. 5 Clo), und fünfhundert Stück in die Quelle des Lüttchenseifenbaches {C2n). An beiden Stellen sind eine genügende Anzahl von Gammarus, Ci/phon-Larven und anderen Thieren zur Nahrung vorhanden. Als am 23. März 1893 eine genaue Untersuchung vorgenommen wurde, war an keinem der beiden Orte eine einzige PL gonocephala mehr zu finden, ebensowenig bei der zur grössern Sicherheit vorgenommenen Controle am 9. August 1893 und 17. März 1894. Es geht hieraus hervor, dass PI. alpina noch an Orten gedeiht, wo PI. gonocephala nicht zu leben vermag. Die Quelle des Lüttchenseifenbaches bietet für Planarien sehr un- günstige Verhältnisse, sie wird im Herbste von dem abfallenden Laube vollständig zugeschüttet, das sich in den tiefern Schichten zu einer fauligen, übelriechenden schwarzen Masse zersetzt. Trotzdem hält sich hier PI. alpina neben einigen andern (oben angeführten) Thieren. An der zweiten Stelle, an der Landstrasse {C i o) wird der PI. gonocephala die Existenz durch abfallendes Laub, etwas schlammigen Boden und Mangel an hohl liegenden Steinen unmöglich gemacht. Versuche in den Aquarien zeigten ebenfalls, dass PI. gonocephala zu ihrem Gedeihen reineres Wasser verlangt als PI. alpina. Als das Wasser in einem Glasbehälter, trotzdem derselbe in kühlem Räume aufgestellt und gut durchlüftet war, anfing zu verderben, weil PI. gonocephala und alpina in zu grosser Anzahl eingesetzt waren, zeigten die bei vielen PI. gonocephala am Kopf eintretenden Selbstverstümme- lungen (vgl. S. 142) und das vollständige Zerfallen einzelner Exem- plare, dass sie ohne schleunige Erneuerung des W^assers bald alle zu Grunde gehen würden, die PI. alpina dagegen waren meist noch ganz lebensfrisch und gesund. Wie viel PI. alpina auszuhalten vermag, kann man aus Folgendem ersehen. In einem nicht durchlüfteten 11* 158 WALTER VOIGT, Aquarium mit frisch gefangenen Planarien, welches 14 Tage, vom 4. bis 18. Februar 1891, im geheizten Zimmer gestanden hatte, and dessen Wasser durch die vermodernden und bereits schwarz gewordenen Pflanzentheile übelriechend geworden war, krochen eine Anzahl PI. alpma immer noch munter umher. In langsam fliessenden , reichlich faulendes Laub enthaltenden Wasserrinnen vermag sich demnach PI. gonocephala nicht anzusiedeln, und es bleibt so für PL alpina, und auch für Pol. cornuta, noch ein beschränktes Gebiet reservirt, wo sie in gesicherter Existenz auszu- dauern vermögen und wo sie sich, uneingeschränkt durch die oben erörterte Concurrenz der stärkern Art, vermehren können. Für die Wahrscheinlichkeit der dort gemachten Annahme, dass durch den Mitbewerb von PL gonocephala den andern die Nahrung geschmälert und durch den Nahrungsmangel das Fortpflanzungsgeschäft in einer die Existenz bedrohenden Weise beeinträchtigt wird , dürfte eine in den Verbreitungsverhältnissen der beiden schwächern Planariden eigen- thümlich übereinstimmende Erscheinung wohl als Stütze dienen. Bei dem vermuthlichen Hinaufdringen im Rhöndorfer Bach (Taf. b D2) ist PL gonocephala an dem ihr keine zusagenden Existenzbedingungen bietenden Seitenbach v vorübergezogen. In diesem macht sich bei PL alpina also nur der Mitbewerb der eigenen Artgenossen geltend, und bei den günstigen Ernährungsverhältnissen (Gammarus ist hier reichlich vorhanden) führt die weniger beschränkte Vermehrung zu starker üebervölkerung, welche eine bis weit hinab reichende Aus- wanderung in den Hauptbach veranlasst. So finden wir hier im Rhöndorfer Bache das Gebiet der PL gonocephala durch eine Strecke unterbrochen, in welcher es ihr nicht gelungen ist, die Alleinherrschaft zu gewinnen, weil die Lücken in den Reihen der unterliegenden Partei durch frischen Nachschub aus dem Seitenbach v unausgesetzt wieder ausgefüllt werden. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich in kleinerm Maasstabe an einer andern Stelle, in dem Bache südöstlich vom Breiberg (CD -5), wo aber — was an der eben beschriebenen Stelle nicht die Ursache war — die Auswanderung in erster Linie durch starkes Eintrocknen der sehr kurzen Seitenbäche bewirkt wurde. Da dies aber ein Vorgang ist, welcher sich in jedem Hochsommer wieder- holt, so ist auch hier die letzte Ursache in der zu Folge starker Ver- mehrung eintretenden Ueberproduction zu suchen, welche die obere, sich wieder mit Wasser füllende Strecke immer von Neuem mit frischem Nachwuchs ausfüllt, nachdem vorher unten ein Theil des Ueberschusses in den Hauptbach hineingedrückt oder -gepumpt worden ist, wie ich Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. 159 mit Rücksicht auf die periodische Wiederkehr des Vorganges sagen möchte. Auch am Feldberg sind an einzelnen Stellen solche Enclaven von Fl. alpina im Gebiet der PL gonocephala (Taf. Q A4 und D^, im untern Theil des Baches zwischen Höherinsborn und Dreiborn); und um die Uebereinstimmung zwischen Fl. alpina und Fol. cornuta auch hierin vollkommen zu machen, so befindet sich bei Bacharach im Waschbach (Taf. 7 C'2a) im Gebiet der Fl. gonocephala ebenfalls eine Colonie von Fol. cornuta, welche aus dem kleinen Zuflüsschen a herabgewandert ist. Aus dem gleichen Grunde scheint in jenen Bächen, wo sich die Gebiete von Fl. gonocephala und einer der andern Arten auf eine längere Strecke durchdringen, durch stärkere Auswanderung von oben her die Ausrottung in dem Uebergangsgebiet hintangehalten zu werden (Taf. b B Clns\ Taf. 7 Cn)^). An vielen — im Gebiete unserer Karten wahrscheinlich den meisten — Stellen ist Fl. gonocephala sicher an der obern Grenze ihres Verbreitungsgebietes bereits angekommen und ein weiteres Vor- rücken nicht zu erwarten, an andern Stellen aber ist ebenso gewiss die obere Verbreitungsgrenze noch nicht erreicht, und ich habe be- sonders aus diesem Grunde zur Ergänzung der Siebengebirgskarte auch noch von dem Gebiete um den Feldberg eine Skizze aufgenommen, weil dort einige starke Bäche (Buchborn, i^2, Kauleborn, E3., Höheninsborn, D4) entspringen, welche der Fl. gonocephala bis zu ihrer Quelle günstige Existenzbedingungen bieten und im Laufe der Zeit vollständig von ihr besetzt werden dürften. In einem derselben, dem Kauleborn (.E5), fand ich sie bereits 50 Schritt unterhalb seiner beiden dicht bei einander liegenden Quellen. In welcher Zeit die Ausrottung der Fl. alpina an solchen Stellen vor sich gehen wird, lässt sich vor der Hand nicht angeben, jedenfalls aber dürfte sie sich nur sehr langsam, im Laufe mancher Jahrzehnte vollziehen. Um so mehr erscheint es daher angebracht, die Verbreitungsgrenze solcher Thierarten, bei welchen man noch in der Gegenwart stattfindende 1) In Bezug auf die isolirte Colonie von Fl. alpina im Kauleborn oberhalb der Landstrasse (Taf. 6 ES) muss dahingestellt bleiben, ob dieselbe aus dessen Quelle stammt oder ob sie aus einem zwischen dem Gebüsch versteckten und von mir übersehenen Nebenflüsschen einge- drungen ist ; ich wurde auf das Gesetzmässige in den eben besprochenen Erscheinungen erst im weitern Verlaufe der Excursion aufmerksam und hatte nicht mehr Gelegenheit, die betreffende Stelle noch einmal aufzu- si;chen. 160 WALTER VOIGT, Wanderungen vermuthet, für spätere Forschungen festzulegen, damit auf diese Weise zur erfolgreicheren Erörterung der Fragen über die Herkunft und die Umgestaltung unserer Fauna einiges auf statistisch festgestellten Thatsachen beruhendes Material gesammelt wird. Müssen wir auch den directen Nachweis des Vordringens von FL gonocephala der kommenden Zeit überlassen, so können doch vor der Hand zur weiteren Stütze der Annahme einer erst später erfolgten Einwanderung dieser Planarie in Mitteleuropa hier auch noch die Resultate angeführt werden, welche das Studium ihrer Verbreitung an andern Orten ergeben hat. Ist die Annahme richtig, so ist bestimmt zu erwarten, dass alle Einzelheiten der oben dargelegten Beziehungen der Planarien zu einander bei genauerem Nachsehen sich überall nachweisen lassen ; und einige der bereits vorhandenen Angaben deuten in der That darauf hin, dass dies auch wirklich der Fall ist. So schreibt mir unterm 10. Februar 1893 Dr. Collin, seine 1891 in der Gesellschaft Naturforschender Freunde zu Berlin gemachte Mittheilung bestätigend und ergänzend : „Auch im Harz kam PI. alpina im obersten Lauf eines Baches nur eine ganz kurze Strecke vor, deren Länge ich allerdings nicht gemessen habe. Beide Planarien scheinen sich auch hier gegenseitig auszuschliessen." Ebenso stellte Borelli (93, p, 3) unabhängig von mir fest, dass PI. gonocephala in den untern Theilen der Alpenbäche zahlreich verbreitet ist, nach oben zu aber immer seltener wird, um von einer gewissen Höhe ab der PL alpina das Gebiet allein zu überlassen. Iijima (87, p. 340) aber fand im Thü- ringer Walde beide zusammen, sammelte also vermuthlich an der Grenze der Verbreitungsgebiete. Kennel (89, p. 452) vermuthete in PL alpina ein Relict aus der Eiszeit, und ich kann mich seinen mit triftigen Gründen belegten Ausführungen ohne weiteres anschliessen ^). Die zufällige Entdeckung von PL alpina im Siebengebirge veranlasste mich, die sich darbietende Gelegenheit nicht unbenutzt zu lassen, ihre Verbreitung gerade mit Rücksicht auf diesen Punkt etwas genauer zu studiren. Wenn die Planarie, sagte ich mir, zur Eiszeit in den Ebenen Mitteleuropas allent- halben verbreitet war und sich beim Wärmerwerden des Klimas später in die kältern Bergwässer zurückzog, so darf sie dort, wo ihr jetzt 1) Nur betreffs eines , mit der uns beschäftigenden Frage nicht direct in Zusammenhang stehenden Punktes, nämlich der Geschwindig- keit, mit welcher sich nach ihm in frischen Regenwasser-Tümpeln inner- halb zweier Tage Thiere wie Sranchijms bis zur Geschlechtsreife ent- wickeln sollen, kann ich nicht umhin, Einwendungen zu erheben. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. 161 noch günstige Existenzbedingungen geboten werden , wie im Sieben- gebirge, nicht vereinzelt vorkommen, sondern muss in allen Bächen verbreitet sein, was sich, wie wir gesehen haben, denn auch bestätigt hat. Da aus diesen Funden zu schliessen war, dass sie gar nicht so selten ist, wie nach den bisher so spärlichen Fundortsaagaben an- zunehmen war, sondern dass sie wegen ihres versteckten und eng beschränkten Aufenthaltes beim Absuchen der Bäche nur meist über- sehen worden ist, so suchte ich weiter nach ihr im Taunus und in den Vorhöhen des Hunsrückens. Ich fand sie dort am Feldberg ebenfalls allenthalben verbreitet, bei Bacharach aber nur an einer einzigen, ganz isolirten Stelle, in den übrigen Bächen dagegen durch Pol cornuta vertreten. Da diese nun ganz die gleichen Beziehungen zu Fl. gonocephala erkennen lässt, so ist auch sie als ein älteres Mitglied unserer Fauna zu betrachten, welches sich vor dem Erscheinen von PI. gonocephala mit PI. alpina in das Gebiet theilte. Das sporadische Auftreten der PI. alpina in einem der Quell- bäche bei Bacharach (Taf. 1 D4) hat viel Uebereinstimmendes mit dem von Kennel an der Alaudsquelle bei Würzburg gemachten Fund. So wenig wie in der letztern PI. alpina ausgerottet wurde, trotzdem durch die Erdarbeiten, welche bei dem Aufbau der Weinbergsmauern und dem Fassen der Quelle vorgenommen wurden, die ursprünglichen Verhältnisse stark gestört worden sind, so wenig hat die wahrschein- lich nicht lange vor meiner Anwesenheit in Bacharach an der dortigen Alpina-Quelle vorgenommene Ausschachtung die Thiere vernichtet. Man hat dort die an einem steilen Abhänge etwa 30 m über dem Riesellerbach entspringende Quelle durch einen mehrere Meter tiefen Einschnitt in das Gestein erweitert, aber trotz dieser Arbeiten, welche den kurzen Abfluss jedenfalls auf längere Zeit stark verunreinigten, und trotzdem man aus dem Bette der Rinne, um sie zu vertiefen, die Steine aufs Trockene geworfen hatte, ist PI. alpina doch erhalten geblieben. Zu Gunsten der auch von mir getheilten Ansicht Kennel's, dass PI. alpina bei Würzburg nicht durch Verschleppung an die betreffende Stelle gekommen ist, sondern dass sie sich seit der Postglacialzeit dort erhalten hat, kann ich anführen, dass diese Thiere ausserordent- lich lange zu hungern vermögen, also auch bei den in solchen kleinen Quellen zeitweise sehr ungünstigen Ernährungsbedinguugen doch nicht leicht zu Grunde gehen. So fasteten zwei dieser Planarien bei einem meiner Versuche 11 Monate, vom 16. Juni 1892 bis zum 19. Juli 1893, wo die eine im Zerfall begriffen, aber noch einige Lebenszeichen von 162 WALTER VOIGT, sich gebend angetroffen , die andere aber zur histologischen Unter- suchung conservirt wurde. Während dieser Hungercur wurden die beiden Thiere ununter- brochen kleiner »). Sie hatten Anfangs eine Länge von 12 mm, waren also nicht besonders wohl genährt, da erwachsene und gut gefütterte Exemplare bis 15 mm lang werden. (Die Planarieu schwellen durch die aufgenommene Nahrung wie ein ausgedehnter Kautschukbeutel nicht unbeträchtlich auf; ich fütterte z. B. eine PL alpina von 10 mm Länge und IV2 nuii Breite mit einem Stück zerschnittenen Mehl- wurmes ; nach reichlich eingenommener Nahrung mass sie am nächsten Tage 12 mm in der Länge und 2^2 m™ i" der Breite. Die Pigment- zellen der Haut werden dabei auseinandergedrängt, und die durch- schimmernden, von der weissen Nahrung erfüllten Darmäste geben dem Thier ein helleres, marmorirtes Aussehen ; nur der Kopf behält seine ursprüngliche Grösse und bleibt dunkel. Hungernde Planarien mit nicht zu spärlich entwickeltem Pigment sind über den ganzen Körper dunkel.) Von den beiden hungernden Exemplaren mass bei langsamem Kriechen am Länge Breite Länge Breite B 3 mm f mm 18. 11 f> 11 3 5. Juni ti 11 2 19. 11 11 11 2 ■*• i 11 2 (zerfallen). Das überlebende Thier hatte also nach 11 monatigem Fasten um ^/^ seiner Länge abgenommen, das andere war bereits nach lOV^nionatigem Hungern sogar um ^/g kleiner geworden! Bei einem zweiten, am 8 Septbr. 1893 begonnenen Hungerexperi- ment nahmen die Thiere den Winter hindurch nicht sehr merklich ab, sondern begannen erst jetzt im Frühjahr beträchtlich zusammen- zuschrumpfen . Es bleibt schliesslich noch übrig, zu prüfen, ob alle Einzelheiten der geographischen Verbreitung von PI. alpina und Pol. corniUa und ihre biologischen Verhältnisse mit der Annahme, dass sie Eiszeitrelicten sind, in Einklang stehen. Wenn wir ihr Vorkommen in beschränkterem Gebiet zunächst daraufhin untersuchen, so ist zu erwarten, dass um 1) Schon Fkanz Feed. Schulze (36, p. 16) machte die Beobachtung, dass hungernde Planarien weiterleben und dabei ihre Körpersubstanz allmählich aufzehren, stellte aber keine sich über längere Zeiträume erstreckende Hungerversuche mit diesen Thieren an. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. \ß'S das CeDtrum ihrer Verbreitung in einem Gebirge herum noch zahl- reiche isolirte Fundstelleu vorhanden sind, die um so spärlicher werden, je mehr mau in die Vorberge hinabsteigt. Ich habe die nördlichen Vorlande des Siebengebirges und die gegenüberliegenden Höhenzüge auf der linken Rheinseite daraufhin auf zahlreichen Excursionen durchmustert und mich überzeugt, dass die Funde den Erwartungen entsprechen. Während PL alpina am Feldberg nirgends vermisst wurde, fehlte sie im Siebengebirg'e bereits im Bereich der Karte an mehreren Stellen. Zunächst an einer dicht am Rhein am Südende von Königswinter gelegenen Quelle (Taf. 5 Ä2). Durch Bahn- und Strassenbau sind hier die natürlichen Verhältnisse in solchem Maasse gestört, dass die früher vielleicht vorhanden gewesenen PI. alpina dadurch wohl vernichtet worden sein können. Ferner wurde die Planarie an einer Stelle nordöstlich von der Löwenburg {E3y) ver- misst. Hier ist durch einen ausgegrabenen kleineu Tümpel das spär- liche Wasser der sumpfigen Quelle neben der Landstrasse abgefangen, das obere Stück der Wasserrinne trocknet mit Ausnahme des Tümpels im Sommer völlig aus, und der schlammige, als Viehtränke benutzte Tümpel selbst bietet für Planarien keinen erträglichen Aufenthalt; es fanden sich darin ausser einigen Cyplion- und ein paar andern Insecten- larven nur Gammarus pulex und ein paar sehr schlecht genährte Nephelis vulgaris. Ohne Beeinflussung von Seiten des- Menschen scheint PI. alpina dagegen au zwei andern Stellen verschwunden zu sein, nämlich in dem vorletzten rechten Zufluss des Mühlenbaches und in einem Seitenzweig des letzten {ABlr und t). Wenn PL gono- cephala vom Rhein her in den Mittelbach eingewandert ist, so ist sie auch zuerst in die untersten Seitenbäche eingedrungen und hier dem- nach länger im Kampf mit PL alpina als in den obern. Wie hier die alpine Planarie, so scheint im Gebiet von Bacharach ebenfalls auf natürlichem Wege Polycelis corniUa im Quellgebiet eines der Bäche ausgerottet worden zu sein (Taf. 7 E4). Am Nordabhang des Siebengebirges, ausserhalb des Bereiches unserer Karte, ist PL alpina in der Quelle des Dollendorfer Baches, welche im Thale an der Trassmühle zu Tage tritt, und in den sechs Quellen seiner am Fusse des Nonnenstromberges und Petersberges entspringenden Seitenbäche vorhanden, auch noch in dem auf Römling- hofen zu tiiessenden Bach am Nordrande der Dollendorfer Hardt, 3 km nord-nordwestlich vom Petersberg. Sie fehlt aber in den 5 km nördlich vom Petersberg gelegenen Quellen des Roieberbaches und ebenso in der 6 km entfernten Quelle bei Hoholz, die ausserhalb des 164 WALTER VOIGT, Waldes zwischen Feldern liegen. Die beiden Hauptäste des Roieber- baches bei üngarten entspringen aus je zwei Tümpeln ; davon sind die beiden grössern östlichen von Folycelis nigra besetzt, die beiden west- lichen dagegen, welche im Sommer fast ganz austrocknen, sind nicht von Planarien bewohnt. Im Abfluss der östlichen haust, einige Schritt weit mit PoJycelis nigra gemischt, dann allein Fl. gonocephala, welche auch den Abfluss des westlichen, ebenso wie die Seitenzuflüsse des Roieberbaches und auch das zum Gebiet des Lauterbaches gehörige Wässerchen von Hoholz in Beschlag genommen hat, wo sie überall bis zur Quelle vorkommt. Die durch lehmigen Boden fliessenden Quellbäche von Vinxel und von Heiderhof (welche östlich von denen des Roieberbaches liegen) beherbergen gar keine Plauarien. Nehmen wir an, man würde den Wald im Siebengebirge einmal völlig ausrotten, um den Boden der Landwirthschaft dienstbar zu machen, so würde eine Anzahl von jetzt bereits nur spärliches Wasser enthaltenden Rinnsalen ganz austrocknen ; eine Anzahl anderer, deren Quellen jetzt im Sommer immer ein Stück herabrücken, indem das Wasser tiefer unten aus den Bergen hervorsickert als in der nassen Jahreszeit, würden soweit verkümmern, dass Fl. alpina aus dem ihr gegenwärtig noch reservirten Gebiet hinunter in das Bereich der Fl. gonocephala wandern müsste; aber auch in den übrigen, wasserreichern und trotz der geänderten Verhältnisse bestehen bleibenden Quellen würde die Existenz von Fl. alpina gefährdet werden, indem diese Quellen nach dem Schwinden des Waldes nicht mehr mit Laub über- schüttet und in Folge dessen für Fl gonocephala bewohnbar werden würden. Gleichzeitig würden in Folge der stärkern Bestrahlung durch die Sonne die mittlere Bodentemperatur und vor allem die Maxima im Sommer etwas steigen , ebenfalls zum Schaden der Fl. alpina, welche gegen Wärme etwas empfindlicher ist als Fl. gonocephala. Es ist nicht zu bezweifeln, dass in Wirklichkeit Fl. alpina auf solche Weise in Folge der Ausrottung der Wälder an vielen Stellen verschwunden ist, aber ich habe mich überzeugt, dass sie unbeeinflusst von der landwirthschaftlichen Cultur auch in den noch mit Wald be- deckten Vorbergen von Fl. gonocepthala an manchen Stellen bereits ver- drängt worden ist. So fehlt sie auf den Anhöhen der linken Rhein- seite zwischen Godesberg und Bonn innerhalb des Kotteuforstes in den Quellen des Friesdorfer Baches. Im Gebiet des 2 km westlich von Friesdorf entspringenden Engelsbaches fehlt sie im obern Ab- schnitt des Hauptbaches, welcher im Sommer auf eine längere Strecke zu einer Reihe kleiner, sumpfiger Tümpel eintrocknet, in seinen zwei Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. 165 kleinen Seiteubächen bei Ippeuclorf dagegen, von denen der linke ausserhalb des Waldes zwischen Feldern liegt, ist sie noch vorhanden. Am Revier Katzenloch des Kottenforstes , südlich von Röttgen, haben wir auch ein Gegenstück zu dem versprengten Vorkommen von PI. alpina im Gebiet der Fol. eornuta bei Bacharach, indem an dieser einzigen Stelle im Bonner Gebiet die letztere neben ersterer auftritt. Auf der Ostseite des Fahrweges, welcher von Röttgen nach der Försterei Schönwaldhaus führt, vereinigen sich drei kleine Quellen nach wenigen Schritten zur Bildung eines wenig umfangreichen Weihers, dessen Abfluss sogleich in den Endenicher Bach mündet. Die beiden Planariden sind hier in der Weise mit einander vermengt, dass in den Quellen die Anzahl von PI. alpina., im Weiher die An- zahl von Pol. eornuta beträchtlich grösser ist. Der Endenicher Bach ist an dieser Stelle von PI. gonocepliala und etwas weiter oben, west- lich vom Fahrweg, von PI. alpina besetzt. In dem Wasser, welches aus der westlich vom Fahrweg gelegenen Wiese in den Endenicher Bach sickert, hat sich Pol. nigra angesiedelt. Im Taunus fand ich PI. alxnna im Quellgebiet eines linken Neben- flüsschens der Lahn unterhalb Weilburg, abwärts im gleichen Bach PI. gonocepliala] in einigen Bächen der östlichen Ausläufer bei Nau- heim dagegen nur die letztere bis hinauf in die Quellen. Werfen wir noch einen Blick auf die geographische Verbreitung im Ganzen, so haben wir allerdings lebhaft den Uebelstand zu be- klagen, dass unsere Kenntnisse in dieser Beziehung noch sehr mangel- haft sind, und dass wir daher vor der Hand manche Lücke nur ver- muthungsweise ausfüllen können. Immerhin reicht das vorhandene faunistische Material wenigstens so weit aus, um danach prüfen zu können, ob die Schlüsse, welche aus dem Studium der Verbreitung im engern Gebiet auf die Vorgeschichte unserer drei Planariden gezogen wurden, voraussichtlich ihre Bestätigung finden werden , wenn ihre Gesammtverbreitung genauer bekannt sein wird. Polycelis eornuta kommt, soweit ich aus den Werken, welche mir zur Hand sind, ersehe, vor in der Moskwa (Rossinsky, 92), bei Graz, (0. Schmidt, 60, p. 26), im Böhmerwald (Vejdovsky, 90, p. 147), im Isergebirge (Zacharias, 95, p. 576), im Thüringerwald, wo sie durch S. ScHULTZE gesammelt wurde (0. Schmidt, 60, p. 26), bei Bonn, bei Bacharach (Voigt), im Schwarzwald (wo Dr. Strubell die Freundlichkeit hatte, für mich einige Exemplare bei St. Blasien zu sammeln und mir zur Bestimmung mitzubringen), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in den Meeralpen (Borelli, 93, p. 9), in Frankreich bei 16G WALTER VOIGT, Vigan am P'usse der Cevennen (Duges, 30, p. 84) und bei Wizernes im Departement Pas-de-Calais (Hallez, 93, p. 141 ), in Belgien bei Roisin nahe der französischen Grenze (Hallez, 93, p. 141) und endlich in England (Johnson, 22, p. 440, Johnston, 65, p. 10). Planaria alpina wurde bisher gefunden im Riesengebirge (Zacha- EiAS, 88, p. 704), im Harz (Collin, 91, p. 177), im Thüringerwald, wo sie bei Friedrichroda von Meissner (Collin, 91, p. 179) und bei Eisenach von Iijima (87, p. 339) gesammelt wurde, bei Würzburg (Kennel, 89, p. 44), wahrscheinlich in der Rhön (Leydig, 81, p. 148), im Siebengebirge, Hunsrück nnd Taunus (Voigt), im Schwarzwalde (ZscHOKKE, 91, p. 476), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in den graubündener und rhätischen Alpen (Imhof, 87, p. 92 u. 99, Kennel, 89, p. 450, Zschokke, 91, p. 489), in den Meeralpen (Dana, 1766, BoRELLi, 93, p. 2) und in Schottland (Dalyell, 53, p. 111). Das Verbreitungsgebiet von Planaria gonocephala ist sehr gross, denn sie scheint nicht nur durch ganz Mitteleuropa allenthalben häufig vorzukommen, sondern wurde auch in Japan gefunden (Iijima, 87, p. 338), wonach anzunehmen ist, dass sie das ganze nördliche Asien ebenfalls bewohnt. Wahrscheinlich ist sie auch über Nordamerika verbreitet, wenn anders sich die Vermuthung von Hallez (92, p. 42) bestätigt, dass die von Girard 1850 unter dem Namen Dugesia gono- cejihaloides beschriebene Planarie mit PL gonocephala identisch ist. In Europa fand man sie in der Mur und ihren Seitenbächen bei Graz (0. Schmidt, 60, p. 26), an vielen Orten in Böhmen (Vejdovsky, 90, p. 146), im Thüringerwald (Iijima, 87, p. 338), bei Bonn, Bacharach und im Taunus (Voigt), in der Rhön, im fränkischen Jura, bei Tü- bingen und bei Amorbach im Odenwald (Leydig, 81, p. 148), bei Basel (Fuhrmann, 94, p. 134), in Frankreich bei Montpellier (Duges, 30, p. 83), in den Departements Pas-de-Calais und Somme (Hallez, 93, p. 139), in der belgischen Provinz Hennegau (Hallez, 93, p. 139) und in Italien in den Meeralpen (Borelli, 93, p. 8). Mag die erwähnte Dugesia gonocephaloides mit PI. gonocephala wirklich ganz übereinstimmen oder nicht, so ist sie in letzterm Falle doch sehr wahrscheinlich so nahe mit ihr verwandt, dass man annehmen muss, beide sind Nachkommen einer und derselben früher über das ganze holarktische Gebiet verbreiteten Stammform. Dies scheint sehr wenig für die oben vertretene Ansicht zu sprechen, dass sie ein jüngeres Mitglied der mitteleuropäischen Fauna sei als PI. alpina und Polycelis cornuta. PI. gonocephala ist ein Thier, welches das schneller fliessende und Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Veibreit.-Geb. v. Planaria alpina. \Q'J kühlere Wasser der bergigen Gegenden liebt und in der Tiefebene vermutlilich fehlt oder wenigstens seltener ist. Setzen wir den Fall, jetzt erst wanderte, ohne dass die Zoologie Kenntniss davon nähme, eine andere Planaride, z. B. Dendrocoelum, in den Bächen aufwärts und drängte PI. gonocephala in den obern Regionen zusammen, oder irgend welche sonstige Thiere, etwa Fische, rotteten dieselbe in den tiefer gelegenen Gegenden aus, so würde sie eine ähnliche sporadische Verbreitung bekommen, wie die beiden andern, und man würde sie mit anscheinend ganz derselben Berechtigung als ein Relict der Eiszeit bezeichnen können. Wollte man aber, um doch ihre späte Einwande- rung wahrscheinlich zu machen, behaupten , es seien gleich nach der letzten Vereisung Mitteleuropas erst PI. alpina uud Pol. cornufa., in jüngerer Zeit aber erst PI. gonocephala vom Meere aus in die Fluss- gebiete eingedrungen, so ist einzuwenden, dass zu einer solchen An- nahme nicht die geringste Berechtigung vorhanden ist, da sich ja in diesem Falle jetzt noch ganz nahe verwandte oder gar dieselben Arten in den nördlichen Meeren vorfinden wüi'den. Wir sind vielmehr ge- zwungen, die Zeit, wo die Vorfahren unserer Planariden aus dem Meere in das Süsswasser einwanderten, viel weiter zurückzuverlegen, weil die im Verhältniss zur Meeresfauna so spärliche Anzahl der Süsswasser - Thierformen darauf hinweist, dass die Bevölkerung des süssen Wassers durch einwandernde Meerthiere nur ausserordentlich langsam vor sich gegangen ist. So würde es denn ein vergebliches Bemühen sein, aus der jetzigen Verbreitung unserer drei Planariden ihre Vorgeschichte mit einiger Sicherheit zu ergründen, wenn nicht die Möglichkeit vorhanden wäre, Vertreter anderer Classen des Thierreichs zum Vergleich heranzuziehen, für welche die Mittel und Wege der Verbreitung ziemlich die gleichen sind, deren hinterlassene fossilen Reste uns aber zugleich in Stand setzen, die Verschiebungen, welche die Grenzen ihres Verbreitungs- gebietes in der vergangenen geologischen Epoche erlitten haben, fest- zustellen, nämlich die Süsswassermollusken. W^enn wir finden , dass die präglaciale Süsswasserfauna der heutigen fast vollkommen ent- spricht, so dürfen wir annehmen, dass wohl auch unsere drei Wurm- arten zu dieser Zeit schon in Mitteleuropa vorhanden waren, und dass sie im Verlaufe der Eiszeit dieselben Schicksale erlitten wie die Mollusken. PL gonocephala (oder deren und der Dugesia gono- cephaloides gemeinsame Stammform) wird sich bereits in der Tertiär- zeit über die den europäisch-asiatischen Continent mit Amerika und den japanischen Inseln verbindenden Landbrücken gleichmässig in dem 168 WALTER VOIGT, ganzen holarktiscben Gebiete verbreitet haben, wie manche unserer Süsswasserraollusken , z. B. Limnaea truncatula^ die jetzt noch in Europa, Asien und Nordamerika vorkommt. PI. alpina und Pol. cornuta aber bewohnten , wenn man nach ihrer jetzigen Verbreitung einen Rückschluss machen darf, auch in der Präglacialzeit nur den alten Continent. Da die Temperaturschwankungen im Wasser sich nicht in dem Maasse geltend machen wie in der Luft, so war für die Süsswasser- fauna die Erniedrigung der Temperatur während der Eiszeit nicht ganz so empfindlich wie für die Landfauna. Es blieben die eury- thermen Süsswasserthiere Mitteleuropas (zu denen wohl der grösste Theil unserer Süsswasserraollusken zu rechnen ist) dort erhalten und wurden nur auf enge, von der Vergletscherung frei bleibende Bezirke beschränkt. Die stenothermen , vom Ende der Tertiärzeit bis dahin noch erhalten gebliebenen Thiere starben aus {Dreissensia polymorpha, Lithoglyphus naticoides, Paludina diluviana sowie auch der Karpfen), dafür drangen die stenothermen, bereits längst der Kälte angepassten Thiere des Nordens in das Gebiet ein (z. B. die Salmoniden), während gleichzeitig die der Gebirge in die Ebene herabwanderten. Als das Klima nach der Eiszeit wärmer wurde , gingen die stenothermen arktischen und alpinen Arten in der Ebene wieder zu Grunde bis auf einzelne Reste, welche sich an kühlern Localitäten zu halten ver- mochten, die übrigen wanderten nach den wieder vom Eise entblössten nördlichem Gegenden und in die höhern Gebirge. Da eine Ver- mischung der vom Norden eingewanderten und der Gebirgsfauna statt- gefunden hatte, so drangen unzweifelhaft bei dieser Gelegenheit eben- sowohl einzelne alpine Thiere nach Norden, wie nordische sich in die Alpen zurückgezogen haben. Die eurythermen Arten breiteten sich nach der Eiszeit wieder gleichmässig in ihrem frühern Wohngebiete aus. Obwohl also auch sie sich seit der Eiszeit in Mitteleuropa er- halten haben, so bezeichnen wir doch, dem üblichen und zweckmässigen Gebrauche folgend, nur die stenothermen Arten , welche durch ihre sporadische Verbreitung anzeigen, dass sie sich dem jetzigen wärraern Klima nicht haben anpassen können, als Eiszeitrelicten. Angenommen, PI. alpina und Polycelis cornuta hätten als steno- therme Kältethiere auch schon in der Priiglacialzeit die höhern Re- gionen der Flusssysteme, nur nicht in so sporadischer Verbreitung wie jetzt, PI. gonocephala aber die tiefer gelegenen inne gehabt, so drangen die erstem, als die Eiszeit hereinbrach, mit den andern Süss- wasserthieren der Gebirgsbäche nach der Ebene herab. Lassen wir Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina. ^69 nun Fl. gonocephala durch die Eiszeit mit Dreissensia polymorpha und den oben mit dieser zusammen genannten Thieren in Mitteleuropa zu Grunde gehen, während sich PL alpina und Pol. cornuta in der Ebene verbreiteten, und lassen wir nach der Eiszeit PI. gonocephala aus wärmern Gegenden, also etwa aus dem Südosten Europas, wieder in das frühere Gebiet zurückkehren, so haben wir damit Verhältnisse geschaffen, welche die jetzige Verbreitung erklären könnten. Es scheint nun allerdings eine höchst gezwungene Annahme zu sein, dass zu Gunsten der soeben vorgetragenen Hypothese ein Thier durch die Eiszeit ausgerottet sein soll, welches gar nicht besonders empfindlich gegen Kälte ist, und ich würde auch lieber auf einen solchen Erklärungsversuch verzichtet haben, wenn ich nicht noch eine Thatsache anführen könnte, womit sich die Annahme doch einiger- maassen begründen lässt. Dies ist der Einfluss der Temperatur auf das Fortpflanzungsgeschäft und auf die Entwicklung der Embryonen. In seinem Buche über die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere ist schon von Semper (80, V. 1, p. 150) darauf hingewiesen worden, dass man bei der Erörterung der Frage über die Temperatur- grenzen, innerhalb deren die Existenz einer Thierart möglich ist, nicht die Widerstandsfähigkeit des ausgebildeten Thieres allein in Betracht ziehen dürfte, sondern auch die Einwirkung der Temperatur auf die Reife der Fortpflanzungsorgane zu berücksichtigen habe, da unter Verhältnissen, wo das Thier selbst noch ganz wohl zu leben vermag, doch die Entwicklung der Geschlechtsproducte gehemmt oder ganz gestört werden kann. Aus unserer Süsswasserfauna lässt sich als Beispiel hierfür der Karpfen anführen. Man wird es leicht erklärlich finden, warum dieser gleich bei Beginn der Eiszeit in Mittel- europa aussterben musste, wenn man von den Fischzüchtern erfährt, dass er in Wasser, welches weniger als + 19 ** C warm ist, nicht laicht. Ferner, da die Embryonen im Allgemeinen viel empfindlicher gegen Aenderungen der äussern Existenzbedingungen sind als die erwachsenen Thiere, ist anzunehmen, dass die Entwicklung derselben in der Regel in diejenige Jahreszeit fällt, deren Temperatur den Verhältnissen, unter welchen die betreffende Art früher lebte, am meisten entspricht. So sind unsere Salmoniden, deren viele durch ihre jetzige, zum Theil recht sporadische Verbreitung in den kühlen Seen und Gebirgsbächen darauf hindeuten, dass diese Arten „ihren Ursprung im kalten Norden genommen und während der Eiszeit sich in einzelnen Vertretern weit nach Süden verbreitet haben" (Seligo, 91, p. 155), fast sämmt- lich Winterlaicher. 170 WALTER VOIGT, Um noch einen andern Fall anzuführen, wo die Untersuchung der Einwirkung der Temperatur auf die Entwicklung zur Lösung thier- geographischer Fragen beitragen kann, möge hier auch die Leptodora erwähnt werden. Während die den Sommereiern entschlüpfenden Jungen den Alten vollkommen gleichen, verlassen die in den Winter- eiern entwickelten Jungen diese als Larven in der Gestalt eines vor- gerückten Metananplius und müssen noch eine Metamorphose durch- laufen. Da wir wissen, dass die Entwicklung von Meerthieren bei ihrem Uebergang ins Süsswasser abgekürzt wird, so sind wir berechtigt, zu behaupten, dass die Wintereier von Leptodora ursprünglichere Verhältnisse zeigen als die Sommereier, und wenn wir beides, den Wechsel des Aufenthaltes vom Meer zum Süsswasser, und der Tempe- ratur, von kalter zu warmer, mit einander in Beziehung bringen, so ergiebt sich, dass die Vorfahren der Leptodora früher in kalten Meeren lebten und erst später nach ihrem Uebergang in das Süsswasser an- fingen Sommereier zu produciren. Lässt sich bei den angeführten Thieren eine mehr oder minder grosse Abhängigkeit der Geschlechtsreife von bestimmten Temperatur- Verhältnissen erkennen, so haben im Gegensatz dazu einige Arten die Fähigkeit, ihre Geschlechtsproducte unter den aller verschiedensten Verhältnissen rechtzeitig und lebenskräftig zur Entwicklung zu bringen. Limnaea iruncatula, welche in der Interglacialzeit meist mit dabei war, die vom Eise frei gewordenen Gegenden sogleich frisch zu be- siedeln, und welche in ihrer jetzigen Verbreitung einige Vorliebe für kalte Quellen zeigt, lebt auch in isländischen heissen Quellen von 34'' R und in den Quellen de Salut bei Bagneres de Bigorre in den Pyrenäen, welche eine Temperatur von 40 "^ zeigen (v. Martens, 55, p. 138). Bei unsern drei Turbellarien verhält es sich nun so, dass PI. alpina ihre Cocons im Winter und Frühjahr, von Anfang December bis Mitte Mai ablegt * ). Bis zur ersten Hälfte des Juli sind alle Jungen ausgekrochen und können den ganzen Sommer hindurch der Nahrung nachgehen, um für den Winter Reservestofife aufzusammeln. Ausserdem vermehren sich PI. alpina und Pol. cornuta (von welch 1) Meine früher (92a, p. 240) ausgesprochene Vermuthung, dass PI. alpina das ganze Jahr über sich geschlechtlich fortpflanzt, hat sich nach weitern Beobachtungen an gefangenen Thieren nicht bestätigt; die im October im Freien gefundenen Jungen , von denen ich glaubte, dass sie erst unlängst ausgekrochen seien, waren jedenfalls nur in Folge mangelhafter Ernährung klein gebliebene Exemplare. Planaria gonocephala als Eindringlingr i. d. Verbreit. -Geb. v. Planaria alpina 171 letzterer die geschlechtliche Fortpflanzung noch unbekannt ist) auch durch Theilung, eine Fähigkeit, deren Vortheile unter den ungünstigen klimatischen Verhältnissen in den Hochgebirgen und während der Eiszeit nicht gering anzuschlagen sind, da ein aus der Theilung hervor- gegangenes neues Individuum schneller auf das Maass des erwachsenen Thieres kommt als das aus dem Ei geschlüpfte Junge und demnach bei dem durch den früh hereinbrechenden langen Winter auferlegten Fasten mehr zuzusetzen hat. Die Fortpflanzungszeit von Fl. gonocephala dagegen erstreckt sich von Anfang Juli bis Anfang September ; die Jungen kriechen nach 8 Wochen aus und haben viel weniger Zeit als jene, Nahrung zu suchen, ehe der Winter hereinbricht, den sie, mit den Alten still unter Steinen zusammensitzend, verbringen. Die Geschlechtsproducte reifen also bei Fl. gonocephala erst unter dem Einfluss der steigenden Wärme, und wenn das dazu nöthige Quantum W^ärme nicht vorhanden ist, kommen die Eier vielleicht gar nicht zur normalen Entwicklung. Die Frage, wie weit andauernde niedere Temperatur die Fort- pflanzungsfähigkeit bei der Planarie herabsetzt, experimentell zu prüfen, war mir aus Mangel an den dazu nöthigen Einrichtungen bisher nicht möglich. Man braucht aber gar nicht einmal anzunehmen, dass durch die Kälte die Fortpflanzungsverhältnisse der Fl. gonocephala völlig gestört worden seien, denn schon die Annahme, dass ihre Jungen in den kurzen Sommern der Glacialzeit so spät ausschlüpften, dass sie nicht im Stande waren, sich eine hinreichende Menge von Reserve- stoflen für den langen Winter aufzuspeichern, um den, wenn auch sehr herabgesetzten, doch nicht völlig still stehenden Stoffwechsel zu be- streiten, und dass zweitens auch die Embryonen in den spät abge- legten Cocons nicht vermochten, den Winter innerhalb dieser Hülle zu überdauern, genügt, um ihr Verschwinden aus Mitteleuropa zu erklären. Doch, um auf die geographische Verbreitung zurückzukommen, so will ich gern zugeben, dass mit unsern jetzigen nothdürftigen Kennt- nissen sichere Schlüsse noch nicht gezogen werden können. Denn die Anzahl und Lage der bisher bekannten Fundorte ist noch gar zu sehr abhängig von den Heimathsorten und den Rastpunkten auf den Ferien- reisen einiger weniger Turbellarienforscher, da sich die meisten Zoo- logen um die Verbreitung der Turbellarien bis jetzt wenig gekümmert haben. Ich will aber, vorbehaltlich späterer Berichtigung durch weitere Fundortsangaben, vor der Hand einmal annehmen, die bis jetzt be- kannte Verbreitung entspräche ungefähr den wirklichen Verhältnissen, Zool. Jahrb. VUI. Abth. f Syst. 12 172 WALTER VOIGT, um auf GruDd der vermuthlichen Vorgeschichte auf diejenigen Lücken in unserer Kenntniss der geographischen Verbreitung aufmerksam zu machen, deren Ausfüllung zunächst am meisten erwünscht ist. Was PL alpina und Pol. cornuta betrifft, so dürfte ihr Vor- kommen in England ziemhch bestimmt darauf hindeuten , dass sie sich zu einer Zeit vom Continent aus dorthin verbreiteten, wo die beiden Arten auf dem Festlande ihre Wohnsitze weiter nach Norden aus- gedehnt hatten und auch in der Ebene allenthalben häufig vorkamen, denn die nördlichsten vorgeschobenen Posten ihres Verbreitungs- gebietes auf dem Continent sind zu vereinzelt und ihr jetziger Aufent- halt in den obersten Zweigen der Bäche ist zu versteckt, um nicht die Möglichkeit eines Transports nach England unter den gegen- wärtigen Verhältnissen fast völlig auszuschliessen. Wenn aber die beiden Thiere Eiszeitrelicten sind, so sollte man eigentlich erwarten, dass sie auch im hohen Norden vorkommen müssten ; indessen ist Pol cornuta nicht nördlicher als in der Moskwa nachgewiesen worden, und auch PI. alpina wurde nur in Schottland, nicht aber in Skandi- navien und dem nördlichen Russland gefunden. Sollte es sich bestätigen, dass PL alpina dort fehlt, so würde dies jedoch kein Grund sein, sie nicht als Relict anzuerkennen, nicht als nordisches Relict freilich, sondern als alpines, denn war sie in der Präglacialzeit in den Alpen heimisch, so wurde sie in der Eiszeit nach dem Norden zu von dort in das Gebiet des Rheins und der Donau hinabgedrängt und gelangte auf diesem Wege in die deutsche und, durch die Donau nach Osten abgelenkt, in die ungarische Tiefebene. Es ist ganz wohl möghch, dass sie sich damals nicht über das Gebiet der Weichsel^) hinaus in das russische Tiefland verbreitete. Nach der Eiszeit zog sie sich in die Quellgebiete derjenigen Ströme zurück, deren untern Lauf sie während derselben bewohnte und gerieth so z. B. durch die deutschen Hauptströme in die oben aufgezählten Gebirge. In gleicher Weise müsste sie auch durch das Stromgebiet der Donau und Weichsel in die Karpathen, durch das der Rhone in die Cevennen gedrungen sein, ebenso wie durch die südlichen Zuflüsse des Po in den Appenin, wo freilich überall ihr Vorkommen noch nicht festgestellt ist, mit Ausnahme des Appenins, an dessen Westgrenze sie wenigstens im Gebiet des Tanaro von Borelli nachgewiesen wurde. In den 1) Weichsel und Oder strömten in der Glacialzeit in ost- west- licher Richtung durch die heute von Schiffahrtscanälen durchzogenen alten Stromthäler in die Elbe. Planaria gonocephala als Eindringling i. d. Verbreit.-Geb. v. Planaria alpina. ] 73 Pyrenäen wird sie wahrscheinlich auch nicht fehlen, wie es denn durch- aus noch nicht ausgemacht ist, dass sie nicht in Wirklichkeit viel weiter verbreitet ist, als sie vor der Hand zu sein scheint. Ob die Art PI. alpina, nachdem sie in völlig von einander getrennte Bezirke auseinandergesprengt worden ist, welche je nach ihrer Höhenlage und geographischen Breite nicht unbeträchtliche Unterschiede in der mittlem Jahrestemperatur und der Länge des Winters zeigen, anfängt Varietäten zu bilden, die sich durch die Art der Fortpflanzung unterscheiden, verdient Angesichts der S. 154 mit- getheilten, noch nicht ganz aufgeklärten Beobachtungen, wonach Fl. alpina in den Alpen sich regelmässig durch Quertheilung zu vermehren scheint, während sie sich im Siebengebirge fast oder ganz ausschliess- lich auf geschlechtlichem Wege fortpflanzt, ebenfalls einer nähern Prüfung unterzogen zu werden. Polycelis cornuta war vermuthlich zur Präglacialzeit weiter ver- breitet als PL alpina, doch würde es zu weit führen, hier auf Grund der dazu völlig unzureichenden Fundortsangaben ihre ursprüngliche Heimath zu bestimmen und ein Bild ihrer vermuthlichen Wanderungen zu entwerfen. Nur noch eine Bemerkung über PI. gonocephala möge hier Platz finden. Sollte es sich herausstellen, dass sie in England nicht vor- handen ist, so w^ürde sich mit ziemlicher Sicherheit folgern lassen, dass sie zur Eiszeit nicht in Mitteleuropa vorhanden war und erst so spät wieder einwanderte, dass ihre Verschleppung nach der Insel durch den entstandenen Meeresarm verhindert wurde. Da aber Eng- land, wie aus der Uebereinstimmung seiner Fauna mit der des Conti- nents hervorgeht, sich erst sehr spät abtrennte, so ist es wohl mög- lich, dass PI. gonocephala zeitig genug zurückkehrte, um den Weg dorthin noch nicht versperrt zu finden, und also dort angetroffen wird^). Dies Alles und manches Andere noch zu entscheiden , bleibt künftigen Forschungen vorbehalten. Voraussichtlich wird es gelingen, manche der jetzt noch schwebenden Fragen mit ziemlicher Sicherheit zu lösen, wenn erst die Verbreitungsgebiete näher festgestellt sind. So möchte ich mir denn zum Schluss erlauben, die freundliche Unter- stützung der Fachgenossen in Anspruch zu nehmen, indem ich für 1) JoHNSTON (65) führt sie in seinem Catalog der britischen frei- lebenden Würmer nicht mit auf, doch erscheint es vor der Hand ange- bracht, mit bestimmt ausgesprochenen Folgerungen noch etwas zurück- zuhalten, bis die geographische Verbreitung der Würmer erst genauer erforscht sein wird, 12* 174 WALTER VOIGT, eine eingehende Bearbeitung der geographischen Verbreitung um gütige Mittheilungen von Fundorten der 3 Planariden und um eine darauf gerichtete Controlle bitte, ob die dargelegten Beziehungen zwischen Fl. gonocephala einerseits und PI. alpina und Pol. cornuta anderer- seits auch in andern Gegenden in gleicher Weise zu erkennen sind. Auch eine nähere Untersuchung des Verhaltens der ebenso wie PL alpina und Pol. cornuta sich durch Quertheilung fortpflanzenden PI. subtentaculata dürfte vielleicht einige interessante Aufschlüsse bringen. Indem ich die Titel einiger Werke folgen lasse, in denen sich Ab- bildungen der betreffenden Turbellarien befinden, füge ich hinzu, dass ich natürlich auch selbst sehr gern das Bestimmen aller in den Gebirgsbächen gefundenen Planariden übernehmen werde. Ein be- quemes Mittel, sie in ihrer Form gut zu erhalten, besteht darin, dass man sie mit 20procent. Salpetersäure übergiesst und nach 1 — 5 Minuten langer Einwirkung derselben in TOprocent. Alkohol bringt. Von Planaria gonocephala findet man Abbildungen von Duges in den Annales des Sciences Naturelles, V. 21, 1830, tab. 2, fig. 22 und von 0. Schmidt in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie, V. ] 0, 1860, tab. 4, fig. 6. Eine Copie der letztern bringt auch Brehm's Thierleben. PL subtentaculata wurde von Zacharias in der Zeitschr. f. w. Zool., V. 43, 1886, tab. 9, fig. 8—11 abgebildet. PL alpina wird man leicht nach den Abbildungen von Iijima in The Journal of the College of Science, Imperial University Japan, V. 1, 1887, tab. 25, fig. 1, und von Kennel in den Zool. Jahrbüchern, V. 3, Abth. f. Anatomie, 1889, tab. 18, fig. 1 und 2 erkennen, eben- sowie Polycelis cornuta nach der Zeichnung, welche O. Schmidt in der Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 10, 1880, tab. 3, fig. 1 verööentlicht hat. Bonn, Zoologisches und vergleichend-anatomisches Institut, Juni 1894. Planaria gonocephala als Eindringling id. Verbreit.-Geb. v Planaria alpina. ^75 LiteraturYerzeichnIss. BoRELLi , Osservazioni sulla Planaria alpina (Dana) e catalogo dei Dendroceli d'acqua dolce trovati nell' Italia del Nord, in: Bollettino dei Musei di zoologia ed anatomia comparata della R. Universitä di Torino, V. 8, 1893. CoLLiN, Mittheilung über Planaria alpina (Dana), in : Sitzungsber. Gre- sellscli. Naturf. Freunde, Berlin 1891. 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Der floridanische Winkel des nordamerikanischen Continents war bisher in Bezug auf Regenwürmer eine Terra incognita. Es konnte zweifelhaft erscheinen, ob er dem nordamerikanischen Continentalgebiet oder dem von jenem durchaus verschiedenen westindischen Gebiet zu- zurechnen sei. Das LöNNBERG'sche Material zeigt, dass das erstere das Zutreffende ist. Florida und Georgia lehnen sich in Betreff ihrer Regenwurmfauna eng an die übrigen Regionen des nordamerikanischen Continents an. Ausser einigen unbestimmbaren, jugendlichen oder zu stark er- weichten Stücken enthält die LöNNBERG'sche Sammlung Repräsentanten der folgenden Arten: 1. ÄUolobophora lönnhergi n. sp. 2. ÄUolobophora caliginosa Sav. 3. ÄUolobophora beddardi n. sp. 4. Pontodrilus ? bermudensis Bedd. 178 W. MICHAELSEN, 5. Pontodrilus sp. 6. Geodrilus eiseni n. sp. 7. Perichaeta indica Horst. Die drei Ällolohophora- ArieB bekunden die Zugehörigkeit zu dem grossen, circum polaren, durch die Familie Lumbricidae charakterisirten Gebiet: Sibirien -Europa -Nordamerika. Die AUolobophora heddardi deutet als nahe Verwandte der Ä. parva Eisen auf eine nähere Be- ziehung zu dem etwas nördlicher liegenden Gebiet Neu-England. Eine ähnliche Beziehung ergiebt sich aus dem Vorkommen des Geodrilus eiseni. Dieser Wurm gehört zu jener eigenartigen, aberranten Acantho- drilinen-Gruppe, die bisher nur im nordamerikanischen Gebiet, in Illinois, gefunden worden ist (aus Illinois stammt sowohl der Geodrilus singularis Ude als auch der wahrscheinlich dieser Gattung nahe stehende Wurm Diplocardia communis Garman). Mit dem aus der Berücksichtigung dieser vier Arten erhaltenen Ergebniss steht das Vorhandensein von Pontodrilen und Perichäten in der LöNNBERG'schen Sanmilung scheinbar in Widerspruch, freilich nur scheinbar! Pontodrilen sind bis jetzt gefunden worden bei Marseille und Villafranca in Süd-Frankreich, bei Desterro in Brasilien und auf den Bermudas, also in Gebieten, die einen ganz andern Verbreitungs- kreis bilden als die Fundorte jener vier Arten und ihrer nächsten Verwandten. Muss aber die Gattung Pontodrilus bei der Feststellung der geographischen Beziehung der Regenwurm - Fauna überhaupt berücksichtigt werden? Pontodrilus lebt ausschliesslich am Meeres- strande, ist also eine marine Form und untersteht als solche ganz andern Verbreitungs-Bedingungen als die eigentlichen Terricolen oder Regenwürmer. Was schliesslich die Perichäten anbetrifft, so habe ich schon früher die Ansicht ausgesprochen, dass sie ihre jetzige Ver- breitung nur mit Hülfe des Menschen erlangen konnten. Zumal die Perichaeta indica ist ein häufig verschleppter Wurm, dessen eigent- liche Heimath wohl Japan ist, der aber auch in Java und auf den Azoren vorkommt und ein nicht seltener Gast in den Warmhäusern der botanischen Gärten europäischer Städte ist. Das Vorkommen von Perichäten auf Florida kann nicht als Anzeichen einer engern Beziehung zwischen den Regenwurm-Faunen dieses Gebiets und West- indiens angesehen werden, denn auch Westindien ist nicht die Heimat dieser Wurmfamilie. Bedeutsam ist, dass nicht ein einziger Vertreter der charakte- ristisch westindischen Regenwurmformen, der Benhamien, Trigastren, Eudrilen und der südamerikanisch-westindischen Gruppe der Geoscole- Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 179 ciden in der LöNNBERG'schen Sammlung enthalten ist. Der Florida- Canal scheint eine scharfe Grenze zwischen diesem westindischen und dem charakteristisch nordamerikanischen Formenkreis zu bilden. Ich gehe zur Besprechung der einzelnen Arten über. Allolobophora lönnbergi n, sp. Diese neue Art ist in der LöNNBERG'schen Terricolen-Saramlung durch zwei gut erhaltene Exemplare vertreten. Aeusseres: Das grössere der beiden Exemplare ist 96 mm lang, 4—6 mm dick und besteht aus 138 Segmenten. Der Rücken und die Seiten der Thiere sind dunkel violett - braun gefärbt. Der Bauch ist heller, gelblich- grau. Der Gürtel sticht durch seine weisse Färbung gegen die benachbarten Körperpartien scharf ab. Die durch die Haut durchschimmernden Samensäcke geben der betrefifenden Körperpartie ein etwas helleres Aussehen. Der Kopflappen ist mittelgross, regelmässig gewölbt und treibt einen ziemlich undeutlich begrenzten, breiten dorsalen Fortsatz nicht ganz bis zur Mittelzone des Kopfringes. Die Borsten stehen zu vier engen Paaren in den einzelnen Seg- menten. Die ventral-mediane Borstendistanz ist ein wenig grösser als die Entfernung zwischen den beiden Paaren einer Seite. Die dorsal- mediane Borstendistanz ist am Vorderkörper etwas kleiner als der halbe Körperumfang; am Mittel- und Hinterkörper ist sie noch kleiner, annähernd gleich ^/^ des ganzen Körperumfanges. Die Borsten be- sitzen die normale sigmoide Gestalt, wie sie für die Körperborsten der Lumbriciden charakteristisch ist. Sie sind aber ornamentirt. Das äussere Ende ist mit zahlreichen, äusserst zarten Narben (mit Zähn- chen?) versehen. Der erste Rückenporus liegt auf der Intersegmentalfurche 7/8. Aeussere Geschlechts Charaktere: Der Gürtel ist sattel- förmig, stark erhaben und scharf begrenzt. Er erstreckt sich dorsal über die 7 Segmente 24 — 30. Die ventralen Grenzlinien des Gürtels verlaufen zwischen den Linien der lateralen und den Linien der ven- tralen Borstenpaare, im ersten und letzten Gürtelsegment näher den lateralen, in den mittlem Gürtelsegmenten näher den ventralen Borsten- paaren; Anfang und Ende der ventralen Grenzlinien gehen in bogen- förmiger Krümmung in den Vorderrand bezw. den Hinterrand des Gürtels über. Die Rückenporen sind in der Gürtelregion nicht erkenn- bar, wohl aber die Borsten und Intersegmentalfurchen (letztere schwach). Zwei ziemlich breite, vorn und hinten abgerundete Pubertätswälle er- 180 W. MICHAELSEN, Strecken sich vom Anfang des 26. Segments bis eben in das 29. Seg- ment hinein. Sie liegen gerade auf den ventralen Grenzlinien des Gürtels, also etwas oberhalb der ventralen Borstenpaare. Die ventralen Borsten der Gürtelsegmente (aller? sicherlich die der Segmente 26 — 30) sind zu Geschlechtsborsten umgewandelt. Sie sind schlank, etwa dreimal so lang (1,6 mm) wie die Körperborsten, aber selbst am dickern Innen ende kaum dicker als jene (0,04 mm). Sie sind gerade gestreckt oder schwach bogenförmig gekrümmt. Ihr innerstes Ende ist meistens etwas umgeknickt. Ihr äusseres Ende ist schwach ver- jüngt, die äusserste Spitze griifelförmig zugespitzt. Unterhalb der Zuspitzung erscheint das äusserste Ende sehr schwach erweitert. Eine tiefe Längsfurche zieht sich am äussern Ende entlang bis an die äusserste Spitze. Eine feinere Sculptur ist nicht erkennbar. Zwei Eileiteröfifnungen, sehr feine Poren, liegen in der Borsten- zone des 14. Segments, eben oberhalb der äussern Borsten der ven- tralen Paare (Borsten 6), von jenen Borsten nicht ganz so weit entfernt wie die beiden Borsten jener Paare von einander. Zwei Saraenleiter- öfinungen, ebenfalls sehr feine Poren, liegen auf der Borstenzone des 15. Segments, zwischen den lateralen und ventralen Borstenpaaren, doch etwas näher diesen letztern als den erstem. Ihre Entfernung von den Borsten b ist ungefähr doppelt so gross wie die Entfernung zwischen den beiden Borsten eines Paares. Irgend welche drüsige Hautwucherungen in der Umgegend der Geschlechtsötfnungen sind nicht vorhanden. Auch die Oefinungen der Samentaschen sind äusserlich erkennbar. Sie liegen auf den Intersegmentalfurchen 8/9, 9/10 und 10/11 jederseits sehr dicht neben dem Rückenporus, nicht immer ganz symmetrisch zu einander. Als feine, helle Punkte heben sie sich deutlich von den pigmentirten Hautpartien ab. Innere Organisation: Die Dissepimente 13/14 und 14/15 sind verdickt, ebenfalls das Dissepiment 12 — 13, dieses jedoch nur schwach. Der Oesophagus diÖerenzirt sich vorn zu einem drüsig-musculösen Schlundkopf. In den Segmenten 11 und 12 erweitert er sich. Die durch die Wandung hindurch sichtbare lamellige Structur verräth die Kalk- drüsennatur dieser Erweiterungen. Ein stark erweiterter, dünn- wandiger Kropf nimmt die Segmente 15 und 16 in Anspruch, ein kräftiger Muskelmagen die Segmente 17 und 18. Geschlechtsorgane: Zwei Paar grosse Samentrichter liegen frei in den ventralen Partien der Segmente 10 und 11. Zwei Paar Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 181 umfangreiche, compacte Samensäcke ragen von den Dissepimenten 10/11 und 11/12 in die Segmente 11 und 12 hinein. Kleinere, median verschmolzene Samensäcke ragen von dem Dissepiment 9/10 nach vorn in das 9. Segment hinein. Drei Paar Samen taschen , prall gefüllte, kuglige Säcke, liegen dorsal jederseits dicht an der Medianebene in den Segmenten 9, 10 und 11, an deren Vorderrändern sie ausmünden (jederseits dicht neben der durch die Rückenporen markirten dorsalen Medianlinie). Fundort: Savannah, Georgia, Allgemeine Bemerkungen: Die bemerkenswertheste Eigen- thümlichkeit dieses Wurmes liegt in der Ornamentirung der Körper- borsten und in der Umwandlung einiger derselben in ausgesprochene Geschlechtsborsten. Der einzige bisher bekannte Fall von ornamen- tirten Borsten bei einem der Familie Lumbricidae zugeordneten Terri- colen betrifit den Criodrilus lacuum Hoffm. Vejdovskt zeichnet die Borsten dieses Wurms mit starker Ornamentirung'). Eine nähere Besprechung dieses Falles fand ich in jenem Werke nicht, auch keine Bestätigung dieser Thatsache in spätem Arbeiten über Criodrilus lacuum. Ich untersuchte deshalb das einzige im Hamburger Museum befindliche Exemplar dieser Art auf die Borsten hin und erkannte thatsächlich eine Ornamentirung an den letztern. Dieselbe entspricht im Allgemeinen der Zeichnung Vejdovsky's ; besonders die spiralige An- ordnung der Hervorragungen war bei einigen Borsten deutlich zu er- kennen ; doch war sie bei weitem nicht so stark ausgeprägt, wie nach Vejdoyski's Zeichnung angenommen werden müsste. In Canadabalsam- Präparaten wurde sie ganz unsichtbar; nur in Spiritus- und Glycerin- Präparaten trat sie einigermaassen deutlich hervor. In der Ausstattung mit besondern Gescblechtsborsten steht Ä. lönnbergi bisher einzig in der Familie Lumbricidae da. Wie die auffallende Lage des Gürtels bei der Geoscoleciden-Gattung Kynotus und das Vorkommen einer muskelmagenähnlichen Bildung am Ende des Oesophagus (im 17. Seg- ment) bei dem Geoscoleciden Siphonogaster stuhlmanni, so ist auch das Vorkommen von ornamentirten Borsten bei Criodrilus lacuum und Allolobophora lönnbergi, sowie das Vorkommen von besondern Ge- scblechtsborsten bei dieser letztgenannten Art geeignet, die Kluft zwischen den Familien Geoscolecidae und Lumbricidae zu über- brücken und die nahe Verwandtschaft dieser beiden Familien zu demonstriren. 1) -Vejdovsky, System und Morphologie der Oligochäten, Prag 1884, tab. 13,",fig. 13. 182 W. MICHAELSEN, Allolobophora caliginosa Sav. Fundort: Savannah, Georgia; 1. III. 1888 und 1889. Allolobophora beddardi n. sp. Diese Art liegt in einem einzigen Exemplar vor. Dasselbe ist leider in der Gürtelregion durchgebrochen, doch Hessen sich die Geschlechtscharaktere noch feststellen. Aeusseres: Das einzige Exemplar ist 19 mm lang, l'/s bis nahezu 2 mm dick und besteht aus 66 Segmenten. Der Wurm hat annähernd das Aussehen einer kleinen Allohophora putris Hoffm. Der Rücken und die Flanken zeigen am Vorderkörper einen schwachen röthlichen Farbenton; nach hinten geht derselbe in ein gleichmässiges Grau über. Der Bauch ist gelblich-grau. Der Gürtel hebt sich durch seine gelbe Färbung deutlich ab. Der Kopflappen ist mittelgross, regelmässig gewölbt. Ein dorsaler Fortsatz ist nicht vorhanden, doch weicht die Furche zwischen Kopf- lappen und Kopfring in ganzer Breite des Rückens etwas (kaum merk- lich) zurück, wohl nur in Folge des Vortretens der seitlichen Mund- ränder. Die Segmente des Hinterkörpers sind deutlich dreiringlig, die des Vorderkörpers einfach. Rückenporen habe ich nicht erkennen können. Die Borsten sind zart. Sie stehen zu vier engen Paaren in den einzelnen Segmenten, zwei lateralen und zwei ventralen. Die lateralen Paare sind deutlich enger als die ventralen (3:4). Die ventral- mediane Borstendistanz ist wenig grösser als die laterale, etwa ö^/gmal so gross wie die Entfernung zwischen den Borsten der ventralen Paare. Die dorsal -mediane Borstendistanz ist ziemlich genau gleich dem halben Körperumfang. Aeussere Geschlechtscharaktere: Der Gürtel ist scharf begrenzt. Er erstreckt sich über die Segmente 25—31, dorsal auch noch über die vordere Hälfte des 32. Segments. Er ist sattelförmig; die Körperpartie zwischen den ventralen Borstenpaarlinien bleibt gürtelfrei. Die Intersegmentalfurchen und Borsten sind in der Gürtel- region undeutlich erkennbar. Fünf Paar Pubertäts-Tuberkel finden sich auf den Segmenten 26—30. Sie sind nicht erhaben und zeichnen sich nur durch ihre helle, weissliche Färbung vom Gürtel ab. Sie liegen an den ventralen Grenzlinien des Gürtels, oberhalb der ventralen Borstenpaar-Linien. Die äussern Borsten der ventralen Paare liegen schon auf den Tuberkeln. Die 6 Pubertäts-Tuberkel einer Seite bilden Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. ISS ein breites, seitlich verwischtes Längsband. Die Intersegmentalfurehen durchsetzen dieses Längsbaud in derselben Schärfe wie die ventrale, gürtelfreie Körperpartie. Die männlichen Geschlechtsötinungen sind als quere Schlitze in der Borstenzone des 15. Segments, ausserhalb der ventralen Borsten- paare erkennbar. Sie sind von schwach erhabenen, hornig-gelbbraunen Drüsenhöfen umgeben. Die Drüsenhöfe sind nur klein und ragen nicht über die Grenzen des 15. Segments hinüber. Zwei Eileiteröffnungen , als schwach dunkle Punkte erkennbar, liegen auf der Borsteniione des 14. Segments, eben oberhalb der ven- tralen Borsteupaare, von den äussern Borsten etwa l^/2ina\ so weit entfernt, wie die Entfernung zwischen den beiden Borsten jener ven- tralen Paare beträgt. Geschlechtsorgane: Zwei Paar Samentaschen , birnförmige Säckchen, glaube ich in den Segmenten 7 und 8 gesehen zu haben, doch kann ich mich hierin getäuscht haben. Ehe ich den Wurm voll- ständig geöffnet und die Segmentzahlen genau festgestellt hatte, lösten sie sich los. Sie mündeten in den Linien der lateralen Borsten- paare aus. Eundort: Orlando, Orange Cnt., Florida, in einem verrotteten Baumstamme. Allgemeine Bemerkungen: Ä. heddardi steht der A. parva Eisen ^) und vielleicht auch der A. oUveirae Rosa ^) nahe. Sie unter- scheidet sich von beiden durch die Lage des Gürtels und der Tubercula pubertatis. In Bezug auf die männlichen Geschlechtsöffuungen scheint sie zwischen beiden zu stehen. Die Form des Kopflappen-Hinterraudes unterscheidet sie ebenfalls von jenen beiden Verwandten. Die nahe Verwandtschaft zwischen A. heddardi und A. parva wird besonders durch die Anordnung der Borsten manifestirt. JPontodrilus ? hermudensis Bedd. Fundort: Hillsborough, Ozona, Florida; am Meeresufer. Allgemeine Bemerkungen: Es liegen mir zwei nicht voll- kommen geschlechtsreife Exemplare einer Pontodrilus- Art vor, die möglicher Weise mit dem P. hermudensis Bedd. identisch ist. Eine 1) Eisen, Bidrag tili kännedomen om New Englands och Canadas Lumbricider, in : Öfvers. Kongl. Vet.-Akad. Förhandl. 1874. 2) Rosa, Allolobophora Ganglbaueri et A. Oliveirae, nuove specie di Lumbricidi europei, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Torino, V. 9, No. 170. 184 W. MICHAELSEN, genaue Bestimmung ist nicht möglich, da die Thiere in geschlecht- licher Beziehung noch zu wenig entwickelt sind. Fontodrilus sp. Fundort: Hillsborough, Ozona, Florida; am Meeresufer. Allgemeine Bemerkungen: Von demselben Fundorte, an dem die eben vorher erwähnten Würmer gesammelt worden sind, stammen einige unreife Würmer, die ebenfalls zur Gattung Fonto- drilus gehören , aber von jenen schon durch ihre Dimensionen zu unterscheiden sind. Für wesentlicher noch halte ich einen gewissen Unterschied in der Form der männlichen Geschlechtsöffnungen. Geodrilus eiseni n. sp. Dieser neuen Art gehört die Hauptmasse des von Herrn Dr. Lönn- BERG gesammelten Materials an, sowohl was die Zahl der Stücke, als auch was die Zahl der verschiedenen Fundorte anbetrifft. Aeusseres: Das grösste Exemplar ist 160 mm lang, 3— S'/g ^^ dick und besteht aus 165 Segmenten, Andere Stücke sind beträchtlich kleiner. Ein sehr kleines Exemplar, bei dem die männlichen Geschlechts- öffuungen mit ihren drüsigen Hautbildungen schon vollkommen aus- gebildet waren, bei dem aber von einem Gürtel noch nichts zu erkennen war, mass 30 mm in der Länge, IV2 ^^ ^^ der Dicke und bestand aus 123 Segmenten. Einige Exemplare sind am Rücken rauchgrau pigraentirt, während die Bauchseite bleich gelb-grau ist. Andere Exemplare sind auch am Rücken farblos. Dieser Unterschied beruht wohl auf verschiedenartiger Conservirung. Der Gürtel ist violett-grau. Der mittelgrosse, regelmässig gewölbte Kopflappen treibt einen dorsalen Fortsatz etwa bis zur Mittelzone in den Kopfring hinein. Die Seitenränder des Kopf lappen - Fortsatzes convergiren stark nach hinten zu. Eine Anzahl der Gürtelregion vorangehender Seg- mente sind mehr oder weniger deutlich dreiringlig. Die Segmente des hintern Körpereudes sind meistens stark verkürzt. Die Borsten haben die bei den Terricolen gewöhnliche sigmoide Gestalt; doch sind sie ornamentirt. Ihr äusseres Ende ist mit zahl- reichen, feinen, narbeuähnlichen Vertiefungen versehen. Der untere Rand der Vertiefung ragt etwas vor. Die Anordnung der Borsten ist nicht nur geringen individuellen Schwankungen unterworfen, sondern es finden sich auch Verschiedenheiten bei zwei benachbarten Seg- menten. Die normale, d. h, die bei weitem vorherrschende Anordnung ist folgende: Die ventral- mediane Borstendistanz (aa) beträgt ungefähr Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. 185 */i2, <^ie dorsal-mediane (dd) ^/g des ganzen Körperumfanges. Die laterale Borstendistanz (hc) ist etwas kleiner als die ventral-mediane. Die ventralen Paare (ah) sind etwas enger als die lateralen Paare (cd). Während die ventralen Paare (ab) annähernd ^/^ so weit sind wie die laterale Borstendistanz (6c), sind die lateralen Paare {cd) nur wenig kleiner. Es verhält sich ungefähr aa : ah : bc : cd : dd = 12: 5 :10: 9 :80. Gegen das Hinterende gleichen sich die Unterschiede zwischen den dl ei lateralen Borstendistanzen (ab, bc und cd) fast ganz aus; sie sind hier alle ungefähr um 1/3 kleiner als die ventral-mediane Borstendistauz (aa). Am Hinterkörper verhalten sich aa : ah :bc : cd : dd = 12 : 8 : 8 : 8 : 80. Die individuelle sowie die segmentale Abweichung entsteht durch eine Verengung der Paare (ab und cd) zu Gunsten der ventral- medianen wie der lateral-medianen Borstendistanzen ; so waren bei einem Exemplar von Florida die ventralen Paare (ab) nur ^/^ so weit wie die ventral-mediane Borstendistanz, die lateralen (cd) um Vs kleiner als die lateral-mediane Borstendistanz (bc). Dieses Exemplar zeichnete sich auch bei sonst normalen Dimensionen durch die grosse Segmentzahl aus (195) ; im üebrigen konnte ich keine wesentlichen Abweichungen von dem typischen G. eiseni finden (ich hebe die volle üebereinstimmuug in der Gestalt der Geschlechtsborsten besonders hervor). Die Verengung der Borstenpaare mag vielleicht zu der Ver- kürzung der Segmente in gewisser Beziehung stehen. Für wesentlich halte ich diese Abweichungen nicht, da sie auch bei einzelnen Seg- menten eines sonst normal ausgebildeten Thieres auftreten können. Ich glaube keinenfalls, dass man es hier mit einer besondern Art zu thun hat; für möglich halte ich es aber, dass diese Abweichungen von der typischen Form die Folge von Hybridation sind, etwa mit Q. singu- laris, bei dem enge Borstenpaare normal sein sollen, oder mit einer dritten, unbekannten Art dieser Gattung. Vielleicht auch ist diese Schwankung nur ein Anzeichen davon, dass der betreffende Charakter phylogenetisch jung ist. Die Geodrilen zeigen ja auch bei andern Organsystemen einen Mangel an Festigkeit (Ausmündungsstellen der Samentaschen) sowie Abweichungen in Verhältnissen, die bei den übrigen bis jetzt bekannten Acanthodriliden vollkommen gefestigt sind (Aus- mündung der männlichen Geschlechtsorgane). Meiner Ansicht nach ist es nicht angebracht, die Bedeutung dieser Schwankung in der Borsten- 186 W. MICHAELSEN, anordnung bei Geodrilus zu verallgemeinern und nun der Borsten- anordnung jeglichen Werth bei Gattungs - Definitionen abzusprechen. Wie ich andern Orts ausgeführt habe, sind derartige aberrante und schwankende Formen durchaus nicht geeignet, uns ein ürtheil über den Werth gewisser Charaktere zu verschaffen. Rückenporen konnte ich erst vom ersten Gürtelsegment an deut- lich erkennen. Die Nephridioporen liegen dicht hinter den Intersegmentalfurchen in den Linien der äussersten Borsten (Borstenlinie d). Aeussere Geschlechtscharaktere: Der Gürtel ist ring- förmig und erstreckt sich über die Segmente 13 — 17; dorsal geht er auch noch auf das 18. Segment über, Rückenporen, Intersegmental- furchen und Borsten sind auch in der Gürtelregion deutlich erkennbar. Zwei Paar Prostatadrüsen-Oeffnungen liegen auf den Segmenten 18 und 20 in den Borstenlinien b. Die beiden Poren je einer Seite sind durch eine Furche verbunden, die einen regelmässigen, nach der ventralen Medianlinie hin einspringenden Bogen beschreibt. Dort, wo diese Furchen die Borstenzone des 19. Segments schneiden, auf den Borstenlinien a, liegen die Oeffnungen der Samenleiter. Die ventralen Borsten der Segmente 18 und 20 sind äusserlich nicht erkennbar (wie die nähere Untersuchung ergab , sind diese Borsten in rudimentäre Penialborsten umgewandelt). Die äussern der ventralen Borsten (h) des 19. Segments sind unverändert deutlich erkennbar; die Innern ventralen Borsten (a) dieses Segments sind ausgefallen. Die ventrale Partie der Segmente 18—20, ein abgerundet viereckiges Feld, in dessen Ecken die Prostatadrüsen-Oeffnungen liegen, ist drüsig verdickt. Bei den meisten Exemplaren ist die Umgebung der Prostatadrüsen- Oeffnungen besonders stark tuberkelartig erhaben. Zwei Eileiteröönungen liegen der ventralen Medianlinie nahe, auf dem 14. Segment vor der Borstenzone. Sie sind von einem gemein- samen, ventral-medianen, quer-elliptischen Hof umgeben. Zwei Paar Samentaschenöffnungen liegen hinten auf den Segmenten 8 und 9, zwischen den Borstenlinien a und b. Ihre Lage variirt etwas. Meistens liegen sie dicht vor den Intersegmentalfurchen 8/9 und 9/10; bei einigen Stücken sind sie aber etwas nach vorn gerückt, im äussersten Fall bis auf die Borstenzone des betreffenden Segments (sie liegen dann zwischen den beiden Borsten der ventralen Paare). Die ventralen Borsten der Segmente 8 und 9 sind zu Geschlechts- borsten umgewandelt (siehe unten) ; sie erscheinen bei Betrachtung von aussen etwas zarter als die normalen Borsten. Die ventrale Partie der Segmente 8 und 9 ist drüsig verdickt. Die Regenwurm- Fauna von Florida und Georgia. 187 Bei einem Exemplar fand sich an der einen Seite eine über- zählige, dritte Samentaschenöffnung auf dem 7. Segment. Innere Organisation: Geodrilus eiseni ist meganephridisch. Die Nephridien münden jederseits vor der äussersten Borste, in der Borstenlinie d aus. Die ersten Nephridien finden sich im 3. Segment. Die Dissepimente 7/8 bis 11/12 sind stark, die Dissepimente 6/7 und 12/13 schwach verdickt. Das erste deutlich erkennbare Dissepi- ment trennt die Segmente 5 und 6. Der Darm zeigt interessante Organisationsverhältnisse. Auf den verhältnissmässig langen Munddarm folgt eine Partie, die mit einem umfangreichen, drüsig-musculösen , dorsalen Schlundkopf ausgestattet ist. Der Schlundkopf umgiebt eine dorsale, etwas nach hinten gerichtete, taschenförmige Ausbuchtung der Darmwand. Auf die Schlundkopf- partie folgt ein enger Oesophagus, der sich dann in den Segmenten 5 und 6 zu je einem kräftigen, cylindrischen Muskelmagen umbildet. Diese beiden Muskelmagen stossen hart an einander ; die sie trennende dünnwandige Partie ist auf ein Minimum von Länge reducirt. Der ganze Vorderdarm ist unregelmässig geknickt und die verschiedenen Theile desselben über einander weg gelegt. Bei vollkommener Streckung würde er die von ihm eingenommene Körperpartie bei weitem an Länge übertreffen. Der enge, ziemlich gerade nach hinten gehende Oesophagus ist sehr blutreich. Seine Wandung bildet schwache Längs- falten. Er besitzt keinerlei Anhangsorgane; doch ist er dafür mit einer andern Bildung ausgestattet. Im 14 und 15. Segment ist sein Umfang stark erweitert, sein Lumen jedoch durch zahlreiche, sehr tiefe Längsfalten eingeengt. Diese Längsfalten sind ziemlich dicht an einander gelagert; die höheren überragen und umfassen stellenweise die niedrigeren. Im tiefsten Grunde des Baumes, der zwischen den beiden Lamellen einer Falte liegt , innerhalb der in das Lumen des Oesophagus hineinragenden Kante der Falte verläuft stets ein meistens ziemlich starker Blutcanal. Diese Blutcanäle stehen mit dem Darm- blutsinus in Verbindung, oder vielmehr sie sind Theile desselben. Der dem Lumen des Oesophagus angehörende Zwischenraum zwischen den Falten ist mit Kalkconcrementen angefüllt. Es erscheint mir nicht zweifelhaft, dass man es hier mit einem Homologon und Analogon der Kalkdrüsen zu thun hat. Diese Bildung unterscheidet sich nur da- durch von den typischen Kalkdrüsen, dass sie nicht auf seitliche Darmtaschen beschränkt ist, sondern den ganzen Umkreis der Darm- wandung gleichmässig in Anspruch nimmt. Im 18. Segment geht der Oesophagus in den weiten, dünnwandigen Mitteldarm über. Der Mittel- Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 23 188 W. MICHAELSEN, (lärm ist mit einer dorsalen Typhlosolis ausgestattet. Am Anfange des Mitteldarms verlauft jederseits neben der Haupttyphlosolis eine undeutliche Neben typhlosolis. Das Rückengefäss ist einfach. Starke, herzartige Seitengefässe finden sich in den Segmenten 10 — 13. Geschlechtsorgane: Zwei Paar umfangreiche, büschelige Hoden ragen von den ventralen Partien der Dissepimente 9/10 und 10/11 nach hinten frei in die Segmente 10 und 11 hinein. Vielfach zertheilte Samensäcke ragen von dem Dissepiment 9/10 nach vorn in das 9., von dem Dissepiment 11/12 nach hinten in das 12. Segment hinein. In den Segmenten 10 und 11 finden sich freie, nicht in Samensäcken eingeschlossene Samenmassen. Den Hoden gegenüber, vor den Hinterwänden der Segmente 10 und 11, liegen zwei Paar Samentrichter frei in der Leibeshöhle. Die beiden aus den Samen- trichtern einer Seite entspringenden Samenleiter legen sich fest an einander, ohne zu verschmelzen. In vielen engen Windungen gehen sie, an die Leibeswand angelehnt, nach hinten. Dicht vor ihrer Aus- mündung (am 19. Segment, auf der Borstenlinie a) verschmelzen die beiden Samenleiter einer Seite. Zwei Paar Prostatadrüsen münden auf den Segmenten 18 und 20, in den Borstenlinien h aus. Die Pro- statadrüsen bestehen aus einem unregelmässig gebogenen, schlanken, musculösen Ausführungsgang und einem Drüsentheil. Der Drüsentheil ist ziemlich dick und compact, die Längenausdehnung ist jedoch noch deutlich ausgesprochen. Er ist ein- oder zweifach zusammengelegt. Seine Oberfläche ist unregelmässig höckrig. Der Hauptsache nach besteht er aus einem Conglomerat kleiner Drüsenzellen. Ein zarter, mit feinem Epithel ausgekleideter Canal, die Fortsetzung des Aus- führungsganges, durchzieht ihn in ganzer Länge. Ein feines Häutchen, das Peritoneum, überzieht die Drüsenmasse. Die ventralen Borsten der Segmente 18 und 20 sind in Penialborsten umgewandelt. Sie sind jedoch ungemein zart und liegen vollkommen in der Leibeswand verborgen, so dass sie nur an Schnittserien zu erkennen sind. Sie scheinen rudimentär zu sein. Sie sind schlank gertenförmig , etwa 0,5 mm lang (volle Länge?) und 0,008 mm dick. Eine feinere Sculptur war nicht erkennbar. Zwei umfangreiche, büschlige Ovarien hängen von dem ventralen Rand des Dissepiments 12/13 in das 13. Segment hinein. Ihnen gegen- über, vor dem Dissepiment 13/14 liegt je ein grosser, blumenkelch- förmiger Eitrichter, der, das Dissepiment 13/14 durchsetzend, in einen gerade gestreckten, ziemlich dicken Eileiter übergeht. Die Regenwurm-Fauna von Florida und Georgia. X89 In der Regel finden sich zwei Paar Samentaschen in den Seg- menten 8 und 9, auf deren hintern Partien sie ausmünden. Bei einem Exemplar war jedoch noch eine überzählige Samentasche linksseitig im 7. Segment zur Ausbildung gekommen. Wir finden also bei dieser Art als Anomalie, was bei G. singulnris Ude die Regel zu sein scheint. Die Samentaschen bestehen aus eiuem umfangreichen , sackförmigen Haupttheil, einem schlanken, unregelmässig gekrümmten, musculösen Ausführungsgang und einem kleinen , stielförmigen Divertikel mit knopfförmiger Anschwellung am freien Ende. Die eigenartigste Aus- bildung haben die ventralen Borsten der Samentaschen-Segmeute er- fahren ; sie sind zu Geschlechtsborsten umgewandelt. Sie sind schlanker als die entsprechenden normalen Borsten der benachbarten Segmente, ungefähr 0,5 mm lang und 0,02 mm dick, mehr oder weniger stark bogenförmig gekrümmt. Gegen das äussere Ende sind sie kaum merklich verjüngt. Ihr äusseres Ende bis fast zur Mitte, jedoch mit Ausnahme der äussersten Spitze, ist mit zahlreichen, länglichen, nar- bigen Vertiefungen versehen. Die Länge derselben kommt ungefähr der halben Borstendicke gleich ; ihr unterer Rand ragt zahnartig vor. Die äusserste Spitze ist glatt, klauenförmig zugespitzt, an der Innen- seite der Krümmung zugeschärft. Die Basis der klauenförmigen Spitze ist schwach erweitert. Mit diesen Geschlechtsborsten steht ein eigen- artiger Drüsenapparat in Verbindung. In ihrer Umgebung schiebt sich ein Lager kleiner Drüsenzellen zwischen die Muskelschicht und das äussere Epithel ein. Zellgrenzen sind in diesem Zellenlager nicht zu erkennen ; die Kerne erscheinen in eine granulirte Masse eingebettet. Verschiedene zarte, von einem einfachen Epithel ausgekleidete Canäle durchziehen dieses Zellenlager und münden dann seitlich in eine enge Einsenkung des äussern Epithels, an deren Grunde auch die Ge- schlechtsborstensäcke einmünden. Meistens sah ich zwei solcher Canäle in eine Geschlechtsborsten - Einsenkung einmünden, und zwar den einen von oben her, den andern von unten her kommend. Bei einem Präparat schien sich jedoch einer dieser Canäle zu gabeln und einen Ast nach hinten zu entsenden. Genau konnte ich dies jedoch nicht feststellen. Diese Bildung ist geeignet, die Bedeutung der Ge- schlechtsborsten klar zu stellen. Ich nehme an, dass jene Drüsen- zellen eine Reiz verursachende Flüssigkeit absondern , die an der rauhen Oberfläche der Geschlechtsborste adhärirt und bei der Be- gattung in Wirksamkeit tritt. Auf diese Art erklärt sich sowohl die Bedeutung der äussern Sculptur der Geschlechtsborsten wie auch die Bedeutung der hohlen Geschlechtsborsten, wie wir sie bei den Arten der Gattung Preussia und andern finden. 13* 190 ^W. MICHAELSEN, Fundort: Florida, Ceder-Hammock, in reichem, schwarzen Boden ; Lake Kola, Florida, 20. IL 93 ; Orlando, Orange Cnt., Florida, am Seestrande; Orlando, Orange Cnt, Florida, am Ufer kleiner Seen (Lake Orlando) 2. IX. 92, (Lake Leonore) 5. IX. 92 ; Arkadia, De Soto Cnt., Florida; Savanuah, Georgia, März 1889; Sanford, New York, 31. IIL 93. Allgemeine Bemerkungen: In den Arten des Genus Geo- drilus liegen uns eigenartige Formen vor , die der Unterfamilie ÄcanthodriUni zugeordnet werden müssen , wenngleich sie in ge- wissen , ziemlich wesentlichen Punkten von den übrigen Mitgliedern dieser Terricolen-Gruppe abweichen. Es sind aberrante Formen oder vielleicht besser Formen, bei denen die Unterfamilien-Charaktere noch nicht jene Festigkeit erlangt haben wie bei all den übrigen Gliedern jener Unterfamilie. Die in Rede stehenden Schwankungen von Acanthodrilinen- Charakteren betretfen die Zahl und die Ausmünduogs- stellen der Samentaschen sowie die Ausmündungsstellen der Pro- statadrüsen und Samenleiter. Von G. singularis Ude*) ist G. eiseni leicht zu unterscheiden; doch sind die Unterschiede zwischen beiden Arten wohl nicht so gross, wie nach einer Vergleichung der vorliegenden Beschreibung mit der Beschreibung Ude's angenommen werden müsste. Vor allem bin ich der Ansicht, dass eine Uebereinstimmung in der Lage der männlichen Geschlechtsöffnungen besteht. Ude sagt: „Unmittelbar hinter den ventralen Borsten des 17. Segmentes fand ich zwei kreisförmige, deut- lich erkennbare Papillen", und weist später nach, dass die Oeffnungen der vordem Prostatadrüsen auf diesen Papillen liegen. Ferner giebt er an, dass sich je ein Penialborstenpaar in unmittelbarer Nachbarschaft der Prostata-Ausführungsgänge findet. Nach Ude's Worten sind die Penialborsten des vordem Papillenpaares kaum als identisch mit den weiter oben erwähnten ventralen Borsten des 17. Segments anzusehen; es müssen also jene Penialborsten als Homologa der ventralen Borsten des folgenden, 18. Segments angenommen werden, und damit ergiebt sich eine Verschiebung der männlichen Geschlechtsöffnungen um ein Segment nach hinten. Auch bei G. eiseni sind die ventralen Partien der Segmente 17 — 19 etwas verkürzt; da zugleich die ventralen Partien der be- treffenden Intersegmentalfurchen unkenntlich sind, so ist eine genaue Segmentzählung nur bei gleichzeitiger Betrachtung der lateralen Borsten 1) Ude, Beiträge zur Kenntniss ausländischer Regen würmer , in: Zeitschr. f. wiss. Zool., V. 57, p. 69. Die Kegenwurm-Fauna von Florida und Georgia. ]^91 und der lateralen Intersegmentalfurclien möglich. Für unwichtig halte ich (nicht im Allgemeinen, sondern nur bei dieser Gattung) die An- ordnung der Borsten, die ja bei G. eiseni sogar individuellen und segmentalen Schwankungen unterworfen sein kann. Schliesslich scheint mir auch der Unterschied in der Zahl der Samentaschen nicht beson- ders wesentlich zu sein, finden wir doch bei G. eiseni als Anomalie, was bei G. singularis die Regel ist. Als hauptsächlichste Unter- schiede zwischen beiden Arten glaube ich die Gestalt der Prostata- drüsen und die Ausmündungsstellen der Samentaschen ansehen zu müssen. In welcher Beziehung die Gattung Geodrilus zur Gattung Biplo- cardia Garman ^) steht, kann ich nicht angeben, da mir die Ab- handlung Garman's nicht zugänglich ist. Geodrilus eiseni unterscheidet sich von Biplocardia communis zum mindesten durch die Unpaarig- keit des Rückengefässes. Ob die Verdopplung des Rückengefässes ein genügender Gattungscharakter ist, muss ich dahingestellt sein lassen. Perichaeta indica Horst. Fundort: Oviedo, Orange Cnt., Florida; Savannah, Georgia; Sanford, New York, 31. III. 93. Allgemein e Beme rkungen : Während die Betrachtung der äussern Charaktere mich von vornherein vermuthen Hess, dass die vorliegenden Stücke der Perichaeta indica Horst zugeordnet werden müssten, sprach ein scheinbar wesentlicher Punkt der Innern Organi- sation Anfangs gegen diese Bestimmung. Bei fünf Exemplaren, die ich öffnete (darunter mindestens eines von jedem der drei Fundorte), konnte ich keine Spur von Prostatadrüsen entdecken. Die Samenleiter gingen direct in die grossen , musculösen , U-förmig gebogenen Aus- führungsgänge über, ohne dass sich an der Uebergangsstelle irgend welche Drüsen entwickelt hätten, wie es für die Perichätiden normal ist. Bei einem sechsten Stück fand ich schliesslich an der einen Seite eine normal ausgebildete , scheibenförmige , vielfach eingeschlitzte Prostatadrüse, während an der andern Seite, wie bei den vorher untersuchten Exemplaren, jegliche Spur derselben fehlte. Weitere Stücke habe ich daraufhin nicht untersucht; dieser letzte Befund schien mir mit genügender Sicherheit klarzustellen, dass man in dieser eigenartigen Verkümmerung der Prostatadrüsen nur eine in syste- 1) On the anatomy and histology of a new Earthworm, in: Bull. Illin. State Labor. Nat. Hist., V. 3, Art. 4, p. 47. 192 W. MICHAELSEN, matischer Hinsicht unwesentliche Bildung zu sehen habe. Ich habe übrigens schon früher über eine Verkümmerung der Prostatadrüsen bei P. indica berichtet, nur ist bei jenem Fall die Verkümmerung nicht bis zum vollständigen Schwinden der Drüsenmassen gediehen. In einer Notiz über P. indica von Japan') stellte ich fest, „dass der Drüsentheil der Prostatadrüsen auffallend schwach entwickelt ist". Eine Verkümmerung der Prostatadrüsen ist auch bei andern Perichaeta- krten nachgewiesen worden, eigenthümlicher Weise nur bei Perichäten aus Japan. Da auch die P. indica in Japan vorkommt, so ist in dieser Uebereinstimmung vielleicht ein Hinweis darauf zu erblicken, dass Japan die eigentliche Heimath dieses vielfach verschleppten Thieres ist. Wie weiter unten gezeigt werden soll, besteht noch eine weitere Ver- wandtschaftsbeziehung zwischen P. indica und einer japanischen Peri- chaeta, der P. hilgendorfi Mich. Eine gleiche Art von Verkümmerung der Prostatadrüsen findet sich bei P. nipponica Bedd. und P. masa- taJcae Bedd. 2), während bei P. hilgendorß Mich.^) = P. roJcugo Bedd.^) auch der rausculöse Ausführungsgang geschwunden ist und die Samen- leiter (nach Beddard) vier Segmente weiter hinten ausmünden , als bei den Perichätiden normal ist. Es muss die Frage aufgeworfen werden, ob auch bei diesen Perichäten die Verkümmerung der Pro- statadrüsen eine variirende Bildung ist oder ob sie schon zu einem festen Charakter geworden. Was P. nipponica und P. masatahae an- betrifft, so kann vorläufig wohl kaum eine Entscheidung hierüber ge- troffen werden ; anders steht es mit P. hilgendorfi (rohugo Bedd.) ; Beddard beschreibt nämlich ein Exemplar, welches im Wesentlichen wie P. rokugo gebildet sein soll, doch an der einen Seite eine voll- kommen entwickelte Prostatadrüse an der normalen Stelle besitzt. Beddard hält dieses Exemplar für einen Bastard von P. rokugo einerseits und einem verwandten Wurm (P. sieboldi Horst '?) andrer- seits. Ich kann mich dieser Ansicht nicht anschliessen, glaube viel- mehr, dass wir es hier mit einer P. rokugo zu thun haben, die, ab- weichend von der augenscheinlich zur Regel gewordenen Form , ein- seitig die Prostatadrüse der Vorfahren zur Ausbildung gebracht hat, gerade wie jenes eine von den untersuchten 6 amerikanischen P. indica- Exemplaren. Gegen diese letztere Auffassung scheint die Thatsache zu sprechen, dass die Ausmündung der Samenleiter bei P. rokugo von 1) Michaelsen, Terricolen der Berliner Zoologischen Sammlung II, in: Arch. f. Naturg., Jg. 58, V. 1, p. 34. 2) Beddabd, On some Perichaetidae from Japan , in : Zool. Jahrb., V. G, Abth. f. Syst. Die Regenwurm-Fauna vou Florida und Georgia. 193 der bei den Perichäten normalen und einseitig auch bei dem in Rede stehenden Exemplar abweicht; aber diese Abweichung ist doch wohl als eine directe Folge des Fehlens der Prostatadrüsen anzusehen ; dort, wo durch die Ausbildung der Prostatadrüse ein fester Aus- mündungsort vorgebildet ist, fehlt jeglicher Grund zu einer Abweichung von dem für die Perichäten normalen Zustand. Die weitere Ab- weichung, die jenes Exemplar nach Beddard's Ansicht von P, rokugo unterscheidet, die Stellung der gestielten Drüsen (stalked capsulo- genous glands) ist wohl als unwesentlich zu betrachten ; habe ich doch eine verschiedene Anordnung dieser Organe bei verschiedenen Exemplaren nachweisen können, die sicher der P. hilgendorfi (roJcugo Bedd.) zuzuordnen sind. Da nun festgestellt, dass die Verkümmerung der Prostatadrüsen in systematischer Hinsicht von nur geringer Bedeutung ist, so tritt die Frage an uns heran, ob die beiden so ähnlich gebildeten Perichäten, P. indica Horst und P. nipponica Beddard, noch länger auseinander- zuhalten sind. Der einzige Unterschied von Bedeutung liegt in der Gestalt der Samentaschendivertikel, die bei P. indica nur eine knopf- förmige Anschwellung am blinden Ende, bei P. nipponica ausserdem noch seitliche Knöpfchen tragen. Bedenklich für die Aufrechterhaltung der nach einem einzigen Exemplar aufgestellten P. nipponica erscheint mir der Umstand, dass die Zahl und Stellung der Kuöpfchen am Divertikel so stark variirt. Ueberzählige Samenkämmerchen an Samentaschendivertikeln kommen auch bei andern Terricolen vor (ich beobachtete einen solchen bei einer centralafrikanischen JBenhamia). Ein Anzeichen dafür, dass sich die beiden fraglichen Perichäten zum mindesten sehr nahe stehen, liegt in der Anordnung der Pubertäts- papillen. Dieselben liegen stets auf einem Theil der Samentaschen- segmente vor den Borstenzonen, etwas nach innen von den durch die Samentaschenöflfnungen markirten Längslinien. In Betreff der Zahl und der sie tragenden Segmente ist eine gewisse Schwankung zu con- statiren. Die folgende Tabelle mag eine Uebersicht der beobachteten Anordnungsweisen geben. 1 P. nipponica von Japan 7. 8. 9. Segment !(?)„ indica vom BerHn. Bot. Gart. 8. 9. „ ■'■ ?? »1 51 11 11 11 \Y)'^- 11 12 „ „ von Nord-Amerika 7. 8. „ 1 „ „ „ den Azoren 7. 8. „ 1 „ „ „ Nord- Amerika (-|)7. 8. „ l ii ^1 11 11 •• (y)8- 1, 194 ^- MICHAELSEN, Die Regenwurm-Pauna von Florida und Georgia. Bei manchen Exemplaren lassen sich gar keine Pubertätspapillen erkennen. Die Angabe (|) vor den betreffenden Segmentnummern in der Tabelle bedeutet, dass nur einseitig ein Tuberkel vorhanden ist. Von wesentliche!' Bedeutung ist diese Schwankung in der Anordnung meiner Ansicht nach auf keinen Fall. Eine interessante Eigen thümlichkeit der P. indica besteht darin, dass die Borsten ornamentirt sind. An den grössern ventralen Borsten des Vorderkörpers ist diese Ornamentirung besonders deutlich zu er- kennen ; sie besteht aus zarten, mehr oder weniger regelmässig an- geordneten Querstrichelchen oder Narben. Das ganze äussere Ende der sigmoiden Borsten ist mit dieser Sculptur versehen. Ich erkannte diese Ornamentirung nicht nur bei den amerikanischen Exemplaren von P. indica^ sondern auch bei denen von den andern Fundorten (von Japan, von den Azoren und vom Berliner Botanischen Garten). Da sie so zart ist, dass sie bei Canadabalsara- Präparaten vollkommen unsichtbar wird (nur in Glycerin- und Spiritus - Präparaten blieb sie deutlich), so erklärt es sich leicht, dass sie bisher übersehen wurde. Ich glaube die Vermuthung aussprechen zu dürfen, dass ornamentirte Borsten unter den Terricolen viel weiter verbreitet sind, als bisher anzunehmen war. Von besonderm Interesse war es mir, die japani- schen Perichäten des Hamburger Museums daraufhin nachzuunter- suchen. Bei P. schmardae Horst konnte ich keine Ornamentirung an den Borsten erkennen, sehr deutlich dagegen bei P. Mlgendorß Mich, (rokugo Bedd). Bei diesem letztern Wurm unterschied sich die Sculptur der Borsten kaum von der bei P. indica erkannten. Es ergeben sich also Verwandtschaftsmomente zwischen P. hilgendorfi und P. indica aus ganz verschiedenen Organsystemen. Es wäre zu wünschen, dass auch die übrigen Perichäten von Japan auf diese charakteristische Bildung hin geprüft würden. Nachdruck verholen. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. Von Franz Sickmann in Iburg. Das nördliche China, das bekanntlich mit Japan zur mandschuri- schen Subregion des paläarktischen Faunengebietes gehört, ist in hymenopterologischer Beziehung noch sehr wenig erforscht. Nur eine verhältnissmässig sehr geringe Anzahl von Arten ist uns aus diesem weiten Gebiete des chinesischen Reiches bisher bekannt geworden. Frederick Smith, der die meisten, aber leider auch oberflächlichsten Beschreibungen neuer Arten von dort liefert, nennt als Fundorte Nanking, Shanghai, Ningpo nebst Tein-tung und Ning-po-foo in der Nähe von Ningpo. Für die Mehrzahl der Arten wird jedoch einfach „North China" angegeben, ohne irgend einen Ort oder auch nur eine Provinz zu nennen. Die von den Naturforschern der Novara- Expedition in China gesammelten wenigen Hymenopteren stammen nach den An- gaben von H. DE Saussure aus Shanghai. Die allgemein bekannten russischen Reisenden Potanin und Przewalsky sammelten in der nordwestlichen Provinz Kanssu nebenbei Hymenopteren, die dann von dem sehr thätigen Dr. Morawitz in St. Petersburg bearbeitet wurden. Aus der nördlichsten Provinz Petscheli und den beiden benachbarten Provinzen Schansi und Schantung dürften kaum ein paar Arten be- kannt sein. Es verdient deshalb alle Anerkennung, dass mein Freund und früherer Schüler D. Weber, seit 1891 Lehrer an der Kaiserlichen Militärschule in Tientsin, sich die Aufgabe gestellt hat, die Hymeno- pteren-Fauna der nähern und fernem Umgebung Tientsins genauer zu 196 FRANZ SICKMANN, erforschen und auch auf seinen Reisen durch die nördhchen Gebiete nach Möglichkeit Hymenopteren zu sammeln. Da Weber schon als Schüler eine bedeutende Vorliebe für die Thier- und Pflanzenwelt zeigte, auch unter meiner Anleitung verschiedene Beobachtungen an- stellte und nebenbei Insecten, besonders Hymenopteren, sammelte, so darf mit Recht etwas Bedeutendes von ihm erwartet werden. Die stattliche Anzahl von Arten, die Weber in den beiden letzten Jahren nach und nach an mich sandte, zeugt nicht nur von dem grossen Eifer, mit welchem derselbe oft unter den schwierigsten Verhältnissen sammelte, sondern auch von seinem Verständniss und Geschick für diese Thätigkeit. Er sammelt nicht nur auffallende und grössere Arten, auch nicht bloss einzelne Stücke einer Species, sondern eben alles, was sich darbietet. So hat er von den häufigeren Arten meistens zahlreiche Exemplare in beiden Geschlechtern und ebenso ganz kleine, von vielen Sammlern kaum beachtete Arten, z. B. Chalcis, Diodontus, Nomioides etc., eingesandt. — Das Hymenopterenmaterial , soweit es in den folgenden Zeilen bearbeitet vorliegt, ist nach verschiedenen Seiten hin überaus interessant. Zunächst lernen wir eine ganze Reihe neuer, und wie ich hoffen darf, guter Arten kennen. Denn nur nach sehr sorgfältigem Literaturstudium oder nach Befragung unserer besten Autoritäten habe ich eine Art als neu beschriel)Pn. Ich will es deshalb nicht unterlassen, den Herren Handlirsch und Kohl in Wien, Dr. Morawitz in St. Petersburg, H. de Saussure und Frey- Gessner in Genf und Dr. v. Schulthess-Rechberg in Zürich auch an dieser Stelle meinen besten Dank für Mittheilung ihrer Ansichten über einige mir zweifelhafte Arten abzustatten. Meine kleine Arbeit giebt dann auch richtige und zuverlässige Aufschlüsse über die geo- graphische Verbreitung bekannter Arten. So ist es gewiss inter- essant zu sehen, dass einige derselben sich von dem fernsten Westen Europas bis zum äussersten Osten Asiens ausdehnen. Auffallend ist auch die geradezu ungeheure Häufigkeit einiger Cercerh- Arien und einzelner Vespiden. Doch mögen ausführlichere Mittheiluugen über manche in dieser Einleitung nur kurz berührte Punkte einer spätem Arbeit vorbehalten bleiben. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. J97 Tenthredinidae. Hylotoma Latr. Hylotoma flavicollis Cam. Cameron, in: Transact. Ent. Soc. Lond., 1876, p. 400. KiKBY, List of Hym., V. 1 (1882), p. 63, n. 40, tab. 10, fig. 17, ?. Ein ohne Zweifel dazu gehöriges S aus Tientsin. (Bestimmt von Dr. Kriechbaumer in München.) Ichneumonidae. Die Bestimmung, resp. Beschreibung der wenigen Ichneumoniden, welche Weber sandte, verdanke ich der Güte des Herrn Dr. Kriech- baumer. JPachymer^tis Grav. I*ac1iy7nerus fiiscijjennis Kriechb. n. sp. S. Niger, nitidus, antennarum flagello hasi, tibiis anterioribus, posticarum basi et abdominis segmentis 2 — 4 cum apice primi rußs, alis fusco-hyaVmis, nervo recurrente interstitiali. — Long. 9 mm. Unserm P. calcitrator ähnlich, der ganze Körper sowie die Fühler und Beine etwas kräftiger, besonders aber durch die dunklen Flügel und die mit der Basalader zusammenstossende rücklaufende Ader ver- schieden und leicht zu unterscheiden. Segment 5 — 7 des Hinterleibes am äussersten Hinterrande schmal blass gesäumt. 1 S aus Tientsin. Lebt vermuthlich in einer dort einheimischen Cephus-krt. Ophion F. Ophion tnelanarius Kriechb n. sp, Niger, ex parte violascens, abdomine nitido, alis subfulvescenti- hijalinis, margine postico et externa (hoc late) violascenti-fusco, meta- noto clathrato-rugoso , postice abrupte declivi, stigmate angustissimo, rufescente, nervulo interstitiali. recto, nervo disco-cubitali arcuato, ner- vello medio rectangulariter fracto. — Long. ? 25 V2, S 22 mm. Vorderkörper mit grober Sculptur, schwarz, matt, behaart, Hinter- leib glatt und glänzend, theilweise veilchenblau schimmernd. Das Schildchen des $ scheint mir missgebildet zu sein, es ist nämlich längs der ganzen Mitte ausgehöhlt, die Aushöhlung in der Mitte etwas er- weitert, scharf gerandet ; auch der Hinterrücken ist in der Mitte aus- 198 FRANZ SICKMANN, gehöhlt, die Aushöhlung ziemlich weit von der Basis durch eine bogenförmige Leiste geschlossen, gegen die Mitte hin verwischt. Beim S ist das Schildchen grob gerunzelt, der Mittelrücken hat vor dem- selben eine kurze, eingedrückte Linie, der Hinterrücken ein scharf umgrenztes, länglich-dreieckiges, mittleres Basalfeld. 1 ? und 1 cJ vom Nankou-Pass bei Dschü-yang-guan auf Blättern eines blüthenlosen Baumes gefangen. Unter unsern einheimischen Arten dürfte 0. bombycivorus^ dieser Art am^nächsten stehen, von dem sich aber letzterer ausser der Farbe noch besonders durch den grob, fast netzartig runzligen Hinterrücken, den längern, fast ganz geraden Basaltheil der Radialader, die längere, ebenfalls ganz gerade Basalader unterscheidet. Will man die Art mit obigem homhycivorus nicht in die gleiche Gattung bringen, so müsste eine neue Gattung dafür gebildet werden (etwa Dictponotus, von öUtvov, Netz, und vidzog, Rücken). JExetastes Gray. 1. Exetastes fornicator F. Gr. Gravbnhokst, Ichneumonologia, V. 3, p. 402. Peking. 3. Exetastes notatus Hgr. nig^'ipes Gray. var. 1. Gravenhokst, 1. c. p. 117. Ein genau mit einem aus CuculUa ahrotani gezogenen Ex. der HARTiG'schen Sammlung übereinstimmendes S aus der Nähe von Peking. Evaniidae. Gasteruption Latr. 1. Gasteruption affectator Lin. Tientsin. 3. Gasteriiption sp. ? Tientsin. — Eine neue Art, die ich aber wegen ihres schlechten Zustandes nicht gut beschreiben kann. Chalcididae. Eeucospis Fabr. Leucospis japonica Walk. Walker, Not. Chalc, Part 4, p. 56. Beiträge zur Kenntniss der Hymennpferen-Fauna des nördlichen China. ^99 ScHLETTEßEE, Hymenopteren-Gattungen Leucospis etc., in : Berliner Ent. Zeitschr., V. 35, 1890, p. 193. Tientsin. Chalcis Fabr. Chalcis (Brachynieria) minutci L. Westw. Tientsin. Sphegidae. Crabro Fabr. 1. Crahro chinensis n, sp, $. Niger, flavo-variiis, cinereo-pilosus. Mandihulis flavis apice nigris; clypeo parte media producta apice truncata, aureo-sericeo, longitudinaliier carinato; spatio infrafrontali dense, suprafrontali minus dense punctato ; antennarum scapo flavo, flagelli articulo secundo tertio paulo longiore. Pronoti fascia flava, impressione media nigra interrupta; dorsulo antice dense, postice minus dense punctato ; scutello postscutelloque flavis, punctis suhgrossis; tuberculis humeralihus flavis, mesopleuris dense rugoso-punctatis, infra alas anteriores striis paucis ; metapleiiris minus dense, segmenti mediani lateribus densissime et subtilissime striatis; spatio cordiformi grosse rugoso-punctato ; area postica hene marginata, linea media partita, punctata et oblique rugoso- siriata. Äbdominis segmento primo dorsali minus dense, segmentis reliquis densius et subtilius punctatis; valvula supraanalis in medio profunde excavata, punctis grossis praedita. Segmento secundo maculis duabus (interdum segmento tertio macidis minoribus), segmento quarto et qiiinto fasciis vel integris vel interruptis flavis. Segmento ventrali secundo minus dense punctato. Femoribus nigris, pedum anter iorum genibus flavo-maculatis ; tibiis flavis, maculis nigris; metatarsis flavis, apice et ceteris tarsorum articulis nigris. Long. 10—11 mm. S. Feminae similis, sed differt: mandibulis nigris, apice piceis; clypeo argenteo-sericeo ; articulo flagelli sexto subtus emarginato; spatio cordiformi et parte postica segmenti mediani crasse rugosis, hac minus clare determinata, transverse striata, scutello nigro. Long. 8 — 8^/^ mm. ?. Kopf grau behaart, Gesicht matt, dicht, fast runzlig punktirt, Scheitel etwas glänzend, Punktirung weniger dicht, Hinterkopf zerstreut punktirt, Schläfen an den Netzaugen mit kurzer, silberweisser Be- haarung, ziemlich dicht und fein punktirt. Clypeus mit goldiger, in der Mitte mit silberfarbiger Pubescenz, die sich meistens gold-, aber 200 FRANZ SICKMANN, auch silberfarbig und weniger dicht bis zum Ende der Fühlergrube hinzieht; Vorderrand desselben wie bei Cr. vagus L. Mandibeln gelb mit schwarzer Spitze, mit einzelnen groben Funken und Runzeln; Fühlerschaft gelb, 1. Geisseiglied hellbraun gerandet, 2. etwas länger als das 3. Die Nebenaugen stehen in einem stumpfwinkligen Dreieck, die hintern sind von den Netzaugen weiter entfernt als von einander. Thorax oben braun-grau, an den Seiten und besonders unterhalb weiss- lich behaart ; das gelbe Pronotum hat in der Mitte einen deutlichen Eindruck von schwarzer Färbung und ist an den Seiten etwas abge- rundet ; Dorsulum in der vordem Hälfte matt und sehr dicht punktirt, weniger dicht ist die Punktirung der hintern Hälfte, hier die Punkte mit etwas glänzenden Zwischenräumen. Schildchen und Hinter- schildchen gelb, ersteres mit grober, wenig dichter, letzteres eben- falls mit grober, aber dichter Punktirung. Mesopleuren etwas matt, dicht punktirt-gerunzelt, unmittelbar unter der Basis der Vorderflügel etwas glänzend und mit einzelnen Runzelstreifen versehen ; Metapleuren wenig dicht, Seiten des Mittelsegments sehr dicht und fein quer- gestreift, matt-seidenartig glänzend. Der herzförmige Raum sehr un- deutlich begrenzt, grob punktirt-gerunzelt, eine Streifung kaum an- gedeutet. Durch die Mitte desselben zieht eine deutlich gekerbte, rinnenartige Linie, die sich bis zur Basis des Hinterleibes fortsetzt; der hintere Raum des Mittelsegments deutlich gerandet, herzförmig, durch die genannte Linie in zwei Hälften getheilt, beide punktirt und mit schräg nach oben gerichteten, mehr oder minder deutlichen Runzel- streifen. Schulterbeulen gelb, Flügelschuppen braun. Schenkel schwarz, Knie der beiden vordem Beinpaare mit gelbem Fleck; Schienen gelb, hinten schwarz gefleckt, die Flecken beginnen an der Spitze mit breiter Basis und ziehen zugespitzt gegen die Schieneu- wurzel; beim 1. Beinpaar erstreckt sich diese schwarze Zeichnung bis zur Basis, beim 2. bis zu ^/g, beim 3. bis zur Hälfte der Schienen. Metatarsen aller Beine gelb mit braun-schwarzem Endrande, die übrigen Tarsenglieder schwarz. Hinterleib gedrungen , in der Zeichnung mit Cr. vagus übereinstimmend ; erstes Dorsalsegment weniger dicht , die folgenden dicht und fein punktirt. Die obere Afterklappe mit tiefer Rinne, in welcher besonders an der Basis und an der Spitze sehr grobe Runzeln sich befinden. Die zweite Ventralplatte ist deutlich, aber nicht dicht punktirt. S. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen, abgesehen von der geringern Grösse und den Geschlechtsmerkmalen, in folgenden Stücken : Mandibeln schwarz mit pechrother Spitze, Clypeus mit silber- Beiträge zur Kenntnis? der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 201 farbiger Pubescenz, 6. Geisselglied unten ausgerandet, Punktirung kräftiger; Scbildchen , Hiuterscbildchen und i^Jittelsegment grob ge- runzelt, die Streifen an den Seiten des Mittelsegments und auf dem sebr undeutlicb geraudeten bintern Räume desselben stärker und weniger dicbt ; Dorsalsegment 6 und 7 stärker als die vorbergebenden punktirt, letzteres mit einem kleinen Längseindruck wie bei Cr. vagus. Ventralsegment 2 deutlicb, aber nicbt dicbt, die folgenden sehr fein punktirt, alle scbmal braun gerandet. In der Nähe von Tientsin. Crahro chinensis gehört zur Gruppe Solenius Mok. und zwar in die Abtbeilung def Arten mit punktirtem Hinterleibe. Er steht dem Crabro vagus {.. nahe, noch näher verwandt scheint er dem Crahro jakowlewi Mor. zu sein, den ich jedoch nur aus der Beschreibung kenne (in : Horae Societ. Entom. Ross., V. 26, p. 170). 3. Crabro sibirieus A, Mor. Thyreopus sibirieus Mob., in: Bull. Acad. Tmp. Sc. St. Petersbourg, 1866. Kohl, Crabroninen der Section Thyreopus Lep , in : Zool. Jahrb. Spengel, V. 3, Abth. f. Syst., p. 543. Kaigan. 3. Crahro alatus Panz. var. basalis Smith. Smith, Catalogue of hymenopterous insects, Part 4, p. 415. Umgebung von Tientsin. JPhilanthics Fabr. 1. Fhilanthus coronatus Fabr. Systema entom., V. 2, p. 288, 3793. Häufig in der Nähe von Tientsin. 3. Fhilanthus hellmanni Eversm. Anthophilus hellmanni Eveesmann, in: Bull. Moscou, 1849, p. 400. Eine ausführliche Beschreibung des durch seine charakteristischen Fühler ausgezeichneten Männchens giebt F. Morawitz in : Horae Societ. Entom. Ross., V. 23, p. 153. Weber fing ein Männchen in der Nähe von Kaigan, 202 FRANZ SICKMANN, Bembex Fabr. Benibex weheri Handl. (Sickm. i. 1.). Handlirsch, Monographie der mit Nysson und Bembex verwandten Grabwespen, 7. Theil, in: Sitzgsber. K. Akad. Wiss. Wien, 1893, p. 657. Diese neue Art, welche ich dem Entdecker zu Ehren benannt habe, wurde in der Umgebung von Tientsin aufgefunden. Sti&us Latr. 1. Sti^us terininalis Eversm. EvERSMANN, Fauna Volgo-Uralensis, in: Bull. Moscou, 1849, p. 359. Handlirsch, Monographie, 6. Theil, ibid. 1892, p. 119. 3. Sti^us ruficomis Fabr. Fabricius, Mant. Insect., V. 1, p. 286, 1787. Handlirsch, Monographie, 6. Th., p. 150. Erstes Hinterleibssegment roth, ohne gelbe Zeichnung, schmal schwarz gerandet. Beide Arten wurden bei Tientsin in wenigen Exemplaren gesammelt. Cerceris Latr. 1. Cerceris gihhosa n. sp. $. Capite dense punctato, clypeo media parte haud elevata, sub- grosse punctata^ convexo^ antice vix impresso^ margine antico integro, lata truncato; scuto frontali gihhoso; oculorum marginibus internis clypeum versus paululum divergenübus ; flagelli articulo secundo fere duplo, tertio sesqui longiore primo. PronoU lateribus rotundatis ; dor- sulo, scutello, mesopleuris, parte postica segmenti mediani subgrosse pimctatis ; spatio cordiformi nitido, transverse strigoso. Äbdomine dense subgrosse punctato, segmento primo producto, area pygidiali fere elliptica^ marginibus lateraUbus tenuiter ciliatis, valvula infraanali penicillis brevibus, segmento secundo ventrali plaga basali elevata. Alis anferioribus apice infumatis. Long. 8—10 mm. S. Feminae similUmus ; flagelli articulo secundo fere tertio aequali. Long. 7 — 8 mm. Nigra, abunde flavo-picta., pedibus $ flavis, S flavis., nigro-maculatis. Weibchen. Kopf dicht und massig grob punktirt; der mittlere Theil des Clypeus in seiner ganzen Ausdehnung angewachsen, ziemlich Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 203 grob runzlig punktirt, gewölbt, ein Eindruck am vordem Theile kaum angedeutet, Vorderrand schwarz, gerade abgestutzt; Stirnschild in Form eines kegelförmigen Höckers, der namenthch von der Seite ge- sehen sehr deutlich vorragt. Netzaugen nach unten nur schwach convergent; 2. Geisseiglied kaum 2mal, 3. fast l'/gHial so lang wie das erste; die hintern Nebenaugen unter sich nicht ganz so weit wie von den Netzaugen entfernt. Pronotum ziemlich stark entwickelt, stärker als bei der verwandten C. eniarginafa Panz., an den Seiten abgerundet. Dorsulum und Mesopleuren ziemlich grob und dicht punktirt, ebenso und fast noch gröber der hintere Theil des Mittelsegments, dagegen zeigt das Hinterschildchen nur einige zerstreute , feinere Punkte. Metapleuren etwas schräg gestreift; Seiten des Mittelsegments in der Nähe der Metapleuren glänzend, fein und wenig dicht punktirt ; herz- förmiger Raum mit undeutlichen queren Runzelstreifen. Erstes Seg- ment des Hinterleibes deutlich länger als bei C. emarginata, die Punktirung desselben und der übrigen Rückensegmente gröber, aber weniger dicht als bei der genannten Art. Der mittlere Theil der obern Afterklappe elliptisch, runzlig punktirt, an den Seiten fein ge- wimpert, untere Afterklappe seitlich mit kurzen, feinen Endpinseln. Zweites Ventralsegment mit einer kleinen, erhabenen Platte, dieses und die 3 folgenden Segmente an den Seiten, 5. Segment in seiner ganzen Ausdehnung punktirt. Vorderflügel an der Spitze etwas angedunkelt. Mandibeln mit Ausnahme der schwarzen Spitze, Clypeus, Stirn- schild, Kiel zwischen den Fühlern, Fühlerschaft , ein kleiner Fleck hinter den Nebenaugen, der sich auch zu einer herablaiifenden Linie ausdehnen kann, und ein Fleck unterhalb der Mandibeln gelb. Fühler aussen braun, innen rostfarben. Am Thorax sind gelb: die Seiten- flecken des Pronotum, die Flügelschuppen mit Ausnahme eines etwas dunklern Punktes am Dorsulum, das Hinterschildchen, bisweilen eine verloschene Zeichnung des Schildchens, je ein Fleck an den Seiten des Mittelsegments, ein Fleck unten an den Mesopleuren, zwei kleine Querflecken vor den Mittel- und zwei kleine Längsflecken vor den Hinterhüften. Die Hüften , Schenkelringe und Beine gelb , doch ist die Kniescheibe der Hinterschenkel ganz schwarz, die Gelenke und Tarsen sind mehr oder minder gebräunelt. Die Dorsalsegmente 1 und 6 schwarz, 3 und 5 ganz gelb oder vorn mit schwarzer Ausrandung, 2 gelb, hinten mit schwarzer Ausrandung, 4 meistens mit stark unter- brochener, gelber Binde. Die Ventralsegmente führen mit Ausnahme des ersten und sechsten gelbe Binden, seltener gelbe Seitenmakeln. Männchen. 2. und 3. Geisseiglied fast von gleicher Länge. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 14 204 FRANZ "SICKMANN, ZeichnuDg wie beim Weibchen , doch fehlen die gelben Flecken vor den Hüften immer, die Flecken unterhalb der Mandibeln und an den Mesopleuren meistens, die Flecken des Mittelsegments selten. Seg- ment 2 an der Basis mit gelbem Querfleck, Segment 4 mit gelben Flecken an den Seiten, oder wie Segment 3, 5 und 6 mit gelber, vorn ausgerandeter Binde; Veutralsegmente mit grossen, gelben Seiten- flecken. Vorder- und Mittelschenkel entweder ganz gelb oder an der Basis mit schwarzem Fleck, Hinterschenkel gelb, an der Spitze in grösserer oder geringerer Ausdehnung schwarz gefleckt, Schienen gelb, Hiuterschienen an der Spitze meistens mit einem schwarzen Fleck, Tarsen gelb, die 4 letzten Glieder der Hintertarsen dunkel. Ziemlich häufig bei Tientsin. 2. Cerceris caspica F. Mor. F. MoEAwiTz, in: Horae Societ. Entom. Ross., V. 26, p. 213. Häufig in der Umgebung von Tientsin, wo Weber im Sommer 1892 153 Stück sammelte. Diese Art gehört wegen der sehr reichen gelben Zeichnung zu den schönsten der paläarktischen Region. Morawitz giebt als Fundorte Ryn-Pessky und Sara vschan: Darch (Turkestan) an. 3. Cerceris Itcctuosa Costa. Costa, Ach., in: Ann. Mus. Zool, Universit. Napoli, V. 5, p. 105, 1869. ScHLETTEREE , Hymenopteren - Gattung Cerceris Latr., in: Zool. Jahrb. SPENßEL, V. 2, p. 417. Zwei Weibchen aus der Umgebung von Tientsin. Bisher aufge- funden in Ungarn, Südfrankreich, Italien und Pendschakend. 4, Cerceris hortivaga Kohl. Kohl, ßaubwespen Tirols, in : Zeitschr. Ferdinandeum, 3. Folge Heft 24, p. 223. Nicht selten bei Tientsin; auch aus Korea bekannt. Bei den meisten Exemplaren ist der Hinterleib reichlicher gelb gezeichnet als bei den Tiroler Stücken. 5. Cerceris tuherculata Vill. var. bicornuta Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects in the collection of the British Museum, Part 4, p, 455. Nicht selten bei Tientsin. C. bicornuta $ unterscheidet sich von C. tuherculata Vill. $ nur durch die tiefe Ausrandung des Clypeus und stimmt in allen übrigen Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China 205 plastischen Merkmalen mit derselben genau überein. Ob in der Natur Uebergänge von der rechtwinklig abgestutzten Form des Clypeusvorder- randes bei tuberculata bis zur tiefen Ausrandung bei hicornuta vor- kommen , ist mir unbekannt ; ein Weibchen meiner Sammlung aus Sarepta zeigt eine seichte Ausrandung, bei 25 Weibchen aus China ist der Clypeus gleichmässig tief ausgerandet. Die Zeichnung ist reich und schön goldgelb, während sie bei tuberculata bekanntlich schwefel- gelb vorkommt. Die Hinneigung zur röthlichen Färbung ist wenig ausgeprägt. Das Weibchen, welches Smith für seine Beschreibung vorgelegen hat, muss recht klein gewesen sein, da er nur eine Länge von 6 lines , ungefähr 13 mm , angiebt , während meine Weibchen 17 — 20 mm messen. Das Männchen, welches von Smith nicht be- schrieben ist, hat bei seiner goldgelben Zeichnung dieselbe Punktirung und dieselbe eigenthümliche Bildung des Metatarsus der Mittelbeine, wie wir sie bei tuberculata S finden. Nach diesen kurzen Andeutungen kann ich C. bicornuta nur für eine sehr interessante Varietät von C. tuberculata halten. 6. Cerceris sp. ? Tientsin. Eine sehr niedliche, langgestreckte neue Art , die für eine Be- schreibung leider in einem zu schlechten Zustande ist. Oxybelus Latr. 1. Oxybelus eximitis n. sp, ?. Niger, antennarum scapo flavo, flagello subtus rufo, mandibuUs rufis, apice nigris, fronte clypeoque pilis brevihus argenteis, vertice dense et fenuiter rugoso-punctato, ocellis inter se magis quam ab oculis remotis. Dorsulo et mesopleuris dense rugoso-punctatis ; pronoto, callis humeralibus, duobus punctis parvis scutelli, postscutello lamellisque flavis. Segmenti niediani mucrone brevi, lato, in apice exciso, lateribus et spatio postico strigosis. Äbdominis segmento primo superne perspicue longitudinaliter impresso, segmentis omnihus nitidis, tenuiter punctatis, primo, secundo, tertio quartoque maculis sat magnis, quinto punctis duobus flavis. Segmenta ventralia nitida, nigra, segmentum primum punctis parvis et non densis. Pedihis flavo- ei rufo-variis. Alis claris, venis laete rufescenfibus. Long. 6 mm. S. Feminae simillimus; segmenta 3—5 spinis minutis lateralibus, 14* 206 FRANZ SICKMANN, segmentum septimum apice excisum, segmenta 1 — 4 utrimque flavo- maculata, 5—6 flavo-fasciata. Pedes flavo-varii. Long. 4*4 vnm. Weibchen. Mandibeln brauu, an der Spitze schwarz; Behaa- rung des Clypeus und des Gesichts kurz, silberweiss, von oben herab gesehen mit einem Stich in Messinggelb; Fühlerschaft gelb, untere Seite der Geissei und Endhälfte des letzten Gliedes rostroth ; der Raum oberhalb der Fühler etwas glänzend, fein, nicht dicht punktirt, der übrige Theil der Stirn und der Scheitel runzlig punktirt. Neben- augen unter sich viel weiter als von den Netzaugen entfernt. Dor- sulum stark runzlig punktirt, mit ganz kurzer, spärlicher, hellbraun schimmernder Behaarung, Mesopleuren etwas weniger stark gerunzelt, mit kurzen weissen Haaren. Pronotum und Schulterbeulen gelb, beide durch eine gelbe Linie verbunden. Flügelschuppen glänzend, braun, nicht punktirt; Flügel hell, mit hellbraunen Adern. Schildchen an der Basis jederseits mit einem ziemlich kleinen, gelben Punkte, der deutliche Mittelkiel desselben setzt nur wenig auf das Dorsulum über, Punktirung stark, aber nicht dicht; Hinterschildchen und Lamellen gelb. Dorn kurz, gegen das Ende breiter, schwarz , am Ende heller und stark ausgerandet. Seiten des Mittelsegments mit Querstrichen, welche jedoch nicht dicht stehen, auch die Felderung auf dem Hinter- raume gestrichelt. Schenkel der Vorder- und Mittelbeine oben schwarz, unten gelb, glänzend ; Schienen gelb , aussen schwarz , Tarsen der Vorderbeine hellbraun, Hinterschenkel schwarz. Schienen schwarz, an der Basis und aussen gelb, Tarsen der Mittel- und Hinterbeine dunkel- pechbraun, die beiden Endglieder heller, Schiensporen fast glashell. Hinterleib schwarz, etwas glänzend, fein, nicht dicht punktirt , erstes Segment mit deutlichem Längseindruck zwischen der Horizontal- und Verticalfläche, auf beide etwas übersetzend, Segment 1 — 4 mit ziem- lich grossen, goldgelben Seitenmakeln, auf 2 am weitesten getrennt, Segment 5 mit zwei kleinen, gelben Punkten, Endsegment rissig-runzlig mit feiner, anliegender Behaarung, äusserste Spitze pechbraun. Ventral- segmente glänzend schwarz, an den Endrändern mit einzelnen hellen Haaren, erstes Segment fein, aber nicht dicht punktirt, die folgenden Segmente zeigen nur an den Seiten einzelne Punkte. Männchen. Das S unterscheidet sich vom $ ausser den Ge- schlechtsmerkmalen nur in folgenden Stücken ; es ist kleiner. Schild- chen und Hinterschildchen schwarz, 5. Dorsalsegment mit gelber Binde, 6. mit gelbem Querfleck, Segment 3—5 seitlich mit ganz kleinen Spitzen, Endsegment ausgerandet, pechbraun. Vorder- und Mittel- schenkel gelb mit schwarzem Fleck an der Oberseite, Hinterschenkel Beiträge zur Kenntuiss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 207 schwarz, alle Schienen gelb, mit schwarzem Fleck an der Innenseite, Tarsen gelb, gegen das Ende etwas bräunelnd. Von dieser niedlichen Art, welche durch die runzlige Sculptur des Dorsulums, durch den breiten, ausgerandeten Dorn und durch den deutlichen Eindruck auf dem ersten Dorsalsegmente ausgezeichnet ist, fing Weber nur ein Pärchen bei Tientsin. 3. Oxyhelus venustus n. sp, $. Niger, dense punctatus. Mandibulis flavis apice nigris; facie dense argenteo-pilosa ; scapo pedicelloque flavo-variegatis ; flagelli arti- cuUs partim nigris, partim rufis ; ocellis posticis inter se magis quam ah oculis remotis. Pronoto flavo; dorsulo sat dense punctata, breviter non dense piloso, vix aenescente ; callis humeralibus flavis ; mesopleuris rugoso-punctato, una cum sterno pilis argenteis sat brevihus; alis hyaUnis venis palUdis; tegulis flavis, rufo-maculatis ; scutello punctis duohus, postscutello lamellisque flavis. Spina angusta, lateribus parallelis, apicem versus pallida, leviter excisa. Segmenti mediani lateribus partim strigosis, partim laevibus; sxmtio postico rugoso, sin- gulis striis praedito. Femoribus nigris, flavo-, tibiis flavis, nigro-variis, tarsis omnibus rufescentibus, tibiarum posticarum calcar internum sat longum, metatarso longitudine fere aequale. Abdominis punctatura dorsulo subtiliore, segmentis 1 — 3 maculis duabus sat magnis, segmentis 4 — 5 fasciis vel integris vel anguste interruptis flavis, segmento ultimo laete ferrugineo. Segmetita ventralia nigra, nitida, punctata, margini- bus politis singulis pilis praeditis. Long. Al — 5 mm. $. Feminae simillimus, segmento ultimo rufo vel piceo. Long. 3^2 — 4^/2 mm. . Weibchen. Kopf dicht, etwas runzlig punktirt, zwischen den Nebenaugen weniger dicht. Gesicht dicht, Schläfen kurz und wenig dicht silberweiss behaart. Mandibeln gelb mit schwarzer Spitze. Fühlerschaft oben an der Vorderseite und Pedicellus am Endrande gelb gefleckt, die gelbe Farbe bei einigen Stücken in Braun verändert. Die G eissei glieder 2 und 3 meistens braun, die folgenden oben schwarz, unten braun, die Endglieder rostbraun, doch ist die Ausdehnung der braunen Farbe veränderlich. Die hintern Nebenaugen unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Pronotum und Schulterbeulen gelb, beide meistens durch eine gelbe Linie verbunden. Dorsulum dicht punktirt, wenig erzfarbig, Behaarung kurz und anliegend, von vorn gesehen glänzend gelblich. Mesopleuren runzlig, sie sind, wie auch das Sternum, kurz silberhaarig. Schildchen jederseits mit einem 208 FRANZ SICKMANN, kleinen gelben Fleck, der Mittelkiel desselben geht eben auf das Dor- sulum hinüber. Hinterschildchen gelb, sehr selten in der Mitte schwarz, Lamellen ebenfalls gelb. Metapleuren mit einzelnen Querriefen. Dorn schmal, fast parallelseitig, schwarz, gegen die Spitze heller, hier nur wenig ausgerandet. Seiten des Mittelsegments nach hinten mit deut- lichen, nicht sehr dichten Querstreifen, welche nach vorn in der Nähe der Metapleuren allmählich verschwinden und hier meistens, besonders nach unten, eine glänzend glatte Stelle zeigen. Die Abtheilungen des hintern Mittelsegmeutraumes fein gerunzelt, unten mit wenigen, oben mit undeutlichen Querstreifen, das mittlere Dreieck unten an der Spitze glänzend, undeutlich quer gestrichelt, oben fein gerunzelt. Flügelschuppen gelblich bis hellbraun , Flügel glashell mit blassen Adern. Hüften der Mittel- und Hinterbeine am Ende unten bräunlich gefleckt, Schenkelringe am Ende gelb oder gelb-braun geringelt. Schenkel schwarz, gegen die Spitze gelb gefleckt, dieser Fleck ist an den Schenkeln des ersten Beinpaares am grössten, an den Schenkeln des dritten Beinpaares punktförmig. Schienen gelb, innen an der Spitze mit schwarzem Fleck, welcher bei dem ersten Beiupaar ganz klein ist oder wohl gar fehlt. Schiensporen bräunlich-gelb, der innere Sporn der Hintertibien ziemlich laug, meistens ^1^ der Länge des Metatarsus erreichend. Tarsen hellbraun. Der Hinterleib ist feiner als das Dorsulum punktirt ; Endränder der Segmente bräunlich, fast häutig; die letzten Segmeute am Endrande, die übrigen an den Seiten mit hellen Härchen. Die Zeichnung ist goldgelb, auf Segment 1 — 3 sind Seitenmakeln, die auf 1 am grössten, auf 2 am weitesten von einander entfernt sind; Segment 4 und 5 tragen je eine Binde, die entweder ganz oder in der Mitte schmal unterbrochen ist; End- segment hell rostroth. Ventralsegmente schwarz, mit Ausnahme der glänzenden Endränder fein, nicht dicht punktirt, Endränder mit ein- zelnen längern hellen Härchen. Das Männchen ist dem Weibchen sehr ähnlich, doch ist es kleiner, die Punktirung des Hinterleibes ist etwas dichter, Segment 6 schwarz oder mit gelbem Fleck, Segment 3 mit schmal unterbrochener Binde, 4 und 5 mit ganzen Binden; letztes Segment hell- bis dunkel- braun, bei einzelnen Stücken fast schwarz. Hüften des hintern Beinpaares unten gelb gefleckt, Sporn der Hintertibien kürzer, Beine mehr gelb. Bei einigen Exemplaren sind die Ventralsegmente pech- braun. Beide Geschlechter dieser neuen Art ziemlich häufig in der Um- gebung von Tientsin. Beiträge zur Kenntniss der Hymcnopteren-Fauna des nördlichen China. 209 Trypoocylon Latr. Trypoxylon tricolor n. sp. ?. Nigruni^ segmenfa secundum et tertium una cum niargine postico segmanti prinii rufa. Mandibulis festaceis apice rufis ; pa!2')is paUidis. Clypeo pilis argenteis, medio carinato, margine a?itico rotun- dato-truncato ; fronte convexa , tenuissime rugosa, singuUs punctis praedita. Flagelli articulo seeundo primo tertioque aequali; ocellis posticis inter se magis quam ah ocuUs remotis. Thorace laevi, nitido, pilis alhis 7ion densis ornato. Segmento mediana sulco vage impresso. Ahdominis segmento primo petioliformi gracili, longiore quam longi- tudo segmenti secundi^et tertii; segmento anali compresso, acuminato, singulis jjilis longis praedita. Femorihus nigris., tihiis testaceo-macu- latis, tarsorum pedum anteriorum articulis 1 — 3, metatarso pedum mediorum apice excepto sordide alhidis. Long. 14 mm. Eine durch ihren schlanken Körperbau ausgezeichnete Art. Man- dibeln scherbengelb mit roth-brauner Spitze, Palpen blassgelb. Clypeus mit dichten, silberweissen Haaren, die sich, freilich spärlicher, an den Innern Augenrändern herauf bis in die Augenausrandung erstrecken, der Vorderrand gerundet, etwas abgestutzt, mit einem Mittelkiel, der jedoch den Vorderrand nicht erreicht. Zweites Geisseiglied so lang wie das erste und dritte zusammen, alle Glieder oben schwarz, unten dunkel pechbraun. Vom vordem Nebenauge läuft eine vertiefte Rinne bis zu dem Höcker oberhalb der Fühlerwurzel, zwischen dieser Rinne und den Netzaugen eine rundliche Erhöhung, die sehr fein chagrinirt und mit einzelnen ziemlich flachen Punkten versehen ist. Nebenaugen unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Hinterkopf und Schläfen mit weisslichen Härchen spärlich besetzt. Thorax glatt, glänzend, dünn weiss behaart, das Sternura ist in der Mitte mit einem feinen Längskiele versehen. Mittelsegment mit seichter Furche , die sich nach dem Ende hin etwas erweitert und vertieft, Schenkel schwarz, Vorderschienen an der Basis und vorn , Mittel- und Hinterschienen an der Basis gelb-braun ; die drei ersten Tarsenglieder der Vorder- beine und der Metatarsus der Mittelbeine mit Ausnahme der Spitze schmutzig-weiss, die übrigen Tarsenglieder wie auch die Schienen und Tarsen der Hinterbeine schwärzlich ; Sporen der Mittelschienen hell, der Hinterschienen etwas dunkler. Flügelschuppen pechbraun, Flügel hell mit fast schwarzen Adern ; die Aderreste, wie man sie z. B. bei Tr. figulus L. sieht, sind nicht bemerkbar. Abdomen sehr schlank; 210 FRANZ SICKMANN, Hinterleibsstiel lang und dünn, länger als das 2. und 3. Segment. Der Endrand des ersten Segments, das 2. und 3. Segment roth, die End- ränder der folgenden beiden Segmente dunkel pechbraun. Analsegment etwas zusammengedrückt, zugespitzt, an den Seiten und unten mit einzelnen längern Haaren versehen. Tientsin. Tr. tricolor scheint dem Tr. hicolor Sm. (Catal. of hymenopt. insects, Part 4, p. 377) ähnlich zu sein, doch ist die Beschreibung von Smith schon aus dem Grunde unzuverlässig, weil er ein Weib- chen mit 7 Hinterleibssegmenten beschreibt. JPison Spin. 1. JPison insigne n. sp. S. Nigrum, dlho-pilosum Facie infra argenteo-tomentosa^ dypei parte media producta rotundataque^ utrinique sinuafa. Flagelli articulo secundo tertio una cum primo longitudine aequali. Distantia oculorum in vertice evidenter major quam duplex longitudo flagelli articuli secundi; ocelli postici inter se minus quam ab ocello antico vel ab oculis remoti. Spatio infrafrontali opaco, dense, fere rugoso-punctato^ spaiio post ocellos dorsuloque subnitidis minus dense punctatis. Segmenfo mediana breviusculo, rugoso-punctato et striato, in medio longitudina- liter sulcato, spatio postico declivi subnitido, tenuiter transverse rugoso- striato, laterihus sparsim punctatis. Mesopleuris sat dense suhgrosseque punctatis, ante coxas medias in tuberculum productis ; mesosterno im- pressione transversa, quadriangula et profunda instructo ; coxis mediis dentis instar prolongatis. Coxis, trocJianteribus et femoribus punctatis. Äbdomine nitido, subtilissime atque sparsim punctato, segmenta ven- tralia 3 — 4 tumoribus duobus transversis , segmenta 2 et b tuberculis duobus praedita; segmentum ultimum ventrale profunde emarginatum duos dentes formans. Long. 11 mm. $ ignota. Schwarz, Clypeus und Gesicht bis zur Einbuchtung der Netzaugen mit silberweissem Filz bedeckt; Stirn, Hinterkopf, Schläfen, Thorax, Beine und Hinterleib mit hellgrauen oder weisslichen Haaren versehen. Kopfschild in der Mitte vorgezogen und dann gerundet (nicht zahn- artig, wie bei P. atrum Spin.), beiderseits bogig ausgeschweift. Gesicht bis zu den hintern Nebenaugen matt, dicht, fast runzlig punktirt, der Raum hinter den Nebenaugen und die Schläfen etwas glänzend, fein Beiträge zur Eenntniss der Hymenopteren-FauDa des nördlichen China. 211 und wenig dicht punktirt. Das 2. Geisselglied ist dem ersten und dritten zusammen gleich, der Abstand der Netzaugen auf dem Scheitel ist sichtlich grösser als die doppelte Länge des 2. Geisseigliedes. Die hintern Nebenaugen sind unter sich weniger weit als von dem vordem Nebenauge oder von den Netzaugen entfernt. Pronotum an den Seiten abgerundet, in der Mitte etwas verschmälert und ein wenig nach hinten gedrückt. Dorsulum etwas glänzend, fein und wenig dicht punktirt, Schildchen mit zerstreuten Punkten. Flügelschuppen schwarz, an der Aussenseite pechbraun; Flügel etwas getrübt mit dunklen Adern; die erste Discoidalquerader trifft vor dem Ende der ersten Cubitalzelle auf die Cubitalader, die 2. Discoidalquerader mündet deut- lich hinter der 2. Cubitalquerader in die 3. Cubitalzelle. Mesopleuren ziemlich dicht und stark punktirt, nach vorn dichter als nach hinten, sie endigen vor den Mittelhüften in einen nach unten geneigten Höcker. Von ausgezeichneter Beschaffenheit ist das Mesosternum. Es zeigt einen ziemlich grossen, tiefen, fast rechteckigen Quereindruck, der mit zerstreuten Punkten versehen ist. Die Mittelhüften sind an der Innen- seite in einen kleinen , etwas stumpfen Zahn ausgezogen. Hüften, Schenkelringe und Schenkel punktirt, letztere zum Theil gerunzelt punktirt. Das Mittelsegment ist kurz, in der Mitte mit einer etwas breiten und flachen Rinne versehen, welche undeutlich quergestrichelt ist. Zu beiden Seiten der Rinne verlaufen schräg nach hinten Runzel- streifen, welche anfänglich fein und undeutlich sind, dann aber gröber und deutlicher werden. Das Mittelsegment stürzt ziemlich steil ab, viel steiler als bei P. atrum und der folgenden Art; die Hinterfläche ist etwas glänzend, mit nicht ganz deutlichen, feinen Runzelstreifen, von oben bis zur Mitte seitlich fein gerandet. Die Seiten des Mittel- segments sind fein und nicht dicht punktirt. Die Hinterleibssegmente sind wenig eingeschnürt, glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt, mit kurzen, weissen und wenig dicht stehenden Härchen versehen. Die Ventralsegmente sind stärker als die Dorsalsegmente punktirt. Seg- ment 3 und 4 haben je zwei ziemlich starke Querwülste, die sich von den Seiten schräg zur Mitte ziehen, Segment 2 und 5 zeigen je 2 Höcker. Das letzte Ventralsegment ist tief ausgerandet, so dass jederseits ein ziemlich starker Zahn entsteht. Die Endränder der Bauchplatten mit längern, grau-braunen Haaren versehen. Pison insigne zeichnet sich vor allen bekannten Arten dieser Gattung durch die charakteristische Einsenkung des Mesosternums, die zahnartige Verlängerung der Mittelhüften und durch die Quer- wülste der Bauchplatten aus. 212 FRANZ SICKMANN, Vou dieser neuen Art fand Weber 2 Männchen bei Dshü-jung-guan im Nankou-Pass. 2. JPiso7t assimile n. sp. ?. Nigruni, alhido-jnlosum. Clypeus in medio dentis instar pro- ductus, utrimque leviter sinuatus. Facie infra argenteo - tomentosa^ dense punctata. FJagelli articulo secundo primo duplo longiore. Ocellis posticis inter se magis quam ab ocnJis, sed minus quam ah ocello anteriore remotis. Distantia oculorum in vertice duplo major flagelU articuU secundi longitudine. Vertex post ocellos posticos linea laevi impressa instructus. Tempora tenuissime et sat sparsim punctata, JDorsulo , mesopleuris sternoque subnitidis , minus dense punctatis. Alarum tegulis piceis, alis perlucidis, nervis ohscuris., apice suhfumatis. Segmento mediana hreviusculo, in medio areae dorsalis hnpressione imperfecta., oblique striato^ area postica punctata, rugoso-striata, lateri- hus nitidis sparsim punctatis. Abdomine nitido., punctatura tenuissima dispersaque. Valvula supraanalis valde convexa., acuminata. Long. 8^/2 mm. S ignotus. Schwarz mit weisslicher Behaarung. Clypeus und Gesicht bis zur Augenausrandung mit einem silberweissen Haarfilz dünn bedeckt. Palpen pechbraun. Clypeus in der Mitte zahnartig vorgezogen, an beiden Seiten des etwas abgerundeten Zahnes seicht ausgeschweift. Zweites Geisselglied ungefähr doppelt so lang wie das erste. Die hintern Nebenaugen unter einander etwas mehr als von den Netz- augen, aber etwas weniger als von dem vordem Nebenauge entfernt. Die Entfernung der Netzaugen auf dem Scheitel beträgt etwa die doppelte Länge des 2. Geisseigliedes. Das Gesicht ist bis zu den Nebenaugen matt, ziemlich dicht, fast runzlig punktirt, der Scheitel etwas mehr glänzend und weniger dicht punktirt. Hinter den beiden Nebenaugen befindet sich ein glänzender, linienartiger Eindruck, der bis zu den Netzaugen reicht. Schläfen etwas glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt. Dorsulura, Mesopleuren 'und Mesosternum ein wenig glänzend, nicht dicht punktirt. Hinterschildchen in der Mitte und vorn fein und zerstreut, an deu Seiten dichter und stärker punk- tirt. Mesosternum mit einem seichten Längseindruck. Hüften und Schenkelringe mit feiner Punktirung. Flügeldecken pechbraun, Flügel ziemlich klar, mit dunklen Adern, an der Spitze etwas rauchig getrübt. Die erste Discoidalquerader trifft ziemlich genau mit der ersten Cubital- querader, die 2. mit der 2. zusammen. Das Mittelsegment ist kurz, Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 213 uach hinten abgerundet, viel weniger steil abfallend als bei P. insigne. Die Horizoutalfläche desselben hat statt der Mittelrinne nach hinten nur einen ziemlich kleinen, ovalen, sehr deutlich eingefassten glänzen- den Raum, der mit einigen undeutlichen Querstreifen versehen und durch eine erhabene gerade Linie mit dem Hinterschildchen verbunden ist. Von letztem! entspringen deutliche Runzelstreifen, welche schräg über die Horizontalfläche laufen und deren Zwischenräume gerunzelt- punktirt sind ; Mittelrinne der abfallenden Hinterfläche deutlich, beider- seits punktirt und undeutlich quer runzelstreifig. Seiten des Mittel- segments etwas glänzend und besonders an den Metapleuren fein und zerstreut punktirt. Die Hinterleibsringe sehr wenig eingeschnürt, glänzend, sehr fein und zerstreut punktirt, oberes Analsegment stark gewölbt und zugespitzt. Bauchplatten etwas stärker als die Rücken- segmeute punktirt. Tientsin. Diese Art steht dem P. atrum nahe, ist aber schon durch die zartere Punktirung verschieden. Larva Fabr. 1. Ziarra aivathema Rossi. ßossi, Fauna etrusca, V. 2, p. 65. Kohl, Gattungen und Arten der Larriden Aut,, in: Verh. k. k. Zool.- bot. Gesellschaft, 1884, p. 238. In der Umgebung von Tientsin, nicht häufig. 3. Larva obsciira n. sp. $. Nigra, scapus, radicula, mandibulae ac spinulae tihiarum tarsorumque obscure rufo-picea, alarum tegulae ferrugineae. Clypei lati margine antico suharcuafo, suhtUissime punctato. Spatio infra- frontali polito, nitidissimo, suprafrontali tenuiter et minus dense punctato. FlagelU articulo secundo tertio aequdli. OcuU in vertice fere longitudine flagelli articuli secundi et fertii distant. Dorsulo sat dense, mesopleuris minus dense punctatis. Segmenti mediani area dor- sali linea mediana instructa, dense ruguloso-punctata, lateribus et area postica nitidis, sparsius et subtilius punctatis. Alis pellucidis, nervis piceis. Mesosterno et pedibus cinereo-pilosis, femoribus sat crassis. Äbdomine nitido (non polito), punctis valde dispersis. Area pygidlali lata, triangulari, subnitida, sparsim punctata. Long. 13 — 15 mm. S ignotus. 214 FRANZ SICKMANN, Schwarz, der Schaft, die Fühlerwurzeln, Mandibeln, Sporen und Dörnchen der Tibicu und Tarsen dunkel-pechbraun. Kopfschild breit, aber kurz, Vorderrand flach bogig, an der Basis und au den Seiten fein und reichlich punktirt, in der Mitte und vorn mit einzelnen Punkten. Palpen dunkelbraun niit hellerem Endgliede. Zweites Geissel- glied kaum länger als das dritte; alle Glieder mit Ausnahme des glänzend schwarzen ersten Gliedes fein grau tomentirt. Der unter dem Querwulst der Stirn liegende Gesichtsraum schön polirt und stark glänzend, das Nebenaugenfeld fein und etwas zerstreut punktirt; der quere Eindruck, in welchem das vordere Nebenauge liegt, glatt und glänzend. Hinterhaupt und Schläfen mit kurzer, grau- weisser Be- haarung, fein, nicht sehr dicht punktirt, bei weitem nicht so stark entwickelt wie bei L. anathema. Die Entfernung der Netzaugen auf dem Scheitel gleicht ungefähr der Länge des ersten und zweiten Geisseigliedes. Die Hinterwulst des Pronotums in ähnlicher Weise wie bei der genannten Art abfallend. Dorsulum mit kurzer, anliegender, hellbrauner Behaarung, ziemlich dicht und fein punktirt, Punktirung der Mesopleuren weniger dicht. Die Horizontalfläche des Mittelseg- ments dicht und fein gerunzelt, in der Mitte eine wenig hervortretende Längslinie, welche an beiden Seiten Anfänge undeutlicher llunzelstreifen zeigt. Die Seiten des Mittelsegraents etwas glänzend, fein und wenig dicht punktirt, unterhalb des Stigmas und oberhalb der Hinterhüften mit einigen kurzen Kunzeistreifen; die senkrechte Hinterfläche mit einer Mittelrinne, an beiden Seiten derselben mit feinen , ungleichen Runzelstreifen und feinen Punkten versehen, oben mit feiner, scharfer Kante, welche an den Seiten wenig deutlich ist. Flügel kaum getrübt, Adern dunkel pechfarben, Flügelschuppen rostfarbig. Beine schwarz, bei einem Stück die Innenseite der Vorderschienen und die Vorder- tarsen dunkel-pechbraun. Hinterleib glänzend, nicht polirt, wie bei L. anathema] 1. Dorsalsegment sehr fein und wenig dicht, 2 und 3. an der Basis sehr fein und ziemlich dicht, nach dem Endrande hin viel spärlicher punktirt, die Punktirung des 4. Segments schon mehr zerstreut, beim 5. fehlt sie fast ganz ; ausserdem zeigen Segment 2—5 etwas gröbere, sehr zerstreute Punkte. Das Pygidialfeld ist fast weniger convex, aber breiter als bei L. anathema, Punktirung stärker und reicher, nur die Basis und ein unbestimmtes mittleres Längsfeld ohne Punkte, gegen die Spitze hin ein kleiner, seichter Längseindruck. Die Punktirung der Ventralplatten viel spärlicher als die der Dorsal- segmente. Der seichte Marginaleindruck der Dorsalsegmente ist bei Segment 2—4 in der Mitte etwas nach vorn erweitert; Segment 1 und 2 Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren- Fauna des nördlichen China. 215 zeigen am Endrande seitlich Spuren eines weissen Filzes, der bei frischen Exemplaren wahrscheinlich eine viel grössere Ausdehnung hat. Weber fing 2 Weibchen bei Tientsin und eins bei Peking. Tachytes Panzer. 1. Tachytes sinensis Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects of the British Museum, Part 4, p. 299. Die schlechte Beschatfenheit des einzigen Weibchens, welches Weber sandte, wie auch die oberflächliche Beschreibung von Smith lassen eine sichere Bestimmung dieser Art nicht zu , die sich durch ein reich goldiges Toment des Kopfes und Thorax, durch die Silber- binden der 4 ersten Dorsalsegmente und die eigenthümlich punktirten Ventralplatten auszeichnet. In der Beschatfenheit der Beine und Flügel weicht sie kaum von T. etrusca Rossi ab. Vielleicht liegt eine neue Art vor, was sich aber erst durch Einlieferung besserer Exem- plare feststellen lässt. Tientsin. 3. Tachytes ohsoleta Rossi. Rossi, Mant. faun. etrusc, V. 3, p. 143. Kohl, 1. c. p. 342. Tientsin. Talavus Latr. Palarus flavipes Fabr. Fabeicius, Spec. insect., V. 1, p. 470. Kohl, 1. c. p. 419. var. varius m. $, $. Niger^ capife, thorace abdomineque eburneo-pictis, pedihus rußs. In den Sculpturverhältnissen und der Grundfarbe des Körpers genau mit der Stammart übereinstimmend, aber elfenbeinfarbig sind: der Clypeus, 2 runde Makeln an den Seiten desselben, ein dreieckiger Fleck am untern Innenrande der Netzaugen , Endrand des Fühler- schaftes, eine in der Mitte unterbrochene Linie des Pronotums, Vorder- hälfte der Flügelschuppen, ein Querstrich auf dem Hinterschildchen, die Lamellen von den Vorderflügeln bis zum Hinterrande des Schild- chens und von den Hinterflügeln bis zum Hinterschildchen , ziemlich 216 FRANZ SrCKMANN, grosse, etwas schmale Seitenmakeln auf Segment 1—4, zwei kleine Flecken auf den Ventralsegmenten 2 und 3. Die Flecken auf Seg- ment 1 — öfters auch auf Segment 2 — haben nach hinten einen bräunlichen Schimmer. Diese schöne Varietät ist nicht selten bei Tientsin. Diodontus Curtis. Diodontus niinntus Fabr. Fabricius, Entoin. Syst., V. 2, p. 302. Umgebung von Tientsin. Sphex L. sens. lat. 1. Sphex alhisectns Lep. et Serv. Lepeletier et Serville, Encyclop. method. Entom., V. 10, p. 462. Kohl, Monographie der Grattung Sphex, in: Ann. k. k. Naturhist. Hof- museum, V. 5, p. 335. Tientsin, selten. 3. Sphex subfuscatus Dhlb, Dahlbom, Hymenoptera europaea, V. 1, p. 436. Kohl, 1. c. p. 354. Sehr häufig bei Tientsin. 3. Sphex umbrosus Christ. Christ, Naturgeschichte der Insecten etc., p. 293, tab. 29. Kohl, 1. c. p. 406. Nicht selten bei Tientsin. Ammophila K. sens. lat. 1, Ainniophila sabulosa L. LiNN:fe, Syst. Nat., V. 2, p. 941. Bislang fing Weber nur ein $ bei Tientsin. 3. Atnmophila n. sp. Diese neue Art steht der Ammophila sahulosa nahe, unterscheidet sich aber von derselben durch das viel schmalere Gesicht, durch die starken Querriefen des Dorsulums, durch den längern Hinterleibsstiel und durch die schwarze, nicht metallisch glänzende Färbung der Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 217 4 Endringe des Abdomens. Von einer Beschreibung nehme ich vor- läufig Abstand, da die Exemplare zu sehr verdorben sind. Hottentlich gelingt es meinem Freunde, weitere Stücke aufzufinden. 1 d und 1 ? wurden bei Tientsin gefangen, 1 S stammt aus Kaigan. 3. Ätmnophila sinensis n, sp. ?. Nigra, petioli secundo articulo , segmento secundo et tertio rufis. Clypei margine antico in medio truncato, vix anguste emargi- nato. Fronte subtilisshne rugosa, punctis parvis dispersisque punctata. FlageUi articulo secundo tertio dupJo lomjiore. Ocellis posticis multo plus ab ocidis quam inter se remotis. Pronoto producto et dorsulo transverse, scutello longitudinaliter rugoso-striatis; mesopleuris et meso- sterno rugosis et sparsim punctatis. Segmenti mediani area cordi- formi oblique rugoso-striata, lateribus minus clare rugoso-striatis. Alis sordide hyalinis , margine exteriore leviter infuscato , tegidis piceis. Äbdominis segmentis 4 — 6 pauhdum eoeruleo-micantibus. Long. 17 }nm. S ignotus. Schwarz, das 2. Glied des Hinterleibsstieles, das 2. und 3. Seg- ment des Hinterleibes roth, Flügelschuppen und Sporen pechbraun. Kopfschild sehr wenig convex, Vorderrand etwas abgestutzt, in der Mitte undeutlich schmal ausgerandet, fein gerunzelt und mit zer- streuten Punkten. Runzelung der Stirn feiner, auch die Punkte in derselben feiner und noch mehr zerstreut als auf dem Kopfschild. 2. Geisselglied doppelt so lang wie das 3.; Abstand der Augen auf dem Scheitel ungefähr gleich der doppelten Länge des 2. Geisselghedes. Die hintern Nebenaugen sind von den Netzaugen weiter entfernt als unter sich. Pronotum etwas verlängert und wie das Dorsulum mit feinen Querrunzelstreifen, die bis zu den Schulterbeulen reichen. An den Seiten der Mittelrinne und innerhalb derselben sind die Quer- streifen ganz undeutlich, es machen sich vielmehr Punkte und Runzeln bemerkbar. Das Schildchen ist längsgestreift. Mesopleuren und Mesosternum ziemlich fein gerunzelt, mit zerstreuten, tiefen Punkten; Episternalnaht der Mesopleuren weit über die Schulterbeulen hinaus- reichend, fast bis zum Sternum. Der herzförmige Raum des Mittel- segments mit schrägen Runzelstreifen, welche sich von der Mitte her ziemlich stark seitlich nach hinten ziehen; sie setzen zu den Seiten des Mittelsegments über und laufen dort schräg zu den Metapleuren. Flügel schmutzig-hell, Aussenrand ein wenig dunkler. Von ausgezeich- neter Beschatienheit ist die 3. Cubitalzelle, indem die 3. Cubitalquer- ader in ihrer Vereinigung mit der Cubitalader nicht einen Winkel, 218 FRANZ SICKMANN, sondern einen Bogen bildet. Der Tarsenkamm des Metatarsus der Vorderbeine sehr zart, ziemlich hell. Auch die zweireihige Behaarung der Vorderschenkel, die Behaarung >\l-s Kopfes und des Prosternums ist hell. Die hellen P'ilzmakeln am Thorax spärlich, sie beschränken sich auf die Schulterbeulen, einen Fleck an den Mesopleuren und das Ende des Mittelsegments, aber auch an diesen Stellen nur wenig ent- wickelt oder vielleicht abgerieben. Die 3 letzten Hinterleibsringe zeigen nur sehr wenig bläulichen Schimmer. Zwei Weibchen aus der Umgebung von Tientsin. ÄmmopJiüa sinensis scheint zunächst mit Ä. mocsdryi Feiv. ver- wandt zu sein, unterscheidet sich aber leicht durch die ganz andere Beschafienheit des herzförmigen Raumes auf dem Mittelsegment, durch die Gestalt der 3. Cubitalzelle (falls dieses Merkmal beständig sein sollte) und durch das verlängerte Pronotum. 4. Ammophila campestris Latr. Lateeille, Genera etc., V. 4, p. 54. Nicht selten in der Umgebung von Tientsin. 5. Ammophila tydei Gouill. GouiLLOu, Description de vingt especes d' Hymenopteres, in : Revue Zool., V. 4, 1841. Tientsin. Sceliphron Klg. s. 1. {Pelopoeus Latr. et aut.) 1. Sceliphron destillatorium, Illig. Tientsin. 3. Sceliphron kohli n. sp. $. Nigrum, capui et thorax cinereo-pilosa, thorax et pedes flavo- maculati, ahdominis petiolus flavus. MandibuUs nigris apicem versus piceis. Glypeo margine antico bilobato una cum facie parce aureo- tomentoso. Capite tenuiter rugoso, punctis subgrossis sparsim punctato. FJagelli articulo secundo tertio cum primo adjuncto aequali. Ocellis posticis ab oculis evidenter quam inter se multo plus remotis. Pronoto, dorsulo, segmenti mediani spatio cordiformi, lateribus et apice ejusdem segmenti rugoso- striatis. Mesopleuris minus dense, mesosterno dense punctatis. Äbdotninis petiolo sat longo gracilique. Älae flavescentes^ apicem versus violaceo-micantes. Unguiculis in medio dente parvo praeditis. Long. 18—20 mm. Beiträge zur Kenntniss der Hymenoptereu-Pauua des uördlichen China. 219 S. Feminae simillimus; fade clypeoque argenteo-tomentosis, clypeo antice truncato leviter emarginato, utrimque sinuato. Long. 16 mm. Weibchen. Kopf uud Thorax mit gelb-grauer Behaarung, die namenthch an den Schläfen, auf dem Kopfschilde, am Pro- uud Meso- steruum und am Ende des Mittelsegnients länger und stärker ist. Kopf ziemlich fein gerunzelt, mit etwas zerstreuten, grossem uud seichten Punkten versehen. Kopfschild und Gesicht goldig tomentirt, aber nicht dicht. Das Gesicht neben den Netzaugen ziemlich einge- drückt, Schläfen etwas weniger stark entwickelt als bei Sceliphron destillatum, weshalb der Kopf von der Seite gesehen recht schmal er- scheint. Vorderrand des Clypeus in der Mitte mit einer Einkerbung, die sich in einiger Entfernung jederseits in geringerer Ausdehnung wiederholt, so dass zwei kleine, nach vorn abgerundete Lappen ent- stehen, ähnlich wie bei Sceliphr. destillatum. Mandibeln schwarz mit pechbrauner Spitze. Fühlerschaft vorn gegen die Spitze gelb gefleckt, 2. Geisselgiied so lang wie das 3. mit dem 1. zusammen. Die hintern Ocellen sind von den Netzaugen sichtKch weiter als unter einander entfernt. Pronotum vorn mit feinen Runzelstreifen, Hinterrand gelb, in der Mitte schwarz und ziemlich tief eingedrückt. Dorsulum mit ziemlich feinen uud dichten Querrunzelstreifen, durch welche sich von dem Eindrucke des Pronotums bis gegen die Mitte des Dorsulum eine mehr oder minder deutliche kielartige Linie zieht. Schildcheu mit Längsrunzeln, Hinterschildchen gelb. Mesopleuren etwas glänzend, nach unten uud vorn dichter als nach oben und hinten punktirt, Meso- sternum ziemlich dicht punktirt. Hinter den Schulterbeulen ein läng- licher gelber Fleck, zwischen diesem und den Flügelschuppen ein rundlicher Fleck von gelber Farbe. Bei den Flügelschuppen ist die vordere Hälfte gelb, die hintere braun gefärbt, die Flügel sind gelb tingirt und haben an der Spitze einen violetten Schimmer. Die Runzel- streifen des herzförmigen Raumes sind viel gröber als auf dem Dorsu- lum, an der Basis laufen sie schräg zu den Seiten, von der Mitte an sind sie fast ganz quer gerichtet. Die Spitze des Mittelsegments hat einige derbe Querrunzeln, zwischen diesen und dem herzförmigen Räume ist der Hintertheil grob gerunzelt. Die Seiten des Mittelseg- ments sind glänzend und mit feinen Runzelstreifen versehen, welche schräg zu den glänzenden und glatten Metapleuren laufen, zwischen den Streifen zerstreute Punkte. Beim 1. und 2. Beinpaar sind die Spitzendrittel der Schenkel und die Schienen gelb, auch hat der Metatarsus der Mittelbeine gegen die Spitze einen mehr oder minder breiten, gelben Ring; Schenkelringe, Basaldrittel der Schenkel, Basal- Zool. Jahrb, Vlll. Abth. i. Syiit. ^5 220 FRANZ SICKMANN, hälfte der Schienen und der Metatarsus der Hinterbeine mit Ausnahme der Basis und Spitze gelb ; zweites Tarsenglied desselben Beinpaares, oft bräunlich. Sporen und Tarsendornen roth-braun. Das Klauen- zähnchen steht in der Mitte, während es sich bei ScelipJir. destillatum viel näher der Basis befindet. Der gelbe Hinterleibsstiel ist etwas länger als bei der genannten Art, die schwarzen Segmente sind bei frischen Stücken mit feinen gelblichen Härchen ziemlich dickt bedeckt, das letzte Segment hat seitlich und unten einzelne längere Haare. Das Männchen unterscheidet sich, abgesehen von den Geschlechts- merkmalen, vom Weibchen nur durch die in der Diagnose angegebenen Kennzeichen. Tientsin. Diese neue Art habe ich meinem sehr geehrten Freunde, dem be- rühmten Hymenopterologen F. Kohl in Wien, gewidmet. 3. Sceliphron deforme Sm. Smith, Catalogue of hymenopterous insects, Part 4, p. 231. Scheint bei Tientsin weniger selten zu sein als die erstgenannte Art. Bisher bekannt aus Hokodadi (Japan), Shanghai (Nord-China) und Jarkalo (Tibet). Mit den angeführten drei Arten sandte Weber auch einige Lehm- bauten in zwei verschiedenen Formen. Leider konnte nicht beobachtet werden, welcher Species sie angehören. In den Röhren des einen Baues fand ich ausser 2 Spinnen eine grosse Menge ganz kleiner Larven einer mir unbekannten Mantis-kvi. 4. Sceliphron (Chalyhion) inflexum n. sp, $. Caeruleum, metaUice resplendens ; palpi, mandibulae, flagelli articuli primo excepto, calcaria, tarsorum articuli et spimdae nigra, unguicuU ohscure picei ; caput, thorax, coxae, trochanteres, femora, ab- dominis peüolus albido-pilosa. Clypeo convexo, in medio linea laevi instructo, tenuiter rugoso, sparsim punctato, margine antico trilöbato. Flagelli articulo secundo tertio hreviore. Fade argenteo - tomentosa, dense, fere rugoso-punctata , verticis punctatura minus densa, fere dispersa. Ocelli ah oculis magis quam inter se remoti. Dorsulo non dense et sat irregulariter, scutello disperse, mesopleuris et mesosterno sat dense punctatis. Segmento mediano supra et postice tenuiter rugu- loso-striato, punctis non densis punctato, lateribus punctatis, minus clare ruguloso-striatis. Tegulis ohscure caeruleis, alis sordide hyalinis^ Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 221 apice leviter infumatis, nervis piceis. Äbdominis petiolo curvato, seg- mentis dorsalihus tomento albido tennissimo praeditis. Long. 16 mm. $. Feminae simillimus, antennae longiores. Long. 12 — 15 mm. Metallisch blau, Pronotum, Dorsulum und Schildchen besonders beim Männchen blau-grün, Hinterschildchen erzgrün. Kopf, Thorax, Hüften, Schenkelringe , Schenkel und Hinterleibsstiel ziemlich lang, aber nicht dicht weisslich behaart. Palpen, Mandibeln, die Geissel- glieder vom 2. an, Tarsen , Sporen und Dörnchen schwarz , Klauen dunkel-pechfarbig. Clypeus ziemlich convex, in der Mitte mit einer glatten Längslinie, die bei kleineren Stücken kaum angedeutet ist, fein gerunzelt, mit einzelnen grössern, flachen Punkten , Vorderrand in der Mitte dreilappig, Seitenlappen breiter als der mittlere, fast zahnartige Theil, alle drei Theile beinahe wagerecht vorstehend. Der untere Theil des Gesichts mit weissem Haarfilz , der etwas über die Fühlerwurzel hinausreicht. Gesicht bis zu dem vordem Nebenauge dicht punktirt, hinter den Nebenaugen ist die Punktirung feiner und zerstreut. Die hintern Nebenaugen sind von den Netzaugen sichtlich weiter als unter einander entfernt. 2. Geisseiglied etwas kürzer als das 3. Geringster Abstand der Netzaugen am Kopfschilde ungefähr so gross wie die Länge des 2. und des halben 3. Geisselgliedes, also viel kleiner als bei Sc. omissum Kohl. Pronotum in der Mitte mit einem tiefen Eindruck, nicht dicht punktirt. Dorsulum, Mesopleuren und Mesosternum ziemlich dicht, Schildchen etwas zerstreut punktirt ; die Mittellinie, welche sich über das Dorsulum und Schildchen zieht, ist nur schwach ausgeprägt. Rücken des Mittelsegments mit Quer- runzelstreifen, diese sind an der Basis und am Ende stärker, überall mit eingestreuten, ziemlich starken Runzelpunkten ; an den Seiten des Mittelsegments sind die Runzelstreifen etwas feiner und wenig deutlich. Metaplearen vom Mittelsegment wenig deutlich abgetrennt. Der Hinter- leibsstiel ist ziemlich stark aufwärts gebogen, die folgenden Segmente etwas dunkler-blau, mit einem zarten, hellgrauen Toment. Flügel- schuppen dunkelblau, Flügel etwas getrübt ; Aussenrand etwas dunkler, Adern dunkelbraun, FTügelmal fast schwarz. Das Männchen gleicht dem Weibchen, nur ist es kleiner, die Fühler etwas länger und das Endglied der Fühler mehr zugespitzt. Von dieser Art wurden 1 ? und 5 $S in der Umgebung von Tientsin gefangen. Sceliphron inflexum ist dem Chalyhion curvatum Ritsema (in: Notes Leyden Museum, V. 2, p. 226) ziemlich ähnlich , unterscheidet sich aber durch die schmächtigere Gestalt und die hellem Flügel. 15* 222 FRANZ SICKMANN, lieber die Beschaffenheit des Vorderrandes des Kopfschildes und über die Augeuentfernung hat Ritsema leider keine Angaben gemacht. Chalyb. curvatum stammt aus Japan. JPsen Latr. I*seii sx>. ? 2 Männchen aus Tientsin, welche einige Aehnlichkeit mit Fsen laevigatus Schenk haben. Sie wurden bei den Nestern gefangen, welche die Weibchen innerhalb der Rohrsteugel angelegt hatten , aus denen die Chinesen Matten zum Schutze der Veranden gegen Sonnen- strahlen verfertigen. Die Nester waren ganz mit Blattläusen angefüllt. Pompilidae. Salius Fabr. {Priocnemis Schiödte). 1. Salius variabilis Rossi var. forinosus Costa. Rossi, Fauna etnisca, p. 64. Costa, Fauna del Regno dl Napoli: Pompilidei, p. 11. Es wurde nur ein Weibchen bei Tientsin gefangen. 2. Salius gyrifrons Mor. MoKAwiTz, in: Horae Soc. Entom. Ross., V. 23, p. 122. Ein Weibchen bei Tientsin. Die Beschreibung von Morawitz passt vorzüglich auf das chine- sische Stück, nur ist der Nervus transversus der Hinterfiügel nicht interstitiell. JPonijyilus Fabr. 1. Pompilus quadri2)unctatus Fabr. Fabricius, Mantissa insect., p. 278. Magketti, Imenotteri della Lombardia, 3. Pompilidei, p. 49. Nicht selten bei Tientsin. 2. Tonipilus tripunctatus Dhlb. Dahlbom, Hymenopt. europ., 1, p. 49. Hier ist irrthümlicher Weise No. 22 statt 26 gesetzt. — Der von Dahlbom citirte Pomp, tri- punctatus Spinola ist ein Salius. 2 Weibchen wurden bei Tientsin gefangen. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 223 3. JPompilus albonotatus v. d. L,, Dhlb. V. D. Linden. Observations sur les Hymenopteres d'Europe, 1, p. 328. — Wesmael, Revue critique des Hymenopt., Fouisseurs, p. 31. — Dahlbom, 1. c. p. 53. Ein Weibchen bei Tientsin gefangen. Vier andere Pompüus-Arten lassen leider eine sichere Bestimmung nicht zu, weil sie zu sehr verdorben sind. Hoffentlich erhalte ich demnächst bessere Stücke. ScoUidae. Scolia Fabr. 1. Scolia (Diseolia) clypeata n. sp. $. Nigra; caput, pronotum, fascia segmenü secundi et tertii, macula tibiarum anteriorum lutea; caput, thorax, pedes et ahdominis hasis rufo-pilosa; segmenti 2 — 3 partim pilis luteis, partim nigris, segmenta 4 — 6 pilis nigris. Äntennis et mandihulis nigris, his rufo- harhatis. Clypeo in medio convexo et luteo, margine antico fere trun- cato una cum lateribus depressis nigrisque. Fronte sparsim punctata. Pronoto, dorsulo et metapleuris sat dense, segmento mediano dense punctatis. Tegulis nigris, punctatis, alis obscuris venis piceis. Pedum spinuUs et tibiarum calcoribus rubidis. Äbdominis segmento primo dense punctato, segmentis 2 — 4 disperse et tenuissim.e punctatis, seg- mentorum reliquorum punctatura densiore; segmentis ventralibus fere disperse punctatis. Long. 20 mm. $. Niger; caput, thorax, pedes et basis äbdominis einer eo-pilosa ; dorsulum autem et scutellum pilis brevibus nigris. Clypeo luteo, punc- tato, margine antico nigro, directe truncato. Mandibulis antennisque nigris. Fronte, vertice, occipite et linea lata post oculos luteis. Pro- noti maculis luteis, nigro - mar ginatis. Dorsulo ante tegulas luteo- maculato, sat dense punctato. Mesopleuris non dense punctatis, infra basim alarum luteo-maculatis. Scutello luteo; segmento mediano dense, postice minus dense, at grossius punctato. Tegulis nigris, alis obscu- ratis. Femoribus et tibiis pedum anteriorum luteo-maculatis. Abdomen punctatum, coeruleo-iridescens, segmenta 2 — 3 duobus maculis luteis, margines segmentorum nigro-, 1 — 4 in medio palUdo-fimbriati. Long. 15 mm. 2- Kopf dunkelgelb, fuchsroth behaart; die Mandibeln und Fühler, der Rand oberhalb der Fühlerwurzeln und das Kinn schwarz, 224 FRANZ SICKMANN, Der Clypeus ist in der Mitte gelb und gewölbt, der "zu einem sehr flachen Bogen abgerundete Vorderrand und die Seiten desselben ein- gedrückt und schwarz, gerunzelt. Stirn und Scheitel zerstreut und etwas unregelmässig punktirt. Thorax fuchsroth behaart; Pronotum gelb, schwarz gerandet. Dorsulum und Pronotum ziemlich dicht punktirt. Das Dorsulum zeigt Spuren von zwei gelb-rothen Längs- linien in einiger Entfernung von den Tegulis, auch das Schildchen hat in der Mitte eine verloschene, röthliche Längsmakel. Dorsulum und Schildchen zeigen eine kurze, schwarze Behaarung. Mittelsegment dicht punktirt, nach hinten steil abfallend. Flügelschuppen schwarz, vorn und nach der Mitte hin mit einzelnen groben Punkten, sonst sehr fein punktirt ; Flügel dunkel, mit braunen Adern, sehr schwach violett glänzend. Beine fuchsroth behaart, die Sporen der Tibien und die Dörnchen braun -roth, die Vorderschienen an der Aussenseite gelb ge- fleckt. Der Hinterleib ist an der Basis, besonders an den Seiten bräunlich behaart, Segment 2 und 3 haben einzelne gelbe Haare, Segment 1, 4 und 5 sind schwarz behaart, alle Segmente mit schwarzen Fransen, die nach hinten stärker werden. Das 1. Segment ist dicht, das 2. und 3. fein und zerstreut, das 4. und 5. ziemlich dicht punktirt. Die obere Analplatte ist hinten abgerundet , hell gerandet und mit kurzen, steifen, pechbraunen Haaren versehen. Das erste Ventral- segment ist an der Basis und an der abstürzenden Fläche glänzend polirt, in der Mitte wie die übrigen Segmente etwas zerstreut und ziemlich grob punktirt, doch hat die Basalhälfte der 3. Bauchplatte sehr feine Punkte. Behaarung zerstreut, auf dem 1. und 2. Segment schmutzig-gelb, auf den folgenden schwarz. S. Kopf, Thorax, Beine und Basis des Hinterleibes grau behaart. Mandibeln und Fühler schwarz ; Kopfschild gelb , zerstreut punktirt, der Vorderrand schwarz, breit und gerade abgestutzt. Stirn, Scheitel, Hinterkopf und ein breiter Streifen hinter den Netzaugen dunkel- gelb, ziemlich dicht gerunzelt punktirt. Pronotum beiderseits mit einem gelben, schwarz gerandeten Fleck. Dorsulum nicht ganz dicht punktirt, vor den Flügelschuppen ein kleiner, gelber Längsfleck; Schildchen zerstreut punktirt, gelb. Mesopleuren wenig dicht punktirt mit einem dunkelgelben Fleck unterhalb der Flügelbasis. Mittelseg- ment dicht punktirt, die steil abstürzende Hinterfläche ist in der obern Hälfte dicht und ziemlich grob, in der untern weniger dicht und seicht punktirt, in ähnlicher Weise nimmt die Punktirung der Seiten des Mittelsegments nach den Metapleuren zu ab, diese selbst zeigen nur oben und unten Punkte. Die Flügelschuppen sind schwarz. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 225 an der Basis mit einzelnen Punkten, Flügel ziemlich stark getrübt, bronzefarbig glänzend. Schenkel und Schienen des ersten Beinpaares mit einem kleinen, dunkelgelben Fleck, Schiensporen braun, die Sporen der Schienen des 2. und 3. Beinpaares , sowie alle Dörnchen der Beine fast schwarz. Erstes Hinterleibssegment ziemlich dicht punktirt, beiderseits mit einer kleinen, gelbrothen, verloschenen Makel; 2. und 3. Segment zerstreut und fein punktirt und mit einer gelben Seiten- makel versehen ; die Punktirung der Segmente 4 — 6 dichter. Die obere Analplatte hat einzelne gröbere Punkte und Haare und ist hell gerandet. Die Endränder der Dorsalsegmente 1—6 sind schwarz ge- franset, doch zeigen Segment 1 — 4 in der Mitte hellere Fransen. Die ganze Oberseite des Hinterleibes schön bläulich irisirend, die Bauch- seite, das Dorsulum und die Dorsalsegmente des Weibchens zeigen Spuren dieses Schimmers. Die Ventralplatten sind zerstreut punktirt, die Behaarung des ersten und theilweise auch des zweiten Segments grau, auf den folgenden Segmenten schwarz, Endränder stärker behaart. Die abstürzende Fläche des ersten Segments glänzend, die untere Analplatte mit schwarzen und ziemlich kurzen Dornen. Tientsin. Die gelbe Zeichnung scheint bei beiden Geschlechtern veränderlich zu sein. 3. Scolia (Discolia) unifasciata Ctrillo. Cyrillo, Entomol. neapolit. specim. prim., tab. 1, fig. 5. Saussure et Sichel, Catalogus specier. gener. Scolia, p. 7. Tientsin. 3. Scolia (IHscolia) 4-pustulata Fabr. FABRicros, Spec. insect., V. 1, p. 453. Saussure et Sichel, 1. c. p. 113. Ziemlich häufig bei Tientsin. 4. Scolia (Discolia) sinensis Sauss. Saussure et Sichel, 1. c. p. 322. Novara-Expedition, Zoolog. Theil, V. 2, Hymenoptera, bearbeitet von Saussure, p. 103, tab. 4, fig. 61, $. Nicht selten bei Tientsin. Das Weibchen, welches, soviel mir bekannt, noch nicht beschrieben ist, hat mit dem Männchen sehr grosse Aehnlichkeit, nur ist die Punktirung des Mittelsegments weniger stark. 226 FRANZ STCKMANN, JElis Fabr. 1. JElis (Dielis) iris Lep. Lbpeletier, Hymenopteres, V. 3, p. 547. Saussuke et Sichel, 1. c. p. 201, Nur ein Weibchen wurde in einiger Entfernung von Peking ge- fangen. 3. JElis (Dielis) annulata Fabr. Fabeicius, Entom. System., V. 2, p. 225. Saussuee et SiCHEii, 1. c. p. 196. Tientsin. Tiphia Fabr. Tiphia sp,? Tientsin. CJiri^sididae. JSedychrwm, Latr. 1. JETedychrum flarnrniilatum, Sm. Smith, in : Journ. Proceecl. Linn. Soc. London, 1859, p. 26. MocsÄEY, Monographia Chrysididarum, p. 160. Tientsin, bislang nur aus Celebes bekannt. Das Vorkommen dieser Art im nördlichen China mag merkwürdig scheinen ; doch hat Mocsary, dem ich ein Stück zur Ansicht sandte, meine Bestimmung für richtig erklärt. 2. JSedychriiTn nobile Scop. ScoPOLi, Entomologia Carniolica, 1763, p. 297. MOCSAEY, 1. c. p, 172. Tientsin. Stilbum Spin. Stilbmn cyanurii'm, Forst. FoESTEE, Novae species insectorum, 1771, p. 89. MocsäEY, 1. c. p. 190. Tientsin. Beitrage zur Kenntniss der Hymenoptcren-Fauna des nördlichen China. 227 Chrpsis L. Chrysis fuscipennis Brülle. Lepeletier, Hymenopteres, V. 4 par A. Brülle, p. 38. MocsäRT, 1. c. p. 370. Tientsin. Vespidae. Vespa L. Vespa crabro L. LiNNi:, Syst. Nat., 948, 3. Saussure, Monograpliie des guepes sociales, p. 130. Tientsin. Polistes Latr. 1. JPolistes gallicus L. LiNNife, 1. c. 947, 7. Saussure, 1. c. p. 48. Häufig bei Tientsin. 2. Polistes hehraeus Fabr. var, macaensis Fabr. Fabricius, Entom. System., V. 2, p. 274, 75 — 259, 22. Saussure, 1. c. p. 53. Häufig bei Tientsin. 3. Polistes chinensis Fabr. var»? Fabricius, 1. c. p. 261, 29. Saussure, 1. c. p. 56. Saussurb, Hymenoptera Novara-Expedition, p. 19. Weber fand das Nest in Tien - hsia - pu zwischen Cha - tan und Huai-lai-hsien unter dem Dache oberhalb der Hausthür. Nachdem er sämmtliche anfliegenden Wespen abgefangen, nahm er das Nest ab und sandte mir dasselbe mit einer ziemlich grossen Anzahl Wespen, von denen manche noch während Weber's Keise sich entwickelt hatten. Der Honig in den Zellen war sehr süss, eben so süss wie der Honig der Bienen. Die Herren de Saussure und Fret-Gessner hatten die grosse Freundlichkeit, auf meinen Wunsch diese eigenthümlich gefärbte und mir sehr zweifelhafte Art mit den verwandten Arten in Saussure's Sammlung zu vergleichen. Saussure hat dahin entschieden, dass die 228 FRANZ SICKMANN, gesandten Stücke eine dunkle Varietät von P. chinensis F. bilden, dass auch sein PoUstes novarae var. aus Japan (nicht die typische Art Pol. novarae von den Nicobaren !) und ebenso sein Pol. manda- rinus nur als Varietäten von Pol. chinensis anzusehen seien. Wiederum ein Beweis für die Nothwendigkeit einer monographi- schen Bearbeitung der Gattung PoUstes. Eumenidae. Discoelius Latr. Discoelius zonalis Panz. Panzbe, Paun. Germ., 81, 18. Saussure, Monogr. des guepes sollt., 26. Es wurde ein Weibchen bei Kaigan gefangen. Eumenes Fabr. 1. Eumenes coarctatus L. LiNNi;, Syst. Nat., 950, 11. Saussuee, 1. c. p. 31. Häufig bei Tientsin. 3. Eumenes decorattis Sm. Smith, in: Transact. Zool. Soc. London, N. S. V. 2, 1852, p.36. Saitssübe, Suppl. 138, 22. Einzeln in der Umgebung von Tientsin. Das Paar, welches Smith zur Beschreibung vorlag, stammte aus Tein-tung. Auch dort scheint die Art selten zu sein, denn der Autor schliesst seine Beschreibung mit den Worten : Only two specimens of this fine insect have come under my notice. 3. Dumenes latipes n. sp. S. Niger, flavo - variegatus , einer eo-pilosus. Mandihulis flavis, apice piceo. Clypeo flavo, margine aniico directe truncato, aJho-piloso. Antennarum scapo anfice flavo, postice nigro, flagelli arficulis subtus ferrugineis, superne una cum articulo ultimo reflexo nigtis. Capite sat dense subgrosseque punctato, temporibus tenuiter rugoso-punctatis. Ocellis posticis inter se et ab oculis pari spatio remotis. Pronoto flavo, ante tegulas nigro ; hoc et dorsulo et mesopleuris dense punctatis. Fascia scutelli, postscutello et maculis duabus segmenti mediani flavis. Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 229 Segmento mediano posfice canäliculato in medio Tinea carinata prae- dito, apicem versus ohlique et minus clare rugoso- striata . Tegulis flavis, alis sordide flavescentibus, venis dbscuris, stigmate nigro. Fe- morum apice, tihiis tarsisque flavis. Metatarso pedum mediorum dila- tato, subtus piano, superne convexo. Petiolo ahdominis nigro, margine apicali flavo, pundato. Segmento secundo magno, nitido, nigro maculis dudbus et fascia lata ter sinuafa flavis, segmentls 3 — 4 flavo-margi- natis. Segmenfis ventralihus 2—6 in medio usque ad marginem posticum flavo- maculatis, valvula infraanali fere rotundato-truncata. Longitudo usque ad marginem apicalem segmenti secundi 15 mm. ? ignota. Schwarz, grau behaart, mit schön goldgelben Zeichnungen. Man- dibeln lang, gelb, Innen rand schwarz, Spitze pechbraun. Clypeus gelb, mit silberweissen Haaren, Vorderrand gerade abgestutzt. Fühlerschaft vorn gelb, hinten schwarz ; Geisselglieder unten rostfarbig , oben und das letzte hakenförmige Endglied schwarz. Ein kleiner Fleck oberhalb der Fühlerwurzeln, eine feine Linie von der Basis des Clypeus bis zur Ausrandung der Augen, eine abgekürzte feine Linie hinter den Augen und ein Fleck an den Schläfen in der Nähe der Basis der Mandibeln gelb. Stirn und Scheitel ziemlich dicht punktirt. Die hintern Neben- augen unter sich eben so weit entfernt wie von den Netzaugen. Netz- augen nach unten convergent, die geringste Entfernung derselben an der Basis des Kopfschildes beträgt ungefähr die Länge des 2. Geissel- gliedes. Thorax dicht punktirt, aber die Punkte etwas seicht. Pro- notum gelb, vor den Tegulis schwarz. Schildchen ziemlich stark ge- wölbt, ein verloschener Querfleck an der Basis desselben und das Hinterschildchen gelb. Mittelsegment hinten mit einer Längsrinne, in der Mitte derselben eine kielartige Linie, von dieser aus nach den Seiten hin etwas undeutliche, schräge Runzelstreifen ; die Seiten des Mittelsegments sind weniger dicht punktirt. Tegulae gelb , in der Mitte mit einem hellbraunen Punkt, vorn sehr fein punktirt, nach hinten mit einzelnen groben Punkten versehen ; Flügel gelblich getrübt, gegen die Spitze und besonders in der Radialzelle etwas bläulich schillernd, Adern dunkel, Flügelmal schwarz. Vorder- und Mittel- hüften schwarz, seitlich gelb gefleckt, Schenkel schwarz, an der Spitze gelb. Schienen und Tarsen gelb, Schienen der Mittel- und Hinterbeine mit sehr feinen, bräunlichen Dörnchen. Von besonderer Beschafi'enhen- heit ist der Metatarsus der Mittelbeine. Derselbe ist etwas verbreitert, unterhalb abgeplattet, oberhalb gewölbt und trägt der Länge nach auf der Höhe der Wölbung einen Streifen dichter, gelber Haare, 230 FRANZ SICKMANN, zwischen denen einzelne braune Dörnchen stehen ; auch das folgende Tarsenglied ist noch etwas erweitert. Pulvillum klein und schwarz. Das stielförmige erste Hinterleibssegment sehr fein chagrinirt, in der vordem Hälfte zerstreut, in der hintern dichter punktirt, eine Längs- rinne angedeutet, am Ende mit breiter, gelber Binde, die in der Mitte tief, an den Seiten seicht gebuchtet ist, in der gelben Binde beider- seits ein hellbrauner Punkt. Das 2. Segment verhältnissmässig recht gross, glatt und ziemlich glänzend, am Endrande unregelmässig ge- runzelt, die halsartige Basis mit einzelnen punktförmigen Eindrücken, die Marginalbinde breit, gelb, in der Mitte deutlich, an den Seiten schwach gebuchtet; in geringer Entfernung von der Basis eine in der Mitte unterbrochene, gelbe Binde, die etwas schräg nach hinten zieht, sich auf der Bauchplatte breit vereinigt und in der Mitte sich bis zum Endrande erweitert. Die folgenden Segmente sind zusammen- gezogen, man sieht indess deutlich gelbe Randbinden auf Segment 3 und 4 und gelbe Flecken in der Mitte der Bauchplatten 3—5. Die untere Analplatte ist am Ende flachbogig abgerundet. 2 Männchen aus der Umgebung von Tientsin, die leider schlecht conservirt siud. 4. Eumenes reflexus n. sp. S. Niger, parum flavo-variegatus , parce einer eo-püosus , capuf, fhorax, peüolus et segmentum secundum punctata. Mandibulis an- tennisque nigris; clypeo flavo, albo-piloso, tenuissime rugoso, punctis dispersis praedito, margine antico nigro, emarginato. Macula rotunda supra antennarum insertionem et linea abbreviata post oculos flavis. Fronte et vertice dense suhgrosseque punctatis. Ocellis posticis inter se magis quam ah ocuUs remotis, ocuUs magnis, clypeum versus valde convergentibus. Linea in medio pronoti et macula laterali flavis. Pronoto, dorsulo, mesopleuris et segmento mediana dense punctatis, metapleuris laevihus. Alarum tegulis fuscis vel nigris.^ alis ohscuratis, venis et stigmate nigris. Pedibus nigris, genibus fuscis. Petiolo minus dense punctata, margine postico anguste flavo-marginato. Äbdominis segmento secundo subcompresso, nitido, supra fere dense, in lateribus tenuissime disperseque punctata, flavo-marginato, margine postico piceo, polito , elongato et reflexo. Segmentis 3 — 7 subnitidis, tenuissime disperseque punctatis. Valvula infraanali rotundata. Long. 16 mm. ? ignota. Mandibeln und Fühler schwarz ; Clypeus gelb, anliegend weiss be- haart, sehr fein chagrinirt, mit zerstreuten, gröbern Punkten, Vorder- Beiträge zur Kenutuiss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 231 rand ausgerandöt. Bei einem Stück ist derselbe gelb, bei 2 andern breit schwarz und bei einem 4. sind auch die Seiteuränder des Clypeus schwarz. Netzaugen gross, stark convergent, die geringste Entfernung derselben au der Basis des Kopfschildes sichtlich geringer als die Länge des 2. Geisseigliedes. Oberhalb der Fühlerwurzelu ein kleiuer, gelber Fleck, der durch eine gelbe Linie mit dem Clypeus in Ver- biudiing steht, eine sehr leine gelbe Linie zieht sich von der Basis des Kopfschildes am iuneru Augenrande bis zur Ausbuchtung der Augen (bei 2 Exemplaren kaum angedeutet), eine schmale, abgekürzte Linie befindet sich auch hinter den Netzaugeu. Die hintern Nebeu- augen sind unter sich weiter als von den Netzaugen entfernt. Be- haarung von Kopf uud Thorax grau. Stirn, Scheitel und Thorax mit Ausnahme der glatten Metapleuren ziemlich kräftig und dicht punktirt. Pronotum in der Mitte mit einer kurzen, gelben Linie, an den Seiten mit einem gelben Fleck. Elügelschuppen dunkelbraun bis schwarz, mit zerstreuten Punkten ; Flügel, dunkel, mit schwarzen Adern und schwarzem Flügelmal, gegen die Spitze ein wenig blau schillernd. Beine schwarz. Knie, die Innenseite der Vorderschieueu , Basis aller Schienen und Sporen braun, auch die Tarsen mehr oder weniger bräunlich. Die Punktirung des stielförmigen ersten Hinterleibssegments nimmt von der Basis nach dem Eudraude oben au Dichtigkeit zu, ohne jedoch hier eigentlich dicht zu sein , die Seiten sind sehr fein und sehr zerstreut punktirt, der Unterseite fehlen die Punkte gänzlich, sie ist glänzend, fast polirt. Endraud oben schmal gelb, vor dem- selben ein etwas seichter, länglicher Eindruck. Zweites Segment etwas zusammengedrückt, oben und namentlich nach dem Eudraude zu ziem- lich dicht punktirt, die Seiten sind vorn noch ziemlich dicht, dann aber sehr fein und zerstreut punktirt, wodurch der Glanz hier stärker hervortritt. Die gelbe Hinterrandsbiude ist in der Mitte etwas ge- buchtet und läuft nach deu Seiten hin etwas spitz zu, erreicht jedoch nicht die Verbindung der Dorsal- mit der Ventralplatte. Ausgezeichnet ist das Ende des 2. Segments. Hinter der gelben Binde beginnt eine Vertiefung mit einer punktirten Linie, das Segment verlängert sich und biegt sich dann nach obeu, so dass eine deutliche, etwas durch- scheinende, glänzend polirte, dunkel-pechbraune Rinne mit stark auf- gestülptem Hinterrande entsteht. Die folgenden Segmente sind schwarz, sehr fein und zerstreut punktirt, ziemlich glänzend, ähnlich sind die Ventralsegmente. Die untere Analplatte ist am Ende abgerundet. 4 Männchen aus der Umgebung von Tientsin. 232 FRANZ SICKMANN, Eumenes reflexus gehört wohl in die Verwandtschaft des Eum. punctatus Sauss. MhyncJiium Late. 1. Hhj/nchium ornatum Sm. Smith, in: Transact. Ent. Soc. London, (N. S.) V. 2, Part 2, 1852, p. 36 tab. 8, fig. 10. Saussuke, Monogr. des guepes solit., SuppL, p. 173, n. 61. Id., in: Stettiner Entom. Zeit., Jahrg. 23, 1862, p. 182. Ein $ aus der Umgebung von Tientsin. Nach Smith wurde diese Art gefunden bei Tein-tung, near Ning- po, amongst the mountains. 2. Mhynchiufn flavopunctatum Sm. Smith, 1. c. p. 36. Saussuee, 1. c. p. 178, in: Stettiner Entom. Zeit., 1862, p. 192. Ein $ von Tientsin. 3. Mhynchium haemorrJioidale Fabr. var. Häufig bei Tientsin. Diese Varietät scheint dem Rh. ruhropictum Sm. (in: Proceed. Linn. Soc. London 1860, V. 4, p. 128) verwandt zu sein. Frey- G ESSNER hält sie nach einem Vergleich mit Saussure's Sammlung für eine Varietät von Rh. tahitense Sauss. Odynerus Latr. (Subg. Lionotus Sauss. 1. Odynerus dantici Rossi. Rossi, Fauna Etrusca, 2, p. 89, tab. 6, fig. 6. Saussuke, Monogr. des guepes solit., p. 192, Tientsin. 3. Odynerus parvulus Lep. Lepeletieb, Hymenopteres, V. 2, p. 631. Saussuke, 1. c. p. 193. Tientsin. 3. Odynerus minutus Fabr. Fabkicius, Entom. syst. suppL, p. 262. Saussuke, 1. c. p. 207. Tientsin, Beiträge zur Kenntniss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 233 4. Odynerus piibescens Thoms. Thomson, Opuscula entomol., V. 2, p. 85. Id., Hymenoptera Scandinaviae, V. 3, p. 49. Häufig bei Tientsin. Drei Weibchen sind stylopisirt. 5. Odynerus sp. ? Tientsin. Apidae. Bombus Latr. 1. JBombiis sp, ? 3. JBombus ignitus Smith ? Smith, in : Transact. Entom. Soc. London, 1873. Hsin-hua-cheng in der Mongolei. Nest in dem Fundamente eines lileinen Tempels. Beide Arten sehr stark verdorben, deshalb erstere gar nicht, letztere nur unsicher zu bestimmeo, B. ignitus Sm. ist nur aus Japan bekannt. Anthophora Latr. Anthophora sp, ? Tientsin. Gehört in die Abtheilung der blaugefranzten Arten. Xylocopa Latr. Xylocopa appendiculata Sm. Smith, in: Transact. Entom. Soc. London, 1852, p. 41. Smith, ibid., 1874, p. 272. Männchen und Weibchen aus der Umgebung von Tientsin; auch bekannt aus Ning-po-foo, Shanghai und Nanking. Ceratina Latr. Ceratina flavopicta Mor. MoBAwiTZ, in: Horae Societ. Entom. Ross., V. 24, p. 356. Da schon Smith in : Journ. Proceed. Linn. Soc. London, Novem- ber 1857, eine Ceratina flavopicta aus Borneo (Sarawak) beschrieben hat, die mit Ceratina flavopicta Mor. nicht identisch ist, so erlaube ich mir, diese letztere Art C. morawitzi zu benennen. 234 FRANZ SICKMANN. Das Männchen vorliegender Art war Morawitz unbekannt, ich hisse deshalb eine ausführliche Beschreibung folgen. S. Nigra, flavo-variegata. Lahro facieque flavis, punctis suh- grossis dispersis praeditis. Maiidlbulis nigris, apice obscure piceis. Äntennarum scapo sparsim 2Mnctato, ad basim et apicetn versus flavo- vel rufo-maculato; flagello nigro, subtus obscure piceo. Fronte et vertice non dense punctatis, teniporibus laevibus et nitidis, linea flava abbreviata post oculos. Fronoto linea flava praedito; dorsulo antice lateribus sat dense ac subtiliter punctato , in niedio laevi. Scutello flavo-maculato. Postscutello et segmento mediano opacis, rugoso-punc- tatis. Mesopleuris dense et sat tenuiter punctatis. Tegulis ferru- gineis, alis pellucidis, venis piceis. Femoribus pedum anteriorum superne nigris, infra flavis, femoribus pedum mediorum et posticorum nigris, apice flavis, tibiis flavis intus nigro-maculatis, tarsis flavis, fulvescentibus ; tibiarum calcaribus pallidis, pedibus omnibus albido- pilosis. Segmentis abdominis 1 — 5 subnitidis, sat dense subtilissimeque punctatis, 1 — 3 fasciis flavis interruptis, 4 — 5 fasciis mtegris, 6 — 7 subopacis, dense rugoso-punctatis. Segmentis 1 — 5 ventralibus tenuiter et subirregulariter punctatis, marginibus posticis piceis ; segmento sexto bilobato, lobis rotundatis, pilis stratis obductis, in medio squama nigra bidentata praedito. Long. 6 — 7 mm. Mandibeln schwarz, an der Spitze duukel-pechbrauu, Oberlippe gelb, je seitlich und in der Mitte an der Basis ein schwarz-brauner Punkt, Vorderraud mit einzelnen kräftigen Punkten. Clypeus, innerer Augeurand bis etwas oberhalb der Fühlerinsertion , meistens zwei kleine Flecken oberhalb der Fühler und eine abgekürzte Linie hinter den Netzaugen gelb. Der Clypeus mit einzelnen uuregelmässigen Punkten, die gelbe Platte zwischen Kopfschild und Netzaugen etwas häutiger, aber durchaus nicht dicht puuktirt. Fühlerschaft punktirt, schwarz, an der Basis und an der Spitze gelb oder bräunlich gefleckt, Geissei oben schwarz, unten dunkelbraun. Fühlergruben polirt, Stirn und Scheitel nicht dicht punktirt, Schläfen glatt und glänzend. Eine Linie des Pronotums und Schulterbeulen gelb. Dorsulum vorn und an den Seiten ziemlich dicht punktirt, in der Mitte glänzend, fast ohne Punkte, oberhalb der Tegulae oft ein kleiner, gelber Läugsfleck, Tegulae hellbraun, Flügel hell mit braunen Adern. Schildchen unbestimmt gelb gefleckt. Hiuterschildchen und Mittelsegmeut matt, runzlig punk- tirt, an den Seiten deutlich fein punktirt, Mesopleuren dicht punktirt. Vorderhüfteu bisweilen mit einer gelben Linie, Vorderschenkel oben grösstentheils schwarz, die Spitze und unten gelb, Mittel- und Hinter- Beiträge zur Kenntnlss der Hymenopteren-Fauna des nördlichen China. 235 schenke! schwarz mit gelber Spitze, alle Schienen gelb, nach innen dunkelbraun bis schwarz gefleckt ; Tarsen gelb, etwas bräunlich, Sporen blass. Behaarung des Mesosternums und der Beine weisslich. Dorsal- segmente 1 — 4 etwas glänzend , fein , etwas unregelmässig punktirt, 5—7 dicht gerunzelt punktirt. Erstes Segment mit 2 gelben Bogen- linien, die in der Mitte auch zusammenstossen können , 2 — 3 mit in der Mitte stark unterbrochenen, seitlich etwas erweiterten Binden, 4 mit ganzer oder in der Mitte ganz schmal unterbrochener, 5 mit ganzer, in der Mitte und an den Seiten sehr wenig erweiterter Binde, 6 entweder schwarz oder mit feinem, gelbem Querstrich. Ventral- platten etwas glänzend, hell behaart, unregelmässig und ziemlich fein punktirt, Endränder meistens braun. Das 6. Segment ist zweilappig, Lappen braun, abgerundet, mit längern, anliegenden, gelb-braunen Haaren dicht bedeckt, in der Mitte des Segments eine kleine, schwarze, zweizähnige Schuppe. Weber fing Männchen und Weibchen dieser Art ziemlich häufig bei Tientsin auf den Blüthen einer Tamarix. Andrena Latr. 1. Andrena pilipes Fabr. ScHMiEDEKNEOHT, Apidae europaeae, p. 509. Tientsin. 3. Andrena thoracica Fabr. Schmiedeknecht, 1. c. p. .522. Tientsin. Woniioides Schenck. Noniioides varleffata Oliv. Oliviee, Encyclop. method., V. 4, p. 1.39. Handlirsch , Bienengattung Noniioides Schenck , in : Verhandl. k. k. Zool.-bot. Gesellsch. Wien 1888, p. 402. Häufig bei Tientsin auf den Blüthen einer Tamarix- Art. Alle Weibchen haben auf dem Dorsulum vor dem Schildchen eine gelbe Querbinde, wie es auch Morawitz 1. c. p. 357 von den Exemplaren aus der südlichen Mongolei angiebt. JSoniia Latr. 1. Nomia sp, ? Tientsin. Scheint der Nomia concinna Smith (in : Suppl. of the Journ. Proceed. Zool. Jahrb. Vlll. Abtli. f. Syst. IG 236 ^- SICKMANN, Beiträge zur Kenntniss d. Hymenopt.-Fauna des nördl. China. Linn. Soc. London, p. 91) aus Makassar verwandt zu sein. Das ein- zige Weibchen, welches Weber sandte, ist leider stark verdorben. 3. Womia chalybeata Sm., Westw. M. S. Tientsiü, nicht eben selten. Smith erwähnt diese Art zuerst in den Proceedings Linn. Soc. London 1858, p. 5 als Nomia chalybeata Westwood M. S. und ver- gleicht sie mit seiner daselbst beschriebenen Nomia formosa von Celebes. Eine Beschreibung nach Exemplaren von Shanghai liefert Smith, in: Trans. Entomol. Soc. London 1875, p. 59. Auf tab. 2 ist das merkwürdig gebaute Hinterbein des Männchens abgebildet. Colletes Latr. Colletes hylaeiforniis Eversm. EvKRSMANN, Fauna hymenopterol. Volgo-Uraleusis, in: Ball. Moscou 1852, V. 2, p. 1. Tientsin. Crocisa Latr. Croeisa raniosa Lepel. Lepeletier, Hymenopteres, V. 2, p. 451. Es wurde ein Weibchen in der Nähe von Peking auf den Blüthen des Buchweizens gefangen. Noniada Fabr. Nomada furva Panz. Panzer, Faun. Germ., 55, 23. Schmiedeknecht, Apidae euroiD., p. 198. Ein S aus der Umgebung Tientsins. Coelioxys Latr. 1. Coelioxys acuininata Nyl. Ein S von Tientsin. 3. Coelioxys coronata Förster. Förster, in: Verh. Naturh. Ver. Rheinl. Westfalen, Jahrg. 10, 1853. Zwei ?? aus der Nähe von Tientsin. Frommannsclifi Buchdriickerei (Hermann Pohle) in .Jena. — 1322 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. Von Dr. L. ßeh in Strassburg. Die Bucht von Hohwacht ist der südwestlichste Theil der Schles- wigischen oder der Kieler Bucht im weitem Sinne. Sie wird ge- bildet von dem Küstenstrich zwischen der Ausmündung der Kieler Bucht im engem Sinne und der Insel Fehmarn. Gerade westlich von dem kleinen Seebade Hohwacht ist ihr Centrum, das man auch als Hohwachter Bucht im engern Sinne bezeichnen kann. Was sie in faunistischer Beziehung wohl zum interessantesten Theile der Ostsee machen dürfte, ist ihr grosser Salzgebalt. Sie ver- dankt ihn den beiden Unterströmen, die aus dem Kattegat durch die beiden Belte eindringen, einerseits und dem völligen Mangel an Süsswasserzufluss andrerseits. Denn die Verbindungen mit den an ihr liegenden Binnenseen sind seit mehreren Jahren geschlossen, um diese auszusüssen. — Der Unterstrom des kleinen Beltes läuft die Küste herab, dringt theils in den Kieler Hafen ein, prallt aber in seiner Hauptstärke direct in die Hohwachter Bucht. Der stärkere, aber nicht ganz so salzreiche Unterstrom des grossen Beltes fliesst zwischen den Inseln Laaland und Langeland hindurch und ergiesst sich eben- falls gerade mitten in die Hohwachter Bucht. Von da wenden sich beide nun vereinigte Ströme gen Osten, um theils direct in die freie Ostsee, theils durch den Fehmarn-Belt in die Neustädter Bucht ein- zumünden. Begünstigt werden beide Ströme durch die fast das ganze Jahr hindurch wehenden Seewinde, die nur im September und October dauernden Landwinden Platz machen, welche dann den Meeresboden mehrere hundert Meter weit trocken legen. Aber selbst da bleiben Zool. Jahrb. VUl. Abth. f. Syst. 17 238 L. REH, beide Ströme bestehen, werden aber zu warmen Oberströmen, die das wärmere Wasser der Nordsee hereinführen, weshalb gerade diese Monate die besten Bademonate sind. So stark ist besonders der Strom des grossen Beltes, dass er in manchen Wintern haushohe Eisschollen von der skandinavischen Küste hereinführt, um sie vor Höh wacht zu gewaltigen Eisbergen über einander zu thürmen, die dann oft die Schiffahrt bis in den Mai hinein unmöglich machen. Die „Pommerania" stellte bei ihrer Untersuchung im August des Jahres 1871 den Salzgehalt in der Mitte der Hohwachter Bucht aller- dings nur auf 0,731% an der Oberfläche und 2,159% in 9 Faden Tiefe fest. Allein ich glaube bestimmt, nach meinen Erfahrungen und den Aussagen der Hohwachter, dass er im Allgemeinen höher ist, be- sonders an der Oberfläche. Das Ufer der Hohwachter Bucht besteht aus Sand. In langen, zum Meere senkrechten Wellen erhebt sich das Land bis über 20 m und senkt sich bis unter den Meeresspiegel, so dass die Mitte der Wellenthäler meist von einem See ausgefüllt wird. Nach dem Meere zu fallen diese Höhenzüge steil ab, treten aber nie ganz an die nor- male Wassergrenze heran, so dass der eigentliche Strand sehr flach ist. In den Erhebungen liegen in grossen Massen erratische Blöcke, die dann das Ufer zu einem Felsenmeere machen und sich weithin in die See als mehr oder weniger breite Steinbänke erstrecken. Ihr Geröll bedeckt grosse Strecken des Ufers. Eine sehr grosse Steinbank verläuft in der Mitte der Bucht von Osten nach W^esten und erhöht den Meeresboden um mehrere Meter. Der Abfall des Ufers ist sehr flach. Nur vor den frühern Aus- flüssen der Binnenseen ist der Grund etwas ausgewaschen und nähern sich die Tiefenlinien in starkem Bogen dem Ufer. Dafür erheben sich dann in ihrer Verlängerung weiter draussen öfters Sandbänke. Die Tiefen in grösseren Entfernungen vom Ufer schwanken zwischen 14 und 20 m. Die Flora ist die gewöhnliche. Auf Steingrund erheben sich prachtvolle Wälder von Blasentang, die sich durch die hellgrüne Schattirung des sonst tiefblauen Wassers weithin bemerkbar machen. Die Tiefen von 3—8 m etwa werden meistens von dicht stehendem Seegrase erfüllt, das dem Wasser einen dunkleren Schein giebt. An manchen Stellen, so direct bei Hohwacht, werden seine abgestorbenen Reste in solchen Massen an das Land geworfen, dass sie den ganzen Strand fusshoch bedecken und gegen das Wasser hin sich als eine Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 239 fast meterhohe, steile, vielfach zerrissene Wand erheben, die durch ihre grotesken Formen ebenso das Auge erfreut, wie sie bei wärmerem Wetter durch ihre Ausdünstungen den Geruchssinn beleidigt. An flachen Stellen, besonders da, wo Geröll den Boden bedeckt, breiten sich prachtvoll lichtgrüne Easen der zierhchen Entero- morphen aus. NatürUch sind auch grosse Strecken des Meeresbodens gänzlich frei vom Pflanzenwuchs und lassen den nackten Sand noch aus mehreren Metern Tiefe heraufleuchten. In den grössern Tiefen sterben die Pflanzen allmählich ab und gehen durch die Kegion des vermodernden Seegrasses in die des Moders über. In Betrefl" der Fauna war von vorn herein zu erwarten, dass die Thiere nicht so sehr wie in den meisten übrigen Theilen der Ostsee den dieser eigenthümlichen Charakter der Verkümmerung zeigten, so- wie dass sich hier noch mehr solche Formen träfen, die eine allzu grosse Verminderung des Salzgehalts und einen beträchtlichen Wechsel der Temperaturen nicht vertragen. Dies waren denn auch die Ge- sichtspunkte, die mich veranlassten, gerade die Hohwachter Bucht zum Gegenstand meiner Untersuchung zu erwählen. Es ist mir natürlich nicht möglich, wie es auch nicht meine Ab- sicht ist, ein nur annähernd vollständiges Bild der dortigen Fauna zu geben. Dazu reichten weder meine Zeit noch die mir zur Verfügung stehenden Hülfsmittel aus. Gerade eine Auswahl, wie sie mir in die Hände fallen musste, war am geeignetsten, zu zeigen, ob meine Voraussetzungen sich als richtig erwiesen oder nicht. — Nebenbei glaube ich noch manche interessante bionomische Beobachtung gemacht zu haben. Mein Aufenthalt in Hohwacht fiel in die Zeit vom 24. Juli bis zum 5. August 1894. Ich machte im Ganzen neun erfolgreiche Fänge mit dem Schleppnetze, je drei in Blasentang und lebendigem See- grase, zwei in altem Seegrase, einen in Moder, und dazwischen noch einige kleinere auf Sand. Ausserdem benutzte ich fast ständig das Schwebnetz, las die Steine und Felsen am Ufer ab, sah fast jeden Morgen nach, was an den Buttnetzen der Fischer hängen geblieben war, u. s. w. Was mir zuerst in die Augen fiel, war der ungeheure Indivi- duenreichthum so vieler Arten, selbst der Land- bezw. Strandthiere, auf die ein kurzer BUck überhaupt von Interesse sein dürfte. Ging man am Tage den Strand entlang, so sah man ihn, soweit 17* 240 L. REH, er feucht war, geradezu lebend von kleinen Fliegen, die in sinnver- wirrender Menge und Beweglichkeit vor dem drohenden Fusse nach allen Seiten in eigen thümlich hüpfender Weise auseinander stoben. Da, wo er trocken und unbewachsen war, machten sich überall flüchtig enteilende Laufspinnen (etwa 3 Arten) bemerkbar, deren bester Schutz ihre ausgesprochene Sandfarbe gewesen wäre. Ständige Gäste und Begleiter waren kleine Marienkäferchen. Morgens sassen sie auf dem Bett, beim Baden nahmen sie sofort Besitz von den abgelegten Kleidungsstücken, beim Spazierengeheu trug man sie mit sich herum, beim Essen setzten sie sich auf Schüsseln und Teller; fuhr man mit dem Boote hinaus aufs Meer, so flogen sie auf Ruder und Segel, zog man das Schwebnetz empor, so lagen gewiss einige der armen Gesellen ertrunken darin, und legte man sich endlich Abends nieder, so spazierten sie wieder auf dem Bette umher. Begab man sich Abends an den Strand, so schwirrten Fliegen so dicht um einen herum, dass man kaum sprechen konnte, und vor den Füssen setzten in mächtigen Sprüngen Strandhüpfer davon, so dass es aussah, als wenn aus einer Schüssel hoch herab auf einen Tisch Erbsen geschüttet würden. Kein Wunder, dass auch die Vögel ungemein häufig waren, be- sonders die Uferschwalben, deren Nester sich oben an den steilen Sandwänden Loch an Loch reihten. Bei der Meeresfauna fiel mir zunächst der fast gänzliche Mangel makroskopischer Thiere an der Oberfläche auf. Ausser Quallen fing ich mit meinem Schwebnetz nur ins Wasser gejagte geflügelte Land- insecten und nur ein einziges Mal, bei sehr starkem Winde, See- thiere: und das waren von Pflanzen losgerissene Asseln und Floh- krebse. Selbst Cladoceren, für die mein Netz allerdings etwas weit- maschig war, sah ich nur vereinzelt. Schwämme bedeckten in zahlreichen Arten die verschiedenen Pflanzen in ziemlichen Mengen. Nie dagegen fand ich sie auf Krebsen oder Molluskenschalen. Hydroiden waren nicht häufig. Sie sassen besonders auf Blasentang und i^Msws-Schalen. Mir fiel besonders eine Sertularie auf, die ich für Sertularia pumila halte. Sie sass öfters auf ersterem, aber nie in verzweigten Stöckchen, sondern immer nur in kurzen, 10 — 15 mm langen, geraden Stämmchen mit breiter Basis und jeder- seits 8 — 10 recht grossen Kelchen. Von Medusen war nur Aurelia aurita vorhanden, zwar in ungeheurer Menge, aber nie in dichten Bänken. Doch sollen nach Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 241 Aussage der Fischer auch solche vorkommen, und zwar so dicht, dass die Boote nicht hindurch fahren können. Im Wasser sah ich sie immer nur einzeln, doch lagen sie am Strande oft in solchen Massen, dass man keinen Schritt machen konnte, ohne auf eine zu treten. Besonders in den letzten Tagen, als der Strand trocken lief, sah man sie überall liegen. Bei solchen an den Strand getriebenen, bezw. liegen gebliebenen Quallen konnte man einen interessanten Vorgang beobachten. Während sie im Wasser fast immer sich in glocken- förmiger Gestalt zeigten, breiteten sie, besonders die grösseren, sich hier völlig flach aus. Durch ihr Gewicht und die drehende Wirkung' der Wellen sanken sie langsam in den Sand ein, und zugleich be- gannen die Saudkörner, sie vom Rande her nach der Mitte hin zu- zudecken. So konnte man oft verschieden grosse, kreisrunde Löcher sehen, durch die noch die Gallertmasse hindurch sichtbar war, was den Eindruck einer Pupille noch erhöhte. Schliesslich verschwand auch diese Oeffnung, und nur eine schwache Erhöhung des Sandes zeigte noch den Ort an, wo eine Meduse begraben war. — Mau kann sich leicht denken, wie ein solcher Vorgang den Grund legen kann zu einer spätem Versteinerung selbst so zarter Wesen. Ich habe oft versucht, ob man an solchen auf den Strand ge- worfenen Quallen noch Lebenszeichen wahrnehmen könne. Ich habe sie zu diesem Zwecke auf alle mögliche Art und Weise mechanisch gereizt, aber immer vergebens. Ich habe sie auf die Hand gelegt, auf die Exumbrellar- und die Subumbrellarseite : sie Hessen die Mund- arme schlaff liegen oder hängen, ohne die geringste Bewegung. Auch an den Tentakeln war eine solche nicht wahrzunehmen. — Warf man sie aber ins Wasser, so sah ich sie oft sofort, als wenn nichts ge- schehen wäre, wieder anfangen zu schwimmen. Ihre Lebenszähigkeit muss auf jeden P'aU eine sehr grosse sein. Mein Schleppnetz riss eines Tags einer grossen Qualle ein kleines Stück ihres Randes ab. Ich hielt dies noch einige Tage im Wasser und sah es fast fortwährend die charakteristischen rhythmischen Schwimmbewegungen ausführen. Leider war es mir nicht möglich, die Beobachtung länger fortzusetzen und eventuell etwas über die Regenerationsfähigkeit dieses Stückes festzustellen ^ ). Die Grösse der von mir gesehenen Quallen schwankte zwischen 4 und 40 cm Durchmesser. Die meisten, auch die kleineren, hatten reife Gonaden von jenem wunderbar zarten Rosa. Erst in den letzten 1) Eimer, Ueber künstliche Tlieilbarkeit von Aurelia aurita und Cyanea capillata, in: Verhdl. med. phys. Ges. Würzburg, N. F. V. 6. 242 ^ REH, Tagen bemerkte ich immer häufiger Thiere mit braunen Embryonal- massen an den Krausen der Mundarme. Eine eigen thüraliche Erscheinung, die mit der von Dunkek *) be- schriebenen Aehnlichkeit hat, erregte oft mein Erstaunen. Ich sah nämlich ziemlich häufig am Ufer Quallen, deren Rand nach oben um- geschlagen war und sich mehr und mehr der Mitte näherte, so dass er sich oft zu einem kleinen, über der Exumbrella befindlichen Loche zusammengezogen hatte. Das Ganze machte den Eindruck eines etwas abgeplatteten Augenbulbus, etwa ähnlich dem der Wale, mit median- 'wärts abgeschnittenen Muskeln (die Mundarme). Denn zugleich war auch der Schirm sehr stark verdickt und fühlte sich prall und nicht mehr schleimig an. Wie bemerkt, fand ich dieses eigenthümliche Ver- halten nur an Thieren in nächster Nähe des Ufers, was mich auf den Gedanken brachte, dass es ein Schutz sein solle gegen die Reibung am Sande : das Umkrempeln des Randes, um die dort hegenden Sinnesorgane in Sicherheit zu bringen ; die Annahme einer hohen, kugligen Gestalt an Stelle der sonstigen, flacheren, um nicht so leicht auf den flachen Strand geschleudert zu werden, bezw. dort liegen zu bleiben; das Prallwerden, um mehr Widerstand leisten zu können und die Elasticität zu erhöhen. Indess, und das ist das Sonderbarste, ich sah diese ganze Erscheinung nur bei kleinen und mittelgrossen Indi- viduen, um so häufiger, je kleiner, um so seltener, je grösser sie waren. Nachträglich fiel mir dann ein, dass ich etwas Aehnliches diesen Sommer mehrere Male bei Hydra fusca gesehen hatte. Ich hielt mir eine grössere Anzahl derselben einige Zeit in kleinen Gefässen, in denen sie leicht zu beobachten waren. Zu meinem Erstaunen fing hie und da plötzlich eine an, ohne ersichtlichen Grund, sich langsam um- zustülpen. Immer mehr rückte der Mund am eignen Körper in die Höhe. Die Fusscheibe musste loslassen und verschwand ebenfalls, während das Thier langsam zu Boden fiel. Die Sache ging so weit, dass ich glaubte, nun müsse die Basis am andern Ende wieder heraus- kommen. Da trat für kurze Zeit, mehrere Minuten lang, ein Ruhe- zustand ein, und dann begann die Rückstülpung, nach deren Be- endigung das Thier sich wieder einen neuen Ansatzpunkt suchte ^). 1) In: Archiv f. Naturgesch., Jahrg. 60, V. 1, Heft 1. 2) Von Interesse dürfte es sein, dass ich eine grosse Qualle in einem kleinen Gefässe mit 10-procent. Formaldehyd-Lösung conservirte. Obgleich die Lösung dadurch beträchtlich verdünnt wurde, erhielt sich die Qualle ausgezeichnet. Sie blieb in Gestalt und Durchsichtigkeit wie lebend. Jeder einzelne Tentakel war vollkommen erhalten und erkennbar. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 243 Auch 1 Lucernaria octoradiata hatte ich das Glück aus etwa 10 m im Seegrase zu erhalten. Seerosen konnte ich leider keine erbeuten. Doch versicherten die Fischer, dass man sie im Herbste auf dem trocken laufenden Strande, etwa 150 — 200 m vom Normalufer entfernt, zahlreich finde. Von Echinodermen scheint Ophioglypha alhida in grössern Tiefen ziemlich häufig zu sein. Ich selbst fing allerdings keine, da- gegen konnte ich sie jeden Morgen in zahlreichen Exemplaren an den Buttnetzen der Fischer ablesen. Leider waren alle mehr oder weniger verletzt. — Ihre Grösse war ziemlich beträchtlich. Mein grösstes, gut erhaltenes Exemplar hatte bei einem Scheibendurchmesser von fast 1 cm eine freie Armlänge von 4 cm ; ein andres, mit abgebrochnen Armen, hatte 12 mm Scheibendurchmesser. Astracanthion rubens ist natürlich ganz gemein. Jeder Schlepp- netzzug brachte eine Anzahl mit herauf, einerlei auf welchem Grunde ich gefischt hatte. Doch erwies sich dieser von Einfluss auf die Ge- stalt der Thiere. Die wenigen Exemplare, die ich auf Sand fing, waren unverhältnissmässig dickleibig und -armig, breit und plump, so dass sie beim ersten Anblick an Ästerina, selbst an Pentaceros erinnerten. Die an Pflanzen lebenden Seesterne hatten die normale, schlanke Gestalt, wobei vielleicht die vom Seegras etwas spitzere Arme hatten als die vom Blasentang. Ich lasse hier die Maasse zweier annähernd gleich grossen Thiere folgen : Sand- Seegras- Exemplar Exemplar Mundmitte bis Armspitze 18,2 mm 17 mm Armspitze — gegenüberliegenden Interradius 26 „ 21,5 „ Freie Seitenlänge des Armes 15 „ 14,5 „ Breite der Armbasis 8,8 „ 5,2 „ Scheibenhöhe in der Mitte 7,4 „ 4,9 „ Leider habe ich die Farben dieser verschiedenen Varietäten nicht beachtet. Die von mir selbst gefangenen Seesterne waren sehr klein (1 cm Durchmesser) bis mittelgross. Dagegen werden sie in grössern Tiefen Nur die herrlichen Farben der Radialcanäle und Gonaden verblassten so, dass nur noch ein Anflug übrig blieb. — Nicht ganz so zufrieden war ich mit meinem Conservirungsversuch von Astracanthion rubens und Orangon vulgaris. Blieb bei beiden auch die Gestalt erhalten, so verloren erstere doch fast gänzlich die Farbe, während letztere lebhaft roth, wie ge- kocht wurden. 244 L. REH, sehr gross. Das grösste Exemplar, das ich von den Buttnetzen er- hielt, hatte obige Maasse wie folgt : 88, 103, 76, 19 (21) »), 14. Aehnlich grosse Exemplare sah ich häufig, und nach den Aussagen der Fischer sollen sich noch grössere ziemlich oft finden. Würmer. Von Turbellarien fing ich nur eine Leptoplana tremellaris im vermodernden Seegras ^) und 2 — 3 kleinere Arten, die ziemlich häufig an Steinen waren. Es fiel mir auf der Suche nach ihnen bald auf, dass sie fast immer an der Unterseite von marmorirten Gesteinen (Graniten u. s. w.) krochen, an homogenen (Kalksteinen u. s. w.) dagegen sich sehr selten fanden. Ich erkläre mir dies aus dem Um- stände, dass jene viel rauher und unebner sind als diese und so ein- mal das Festhalten in der Brandung wesentlich erleichtern und dann auch durch Gruben, Furchen u. s. w. mannigfache Verstecke darbieten. Nemertes gesserensis fing ich in mehreren Exemplaren im alten Seegrase, z. Th. ziemlich gross (über 20 mm lang). Ein ganz junges, unbestimmtes Exemplar der Gattung Oncho- laimus fand ich im Blasentang. Von Halicryptus spinulosus fischte ich 2 Stück im alten See- grase. Piscicola geometra erhielt ich in 2 kleinen Exemplaren aus Blasentang. Ärenicola marina war natürlich ungeheuer häufig. Der ganze unbewachsene Meeresboden war mit ihren Häufchen bedeckt. Doch sind die Thiere selbst schwer zu erhalten, da sie sehr tief, 30 — 40 cm tief im Sande vergraben sind. Ich selbst habe mit einer gewöhnlichen Schaufel bei halbstündigem, angestrengtem Graben nur 2 Stück er- halten. Die Fischer graben sie bei flachem Wasser mit Dreizack- gabeln zum Ködern, Und mit einer solchen gelang es meinem Segel- jungen in kurzer Zeit, über ein halbes Hundert zusammenzubringen. Scoloplos armiger scheint sonderbarer Weise nicht häufig zu sein. Wenigstens erhielt ich nur 3 kleine Thiere aus Seegras und sandigem Schlick. Amphitrite johnstoni fing ich im Blasentang, 1 grosse, 3 kleine. Euchone papulosa fand ich nur einmal im Blasentang und zwar sehr klein. 1) Ich habe hier zwei Maasse angeführt, weil der Arm an der Basis etwas eingeschnürt ist und sich gleich darauf etwas verdickt. 2) Hierunter verstehe ich natürlich nicht das vom Ufer, sondern das von grösserer Tiefe des Meeres. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 245 Spirorhis nautiloides war dagegen wieder äusserst häufig. Auf allen Pflanzen sassen ihre Schalen in dichten Massen. Phyllodoce maculafa fing ich im alten Seegras, in 1 grösseren und 2 kleinen Exemplaren. Polynoe cirrata war natürlich wieder überall gemein. Eine ganz junge, unbestimmbare Nereis fing ich im Seegrase. Bryozoen bedeckten in zahlreichen Arten und grossen Massen die verschiedenen Seepflanzen, besonders den Blasentang. Auch auf den meisten ^wccmww- Schalen wuchsen ihre Rasen. B a 1 a n i d e n sassen in ungeheuren Mengen auf allen grössern, nicht zu nahe am Normalufer gelegenen Felsblöcken. Etwa 30 — 40 cm unter dem normalen Wasserspiegel war ihre obere, scharf markirte Grenze, ihre untere, nicht so scharfe, etwa 5 — 10 cm über dem Boden. Der Raum dazwischen war so vollständig von ihnen bedeckt, dass vom Stein fast nichts mehr zu sehen war; ja, oft sassen sie sogar über- einander. Die Schalen waren nicht so gross und dabei sehr flach, etwa 5 mm hoch, bei 15 mm Basaldurchmesser. Die Basis war häutig, so dass die Schale sich leicht durch ein unter ihr steiles Ende geschobenes Messer abheben Hess. Wollte man dies vom andern Ende aus versuchen, so zerbrach regelmässig die Schale. — Die Scuta und Terga bildeten bei den meisten die ganz charakteristische Figur, die Darwin bei B. halanoides abbildet. Auch sonst passten für diese Exemplare die Merkmale dieser Art. Viele jedoch zeigten ebenso be- stimmt die für B. crenatus charakteristische Figur, wenn auch die übrigen Merkmale nicht völlig übereinstimmten. Eine recht grosse Anzahl endlich schien zu keiner der beiden Formen zu gehören, sondern bildete alle möglichen Mittelformen. Auf fast allen, selbst auf ihren Scuta und Terga, sassen kleine, halbkuglige, sehr feste Algen. Auf Cladoceren musste ich, wie schon oben bemerkt, wegen der Maschenweite meines Schwebnetzes verzichten. Amphipoden und Isopoden waren in unglaublichen Mengen vorhanden. Alles wimmelte von ihnen : auf den Steinen liefen sie überall herum, und von jedem aus dem Wasser gezogenen Pflanzen- büschel fielen sie in dichtem Regen herab. Nur nach der freien, tiefern See hin wurden sie weniger zahlreich, und an der Oberfläche fehlten sie so gut wie ganz. Mit jedem Fange bekam ich sie so massenhaft, dass ich sie in meinem Kübel, den ich zum Aufbewahren und Aussuchen benutzte, von der Oberfläche mit Gläsern abschöpfen musste, um zu der übrigen Ausbeute zu gelangen. Dabei kam mir 246 L. REH, eine scharf ausgeprägte, positive Phototaxis dieser Thiere zu statten, indem sie sich immer an den Stellen dicht ansammelten, an denen augenblicklich das meiste Licht einfiel, so dass ich sie bequem dahin lenken konnte, wohin ich sie haben wollte. Vielleicht dürfte es auch damit zusammenhängen, dass diese Kruster so gern aus dem Wasser heraus und an den Wänden der Bütte in die Höhe krochen, wo sie meistens eintrockneten. Bei solchen Massen war natürlich an ein Aussuchen nicht zu denken. Ich nahm nur von jedem Fange aufs Gerathewohl eine kleine Probe. Bathyporeia pilosa erhielt ich in 2 Exemplaren aus der Region des vermodernden Seegrases. Calliope laeviuscula las ich ziemlich häufig von Steinen ab. Gammarus locusfa war naturlich die Art, die die grosse Masse ausmachte. Die Thiere waren immer klein, höchstens 12 mm lang. Nur 1 Exemplar aus grössrer Tiefe erreichte eine Länge von 18 mm. Aber dies wich, obgleich es in vielen Merkmalen durchaus zu dieser Art zu gehören schien, in vielen andern, wie z. B. der auffallenden Länge der Fühler (12 mm), besonders aber in seinem ganzen Habitus so sehr von den andern Individuen ab, und näherte sich ebenso sehr der Art G. marinus, dass ich nicht umhin kann, es als eine Mittelform zwischen beiden Arten zu bezeichnen. Amathilla sahinei fing ich in wenigen Exemplaren in grösseren Tiefen im Seegras. Merkwürdiger Weise bestanden bei allen die Neben- geisseln statt aus 5 — 6 kurzen, gedrungenen aus 3 langen, schlanken Gliedern. Microdeutopus gryllotalpa war nicht selten im Blasentang. In ebensolchen Massen wie diese schwimmenden Krebse kamen auch die springenden am Strande vor (s. S. 240). Talitrus locusta und Orchestia littorea belebten ihn Abends in un- geheurer Anzahl. Vor jedem Schritte stoben sie auseinander, wie die Wassertropfen, wenn man in eine Pfütze patscht. — Die erstem waren nicht ganz so zahlreich wie die letztern, doch machten sich ihre grossen, dicken, weissen Gestalten überall bemerkbar. — Beide Formen erreichten nur wenig über Mittelgrösse. Von den Isopoden war Idothea tricuspidata ebenso häufig wie die Gammarideu. Ebenso mannigfaltig wie die vorhandnen Grössen waren die vorhandnen Farben. Doch wird erstere nicht beträchtlich. Mein grösstes Exemplar misst 17 mm Länge bei 5 mm Breite. Der Durchschnitt war bedeutend kleiner. Oft fand ich ein kleines von den Zur Fauna der Hohwachter Bucbt. 247 Füssen eines grossen vom Rücken her umfasst: ob dies mit der Be- gattung zusammenhängt, vermag ich nicht zu sagen. — Auch über die Farbenverschiedenheit etwas festzustellen, war mir nicht möglich. laera marina war sehr häufig, besonders an Steinen. Es gilt in dieser Beziehung für sie alles oben (S. 244) für die Planarien Ge- sagte. Die Art blieb klein ; an Steinen massen sie durchschnittlich 3 — 4 mm, an Pflanzen waren sie noch kleiner. Hier vermochte ich einen Einfluss der Umgebung auf die Farbe festzustellen : die von Steinen abgelesenen Exemplare waren fast alle einfarbig dunkelgrau, die aus dem vermodernden Seegrase röthlich-braun, die von Blasentang hellgelb, einige grün mit dunklen Querbinden. — Eine Eigenheit dieser Thiere, die offenbar mit ihrem Leben in der Brandung zusammen- hängt, war mir beim Fange ausserordentlich lästig. Sie vermögen sich nämlich ungemein fest zu klammern, selbst an den glattesten Gegenständen. Sie vom Steine auf die Messerklinge zu bringen, ge- lang verhältnissmässig leicht, aber von da ins Sammelglas nur mit den grössten Schwierigkeiten. Heftigstes Schütteln der Messerklinge, in der Luft oder im Wasser, blieb erfolglos; man musste sie mit vieler Mühe auf dem Rand des Glases abstreifen. Aber selbst da hielten sie sich so fest, dass ich sie gegen ihren Willen nicht ablösen konnte. Man musste sie immer erst einige Minuten sich beruhigen lassen und sie dann durch plötzliches Ueberspülen überraschen. Uebrige Crustaceen. Mysis vulgaris fing ich nur 2 Mal mit dem Schleppnetz im Seegrase, aber eines Abends gelang es mir, mit einem einzigen Schlage meines Handnetzes zwischen den Badekarren mehrere hunderte zu fangen. — M. flexuosa erhielt ich nur in 1 Exem- plar aus dem Seegras. Garneelen scheinen zum mindesten in dieser Jahreszeit nicht häufig in der Hohwachter Bucht zu sein. Ich fing wenigstens nur 4 Stück Crangon vulgaris in Blasen tang. Die Fischer benutzen sie zwar gelegentlich zum Ködern, legen ihnen aber sonst weiter keine Bedeutung bei, ein Zeichen, dass sie überhaupt nicht häufig sind. Pagurus bernhardus, in den Schalen von Buccinum und Fusus, findet sich sehr selten in den Buttnetzen. Ich konnte leider keine erhalten. Carduus maenas ist sehr gemein, am Strande unter den Steinen in kleinen Exemplaren (5 — 6 cm Schalenbreite), weiter draussen in grössern (10 — 15 cm). Erstere sind in der Jugend einfarbig grau- braun ; später sind sie prachtvoll grün, gelb und schwarz gezeichnet. Zu meiner grossen Freude brachte mir eines Morgens ein Fischer 248 L. REH, ein schönes Exemplar von Hyas aranea, das an einem seiner Netze hängen geblieben war, mit einer Schildlänge von 7 und einer Breite von 5 cm. Von Insecten sah ich sehr zahlreiche Mückenlarven in Wucherungen der Seegrasblätter der Länge nach hinter einander auf- gereiht. Das häufigste der Mollusken ist natürlich, wie zu erwarten, Mytilus eduUs. Er dürfte dort überhaupt wohl das häufigste Thier sein. Es ist in der That nicht vorstellbar, in welch ungeheuren Massen er vorkommt. An allen Seepflanzen, in allen Tiefen sitzen seine Schalen in dichten Büscheln. Und doch ist diese Zahl ver- schwindend gegen die der Individuen der Strandregion. Rings um die Basis der Felsblöcke und Steine bilden sie dicke Kränze, die jene so fest verkitten, dass selbst kleine Steine nicht loszureissen sind. Es sah von weitem aus, als seien die Steine in einen blau-schwarzen Morast hineingequetscht, der überall zwischen ihnen herausquelle. Aber selbst das sollte mir noch keinen richtigen Begriff von der un- glaublichen Fruchtbarkeit dieser Species geben. Als in den letzten Tagen die See zurück trat, waren grosse Plätze des Strandes, be- sonders da, wo er geröllreich war, mit einer mehrere Centimeter hohen Schicht dieser Thiere bedeckt. Die Dichtigkeit der Grashalme auf einer guten Wiese muss verschwinden gegen die der Miesmuschel- schalen an diesen Stellen. — Es ist begreiflich, dass für grosse Thiere da kein Platz war. So waren denn auch die Schalen alle klein, im Durchschnitt 20 mm lang, 12 mm hoch. Nur an Pflanzen fand ich einzelne grössere Exemplare, so von 7 cm Länge und 3 cm Höhe. Auch am Strande waren grössere leere Schalen nicht häufig. — Die Farbe der an Steinen festsitzenden Schalen war ein tief dunkles Blau- schwarz ; an Pflanzen und auf Sand kamen, mit jenen gemischt, oft sogar in einem Büschel, auch sehr viele helle vor. Auch behaarte und unbehaarte fanden sich neben einander. Modiolaria discors war nicht häufig. Ich bekam nur einige kleinere Exemplare aus dem vermodernden Seegras. Das grösste mass 8,5 mm Länge, 5,2 mm Höhe und 3,8 mm Dicke. — Von M. nigra fing ich überhaupt nur ein einziges, ganz junges Thier, ebenda. — Beide Arten hatten sehr dünne Schalen, die ich denn auch nie am Strande fand. Cardium edule muss sehr häufig sein. Wenigstens bedecken seine leeren Schalen in jeder Grösse den ganzen Strand. Mit meinem Netz fing ich dagegen nur selten einige, die immer ganz klein waren. Nur Zur Fauna der Hohwachter Bucht, 249 einmal, zwischen 2 und 3 m Tiefe, auf Sand, riss das Netz mit fühl- barem Rucke eine ganze Colonie los, etwa 30 Stück, die ziemlich gross waren. Meine grösste, trockne Schale misst 36 mm Länge, 32 mm Höhe, 25 mm Dicke. — C. /asciatum kommt vereinzelt überall vor, aber immer ziemlich klein. Cyprina islandica erhielt ich leider nur in leeren, aber noch mit Cuticula versehenen Schalen aus den Buttnetzen. Auch die Fischer versicherten, dass sie nie lebende Thiere fingen. Am Strande fand ich sie nie. Die Schalen waren recht gross. So fand ich eine linke Schale von 65 mm Länge, 60 mm Höhe und 20,5 (die ganze also 41) mm Dicke. Tellina haltica fing ich nur in 2 kleinen Exemplaren im alten Seegrase. Auch ihre Schalen kamen nie am Strande vor. Corhula gibha fand ich sogar nur ein einziges Mal, ebenfalls im alten Seegrase, in einem ganz kleinen Exemplar. 3Iya arenaria ist ganz gemein. Ihre Schalen sind am Strande fast ebenso häufig wie die von Cardium edule. Lebend jedoch ist sie sehr schwer zu erhalten, da sie sich sehr tief in den Sand eingräbt. Mein einziges Exemplar brachte mir mein Segeljunge mit den Sandwürmern. — Die grösste trockne Schale, die ich besitze, misst 70 mm Länge, 44 mm Höhe, 13,6 mm Dicke. Auf Nacktschnecken musste ich verzichten, da mir keine Gläser zum Aussuchen zu Gebote standen. So fiel mir auch nur ganz zufällig eine Aeolis exigua in die Hände, aus Blasentang. Nur Acera hullata bekam ich mehrere Male. Sie scheint hier sehr klein zu bleiben. In flacherm Wasser und auf sandigem Schlick ist sie heller und kleiner (4 mm lang, 3 mm dick), im vermodernden Seegrase dunkler und grösser (7 mm laug, 4 mm dick). Die Littorinen waren natürlich wieder sehr gemein, sowohl lebend im Wasser als auch ihre leeren Schalen am Strande. Besonders an den Steinen sassen sie in grossen Mengen, mit Vorliebe in den Fugen und kleinen Löchern, welch letztere sie zu erweitern, bezw. zu ver- tiefen scheinen. Auch sie waren im Durchschnitt klein; doch waren grössere Exemplare mit dicken, festen Schalen nicht gerade selten. Immerhin hatte die grösste Littorina liUorea, die ich fand, nur 18 mm Höhe bei 13 mm grösster Breite. Die meisten Schalen dieser Art waren einfarbig, schmutzig-dunkel mit undeutlichen Streifen; nur die an Pflanzen lebenden zeigten hellere Farben mit deutlicher Spiral- streif ung. Auch die Gestalt letztrer wich etwas ab von derjenigen der au Steinen lebenden Thiere. Während diese grösser, mit abgeriebenem, 250 L. REH, abgestumpftem, glattem Gewinde und fast runder Mündung waren, hatten jene bedeutend kleinere Schalen, ein hohes, sehr spitzes Gewinde von fast concaven Conturen und scharfe Spiralrippen ; auch war die Mün- dung länglich, nach unten fast in einen Winkel ausgezogen. Doch dürften diese Unterschiede wohl mehr durch mechanische Einwirkungen auf die Schale bedingt sein als durch innere Varietätsverschiedenheiten. — L. ohtusata fand ich nur in Blasentang, in kleinen Exemplaren. Mein grösstes hat 6 mm Höhe bei 7,5 mm Dicke. — Auch L. rudis wird nicht viel grösser. Sie zeichnete sich dadurch aus, dass die Mündung innen ziemUch stark roth gefärbt war, besonders bei den Jungen, bei denen sich diese Farbe fast bis zu Purpur steigert. Diese Art fand ich nur au Steinen. Die beiden Lacunen, Lacuna alhida und divaricata, erhielt ich häufig, in ziemlich normal grossen Exemplaren, letztere ebenso oft in der blassen als in der gestreiften Varietät, die in einigen Exemplaren sehr hübsch in einander übergingen. Rissoiden waren sehr zahlreich, sowohl an Steinen {Rissoa octona besonders) als auch an Pflanzen, wobei die vom Blasentang etwas heller gelb waren. Eine Anzahl der Exemplare war unzweifelhaft zu bestimmen als R. octona, inconspicua und Hydrohia ulvae. Die meisten jedoch bildeten Mittelformen, die man keiner der drei Arten, ja nicht einmal der beiden Gattungen mit Sicherheit hätte zuweisen können. Erschwert wurde die Bestimmung durch die Kleinheit und völlige Glätte der Schalen. — Auch Eierschnüre dieser Schnecken hingen überall an den Pflanzen. Cerithium reticulatum fand ich jn 5, z. Th. leeren Schalen im alten Seegrase und im Moder. Die grösste war 9,2 mm lang, 2,9 mm dick. Buccinum undatum bringen die Fischer in ihren Netzen immer in grösserer Anzahl mit. Die Thiere werden recht gross und auch dick- und festschalig. Das grösste, etwas schlanke Exemplar, das ich mit- genommen habe, misst 61 mm Länge, 38 mm Dicke. Doch dürfte das nur der Mittelgrösse entsprechen, da ich selbst wesentlich grössere leere Schalen in den Händen der Kinder gesehen habe. — Eigen- thümlich ist, dass die Schalen meist dicht mit Bryozon und zwar nur mit solchen besetzt sind. — Auch Eierkapseln dieser Schnecke erhielt ich. — Am Strande fand ich ihre Schalen nie. Häufiger noch und besser entwickelt ist Fusus antiquus, das ebenfalls mit den Fischernetzen hereinkommt. Ein ebenfalls nicht gerade besonders grosses Exemplar, das ich besitze, misst 100 mm 1 Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 251 Länge und 63 mm Dicke. Meist sind die Schalen unbewachsen, wenn aber, dann fast nur mit Hydroiden. Auch ein Packet Eierkapseln wurde mir gebracht, die etwa 13 mm Durchmesser haben. Der Stamm der Mantelthiere war verhältnissmässig reich vertreten. Besonders an Blasentang, aber auch an Seegras und an alten Muschelschalen sassen die Thiere. Am häufigsten waren die beiden auch von Möbius aufgeführten Cynthia-Arten, dann Äscidia canina und Cione intestinalis. Ferner fand ich noch Molgula macro- siphonica und noch 3 — 5 Arten, die ich nicht bestimmt habe, z. Th. aus grössern Tiefen. Von Fischen wurde während meines Aufenthalts nur Goldbutt, Tlatessa vulgaris, gefangen. Doch ging auch häufig der Dorsch in die Netze. Zweimal wurde mir von Fischern Agonus cataphractus ge- bracht, von der für die Ostsee recht stattlichen Länge von 26, bezw. 25 cm. Stichlinge sah ich besonders des Morgens bei Sonnenaufgang zwischen den Steinen. Leider habe ich verabsäumt, von diesen, wie auch von den zahlreich vorkommenden andern kleineu und jungen Fischen zu fangen. Einer allgemeinern bionomischen Beobachtung möchte ich hier noch gedenken. Es war nämlich merkwürdig, wie rasch die meisten Thiere abstarben, viel rascher, als ich es bei Süsswasserfängen gewöhnt bin. Im Allgemeinen durfte ich keinen Fang über Nacht stehen lassen, besonders nicht, wenn Seegras darin war. Fänge mit Blasentang oder Sand hielten sich schon besser. Die ersten Thiere, die abstarben, waren die Gammariden und einige Würmer, besonders Polynoe cirrata. Dana folgten ziemlich rasch die Seesterne, die jungen Muscheln und die Hydrobien. Die grössern Muscheln und Schnecken hielten es schon ziemlich lange aus. Am widerstandsfähigsten erwiesen sich die Asseln. Möbius führt unter den wirbellosen Thieren der Ostsee 16 Arten auf, als in der Mitte der Hohwachter Bucht, bei 9 Faden Tiefe, auf sandigem Schlick gefunden. Von diesen 16 habe ich sonderbarer Weise nur 9 gefangen. Da ich aber über 50 bestimmte und vielleicht 20 unbestimmte Arten habe, sind für diesen Ort mindestens 50 Arten neu: an sich schon ein zufriedenstellendes Ergebniss. Von meinen bestimmten Arten führt Möbius 22 von einer grössern Anzahl Fundorte, also weiter in der Ostsee verbreitete auf, und 27 nur von 1-3. Es sind also über die Hälfte der Arten in der Ostsee selten. Auch von den 7 bei Möbius für Hohwacht augeführten, von mir nicht gefundenen Thieren sind 3 weiter verbreitet, 4 wenig. Und 252 L. REH, unter den von mir nicht bestimmten sind gewiss noch mehrere für die Ostsee neue Arten. Ueber die Hälfte der Arten aus der Hohwachter Bucht ist in dem Nördlichen Eismeer heimisch: ein gewiss sehr grosser Antheil. Dagegen fing ich nur ein Süsswasserthier {Piscicola geometra) in wenigen, kleinen Exemplaren. In Bezug auf die Ausbildung der Thiere sind zwei scharf ge- trennte Gebiete zu unterscheiden: das der Uferregion und das des freien, tiefern Meeres. Die Thiere des erstem Gebiets haben wenigstens in so fern den Ostsee-Typus, als sie zum grössten Theile recht klein sind. Die des letztern Gebiets dagegen erreichen die normale Grösse. Ich weise hin auf die Echinodermen, Gammarus locusta bezw. marinus, Carduus maenas, Buccinum undatum und Fusus antiquus. Als charakteristische Eigenschaft der Ostsee-Mollusken führt MöBius an, dass ihre Schalen so dünn seien, dass sie sich zwischen den Fingern zerreiben Hessen. In der Hohwachter Bucht trifft dies nicht ganz zu. Denn alle Schalen von lebenden Mollusken waren dick, z. Th. auffallend dick und stark. Aber wenn das Thier abgestorben war, verfiel die Schale verhältnissmässig rasch. Es fiel mir schon in den ersten Tagen auf, dass die am Strande liegenden Schalen sich merkwürdig kreidig anfühlten, dass sie ausserordentlich morsch waren und so sehr leicht zerbrachen. Auch Buccinum- und jPwsws-Schalen, die ihres Thieres beraubt wurden, zeigten diese Erscheinung nach einigen Tagen. Ob dies allein daher rührt, dass die Weichthiere aus dem an kohlensaurem Kalke armen Wasser nur wenig dichte Schalen abscheiden könnten, oder ob nicht vielmehr das Wasser der Ostsee auf die todten Schalen chemisch einwirkt, kann ich natürlich nicht entscheiden. Auf jeden Fall ist das festzuhalten : Die Fauna der Hohwachter Bucht, insbesondre die des freien Meeres, zeigt in auffallend geringem Grade die Verkümmertheit der übrigen Ostsee-Thiere, sondern sie ist verhältnissmässig sehr gut entwickelt. Noch mehr als alle Beschrei- bungen und Worte ergiebt sich diese Thatsache aus dem ganzen Habitus meiner Sammlung. Suchen wir uns dies zu erklären, so wären zwei Ansichten mög- lich. Die eine nimmt an, dass die Fauna der Hohwachter Bucht eine Art Relicteufauna wäre, dass von den Thieren, die zu frühern Perioden in der ganzen Ostsee gelebt haben, nur an dieser Stelle eine Anzahl übrig geblieben seien, die sich normal entwickeln können, da hier Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 253 durch die ständigen Zuströmungen das Wasser salzreicher ist. Für sie ist also allein die Zuströmung des Wassers genügend. Die andre Ansicht würde annehmen, dass durch die Beltströme, den ünterstrom des Frühjahrs und Sommers, den Oberstrom des Herbstes und Winters, ständig neues Thiermaterial zugeführt würde, das sich hier unter den günstigen Bedingungen längere Zeit halten könne als in den übrigen Theiien der Ostsee. Für sie wäre also das in den Strömen enthaltende Thiermaterial ausschlaggebend. Für beide Ansichten lassen sich Thatsachen erbringen. Für erslere die, dass so grosse Thiere wie Buccinum und Fusus nicht ein- geschleppt werden köuneu, und vor allem, dass auch ihre Schalen nach dem Tode der Thiere so leicht zerfallen. — Für letztere spricht vor allem die auflallend grosse Menge junger Thiere, besonders Muscheln und Würmer. Ist ja allerdings die Anzahl der Jungen der der Alten immer um ein Vielfaches überlegen, so überraschte mich doch oft der fast gänzliche Mangel alter Thiere. Dann tritt in der Kieler Bucht von Zeit zu Zeit Ophioglypha alhida in ungeheuren Mengen auf, um in manchen Jahren ganz zu verschwinden. Schliess- lich ist es eigen thümlich, dass man nie Thiere von Cyprina islandica findet, während ihre frisch abgestorbenen Schalen recht häufig sind: es liegt die Erklärung nahe , dass die lebenden Thiere eingeführt werden, aber doch rasch absterben. Zudem zeigen gerade diese Schalen am wenigsten die kreidige Zersetzung. Wie überall, wird auch hier die Erklärung in der Mitte liegen. Es wird wahrscheinlich zu allen Zeiten die Fauna der Hohwachter Bucht sich durch bessere Entwicklung vor der der übrigen Ostsee aus- gezeichnet haben. Die Bedingung dazu war einmal der ständige Belt- zustrom des Nordseewassers, der schon an sich den Thieren bessere Entwicklung ermöglicht, dann aber besonders die in diesen Strömen enthaltene Lebewelt, die die alt angesessene beständig wieder aufi'rischt und kräftigt. Ob die verschiedene Ausbildung der Ufer- und der Tiefenthiere allein vom Unterschied des Salzgehalts abhängen soll, scheint mir nicht wahrscheinlich. Ich glaube vielmehr, dass die viel stätern Lebensbedingungen, unter denen die letztern leben, ihnen eine bessere Entwicklung zusichern als erstem ihre wechselnden Bedingungen. Ich denke da vor allem an die Temperatur. Verhältnissmässig häufig traf ich Artübergänge, bezw. Mittel- formen, wie zwischen Gammarus marinus und locusta, Baianus hala- noides und crenatus, den Rissoiden u. s. w. Auch das scheint mir Zool. Jahrb. VIU. Äbth. f. Syst. 18 254 L. REH, dafür zu sprechen, dass dem vorhandenen Thierstanim ständig neues Material zugeführt wird. Wie Herr Dr. Pfeffer mir gegenüber äusserte, zeichnet sich auch die Fauna der Neustädter Bucht vor der der übrigen Ostsee durch gute Entwicklung aus, nähert sich in ihrem Habitus mehr der Nordsee Fauna und hat ebenfalls eine Anzahl polarer Formen, die der übrigen Ostsee fehlen und selbst in der Nordsee eigentlich nicht mehr heimisch sind. Sie bildet also eine Parallele zur Hohvvachter Fauna. Wie wir oben gesehen haben, geht ein Theil des Belt-Unterstromes aus der Hohwachter Bucht durch den Fehmarn-Belt in die Neustädter Bucht. Es dürfte also für deren Fauna dieselbe Erklärung gelten wie für die jener. W^ir sehen so, wie sich die Voraussetzungen, unter denen ich das Studium der Fauna der Hohwachter Bucht unternahm, so ziemlich erfüllt haben. Mag auch hier und da noch Manches zweifelhaft sein : das ist ja bei einer so beschränkten Fangzeit nicht anders zu erwarten. Immerhin glaube ich aber gezeigt zu haben, dass sich auch ein Ab- stecher von der grossen Heerstrasse der Biologischen Meeresstationen nach kleinen, irgendwie charakteristischen Gebieten lohnen kann. Und so dürften eingehendere Untersuchungen der Hohwachter Bucht, be- sonders wenn sie zu verschiedneu Jahreszeiten angestellt werden (ich denke hier besonders an die Herbst- und Wintermonate, wenn der warme Oberstrom aus der Nordsee hereindringt, oder wenn die herr- schenden Landwinde das Ufer weithin freilegen) noch genug des Werthvoüen offenbaren. Und gerade die lohnendste Aufgabe konnte ich nicht in Angriff nehmen, die Erforschung der drei an die Bucht grenzenden Binnenseen, von denen zwei zu verschiednen Zeiten vom Meere abgeschlossen wurden, während der dritte noch durch eine schmale, aber tiefe Fuhrt mit ihm in Verbindung steht und dessen Wasser je nach den Jahreszeiten und meteorologischen Verhältnissen im Salzgehalte schwankt. Zum Schluss ist es mir noch ein Bedürfniss, den Herren Dr. Pfeffer, Dr. GoTTSCHE und Dr. Michaelsen vom Naturhistorischen Museum zu Hamburg und Herrn Dr. Fischer in Bergedorf für ihre gütige Unterstützung beim Bestimmen meiner Fänge meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Zur Fauna der Hohwachter Bucht. 255 Strand Steine Sand Blasen- tang lebendes Seegras todtes Seegras Moder Actinien + + Lucernaria octoraddata + Ophioijlypha albida + Astracanthioii rubens * f + + + -f Leptoplana Iremellaris + Nemertes gesserensis + Oncholaimiis sp. juv. -f Halicryptus spimdosus + Piscieola yeometra + Arenicola marina 4- Seoloplos armiger 1 -f + Amphitrite johnstoni + Enchone papillosa + Spirorbis nautiloides + + -f Phyllodoce 7naculata Polynoe cirrata + + + + + Nereis sp. juv. + Bryozoen + + + + Baianus + Bathyporeia pilosa + Calliope laeviuscula + Oammarus locusta + -f + „ marinus (?) + Amathilla sabinei + Microdeutopus gryllotalpa + Talitrus locusta + Orchestia littorea + Idothea tricuspidata + + + + + laera marina* + + + + Mysis vulgaris + + „ flexuosa . + Crangon vulgaris + + Pagurus bernhardus + Carcinus maenas* + -f Hyas aranea + Mytilus edulis * (+) + + + + + -t- Modiolaria discors + „ nigra + Gardium edule (f) + + + -f „ fasciatum ( + ) + + + + + Gyprina islandica + Tellina baltica + Corbula gibba + Mya arenaria (+) + Aeolis exigua + Acera bullata * + + + Littorina littorea * (+) + + + + „ obtusata ( + ) + „ rudis (+) + 18* 256 L. REH. Zur Fauna der Hohwaditer F?ncht. Strand Steine Sand Blasen - tang lebendes Seegras todtes Seegras Moder Laeuna albida „ divarieata Rissoa octona* + + + + + + + + + ., inconspicua * Hydrobia ulvae * Cerithium reticulatum Buceimim undatum Fusus antiqutis Ascidien + + + + + + + + + + + Anmerkung. Die -f- bezeichnen die häufigsten Fundorte ungleich verbreiteter Arten, die ( + ) in der ersten Rubrik das Vorkommen leerer Schalen am Strande, die * hinter den Namen, dass die betreffenden Arten je nach ihren Fundorten variiren. Nachdruck verboten. Ueberaetxungsreeht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikaüischen Ameisenfauna. Von Prof. C. Emery in Bologna. (Schluss)i). Hierzu Tafel 8. Als ich deu ersten Theil dieser Arbeit einsandte, hoffte ich den Rest in kurzer Zeit nachliefern zu können. Verschiedene Umstände machten eine Verzögerung des Abschlusses unumgänglich, was aber auch seine gute Seite hatte. — Einerseits wurde es dem unermüd- lichen Fleiss des Herrn Pergande möglich, weiteres Material zu sammeln und einzusenden. — Andrerseits wurde mir erst vor kurzem, durch die Güte der Herren Director Geheimrath Prof. Möbius und Dr. H, Stadelmann, die Mittheilung einiger Typen Roger's aus der Sammlung des K. Museums für Naturkunde in Berlin bewilligt. Auch vom K. K. Hofmuseura in Wien erhielt ich durch Herrn Adjunct Gustos A. Handlirsch einige interessante Ameisen. — Zuletzt schickte mir noch mein Freund, Herr Dr. Georg Dieck, eine Serie Ameisen, die er für mich in British Columbia gesammelt hatte. Allen diesen Herren, sowie meinen Freunden und FachcoUegen Andre, Forel, Mayr und Wasmann, welche mich durch interessante Mittheilungen und Zusendung von Exemplaren mehrfach unterstützten, sage ich hier meinen aufrichtigsten Dank. Bologna, im December 1894. 1) Siehe Zoolog. Jahrb., Bd. 7, Abth. f. Syst., p. 633. 258 C. EMERT, I. Specieller TheiJ. 3 Subfamilie: Porylini. Eciton Latr. Ä. Klauen der $9 mit eiaem Zahn [subg. Eciton sensu str.\ M» omnivorum Ol. (nee Koll. nee Mayr). Formica omnivora Ol., Encycl. meth. Insect., V. H, p. 496 (excl. syjion.) 1791. Formica coeca Latr., Hist. nat. Fourm., p. 270, 1802. Eciton coecum Mayr, in: Wien. Entom. Zeit., V. 5, p. 116, 1886. Myrmica rubra Bucklet, in : Proc. Entom. Soc. Philadelphia 1866, p. 335. Lauidus latreillei Jurine, Nouv. Meth. etc., p. 283, 1807. Labidus sayi Halbem., in: Stanbury Expl. Utah, p. 366, 1852. Ich erhielt nur wenige $$ aus Texas und 2 SS ebendaher. Durch Alfaro's Beobachtungen scheint mir bewiesen, dass Labidus latreillei das S dieser Art ist. Sowohl 9 wie S variiren sehr bedeutend: die kleinsten SS mit schmaler, zweiter Cubitalzelle entsprechen dem Typus der Art, dessen Originalexemplar ich im Museum zu Genf gesehen habe; L. sayi aus Texas kommt dem Typus sehr nahe; die SS aus Costa Rica sind etwas grösser und reichlicher behaart, mit breiterer Cubitalzelle. — Es scheint mir ausser Zweifel, dass Myrmica rubra BucKL. dem $ dieser Art entspricht. In St. Catharina, Brasilien, erreichen die grossköpfigen 9$ die stärkste Entwickelung : die daselbst vorkommenden SS sind auffallend gross und entsprechen der von Shuckard als L. jurinei beschriebenen Form. L. servillei Westw. halte ich ebenfalls für eine Varietät des S von E. omnivorum. Ein Exemplar aus Honduras in meiner Samm- lung entspricht bezüglich der dunklen Flügel der Beschreibung ziem- lich gut. Andere Stücke aus Paraguay bilden den Uebergang zu latreillei. B. Klauen der 9$ ohne Zahn [subg. Äeamatus Emery]. JE. scJvmitti Emery. Bull. Soc. Entomol. ital., V. 26, p. 183, 1894. 9 Fusco-ferruginea^ capite obscuriore., abdomine pedibusque ru- Beiträge zur Kenntniss der nrndairiPrikanischeD Ameisenfauna. 259 fescentibus, capite, thorace pedunculoque opacis^ creberrime punctatis et foveoUs piligeris haiid confluentibus, in metanoto et pedunculo minoribus, in genis evanescentibus, in pleuris nullis^ reliquo abdomine, mandibulis, scapis et pedibus nitidis; capite longiore quam latiore, occipite emarginato, angulis acutis^ oculis distinctis, antennarttm scapo crasso, funiculi articulis mediis paulo crassioribus quam longioribus ; thoracis dorso pone mesonotum distincte depresso, pronoto antlce mar- ginato; pedunculi segmento 1. longiore quam latiore, subtus inermi, 2. postice latiore, latitudine maxinia vix breviore. Long. 3 — 3 ^/,j mm. Doniphan, Ripley Co., Missouri, von Herrn Pergande erhalten. Am nächsten mit E. sumichrasti Mayr verwandt, aber kleiner; Kopf etwas schmaler, hinten weniger tief ausgeschnitten, die Hinter- ecken daher viel weniger vorragend; das Metanotum hinten mehr ge- rundet. Die Sculptur ist auch viel weniger rauh, die Grübchen des Kopfes und des Thorax viel kleiner und nicht confluirend, auf den Wangen keine eigentliche Grübchen, sondern nur kleinere, haartragende Punkte. In der citirten Arbeit habe ich diese Art nicht eigen thch be- schrieben, sondern nur in die Bestimmungstabelle der Äcamatus- Arten aufgenommen. Dasselbe gilt für E. californicum, subsp. opacithorax und E. carolinense. -E. sumichrasti Mayr. Nach Mayr in Texas: sonst in Mexico und Centralamerika. jEJ. californictim Mayr. Ich erhielt diese Art aus St. Francisco, Californien, von Herrn FOREL. subsp. opacithorax Emery (1. c. p. 184). Doniphan, Ripley Co., Missouri, von Herrn Pergande. Vom Typus der Species dadurch zu unterscheiden, dass das Pro- mesonotum auf dem Rücken, wenn auch nicht sehr regelmässig, doch überall punktirt, das Metanotum sehr dicht tingerhutartig punktirt und glanzlos ist. E, carolinense Emery. \1. c. p. 184. $. E. californico, subsp. opacithorace, simillima, sed capite magis elongato, antennarum breviorum scapo crasso, vix ultra dimidiam 260 C. EMERY. longitudinem capitis producto , segmento pedunculi 1 . haud longiore quam latiore, 2. transversa distinguenda. Long. 2^/^~-Z mm. Nord-Carolina, von Herrn Pergande gesandt. Die Sculptur dieser östlichsten Form unter den nordamerikanischen Arten ist ungefähr dieselbe wie bei E. californicum, subsp. opacithorax; die Art unterscheidet sich aber von letzterer hauptsächlich durch den länglicheren Kopf, die verhältnissmässig kürzeren Fühler, deren Schaft zurückgebogen, kaum über die Hälfte der Kopflänge hinausragt, sowie durch die kürzern Stielchensegmente. Dadurch steht die neue Art zum südamerikanischen E. nitens Mayr ungefähr in demselben Ver- hältuiss wie opaciihorax zu californicum und dürfte deswegen vielleicht richtiger als eine Subspecies von nitens betrachtet werden. Myrmica coeca Buckl (1. c. p. 339) gehört sehr wahscheinlich zur Gattung Eciton. Folgende Arten wurden nach dem S allein beschrieben. Ihre $$ sind nicht bekannt, gehören aber vermuthlich zum Subgenus Aca- matus^). * E. (Labidus) mexicanuni F. Sm. E. (Labidus) subsulcatus Maye, in: Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, 1886, p. 440. Aus Texas. 1) Von Herrn Pergande erhielt ich folgende neue Art, die ich hier beschreibe: E. melanocephaluni n. sp. — $. Capite abdomineque cum pedunculo nifidis, sublaevibus., fhorace opaco., creberrime punctata ; capite picea, antice rufescente, mandibulis., antennarum., flagello, pedibus et pedunculo obscurius. tharace dilutius rufa-ferrugineis, reliqua ab- domine picea; capite avato, pastice haud emarginato, aculis distinctis., mandibulis rugosis, opacis, scapa marginem occipitis fere attingente, thoracis dorsa suturis indistinctis, metanato parum depresso, postice ratundata, pedunculi segmenta 1. vix langiore quam latiore., 2 p)rae- cedente parum latiore. Long. 3 — 4V2 »*»*• Tepic, Mexico. In der Form der Körpertheile und besonders des Kopfes, dessen Hinterrand kaum ausgerandet und dessen Hinterecken abgerundet und durchaus nicht vorspringend sind, kommt diese Art dem E. pilosum F. Sm. nahe, unterscheidet sich aber davon auf den ersten Blick durch die ganz andere Sculptur und Färbung : der Kopf zeigt ausser den Beiträge zur Eenntniss der nordainerikanischen Ameisenfauna. 261 JE. (Labidus) melshaemeri Halbem. Aus Utah beschrieben; auch in Texas. JE. (Labidus) harrisi Haldem. Ebendaher. E. (Labidus) minus E. T. Cresson. Texas. E, (Labidus) nigrescens E. T. Cresson. Texas. Subfamilie : Ponerlni. Tribus: Ämblyoponii. Stigniatomma Rog. S. pallipes Hald. Typhlopone pallipes Haldeman, in : Proc. Acad. Philadelphia, V. 2, p. 54, 1844. f Stigmatomma serratum Roger, in: Berlin. Entom. Zeit., V. 3 p. 251, 1859. ? Arotropus binodosus Provancheb, in: Natural. Canadien, V. 12, p. 207, 1881. Diese Art scheint in den Oststaaten weit verbreitet, aber doch selten ; wenn Arotropus binodosus Prov., wovon ich überzeugt bin, zur selben Art gehört, auch in Canada. Ich verdanke Herrn Pergande ein $ und ein S aus Pennsylvanien. Das ? ist nicht grösser als die $9, ja sogar kleiner als mein grösster $, sonst, abgesehen von den grösseren Augen sowie der An- wesenheit der Punktaugen und der Flügel, vom 2 nicht verschieden. Das S ist dem von Forel beschriebenen S. gheorgieffi. sehr ähn- lich und nur in folgenden Punkten von der Beschreibung abweichend : der Clypeus hat eine grössere Zahl sehr kleiner Zähne ; die Fühler sind feinen, zerstreuten, haartragenden Punkten keine deutliche Sculptur, während der Thorax sehr dicht, fingerhutartig punktirt und ganz glanz- los ist; das 1. Stielchenglied ist fein punktirt, aber glänzend. Der Rücken des Thorax ist an der Grenze zwischen Meso- und Metanotum nicht sattelartig eingedrückt, sondern das Metanotum steht nur etwas tiefer als das Mesonotum, wodurch die Profillinie des Rückens etwas ge- schlängelt erscheint. Das 1. Stielchenglied hat vorn-unten nur einen ganz kleinen Zahn. 262 C. EMERY, weniger schlank, nur das 2. Geisselglied ist mehr als doppelt so lang wie dick, die übrigen weniger als zweimal so lang wie dick; das Me- sonotum ist durchaus matt, . gilva Rog. (Taf. 8, Fig 10). Von dieser Art liegen mir zwei typische $$ aus dem Berliner i) JJiscothyrea antarctica n. sp. — 9. Testacea^ subülis- siine et tenuissime pubescens, pilis erectis omnino destituta, thorace superne convexo, haud marginato, metanoti pagina declivi subplana, marginata^ superne utrinque dente minute, obtuso. Long. 2 mm. Neu-Seeland, Nordinsel; von Capt. Beoun gesammelt und mir von Herrn W. W. Smith zugesandt. — Die neue Art unterscheidet sich von der nordamerikanischen durch die bedeutendere Grösse und den seitlich nicht gerandeten Thoraxrücken. Roger's Beschreibung ist zu kurz, um eine genauere Vergleichung der beiden Arten zu gestatten. Ich werde an anderm Ort eine Abbildung geben. Beiträge zur Renntniss der nortl amerikanischen Ameisenfauna. 267 Museum vor. In der Gestalt der Körpertheile ist sie am nächsten mit der südeuropäischen P. ochracea Mayr verwandt. Der Thorax ist aber in seiner Vorderhälfte mehr glanzlos, die Farbe viel dunkler. Die abschüssige Fläche des Metanotums ist zwar nicht senkrecht, wie Roger angiebt, aber doch sehr steil abfallend, stark glänzend, etwas ausgehöhlt und in ihrer oberen Hälfte mit einem ziemlich scharfen, erhabenen Seitenrand versehen. Die Mandibeln haben 7 spitze Zähne, welche nach vorn an Grösse zunehmen ; sie sind glänzend, nur an der Basis aussen gestrichelt. Der Fühlerschaft erreicht beinahe den Hinterhauptsrand. Augen sehr klein, punktförmig^). — Von den übrigen nordaraerikanischen Arten durch die steile hintere Fläche des Metanotums und die dicke Schuppe zu unterscheiden. Sie ist auch grösser als P. coarctata. JP. opacicejyfi Mayr. Einige $$ aus Texas von Herrn Pergande scheinen mir vom brasilianischen Typus nicht verschieden. P. coarctata Latr. subsp. pennsylvanica Buckl. P. contracta Mayr, in: Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, 1886, p. 438. P. pennsylvanica Bucklby 1. c. p. 171, 1866. Da mir aus den Central- und Oststaaten der Union nur eine Ponera-Art vorgelegen hat und die Beschreibung Bucklet's auf die- selbe gut passt, so zweifle ich nicht, dass ich letztere richtig ge- deutet habe. Beim $ der amerikanischen Form ist die Stielchenschuppe etwas dicker und viel breiter als beim europäischen Typus, nach vorn auch weniger verschmälert. Die Punktirung ist auf dem Kopf etwas feiner, auf dem Thorax und Stielchen viel deutlicher und dichter, wesshalb diese Theile ziemlich glanzlos erscheinen, besonders wenn die Pubescenz gut erhalten ist. Die Farbe variirt nicht unbedeutend; einige Exem- plare sind ganz röthlichgelb mit etwas dunklerm Kopf und Hinterleib ; andre dunkelbraun mit röthhchen Gliedmaassen. Das $ lässt sich durch ähnliche Merkmale vom europäischen $ unterscheiden. Die Schuppe ist etwas dünner als beim $. Ich habe nur entflügelte Exemplare gesehen. 1) Ich habe ehemals angegeben, dass P. ochracea Maye $ keine Augen hat. Bei 2 kleinern j^ aus Neapel und Sicilien finde ich an der Stelle der Augen nur ein kleines Grübchen. Ein etwas grösseres Exemplar aus Corsica hat ganz kleine Augen mit 4 — 5 Facetten. 268 C. EMERT, Das S gleicht dem europäischen sehr; in den Flügeln verbindet sich aber die Costa recurrens etwas weiter von der Gabelung mit dem hintern Ast der Costa cubitalis, ungefähr wie bei der europäischen P. punctatissima. Mir liegen Exemplare von D. Columbia, Pennsylvanien, N. Jersey, Virginia, Maryland, Mississippi und Florida vor. — Ein $ aus Ohio von Herrn Dieck ist etwas grösser und mit breiterer Stielchenschuppe, dabei auch gröber punktirt. JP. ti'igona Mayr var. opacior Forel. Los Angeles, Californien; einige $$ und 2 SS von Herrn Per- GANDE. Erstere sind den 9$ aus S. Thomas ganz gleich. Letztere sind den geflügelten SS jener Form aus Neapel, welche bis jetzt zu P. punctatissima Rog. gezogen wurde, ausserordentlich ähnlich und von denselben überhaupt nicht zu unterscheiden. Form des Kopfes und der Schuppe, Sculptur, spitzenloses Pygidium, Flügelgeäder ganz gleich. Leptogenys Rog. L. septentvionalis Mayr. Lobopelta septentrionalis Mayr. in : Verh. Zool. Bot. Gres. Wien, 1886, p. 438. Mayr beschreibt diese Art aus D. Columbia; ich erhielt 2 9$ aus Colorado von Herrn E. T. Cresson. Vielleicht ist Ponera texana BucKL. auf dieselbe Art zu beziehen. Die Beschreibung passt darauf ziemlich gut bis auf den Satz: „A Prolongation of the carina of the clypeus extends back to near the Vertex." Auch Ponera elongata Buckl. dürfte eine Leptogenys sein. Von einer unbestimmten Art dieser Gattung besitze ich einige gelbe SS aus Texas. Tribus : Odontomachii. Odontomachus Latr. O. haematodes L. subsp. insularis Guer. Odontomachus texanus Bucel. 1. c. p. 335. Atta brunnea Patton, in: Amer. Nat., 1894, p. 618. Das einzige mir vorliegende Exemplar aus Florida wurde mir Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisetifauna. 269 von Herrn Forel zugesandt. Es gehört zur subsp. insularis Guer. — Nach Mayr auch in Georgia und Texas. O. clarus Rog. Atta clara Patton 1. c. p. 619. Texas : in meiner Sammlung von Herrn R. Oberthür. Nach der Beschreibung ist nicht mit Sicherheit zu ermitteln, zu welcher dieser Arten 0. texanus Buckl. gehört: meiner Ansicht nach wahrscheinlich zu haeniatodes und wegen der geringen Körpergrösse wohl auch zur subsp. insularis. — Neuerdings hat Patton (in: Amer. Naturalist, July 1894, p. 618—619) unter dem Namen Atta hrunnea (Roger) den 0. haematodes und als Atta clara Patton den 0. clarus aus S. Georgien aufgeführt. Bekanntlich hat Roger niemals eine Ameise mit dem Namen „J.^to hrunnea'"'' belegt. Subfamilie: Myrmicini. Tribus : Pseudomyrmii. JPseudomyrtna Gu^r. I*» pallida F. Sm. Florida. P. flavidula F. Sm. Ein Exemplar aus Key West, Florida, scheint mir zu dieser durch gelbe Farbe mit einem Paar schwarzen Flecken an der Basis des Hinterleibes, sowie durch den schwach eingedrückten Thorax charakterisirten Art zu gehören, wobei ich bemerke, dass in Südamerika mehrere derart gefärbte, unter einander nahe verwandte Formen vor- kommen, welche einer genauem Revision sehr bedürfen. Ich bin auch nicht sicher, ob diese Ameise von der vorigen specifisch verschieden ist. I*. elongata Mayr. Key West, Florida, von Herrn Pergande; Mayr beschrieb sie aus Neu Granada. P: brunea F. Sm. Haw Creek, Volusia Co., Florida, von Herrn Pergande. Zool. Jahrb. Vm. Abth. l. Syst. 19 270 C. EMERY, Ich glaube nicht zu irren, wenn ich die mir vorliegenden $^ auf diese aus Mexico beschriebene Art beziehe; ich erhielt dieselbe auch von Costa Rica und Nicaragua. — Der $ ist besonders charakterisirt durch das vorn auffallend gestielte 2. Segment des Hinterleibsstielchens, wie Smith in der Beschreibung erwähnt. Der Kopf ist wenig länger als breit, die Kopfseiten gebogen, die Hinterecken abgerundet, die Augen flach, etwa halb so lang wie der Kopf; die Fühler sind kurz, ihre mittlem Glieder nicht länger als dick. Der Thoraxrücken ist vor dem Metanotuin stark eingedrückt; Pronotum durchaus nicht ge- randet, Mesonotum scheibenförmig, gewölbt, Metanotum abgerundet. Der Umriss des 1. Stielcheugliedes ist, von der Seite betrachtet, oben vorn gerade oder schwach concav, hinten gewölbt; von oben gesehen, länglich oval, vorn halsartig verlängert. Das 2. Segment ist breiter als lang, conisch, hinten abgerundet ; vorn deutlicher als bei den meisten Arten halsartig ausgezogen. Das ganze Thier ist glänzend, Kopf und Abdomen stärker als der Thorax, Metanotum ziemlich matt. Aeusserst fein genetzt-punktirt, auf dem Thorax schärfer. Anliegende Pubescenz nur an den Gliedern und am Abdomen sichtbar; nur sehr wenige Borsten. Farbe rothbraun, Kopf, Metathorax und Beine dunkler, Ab- domen pechbraun; Mandibeln, Fühler und Tarsen gelb; der $ aus Costa Rica ist noch dunkler. Länge 3— S'/g mm. Beim $ (aus Costa Rica) ist der Kopf länglicher, seine Seiten gerade, parallel, die Augen grösser; das 2. Stielchenglied ist mehr abgerundet, weniger deutlich gestielt. Länge 4V2 mm. Die Flügel sind gelblich mit braunem Stigma. JP. sp. ? Ausser den vorigen Arten besitze ich einen $ von Mariposa, Californien, welcher einer wahrscheinlich neuen Art angehört : der P. pallens Mayr sehr ähnlich, aber durch länglicheren Kopf und im Verhältniss kleinere Augen unterschieden. Ponera lincecumi Buckl. aus Texas gehört ohne Zweifel zur Gattung Pseudomyrma. Die Beschreibung passt auf keine mir be- kannte Art. — Wegen Atta lincecumi Buckl. siehe unten bei Solen- opsis geminata. Beiträge zur Renntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 271 Tribus: Myrmicii^). Myrmecina Curtis. M. latreillei Curt. subsp. americana n. suhsp. Die mir vorliegenden amerikanischen $^ dieser Art sind den europäischen gegenüber durch den Clypeus ausgezeichnet, welcher, wie Mayr bereits bemerkte, kaum eine Spur des Mittelkieles und viel schwächere Zähne am Vorderrande hat. Die Zähne an der Basis des Metanotums sind stark und spitz. — Bei den Exemplaren, die ich als Typus der Unterart betrachte, sind letztere beinahe so laug wie an der Basis breit ; die Dornen desselben Segments sind lang und gegen die Spitze auffallend dünn und nach oben und aussen gekrümmt. Mir liegen von dieser Form nur $$ aus D. Columbia vor, welche wie die gewöhnlichen europäischen Exemplare gefärbt sind. var. hrevispinosa n. var. Als solche bezeichne ich eine Form aus D. Columbia, welche an ihrer geringen Grösse und kurzen Metanotumdornen zu erkennen ist. Farbe meist heller: hellbräunhch-gelb, Scheitel, Hinterkopf, Rücken des Thorax, Stielchen und Hinterleib gebräunt, manchmal dagegen ebenso dunkel wie der Typus. Basalzälme des Metanotums ein wenig kleiner; Dornen viel kürzer, dreieckig, nicht oder wenig länger als an der Basis breit, nicht gekrümmt. — ^ 2V2 nam lang; ? SVg mm lang. Zwei $9 aus N. York und Pennsylvanien sind grösser und sehr dunkel. Hierher auch je ein $ und ein ? aus Carolina im Ber- liner Museum. Ein S, ebendaher, ist dem $ von Europa sehr ähnlich, durch die ganz hellgelben Fühler, die hellem Beine und die schärfere Sculptur des Scutellums und der Stielchenglieder unterschieden. Formicoxenus Mayr. F, nitidulus Nyl. Das k, k. naturhistorische Hof-Museum in Wien erhielt durch Herrn Plason einige 2$-Exemplare dieser Art mit dem Zettel „Rocky Mountains". Trotz sorgfältigster Vergleichung mit europäischen Stücken konnte ich keinen Unterschied finden ; es sind grössere $2, 1) Ich begreife unter diesem Namen vorläufig die üfj/rmim, Cremasfo- gastrii^ Solenopsisii und Formicoxenii Foeel's, deren Trennung, meiner An- sicht nach, z. Th. auf oberflächlichen und werthlosen Charakteren beruht. 19* 272 C. EMERY, deren 2. Stielchensegment etwas breiter und schärfer punktirt ist als bei $$ aus Schweden, aber gerade in dieser Beziehung mit grössern $$ aus Frankreich übereinstimmend. Welche Form von Formica in N. Amerika den Formicoxenus bewirthet, ist nicht bekannt. Tomognathtis Mayr. T, americanus n. sp. $. Picea, pilosa et microscopice puhescens, capite fhoraceque cre- berrime reticulato-punctatis, illius dimidio postico et fronte tarnen laevioribus, nitididis, clypeo laevi, nitido, medio depresso et late emar- ginato, mandihularum margine masticatorio dente apicali valido^ aliis- que 3—4 hrevibus, obtusis armato, antennarum flagelli articulo 1. tribus sequentlbus paulo breviore^ 2 — 6 transversis; tJiorace versus metanoti basin depresso, sutura tarnen non impressa, spinis brevibus, rectis, divergeniibus ; abdominis nitidissimi pedunculo punctulato, segmento 1. antice breviter petiolato^ postice cum nodo squamiformi, 2. transverse ovato, praecedente fere duplo latiore^ subtus mutico, scapis et pedibus sine pilis erectis. Long. 2V2 — 2^/4 mm. Washington D. C, im Neste von Leptothorax curvispinosus Mayr von Herrn Pergande gefunden. F^in Exemplar aus Beatty, Pennsyl- vanien, ohne weitere Angabe. Von der europäischen Art unterscheidet sich diese Art haupt- sächlich durch die geringere Grösse, die dunkle Farbe, die nicht ge- streifte Stirn, die viel dünnern Dornen des Metanotums und das 2. Stielglied, welches unten keinen Dorn hat. JEpoecits Emery. In: Ann. Soc. Entom. France, V. 61, C. R., p. CCLXXVI, 1892. $. Der Clypeus setzt sich zwischen den Fühleransätzen fort: er ist vorn in der Mitte eingedrückt und zweizähnig; das Stirnfeld ist schmal, vertieft, die Stirnleisten kurz, die Stirn in der Mitte mit flachem Eindruck. Die Mandibeln sind schmal, am Ende mit 3 kleinen Zähnen. Maxillartaster IgKedrig, Lippentaster 2gliedrig. Die Fühler sind meist 12ghedrig, seltner llgliedrig; der Schaft ist lang und dünn, das 1. Geisseiglied von bedeutender Länge, das 2. bei 12glied- rigen Fühlern etwas länger als das 3., bei llgliedrigen Fühlern fast doppelt so lang (es entspricht dann zwei verschmolzenen Gliedern) ; die Keule ist schlank, 3gliedrig, das letzte Glied am längsten, das viertletzte Glied deuthch länger als das vorhergehende, aber viel Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Aineisenfauna, 273 kleiner als das folgende. Der Thorax ist lang und nicht hoch, das Mesonotum vorn etwas bucklig, das Metanotum unbewehrt. Am Hinterleibsstielchen ist das 1. Segment vorn stielartig verengt, oben mit einem schuppenartigen Knoten, das 2. quer, unten mit stumpfem Zahn. Hintere Beine ohne Sporen. Flügel mit einer geschlossenen Cubitalzelle ; die Querader verbindet sich mit der Cubitalader an der Theilungsstelle ; keine Discoidalzelle. S. Clypeus und Stirnfeld wie beim $; Mandibeln schmal, spitzig. Fühlerschaft etwas kürzer als beim $ ; bei 2 Exemplaren fand ich die Fühler 12gliedrig, bei einem nur llgiiedrig, die Keule auffallend schlank. Thorax ohne Parapsidenfurchen. Hinterleibsstielchen wie beim ?. $. Unbekannt, wahrscheinlich nicht vorhanden. Die Bildung des Clypeus, der Mandibeln und der Fühler, deren Keule nur wenig verdickt ist, erinnern an das $ von Änergates, ob- schon der Habitus sehr verschieden ist. — Sehr auffallend ist die Aehnlichkeit des $ und des S unter einander, sogar die Zahl der Fühlerglieder ist in beiden Geschlechtern die gleiche. S und $ unter- scheiden sich hauptsächlich an dem etwas kürzern Fühlerschaft der erstem und an den Genitalien, welche beim S aus der Hinterleibsspitze hervorragen. In meiner vorläufigen Diagnose habe ich die Fühler beim $ als llgiiedrig beschrieben, wie sie zufällig beim untersuchten Exemplar sich vorfanden. Am Exemplar, dessen Kopf ich zur Untersuchung der Mundtheile zergliederte, waren beide Fühler 12gliedrig, aber rechts das ,3. Geisseiglied sehr klein und nur auf einer Seite der Geissei deutlich. M pergandei n. sp. (Taf. 8, Fig. 11, 12). $. Fusco-picea, mandibuUs, antennis, pedihus et abdominis petiolo testaceis^ nitida, disperse punctata, punctis profundis piUgeris, abdo- mine nitidissimo, fere impunctato, pilis longis hirta, haud pubescens, antennis et pedibus haud pilosis. Long. 2 — 2^/^ mm. Alae hyalihae stigmate testaceo, costis dilutioribus. S. Feminae simillimus et similiter sculptus, coloratus et pilosus. Long. 2 mm. Die Abbildungen werden zur ausführlicheren Darstellung der Körperform genügen. Die Sculptur besteht aus zerstreuten, tiefen Punkten, aus welchen je ein langes Haar entspringt. Fühler und Beine sind reichlich abstehend behaart. Die Bildung des Kopfes und des Thorax ist in beiden Geschlechtern beinahe gleich. 274 C. EMERY, Diese Art wurde von Herrn Pergande nur einmal im Neste von Moyiomorium minutum var. minimum gefunden. In demselben Neste waren auch geflügelte $? und SS von Monomorium vorhanden. Als beide Arten zusammen in eine Glasröhre gesteckt wurden, begannen die Ejmecus-^'^ die Monomorium-SS anzugreifen und tödteten einige davon. Es gelang nicht, $9 von Epoecus zu finden; wahrscheinlich existiren solche nicht. Diese Ameise würde sich also in ihrer Lebens- weise dem europäischen Anergates anschliessen. Monomorium Mayr. M, minutum Mayr var. minimum Buckl. Myrmica minima Bucklet, in : Proc. Ent. Soc. Philadelphia, 1866, p. 338. M. atra Bucklet, ibid., p. 342. Mayr erwähnt diese Art aus N. York, Pennsylvanien, D. Columbia, Virginia, Florida, Colorado, und ich erhielt sie in allen drei Geschlechtern von Herrn Pergande aus D. Columbia. Es unterliegt für mich keinem Zweifel, dass Buckley's Myrmica minima die nordamerikanische Form von Monomorium minutum ist. Ein sehr kleines $ derselben Ameise hat Buckley als M. atra ? beschrieben. Der $ dieser Varietät ist durch die sehr dunkle Farbe, die Grösse (fast 2 mm) und die starke Einschnürung zwischen Mesonotum und Metanotum der atlantischen (var. carhonarium F. Sm.) und der westindisch-centralamerikanischen (var. ebeninum Forel) Form ähn- lich, unterscheidet sich aber von letzterer durch das mehr abgerundete, nicht oder sehr undeutlich zweihöckrige Metanotum ; von beiden durch das viel undeutlicher gestielte, mit dickerra, auf dem Profil drei- eckigem Knoten versehene 1. Stielchenglied. Das $ ist kräftig gebaut, etwas heller gefärbt, der Thorax etwas breiter als der Kopf; Stielchenprofil ungefähr wie beim $, die Knoten kräftig, quer, 2. Segment mindestens iVg mal so breit wie lang, an den Seiten runzlig punktirt Länge 4^2—5 mm. Andre? aus N. York sind bedeutend kleiner, mit schmalerm Thorax, der sogar etwas schmaler ist, als der Kopf erscheint, und minder breiten Stielchen- knoten (das $ von var. carhonarium aus Azores hat einen auffallend schmalen Thorax und viel weniger breite Knoten als die eben er- wähnten N. Yorker Stücke). Das S ist S'/a — ^Va mm lang. Am Thorax sind Pronotum, hinterer Theil (abschüssige Fläche) des Metanotums und ein Theil der Pleuren ziemlich glatt und glänzend ; der Rest gestreift. Da mir Beiträge ?ur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauns. 275 Exemplare von andern Varietäten zur Vergleichung fehlen, kann ich unterscheidende Merkmale, die aus den Beschreibungen nicht erkenn- bar sind, nicht angeben. Im Neste dieser Art fand Herr Pergande zwei Arten von Gast- ameisen, nämlich Epoecus pergandei und Leptothorax {Dichotliorax) pergandei. M. floricola Jerd. Äita floricola Jerdon, in: Madras Journ. etc., V. 17, p. 106, 1851. Monomorium poecilum Roger, in: Berlin. Ent. Zeit., V. 7, p. 199, 1863. Monomorium speculare Mayr, in: Sitzber. Akad. Wien, V. 53, p. 509, 1866. In Florida von Herrn Pergande gesammelt. Sonst in West- indien und Südamerika; diese jetzt in den Tropen weit verbreitete Art ist wahrscheinUch aus Ostindien importirt. Zur Synonymie dieser Art ist auch M. poecilum Rog. zu rechnen , dessen Beschreibung darauf vorzüglich passt. M. pharaonis L. In Nordamerika ist diese kosmopolitische Art mehrfach gefunden worden : in wärmern Gegenden im Freien, sonst (z. B. in Washington) als Hausameise. Gewiss eine eingeführte Art, deren ursprüngliche Heimat wahrscheinlich im ostindischen Gebiet zu suchen ist. Myrmica molesta Sat und minuta Say gehören, wie ich unten beweisen werde, nicht zu dieser Art, sondern zur Gattung Solenopsis. Sehr wahrscheinlich wird das in Westindien und in einem grossen Theil der Tropenwelt verbreitete (aus Ostindien eingeführte) M. de- structor Jerd. auch in den südlichen Staaten der Union gefunden werden. Xenomyrniex Forel. X. stolli Forel, subsp. floridanus n. suhsp. Der $ dieser Unterart unterscheidet sich vom Typus aus Guate mala nur durch seine geringere Grösse (l-V^ bis fast 2 mm), seinen schmalem Kopf, dessen Seiten mehr parallel und minder gebogen sind, und durch die Färbung. Kopf und Thorax sind rostbraun, der Hinter- leib schwärzlich, Stielchen, Beine und Fühler mehr oder weniger gelb- lich ; das letzte Glied der Keule gebräunt. 276 C. EMERY, In Florida von Herrn Pergande mit dem Zettel „Lake Worth, June 5., 87, in twig of Xyderoxylon masticodendron". Ein nicht sehr gut erhaltenes S gleicher Herkunft mit gleich- lautendem Zettel scheint hierher zu gehören, aber, wie mir Herr Pergande schreibt, ist er nicht sicher, dass es aus demselben Neste stammt. Die winzige Grösse und die 12gliedrigen Fühler machen es sehr wahrscheinlich. — Der Kopf ist kurz, die Augen weit nach vorn gerückt; die Mandibeln sind klein, schief gestutzt, der Clypeus gewölbt, unbewehrt. An den Fühlern ist der Schaft cylindrisch, dünn, so lang wie die beiden folgenden Glieder zusammen; das 1. Geissel- glied ist kaum dicker als der Schaft, kuglig; die folgenden viel dicker, ungefähr so lang wie dick; die 4 letzten länger, das letzte beinahe so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen. Der Thorax ist unglücklicher Weise etwas gedrückt, er scheint eine Spur von Par- apsidenfurchen darzubieten. Das Stielchen ist dem des $ ähnlich ; der Hinterleib ist keulenförmig ; die Geschlechtsorgane sehr klein. Die Flügel sind beschädigt; sie scheinen ein sehr reducirtes Geäder zu haben. Länge P/^ mm. Solenopsis Westw. S. geminata Fab. Ausser den bereits von Mayr in der Synonymie dieser Art auf- geführten Namen scheinen mir von den ßucKLEY'schen noch Myrmua saxicola, M. saheana und Atta hrazoensis hierher zu gehören ; auch A. lincecumi, welche Mayr als Pseudomtjrma deutet, passt viel besser auf S. geminata: offenbar gehörte das von Mayr untersuchte typische Exemplar nicht zu Atta Uncecumi, sondern zu Ponera lincecumi, welche nach der Beschreibung wohl eine Fseudomyrma sein dürfte. Diese kosmopolitische Art bietet in ihrem grossen Verbreitungs- bezirk sehr bedeutende Variationen dar, und es Hessen sich in Süd- amerika mehrere Formen unterscheiden. Deswegen wäre eine Revision der Gruppe auf Grund von typischen Exemplaren der gewöhnlich als Synonyme aufgeführten Formen sehr wünschenswerth. Es wäre ja nicht unmöglich, dass einige derselben als besondere Species betrachtet werden müssten, denn es sind mir mit S. geminata nahe verwandte, aber specifisch verschiedene Formen schon bekannt geworden. Leider fehlt mir gegenwärtig das zu einer solchen Arbeit nöthige Typen- Material. — Ich will indessen nicht unbemerkt lassen, dass die Be- schreibung und Abbildung von Westwood's S. mandihularis auf keine Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 277 mir bekannte amerikanische Form passt, wohl aber auf ostindische, welche durch das zweihöckrige Metanotum von den westlichen stark abweichen. S. geminata ist in den südlichsten Staaten der Union ziemlich verbreitet. Die nordamerikanischen Exemplare des $ gehören meist einer ganz hellen Form mit ziemlich dickem 1. Stielchenknoten an, welche der Myrmica saevissima F. Sm. entspricht. Solche Exemplare liegen mir vor aus Californien (Colorado desert), Louisiana und Florida. $9 aus Texas sind manchmal dunkler und gehen dadurch zur typischen Form, wie sie von Fabricius beschrieben wurde, über. Sie entsprechen der von Mc Cook als S. xyloni beschriebenen Varietät. S. mölesta Say. Myrmica molesta Say, in: Boston. Journ. N. bist., V. 1, 1836, p. 293. ? Myrmica minuta Say, ibid. p. 294. Myrmica exigua Buckley, in: Proc. Entom. Soc. Philadelphia, 1866, p. 342. Solenopsis debilis Mayr, in: Vei-h. Z. B. Gres. Wien, 1886, p. 461. Laut brieflichen Mittheilungen von Herrn Pergan de ist S. debilis Mayr in Washington eine häufige Hausameise ^); da übrigens die von Say gegebene Beschreibung des $ von Myrmica molesta besser auf eine Solenopsis als auf ein Monomorium, passt, so muss ich die Ansicht meines Correspondenten theilen, dass Say jene Solenopsis und nicht Monomorium pharaonis vor sich hatte. Erstere ist in N. Amerika einheimisch, während letzteres durch den Handel, wahrscheinlich aus Ostindien, importirt ist und vor 60 Jahren, als Say schrieb, wohl nicht so allgemein verbreitet war wie jetzt. — Sehr wahrscheinlich gehört auch 31. minuta Say hierher; die Grössenangabe „three fifths of an inch" beruht zweifellos auf einem Schreibfehler, denn eine '■^/^ Zoll lange Ameise würde zu den grössten Arten gehören. Auch von Myrmica exigua glaube ich, dass sie ohne Zweifel auf dieselbe Species gezogen werden muss. Die Art wurde aus der Um- gegend von Washington beschrieben, deren Ameisenfauna, Dank Herrn Pergande's Sammelfleiss, jetzt sehr gut bekannt ist. Die Beschreibung 1 ) Darf man auch mit Porel annehmen, dass kleine Solenopsis- Arten, u. a. die europäische S. fugax, meistens als Hausräuber auf Kosten der Brut anderer Ameisen leben, so thun sie dies doch nicht ausschliesslich. Hier bei Bologna habe ich S. fugax häufig auf Wiesen, an Knochen oder an Leichen kleiner Thiere nagend gefunden. 278 C EMERY, des 9 passt auf keine andere mir bekannte Form aus jener Gegend; die des $ bezieht sich offenbar auf das S ; ich denke, dass Bucklet die Geschlechter verwechselt hat. Die Exemplare aus Washington, welche ich als Typus der Art betrachte, stimmen ganz genau mit der Beschreibung Mayr's sowie mit den von demselben eingesandten Originalexemplaren der S. debilis tiberein. — Von Exemplaren aus Pennsylvanien und S. Dakota ist nur zu bemerken, dass die $+ etwas dunkler sind; $ und S sind vom Typus nicht zu unterscheiden. var. validiuscula n. var. Von dieser Form sind mir nur 92 bekannt und zwar aus S. Jacinto und Los Angeles in Californien. Sie sind entschieden grösser und dunkler als S. molesfa (bis zu 2 mm); der 2. Stielchenknoten ebenso geformt, aber im Verhältniss zum 1. etwas kleiner als bei molesta. Der Clypeus zeigt seitlich von den 2 gewöhnlichen Zähnen je einen eckigen Vorsprung, der viel deutlicher ist als bei molesta. Solange Geschlechtsthiere nicht vorliegen, lässt sich nicht entscheiden, ob diese Form nur als Varietät oder als Unterart, resp. sogar als Species gelten muss. S. pollux FoREL, var. texana n. var. Ich erhielt einige 99 aus Texas von Herrn Pergande, welche der westindischen S. pollux Forel sehr nahe stehen und die gleiche Bildung des Stielchens und des Thorax darbieten. Der Kopf hat etwas weniger gerundete Hintereckeu, und die Stirnleisten sind nach hinten etwas mehr verlängert. Das Thier ist auch etwas grösser und nicht ganz so blass gefärbt. — Ausser diesen Unterschieden, auf welche mich Herr Forel aufmerksam machte, konnte ich keine er- kennen. — Ohne Kenntniss der <$($ und ?$ ist eine Bestimmung des Werthes solcher Merkmale nicht gut möglich. Von S. molesta unterscheidet sich diese Art durch die sehr blasse Farbe, die spärliche Behaarung, das auf dem Profil mehr abgerundete Metanotum, die, von oben gesehen, unter sich weniger ungleichen und nicht so breiten Stielchenglieder. — Länge nicht ganz IV4 mm. S. picta n. sp. S. tenuis Mayk, in : Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 462 jnec S. tenuis Mayr ibid. 1877, p. 874]. 9. S. tenui simillima sed minor, antennarum scapo breviore, Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Atneisenfauna. 279 capitis longitudinis V4 ^ci'ud superante, capite postice latius truncato, angulis posficis minus rotundatis, metanoti parte hasali et declivi sub- aequilongis et nodis pedunculi magis inaequalibus, primo a latere cuneiformi distinguenda. Long. P/s — 1^/3 *wm. Florida : von Herrn Fernande in einer Cynipiden-Galle von Quer- cus phellas gefunden. Diese Art ist auf den ersten Blick in Farbe und Sculptur der S. tenuis sehr ähnlich und wurde von Mayr nicht ohne Zweifel auf dieselbe bezogen. Die Vergleichung mit einem vom Autor freund- lichst überlassenen Originalexemplar der S. tenuis aus Brasilien Hess mich Unterschiede erkennen, die ich als specifische betrachte. — Vor allem will ich die geringere Länge des Fühlerschaftes betonen, welcher zurückgebogen mit seiner Spitze etwa 3/4 der Kopflänge erreicht; bei tenuis reicht der Schaft viel weiter nach hinten, und seine Spitze ist vom Hinterrand um weniger als Ve ^^^^ Kopflänge entfernt. Der Kopf erscheint bei der neuen Art von oben gesehen mehr quadratisch und hinten deutlicher abgestutzt, weil seine Hinterecken weniger ge- rundet sind. Der Thorax ist etwas weniger schlank, von der Seite gesehen erscheinen am Metanotum die basale und abschüssige Fläche fast gleich lang, sind allerdings gegen einander nicht deutlich ab- gegrenzt; bei tenuis ist die abschüssige Fläche wenig mehr als halb so lang wie die Basalfläche und bildet mit derselben einen abgerun- deten, aber deutlichen stumpfen Winkel. Das erste Stielchenglied ist, von der Seite gesehen, mehr keilförmig, sein vorderer Umriss weniger ausgehöhlt. Von oben gesehen erscheint der 2. Knoten deutlich etwas breiter als der erste. — Die Farbe ist gelbroth, Fühler und Beine heller, Hinterleib bräunlich; oder rostroth, Fühler und Beine heller, Kopf und Hinterleib pechbraun. Ä madara Rog. Die Originalbeschreibung ist zur sichern Erkennung der Art ganz ungenügend, da jetzt aus Amerika mehrere Arten bekannt sind, deren Arbeiter viel schwächer sculptirt sind als S. fugax, daher bei ge- wöhnlicher Lupenvergrösserung keine deutliche Sculptur erkennen lassen, und da auf den Mangel der abstehenden Behaarung, welche leicht abgerieben sein könnte, nicht viel Werth zu legen ist. Die geringe Grösse des $ (3 mm) und andere Merkmale desselben würden auf S. pollux Forel gut passen ; aber der 9 dieser Art ist viel kleiner als fugax \ das V von S. molesta ist dagegen zu gross. 280 C, EMERY, Im Berliner Museum für Naturkunde ist, wie mir Herr Dr. Stadel- mann schreibt, kein Originalexemplar dieser Art vorhanden. Crematogaster Lund. C. lineolata Say. Die grösseren, mit deutlich trapezförmigem 1. Segment des Stiel- chens versehenen nordamerikanischen Crematogaster- Xrte.-a, welche wir als Formenkreis der C. lineolata Say bezeichnen können, sind unter einander so nahe verwandt, dass es schwer ist, zwischen den einzelnen Formen etwa constante Unterschiede zu finden. Wenn ich nun C. ashmeadi Mayr als besondere Species beibehalte und noch zwei neue Arten aufstelle, so würde es mich doch nicht wundern, wenn es später nöthig sein sollte, jene Arten wieder einzuziehen und auf den Rang von Unterarten herabzusetzen. — C. lineolata ist jenseits des Oceans der Vertreter der ebenso proteusartigen und mit ihr wohl auch phylogenetisch verwandten C. seutellaris Ol. des paläarktisch- afrikanischen Gebietes, einer Art, deren Abgrenzung gegen die nahe verwandten inermis Mayr, suhdentata Mayr etc. die gleichen Schwierig- keiten bietet. Das sehr bedeutende Material, das ich gross tentheils Herrn Per- GANDE verdanke, umfasst Exemplare aus etwa 140 verschiedenen Nestern. Unter dem Speciesbegriff C. lineolata Say vereinige ich die Formen, deren 9$ folgende Eigenschaften vereinigen : Sculptur variabel; der Kopf meist zum Theil glänzend, seltner (subsp. coarctata und var. suhopaca) ganz matt, punktirt, oder fein längsrunzlig; Thorax punktirt oder daneben noch unregelmässig längs- runzlig, nicht wurmartig gerunzelt. — Pubescenz auf Schienen und Ftihlerschaft meist kurz und wenig abstehend, bei subsp. pilosa und einer var. von laeviuscula aber bedeutend länger und am ganzen Leibe reichlicher. — Farbe sehr veränderlich, selten ganz gelbbraun, meist roth-braun mit dunklerm Kopf; Hinterhälfte des eigentlichen Hinterleibes schwarz-braun oder der ganze Hinterleib, abgesehen vom Stielchen, pechschwarz. — Der Fühlerschaft überragt, zurück- gebogen, den Hinterhauptsrand gewöhnlich nicht mehr als um seine grösste Dicke und ist bei kleinern $9 verhältnissmässig länger. — Die Dornen des Metanotums sind ziemlich lang, divergirend und ge- wöhnlich gegen die Spitze etwas nach aussen gekrümmt. I Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 281 Die vielen Formen dieser Art lassen sich folgendermaassen in Unterarten und Varietäten eintheilen: subsp. C. lineolata Sat. Typus. Es ist überhaupt nicht möglich zu eruiren, welche Form damals Say vorgelegen hat, als er seine Myrmica lineolata beschrieb. Ich behalte diesen Namen für die gemeinste Form, welche zugleich in Be- zug auf Sculptur zwischen den Extremen die Mitte hält. Beim $ sind Stirn und Scheitel in der Mitte stark glänzend, Hinterkopf und Seiten fein gerunzelt, die Wangen runzlig getreift; auch der Clypeus und das Stirnfeld sind fein gestreift, aber glänzend, und an den Seiten der Stirn sind ein Paar feine Runzeln sichtbar. Die Mandibeln sind scharf gestreift und glanzlos. Der Thorax ist matt verworren runzlig mit Tendenz zur Längsstreifung. Die Meta- notumdornen sind ziemlich lang, divergirend, am Ende in der Regel etwas nach aussen gekrümmt. Das 1. Stielchenglied ist sehr deutlich breiter als lang und nach vorn stark verbreitert mit abgerundeten Vorderecken. Die abstehende Behaarung ist massig lang und nicht reichlich, die Pubescenz an Fühlerschaft und Tibien sehr kurz und kaum ab- stehend. — Farbe roth-braun, der Kopf dunkler; Farbe der Fühler und Beine wie die des Thorax; Endhälfte des Hinterleibes pechbraun. Die betreffenden $$ sind braun-schwarz mit etwas heilem, manch- mal hellbraunen Mandibeln, Fühlern, Suturen des Thorax, Stielchen und Beinen. Hinterer Theil der Stirn und Hinterkopf glänzend. Flügel wasserhell mit lichtbraunen Adern ; manchmal sind sie an der Basis leicht bräunlich getrübt. Das S lässt sich von den mir bekannten $$ der Varietäten und Unterarten nicht gut unterscheiden. Die Sculptur bleibt sich ziemlich gleich : das Mesonotum mit Ausnahme einer kleinen Fläche an den •Hinterecken ist matt und fein längsgerunzelt, mit eingestochenen, zer- streuten Punkten. Das Scutellum und ein Theil der Pleuren ziemlich glänzend; ebenso der Hinterkopf. Die Mandibeln sind parallelrandig, am Ende mit 3 spitzen Zähnen. Am Metanotum sind an der Stelle der Dornen nur stumpfwinklige Beulen vorhanden. An den Fühlern sind die Mittel- und Endglieder deutlich länger als dick, aber darin giebt es manche Abweichung. Auch die Sculptur des Kopfes variirt, indem der ganze Hinterkopf in einigen Exemplaren durchaus punktirt und matt erscheint. Die Flügel sind meist wasserhell, aber auch oft mehr oder weniger gelblich-brauu. Zu solchen ü mit dunklen Flügeln 282 C. EMERT, kenne ich die $$ nicht; die $5 lassen sich vom Typus nur durch etwas stärkere Sculptur unterscheiden, indem der Hinterkopf deutlich punktirt erscheint. In den Oststaaten, wie es scheint, verbreitet: meine Exemplare sind aus D. Columbia, Virginia und Florida. Hierher beziehe ich auch eine Varietät aus Colorado, welche mir in allen drei Geschlechtern vorliegt und in der Sculptur mit lineolata typus ziemlich übereinstimmt. Der $ ist rostbraun, mit hellem Glied- maassen. 1. Stielchenglied deutlich breiter als lang. Auffallend sind bei dieser Form die kurzen und dicken, stark divergirenden Dornen des Metanotums. Die Körpergrösse ist gering: 5 bis 3 mm, $ 6 mm lang. — Sollte diese Form sich als beständige alpine Varietät er- weisen, so dürfte für sie ein neuer Name geschaffen werden. Vorläufig möchte ich sie als eine verkümmerte Nestvaiietät von lineolata typus betrachten. Nicht unähnliche Zwergforraen des ? mit abweichend ge- stalteten Dornen liegen mir in wenigen Exemplaren von Washington D. C. vor. Von der oben beschriebenen „typischen" Form führen ganz all- mähliche Uebergänge zu den weiter aufzuführenden Varietäten: var. lutescens n. var. Der $ unterscheidet sich vom Typus lediglich durch die Farbe: der ganze Körper ist schmutzig lehmgelb, mit etwas dunklerm Kopf (besonders Vorderkopf) und dunklem Hinterleibsende. Auch der Fühlerschaft ist meist etwas dunkler. Zu dieser extremen Farbenvarietät kenne ich die geflügelten Ge- schlechter nicht. Das $ einer Mittelform zwischen typus und lutescens ist hellbraun mit drei etwas wolkigen, pechbraunen Längsstreifen am Mesonotum. D. Columbia, N. Jersey, Virginia. var. cerasi Fitch. Unter diesem Namen sandte mir Herr Pergande eine Varietät, deren $ sich vom Typus durch etwas stärkere Grösse, viel schwächere Sculptur des Thorax und etwas längere und dünnere Metanotumdornen unterscheiden lässt. Bei der Form, die ich dieser Beschreibung zu Grunde lege, ist der Thorax fein punktirt, mit wenigen feinen Längs- runzeln und zeigt eine Spur von Glanz. Die Farbe ist hellröthlich- braun, mit pechschwarzem eigentlichem Hinterleib, dessen Basis allein röthlich erscheint. Sculptur des Kopfes und Behaarung wie beim Typus. I I Beiträge zur Kenntniss der nordameiikanischen Ameisenfauna. 283 $ und S mir unbekannt. Zwei ?? einer Uebergangsform mit dunkler Farbe, etwas rauherer Sculptur des Thorax und dickern Dornen haben den ganzen Hinter- kopf gestreift und glanzlos. Bei einer andern Form, deren $ den Uebergang zu lineolata typus bildet, verhalten sich $ und s der nciidamerikanischen Ameisenfauna. 301 var. Impressum n. var. Ein ^-Exemplar von Richs Spring, N. York, weicht von den vorigen durch dunklere Färbung, etwas bedeutendere Grösse sowie den viel breitern und tiefern Eindruck zwischen Mesonotum und Metanotum ab. An letzterem sind die Zähne sehr kurz, stumpf und mehr nach oben gerichtet. Sculptur wie bei subsp. diecJci, der Kopf hinten etwas weniger glänzend, die Runzeln des Thorax gröber und in geringerer Zahl. Ein etwas beschädigtes S aus Canada stimmt zu Mayr's Be- schreibung von subsp. nearcticum ziemlich gut, aber das Flügelgeäder ist wie bei S. brevicorne. Von letzterm unterscheidet es sich durch geringere Grösse, glänzenden Thorax und kürzere Fühler mit ver- hältnissmässig längerm Schaft und dickern Geisseigliedern. Ob es zu einer der eben beschriebnen Formen gehört und zu welcher, muss vorläufig unentschieden bleiben. Subgenus Aphaenoyaster Mayr. S. (Aphaen.) mariae Forel. Aus Florida nach Forel ; von Herrn Pergande in D. Columbia gesammelt. — Bis jetzt nur $ bekannt. S. (Aphaen.) tenesseense Mayr. Äphaenogaster laevis Mayk. Myrmica suhrubra Buckley. Nach Mayr in Pennsylvanien, D. Columbia, Maryland, Virginia, Tenessee; ausserdem in N. York und Carolina, var. ecalcaratum n. var. Aus N. Hampshire von Herrn Forel eingesandt. Der $ unter- scheidet sich vom südlichem Typus der Art durch die äusserst dünnen und kurzen Sporen der hintern Beine, welche einem etwas dickern Haar gleichen. Sculptur und Farbe wie beim Typus. S. (Aphaen.) subterraneum Latr. subsp. occidentale n. subsp. Der 9 steht der mitteleuropäischen typischen Form der Art sehr nahe: der Kopf ist etwas länglicher, mit schlankem Fühlern, deren mittlere Geisselglieder sehr deutlich länger als dick sind, deren Schaft Zool. JaUrb. VUl. Abth. 1. tiyst. 21 302 C. EMERt, aber den Hinterrand des Kopfes nur sehr wenig überragt. Der Thorax ist glänzender, das Metanotum nur punktirt, ohne Querrunzeln, seine Basalfläche oben nicht depress. Dornen wie bei subferraneum^ etwas kürzer als von einander entfernt. — $ und S'. {Messor) Juliamini Pergande. Äphaenogaster juliana Pergandk, ibid., p. 164. aus Nieder Californien haben mir nicht vorgelegen. Beide gehören zur Untergattung Messor, und zwar ist erstere mit S. perganäei, letztere mit S. andrei verwandt. Pogonomyrrnedc Matr. JP. barbattis F. Sm. var. molefaciens Buckl. 9 und ? dieser in Texas lebenden Form sind vom mexicanischen Typus der Art nicht zu unterscheiden ; sie dürfte sogar mit demselben vermengt werden, wenn nicht die SS durch ihre abweichende Färbung sich davon unterscheiden Hessen. Der Kopf des $ ist sehr gleichmässig und fein gestreift, am Scheitel gröber als einwärts von den Augen ; analysiren wir diese Streifung genauer, so ergiebt sich, dass jede Längsrunzel des Scheitels je 2 solchen am Innenrand der Augen entspricht; in ihren Zwischen- räumen sind Spuren einer Zwischenrunzel erkennbar; der Grund der Streifen ist ziemlich glänzend und nur sehr undeutlich genetzt; die Streifung wird unterbrochen durch spärliche borstentragende Punkte oder Grübchen. Die Mandibeln sind sehr gleichmässig und scharf gestreift, am Aussenrand gegen die Spitze eine glatte Fläche. Der Thorax ist fein gestreift, die Streifen ziemlich regelmässig, auf dem Pronotum bogig, am Vordertheil des Mesonotums längsgerichtet, sonst oben quer, an den Seiten schief. Beide Stielchenknoten sind mehr oder weniger deutlich quergestreift. Farbe hellroth, Mandibeln und manchmal eine wolkige Binde am Rande des Basalsegmentes des eigentlichen Hinterleibes braun-roth. Das ? ist ungefähr so sculptirt und gefärbt wie der $. Das Scutum und das Scutellum glänzend und schwach längsgestreift. Das S ist ganz hellröthlich mit etwas dunklerm Abdomen. Die Streifung des Kopfes ist nur am Scheitel deutlich, obgleich schwach und fein; die Mandibeln glatt und glänzend. — Beim Typus sind Kopf und Thorax braun, die Beine und der Hinterleib roth; die Mandibeln ziemlich undeutlich gestreift. Beiträge znr Kenntniss <1er nordsinprikanischen itneisenfanna. 309 var. fuscatus n. var. Als solche bezeichne ich eine Form aus Colorado, deren $ dem Typus nahe steht, aber durch dunklere Färbung ausgezeichnet ist. Der Körper ist braun-roth, mit dunklern Mandibeln ; der Hinterleib zum Theil oder ganz braun. Sculptur etwas stärker als bei harhatus i. sp. und var. mohfaciens, die Stielchenknoten matt, dicht gestreift. Die Längsstreif uDg des Mesonotums dehnt sich manchmal auf das Pronotum divergirend aus; eine Andeutung dieser Sculptur sehe ich auch an einigen Texaner 99 von molefaciens. Andere 29 aus N. Mexico sind noch etwas dunkler, aber schwächer sculptirt, ungefähr wie bei molefaciens. ??, welche zu etwas heilern 99 aus Colorado gehören, sind dunkler als das ? von molefaciens ; das Abdomen hat dunkelbraune Querbinden am Hinterrand der Segmente ; sonst wie molefaciens. S unbekannt. Noch andere 99 aus Colorado sind dunkel braun-roth mit rothem Hinterleib, der eine wolkige, braune Querbinde trägt. Die Sculptur des Thorax ist rauher und unregelmässiger und bezeichnet einen Uebergang zu folgender: subsp. rugosus n. subsp. Als besondere Unterart bezeichne ich eine Form aus S. Jacinto, Californien, welche durch viel rauhere Sculptur ausgezeichnet ist. Ich hätte sie sogar als Species aufgestellt, wenn die oben erwähnten 99 aus Colorado nicht den Uebergang zu harhatus bildeten. Bei den mir vorliegenden 99 sind Thorax, Beine, Stielchen sowie Basis und Spitze des eigentlichen Hinterleibes braun-roth, Kopf, Schenkel und Rest des Hinterleibes dunkelbraun. — Der Kopf ist hinten gröber und viel minder regelmässig gestreift als bei harhatus, zwischen je 2 Längsrunzeln sind Spuren von 2 — 3 feinern bemerkbar ; jede Runzel des Scheitels entspricht demnach 3 — 4 solchen am Augen- innenrand; die Mandibeln sind gröber und minder regelmässig, mehr runzlig gestreift als bei harhatus. Die Streifung des Thorax besteht aus sehr groben, unregelmässigen Runzeln, am Pronotum und Meso- notum geschlängelt und ziemlich verworren, sonst hauptsächlich quer- gestellt. Der Knoten des l. Stielchengliedes ist ziemlich stark, un- regelmässig gerunzelt, sein vorderer stielartiger Abschnitt kürzer als gewöhnlich bei harhatus; das 2. Segment ist runzlig punktirt. ? -unbekannt. S6 aus Bernardiuo Co., Californien, welche wohl zu dieser Form 310 C. EMERY, gehören, sind ungefähr so gefärbt wie der mexicanische Typus von harhatus, aber noch etwas dunkler; Kopf und Thorax pechbraun, Fühler, Beine und Hinterleib dunkelroth. Die Mandibeln sind grob und ziemlich scharf längsgerunzelt. JP, suhdentatus Mayr. Hat mir nur aus Californien vorgelegen, woher ich ihn von Herrn Andre erhielt. Mayr erwähnt dieselbe Art auch von Connec- ticut, eine Angabe, die mir fraglich scheint. JP. occidentalis E. T. Cresson. Nach Mayr in Colorado, Kansas, Nebraska, Nevada, Wyoming, Utah, Arizona. Ich besitze nur wenige $9 dieser Art, welche in der Sculptur des Kopfes gewisse Unterschiede erkennen lassen, deren Werth zu bestimmen ich nicht im Stande bin. Mein Freund, Herr Prof. FoREL, gab mir ein von Herrn Rothney auf Honolulu gesam- meltes Exemplar dieser Art, was, da die Gattung Pogonomyrmex sonst ausschliesslich amerikanisch ist, von Interesse sein dürfte. var. subnitidus n. var. Der 9 unterscheidet sich vom Typus der Art durch etwas glän- zende Oberfläche des Kopfes, was davon abhängt, dass die zwischen den Streifen dicht gestellten Punkte weniger tief sind und ihr Grund glänzend bleibt. Auch das Stielchen ist minder matt als bei occiden- talis; sonst alles wie bei dieser Form. Einige 9$ aus S. Diego Co., Californien, von Herrn Pergande. JP. hadius Latr. (nee Mayr). Formica hadia Latk., Fourmis, p. 238, 1802. Myrmica transversa F. Sm., Cat. Br. Mus., p. 128, 1858. Atta crudelis F. 8m., ibid. p. 170. Pogonomyrmex crudelis Mayr, in: Ann. Soc. Nat. Modena, V. 3, p. 170, 1868. Pogonomyrmex transversus Maye, in: Verb. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 450. ? Myrmica brevipennis F. Sm., 1. c. p. 130, 1858. Herr Pergande machte mich darauf aufmerksam, dass die von Mayr als P. hadius bestimmte Art nur in Californien vorkommt und deswegen nicht der von Latreille aus Carolina beschriebenen Formica hadia entsprechen kann. Die LATREiLLE'sche Beschreibung passt aber ganz gut auf die in den Südweststaaten heimische dornenlose Art. Ich nehme darum keinen Austand, sie mit derselben zu identificiren und die SMiTH'sche Myrmica transversa und Atta crudelis als Syno- nyme zu ihr zu stellen. Beiträge zur Kenntniss cler nordamerikanischen Ämeisenfanna. 311 Ich sah nur Exemplare aus Florida ; ausserdem kommt sie in Georgien (Smith) und Carolina (Latreille) vor. F. californicus Buckl. Myrmica californica Bucklet, in: Proc. Entomol. Soc. Philadelphia^ 1866, p. 236. Pogonomyrmex hadius Maxe, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1870, p. 971; 1886, p. 450 (nee Latk.). Die Beschreibung Buckley's kann nur auf eine hellrothe, dorn- lose Form von Pogonomyrmex passen: aus geographischen Gründen diese Art. Meine Exemplare erhielt ich von Herrn Pergande aus S. Jacinto, S. Californien. var. estebanius Pergande. In: Proceed. Californ. Acad. Sc. (?), V. 4, p. 33, 1893. Eine Varietät mit etwas schlankerm Stielchen und von dunklerer Färbung hat Herr Pergande unter diesem Namen beschrieben und mir zugesandt. S. Esteban, S. Borgia und Margarite Island in Nieder-Californien. subsp. longinodis n. suhsp. Ich würde diese Form als besondere Species aufgeführt haben, wenn nicht die var. estebanius vermuthen Hesse, dass es Uebergänge von P. californicus zu derselben giebt. — Der 9 unterscheidet sich von dem des P. californicus durch das schlankere Stielchen, dessen 2. Glied nicht so hoch ist wie lang; beim 1. Stielchenglied ist der vordere stielartige Abschnitt kürzer als der sehr lange und oben zu- gespitzte Knoten. Sculptur schwächer als bei californicus; Streifung seichter, Punktirung auf den Zwischenräumen noch schwächer ; Stiel- chen nur fein punktirt, ohne Runzeln. Farbe ziemlich hellroth, Hinter- leib mit Ausnahme des Stielchens und der Basis braun. Colorado Desert, Californien, von Herrn Pergande. Einen Schlüssel zur Bestimmung der Pogonomyrmex-Arten hat Mayr in: Verhandl. Zool. Bot. Ges. Wien, 1887, p. 608 gegeben. Myrmica Latr. (Mayr sensu str.). M. mutica n, sp. 9. Laete rufa, opaca, abdomine (excepto segmento pedunculi 1.) pedibusque nitidis; caput creberrime punctatum, longitrorsum rugoso- sfriatum et punctis piligeris major ibus impressum, antennarum scapo hasi lenifer arcuato, flagelU clava 5 articulata. Thorax spinis desti- tutus, dorso medio sellae instar depressus, quoad sculpturam superne capiti similis, pleuris fortius longitrorsum rugosis, metanoto rotundato, 312 C. EMERT, postice transverse rugoso; abdomen segniento pedunculi 1. creherrinie pundafo, opaco, antice petiolato, postice cum nodo rotundato. 2. laevi- ore, nitido, sequentihus nitidissimis. Long. 4^2 — 5 w*w. Denver, Colorado, vou Herrn Pergande eingesandt. Herr Andre erhielt dieselbe Art aus N. Mexico. Diese Form vertritt in N. Amerika die paläarktische M. ruhida, welcher sie sehr ähnlich ist; sie könnte auch zu derselben als Unter- art gezogen werden. Die Sculptur ist überall dichter und schärfer, daher der ganze Körper mit Ausnahme des 2. Stielchengliedes und des eigentlichen Hinterleibes mehr glanzlos, Hinterkopf und Prothorax matt, punktirt und längsgeruuzelt; auch die Beine sind deutlich punk- tirt, wovon ruhida nur unbedeutende Spuren zeigt. M. punctiventris Rog. Herr Pergande sandte mir alle drei Geschlechter aus D. Columbia (August 23). Das noch unbeschriebene S unterscheidet sich von den andern Arten (wie die $? und $$) durch die groben Punkte des Ab- domens. Fühlerschaft gerade, länger als die Hälfte der Geissei ; Keule 4gliedrig. — Mayr erwähnt diese Art noch aus N. Jersey und Virginia. M. rubra L. Von den zur rwfera-Gruppe gehörigen Formen führt Mayr aus Nordamerika M laevinodis, ruginodis, sulcinodis, scabrinodis und lobicornis auf. Ich habe nur von scabrinodis Exemplare gesehen, die von den europäischen nicht unterschieden werden können. Die mir bekannten Formen lassen sich in folgender Weise unterscheiden : subsp. brevinodis n. subsp. Als Typus dieser Unterart betrachte ich einige helle 9$ vom Utah Salt Lake. — Hellroth, Scheitel und Mitte des Hinterleibes gebräunt. Sculptur des Kopfes ungefähr wie bei rugulosa Nyl., in der Mitte gestreift, seitlich genetzt, mit punktirtem Grund der Furchen und Maschen. Fühlerschaft an der Basis bogig gekrümmt. Thorax mit feinen, massig langen, etwas gekrümmten Dornen. 1. Segment des Hinterleibsstielchens auffallend kurz, noch ein wenig kürzer als bei sulcinodis Nyl.; das obere Profil steigt schwach concav auf, bildet dann einen ziemlich scharfen Winkel und steigt mit ungleichmässiger Curve wieder ab ; beide Knoten sind matt punktirt, der erste etwas gerunzelt, der zweite seitlich mit einigen länglichen Grübchen. Beiträge zur Kenntniss iler nonlimeiikanischen Ameisenfauna. 313 Länge 4 mm. — Von dieser extremen Form kenne ich nur Ar- beiter. Andere $$ aus Colorado, S. Dakota und N. York weichen durch dunklere Farbe, bedeutendere Grösse, rauhere Sculptur und stärker, d. h. etwas mehr winklig gebogenen Fühlerschaft ab. Sie bilden etwa den Uebergang zu sulcinodis; darunter ein $ von S. Dakota. Ein S von Colorado, im Flug gefangen, gehört vielleicht dazu; es unterscheidet sich vom S der M. sulcinodis durch etwas kürzern Fühlerschaft, der nicht ganz so lang ist wie die halbe Geissei, und durch schwächere Sculptur. Stiinfeld fein punktirt, nicht gerunzelt. Durch diese Merkmale hat dieses Exemplar Aehnlichkeit mit dem cJ von laevinodis Nyl., aber die Fühlerkeule ist, wie bei sulcinodis, 4gliedrig. Die Tibien sind wie bei sulcinodis kurz und schief behaart. var. sulcinodoides n. var. Noch andere $$ aus S. Dakota, Utah und Maine nähern sich durch den noch schärfer gebogenen, fast geknickten Schaft nocii mehr der echten M. sulcinodis. Das Stielchen ist aber nicht so stark und regelmässig gefurcht wie bei der europäischen Gebirgsform. — Ein wirklich typisches Exemplar von M. sulcinodis hat mir aus Nord- amerika nicht vorgelegen. Ich vermuthe, dass Mayr meine hrevinodis als ruginodis, ihre var. als sulcinodis gedeutet hat. Diese Formenreihe entspricht etwa den von Forel erwähnten Uebergängen zwischen ruginodis und sul- cinodis in Europa. subsp. scahrinodis Nyl. Unter diesem Namen vereinige ich jene F'ormen, deren Kühler- schaft deutlich geknickt ist und an der Knickung entweder keinen Zahn oder einen solchen oder sogar einen Lappen tragen, deren L Stielchenknoten oben mehr oder weniger abgerundet ist, der 2. oben meist fein punktirt und glanzlos, seitlich längsgerunzelt, oder mit länglichen Grübchen. Wir können folgende Formen unterscheiden: var. fracticornis n. var. $. Klein, dunkel gefärbt; Fühlerschaft geknickt, an der Basis wenig compress, ohne oder mit einem kleinen, spitzen Zahn. Thorax mit auffallend kurzen Dornen (in dieser Beziehung fast wie laevinodis). 314 C- EMERY, — Connecticut von Herrn Pergände; Buflalo (N. York), von Herrn Wasmann erhalten. Andere 59 aus Dakota sind etwas heller, der Scapiis an der Basis mehr compress. Bei einem dazu gehörigen $ trägt er einen deutlichen, schielen Lappen. Diese Form bildet den Uebergang zu: var. sabuleti Meinert. Myrmica sabuleti Meinert, in: Bidrag Danske Myrers Naturh., p. 55' 1860. Dies ist die gemeinste Form in Nordamerika. Dieselbe oder eine fast identische Form kommt auch in Europa vor und entspricht meiner Ansicht nach der von Meinert aufgestellten M. sabuleti, welche ich wegen der Fühlerbildung sowohl des 9 wie des $ nicht zu lobicornis bringen kann, wie Andre thut, sondern zu dieser weit verbreiteten Varietät von scabrinodis. Die 9$ und ^$ sind durch kein constantes Merkmal von der typischen scabrinodis zu trennen. Das S vireicht davon ab durch den bedeutend längern Fühlerschaft, welcher bei den amerikanischen Exemplaren etwas mehr als V3 der Geissei lang ist; bei den euro- päischen etwas kürzer, zwischen V4 ^^^ Va- ^^ Europa ist dieses Verhältniss ziemlich variabel, und ich möchte deswegen auf geringe Schwankungen desselben kein besonderes Gewicht legen. Die ameri- kanischen $$ haben durchschnittlich kürzere Metanot um dornen als die europäischen, aber auch hierin ist die altweltliche Rasse sehr ver- änderlich. Der Fühlerschaft der $$ ist in dieser Varietät an der Basis deutlich compress, au der Knickung mit einem kleinen, schiefen, spitz-zahnartigen Lappen. Ich erhielt Exemplare aus Nebraska, S. Dakota, Virginia, N. Jersey, D. Columbia, Massachussetts. Eine Abstufung dieser Varietät bilden $$ und $? aus Virginia, Maryland, N. Jersey und Connecticut, deren Fühlerschaft an der Biegung noch stärker plattgedrückt ist und einen kurzen, aber deut- lich schaufeltörmigen Lappen trägt, der sich an der hintern Seite des Schaftes in die entsprechende Kante des Basaltheiles fortsetzt; sonst wie die andern Exemplare. — Bei den mir vorliegenden SS ist der Fühlerschaft etwas kürzer als Vs ^er Geissei. — Derart bilden so- wohl $ als S den Uebergang zur var. schencki. Andere ?? aus S. Dakota und Connecticut sind kleiner und dunkelgefärbt und stehen daher der var. schencki noch näher. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 315 var. schencki n. var. Myrmica lohicornis Foeest., Hymenopt. Studien, p. 69, 1850. — $, ^. — — ScHENCK, Beschreibung Nassauischer Ameisenarten, p. 82, 1852. - 9, ?, S. — — Mayb, Pormicina Austriaca, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1856, p. 412 (nee Mayb, Europ. Form., 1861). — — Mayr, in : Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886. Diese Form wurde bis jetzt mit M. lohicornis Nyl. verwechselt und vermengt. - Der 9 ist von derselben durch längere Dornen des Metanotums verschieden. Der 1. Knoten des Stielchens ist auch oben meist weniger winklig, oder sogar etwas depress und abgerundet. Die Farbe der amerikanischen Exemplare ist meistens ziemlich dunkel, schmutzig braun-roth, Kopf und Hinterleib schwärzlich. — Was aber diese Form von lohicornis besonders unterscheiden lässt, sind die Fühler des $. Der Schaft ist dicU und kurz, kürzer als bei sahuleti und selten länger als V4 ^^^' Geissei, bei den meisten europäischen Exemplaren etwas kürzer, nahe der Basis stumpf geknickt. Ich erhielt von Herrn Pergande $$ dieser Form aus Maine und N. Jersey; ein $ von N. Hampshire sandte mir Herr Prof. Forel. Aussergewöhnlich helle $9 und ?$ besitzt das Berliner Museum aus Carolina ; dazu ein $ mit besonders grossen und spitzen Zähnen am Metanotum. Einige etwas zu sahuleti übergehende 99 theilte mir Herr Wasmann aus Buffalo, N. Y., mit. In Europa scheint diese Ameise im Flachland verbreitet zu sein. ScHENCK beschrieb das charakteristische . pyramicus Rog. Diese Art ist in den Südstaaten verbreitet und variirt in der Farbe sehr bedeutend; sonst auch in Westindien, Guiana, Südbrasilien, Argentinien und Chile. Mayr erwähnt sie von Virginia, Florida, N. Mexico, Colorado. Herr Pergande sandte sie mir aus Californien in allen drei Geschlechtern. Die Exemplare aus letzterm Lande entsprechen in der Färbung dem Typus: sie sind roth mit schwarz-braunem Hinterleib. Der MAYR'scheu Beschreibung des $ ist hinzuzufügen, dass das Geäder ganz wie bei Forelius nur eine geschlossene Cubitalzelle bildet; die Querrippe verbindet sich mit dem vordem Ast der Cubitalrippe ; keine Discoidalzelle. Das S ist 2—2^2 mm lang. Schwarz; Kopf quer viereckig; Mandibeln gezähnt, Clypeus gewölbt, Fühlerschaft kürzer als die 2 332 C. KMERY, ersten G-eisselglieder. Metanotura mit sehr kurzer Basalfläche, hinter derselben schief gerade abfallend. Schuppe niedrig, knotenförmig. Genitalien auö'allend gross. Flügel wie beim ?, aber der Stamm der Cubitalrippe ist unterbrochen und fehlt manchmal ganz und gar. Dieser Unterschied im Flügelgeäder der ?? und SS ist constant und findet sich auch an südbrasilianischen Exemplaren, welche einer ganz schwarzen Varietät angehören. Ebenso verhält sich das S von Fo- relius mac-cooJci. Die Aehnlichkeit im Flügelgeäder bestätigt die von mir auf die Structur des Pumpmagens begründete Verwandtschaft der beiden Gattungen. var. flavus Mac Cook. Aus Colorado und Florida. Forelitis Emert. F. mac-cooM Mc Cook. Hat mir aus Texas vorgelegen. Nach Mate auch in D. Columbia — Sonst auch in Südbrasilien. Nach Mayr dürfte Formica tenuis- sima BucKL. zu dieser Art gehören. Tapinoma Foerst. T. sessile Sat. Formica sessilis Say, in: Boston Journ. etc., p. 287, 1836. Tapinoma boreale Roger, in: Berlin. Ent. Zeit., V. 7, p. 165, 1868. Formica parva Buckl., 1. c. p. 159, 1866 (nach Maye). Tapinoma boreale Provancher, in: Add. Faun. Canada., Hymenopt., p. 238, 1887. Diese Art ist weit verbreitet und wohl im ganzen Gebiet der Vereinigten Staaten gemein. Sie variirt in Grösse und Färbung sehr beträchtlich. Hellere Exemplare sind schmutzig gelb-roth mit heller oder dunkler braunem Kopf und Hinterleib. Solche helle Stücke ent- sprechen dem T. horeale Rog. Was Roger von im Verhältniss zu T. erraticum kürzerm und mit minder zahlreichen Zähnen versehenem Kaurand der Oberkiefer des $ schreibt, beruht auf einem Irrthum, den man leicht begeht, wenn man Exemplare mit geschlossenen Man- dibeln untersucht, denn bei extremer Schliessung der Kiefer wird ein guter Theil des Kaurandes unter dem Clypeus verborgen und seine Länge darum unterschätzt. Dass dem so ist, davon habe ich mich durch Untersuchung eines Originalexemplares aus der Sammlung des k. Mu- Beiträp^e zur Kenntniss der uordBinerikanischeii Ameisenfauna. 333 seums für Naturkunde in Berlin überzeugt. Bei kleinen $9 ist über- dies die Ausrandung des Clypeus nur sehr schwach ausgeprägt. Die Geschlechtsthiere sind verhältnissmässig kleiner als bei T. erraücum: $ 3 — 3^2 mm; $ 3V2 — 4 mm. Das $ lässt sich wie der $ von der europäischen Art an der Clypeusbildung unterscheiden. Beim $ ist die Subgenitalplatte (Mayr's Hypopygiura) viel weniger tief ausgerandet als bei erraücum^ ihre zwei Zipfel viel kleiner und weniger vorspringend, kaum ventralwärts gebogen. T. pruinosum Rog. Tapinoma boreale Mayr, in: Verh. Z. B. Ges. Wien, 1886, p. 434, (nee Rüg.). Roger beschrieb diese Art aus Cuba; Herr Pergande sandte mir ein ^-Exemplar aus Bahama, auf welches die Beschreibung vor- züglich passt, sowie ähnliche, von Herrn Mayr als T. boreale Rog. bestimmte $$ aus Florida. — ? und S unbekannt. Diese Art unterscheidet sich von kleinen Exemplaren des T. ses- sile durch den etwas länghchern Kopf, mit bogigen Seiten und breiter abgestutztem Hinterrand. Die Basalfläche des Metanotums ist nicht viel kürzer als das Mesonotum und geht bogig in die abschüssige Fläche über (bei sessile ist die Basalfläche des Metanotums kürzer als die Hälfte des Mesonotums und bildet mit der abschüssigen Fläche einen deutlichen, wenn auch abgerundeten Winkel). Abstehende Haare sind am Hinterkopf sowie auf dem Thoraxrücken und der Oberseite des Abdomens in geringer Zahl vorhanden; bei reinen Exemplaren sind besonders einige lange Borsten auf dem Pronotum aufiällend (bei T. sessile und erraücum trägt der Thorax oben kein einziges Haar), Clypeus kaum ausgerandet, in der Mitte vorn mit schwachem Längseindruck. var. anale Er. Andr^. Tapinoma anale Er. AndbS, in: Revue d'Entom., 1893, p, 148. Diese Ameise wurde jüngst von Herrn Andre aus N. Mexico beschrieben $$ von S. Jacinto, Californien, die ich von Herrn Per- gande erhielt, entsprechen der Beschreibung ganz genau. Ein $ von Margarite Island, Nieder-Californien, ist dunkler und bildet den Ueber- gang zum Typus. Aehnlich gefärbte Exemplare liegen mir vom Mis- sissippi-Gebiet (Nebraska, Missouri, Mississippi) vor. — Ich kenne nur Arbeiter. Zool, Jahrb, VlU. Abth. f. Syit. 23 334 C. EMERY, Subfarailie: Camponotini (Nachträge). Flagiolepis Mayr. P. longipes Jerdon. Nach Herrn Pergande (in: Proceed. Calif. Acad. Sc, (2) V. 4, p. 163) in Nieder-Californien ; offenbar aus Oceanien oder Ostindien importirt. JPrenolepis Mayr. JP. longicomis Latr. Diese kosmopolitische, durch den Handel verbreitete Ameise kommt in Washington D. C. in Häusern vor. Mayr führt unter den nordamerikanischen Ameisenarten auch P. vividula Nyl. auf und betrachtet als Synonyme derselben Formica picea Buckl. und F. terricola Buckl. Da aber vor den Arbeiten Forel's unter jenem Artnamen allerlei verschiedene Species vermengt wurden, wäre jetzt eine nochmalige, genauere Bestimmung der betreffenden Formen, namentlich der dazu gehörigen SS, nöthig. Jßasius (Fabr.) Mayr. In meine ßestimmungstabelle der nordamerikanischen Lasius- Arten hat sich ein schwerer Schreibfehler eingeschlichen, indem (p. 637} die Behaarung bei var. aphidicola lang, bei subsp. minufus kurz genannt wird: das Gegentheil ist richtig. Also: Zeile 8 von unten : statt lang lies kurz, „ 5 „ „ „ kurz „ länger. L. flavus L. Die blasse, kleiuäugige Form von Südeuropa, welcher die nord- amerikanischen Exemplare gehören, wurde neuerdings von Forel als subsp. myops beschrieben (Forel, Les formicides de la province d'Oran, in: Bull. Soc. Vaudoise Sc. Nat., V. 30, No. 114, 1894). Formica (L.) Mayr. F. sanguinea subsp. ruhicunda Emery ^). 1) Während alle nordamerikanischen Formen der F, sanguinea sich von den europäischen durch den unbefleckten ganz rothen Kopf Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 335 var. suhnuda n. var. ^. Durch die Färbung dem Typus der Unterart ähnlich, die rothen Theile aber etwas heller: roth mit schwarzem Hinterleib, die Mandibelu wenig dunkler als der Kopf. Durch das Fehlen einer bei gewöhnlicher Lupenvergrösserung sichtbaren Pubescenz an Kopf und Thorax ausgezeichnet. Auch die abstehende Behaarung ist sehr kurz und spärlich: auf dem Hinterkopf nur wenige Borsten; auf dem Thoraxrückeu meist gar keine; auf jedem Hinterleibsring 2 Reihen sehr kurzer Borsten. Das Metauotum ist nicht winklig, sondern er- scheint, von der Seite gesehen, stark abgerundet. Länge 6 — 7 mm. Bei Yale in British Columbia von Herrn Dieck gesammelt. In demselben Tubus fand sich ein $ von F. fusca var. subsericea^ wohl als Sklave der F. sanguinea. F. lasioides Em. var. picea n. var. Eine Anzahl 9$ aus Yale, British Columbia, von Herrn Dieck gesammelt, unterscheiden sich vom Typus der Art durch die Färbung, welche ganz dieselbe ist wie bei F. fusca-suhpoUta var. neogagates. Von letzterer hauptsächlich durch die kürzern Fühler und Beine und durch die aufrechten Haare am Fühlerschaft leicht zu unterscheiden. Die Grösse variirt bedeutend. Länge 3^/^— 5 mm. Einige $j von Hill City, S. Dakota, von Herrn Peegande, bilden den Uebergang von dieser Varietät zum Typus. Unter den europäischen Arten kommt F. lasioides am nächsten der F. nasuta Nyl., welche aber am Fühlerschaft keine abstehenden Haare hat. F. pallidefulva Late. 2 9$ , welche dem Typus der Art sehr nahe kommen, sandte mir Herr Peegande von Doniphan, Missouri. Eine genauere Kenntniss der in den Gebirgsgegenden der Central- stäaten vorkommenden Formen dieser Art wäre sehr zu wünschen. unterscheiden, ist eine Varietät derselben Art, die ich aus Yokohama, Japan, in 3 $5 erhielt, durch besonders dunkle Färbung ausgezeichnet. — Ich bezeichne diese Form als var. fusciceps n. var. Beim 9 er- reicht der braun-schwarze Fleck des Scheitels seitlich die Augen und an den Hinterecken bleibt manchmal nur eine sehr geringe Fläche dunkel rostroth. Die rothen Theile sind auch viel dunkler als bei den dunkelsten mir bekannten Exemplaren aus Europa. 23* 33() C. EMERY, Caniponotus Mayr. C. maculatus subsp. tortiiganus n. subsp. $ media. Steht in der Sculptur der subsp. vicinus und besonders deren var. niüdlventris nahe, nnterscheidet sich aber davon durch den nicht deutlich phittgedrückten Schaft, die längern, einander näher liegenden Stirnleisten, den Clypeus, dessen Lappen etwas schmaler ist und mit ganz abgerundeten Vorderecken, den niedrigen Metathorax sowie den durchaus stachellosen untern Rand der hintern Schienen. Von subsp. ocreatus unterscheidet sich diese Form durch Sculptur, Färbung und stachellose Schienen. — Kopf, Thorax und Schuppe dicht runzlig punktirt, glanzlos, der eigentliche Hinterleib schwach glänzend, aber sehr deutlich unregelmässig quergestrichelt. Pubescenz spärlich und kurz; Wangen ohne abstehende Borsten. — Farbe rostroth, Schenkel heller, Mandibeln, Fühlerschaft und Abdomen gebräunt. Länge 9 mm ; Kopf 2,6 X 2,3 ; Scapus 2,2 ; Hinterschenkel 2,5. Ein 9 aus Dry Tortugas, Florida, von Herrn Peegande. subsp. ocreatus Emery. Zur Beschreibung dieser Unterart ist zu bemerken, dass am Metanotum selbst der grossen 99 die Basalfläche beinahe 2 mal so lang ist wie die abschüssige, wodurch sie von subsp. mac-coohi und vicinus abweicht, welche ein viel höheres Metanotum besitzen. — Die mexicanische subsp. picipes Ol. unterscheidet sich von allen diesen Formen durch die abstehenden Borsten an den Wangen. Bei allen sind die Schienen mehr oder weniger mit Stacheln besetzt. C. castaneus subsp. americanus Mayr. Vom K. K. naturhistorischen Hof-Museum in Wien erhielt ich die Typen dieser Art zur Ansicht. Der 9 ist ganz so gebaut wie die ^9 aus D. Columbia, aber nur dunkler gefärbt als jene , wie ihn Mayr beschreibt. Das unter demselben Namen beschriebene $ gehört nicht zu dieser Art, sondern zu C. herculeanus var. pictus Forel. C. erythropus Pergande ist == mina Forel. C. fragilis Pergande betrachte ich als Varietät von C. fumidus ROG.; etwas kleiner als var. pubicornis und reichlicher abstehend be- haart. Der Unterschied ist aber sehr gering. Will man beide Formen Beiträge zur Kemitniss fler norJuineriknuischen Ameisenfauna. 337 nicht auseinander halten, so niuss der Name var. fragilis als der ältere gelten. C. sayi subsp. hicolor Pergande. Diese neue Unterart wird in : Proc. Calif. Acad. Sc, (2) V. 4, !>. 161 (1894) in allen drei Geschlechtern aus Nieder-Californien be- schrieben. C. senex F. Sm. Eine Form dieser Art, welche dem Typus nahe steht, sandte mir Herr Pergande von den Key West Inseln, Florida. Eine typisch neo- tropische Species, in vielen Formen über ganz Südamerika verbreitet. Zum Schlüsse des speciellen T heiles dieser Beiträge sollen noch die von Say, Bucklet und Provancher beschriebenen nordamerikani- schen Ameisenarten aufgeführt werden, deren Deutung bis jetzt nicht mit Sicherheit gelungen ist und welche deswegen iu den vorhergehenden Seiten sowie in Mayr's Arbeit zum Theil nicht erwähnt wurden. Es sind : Formica Forniica Formica Myrmica Myrmica Myrmica Myrmica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Formica Name: lauta Say triangularis Say dislocata Say corrugata Say opposita Say inflecta Say dimidiata Say nova-anglae Buckl. nortonii Buckl. americana Buckl. connecticutensis Buckl gnava Buckl. occidentalis Buckl. monticola Buckl. gracilis Buckl. atra Buckl. virginiana Buckl. Wahrscheinliche Deutung: Camponotus marginatus var. 9 ? Wegen des Flügelgeäders der $S und der geringen Grösse sehr wahrscheinlich zur Gattung Phei- dole gehörig. Myrmica sp. ? Formica sp. ? Formica sp. ? Camponotus marginatus var.? Formica sp.? Formica pallidefulva var. ? Lasius claviger? Lasius sp.? Tapinoma sessile? Camponotus marginatus var. ? Formica pallidefulva var. ? 53» C. EMERT, Name: Wahrscheinliche Deutung : Formica arenicola Buokl. p Formica politurata Buckl. Formica subpoUta var.? Formica septentrionale Buckl. Camponotus marginatus var.? Formica tejonia Buckl. Camponotus sp. ? S Formica tenuissima Buckl. Nach Matr =Forelius mac-cooki ? Formica perminuta Buckl. Brachymyrmex sp. ? Formica picea Buckl. Nach Mayr = Prenolepis vivi- dula Ntl. Formica lincecumi Buckl. Formica sp. ? Formica festinata Buckl. Camponotus ? Formica masonia Buckl. ? Formica saxicola Buckl. Lasius sp. ? Formica foetida Buckl. ? Formica subspinosa Buckl. Dolichoderus sp.? Polyergus texana Buckl. 9 Ponera texana Buckl. Leptogenys sp.? Ponera elongata Buckl. Leptogenys sp.? Ponera lincecumi Buckl. Pseudomyrma sp. ? Myrmica diver sa Buckl. Pheidole sp.? Myrmica coeca Buckl. Eciton sp. ? Myrmica montana Buckl. Leptothorax? Myrmica lineolata Buckl. Myrmica sp.? Myrmica scdbrata Buckl. ? Myrmica sublanuginosa Buckl. ? Atta picea Buckl. Pheidole sp.? Atta pennsylvanica Buckl. Pheidole sp.? Oecodoma virginiana Buckl. Strumigenys sp.? Oecodoma pilosa Buckl. 9 Formica pallitarsis Prov. ? Formica mellea Prov. Lasius sp.? Myrmica incompleta Prov. Myrmica rubra subsp.? Crematogaster scutellaris Prov. Crematogaster lineolata subsp.? Beiträge zur Kenntniss dei- nordatnerikaniscben Ameisenfauna. 339 II. Allgemeiner Theil. Vergleichende Uebersieht der nordamerikanischen Ameisenfauna; Herkunft der in Nordamerika lebenden Ameisen i). Im vorigen Abschnitt dieser Arbeit habe ich die mir bekannt gewordenen Formen der nordamerikanischen Ameisen einzeln be- sprochen, ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu andern und be- sonders zu europäischen Formen erörtert. Vollkommene Identität der dies- und jenseit des Oceans vorkommenden Ameisenarten, welche so weit ging, dass ich trotz besonders darauf gerichteter Aufmerksam- keit keinen Unterschied finden konnte, wurde, wenn wir von den durch den Handel eingeschleppten Species absehen, nur in wenigen Fällen bestätigt: so z. B. bei Lasius flavus, Formtcoxenus nitidulus, Leptofhorax muscorum, Myrmica scabrinodis (var. sahuleti und schencM). Meist Messen sich geringere oder grössere Verschiedenheiten erkennen, welche mich zur Aufstellung von besondem Varietäten oder Sub- species veranlassten. Die Beziehungen der nordamerikanischen Ameisenfauna zur euro- päischen sind die wichtigsten und bestimmen den holarktischen Charakter jener Fauna. Die Vergleichung lehrt aber, dass während ihrer Wanderung von einem Continente zum andern oder von irgend welchem Ursprungsort auf beide Continente die Arten sich morpho- logisch in grösserm oder geringerm Maass umbildeten. — Ob auch in den Instincten Variationen stattgefunden haben, wurde bis jetzt nicht mit Sicherheit festgestellt; doch lassen einige Beobachtungen von Mc Cook ^) über Formica rufa annehmen, dass dies wenigstens für gewisse Arten thatsächlich geschehen ist. Die meisten Gattungen der europäischen Ameisenfauna sind auch in Nordamerika einheimisch. Die einzige Gattung aus Nordeuropa, welche in Amerika bis jetzt nicht gefunden wurde, ist die arbeiter- 1) Dieser Abschnitt bildete den Gegenstand eines von mir in der entomologischen Abtheiliing der 66. Versammlung Deutscher Naturf. u. Aerzte in Wien am 25. September gehaltenen Vortrages. 2) in: Proceed. Acad. Nat. Sc. Philadelphia, 1884, p. 57 K 340 C. EMERT, lose Schmarotzerameise Anergates. In Südeuropa leben dagegen mehrere Gattungen, welche den atlantischen Ocoan nicht überschreiten, wie Strongylognaihus , Leptanilla , Cardiocondyla'^) , Oligomyrmex, Bothriomyrmex, ÄcantJiolepis, Plagiolepis '^), und z. Th. im ostindischen Gebiet durch zahlreiche Formen vertreten sind. Dafür besitzt wiederum Nordamerika einen Vertreter von Aner- gates in der nahe verwandten Gattung Epoecus^ die ebenfalls der Arbeiter zu entbehren scheint; ferner eine besondere Gruppe der Gattung Leptothorax, Dichothorax, und eine Untergattung von Lasiiis^ Acanthomyops, die sonst nirgends in der Welt vorkommen. — Dazu kommen noch eine Anzahl von Gattungen, welche für das südamerika- nische Gebiet charakteristisch sind: Eciton, Pachycondyla, Pseudo- myrma, Pogonomyrmex, ^enomyrmex, Cryjjtocerus, Atta^ Dorymyrmex, Forelius, Brachymyrmex, ferner Arten der kosmopolitischen Gattungen Leptogenys und Odontomachus^ welche bis jetzt in Europa weder lebend noch fossil gefunden wurden. Zu den kosmopolitischen Gat- tungen können wir auch Discothyrea rechnen, w^ovon die einzige früher bekannte Art in Nordamerika lebt, eine hier neu beschriebene in Neu- Seeland. Es lassen sich also die nordamerikanischen Ameisen in zwei Gruppen theilen : a) die eine begreift die Gattungen, welche auch im paläarktischen Gebiet vertreten sind; b) die andere besteht aus Gat- tungen, welche ihre Hauptverbreitung in Südamerika haben ^). Erstere muss wiederum in zwei Abschnitte zerlegt werden: einer- seits giebt es Gattungen, welche einzig und allein dem holarktischen Gebiet zukommen oder daselbst ihre Hauptverbreitung haben, wenn auch einzelne Arten viel weiter reichen. Solche sind vor allem die 1) Cardiocondyla emeryi Foeel wurde aus Westindien (S. Thomas) beschrieben (ob importirt ? ) ; lebt ausserdem in Syrien, Madagascar und auf den Seychellen. 2) Die ostindische Plagiolepis longipes Jerdon wurde auch in Chile (Novara) und Nieder-Californien gefunden ; ohne Zweifel durch den Handel eingeschleppt. 3) Das Gebiet, welches ich hier als „Nordamerika" behandle, ent- spricht nicht dem gleichnamigen Welttheil der Geographen und auch nicht dem Begriff der nearktischen Region. Aus praktischen Gründen habe ich mich hauptsächlich mit der Ameisenfauna der Vereinigten Staaten und Canada befasst. Das Hinzuziehen von Mexico würde die Zahl der Arten neotropischer Herkunft sehr vergrössert haben. Aber ich hatte keine Gelegenheit, einigermaassen genügendes Material aus j"ener Gegend zu bekommen. BeUrStfe «ur Renntniss der nordamcrikanischen Ameisenfanna. 341 grosse nordische Gattung Formica, ferner Lasius, Myrmica, Myrme- cocystus, die Untergattung Messor des grossen Genus Stenamma und mehrere kleinere Genera (Formicoxenus, Tomognatlius, das subg. Stenamma, Polyergus, vielleicht Proceratium) . Auch gewisse Arten- gruppen mancher weiter verbreiteter Gattungen mögen dazu gerechnet werden ; so die holarktischen Species von DoUchoderus, eine Gruppe von Leptofhorax-krten, welche dem europäischen L. acervorum nahe stehen M, einige Camponotus- Arten, wie C. herculeanus und Ver- wandte, C. marginatus, die mit Äphaenognsfer fulva verwandten Formen, welche sich der europäischen sw&^erranea-Gruppe anschliessen, obschon die betreffenden Gattungen sehr weit verbreitet sind. - Ueber das angebliche Vorkommen von Lasius im australischen Gebiet"') und in Chile s. weiter unten. Andere Gattungen sind weiter verbreitet, einige sind geradezu kosmopolitisch, wenn sie auch zum Theil jetzt nur in wärmern Gegenden vorkommen, so z. B. Ponera, Leptogenys und wohl die meisten Gattungen der Ponerinen, obgleich viele in Folge ihrer versteckten Lebensweise nur aus wenigen Ländern bekannt sind. Ferner die Gattungen Monomorium, Crematogaster, Pheidole, Strumi- genys, Cnmponotns. — Leptothorax und Solenopsis -^ ) fehlen im austra- lischen Gebiet, — DoUchoderus, Tapinoma und Prenolepis in Afrika; letztere Gattung hat aber in Madagascar mehrere Arten. Durch meine Studien über die Ameisen des sicilianischen Bern- steins") habe ich dargethan, dass Europa im Beginn der Tertiärzeit eine Ameisenfauna von indisch-australischem Gepräge besessen hat, welche zur Zeit der Bernsteinbildung in Sicilien noch unvermischt lebte, während nördlich von dem damals Europa quer durchziehenden Meere Vertreter dieser Fauna mit Formica, Myrmica und andern Typen der 1) Von den übrigen nordamerikanischen Leptothorax-Arten sind L. curvispinosus, scJiaumi und riigatidus mit dem europäischen flavi- cornis verwandt; andere sind ganz eigenthümliche Arten. Keine schliesst sich den südamerikanischen Formen der Gattung an. 2) Die australischen Arten von Myrmecocystus gehören, wie mir Herr Prof. Fokel mittheilt, nicht zu dieser Gattung, sondern zu Melo- phorus. 3) Nach Mayr (in: Journ. Museum Godeffroy, Heft 12, 1876) findet sich die kosmopolitische S. geminata auch auf Tahiti und Neu-Seeland; ob eingeschleppt? 4) Le formiche dell' Ambra Siciliana ecc., in : Memor. Acad. Bo- logna, (5) V. 1, 1891. 342 C. EMERY, jetzt lebenden holarktischen Gattungen die Wälder des Samlands be- wohnten. Nach Schwund jenes Meeres drang die nördliche Fauna nach Süden bis zum Mittelraeer vor. Dann kam die Eiszeit, welche die indische Fauna im Norden vernichtete und spärliche Ueberreste derselben, mit den arktischen Formen gemischt, auf die wärmern Stellen von Südeuropa vertrieb. Von dort wanderte später die jetzige Ameisenfauna wieder in die vom Eis befreiten Länder von Mittel- und Nordeuropa zurück. Aber durch das Mittelraeer, die afrikanische Wüstenzone und das östliche Steppengebiet waren einer neuen Ein- wanderung tropischer Formen schwer zu überwindende Hindemisse geboten. Die europäische Fauna blieb verhältnissmässig arm. Obgleich die ehemalige Araeisenfauna von Nordamerika nach den Fossilien nicht beurtheilt werden kann, so vermögen wir doch aus der Vergleichung mit andern Faunen und aus dem, was wir von der Palä- ontologie anderer Gruppen wissen, uns einen Begriff zu machen von der Bildungsweise der jetzigen Ameisenbevölkerung jenes Continentes. In dieser Beziehung ist die Paläontologie der Säugethiere, wie bereits v. Jhering^) dargethan hat, von ganz besonderm Interesse, und zwar deswegen, weil das Alter der Säugethiere und der Ameisen ungefähr das gleiche sein dürfte. Beide Gruppen haben sich unter den gleichen geographischen Verhältnissen differenzirt und auf der Erdoberfläche zerstreut. Es wird also von besonderm Interesse sein, auf die Ge- schichte der Säugethiere einen Blick zu werfen -). Die ersten Spuren von Säugethieren rücken weit in das meso- zoische Zeitalter hinaus, bis in den Jura und sogar die Trias. Aber schon damals waren diese Thiere weit verbreitet: ähnliche Formen von Multituberculaten (Plagiaulaciden) und Triconodonten sind sowohl in Europa als in Nordamerika und in Afrika gefunden worden. Wir dürfen deshalb vermuthen, dass der Stamm der Säuger noch viel älter ist und wohl bis zum Perm oder zum Carbon reicht. Welche Vertheilung von Erde und Meer, welche Verbindungen der bereits trocken liegenden Abschnitte der jetzigen Continente da- mals bestanden, ist uns leider unbekannt. Vielleicht verband während der mesozoischen Zeit ein grosses pacifisches Festland die alte und 1) H. V. JhbrinCt, Die "Ameisen von Rio Grande do Sul, in : Berlin. Entom. Zeit., V. 39, 1894, p. ,821 ff. 2) Zum Theil entnehme ich diese Darstellung dem Schlusscapitel von Zittel's Handbuch der Paläontologie. Beiträge zur Eenntniss der nordamerikanisclien Ameisenfauna. 343 neue Welt mit Australien und Neu-Seeland und vermittelte die Ver- breitung der primitiven Säugethiere. — Jene ursprüngliche Säuger- fauna ist völlig ausgestorben : nur die australisch-papuanischen Mono- tremen sind wahrscheinlich die stark modificirten Nachkommen der Plagiaulaciden, während die Triconodonten und Trituberculaten zu den Stammeltern der Marsupialier und Placentalier wurden^). Wahrscheinlich wurde schon zu Beginn des Tertiärs Neu-Seeland von der übrigen Welt getrennt. Bald darauf erfolgte die Scheidung der grossen Schöpfungsgebiete der Tertärzeit, indem Nordamerika mit Europa und Asien als grosses nördliches System von Südamerika sowie von Afrika und von Austra- lien abgetrennt wurden. Wir müssen uns aber jene Trennungen nicht einfach als Theilung eines zusammenhängenden Continents in mehrere Stücke denken. Es waren offenbar viel verwickeitere Er- eignisse: ich stelle mir vor, dass Inselgruppen und grössere Fest- landsabschnitte mehrfach mit einander in Verbindung traten und wieder durch breite Meeresstrecken abgeschlossen wurden. — Als jene Scheidung erfolgte, waren bereits Halbaöen, lusectivoren, niedere Carnivoren, Nager, Edentaten und niedere Ungulaten vorhanden; sie dürften aber nicht tiberall gleich vertheilt gewesen sein, wodurch es verständlich wird, dass manche Gruppe in einer Region fehlen, in einer andern vertreten sein konnte. Von der Säugethierfauna Afrikas zur Zeit seiner Abtrennung giebt uns Madagascar einen ziemlich genauen Begriff, wenn wir von PofamocJioerus absehen, welcher wohl später über die Mossambique- Strasse eingewandert ist *). Die Mehrzahl der jetzigen Säugethiere Afrikas wanderte erst viel später vom indischen Gebiet ein ^). Südamerika behielt ^vermuthlich eine Zeit lang Beziehungen zu 1) Vergl. H. F. Osborn, The rise of the Mammalia in North- America. Abstract, in: American Journ. Sc, (3) V. 46, p. 379 ff. 1893. 2) Eine Hebung von nicht mehr als 100 Faden würde die Mossam- bique-Strasse etwa um die Hälfte enger machen, daher das Durch- schwimmen für ein bereits an das Leben im Wasser gewöhntes Thier sehr erleichtert haben. Das Gleiche gilt für die pleistocänen Hippopo- tamus-Arten. Neben denselben gefundene Knochen von Bos scheinen domesticirteu Rindern angehört zu haben (vergl. Forsyth Major, in: Philos. Transact., V. 185 B, 1894, p. 35). 3) Diese geistreiche Hypothese verdanken wir Huxlet (vergl. Wallace, Island Life, 2. ed., 1892, p. 419); sie giebt uns die beste Erklärung der faunistischen Verhältnisse Afrikas und seiner Beziehungen zu Madagascar. 344 C. EMERT, Australien, was durch die schöne Entdeckung Ameghino's von fossilen diprotodonten Beutelthieren im Eocän von Patagonien als erwiesen gelten dürfte. Aber diese Beziehungen sind wohl nicht ganz so ein- fach gewesen, wie Manche annehmen. Sehr wahrscheinlich bot Süd- amerika auch noch Beziehungen zum grossen nördlichen Gebiet, als Afrika davon bereits abgetrennt war. Der unerwartete Fund von Resten eines Gl^2)todon-SiYÜgQn Thieres in den Phosphoriten Frank- reichs ') ist in dieser Beziehung von grösstem Interesse und lässt weitere derartige üeb( rraschuugen erwarten. Vom mittlem Eocän an dürfen wir annehmen, dass Afrika, Australien, Südamerika drei abgesclilossene Landgebiete bildeten und vom grossen Hauptcontinentalsystem des Nordens vollkommen ge- trennt waren ^), oder wenigstens mit ihm nur noch indirecte Ver- bindungen bekamen ^). Während des Eocäns und Oligocäns scheint die phyletische Ent- wicklung der Säugethiere in den verschiedenen bis jetzt erforschten Theilen des nördlichen Systems ziemlich gleichmässig vor sich ge- gangen zu sein ; ein lebhafter Austausch von neuen Formen fand zwischen Eurasien und Nordamerika statt. Die Entstehung der Haupt- gruppen der Carnivoren und der Perissodactylen sowie der Suiden, Traguliden und Cameliden unter den Artiodactylen und vieler aus- gestorbener Gruppen fällt in jenes Zeitalter. — Aber bereits im Miocän lässt sich eine Scheidung des Systems in zwei besondere Faunengebiete deutlich erkennen. Das eine, welches wir als arktisches bezeichnen können, und welches Nordamerika mit dem nördlichen Theil Eurasiens umfasst, war das Vaterland der meisten Perissodactylen und der Hirsche. Das andere, welches sich über Südasien und die Malayischen Inseln erstreckte, dürfte das indische Gebiet genannt werden ; es war das 1) H. TiLHOL, in: Ann. Sc. Nat. Zool., (7) V. 16, p. 129 ff., 1893. 2) Damit behaupte ich nicht, dass jedes jener Gebiete ein zusam- menhängendes Ganzes bildete, und es ist wohl anzunehmen, dass, wie Wallacb für Australien, v. Jhering für Südamerika zu beweisen ver- sucht haben, ein jeder jeuer Contiuente in frühern Zeiten ein System von zwei oder mehreren getrennten Festlandsstücken oder grossen Insel- gruppen bildete. 3) Nach Hedley, in: Ann. Mag. Nat. Hist., (6) V. 14, p. 390 — 392, Nov. 1894, wäre Australien vielleicht noch im Miocän mit Südamerika verbunden gewesen und erhielt später vom papuanischen Gebiet her eine jetzt über Queensland verbreitete neue Fauna und Flora. Zu dieser letzten Einwanderung gehören wohl nebst eigentlich papu- anischen auch ursprünglich indische Formen. Beiträge zur Kenntnis^ der norciamerikanischen Ameisenfauna. 345 Verbreituiigscentrum der Canielopardaliden uud Cavicornier, der Ele- fanten, der altweltlichen Atfen und vielleicht auch der Maniden sowie von Orycteropus uud Hippopotamus. Diese indische Fauna verbreitete sich weiter auf die Mittelmeer- länder und Südeuropa und später, gegen Ende des Miocäns oder im Pliocän, auch über Afrika, welches dieser Einwanderung den grössten Theil seiner jetzigen Bevölkerung verdankt. Beinahe zu gleicher Zeit entstand der Zusammenhang zwischen Nord- und Südamerika und in Folge dessen die Einwanderung ark- tischer und sogar indischer Thiere bis in den südlichsten Theil des neotropischen Gebietes ^). Die Paläontologie der Säugethiere führt uns also zur Annahme folgender Hauptzüge der Vertheilung des Festlandes und ihrer Ver- änderungen im Laufe der geologischen Zeitalter: Ausgedehnte Verbindungen zwischen Theilen von Eurasien, Australien, Afrika und Amerika, welche Mesozoisch j zur allgemeinen Verbreitung einer primitiven, aus- gestorbenen Säugethierfauna führten. V Abtrennung von Neu-Seeland. Eocän [Abtrennung von Afrika. [Abtrennung von Südamerika und von Australien. [Im grossen nördlichen System grenzen sich ein Oligocän \ arktisches und ein indisches Fauneugebiet l ab. 1 Hebung der Grenzen zwischen dem indischen Gebiet und dem arktischen sowie zwischen ersterm und Afrika. Zusammenhang zwischen Nord- und Südamerika. Wenn wir nun die Ameisenfauna der Erde mit der Säugethier- fauna vergleichen, so lässt sich ein gewisser Parallelismus in der Ver- theilung einzelner Gruppen erkennen, welcher, obschon uns zuverläs- 1) Ich habe nicht die Absicht, alle zur Erklärung gewisser faunistischer Beziehungen ersonnenen Landverbindungeu Südamerikas zu discutiren. Was die v. JnERiNG'sche Archelenis betrifft, so scheint mir die Annahme eines solchen versunkenen Festlandes, wenigstens zur Er- klärung der amerikanischen Ameisen Verhältnisse überflüssig. — Näheres werde ich bei der Besprechung der Dorylinen auseinandersetzen. 346 C. EMERY, sige^Jpaläontologische Urkundeu für die Ameisen, abgesehen vom europäischen Gebiet, fast gänzhch fehlen, entschieden auf einen gleichen Ursprung hinweist. Es ist aber dabei zu bemerken, dass Ameisen, besonders im geflügelten Zustand, Wasserstrecken überwinden können, wodurch ihre Vertheilung auf der Erdoberfläche eine etwas verschiedene wird und local entstandene Gruppen sich leichter über weit entfernte Länder verbreiten können. In dieser Beziehung ver- halten sich aber wiederum die einzelnen Gattungen, ja sogar die ein- zelnen Species einer Gattung verschieden von einander, so dass neben kosmopolitischen Arten andere nahe verwandte nur auf einem sehr beschränkten Gebiete zu Hause sind. Wenn nun die gleiche Art auf der ganzen Erde oder über sehr weite Strecken verbreitet ist, so dürfen wir wohl behaupten, dass ihre Zerstreuung auf der Erdober- fläche, d. h. ihre Wanderung von der Ursprungsstätte aus, erst in ver- hältnissmässig recenter Zeit, d. h. nicht vor dem Pliocän stattgefunden hat. Es ist überhaupt nicht zulässig, ans der weiten Verbreitung einer Species oder einer Gattung ohne weiteres zu schliessen, dass sie älter sei als eine andere, deren Gebiet in engere Grenzen ein- geschlossen blieb. Einen solchen Fehler hat v. Jhering mehrfach begangen. So schreibt er z. B.^): „Alle poly nesischen Genera sind kosmopolitisch. Wir müssen daraus schliessen, dass diese Genera aus der Mitte der Secundärepoche stammen, wie dies ja für einen Theil derselben schon nachgewiesen sein soll." — Ich halte den Schluss nicht für nothwendig. Jene Genera sind kosmopolitisch ge- worden, weil sie ein hohes Wanderungsvermögen besitzen, und aus demselben Grund sind sie dazu befähigt gewesen, auf die polynesischen Inseln zu kommen. Und wenn v. Jhering fragt, warum Wasser und Wind nur „uralte" kosmopolitische Formen transportiren, andere nicht, so finde ich daran nichts Verwunderliches : sie transportiren ja gerade jene Formen, welche in Folge ihrer Lebensweise oder anderer Eigen- schaften zu solchen Wanderungen befähigt und deswegen kosmopolitisch geworden sind, nicht aber solche, die sich der Möglichkeit einer See- oder Luftreise niemals aussetzen oder dieselbe nicht vertragen können; letztere mögen ebenso alt sein wie erstere, werden aber nie kosmo- politisch werden, v. Jhering fragt 2), warum die Thynniden auf Australien beschränkt geblieben und nicht auf die oceanischen Inseln gekommen sind, während Bienen, Grabwespen und Faltenwespen überall 1) V. Jhering, 1. c. p. 425, 2) 1. c. p. 438. Beiträge zur Kenntniss der iioi'damerikaniscben Ameisenfauna. 347 verbreitet sind. Gerade dieses Beispiel spricht zu Gunsten von Wallace's Wanderungstheorie : die Thynniden komraeu in Australien und Südamerika vor, nicht auf den Inseln Polynesiens. Warum? Nicht etwa, weil sie jünger sind als die Bienen, denn ihr Vorkommen in den zwei oben genannten Gebieten muss für v. Jheking als Beweis ihres hohen Alters gelten ; sondern nur weil ihre $$ flügellos sind und auf der Erde leben, wahrend die gut fliegenden $? der Bienen und anderer Hymenopteren ihr Geschlecht leicht auf weite Gegenden transportiren können, wie es in beschränkterm Maass die schwach fliegenden, aber doch geflügelten $$ der meisten Ameisen auch thun. Thynniden können zu ihren Wanderungen nur Festlandsverbindungen benutzen und werden deshalb nie auf oceanische Inseln kommen, wo- hin fliegende Bienen und Ameisen, welche derartiger Brücken nicht bedürfen, leicht auf den Flügeln des Windes gelangen. Dass Meeres- strömungen allerlei Thiere, und gerade Landschnecken, welche den Hauptpfeiler des logischen Gebäudes v. Jhehing's gegen Wallace bilden, transportiren müssen, hat, meiner Ansicht nach, Sempera) er- folgreich bewiesen. Es liegt mir fern, die Ansichten v. Jhering's über mesozoische Geographie bestreiten zu wollen; aber durch so alte Verbindungen der jetzigen Continente und Inseln ist es nicht möglich, das Vorkommen identischer oder sehr nahe verwandter Arten auf fern liegenden Landstrecken zu erklären. Da nun die dazu nothwendigen pliocänen oder mindestens miocänen Verbindungen ent- schieden geleugnet werden müssen, so bleibt kein anderer Ausweg übrig, als einen Transport durch Wind und Meeresströmungen an- zunehmen. Künftige biologische Forschungen werden lehren, wie die Ameisen übers Meer wandern. Sehr interessant ist in dieser Beziehung die Beobachtung v. Jhering's, dass die ganze Bevölkerung gewisser Ameisen- nester (u. a. der kosmopolitischen Solenopsis geminata) bei Ueber- schwemmung sich zu einer Kugel lebender Ameisen versammelt, welche vom Wasser schwimmend getragen wird^). Es lässt sich denken, dass solche Kugeln event. von den Flüssen ins Meer getrieben werden und so von einer Insel zur andern gelangen. Für andere kosmopolitische 1) C. Sempee, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere. Leipzig 1880, 2. Theil, p. 101 ff. 2) Herr Dr. G. Dieck, welchem ich dies auf der Naturforscher- Versammlung in Wien erzählte, theilte mir mit, dass er in Nieder-Sachsen bei Ueberschwemmungen Aehnliches beobachtet habe. 348 C. EMERY, oder auf Inseln weit verbreitete Ameisen wie Odontomaehus haema- todes, Technomyrmex albipes, Oecophylla smaragdina, Plagiolepis lon- gipes u. a. bleibt der Modus der Wanderung noch festzustellen. Nur von einer Gruppe von Ameisen können wir behaupten, dass sie unfähig ist über Wasserstrecken zu setzen: es sind die Dorylinen, deren W' eibchen (nach den ?$ von Borylus zu urtheilen) flügellos sind und unter der Erde leben. Ihre Verbreitung hängt darum aus- schliesslich von Festlaudsverbindungen ab. Darum haben sie den Weg von Afrika nach Madagascar, von Südamerika nach den Antillen nicht finden können. Ihre Vertheilung ist deswegen für die Feststellung geographischer Verhältnisse vergangener Zeiten von besonderm In- teresse. Merkwürdiger Weise fällt die Vertheilung der Dorylinen auf der Erde mit derjenigen der Affen ziemlich zusammen, was auf ein gleiches Alter beider Thiergruppen zu schliessen berechtigt *). Wie bei den Affen finden sich altweltliche und neuweltliche Untergruppen. Wir können es als erwiesen betrachten, dass es im Eocän und sehr wahrscheinlich vor Ende des Miocäns in Afrika keine Affen gegeben hat und dass letztere mit den Dorylinen erst im späten Tertiär aus dem indischen Gebiet eingewandert sind ; sie konnten deswegen nicht die Archelenis v. Jhering's als Brücke zu ihrer Wanderung über den Ocean benutzen ^). Viel wahrscheinlicher ist, wie auch der Fund eines eocänen Affen in Patagonien zeigt, dass die Primaten sich in Indien und Südan)erika aus Prosimiern parallel entwickelten. Ebenso geschah es für die Dorylinen, welche, wie meine bezüglichen noch nicht abgeschlosseneu Untersuchungen zeigen, sich aus der weit ver- breiteten und auch in Australien vertretenen Gruppe der mit Cera- pachys^ ÄcantJiostichus u. dergl. verwandten Gattungen entwickelten ^). In der Bildung der männlichen Genitalien sowie des Flügelgeäders stehen die indisch-afrikanischen Borylus und Aenictus einander nahe und weichen von den amerikanischen Eciton weit ab. Eine der mesozoischen Fauna von Ursäugethieren entsprechende 1) Nachdem ich diese Zeilen geschrieben habe, erfahre ich durch meinen Freund, Herrn Prof. Forbl, dass Aenictus- AxtQn jüngst in Queensland gefunden worden sind. Eine derselben wäre sogar vom ost- indischen Ae. hengalensis Mayr nicht specifisch verschieden. Letzterer Umstand lässt eine in cänozoischer Zeit, wohl über Neu-Guinea statt- gefundene Einwanderung annehmen. Vergl. oben S. 344, Fussnote 3. 2) Vergl. V. Jhering, 1. c. p. 437 ff. 3) Mit der Reihe der Myrmicinen haben sie durchaus nichts ge- meinsam; vergl. V. Jhebinö, 1. c. p. 427. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ämeisenfauna. 349 Ameisenbevölkerung der Erde kann in den zum Theil sehr weit ver- breiteten, wenn auch verborgen lebenden und nicht sehr artenreichen Gattungen der Ponerinen erkannt werden. Sie bilden den Stamm der Formiciden. Auch einige Gattungen der Myrmicinen dürften sehr alt sein. Sie finden sich gegenwärtig auf der ganzen Erde, zum Theil sogar in Neu-Seeland, einer Gegend, welche vielleicht seit dem Jura von den übrigen Landgebieten völlig abgeschlossen geblieben ist. Dass aber viele Gattungen, welche ein sehr hohes Alter erreichen, in Neu- Seeland nicht gefunden worden sind, darf uns nicht wundern, einer- seits, weil sie vielleicht jenes Land noch nicht erreicht hatten, als es vom Meer umgeben wurde, andererseits, weil die jetzige Fauna von Neu-Seeland oflenbar nur einem Bruchtheil seiner damaligen Thierwelt entspricht. Neu-Seeland ist mehrfach zum Theil unter Wasser ge- kommen, wie seine tertiären Ablagerungen beweisen; ferner hat es eine Eiszeit durchgemacht ; alles Ereignisse, welche für wärmeliebende Landthiere verhängnissvoll gewesen sein dürften. Ausserdem ist es nicht unmöglich, dass ein Theil der jetzigen Ameisen Neu-Seelands, z. B. Monomorium-kYten, spätere Einwanderer aus Australien sind. Herr W, W. Smith schreibt mir, dass Termiten, sowie unter den Ameisen die charakteristischen Arten von Ponerinen sowie Strumi- genys und Orectognathus nur auf der Nordinsel vorkommen, während die Südinsel keine anderen Ameisen hat als 5 Arten von Monomorium, 1 Huheria undLasius advena, wovon gerade die Mehrzahl jene Arten aus- machen, welche möglicher Weise eingewandert sind. Ich möchte ver- mutlien, dass auf der Südinsel die Eiszeit alle Termiten und Formiciden vernichtete und von den alten Ameisen nur ein Theil auf der wär- mern Nordinsel überlebte, wovon einige später als geflügelte Wanderer über das Meer vom Wind getragen nach dem Süden zurückkehrten. Die frühe Abtrennung Afrikas von der übrigen Erde giebt sich kund im Fehlen der ganzen Abtheilung der Dolichoderinen (abgesehen von je einem Technomyrmex in Madagascar und Südafrika und von den mediterranen Arten Tapinoma erraticum und Bothriomyrmex meridionalis) sowie von Eciatomma und Prenolepis. Madagascar bietet uns ein ziemlich getreues Bild der altafrikanischen Ämeisen- fauna: es fehlen auf dieser Insel gerade die charakteristisch indischen Gattungen Polyrhachis , Äcantholepis , Oecophylla^ Myrmicaria, von welchen wir annehmen können, dass sie erst im späten Tertiär ihren Weg nach Aethiopien gefunden haben. Dass aber manche jetzige Ameise von Madagascar erst später dahin über die Mossambique-Strasse gewandert ist, beweist ihre specifische Identität mit südafrikanischen Arten; so Zool. Jahrb. VHl. Abth. f. Syst. 24 350 c. emrry, z. B. Crematogaster tricolor Gerst., Tetramorium hlochmanni Forel, Camponofus maculatus Fab. etc. etc. Das Vorkommen einer Anzah] von Prenolepis- Xrten auf Madagascar bildet indessen ein schwieriges Problem, das ich nicht zu lösen im Stande bin. Der Abtrennung des südamerikanischen Festlandes sowie Austra- liens vom grossen nördlichen System ging die Entstehung der Haupt- gattungen der Dolichoderinen sowie des Stammes der echten Dorylineu voraus; letzterer gelangte aber in Australien niclit zu weiterer Aus- bildung. Die Gattung JDolichoderus ditt'erenzirte sich in Südamerika zu mannigfachen Formen ; mit ihr entwickelten sich in dieser an Ameisen und überhaupt an Insecten jeder Art so erstaunlich reichen Region eine Anzahl S(mst nirgends vorkommender Gattungen und Artengruppen, wie die echten Cryptocerinen, die Attinen, Myrmelachista, Azteca etc., welche der neotropischen Ameisenfauna ihr eigenthüm- liches Gepräge verleihen. Die Gattung Tetramorium sammt den mit ihr verwandten Mer- anoplus und TriglyphMhrix sowie Cataulacus bleiben für die alte Welt charakteristisch. Sie sind sowohl in Indien wie in Afrika und Madagascar vertreten, und die vielen eigenthümlichen Tetramorium- kxiQU in letztge- nannter Insel scheinen zu beweisen, dass sie eigentlich zur alttertiären äthiopischen Fauna gehören; in Australien scheint Tetramorium (ab- gesehen vom kosmopolitischen T. guineense Fab.) zu fehlen, während Meranoplus mehrere eigene Arten aufweist. Südamerika besitzt da- gegen nur 2 abweichende Arten von Tetramorium. Sowohl die Tetra- mon'wm-Gruppe als Cataulacus sind oöenbar alte Typen, welche aber zur Zeit der Abtrennung von Afrika und Südamerika noch selten und ungleichmässig vertheilt waren. Als das grosse nördliche Festlandsystem sich in ein arktisches und ein indisches Gebiet dififerenzirte, bildete ein jedes seine eigene Ameisenfauna aus. Das arktische Gebiet, das Land der Hirsche und der Nashörner, war auch die Ursprungsstätte der Formica, Foly- ergus, Lasius, Myrmica sowie einzelner Gruppen der Gattungen Stenamma und Leptothorax, der mit C. herculeanus verwandten Formen von Camponotus, der arktischen Gruppe von Dolichoderus ^ ) und anderer, kurzweg die Heimath der jetzt Europa, Nordasien und Nord- 1) Sehr bemei-kenswerth ist die Aebnlichkeit der arktischen DoK- choderus-A.rte\i mit ihreu australischen Gattungsgenossen, wie ich be- reits früher hervorgehoben habe (in: Bull. Soc. Entom, Ital., V. 24, 1894, p. 229. Beiträge zur Keuntniss der nordamei'ikanischen Ameisenfauna. 351 amerika gemeinsamen Ameisen. — Dass der Zusammenhang und der Faunenaustausch zwischen Europa und Amerika hauptsächlich über Ost- asien stattgefunden hat, scheint die Vertheilung von Liometopum micro- cephalum in Osteuropa und Westnordamerika, die ähnliche Vertheilung der kornsammelnden Arten von Stenamma (subg. Messor) sowie das Vor- kommen von Camponotus pennsylvanicus in Japan und Sibirien zu be- weisen. Leider sind die Ameisen von China und Sibirien sowie von West- nordamerika sehr wenig bekannt. — Das indische Gebiet, das Land der Ochsen, Giratfen und Antilopen, der Elefanten und des Schuppen- thieres, sandte seine Erzeugnisse nach Südeuropa und Afrika. Ihm ver- dankt wohl die paläarktische Fauna ihre Pheidolemi& Monomorium, Tetra- morium caespitum, Crematogaster sordidula, Plagiolepis, Äcantholepis, Bothriomyrmex und vielleicht auch andere Arten. Aus der Mischung dieser Fauna mit der arktischen entstand die jetzige paläarktische Thierwelt. — Aber auch aus dem arktischen Gebiet kamen einzelne Thiere nach Indien. Wie nach Pawlow^) die Rhinocerotiden von Nordamerika nach Europa und erst später nach Indien und Afrika gelangten, so wanderte Camponotus pennsylvanicus bis nach Birmanien, Myrmica ritae Em, bis Borneo, Stenamma {Messor) barharum L. sogar bis zur Südspitze von Afrika. In Südeuropa bildete, wie ich nachgewiesen habe, die indische Fauna neben einer mesozoischen Urfauna den altern Theil der Ameisen- bevölkerung, zu welcher die arktischen Elemente erst im Miocän hin- zukamen. Die vom Norden vorrückenden Formen verdrängten wie ein Heer von Eroberern, von der Abkühlung des Klimas begünstigt, die meist auf subtropische Verhältnisse eingerichteten frühern Ein- wohner bis auf wenige Arten ; aber die Bernsteineinschlüsse zeigen uns, welche reiche Ameisenfauna Europa damals besessen hat. Seitdem Südamerika vom nördlichen System getrennt wurde, blieb Nordamerika offenbar viel selbständiger als Europa. Es gehörte später ausschliesslich zum arktischen Gebiet und hatte wohl keine directe Beziehung zum indischen. Die eigentliche arktische oder holarktische Fauna ist darum wahrscheinlich in Nordamerika lange Zeit einzig und allein Herrin des Landes geblieben, während im paläarktischen Fest- lande die Nachbarschaft des wohl nicht überall scharf abgegrenzten indischen Gebietes einen bedeutenden Einfluss ausübte. Sollte in Nordamerika jemals eine Bernsteinfauna entdeckt werden, so würde 1) M. Pawlow, Etudes sur l'histoire paleontologique des Ongul^s, i: Bull. Soc. Natur. Moscou., V. 6, p. 137 et suiv., 1892. 24* 352 C. EMERY, sie der jetzigen Fauna Europas (resp. der jetzigen nordamerikanischen) viel ähnlicher aussehen als der europäischen Bernsteinfauna ; sie dürfte bereits einen entschieden holarktischen Habitus gehabt haben. Die eigentlich arktischen Gattungen bildeten vermuthlich in Nordamerika nebst den mesozoischen Urformen die Mehrzahl der miocänen Ameisen fauna. Letztere enthielt aber wahrscheinlich auch einige eigenthümliche, zum Theil ausgestor- bene Formen oder auch solche, die jetzt nicht mehr im nearktischen Gebiet vorkommen 0- — Gb Ameisen indischen Ursprungs nach Nord- amerika gelangt sind, wie unter den Säugethieren der Bison und die Mastodonten, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Vielleicht ist Myr- mecina, eine Gattung, welche im malayisch-papuanischen Gebiet durch mehrere Arten vertreten ist, solch ein aus der Ferne gekommener Einwanderer; vielleicht auch Colobopsis und Monomorium minutuni. Tetramorium eaespitum ist nach Amerika zweifellos durch den Handel eingeführt worden. Die nordamerikanischen Crematogaster lineolata, ashmeadi, ver- miculata und pundulata sind unter einander sehr ähnlich und zugleich mit einigen mexicanisch-westindischen (C opaca Mayr, sanguinea ROG.) sowie mit der viel ausgedehntem paläarktischen und afrika- nischen Gruppe der C. scutelJaris Gl., inermis Mayr, aeqypüaca Mayr etc. nahe verwandt. Sehr wahrscheinlich hat Nordamerika die Stamm- formen jener Arten aus der paläarktischen Region bekommen; aber woher sind sie in diese hinein gekommen? Wollte man nach der jetzigen Hauptverbreitung und dem Reichthum an Formen urtheilen so müsste man Afrika als ihre ursprüngliche Heimath ansehen. Ich will lieber die Frage otfen lassen. — G. minutissima und missouriensis sind neotropischen Ursprungs. Als der Zusammenhang mit Südamerika hergestellt wurde, drangen viele neue Formen in das ihnen eröffnete nördliche Gebiet ein. Das Heer der Eroberer rückte von Süden nach Norden vor und wurde bald durch das rauhe Klima der Eiszeit zurückgehalten, nahm aber mit dem Schwinden der Gletscher und der zunehmenden Sommer- 1) Vielleicht gehört zu diesen die, wie es scheint, jetzt auf West- indien beschränkte Gattung Macromischa, wobei ich bemerken möchte, dass ein Theil der amerikanischen Arten sowie die 2 afrikanischen und die in Europa im Bernstein fossilen möglicher Weise nicht zur selben Gattung gerechnet werden dürfen. — Ueber Pogonomyrmex, Dory- myrmex etc. weiter unten. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 353 wärme seinen Marsch nordwärts wieder auf. So gelangte Atta tardi- grada Buckl. trotz des kalten Winters bis nach Pennsylvanien, Eciton- kviQn bis nach Missouri und Nord-Carolina '), Cryptocerus, Pseudomyrma und Xenomyrmex in Florida; und mit diesen eigent- lich südamerikanischen Gattungen wanderten Pheidole-, Solenopsis-, Crematogaster-^ Camponotus- Arten südamerikanischer Herkunft die gleichen Wege. Sie bilden alle zusammen den neotropischen Bestand- theil der nordamerikanischen Fauna ^). Noch eine besonders interessante Frage rauss hier behandelt werden : Fand auch eine Wanderung von Ameisen in umgekehrter Richtung, von Nordamerika nach Südamerika statt? Und damit ver- bindet sich auch die Frage, ob das südamerikanische Faunengebiet ein einheitliches ist oder, nach v. Jhering's Vorgang, in zwei früher getrennte Gebiete, Archiplata und Archiguiana, getheilt werden soll. Wenn wir die jetzige Ameisenfauna von Südamerika betrachten, so lassen sich für jedes dieser Gebiete charakteristische Gattungen aufweisen : für Archiplata die Genera Pogonomynnex^ Borymyrmex^ Forelius, eigenthümliche Monomorium-kriew von australichem Habitus und in Chile die kleine Gattung Heteroponera nebst den bis jetzt zu Lasius gestellten Arten; für Archiguiana die grosse Schaar der Attinen, Cryptocerus, Eciton, Azteca etc. Beide Faunen sind in Nord- amerika vertreten, und zwar kommen alle drei erstgenannten charak- teristischen Gattungen der Archiplata in den Südstaaten der Union und Mexico vor (Dorymyrniex auch in Westindien und Cayenne). Ich habe durchaus keinen Grund, die v. jHKRiNo'sche Darstellung der geographischen Verhältnisse von Südamerika in frühern geologi- schen Zeiten anzufechten; aber auch zugegeben, dass sie vollkommen richtig ist und dass jede der damals unabhängigen Festlandsstrecken ihre eigenen Ameisen erzeugte, so glaube ich doch nicht, dass aus der jetzigen Vertheilung derselben die Ursprungsheiraat der einzelnen Gattungen klargelegt werden kann. Die Ameisen sind Thiere, welche sich leicht über weite Gebiete verbreiten. Manche Arten von Pheidole, Crematogaster, Eciton, Camponotus etc. erstrecken sich ohne be- deutende Aenderung von Centralamerika oder von Mexico bis nach 1) Die Entdeckung des Eciton carolinense beweist, dass diese Gat- tung nicht, wie Jheeing auf Grund der ihm bekannten Funde glaubte, durch den Mississippi abgegrenzt wird. 2) Ich habe hier die in Mexico vorkommenden Ameisen nicht in Betracht gezogen; die arktische Fauna tritt hier zurück und die neo- tropische wird überwiegend. 354 C. EMERY, Südbrasilien und Paraguay. Als Pogonomyrmex, Dorymyrmex und Forelms vom La Plata-Gebiet nach Nordamerika, oder umgekehrt, wanderten, dürften sie wohl auf dem langen Wege zahlreiche Ab- kömmlinge zurückgelassen haben ; davon ist aber nichts übrig geblieben als eine aberrante Art von Pogonomyrmex (P. nägelii Forel) in Brasilien. Das bedeutet offenbar, dass diese Gattungen im eigentlich tropischen Südamerika jetzt keine günstigen Existenzbedingungen mehr finden und dass ihr Fehlen daselbst sich nicht daraus erklärt, dass sie nie da waren, sondern daraus, dass sie dort jetzt nicht mehr leben können. Ihre Wanderung geschah wahrscheinlich den Anden entlang zu einer Zeit, wo das Klima minder heiss und deswegen die Vegetation eine andere war als jetzt. Sie wurden später, beim Ein- tritt neuer Vegetationsverhältnisse, von der tropischen Ameisenfauna aus einem Theil ihres frühern Gebietes verdrängt. Aus dem Grund, weil die südlichen Arten von Pogonomyrmex und Dorymyrmex zahl- reicher sind als die nördlichen, dürfte man zunächst annehmen, dass die Wanderung dieser Thiere von Süden nach Norden geschehen ist. Es ist aber durchaus nicht unwahrscheinlich, dass diese Ameisen gleich den südamerikanischen Didelphys , Hirschen, Cameliden und Mast- odonten nordamerikanischer Herkunft sind. Ohne dafür strenge Be- weise aufi'ühren zu können, neige ich mehr zur letztern Annahme ^). Man könnte aber auch denken, dass die Einwanderung dieser Ameisen in ihre jetzigen getrennten Gebiete in viel älterer Zeit statt- gefunden hat und dass sie zur mesozoischen Urfauna gehören. Früher neigte ich zu dieser Anschauung, bin aber davon zurückgekommen. Wäre dem wirklich so, dann würde die specifische Identität von Dorymyrmex pyramicus und Forelius mac-cooki im nördlichen und südlichen Gebiet ein äusserst merkwürdiger Fall von Unveränderlich- keit der Arten sein. Ich glaube, dass die Vertheilung der Ameisen in Südamerika hauptsächlich von klimatischen und Vegetationsverhältnissen bedingt wurde. Offenbar können die Ameisen der temperirten Prairiengegend nicht die gleichen sein wie die des tropischen Urwaldes. Pogono- myrmex, und Dorymyrmex sind gerade Ameisen der Prairien und der Pampas; ihre Verbreitung entspricht dem Ueberwiegen der üppigen 1) Auch V. Jhbbinct (1. c. p. 416) neigt dazu, die südamerikanischen Pogonomyrmex aus Nordamerika abzuleiten. — Die Anwesenheit von P. occidentalis auf Honolulu ist ausserdem sehr bemerkenswerth und kaum anders zu erklären als durch eine Meer- oder Luftwanderung, welche in nicht sehr alten Zeiten stattgefunden haben dürfte. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Ameisenfauna. 355 Grasvegetation, Als im Pliocän der Faunenaustausch zwischen Nord- und Südamerika stattfand, mögen die Prairie-Ameisen in den höhern Gegenden von Columbieu, Peru und Bolivien zu ihrer Wanderung günstige Existenzbedingungen gefunden haben, die jetzt nicht mehr bestehen. Eine andere südamerikanische Gattung, welche über Archiplata und Nordamerika verbreitet ist, wenn auch in den äquatorialen Gegenden nicht fehlend, ist Brachymyrmex. Die Mehrzahl der beschriebenen Arten lebt in Südbrasilien und 2 Arten (beide unbeschrieben) in Chile. Ihre Herkunft möchte ich unentschieden lassen. Nun komme ich zu Lasius. Das angebliche Vorkommen von Arten dieses Genus in Neu-Seeland und in Chile hat zur Annahme geführt, dass diese Gattung eine ausserordentlich alte ist und wie Stigmatomma, Acanthoponera und andere Ponerinen bis weit in das mesozoische Zeitalter hineinreicht. Ein so hohes Alter glaubte ich für eine Gattung aus der Gruppe der echten Camponotinen nicht ohne Weiteres annehmen zu dürfen und hatte mir viel Mühe gegeben, um eine Erklärung dieser geographischen Verhältnisse zu finden, als ich von einer der chilenischen Arten das $ kennen lernte, welches mir durch die mächtig ausgebildeten Copulationsorgane durchaus nicht Lasms-artig vorkam. Die generische Stellung wurde dadurch in Frage gestellt, was mich veranlasste, die chilenische und die neuseeländische Art zu zergliedern, um den Pumpmagen zu untersuchen : es ergab sich, dass dieses Organ nicht wie bei Lasius, sondern wie bei Plagio- lepis gebaut ist. Die fraglichen Arten sind daher überhaupt nicht mit Lasius verwandt, sondern sie gehören zur sonst australischen Gattung Melophorus. - Nach dem Gesagten halte ich Lasius für eine typisch arktische Gattung, deren südliche Ausläufer in Asien sich nicht weiter als bis zum Himalaja erstrecken ; in Südamerika und in Neu-Seeland kommt sie überhaupt nicht vor. Wird nun angenommen, dass die im Gebiet der Archiplata lebenden Ameisengattungen Pogonomyrmex, Dorymyrmex und Forelius nicht zur alttertiären Fauna jenes Festlandstückes gehören, sondern von Nordamerika her im Pliocän eingewandert sind '), so bleibt (abgesehen 1) Manche Species anderer Gattungen dürfen wohl dieselben Wan- derungen gemacht haben. Der von mir jüngst beschriebene Camponofus borellü aus Argentinien ist mit den nordamerikanischen C. mac-cooki und vicinus sehr nahe verwandt und vielleicht vom Norden gekommen. Vielleicht sind auch andere (ob alle?) südamerikanische Unterarten von C. maculatus nördlichen, resp. indischen Ursprungs ! 356 C. EMERY, von der Ponerinen- Gattung Heteroponera mit nur 1 Species) über- haupt keine für jene Fauna eigene Ameisengattung übrig. Die Ameisenfauna von Archiplata war vermuthlich ebenso arm wie die neuseeländische und bestand vielleicht einzig und allein aus Ponerinen, Melophorus, Monomorium und Dacetoninen, wobei ich die nahe Verwandt- schaft des südbrasilianischen Genus Äcanthognathus mit dem neusee- ländischen Orectognathus hervorheben will. Diese Fauna wurde ostwärts der Anden von den dahin strömenden archiguianischen und nordamerika- nischen Ameisen überschwemmt und erhielt sich in Chile, wenn auch nicht un vermischt, doch reiner fort. Auch die Ameisenfauna Australiens dürfte zur Zeit der Abtren- nung jenes Continents hauptsächlich aus Ponerinen und wenigen Myr- micinen-Gattungen, wie Sima, Monomorium und Podomyrma bestanden haben. Auch Melophorus ist gewiss eine echte australische Gattung ; sonst dürften sämmtliche Camponotinen, welche mit wenigen Aus- nahmen entschieden indische Affinitäten aufweisen, und wohl auch Meranoplus und die nicht sehr zahlreichen Pheidole und Cremato- gaster später nach und nach auf dem Wege des Malayischen Ar- chipels eingewandert sein ^). Ob die Dolichoderinen Australiens, wie ich verrauthe, zur Urfauna dieser Region gehören oder nicht, möchte ich unentschieden lassen. Bemerkenswerth scheint mir der Umstand, dass die gegenwärtig nur in Australien und Neu-Caledonien lebende Gattung Leptomyrmex im sicilischen Bernstein gefunden worden ist. Dolichoderus, Iridomyrmex, Tapinoma, Bothriomyrm^ex sind jetzt weit verbreitet. Die Ameisenfauna, welche die diprotodonten Beutelthiere auf dem australischen Ende Südamerikas, v. Jhering's Archiplata, begleitete. 1) Dass viele Species erst in neuerer Zeit vom indischen Gebiet nach Australien eingewandert sind, oder umgekehrt, beweist die sehr nahe Verwandtschaft mancher Polyrhachis- tmd Camponotus -Arten Australiens mit malayischen, so z. B. : P. guerini Rog. mit laüfrons RoG., P. relucens Late. und var. hector F. Sm. mit mayri Bog., C. ma- culatus-novaehollandiae Mayk mit C. maculatus-mitis F. Sm. und die Identität anderer, wie P. rastellata Latk. Sonst sind aber die Ameisen Australiens noch zu wenig bekannt und eine gründlichere Erforschung jenes Festlandes sehr zu wünschen. — Eine continentale, wenn auch indirecte Verbindung mit Südasien ist durch die Anwesenheit von Aenictus in Queensland angedeutet (vergl. oben S. 348 Anm.) Sind die Anschauungen Hedley's richtig, so dürfte diese Gattung in Neu-Gtiinea vorkommen und zum papuanischen Theil der australischen Fauna ge- hören. Beiträge zur Kenntniss der nordamerikanischen Aroeisenfauna. 357 dürfte der damaligen Fauna Australiens und Neu-Seelands ähnlich gewesen sein und wie diese hauptsächlich aus Ponerinen und Myrmi- cinen bestanden haben, welchen sich auch noch Dolichoderinen und wenige niedere Camponotinen hinzugesellten. Nach diesem Excurs kehre ich auf die nordamerikanischen Ameisen zurück. Die jetzige Ameisenfauna von Nordamerika kann in folgende Bestandtheile zerlegt werden: A. Mesozoische Urfauna'). a) Die meisten Ponerinen: Stigmatomma, Ponera, Procera- tium? Sysphincta? Discothyrea, Leptogenys. b) Einige Myrmicinen: Sirumigenys, Monomorium, Lepto- thorax ? Die Myrmicinen: Stenamma, Pheidole, Solenopsis, Crema- togaster sowie die Camponotinen: Prenolepis, Campo- notus sind wahrscheinlich sehr alt, aber jedenfalls viel minder primitiv als die oben aufgeführten Ponerinen, B. Zur arktischen (holarktischen) Fauna gehörig. a) Mit paläarktischen Formen verwandt: Ponerinen: Ponera coarctafa, trigona und gilva. Myrmicinen: Myrmica, Messor, Aphaenogaster, Stenamma, Leptothorax (zum Theil), Formicoxemis, Tomognathus, Myrme- cina, Monomorium minutum, Crematogaster lineolata und Ver- wandte (Arten von Solenopsis?). Dolichoderinen: Dolichoderus, Liometopum, Tapinoma. Camponotinen: Lasius , Formica, Polyergus, Myrmeco- cystus, Camponotus herculennus und Verwandte, C. marginatus (die Unterarten von C. maculatus?), C. (Colobopsis) impressa (Prenolepis imparis?), Leptothorax- Arten. b) Speciell nearktisch : Lasius (subg. Äeanthomyops), Leptothorax (subg. Dichothorax und andere), Epoecus; ? Pogonomyrmex, Dorymyrmex, Forelius (ob aus Archiplata?) 1) Die Aufführung eines Gattungsnamens unter dieser Rubrik soll nur bedeuten, dass die betreffende Gattung zur mesozoischen Weltfauna zu gehören scheint, nicht aber, dass sie schon zu jener Zeit in Nord- amerika lebte. 358 C. EMERY, C. Neotropischer Herkunft (aus Archiguiana). Dorylinen: Eciton. Ponerinen: Odontomachus, Facliycondyla (einzelne Arten von Ponera, Leptogenys?). Myrmicinen: Pseudomyrma, Cryptocerus, Atta ; Xeno- myrmex, sämmtliche Pheidole- Arten, Crematogaster minutis- sima und missouriensis (Arten von Solenopsis?). Dolichoderinen: Azteca kommt in Mexico vor und dürfte in Texas kaum fehlen. Camponotinen: Brachymyrmex ? Camponotus abdominalis, senex , mina, , fumidus , socius und andere. Einige Preno- lepis. D. In neuerer Zeit (durch den Handel) eingeführt. Teframorium caespitum, T. guineense; Monomorium phara- onis, floricola ; Pheidole megacephala ? Prenolepis fulva, longi- cornis; Plagiolepis longipes. Durch diese Tabelle sind die Resultate der vorangehenden Er- örterung, soweit sie sich auf Nordamerika bezieht, in übersichtlicher Form dargelegt. Es bleiben aber noch viele Fragen ungelöst oder zweifelhaft. Manche werden wohl später in ein besseres Licht kommen, wozu eine gründlichere Kenntniss der exotischen Faunen von grossem Werth, eine von Specialisteu durchgeführte Bearbeitung der gegen- wärtig noch sehr schlecht bekannten fossilen Ameisen geradezu noth- wendig sein dürfte. Beiträge zur Kennfniss der nordameiikanischen Ameisenfauna. 359 Erklärung der Abbildungen. Tafel 8. Fig. 1. Sysphincta melina, it grösstes (J Breite der Cephalothorax öl mm 2| mm Länge des Cephalothorax 5i ,i 21 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 8| mm Länge eines Beines vom L Paare 6i „ Länge eines Beines vom 4. Paare 5i n Alle Exemplare Coli. Semper. Das grösste laut Semper's Katalog „aus Cahebe, Süsswasser- Brackwasser" ; Zaraboanga. Das mittlere suis Area; Palaosinseln. Das kleinste aus Lima divaricata; Ubay. JPinnotheres cardii n, sp, (Taf. 9, Fig. 4 und 5 ; Taf. 10, Fig. 4.) Rückenschild nicht viel breiter als lang, nicht kreisrund, sondern mehr viereckig, nackt, glatt, in der Mitte nicht stark gewölbt, aber nach vorn und den Seiten stark abfallend, Hinterrand nicht eingebuchtet, sondern nach aussen abgerundet. Stirn ragt nach unten vor. Pig- mentirte Augen sind vorhanden. Alle Extremitäten sehr schlank. 25* 368 OTTO BÜRO ER, Sclieeren auffallend laug. Handglied doppelt so lang wie hoch und auch doppelt so laug wie die Finger. Das 4. ikünpaar ist etwas kürzer als die 3 vordem Paare, welche annähernd gleich lang sind. Krallen aller Reine sind fast gleich ; sie sind kurz, gedrungen und be- sonders bei den vordem 3 Paaren stark nach iuueu gekrümmt. Auch Scheeren und Beine sind fast völlig nackt. Propodus der 2. Gnatho- poden ziemlich schlank, vorn abgerundet ; Dactylus griffelförraig, am Innenrande des Propodus nahe seinem Gelenk inserirt, hinter der Spitze des Propodus beträchtlich zurückbleibend. 1 eiertragendes $ aus Cardium unedo; Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 9 mm Länge des Cephalothorax 8 „ Mit diesem $ zusammen ist ein männlicher Pinnotheres aufge- funden, der aber so mannigfach von dem ? abweicht, dass ich es nicht ohne weiteres für erlaubt halte, ihn zur selben Art wie das $ zu rechnen, indess es auch vorläufig nicht für angezeigt erachte, für den- selben eine besondere Art aufzustellen. Die Differenzen sind haupt- sächlich folgende : Die Stirn des S springt stark vor ; in Folge dessen ist das Rückenschild sogar etwas länger als breit (4f mm lang, 4| mm breit). Die Scheeren sind plump; das Handglied ist fast so lang wie hoch, die Finger sind sehr klein. Die Beine sind an ihrer Innenseite stark behaart. Das Abdomen verjüngt sich nach seiner Spitze zu all- mählich. Es stimmen $ und S überein, was die 2. Gnathopoden an- geht. Flnnotheres gracilis n. sp, (Taf. 9, Fig. 6 und Taf. 10, Fig. 6.) Erinnert an P. affinis. Cephalothorax wenig breiter als lang; annähernd kreisförmig. Nicht stark, aber gleichmässig gewölbt ; nackt und glatt. Handglied der Scheeren doppelt so lang wie die Finger und auch doppelt so lang wie hoch. Das 2. Beinpaar ist länger als die übrigen; 1. und 3. sind annähernd gleich lang, das 4. ist be- deutend kürzer als jene. Die Krallen des 2. Beinpaares sind ziemlich kräftig, die der übrigen sind bedeutend kürzer und sehr klein. Alle sind nur wenig nach innen gekrümmt. Die Schenkelglieder der Beine an ihrer Innen- und Aussenseite stark behaart. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist lang, nicht auffällig verjüngt, sondern am Ende abgerundet. Der Dactylus ist griöelförmig, nach seinem Ende zu ver- Ein Beitrag zur Kenntniss der Pianotherinen. 369 jungt, am lunenrande des Propodus iüserirt uud diesen nicht über- ragend, sondern etwas hinter dessen Spitze zurückbleibend. Es liegen mir 3 $$ vor. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 6| mm Länge des Cephalothorax 5t ,> Länge eines Beines vom 1. Paare 7 mm Länge eines Beines vom 2. Paare 10 „ Coli. Semrer. — Parasit in Solen. — Fundort: übay. I*innotheres coarctatus n. sp. (Taf. 9, Fig. 7 und Taf. 10, Fig. 7.) Cephalothorax breiter als lang, in seiner hintern Hälfte seitlich eingebuchtet, im Uebrigen kreisförmif»^, ziemlich gleichmässig und stark gewölbt, Stirn nicht deutlich hervortretend. Handglied der Scheere fast doppelt so lang wie die Finger, nach der Basis der Finger zu höher werdend. Alle Beine schlank und an Breite nicht wesentlich, dagegen sehr an Länge verschieden. Das 3. Beinpaar übertrifft alle übrigen, welche sich ziemlich gleich sind, bedeutend an Länge. Die Krallen der vordem beiden Paare sind einander ziemlich gleich, kurz gedrungen und gerade, kaum merklich länger sind die des 3., die des 4. dagegen über doppelt so lang wie jene, aber auch fast gar nicht gekrümmt. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist etwa drei- eckig geformt, seine Basis ist breit, nach seinem Ende zu ist er stark verjüngt. Der Dactylus ist spateiförmig, am lunenrande des Propodus inserirt und am Ende abgerundet; er überragt den Propodus beträchtlich. Maasse: Breite des Rückenschildes 13| mm Länge des Rückenschildes 11 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 15 „ Länge eines Beines vom 4. Paare 12| „ Länge eines Beines vom 2. Paare 13 „ Länge der Krallen vom 2. Beinpaare 1 „ Länge der Krallen vom 4. Beinpaare 2|^ „ Coli. Semper. — Fundort : Zamboanga, aus „Cahebe", Süsswasser- Brackwasser. JPinnotheres barbatus n, sp. (Taf. 9, Fig. 8 und Taf. 10, Fig. 8.) Rückenschild fast kreisrund, wenig breiter als lang, nackt, stark 370 OTTO BÜRGER, und gleichmässig gewölbt ; Stirn nicht, dagegen der hintere Rand etwas vorspringend. 1. Beinpaar kürzer als die übrigen, die alle ziemlich gleich lang sind, Krallen des 4. Beinpaares ein wenig länger und dünner als die übrigen. Alle Beine sind schlank und zierlich, des- gleichen die Scheeren. Propodus der 2. Gnathopoden überaus breit, am Ende abgerundet. Dactylus ebenfalls breit, nach seinem Ende zu verjüngt, in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, diesen nicht überragend, sondern etwas hinter seiner Spitze zurück- bleibend. Gnatliostegit im Verhältniss zum Propodus schlank. Die Scheeren mit Ausnahme der Finger und die Gehbeine (auch deren Krallen) tragen einen Haarpelz, der sich aus gefiederten Haaren zu- sammensetzt. Solche finden sich auch an den 2. Gnathopoden und bilden einen dicken Schopf am Propodus. An der untern Hälfte des Gnathostegiten treten die einfachen Borsten mehr hervor. 1 $ aus Bonax sp. — Fundort: Aibukit. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 5| mm Länge des Rückenschildes 4| „ Finnotheres tnodiolicola n. sp, (Taf. 9, Fig. 9 und Taf. 10, Fig. 9.) Cephalothorax etwas breiter als lang; nicht kreisrund, sondern mehr trapezförmig; besonders nach vorn steil abfallend. Stirn deut- lich hervortretend. Handglied der Scheeren dick, etwa oval geformt. Finger auffallend kurz. Handglied doppelt so lang wie die Finger, aber kaum 1^ mal so lang wie hoch. Gehbeine sehr schlank, die beiden hintern Paare unbedeutend kürzer als die beiden vordem. Das 4. ist das kürzeste, besitzt aber die längsten Krallen ; diese sind auch beim 3. Paar ein wenig länger als beim 1. und 2. Krallen alle nur wenig nach innen gekrümmt. Propodus der 2. Gnathopoden ziemlich schmal, nicht verjüngt, vorn abgerundet. Dactylus schlank, griffei- förmig, am Innenrande des Propodus inserirt, diesen nicht überragend, sondern etwas hinter seiner Spitze zurückbleibend. Innerer Rand des Gnathostegiten springt oben stark mit einer Ecke vor, welche ge- zähnelt ist. 1 ? aus Modiola philippinarum. — Fundort: Philippinen. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 8 mm Länge des Rückenschildes 7 „ Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 371 Pinnotheres arcophilus n. sp. (Taf. 9, Fig. 10 und Taf. 10, Fig. 10.) Rückenschild breiter als lang, trapezförmig, nicht stark, aber gleichmässig gewölbt, nackt und glatt. Stirn hervortretend. Hiuter- rand ziemlich gerade. Handglied der Scheeren über doppelt so lang wie die auffallend kleinen Finger. Beine sehr schlank, alle annähernd gleich lang. Krallen alle wenig nach innen gekrümmt, ziemlich lang und schlank. Die der vordem 3 Beinpaare annähernd gleich lang, die des 4. doppelt so lang wie die des 3. Propodus der 2. Gnatho- poden lang und am Ende abgerundet. Dactylus fingerförmig, etwa in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, hinter dessen Ende bedeutend zurückbleibend. 2 $?, von denen eins Eier trägt, und 1 d; dieses ist viel kleiner als die $?, sein Rückenschild ist fast kreisrund und so breit wie lang, Krallen der beiden hintern Beinpaare länger als die der vordem, aber die Krallen vom 4. Beinpaar kaum länger als vom 3. Am Ab- domen sind die beiden Endglieder ziemlich gleich breit, aber bedeutend schmäler als die vordem Glieder. Aus Area. — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. Maasse: «rösstes 5 ^ Breite des Rückenschildes 6 mm S^ mm Länge des Rückenschildes 5^ „ 3^ „ JPlnnotheres tenuipes n. sp. (Taf. 9, Fig. 11 und Taf. 10, Fig. 11.) Cephalothorax annähernd kreisrund, nur wenig breiter als lang (Breite 6| mm, Länge 6 mm), gewölbt, glatt. Die Scheeren sind schlank, das Handglied ist 1| mal länger als die Finger und etwa doppelt so hoch wie lang. Die Gehbeine sind laug und sehr schlank. Sie sind fast alle gleich lang, das hintere Paar ist aber noch dünner als die vordem. Die Krallen der 3 vordem Paar Gehbeine sind kurz, relativ breit und bis auf die gekrümmte Spitze fast gerade. Die Kralle des hintersten Paares ist über doppelt so lang wie die der vordem, sehr schlank und in seiner ganzen Länge etwas nach innen gekrümrat. Scheeren und Beine sind auf der Innenseite mit einem kurzen Haarfilz besetzt. Der Propodus der 2. Gnathopoden verbreitert sich nach seiner Basis zu ausserordentlich, der Dactylus ist etwa nur halb so schmal, fingerförmig, am Ende nur ganz wenig verbreitert 372 OTTO BÜRGER, und so lang wie der Propodus. Dactylus am Innern Rand des Pro- podus dort eingefügt, wo derselbe eine Ecke in Folge seines plötzlich aufwärts steigenden Randes bildet. Der Gnathostegit springt an seinem Innern Rande im obern Drittel mit scharfer Ecke vor. Aus der Lunge einer Holothurie. — Coli. Semper. — Fundort: Ubay. Pinnotheres palaensis n. sp, (Taf. 9, Fig. 12 und Taf. 10, Fig. 12.) Die sechseckige Form des Rückenschildes ist sehr deutlich aus- geprägt. Der hintere Rand desselben ist nur wenig eingebuchtet ; die rundliche Stirn springt etwas vor. Von den Ecken sind die vor- dem und seitlichen ziemlich scharf, die hintern völlig abgerundet. Das Rücken Schild ist nicht sehr stark gewölbt, es fällt von der Mitte nach allen Seiten gleichmässig ab. Es ist nackt. Fast in der Mitte des Rückenschildes etwas nach hinten gerückt kommt eine dreieckige Figur zum Ausdruck. Alle Extremitäten sind sehr schlank. Das Handglied der Scheere ist doppelt so lang wie die Finger. Die beiden hintern Paar Gehbeine sind ein wenig länger als die vordem, aber Paar 4 ist etwas kürzer als 3. Bedeutend länger als die der vordem Gehbeine sind die Krallen vom Paar 3 und 4. Sie sind annähernd gleich lang und etwa 3 mal so lang wie vom Beinpaar 2. Alle Krallen sind nur wenig gekrümmt. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist breit, massig verjüngt, an seinem Ende abgerundet. Der Dactylus ist in der Mitte seines Innenrandes inserirt, lang und sehr schlank, griifelförmig, nach seinem Ende zu verjüngt. Er überragt den Pro- podus nicht nur nicht, sondern bleibt beträchtlich hinter dessen Spitze zurück. Innenrand des Gnathostegiten im obern Viertel vorgewölbt und gezähnelt, sonst nach der Basis zu fast gerade ver- laufend. 1) Ein eiertragendes $ aus Area scapha. — Fundort: Palaos- Inseln. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 104^ mm Länge des Cephalothorax 8 „ Länge eines Beines vom 2. Paare 9 „ Länge eines Beines vom 3. Paare 11 „ Länge eines Beines vom 4. Paare 10 „ 2) 4 zum Theil eiertragende ?? aus Area sp. — Fundort: Palaos- Inseln. — Coli. Semper, weichen von dem an erster Stelle be- Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 373 schriebenen $ nur etwas in der Gestalt des Cephalothorax ab. Die Ecken sind nämlich stärker abgerundet. Maasse: grösstes ^ Breite des Cephalothorax 10|^ mm Länge des Cephalothorax 8 „ 3) 4 meist eier tragende ?? aus Placuna sella. — Fundort : Ubay. — Coli. Semper, welche von 1 zum Theil dadurch abweichen, dass der Hinterrand des Rückenschildes etwas eingebuchtet ist. 4) rechne ich zu dieser Art 2 ?? und 2 SS aus Byssoarca sp. — Fundort: Burias (Philippinen). — Coli, Semper, Die SS sind bedeutend kleiner als die ??. Ihr Rückenschild ist stärker gewölbt, an den Seiten abgeplattet, aber sonst ziemlich kreis- rund. Die Stirn springt stark nach vorn vor. Die Scheeren sind klein, das Handglied ist im Vergleich mit den ?? verkürzt und ver- breitert. Die Endglieder des männlichen Abdomens sind gleich breit. Maasse: grösstes 5 grösstes ^ Breite des Rückenschildes 7 mm 3| mm Länge des Rückenschildes 5|- „ 3| „ JPinnotheres latissimtis n, sp. (Taf. 9, Fig. 13 und Taf, 10, Fig 13.) Unterscheidet sich von P. palaensis auffällig durch die noch be- deutendere Breite seines Rückenschildes im Verhältniss zur Länge. Dasselbe ist fast um ^r breiter als lang und weist somit Proportionen auf, wie wir sie bei Pinnixia antreffen. Ferner ist der hintere Rand stark eingebuchtet. Die Scheeren sind autfallend breit und seitlich sehr stark zusammengedrückt. Der unbewegliche Finger ist viel kürzer als der bewegliche. Die Gehbeine verhalten sich wesentlich wie bei Ä. palaensis, desgleichen Propodus und Dactylus der 2. Gnathopoden. Indessen verhalten sich ihre Gnathostegiten anders, da sie am Innenrande nicht gezähnelt sind. Fundort: Manila, — Coli. Semper, Maasse : Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 6| „ I*innotheres similis n. sp, (Taf, 9, Fig. 14). Steht P, latissimus sehr nahe, Rückenschild um ^ breiter als lang, glatt und nackt, wenig gewölbt. Stirn nur ein wenig nach unten vortretend. Hinterrand nur ganz schwach eiuge- 374 OTTO BÜRGER, buchtet, Scheeren viel schlanker als bei P. latissimus, weniger zusammengedrückt, beide Finger gleich lang. Krallen des 3. Beinpaares zwar läoger als die des 1. und 2., aber kürzer als die vom 4. 2. Gnathopoden ganz wie bei P. latissimus. Fundort: übay. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 6 mm JPinnotheres rhombi/er n. sp. (Taf. 9, Fig. 15 und Taf. 10, Fig. 14.) Die sechseckige Gestalt des Rückenschildes kommt sehr auffallend zum Ausdruck. Namentlich die vordem und seitlichen Ecken springen ziemlich scharf vor. Das Rückenschild erinnert sehr an das von P. palaensis, indess ist es im Verhältniss zur Länge weniger breit als dort und stärker gewölbt. Der hintere Rand ist tief eingebuchtet? die rundliche Stirn springt vor. In der Mitte des Rückenschildes' dem hintern Rande genähert, bemerkt man eine rautenförmige Figur. Die Scheeren sind viel schlanker als bei P. palaensis und seitlich nicht comprimirt. Die beiden hintern Paar Gehbeine sind länger als die vordem; das hinterste Paar ist das längste. Die Krallen der beiden vordersten Paar Gehbeine sind ausserordentlich kurz, die der beiden hintern sehr lang. Die des 3. Paares sind kürzer und dünner als die des 4. Auch hinsichtlich der 2. Gnathopoden erinnert unsere Art auffallend an P. palaensis, da Dactylus und Propodus sich ebenso wie dort verhalten und auch der Gnathostegit in der Form kaum abweicht. 2 $$ aus Pectunculus aurifluus. — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. Maasse: grösseres ^ kleineres 5 Breite des Rücken Schildes 9 mm 7i- mm Länge des Rückenschildes 7-|„ 5f » JPinnotheres latus n. sp, (Taf. 9, Fig. 16 und Taf. 10, Fig. 15.) Cephalothorax bedeutend breiter als lang, Hinterrand gerade, sonst bogenförmige Begrenzungslinien zeigend. Die rundliche Stirn ragt ein wenig hervor. Handglied der Scheere nicht ganz doppelt so lang wie die Finger ; an der Basis der Finger etwa so hoch, wie die Finger lang sind. Alle Beine schlank, das 3. Paar etwas länger als die Ein Beitrag zur Kenntniss der PinnotherineD. 375 Übrigen. Das kürzeste Paar ist das vorderste; das 4. Paar ist nur ein wenig länger als jenes, aber bedeutend dünner als alle übrigen Beine. Krallen der 3 vordem Beinpaare sehr kräftig, d. h. lang und dabei dick; nur wenig nach innen gekrümmt, Krallen des 3. etwas, des 4. Paares bedeutend länger als die der übrigen, aber dabei schlanker als jene. Propodus der 2. Gnathopoden ziemlich breit, nach der Spitze zu nicht verjüngt, sondern abgerundet. Dactylus in der Mitte des Innenrandes vom Propodus inserirt, mehr spatel- als griffei- förmig, den Propodus nicht überragend, aber seine Spitze erreichend. Innerer und äusserer Rand des Gnathostegiten in der obern Hälfte fast gerade einander parallel verlaufend. 1) 4 eiertragende $? aus Pinna sp. — Fundort : Burias. 2) 4 eiertragende ?$ aus Pinna nigrina. — Fundort: Palaos- Inseln. — Beide Coli. Semper. Maasse: Grösse eines ? von 1). Breite des Rückenschildes 16| mm Länge des Rückenschildes 12f „ Länge eines Beines vom 3. Paar 21 „ Länge eines Beines vom 4. Paar 16 „ Länge eines Beines vom 2. Paar 18^ „ Länge eines Beines vom 1. Paar 154- „ Krallen vom 2. Beinpaar lang 2-|- ,, Krallen vom 4. Beinpaar lang 4:^ „ Pinnotheres pernicola n. sp. (Taf. 9, Fig. 17 und Taf. 10, Fig. 16.) Cephalothorax bedeutend breiter als lang, nackt, glatt, massig gewölbt, aber nach vorn stark abfallend. Alle Extremitäten schlank und zierlich. Handglied der Scheere 11 mal so lang wie die Finger. Von den Beinen ist das 3. Paar das bei weitem längste, das 1. Paar das kürzeste ; 2. und 3. Paar stimmen an Länge ziemlich überein. Die Krallen der beiden hintern Beinpaare sind auffallend länger als die der vordem. Die des 3. Paares sind aber länger als die des 4. Die Krallen des 2. Paares sind etwa 3 mal, die des 4. nur etwa doppelt so lang wie die des 2. Die Krallen vom 1. und 2. Beinpaar sind annähernd gleich lang. Von den Krallen sind nur die des 3. Bein- paares stärker nach innen gekrümmt, die übrigen gerade. Die 2. Gnathopoden verhalten sich ähnlich wie bei P. gracilis. Der Pro- podus ist ziemlich breit, nur vorn etwas verjüngt, er endet abgerundet. Der Dactylus ist ziemlich kurz, am Innenrande des Propodus inserirt, 376 OTTO BÜRGER, fingerförmig, nach seinem Ende zu verjüngt und etwas nach dem Pro- podus zu gekrümmt; er überragt den Propodus nicht, sondern reicht nur genau bis zu dessen Spitze, 1) Ein eiertragendes ?. Maasse : Breite des Cephalothorax 7^ mm Länge des Cephalothorax Länge eines Beines vom 2. Paar Länge eines Beines vom 3. Paar Länge eines Beines vom 4. Paar Coli. Semper. Aus Perna sp 5^ 7 mm; Kralle | 12^ „ Kralle 2^ 6f „ Kralle U Fundort: Ubay. 2) Noch ein eiertragendes $, bei dem die Krallen des 3. Bein- paares fast so lang sind wie die des 4. Maasse : Breite des Rückenschildes Länge des Bückenschildes Aus ? — Fundort: Ubay. — Coli. Semper. 8| mm 6^ „ Finnotheres parvulus Stimpson. (Tai 9, Fig. 18 und Taf. 10, Fig. 17.) Stimpson, in : Proceed. Acad. Nat. Soc. Philadelphia, 1858, p. 108. DE Man, Bericht üb. d. v. Dr. J. Brock im ind. Archipel gesam. Deca- poden und Stomatopoden, in: Arch. f. Naturg., Jahrg. 53, 1887, V. 1, p. 383 und Rep. podophthalmous Crustacea of the Mergui Archip., in: Journ. Linn. Soc. London Zool., V. 22, 1888, p. 105. Obtmann, Die Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, in: Zool. Jahrb., V. 7, Abth. f. Syst., 1894, p. 699, tab. 23, fig. 12. Rückenschild breiter als lang, Hinterrand gerade oder etwas ein- gebuchtet. Stirn etwas vorspringend. Die beiden hintern Beinpaare länger als die vordem, annähernd gleich lang; ijjre Kralleu sind länger als die übrigen. Die Kralle des hintersten Beinpaares ist aber etwas dünner imd länger als die des 3. Nur die Krallen des 4. Beinpaares sind auffallend nach innen gekrümmt, die andern fast gerade. Dac- tylus grifielförmig, den Propodus nicht überragend. 1) 2 ?? aus Mytilus. — Fundort: Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : grösstes 5 Breite des Rückenschildes 9 mm Länge des Rückenschildes 7^ „ 2) stelle ich hierher ein $ von Burias, das sich aber von den Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 377 vorher beschriebenen durch sein etwas breiteres Rückenschild, die ein wenig langem Scheeren und die letzten beiden Beinpaare unterscheidet. Von diesen ist nämlich das 4. Paar kürzer als das 3. Vielleicht re- präsentirt das mir vorliegende $ eine besondere Art. Maasse : Breite des Rückenschildes 11^ mm Länge des Rückenschildes 8| „ Pinnotheres exiguus n. sp, (Taf. 9, Fig. 19 und Taf. 10, Fig. 30.) Scheint eine sehr kleine Art zu sein, die P. parvulus sehr nahe steht. Cephalothorax breiter als lang, sechseckig, hinterer Rand etwas eingebuchtet, Stirn vorragend. Scheeren und Beine ganz wie bei P. parvulus. Weicht von P. parvulus hauptsächlich durch den Dac- tylus der 2. Gnathopoden ab, welcher nicht hinter der Spitze des Propodus zurückbleibt, sondern genau bis zu dieser reicht, 4 $$, von denen 3 Eier tragen. — Fundort : Palapa auf der Insel Samar. — Coli. Semper. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 5| mm Länge des Cephalothorax 4| ,, JPinnotheres consors n. sp, (Taf. 9, Fig. 20 und Taf. 10, Fig. 18.) Aus derselben Circe wie P. rotundatus. Unterscheidet sich von diesem durch den etwas breitern Cephalothorax, welcher auch stärker gewölbt ist und die kürzern und gedrungenem Scheeren. Handglied kaum doppelt so lang wie die Finger der Scheere. Die Gehbeine stimmen bis auf die Krallen mit denen der vorausgehenden Art über- ein. Krallen vom Paar 3 und 4 gleich lang. Dactylus der 2. Gna- thopoden noch länger und schlanker als bei jener; erüberragtden Propodus nicht, reicht aber bis zu dessen Spitze. Der Gnatho- stegit springt mit seinem Innenrande in seinem obern Viertel mit scharfer Ecke vor. Mit P. rotundatus zusammen aus Circe. — Fundort : Palaos-Ins. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 10| mm Länge des Rückenschildes 8f „ 378 OTTO BÜRGER, J^nnotheres rotundatus n. sp. (Taf. 9, Fig. 21 und Taf. 10, Fig. 19.) Breite des Cephalothorax im Verhältniss zur Lauge weniger be- deutend als bei deu übrigen sechseckigen Piunotheren. Hinterer Rand des Rückenschildes nicht eingebuchtet, sondern gerade. Stirn stark vorspringend. Die Beine verhalten sich ganz wie bei P. pa- laensis. Scheereu stärker und länger als dort. Der innere Rand des Gnathostegiten springt in seinem obern Viertel mit einer rundlichen Wölbung vor. Dactylus des 2. Gnathopoden lang, griff ei- förmig, Basis ziemlich breit, ziemlich stark verjüngt, den Pro- podus bedeutend überragend. Handglied 2\ mal so lang wie die Finger, Aus Circe. — Fundort : Burias (Philippinen). — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 12 mm Länge des Cephalothorax 11 », Breite der Stirn 2| „ JPinnotheres nudifrons n. sp. (Taf. 9, Fig. 22 und Taf. 10, Fig. 20.) Sechseckige Gestalt des Rückenschildes tritt scharf hervor, trotz- dem die Ecken abgerundet sind; breiter als lang, Stirn nach unten stark vorragend, Hinterrand des Rückenschildes eingebuchtet, Rücken- schild massig gewölbt nach vorn steiler abfallend. Handglied der Scheeren gedrungen, nicht viel länger als hoch, doppelt so lang wie die Finger. Beine schlank, 1. Paar kürzer als die übrigen, diese an- nähernd gleich lang, Krallen der vordem beiden Beinpaare kurz und gedrungen, die hintern dünn und mindestens doppelt so lang wie die vordem. Die Krallen des hintersten Beinpaares sind die längsten. Am wesentlichsten weicht P. nudifrons von den übrigen sechseckigen Pinnotheren durch den Dactylus der 2. Gnathopoden ab. Derselbe ist kurz und kegelförmig (er besitzt eine sehr breite Basis und ver- jüngt sich stark), überragt den breitern, am Ende abgerundeten Pro- podus nicht, reicht aber genau bis zu dessen Spitze. 2 eiertragende $?. — Fundort: Lapinig. — Coli. Semper. Maasse: grösstes 5 Breite des Cephalothorax 7 mm Länge des Cephalothorax 6 „ Ein Beitrag zur Eenntniss der Pinnotherinen. 379 Pi'nriotheres ff laber n. sp. (Taf. 9, Fig. 23 und Taf. 10, Fig. 21.) Rückenschild breiter als laug, trapezförmig, glatt, uackt und fast eben, nur nach den Seiten und vorn stark abfallend, Hinterrand ge- rade, Stirn ein wenig nach unten vortretend. Alle Extremitäten zier- lich und schlank; Handglied der Scheere fast doppelt so laug wie die Finger und mehr als doppelt so lang wie hoch. Das 2. Bein- paar das längste, 1. und 3. Beinpaar annähernd gleich lang, 4. etwas kürzer. Die Kralleu aller Beine sehen fast übereiu aus; sie sind sämmtlich sehr kurz. Dactylus der 2. Guathopodeu lang und griftelförmig, an der Spitze des kurzen Propodus inserirt und diesen weit überragend. 2. Gnathopoden erinnern au die von P. longipes. P. glaber unterscheidet sich von ihm besonders durch die Gestalt des Rückenschildes, das dort mehr viereckig ist, ferner durch die Beine, welche dort noch schlanker sind. Mir liegen vor 5 $$, von denen 3 Eier tragen, und 6 S^. Die eiertragenden $$ sind viel grösser als die SSi welche sich ausserdem von den ?? durch die relativ grössern und viel gedrungenem Scheeren unterscheiden. Das Handglied ist fast so hoch wie lang. Ferner ist das Rückenschild fast so lang wie breit und die Stirn ragt etwas nach vorn vor. Aus Tapes turgida. — Fundort : Palaos-Inseln. — Coli. Semper. MaaSSe: grösstes 5 grösstes ^ Breite des Rückenschildes 9 mm 5 mm Länge des Rückenschildes 7 „ 4f „ Pinnotheres longipes n. sp. (Taf. 9, Fig. 31 und Taf. 10, Fig. 22.) Cephalothorax fast so lang wie breit. Nach voru und den Seiten stark abfallend, annähernd viereckig, ziemlich glatt und nackt, Hinter- rand gerade, Stirn nach unten etwas vorragend. Scheeren schlank, Handglied etwa doppelt so lang wie hoch und auch doppelt so lang wie die Finger. Beine sämmtlich sehr schlank, 2. Paar etwas länger als die übrigen, 4. Paar ist das kürzeste. Die Kralleu des 2. Paares sind etwas länger als die übrigen, welche ziemlich kurz und wenig gekrümmt sind. Die Beine sind völlig nackt. Sehr charakteristisch sind die 2. Gnathopoden. Der griiielförmige, ziemlich lange Dactylus ist an der Spitze des kurzen Propodus inserirt und ragt also weit über diesen hinaus. 1 $. — Fundort : Aibukit. — Coli. Semper. 80 OTTO BÜRGER, Maasse : Breite des Cephalothorax 8f ram Länge des Cephalothorax 8 „ Länge eines Beines vom 2. Paar 11 „ Länge eines Beines vom 3. Paar 9 „ Länge eines Beines vom 4. Paar 7 „ Finnotheres impressus n. sp. (Taf. 9, Fig. 24 und Taf. 10, Fig. 23.) Sehr P. glaher ähnlich. Indessen sind die Scheeren noch dünner und schlanker als dort. Dactylus der 2. Gnathopoden länger als bei P. glaher. Hauptunterschied von dieser Art besteht in der Form des Gnathostegiten. Derselbe springt bei P. impressus im oberen Drittel seines Inuenrandes mit scharfer Ecke vor, bei P. glaher ist er dort abgerundet und nur wenig vorgewölbt. Die 3 vordem Beinpaare sind annähernd gleich lang, das 4. ist wesentlich kürzer. 2 eiertragende ??. — Fundort: Aibukit. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 7| mm Länge des Rückenschildes 6i » JPlnnotheres laevis n. sp, (Taf. 9, Fig. 25 und Taf. 10, Fig. 24.) Rückenschild trapezförmig, ziemlich flach, nackt und glatt, etwas breiter als lang, Hinterrand eingebuchtet. Alle Extremitäten sehr schlank, besonders die Scheerenfüsse. Die beiden vordem Paar Geh- beine etwa gleich lang, die beiden hintern kürzer, das 4. Paar kürzer als das 3. Alle unbehaart. Dactylus an der Spitze des Propodus inserirt, kurz-kegelförmig. 1 eiertragendes ? aus Coralliophaga sp. — Fundort: Palaos-Ins. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Cephalothorax 6| mm Länge des Cephalothorax 5t « IH>nnotheres trapezi/ormis (Nauck). (Taf. 9, Fig. 26 und Taf. 10, Fig. 25.) Syn. Holothuriophilus trapeHformis E. Nauck, Das Kaugerüst der Brachyuren, in: Z. wiss. ZooL, V. 34, 1880, p. 66 und J. G. de Man, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. 381 Uebersiclit der indo-pacifischen Arten der Gattung Sesarma etc., in : Zool. Jahrb., V. 2, 1887, p. 721. Cephalothorax bedeutend breiter als lang (Breite 14 mm, Länge 10 mm), glatt, ohne Furchen. Hinderrand und Seitenränder gerad- linig, letztere verlaufen mit einander fast parallel. Der Vorderrand beschreibt einen flachen Bogen. Die Stirn ist schmal und fällt senk- recht nach unten ab. Augen sind vorhanden. Das Handglied der Scheere ist fast doppelt so lang wie jeder der Finger und etwa 1^ mal so lang wie hoch. Die Scheere besitzt an ihrem untern Rande einen dichten, bartartigen Haarfilz; sonst ist sie völlig glatt. Der Carpus des 2. Gnathopoden ist grösser als der Propodus. Der Dactylus ist am freien Ende keulenförmig verbreitert, er überragt den Propodus etwas und ist am Innenrande desselben, nahe dem Carpalgelenk, ein- gefügt. Dactylus und Propodus sind mit sehr langen, der Carpus mit kürzern, starken Borsten besetzt. Alle Gehbeine sind kurz. Die 3 vordem Paare sind annähernd gleich lang, das 4., hinterste Paar, ist etwas kürzer. Die Krallen sind alle gleich lang und fast gar nicht gekrümmt. Die Gehbeine weisen an ihrer Innenseite einen Haarpelz auf, sonst sind sie nackt und glatt. Das Originalexemplar ist ein eiertragendes ?. — Coli. Semper. — Fundort : ? — Aus Holothuria maxima Semper. Ein zweites, noch nicht beschriebenes Exemplar ist viel kleiner als das vorige und ein $. Länge des Cephalothorax 8|^ mm, Breite 5 mm. Das Abdomen ist ziemlich breit, verjüngt sich allmählich nach hinten und endet abgerundet. Coli. Semper. — Fundort : Mazatlan. — Aus Holothuria inornata Semper. JPinnotheres holothuriae Semper. (Taf. 9, Fig 27 und Taf. 10, Fig. 26 und 36.) C. Semper, Die natürlichen Existenzbedingungen der Thiere, Leipzig 1880, V. 1, p. 78 und 99. Das Rückenschild dieser grossen Art ist bei den $? mehr vier- eckig als rund, wenig breiter als lang, nackt, ziemlich stark und auffallend gewölbt ; sein hinterer Rand ist fast geradlinig, der vordere beschreibt einen sehr flachen Bogen; die Seitenränder verlaufen des- gleichen geradlinig und einander parallel. Bei den mir vorliegenden S3 beschreiben auch die Seitenränder je einen Bogen, so dass das Rückenschild mehr rund aussieht. Ferner ist bei den SS das Rücken- schild ziemlich flach. Die Stirn springt nach vorn vor. Ihr vorderer Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 26 382 OTTO BÜRGER, Rand ist fast gerade abgestutzt und nur in der Mitte ein klein wenig eingebuchtet. Bei den $? fällt das Etickenschild nach vorn ziemlich steil ab. Die Stirn springt ebenfalls, aber nach unten, vor. Die Scheeren sind gedrungen, das Handglied ist nur 1| — 1^ mal so lang wie die Finger und etwa H mal so lang wie hoch. Handglied und Finger sind aussen nackt. An seiner Innenseite dagegen ist das Hand- glied mit einem dichten und langen Haarfilz besetzt, der auf die Fingerbasen übergreift. Die 3 vordem Paar Gehbeine sind gleich lang und überein gebaut. Sie sind ziemlich schlank. Ihre Endglieder, die Krallen, sind sehr kurz, dünn, etwas nach innen gekrümmt und etwa nur } so lang wie die vorletzten Glieder. Das 4. Paar Geh- beine ist etwas länger als die übrigen. Es hat dies seinen Grund in den sehr langen Kralleu, mit denen es ausgestattet ist. Dieselben sind um das 3— 4fache länger als die Krallen der übrigen Beine und kommen der Länge des vorletzten Gliedes der 4. Gehbeine gleich. Diese riesigen Krallen sind schlank, aber doch relativ dick und fast vollständig gerade. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist an- nähernd dreieckig ; an der Basis sehr breit, nach seinem Ende zu allmählich verjüngt und schliessHch abgerundet. Der Dactylus ist ziemlich breit, am Ende noch etwas mehr verbreitert, also spatei- förmig; er überragt den Propodus nicht, sondern bleibt etwas hinter seiner Spitze zurück. Der Gnathostegit ist kurz und sehr breit. Sein innerer Rand springt im oberen Drittel stark vor. Mir liegen 8 ?? und 3 SS vor. Letztere sind alle ausserordent- lich klein. Von den $$ sind grosse und kleine Formen vorhanden. MaaSSe : grösstes O kleinstes O grösstes ^ Breite des Rückenschildes . . . . 11| mm 6 mm 5f mm Länge des Rückenschildes .... 10|^ „ 5| „ 5| „ Parasit in der Lunge von Stichopus variegatus^ in der noch eins der mir vorliegenden Individuen eingeschlossen ist. Coli. Semper. — Fundort: Zamboanga. Finnotheres semperi n, sp, (Taf. 9, Fig. 28 und Taf. 10, Fig. 27.) Rückenschild kaum breiter als lang, ziemlich kreisrund, nicht stark gewölbt, rauh, mit einem sehr kurzen Haarfilz bedeckt. Stirn vorragend, Hinterrand nach aussen vorgewölbt. Scheeren relativ sehr gross. Handglied fast so hoch wie lang, etwas länger als die Finger, aber ziemlich dünn. Beine kurz, ziemlich breit und deshalb plump Ein Beitrag zur Kenutniss der Piimotheriueii. 383 aussehend. 1. und 2. Paar annähernd gleich lang, 3. und 4. kürzer, aber das 4. noch bedeutend kürzer als das 3. Krallen aller Beine gleich, kurz, in eine sehr feine Spitze auslaufend, diese nach innen gekrümmt. Beine und Scheeren (auch die Basis der Finger) mit einem kurzen, dichten Haarfilz besetzt. Propodus und Dactylus der 2. Gnathopoden völhg gleich lang und auch ziemlich gleich breit. Letzterer am Gelenk des erstem inserirt. Propodus nach seiner Spitze zu allmählich etwas verjüngt, Dactylus indessen ein wenig spateiförmig verbreitert. Gnathostegit kurz und breit, sein Innenrand in der Mitte stark vorgewölbt. 1 $ und 1 (J; Gnathostegit bei letzterm relativ grösser als beim ?, S Abdomen am Ende gerade abgestutzt, nicht stark verjüngt. $ und S in der Grösse nicht auffallend verschieden. Aus der Cloake von Holothuria fuscocinerea. — Fundort: Java. — Coli. Bleekjjr. Maasse : $ S Breite des Rückenschildes 7 mm Q^ mm Länge des Rückenschildes 61 ,? 61« Finnotheres flaviis Nauck. (Taf. 9, Fig. 29 und Taf. 10, Fig. 29 und 35.) E. Nauck, Das Kaugerüst der Brachyuren, in: Z. wiss. Zool., V. 34, 1880, p. 66. J. G. DE Man, Uebersicht der indo-pacifischen Arten der Gattung Se- sarma etc., in : Zool. Jahrb., V. 2, 1887, p. 720. Cephalothorax nur wenig breiter als lang (z. B. $ Breite 11 mm, Länge 9| mm ; Breite 9| mm, Länge 8f mm ; S Breite 7 mm, Länge 6 mm). Seitenränder annähernd parallel und geradlinig verlaufend. Vorder- und Hinterrand beschreiben einen flachen Bogen. Rücken- schild in der Mitte stark gewölbt. Der ganze Körper und auch die Extremitäten sind mit einem kurzen, dichten Haarfilz bedeckt. Nur die Finger der Scheeren und die Mitte des Rückenschildes sind glatt; vielleicht ist bei letzterm, wie de Man meint, der Filz abgerieben. Das Handglied der Scheere ist etwa doppelt so lang wie hoch und U mal so lang wie die Finger. Das hintere Paar des Gehbeine ist etwas kürzer als die vordem. Die Krallen sind alle gleich lang und laufen in eine sehr feine Spitze aus, welche nach innen gekrümmt ist. Propodus der 2. Gnathopoden an seiner Basis verbreitert, nach seiner Spitze zu allmählich verjüngt; Dactylus breiter als der 26* 384 OTTO BÜRGER, Propodus, an dessen innerer Ecke am Carpalgelenk eingefügt, an der Spitze keulenförmig verbreitert und den Pro- podus etwas überragend. Gnathostegit an seinem Innenrande in der Mitte stark vorgewölbt und hier gezähnelt. Vom Propodus und Dactylus geht ein Schopf von langen, starken Borstenhaaren aus. Mit solchen ist auch der Gnathostegit, vornehmlich in seinem mittlem und untern Abschnitt, besetzt. Mir liegen 6 SS und 6 $? vor, erstere sind alle nur annähernd halb so gross wie die $$. Das männliche Abdomen ist sehr schmal, an seinem Ende gerade abgestutzt und in seinen 4 Endgliedern nur wenig verjüngt. Coli. Semper. — Fundort: Zamboanga (Philippinen). Von derselben Art liegen mir noch 2 $? und 3 SS vor, welche Semper bei Ubay in einer Inicht weiter bestimmten Holothurie auf- gefunden hat. Sie sind Doch bedeutend dichter behaart als die vorigen, selbst die Finger der Scheeren sind von der Behaarung nicht frei. Die SS sind etwas grösser als die vorigen (beim grössten S beträgt die Breite 9| mm, die Länge 8^ mm). I*innotheres ortwianni n. sx>* (Taf. 9, Fig. 30 und Taf. 10, Fig. 28.) Cephalothorax wenig breiter als lang, rundlich, stark gewölbt, nach vorn besonders steil abfallend, nackt, Stirn nur wenig nach unten vorragend. Scheeren kräftig. Handglied etwa 1| mal so lang wie die Finger. Handglied und Finger aussen nackt, an ihrer Innenfläche aber mit einem langen und dichten Haarfilz besetzt. 4. Paar Beine etwas läüger als die übrigen, diese alle gleich lang. Krallen der vor- dem 3 Paar ungemein kurz, stummelartig, des 4. Beinpaares aber sehr lang (etwa so lang wie das vorletzte Glied des Beines). Auch die Beine tragen alle an ihrer Innenseite einen langen, bartartigen Haarbesatz, selbst die Krallen besitzen ihn, indess ist er hier kürzer. Propodus des 2. Gnathopoden schlank, nach vorn etwas verjüngt, Dactylus am Innenraude desselben inserirt, nach dem Ende zu ver- breitert, spateiförmig, die Spitze des Propodus erreichend. Propodus und Dactylus tragen einen langen Schopf gefiederter Borsten, mit solchen ist auch der Gnathostegit besetzt. Auch die Borsten, aus denen der Haarfilz der Scheeren und Beine sich zusammensestzt, sind gefiedert. 1 eiertragendes $. Fundort: Aibukit. Coli. Semper. Ein Beitrag zur Eenntniss der Pinnotherinen. 385 Maasse : Breite des Cephalothorax 15mm Länge des Cephalothorax 14 „ Kralle vom 3. Beinpaar 1 „ Kralle vom 4. Beinpaar 3^ „ Genus: Durekheimia (Rüppell in M. S.) de Man. Die Ränder des Rückenschildes sind nach aufwärts gekrempt, es wird durch eine mediane, rifiärtige Erhebung in eine rechte und linke Hälfte getheilt. Merus und Ischium der 2. Gnathopoden verwachsen. Dactylus der 2. Gnathopoden vorhanden. Augen rudimentär. Durchheimia caeca n, sp, (Taf. 9, Fig. 33 und Taf. 10, Fig. 31.) Diese Form fällt besonders durch ihr sehr eigenthümlich gestal- tetes Rückenschild auf. Die Ränder desselben sind nämlich nach oben aufgekrempt, so dass das Rückenschild mit einem flachen Dach zu vergleichen ist, das rings eine Einfriedigung durch eine Mauer be- sitzt. Ausserdem erhebt sich in der Mitte des Rückenschildes ein steiles Riß", welches dasselbe, von vorn nach hinten verlaufend, in eine rechte und linke gleiche Hälfte theilt. Die Umrahmung des Rücken- schildes besitzt nur in der Mitte des vordem Randes einen Einschnitt ; derselbe ist ziemlich tief und reicht bis an das Riff hinan. Das Rückenschild fällt jederseits vom Riff sanft nach den Seiten bis zu seiner Umrahmung ab. Das Rückenschild ist nur wenig breiter als lang. Es ist nicht behaart. Die Scheeren sind sehr schlank. Das Handglied ist fast 3 mal so lang wie hoch, die schlanken, geraden Finger sind über halb so lang wie das Handglied. Die schlanken Gehbeine sind sich an Länge alle ziemlich gleich ; desgleichen die sehr spitzen, etwa im rechten Winkel einwärts gekrümmten Krallen. Der Propodus der 2. Gnathopoden ist annähernd dreieckig gestaltet, nach seinem Ende zu stark verjüngt. Der Dactylus ist schlank, in der Mitte am Innenrand des Propodus inserirt, an seiner Basis so breit wie an seiner Spitze, den Propodus nicht überragend, aber bis an seine Spitze reichend. Der Gnathostegit ist an seinem Innenrande etwas eingebuchtet, in seinem obern Viertel springt er mit rundlicher, etwas gezähnelter Erhebung vor. Augen sind nicht vorhanden, wenigstens ist weder Pigment noch Facettenbildung an zwei kleinen Wülsten, die sich an der Stelle der Augen vorfinden, zu entdecken. 386 OTTO BÜRGER, Es liegt mir nur ein eiertragendes $ vor. Aus Lima squamosa. — Fundort: Palaos-Inseln. — Coli. Semper. Maasse : Breite des Rückenschildes 10| mm Länge des Rückenschildes 9 „ Länge des Handgliedes der Scheere 3| ,, Länge der Finger der Scheere 2| „ Unsere Art steht Durckheimia carinipes de Man sehr nahe, unterscheidet sich aber von dieser besonders 1) durch das mediane Rifif, welches dort breiter ist und sich nicht so weit nach vorn er- streckt wie bei unserer Art, 2) durch den Dactylus der 2. Gnatho- poden, der bei D. carinipes den Propodus überragt (vergl. J. G. de Man, lieber einige neue oder seltene indo-pacifische Brachyuren, in : Zool. Jahrb., V. 4, Abth. f. Syst., 1889, p. 442—444, tab. 10, fig. 12). Genus: Xanthasia White. Ränder des Rückenschildes nach aufwärts gekrempt, in der Mitte desselben eine rundHche, tischartige Erhebung. Merus und Ischium der 2. Gnathopoden verwachsen. Dactylus der 2. Gnathopoden fehlt. Augen gut entwickelt. Xanthasia murigera White. (Taf. 10, Fig. 33). White, Notes on four new genera of Crustacea, in: Ann. Mag. Nat. Hist., V. 18, 1846, p. 176, tab. 2, fig. 3. Dana, Crustacea U. S. Exploring Exped., Philadelphia 1852, V. 13, ]. Theil, p. 384, tab. 24, fig. 6. DE Man, On the podophthalmous Crustacea of the Mergui Archipelago etc., in: Journ. Linn. Soc. London Zool., V. 22, 1888. 2 S$ und 1 ? aus Tridacna. — Fundort: Bohol und Burias. — Coli. Semper. Propodus des 2. Gnathopoden nach der Spitze zu verjüngt; Dactylus fehlt. $ grösser als die SS, bei diesen kommt die merkwürdige Rückensculptur weniger scharf zum Ausdruck. Scheeren gedrungener als die des ?. Maasse : ? s«"«^^*«^ $ Breite des Rückenschildes 14 mm 11 mm Länge des Rückenschildes 12| „ 9| „ Genus: Xenophthalwius White. Rückenschild breiter als lang, trapezförmig, Seitenränder nicht aufwärts gekrempt. Augen wohl entwickelt, in 2 tiefen, Ein Beitrag zur Kentitniss der Pinnotherinen. 387 spaltförmigen Einschnitten der Stirn gelegen. Merus und Ischium der 2 Gnathopoden verwachsen; Dactylus vorhanden. Xenophthaltnus lati/rons n. sp. (Taf. 9, Fig. 32 und Taf. 10, Fig. 32.) Rückenschild nicht sehr viel breiter als lang, nach den Seiten und besonders nach vorn stark abfallend. Alle Extremitäten sehr schlank und, ebenso wie der Cephalothorax, nackt. Handglied der Scheeren doppelt so lang wie die Finger. Krallen der 3 vordem Paar Gehbeine annähernd gleich lang und kaum halb so lang wie ihr vorletztes Glied, Krallen des 4. Paar Gehbeine viel länger und ebenso lang wie das vorletzte Glied der Beine. Dactylus der 2. Gnathopoden am Innenrand des Propodus inserirt, griffeiförmig und seine Spitze erreichend. Mir liegen 6 eiertragende $$ vor, Fundort : Mariveles und Bohol. — Coli. Sempee. Maasse : Breite des Rückenschildes lOf mm Länge des Rückenschildes 8| „ Breite der Stirn 2|„ X. latifrons unterscheidet sich von X. pinnotheroides White auffällig durch seine geringere Breite und seine bedeutend schlankem, nackten Beine. Ausserdem sind bei X. pinnotheroides die Krallen vom letzten Beinpaar kürzer als die der übrigen (vergl. A. White, Notes on four new genera of Crustacea, in: Ann. Mag. Nat. Hist, V. 18, 1846, p. 177—178, tab. 2, fig. 2). 388 OTTO BÜRGEB, Erklärung der Abbildungen. Tafel 9. Fig. 1. Pinnotheres pectinicola n. s^?. ? ^ „ 2. P. affinis n. sp. ? f. „ 3. P. glaberrimus n. sp. S f. „ 4. P. cardii n. sp. ? f. „ 5. P. cardii n. sp. S f« „ 6. P. gracilis n. sp. $ f^. „ 7. P. coarctafus n. sp. $ f. „ 8. P. barhatus n. sp. $ f. „ 9. P. modiolicola n. sp. $ f. „ 10. P. arcophilus n. sp. a) (J |, b) (J Abdomen |^, c) $ f. „ 11. P. ienuipes n. sp. ? f. „ 12. P. palaensis n. sp. $ f. „ 13. P. lafissimus n. sp. a) $ f, b) Scheere desselben $ f. „ 14. P. simüis n. sp. $ f. „ 15. P. rhombifer n. sp. ? f. „ 16. P. kfMS w. sp. $ f. „ 17. P. ^ez-wicoZa w. s^. $ f. „ 18, P. parvulus Stimpson $ J. „ 19. P. exiguus n. sp. ? f. „ 20. P. consors n. sp. $ f. „ 21. P. rotundatus n. sp. $ f. „ 22. P. nudifrons n. sp. ? |. „ 23. P. glaber n. sp. ? f. „ 24. P. impressus n. sp. $ f. „ 25. P. Zaewis n. sp. $ f. „ 26. P. trapeziformis n. sp. $ f. „ 27. P. holothuriae Semper $ f. Ein Reitrag zur Kenntniss tler Pinnotherinen. 389 Fig. 28. P. semperi n. sp. a) $ ^, b) ^ Abdomen f. „ 29. P. ßavus Nauck $ f. „ 30. P. ortmanni n. sp. $ |. „ 31. P. longipes n. sp. ? f. „ 32. ji enophthalmus latifrons n. sp. $ -f-. a) $, b) Stirngegend. „ 33. DurcJcheimia caeca n. sp. $ f. a) $, b) Kralle eines Gehbeines. Tafel 10. Fig. 1 — 33 stellen die 2. Gnatbopoden, etwa 6 — 8 mal vergrössert, dar, von Fig. 1. Pinnotheres pectinicola n. sp. „ 2. P. affinis n. sp. „ 3. P. glaberrimus n. sp. „ 4. P. cardii n. sp. „ 5. P. villoSllS GUERIN. „ 6. P. gracilis n. sp. „ 7. P. coarctatus n. sp. „ 8. P. harhatus n. sp. „ 9- P. modiocola n. sp. „ 10. P. arcophilus n. sp. „ 11. P. tenuipes n. sp. „ 12. P. palaensis n. sp. „ 13. P. latissimus n. sp. „ 14. P. rhomhifer n. sp. „ 15. P. latus n. sp. „ 16. P. pernicola n. sp. „ 17. P. parvulus n. sp. „ 18. P. consors n. sp. „ 19. P. rotundafus n. sp. „ 20. P. nudifrons n. sp. „ 21. P. glaber n. sp. „ 22. P. longipes n. sp. „ 23. P. impressus n. sp. „ 24. P. laevis n. sp. „ 25. P. trapeziformis Naück. „ 20. P. holoihuriae Sempek. 390 OTTO BÜRGER, Ein Beitrag zur Kenntniss der Pinnotherinen. Fig. 27. P. semperi n. sp. „ 28. P. ortmanni n. sp. i „ 29. P. flavus Naück. | „ 30, P. exiguus n. sp. „ 31. Durckheimia caeca n. sp. „ 32. XenopJithalmus latifrons n. sp. „ 33. Xanthasia murigera White. ■ „ 34. cJ Abdomen von Pinnotheres affinis n. sp. „ 35. „ „ „ „ flavus Nauck. „ 36. „ „ „ „ holofhuriae Semper. Berichtigung. In meinem Aufsatz „Beiträge zur Kenntniss der Alcyoniden-Gattung Spongodes Lesson" im 1. Heft dieses Bandes ist p. 53 etc. statt Spon- godes lanxifera zu lesen : Sp. lancifera (von lanx, lancis, die Schüssel) ; der Name bezieht sich auf die Schüssel- oder tellerförmigen Polypen- anhäufungen. Upsala, d. 27. Nov. 1894. Otto Holm. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 1353. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehaiten. Zoologische Ergebnisse der im Jahre 1889 auf Kosten der Bremer Geographischen Gesellschaft von Dr. Willy Kükenthal und Dr. Alfred Walter ausgeführten Expedition nach Ost-Spitzbergen. Hydroiden, bearbeitet von Oottliel) Marktaimer-Tunieretscher, Custos am Landesmuseum „Joanneum" zu Graz. Hierzu Tafel 11 bis 13. Einleitung. Durch eine Reihe mich betreffender, grösstentheils unangenehmer Ereignisse wurde die vorliegende, schon vor mehreren Jahren be- gonnene Arbeit derart verzögert, dass sie erst jetzt im Druck er- scheinen konnte. Während dieser langen Zeit waren es insbesondere die während derselben erschienenen Publicationen Levinsen's, welche eine nachträgliche, eingehende Berücksichtigung erheischten und da- durch das Fortschreiten der Arbeit noch mehr aufhielten, um so mehr als diese Publicationen in dänischer Sprache verfasst sind und deshalb eine oft recht zeitraubende und mühsame Uebersetzung nöthig machten. Da die Auseinandersetzungen Levinsen's in vielen Fällen von sehr grossem Interesse für alle sich mit dem Studium dieses Theiles der Evertebraten Befassenden sind, viele aber der dänischen Sprache noch weniger mächtig sein dürften, glaube ich nicht fehl zu gehen, wenn ich einige Partien auszugsweise, andere, mir besonders wichtig erscheinende wortgetreu übersetzt in vorliegender Arbeit re- producire und dadurch vielleicht manchem Forscher einen kleinen Dienst erweise. An dieser Stelle gestatte ich mir ferner, Herrn Custos Dr. E. V. Marenzeller in Wien dafür zu danken, dass er die Zool. Jahrb. VIIl. Abth. f. Syst. 27 392 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Freundlichkeit hatte, mich gegenüber Herrn Prof. Dr. Kükenthal als Bearbeiter des schönen, von ihm gesammelten Materials in Vor- schlag zu bringen. Herrn Prof. Kükenthal selbst schulde ich den wärmsten Dank für die nachträgliche, mich sehr ehrende Zuweisung dieser interessanten Ausbeute. Bezüglich der in der vorliegenden Arbeit citirten Literatur er- laube ich mir noch zu bemerken, dass ich bei jeder besprochenen Art neben der Originalbeschreibuug behufs leichtern Vergleiches einige Arbeiten citirt habe, welche speciell über die nordische Hy- droidenfauna handeln. Am Schlüsse dieser einleitenden Worte erübrigt mir nur noch, die Hoffnung auszusprechen, dass die erwähnten häufigen und oft sehr lange währenden Unterbrechungen im Gesammtbilde der Arbeit nicht allzusehr zum Ausdruck kommen mögen. Graz, im Januar 1895. Familie: Tuhulariidae. Monocaulus Allm. Monocaulus sp. Da mir einestheils die Literatur über die Familie der Tubulariiden nicht vollständig zugänglich und andererseits der Erhaltungszustand des einzigen mir vorliegenden Exemplares nicht vollkommen tadellos ist, fällt es mir etwas schwer, über das unten beschriebene Object ein endgültiges Urtheil zu sprechen. Das Vorhandensein einer röhrigen, wenn auch sehr zarten Hülle könnte die Vermuthung herbeiführen, es doch mit einer Tubularia zu thun zu haben, wenngleich die auffallende Grösse und der ganze Habitus dafür sprechen, dass das in Rede stehende Thier der Gattung Monocaulus angehört. Allman giebt jedoch bei der von ihm beschriebenen Species Monocaulus grön- landica^) speciell an, dass das Häutchen, welches die Stelle des Perisarks vertritt, wahrscheinlich durch die Wirkung des Alkohols 1) Allman (22), p. 257. Hydroiden von Ost-SpUzberg^en. 393 vom Ectoderm abgelöst ist. Er sagt über dieses Verhalten, welches auch vollkommen bei dem mir vorliegenden Exemplare zutrifft, fol- gendes : „The pellicle, which takes the place of the perisarc, is some- what thicker than in Corymorpha and other so-called naked Hydroids, but is yet very different from the thick firm perisarc of Tubularia, Eudendrium etc. It loses itself on the base of the hydranth, and in the specimen is irregularly corrugated and separated along the stem by a considerable interval from the ectoderm, this interval becoming still wider at the base of the stem; the Separation of the pellicle from the ectoderm, however, may be due to the action of the alcohol in which the specimen is preserved." — Es würde sich sonach die scheinbar vorhandene, röhrige Hülle auch an unserm Exemplar gewiss nur als ein durch Alkoholwirkung abgelöstes Häutchen erklären, was uns berechtigen dürfte, das vorliegende Thier thatsächlich dem Genus Monocaulus einzuverleiben. Von der Art Monocaulus glacialis Sars^), mit der das vorliegende Thier hinsichtlich der Grösse übereinstimmt, unterscheidet es sich durch die nicht verästelten Stiele der Gono- phoren, von Monocaulus pendulus Agassiz^) durch seine viel be- deutendere Grösse. Ich lasse nach diesen vorangeschickten Bemerkungen die Be- schreibung des Objects folgen: Der Hydrocaulus erreicht eine Höhe von ca. 12 cm : er entsendet an der etwas angeschwollenen Basis eine grosse Menge feiner Fäden, welche in einer Länge von etwa 1 cm den Stamm mit einem dichten Faser-Convolut umgeben. Die Tentakel der proximalen Zone sind ca. 2 cm lang, sie nehmen gleichmässig gegen ihr Ende hin an Dicke ab ; ihre Zahl dürfte (sie sind theilweise schlecht erhalten) zwischen 30 und 40 liegen. Die Tentakel der distalen Zone sind sehr kurz und zahlreich. Die Gonophoren sind kuglig bis eiförmig und zeigen keine An- hänge; sie sitzen in grossen Mengen auf Trägern auf, welche zwischen den proximalen Tentakeln entspringen und diesen sehr ähnlich ge- formt sind. An diesen tentakelförmigen Trägern sind sie mittelst äusserst kurzer Stielchen befestigt. Die Färbung des Alkohol-Exemplares ist eine fleischrothe. 1 Meile östlich der Bastian-Inseln. Tiefe 20 Faden. 1) Saks, in: Forhandl. Vidensk. Selsk., Christiania 1859 u. Allman, (18) p. 396. 2) Agassiz (15), p. 276 u. Allman (18), p. 397. 27* 394 G. MARKTANNER-TURNERETSCHEß, Familie : Bougainvillidae Levins. mod. Levinsen rechnet zu dieser Familie (40, p. 9) alle jene gym- uoblastischen Formen, welche nur einen einzigen Kreis fadenförmiger Tentakel besitzen, die um eine kegel- oder trompetenförmige Proboscis gestellt sind, während Allman diese Arten in 6 Familien und diese wieder in 2 Legionen, nämlich in die Tubularinae und die Hydrac- tinidae vertheilt hatte. Levinsen folgt hierbei demselben Ein- theilungsprincip, welches er auch auf die Abgrenzung der Gattungen anwendet, das ist, vor allen Dingen auf den Bau der Ernährungs- individuen Rücksicht zu nehmen. Er giebt schliesslich bei der weitern Besprechung dieser Familie der Hoffnung Ausdruck, dass bei genauerer Kenntniss der gegenseitigen Verwandtschaft manche in dieser Gruppe bestehenden Widersprüche behoben werden können, so insbesondere, dass manche Hydroiden, welche zu verschiedenen Familien gerechnet werden, ähnliche Medusen erzeugen und umgekehrt. Weiter verweist Levinsen darauf, dass der einzige Grund, die Gattungen Hydractinia und Podocoryne in verschiedenen Familien unterzubringen, der ist, dass Podocoryne Medusen hervorbringt, während dies Hydractinia nicht thut, dagegen sei man in dieser Hinsicht nicht consequent, in- dem man Clytia und Obelia nicht von Campanularia, und Perigoni- mus von Ätractylis getrennt hat, obwohl derselbe Gegensatz besteht. Hydractinia van Beneden. Hydractinia monocarpa Allm. 1876 (22), p. 254, tab. 10, fig. 1—3. Die mir vorliegenden Exemplare einer eine Gastropoden-Schale dicht überziehenden Hydroidenspecies stimmt mit Allman's Be- schreibung obiger Art sonst vollkommen überein, nur scheinen an den mir vorliegenden Exemplaren die von Allman beschriebenen chitinigen, oft gegabelten Stacheln fast vollständig zu fehlen. Dagegen stimmt der Bau der Nährpolypen und besonders das ganz eigenthümliche Aussehen des Gonosoms so vollständig mit der Originalbeschreibung überein, dass ich nicht daran zweifle, die oben angegebene Species vor mir zu haben. Hinsichtlich des fast vollständigen Fehlens der Stacheln will ich nur erwähnen, dass bei den grönländischen Ver- tretern der Hydractinia echinata ebenfalls die Stacheln viel weniger dicht gestellt sind (siehe 40, p. 11), als es bei dieser Gattung sonst der Fall ist. Auffallend sind an den mir vorliegenden Exemplaren die grossen Unterschiede in der Länge und besonders in der Dicke der einzelnen Polypen. Neben den häufigsten, welche eine Höhe von Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 395 2 — 4 mm uud eine Dicke von 0,2 — 0,3 mm besitzen, finden sich einzelne Individuen vor, welche einen überaus dickbauchigen Körper aufweisen und bei einer Länge von 2—3 mm eine Dicke von 1 — 1,5 mm zeigen. Der Tentakelkranz springt bei diesen letztern Individuen gegenüber der Masse des Körpers naturgemäss viel weniger in die Augen, ist aber stets in gleicher Weise entwickelt. Die nahezu kugligen Sporosacs haben einen Durchmesser von 1 — 1,4 mm; sie stimmen, wie erwähnt, genau mit der von Allman gegebenen Beschreibung und Abbildung überein. Färbung der Alkohol- Exemplare hell gelblich- weiss. 3 Meilen östlich von W. Thymen-Strasse, 40 Fad. Eudendrium Ehrbg. ad part. (s. Allman, [35], p. 3). EudendriuTH rameum (Pallas). 1766. Tuhularia ramea (1), p. 83. 1847. Eudendrium rameum (9), p. 45, tab. 5, fig. 1, 2; 1868 (17), p. 80, Holzschnitt fig. 8; (40), p. 12 u. 15; (41), p, 876. Ein einziges der mir vorliegenden Exemplare der Gattung Euden- drium dürfte dieser Species angehören; dasselbe ist ca. 3 cm hoch, besitzt an der Basis einen zusammengesetzten Stamm und ist von dunkelbrauner Färbung. Die Hauptäste haben dort, wo sie mono- siphon zu werden beginnen, eine Dicke von 0,27 mm. Die Aeste sind über der Ursprungsstelle sehr deutlich geringelt. Polypen und Gonosom sind an den Stöckchen nicht erhalten. Deeviebai, Nähe der Berentine-Inseln, 14 Fad. Mudendrium capillare Alder. 1857 (11), p. 105, tab. 3, fig. 9—12; 1868 (17), p. 84, tab. 14, fig. 2; 1889 (37), p. 8; 1893 (40), p. 13; 1861 (14), p. 8 u. 61 ; 1879 (27), p. 230. Die vorliegenden, kaum über 1 cm hohen Exemplare dieser zier- lichen Species sitzen auf einer sehr langen, fadenförmigen, ca. 0,4 mm dicken, fast ganz unverzweigten Hydrorhiza auf, welche sich auf der Oberfläche einer langgestreckten, hornigen Wurmröhre hinzieht. Ein- zelne ganz jugendliche Exemplare sind noch vollständig unverzweigt, während die grössern mehrere Male verästelt sind. Der Hauptstamm zeigt nur über seiner Ursprungsstelle aus der Hydrorhiza einige Ringelungen, er besitzt fast in seiner ganzen Länge die gleichmässige Dicke von 0,18 mm, die sich gegen das distale Ende zu nur sehr 396 G. MARKTANNER-TITRNERETSCHER, wenig verringert. Die Aeste tragen ebenfalls nur in ihrer proximalen Partie einige ringförmige Furchen. Das Gonosom ist an unseren Exemplaren nicht entwickelt. Vor der Mündung der W. Thymen-Strasse, 8-10 Fad. JEudendrium tenellum Allm. 1877 (24), p. 8, tab. 4, fig. 3, 4. Vereinzelt auf Wurmröhren aufsitzende Eudendrien dürften der obigen Species angehören, wenngleich die von Allman beschriebene Art in grösserer Tiefe gefunden wurde. Auf langer, fadenförmiger Hydrorhiza, die nur eine Dicke von 0,09 mm besitzt, erheben sich in massigen Abständen meist mit 1 — 2 Aesten versehene, bis 8 mm hohe Stämmchen, welche der ganzen Länge nach die Dicke von 0,078 mm besitzen ; sie zeigen über ihrem Ursprung und an mehreren Stellen ihres Verlaufes mehrere ringförmige Furchen. Die Polypen sind ähnlicher denen von E. cochleatum Allm., d. h, sie besitzen keine so starke Ausbauchung, wie sie Allman bei E. tenellum zeichnet; die Zahl der Tentakel beträgt ca. 14—18. Die Polypen selbst besitzen je nach ihrer Contraction sammt den vorgestreckten Tentakeln eine Länge von 0,3—0,6 mm. Das Gonosom fehlt an unsern Exemplaren. Deeviebai, Nähe der ßerentine-Inseln, 13 Fad. Familie: Campanularüdae Levinsen mod. Levinsen bringt im allgemeinen Theil über diese Familie so viele neue, interessante Gesichtspunkte, dass ich es aus dem in der Ein- leitung erwähnten Grunde nicht für unzweckmässig halte, dieselben der Hauptsache nach hier zu reproduciren. Ich bringe deshalb den Inhalt der LEViNSEN'schen Bemerkungen über diese Familie (40, p. 14 — 23), theils im Auszuge, grösstentheils aber in wörtlicher Ueber- setzung : Levinsen rechnet zu obiger Familie alle deckellosen Formen, welche eine becher-, glocken- oder röhrenförmige, mit kreisförmigem Munde versehene Hydrothek besitzen, in welche sich die Hydranthen zurückziehen können. In Folge dieser Abgrenzung der Familie um- fasst dieselbe nicht vollkommen die bisher dazu gezählten Formen. Sie enthält die HiNCKs'sche Familie Campanularüdae mit Ausnahme von Lovenella und die deckellosen Formen der HiNCKs'chen Lafoeidae sowie mehrere Formen, welche für den Augenblick zur Familie der Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 397 Sertulariden gerechnet werden. Levinsen findet keinen Grund, die Lafoeiden von den Campanulariden zu trennen, da er angiebt, dass die beiden wesentlichsten Gegensätze der erstem gegenüber den letztern — röhrenförmige Hydrothek und kegelförmige Proboscis — keine scharfe Abgrenzung zulassen. Eine Grenze von weiterem und engerem Becher erweise sich bei Untersuchung eines grössern Materials als willkürlich, und die Form der Proboscis scheine überhaupt kein hinreichendes Unterscheidungsmerkmal zwischen Famihen. Allman hat deshalb in richtiger Erkenntniss davon die Familie Lafo'eidae eingezogen und die meisten Mitglieder derselben der Familie Campa- nulariidae einverleibt, welche aber bei ihm ebenso wie bei Hincks auch deckeltragende Formen einschhesst. Allman stellt dafür für gewisse, bisher der Familie der Lafoeiden angehörige Formen zwei neue Familien, nämlich die Perisiphonidae und Grammaridae auf. Die erstem betreuend hat Allman die interessante Beobachtung gemacht, dass bei einem Theil der Formen, deren Stamm aus einem Bündel neben einander verlaufender Röhren zusammengesetzt ist, nur das mittlere Axenrohr Hydrotheken trägt, welche zwischen den andern, hydrothekenlosen, peripherischen Röhren hindurchtreten. Diese Er- scheinung wurde von ihm bei gewissen Arten der Gattung Lafo'ea und bei den Gattungen Perisiphonia, Gryptolaria und Lictorella angetroffen, und für diese stellt Allman nun seine (35, p. 32) Familie der Peri- siphonidae auf. Levinsen bemerkt hierzu nun, Allman's Angabe, dass dieses Verhalten, dass nämlich ein Bündel hydrothekenloser Röhren eine axiale, hydrothekentragende einhülle, nur in dieser Familie vorkommen, sei nicht ganz richtig, da er dasselbe Verhältniss auch bei Eudendriwm rameum und Halecium muricatum getroffen habe (vergl, 36, p. 198). Driesch hat dieses Factum bei Ohelia gelatinosa nachgewiesen. Da sich dieses Verhalten also bei mehreren Familien vorfindet, kann Levinsen die Familie der Perisiphonidae nicht annehmen, um so mehr, als eine nähere Untersuchung erweist, dass nicht alle peripherischen Röhren der Hydrotheken ganz entbehren, was insbesondere bei altern Exemplaren (z. B. bei Lafo'ea fruticosa) auffällt, während jüngere Exemplare wirklich genau der ALLMAN'schen Angabe entsprechen. Die peripherischen Röhren dienen nicht bloss — sowie die Binderöhren mancher Polyzoen — dazu, um dem Stamm und den Zweigen der Colonie eine dem zunehmenden Umfang ent- sprechende Stärke und Dicke zu geben, sondern sie nehmen auch An theil an der eigenthümlichen Art der Verzweigung, indem neue Zweige oder Hauptstämme von peripherischen Röhren 398 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, ausgehen. Während die von solchen peripherischen Röhren aus- gehenden Seitenzweige Hydrotheken tragen, setzt das Mutterrohr sein Wachsthum fort, ohne solche zu tragen. Bei Halecium muricatum sowohl als auch bei den nordischen Arten von Lafo'ea, Füellum und Grammaria werden auch Gonotheken von peripherischen Röhren getragen. Während die Hydrotheken bei jenen La/bea-Arten, welche einen zusammengesetzten Stamm besitzen, frei vom Axenrohr hinwegragen, verhält sich dies bei den Arten der Gattung Cryptolaria nur im untersten, von peripherischen Röhren bekleideten Theil in derselben Art, während im obern Theil der Colonie ein Theil ihrer Länge an das Axenrohr angewachsen ist. Eine solche theilweise Verwachsung findet bei der Gattung Grammaria in der ganzen Länge der Colonie statt, wodurch sich diese von den Cryptolarien ebenso unterscheidet wie durch ein zweites Merkmal, dass nämlich die verschiedenen Röhren, aus deren Verwachsung der Stamm entstanden ist, durch eine passende Behandlung isolirt werden können, während dies bei den Grammaridae nicht der Fall ist. Allman begründet auf diese Verschiedenheiten die Familie Grammariidae, welche er sammt den Synthecidae und Sertulariidae der Unterordnung (Legio) der Sertii- larinae einverleibt, während er die Familien der Campanulariidae, Perisiphonidae und Haleciidae der Unterordnung der Campanularinae zuzählt. Er charakterisirt diese letzte Unterordnung dadurch, dass die Hydrotheken zum mindesten im proximalen Theil der Colonie nie am Stamm angewachsen sind, während bei den Sertularinen eine Verwachsung in der gesammten Ausdehnung der Colonie stattfindet. Levinsen fährt nun fort: Diese Definition zeigt hinreichend, wie schwach begründet diese beiden Abtheilungen sind, indem das einzige Characteristicum, wodurch man die beiden Gruppen von einander unterscheiden kann, betreff's der Gattung Cryptolaria nur für den untersten Theil der Colonie Gültigkeit hat. So ist es nun in Wirk- lichkeit unmöglich, eine natürliche Grenze zwischen Campanulariden und Sertulariden auf Grund des Verhaltens der Hydrothek gegenüber von Stamm und Aesten zu ziehen. Während die Hydrotheken bei Grammaria und bei den in Allman's letzter Arbeit beschriebenen Cryptolaria- krten nur am Stamm und Ast angewachsen sind, so dass wir eine doppelte Wand an jener Stelle finden, an der die Verwachsung stattgefunden hat, sind die Hydrotheken bei zwei von Allman früher beschriebenen Cryptolaria- Arten, welchen dann angeblich eine eigene Gattung gebührt, — es sind dies Cryptolaria ahies und elegans — so Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 399 vollständig in die Axe eingesenkt wie die Hydrotheken der Sertu- lariden, ebenso wie sie im Gegensatz zu den übrigen Arten auch ein stark entwickeltes Diaphragma besitzen. Während nun alle bisher besprochenen Formen eine kreisrunde Mündung haben und eines Deckels entbehren, findet sich ein solcher, wie wir später sehen werden, bei allen Sertulariiden, und dies ist das einzige Merkmal, mittels dessen wir eine natürliche Grenze zwischen den beiden Familien ziehen können. Dort, wo ein Deckel vorhanden ist, ist die Mündung niemals kreisrund, sondern dem Bau und der Stellung des Deckels angepasst, so dass man selbst an getrockneten Hydroiden in der Regel nicht bloss wird unterscheiden können, ob ein Deckel vorhanden war oder nicht, sondern im Allgemeinen auch, in welcher Art er gebaut und wo er befestigt war. Unter jenen Formen, welche man zu den Sertulariden gerechnet hat, findet man nun einen Theil, von dem man mit grösserer oder geringerer Sicher- keit sagen kann, dass sie zu den Campanulariiden gezählt werden müssen, da sie cylindrische, deckellose Hydrotheken besitzen. Dies gilt unbedingt von Synthecium Allm. (35, p. 77), von dem Le- viNSEN mehrere Arten untersucht hat ; ebenso kann auch kein Zweifel sein, dass die Gattung Hypopyxis Allm. (35, p. 74) und Sertularia tubiiheca Allm. (24, p. 24) zu den Campanulariiden gehören. Mög- licher Weise gilt dasselbe auch von Thecocladium Allm. (35, p. 80) und mehreren anderen Formen. Die Eintheilung der Gattungen ist in dieser Familie bezüglich der Hauptgattungen auf Fortpflanzungserscheinungen basirt und nicht auf dem Bau der Hydrothek, was den Nachtheil hat, dass man in vielen Fällen nicht mit Sicherheit bestimmen kann, zu welcher Gattung eine vorliegende Art gehört. Im Gegensatz zu Campanularia und Gono- tJiyrea erzeugen Clytia und Obelia Medusen, welche zu den Gattungen Eucopium resp. Ohelia gehören. Die zu den Gattungen Obelia und Gonothyrea gehörenden Hydroiden haben einen freien, verzweigten Stamm, während die weniger bekannten Arten der Gattung Clytia einen kriechenden Stamm besitzen. Zur Gattung Campanularia ge- hören hingegen sowohl Arten mit freiem, verzweigtem, als auch solche mit kriechendem Stamme. Lamouroux (14, p. 200 — 204) trennt die mit einem freien, verzweigten Stamme (Laomedea) und die mit einem kriechenden Stamme versehenen {Clytia) Arten, welcher Eintheilung auch Johnston folgt, während neuere Autoren diese Eintheilung ver- warfen. Dagegen glaubt Levinsen diese Eintheilung beibehalten zu sollen, da diese Verschiedenheit der Form und der Art des WachS' 400 Q. MARKTANNER-TURNERETSCHER, thums auch noch von einer Verschiedenheit im Bau des Diaphragmas begleitet ist. Während die Becher ursprünglich nur aus einem un- getheilten Räume bestehen, welcher ganz von der Hydranthenknospe ausgefüllt wird, bleibt der unterste Theil schliesslich ein getrennter, kleiner Raum, welchen wir als Basal räum bezeichnen wollen und welcher nur eine dünnere oder dickere stielförmige Verbindung zwischen dem eigentlichen Hydranthen und dem Cönenchym des Stieles ent- hält. Die von einer grössern oder kleinern Oeffnung durchbrochene Scheidewand zwischen diesem Basalraum und dem oberen Theil des Bechers hat man als Diaphragma bezeichnet. Bei jenen Arten, welche einen kriechenden Stamm besitzen oder deren Stamm aus einem Bündel paralleler, unverzweigter Röhren besteht (C verUcillata), be- steht dieses Diaphragma aus zwei verschiedenen Theilen, nämlich aus einem starken und ziemhch hohen, ringförmigen Vorsprung des Bechers und aus eiaer von dem obersten Rand desselben entspringenden, dünnen Chitinmembran, welche von der untersten Oberfläche des Basaltheiles des Hydranthen ausgeschieden wird, wie man es deutlich an einem ganz leeren Becher beobachten kann. Der nach innen vorspringende Theil des Bechers ist bei Campularia integra stark entwickelt. Bei allen solchen Arten hingegen, welche mit einem freien, verzweigten Hauptstamm versehen sind, zeigt das Diaphragma keinen solchen Gegensatz zwischen einem äussern und Innern Theile. Es besteht aus einer ziemlich festen, horizontalen Chitinraembran oder Chitin- platte, welche in der Regel in ihrer ganzen Ausdehnung dieselbe Dicke aufweist. Bei einzelnen Arten kann der äusserste Theil des Dia- phragmas jedoch ziemlich stark verdickt sein, so z. B. bei Ohelia geniculata, wo derselbe ausserordentlich stark entwickelt ist. Jedoch kann auch in diesem Falle keine Rede von der Möglichkeit einer Ver- wechslung mit dem andern, oben beschriebenen Verhältnisse sein, und in der Regel ist ein Blick hinreichend, um zu entscheiden, ob wir die eine oder die andre Art des Diaphragmas vor uns haben. Indem wir nun alle mit einem freien, verzweigten Hauptstamm versehenen Arten zu der Gattung Laomedea s. ext. zählen, rechnen wir Obelia und Gonothyrea als Subgenera unter diese und benutzen den Namen Lao- medea s. s. zur Bezeichnung für alle jene mit freiem, verzweigtem Stamm versehenen Arten, welche früher zu der Gattung Campanularia gerechnet wurden. Für die andere Abtheilung wollen wir den Namen Campanularia benutzen, unter den wir Clytia als Subgenus einreihen. Allman hat auch das Diaphragma als Characteristicum zur syste- matischen Eintheilung herangezogen, indem er unter dem Namen Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 401 Hebella solche Arten ausgeschieden hat, welche früher zu Lafo'ea ge- zählt wurden, sich aber durch den Besitz eines Diaphragmas aus- zeichen. Wenn er sich jedoch auf folgende Art ausdrückt: „Hydro- thecae . . . with the cavity distinctly dififereutiated from that of the peduncle", so hat Allman übersehen, dass das Diaphragma bei einer Campanulariide nicht die Scheidewand zwischen Becher und Stiel, sondern zwischen einem obern und untern Theil des Bechers ist. Weder bei Hebella noch bei Lafo'ea ist der Becher deutlich vom Stiel- chen geschieden ('?). Obgleich Lafo'ea in Wirklichkeit eines Dia- phragmas zu entbehren scheint, so entbehrt es doch nicht ganz jeder Spur hiervon. In Wirklichkeit sondert die unterste Oberfläche des untersten, erweiterten Theiles des Hydranthen eine äusserst dünne und feine Cuticula ab, welche aber sehr vergänglich ist, so dass man im leeren Becher fast nie eine Spur davon sieht. In einem einzigen Becher habe ich (Levinsen) sie doch noch erhalten angetroffen. Gegenüber diesen Auseinandersetzungen Levinsen's will ich mir zu bemerken erlauben, dass ich nicht bloss die ALLMAN'sche Gattung Hebella für eine ungemein charakteristische halte, sondern dass auch die ALLMAN'sche Angabe, dass der Becher von dem Stiele durch ein Diaphragma geschieden sei, eine bei mehreren Arten vollkommen zu- treffende ist, man müsste denn den Stiel selbst als untern Theil (Basalraum) des Bechers auffassen. Bei den drei von mir (38, p. 213, 214) erörterten Hebella-Arten H. scandens Bale, H. contorta Markt. und H cylindrata Markt, ist das von einer mehr oder minder kräftigen, kreisförmigen Wandverdickung entspringende Diaphragma, speciell bei der letztgenannten Species (38, p. 214, tab. 3, fig. 15) im untersten Theile des Bechers gelegen, an jener Stelle, wo derselbe in den Stiel übergeht, und dort ist wohl von einem untern und obern Theil des Bechers kaum mehr die Rede. Obendrein ist das Dia- phragma derart in die Augen springend, dass es schon mit den alier- schwächsten Vergrösserungen sichtbar ist und sich somit von der analogen Bildung einer Lafo'ea auf den ersten Anblick unterscheidet. Diese Eigenthümlichkeit in Verbindung mit dem stolonenartig hin- kriechenden Stämmchen, welche dem ganzen Stöckchen ein höchst charakteristisches Gepräge verleiht, dürfte dem Genus Hebella eine dauernde Stelle im System sichern. In einer früheren Arbeit Levinsen's: „Om Fornyelsen af Ernse- ringsindividerne hos Hydroiderne" macht derselbe auf den Kreis von kleinen, glänzenden Körpern aufmerksam, welche man auf dem Becher bei allen Arten der Gattung Halecium beobachten kann und welche 402 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, zur Befestigung des untersten Theiles des Hydranthen dienen. Aehn- liche Chitinkörperchen hat Levinsen bei allen nordischen Campanu- lariiden gefunden, welche er untersucht hat, und seiner Ansicht nach dürften diese in dieser Familie allgemein verbreitet sein, Sie haben jedoch eine bedeutend geringere Grösse als die entsprechenden Körper bei Halecium, so dass sie nicht so leicht entdeckt werden. Am leichtesten sieht man sie in einem ganz leeren Becher, wogegen Kochen in Aetzkali sie undeutlich macht. Ihre Anzahl beschränkt sich bald auf 8 — 10, bald kann sie 50 — 60 betragen {Campanularia verticillata und Obelia geniculata). Es giebt auch Unterschiede hinsichtlich ihrer Grösse und Form, auf die wir jedoch hier nicht näher eingehen können. Bei den Arten von Campanularia sind sie beinahe an dem Gipfel (Spidsen) des äussern Theiles des Diaphragmas befestigt. Während man nun, sagt Levinsen, die verschiedenen Fort- pflanzungsverhältnisse zur Begrenzung eines Theiles der Gattungen dieser Familie verwendet hat, hat man bekanntlich bis jetzt bei den Gattungen Lafoea, Füellum und Grammaria keine Gonotheken auf- finden können, obwohl einzelne Arten dieser Gattungen weit verbreitet sind und oft beobachtet wurden. In Wirklichkeit hat man nun diese Gonotheken lange gekannt, aber man hat sie unrichtig gedeutet, da man für sie eine eigene Gattung und eine eigene Familie geschaffen hat, welche durch eine einzige Art, Coppinia arcta, repräsentirt wird. Während Fleming diese Gattung aufgestellt hat, findet man die aus- führlichste Darstellung derselben bei Allman. Es sind runde oder ovale, seltener ein wenig unförmliche Körper, welche vorwiegend aus dicht zusammengewachseneu Gonotheken bestehen, zwischen welchen eine geringe Anzahl langer, schlanker Hydrotheken liegt. Das Ganze entspringt von einem stark verzweigten Netzwerk. Die Eier treten in ein äusseres Marsupium aus. Nach Allman können die Hydrotheken oft rudimentär sein und der Tentakel entbehren ; aber die beigegebene Abbildung zeigt, dass diese rudimentären Hydranthen nicht ganz ent- wickelt sind, indem die Mündung der Hydrothek noch von dem ein- gepfropften Endtheil geschlossen ist (vergl. Levinsen, 40, p. 17). Nach HiNCKs sollen die Hydrotheken mit einem Deckel versehen sein, doch findet sich ein solcher thatsächlich nicht vor, und es dürfte diese Angabe auf einer Verwechslung beruhen. Levinsen hat diese Körper ebenso wie Allman und Hincks auf Hydrallmania falcata und Bi- phasia dbietina gefunden, aber nur auf solchen Exemplaren, welche mit Lafoea dumosa und Filellum serpens überzogen waren. Des- gleichen fand er sie auf Lafoea fruticosa und Grammaria abietina, Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 403 also ebenfalls auf solchen Arten, bei denen man bisher keine Gono- theken finden konnte. Andererseits ist Coppinia^ als selbständige Form betrachtet, in hohem Grade dazu berufen Verdacht zu erwecken, indem sie überwiegend aus Gonotheken besteht. Eine nähere Unter- suchung zeigt nun, dass das Netzwerk, aus dem diese Form entspringt, mit dem Stamm oder mit den Röhren der Lafoea, des Filellum oder der Grammaria zusammenhängt, auf der die Coppinia auftritt. Bei Lafoea fruücosa entspringen also die Gonotheken sammt den eigen- thümlich modificirten Hydrothekeu von den oberflächlichen, periphe- rischen Röhren, welche ein reich verzweigtes Netzwerk bilden. Das Resultat ist also, dass Coppinia arcta nur die Gonotheken von Arten der Gattungen Lafoea, Filellum und Grammaria darstellt. Ich (Levinsen) habe keine wesentlichen Verschiedenheiten im Bau dieser Gonotheken und der dieselben begleitenden Hydrotheken bei obigen drei Gattungen wahrnehmen können ; hingegen ist eine Verschiedenheit der Grösse zu beobachten, welche übereinstimmt mit den verschiedenen Dimensionen der Arten. Es sind also diese Ansammlungen von Gonotheken, sowie auch die einfachen Bestandtheile bei Grammaria abietina bedeutend grösser als bei den andern Arten. Norman hat unter dem Namen Scapus tuhulifer ein anderes Ag- gregat von Gonotheken beschrieben, welche er auf Acryptolaria exseria angetrofien hat; es besteht aus lauter Gonotheken, zwischen denen keine Hydrotheken stehen. Etwas ganz ähnliches hat Allman bei Cryptolaria conferta gefunden. Während die Gonotheken bei ^^Cop- pinia'"'' so dicht zusammengepresst sind, dass sie polygonal erscheinen, sind sie bei ^ßcapus'''' minder dicht gestellt und daher flaschenförmig. Da hier die Hydrotheken fehlen, hatte Allman diese Gonotheken- aggregate nicht als selbständig betrachtet und selbst die Möglichkeit ausgesprochen, dass es Gonotheken des Hydroids sein könnten, auf welchem dieselben aufsitzen, um so mehr, da er einen Zusammenhang zwischen dem basalen Netzwerk und den oberflächlichen, peripheren Röhren gefunden zu haben glaubt. Er denkt in diesem Falle daran, dass das Hydroid möglicher Weise eine Coppinia sei, bei welcher der Hydrothekeu tragende Theil sich weiter ausgebildet und die Form eines verästelten Hydrocaulus angenommen hätte. Dass Allman sich scheut, dieses Aggregat von Gonotheken mit Sicherheit als Gono- theken der Cryptolaria zu erklären, hat hauptsächlich die Ursache, dass diese Gonothekenmassen oft mehr als einen Ast umfassen. Dies ist nun ein Verhalten, welches ich (Levinsen) oft bei nordischen Arten gesehen habe und dadurch erkläre, dass die Gonotheken von 404 G. MARKT ANNER-TÜRNERETSCHEK, oberflächlichen, peripheren Röhren getragen werden, welche an irgend einer beliebigen Stelle der Oberfläche der Colonie eine netzförmige Verbreiterung bilden können. Gelegentlich der Bearbeitung der Challenger-Hydroiden hat Allman 7 neue Arten von Gryptölaria be- schrieben, und bei 2 von diesen — C. ahyssicöla und C. diffusa — hat er mehrere lange, runde Säcke gefunden, welche er als Gono- theken deutet und welche ihrem ganzen Aussehen nach schwer als etwas anderes zu deuten wären. Indessen gleichen sie ganz den Hydrotheken der nahestehenden Gattung Perisiphonia. Ausser in der weit bedeutendem Grösse weichen die beiden Gebilde hinsichtlich ihrer Stellung und der Art ihres Auftretens von den eben besprochenen Gonotheken von Gryptölaria conferta ab, indem sie einzeln vom . Axenrohr entspringen. Allman sagt nun in einer Anmerkung über die vorerwähnten Körper auf Cryptolaria inferta : „It is now evident, that the structure in question is an independent growth, having nothing to do with the gonosome of the Hydroid, on which it had taken up its abode" (35, p. 38). Levinsen kann diesem Schlüsse jedoch nicht beipflichten, da er aus der irrigen Ansicht entspringt, dass sich die Gonotheken bei verschiedenen Arten derselben Gattung ähnlich ver- halten müssen. Er weist im Folgenden derartige Verschiedenheiten bei Halecium muricatum und H. heanii und bei Lafo'ea dumosa und L. megalotheca nach und nimmt daher an, dass ähnliche Verschieden- heiten auch bei der Gattung Cryptolaria stattfinden. Uebrigens sind solche Anhäufungen von Gonotheken, wie sie Coppinia darstellt, nicht mehr so auffallend, wie sie im ersten Augenblick scheinen, wenn man in Betracht zieht, dass es auch sonst einzelne Arten mit sehr dicht gehäuften Gonotheken giebt, wie z. B. Halecium muricatum^ Hypanthea aggregata; auch die von Norman und Allman gefundene „iSca^ws-Form" bildet ein Mittelglied zwischen diesen und ^^Coppinia^'' . Campanularia Levinsen mod. i). Levinsen charakterisirt dieses Genus in folgender Art: Hydro- caulus kriechend oder aus parallelen Röhren zusammengesetzt. Dia- phragma aus zwei Theilen bestehend und zwar aus einem äussern verdickten Theil und aus einer sehr feinen, chitinigen Membran. Die Chitinkörperchen, welche zur Anheftung des Polypen dienen, sind in der Nähe des Innenrandes des verdickten Theiles des Diaphragmas angebracht. 1) (40), p. 165 resp. 23. Hydroiden von Ost-Spitzborgen. 405 Der äussere Theil des Diaphragmas ist als eine Verdickung der innern Oberfläche der Hydrothek schon mittels ganz schwacher Ver- grösserungen zu sehen, den dünn-membranösen Theil hingegen, welcher an der nach oben gerichteten Oberfläche dieser Verdickung befestigt ist, kann man oft nur an einem leeren Becher und bei stärkerer Ver- grösserung deutlich sehen. Campanularia verticillata (Linn.). Taf. 11, Fig. 15. 1767. Sertularia verticillata, (3), p. 1310. 1836. Campanularia verticillata^ (6), p. 131. Vergl. auch (17), p. 167, tab. 32, %. 1; (40), p. 20, 24, 29, 86, 37; (41), p. 378 j (37), p. 14 ; (27), p. 238, 273; (30), p. 8. Grosse Exemplare dieser charakteristischen Species sind neben Sertularella tricuspidata und Sertularia tenera die häufigst vorkom- menden Vertreter der Hydroiden in der KtJKENTHAL'schen Ausbeute, und zwar ist diese Art insbesondere in den geringern Tiefen besonders zahlreich vertreten. Länge der Hydrotheken 0,9 — 1.3 mm, Weite an der Mündung 0,5 — 0,6 mm. Bemerkenswerth erscheint mir schliess- lich, dass die Hydrotheken viel weniger glockig, sondern mehr cylindrisch geformt sind, als sie Hincks abbildet. Auch die Zähnchen am Mündungsrand sind nicht so zugespitzt, sondern der Rand hat ein mehr gekerbtes Aussehen. 2 — 3 Meilen nordöstlich von Cap Melchers, 40 — 50 Fad. Deevie- bai 40 Faden. Oestlich der Bastian-Inseln, 45—50 Fad. Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Cct/mpanularia borealis Markt. 1890. (38), p. 206. Diese von mir beschriebene Species sitzt neben Campanularia voluhilis auf den Stöckchen von Sertularella tricuspidata auf. Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Campanularia voluhilis (Linn.). Taf. 11, Fig. 11. 1767. Sertularia voluhilis L., (3), p. 1311. 1857. Campanularia voluhilis, (11), p. 125, tab. 4, fig. 7. Vergl. n. a. auch (17), p. 160, tab. 24, fig. 2; (40), p. 26; (27), p. 263; (30), p. 8; (38), p. 204. Auf einzelnen Exemplaren von Sertularella pallida Poep. sitzen einige Exemplare einer Campanularia auf, welche ich zur obigen 406 G. MÄRKTANNER-TURNERETSCHER, Species stellen zu müssen glaube. Ich fand im Anfang mehrere Exemplare mit auffallend kurzem Stielchen, so dass ich trotz der ge- ringen Grösse der Hydrotheken bei unsern Exemplaren fast geneigt war, dieselben zu C. urceolata Clark (23, p. 215) zu stellen, welche Form der G. volubilis in jeder Beziehung sehr nahe steht. Da ich aber später an andern Exemplaren die verschiedensten Längen der Stielchen antraf (von 1 bis über 2 mm), so zweifle ich nicht, dass wir es mit obiger LiNNE'scher Species zu thun haben. Die Dicke der Stielchen beträgt 0,06 mm, die Länge der Hydrothek 0,6—0,7 mm die Weite an der Mündung der ELydrothek 0,24—0,27 mm. Bei der obenerwähnten CLARK'schen Species beträgt die Länge der Hydrothek nach den Abbildungen (tab. 8, fig. 7) 1 — 1,1 mm, die Weite an der Mündung 0,43 — 0,53 mm. Dagegen stimmt die Hydrothek im Bau vollständig mit der vorliegenden überein, höchstens mit dem Unter- schiede, dass die Zahl der Einkerbungen an der Mündung entsprechend der geringern Mündungsweite bei den mir vorliegenden Exemplaren selten grösser, oft aber geringer als 12 ist. Am Grunde der Hydro- thek findet sich an unseren Exemplaren derselbe Verdickungsring — der äussere Theil des Diaphragmas — , dessen Clark bei C. urceolata Erwähnung thut. Im Vergleich mit den von mir (38, p. 204, tab. 3, fig. 5) beschriebenen adriatischen Exemplaren fällt die bedeutendere Grösse der nordischen Exemplare ins Auge, doch dürfte dieselbe nichts Ungewöhnliches an sich haben, da bekanntlich zahlreiche Arten, speciell auch unter den Hydroiden, im Norden bedeutend robuster entwickelt sind. Auf Sertularella pallida^ 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, 45-50 Fad. Campanularia integra Macgill. Taf. 11, Fig. 7 u. 8. 1842 (8), p. 465. Vergl. u. a. auch (17), p. 163, tab. 31, fig. 1 ; (40), p. 26 u. 19; (23), p. 215. Levinsen giebt in seiner Arbeit, in welcher er die Arten C. in- tegra Mac. und C. caliculata Hincks sowie auch die ALLMAN'sche Species C. graciUs zusammenzieht, an, dass die beiden erstgenannten Arten sich bei Untersuchung der grönländischen Formen als voll- ständig in einander übergehend erwiesen haben. Als Hauptunter- schiede galten bekanntlich die weitaus stärkere Wandverdickung bei C. caliculata sowie die verschiedene Anzahl von Ringelungen unter der Hydrothek. Während das zweite Merkmal von vorn herein als ein sehr unbedeutender Unterschied erscheinen muss, wenn man die Hydroiden von Ost-Spitzbergen 407 mannigfachen Gestaltungen der Hydrothekenstielchen, schon je nach dem Unterschiede ihrer Contraction ins Auge fasst, scheint dagegen das erstere Merkmal allerdings sehr danach angethan, einen Species- Unterschied zu begründen, denn wenn man hinsichtlich der Wand- verdickung sehr abweichende Formen vor sich hat, wie dies auch in dem Spitzbergener Material der Fall ist, so wird man sich schwer entschliessen, alle diese Gebilde in einer Art zusammenzufassen. Da Levinsen jedoch in allen diesen Punkten eine ganze Reihe von Ueber- gängen gefunden hat und sogar auch hinsichtlich der Form der Gono- thek eine bedeutende Variabilität antraf, dürfte das Zusammenfallen der beiden ersten Species wohl zweifellos festgestellt sein. Ob auch die ALLMAN'sche Species C. graciUs als Synonym der obigen zu be- trachten ist, braucht hier nicht näher erörtert zu werden, jedenfalls stimmt sie hinsichtlich der Form der Gonothek und der Grösse der Hydrothek gut überein, dagegen scheint mir die Form der letztern viel röhrenförmiger zu sein als bei unserer Species, wo sie eine aus- gesprochen glockenförmige ist. Was nun die Verdickungen der Wand der Hydrothek an den mir vorliegenden Exemplaren betrifft, so fehlt eine solche bei den Exem- plaren von der Deeviebay vollständig, dagegen ist dieselbe bei den 1 Meile östlich der Bastian -Inseln gesammelten etwas angedeutet, aber nur bei den zwischen Whalespoint und König Ludwig-Inseln gedredgten ist sie sehr stark ausgebildet. — Die letztgenannten Exemplare be- sitzen unter der Hydrothek ein durch tiefe Einschnürung erzeugtes kugelförmiges Glied des Hydrothekenstieles, während dasselbe bei allen übrigen Exemplaren minder deutlich ausgesprochen ist. — Die Mündungsweite der Hydrothek beträgt bei den Exemplaren ohne Wandverdickung meist 0,5—0,65 mm, bei den mit stark entwickelter Verdickung meist 0,6—0,75 mm. Die Länge der Hydrothek schwankt zwischen 0.76 und 0,98 mm. Die Hydrothekenstielchen haben eine Dicke von ca. 0,1 mm. Die Gonotheken zeigen eine Länge von ca. 2 mm und einen grössten Durchmesser von ca. 0,8 mm, die mir vorliegenden sind mit 7 vorspringenden Ringen umgeben. Die vorliegenden Exemplare sitzen auf langen, fadenförmigen Hydrorhizen auf, welche auf Steinen und Wurmröhren, andern Hydroiden (Halecien), besonders häufig auf blattförmigen Pflanzentheilen hin- kriechen und sich in ihrem Verlaufe oftmals verzweigen. Zwischen Whalespoint und König Ludwig-Inseln, 12 — 13 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad.; 1 Meile östlich der Bastian-Inseln 45—50 Fad. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. '^8 408 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Lao7nedea Levinsen raod. Hydrocaulus frei und verästelt. Das Diaphragma wird von einem horizontalen, mehr oder minder dicken, chitinigen Häutchen gebildet und besteht nicht aus zwei verschiedenen Theilen. Die zur Anheftung der Hydranthen bestimmten chitinigen Körperchen befinden sich an der Innern Oberfläche der Hydrothek. Das Diaphragma besitzt meist in seiner ganzen Ausdehnung dieselbe Dicke, aber bei einzelnen Arten (z. B. Laom. \^Ohelia\ geniculata) ist es an seinem peripheren Theil etwas mehr verdickt. Die Verschiedenheit dieser Art des Diaphragmas gegenüber dem von Campanularia ist ungemein in die Augen springend, indem wir es hier nur mit einer von der vollkommen gleichmässig dicken, resp. dünnen Hydrothekenwand entspringenden, perforirten, dünnen Scheide- wand zu thun haben. Laomedea (Gonothyrea) dar Mi n. sp. Taf. 11. Fig. 9 und 10; Taf. 12, Fig. 1. Das mir vorliegende Exemplar hielt ich Anfangs für eine grössere Zahl von Stöckchen der Laomedea {Gonothyrea) hyalina, dieser in den nordischen Meeren sehr verbreiteten Art (s. u. a. 23, p. 215), bis ich das langgestreckt- walzige , vermeintliche Substrat näher unter- suchte und fand, dass ich es hier mit einem aus vielen Röhren be- stehenden Stamm zu thun habe und dass somit die vermeintlichen Einzelindividuen nur Aeste des ganzen Stockes sind. Ich lasse nun die Beschreibung eines mir vorliegenden Stockes folgen : Stamm und ein Seitenast aus mit einander verwachsenen Röhrchen zusammengesetzt, welche sich an der Basis ausbreiten und so ein Wurzelgeflecht bilden. Das Stämmchen besitzt einen Durchmesser von 1 — 1,5 mm, es ist mehrfach gebogen und erreicht eine Höhe von mehr als 6 cm. In seiner ganzen Länge entspringen von ihm sowie von dem erwähnten, zusammengesetzten Ast einfache Aeste, von denen jeder für sich, wie schon oben mitgetheilt, sehr an ein Stöckchen von Laomedea (Gonothyrea) hyalina erinnert. Diese Aeste sind durch meist je 3 — 5 neben einander stehende Ringelungen, welche sich in In- tervallen von 1 — 3 mm befinden, in ebenso lange Glieder getheilt. Unterhalb dieser Ringelungen, also am obern Ende der Glieder tragen dieselben gewöhnlich in dem proximalen Theile einen oder zuweilen zwei kurze Fortsätze, welche einen, resp. zwei Aesten zum Ursprung dienen. An derselben Stelle entspringt auch meist ein durch mehrere Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 409 Gruppen von Ringelungen gegliedertes, zuweilen fast in seiner ganzen Länge geringeltes, Hydrothekeu tragendes Stielchen. Die Hydrotheken sind glockenförmig , ungemein dünnwandig , und zwar zeigt ihre Wandung auch an jener Stelle, an welcher das äusserst zarte Dia- phragma sich ansetzt, keine Verdickung. Der Mündungsrand der Hydrothek ist mit sehr zarten, abgerundeten Zähnchen versehen. Länge der Hydrothek ca. 0,75 mm, Weite an der Mündung ca. 0,35 mm. Die Gonotheken sitzen ebenfalls neben den Ursprungsstellen der A estchen oder der Hydrotheken tragenden Stielchen auf und haben dieselbe Form wie die von Gonothyrea hyalina Hincks (vergl. Clark, 23, tab. 7, fig. Ih — d). An dem uns vorliegenden Exemplare ge- wahren wir bei den einzelnen Gonotheken je 1 — 3 aus der Kapsel ausgetretene, am Gipfel der Gonothek befindliche Medusoide. Länge der Gonotheken 1 — 1,5 mm, grösster Durchmesser (am distalen Ende) derselben ca. 0,6 mm. Deeviebai, Nähe der Berentine-Inseln, 14 Fad. Lafoea Lmx. Levinsen mod. Diese Gattung wurde von Allman in drei Gattungen aufgelöst, und zwar trennte er bekanntlich einestheils die polysiphonen {Lafoea) von den monosiphonen {Halisiphonia} Arten, anderntheils diejenigen, bei welchen im untersten Theil der Hydrothek ein perforirtes Septum vor- handen ist (Hehella) von denen, die eines solchen entbehren. Levinsen spricht sich nun dafür aus, dass es nicht angehe, die Arten nach polysiphonen und monosiphonen Stämmchen zu trennen, da man das- selbe auch in mehreren andern Gattungen thun müsse, in denen sich mono- und polysiphone Arten vorfinden. Ich will deshalb in der vor- liegenden kleinen Arbeit der Weisung Levinsen's folgen und die beiden erstgenannten Arten unter dem Namen Lafoea vereinigt lassen, um so mehr als ich nicht überzeugt bin, dass insbesondere manche kleinere, zartere, oft selbst an der Basis nur aus 2—3 Röhren be- stehende Arten je nach Umständen nicht vielleicht manchmal mehr- röhrig, manchmal einröhrig sein können ; insbesondere dürften sehr junge Exemplare kaum mehrröhrig sein. Anders stellt es sich meines Er- achtens, wie schon S. 400 erwähnt, hinsichtlich der Gattung Hehella^ da die mir von dieser Gattung bekannten Arten sich sogar schon makroskopisch sehr von den eigentlichen La/bea-Arten unterscheiden, indem ihre Hydrotheken durchweg an einem am Substrat hin- kriechenden Hydrocaulus mittels sehr kurzer Stielchen aufsitzen. Be- 28* 410 G. MARKTANNER-TÜRNERETSCHER, züglich der Scheidewand will ich nochmals bemerken, dass Levinsen wohl das Auftreten eines äusserst zarten Häutchens auch bei den eigentlichen La/bea- Arten constatirt hat, aber angiebt, dass dieses in den meisten Fällen so zart ist, dass, wenn es überhaupt erhalten ist, es nur bei starken Vergrösserungeu gesehen werden kann ; bei den zu der Gattung Hebella zu rechnenden Arten habe ich jedoch stets neben dem eigentlichen Diaphragma eine auöällende Wandverdickung im basalen Theil der Hydrothek gefunden. Lafoea gracillima Alder. 1857. Campanularia gracillima Alder, (11), p. 39. 1873. Lafoea gracillima, (19), p. 27, tab. 4, fig. 19-21. 1890. (38), p. 217, tab. 3, fig. 18 u. 19. In der vorliegenden Ausbeute der Dredge No. 25 finden wir neben zahlreichen Bryozoen-Fragmenten viele Exemplare dieser Species ; dieselben stimmen vollständig mit den von mir (38, p. 217, tab. 3, fig. 18 u. 19) beschriebenen und abgebildeten Exemplaren der ersten österr.- Ungar. Polarexpedition überein. Die Länge der Hydro theken beträgt fast durchweg ca. 0,48 mm, zuweilen ist sie aber bei einzelnen Hydrotheken eine bedeutendere (bis 0,7 mm). In den Dredgen 43—45 fanden sich nur einige auf Campanularia verticillata sitzende kleine Exemplare dieser Species vor. Deeviebai, Nähe der Bereu tine-Inseln, 13 Fad.; 3^2 Meilen östl. von W. Thymen-Strasse, 40 Fad.; 1 Meile östlich von den Bastian- Inseln, 45—50 Fad. Familie: Campanulinidae Levinsen mod.^). Zu dieser Familie rechnet Levinsen alle mit einem Deckel ver- sehene Campanularia-aiYtigen Formen, also ausser den Campanulinidae HiNCKS die Gattung Lovenella und die deckeltragenden Formen der alten Familie Lafoeidae. Durch den Besitz des Deckels zeigt diese Familie ihre Verwandtschaft mit den Sertulariidae. Die Gattung Thyroscyphus Allm. bildet mit ihrem 4klappigen Deckel, der an den- jenigen vieler Sertularellen erinnert, ein Bindeglied dieser zwei Familien. Neben gestielten Formen finden wir in dieser Familie auch einige ungestielte, wie z. B. einige Cuspidella- und Lafo'eina- Arten. Der Deckel tritt in dieser Familie in mehrfacher Gestalt auf ; am häufigsten in der eines spitzen Daches, dessen Oberfläche aus einer Anzahl (meist 10—12) dreikantiger Abschnitte besteht, welche 1) (40), p. 175. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 411 bisher als eine Anzahl freier Segmente aufgefasst wurden, die sich beim Verschliessen der Oeffnung mit ihren Rändern zusammenlegen. Einen solchen, aus ganz feinen Klappen bestehenden Deckel besitzen, wie uns Levinsen berichtet, nur Thyroscyphus Allm. und Tetrapoma Levins. Bei allen übrigen Gattungen verdanken diese dreikantigen Abschnitte ihre Entstehung nur einer Faltung. Bei Cuspidella und Lafoeina faltet sich der Deckel beim Zusammenlegen ziemlich un- regelmässig, und man sieht bei der Entfaltung, dass er nur von einer ungetheilten Chitinmembran gebildet ist. Bei Opercularella, Campa- nulina und Calycella ist diese Faltung regelmässiger, indem sich die Oberfläche des Deckels beim Verschlusse in mehrere dreieckige, facettenartige Flächen gliedert. Levinsen vermuthet daher, dass diese dreikantigen Flächen durch dünnere Partien verbunden werden, welche sich allein falten. Bei der von ihm aufgestellten Gattung Stegopoma ist der Deckel aus zwei längsgefalteten Membranen gebildet, welche dachförmig in einer langen Kante zusammenstossen. Ebenso wie man bisher den Bau des Deckelapparats nur un- vollständig untersucht hat, wurde auch in systematischer Hinsicht auf ihn kein grosses Gewicht gelegt, was sich in der Vereinigung deckel- loser und deckeltragender Formen in derselben Familie am besten ausspricht ; auch die mannigfachen Formen des Deckelapparats fanden bisher wenig Beachtung. Levinsen hat nun, von der gewiss sehr richtigen Meinung aus- gehend, dass der Deckel ein gutes Gattungsmerkmal abgiebt, darauf- hin die Gattung Calycella in mehrere Gattungen zerlegt. Bezüglich des Verhaltens des Stieles gegenüber der Hydrothek und der Beschalfenheit des Diaphragmas erwähnt dieser Autor, dass er bei keiner der grönländischen Formen eine deutliche Grenze zwischen Stiel und Hydrothek gefunden habe und dass das Diaphragma durchgehends nur sehr schwach entwickelt sei. Am deutlichsten ist es bei Campanulina und Opercularella. Bei allen findet sich ein Kreis von Chitin körperchen zur Befestigung des untersten Theiles des Hydrauthen. Calycella Hincks ad part. Calycella syrin^a Linn. 1767. Sertularia syringa, (3), p. 1311. 1861. Calycella syringa, (14), p. 23. Vergl. u. a. auch (39), p. 15; 412 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, (41), p. 38; (30), p. 8; (34) p. 392; (21), p. 137; (19), p. 30; (23), p. 217; (41), p. 383; (20), p. 147, 149; (27), p. 241, 264, 275. Exemplare dieser Species bedecken in grossen Mengen die Stämm- chen anderer Hydroiden, insbesondere der Sertularia tenera Sars. Der eigenthümliche Deckelapparat ist an vielen Exemplaren sehr deutlich wahrzunehmen, an andern oft kaum zu erkennen. Die Form der Hydrotheken und die Länge der Stielchen ist genau diejenige, welche Hincks (17, tab. 40, fig. 3) für Lafoea pygmaea Alder an- giebt. Da Alder, wie Hincks erwähnt, an den Abbildungen letzterer Species einen Deckelapparat angedeutet hat, welcher aber an den betreifenden Präparaten später von Hincks nicht mehr gesehen werden konnte, so wäre immerhin anzunehmen, dass die von Alder gezeich- neten Thiere derselben Species angehörten wie die mir in grossen Mengen vorliegenden. Man muss hierbei eben nur berücksichtigen, dass der Deckelapparat oft nur bei starker Tinction des Hydroiden (mit Boraxcarmin od. dergl.) sichtbar wird und somit vielleicht an diesen altern Präparaten nicht mehr unterscheidbar war. Im Falle des Vorhandenseins eines Deckelapparats müsste natürlich, wie schon Hincks erwähnt, die erwähnte La/bea- Species zu Calycella gestellt werden. Ob sie in diesem Falle, wie Levinsen annimmt (40, p. 38), mit Calycella syringa zusammenfallen würde, ist schwer zu entscheiden, da über die Grössenverhältnisse keine Daten vorliegen. Der Unter- schied der geringern Länge des Stielchens bei L. pygmaea würde bei der grossen Verschiedenheit der Länge desselben bei C. syringa, deren auch Hincks Erwähnung thut, wohl kaum ein unterscheidendes Merk- mal bieten. Auch die von Clark (23, p. 217, tab. 12, fig. 25) ab- gebildeten Exemplare weisen sehr bedeutende Unterschiede in der Länge der Stielchen auf. Au den mir vorliegenden Exemplaren haben die Hydrotheken eine Länge von 0,42 — 0,58 mm, eine Mündungsweite von ca. 0,13 — 0,16 mm und eine durchschnittliche Stielchenlänge von 0,1 mm. Die Stielchen sind seilartig gedreht. Die Länge der von Clark abgebildeten Hydrotheken ergiebt sich aus der Figur (Vergr. 20) mit 0,45 mm, die Mündungsweite mit 1,3 mm, so dass also voll- kommene Uebereinstimmung mit uusern Exemplaren herrscht; die Stiekheu variiren bei Clark von (^,1 — 0,4 mm, sind also im Allgemeinen länger. Oestlich der Bastian-Inseln, 45 50 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Auf einzelnen Hydroiden ungemein zahl- reich aufsitzend. (Vergl. z. B. Taf. 12, Fig. 2—4). Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 413 Lafoeina Sars. Lafoeina tenuis Sars. 1873 (19), p. 119, tab. 5, fig. 1—5. Vergl. auch (21), p. 134; (40), p. 40; (80), p. 8, 8; (29), 268; (20), p. 150. Das Verkommen dieser charakteristischen Species in der Ausbeute Prof. Kükenthal's wurde schon gelegentlich meiner letzten Arbeit erwähnt. Vergl. (38), p. 213. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad.; 1 Meile östlich der Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Familie: Sertulariidae Levinsen mod. Während bis vor kurzem die Anwesenheit eines Deckels nur bei einer verhältnissmässig geringen Zahl von Sertulariden constatirt und in die Diagnose aufgenommen war, so bei einzelnen Arten von Thu- iaria, Sertularia und Besmoscyphus^ macht Levinsen (1. c. p. 41) darauf aufmerksam, dass sich ein Deckel bei allen Sertulariden vor- findet und dass dieser nebst der Form der iMündung der Hydrothek die wesentlichste Eigen thümlichkeit ist, welche uns eine natürliche Grenze zwischen den Campanulariidae und Sertulariidae zu ziehen gestattet. Anschliesend daran erwähnt derselbe Autor auch, dass manche bisher zu den Sertulariden oder in deren Nähe gestellte Gattungen und Arten {Grammaria Stimps., Synthecium Allm., Hypo- pyxis Allm.) zu den Campanulariden gestellt werden müssen. Auf Grund des Gesagten charakterisirt er obige Familie in folgender Art : „Formen mit einem wohlentwickelten, gegliederten Stamm, deren im Allgemeinen bilateral entwickelte, deckeltragende Hydrotheken eines Stieles entbehren und oft in grösserm oder geringerm Grade in den Stamm oder die Aeste eingesenkt sind." Levinsen erwähnt weiter, dass die Art der Charakterisirung der 18 zu dieser Familie gehörigen Gattungen eine auf sehr ungleichen Merkmalen basirende ist; so hat man die Form des Deckels und der Hydrothek bei einigen wenigen {Diphasia, Äbietinaria, Sertularella, Dynamena, Monopoma) als Unterscheidungsmerkmal benutzt. Bei einer grössern Anzahl von Gattungen wurde auch das Verhalten der Hydrotheken gegenüber dem Stamme und den Aesten herangezogen, meist ohne hierbei die Form der Hydrotheken und des Deckels mit in Berücksichtigung zu ziehen, so dass es nicht zu verwundern ist, 414 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, dass wir in mancher Gattung eine Anzahl heterogener Formen an- tretien. Es ist desshalb nöthig, dass vor allem constante Verschieden- heiten der Einzelindividuen und zwar im Bau der Hydrothekeu oder Hydranthen aufzusuchen sind, und erst wenn solche nicht zu finden wären, kann die Form der Colonie oder die Art ihres Wachsthums als Unterscheidungsmerkmal herangezogen werden. Speciell macht Levinsen noch hinsichtlich eines zur Charakterisirung von Gattungen oft herangezogenen Merkmals, nämlich des Baues der Gonotheken, darauf aufmerksam, dass auch dieses keine zuverlässige Art der Charakterisirung von Gattungen möglich macht, wie er an mehreren Beispielen erörtert. Das beste Merkmal scheint ihm, seinen Unter- suchungen zu Folge, die Form der Hydrothekenmündung und des Deckels zu sein. Allman, der den grossen systematischen Werth des Deckelapparates auch schon erkannte, wollte demselben nur darum keine zu grosse Rolle zuweisen, weil er so zart und hinfälhg ist, dass seine Untersuchung nur bei sehr gut conservirten Exemplaren möglich ist. Dem gegenüber sagt Levinsen, dass es nicht angehe, das einzige zuverlässige Merkmal unberücksichtigt zu lassen, weil die Unter- suchung eine schwierige sei, auch ist er der Meinung, dass, da in den meisten Fällen eine Wechselbeziehung zwischen dem Bau der Mündung und dem Deckelapparat stattfindet, so dass mau von dem Bau der einen auf den des andern meist mit Sicherheit schliessen könne, die Orientirung über diesen Punkt nicht allzu schwer sei. So werde man an einer Sertularella^ welche ihren Deckelapparat eingebüsst hat, doch leicht an den drei oder vier Einbuchtungen am Mündungsrand erkennen können, wo die Klappen befestigt waren, und bei jenen Arten, deren Deckel aus einer einzigen Klappe gebildet ist, werde deren Befestigung an dem äussern oder Innern Rande meist durch eine mehr oder minder tiefe Einbuchtung angedeutet sein. Auf jeden Fall wird es äusserst wünschenswerth sein, wenn in Zukunft diesem wichtigen systematischen Merkmal besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird, um dadurch auf dem Gebiet der Systematik einen weitern Schritt vorwärts thun zu können. Sertularia L. Levinsen raod.^). Die Mündung der Hydrothek ist an der abcaulinen Seite mit einer tiefen Einbuchtung versehen, in welcher die Deckelklappe be- festigt ist. Auf der dem Stamm zugewandten Seite endet die Wan- dung der Hydrothek in einer zarten Haut (dem sog. Kragen), welche 1) (40), p. 186. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 415 dieselbe Gestalt hat wie die Einbuchtung. Es erscheint demnach die Mündung der Hydrothek mit zwei zahnförraigen, an der adcaulinen Seite mittels einer dünnen Membran verbundenen Fortsätzen aus- gerüstet. Bei einer Anzahl von Arten (Subgenus JDynamena), deren Hydrotheken entgegengesetzt gestellt sind, ist der erwähnte Kragen aus zwei unter einem Winkel zusaramenstossenden Seitenhalbtheilen gebildet. Der Kragen selbst ist nach Levinsen nicht, wie er von mir und Allman aufgefasst wurde, ein Theil des Verschlussapparats, son- dern nur ein dünner Theil der Mündungswand. Weiter äussert sich Levinsen über dieses Genus in der folgenden Weise: „Die Gattung Äer^wkn« wurde von Hincks fast ausschliesslich durch negative Merkmale charakterisirt, und der einzige Unterschied, den er zwischen dieser Gattung und der Gattung Thuiaria hervor- hebt, ist der, dass die Hydrotheken bei der letztern Gattung in die Substanz des Stammes und der Aeste eingebettet sind. Dass dieser Gegensatz aber auch nur ein relativer ist, ergiebt sich daraus, dass Hincks über die ganze Familie der Sertulariden sagt: > Hydro thecae . . . more or less inserted in the stem and branches«. Die Bekannt- schaft mit einer grössern Anzahl von Arten — wie viele neue Arten sind auch seit Hincks' mustergültigem Werke bekannt geworden ! (Anm. d. Ver^) — macht es auch bald einleuchtend, dass diese Ein- senkung in Stamm und Aeste in so vielen, verschiedenen Graden statt- findet, dass man unmöglich zwei Gattungen auf dieses Merkmal hin von einander abtrennen kann. Es sind deshalb später mehrere ver- schiedene Versuche gemacht worden, durch Merkmale von ähnlichem Werth eine schärfere Definition dieser beiden Gattungen zu geben. Der letzte derartige Versuch wurde von Allman (35, p. 50 und 64) unternommen, welcher zu Sertularia diejenigen Arten rechnet, deren Internodien nur je 1 — ^2 Paar Hydrotheken tragen, während dieselben bei Thuiaria deren viele tragen sollen. Es würden nach dieser Definition Sert. argentea und cupressina zu Thuiaria zu stellen sein. Da man jedoch auch Arten findet, deren Internodien 3, 4, 5, 6 u. s. w. Hydrothekenpaare tragen, so ist dieses Merkmal ebenso relativ wie die übrigen und wurde auch von keiner Seite mit grosser Begeisterung begrüsst. Momentan ist dieser Zustand ein solcher, dass jeder Autor seine eigne Auffassung über die Begrenzung dieser beiden Gattungen hat. Von den britischen Arten, welche Hincks in seinem vorzüglichen Werke zu der Gattung Sertularia zählt, wurden später mehrere zu andern Gattungen gestellt; so z, B. S. fusca Johnst. zur Gattung 416 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Selaginopsis, welche dadurch charakterisirt wurde, dass die Hydro- theken in mehr als 2 Reihen angeordnet sind. In ähnlicher Weise wurden S. ahietina und filicula zu der von Kirchenpauer aufgestellten Gattung Ähietinaria gestellt. Mit Ausnahme von S. operculata haben die übrigen britischen und nahestehenden nordischen Arten (S. pumila, S. graciUs^ S. argentea, S. cupressina und S. tenera) denselben sehr charakteristischen Bau der Hydrothek, welcher, wie wir später sehen werden, von dem Bau der Hydrotheken der nordischen Thuiaria- Arten grundverschieden ist. Denselben Bau der Hydrotheken treffen wir nun ebenso bei der Mehrzahl der Arten, welche die frühern Autoren zur Gattung Sertularia gerechnet haben. Wir können diese Gattung, wie schon oben erwähnt, in folgender Art charakterisiren : Mündung der Hydrothek auf der äussern (abcaulinen) Seite mit einer tiefen Bucht versehen, in welcher der klappenförmige Deckel befestigt ist. Auf der dem Stamm zugewandten (adcaulinen) Seite gewahrt man eine verdünnte Partie (Kragen) von ähnlicher Form wie die erwähnte Einbuchtung. Es sieht deshalb aus, als ob die Mündung auf jeder Seite mit einem zahnförmigen oder dreikantigen Vorsprung versehen und zwischen diesen an der Innern Seite eine dünne Membran aus- gespannt wäre. Diese membranartige Partie ist es, welche im All- gemeinen von den Autoren übersehen wurde, die Arten aus dieser Gattung schildern und die Mündung als zweilippig oder zweizähnig abbilden. Bei einer Anzahl Arten ist nun dieser verdünnte Theil der Wand, welchen wir als „Kragen" bezeichnen wollen, beschrieben worden, doch haben auch diese Autoren (Allman und der Verfasser dieses Artikels) diese Einrichtung missverstanden, indem sie denselben als Deckelapparat auflassen, der dazu bestimmt sei, im Verein mit dem eigentlichen Deckel die Mündung in ähnlicher Art zu verschliessen, wie die Deckelklappen bei einer Sertularella. Allman sagt dies- bezüglich (in: Mem. Mus. Comp. Zool., V. 5, 1877, p. 25) über die Mündung von Sertularia distans: „The orifice of the hydrotheca is cut off obliquely above and below, so as to present two broad lateral teeth, and the intervals betweeu these are closed by two thin mem- braneous valves. Each of these valves is composed of delicate super- imposed laminae, which may be usually seen partially separated from one auother as thin exfoliatiug films." Der letzte Theil dieser Be- schreibung zeigt, dass Allman Individuen untersucht hat, welche Gegen- stand der Erneuerung (Fornyelse) waren, da er sonst nicht mehrere Deckelklappen über einander hätte linden können. Ich schilderte den Bau der Hydrotheken in folgender Art: „Hydrotheken, deren Mündung Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 417 zwei mehr oder minder deutliche Zähne trägt, zwischen denen vom Mündungsrand der Hydrothek entspringend zwei sehr zarte, häutige Membranen ausgespannt sind". Diese Art des Aussehens habe ich bei Sertularia pumila und einigen nahestehenden Arten gefunden, welche Lamouroux auf Grund ihrer gegenständigen Hydrotheken zu der Gattung Dynamena stellte ; ich schlug deshalb vor, diese ein- gezogene Gattung wieder einzuführen und diesem Gattungsnamen alle jene Arten zu unterstellen, deren Hydrotheken den eben erwähnten Bau zeigen. Dem gegenüber sagt Levinsen, dass nicht nur die von mir erwähnten Arten, sondern auch die übrigen Arten von Sertularia, wie oben bereits erwähnt wurde, einen solchen „Kragen" besitzen, welcher von mir als Deckelapparat gedeutet wurde. Dagegen, sagt Levinsen, findet man gerade bei Sertularia pumila und ihren Ver- wandten eine Eigenthümlichkeit in der Mündung der Hydrothek und in der Form des „Kragens", dass es berechtigt ist, den erwähnten Gattungsnamen Dynamena gerade für diese Formen, wenn auch mit etwas anderer Charakterisirung, als Bezeichnung für eine Untergattung von Sertularia anzuwenden. „Bei den genannten Arten besteht der Kragen nämlich aus zwei unter einem Winkel zusammenstossenden Seitenhalbtheilen, welche unten mehr oder minder gut von einer medianen, zahnförmigen Verdickung abgetrennt sind (siehe 40, tab. 7, fig. 11 — 12). In den Abbildungen, welche Allman (24, tab. 16, fig. 4, 8, 10) und ich (38, tab. 5, fig. 2, 2 a) von Sertularia (Dynamena) distans geben, scheint die Mündung von zwei gegen einander gestellten und in eine scharfe Kante zusammenstossenden Deckelklappen ver- schlossen; aber beide Verfasser haben übersehen, dass das, was sie als oberste Deckelklappe aufiassen, nur der eine Seitenhalbtheil des winkelförmig gebogenen „Kragens" ist und dass dieses Verhalten der Winkelbiegung des Kragens zuzuschreiben ist. Seine Stellung ist die- selbe, ob die Mündung offen oder geschlossen ist." „Dass dieser Kragen nur ein stark verdünnter Theil der Mün- dungswand ist und kein Verschlussapparat, sieht man am besten durch Herstellung eines Längsschnittes durch eine Hydrothek, indem man dann sehen wird, dass die Mündung nur von einem einfachen, klappen- förmigen Deckel abgeschlossen wird (39, tab. 1, fig. 2). Bei jenen Arten, welche wir zur Untergattung Dynamena stellen, ist das Verhalten des Kragens dasselbe, indem es nur in der erwähnten Winkelbiegung von dem Kragen der Sertularia abweicht. Ich (Levinsen) habe schon früher darauf aufmerksam gemacht (39, p. 22), dass die bei einer Er- neuerung des Individuums hervorgebrachte neue Mündung den Gegen- 418 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, satz zwischen einem dünnern und einem dickern Theil der Wand oft wenig oder gar nicht ausgeprägt zeigt. Man sieht dies besonders deutlich bei Sertularia tenera " (39, tab. 1, fig. 4), Sertularia tenera G. 0. Sars. Taf. 11, Fig. 5 und 14; Taf. 12, Fig. 5 ; Taf. 13, Fig. 3—4. 1873. Sertularia tenera (19), p. 108, tab. 4, fig. 1 — 4. Vergl. auch (19), p. 20: (29), p. 395; (37), p. 18; (20), p. 151; (28), p. 309; (27), p. 246, 266, 277; (21), p. 129; (40), p. 48; (41), p. 384. Es liegen mir mehrere Exemplare einer Species vor, die ich nach vielfachem Vergleichen mit den derselben nächstverwandten Arten zu S. tenera stellen zu sollen glaube. Die Aehnlichkeit der in Betracht kommenden, nahe verwandten Arten, nämlich der Sertularia arctica Allm. (22, p. 264), der Sertularia albimaris Mereschkowskt (26, p. 228) und der Sertularia tenera Sars ist bekanntlich eine ungemein grosse. In Thompson's verdienstvoller Arbeit : „The Hydroida of the Vega Expedition" (p. 394 — 395) finden wir jedoch Angaben über die Grösse der Hydrotheken dieser drei so nahestehenden Arten, und ich sah mich auf Grund derselben veranlasst, die vorliegende Art, wenn- gleich die Grösse des Stockes das von Sars angegebene Maass weit übertrifft, zu Sert. tenera zu stellen. Ich muss nur an dieser Stelle schon bemerken, dass jüngere, aus demselben Hydrorhizengeflecht sich erhebende Stöckchen genau die von Sars und Thompson be- schriebene und abgebildete Form besitzen und speciell das Merkmal der zweizeilig gestellten Aeste aufweisen, während bei grössern, altern Individuen die Aeste, insbesondere im obern Theil des Stammes rings um denselben gestellt sind und auch an Länge sehr zunehmen, wo- durch das Individuum im obern Theil ein dicht-buschiges Aussehen annimmt. Ich lasse nun eine möglichst genaue Beschreibung der mir zahlreich vorliegenden Exemplare folgen : Von einem aus mehreren Hydrorhizenfäden bestehenden Geflecht erheben sich meist dicht neben einander mehrere Stämmchen, welche in der Entwicklung oft sehr verschieden weit vorgeschritten sind. So erheben sich bei einer mir vorliegenden Gruppe aus einer wenige Quadratmillimeter grossen Basis 6 Stämmchen, von denen 2 kaum 3 cm hoch sind und, wie erwähnt, genau das Aussehen der von Sars abgebildeten Form (1. c. tab. 4, fig. 1) haben, während die übrigen bis 10 cm Länge zeigen. Der Stamm ist gegliedert und fast von der Wurzel an mit zweizeilig gestellten Hydrotheken besetzt, von denen paindestens drei auf ein Glied zu kommen scheinen. Die Zeilen sind Hychoiden von Ost-Spitzbergen. 419 wenigstens im untern Theil des Stämrachens geradlinig. Die Aeste entspringen stets nächst der Basis einer Hydrothek von kurzen Fort- sätzen des Stämtncheus, sie sind im untern Theil des Stammes, bei 10 cm hohen Exemplaren etwa bis zur halben Höhe wechselständig, fiedrig gestellt, während sie höher nach oben spiralig um den Stamm gestellt sind. Ihre Länge ist in der untern Stammhälfte meist gering (bis 1,5 cm), auch sind sie dort selten verzweigt und nur einzelne (1 — 5) Aeste, nennen wir sie Hauptäste, zeichnen sich durch bedeutende Länge aus und erreichen die Länge des oberhalb ihrer Ursprungs- stelle liegenden Stammtheiles. Diese Hauptäste sind ebenso wie der Stamm in ihrem obern Theile mit dichten, bis 3 cm langen, spiralig gestellten Zweigen (resp. Aesten) versehen, welche noch einmal fiedrig verästelt sind, zuweilen tragen diese Aestchen noch ein oder das andere Zweigchen 4. Ordnung. Durch diese reiche Verzweigung kommt der für ausgewachsene Exemplare dieser Species so charakteristische dicht-buschige Habitus im obern Theile des Stöckchens zu Stande. Die Hydrotheken sind etwas weniger als zur Hälfte angewachsen, an der Stelle, wo sie frei werden, sind sie am weitesten, sie haben dort eine Weite von ca. 0,25 mm, ihre Länge beträgt meist 0,5—0,55 mm, entspricht also genau den Angaben Thompson's (1. c. p. 395), ihr Mündungsrand ist an der äussern Seite mit einer Einbuchtung ver- sehen (siehe Allgemeines über die Sertulariidae). Die Mündungsweite beträgt 0,12 mm. Die Stellung der Hydrotheken ist eine wechsel- ständige, die Zahl derselben auf einem Gliede ist verschieden, am häufigsten treffen wir je zwei alternirende an, an Gliedern, von denen Zweige abtreten, stehen meist deren drei, an andern Gliedern be- obachten wir dagegen zuweilen nur eine oder auch noch mehr als drei. Die Gonotheken sitzen an unsern ausgewachsenen Exemplaren in grossen Mengen und dicht gedrängt an den Zweigen \. bis 3. Ord- nung, aber nur im buschigen Theil des Stöckchens auf, was vermuth- lich eine Art Schutzeinrichtung darstellt, da sie jedenfalls in diesem Gewirre von Zweigen am sichersten angebracht sind. Sie erinnern sowohl in der Gestalt als durch das äussere Marsupium, welches eben- falls von einer gallertigen (dunklen) Masse geschützt ist, an diejenigen von Sertularia pumila. Ihre Länge beträgt ca. 0,9 — 1,0 mm, ihre grösste Weite 0,4 mm. Um die Mündung kann man kreisförmig ge- stellte, ins Innere vorragende, zahnartige Gebilde sehen, welche in der Form an die am Kopfe einer Taenia auftretenden Häckchen erinnern. Die Gonotheken sitzen fast stets auf ein und derselben 420 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Seite einer durch die Richtungslinie des Zweiges und die Mittellinien aller darauf sitzenden, zweizeilig gestellten Hydrotheken gelegten Ebene auf, sie entspringen dicht unter der Basis von nach rechts sowie nach links gerichteten Hydrotheken; sie selbst aber wenden sich fast immer nach ein und derselben Richtung, so dass sie, makroskopisch beobachtet, nahezu stets einzeilig zu stehen scheinen. Färbung des Stöckchens hell gelblich-weiss. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Sertularia tenera var. thompsonii, Taf. 11, Fig. 17; Taf. 13, Fig. 1 u. 2. Neben den eben beschriebenen Exemplaren der Sertularia tenera Sars liegen noch Exemplare einer Sertularia vor, welche sich hin- sichtlich der Form der Hydrotheken nur wenig von den frühern unter- scheidet, dagegen hinsichtlich des Gesammthabitus und der Färbung wesentlich von derselben abweichen. Aus dem erst angegebenen Grunde sowie auch darum, weil diese Formen mit den oben be- schriebenen durch Zwischenglieder verbunden sind, glaube ich die- selben nun als Varietät der Sert. tenera auffassen zu sollen. Insbe- sondere sind beide Formen im jugendlichen Alter von einander nicht unterscheidbar. Ich lasse eine Beschreibung der Exemplare folgen: Von einer aus einigen Fäden gebildeten Hydrorhiza erheben sich bis 14 cm hohe, ziemlich dunkel braun gefärbte, gegliederte Stämm- chen, welche ihrer ganzen Länge nach mit alternirend gestellten Hydrotheken besetzt sind. Die Aeste sind am untersten Drittel des Stämmchens fiedrig gestellt, von geringer (0,5 — 2,5 cm) Länge und fast stets unverzweigt. Weiter aufwärts am Stamm sind die Aeste rings um den Stamm gestellt und erreichen dieselben durchschnittlich eine etwas bedeutendere Länge, so dass die meisten derselben 2— 3 cm lang sind. Diese Aeste sind auch häufig mit fiedrig, aber nicht sehr dicht gestellten Zweigen versehen. Gegen die Spitze des Stammes nehmen die Aeste wieder an Länge ab. Verzweigungen 3. Ordnung trifit man nur sehr selten, solche 4. Ordnung gar nicht mehr an; es wird durch dieses Merkmal der von den früher beschriebenen Exem- plaren so sehr verschiedene Gesammthabitus begründet. Sowohl am Stämmchen wie an den Aesten tragen die Glieder, welche keinen weitern Verästelungen zum Ursprung dienen, meist zwei alternirend gestellte Hydrotheken, solche Glieder, von denen hingegen Zweige ent- springen, sind meist mit 3 Hydrotheken versehen, wobei zu bemerken ist, dass der Zweig stets dicht unter der Basis der untersten Hydro- Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 421 thek des betreffenden Gliedes entspringt. Die Hydrotheken selbst sind nicht ganz bis zur Hälfte angeheftet, ihre Grösse übertriftt die der vorher beschriebenen Exemplare meist um ein Geringes ; ihre Länge beträgt gewöhnlich 0,57 mm, ihre grösste Weite 0,25 mm, ihre Mündungsweite 0,1—0,12 mm. Der Mündungsrand ist ähnlich beschaffen wie bei der früher beschriebenen Form, ebenso sind, wie erwähnt, jugendliche Exemplare dieser Varietät solchen der oben beschriebenen Form so ähnlich, dass sie von denselben nicht zu unterscheiden sind. Bemerkenswerth ist ferner, dass alle jene Exemplare, welche das eben beschriebene Aussehen besitzen, keine Gonotheken tragen, da- gegen nahezu alle Exemplare, welche das dicht-buschige, früher be- schriebene Aussehen zeigen, mit sehr grossen Mengen von Gonotheken besetzt sind. Aus dem so grundverschiedenen Habitus der ausgewachsenen Exemplare dieser Varietät würde ich mit Sicherheit bei beschränktem! Material auf zwei verschiedene Arten geschlossen haben, aber unter der grossen Menge von Exemplaren sieht man zuweilen von dem- selben Hydrorhizengeflecht mehrere Exemplare entspringen, wovon man die einen dem erstbeschriebenen, die andern dem letztbeschriebenen Typus zuzählen müsste, woraus ich wohl schliessen muss, es nur mit einer Varietät dieser Species zu thun zu haben. Spitzbergen, 1 Meile östlich der Bastian-Inseln, 45 —50 Faden ; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad. Thuiaria Flem., Levinsen mod.^) Sertulariiden mit rundlicher, d. i. ovaler oder halbkreisförmiger Mündung, welche mit keinen zahnartigen Vorsprüngen und keinem zwischenliegenden , dünnhäutigen , gelegentlich der Besprechung der Gattung Äer^wZan'a als „Kragen" bezeichneten Theile versehen sind. Der klappenartige Deckel ist an dem vom Stamme abgewendeten Theil des Mündungsrandes befestigt. Thuiaria kirchenpaueri n, sp. Taf. 11, Fig. 1; Taf. 12, Fig. 6. Ein mir vorliegendes, ca. 11 cm hohes Exemplar einer Thuiaria ist mit wechselständigen Fiederchen versehen, steht somit der Th. lon- chitis Ell. et Sol. (Kiechenpaiter mod.) sehr nahe, unterscheidet sich von derselben aber wesentlich durch die viel weniger tief in die 1) (40), p. 51. 422 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Hydrocladien eingesenkten Hydrotheken. Ich muss nämlich bei dieser Gelegenheit erwähnen, dass das von mir seiner Zeit kurz beschriebene Exemplar der Th. lonchitis Ell. et Sol., welches auf der 1. österr.- ungar. Polar-Expedition von Dr. Kepes gesammelt wurde (siehe 38, p. 236), tief in die Hydrocladien eingesenkte Hydrotheken besitzt, deren Mündungen aus dem äussern Contour der Hydrocladien kaum merklich hervorragen (s. Tai 11, Fig. 2). Es ist dies ein Verhältniss, welches genau mit der von Ellis (2, tab. 6, fig. A) gegebenen Ab- bildung übereinstimmt. Charakteristisch für die genannte Species scheint mir die schon an derselben Stelle angeführte, auä'allende, knötchen- artige Wandverdickung an der proximalen Partie des Mündungsrandes zu sein. Ich lasse nun die Beschreibung des vorliegenden Exemplares folgen : Stämmchen ca. 11 cm hoch, im untern Theil in sehr ungleich (3 — 9 mm) lange, keine Hydrocladien tragende Glieder getheilt, im obern Theile haben die Glieder fast sämmtlich eine Länge von 7 mm und trägt jedes derselben 4 wechselständig gestellte Hydrocladien. Die Glieder des Stämmchens sind je nach ihrer Länge mit verschieden vielen in 2 gegenüberstehenden Keihen gestellten Hydrotheken besetzt, welche hinsichtlich ihrer Gestalt und der Art der Einsenkung in den Stamm mit denen der Hydrocladien übereinstimmen. An den Hydrocladien tragenden Gliedern des Stäramchens beträgt die Zahl der Hydrotheken meist 6 — 7 in jeder Reihe, im Ganzen also 12 — 14 pro Glied. Die Hydrocladien entspringen von kurzen Fort- sätzen des Stammes, welche dicht unter der Basis von Hydrotheken stehen; sie nehmen an Länge gegen die Spitze des Stämmchens hin ab, die untersten (längsten) sind ca. 2 cm lang. Die längern Hydro- cladien sind meist durch 1 — 3 Einschnürungen in mehrere GUeder ge- theilt. Die Hydrotheken sind durch Zwischenräume von einander getrennt, sie sind nach aussen gekrümmt, ihre grösste Weite liegt etwas unter ihrer Mitte, gegen die Mündung verengern sie sich. Die Mün- dungen ragen an der distalen Seite aus dem Contour der Hydrocladien um ca. 0,2 mm heraus. Eine Wandverdickung am Mündungsrande, ähnhch wie sie bei Th. lonchitis beschrieben wurde, ist auch hier an- gedeutet, aber bei weitem nicht so stark entwickelt. Länge der Hydrotheken ca. 0,5—0,54 mm, Durchmesser an der weitesten Stelle ca. 0,2—0,24 mm, Mündungsweite ca. 0,1 mm. Gonosom fehlt. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 423 Sertularella Gray mod. Die von mir ^) im Anschluss an die von Bale '^) aufgestellte Gattungscharakteristik gegebene Diagnose dieses Genus stimmt mit der von Levinsen aufgestellten im Wesentlichen vollkommen überein, nur legt Levinsen keinen Werth auf die Zahl der auf einem Hydro- cladiengliede stehenden Hydrotheken sowie auf zwei- oder mehrzellige Anordnung derselben. Die Ausserachtlassung dieser, wie mir scheint bemerkenswerthen Merkmale führte Levinsen dazu , die Gattungen Bictyocladium Allm. und Calyptothuiaria Markt, als Synonyma von Sertularella zu nennen. Beide Gattungen unterscheiden sich so auf- fallend hinsichtlich ihres Gesammthabitus von Sertularella^ erstere durch das charakteristische Netzwerk, letztere durch das an Idia- pristis erinnernde Aussehen, dass wir auf Grund derselben allein an- nehmen können , einen wesentlich von Sertularella verschiedenen Organismus vor uns zu haben. Was die erstere Gattung betrifft, so ist dieselbe keinesfalls als Synonym aufzufassen, abgesehen von der Stel- lung der Hydrotheken, schon darum, weil ihr das wichtigste Merkmal einer Sertularella^ nämlich ein 3-4klappiger Deckel, fehlt und ein solcher bei einer „kleinen, kreisrunden, ebenen Mündung" nicht zu erwarten ist. Betreffs der Gattung Calyptothuiaria dürften der, wie erwähnt, vollständig andere Gesammthabitus, die viel eher an Thuiaria erinnernden Hydrocladien und die gegenüber nahezu allen andern Sertularellen vollkommen anders gestalteten Gonotheken eine separirte Stellung im System wohl vollkommen ausreichend begründen. Auf Grund des Gesagten würde die Diagnose der Gattung Sertularella etwa folgendermaassen lauten : Hydroiden mit einfachem oder verästeltem Stamm, der sich aus einer stolonenförmigen Hydrorhiza erhebt. Hydrotheken fast stets ziemlich deutlich zweizeilig und stets alternirend gestellt. Auf jedem Internodium meist nur eine, höchstens aber zwei Hydrotheken auf- sitzend. Mündung der Hydrotheken fast stets deutlich drei- oder vierzähnig oder wenigstens mit ebenso vielen, schwachen Buchten ver- sehen. Ueber der Mündung ein aus 3—4 der Anzahl der Buchten entsprechenden Klappen gebildeter Deckelapparat vorhanden, wobei die einzelnen Klappen in den Ausbuchtungen des Mündungsrandes befestigt sind. Gonotheken fast stets mit Querringelungen versehen. 1) (38), p. 221. 2) (31), p. 103. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 29 424 G. MARKTANNER-TURNEEETSCHER, Sertularella pallida Poeppig (Kirghenpauer). Taf. 11, Fig. 18; Taf. 12, Fig. 2-4. 1884. (32), p. 49, tab. 16, fig. 6, 6 a. Es liegt mir eine grosse Zahl von Sertularellen vor, die ich glaube der obigen Species einreihen zu sollen, wenngleich dieselben zum Theil bedeutend grösser und durchweg kräftiger und stärker entwickelt sind, als dies nach Kirchenpauer's Beschreibung der Fall sein sollte. Da jedoch schon Hincks hinsichtlich von Exemplaren der Sert. tri- cuspidata von Island angiebt, dass dieselben von ungewöhnlicher Grösse sind, und auch Clark (23, p. 224) erwähnt, dass er die Exem- plare von Alashka Anfangs für eine neue Species hielt, sie aber später als "robust forms" der Sert. tricuspidata erkannte, so glaube ich an- nehmen zu können, dass sich auch unsere Species an einzelnen Punkten im Norden bedeutend stärker und kräftiger entwickelt. Während einzelne kleinere Exemplare im Gesammthabitus sehr ähnlich den von Kirghenpauer abgebildeten Exemplaren sind, überragen einige die- selben dergestalt an Grösse, dass sie dadurch einen ganz andern Gesammthabitus gewähren. Die grössten vorliegenden Exemplare er- reichen eine Länge von ca. 16 cm. Der Stamm ist bedeutend kräftiger als die Aeste, er ist gegliedert; jedes Glied trägt eine Hydrothek. Die Aeste sind fiedrig gestellt und entspringen am Stamm alternirend und zwar stets dicht unter einer Hydrothek, sie tragen nicht selten noch Aestchen 2. Ordnung, jedoch sind diese stets kleiner als die Aeste 1. Ordnung. Fast durchweg entspringen je zwei auf einander folgende, nach entgegengesetzten Richtungen verlaufende Aeste von zwei direct auf einander folgenden Gliedern des Stammes, während dann meist zwei Glieder folgen, welche nur Hydrotheken, aber keine Aeste tragen. Die Hydrotheken selbst sind am Stamm sowie an den Aesten zweizeilig gestellt und zeigen kaum eine Hinneigung zur ein- reihigen Stellung (Unterschied von Sert. pinnata Clark), ihre Mün- dung trägt 3 Zähnchen. Die Aeste zeigen an ihrer Ursprungsstelle, welche sich auf einem kurzen Fortsatz des Stammes befindet, zwei nahe über einander liegende Einschnürungen, wodurch ein nahezu kugliges Stück zu Stande kommt. Die Hydrotheken sind ca. zur Hälfte oder etwas mehr als zur Hälfte frei, ihre Länge beträgt 0,48—0,60 mm. Die Glieder des Stammes und der Aeste variiren in der Länge meist von 0,45—0,9 mm. Die untersten Aeste sind oft kurz und unverzweigt, die darauf folgenden länger (bis 3 cm) und noch einmal verästelt, und zwar stehen die Aestchen minder dicht, so dass zwischen je zwei auf einander folgende Hydroiden von Ost-Spitzbergen, 425 Aestchen meist wenigstens 2 — 4 bloss Hydrotheken tragende Glieder der Aeste eingelagert sind ; gegen die Spitze des Stammes zu nehmen die Aeste wieder an Länge ab. Die Gonotheken sind in der Form denen, welche Hincks bei Sert. tricuspidata (1. c. p. 240, Holzschnitt fig. 30) abbildet, sehr ähnlich, sie sitzen meist zu 1 — 3 Stück an den Aesten oder Aestchen. Länge der Gonotheken 1,8 mm, Weite in der Mitte 1,2 mm, Zahl der Ringelungen 7—10. Zum Schluss mag noch bemerkt werden, dass an einzelnen Exem- plaren die Aeste oder Aestchen in 2 — 3 mm lange, stolonenartige Fortsätze auslaufen, welche an ihrer Oberfläche wohl eine Ringelung oder Runzelung zeigen, aber keine Hydrotheken tragen. 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Sertularella tricuspidata Alder var, Taf. 11, Fig. 4; Taf. 13, Fig. 9. 1857. (11), p. 111, pl. 4, fig. 1—2. Die zweite mir vorliegende Sertularella gehört ebenfalls der Gruppe der Sertularella tricuspidata (vergl. Kirchenpauer, 32, p. 45) an, in Hinsicht auf Form und Grösse der Hydrothek ist sie der früher geschilderten Species ähnlich, von der sie aber durch den Gesammt- habitus und die durchschnittlich viel längern Glieder des Stammes und der Aeste sowie durch grössere Zartheit des Stammes verschieden ist. Von Sertularella tricuspidata selbst ist sie durch bedeutendere Grösse, durch das Fehlen der eigenthümlichen Einschnürungen (twisted at intervals, HmcKS 1. c. p. 239) verschieden, doch scheinen mir diese Unterschiede zu geringfügig, um daraufhin, besonders mit Rück- sicht auf die von mehreren Autoren erwähnte Variabilität dieser Species (s. S. 423), eine neue Art zu begründen. Ich lasse nun eine Beschreibung der vorliegenden Exemplare folgen: Der Stamm entspringt aus einigen Hydrorhizenfäden, welche auf Steinen u. dergl. hinkriechen; er ist schlank und kaum kräftiger als die von ihm entspringenden Aeste; seine deutlich abgesetzten Glieder tragen mit Ausnahme der zunächst der Hydrorhiza stehenden je eine Hydrothek. Die Verästelung ist eine ziemlich unregelmässige, am häufigsten sind die Aeste wechselständig gestellt, doch sind die Inter- valle, in denen sie abtreten, von ziemlich verschiedener Grösse, die Ursprungsstellen liegen stets dicht unter der Basis einer Hydrothek an einem kurzen Vorsprung des Stammes. Nicht selten macht die Verästelung den Eindruck einer dichotomischen Verzweigung des Stämmchens, indem Stamm und Ast unter nahezu denselben Winkeln 29* 426 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, von der frühern Richtung des Stammes abtreten, doch ist der eine Theil durch bedeutendere Länge und die Art seiner weitern Ver- zweigung meist deuthch als Fortsetzung des Stammes erkenntlich. Die Aeste sind oft von bedeutender Länge und tragen häufig Aeste 2. und 3. Ordnung. Die Hydrotheken sind zur Hälfte ihrer Länge frei, sie sind 0,45 mm lang und an der Mündung 0,25 mm weit. Der Mündungsrand ist mit 3 Zähnen versehen. Die Hydrotheken tragenden Glieder der Aeste sind meist 0,6—1,2 mm lang, also durchschnittlich bedeutend länger als die der früher besprochenen Art, sie tragen die Hydrotheken an ihrem distalen Ende. Die Gonotheken sitzen dicht unter der Basis einer Hydrothek auf, sie sind mit meist 7 — 9 weit vorspringenden Ringen umgeben; ihre Mündung ist röhrig, der Rand der Röhre eben, ihre Länge beträgt ca. 1,6 mm, ihre eigene Weite in der Mitte 0,5 mm, der Durchmesser eines in der Mitte aufsitzenden Ringes 1 mm, so dass also der Ring ca. 0,25 mm vorspringt. 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. ; 1 Meile nordöstlich von den Bastian-Inseln (Südmündung der Hiulopen- Strasse, 20 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Familie: Haleciidae. Auch über diese Familie stellt Levinsen eine Reihe interessanter Betrachtungen an. Bezüglich der Verwandtschaft erwähnt er, dass eine solche mit den Campanulariiden stattfinde und durch die im Allgemeinen gestielten Hydrotheken sowie durch den Mangel eines Deckelapparats und die kreisförmige Mündung zum Ausdruck gebracht sei. Da der unterste, erweiterte Theil der Hydranthen an der Wand der Hydrotheken durch einen ähnlichen Kreis von kleinen Chitin- körperchen befestigt ist, wie wir es bei den Campanulariiden und Campanuliniden getroffen haben, steht eine Verwandtschaft ausser Zweifel. In noch näherer Beziehung scheint unsere Familie zu der der Plumulariden zu stehen, was vor Allem aus dem Bau der Eiuzel- individuen ersichtlich ist, indem die Hydrotheken in beiden Familien seichte, weite Schalen oder Trichter sind, die mit einem gut aus- gebildeten Diaphragma versehen sind. Während in der Literatur stets angegeben wird, dass die Hydranthen bei den Angehörigen der Familie der Haleciiden sich nicht ganz in die Hydrotheken zurückziehen können, fehlen bei den Plumulariden Angaben über dieses Verhältniss. Hydroideu von Ost-Spitzbergen. 427 Levinsen glaubt uuu annehmen zu können, obgleich er keine lebenden Individuen untersucht hat, dass aucli bei den Plumulariidae sensu stricto ein vollständiges Zurückziehen in die Becher nicht möglich sei. Auch aus der Stellung der Hydrotheken an den Aesten und dem Auf- treten von Nematophoren und von nicht gestielten Hydrotheken bei einzelnen Arten von Haleciiden sucht Levinsen die nahe Verwandt- schaft der zwei in Rede stehenden Familien zu begründen. Haleciuni Oken. Haleciiim beanii (Johnst.). Taf. 11, Fig. 6; Taf. 13, Fig. 8. 1838. Thoa beanii (7), p. 120, tab. 7, fig. 1—2. 1847. Halecium beanii (9), p. 59, tab. 9, fig. 1—2. Vergl. auch (17), p. 224, tab. 43, fig. 2; (19), p. 24; (21), p. 137; (37), p. 16; (27), p. 243 u. 265; (40), p. 141; (30), p. 6. Mehrere mir vorliegende Exemplare, von denen das grösste eine Höhe von etwa 8 cm erreicht, dürften insbesondere mit Hinsicht auf grosse Uebereinstimmung in der Form der Gonotheken zu der oben ge- nannten Species zu stellen sein. Die Glieder der Aeste haben eine durch- schnittliche Länge von 0,6 mm. Die Hydrotheken besitzen eine Mün- dungsweite von ca. 0,2 — 0,25 mm. Die Gonotheken sind 1,5— 1,8 mm lang und vom Scheitel des Winkels, welchen die seitlich abtretende Mündung mit der eigentlichen Gonothek bildet, bis zum Rücken der Gonothek gemessen 0,6—0,7 mm weit. Die Mündungsweite selbst beträgt ca. 0,25 mm. Nach dem Gesagten sind diese Gonotheken hinsichtlich ihres Gesammthabitus etwas weniger schlank, als sie HiNCKS abbildet. 1 Meile östlich der Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. Maleciutn beani Johnst. var, Taf. 11, Fig. 16; Taf. 13, Fig. 7. Insbesondere hinsichtlich des Baues der Gonotheken und der Art der Gliederung der Aeste scheint ein mir vorliegendes Exemplar von Halecium der vorigen Art so nahe zu stehen, dass ich dasselbe in- dessen als Varietät dieser Art betrachten will, um so mehr als die einzige bedeutendere Verschiedenheit, nämlich die Stellung der Mün- dung der Gonothek auch bei H. beanii nicht vollkommen constant zu sein scheint, indem bei einzelnen Gonotheken der letztgenannten Species die Mündung sichtlich von der Mitte der Gonothek etwas distal verschoben erscheint. Ich lasse eine Beschreibung dieses Exem- plares folgen: 428 G. MARKTANNER-TITRNERETSCHER, Stöckchen ca. 9 cm hoch, reichlich verästelt, wobei meist eine Tendenz zur Verästelung in einer Ebene mehr oder minder deutlich ausgesprochen ist. Die kleineren Aeste monosiphon und gegUedert; jedes Glied trägt am distalen Ende seitlich die Hydrothek. Länge der Glieder 0,6—0,95 mm, Weite der Hydrotheken an der Mündung ca. 0,24 mm ; die Polypen besitzen ca. 20 Tentakel. Die Gonotheken sitzen am untern Theile der Hydrotheken und haben der Hauptsache nach die Gestalt eines rechtwinkligen Dreiecks. Die Mündung, welche einen kleinen Vorsprung bildet, liegt in einem Winkel, welchen zwei Seiten des Dreiecks mit einander bilden. Durch dieses Merkmal ist diese Art allerdings von der vorhergehenden nicht unwesentlich unterschieden, doch glaube ich aus den oben angegebenen Gründen dieses Merkmal indessen noch nicht zur Charakterisirung einer neuen Species verwenden zu sollen, um so mehr, als selbst an den vorliegenden Gonotheken die Stellung der Mündung durchaus nicht ganz constant ist. Länge der Gonotheken ca. 1,4 mm. Weite am distalen Ende (Länge der kürzern Kathete) ca. 0,7—0,8 mm, Mündungsweite 0,18 mm. Die Gonotheken sind nach dem Gesagten etwas kleiner als die der vorher beschriebenen Art. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad. Salecium halecinum (Linn.) 1767. Sertularia halecina L. (3), p. 1808. 1820. Halecium halecinum (5), p. 426. Vergl. u. a. auch (19), p. 23; (41), p. 389; (10), p. 16; (37), p. 15; (27), p. 242. Diese auch schon von vielen andern Autoren als im Norden häufig vorkommend bezeichnete Art (s. oben) findet sich in einzelnen ziemlich kräftigen, stark verästelten Exemplaren in unserer vor- liegenden Sammlung. An einigen Exemplaren sind weibliche Gono- theken in grossen Mengen entwickelt. Länge der Gonotheken 1,5 mm, Breite am distalen Ende (Mündungsseite) 0,6—0,7 mm in der Rich- tung der längern, 0,45 mm in der Richtung der kürzern Axe ge- messen. 1 Meile östlich der Bastian-Inseln, 45— 50 Fad.; Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Halecium kükenthali n. sp. Taf. 11, Fig. 3, 12 u. 13; Taf. 13, Fig. 6. Von einer mannigfach verzweigten Hydrorhiza entspringen auf- steigende, bis 12 cm hohe, an der Basis zuweilen sehr zarte, oft aber Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 429 auch bis 2 mm starke Stämmchen, welche sich unregelmässig weiter verzweigen. Während der Stamm und die grössern Aeste, letztere besonders an ihrem proximalen Theil, von dunkelbrauner Farbe sind, zeigen die kleinern Aestchen eine gelbliche bis hellbraune Färbung. Diese letztern Verästelungen sind ebenso wie die distalen Partien der Hauptäste monosiphon, und zwar bestehen dieselben aus Gliedern, welche oft etwa 1 cm unter dem Ende des Aestchens noch eine Länge von ca. 1,3 mm besitzen, dann aber gegen die Spitze des Astes zu an Länge abnehmen und dort meist nur noch 0,3 mm lang sind* Jedes solche Glied zeigt an der Basis einige Ringelungen, an der andern (distalen) Seite trägt es unmittelbar vor seinem Ende einen kurzen, seitlichen Fortsatz , welcher dem nächsten Glied als Basis dient; das Ende des Gliedes selbst trägt entweder noch ein Aestchen oder die Hydro thek. Nach dem Gesagten ist der Bau des Trophosoms sehr ähnlich dem von Halecium flexile Allm. (s. 35, p. 11, tab. 5, fig. 2), und insbesondere herrscht grosse Uebereinstimmung hinsichtlich der Ringelung der Glieder, welche allerdings an unsern Exemplaren noch schärfer ausgeprägt ist, da die Zahl der Ringe meist eine grössere (2 — 4) ist. Auch die cylindrischen Hydrotheken zeigen mit denen von H. flexile grosse Aehnlichkeit, da sie meistens noch durch „mehrere, einander ähnliche, auf einander folgende Segmente verlängert sind", wie dies Allman für seine Species angiebt. Die Einzelpolypen haben eine umgekehrt-kegelförmige Gestalt, die Zahl der Tentakel ist ca. 20. Der Durchmesser der Hydrotheken beträgt im cylindrischen Theil 0,15 — 0,18 mm, der distale Rand ist etwas nach aussen gebogen und besitzt einen Durchmesser von 0,19—0,22 mm; parallel dem Rande verläuft eine Reihe sehr kleiner Körnchen, Die Gonotheken sind an den vorliegenden Individuen sehr zahl- reich entwickelt und von charakteristischer Form ; sie zeigen hinsicht- lich des äussern Umrisses und der Stellung ihrer Mündung Aehnlichkeit mit denen von Halecium halecinum^ sind aber von diesen durch eine tiefe, aber theilweise nicht ganz rings herum verlaufende Querringelung ausgezeichnet. Die Anzahl der Ringe beträgt meistens 7 — 11 ; die Furchen sind auf der der Gonothekenmündung gegenüberliegenden Seite am tiefsten, unterhalb der Mündung selbst aber kaum angedeutet, es laufen somit die distalen Ringelungen nicht ganz rings um die Gonothek. Die Länge der Gonotheken ca. 1,2 mm, der Durchmesser an der Stelle der grössten Weite ca. 0,5 mm, wobei zu bemerken ist, dass die weiteste Stelle nicht wie bei den Gonotheken von Halecium 430 G. MARKT ANNER- TURNERETSCHER, halecinum au dem distalen Eude liegt, sondern etwas weiter in proxi- maler Richtung zu liegen kommt. 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, 45 — 50 Fad. ; Deeviebai, Nähe der ßerentine-Insel , 13 Fad.; 1 Meile nordöstlich von den Bastian-Inseln, Südmündung der Hinlopen- Strasse, 20 Fad. Malecium Idbrosuni Alder. 1859. (13), p. 854. Vergl. u. a. auch (20), p. 151; (40), p. 62. Von dieser charakteristischen Species ist nur ein kleines, ca. 5 cm hohes, unvollständiges Exemplar vorhanden. Die Hydrotheken haben in ihrem cylindrischen Theil einen Durchmesser von ca. 0,16 mm, ihr umgeschlagener Rand besitzt dagegen einen Durchmesser von ca. 0,27 mm. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad. Salecium boreale v. Lorenz. 1886. (83), p. 2, fig. 1—2. Deeviebai, auf einer Röhre von Sahella fdbricii Kröyer. Malecium septentrionale n. sp, Taf. 13, Fig. 5. Stämmchen bis gegen 7 cm hoch, unregelmässig verzweigt, ebenso wie die grössern Aeste polysiphon. Die monosiphonen Aestchen ge- gliedert, jedes Glied an seinem untern Theil mehrfach geringelt. Die nächst höhern Glieder entspringen von seitlichen Fortsätzen, die am distalen Ende des untern Gliedes abtreten. Die Enden der einzelnen Glieder selbst werden von den Hydrotheken gebildet; letztere haben einen unteren Durchmesser von 0,16 mm, einen Mündungsdurchmesser von 0,18 mm, sie sind also nach der Mündung zu etwas, aber nur unbedeutend, erweitert. Die einzelnen Glieder haben eine Länge von 0,6 — 1,2 mm und eine durchschnittliche Dicke von 0,18 mm, sie sind also im Verhältniss zu ihrer oft nicht unbeträchtlichen Länge ziem- lich schlank. Die Gonotheken sitzen am proximalen Theil von Hydrotheken tragenden Gliedern auf; sie sind von länglich-ellipsoidischer Form und mit meist 6 — 8 Querfurchen versehen, die aber nicht sehr tief sind. Eine vorgebildete Mündung ist nicht zu bemerken. Die Länge der Gonotheken beträgt 1,0 — 1,2 mm, der Durchmesser in der Mitte 0,45 mm. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 14 Fad. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 431 Haleciuni sp, juv,? Taf. 11, Fig. 19. Ein mir vorliegendes, sehr kleines und zartes Exemplar eines Halecium soll hier beschrieben werden, doch will ich auf Grund dieses einen Exemplares keine neue Species aufstellen, da ich vermuthe, es nur mit einem sehr jugendlichen Individuum zu thun zu haben. Von einer fadenförmigen, ca. 0,2 mm dicken Hydrorhiza erhebt sich ein gegliedertes, monosiphones, unverzweigtes, etwa 6 mm hohes Stämmchen. Die einzelnen Glieder sind an der Basis mit einer mehr oder minder deutlichen Ringelung versehen, sie tragen nahe ihrem distalen Ende die Hydrothek; das Glied selbst biegt sich dort, wo es die Hydrothek trägt, nach der entgegengesetzten Seite, eine Art Fort- satz bildend, der dem nächsten Glied zum Ansatz dient. Die ein- zelnen Glieder haben eine durchschnittliche Länge von 1,2—1,6 mm und über ihrer ürsprungsstelle einen Durchmesser von ca. 0,4 mm. Der Mundrand der Hydrotheken ist ziemlich stark nach aussen ge- bogen, so dass die Hydrothek, welche in ihrem untern Theil einen Durchmesser von 0,4 mm hat, eine Mündungsweite von 0,6 mm besitzt. Gonotheken fehlen an dem vorliegendem Exemplar. Deeviebai, Nähe der Berentine-Insel, 13 Fad. 432 G. MARKTANNER-TURNERETSCHER, Tafel-Erklärung. Bezüglich der Art der Herstellung der Tafeln -will ich an dieser Stelle erwähnen, dass die in vergrössertem Maasstab hergestellten Abbil- dungen der Tafel 1 1 mittels der Camera lucida gezeichnet wurden, dass aber alle übrigen auf Taf. 12 und 13 vertretenen Figuren mit Ausnahme von Fig. 4 auf Taf. 12, welche eine Mikrophotographie ist, mit Hilfe eines Physiographen (siehe des Verf. Handbuch : „Die Mikrophotographie etc." Knapp, Halle 1890, p. 69) photographisch aufgenommen wurden, wobei die Objecte in grossen, mit Alkohol gefüllten Glastassen auf einer Milch- glasunterlage ausgebreitet und, um ein etwas stabileres Liegen zu erzielen, mit einer sehr leichten, ebenfalls noch ganz im Alkohol untergetauchten Glasplatte bedeckt wurden. Die Aufnahme geschah also mit verticaler Camera-Axe und mit Hilfe eines Weitwinkelobjectivs von Voigtländeb (natürlich würde jedes andere gute Objectiv dieselben Dienste geleistet haben) bei Verwendung der kleinsten Blende (ca. f/50) unter Benutzung von Tageslicht mit 2 — 3 Minuten Expositionszeit. Tafel 11. Fig. 1. Thuiaria MrcJienpaueri n. sp., Theil eines Hydrocladiums. Vergr. 20. Fig. 2. Thuiaria lonchitis Ell. et Sol., Theil eines Hydrocladiums. Vergr. 20. Fig. 3. Halecium küJcenthali n. sp., Theil eines Aestchens. Vergr. 30. Fig. 4. Sertularella tricuspidata Ald. var., Ast mit Hydrotheken und einer Gonothek. Vergr. 20. Fig. 5. Serfularia tenera Saks, Ast mit Hydrotheken. Vergr. 20. Fig. 6. Halecium beanii Johnst., Ast mit Hydrotheken und einer Gonothek. Vergr. 20. Fig. 7. Campanularia integra Macgill., Hydrothek einer dünn- wandigen Varietät. Vergr. 20. Fig. 8. Campanularia integra Macgill., Hydrothek mit sehr starker Wandverdickung. Vergr. 20. Fig. 9. Hydrothek von Laomedea clarJci n. sp. Vergr. 40. Fig. 10. Ast von Laomedea clarJci n. sp. mit Hydrotheken und Gonotheken. Vergr. 20. Fig. 11. Hydrothek von Campanularia voluhilis L. Vergr. 40. Fig. 12. Gonothek von Halecium kükenthali n. sp., von der Dorsal- seite gesehen. Vergr. 20. Fig. 13. Gonothek von Halecium kükenthali n. sp., von der Breit- seite gesehen. Vergr. 20. Fig. 14. Gonothek von Sertularia tenera Sars. Vergr. 30. Fig. 15. Hydrothek von Campanularia verticillata L. Vergr. 20. Fig. 16. Ast von Halecium heanii Johnst. var. Vergr. 20. Hydroiden von Ost-Spitzbergen. 433 Fig. 17. Ast von Sertularia tenera Saes var. thompsoni. Vergr. 20. Fig. 18. Ast von Sertularella pallida Kechp. Vergr. 20. Fig. 19. Untere Hälfte des ganzen, unverzweigten Stämmchens von Halecium juv.? Vergr. 20. Tafel 12. Fig. 1. Laomedea clarki n. sp., Ansicht des ganzen Stock chens in natürlicher Grösse. Fig. 2 — 4. Sertularella pallida Kechp., Ansicht des ganzen Stöck- chens in natürlicher Grösse. Das in Fig. 3 dargestellte Stöckchen ist bis hinab zur Hydrorhiza mit längern und verzweigten Aesten versehen; jedoch ist der scheinbar 1 cm oberhalb der Hydrorhiza nach rechts ab- tretende starke Ast kein Ast dieses Stöckchens, sondern ein aus demselben Hydrorhizengeflecht entspringendes zweites, oben abgebrochenes Stämmchen, welches theilweise über] das eigentlich abgebildete Stämmchen zu liegen kommt und deshalb nicht deutlich als selbständiger Stamm kenntlich ist. Das links in Fig. 4 abgebildete Individuum besitzt einen mächtigen Hauptast; derselbe ist an seinem Ende sowie in geringem Maasse das ganze Stöck- chen dicht mit Exemplaren von Calycella syringa L. besetzt. Fig. 5. Sertularia tenera Saes, Ast mit Hydrotheken und Gono- theken und den dunkelbraun bis schwarz gefärbten aus den Gonotheken heraushängenden äussern Marsupien. Vergr. 20. Fig. 6. Thuiaria Mrchenpaueri n. sp., der unterste etwa 2,8 cm lange Theil des Stammes wurde Raummangels halber auf der Tafel weg- gelassen ; er unterscheidet sich von dem abgebildeten hydrocladienlosen untern Theile des Stammes in keiner Weise. Natürliche Grösse. Tafel 13. Fig. 1 und 2. Sertularia tenera Saes var. thompsoni, robuste Form ohne Gonotheken. Natürliche Grösse. Die zugehörigen Hydrotheken sind auf Taf. 11 in Fig. 17 dargestellt. Fig. 3 und 4. Sertularia tenera Saes, je 3 aus demselben Hydro- rhizengeflecht entspringende Individuen in verschiedenen Altersstufen. In Fig. 3 trägt das grösste Exemplar Gonotheken, ist aber wenig verästelt. In Fig. 4 ist das grösste Exemplar äusserst reich verästelt und erreichen die Hauptäste nahezu die Stärke des Hauptstammes. Natürliche Grösse. Die zugehörigen Hydrotheken sind vergrössert auf Taf. 11 in Fig. 5, die Gonotheken auf Taf. 11 in Fig. 14 und auf Taf. 12 in Fig. 5 dargestellt. Fig. 5. Halecium septentrionale n. sp., Abbildung des Stöckchens in natürlicher Grösse. Fig. 6. Halecium kükenthali n. sp., Abbildung des Stöckchens in natürlicher Grösse. Das vorliegende, grosse Exemplar trägt zahlreiche Gonotheken. Fig. 7. Halecium beani Johnst. var., Abbildung in natür. Grösse. Fig. 8. Halecium beani Johnst., das Stöckchen in natürlicher Grösse. Fig. 9. Sertularella tricuspidata Ald. var., mehrere auf einem Steine aufsitzende Exemplare in natürlicher Grösse, 434 G. MARKTANNEll-TURNERETSCHEE, Verzeichniss der citirten Literatur. (1) 1766. Pallas, P. S., Elenchus Zoophytorum. (2) 1767. Ellis, J., Versuch einer Natur-Geschichte der Corall- Arten und anderer dergleichen Meer-Cörper, welche gemeiniglich an den Küsten von Grossbritannien und Irland gefunden werden, etc. Aus dem Englischen und Französischen übersetzt. (3) 1767. LiNN:fc, C, Systema naturae, V. 1, pars 2, ed. 12. (4) 1816. Lamoüroux, J. V. 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Udbytte af Kanonbaaden „Hauchs« Togter i 1883—1886. Hydroiden von Ost-Spitzbergen, 437 Verzeichiiiss der in Betracht gezogenen Crattungen und Arten ^). Abietinaria (413) (416.) Atractylis (394). Bougainmllidae 394. Calycella 411. Cahjcella syringa L. 411. Galyptothuiaria (423). Campanularia (394) (399) 404 (408). Carupanularia horealis Markt. 405. Campanularia calieulata Hincks (406). Campanularia gracilis Allm. (406) (407.) Camjyanularia gracillima Ald. 410. Campanularia integra Macgill. (400) 406. Campanularia urceolata Clark (406). Campanularia verticillata L. (400)(402) 405 (410). Campanularia volubilis L. 405. Campanulariidae 396 (413). Campanularinae (398). Campanulina (411). Campanulinidae 410. Clytia (394) (399) (400). Coppinia arcta Daltell (402) (403). CorymorpJyx (393). Cryptolaria (397) (398) (403) (404). Cryptolaria ahies Allm. (398). Cryptolaria abyssicola Allm. (404). Cryptolaria conferta Allm. (404). Cryptolaria diffusa Allm. (404). Cryptolaria elegans Allm. (398). Cryptolaria inferta (404). Cuspidella (410) (411). Desmoseyphus (413). Dictyocladium Allm. (423). Diphasia (413). Diphasia abietina L. (402). Dynamena (413) (415) (417). Eudendrium (393). Eudendriwn capillare Alder 395. Eudendrium cochleatum Allm. (396). Eudendrium rameum Pall. 395 (397). Eudendriimi tenelluiyi Allm. 396. Filellum (398) (402) (403). Mlellum serpens Hass. (402), GonotMjrea (399) (400). Gonothyrea clarkii n. sp. 408. Gonothyrea hyalina Hincks (408). Grammaria Stimps. (398) (402) (403) (413). Orammaria abietina Sars (402) (403). Grammaridae (397). Haleciidae (398) 426. Halecium beanii Johnst. (404) (427). Halecium boreale v. Lorenz. 430. Halecium flexile Allm. (429). Halecium Jmleeinum L. 428. Halecium kückenthali n. sp. 428. Halecium labrosum A.lder 430. Halecium muricatum Ell. et Sol. (397) (398) (404). Halecium septentrionale n. sp. 430. Halisiphonia 409. 1) Die gesperrt gedruckten Namen sind Synonyme. — Die ein- geklammerten Seitenzahlen beziehen sich auf Gattungen, resp. Arten welche nur des Vergleiches wegen im Text erwähnt wurden. 438 ^- MARKTANNER-TÜRNERETSCHER, Hydroiden von Ost-Spitzbergen, Hebella (401) (409). Hebella contorta Markt. 401. Hebella cylindrata Markt. (401). Hebella scandens Balb (401). Hydractinia echinata Flem. (394). Hydractinia monocarpa van Bened. 394. Hydrallmama falcata L. (402). Hypanthea aggregata Allm. (404). Hypopyxis Allm. (399) (413). Lafoea (398) (401) (402) (403) 409. Lafoea dumosa Flem. (402) (404). Lafoea fruticosa Sars (397) (402). Lafoea gracillima Ald. 410. Lafoea megalotheca (404). Lafoea pygmaea Ald. (412). Lafoeidae (397). Lafoeina (410) (411) 413. Lafoeina tenuis Sars 413. Laomedea (399) (408). Laomedea clarkii n. sp. 408. Laomedea hyalina Hincks (408). Lictorella (397). Monocaulus 392. Monocaulus glacialis Sars (393). Monocaulus pendulus Ag. (393). Monopoma (413). Obelia (394) (399) (400). Obelia gelahnosa Fall. (397). Obelia geniculata L. (400) (402). Opercularella (411). Perigonimus (394). Perisiphonia (397) (404). Podocoryne (394), Scapus tubulifer Norm. (403). Selaginopsis (416), Sertularella (413) (414) 423. Sertularella pcdlida Foep. (Kirch.) (405) 424. Sertularella pinnata Clark (424). Sertularella tricuspidata Alder (405) (424) 425. Sertularia (413) 414. Sertularia abietina L. (416). Sertularia. albimaris Mereschk. (418). Sertularia arctica Allm. (418). Sertularia argentea Ell. et Sol. (415). Sertularia cupressina L. (415). Sertularia distans Allm. (416) (417). Sertularia filicula Ell. et Sol. (416). Sertularia fusca Johnst. (415). Sertularia gracilis Hass. (416). Sertularia operculata L. (416). Sertularia pumilalj. (416)(417)(419). Sertularia tenera G. 0. Sars (405)(416) 418. Sertularia tenera var. thompsoni 420. Sertularia verticillatalj.4:0b. Sertularia volubilis L. 405. Stegopoma (411). Synthecidae 398. Synthecium (399) (413). Tetrapoma (411). Ihecocladium (399). Thoa beanii Johnst. 427. Ihuiaria (415) 421 (423). Thuiaria kirciienpaueri n. sp. 421. Ihuiaria lonchitis (421) (422). Tliyroscyphus (410) (411). Tubularia (393). Tubulär ia ramea 395, Tubularinae (394). Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen (Araneae Oitigradae Thor.) Russlands. Von Peter Schmidt. (Aus dem Zoologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität zu St. Petersburg.) Die vorliegende Arbeit ist das Resultat der Bearbeitung eines Theiles der Spiunensammlungen des Zoologischen Museums der Kaiser- lichen Akademie der Wissenschaften und der Zoologischen Museen der Kaiserlichen Universitäten zu St. Petersburg und zu Moskau, Ich habe die Unterordnung der Laufspinnen {Oitigradae Thor.) desshalb gewählt, weil es mir schien, dass gerade diese Unterordnung in fau- nistischer Beziehung für das russische Reich am charakteristischsten sein dürfte, da ja die Laufspinnen unter allen Spinnen die Haupt- bewohner des Flachlandes, der Steppen und Wüsten sind. Die Re- sultate meiner Arbeit zeigen, meiner Meinung nach, dass ich mich wohl kaum getäuscht habe : wie aus dem am Ende meiner Arbeit angeführten Verzeichniss zu ersehen ist, sind unter 104 bis jetzt in Russland gefundenen Citigraden-Arten (darunter 2 Varietäten) 37 nur aus Russ- land bekannt. Was den Zweck meiner Arbeit betrifft, so wollte ich ursprünghch vor Allem etwas zur Faunistik der noch so mangelhaft erforschten Spinnen Russlands beitragen und hotfte, dass es mir gelingen werde, die geographischen Grenzen der einzelnen Arten, resp. Gruppen festzustellen ; doch stellte es sich im Laufe der Arbeit heraus, dass das mir zu Gebote stehende Material wohl ein viel grösseres Interesse für den Systematiker als für den Zoogeographen darbietet. Es fanden sich in den betreffenden Sammlungen unter 56 von mir bestimmten Arten 3 ganz neue, 12 für Russland neue und mehrere sehr interes- Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 30 440 PETER SCHMIDT, saute und ungenügend bekannte Arten ; andrerseits fehlten aber in ihnen mehrere der gemeinsten europäischen und aus Russland schon angegebenen Arten. Sodann ist zu bemerken, dass, während in den Sammlungen einige Theile des russischen Reiches, wie z. B. die Krym, die Kaukasusländer, Turkestan, sehr zahlreiche und mannigfache Ver- treter darbieten, andere und zwar so umfangreiche wie Nord- und Mittelrussland, Polen, Finnland, Sibirien nur sehr wenige aufzuweisen hatten. Diese Umstände nun zwangen mich, auf die Feststellung der Grenzen der geographischen Verbreitung der einzelnen Arten zu verzichten und mich beinahe ausschliesslich mit der Be- schreibung der neuen und mit der Angabe der Fundorte der schon bekannten Arten zu begnügen. Beim Studium der die Spinnen Russlands betreffenden Literatur konnte ich mich überzeugen, wie mangelhaft manche Diagnosen der älteren Autoren sind, und dies veranlasste mich, wo es nur möglich war, neue, ausführlichere Diagnosen für einige auch schon früher be- schriebene Arten zu geben. So habe ich für alle mir zu Gebote stehenden Arten, die von Grube, Cambridge und Pocock beschrieben worden sind, entweder ganz neue Diagnosen gegeben oder wenigstens die alten vervollständigt. In der Beschreibungsweise bin ich überall Ludwig Koch gefolgt, da seine Beschreibungen mir ausführlicher und zum Gebrauch bequemer als irgend welche andere zu sein schienen. Bei den neuen Arten aber habe ich ihnen noch kurze, lateinische, nach Thorell's Art und Weise zusammengefasste Diagnosen vorausgeschickt, da solches in Ermange- lung specieller synoptischer Bestimmungstabellen in beträchtlicher Weise die Bestimmung erleichtert. Was nun die systematische Eintheilung der Citigraden betrifft, so habe ich mich darin vollkommen den in dem bekannten Werke von E. Simon: „Les Arachnides de France" (V. 3, 1876, Paris) dar- gelegten Ansichten angeschlossen, wie das auch L. Koch gethan hat, und zwar erstens aus praktischen Gründen, da dieses Werk synoptische Tabellen enthält, die für die Mehrzahl der russischen Citigraden passen, zweitens weil mir die Eintheilung von E. Simon natürlicher zu sein schien als die von manchen Arachnologen angenommene Ein- theilung von T. Thorell. Demgemäss entspricht in meiner Arbeit die Gattung Lycosa den Gattungen Trochosa und Tarentula von Thorell und die Gattung Pardosa seiner Gattung Lycosa. Ueberall wo es nur möglich war, habe ich mich auf das klassische Werk von T. Thorell „Remarks on Synonj'^ms of European Spiders" (1870 — Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen Russlands. 441 1873, Upsala) bezogen, wo die weitere Synonymie der betreffenden Arten nachzuschlagen ist. Was die Reihenfolge der Arten betrifit, so bin ich im Allgemeinen dem oben citirten Werke von E. Simon gefolgt. Als Resum6 meiner Arbeit habe ich ihr ein Verzeichniss sämmt- licher bis jetzt in Russland beobachteten und beschriebenen Lauf- spinnen mit kurzen Angaben ihrer geographischen Verbreitung, so weit sie mir bekannt ist, folgen lassen. Das am Ende meiner Arbeit folgende Verzeichniss enthält die die Laufspinnen Russlands betreffende Literatur. Ausser den hier und in der Arbeit selbst citirten Werken habe ich verschiedene, die Spinnen Europas und Asiens betreffende Abhandlungen von Thorell, Simon, Pavesi, Blackwall, Cambridge, Pocock, C. Koch, L. Koch u. a. oft zu Rathe gezogen. Zum Schluss sei es mir gestattet, meinen innigsten Dank dem Director des Zoologischen Museums der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, dem Herrn Akademiker T. D. Pleske, sowie den Directoren der Zoologischen Laboratorien der Kaiserl. Universitäten zu St. Petersburg und zu Moskau, den Herren Proff. W. M. Schim- KEwiTSCH und A. P. BoGDANOw für ihre gütige Theilnahme an meiner Arbeit und für ihre Erlaubniss, die Sammlungen der betreffenden Museen zu bearbeiten, auszusprechen. Ferner fühle ich mich auch den Herren Excursanten A. Buttrkin, D. K. Glasunow, G. G, Jacob- son, A. A. Maximow, M. N. Rimsky-Korssakow, J. A. Sergiew, N. N. SoKOLOw, E. A, Schulz, A. K. Trozina äusserst verbunden, denn sie haben mir auf meine Bitte mit grosser Liebenswürdigkeit während ihrer Excursionen nach verschiedenen Gegenden Russlands ein reiches Material gesammelt und es nachher dem Zoologischen Laboratorium der Kaiserl. Universität zu St. Petersburg geschenkt. St. Petersburg, d. 27./8. Januar 1895. 30^ 442 PETER SCHMIDT, Verzeichiiiss der Abkürzunjieii. AJR, Ä2R^ Ä3R = Die Augen der ersten, zweiten oder dritten Reihe. MÄ = Die Mittelaugen der ersten Reihe. Sä = Die Seitenaugen der ersten Reihe. 1, — 4. BP = Das erste bis vierte Beinpaar. S.A.W. ^= Aus der Sammlung des Zoologischen Museums der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften. S.P.Ü. = Aus der Sammlung des Zoologischen Museums der Kaiserl. Universität zu St. Petersburg. S.M.U. = Aus der Sammlung des Zoologischen Museums der Kaiserl. Universität zu Moskau. Beitrag zur Kenntuiss der Laufspinnen Russlands. 443 Siibonlo Citii^radae Thor, Familie: Oxyopidae. Genus: Oxyopes Ltr. 1. Oxyopes lineatus Ltk. 0. lineatus Ltr., E. Simon, Les Arachn. de France, V. 3, p. 217. 0. ramosus Panz., T. Thorell, Remarks on Synou. of Europ. Spid., p. 350. Verbreitung: In Südeuropa (Süd-Frankreich, Italien, Spanien) gemein. In Russland bis jetzt nur aus dem Moskauer Gouvernement (W. Wagner) und aus Turkestan (Saraarkand, Osch, Schachimardan, Chod- shaduk) (Croneberg) bekannt. S.A.W. — 2 ?? Alasan-Thal bei Lagodechi (Kaukasus), Mlakos- SE WITSCH 1893. S.P.U. — 1 ? Nachitschevan (Kaukasus), Birula 1887. — S SS Krym, G. Arnold 1893. — 1 $ jun. Alaigebirge, Sary-Jassy, Tro- ziNA 1893. 2. Oxyopes heterophthalmus Ltr. 0. heterophthalmus Ltr., E. Simon, Les Arach. de France, V. 3, p. 220. 0. lineatus Ltr., T. Thorell, Remarks on Syn. of Europ. Sp., p. 352. Verbreitung: In Süd-Frankreich gemein (E. Simon). War in Russland bis jetzt nur aus Turkestan, nämlich aus Bagyr (E. Simon) angegeben. S.P.U. — 1 ? am Ufer des Issykkul-Sees, P. Schmidt 1892. Familie: Lycosidae. Genus: Ocyale Sav. et Aud. 3. Ocyale mlrabilis Gl. 0. mirabilis Gl., E. Simon, Les Arach. de France, V. 3, p. 227. — — T. Thorell, Remarks on Synon. of Europ. Sp., p. 349. Verbreitung: In Europa sehr gemein. In Russland bis jetzt aus Finnland (Nordmann), Moskauer Gou- vernement (W. Wagner) und Turkestan (Croneberg) bekannt. S.P.U. — 1 S Taschkent, N. N. Sokolow 1893. — 1 ? Wilman- strand (Finnland), E. Schulz 1893. — 1 S Naltschik (Kaukasus), J. Wagner. 444 PETER SCHMIDT, Genus : Dolofnedes Ltr. 4. Dolomedes fimbriatus Cl. D. fimbriatus Cl., E. Simon, Les Arach. de France, V. 3, p, 231. — — - T. Thorell, Remarks on Syn. of Europ. Sp., p. 346. Verbreitung: Diese überall in Europa sehr häufig vorkom- mende Art war bis jetzt in Russland nur aus Finnland (Nordmann), dem Petersburger Gouvernement (Siemaschko), dem Moskauer Gou- vernement (W. Wagner), Jenisseisk (L. Koch) und Saraarkand (Crone- berg) bekannt. S.A.W. — 1 ? Powenez, Mereshkowsky. — 1 ? Onega, Jas- TSCHENKO. — 1 ? Mittlere Ussuri, Radde. — 1 ? Amur, Maack. — S.P.U. — 1 ? Krym, J. Wagner. — 1 $ W^itebsk, A. Birulä. S.M.U. — 1 $ Poti (Kaukasus). 5. Dolomedes lirtibatus H. D. Umhatus H., E. Simon, Les Arach. de France, V. 3, p. 230. D. fimbriatus Cl., T. Thorbll, Remarks on Syn. of Europ. Sp., p. 347. Verbreitung: Diese in Westeuropa viel seltener als die vor- hergehende vorkommende Art war bis jetzt aus Russland nicht angegeben. S.A.W. — 1 ? Charlamowo (Gouvern. Petersburg, Distr. Gdow), E. Büchner 1893. — 1 ? Ladogasee, Malachow. — 3 ?? jun. Petro- sawodsk. — 2 SS Powenez (Onega-See), Mereshkowsky. S.P.U. - 15 ?? Hapsal (Esthland), A. Maximow 1893. — Gouv. Mogilew, SuBOWSKYi 1892. — 2 ?? Zarskoje-Sselo (Gouv. Petersburg). — 1 $ Insel Solovezky (im W^eissen Meere) G. Jacobson 1893. Genus: Lycosa Ltr. 6. Jüyeosa singoriensis (Laxm.). Trochosa singoriensis Laxm., T. Thorell, Remarks on Syn. of Europ. Spid., p. 5241). Verbreitung: Diese von Laxmann (U, p. 602, tab. 24, fig. 12) aus Songarei beschriebene Lycosa-Xrt gehört zu den verbreitetsten Laufspinnen Russlands und wurde von sehr vielen Forschern erwähnt. Kessler (5, p. 480) sagt über ihre geographische Verbreitung fol- 1) Eine Zusammenstellung der Literatur über das Vorkommen und die Giftigkeit dieser Spinne findet man bei Koppen, „Ueber einige gif- tige und vermeintlich giftige Arachniden", in: Beiträge zur Kennt, des russischen Reichs, (2. Folge), V. 4, p. 29 ff. Beitrag zur Eeniituiss der Laufspinncn Russlauds. 445 gendes: „Ueberhaupt ist die russische Tarantel ungemein weit ver- breitet. Sie bewohnt nicht nur das ganze ausgedehnte Steppengebiet des europäischen südlichen Russlands von Kremenetz bis Zarizyn, sondern geht tief nach Sibirien hinein durch die Songarei bis üst- kamennogorsk am Irtysch und ist auch in Grusien häufig. Fast alle russischen Reisende, wie Laxmann, Lepechin, Georgi, Falk, Gülden- STÄDT, Gmelin, Pallas, Klaproth, Eversmann und Eichwald er- wähnen derselben." Als nördlichster Punkt, wo Lycosa singoriensis Laxm. gefunden wurde, ist von Kessler Kiew angegeben. Später wurde das Vorkommen dieser Spinne in Chiwa und der Kirghisen- Steppe von Kolenati (8), im Gouv. Kasan, in der Krym, am S.-O. Ufer des Kaspischen Meeres und an der nördlichen Grenze Persiens von N. Wagner (20), im Ashabad von E. Simon (15), in Baku von L. Koch (6), in Turkestan von Croneberg (9) constatirt. Meinem Befunde nach kommt diese Art sogar noch nördlicher als Kasan (vermuthlich ausnahmsweise) vor, wie es wenigstens das recht gut entwickelte Exemplar aus Petrosawodsk (am Onega-See) beweist. Im Uebrigen werden durch meine Beobachtungen die oben an- gegebenen Grenzen der geographischen Verbreitung dieser Spinne nur unbedeutend erweitert. S.A.W, — 1 ? Umgebung von Petrosawodsk, A. Günther 1887. — 3 ?? Balchasch-See, Slowzow 1876. — 2 ?? Uralsk, Keyserling. — 2 $? Nowo-Alexandrowsk, Lehmann 1840. — 1 ? Krasnowodsk, Goebel. — 1 ? Insel Tschelekin (Kaspien), Goebel 1863. — 1 (?, 1 ? Insel Mittelaschur (Kaspien), Goebel. — 2 SS^ 10 $$ Mangyschlak, Baer. — 1 ^, 2 $? Alexandrowsk, Goebel. — 4 ?? Nukuss, Dohrandt 1875. — 5 ?? Ferghana, Kuschakewitsch 1878. — 1 $ Uljungur-See, Po- TANiN 1876. — 3 ?? Kuldsha, Alferaki 1882. - 3 ?? Kurtka, Fe- Tissow 1879. — 2 $? Temirskfestung (üralgebiet), Stromberg. — 1 $ Tekess (Tian-Schan), Alferaki 1881. — 1 ? Mervsche Wüste, Regel 1885. — 2 $? Karassu (bei Saissan), Potanin 1876. — 1 ? Dardscha (Südufer des Baichanbusens), Goebel. — 12 ?? Ust-Kamenogorsk, Michaelis 1893. — 2 ?? Aresch (Gouv. Elisabethpol), Schelkownikow 1893. - 1 $ Odessa. — 3 ?? Sarepta. — 1 ? Sarepta, Becker 1881. — 2 ?? Tschernojarsky (Gouv. Astrachan), Arzibaschew 1858. — 2 $? Ka- menez-Podolsk, Grum-Grshimajlo 1882. — 1 $ Astrachan, Gercheus. — 1 ? Slavjansk, Mälachow 1883. S.P.U. — 1 (J Gouv. Woronesh, Botscharow. — 1 ? Taganrog, Tarnani. — 1 ? Kasan. — 1 d Mangyschlak. — 1 ? Bessarabien, 446 PETEK SCHMIDT, Akkekmann 1879. — 1 $ Kisyl-Aiwat. — 1 ? luyni, J. Wagner. — 1 ? Aschur-ade, Gkimm 1874. — 1 $ Bessarabieu, Sseegiew. —- 1 S Schwarzer Irtysch. 7. Jüycosa Immanis L. K. ?. Lycosa immanis L. Koch, 1879, Arachn. aus Sibirien und Novaja- Semlja, in: Kong. Svensk. Vetensk. Akad. Handl., V. 16, No. 5, p. 100. Die Selbständigkeit dieser Art scheint mir etwas zweifelhaft. Der Beschreibung L. Koch's nach unterscheidet sie sich von der ihr sehr nahe stehenden L. singoriensis Laxm. hauptsächlich durch den Bau der p]pigyne. Es sind nämlich bei L. singoriensis Laxm. die an den Seiten des Mittelkieles 0 der Epigyne sich befindenden und mit dessen Seitenzweigen sich vereinigenden, hügelartigen Erhöhungen mehr oder minder rundlich, bei L. immanis L. K. aber sind diese P>höhungen ausgezogen dreieckig (vergl. L. Koch, 6, tab. 3, fig. 13 u. 14). Gerade in dieser Beziehung habe ich aber in der reichen, mir zu Gebote stehenden Sammlung von L. singoriensis Laxm. allmähliche Ueber- gänge von dem Epigyne-Typus der L. singoriensis Laxm. bis zur typischen L. immanis L. K. gefunden. Das Verhältniss der Länge des Cephalothorax zu seiner Breite und die Wölbung der Mandibeln an ihrer Basis (von L. Koch als Unterscheidungsmerkmale der beiden Arten angegeben) sind höchst inconstant, wie auch die Grösse und die Zeichnung der Spinnen. Leider habe ich nur ein einziges Exemplar mit typischem L. im- mams-Typus der Epigyne gesehen und kann mich desshalb nicht ent- schliessen, die beiden Arten zu vereinigen, Verbreitung: Von L. Koch war die Spinne (nur ein $) aus Omsk (West-Sibirien) beschrieben. S.A.W. — 1 $ Nicolaewsk am Amur (Ost-Sibirien), Schrenk 1854. 8. Lycosa dimidiata (Thor.). Trochosa dimidiata Thokell, 1875, Descr. of sev. sp., p. 165. Die von mir untersuchten Spinnen unterscheiden sich nur in wenigen Beziehungen von Thorell's Beschreibung: die Mundtheile und das Sternum sind dunkelbraun, ebenso wie die Beine ; die Epigyne ist schwarz, von der Behaarung theilweise verdeckt. Die Körperlänge 1) Mittelkiel nenne ich die bei den meisten Lycosa-Arten vor- handene länglich ausgezogene, mediane Erhöhung an dem Epigyne- plättcbeu des Weibchens. Beitrag zur Kenutuiss der Laufspiniien Russlands 447 beträgt 18 — 20 mm, die Länge des Cephalothorax 9 — 10 mm, seiue Breite zwischen dem 2. und 3. Beinpaare 6 — 7 mm. Meinen eigenen, am Issykkul-See gemachten Beobachtungen nach bewohnen die zu dieser Art gehörenden Spinnen die trockenen, sal- zigen Steppen und graben in dem Boden 7 — 10 cm tiefe, verticale Röhren, wo sie sich während des Tages aufhalten und auf Beute lauern. Verbreitung: Von Thorell war die Spinne aus Kamyschin (Gouv. Ssaratow) beschrieben. S.A.VV. — 2 $$ am Ufer des Issykkul-Sees bei Prshewalsk, P. Schmidt 1892. S.P.U. — 4 ?? am Ufer des Issykkul-Sees bei Prshewalsk, P. Schmidt 1892. 9. Lycosa stUzeri (Pav.). Tarentula sulzeri Pavesi, 1873, in : Ann. Mus. Civico di Genova, V. 4, p. 169. Trochosa sulzeri Pav., Thokell, 1875, in: Descr. of sev. Sp., p. 164. Ein ? Exemplar aus Kuldsha zeichnet sich durch seine Grösse aus: seine Körperlänge beträgt 18,5 mm, wogegen Thorell nur 14,5 mm grosse Exemplare bekannt waren. Verbreitung: Bis jetzt war diese südeuropäische Art in Russ- land aus Jekaterinoslaw und Kamyschin (Thorell) bekannt. S.A.W. - 1 ? Kuldsha, Alferaki 1881. — 2 ?? Kurtka-Fluss (Sserairetschye), Fetissow 1879. 10. Lycosa hergsoei (Thor.). $ Tarentula hergsoei T. Thobell, 1875, in: Descr. of sev. Sp., p. 163. $. Colore, pictura, magnitudineque corporis mari affaüm noto siniillima. Cephalothorace longitudine fere longitudinem tibiae cum pateUa 4paris aequanti, latitudine longitudinem tibiae hujus paris 1 milUmetro superanfi. Vulva (an matura?) parvula, fusca, ex duabus costis lateraVibus antice coeuntibus postice divaricantibus, foveam suh- triangulam antice opertam includenfibus, in qua fovea costa mediana antice angusta, postice dilatata, per totam longitudinem fovea mediana divisa, sita est. Longitudo corporis 20,5 — -23,5 mm. Die Färbung und die Behaarung des Körpers sind vollkommen der des von Thorell beschriebenen S ähnlich. Die Mandibeln sind so lang wie die Metatarsen des 1. Bein- paares. Die Palpen sind grau-gelb mit an der Spitze schwärzlichen Tarsen und manchmal auch mit schwarz gefleckten Schenkeln. Die 448 PETER SCHMIDT, Patella der Palpen ist etwas kürzer als die Tibia. Die Schenkel der Beine sind manchmal oben schwärzlich gefleckt. Die Länge des Cephalo thor ax 11,5 mm, dessen Breite zwischen dem 2. und 3. Beinpaare 8,5 mm. Die Länge eines Beines des 1. Paares 34,0 mm, des 2. Paares 32,5 mm, des 3. Paares 32,0 mm, des 4. Paares 40,0 mm. Die Länge der Patella des 4. Beinpaares 4,5 mm, die Tibia desselben Paares 8,0 mm. Die Epigyne ist sehr klein und IVg mal so lang wie breit, sie besteht aus einem gelb-braunen Plättchen mit zwei länglichen Seitenerhöhungen, die nach hinten etwas aus einander gehen und ein ausgezogenes, trapezförmiges Grübchen umschliessen, das eine hinten erweiterte, vorn verschmälerte und durch eine Längs- furche in zwei getheilte mittlere Erhöhung enthält. Die Körperlänge beträgt 20,5-23,5 mm. Durch ihre Zeichnung und ihren Bau scheint die Spinne einerseits mit der Lycosa narhonensis Ltr., andrerseits aber mit der Lycosa alticeps Greg, und L. piochardi E. Sim. nahe verwandt zu sein. Ob die Epigyne bei den wenigen von mir untersuchten Exemplaren voll- kommen entwickelt ist, bin ich nicht ganz gewiss, zumal bei allen oben genannten, ihr nahe verwandten Arten die Epigyne viel grösser ist und eine complicirtere Sculptur hat. Verbreitung: Bis jetzt war diese Spinne nur vom Kaukasus (Thorell und L. Koch), nämlich aus Daghestan und Baku bekannt. S.A.W. — 2 ?? Kuldsha, Alferaki 1881. S.P.U. — 1 ? Asshabad, Semenow. — 2 ?? Kisylkum, Glasunow 1892. 11. Lycosa narhonensis (Ltr.). $ Lycosa narhonensis Ltr.^ E. Simon, Les Arachn. de France, V. 3, p. 241. (J Tarentula narhonensis Ltk., Thorell, 1875, Descr. of sev. Spid., p. 162 und Remarks on Syn. of Europ. Spid., p. 527. Verbreitung: In ganz Süd-Europa (Süd-Frankreich, Italien, Spanien, auch Algerien) gemein. Das (J war von Thorell aus Simpheropol (Krym) und Cherson beschrieben. S.A.W. — 1 S Chingan (Amurland), Radde 1859. S.P.U. — 1 (J jun. Tian-Schan, Tekessthal, P. Schmust 1892. — 1 $ Gouv. Cherson, Issatschenko 1893. S.M.U. — 1 ? jun. Tiflis, Gorbatschew. Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen Russlands. 449 13. Jjycosa piochardi E. S. Lycosa piochardi E. Simon, 1876, Revis. de Lyc. Tarentula, in: Ann. Soc. Ent. France (Ser. 5), V. 6, p. 72, tab. 3, fig. 8, 9. Die Spinne scheint mit Lycosa narhonensis Ltr. und Lycosa hergsoei Thor, sehr nahe verwandt zu sein. Sie unterscheidet sich von der ersten Art durch die geringere Grösse, viel kürzere und zer- streutere Behaarung der Beine und des ganzen Körpers, eine lichtere Färbung der Schenkel, an der Unterseite schwarze Patellae, einen schwarzen Fleck an der Basis der Spinnwarzen wie auch durch die Abwesenheit der orange-gelben Querbinde an der Unterseite des Ab- domens. Von der zweiten Art unterscheidet sie sich durch die schwarze Färbung der Unterseite des Abdomens, des Sternums und der Bein- flecken. Verbreitung: Diese von E. Simon aus Syrien und Kleinasien beschriebene Spinne war bis jetzt in Russland nur vom Kaukasus (Azkuhr, Sardarabad) bekannt (L. Koch). S.P.U. — 1 ? Nachitschewan (Transkaukasien), A. Birula 1889. 13. Lycosa nordmanni (Thor). Tarentula nordmanni Thoeell, 1875, Descr. of sev. Sp., p. 161. Eine, wie schon Thorell hervorgehoben hat, der Lycosa narho- nensis Ltr. sehr nahe stehende Form. Sie unterscheidet sich aber von der letztgenannten wesentlich durch das Fehleu der orange-gelben Binde an der Unterseite des Abdomens, durch die kürzeren Füsse, durch die geringere Grösse und auch etwas durch den Bau der Epigyne. Verbreitung: Von Thorell war die Spinne aus Süd-Russland (Odessa und Sudak) beschrieben. S.A.W. -— 1 ? Tiflis, MoTSCHULSKY. — 1 ? Kaukasus, Mot- SCHULSKY. — 1 (? jun. Südküste von der Krym, Koppen 1875. 14. L/ycosa alticeps (Crbg.). Tarentula alticeps Croneberg, 1875, in: Fedtschenko's Reise im Tur- kestan, V. 2, Th. 4, Heft 10, p. 40. Einige Exemplare überschreiten in ihrer Grösse die Angaben Croneberg's ganz bedeutend. Die Körperlänge des grössten ? er- reicht 32,0 mm, wobei der Cephalothorax 15,0 mm lang und zwischen den Beinen des 2. und 3. Paares 11,0 mm breit ist; die Körperlänge des grössten S erreicht 22,5 mm, bei einem 12,5 mm langen und 10,0 mm breiten Cephalothorax. Verbreitung: Bis jetzt war diese Art nur aus Turkestan 450 PETER SCHMIDT, (Croneberg und E. Simon), nämlich aus Aschabad, Saraarkand, Saraf- schan und Kizylkum bekannt. S.A.W. — 5 $? l'urkoraania, Ssewerzow 1859 Mai — Juni. — \ S Baku. — 1 S Insel Tschelekin, Capitän Ulsky 1866. — 3 ??, 1 ? jun. Ferghana, Kuschakewitsch 1878. — 3 jun. Sandwüste Utsch- Adshi, Sarudnyi 1892. S.P.U. — 1 1 SS 'H ^ ^ ^ ^ Farn. Lycosidae. Gen. Lycosa. 1. L. aculeata Cl. (5,21) 2. „ alhidorsa Kol.*) (8) 3. „ albofasciata Bk. 25 X (9) 4. „ albonotatan.sp.*^ 32 X 5. „ alhostriata GrK.*) 33 X(2) 6. „ albovittata n.sp.*) 34 X 7. „ alticeps Crbg.*) 14 (9,15)X 8. „ beckeri Thok .*) 20 (16) X 9. „ hergsoei Thor.*) 10 (16,7) X 10. „ cereipes L. K.*) (7) 11. „ chiragrica Thor.*) (16) 12. „ cinerea ¥. 38 (13) X(l) X x' X (9)X 13. „ cronehergi Thor. (16) (16) 14. „ cuneata C. K. 31 (13)X (21) X X 15. „ dimidiata Thor.*) 8 (16) X 16. „ edax Thor.*). (16) 17. „ eichwaldi Thor.*) (16) (16) 18. „ fabrilis Cl. (13,14) (21) (9) 19. „ fellina L. K.*) (7) 20. „ fulviventris Crbo.*) (9) 21. „ immcmis L. K.*) 7 (6) X 22. „ inquilina Cl. 19 (13,14) (5,18) /•i t^\ X X 23. „ krynickii Thor.*) (16) 24. „ latifasciata Crbg.*) 26 (9)X 25. „ leopardus Snd. 27 (21) X 26. „ medica Poe. f 15 X 27. „ miniata C. K. 37 (14) X 28. „ narhonensis Ltr. 11 X(16) X (9)X X 29. „ nordmanni TnoB.*) 13 (16) X X 30. „ notahilis n. sp.*) 23 X 31. „ oceUata L. K.*) (7) 32. „ opipMx W. Wgn.*) (19) 33. „ pastoralis E. S. f 21 X X 34. „ perita Ltr. f 36 X 35. „ picta H. (18) 36. „ piochardi E. S. 12 (7)X 37. „ pulverulenta Cl. 28 X (21) X 38.",, raddei E. S.*) (15) 39.- „ radiata Ltr. 16 (21) X X Beitrag zur Keuntniss der Laufspinnen Russlands. 481 1 -3 CO 1 1 1 s 1^ "od 1 CO i ••s> 1 ■1 1 1 •Is ^ 1 a 40. L. radiata Ltb. var. liguriensis Thor. 17 X(16) X 41. „ ruricola Geee. 29 X(13, 14) (1, 5, 18) X X(9,15) X 42. „ ruricola Geer var. rustica Thor. (16) 43. „ sagittata Gr.*) 35 X(2) 44. „ singoriensis Laxm. 6 X (5, 20) X (5) (20) (6) (8,9,15) X 45. „ solitaria 0. Herm. (21) 46. „ soror E. S.*) (15) 47. „ stigmosa Thor.*) (16,21) 48. „ striatipes Thor. (21) (16) 49. „ sulzeri Pav. 9 (16) X 50. „ taeniata C. K. (13) 51. „ terricola Thor. 80 (13) (18,21) X (9)X 52. „ trabalis Cl. 22 (13, 14) (5, 18) X (9) 53. „ vivax Thor. 24 (16) X 54. „ vorax Wlc. (14) 55. „ vultuosa C. K. Gen. Pirata. 18 X(16) X 56. P. hygrophilus Thor. 39 (14) X X X 57. „ piraticus Cl. (13, 14) (5, 18, 21) 58. „ piscatorius C. K. Gen. Fardosa. (2,5,18) 59. P. aculeata Crbg. (9) 60. „ agrestis Wst. 41 (18,21) X X X 61. „ agricola Thor. 40 (13) (18) X 62. „ amentata Gl. (13) (5,18,21) 63. „ annulata Thor. (21) 64. „ atalanta L. K.*) (6) 65. „ hlanda C. K. (14) 66. „ chionophüa L. K.*) (6) 67. „ concolor Crbg.*) (9) 68. „ condolens CAMBR.f 51 X 69. „ credula Cambr. f 52 X 70. „ cursoria C. K. (6) 71. „ elegans Thor.*) (16) 72. „ ferruginea L. K. (21) 73. „ fJavida Cambr. f 53 X 74. „ fortunata Cambb,. f 54 X 75. „ giebeli Pav. (6) 482 PETER SCHMIDT, 1 1 Co Co 1 e g 1 cö 1 1 CO 5^ 1 •1 'S 1 1 tu ^ ^ 1 a 76. „ herbigrada Bl. 45 X X (9) 77. „ lasciva L. K.*) (6) 78. „ lignaria Cl. 43 X (13) 79. „ litgiibris Wlc. 44 X (18) 80. „ vionticola Cl. (13, 14) (18) (6) 81. „ nigriceps Thor. 46 X (18) 82. „ Orientalis Greg.*) 49 X X(9,15) 83. „ paludicola Cl. (13, 14) (21) 84. „ palustris L. 42 X (14) (18) X X X(9) (ö) 85. „ passihilisQiAMB-R.-\ 55 X 86. „ plumipes Thor.*) (16) 87. „ pontica Thor.*) (16) (16) 88. „ praelongipes Cambr. f 56 X 89. „ pullata Cl. (13) (18) 90. „ p-ativaga L. K. f 47 X 91. „ riparia C. K. (21) 92. „ septentrionalis WST. f 48 X 93. „ silvicultrix C. K. (13) 94. „ taczanowskii Thor.*) X 95. „ tatarica Thor.*) (16) 96. „ velox Crbg.*) 50 X(9) Gen. Hippasa. 97. Kdesertieola E.S.*) (15) Gen. Aulonia. 98. A. alhimana Wlc. (14) Gen. Dolomedes. 99. D. fimbriatus Cl. 4 X(13, 14) X(18, 21) X X (9) X(6) 100. „ limbatus H. f 5 X X Gen. Ocyale. 101. 0. mirdbüis Cl. 3 X(13) (18, 21) X X(9) 102. „ novicia L. K.*) (7) Farn. Oxyopidae. Gen. Oxyopes. 103. 0. heterophthalmus Ltr. 2 X(15) 104. 0. lineatus Ltr. 1 (18) X X X(9) 104 156 1 31 1 39 17 16 24 44 2 21 Beitrag zur Kenntniss der Laufspinnen Russlands. 483 Literaturyerzeichniss. (1) Becker, L., Araneides de Jaroslaw, in : Ann. Soc. Entom. de Bel- gique, V. 22, 1879, p. XL VII. (2) Grube, A., Beschreibungen neuer, von den Herren L. v. Schrenk, Maak, C. V. DiTMAR u. a. im Amurlande und Ost-Sibirien ge- sammelten Araneiden, in : Bullet. Acad. Sc. St. Petersbourg, V. 4, 1, 1862. (3) — Verzeichniss der Arachnoiden Liv-, Kur- und EstUands, in : Archiv Naturkunde Liv-, Kur- und Esthlands, (Ser. 2) V. 1. (4) — *) Ueber eine Zusendung Transkaukasischer Arachniden und Myriapoden, in: Jahresber. Schles. Gesellsch., 1872, V. 50, Breslau. (5) Kessler, K., Beitrag zur Naturgeschichte und Anatomie der Gat- tung Lycosa, in : Bullet. Soc. Imper. Natural. Moscou, 1849, No. 2, p. 480 fF. (6) Koch, L., Arachniden aus Sibirien und Novaja Semlja, in : Kong. Svensk. Vetensk. Akad. Handlingar, 1879, V. 16, No. 5. (7) — Kaukasische Arachnoiden, in : Naturwiss. Beiträge zur Kenntn. der Kaukasusiänder v. 0. Schneider, 1878, Dresden, p. 36 £f. (8) KoLENATi, E., Meletemata Entomologica, 7, Einige Arachniden der Kaukasischen Länder, in: Bullet. Soc. Imper. Natural. Moscou, 1857, V. 30, p. 439. (9) Croneberg, A., Fedtschenko's Reise im Turkestan, 4, Araneae, in: Nachr. Gesell. Freunde Naturw., Anthr. u. Ethnogr., 1875, V. 19, Heft 3 (russisch). (10) Krynicki, Arachnographiae Rossicae Decas prima, in: Bullet. Soc. Imper. Natural. Moscou, 1837, V. 5, p. 73. (11) Laxmann, E., Novae Insectorum Species, in: Novi Commentarii Acad. Scient. Imper. Petropolit., 1759, V. 14* (12) MoTSCHULSKY, V., Note sur deux Araignees venimeuses de la Russie meridionale, in: Bullet. Soc. Imper, Natural. Moscou, 1849, V. 22, p. 289. (13) Nordmann, A., Erstes Verzeichniss der in Finnland und Lappland gefundenen Spinnen, in: Bidrag tili Finnlands naturkännedom, ethnogr. och stat., 1863, V. 8. (14) SiEMAscHKO, J., Verzeichniss der in der Umgegend von St. Peters- burg vorkommenden Arachniden, in: Horae Soc. Entom. Rossicae, Fase. 1, 1861. (15) Simon, E., Arachnidae Transcaspicae, in: Verhandl. k, k. Zool.- Bot. Gesellsch. Wien, 1889, V. 39, p. 373. (16) Thorell, T., Description of several European and Northafrican Spiders, in: Kong. Svensk. Vetensk. Akad. Handlingar, 1875, V. 13, No. 5. 484 P» SCHMIDT, Beitrag zur Kenntn. d. Laufspinnen Russlands. (17) Thorell, T., Verzeichniss südrussischer Spinnen, in: Horae Societ. Entom. Eossicae, V, 11 (\''orl. Mittheil.). (18) Wagner, W., Araneina, in : „Dwigubsky, Primitiae faunae Mos- quensis", in: Materiaux de Congres Internat. Anthrop., Archeol. Zoologie Moscou, 1892, 1. part., p. 117. (19) — lieber eine neue Tarantelform: Lycosa opiphex, in: Arbeit 8. Versammlung Russisch. Naturforscher u. Aerzte, 1889 — 90, St. Petersburg, VI, p. 33 (russisch). (20) Wagner, N., Beobachtungen über Lycosa latreilli K., in : Arbeiten 1. Versammlung Russisch. Naturforsch, u. Aerzte (russisch). Nachtrag. (21) Freiberg, P., Araneae des Gouvernement Moskau, in: Tagebuch Zool. Abth. Gesellsch. Freunde Naturw., Anthrop. u. Ethnogr., 1894, V. 2, No. 1, 2 (russisch, vergl. auch Zool. Anzeig., 1894, No. 462, p. 431). (22) Taczanowsky, L.*), Verzeichniss der bei Warschau vorkommenden Spinnen, in: Berichte Oberschule Warschau 1866 — 67, No. 5, 6 (russisch). Die mit *) bezeichneten Abhandlungen waren mir unzugänglich und sind unberücksichtigt geblieben. Nachdruck verboten . Uebersetzungsrecht vorbehalten. Bericht über die von Herrn Schiffscapitän Storm zu Atjeh, an den west- lichen Küsten von Malakka, Borneo und Celebes sowie in der Java- See gesammelten Decapoden und Stomatopoden. Von Dr. J. Gr. de Man, in lerseke, Zeeland, Niederlande i). Die Bearbeitung der im Folgenden beschriebenen Decapoden und Stomatopoden wurde mir im vorigen Jahre durch Herrn Dr. H. Lenz, Director des Naturhistorischen Museums in Lübeck, anvertraut. Wie es noch stets mit jeder neuen grössern Decapoden-Sammlung aus den indopacifischen Meeren der Fall war, so beweist auch die vorliegende wieder, dass der ungeheuere Formenreichthum noch nicht erschöpft ist. In dem jetzt erscheinenden ersten Theile dieses Berichtes, in welchem die Oxyrhynchen, Cyclometopen und ein Theil der Catometopen beschrieben werden, lernen wir drei neue Pilumnen kennen sowie zwei andere gleichfalls neue Cyclometopen, für welche die Gattungen Parapanope und Heteropilumnus aufgestellt wurden ; auch unter den Ocypodidae finden sich zwei interessante, bis jetzt noch unbekannte Formen, die neuen Gattungen Paracleistosfoma und Tylodiplax, Seltene oder noch wenig bekannte Arten sind ferner Doclea canalifera^ Tiarinia angusta, die erst im vorigen Jahre von Ortmann beschriebene merkwürdige Cycloblepas semoni, Ächelous unispinosus und Thalamita invicta. Die Sammlung ist Eigenthum des Naturhistorischen Museums in Lübeck. lerseke, im Februar 1895. 1) Die zu dieser Abhandlung gehörigen Tafeln werden später in dieser Zeitschrift erscheinen, wahrscheinlich erst im nächsten Jahre. 486 J. G. DE MAN, Ordnung: Decapoda. Gruppe: Oxyrhjncha. Gattung: Camposcia Latr. 1. Camposcia retusa Latr. 2 Weibchen und ein junges Exemplar von der Westküste von Celebes. Gattung : Doclea Leach. 3. Doclea canalifera Stimps. (Fig. 1). Doclea canalifera Stimpson, in: Proceed. Acad, Natural Sc. Phila- delphia, Dec. 1857, p. 216. Ein Weibchen ohne Eier aus der Java-See. Die von Stimpson gegebene Diagnose passt vortrefflich, so dass ich nicht anstehe, das Exemplar zu dieser Art zu stellen, welche, so- viel ich weiss, nach Stimpson nicht wieder gesehen worden ist. Der Cephalothorax ist stark gewölbt, nicht nur von vorn nach hinten, sondern auch in transversaler Richtung, und die Länge ist sowohl mit als ohne Rostrum und Stacheln ein wenig grösser als die Breite. Das ganze Thier, Körper und Füsse, ist überall, oben und unten, mit einer kurzen, grauen Filzdecke be- kleidet, nur die Scheerenfinger und die Spitzenhälften der Dactylo- poditen sind nackt. Die Felderung ist ganz undeutlich, und zwar sind nur die medianen Felder zum Theil erkennbar ; die Furchen sind jedenfalls nicht tief, aber die Undeutlichkeit der Felderung wird wohl auch durch den dicken Filz verursacht, welcher die Furchen verbirgt. Ausserdem trägt die Oberfläche des Rückenschildes auch noch längere, gelbliche, au ihren Spitzen hakenförmig umgebogene, steife Haare, die symmetrisch gestellt sind und hie und da kleine Haarbüschel bilden. Das Rostrum ist massig lang: eine Querlinie, welche die Innern Ecken der ziemlich breiten Ausrandungen in der obern Wand der Augenhöhlen verbindet und welche ich als die Basis des Rostrums betrachte, ist 6^ mm breit, die Entfernung dieser Linie vom Vorder- ende des Rostrums beträgt 6| mm, das Rostrum ist also genau so lang wie an der Basis breit. Das Rostrum läuft nach vorn in zwei leicht divergirende, scharfe Eudspitzen aus, welche durch einen dreieckigen Einschnitt von einander getrennt sind; die Tiefe dieses Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 487 Einschnittes beträgt ein Drittel der Länge des Rostrums. Die Ober- fläche des Rostrums trägt jederseits eine Längsreihe von gelblichen, hakenförmigen Haaren. Der Superciliarabschnitt der obern Orbitawand ist abgerundet, ohne Präorbitalzahn. In der Mittellinie des Cephalothorax beobachtet man 8 Höckerchen resp. Stacheln ; die 5 vordersten, welche auf der Magengegend stehen, sind niedrig, höckerförmig und niedriger als die 3 hintern. Das vor- derste Höckerchen der Magengegend ist sehr klein und unter der Filzdecke versteckt, das zweite ist etwas grösser, das dritte aber wieder klein, das vierte ist das grösste von den fünfen, das fünfte etwas kleiner als das vierte. Dieses vierte Höckerchen liegt auf der Regio mesogastrica in einer Querlinie, welche die vorletzten Zähne der Seitenränder des Rückenschildes verbindet, das auf dem Urogastrical- felde stehende fünfte Höckerchen ist etwas weiter vom vierten ent- fernt als von dem mehr stachelförmigen Höcker der Regio cardiaca. Dieser letztere ist kegelförmig, etwas grösser und höher als das vierte Höckerchen der Magengegend und befindet sich unmittelbar hinter der Querfurche, welche das Urogastricalfeld von der Herzgegend trennt. Gleich über und am Hinterrande des Cephalothorax beobachtet man einen nach hinten gerichteten, leicht nach oben ge- bogenen spitzen Stachel und unmittelbar vor diesem Stachel einen kegelförmigen Höcker; dieser Höcker zeigt dieselbe Grösse und Form wie der Höcker auf der Regio cardiaca, der Stachel am Hinterrand misst, am Oberrand gemessen, ein Zehntel der Totallänge des Rückenschildes, wenn man das Rostrum und den Stachel selbst mitrechnet. Die Ent- fernung zwischen dem zuletzt genannten vorletzten Höcker und dem Höcker der Regio cardiaca ist zweimal so gross wie die Entfernung zwischen dem letztern und dem Höckerchen des Uro- gastricalfeldes. Von der Basis des am Hinterrand gelegenen Stachels ab verläuft eine Furche neben dem Hinterrand des Rücken- schildes und parallel mit demselben bis zum drittletzten Fusspaare, eine zweite Furche entspringt zwischen dem Stachel am Hinterrand und dem gleich vor ihm gelegenen Höcker; diese zweite Furche ver- läuft oberhalb der untern, aber ein wenig geschwungen und mündet, unterhalb des vordersten Höckers des Seitenrandes, in die tief-concave Pterygostomialgegend aus. Die vordem Seitenränder sind mit vier Zähnen bewaffnet, von welchen die drei vordersten höckerförmig sind, Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 33 488 J. G. DE MAN, der letzte aber die Gestalt eines Stachels zeigt. Da der Stachel am höchsten liegt, d. h. am weitesten vom Unterrand des Cephalothorax entfernt, der vorderste oder Subhepaticalhöcker am niedrigsten, während die beiden mittlem Höcker auf gleicher Höhe liegen, so verläuft der vordere Seitenrand in einer S-förmig ge- schwungenen Linie. Der am Aussenrand der tief-concaven Ptery- gostomialgegend gelegene, vorderste oder Subhepaticalhöcker erscheint, mit der Filzdecke bekleidet, kegelförmig mit stumpfer Spitze. Die beiden folgenden Zähne, welche, mit der Filzdecke bekleidet, gleich- falls kegelförmig erscheinen mit wenig scharfer Spitze, nehmen nach einander etwas an Grösse ab, so dass beide kleiner sind als der vor- derste Höcker, der dritte Zahn also der kleinste von allen. Der letzte, stachelförmige Zahn ist bedeutend grösser als die drei vordersten, er misst nämlich ein Achtel der Länge des Rückenschildes, Rostrum und Stacheln des Hinterrandes mitgerechnet; der letztere ist also um ein Geringes kürzer als der Stachel am Seitenrande. Der vierte Seiten- zahn stellt sich als ein spitzer, kegelförmiger Stachel dar, dessen beinahe gerader Hiuterrand quer nach aussen gerichtet ist, während sein geschwungener Vorderrand schräg nach hinten ver- läuft; er liegt ein wenig weiter von der Extraorbitalecke entfernt als von dem Stachel am Hinterrand des Rückenschildes. Gleich oberhalb des Stachels beobachtet man auf der Branchialgegend einen kleinen, kegelförmigen Höcker, der ein wenig niedriger ist als der Höcker der Cardiacalgegend ; eine noch niedrigere Erhöhung bemerkt man mitten auf der hintern Branchialgegend an jeder Seite des Cardiacalhöckers. Auch auf der Hepaticalgegend sehe ich noch drei oder vier, allerdings wenig hervorragende, vom Filz bedeckte Erhöhungen, und vor diesen oder in ihrer Nähe stehen die kleinen Büschel der schon erwähnten längeren Haare, einige auch mehr nach unten unweit der Zähne des Seitenrandes. Das Basalglied der äussern Antennen läuft nach vorn in einen kurzen Postocularzahn aus. Ein stumpfer Höcker liegt an der vor- dem äussern Ecke des Mundfeldes, welcher ein wenig kleiner ist als der vorderste Anterolateralhöcker : von der Filzlage bedeckt, erscheint er abgerundet. Gleich wie bei Doclea japonica Oetmann beginnt zwischen diesen beiden Höckern eine breite, tief-concave Furche, welche, an der Aussenseite des Mundfeldes gelegen, nach hinten zieht zum Eingang in die Kiemenhöhle an der Basis des ersten Fusspaares. Diese Furche, welche also Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes 489 das Pterygostomialfeld einoimmt, wird nach innen durch das Mundfeld resp. den Exognathen der äussern Kieferfüsse, nach aussen aber durch den vordersten Höcker des Vorderseitenrandes sowie durch das stumpfe Vorderende des Unterrandes des Rückenschildes begrenzt, welche beide durch eine dreieckige, tiefe Ausrandung geschieden sind ; in diese Ausrandung mündet nun die obere der beiden schon be- schriebenen, oberhalb dem Unterrande des Rückenschildes verlaufenden Furchen aus. Die beiden Ränder dieser Pterygostomialfurche, nach denen unsere Art ihren Namen erhalten hat, tragen lange Haare. Die Vorderfüsse sind klein, so lang wie der Cephalothorax, Ro- strum und Stachel am Hinterrand nicht mitgerechnet; die Finger schliesseu an einander und tragen zahlreiche Zähnchen von gleicher Grösse. Die vier hintern Fusspaare sind massig verlängert und schlank. So sind die Lauffüsse des ersten Paares noch ein wenig kürzer als die doppelte Länge des Rückenschildes, Rostrum und Stachel am Hinterrand mitgerechnet, wie auch Stimpson sagt, aber sie sind etwas länger als die dop- pelte Länge des Rückenschildes, wenn man Rostrum und Stachel am Hinterrand nicht mitzählt. Die Meropoditen tragen an ihrem Oberrand eine Längsreihe von gelblichen, hakenförmig umgebogenen, steifen Haaren. Maasse : ? Länge des Rückenschildes, Rostrura und Stachel am Hinter- rand mitgerechnet 35 mm Breite des Rückenschildes, die Seitenstacheln mitge- rechnet 321 Länge des Rückenschildes, ohne Rostrum und ohne Stachel des Hinterrandes 26 „ Breite des Rückenschildes, ohne die Seitenstacheln ... 24 „ Länge der Vorderfüsse 27 „ Länge der Lauffüsse des ersten Paares 65 „ Doclea hyhrida Fabr. und Doclea muricata Fabr. sind mit dieser Art am nächsten verwandt. Bei der letztern trägt die Oberfläche des Rückenschildes statt Höcker spitze, längere Stacheln, während die Lauffüsse kürzer sind: so sind die des ersten Paares, sogar beim Männchen, ein wenig kürzer als die doppelte Länge des Rücken- schildes, Rostrum und Stachel am Hinterrand nicht mitgerechnet. Noch näher verwandt ist Doclea hyhrida Fabr. Hier ist aber der 33* 490 J. G. DE MAN, zweite Zahn des vordein Seitenraudes der kürzeste, während der dritte ebenso gross oder nur wenig kürzer ist als der vierte. Auch ist die Oberfläche des Rückenschildes deutlicher gefeldert, weil die Furchen mehr entwickelt sind (de Man, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 22, 1888, p. 9—14). Doclea canalifera wurde zuerst bei Hongkong beobachtet. Gattung: Egeria Latr. 3. Egeria arachnoides Rumph. Confer: Miees, Report on the Zoolog. Collect, etc,, made during the Voyage of H. M. S. „Alert", 1884, p. 191. Ein noch nicht ganz erwachsenes Männchen aus der Java-See. Dieses Exemplar, bei welchem die Füsse theilweise fehlen, stimmt vollkommen mit der von Herbst gegebenen Beschreibung seines Cancer longipes überein und gehört also zu der Varietät herhstii M. E. Das Rostrum reicht bis an das distale Ende des Endgliedes des Stieles der äussern Antennen. Am ersten Lauffusspaare tragen die Schenkel- glieder am distalen Ende einen Stachel, die des folgenden Paares tragen einen etwas kürzern, aber am letzten Fusspaare sehe ich den- selben nicht. Das dritte Glied der äussern Kieferfüsse hat einen quer- abgestutzten, nicht eingeschnittenen Vorderrand, und die Angabe von Milne-Edwards (Hist. Nat. des Crustaces, V. 1, p. 291), dass das dritte Glied an seiner vordem Aussen ecke tief ausgerandet sei, be- ruht offenbar auf einem Schreibfehler, denn die Ausrandung liegt an der Innern Ecke. Die Füsse zeigen noch deutlich die pfirsichblüthenrothen Quer- bänder. Der Cephalothorax ist 20 mm lang, den Schnabel mitgerechnet. Gattung: Schi^ophrys Stimps. 4. Schizophrys aspera M.-E. Confer: A. Milne-Edwaeds, in: Nouv. Arch. Museum, V. 8, p. 231, tab. 10, fig. 1. 9 halberwachsene Exemplare von West-Celebes. Alle gehören zu der gewöhnlichen Varietät, bei welcher die Ober- fläche des Rückenschildes grössere und kleinere Höckerchen trägt, aber keine scharfe Stacheln und bei welcher die zwei Schnabelhörner in zwei spitze Stacheln auslaufen, nicht in drei, wie bei der seltnen Varietät spinifrons A. M.-E. von den Schift'er-Inseln, Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 491 Gattung: Criocarcinus Guerin. 5. Criocafcinus superciliosus L. Confer: A. Milne-Edwakds, in: Nouv. Arch. Museum, V. 8, p. 242, tab. 12, fig. 3. Ein schönes, mit Corallineen bewachsenes Männchen von West- Celebes. Die Länge des Rückenschildes beträgt 30 mm. Wie bei dem von Hebest abgebildeten Exemplar tragen die Seiten - ränder des Rückenschildes vier Stacheln, aber bei dem von A. .Milne- Edwards abgebildeten Thiere fehlt der dritte, so dass hier nur drei vorhanden sind. Der vorderste Stachel, welcher drei Höckerchen trägt, sowie der vierte sind die längsten, die beiden mittlem die kürzesten. Diese sehr seltne Art wurde auch auf Neu-Caledonien beobachtet. Gattung: Tiarinia Dana. 6. Tiarinia angusta Dana (Fig. 2). Tiarinia angusta Dana, in: United States Explor. Exped. Crustacea, p. 113, tab. 3, fig. 7. Tiarinia spinosirostris Haswell, Catalogue of the Australian stalk- and sessile-eyed Crustacea, Sydney, 1882, p. 28. Ein Männchen und ein Weibchen, beide erwachsen, von der Palos- Bai, Westküste von Celebes. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass die oben angeführte Has- wELL'sche Art mit der DANA'schen identisch ist; die wenigen Unter- schiede rühren daher, dass das von Dana beobachtete Exemplar noch ganz jung war, die HAswELL'schen Thiere aber völlig erwachsen. Das von Dana beschriebene Männchen war nur 6 Linien lang, die grösste Breite des Rückenschildes betrug nur 2.j Linien. Das vorliegende Männchen misst von der Spitze des Rostrums bis zum Hinterrande des Rückenschildes 26 mm, wovon das Rostrum (8 mm) ein Drittel einnimmt; die grösste Breite beträgt 14 mm, die spitzen Höcker am Seitenrand mitgerechnet, und die Entfernung der Augenhöhlen ist 1^ mm. Beim Weibchen sind diese Zahlen in der- selben Reihenfolge 27 mm, 14^ mm und 8 mm, während das Rostrum gleichfalls 8 mm lang ist. Die zwei Hörner des Rostrums sind beim Männchen über den grössten Theil ihrer Länge verwachsen, bloss die 2 mm langen Endspitzen sind frei und divergiren ; sie tragen an ihrem Aussenrand drei kräftige Zähne, von welchen der mittlere, ein wenig 492 J. G. DE MAN, grösser als die beiden andern, unmittelbar hinter der Mitte des Schnabels gelegen ist ; ganz vorn, dort wo die beiden Hörner aus ein- ander gehen, trägt das rechte Hörn noch einen vierten, sehr kleinen Zahn, welcher am linken Hörn fehlt. Beim Weibchen verhalten sich die Hörner ähnlich, aber sie tragen nur die zwei hintern Paare von Zähnen. Die warzenförmigen Höcker auf der Oberfläche des Rücken- schildes, die am Seiten- und am Hinterrand in spitze Höcker oder Zähne übergehen, stehen ülierall symmetrisch. Beim Männchen reicht das dritte oder Endglied des Stieles der äussern Antennen bis zum zweiten Seitenzahn des Rostruras. Die äussern Kieferfüsse verhalten sich ungefähr wie bei der Catometopen-Gattung PtycJiognathus Stimps., indem das dritte Glied nach vorn und aussen ohrförmig erweitert und auch der Exognath breiter ist als gewöhnlich. Die Brachialglieder der Scheerenfüsse des Männchens tragen an ihrem Oberrand drei oder vier stumpfe Höckerchen, an ihrem Unter- rand zwei. Carpus und Scheere sind glatt ; die Finger, ungefähr halb so lang wie das Handglied, lassen an ihrer proximalen Hälfte eine Oeffnung zwischen sich, während die feingezähnten, distalen Hälften löffeiförmig ausgehöhlt sind und an einander schliessen. Der bewegliche Finger trägt noch einen grössern, höckerförmigen Zahn nicht weit vom Gelenk. Beim Weibchen schliessen die Finger ihrer ganzen Länge nach an einander, sonst verhalten sich die Vorderfüsse ähnlich. Die Mero- poditen der Lauffüsse tragen an ihrem Oberrand mehrere mehr oder weniger stumpfe und kegelförmige Höckerchen. Das Carpalglied des ersten Paares der Lauffüsse zeigt oben am distalen Ende einen stumpfen Zahn, der am Carpalglied der drei letzten Paare fehlt; an allen Füssen erscheint dieses Glied aber oben etwas uneben. Wenn Dana die stumpfen Höckerchen bloss am Meropoditen des ersten Paares der Lauffüsse beschreibt, so kommt das wohl daher, dass sie bei seinem ganz jungen Exemplar an den andern Füssen noch nicht vorhanden waren. Verbreitung: Sulu-Hafen (Dana) , Cap Grenville , Darnley- Insel, Torres-Strasse (Haswell), Neu-Guinea, Kaiser- Wilhelms-Land (Ortmann). Gattung: Lambrus Leach. 7. Larribrus longispinus Miers. Lamhrus longispinus Mieks, in : Ann. Mag. Nat. Hist. (Ser. 5), V. 4, 1879, p. 18. Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 493 Lambrus spinifer Haswell, 1. c. p. 34. Ein noch nicht völlig erwachsenes Männchen von West-Celebes. Die Stirn verhält sich typisch, also wie bei den von Miers be- schriebenen Exemplaren von Shanghai, indem die von Haswell er- wähnten Seitenzähne wenig entwickelt sind, — und auch in allen andern Beziehungen passt die citirte Originalbeschreibung vollkommen auf das vorliegende Exemplar. So trägt der Vorderrand des Bra- chialgliedes 10 gekörnte Zähne, von welchen die drei vordersten sehr klein sind, während, was die übrigen betriftt, vier grössere mit drei kleinern abwechseln ; auf der Oberfläche dieses Gliedes beob- achtet man drei hervorragende Stacheln. Der Vorderrand der Scheere trägt acht oder neun gekörnte, dreieckige Zähne, der Hinter- rand fünf grössere, von welchen der dritte der grösste ist, und drei oder vier kleinere, welche mit den grössern abwechseln. Die fein- gekörnten, rundlichen, warzenförmigen Höcker liegen auf der Unterfläche des Brachialgliedes unregelmäs- sig, aber auf der Unterfläche des Handgliedes sind sie mehr oder weniger deutlich in Längsreihen ange ordnet. Aehnliche, aber kleinere, granulirte Höckerchen trägt auch das Ster- num. Auf dem zweiten Gliede des Abdomens stehen drei kleine Höckerchen in einem Dreieck zusammen, auf den drei folgenden Gliedern bemerkt man deren je zwei, die in der Mitte neben ein- ander stehen, und das sechste oder vorletzte Glied trägt in der Mitte einen dreieckigen Zahn. Die Unterseite der Scheerenfüsse ist mit einem kurzen Filz bekleidet, der die granulirten Höckerchen frei lässt. Maasse : Länge des Rückenschildes, das Rostrum mitgerechnet ... 20 mm Grösste Breite desselben, die Zähne der Seitenränder mit- gerechnet 20 „ Ohne das Rostrum ist der Cephalothorax also ein wenig breiter als lang. Verbreitung: Shanghai (Miers), Insel Noordwachter bei Batavia (de Man), Nord- Australien, Torres-Strasse und Küste von Queensland (Miers, Haswell), Tuticorin bei Ceylon (Henderson). 8. Lambrus longinnanus M.-E. Lambrus longimanus Miers, 1. c. p. 20. Ein schönes, völlig erwachsenes Männchen aus der Java- See, das vollkommen mit der citirten Beschreibung übereinstimmt. 494 J. G, DE MAN, Die vier hintern Fusspaare sind röthlich geringelt. Maasse : Länge des Rückenschildes, die Schnabelspitze mitge- rechnet 26 mm Grösste Breite desselben, die Seitenstacheln mitgerechnet 29| ,, Länge der Scheerenfüsse 115 „ Verbreitung: Pondichery, Madras, Ceylon, Mauritius, Mergui- Inseln, Sumatra, Banka, Java, Amboina und die Philippinen. 9. Lambrtis pelagicus Rüppell. Lambrus pelagicus Rüppell, Beschreibung und Abbildung von 24 Arten kurzschwänziger Krabben, Frankfurt a. Main, 1830, p. 15, tab. 4, %• 1. Lambrus pelagicus Milne-Edwabds, Hist. Nat. des Crustaces, V. 1, p. 355. — Oktmann, Decapoden-Krebse des Strassburger Museums, 7. Theil, p. 414. ? Lambrus rumphii Bleekek, Recherches sur les Crustaces de Finde Archipelagique, Batavia 1856, p. 18. Lambrus afßnis A. Milne-Edwaeds, in: Nouv. Archiv. Museum, V. 8, p. 261, tab. 14, fig. 4. Vier Männchen und ein Weibchen von Malakka. Durch die Bereitwilligkeit der Direction der SENCKENBERG'schen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. in den Stand gesetzt, zwei RüPPELL'sche Originalexeraplare, Weibchen, des L. pelagicus mit den vorliegenden Individuen zu vergleichen, gelang es mir nicht nur zu constatiren, dass die vorliegenden Exemplare zu der RtJppELL'schen Art gehören, sondern auch, dass L. affinis A. M.-E., eine Art, welche sowohl in Neu-Caledouien wie auf den Seychellen beobachtet wurde, mit L. pelagicus Rtjpp. identisch ist, wie dies schon Miees (1. c. p. 21) und Ortmann (1. c.) vermuthet haben. Von Rüppell wurden bloss Weibchen gesammelt ; von den beiden mir vorliegenden Originalexemplaren trägt nur das grössere Eier. Die Unterschiede zwischen L. affinis und L. pelagicus sollten nach Miers darin bestehen, dass beim erstem die Oberfläche der Brachialglieder vorn glatt sei, statt wie bei L. pelagicus mit Tuberkeln bedeckt, und ferner in einem geringern Hervorragen der Höckerchen am Hinter- oder Aussenrande der Scheeren bei der RüpPELL'schen Art. Rijppell's Abbildung ist nun aber nicht genau, die Brachialglieder erscheinen Decapoden und Stomatopoden vou Malakka, Borueo und Celebes. 495 oben überall mit Höckern bedeckt; in Wirklichkeit ist es aber nicht der Fall, und sie verhalten sich ganz wie bei L. affinis. Was nun die zweite angebliche Differenz betrifft, so ist zunächst zu bemerken, dass nach A. Milne-Edwards die Höckerchen am Rande der Scheerenfüsse bei altern Individuen wie bei dem von ihm ab- gebildeten Männchen etwas mehr hervorragen als bei Jüngern und dass die von Rüppell gesammelten Exemplare noch nicht ihre völlige Grösse erreicht haben, die Länge ihres Rückenschildes beträgt ja nur 9 Linien. Aber was das Hervorragen dieser Höckerchen betrifft, so scheint ausserdem unsere Art individuell zu variiren : bei dem klei- nern RtJppELL'schen Exemplare treten die Höckerchen am Aussen- rande der grössern Scheere relativ mehr hervor als bei dem altern, eiertragenden Individuum, und beim erstem verhalten sie sich ganz wie bei dem kleinsten Männchen von Malakka, dessen Cephalothorax 16 mm lang ist. Sonst aber ist die Zahl und relative Grösse der einzelnen Höckerchen bei den RüPPELL'schen Typen genau dieselbe wie bei den Exemplaren von Malakka, welche jedenfalls zu L. affinis gehören. Nun kommt es mir wahrscheinlich vor, dass auch L. rumphii Bleeker mit unserer Art identisch ist. Die Beschreibung passt gut auf L. pelagicus, aber es bleibt sonderbar, dass Bleeker die letztere Art gar nicht mit seinem L. rumphii vergleicht, was aber zum Theil daraus zu erklären ist, dass er meinte, die Lauffüsse des L. pelagicus seien gezähnt, so dass er diese Art für identisch mit L. longimanus Leach halten konnte. Wenn Miers (in: Ann. Mag. Nat. Hist., 1880, p. 6) den L. rumphii Blkr. als identisch mit L. lamelliger White betrachtet, so handelt er gleichfalls unrichtig, denn die Lauffüsse der letztern Art sind gezähnt, diejenigen von L. rumphii nicht. Lambrus lamelliger ist übrigens mit unserer Art nahe verwandt. Rüppell bildet auch die Höckerchen am Seitenrand des Rückenschildes sowie den kegelförmigen, schräg nach hinten und nach aussen gerichteten, etwas grössern Höcker auf der linken Branchialgegend nicht oder nur sehr undeutlich ab und beschreibt sie nicht, so dass wir es auch dieser Thatsache wohl zuschreiben dürfen, dass seine Art so lange nicht verstanden worden ist. Maasse: 1) c? 2) ? 3) ? 4) ? Länge des Rückenschildes .... 21 mm 194 mm 18 mm 16 mm Grösste Breite des Rückenschildes . 21| „ 20 „ 18^ „ 16 1 „ No. 1 und 2 Malakka, No. 3 und 4 RüPPELL'sche Original- exemplare. 496 J. G. DE MAN, Gruppe: Cyclometopa. Gattung : Carpilius Leach. 10. Carpilius maculatus L. Ein junges Männchen von Atjeh. Die Oberfläche des Rücken Schildes trägt sechszehn rothe Flecken. Ausser den drei grossen, welche in einer Querreihe auf der Mitte des Rückenschildes stehen, ausser dem Flecken an der äussern Augenhöhlenecke, ausser dem unmittelbar hinter diesem am Vorder- seitenrande liegenden und ausser den vier in einem Bogen am Hinter- rand sich befindenden, von welchen letztern die zwei mittlem be- deutend grösser sind als die seitlichen, trägt das Exemplar noch einen kleinen runden Flecken an jeder Seite der Magengegend, unmittelbar vor dem grossen Seitenflecken der mittlem Querreihe, und schliesslich liegen noch drei kleine Flecken hinter den grossen der mittlem Querreihe, in einer Querlinie, welche die stumpfen Höcker am Ende der vordem Seitenränder verbindet, und zwar zwei an der linken, aber nur einer an der rechten Seite. Diese letztgenannten Flecken sind ungefähr so gross wie die äussern am Hinterrande. Der Cephalothorax ist 33 mm breit. 11. Carpilitis convexus Rüpp. 2 junge Männchen von der Palos-Bai, Westküste von Celebes. Gattung: Atergatis de Haan. 13. Atergatis integerrimus Lam. Verg]. DE Man, in: Arch. Naturgesch., Jahrg. 53, V, 1, 1888, p. 244. 2 halberwachsene Männchen von Pontianak, Westküste von Borneo und ein ganz junges Männchen von Atjeh. Die Untersuchung von zwei Originalexemplaren dieser Art aus dem Pariser Museum, von welchen das grössere von Zanzibar, das zweite, noch ganz junge, von Cochinchina herstammt, ergab, dass die vorliegenden Exemplare in der That zu Äterg. integerrimus gehören. Ich habe a. a. 0. einige Charaktere angegeben, welche an jungen Exemplaren aus der Bai von Batavia beobachtet wurden und mich damals zweifeln Hessen, ob diese Individuen, von welchen mir jetzt noch ein ganz junges von Pulo Edara vorliegt, wirklich zu integer- rimus zu stellen seien. Es stellte sich nun aber heraus, dass auch Decapoden und Stomatopoden vun Malakka, Borneo und Celebes. 497 diese Individuen zu der LAMARCK'schen Art gehören, nicht etwa zu dilatatus de Haan. Es liegt mir auch das Originalexemplar des Aterg. latissimus H. M.-E. aus Australien vor, und ich werde darum die Unterschiede zwischen beiden hervorheben. Der Cephalothorax hat bei beiden dieselbe Gestalt, und das Ver- hältniss zwischen Breite und Länge ist dasselbe. Bei Aterg. latissimus ist die ganze Oberfläche des Rückenschildes sehr dicht, aber sehr fein punktirt, bei Aterg. integerrimus aber beobachtet man, ausser einer sehr feinen, nur unter der Lupe sichtbaren Punktirung, auch zahlreiche, grössere, r undliche Vertief ungen auf der Stirn, auf den seitlichen Partien der Magengegend und auf der Anterolateralregion ; die gross ten dieser Vertiefungen liegen auf den seitlichen Partien der Magengegend und auf der Regio hepatica, auf der Stirn sind sie viel kleiner, und auch nach dem Seitenrand hin nehmen sie an Grösse ab. Auf der Regio mesogastrica und auf dem hintern Theil der Oberfläche fehlen diese Vertiefungen, welche von DE Haan (Fauna Japon., tab. 14, flg. 1) gar nicht abgebildet, von A. Milne-Edwards (in: Nouv. Arch. Museum, V. 1, p. 237) dagegen besprochen worden sind. Bei dem grössern Männchen von Pontianak, dessen Cephalothorax 41 mm breit ist, beträgt der Durchmesser der grössten dieser Vertiefungen | bis 1 mm. Bei ganz jungen Exem- plaren, deren Cephalothorax noch keine 25 mm breit ist, sind diese Vertiefungen noch punktförmig, aber doch schon grösser als die sie umgebenden, mikroskopischen Pünktchen. Bei Aterg. latissimus sind die beiden Stirnlappen tiefer aus- gerandet, so dass die medianen Läppchen minder breit sind und nach vorn, d. h. nach unten mehr hervorragen als bei Aterg. integerrimus. Das vierte Glied der äussern Kieferfüsse und auch die drei End- glieder tragen bei Aterg. integerrimus zahlzeiche steife, hakenförmig umgebogene, gelbe Haare; ähnliche Haare stehen auch neben dem Innenrand des dritten Gliedes. Milne-Edwakds sagt (1. c. p. 238), die Scheerenfinger von Aterg. integerrimus seien deutlicher löfFelförmig ausgehöhlt; er hat wohl den latissimus gemeint, welcher in der „Histoire Naturelle" zur Gattung Zozymus gestellt war. Die Längsleiste, welche parallel mit dem Oberrand des Handgliedes unmittelbar unter der Mitte auf der Aussenseite verläuft, ist in der That bei Aterg. integerrimus vorhanden und findet sich bei allen mir jetzt vorliegenden Exemplaren. Ich bin aber nicht sicher. 498 .T. G. DE MAN, ob auch Aterg. latissimus sie besitzt, weil die Scheeren mit ihrer Aussenseite am Carton festgeleimt sind. Die vorliegenden Exemplare sind vorn und an den vordem Seiten- rändern nicht weiss gesäumt, aber bei dem jungen Männchen aus Atjeh tragen die Subhepatical- und die Subbranchialgegend rothe Fleckchen, wie ich es früher bei Exemplaren aus der Bai von Batavia beschrieben habe. Die Unterschiede zwischen Aterg. integerrimus und Aterg. fron- talis DE Haan sind schon früher von mir angegeben worden (in: Notes Leyden Museum, V. 1, 1879, p. 54). Maasse in mm: 1) Q 584 J. G. DE MAN, mehr als der vordere Theil, aber mit der Concavität uach obeu : daher der geschwungene Verlauf des Seitenrandes. Die Seitenränder sind scharf, besonders der vordere Theil, und gar nicht gezähnt, glattrandig. Ganz wie bei Gleist, dilatatum zieht von der Stelle, wo der vordere Theil des Seitenrandes in den hintern über- geht, eine unter einem sehr stumpfen Winkel gebogene und unter einer starken Lupe fein granulirt oder gekerbt aussehende , erhabene Linie auf der untern Hälfte der Branchialgegend nach hinten und nach innen, um über der Basis des letzten Fusspaares zu endigen. Der in der Mitte ausgeschweifte Hinterrand des Cephalothorax ist wenig mehr als anderthalbmal so breit wie die Breite der Stirn an ihrer Basis ; wie bei Cleist dilatatum verläuft parallel mit dem Hinter- rande eine dünne, erhabene Querlinie, zwischen der Einpflanzung der Füsse des letzten Paares. Die Oberfläche des Rückenschildes und der Stirn ist überall glatt und eben, unter der Lupe erscheint sie sehr fein und zerstreut punktirt; die Pünktchen sind nicht zahlreich; an den vordem Enden der Cervicalfurche auf der Grenze zwischen Magen- und Lebergegend stehen einige in einer Gruppe bei einander. An den Seitenrändern des Rückenschildes stehen einige kurze, sehr feine Härchen; ähnliche Härchen beobachtet man auch auf der Branchial- gegend sowie hinten auf der Stirn neben ihren Seitenrändern; sonst scheint die Oberfläche unbehaart zu sein. Die Ränder der Ober- fläche des Rückenschildes und der Stirn erscheinen glatt, sogar unter einer schwachen Lupe, unter einer stärkern erscheinen die Seitenränder bisweilen fein gekerbt. Die Antennen verhalten sich wie bei der Gattung Cleistostoma. Die Innern liegen ein wenig schräg, ihre Geissei ist normal entwickelt, und sie sind von der Stirn bedeckt. Das zweite oder Basalglied der äussern Antennen liegt in der Orbitaspalte, es ist sehr kurz, zweimal so breit wie lang, und berührt nach innen den kurzen untern Fort- satz an der Ausseuecke der Stirn, nach aussen liegt es dem wie bei Cleistostoma entwickelten Innern Suborbitallappen an. Das dritte Glied inserirt sich in einer Ausbuchtung des zweiten, ist cylindrisch, etwas länger als das zweite, aber kaum halb so breit; das vierte ist so lang wie das dritte und beinahe gleich dick, und die kurze Geissei reicht kaum über die Mitte der Augenstiele hinaus. Diese Antennen sind glatt, unbehaart. Die Augenhöhlen sind ungefähr halb so hoch wie breit. Bei Cleist. dilatatum verläuft der untere Orbitarand zuerst in der Richtung des Epistoms nach aussen bis dahin, wo die Cornea Öecapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 585 anfängt, und biegt sich dann unter einem stumpfen Winkel nach hinten. Bei Paracleist. depressum dagegen ist der untere Orbitarand gerade, nicht gebogen, und richtet sich von der innern Ecke ab sogleich schräg nach hinten. Von der innern Ecke ab erscheint der Unterrand zunächst glatt, dann eine kurze Strecke gekörnt, wird aber noch vor der Mitte glatt, der granulirte Theil trägt 6 oder 7 Körnchen; an der distalen Hälfte erscheint der Unterrand bei genauer Betrachtung doppelt, beide Ränder liegen aber so dicht neben einander, dass sie erst unter der Lupe sichtbar werden. Der Unterrand ist kurz behaart. Die Innenwand der Orbiten ist neben dem Unterrande ziemlich lang behaart; die Augenstiele haben nichts Besonderes. Das Epistom ist sehr kurz, glatt und verhält sich wie bei Cleisto- Stoma. Der Vorderrand des Mundrahmens tritt ebenso in der Mitte mit einem spitzen , dreieckigen Lappen hervor und erscheint darum jederseits S-förmig geschwungen; er ist glatt, nicht gekörnt. Der glatte Gaumen trägt eine wenig vortretende, dünne Leiste, welche, wie bei Gleist, dilatatum., schräg von hinten nach vorn läuft, aber den Vorderrand des Mundrahmens nicht erreicht. Die zwischen dem Unterrande der Orbita und der Eingangsöffnung zur Kiemenhöhle ge- legene Pterygostomialgegend ist weniger gefurcht als bei Cleist. dilatatum. Bei der de HAAN'schen Art zieht eine tiefe Furche von der vordem Aussenecke des Mundrahmens parallel mit dem Unterrande der Orbita quer nach aussen und endigt bei der Umbiegung des Randes; von der Mitte dieser Furche entspringt eine zweite, welche parallel mit dem Seitenrande des Mundrahmens nach hinten verläuft und ungefähr auf der Mitte der Pterygostomialgegend endigt; aus dieser Furche entspringt die nach hinten verlaufende Naht. Bei Paracleist. depressum aber fehlen diese beiden Furchen, und die an und unter der innern Ecke des untern Orbitarandes liegende Vertiefung geht un- mittelbar in die feine Naht über, die, ein wenig geschwungen, beinahe auf der Mitte der Pterygostomialgegend schräg nach hinten verläuft. Der halbkreisförmige, vordere Rand der Eingangsöffnung zur Kiemen- höhle ist fein gekörnt und behaart; aus dem Winkel, welchen dieser Rand mit dem Seitenrande des Mundrahmens bildet, entspringt eine Furche oder Vertiefung, welche nach aussen bald in die Vertiefung übergeht, welche sich zwischen der distalen Hälfte des untern Orbita- randes und der Eingangsööhung zur Kiemenhöhle erstreckt. Da der scharfe Vorderseitenrand ziemlich vorspringt, erscheint der unmittelbar an denselben grenzende Theil der Subhepaticalgegend mehr oder 3y'= 586 j. G. DE MAN, minder coiicav. Die ganze Unterseite des Rückenschildes zwischen Mundrahnien und Seitenrand ist kurz behaart, die Härchen stehen aber spärlich und zerstreut. Ein kleines Haarbüschel beobachtet mau unmittelbar unterhalb der Extraorbitalecke. Der Mundrahmen ist anderthalbmal so breit wie lang, der Vorder- rand etwas weniger breit als der Hinterrand , und die Seitenränder sind gebogen. Die äussern Kieferfüsse schliessen an ein- ander an und lassen gar keinen Raum zwischen sich. Das dritte Glied ist quadratisch, so lang wie breit, und an der vordem Inuenecke in ein spitzes dreieckiges Läppchen ausgezogen , dessen Aussenrand mit dem übrigen Theile des Vorderrandes einen stumpfen Winkel bildet, ganz wie bei Gleist, düatatum ^); dieser äussere Theil des Vorderrandes verläuft genau in querer Richtung. Der Innenrand des Ischiunis ist gerade. Eine kurze Strecke von der vordem Aussenecke entfernt entspringt auf der Oberfläche des Gliedes vom Aussenrande eine lang behaarte Bartlinie, welche, nahe der Commissur mit dem Merus gelegen, nach dem Punkte hinläuft, wo der Aussenrand des zahuförmigen Läppchens an der vordem Innenecke in den quer verlaufenden Theil des Vorderrandes übergeht; die Barthnie endigt au dieser Stelle und setzt sich auf das zahnförmige Läppchen nicht fort. Das vierte Glied ist so lang wie das dritte und bei- nahe genau so lang wie breit; der Aussenrand ist hinten stark gebogen, indem er von der vordem Aussenecke bis über die Mitte hin nach hinten und nach aussen verläuft und dann bogen- förmig nach der hintern Aussenecke des Gliedes hinzieht. Der gleich- falls gebogene Innenrand ist noch nicht halb so lang wie der Aussen- rand, und der Vorderrand ist concav. Von der vordem Aussenecke zieht eine seichte Furche oder Vertiefung nach hinten nach der hintern Aussenecke hin, ohne diese zu erreichen, und eine zweite Vertiefung verläuft neben dem Vorderrande nach innen ; die beiden ganz seichten Furchen bilden eine A-förmige Vertiefung, deren Spitze an der vordem Aussenecke liegt. Ganz kurze Härchen stehen spärlich auf diesem Gliede zerstreut, übrigens ist es völlig glatt. Der Carpus, welcher am Vorder ran de nächst der vordem Aussenecke ein- gelenkt ist, ist etwas verbreitert, mit concaver Oberfläche und mit gebogenem Aussenrande. Die beiden cylindrischen Endglieder sind zusammen kaum so lang wie der Carpus, wie dieser sind sie auch 1) Bei dem mir vorliegenden Original exemplare fehlen leider die äussern Kieferfüsse. Decapodeii und Stoinatopodcii von Malakka, Bomeo und Celebes. 587 lang behaart. Der eine Geissei tragende Exognath ist schmal, der bei geschlossenen Maxillipeden sichtbare Theil reicht nur wenig über die innere Vorderecke des Ischiums hinaus; auch ist er glatt. Der Innen- rand des dritten und des vierten Gliedes ist verdickt, was mit den Ausseurändern der Fall nicht ist ; dagegen sind die Seitenränder des Mundrahmens gleichfalls verdickt. Das Sternum des Männchens ist glatt, kaum punktirt. Das Abdomen ist 4gliedrig. Das erste oder Basalglied ist sehr kurz und weniger breit als der angren zende Theil des Sternum s; die Breite dieses Gliedes be- trägt wenig mehr als zwei Drittel der Breite des an- grenzenden Theiles des Sternums, so dass es an jeder Seite durch einen kurzen Zwischenraum von der Ein- pflanzung des letzten Fusspaares getrennt ist. Es trägt längs seiner ganzen Breite einen stumpfen Kiel, und der an das folgende Glied anschliessende Rand, welchen wir den Vorderrand nennen wollen, zeigt jederseits eine bogenförmige, nicht breite Aus- randung; die Breite des zwischen den beiden Ausrandungen gelegenen, convex gebogenen Theils beträgt ungefähr ein Viertel der Breite des ganzen Gliedes. Die vier folgenden Glieder sind mit ein- ander verwachsen, von den Nähten ist keine Spur mehr zu sehen. Ein kurzer Einschnitt am Seitenrande deutet noch die Grenze des kurzen zweiten Gliedes an. Der Vorderraud dieses ver- wachsenen Theiles des Abdomens, des fünften Gliedes also, ist noch nicht halb so breit wie das erste Glied, und die Seitenränder verlaufen wellenförmig. Das sechste Glied ist anderthalbmal so breit wie lang und hat convexe Seitenränder; das bogenförmig abgerundete Endglied ist ein wenig länger als das sechste oder vorletzte, die Länge des Endgliedes ist ein wenig geringer als die Breite der Basis, und die Seitenränder dieses Gliedes laufen zunächst beinahe parallel. Auch das Abdomen ist glatt, unbehaart, nur ganz spärlich und fein punktirt, sowie au den Rändern sehr kurz behaart. Das Tgliedrige Abdomen des Weibchens gleicht ganz dem von Gleist, dilatatum, so dass ich auf die Figur in der „Fauna Japonica" verweise; die Oberfläche ist glatt, unbehaart. Die Länge des Endgliedes beträgt ein Drittel der Breite seines Hinterrandes, und das fünfte oder drittletzte Glied ist das längste. Die Seitenränder sind, wie gewöhnlich, behaart. Die Scheerenfüsse des Männchens sind von gleicher Grösse und Gestalt und noch ein wenig länger als die Breite des Rückenschildes. Die kurzen Brachialglieder ragen nur mit ihrem distalen Ende über 588 J. G. DE MAN, die Seiten des Kückenschildcs hinaus. Die drei Seitenflächen sind glatt, aber die drei Ränder sehr fein gekörnt und der proximale Theil des Oberrandes behaart, während die Innenseite nahe dem Vorder- rande die gewöhnliche Behaarung trägt. Der Carpus ist nach aussen stumpf abgerundet, die Oberfläche glatt, unbehaart und zeigt l)loss eine kleine Vertiefung etwas vor der Mitte; der unbewehrte, gebogene Innenrand ist fein gekörnt, der Unterrand der Innenseite behaart. Die horizontale Länge der Scheere ist etwas kürzer als die Länge des ßückenschildes. Die horizontale Länge der Finger ist ein wenig kürzer als die des Handgliedes und das Handglied etwas weniger hoch als lang. Die leicht convexe Aussenseite des Hand- gliedes ist überall glatt und unbehaart, nur der innere Oberrand erscheint unter einer starken Lupe feingekörnt. Der ab- gerundete Unterrand des Handgliedes bildet mit dem des unbeweglichen Fingers keine gerade, sondern eine geschwungene Linie, indem diese Linie an der Basis des Fingers concav verläuft; der Index ist aber nicht abwärts gerichtet. Die Innenseite des Handgliedes ist gleich- falls ein wenig convex, nach oben trägt sie eine Linie von Härchen, welche vom proximalen Ende des Oberrandes in einem Bogen, dessen Concavität nach unten gerichtet ist, nach der Basis des beweglichen Fingers hinläuft, aber doch noch vor dem Gelenkrande endigt. Sonst erscheint auch die Innenseite des Handgliedes glatt und unbehaart. Die schlanken, dünnen Finger klaffen stark, sie lassen einen grossen Raum zwischen sich. Der bewegliche Finger läuft in gerader Richtung schräg nach unten, der Oberrand ist geradlinig und nach innen ganz fein gekörnt; er trägt nicht weit vom Gelenke einen grossen, cylindrischen, am quer abgestutzten Ende fein gekerbten Zahn, welcher auf der Richtung des Fingers senkrecht steht und bei erwachsenen Individuen ein wenig länger ist als dick. Beide Finger sind an ihren Enden schwach löffeiförmig ausgehöhlt. Am beweglichen Finger liegen unmittelbar vor dem glattrandigen concaven Ende noch einige ganz kleine Zähnchen am Aussenrande; der ein wenig geschwungene Index trägt eine Längs- reihe von sehr kleinen Zähnchen in der Mitte seiner obern Fläche sowie einige ähnliche Zähnchen an der distalen Hälfte des Aussen- randes, während die concave proximale Hälfte ganz glatt ist. Zwischen diesen distalen Zähnchen stehen kurze Härchen. Am Innenrande der beiden concaven Fingerenden sehe ich mehrere lange Härchen. Uebrigens erscheinen die Finger sowohl an der Aussen- wie an der Innenseite Decapoden und Stomatopoden vou Malakka, Borneo und Celebes. 589 glatt und glänzentl wie das Handglied und nur spärlich, sehr fein punktirt. Bei einigen Männchen sind die Scheerenfüsse kleiner, obgleich die Grösse des Rückenschildes ungefähr dieselbe ist; die Scheeren erscheinen bei diesen Männchen etwas weniger hochimVer- hältniss zu ihrer horizontalen Länge. Die Vorderfüsse des Weibchens sind viel kleiner und schwächer als die des Männchens, aber ebenfalls von gleicher Grösse und Form ; sie sind noch ein wenig länger als die Länge des Rückenschildes, und ihre Brachialglieder, Carpi und Scheeren sind schlanker als beim Männchen. Die löftel- förmigen Finger haben glatte, ungezähnte Ränder, auch der grosse Zahn des beweglichen Fingers fehlt ganz und gar, die Finger sind etwas länger als die Palma und lassen nur einen kleinen Raum zwischen sich. Die Scheeren sind etwa vier- bis fünfmal so lang wie hoch und ganz glatt ; die Bartlinie oben an der Innenseite der Palma findet sich auch hier, ebenso wie die Behaarung der Fingerenden an ihrem Innenrande. Einige Härchen sehe ich auch am Ober- und Unterrande des Handgliedes sowie am Rücken des beweglichen Fingers. Der unbewegliche Finger bildet mit dem ünterrande der Palma eine concave Linie. Die Lauffüsse sind denen von Cleist. düatatum de Haan ähnlich gebaut. Die Meropoditen sind etwas weniger verbreitert. Bei der japanischen Art sind z. B. die Schenkelglieder des vorletzten Paares lialb so breit wie lang, bei einem Männchen \ou Paracleist. depressum ist das Verhältniss wie 23 : 10. Die Seiten der Meropoditen sind glatt, der leicht gebogene Oberrand unbewehrt, während die Ränder der Unterseite fein gekörnt sind. Die Dactylopoditen sind an der Aussen- seite gefurcht und an den Rändern kurz behaart; sie sind ungefähr so lang wie die Propoditen. Auch die Ränder der Mero-, Carpo- und Propoditen sind behaart, die Härchen sind sehr fein, massig lang und stehen nicht dicht. Die Eier sind sehr klein und zahlreich; der Cephalothorax des kleinsten eiertragenden Weibchens ist 6V3 mm breit. Maasse in mm: 1) c? 2) c? 3) c? 4) ? 5) $ Grösste Breite des Rückenschildes . Länge Entfernung der Extraorbitalecken . Breite der Stirn am Vorderrande . an der Basis . 11 10 121 10 91 1\ 7 8| 7 7 8» 8 n 7| n 2i n 2i 2i 2 31 34 4 3* H 590 J. G. DE MAN, No. 1 und 2 von Penang, No. 3 Männchen, No. 4 und 5 eier- tragende Weibchen von Pontianak. Bei dem Weibchen No. 4 sind die Meropoditen des vorletzten Fusspaares 5i mm lang und 2| mm breit, bei dem Männchen No. 1 sind diese Maasse 6J mm und 2i, mm, die Breite dieser Glieder scheint also ein wenig zu variiren. Mit Ausnahme des gelblichen Sternums zeigt der ganze Cephalo- thorax eine meergrüne Farbe, sämmtHche Ränder der Oberfläche sind blass gesäumt, ebenso die Ränder des Mundrahmens, die Aussen- und die Innenränder der äussern Kieferfüsse, der Unterrand der Orbita sowie der Vorderrand der Eingangsöffnung zur Kiemenhöhle., Die Vorderfüsse sind röthlich-gelb, die Lauffüsse gelblich. JParacleistostoina cristatum n. sp. Syuon. : Cleistostoma dilatatum Oktmann, Die Decapodeii-Krebse des Strassburger Museums, 8. Theil, p. 743. Auf meine Anfrage hatte Herr Prof. Götte in Strassburg die Güte, mir zwei Männchen und zwei Weibchen dieser Art zur Ver- gleichung zu senden. Es sei mir gestattet, Herrn Prof. Götte dafür meinen besten Dank auszusprechen. Die Exemplare, in der Tokiobai, Japan, gesammelt, befinden sich in trockenem Zustand. Nahe verwandt mit Paracleist depressum unterscheidet sich diese Art durch die abweichende Form der auch breitern Stirn und durch eine auf der Rücken fläche von der einen Seite nach der andern hinziehende, kielartige Erhöhung. Der Cephalothorax zeigt, bezüglich des Verhältnisses der grössten Breite zur Länge und zur Entfernung der Extraorbitalecken, die- selbe Gestalt wie bei Paracleist. depressum, und die Rückenfläche erscheint eben stark abgeflacht. Einige Felder sind durch seichte Vertiefungen begrenzt, so zunächst das M esogas tricalfeld, welches ein wenig gewölbt ist, während die seitHchen Theile der Magengegend flacher erscheinen. Das an jeder Seite der Regio mesogastrica ge- legene Feld, das wir wohl als Hepaticalfeld bezeichnen dürfen, ist ebenfalls etwas nach oben vorgewölbt. Nach der Extraorbitalecke hin erscheint die Rückenfläche ein wenig concav. Die gleich hinter dem Hepaticalfeld gelegene Branchialgegend und der an das Mesogastrical- feld grenzende, vordere Theil der Regio cardiaca sind erhöht und erheben sich alle drei zu einer stumpfen Kante. Die fein- Decapodeii und Stoniatopodeu von Malakka, Boineo und Celebes. 591 gekörute, erhabene Linie, welche bei Faraclcist. dcpressuni auf der hintern Branchialgegend hinläuft, erhebt sich bei der japanischen Art zu einer stumpfen Kante, welche von dem stumpfen Hintereude des Vorderseitenrandes entspringt und S-förmig geschweift, oberhalb der Einlenkung des letzten Fusses endigt, ganz nahe dem Rand des Schildes. Von dieser Kante nun und zwar kurz hinter ihrem Ursprung entspringt die quer nach innen verlaufende Kante auf dem Rücken der Branchialgegend, welche leicht gebogen ist, mit der Concavität nach vorn. Die beiden Kanten der beiderseitigen Branchialgegend vereinigen sich mit dem stumpfen, quer verlaufenden Rücken des gleich- falls erhöhten, vordem Cardiacalfeldes zu einer gleich hinter der Mitte der Oberfläche von einer Seite zur andern quer über dieselbe hinziehenden Kante, welche etwas ge- schweift verläuft, weil der mittlere Cardiacaltheil derselben ein wenig hinter den branchialen Theilen liegt. Seichte Vertiefungen trennen den nicht erhöhten, hintern Theil der Regio cardiaca von den an- grenzenden hintern Partien der Branchialgegend. Die parallel mit dem Hinterrand verlaufende, in der Mitte ein wenig nach vorn vor- springende Kante liegt ebenso weit vom Hinterrand entfernt wie bei Paracleist. depressum. Die erhöhten Felder wie auch die quer ver- laufende Kante scheinen im Leben eine kurze Filzdecke zu tragen und erscheinen, wenn letztere verloren gegangen ist, fein punktirt. Auch der übrige Theil der Rückenfläche erscheint zerstreut und fein punktirt und trägt im Leben eine sehr kurze Behaarung. Die Stirn ist breiter, aber niedriger d. h. kürzerals b e i Paracleist. depressum. Die Neigung abwärts ist bei beiden Arten gleich. Die Breite des Vorderrandes beträgt beinahe ein Viertel der grössten Breite des Rückenschildes; betrachtet man den Cephalothorax von oben, so erscheint der Vorder- rand in der Mitte ziemlich breit ausgerandet und bildet an jeder Seite der Ausrandung einen abgerundeten, wenn auch wenig vortretenden Lappen. Die nach hinten, d. h. nach oben etwas divergirenden, ein wenig concaven Seitenränder der Stirn gehen bogenförmig in die quer verlaufenden, äussern Abschnitte der obern Orbitaränder über. Die Epigastricalfelder stellen sich als zwei ziemlich scharfe Quer- wülste dar, welche durch einen dreieckigen Einschnitt, die mittlere Froutalfurche , von einander getrennt sind; seitlich reichen diese wie gekielten Querwülste noch nicht bis zu den Seitenrändern der Stirn, sondern sind, wie bei depressum, von dem verdickten Orbita- rand durch eine enge, schräge Furche geschieden. Die Epigastrical- 592 J. G. DE MAN, Wülste nun, welche bei Taradeist. depressum viel weniger vorspringen und sich als abgerundete, flache, sich nie kielartig erhebende Feldchen darstellen, bilden die hintere Grenze der Stirn. Die Länge der Stirn, d. h. ihre Höhe oder die Entfernung ihres Vorder- randes bis zu ihrer hintern Grenze, beträgt beim Männchen ein Viertel, bei dem grössern Weibchen sogar nur ein Fünftel der Breite der letztern sowie beim Männchen ein Drittel, beim Weibchen wenig mehr als ein Viertel der Breite des Vorderrandes. Die Epigastricalwülste fallen nach vorn, zur Stirn hin also, vertical nach unten ab, so dass die Oberfläche der Stirn concav ist. Die Breite der hintern Grenze der Stirn, ihres Hinterrandes, beträgt beinahe ein Drittel der Breite des Rückenschildes, wie bei Paracleist. depressum., doch ist zu bemerken, dass ich bei dieser Art unter dem Hinterrand der Stirn die Entfernung verstanden habe zwischen den beiden Ecken im obern Orbitarand, eine grössere Strecke also. Be- trachtet man die Stirn von vorn, so bilden ihre Seitenränder mit den angrenzenden Theilen des Vorderrandes rechte Winkel, wie bei de- pressum. Die mittlere Breite der Augenhöhlen ist etwas kleiner als die mittlere Breite der Stirn, bei Paracleist. depressum aber ein wenig grösser als dieselbe. Sie sind quer seit- wärts gerichtet, wie auch der äussere Abschnitt des Oberrandes, welcher nach aussen hin leicht geschweift verläuft. Die fast geradlinigen, vordem Seitenränder sind ein wenig länger als die hintern und verlaufen schräg nach hinten und nach aussen, so dass sie mit der Linie, welche die Extraorbitalecken vereinigt, stumpfe Winkel von etwa 120" oder 130° bilden; die wenig scharfen, äussern Augenhöhleneckeu sind nach vorn und nach innen gerichtet. Die kürzern, einigermaassen convergirenden hintern Seitenränder biegen sich nach hinten und nach unten und endigen über der Einlenkung der drittletzten Füsse; betrachtet man den Cephalothorax von der Seite, so zeigen die Seitenränder genau denselben S-förmigen Verlauf wie bei Paracleist. depressum. Bei der Ansicht von oben aber bilden die Vorderseitenränder an ihrem Hinterende eine stumpfe Ecke, oder, wie Oktmann sagt, „eine stumpfe Kerbe", welche entsteht, weil die vordem Seitenränder hinter ihrer Mitte ein wenig concav sind und zweitens weil die hintern zunächst nach innen und nach unten ziehen. Eine Querlinie, welche diese beiden Ecken, d. h. die hintern Enden der vordem Seiteuränder, vereinigt, nimmt den Hinterrand des Decapoden und Slomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 593 Mesogastricalfeldes in sich auf und liegt noch ein wenig vor der quer über Branchial- und Herzgegend verlaufenden Kante. An den mehr oder minder deutlich lappenförraigen Enden der vordem Seitenränder hat der Cephalothorax seine grösste Breite. Der feingekömte Unterrand der Augenhöhlen erscheint nicht so geradlinig wie bei Paracleist. depressum^ sondern ist, wenn auch in geringerem Grade als bei Cleistostoma dilataium, in der Mitte ein wenig gebogen, beim Männchen etwas deutlicher als beim Weibchen. Die beiden Fühlerpaare verhalten sich ebenso wie bei Paracleist. depressum. Der Vorderrand des Mundrahmens ist jederseits bogen- förmig und weniger tief ausgerandet als bei depressum, so dass der dreieckige Zahn in der Mitte breiter und kürzer ist und weniger hervorragt. Die äussern Kieferfüsse unterscheiden sich von denen von Paracleist depressum dadurch, dass sowohl das dritte wie das vierte Glied etwas breiter sind imVerhältniss zu ihrer Länge, beide Glieder merklich breiter als lang, besonders bei erwachsenen Thieren. Das dritte Glied ist feiner punktirt als das vierte und trägt die schräge Bartlinie nahe der Commissur mit dem Merus, ganz wie bei Paracleist. depressum. Die seitlichen Theile der Unterseite des Rückenschildes verhalten sich bei beiden Arten gleich. Sternum und Abdomen sind glatt, spärlich und äusserst fein punktirt. Das Abdomen des Männchens ist sieb engliedrig. Das erste oder Basalglied ist etwas weniger breit als der angrenzende Theil des Sternums und reicht also nicht bis zu den Coxopoditen der Füsse des letzten Paares. Das dritte Glied ist ungefähr dreimal so lang wie das zweite, dessen Länge nur wenig die des Basalgliedes übertrifft. Das vierte Glied ist um ein Geringes länger als das dritte, und die Seitenränder desselben sind ein wenig geschweift. Der Hinter- rand des beinahe quadratischen fünften Gliedes (oder der Vorderrand des vierten) ist ein wenig breiter als die Länge des fünften Gliedes, während auch der Vorderrand noch breiter ist, obgleich der Vorder- rand um ein geringes weniger breit ist als der Hinterrand; dieses Glied ist nun hinter der Mitte etwas eingeschnürt, weil die Seitenränder ausgerandet sind. Die Länge des sechsten oder vorletzten Gliedes ist nur ganz wenig grösser als die halbe Breite des Hinterrandes, und das GHed ist etwas kürzer als das fünfte und als das siebte; der Vor- derrand ist etwas weniger breit als der Hinterrand, so dass das Glied 594 J. G. DE MAN, eine trapezfru-inige Gestalt zeigt mit uacli hinten divergirenden Seiten- rändern. Auch das Endglied hat eine andere Form als bei Paradeist. depressum, indem die Breite der Basis genau so gross ist wie die Länge des Gliedes und die Seitenränder schon von der Basis ab nach dem abgerundeten Vorderende hin convergiren. Bei dem Jüngern Männchen sind die Seiten- ränder des vorletzten Gliedes hinter der Mitte convex nach aussen gebogen. Das Abdomen des Weibchens verhält sich ungefähr wie bei der andern Art. Die Vorderfüsse gleichen ebenfalls denen von Paracleist. depressum. Bei dem grossen Männchen, dessen Cephalothorax 13 mm breit ist, ist die horizontale Länge der Scheere gerade so gross wie die Länge des Rückenschildes. Die horizontaleLänge des Handgliedes ist aber, verglichen mit der horizontalen Länge der Finger oder mit der Höhe des Handgliedes, bei diesem Männchen grösser als bei Paracleist. depressum. Die Aussen - Seite des Handgliedes ist gleichfalls glatt, aber der ganze, abge- rundete Oberrand erscheint unter der Lupe feingekörnt, wie auch der ganze Rücken des beweglichen Fingers, während bei der Art aus Penang diese feine Granulirung auf den Innen r and der Ober- seite des Handgliedes resp. des Rückens des beweglichen Fingers be- schränkt ist. Die Concavität des Unter randes der Scheere an der Basis des unbeweglichen Fingers ist geringer, weniger tief als bei Paracleist. depressum, so dass der Unter- land des Handgliedes mit dem des unbeweglichen Fingers eine bei- nahe gerade Linie bildet. Auch ist der Unterrand des Hand- gliedes wie des unbeweglichen Fingers ebenso fein granulirtwie der Oberrand, während er bei depressum völlig glatt erscheint. Die Finger gleichen denen von Paracleist. depressum, aber der Rücken des beweglichen Fingers erscheint etwas weniger geradlinig, und der Zahn ist sehr niedrig, etwas breiter als hoch, und liegt der Mitte der Schneide mehr genähert. Die Scheerenfüsse des Weibchens verhalten sich ungefähr wie bei depressum, nur scheint das Handglied ein bis- chen höher, verglichen mit der Länge. Die Lauffüsse sind etwas schlanker als bei Paracleist. de- pressum. Die Meropoditen tragen auf ihrer Aussenseite, ungefähr wie bei Cleistostoma dilatatum, in der Nähe des Vorderrandes eine Kante, die sich vom proximalen Ende zuerst dem Vorderrand nähert und darauf in einem Bogen, dessen Concavität nach hinten gerichtet ist, Decapodeii und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 595 nach der Mitte des Carpalgelenkes hin läuft. Vorder- und Hinterrand sowie diese Kante sind filzig behaart. Auch die Carpo-, Pro- und Dactylopoditen sind schlanker als bei Paradeist. depressum. Die Dactylopoditeu sind weniger verbreitert, viel dünner, und erscheinen beinahe n ad eiförmig; sie sind nur ganz wenig ge- bogen, laufen sehr spitz zu und sind schwach gefurcht. Paracleistostoma cristatum wird, nach den mir vorliegenden Exem- plaren, etwas grösser als die andere Art der Gattung. Maasse : S ? Grösste Breite des Rückenschildes 13 mm 16^ mm Länge des Rückenschildes Sf „ 10| „ Entfernung der Extraorbitaleckeu 10-|^ „ 11| „ Breite der Stirn am Vorderrande 3^ „ 3| „ Breite der Stirn an den beiden Epigastricalwülsten 4 „ 5 „ Fundort: Tokiobai, Japan ^). 1) Bezüglich des gleichfalls die Küsten von Japan bewohnenden Cleistostoma dilatatum de Haan, von dem mir ein trockenes Original- exemplar aus dem Museum zu Leyden vorliegt, will ich Folgendes be- merken. Der Cephalothorax erscheint etwas breiter im Verhält- niss zu seiner Länge als auf de Haan's Abbildung, tab. 7, fig. 3, und auch die Stirn erscheint auf derselben etwas breiter im Verhältniss zur Entfernung der äussern Augen- höhlenecken, als es bei dem mir vorliegenden Weibchen der Fall ist. Ich halte es danach für wahrscheinlich, dass entweder diese Figur nicht naturgetreu ist oder dass die Art in den genannten Merkmalen ein wenig variirt ; hierzu ist zu bemerken, dass auch bei Paracleist. depressum die relative Breite des Rückenschildes bisweilen ein wenig variirt (vergl. S. 581). Die Oberfläche des Rückenschildes von Cleistostoma dilatatum ist ziemlich stark gewölbt in beiden Richtungen, die bei der beschriebenen Art vorhandene, quer über die Branchial- und Herzgegend verlaufende Kante fehlt ganz und gar, und der Vorderrand der Stirn bildet mit den Seitenrändern einen regelmässigen Bogen, während die Seitenränder der Stirn mit dem äussern Theil des obern Orbitarandes deutliche, aber sehr stumpfe Winkel bilden. Maasse : 5 Grösste Breite des Rückenschildes 24.V mm Länge des Rückenschildes 16 „ Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 20| „ Breite Her Stirn an der Basis 9^ „ 596 J. G. DE MAN, Gattung: Metaplax M.-E. 79. Metaplax elegans de M. (Flg. 14.) Metaplax elegans be Man, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 22, 1888, p. 1G4, tab. 11, flg. 4—6. Metaplax crassipes de Man, in: Max Weber, Zoolog. Ergebnisse einer Reise in Niederl. Ost-Indien, V. 2, Heft 2, 1892, p. 325, tab. 19, fig. 12. 47 Exemplare (20 SS^ 27 ??) von Pontianak, Westküste von Borneo. 28 Exemplare (14 SS, 14 ?$) von Penang. 1 Weibchen von Malakka. 8 Exemplare (4 SS, 4 ??) von Atjeh. Als ich die vorliegenden zahlreichen Exemplare von Metaplax elegans, einer Art, welche offenbar an den östlichen Küsten von Sumatra und von Malakka sowie auch in der Java-See häufig vor- kommt, studirte, stellte sich die Identität mit Metaplax crassipes so- gleich heraus. Dieser Metap. crassipes wurde vor drei Jahren von mir nach einem einzigen weiblichen Exemplar von Macassar aufgestellt. Nicht nur die m ehr ve r breite rtenMeropoditen der wenig er schlanken Lauffüsse, sondern auch eine feine Granu- lirung auf der Branchialgegend Hessen mich damals in diesem Weibchen eine neue Art erblicken: es lag mir wohl ein Männchen, aber kein Weibchen von Metap. elegans zur Vergleichung vor, und in der Originalbeschreibung des letztern wurden die genannten Unter- schiede, welche eben das Weibchen auszeichnen, gar nicht besprochen. Bei sämmtlichen vorliegenden Weibchen sind nun aber die für Metap. crassipes angeführten Charaktere alle vorhanden, deutlich ausgeprägt und nur bei wenigen seheinen die feinen Körnchen auf der Branchial- gegend völlig zu fehlen, bei der Mehrzahl ist diese Granulirung mehr oder minder deutlich. Der Cephalothorax ist auch bei diesen Weib- chen immer ein wenig länger im Verhältniss zur grössten Breite als bei den Männchen. Auch die Untersuchung des im Museum zu Amsterdam aufbe- wahrten Originalexemplares bestätigte die Identität. Wie diese Exemplare zeigen, wird Metap. elegans etwas grösser, als früher beschrieben wurde, sowohl Männchen wie Weibchen. Ich bilde das Abdomen des erstem ab und bemerke dazu, dass bei dem grössten Exemplare die Breite des Hinterrandes des zweiten oder vorletzten Gliedes sich zu dessen Länge verhält wie 31:2, so dass Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Boineo und Celebes. 597 dieses Glied noch um ein j>eringes länger ist im Verhältniss zur Breite seines Hinterrandes, als früher angegeben worden ist. Die Vorderfüsse des Männchens sind stets ein wenig ungleich. Unter den 36 Männchen, bei welchen die beiden Scheerenfüsse vor- handen sind, liegt bei 26 der grössere Fuss an der rechten Seite, bei 10 an der linken. Während die grössere Scheere die a. a. 0. tab. 11, fig. 6 abgebildete Form zeigt, erscheint an der kleinern der beweg- liche Finger weniger stark gebogen, und der grosse Höcker oder Zahn am lunenrand ist hier kleiner. Bei dem grössten Männchen, dessen Cephalothorax 19| mm breit ist, zeigen die beiden Scheeren auf den ersten BHck dieselbe Grösse und Gestalt, bei genauer Messung er- scheint die rechte jedoch noch um ein geringes grösser; die beweg- lichen Finger zeigen hier ungefähr dieselbe Krümmung, und der Höcker, welchen beide tragen, zeigt die geringere Grösse, welche ihn sonst an der kleinern Scheere auszeichnet. Bei einem andern Männ- chen von Penang, dessen Cephalothorax 18 mm breit ist, ist der Grössenunterschied der beiden Scheeren gleichfalls sehr gering; die Finger haben bei beiden dieselbe Form, sie schliessen an einander, und die charakteristischen Höcker fehlen an beiden Fingern. Diese Abweichungen sind sämmthch individuell. DieLauffüsse von Metap. elegans sind also beim Männ- chen bedeutend schlanker als beim Weibchen. Auch scheinen die Meropoditen bei altern Männchen ein wenig schlanker zu sein als bei Jüngern. So sind die Meropoditen des vorletzten Paares bei dem schon genannten, 19| mm breiten Männchen 12 mm lang und 3|^ mm breit, bei einem viel Jüngern Männchen mit 13 mm breitem Rückenschild sind diese Zahlen 9 und 3, und bei einem alten, eier- tragenden Weibchen, dessen Cephalothorax 16 mm breit ist, sind diese Meropoditen 10| mm lang und 4^ mm breit. Ich will noch hinzu- fügen, dass die Carpopoditen des letzten Fusspaares bei den Weibchen längs ihres ganzen Oberrandes mit fünf oder sechs Stacheln bewehrt ist, dass diese Stachelchen, ebenso wie die der Meropoditen, öfters zum Theil fehlen, indem sie abgenutzt oder abgebrochen sind. Metaplax elegans unterscheidet sich von den andern Arten dieser Gattung leicht durch die Form der Seitenzähne des Rückenschildes, von welchen der zweite immer etwas grösser ist und seitlich ein wenig mehr vorragt als der erste, durch den Bau der Infraorbitalleiste und schliesslich durch die Bestachelung der Lauffüsse. Weibchen, deren Cephalothorax 10^, mm breit ist, tragen schon Eier. 598 J. G. DE MAN, Maasse in mm : 1) c? 2) c? 3) cJ 4) ? 5) ? 6) $ Entfernung der zweiten Seitenzähne = Grösste Breite des Rückenschildes . 19| 16| Uf IG 12| 14 Länge des Rücken Schildes ohne Epistom 11| 10 7i 104 8 9| Länge der Meropoditen des vor- letzten Paares 12 11^ 8 10^ 7| 9 Breite der Meropoditen des vor- letzten Paares 3J 3i 2| 4[ ^ 3| No. 1 — 5 von Poutianak, No. 6 Originalexemplar von Mefaplax crassipes aus Macassar. Metaplax elegans wurde früher auch im Mergui- Archipel beobachtet. Gattung: Tj/lodiz^lax 7i, gen. ^). Eine neue Gattung aus der Eamilie der Ocypodidae und zwar aus der Unterfamilie der Macrophthalminae Dana. Cephalothorax sehr dick, viereckig, breiter als lang. Oberfläche zum Theil gefeldert, auf der Branchialgegend schräg nach unten abfallend, mehr oder minder uneben. Stirn nach unten geneigt, massig breit, ihre Breite beträgt un- gefähr ein Drittel der grössten Breite des Rückenschildes. Augenhöhlen quer nach aussen gerichtet, nicht schräg, nach aussen hin, unterhalb der wenig vortretenden Extraorbitalecke, nicht scharf begrenzt; Unterrand wie bei Cleistosfoma (dilatatum). Augen- stiele wie die Augenhöhlen massig lang, ungefähr so lang wie die Breite der Stirn, frei beweglich, ihre Gelenke von der Stirn bedeckt, Cornea klein, nicht terminal. Seiten des Rücken- schildes ganzrandig, nicht gezähnt, nach hinten etwas divergirend, so dass der Cephalothorax hinten breiter ist als vorn. Hinterrand bedeutend breiter als die Stirn. Innere Antennen horizontal, mit ganz entwickelter Geissei, von der Stirn bedeckt. Aeussere Antennen in der Innern Orbitaspalte gelegen, ihr Basalglied wie bei Cleistostoma, mit dem nach unten gerichteten Stirnfortsatz in Berührung. Auch der innere Suborbitallappen, das Epistom und der Vorderrand des Mundrahmens verhalten sich ungefähr wie bei Cleisto- stoma. Mundrahmen mit gebogenen Seitenrändern, Vorderrand un- gefähr so breit wie der Hinterrand. Aeussere Kieferfüsse zusaramen- schliessend, massig hervortretend ; drittes Glied quadratisch, glatt, 1) TvXioötjg, schwielig. Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 599 SO breit wie lang, mit ziemlich scharfer, leicht vorgezogener vorderer Innenecke und mit behaarter Bartlinie nahe der Commissur mit dem Merus, wie bei der Gattung Ilyoplax Stimps. Das vierte Glied, mit dem dritten durch eine quer verlaufende Commissur verbunden, ist etwas grösser als das Ischium, gefurchtwie bei Botilla, ungefähr so breit wie lang, mit stark convex gebogenem Aussen-, leicht concavem Vorder- und fast geradem Innenraud; das fünfte Glied, der Carpus, ist nahe der vordem Aussenecke eingelenkt und, wie die folgenden Glieder, von aussen her sichtbar. Exognath nicht versteckt, mit Geissei versehen, Abdomen des Männchens schmal, ögliedrig, indem das zweite, dritte und vierte Glied verwachsen sind; die Basalglieder bedeutend weniger breit als der angrenzende Theil des Steruums, dem zu Folge weit von der Einpflanzung des letzten Fusspaares entfernt. Die Scheerenfüsse des Männchens, von gleicher Grösse und Gestalt, sind aussergewöhnlich klein und schwach und gleichen den Scheerenfüssen der Weibchen der Gattungen Macrophthal- mus, Cleistostoma und Gelasimus. Die vier hintern Fusspaare sind kurz, von gedrungener Gestalt und gleichen denen von Cleistostoma] Dactylopoditen breit, gefurcht. Weibchen unbekannt. Ausser durch die sich wie bei den Weibchen der andern Gattungen dieser Unterfamilie verhaltenden, ausserordentlich schwachen und kleinen Vorderfüsse beim Männchen unterscheidet sich diese merkwürdige Form von der Gattung Cleistostoma de Haan durch den verschiedenen Habitus sowie durch die äussern Kiefer- füsse, deren viertes Glied gefurcht ist und grösser als das Ischium. Vielleicht ist auch die noch wenig bekannte Gattung Ilyoplax Stimps. mit Tylodiplax verwandt. Die Scheerenfüsse des Männchens sind hier aber von gewöhnlicher Grösse, das vierte Glied der äussern Kieferfüsse ist nicht gefurcht, der Exognath ist ver- steckt, und die Schenkelglieder der Lauffüsse haben häutige Seitenflächen {Meri faciebus submembranaceis). 80. Tylodiplax tetratylophorus n. sp. ^). (Fig. 15.) Ein Männchen von Penang. 1) So genannt wegen der vier Höcker auf dem Rückenschild, Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 40 600 J. G. DE MAN, Der Cephalothorax dieser interessanten, neuen Art ist sehr dick, die Dicke ist nur ganz wenig geringer als die Länge ; ei- ist breiter als lang und zwar ist die grösste Breite, welche oberhalb dem vorletzten Fusspaare liegt, anderthalbmal so gross wie die Länge des Rückenschildes. Da die Seitenränder ein wenig nach hinten divergiren, ist der Cephalothorax vorn etwas weniger breit als hinten. Die Oberfläche ist von vorn nach hinten leicht gewölbt, in transver- saler Richtung aber an der jederseits höckerförmig hervorragenden Hepaticalgegend horizontal. Von der Höhe dieser Hepaticalhöcker und von der zwischen beiden liegenden Magengegend fällt die Ober- fläche des Rückenschildes schräg nach den Augenhöhlen und nach der Stirn hin ab; ebenso fällt die unmittelbar hinter den Hepatical- höckern liegende Branchialgegend schräg nach unten, nach der Ein- lenkung der drei letzten Fusspaare hin, ab, und zwar fällt diese Gegend bedeutend tiefer ab als die Stirn und die kurze Strecke zwischen den Hepaticalhöckern und den Augenhöhlen. Die Breite des Vorderrandes der schräg nach unten geneigten Stirn beträgt ein Viertel der grössten Breite des Rücken- schildes; dieser Vorderrand ist an jeder Seite ganz leicht ausgerandet, so dass er in der Mitte ein wenig mehr nach vorn, d. h. nach unten vorragt als an den Seiten. Die leicht concaven Seitenränder der Stirn, d. h. die Superciliarabschnitte der obern Orbitaränder, divergiren ein wenig nach hinten, so dass die Stirn von vorn nach hinten etwas breiter wird. Die Länge der Stirn, in der Mittellinie gemessen, be- trägt ein Drittel der Breite des Vorderrandes. Der letztere bildet mit den Seitenrändern der Stirn stumpfe Winkel, die aber wenig grösser sind als 90", und diese Aussenecken der Stirn sind stumpf, abgerundet. Die Augenhöhlen sind quer nach aussen gerichtet. Die Breite der Stirn an ihrer Basis misst ein Drittel der grössten Breite des Rückenschildes. Die Breite der Augenhöhlen, d. h. die Entfernung der Aussenecken der Stirn von den Extraorbitalecken, ist ein wenig kürzer als die Breite des vordem Stirnrandes. Die Länge des äussern Theiles des obern Orbitarandes, welcher unter einem stumpfen, bogenförmig abgerundeten Winkel in den Innern Theil oder Superciliarabschnitt übergeht, beträgt genau die Hälfte von der Breite der Stirn an ihrer Basis; dieser äussere Abschnitt tritt in der Mitte ein wenig vor, verläuft dem zu Folge leicht geschwungen und richtet sich quer nach aussen und ganz wenig schräg nach vorn. Betrachtet man dagegen den Cephalothorax von oben her, so erscheint der Vor- derrand der Stirn in der Mitte leicht ausgeschweift und der zwischen Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. ßOl dem Vorderrand und den Epigastricalfeldchen gelegene Theil der Stirn in der Mitte ein wenig concav. Der Vorderrand der Stirn und der obere Rand der Augenhöhlen sind völlig glatt. Auf der Mitte der Stirn bemerkt man mit Mühe die beiden , durch seichte Ver- tiefungen von einander und von den Seitenrändern der Stirn ge- schiedenen Epigastricalfeldchen, die nach hinten continuirlich in die Magengfgend übergehen. Die mittlere Stirnfurche, die Vertiefung also zwischen den beiden Epigastricalfeldchen, setzt sich aber nicht bis zum Vorderrande der Stirn fort. Die ganz wenig gewölbte Magengegend erstreckt sich bis zu der Mitte des Rückenschildes und ist hinten durch eine quer verlaufende Vertiefung von dem grossen und für unsere Art so charakteristisch gebauten Cardiacalfelde getrennt. Die Breite der auch in transver- saler Richtung ganz leicht gewölbten Magengegend beträgt ungefähr ein Drittel der grössten Breite des Rückenschildes und ist ein w^enig breiter als die angrenzende Hepaticalgegend. Das Mesogastricalfeld erkennt man allein daran, dass es völlig glatt ist und keine Spur des kurzen Filzes zeigt, der die seitlichen Partien der Regio gastrica bedeckt; es hat eine dreieckige Form, ist etwas länger als breit an der Basis, mit leicht gebogenen Seitenrändern, und dieses Mesogastrical- feld ist genau so lang wie die Entfernung seines Vorderendes von dem Vorderrande der Stirn. Die Hepaticalgegend ragt ganz charakteristisch an jeder Seite des Rückenschildes als ein grosser stumpfer Höcker seitlich hervor, so dass der Cephalo- thorax hier etwas breiter ist als an den äussern Augen- höhle n e c k e n ; von ihrer Aussenecke ab verläuft die Oberfläche der llepäticalhöcker beinahe horizontal nach der Magengegend hin, dagegen fällt sie, wie schon oben bemerkt, ein wenig nach den Augenhöhlen, viel steiler aber an ihrer Hinterseite nach der Branchialgegend hin ab. Die äussern Augenhöhlenecken sind stumpf und treten wenig vor. Die kurze Strecke des Seitenrandes zwischen der äussern Augen- höhlenecke und dem Hepaticalhöcker ist ein wenig concav und noch gerändert wie der obere Orbitarand und der Stirnrand, aber von dem Hepaticalhöcker herab wendet sich der Seitenrand schnell nach unten nach der Einpflanzung des drittletzten Fusses hin, und dieser grösste Theil des Seitenrandes ist nur daran zu erkennen, dass die Filzdecke der Branchialgegend an demselben aufhört. Die scharf begrenzte Regio cardiaca stellt sich als ein sich über die angrenzenden Theile der Magen- und 40* 602 J. G. DE MAN, der Branchialgegend bucklig erhebendes, quer -ovales Feld dar, welches ungefähr anderthalbmal so breit ist wie lang. Dieses Cardiacalfeld wird durch eine von der Mitte jedes seiner Seitenränder schräg nach innen und nach hinten verlaufende Vertiefung in zwei Abschnitte getheilt, welche aber in der Mittellinie continuirlich in einander übergehen, indem die beiden lateralen Ver- tiefungen sich nicht mit einander vereinigen. Der grössere vordere Abschnitt, welcher zweiundeinhalbmal so breit ist wie lang, trägt nun an jeder Seite einen stumpf abgerundeten, leicht nach aussen gerichteten Höcker am Seitenrand des Feldes, unmittelbar vor der schräg verlaufenden Vertiefung ; diese Höcker sind beinahe cylindrisch, kaum ein wenig von vorn nach hinten zu- sammengedrückt. Der zwischen beiden Höckern liegende Theil des vordem Abschnittes ist transversal ganz leicht concav und fällt auch nach dem hintern Abschnitte des Cardiacalfeldes hin seicht ab. Der hintere Abschnitt, etwas breiter, aber kürzer als der vordere, ist sowohl von vorn nach hinten wie in der Querrichtung leicht gewölbt. Der breite Hinterrand des Rückenschildes , dessen Breite beinahe so gross ist, nur wenig geringer als die Entfernung der äussern Augenhöhleneckeu und mehr als zweimal so gross wie die Breite des Vorderrandes der Stirn , ist in der Mitte leicht ausgeschweift , hat stumpfe Seitenecken und ist gerändert. In geringer Entfernung ver- läuft vor dem Hinterrande und parallel mit demselben eine glatte, erhabene Kante auf der Intestinalregion ; da sie mit dem Hinterrande parallel läuft, tritt der convex gebogene, mediane Theil derselben ein wenig mehr nach vorn vor als die seitlichen Partien. Die Intestinalregion erstreckt sich über die ganze Breite des Hinterrandes, ist aber kaum so lang wie der hintere Abschnitt der Regio cardiaca, von welcher sie an jeder Seite durch einen kurzen, dreieckigen Einschnitt getrennt ist, während der mittlere Theil, welcher etwas mehr als ein Drittel der Breite der Intestinalregion einnimmt, continuirlich in den convexen, hintern Abschnitt der Regio cardiaca übergeht. Die vor der oben beschriebenen, parallel mit dem Hinter- rande verlaufenden Kante liegenden seitlichen Partien der Intestinal- region erheben sich jede allmählich zu einem stumpf abgerun- deten, leicht von vorn nach hinten zusammengedrückten Höcker. Diese beiden Höcker, welche die vordem Seitenecken des Intestinalfeldes einnehmen und vorn an die Einschnitte grenzen, welche die seitlichen Partien des Feldes vom Cardiacalfelde trennen, sind kleiner und niedriger als die beiden vordem Höcker ! Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 603 des Cardiacalfeldes und gehen, wie schon gesagt, nach innen unvermerkt in die Oberfläche des Intestinalfeldes über. Diese Höcker liegen gerade vor den Seitenecken des Hinterrandes des Rücken- schildes, und ihre Entfernung von einander ist dem zu Folge genau so gross wie die Breite des Hinterrandes. Diesen zwei Höckern des Intestinalfeldes sowie den beiden grössern des Cardiacalfeldes verdankt unsere Art ihren Namen. Sowohl das Cardiacal- wie das Intestinalfeld nebst den vier Höckern sind völlig glatt, glänzend und unbe- haart; sie sehen wie schwielig aus. Beide Felder erscheinen unter der Lupe punktirt, und zwar stehen die Pünktchen auf dem Intestinalfelde und dem hintern Abschnitt der Regio cardiaca etwas dichter als auf dem vordem Abschnitte. Die beiden vordem Höcker sind nicht einmal punktirt. Wie schon oben beschrieben, ist die Branchialgegend schräg nach unten geneigt: die seitlichen Partien der Oberfläche des Rückenschildes, hinter der höcker- förmig vorragenden Hepaticalgegend , an jeder Seite des Cardiacal- feldes, erscheinen in Folge dessen ein wenig concav. Diese Branchial- gegend nun und der angrenzende, sich nach oben erhebende hintere Theil der Hepaticalgegend tragen eine dunkelgraue Filzdecke; diese Filzdecke erstreckt sich auf die seitlichen Theile der Magengegend, ja bis auf die Stirn hin, scheint aber auf dem vordem äussern Theile der Hepaticalgegend, auf den Epi- gastricalfeldchen sowie auf der Regio mesogastrica zu verschwinden. Auf der Branchialgegend beobachtet man ausserdem mehrere, aber nicht zahlreiche und ziemlich weit von einander stehende dunkel- braune, massig lange, aber steife Haare, zehn oder zwölf stehen am hintern Seitenrand zwischen dem Hepaticalhöcker und der Basis des vorletzten Fusspaares. Aehnliche Haare stehen auch noch auf der hintern Seitenfläche des Hepaticalhöckers , auf den seitlichen Partien der Magengegend werden sie viel kürzer. Die frei beweglichen Augenstiele, deren Gelenke von der Stirn bedeckt sind, sind an der Basis dick, nehmen aber nach dem distalen Ende hin sehr an Dicke ab; sie reichen bis zur äussern Augenhöhlen- ecke, und ihre Länge beträgt zwei Drittel der Breite des vordem Stirnrandes, Sie sind sowohl auf ihrem Ober- wie auf ihrem ünter- rande ziemlich lang behaart, mit röthlichen, nicht steifen Härchen. Die schwarze Cornea ist klein und liegt ein wenig vor dem di- stalen Ende der Augenstiele, also nicht terminal, und zwar scheint sie an der Unterseite zu liegen. 604 J. G. DE MAN, Die Augenhöhlen sind nicht schräg, sondern quer nach aussen gerichtet. Ihre Höhe, d. h. die grösste Entfernung zwischen Ober- und Unterrande, beträgt U mm, ihre Breite 2| mm, so dass die Höhe nur wenig geringer ist als die Breite. Der untere Orbitarand verläuft zunächst, wie bei Cleistost. dilatatum, auf gleicher Höhe mit dem Epistom , in querer Richtung seitwärts , biegt dann jedoch, unmittelbar vor der Cornea der Augenstiele, plötzlich nach hinten, um in einem concaven Bogen nach hinten zu laufen ; dann aber biegt er nicht nach der äussern Augenhöhlenecke hin auf, so dass unterhalb derselben die Orbiten offen sind, nicht begrenzt. Der innere, quer verlaufende Theil des untern Orbitarandes ist fein gekerbt, und die zehn oder zwölf stumpfen Zähnchen , die nicht an einander stossen, sondern durch kleine Zwischenräume getrennt sind, nehmen nach aussen hin etwas an Grösse zu; nach aussen hin sehe ich auf der Wand der Augenhöhle neben den genannten Zähnchen noch drei oder vier kleinere liegen, welche mit den erstem abwechseln, so dass diese Zähnchen hier eine Doppelreihe bilden. Der darauf folgende, in einem concaven Bogen nach hinten ziehende äussere Theil des Randes ist glatt, nicht gekerbt. Die Innenwand der Orbita erscheint gleich unter dem Oberrande ein wenig behaart und trägt auch ein kleines Haarbüschel neben dem Unterrande in der Nähe der Cornea. Der innere Suborbitallappen und die äussern Antennen verhalten sich wie bei Cleistostoma, der erstere ist klein, dreieckig. Das zweite oder Basalglied der äussern Antennen liegt in der Innern Orbita- spalte, ist kurz, etwas breiter als lang und berührt mit seiner vordem, Innern Ecke die Seitenecken der Stirn, welche nach unten einen sehr kurzen Fortsatz bilden. Die Geissei erreicht noch nicht das Ende der Augenstiele. Die ganz von der Stirn bedeckten innern Antennen liegen ein wenig schräg. Das kurze Epistom ragt noch ein wenig mehr vor als die Stirn, so dass es sichtbar ist , wenn man den Cephalothorax von oben be- trachtet. Der Vorderrand des Mundrahmens bildet in der Mitte, wie bei Cleisiostoma, einen grossen, spitzen, dreieckigen Fortsatz, welcher die vorletzten Glieder der äussern Kieferfüsse von einander trennt, so dass der Vorderrand an jeder Seite dieses Fortsatzes tief bogen- förmig ausgeschweift ist. Der Vorderrand ist an den Seitenecken jederseits durch eine sehr schmale, aber tiefe Fissur von den Seiten- rändern des Mundrahmens geschieden; er ist ungefähr so breit wie der Hinterrand, aber die Seitenränder sind gebogen, so dass der Mund- rahmen in der Mitte breiter ist als vorn oder hinten. Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes 605 Die für die GattuDg sehr charakteristischen äussern Kiefeifüsse schliesseu au einander, khitieu nicht. Das dritte Glied ist quadratisch, so lang wie breit; die ziemlich scharfe, innere Vorderecke ist wie bei Cleistostoma ein wenig nach vorn vorgezogen und stellt so einen dreieckigen Lappen dar; derselbe ist aber grösser, denn der schräg laufende Aussenrand des Lappens ist so lang wie der äussere, quer verlaufende Theil der Comraissur. Der Vorderrand des Ischiunis kann also auch als unter einem stumpfen Winkel ausgerandet beschrieben werden. Der fein behaarte Innenrand des dritten Gliedes verläuft leicht geschwungen , so dass die beiden dritten Glieder durch einen aller- dings sehr schmalen, durch die Behaarung ausgefüllten Zwischenraum geschieden sind. Der Hinterrand des Gliedes, welcher an das Sternum grenzt, trägt nicht weit von der Aussenecke eine kleine, locale, höcker- förraige Verdickung, und eine ähnliche zahnförmige Verdickung be- obachtet man auch an dem ein wenig concaven Aussenrande, gleich- falls nicht weit von der Aussenecke des Hinterrandes. Der hintere und der innere Theil der Oberfläche des Ischiums erscheint ein wenig vertieft, und diese Vertiefung zieht, nicht weit vom Aussenrande, etwas schräg nach vorn. Die Oberfläche des Gliedes ist völlig glatt, sie trägt aber, wie bei Ilyoplax, ganz vorn eine Bartlinie von ziemlich langen Härchen; diese Reihe von Härchen beginnt am Aussenrande des Gliedes in sehr kurzer Ent- fernung vom Vorderende und endigt an dem Punkte, wo der schiefe Aussenrand des dreieckigen Läppchens in den äussern, quer verlaufenden Theil des Randes übergeht, also ungefähr in der Mitte des Vorder- randes. Die Härchen nehmen von aussen nach innen allmählich ein wenig an Länge ab. Das vierte Glied, der Merus, ist etwas grösser als das Ischium, und zwar etwas länger und etwas breiter; es ist so lang wie breit. Der Merus ist v i e r- eckig,der Aussenrand ist stark convex nach aussen gebogen, so dass die grösste Breite des Gliedes in der Mitte liegt; der ein wenig concave Vorderrand ist ungefähr so lang wie der Hinter- rand, der Innenrand leicht gebogen ; die vordere Aussenecke ist ziem- lich scharf und ragt ein wenig mehr nach vorn vor als die stumpfe, nicht vorspringende innere Ecke des Vorderrandes. Die Oberfläche ist ganz charakteristisch gefurcht, ungefähr wie bei Do- tilla. Von der vordem Aussenecke entspringt zunächst eine Furche, welche leicht gebogen nach hinten über zwei Drittel der Länge des Gliedes zieht und dann blind endigt; der Aussenrand des Gliedes ist stärker gekrümmt, die Furche läuft mit demselben daher nicht ganz 606 J. G. DE MAN, parallel. Gleich nach ihrem Ursprung entspringt aus dieser Furche eine andere, welche zuerst quer nach innen hin läuft, um dann plötz- lich umzubiegen und nach hinten zu ziehen, parallel mit dem Innen- rande, aber in einiger Entfernung von ihm ; auch diese Furche, welche an der Umbiegungsstelle noch einen sehr kurzen , nach der vordem lunenecke hin gerichteten Ast abgiebt, erreicht den Hinterrand nicht, sondern endigt gleichfalls blind. Eine schmale Furche entspringt an der vordem Innenecke und läuft neben dem Innenrande nach hinten, biegt an der hintern Innenecke um und folgt dann dem Hinterrande bis etwa zum äussern Drittel; hier biegt diese Furche nun plötzlich um und läuft beinahe auf der Mitte des Gliedes in gerader Richtung nach vorn, zwischen den zwei oben beschriebeneu Furchen, welche von vorn nach hinten verlaufen und parallel mit denselben ; sie endigt darauf blind, nur durch einen kurzen Zwischenraum von der vordem, quer verlaufenden Furche getrennt. Betrachtet man das Glied von vorn, so bilden diese Furchen eine M-förmige Figur. Die Oberfläche des Gliedes ist übrigens leicht gewölbt und erscheint, mit Ausnahme der Furchen, fein punktirt, während auf den Pünktchen mikroskopische Härchen stehen. Der Innenrand des Gliedes ist unbehaart. Das folgende Glied, der Carpus, ist zwar am Vorderrande des vierten Gliedes eingefügt, aber unmittelbar neben der Aussenecke, es ist wie die beiden Endglieder von aussen her sichtbar, und diese drei Endglieder tragen sehr lange, feine Haare, welche bis zum Sternum reichen. Der eine Geissei tragende Exognath ist massig breit, seine Breite beträgt beinahe die Hälfte der Breite des dritten Gliedes; der Aussenrand des Exognathen ist kurz behaart. Auch die unmittelbar an den Mundrahmen grenzenden Theile der Pterygostomialgegend tragen einige Furchen. Zunächst entspringt eine Furche von der vordem Aussenecke des Mundrahmens; diese tiefe Furche verläuft unmittelbar hinter und neben dem gekerbten Theile des untern Orbitarandes, biegt, noch bevor sie das Aussenende dieses Theiles erreicht, nach hinten, um sich gleich darauf in zwei Furchen zu theilen, von welchen die eine längere schräg nach hinten zieht, allmählich an Breite abnimmt und die gewöhnliche Naht bildet, welche die Subhepaticalgegend nach hinten begrenzt, während die innere sehr kurz ist, nach hinten verläuft, aber bald aufhört. Eine andere Furche verläuft neben dem Aussenrande des Mundrahmens von vorn nach hinten ; an ihrem vordem Anfang ist sie sehr eng und liegt ein wenig vom Aussenrande entfernt, nach hinten aber nähert sie sich dem Rande allmählich und nimmt an Breite zu. Die Subhepatical- und angren- Decapoden und Stomatopoden von Malakka, Borneo und Celebes. 607 zende Subbranchialgegend sind sehr kurz behaart, zeigen aber nichts Besonderes. Die bogenförmig gekrümmten Wülste, welche die Ein- gangsöffnungen zur Kiemenhöhle vorn begrenzen, sind etwas länger behaart. Sternum und Abdomen verhalten sich ungefähr wie bei Cleisto- stoma. Das von vorn nach hinten stark gewölbte, breite Sternum ist völlig glatt; es erscheint unter der Lupe sehr fein und sparsam punktirt. Das schmale Abdomen des Männchens ist ögliedrig, indem das zweite, dritte und vierte Glied verwachsen sind. Das sehr kurze erste oder Basalglied des Abdomens ist genau halb so breit wie der Hinterrand des Sternums; es ist in der Querrichtung ziemlich scharf gekielt. Da die Breite des mit den fol- genden Gliedern verwachsenen zweiten Gliedes noch ein wenig ge- ringer ist als die Breite des Basalgliedes, so ist das Abdomen an jeder Seite weit von der Basis des letzten Fusspaares entfernt, und zwar beträgt die Entfernung genau die Hälfte der Breite des Basalgliedes. Die drei folgenden Glieder sind zwar verwachsen, die Nähte aber zum Theil noch sichtbar. Das zweite Glied ist etwas länger als das Basalglied; das dritte und das vierte, deren Länge ungefähr die gleiche ist, sind beinahe zweimal so lang wie das zweite, und die drei letzten Glieder haben beinahe alle dieselbe Länge und sind ebenso lang wie das dritte und das vierte. Das siebte oder Endglied ist an der Basis ein wenig breiter als lang und bogenförmig abgerundet. Der Hinterrand des vorletzten Gliedes ist um ein ge- ringes breiter als die Länge des Gliedes, die Seitenränder desselben sind am hintern Drittel concav, vorn convex und in Folge dessen S-förmig geschwungen; dieses Glied erscheint daher am hintern Drittel seiner Länge eingeschnürt. Auch die Seitenränder des drittletzten Gliedes sind S-förmig geschwungen, aber nicht so tief, so dass es hinter der Mitte kaum eingeschnürt erscheint. Unmerklich wenig geschwungen, beinahe gerade, sind die Seitenränder des vierten, convex nach aussen gebogen die des dritten Gliedes und geradlinig die sehr kurzen Seitenränder des zweiten Gliedes. Die Seitenränder des Abdomens sind kurz behaart, die Oberfläche glatt, spärlich punktirt, das Endglied trägt auf der hintern Hälfte eine quer- ovale Vertiefung. Die Scheerenfüsse sind gleich, sehr klein und schwach und verhalten sich wie bei den Weibchen der Gattungen Gelasimus, Macrophthalmus und Cleistostoma, aber die Finger sind < 608 J. G. DE MAN, nicht löffelförmig erweitert. Die Länge dieser Füsse ist nur wenig grösser als dieliänge desRücken Schildes. Die Brachialglieder, kaum länger als die Breite des vordem Stirn- randes, sind unbewehrt, behaart, die Ränder abgerundet. Die Carpo- poditen sind etwa halb so lang, gleichfalls glatt, unbewehrt, hie und da behaart. Die kleinen, schwachen Scheeren sind ungefähr so lang wie die Brachialglieder, ihre Höhe beträgt ein Viertel ihrer Länge. Das Handglied ist etwa zweimal so lang wie hoch, und die schlanken, dünnen Finger, welche an der Basis durch einen kleinen Zwischen- raum getrennt sind und sich einander erst allmählich nähern, sind etwas länger als das Handglied. Die Finger sind ein wenig nach innen gebogen, so dass die Innenseite der Scheere concav ist. Jeder Finger trägt an der Aussenseite eine behaarte Längsfurche, und beide laufen ganz spitz zu, an den Spitzen nicht löffei- förmig erweitert. Der bewegliche Finger ist auch am Ober-, der unbewegliche am Unterrand kurz behaart, und nach der Spitze hin tragen die Finger auch einige Härchen am Innenrand. Die Finger sind ganz ungezähnt; sie sind glatt, aber die Aussen- seite des Handgliedes ist vielleicht ein wenig rauh. Die Lauffüsse sind kurz und von gedrungener Ge- stalt. Die Füsse der zwei mittlem Paare sind die längsten, die des letzten Paares die kürzesten ; die Füsse des drittletzten Paares sind zweimal so langwie dieLänge desRückenschildes. Die ganz unbewehrten Schenkelglieder sind dick und breit, so sind die des drittletzten Paares wenig mehr als anderthalbmal so lang wie breit, die des vierten Paares zweimal; die Schenkelglieder sind wenig zusammengedrückt, mit leicht gebogenem Vorderrand. Die Carpopoditen, welche ein wenig länger sind als die Propoditen, er- scheinen beinahe drehrund, gleichfalls unbewehrt, kurz, gedrungen. Die Dactylopoditen verhalten sich wie bei MacropJithalmus und Cleistostoma, sind ungefähr so lang wie die Propoditen, laufen spitz zu und haben eine gedrungene, dreieckige Form. Ganz wie bei diesen Gattungen sind die Dactylopoditen des vorletzten Fusspaares gerade und symmetrisch, die des letzten Paares ein wenig nach oben, die des ersten und zweiten nach unten gebogen ; sie sind an der Vorder- oder Aussenseite etwas abgeflacht oder seicht gefurcht und hier wie an den Rändern kurz behaart. Sämmtliche Glieder sind zwar glatt, aber die Mero-, Carpo- und Propoditen tragen ein kurze, dichte, dunkel- graue Filzdecke, derjenigen der Oberfläche des Rückenschildes ähn- lich, und ebenso wie hier findet man auf der Aussenfläche und am Decapoden und Stomatopodeu von Malakka, Borneo und Celebes. ß09 Oberrand der Mero-, Carpo- und Propoditen auch noch mehrere dunkel- braune Haare zerstreut, welche den Haaren der Branchialgegend gleichen. Die nicht filzigen Theile des Cephalothorax wie auch die Cardiacal- und Intestinalregion zeigen eine gelbe, schwielige Farbe, die Scheerenfüsse sind röthlich gefleckt. Maasse: $ Grösste Breite des Rücken Schildes 11| mm Breite desselben an den Hepaticalhöckern 10| Entfernung der äussern Augenhöhlenecken 8 Länge des Rückenschildes 1^ Breite des vordem Stirnrandes 3 Länge der Vorderfüsse 8| Länge der Füsse des drittletzten Paares 14| Frommannsche Bachdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 1425 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. Von Dr. August Weisinann, Professor in Frei bürg i. Br. Einleitung. Die vorliegende Abhandlung enthält die ausführliche Darlegung einer Reihe von Versuchen, die ich in dem letzten Jahrzehnt mit ver- schiedenen Tagschmetterlingen angestellt habe, um zu einer gesicher- teren Beantwortung der Fragen zu gelangen, welche in meiner ersten Schrift: „lieber den Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge" mehr angeregt als gelöst worden waren. Wohl hatte ich damals (1875) sicherstellen können , was Dorfmeister für Vanessa levana schon vorher wahrscheinlich gemacht hatte, dass bei verschiedenen saison- dimorphen Arten die alternirenden Formen durch Wärme oder Kälte beeinflusst, theilweise sogar in einander umgewandelt werden können ; auch hatte ich versucht, mir eine Vorstellung davon zu bilden, wie etwa die phyletische Entstehung solcher Doppelgestaltung einer Art durch den Einfluss alternirender Klimaeinflüsse zu denken sein könnte, allein das war doch nur ein Versuch, den ich selbst weit entfernt war für den endgültigen Abschluss der ganzen Frage zu halten. So benutzte ich Zeit und Gelegenheit, wo sie sich boten, um durch neue Versuche präcisere Antworten auf die Frage zu erhalten, wie weit die Erscheinung des Saison-Dimorphismus überhaupt direct von Temperatureinwirkungen hervorgerufen sein möchte, und wie weit Kliniaunterschiede dauernde, d. h. erbliche Wirkungen auf die Färbung von Schmetterlingen hervorrufen können. Ich glaube auch jetzt einen Schritt weiter gekommen zu sein, und habe meine heutigen, wie ich Zool. Jahrb. VIII. Ablh. f, Syst. 41 612 AUGUST WEISMANN, hoffe, richtigem und vollständigem Ansichten über diese Fragen schon in einigen meiner letzten Schriften ' ) ausgesprochen, mich stützend auf einen Theil ebien dieser Versuche. Wäre dies nicht geschehen, so würde ich mit der genauen Ver- öÖ'entlichung der Versuche noch einige Jahre länger gewartet haben, denn am Ende der Untersuchungen sind wir auch heute noch nicht angelangt, vielmehr tauchen jetzt auf der neu gewonnenen Basis wieder neue Fragen auf, die erst durch weitere Versuchsreihen beantwortet werden können. Ich fühle mich indessen verpflichtet, die Belege zu den schon zu Folgerungen benutzten Versuchen hiermit vorzulegen. Damit möchte ich indessen nicht darauf verzichtet haben, auch in Zukunft noch an diesen Fragen weiter mitzuarbeiten und Material zu ihrer vollständigem Bearbeitung beizubringen. Zu meiner Freude bin ich längst nicht mehr der nahezu einzige Arbeiter auf diesem Feld; feine Kenner der Insekten und vortreffliche Experimentatoren wie W. H. Edwards in Amerika, Merrifield und Dixey in England, Standfuss und Brandes in Deutschland, jüngere begabte Kräfte wie E. Fischer haben sich diesen Fragen zugewandt, und so steht zu hoften, dass ein tieferes Eindringen in diese Erscheinungen und damit zugleich in einen Theil der Artbildungsvorgänge erreicht werden wird, und dass auch diejenigen Punkte, welche heute noch auf dem Stadium der Vermuthung bleiben müssen, in nicht ferner Zeit zu sichern Er- kenntnissen emporgehoben werden können. Eben um dazu das Meinige beizutragen, habe ich mich auch nicht gescheut, meine Deutung der Thatsachen, so wie sie heute nach den eignen und fremden Erfahrungen vorliegen, der Mittheilung folgen zu lassen, auf die Gefahr hin, später vielleicht Manches noch daran ändern zu müssen ; denn nicht durch blindes Experimentiren gelangen wir weiter, sondern nur durch zielbewusstes ; dazu aber bedürfen wir der Deutung des augenblicklich Bekannten. Wenn ich den theore- tischen Erwägungen meine eigne Vererbungstheorie zu Grunde ge- legt habe, so geschah dies nicht, weil ich sie dem Leser aufdrängen möchte, sondern weil sie bis jetzt die einzige Theorie ist, welche so weit ins Einzelne durchgearbeitet ist, dass es möglich wird, mit ihr an die Erklärung der hier behandelten Erscheinungen heranzutreten. Das allein ist schon eine Leistung für eine Theorie, dass sie sich auf die Einzelerscheinungen anwenden lässt, denn man gewinnt auf diese 1) Weismann, „Das Keimplasma, eine Theorie der Vererbung", Jena 1892, p. 523 u. ff. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 613 Weise bestimmte Formeln, mit denen sich operiren lässt und die ihren Werth behalten, auch wenn sich dereinst Vieles an der Theorie selbst als irrig erweisen sollte und umgeändert werden müsste. Sie können dann in die neuen Formeln der bessern Theorie umgesetzt werden, ohne dass der Fortschritt, den sie gebracht haben, verloren zu gehen brauchte. Freiburg i. Br., 30. April 1895. Inhalt. I. Versuche und Beobachtungen an Chrysophanus phlaeas. II. Versuche an Pieris napi. III. Versuche an Vanessa levana-prorsa. IV. Versuche mit Pararga egeria und meione. V. Versuche über Einwirkung verschiedenfarbigen Lichtes auf Schmetterlingspuppen. VI. Versuche mit Vanessa urticae. VII. Wärmeeinwirkung auf überwinternde Puppen. VIII. Allgemeiner Theil: theoretische Verarbeitung der Thatsachen. 41 61 4 AUGUST WEISMANN, I. Versuche und Beobachtungen an Chrysophanus phlaeas L. A. Versuche mit Brut Yon südeuropäischeii Eltern. Herr Dr. Schiemenz von der Zoologischen Station in Neapel hatte die grosse Güte, im Frühjahr 1888 Weibchen von Phlaeas im Freien in der Nähe von Camaldoli zu fangen und zur Eiablage zu bringen. Ein Theil der Eier wurde von ihm selbst in Neapel aufgezogen, ein andrer Theil wurde mir nach Freiburg gesandt und bildete das Material zu den im Folgenden mitzutheilenden Versuchen. Ich möchte nicht unterlassen, hier Herrn Dr. Schiemenz für seine liebenswürdige Unterstützung meiner Bestrebungen recht warmen Dank zu sagen. Wer es aus eigner Erfahrung kennt, wie schwierig und von vielen Zufälligkeiten abhängig die Gewinnung solchen Unter- suchungmaterials ist und wie viele Mühseligkeit sie verursachen kann, der wird die Aufrichtigkeit dieser Danksagung zu würdigen wissen. Selbst von deutschen phlaeas habe ich Jahre lang mich vergeblich bemüht Eier zu erhalten, und als es endlich gelang, war es doch auch nur eine massige Anzahl. 1) Neapler Eier in Neapel aufgezogen. Die in Neapel Anfang Mai an Rumex acetosella abgelegten Eier wurden an den in Töpfe eingesetzten Pflänzchen aufgezogen und er- gaben vom 26. — 29. Juni 32 Schmetterlinge. Diese zeichnen sich alle durch einen sehr breiten, tiefschwarzen Rand der Oberseite der Vor- derflügel aus und durch sehr grosse und tiefschwarze Flecke. Viele zeigen auch die für die var. eleus charakteristische schwarze „Be- stäubung" des lebhaft roth-golduen Grundes, doch ist dieser letztere Charakter schwankend und sehr ungleich stark entwickelt. Nach dem Grade der schwarzen Bestäubung der Vorderflügel kann man drei Stufen un terscheiden : A. Dunkelste Form: es sind nur noch o bis 5 kleine, ver- waschene Fleckchen vom Rothgold der Grundfarbe übrig, die ganze übrige Flügelfläche ist tiefschwarz bestäubt und zei^t nur noch zer- Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge 615 Streute, roth-goldoe Schuppen, die einen schwachen, goldnen Schiller hervorrufen. Nach aussen von der schwarzen „Fleckenbinde" sind nur schwache Spuren roth-goldner Fleckchen zu erkennen. Hierher 8 Stück. B. Mittlere Form: die roth-goldne Grundfarbe tritt auch nach aussen von der schwarzen Fleckenbinde in Gestalt deutlicher Flecken hervor, doch ist die ganze hintere Hälfte des Flügels stark schwarz bestäubt. Hierher 12 Stück. C. Hellste Form: die hintere Hälfte des Flügels ist von der Wurzel her nur bis zur Fleckenbinde schwarz bestäubt; nach aussen von derselben nicht mehr. Hierher 12 Stück. Alle drei Formen verdienen also den Namen der var. eleus^ wenn sie auch gerade in dem Charakter dieser Variation, der „schwarzen Bestäubung der Oberseite der Vorderflügel" stark variiren. Man wird dies nicht als die Wirkung der Zimmerzüchtung betrachten dürfen, sondern als eine der Sommerbrut von phlaeas in Neapel eigne Varia- bilität. Ein Stück von phlaeas aus Griechenland und eins aus Cor- sica sind noch schwärzer als die Varietät A, indem sie gar keine roth-goldnen Flecke mehr haben, sondern nur schwachen Goldschiller, der von zerstreuten Goldschuppen herrührt. Aus Süd- Japan (Tokyo) besitze ich 71 Stücke von phlaeas, die im Juni und Juli 1887 gefangen sind, also alle der Sommergeneration angehören. Alle haben sehr breiten schwarzen Rand und grosse, tief- schwarze Flecke, aber die schwarze Bestäubung der roth-goldnen Grundfarbe ist auch bei ihnen in sehr verschiedener Stärke ausge- bildet. Nur 3 erreichen an Dunkelheit die erwähnten Stücke aus Griechenland und Corsica, bei vielen ist nur die wurzelwärts liegende Fläche der hintern Flügelhälfte schwarz bestäubt, und 14 Stücke sind ohne alle Bestäubung, schön roth-golden. Also auch hier herrscht grosse Variabilität des eZews-Charakters. 2) Neapler Eier in Fr ei bürg aufgezogen. Am 19. Mai 1888 erhielt ich durch die Güte des Herrn Dr. ScHiEMENZ die erste Sendung von phlaeas-Eieru aus Neapel, die meist auf trocknen Blatt- oder Stengelstückchen von Rumex acetosella fest- sassen. Mit Leim auf blühende Pflanzen von Rumex acetosella be- festigt, entwickelten sich dieselben, wie auch die Eier mehrerer, bis zum 24. Mai sich folgender Sendungen ganz wohl und zwar im Zimmer bei 2U- 21 " C. Es schlüpften vom 22.-26. Mai einige 70 Räupcheu 616 AUGUST WEISMANN, aus, die zuerst nicht schildförmig sind, sondern von gewöhnlicher Raupengestalt, hellgelblich von Farbe und mit einem Flaum langer Haare bedeckt. Schon am 4 Juni waren sie schildförmig und vom Grün der Ampferblätter, einige auch mit einem hell weinrothen Dorsalstreif und Infrastigmalstreifen. Sie fressen die Chlorophyll schiebt der weichen Blätter von unten her weg und lassen nur die Epidermis stehen. Sie sind langsam und träge und kriechen erst vom Blatt weg, wenn es ganz abgenagt ist. Als sie nahezu ausgewachsen waren (7. Juni), frassen sie die ganzen Blätter, wie andere Raupen. Viele blieben ganz grün, andere zeigten die lebhaft weinrothen Längstreifen auf grünem Grunde, eine Farbenanpassung an die roth schimmernden Stengel vieler Ampferpflanzen, deren Roth genau von derselben Schat- tirung ist wie das der Raupen. Beide Raupenfärbungen sind also vorzügliche Schutzfärbungen. Ich habe vor Jahren schon für Vanessa prorsa-levana den Nach- weis geführt, dass die dort vorkommende schwarze und gelbe Raupen- färbung in keinem Zusammenhang mit den Verschiedenheiten des Schmetterlings steht. Um auch hier jede solche Vermuthung abzu- schneiden, habe ich die grünen und die rothen Raupen getrennt auf- gezogen und auch hier gefunden, dass die Variationen des Schmetterlings in keinerlei Beziehung zur Raupen- farbe stehen. Dreizehn Schmetterlinge aus grünen und zwei und zwanzig aus rothen Raupen zeigten keine Constanten Unterschiede. Vom 16. Juni an befestigten sich die Raupen zur Verpuppung, und vom 21. Juni an bis zum 28. erfolgte die Verwandlung in die Puppe. Die Gesammtmasse der Raupen wurde nun vor der Verpuppung in zwei Loose getheilt, von denen Loos A auch fernerhin bei der gerade herrschenden Zimmertemperatur aufbewahrt wurde, während Loos B niederer Temperatur ausgesetzt wurde, um zu sehen, welche Veränderungen in der Färbung der Schmetterlinge etwa da- durch erzielt werden könnten. Loos A. Puppen bei gewöhnlicher Zimmertemperatur. Die Zimmertemperatur betrug vom 9.— 13. Juni 20" C oder etwas mehr, vom 14.— 22. Juni 14—18" C. In dieser Zeit schlüpften 35 Schmetterlinge aus. Von diesen waren 8 entschieden var. elßus, die übrigen zeigten keine schwarze Bestäubung des Rothgold, Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. Q^'J wohl aber alle breitere und tiefer schwarze Ränder und grössere schwarze Flecken als die deutschen pMaeas, auch als die Frühjahrs- generation des sardinischen phlaeas. Loos B. Diese Raupen wurden bei Beginn ihrer Verpuppung in den Keller oder den Eisschrank gesetzt. Da die Verpuppung bei der Temperatur des letzteren von 6 — 10" C meist nicht eintrat, mussten dieselben meist wieder herausgenommen und in die etwas über 10 '^ C be- tragende Temperatur des Kellers gebracht werden. Unter diesen Um- ständen verzögerte sich die Verpuppung sehr lange und dauerte über einen Monat (vom 22. Juni bis 25. Juli). Die Puppen blieben dann bei 7—10" C im Eisschrank, und dort schlüpften vom 27. August bis zum 16. September viele Schmetterlinge aus. Da sich indessen zeigte, dass die Feuchtigkeit des Eisschranks nicht selten das Roth ganz blassgelbhch machte, so wurde ein Theil der noch übrigen Puppen ins Zimmer gebracht, wo vom 17. September bis 18. October noch 18 Schmetterlinge ausschlüpften. Die übrigen blieben im Eisschrank und schlüpften dort bei 10—11" C nach und nach aus, die meisten verkrüppelt, wenn auch sehr wenige so stark, dass man die Farben nicht hätte erkennen können. In Bezug auf die Helligkeit der Färbung war es übrigens ganz einerlei, ob die Puppen im Eisschrank oder im Zimmer ausschlüpften. Von den 51 ausgeschlüpften Schmetterlin gen sind nur 2 etwas schwärzlich bestäubt, und zwar 1 vom 27. August und 1 vom 15. September. Alle andern sind hell roth-golden und haben sehr kleine schwarze Flecke, die meisten aber einen breiten und tief schwarzen Rand, und besonders oft breitet sich das Schwarz der Flügelspitze bis zu den obersten Flecken der Fleckenbinde aus, während es sich zugleich am Vorderrand als breiter Streif gegen die Flügel- wurzel hinzieht. Dies sind Charaktere, die bei deutschen Stücken nicht vorkommen; es ist ein Mischmasch von Merkmalen der süd- lichen und solchen der nördlichen Form, wie sie mir von Stücken, die in der freien Natur gefunden wurden, nicht bekannt sind. Die Zeitdauer der Einwirkung niederer Temperatur lässt keine Steigerung der Wirkung durch sehr langes Verweilen in ihr erkennen. Allerdings sind die zwei dunkelsten Stücke ziemlich früh, nämlich am 27. August und 15. September ausgeschlüpft, aber am 31. August, am 5., 6., 7. und 10. September ganz helle Stücke und dann noch einmal einige etwas dunklere Stücke am 20. September. 618 AUGUST WEISMANN, B. Versuche mit Brut von deutschen Eltern. 3) Eier unter erhöhter Wärme aufgezogen. Ein Mitte August 1889 in Leipzig gefangenes Weibchen legte Eier, die mir nach Lindau am Bodensee zugeschickt wurden , wo ich sie am 20. August erhielt. Da es mir unbekannt war, ob die Eier von phlaeas nicht etwa überwintern , hielt ich sie zuerst im unge- heizten Zimmer, welches damals nicht mehr als 10 " C hatte. Den- noch schlüpfte am 27. August das erste Räupchen aus. Darauf setzte ich sämmtliche Eier in ein Treibhaus, in welchem die Temperatur zwischen 20 und 35 '^ C schwankte, und zwar derart, dass vom Abend bis gegen 10 Uhr Morgens die Temperatur 20 — 26 ^ betrug , um die Mittagsstunden aber 25—35 " C. Die Räupchen schlüpften nun alle aus, 5 am 27., 20 am 28., 9 bis zum 31. August. Am 12 September siedelte ich nach Freiburg über und setzte die 35 Raupen auf lebenden Rumex acetosella-Pflänzchen in einen be- sonders dafür hergerichteten erwärmbaren Zwinger, den ich Brut- zwinger nenne. Die Temperatur in demselben wurde auf 27 — 29^ C gehalten und für Feuchtigkeit der Luft durch verdunstendes Wasser Sorge getragen. Die Verpuppung erfolgte ebenfalls im Brutzwinger, und zwar er- hielt ich: am 15. September 1 Puppe bei 27 ^ C „ 19. 6 Puppen „ 27« C „ 20. 1 Puppe „ 29 0 c „ 21. 6 Puppen „ 30 0 c „ 22. 6 » » 30 0 C „ 23. 3 „ „ 330 c „ 24. 9 30« C zusammen : 25 Puppen. 'upi )en ergaben 24 Schmetterlinge, und zwar: am 19. Sept em her 1 Schmetterling bei 27 0 C 23. 1 )) „ 330 C 25. 5 » „ 240 c 26. 3 V ,, 290 c 27. 5 1) „ 370 c 28. 4 ■? „ 370 c 29. 3 )) „ 38 0 c 5. October 1 verkrüppeltes Stück. zusammen: 24 Schmetterlinge. Neue Versuche zum Saison-Diujorphismus der Schmetterlinge. 619 Die 25. Puppe schlüpfte nicht aus und erwies sich später als ver- trocknet; einer der Schmetterlinge vom 26. September entwischte. Man bemerkt, dass die Temperatur im Brutzwinger allmählich gesteigert wurde, und zwar von 24 ^ C am 25. September auf 38 ^ C am 29. September. Einer noch höhern Temperatur werden auch die Puppen Siciliens und Griechenlands selten ausgesetzt sein, da sie sich an schattigen Stellen, unter und an Steinen etc. verpuppen , wo sie nicht oft von den Sonnenstrahlen getroffen werden. Von diesen 23 Schmetterlingen gleichen mindestens 8 Stück genau dem gewöhnlichen deutschen phlaeas, so dass also an ihnen die er- höhte Temperatur spurlos vorüber gegangen ist. Zwei Stücke können als var. eleus bezeichnet werden , da sie so stark schwarz bestäubt sind wie viele Stücke der in Neapel aufgezogenen Schmetterlinge der dunkelsten Varietät. Beide Stücke sind vom 27. September, d. h. vom vorletzten Tag der ganzen Ausschlüpfperiode und waren also bei weitem nicht der höchsten Temperatur (37 — 38 ^ C) unmittelbar vor ihrem Ausschlüpfen ausgesetzt gewesen, sondern nur einer Temperatur von 23— 29« C. Dreizehn Stücke sind etwas dunkler als die gewöhnliche deutsche Form, haben den schwarzen Rand um ein weniges breiter, die schwarzen Flecken etwas grösser. Auch die schwarze Bestäubung des eleus ist vorhanden, wenn auch in meist sehr geringem Grade und hauptsäch- lich nur auf der hintern Hälfte des Vorderflügels von der Wurzel her gegen die Fleckenbinde hin. Eine scharfe Grenze zwischen diesen Stücken und den unveränderten 8 zuerst aufgeführten ist nicht zu ziehen, und man kann darüber zweifelhaft sein , ob nicht noch mehr als 8 Stücke zu der ersten Gruppe zu zählen sind. C. Resultate der Versuche. Die erste Frage, welche zu stellen wäre, ist die: Beeinflusst die Temperatur, welche auf die Puppe einwirkt, die Färbung des Schmetterlings? Sie kann unbedenklich bejaht werden. Die Eier neapolitanischer Schmetterlinge gaben viel zahl- reichere schwarzbestäubte Schmetterlinge in Neapel, als wenn sie in Freiburg i. Br. bei gewöhnlicher Sommertemperatur im Zimmer auf- gezogen wurden , und sie gaben Schmetterlinge ohne jede schwarze Bestäubung, wenn die Puppen bei 6—10^ C gehalten wurden. Um- gekehrt gaben Eier norddeutscher pÄZaeas- Weibchen, wenn ihre Puppen bei 24 — 38 " C ausgesetzt wurden , einige wenige schwarzbestäubte Stücke, denjenigen der neapolitanischen eZews-Stücke ganz ähnlich. 620 AUGUST WEISMANN, Dass die Temperatur diese Veränderungen nur während der Puppenzeit hervorruft, ihre Einwirkung während der Larvenzeit aber ohne Einfluss auf die Schmetterlingsfärbung bleibt, wird durch Ver- such 2 A und B bewiesen, insofern die Neapler Raupen alle bei der- selben Zimmertemperatur aufgezogen wurden und, erst bei oder nach ihrer Verpuppung verschieden behandelt, so stark abweichende Fär- bungen bei Loos A und Loos B ergaben. Es wäre deshalb auch zur Erhaltung von Sommerformen unnöthig gewesen, die Eier deutscher Schmetterlinge von Anfang an und während der ganzen Raupenzeit bei erhöhter Temperatur zu halten ; es war dies aber schon deshalb nothwendig, um die Raupen noch im Spätherbst zur Verpuppung zu bringen, was bei der geringen, für den Versuch zu Gebote stehenden Zahl von Thieren sehr wünschenswerth erscheinen musste. Wären die Raupen bei niedriger Temperatur aufgezogen worden und erst die Puppen in den Brutofen gebracht worden, so würde das Resultat genau dasselbe gewesen sein. Damit stimmen auch die Resultate von Merrifield, welche später besprochen werden sollen. Die zweite Frage ist schwerer zu beantworten; sie lautet: Ist die Wirkung der Temperatur auf die Färbung des Schmetterlings erblich geworden? Auf den ersten Blick möchte man mit einem entschiedenen „Nein" antworten, wenn man allein bedenkt, dass sowohl in Sicilien (nach Zeller) als in Sardinien nach selbst gefangenen Stücken die Früh- jahrsgeneration ebenso rein rothgolden ist wie bei uns, während die Sommergeneration mehr oder weniger dunkel ist. Dürften wir an- nehmen, dass die beiderlei Färbungen Anpassungen wären und irgend einen Nutzen für die Thiere brächten , dann Hesse es sich durch die Annahme von zweierlei Determinanten im Keimplasma der Thiere er- klären. Allein dafür lässt sich nichts anführen , ich wenigstens ver- mag nicht einzusehen, welchen Nutzen die dunklere Färbung der Sommerform etwa gewähren könnte. Das will freilich nicht viel sagen bei der geringen Einsicht, die wir in die biologischen Verhältnisse der Schmetterlinge haben, aber fürs erste werden wir doch gezwungen sein, die Schwärzung des phlaeas durch Wärme als directe Wirkung der letztern anzusehen und nicht als blosse Auslösung einer zweiten Fär- bungsanlage. Thun wir aber das, so scheint die reine Feuerfarbe der ersten Brut in Sicilien und Sardinien zu beweisen, dass nichts von der schwarzen Bestäubung der Sommerform sich dem Keim erblich eingeprägt hat. Dennoch würde ich dies für einen vorschnellen Schluss halten. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 621 Sehen wir den Versuch II etwas genauer an, so kann es keine Frage sein, dass die Brut neapolitanischer Schmetterlinge, bei gewöhnlicher Temperatur in Freiburg aufgezogen und als Puppen gehalten, im Ali- gemeinen viel dunklere Stücke ergab, als die Brut deutscher Schmetter- linge unter gleichen Verhältnissen gethan haben würde, ja viel zahl- reichere dunkle Stücke, als die Brut norddeutscher Schmetterlinge selbst dann ergab, als ihre Puppen andauernd einer hohen Temperatur ausgesetzt wurden. Unter 23 Schmetterlingen waren nur 2 eleus- Form, d. h. ungefähr 8 Proc, während unter den 35 Schmetterlingen aus neapolitanischer Brut 8 entschieden eZews- Färbung besassen, d. h. 22 Proc. ; und dabei ist noch zu berücksichtigen , dass die letztern nur bei Zimmertemperatur, die erstem aber bei hoher Bruttemperatur ihren Puppenzustand durchliefen. Das lässt keine andere Erklärung zu als die einer grössern erblichen Anlage der neapolitanischen Brut zur Schwarzfärbung, einer weit geringern Anlage dazu bei der deutschen Brut. Da nun ferner die direct verdunkelnde Wirkung der Wärme un- leugl)ar ist, so liegt die Annahme nahe, die grössere Neigung der neapolitanischen Brut zum Schwarzwerden beruhe auf einer dauernden Veränderung des Keimplasmas durch die in jedem Sommer von neuem einwirkende Wärme, die geringere Neigung zum Schwarzwerden bei der deutschen Brut auf der seit zahlreichen Generationen einwirkenden niedrigeren Sommertemperatur. Dies ist keineswegs ein Fall von Ver- erbung erworbener Eigenschaften , wenigstens liegt keine Nöthigung vor, ihn so aufzufassen. W^ir brauchen uns nicht vorzustellen , die durch Sommerwärme hervorgerufene Schwarzfärbung der Flügel habe sich vom Flügel aus durch den Körper auf die Keime in den Fort- pflanzungszellen des betreffenden Thieres übertragen — eine Vor- stellung, die kaum gedacht werden kann — , sondern wir werden an- nehmen dürfen, dass die Wärme zu gleicher Zeit die Flügelanlagen in der Puppe und die Keime in ihren Fortpflanzungszellen traf und dass in beiden Elemente enthalten waren, welche sich in ähnlicher Weise dadurch veränderten. Mir scheint, dass dieser Fall nicht wenig zu Gunsten der von mir gemachten Annahme spricht, nach welcher der Keim vorgebildete Bestimmungsstücke der einzelnen Elemente enthält, welche später den Körper zusammensetzen: „Determinanten". Von dieser An- nahme aus erklärt sich das Verhalten von phlaeas einfach, wie ich bereits an einem andern Ort dargelegt habe. Dieselben Determinanten, welche die verschiedenen Schuppen des Flügels bestimmen, finden sich 622 AUGUST WEISMANN, im Keimplasma der Fortpflanzungszellen und in der Flügelanlage der Puppe, und es liegt nahe, anzunehmen, dass sie an beiden Orten von der Wärme getrotfen und in gleicher Weise , wenn auch nicht gleich stark beeinflusst werden. Dass die Intensität der Abänderung ver- schieden ist, müssen wir daraus schliessen , dass bei allen bekannten südlichen Colonien von phlaeas die Frühlingsform noch rothgoldig ist. Die Wirkung auf die betreffenden Schuppen-Determinanten des Keim- plasmas muss also eine sehr langsame sein, und die Veränderung, welche durch Wärme gesetzt wird, nicht eine solche, welche unter jeder Bedingung zur Bildung schwarzer Schuppen führt, sondern eine derartige, dass die Bildung schwarzer Schuppen nun leichter, auch schon bei geringerer Hitze vor sich geht. Auf diese Weise kann man es verstehen, dass zwar immer noch rothgoldige phlaeas im neapolitanischen Frühling fliegen , dass aber schon bei leichter Wärme (Zimmertemperatur des deutschen Sommers) viele e?eMS-Stücke aus den Puppen neapolitanischer Herkunft hervor- gehen. D. Vergleich der erhaltenen Resultate mit denjenigen von Merrifield. Der vorzügliche englische Entomologe F. Merrifield') hat eine Reihe von Versuchen mit Chrysophanus phlaeas gemacht, die ich in Kürze hier wiedergeben will. Sie stehen in erfreulicher Ueberein- stimmung mit den meinigen. In England gefangene ^/2.?aeas-Weibchen legten Eier, aus welchen 70 Puppen erzogen wurden. Ein Theil derselben wurde bei 27—30'' C gehalten und ergab Stücke mit grossen schwarzen Flecken und in den meisten Fällen mit einer schwachen schwarzen Bestäubung der Vorderflügel ; das rothe Band der Hinterflügel war schmal und stark gezähnt. Der andre Theil der Puppen wurde auf Eis gesetzt, d. h. 10 W^ochen lang bei 4 '^ C gehalten, dann 5 Wochen lang bei 13 " C. Die Hälfte der Schmetterlinge war verkrüppelt oder starb schon vor dem Ausschlüpfen, diejenigen aber, welche ausschlüpften , waren hell goldfarbig mit kleinen schwarzen Flecken und breitem rothen Band auf den Hinterflügeln , von welchem sogar oft noch rothe Linien auf den Adern sich fortsetzten (ganz wie bei einzelnen meiner geeisten Neapolitaner). 1) F. Merbipield, The effects of temperature in the pupal stage on the colouring of Pieris napi, Vanessa atalanta, Chrysophanus phlaeas etc., in: Transact. Ent. Sog. London, 1893, p. 55. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 62B Nimmt man diese Resultate mit den meinigen zusammen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass wirklich die goldne Grundfarbe und das Schwarz in directer Abhängigkeit von der Höhe der Tempe- ratur stehen, welche während der Puppenzeit einwirkt. Sehr interessant scheint mir besonders der letzte Versuch von Merrifield, in welchem er einen Theil seiner Puppen zuerst 10 Wochen lang auf Eis hielt und dann in 30" C brachte, denn diese Puppen ergaben nach 5 — 6 Tagen Schmetterlinge der Sommerform mit schwarzer Bestäubung und schmalem Kupferband der Hinterflügel. Daraus folgt, dass nur die letzten Tage der Puppenzeit entscheidend für diese Färbungsunterschiede sind, dass weder die Larven- noch auch die ganze erste Puppenperiode dabei in Betracht kommt. Dass die Temperatur zur Raupenzeit keinen Einfluss darauf hat, konnte man auch aus meinem Versuch No. H schliessen, da in diesem die Raupen bei derselben Temperatur gehalten wurden und dennoch sehr ver- schiedene Schmetterlinge ergaben, je nachdem die Puppen der Kälte oder der Wärme ausgesetzt wurden. Dass aber erst in den letzten 5—6 Tagen der Puppenentwicklung die Temperatur diese Färbungs- unterschiede hervorruft, bestätigt den schon Anfangs gezogenen Schluss, dass es sich hier nicht um die Auslösung einer von zwei verschie- denen Entwicklungsanlagen handelt, sondern um Modificationeu che- mischer Vorgänge in der Farbenbildung der Schuppen. Wenn es aber auch feststeht, dass hohe Wärme Verdüsterung, massige Kälte Aufhellung der Farbe hervorruft, so ist doch damit der ganze Vorgang noch nicht erschöpft, sondern es muss anerkannt werden, dass Localrassen bestehen, welche stärker oder weniger stark auf die Einwirkung der Kälte oder der Hitze reagiren, und diese Localrassen entsprechen in ihrer Reactionsweise dem Klima, in dem sie leben, d. h. die Rassen warmer Klimate sind stärker der Wirkung der Wärme zugänglich als solche kälterer Klimate. Das scheint mir aus meinen Versuchen hervorzugehen, wenn freilich auch Zweifel auf- geworfen werden könnten, da jeder der Versuche nur ein Mal gemacht wurde und man ja zugeben muss, dass es unmöglich ist, in den Ver- suchen ganz die natürlichen Bedingungen des im Freien sich ent- wickelnden Thieres zu treffen. Man kann auch nicht genau den Wechsel der Tages- und Nachttemperatur, noch auch genau den Feuchtigkeitsgrad der Luft im Freien herstellen, es wäre also an und für sich denkbar, dass, wenn man das Alles genau nachahmte, man aus jeder deutschen oder auch polaren phlaeas-l^ii^i^e einen ebenso dunkeln e/ews-Schmetterling hervorgehen lassen könne, wie aus einer neapoli- 624 AUGUST WEISMANN, taiiischen. Die Eesultate meiner Versuche B widersprechen indessen diesem Verdacht, da sie zeigen, dass die neapolitanischen Puppen bei gewöhnlicher deutscher Zimmertemperatur einige recht schwarze eleus lieferten und viele Stücke, die zwar roth, aber doch alle mit tieferm Schwarz und grössern schwarzen Flecken versehen sind, als der deutsche pJilaeas sie in der Regel aufweist. Auch die auf Eis gehaltenen nea- politanischen Puppen gaben zwar Stücke, die in Kleinheit der schwarzen Flecke fast den lappländischen gleich kamen, dagegen aber doch viel tieferes Schwarz der Rand binde und vor allem öfters einen breiten schwarzen Vorderrand aufwiesen , wie er weder bei diesen noch bei deutschen Stücken vorkommt. Meine Erklärung dieser Verschiedenheit der erblichen Anlage bei südlichen und nördlichen phlaeas-Colomen habe ich schon kurz ge- geben und ausführlicher in meinem Buch „Das Keimplasma, eine Ver- erbuugstheorie" ^) begründet. E. Vom Klima unabhängige Zeiclinungselemente Tbei phlaeas. 1) Die blauen Flecke. Es ist längst bekannt, dass manche Stücke von phlaeas kleine hellblaue Flecke auf der Oberseite der Hinterflügel am Saum tragen und zwar sowohl beim Weibchen als beim Männchen. Es können ihrer bis zu vier Flecke vorhanden sein, oft aber ist der eine oder andere der Flecke nur durch einige zerstreute blaue Schuppen angedeutet, manchmal nur durch eine einzige, und nicht selten ist überhaupt keine Spur der Flecke zu sehen. Vergleicht man nun die Stücke aus dem Süden mit denen aus dem Norden , so ergiebt sich , dass wohlausgebildete Flecke überall vereinzelt vorkommen , Andeutungen überall häufig sind , dass aber kein Zusammenhang zwischen dem Klima und dem Ausbildungsgrad der blauen Flecke besteht. Zum Beleg seien einige Fälle hier mitgetheilt. A. Wohl entwickelte 3 — 5 blaue Flecke zeigten fol- gende Stücke meiner Sammlung: 1 Stück aus Lappland, 1 „ „ Sardinien, Frühjahrsgeneration, 1 „ „ Corsica, Sommergeneration, 1 „ „ Lindau, Sommergeneration, 3 „ „ Japan, Sommergeneration, 1) Jena 1892, p. 523. i^eue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 625 8 Stück aus Japan, Frühlingsgeneration, 2 „ „ Neapel, in Freiburg bei Zimmertemperatur aufgezogen, 3 „ „ „ Puppen bei 7 — 10" entwickelt. B. Schwache Andeutungen der Flecke, d. h. blaue Schuppen in geringer Zahl und mehr oder weniger zer- streut stehend zeigten: 1 Stück aus Lappland, 3 „ „ Sardinien, Frühlingsgeneration, 10 „ „ Genua, Sommergeneration, 3 „ „ Griechenland, Sommergeneration, 2 „ „ Berlin, 4 „ „ Lindau, 12 „ „ Leipzig, Puppen bei 27—31" C, 28 „ „ Japan, Sommergeneration, 14 „ „ „ Frühjahrsgeneration, 14 „ „ Neapel, in Neapel aufgezogen, Sommergeneration, 23 „ „ „ in Freiburg aufgezogen bei Zimmertemperatur, 6 „ „ „ bei 7—10« C entwickelt. Die schönsten und grössten blauen Flecke haben einige Japaner der Sommergeneration und der Frühlingsgeneration, 1 Sardinier der Frühjahrsgeneration und 1 Lappländer. C. Ohne Spur von Blau waren: 1 Stück aus Genua (eleus), 1 „ „ Griechenland (eleus), 3 „ „ Lindau, Sommergeneration, 8 „ „ Leipzig, bei 24—30" gehalten, 7 „ „ Japan, Frühlingsgeneration. Die blauen Flecke sind also individuelle Variationen , welche überall und unter den verschiedensten Temperaturen gebildet werden, oft nur schwach und noch öfter nur andeutungsweise als einzelne blaue Schuppen auftreten. Wie sie zu erklären sind, ist fraglich, möglicher Weise als Reste einer frühern Zeichnung, die im Verschwinden be- griffen ist , möglicher Weise auch als ein neu sich festsetzender Charakter. 2) Die rothe Binde auf der Unterseite der Hinterflügel. Auf dem graubräunlichen Grunde der Unterseite der Hinterflügel tiuden sich bei allen pÄ/aeas- Stücken , soweit ich sehe, ziegelrothe 626 AUGUST WEISMANN, Linien längs des Saumes , die in den Büchern als „verschwommene röthliche Mondflecke" angeführt werden. Sie sind auch wirklich sehr oft als einzelne „Mondflecke" in Zelle 1—5 deutlich, oft aber ver- binden sie sich auch zu einer fast zickzackförraig verlaufenden Linie, von welcher aus einwärts sich das Roth zu einem schmalen oder ver- waschenen Band ausbreitet. Diese rothe Zeichnung variirt, aber, wie es scheint, unabhängig von der Temperatur, mehr local, also so, dass die Individuen be- stimmter Gegenden alle nahezu die gleiche Ausbildung derselben auf- weisen. So haben alle meine Japaner der Sommerbrut, 72 Stück, eine breite und lebhaft ziegelroth gefärbte Binde, im Gegensatz zu den Stücken aller andern Länder, die ich vergleichen kann. Felder gründete wohl auf diese Eigenthümlichkeit seinen Polyommatus chi- nensis. Ich fand diese Binde bei keiner andern Colonie der Art wieder, die Stücke aus Norddeutschland haben immer nur eine schmale rothe Linie oder getrennte Randmonde, die bald stärker, bald schwächer ziegelroth sind, auch die Lappländer haben diese Linie sehr deutlich, ebenso süddeutsche und Berliner Stücke, und auch die meisten eleus- Stücke aus Griechenland, Corsica und Genua. Mitunter auch ist das Roth sehr matt, doch habe ich es nie ganz vermisst. Am schwächsten in der Farbe und am verwaschensten in der Zeichnung sind die Monde bei denjenigen meiner Neapler Stücke, welche als Puppen der Kälte ausgesetzt gewesen waren, und in so weit scheint also die Ausbildung dieses Charakters mit der Temperatur zusammenzuhängen, wenn nicht die Verwaschenheit dieser Monde Folge der hohen Feuchtigkeit im Eisschrank ist. Die Zeichnung wird bei vielen Schmetterlingen im Eisschrank verwaschen , nicht bloss bei phlaeas , sondern auch bei Vanessa urticae und levana und andern Puppen, welche lange im Eis- schrank gewesen waren; alle gaben öfters Schmetterlinge mit ver- waschener Zeichnung. 3) Die Schwänzchen der Hinterflügel. Ein kurzes Schwänzchen auf Rippe 2 der Hinterflügel und eine spitze Ausziehung des Afterwinkels wird als ein Charakter von eleus angegeben, doch ist er nicht auf diese Form beschränkt, sondern kommt auch gelegenthch bei der rein rothgoldenen Form vor, wenn auch seltner. Man kann etwa drei Grade der Ausbildung des Schwänzchens als stark, mittel und schwach aufstellen, die bei meinen Stücken in folgender Vertheilung vorkamen : Neue Versuche zum Sai.son-Öiaiorpbismus der Schmetterlinge. 627 I. Gefangene Stücke: 1) Starkes Schwänzchen liatten Stücke von : Lindau 1 Stück, „ Freiburg 1 Stück, „ Berlin 1 (eleus), „ Sardinien Gener. 1 : 1 Stück, „ Genua Gener. II: 11 Stück (meist eleus)^ „ Griechenland 2 (elens), „ Sicilien 1 (eleus), „ Japan, Sommergeneration, viele (genaue Zahlen sind nicht anzu- geben wegen Verflogenheit vieler Stücke). 2) Mittleres Schwänzchen hatten: von Lindau 1 Stück, „ P'reiburg 1 Stück, „ Sardinien 1 Stück Gener. 1, „ Griechenland 1 Stück {eleus ?), „ Japan viele der Gener. II, „ „ einige der Gener. I. 3) Schwache Andeutungen des Schwänzchens, resp. kein Schwänzchen hatten: von Lapplaud 2 Stücke, „ Sardinien 2 Stücke der Gener. I, „ Japan viele der Gen er. I. Aus diesen Daten erkennt man schon , dass in der That das Schwänzchen öfter bei der Sommergeneration und in heissem Klima vorkommt als bei der Frühjahrsgeneration und im nördlichen Klima. Die oben mitgetheilten Versuche aber geben noch entschiedeneren Aufschluss. IL Gezogene Stücke. 1) Die in Neapel aufgezogenen neapolitanischen Stücke zeigten 30 Mal den Charakter stark, 2 Mal mittel, kein Mal schwach. 2) Die in Freiburg bei Zimmertemperatur aufgezogenen neapoli- tanischen Raupen ergaben 8 stark, 13 mittel bis schwach. 3) Die in Freiburg im Eisschrank entwickelten neapolitanischen Puppen ergaben 15 Stücke mit mittlerem bis schwachem Schwänz- chen und 11 Stücke mit ganz fehlendem. Somit scheint die Ausprägung dieses Charakters mit der während der Puppenentwicklung einwirkenden Wärme in Zusammenhang zu stehen, indem er in geradem Verhältnis mit der Wärme zunimmt. Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 42 628 AUGUST WEISMANN, II. Versuche mit Pieris napi. 1887. Fünf iu der Nähe vou Freiburg (bei St. Peter) gefangene Weib- chen legten eine Menge Eier auf Sisymbrium alliaria unter Gazebeutel am 8. Juni 1887. Das Ausschlüpfen der Räupchen erfolgte bei 21—22*^ C am 14. Juni und die an Sisimbryum fressenden Raupen verpuppten sich bei 21 — 22,5" C im Zimmer vom 30. Juni bis 2. Juli. Die Puppen wurden in zwei Loose gesondert: Napi -Y ersuch I. Die Puppen blieben zuerst in Sommertemperatur bei 22 — 25" C im Zimmer, bei welcher das Ausschlüpfen schon nach 9 Tagen erfolgt sein würde, wie durch Versuch mit einer Puppe festgestellt wurde. Um nun zu entscheiden, ob die Verwandlung der Sommerform in die Winterform auch dann noch erfolge, wenn die Kälte erst in den letzten Tagen der Puppenzeit, also zur Zeit der Farbenbildung, stattfinde, wurden 45 Puppen am 7. Juli, also 6 — 8 Tage nach erfolgter Ver- puppuug, in den Eisschrank gebracht, Die Entwicklung wurde nun verzögert durch die 7 — 11 " C betragende niedere Temperatur, allein von den 35 Schmetterlingen, welche vom 13. bis 22. Juli im Eisschrank ausschlüpften, waren 26 von ausgeprägter Sommerform, nur 10 zeigten stärkere grüne Aderbestäubung unten ^), ohne jedoch die übrigen Charaktere der Winterform zu besitzen, mit Ausnahme der tief schwarzen Bestäubung der Flügelwurzeln auf der Oberseite, welche sich bei allen 6 SS vorfindet, während Flügelschnitt, bedeutendere Grösse der Flügel und weisse Bestäubung des Hinterleibes sie als Sommerform kennzeichnen. Eine ganz gleiche Vermischung der Cha- raktere besitzt übrigens das im Zimmer verpuppte und bei 22 — 25 " C entwickelte Stück. Am 24. Juli wurden die noch nicht ausgeschlüpften Puppen in den Brutofen gebracht, bei 29,2" C, es schlüpften jedoch nur noch 3 Schmetterlinge der Sommerform am 25. aus, die übrigen Hessen 1) Wie solches sich auch genau ebenso bei einem Stück fand dessen Puppe bei 25" C sich entwickelt hatte. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 629 sich erst im folgenden Jahr zum Ausschlüpfen herbei. Sie wurden im Keller überwintert und im April ins Zimmer gesetzt. Dort schlüpften vom 29. April bis 2. Juni 1888 noch 12 Schmetter- hnge aus, alle von exquisiter Winter form; alle kleiner als die im Jahre 1887 ausgeschlüpften Stücke derselben Brut. Napi-Y ersu ch IL Eine Anzahl der Puppen wurde unmittelbar nach erfolgter Verpuppung in den Eisschrank gesetzt bei ungefähr +9 ° C. A. Vier derselben, am 28. Juni eingesetzt, blieben darin vom 29. Juni bis zum 23. Juli, meist bei 9^0, doch schwankte die Tem- peratur zwischen 7 und 1 1 *^ C , erreichte aber beide Extreme nur selten. Im Eisschrank schlüpfte keine dieser Puppen aus, obwohl sie 24 — 25 Tage darin blieben und die längste Puppendauer der in dem- selben Eisschrank aufbewahrten Puppen von Loos A höchstens 26 Tage betrug, mindestens aber 11 Tage und bei den meisten weniger als 20 Tage. Alle vier Puppen waren am 23. Juli noch schön grün, wie unmittelbar nach der Verpuppung, d. h. die Farben des Schmetterlings waren noch nicht gebildet. Nachdem sie dann zuerst auf einige Stunden ins Zimmer bei 22" C, dann in den Brutofen bei 30—31 '^ C gebracht worden waren, entwickelten sie sich rasch und schlüpften nach 3 Tagen (am 26. und 27. Juli) aus, alle 4 als nicht sehr scharf ausgeprägte W in t er formen (die Aderbestäubung der Unterseite der Hinterflügel schwächer als gewöhnlich). B. Zwölf kürzlich verpuppte und zwei bereits zur Verpuppung angesponnene Raupen wurden am 2. Juli in den Eisschrank bei durchschnittlich +9° C gesetzt. Auch diese blieben im Aussehen unverändert, theils grün, theils strohgelb; so noch am 20. Juli, Am 18. August schlüpfte 1 S aus als entschiedene Winter form; alle übrigen Puppen überwinterten im kalten Zimmer und schlüpften im Frühjahr 1888 alle als ausgeprägte Winter- form aus und zwar 2 cJ(J am 3. April 1 s 11 22. April 1 s 11 10. Mai 1 ? 11 20. Mai 1 ? )) 23. Mai 1 ? 11 27. Mai 2 ?? n 2. Juni 1 ? n 7. Juni 1 ? 11 26. Juni 11 Schmetterlinge 42* 630 AUGUST WEISMANN, Resultate der Versuche mit Picris napi. Der Versuch 1 zeigt in erster Linie, dass niedrige Temperatur die Umwandlung in die Winterform nicht mehr zu Stande bringt, wenn die Puppen erst kurze Zeit vor dem Ausschlüpfen ihr ausgesetzt werden. Ferner aber beweist er, was für andere saison-dimorphe Arten durch viele Beobachter, Edwards, Merrifield, mich selbst u. A. bereits bekannt war — dass es Individuen giebt, die sich durch Wärme nicht treiben lassen. Ein kleiner Theil der Puppen (12 Stück) reagirte nicht auf die Wärme des Brutofens, sondern überwinterte und gab dann die Winterform. Versuch II beweist noch einmal, dass die Entscheidung darüber, ob der Schmetterling das Sommer- oder Winterkleid annimmt, bei dieser Art wenigstens, durch die un mitt elbar nach derVer pup- pung einwirkende Temperatur bestimmt wird. Alle Puppen dieses Looses gaben die Winterform nicht so scharf ausgeprägt, wenn sie nach 24tägiger Abkühlung im Eisschrank dann im Brutofen getrieben wurden, als wenn sie bis zum Herbst in niederer Temperatur blieben und dann im Kalten überwinterten. Versuche mit Plerls napi yar. hryoniae. Bryoniae-W ersuch. I. Herr Pfarrer Hauri in Davos, der treffliche Schmetterlingskenuer, hatte die Güte, mir eine Anzahl bei Davos in Graubündten gefangene Weibchen von hryoniae per Post hierher nach Freiburg i. Br. zu schicken^). Mehrere davon kamen am 27. Juni 1887 noch lebend an und wurden unter einem Gazenetz auf blühenden Raps gesetzt, auf den sie bald zahlreiche Eier ablegten. Bei 26° C im Zimmer ent- wickelten diese sich rasch, und die Räupchen, die von gewöhnlichen napi nicht zu unterscheiden waren, frasseu gierig an Raps und später an gewöhnlichem Gartenkohl. 1) Ich möchte nicht versäumen, dem genannten Herrn hier auch öffentlich meinen verbindlichsten Dank auszusprechen für die wieder- holten Sendungen lebender 6r«/ow«ae- Weibchen, durch welche allein ich in den Stand gesetzt wurde, die nachfolgenden Züchtungsversuche an- zustellen. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 631 Die Verpuppuug erfolgte vorn 16. bis 25. Juli. Bekanntlich fliegt in den Alpen nur eine Generation von hryoniae, und es sollte zuerst festgestellt werden, ob etwa die Temperatur des Tieflandes einen Theil der Schmetterlinge zur Entwicklung brächte. Obwohl während des ganzen Juli und August grosse Wärme herrschte und die Zimmertemperatur meist über 20 " C betrug , so schlüpfte doch keine von 24 Puppen aus in diesem Sommer. Sie wurden alle im kalten Zimmer überwintert und gaben im Frühjahr 1888 vom 26. April bis 7. Juni 24 Schmetterlinge, 12 SS und 12 $?, alle völlig normale hryoniae. Bryoniae -Versuch II. Am 17. Juli wurden 25 Individuen derselben Zucht wie Versuch I, theils kurz vor, theils kurz nach ihrer Verpuppung in den Brutofen gebracht, dessen Temperatur um 29 ^ C schwankte, nie unter 26 ° C fiel und nicht über 31,6 " C stieg. Schon am 23. Juli schlüpfte ein S aus, von der ersten in den Brutofen gebrachten Puppe herrührend, also schon nach 7 Tagen Puppenruhe. Dieser Schmetterling trägt die Charaktere der Som- mer form von napi an sich; die grüne Bestäubung der Adern auf der Unterseite der Hinterflügel ist sehr schwach und ebenso die schwarze Bestäubung der Flügelwurzeln oben, dagegen sind die Spitzen der Vorderflügel oben matt und verwaschen grau, also der Winter- form und auch der var. hryoniae ähnlich ; die für die SS von hryoniae so charakteristische schwarze Bestäubung der Flügeladern gegen den Flügelrand hin fehlt vollständig. Der Schmetterling sticht sehr von hryoniae-SS ab. Da er der einzige seiner Art geblieben ist, indem keine der Puppen mehr im Sommer 1887 ausschlüpfte, alle vielmehr überwinterten, so kann ich den Verdacht nicht unterdrücken, es könnte sich möglicher Weise ein Ei vom gewöhnlichen napi mit dem Futter eingeschlichen und den Versuch verunreinigt haben. Wieder- holungen des Versuches können allein darüber Sicherheit geben. Die übrigen Puppen überwinterten, nachdem sie bis zum 30. Juli im Brutofen, dann im Zimmer gehalten worden waren, im ungeheizten Zimmer und schlüpften im Frühjahr 1888 vom 6. April bis 2. Juni sehr unregelmässig aus, im Ganzen 22 Stück, 13 $$ und 9 SS- Alle sind völlig normale hryoniae^ mit einer einzigen Ausnahme: Ein Weibchen hat zwar die gewöhnliche braun-graue Grundfarbe und auch die gewöhnliche Zeichnung der Weibchen darauf, aber diese 632 AUGUST WEISMANN, Färbung ist an mehreren Stellen der Hinterflügel und an einigen kleinern der Vorderflügel durch Weiss unterbrochen oder ersetzt. Der Schmetterling sieht weiss gescheckt und gesprenkelt aus, fast so, als ob man ihn mit Weiss begossen oder bespritzt hätte und die Farben- kleckse ganz unregelmässig über die Flügelfläche heruntergelaufen wären und das Braun-grau gedeckt oder aufgelöst hätten. Ich habe niemals eine solche Färbung sonst gesehen oder beschrieben gefunden. Bryoniae -Versuch III. Am 19. Juni 1888 erhielt ich durch die Güte des Herrn Pfarrers Hauet in Davos abermals gefangene Weibchen von bryoniae zugesandt, davon kamen 22 lebend an. Vom 20. Juni an legten sie Eier an Keps, und vom 26. Juni bis zum 1. Juli schlüpften die Räupchen aus. Sie wurden an in Wasser gestellten Pflanzen im Zimmer bei 17 — 23" C aufgezogen und am 25. Juli in zwei Loose getrennt. Loos I, bezeichnet als Versuch III a, wurde bis zu erfolgter Verpuppung im Raupenzwinger bei sommerlicher (im Ganzen recht warmer) Zimmertemperatur belassen. Verpuppung vom 20.— 28. Juli; trotzdem auch im August die Zimmertemperatur noch um 20" C betrug, schlüpfte doch kein Stück aus; alle Puppen wurden im warmen Zimmer überwintert und gaben im Frühjahr 1889 neun völlig normale Schmetterlinge, 3 SS und 6 $$ und zwar je 1 c? am 23. März, 15. und 18. April und je 1 ? am 29. April, 25. Mai und 2 ?$ am 27. Mai. Loos II, bezeichnet als Versuch III b, wurde am 25. Juli 1888 aus 23,8" C Zimmertemperatur in den Brutofen bei 30" C ge- bracht und dort belassen bis zum 19. August; die Verpuppung er- folgte genau zu derselben Zeit wie bei Loos I, nämlich vom 20. bis 28. Juli. Obgleich die Wärme des Brutofens nie unter 25" C sank und meist 29" C betrug, oft aber auch 31" und einmal 32,8" C, so schlüpfte doch kein Stück aus. Vom 19. August an wurden die Puppen wieder bei Zimmertemperatur gehalten und den Winter über im kalten Zimmer. Das Ausschlüpfen von 32 Schmetterlingen, 23 SS und 9 ?$, er- folgte erst im Frühjahr 1889 und zwar: 6 SS und 3 ?$ am 23. Mai 1889 9 „ 11 3 11 11 25. 11 7 „ 11 3 11 11 26. ■n 1 s n 7. Juni Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 633 Auch diese Stücke sind alle völlig normal, einige der ?? heller, andere dunkler bestäubt auf der Oberseite der Hinterflügel, alle aber von der gewöhnlichen gelblichen Grundfarbe, wie sie auch die im Freien gefangenen Stücke aufweisen. Zwischen den Stücken von Loos I und II ist kein Unterschied, und die Wärme des Brutofens ist somit gänzlich einflusslos gewesen auf alle diese Stücke. Nur 1 S weicht von allen übrigen ab, und zwar das enorm spät, am 7. Juli ausgeschlüpfte, denn dieses gleicht in fast allen Stücken der Sommerform von napi, nur die Flügelspitzen sind weniger dunkel als bei dieser. Br^oniae -Versuch IV. Auch im Juni 1889 erhielt ich nochmals durch die Güte des Herrn Pfarrers Haüri in Davos eine Sendung lebender hryoniae- Weibchen, und auch jetzt gelang es, sie zur Eiablage zu bringen. Die Räupchen schlüpften vom 23. Juni ab aus, und ich brachte sie auf ihrer Futterpflanze, wie dem Reps, gleich in den für die Aufzucht von Raupen besonders eingerichteten, heizbaren Brutzwinger bei 26 — 3P C. Die Aufzucht gelang ganz gut, doch dicht vor der Verpup- puDg am 5. Juli zeigte sich die für unsere Pims-Raupen so oft ver- heerende Pilzkrankheit, die mir schon in meine ^r^/owiae- Versuche der Siebziger Jahre verheerend eingegriffen hatte. Etwa .30 Raupen starben sofort daran, andere verpuppten sich zwar, starben aber dann ab. Der einzige Schmetterling, den ich am 7. Juli erhielt, ähnelte beinahe vollständig einem gewöhnlichen Sommerweibchen von P. napi, var. napaeae, und unterscheidet sich von ihm höchstens durch die grauen anstatt schwarzen Spitzen der Vorderflügel und durch schwarze Be- stäubung der Adern 1 — 4 der Hinterflügel auf der Oberseite gegen den Flügelrand hin. Letzteres kommt sonst nur bei der Winter- generation von P. napi vor und ist bei hryoniae besonders stark aus- geprägt. Die Pilzepidemie verdankt wohl hauptsächlich der sehr feuchten und zugleich warmen Luft im Brutzwinger ihre verderbliche Kraft. Leider konnte ich den Versuch seit dem Jahr 1889 nicht wiederholen? sonst würde ich versucht haben, die Feuchtigkeit der Luft, deren man natürlich nicht ganz entbehren kann, auf ein geringes Maass herab zu setzen, zugleich auch die Raupenzucht unter gewöhnlicher Sommer- temperatur durchzuführen und erst die Puppen oder die in Ver- puppung begriffenen Raupen der Brutofenwärme zu unterwerfen. 634 AUGUST WEISMANN, Resultate der Bryoniae -Versuche. Die Ergebnisse der hier mitgetheilten Versuche weichen in einem Punkte von den im Jahr 1871 mitgetheilten Versuchen ab, insofern nämlich damals keine einzige der bei 15 — 30" C gehaltenen Puppen in der Form napi ausschlüpfte, während in jedem der neuen Versuche II, III B und IV je ein Schmetterling der Sommerform von napi sehr ähnlich war. Wäre dieser Fall nur einmal vorgekommen, so hätte man daran denken können, ob nicht mit den Futterpflanzen zu- fällig sich ein Ei von P. napi in den Versuch eingeschlichen haben könnte oder auch ein ganz junges Räupchen. Für durchaus unmög- lich möchte ich es auch so nicht erklären trotz sorgfältigem Absuchen des Futters, doch halte ich es für sehr unwahrscheinlich, weil die Einschleppung eines Eies mit dem Futter in den ersten Tagen der Aufzucht hätte erfolgen müssen, andernfalls würde die wa^i- Raupe weit hinter der hryoniae-ZxxoM in der Entwicklung zurückgeblieben sein; in den ersten Tagen aber ist die Futtermenge noch so klein, dass das üebersehen eines daraufsitzenden Eies oder Räupchens kaum denkbar ist. Es kommt aber noch dazu, dass eine der im Brutofen getriebenen Puppen von Versuch II eine Sprenkelung der Flügel mit Weiss auf- zeigt, was als partieller Rückschlag auf die napi-Voxm gedeutet werden könnte. Dies würde meiner 1871 gegebenen Auffassung widersprechen, welche die Form hryoniae als die uralte Stammform von napi be- trachtete. Dass sie eine sehr alte Form ist, geht schon aus ihrer Verbreitung hervor : in den Hochalpen und im hohen Norden ; aber wir müssen wohl ein endgültiges Urtheil zurückhalten , bis weitere, numerisch umfassendere Versuche vorliegen werden. Wenn man auch ganz absieht von einer denkbaren Verunreinigung der Versuche, so lassen sich doch die ganz vereinzelt auftretenden wa^i-Formen noch anders als durch Rückschlag erklären. Das weiss gesprenkelte &r2/ow«ae-Weibchen könnte ein gemischter Zwitter sein , ähnlich den Bienenzwittern , bei welchen auch die männlichen und weiblichen Charaktere zuweilen wild durch einander geworfen erscheinen. Leider lässt sich diese Vermuthung heute nicht mehr durch anatomische Untersuchung entscheiden, da der Schmetterling getrocknet ist. Die wa/)i-ähnlicheu Männchen aber könnten in einer früher einmal statt- gehabten Kreuzung eines 6r«/om'ae- Weibchens mit einem wa^^-Männchen ihren Grund haben und eben deshalb auch keine Abweichungen von napi aufweisen. Unmöglich wäre eine Vermischung der beiden Formen durchaus nicht, obgleich sie der Hauptsache nach sowohl zeitlich als Neue Versuche zum Saigon-Dimorphismus der Schmetterlinge. 635 Örtlich getrennt fliegen, aber es giebt sicherlich viele Stellen, an denen sie in beiderlei Hinsicht über einander greifen 0- Wäre aber dies die Ursache dieser vereinzelten napi-Stücke in meinen Versuchen, so müssten dieselben auch ohne die Einwirkung abnorm hoher Temperatur auftreten können — so sollte man denken. — Die Frage ist otienbar noch nicht spruchreif, es müssen noch mehr Versuche mit grössern Individuenmengen angestellt, und die Aufmerksamkeit muss speciell auf diesen Punkt gerichtet werden. III, Versuche mit Vanessa levana-prorsa. Seit der Veröffentlichung einer Reihe von Versuchen mit dieser Art im Jahre 1875 habe ich mehrfach wieder mit ihr operirt, wie sich gerade das Material bot. Es kam mir vor allem darauf an, meine früher erhaltenen Resultate durch umfassendere und womöglich auch reinere Versuche zu prüfen. Erst nach Abschluss derselben kam ich darauf, den Saison-Dimorphismus vieler Schmetterlinge und so auch hypothetisch wenigstens den von prorsa-levana nicht wie bisher als directe Wirkung der Temperaturunterschiede zu betrachten, sondern als Anpassungs-Dimorphismus, dessen beide Entwicklungsanlagen nur an verschiedenen Temperaturen als Auslösungsreize geknüpft sind. Wenn die Versuche Bestätigungen für diese Auffassung liefern, so dürfte dies als ein um so unbefangeneres Zeugniss für die Richtigkeit derselben angesehen werden. Zevawa- Versuch I. 1883 — 84. Zahlreiche (weit über 100) Eier und Räupchen der 2. Brut wurden am 8. August gesammelt und bei gewöhnlicher Temperatur aufge- zogen. Verpuppung: Anfang September. Die Puppen wurden im geheizten Zimmer aufbewahrt und dort schlüpfte : 1 prorsa aus. Vom 10. Januar 1884 an wurden die Puppen im Brutofen über Wasser bei 27 — 30" C. gehalten. Die Einrichtung des Ofens war indessen nicht ganz entsprechend, und die Temperatur stieg gelegent- lich allzu hoch. So gingen viele Puppen zu Grunde, und viele Schmetter- linge schlüpften verkrüppelt aus. Ich erhielt: 1) So giebt schon Mbyer-Dürr die Umgebung von Meyringen als einen Ort an, an welchem „eine förmliche Musterkarte von Uebergangs- formen zwischen napi und hryoniae umherfliegt". 636 AUGUST WEISMANN, am 18. Januar 5 levana „ 19. „ 6 „ . 20. „ 2 „ 75 21. ,, 3 „ „ 22. , 2 „ V 23. „ 3 „ „ 24. „ 1 porima „ 25. „ 10 levana „ 26. „ 1 „ 1, Jy. ,, 1 ,, Alle sind ohne blaue Saumlinie der Hinterflügel 34 Schmetterlinge. Von diesen 34 Stücken waren nur 15 ganz vollkommen entfaltet, 19 hatten mehr oder weniger verkrumpelte und verkrüppelte Flügel, doch so, dass man Färbung und Zeichnung erkennen kann. Das häufige Verkrüppeln ist ohne Zweifel auf die sehr feuchte Luft des Brutofens zurückzuführen , die die Puppenscheide nässt und weich macht und so das Ausschlüpfen erschwert. Um dies zu verhindern, wurden die Puppen am 1. März aus dem Brutofen herausgenommen und ins warme, später ins ungeheizte Zimmer gesetzt. Es schlüpften indessen nur noch aus: am 24. Mai 1 reines levana $. Levana -Y ersuch II. 1884 — 85. Es sollte entschieden werden , ob überwinterte Puppen dadurch zur Annahme der ^rorsa - Form anstatt der levana -Form gezwungen werden können, dass ihre Entwicklung künstlich bis in den Sommer, d. h. also bis zur normalen Flugzeit der prorsa-Forra zurückgehalten wird. Puppen der zweiten Brut von 1884, die Ende August und Anfang September sich verpuppt hatten , wurden deshalb im kalten Zimmer überwintert und dann — bei Beginn des Frühjahrs — am 1. März in den Eisschrank bei + 5 ** C gebracht und dort bis zum 27. Juni gelassen, von da ab aber ins Zimmer gestellt. Es schlüpften aus : am 8. Juli 6 levana, „ 10. „ 3 levana. Unter diesen waren jedoch zwei Stücke, die durch grössere Aus- breitung des Schwarz auf der Oberseite eine, wenn auch schwache, An- näherung an porima zeigten. Die Temperatur des Zimmers während der Entwicklung war meist hohe Sommerwärme, 22 — 30** C, nur am 2. Juli war es kühler, 18,7 » C. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 637 Levana-Y ersuch III. 1886. Es sollte festgestellt werden, ob die zweite Jahresbrut, welche gewöhnlich überwintert, durch Wärme zum Ausschlüpfen in kurzer Zeit und zur Annahme der prorsa-Form gezwungen werden könne. Eier und junge Räupchen dieser Brut, im Freien am 29. Juli ge- sammelt, wurden im Brutzwinger bei 30—32" C aufgezogen. Viele verpuppten sich schon am 8. August, die andern etwas später. Die Puppen blieben im Brutofen bei 30 — 32" C. Es schlüpften aus: am 15. Avigust 2 reine prorsa Ti 1". „ 2 „ „ 17 9 51 18. „ 2 ,^ 1, 8 reine prorsa von welchen jedoch die meisten durch die starke Feuchtigkeit in der Entfaltung ihrer Flügel verhindert und dadurch mehr oder minder verkrüppelt waren. Ausserdem waren mehrere Raupen aus dem Brut- ofen entkommen und hatten sich irgend im Zimmer verpuppt; auch diese ergaben: am 19. August 5 reine prorsa 24 1 )) 26. „ 1 „ „ so dass also im Ganzen 15 prorsa erhalten wurden. Leider| konnte die weitere Frage, ob man durch so hohe Tem- peratur.alle Individuen zur Annahme der Sommerform und zum so- fortigen Ausschlüpfen zwingen kann, an diesem Versuch nicht ent- schieden werden, da die übrigbleibenden Puppen (etwa 50) todt waren. Levana -Versuch IV. 1886. Eier und junge Räupchen der zweiten Brut, am 29. Juli im Freien gefunden, wurden bei gewöhnlicher Zimmertemperatur aufgezogen und verpuppten sich bei 21 — 22" C am 17. — 22. August. Von 241 Puppen schlüpften in demselben Sommer aus: vom 25. bis 28. August 5 prorsa. Die übrigen 236 Puppen wurden im October, als ein Ausschlüpfen unter normalen Verhältnissen nicht mehr zu erwarten war, in zwei Loose gesondert: Loos A. 150 Puppen wurden im Brutofen auf einer möglichst Constanten Temperatur von ca. 27 " C gehalten ; sie bewegten sich 638 AUGUST WEISMANN, dabei häufig lebhaft, was sie bei 13° C Zimmertemperatur vorher niemals gethan hatten. Bis zum 14. Januar 1887 wurden solche Be- wegungen beobachtet, später nicht mehr. Bis dahin schlüpfte kein Schmetterling aus, und die Untersuchung der Puppen am 2. März er- gab, dass sie alle todt und faulig waren. Loos B. 86 Puppen wurden bei Zimmertemperatur über Wasser aufgehoben, welche im November, December und Januar nicht über 13 — 14° C betrug. Dennoch schlüpften aus: 16. Fei )ruar 1 88^ J 1 6 l evan( % 19. 11 2 SS 11 23. 11 1 S n 28. )) 1 ? 11 24. 11 3 SS 11 28. 11 2 SSi 1 ? 11 (1 verkrüppelt) 6. März 1887 2 SSi 1 ? n 7. Tl 11 1 ? n 8. n 11 1 s n 9. n 11 2 ?? n 10. )) 11 2 ?? n 12. 5) 11 1 s n 13. )i 11 1 ? 11 15. 11 11 2 SS )) 17. 11 11 1 s, 1 ? 11 20. 11 11 2 n 1 s 11 21. n 11 1 s 11 22. n 11 2 SS 11 25. 11 11 1 s n 4. April 11 1 s n 36 levana, 20 SS, 16 ?? Levana-Y ersuch V. 1886. Am 16. August im Freien gefundene junge Räupchen der zweiten Brut wurden im Brutzwinger bei 30—31 ° C aufgezogen, vom 29. August ab wurde die Temperatur auf 27—28 " C gehalten. Vom 24. August an erfolgte die Verpuppung. Die Puppen blieben im Brutofen und dort schlüpften aus: vom 1. — 7. September: 56 prorsa, einige davon mit ziemlich viel Gelb, aber keine eine wirkliche porima. Levana -\ ersuch VI. 1886. Am 16. August gefundene halbwüchsige Räupchen wurden ebenso behandelt , d. h. im Brutzwinger zuerst bei 30 — 31 ^ C, später bei Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 639 27 — 28° C gehalten. Die Verpuppung erfolgte vom 20. — 27. August, und es schlüpften aus: vom 30. August bis 4. September: 14 prorsa^ 3 davon mit viel Gelb, aber keine eine echte porima. Levana-\ ersuch Yll. 1886. Am 16. August gefundene ältere Raupen wurden wie in V und VI behandelt, also bei 27 — 31 " im Brutzwinger aufgezogen. Sie ver- puppten sich vom 21. — 23. August. Die allzu feuchte Luft des nicht ganz zweckmässig construirteu Brutzwingers tödtete leider alle Puppen. Doch entwischten 3 der Raupen und verpuppten sich im Zimmer, und diese ergaben : am 6.— 10. September: 3 prorsa mit wenig Gelb. Zusammenstellung und Schi uss der Le^awa- Versuche V— VII. Bei der Aufzucht von Raupen der dritten Generation im Brut- zwinger wurden demnach erhalten : 73 ^^rorsa-Schmetterlinge. Bei den Versuchen V und VI blieben 35 Puppen am Leben, ohne auszuschlüpfen. Diese wurden den Winter hindurch bei Zimmer- temperatur von 13 — 14^ C aufbewahrt und ergaben: am 9. Februar 1887 2 levana SS ,, 10. „ „ 1 „ ? » ^^' )) )) ■*■ » + I) 28. „ „ 3 „ „ 1. März „ 1 „ (? 8 levana. Resultate der Levana -Versuche. Alle die hier neu mitgetheilten Versuche beziehen sich auf die „dritte Schmetterlings- Generation", d. h. auf die Brut der Sommergeneration oder die zweite Jahresbrut, die für gewöhnlich überwintert und im Frühjahr die „Winterform" levana liefert. Die Art ist zweibrütig bei uns, und die Raupengeneration des Spätsommers bildet gewöhnlich die erste Schmetterlingsgeneration des folgenden Jahres. Dass ausnahmsweise in sehr heissen Sommern diese spät- sommerliche Raupenbrut noch zur Verpuppung, zum Ausschlüpfen und im Süden Deutschlands wenigstens auch zur Absetzung der Eier ge- langt, haben meine Versuche von 1869 gelehrt, wenn auch durch sie gewiss nicht bewiesen wird, dass diese Eier sich noch bis zur Ver- 640 AUGUST WEISMANN, puppung entwickeln können , dass also eine volle dritte Generation sich in den Cyclus der Art einschiebt. Die damals angestellten Versuche schienen mir zu beweisen, dass die jn'orsa-Form sich wohl in die levana-Fovm verwandeln lasse, wenn man die Puppen in die Kälte bringt, dass aber umgekehrt die Ver- wandlung der Zeyawa-Generation in die prorsa-Form durch Anwendung von Wärme auf die Puppen nicht gelinge. Ich schloss daraus, dass die levana-Fovm die ältere sei, die prorsa-Form die jüngere, indem ich mit noch wenig klaren Begriffen über Vererbung operirte und meinte, „Rückschlag" auf die Stammform sei zwar möglich, Rückschlag aber von der Stammform auf die phyletisch jüngere Form nicht denkbar. Es fehlte damals noch an einer Theorie der Vererbung, an welche man solche Thatsachen halten und sie unter allgemeinere Vor- stellungen subsumiren konnte. Heute, wo ich im Keim des Indivi- duums verschiedene Anlagen zu jeder der beiden Schmettei-lingsformeu annehme, würde ich in diese Unklarheit nicht mehr gefallen sein. Damals stellte ich mir einen Cyclus so vor, dass ein und dieselbe Keimsubstanz so eingerichtet sei , dass sie einmal levana und das zweite Mal prorsa liefern müsse, dann wieder levana und wieder prorsa', heute denke ich mir zweierlei Anlagen im Keim neben ein- ander, von welchen die eine durch Wärme zur Entwicklung ausgelöst wird, die andere durch Kälte. Nun hindert nichts mehr, dass — falls die Umstände danach sind — auf eine ^rorsa-Generation noch eine ^Jrorsa-Generation folgt, wie ich damals schon zeigte, dass bei Kälte- einwirkung auf die Puppe eine /evawa-Generation von einer zweiten levana-GeneYSiüon gefolgt sein kann. Der Begriff des „Rückschlags" spielt für mich jetzt bei diesen Erscheinungen überhaupt nicht mehr mit, sondern nur der des Activwerdens der einen oder der andern Anlage. Mit dieser Anschauung von cyclischer Vererbung harmoniren die Thatsachen sehr gut, wenn es sich auch zeigt, dass die Erschei- nungen nicht ganz so einfach sind, wie man danach erwarten könnte. Dies beruht darauf, dass die Temperatur nicht der einzige aus- lösende Reiz ist, dass vielmehr noch etwas Anderes dabei mitspielt: die Neigung zum Alterniren. Ich hätte übrigens schon aus meinen alten Versuchen mit levana den Schluss ziehen können und sollen, dass der Wechsel der Formen ein relativ freier sei, denn in einem derselben (Versuch 6) war es gelungen, ein Weibchen der Sommerform prorsa zur Fortpflanzung zu bringen und zwar in dem heissen Sommer 1869 schon sehr früh, am 4. Juli. Aus den Eiern entwickelten sich schon nach 30—31 Tagen Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. ß41 die Schmetterlinge (18 Stück), und diese waren alle die ^»rorsa- Form . Einer meiner Kritiker hat mir dies damals auch mit Recht entgegen- gehalten. Aus den diesmal vorgelegten Versuchen geht nun zunächst hervor, dass in der That die „dritte Generation" durch Wärme zur Annahme der prorsa-Form bewogen werden kann, wenigstens theilweise, ja, dass nicht einmal immer eine besonders hohe Temperatur dazu gehört, damit einzelne prorsa-Formen entstehen. Dies wird bewiesen durch: Versuch I, in welchem von etwa 60 Puppen der dritten Gene- ration, die sich Anfangs September verpuppt hatten, bei gewöhnlicher Temperatur des geheizten Zimmers doch wenigstens 1 prorsa ent- wickelte. Versuch III, in welchem unter zahlreichen, im August (also sehr früh) verpuppten Stücken 15 jprorsa - Schmetterlinge bis Ende August ausschlüpften. Versuch IV, in welchem von 241 Puppen der dritten Generation Ende August bei gewöhnlicher Zimmertemperatur 5 prorsa aus- schlüpften. Versuch V, in welchem von Puppen der dritten Generation bei Brutofentemperatur von 27 — 28" C 56 prorsa-Schmetterlinge im An- fang September ausschlüpften. Versuch VI, in welchem von Puppen der dritten Generation bei 27 — 28 *^ C 14 prorsa ausschlüpften. Versuch VII, in welchem von Puppen der dritten Generation bei Zimmertemperatur Anfang September 3 prorsa ausschlüpften. Man wird aber aus diesen Versuchen nicht schliessen dürfen, dass jede Puppe der dritten Generation die prorsa-Fovm annimmt, falls sie von ihrer Verpuppung an in hohe Wärme gebracht wird. Dagegen sprechen die folgenden Ergebnisse: In Versuch I schlüpfte nur 1 prorsa aus von etwa 60 Puppen, die alle unter gleicher Temperatur, d. h. im geheizten Zimmer ge- halten wurden. In Versuch III schlüpften von 65 Puppen im Brut- ofen nur 8 als prorsa aus, ausserdem aber aus Raupen derselben Zucht, die sich im Zimmer verpuppt hatten, noch 7 prorsa. In Versuch IV erhielt ich aus 241 Puppen bei gewöhnlicher Temperatur Ende August 5 ^rorsa-Schmetterlinge, alle übrigen überwinterten. Diese Ergebnisse lassen keine andere Deutung zu, wie mir scheint, als die Annahme , dass die Neigung der Puppen zur Ent- wicklung der prorsa -Form verschieden stark ist bei den 642 AUGUST WEISMANN, verschiedenen Individuen dieser dritten Generation. Man könnte diesem Schluss einwerfen, dass die Temperatur des Brutofens schwan- kend gewesen sei und dass die verschiedenen Individuen ungleichen Temperaturen ausgesetzt gewesen sein könnten gerade in derjenigen Entwicklungsperiode, in welcher die Entscheidung gegeben wird, ob die prorsa- oder Zevawa- Anlage activ werden soll. Dem gegenüber ist auf Versuch V und VI hinzuweisen , bei welchen beiden die Temperatur nur sehr geringe Schwankungen machte, und bei denen es zugleich sicher ist, dass die kritische Zeit von dieser hohen Temperatur ge- troffen wurde, indem die Raupen schon in der Wärme aufgezogen worden waren und die Verpuppung im Brutofen selbst erfolgte. Dennoch blieben in beiden Versuchen zusammen 35 Puppen unbeein- flusst durch die Wärme, überwinterten, und 8 von ihnen gaben im Frühjahr die levana-Form. Man konnte auch diesem Schluss von der individuell verschiedenen Neigung zur Annahme der Sommerform meinen Versuch vom Jahr 1869 entgegenhalten, indem dort sämmtliche Puppen der dritten Gene- ration unter dem Einfluss der ausnahmsweise heissen Julisonne die Sommerform annahmen. Erstens aber waren dies nur 18 Stück, zweitens befanden sich unter ihnen 5 porima^ d. h. Mittelformen zwischen levana und prorsa, und drittens wird es doch wohl von der Stärke und Ausdauer des Wärmereizes abhängen, ob die prorsa- An- lage activ wird, und es ist denkbar, dass bei sehr starker Wärme, wie sie damals herrschte, dies immer der Fall ist. Künstlich kann man kaum eine so hohe Temperatur , wie sie ein heisser Sommer im Freien hervorbringt , herstellen , ohne Gefahr zu laufen, die Puppen durch zu trockene oder zu feuchte Luft oder durch das Ueberhand- nehmen pflanzlicher Parasiten zu zerstören. Ueberhaupt ist nie zu vergessen, dass wir die natürlichen Verhältnisse künstlich im Brut- ofen nicht herstellen können; schon der Wechsel zwischen Tag- und Nachttemperatur ist nicht genau nachzuahmen und noch weniger der Wind u. s. w. oder gar die directe Sonnenbestrahlung, die doch auch mit in Betracht kommt. Ich glaube also, wir dürfen annehmen, dass in der That die dritte Generation von levana-prorsa im Allgemeinen die Tendenz zu längerer Puppenruhe (d. h. zur Ueberwinterung) und damit zur levana-Form besitzt, dass aber dieselbe verschieden stark ist bei verschiedenen Individuen und dass unter vielen Brüten stets einzelne Individuen vorkommen, welche umgekehrt die Neigung zu „subitaner" Entwick- lung und zur Annahme der prorsa -Form in sich tragen. Solche Keue Versuche zum Saisou-Dimorphismus der Schmetterlinge. 643 Individuen sind es, welche dann auch bei mittlerer Wärme (bei etwa 13 — 18'^ C) im September oder October noch j^rorsa-Schmetterlinge liefern. Oöeubar aber müssen wir aus den Versuchen weiter folgern, dass eine grössere Zahl von Puppen dieser dritten Generation bei hoher Wärme umgestimmt wird und sich zu sofortiger Entwicklung unter Annahme der prorsa-Form bestimmen lässt. Ob es dann auch solche Individuen giebt, die auf keine Weise dazu zu bringen sind, das muss vorläufig unentschieden bleiben ; dass es bei manchen nur sehr schwer erfolgt, beweisen die 5 Jjon'ma-Stücke des Versuchs von 1869, denn in diesen haben beide Keimesanlagen, die prorsa- und die Zevawa-Anlage, zusammengewirkt. Ein solches Zusammenwirken kann aber, wie die Versuche lehren, noch in anderer Weise stattfinden. Zuerst sei darauf hingedeutet, dass ^orma-Stücke zuweilen auch im Freien vorkommen und zwar im Sommer. Sie können, wenn ich nicht irre, auf zweierlei Weise zu Stande kommen: entweder so wie in dem Versuch von 1869, d. h. dadurch, dass ein ungewöhnlich heisser Sommer die dritte Generation sehr früh (Anfang Juli) beginnen lässt, so dass ihre Puppen noch unter die Einwirkung stärkster Sommerhitze gerathen. In diesem Falle werden diejenigen Individuen porima werden, bei welchen die Tendenz zur levana am schwersten durch die Wärme überwunden wird. Es kann aber die ^onma-Form wohl auch auf jene andere Weise entstehen, auf welche sie zuerst durch Dorfmeister und später durch mich künstlich hervorgebracht wurde, nämlich durch Einwirkung niederer Temperatur auf die zweite Generation. Bei dieser wird man wohl ein Vorwiegen der Neigung zur prorsa-Y orm annehmen müssen, die aber mehr oder weniger voll- ständig dadurch überwunden werden kann, dass zur kritischen Zeit, d. h. unmittelbar nach der Verpuppung, niedrige Temperatur ein- wirkt. Aus den Versuchen scheint nun hervor zu gehen, dass auch in spätem Perioden der Entwicklung der Puppen noch immer ein ge- wisser Einfluss durch Temperatur auf die Färbung des Schmetterlings ausgeübt werden kann. Versuch II zeigt wenigstens, dass Puppen der dritten Generation von Ende August und Anfang September, welche nicht nur den Winter über im Kalten verbrachten, sondern auch das ganze Frühjahr hindurch mittelst Kälte an weiterer Entwicklung ge- hindert wurden, im Juli zwar die levana-Yorm gaben, aber in einigen Stücken doch mit schwacher Annäherung an porima. Jedenfalls hat selbst hohe Wärme auf Puppen der dritten Generation, die einmal Zool. Jahrb. VIU. Abth. f. Syst. 43 644 AUGUST WEISMANN, einige Wochen gelegen haben, ohne sich zu entwickeln, in der Regel sehr geringe Wirkung: sie geben alle die levana-Form, wenn auch oft etwas gegen porima sich neigend, so die 34 Schmetterlinge des Versuchs I, welche durch Wärme getrieben schon Ende Januar aus- schlüpften. Sehen wir von jeder Theorie ab, so sind die Thatsachen, kurz zusammengefasst, die folgenden : levana und prorsa folgen sich im Freien bei uns in regel- mässigem Cyclus derart, wie es schon lange bekannt ist, levana tritt im April, prorsa im Juni auf. Durch Einwirkung von Kälte gleich nach der Verpuppung lässt sich die zweite Generation bestimmen, mehr oder weniger die Gestalt der ersten, d. h. die levana-Fovm an- zunehmen, allein die Neigung zur ^^rorsa- Form ist bei dieser Gene- ration stärker, und es gelingt nicht, jedes Individuum zur levana zu machen. Umgekehrt hat die dritte Generation in der überwiegenden Mehrzahl der Individuen eine starke Neigung zum Ueberwintern und zur levana-Fovm. Es finden sich aber einzelne Individuen, welche auch ohne Einwirkung höherer Temperatur sich sofort zur prorsa ausbilden, und von den übrigen können die meisten durch Einwirkung hoher Temperatur auf die frische Puppe zu einer mehr oder minder reinen prorsa bestimmt werden. Mittelformen, sog. porimae, entstehen überall da, wo eine Generation im Beginn ihrer Puppen- periode von der ihr nicht adäquaten Temperatur getroffen wird, also bei der zweiten Generation durch ungewöhnliche Kühlheit, bei der dritten durch ungewöhnliche Wärme. Die theoretische Betrachtung dieser Thatsachen verschiebe ich auf den allgemeinen Theil. IV. Versuche mit Pararga egeria und var. meione. Die in unsern Wäldern in zwei ganz gleich gefärbten Generationen fliegende Satyride Pararga egeria L. kommt bekannthch im Süden Europas in einer goldig-braunen statt weisslich-grauen Form vor, die als var. meione beschrieben wurde. In meiner alten Schrift vom Jahr 1875 sind beide Formen auf tab. 2, fig. 23 und 24 abgebildet, und es ist auch dort schon angegeben, dass die extreme meione, wie sie in Corsica, Sardinien und Sicilien fliegt, mit der deutschen egeria durch eine Mittelform verbunden ist, welche an der ligurischen Küste zu Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 645 Hause ist, und zwar auch bedeutend gelber und dunkler braun ge- färbt ist als egeria, aber doch noch nicht die volle Lebhaftigkeit der sardinischeu Abart hat. Es kam mir nun darauf an, zu erfahren, ob diese beiden Formen lediglich Temperaturforraen in dem Sinne sind, dass die eine dem jedesmaligen directen EinÜuss der südhchen Hitze, die andere dem jedesmaligen Einfluss der nördlichen gemässigten Wärme ihre Erscheinung verdankt. War dies der Fall, dann musste Brut der meione, unter dem kühlem deutschen Klima aufgezogen, die deutsche Form der Art P. egeria liefern, und umgekehrt musste Brut der deutschen egeria, im Süden aufgezogen, die gold-braunen Schmetter- linge der var. meione geben. Ist aber der Einfluss des Klimas ein solcher, dass er den Keim verändert, dann musste der Versuch ein anderes Ergebniss liefern, die gold-braune Varietät des Südens musste dann in ihrer Brut ganz oder theilweise immer noch die Charaktere der meione aufweisen, auch wenn sie unter nördlichem Himmel auf- gezogen war, und umgekehrt, die Brut der deutschen egeria konnte dann durch hohe Temperatur während der Puppenzeit doch nicht die goldige Farbe der meione-Form erlangen. Ich habe beiderlei Versuche angestellt, und das Ergebniss war ein entscheidendes, trotz mancherlei UnvoUkomraenheiten, wie sie solchen Versuchen wohl immer anhaften. Als eine solche betrachte ich es z. B., dass ich den erstgenannten Versuch nicht mit der ex- tremen südlichen meione-Form aus Sicilien oder Sardinien anstellen konnte, sondern mit der weniger auÖ'allend von der deutschen egeria abweichenden meione der Riviera. i^^ma -Versuch I. 1884. Von einem in Genua gefangenen meione- Weibchen wurden 24 Eier abgelegt, welche am 21. April 1884 in Freiburg i. Br. bei 17" C Zimmertemperatur ausschlüpften. Sie nahmen verschiedene Gräser (Triticum repens, Poa- Arten) als Nahrung an und wurden auf eine in einen Topf gepflanzte Poa gesetzt, mit einer Glasglocke bedeckt und bis zur ersten Häutung im Zimmer gehalten. Diese erfolgte am 5. Mai und den folgenden Tagen bei einer Temperatur von nur 10*^ C. Sobald dann wärmeres Wetter eintrat, wurde der Raupenzwinger, in dem jetzt die Räupchen bei oöenem Luftzutritt auf lebendem Gras gezüchtet wurden, in einen hellen und nicht tiefen, aber kühlen Keller gebracht, wo die Temperatur sich stets auf 12,5 — 14** C hielt. Genau genommen, hätte man die Zucht auch bei der gerade herrschenden 43* 646 AUGUST WEISMANN, Hitze von 25—27^ C weiterführen können, der ja unsere einheimischen Egerien auch unterworfen sind, allein um ein möglichst scharfes Er- gebniss zu erhalten, wurde das andere Verfahren vorgezogen. Die Räupchen wuchsen sehr langsam heran, waren am 28. Mai erst 12—13 mm lang, und ihre Verpuppung erfolgte erst am 17. bis 25. Juni. Sie ergab 15 Puppen, welche im Keller bei höchstens 14<> C belassen wurden. Erst kurz vor dem Ausschlüpfen stieg die Temperatur etwas, aber auch nur auf 17—19" C, also noch lange nicht unsere wärmste Sommertemperatur. Es schlüpften aus: am 12. Juli 1 Schmetterling „ 13. n 5 n „ 14. n 5 n „ 15. » 2 )) „ 17. n 3 n im Granzen : 15 Schmetterlinge Darunter 7 SS und 8 $$, alle kleiner und weniger stark gelb als solche, die im März und April in Genua gefangen worden waren, aber alle auch entschieden bräunlicher in der Grundfarbe und gelber in den Flecken als die bei Freiburg oder anderswo in Deutschland gefangeneu Exemplare. Es unterliegt keinem Zweifel, dass egeria-Br\it aus Deutschland, wenn sie genau unter den gleichen Verhältnissen aufgewachsen wären, blassere Schmetterlinge geliefert hätten. Noch stärker aber ist die Beweiskraft des folgenden Versuches. .E^ma -Versuch IL 1886. Von 20 Eiern einer egeria aus Zürich, die am 20. Mai 1886 ge- legt waren, schlüpften bei 19*^ C am 30. Mai 20 Räupchen aus, die am 31. Mai in einen heizbaren Zwinger auf lebendes Gras gesetzt wurden bei 25—27" C. Die Thiere waren dabei sehr munter, frassen viel und wuchsen rasch, so dass sie schon am 4. Juni alle die erste Häutung überstanden hatten. Die Temperatur wurde nicht immer ganz constant erhalten, sondern sank am 5. Juni auf 24" C herab, stieg dann am 7. und 8. Juni wieder auf 25" C und blieb so. Am 9. Juni massen die Räupchen 1,5 cm, am 13. Juni die grössten 1,8 cm; am 18. fand ich drei verpuppt, am 21. noch drei weitere, am 24. noch eine und am 25. die letzte. Drei Räupchen waren am 5. Juni beim Wechsel der Graspflanze, wie er von Zeit zu Zeit vorgenommen werden musste, an der alten Pflanze, die ins Zimmer gestellt wurde, Neue Versuche zum Saison-Dimarphismus der Schmetterlinge. 647 unbemerkt sitzen geblieben. Sie wuchsen also fernerhin bei Zimmer- temperatur auf (18 — 19" C) und entwickelten sich viel langsamer als die andern. Am 21. Juni, als von jenen bereits 6 verpuppt waren, waren diese noch halbwüchsig, und erst am 2. Juli verpuppten sie sich. Es wurden also erhalten : A : im Warmzwinger bei ca. 25^ C 9 Puppen. B: im Zimmer bei ca. 18° C 2 Puppen. Erstere verpuppten sich nach 20—27 Tagen, letztere nach 34 Tagen. Die Falter schlüpften aus: von A im Warmzwinger bei 27" C: am 27. Juni 1 „ 28. „ 4 » 29. „ 1 „ 2. Juli 1 ? „ 4. „ 1 „ 7. „ 1 zusammen : 9 von B bei Zimmertemperatur: am 12. Juli 1 „ 15. „ 1. Die Entwicklung vom Ei zum Schmetterling hatte somit bei Zimmertemperatur (18" C) 44—47 Tage gedauert, bei höherer Tem- peratur 29—39 Tage. Die Schmetterhnge der Partien A und B sind ganz gleich; beide sind in Färbung und Zeichnung von solchen, die im Freien gefangen wurden, nicht zu unterscheiden. Ergebniss der £'^ena- Versuche. Die südliche Form meione lässt sich zwar durch Einwirkung von niedriger Temperatur (10—14" C) in ihrer Färbung beeinflussen und minder lebhaft gefärbt machen, allein sie bleibt doch immer noch leb- hafter in der Farbe als die nördliche Form egeria. Umgekehrt wird Brut der nördlichen Form durch Einwirkung höherer Temperatur (25 " C) nicht sichtbar verändert. Gern hätte ich diesen Versuch mit noch stärkerer Steigerung der Temperatur auf etwa 35 " C wiederholt, doch bin ich bisher nicht dazu gekommen ; es könnte sein, dass eine gelbere Färbung der Flecken aufträte. An dem Hauptresultat würde indessen damit nichts geändert. 648 AUGUST WEISMANN, V, Versuche über Einwirkung verschiedenfarbigen Lichtes auf Schmetterlingspuppen. Es ist schon manches Mal gesagt worden, dass die Qualität des Lichtes einen Einfluss direct auf die Farben der Schmetterlinge aus- übe. Obgleich nun der Farbenschmuck des Schmetterlings fertig ist, wenn er aus der dunkeln Puppenscheide zum Licht durchbricht, so schien es mir doch der Mühe werth, durch den Versuch die Meinung zu prüfen, welche etwa glauben möchte, dass das Licht durch die Puppenscheide hindurch die Farbenbildung in den Schmetterlings- flügeln beeinflusse. Die Versuche sind schon vor 10 Jahren ausgeführt, und ihr rein negatives Resultat liess mir eine Fortsetzung derselben überflüssig erscheinen. Ich theile sie lediglich deshalb mit, damit diese Frage damit erledigt sei, und ich thue es, trotzdem ich jetzt sehe, dass Dr. Standfuss ähnliche Versuche angestellt und bekannt gegeben hat, bei welchen das Resultat ebenfalls negativ war ^ ). Versuche mit Vanessa cardui. 1884. Am 27. Mai 1884 legte ein im Freien nahe bei Freiburg ge- fangenes Weibchen von V. cardui zahlreiche, sehr kleine grüne Eier auf eine Distel ab, und zwar alle einzeln auf die Unterseite der Blätter und auf den Stengel , oft aber mehrere (bis 9) zerstreut auf dasselbe Blatt. Das Ausschlüpfen der Räupchen fand vom 4—6. Juni statt und zwar bei Ausschluss des Lichtes unter einer schwarzen Glas- glocke. Die ausgeschlüpften Räupchen wurden dann in 3 Gruppen getheilt, von denen die Gruppe 1 im Dunkeln blieb, „ „ 2 unter blauem Licht „ „ 3 unter gelbem Licht aufgezogen wurde. Von Gruppe 3 entkamen alle bis auf eines durch einen Spalt und mussten am 19. Juni durch 5 Stück Raupen der Gruppe 1, und da sie im gelben Licht abstarben, nochmals am 21. Juni durch solche der Gruppe 1 ersetzt werden. 1) Standfuss, Handbuch für Sammler europäischer Grossschmetter- linge, Guben 1891, p. 119. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 649 Die Raupen aller drei Gruppen entwickelten sich dann gleich gut. Am 3. Juli verpuppten sich alle Raupen 2, am 4. Juli alle der Gruppe 3, bis auf eine. Die im Dunkeln aufgezogenen Raupen verpuppten sich erst bis zum 8, Juli. Doch kann dies nicht ohne weiteres auf das Licht bezogen werden, war vielmehr wohl nur eine Folge schlechterer, d. h. langsamerer Ernährung. Die Schachtel, in der diese Gruppe aufgezogen wurde, war nämlich nur mit dem Schachteldeckel geschlossen, nicht mit einer Glasplatte wie die Versuche 2 und 3. Darüber lag dann zwar noch ein dickes Tuch, allein die Verdunstung war doch stark und bewirkte ein rasches Vertrocknen des Futters. Die Er- neuerung des Futters bedingt aber jedesmal eine Art Fastenzeit, da die Raupen sehr schwerfällig sind und nicht leicht von selbst von dem welkenden Blatt wegkriechen , auch wenn ein frisches dicht daneben, ja selbst gerade darauf liegt. Sie verspinnen dann zwar beide zusammen, fressen aber trotzdem von dem welken weiter. Sie sind eben nicht auf einen Wechsel der Nahrung eingerichtet, sondern auf das Sitzenbleiben an derselben Pflanze. Die Schmetterlinge schlüpften aus : Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3 im Dunkeln unter blauem Licht unter gelbem Licht am 13. Juli 2 am 9. Juli 1 am IL Juli 5, „ 15. „ 2 „ 10. „ 4 davon 2 verkrüppelt. Diese 14 Schmetterlinge unterscheiden sich gar nicht von andern Freiburger cardui, sie sind auch unter sich weder in Zeichnung noch Färbung verschieden, abgesehen von ganz unbedeutenden individuellen Unterschieden, wie sie niemals fehlen. Alle 14 haben relativ viel Blau in den Augenflecken auf der Unterseite der Hinterflügel. VI, Versuche mit Vanessa urticae. Urticae-Y ersuch l. 1886. Zwei Nester junger, vor der 2. Häutung stehender Räupchen (4 mm lang) wurden im Warmzwinger bei 27 " C, vom 2. Juli ab bei 30** C aufgezogen. Die Raupen wuchsen auffallend rasch und ver- puppten sich bereits am 3. — 5. Juli. Die Puppen blieben im Warmzwinger bei 26 — 29,4'' C, und es schlüpften aus: 650 AUGUST WEISMANN, am 8. Juli = 8 Schmetterlinge, „ 9. „ = 20 „ 10. „ = 10 tt 11- 1.1 = 8 ,, zusammen: 46 Puppenruhe also nur 5 — 6 Tage. Diese 46 Schmetterlinge sind alle lebhaft roth, ohne die dunkeln Schatten auf der Grundfarbe, welche besonders stark bei der var. polaris sich finden und die von zerstreut zwischen den rothen Schuppen stehenden schwarzen herrühren. Die schwarzen Flecke der Vorderflügel sind bei 6 Stücken ziemlich gross, bei allen andern aber relativ klein, Bezeichnet man mit v. Reichenau ^ ) die Flecke am Vorderrand als 1, 2 und 3, diejenigen in Zelle 1, 2 und 3 stehenden als Flecke 4, 5 und 6, so sind besonders die Flecke 4, 5 und 6 kleiner als ge- wöhnlich. DixEY 2) hat auf Grund seiner vortrefflichen Untersuchungen über den phylogenetischen Zusammenhang der Vanessa - Zeichnung neuerdings eine andere Numerirung dieser Flecke vorgeschlagen; er bezeichnet die Flecke des Vorderrandes mit I, II, III und IV und sieht in ihnen die Reste von quer die Flügel durchziehenden Reihen von Flecken, deren einzelne er mit arabischen Ziffern, vom Vorder- rand anfangend, bezeichnet. Die REiCHENAu'schen Flecke 4, 5 und 6 heissen bei ihm 8, 7, 6; der sechste fällt mit dem sechsten von Reichenau zusammen. Wegen der phylogenetischen Begründung werde ich die DixEY'sche Bezeichnung annehmen. Urticae 'Y ersuch II. 1886. Auf einer Alp oberhalb des Giessbachs im Canton Bern, 1200' über dem Brienzer See, etwa 3000' über dem Meer, wurden am 6. Juli grosse Mengen von Eiern und eben ausgeschlüpften Räupchen ge- funden. Dieselben, nach Freiburg gebracht, wuchsen im Brutzwinger bei 26 — 29,4° C rasch heran, verpuppten sich vom 19. — 21. Juli und schlüpften am 23.-26. Juli aus, machten also die gesammte Meta- morphose vom Ei bis zum Schmetterling in 17 — 20 Tagen durch. Die 36 Schmetterlinge zeigten nichts Besonderes, waren lebhaft gefärbt, wie alle Stücke von V. urticae bei uns sind, hatten mittel- 1) V. Reichenau, Die Züchtung des Nesselfalters, in: Kosmos, V. 12, p, 47, 1882. 2) Fredeeick A. Dixey, On the phylogenetic significance of the wing-markings in certain genera of the Nymphalidae, in: Trans. Ent. Sog. London 1890. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 651 grosse schwarze Flecken, meist etwas grösser als die Stücke von Versuch I. Ein Stück hat jedoch die Flecken 5 und 6 kleiner als irgend ein Exemplar von Versuch I. Irgend erhebliche und constante Unterschiede von den Stücken des vorigen Versuchs vermag ich nicht zu erkennen. ürticae -Versuch III. Als Gegenversuch zu dem vorigen wurde ein Theil der Raupen von Versuch II bei 15 "^ C im Keller aufgezogen, wodurch sich ihre Entwicklung sehr verzögerte. Die Verpuppung begann erst mit dem 7. August, und erst am 27. — 29. August schlüpften die Schmetter- linge aus. Die 10 auf diese Weise erhaltenen Stücke sind ein wenig dunkler als die von Versuch II, der Aussensaum ist etwas schwärzer, und vor Allem sind die Flecken grösser, besonders die Flecken 5 und 6, wenigstens bei 9 Stücken. Doch sind sie immerhin noch weit von var. polaris entfernt. Ürticae -Y ersuch IV. Ein am 31. August nahe bei Freiburg i. Br. gefundenes Nest frisch ausgeschlüpfter Räupchen wurde bei 17— 23*'C Zimmertem- peratur aufgezogen, vom 16. September an bei nur 17—20*^ C. Die Verpuppung erfolgte am 25.-28. September. Die 22 erhaltenen Schmetterlinge sind im Ganzen eher hell, die Flecken klein, bei 7 Stücken der Fleck 6 ganz klein, bei einem davon nur noch ein Schatten; der Aussensaum weniger dunkel als bei II und III, bei keinem Stück die Flecken so gross wie in Versuch II und III. Der Versuch beweist jedenfalls, dass die Flecke 7 und 6 auch unabhängig von der Wärme bei mittlerer Temperatur ganz klein aus- fallen können. Es spielt also hierbei auch ererbte Anlage individueller Unterschiede mit hinein, und es ist somit im einzelnen Fall nicht zu sagen , wie viel dem einen , wie viel dem andern Factor zuzu- schreiben ist. ürticae -Y ersuch V. 1888. Ein Nest frisch ausgeschlüpfter Räupchen, am 4, August in der Ebene bei Freiburg gefunden, wurde im Brutzwinger bei einer Tem- peratur von meist 30 •* C aufgezogen ; doch kamen Schwankungen bis 25" C abwärts und bis 32,8" C aufwärts vor. Die Verpuppung be- 652 AUGUST WEISMANN, gann schon am 13. August, und bereits am 18. schlüpften 8 Schmetter- linge aus, denen am 19. noch 24 nachfolgten, am 20. einer und am 21. noch 2. Von diesen 35 Schmetterlingen war keiner besonders dunkel, alle vielmehr lebhaft roth in der Grundfarbe und mit relativ wenig Schwarz ; der Saum bildet nach innen einen schmalen , regelmässig zackigen, schwarzen Streif, und die Flecken 6, 7 und 8 sind nur bei 1 Stück von gewöhnlicher, mittlerer Grösse, bei allen andern klein bis zum völligen Verschwinden. Fleck 6 fehlt bei 1 Stück vollständig, während 7 schattenhaft ist, bei einem andern ist 6 schattenhaft und 7 deut- licher; bei den meisten sind diese Flecke von ungewöhnlicher Klein- heit. Es steht diese Zeichnung der corsischen Varietät ichnusa ganz nahe. Resultate der C/r^icae -V e r s u c h e. Aehnliche Versuche wie die hier mitgetheilten sind schon mehr- fach angestellt worden. G. Dorfmeister erzielte 1880 durch „etwas verringerte Wärme" eine Verdüsterung der Schmetterlinge, üebergänge zur var. polaris. Zwei Jahre später wiederholte und erweiterte W. VON Reichenau ^) diese Anfänge, indem er die Raupen und Puppen einerseits bei hoher Sommerhitze, unter dem Einfluss directer Sonnen- strahlung sich entwickeln Hess, andererseits dieselben im Herbst bei 5 — 12*^ C züchtete. Erstere gaben „prächtig feurige Falter, deren Verhältnisse denen von var. turcica sich nähern", letztere gaben „sehr düstere, ins Braun-gelbe sich ziehende Falter mit sehr grossen, schwarzen Flecken". Besonders die DiXEY'schen Flecke 6 und 7 ver- kleinerten sich bedeutend bei der Hitzeform. Ob die Temperatur ihre verändernde Wirkung auf die Färbung zu einer bestimmten Zeit der Entwicklung ausübt, lässt sich aus diesen Versuchen nicht ersehen, da die Wärme oder Kälte — wie es auch bei Anfangsversuchen durchaus räthlich ist — während der ganzen Entwicklung einwirkte. Vor Kurzem hat noch Dr. M. Standpuss, der vielerfahrene Schmetterlingszüchter, Versuche mit Vanessa urticae veröffentlicht. Er setzte die Puppen 60 Stunden lang einer Temperatur von 37" C aus und sah sie dadurch eine Annäherung an var. ichnusa (oder 1) W. VON Reichenau, Die Züchtung des Nesselfalters (Vanessa urticae L.), ein Beweis für den directen Einfluss des Klimas, in : Kos- mos, V. 12, 1882, p. 46. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 653 turcica) eintreten, wenn diese Form auch nie ganz erreicht wurde. Umgekehrt setzte er Puppen 32 Tage im Eisschrank niederer Tem- peratur aus und erhielt so im Zimmer nach 9 — 10 weiteren Tagen sehr dunkle Stücke mit grossen schwarzen Flecken und starkem Blau der Aussenränder — also ebenfalls eine Annäherung an die Polarform von urticae. Diese Versuche bestätigen die Ergebnisse von Reichenau's im Allgemeinen, und sie zeigen zugleich, dass die Wirkung der Tem- peratur ganz in die Puppenzeit fällt. Auch E. Fischer wiederholte derartige Versuche mit V. urticae und erhielt aus Puppen, die „einer ziemlich starken Ofenwärme aus- gesetzt" wurden (34—38'^ C) „nach wenigen Tagen schon" theilweise die var. turcica („Transmutation etc.", Berlin 1895). Die wenigen Versuche, welche ich selbst mit F. urticae angestellt habe, bestätigen zwar im Allgemeinen diese Ergebnisse, allein sie machen keinen so reinen, schlagenden Eindruck wie besonders die- jenigen VON Reichenau's. Bei den Versuchen des letztern scheinen jedesmal alle Stücke in derselben auffallenden Weise abgeändert zu sein — leider ist darüber nichts Genaueres angegeben. Möglich, dass dies an der sehr hohen Temperatur lag, welche von Reichenau an- wandte — bis zu 45^' C in der Sonne. Doch erhielt auch E. Fischer, der bis 38*^ C anwandte, die var. turcica nur „aus einem kleineu Theil der Puppen," ähnlich wie ich selbst in meinen Wärmeversuchen, bei welchen höchstens 32,8^ C an- gewandt wurde. Dies mag es theilweise erklären, dass in Versuch I 6 Stücke keine Verkleinerung der Flecke aufwiesen. Dass indessen dabei auch erbliche individuelle Unterschiede mitspielen, zeigt das eine Stück von Versuch II, welches auch ohne Einwirkung höherer Wärmegrade sehr kleine Flecken 6 und 7 besass, und ferner der Versuch IV, bei welchem auch ohne Anwendung höherer Wärmegrade 7 Stücke ganz kleine Flecke besassen. Aus diesem Grund wird man selbst einem scheinbar so schlagenden Resultat, wie das von Versuch V, nicht ohne weiteres trauen dürfen, wenn auch von 35 Schmetterlingen, die unter hoher Temperatur sich entwickelten, nur einer die Flecken in gewöhnlicher Grösse, die 34 andern aber kleinere bis verschwindend kleine aufwiesen. Genau ge- nommen könnte erst der Gegenversuch mit Kälte an Genossen der- selben Brut ausgeführt, Sicherheit darüber gewähren, wie viel hier etwa ererbte individuelle Eigenheit und wie viel Folge der Wärme ist. 654 AUGUST WEISMANN, Leider ist mir gerade hier der Versuch verunglückt. Dagegen [bilden III und IV ein solches Versuchspaar, dessen Ergebnisse aber nicht so scharf sind, wie zu wünschen war. Wenn man indessen erwägt, dass im Freien nur selten bei uns Stücke von Van. urticae ohne Flecken 6 und 7 oder mit nur schattenhaften Andeutungen derselben gesehen werden, so darf die auffallende Kleinheit dieser Flecke bei den 34 Stücken von Versuch V wohl als Wirkung der hohen Wärme aufgefasst werden. Weitere Versuche sind jedoch trotzdem erwünscht. VII. Wärmewirkung auf überwinternde Schmetterlings- puppen. 1884. Um zu entscheiden, ob hohe Temperatur auf die bereits fertige, in der Winterruhe befindliche Puppe, längere Zeit einwirkend, Ver- änderungen an den Farben des Schmetterlings hervorrufen kann, wurden Puppen verschiedener Tagfalter und Sphingiden am 10. Januar 1884 in einen Brutofen mit Wasserverdunstung gebracht und dort einer zwischen 27 — 30" C schwankenden Temperatur ausgesetzt. Es waren folgende Arten: Stück r Vanessa levana 120 2] Pap. podalirius 4 3] „ machaon 4 A] „ ajax 1 5; > Thais polyxena 4 6^ Doritis apollinus 4 "7^ ) Thecla ruhi 2 8) Polyommatus amphidamas 25 9' Lycaena argiolus 4 10^ „ iolas 4 ir Nemeöbius lucina 4 12> Pieris rapae 12 13) „ hrassicae 12 14 ) Sphinx ligustri 2 15] „ pinastri 3 16) Beilephila vespertilio 2 17^ ) „ galii 2 18) „ euphorhiae 20 19) „ dahin 1 20) Smerinthus f/iliae 4 21) „ quercus 2 22) „ populi 5 Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 655 Es schlüpften aus einzelne Schmetterlinge von allen Arten ; notirt wurde das Datum von folgenden : am 12. Jan. 1 Doritis apollimis verkrüppeli „ 16. 55 4 Folyomm. ampliidamas „ 17. 55 3 j) n 55 1 Pap. podalirius „ 18. 55 2 Pap. machaon )) ?i 55 3 Polyomm. ampliidamas )i 11 55 5 Pieris rapae verkrüppelt n J7 5) 5 levana^ davon 1 verkrüppelt „ 19. )5 1 Pap. podalirius )i )) 51 6 Van. levana )) n 55 3 Polyomm. amphidamas )i r> 55 1 Pieris rapae „ 20. 55 1 Pap. ajax var. telamonides n 11 55 5 Van. levana (3 verkrüppelt) )) n 55 1 Pieris rapae „ 22. 55 1 Sphinx pinastri )) V 55 1 Van. levana )) » !5 2 Polyomm. amphidamas „ 23. 55 1 Sphinx pinastri )) 1) 55 1 Polyomm. amphidamas n n 55 1 Van. levana „ 24. 55 1 Sphinx vespertilio » " 55 1 Deil. dahin » 55 55 1 Van. levana verkrüppelt „ 28. 5) 1 Pap. podalirius 55 55 55 1 Deil. euphorbiae „ 29. 55 i 55 55 ,5 30. 55 2 -" 55 55 55 31. 55 3 „ „ „ 1- Febr. ^ 55 55 5, 4. 55 2 „ 5, 6- 55 ^ 55 55 55 8. 55 ■*• 55 55 55 11. 55 ■'■ 55 55 55 12. 55 1 Sphinx euphorbiae 5, 15. 55 " 55 5) „ 17. 55 1 „ pinastri 5, 20. 55 1 „ euphorbiae „ 21. 55 -*- 55 55 „ 25. 55 10 Van. levana, (9 verkrüppelt) „ 26. 55 1 „ „ verkrüppelt „ 28. 55 1 Sphinx pinastri verkrüppelt 656 AUGUST WEISMANN, An allen im Brutofen ausgeschlüpften Arten vermochte ich nicht irgend eine Abweichung von der normalen Zeichnung oder Färbung zu erkennen. Der Einfluss der Wärme von 27— 3P C auf die schon mehrere Wochen alte Puppe war gleich Null in Beziehung auf die Form des Schmetterlings. Dagegen aber wurde die Entwicklung bei allen bedeutend beschleunigt, aber wie gewöhnlich beim Treiben der Puppen, in sehr un regelmässiger Weise. VIII. Allgemeiner und zusammenfassender Theil. Obgleich ich weit entfernt bin, die wenigen Versuche, welche ich hier vorlegen konnte, für genügend zu halten, um zu einem festen Abschluss unserer Ansichten über den Saison-Dimorphismus zu ge- langen, so möchte ich doch nicht unterlassen, dieselben vorläufig wenigstens in unsere allgemeinen Vorstellungen darüber einzuordnen. Als ich im Jahre 1875 zum ersten Male mich bemühte, dem Wesen dieser auffälligen und doch so lange unbeachtet gebliebenen Erscheinung nachzuspüren, nahm ich es gewiss ermaassen als selbst- verständlich an, dass diese Art des Dimorphismus überall eine directe Folge der verschiedeneu directeu Einflüsse des Klimas, hauptsächlich der Wärme sei, wie sie in regelmässigem Wechsel die Frühjahrs- und die Sommergeneration mehrbrütiger Arten treuen. Wohl hatte ich die andere Möglichkeit, dass der mit der Jahreszeit verknüpfte Dimor- phismus auch auf dem indirecten Einfluss der wechselnden Um- gebung beruhen könne, d. h. also, dass er auf Anpassung an die je nach der Jahreszeit verschiedene Umgebung des Schmetterlings be- ruhen könnte, auch schon ins Auge gefasst. Ich sagte damals : „An und für sich wäre es nicht undenkbar, dass bei Schmetterlingen analoge Erscheinungen vorkämen" wie das Winter- und Sommerkleid bei alpinen und arktischen Säugethieren und Vögeln, „nur mit dem Unterschied, dass der Wechsel in der Färbung nicht an ein und der- selben Generation aufträte, sondern alternirend an verschiedenen." Es schien mir aber damals schon der Umstand gegen diese Auffas- sung des Saison-Dimorphismus zu sprechen, dass die gewöhnlich nicht adaptive Oberseite der Tagfalter gerade im Sommer und Frühjahr stark verschieden sein kann ; zuweilen stärker als die adap- tive Unterseite. Dazu kam noch, dass es gelang, durch Einwirkung von höherer oder niederer Temperatur künstlich die eine oder die andere Saisonform hervorzurufen, d. h. der Generation des Sommers den Stempel der Winterform aufzuprägen und umgekehrt. Ich schloss 1 Keue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 657 also, dass die währeud der Puppenzeit einwirkende Wärmemenge es sei, welche die Art in der einen oder der andern Weise direct ge- stalte, und ich durfte dies mit um so grösserm Recht thun, als die Klimavarietäten eine Parallele zu den Saisonformen bildeten und als diese ohne Zweifel auf die directe Wirkung des Klimas, vor Allem der Wärme bezogen werden mussten. So ist z. B. Chrysophanus phlaeas in Sardinien und Neapel saisondimorph, die Sommerform, die sich während der sommerlichen Hitze entwickelt, ist sehr dunkel, fast schwarz, die Frühjahrsform aber entspricht unserm deutschen, roth-goldeiien phlaeas. Obgleich ich auch heute noch diese Ansicht für richtig und eine direct abändernde Wirkung der Wärme für erwiesen ansehe, so bin ich doch allmählich zu der Ueberzeugung gekommen, dass dies nicht die einzige Art der Entstehung saisondimorpher Verschiedenheiten ist, sondern dass es auch einen adaptiven Saison-Dimorphismus giebt ; ich glaube, wir müssen d i r e c t e n und adaptiven Saison- Dimorphismus unterscheiden, und ich sehe in dieser Unterscheidung einen wesentlichen Fortschritt, der uns vor allem auch in den Stand setzt, die Ergebnisse der verschiedenen von mir und von Andern au- gestellten Versuche in viel befriedigenderer Weise zu erklären. In einem im Anfang 1894 zu Oxford gehaltenen Vortragt) habe ich diese Ansicht schon ausgesprochen und zu zeigen versucht, dass adaptiver Saison-Dimorphismus, den ich früher nur als mög- lich hingestellt hatte, wirklich vorkomme. Das dort für Schmet- terlinge gegebene Beispiel war freilich nur ein hypothetisches, der Fall nämlich von Vanessa prorsa-levana, aber für Raupen wenigstens konnte ich ein Beispiel aus Edwards' vortrefflichem Werk über die nordamerikanischen Tagfalter mit ziemlicher Sicherheit herauslesen, das später noch genauer zu besprechende von Lycaena pseudargi- olus. Ich wusste damals noch nicht, was mir kurz darauf durch eine interessante kleine Schrift von Dr. G. Brandes bekannt wurde, dass schon seit längerer Zeit Fälle von Saison-Dimorphismus bei tro- pischen Tagfaltern erkannt worden waren und dass bei diesen wenigstens doch die eine der Saisonformen auf der Annahme einer besondern Schutzfärbung beruht. Mit Recht sicherlich macht Brandes geltend, dass die unter uns bisher verbreitete Anschauung irrig ist, wonach Saison-Dimorphismus in tropischen Ländern nicht zu erwarten sei, weil dort eben die Gegensätze der Jahreszeiten fehlten. Regen- 1) „Aeussere Einflüsse als Entwicklungsreize", Jena 1894. 65S AUGUST WEISMANN, und Trockenzeit bildeten, für viele Tropenländer wenigstens, einen sehr scharfen solchen Gegensatz. Jedenfalls haben Doherty und etwas später Niceville für in- dische Tagfalter eine Reihe von saison-dimorphen Arten nachgewiesen, nicht bloss durch Beobachtung des Alternirens der beiderlei Formen in der freien Natur, sondern durch Züchtung der einen Form aus Eiern der andern, so bei Satyriden der Gattungen Yphthima, Myca- lesis und Melanitis, und auch der von Jwwonia- Arten ist für erwiesen anzunehmen, und in allen diesen Fällen besteht der Unterschied der beiden Formen wesentlich darin, dass die eine Form auf der Unter- seite einem dürren Blatt ähnlich sieht, die andere aber eine andere Zeichnung und zugleich eine Anzahl Augenflecken besitzt. Ohne mich in die Streitfrage über den biologischen Werth dieser Augenflecken hier einzulassen, so zweifle ich doch keinen Augenblick daran, dass auch die Färbung mit den Augenflecken eine adaptive ist, mag sie nun Schutz- oder Schreckfärbung sein. Hätte die eine von beiden Formen keine biologische, adaptive Bedeutung, so könnte sie überhaupt nicht mehr da sein, die einzige adaptive würde sie ver- drängt haben. Dass aber das Auftreten complicirter Zeichnungs- und Färbungselemente, wie es Augenflecken sind, nicht einfach die directe Wirkung von Wärme oder Kälte, Trockniss oder Feuchtigkeit sein kann, liegtauf der Hand. Diese Einflüsse sind nicht die wirkliche Ursache solcher Bildungen, sondern nur der Reiz, welcher ihre Anlage auslöst, d. h. zur Entwicklung veranlasst, wie ich das in dem schon oben erwähnten Vortrag darzu- legen versuchte. Wie der Winterschlaf des Murmelthieres seinen zu- reichenden Grund nicht in der Kälte hat, sondern in der der Kälte angepassten Organisation des Thieres, und wie die Kälte nur die vor- handene Anlage zum Winterschlaf zur Entfaltung bringt, so ist bei diesen Schmetterlingen mit adaptivem Saison-Dimorphismus die Ent- faltung der einen oder der andern Zeichnung wahrscheinlich an die Einwirkung eines der eben genannten äussern Einflüsse wenigstens theilweise gebunden , wenn wir auch in Bezug auf diese tropischen Falter noch nicht wissen, au welchen derselben. Bei den Fällen von adaptivem Saison-Dimorphismus einheimischer Falter kennen wir die Temperatur als Auslös ungs reiz, denn bei allen Fällen von Saison-Dimorphismus, die bisher experimentell geprüft wurden, war es stets hohe und niedrige Temperatur, welche den äussern Anstoss zu der Entstehung der einen oder der andern Form gaben, falls dieser Anstoss nicht ausschliesslich von innen kam. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. ß59 Es giebt also zwei ganz verschiedene Wurzeln der Erscheinung des Saison-Dimorphismus, indem einmal directe Wirkung wech- selnder äusserer Einflüsse, nämlich der Temperatur, diesen Wechsel in der äussern Erscheinung bedingen kann, andererseits aber Selections- processe. Es wird deshalb nöthig sein, diese beiden Arten von Saison- Dimorphismus getrennt zu betrachten. Nicht immer freilich wird es leicht sein , zu entscheiden , wohin man einen bestimmten P'all zu rechnen habe, da es bekanntlich heute nicht immer schon zu sagen ist, ob eine Färbung oder Zeichnung einen bestimmten biologischen Werth hat oder nicht. Auch könnten ja beiderlei Ursachen bei einer Art zusammenwirken. Directe r Saison-Dimorphismus. Unter den einheimischen Arten dürfte hierher wohl sicher Chryso- phanus pJilaeas zu rechnen sein. Einmal beziehen sich die Saison- Unterschiede nur auf die Oberseite, und dann Hesse sich für die schwarze Bestäubung der Sommerform eleus wohl kaum ein biologischer Werth herausfinden. Ueberdies kommt sie beiden Geschlechtern zu. Hier haben nun die Versuche von Meerifield und diejenigen von mir in voller Uebereinstimmung ergeben, dass der Einfluss höherer Temperatur auf die Puppe auch unsere deutschen , in beiden Brüten gleichen Schmetterlinge etwas dunkler macht; meine Versuche an neapolitanischer Brut aber haben gelehrt, dass dieselbe Brut zwar durch Kälte rothgoldig, durch Wärme schwarz bestäubt ausfällt, dass aber das Letztere schon bei viel geringerer Wärme und dazu weit stärker eintritt als bei deutscher Brut. Man wird also nicht umhin können, der südlichen Colonie von phlaeas eine etwas grössere Empfindlichkeit für diese Farbenreaction auf W'ärme zuzuschreiben als der nördlichen, zumal auch lange Aussetzung in niedrige Tempe- ratur die neapolitanische Brut doch immer noch mit mehr Schwarz an den Flügelrändern erscheinen Hess, als es die deutsche Form je besitzt. Theoretisch wird sich dieser Thatbestand also vom Boden meiner Vererbungstheorie etwa folgendermaassen ausdrücken lassen: Die im Keimplasma anzunehmenden Bestimmungsstücke (Determinanten) der betreffenden Flügelschuppen sind bei den südlichen Colonien der Art im Laufe der Generationen durch die stets wiederkehrende hohe Wärme ein wenig verändert worden , in dem Sinn , dass sie zur Bil- dung schwarzer Schuppen in stärkerm Grade neigen als bei den nördlichen Colonien der Art. Aber auch bei letztern können diese Determinanten zur Bildung schwarzer Schuppen bestimmt werden, Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. ^^ 660 AUGUST WEISMANN, wenn sie von hoher Wärme zu der Zeit getroffen werden, zu welcher die Farbeubildung auf den Flügeln vor sich geht, d. h. in den letzten Tagen der Puppenruhe. Die Veränderungen der Schuppen-Determi- nanten sind also hier zweifache, einmal wirkt die klimatische Wärme auf sie, solange sie noch im Keimplasma des Eies oder der Samenzelle eingeschlossen in den Fortpflanzungsorganen des Thieres enthalten sind, und diese abändernde Wirkung muss eine zunächst minimale sein, die sich erst durch Summation während langer Gene- rationsfolgen zu merklicher Höhe steigert ; wäre es nicht so, so könnte die Frühjahrsbrut von Neapel nicht immer noch ziemlich frei von schwarzer Bestäubung sein , wie sie es thatsächlich ist. Zweitens aber wirkt die Wärme abändernd auf die betreffenden Schuppen- Determinanten, wenn sie schon in die Flügelanlage der Puppe einge- rückt sind und im Begriff stehen, die Flügelschuppen auszugestalten^ und diese Wirkung ist eine sehr viel stärkere. Während aber die erstere sich von einer Generation auf die andere durch die Continuität des Keimplasmas übertragen muss und deshalb auch sich allmählich häufen und steigern kann, vermag die letztere sich nicht zu vererben, da eben die Flügel und Flügelschuppen des einzelnen Individuums mit diesem sterben, und darin ist die rein goldige Farbe der Frühjahrs- form des Südens begründet. Ich möchte besondern Werth auf Merrifield's Beobachtung legen» nach welcher die letzten 5—6 Tage der Puppenperiode die kritischen sind, d. h. über die Farbe entscheiden, welche entstehen soll. Beweisend scheinen mir dafür zwei Versuche von Merrifield (No. V und VI). Puppen, die 10 Wochen lang bei 4° C gehalten worden waren, wurden zur Hälfte dann in eine Temperatur von 13 <* C gebracht, in der sie nach 34—36 Tagen ausschlüpften als rein goldige Frübjahrsform ; die andere Hälfte der geeisten Puppen wurde in hohe Temperatur (32'^ C) gebracht, wo sie in 5—6 Tagen ausschlüpften und zwar als schwarz bestäubte, der Form eleus sich nähernde Formen. Allerdings ist der letztere Versuch nur mit 5—6 Stücken gemacht worden, und in dem ersten ist etwa die Hälfte der Puppen gestorben oder verkrüppelt ausgeschlüpft, aber das Ergebniss ist doch so be- stimmt, dass es wohl als entscheidend betrachtet werden darf. Trotz- dem hätte ich es gern noch einmal an einer grössern Individuenzahl wiederholt, wenn ich das Material dazu hätte erlangen können. Denn die Frage nach der kritischen Periode für den Einfluss der Temperatur erscheint mir deshalb so wichtig, weil ich bei andern Arten gerade das Gegentheil gefunelen habe, dass nämlich der Be- Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. QQ\ ginn der Puppenzeit über das Kleid des dimorphen Falters ent- scheidet, und weil es mir schon aus theoretischen Gründen möglich scheint, dass dies bei directem und bei adaptivem Saison- Dimorphismus verschieden sein kann. Bei directer Klimaabänderung ist es begreiflich, dass die wir- kende Temperatur dann eingreifen muss, wenn die Farben des Flügels sich zu bilden anfangen, denn wie sollte anders die Abänderung der- selben zu Stande kommen, wenn nicht durch Veränderungen der che- mischen Vorgänge, welche der Farbenerzeugung zu Grunde liegen? Es werden also hier die Determinanten der Schuppen in dem Moment beeinflusst werden, in welchem sie in Thätigkeit treten, sie erleiden durch verschiedene Temperaturen verschiedene kleine Modificationen, welche zu einer Aenderung im Verlauf des Farbenchemismus führen. Ob aber nicht bei vielen der Arten, die direct durch das Klima ver- ändert zu werden scheinen, noch ganz andere Momente mitspielen als die Beeinflussung des Farbenchemismus, das ist eine andere Frage, deren Lösung zur Stunde wohl noch nicht sicher möglich ist. Ich möchte es schon aus dem Ergebniss des Versuchs VIII für wahr- scheinlich halten, in welchem überwinternde Puppen einer grossen Zahl der verschiedensten Schmetterlingsarten bei 30'' C gehalten und so zu früherm Ausschlüpfen gebracht wurden. Keine von ihnen zeigte etwas Besonderes in Zeichnung oder Färbung, obwohl doch hier sicher erhöhte Temperatur gerade zu der Zeit einwirkte, in welcher die Farbenbildung erfolgt. Das deutet darauf hin, dass bei den ver- schiedenen, ziemlich starken Veränderungen im Farbenkleid, welche Dorfmeister, Merrifield, Standfuss, E. Fischer und manche Andere durch Kälte oder höhere Wärme an manchen Faltern erzielt haben, nicht die chemischen Vorgänge bei der Farbenbildung selbst, sondern vielmehr die verschiedenen im Keimplasma oder später in der Flügel- aulage der betreftenden Arten noch enthaltenen Anlagen zu Farben- mustern der Vorfahren in verschiedener Weise zur Thätigkeit ange- regt worden sein möchten, wie denn auch Dr. Dixey viele der MERRiFiELD'schen Wärme- und Kälte-Aberrationen als theilweisen Rückschlag auf Vorfahren Charaktere gedeutet hat — gewiss mit Recht. Wenigstens ist bei Vanessa io durch Einwirkung von Kälte eine ganz überraschende Uebereinstimmung in der Zeichnung des Vorderflügels mit Vanessa urticae und ihren nächsten Verwandten eingetreten, welche eine andere Auslegung nicht gestattet. Eine ganz ähnliche Aberration erhielten auch Standfuss und E. Fischer durch längere Einwirkung von Eis auf die Puppen, und auch sie deuten dieselbe als 44* 662 AUGUST WEISMANN, Rückschlag nach der Richtung von Vanessa urticae ^). Wichtig er- scheint mir dabei, dass alle diese Experimentatoren die Puppen nach der langen Abkühlung (auf Eis 8^42 Tage) erst längere Zeit höherer Temperatur aussetzen mussten, ehe sie ausschlüpften. Bei Merrifield brauchte es noch 18 Tage einer Temperatur von 16° C, bei Stand- Fuss doch 9—10 Tage bei „Zimmertemperatur". Die chemischen Vorgänge der Farbenbildung erfolgten also auch hier nicht unter dem Einfluss der Kälte, sondern einer ge- mässigten Wärme — ein Zeichen mehr, dass es sich hier um in- directe Wirkung der Kälte handelt. So wird es aller W^ahrscheinlichkeit nach sich auch bei der zweiten Art des Saison-Dimorphismus, dem adaptiven, verhalten. Hier werden zwei verschiedene Zeichnungsmuster als An- lagen im Keimplasma neben einander vorhanden sein, und darüber, welche von beiden Arten activ werden soll, wird in der Zeit unmittel- bar nach der Verpuppung entschieden, nicht mehr später. Es kann kaum anders sein, da bei dieser Art der Saison-Dimorphismus nicht bloss die Qualität der Farben , sondern auch das ganze Zeichnungs- muster, in gar manchen Fällen sogar die Gestalt der Flügel betrifft, (in geringem Grade bei Pieris napi, in viel stärkerm nach Edwards' Angaben und Abbildungen bei der amerikanischen Grapta interroga- tionis var. fdbricii und var. umbrosa). Die ganzen Wachsthumsvor- gänge der Flügel müssten also dabei andere werden, und man be- greift, dass dies nicht erst dann geschehen kann , wenn die Gestalt des Flügels bereits vollendet vorliegt. Ehe ich indessen zur genauem Besprechung des adaptiven Saison- Dimorphismus übergehe, möchte ich noch einen Blick auf die Resultate an Vanessa urticae werfen. Diese Art ist zwar nirgends saisondimorph, wohl aber ist sie klimatisch polymorph, d. h. sie hat eine dunklere polare Form, var. polaris, eine hellrothe südliche Form, var. ichnusa, mit sehr kleinen, zum Theil ganz verschwundenen schwarzen Flecken und eine mittlere Form, welche Mitteleuropa angehört. Auch diese Unterschiede scheinen auf der directen Wirkung der verschiedenen Temperatur zu beruhen, welche die Puppen trifft. Die vorliegenden Versuche sind zwar noch recht unvollständig, vor allem fehlen noch 1) M. Standfuss, Ueber die Gründe der Variation und Aberration des Falterstadiums bei den Schmetterlingen, Leipzig 1894. Sonderabzug aus: Insectenbörse. E. Fischer, cand. med., Transmutation der Schmetterlinge in Folge Temperaturveränderungen, Berlin 1895. Neue Versuche zum Saisou-Dimorphismus der Schmetterlinge. 663 ganz Versuche mit der sardischen icJinusa- und der poIaris-Vorm' allein es gelang doch in mehreren Fällen, aus unserer mittlem deutschen Form durch Wärme die ichnusa-Form, durch Kälte die polaris-Form mehr oder weniger vollständig entstehen zu lassen. Schwerlich beruht die dunklere Färbung der polaren Form auf Anpassung, oder sollte Lord Walsingham's Deutung zutreffen , nach welcher die düstere Färbung der arktischen Tagfalter als Wärme- schutz aufzufassen wäre? In diesem Falle müsste man erwarten, dass die dunkle Färbung dieser var. polaris durch Züchtung bei hoher Wärme dennoch bestehen bliebe, denn die betreffenden Schuppen-De- terminanten würden dann ein für allemal auf die Hervorbringung von Schwarz eingerichtet sein. Ehe nicht Versuche einen solchen That- bestand erwiesen haben, möchte ich den Wechsel in der Dunkelheit von Vanessa urticae als directe und biologisch bedeutungslose Folge der Einwirkung verschiedener Wärmemengen auf die in Entwicklung begriffenen Flügel betrachten. W^ärmeversuche mit der arktischen Brut wären aber ebenso erwünscht wie Kälteversuche mit der sar- dischen. So hätten wir also in Chrysophanus phlaeas und Vanessa urticae nach dem heutigen Stand unserer Einsicht Arten vor uns, die di- recten Saison- oder Klima-Dimorphismus zeigen, und es ist inter- essant, dass — wie ich schon vor Jahren hervorhob — die directe Wirkung höherer Temperatur bei der einen Art gerade den entgegen- gesetzten Erfolg hat wie bei der andern: phlaeas wird durch Hitze geschwärzt, urticae wird dadurch heller und feuriger. Man kann also nicht allgemein sagen, wie dies öfters und auch neuerdings wieder geschehen ist: Hitze verdunkelt die Farben der Tagfalter. Dass es sich selbst bei den natürlichen Klimavarietäten nicht überall lediglich um directe Beeinflussung des Farbenchemismus handeln kann, lehrt eine genauere Betrachtung derselben. Die südliche var. ichnusa von Vanessa urticae hat allerdings weniger Schwarz oben, in so fern die Flecken 5 und 6 geschwunden sind, Fleck 4 wenigstens kleiner ist und ebenso das Schwarz der Hinterflügel, allein die Flecke des Vorderrandes 1, 2 und 3 sind nicht kleiner geworden. Wenn nun das Schwarz am Vorderrand sich anders verhält als das auf dem hintern Theil des Flügels, so muss — wie ich an einem andern Orte schon geltend machte und theoretisch zu erklären suchte — hier noch ein anderes Moment mitbestimmend sein. Dies kann, so scheint mir, nur der Einfluss sein, den die Vorgeschichte jeder einzelnen Flügel- stelle noch unter Umständen auszuüben vermag. Wenn für einen 664 AUGUST WEISMANN, bestimmten Fleck noch allerlei anders geartete Ahnendetermi- uanten der Stammformen in einem Keimplasma mitgeführt werden, so kann bei Einwirkung ungewöhnlicher Temperaturen die normale Färbung wesentlich beeinträchtigt werden und einem Rückschlag auf eine Ahnenform oder auch einer Mischform Platz machen. Dass bei den natürlichen Varietäten noch andere Factoren mit- spielen als bloss Klimaeinflüsse, zeigt auch die polare Varietät von V. urticae. Die Stücke derselben aus Lappland unterscheiden sich wohl deutlich von den deutschen Stücken, aber der Unterschied liegt doch nicht in einer wirklichen Veränderung der Zeichnung. Es sind mir aber durch die Güte Herrn Dr. Fritze's einige Stücke von Van. urticae aus der nördlichen Insel Japans (Jesso) bekannt geworden, die statt der Flecke II und 8 ein breites, schwarzes Querband besitzen; die Stelle zwischen diesen Flecken ist bei der lappischen polaris nur etwas schwärzlich angeflogen, hier hat sich eine tiefschwarze breite Brücke zwischen beiden Flecken gebildet, ähnlich wie bei der cali- fornischen Van. mübertii. Und diese Varietät lebt auf dem 43. — 45.** nördlicher Breite. Kann sie also eine directe Folge des Klimas sein, welches demjenigen Süddeutschlands nicht fern steht? Oder muss da nicht noch etwas, vielleicht geschlechtliche Züchtung mit hineingespielt haben? Ist sie eine uralte Form, aus der sich die var. polaris von Sibirien und Lappland durch Schwinden der Brücke zwischen Fleck II und 8 erst gebildet hat? oder verhält es sich umgekehrt, und strebt polaris dieser var. jessoensis zu durch allmähliche Zunahme des schwärzlichen Schattens zwischen II und 8 ? Das sind Fragen, die leichter zu stellen als zu beantworten sind, die aber klar erkennen lassen, wie vorsichtig man in der Annahme reiner Wärmereactionen im einzelnen Fall sein muss. Einen dritten Fall directer Abänderung durch das Klima bietet unter den Arten meiner Versuche Pararga egeria und meione. Auch bei ihr wie bei Vanessa urticae kommt es nirgends zum Saison- Dimorphismus, obgleich die Art überall, wo sie vorkommt, zwei Gene- rationen hervorbringt. Dies erklärt sich einfach daraus, dass nicht die Puppe, sondern die Raupe der Wintergeneration überwintert, die Puppe also erst entsteht, wenn die Wärme schon fast sommerlich ge- worden ist. Da nun die Wärme, welche auf die Raupe wirkt, den Schmetterling in Farbe und Zeichnung nicht beeinflusst, die Tem- peraturverhältnisse aber, welche die Puppen der beiden Generationen treffen, nicht sehr verschieden sind, so waren die Bedingungen zur Neue Versuche zum Saison-Üimorphismus der Schmetterlinge. 665 Entstehung eines directen Saison-Dimorphismus hier nicht gegeben, gerade wie dies auch bei Vanessa urticae nicht der Fall ist. Kürzlich hat auch Merrifield mit Pararga egeria Versuche an- gestellt, und es ist mir sehr erwünscht, seine Kesultate mit den meinigen vergleichen zu können. Scheinbar widersprachen sich die- selben, in so fern meine deutsche egeria-Brut durch 32^ C nicht ver- ändert wurde, während seine Puppen bei derselben Behandlung Schmetterlinge lieferten mit kleinern und weniger scharf begrenzten hellen Flecken und auch mit erheblich hellerer Grundfarbe. Bei aller Hochachtung vor der offenbar grossen Genauigkeit, mit Tvelcher Merrifield arbeitet und beobachtet, möchte ich doch glauben, dass die Unterschiede, welche er hier wahrnahm, keine durchgehenden waren, sondern kleine individuelle Verschiedenheiten, die nicht mit der erhöhten Temperatur zusammenhingen. Auch ich glaubte zuerst constante Unterschiede zu sehen zwischen den im Brutofen getriebenen und den bei Zimmertemperatur entwickelten Stücken, aber nach langem Vergleichen aller meiner Stücke sah ich meinen Irrthum ein. Es würde auch dem zu Erwartenden geradezu widersprechen , wenn unsere Egerien durch Hitze kleinere helle Flecke bekämen, da meione gerade grössere hat. Uebrigens ist es interessant, meine frühere Vermuthung, dass meione die primäre Form, egeria aber die secundäre sei, an der Zeichnung der Schmetterlinge selbst ablesen zu können. P. meione hat nämlich zahlreichere und grössere Flecken ; so z. B. stehen am Vorderrand 5 davon, während bei egeria oft nur 2 deutlich sind. 2 oder 3 der andern aber lassen sich bei egeria meist als ganz schwache, verschwommene Aufhellungen des dunklen Grundes noch erkennen: „verloschene" Flecken, wie der hübsche und be- zeichnende Ausdruck der Lepidopterologen lautet, den man in diesem Fall wörtlich nehmen darf, da diese Spuren nur als Reste der Flecke der Stammform gedeutet werden können. Adaptiver Saison-Dimorphismus. Als Beispiel eines solchen an Raupen habe ich vor Kurzem den nordamerikauischen Falter Lycaena pseudargiolus vermuthungs- weise angeführt, indem ich mich auf die sehr eingehenden Angaben von W. H. Edw'ARds stützte. Derselbe fand bei der Sommer- und der Herbstbrut dieses Falters verschieden gefärbte Raupen. Da nun die erstere Raupe weiss ist und, wie Edwards ausdrücklich sagt, gut angepasst den weissen Blütenknospen ihrer Nährpflanze, Cimicifuga racemosa, die Herbstbrut aber gelb-grün oder oliven-grün und auf 666 AUGUST WEISMANN, eiuer viel später blühenden Pflanze mit gelben Blumen lebt, Actiuo- meris squarrosa, so lag es nahe, auch diese letztere Färbung für eine protective zu nehmen und das Ganze als einen Fall zu betrachten, in welchem die zwei Brüten sich in ihrer Färbung ihren verschiednen Nährpflanzen angepasst hätten. Amerikanische Entomologen müssen prüfen, ob die Sache sich wirklich so verhält. Ist dem so, dann würde dies ein typischer Fall von adaptivem Saison-Dimorphismus sein, in so fern eben hier die protective Bedeutung beider Formen ausser Frage stünde. Bei den oben besprochenen tropischen Tag- faltern mit doppelter Saisonform wird es sich sicherlich auch so ver- halten, dass beide Formen protective Bedeutung haben, aber es ist nicht so leicht zu erweisen, wegen der Unsicherheit in der Beurtheil- ung des biologischen Werthes mancher der hier in Betracht kom- menden Zeichnungselemente, und verlangt jedenfalls Beobachtungen an Ort und Stelle. Als hypothetisches Beispiel eines adaptiven Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge habe ich Vanessa prorsa-levana angeführt und mich dabei auf die merkwürdige Aehnlichkeit gestützt, welche die Oberseite der schwarzen mit weisser Binde versehenen prorsa-Form mit Limenitis sihylla und camilla hat. Ich verkenne aber nicht die Schwierigkeiten, welche einem Beweis, dass hier Mimicry vorliegt, entgegen stehen. Wir wissen nicht einmal, ob diese Limenitis- kxi&ü. immun sind oder ob sie von Vögeln verfolgt werden, resp. in frühern Zeiten verfolgt wurden. Liesse sich aber auch nachweisen, dass sie immun sind und dass prorsa Schutz durch die Aehnlichkeit mit ihnen gewänne, so bliebe doch immer noch zu enträthseln, wieso die levana- Form adaptiven Werth hat, und zwar in ihrer Oberseite, welche ja meist keinen adaptiven Werth besitzt bei Tagfaltern. Allerdings habe ich vor Jahren zeigen können, dass die dunkle Oberseite weiblicher Bläulinge in der That Schutz verleiht, da sie ihre Eier mit aus- gebreiteten Flügeln ablegen und dabei erheblich weniger auff'allen, als die blauen Männchen es thun, wenn sie mit ausgebreiteten Flügeln dasitzen. Wir kennen aber die Lebensgewohnheiten der levana-Form nicht so genau, und wenn wir sie kennten, würde es immer noch un- sicher genug bleiben, ob wir ihr dem dürren Laub des Frühjahrs- waldes allerdings ähnliches Obergewand als protectiv betrachten dürfen. Es ist aber, wie mir scheint, nicht wohl denkbar, dass adaptiver Saison-Dimorphismus entstehen könne, wenn nicht beiderlei Saison- formen adaptiven W^erth haben. Denn gesetzt, die eine allein sei Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 667 adaptiv, hier z. B. die mimetische prorsa-Fovm, so würde diese also durch Selectiou entstanden zu denken sein, d. h. es würden die An- lagen (Determinanten) ihrer Flügelfärbung nach und nach aus levana- Anlagen zu 2^rorsa-Anlagen geworden sein. Wenn nun auch, wie es meine Vererbungstheorie annimmt, in jedem Keim viele Anlagen zu ganzen Individuen (die „Ide") neben einander vorhanden sind, und wenn auch die Umzüchtung derselben nicht nothwendig gleichen Schritt halten muss, so ist doch nicht einzusehen, wodurch es verhindert werden sollte, dass im Laufe der Generationen nach und nach sämmtliche Ide nur noch ^rorsa-Anlagen enthalten sollten und die Zevawa-Anlagen verdrängt würden. Denn wenn überhaupt auch nur im Sommer die ^rorsa-Form ein Vortheil ist gegenüber der levana- Form, dann hätten alle Individuen, welche keine reine prorsa sind, nach und nach ausgemerzt werden müssen. Das sind aber eben gerade diejenigen, welche noch Zevawa-Anlagen in sich enthalten und bei denen beiderlei Charaktere sich mischen. So müsste also in diesem Falle die levana-Yorm gänzlich verschwunden und beide Generationen gleich geworden sein. Nur wenn die Zevawa- Färbung im Frühjahr vortheilhafter war als die ^rorsa-Färbung, konnte und musste sie erhalten bleiben, und zwar dadurch, dass nur ein Theil der im Keimplasma enthaltenen Ide sich zu prorsa-ld^n umwandelte, ein anderer aber unverändert blieb. Denn dass levana die ursprüngliche Form ist, unterliegt wohl keinem Zweifel, da sie ja nach Trybom's Beobachtungen die einzige Form heute noch an solchen Orten ist, wo nur eine Brut im Jahr auftritt, wie in Sibirien am Jenisei. Wenn es nun aber zur Zeit nicht möglich ist, einen Beweis für die Vermuthung zu liefern, dass die Oberseite von prorsa und levana als Schutzfärbung anzusehen ist, so spricht die feinere Zusammen- setzung, überhaupt die Art der Verschiedenheit von beiderlei Farben- mustern entschieden gegen ihre Deutung als directe Klimaformen. Schon in meiner Arbeit über den Saison- Dimorphismus vom Jahre 1875 hob ich hervor ^ ), dass die prorsa-Vorm keineswegs einfach auf eine Vermehrung des Schwarz zurückgeführt werden kann. Es heisst dort (p. 40) „Selbst bei Arten, deren Sommerform weit mehr Schwarz enthält als die Winterform, wie z. B. Vanessa levana, lässt sich doch nicht die eine Form aus der andern einfach durch Verbreiterung der 1) Weismann, Studien zur Descendenztheorie. I. Ueber den Saison- Dimorphismus der Schmetterlinge. Leipzig 1875. 668 AUGUST WEISMANN, vorhandenen schwarzen Stellen ableiten, denn an derselben Stelle, an welcher bei levana ein schwarzes Band verläuft" (auf dem Hiuter- flügel), „findet sich bei der sonst mehr Schwarz enthaltenden prorsa eine weisse Binde. Die Zwischenstufen, die man künstlich durch Kältewirkung auf die Sommergeneration erzeugt hat, zeigen Schritt für Schritt, je nachdem der Rückschlag mehr oder weniger vollständig eingetreten ist, wie mitten auf der weissen Binde der prorsa ein schwarzer Fleck entsteht, der grösser wird, um schliesslich bei der vollständigen levana-Form mit einem andern, von vorn in die Binde hereinwachsenden, schwarzen Dreieck zu einem schwarzen Band zu verschmelzen. Die weisse Binde der prorsa- und die schwarze der levana-Yorm decken sich also keineswegs, sondern bei prorsa ist eine ganz neue Zeichnung entstanden, die nicht durch blosse Farbenver- tauschung aus der levana-ZeichnuTig zu erhalten ist." Dies ist vollkommen genau, obwohl später ein fanatischer Gegner der Evolutionslehre es einfach als „falsch ' und als einen „Beobachtungs- fehler" bezeichnete ^). Man kann an den verschiedenen ponma-Formen gewissermaassen die verschiedenen Etappen auf dem Umwandlungs- weg der levana- in die 2^rorsa-Zeichnung verfolgen, und es ist gewiss sehr lehrreich, zu sehen, dass dies nicht etwa nach bestimmten Prin- cipien erfolgt, sondern in gewissem Sinn regellos. Man kann nicht sagen : das Schwarz vermehrt sich, das Gelb wandelt sich in Weiss um, sondern „an dieser Stelle breitet sich das Schwarz aus, dort w^andelt es sich — wie oben gezeigt wurde — in Weiss um"; die weisse Binde des Hinterflügels entsteht in ihrem hintern Theil aus Schwarz, in ihrem vordem aus Braun-gelb, die unterbrochene weisse Fleckenbinde der Vorderflügel dagegen entsteht allein aus der braun- gelben Grundfarbe. Viele dieser Umwandlungen können also unmög- lich einfach chemische Processe sein, veranlasst durch Einwirkung höherer Wärme auf die Pigmentbildner des Puppenflügels und ver- gleichbar etwa der Röthung des blauen Lakmuspapiers in Säure. Alles, was ich darüber vor zwanzig Jahren geschrieben habe, halte ich auch heute noch für vollkommen richtig: „ausgehend von der vor- handenen Zeichnung" hat sich „eine neue entwickelt". Aber während ich damals noch glaubte, diese Neubildung doch immerhin noch als eine Reaction des specifischen Zeuawa-Organisraus auf höhere Wärme betrachten zu müssen, erkenne ich jetzt, dass Wärme hierbei über- 1) Johannes Schilde, Gegen pseudodoxische Transmutationslehren, ein Entomolog. Leipzig 1879. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 669 baupt nicht als eigentliche Ursache mitspielt, sondern dass es sich um einen Züchtungsprocess handelt, der unabhängig von der Tem- peratur vor sich ging und der einen Theil der Ide zu prorsa-Men allmählich umstempelte. Diese prorsa-lde wurden aber zugleich so ein- gerichtet, dass sie bei Einwirkung höherer Temperatur, wenn dieselbe im Beginn der Puppenperiode einwirkte, activ werden, während bei niederer Temperatur die levana-lde activ werden. Wärme ist also nur der Auslösungsreiz für die prorsa-Anlsige, Kälte der für die levana- Anlage. Damit ist aber die Sache noch nicht erschöpft. Ich habe früher — wie oben schon dargelegt wurde — geglaubt, dass die Nachkommen der prorsa-Generation immer die levana-Form annähmen, möchte man auch ihre Puppen hoher Wärme aussetzen ; dies war zwar nicht ganz richtig, aber es enthielt dennoch einen richtigen Kern, in so fern diese zweite Brut stärker zur levana- als zur prorsa-Yoxm neigt. Das geht aus allen Versuchen überzeugend hervor. Sie kann in prorsa verwandelt werden, wie einer meiner alten Versuche von 1869 beweist, in welchem durch die ungewöhnlich heisse Julisonne die ganze Brut eines prorsa-Weibchens wieder prorsa-Form. annahm. Aber auch in diesem Fall lässt sich die Neigung dieser zweiten Brut zum Activ- werden der levana-lde daran erkennen, dass zahlreiche Schmetter- linge auffallend viel Gelb zeigten, ja fast porima waren. Umgekehrt hat die erste Jahresbrut eine ebenso ausgesprochene Neigung zum Activwerden der prorsa- Anlage, sonst müsste es möglich sein, jedes- mal alle Individuen einer Brut durch Kälte zu levana zu machen, was mir wenigstens nicht gelang; es entsteht überhaupt auf diese Weise nicht immer eine ganz reine levana, oft nur Annäherungen daran, ^orima-Formen. Wäre dem nicht so, so müssten ja in jedem kühlen Sommer eine Menge levana-Schmetterlinge im Juli fliegen, was noch niemals beobachtet worden ist. Bei derselben kühlen Temperatur aber — sagen wir 15^0 — , bei welcher die erste Brut lauter prorsa- Schmetterlinge liefern würde, liefert die zweite ausschliesslich oder doch ganz überwiegend Zevana-Schmetterlinge. Diese Thatsachen zwingen — wie mir scheint — zur Annahme, dass, abgesehen von Wärmeeinflüssen, einAlterniren der beiden Formen von der Natur vorgesehen ist, dass in der ersten Brut die prorsa-\de, in der zweiten, d. h. der ersten Generation von Schmet- terlingen des folgenden Jahres, die levana-lde im Voraus schon zur Activität disponirt sind, und dass sie vom wirklichen Activwerden nur durch besondere äussere Einflüsse abgehalten werden können. 670 AUGUST WEISMANN, Der wichtigste dieser Einflüsse ist die Temperatur zur Verpup- pungszeit und zwar in dem Sinne, dass viele Individuen der ersten Jahresbrut durch Kälte zur levana- oder doch porima-Yorm. bestimmt werden können, nahezu die meisten Individuen der zweiten Brut durch Hitze zur prorsa-Form. Offenbar ist Alles darauf eingerichtet, dass im Sommer ausschlüpfende Falter die prorsa-Form besitzen, und zwar auch dann, wenn der Sommer nicht heiss ist, und dass alle im Frühjahr ausschlüpfenden Falter die levana-Form be- sitzen, auch wenn das Frühjahr recht warm ist, wie es ja oft bei uns vorkommt. Die Versuche haben gezeigt, dass alle überwinternden Puppen ausnahmslos levana geben, mag man sie noch so sehr der Wärme aussetzen. Es scheint mir, als hätten wir mit dieser Anschauung vom Saison- Dimorphismus der Vanessa levana-prorsa eine befriedigendere Ein- sicht in dieses merkwürdige Phänomen gewonnen, als wir sie bisher besassen. Treten wir nun, ausgerüstet mit dieser bessern Erkenntniss, an die Betrachtung noch einiger anderer Fälle heran, die wir als ad- aptiven Saison-Dimorphismus auffassen müssen, wie ich glaube. Dahin zähle ich vor Allem unsere saison-dimorphen Pieriden, wenigstens theilweise. Pieris napi, der kleine VVeissling, zeigt in seiner Frühjahrsform die bekannte schwärzlich-grüne, breite Be- stäubung der Unterseite der Hinterflügel, die eine offenbare Schutz- färbung ist und in der That den auf Pflanzengrün in Schlafstellung sitzenden Schmetterling ebenso gut versteckt wie die grün und weiss gerieselte Unterseite der Anthocharis- Axioxi. Nun ist es aber gerade diese grüne Schutzfärbung, welche der Sommerform fehlt, und der Gedanke liegt nahe, dass die trocknere und weniger lebhaft grüne Umgebung der Sommerbrut diese Aenderung nothwendig gemacht habe. Ich weiss wohl, dass erfahrene Schmetterlingskenner, wie Seitz, die Ansicht geäussert haben, unsere Weisslinge seien immun und würden von Vögeln nicht gefressen. Allein erstens stehen dem sehr bestimmte Beobachtungen von Poulton und Andern entgegen, und dann handelt es sich beim schlafenden Schmetterling auch nicht um F'einde unter den Vögeln, sondern um Eidechsen, Frösche, Kröten und andere Feinde, die wir freilich in ihrer Bedeutung für das Schmetterlingsleben nur recht unvollkommen kennen. Aber dieser mangelhafte Einblick in die Biologie der Thiere bezieht sich ebenso gut auf die Frühjahrsform und bei dieser kann die protective Be- deutung der Unterseite nicht zweifelhaft sein, deutet also auch mit Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 671 Bestimmtheit auf Feinde des sitzenden Falters hin, mögen wir sie nun kennen oder nicht, mögen sie heute noch eine Gefahr für die Art bilden oder sie nur in frühern Zeiten gebildet haben. Denn eine alte Errungenschaft schwindet nur langsam, wenn sie bedeutungs- los wird. Sehen wir nun zu, ob die Ergebnisse der Versuche mit dieser Auflassung übereinstimmen. Es liegen ausser meinen alten Versuchen noch solche von Merei- FiELD über Pieris napi vor und meine hier veröflentlichten über napi und seine var. bryoniae. Unsere Ergebnisse scheinen sich in einem wichtigen Punkte zu widersprechen, indem Merrifield zu finden glaubte, dass die kritische Zeit für den bestimmenden Einfluss der Temperatur hier die letzten Tage der Puppenzeit seien, während aus meinen neuen Versuchen I und II hervorgeht, dass die Zeit un- mittelbar nach der Verpuppung die kritische ist. Die meisten Puppen von Versuch I, die zu dieser Zeit Sommertemperatur ausgesetzt wurden, gaben die Sommerform, mochte auch gegen das Ende der Puppenzeit Kälte auf sie eingewirkt haben. Umgekehrt gaben in Versuch II Puppen derselben Brut die Winterform, nachdem sie un- mittelbar nach der Verpuppung in den Eisschrank gesetzt worden waren, und es änderte das Resultat nicht wesentlich, wenn sie drei Tage vor dem Ausschlüpfen noch in den Brutofen gebracht wurden. Dennoch glaube ich, dass der Widerspruch zwischen Merrifield's und meinen Ergebnissen nur ein scheinbarer ist, und dass er darin seinen Grund hat, dass bei P. napi adaptiver und directer Saison -Dimorphismus mit einander gemischt sind. Theoretisch konnte man ja so etwas als nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich voraussehen. Eine Art, die sich den Jahreszeiten durch doppelte Schutzfärbung angepasst hat, kann deshalb doch noch auch dir e et in ihrer Färbung durch Hitze oder Kälte veränderbar sein. Und so scheint es mir bei dieser P. napi zu liegen. Adaptiv ist hier wohl nur die Unterseite der Flügel, aber gerade auf der Oberseite zeigen sich auch Unterschiede zwischen Winter- und Sommer- form. Der Winterform kommt die schwarze Bestäubung der Flügel- wurzeln zu, welche der Sommerform fehlt, auch zeigt die Winterform eine feine, schwarze Bestäubung der Flügeladern gegen den Flügel- rand hin — einen Charakter, der am stärksten bei der var. bryoniae S ausgeprägt ist. Während aber die Winterform die Spitze der Vorderflügel nur matt grau bestäubt zeigt, hat die Soramerform hier eine schärfer begrenzte und grössere braun-schwarze Färbung. 672 AUGUST WEISMANN, Man kann wohl kaum diesen Charakteren einen biologischen Werth für die Art zuschreiben, und wenn man sieht, dass sie parallel laufen der Einwirkung höherer oder niederer Temperatur auf die Puppe, so wird man sie als directe Beeinflussung des Farbenchemis- mus zu betrachten geneigt sein. Sollte diese Ansicht die richtige sein, dann müsste man erwarten, dass Umstände eintreten könnten , welche eine Vermengung der Winterformcharaktere mit den Sommerformcharakteern zur Folge hätten, z. B. unten Winterform, oben mehr oder weniger Sommer- form. Dies müsste dann eintreten, wenn bei der Verpuppung z. B. Kälte einwirkte, so lange, bis die Anlagen der Winterform — so weit sie adaptiv sind und somit auf besonderer Anlage beruhen — zur Activität bestimmt sind, wenn dann aber später kurz vor dem Aus- schlüpfen hohe Temperatur einwirkt und den Chemismus der Farben- bildung der Flügel so beeinflusst, dass die Oberseite den Sommer- habitus erhält. Auf diese Weise würde es sich sehr einfach aufklären, wie Merrifield dazu kam, die kritische Zeit an das Ende der Puppen- periode zu legen. Er hatte Recht darin, in so fern über die direct durch Temperatur hervorgerufenen Merkmale wirklich erst zu dieser Zeit bestimmt wird, während für die im Keimplasma als doppelte Anlagen enthaltenen adaptiven Merkmale der Beginn der Puppen- periode die Entscheidung giebt. Ob dem nun wirklich so ist, muss vorläufig noch zweifelhaft bleiben; einer meiner Versuche von 1872 spricht dagegen, indem bei diesem Puppen der ersten Jahresbrut von P. napi^ die kurz nach der Verpuppung drei Monate lang auf Eis gestellt wurden, 60 Schmetterlinge mit allen Charakteren der VVinterform auf Unter- und Oberseite lieferten, obgleich dieselben vom 3. October an ins Treibhaus versetzt worden waren, wo eben bis zum 20. October diese 60 Schmetterlinge ausschlüpften. Einer der MERRiEiELü'schen Versuche dagegen spricht für meine Vermuthung. Puppen derselben zweiten Generation von 1892 wurden, wie in meinem Versuch, geeist, 3 — 4 Monate lang, und dann gaben sie, in Wärme von 27 ° C versetzt, 11 Schmetterlinge, die zwar die adaptive grüne Bestäubung der Unterseite im höchsten Grade aus- gebildet zeigten, weniger aber die charakteristischen Merkmale der Winterform auf der Oberseite, also jene, welche nach meiner Ver- muthung auf d i r e c t e r Wärmewirkung beruhen könnten. Der Wider- Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 673 Spruch in den Resultaten unserer beiderseitigen Versuche wäre viel- leicht dadurch zu lösen, dass in meinem Versuch die Temperatur des Gewächshauses, in das ich die Puppen zum Ausschlüpfen brachte, zu niedrig gewesen sein könnte (sie ist nicht notirt worden). Wenn wir einmal von der Möglichkeit absehen, dass directe Wärmeveränderung mitspielen könnte, so verhält sich Pieris napi ganz ähnlich wie Vanessa prorsa-levana. Im Freien sieht man im Frühjahr nur die Winterform, im Sommer bis Herbst nur die Somraer- form, dieses Alterniren der Form entspricht aber nicht genau dem Wechsel der Generationen, in so fern bei beiden Brüten meistens ein wechselnder Procentsatz sich nicht sofort („subitan") entwickelt, sondern latent bleibt während der folgenden Flugperiode und erst in der zweitfolgenden ausschlüpft. Wie gross dieser Procentsatz ist und zwischen welchen Grenzen er schwankt, ist — so viel mir be- kannt — durch Versuche noch nicht festgestellt, doch sehe ich aus einer Bemerkung von Mekrifield, dass von der ersten Jahresbrut zuweilen die Hälfte im Sommer nicht ausschlüpft, sondern erst im nächsten Frühjahr, und in einem meiner alten Versuche mit napi, in welchem sämmthche Individuen einer grossen Zucht der Sommer- generation nicht im Sommer ausschlüpften, sondern erst im nächsten Frühjahr, ist wohl von Merrifield ganz richtig als ein solches aus einer „congenital tendency" abzuleitendes Ueberwintern gedeutet worden. Daraus ergiebt sich, dass unter Umständen auch eine ganze Brut die folgende Flugzeit latent bleiben kann. Ich selbst hatte damals — beeinflusst durch den Gedanken, dass die Entwicklungs- richtung wesentlich durch äussere Einflüsse bestimmt werde — nach einem solchen als Grund der Erscheinung gesucht und konnte keinen andern finden für dies, wie ich glaubte, ganz ausnahmsweise Verhalten als das mechanische Rütteln, dem die Puppen während einer sieben- stündigen Eisenbahnfahrt ausgesetzt gewesen waren. Da inzwischen Merrifield zwar nicht bei napi^ aber doch bei andern doppelbrütigen Tagfaltern gelegentlich einmal die ganze Brut ohne irgend welche be- sondere Einflüsse latent bleiben sah, so wird dies auch hier aus Innern Gründen erfolgt sein. Wir werden also hier wie bei Vanessa prorsa annehmen müssen, dass nicht allein äussere Einflüsse darüber entscheiden, welche Anlage activ werden soll, sondern dass bei einem Theil jeder Brut aus unbekannten Innern Ursachen von vornherein eine Neigung zum Activwerden, sei es der Sommerform, sei es der Winterform, vorhanden sein kann. Immer aber ist diese Neigung zur Sommerform zugleich mit der Neigung zu subi- 674 AUGUST WEISMANN, taner^) Entwickluug verbunden, die zur Winterform mit der Neigung zu latenter Entwicklung verbunden, d. h. wenn eine Puppe der Sommerbrut aus freien Stücken nicht alsbald sich entwickelt, sondern überwintert, dann giebt sie immer die Winterform, auch wenn sie den ganzen Winter über in der Wärme gehalten wird. Der eben angeführte Versuch von 1872/73 ist einer der vielen mir zu Gebote stehenden Beweise dafür, da in diesem alle Puppen im warmen Zimmer überwintert wurden. — Umgekehrt geben alle Puppen der zweiten Brut, falls sie in demselben Herbst noch ausschlüpfen, stets die Sommerform ; wenigstens verhält es sich bei Vanessa jjrorsa so, über Pieris napi besitze ich nach dieser Richtung keine Erfah- rungen, und auch Merrifield's Versuche geben darüber keinen Auf- schluss, da er nur 10 Puppen der zweiten Brut sofort in hohe Tem- peratur brachte (32 ^ C), von denen zufällig keine sich treiben Hess, sondern alle überwinterten. Nun könnte man am Ende geneigt sein, der Wärme gar keinen Einfluss auf die Formbestimmung der Imago einräumen zu wollen und könnte sagen, dass alle Stücke irgend einer Brut, die die W^inter- form annehmen, dies aus innerer Disposition dazu thun, und ebenso bei denen, die die Sommerform annehmen. Eine solche Vermuthung würde aber durch die Versuche widerlegt. Die Stücke der Sommer- brut, welche zur subitanen Entwicklung und zugleich zum Activ- werden der Sommerform veranlagt sind, können vielmehr durch Kälte umgestimmt und zur Annahme der Winterform bewogen werden, ob- gleich sie nicht überwintern, sondern ausschlüpfen, sobald sie vom Eis in warme Temperatur gebracht werden. Sie behalten also ihre subitane Entwicklungsweise bei, obgleich sie für die Winterform um- gestimmt werden. Das geht z. B. aus meinem Versuch 14 von 1872 hervor, in welchem die geeiste erste Brut, nach 3 Monaten ins Treib- haus gesetzt, dort 60 W-'interform-Schmetterlinge gab, während 34 nicht ausschlüpften, sondern überwinterten und im nächsten Frühjahr die Winterform gaben. Diese 60 mit subitaner Entwicklung würden 1) Ich darf diesen Ausdruck, den ich zuerst in Bezug auf Daph- niden bildete, wohl auch hier anwenden, da der Vorgang derselbe ist vt'ie dort, nur dass es sich dort um die sofortige (subitane) oder ver- zögerte (latente) Entwicklung von Eiern, hier von Puppen handelt. Vergl. Weismann, Beiträge zur Naturgeschichte der Daphniden, Leipzig 1876—1879. 2) Experiments on temperature-variation in Lepidoptera etc., in : Proceed. Ent. Soc. London, 1894, Part 1, April. Neue Versuche zum Saison Dimorphismus der Schmetterlinge. 675 aller Wahrscheinlichkeit oach unter normalen Verhältnissen grössten Theils schon im Juni als Sommerform ausgeschlüpft sein, die 34 über- winternden dagegen mögen von vorn herein zur Latenz und zur Winterform veranlagt gewesen sein. So wird man auch von der zweiten Brut des Jahres einen wechselnden Procentsatz durch Wärme zur Sommerform und zu subi- taner Entwicklung bestimmen können, einige werden sogar auch bei gewöhnlicher mittlerer Herbsttemperatur in dieser Form ausschlüpfen, die grössere Zahl aber wird von vorn herein zur Latenz und zur Winterform in so starker Weise neigen, dass sie nicht mehr umzu- stimmen ist. Darüber aber fehlen noch genauere Nachweise. In meiner Schrift von 1874 über den Saison-Dimorphismus glaubte ich aus der Umwandlungsfähigkeit einer Art in ihren ver- schiedenen Brüten darauf schliessen zu können, welche der Saison- formen die ältere, welche die jüngere sei. Aus der im Allgemeinen richtigen Beobachtung, dass die Brut der Sommergeneration in ihrer grossen Masse sich nicht von der levana-Yorm durch Wärme ablenken lasse, schloss ich damals, dass diese die primäre, die prorsa-Fovm aber die secundäre sei, indem ich die künstliche Umwandlung als Rückschlag auf die Stammform auffasste. Ein solcher konnte — so meinte ich — nur bei der jüngeren, nicht bei der älteren Form ein- treten. Aus demselben Grunde hielt ich bei Pieris napi die Winter- form für die ältere. Obgleich ich nun auch heute noch dieselbe An- sicht über das relative Alter dieser Formen habe, so möchte ich mich doch dabei nicht mehr auf diesen Schluss stützen, denn ganz ab- gesehen davon, dass bei V. levana meist einige Stücke der dritten Generation als prorsa-Forvü noch im Spätherbst ausschlüpfen, möchte ich heute bei gereifterer Einsicht in die Vererbungsvorgänge den Begriff des Rückschlags überhaupt nicht mehr beim Saison-Dimorphismus anwenden, wie oben schon angedeutet wurde. Nicht, dass ich es für geradezu fehlerhaft hielte, hier von Rückschlag zu sprechen, denn es tritt ja wirklich eine phyletisch ältere Form hier auf, aber es scheint mir zweckmässiger und zur Klärung der Vorgänge geeigneter, den Begriif des Rückschlags auf diejenigen Fälle des Wiederauftretens einer früher dagewesenen Lebensform zu beschränken, welche nicht in regelmässigem Cyclus, also normaler Weise erfolgt. Nach meiner Vorstellung beruht jeder Rückschlag darauf, dass im Keimplasma einer Art noch eine gewisse Anzahl unveränderter Vorfahrenanlagen mitgeführt wird, die unter besonders günstigen Umständen (siehe „Keimplasma", p. 392) gelegent- Zool. Jahrb, VUI. Abth. f. Syst. ^5 6lQ AUGUST WEISMANN, lieh einmal activ werden und dem entstehenden Individuum Vorfahren- charaktere aufprägen kann. Auch beim adaptiven Saison-Dimorphis- mus wird im Keimplasma ein Satz solcher Vorfahrenide anzunehmen sein, aber nicht als ein kleiner Rest, sondern in derselben Anzahl wie die modernen Ide der andern Saisonform; ihr Keimplasma ist zu- sammengesetzt zu denken aus einer gleichen Anzahl von Winter-Iden und von Sommer-Iden, die für gewöhnlich mit einander in der Leitung der Ontogenese alterniren. Das ist doch nicht ganz dasselbe wie der ausnahmsweise hier und da unter dem Zusammentreffen besonders günstiger Umstände einmal auftretende Rückschlag auf eine Ahnen- form; es ist ein normaler Wechsel zwischen zwei Keimesanlagen, von denen allerdings die eine ohne Zweifel die ältere ist. Die Entstehung dieses Turnus lässt sich unschwer vorstellen. Bei Arten, die wie F. levana und P. napi zur Eiszeit einbrütig waren und damals unter ähnlichen Lebensbedingungen standen wie unsere heutige Frühjahrsform, wird sich ein Theil der früher gleich- artigen Ide des Keimplasmas durch Selection allmählich in Sommer- ide umgebildet und dabei zugleich eine Abhängigkeit dieser Ide in Bezug auf ihr Activwerden herausgebildet haben von gewissen Innern und äussern Einflüssen, die das richtige Alterniren der beiden Formen zur Folge hatten. Es kam darauf an, dass jede der beiden Anpassungsformen auch zur rechten Zeit auftrat, nicht aber zu einer Zeit und unter äussern Umständen, zu denen die protective Färbung nicht passte. Die Thatsachen lehren uns, dass dies in doppelter Weise geschah: erstens dadurch, dass die zwei Idearten so einge- richtet waren, dass sie alternirend die Ontogenese leiteten, also in Generation I die Winter-Ide activ wurden, in Generation II die Sommer- Ide, in Generation III wieder die Winter-Ide u. s. w.; zweitens aber dadurch, dass das Activwerden der zur Activität disponirten Id- art durch gewisse äussere Einflüsse, Wärme oder Kälte, verhindert und zugleich die entgegengesetzte Idart zur Activität bestimmt werden kann. Dazu kommt noch, dass die innere Disposition zur Activität, über deren Wesen wir natürlich nichts errathen können, nicht immer mit einem Alterniren der beiden Idarten verknüpft ist, sondern dass bei einem wechselnden Procentsatz von Individuen jeder Brut die gleichnamigen Ide auch für die folgende Generation zur Activität disponirt sind. In diesem Falle aber ist in der Regel wenigstens die Bestimmung der Winter-Ide zugleich mit der Neigung zur Latenz- entwicklung (Ueberwinterung) verbunden, die Bestimmung der Sommer- ide mit der Neigung zur Subitanentwicklung. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. ß77 Auf diese Weise erscheint das Zusammentreffen der beiden An- passungsformen mit den zu ihnen gehörigen Lebensbedingungen aufs beste gesichert. Für gewöhnlich fliegen bei uns nur zwei Generationen, und dafür genügte also allein schon das aus Innern Gründen regel- mässige Abwechseln der beiden Formen. Nun galt es aber, der Möglichkeit zu begegnen, dass durch sehr ungünstige Einflüsse (schlechte Witterung, Ueberzahl von Feinden), wie sie wohl nur selten, aber doch immer von Zeit zu Zeit einmal wieder vorkommen, nicht der ganze Bestand der Art in einem Wohnbezirk vernichtet werde, und dies geschah hier, wie bei vielen andern Arten dadurch, dass ein wechselnder Procentsatz jeder Brut die Anlage zur Latenzentwick- lung in sich trägt. Diese ist aber normaler Weise zugleich mit der Disposition zum Activwerden der Winter-Ide verbunden, weil andern- falls die Sommeranpassung im Frühjahr auftreten könnte. In jeder Brut sind aber auch Individuen mit zur Activität disponirten Sommer-Iden enthalten, diese aber besitzen meistens zugleich die An- lage zur Subitanentwicklung ; so alle Stücke, die schon bei gewöhn- licher oder doch bei höherer Wärme die Sommerform annehmen, mögen sie nun der zweiten oder der dritten Generation angehören. Die Fähigkeit der Sommer-Ide, durch hohe Wärme zur Activität bestimmt zu werden, macht es möglich, dass in sehr heissen Sommern ausnahmsweise einmal eine an Individuen reiche zweite Sommer- generation mit Sommerform fliegen kann, wie dies nach meinem alten, früher schon besprochenen Versuch bei F. prorsa vorkommen muss, bei P. napi wahrscheinlich auch vorkommt. Umgekehrt aber bedingt die Fähigkeit der Winter-Ide, durch Kälte zur Activität bestimmt zu werden, die Möglichkeit, dass die dritte Generation des Jahres, wenn früh im Herbst Kälte eintritt, zum allergrössten Theil überwintert und dann im Frühjahr die Früh- jahrsform liefert. Trotz aller dieser Vorsichtsmaassregeln stimmt doch nicht immer ein jedes Exemplar einer Brut zur Jahreszeit, aber die Ausnahmen sind selten ; ich kenne keinen Fall, wo im Frühjahr eine prorsa im Wald geflogen wäre, oder im Sommer eine levana, doch kommen Mittelformen (porima) im Sommer vor, und ich habe oben schon ver- sucht, sie zu erklären. Bei Pieris napi scheint eher einmal eine Winterform oder Mittelform im Sommer aufzutreten, doch sind eben hier auch die Unterschiede der beiden Formen minder gross und scharf. Theoretisch lassen sich Mischformen von unserm Standpunkt 45* 678 AUGUST WEISMANN, aus leicht verstehen ; sie beruhen darauf, dass beiderlei Anlagen zu- gleich activ werden und dass also jede von ihnen sich an der Flügelmalerei zu betheiligen sucht, wobei dann die eine oder die andere mehr oder weniger überwiegen kann. Es tritt dann derselbe Vorgang ein, der sich nach meiner Vorstellung auch bei der Ver- mischung der elterlichen Eigenschaften im Kinde abspielt i), wobei auch der eine Elter beinahe allein sich geltend machen, der andere ganz zurücktreten kann, oder aber alle denkbaren Combinatiouen und Mischungen elterhcher Eigenschaften auftreten können. In diesem Falle wissen wir gewiss, dass zwei gesonderte Anlagen bei der Be- fruchtung zusammenkommen, dass sie also beide in dem sich ent- wickelnden Ei beisammen sind, während wir beim adaptiven Saison- Dimorphismus dies nur aus den Erscheinungen des Kleidwechsels eischliessen. Wenn ich oben meinem frühern Schluss auf das relative Alter der alternirenden Saisonformen heute die Berechtigung absprach, so gilt dies doch nicht für acyclische Arten, wie Pieris napi var. hryoniae. Wenn es richtig ist, was nach meinen frühern Versuchen so zu sein schien, dass hryoniae durch Wärme nicht zur Annahme der napi-Yorm bewogen werden kann, so würde der Schluss, dass hryoniae die Stammform von napi sei, wenn auch nicht zwingend, so doch wahrscheinlich sein. Denn hierbei handelte es sich um wirk- lichen, d. h. ausnahmsweise eintretenden Kückschlag, der nur dann erfolgen könnte, wenn die weisse Form vor der dunkeln schon existirt hätte und wenn „weisse" Ide also noch für gewöhnlich latent im Keimplasma der hryoniae enthalten wären. Da indessen in den hier mitgetheilten neuen &n/omae- Versuchen einzelne Stücke weiss erhalten wurden, so wird man sich bis auf weitere Versuche eines endgültigen Urtheils enthalten müssen, wie oben in den ,, Re- sultaten" der Versuche schon dargelegt ist. Seitz ist geneigt, die napi-Yorm für die primäre zu halten, weil die meisten Pieris-Arten weiss sind, dem könnte man aber entgegen halten, dass die dunkle hryoniae an weit entfernten Gegenden der Erde vorkommt, auf den Alpen, dem Jura und in der Polarregion, ein Vorkommen, welches auf gemeinsamen circumpolaren Ursprung und nachfolgende Trennung nach Schluss der Eiszeit hinweist. Mau könnte freilich auch diesem Argument wieder die Vermuthung entgegen halten, dass die Schwärze 1) Siehe im „Keimplasma" den Abschnitt über den „Kampf der Ide bei der Leitung der Ontogenese". Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlingfe. 679 der weiblichen hnjoniae eine Anpassung an kaltes Klima im Sinne von Lord Walsingham sei, welche unabhängig sich auf den Alpen und im hohen Norden durch Selection ausgebildet hätte. — Auf die Entscheidung der Einzelfrage selbst kommt ja nicht viel an, aus ihrer vielleicht ganz nützlichen Discussion aber ersehen wir von Neuem, wie wenig wir über Biologie der Thiere wissen und wie schwer es ist, über solche Einzelfragen ein sicheres Urtheil zu gewinnen. Wenn man nun — wie ich glaube, dass es unvermeidlich ist — den directen Saison -Dimorphismus vom adaptiven unter- scheidet, so liegt die Frage nahe, welche der bekannten Fälle in die eine, welche in die andere Kategorie gehören. Um das aber zu ent- scheiden, sind genauere und specieller auf diesen Punkt gerichtete Untersuchungen nothwendig, wie sie bis jetzt noch nicht vorliegen. In Fällen, bei welchen doppelte, offenbar protective Zeichnung und Färbung auftritt, wie bei den von Niceville gezüchteten tropischen Satyriden und der von Seitz als saison-dimorph bezeichneten Junonia almana-asterie kann mit grosser Sicherheit schon im Voraus der Saison-Dimorphismus auf Selectionsprocesse bezogen werden. Wahr- scheinlich ist auch Grapta interrogationis mit ihren von W. H. Ed- wards untersuchten beiden Saisonformen var. fahricii und var. uni- hrosa auf doppelte schützende Anpassung zu beziehen, in so fern hier gerade die protective Unterseite grosse Unterschiede aufweist. Aber einestheils sind doch auch erhebliche Verschiedenheiten der Oberseite vorhanden, andererseits wäre erst noch nachzuweisen, wieso die pro- tective Unterseite der Sommerform ein besserer Schutz während der Sommerzeit ist als die Unterseite der Herbst- und Frühjahrsform und umgekehrt. Die Unterseite der Grapta-Arten ist immer in hohem Maasse protectiv, sie ist aber bei verschiedenen Arten recht verschieden und scheint auch bei vielen derselben nach den Jahres- zeiten zu wechseln. Bei unserer Grapta C-album glaubte ich öfters einen Saison-Dimorphismus der Unterseite gefunden zu haben, konnte aber die Sache nicht vielseitig genug verfolgen, um andere Erklärungen der beobachteten Verschiedenheiten , so besonders individuelle und locale Unterschiede, ausschliessen zu können. Ich halte es aber für sehr möglich, dass bei vielen Arten dieser Gattung ein adaptiver Saison-Dimorphismus der Unterseite noch gefunden werden wird. Hat doch A. Seitz bereits auf Grapta C-aureum von Japan in diesem Sinne hingewiesen. Bei Grapta interrogationis hat die Sommerbrut in Virginien nach Edwards eine lehmgelbe Unterseite mit compli- cirtem Zeichnungsmuster, die Herbst- und Frühjahrsschmetterlinge 680 AUGUST WEISMANN, aber haben das Braun-roth trockener Blätter und als Hauptzeichnung die geknickte Mittelrippe eines Blattes. So wird man auch vermuthen dürfen, dass bei unsern Pieriden mit protectiver Unterseite, soweit sie einen Saison-Dimorphismus be- sitzen, sie diesen der Anpassung an das fein gefiederte Laub, über- haupt an das Grün verschiedner Pflanzen, (Cruciferen, Doldengewächse) verdanken, auf welchen der Schmetterling auszuruhen pflegt. Es wäre interessant, eine dieser Arten, z. B. Anthocharis helia-ausonia in ihren Lebensgewohnheiten zu beobachten, um Aufschluss darüber zu erhalten, ob wirklich die nicht ganz unbedeutenden Verschieden- heiten in der grün und weissen Musterung der Unterseite eine grössere Aehnlichkeit mit den Ruhepflanzen der jedesmaligen Saison hervorbringen. Solche Fälle würden ihre Erklärung nur in einem doppelten Selectionsprocess finden, der in der ersten Brut diejenigen Schmetter- linge ausmerzte, welche während der Sommerzeit dem ruhenden Falter geringern Schutz, in der zweiten diejenigen, welche während der Herbst- oder der Frühjahrszeit geringern Schutz gewährten. Doppelt wird dieser Process der Auslese stets gewesen sein müssen, auch dann, wenn eine einbrütige Art, die schon adaptive Färbung besass, durch wärmeres Klima zum Einschieben einer zweiten Brut veran- lasst wurde, denn in diesem Fall wird die Nothwendigkeit der An- passung der zweiten Falterbrut an die andere Umgebung der spätem Sommerzeit zwar zunächst nur die Individuen dieser zweiten Brut selbst ausgelesen haben, aber sehr bald wird sich erbliche Ueber- tragung der neu angenommenen Charaktere von der zweiten auf die erste Generation geltend gemacht und eine Ausmerzung der sie be- sitzenden Individuen nöthig gemacht haben. Nur durch fortwährende Sichtung beider Generationen kann eine Duplicität der Anpassung erzielt und erhalten worden sein, auch ist dies, wie mir wenigstens scheint, nur unter der weitern Voraussetzung möglich gewesen, dass im Keimplasma jedes Individuums mehrfache Anlagen (Ide) der Flügel und des ganzen Thieres enthalten sind, von denen die einen nach dieser, die andern nach jener Richtung gezüchtet werden konnten, während sie zugleich verschiedenen Auslösungsreizen, der Wärme, der Kälte u. s. w. angepasst wurden. Bei ausgesprochener Doppelanpassung protectiver Natur kann man mit Sicherheit auf einen solchen Ursprung des Saison-Dimor- phismus schliessen, aber meistens beschränkt sich der Dimorphismus bei Tagfaltern nicht auf die Unterseite, sondern es gehen Hand in Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 681 Hand mit diesen sicher protectiven Unterschieden auch solche der Oberseite. Bei Vanessa levana-prorsa ist dies umgekehrt, d. h. die Oberseite ist stärker verschieden als die protective Unterseite. Auf letzterer stehen bei levana auf jedem Flügel ein grosser, verwaschener Lila-Fleck, der bei prorsa entweder ganz fehlt oder doch nur auf den Hinterflügeln schwach angedeutet ist, dagegen zeigt prorsa auch unten die weisse Binde, die bei levana mit gelblichen und bräun- lichen Tönen gedeckt ist. F. levana ist also im Sitzen jedenfalls dem vielen dürren Laub des Frühjahrswaldes gut angepasst, doch weiss ich nicht, ob sie am Boden ausruht. F. prorsa übernachtet wohl auf Pflanzen, Brombeersträuchern, Hollunder (Sambucus ebulus) und der- gleichen und wird gerade durch ihre weisse, auch im Sitzen sichtbare Binde in der Nähe weisser Blumen gut geschützt sein. Obgleich die Oberseite der meisten Tagfalter keine sympathischen Färbungen hat, so will ich doch keineswegs bezweifeln, dass solche in einem ganz allgemeinen Sinn vorkommen mögen, und gerade die levana-Form mag im Flug durch ihre Farbenübereinstimmung mit dem gelb-braunen, dürren Laub des Frühjahrswaldes einigermaassen geschützt sein. Im Allgemeinen aber wird protective Färbung der Oberseite als Mimicry auftreten. Obgleich ich prorsa unter diesem Gesichtspunkt aufgefasst habe, möchte ich doch erwarten, dass die Fälle von Mimicry selten mit Saison-Dimorphismus verknüpft sein werden. Denn dass etwa eine tropische Art für die Regenzeit einer der immunen Arten sich ähn- lich gemacht habe, für die Trockenzeit aber einer andern immunen Form, ist zwar nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Dass eine schutzbedürftige Art sich in Ceylon einer andern immunen Danaide angepasst hat als in Malakka und als auf Java, kommt vor; auch sind Beispiele bekannt, wo der Mann einem andern geschützten Vor- bild gleicht als das Weib, aber dass zeitlicher Dimorphismus einer Art mit doppelter Mimicry vorkäme, ist bisher wenigstens noch nicht beobachtet worden. Fast noch schwerer fällt die Entscheidung, ob man es im ein- zelnen Fall mit reinem directen Saison - Dimorphismus zu thun habe. Die Versuche lassen ihn bei Chrysophanus phlaeas an- nehmen, und bei Pararga egeria und Vanessa urticae dürfen die Klimavariationen wohl auch als directe Wirkungen der verschiedenen Temperatur betrachtet werden, ob und in wie weit aber dabei noch doppelte Anpassung mitspielt oder — bei den Klimavariationen — geschlechtliche Zuchtwahl, das ist schwer zu entscheiden. Wenn 682 AUGUST WEISMANN, z. B. Merrifield 1) bei einem Spanner, Selenia illustraria, findet, dass niedrige Temperatur, auf die Puppe angewandt, dem Schmetterling die dunkle Winterform aufprägt, hohe Temperatur die helle Sommer- form, so möchte man dies wohl als directe Wärmewirkung auffassen. Wenn man aber bedenkt, dass möglicher Weise hier eine Anpassung der Oberseite des Schmetterlings an die verschiedene Unterlage, auf welcher er im Frühjahr und im Sommer sitzt, der eigentliche Grund der Verschiedenheiten beider Brüten sein kann, so bleibt auch die Möglichkeit offen, dass Selectionsprocesse und nicht Temperaturen dieselben hervorgerufen haben. Nun konnte aber Merrifield ^) bei einem andern Spanner mit blattartigem Flügelschnitt, Ennomos autumniaria, ebenfalls durch Kälte eine Verdunkelung der Oberseite des lehmgelben Schmetter- lings hervorrufen, obwohl derselbe in England und auch in Deutsch- land nur eine Brut macht. Das scheint nun doch directe Wirkung der Kälte sein zu müssen, und dennoch wird man das nicht ohne Weiteres behaupten dürfen. Es könnte Rückschlag auf eine dunkler gefärbte Stammform sein. Oben war schon im Vorbeigehen von den merkwürdigen Abänderungen die Rede, welche Dorfmeister, Merri- field und Standfuss an Tagfaltern durch Anwendung von Eis oder von grosser Hitze auf die Puppen von Tagfaltern erzielten, und es wurde schon erwähnt, dass Dr. Dixey die meisten dieser Aberrationen für Rückschläge auf frühere Formen hält und für einzelne Fälle dies jedenfalls sehr wahrscheinlich gemacht hat. Für alle aber dürfte es wohl kaum zutreffen, und ein Theil dieser Farbenveränderungen wird wohl als directe Beeinflussung des Farbenchemismus des Flügels durch die Temperatur angesehen werden dürfen. Da nun meine Versuche mit dem neapolitanischen Chrysophanus phlaeas beweisen , dass solche abändernde Temperaturen auch das Keimplasma langsam beeinflussen und dadurch die Abänderung erb- lich werden lassen, so können wohl auch diese directen Abänderungen der Farben durch das Klima nicht ganz bedeutungslos sein, wenn sie auch sicherlich eine geringere Bedeutung für die Umwandlung der Schmetterlingsarten haben, als ich sie ihnen früher zuschrieb vor der 1) Mereifield, Systematic temperature experiments on some Lepi- doptera in all their stages, in: Transact. Ent. Soc. London, 1890, p. 131. 2) Merrifield, Conspicuous effects on the markings and colouring of Lepidoptera caused by exposure of the pupae to different tempera- ture conditions, ibid. 1891, p. 155. Neue Versuche zum Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. 683 Erkenntniss, dass ein grosser Theil des Saison-Dimorphismus auf Selection beruhen muss. Vielleicht wird uns die Zukunft in den Stand setzen, aus der kritischen Periode der Temperaturwirkung auf die Natur der Ab- änderung zurück zu schliessen. Sollte meine oben ausgesprochene Vermutbung sich bestätigen und die ihr heute noch entgegenstehenden Beobachtungen sich in anderer Weise aufklären lassen, so würde man dazu im Stande sein ; bis jetzt aber reichen die Thatsachen noch nicht dazu aus. Auch die oben erwähnten, sehr fein ausgeführten Versuche von Meeripield lassen noch keinen sichern Schluss darüber zu, ob die kritische Zeit für das Activwerden einer von zwei Doppel- anlagen stets im Beginn der Puppenperiode liegt und ob Farben- veränderungen , welche am Ende derselben auf Temperatureinflüsse hin auftreten, stets als directe Abänderungen des Farbenchemismus anzusehen sind. Bei Selenia illustraria gab die sofort geeiste Puppe der Sommer- brut die dunkel gefärbte und gezeichnete Winterform, die 12 Wochen lang geeiste und dann bei 27 ^ C getriebene Puppe derselben Brut gab einen viel helleren Schmetterling mit ziemlich dunkler Zeichnung. Merrifield schliesst daraus, dass die kritische Zeit für die Zeichnung der Anfang der Puppenzeit sei, für die Grundfarbe aber das Ende derselben. Nun ist aber die „Zeichnung" nur in unserer Idee etwas von der „Grundfarbe" Gesondertes, in Wirklichkeit ver- hält es sich hier nicht wie bei einem Bild, bei dem zuerst die Zeichnung und dann die Farben aufgesetzt werden, sondern das, was wir „Zeichnung" nennen, ist nur ein anderer Farbenstreif der einen Schicht von farbigen Schuppen, die die Flügelfärbung ausmachen. Es ist also „Zeichnung" genetisch dasselbe wie „Färbung", und biologisch auch, in so fern sie zu sympathischer oder auffallender Färbung zu- sammenwirken. Ich will damit nicht in Abrede stellen, dass unter Umständen Färbungen auftreten können , die wirklich andern Ur- sprungs sind als das im Keimplasma begründete Farbenmuster, ich sehe eine solche z. B. in der schwarzen Bestäubung der südlichen Form von Chrysophanus phlaeas^ der var. eleus, wenn aber die Flügel- fläche sympathisch gefärbt ist, wie es bei dieser Selenia wohl sicher der Fall ist, dann ist durch Naturzüchtung das ganze Farbenmuster im Keim schon enthalten und macht zusammen erst den biologischen Werth der Färbung aus. Dazu kommt noch, dass bei Selenia illu- straria die Zeichnung der Sommerform eigentlich dieselbe ist wie bei der Winterform, nur viel matter und theilweise' fast oder ganz ver- 634 A. WEISMANN, Saison-Dimorphismus der Schmetterlinge. loschen; sie ist nicht etwas ganz Neues, wie bei Vanessa prorsa im Gegensatz zu levana. Deshalb würde man vielleicht zutreffender die von Merrifield beobachteten Umfärbungen dahin auslegen, dass durch Kälte die Winterformanlage ausgelöst wird, dass aber später nachfolgende Sommerwärme auch die Sommeranlage in Thätigkeit treten lässt, und dass die beiden Anlagen nun zusammenwirken und eine Mittelform hervorbringen. Das würde aber eine Widerlegung meiner Vermuthung sein, dass für die im Keim enthaltenen Doppel- anlagen der einzige kritische Moment der Beginn der Puppenzeit wäre. Weitere, bestimmt auf diesen Punkt gerichtete Untersuchungen an möglichst vielen Arten können erst die hier gestellten Fragen be- antworten. Soviel darf für jetzt wenigstens behauptet werden, dass die Temperatur vor der Verpuppung keinerlei Einfluss auf die Farbe und Zeichnung des Schmetterlings hat. Schon meine ^^^^aeas- Versuche deuten darauf hin, in so fern hier die aus neapolitanischen Eiern ge- schlüpften Räupchen sehr verschiedene Schmetterlinge lieferten, ob- wohl nur die Puppen verschiedener Temperatur ausgesetzt ge- wesen, die Raupen aber alle völlig gleich behandelt worden waren. Für Ennomos autumnaria hat Merrifield gezeigt, dass sehr ver- schiedene Temperaturen, in welchen die Raupen aufgezogen wurden, ohne Einfluss auf die Färbung des Schmetterlings sind. Obgleich also, wie wir kürzlich erfahren haben, die Imaginalscheiben der Flügel schon sehr früh in der Raupe angelegt werden ^), so wird doch die Ent- scheidung darüber, welche von zwei Flügelanlagen einer adaptiv saison-dimorphen Art activ werden soll, erst frühestens zu Beginn der Puppenzeit gegeben. 1) E. Verson, La formazione delle ali nella larva del Bombyx mori, Padova 1890, und J. Gonin, Recherches sur la metamorphose des Le- pidopteres, Lausanne 1894. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die Gattung Dorylus Fab. und die systematische Eintheilung der Formiciden. Von C. Emery, Prof. der Zoologie an der Universität zu Bologna. Hierzu Taf. 14—17 und 41 Fig. im Text. Unter obigem Titel habe ich mehrere Abschnitte vereinigt, welche mit einander nur lose zusammenhängen ; sie ergänzen sich aber gegen- seitig und sind eigentlich aus der Untersuchung der morphologischen Verhältnisse der Dorylinen und ihrer Beziehungen zu den übrigen Ameisen entsprungen. — Ich beginne mit einem Abschnitt über die Morphologie der männlichen Begattungsorgane ; darauf folgt die Re- vision der Dorylus- Arten, mit zwei Anhängen, betreffend zwei andere Dorylinen-Gattungen : Äenictus und Acanthostichus. Den Schluss der Arbeit bilden die Abschnitte über die Abgrenzung der Subfamilie der Dorylinen und ihre Beziehungen zu den übrigen Ameisen sowie über die Systematik und Phylogenie der Formiciden. Ich kann diese Einleitung nicht schliessen, ohne meinen Collegen, welche mich durch Zusendung von Material und Litteratur unter- stützt haben, besonders den Herren Andre, Forel, Gribodo, Mayr und Severin, der Verwaltung des K, Museums für Naturkunde in Berlin und des K. K. Naturhistorischen Hofmuseums in Wien sowie Herrn W. F. Kirbt, welcher die besondere Güte hatte, mehrmals für mich Originalexemplare in der Sammlung des British Museum zu untersuchen, meinen aufrichtigsten Dank zu erstatten. Bologna, im Juni 1895. 686 C. EMERY, I. Die männlichen Begattungsorgane der Ameisen und einiger anderer Hymenopteren. Eine gute Beschreibung des Begattungsapparats von Formica rufa hat bereits de Geer^) gegeben: seine Darstellung scheint mir vollständiger als die von Latreille, da der schwedische Autor die Ringplatte (anneau öcailleux) erwähnt, welche von den spätem Myr- mekologeu sonst übersehen wurde, de Geer beschreibt drei Paare von Anhängen, die er sämmtlich als „crochets" bezeichnet. — Latreille^) beschrieb zuerst nur ein Paar solcher Anhänge, und zwischen denselben einen unpaaren, aber doppelten. Später ^) gab er eine ausführlichere Darstellung der äussern Genitalien von Formica fusca: dabei wird die Ringplatte nicht erwähnt, und an der Basis des Apparats ein seitlicher, gewölbter Abschnitt als „piece en forme d'ecaille demi-circulaire" bezeichnet, unter welchem die äussern Anhänge entspringen. Die Beschreibung stimmt übrigens mit der von de Geer gelieferten sehr gut überein. Latreille's „pieces en forme d'ecaille" wurden von Ntl ander*) als„Squamulaelaterale s", die drei Paar Anhänge als „V a g i n a e externae, intermediae und internae" bezeichnet. Damit wurde die in allen myrmekologischen Arbeiten üblich gewordene Nomenclatur der männlichen Geschlechtstheile geschaffen. — Mayr^) brauchte sie nur ins Deutsche zu übersetzen, indem er die Worte: Schuppen, äussere, mittlere und innere Klappen einführte, welche Forel ^) wiederum in die französischen Namen „6 c a i 11 e s , valvules externes, moyennes und internes" umwandelte. 1) Memoires pour servir ä 1' histoire des Insectes, V. 2, 2. partie, 1771, p. 1078-1079. 2) Essai sur 1' histoire des Fourmis de la France. Brives l'an VI, 1798, p. 18. 3) Histoire naturelle des Fourmis, Paris 1802, p. 30. 4) Adnotationes in Monographiam Formicarum borealium Europae, in : Acta Societatis Sc. Fennicae, 1846, p. 893. 5) Formicina austriaca, in: Verh. Zool. Bot. Ges. Wien, V. 5, 1855, p. 298. 6) Les Fourmis de la Suisse, in : Mem. Soc. Helvetique Sc. N., V. 26, 1873, p. 13. Die Gattung Dorylus Fab. 687 Adlerz ^) und Nassonow ^) scheinen mir, soweit ich ihre Arbeiten verstehen konnte, dieselben Namen ins Schwedische resp. Russische übertragen zu haben. Letzterer bildet auch die Ringplatte von Lasius flavus S ab. Noch zwei andere Organe werden gewöhnlich zum männlichen Geschlechtsapparat gerechnet, es sind: a) Die nach Nylander's Vorgang allgemein als Penicilli be- zeichneten Anhänge, von Radoszkowski ^) bei andern Hymenopteren „palpes g^nitaux" genannt. Ob dieselben bei der Begattung irgend wie gebraucht werden, ist zweifelhaft; sie fehlen bei vielen Hyme- nopteren, unter den Ameisen nach Adlerz hei Änergates und, wie ich zeigen werde, bei den Dorylinen. Adlerz*) scheint mir ihre wahre Natur zuerst erkannt zu haben, indem er sie als Anhänge der letzten rudimentären Dorsalplatte des Abdomens deutet. b) Die letzte vor der Genitalplatte liegende Ventralplatte des Ab- domens, welche, wie ich aus Nassono w's °) Bildern entnehme, von diesem Autor richtig als Bauchplatte des 8. Abdominalsegments (das bei allen Hymenoptera apocrita mit dem Thorax verbundene 1. Seg- ment, Latreille's „Segment mediaire", nicht gerechnet) gedeutet. Von Mayr und andern wird sie Hypopygium genannt und irrthümlich als 7. Ventralplatte bezeichnet. Diese Platte ist bei manchen Hyme- nopteren mit der vorigen fest verbunden; beide Platten zusammen entsprechen dem „couvercle genital" Radoszkowski's. Es ist derart von Latreille, Ntlander und Mayr eine be- sondere Nomenclatur der Abdominalanhänge männlicher Ameisen aus- gebildet worden, welche hauptsächlich auf die Untersuchung der Gat- tung Formica begründet ist und eigentlich nur auf die mit derselben verwandten Gattungen gut passt, indem bei vielen andern, z. B. den meisten Ponerinen und Myrmicinen, die Schuppen von den äussern Klappen nicht unterschieden werden können und auch die Difieren- 1) Myrmecologiska Studier. II. Svenska myror och deres lefnadsför- hällanden, in: Bihang Svenska V. Ak. Handl. V. 11, No. 18, p. 20, 1887. 2) [Materialien zur Naturgeschichte der Ameisen, in : Arbeiten vom Laboratorium des Zoolog. Museum der Universität Moskau (russisch)]. Moskau 1889, p. 50, tab. 6, fig. 12. 3) Essai sur une Classification des Sphegides in sensu Linneano, d' apres la structure des armures copulatrices, in: Bull. Soc. Moscou, 1891. — Man vergleiche auch die frühern Arbeiten desselben Verfassers. 4) 1. c. 5) 1. c. tab. 6, fig. 1 u. 12. 688 C. EMERT, zirung der mittlem und äussern Klappen von einander nicht immer so scharf erscheint wie bei den meisten Formen. — Meinert ^) hat diesen Mangel wohl gefühlt, als er seine auf Myrmica begründete Darstellung der Geschlechtstheile der Ameisen verfasste ; in derselben werden die drei Paar Anhänge ohne besondere Namen beschrieben und schuppenartige Bildungen überhaupt nicht erwähnt. Aber jene Nomenclatur stimmt durchaus nicht mit der bei den meisten andern Hymenopterologen gebräuchlichen, welche zuerst von Leon Dufour -) begründet und successive durch Schenck ^), Thom- son^) und Radoszkowski ^) mehrfach verändert worden ist, mit dem Endresultat, dass immer neue Namen eingeführt wurden, wodurch eine sehr zu bedauernde Verwirrung entstanden ist. — Neuerdings hat J. Perez ^) versucht, durch Ausschaltung jener Namen, welche sich auf eine bestimmte Gestalt der sonst sehr veränderlichen Organe beziehen, zu einer bessern und einheitlichem Namengebung zu ge- langen. Bevor ich auf diesen und einen andern Reformversuch ein- gehe, will ich eine synonymische Uebersicht der wichtigsten bis jetzt gebrauchten Namen in Tabellenform geben. Dufour Schenck Thomson Ntlander P^REZ Pifece basilaire Kapsel Cardo Article basi- laire Branche du forceps Volselle Truelle Stiel oberes Endglied unteres Endglied Stipes Squama Lacinia /Squamula I^Vagina externa >Vagina intermedia > Forceps Baguettes Klappen Sagittae Vagina interna Forcipule Fourreau Blättchen Spatha Fourreau Radoszkowski folgt in der Hauptsache Dufour's Namengebung, nur gebraucht er statt der ihm unpassend erscheinenden Namen „Truelle" und „Baguettes" die Worte „Tenette" und „Cro- c h e t s". 1) Bidrag til de danske Myrers Naturhistorie, in: Danske Selsk. Skr. (5) nat. mat. Afd. V. 5, 1860, p. 29. 2) Recherches anatomiques et physiologiques sur les Orthopteres, las Hymenopteres etc., 1841. 3) Beschreibung nassauischer Bienenarten, Nassau 1851. 4) Hymenoptera Scandinaviae, Lundae 1871 — 1878. 5) 1. c. 6) De 1' Organe copulateur male des Hymenopteres et de sa valeur taxonomique, in: Ann. Sog. Ent. France, V. 63, 1894, p, 74 — 81. Die Gattunfi: Dorylus Fab. 689 Perez vereinigte unter dem gemeinschaftlichen Begrifl seines „Forceps" Dufouk's Branche, Volselle und Truelle, sowie allerlei be- sondere Theile, welche bei einzelnen Gruppen der Hymenopteren auf- treten : ein morphologisch ganz richtiger Gedanke, da alle diese Theile oft sehr fest mit einander zusammenhängen und eigentlich nur als Ditferenzirungen aus einem einzigen Paar primitiver Chitinverdickungen entstanden sind. — Ein zweites Paar von Chitingebilden sind die als „Forcipule" bezeichneten, medial von den vorigen liegenden Anhänge, welche, obschon sie in ihrer Form sehr veränderlich sind, doch immer einheitlich bleiben und mit dem Forceps beweglich verbunden sind. Die 3 Aeste des Forceps bezeichnet Perez als: 1er. article du forceps = branche, stipes. 2e. „ „ „ = volselle, squama. 3e. „ „ „ = truelle, lacinia. Diese Eintheilung leidet an dem Mangel, dass die Nummern nicht gerade der Stellung der Theile entsprechen. Betrachtet man den Forceps von der Rückenseite, so ist die Reihe 1, 3, 2. Von der Seite ist sie manchmal 1, 2, 3, in andern Fällen aber 3, 1, 2. Des- wegen halte ich es für passender, auf Grund des auch in anatomischen Dingen herrschenden Prioritätsprincips, soweit als möglich die Du- FOUR'schen Namen beizubehalten sowie ihre lateinische Uebersetzung von Thomson: ich würde aber statt ,.Squama" das gleichfalls la- teinische Wort „Volsella" benutzen, zugleich um eine Verwechslung mit dem von Nylander nach Latreille's Vorgang für einen be- sondern Abschnitt des Forceps gebrauchten Wort „Squamula" zu vermeiden. Sonst kommen in einzelnen Gruppen der Hymenopteren eigenthümliche Bildungen vor, welche eigner Namen bedürfen, so z. B. Radoszkowski's „bouclier" der Sphegiden, das von mir weiter zu beschreibende rüsselartige Gebilde der Thynniden u. a. m. Dass ge- wisse Namen nicht immer auf die wirkHche Gestalt der Theile gut passen, ist allerdings zu bedauern, aber nicht zu vermeiden, und die anatomische Nomenclatur würde in einen verwirrenden Wechsel ge- rathen, wenn man eingebürgerte Namen wie Sphenoid, Talus, Qua- dratum, Cochlea etc. ändern wollte, weil die betreÖenden Gebilde oft eine ganz abweichende Gestalt aufweisen. Nur in dem Fall halte ich eine gründliche Reform und Erneuerung der Nomenclatur für gerechtfertigt, wenn auf Grund von eingehenden morphologischen Untersuchungen eine wirklich rationelle und auf fester und breiter Basis beruhende Namengebung geschaffen werden kann. 690 C. EMEEf, In dieser Beziehung scheint mir der neuerdings von Verhoeff ^) ge- machte Versuch gelungen, da er nicht nur den Begattungsapparat der Hymenopteren betriti't, sondern ihm eine Vergleichung dieser Ordnung mit andern Insekten zu Grunde liegt. Den Begattungsapparat fasst Verhoeff auf als ein System von paarigen Chitinverdickungen in der Cuticula des männlichen Genitalganges und der Geschlechtsöfinung, welche aber auch zu unpaaren Gebilden verschmelzen können. Solche sind: 1) die meist unpaare Lamina annularis (== piece basilaire DuF., cardo Thoms.), 2) die äussern Parameren (= forceps Per.), 3) die innern Parameren (= baguettes Duf., sagittae Thoms.). — Ich glaube, dass diese Namen den Vorzug verdienen, als Bezeichnung der Hauptbestandtheile des Begattungsapparats. Ihnen untergeordnet bleiben für die äussern Parameren die für die einzelnen aus ihnen differenzirten Abschnitte und Anhänge gebräuchlichen Namen Dufour's und anderer in Geltung. Die 8. Ventralplatte bezeichnet Verhoeff treffend als „Sub- genitalpla tte". Die Penicilli sind als Anhänge des letzten dorsalen Segments des Hinterleibes offenbar die Homologa der Cerci der Orthopteren^) und deswegen richtig mit letzterm Namen zu belegen. In der That gelang es mir, bei SS verschiedener Hymenopteren und auch bei grössern Ameisen SS unter dem Pygidium 2 deuthche dorsale Seg- mentplatten darzustellen, deren letzte die Cerci trug. Wenn wir be- rücksichtigen, dass bei den Hymenoptera apocrita die 1. Dorsalplatte des Abdomens in den Thorax aufgenommen ist, so ist das Pygidium des S morphologisch die 8. Dorsalplatte und die zwei rudimentären, unter letzterm verborgenen Platten sind die 9. und 10. Die Subgenital- platte entspricht als Ventralplatte der 9. Dorsalplatte ^); hinter ihr liegt die Geschlechtsötfnung. Die 10. Ventralplatte ist als besonderes Gebilde nicht erkennbar. Auf Grund dieser Erörterungen schlage ich folgende Nomen- clatur vor, welche ich in dieser Arbeit weiter brauchen werde: 1) Finden sich für die Laminae basales der männlichen Coleopteren Homologa bei Hymenopteren? in: Zool. Anzeiger, 16. Jahrgang 1893, p. 407—412. 2) Man vergleiche auch H. J. Kolbe, Einführung in die Kenntniss der Insecten, Berlin 1893, p. 314. Die vom Verf. erwähnten Cerci bei Hymenopteren-$$ habe ich bei den von mir untersuchten Arten nicht gefunden. 3) Beim $ ist die Stachelrinne ein der Subgenitalplatte des S gleichwerthiges Gebilde. Man vergleiche die Abbildung des Stachel- apparats von Borylus conradti % auf tab. 17, iig. 10. Die Gattung Dorylus Fab. ggj Stipites Volsellael oft von einander Laciniae J nicht geschieden Sqamulae der Ameisen etc. Lamina annularis (Ringplatte) Paramera externa (äussere Parameren) Paramera interna (innere Parameren) Lamina subgenitalis (Subgenitalplatte) C er ci Dorylinen und andere Ameisen. Allen SS der bis jetzt zu den Dorylinen gerechneten Gattungen Dorylus, Bhogmus, Aenictus und Labidus ist die Eigenschaft gemein- sam, dass sie keine Cerci haben und dass ihre Subgenitalplatte gabel- förmig ist. Dieselben Eigenschaften finde ich ferner bei Exemplaren, die ich den Gattungen Acanthostichus, Lioponera und EuspMnctus zurechne. Dadurch sowie durch die vollständige Zurückziehbarkeit des Begattungsapparates bin ich veranlasst, diese Gattungen mit andern nahe verwandten, deren SS mir unbekannt sind, zur ünter- familie der Dorylinen zu ziehen. Bei Dorylus (zu welchem Genus ich auch Bhogmus als Unter- gattung stelle) bildet der Begattungsapparat (Taf. 14, Fig. 1) eine massive und sehr feste Masse. Die Kingplatte ist unansehnlich, schmal, an ihrem Ventraltheil minder fest und daselbst bei manchen Arten, z. B. bei Bhogmus^ von der umgebenden Chitinmembran kaum zu unterscheiden; sie ist mit den Parameren fest verbunden, so dass letztere kaum beweglich sind. Die äussern Parameren (Taf. 14, Fig. 1 a, b, c) sind an der Basis dorsal mit einander verschmolzen, der Stipes einfach, am Ende mehr oder weniger seitlich abgeplattet und daselbst beborstet. Die starke Volsella ist sehr verschiedenartig gebildet und auf dem Stipes be- weglich eingelenkt: keine Spur von Lacinia. Die innern Parameren (Taf. 14, Fig. 1 e,f) sind mit einander durch die starke Membran der Spatha verbunden, und bilden zu- sammen einen gegen das Hinterende allmählich verjüngten Stab, der bei Bhogmus vor der Spitze deutlich verdickt ist. Sie sind durch sehr starke, aber schlaffe Bänder an dem basalen Abschnitt der äussern Parameren befestigt. Zool. Jahrb. VHI. Abth. f. Syst. aq 692 C. EMERT, Die Subgenitalplatte (Taf. 14, Fig. 1 g) ist schmal, oft vor dem Ende verbreitert uud mit verschiedenartig geformter, gegabelter Spitze. Die Gestalt des Begattungsapparats und seiner Theile wird weiter unten bei Besprechung der einzelnen Species von Dorylus durch Wort uud Bild geschildert werden, weil ihm vorzügliche Charaktere für die Arten entnommen werden können. Es sei hier nur erwähnt, dass die einzelnen Gruppen durch eigene Charaktere ausgezeichnet sind. — So klaffen die äussern Parameren bei den Untergattungen Rhogmus, Älaopone^ ShucJcardia und Dichthadia dorsal in ihrer ganzen Länge weit aus einander und lassen die Innern Parameren beinahe ganz un- bedeckt; bei Rhogmus ist sogar die dorsale Verbindung der beider- seitigen Parameren sehr schwach und lässt eine gewisse Beweglichkeit zu. Bei Borylus, Typhlopone und Anomma lassen die an ihrer Basis breit und fest zusammengewachsenen äussern Parameren zwischen sich nur einen engen Spalt. Die Geschlechts theile von Aenictus (Taf. 14, Fig. 2) sind un- gefähr so gebaut wie die von Borylus. Die Kingplatte ist ebenso schmal und schwach, ventral unterbrochen. Die äussern Parameren sind mit einander nicht verwachsen. Die Volsella ist mit denselben gelenkig verbunden; lateral von ihr fand ich am deutlichsten bei A. feae einen kleinen Anhang, den ich als eine Spur einer Lacinie deute. Die innern Parameren sind stark entwickelt und von sehr mannichfaltigem Bau, oft mit widerhakenartigen Anhängen versehen: sie liefern werthvolle Species-Merkmale. Die Subgenitalplatte (Fig. 2 d) ist breit, mit langen, weit von einander abstehenden Gabelästen. Der Copulationsapparat von Eciton S {Ldbidus) ist nach einem ganz andern Plan gebaut. Ich habe nur wenige Arten untersucht: im Wesentlichen stimmen sie mit der zum Gegenstand dieser Be- schreibung gewählten Species, Eciton omnivorum Ol, {Ldbidus la- treillei Jue.), überein (Taf. 14, Fig. 3). Die Lamina annularis ist sehr gross und bildet eine eiförmige, vorn abgestutzte, mit Muskeln gefüllte Kapsel, auf welcher die äussern Parameren eingelenkt sind. Letztere sind dorsal an der Basis mit einander verwachsen ; ihr Basalabschnitt bildet jederseits ein gewölbtes Stück; die Stipites entspringen daraus mit dünnem Stiel und enden blattartig erweitert. Medial von denselben sind die Volsellae beweg- lich eingelenkt; dieselben sind an der Basis stabförmig und enden in zwei stark divergirenden Aesten, Die innern Parameren sind sehr Die Gattung Dorylus Fab. gQ^ ausgebildet mit complicirt gebautem Ende, wie aus den Bildern er- sichtlich, und mit einander durch die Spatha eng verbunden. Die Subgenitalplatte ist eigenthümlich gebaut. Von einer breiten Basalplatte geht ein Stiel aus, welcher ein lööelartig ausgehöhltes und spitz gegabeltes Endstück trägt. Bei den übrigen mir bekannten SS der Gattungen, welche ich zu den Dorylinen rechne, finden sich indifferentere Verhältnisse. Die Lamina annularis ist viel ansehnlicher als bei Dorylus und Äenictus, aber auch viel weniger ausgebildet als bei Eciton. Die Innern Para- meren sind einfacher gestaltet und durch eine ziemlich weite Spatha mit einander verbunden. Bei Eusphinchis (Taf. 14, Fig 4) enden sie in Form von verticalen Platten mit gezähntem unterm Rand; bei Äcanthostichus (Taf. 14, Fig. 5) sind sie hakenförmig wie bei vielen Ameisen. — Die äussern Parameren bieten mannichfache Verhältnisse, sind aber dorsal und ventral nicht mit einander verwachsen. Bei Eusphinctus ist eine wohl diÖerenzirte, beweglich eingelenkte Volsella vorhanden, welche an ihrer Basis sogar eine Spur einer Lacinia auf- weist. Bei Äcanthostichus und Lioponera (Taf. 14, Fig. 6) liegen ein- fachere Verhältnisse vor, welche ich aber nicht genauer schildern kann, weil mir die Präparate zum Theil verdorben sind; ich begnüge mich mit dem Hinweis auf die Figuren. — Auch die Subgenitalplatte zeigt bedeutende Verschiedenheiten : man vergleiche die Abbildungen Figg. 4 c, 5d, 6 b. Ganz ähnliche Verhältnisse herrschen bei den meisten Ponerinen. Die Lamina annularis ist stark und breit und bietet den frei beweg- lichen äussern Parameren eine feste Einlenkung. Letztere sind mannich- fach gestaltet. Gewöhnlich ist der ganze Apparat langgestreckt; die Stipites sind meist breit und einfach, die Volsella mit einer deutlichen Lacinie versehen ; die Gelenkverbindung zwischen Stipes und Volsella meist nur sehr unvollkommen differenzirt. Das auf Taf. 14, Fig. 7 abgebildete Copulationsorgan von Pachycondyla striata kann als Schema für die Ponerinen dienen. — Die Subgenitalplatte finde ich bei allen Ponerinen einfach zugespitzt oder abgerundet, aber niemals gabiig. Die Copulationsorgane können nicht vollständig in den Hinterleib zurückgezogen werden, sondern ragen immer zum Theil hervor. Bei einem S aus Java, welches ich zur Gattung Myopopone stellen möchte (Taf. 15, Fig. 8), sind die Genitalien sehr merkwürdig gebaut. Die Volsella ist sehr complicirt, mit einer gewundenen Lacinie versehen und von dem Stipes durch eine ausgeprägte Naht 4G* 694 C. EMEKY, geschieden. Der Endtheil des Stipes ist schmal und bedeutend ver- längert und bietet am dorsalen Rand einen starken, nach innen ge- richteten zahnartigen Vorsprung ^), In dieser Bildung erkenne ich eine Andeutung einer bei WJyr- mecia zu beschreibenden Einrichtung. In letzterer Gattung (Taf. 15, Fig. 9) sind die männlichen Begattungsorgane viel gedrungener als bei allen übrigen Ponerinen. Die Stipites zerfallen in je einen basalen, stark gewölbten Theil, der einen dorsalen, nach innen gerichteten Fortsatz trägt, und einen gekrümmten Endast, der von dem Basaltheil durch eine unvollständige Nahtlinie getrennt ist. Ich glaube, dass das grosse Basalstück der Squamula von Formica und Verwandten gleichgestellt werden kann, der Endast der Vagi na externa, wobei ich gleich bemerken will, dass bei Myrmecocystus viaticus die Squamula einen ähnlichen dorsalen Innenfortsatz darbietet wie bei Myrmecia. Die Volsella von Myrmecia ist mit deutlicher, aber kurzer Lacinia versehen, welche bei Ansicht von innen, durch die Volsella bedeckt, unsichtbar bleibt. Die Innern Parameren sind plump, plattenartig, mit kurzem, gezähneltem Endast. Eine schwache Andeutung der Dififerenzirung von Squamula und Vagina wird sich wohl bei genauerer Untersuchung an manchen andern Ponerinen nachweisen lassen. Ich bemerke sie ziemlich deutlich bei Paltothyreus tarsatus F. Es liegt nicht in meiner Absicht, eine vergleichende Darstellung der Copulationsorgane der übrigen Ameisen zu geben. Ich will nur hervorheben, dass sich die Myrmicinen in der Abwesenheit einer deutlich abgegrenzten Squamula an die Ponerinen anschliessen. Da- gegen bildet bei den Camponotinen und Dolichoderinen eine Differen- zirung des Stipes in Squamula und Vagina wohl die Regel, wenn auch nicht überall mit gleicher Deutlichkeit erkennbar. Bei einigen Myr- micinen (Careharä) kann das S Copulationswerkzeug vollständig in den Hinterleib zurückgezogen werden. Das Auftreten der Differenzirung einer Squamula am Stipes von Myrmecia und andern Ponerinen scheint mir in phylogenetischer Be- ziehung von Interesse zu sein; denn Falls es sich wirklich um eine homologe Bildung handelt und nicht um eine Convergenzerscheinung, so dürfen wir daraus schliessen, dass der Ursprung der stachellosen 1) Ich will hier ausdrücklich bemerken, dass von solchen Bildungen beim (J von Stigmatomma serratum Hald. keine Spur zu erkennen ist. Die Grenitalien sind entschieden, soweit es ohne Zergliederung zu sehen ist, ganz nach dem gewöhnlichen Ponerinentypus gestaltet. Die Gattung Dorylus Fab. 695 und mit schuppeuartigem Hinterleibsstiel versehenen Araeisenabtheilung sehr tief in die Stammesgeschichte der Formiciden hiuabreicht. Dafür spricht auch das Vorkommen der normalen Zahl von Tastergliedern bei vielen Dolichoderinen und Camponotinen. Aber merkwürdiger Weise kommen ähnliche Dififerenzirungen des Stipes auch bei andern Hymenopteren vor. In der Hotfnung, in die verwandtschaftlichen Beziehungen der Ameisen zu andern Familien Einsicht zu bekommen, untersuchte ich die Begattungsorgane von Mutilla sowie einigen Thynniden und Heterogynen: die Ergebnisse der Untersuchungen mögen in Kürze dargestellt werden. Mutilliden. Radoszkowski hat in einer monographischen Arbeit ^) die männ- lichen Begattungsorgane sehr vieler Mutilliden beschrieben und ab- gebildet. Leider geben seine Zeichnungen über manche Verhältnisse nicht genügende Auskunft. — Ich habe nur eine Art untersuchen können, nämlich Mutilla hrutia Petagna. Auf der dorsalen Ansicht (Taf. 15, Fig. 10 a) lässt sich erkennen, dass der lange Endast der Stipites vom breitern, auf der Lamina annularis eingelenkten Basaltheil durch eine recht deutliche Nahtlinie geschieden ist, welche aber auf der Ventralansicht nur unvollständig, auf der Seitenansicht undeutlich ist : man vergl. die Figg. 10 b und c. Medial von den Endästen entsteht auf der dorsalen Seite eines jeden Paramers ein langer, am Ende nach innen gekrümmter Fortsatz (Fig. 10 a); beide Fortsätze stossen gegen die Mittellinie an einander. Am besten sieht man sie bei der Ansicht der abgetrennten Parameren von innen, zugleich mit der Volsella und Lacinia (Fig. 10 d). Wenn man den Endast der Vagina externa von Formica gleichstellt, so kann man den Basaltheil mit der Squamula und den Fortsatz mit dem Fortsatz von Myrmecia und Myopopone vergleichen. Es bleibt aber fraglich, ob es wirklich homologe Gebilde sind oder nur analoge oder homoplastische. — Die Lamina annularis ist stark entwickelt und vorn ventral mit 2 hakenförmigen Zähnen versehen. Radoszkowski bildet den dorsalen Fortsatz deutlich ab, ohne ihm jedoch besonderes Gewicht beizulegen, erwähnt aber die Nahtlinie, welche den Endast vom Basaltheil trennt, nicht. Bei einigen Mutil- liden fehlt jener Fortsatz, so z. B. bei Apterogyna^ einer Gattung, welche in dem zweigliedrigen Hinterleibsstiel Aehnlichkeit mit Ameisen 1) Revision des armures copulatrices des mäles de la famille des Mutillides, in: Horae Sog. Ent. Ross., V. 19, p. 3—49, 9 tabb., 1885. 696 C. EMERY, darbietet. Die einfache Gestalt des ganzen äussern Paramers lässt (nach Radoszkowski's Bildern zu urtheilen) eine Differenzirung von Basaltheil und Endast nicht annehmen. Stellt man voraus, dass die Begattungsorgane von Apterogyna nicht durch Reduction vereinfacht sind, so muss man denken, dass in der Stammform der Mutilliden Naht und dorsaler Fortsatz fehlten. Aber das gewiss auf Reduction beruhende Fehlen der Cerci bei Apte- rogyna^ welche bei Mutilla vorhanden sind, lässt jene Annahme recht fraglich erscheinen. An den bei Mutilla geschilderten Befund lassen sich die weiter zu beschreibenden äusserst complicirten Verhältnisse der Thynniden an- reihen und aus ihnen ableiten; es wird dadurch sehr wahrscheinlich, dass letztere aus Formen entstanden sind, bei welchen wie bei Mutilla vom Basaltheil der äussern Parameren ein stark entwickelter dorsaler Fortsatz entsprang. Thynniden. Die Copulationsorgane sind in dieser Familie, soweit mir bekannt, noch nicht untersucht worden: ihre Structur ist ausserordentlich com- plicirt und schwer zu entwirren. Es gelang mir auch nicht, über alles ins Klare zu kommen ; das mir durch die Güte des Collegen Gribodo zur Verfügung gestellte, seltene Material war auch zu einer erschöpfenden Arbeit zu gering, genügte aber meinen Zwecken voll- ständig. Ich untersuchte 4 Arten: Thynnus variahilis Kirby, Ela- phroptera dimidiata Halid., Lophocheilus villosus Guer. und Bhagi- gaster sp.'? Betrachtet man den heraus präparirten Begattungsapparat von Thynnus von verschiedenen Seiten, so kann man sich davon über- zeugen, dass der schmale Endast der äussern Parameren mit einer breiten Platte zusammenhängt, welche vom Rest des Paramers durch eine deutliche Nahtlinie abgegrenzt ist (vergl. Fig. 11 a, b, c). Die beiderseitigen äussern Parameren erscheinen von einander sowohl dorsal als ventral in der Mittellinie durch eine scharfe Naht ge- schieden. Versucht man aber dieselben zu trennen, so wird es klar, dass sie inwendig fest zusammenhängen. Nach vorn gehen sie dorsal in einen langen, geraden, unpaaren Fortsatz über, welchen ich als „Rüssel" bezeichnen will und der sowohl von oben als von unten sichtbar ist. Jederseits vom Rüssel erstreckt sich ein feiner Chitin- stab, welcher mit einer kleinen, platten Scheibe endet. Beide Stäbe lagern im trocknen Präparat, wie sie auf Fig. IIa dargestellt sind, über dem Rüssel gekreuzt. Ventral ist der Rüssel rinnenartig offen Die Gattung Dorylus Fab. 697 und endet mit einem geschlängelten, fadenförmigen Flagellum. In der Rinne stecken die innern Paramcren, welche sich ohne besondere Schwierigkeit heraus präpariren lassen. Auf der Seite ist die Basis des Rüssels durch die breite, dreieckige Volsella und die dorsal stark vorspringende Lacinia versteckt. Um eine Seitenansicht zu bekommen, muss der Rüssel von einer Seite freigelegt werden, was aber nur durch gewaltsames Abbrechen der denselben verhüllenden Theile gelingt. Sonderansichten des Rüssels, der Volsella und der innern Parameren geben die Figg. 11 d, e, f. Lophocheilus schliesst sich an Thynnus nahe an ; aber die beider- seitigen äussern Parameren sind mit einander noch fester verbunden, und der Rüssel ist dabei etwas einfacher gebaut. Auch Rhagigaster kann hier angereiht werden. Alle diese Formen sind aus Australien. Der Begattungsapparat der südamerikanischen ElapJiroptera (Taf.15, Fig. 12) ist noch complicirter und schwieriger zu entwirren. Die beiderseitigen äussern Parameren sind mit einander dorsal sehr fest verschmolzen und setzen sich in einen massiven Rüssel fort, der mit einem dorsalen Flagellum endet und nebenbei mehrere verschieden gestaltete, paarige Anhänge trägt, welche wohl zum Theil den Chitin- stäbchen von Thynnus entsprechen. Ich muss mich damit begnügen, vom isolirten Rüssel eine Seitenansicht zu geben (Fig. 12 d) : bei der weitern Zergliederung und dem Versuch, die innern Parameren und ihre Verhältnisse zum Rüssel darzustellen, wurde das Präparat stark verletzt und zu fernem Untersuchungen untauglich gemacht. Volsella und Lacinia (Fig. 12 e) sind viel geringer ausgebildet als bei Thynnus. Von Heterogynen habe ich Scolia und Myzine untersucht. Erstere Gattung bietet ziemlich indifferente Verhältnisse dar, d. h. einfache Formen des Endastes der äussern Parameren und der Vol- sella und Lacinia. Bei Myzine ist die Lacinia sehr stark ausgebildet, und die Volsella bietet in manchen Arten inwendig sehr merkwürdige Falten- und Borstensysteme, welche sich wohl zur Unterscheidung der Species benutzen lassen dürften. Cerci sind bei Myzine vorhanden, fehlen dagegen bei Scolia. n. Revision der Gattung Dorylus und Beschreibung neuer Arten. Die Gattung Dorylus wurde begründet zur Aufnahme des von Linne als Vespa helvola (später Mutilla helvola) beschriebenen Hymenopteren- Männchens, welchem sich nach und nach eine Anzahl anderer, eben- 698 C. EM ERY, falls allein auf Miinnchen begründeter Arten hinzugesellte. Shuckard, welcher durch seine Monographie der Dorylideu zu jener Vermehrung der bekannten Arten am meisten beigetragen hat, beschrieb ausserdem eine nahe verwandte neue Gattung, Bhogmus, welcher ebenfalls aus- schliesslich Männchen zu Grunde lagen. Derselbe erkannte bereits die Zugehörigkeit der auf Arbeiter be- gründeten Genera TypUopone und Anomma zu den Doryliden, irrte sich aber, indem er die TypUopone $9, deren meiste Arten, wie ich weiter zeigen werde, fälschlich als amerikanische beschrieben worden sind, zur ausschliesslich amerikanischen S$ Gattung Labidus in Be- ziehung stellte. Aber in neuerer Zeit sind zum Theil durch directe Beobachtung, zum Theil durch wohlbegründete Schlussfolgerung die Verhältnisse der SS Gattungen Borylus und Rhogmus zur sonderbaren $$ Gattung Dichthadia und zu den $$ Gattungen TypUopone, Anomma und Alaopone festgestellt worden 0- Alle diese Gruppen scheinen mir heute nicht mehr als besondere Gattungen haltbar ; denn während die $$ von Anomma sowohl im Habitus als in einzelnen morpho- logischen Eigenschaften und in der Lebensweise sich von TypUopone und Alaopone scharf unterscheiden, weichen die betreffenden SS von solchen, welche zu TypUopone in Beziehung stehen, nur durch sehr unbedeutende Unterschiede ab. Andererseits ist das S von Rhogmus durch das Flügelgeäder gut charakterisirt, aber sein $, den ich hier beschreiben werde, ist von einer Alaopone nicht zu unterscheiden; wir können aber annehmen, dass ein echter Borylus, D. Orientalis Westw., das S von A. curtisi Shuck. ist. Ich vereinige deswegen alle jene Gattungen zu einem grossen Genus Dorylus, welches ich in Untergattungen eintheile, indem ich den Versuch mache, die einzelnen Formen der Arbeiter, Weibchen und Männchen auf Grund der bekannten Thatsachen mit grösserer oder geringerer Sicherheit zu einander in Beziehung zu setzen. Dabei mag ich mich für einzelne Arten geirrt haben, aber ich glaube doch annehmen zu dürfen, dass die hier gegebene Zusammenfassung dem bis jetzt Geleisteten gegenüber einen erheblichen Fortschritt und zu- gleich eine Anregung zu weiteren Forschungen bildet. Die Verbreitung der Gattung Dorylus ist auf Afrika (aus- 1) Näheres über die Geschichte dieser Verhältnisse, sowohl für Dorylus als für die übrigen Gattungen der Dorylinen siehe im 3. Ab- schnitt dieser Arbeit. Die Gattung Dorylus Fab. 699 schliesslich Madagascar) und Asien mit Einschluss der grossen Inseln beschränkt^). Charaktere der Gattung Dorylus, $. Polymorphismus sehr bedeutend, indem nicht nur die Grösse der Individuen innerhalb weiter Grenzen schwankt, sondern mit ihr auch die Form des Kopfes und der Mandibeln, manchmal auch die Bildung des Clypeus und der Stirnleisten, die relative Grösse des letzten Fühlergliedes, ja sogar bei D. laevigatus die Zahl der Fühler- glieder sich als veränderlich erweisen. Bei grössern Individuen bildet der Clypeus immer nur einen schmalen Saum am Vorderrand des Kopfes. Stirnleisten sehr kurz und niedrig, vorn divergirend, die Fühlereinlenkung unbedeckt lassend; Fühler 9 — 12gliedrig; Augen fehlend; Hinterleibsstielchen Igliedrig; Mesometanotalnaht geschwunden, Promesonotalnaht meist deutlich. Pygidium eingedrückt und hinten dreispitzig. Stachel klein, aber normal. ?. Flügellos. Kopf von eigenthümlich gewölbter Form, durch eine Längsfurche in zwei Lappen getheilt. Keine Augen oder ihre Stelle nur durch ein Grübchen angedeutet. Mandibeln spitz, zahnlos ; Clypeus wie beim grossen $; Stirnleisten von einander weiter ab- stehend; Fühler 11 — 12gliedrig; Thorax mit deutlichem Scutellum, ohne oder mit sehr rudimentären Spuren von Flügelansätzen; Stiel- chensegment des Abdomens seitlich hinten in zwei Zipfel auslaufend. Hinterleib lang, cylindrisch; Pygidium und Hypopygium klaffend, die folgenden Segmente mit Anus und Stachelapparat unbedeckt lassend; das Hypopygium endet in zwei bei den einzelnen Arten sehr ver- schieden, manchmal complicirt gebauten Fortsätzen (vergl. Taf. 16, Fig. 2, Taf. 17, Fig. 8). Jene zwischen Pygidium und Hypopygium sichtbaren Theile ver- dienen etwas ausführlicher beschrieben zu werden. In der Mitte oben ragt der Anus in Form einer weichhäutigen Röhre hervor, welche auf der dorsalen Seite zwei Segmenten entspricht und bei D. conradti ein gelbliches Chitingebilde, das Rudiment der 10. Rückenplatte, trägt. 1) Wie weiter unten bewiesen werden soll, sind die meisten als amerikanisclie beschriebenen Dorylus $$ (TypMopone) entweder nicht aus jenem Welttheil oder nicht zur Gattung gehörig. Nur für eine Art konnte ich die falsche Fundortsangabe nicht mit Sicherheit nach- weisen. Die S Ai"t D. planiceps Hald, ist afrikanisch (vergl. unten S. 719). D. mediafus Fab. ist, wie Erichson bewiesen hat, eine Mutille. 700 C. EMEEY, Seitlich erscheinen die Seitentheile der das letzte Stigmenpaar tragenden Dorsalplatte des 8. (scheinbar 7.) Abdominalsegments. Unter dem Anus ragen die beiden Lappen der Stachelscheide hervor. Wenn man jene Theile herauspräparirt und von der Bauchseite be- trachtet, so kommen zwischen den Lappen der Stachelscheide noch die Stechborsteu und die Stachelrinne zum Vorschein (vergl. Tal". 17, Figg. 9, 10). Letztere, welche bekanntlich der Ventralplatte des 9. (scheinbar 8.) Abdominalsegments entspricht, ist stark chitinisirt und am Ende gabiig gespalten; sie zeigt eine auffallende Aehnlichkeit mit dem homologen Gebilde des S, der Subgenitalplatte. Die Stachel- borsten sind dick, weich und stumpf und werden in die Rinne nicht aufgenommen; der Stachel ist also als rückgebildet und nicht func- tionsfähig zu betrachten. Diese Beschreibung bezieht sich auf D. con- radü, wird aber wahrscheinlich, wenigstens in ihren Hauptzügen, auch für andere Arten Geltung haben. Ein Versuch, die Innern Genitahen und den Giftapparat zu präpariren, wollte mir nicht gelingen: auf Taf. 17, Fig. 9 sind die Eileiter mit Eiern und das umfangreiche Re- ceptaculum seminis dargestellt. $. Geflügelt. Vorderflügel mit einer langgestreckten Cubitalzelle, meist mit nur einer Costa recurrens (bei Rhogmus mit 2 solchen) ; Stigma schmal, weit gegen die Spitze des Flügels vorgerückt. Ab- domen langgestreckt, cylindrisch oder keulenförmig; das Stielchen- segment verschiedenartig geformt. Die ins Abdomen ganz zurück- ziehbaren Begattungsorgane sind massiv und kräftig; die Ringplatte ist schmal; die Volsella einfach, ohne Lacinia; die Innern Parameren ohne Anhänge; sonst ist die Structur der Copulationsorgane im 1. Abschnitt ausführlich geschildert worden und wird weiter bei den einzelnen Arten beschrieben werden. Eine ausführliche Darstellung vom Körperbau des Borylus $ hat Shuckard gegeben, und ich ver- weise darauf: die hier angegebenen Merkmale genügen zur Unter- scheidung von den andern Dorylinengattungen. Die derart umgrenzte Gattung Borylus theile ich in die 7 Unter- gattungen Anomma, Borylus^ Typhlopone, BiehtJiadia, Alaopone^ Rhogmus und Shuckardia. Sollte diese Zerlegung sich später als eine zu weit gehende erweisen, so ist dadurch die Synonymie kaum ver- wickelter geworden als jetzt, da ich, abgesehen von Shuckardia, keine neuen Namen geschaffen habe, sondern nur die alten Bezeichnungen auf ihre typischen Species und die damit zunächst verwandten zu- rückgeführt habe. Die Gattung Dorylus Fab. 701 1. Subg. Anofnima Shuck. Typus: D. nigricans Illig. (hurmeisteri Shuck.). 5. Fühler llgliedrigM; Kopf vorn stark verbreitert; Mandibeln bei grössten Exemplaren linear, mit einem Zahn in der Mitte, bei kleinern vor dem Ende mit mehreren Zähnen. Clypeus bei kleinen Exemplaren vorgezogen. Promesonotalnaht deutlich; Fühler und Beine schlank. Farbe dunkel. Leben zum Theil oberirdisch (Treiberameisen). $. Unbekannt. S. Den echten Donßus sehr ähnlich, von stämmigem Körperbau mit querem, napfförmigera Hinterleibsstielchen, verhältnissmässig kleinen Augen, stark gewölbtem Hinterkopf und schmalen Mandibeln. Be- gattungsorgane wie bei Dorylus. 2. Subg. Dorylus Fab. sensu stricto. Typus: D. helvolus L. $. Fühler llgliedrig. Kopf länglich-rechtwinklig, mit beinahe parallelen Seitenrändern; Mandibeln spitzig mit zweizähnigem Innen- rand; Clypeus bei kleinen Exemplaren nicht besonders vorragend; Promesonotalnaht deutlich; Farbe gelb oder hell rostroth; leben ganz unterirdisch. $. DicMhadia-¥ orm mit llgliedrigen Fühlern und plattem, weit vorragendem Hypopygium von comphcirtem Bau. S. Mandibeln nicht besonders schmal, aber mit dünner Spitze ; Kopf hinten weniger gewölbt als bei Änomma und mit grossem Augen ; Hinterleibsstielchen wie bei Änomma ; Subgenitalplatte mit dünnen, nicht abgeplatteten Aesteu ; Copulationsorgan nach dem helvolus-TyT^us, gebaut (vergl. dessen Beschreibung bei dieser Art). 3. Subg. Typhlopone Westw. Typus : 2). fulvus Westw. $. Ganz wie Dorylus und nur durch die Speciesmerkmale der einzigen Art zu unterscheiden. ?. Unbekannt. S. Mandibeln mindestens 3mal so lang wie breit; Stielchen ge- rundet-würfelartig ; Abdomen sehr lang, cylindrisch; Subgenitalplatte wie bei Dorylus; am Copulationsorgan sind die Stipites an der Basis schmal, am Ende mit ausgehöhlter Aussenfläche. 1) Maye, (in: Novara-Reise, Formiciden, p. 17) schreibt Anomma 12gliedrige Fühler zu : offenbar ein Druck- oder Schreibfehler. 702 C, EMERY, 4. Subg. Dichthadia Gerst. Typus: D. laevigatus F. Sm. ^, D. gldberrimus Gterst. $. $. Fühler bei kleinsten Exemplaren lOgliedrig, bei grössern und grössten 11— 12gliedrig. Mandibeln bei grossen $5 säbelförmig, ohne Kaurand, bei kleinern mit einem Zahn am apicalen Drittel; Clypeus bei kleinen Exemplaren nicht vorgezogen; Promesonotalnaht deutlich. Farbe hell; leben unterirdisch. $. Bichthadia-F orm mit 12gliedrigen Fühlern und langem, gab- iigem Hypopygium. S. Mandibeln breit aber mit schmaler Spitze. Stielchen abge- rundet-würfelartig; Subgenitalplatte wie bei den vorigen; Copulations- organ durch schmälere und nach hinten convergirende, oben bucklig gekrümmte Stipites charakterisirt. 5. Subg. Alaopone Emery. Typus: D. orientalis Westw. (J, B. curtisi Shuck. §. $. Fühler 9gliedrig : sonst ganz wie Borylus. Leben unterirdisch. — Bei einer abweichenden Art (D. antinorii) ist der Clypeus (viel- leicht nur beim kleinen $) vorgezogen. $. BicJithadia-Form mit llgliedrigen Fühlern und kurzem, breitem Hypopygium, dessen Hinterrand in 2 kurze Zipfel ausläuft. S. Mandibeln breit ; Stielchen abgerundet-quadratisch ; Subgenital- platte mit breiten, abgeplatteten Aesten ; am Copulationsorgan sind die Stipites breit und wenig gekrümmt, die Volsellae an der Spitze stumpf, die Stipites überragend. An den Vorderflügeln wie bei allen vorigen nur eine Costa recurrens, 6. Subg. JRJiogmus Shuck. Typus: B. fimbriatus Shuck. 2- Nur ganz kleine $$ bekannt, welche in ihren Ogliedrigen Fühlern und ihrem ganzen Körperbau mit Alaopone vollkommen über- einstimmen. ?. Unbekannt. S. Mandibeln und Stielchen wie bei Alaopone ; Hinterleib keulen- förmig ; Pygidium in der Mitte gespalten oder ganz ; Hypopygium lang und behaart; Subgenitalplatte breit und platt; Copulationsorgan seit- lich gerundet, mit hinten verschmälerten und etwas gedrehten Stipites ; Volsella bei den einzelnen Arten verschieden; innere Parameren am Ende verdickt. Vorderflügel mit 2 rücklaufenden Adern. Die Gattung Dorylus Fab. 703 7. Subg. Shuckardia n. subg. Typus : D. atriceps Shuck. ^, D. dbeülei Er. Andr^ 9. $. Fühler lOgliedrig ; am Thorax ist die Promesonotalnaht nicht deutlich ausgeprägt: sonst wie Dorylus. ?. Unbekannt. S. Wie Älaopone, aber ohne abstehende Haare auf dem Thorax ; am Copulationsorgan sind die Volsellae bei der typischen Art kurz und gekrümmt, bei D. diadema wie bei Älaopone. Das Verhältniss des 9 zum S ist bei dieser Gruppe nur auf geo- graphische Gründe gestützt und daher unsicher. In folgender Tabelle ist eine Uebersicht der bekannt gewordenen Dorylus-YoxiüQu gegeben. Die Namen der Arten, die ich vorläufig gesondert halte, sind in fetter Schrift hervorgehoben und zwar in der Spalte, welche dem zuerst beschriebenen Geschlecht entspricht. Syno- nyme, Unterarten und Varietäten sind cursiv gedruckt ; verschiedene Geschlechter, welche vermuthlich zur selben Art gehören, ohne dass aber für ihre Zusammenziehung zu einer Art genügende Gründe vorhanden wären, sind in den verschiedenen Spalten auf derselben Zeile angebracht, aber ihre Namen fett gedruckt. Aus dieser Tabelle ergeben sich zugleich die grossen Lücken, welche für eine vollständige Kenntniss der bis jetzt aufgestellten Arten noch auszufüllen bleiben. (Siehe Tabelle S. 704.) Die Bestimmung der Dorylus $$ bietet für gewisse Arten be- deutende Schwierigkeiten, besonders wenn man nur kleinere Exem- plare vergleichen kann. Ja für manche Formen bin ich der Meinung, dass ganz kleine $? überhaupt unbestimmbar sind, so z, B. für einen Theil der Untergattungen Dorylus und Älaopone; auch war das mir zur Verfügung stehende Material ziemlich dürftig. Was die SS betrifft, muss ich vor Allem die bedeutende Vari- abilität dieser Thiere hervorheben, welche es trotz der bedeutenden Grösse schwierig macht, gewisse Arten sicher zu erkennen und zu unterscheiden, was dadurch noch störender wird, weil die Dorylus SS meist selten sind und deswegen die Grenzen ihrer Variationen und die Uebergänge zwischen den einzelnen Formen nach wenigen Exem- plaren nicht festgestellt werden können. Zwei Merkmale, auf welche früher Gewicht gelegt wurde, halte ich für erfahrungsgemäss werthlos: 1) geringe Unterschiede im Flügel- 704 C. EMERY, Systematische Ueb ersieht der bekannten Dorylus-F ormen. Arbeiter Weibchen Männchen burmeisteri Shuck. var. rubellus Sa vage var. molestus Gerst. suhsTp." arcens Westw. gerstäckeri Emery lielvolus L. brevinodosus Mayr var. ahyssinic'us Emery Subgenus: Anomma Shuck. unbekannt nigricans Illig. var. funereiis Emery Subgenus: Dorylus Fab. braunsi Emery fulvus Westw. helvolus L. furcatus Gerst. helvolus L. afflnis Shuck. var. depilis Emery var. aegypHaeus Mayr var. moestus Emery staudingeri Emery brevipennis Emery laevigatus F. Sm. curtisl Shuck. conradti Emery ? antinorii Emery fimbriahfs Shuck. stadel/manni Emery atratus F. Sm. gribodoi Emery Subgenus: Typhlopone y\' est. unbekannt juvenculus Shuck. var. hadius Gerst. var. labiatus Shuck. ? var. glabratus Shuck. Subgenus: Dichthadia Gerst. I glaberriinus Gerst. j klugi Emery Subgenus: Alaopone Emery. Orientalis Westw. var. longicornis Shuck. var. fuscus Emery conradti Emery attenuatus Shuck. abeillei Er. Aj^dre wesUvoodi Shuck. Subgenus: Hhognitis Shuck. unbekannt fimbriatus Shuck. fuscipennis Emery savagei Emery Subgenus: Shuckardia Emery. atriceps Shuck. unbekannt var. aetliioficus Emery diadema Gerst. incertae sedis: Die Gattung Dorylus Fab. 705 geäder werden namentlich von Shuckard mit peinlicher Genauigkeit beschrieben ; hätte er aber grössere Reihen verglichen, so würde ihm die Unbeständigkeit dieser Verhältnisse gewiss nicht entgangen sein ; 2) die Form des untern Vorsprungs am Hinterleibsstielchen wird von ¥. Smith für alle Arten beschrieben und abgebildet; abgesehen davon, dass eine genaue Erkenntniss dieses Gebildes, welches meist von langen Haaren umhüllt ist, nicht immer leicht sein dürfte, ist seine Form nicht constant und besonders bei D. fulvus und seinen Varietäten veränderlich. In der weiter unten folgenden Bestimmungstabelle der S. nigricans Illig. Arbeiter. Typus : D. hurmeisteri Shuck. Ännomma hurmeisteri Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 326 (Monogr. of Dorylid., p. 40), 1840. — Emery, in: Ann. Soc. Ent. France, V. 60, p. 553, 1891. var. molestus Gerst. Anomma molesta Gerst., in: Monatsb. Akad. Berlin 1858, p. 262. — Peters Reise Mossambique Zool.^ V. 5, p. 562, tab. 32, fig. 2, 1862. Anomma hurmeisteri Emery, in: Ann. Mus. Gejiova, V. 16, p. 272, 1881. Anomma hurmeisteri var. molestum Emery 1. c. 1891. var. ruhellus Savage. Anomma ruhella Savage, in: P. Ac. Philadelphia, V. 4, p. 196, 1850. Anomma hurmeisteri var. ruhellum Emery 1. c, 1891. subsp. arcens Westw. Anomma arcens Westw., in: Tr. Ent. Soc. London, V. 5, p. 16, tab. 1, fig. 3, 1847. Anomma puhescens Rog., in: Berlin. Ent. Zeit., 1861, p. 47 (nach Type). Anomma hurmeisteri subsp. arcens Emery 1. c. 1891. — ibid. V. 61, p. 54, 1892. Die Gattung Dorylus Fab. 711 Männchen. Typus: D. nigricans Illig. Dorylus nigricans Illig., Magaz. f. Insectenk., V. 1, p. 188, 1802. — Shuck. 1. c. p. 271, (28), 1840. Dorylus nigricans Emery 1. c. p. 555, 1891. var. funer eus n. var. Weibchen unbekannt. D. nigricans resp. die entsprechende Arbeiterform, die sogenannte Treiberameise, ist in der ganzen tropicalen Zone von Afrika bekannt, von Senegambien, der Goldküste und Benguela westlich bis nach Süd- abessinien und Mossambique im Osten. In diesem grossen Revier bietet der $ verschiedene Formen. Ich habe in meiner Arbeit in Ann. Soc. Entom. de France die Eigenschaften der verschiedenen Arbeiterformen festzustellen versucht und verweise auf die citirte Ab- handlung. Ich habe 2 Subspecies unterschieden : Die eine, die ich als Typus der Art betrachte, entspricht der Anomma hurmeisteri Shuck. ; sie ist am weitesten verbreitet und unter- liegt in ihrem grossen Wohngebiet nur geringen Abweichungen: eine Varietät ist etwas schlanker und von hellerer Farbe (var. ruhellus Savage); eine andere ist plumper als der Typus und in der Form des mit deutlicher verlängerten Hinterecken versehenen Hinterleibs- stielchens abweichend (var. molestus Gerst.), welch letztere Varietät dem Osten eigen zu sein scheint. Die andere Unterart scheint nur an der Goldküste vorzukommen ; sie entspricht dem Anomma arcens Westw. Sie ist entschieden grösser, ihr Kopf matter, hinten mehr verengt. Mein grösster j misst, ohne die Mandibeln, 13 mm ; bei $$ von 9 mm sind zwischen der Endspitze und dem grossen Zahn mehrere Zähnchen deutlich, wovon bei gleich grossen $$ von hurmeisteri nur die letzte Spur eines ein- zigen Zähnchens sichtbar bleibt. Kleine Exemplare sind hauptsächlich an der Sculptur und am schiankern Bau von hurmeisteri zu unter- scheiden. Bei ihnen ist der Clypeus nach vorn bogenförmig vorragend und die Pubescenz viel deutlicher als bei grossen. Die gleichen Unterschiede lassen sich auch zwischen grossen und kleinen 5$ der übrigen Formen erkennen. Anomma puhescens Rog. ist, wovon ich mich durch Untersuchung eines Originalexemplares aus dem Berliner Museum überzeugen konnte, auf einem kleinen Exemplar von arcens begründet (nicht von ruhellus, wie ich früher glaubte). 712 C. EMERY, Ich entnehme aus meiner eitirten Arbeit folgende Zahlentabellen, welche sich auf ungefähr gleich grosse Exemplare aller 4 Formen beziehen. A. grössere Exemplare: hm '•meisiei'i rnolesius r ubellus arcens Totallänge .... mm 10,50 10,50 11- 11- Kopfbreite . . . . „ 3,30 3,20 3,20 3,35 Länge des Scapus . „ 1,55 1,60 1,75 1,95 Dessen Dicke . . . „ 0,30 0,25 0,25 0,28 Länge einer Mandibel „ 2,35 2,— 2,20 2,50 B. kleinere Exemplare: hurmeisteri molestus arcens Totallänge . . mm 5, — 4,50 5- Kopfbreite . . 0,90 0,90 1,15 Länge des Scapus 0,80 0,75 1- Dessen Dicke . . „ 0,14 0,13 0,13 Durch Savage's ^) Beobachtungen, welche weiter unten aufgeführt werden sollen, wurde festgestellt, dass Dorylus nigricans mit Anonima hurmeisteri var, ruhellum Sa vage gesellig lebt. Ich habe deswegen die $-Species hurmeisteri zu D. nigricans $ als Synonym gestellt. In meiner eitirten Arbeit von 1891 habe ich Variationen dieser Dorylus- Art besprochen. Gewisse SS von der Goldküste sind grösser und kräftiger gebaut als andere, sowohl von der Goldküste als aus andern Gebieten von Westafrika; ich vermuthe, dass sie den $9 der subsp. arcens entsprechen. Ich konnte aber keine weitern Unterschiede ent- decken. Ostafrikanische SS von D. nigricans habe ich nicht gesehen. Als var. funer eus n. var. bezeichne ich grosse Exemplare von der Goldküste, welche durch dunkelbraun gefärbte Flügel ausgezeichnet sind. Sonst mit der oben erwähnten grössern Form identisch. — 2 SS vom Congo sind fast gleich gross und haben grau-braune Flügel, welche aber bei weitem nicht so dunkel sind wie bei funereus. 1) On the identity of Anomma with Dorylus, suggested bei spe- cimens wbich Dr. Savage found together and transmitted to illustrate bis paper on the Drivers Ants. By the Comitee to which it was re- ferred, in: P. Ac. Philadelphia, V. 4, 1850, p. 200. — Fälschlich giebt F. Smith an (Catalog. Brit. Mus., Formicidae, p. 199), der von Savage mit Anomma rubella gefundene Dorylus sei D. planiceps Halbem., welcher zwar von demselben gesammelt wurde, aber nicht mit Anomma. Die Gattung Dorylus Fab. 713 In allen seineu Formen ist D. nigricans leicht an der Grösse, dem kräftigen Körperbau, dem hochgewölbten Scheitel und den langen Mandibeln zu erkennen. — Die Copulationsorgane sind nach dem Jielvolus-Tyißus gebaut und bieten, von den bedeutendem Dimensionen abgesehen, mit denen von D. affinis, atratus etc. die grösste Aehn- lichkeit. Eine ausführlichere Beschreibung der sehr bekannten Art halte ich für überflüssig. Fig. A D. nigncana ^, Mandibel. Fig. B. Begattungsapparat desselben ; A Seitenansicht, B Dor- salansicht, C Ventralansicht, D Subgenitalplatte. D. gerstäckeri n. sp. (Taf. 17, Fig 11.) 9 major. Hell ziegelroth, die Fühler und Beine gelblich , der Kopf dunkel rostroth, auf dem Scheitel pechbraun. Am Kopf ist der Scheitel stark glänzend und nur zerstreut punktirt, vorn ausserdem dicht genetzt und ziemlich matt. Thorax, Stielchen und zweites Hinter- leibssegment ebenfalls fein genetzt und zerstreut punktirt ; die folgenden Segmente glänzend. — Im Ganzen minder gestreckt als burmeisteri. Der Kopf ist hinten weniger verengt als bei jener Form; der Thorax verhältnissmässig viel breiter, das Stielchen abgerundet, etwas breiter 714 C. EMERY, als laag, unten mit einem Dorn. Die Beine und Fühler sind nicht so lang wie bei hurmeisteri: bei meinem Typus ist die hintere Tibia 2 mm lang; bei einem gleich grossen D. hurmeisteri 2| mm; auch die Fühlerglieder sind kürzer. D. gerstäckeri ist eine kleinere Art. Mein 8 mm langes Exemplar entspricht in der Bildung der sichel- artigen Mandibeln, welche nur einen starken mittlem Zahn und einige undeutliche Kerben vor der langen Endspitze haben, einem D. hur- meisteri von etwa 10 mm. Ein 8 mm langer $ von letzterer Form würde vor dem mittlem Zahn noch einen starken Zahn und mehrere kleinere aufweisen. Länge (ohne die Mandibeln) 8 mm, Kopfbreite 2,5 mm, Pro- notumbreite 1,2 mm, Thoraxlänge 2,8 mm, hintere Tibia 2 mm. An einem $ von hurmeisteri aus Senegal von gleicher Länge (8 mm) messe ich: Kopfbreite 2,1 mm, Prouotumbreite 1 mm, Thorax- länge 2,6 mm, hintere Tibia 2,3 mm. Accra an der Goldküste: nur ein $. F. Smith hat eine ^^Anomma erratica^'' aus Neu-Guinea beschrieben ; sehr wahrscheinlich gehört diese Art nicht zur Gattung Dorylus. Subg. Dorylus Fabricius (sensu stricto). 1). helvolus L. Vespa helvola L., Mus. Lud. Ulr., p. 412, 1764, . helvolus J 8 mm langes, grösstes Exemplar, Kopf, Thorax und Sticlchen. Fig. F. D.brevinodosug 9 Kopf, Thorax u. Stielchen von oben. Die 3 Abbildungen in gleicher Vergr. wie Fig. E. 1. Grösstes, 10 mm langes Exemplar (Typus) ;ms Coli. Matr. 2. Grosses, 8 mm langes Exemplar aus dem Wiener Hofmuseum. 3. 6Yj mm langes Exempl. Die Gattung Dorylus Fab. 717 Folgende Arten sind nur in einem Geschlecht bekannt. 2>. brevinodostis Mayk. Typhlopone oraniensis var. brevinodosus Mayr, in : Verh. Ges. Wien, V. 12, p. 737, 1862, $. Dorylus brevinodosus (Mayr) Emery, in : Bull. Soc. Ent. Ital., V. 19, p. 349, 1887. ?. Dem Arbeiter von D. helvolus sehr ähnlich und hauptsächlich dadurch unterschieden, dass bei grossen 52 der Kopf verhältnissmässig grösser ist. Das grösste mir vorliegende Stück ist ein Originalexemplar aus der Sammlung Matr's (Fig. F 1), welches 10 mm lang und durch den ganz enormen Kopf ausgezeichnet ist. Auch ist der Kopf bei dieser Art etwas länglicher, nach hinten etwas deutlicher verschmälert, mit stärker vortretenden Hinterecken. Die Abbildungen E. und F. machen eine weitläufigere Beschreibung der Kopfform überflüssig. Die Punktirung ist feiner und zerstreuter als bei D. helvolus, aber in dieser Beziehung kommen geringe Variationen vor. Sonst ganz wie helvolus; kleinere Exemplare sind von letzterer Art kaum, kleinste gar nicht zu unterscheiden. Farbe ganz wie bei helvolus: hell rost- roth, Kopf dunkler ; kleine 99 sind heller gefärbt. Westafrika: von der Goldküste (Quittah und Accra) erhielt ich kleine und mittlere Exemplare (bis 6| mm lang) durch Herrn Dr. Brauns. Zwei grösste Exemplare ebendaher aus Herrn Prof. Mayr's Sammlung und aus dem Wiener Hofmuseura. Ich besitze auch ein mittelgrosses Stück von Landana am Congo. — Aus dem Wiener Museum liegt mir auch ein kleiner 9 aus Blasun, Ostafrika vor, dessen Bestimmung mir aber unsicher scheint. Ich hätte diese Art als Subspecies von helvolus betrachtet, wenn nicht der Umstand, dass die geographische Verbreitung der Linne- schen Art sehr scharf begrenzt erscheint, es wahrscheinlich machte, dass das S von D. brevinodosus von helvolus sehr verschieden ist und wohl dem D. affinis oder einer verwandten Art entspricht. Es würde mich nicht wundern, wenn mehrere dieser Arten nur im männlichen Geschlecht scharf unterschieden werden könnten, vielleicht auch im weiblichen, die Arbeiter aber nur dann, wenn man Reihen von Exem- plaren untersuchen kann und dabei maximale. var. abyssinicus n. var. Typhlopone brevinodosa Emery, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 9, p. 381, 1877, 9. 9. Heller gefärbt als der Typus der Art: lehmgelb, Kopf etwas Jöthlich, kaum breiter als bei der Stammform. Die Punktirung des 718 C. EMERY, Kopfes etwas feiner. Das grösste mir vorliegende Stück ist 7 mm lang. Keren im Bogosland, von Herrn Prof. 0. Beccari gesammelt. — Vermuthlich der 9 zu B. affinis var. aegyptiacus Mayr. D, braunsi n. sp, $. Auch diese Art ist dem D. helvolus sehr nahe verwandt. Maximal 8 mm lang. Die grössten Exemplare unterscheiden sich von D. helvolus durch die Form des Kopfes, dsssen Seiten vor den Hinter- ecken stark gekrümmt sind, wodurch die Hinterecken selbst einander näher zu stehen kommen und die Ausrandung zwischen denselben schmäler wird als bei helvolus und hrevinodosus. Die Punktirung ist viel feiner und zerstreuter als bei jenen beiden Arten, auf dem Scheitel beinahe geschwunden ; am Scheitel ist zwischen den Punkten das Tegument ganz glatt und stark glän- zend, am Vorderkopf fein genetzt und bei schwacher Vergrösserung wie angehaucht. Farbe dunkel; Kopf dunkel rostbraun, vorn fast schwarz, Thorax rostbraun, Hinterleib und Beine ziemlich hell rostroth. Ganz kleine $$ sind viel heller: rostroth mit hellrothem Hinterleib und ebenso gefärbten Gliedmaassen. Bei solchen kleinen Stücken ist die Punktirung an den Seiten der Kopfoberseite ganz geschwunden, wodurch sie sich von kleineu D. helvolus und hrevinodosus gut ^. ^ ^ , . unterscheiden lassen. Flg. G. D. braunst o 8 mm lang. Westafrika: in Liberia von Herrn Dr. Brauns entdeckt, welchem ich die Art mit Vergnügen dedicire. Aus dem Musee Royal de Bei- gique erhielt ich einige kleinere 9$ von Boma Sundi am Congo, welche zu derselben Art zu gehören scheinen. J). furcatus Gerst. Bichthadia furcata Gerst., in: Stettin. Ent. Zeitschr., V. 33, p. 267, 1872, ?. Borylus furcatus Emeky, in: Bull. Soc. Entom. Ital., V. 19, p. 349, tab. 11, fig. 8, 9, ?. Von Gerstäcker nach einem einzigen $ aus Südafrika be- schrieben : ich verweise auf des Autors ausführliche Beschreibung und auf die von mir gegebenen, nach Skizzen von Dewitz angefertigten Abbildungen des Hinterleibsendes. Das Originalexemplar habe ich t)ie Gattung Dorylus Fab. 719 nicht gesehen. Die Art scheint mir mit D. helvolus nahe verwandt, ist aber kleiner und mit minder complicirtem Hypopygium. 2>. affinis Shuck. Dorylus afßnis Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 316, 1840, (J. Dorylus planiceps Halbem., in : P. Ac. Philadelphia, V. 4, p. 204, 1850. Die Beschreibung Haldeman's, in welcher die Form der Man- dibeln und des Stielchens sowie die Behaarung und die Farbe der Flügel genau angegeben werden, passt auf D. affinis und sonst auf keine andere Art. Als Fundort wird Westafrika, Cap Palmas an- gegeben, die Exemplare von Savage gesammelt. — In Schaum's Bericht für 1851 wird diese Art mit der falschen Angabe, dass sie aus Nordamerika stamme, aufgeführt, ein Irrthum, welcher von Ger- stäcker 1) und später von allen nachgeschrieben wurde. Die SS, welche ich als zu dieser Art gehörig bestimmt habe, zeigen im Habitus grosse Aehnlichkeit mit D. helvolus. Sie sind aber kleiner und schmächtiger. Mandibeln und Fühler wie bei helvolus. Der Fühlerschaft ist unge- fähr so lang wie die 6 ersten Geissel- glieder; das 2. Geisselglied wenig länger als das 1. und unten pubescent. Der Rücken des Mesonotums ist mit dichter, seidenschimmernder, anliegender Behaa- rung bedeckt, über welche bei reinen Exemplaren reichliche, abstehende, ge- krümmte Haare hinausragen, aber beide Sorten von Haaren sind nicht scharf von einander ge- schieden, und die Pubescenzhaare sind länger und nicht so glatt anliegend wie bei rein pubescenten Arten, wie Z. B. D. nigricans, pjg h_d.,^. Fig. J. Begattungsapparat fulvUS, gribodoi etc. Ausserdem finis . staudingeri n. sp, S. Auch diese Form mag vielleicht eine Varietät von B. affinis sein. Etwas grösser als diese Art; Mesonotum und Scutellum ohne aufrechte Haare, sondern nur mit seidenartiger Pubescenz ; einige auf- rechte Haare am Pronotum. Farbe wie bei helvolus und affinis, hell braun-gelb, mit dunklem Kopf. Mandibeln etwas breiter als bei diesen Arten, aber ebenso gebildet. Fühlerschaft länger als die 7 ersten Geisselglieder und deutlich länger als die halbe Geissei. Sonst ganz wie affinis. Das Begattungsorgan etwas massiver. An den Flügeln ist die Costa recurrens bedeutend weiter als die Hälfte des Cubital- stammes mit diesem verbunden. Länge 27 mm; Kopf -f- Thorax 11 mm; Breite des Thorax 5 mm. Nur ein Exemplar vom Congo; ich erhielt es von Herren Stau- dinger & Bang-Haas. J>. brevipennis n. sp. S. Eine kleinere Art mit kurzem, gedrungenerm Körperbau. Am Kopf sind besonders die kleinen, wenig vorspringenden Augen zu be- merken, welche von dem Mandibelgelenk durch einen Raum getrennt sind, der ungefähr der Dicke des Fühlerschaftes gleich kommt. Die Mandibeln (Fig. K.) sind deutlich schmäler als bei D. affinis. — Die Fühler sind lang, der Schaft kürzer als die 5 ersten Geisseiglieder, un- gefähr so lang als das Drittel der ganzen Geissei. Thorax kräftig. Stielchen wie bei affinis — Einige aufrechte Haare finden sich am Pro- notum ; am Mesonotum und Scutellum nur eine lange, aber anliegende Pu- bescenz, welche kaum schimmert und den Glanz des Chitins nicht verdeckt. Farbe braun-gelb, Kopf mit Ausnahme der Mandi- beln dunkelbraun; am Mesonotum vorn eine kurze mittlere Binde und 2 vorn abgekürzte seitliche Längsbinden, die Hüften und das Stielchen braun Fit;. K. D. brevi- 2)ennis^, Mandibel. Fig. L. Begattutif^sapparat desselb. A Seitenansicht, B Rückenansicht, C Ventralansicht. Die Ränder 722 C. EMEßY, der Abdominalsegmente bräunlich. Flügel auffallend kurz, wasserhell mit braunen Adern; die Querader verbindet sich mit der Mitte des Cubitalstammes. Die Begattungsorgane sind ungefähr wie bei B. affmis gebaut, aber die äussern Parameren von oben gesehen auffallend breit, seitlich durchaus nicht ausgeschweift. Länge 20—21 mm; Kopf + Thorax 8 mm; Breite des Thorax 4 mm; VordeiHügel 12| mm. Tabora, Ornyaniembe, in Westafrika; eine Anzahl Exemplare er- hielt ich von Herrn Ebne ÖBERTHtJR. D. stadelmanni n. sp. S. Diese Art steht dem D. affinis wiederum so ausserordentlich nahe, dass ich sie dahin als var. gestellt hätte, wenn nicht das 2. Geisselglied von allen vorhergehenden Arten der Untergattung ab- weichende Verhältnisse darböte. Letzteres ist nämlich kürzer als das 1. und nur an einem kleinen Theil seiner untern Fläche, nahe dem Apicalrand punktirt und pubescent, sonst glatt und nackt. Der Kopf ist verhältnissmässig klein, die Augen grösser als bei D. hrevi- pennis, aber kleiner als meist bei D. affinis (ein Verhältniss, welches sehr bedeutenden Schwankungen unter- liegt und deswegen keinen grossen Werth hat). Der Thoraxrücken ist mit einer seidenartigen Pubescenz und mit langen, schräg abstehenden Haaren dicht besetzt. Farbe hellbraun, Kopf dunkler rostbraun. Flügel ziemlich dunkel, mit schwarzen Adern. Genitalien wie bei D. affinis. Nur ein Exemplar aus dem Congogebiet, von Herren Stau- DiNGER & BanCt-Haas. Die Art ist Herrn Dr. Stadelmann vom Berliner Museum gewidmet. Fig. N. I). atratus ^, Begattungs- apparat. A Seitenansicht, B Rückenansicbt. Fig. M. Miin- dibel desselb. D. atratus F. Sm. Dorylus atratus F. Sm., in : Cat. Brit. Mus., V. 7, p. 4, 1859, S. S. Eine an der mattschwarzen Färbung und den sehr dunklen Flügeln leicht kenntliche Art. Nach der Beschreibung Smith's würde man Die Gattung Dorylus Fab. 723 breitere Mandibeln erwarten, als wirklich vorhanden sind. Herr W. F. KiRBY hatte die Güte, eines meiner Exemplare mit dem Typus im British Museum zu vergleichen. Ich gebe eine Abbildung von den Mandibeln. Das 2. Geisselglied hat unten nur am Apicalrand wenige Punkte und Härchen. Begattungsorgane wie bei D. affinis, aber die äussern Parameren plumper, von oben gesehen an den Seiten durch- aus nicht ausgeschweift. Aeste der Subgenitalplatte etwas dicker. Westafrika, Alt-Kalabar nach Smith; Congogebiet. 2>. gribodoi Emery. Dorylus gribodoi Emeky, in: Ann. Soc. Ent, France, V. 60, p. 560, tab. 15, fig. 15, 1891, $. cJ, In der citirten Arbeit habe ich die Art ausführlich be- schrieben und den Kopf abgebildet. Das 2. Geisseiglied nur am Apicalrand mit wenigen Punkten. Genitalien wie bei B. atratus, welchem diese Art sehr nahe steht und von welchem sie hauptsächlich durch die verschiedene Färbung abweicht. Fig.o. p.gri- icii erhielt diese Art aus verschiedenen Orten der Riln'dibe']. Goldküste. Subg. Typhlopone Westwood. D. fulvus Westw. Arbeiter. D. fulvus Westw. Typhlopone /wZva Westw., Introd. modern, classif. Insects, V. 2, p. 219, 1840. Labidus (Typhlopone) hirbyi Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 265, 1840 (Monograph of Dorylidae, p. 22). — — thwaitsii Shuck. ibid. p. 326 (41). — — spinolae Shuck. ibid. p. 327 (42). Typhlopone shucJcardi Westw., in: Ann. Nat. Hist., V. 6, p. 88, 1840 — dahlbomi Westw. ibid. p. 88. Typhlopone oraniensis Luc, Expl. sc. Algerie, Zool., V. 3, p. 302, 1846. Cosmacetes homalinus Spin., in : Mem. Acc. Torino (2), V. 13, p. 70, 1851. Dorylus {Typhlopone) laeviceps F. Sm., Scient. res. 2. Yarkand Miss., Hymenopt., p. 13, fig. 2, 1878. Typhlopone clausii Joseph, in: Berlin. Ent. Zeit., V. 26, p. 47, 1882. Dorylus oraniensis (Luc.) Er. Andr^;, Spec. Hymen. Eur., V. 2, p. 252, tab. 15, fig. 1—4. Dorylus juvenculus (Shuck.) Emery, in: Bull. Soc. Ent. Ital., V. 19, p. 350, 1887. Zool. Jahrb. VIH. Abth. f Syst. 48 724 C. EMERY, Männchen: Typus: D. juvenculus Shuck. Dorylus juvenculus Shuck. 1. c. p. 319 (32), 1840. Dorylus hadius Gerst., in: Stettin. Ent. Zeit., V. 33, p. 257, 1872. var. hadius Gerst. Dorylus hadius Gerst., in: Monatsber. Akad. Berlin, 1858, p. 261. — Peters, Reise Mozambique, ZooL, V. 5, p. 499, 1862. var. lahiatus Shuck. Dorylus lahiatus Shuck. 1. c. p. 319 (33), 1840. Dorylus hindostanus F. Sm., Cat. Brit. Mus, V. 7, p. 3, 1859. var. (?) glahratus Shuck. Dorylus glahratus Shuck. 1. c. p. 317 (31), 1840. Das Weibchen ist noch ganz unbekannt. Diese lange und zum Theil neue Synonyraie bedarf zu ihrer de- finitiven Feststellung einiger Aufklärungen: Während des Jahres 1840 wurden von Westwood und von Shuckard in mehreren Absätzen nicht weniger als 7 angeblich aus Südamerika stammende Arten von Typhlopone beschrieben. Davon waren 5 von einem Herrn Raddon in England in Zuckerfässern ge- sammelt worden, welche angeblich aus Westindien gekommen waren, und sollten darin noch lebend gefunden worden sein. Von einer sechsten Art {T. hirhyi Shuck.), welche nach dem Kopf allein be- schrieben wurde, berichtet F. Smith im Catalog des British Museum, dass sie mit einer der Zuckerarten (T. fulva Westw.) identisch sei. Ueber die siebte Art (T. westwoodi Shuck.) s. weiter unten. Es ist nun aber sehr merkwürdig, dass sonst niemals eine Ty- phlopone in Westindien gesammelt wurde, ja nicht einmal in Süd- amerika^), wenn wir von Cosmacetes homalinus Spinola absehen, welcher zwar angeblich aus Para stammt, aber nach Spinola's eignen Worten mit einer Art, die er von Rambur aus Algier erhalten hatte, identisch ist. In der im Turiner Museum aufbewahrten Sammlung Spinola's fand ich kein typisches Exemplar von dieser Art mit ent- sprechender Etikette, wohl aber das erwähnte Stück aus Algier und ein anderes angeblich aus Para, welches mit dem vorigen identisch ist: dessen Etikette lautete aber ^^Leptalea sp.'^ Beide gehören zu 1) Typhlopone serratula F. Sm. ist bekanntlich kein Dorylus ^, sondern gehöi't zur Gattung Acanthostichus Mayr. Die Gattung; Dorylus Pab. 725 der gemeinen, unter dem Namen Typhlopone oraniensis wohlbekannten Art. Ich vermuthe, dass der erwähnte brasilianische $ doch der Typus des Cosmacetes homalinus ist und dass dessen Etikette älter ist als die Arbeit, in welcher die Species beschrieben wurde; ähnliches bemerkte ich bei manchen Exemplaren wohlbekannter Arten, welche in Spinola's Sammlung andere Namen tragen als in den Beschreibungen des Autors. Dadurch bin ich zur Ueberzeugung gelangt, dass die Fundortsangabe „Parti" falsch ist und dass die betreffende Ameise aus Nordafrika stammt ^). Es lag nun die Vermuthung nahe, dass auch für die im Zucker gefundenen Arten ein ähnlicher Irrthum stattgefunden habe. Entweder waren die Zuckerfässer nicht aus Westindien gekommen, oder sie hatten irgendwo in Afrika am Boden gelegen und dort ihre Ameisenbevöl- kerung bekommen. Wie ich aber nochmals die WESTWooü'schen Be- schreibungen las, fiel mir auf, dass die Unterschiede zwischen den 5, 44 und H Linien langen Exemplaren, auf welche die Arten shucJcardi^ fulva und doMbomi begründet sind und welche sich namentlich auf die Bildung der Stirnleisten und auf die Grösse des letzten Fühler- gliedes beziehen, genau den Unterschieden entsprechen, welche sich zwischen grossen, mittlem und kleinen $? der Typhlopone oraniensis erkennen lassen. Die Beschreibungen der drei Arten passen ganz ge- nau auf Exemplare entsprechender Grösse der algerischen Art. Das Gleiche ist auch der Fall für die von Shuckaed aufgestellten Arten T. thwaitsii und spinolae. — War ich dadurch zur Ueberzeugung gelangt, dass die englischen Autoren wirklich die bekannte algerische Art vor sich gehabt hatten, welche überdies über einen grossen Theil von Afrika und Asien verbreitet ist, so fehlte doch ein genügender Beweis durch Typen. Ich wählte dazu passende algerische Exemplare von T. oraniensis und ersuchte Herrn W. F. Kirby, dieselben mit den im British Museum befindlichen Typen von T. fulva Westw. zu vergleichen. Bei dieser Untersuchung ergab sich die Identität der mit einander verglichenen Thiere. Der Nachweis dieser Identität, für welchen ich mich Herrn Kirby zu ganz besonderm Dank verbunden fühle, bildet den Schlusstein der ganzen Synonymie '-). 1) Emery, Alcune Formiche della coli. Spinola , in : Bull. Mus. Zool. Torino, V. 8, n. 163, 1892. 2) Es bleibt noch eine angeblich südamerikanisclie Typhlopone übrig, T. ivestwoodi Shuck., deren Beschreibung entschieden auf kein 48- 726 C. EMERY, Ich glaube nicht zu irren, wenn ich auch T. laeviceps F. Sm. zu derselben Species ziehe, da sie in Indien vorkommt und Smith's Be- schreibung und Abbildung vollkommen auf sie passen. Dass Typlilopone clausii Joseph nur auf kleine 5$ der T. ora- niensis begründet ist, habe ich früher nachgewiesen'). Ich möchte hier noch die Ueberzeugung aussprechen, dass diese Art in Kraiu und überhaupt in Europa nicht vorkommt und dass Herr Joseph bei An- gabe dieser Fundorte sich geirrt haben oder von andern betrogen worden sein dürfte. Was die SS betrifft, ist schon durch das Vorkommen von B. ju- venculus in Nordafrika und Syrien wahrscheinlich gemacht, dass diese Form zur daselbst nicht seltenen T. oraniensis {== fulva) in Be- ziehung steht. GerstIcker ^ ) berichtete über den von Ungar in Accra gemachten Fund von Borylus SS^ die er als hadius bestimmte, mit $2 von Typhlopone oraniensis. Ich habe vom Berliner Museum Exemplare aus jener Sendung erhalten und bestätige die Bestimmung der $?, nicht aber die der SS, welche zur nahe verwandten Form D. juvenculus gehören. Vom Berliner Museum erhielt ich ferner ein S von D. juvenculus aus Kamerun, an dessen einem Bein sich ein 9 von D. fulvus angebissen hatte. Wie ich unten auseinandersetzen werde, betrachte ich D. hadius Gerst. und labiatus Shuck. als geo- graphische Varietäten des S von D. fulvus. Auch B. hindostanus F. Sm. gehört hierher. Wahrscheinlich ist auch der mir in Natur unbekannte B. gla- hrafus Shuck. eine Varietät von B. fulvus S. Nach der Beschreibung dürfte er den grossen, kräftigen tropischen Exemplaren von juven- culus sehr ähnlich sein, aber durch die dunkeln (darkly clouded) Flügel verschieden. Der 2 von B. fulvus ist so gut bekannt, dass ich mir die Mühe sparen kann, ihn zu beschreiben. Ich erhielt ihn ausser von Nord- Exemplar von T. oraniensis, ja wie mir scheint, auf keinen andern jetzt bekannten Borylus 2 passt und zwar besonders wegen der angeblich 10- gliedrigen Fühler, sonst würde die Beschreibung ziemlich gut auf B. {Älaopane) curtisi Shuck. passen. Nach allem dem oben Gesagten bin ich jedoch überzeugt, dass T. westwoodi nicht aus Amerika, sondern aus Afrika oder Ostindien stammt. Weiteres darüber bei der Beschreibung von B. curtisi. 1) Revision critique des Fourmis de la Tunisie, Paris 1891, p. 1. 2) in: Stettin. Ent. Zeit., V. 33, p. 257, 1872. Die Gattung Dorylus Fab. 727 afrika und Syrien auch von der Goldküste (Berliner Museum) von Lindi in Ostafrika und aus Hindostan (Forel). Der Längseindruck auf dem Metanotuni ist bei den Exemplaren aus den Tropengegenden Afrikas weniger ausgeprägt als bei den algerischen; sie sind auch dunkler gefärbt, und einige $2 von der Goldküste erreichen eine sehr bedeutende Grösse: bis 13 mm. — Bei den $9 aus Indien ist jener Längseindruck selbst bei den grössten mir vorliegenden Exemplaren (11 mm) nicht zu erkennen. Diese Unterschiede scheinen mir zur Aufstellung von Varietäten nicht zu genügen. Die SS zeigen bedeutendere Differenzen. Als Typus der Art betrachte ich die als D. juvenculus Shuck. bekannte Form , welche auch am besten bekannt ist und wohl in keiner grössern Sammlung fehlt. Wenn man nur wenige Exemplare untersucht, so kommt man leicht dazu, Varietäten zu unterscheiden, besonders auf Grund des kräftigern oder schiankern Körperbaues und der damit verbundenen grössern oder geringern Breite des Stielchen- segments. Bei Ver- gleichung einer grös- sern Zahl von Exem- plaren verwischen sich jene Unterschiede. p,g. p, n.juivus Diesen Typus habe c/(öadms) Mandibei. ich aus Syrien, Al- gerien, Aegypten, Goldküste und Lindi gesehen. Man kann annehmen, dass die Stücke aus der Tropenzone kräftiger gebaut sind, mit breiterm Thorax und Stielchen ; aber einzelne algerische sind ebenso gross und stark. Die Begattungsorgane sind bei allen gleich gebaut : die Stipites sind von oben gesehen schmal, von der Seite dreieckig erweitert und mit ausgehöhlter, behaarter Aussenfläche. var. hadius Gerst. — Unter diesem Artnamen hat Gerstäcker eine Form beschrieben, welche durch den kräftigen Bau des Thorax Fig. Q. D. fulvus S (juvenculus), Be- gattungsapparat. A Seitenansicht, B Dorsalansicht. 728 C. EMERY, ausgezeichnet ist, der meist die Breite von 6 mm erreicht. Es giebt aber auch einzelne Individuen, die nicht stärker sind als juvenculus und sich von ihm äusserlich nicht unterscheiden lassen. Ein sicheres Merkmal ergiebt die Untersuchung der Geschlechtstheile. Die Stipites sind von oben gesehen deutlich breiter, von der Seite betrachtet vor der Spitze nur wenig erweitert. Diese Form scheint auf Südostafrika beschränkt zu sein. Ich A Fig S. Z). fulvus (J (labiatus), Be- gattungsapparat. A Seitenansicht, B Dorsalansicht. Fig. R. D. fulvus (J [badius) Begattuugapparat. A Seitenansicht, B Dorsalansicht, C Ventralan- sicht, D Subgenitalplatte. sah sie von Bagamoyo, Mossambique und Delagoa-Bay. — Typen von Peters' Reise erhielt ich vom K. Museum f. Naturkunde in Berlin. var. labiatus Shuck. — Es hat mir aus Indien nur ein S dieser Art vorgelegen, welches ich der Güte meines Freundes Prof. Forel verdanke ; ich beziehe es auf die von Shuckard beschriebene indische Form der Gruppe. Einem kleinen, schlanken Exemplar von D. juven- culus sehr ähnlich, aber noch schlanker : Thorax nur 5 mm breit (bei juvenculus gewöhnlich 5i mm) ; Kopf zwischen den Augen weniger gewölbt. Besonders charakteristisch ist das schmale Stielchen, welches Die Gattuug Üoiylus Fab. 729 kaum breiter als laug ist und mit mehr abgerundeten Ecken, dabei auch im Verhältniss zum folgenden Segment des Hinterleibs schmäler als bei den vorigen Formen. Der Begattungsapparat ist von oben gesehen schmäler als bei juvenculus; von der Seite erscheinen die Stipites nur wenig verbreitert, und der verbreiterte Theil ist länger als bei juvenculus und hadius und durchaus nicht dreieckig. Auf mein Exemplar passt Shuckard's Beschreibung sehr gut. — D. hindostanus F. Sm, scheint mir auf ein sehr kleines Stück derselben Form begründet zu sein. Subg. Dichthadia Gerstäckek. 2), laevigatus F. Sm. Typhlopone laevigata F. Sm., in : J. Linn. Soc. London Zool., V. 2, p. 70, 1857. — Catal. Brit. Mus., Hymenopt., V. 6, p. 112, tab. 8, fig. 4, 1858, $. Dorylus {Typhlopone) breviceps Emery, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 27, p. 448, 1889, 5. Dorylus laevigatus Emery ibid. (2), V. 14, p. 453, 1894, §. Diese Art ist die einzige, wovon Arbeiter auf den südasiatischen Inseln (Borneo, Java) gefunden worden sind: sie kommt auch in Hinterindien vor (Birma, Singapore). Ich vermuthe, dass zu derselben Art die ebenfalls von den indischen Inseln beschriebene Dichthadia glaberrima Geest. $ und Dorylus hlugi Emery S gehören. Zu diesen geographischen Gründen kommt noch der Umstand hinzu, dass sowohl D. glaberrima als die grossen 5$ von D. laevigatus 12gliedrige Fühler haben wie keine andere bekannte Dorylus-Art. In meiner citirten Arbeit von 1894 habe ich dargethan, dass die Zahl der Fühlerglieder bei den 5$ mit der Körpergrösse wechselt, so dass kleinste lOglied- rige Fühler haben, etwas grössere llgliedrige, mittelgrosse und grosse 12gliedrige. Auf kleinere Exemplare mit unvollkommener Gliederzahl hatte ich damals eine Art {D. breviceps) begründet. D, glaberrimus Gerst. Dichthadia glaberrima Gerst., in: Stettin. Ent. Zeit, V. 24, p. 93, tab. 1, fig. 2 a— f, 1863, ?. Nach einem $ Exemplar aus Java beschrieben : hat mir nicht vor- gelegen. Wahrscheinlich das ? zur vorigen Art. D. klugi Emery. Dorylus Tdugi (Hagenbach) Emery, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 25, p. 448, tab. 1, fig. 10, 1887, $. 730 C. EM ERY, Durch die Form der Mandibeln sehr ausgezeichnet und dadurch von den übrigen Arten mit quadratischem Hinterleibsstielchen und ab- stehend behaartem Thorax leicht kenntlich. Man vergleiche die Be- stimmungstabelle. Auch die Form des Begattungsapparates ist eigenthümlich. Von der Seite betrachtet ist der dorsale Umriss auffallend bucklig und der basale Abschnitt der äussern Parameren breit , fast dreieckig , die Stipites stark geneigt. Von oben erscheint der basale Ab- schnitt sehr breit und plump, die Stipites schmal, parallel, vor der Spitze etwas ver- dickt. Die Volsellae sind schmal und conver- girend , an der Basis in- Fig. U. Man- dibel desselb. Fig. T. D. hlugi (J, Begattungsapparat. A Seiten ansieht, B Dorsalansicht, C Ventralansicht, D Subgeni. talplatte. nen lappenartig erweitert. Die Subgenitalplatte hat nicht besonders dünne, aber nicht abgeplattete Aeste. — Der ganze Bau des Geschlechts- apparats bietet mehr Aehnlichkeit mit dem helvolus-Ty^MB als mit den bei den folgenden Untergattungen zu beschreibenden Formen. Wie oben erwähnt ist diese auf Sumatra und Java gefundene Art sehr wahrscheinlich das S zu D. laevigatus $ und glaberrimus $. Subg. Alaopone Emery. D, curtisi Shück. Lahidus {TypMopone) curtisi Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 265 (Monogr. Dorylid., p. 22), 1840, 5. Alaopone oherthüri Emery, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 16, p. 274, Note, flg., 1881. - V. 26, p. 488, 1889, ?. Die Gattung Dorylus Fab. 731 Wie mir Herr W. F. Kikby schreibt, sind am typischen Exemplar im British Museum nur 9 Glieder an den Fühlern zu zählen ; um ein 10. zu finden, muss man den Gelenktheil des Scapus als besonderes Glied rechnen. Nach diesem Befund ist nicht daran zu zweifeln, dass Shuckard jene in Indien, wie es scheint, gemeinste Art vorgelegen hat, welche ich als Alaopone oberthüri beschrieben habe. Nach Shuckard's Beschreibung soll die Längsfurche nur am Hinterkopf vorhanden sein und in halber Länge des Kopfes in einem Grübchen enden. Jenes Grübchen finde ich immer, meist geht aber die Furche durch die ganze Länge des Kopfes: nur selten ist sie im vordem Theil mehr oder weniger verwischt; es sind aber, wie ich sehe, ziem- lich unbeständige Verhältnisse. Wie es scheint in Indien weit verbreitet: Shuckaed beschrieb seine Art aus Ceylon; ich erhielt sie aus Bengalen und Birma; Herr FoREL aus verschiedenen Provinzen bis zum Nordwesten von Hindostan. Für die Bestimmung der Art verweise ich auf die Tabelle auf S. 707, und auf meine italienische Arbeit von 1881. Dabei muss ich bemerken, dass auf der Abbildung irrthümlich die Fühler lOgliedrig gezeichnet sind, während in der Beschreibung die richtige Zahl 9 der Fühler- glieder angegeben ist. — Aus Ostindien ist mir keine andere Art von Alaopone bekannt geworden. Sollte sich durch Untersuchung von Typen der angeblich süd- amerikanischen Typhlopone westwoodi Shuck. nachweisen lassen, dass auch diese Ameise 9gliedrige Fühler hat und nicht lOgliedrige, wie in der Beschreibung angegeben wird, so würde sie mit grosser Wahr- scheinlichkeit als mit D. curtisi identisch betrachtet werden können und wäre also ostindischer Herkunft. Sehr wahrscheinlich ist B. curtisi der $ des nach männlichen Exemplaren aufgestellten X). Orientalis Westw. Dorylus orientalis Westw., in: P. Zool. Soc. London, V. 3, p. 72, 1835, S. var. longicornis Shuck. Dorylus longicornis Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 321 (Monogr. Dorylid., p. 35), 1840, . attenuatus Shuck. Dorylus attenuatus Shuckakd 1 c. p. 322 (36), 1840. Shuckard giebt als wahrscheinliche Heimath seiner Art den Gambia-Fluss an. Das nicht sehr wohl erhaltene Exemplar meiner Sammlung, welches ich als zu dieser Art gehörig bestimmt habe, er- hielt ich von Herrn Gribodo zugleich mit andern südafrikanischen Ameisen (darunter auch D. helvolus) mit der Etikette „Cap der guten Hoffnung". — Das Thier ist einem grossen Exemplar von D. Orientalis sehr ähnlich und ebenso gefärbt und behaart wie helle Stücke dieser Art. Es ist aber besonders durch die kürzern Fühler, deren Geissei nicht so lang ist wie der Kopf breit, und durch die breitern Mandibeln ausge- Fig. X. B. attenuatus (^, Mandibel. Fig. Y. Begattungsapparat desselben. A Seitenansicht, B Dor- salansicbt, 0 Ventralansicht, D Subgenitalplatte. zeichnet. Auch die Begattungsorgane zeigen bedeutende Unterschiede : die Stipites sind an der Basis deutlich verschmälert und viel schmäler als bei orientalis, die Basis der Volsellae seitlich unbedeckt lassend; letztere überragen mit ihrer Spitze die erstem. Von oben gesehen 734 C. EMERY, sind die Stipites nach hinten divergirend und am Ende abgerundet. Die Volsellae erscheinen von unten nicht geschlängelt. Wegen der von einander weit abstehenden Enden der Stipites glaube ich, dass dieses S zur unten zu beschreibenden Art D. con- radti ? gehören dürfte, da die Entfernung jener Enden derjenigen der Hypopygiumspitzen des ? entspricht. Ein ähnliches Verhältniss be- merke ich bei D. helvolus S und $ sowie bei den sehr wahrscheinlich specifisch identischen D. klugi S und D. glaberrimus $. 1>. conradti n. sp. (Taf. 16, Fig. 1-4, Taf. 17, Fig. 7-10.) $. Lehmgelb, Abdomen und Beine heller, Kopf röthlich, mit ge- bräuntem Vorderrand der Mandibeln. — Kopf beim grössten $ auf- fallend lang, mit geschlossenen Mandibeln ungefähr 2mal so lang wie breit, die Seiten fast gerade, parallel, der Hinterrand breit und tief bogen- förmig ausgeschnitten, mit abgerundet vorspringenden Hinterecken; die Stirnrinne ist hinten bis zum Hinterhauptsrand verlängert, die Stirnleisten einander sehr genähert, aber durch eine tiefe Rinne ge- trennt. Bei kleinern $$ ist der Kopf viel kürzer, hinten kaum aus- gerandet, die Seiten hinten etwas gebogen und schwach convergirend ; die Stirnleisten sind mit einander ver- wachsen und keine Stirnrinne vorhanden. Clypeus kurz, von oben nicht sichtbar. Mandibeln zerstreut punktirt, ziemlich dick, mit schiefem Kaurand, welcher 3 ungleiche Zähne trägt; der letzte ist der grösste Fig. z, D. conradti ^, Kopf eines uud bildet die Spitze. Fühlcr kurz, 9- grössten, mittlem und kleinen Exem- g^edrig; der Schaft erreicht, quergestellt, plares, die zwei grossem entsprechen 005 i 1 o 5 den auf Taf. 16, Fig. 3u. 4 abgebii- kaum den Seitenrand des Kopfes. Kopf deten ^5. jjjj^ zerstrcuten , bei kleinsten Exem- plaren verhältnissmässig grössern , ganz kleine Härchen tragenden Punkten, sonst glatt und glänzend, beim grossen $ ganz vorn fein gestrichelt und glanzlos. Thoraxrücken flach, mit stark markirter Promesonotalnaht ; grobe Punkte wie am Kopf; Metanotum oben zwischen den Punkten glatt, seine Seiten sowie das Pronotum beim grössern $ deutlich dicht und fein punktirt und glanzlos, bei kleinern schwächer punktirt und etwas glänzend. Abdomen sammt Stielchen glänzend, glatt, mit zerstreuten, feinen, längere Härchen tragenden Punkten; Stielchen bei grossen $9 länger als breit, bei kleinern un- gefähr so breit wie lang, hinten breiter als vorn, oben gewölbt, mit f"^ Die Gattung Dorylus Fab. 735 abgerundeten Ecken, unten mit einem stumpfen compressen Zahn. Alle Hinterleibsringe etwas eingeschnürt. Pygidiuni mit deutlichem Eindruck, hinten mit 3 Spitzen. Länge 2|— 6| mm. Von D. curtisi sind grosse und mittlere 99 besonders an ihrem langen, schmalen Kopf leicht zu unterscheiden. Ganz kleine Exemplare beider Arten sind aber einander ausserordentlich ähnlich und die neue Art nur durch den etwas kürzern Fühlerschaft verschieden. — D. antinorii hat anders geformte Mandibeln und Clypeus. — D. dbeillei weicht ab durch die lOgliedrigen Fühler und die undeutliche Promesonotalnaht. $. Lehmgelb, mit etwas dunklerm Abdomen; Ende des Hypo- pygiums mit seinen Zipfeln braun. Glänzend und zerstreut fein punk- tirt, durchaus unbehaart. Der stark gewölbte Kopf ist durch eine tiefe Längsfurche getheilt ; er ist hinten stark bogenförmig ausgerandet, die Seiten vorn gebogen, hinten fast gerade, die Hinterecken vor- tretend. Keine Spur von Augen : ein Rudiment des unpaaren Ocellus ist bei dem in Fig. 1 und 7 abgebildeten Exemplar in Form eines kleinen, glatten Knopfes sehr deutlich, bei einem andern aber un- bedeutend. Zwei schwache Grübchen bezeichnen die Stelle der paarigen Ocellen. Mandibeln spitz, ohne Zähne. Fühler kurz, llgliedrig. Thorax ohne Spur von Flügelansätzen; Promesonotalnaht stark ein- gedrückt; die übrigen Suturen nicht so deutlich. Stielchen oben ge- wölbt, beiderseits hinten in einen am Ende stumpfen Zipfel auslaufend, unten mit abgerundetem Höcker. Der cylindrische Hinterleib lässt, von oben betrachtet, hinter dem Pygidium vom entsprechenden Ven- tralsegment nur die äussersten Spitzen beider Fortsätze erkennen. In der Mitte ragt ausserdem unter dem Pygidium das weichhäutige, an dem in Alkohol conservirten Exemplar weisse, in seiner Mitte mit einem härtern gelben Streifen versehene Analsegment hervor. Von hinten (Fig. 2) erkennt man, dass das Hypopygium weit bogig aus- gerandet ist, in der Mitte, oben mit schmalem Längseindruck, beider- seits an der Hinterecke in einen abgerundeten, etwas abwärts ge- bogenen Fortsatz auslaufend. Unter dem Pygidium erscheinen ausserdem jederseits die stark chitinisirten, bräunlichen Seitentheile der Dorsal- platte des 7. (8.) Abdominalsegments, welche vom letzten Stigma durchbohrt sind. Unter dem Analsegmeut die als zwei weissliche Zipfel herabhängenden Stachelscheiden. Diese Theile sind in Fig. 8 in Profilansicht abgebildet. Länge 20—23 mm. Kopf, Thorax und Stielchen 7?> mm; Breite des Kopfes 3 mm; Maximalbreite des Hinterleibes 3f mm. 736 C. EMERT, p; Dieses $ weicht von den übrigen drei bekannten $? von Dorylus- Arten durch die Form des Hypopygiums ab, dessen Spitzen weit von einander abstehen. An allen Beinen aller bis jetzt gefundenen $? von Borylus fehlen die Klauen und sogar oft die Endglieder der Tarsen. Verrauthlich werden die schweren Weibchen bei den unterirdischen Wanderungen der Dorylus von den Arbeitern an den Tarsen gezogen und so fortgeschleppt, in Folge dessen ihre Spitzen nach und nach abgebrochen werden. Eine Anzahl Arbeiter und einige Weibchen dieser Art wurden bei Bismarcksburg in Togo von Herrn L. Conradt gesammelt. Ich erhielt je ein ? mit $$ vom K. Museum für Naturkunde zu Berlin und von Herrn Dr. G. Kraatz. Wegen der Structur des Stachel- apparats s. oben S. 700. 2). antinorii Emert. Älaopone antinorii Emeey, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 16, p. 275, figg., 1881, ?. Diese Art, welche ich nach einem einzigen kleinern § aus Schoa beschrieben habe, liegt mir jetzt nicht vor. Ich verweise deswegen auf meine damalige Beschreibung und Abbildung derselben. Durch die Form des Kopfes, der Mandibeln und des Clypeus sehr ausge- zeichnet. Vielleicht wird es nöthig werden, diese Art von Älaopone als besondere Untergattung abzutrennen, wofür die Kenntniss der grössern $$ besonders maassgebend sein würde. Subg. Mhogmus Shuckard. D. fimbriatus Shuck. Rhogmus fimbriatus Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 325 (Monogr. Dorylid., p. 39), 1840. Das S dieser Art wurde von Shuckard gut beschrieben, und ist, obwohl selten, sehr wohl bekannt. Es lässt sich von den übrigen Arten der Untergattung leicht an den hellen Flügeln und am ge- spaltenen Pygidium unterscheiden. Die Mandibeln sind breiter und kürzer als bei savagei und fuscipennis. Am Begattungsapparat sind die Volsellae ebenso kurz wie bei fuscipennis und von sehr ähnlicher Form; die Stipites sowohl von oben wie von der Seite dicker als bei dieser Art; die innern Parameren bei beiden Arten dick und an der Spitze etwas geschwollen, viel kräftiger als bei savagei; die Sub- Die Gattung Dorylus Fab. 737 genitalplatte besonders breit und seitlich abgerundet, mit breiten, platten Spitzen. Der 9 war bis jetzt unbekannt. Ich lernte ihn erst kürzlich durch einen merkwürdigen Zufall kennen. Beim Präpariren der Be- gattungsorgane eines D. fimhriatus aus Sierra Leone fand ich zwischen den die Stipites in- wendig besetzenden ^ Haaren 2 sehr kleine $9 einer Alaopone- artigen Ameise. Wie sie dahin gekommen sind, bleibt mir räth- selhaft. Es sind ganz minimale, nur 2 — 2| mm lange, frisch ausgeschlüpf- te Exemplare, wel- che an den Beinen noch Reste der ^lif ■ ^^K f ■ '^'"*'''"'"* Fig. BB. Begattungsapparat desselben. ^ Seitenansicht, 5 Dor- (J, Mandibel salansicht, C Ventralansicht, D Subgenitalplatte. Puppenhaut tragen. Den kleinsten $$ von D. curtisi und D. con- radti sehr ähnlich und davon kaum zu unterscheiden : die Punk- tirung und die Pubescenz scheinen stärker zu sein als bei jenen Arten; der Kopf etwas länglicher und das Stielchen kürzer. Die noch un- bekannten grossen ?$ werden sicherlich auffallendere Merkmale dar- bieten. Ich sah nur Exemplare von der Goldküste. Gerstäcker erwähnt diese Art auch aus Sansibar. 1). fuscipennis Emert. Bhogmus fuscipennis Emery, in: Ann. Soc. Ent. France, V. 60, p. 570, 1891, d. Zu den in meiner Beschreibung aufgeführten Charakteren der J3S C, EMERY, Art ist hinzuzufügen, dass am Begattungsapparat die Stipites und Volsellae schmäler sind als bei D. fimbriatus^ aber hauptsächlich nach demselben Typus gebaut (man vergleiche die Abbildungen). Die Sub- genitalplatte ist mehr gleich breit. Die A Mandibeln sind et- was minder breit und gegen die Spitze deutlich gekrümmt. Ich sah nur stark beschmutzte Exem- plare, welche alle aus einer Quelle ge- kommen zu sein scheinen : West- afrika. Vom Genfer Fig. CC. D. fuscipennis Fig. DD. Begattungsapparat desselben. A Seitenansicht, (^, Mandibel. B Dorsalansicbt, C Ventralausicbt, D Subgenitalplatte. Museum erhielt ich ein Stück mit der Fundortsangabe Haitifi (Afr. occ). 2>. savagei n, sp. Rhogmus fuscipennis Ee. Andr]^, in: Rev. Ent. France, p. 5, 1895, S. Hell bräunlich-gelb, mit braunem Kopf, hell rostbraunen Man- dil)eln, Fühlern, Beinen und Genitalien. Kopf und Thoraxrücken mit reichlicher, schief abstehender, pelzartiger Pubescenz; Abdomen nur fein anliegend behaart ; Stielchen und letztes Segment mit abstehenden Haaren; ebenso sind die Seiten des Thorax und die Hüften lang abstehend behaart. Fühler ungefähr wie bei den vorigen; Mandibeln gross, ziemlich breit, an der Spitze nur wenig verschmälert. Thorax etwas schmäler als bei den vorigen. Stielchen ebenso geformt, aber etwas kleiner; das eigentliche Abdomen ist weniger keulenförmig, das t)ie Gattung Dorylus Fab. 739 Pygidiura nicht gespalten, das letzte Ventralsegment glänzend. Beine auÖallend kurz, die Schenkel breit und stark abgeplattet, gegen das Kniegelenk noch viel weniger verschmälert als bei B. fuscipennis. Flügel dunkelbraun, mit schwarzen Adern, die 2. Costa recurrens und der hintere Cubitalast bei manchen Exemplaren verästelt. Der Be- gattungsapparat ist minder massiv als bei beiden vorigen, die Stipites mehr gerade und nicht sehr breit. Die Volsellae sind lang, überragen die Stipites und sind am Ende stark verdickt. Die innern Parameren sind schlanker als bei den vorigen und am Ende wenig verdickt. Die Subgenitalplatte ist weniger breit. Länge 28 — 33 mm ; Kopf + Thorax + Stiel- chen 12—13-1 mm; Hiuter- schenkel 34 — 4 mm lang, 1| mm breit. Gabun und Congo. Ich hatte diese Art früher von D. fuscipennis nicht unter- schieden und durch diesen Fig. FF. Begattungsapparat desselben, A Seiten- Fig. EE. n.savagei J, Mandibel. ansieht, B Rückenansicht, C Veutralansicht, D Sub- genitalplatte. Fehler Herrn Andre, welcher mir ein Exemplar zur Bestimmung schickte, irre geführt. Obschon die Unterschiede in der äussern Körperform nur geringe sind, beweist die sehr abweichende Bildung des Begattungsapparats die specifische Verschiedenheit der zwei Formen. Durch die schlankere Gestalt sowie durch die Genitalien bildet diese Art den Uebergang von Rhogmus zu Älaopone, welche beide Untergattungen, wie die $$ beweisen, mit einander äusserst nahe verwandt sind. ZooL Jahrb. VJII Abth. f. Syst. 49 740 C. EMERY, Subg. Shuckardia n. subg. D. abeillei Er. Andre. Älaopone abeillei Ek. Andr£, 2. Suppl. Species Form., p. 2, 1885, 9. Nach einem einzigen $ aus Daya (Prov. Oran) in Algerien be- schrieben und mir in Natur unbekannt. Ich vermuthe mit Andre, dass diese Art der $ zu dem nur im männlichen Geschlecht bekannten D. atriceps subsp. aethiopicus ist. D. atriceps Shuck. Dorylus atriceps Shuck., in: Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 323 (Monogr. Doryl., p. 37), 1840, $. Dorylus shuckardi Ritsema, in: Tijdschr. Ent., V. 17, p. 182, 1874, $. Dorylus ritsemae Dalla Torre, in : Wien. Ent. Zeit, V. 1, p. 80, 1892. Diese Art wurde von Shuckard nach einem Exemplar vom Fluss Gambia aufgestellt. Ich glaube sie in einem Exemplar vom Gabun in meiner Sammlung zu erkennen, auf welches die Beschreibung gut passt , nur beträgt die Entfernung der Ocellen von einander weniger als der Durchmesser eines solchen. Doch sind die Ocellen ungleich und, wenn man den kleinern Durchmesser des ovalen vordem Ocellusals Maass nimmt, so würde bei meinem Stück links die Entfernung vom paaren Ocellus kaum geringer sein. Ich glaube einen solchen Un- terschied als unwesent- lich und nicht einmal zur Grün- dung einer Varietät geeignet betrachten zu müssen; bei mehreren andern Arten, wovon ich eine Anzahl SS verglichen habe (D. fulvus, D. nigricans), finde ich eine gewisse Variabilität in der Stellung der Ocellen. D. shuckardi Rits. unterscheidet sich von atriceps über- Fig. HH. D. atriceps (J, Begattungsapparat. A Seiten- ansicht, £ Dorsalansicht, C Ventralansicht, Z) Subgenital- platte. Fig. GG. Man- dibel desselb. t)ie Gattunj^ Dorylus Fab. 741 haupt nur durch die einander näher stehenden Ocellen: ich betrachte ihn als Synonym von atriceps. D. atriceps ist ausgezeichnet durch den totalen Mangel von auf- rechten Haaren zwischen den Ocellen und unterscheidet sich dadurch von den folgenden beiden Formen. Ausserdem sind die Fühler ziem- lich lang, der Schaft nicht ganz so lang wie die ersten 7 Geissel- glieder zusammen und, quergestellt, bis etwa zur Hälfte der Breite der Augen reichend. Aufrechte Haare sind auf dem Kopf nur am Clypeus vorhanden, auf dem Thorax nur auf der Promesonotalnaht, am Meta- notum und unten. Hüften, Stielchen und Hinterleibsspitze wie ge- wöhnlich lang behaart, sonst nur mit feiner seidenartiger, ganz an- liegender Pubescenz. Am Begattungsapparat fällt die im Verhältniss zum Basalabschnitt der äussern Parameren geringe Länge der Stipites auf, welche dabei nicht sehr breit sind und die Volsellae von der Seite sichtbar lassen. Letztere sind deutlich kürzer als die Stipites, gegen das Ende schmäler und deutlich nach aussen gekrümmt. Die Subgenitalplatte ziemlich breit, mit flachen Spitzen. subsp. aethiopicus n. subsp. Dorylus atriceps Emery, in : Ann. Mus. Civ. Genova, V. 9, 1877 etc. — Er. ÄNDRi;, 2, Suppl. Species Formic. Eur. A (J. Unterscheidet sich vom Typus der Art durch den kürzern Fühlerschaft, welcher quergestellt nur sehr wenig über den Innenrand der Augen hinausragt, und das Vorhan- densein von langen Haaren zwischen den Ocellen. Die äussern Parameren sind auf dem Profil dorsal noch weniger gewölbt als beim Typus, die Stipites breiter, die Volsellae Fig. JJ. D. atriceps subsp. aethiopicus, Fig. KK. Begattungsapparat desselb. A Seitenan- (^, Mandibel. sieht, B Dorsalansicht, C Ventralansicht. 49 ==• 742 C. EMERY, bedeckead. Letztere sind noch kürzer und stärker nach aussen ge- bogen. Der Vorderkopf ist manchmal zum Theil röthlich. Sudan, Abessinien, Tunis; wahrscheinlich in einem grossen Theil von Nord- und Ostafrika verbreitet, aber, wie es scheint, selten. D. diadema Gerst. Dorylus diadema Geest., in: Monatsber. Akad. Berlin, 1858, p. 261. — Peteks, Reise Mozambique, Zool., V. 5, p. 500, tab. 31, Fig. 15, 1862. Der vorigen Art und besonders der subsp. aethiopicus ausser- ordentlich ähnlich in Farbe, Gestalt und Behaarung. Der ganze Vorderkopf ist rostroth, ebenso der Hinterrand des Kopfes; die braune Farbe beginnt vorn erst im Niveau des vordem Ocellus und bildet eine Querbinde zwischen den Augen. Der Fühlerschaft ist ebenso kurz wie bei aethiopicus und ragt nur wenig über den Innenrand des Auges. Der Innenrand der Man- dibeln ist sehr deutlich concav und bildet an der Basis einen schär- fern Winkel als bei den nächstverwandten For- men. Zwischen den Ocellen nur wenige lange Haare. Fi(f. MM. D. diadema (J, Begattungsapparat. A Seiten- ansicht, B Dorsalansicht, 0 Ventralansicht, Z* Subgeni- talplatte. Fig. LL. Mandibel desselb. Die Genitalien sind eigenthümlich gebaut und haben am meisten Aehnlichkeit mit denen von D. attenuatus. Die Stipites sind lang und ziemlich breit. Die Volsellae sehr kräftig, die Stipites etwas Die Gattung Dorylus Fab. 743 überragend, nur wenig nach aussen gekrümmt, nach innen flach, ihre Aussenfläche gewölbt und stark behaart. Ausser einem Originalexemplar aus Tette, welches mir vom K. Museum für Naturkunde in Berlin mitgetheilt wurde, habe ich kein anderes gesehen. Species incertae sedis. D. westwoodi Shuck. Ldbidus {Typhlopone) westwoodi Shuck., in : Ann. Nat. Hist., V. 5, p. 266 (Monogr. Dorylid., p. 22), 1840, 9. Patria? Angeblich aus Südamerika: mir unbekannt; vielleicht = B. curtisi Shuck. Biologisches. lieber die Lebensweise von Dorylus-krten liegen genauere Be- obachtungen nur für Anomma vor, welche wir Savage ^) verdanken. Jene Thiere, welche in Westafrika allgemein als Treiberameisen (englisch: Drivers oder Driver Ants) bekannt sind, durchstreifen in langen Zügen das Land, alles Lebende vor sich her treibend und was sie erreichen können angreifend. Bei Nacht, an wolkigen Tagen oder auf waldbewachsenem Grund marschiren die Treiber unbedeckt, sorgen aber dafür, ihren Weg von Hindernissen frei zu räumen; an hellem Tagen und auf ungeschützten Strecken bauen sie aus Erde, welche sie mit ihrem Speichel verkitten, gewölbte Gänge, unter welchen sie weiter schreiten, ohne den lästigen Sonnenstrahlen ausgesetzt zu sein. — Die Colonnen der Anomma sind nicht nur Jagdzüge, sondern zum Theil auch Wanderzüge, mittelst welcher die ganze Bevölkerung eines Nestes sammt Larven und Puppen ihren Sitz von einem Ort zum andern verlegt. Tritt bei solchen Wanderungen Gefahr ein, so bilden die grössern Arbeiter mit ihren Leibern ein lebendiges Gewölbe, unter welchem das schwächere Volk, die Brut mitschleppend, weiter gehen 1) Thomas S. Savage, On the habits of the „Drivers", or visiting ants of West Africa, in: Trans. Ent. Soc. London, Vol. 5, p. 1 — 15, 1846. — The Driver ants of Western Africa, in: P. Acad. Philadel- phia, V. 4, p. 195 — 199, 1850. Letztere Schrift ist zum grössten Theil eine Wiederholung der vorigen, nur weniges über Anomma ruhella, ist neu. 744 C. EMERY, kann. Ueber kleine Bäche oder Graben oder von einem Zweig zum andern wissen die Treiberameisen, sich mit Hülfe ihrer Klauen und Mandibeln zu Ketten verbindend, lebendige Brücken zu bilden, wo- durch das Ueberwinden solcher Hindernisse für das ganze Heer mög- lich gemacht oder doch wesentlich erleichtert wird. Bei Ueberschwemmungen hat Savage beobachtet, dass die Treiber, ganz wie es v. Jhering in Südamerika für Solenopsis geminata ge- sehen hat, sich zu einer lebendigen Kugel vereinigen, welche von den Fluthen schwimmend getragen wird und in ihrem Innern die Brut enthält. Der Nestbau ist sehr unvollkommen, indem sich die Treiberameisen einfach in natürlich vorhandenen Höhlen, in der Erde, unter Felsen oder in alten Baumstämmen häuslich einrichten. Durch diese Lebens- weise wird der Wohnungswechsel bei Wanderungen zu einer sehr leichten Sache. Von der Wohnstätte führen von Steinen und Holz- stücken rein gehaltene oder auch zum Theil überwölbte Pfade zu den Jagdplätzen. Die meisten dieser Eigenschaften der Änomma erinnern sehr an die der südamerikanischen Wanderameisen der Gattung Eciton. In Bezug auf die biologische Bedeutung des Polymorphismus der Änomma-^^ theilt Sa vage mit, dass die grössten $9 mit sichelartigen, nur einen Zahn tragenden Mandibeln, welche er Soldaten nennt, nur bei der Vertheidigung der Gesellschaft oder beim Angreifen und Zerfleischen der Beute thätig sind. Letzteres thun auch die mittel- grossen mit mehrzähnigen Mandibeln, die Savage als Arbeiter be- zeichnet, während die kleinsten nur beim Forttragen der Brut und anderer Lasten mitwirken und deswegen Träger genannt werden. In allem dem Gesagten verhalten sich die beiden von Savage beob- achteten Formen A. arcens Westw. und ruhellus Savage gleich: nur ist letztere kleiner und bildet weniger volkreiche Gesellschaften. Echte ?? wurden bis jetzt von niemand gesehen. Das Aufsuchen derselben unter der ungeheuren Masse von mit furchtbaren Mandibeln bewaöheten $9 dürfte jedenfalls eine schwere Aufgabe sein. Ich würde vorschlagen, die ganze Bevölkerung eines Nestes mittelst Verbrennen von Schwefel am Eingang oder Eingiessen von Benzin oder Einführen von einigen Stücken von Cyankalium abzutödten und dann auf das Vorkommen von ?, S oder deren Puppen, eventuell auch von Myrme- cophilen und Parasiten zu untersuchen. Die Gattung; Dorylus Fab. 745 Was die SS anbetrifft, so sah Savage^) einmal unter einem Zug von A. rubellus eine Anzahl entflügelter Exemplare von Dorylus ni- gricans marschiren. Er versuchte einige davon von der Colonne zu entfernen, aber sie kehrten, wenn freigelassen, wieder dahin zurück, wodurch S. sich davon überzeugte, (dass sie wirklich zum Treibervolk gehörten. Ein solches Verhältniss ist höchst merkwürdig und schliesst sich an nichts von dem an, was wir von andern Ameisen kennen. — Hierzu will ich bemerken, dass die Flügel der Dorylus viel leichter abfallen als bei andern Ameisenmännchen. Welche Bedeutung dieser Eigenschaft sowie dem Verbleiben der entflügelten SS unter der Be- völkerung zukommt, ist ein sehr merkwürdiges Problem, zu dessen Lösung es fernerer Beobachtungen bedarf. Vom Leben der übrigen Dorylus-krt&n wissen wir überhaupt sehr wenig. Ihr Leben ist ganz unterirdisch, und sie kommen frei- willig nur sehr selten ins Freie, namentlich wenn sie in der Nacht die ausschwärmenden geflügelten SS begleiten, sonst auch bei Ueber- schwemmungen. Man darf annehmen, dass die unterirdischen Dorylus ebenso wie die Änomma wandernde Ameisen sind, deren Wander- und Jagdzüge aber unsichtbar in der Tiefe stattfinden, Foeel '■') beobachtete einen solchen Jagdzug von D. fulvus nach einem mit Erde bedeckten Mist- haufen und sah die 9$ die im Miste herumkriechenden Insecten und Larven angreifen; sie zogen sich aber als lichtscheue Thiere, wie sie blossgelegt wurden, eiligst in die Tiefe zurück. Das eigentliche Nest wird nur äusserst selten gefunden, denn bei Ausgrabungen oder beim Heben von Steinen triift man meist nur einzelne Gänge, welche sich sehr weit erstrecken und worin die auf Beute ausgehenden Arbeiter sich bewegen. — Theile des Nestes von D. helvolus mit einem $ wurden im Capland, wie mir Herr Peringuey schreibt, mehrmals im Winter, 1) On the identity of Anomma with Dorylus suggested by spe- cimens which Dr. Savage found together and transmitted to illustrate his paper on the Driver ants. By the Comitee to which it was re- ferred, in: P. Acad. Philadelphia, V. 4, p. 200, 1850. 2) Vergl. FoBEL, Eine myrmekologische Ferienreise in Tunesien und Ostalgerien etc., in: Humboldt, V. 9, Heft 9, September 1890. — In dieser Schrift bespricht Verf. die Geschichte der Beziehungen zwischen den bekannten SS Formen von Doryliden und den betreffenden $9. Es sei hier ein falsches Citat erwähnt, damit es nicht von Andern copirt werde: Ungab's Beobachtungen über Dorylus hat Gerstäckek nicht in Petkrs' Reise, sondern in Stettin. Ent. Zeit. 1872 publicirt, 746 C. EMERY, beim Aufräumen von Misthaufen aufgedeckt. Ein sehr merkwürdiger Fund betrifft die neue Art B. conradti. Ein grosses Nest wurde unter einem liegenden Baumstamm entdeckt und darin eine Anzahl $?. Leider besitze ich keine nähern Angaben über die Beschaffenheit des Baues und seine Bevölkerung. Es sei hier bemerkt, dass allen bis jetzt bekannten Exemplaren von Borylus ?? die Endglieder der Tarsen oder mindestens alle Klauen fehlen. Diese Erscheinung lässt sich wohl am besten durch die An- nahme erklären, dass bei den unterirdischen Wanderungen die schweren $$ von den $$ fortgeschleppt und mit grosser Anstrengung an den Tarsen gezogen werden. Bei vielfacher Wiederholung solcher Angriffe wird nach und nach eine Klaue oder ein Tarsenglied abbrechen. Mehr ist mir nicht bekannt, und ich verzichte darauf, alle ein- zelnen Beobachtungen zu erwähnen, welche zum Theil in Gerstäcker's Schrift von 1872 angegeben sind. Den in Afrika weilenden oder reisenden Entomologen oder sonstigen Naturforschern möchte ich die Lebensgeschichte der blinden und meist unterirdisch lebenden Dory- linen-Gesellschaften als einen sehr interessanten Gegenstand bezeichnen, mit der Bitte, ihre Aufmerksamkeit darauf lenken zu wollen ^). Anhang 1. Die afrikanischen Arten der Gattung Aenictus Shuck. mit Beschreibung einer neuen Species. Indem ich es meinem Freunde, Prof. Forel, welcher über ein grösseres Material verfügt, überlasse, eine Revision der ostindischen Aenictus zu geben, will ich hier die aus Afrika bekannt gewordenen Formen zusammenstellen; solche sind zum Theil nach $9 allein, zum Theil nur nach SS beschrieben, so dass sehr wahrscheinlich Glieder der beiden Reihen später werden zusammengezogen werden müssen. Nach Arbeitern beschrieben sind: A. decolor Matr. TypMatta decolor Mayk, in: Verh. Ges. Wien, V. 28, p. 668, 1878. 1) Weibchen von Anomma und andern Borylus -Arten sowie von Aenictus und Eciton will ich eventuell für meine Sammlung zu guten Preisen kaufen, je nach Erhaltungszustand bis zu 20 Mark per Stück. Die Gattung Dorylus Fab. 747 A, eugenii Emery. Äenictus eugenii Emery, in: Ann. Soc. Ent, France, V. 44, p. 7, tab. 2, fig. 1-4, 1895. A. mariae Emery. Äenictus mariae Ebiery, ibid. p. 8, tab. 2, fig. 5 — 7, 1895. Alle drei aus Südafrika. Nach Männchen sind beschrieben : A. inconspicuus Westw. Äenictus inconspicuus Westw., in: Tr. Ent. Soc. London, V. 4, p. 237, tab. 14, fig. 4. Aus Südafrika. A. fuscovarius Gerst. Äenictus fuscovarius Gerst., in : Monatsber. Akad. Berlin, 1858, p. 262. — Peters' Reise Mossamb. ZooL, V. 5, p. 501, tab. 32, fig. 1, 1862. Aus Mossambique. Die Untersuchung eines Originalexemplares aus dem Berliner Museum führte mich zu der Erkenntniss, dass der von mir beschriebene A. magrettii aus dem östlichen Sudan und an- grenzenden Ländern nur durch die ganz helle Färbung abweicht. Ich betrachte also jetzt letzteren als var. magrettii Emery. A. inconspicuus? Er. Andr£, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 21, p. 539 (nee Westwood). A. magrettii Emery, in: Ann. Soc. Ent. France, V. 40, p. 569, tab. 15, fig. 13—14. — Ann. Mus. Civ. Genova, V. 32, p. 110, fig. 1892. A, luteus Emery. Äenictus luteus Emery, in: Ann. Soc. Ent. France, V. 40, p. 568, tab. 15, fig. 11—12, 1891. Von der Goldküste. A. rougieri Er. Andre. Äenictus rougieri Er. AndrS, in: Bull. Soc. Ent. France, p. CXCI, 1893. Aus Tunis. Diesen Arten ist noch folgende neue anzureihen : A. möMi n. sp. S. Hellbraun, unten heller, Kopf dunkler, fast pechbraun, Man- dibeln, Fühler, Stielchen und Beine röthlich-gelb. Kopf, Thorax und 748 C. EMERT, Abdomen mit kurzer, schief abstehender Pubescenz; Unterseite des Kopfes, Mandibehi, Fühler und Beine lang abstehend behaart; Pygi- dium mit kurzen, aufrechten Haaren. Die Mandibeln sind auffallend lang, schmal und gekrümmt, dabei stark plattgedrückt. Der Scapus ist nur wenig verdickt, mehr als 3mal so lang wie am Ende breit und nur schwach plattgedrückt. Beine schlank; die Schenkel an der Basis sehr dünn, fast drehrund, am Ende stark keulenförmig verdickt ; an den 4 hintern Schenkeln beträgt der verdickte Theil etwa | der ganzen Länge. Stielchen breiter als lang, mit bogenförmigen Seiten, hinten wenig breiter als vorn, die Hinterecken abgerundet, oben sanft ausgehöhlt, unten mit breitem, compressem, abgerundetem Fortsatz. Flügel etwas grau, mit dunklen Adern und pechbraunem Stigma. An den GenitaHen sind die In- nern Para- meren, vor der schwach er- weiterten Spitze deutlich verschmälert, unten ohne Anhang. Die Stipites wie gewöhnhch, einfach, löffelartig; die Volsellae kurz, am nicht ganz ausgestülpten Begattungsapparat des mir vorliegenden Exemplares nicht gut sichtbar. Länge 8i mm. Bismarckburg in Togo, Westafrika, von R. Büttner gesammelt. Ich habe nur 1 Exemplar aus der Sammlung des K. Museums für Naturkunde in Berlin gesehen. Die Art ist Herrn Geheimrath Director MöBius gewidmet. Scheint dem Ä. inconspicuus Westw. nahe zu stehen, aber durch längere Mandibeln und Fühlerschaft, dünnere Schenkel und die dunklen Adern der Flügel verschieden. Durch die erwähnten Merkmale der Mandibeln und der Schenkel lässt sich die neue Art von allen bis jetzt bekannt gewordenen unterscheiden. C ß Fig. NN. Hinterbein, C von der Seite, Aenictus möhii ^. A Kopf, schief frontal-lateral, B innere Genitalparameren vom Rücken, D dieselben Alle Abbildungen gleich vergrössert. Anhang 2. Zur Kenntniss der Gattung Acanthostichus Matr. Bei der Bestimmung der von Balzan in Bolivien gesammelten Ameisen habe ich mich bereits mit dieser interessanten Gattung be- Die Gattung Dorylus Fab. 749 schäftigt und eine neue Species aus Cayenne beschrieben. Seitdem erhielt ich von Herrn A. Schulz aus Para männliche Exemplare, welche durch braune Flügel von dem von Maye beschriebenen S von Ä. serratulus abweichen ; ferner von Herren Staudinger & Bang-Haas ein höchst merkwürdiges $ aus Amazonas, an dessen rechtem mittlem Bein ein $ sich angebissen hatte, welcher sich als zu derselben Form wie die bolivianischen Exemplare Balzan's gehörig erwies. Nach einem nochmaligen Studium der mir von verschiedenen Fundorten zu- gekommenen Formen glaube ich jetzt noch zwei neue unterscheiden zu müssen, die ich vorläufig als Arten aufstelle; die Zukunft wird lehren, ob sie als wirkliche Species oder als geographische Unterarten bestehen müssen. Die Gattungscharaktere des 9 und $ sind von Mayr M ausführ- lich beschrieben. Die Bildung des in den Hinterleib ganz zurück- ziehbaren männlichen Begattungsapparats habe ich oben (S. 693) be- schrieben und auf Taf. 14, Fig. 5 abgebildet. Bei A. serratulus S sind an den Vorderflügeln 2 geschlossene Cubitalzellen vorhanden, welche bei A. fuscipennis zu einer zusammenfliessen. Den Körperbau des $ werde ich bei Beschreibung der neuen Art A. quadratus ausführlich darlegen. A. serratulus F. Sm. Typhlopone serratula F. Sm., Cat. Brit. Mus. Hymenopt., V. 6, p. 111, ?, 1858. Acanthostichus serratulus (Sm.) Mayb, in: Verh. Ges. Wien, 1887, p. 551, $, S. Diese Art wurde von Smith aus S. Paulo beschrieben ; Mayr bekam sie aus St. Catharina; mir sandte sie H. v. Jhering aus Rio Grande do Sul. Sie ist also ein Bewohner des südlichen Küstengebiets von Brasilien. Der 9 ist charakterisirt durch geringe Grösse (maximal 5| mm), den kurzen Kopf, welcher selbst bei den kleinsten Exemplaren wenig länger als breit ist, das Hinterleibsstielchen. Letzteres ist bedeutend länger als breit, hinten deutlich breiter als vorn. Der Clypeus bildet vorn jederseits eine recht stumpfe Ecke und ist zwischen diesen Ecken nicht ausgerandet. Farbe kastanienbraun, Hinterleib und Beine heller. 1) Südamerikanische Formiciden, in: Verh. Ges. Wien, 1887, p. 549—550. 750 C. EMERY, Bezüglich der Beschreibung des S verweise ich auf Maye. liegt nur ein Exemplar ohne Hinterleib vor. Mir Fig. 00. Köpfe von Äcanthostichus 5^^. — A A. quadratus, B A. hirbyi, C A. bre- vicornis. A und B sind grösste Exemplare. Alle 3 Figuren gleich vergrössert. A. quadratus n. s^j. Taf. 16, Fig. 5 u. 6; Taf. 17, Fig. 12. Äcanthostichus serratulus (pars) Eiviery, in : Bull. Soc. Ent. Ital., V. 26, p. 142, 1894, $. Der ^ ist dem der vorigen Art sehr ähnlich und besonders durch die bedeutendere Grösse (maximal 8 mm), die dunklere Farbe und die Form des Stielchens verschieden. Länge 5| — 8 mm. Die Farbe ist auf dem Kopf und Thorax sehr dunkel, fast pechbraun, der Hinter- leib mehr röthlich. Der Kopf (Fig. 00 a.) ist bei maximalen Exem- plaren beider Arten gleich geformt: vergleicht man gleich lange Exemplare beider Arten mit einander, so ist er in der neuen Species etwas länghcher. Die Länge des Fühlerschaftes ist im Verhältniss die gleiche, und dessen Ende überragt die Hälfte der Kopflänge sehr bedeutend. Form und Sculptur des Thorax wie bei serratulus. Das Stielchen erscheint, von oben gesehen, nicht länger als breit; seine Oberseite bildet eine quadratische Fläche, auf welcher längliche, an ihrem Vorderende je ein Haar tragende Grübchen schärfer abstechen, als bei serratulus. Bei letzterer Art ist die obere Fläche des Stiel- chens deutlich länger als breit. Zu dieser Art gehört das oben erwähnte flügellose $ (Taf. 16 Fig. 5, Taf. 17, Fig. 12). — Dasselbe ist 10. V mm lang, hell kastanien- braun, Unterseite des Abdomens, Fühler und Beine heller. Kopf, Thorax, Stielchen, Fühlerschaft und Beine reichlich mit sehr langen, etwas welligen, aufrechten Haaren besetzt, welche aus starken, tiefen Punkten entspringen ; sonst ohne deutliche Sculptur ; feine Punkte und anliegende Behaarung sind nur am Halstheil des Pronotums und t)ie GattUDf? Dorylus Fat. 751 an der abschüssigen Metathoraxfläche vorhanden; die Pleuren sind fein gestrichelt. Dagegen ist der eigentliche Hinterleib sehr dicht und fein puuktirt und aus jedem Pünktchen entspringt ein feines und kurzes, anliegendes Härchen; dadurch wird dieser Körpertheil von einer zarten, reifartig grau schimmernden Pubescenz bedeckt und ent- behrt der Borstenhaare ganz und gar, mit Ausnahme der letzten, sichtbaren Ventralplatte und der Spitze der entsprechenden Dorsal- platte, welche an Stelle der feinen Punkte und Härchen gröbere Punkte und lange Haare haben. Am Pygidium ist kein Raudbesatz von Stacheln vorhanden ; in der Nähe seines Hinterrandes ein seichter Eindruck. Der Kopf ist breiter und rundlicher als beim $ (vergl. Taf. 17, Fig. 12) und mit sehr flachen, aber deutlich genetzten Augen ver- sehen. An der Stelle der Punktaugen sind nur ganz kleine Grübchen erkennbar. Die Stirnleisten bilden zusammen eine deutliche Scheibe, und ihre Seitenränder sind von einander weiter entfernt als beim $. Der Thorax ist viel breiter als beim 5, seine Seitenränder sind viel mehr abgerundet, sein Rücken etwas uneben, aber ohne jede deutliche Naht. Das Metanotum bildet jederseits eine stumpfe, hinten kielartig gerandete Erhabenheit, welche sich in die scharfen Seitenränder der abschüssigen Fläche fortsetzt. Das Hinterleibsstielchen ist trapez- förmig, hinten breiter als vorn, fast 2mal so breit wie lang, fast mit seiner ganzen Breite an den eigentlichen Hinterleib eingelenkt ; letzterer ist gross, bis zum Hinterrand seines drittletzten sichtbaren Segments leicht verdickt, von da an veijüngt. Pygidium und Hypopygium schliessen mit ihren Rändern an einander. Dieses ? ist wegen des fast wie beim $ gebildeten Thorax, dem grossen Hinterleib und den schwach entwickelten Augen ein Dich- {hadia-axi\g%^ zu nennen. Sehr merkwürdig sind die vom $ ganz ab- weichende Pubescenz des Abdomens und das Fehlen des Stachel- besatzes am Rande des Pygidiums. Aus Bolivien und Amazonas. A. Uirhyi n. sp. $. Diese Art hält in Bezug auf Form des Kopfes etwa die Mitte zwischen der vorigen und Ä. brevicornis. Der Kopf ist deutlich länger als breit (Fig. 00 b.), seine Seiten mehr gerade als bei ser- ratulus und quadratus, aber vor den Hinterecken viel deutlicher ge- bogen als bei brevicornis ; die Stirnleisten einander mehr genähert als bei serraiulus und quadratus, der Fühlerschaft überragt nach hinten 752 C. EMERTf, gebogen deutlich die Hälfte der Kopflänge. Der Vorderrand des Clypeus bildet jederseits einen viel deutlichem Winkel als bei den vorhergehenden Arten. Thorax und Stiel eben fast ganz wie bei ser- ratulus; Färbung wie bei letzterer Art. Länge 5 — 6^ mm. Paraguay (Balzan) und Matto Grosso (Germain). Herrn W. F. KiRBY dedicirt, welchem ich mich für die übernommene Untersuchung mancher Typen des British Museum zu besonderm Dank verbunden fühle. A. hrevicomis Emery. Äcanthostichus hrevicomis Emery, in : Bull. Soc. Ent. Ital., V. 26, p. 142, 1894, $. Ich gebe in Fig. 00 c. eine Abbildung des Kopfes vom einzigen mir vorliegenden Originalexemplar aus Cayenne. Durch längern, mehr parallelrandigen Kopf mit schärfern Hinterecken und kürzerm Fühler- schaft von den übrigen Arten unterschieden. Ausserdem durch schwächer ausgeprägte, grobe, haartragende Punkte am Thorax und Stielchen. A. ftiscipennis n. sp. Taf. 17, Fig. 13. Von dieser Art kenne ich nur das klärung der Nemocera ano- mala. Von deren Fühler heisst es : „With homologous joints of the flagellum. Absence of sensitive hairs (in the shape of verticils) over- topping the usual hairy covering of the antennae." Dass bei den Geisselgliedern nicht wie in der vorigen Gruppe „majority of the joints" steht, ist wohl nur Zufall, da das letzte Glied stets eine andere Form und Grösse hat als alle vorhergehenden, dann aber finden sich, wie meine Fig. 2 zeigt, verhältnissmässig lange, echte Wirtel- haare an den Gliedern des Bibionenfühlers, und die feinen Haare auf den Gliedern bei Liponeura (Fig. 7) muss man wohl als „sensitive hairs" aufl"assen. Jene beiden Familien würden nun in die Gruppe der Nemocera vera gestellt werden müssen, würden aber dann wieder nicht in den andern Charakteren übereinstimmen, ein Zeichen, dass der Fühler wenig geeignet ist, als zusammenfassendes Merkmal für gewisse Gruppen zu gelten. Die Fühler aller übrigen Dipteren, die man früher unter dem Namen Brachycera zusammenfasste, wurden und werden meist noch immer als 3gliedrig bezeichnet. Der Zweck dieser meiner Unter- suchung soll nun nach Erledigung des Nematocerenfühlers hauptsäch- lich sein, zu zeigen, dass diese Auffassung fast regelmässig falsch ist. Ohne dabei eine Phylogenese der Dipteren irgendwie versuchen zu 784 B. WANDOLLECK, wollen, werde ich die Fühler der Brachycera aus denen der Nemato- cera herleiten und gleichzeitig die übrigen Fühlerformen in Beziehung bringen. Vor allem muss ich da aber mit zwei in der Systematik bis dahin feststehenden BegriÖen brechen, mit denen des Griffels und der Borste. Es entbehren diese Hegriffe jeder thatsächlichen Grundlage. Zuerst der Griffel. Ich will diejenigen Fühler, von denen, die ich untersucht habe und die in der Systematik als mit einem Griffel ver- sehen figuriren, vorführen. Es sind die Fühler von: Nemotelus uli- ginosus (Fig. 20), Thereva nobiUtata (Fig. 30), Äsüus crahroniformis (Fig. 27), Bombylius minor (Fig. 28), Empis ignota (Fig. 32), Flaty- peza holosericea (Fig. 37), Conops flavipes (Fig. 44). 1) Nemotelus uliginosus. Von diesem Fühler heisst es: 3gliedrig mit geringeltem 3. Gliede (oder Complex, siehe später) und kurzem Griffel. Als Griffe! werden die beiden letzten Glieder angesehen. Einem Jeden, der diese Abbildung genau betrachtet, muss nothwendig einleuchten, dass man nicht berechtigt ist, hier von einem Unterschied zwischen Griffel und Fühlergliedern zu reden. Der Griffel ist eben nichts weiter als die beiden letzten Fühlerglieder, die in ihrer Masse den andern etwas nachstehen, aber deswegen noch lange nicht weniger mit Recht den Namen Fühlerglieder tragen würden als das 1. oder 2. Glied. Dieselben Argumente werden sich mehr oder minder auch auf die andern gegriffenen Fühler anwenden lassen. Ich will die Fühler von Äsilus, Thereva, Empis und Bombylius, weil sie im Grossen und Ganzen demselben Typus angehören, zusammenfassen. Alle gelten als 3gliedrig mit 2gliedrigem Endgrifiel. Dass bei so heteronom ge- gliederten Fühlern die geringe Grösse nicht in Betracht kommen kann, ist wohl einzusehen, und so sind für mich diese Fühler nicht mehr 3gliedrig mit 2gliedrigem Endgriffel, sondern ögliedrig. Einen dritten Typus des Fühlergriffels zeigt der Fühler von Platypeza: drei auch für schwache Vergrösserungen sehr distincte Glieder, auf welche drei in ihrer Masse gegen die ersten Glieder sehr zurücktretende Glieder folgen. Den vierten Typus des sog. Fühler- griffels hat der Fühler von Conops. Kurz, breit und deutlich 3gliedrig mit unsymmetrisch entwickeltem 2. „Griffel"-Glied, zeigt sich der nun- mehr als 6gliedrig zu deutende Fühler. Von dem Griffel nicht genau unterschieden ist die Fühlerborste. Als Hauptmerkmal gilt wohl meistens ihre feinere, zugespitzte Form und der Umstand, dass sie häufig mit Haaren, Borsten und Fiedern besetzt ist; eine wirklich nackte Borste ist etwas Seltenes. Ebenso Ueber die Fühleiformen der Dipteren. 785 selten ist ihre endständige Stellung. Meine Auffassung der Borste ist nun ebendieselbe wie die des Griffels. Ich homologisire die un- gegliederte oder gegliederte Fühlerborste dem letzten resp. den letzten Fühlergliedern eines Fühlers wie der in Fig. 7 oder 16. Von den abgebildeten Borsten ist nur eine wirklich endständig und daher wohl Griffeln wie dem in Fig. 20 am nächsten stehend. Das 3. Fühler- glied läuft spitz zu und trägt an seinem Ende ein haarfeines, tomen- tirtes 4. Glied, die sog. Borste. Als nackte Borste erscheinen die Endglieder des Fühlers von Pipunculus. An Masse den andern Gliedern gut gleichkommend, bilden sie mit diesen zusammen einen 6gliedrigeu Fühler. Die seitliche Stellung der letzten Glieder ver- anschaulichen die Fig. 18, 19, 36; es sind die Fühler von Loncho- ptera lutea, Pachygaster ater und PJiora incrassata. Es sind 2gliedrige, tomentirte Abschnitte, so dass die Fühler als ögliedrig zu betrachten sind. Die Gliederzahl des Fühlers vuu Sargus infuscatus wird durch die Borste nur um eins erhöht. Dieses letzte Glied zeigt sich als tomentirt, am Grunde jedoch mit einigen stärkern Härchen besetzt. Die stärkste Entwicklung zeigen die mit dem Namen Borste belegten letzten Fühlerglieder bei den Dolichopoden und in der Familie der Museiden und Syrphiden. Die Endglieder stehen alle rückenständig in Bezug auf das 3. Glied. Es sind auf der Tafel 1-, 2- oder 3gliedrige „Borsten" sowie tomentirte, behaarte und gefiederte abgebildet. Von grosser Bedeutung für die vergleichende Betrachtung der unter dem Namen Griffel resp. Borste zusammengefassteu Fühler- glieder ist ein näheres Eingehen auf das 3. Fühlerglied. Nehmen wir zuerst jene einfach und fast homonom gegliederten Fühler, die auf Fig. 1 — 17 abgebildet sind, so kann hier von e nein eigenthümlichen, durch Form oder Grösse besonders ausgezeichneten 3. Fühlerglied wohl kaum geredet werden. Eine geringe Hervorhebung findet sich allerdings bei den Fühlern von Liponeura hrevirostris (Fig. 7), Simulium ornatum (Fig. 8), Ptychoptera contaminata (Fig. 10), Ctenophora elegans (Fig. 15), und so müssen wir diesen Typus als den Anfangstypus zur ^Ausbildung des spec. 3. Gliedes betrachten. Von solchen Fühlern ausgehend und gestützt auf Bildungen wie in Fig. 23, 48, 24, 25, müssen wir annehmen, dass nun, wie schon der Anfang in Fig. 7 etc. gemacht war, die auf das 3. Glied folgenden Glieder allmählich mit diesem verschmelzen. Dabei entstanden Formen der Fig. 23, 24, 48, 25, und zuletzt das voluminöse 3. Glied mit ein- oder mehrgliedrigem „Griffel". Ja, die Verschmelzung geht noch weiter, und man kann sich auf solche Weiss den Fühler von Scenopinus ent- 786 B. WANDOLLECK, standen denken. Eine sehr gute Stütze findet diese Theorie in dem Fühler von Sargus infuscatus (Fig. 22). Hier folgt auf das 2. Glied eine Reihe fast gleichartiger Glieder, die wie zusammengeschoben und an einander abgeplattet aussehen und den Ausdruck „geringeltes 3. Fühlerglied lesp. „Complex" leicht erklärlich machen. Dass die einzelnen Scheiben nicht auch ebensoviel Gliedern gleichwerthig sind, zeigt die 2. Scheibe, so dass man annehmen muss, dass die Bestand- theile des 3. Gliedes bereits vor ihrem Zusammentreten zum Complex aus mehreren Gliedern zusammengesetzt sind. Ein Fühler, der eine solche Form zeigt, wäre der in Fig. 21 abgebildete von Stratiomys longicornis. Hier ist kein hervorragendes 3. Glied, wohl aber eine Reihe (5) ziemlich gleichartiger, grosser Glieder, die man sich phylo- genetisch als je aus mehreren Fühlergliedern verschmolzen denken muss. Nehmen wir nun die Verschmelzung des 3. Gliedes als fest- stehend, so ist auf eine weitere Erörterung einzugehen; diese betrifft die verschiedenartige Ausbildung der Form des 3. Gliedes. Nicht immer wird der Complex eine einfache Form wie bei Äsilus crahroni- formis (Fig. 27) , Bomhylius minor (Fig. 28), Thereva nobiUtata (Fig. 30), Empis ignota (Fig. 32) oder Conops flavipes (Fig. 44) an- nehmen, sehr bald wird, vielleicht in Folge von Ansammlung von Sinnesorganen in diesem Theile, sich seine Form verändern und in Aus- buchtungen und einseitigen Aufblähungen die Hauptaxe des Fühlers verlassen. Wie schon vorhin beim Hervortreten des 3. Gliedes sich Andeu- tungen für die Entstehung in ziemlich wenig umgebildeten Fühlern fanden, so auch hier bei der Umgestaltung des 3. Gliedes. Es ist der eigenthümlich geformte Fühler von Tahanus hovinus, dessen 3. Glied eine bedeutende, unsymmetrische Entwicklung zeigt. Auch Leptis scolopacea (Fig. 26) und Sargus infuscatus (Fig. 22) (Complex als 3. Glied genommen) lassen eine solche Neigung erkennen. Am hervor- tretendsten zeigt sich jedoch die unsymmetrische Ausbildung unter den Orthoraphen bei Dolichopus (Fig. 33) und bei den meisten Cyclo- raphen. Das 3. Glied nimmt die mannigfaltigsten Formen an, bald rund bald spitz, langgestreckt, balkenförmig etc. Die Axe des Fühlers geht dann stets vom 1. und 2. Gliede durch die Insertionsstelle der sog. Borste in diese hinein, wobei die Borste noch mehr als echtes Fühlerglied resp. Glieder erscheinen muss. Dass übrigens eine solche unsymmetrische Ausbildung nicht dem dritten Gliede allein eigen- thümlich ist, sehen wir an dem 5. Gliede von Conops flavipes (Fig. 44), das eine ähnliche unsymmetrische Entwicklung zeigt. Ebenso finden Ueher d'e Fiihlei formen der Dipteren. 787 wir ziemlich häufig diese Neigung zur Unsymraetrie bei dem 2. Glied, das oft einen nagel- oder fingerförmigen Fortsatz über das 3. Glied hinüberschick c. Für die Besprechung bleiben nun noch zwei scheinbar sehr dif- ferente Fühlerformen übrig, nämlich der Fühler von Hypoderma ta- randi (Fig. 43) und der Fühler von Hippohosca equina (Fig. 4G, 47). Es wird auf den ersten Blick kaum plausibel erscheinen, diese so verschiedenen Fühler zusammen zu stellen, und doch will ich es ver- suchen. Der Fühler von Hypoderma tarandi ist ein 4glied''iger Fühler; auf zwei flach-becherförmige Glieder folgt ein kugelförmiges Glied, an das sich das früher als Borste bezeichnete 4. Glied an- schliesst. Der Fühler von Hippohosca equina erscheint überhaupt ungegliedert : ein in einer Vertiefung des Kopfes liegendes Knöpfchen, welches unten angewachsen ist und vorn drei dicke, starre Borsten trägt. Erst bei stärkerer Vergrösserung bemerkt man auf dem vordem Drittel in dem dichten Haar einen feinen Schlitz, aus dem ein zarter, verästelter, geweihartiger Faden hervorlugt. Fährt man mit Prä- parirnadeln in den Schlitz, so erscheint, allerdings nicht ohne Zerreisseu des borstentragenden Sackes, ein zweites fast ebenso wie das ganze Gebilde gestaltetes Glied, das unten, ebenso wie das erste mit dem Kopfe, mit dem ersten Gliede zusammenhängt und den geweihartigen Faden als 3. Glied trägt. Wenn wir uns nun fragen, auf welche Weise ein so seltsam erscheinendes Organ wohl phylogenetisch zu er- klären wäre, so müssen wir zuerst deduciren, dass die äussere borsten- tragende Hülle kein einheitliches Gebilde sein kann, sondern auf dem Wege der Verwachsung entstanden das 2. und 3. Glied hüllenartig umfasst hat. Da zeigt sich uns in dem Fühler von Hypoderma tarandi derselbe, nur auf einem viel frühern Stadium stehende Fühler. Die ersten beiden Glieder sind becherförmig, aber nicht ganzrandig, sondern auf der einen Seite tief ausgeschnitten, auch nicht vom Axen- pol gesehen einander deckend, sondern gegen einander ausgerückt, so dass sie beide zusammen einen ganzen Becher um das 3. Glied bilden. Denken wir uns nun diese beiden Halbbecher verschmolzen, immer weiter um das 3. Glied herumwachsend und dasselbe ganz umhüllend bis auf einen schmalen Schlitz, der gerade dort zu liegen käme, wo das 3., fadenförmige Glied articulirt, so haben wir den Fühler von Hippohosca equina. Die Aehnlichkeit der Fühler wird noch dadurch vermehrt, dass beide in einer tiefen Höhlung des Kopfes liegen und dass beide Endglieder sehr zart und unbehaart sind. Beide Fühler sind nichts weiter als Muscidenfühlern ähnliche Gebilde, deren Zool. Jahrb. VIII. Abth. f. Syst. 50 788 B- WANDOLLECK, 1. und 2. Glied bei dem einen die Umwaclisung beginnen, bei dem andern dieselbe bereits vollendet haben. Ich habe jetzt die Fühler der Dipteren zuerst auf ihren Werth für die Systematik untersucht und bin dabei zu dem Resultat ge- kommen, dass dieselben für eine Eintheilung der Imagines in grössere Gruppen, ja nicht einmal in Ordnungen zu benutzen sind, dagegen von grossem Werth für Art- und Gattungsbestimmung sein würden. Dann habe ich eine Phylogenese der Dipterenfühler versucht und bin dabei von den niedrigsten bis zu den uragebildetsten Formen von Hypoderma und Hippobosca hinaufgestiegen. Ich nehme an, dass bereits alle Fühler, auch die einfachsten, in ihrer Form auf die weiter entwickelten hinweisen; dass das 3. Glied stets aus einer Reihe von Gliedern hervorgegangen ist; dass GriÖel und Borste mit den End- gliedern des schnurförmigen Fühlers identisch sind und daher auch als vollwerthige GHeder betrachtet werden müssen. Um nicht miss- verstanden zu werden, will ich hier gleich noch betonen, dass ich keineswegs eine lückenlose Entwickluugsreihe zu construiren beabsich- tige, da eine solche in der Wirklichkeit nicht existiren kann, weil nicht immer alle Theile des Fühlers in der Entwicklung gleichen Schritt halten. So stehen z. B. die Cycloraphenfühler mit befiederten Endgliedern in diesen den perlschnurförmigen Fühlern, dagegen in der Ausbildung des 3. Gliedes den andern Fühlern näher. Nun noch einige Worte über Fühlerabbildungen im Allgemeinen. Wenn man die Bilder der meisten Autoren mit meinen Photogrammeu vergleicht, wird man sehr bald finden, dass meist bei den Zeichnungen die Verhältnisse nicht in der richtigen Weise wiedergegeben werden, dass Segmentirung oft nur als Ringelung gezeichnet wird und dass „Griffel und Borste" nur in einer solchen Weise berücksichtigt werden, die sie gleich von vorn herein als Anhängsel erscheinen lässt. Der Fühler wird überhaupt immer nur so nebenbei abgebildet, was dann Zeichnungen wie die van der Wulp's ergiebt; bessere Bilder, wie die Mik's, gehören zu den Seltenheiten. Meine Fühlerphotogramme wurden von mir auch als Diapositive hergestellt und stehen in der Schausammlung des Kgl. Museums für Naturkunde in Berlin. Ueber die Fühlerformen der Dipteren. 789 Yerzeicluiiss der Ablbildimgeii. ¥u Tafe A 18. 1. Glaphyroptera picfa. Fig. 26. 2. Bihio hortulanus. „ 27. 3. Chironomus plumosus S- „ 28. 4. V 55 +• „ 29. 5. Culex pipiens ?. „ 30. 6. 55 55 ^• „ 31. 7. Liponeura hrevirostris. „ 32. 8. Simulium ornatum. „ 33. 9. Psychoda humer alis. „ 34. 10. Ptychoptera contaminata. „ 35. 11. Rhyphus fenestralis. „ 36. 12. JDiplosis n. sp. „ 37. 13. Diplosis aphidisuga. „ 38. 14. Ctenophora elegans S- „ 39. 15. 55 11 +• „ 40. 16. Tipula paludosa. „ 41. 17. Ctenophora himaculata. „ 42. 18. Lonchoptera lutea. „ 43. 19. Pachygasfer ater. „ 44. 20. Nemotelus uliginosus. „ 45. 21. Stratiomys longicornis. „ 46. 22. Sargus infuscatus. 23. Tabanus bovinus. „ 47. 24. Haematopota pluvialis. „ 48. 25. Chrysops sepulcralis. Leptis scolopacea. Äsilus crahroniformis. Bomhylius minor. Anthrax morio. Thereva nöbilitata. Scenopinus fenestralis. Empis ignota. Dolichopus ungulatus. Volucella hombylans. Pipunculus vulgatissimus: Phora incrassata. Platypeza holosericea. Phorocera assimilis. Echinomyia fera. Ceroxis crassipennis. Limnia marginata. Loxocera ichneumonea. Hypoderma tarandi. Conops flavipes. Myopa buccata. Hippobosca equina ganzer Füliler. Hippobosca equina 2. Glied. Hexatoma pellucens. 52 = Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten Die GordiideD des Naturhistorischen Museums in Hamburg. Von Dr. F. Römer, Assistenten am Zoologischen Institut der Universität Jena. Hierzu Tafel 19. Bei der Bestimmung der von Herrn Professor W. Kükenthal auf seiner Reise gesammelten Gordiiden erkannte ich die Nothwendig- keit einer Durcharbeitung und Revision der bisher bekannten Arten dieser Familie. Dazu bedurfte es eines grössern Materials, namentlich an einheimischen Gordiiden, um sich durch Vergleichung einer Anzahl von Individuen einer Art eine Charakteristik derselben bilden zu können. Dieses Material wurde mir vom Hamburger Naturhistorischen Museum bereitwilligst zur Bearbeitung überlassen, und ich möchte deshalb nicht versäumen, der Direction des Museums für diese freund- liche Unterstützung auch hier öffentUch meinen verbindlichsten Dank auszudrücken. Der erste Theil dieser Arbeit: „Die Gordiiden der Molukken nach den Sammlungen des Herrn Prof. W. Kükenthal, sowie eine Auf- zählung und Charakterisirung der bisher bekannten Arten dieser Familie nebst tabellarischem Schlüssel zur Bestimmung derselben" wird demnächst in den Ergebnissen der Molukkenreise erscheinen ^). Den zweiten Theil erlaube ich mir hier vorzulegen ; er enthält eine Aufzählung der Gordiiden-Arten des Hamburger Museums mit Angabe 1) F. Römer, in: Abhandlungen Senckenb. Ges. Frankfurt a. M., 1896. — Eine vorläufige Mittheilung darüber veröffentlichte ich im Zool. Anzeig., 18. Jahrg., No. 476, 1895. Die Goidiiduii des Natarhistorischen Museums in Hamburg. 791 der Zahl und Fiiudorto der eiuzclueii Exemplare und eine Beschreihniig Vüu vier neueu Species. Gemäss der in der obigen Arbeit durch- geführten Trennung der Genera Gordhis und Chordodes führe ich auch hier die zugehörigen Arten getrennt an. I. Das Genus Gordius. 1. Gordius aqiiaticus L. Eine vollständige Angabe der Literatur bis 1851 findet sich in Bi?tiKi)'s Catalogue of Entozoa in the Collection of the British Museum, London 1853, p. 35, der neuen bis 1894 in meiner erwähnten Arbeit. a) Göttingen, Haiuholz (in Quellen); Schlotthauber legit 1845. 7 S$, 4 ??. Die Farbe der Männchen ist äusserst dunkel, in Folge dessen treten d^'e dunkleren Kücken- und Bauchlinien und der schwarze Hals- ring nicht so scharf hervor wie bei den bedeutend helleren Weibchen. Letzteren fehlen dafür mehrfach die hellen, ovalen Flecke, die sich auf der dunklen Haut der Männchen schäi'fer abheben. Die ober- flächliche Segmentirung ist gut ausgebildet. b) Holstein, Kelle rsee; Pöppinghausen legit. \ S. c) Plön; DuNCKEH legit. 2 $$ und 1 $. Die Farbe der Männchen tiefschwarz. d) Hamburg, Sachsenwald; Sauteu legit 1889. 1 $aus einer Spinne. c) Hamburg, B e r g e d o r f (R o t h e s H a u s) ; v. Brunn legit. 1 $ aus einer Feldheuschrecke. Farbe heH rosa (fleischfarbig). f) Wladiwostock; Graeser legit. 2$$ aus der Raupe von Saturnia artemisiae Br. g) Amur -Laude; Dieckmann legit. 1 $ aus einem Käfer h) Brasilien, Prov. St. Catharina, Joinville; Kill- mann legit. 1 S- Dieser Gordius aus Brasilien zeigt so grosse üebereinstimmung mit unserem Gordius aquaticus L., dass ich ihn als solchen bestimmen musste. Die Liniensysteme der Haut, die allgemeine Färbung, die helle Kopfcalotte und das dunkle Halsband, die Rücken- und Bauchlinien sowie die Borsten und die Leiste in der Umgebung der Geschlechtsöffnung und die Form der Körperenden sind vollkommen gleich. Nur in zwei 792 F. RÖMER, Punkten ist eine Abweichung zu verzeichnen. Erstlich fehlen ihm die hellen Flecke, die aber bei unserem Gordius aquatus auch nicht an allen Individuen und namentlich nicht an solchen mit heller Hautfarbe sichtbar sind. Diese Verschiedenheit kann also nicht schwer ins Ge- wicht fallen. Zweitens sind die Gabeläste des Schwanzendes spitzer. Beide sind von der Bifurcationsstelle an stark verjüngt, während bei dem einheimischen Gordius aquaticus ihr Durchmesser stets derselbe bleibt und auch ihre Spitze etwa so breit ist wie der halbe Durch- messer des Körpers. Eine ähnliche Form der Gabeläste hat Came- RANO für seinen Gordius doriae beschrieben und abgebildet ^ ). Freilich sind sie hier noch etwas spitzer als bei dem fraglichen Exemplar aus Brasilien ; auch ist auf der Haut eine polygonale Felderung sichtbar. Letztere Eigenschaft ist zweifellos ein Jugendzustand, eine noch un- vollkommene Ausbildung der Haut, denn Camerano's Exemplar von Gordius doriae war nur 300 mm lang. Da demnach als einziger Unterschied das spitze Hinterende übrig bleibt, das nur an einem Individuum und noch dazu einem jungen beobachtet wurde, und dieses Verhalten ebenfalls als Jugendzustand angesehen werden kann, so habe ich Gordius doriae mit Gordius aquaticus vereinigt und als Synonym bei letztern angeführt 2). In dieser Auflassung bin ich noch bestärkt worden durch den Befund an dem vorliegenden Gordius Brasiliens, der gewissermaassen zwischen Gordius doriae und aquaticus vermittelt. Zudem sind die spitzen Gabeläste bisher nur ])ei zwei Individuen beobachtet worden, woraus noch keine Berechtigung zur Aufstellung einer neuen Art entsteht, zumal alle übrigen Eigen- schaften mit der längst bekannten Art übereinstimmen. Länge meines Exemplars 430 mm, grösster Durchmesser 1 mm. i) Chile. 1 ?. Autfallend ist die schwarz-braune Farbe, die wir bei unseren ein- heimischen Exemplaren nur au den Männchen zu finden gewohnt sind. Trotzdem sind die dunklen Längslinien, die weisse Kopfcalotte, die Kreuzungslinien und die Borsten gut zu erkennen. Es fehlen die hellen Flecken. Die oberflächliche Segmentirung ist nur am vordem Ende ausgebildet. Länge 488 mm, grösste Dicke 0,9 mm. 1) L. Camerano, Gordii, in: Ann. Mus. Civ. Genova, V. 30, p. 129, 1890—1891. 2) r. Römer, 1. c. f Die Gordiideii des Naturhistorischen Museums in Hamburg. 793 k) Ostafrika, mittlerer Ussuri; Fischer legit. 2 S6 und 4 ?$ aus Carabus smaragdinus. Eine auf den ersten Anblick in Gestalt, Farbe und Grösse ausser- ordentlich verschiedene Gesellschaft, deren Mitglieder sich aber bei genauerer Betrachtung alle als Gordius aquaticus entpuppen. Wenn auch ihre Farben gänzlich verschieden sind, hellbraun, roth-braun, graufahl u. s. w., so haben doch alle sechs eine deutlich abgesetzte Kopf- calotte mit sich daran anschliessendem schwarzen Halsband sowie dunklere Rücken- und Bauchlinie. Ferner ist die Form der Körper- euden eine übereinstimmende. Verschieden ist dagegen die Ausbildung der hellen Flecken, der Liuiensysteme und der oberflächlichen Seg- mentirung. Bei dem roth- braunen Exemplar ist letztere besonders scharf ausgebildet. Solche tiefe Einschnitte habe ich bei den Indivi- duen unserer Gewässer noch nicht beobachtet. Die hellen Flecken sind hier auch besonders schön zu sehen. Ich will aber betonen, dass dieses Individuum schlecht erhalten, vielfach gebrochen und geschrumpft war. Die Haut macht mehr den Eindruck einer unregelmässigen Schrumpfung als einer regelmässigen Segmentirung. 1) (?) Valdivia, Fluss; Michaelsen legit. 1 ?. Wenn ich diesen von Herrn Dr. Michaelsen in Valdivia ge- sammelten Gordiiden als Gordius aquaticus bestimmte, so geschah es, weil er mit ihm die meiste Uebereinstimmung zeigt. Es fehlen ihm freilich das schwarze Halsband, die dunkeln Rücken- und Bauchlinien und die oberflächliche Segmentirung. Die ovalen Flecken sind nur an wenigen Stellen und auch da nur sehr schlecht entwickelt. Diesen Umstand möchte ich aber auf den schlechten Erhaltungszustand zurück- führen, da die Haut stark geschrumpft war und überall Runzeln und Furchen zeigte. Dadurch sind auch die Körperenden stark hervor- getreten; sie erscheinen nämlich knopfförmig angeschwollen. Betrachtet man sie aber etwas näher, so gewahrt man weniger eine knopfförmige Anschwellung der Körperenden als vielmehr hinter denselben eine starke Schrumpfung nnd Eintrocknung der Haut, wodurch die Enden so stark hervortreten. Diese Verschiedenheiten von Gordius aquaticus sind also nur scheinbare und können keinen Grund gegen eine Iden- tificirung abgeben. 3. Gordius tolosanus Dujardin. = Gordius subbifurcus v. Siebold. Literaturangabe in meiner erwähnten Arbeit. 794 F. RÖMEU, a) Fundort uiibekauut. 3 S6 aus Carabideii. b) G ö 1 1 i n g c n , H a i ii h o 1 z (in Quellen); Sciilutiii au ueu legit 1845. 2 SS und 1 ?. Weibchen bedeutend heller gefärbt als die Männchen. c) Holstein (näherer Fundort nicht angegeben); Hasten heck legit. 16, schlecht erhalten. 3. Gordius violaceus Baihd. Literaturangabe ebendaselbst. a) Göttingen, Hainholz (in Quellen); hJciiLOTTiiAUBEU legit 1845. 3 SS imd 2 ??. b) Hamburg, Bergedorf; Tiialenhoust legit 1885. 1 S- Borstenbesatz an der Unterseite der Schwauzgabel nicht deutlich. c) Kissingen, Poppen hausen, im Feldbruunen; Döm- LiNG legit 1892. 5 SS und 2 $$. d) Hamburg (näherer Fundort nicht angegeben). 1 S und 1 ^+. e) Hamburg, A Ist er; Graesek legit. 1 S- f) Hamburg, Bille. 2 SS- Farbe tief schwarz. g) Prescott, Arizona; Bodenbukg legit. 1 ?. Die für Gordius violaceus gegebene Diagnose passt in allen ihren Einzelheiten auf das vorliegende Exemplar. Areolen polyedvisch, Jn- teralveolarborsten vorhanden, namentlich am hintern Körperende zahl- reich. Vorderende stark spitz zulaufend, Hinterende abgerundet mit terminal und central gelegener Genitalöflnung. Farbe hellbraun. Länge 185 mm, grösster Durchmesser 1 mm. Trotzdem das Exemplar stark geschrumpft war, zweifle ich keinen Augenblick, es als Gordius violaceus zu bestimmen. 4. Goi'ditis aeneus Villot. 1874. Gordius aeneus, Villot, S ""d % Venezuela (Cumaua), lu: Arcb. Zool. exp., V. 3, }). 52. 1881. — — Oerley, (J und $, Südafrika, in: Ann. Nat. Hist., (5), V. 8, p. 329. 1891. "" — Camerano, 1 5, Venezuela, in : Ann. Mus. Civ. Genova, V. 30, p. 125. 1895. — — Römer (nach Villot, Oerley und Camerano), in : Abb. Senckenb. Ges., 1896. V i t i - 1 n s e 1 n , 1 ?, aus Phphalosoma pythonis (Phasmide). Ich habe lange geschwankt, wo ich den Gordius von den Viti- I Die Gurdiideii des Natuihistorischen Museums in Hamburg. 795 luselu unterbringen sollte, und habe mich schliesslich entschlossen, ihn mit dem Gordius aeneus Villot zu identificireu. Mit ihm hat er wenigstens die meisten übereinstimmenden Merkmale: die Linien- systeme der Haut, die Färbung, der Mangel einer Rücken- und Bauch- linie, die Grösse, namentlich aber die zugespitzten Körperendeu und die knotenartig hervortretenden Kreuzungspunkte der Linien. Was ihn allein von demselben unterscheidet, sind die haarartigen Fortsätze, die im Ganzen recht spärlich und klein, am hintern Körperende aber etwas länger und zahlreicher sind. Die andern Autoren erwähnen diese Gebilde nicht. In diesem Punkte erinnert er mehr an Gordius aquaticus, doch sind die sonstigen Unterschiede zu zahlreich, als dass man ihn als solchen bestimmen könnte; es fehlen die ovalen Flecken, die Rücken- und Bauchlinie, die oberflächliche Segmentirung, die Ab- setzung des Kopfes, das schwarze Halsband u. s. w. Daher habe ich ihn als Gordius aeneus Villot bezeichnet, obschon die Existenz des letztern auch noch auf sehr schwachen Füssen steht. Nur wenige Exemi)lare sind bisher aus Venezuela und Südafrika bekannt, und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie später noch mit Gordius aquaticus vereinigt werden. Länge 480 mm, grösster Durchmesser 0,5 mm. 5. Gordius fulgur Baikd. 1861. Gordius fulgur, Baird. S Batcliian, iu: Auu. Nat. Hist. (3)) V. 7, p. 229. 1885, — — Oerlky, (5 und $, Batchian, Celebes, Nepaul, Nikko-River, Central-Japan. ibidem (5), V. 8, p. 228. Fundort unbekannt, 1 ?. Diese Bestimmung muss ich selbst als unsicher bezeichnen. Zu- nächst ist bei dem vorliegenden Exemplar kein Fundort augegeben. Was mich aber veranlasst hat, ihn als Gordius fulgur zu bezeichnen, ist die stark irisirende Haut, was besonders charakteristisch für Gordius fulgur und einzig und allein für diesen angegeben ist. Diese Eigenschaft hat ihm bei den Eingeborenen den Namen ,,lightning- snake" eingetragen und in der That ist eine Aehnlichkeit mit einer kleinen, leuchtenden Schlange vorhanden. Im Uebrigen entspricht unser Gordius fulgur der von Batrd aufgestellten Diagnose, namentlich bezüglich der Form der Körperenden. Nicht übereinstimmend ist die grosse Länge, die für die Weibchen 100—160 cm betragen soll; das mir vorliegende Exemplar misst nur 29 cm. Man könnte vermuthen, 796 F. RÖMER, ein junges, noch nicht ausgewachsenes Weibchen vor sich zu haben, dafür ist aber der Durchmesser von 1,5 mm schon recht betiächtlich. 6. Gordius longissimus n. «j>. Südsee, 1 $ aus Saturnia. Auffallend ist die ausserordentliche Länge von 132 cm, die bisher nur für Gordius fulgur Baird angegeben wurde. Nach Baird und Oerley sollen die Weibchen desselben 100 — 160 cm, die Männchen dagegen nur 40—70 cm lang sein. Die Länge ist aber der einzige Punkt, in dem eine Uebereinstimmung zu finden wäre. Sonst weichen beide erheblich von einander ab. Zunächst die geringere Dicke des Gordius longissimus, die nur 0,8 mm beträgt, während die Weibchen des Gordius fulgur 1 — 1,5 mm dick sind. Dann vor allen Dingen die Farbe der Haut, die hellgelb ist und keine Spur des Irisirens zeigt, was gerade für Gordius fulgur als Hauptmerkmal angegeben wird. Für die Dicke kann ich freilich exacte Maasse nicht angeben, da das Exemplar ein wenig geschrumpft und in Folge dessen nicht rund, sondern etwas abgeplattet war. Die besser erhaltenen Stellen lassen aber einen kreisrunden Körper erkennen. Die Körperenden sind, wie die Figg. 1 und 2 zeigen, ein wenig verjüngt, aber nur an der äussersteu Spitze. An dem obern Ende der Abbildungen ist der normale Durch- messer bereits erreicht. Die äusserste Spitze des Kopfes ist weiss; hinter derselben ein gut erkennbares dunkleres Halsband. Das Hinter- ende ist leicht eingebuchtet (Fig. 2) und in der Einbuchtung liegt central die Genitalöffnung. Also auch die Körperenden haben eine andere Form als die des Gordius fulgur. Die Haut zeigt die typische« Liniensysteme wie bei andern Gordiiden. Die Linien treten nicht am ganzen Körper gleichmässig hervor; ganze Strecken scheinen völlig glatt zu sein, dagegen sind sie an den Körperenden am schönsten aus- gebildet. Bauch- und Rückenlinie fehlen. Wenn auch nur ein Weibchen zur Untersuchung vorlag, so glaubte ich doch berechtigt zu sein, eine neue Art dafür aufzustellen, die durch ihre ausserordentliche Länge von 132 cm gekennzeichnet ist, dadurch zwar dem Gordius fulgur nahe steht, sich aber wesentlich von ihm durch die hellere P^arbe und den Mangel des Irisirens, durch die spitzen Körperenden, die fehlende Bauch- und Rückenlinie und die geringere Dicke unterscheidet. Die Gordiideu des Naturhistoiischen Museums in Hamburg 797 II. Das Grcims Chordodes. 1. Chordodes pilosus Möbius. 1855. Chordodes pilosus, Möbius, 1 $, Angostura, in: Z. i". wiss. ZooL, V. 4, p. 428. 186]. Gordius pilosus, Diesing (nacli Möbius), in: Sitzuugsb. Ak. Wien, V. 42, p. 605. 1874. — — ViLLOx (nach Möbius), in: Arch. Zool, exp., V. 3, p. 61. 1894. Chordodes pilosus, Janda (nach Möbius), in: Zool. Jahrb., Syst., V. 7, p. 604. 1895, — — EöMER (nach Möbius und dem Typus des Hamburger Naturhistorischen Museums), in : A"bh. Senckenb. Ges. Frankfurt a. M., 1806. Augostura, Ciudad Bolivar,Dr. Siegert legit 1 ?. Typus und Originalexemplar. 3. Chordodes bouvieri Villot. 1885, 1886. Gordius bouvieri Villot, 2 $$ (Fundort unbekannt), in: Bull. Soc. Sc. Nat. Sud-Est, V. 3, p. 47, 1885. — Ann. Sc. Nat. (7) Zoologie, V. 1, p. 316, 1886. 1802. Gordius modiglianii Camerano, 1 ?, Engano, Bua-Bua, in : Ann. Mus. Genova, V. 32, p. 530, 1892. 1 895. Chordodes bouvieri Römer (nach den Autoren), in : Abh. Senckenb. Ges. Frankfurt a. M., 1896. S i d n e y , Dämel 1 e g i t 1 ?. Diese Art ist unschwer zu erkennen an den braun-rothen Flecken, welche den ganzen Körper des Wurmes auf der Ober- wie Unterseite gleichniässig bedecken und sich von der hellbraunen Grundfarbe deutlich abheben. Ihre Vertbeilung ist vollkommen unregelmässig, nicht minder ihre Form und Grösse, welche bis zu mehreren mm in der Länge oder Breite betragen kann. Die Haut ist nach Villot, der auch gute Abbildungen gegeben hat, mit drei Sorten von Papillen bedeckt. Erstens Papillen, welche zu zweien, zu dreien oder zu mehreren vereinigt sind, auf polygonal ausgezackter Basis sich erheben und sich mit ihren obern Rändern fast berühren. Zweitens einfache Papillen, ebenfalls polygonal, aber viel dunkler gefärbt als die erstem und drittens hohe, kegelförmige Papillen, welche stets paarweise zu- sammen stehen und an ihrem Scheitel einen dichten Kranz von herab- hängenden Haaren tragen. Dieser Unterscheidung der drei Papillen- sorten kann ich nach den Befunden an dem vorliegenden Exemplar 798 r. KÖM EU, nicht ganz zustimnieu. Ich finde an denisolben ebenfalls drei Papillen- sorten, aber in etwas anderer Gruppirung und Unterscheidung als ViLLOT. Den Unterschied zwischen den Papillensorten 1 und 2 finde ich nicht so scharf ausgeprägt; es sind niedrige, halbkugelförmige Papillen von nicht durchweg gleicher Höhe, die sich auf runder oder l)olygonaler Basis erheben und entweder einzeln stehen oder zu zweien, zu dreien oder mehreren an einander gelagert sind und Gruppen bilden. Der Unterschied ist aber kein durchgreifender, die Papillen stehen bald weiter, bald dichter, tragen aber, ganz gleich ob sie einzeln oder zu mehreren stehen, einen einheitlichen Habitus, so dass ich sie zu einer Sorte vereinigen möchte. Die zweite Sorte besteht aus längern Einzelpapillen von schlanker, etwas gekrümmter Gestalt, die, glasartig durchscheinend, sehr zerstreut stehen und in viel ge- ringerer Zahl vorkommen. Drittens sind noch hohe, kegelförmige Papillen vorhanden, die alle andern an Länge überragen, stets paar- weise stehen und an ihrer Spitze ein dichtes Büschel von hyalinen Borsten oder auch Zacken und Trichter tragen. Villot zeichnet in seinen Abbildungen einen gleichmässigen, über den Rand der Papillen herabhängenden Kranz von Haaren; ich finde, dass durchaus nicht bei allen Papillenpaaren ein solcher Haarkranz vorkommt. Weit ab- stehende Borstenbüschel, zackige oder trichterartige Gebilde sind auch nicht selten. Ebenso finde ich die Vertheilung und Anordnung der hohen Papillen nicht so regelmässig, wie Villot sie in seiner Ab- bildung wiedergegeben hat. Immerhin sind sie aber durch ihre Grappirung zu zweien und durch ihre Borstenkränze so ausserordent- lich charakteristisch, dass man den Chordodes houvieri leicht daran erkennen kann. Diese paarigen Papillen haben mich auch neben andern Uebcr- einstimmungen in der Form und Anordnung der Papillen bestimmt, den Chordodes modiglianii Camekano's mit dem Chordodes houvieri zu vereinigen. Die Länge des vorliegenden Individuums beträgt 160 mm, sein grösster Durchmesser 1 mm. Nach vorn zu nimmt der Durchmesser ab, so dass das Kopfende stark verjüngt erscheint. Das Hinterende ist kaum merklich angeschwollen. Die Geschlechtsöti'nung ist ventral etwas verschoben und liegt in einer nach der Bauchseite offenen Ver- tiefung mit wallartig hervortretenden Rändern. Der Körper ist nicht kreisrund, sondern ein klein wenig dorso-ventral abgeplattet. Ueber Rücken und Bauch verläuft eine seichte Einschnürung, die stellcDweise sogar eine gleichmässige Anordnung der hohen Papillenpaare erkennen Die Gordiiden dfj Naturl-'stori'^f*!' i Mv«eums in Hfltnbi':*^. 799 lässt. Den Bauchstrang begleiten zwei Reihen solcher Papillenpaare „wie die Pappelreihen längs einer Chaussee", ein Verhalten, wie es Gren ACHER für seinen Chcrdodes ornatus ^) beschrieben hat. Aller- dings sind bei dem Chordodes bouvieri die Papillenreihen weniger dicht geschlossen, lückenhaft und auch manchmal eine längere oder kürzere Strecke gänzlich unterbrochen. Die Rückenlinie tritt dadurch etwas hervor, dass hier die Papillenpaare ein wenig dichter angeordnet sind. Aber auch sie ist weniger deutlich als bei Chordodes ornatus, hnramensis ^) u. a. 3. Chordodes liguligerus n. sp, Calcutta, 1 ?. Was bei dieser indischen Form schon bei oberflächlicher Be- trachtung mit dem blossen Auge auffällt, ist die geringe, gleichmässige Dicke, die nur 0,4 mm beträgt und sich auf der ganzen Körperlänge bis zum äussersten Schwanzende gleich bleibt. Nur das Kopfende ist auf einer Strecke von etwa 2 cm zugespitzt und misst an der Spitze nur 0,2 mm (Fig. 3). Das Schwanzende zeist keine Anschwellung, sondern endet eiförmig abgerundet (Fig. 4). Der Körper ist im Durchschnitt kreisrund. Die ganze Länge des Wurms misst 390 mm. Die Farbe ist graufahl mit einigen scheckigen Stellen, die aber auf eine ungleichmässige Conservirung zurückzuführen sind und sich unter dem Mikroskop als lufthaltig erweisen. Bei Betrachtung mit scharfer Vergrösserung (Zeiss Obj. D) zeigt sich, dass wir emen echten Ver- treter des Genus Chordodes vor uns haben und zwar einen der kleinern Gruppe, die nur im Besitz von Einzelpapillen, nicht aber von Papillengruppen ist. Die ganze Oberfläche ist mit sehr kleinen durchscheinenden, stiftförmigen Papillen bedeckt; wenn sie auch niclit alle dieselbe Grösse haben, so ist der Grössenunterschied doch so gering — 30 bis 36 /t — , ausserdem aber ihre Form, Lage und Stel- lung, kurz ihr ganzer Habitus so übereinstimmend, dass man nur von einer Sorte Papillen reden kann. Am Kopfende nehmen die Papillen an Höhe allmählich ab und verschwinden zuletzt ganz ; am Hinter- ende ist eine solche Abnahme dagegen nicht zu bemerken. Dort stehen sie vielmehr am dichtesten und sind am längsten. Rücken- und Bauchlinie sind nicht ausgebildet. Chordodes liguligerus steht am nächsten dem Chordodes moluccanus von Halraaheira, der ebenfalls 1) H. Grenacher, Zur Anatomie der Gattung Gordius, iu: Z. wiss, Znol., V. 18, p. 322, 18G8. 2) Zool. Anzeig., 18. Jahrg., No. 47G, 1895. 800 F. RÖMER, nur eine Sorte von Papillen besitzt. Sie sind aber niedriger und halbkugelförmig. Chordodes moluccanus hat ausserdem eine gut aus- geprägte Rücken- und Bauchliuie und ist nicht kreisrund, sondern ab- geplattet. Den vorliegenden Chordodes aus Calcutta nenne ich wegen der stiftchenförraigen Papillen Chordodes liguligerus (Ligula = das Stiftchen). 4. Chordodes variopapillatiis n. sp. Bahia, 1 ?. Wie ein Blick auf die Fig. 5 lehrt, gehört auch dieser Gordiide Brasiliens dem Genus Chordodes an und zwar derselben Gruppe wie die vorige Art, da auch er nur im Besitze von Einzelpapillen ist und keine Papillengruppen aufzuweisen hat. Die Form der Papillen ist eine ausserordentlich verschiedene, wie sie bisher noch bei keiner Chordodes- ^rt beobachtet wurde und hat mir daher Veranlassung ge- geben, diese Species variopapülatus zu nennen. Unter den Papillen lassen sich drei Formen unterscheiden, erstens lange, fingerförmige, von denen 3 Stück in der Fig. 5 abgebildet sind, zweitens kleinere, Stift- oder zahnförmige, die in dem allgemeinen Habitus den erstem ähnlich sind und sich nur durch die geringere Höhe von ihnen unter- scheiden, und drittens ausgebauchte von mittlerer Grösse, die in ihrer Mitte eine Ausbuchtung zeigen, so dass ihr Durchmesser und Umfang von der Basis nach der Mitte zu- und von der Mitte nach der Spitze wieder abnimmt. In der Fig. 5 sind diese drei Papillenarten zu- fälliger Weise gut von einander zu unterscheiden, im Allgemeinen ist aber ihre Unterscheidung und Eintheilung nicht durchführbar, da sich bei genauerer Durchsicht alle Zwischenstufen finden. Namentlich ist die Unterscheidung dreier verschiedener Grössen nicht angängig. Es lassen sich höchstens zwei verschiedene Formen unterscheiden, die eine mit gleichem Durchmesser auf ihrer ganzen Länge, die andere mit einer Ausbauchung in der Mitte. Obige Eintheilung kann auch sehr gut entbehrt werden, da sie keine systematische Bedeutung hat. Für die Bestimmung genügt es vollständig, zu wissen, dass die Papillen des Chordodes variopapülatus Einzelpapillen von verschiedener Form und Grösse sind. Dadurch allein ist er von den nächststehenden Arten moluccanus und liguligerus hinlänglich geschieden. Denn diese beide haben Papillen mit einheitlichem Habitus, von denen die des erstem halbkugelförmig, die des letzteren stiftchenförmig sind. Die Papillen des Chordodes variopapülatus stehen nicht so dicht wie bei den andern Arten. Ihre Vertheilung scheint nach Fig. 5, die Die Gordiiden des Naturliistorbchen Museums in Hamburg. 801 mit der Camera lucida gezeiclmet ist, eine ausserordentlich regel- mässige zu sein. Dem ist aber nicht überall so, es kommen grosse Lücken in der Papillenreihe vor, und das Kopfende trägt überhaupt keine Papillen. Auf dem hintern Körperende stehen sie ziemlich dicht und sind stark nach hinten gebogen, während sie sonst im Allgemeinen mehr oder weniger senkrecht zur Längsaxe des Körpers stehen. Die Höhe der grössten Papillen beträgt 60 — 80 /«, die der kleinsten da- gegen 15—20 1.1. Die Dicke des Wurms, die auf der ganzen Länge ziemlich die gleiche ist, misst 0,5 mm, die ganze Länge ca. 500 mm. Genau lässt sich die letztere nicht angeben, da das vorliegende Exem- plar am Kopfende verletzt war, es fehlen aber höchstens noch einige mm, was man aus der Verjüngung des Kopfendes schliessen kann. Das Hinterende ist keulenartig verdickt, misst 0,6 mm an Durch- messer und läuft in einem kurzen, terminal gebogenen Fortsatz aus. Die Farbe ist braun, Rücken- und Bauchlinie sind als zwei feine Rinnen vorhanden, jedoch nur bei Vergrösserung mit einer scharfen Lupe wahrzunehmen. 5. Chordodes hamatus n. s'p, Westafrika, Gaboon, Sibangafarm; Soiyaüx legit 3 SS und 2 ??. Chordodes hamatus verdankt seinen Namen dem hakenförmigen Fortsatz, der das hintere Ende seines Männchens ziert, eine ganz eigenartige und neue Form des Schwanzendes, die bisher noch nicht beobachtet wurde. Fig. 7 erläutert die Gestalt besser als eine lang- athmige Beschreibung. Das Hinterende ist etwas kugelförmig an- geschwollen und abgesetzt und trägt auf seiner Dorsalseite einen grösseren, nach der Bauchseite hakenartig umgebogenen Fortsatz, der noch einen kürzeren, darunter lagernden Zapfen überdeckt. Beide sind unpaarig, auch weder gefurcht noch gespalten, so dass man nicht auf eine Verschmelzung aus einer ursprünglich paarigen Anlage schliessen kann. In der Einbuchtung zwischen beiden liegt auf einer kleinen, hügelartigen Vorwölbung die Anogenitalöffnung. Das Kopfende ist ein wenig zugespitzt (Fig. 8) und hat einen kleinen, rüsselartigen Fort- satz. Wie Fig. 9 zeigt, hat das Kopfende des Weibchens dieselbe Gestalt wie das des Männchens. lieber das Schwanzende der ersteren kann ich nichts aussagen, da es bei beiden geschrumpft und verletzt war. So viel kann man aber sehen, dass es stark verjüngt und bedeutend dünner ist als das Vorderende. Eine helle Rücken- und Bauchlinie ist in ziemlicher Breite sichtbar, bei den W'eibchen 802 F. RÖMER, aber viel deutlicher hervortretend als bei den Männchen. Die Haut ist durchsichtig; unter dem Mikroskop sieht man den Wurm auf seiner ganzen Länge mit einem hellen, durchscheinenden Saum um- geben. Die Haut ist mit einer nur dem Chordoäes hamatus eigen- thümlichen Sorte von Papillen bedeckt, von der Form kleiner Hügel oder spitzer Zacken (Fig. 9). Die Oberfläche gewährt daher den An- blick einer Hügellandschaft. Die Papillen sind ganz niedrig, ihre Form ist nicht gleichmässig, ebenso wenig ihre Entfernung von ein- ander. Trotzdem haben sie aber im Allgemeinen denselben Habitus. Chordodes hamatus ist deshalb dem Chordodes moluccanus im Schlüssel anzureihen, mit dem er die Niedrigkeit und Einförmigkeit der Papillen gemein hat, sich aber wesentlich von ihm unterscheidet durch die Gestalt der Papillen und des hintern Körperendes, welches diese Art sofort kenntlich macht. Die Farbe ist bei beiden Geschlechtern dieselbe, grau-braun bis braun. Die Länge der Männchen beträgt 175, 175 und 185 mm, die der Weibchen 145 (?) und 150 (?) mm, der grösste Durchmesser der Männchen 0,9 mm, der der Weibchen 0,8 mm. Unbestimmbar: W e s t a f r i k a , G a b o o n , S i b a n g a f a r m ; SoiYAux legit 1 ?. Länge 490 mm, grösster Durchmesser 0,5 mm. Jena, Zoologisches Institut, den 30. Mai 1895. P, RÖMER, Die Gordiiden des Naturhist. Museums in Hamburg. 803 Erklärung der Abbildungen. Tafel 19. Fig. 1. Gordius longissimus n. sp., Kopfende des $. Vergr. : Zbiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 2. Gordius longissimus, Schwanzende des $. Vergr. : Zeiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 3. Chordodes liguUgerus n. sp.^ Kopfende des $. Vergr.: Zeiss, A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 4. Chordodes liguUgerus Schwanzende des $. Vergr.: Zeiss, A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 5. Chordodes variopapillatus n. sp., $, ein Stück Haut des Rückens mit den verschiedenen Papillen. Vergr.: Zeiss, Obj, D, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 6. Chordodes variopapillatus, Schwanzende des ?. Vergr.: Zeiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 7. Chordodes hamatus n. sp., Schwanzende des (J. Vergr.: Zeiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 8. Chordodes hamatus, Kopfende des S- Vergr,: Zeiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 9. Chordodes hamatus, Schwanzende des $. Vergr.: Zeiss, Obj. A/2, Oc. 2, Cam. lue. Fig. 10. Chordodes hamatus, ein Stück Haut des Rückens, um die Gestalt der Papillen zu zeigen. Vergr.: Zeiss. Obj. A, Oc. 2, Cam. lue. Znol. Jahrb. VIH. Al.tli. f. Syst. 53 Niichdruch verhüten. Uehersetzunysrecht vorbehalten. Ortotteri del Paraguay, raccolti dal Dr. J. Bohls. Determinati e descritti dal Dr. Ermanuo Criglio-Tos, Torino. Dopo che ebbi pubblicato nella scorso anno la lista degli Ortotteri raccolti dal collega Dr. Borelli nell' America raeridionale, il Dr. J. BoHT.s, che pure aveva fatto nel Paraguay importanti collezioni zoolo- giche, mi otfri di studiare gli Ortotteri che aveva raccolto in quella regione. Lusingato dall' onore fattomi e dalla prova di fiducia che mi si dava in modo cosi gentile, non esitai ad accettare Fofiferta e souo lieto di potere qui ringraziare pubblicamente il Dr. J. Bohls della sua cortesia, La raccolta di Ortotteri del Dr. Bohls si puö, poche eccezioni fatte, quasi dire un duplicato della raccolta del Dr. Borelli, sebbene le specie non sieno cosi numerose come in questa. Molte delle nuove specie, che io aveva descritte prima, trovai in essa rappresentate e qualcun altra rinvenni che non aveva prima trovato nella raccolta del Dr. Borelli. Le specie comprese in questo elenco sono 101 ; di cui 5 solamente sono nuove. Tuttavia sono lieto di poter aggiungere qui quei caratteri sessuali secondari che mi mancavano quando diedi la prima descrizione di specie e di generi nuovi su individui di un solo sesso. I tipi delle nuove specie sono conservati nelle collezioni del Museo Zoologico di Aniburgo, al quäle furono cedute dal Dr. Bohls. Ortotteri »lel Parap;uay. HOo Blattodea, Pliyllodromidae. Gen. Tenifiopteryx Brun. — T. fissa Sauss. Gen. Phyllodromia Serv. — JP. f/ernianica (Lm.). P. horellii Giglio-Tos, in : Bull. Musei Zool. Anat. comp. R. Universitu Torino, 1894, V. 9, p. 2. ? jP. brunneriana Sauss. Gen. Ischnoptera Burm. — X mai'f/inata Brun. J. nahua Sauss. Gen. Nyctihora Burm. — i>r. holosevicea Kl. Gen, Epilampra Burm. — jE^. brasiliensis (Fab.) Burm. ? _E. castanea Brun. Gen. Paratropa Serv. — JP. mexicana Brun. Gen. Periplaneta Burm. — J*. truncata Krauss. P. fuliginosa (Serv.) Brun. Pa>^c^?onrZae. Gen. Panchlora Burm. — P. nivea (Lin.) Brun. Gen. Lieucophaea Brun. — i. surinaniensis (Lin.) Brun. Gen. Blabera Burm. — ^. atropos Stoll. -B. funiiffata Guer. Men. Mantodea. Gen. Acontista Burm. — ^. bimaculata Sauss. A. brevipennis Sauss. Gen. Thespis Serv. — T. surinama Sauss. Gen. Coptopteryx- Sauss. — C crenaticollis (Blan). Sauss, G ^a?/i (Bl.) Sauss. 53* 806 E. GIGLIO-TOS, Gen. Metriomantis Sauss. — M. cuindo Sauss. M. ovata Sauss. Gen. Parastagwiatoptera Sauss. — P. tmipunctata (BuRM.) Sauss. Gen. Stagmatojytera Burm. — S, hyaloptera (Perty) Sauss. S. praedicatoria Sauss. S, sancta (Stoll) Sauss. Harpagidae. Gen. Acanthops Serv. — A. sinuata (Stoll.). Phasmodea. Bacteridae. Gen. JSacteria Burm. — S. tnexicana Sauss. ÄnisomorpJiidae. Gen. Anisoniorpha Grat. — ? A. crassa Bl. Phasmidae. Gen. JPhoeylides Stäl. — JP. lateralis (Fabr.). Acridiodea. Mastacidae. Gen. Masyntes Karsch. — M. mutilata (Serv.). Proscopidae. Gen. Cephalocoema Serv. — G costtdata Burm. Tettigidae. Gen. Tettigidea Scudd. — T. mtilticostata Bol. Coelopternidae. Gen. Coeloptema Stal. — G aeuminata (Geer) Stäl. Tryxalidae. Gen. OrpMtla Stäl. — O. pagana Stäl. Gen. Orjyhulina Giglio-Tos, in : Bull. Mus. Zool. Anat. comp. R. Uuiversita, Torino, V. 9, No. 184, 1894, p. 9. — O. pulchella Giglio-Tos, 1. c. p. 10, fig. 1. Gen. Oi'phulella Giglio-Tos, in : Bull. Mus. Zool. Anat. comp. Ortotteri del Paraguay. 807 R. Univers., Torino, No. 184, 1894, p. 10. — O. punctata (Geek) GiGLio-Tos. — O. yracilis Giglio-Tos, 1. c. p. 11. Gen. Fenestra Beun,, Revision du Systeme des Ortliopt., in: Aunali Museo Civico Stör. Nat. Genova (Ser. 2 a), V. 13, 1893, p. 120. Nella tavola analitica dei caratteri dei Trixalidi per la disposi- zioue dei generi di questa tribü di Acrididi il Dr. Brunner dA in püche parole i caratteri che distinguono questo genere, da lui creato per una specie di Buenos Ayres. Fra gli Ortotteri raccolti dal Dr. Bohls io non ho trovato che uu solo esemplare S che coincide per i suoi caratteri con quelli in- dicati per questo genere, cioe per avere la vena ulnare anteriore delle ali non forcata alla base, per avere le antenne lunghe ma non clavate ; ma ne diiferisce per essere le ali non ialine, ma sanguigne nell' area posteriore e fosche all' apice delF area anteriore, avvicinandosi cosi per questo carattere, che io ritengo di importanza puramente speci- fica, al Toxopferus miniatus Bol. Perciö io ritengo che la specie, non descritta, su cui il Dr. Brunner v. Wattenwyl fondö questo genere, non sia la medesima che ora descriverö, e per la quäle darö una descrizione minuta com- prendendovi anche i caratteri generici, onde evitare ogni confusione, F. bohls ii n. sp. $. Ferruginea, dorso pallidior , subius fuscior, nigro-fasciata: fronte viridi-prasina ; pronoti vittis nigris lateralibus carinis flavescentihus oblique secafis {ut in quibusdam speciebus generis Stenobothri) ; femoribus posticis subtus, intus et apice, excepto annulo praeapicali flava, nigris ; tibiis posticis nigris, annulo basali flavo : tarsis posticis metatarso flavido, articulo ultimo viridi. Caput magnum, exsertum; fronte distincte recUnata, sub-laevi; Costa frontali distincta, inter antennas prominula et laeviter impresso- punctata, rotundata, dein late sulcata, et ante ocellum, orem versus, distincte dilatata: carinis lateralibus rotundatis, modice divergentibus. Oculi ovati prominuli, parte infra-oculari sub-longiores, supra lati- tudine costae frontales magis distantes. Äntennae, capite et pronoto simul sumptis longiores, crassiusculae, apice acuminatae. Fastigium verticis convexiusculum, carinula media distincta, nitida, cum costa frontali rotundatim contiguum. Foveolae laterales, lineares^ parum incurvae, distincte impressae, marginibus nitidis acutiusculis. Pro- notum antice truncatum, postice sub-recte angulatum, carinulis tribus distinctissimis continuis instructum: carinula media recta, sulco 808 E. GIGLIO-TOS, postico tantum interrupta: carinulis lateralihus a medio antrorsum et rctrorsum valde divergentibus, sulculis transversis duobus interruptis: mdco postico integro, pone medium sito, sulcis anticis in dorso nullis: lobis dcflexis distincte altioribus quam longioribus, minime impresso- punctatis, margine infero antice rotundato-emarginato, postice fere oblique iruncato. Elytra apicem abdominis parum supterantia, apice oblique rotundato-iruncata, campo marginali ante basim minime dila- tato^ inter ramos radiales venulis longitudinalibus spuriis instructa, inter venam idnarem anticam et venam radialem posticam vena inter- calata: area postradiali irregulariter crebre venosa: area inter venam ulnarem et venam intercalatam venis transversis raris instructa. Alae elytris sub aeque longae, campis radiuli et ulnari apice fuscis et rotundatis, late fenestratis: ramo radiali postico medio alae furcato : campo anali sanguineo. Pectus nigro-bifasciatum: spatio inter lobos mesosternales postice parce dilatato, lobis mesosternalibus angustiore: lobis metasternalibus appropinquatis, haud contiguis. Abdomen nigrum, ferrugineo-variegatum. Lamina supraanalis brevis, apice angustata. Lamina subgenitalis laminam supraanalem longe superans, compressa., apice Tiorizontaliter truncata, retrorsum in tuberculo subacuta parum producta, antrorsum in tuberculo cornuformi, deorsum incurvo, producta. Cerci breves, intus incurvi. Tibiae posticae 11 — 11 spinis armatae. Femora postica abdomen superantia. Longitud. corporis mm 20 „ pronoti „ 4 „ elytrorum „15 „ femor. postic „IS Collie gia ho detto, per certi caratteri della colorazione questa specie si avviciiia assai al Toxopterus miniatus Bol.; cosi per esempio per il colore delle ali, dei femori e delle tibie posteriori. Per coiitro differisce per la forma delle anteiine, come anclie per le carene late- rali del prouoto nou interrotte nel mezzo se noii che dal passaggio dei solchi trasversali. Le due faseie larghe, uere, vellutate lungo i lati del dorso del pronoto, tagliate obliquamente dalle carene laterali pallide, divergenti fortemente dal niezzo allo inuanzi ed all' iudietro, ci ricordano perfettamente i consimili disegiii del prouoto di certe specie dei nostri Stenobotri. Gen. Amhlytropidia Stäl. — A. ferruyinosa Stäl. Gen. £*seiulostauronotus Brun., Revis. des Orthopteres, in: Ann. Mus. Civ. Stör. Nat. Genova (Ser. 2 a), V. 13, 1893, p. 123. Ortotteri del Paraguay. 809 Anche di questo genere il Dr. Brunner v. Wattenwyl uon (liedc che una breve diagnosi uella tavola analitica suddetta per la distiuzione dei generi di Trixalidi. Tuttavia le specie di esso che hanno una notevole somiglianza nell' aspetto e nella colorazioue cou quelle del genere europeo Sfauronotus, facilmente se ne distinguono per avere Y uncino interno iuferiore delle tibie posteriori notevolmente piü luügo del superiore, carattere comune con quegli altri generi del gruppo dei Scülini. Nella revisione suddetta il Dr. Brunner v. Wattenwyl non da la descrizione di alcune specie di questo genere, ma colla sua mas- sinia e nota gentilezza mi scrisse che possiede di questo genere una specie di Montevideo e dell' Uruguay, due del Colorado e due del Texas e che probabilmente Stauronotus elliotU Thomas appartiene a questo stesso genere. Fra gli Ortotteri raccolti dal Dr. Bohls io ho trovato parecchi esemplari di ambo i sessi , appartenenti senza dubbio a questo genere, e della medesima specie, sebbene varianti nella colorazione. Confron- tati colla descrizione di Stauronotus elliotti Thomas, non v' e dubbio che presentano con questo una certa somiglianza di colorazione, special- niente per il disegno a croce interrotta del pronoto e per la striscia giaUiccia o verde sull' elitre; ma ho creduto di ritenerli come specie distinta, sia per la localitä diversa {S. elliotti e del Colorado Orientale), sia per alcune differenze di stuttura nella forma delle fossette del vertice e nulla lunghezza delle elitre. J*. brunneri n. sp. — J, $. Ferrugineus, vel ferrugmeo- flavescens, fusco et virldi variegatus. Caput exsertum, dorsum parce dilatatum. Costa frontalis lata, nitida, haud sulcata, tantum circa ocellum impressa, orem versus dilatata, inter antennas compressa et prominula, a latere visa rotundata, cum fastigio verticis rotundatim contigua. Carinae laterales deorsum divergentes, armatae. Foveolae laterales a supero discretae, sub-quadratae, repletae, impresso punc- tatae. Oculi ovati parte genarum infraoculari longiores. Antennae capite et pronoto simul sumptis parum longiores, graciles. Spatium interoculare verticis costa frontali interantennali aeque latum. Fas- tigium verticis apice concaviusculum antice et lateraliter circulariter delineatum. Pronotum antice truncatum, postice angulo ohtuse rotun- dato productum : carina media distincta, tantum sulco postico minime interrupta: carinis lateralibus in prozona distinctis, convergentihus, dein late interruptis, in metazona distinctis, retrorsum divergentihus, 810 E. GIGLIO-TOS, et in angulis humeralibus impresso-punctatis evanescentihus : sulco postico medio posüo, in dorso integro, sulcis duobus aniicis in dorso deletis, in lobis dejlexis sulco postico cum sulco medio sulculo ohliquo conjuncto : lobis deflexis rotundato inserüs, aUioribus quam longioribus, metasona distincte impresso- punctata. Elytra abdomine et femoribus posticis longiora, ajnce rotundata, vena intercalata inter venas radiales et venas ulnares nulla, campo marginali ante basim minime dilatato, vitta viridi vel flavescenti inter venam mediastinam et venas radiales semper ornata: inter ramos radiales venis longitudinalibus inter- positis instructa. Alae elytris aeque longae, pallide viridi-flavescentes, apice infumatae. Femara postica abdomine longiora. Tibiae posticae spinis 10 — 10 armatae. Cerci breves, recti. Lamina supraanalis S triangularis, basi medio anguste sulcata. Lamina subgenitalis S longior, compressa^ apice suhhorisontaliter truncata. S ? Longit. corporis .... mm 20 — 22 30 — 32 „ pronoti .... „ 4,5—5 5,5 — 6 elytrorum , 20—21 27—28 „ femor. postic. ... „ 15—16 21 — 22 Qiuinto alla colorazione essa e cosi varia nei diversi eseraplari da nie osservati che si possono ritenere solo come caratteri costanti i seguenti : la striscia verde o giallo-verdiccia sul campo marginale delle elitre tra la vena mediastina e ie vene radiali: le macchie nere in Serie nell' area compresa tra le vene radiali e le vene ulnari e con- tinuate piü o meno distintamente fino all' apice delle elitre: le tibie posteriori che nella parte superiore diventano rosee o sanguigne verso r estremitä. Quanto al resto della colorazione sono costretto a dividere gli escmplari esaminati in tre tipi diversi: a) Colore fondamentale ferrugineo: fronte verde; il dorso del pronoto bruno, vellutato con una striscia larga, verde, che, incomin- ciando dal margine anteriore del pronoto, si estende fin quasi alla estremitä delle elitre, occupando buona parte dell' area anale di queste: femori posteriori all' esterno macchiettati irregolarmeute di nerastro, all' internno con accenno di tre fascie nerastre poco distinte, mancanti in basso. I solchi inferiori di questi femori, rossi : 1' esterno piü scuro: Tinterno di color rosso sanguigno. Sul dorso del pro- noto le carene laterali sono segnate da striscie biancastre simulanti una croce interrotta nel mezzo, come nelle specie europee del gen. Ortotteri del Parnguay. 811 Stauronotus. Questa croce e la striscia verde longitudinale dorsale sono caratteristicbe. b) Colore ferrugineo Icggermente piü pallido: fronte di questo stesso colore: una striscia piü scura, poco distinta, al di sotto degli occlii liingo i lati del fronte : il dorso del pronoto e 1' area anale delle elitre di color ferrugineo piü scuro, uniforme: mauca affatto la striscia dorsale verde: la croce del pronoto e ancora distinta, ma assai raeno che in a): i lobi deflessi del pronoto presentano una mac- chia obliqua nerastra: i femori posteriori come in a). c) Colore fondamentale ferrugineo-giallastro ancora piü pallido che in b): fronte dello stesso colore: la striscia ncra sotto gli occhi distinta : una striscia dietro gli occhi nera, larga e distinta che va dal raargine posteriore degli occhi fino al pronoto : il dorso del pro- noto gialliccio nella raetä anteriore, verde o ferrugineo nella meta posteriore: nessuna striscia longitudinale: la croce assolutamente man- cante: i lobi deflessi del pronoto carnicini davanti al solco tipico, verdi dietro di questo: la striscia obliqua nera distintissima. L'area anale delle elitre uniformemciite ferruginea. La parte inferiore del corpo gialla. I femori posteriori come in a), ma all' esterno meno niacchiettati e con una striscia nerastra lungo il margine superiore deir area solcata. Mi compiacio di dedicare questa specie al distintissimo ortottcro- logo Brunner v. Watten wyl, Creatore di questo genere. PyrgomorpJiidae. Gen. Ossa Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. R. Universita, Torino, V. 9, No. 184, 1894, p. 15. — O. bimaculata (jIGlio-Tos, ibid. p. 15, fig. 2, 2'. Fra gli Ortotteri raccolti dal Dr. Bohls ho trovato parecchi eseraplari, fra cui un maschio, di questa bella specie che era nella coUezione del Dr. Borelli rappresentata da una sola femmina. Per rendere perfetta la diagnosi del genere e della specie aggiungerö che il (J c perfettamente simile alla S oella forma e nella colorazione, ma di dimensioni, come al solito, minori. I cerci sono brevi. La lamina sopraanale e gradatamente attenuata. La lamina sottogenitale o piü compressa, alquanto aguzza, e di poco piü lunga della sopraanale. Qualche femmina ha la colorazione grigio-bruna. 812 E. GIGLIO-TOS, Gen. Omniexecha Serv. — O. servillei Blanc. Bol. O. yerniari Buem. Acrididae. Gen. Prionolopha Stäl. — P. serrata (Lin.) Stäl. Gen. Tropidonotus Serv. — T. discoideus Serv. T. angulatus Stäl. T. laevipes Stal. Gen. JProeolpia Stal. — J*. minor Giglio-Tos, in : Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Univ. Torino, V. 9, 1894, No. 184, p. 17. Gen. Eleochlora Stäl. — E, trilineata (Serv.) Stäl. Gen. Zonipoda Stäl. — Z. tarsata Serv. Z. juncoruni Berg (in Pigt. et Sauss.). Z, oninicolor Blanch., in: Voyage dans l'Amerique meridion. pur A. D'Orbigny, V. 6, 1843, p. 216, No. 743, tab. 27, fig. 3 (Acri- dium). La figura di questa elegante specie, data dal Blanchard, e cosi somigliante ad uno degli esemplari femmine raccolti dal Dr. Bohls, che vi si riconosce a primo colpo d'occhio la specie. Le altre fem- mine, somigliantissime nella colorazione, diöeriscono solo per avere le elitre alquanto piü lunghe, raggiungenti quasi l'apice delP addome. Un maschio, che potei anche osservare, non differisce che per dimen- sioui minori, come al solito. Nella descrizione di essa fatta dal Blanchard e d'uopo correggere un errore: invece di ,,ehßris flavescentibus nigro-venosis"' si legga: „elytris nigris, flavo-venosis'''' cioe precisamente Fopposto. Sebbene per qualche leggiero carattere questa specie ditlerisca un po' da quelle del genere Zonipoda^ tuttavia, e per il tipo di colo- razione specialmente dei piedi, e per le venature delle ali, la forma del torace, del capo ecc, ritengo che entri in esso. Gen. Schistocerca Stäl. — S. peregrina (Oliv.) Stäl. Gen. Osmilia Stäl. — O. obliquci (Thunb.) Stäl. Gen. Atrachelacris Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. R. Universitä Torino, V. 9, 1894, No. 184, p. 20. — A, uni- color Giglio-Tos, 1. c. p. 21, fig. 3. Gen. ZHchroplus Stäl. — D. bergii Stäl. D. Mcolor Giglio-Tos, in : Boll. Mus. Zool. Anat. comp, ecc, p. 21. Ortotteri dtl Paraguay, 813 D. exilis Giglio-Tos, iu : Boll. Mus. Zool. Anat. comp, ecc, p. 23. Gen, Pa7'adicliropliis Bkun. - P. hrunneri Giglio-Tos, in: Boll, Mus. Zool. Anat. ecc, p. 25. JP. horellii Giglio-Tos, in: Boll, Mus. Zool. Anat. ecc, p. 27. P. varicolor Stäl, Observ. orthopt, No. 3, in: Bihang K. Svenska Vet. Akad. Handlingar, V, 5, No, 9, p. 9. Gen. Scopas Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp, ecc, p. 28. Mantengo questo nome, sebbene da molto tempo sia giii stato usato per un genere di pesci. I due generi omonimi appartengono a due tipi troppo distanti perche ne possa derivare confusione. D'al- tronde sono numerosissimi gli esempi di omonimie consimili nella zoologia: basti citare il nome Sargus di un genere di Ditteri e di Pesci, Tropidonotus per un genere di Ortotteri e di Rettili, Cono- cephalus pure per un genere di Ortotteri e di Rettili ecc. S. obesus Giglio-Tos, in: Boll. Mus. ecc, p. 29, fig, 5. 6. Gen. Bucephalacris Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. ecc, p. 30. — B. hucephala (Marschall) Giglio-Tos. Gen. Stenopola Stäl. — S. puncticeps Stäl. S. bohlsii n, sp, = ? S. puncticeps Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. ecc, p. 31. cJ, $. Olivacea: supra fusco-ferruginea, suhtus flavescens, lateri- bus viridi-fusca : vitta lata, serie caUorum representata, a genis per imos lobos deflexos pronoti iisque ad metapleuras perducfa, flavo-sul- pliurea, nitida: femorihus posticis ßavescentibus^ apice roseis: tibiis posticis viridibus, basi, apice et tarsis posticis roseis. Alae totae in- fumatae. Caput et pronotum tota fortiter impresso-punctata. An- tennae capite et pronoto simul sumptis longiores, fusco-roseae. Pronoti sulci transversi in lobis deflexis distinctissimi, calla nitida separantes. Elytra abdomine breviora, alis aeque longa. Femora postica abdomine breviora, elytris longiora : area externa, sulculis subangulatis, plurimis sidculo medio conjunctis, nrnata. Tibae posticae extus spinis 6 — 7, excepta basi, nigris armatae. Cerci S parvi, subito attenuati et sur- sum incurvi; apice nigro. Lamina subgenitalis S laminam supra- analem minime superans, apice aftenuata., carinato-compressa. Lamina supraanalis S lata, summo apice subito angustata, ima basi tuber- cidis minimis quatuor nigris nitidis ornata: binis mediis paulo majoribus. 814 E. GIGLTO-TOS, Longitud. curpor mm 20 24 — 25 „ pronoti „4 5 „ femor. postic. ... „11 13 „ elytrorum ,,14 16 Ncllo studiare la raccolta del Dr. Bokelli avevo gia trovato un individuo $ di questa specie, clie allora riferii molto dubbianiente alla S. puncticeps Stäl, nia che non osai descrivere come specie nuova, sia perclie non conosceva la specie di Stäl, sia perclie non possedeva che ima sola femmina. Nella raccolta del Dr. Bohls ebbi la fortuna di poter vedere una specie che credo sia veramente la S. puncticeps e di poter esaminare anche un maschio della specie che ora ho descritto come nuova. Gen. OxyblejJtella GiGhio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. ecc, p. 33. - O. sagitta Giglio-Tos, ibid., p. 33, fig. 7. Studiando la raccolta del Dr. Borelli io non trovai che un solo esemplare, una femmina, di questa specie, ma per i suoi caratteri r ho ritenuta cosi distiuta che non ho esitato a creare un genere uuovo. Nella raccolta del Dr. Bohls fui fortunato di trovare il mas- chio, il quäle mi permette di rendere perfetta la diagnosi del genere e della specie. II maschio concorda perfettamente, tanto nella colorazionc, quauto per la struttura, colla femmina giä descritta, e solo ne differisce, come al solito, per dimensioni alquanto minori, e per le elitre un po' piü tondeggianti all' apice. Per quanto spetta alle parti geuitali, i cerci sono assai lunghi, ma non oltrepassano la lamina sottogeuitale, mediocremente gracili, fuorche alla base, e fortemente ricurvi in alto. La lamina sottogenitale e all' apice atteuuata a carena, ma non molto lunga. La lamina sopraanale, quasi triangolare e fortemente ristretta solo presso all' estremitä, c quivi raunita di due piccole protuberanze ncre, e alla sua base pure munita di due altri punticini ueri piü piccoli. Gen. Arnilia Stäl. — A. cylindrodes Stäl. Gen. Leptysnia Stäl. — i. filifonnis (Sekv.) Stäl. Locustodea. Phaneropteridae. Gen. IsopJiya Brün. — I, borellii Giglio-Tos, in : Boll. Mus. Zool. Anat. comp, ecc, p. 37, fig. 9. Ortotteri del Paraguay. 815 I, hamata Giglio-Tos, ibid., p. 37, fig. 10. I. pulchella Giglio-Tos, ibid., p. 37. Gen. Hyperophora Brun. — H. peruviana Brun. Geu. Scaphura Kirby. — S. vigorsii Kirby. Gen. Anaulacomera StIl. — A. dentata Brun. Gen. Phylloptera Serv. — ? P. sxtimilosa Brun. JP. tenera Brun. Gen. Plagioptera Stal. — JP. hicordata (Serv.). Geu. Microcentrum Scudd. — M. lanceolatuni (Burm.) Brun. PseudophylUdae. Gen. 3Ieroncidius Serv. — ? M. obscurus Serv. Gen. Pleminia Stäl. — ? P. fniserabilis Blanch. ConocepJialidae. Gen. Conocephalus Thunb. — C. dissimilis Serv. Gen. Oxyprora Stäl. — O. flavicornis Redtenb. Gen. Copiopliora Serv. — C horellii Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. ecc, p. 40. Gryllacridae. Gen. Hyperbaenus Brun. — H, bohlsii n. sp, S. Stramineus, concolor : oculis ovatis, nigris : ocellis albescentibus. Elytra apice rotundata, femorihus posticis duplo distincte longiora. Alae elytris parum longiores. Femara postica abdomine parum lon- giora, subtus spinis, 5 exfus, 7 intus, nigris armata. Tibiae posticae supra spinis 6 — 6 nigris armatae. Segmentum octavum abdominale haud productum, medio minime emarginatum. Segmentum nonum ver- iicaliter deflexum in margine apicali tuberculis minutis binis, nigris, extrorsum curvatis, instructum. Lamina subgenitalis mediocris, apice incisione angulata in lobos duos rotundatos divisa. Cerci longi, apice infus laeviter incurvati. ? mihi ignota. Longif. corporis mm 17 „ pronoti „ 4 „ elytrorum „23 „ femor. postic „10 816 E. GIGLIO-TOS, Senza dubbio questa specie e molto affine a H. juvenis Brun. e per la forma delle elitre e per la forma e proporzioni del corpo e delle sue parti. La ritengo distinta specialmente per la diversa struttura dei segmenti dorsali dell' addome e della lamiua sotto- genitale. Crryllodea. Oecanthidae. Gen. Cophus Sauss. — ? C thoracicus Sauss. Trigonididae. Gen. Cyt'toxiphus Brun. — C. angusticollis Sauss. Gen. PhyUosclrtus Guer. — JP. colHwrides Gerst. JP. amoenus Burm. = P. costatus var. Sauss == ? Thanino- scirtus cicindeloides Giglio-Tos, in : BoU. Mus. Zool. ecc, p. 40. GrylUdae. Gen. Neniohius Serv. — N. longipennis Sauss. ? N. vittatus Harr. Gen. Gryllus Lin. — Cr. argentinus Sauss. 6r. nitidtilus Stäl. Gen. Gryllodes Sauss. — ? G, saussurei Scudd., in: Proc. Boston Soc. Nat. Hist., V. 19, 1878, p. 35 {üryllus). Riferisco a questa specie dello Scudder un solo esemplare S che concorda perfettamente con tutti i caratteri indicati nella suddetta descrizione, ad eccezione delle elitre che sono quasi lunghe quanto r addome, e della lunghezza del corpo, alquanto maggiore. Aggiun- gerö solo che il taraburo delle elitre e attraversato da due vene, di cui la prima quasi trasversale e la seconda obliqua e sinuosa: che lo specchio e romboidale attraversato du una vena curva : che V area apicale e ben distinta con rare e poco spiccate nervature: che la vena mediastina e semplice e sei sono le vene sul campo laterale delle elitre. La forma rigonfia e convessa del capo e del fronte, il margine diritto dei lobi deflessi del prouoto, la raancanza di timpano nella faccia interna delle tibie anterior! mi decidono a collocare questa specie nel gen. Gryllodes piü che nel gen. Gryllus. Essa e da in- Ortotteii del Paraguay. 817 scriversi, secondo le divisioni fatte dal Saussure *), nel 2o gruppo, B, dal capo globuloso e mancante di fascia testacea sopra le antenne. G. bohlsii n. sp. — S- Supra piceiis, nitidus, laterihus et suhtus pallide testaceus : antennis, fade, palpis, pedibus testaceis. Occiput interdum vittis quatuor ohsoletissimis testaceis signatuni. Frons aliquantulufn tumefacta. Pronotum antrorsum angustatum, an- tice rotundafim excavatum, postice rotundato-truncatum, lobis deflexis margine infero suh-recto, angustissime piceo, totis pallide testaceis, summo medio tantum piceo maculatis. Elytra abdomine aeque longa, tympano venis 2 obllquis instrucfo, speculo rhomboidali, area apicali triangulari, magna, areolis plurimis instructa: vena mediastina uni- ramosa; campo laterali venis 5 longitudinalibus instructo. Tibiae posticae extus spinis 7, intus spinis 6 armatae; calcar superius inter- medio parum longius. Metatarsus posticus supra biseriatim serratus. Alae nullae. Longit. corporis mm 17 — 20 „ elytrorum „ 11 — 13 „ femor. post „ 10 — 11 $ mihi ignota. Anche questa specie appai'tiene a quelle mancanti della fascia testacea sopraantennale. Presenta a tutta prima una certa quäle somiglianza cou G. saussurei, da cui tuttavia e distintissimo per la forma del capo, del pronoto e delle elitre. II capo e di fatto piü piccolo, il fronte meno rigonfio e piü stretto, sebbene auch' esso sia alquanto convesso fra le antenne. II pronoto, invece di essere come in G. saussurei distintamente piü largo in avanti, e al contrario leg- giermente ristretto allo innanzi. Gli angoli posteriori del pronoto pre- sentano due macchie testacee prodotte dal prolungarsi del color testaceo dei lobi laterali fin sul dorso: come le macchie picee della parte alta mediana dei lobi laterali sono prodotte dal diffondersi del color piceo del dorso sui lobi laterali. Notevole e lo sviluppo della area apicale delle elitre, la quäle e quasi lunga quanto il resto della elitra, percorsa da 7 — 8 vene longitudiuali curve, riunite da numerose vene trasverse in modo da formare numerosissime areole ben distinte. Gen. JEneopterus Bukm. — JE, surlnaniensls (Geer) Sauss. 1) in: Mem. Soc. Physique et d' Hist. Nat. Geneve, V. 25, 1878, p. 211. gjg E. GIGLIO-TOS, Ortotteri del Paraguay. Gryllotalpidae. Gen. Gryllotalpa Latr. — G. hexadactyla Perty. Gen. Scaptet'iscus Scudd. — S, didactylus (Latr.) Sauss. S, camerani Giglio-Tos, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp, ecc, p. 45, fig. 13, 16. S» tenuis Scudd. Frommaunsclie liuchdruckerei (H e r m a n u 1' u b 1 e) in Jeua. — 1459. Z/)/)io£i. Ja,hnbiix:her Bd. 8. Abtlv. rSi^st, •V. 4, :sss:s^>-'-- Taf.l ^c 2b. 3a.. ^H. c^*-^^ So. \J "V W; 6V?. . -N^ ^/A Verl. V. Gustcw Fischer, Jena. Ljth. Anst. V. Ä. Giltsch . Jena. ■A,ul(Mi..Miiä» M Zooh(j. Jah'bnrhrrBd. 8 Jbth.f.'Svst. Tüf.'i. Ver! V Gustav hiih. lahiiiicher Bd 8 Ahlh fSvst ZnotoijJahvhnehrrBiJSMhfSyst . Plaiiaria oouocephala, . PlauäTia alpina , . Polycelis cornuta , . Deudrocoeluiii lacteuni bei Bachaiadi WaiiorVoii,; £2^, llfi, l2^' V. Jl-jli'SCa vV.i Zoolog. JaMriidierBd. aAbtii-fSyst 1. Tara CEraerydel^sc. tä Mazzon!eI(izzoMolo(]na ■/Mon- Jalirlmchcr Bd.^.Abth fStjat. y J^^^i - - -^ --=*5»^-*i?i*\ !^XU f^.^ -^-.•^ wss> 3lf \j Verlj^ 70Q Gustav Fischer m Jn Zooloy JahimiuiBd. S.AMi.f. Syst. Taj: 10. Zoolog. Tahrbücher. Bd. 8 Abth. f. Syst. T„r. II. M n J / ^a. ( r"^i f fl. ^s ^-^ 17. V '^ Y I / Wii' ; V 11 (jiist:ivFischepinJ;Tii. Zoolog. Jahrbuch, Bd. 8. Abth. f. Syst Tafel 12. Verlag von Gustav Fischer, Jena. G. Marktanner-Turneretscher phot. Reprod. J. B. Obernetter, München. Zoolog. Jahrbücher, Bd. 8, Abth. f. Syst. Verl«* von GUfitov Fisch« G. Marktftimcr-Tumeretschcr phot. Beprod. J B. Obernetter, München. Zo«h,^,K ^.., \^^-:$*'^ ^'"- ■L , V ^ •■"'V ►H a;;v --^^^^^^^*°'^^^" .*«^