a-%* "f-j -^^'"^ W'T- ^ ■■■' M^:. "-'^ t-^ l -^'^ ;^^i^ ^'^■ - '"n: -»MT -^N ^ ^- N ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTHEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN TON PBOF. D^. J. IST. SPENGEL IN GIESSEN. ELFTER BAND. MIT 31 TAFELN UND 6 ABBILDUNGEN IM TEXT. J E NA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1898. Alle Rechte vorbehalten. ö -.-) 4 Inhalt. Seite Heft I (ausgegeben am 6. December 1897j. Sluiter, C. Ph., Beiträge zur Kenntniss der Fauna von Süd- Afrika. Ergebnisse einer Reise von Prof. Max Weber im Jahre 1894. Tunicaten von Süd - Afrika. Hierzu Tafel 1—7 1 Heft II (ausgegeben am 26. April 1898) Meeewarth, Hermann, Beobachtungen über Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel nebst einem Beitrag zur Phylogenese der Raubvogelzeichnung. Hierzu Tafel 8—10 65 Breitfuss, L. L., Kalkschwammfauna der Westküste Portugals. Hierzu Tafel 11 89 — , — , Die Kalkschwammfauna von Spitzbergen. Nach den Samm- lungen der Bremer Expedition nach Ostspitzbergen im Jahre 1889 [Prof W. Kükenthal und Dr. A. Walter]. Hierzu Tafel 12 und 13 103 KwiETNiEwsKi, Casimir R., Actiniaria von Ost-Spitzbergen, nach den Sammlungen von Prof Dr. W. Kükenthal und Dr. A. Walter. Hierzu Tafel 14 121 Dahl, Er., Zur Frage der Bildung von Koralleninseln. Mit 2 Ab- bildungen im Text , 141 Heft III (ausgegeben am 2. Mai 1898). SiMROTH, Heinrich, Ueber die Gattungen Parmacochlea, Parmarion und Mikroparmarion. Hierzu Tafel 15 151 PrazAk, Ph. D., Systematische Uebersicht der Reptilien und Ba- trachier Böhmens 1 ''3 Fritze, Adolf, Die Gattung Hebomoia. Hierzu Tafel 16 ... 235 IV Inhalt. Seite Heft IV (ausgegeben am 12 Mai 1898). LiNDGKEN, Nils Gustaf, Beitrag zur Kenntniss der Spongienfauna des Malayischen Archipels und der chinesischen Meere. Hierzu Tafel 17—20 283 Heft V (ausgegeben am 15. August 1898.) MoNTGOMEKY jr., Thos. H., Descnptions of two new exotic species of the genus Chordodes. With plates 21 and 22 ... 379 May, Walther, Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen, nach der Ausbeute der Herren Prof. Dr. W. Kükenthal und Dr. A. Walter im Jahre 1889. Hierzu Tafel 23 385 Nalepa, Alfked, Zur Kenntnis der Gattung Trimerus Nal. Hierzu Tafel 24 ' 405 Wandollek, Benno, Die Stethopathidae, eine neue flügel- und schwingerlose Familie der Diptera. Hierzu Tafel 25 — 26 412 Sluitek, C. Ph., Beiträge zur Kenntnis der Pauna von Süd- Afrika. Ergebnisse einer Reise von Prof. Max "Weber im Jahre 1894. III. Gephyreen von Süd- Afrika, nebst Bemerkungen über Sipunculus indicus Peters. Mit 2 Abbildungen im Text . 442 Grönberg, Gösta, Die Hydroid-Medusen des arktischen Gebiets. Hierzu Tafel 27 451 Heft VI (ausgegeben am 23. September 1898. GuYEE, Michael F., On the structure of Taenia confusa Ward. With Plate 28 469 Montgomery jr., Thos. H., Description of the female of Chordodes albibarbatus Montg. With Plate 29 493 Cederblom, Elin, Heber Trichys güntheri. Ein Beitrag zur Stammes- geschichte der Hystriciden. Hierzu Tafel 30 und 2 Abbildungen im Text 497 Loman, J. C. C, Beiträge zur Kenntniss der Fauna von Süd-Afrika. Ergebnisse einer Reise von Prof. Max Weber im Jahre 1894. IV. Neue Opilioniden von Süd-Afrika und Madagaskar. Hierzu Tafel 31 515 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecfit vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Fauna von Süd-Afrika. Ergebnisse einer Eeise von Prof. Max Weber im Jahre 1894. n. Tunicaten von Süd -Afrika. Bearbeitet von Dr. C. Ph. Sluiter in Amsterdam. Hierzu Tafel 1—7. Unsere Kenntniss von den Tunicaten der Küste von Süd-Afrika war bis jetzt sehr beschränkt. Die Challenger-Expedition hat zwar einige wenige Formen von dort mitgebracht, aber nur von der Simons- Bay bei Capstadt, während von den übrigen Küsten so gut wie gar nichts bekannt ist. Es ist daher sehr dankenswerth, dass Herr Prof. Max Weber bei seinem mehrmonatigen Aufenthalt in diesen Gegenden sich der Mühe unterzogen hat, auch den Tunicaten seine Aufmerk- samkeit zu widmen und eine ziemlich reichhaltige Sammlung dieser Thiere zusammenzubringen. Als er mich bat, die Bearbeitung dieser Sammlung übernehmen zu wollen, war ich nicht nur gern dazu bereit, sondern bin ihm auch zu besonderm Dank verpflichtet, dass ich die schöne Sammlung in jeder Hinsicht zur Erweiterung unserer Kennt- niss von dieser merkwürdigen Thiergruppe habe benutzen können. Es sind unten im Ganzen 32 Arten beschrieben, welche alle zur Gruppe der A seid iacea gehören. Eine völlige Uebereinstimmung in der Eintheilung der Ascidiacea in kleinere Unterabtheilungen wird wohl einstweilen ein Desiderat bleiben müssen. Ich werde mich im Folgenden aus begreiflichen Gründen an' die Eintheilung halten, wie ich dieselbe bei der Bearbeitung der Tunicaten der SEMON'schen Forschungsreise in Australien und dem Malayischen Archipel (p. 163) vorgeschlagen habe. Vor zwei Jahren (1895) wurde auf dem Ipswich Meeting der Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 1 2 C. PH. SLUITER, British Association in dem „Report" von W. Garstang (p. 718) ebenfalls eine neue Eintbeilung der Tunicaten vorgeschlagen. Auch Gar- stang kann der Auflösung der Thaliacea, wie Lahille sie vorgeschlagen hat, nicht beistimmen. Er behält die Gruppe der Thaliacea bei, zu welcher er auch die Pyrosomen rechnet. Die Ascidiacea theilt er dann in drei Untergruppen, denen er die von Lahille vorgeschlagenen Namen Stolidobranchia, Phlebobranchia und Aplouso- branchia giebt. Diese Namen haben aber bei Garstang eine ganz andere Bedeutung als bei Lahille, da letzterer die Dolioliden, Salpen und Pyrosomen zu den Aplousobranchien bringt, womit Garstang selbstverständlich nicht einverstanden sein kann. Bei Gebrauch dieser Namen würde es also nothwendig sein, hinzuzufügen „im Sinne Gar- stang, non Lahille" oder umgekehrt. So schliesst sich z. B. Caullery in seiner jüngsten Arbeit') an die Eintheilung Lahille's an, ohne die Beschränkung im Sinne Garstang 's aufzunehmen. Auf solche Weise wird die Synonymie immer schwerer aus einander zu halten. Aber auch ausserdem kann ich mich nicht mit allen von Lahille gewählten Namen, z. B. mit dem Begriff der Aplousobranchia, be- freunden. Zwar habe auch ich bei meiner Eintheilung der Form und dem Vorkommen oder Fehlen der Längsbalken eine wichtige syste- matische Bedeutung zugeschrieben, aber diese als fast ausschliessliches Criterium bei der Eintheilung zu gebrauchen scheint mir unzweck- mässig. Es bereiten uns nämlich bei dieser Eintheilung einige Genera der Clavelinidae (Rhopalaea, Ecteinascidia, Rhopalopsis und Sluiferia) Schwierigkeiten. Bei diesen kommen einerseits vollkommen deutliche Längsbalken vor, andrerseits sind sie aber doch so nahe mit Clavelina verwandt, ^dass sie nicht gut von dieser zu trennen sind. Weder Garstang noch Lahille haben aber eben diese Genera näher be- rücksichtigt, so dass ich nicht ersehen kann, wo sie dieselben unter- bringen wollen. Ferner sehe ich in PeropTiora auch eine Form, die mit Äscidia sehr nahe verwandt ist, oder eine „pigmy Äscidia'\ wie Eitter2) sich ausdrückt. Ich habe aber vor Kurzem in dem „Nach- trag zu den Tunicaten" in den SEMON'schen „Forschungsreisen in Australien und dem Malayischen Archipel" zwei Ecteinascidien be- schrieben, die in einigen Hinsichten an Perophora erinnern. Es scheint 1) Caulleky, M., Contributions ä 1' etude des Ascidies composees, in: Bull, scient. France Belg., V. 27, 1895. 2) Ritter, W. E., Snme facts and reflections drawn from a study of budding in Compound Ascidians, in: Report Brit. Ass., 1895, p. 715. Tunicaten von Süd-Afrika. g mir daher auch jetzt noch das zweckmässigste, alle diese Formen zu- sammen in der Unterordnung Ascidiacea socialia (Clavelinidae) zu vereinigen und ihnen sogar eine besondere Bedeutung zuzuschreiben, da wir unter ihnen die Uebergangsformen sowohl zu den Asc. mero- somata als zu den Asc. holosomata finden können. Wenn ich demnach die Claveliniden als Asc. socialia aus der von Garstang aufgestellten Eintheilung als besondere Gruppe ausscheide, so stimmt die GARSTANG'sche Gruppe der Aplousobranchia mit meinen Asc. merosomata überein, da die Stelle von Pyrosoma wohl noch recht zweifelhaft ist. Meine Unterordnung der Asc. holo- somata umfasst dann, ebenfalls nach Ausscheidung der Claveliniden, die beiden Gruppen der Stolidobranchia und Phlebobranchia im Sinne Garstang's und auch Lahille's. Die Berechtigung dieser beiden Gruppen erkenne auch ich vollkommen an (siehe weiter unten S. 7, 4), und ich möchte die Asc. holosomata also eintheilen in: Asc. holo- somata phlebobranchiata und Asc. holosomata stolido- branchia ta. Es bleibt zwischen der GARSTANG'schen und meiner Eintheilung also eigentlich nur der einzige wichtigere Unterschied, dass ich in den Claveliniden eine einheitliche Gruppe sehe, die nicht aufgelöst werden kann, um die verschiedenen Gattungen, die sonst so nahe verwandt sind , bei den Phlebobranchia und Aplousobranchia unterzubringen. Dass Pyrosoma, des primitiven Baues des Kiemen- sackes wegen, nicht zu den Ascidiacea zu rechnen, sondern besser zu den Thaliacea zu stellen ist, dem kann ich nur beistimmen, und ich werde die Familie aus den Asc. merosomata entfernen. Die weiterhin benutzte Eintheilung der Ascidiacea bleibt also, ab- gesehen von der oben erwähnten kleinen Abänderung, dieselbe, wie ich sie bei der Bearbeitung der SEMON'schen Tunicaten gebraucht habe, i. e.: A. Ascidiacea socialia (Clavelinidae) mit den Genera,: Clave- lina (Podoclnvella und Stereoclavella), Perophora, Perophoropsis, RJiopalaea, Rhopalopsis, Diazona, Ecteinascidia und Sluiteria. B. Ascidiacea merosomata (= Aplousobranchia Garstang excl. Clavelinidae) mit den Familien : Distomidae, Polyclinidae, Didemnidae, Diplosomidae, Coelocormidae. C. Ascidiacea holosomata mit den zwei Abtheilungen: I. Phlebobranchiata (= Phlebobranchia Lahille und Garstang excl. Clavelinidae) mit den Familien: Corellidae, Hypo- hyihidae, Äscididae, Cionidae. IL Stolidobranchiata {== Stolidobranchia Lahille und Gar- i* 4 C. PH. SLUITER, stang) mit den Familien: Botryllidae, Styelidae, Poly- styelidae, Cynthidae, Boltenidae, Molgulidae. Fast keine der unten raitgetheilten Formen konnte mit schon beschriebenen identificirt werden. So habe ich die 18 raerosomen Ascidien, mit nur einer einzigen Ausnahme, als neue Arten beschreiben müssen. Auch die einzige Ecteinascidia- Art ist wohl jedenfalls neu. Von den 13 Holosomen sind 9 ohne Zweifel noch nicht beschrieben, während die 4 übrigen mit bereits bekannten entweder identisch oder doch sehr nahe verwandt sind. Die Bestimmung, hauptsächlich der merosomen Ascidien, ist be- kanntlich gewöhnlich eine recht schwierige und missliche Sache. Die Beschreibungen älterer Autoren sind öfters so ungenügend, dass die Art kaum wieder zu erkennen ist. Aber auch sonst ist der innere Bau der Ascidiozooide bei einigen Familien, z. B. bei den Lepto- clinen, oft so einförmig, dass es bei unserer Unkenntniss der Varia- tionsgrenzen des äussern Habitus der Colonien zuweilen nicht mög- lich ist zu entscheiden, ob wir eine schon beschriebene Form vor uns haben oder nicht. Jedenfalls habe ich von den 18 unten beschriebenen merosomen Ascidien nur eine einzige, i. e. LeptocUnum speciosum Herdm., als eine bereits bekannte Form erwähnt, die 17 übrigen aber als für die Wissenschaft neue Formen aufführen müssen. Unter diesen waren es hauptsächlich die zur Familie der Distomidae gehörigen Thiere, welche mich öfters in Verlegenheit brachten. Während näm- lich der Bau der Ascidiozooide mehrerer der unten beschriebenen Distomiden mit dem der bekannten Distoma-krteu völlig überein- stimmt, ist die äussere Form der Colonien meistens so verschieden, dass die Thiere dieser zu Folge eher zu Colella oder DistapUa zu rechnen wären. Die beiden unten als Distoma rhodopyge und Distoma caeruleum beschriebenen Formen bilden nämlich massig lang gestielte Colonien ganz nach der Art einiger Distaplien oder der kurz gestielten Colella-Arten. Vergleicht man aber die anatomischen Verhältnisse, so ergiebt sich, dass diese nur mit der Gattung Distoma überein- stimmen. Ich glaube, dass demnach die Gattungsdiagnose von Distoma derartig erweitert werden muss, dass auch deutlich gestielte Formen darin eine Aufnahme finden können. Einen weitern Vergleich dieser Formen mit den übrigen Gattungen der Distomiden-Familie findet man unten bei der Besprechung der Arten. Was die geographische Verbreitung anbelangt, so giebt diese süd- afrikanische Sammlung kaum zu besondern Betrachtungen Veranlas- sung. Bekanntlich scheint die quantitative Vertheilung der Ascidien Tunicaten von Süd-Afrika 5 nur verhiUtnissmässig wenig von der Temperatur des Wassers beein- flusst zu werden. Allerdings sind die unten aufgeführten Formen immer nur von einer Localität erwähnt, aber ich möchte hieraus doch nur den Schluss ziehen, dass noch sehr viel Unbekanntes dort an der Südküste Afrikas zu finden ist, nicht aber, dass diese Formen nicht auch an andern Localitäteu vorkämen. Ziemlich wahrscheinlich scheint es aber jeden Falls, dass die Ostküste viel reicher ist als die eigent- liche Südküste. Ueber die Westküste erlaubt das vorliegende Material kein Urtheil. Zuletzt möchte ich diese Gelegenheit noch ergreifen zu folgenden Berichtigungen und Bemerkungen : 1) Wie Herdman in seiner „Revised Classification of the Tunicata", p. 593 1) bemerkt, muss die von mir früher als Ascidia translucida '^) beschriebene Art umgetauft werden, da Herdman diesen Namen schon gebraucht hatte, was ich damals übersehen habe. Ich schlage also jetzt dafür den Namen Ascidia munda vor. Obgleich das Hirnganglion ziemlich weit nach vorn liegt, ist es doch nicht derartig nach vorn gerückt, wie es bei den typischen Ascidiella- kri&n der Fall ist. Sonst, so namentlich in der weit von einander entfernten Lage der beiden Oetfnungen und auch in den andern Gattungsunterschieden, ist das Thier ohne Zweifel zu Ascidia und nicht zu Ascidiella Roule zu stellen. 2) In seiner oben erwähnten Liste hat Herdman ferner meine Ascidia archaia (1. c. p. 346) provisorisch zu der RouLE'schen Gattung Ascidiella gerechnet. Das ist aber nicht richtig, da das Hirnganglion, wenn auch nicht weit nach hinten, doch der Flimmergrube nicht näher liegt als bei mehreren Ascidia- kxiQu. Auch liegen die Atrial- und Branchialöfinungen ziemlich weit aus einander, und die Dorsalfalte setzt sich noch hinter der Oesophagusmündung eine Strecke weit fort. 3) In seinen Briefen aus Neu-Guinea theilt Arthur Willey eine merkwürdige Beobachtung mit über das Ausstülpen und Abbrechen der Eingeweide bei einer Styela, von ihm Styeloides eviscerans ge- nannt 3), indem er das Thier also zu der früher von mir aufgestellten Gattung Styeloides bringt. Wohl mit gutem Grunde meint er in seiner Beobachtung die Erklärung für das eigenthümliche Fehlen des Kiemen- 1) Herdman, in: J. Linn. Soc. London, V. 23, Zool. 1891, p. 558. 2) in: Natuurk. Tijdschr. Nederl. Ind., V. 50, p. 344, 1890. 3) WiLiiEY, Arthur, Letters from New-Guinea on Nautilus and some other organisms, in: Quart. J. Micr. Sc, V. 39, p. 161, 1896. 6 C. PH. SLUITER, sacks bei Styeloides dbranchiata Sluit. gefunden zu haben. Im fernen Osten haben ihn begreiflicher Weise meine spätem Mittheilungen ^) über derartige kiemensacklose Ascidien nicht erreicht, in welchen ich selbst auch schon zu dem Schluss gelangt war, dass bei diesen Styelen normaler Weise im spätem Leben der Kiemensack verloren geht, ob- gleich es mir völlig unklar war, auf welche Weise. Die Beobachtungen W'illey's haben nun allerdings dieses Räthsel in so weit gelöst, als wir die Art und Weise kennen gelernt haben, wie die Organe verloren gehen, wenn auch das weshalb vorläufig un- verständlich bleibt. Ich habe damals ferner auch schon hervor- gehoben, dass jetzt wohl kein Grund mehr vorliegt, für diese Formen einen neuen Gattungsnamen einzuführen, und dass die Thiere einfach zum Genus Styela oder zum Subgenus Polycarpa zu stellen sind, da sie sonst nicht von dieser Gattung verschieden sind. Zuletzt sagt Willey : „I am a little puzzled to understand what Sluiter says about the endostyle and am inclined to think there must be some mistake about it, as there is no trace of a typical endostylar epithelium in the sec- tion figured by hira. I have even observed a line or ridge in the ventral surface of the mantle corresponding very closely to his tab. 8 fig. 2, but this possibly represents the former line of contact between the endostyle and the mantle." Hierzu möchte ich bemerken, dass ich in meiner Abbildung allerdings kein typisches Endostyl-Epithel abgebildet habe, da ich nur die allgemeine Form des Querschnittes habe wiedergeben wollen, ohne jegliche histologische Details. Ich hätte dies jedenfalls besser thun können, aber die ganze Form des Quer- schnittes gleicht doch so sehr einem Querschnitt durch den Endostyl, dass ich auch jetzt noch nur einen Endostyl darin erblicken kann. Da ich aber bei Styela solvens und Willey bei St. eviscerans den Endostyl ganz verschwunden fanden, so glaube ich wohl, dass auch bei St. dbranchiata dieses Organ zuerst ganz verloren geht. Da aber bei St. dbranchiata die Tunica schon eine eigenthümliche Um- bildung und wahrscheinlich Anpassung an die geänderte Function er- fahren hat und wohl das Auswerfen der Eingeweide sich schon vor längerer Zeit abgespielt hatte, so glaube ich jetzt eher die Rinne mit den lippenartigen Wülsten als eine Neubildung, eine Reconstruction des Eudostyls, und nicht als einen Rest auffassen zu müssen. Es wird dies aber erst entschieden werden können, wenn man die amputirten Thiere im Leben untersuchen kann, um zu sehen, wie sie sich wieder 1) Sluiter, C. Ph., Tunicaten, in : Semon, Zool. Forschungsreisen in Australien und dem Malayischen Archipel, V. 5, p. 193. Tunicaten von Süd-Afrika. Y regeneriren. Jedenfalls ist aber die von mir bei St. abranchiata ge- fundene und abgebildete Rinne nicht einfach eine Trennungslinie, sondern ohne Zweifel ein Gebilde, das in Lage und Form dem Endostyl entspricht, wahrscheinlich einen sich regenerirenden Endostyl darstellt. 4) Zuletzt möchte ich noch eine kurze Bemerkung hinzufügen über die gegenseitige Lage der Neuraldrüse mit ihrem Ausführungs- canal und des Hirngauglions. Bekanntlich findet man als den ge- wöhnlichen Zustand erwähnt, dass das Ganglion dorsal von der Neural- drüse (Hypophysealdrüse) liegt, welche dem Kiemensack zugekehrt ist. Das rührt wohl daher, dass in der ersten, allgemein bekannten Mit- theilung von JuLiN ^) der Zustand für Äscidia, Phallusia und Corella beschrieben wurde, wo die Lage allerdings so ist, wie eben angegeben. Es scheint aber, dass seine weitern Mittheilungen weniger Beachtung gefunden haben, indem er auf p. 5") schon ausdiücklich sagt: „La glande est plac6e tantot en dessous, tantot sur Fune des faces laterales^ tantot au dessus du cerveau", indem er weiter unten den Zustand für Molgula ampulloides v. Ben. ausführlich beschreibt, bei welcher näm- lich die Lage umgekehrt ist wie bei Äscidia. Auch bei andern Formen {Styelopsis grossularia v. Ben.) hat er die dorsale Lage der Drüse erwähnt^). In diesem Jahre machte nun Ritter^) darauf aufmerk- sam, dass bei der von ihm als Goodsiria dura beschriebenen Form ebenfalls die Drüse dorsal liegt, wie er^) es auch bei einer Poly- carpa-kxi, P. pomaria Sav., fand. Als eine weitere Ergänzung dieser Beobachtungen möchte ich meine darauf bezüglichen Erfahrungen hier mittheilen. Ich habe nämlich nicht nur mehrere Styela-Arten auf diese gegenseitige Lage von Ganglion und Neuraldrüse untersucht, sondern auch noch mehrere andere holosome Ascidien. Von Stolido- branchiaten untersuchte ich: Styela {Polycarpa) rustica L., St. crypto- carpa Sluit., St. spiralis Sluit., St. aurita Sluit., St. pneumonodes Sluit., Synstyela incrustans Herdm., Synstyela monocarpa n. sp., ferner Rhabdocynthia pallida Heller, Microcosmus coalitus Sluit. und Molgula forbesi Herdm. Von Phlebobranchiaten untersuchte ich ausser mehreren Ascidia-kiX^n noch Corella eumyota Traust, und 1) JuLTN, Gh., Recherches sur rorganisation des Ascidies simples, in: Arch. BioL, V. 2, 1881, p. 59. 2) Derselbe, Le Systeme nerveux central des Ascidies adultes etc., in: Bull. Acad. Belg., (3) V. 8, 1884. 3) Derselbe, Les Ascidiens des cotes du Boulonnais, in : Bull. Sc. France Belg., V. 24, 1892. p. 33. 4) RiTTEK, W. E., Budding in Compound Ascidians, based on studies on Goodsiria and Perophora, in: Journ. Morph., V. 12, p. 149, 189Ü. 5) Derselbe, Report of the British Association, 1895, p. 715. 8 C. PH. SLUITER, Ciona intestinalis L. Nehmen wir die oben erwähnten, von Julin und Ritter untersuchten Arten hinzu, so verfügen wir schon über eine ziemliche Anzahl von Beobachtungen bei den verschiedensten Formen, und es stellt sich dann heraus, dass bei allen untersuchten Stolido- branchiaten die Neuialdrüse dorsal vom Hirnganglion liegt, während bei allen untersuchten Phlebobranchiaten, wie das allgemeiner bekannt war, die Drüse ventral vom Ganglion liegt i). Wenn auch noch sehr viele Foimen auf diese gegenseitige Lage von Ganglion und Drüse zu prüfen sind, so scheint es mir doch jetzt schon sehr wahrscheinlich, dass die dorsale Lage der Drüse allgemeine Geltung hat für die Sto- lidobranchiaten, die ventrale Lage aber allgemein für die Phlebo- branchiaten gilt. Bestätigt sich diese meine Vermuthung, so würden jedenfalls hierdurch die Berechtigung der Aufstellung der beiden Gruppen der Stolidobranchiata und P h 1 e b o b r a n c h i a t a eine neue Stütze erhalten. Für die merosomen Ascidien verfüge ich noch über keine genügenden Beobachtungen, um Allgemeineres darüber rait- theilen zu können. Bei den Claveliniden scheint das Verhalten mit dem der Phlebobranchiaten übereinzustimmen. Bekannt ist die gegen- seitige Lage von Ganglion und Drüse bei Perophora annectens Ritter^) und bei Clavelina rissoana M.-E. nach Seeliger ^), und wie ich es auch bestätigen kann. Ich kann noch hinzufügen, dass auch bei Clavelina meridionalis Herdm., Ecteinascidia diapJianes Sluit. und Sluiteria rubricollis Sluit. die Neuraldrüse ventral vom Ganglion liegt. Sehr wahrscheinlich hat also bei den Claveliniden die ventrale Lage der Drüse allgemeine Geltung. 1) Als ich das Manuscript schon weggeschickt hatte, kam mir die Notiz von M. M. Metcalf: „Notes on Tunicate-Morphology. The sub- neural gland in Ascidians", in: Anat. Anz., V. 11, p. 277 zu Gesicht. Er untersuchte Clavelina {sp. ?), Perophora viridis Verk., Ämaroucium stellatum Vekh., Botryllus gouldii Verk., Molgula manhattensis Verb., Cynthia partita Stimps. und Boltenia holieni L. Auch er fand bei Botryllus, Molgula, Cynthia und Boltenia die Neuraldrüse dorsal vom Ganglion und zwar so, dass die Drüse am hintern Ende ohne scharfe Grenze mit dem Ganglion verschmilzt. Bei den andern erwähnten Arten lag die Drüse ventral vom Ganglion. Auch diese Beobachtungen be- stätigen also meine Vermuthung, dass die Lage der Drüse constant dorsal ist bei den Stolidobranchiern und ventral bei den Phlebobranchiern. 2) Ritter, W. E., Tunicata of the Pacific Coast of N. America. L Perophora annectens n. sp., in: Proc. California Acad. Sc, (2) V. 4, 1893, p. 37. 3) Seeliger, 0., Die Entwicklungsgeschichte der socialen Ascidien, in: Jena. Zeitschr. Natur w., V. 18, p. 1, 1885. Tunicaten von Süd-Afrika. Q Liste der 32 unten aufgeführten Arten mit den verschiedeneu Fundorten. A. Ascidiacea socialia (Clavelinidae). 1. Ecfeinascidia garstangi n. sp. Mogambique. B. Ascidiacea merosora ata. a) Distomidae. 2. Distoma rhodopyge n. sp. Mo^ambique. 3. Distoma illotum n. sp. Seapoint bei Capstadt. 4. Distoma nitidum n. sp. Durban (Natal). 5. Distoma modestum n. sp. Durban (Natal). 6. Distoma caeruleum n. sp. Durban (Natal). b) Polyclinidae. 7. Polyclinum arenosum n. sp. Isipingo (Natal). 8. Polyclinum isipingense n. sp. Isipingo (Natal). 9. Polyclinum pullum n. sp. Mogambique. 10. Polyclinnm insulsum n. sp. Mogambique. 11. Psammaplidium paniherinum n. sp. Isipingo (Natal). 12. Psammaplidium ohesum n. sp. Seapoint bei Capstadt. 13. Amaroucium flavo-lineatum n. sp. Plettenberg-Bai, Süd- küste. 14. Amaroucium lubricum n. sp. Durban. 15. Amaroucium astraeoides n. sp. Seapoint bei Capstadt. 16. Amaroucium simplex n. sp. Seapoint bei Capstadt. c) Didemnidae. 17. Leptoclinum cretaceum n. sp. Mogambique. 18. Leptoclinum ianthinum n. sp. Mogambique. 19. Leptoclinum speciosum var. asper a Herdm. Durban. C. Ascidiacea holosomata. I. Phlebobranchiata. a) Corellidae. 20. Corella eumyota Traust. Tafelbai bei Capstadt. b) Ascididae. 21. Ascidia canaliculata Heller. Knysna. 22. Ascidia compta n. sp. Knysna. 23. Ascidia sabulosa n. sp. Durban (Natal). IL Stolidobranchiata. c) Botryllidae. 24. Botrylloides gregalis n. sp. Mogambique. 25. Botrylloides maeandrium n. sp. Seapoint bei Capstadt. 26. Botrylloides nigrum Herdm. Mogambique. 10 C. PH. SLUITER, d) Styelidae. 27. Styela natalensis n. sp. Durban. 28. Styela anguinea n. sp. Knysna. 29. Styela ruhida n. sp. Mo^ambique. e) Polystyelidae. 30. Synstyela monocarpa n. sp. Seapoint bei Capstadt. f) Cynthidae. 31. Microcosmus coalitus n. sp. Port Nolloth, Süd West- küste Afrikas. g) Molgulidae. 32. Molgula conchata n. sp. Knysna. Unterordnung A. Ascidiacea socialia. Ecteinascidla garstangi n. sp. (Taf. 1, Fig. 1, Taf. 3, Fig. 1—4.) Aeussere Kennzeichen. Eine grössere Anzahl Ascidio- zooide sind durch einen dünnen, kriechenden Stolo mit einander ver- bunden. Die Einzelthiere stehen dicht neben einander und sind zwischen die Aeste eines Schwammes eingedrungen. Jedes Einzelthier wird höchstens 12 mm lang und in der Mitte, wo der Körper am breitesten ist, etwa 4 mm breit. Nach vorn wird der Körper allmäh- lich schmäler, indem er sich nach hinten in den schmalen Stiel ver- jüngt, durch welchen er mit dem Stolo verbunden ist. Die Branchial- öflfnung liegt terminal am vordem, verschmälerten Körperpol. Die Atrialööhung liegt etwa um ein Viertel der Körperlänge weiter nach hinten. Beide Oetfnungen sind gelappt und zwar die Branchialöflnung Tlappig, die Atrialöffnung undeutlich 61appig. Die Farbe ist durch- scheinend hell gelblich-grau, vorn bei der Branchialöffnung liegt ein Band röthliches Pigment, das sich in unregelmässige Franzen noch weiter nach hinten fortsetzt. Die Eingeweide schimmern sehr deut- lich durch. Die T e s t a ist glashell, dünn, aber ziemlich zähe. Blutgefässe fehlen. Auch Blasenzellen und sogar Testazellen waren nicht in der homogenen Masse zu unterscheiden. Die Tu nie a lässt sehr leicht von der Testa los und ist beider- seits mit ziemlich kräftiger Musculatur versehen. Die kräftigern Bündel verlaufen aber quer um den Körper, während die Längsbündel viel schwächer sind. Das rothe Pigment liegt in Form kleiner röthlicher Körnchen in der Wand des Atrialsiphos und etwas weiter nach hinten. Der Kiemensack erstreckt sich weit nach hinten und reicht Tunicateu von Süd- Afrika. JJ Doch hinter den Darm. Die Quergefässe sind schmal und alle gleich. Die Längsgefässe sind zwar schmal, aber doch recht deutlich und werden von grossen, dreieckigen Lappen als Verbindungsschläuche ge- tragen. Papillen fehlen. In den Vierecken sind nur zwei sehr lang ausgezogene Kiemenspalten vorhanden. Die Dorsal falte besteht aus langen, spitz zulaufenden, zungen- förmigeu Fortsätzen. Das erste Längsgefäss neben der Dorsalfalte fehlt nicht. Die Flimmergrube hat eine länglich-runde Oeflfnung, die vorn breiter ist und nach hinten spitz zuläuft. Der Canal bildet hinter der Oeflhung erst eine fast kugelrunde Erweiterung, hinter welcher das Hirngauglion Hegt. Der Darm macht zwei deutliche Schlingen. Die erste reicht aber bei verschiedenen Individuen sehr verschieden weit nach vorn, kann ungefähr gleich weit nach vorn sich erstrecken wie der After, welcher etwas hinter dem Atrialsipho liegt. Die Gonaden haben den typischen Bau der Ecteinascidien. In der ersten Darmschlinge, etwas über dem Magen, liegt das Ovariuni, das nur einige wenige grössere Eier enthält und von den ziemlich zahlreichen Hodenbläschen wie von einem Kranz umgeben wird. Das Vas deferens und der Oviduct verlaufen dann neben einander, am Enddarm entlang, bis sie neben dem After ausmünden. Die Tentakel sind von dreierlei Länge, und zwar wechseln 15 sehr lange und dünne ab mit 15 etwa um die Hälfte kürzern. Zwischen diesen liegen dann 30 ganz kurze. Im Ganzen sind also etwa 60 Tentakel vorhanden. Fundort: Küste von Mogambique. Diese kleine, zierliche Ecteinascidia stimmt im Bau des Kiemen- sackes mit E. moorei Herdm.^) überein, nur dass das erste Längs- gefäss neben der Dorsalfalte nicht fehlt wie dort und gewöhnlich nur zwei Kiemenspalten in einem Viereck liegen. Die dreieckigen Ver- bindungsmembranen, mittels welcher die Längsgefässe befestigt sind, scheinen sich genau so zu verhalten wie bei E. moorei. Der Verlauf des Darmes ist in so fern merkwürdig, als eine deutliche Doppel- schlinge vorhanden ist, wie bei den meisten Holosomen, während ge- wöhnlich bei Ecteinascidia die zweite Schlinge fortbleibt. Uebrigens giebt diese Art keine Veranlassung zu besondern Bemerkungen. Nur eine einzige, aber reich verästelte Colonie auf und zwischen den Aus- 1) Hebdman, On the genus Ecteinascidia etc., in: Trans. Biol. Soc. Liverpool, V. 5, p. 155. 12 C. PH, SLUITER, läufern eines Schwammes wurde von Herrn Prof. Weber an der Küste von Mogambique erbeutet. Unterordnung B. Ascidiacea inerosomata. Familie 1. Distomidae (Giard) Herdm. IMstoma rhodopyge n, sp. (Taf. 1, Fig. 2, Taf. 3, Fig. 5, 6.) Die C o 1 0 n i e besteht aus deutlich gestielten , keulenförmigen Massen, von welchen mehrere an der Basis zusammenhängen. Nur auf der oft schief abgestumpften Vorderfläche befinden sich die Oeö- nuugen der Ascidiozooide, indem die Seiten und der Stiel ganz ohne solche sind. Die beiden Oeftnungen sind 61appig und schon mit un- bewatfnetem Auge zu unterscheiden. Die Farbe ist ein sanftes Rosa, am Stiel etwas dunkler durch die durchschimmernden Ascidiozooide. Vorn, wo die OeflFnungeu liegen, ist jede von diesen von einem kleinen, hellblauen Feldchen umgeben, besonders bei den am Rande liegenden Thiereu. Länge der grössten Keule bis 3 cm, Breite am Vordertheil bis 1 cm. Die Ascidiozooide sind lang ausgezogen, werden bis 13 mm lang, obgleich auch mehrere kürzere neben diesen längern vorkommen, und vorn etwa 1 mm breit. Jede Keule bildet ein gesondertes System von Einzelthieren. Der Körper ist in Thorax und Abdomen getheilt, welche durch einen sehr langen Stiel mit einander verbunden sind. Der Thorax und ebenso das eigentliche Abdomen sind nur 1| mm lang, so dass auf den Stiel etwa 10 mm kommen. Thorax und Ab- domen sind braun, der Stiel fast farblos. Am Thorax befinden sich zwei Siphonen, welche beide nach vorn gekehrt sind und in die 6- lappigen Branchial- und Atrialöffnuug ausmünden. Gewöhnlich sind zwei Embryonen im Atrialraum vorhanden. Im Stiel sieht man das Vas deferens, das am vordem Viertel einen geschlängelten Verlauf hat; ferner den geräumigen Enddarm und den engen, aber langen Oesophagus. Im Enddarm befinden sich in grössern Abständen von einander Kothballen. Im eigentlichen Abdomen liegt der Magen, welcher eine glatte Wand hat, und zum Theil neben, zum Theil auch noch hinter ihm liegen die Gonaden, gewöhnlich mit ein paar fast reifen und mehreren kleineren Eiern im Ovarium, und die kugligen Hodenbläschen. Alle Ascidiozooide stehen in der Längsrichtung der Colonie, mit den Oetfnungen nach oben gekehrt. Die Testa besteht aus einer homogenen Grundmasse, in welcher zahlreiche Testazellen liegen, aber keine Blasenzellen. Sehr zahlreich TunicHtcn von Süd-Atrika. IQ sind ferner die kleinen rothen Pigmentkörnchen, die sich an dem kolbig angeschwollenen Vordertheil besonders anhäufen. Ausser diesen rothen kommen um die Oeifnungen noch Gruppen von blauem Pigment vor. Die Tunica ist besonders am Thorax mit kräftiger Musculatur versehen, die in deutliche Längs- und Querbündel gesondert ist, welche sich ungefähr rechtwinklig kreuzen. Am Stiel und am Abdomen ist die Musculatur nur schwach und damit die Tunica auch ziemlich dünn. Der Kiemensack erstreckt sich nur in den kleinen Thorax, ist also kurz. Längsbalken fehlen. Im Ganzen sind nur 3 Reihen von sehr lang ausgezogenen Kiemenspalten vorhanden, so dass auch nur zwei gleich breite Quergefässe zwischen diesen liegen. Papillen fehlen. Der Endostyl ist ziemlich breit und verläuft gerade. Die Dorsalfalte besteht aus zungenförmigen Fortsätzen. Die Flimmergrube liegt auf einem rundlichen Tuberkel und bildet selbst eine kreisförmige Oeffnung. Der Darm beginnt mit dem Oesophagus, welcher zuerst ventral eine kleine Schlinge bildet, um dann gerade durch den Stiel nach dem Abdomen zu verlaufen, wo er umbiegt und in den Magen mündet. Letzterer ist wieder nach vorn gekehrt, verhältnissmässig klein und glattwandig. Der Enddarm ist weit und verläuft gerade nach vorn durch den Stiel; er ist nur im vordem Viertel mit Einschnürungen versehen. Im Abdomen liegen ferner die Gonaden, und zwar fand ich im Ovarium immer zwei fast reife Eier und mehrere kleine auf ver- schiedenen Entwicklungsstufen. Die Hodeubläschen liegen grössten Theils auf der Magen- und Darmwand. Das Vas deferens ist dunkel gefärbt, sehr leicht erkennbar, im Hintertheil des Stiels nur wenig geschlängelt, vorn aber mit mehreren engen Schlingen. Die geschwänzten Larven sind gross, ausgerollt bis IJ mm lang, im Atrialraum, nicht in einer besondern Bruttasche sich entwickelnd. Fundort: Küste von Mogambique. 3 Colonien. Diese hübsche, rosafarbige Distoma-Art, von welcher mir 3 Colo- nien, alle von der Küste von Mo^ambique, vorliegen, stimmt der äussern Gestalt nach viel mehr mit einer Distaplia oder Colella überein, gleicht z. B. im ganzen Habitus mehr oder weniger der Colella con- creta Herdm. oder noch mehr der Distaplia vallii Herdm. Mit der letztern Form stimmt auch der Bau des Kiemeusacks überein durch die sehr langen Kiemenspalten, wenn auch bei Distaplia 4 Reihen vorhanden sind, anstatt 3. Aber es ist ein Atrialsipho vorhanden und kein Zungenfortsatz, eine Bruttasche fehlt, und das Abdomen ist durch 14 C. PH. SLUITER, einen laugen Stiel mit dem Thorax verbunden. Während also die äussere Form einem Distoma nur wenig ähnlich sieht, sind doch die Ascidio- zooide ohne Zweifel als typische Distoma anzusehen, und zwar stimmen sie im Bau am meisten mit D. mucosuni v. Dr. und D. pancerii D. Valle überein. Jedenfalls muss dann der Begritl der Gattung Distoma in so fern erweitert werden, dass auch deutlich gestielte Formen darin Aufnahme finden können. Ausser dieser D. rliodopyge ist auch die zunächst beschriebene Form, D. caeruleum n. sp., als solch ein gestieltes Distoma zu nennen. Distoma caeruleum n. sp. (Taf. 2, Fig. 4, Taf. 3, Fig. 11.) Die Colonie bildet eine keulenförmige Masse mit einem deut- lichen Stiel, welcher fast gleich lang sein kann wie das dicke, länglich- runde oder runde Ascidiarium. Länge der ganzen Colonie bis 4 cm, grösste Breite 2| cm. Systeme sowie gemeinschaftliche Kloaken- öffnungen fehlen. Die Abgrenzungen der Einzelthiere erscheinen als feine Furchen, die beiden Oeffnungen sind schon mit unbewaffnetem Auge als kleine, hellere Pünktchen in den Maschen des Furchennetzes zu unterscheiden. Die Farbe ist dunkel preussisch blau. Die Ober- fläche ist glatt, ohne anhaftende Fremdkörper, ausgenommen am Stiel, an welchen Bryozoen-Aestchen, Schwämme etc. angewachsen sind. Die Ascidiozooide werden bis 4^ mm lang, sind in Thorax und Abdomen eingetheilt und ohne ektodermale Gefässanhänge. Das Abdomen ist etwa l^mal so lang wie der Thorax. Der Verbindungs- stiel ist ziemlich breit und nicht sehr lang. Die Branchialöffnung ist ölappig, die Atrialöffnung liegt auf einem kurzen Sipho und ist gleich- falls ßlappig; beide münden unmittelbar an der Oberfläche aus. Die Testa ist ziemlich zähe und fest. Im Grundgewebe kommen nur Testazellen vor, keine Blasenzellen. Ausserdem überaus zahl- reiche, dunkelblaue Pigmentkörnchen, welche zwar an der Peripherie dichter gehäuft sind, aber doch auch die innern Theile des Testa- gewebes noch dunkel blau färben. Die Tunica ist nur dünn und mit wenig kräftiger Musculatur versehen, so dass der Kiemensack und die übrigen Eingeweide leicht durchschimmern. Der Kiemensack ist zwar gross und kräftig, aber besitzt nur drei Reihen von Kiemenspalten. Letztere sind aber sehr lang, während etwa 14 oder 15 in einer Reihe liegen, welche derartig angeordnet sind, dass in der vordersten Reihe die ventrale Spalte klein ist und die folgenden allmählich an Grösse zunehmen, in der zweiten Reihe Tunicaten von Süd-Afrika. 25 umgekehrt die dorsale Spalte klein ist und die Grösse nach der ven- tralen Seite hin zunimmt, indem die dritte oder letzte Reihe fast gleich grosse Spalten hat. Der Endostyl ist nicht besonders breit und verläuft gerade, ohne Schlängelung. Die Dorsal falte besteht aus ziemlich laugen und schmalen, zungenförmigen Fortsätzen. Die Flimmergrube liegt auf einem länglich-runden Tuberkel und besitzt eine kreisförmige Oeffnung. Der Darm beginnt mit einem ziemlich langen Oesophagus, welcher etwas mehr als die Länge des Thorax erreicht und gerade nach hinten verläuft. Der Oesophagus geht in den ellipsoiden, glatt- wandigen Magen über, welcher noch in der Längsaxe des Körpers liegt. Hinter dem Magen biegt der Darm unmittelbar nach vorn und verläuft fast gerade, ohne den Oesophagus zu kreuzen, bis an den Hinterrand der zweiten Reihe von Kiemenspalten, wo er im After endigt. Der letzte Theil des Darmes ist mit Kothballen angefüllt. Die Gonaden liegen an der Hinterwand des Magens und der Umbiegungsstelle des Darmes. Die Hodenbläschen sind traubenförmig angeordnet, die Ovarien liegen ventral neben denselben. Das Vas deferens verläuft über den Magen, dann neben dem Darm bis in die Nähe des Afters. Es ist fast gerade gestreckt und bildet keine Schlängelungen. Tentakel 16, abwechselnd gross und klein. Fundort: Durban. Zahlreiche grössere und kleinere Colonieu. Von dieser auffallend schön gefärbten und sehr leicht keuntlichen Form liegen zahlreiche Exemplare, alle von Durban, vor, welche zum Theil in Formol, zum Theil in Alkohol aufbewahrt waren. In beiden Conservirungsflüssigkeiten hatten sie ihre intensiv blaue Farbe bei- behalten, wie sie dieselbe nach Herrn Prof. Weber's mündlicher Mit- theilung im Leben besassen. Die Form der ganzen Colonie ist für eine Distoma-kxi jeden Falls eine sehr abweichende, und es gelten für sie sonst dieselben Bemerkungen, die ich bei der vorigen Art gemacht habe. Die Thiere stimmen in ihren anatomischen Verhältnissen wieder mit Distoma völlig überein. Diese neue Form gehört zu denjenigen mit nur 3 Reihen von Kiemenspalten am Kiemensack und mit glatt- wandigem Magen. Die Gonaden liegen an der hintersten Darmschlinge, und eine Bruttasche fehlt. Die Thiere scheinen an der Küste Natals ziemlich gemein zu sein, da Herr Prof. Weber zahlreiche Exemplare mitgebracht hat. Jeden Falls ist es befremdend, dass diese durch die Farbe so auffal- 16 C. PH. SLUITER, lende Form noch nicht beschrieben ist, was es allerdings wahrschein- lich macht, dass die Form nur ganz local in grösserer Menge auftritt. Distoma illotum n. sp. (Taf. 1, Fig. 3, Taf. 3, Fig. 7.) Die Colonie bildet eine dicke, scheibenförmige Masse, welche 8 cm lang, 2 — 5 cm breit und etwa 2\ mm dick ist. Mit der Unter- fläche war die ganze Masse festgewachsen. Die Oberfläche ist glatt. Die unregelmässig vertheilten Ascidiozooide sind zum Theil als helle gelblich-weisse Körperchen leicht durch die trüb - glasige Testa hin- durch zu sehen. Gemeinschaftliche Kloakenöffhungen fehlen. Die Testa bildet eine ziemlich feste, etwas faserige Masse, in welcher ausser kleinen Testazellen auch zahlreiche, dicht gedrängte, grosse Blasenzellen vorkommen, so dass das Ganze sehr der gallertigen Testa einer Ascidia gleicht. Die Ascidiozooide werden bis 6 mm lang und sind unregel- mässig in der gemeinschaftlichen Testa vertheilt, ohne Systeme zu bilden. Gewöhnlich stehen sie schief zur Oberfläche. Der Thorax und das Abdomen sind wenig scharf von einander abgesetzt. Das Abdomen ist ungefähr 3Jmal so lang wie der Thorax. Der Branchial- sipho ist gerade nach vorn gekehrt und kurz, der Atrialsipho hingegen auffällig lang und gleichfalls nach vorn gekehrt. Beide Oefinungen sind deutlich ßlappig und münden frei an der Oberfläche aus. DieTunica ist überall nur dünn und mit schwacher Musculatur versehen, so dass die verschiedenen Organe deutlich durchschimmern. Der Kiemensack besitzt nur 3 Reihen von sehr langen Kiemen- spalten, welche durch 2 schmale Quergefässe von einander getrennt sind. In jeder Reihe sind jederseits 8 bis 10 Kiemenspalten vor- handen. Die Dorsalfalte besteht wie gewöhnlich aus zungenförmigen Fortsätzen. Die Flimmer grübe liegt auf einem runden Tuberkel und bildet selbst eine fast kreisrunde Oeffnung. Der Darm beginnt mit einem sehr langen Oesophagus, welcher fast gerade nach hinten verläuft und in den glattwandigen Magen übergeht. Dieser liegt öfters etwas hinter der Mitte des Abdomens, oft aber auch viel weiter nach hinten. Der eigentliche Darm zieht von hier bis ganz hinten in den Körper, wo er sich beträchtlich er- weitert, nach vorn umbiegt, den Oesophagus oberhalb des Magens kreuzt und dann gerade nach vorn verläuft, um ungefähr auf halber Höhe des Kiemensackes im After auszumünden. Der Darm ist mit Tuiiicaten von Süd-Afrika. J^Y Kothballeii angefüllt. Bei verschiedenen Contractionszuständen kann die Lage des Darmes sich aber beträchtlich ändern. Die Gonaden liegen neben dem Darm. Eine Bruttasche fehlt. Fundort: Seapoint bei Capstadt. 2 Colonien. Es liegen 2 Exemplare dieser Art, beide von Seapoint bei Cap- stadt, vor, eine grosse Colonie, die oben beschrieben wurde, und eine viel kleinere von nur 24 mm Länge, 11 mm Breite und 5 mm Dicke. In dieser kleinen Colonie hatten die Einzelthiere sich etwas zurück- gezogen, so dass kleine Vertiefungen entstehen, zwischen welchen die Testa als ein breites Xetzwerk hinzieht. Ferner waren bei der kleinen Colonie auch die Einzelthiere kleiner, indem sie nur 4—5 mm Länge er- reichen. Bei diesen kleinern Thiereu hat sich ferner auch der Darm noch nicht ganz ausgebildet, so dass der Magen viel weiter nach hinten zu liegen kommt und auch den Oesophagus nicht vor dem Magen kreuzt. Da aber übrigens namentlich der Kiemensack und der ganze Habitus der Colonie völlig mit der grossen übereinstimmen, so wie auch der Fundort, so zweifle ich nicht daran, dass beide Colonien zu derselben Art zu rechnen sind. — Autfallend ist jedenfalls die eigen- thümliche Lage des Magens bei den grössern Thieren, die sich erst allmähUch auszubilden scheint, da bei den jungen Thieren das für ein Distoma typische Verhältniss gefunden wird, wo der Thorax und das Abdomen mit dem Magen durch einen Stiel verbunden sind. Diese Theilung des Köqjers in Thorax, Stiel und Abdomen ist bei den er- wachsenen Thieren verschwunden. Distoina nitidum n. sp. (Taf. 1, Fig. 4; Taf. 3, Fig. 10.) Die Colonie besteht aus mehreren dicht neben einander liegenden abgeflachten Massen, welche an der Basis etwas schmäler sind als an der freiliegenden Seite. Jede dieser gesonderten Colonien hat etwa 5 — 12 mm im Durchmesser und besitzt eine unregelmässig vieleckige Form. Die Einzelthiere erkennt man als dunklere Flecken von 1 mm, dicht neben einander in dem heilem, fast milchweissen Grundgewebe der Testa, das auf eine Art Netz zwischen den Thieren reducirt ist. Mit der Lupe sind die beiden Oeffuungen deutlich zu sehen. Die Farbe macht den Eindruck einer trüb - glasigen Masse mit weissen Streifen. Die Ascidiozooide stehen senkrecht zur Oberfläche, werden bis 2^ mm lang und sind nur in Thorax und Abdomen getheilt, welche nicht durch einen dünnen Stiel verbunden sind, da der Körper überall Zuol. Jahrb. Xt. AMh. f. Syst. 2 18 C. PH. SLUITER, fast gleich breit ist. Die beiden Oeffnungen, welche beide an der Oberfläche ausmünden, sind 61appig. Die Testa ist gallertig und ziemlich weich, mehr oder weniger glasig und durchscheinend. Im Grundgewebe kommen zahlreiche Testa- zellen, aber keine Blasenzellen vor. Die Tunica ist mit kräftiger Musculatur versehen, die haupt- sächlich in Längsbündel angeordnet ist. Der Kiemen sack ist im Vergleich zum übrigen Körper klein, da er höchstens | der ganzen Körperlänge einnimmt, obgleich 12 Reihen von Kiemenspalten vorhanden sind. Letztere sind ziemlich kleine, länglich-runde Oeifnungen, von welchen 10—12 in einer Reihe liegen. Der Endostyl ist breit, aber nicht geschlängelt. Die Dorsalfalte besteht aus den gewöhnlichen Zungenfortsätzen. Der Darm beginnt mit einem sehr langen Oesophagus, welcher gerade nach hinten verläuft und ganz hinten im Körper in den Magen übergeht. Dieser liegt also im hintersten Theil des Körpers und ist längs gefaltet. Die 14 Falten verlaufen aber nicht gerade in der Längsaxe, sondern sind etwas spiralig gekrümmt. Der eigentliche Darm ist sehr weit, verläuft mit wenigen, unregelmässigen Krümmungen nach vorn und ist mit vielen grossen Kothballen angefüllt. Der After liegt unmittelbar hinter dem Atrialsipho. Die Gonaden liegen wie gewöhnlich neben dem Darm und zwar hinten unweit des Magens. Eine Bruttasche fehlt. Tentakel 16, abwechselnd von zwei verschiedenen Grössen. Fundort: Küste bei Durban. Mehrere Colonien. Diese kleine, niedliche Distoma-Art erinnert einigermaassen an D. cristallinum Ren., sowohl was das eigenthümliche, glasige Aus- sehen anbelangt als im Bau des Kiemensackes und der Magenwand, die gleichfalls mit Längsfalten versehen ist. Die 14 Falten am Magen sind aber in so fern auffallend, als sie nicht gerade in der Richtung der Axe auf der Magenwand verlaufen, sondern eine deutliche, wenn auch schwache Spirallinie beschreiben. Uebrigens ist der ganze Habitus der Ascidiozooide sehr verschieden von dem von D. cristallinum, so dass die Thiere unmöglich identisch sein können, was denn auch nicht sehr wahrscheinlich ist, wenn man die weit von einander entfernten Fundorte in Betracht zieht. Distoma modestum n, sp. (Taf. 1, Fig. 5; Taf. 3, Fig. 8.) Die Colonien bilden niedrige, ganz von einander getrennte Massen, in welchen die Thiere zu 30—40 zusammen neben einander Tunicaten von Süd-Afrika. |ö liegen und welche mit der Unterfläche auf Muschelschalen und der- gleichen aufgewachsen sind. Die einzelnen Colonien sind unregel- mässig drei- oder viereckig mit abgerundeten Ecken. Die Grenzen der Einzelthiere sind ziemlich deutlich zu unterscheiden sowie auch die beiden Oeönungeu. Jede Colonie wird etwa 1 cm lang und breit und bis 4 mm dick. Die Farbe ist hell rosa. Die Ascidiozooide werden bis 3 mm lang und stehen senk- recht zur Oberfläche. Sie sind in Thorax und Abdomen getheilt, welche durch ein längeres, dünneres Stück mit einander verbunden sind, den sogenannten Stiel, welcher 1| mm lang ist. Die Branchial- öffnung ist ßlappig, die Atrialöönung steht auf einem breiten Sipho und ist gleichfalls 61appig. Die Testa ist verhältnissmässig spärlich entwickelt, da die Thiere dicht neben einander stehen. Im Grundgewebe findet man zahlreiche verästelte Testazellen, aber die Blasenzellen fehlen. Ferner liegen massenhaft kleine, rosa gefärbte Pigmentkörnchen in der Testa. Die Tunica ist am Thorax ziemlich dick und mit kräftiger Musculatur versehen, am übrigen Körper aber viel dünner, so dass die Eingeweide durchschimmern. Der Kiemensack ist klein und hat nur 3 Reihen von läng- lichen Kiemenspalten, welche überdies noch ziemlich weit aus ein- ander liegen. Der Endostyl ist zwar nicht auffallend breit, aber doch sehr deutlich und im ganzen Verlauf geschlängelt. Die Dorsal falte besteht aus den gewöhnlichen zungenförmigen Fortsätzen. Die F 1 i ni m e r g r u b e liegt auf einem rundlichen Tuberkel und besitzt eine länglich-runde Oeffnung. Der Darm beginnt mit einem langen Oesophagus, welcher fast gerade nach hinten verläuft bis ins hinterste Viertel des Körpers, wo er in den ziemlich kleinen, länglich-runden Magen übergeht, welcher auch noch in der Längsaxe des Körpers liegt. Der eigentliche Darm biegt aber hinter dem Magen alsbald nach vorn, läuft am Oesophagus entlang, um an der Basis des Atrialsiphos im After auszumünden. Dieser ganze, ziemlich geräumige Theil des Darmes ist mit Koth- ballen angefüllt. Die Tentakel sind wenig zahlreich, 16 im Ganzen, alle ziem- lich kurz und ungefähr gleich lang. Die Gonaden liegen unmittelbar hinter dem Darm, und zwar werden einige wenige Eizellen von einer etwas grössern Anzahl Hoden- bläschen umgeben. Das Vas deferens und der Oviduct verlaufen neben 2* 20 C. PH. SLUITER, eiuander am Darm entlang, zuerst gerade, aber alsbald sich als ein gekräuseltes Band nach vorn ziehend, um etwas vor dem After in den Atrialraum zu münden. Eine Bruttasche ist nicht vorhanden. Fundort: Küste bei Durban. Mehrere Colonien. Mehrere Colonien dieser nicht nur sehr hübschen, sondern auch merkwürdigen Distoma- Art liegen mir vor, alle von Durban her- stammend. Auch diese Form besitzt nicht die für die europäischen Arten typische, massige Gestalt, sondern bildet nur kleine, flache Polster, in welchen die Einzelindividuen leicht zu unterscheiden sind, obgleich sie ganz in die Testa eingebettet sind. Mit D. caeruleum, D. illotum und D. rhodopyge gehört sie zu den Formen mit nur 3 Reihen von Kiemenspalten. Auch die Lage der Gonaden ist wieder wie bei D. caeruleum und D. rhodopyge hinter der Darmschlinge, ohne sich weiter längs des Darmes fortzusetzen. Da übrigens die Thiere voll- kommen in die Gattung Distoma passen, so namentlich durch die Lage der beiden Oeffnungen an der Oberfläche, so glaube ich, dass man nicht bloss wegen der äussern Form der Colonie eine neue Gattung für sie aufzustellen braucht. Familie 2. Polyclinidae Giard. Polyclinuni arenosum n, sj). (Taf. 4, Fig. 1 u. 2.) Die Colonie bildet Büschel von zahlreichen, keulenförmigen Massen, welche mit den schmalen Basen zusammenhängen, etwa 12 bis 14 mm lang und 4 mm breit sind. Mit der Basis der Keulen ist die Colonie festgewachsen. Die Oberfläche ist durch zahlreiche kleine Sandkörnchen und Steinchen rauh. Die Branchialöfi"nungen sind als kleine dunkle Pünktchen zwischen den Sandkörnchen zu entdecken. Gemeinschaftliche Kloakenöönungen scheinen nicht vorhanden zu sein. Die Ascidiozooide sind deutlich in 3 Theile getheilt, ziem- lich gross, bis 5 mm lang und senkrecht zur Oberfläche stehend. Von den 3 Theilen nimmt der Thorax die kleinere Hälfte ein, Abdomen und Postabdomen zusammen die grössere. Die Branchialöfi'nung ist deutlich 61appig, die Atrialöflhung mit Zungenfortsatz versehen. Die Testa ist in Folge der Anwesenheit massenhafter Sand- körnchen spröde, indem nur wenig von dem eigentlichen Testagewebe übrig bleibt. Blasenzellen fehlen, und auch die kleinen Testazellen sind nicht zahlreich. Die Tunica ist nur dünn und durchscheinend, so dass der Kiemensack und die sonstigen Eingeweide deutlich hindurchschimmern. Tunicaten von Süd-Äfrikn. 21 Die Musciilatiir ist auch mir schwach, die Längsbündel laufen sehr regelmässig neben einander und sind kräftiger als die äusserst schwachen Querfasern. Der Kiemen sack ist gross und erstreckt sich fast bis zur Hälfte des ganzen Körpers. Im Ganzen sind 11 Reihen von länglich- ovalen Kiemenspalten vorhanden und zwar 9 — 10 in jeder Reihe. Der Endostyl ist schmal und verläuft gerade, ohne sich irgendwie zu schlängeln. Die Dorsalfalte besteht wie gewöhnlich aus zungenförmigen Fortsätzen. Die Flimmergrube liegt auf einem runden Tuberkel und be- sitzt eine kleine, kreisrunde Oeffnung. Der Darm beginnt mit einem kurzen, gekrümmten Oesophagus, welcher in den kugelförmigen, glattwandigen Magen übergeht. Der Darm zieht erst eine kurze Strecke nach hinten, um dann nach vorn zu biegen und auf der Mitte des Kiemensackes im After auszumünden. Die Gonaden liegen im Postabdomen und zwar ein grosses, länglich- oval es Ovarium und ein paar kleine Hodenbläschen an der vordem Hälfte desselben. Das Vas deferens und der Oviduct sind deutlich zu unterscheiden, ziehen in einem Bogen nach vorn, wo sie sich an den Darm anlegen. Fundort: Strand bei Isipingo. Eine Colonie. Aeusserlich ist dieses ein leicht kenntliches Polyclinum, durch die eigenthümlichen, keulenförmigen Massen. Ob man jede dieser als ein besonderes System betrachten kann, scheint mir ziemlich willkürlich, da keine gemeinschaftlichen Kloakenöffnungen vorhanden sind, und das Ganze ist wohl mehr als eine eigenthümliche Verzweigung der Colonie aufzufassen. Ausser diesem typischen Aussehen der ganzen Colonie haben die Ascidiozooide sonst wenig autfallendes. Der Kiemensack ist besonders gross, da er fast die Hälfte des ganzen Körpers einnimmt. Ferner ist der kugelförmige Magen und der einigermaassen ungewöhn- liche Verlauf des Darmes typisch für diese Art, da ich bei allen untersuchten Thieren dasselbe Verhalten fand. Nur eine einzige Colonie dieser eigenthümlich aussehenden Art wurde bei Isipingo erbeutet. Polyclinu^n isipingense n, s/>. (Taf. 2, Fig. 1 ; Taf. 4, Fig. 3.) Die Colonie bildet eine unregelmässig vertheilte Masse. Die verschiedenen Lappen sind mehr oder weniger fest mit einander ver- bunden, mit schmälerer Basis und breit auslaufenden Endflächen. Die 22 C. PH. SLUITER, Oberfläche ist reichlich mit Sandkörnchen bedeckt, welche aber nur ziemlich lose mit der Testa verbunden sind. Die Farbe der Testa ist bläulich-grau, aber der anhaftende Sand ist zum Theil gelblich. Auf jedem Lappen sind mehrere Kloakenöffnungen vorhanden , um welche die Einzelthiere in einfachem System angeordnet sind. Die Kloakenöö'nungen selbst liegen auf kleinen Erhebungen. Die grösste Colonie war 50 mm lang, während die Höhe von jedem Lappen etwa 20 mm beträgt. Die Ascidiozooide sind deutlich in 3 Theile getheilt und zwar so, dass der Thorax und das Abdomen zusammen etwa ebenso lang sind wie das Postabdomen. Die ganze Länge beträgt 9 mm. Der Thorax ist fast doppelt so lang wie das Abdomen. Das Post- abdomen ist mittels eines langen, dünnen Stieles an der dorsalen Seite des Abdomens befestigt. Die Branchialötfnung ist 61appig, die Atrialöfl'nung mit einem grossen Zungenfortsatz versehen. Die Testa ist gallertartig, ziemlich weich. Im Grundgewebe kommen nur Testazellen, keine Blasenzellen vor. Nur in der äussersten Schicht finden sich zahlreiche Sandkörnchen. Die Tunica ist dünn und mit nur sehr schwacher Musculatur versehen. Der Kiemensack ist gross, besitzt im Ganzen 13 Reihen von Kiemenspalten, und zwar liegen gewöhnlich 14 von letztern in einer Reihe. Die Kieraenspalten selbst sind länglich-rund. Der Endostyl ist gerade und nur schmal. Die Flimmergrube liegt auf einem länglich-runden Tuberkel und besitzt eine gleichfalls ovale Oeff'nung. Die Dorsalfalte besteht aus zungenförmigen Fortsätzen, und zwar liegt sehr regelmässig bei jedem Quergefäss ein Fortsatz. Der Darm beginnt mit einem etwas gebogenen Oesophagus, der alsbald in den kleinen, kugelförmigen Magen übergeht, welcher glatt- wandig ist. Hinter dem Magen bildet der Darm eine enge Schlinge, so dass ei- noch hinter dem Magen den Darm wieder kreuzt und nach vorn zu verläuft, wo er etwa auf halber Höhe des Kiemensackes im After ausmündet. Tentakel zahlreich und klein. Das Postabdoraen bildet einen langen, schmalen Stiel, welcher hinten die Geschlechtsdrüsen enthält. Es erreicht etwa die Länge von Thorax und Abdomen zusammen. Fundort: Strand von Isipingo. Eine ganze Colonie und mehrere Bruchstücke. Tunicaten von Süd-Afrika. 23 Von dieser Art wurde nur eine ganze Colonie und mehrere Bruch- stücke am Strand von Isipingo gesammelt. Mit dem gleichfalls im Südatlantischen Meer vorkommenden Polyclirmm molle Herdm., welches ebenso in der äussern Schicht reichlich Sandköruchen aufweist, kann diese Art unmöglich identisch sein, da sowohl der Bau des Kiemen- sackes als der Verlauf des Darmes ganz verschieden sind. Jedenfalls sind auch die Colouien beider Arten einander recht unähnlich. Polyclimim pullum n. sp, (Tai. 2, Fig. 2; Taf. 4, Fig. 4 — 6.) Die Colonie bildet mehr oder weniger unregelmässige, kleine, runde Massen, die durch schmale Verbindungsstücke mit einander zusammenhängen und an Algenästchen festgewachsen sind. Die Ober- fläche ist glatt, ohne Sand, sehr dunkel grau-violett, fast schwarz ge- färbt, nur die Unterseite ist etwas heller. Die Branchialöffnungen thun sich auf der Oberfläche als kleine Grübchen kund, die auf der dunklen Oberfläche nur schwer als schwarze Pünktchen zu unter- scheiden sind. Gemeinschaftliche Kloakenöff"nungen sind nur sehr ver- einzelt vorhanden und bleiben überdies sehr klein, so dass sie nur an den vorstehenden Rändern von den Branchialöfi"nungen zu unterscheiden sind. Länge der Colonie bis 18 mm, Breite bis 10 mm. Die Ascidiozooide werden nur 1| — 2{- mm lang und sind deutlich in 3 Theile getheilt. Der Thorax und das Abdomen sind ungefähr gleich gross. Das Postabdomen ist zwar ungefähr gleich lang, aber nur schmal und mit einem dünnen Stiel am Abdomen be- festigt. Die Branchialöffnung ist deutlich 61appig, die Atrialöffnung ziemlich weit nach hinten an der Rückseite, nur mit einem kurzen Zungenfortsatz versehen. Ueberall sieht man an der Aussenseite die vieleckigen, dunkel pigraentirten Epithelzellen. Die Testa ist gallertartig. Im Grundgewebe liegen zahlreiche, kleine Testazellen, aber Blasenzellen fehlen. Im Grundgewebe ist ferner massenhaft Pigment abgelagert, das kleine, schwarz-violette Körnchen bildet, die in einfachen Reihen hinter einander liegen, welche sich aber öfters verzweigen (Taf. 4, Fig. 6). Die Tunica ist zwar dünn und nur mit schwacher Musculatur versehen, aber doch sehr undurchsichtig, da das ganze Epithel aus dunkel pigmentirten Zellen besteht, in welchen nur der Kern als hellerer Fleck sichtbar ist (Taf. 4, Fig. 5). Der Kiemensack hat nur 6 Reihen von Kiemenspalten, welche lang und schmal sind. In den mittlem kommen 10 Spalten auf eine 24 C. PH. SLUITER, Reihe. Der Endostyl ist massig breit und verläuft gerade, ohne Schlängelung. Die Dorsalfalte besteht aus einigen wenigen, nur 6, grossen, zungenförmigen Fortsätzen, welche in ihrer Lage mit den 6 Quer- gefässen des Kiemensackes übereinstimmen. Die Flimmergrube liegt auf einem runden Tuberkel und be- sitzt eine rundliche Oefinung. Der Darm beginnt mit einem kurzen Oesophagus, welcher in den Magen übergeht. Dieser liegt in der Längsaxe des Körpers und ist nur mit einer Andeutung von Falten versehen. Der übrige Darm ver- läuft zuerst noch eine kurze Strecke nach hinten, biegt dann ventral nach vorn, kreuzt den Oesophagus und mündet bei der zweiten Spalten- reihe von hinten in den After aus. Das Postabdomen ist durch einen schmalen Stiel mit dem Abdomen verbunden und ungefähr ebenso lang wie das Abdomen. Im angeschwollenen hintersten Theil liegen die Keimdrüsen. Fundort: Küste von MoQambique. 2 Colonien. Es liegen von dieser äusserlich leicht kenntlichen Art ein Paar Colonien, von Mogambique stammend, vor. In mehrfacher Hinsicht ist es eine Form, die von den typischen Pohjclinum- Arten abweicht, ja man könnte sogar daran zweifeln, ob man sie wirklich zu dieser Gattung rechnen darf. Der Kiemensack hat für ein Polyclinum nur sehr wenig Reihen von Spalten, und die Andeutung von Falten am Magen lässt an ein Aplidium denken, woran auch der kleine Zungen- fortsatz an der ziemlich weit nach hinten gerückten Atrialötfnung er- innert. Ich meinte sogar Anfangs, es könnte vielleicht mit Aplidium leucophaeum Herdm. identisch sein, doch hat sich das bei näherem Vergleich beider Formen nicht bestätigt. Schliesslich ist auch das eigeuthümliche, überaus dunkel pigmentirte Körperepithel mit den hellen Kernen sehr bezeichnend für diese Art, sowie die massenhafte Pig- mentablagerung im Testagewebe. — Auch möchte ich noch auf eine möghche Verwandtschaft mit der von Lahille aufgestellten Gattung Aplidiopsis hinweisen. Erstens stimmt nämlich der Habitus der Colonie mehr oder weniger überein, und dann hat namentlich unsere Form mit Aplidiopsis das Fehlen der Kreuzung des Darmes gemein. In den andern Eigenthüralichkeiten stimmt aber P. pullum nicht mit der LAHiLLE'schen Gattung überein, kann also nicht damit vereinigt werden. Ich möchte hier die Bemerkung nicht unterdrücken, dass die verschiedenen Genera, welche in der Familie Polyclinidae aufgestellt sind, mir wenig scharf von einander getrennt scheinen und dass immer Tunicaten von Süd- Afrika. 25 Formen auftreten, die sich als Verbindungsbrücke darstellen. Auch P. puUum ist ohne Zweifel eine solche Verbindungsbrücke. JPolycUnuni insulsum n. sp. (Taf. 4, Fig. 7.) Die Colon ie bildet eine ziemlich kleine, nur 14 mm lange, etwa halbkuglige Masse mit fast glatter Oberfläche, die nur durch etwas anhaftenden Sand ein wenig rauh ist. Mit der Unterfläche ist die Colonie auf Sand und Kalkstückchen aufgewachsen. Die Farbe ist grau-violett. Die Einzelthiere sind nur schwer durch die wenig durch- sichtige Testa hindurch zu unterscheiden, indem auch die Branchial- öff"nungen nur mit der Lupe zu entdecken sind. Die Thiere scheinen nicht in Systemen angeordnet, und ebenso wenig sind gemeinschaft- liche Kloakenöffnungen vorhanden. Die Ascidiozooide werden bis 5 mm lang, stehen senkrecht zur Oberfläche und sind in 3 Theile getheilt, von welchen der Thorax bei weitem am grössten ist, sogar grösser als das Abdomen und Post- abdomen zusammen, welche beide letztern ungefähr gleich gross sind. Die Branchialöfl'nung ist ßlappig, die Atrialöff"nung mit einem nicht grossen Zungenfortsatz versehen. Die Testa ist wenig durchscheinend, ziemlich zähe, mit zahl- reichen, länglich-runden Testazellen, aber ohne Blasenzellen. Die Tunica ist dünn und nur mit schwacher Musculatur ver- sehen. Der Kiemensack ist gross, wird mehr als 21 mm lang, hat 13 Reihen von länglichen Kiemenspalten, von welchen 13 — 15 in einer Reihe liegen. Der Endostyl verläuft ganz gerade, ohne Schlängelung, und ist ziemlich schmal. An der hintersten ventralen Ecke, wo er in scharfem "Winkel umbiegt, wird er plötzlich viel schmäler und weniger deutlich. Die Dorsal falte besteht wie gewöhnlich aus ziemlich kurzen, zungenförmigen Fortsätzen. Der Darm ist verhältnissmässig kurz. Der kurze Oesophagus geht in den glattwandigen Magen über, welcher in der Längsaxe des Körpers liegt. Der Darm biegt dann fast unmittelbar nach vorn und verläuft fast gerade nach vorn bis zum After, welcher am Hinterrand der 5. Reihe von Kiemenspalten liegt. Der Enddarm ist mit Koth- ballen angefüllt. Das Postabdomen ist nur klein, noch etwas kürzer als das Abdomen, und enthält mehrere Hodenbläschen und das Ovarium. Das 26 C. PH, SLUITER, Vas deferens und der Oviduct verlaufen am Darm entlang, indem das erstere sich nur sehr wenig schlängelt. Tentakel zahlreich, etwa 30, von 2 verschiedenen Grössen. Fundort: Küste von Mogambique. Eine Colonie. Diese jedenfalls typische Polydinum- Art bietet weder äusserlich noch in der Innern Anatomie besonders auffällige Eigenthümlichkeiten. Mit keiner der beschriebenen Arten scheint sie mir aber identisch zu sein, obgleich es schwer ist, die alten SAviGNY'schen Arten mit Be- stimmtheit wieder zu erkennen. JPsamfnaplidium pantherinmn n. sp. (Taf. 2, Fig. 3; Taf. 4, Fig. 8 u. 9.) Die Colonie bildet eine unregelmässig gelappte Masse, welche mit der breiten Unterseite festgewachsen war. Die frei liegende Ober- seite ist im Allgemeinen flach, zeigt aber hier und da kleine Erhebungen. Die ganze freie Oberseite ist von tief schwarz gefärbten Furchen durchzogen, welche zum grössten Theil einander parallel verlaufen, aber mitunter auch Querverbindungen aufweisen. Die Felder zwischen den schwarzen Furchen sind durch den massenhaft anhaftenden Sand gelb-braun gefärbt Hier und da kommen auch grössere schwarze Inseln vor. Die Ascidiozooide werden bis 5 mm lang und am Thorax 1 mm breit, doch bleiben die meisten etwas kürzer. Sie sind zu deutlichen Systemen vereinigt, und zwar sind gewöhnlich 6 Thiere um eine gemeinschaftliche Kloakenöffnung gelagert. Diese einfachen Systeme kommen aber nur in den schwarzen Furchen vor, wo sie in diesen unregelmässig sechs- oder fünfeckige hellere Stellen erzeugen, welche von kleinen, schwarzen Sandkörnchen umsäumt sind. In den oben erwähnten grösseren, schwarzen Inseln finden sich aber zusam- mengesetzte Systeme, in welchen die viel zahlreichern Thiere gleich- falls um die eine gemeinschaftliche Kloakenöffnung herum gelagert sind. In den mit gelbem und braunem Sand bedeckten Feldern zwischen den Furchen sind überhaupt keine Thiere mehr vorhanden. Jedes Ascidiozooid ist nur undeutlich in 3 Theile getheilt, von welchen Thorax und Abdomen jedes etwa ^ der ganzen Länge einnehmen, das Postabdomen etwa die Hälfte. Der Thorax ist aber etwas kürzer als das Abdomen. Die Testa hat bis in die innersten Theile hinein massenhaft Sandkörnchen in sich abgelagert, wodurch das eigentliche Testagewebe sehr beträchtlich zurückgedrängt ist. Merkwürdig ist es, dass die Tunicaten von Süd-Afrika. 27 schwarzen Furchen und Inseln dem Umstand ihre schwarze Farbe verdanken, dass hier bloss tief blau- schwarz gefärbte Sandkörnchen in der Testa liegen, nicht nur an der Oberfläche, sondern auch im tiefer liegenden Gewebe. Ein sonstiges Pigment kommt in der Testa nicht vor ; auch finden sich nur Testazellen, keine Blasenzellen. Die T u n i c a ist nur am Thorax dicker und mit etwas kräftigerer Musculatur versehen. Sonst ist sie überall dünn, mit schwacher Mus- culatur und daher durchscheinend. Der Kiemensack ist ziemlich klein, entsprechend dem kleinen Thorax. Die Kiemenspalten sind klein ; im Ganzen sind etwa 12 Reihen vorhanden. Der Endostyl ist verhältnissmässig breit und hat einen ge- schlängelten Verlauf. Die Dorsal falte besteht wie gewöhnlich aus zungenförmigen Fortsätzen. Der Darm beginnt mit einem langen, schwach geschlängelten Oesophagus, welcher in den Magen übergeht. Letzterer ist ziemlich klein und mit 12 Längsfalten versehen. Vom Magen geht der Darm erst noch eine Strecke weit nach hinten, um sich etwa in der Mitte der ganzen Körperlänge nach vorn umzubiegen und in den viel ge- räumigem Enddarm überzugehen. Letzterer ist gleichmässig mit Koth gefüllt, nicht mit Kothballen. Das Postabdomen nimmt ungefähr die Hälfte der ganzen Körperlänge ein und ist kaum vom Abdomen abgetrennt. Die in ihm liegenden Gonaden liegen hinter einander und zwar zu vorderst das Ovarium, unmittelbar hinter der Biegung des Darmes. Es sind nur einige wenige Eier im Ovarium zu entdecken und nur ein einziges grosses. Weiter nach hinten liegen die ca. 10 Hodenbläschen, welche jedes ein deutliches Vas efferens haben, das in das Vas deferens ein- mündet. Dieses verläuft als ein ziemlich dicker, dunkel gefärbter Canal fast gerade nach vorn. Ganz hinten im Postabdomen ist deut- lich das Herz zu unterscheiden. Fundort: Strand bei Isipingo, 3 Colonien. Dies ist eine leicht kenntliche Art, von welcher mir 3 Colonien vom Strand von Isipingo vorliegen. Die sehr eigenthümliche Anord- nung der Ascidiozooide in den tief schwarzen Furchen zu meistens einfachen Systemen giebt dem Ganzen ein sehr typisches Aussehen. Ferner ist zu bemerken, dass sowohl einfache wie zusammengesetzte Systeme neben einander in den oben erwähnten schwarzen Inseln vor- kommen, wo mehrere Furchen zusammenstossen. Das typische Vor- 28 C. PH. SLUITER, kommen von Sandkörnern bis sin der purpurnen Testa. Die Ascidiozooide sind ungefähr 2 mm lang und 1 mm breit, also von ziemlich gedrungener Gestalt. Die nicht in verschiedene Abtheilungen vertheilten Thiere stehen schräg zu Oberfläche, so dass der Vordertheil des Eudostyls schon von der Oberfläche aus zu sehen ist. Die Thiere sind dunkel pigmentirt, nur den Darm sieht man ge- wöhnHch als eine weissliche Masse hinten im Körper. Die Testa ist zwar dünn, aber ziemlich zähe. Im gallertigen Grundgewebe liegen zahlreiche Testazellen, aber keine Blasenzellen. Zwischen den Testazellen liegen die Pigmentkörnchen und zwar in Reihen, so dass gewissermaassen ein Netzwerk von denselben gebildet wird. Zahlreiche Blutgefässe durchziehen das ganze Gewebe, und die dunkel pigmentirten Endkolben sieht man an der Oberfläche. Die Tunica ist dick und mit zahlreichen Pigmentkörnchen ver- sehen, so dass sie sehr undurchsichtig ist. Der Kiemen sack ist gross und erstreckt sich bis hinten in den Körper hinein. Die Längsgefässe sind dünn, jederseits 5, die Quer- gefässe sind alle gleich breit, und in den Vierecken finden sich 3 oder 4 längliche Kiemeuspalten. Der Endostyl ist schmal und ver- läuft gerade. Ueberall ist in der Wand der Gefässe dasselbe Pig- ment der Testa und Tunica, und zwar auch in grosser Menge, ab- gelagert. Die Dorsalfalte bildet die gewöhnliche schmale, glattrandige Membran. Der Darm beginnt mit einem kurzen und engen Oesophagus, Tunicateu von Süd-Afrika. 49 welcher in den deutlich längsgefalteten Magen übergeht. Dieser liegt quer hinten im Körper und ist mit einem kleinen Hlindsack versehen. An der ventralen Seite geht er in den eigentlichen Darm über, welcher oberhalb des Magens wieder zurückbiegt, um schliesslich nach vorn zu biegen und etwa in der Mitte der Länge des Kiemensackes im After auszumünden. Der Enddarm ist mit grossen, hell gelblich er- scheinenden Kothballen gefüllt. Die Flimmergrube liegt auf einem länglich-runden Höcker und besitzt eine gleichfalls ovale Oeti'nung. Die Tentakel sind 16 in der Zahl, und zwar wechseln grössere und kleinere regelmässig mit einander ab. Die grossen sind fast 3mal so lang wie die kleinern. Fundort: Seapoint bei Capstadt. Eine einzige Colonie. In mehrfacher Hinsicht stimmt diese Art mit Botrylloides tyreum Herdm. überein, nämlich was die Anordnung der Systeme anbelangt, wo öfters noch die typische kreisförmige Lagerung um eine Kloaken- öifnung zu beobachten ist, die allmählich in die längern Systeme über- geht. Ferner stimmt auch die Farbe mit dieser Art überein sowie die Structur der Testa, des Kiemensackes und hauptsächlich auch des Darmes. Der Blindsack am Magen aber scheint bei B. tyreum zu fehlen. Andrerseits sind die Einzelthiere unserer B. maeandrium beträchtlich kürzer im Vergleich zur Breite als die auffallend langen Thiere von B. tyreum. Auch sonst sind noch einige kleine Unter- schiede vorhanden, obgleich die Thiere einander übrigens sehr ähnlich sind. Jeden Falls machen die verschiedenen Fundorte, Philippinen und Capstadt, eine Identität beider Arten nicht sehr wahrscheinlich. Botrylloides nigrum Herdm. Heedman, Keport on the Tunicata, in: Zool. Rep. Challenger, V. 14, p. 50. Die Grösse und Farbe der einzigen erbeuteten Colonie stimmt ziemlich genau mit dem von Herdman beschriebenen Exemplar über- ein, nur war sie etwas breiter, 3 cm, und die Farbe vielleicht nicht ganz so schwarz, wie Herdman es in der Beschreibung angiebt, und mehr dunkel purpurn, wie sie auch auf Herdm an's Abbildung, tab. 1, fig. 8, erscheint. Die Kloakenöffnungen sind wie dort nur schwer zu unterscheiden, und auch die Systeme sind sehr lang ausgezogen und zu unregelmässig sich verästelnden Bändern geworden. Das Pigment und die Blutgefässe verhalten sich in der Testa genau, wie es von Herdman angegeben wird. Ferner stimmen auch die Ascidiozooide Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 4 50 C. PH. SLUITER, in Lage und Form genau überein, nur fand ich öfters Thiere von sogar etwas mehr als 2,5 mm Länge, wenn auch bei Weitem die meisten zwischen 1 und 2 mm lang waren. Endlich ist auch der Bau des Kiemensackes und des Darmes, so namentlich das Vorhandensein des Blindsackes und der Anhangdrüse des Darmes (intestinal gland), genau übereinstimmend. Eigenthümlich bleibt es allerdings, dass die vom Challenger er- beuteten Colonien von den Bermuda-Inseln herstammen, während die von Herrn Prof. Weber mitgebrachte Colonie von der Küste von MoQambique herrührt. Diese zwei so weit aus einander liegenden Fundorte machen es allerdings von vorn herein nicht wahrscheinlich, dass wirklich identische Formen vorliegen, aber ausser der zum Theil etwas grössern Länge der Ascidiozooide kann ich keinen Unterschied zwischen den afrikanischen Thieren und der HEßDMAN'schen Be- schreibung und seinen Abbildungen entdecken. Familie 4. Styelidae. Styela (JPolycarpa) natalensis n. sjy. (Taf. 6, Fig. 11 — 14.) Aeussere Kennzeichen. Der Körper wird nur 10 — 18 mm lang und 4 — 7 mm breit. Von den beiden Siphonen ist der Branchial- sipho nach vorn gekehrt und ziemlich lang; der Atrialsipho liegt in der Mitte des Körpers, ist weniger lang als der Branchialsipho, wenn auch immer noch recht deutlich. Die beiden Oefifnungen sind 41appig. Die ganze Oberfläche des Körpers ist durch verhältnissmässig tiefe Furchen in kleine Felder getheilt. Mit dem grössten Theil der linken Seite sind die Thiere auf Muscheln, Kalkröhren von Würmern etc. aufgewachsen. Die Farbe ist schmutzig braun oder braun-gelb. Die Testa ist lederartig und fest, aber ziemlich dünn. An der Innenseite hat sie deutlichen Seidenglanz. Die Tu nie a ist verhältnissmässig dick und zum Theil mit kräf- tiger Musculatur versehen und zwar besonders in der Vorderhälfte des Körpers und an den beiden Siphonen. Der Kiemensack erstreckt sich bis ganz hinten in den Körper hinein. Jederseits sind 4 Falten vorhanden. Zwischen zwei Falten findet sich immer nur ein primäres Längsgefäss und zwar so, dass zwischen diesem und der ventral von ihm gelegenen Falte etwa 11 Kiemenspalten, und zwischen ihm und der dorsal liegenden Falte nur 6 oder 7 Kiemenspalten liegen. Die Kiemenspalten sind sehr breit, da die kleinen secundären Längsgefässchen zwischen ihnen nur sehr Tunicaten von Süd-Afrika. 51 schmal sind und ziemlich weit aus einander liegen. Die Quergefässe sind von verschieduer Breite, aber ohne dass ein regelmässiger Wechsel von breitern und schmälern zu beobachten ist. Zuweilen sind die Kiemenspalten durch ein sehr dünnes, secundäres Quergefässchen über- brückt. Papillen fehlen vollständig. Der Endostyl ist für eine Styela auffallend breit. Die Flimmergrube liegt auf einem fast kreisrunden Höcker, und merkwürdiger Weise ist auch die Oetfnung des Canals eine weite, runde Oeftnuug, ohne irgendwo eine Einbiegung zu besitzen. Die Dorsalfalte bildet eine ziemlich schmale, glattrandige Membran. Der Darm beginnt mit einem sehr kurzen Oesophagus, welcher in den sehr geräumigen Magen übergeht. Dieser ist schräg nach vorn gekehrt und mit deutlichen Längsfalten versehen, welche durch die Magenwand hindurchschimmern. Der Darm biegt dann am Magen entlang zurück, um unweit des Anfangs des Oesophagus wieder nach vorn umzubiegen und vor dem Atrialsipho im After auszumünden. Die Gonaden sind zahlreiche hermaphroditische Geschlechts- säckchen, welche unregelmässig vertheilt in den Peribranchialraura hineinragen. Zwischen den Geschlechtssäckchen liegen zahlreiche Endocarpen. Die Tentakel sind von zweierlei Grösse und 30 an der Zahl. Fundort: Durban. Zahlreiche Exemplare. In mancher Hinsicht ist dies eine merkwürdige Styela, welche nach den Geschlechtssäckchen zu der HELLER'schen Gattung Polycarpa zu rechnen wäre, aber doch wieder die enge Darmschlinge von Styela hat. Merkwürdig ist erstens der sehr einfache Zustand der Fliramer- grube , indem eine fast kreisrunde Oetfnung vorhanden ist , ein Verhalten, das, so viel mir bekannt, noch bei keiner Styela gefunden wurde. Auf den ersten Blick scheint ein gleicher Zustand bei St. bicolor Sluit. zu bestehen, aber, wie ich schon früher ') hervor- hob, ist das Verhalten dort ein ganz verschiedenes, da die Hörner einer hufeisenförmigen Grube sich zu einem kreisförmigen Spalt ge- schlossen haben, während bei dieser südafrikanischen Art eine wirk- lich runde Oetfnung besteht. Ferner ist der auffallend grosse Magen, welcher nach vorn gekehrt ist, und der dadurch bedingte abweichende Verlauf des Darmes zu beachten. Endlich macht auch der Bau des 1) in: Natuurk. Tijdsclir. Nederl. Indie, V. 50, p. 334, 1890. 4* 52 C. PH. SLUITER, Kiemensackes, da nur ein einziges Längsgefäss zwischen zwei Falten liegt, diese Form leicht kenntlich. Styela {JPolycarpa) anguinea n. sp, (Taf. 6, Fig. 15—19.) Die Thiere sind zu einem dichten Knäuel verwachsen, aber derartig, dass nur die mehr massigen Körperstämme zusammen- hängen, die überaus langen Siphonen aber frei hervorragen. Der Körperstamm bildet eine unregelmässig kuglige Masse mit einer durch anhaftende Sandkörucheu und Muscheltrümmer rauhen Oberfläche. Die beiden Siphonen sind aber fast ganz ohne Fremdkörper. Der Branchial- sipho ist etwas länger und dicker als der Atrialsipho. Die beiden OeÖ'nungen sind deutlich 41appig. Die Testa ist nicht sehr dick, durch die grosse Menge von Sandkörnchen zwar hart und fest, aber auch sehr brüchig. An den Siphonen wird sie dünner, aber auch zäher, da hier nur sehr wenig oder gar kein Sand mehr abgelagert ist. An der Innenseite ist sie silberglänzend, aber durch die nach innen vorragenden Sandkörucheu etwas rauh. Die Tunica ist überall sehr dünn und mit nur sehr schwacher Musculatur versehen. Auch au den Siphonen wird die Musculatur nur wenig kräftiger. Sehr zahlreich sind in der Tunica Anhäufungen von Blutkörperchen verbreitet, welche sich schon dem unbewaöneten Auge als kleine weissliche Pünktchen darthun. Der Kiemensack reicht bis ganz hinten in den Körper hinein und hat jederseits 4 nicht sehr breite Falten. Zwischen zwei Falten liegen 6—8 Längsgefässe. Die primären Quergefässe sind alle un- gefähr gleich breit. In den von beiden Gefässen gebildeten Vierecken finden sich 3 oder 4 Kiemenspalteu. Oefters hat sich aber eine dieser Spalten in zwei kleinere getheilt. Sehr regelmässig überbrücken secun- däre Quergefässchen die Vierecke und sind noch durch kleine Längs- gefässchen mit dem übrigen Gewebe des Kiemensackes verbunden. An den Kreuzungspunkteu sind keine Papillen vorhanden. Die D orsal falte ist ziemlich schmal, glattrandig, aber deut- lich gerippt. Die Flimmergrube liegt auf einem kleinen Höcker, die Oeff- nung des Canals ist hufeisenfömig, aber die beiden Schenkel sind ge- krümmt und nach einander zu gebogen. Der Darm hat einen sehr einfachen Verlauf. Der Oesophagus liegt weit nach vorn, an der Basis des Atrialsiphos, und geht alsbald in den Magen über, welcher nach hinten gekehrt ist. Der Darm macht TuDicaten von Süd-Afrika. 53 nur eine einfjichc, weite Schlinp^e und reicht nicht weit nach vom. Der After kommt vor den Atrialsipho zu liegen. Das Hirnganglion ist X-förmig und liegt an der Basis des Branchialsiphos. Tentakel etwa 60, von dreierlei Grösse, und zwar 15 grosse, 15 mittlere und 30 kleine. Die Gonaden als wenig zahlreiche, ziemlich kleine und schmale Polycarpen jederseits entwickelt, und zwar fand ich bei den 3 Exem- plaren, welche ich darauf untersucht habe, an der linken Seite 7, an der rechten 6 hermaphroditische Geschlechtssäckchen. Sie liegen ziemlich weit aus einander und ragen als dünne, weissliche Schläuche in den Peribranchialraum hervor. Endocarpen fehlen vollständig. Fundort: Knysna. Mehrere zusammengewachsene Exemplare. Merkwürdig ist bei dieser Form die Coloniebildung, wodurch eine grosse Anzahl zusammenhängende Thiere eine Art Stock bilden. Es wäre sehr interessant, zu erfahren, wie sich derartige Haufen bilden. Hat man es hier wirklich nur mit Aggregaten zu thun, oder sind die Thiere durch Knospung aus einander hervorgegangen ? Oefters ist die Testaschcidewand zwischen zwei Thieren sehr dünn und lässt sich nicht in zwei Lamellen trennen, bildet also eine gemeinsame, dünne Wand für die zwei Thiere. Aus den ausgewachsenen Aggregaten, wie sie uns vorliegen, ist selbstverständlich kein Schluss zu ziehen, und man muss wohl bis auf Weiteres annehmen, dass sie bloss durch Ag- gregation entstanden sind. Ferner ist die Form eigenthümlich durch die sehr grossen Siphonen, welche beide nach vorn gekehrt sind, und schliesslich durch das Verhalten der Geschlechtssäckchen, wodurch unsere Form wieder eine Mittelstellung einnimmt zwischen Styela und Polycarpa nach der Auffassung von Heller und Herdman. Styela {Polycarpa) riihida n. sp, (Taf. 7, Fig. 1 — 4.) Aeussere Kennzeichen. Der Körper ist etwa doppelt so wie breit, nämlich 8 cm lang und 4 cm breit. Die beiden Siphonen sind von massiger Länge. Der Branchialsipho ist dorsal umgebogen. Der Atrialsipho liegt ungefähr in der Mitte des Körpers und ist kürzer als der Branchialsipho. Die beiden Oeffnungen sind 41appig. Die ganze Oberfläche ist mit tiefen Furchen durchschnitten, die sich auf den Siphonen zu 4 Furchen vereinigen, welche zwischen den 4 Lappen endigen. Zwischen diesen tiefen Furchen ist die Oberfläche durch kleinere in zahlreiche kleine Felder getheilt. Mit der hintern 54 C. PH. SLUITER, Seite sowie mit der rechten dorsalen Seite war das Thier auf Steinen aufgewachsen. Die Farbe scheint karniinroth gewesen zu sein, welche Farbe zum Theil auch bei dem conservirten Exemplar noch erhalten geblieben ist. Der Alkohol war roth gefärbt. Die Testa ist lederartig und zähe, aber auffallend dünn. Die Tunica ist hingegen dick und mit kräftiger Musculatur versehen, welche namentlich an den Siphonen zu kräftigen Ring- muskeln wird. Sehr verbreitet ist ein röthliches Pigment, das sich in Längsstreifen anhäuft, aber nach Entfernung der Testa sich im Alkohol alsbald löst. Der Kiemensack hat 4 Falten. Zwischen je zwei Falten liegen 9 Längsgefässe. Die Quergefässe verlaufen im Allgemeinen ziemlich unregelmässig. Sie sind von dreierlei Grösse, und zwar wechseln ge- wöhnlich kleinere und grössere mit einander ab, aber in ungleichen Abständen kommen ausserdem viel breitere Quergefässe vor, und viel- fach überbrücken auch noch secundäre Quergefässchen die Kiemen- spalten. Oefters findet man aber Unregelmässigkeiten im Verlauf aller dieser Gefässe. In jedem Viereck sind 6 oder 7 Kiemenspalten vorhanden, aber öfters findet man eine längere Spalte, statt der zwei kleinen hinter einander liegenden. Papillen fehlen an den Kreuzungs- punkten. Die Flimmergrube bildet eine un regelmässig S-förmig ge- bogene Schlinge, welche allerdings leicht auf die typische Hufeisenform zurückzuführen ist, wenn man sich das linke Hörn nur wieder nach hinten umgeschlagen denkt. Die Dorsalfalte ist glattrandig, aber gerippt, und ziemlich schmal. Der Darm ist sehr kurz und bildet nur ganz hinten im Körper die gewöhnliche Doppelschlinge, so dass auch der After weit hinter dem Atrialsipho zurückbleibt. Der Afterrand ist tief eingeschnitten. Die Gonaden sind zahlreiche, unregelmässig an der Innen- seite der Tunica vertheilte Geschlechtssäckchen, welche aber ziemlich klein bleiben. Zwischen den Geschlechtssäckchen zahlreiche Endo- carpen. Tentakel im Ganzen 50, zum grössten Theil grosse, aber es kommen auch kleinere zwischen diesen grössern vor, doch ohne be- stimmte Regelmässigkeit. Fundort: Küste von Mogambique. Ein einziges Exemplar. Diese Styela, welche den Geschlechtssäckchen nach wieder zu der HELLER'schen Gattung Polycarpa zu zählen sein würde, hat aber Tunicaten vou Süd-Afrika. 55 wieder nicht die weite, nach innen otiene Darnischlinge, die bei Foly- carpa vorbanden sein soll. Ueberhaupt ist der Darm weit in den Hinterlvörper zurückgedrängt und der Enddarn» ziemlich kurz, so dass der After weit nach hinten zu liegen kommt. Auffallend ist ferner die eigenthümliche karminrothe Farbe, die hauptsächlich an die Pig- mentkörnchen der Tunica gebunden ist. Beim Oeti'nen der Testa zeigte sich die Tunica noch deutlich roth, später aber ist die Farbe durch den Alkohol grössten Theils ausgezogen. Familie 5. Polyshjelidae. Synstyela monocarpa n. sp. (Taf. 1, Fig. 12; Taf, 7, Fig. 5—8.) Die Colonie bildet einen dünnen Ueberzug auf Algen, welche zum Theil auch mit Bryozoen und Schwämmen besetzt waren. Die Einzelthiere liegen dicht neben einander und erscheinen als regel- mässig ovale Flecken, welche 2,25 — 2,5 mm laug und 1,75 — 2 mm breit sind. Die beiden Oeifnungen sind deutlich zu erkennen und kreisrund. Die Farbe ist hell grau, nur hier und da etwas mehr hell rosafarbig. Die Ascidiozooide sind nicht in Thorax und Abdomen ge- theilt, von vorn nach hinten beträchtlich zusammengedrückt, die Länge und Breite wie oben angegeben. Die beiden Oeffnungen sind deutlich kreisrund, und es ist keine Spur von Lappen zu erkennen. Die Testa ist nur wenig entwickelt durch die dicht neben ein- ander liegenden Thiere, nur in den Endlappen, wo die Thiere noch klein sind, ist das Testagewebe reichlicher entwickelt. Sie ist im Ganzen ziemlich fest und zähe, und in der homogenen Grundmasse kommen nur zahlreiche kleine Testazellen, aber keine Blasenzellen vor. Ueberall findet man zahlreiche Blutgefässe, die in kolbig angeschwol- lenen Endbläschen endigen, welche dicht neben einander nicht nur in den Endlappen, sondern überall in der Testa vorhanden sind. Die Tunica ist dünn und nur mit schwacher Musculatur ver- sehen. Der Kiemensack ist gross und erstreckt sich bis ganz hinten in den Körper hinein. Zwischen Endostyl und Dorsalfalte sind nur 3 kräftige Längsgefässe vorhanden, welche aber nicht gleich weit von einander entfernt sind, sodass zwischen den Endostyl und das l.Längs- gefäss 6 Kieraenspalten zu liegen kommen und ebenso viele zwischen das 1. und 2. Längsgefäss und auch zwischen das 3. Längsgefäss 56 C. PH. SLUITER, und die Dorsalfalte. Zwischen dem 2. und 3. aber liegen nur 4 Kiemenspalten. Dieses Verhältniss traf ich bei allen untersuchten Exemplaren. Die Quergefässe sind alle ungefähr gleich breit. Secun- däre Quergefässchen kommen nicht vor. Im Ganzen liegen 9 Reihen von Kiemenspalten hinter einander. Papillen fehlen an den Kreuzungs- punkten. Die Flimmergrube liegt auf einem kleinen Höcker und be- sitzt eine kleine, kreisrunde Oeifnung. Die Dorsalfalte ist schmal und glattrandig. Der Endostyl ist auch nur schmal, zeigt aber eine schwache, doch deutliche S-förmige Krümmung. Der Darm beginnt mit einem massig langen Oesophagus, welcher sich dorsalwärts biegt und in den geräumigen Magen übergeht. Dieser ist nach vorn gekehrt und mit 9 deutlichen Längsfalten versehen. Der eigentliche Darm biegt dann wieder mit ziemlich weiter Schlinge nach hinten, bleibt aber kurz und endigt in dem weit nach hinten liegenden After. Der ganze Darm ist weit und gleichmässig, nicht mit Kothballen gefüllt. Die Gonaden sind jederseits nur als eine Zwitterdrüse ent- wickelt, und zwar fand ich in jeder dieser zwei Drüsen immer nur ein grosses Ei mit noch einigen ganz jungen Eiern und etwa 8 bis 10 kleine Hodenbläschen. Tentakel im Ganzen 24, und zwar von sehr verschiedener Grösse. Ich fand immer 5 lange, welche ventral und an der rechten Seite liegen. Zwischen diesen liegen noch ein mittlerer und zwei ganz kleine Tentakel. An der dorsalen und linken Seite kommen dann noch 3 etwas grössere und 4 abwechselnd mit diesen gestellte kleine Ten- takel hinzu. Im Ganzen also 24. Fundort: Seapoint bei Capstadt. Mehrere Colonien. In mancher Hinsicht kommt diese Art mit der philippinischen Varietät von Synstyela incrustans Herdm. überein, wie auch ich ein Exemplar von den Molukken aus der SEMON'schen Sammlung erwähnt habe. Allein der Bau des Kiemensacks, das Längen verhältniss der Tentakel und namentlich das Verhalten der Gonaden ist so sehr ver- schieden, dass wohl kein Zweifel über die Verschiedenheit beider Arten bestehen kann, wenn auch der ganze Habitus sehr an S. incrustans erinnert. — Mehrere Algenstücke, welche mehr oder weniger mit dieser Synstyela umkrustet waren, wurden von Herrn Prof. Weber alle bei Capstadt gesammelt. Wie ich schon in der Einleitung hervorhob, ist Tunicaten von Süd-Afrika. 57 an Schnitten bei dieser Form deutlich die dorsale Lage der Neural- drüse dem lliruganglion gegenüber festzustellen. Familie 6. Cynthidae. Microcosnius coalitus n. sp. (Taf. 2, Fig. 8; Taf. 7, Fig. 9 u. 10.) Aeussere Kennzeichen. Zahlreiche Thiere sind zu einer grossen, zusammenhängenden Colonie vereinigt, so dass sie mit den hintern und seitlichen Theilen verwachsen sind und mit der Vorder- und Rückenseite, wo die beiden Oeflfnungen sind, frei liegen. Die Form der einzelnen Thiere ist unregelmässig eiförmig, etwa 6 cm lang und 4 cm breit. Die kurzen, breiten Siphonen tragen jeder eine deutlich 41appige Oeffnung. Die Oberfläche ist schmutzig braun- schwarz mit zahlreichen , unregelmässig verlaufenden Runzeln und Wülsten. Die T e s t a ist ziemlich dünn und lederartig, an der Innenseite hell und schwach silberglänzend. Die Tunica ist sehr dick und mit sehr kräftiger Musculatur versehen, welche besonders an den Siphonen deutlich hervortritt. Der Kiemen sack ist gross und ziemlich fest. Jederseits sind 6 massig breite Falten vorhanden. Zwischen je zwei Falten liegen 6 Längsgefässe. Die Quergefässe sind sehr ungleich breit, so dass einzelne sehr breite mit mehreren schmalen, aber unter sich wieder verschieden breiten, abwechseln. Die Quergefässchen sind wieder durch die secundären kurzen , aber breiten Längsgefässchen ver- bunden. Die Kiemenspalten sind klein und an den beiden Enden immer von den Horizontalmembranen bedeckt. Papillen an den Kreuzungspunkten fehlen vollständig. Die Flimmergrube liegt auf einem sehr grossen Höcker, der im Ganzen eine quer ausgezogene Gestalt besitzt, indem die Oeffnung des Canals eine sehr complicirte Zeichnung auf demselben hervorruft. Letztere besteht nämlich aus mehreren, etwa 5, spiralig eingerollten Schleifen, die zum Theil auf conischen Erhebungen des Höckers liegen. Ausserdem sind noch einige kleinere erste Anlagen von solchen Spiralen vorhanden. Die Dorsalfalte ist sehr schmal, kurz und glattrandig. Der Darm ist sehr weit, beginnt mit einer sehr grossen, trichter- förmigen, aber spiralig eingerollten Oeffnung am Hinterende des Kiemensackes, bildet dann die gewöhnliche, lange, aber enge Schlinge, 58 C. PH. SLUITER, um darauf in dem glattrandigen After zu endigen, welcher wieder sehr nahe bei dem trichterförmigen Anfang des Oesophagus liegt, am Rande des Atrialsiphos. Die Gonaden sind beiderseits als 5 massige, hinter einander liegende lappige Drüsen entwickelt, welche an der linken Seite zum Theil den Magen tiberdecken. Tentakel 24, abwechselnd gross und klein, aber ausserdem noch einige winzige kleine. Fundort: Port Nolloth, Südwestküste von Capland. Mehrere zusammengewachsene Exemplare. In vieler Hinsicht stimmt diese Art mit Microcosmus Jierdmani V. Dräsche überein, welcher gleichfalls vom Cap der Guten Hoffnung stammte. Allein der ganze Habitus ist sehr verschieden, da die von v. Dräsche beschriebene Form eine überaus dicke Testa besass und namentlich der sehr grosse Atrialsipho in seiner ganzen Ausdehnung auf der obern Fläche des cylinderförmigen Körpers lag. Von alle dem ist bei den von Herrn Prof. Weber bei Port Nolloth gesammelten Thieren nichts zu entdecken, welche hingegen, wie mir Herr Prof. Weber mündlich mittheilt, in zahlreichen Exemplaren zu einer grossen Masse von vielleicht mehr als einen halben Meter Länge im Durch- messer, zusammengewachsen waren, von welcher Masse er nur ein kleines Stück von etwa 22 cm Länge und 15 cm Breite mitnehmen konnte, das noch aus 8 Thieren besteht. Die innere Anatomie aber stimmt in der Hauptsache mit M. Jierdmani überein. Der Bau des Kiemensackes von M. herdmani ist zwar nicht genau bekannt, aber scheint doch ähnlich zu sein. Die Flimmergrube ist jeden Falls noch viel complicirter als bei M. herdmani; ich fand bei den 3 von mir untersuchten Exemplaren immer ungefähr dieselbe Zeichnung. Die Ringmembran im Branchialsipho ist am freien Rand mit deutlichen Runzeln und abgerundeten Zipfeln versehen, hat aber nicht die eigen- thümlichen, spateiförmigen Fortsätze, wie sie bei M. lieUeri Herdm. vorkommen und ich sie in meiner Bearbeitung der SEMON'schen Tuni- caten *) abgebildet habe. Familie 7. MolguUdae. Molgula conchata n, sp. (Taf. 7, Fig. 11—14.) Aeussere Kennzeichen. Das Thier ist länglich oval, und zwar 3 cm lang und 1,75 cm breit und ebenso dick wie breit, im 1) Semon, Zoolog. Forschungsreisen in Australien und dem Malay- ischen Archipel, in: Jena. Denkschr., V. 8, 1895, p. 163. Tunicaten von Süd-Afrika. 59 Ganzen also etwa tonnenförmig, nur dnss die Dorsalseite mehr ab- geflacht ist. Die Siphonen waren ganz zurückgezogen, so dass die Oberfläche hier eine Vertiefung aufweist, welche noch dazu zum Theil verschlossen werden kann durch die aufgetriebenen Ränder dieser Vertiefung. Die Brancliialöff'uung ist ßlappig, die Atrial()ffnung 41appig. Die Oberfläche ist von dem reichlich anhaftenden Sand rauh, während zahlreiche, feine Bryozoenstöckchen auf der Oberfläche aufgewachsen sind. Die Thiere waren mit der ventralen Seite auf Röhren von Ser- puliden und Muscheltrümmern aufgewachsen. Die Farbe war dunkel grau durch den anhaftenden Sand. Die Testa ist dünn und, wie gewöhnlich bei reichlich ein- gelagertem Sand, sehr brüchig, innen mit schwachem Silberglanz. Die T u n i c a ist grössten Theils ziemlich dünn und mit schwacher Musculatur versehen. Dort aber, wo die Testa die grubenförmige Vertiefung zeigt, bildet auch die Tunica zwei Lippen, die eine ziem- lich tiefe Spalte zwischen sich frei lassen , in welcher die beiden Siphonen liegen. Die Lippen sind viel dicker als die übrige Testa und auch mit viel kräftigerer Musculatur ausgestattet. Die Siphonen sind zwar deutlich entwickelt, aber ziemlich kurz. Der Kiemensack hat jederseits 6 Falten. Zwischen je zwei Falten liegt ein sehr unregelmässiges Maschenwerk, welches die Kiemen- spalten in sich fasst. Gewöhnlich ist nur ein grosses Längsgefäss zwischen zwei Falten vorhanden, das aber der ventralen Falte viel näher gerückt ist als der dorsalen, so dass auf der ventralen Seite nur 2, auf der dorsalen Seite des Längsgefässes aber etwa 10 Kiemen- spalten liegen, wenigstens an den wenigen Stellen, wo die Kiemen- spalten gerade sind und regelmässig angeordnet. Zum grössten Theil sind die Kiemenspalten aber nicht gerade und sehr unregelmässig an- geordnet. Vielfach sind sie etwa halbmondförmig gekrümmt, ohne aber in deutlicher Spirale angeordnet zu sein. Ausser dem einen grossen Längsgefäss kommen noch mehrere kleine secundäre Längsgefässchen vor, welche aber un regelmässig angeordnet sind. Auch die Quer- gefässe sind sehr ungleich an Grösse, aber ohne bestimmtes regel- mässiges Abwechseln von grössern und kleinern. Zum Theil stehen sie rechtwinklig auf den Längsgefässen, zum Theil aber auch schräg, indem öfters auch noch secundäre Quergefässchen vorkommen. Zwischen diesen ganz unregelmässigen Strecken finden sich aber hier und da auch mehr regelmässig angeordnete Kiemenspalten, so dass das oben erwähnte Verhältniss auftritt. Papillen an den Kreuzungspunkten der Gefässe fehlen überall. 60 C. PH. SLUITER, Die Flimmergrube ist S-förmig, beide Hörner spiralig ein- gerollt, und zwar beide nach der rechten Seite. Die Dorsalfalte ist grössten Theils glattrandig und verhält- nissmässig schmal, nur am hintern Ende, in der Nähe der Oesophagus- mündung, kommen einige unregelmässige Einschnitte in dem freien Rande vor. Der Darm bildet die gewöhnliche lange, aber enge Schhnge, zeigt sonst nichts Besonderes. Der Magen mit grosser, gelappter Leber. Der Afterrand glatt. Die Gonaden sind beiderseits in der für die Gattung gewöhn- lichen Weise gelegen, nämlich das Ovarium als lang gestrecktes Organ mit dem kurzen Oviduct, welcher nach dem Atrialsipho zu sich öffnet, die Hoden in einem Halbkreis um dasselbe gelagert. Tentakel im Ganzen 16, und zwar abwechselnd gross und klein. Fundort: Knysna. 6 Exemplare. Diese Molgula gehört zu den Formen mit 6 Falten jederseits am Kiemensack. Mit Ausnahme der von Traustedt beschriebenen M. eugyroides aus dem süd-atlantischen Ocean und Formen von West- indien, stammen alle hierher gehörigen Thiere aus den europäischen Meeren her. Von der Molgula eugyroides ist unsere neue Form aber sowohl äusserlich wie der Innern Anatomie nach leicht zu unter- scheiden. Eigenthümlich ist die fast klappenartige Vertiefung der Testa und Tunica, in welcher die Siphonen hegen. Es wurden von Herrn Prof. Weber 6 Exemplare dieser Art an derselben Stelle ge- sammelt. N.B. Die Fundorts-Angaben betreffend vergleiche man die Karten- Skizzen, die Prof. Weber im ersten Theil dieser „Beiträge" gegeben hat. Tunicaten von Süd-Afrika. Q]^ Erklärung der Albbilduiigeii. Tafel 1. Fig. 1. Ecteinascidia garstangi n. sp. Ein Theil der Colonie etwas vergrössert. Fig. 2. Dlstoma rliodopyge n. sp. Nat. Grösse. Fig. 3. Distoma illoium n. sp. Nat. Grösse. Fig. 4. Distoma nitidum n. sp. Nat. Grösse. Fig. 5. Distoma modestum n. sp. Nat. Grösse. Fig. G. Psammaplidium ohesum n. sp. Nat. Grösse, Fig. 7. Amaroucium flavo-lineatum n. sp. Nat. Grösse. Fig. 8. Amaroucium lubricum n. sp. Nat. Grösse. Fig. 9. Amaroucium astraeoides n. sp. Nat. Grösse. Fig. 10. Amaroucium simplex n. sp. Nat. Grösse. Fig. 11. Leptoclinum cretaceum n. sp. Nat. Grösse. Fig. 12. Synstyela monocarpa n. sp. Nat. Grösse. Tafel 2. ig. 1. Polyclinum isipingense n. sp. Nat. Grösse, ig. 2. Polyclinum pullum n. sp. Nat. Grösse. 3. Psammaplidium pantherinum n. sp. Nat. Grösse. 4. Distoma caeruleum n. sp. Nat. Grösse. 5. Leptoclinum ianthinum n. sp. Nat. Grösse. 6. Botrylloides gregalis n. sp. Nat. Grösse. 7. Botrylloides maeandrium n. sp. Nat. Grösse. 8. Microcosmus coalitus n. sp. 8 zusammengewachsene Thiere, ein Stück einer viel grossem Colonie, in nat. Grösse. Tafel 3. Fig. 1 — 4. Ecteinascidia garstangi n. sp. 1. 2 Thiere, etwa 6mal vergr. 2. Theil des Tentakelkrauzes. 3. Stück der Dorsalfalte und des Kiemensackes. 4. Flimmergrube und Hirnganglion. Fig. 5 u. 6. Distoma rhodopyge n. sp. 5. Ein Ascidiozooid mit 2 Embryonen im Atrialraum. 6. Stück des Kiemensackes. Fig. 7. Distoma illotum n. sp. Ein Ascidiozooid. Fig. 8 u. 9. Distoma modestum n. sp. 62 C. PH. SLUITEE, 8. Ein Ascidiozooid. 9. Der Kiemensack mit dem Endostyl. Fig. 10. Distoma nitidum n. sp. Ein Ascidiozooid. Fig. 11. Distoma caeruleum n. sp. Ein Ascidiozooid. Eig. 12. Styela (Polycarpa) cryptocarpa Sluit. Längsschnitt durch die Elimmergrube {t), die Neuraldrüse {dr) mit Ausführungs- canal (c), und das Hirnganglion (g). Tafel 4. Eig. 1 u. 2. Polyclinum arenosum n. sp. 1. Eine Colonie, etwas vergrössert. 2. Ein Ascidiozooid. Eig. 3. Polyclinum isipingense n. sp. Ein Ascidiozooid. Eig. 4—6. Polyclinum pullum n. sp. 4. Ein Ascidiozooid. 5. Das fast schwarz pigmentirte Körperepithel. 6. Das Testagewebe mit dem in einfachen, verästelten Reihen liegenden Pigment. Eig. 7. Polyclinum insulsum n. sp. Ein Ascidiozooid. Eig. 8 u. 9. Psammaplidinm pantherinum n. sp. 8. Ein Ascidiozooid mit Embryo im Atrialraum. 9. Ein Theil der Oberfläche der Colonie, stärker vergrössert, zur Darstellung der Systeme und der Anordnung der Pigmentkörnchen. Eig. 10 u. 11. Psammaplidium obesum n. sp. 10. Ein Ascidiozooid. 11. Stück des Kiemensacks und der Dorsalfalte. Eig. 12. Amaroucium flavo-lineatum n. sp. Tafel 5. Eig. 1. Amaroucium luhricum n. sp. Ein Ascidiozooid, mit einem Embryo im Atrialraum. Eig. 2 — 5. Amaroucium astraeoides n. sp. 2. Ein Ascidiozooid. 3. Der Kiemensack mit Endostyl. 4. Zwei Kiemenspalten. 5. Ein System von 15 Ascidiozooiden mit gemeinschaftlicher Kloakenöffnung, von der Oberfläche. Fig. 6. Amaroucium simplex n. sp. Ein Ascidiozooid. Fig. 7 — 10. Leptoclinum cretaceum n. sp. 7. Ein Ascidiozooid. 8. Querschnitt durch die verdickte Magenwand. 9. Kaikspiculum aus der Testa. 10. Das spiralig aufgewundene Vas deferens. Fig. 11 — 13. Leptoclinum ianthinum n. sp. 11. Ein Ascidiozooid. 12. Schnitt durch die Testa mit Blasenzellen, Testazellen und Kalkspicula. Tunicaten von Süd-Afrika. ß3 13. Kalkspiculum aus der Testa. Fig. 14. Corella eumyota Traust. Flimmergrube und Dorsalfalte. Fig. 15 — 18. Äscidia canaliculata Hekdm. 15. Das Thier in nat. Grösse. 16. Das Tliier ohne Testa. 17. Stück des Kiemensacks. 18. Flimmergrube. Fig. 19 — 21. Äscidia compta n. sp. 19. Das Thier bei etwa 2maliger Vergr. 20. Das Thier ohne Testa. 21. Flimmergrube. Tafel 6. Fig. 1. Äscidia compta n. sp. Stück des Kiemensacks. Fig. 2 — 5. Äscidia sabulosa n. sp. 2. Das Thier bei 2maliger Vergr. 3. Das Thier ohne Testa. 4. Stück des Kiemensackes. 5. Flimmergrube. Fig. 6 — 9. Botrylloides gregalis n. sp. 6. Ein Ascidiozooid. 7. Stück des Kiemensackes. 8. Tentakelkranz und Flimmergrube. 9. Gemeinschaftliche Kloakenöfifnung und Umgebung, von der Oberfläche. Fig. 10. Botrylloides maeandrium n. sp. Ein Ascidiozooid. Fig. 11 — 14. Styela natalensis n. sp. 11. Das Thier ohne Testa. 12. Flimmergrube. 13. Einige Kiemenspalten mit secundärem Quergefäss. 14. Stück des Kiemensacks und Endostyls. Fig. 15 — 19. Styela anguinea n. sp. 15. Mehrere zusammengewachsene Thiere. 16. Theil des Tentakelkranzes. 17. Das Thier ohne Testa, mit halb geöffneter Tunica. 18. Stück des Kiemensackes. 19. Flimmergrube und Dorsalfalte. Tafel 7. Fig. 1 — 4. Styela ruhida n. sp. 1. Das Thier in nat. Grösse. 2. Stück des Kiemensacks. 3. Flimmergrube. 4. Enddarm mit After. Fig. 5 — 8. Synstyela monocarpa n. sp. 5. Kiemensack mit Darm und Endostyl. 64 C. PH. SLUITER, Tunicaten von Süd- Afrika. 6. Tentakelkranz und Flimmergrube. 7. Eines der beiden Geschlechtssäckchen. 8. Kolbige Gefässanscbwellungen in der Testa. Fig. 9 u. 10. Microcosmus coalitus n. sp. 9. Flimmergrube. 10. Stück des Kiemensackes. Fig. 11 — 14. Molgula conchaia n. sp. 11. Das Thier, etwas vergr. 12. Das Thier ohne Testa. 13. Flimmergrube und Dorsalfalte mit Oesophaguseingang. 14. Stück des Kiemensackes. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1729 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beobachtungen über Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel nebst einem Beitrag zur Phylogenese der Baubvogelzeichnung. Von Hermann Meerwarth, Assistent am Museu Paraense. Hierzu Tafel 8—10. In einer zweijährigen Praxis am Museu Paraense hatte ich Ge- legenheit, Studien über einige der für die meisten brasilianischen Raubvögel noch so wenig bekannten Jugendkleider zu machen. Eine Arbeit von grösserm Umfang über die Jugendkleider brasilianischer Raubvögel und eine Darlegung der daraus für die Phylogenese der Raubvogelzeichnung sich ergebenden Schlüsse behalte ich mir für spätere Zeit vor, bis mein Material reicher sein wird. Vorläufig werde ich hier nur die äusserst auffälligen Schwanz- zeichnungen im Jugendkleid von Uruhitinga zonura., Urubitinga schistacea, Heterospizias meridionalis und Rosthramus sociahilis be- handeln. Feststellung: 1) einer Verfärbung (ohne Mauser) von Raubvogel- Schwanzfedern, 2) eines Zusammenhangs dieser Verfärbung mit der Entwicklung der definitiven Schwanzzeichnungen = Färbung, 3) einer Längszeichnung am Raubvogelschwanz und der sich daraus für die Phylogenese der ^Raubvogel-Schwauzzeichnung ergebenden Schlüsse und 4) Bemerkungen zur Mauser brasilianischer Raubvögel sind die Resultate dieser Untersuchung. Die alte Streitfrage, ob an der fertigen Vogelfeder Farbenver- änderungen thatsächlich stattfinden oder nicht, ist bis heute noch zu Zool. Jahrb. XI. Ablh. f. Syst. 5 66 HERMANN MEERWARTH, keinem Abschluss gelangt. Auf der einen Seite wird die Federver- färbung (ohne Mauser), als vom physiologischen Standpunkt unmöglich, verworfen und mikroskopische Untersuchungen von anscheinend dafür sprechenden Fällen als allein glaubwürdig verlangt (J. A. Allen), auf der andern Seite steht eine lange Reihe rein äusserlicher, makro- skopischer, dafür sprechender Beobachtungen, wie sie zuletzt J. G. Milais im Octoberheft des „Ibis", 1896, über Podiceps aurifus und Calidris arenaria mitgetheilt hat. Bei aller Anerkennung der Mikroskopie als der zur Erläuterung dieser Frage am sichersten gehenden und zur Erklärung der Veränderungsvorgänge einzig möglichen Untersuchungs- methode wird man der äusserlichen, makroskopischen Beobachtung doch wohl auch Gerechtigkeit widerfahren lassen müssen ! Eine Ver- mehrung solcher Beobachtungen wird der Mikroskopie allmählich ein brauchbares Material liefern, ihr sogar durch eventuelle Constatirung gewisser Gesetzmässigkeiten in der Verfärbung den Weg für die Untersuchung vorbahnen. Besonders in diesem Sinne glaube ich mit dieser Untersuchung etwas beitragen zu können — etwas Neues auch damit, dass sich meine Beobachtungen auf die Schwanzfedern von Raubvögeln beziehen. Die einzige mir bekannte Notiz über eine Federverfärbung ohne Mauser am Raubvogelschwanz giebt Brehm in seinem „Thierleben", Einleitung zu den Vögeln, wo er bei Besprechung der Federverfärbung von jungen Seeadlern sagt: „Man bemerkt auf den breiten Steuer- federn, welche sich zu fortgesetzten Beobachtungen sehr günstig er- weisen, zuerst lichte Punkte; diese vermehren und vergrössern sich, bleichen gleichzeitig ab, fliessen endlich in einander, und die Feder ist ungefärbt." Ein Exemplar von TJruhitinga zonura im Uebergangskleid war meine erste Veranlassung zur genauem Untersuchung der hier an- scheinend vorliegenden Schwanzfederverfärbung ohne Mauser. Die auffällige Schwanzzeichnung dieses Raubvogels im Uebergangskleid ist schon in verschiedenen Arbeiten erwähnt: B. Sharpe, Catalogue of the Accipitres (V. 1, Cat. of Birds in the Brit. Mus.), p. 214; Spix, Aves Brasil, Äquila uruhitinga^ p. 4 und Aquila picta, p. 5 und Ab- bildungen; d'Orbigny, Voyage dans FAm^rique m6rid., Morphnus urubitinga, p. 84; v. Pelzeln, Geyer und Falken, TJruhitinga brasi- liensis, p. 179. In allen diesen Arbeiten ist bei Besprechung der Jugend- und Uebergangskleider von TJruhitinga zonura einer „unregelmässigen Flecken- und Spritzerzeichnung" gedacht. Ganz im Gegensatz zu Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. Q'j diesen Angaben kam ich bald zu der Einsicht, dass in den betreffenden Fällen eine gewisse Regelmässigkeit vorliegt, die völlig verkannt wurde. Beim Vergleich mit andern hiesigen Raubvögeln fand ich für 3 weitere Species eine ganz ähnliche, angeblich „unregelmässige" Flecken- zeichnung der Schwanzfedern, nämlich bei Uruhitinga schistacea, Heterospizias meridionnlis und Rosthramus sociabilis. Unter diesen finden sich in der Literatur nur für Heterospizias meridionalis An- gaben über eine besondere, auffällige Schwanzzeichnung : bei Tschüdi, Fauna Peruana, p. 85 (Hi/pomorphnus rutilans) ; Maximilian Prinz zu WiED, Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens, V. 3, p. 221 (Falco rutilans) ; von den beiden Autoren ist der von der übrigen abweichenden Zeichnung der beiden äussersten Schwanzfedern — einer „Sprenke- lung" oder „Marmorirung" — gedacht. Für Uruhitinga schistacea ist überhaupt noch kein Jugendstadium beschrieben, also auch nichts Aehnliches angemerkt ; bei Rosthramus sociahiUs ist nur noch ein ganz geringer Rest des fraglichen Zeichnungsmusters im ersten Contour- federkleid erhalten, welcher nur im Vergleich mit den 3 andern Species als analog der Zeichnung dieser erkannt werden kann. Obgleich mir zunächst nur Bälge zur Verfügung standen, ent- schied ich mich doch schon an der Hand von Stadium IV, Uruhitinga zonura, zur Annahme einer Federverfärbung ohne Mauser als des die betreffenden Federzeichnungen hervorbringenden Moments, und zwar nach folgenden Erwägungen: 1) Die 12 Schwanzfedern von Uruhitinga zonura, Stadium IV, differiren alle unter einander, sowohl in Zeichnung als in Färbung. 2) Die Differenz in Zeichnung und Färbung der einzelnen dieser Schwanzfedern ist nicht etwa eine derartige, dass — wie es ja that- sächlich bei vielen Raubvögeln und auch bei andern Vögeln bekannt ist — die 2 oder 4 oder gar 6 centralen Federn eine dem definitiven Alterskleid näher kommende Zeichnung und Färbung aufweisen, so etwa, dass sie ein einfacheres Zeichnungsmuster zeigen als die seit- lichen, gebänderten oder sonst complicirter gezeichneten Schwanz- federn, dass, je w'eiter seitlich die einzelnen Federn, sie um so mehr die Färbung und Zeichnung des Jugendkleides beibehalten; sondern es ist zwar r^, die Mittelfeder der rechten Seite, der Federzeichnung des erwachsenen Vogels am nächsten gekommen, daran schliessen sich aber nach dem Grad der erreichten Altersfederzeichnung an (r^) /•*, r\ P, l\ U, r2, l\ »•!, l\ r-', IK Es ist also betreff"end die Fär- bungs- und Zeichnungsentwicklung kein regelmässiger, allmählich zu- 68 HERMANN MEERWARTH, nehmender Fortschritt von den äussern zu den Innern Schwanzfedern zu constatiren, sondern ganz ohne jede Spur von Regelmässigkeit sind äussere und innere Schwanzfedern in der Zeichnungsentwicklung mehr oder weniger weit vorgeschritten. 3) Eine solche auffallende Unregelmässigkeit ist bei einer nur durch Mauser erworbenen Neubildung in der Federzeichnung noch nie beobachtet worden. 4) Die Annahme, dass etwa die stark weiss gefärbten, dem Alters- kleid am nächsten kommenden, nur noch wenig von Querbänderung zeigenden Federn frisch durch eine Mauser ersetzte seien, während die mehr gebänderten und gefleckten, mit wenig Weissfärbung ältere, von dieser angenommenen Mauser noch nicht betroifene wären, ist ebenfalls hinfällig, denn nach genauer Prüfung stellte sich heraus, dass sämmtliche 12 Schwanzfedern gleichen Alters sein müssen : sie sind alle gleichmässig an den Spitzen abgestossen und wären oö'enbar bald in einer Mauser durch neue ersetzt worden. 5) Eine Combination der Zeichnungen der 12 Schwanzfedern giebt eine nahezu lückenlose Entwicklungsreihe von der vielgebänderten, braun-grau und rostgelb gefärbten Jugendfeder bis zu der einfach gezeichneten, in eine schwarze und zwei weisse Zonen getheilten Feder des erwachsenen Vogels. Weitere 6 Exemplare von üruhitinga zonura (2 junge und 4 alte) von einer ornithologischen Excursion nach der Insel Marajo (August, September 1896) gaben mir mit den 4 Exemplaren der alten Museums- sammlung ein vollständig klares Bild vom Federwechsel und besonders von den Veränderungen der Schwanzzeichnung dieses Raubvogels. An einem Nestling von Heterospmas meridionalis, welcher bis Mitte Februar 1897 in unserm Zoologischen Garten lebte, überzeugte ich mich, dass die „unregelmässige" Schwanz-FJeckenzeichnung that- sächlich durch Federverfärbung ohne Mauser theilweise hervor- gebracht wird. Die ersten Schwanzcontourfedern dieses Exemplars waren deutlich quergebändert, die 2 äussersten jederseits {l\ Z-, r\ r^) mit etwa 20 schmalen, dunkel grau-braunen Bändern auf hell rostgelbem Grund an der Innenfahne, auf russbraunem Grund an der Ausseufahne, die mittlem mit 5 — 8 breitern, schwärzlichen, nicht ganz scharf abgesetzten Bändern auf schmutzig weiss-gelbem Grunde. Vom August 1896, wo der Vogel mit nahezu entwickelten und mit der erwähnten Zeichnung versehenen ersten Schwanzcontourfedern aus dem Nest genommen wurde, bis zum Februar 1897 war an der Verfärbung (ohne Mauser) der Scliwiiii/.fedorn brasilianischer Raubvögel. ß9 Schwanzzeichnuiifj; folgende Veränderung vor sich gegangen : an den beiden äusseisten Schwanzfedern jederseits — bei der einen mehr, bei der andern weniger, nur auf der Innenfahne, oder auf beiden Fahnen — waren die Querbänder in Flecken aufgelöst; die Flecken zeigen eine unverkennbare Tendenz zur Anordnung in dem Federschaft j)arallel laufenden Linien ; an den übrigen Federn war die Veränderung weniger auffällig, doch war immerhin eine Trübung der hellen Feder- partien zu coustatiren — die Begrenzungslinien der dunklen Quer- bänder waren noch undeutlicher geworden. Alle Schwanzfedern hatten an der Spitze noch die letzten Reste der Erstlingsfeder (Dune): die Zeich- nungsveränderungen waren also an der fertigen Feder durch Verfärbung ohne Mauser entstanden. Urubitinga zonura zeigt im Uebergangskleid in der auffälligen Schwanzfederzeichuung grosse Uebereinstimmung mit der durch Ver- färbung ohne Mauser bei Heterospizias meridionalis entstandenen Zeichnung — der Schluss, dass jene in derselben Weise wie diese entstanden seien, dürfte also in Verbindung mit den oben schon er- wähnten Gründen wohl berechtigt sein. Da die allmähliche Entstehung der neuen Zeichnungen bei Lru- bitinga zonura sich am besten verfolgen lässt, werde ich zunächst die Schwanzzeichnung im Jugend- und Uebergangskleid dieser Species schildern und dann, im Anschluss daran, die übereinstimmenden Zeich- nungen am Schwanz von Heterospizias meridionalis, Urubitinga schistacea und Rosthramus sociabilis betrachten. Im Folgenden seien die 12 Federn des Raubvogelschwanzes be- zeichnet mit l = linke, r = rechte und i, ^, ^ *, ^ *^ von den Seiten nach der Mitte zu, so dass z. B. l^ die äusserste linke, r^ die rechte Mittelfeder bedeutet u. s. w. Urubitinga zonura, Stadium I. Erstes Contourfederkleid, September 1896. (Fig. 1.) Im Allgemeinen stimmt dieser Vogel in Färbung und Zeichnung gut zu der im Catal. of Biids in the Brit. Mus., V. 1, p. 214 für das Jugendkleid gegebenen Beschreibung und diöerirt davon nur in Bezug auf die Schwanzzeichnung. Alle 12 Schwanzfedern zeigen 12—15 schwarz-braune, theils voll- ständig zusammenhängende, theils aus einzelnen Flecken bestehende Querbänder, an den beiden Mittelfedern auf grau-braunem Grund an 70 HERMANN MEERWARTH, Aussen- und Innenfahne, an allen übrigen auf grau-hraunem Grund an der Aussenfahne, auf hell rostgelbem an der Innenfahne. An allen 12 Federn sind die 5 oder 6 apicalen Querbänder mehr oder weniger zerfallen, an der Aussenfahne an 3, an der Innenfahne an 4 Bruchstellen (Fig. 1 &, h\ &^ &^), und dadurch in einzelne Flecken aufgelöst, an der Innenfahne etwa in 5, an der Aussenfahne in 4 (Fig. 1 f, f\ f\ f\ /•*). Die Grundfärbung im basalen Federdrittel ist dunkler, so dass die einzelnen Querbänder hier etwas schwer erkennbar sind ; ein be- sonders verbreitertes Subterminalband ist nicht zu finden. Der Spitzen- rand ist hell gefärbt (Fig. 1 T.Z); alle 12 Schwanzfedern haben an der Spitze noch die Erstlings federn (Dune) (Fig. 1 E.F) aufsitzen — der beste Beweis, dass hier das erste Contourkleid und zwar für alle Schwanzfedern vor- liegt. Stadium IL September 1896. (Fig. 2, 3.) In der Mauser begriffen ; das alte, stark abgenützte Gefieder stimmt mit Ausnahme der 8 abgenützten Schwanzfedern in B'ärbung und Zeichnung genau mit dem von Stadium I überein. Eine frühere Mauser anzunehmen, welche die von Stadium I differente Schwanz- zeichnung hervorgebracht hätte, ist unmöglich, denn diese Mauser müsste entweder nur die Schwanzfedern betroffen haben oder diese zugleich mit dem ganzen übrigen Gefieder. In diesem letztern Fall raüssten nach der Mauser nur an den Schwanzfedern neue Zeichnungen aufgetreten sein, während alle übrigen Federn genau dieselbe Zeich- nung nach der Mauser wiedergewonnen hätten : beide Annahmen stehen in directem Widerspruch mit allen seitherigen Beobachtungen. Ich betrachte also die 8 alten, abgenützten Federn dieses Schwanzes als die ersten Contourfedern in ihrer Gestalt und Färbung kurz vor dem Verschwinden in der ersten Mauser und die neuen Zeich- nungen derselben als das Resultat der an ihnen er- folgten Verfärbung ohne Mauser, Es sind die Federn ?\ P, Z^, Z", r^, r*, r^, r^ . Von den übrigen 4 Schwanzfedern ist P eben erst ausgefallen, und man findet noch keine Spur ihrer Ersatzfeder, r^ noch kaum 1 cm lang und ganz in die hornige Scheide eingeschlossen; r^ und l^, in der Mauser neugebildet, werden unter Stadium III betrachtet werden. Die 8 abgenützten Federn haben in dem Zeitraum von ihrem Er- scheinen im Dunenkleid des Nestvogels bis kurz vor der ersten Mauser Verfärbung^ (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. 71 bedeutende Veränderungen erfahren — durch Verfärbung. Bei allen sind die 3 oder 4 apicaleu Querbänder zu einem deutlichen, scharf abgesetzten, an der basalen Begrenzungslinie etwas ausgezackten Subterminalband von 3—5 cm Breite verschmolzen (Fig. 2 S.T.Z). Die Grundfärbung der Innenfahne ist gegenüber der bei Stadium I bedeutend heller, weisslich- gelb geworden, die Aussenfahne russbraun. Deutliche Querbänder sind nur noch an 6 Federn vorhanden, und zwar an beiden Federfahnen bei r^ r- l^ ] bei r^ (Fig. 2) und P nur auf der Aussenfahne, bei l^ nur auf der Innenfahne. An all den Federpartien, wo die ursprünglichen Querbänder vollständig oder theil- weis geschwunden sind, finden sich an deren Stelle die Uebergangs- stadien in der Bänderauflösung. Genau wie bei Stadium I sehen wir auch hier die Querbänder an der Aussenfahne an 3, an der Innenfahne an 4 Punkten zerfallen (Fig. 2 u. 3 &, i^, 6^, h^). Da die einzelnen Bänder ziemlich an den gleichen Stellen zerfallen, so sehen wir die so entstehenden Flecke in Längsreihen angeordnet, an der Aussenfahne 4, an der Innenfahne 5 (Fig. 2 u. 3 /", /"^ /"-, /3, f'^). Die Flecken jeder einzelnen dieser Längsreihen ziehen sich in der Federlängsrichtung aus und zeigen das Bestreben, sich unter einander zu Längsstreifen zu verbinden, doch wird dies nur an 3 Federn theilweis, am besten bei Z^, erreicht (Fig. 3 (p\ cp^). Auftretende Verbindungsbrücken zwischen den einzelnen Bändern vor oder gleichzeitig mit dem Zerfall derselben an den bestimmten Stellen erzeugen das Bild der Federmarmorirung, wie es bei Stadium II, r^, Innenfahne, zu ersehen ist (Fig. 2). Dieser Feder- marmorirung begegnen wir wieder bei Heterospmas meridionalis, Uruhitinga schistacea und Rosthramus sociahiUs (s. u.) (Fig. 6, 7, 8, 9). Ein weiterer Schritt in der Zeichnungsänderung ist das Schwinden der dunklen Flecke (Fig. 3 x) und das Auftreten einer hellem Grund- färbung an bestimmten Stellen, an denselben, wo die Feder des alten Vogels weiss ist; im Stadium II ist die Verblassung der Grundfär- bung an einer Feder, an der Innenfahne von P, zu constatiren. Stadium IIL September 1896. (Fig. 4.) Repräsentirt durch die in der ersten Mauser neu erworbenen Schwanzfedern l^ und r^ von Stadium IL Die Zeichnung dieser Federn ist im Wesentlichen dieselbe wie bei einzelnen Federn von Stadium II: Reste der Querbäuderung (Fig. 4 g-), Anordnung der Flecken in Längsreihen (Fig. 4 /, /^ /^ Z"^) und stellenweise Ver- 72 HERMANN MEEKWARTH, sclinielzuüg dieser Flecken zu Längsstreifen (Fig. 4 rp, cp^, (f^^ q)*). Die Längszeiclinungstypen sind jedoch entschieden vorherrschend. Das Subterminalband ist gegenüber Stadium II dunkler — tief schwarz — geworden und hat an der Aussenfahne eine Breite von 6 bis 7 cm, an der Innenfahne von 5 — 6 cm; an seinem basalen Rand ist es ausgezackt (Fig. 4 S.T.Z), am apicalen geht es durch russbraune Spritzerzeichnung in einen etwa 1 cm breiten, rostgelben Spitzensaum über, in welchem zu beiden Seiten des Federschafts eine schwache Weissfärbung zn constatiren ist (Fig. 4 T.Z). Die Grundfärbung der Aussenfahne ist heller grau-braun als bei Stadium 11, ebenso finden sich an der Innenfahne in der rostgelben Grundfärbung weissliche Farbennuancen. Stadium IV. (Fig. 10—21.) Exemplar mit abgenütztem Gefieder, ohne jede Spur von frisch gemauserten Federn , augenscheinlich unmittelbar vor der Mauser stehend. An Kopf, Hals, Unterbrust, untern Schwanz- und Flügel- decken finden sich noch Reste des rostgelb und schwarz gescheckten Jugendkleids, das gesammte übrige Gefieder zeigt die braun-schwarze Färbung des alten Vogels, der Schwanz eine Mischung von Jugend- und Alterszeichnung. Der Vergleich dieses Vogels, mit Resten der Jugendfärbung neben der vorherrschenden Altersfärbung, mit dem unter Stadium II beschriebenen , eben in Mauser begriffeneu lässt keinen Zweifel : Stadium IV zeigt in seinem Gefieder das Resultat der ersten Mauser, welche in Stadium II (s. o.) begonnen hatte und deren erste Anfänge im Schwanz uns in den Federn Z* und r^ das Material für Stadium III geliefert haben. Diese Annahme stimmt auch genau zu der Angabe im Catal. of Birds in the Brit. Mus., V. 1, p. 214, wo als Resultat der ersten Mauser angegeben ist: mehr oder weniger vorgeschrittene, einfarbige Schwarzfärbung des Körpergefieders, Andeutung der Weissfärbung des Alterskleids im Schwanz. So wie Stadium II die an den einzelnen Schwanzfedern von Stadium I an bis zum Eintritt der ersten Mauser erfolgten Verände- rungen zeigt, so zeigt in gleicher Weise Stadium IV die Veränderungen der durch die erste Mauser neu erworbenen Schwanzfedern (Stad. III). Die Figg. 10 — 21 sind eine in jeder Beziehung naturgetreue Wiedergabe der 12 Schwanzfedern von Stadium IV. Unwillkürlich möchte sich uns hier wohl die Annahme aufdrängen, dass die Federn mit starker Weissfärbung im mittlern Federdrittel und mit tiefer Verfärbung (ohne Mauser) der Scliwnuzfedern brasilianischer Raubvögel. 73 Schwarzfärbung im Subtcrminalband und der Federbasis etwa in einer besondern Mauser entstanden wären, welche die mehr fleckigen, rost- gelb und braun gezeichneten noch nicht betroffen hätte ; dagegen spricht aber ganz entschieden der Umstand, dass sie alle ganz in der gleichen Weise an den Rändern abgestossen sind, und dass sich überhaupt am ganzen Vogel keine Spur einer Mauser findet. Bei der grossen Mannigfaltigkeit und Differenz der einzelnen Federn in Färbung und Zeichnung ist es natürlich nicht möglich, für die einzelnen Federn eine bestimmte Zeichnung und Färbung anzugeben, von der ausgehend die durch Verfärbung hervorgerufenen Veränderungen sich entwickelten. Dass grosse individuelle Unterschiede vorhanden sind, erhellt schon aus dem Vergleich von V Stadium III mit ?' Stadium IV; V Stadium IV hat z. B. an der Innenfahne noch deut- liche Reste von Querbändern, während l* Stadium III an der Innen- fahne schon deutliche Fleckenlängsreihen hat. So viel lässt sich Jedoch wohl annehmen, dass Federn, welche in dem kurz vor der zweiten Mauser stehenden Stadium IV noch Reste der Querbänder aufweisen (wie ?-, Z', ?% r^), diese direct nach der ersten Mauser, in der sie entstanden (als Stadium III), noch deutlicher zeigten, andere, bei denen von Querbänderung oder selbst von Längs- streifung nichts mehr vorhanden (wie r*^, Z*' [Ä.F] l\ r"), direct nach der ersten Mauser Marmorirung oder Längsstreifung hatten. Die Dif- ferenz zwischen den einzelnen Federn ist in dieser Beziehung ganz die gleiche, wie sie oben für Stadium II erwähnt wurde. Die einzelnen Federn geben in Bruchstücken einzelne Verände- rungsbilder; aus der Combination dieser erhalten wir vollständige Klarheit über den ganzen Veränderungs Vorgang von der Jugend- bis zur Alterszeichnung. Die Veränderungen vollziehen sich an den beiden Federfahnen ziemlich in gleicher Weise und Reihenfolge, zwecks besserer Ueber- sichtlichkeit werde ich sie jedoch für die beiden P'ederfahnen ge- sondert erläutern und zwar zunächst für die Aussenf ahne (A.F). Nehmen wir als Ausgangspunkt die jugendlichste Zeichnungsart — die Querbänderung, wie sie P mit 10 schwarz-braunen, ununter- brochenen Querbändern auf russbraunem Grund noch erhalteen hat (Fig. 11). Den Zerfall der Querbänder in einer bestimmten Gesetz- mässigkeit, wie wir ihn in den Stadien I und II gesehen haben, können wir in diesem Stadium nur aus den sich aus ihm ergebenden Resul- taten ableiten. Alle andern Federn mit Resten der Querbänder (r\ r\ l\ P) zeigen in Folge enger Zusammendrängung ursprünglich ge- 74 HERMANN MEERWARTH, trennt nach einander auftretender Veränderungserscheinun^en Com- binationen von Querbänderung, Fleckenreihen und Längsstreifung ; aus der Anzahl und Richtung der Fleckenreihen (r^) (Fig. IT f,f \ f^,f^,f^) ergiebt'sich, dass die Querbänder auch hier, so weit sie überhaupt noch vorhanden, wie in Stadium T und 11 in 3 in spitzem Winkel gegen den Federkiel zulaufende Trennungslinien (b, &\ h^) zerfallen. Durch diese Trennungslinien werden also die Flecken in 4 Längs- reihen angeordnet (/*, /*^, f^, f^ bei r^). Danach ziehen sich die Flecken der einzelnen Reihen in der Federlängsrichtung aus und ver- schmelzen mit einander zu 4 Längsstreifen (r% P) (Fig. 15, 17 (jp^, T^i r/)", f). Darauf beginnt ein allmähliches Verschwinden dieser Längsstreifen, von der Federspitze gegen die Federbasis vorschreitend (l^, r^, V) bis zu einer etwa das basale Federviertel abgrenzenden Linie. Jenseits dieser Grenzlinie bleiben die Reste der Längsstreifen erhalten, verbreitern sich schliesslich über die ganze Federfahne, wo- mit eine dunkle Basalzone (Fig. 12, 15, 16, 19 B.Z) gebildet ist. Anscheinend verschwinden die dem Federschaft zunächst gelegenen Längsstreifen am ersten, die entfernter liegenden langsamer, und zwar je näher ein Längsstreif dem Federschaft liegt, um so schneller ver- schwindet er, je weiter entfernt, um so langsamer (l^, Z*', P). Daraus erklärt sich die Entstehung einer fleckenlosen Federpartie direct über dem Subterminalband, welche zuerst in Dreiecksform (l^, 7^, Z"), nicht ganz bis an den Federrand reichend, allmählich mit dem Verschwinden der Längsstreifen (Schema Fig. 23 M.Z) die vom Subterminalband bis zur Basalzone reichende Mittelzone (r*^, r^, r^) bildet (Fig. 12, 15, 16, 18, 19 M.Z). Die Grundfärbung dieser Federpartie wird gleichzeitig mit dem Verschwinden der dunklen Zeichnung immer heller, zuletzt rein weiss ; in Längslinien angeordnete Spritzer in der weissen Federpartie (?\ r^ P, l^) halten sich stellenweis noch als letzte Reste der Längsstreifen, hell rostgelbe Nuancen als Reste der ur- sprünglich dunklern Grundfärbung. Zugleich mit dem allmählichen Verschwinden der Längsstreifen wird das Subterminalband immer dunkler, zuletzt tief schwarz und verbreitert sich allmählich gegen die Federbasis zu; bei den beiden mittlem erreicht es nahezu die Federmitte auf beiden Federfahnen, bei allen übrigen bleibt es an der Innenfahne schmäler als an der Aussenfahne (Fig. 10 — 21 S.T.Z). An der Innenfahne (I.F) verlaufen die Zeichnungs- und Färbungsveränderungen ungefähr in gleicher Weise wie an der Aussen- fahne. In Z* (Fig. 13) finden wir noch 10 deutliche Querbänder, in r, r' (Fig. 10, 21) noch Reste davon. Die erfolgenden Zeichnungs- Verfärbunyr (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. 75 umwandluiifren sind auch hier: zunächst ein Zerfall der Bänder in be- stimmten Bruchlinien, aber zum Unterschied von der Aussenfahne in 4, wodurch 5 Längsreihen von Flecken entstehen r^, l\ (Fig. 17, 12 /". /'^ f'i f\ f^)^ weiterhin eine Ausdehnung der Flecken der ein- zelnen Reihen in der Längsrichtung und Verschmelzung zu 5 Längs- streifen (wovon ausser bei r\ r*', l*^ in allen Federn noch Bruchstücke zu finden sind, siehe Fig. 10-21). Darauf folgt ein allmähliches Verschwinden der Längsstreifen, von der Federspitze gegen die Feder- basis vorschreitend (r\ l'\ l^), wie bei der Aussenfahne schneller bei den dem Federschaft näher liegenden als bei den davon entferntem (Fig. 17, 12, 14, 10 (f, f/'', ff*, cp^, cp*). Daraus erklärt sich auch hier die allmähliche Ausl)ildung einer fleckenlosen Mittelzone, welche bei allmählicher Veränderung ihrer Grundfärbung von Rostgelb bis zu Weiss," vom Subterminalband bis zu der aus den basalen Theilen der ursprünglichen Längsstreifen bestehenden Basalzone reicht (r-\ r^r*', Z*^, Fig. 19, 18, 16, 15 M.Z). Schwarze Spritzer in der weissen Zone sind die Reste der Längsstreifen, hell gelbe Farbennuancen die Reste der ursprünglich rostgelben Grundfarbe. Das vorstehende Bild des Zeichnungswechsels ist eine Combination aus dem Vergleich der bei den Stadien I, II, III und IV gewonnenen Einzelbilder. Die einzelnen Veränderungen bei den Federn von Stadium IV sind nicht scharf an eine bestimmte Reihenfolge gebunden. Flecken einzelner Reihen haben sich näher der Federspitze schon zu Längsstreifen verbunden, während die Bänder an der Basis noch fast intact sind (Fig. 13 [l^] IF); die innern Streifen sind schon ge- schwunden oder im Verschwinden begriffen, während die äussern noch nicht einmal in Fleckenreihen angedeutet sind, sondern sich an ihrer Stelle noch intacte Querbänderstücke finden (Fig. 14 [V"] Ä.F, I.F); zwischen den einzelnen Bändern treten dunkle Verbindungsbrücken auf, ehe die Bänder vollständig in gesonderte Flecken zerfallen sind (Marmorirung) (Fig. 13, 14, 21); oder die innern, am Federschaft ge- legenen Längsstreifen und die äussern am Federrand sind schon fast vollständig geschwunden, während einer der mittlem noch in seiner ganzen Ausdehnung vorhanden ist (Fig. 10 fp^); endlich wird sogar an einer Feder die Basalzone anscheinend gar nicht ganz vollständig hergestellt — ein Voraneilen der betreff"enden Feder zu dem Zeich- nungstypus der Feder des alten Vogels (Fig. 18 I.F). Alle diese von dem entworfenen Schema abweichenden Er- scheinungen: Zusammendrängung ursprünglich nach einander er' 76 HERMANN MEERWARTH, folgender Erscheinungen und ähnliche, können uns nicht überraschen oder gar irreführen : Die Längszeichnung mit allen ihren Entwick- lungsstadien ist am Raubvogelschwanz ein offenbar in der ontogene- tischen Zeichnungsentwicklung im Verschwinden begriffener phylo- genetischer Zeichnungstypus. Dass in solchen Fällen in der Ontogenese vielfache Anomalien auftreten, ist eine vielfach erörterte Thatsache. — In Fig. 24 sehen wir das Gesammtbild des geschlossenen Schwanzes in natürlicher Lage; auch hier, wo von dem so mannigfaltig gezeich- neten Federn nur die unbedeckten Theile zur Geltung kommen, ist die ausgesprochene Längszeichnung im Mittelfeld nicht zu verkennen. In dem in den nächsten Mausern neu entstehenden Schwanz- gefieder ist als einziger Fortschritt das Verschwinden der dunklen Basalzone und der dunklen Spritzer und gelben Farbennuancen in der weissen Mittelzone zu constatiren. In Stadium V (definitives Alters- kleid) ist demnach die Schwanzzeichnung in 3 Zonen getheilt : weisser Spitzensaum — etwa 1 cm breit — (Terminalzone), schwarzes Sub- terrninalband, bis nahezu an die Federmitte reichend (Subterminalzone), und rein weisse basale Federhälfte (Mittelzone + Basalzone). HeterospiMas meridionnlis. (Fig. 6, 7.) Gleichartige Veränderungserscheinungen, wie sie bei Uruhitinga zonura an allen 12 Schwanzfedern zu beobachten sind, finden sich bei Heterospizias meridionalis an ?\ P, r^, r' . Alle übrigen 8 Schwanz- federn zeigen schon im ersten Stadium (1. Contourfederkleid) eine dem Typus des alten Vogels sehr nahe kommende Zeichnung — eine Zonenzeichnung: 5—8 dunkel braune, breite Querbänder auf schmutzig weissem Grund. Von Verfärbungserscheinungen war an diesen weiter nichts zu constatiren als eine zunehmende Trübung der zwischen den dunklen Querbändern gelegenen schmutzig weissen Federpartien, vor Allem der zwischen dem ersten und zweiten Querband (von der Federspitze aus gerechnet) gelegenen, wodurch sich schon in diesem Stadium ein deutliches dunkles Subterminalband entwickelt. Nur eine dieser schmutzig weissen Federpartien, die zwischen dem zweiten und dritten dunklen Querband gelegene, wurde zusehends heller und deutete damit schon das definitiv erhaltene weisse Querband — die helle Mittelzone — an. Die Federn V, P, r\ r^ zeigten direct nach ihrer Entstehung im Dunenkleid 16 — 20 schmale, dunkel braune Querbänder an der Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer tlaubvögel. 77 Ausseufahue, auf russbrauner, gegen die Federbasis in Rostgelb über- gehender Grundfärbung, an der Innenfahue auf hell rostgelbem Grund. Nach G Monaten zeigten die betreuenden Federn fast alle ein gleiches Zeichnungsbild, wie es die naturgetreue Abbildung von r^ wiedergiebt (Fig. 6). An den verschiedenen Federn hat die Zeichnungsveränderung einen verschiedenen Grad erreicht, und bei r^ z. B. hat sie haupt- sächlich an der Innenfahne stattgefunden, während an der Aussen- fahue nur erst der erste Anfang zu bemerken ist, bei l^ sind die Zeichnungen an beiden Fahnen ziemlich gleich stark verändert, bei r'^ nur auf der Aussenfahne, bei l^ auf beiden Fahnen nur äusserst wenig. Eine Gesetzmässigkeit in der Aufeinanderfolge der Veränderungs- vorgänge lässt sich aus diesen bunten Federbildern kaum eruiren; wir können nur ersehen, dass die Bänder in einzelne Flecken zer- fallen, dass sich diese Flecken in der Fleckenlängsrichtung ausziehen und auch stellenweis zu Längsstreifenstücken verschmelzen (Fig 6, Ty^^), dass die Grundfärbung an der Federspitze immer dunkler wird — Bil- dung der Subterminalzone — und dass diese Vorgänge offenbar dicht zusammengedrängt auftreten. Andrerseits lässt der Vergleich dieser Federn z. B, mit r^ von üruhitinga zonuru^ Stadium II, keinen Zweifel über die Homologie der sonderbaren Zeichnungen der bezüglichen Federn. Hier wie dort haben wir das Bild der Federmarmorirung, welche ich oben als aus einer Zusammendrängung von ursprünglich gesondert nach einander erfolgten Veränderungen entstanden erklärt habe. Bei $? zeigen die betreuenden Federn auch noch nach den zwei ersten Mausern reine Marmorirungsbilder, während die $S in den gleichen Stadien Com- binationen von Marmorirung und Zonenzeichnung zeigen. Urubitinga schistacea. (Fig. 8.) Eines meiner Exemplare (ein $) zeigt die in Fig. 8 wiedergegebene Schwanzfeder Z\ während alle übrigen rein schwarz sind, mit weissem Spitzensaum, weisser, massig breiter Querbinde an der Begrenzungs- linie des apicalen Federdrittels und je einem weissen Fleck in einer ein basales Federdrittel abschneidenden Linie. Im Uebrigen weicht dieses Exemplar von der im Cat. of Birds, V. 1, p. 216 gegebenen Beschreibung in der Färbung der Körperunterseite ab. Dieselbe zeigt von der Unterbrust nach dem Körperhinterende zu deutliche, weisse, wellenförmige Querbänder — offenbar eine jugendlichere Zeichnungs- 78 HERMANN MEERWARTH, art gegenüber der im Brit. Catal. gegebenen Beschreibung des alten 6" — einfarbige Graufärbung. An der abgebildeten Feder finden wir 2 deutliche, weisse Bänderbruchlinien (Fig. 8 &, b^) und Bruchstücke der Längsstreifen rp und q^K Hierin stimmt diese Feder z. B. ziem- lich genau mit Fig. 17 überein, wo wir ebenfalls in / und q)^ die Anfänge zu Längsstreifenbildung, bezw. Bruchstücke von Längsstreifen und in dem zwischen beiden liegenden b den hellen Bänderbruch- Streifen erkannt haben. Sonst zeigt die Feder das Bild der Feder- marmorirung und grosse Aehnlichkeit mit Fig. 2 (JJ. z. Stad. II), 6, 7 {H. m. Stad. I u. U). Der helle Spitzensaum, die Terminalzone (T.Z), ist als erster Anfang zur Zoneozeichnung schon gebildet, das schwarze Sub- terminalband, die Subterminalzone (S.T.Z), schon ziemlich deutlich. In diesem Zeichnungssystem erblicke ich nach seiner grossen Aehn- lichkeit mit den erwähnten Zeichnungen von Urubitinga zonura und Heterospisias meridionalis ebenfalls ein Uebergangsstadium von der ursprünglich quer gebänderten zu der im Alter mit Zouenzeichnung versehenen Feder ^). Mosthramus sociabilis. (Fig. 9.) Bei den Jungen im ersten Contourfederkleid zeigt die äusserste Schwanzfeder jederseits die Zeichnung, wie sie Fig. 9 wiedergiebt. Wir finden einen hellen Spitzensaum {T.Z), darüber ein dunkles Sub- terminalband — Subterminalzone (S.T.Z); oberhalb dieser in cp^ und 6^ die Reste der vorhergegangenen, phylogenetisch altern Längs- streifung. Abgesehen von diesen spärlichen Resten zeigen auch die äusserste rechte und linke Schwanzfeder schon ausgesprochene Zonen- zeichnung; bei allen übrigen tritt diese schon im ersten Contour- 1) Von den 12 im „Catal. of Birds in the Brit. Mus." aufgeführten Urubitinga- Arten werden nur für 3 Jugendkleider erwähnt, nämlich iür zonura, anthracina und lacernulaia, und von diesen 3 nur für die 2 ersten die jugendliche Schwauzzeichnung. Eine junge Urubitinga in der Sammlung des Museu Paraense, die sich nicht genau bestimmen lässt, die ich aber am ehesten für eine junge melanops halten möchte, hat einen regelmässig quer gebänderten Schwanz. Ich glaube nicht irre zu gehen mit der Annahme, dass alle Urubitinga-Arten im ersten Jugendkleid am Schwanz Querbänderung zeigen und diese darauf zu- nächst in Marmoriruug mit Resten von Längsstreifung {zonura und schistacea) und schliesslich in die definitive Zonenzeichnung ver- wandeln. Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvogel. 79 federkleid rciu auf, ohne jede Beimischung von Resten phylogenetisch älterer Zeichuuugstypen. Resultate. Kurz zusaramengefasst, sind die gewonnenen Resultate folgende: 1) Die Verfärbung der Schwanzfedern ohne Mauser wurde an einem lebenden Ueterospizias meridionalis be- obachtet. 2) Durch die Verfärbung ohne Mauser zerfallen bei Heterospizias im ersten Contour federkleid die ur- sprünglichen Quer bände r in Flecken, Gleichzeitig mit oder schon vor diesem Zerfall der Querbäuder in Flecken bilden sich dunkle Verbindungsbrückeu zwischen den einzelnen Querbändern, die aus diesen hervorgegangenen Flecken ziehen sich in der Federlängsrich- tung aus und verschmelzen stellenweis mit einander zu Längsstreifen, wodurch der von mir als „Marmorirung" b ezeichne te Zeichnungstypus erreicht wird. An der Federspitze wird über dem gleich beim Entstehen der Federn im Dunenkleid gebildeten Spitzensaum (Terminalzone) durch Verdunklung der Grundfärbung das Subterminalband (Subterminalzone) angedeutet. 3) Bei den einzelneu Federn dieses Stadiums von Heterospizias erreichen die Zeichnungsveränderungen einen verschieden hohen Grad, bei den einen erfolgen sie nur auf der Innenfahne, bei andern nur auf der Aussenfahne, oder auf beiden Federfahnen gleichzeitig. 4) Die grosse üebereinstimmung dieser Zeichnung von Hetero- spizias mit der von einigen Schwanzfedern der Urubitinga zonurä legt die Annahme nahe, dass auch bei dieser Species in ihrer auf- fälligen Schwanzzeichnung Verfärbungserscheinungen vorliegen. 5) Mit dieser Annahme können wir aus den mannigfaltigen Schwanzfederzeichnungen bei Urubitinga zonura ein ziemlich genaues, aus den einzelnen Federbilderu combinirtes Schema für die Reihen- folge der verschiedenen, durch Verfärbung entstandenen Zeichnungs- typen aufstellen, nämlich: I. Querbänderung , an der Federspitze ein heller Spitzensaum (Terminalzone); di e Querbänder zerfallen ander Ausseu- fahne an 3, an der lunenf ahne an 4 Stellen, wodurch an der Aussenfahne 4, an der Innenfahne 5 Längsreihen von dunklen Flecken entstehen. Die im apicalen Feder- drittel gelegenen Flecken verschmelzen bald und bilden zusammen mit 80 ÖERMANN MEERWARTH, der verdunkelten Grundfarbe die ersten Anfänge eines dunklen Sub- terminalbandes (Subterminalzone). II. Die Flecken der einzelnen Längsreihen ver- schmelzen zu Längs streifen, an der Aussenfahne zu 4, an der Innen fahne zu 5. Ueber der hellen Terminalzone hat sich ein scharf abgesetztes Subterminalband (Subterminalzone) ge- bildet. III. Die Längsstreifen verschwinden von derFeder- spitze gegen die Federbasis zu, und zwar die dem Feder- schaft näher liegenden schneller als die davon ent- ferntem. Dadurch entsteht allmählich über dem Subterminalband, welches sich in derselben Zeit bis nahe an die Federmitte verbreitert hat, eine weisse Mittelzone, welche bis zu einer das basale Feder- drittel abgrenzenden Linie reicht. Jenseits dieser Linie bilden die Reste der Längsstreifen eine dunkle Basalzone. 6) Durch Auftreten von dunklen Verbindungs- brücken zwischen den Querbändern vor oder gleich- zeitig mit dem Zerfall dieser entsteht auch bei Uruhi- tinga sonura an einzelnen Federn wie bei Reterospizias das Bild der „M armorirung". 7) B e i Heterospmas ist diese „M a r m o r i r u n g" — ein aus enger Zusammendrängung von ursprünglich getrennt nach einander erfolgten Veränderungen entstandener Zeichnungstypus — bei allen Federn, die nicht schon Zonenzeichnung im ersten Jugendkleid besitzen, zur Regel geworden; bei ürubUinga sonura tritt sie erst ausnahmsweise — als anomale Bildung — auf. 8) Variabilität in der Zeichnung der einzelnen Federn eines Stadiums ist für ürubitinga zonura ebenso zu constatiren wie für Reterospizias (s. unter 3). 9) Die in einer Mauser neu erworbenen Federn wiederholen den Zeichnungstypus, den die altenFedern vor der Mauser durch Verfärbung erreicht hatten, nur deutlicher ausgesprochen. Es wirkt also offenbar die Verfärbung ohne Mauser bei der allmählichen Ent- wicklung der Altersz eichnung des Schwanzes der be- treffenden Raubvögel mit, in der Weise, dass die Feder zu- nächst nur durch Verfärbung eine der Altersfeder näher kommende neue Zeichnungsart erreicht, und dass diese dann in der in einer Mauser entstehenden Ersatzfeder deutlicher ausgebildet auftritt. Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. gj (Die Stadieu I imd III zeigen die in einer Mauser entstandenen Zeichnungsueuerungen, die Stadien II und IV die durch Verfärbung bewirkten.) 10) Immer scheinen neue Zeichnungen ursprünglich zuerst an der Federspitze aufgetreten zu sein und sich von hier aus gegen die Federbasis verbreitet zu haben, immer zuerst an den dem Feder sc haft zunächst ge- legenen Federpartien: daher der Zerfall der Querbänder zuerst an der Federspitze, ebenso die Bildung der Längsstreifung, Ver- schwinden derselben und Bildung der Zonenzeichnung. 11) Die neuen Zeichnungen traten ursprünglich ohne Hegel bald an der Aussenfahne, bald an der Innenfahne zuerst auf, und ebenso hielten sich bald hier, bald dort die frühern, dem Jugendkleid näher kommenden Zeichuungsarten länger. 12) Die Daten für die Phylogenese der Schwanzzeichnung der be- treffenden Raubvögel sind: I. Im ersten Jugeudkleid regelmässige Querbänderung bei schwan- kender Bänderzahl; eine deutliche helle Terminalzone. Darauf folgt: II. Fleckenlängsreihen mit Längsstreifenstücken, hervorgegangen aus dem Zerfall der Querbänder. Unter (gegen die Federbasis hin) der hellen Terminalzone eine dunkle Subterminalzone. III. Ausgesprochene Längsstreifung. Beginn der Bildung einer hellen Mittelzone über der Subterminalzone und einer dunklen Basal- zone an der Federbasis. IV. Reine Zonenzeichnung: helle Terminalzone, dunkle Subterminal- zone, helle Mittelzone, dunkle Basalzone. V. Ohne dunkle Basalzone, sonst wie IV. Es ergiebt sich daraus als Reihenfolge in der phylo- genetischen Entwicklung der Schwanzzeichnung unsrer Raubvögel: a) Querbänderung, b) Längszeichnung [«) Fleckenlängsreihen, ß) Längsstreifen], c) Zonenzeichnung. Immer zeigt die phylogenetisch ältere Zeichnung Anfänge der auf sie folgenden Jüngern — vorzugsweise an der Federspitze — und die im definitiven Alterskleid die Federspitze einnehmende Zone — der Spitzensaum (Terminalzone) — wird zuerst gebildet, darauf das Subterminalband (Subterminalzone), dann die Mittelzone, zuletzt die Basalzone. 13) Damit ist für den Schwanz unserer Raubvögel eine postero - anteriore Zeichnungsentwicklung er- wiesen (Eimer). Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. Q 82 HERMANN MEERWAETH, 14) Bei Heterospmas wurde constatirt, dass die ?? die phylogenetisch altern Zeichnungs typen am Schwanz länger erhalten als die SS (männliche Präponderanz — Eimer). 15) Die Längs zeichnun g am Schwanz ist auch bei unsern brasilianischen Raubvögeln ein in der Onto- genese im Verschwinden begriffener Zeichnungstypus. An allen 12 Schwanzfedern tritt sie nur noch bei JJrubitinga zonura auf, und hier treffen wir in den „Marmorirungen" schon ano- male Zusammendrängungen von ursprünglich getrennt auf einander folgenden Zeichnungstypen — eine ver- kürzte Wiederholung der Phylogenese in der Onto- genese; bei Heterospizias an den 8 mittlem Federn schon Alters- zeichnung (Zonen), an den 4 äussern „Marmorirung" ; bei Rosthramus Reste einer Längszeichnung nur noch an den 2 äussern Schwanz- federn, sonst Zonenzeichnung; ebenso anscheinend bei Uruhitinga schistacea. 16) Daraus ergiebt sich, dass die phylogenetisch altern Zeichnungstypen am längsten an den äussern Schwanzfedern erhalten bleiben. 17) Das Gesammtbild des geschlossenen Schwanzes von üruhiünga zonura, Stadium IV, zeigt, dass die so mannigfaltig gezeichneten Federn, zusammen in natürlicher Lage , wo nur die unbedeckten Partien zur Geltung kommen, ebenfalls in ihrer mittlem Partie eine deutliche Schwanzlängszeichnung bewirken. 18) Ueber Schwanz mauser constatire ich, nach meinen Beobachtungen an den erwähnten Raubvögeln sowie au Thrasaetus harpi/ia, Spizaetus tyrannus u. a., dass sämmtliche Schwanz- federn in kurzer Zeit in einer Mauser erneuert werden und nicht, wie es an vielen grössern europäisches Formen beobachtet wurde, einzeln in langen Zwischenräumen ausfallen, dass ferner bei ihnen keine Symmetrie im Ausfall der einzelnen Federn vorhanden ist. Zum Schluss sei noch mit einigen Worten das Verhältniss der Resultate der vorstehenden Untersuchung zu der von Eimer auf- gestellten Theorie von der phylogenetischen Entwicklung der Raub- vogelzeichnung erläutert. Das EiMER'sche Gesetz von der männlichen Präpon-' Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. §3 de ranz konnte ich ausser dem iüv Heterospizias besonders e r w ä li n t e n F a 1 1 auch b e i v i e 1 e n andern brasilianischen Raubvögeln bestätigen. Nicht so die von Eimer für die Phylogenese der Raubvogelzeichnung aufgestellte Stufenreihe: Längszeichnung — Fleckenzeichnung — Querzeichnung — Einfarbigkeit. Die auffallende Thatsache, dass an keinem der untersuchten Raub- vögel am Schwanz, auch nicht im ersten Jugendkleid, eine phylo- genetisch ältere Zeichnungsart als die nach seiner Theorie ziemlich junge Querzeichnung beobachtet wurde, konnte Eimer mit Zuhülfe- nahme des Gesetzes der postero-anterioren Entwicklung leicht erklären : die phylogenetisch jüngere Zeichnungsart (Querzeichnung) ist am Schwanz (Körperhinterende) schon so sehr zur Herrschaft gelangt, dass hier keine Spur mehr von einem phylogenetisch altern Zeichnungstypus (Fleckenzeichnung — Längszeichnung), auch nicht im ersten Jugend- kleid auftritt. Unsere Beobachtungen am Schwanz der erwähnten brasilianischen Raubvögel haben nun die letzten Reste einer Längszeichnung constatirt, aber nicht als die phylogenetisch älteste Zeichnungsart, sondern als Zwischenstufe zwischen der altern Querzeichnung und der definitiven, von mir „Zonenzeichnung" benannten Zeichnungsart. Danach ist also die Stufenreihe am Schwanz dieser Raubvögel folgende: Querbänderung — Fleckenzeichnung (in Längsreihen) — Längsstreifung — Zonenzeichnung — und deckt sich so- mit zum Theil mit der von Kerschner aufgestellten Stufenreihe, in so fern nämlich, als hier wie dort die Querzeichnung sich als ältere Zeichnungsart erwiesen hat. Diese Zonenzeichnung, eine neue, einfachere Zeichnungsart, die man als eine Art von secundärer Querbänderung mit starker Ver- breiterung der einzelnen Bänder und Reduction derselben auf eine geringe Anzahl auffassen kann, findet sich auch am Schwanz der meisten europäischen Raubvögel, auch meist schon im ersten Jugendkleid, in ihren ersten Anfängen in Form eines hellen Spitzensaums und eines verbreiterten, dunklen Subterminalbands (z. B. bei den Bussarden und den Jungen der verschiedenen Falkenarten). Die Uebereinstimmung der Schwanzzeichnung alter europäischer Raubvögel, wie z. B. von Cerchneis tinnunculus^ mit der Alterszeichnung von Uruhitinga zonura ist eine vollständige: bei beiden haben wir eine helle Terminalzone, 6* 84 HERMANN MEERWARTH, eine dunkle Subterminalzone und den Rest der Feder einfarbig mit einer besondern, hellen Farbe. Die europäischen und die brasilianischen Raubvögel stimmen also im ersten Jugendkleid und im definitiven Alterskleid vielfach überein; bei den erwähnten brasilianischen treten im Uebergangskleid Längszeichnungen als Zwischenstufen zwischen der Querzeichnung des Jugendkleids und der Zonenzeichnung des Alterskleids auf, bei den europä- ischen folgt auf die Querzeichnung direct die Zonen- zeichnung. Sollte da bei den europäischen Formen nicht eine Abkürzung der phylogenetischen Zeichnungs entwick- lung vorliegen, in der Weise, dass das bei den brasilianischen beobachtete Zwischenglied, die Längszeichnung, in der Ontogenese übersprungen wäre? Mir selbst ist dies sehr wahrscheinlich, und ich glaube, dass eine Untersuchung der Uebergangskleider der Haliaetus- Arten in der „unregelmässigen Fleckenzeichnung" der Schwanzfedern die Reste der Längszeichnung etwa in Form von „Marmorirung" in gleicher Weise als Zwischen- stufe zwischen Querzeichnung und Zonenzeichnung finden wird, wie sie an unsern brasilianischen Formen gefunden wu rde. Dass auch am übrigen Gefieder, nicht nur am Schwanz, die Längszeichnung in der Phylogenese als Zwischenglied zwischen Querzeichnung und Zonenzeichnung aufge- treten ist, ersehe ich aus den Schulterfedern und Armschwingen von üruhitinga zonura und Heterospizias. Im ersten Jugendkleid zeigen diese Federn regelmässige, schmale Querbänder nach der ersten Mauser Zeichnungen, wie sie Fig. 5 wiedergiebt: deutliche Fleckenlängsreihen, nach der zweiten M auser breite Querbinden in geringerer Anzahl (Zouenzeich- n u n g). Das EiMER'sche Gesetz der postero-anterioren Entwicklung ist bei unsern brasilianischen Raubvögeln am Schwanz selbst deutlich ausgesprochen, für das gesamrate Gefieder derselben lässt es sich jedoch nicht anwenden : Urubitinga zonura^ Stadium I, hat am Schwanz noch die als phylogenetisch älter constatirte Querbänderung, während die vordem Körperpartien schon längsgezeichnet sind; Verfärbung (ohne Mauser) der Schwanzfedern brasilianischer Raubvögel. 85 ebenso Heterospizias. Damit ist genau dasGegentheil einer postero-anterioren Entwicklung constatirt. Una auf diese Fragen näher einzugehen, reicht mein Material zur Zeit noch nicht aus ; jeden Falls scheinen mir die Verhältnisse nicht so einfach zu sein, wie Eimer allgemein angenommen hat. Eine zusam- menfassende Untersuchung, ausgedehnt auf europäische und exotische Formen, kann allein entscheiden, ob eine allgemeine Gesetzmässigkeit in der Phylogenese der Raubvogelzeichnung vorliegt; besondere Be- obachtung verdienen dabei sicherlich alle anscheinend „unregelmässigen" Zeichnungen, besonders in den Uebergangskleidern. Para (Brasilien), Mai 1897. Literaturverzeichniss i). Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreichs, Vögel, 1891. Eimer, G., Untersuchungen über das Variiren der Mauereidechse, 1881. Kerschner, L., Ueber die Zeichnung der Vogelfedern, in: „Humboldt", V. 7, 1888. Allen, J. A., Alleged changes of color in the feathers of birds without moulting, in: Bull. Amer. Mus. Nat. Hist., Vol. 8. MiLLAis, J. G., On the change of birds to spring plumage without a moult, in: Ibis, (7) V. 2, No. 8, 1896. Brehm, A. E., Illustrirtes Thierleben, Vögel, V. 2. Catalogue of the Birds in the British Museum, V. 1. V. Pelzeln, Uebersicht der Geier und Falken der K. ornithol. Samm- lung, 1862. WiED, Max Prinz zu, Beiträge zur Naturgeschichte Brasiliens, 1825 — 1833. Spix, J. de, Aves Brasiliae, 1825—1826. d'Orbigny, Voyage dans l'Amerique meridionale, Giseaux, 1850. V. TscHUDi, Fauna Peruana, 1844. 1) Herr Dr. E. A. Goeldi unterstützte mich, wie schon bei anderer Gelegenheit, so auch hier durch Ueberlassung literarischen Materials in zuvorkommendster Weise. Es ist mir eine willkommene Gelegenheit, dafür an dieser Stelle meinen besten Dank auszusprechen. §6 HERMANN MEERWARTH, ErklKrnng der Al)lt)ildungeii. Fig. 1=1 nat. Grösse, Figg. 2 — 24 = | nat. Grösse. Allgemeine Bezeichnungen der Figg. 1 — 24. T.Z Terminalzone (Spitzensaum). S.T.Z Subterminalzone (Subterminalband). M.Z Mittelzone. S.Z Basalzone. A.F Aussenfahne. I.F Innenfahne. E.F Erstlingsfeder (Dune) bei Fig. 1 u. 6. |.i y2^ j.3^ y4^ ^5^ |.6 (Jie Q Federn der rechten Schwanzseite, von der äussersten rechts (r^) bis zur rechten Centralfeder (r^). U, P, P, l^, l^, l^ ebenso von der linken Schwanzseite. q Querbänder oder Bruchstücke von Querbändern. S, h^, &^, h^ die Bruchstellen der Querbänder, an der Aussenfahne 3 {b — 6"^), an der Innenfahne 4 (6— &^), zugleich die ersten Anfänge der spätem hellen Längsstreifen. (6) die durch seitliches Abrücken der dem Federschaft zunächst gelegenen Bänderbruchstücke entstehenden hellen Längsstreifen. f, f^. f^j f^j f* die in Längsreihen angeordneten, aus den ur- sprünglichen Bänderbruchstücken hervorgegangenen Flecken : auf der Aussenfahne 4 Reihen, auf der Innenfahne 5 Reihen. cp, 9^, b 1 <1 No. Ü 0 < (D 0) m 0 u Ü 'u < Tiefe in m 1 2 8 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 I. Asconidae H. Leucosolenia coriacea (Munt.) Bwbk. „ blanca (M. Mcl.) Polj. „ nanseni n. sp. Ascyssa acufera H. IL Syconidae H. Sycetta asconoides n. sp. Sycon raphanus 0. S. „ cilialum (F.) Liebrk. Grantia compressa (F.) Flem. „ arclica (H.) Verl. „ utriculus (0. S.) Brtfs. Amphoriscus glacialis (H.) Brtfs. Ebnerella kükenthali n. sp. „ schulzei n. sp. III. Leuconiidae H. Leuconia ananas (Mont.) Brtfs. „ nivea (Grant) Ort. Pericharax polejaevi n. sp. X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X — 0—230 75-900 30—130 102 24—1977*) 6—135 15—20 6—22225) 2—260 75 75 11—120 130 75 1) Haeckel, Die Kalkschwämme. Monographie. 2) Schmidt, 0., Grundzüge einer Spongienfauna des atlantischen Gebiets, Leipzig 1870. 3) Fristedt, Sponges from the Atlantic and Arctic Ocean and the Behring Sea, in: „Vega"-Expeditionens Vetenskapl. lakttagelser, V. 4, p. 405—410, Stockholm 1887. 4) Hansen, A. G., Den Norske Nordhavs-Expedition 1876—1878. XIII. Spongiadae. Christiania 1885. 5) ibid. Die Kalkschwammfauna von Spitzbergen. 105 Hieraus ist zu ersehen, dass 5 von diesen Kalkschwämmen kos- mopolitisch sind, 4 auch in den atlantischen Gewässern vorkommen und 7, mit Ausnahme von Amph. glacialis, der auch bei Grönland und an der russischen Murman-Küste lebt, nur auf Spitzbergen angewiesen sind. In der Antarctis kommt keiner von ihnen vor. Subclassis : Calcarea. A. Ordo: Homocoela Polj. 1. Farailia: Asconidae H. Genus: Leucosolenia Bwbk. emend. 1. Leucosolenia blanca (M. Mgl.) Polj. Synonymie: Guancha hlanca M. Mcl. Ascetta blanca H. Clathrina hlanca Minchin. Ein einziger, aus 6 — 8 mundlosen Personen bestehender Stock. Beachtenswerth ist, dass die sagittalen Triactine an Grösse durch- schnittlich die Triactine aller bekannten Individuen dieser Species übertreffen. Der Sagittalstrahl ist hier 0,9 — 0,16 mm lang, der Late- ralstrahl 0,07—0,12 mm lang bei einer Dicke von 0,005 — 0,007 mm, während die bekannten Individuen von Leucosolenia blanca folgende Grössenverhältnisse aufweisen . Autor Fundort Länge in mm Dicke Sagittalstrahl Lateralstrahl in mm GßENTZENBEBG * ) Ostsee 0,072 0,086 Breitfuss^) Murmanküste 0,094 0,035 0,002 V. Lendenfeld 3) Lesina 0,06—0,11 0,06 0,004—0,005 Lackschewitz* ) Menorca 0,08-0,1 0,04 - 0,06 0,004—0,005 Haeckel-'') Canarische Ins. 0,08—0,1 0,05—0,07 0,003-0,004 n Philippinen 0,1 —0,12 0,05—0,06 0,005-0,006 Breitfxjss Ost-JSpitzbergen 0,09—0,16 0,07—0,12 0,005—0,007 1) Die Spongienfauna der Ostsee, Kiel 1891, p. 41. 2) Kalkschwammfauna des Weissen Meeres und der Eismeer-Küsten des europäischen Russlands, in: M^m. Acad. St. Petersbourg (im Druck). 3) Spongien der Adria. I. Kalkschwämme, in: Z. f. wiss. Zool., V. 53, 1891, p. 219. 4) Ueber die Kalkschwämme Meuorcas, in : Zool. Jahrb., V. 1, 1886, p. 300. 5) Die Kalkschwämme. Monographie, V. 2, p. 40. 106 L. L. BREITFUSS, Das Spitzbergen sehe Exemplar hat also die grössten Nadeln, dabei sind alle Strahlen gerade und stumpf conisch. Die Triactine des Stiels sind ähnlich jenen des Körpers, aber es kommen auch, wie es schon Metschnikoff ^) beobachtet hat, Triactine mit mehr oder weniger stark S-förmig gekrümmten Lateralstrahlen vor. Im Skelet sind die Nadeln derart regelmässig angeordnet, dass ihre Sagittal- strahlen parallel, streng longitudinal orientirt und aboralwärts ge- richtet sind. Man findet auch viele reguläre, scharf-spitzige, junge Triactine. F a r b e ^ ) : gelblichweiss. Fundort: Ost-Spitzbergen, 21 geographische Meilen östlich von Cap Bessels (Barentsland), 40 Faden tief auf feinen, glatten Steinen (27. Juni). Verbreitung: Azoren, Canarische Inseln, Küste von Brasilien, Neapel, Menorca, Lesina, Kieler Bucht, Karisches Meer, Murmanküste, Weisses Meer, Philippinen. 3. Leucosolenia nanseni n. sp. (Taf. 12, Fig. 1—9.) Leucosolenia nanseni, welche ich zu Ehren des kühnen Polar- forschers Dr. Frithjof Nansen benenne, ist in der Sammlung der Bremer Expedition in 29 Exemplaren vertreten und erscheint in Gestalt kugliger oder birnförmiger Polster (Taf. 12, Fig. 1, 2), die in den meisten Fällen einen mehr oder weniger langen Stiel haben, mittels dessen sie auf Steinen und andern Gegenständen sitzen. Ihre Längs- axe beträgt 8 — 18 mm, die Queraxe 4—8 mm. Ich habe aber vor Kurzem ein Exemplar, welches die ANDRE'sche Expedition von den S. W. Bären-Inseln (südlich von Spitzbergen) mitgebracht hat, unter- sucht, welches 35 mm hoch und 30 mm breit war. Mit sehr wenigen Ausnahmen besitzen diese polyblasten Stöcke ein deutlich ausgesprochenes, nacktes, terminales Osculum, welches stets im Mittelpunkte der Oberfläche liegt; nur in wenigen Fällen sind sie mit einem oder mehreren Pseudostomen versehen, welche in die Lücken des Canalsystems führen. Diese Stöcke stellen gerade und gewundene Röhrchen dar, welche unter Anastomosenbildung zu dichten Netzen verschmolzen sind. Die Balken des Netzwerks sind meist cylindrisch. Ihr Durch- 1) Spongiologische Studien, in: Z. wiss. Zool., V. 32, 1879, tab. 22, fig. 14 c. 2) Die Farbe bezieht sich überall auf Alkohol-Präparate. Die Kalkschwnmmfauiia von Spitzbergen. 107 messer beträgt in der Regel 0,315 mm, ihre Dicke aber (die Wand- dicke) 0,018-0,025 mm. Es finden sich unter den spitzbergenschen Exemplaren auch solche, welche durch Concrescenz mehrerer kleinerer Stöcke entstanden sind. Bei solchen Exemplaren finden sich, meistens auf der Ober- fläche, ca. 0,19 mm weite Oefihungen, welche in die Lücken des Inter- canalsystems hineinführen und welche man sehr leicht für echte Oscula halten kann. Die Röhren zeigen, wenn man sie quer schneidet, in der Peri- pherie des Canals mehrere kegelförmige Höcker, Papillen, mit stumpf abgerundeter Spitze, welche aus Wucherungen des Entodermepithels bestehen und solchen von Leucosolenia canariensis (M. Mgl.) gleichen. In der Regel befindet sich in der Axe der Papille der Apicalstrahl eines Tetractins, derselbe ragt aber nie in das Canallumen hinein. Auf diese W"eise ist die innere Fläche des Schwammes glatt, durch die Papillenauswüchse zwar höckerig, aber nie stachlig. Die Oberfläche ist ebenfalls glatt, nur bei Untersuchungen mit der Lupe findet man hier und da heraussteckende Schenkel der Tri- oder Tetractine, welche dicht an der Oberfläche in der Dermalschicht lagern. Was den feinern Innern Bau anbelangt, so erkennt man an den Querschnitten der Röhren sehr deutlich, dass die Kragenzellen keines- wegs immer an den Innenseiten der Röhren liegen ; es finden sich oft im Innern des Schwammes, namentlich bei grossen Exemplaren, cen- trale Hohlräume vor, die mit Kragenepithel ausgekleidet sind und durch zahlreiche Lücken (nicht Dermalporen !) zwischen den einzelnen Maschen mit der Aussen weit stetig in Verbindung stehen. Das Skelet besteht aus regulären Triactinen (Taf. 12, Fig. 3), Triactinen mit einem flachen Knopf in der Mitte (Fig. 4) und Tetrac- tinen (Fig. 5, 8, 9). Ausserdem finden sich noch junge, kleinere Tri- und Tetractine (Fig. 6, 7) vor. Alle Nadeln sind im erwachsenen Zustand von ziemlich gleicher Grösse, und die Tetractine unterscheiden sich von Triactinen nur durch Vorhandensein eines Apicalstrahls, der sich senkrecht auf der Ebene der drei basalen Strahlen erhebt, nur kürzer und etwas dünner als die letztern und etwas gekrümmt ist. Die Nadeln liegen dicht gedrängt und ohne jede Ordnung verwebt stets in der Dermalfläche der Röhren, dabei ragt, wie schon erwähnt, der Apicalstrahl nie frei in das Canallumen hinein, sondern wird von Auswucherungen des Entodermepithels überzogen. Die Strahlen sind schlank, cylindrisch, in der ganzen Länge fast 108 L. L. BREITFUSS, von gleicher Dicke und kurz abgespitzt. Die Länge der Schenkel be- trägt 0,113—0,145 mm, die Dicke 0.008—0,014 mm. Der Apical- strahl erreicht gewöhnlich nur die Hälfte der Länge der Basalstrahlen, ist scharf zugespitzt und etwas gekrümmt. Das Skelet von Leucosolenia nanseni erinnert etwas an Leuco- solenia (Äscaltis) canariensis (M. Mgl.), unterscheidet sich aber von dieser durch die Grösse der Nadeln, welche bei letzterer Species bei- nahe 3mal kleiner sind und nur eine Schenkellänge von 0,04 — 0,06 mm bei einer Dicke von 0,003-0,005 mm erreichen. Ausserdem ist die Innenseite der Röhren bei L. nanseni stets mit Papillen besetzt, da- gegen bei L. canariensis nur bei der Varietät papillata H. Endlich muss ich noch erwähnen, dass schon im Jahre 1887 Feistedt ') einen ähnlichen Ascon aus dem nördlichen Polarmeer untersucht und den- selben, da er ihn nicht der Species Leucosolenia coriacea einreihen konnte, als „connexive Varietät : Äscaltis coriacea n. var.'"'' nannte, aber nicht näher untersucht hat. Farbe: Grau-braun und dunkel grau. Fundort: Ost-Spitzbergen: vor Deeviebai, 15 Faden tief, und H geograph. Meilen nördlich von der Ryk Ys-Insel, 65 Faden tief. Bodenbeschaffenheit : kleine Steine, Sand, Tang und etwas blauer Mud. Verbreitung: Leucosolenia nanseni scheint im Arktischen Ocean sehr verbreitet zu sein, denn ausser vielen Exemplaren von Ost-Spitzbergen untersuchte ich auch solche von den S. W. Bären- und russischen Ainow-Inseln (Murmanküste). B. Ordo: Heterocoela Polj. 2. Familia : Syconidae H. Subfamilia: Syconinae v. Lendf. Genus: Sycetta v. Lendf. 3. Sycetta asconoides n. sp. (Taf. 13, Fig. 35 — 38.) Nur ein einziges, junges Exemplar von diesem neuen Schwamm, auf langem Stiele sitzend, erscheint in lang ellipsoider, oben ab- geplatteter Gestalt (Taf. 13, Fig. 35). Die Länge von der Stielbasis bis zum kreisrunden, nackten, 3 mm weiten Osculum beträgt 16 mm, die grösste Breite des Schwammes 4 mm. 1) Sponges from the Atlantic and Arctic Oceans and Behring Sea, Stockholm 1887, p. 405. Die Kalksctiwammfauiia von Spitzbergen. 109 Die glatte Körperwand von Sycetta asconoides erscheint schon für das uubewattnete Auge dicht siebförmig durchlöchert, was dadurch bedingt wird, dass die irregulär prismatischen Radialtuben mit ihren ganzen Seitenflächen verwachsen und die Intercanäle am äussern Ende durch weite Ostien geöffnet sind. Auf diese Weise existirt hier (wahrscheinlich nur in jungem Stadien) neben dem radialen Tubaisysteni noch ein paralleles, radiales Einströmungscanalsystem. Die Tuben sind fast ebenso lang, wie die Wand des Schwammes dick ist, und zwar 0,7 — 1,0 mm, dabei sind sie 0,07—0,09 mm breit. Die Kanimermündungen bei der Gastralhöhle sind rundlich und nur etwas schmäler als das Lumen der Kammern. Die Kammern sind ihrer ganzen Länge nach mit Kragenzellen- epithel ausgekleidet. Die Geisselzellen, von der Seite gesehen, sind quadratisch, oben abgerundet, haben in der Mitte einen ziemHch grossen Kern und stehen nicht dicht neben einander. Es scheint, als ob sie 2 bis 3 Flagellen besitzen. Ihrer Form nach eiinnern diese Geisseizellen an solche von Homandra falcata v. Lendf. In der Mitte der Tuben, unter dem Kragenepithel, lagern ver- einzelte Larven. Die Gastralmembran, die eine sehr unbedeutende Ausdehnung hat, ist mit Plattenepithel ausgekleidet. Die Magenhöhle ist cylindrisch, 0,7 — 2,0 mm weit und stachlig. Der ganze Habitus dieses Sycons erinnert auf das lebhafteste an einen jungen Asconen-Stock, von welchem er nach der äussern Form kaum zu unterscheiden ist. Das Skelet besteht aus regulär-sagittalen Tri- und Tetractinen (Taf. 13, Fig. 36 — 38), und die Skeletbildung ist hier dieselbe wie bei den meisten Syconiden. Die Triactine (Fig. 37, 38), deren centrifugal gerichteter Sagittal- strahl 0,24—0,32 mm lang ist, während die Lateralstrahlen 0,085 — 0,10 mm Länge bei einer Dicke von 0,006 — 0,007 mm haben, bilden das Skelet der Radialtuben. Das Skelet der Gastralmembran besteht hauptsächlich aus Tetrac- tinen (Fig. 36), welche sich mit ihren Basalstrahlen tangential in der Membran ausbreiten, den Sagittalstrahl zur Basis richten und deren Apicalstrahl frei in die Magenhöhle hineinragt. Diese Tetractine sind bedeutend kleiner als die Triactine, ihr Sagittalstrahl ist 0,10 — 0,15 mm und die Lateralstrahlen 0,05—0,07 mm lang, bei einer Dicke von 0,006 mm. Der etwas gekrümmte Apicalstrahl ist nur 0,04—0,06 mm. lang. 110 L. L. BREITFUSS, Alle Schenkel der Nadeln sind conisch und scharf zugespitzt. Farbe: Gelblich. Fundort: Ost-Spitzbergen, 2 geogr. Meilen nördlich von Ryk- Ys-Inseln, 55 Faden tief. Der Boden bestand aus feinem Lehm mit kleinen Steinen und Muschelschalen (22. Juni). Genus: Sycon Risso emend. 4. Sycon raphanus 0. S. Synonymie: Grantia raphanus E. Gray. Sycandra raphanus H. Sycon ciliatum I.iebrk, ? Spongia inflata Delle Chiaje, Dieser kosmopulitische Sycon liegt von Ost-Spitzbergen in 22 Exem- plaren vor, die alle drei generischen Varietäten der einzelnen Sycon- form, welche Haeckel angiebt, darstellen, und zwar: 1) Personen von ellipsoider Form mit langem, buschigem Kranz am Osculum {Sycarium) ; 2) Personen von länglich schlauchförmiger Gestalt mit nackter Mundöflfnung (Sycurus) ; 3) eine Person von länglich cylindrischer Form mit einer rüssel- förmigen Mundöffnung (Syconella). Dabei ist bei der 2. und 3. Variation Folgendes zu beachten : Diese Exemplare weisen im ziemlich weiten Gastralraum lockere, dünne Gewebsbalken auf, welche von dünnen Rhabden gestützt werden und den Gastralraum in ein für Fremdkörper schwer zu durchdringendes Labyrinth verwandeln. Diese eigenthümlichen Flecht- werke sind bei Grantia utriculus (0. S.) eine sehr normale Er- scheinung, bei Sycon raphanus ist dieselbe meines Wissens bis jetzt noch nicht constatirt worden. Interessant ist noch, zu erwähnen, dass gerade die Individuen, welche aus der Tiefe von 12—13 Faden gedredgt wurden, die Gewebsbalken im Gastralraum hatten, während alle andern, die in der Tiefe von 35—95 Faden lebten, ohne solche Balkenbildung sind. Farbe: Gelblichbraun, braun. Fundorte: Ost-Spitzbergen: zwischen Whalespoint und König Ludwig-Inseln (Deeviebai) ; 2| Meilen östlich vom Cap Bessels; süd- lich von den Friedrich Franz-Inseln (Hinloopen-Strasse) ; 2— 3 Meilen östlich vom Cap Melchers ; Mitte der Olgastrasse ; Albrechtbai ; Deevie- bai. In der Tiefe von 12 — 95 Faden. Grund: Schieferrollsteine, feine, glatte Steine, reiner Sand, Steine mit Laminarien etc. Die Kalkschwammfauua von Spitzbergen. IW Verbreitung: Weisses Meer, Murmauküste, Barents-Meer, Grönland ; Bergen, Küste von Portugal, Tristan da Cunha, Menorca, Golf Gabes, Nizza, Neapel, Triest, Rovigno, Lesina, Messina,Sebenico, Cette; Rothes Meer, Ceylon, Java, Golf von Vincent, Port Phillip Heads, Bass-Strasse, Kiug-Islaud, Ternate, Philippinen-Inseln, Jeddo. Subfamilia: Grantiinae Brtfs. Genus : Grantia (Flem.) Polj. 5. Grantia compressa (F.) Flem. Synonymie: Spongia compressa F. Calcispongia compressa Blnv. Artynes compressa E. Gray Sycandra compressa H. Sycon compressum Dnd. Wie ich schon an anderer Stelle^) begründet habe, betrachte ich die HAECKEL'schen Varietäten von Grantia (Sycandra) compressa: foliacea, pennigera und clavigera als selbständige Species. Als Speciescharakter der Grantia compressa sehe ich die typischen kolbenförmigen oder mit Dornen und Knötchen besetzten Rhabde an, welche nach Haeckel ^) die Varietät rhopalodes charakterisiren. Schon V. Lendenfeld ^) hat im Jahre 1885 aus denselben Gründen mit Recht die Varietät lohata zur selbständigen Species erhoben. Die 15 stark gepressten Individuen von Ost-Spitzbergen sind 5 — 20 mm lang, 3 — 15 mm breit, gehören alle zur HAECKEL'schen Sycurus-Yovva und weisen im oben begründeten Sinne den typischen Charakter der Grantia compressa auf, was auch vollkommen mit der Beschreibung derselben von altern Autoren übereinstimmt. Farbe: Weiss. Fundort: Ost-Spitzbergen, vor der Mündung der W. Thymen- Strasse, 8 — 10 Faden tief. Boden: Sand, feine Steine, einzelne Lami- narien und Florideen (6. August). Verbreitung: Novaja Semlja, Weisses Meer, Island, Far 0er, Lotl'oden, Bergen, Hebriden, Shetlands-Inseln, Irland, Ipswich-River, Berwickbay, Firth of Fort, Devonshire, Cornwall, Jersey, Guernsey, 1) Kalkschwammfauna des Weissen Meeres und der Eismeerküsten des europäischen Russlands, in : Mem. Acad. St. P^tersbourg (im Druck). 2) Die Kalkschwämme. Monographie, V. 2, p. 362. 3) A monograph of the Australian Sponges, in: Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, 1885, p. 1106. 112 L. L. BREITFUSS, Herrn, Sark, Isle of Man, North Wales, Puffin Island, Pas de Calais, Roseoff und andern Küsten Frankreichs. — Port Phillip Heads, Port Jackson. Subfamilia: Ämphoriscinae v. Lendf. Genus: Ehnerella v. Lendf. 6. Ehnerella Mikenthali n. sp. (Taf. 12, Fig. 10—20; Taf. 13, Fig. 53.) Ebnerella kükenthali, welche ich nach dem hochverdienten Finder benenne, liegt mir in 6 langen, schlauchförmigen, dünnwandigen Sycon- Tuben vor (Taf. 12, Fig. 10). Bei einer Breite von 3—5 mm er- reichen diese Röhren eine Länge von 18 — 32 mm. Das terminale Osculum ist nackt und hat eine Weite von 1,4 — 2,3 mm. Die Körper- wände sind sehr dünn, ihre durchschnittliche Dicke variirt zwischen 0,126—0,185 mm ^). Daher ist die Magenhöhle sehr geräumig. Sowohl die Dermal- als auch die Gastralfläche sind kurz-stachlig. Die Kammern münden direct, jede für sich, in das Oscularrohr, ihre Wände sind fest mit einander verwachsen, und eine contiuuir- liche Dermalmembran verbindet die Distaltheile mit einander. Das Kragenepithel kleidet die Kammerwände von innen völlig aus und reicht bis zur Kammermündung herab. Die Geisseizellen haben eine schlank cylindrische Gestalt von 0,04—0,09 mm Länge (ohne Kragen) und 0,005 mm Dicke. Die feinen Geissein scheinen durch die Reagentien bedeutend verkürzt zu sein, sind aber noch immer länger als die Zelle selbst. Am untern Ende besitzen die Kragenzellen einen Kern. Es scheint, als ob die Geisselzellen durch eine plasmaartige Schicht von einander getrennt sind. Das Skelet besteht aus Rhabden, Triactinen und Tetractinen (Taf. 12, Fig. 11-20, Taf. 13, Fig. 53) und ist ungegliedert. Das Dermalskelet wird gebildet aus kleinern, subregulären Tri- actinen (Fig. 15, 16), deren Schenkel 0,089—0,12 mm lang und 0,006 — 0,008 mm dick sind, welche ohne Ordnung in der Dermalmembran eingelagert sind und der äussern Wandung Stütze leisten. Unmittel- bar an diese Schicht legen sich mit ihren Lateralschenkeln mittlere sagittale Triactine (Fig. 17, 19) an, deren centripetal gerichtete Sagittalstrahlen bis zur Magenwand reichen und nicht selten die letztere 1) Im vorläufigen Bericht (in: Zool. Anz., 1896, No. 514) war irr- thümlicher Weise diese Dicke zwischen 0,094 und 0,126 mm angegeben worden. Die Kalkscliwammfauna von Spitzbergen, ll3 durchbohren. Die Lateralstrahlen dieser Triactine sind etwas länger als die der kleinen Deriualtriactine , der Sagittalstrahl ist aber 0,12 — 0,17 mm lang, dabei sind alle Schenkel etwas stärker. Aus der Dermalmembran ragen um weit über die Hälfte ihrer Länge plumpe, gebogene Rhabde (Fig. 11 — 13) über die Oberfläche heraus, deren Pro- ximalenden, centripetal durch die Körperwand orientirt, die Gastral- wand erreichen und nicht selten dieselbe durchbohren. Sie sind 0,20 —0,35 mm lang und 0,008—0,018 mm dick. In der Oscularregion kommen noch ganz dünne, winzige Rhabde (Fig. 14) von 0,09—0,15 mm Länge und 0,002—0,003 mm Dicke vor. Das Gastralskelet besteht aus grössern, schlanken, sagittalen Tri- actinen (Fig. 18), die in doppelter Schicht longitudinal in der Gastral- fläche liegen und ihren langen Sagittalstrahl zum Osculum hin richten. Diese Triactine besitzen 0,15—0,18 mm lange und 0,01 mm dicke Lateralstrahlen und einen sehr langen, geraden Sagittalstrahl von 0,39—0,5 mm Länge und 0,007 mm Dicke. Längs dieser mächtigen Triactine lagern tangential in der Gastralmembran noch kleinere Tetractine (Fig. 20), deren kurzer und sehr spitzer Apicalstrahl die Membran durchbohrt und in die Magenhöhle frei vorspringt. Die Grösse dieser Tetractine ist beinahe dieselbe wie die der Triactine (Fig. 19). — Das eigentliche Subgastralskelet wird aus mittelkleinen, sagittalen Triactinen gebildet (Fig. 17, 19), wie beim Subdermalskelet, nur liegen sie hier in umgekehrter Weise, und zwar stützen sich die Lateralstrahlen an das äussere Gastralskelet, und der die Körperwand durchbohrende Sagittalstrahl ist centrifugal zur Dermalfläche gerichtet. Ebnerella Mllcentliali ist ähnlich der PoLEjAEFF'schen Ehnerella {Amplioriscus) poculum^), unterscheidet sich aber von dieser sowohl durch die plumpen Rhabde als auch durch kleinere Dimensionen aller Kadeln. Farbe: Schmutzig gelb. Fundort: Ost-Spitzbergen, 3 geographische Meilen östlich von der W. Thymen-Strasse, in einer Tiefe von 40 Faden. Boden : Steine und Mudder (26. Juni). 7. Ehnerella schulzei n. sp. (Taf. 13, Fig. 39—52.) 8 länglich-ellipsoide Amphoriscinae von 10—25 mm Länge und 3 — 5 mm Breite, die ich zu Ehren meines hochverehrten Lehrers, des 1) PoLEjAEFF, Report on the Calcarea, in: Zool. Rep. Challenger, 1883, p. 46. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 8 114 ■ L. L. BREITFUSS, Herrn Geheimraths Prof. Dr. F. E. Schulze, welcher die Güte hatte» mir mehrere Kalkspongiensammlungen zur Bearbeitung zu überlassen, Ebnerella schulzei nenne, besitzen alle bekränzte Oscula, borstig- stachlige Dermal- und rauh-stachlige Gastralflächen (Taf. 13, Fig. 39). Die radial angelegten Geisseikammern sind prismatisch, mit weiten Intercanalräumen, ihre Länge ist beinahe der Wanddicke des Schwammes gleich und beträgt 0,3 — 0,4 mm bei einer Weite von 0,09—0,17 mm. Die Kragenzellen kleiden die ganzen Innenwände der Kammern aus und erinnern durch ihren Bau und ihre Form lebhaft an solche von Sycon raphanus O. S. Das Skelet besteht aus Rhabden, Triactinen und Tetractinen» welche gerade, conisch und mit spitzen Enden versehen sind (Taf. 13» Fig. 52). Das Dermalskelet ist durch reguläre und sagittal diiferenzirte Triactine (Taf. 13, Fig. 43, 44), welche tangential in der Dermal- membran lagern, gebildet; die Schenkel der regulären Triactine sind 0,119—0,204 mm lang und 0,005— 0,009 mm dick; die sagittalen Tri- actine haben beinahe dieselben Dimensionen, nur der Sagittalstrahl ist etwas länger. In diesen Dermaltilz aus Triactinen sind kleine Rhabde (Taf. 13, Fig. 42) eingepflanzt, welche 0,075—0,09 mm lang und 0,001 — 0,003 mm dick sind und senkrecht frei über den Dermalcortex vorragen. Das Tubarskelet ist ungegliedert und wird durch lange, etwas gebogene Rhabde (Taf. 13, Fig. 40) gebildet, die die Kammerwände durchbohren und mit ihren streng radial orientirten Proximalenden bis zur Gastralmembran reichen, mit dem grössern Theil ihrer Länge aber ragen sie frei über die Oberfläche vor. Sie sind bei einer Stärke von 0,017 mm 1,0 — 1,5 mm lang. Ausser diesen langen Rhabden bilden das Tubarskelet noch sehr schlanke sagittale Triactine (Taf. 13» Fig. 45), deren Lateralstrahlen tangential in der Gastralwand lagern; der Sagittalstrahl ist centrifugal gerichtet und läuft meist parallel mit den langen Rhabden durch die ganze Kammerwand bis zur Dermal- fläche. Der Sagittalstrahl ist 0,289—0,3 mm lang und 0,006 mm dick» die Lateralstrahlen 0,119 — 0,14 mm lang und 0,005 mm dick. Das Gastralskelet wird aus einer Schicht von regelmässig ge- ordneten, regulären Tetractinen (Taf. 13, Fig. 49, 50) gebildet, welche derart gelagert sind, dass die 3 basalen Strahlen tangential in der Gastralmembran lagern, der centripetale Apicalstrahl aber in das Lumen des Gastralraums hineinragt. Die basalen Schenkel der Tetractine Die Kulkschwfltnmfftunft von Spitzbergen. 115 sind 0,18—0,238 mm lang und 0,008 mm dick; der Apicalstrahl ist meistens halb so lang wie die Basalstrahlen. Endlich ist noch zu erwähnen, dass die kleinen Dermalrhabde (Taf. 13, Fig. 42) nach dem Osculum zu stärker und länger werden und im Peristomkranz ganz stricknadelförmig sind und eine Länge von 1,0—2,5 mm erreichen (Fig. 41). Farbe: Grau-braun. Fundort: Ost-Spitzbergen, 2h Meilen östlich von Cap Bessels (Barentsland), 40 Faden tief, auf dem Boden: feine glatte Steine (27. Juni). 3. Familia: Leuconiidae H. Genus: Leuconia Grant emend. 8. Leuconia ananas (Mont.) Brtfs. Synonymie : Spongia ananas Mont. Spongia pulverulenta Grant Scypha ovata F. Gkay Grantia pulverulenta Plem. Calcispongia pulverulenta Blnv. Sycinula penicillata 0. S. Leucandra ananas H. Dieser in den nordischen Gewässern so oft anzutreffende Leucon ist schon seit Anfang dieses Jahrhunderts den Zoologen bekannt. An den Küsten des ostspitzbergenscheu Archipels scheint er auch zu Hause zu sein und wird in der Sammlung des Prof. Kükenthal und Dr. Walter durch 14 Exemplare repräsentirt, die alle von lang ellip- soider, schlauchförmiger oder gurkenförmiger Gestalt sind und kurz bekränzte Oscula besitzen. Ihre Länge beträgt zwischen 5—20 mm ihre Breite 2—5 mm. Die Skeletverhältnisse sind genügend von Haeckel erörtert, und es bleibt mir hier nichts hinzuzufügen. Was den feinern, innern Bau anbelangt, so ist das Canalsystem sehr verzweigt, reich entwickelt und erinnert an das von Leuconia aspera *), es fehlen hier aber die kleinen Subdermalkloaken, welche bei der letztern vorhanden sind. Die Geisselkammeru sind sehr geräumig, von kugliger oder ellip- soider Form, betragen in der Längsaxe 0,08—0,15 mm und sind durch mehr oder weniger lange Canäle mit einander verbunden. Die Kragenzellen sind kuglig, ca. 0,006 mm breit und 0,008 mm lang, mit 1) Siehe meine vorstehende Arbeit: Kalkschwammfauna von Por- tugal, p. 95. 8* 116 L. L. BREITFUSS, einem Kern in der Zellenmitte. Der trichterförmige Kragen (Collare) ist sehr niedrig, kaum 0,002 — 0,003 mm hoch. Zwischen den erhöhten Papillen der Oberfläche, aus welchen die Rhabde herausragen, befindet sich eine Menge von 0,05—0,08 mm weiten Dermalporen. Farbe: Grau-braun. Fundort: Ost-Spitzbergen; 1) 1| geogr. Meilen nordöstl. von den Ryk-Ys-Inseln, 65 Faden tief. Boden: kleine glattgewaschene Steine und blauer Mud. 2) 3 Meilen östl. von der W. Thymeu-Strasse, 40 Faden tief. Boden: Steine und Mudder (26. Juni). Verbreitung: Grönland, Murmanküste, Weisses Meer; Nor- wegen, Hebriden, Shetlands-Inseln, Britannien, Normandie. 9. Leuconia nivea (Grant) Ort. Synonymie : Spongia nivea Grant Grantia nivea Flem. Calcispongia nivea Blnv. Leucandra nivea H. Ein kleines Fragmentstück von Leuconia nivea, welches sich in der ostspitzbergenschen Sammlung fand, reichte nur so weit aus, um festzustellen, dass dieser nächst L. ananas älteste und bekannteste Leucon, der an den nordöstlichen atlantischen Küsten oft ganze Wiesen bildet, auch im Arktischen Ocean zu finden ist. Farbe: Weiss. Fundort: Ost-Spitzbergen, Olgastrasse in der Tiefe von 70 Fad. Boden: gelber Lehm (21. Juli). Verbreitung: Norwegen, England: Estuaries of Mersey and Dee, Isle of Man, North Wales, Puffin Island, Jersey, Guernsey. Ir- land, Hebriden, Shetlands-Inseln, Helgoland; Frankreich: Roseoff, Pas de Calais. Genus: Pericharax Polj. i). 10. JPericharaoc polejaevi n, sp. (Taf. 12, Fig. 21 — 34.) Eine neue Art von Pericharax^ welche ich zu Ehren meines Lands- manns und Autors dieses Genus, Prof. Polejaeff, mit dem Species- namen polejaevi belege 2), ist in der Sammlung der Bremer Expedition durch 2 birnförmige (Taf. 12, Fig. 21), 17 mm lange und 7 mm breite, solitäre Personen repräsentirt. 1) Report Zool. Challenger, 1. c. p. 66. 2) polejaevi, weil der Name Polejaeff im Russischen am Ende ein „w" trägt, welches im Deutschen zu „ff" wird. Die Kalkschwammfauna von Spitzberj^en. 117 Die Dermal- und Gastralflächen sind kurz-stachlig. Das 2J mm weite Osculura ist mit einem Peristom aus feinen, langen Rhabden versehen und mündet in einen sehr engen, cylindrischen, mit lockern Gewebsbalken durchsetzten Gastralraum, welcher nach der Basis zu immer enger wird. Die Wände von Pericharax polejaevi sind sehr dick, besitzen grosse Subdermalhöhlen und viele kleinere Lacunen im ganzen Körper, welche mit dem Ein- und Ausführcanalsystem eng in Ver- bindung stehen (Taf. 12, Fig. 33). Unmittelbar an die Subdermal- höhlenschicht grenzt die stark mit Geisseikammern durchsetzte Region. Die Geisseikammern sind fast rund und von ca. 0,102 mm Durch- messer. Die Kragenzellen sind rundlich, von ca. 0,002 — 0,003 mm in der Längsaxe, mit cylindrischen Kragen von 0,002 mm Höhe umgeben. Das Skelet besteht aus geraden Rhabden, sagittalen und sub- regulären Triactinen und sagittalen Tetractinen (Taf. 12, Fig. 22 — 34), welche wie bei den meisten Leuconen sehr wenig geordnet im Binde- gewebe zerstreut sind. Mit Ausnahme von einigen ganz dünnen Dermal- und Oscularrhabden (Fig. 28 — 32) sind alle Nadeln fast von gleicher Stärke. Die Hauptmasse des Skelets wird durch sagittale Triactine (Taf. 12, Fig. 23, 24) gebildet, deren Sagittalstrahl 0,175—0,274 mm lang und 0,01—0,016 mm dick ist, während die Lateralstrahlen 0,141 — 0,165 mm lang und 0,01—0,013 mm dick sind. Diese Nadeln sind im Schwamm- körper wirr zertreut, kommen aber auch im Dermal- und Gastral- cortex vor. Seltener sind im Innern des Schwammes grössere, schlanke sagittale Triactine (Fig. 22) und Triactine mit kurzem Sagittalstrahl (Fig. 25) anzutreffen. Die erstem besitzen Sagittalstrahlen von 0,35 —0,40 mm Länge und 0,018 mm Dicke, und Lateralstrahlen von 0,18—0,20 mm Länge und 0,017 mm Dicke; die letztern haben Lateral- strahlen von 0,16 mm Länge, der kurze Sagittalstrahl ist nur 0,04— 0,05 mm lang. Sagittale Tetractine (Fig. 26) von der Grösse und Stärke der gewöhnlichen, mittlem Triactine kommen hauptsächlich neben Tri- actinen in der Gastralschicht vor, wo sie mit ihrem kurzen Apical- strahl in das Lumen der Gastralhöhle hineinragen, wodurch die Gastralfläche etwas rauh erscheint. Das äussere Dermalskelet bilden, ausser den schon erwähnten mittlem Triactinen, noch kleine Triactine (Fig. 34) mit 0,08—0,1 mm langen Strahlen und kleine, gerade Rhabde (Fig. 30—32) von 0,09— 0,1 mm Länge und 0,004 mm Dicke. Endlich sind noch lange Rhabde (Fig. 27) von 0,5 — 0,7 mm Länge und 0,(X)9— 0,012 mm Dicke zu erwähnen, welche, zum grössten 118 L. L. BREITFUSS, Theil im Schwamminnern gelagert, centripetal zur Oberfläche ge- richtet sind und mit einem Theil frei über die Oberfläche herausragen. Am Osculum sind diese Rhabde bedeutend länger und erreichen bei einer Stärke von 0,012 mm eine Länge von 1—2 mm. Daneben trifft man noch 0,4 — 1,0 mm lange, stricknadelförmige Rhabde (Fig. 28, 29) von nur 0,002—0,004 mm Dicke. Ausser dieser neuen Species gehören zum Genus Pericharax^) noch die von Polejaeff aufgestellte Art P. carteri und die Haeckel- sche 2) Leucandra cucumis, welche in diese Gattung gehört. Dendy konnte L. cucumis H. nicht den bekannten Genera der austra- lischen Kalkschwämme einreihen und hatte für diese Species eine neue Gattung Paraleucilla^) gegründet, ich halte aber die Diagnose von Polejaeff für ausreichend, um diesen Leucon hier unterzubringen. Farbe: Gelb-braun. Fundort: Ost-Spitzbergen, 3 Meilen östlich von der W. Thymen- Strasse, in 40 Faden Tiefe. Grund: Steine und Mudder. Verbreitung: P. carteri ist bei Tristan da Cunha, P. cucumis bei Ceylon, im Golf St. Vincent und in der Bass-Strasse angetroö'en worden. Berlin, im Juli 1897. 1) Report Zool. Challenger 1. c. p. 66. 2) Haeckel, Die Kalkschwämme, V. 2, p. 205. 3) Dendy, Synopsis of tbe Australian Calcarea heterocoela, in : Proc. Roy. Soc. Victoria, Melbourne 1892, p. 77. Die Kalkschwammfauna von Spitzbergen, X19 Erklärung der Abbildungen. Tafel 12. rig. 1 — 9. Leucosolenia nanseni n. sp. Fig. 1, 2. Aeussere Ansicht. Vergr. 2. „ 3. Gewöhnliches Triactin. Vergr. 135. „ 4. Triactin mit knöpf förmigem Gebilde an Stelle eines Apical- strahles. Vergr. 135. „ 6, 7. Kleine, seltene Tri- und Tetractine. „ 5, 8, 9. Tetractine. Vergr. 135. rig. 10 — 20. Ebner ella küJcenthali n. sp. Fig. 10. Aeussere Ansicht. Vergr. 2. „ 11 — 13. Plumpe Rhabde. Vergr. 160. „ 14. Winzige Dermalrhabde. Vergr. 135. „ 15, 16. Dermaltriactine. Vergr. 100. „ 17, 19. Mesodermaltriactine. Vergr. 135. „ 18, Schlankes, gastrales Sagittaltriactin. Vergr. 135. „ 20. Gastraltetractin. Vergr. 135. Fig. 21 — 34. Fericharax polejaevi n. sp. Fig. 21. Aeussere Ansicht. Vergr. 2, „ 22. Riesiges Mesodermal triactin. Vergr. 160. „ 23, 24. Gewöhnliche Mesodermaltriactine. Vergr. 140. „ 25, Seltenes Mesodermaltriactin. Vergr. 170. „ 26. Gastraltetractin. Vergr. 140. „ 27. Langes Rhabd. Vergr. 120. „ 28, 29. Oscularrhabde. Vergr. 60. ^^ 30—32. Kleine Dermalrhabde. Vergr. 400. „ 33. Horizontalschnitt (schematisirt) : a Sub dermalhöhlen, b Geisseikammern, g.H Gastralhöhle, „ 34, Dermal triactin. Vergr. 140. Tafel 13. Fig, 35 — 38. Sycetta asconoides n. sp. Fig. 35. Aeussere Ansicht. Vergr. 4. „ 36. Gastraltetractin. Vergr. 160. „ 37, 38, Tubare Triactine. Vergr. 120. 120 BREITFUSS, Die Kalkschwammfauna von Spitzbergen. rig, 39—51. Ebnerella schulzei n. sp. Fig. 39. Aeussere Ansicht. Vergr. 3. „ 40. Langes Tubarrhabd. Vergr. 100. „ 41. Dünnes peristomal Rbabd. Vergr. 100. „ 42. Dünnes Rhabd aus der Oscularregion. Vergr. 100. „ 43, 44. Dermaltetractine. Vergr. 100. „ 45. Sagittales Tubartriactin. Vergr. 100. „ 46 — 48. Seltenes Triactin, verkrüppeltes Rhabd und grosses Tetractin. Vergr. 60—100. „ 49, 50. Gastraltetractine. Vergr. 100. „ 51. Ein junges Triactin. Vergr. 150. Fig. 52. Ebnerella schulzei n. sp. Querschnitt (schematisirt) : a Geisseikammern, b Dermalfläche, c Gastralfläche. Fig. 53. Ebnerella hukenthali n. sp. Längsschnitt (schematisirt): a G-eisselkammern, b Dermalfläche, c Gastralfläche. Nachdruck verboten. Uebersetzungsreclit vorbehalten. Actiniaria von Ost-Spitzbergen, nach den Sammlungen von Prof. Dr. W. Kükenthal und Dr. A. Walter. Von Dr. Casimii' R. Kwietniewski. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Jena.) Hierzu Tafel 14. Unter den 37 von der Reise nach Ost-Spitzbergen mitgebrachten Actinien, welche mir gütigst von Herrn Prof. Dr. W. Kükenthal zur Bearbeitung überlassen wurden und wofür ich an dieser Stelle meinem hochverehrten Lehrer meinen innigsten Dank ausspreche , habe ich 6 verschiedene Arten gefunden, welche 3 Familien, Sagartidae, Par- actidae und Bunodidae, angehören. Dies sind: AllantacUs parasitica Danielssen, Chondractinia digitata O. F. Müller, Chondractinia nodosa Fabricius, Actinostola spetsbergensis Carlgr., Actinosfola walteri n. sp. und Leiotealia spetsbergensis n. sp. Die erstgenannten Actinien gehören zu den für das arktische Meer charakteristischen Formen und sind, mit Ausnahme der neuen Actinostola- Art, schon früher mehr oder weniger häufig gefunden. Dagegen kenne ich über das Vorkommen von Leiotealia in der ark- tischen Region keine Angaben. Die Arten dieser Gattung wurden bis jetzt nur in der antarktischen Region gefunden, und zwar Leiotealia nymphaea Hektwig bei Kerguelen von der Challenger-Expedition und Leiotealia badia Mc Murrich an der Küste der südlichsten Spitze Süd- amerikas (Lat. 530 06' S. Long. 70" 40' 30" W.) von der Albatross- Expedition. Das Vorkommen von nahe verwandten Arten in der Arktis und der Antarktis ist für mehrere Fälle constatirt. Es macht also Leio- tealia in dieser Beziehung gewiss keine Ausnahme. Es sind sogar 122 C. R. KWIETNIEWSKI, Fälle bekannt, wo ein und dieselbe Art ein so grosses Verbreitungs- gebiet besitzt, wie z. B. Actinostola callosa, Äctinauge verrilUi Mc Mur- rich, Actinauge fastigata Mc Murrich. Von grossem biologischen Interesse ist das Vorkommen von be- sondern Bruträumen bei den arktischen Actinien, wie sie zuerst von Verrill bei Epiactis prolifera Verrill (A. E. Verrill, Notes on Radiata, in: Trans. Connecticut Acad., V. 1, 1867 — 71, p. 493) und später von 0. Carlgren (1893 b) bei einigen vom sibirischen Eismeer herstammenden Formen beschrieben worden sind. Es sind zweierlei Bruträume bekannt. In einem Fall entwickeln sich die Embryonen im Gastralraura des Mutterthieres, im andern Fall sind besondere Höhlungen im Mauerblatte vorhanden, welche den Embryonen zum Aufenthaltsort dienen. Carlgren hat eine Actinie beschrieben, bei welcher die ganze untere Partie des Mauerblattes mit solchen, in regelmässigen Längsreihen angeordneten Höhlungen mit mehr oder weniger entwickelten Embryonen ausgestattet war. Ich finde nun an einem Exemplar von Leiotealia spetsbergensis einen Brutraum von ähnlichem Bau, nur mit dem Unterschied, dass derselbe nicht in der untern , sondern in der obersten Partie des Mauerblattes sich befindet. In der Einstülpung der Körperwand, un- mittelbar unter dem Rande finde ich einen ein paar Millimeter grossen, schon mit einem Tentakelkranz versehenen Embryo. Weitere Em- bryonen habe ich nicht beobachtet. Die Ursache für die Ausbildung der Bruträume bei den ark- tischen Actinien ist wohl darin zu suchen, dass durch die Bedeckung der Oberfläche des arktischen Meeres mit Eisschollen das Plankton- leben in hohem Maasse beschränkt wird und die Larven — welche ja sonst ihre Entwicklung im Plankton durchmachen — gezwungen werden, Schutz und Ernährung im Mutterthier zu suchen. Familie : Sagartidae. Allantactis parasitica Danielssen. (Taf. 14, Fig. 1—3.) Es muss von vorn herein hervorgehoben werden, dass die Be- stimmung dieser Actinie als Allantactis parasitica Danielssen nicht völlig sicher ist, da trotz der grossen Aehnlichkeit, welche sie mit der von Danielssen beschriebenen Form besitzt, ihre Organisation mit Actiiiiaria von Ost-Spitzbergen. 123 dem angeblichen Bau von Allantacüs parasilica nicht ganz über- einstimmt. So sollen nach Danielssen bei dieser Art 48 Tentakel in zwei Reihen zu 24 gestellt vorhanden sein, während ich an meinen Exemplaren zahlreichere Tentakel beobachtet habe. Die Angabe Danielssen's ist jedoch in so fern unwahrscheinlich, als es kaum an- zunehmen ist, dass bei dem Vorhandensein von 48 Paar Septen (welche auch Danielssen gefunden hat) bloss 48 Tentakel vorhanden sein sollten. Meinen Beobachtungen nach sind 96 in drei gedrängte Reihen gestellte Tentakel vorhanden. Ein weiterer Unterschied besteht darin , dass Danielssen am Mauerblatt Cincliden gesehen zu haben glaubt, während ich an meinem Material keine wahrgenommen habe. Dagegen finde ich auf Schnitten Acontien , welche nach den Angaben Danielssen's bei Allantacüs fehlen sollen. Einen Unterschied finde ich auch in der Vertheilung der Genital - Organe, indem nach der Mittheilung Danielssen's bloss die Haupt- septen steril sind, während ich auch an den Septen 2. Ordnung keine Genitalorgaue gefunden habe. Trotz dieser angeblichen Unterschiede glaube ich die betrefiende Actinie wegen ihrer grossen äussern Aehnlichkeit mit Allantacüs parasitica identificiren zu können. Diese Annahme bekräftigt auch der Umstand des constanten Auftretens dieser Actinien mit einer und derselben Schnecke {Neptunia curla Jeffr.). Sollten aber die ana- tomischen Angaben Danielssen's Bestätigung finden, so müsste man natürlich die beiden Formen von einander trennen. Es sind in der Sammlung 17 Exemplare von dieser Art vorhanden, welche an mehreren Orten gesammelt wurden. So stammt 1 Exem- plar aus einer 2 geogr. Meilen nördlich von den Ryk-Ys-Inseln ge- legenen Stelle, aus 55 Faden Tiefe ; Bodenbeschaffenheit : feiner Lehm mit kleinen Steinen und Muschelschalen. 6 Exemplare wurden 1 Meile östlich von den Bastian-Inseln, in der Tiefe von 45 — 50 Faden auf steinigem, mit Muschelschalen und blauem oder braun-grauem Mudder bedecktem Boden gefunden. 1 Exemplar stammt von einer 2—3 Meilen nordöstlich von Cap Melchers gelegenen Stelle, aus 50 Faden Tiefe ; Bodenbeschaffenheit: brauner Mudder und Steine, auch blauer Lehm. 3 weitere Exemplare wurden in der Deeviebai aus 13 F'aden Tiefe heraufgezogen; der Boden war an dieser Stelle mit Steinen und Laminarien bedeckt. Der Erhaltungszustand der meisten Exemplare ist durchaus 124 C. ß. KWIETNIEWSKI, günstig. Nur an wenigen sind Mundscheibe und Tentakel mehr oder weniger vollständig sichtbar; bei den meisten Exemplaren sind diese Theile in Folge der Contraction des Körpers in die Tiefe eingezogen und vollständig durch das stark zusammengeschnürte Mauerblatt ver- deckt. In contrahirtem Zustand hat der Körper eine rundliche Ge- stalt. Seine Höhe beträgt bis ca. 3,5 cm. Ebenso viel beträgt seine Breite. Die Actinie ist mit ihrer Fusscheibe an einer (lebenden) Schnecke festgeheftet, und zwar so, dass sie die ganze Schale fast bis auf ihre Oeffnung umschliesst. Die Fusscheibe ist dünn, rund und sieht, wie es auch Danielssen beschreibt, wie eingedrückt aus, was dadurch zu Stande kommt, dass die dicken Ränder der Fusscheibe sich um die- selbe nach innen und unten zu etwas umklappen. Das Mauerblatt ist dick, fest und mit zahlreichen queren, welligen Falten bedeckt. Die Längsstreifung kommt deutlich nur an den vom Ektoderm entblössten Stellen zum Vorschein. Warzen und Papillen sind nicht vorhanden. Der obere Rand des Mauerblattes ist zu einer deutlichen, breiten Falte erhoben. Die Structur der Stützlamelle ist eine sehr feinfaserige, fast homogene. Die Bindegewebszellen sind in grosser Masse vorhanden und bilden unter einander feine Anastomosen. In der obern Partie des Mauerblattes ist die Stützlamelle sehr verdickt, was mit der starken Ausbildung des in die Mesogloea ein- gebetteten Sphinkters zusammenhängt. Diese, ca. 1,5 cm lange und bis 4 mm dicke Partie des Mauerblattes wird bei der Contraction des Körpers abwärts umgebogen und bei der Zusammenschnürung fest an einander gepresst. Die Muskelbündel des Sphinkters sind ausserordentlich zahlreich, klein, auf dem Querschnitt rundlich, oval oder mit gefalteten Um- rissen, in horizontalen (radiären) Gruppen derart geordnet, dass zwischen den benachbarten Gruppen starke Balken der Stützlamelle bleiben, in welchen keine Muskelfasern eingelagert sind. Weniger deutlich sind ein paar stärkere Balken der Mesogloea, welche den Sphinkter seiner Länge nach durchziehen. Die Mundscheibe ist rund , flach , nicht lobirt , kleiner als die Fusscheibe, am Rande mit zahlreichen conischen, nicht langen, dicken, retractilen Tentakeln bedeckt, welche meinen Untersuchungen nach in 3 unterscheidbare Kreise gestellt sind. Die 24 Tentakel des innersten Kreises, d. h. diejenigen der ersten, zweiten und dritten Ordnung, sind die längsten. Am kürzesten sind dagegen die 48 Tentakel des Actiniaria von Ost-Spitzbergen. 125 äussersten Kreises, welche mit den Interseptalfächern communiciren. Den mittlem Kreis bilden 24 Tentakel 4. Ordnung. Die ektodermale Musculatur der Mundscheibe und der Tentakel ist sehr gut ausgebildet. Sie zeigt starke, regelmässig entwickelte, verästelte Falten. An den untersuchten Exemplaren war die Mundöffnung meist stark deformirt, so dass ich ihre natürliche Gestalt nicht erkannt habe. Doch scheint sie gross, spaltförraig und mit dicken Lippenwülsten versehen zu sein. Das Schlundrohr ist weit, lang und mit zwei breiten Siphonoglypheu ausgestattet, welche sich auf lange, fast bis zur Fuss- scheibe herabreichende Schlundzipfel erstrecken. Es sind im Ganzen 48 Paar Septen vorhanden, welche in vier Cyclen gestellt sind. Nur die 6 Paar Hauptsepten sind vollständig; alle andern dagegen erreichen das Schlundrohr nicht. Unter den Hauptsepten sind 2 Paar Richtungssepten vorhanden. Die 6 Paar Septen 2. Ordnung sind beinahe ebenso breit wie die Hauptsepten, ihr innerer Rand ist aber auf der ganzen Strecke frei. Ungefähr halb so breit sind die 12 Paar Septen 3. Ordnung, welche ebenso wie die ganz schmalen Septen 4. Ordnung mit mächtigen Genitalorganen versehen sind. Die Septen 1. und 2. Ordnung sind steril und tragen Mesenterialfilamente. Die Genitalorgane sind breit, lang und regel- mässig quer gefaltet. Bei den untersuchten Thieren waren es Ovarien. Von den eigenthümlichen von Danielssen beschriebenen männlichen Genitalorganen (?) habe ich nichts wahrgenommen. Die Septen sind dünn, zart, mit zwei Oeff'nungen versehen. Das marginale Stoma befindet sich verhältnissmässig niedrig. Die Musculatur der Septen ist stark ausgebildet. Die Längs- muskeln bilden einen breiten, stark eingefalteteu Strang, Die Parieto- basilarmuskeln sind vorhanden und zwar gut ausgebildet. Chondractinia digitata 0. F. Müller. Actinia digitata n. sp. 0. F. Mcller 1776. Actinia digitata 0. F. Müller 1806, Sars 1851, Danielssen et Koren 1856. Cereus digitatus Milne-Edwards 1857. Tealia digitata Gosse 1858, Norman 1868, Andres 1883. Chondractinia digitata Lütken 1860, Haddon 1889, Carlgren 1893. Die genaue Kenntniss sowohl dieser, zuerst von O. F. Müller als Actinia digitata^ wie auch der folgenden, von Fabricius als Ac- tinia nodosa beschriebenen Actinie, welche jetzt zu der Gattung 126 C. R. KWIETNIEWSKI, Chondractinia zusammengefasst werden , verdanken wir den Unter- suchungen von Haddon (1889) und Carlgren (1893). Namentlich letzterer Forscher hat auf Grund eingehender Untersuchung die beiden Formen anatomisch charakterisirt und dabei einige wichtige unter- scheidende Merkmale im innern Bau der beiden Arten gefunden, so namentlich in der Beschaifenheit des Sphinkters, der Septen und des Schlundrohrs. Ich finde nun in der Sammlung eine Actinie, welche ihrem äussern Habitus nach, namentlich in der Beschaffenheit der Tuberkel, viel mehr an die Chondractinia nodosa als an Ch. digitata erinnert, indem ihre Tuberkel gross und hervorragend sind und das ganze Thier — wenn auch ihre Tuberkel verhältnissmässig kleiner sind — ähnlich der Äctinauge nodosa var. tuberculosa Verrill's, welche von Haddon und Carlgren als Chondractinia nodosa angesehen wird, erscheint. In ihrem innern Bau dagegen stimmt die von mir untersuchte Form mit der Chondractinia nodosa, wie sie von Haddon und Carl- gren geschildert worden ist, nicht überein; wohl aber, wie wir gleich sehen werden, mit der Chondractinia digitata, und da ich glaube, auf den anatomischen Bau einen grössern Werth legen zu müssen als auf die äussere Beschaffenheit des Mauerblattes (ganz besonders An- gesichts der grossen Variabilität, welche dasselbe bei der Chondrac- tinia digitata aufweist), so halte ich es für richtig, die betreifende Actinie als Chondractinia digitata anzusehen. Der Körper ist im contrahirten Zustande, d. h. mit eingezogener Mundscheibe und über derselben zusammengeschnürtem Mauerblatt, ca. 5 cm hoch und fast ebenso breit. Die Fusscheibe ist kaum breiter als der Körper und an mehreren (etwa 10) kleinen Steinen festgewachsen, welche an ihrer Peripherie festhaften. Das Mauerblatt ist dick und derb, was durch die mächtige Ent- wicklung der Stützlamelle bedingt ist. Der Scapus ist mit zahlreichen, ziemlich weit von einander stehenden Tuberkeln bedeckt, die zwar nicht regelmässig angeordnet erscheinen, aber doch die Tendenz zeigen, sich in (etwa 12) Längsreihen zu stellen. In jeder Reihe sind etwa 7 Tuberkel vorhanden, wobei die untersten fast bis zum untern Rand des Mauerblattes herabsteigen. Was ihre Beschaffenheit anbetrifft, so sind sie ca. 7 mm breit, rundlich, mehr oder weniger stark hervor- ragend, bis 4 mm hoch. Der obere Rand des Scapus ist etwas anders als bei den bereits bekannten Exemplaren beschaöen, indem er mit 6 sehr kleinen, etwa 2 mm breiten, und 6 mit diesen alternirenden (nicht ganz regelmässig gestellten !) etwas grössern Tuberkeln ausgestattet Aftiniaria von Ost-Spitzbergen. 127 ist und erst auf diese die 12 grossen Tuberkel folgen, die aber nicht in einem so gut ausgeprägten Kreis geordnet sind, wie es etwa bei dem von Haddon (tab. 33, fig. U, 12) abgebildeten Exemplar der Fall ist. Das Capitulum ist glatt, abgesehen von den Längsfurchen, welche durch die Contraction des betreffenden Körpertheiles hervorgerufen zu sein scheinen. Es sieht weisslich aus in Folge des Mangels an cuti- culärem Ueberzug, welcher auf dem ganzen Scapus sich befindet, und welcher diesem letztern die bräunlich-gelbe Farbe verleiht. Die umgeschlagene Partie des Capitulums ist ca. 0,7 cm breit und enthält den obern, grössten Theil des starken mesoglöalen Sphinkters, welcher hier bis über 4 mm breit ist und fast die ganze Dicke der Stützlaraelle einnimmt. Nach unten zu nimmt der Sphinkter allmählich an Dicke ab und endet in der obersten Partie des Scapus als sehr dünner Strang. Er ist also lang gestreckt, wie ihn Haddon (1889) und vor Allem Carlgren (1893) bei Chondractinia digitaia beschrieben und abgebildet haben. Allerdings ist er hier in seiner obern Partie etwas stärker als bei jenen. Die Mundscheibe, welche tief eingezogen und concav gewölbt er- scheint, ist bedeckt mit deutlichen radiären Furchen, welche den An- satzstellen der Septen entsprechen. Die Tentakel sind 96 an der Zahl (6 + 6 + 12 -f- 24 + 48), verschieden lang, indem die innersten die Länge von 1,8 cm erreichen, während die äussersten nur etwa 0,4 cm lang sind. Sie sind schlank, zugespitzt und mit feinen Längs- furchen versehen. Die Mundöffnung ist stark erweitert und deformirt, so dass ich über ihre natürliche Gestalt nichts angeben kann. Das Schlundrohr ist lang, länger als die halbe Körperhöhe (ca. 3 cm),' aber verhältuissmässig viel kürzer als bei Chondrac- tinia nodosa , deren Schlundrohr fast bis zur Fusscheibe hiuab- reicht. Auch ist hier das Schluudrohr viel weniger dick und derb, auch weniger eingefaltet als bei der verwandten Art. Die Siphono- glyphen sind breit und erstrecken sich auf kurze Schlundzipfel. Die Septen sind dünn und sowohl mit einem Oral- wie mit einem Randstoma versehen, welch letzteres der Chondractinia nodosa zu fehlen pflegt. Die Musculatur der Septen ist wenig ausgebildet. Im Ganzen sind 48 Paar Septen vorhanden, von welchen nur die Haupt- septen vollständig und zugleich steril sind. Die übrigen Septen sind stark reducirt und tragen — die Septen der höchsten Ordnung aus- genommen — wohl entwickelte Genitalorgane. Die Mesenterialfila- 128 CR. KWIETNIEWSKI, menle befinden sich an allen Septen. Ob dasselbe auch für die Acontien gilt, konnte ich nicht entscheiden. Chondractinia nodosa Fabr. Actinia nodosa n. sp. 0. Fabhicius 1780. Actinia nodosa Brandt 1835, Andres 1883. Actinoloha nodosa Blainville 1830, 1834. Metridium (?) nodosum Milne-Edwards 1857. Actinauge nodosa var. tuber culosa (?) Verrill 1883. Chondractinia nodosa Lütken 1860, Norman 1876, Haddon 1889, Carlgren 1893. Ebenso wie die vorhergehende ist auch diese Form in letzterer Zeit genau von Haddon (1889) und Carlgren (189.3) untersucht worden, und es bleibt also wenig Neues darüber zu berichten. Der Vollständigkeit halber will ich aber eine kurze Beschreibung des einzigen in der Sammlung vorhandenen Exeraplares geben. Der Körper ist cylin drisch, in contrahirtem Zustand 5,5 cm hoch, bei einer Breite von 3,5 cm, welche überall, sowohl in der untern, wie in der obern Partie gleich ist. Die Fusscheibe ist nicht breiter als der Rumpf, wodurch sich dieses Exemplar von dem von Haddon beschriebenen und abgebildeten (1889 tab. 33, fig. 13) unterscheidet. Sie ist rund und flach und zeigt keine radiäre Streifung. Das Mauer- blatt ist dick und derb, mit stark entwickelter Stützlamelle, bedeckt mit zahlreichen, unregelmässig zerstreuten, ziemlich dicht an einander gedrängten Tuberkeln. Dieselben sind bis zu 0,7 cm breit, rundlich oder an Stellen, wo sie unmittelbar an einander grenzen, seitlich (in transversaler Richtung) abgeplattet. Viele Tuberkel sind mehr oder weniger deutlich „zapfenförmig" ausgezogen ; die Mehrzahl dagegen ist flach oder abgerundet. Die grössten Tuberkel triftt man in der obern Hälfte des Scapus. Die untersten, in der Nähe der P'usscheibe, sind sehr klein und verschwinden in der Entfernung von ungefähr 0,5 cm vom Fusscheibenrande. Die unterste Partie des Mauerblattes zeigt eine deutliche Längsfurchung. Der obere Rand des Scapus ist verziert mit 12 kleinen, seitlich stark zusammengedrückten Tuberkeln, welche in einiger Entfernung von den obersten grossen Tuberkeln gestellt sind. Sie stehen in Verbindung mit 12 stärksten Längsleisten, welche in grosser Anzahl die oberste Partie des Scapus und des Capitulums bedecken, jedoch ziemlich schwach ausgebildet sind. Das Capitulum enthält den sehr starken , kurzen und breiten Sphinkter, welcher sich nach unten zu plötzlich verjüngt und als dünner Strang sehr bald verschwindet. Der Sphinkter nimmt fast Actiniaria von Ost-Spitzbergen. 129 die ganze Dicke der Stützlamelle ein und ist dem Ektoderm näher als dem Entoderm gelagert, indem er von diesem letztern durch eine dickere Bindegevvebsschicht getrennt erscheint als von dem Ektoderm. Die Muskelbündel sind sehr klein, rundlich im Querschnitt und zu Gruppen vereinigt, welche durch stärkere transversale (vom Entoderm zum Ektoderm hinziehende) Balken der Bindesubstanz getrennt sind. Die dem Entoderm anliegende Partie des Sphinkters erscheint regel- mässiger als die äussere, welche mehr zerstreute Muskelbündel aufweist. Die Mundscheibe ist breit, tief eingezogen und in Eolge dessen concav gewölbt, mit zahlreichen, feinen, radiären Eurchen bedeckt. An ihrer Peripherie befinden sich 96 conische, zugespitzte, mit feinen Längsfurchen bedeckte Tentakel, von welchen die innersten die grössten, die äussersten die kleinsten sind. Die Länge der erstem erreicht über 1 cm, der letztern ca. 0,5 cm. Die Musculatur der Tentakel ist wohl entwickelt, besonders die ektodermale Längsmusculatur, welche verhältnissmässig hohe, wenig verästelte F'alten bildet. Ebenfalls stark entwickelt ist die radiäre Musculatur der Mundscheibe, welche sich dadurch von der Längsmusculatur der Tentakel unterscheidet, dass sie verästelte Ealten bildet, welche vielfach unter einander anastomosiren. Auf diese Weise werden kleinere oder grössere Muskelfaserbündel von der Muskellamelle abgelöst und ringsum von der Mesogloea umgeben. Es bleiben jedoch die Muskelbündel stets über der Oberfläche der eigentlichen Stützlamelle; wenigstens habe ich auf meinen Präparaten keine Muskeln in derselben gefunden. Das Schlundrohr ist sehr lang, indem es fast bis zur Basis herabreicht, sehr dick, fest, derb und stark, regelmässig in Längs- und Transversalrichtung eiugefaltet. Die beiden Siphonoglyphen sind breit und tief. Es sind 48 Paar Septen vorhanden, von welchen nur die Haupt- septen vollständig, zugleich steril und mit kräftigen Muskeln aus- gestattet sind. Die Septen 2., 3. und 4. Ordnung erreichen das Schlundrohr nicht und sind mit Genitalorganen versehen, die aller- dings an den Septen der höchsten Ordnung nur wenig oder gar nicht entwickelt sein können, im Gegensatz zu den Septen 2. und 3. Ord- nung, an welchen die Genitalorgane sehr stark sind und breite, regelmässig eingefaltete Bänder bilden. Das untersuchte Thier war männlichen Geschlechts. Von den Septalötinungen sind hier nur die kleinen Oralstomata vorhanden ; das marginale Stoma hingegen fehlt. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst g 130 C. R. KWIETNIEWSKI, Familie: Paractidae Hertwig. Actinostola spetshergensis Carlgren. Es ist in der Sammlung ein kleines Exemplar von dieser Actinie vorhanden, welches die Höhe von nur 1,5 cm besitzt. Der Körper ist conisch, nach oben verbreitert. Die Fusscheibe ist ca. 1 cm breit, etwas in die Tiefe hineingezogen ; ihr Rand ist nach unten umge- schlagen. Das Mauerblatt ist mit Längs- und Querfurchen bedeckt, welche die charakteristische, unebene Beschaifenheit der Oberfläche des Mauerblattes bedingen. Die oberste, an die Mundscheibe an- grenzende Zone des Mauerblattes ist glatt und vom übrigen Mauer- blatt durch eine Furche abgesetzt. In dieser Zone ist der für die Art charakteristische Sphinkter ausgebildet, wie ihn Carlgren (1893) beschrieben und abgebildet (tab. 9, fig. 1) hat. Die Eigeuartigkeit dieses Sphinkters beruht darauf, dass er nicht in Mesogloea eingelagert ist, sondern wulstartig nach innen vorspringt und aus Maschen ge- bildet ist, welche bloss durch ganz feine, auf dem Querschnitt faden- förmig aussehende Lamellen der Bindesubstanz von einander ge- trennt sind. Die Mundscheibe ist trichterförmig nach innen eingezogen, doch nicht vom Mauerblatt überdeckt, welches gar nicht zuzammeugezogen ist. Die Breite der ausgestreckten Mundscheibe beträgt ca. 2 cm. Auf die anatomische Beschreibung der Actinie kann ich ver- zichten, da die Anatomie sehr sorgfältig und eingehend von Carlgren (1893) untersucht und geschildert wurde, so dass ich der Beschreibung dieses Forschers nichts Neues hinzuzufügen habe. Das in der Sammlung vorhandene Exemplar wurde in der Äl- brechtsbai in der Tiefe von 13 — 15 Faden gefunden. Der Boden war an dieser Stelle steinig und mit etwas Lehm oder Sand bedeckt. Actinostola walterl n, sp. {Tai. 14, Fig. 4—6.) Zwei bis drei Meilen östhch vom Cap Melchers, in der Tiefe von 45 Faden, auf steinigem Boden, wurde eine Actinie gefunden, welche zur Gattung Actinostola gehört, aber mit keiner beschriebenen Art identificirt werden konnte. Am nächsten ist sie mit der Actinostola ahyssorum Carlgr. verwandt, unterscheidet sich jedoch von dieser Art vor allem durch die Beschaffenheit des Sphinkters, indem der- selbe bei Actinostola walteri bedeutend stärker entwickelt ist, so dass er auch eine fast vollständige Contraction des Mauerblattes bewirken Actiniaria von Ost-Spitzbergen. 131 kann. Ein weiterer Unterschied besteht in der Anzahl der Septen, welche bei der von mir iintersucliten Form weniger zahlreich sind. Auch die Färbung des Thieres sclieint eine verschiedene zu sein. Nach der von Herrn Prof. Kükenthal nach dem lebenden Thier ver- fertigten farbigen Skizze ist das Mauerblatt hell rosa, die Mund- scheibe und die Tentakel ziegelroth getarbt. Bunodes abyssorum Danielssen, welche mit Actinostola abyssorum Carlgr. höchst wahr- scheinlich identisch ist (vergl. 0. Carlgr., 1893, p. 67), zeigt dagegen am Mauerblatt und an der Mundscheibe eine weissliche, an den Ten- takeln eine fleischige Färbung. Auf Grund dieser Unterschiede halte ich es für nothwendig, die von mir untersuchte Form als eine besondere Art aufzufassen, die ich nach dem verstorbenen Reisegefährten Prof. Kükenthal's Actinostola ivalteri nennen will. Der Körper der Actinie ist cylindrisch, im contrahirten Zustand über 4 cm hoch und fast ebenso breit. Die Mundscheibe sammt den Tentakeln ist in die Tiefe eingezogen und vom Mauerblatt überdeckt, welches bis auf eine ca. 1 ,5 cm breite Oeflfnung zusammengeschnürt ist. Die Fusscheibe ist rund, ca. 3,5 mm breit und mit zahlreichen, zarten, radiären Furchen bedeckt. Der Rand der Fusscheibe ist etwas nach unten umgebogen. Das Mauerblatt ist ziemlich dickwandig, doch nicht derb, mit Längs- und Querfurchen bedeckt, welche die unebene, papillöse Beschaffenheit der Oberfläche, wie sie den Actinostolen eigen ist, bedingen. Die oberste Partie des Mauerblattes ist verdickt und nach innen und unten umgebogen. Am obern Rand bildet das Mauer- blatt keine Falte, sondern geht in die Mundscheibe und die äussersten Tentakel direct über. Die Stützlamelle des Mauerblattes ist dick, ihre Grundsubstanz, in welcher zahlreiche, mit feinen protoplasmatischen Fortsätzen ver- sehene Bindegewebszellen eingebettet sind, besitzt eine fast homogene Structur. Die entodermale Musculatur des Mauerblattes ist nur ganz schwach ausgebildet. Wohl entwickelt ist dagegen der in der obern, ca. 1 cm breiten Zone des Mauerblattes in die Mesogloea eingebettete Sphinkter. Derselbe besteht aus zahlreichen kleinen, im Querschnitt rundlichen ovalen oder unregelmässigen Muskelfaserbündeln, welche dicht und regellos in der Mesogloea zerstreut sind. Der Muskel nimmt in seiner obern Partie ungefähr ^/^ der Dicke der Stützlamelle ein, und zwar ist er in dem dem Entoderm anliegenden Theil derselben entwickelt. 9* 132 C. R. KWIETNIEWSKI, Die äussere, dem Ektoderm anliegende Schicht der Stützlamelle ist dagegen frei von Muskelbündeln. Nach unten zu wird der Sphinkter allmählich schmäler, die Muskelbündel nehmen an Zahl ab, und etwa in einer Entfernung von 1 cm vom obern Rande des Mauerblattes verschwinden die letzten Muskelfasern des Sphinkters. Aus dem Gesagten geht hervor, dass der Sphinkter der Äctino- stola walteri sich von demjenigen der Äctinosiola abyssorum nicht nur durch die Stärke, sondern auch durch die Anordnung der Muskel- bündel unterscheidet, welche bei dieser letztern P'orm sich in der Weise gruppiren, dass der Sphinkter durch mehr oder weniger starke Längsbalken der Bindesubstanz in mehrere Partien zerlegt wird. Die Mundscheibe ist rund, tief eingezogen, im ausgestreckten Zustand über 4 cm breit, auf der äusseren Partie mit zahlreichen, kleinen, verschieden langen Tentakeln bedeckt. Das Epithel ist von der Mundscheibe bei dem untersuchten Exemplar gänzlich abgestreift, so dass die Beschati'enheit der Oberfläche derselben nicht zu er- kennen ist. Die Tentakel sind in 5 unterscheidbaren Kreisen angeordnet, ca. 192 an der Zahl, entsprechend der Formel 6 + 6 + 12 + 24 + 48 + 96 = 192. Sie sind conisch, stumpf, mit verhältnissmässig weiten terminalen Oetfnungen versehen, an ihrer Oberfläche mit netzartig unter einander anastomosirenden, zarten Leisten bedeckt. Die grössten Tentakel, welche in der innersten Reihe stehen, erreichen die Länge von ca. 0,5 cm, die äusserste Reihe dagegen besteht aus Tentakeln, welche bloss etwa 0,1 cm lang sind und papillenförmige Gestalt haben. Die in den mittlem Kreisen stehenden Tentakel nehmen allmählich mit der Entfernung von der Mundöifuung an Grösse ab. Die radiäre Musculatur der Mundscheibe und die entsprechende longitudinale der Tentakel ist stark ausgebildet und vollständig in die Mesogloea eingebettet. Sie bildet in der mittlem Schicht der Stützlamelle grössere und kleinere unregelmässige Muskelbündelgruppen, welche auf dem Querschnitt meist in horizontaler Richtung in die Länge gestreckt erscheinen. Einzelne Gruppen sind durch stärkere oder schmälere Balken der muskelfreieu Bindesubstanz von einander getrennt. Die Mundöff'nung ist erweitert und hat ihre ursprüngliche Gestalt verloren. Ihre Lippenwülste sind gross, und die Mündungen der beiden Siphonoglyphen sind deutlich ausgeprägt. Das Schlundrohr ist zart, mit regelmässigen Längsfurchen bedeckt, verhältnissmässig kurz, indem es nur etwa bis zur halben Höhe der Gastralhöhle herab- Actiniaria von Ost-Spitzbergen. 133 reicht Die Siphonoglyphen sind breit und tief und erstrecken sich auf lange Schlundzipfel. Die Septen sind zahlreich, in fünf Cyclen geordnet nach der Formel 6 + 6 + 12 -f- 24 + 48 = 96 (Paar). Die Septen 1., 2. und 3. Ordnung sind vollständig, während die Septen der beiden höhern Cyclen das Schluudrohr nicht erreichen. Die Septen sind dünn, zart, durchscheinend und mit zwei Oeff- nungen versehen ; das marginale Stoma liegt verhältnissmässig niedrig, nach innen vom Parietobasilarmuskel. Die Musculatur der Septen ist nicht stark ausgebildet. Die Längsmuskelschicht zeigt nur eine ge- ringe Einfaltung, welche sich nur wenig an der Innern Partie des Septums verstärkt. Ein Theil der Längsmusculatur ist in die Meso- gloea des Septums eingebettet, wo sie kleine, im Querschnitt rund- liche, ziemlich weit von einander stehende Muskelfaserbündel bildet. Die Bündel befinden sich in der mittlem Schicht der Stützlamelle des Septums und sind in einer einfachen Reihe geordnet. Sehr breit ist der Parietobasilarmuskel, welcher sich am Mauer- blatte etwa auf der halben Höhe desselben ansetzt und, diagonal ver- laufend, die ganze untere Partie des Septums einnimmt. Die Faltung dieser Muskelschicht ist aber ebenso wie bei dem Längsmuskel sehr gering. Die Septen 1. und 2. Ordnung unterscheiden sich in ihrer Grösse nur wenig von einander, indem sie mit dem Schlundrohr in seiner ganzen Länge zusammenhängen. Nur etwa halb so breit wie die Septen der beiden ersten Ordnungen sind die 12 Paar Septen, welche den 3. Cyclus ausmachen. Sie inseriren zwar an dem Schlundrohr, sind aber tief ausgeschnitten, so dass sie an demselben nur schmale Leisten bilden. Stark rückgebildet sind die Septen 4. und 5. Ordnung, indem diese letztern bloss als ganz schmale Streifen am Mauerblatt erscheinen und auch die erstem sich nur in ihrer obern Partie etwas verbreitern. Die Septen der beiden zuletzt erwähnten Cyclen zeigen sehr deutlich die von Carlgren (1893) für mehrere Actinostola- krten be- schriebene ungleichartige Ausbildung der Septen eines und desselben Paares, indem dasjenige Septum, welches seine Längsmusculatur dem Septenpaar der nächst höhern Ordnung zuwendet, stärker ist als das andere. Die Septen 3. Ordnung sind dagegen unter einander beinahe voll- ständig gleich. 134 C. R. KWIETNIEWSKI, Das untersuchte Exemplar war nicht geschlechtsreif, so dass ich keine Angaben über die Vertheilung der Genitalorgane machen kann. Familie: Bunodidae. Leiotealia spetshergensis n, sp. (Taf. 14, Fig. 7—9.) Das Genus Leiotealia wurde von Hertwig (1882) für eine Form errichtet, welche in der Beschatten heit des Sphinkters mit den Tea- lidae {Bunodidae) übereinstimmt, von denselben sich aber durch glatte Oberfläche des Mauerblattes unterscheidet. Als positives Merkmal kann man, worauf Mc Mukrich (1893) aufmerksam gemacht hat, noch die gefiederte Beschaffenheit des Sphinkters hinzufügen. Mit solchen Ringmuskelu ist sowohl die von Hertwig beschriebene Leiotealia nymphaea wie die Mc MuRRicn'sche Leiotealia hadia versehen. In der Beschaffenheit der Septenmusculatur differiren die beiden Formen in so fern von einander, als der Längsmuskelstrang der Leiotealia nymphaea von der Septumoberfläche scharf abgesetzt und wie ge- stielt erscheint, während der betreffende Muskelstrang bei Leiotealia hadia diffus, über eine grössere Oberfläche des Septums zerstreut ist. Als charakteristisch für die Gattung kann man sehr wahrschein- lich auch die Beschaffenheit der radiären Musculatur der Mundscheibe betrachten, welche bei Leiotealia spetshergensis in die Mesogloea ein- gebettet ist. Wie es sich bei Leiotealia hadia verhält, berichtet Mc Murrich nicht. In der Sammlung befinden sich 14 Exemplare von einer Actinie, welche ich als eine neue Leiotealia- kri erkannt und nach dem Fund- ort L. spetshergensis benannt habe. Sie unterscheidet sich von der Leiotealia nymphaea hauptsächlich durch die Beschaffenheit der Septenmusculatur sowie durch die Anordnung der Septen, welche bei der von Hertwig beschriebenen Form viel zahlreicher, in 6 Cyclen gestellt, sind. Näher verwandt scheint L. spetshergensis mit der L. hadia zu sein. Leider ist diese letztere Form nicht vollständig unter- sucht worden. Die Exemplare von Leiotealia spetshergensis wurden an folgenden Stellen gefunden: 6 Exemplare vor der Deeviebai in ca. 15 Faden Tiefe auf einem mit kleinen Steinen, Sand und spärlichen Tangen bedeckten Boden; 4 Exemplare aus der Deeviebai, zwischen Whales- point und König-Ludwigs-Inseln, Tiefe 12—13 Faden, Bodenbeschaffen- heit: Schieferrollstein; 4 Exemplare ebenfalls aus der Deeviebai in Actininria vou Ost-Spitzbergen. 135 10 Fadeu Tiefe auf einem mit Steinen und Tangen bedeckten Boden. Die Körpergestalt unserer Form ist im Allgemeinen cylindrisch, doch erfährt sie in Folge der Contraction des Mauerblattes und be- sonders des Sphinkters verschiedene Abänderungen. Die meisten Exemplare zeigen eine auch für andere Actinien charakteristische Contraction bei gleichzeitiger Einziehung der Mundscheibe sammt den Tentakeln und Ueberdeckung von dem mehr oder weniger vollständig zusammengeschnürten Mauerblatt. Einige Exemplare sind auf eine ganz eigenthümliche, zweifellos unnatürliche Weise contrahirt, indem der obere Rand des Mauerblattes statt nach oben nach unten um- geklappt und unvollständig über der Fusscheibe zusammengezogen ist, was nur dadurch möglich wird, dass der umgeschlagene Rand des Mauerblattes sehr breit ist (bis ca. 5 mm). Bei solcher Contraction ist der Körper fast linsenförmig, mit dem mit Tentakeln besetzten Rand, oben von der sehr ausgedehnten Mundscheibe und dem aus- gebreiteten Schlundrohr, unten von der umgeklappten Randfalte sowie von dem gefalteten und geschrumpften Mauerblatt und tief eingezogener Fusscheibe begrenzt. In ausgedehntem Zustand ist der Körper fast 2 cm hoch, doch sind in der Sammlung auch einige kleinere, etwa 1 cm hohe Exem- plare vorhanden. Die Breite des Körpers wechselt natürlich sehr mit der Art der Contraction; doch dürfte sie bis ca. 1,5 cm betragen, wie es an den am wenigsten veränderten Exemplaren ersichtlich ist. Die Fusscheibe ist mit unregelmässigen Runzeln bedeckt, rund, flach oder meist in die Tiefe eingezogen und von dem umgeklappten Rand theilweise überdeckt. Das Mauerblatt ist vollständig warzenlos, mit zahlreichen unregelmässigen Querfurchen bedeckt, welche durch die Contraction bedingt sind. Es ist dünn, in stark ausgedehntem Zustand sogar sehr zart und durchscheinend. Das hängt mit der schwachen Ausbildung der Stützlaraelle des Mauerblattes zusammen, welche nicht oder kaum dicker als das Körperepithel ist. Die Structur der zahl- reiche Biudegewebszellen einschliessenden Stützlaraelle ist eine fein- faserige. Die Musculatur des Mauerblattes ist sehr wenig entwickelt, und €S fehlt hier jener zweite, niedriger gelegene Ringrauskel, welchen Hertwici für Leiotealia nyrnphaea beschrieben hat. Ein solcher wurde auch bei Leiotealia hadia von Mc Murrich nicht beobachtet. Sehr stark entwickelt ist dagegen der Sphinkter, welcher im Querschnitt eine ovale Gestalt besitzt und schon rait blossem Auge als ein etwa 136 CK. KWIETNIEWSKI, 1 mm dicker, ins lonere vorragender Wulst wahrzunehmen ist. Der Sphinkter befindet sich in einer verhältnissmässig sehr hohen Rand- falte des Mauerblattes und ist im Stande, dasselbe vollständig über der eingezogenen Mundscheibe zusammenzuschnüren. Auf dem Querschnitte besitzt der Sphinkter einen gefiederten Bau. Es erhebt sich vom Mauerblatt ein einheitlicher, starker Ast, welcher seitlich lange, gleichförmige, nur wenig verästelte Fortsätze der Stützlamelle abgiebt. An manchen Stellen, doch verhältnissmässig selten , kommt es zur Bildung von Anastomosen unter den Fort- sätzen, wodurch einzelne, kleine Partien der Muskelfaserschicht rings herum durch die Mesogloea umgeben werden. Auch sind einzelne Muskelbündel in der proximalen Partie des Hauptastes in die Stütz- lamelle desselben eingelagert. Die Mundscheibe ist rund, nicht breiter als der Rumpf, in der äussern Partie bedeckt mit zahlreichen unter einander gleich langen, in 2 unterscheidbare Reihen gestellten Tentakeln ausgerüstet. Die tentakelfreie Partie der Mundscheibe ist mit tiefen radiären Furchen bedeckt. Die Tentakel sind conisch, zugespitzt, glatt, bis zu 7 mm lang, ca. 96 an der Zahl. Ob eine terminale Oeffnung vorhanden ist, ver- mochte ich nicht festzustellen. Die radiäre Musculatur der Mundscheibe ist gut entwickelt und in die Mesogloea eingebettet, wo sie zahlreiche, kleine, ziemlich dicht, unregelmässig neben einander gestellte Muskelfaserbündel bildet. Der ganze Muskel ist dem Ektoderm näher als dem Entoderm gelagert und erstreckt sich ununterbrochen über die ganze Mundscheibe. Die Längsmusculatur der Tentakel ist nicht in die Mesogloea eingebettet, sondern bleibt im Ektoderm und ist ziemlich schwach entwickelt. Die Nesselzellen sind im Ektoderm der Mundscheibe und der Tentakel ausserordentlich zahlreich. Die Mundöffnung ist bei sämmtlichen Exemplaren mehr oder weniger stark deformirt, so dass ihre ursprüngliche Gestalt nicht zu erkennen ist. Sie ist aber wohl spaltförmig, wie man es aus der guten Ausbildung der beiden Mundwinkel schliessen kann. Das Schlundrohr ist verhältnissmässig lang, weit und dünnwandig, mit zwei gut entwickelten, tiefen Siphonoglyphen ausgestattet, welche sich auf kurze Schlundzipfel erstrecken. Es sind im Ganzen 48 Paar Septen vorhanden, entsprechend der Formel 6 + 6 + 12 + 24 = 48. Davon sind die Septen 1., 2. und Actiniaria von Ost-Spitzbergen. 137 3. OrdnuDg vollständig, während diejenigen 4. Ordnung das Schlund- rohr nicht erreichen und bei manchen Jüngern Exemplaren nicht voll- ständig entwickelt sind. An sämmtlichen Septen sind Mesenterial- filamente entwickelt ; dagegen fehlten Genitalorgane an den darauf untersuchten Exemplaren vollständig. Die Septen sind dünn, zart, mit ziemlich gut entwickelter Mus- culatur versehen und von zwei kleinen Oeifnungen durchbohrt. Der Längsmuskelstrang ist etwa Vs so breit wie das Septum und besteht aus zahlreichen , gleichförmigen , wenig verästelten Falten , welche sämmtlich von der Scptumoberfläche entspringen. In dieser Beziehung unterscheidet sich Leiotealia spetshergensis sehr von L. nymphaea. Der Parietobasilarmuskel ist ebenfalls gut ausgebildet. Er be- steht aus zahlreichen, wenig verästelten Falten , welche zusammen eine breite Muskelplatte bilden, welche sammt der zugehörigen Stütz- lamelle an ihrem Innern Rand von der Oberfläche des Septums durch eine tiefe Spalte abgesetzt ist. Ausserdem ist sie von dem eigent- lichen Septum durch eine Reihe von Längscanälen, welche rundliche Querschnitte haben, getrennt. Was die Grössenverhältnisse der Septen anbetrifft, so sind die Septen 2. Ordnung kaum schmäler als die Hauptsepten. Dagegen sind die Septen 3, Ordnung tief ausgeschnitten. Die Septen der höchsten Ordnung sind nur wenige Millimeter breit und inseriren an der Mundscheibe. Jena, August 1897. 138 C. R. KWIETNIEWSKI. Literaturverzeichniss. Andres, Angelo (1883), Le Attinie, in: R. Accad. dei Lincei, 1882 — 1883; auch in: Fauna Flora Neapel, Monogr. AuEiviLLius, C. W. S. (1886), Hafsevertebrater frän nordligaste Tromsö Amt ocli Vestfinmarken, in : Bihang K. Svenska Vet. Akad. Handl., 11, No. 4, Stockholm; citirt nach Carlgren 1893. DE Blainville, H. M. D. (1830), Zoophytes, in: Dictionnaire Sc. Nat. public par Levkault, 1830. — (1834) Manuel d'Actinologie ou de Zoophytologie. Brandt, J. F. (1835), Prodromus descriptionis animalium ab H. Mer- TENSio in orbis terrarum circumnavigatione observatorum. Carlgren, 0. (1893a), Studien über nordische Actinien, I, in: K. Svenska Vetensk. Akad. Handl., V. 25, No. 10. — (1893b) Ueber das Vorkommen von Bruträumen bei Actinien, in Öfvers. Vet. Akad. Förh., 1893, No. 4. Dana, J. D. (1849), Zoophytes. Atlas, in: U. S. 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Harvard, V. 11, No. 1. — (1885) Results of the Explorations made by the steamer „Albatross" of the northern coast of the United States in 1883, in : Rep. U. S. Fish Comm. 1883. 140 KWIETNIEWSKI, Actiniaris von Ost-Spitzbergen, Erklärung der Albbilduiiffen. Tafel 14. Fig. 1 — 3. Allantactis parasitica. Fig. 1. Querschnitt durch den Sphinkter. Natürliche Grösse. „ 2. Ein Theil des Sphinkters. Vergr. 85 X- „ 3. Ektodermale Musculatur der Mundscheibe. Vergr. 85 X. Fig. 4 — 6. Actinostola walteri. Fig. 4. Habitusbild. Natürliche Grösse. „ 5. Querschnitt durch den Sphinkter. Vergr. ca. 10 X. „ 6. Ein Theil des Sphinkters (aus der Stelle x x der Fig. 5). Zeiss A, Oc. 2. Fig. 7 — 9. Leiotealia spetshergensis. Fig. 7. Habitusbild. Natürliche Grösse. „ 8. Sphinkter. Zeiss A, Oc. 2. „ 9. Querschnitt durch ein (Richtungs-)Septum. Zeiss abgeschr. A, Oc. 2. Mb Mauerblatt, Oe Schlundrohr, Lm Längs- muskel, Pbm Parietobasilarmuskel. Nachdruck verboten, üebersetzungsreckt vorbehalten. Zur Frage der Bildung von Koralleninseln. Von Prof. Dr. Fr. Dahl in Kiel. Hierzu 2 Abbildangen im Text. In der Frage, wie sich die Koralleninseln gebildet haben, stehen bekanntlich zwei Theorien, die DAEWiN-DANA'sche und die Semper- MuRRAY'sche, einander gegenüber. Was die logische Durchführung anbetrifft, so dürften beide als gleichberechtigt erscheinen. Zur Ent- scheidung, welche von ihnen die richtige ist oder ob nicht etwa bei verschiedeneu Koralleninseln eine verschiedene Bildungsart an- zunehmen sei, sind also Beobachtungen in möglichst ausgedehntem Maasse erforderlich. Beim Besuch verschiedener Inseln und Inselgruppen im Bismarck- Archipel habe ich einige Thatsachen kennen gelernt, welche vielleicht geeignet sind, zur Lösung der Frage beizutragen. Ich darf die beiden oben genannten Theorien als bekannt vor- aussetzen und will deshalb nur ganz kurz den Gegensatz formu- liren. Nach beiden Theorien ist die Bildung der Lagunen auf un- genügende Ernährung, unzureichende Bewegung des Wassers und Bei- mengung schädlicher Fremdkörper im Küstenwassers zurückzuführen. Wenigstens besteht in diesem Punkt kein principieller Gegensatz. Nach der Theorie von Darwin und Dana aber ist zur Bildung der Lagune stets eine Bodensenkung erforderlich, eine Senkung, welche nicht schneller erfolgt, als die Korallen zu wachsen vermögen. Diese Senkung soll das flache Ufer innerhalb des Riffs unter Wasser setzen, während das Riff durch Weiterwachsen der Korallen die Senkung ausgleicht. An Stelle der Lagune befand sich also nach dieser Theorie früher Land und flaches Uferwasser. 142 FR. DAHL, Sempek und Murray dagegen lassen die Lagune unabhängig von Niveauveränderungen des Bodens entstehen. Nachdem das Riff die Meeresoberfläche erreicht hat, sollen die Fluthwellen die abgestorbenen oder weniger gut ernährten Innern Theile des Riffs zerstören, auf- lösen und auswaschen. An Stelle der Lagune befanden sich also nach diese r Theorie früher Theile des Korallen- riffs. Das gewichtigste Argument, welches die Gegner der altern, DARWiN'schen Theorie gegen dieselbe geltend machen, ist die That- sache, dass oft in einem eng begrenzten Gebiet alle drei Formen von Riffen neben einander vorkommen. Schon bald nach meiner Ankunft im Bisraarck- Archipel regten sich bei mir Bedenken gegen dieses Argument: In der Blanchebai nämlich, etwa eine geographische Meile von Ralum entfernt, ist im Jahre 1878 eine stellen weis bis zu 20 m hohe Insel, Raluan oder Vulkaninsel genannt, ganz plötzlich aus dem Meer aufgetaucht. Dazu kam während der Zeit meines Dortseins eine umgekehrte plötzliche Niveauänderung. Eine kleine Ecke der etwa ebenso weit von Ralum ent- fernten Insel Matupi ist bei einem Erdbeben tief unter die Meeresoberfläche hinabgesunken. — Mag die dortige Gegend nun ein Senkungs- oder, was wahrscheinlicher ist, ein Hebungsgebiet sein, jeden Falls geht aus den angeführten Thatsachen hervor, dass an der Niveauveränderung in einem eng umgrenzten Gebiet keineswegs alle Landmassen in gleichem Maasse Theil zu nehmen brauchen. — Freilich handelt es sich in den genannten Fällen um plötzhche Hebung oder Senkung. Allein nichts hindert uns, zumal in einem Jüngern vulkanischen Ge- biet, auch eine ungleichartige allmähliche Hebung und Senkung wenigstens als möglich vorauszusetzen. Auf der Inselgruppe Neu-Lauenburg, wo mich der Vertreter der deutschen Handels- und Plantagen - Gesellschaft , Herr A. Schulz, freundlichst für einige Tage aufnahm, hatte ich zunächst Gelegenheit, weitere Thatsachen zu erkennen, welche bestimmt auf eine Ungleich- artigkeit in der Niveau Veränderung hindeuten. — Neu-Lauenburg (vgl. Fig. 2) ist eine Gruppe von niedrigen Koralleninseln. Nur einzelne Partien erheben sich bis zu einer Höhe von etwa 100 m. — Die kleine Insel Mioko, welche die deutsche Station trägt, ist im Westen sehr niedrig und erhebt sich nach Osten ganz allmählich bis zu einer Höhe von etwa 20 m. Auf dieser schräg ansteigenden, fast ebenen Fläche tritt an verschiedenen Punkten der stark angewitterte Korallenfels zu Tage. Mitten auf der Insel, also weit vom Meeresufer entfernt, er- hebt sich eine kleine Felspartie von kaum 20—30 m Durchmesser Zur Fifttre der Bildung von Koialleninseln. 143 und etwa 10 ni Höhe. Die eine Wand derselben zeigt noch heute deutliche Spuren einer frühern Unterwühlung durch die Wellen. Wir haben hier also wohl den ältesten, zuerst aufgetauchten Theil der Insel vor uns. — Geht man von der unterwühlten Wand dieses Felsens nach Süden weiter, so kommt man in einer Entfernung von etwa 150 m an den obern Rand einer 2 — 3 m hohen Felswand, welche früher ebenfalls offenbar vom Meer bespült und unterwühlt wurde. Jetzt ist auch sie längst der Einwirkung der Brandung entzogen, indem ein wohlbewachsenes, felsiges Vorland von weiteren 50 m Breite vorhanden ist. Am Ostende der Insel hat diese zweite Unterwühlung zur Bildung tiefer Höhlen geführt, von Höhlen, deren Boden ebenfalls hoch über dem Meeresspiegel liegt. Wir hätten also auf dieser Insel zwei grössere, frühere Hebungen erkannt. Damit hatte aber die Fig. 1. üferprofile von Muarlin (A), Mioko (5) und Kerawara (C). sprungweise Hebung noch nicht ihr Ende erreicht: Wenn man von der Mündung der Höhlen etwa 100 m nach Norden weiter geht, so gelangt man an eine Stelle, welche fast bis zum jetzigen Meeresspiegel hinunter tief unterwühlt ist. Das nur etwa 1,5 m hohe, sandige Vor- land ist hier erst spärlich bewachsen. Die weit überhängende Fels- wand bietet den Eingeborenen einen vor Regen und Sonne geschützten Ort für ihre Canoes. Sie ragt nicht in einfachem Bogen vor, sondern zeigt im Profil deutliche Aushöhlungen, wie sie das Schema Fig. 1 B veranschaulichen soll. Die Abschnitte b, c und d, welche etwa 1,2, 1,5 m und 1,4 m hoch sind, werden durch scharfe, horizontal hin- laufende Kanten getrennt. Der sandige Vorstrand ist mit e bezeichnet und der stark angewitterte, vorstehende, obere Theil der Felswand mit a. — Da das Gestein keine Differenz in der Härte erkennen 144 FR. DAHL, Hess, schienen mir die Kanten, ebenso bestimmt wie die Felswände oben auf der luselfläche, eine weitere stufenweise Hebung auch des untern Theiles der Insel anzudeuten. Ein sehr ähnliches Profil zeigt die Nordostecke der Insel Muarlin. Genau dieselben Kanten, in denselben Abständen treten auch hier hervor und zwar noch weit schärfer als auf Mioko. Nur ein Unter- schied ist vorhanden (Fig. 1 A): Die untere Aushöhlung ist doppelt so hoch wie die obern. Dafür fehlt aber der sandige Vorstrand, und die Wand wird noch jetzt von den Wellen bespült. Die Parallele scheint also zweifellos. Ein in einer Hinsicht vollkommen abweichendes Profil zeigt die Ost- ecke der nur wenige Kilometer westlicher gelegenen Insel Kerawara (Fig. 1 C) : Unter dem stark angewitterten, obern Theil bemerkt man hier nur zwei Aushöhlungen, von welchen die obere 1,85 m, die untere 0,65 m hoch ist. Eine Parallele mit den beiden andern Profilen scheint un- möglich. Mit der Aushöhlung d -\- e kann man die untere Aus- höhlung dieses Profils nie und nimmer in Parallele bringen wollen, wenn man auch annähme, dass der obere dem Abschnitt c entspräche. So weit ich sehe, kann man den Widerspruch nur lösen, wenn man eine verschiedene Art der Niveauveränderung an beiden Punkten an- nimmt und den obern, angewitterten Theil a dem gleich bezeichneten der frühern Profile gleichsetzt. Die Aushöhlung b würde freilich immerhin bedeutend höher sein als die gleich bezeichnete der beiden frühern Profile. Das Hesse sich aber aus der stärkern Brandung er- klären, welche gerade diese Ecke trifft. Nachdem die Aushöhlung h der Einwirkung der starken Brandung entzogen war, hörte bei Kerawara entweder die weitere Hebung auf, oder sie setzte sich fort, und es trat nachträglich eine Senkung ein. Eine Thatsache scheint ganz entschieden für die letztere Annahme zu sprechen : Die Kante zwischen den beiden Aushöhlungen befindet sich so nahe über der normalen Hochwasserlinie und wird so heftig von der starken Brandung gepeitscht, dass sie sich über lange Zeit- räume hinaus kaum würde erhalten können. Noch eine weitere That- sache bestätigt die augenblickliche Senkung in diesem Gebiet. Wie schon erwähnt, nähert sich die Oberfläche der Insel Mioko nach Westen hin immer mehr dem Wasserspiegel. Man kann die Ober- fläche des angewitterten Korallenkalkfelsens hier sogar ins Meer hinein verfolgen und, wie mir Herr Schulz später mittheilte, hat an einer Zur Frage der Bildung von Koralleninseln. 145 Stelle, wo jetzt die Felsenfläche zur Zeit des Hochwassers vom flachen Wasser bedeckt ist, noch vor wenigen Jahren ein Haus gestanden. Wir haben also hier eine Korallenbildung vor uns, welche sich nach gemeinschaftlicher Hebung augenblicklich im Westen senkt, während sie sich im Osten entweder weiter hebt oder stationär ge- worden ist. Betrachten wir nun das Korallenriff, so deutet es mit Bestimmt- heit auf die Bildung nach der ÜARwm'schen Theorie hin. Im 11 •* Fig. 2. Die Inselgruppe Neu-Lauenburg mit ihren Korallenriffen und eingetragenen Meerestiefen (Breite der Hauptinsel etwa 10 km). Senkungsgebiet ist es Barrierriff. Nach dem Hebungsgebiet hin geht es allmählich in ein Strandriff über. Ein Blick auf die Karte Neu - Lauenburgs (Fig. 2) zeigt, dass im westlichen Theil der ganzen Inselgruppe Barrierriffe vorkommen, während im östlichen Theil, wo der Meeresboden allerdings durch- gängig steiler abfällt, nur Strandriffe sich finden. Eine Grenze zwischen Hebungs- und Senkungsgebiet scheint also von Mioko durch die ganze Inselgruppe zu gehen. Einzelne Strandriffe kommen alleiiings auch im Westen vor und könnten als unvereinbar mit Zool. Jahrb. XI Ablh. f. Syst. 10 146 FR. DAHLj der Annahme erscheinen. Allein die Strandriffe liegen hier fast immer vor höhern Uferwänden. Wenn der Strand hoch und steil genug ist, um bei einer Senkung nicht sofort unter die Meeres- oberfläche hinabzusinken, bleiben die Rifie natürUch Strandriffe. Nur vor niedrigen, flachen Ufern werden sie zu Barrierriflen. Es ist das ein Punkt, der vielfach nicht genügend berücksichtigt zu sein scheint. Der Leser wird sich erinnern, dass Semper auf den Palau-Inseln, also ebenfalls in einem eng umgrenzten Gebiete, ganz ähnliche Ver- hältnisse fand wie ich jetzt in Neu-Lauenburg. Im Norden fand er Atolle, in der Mitte Barrierriffe und im Süden Strandriffe. Da nun zudem jene Inseln, ebenso wie Neu-Lauenburg, aus ganz jungem Korallenkalk mit deutlicher Korallenstructur bestanden, also auf eine jüngere Hebung hindeuteten, glaubte er, nicht annehmen zu dürfen, dass der nördliche Theil sich senke, während der südliche sich hebe. Die gefundenen Thatsachen veranlassten Semper, ebenso wie später Murray u. A., die DARwm'sche Erklärungsweise zu verwerfen. — Der hier vorliegende Fall zeigt, dass der Schluss übereilt war, dass nach einer vorangegangenen gemeinschaftlichen Hebung Jüngern Alters sehr wohl der eine Theil des gehobenen Gebietes sich senken kann, während ein anderer, nur 5 km von jenem entfernter Theil sich wahrscheinlich jetzt noch weiter hebt. Eine gesicherte Thatsache dieser Art genügt, jenen Einwand gegen die DARwiN'sche Theorie vollkommen zu entkräften. Freilich können auch die weit gehenden Schlüsse, welche die Geophysiker aus der DARWiN'schen Korallenriff- lehre gezogen haben, indem sie überall auf der Erde weit ausgedehnte Hebungs- und Senkungsgebiete constatiren wollen, ins Schwanken ge- rathen. Es zeigt sich eben, dass diese Vorgänge viel wechselvoller sein können, als man gewöhnlich annimmt. Auch Langenbeck, der in seinem vorzüglichen zusammen- fassenden Buch über Korall eninseln, im Grunde genommen, die DAR- wiN'sche Ansicht über die Bildung derselben verficht, scheint sich keine Vorstellung von dem Maass der Verschiedenheit in einem engern Gebiet zu machen. Obgleich er ausdrücklich auf die Möglichkeit einer solchen Verschiedenheit hinweist, macht er doch bei der Widerlegung der SsMPER-MuRRAY'schen Ausführungen keinen Gebrauch von dieser Annahme. Noch auf einen Punkt, den man gegen die DARwiN'sche Theorie vorgebracht hat, auf das Fehlen mächtiger Korallenkalkablagerungen, Zur Frage der Bildung von Koralleninseln. 147 wie sie jene Theorie nothwendig voraussetzen muss, möchte ich kurz eingehen. Von der Nordküste der Gazellehalbinsel aus, wo ich bei Herrn Pater Blei freundliche Aufnahme fand, besuchte ich die vorgelagerte bergige Insel Uatom oder Mau. Die ganze Insel ist ein erloschener Vulkan. Eine kesselartige Einsenkung in der Mitte wird von 5 höheren Spitzen umgeben, welche durch scharfe Kämme mit einander verbunden sind. Die höchste Spitze ist 350 m hoch. Auf dieser Insel fand ich Korallen- kalk mit deutlichen Korallenresten vom Ufer aufwärts bis zu einer Höhe von 170 m. Freilich darf man daraus nicht ohne Weiteres schliessen, dass der Korallenkalk eine Mächtigkeit von 170 m besitze. Der Vulkan kann natürlich bei seiner Entstehung die Innern Theile stärker gehoben haben, so dass das ursprüngliche Rift' jetzt nicht mehr horizontal liegt. — Im östlichen Theil der südlichen Inselküste fand ich eine Wand, welche sich fast senkrecht mit geringen Abstufungen bis zu einer Höhe von 80 m erhob. Auch dabei ist freilich zu be- denken, dass die jetzige senkrechte Wand die ursprüngliche Bildungs- ebene schräg schneiden wird. Allein einerseits schien sich der Kalk noch weiter in die Tiefe fortzusetzen, und andrerseits ist oben ent- schieden ein Theil durch Verwitterung und Erosion zerstört, so dass man wohl wenigstens eine ursprüngliche Mächtigkeit von 80 m an- nehmen darf. — In den letzten W'ochen meines Aufenthaltes im Archipel hatte ich, dank der freundlichen Aufforderung des dortigen Richters, des Herrn Dr. Hahls, Gelegenheit, in dessen Begleitung wenigstens die Vorberge des höchsten Gebirgsstocks der Gazellehalb- insel, der Beiningberge, kennen zu lernen. Ich fand hier bis zu einer Höhe von 570 m, d. h. so weit ich kam, Korallenkalk. Nach dem Vorhandensein von weissen Felswänden zu schliessen, geht der Kalk sogar noch bedeutend höher hinauf. Schon die auf Uatom gefundene Mächtigkeit des Korallenkalks lässt sich nur mit Hülfe der DARwiN'schen Senkungstheorie verstehen. Freilich sind Riftkorallen lebend bis zu einer Tiefe von fast 80 m gefunden worden, aber von einer wirklichen Riöbildung kann in solchen Tiefen nicht die Rede sein. Die Tiefen, bis zu denen das Wachsthum der Korallen üppig genug sein dürfte, um eine Riffbildung und damit eine Ablagerung von Korallenkalk zu schaffen, wird von den verschiedenen Forschern sehr widersprechend angegeben. Selbst in nahe benachbarten Gegenden, wo fast durchweg dieselben Arten in Frage kommen 10* 148 FR. DAHL, dürften, stimmen sie nicht überein. Da wir nun keinen Grund haben, die Zuverlässigkeit der verschiedenen Beobachter in Frage zu stellen, können wir, so weit ich die Sache übersehe, den Widerspruch nur dadurch lösen, dass wir für ihre Beobachtungsgebiete entweder eine Hebung oder eine Senkung des Bodens annehmen. Durch eine Sen- kung des Bodens, die schneller erfolgt, als die Korallen wachsen, werden die Korallenriffe etwas tiefer gerückt werden, als die Grenzen ihres üppigsten Wachsthuras liegen, durch eine Hebung etwas höher. Bei Ralum, in einem offenbaren Hebungsgebiete, liegen die Riffe ausserordentlich hoch. Ausgedehnte Complexe werden zur Ebbezeit trocken gelegt und sterben in ihren höchsten Theilen ab, während sie unmittelbar unter der Linie des niedrigsten Wasserstandes noch ausserordentlich üppig zu gedeihen scheinen. Ich umfuhr auf grössere Strecken die Aussengrenze des zusammenhängenden Riffes und lothete meist etwa 5 m, selten bis zu 12 m. Hinter dem Rift' kommt Bim- steinsand, der an den flachern Stellen mit Seegras bewachsen ist. In diesem Sandgebiet liegen kleine Korallen-Inselchen von 1 — 20 und mehr Meter Durchmesser. Nach der Tiefe hin werden dieselben kleiner und spärlicher und sind bei 20 m, der grössten Tiefe etwa, bis zu welcher ich direct beobachten konnte, schon recht selten. In grössern Tiefen war die Beobachtung auf das Schleppnetz angewiesen, das allerdings durchaus zuverlässige Resultate liefert; denn es wird wohl, wenn es langsam gezogen wird, über kein Korallenriff hinweg- gehen, ohne festzuhaken und kleine Bruchstücke mit zur Oberfläche zu bringen. Beim Dredschen fand ich Riffkorallen nur bis zu 27 m Tiefe, und auch diese letztere Zahl ist nicht ganz zuverlässig, weil ich keine Lothleine zur Hand hatte und deshalb aus der Länge der Schleppnetzleine beim Aufziehen die Tiefe ablesen musste. Aus den angeführten Thatsachen könnte man schliessen, dass das Gebiet des üppigsten Wachsthums an der Oberfläche beginnt und höchstens bis auf 15 m hinabgeht. — Guppy, der nach seinen Beobachtungen zwischen den benachbarten Salomons-Inseln die Grenzen bisher wohl am tiefsten angegeben hat, nimmt 10 — 30 m als das Gebiet des üppigsten Wachsthums an. Nehmen wir aus diesen beiden Gegen- sätzen das Mittel, so dürfte eine Tiefe von 3 — 20 m wohl als die dem Korallenwachsthum günstigste gelten können. Es wäre übrigens interessant, nach den verschiedenen Angaben genaue Durchschnittsgrössen zu bestimmen, da man dann in einem neu zu untersuchenden Gebiet aus der Höhe der Korallenrifte sofort Zur Frage der Bildunfj: von Koralleniiiseln. 149 auf die jüngste Nivoauveränderung schliessen könnte. Doch sehen wir vorläutig, wo wir die Theorie stützen wollen, von aller Anwendung der Theorie ab und benutzen die empirisch gefundenen Zahlen, so können wir jeden Falls nur die Tiefen von 0 — 30 m als geeignet gelten lassen, mächtige und namentlich zusammenhängende Korallen- kalkablagerungen, wie wir sie in der Uferwand von Uatom erkennen, zu liefern; es ist demnach als erwiesen zu betrachten, dass bei einer so mächtigen Ablagerung eine Senkung stattgefunden hat. Wenn ich die Gegend von Ralum als ein offenbares Hebungs- gebiet bezeichnete, so schliesse ich das aus folgenden Thatsachen : Dort, wo das von mir bewohnte Häuschen steht, steigt der aus Schwemmland bestehende Boden stufenweise an. Die untere Stufe liegt 1,5 — 2 m über der Hochwasserlinie. Sie besitzt an der breitesten Stelle eine Ausdehnung von etwa 40 m. Dann folgt ein deutlicher Ab- satz von 1 — 2 m Höhe, welcher in wechselnder Entfernung neben dem jetzigen Ufer herläuft. Etwa 200 m landeinwärts folgt dann ein zweiter Absatz von etwa 10 m Höhe. Die beiden Abstufungen sind offenbar frühere Uferlinien, die nachträglich etwas abgerundet und durch Erosion vielfach zerrissen sind. In dem fruchtbaren Boden findet man zahlreiche Schalen recenter Meeresschnecken, aber keine Korallen. Das Korallenriff ist also, wenn es schon früher an seiner jetzigen Stelle bestand, durch die beiden Hebungen dem Ufer um so viel näher gerückt. Jetzt scheint ein Vorstrand von Koralleukalk in der Bildung begriffen zu sein. Bei niedrigem Wasserstand werden ausgedehnte Theile des Riffs trocken, und in der trocknen Jahreszeit, wenn der niedrige Wasserstand auf die Tagesstunden fällt, sterben die Polypen massenhaft ab und verbreiten dann einen pestilenzialischen Geruch. Es steht diese Thatsache nicht im Widerspruch mit der Angabe von Möbius, dass die Polypen nicht leicht an der Luft ab- sterben. Auf Mauritius lagen eben die Verhältnisse ganz anders, und Möbius betont an einer andern Stelle ausdrücklich, dass das dortige, trocken gelegte Riff" durch die Spritzer der starken Brandung immer feucht erhalten würde. Zum Schluss möchte ich noch einmal hervorheben, dass es mir fern liegt, nach meinem immerhin engen Gesichtskreis über die vielen sorgfältigen Untersuchungen, welche auf dem Gebiet gemacht sind, aburtheilen zu wollen. Ich halte es keineswegs für ausgeschlossen, dass in andern Gegenden ganz andere Factoren bei der Bildung der 150 FR, DAHL, Zur Frage der Bildung von Koralleninseln. Korallenriflfe und Koralleninseln in Betracht kommen. Ja, es mag sein, dass sich hier und da ein Atoll sogar nach der ältesten An- schauung auf dem Rand eines unterseeischen Kraters aufgebaut hat. Nur so viel scheint mir nach den von mir beobachteten Thatsachen fest zu stehen : Hebungen und Senkungen erfolgten an manchen Orten weit wechselvoller, als man vielfach glaubt, und dürften bei der Entstehung mancher Korallenbildungen eine hervorragende Rolle ge- spielt haben, wie es Darwin annimmt. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jena. — 1763 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. lieber die Gattimgen Parniacoclilea, Parmarion uiid Microparmarion. Von Prof. Dr. Heinrich Stniroth in Leipzig. Hierzu Tafel 15. Das Material für die folgenden Zeilen lieferten mir einige Nackt- schnecken von China, Java, den Anambas- und Natunas-Inseln und von der Halbinsel York, welche sich im Laufe der Jahre bei mir an- gesammelt haben. Der verstorbene Herr Schmacker schickte mir den von ihm in China erbeuteten Parmarion, den er mit Böttger zusammen als P. hainanensis beschrieben hat. Herr Fruhstorfer vertraute mir seine javanische Ausbeute an, Herr Micholitz sammelte für mich eiueu Parmarion, von dem er allerdings in der Angabe zu unterscheiden unterlassen hat, ob er von den Natunas- oder Anambas- Inseln stammt, was ja bei der Nachbarschaft der kleinen Inseln im Süd-chinesischen Meer niclit viel ausmacht; namentlich aber schickte er mir eine Serie von ParmacocJilea von Cooktown. Mit Vergnügen bezeuge ich meine Dankbarkeit. Unter dem Material von Herrn Fruhstorfer fanden sich drei neue Microparmarion- Arten. Leider sind mir die ausführlichem Notizen bei einem Umzüge abhanden gekommen, wobei zugleich ein dünnes Gläschen zerbrochen ist, so dass das Exemplar, welches ich bereits vorläufig benannt hatte, verloren ging. Ich bin nicht im Stande, den Verlust wieder gut zu machen, füge aber die Bemerkung bei als Beweis, dass die Panwan'ow- Fauna von Java noch nicht erschöpft ist, woran man ohnehin kaum zweifeln darf. Das wesentliche Interesse, welches die Thiere bieten, liegt, wie Zoo). Jahrb. XI. Ablh. t. Syst. |J^ 152 HEINRICH SIMROTH, überall, viel weniger in der Feststellung einiger Novitäten als in der Aufdeckung morphologischer Differenzen von etwas weittragenderer Bedeutung. Die Gattung Parmacochlea wurde von Edgar Smith 1884 aufgestellt, auf Grund eines Exemplares, welches die Challenger- Expedition von Cap York heimgebracht hatte. Das Genus soll Par- marion gleichen bis auf einen geringen Unterschied in der halb rudi- mentären Schale ^). Tryon nimmt daher keinen Anstand, die neue Form als Subgenus zu Parmarion zu stellen ^). Hedley hat durch eine anatomische Untersuchung die Besonderheit erwiesen ^), und auch jetzt zeigt es sich wieder bei genauerer Analyse, dass es sich um zwei wesentlich verschiedene Gattungen handelt, von denen Parma- cochlea durch verschiedene Eigenheiten auffallend überrascht. I. Parmacochlea E. Smith. (Taf. 15, Fig. 1 — 9.) Nach dem Aeussern glaubt man in der That einen kleinen Parmarion vor sich zu haben (Taf. 15, Fig. 1). Ein ovales Mantel- loch von ca. 3 mm Länge, dem fünften Theil des Mantels, lässt die Schale sehen , der Eingeweidebruchsack hat dieselben Verhältnisse, die Schwanzdrüse ist die gleiche, die Sohle aber etwas schmäler. Fig. 1 giebt das Thier in doppelter Grösse, doch mögen einzelne, bei weicher Conservirung, noch um ein Viertel länger werden. Die freien Reste der Mantellappen, welche Hedley zeichnet, namentlich den noch vorspringenden Zipfel des linken Lappens (1. c. fig. Ib), vermag ich allerdings an meinen Exemplaren nicht wiederzufinden. Die Färbung ist ein schmutziges Gelbgrau, das nach oben in Schwarzgrau über- geht. Verwaschene schwärzliche Flecke bedecken den Mantel oben, besonders dunkel um das Athemloch. Die klammerartige schwarze Zeichnung, welche viele Parmarion- kxiQXi auf der Sohlenleiste haben, fehlt. Die Genitalöifnung liegt hinter dem rechten Fühlerpaar. Auffällig sind am Körper eine Anzahl feiner und gröberer Pa- pillen deshalb, weil sie sich als freie Kalkstücke erweisen, die auf der Haut befestigt sind. Ich glaubte zuerst einfache Wärzchen vor mir zu haben, wie bei manchen Parmarion. Doch fiel 1) E. Smith, An account of the land and fresh water Mollusca collected during tbe voyage of the „Challenger" from December 1872 to May 1876, in: Proc. Zool. See. London, 1884. 2) Tryon, Manual of Conchology, V. 2. 3) C. Hedley, On Parmacochlea Fischeri, in : Macleay Memorial Vol., 1893, p. 201—204. 1 Taf. Ueber die Gattungen Parmacochlea, Parmarioii und Miiroparmarion. ib'd mir die Härte auf, so wie die Form mancher, da sie sich als kleine, harte Hlättchen zeigten, die mit der Mitte der Unterseite angewachsen waren. Der exceptionelle Befund machte den Argwohn rege, dass es sich um zufällig ins Glas gerathene Sandkörnchen handelte, welche sich in die Haut gedrückt hätten. Doch wurde dieser Argwohn schon durch die Vertheilung hinfällig gemacht, noch mehr durch die Be- festigung. Die Körnchen, in Fig. 1 als schwarze Punkte eingetragen, linden sich namentlich auf dem Mantel an dessen Hinterseite, auch ganz versteckt in seinem untern Umfang; die Mantelkappe hat sie noch hier und da, aber nur im proximalen Theil, gar nicht au der Unterseite. Sodann sitzen sie noch an den Seiten des Körpers, um die Mitte und etwas vor der Mitte, bald mehr rechts, bald links. Weiterhin habe ich keine bemerkt; doch mag es sein, dass ein ver- einzeltes Körnchen sich noch mehr von der Körperraitte entfernt. Die Sohle, die Sohlenleiste, Kopf und Schwanz sind frei davon. Die Form der K a 1 k k ö r p e r hat meist etwas Mathematisches. Fig. 3 stellt solche vom Mantel dar; sie sind von denen der Seiten (Fig. 4) etwas verschieden, doch würde eine noch grössere Auswahl die Diö'erenzen wohl verwischen. Der grösste Körper (Fig. 3 a) sass versteckt hinten unter dem Mantel. Seine Basalhälfte stellt einen kantigen, nach oben erweiterten Napf dar, aus dem ein mehr ge- rundeter Aufsatz, vom Rand durch eine Stufe abgesetzt, herausquillt. Fig. 3 b hat fast die Gestalt einer etwas ausgeschweiften, sechsseitigen Doppelpyramide, der kleinste Körper, Fig. 3c, lässt noch die ge- ringste Regelmässigkeit erkennen, doch würde er beim Weiterwachsen etwa in Fig. 3 a übergehen. Unter den Körpern von der Seite fand sich einer, der unter der Lupe den Uniriss eines Octaöder-Zwillings hatte (P'ig. 4 a). Unter dem Mikroskop freilich zeigte er noch complicirtere Flächen. Ein anderer (Fig. 4 b) glich einem Pilzhut, ein dritter (Fig. 4 c) einem Tetraeder. Die kleinsten waren entweder unregelmässig (Fig. 4d) oder hatten auch schon Neigung zu mathematisch bestimmten Formen (Fig. 4e). Die Oberfläche dieser weissgelben, durchscheinenden Körner, die man wohl Dermatocalcite oder D e r m o c a 1 c i t e ^) nennen könnte, war nicht ganz glatt, sondern mit feinen Rissen und runzligen Er- habenheiten bedeckt. Man kann also keinesfalls an einfache Krystall- 1) Der classischen Form „Dermatocalcif möchte ich die weniger reine „Dermocalcit" aus Bequemlichkeitsgründen vorziehen. 11* 154 HEINRICH SIMROTH, bildungen denken. Essigsäure corrodirt, ohne völlig aufzulösen. Ein grosses annäherndes Tetraeder wurde allmählich durch die Säure so abgetrageo, dass rundliche Höcker zum Vorschein kamen, daher man wohl an eine Zusammensetzung aus Calcosphäriten zu denken hat. Charakteristisch ist es, dass diese Dinge nie, oder höchstens die ganz kleinen, mit breiter Basis auf der Haut befestigt sind. Die Ent- stehung auf Schnitten zu verfolgen, verbot die erwähnte weiche Con- servirung. Jedenfalls stehen die Dermocalcite unter den Mollusken beinahe ohne Parallele da. Mit den Kalkspiculis der Nudibranchien wird man sie kaum vergleichen können, da diese innerhalb der Haut liegen. Höchstens lassen sich die Kalkschuppen der Chitoniden zum Vergleich heranziehen ; doch kommt man dabei über die alleroberflächlichste Aehnlichkeit nicht hinaus. Die biologische Bedeutung aufzudecken, erscheint mir ebenso schwierig. Es bieten sich wohl, so viel ich sehe, drei Hypo- thesen dar. Die Dermocalcite können ein Schutz sein, welcher die Zunge des Verfolgers mechanisch reizt und ihm somit die Schnecke unschmackhaft macht. Sie können zweitens in den Dienst des bei den Pulmonaten so sehr im Vordergrund stehenden Geschlechtslebens treten und zur Reizung des Partners benutzt werden beim Vorspiel zur Copula. Es kann sich drittens um eine blosse Form der Excretion handeln, bestimmt, überflüssigen Kalk, der namentlich durch die Rudi- mentation der Schale sich erklären Hesse, aus dem Organismus weg- zuschaifen. Die dritte Annahme allein hat wohl die geringste Wahr- scheinlichkeit für sich. Die Form der Dermocalcite ist zu charak- teristisch, als dass man auf die Mitwirkung irgend welcher Natur- züchtung verzichten möchte. Für die zweite Möglichkeit, sie als sexuelle Reizorgane zu betrachten, spricht der Umstand, dass, wie wir sehen werden, den Geschlechtswerkzeugeu alle Stimulationsorgane und aller Kalk fehlen, dagegen aber die Lage. Man kann sich wohl vorstellen, dass die seitlichen Körperchen an der Haut des Partners hinstreifen, nicht aber die hinten auf dem Mantel und unter dem- selben. Derselbe Einwand erhebt sich gegen die Deutung als Ab- schreckungsmittel gegen Verfolger ; auch müsste man diese (Eidechsen ?) näher kennen, ehe man sich ein Urtheil erlauben kann. Zu Gunsten dieser Annahme lässt sich anführen , dass die kleinsten mir vor- liegenden Exemplare von kaum halber Körperlänge einige wenige, relativ grosse und sehr scharfkantige und spitze Dermocalcite bloss auf dem Mantel tragen und zwar im ümriss der obern Fläche, also Ueber die Gattungeu Parmacocblea, Parmarion und Microparmarion. 155 möglichst wirksam. Am wahrscheinlichsten kommt mir vor, dass alle drei Deutungeu mit einander concurriren. Die Schale hat E. Smith den Anlass gegeben zur generischen Abtrennung. An Stelle des Gewindes ragt unter der flachen Kalk- platte ein kleines Sigareius-?irt[ges Schälchen frei vor. Doch ist gerade dieses Merkmal wenig charakteristisch, da es starken individuellen Schwankungen unterliegt. E. Smith hatte nur ein Exemplar zur Verfügung, vermuthlich von einer andern Species. Allerdings ist auch für mich die Eigenheit der Anlass gewesen , die SMiTH'sche Gattung wieder zu erkennen. Mit Hedley's Zeichnungen (1. c. fig. 5 und 6) ist die Uebereinstimmung nur massig. Manchmal ist der Vorsprung kein geschlossener Trichter; und wenn er da ist, hat er wohl eine verschiedentlich unregelmässige Form, einen Ausschnitt an der Hinterseite oder dergl. (Fig. 3 a). Manchmal ist aber auch der Zusammenhang des Trichters so unter- brochen, dass an seiner Stelle sich ein fortlaufendes Gewinde findet, eine flache, aufgewundene Schale also , wie von einer Hyalina mit recht weitem, letzten Umgange, von dem die untere grössere Hälfte glatt weggeschnitten ist. Am wichtigsten scheint mir das Verhältniss zur Conchiolinschicht, zum Periostracum. Dieses greift bei erwachsenen Schalen ringsum, auch hinten, nur sehr wenig über den Rand des Kalkplättchens, den es als derber brauner Ring abschliesst, hinweg und greift ebenso auf den Rand des Trichters über. Es ist nicht entfernt daran zu denken, dass das Periostracum den Eingeweidesack hinten auch von unten her umhüllt, wie bei Parmarion; die Schale ist weit mehr reducirt. Bei Jüngern Schalen ist das gelbbraune Peri- ostracum relativ ebenso gross wie bei grossen ; nur die Kalkeiulage- rung, das Ostracum, steht, namentlich links und hinten, weiter vom Rande ab. Bei erwachsenen hat das Kalkplättchen einen etwas ver- dickten Rand, und auch am Trichter macht sich ein solcher deutlich bemerkbar. Das Innere zeigt ein blasses Mesenterium, nur die Fühlerretractoren sind im distalen Theil gefärbt. Die topographi- schen Verhältnisse liegen wie bei Parmarion. Die Höhlung des Fusses enthält die Hälfte des ersten Darmschenkels oder Vor- magens mit den Speicheldrüsen und dem distalen Theil des Sperm- oviducts nebst den Geschlechtsendorganen. Das Uebrige ist im Bruch- sack eingeschlossen. Der Coluraellaris gewöhnlich; der rechte Ommatophorenretractor mit dem Penis gekreuzt. Der Darm mit den vier Windungen. Die Leberlappen münden hinter dem ersten Schenkel, 156 HEINRICH SIMROTH, der im Innern Längswülste trägt, ein. Der Kiefer wie bei Limax mit scharfem Zahn ; die beiden Hälften stossen in der Mitte unter einem stumpfen Winkel mit scharfer Kante zusammen. Aehnlich nach Hedley (1. c. fig. 7). Ein Präparat der Radula (Fig, 9) zeigt ca. 110 Querreihen, ohne dass alle mitgekommen wären. Jede Quer- reihe hatte ca. 127 Zähne, einen dreispitzigen Rhachiszahn, jederseits 18 Lateralzähne mit vorrückendem und allmählich schwindendem medialen und zunehmendem äussern Dentikel und 45 zweispitzige Marginalzähne, von denen die letzten die typische Form fast eingebüsst haben. — Die Fussdrüse, in die Sohle eingelassen, reicht etwa bis zur halben Länge. — Am Schlundring sind alle Ganglien gut getrennt, mit Ausnahme der visceralen, eines queren Wulstes mit nur undeutlicher Abgliederung. Die cerebralen sind durch eine Commissur verbunden, deren Länge dem Durchmesser des einzelnen Ganglions gleichkommt. — Die Pallialorgane gleichen denen einer Helix oder Vitrina. Die Lunge hat einen zarten Gefässbaum vor dem Herzen. Das Pericard liegt der vordem Hälfte des rechten Nieren- randes entlang. Der Ureter beginnt rechts neben der Vorkammer mit einem weiten, rückläufigen Schenkel, der das Nephridium einseitig umfasst, und biegt dann hinten in den engen Endabschnitt um, der neben dem Enddarm zum Pneumostom zieht. Von den Genitalorganeu^) endlich liegt die dreilappige Zwitterdrüse (Fig. 5) hinter dem Magen. Am Zwittergang ver- misste ich die Vesicula semiualis. Die Endwerkzeuge sind sehr cha- rakteristisch. Der Pfeilsack fehlt. Das Vas deferens ist ein feiner, vielfach geschlängelter, ausserordentlich langer Canal, der an Länge unter den Stylommatophoren nur bei den Vaginuliden seines Gleichen finden dürfte, freilich unter ganz andern Lagebeziehungen. Die Patronenstrecke oder der Epiphallus beginnt mit einem Flagellum (/Z), wie bei vielen Zonitiden ; man würde es als proximalen Kalksack zu bezeichnen haben, wenn sich die wetzsteiiiförmigen Körperchen darin fänden. Doch fehlt der Kalk in der Spermatophore und im Receptaculum, überhaupt in den Genitalien durchweg. Auf das Fla- gellum folgt eine schlanke, Anfangs etwas geschwollene Partie {epi\ die wieder in einen kleinen, distalen Blindsack [fl) überführt, welcher dem zweiten Kalksäckchen der Zonitiden zu vergleichen sein würde. 1) Meine Beschreibung weicht von der HEDLEY'schen in unter- geordneten Punkten ab, ausserdem bin ich, bei reichlicherm Material, in der Lage, eine Reihe von Einzelheiten hinzuzufügen. Ueber die Gattungen Parinacochlea, Pannarioii und Microparinarion. J57 Hier sitzt der Penisretractor an. Doch muss verniuthlich noch die nächste längere Abtheiliing des männlichen Ganges (ep.,) mit kräftiger Ringmusculatur in der Wand zum Epiphallus gerechnet werden, bis zu der plötzlichen Anschwellung, mit welcher der lange, cylindrische Penis schlauch (^)) beginnt. In seinem Grunde sitzt eine central durchbohrte, unbewehrte G 1 a n s (Fig. 6). Ausserdem kann man noch den Innern Penisschlauch von der locker umhüllenden Penisscheide trennen ; doch zeigt sich, dass die Scheidung nicht gleich am proxi- malen Ende beginnt, sondern erst ein Stückchen weiter unten, und dass der innere Schlauch im untern Drittel noch einmal rings mit der Scheide verwächst, Verhältnisse, welche aus Fig. 6 und 5 wohl zur Genüge erhellen. Der Penisschlauch trägt innen, wenigstens im darauf untersuchten proximalen Theil, einen flockigen Besatz von sogen. Reizpapillen (Fig. 7). Sie bestehen lediglich, so viel ich sehe, aus verlängerten und erhärteten Epithelzellen. — Der cylindrische O vi du et {od) hat unten eine drüsige Anschwellung (Schalendrüse?). Das walzige Receptaculum seminis (rec) sitzt an einem derben spindelförmigen Stiel von gleicher Länge; es ist dickwandig und trägt im Innern Längsfalten. — Im Receptaculum fanden sich, mehr oder weniger vollständig, Spermatophoren, meist zwei in einem, in verschiedenem Zustande der Auflösung, also auf zwei hinter einander stattgefundene Begattungen deutend. Die Spermatophore (Fig. 8) besteht aus einer cylindrischen Hülse, deren Vorderende kurz um- gebogen ist. Sie ist dünnwandig und unbewehrt. Am Vorderende sitzt ein kurzer, derber Schnabel, d. h. das zuerst gebildete Hülsen- stück, in das kein Sperma aufgenommen wurde. Das andere Ende trägt, stets scharf umgebogen, einen feinen, hohlen, langen Schwanz- faden, den ich indes in verschiedenen Thieren nur unvollständig und zerbrochen vorfand. Er trägt einen Hakenbesatz, zunächst zwei derbe Haken am Anfang ; dann folgt ein glattes Stück und dann eine spiralige Crista mit viel feinem Spitzen. Sehr bemerkenswerth ist es, weil wohl ohne Pendant, dass die Spitzen der beiden obern Zacken und die des untern Kammes entgegengesetzt, gegen einander gekehrt sind. Es ist wohl anzunehmen, dass die eigentliche Spermahülse in dem distalen Theil des Epiphallus zwischen Penisretractor und Glans (ep^) der Faden aber im proximalen, zwischen Flagellum und Retractor i^Pi) gebildet wird. Die beiden starken Zacken kämen dann auf den kleinen distalen Blindsack (fl^), der Endabschnitt mit der Crista auf das Flagellum (fl) und der glatte Theil des Fadens auf den Zwischen- theil des Epiphallus zwischen beiden Blindsäcken {epi). Auch die 158 HEINRICH SIMROTH, scharfe Umljiegung am kleinen Blindsack mit dem Penisretractor findet ihren scharfen Ausdruck in dem Winkel zwischen Saraenhülse und Endfaden, so dass die Interpretation der Bildung den Grad von Sicher- heit gewinnt, der sich aus der Vergleichung zwischen den Umrissen der Abscheidung und der Matrize erreichen lässt. Auf die vergleichenden Schlüsse, die sich aus der anatomischen Darstellung ergeben, komme ich unten. 1. Parmacochlea smithi n. sp, ^) Cooktown, Halbinsel York, Australien. Micholitz leg. E. Smith hat eine P. fischen vom Cap York kurz genug be- schrieben, dem einzigen Exemplar der neuen Gattung entsprechend. Es ist daher nicht ganz leicht, über die vorstehende anatomische Schilderung des Genus hinaus der Form, welche ihr zu Grunde liegt, die specielle Stellung anzuweisen. Immerhin glaube ich verschiedene Anhaltspunkte zu finden, dafür, dass eine neue Art vorliegt. Am wenigsten kommt der Fundort in Betracht, wiewohl er um ca. 5 ^ südlicher liegt als der der P. fischeri vom Cap York. Auch darauf, dass die Form etwas länger wird, ist kaum etwas zu geben. Wohl aber scheint sie mir nicht unbeträchtlich niedriger zu sein. Nament- lich aber kommt eine Differenz des Fusses in Frage. Smith sagt (1. c. p. 273): „The foot . . . keeled above for a short distance from the terminal mucous pore, is marked along the sides with divergent backward inclined inipressed lines" etc. Bei P. smithi ist umgekehrt der Fuss scharf gekielt bis zu dem Punkte, wo er sich sattelförmig vertieft, um den Mantelbruchsack aufzunehmen, ein zwar unbedeutendes, aber vorläufig hinreichendes Merkmal. Wichtiger sind noch die Difierenzen mit Hedley's Exemplar, das er ja mit der SMiTH'schen Species identificirt, vor allem der Mangel des Zipfels vom linken Mantellappen. Auch dürften bei diesem Stück die Dermocalcite auf keinen Fall die Grösse erreicht haben wie bei P. smithi, denn Hedley sind sie gar nicht aufgefallen, trotzdem er den Mantel genau abbildete und bei dem gleichzeitig dargestellten Helicarion robustus die Mantelpapillen aufs Genaueste beachtete. II. Partnaf'ion P. Fischer. Das von Herrn Fruhstorfer auf Java gesammelte Material 1) Zu Ehren des überaus thätigen Conch^diologen vom Britischen Museum, welcher die Gattung aufstellte. Ueber die IJattungeu Farmticothlea, Parmarion uud Microparmarion. 159 lieferte mir die Sperniatophore einer Art, sie weicht wesentlich von derjenigen der naliestehenden indischen Formen ab. GODWiN-AusTEN ^ ) bildet von seiner Girasia magnifica und Ausienia gigas die Patronen als cylindrisclie Gebilde ab, vorn ge- schnäbelt, hinten zugespitzt, und zwischen Schnabel und Cylinder mit zwei hirschgeweihartigen Conchiolinstacheln bewehrt. Allein schon diese Uebereiustimmung kiinnte mich bewegen, bei der sonstigen Aehn- lichkeit der Arten, beide in einem Genus zu vereinigen. Jeden Falls möchte ich darin beistimmen, dass diese indischen Thiere unter ein- ander viel näher verwandt sind als mit den javanischen echten Par- marion-Arteu, bei denen zwar auch, wie wir sehen werden, derartig verzweigte Stacheln vorkommen, aber in viel reicherer Anzahl und Anordnung. Es wird also wohl dabei bleiben, dass man die indischen Formen etwa unter dem Gattungsnamen Girasia belässt, mit dem Sub- genus Äustenia, und die javanischen unter der Bezeichnung Parmarion abtrennt. Doch kann da nur eine genaue Untersuchung eines reichern Materiales genügende Klarheit schaffen. Damit gehe ich zu den Arten über. 2. Parmarion cainhodjensis n. sp. (Taf. 15, Fig. 10). Ich habe das Exemplar, ohne Kenntniss des Sammlers, von Herrn Rolle erhalten, bereits der Schale beraubt. Von Cambodja. Die Abbildung zeigt alles, was ich davon zu sagen habe. Die Ae.hnlichkeit ist am grössten mit P. martensi Srth. ^) von Java. Die Zeichnung ist weniger scharf sowohl auf dem Mantel als an den Seiten. Nur der schwarze Strich unter dem Kiel ist ebenso deutlich. Dass wir es mit einem Parmarion zu thun haben, wird durch die gesammte Form, namentlich aber durch die Mantelkante sicher be- zeugt. Auch die Genitalien ergaben das Gleiche, doch ist mir die Zeichnung nicht mehr zur Hand. 3. JParnidrlon hainanensis Böttger et Schmacker. Das erwachsene Thier, dessen Genitalzeichnung ich ebenfalls nicht mehr habe, gleicht im Aeussern fast ganz der vorigen Form. Doch 1) Godwix-Austp:n, On the land Molluscan genus Girasia of Gray, Avith remarks on its anatomy and the form of the capreolus of Lister (or sperniatophore) as developed in species of this genus of Indian Helicidae, in: Proc. Zool. Soc. London, 1880, p. 289—299. 2) H. SiMROTH, Ueber einige Parmarion-Arten, in: Max Weber, Zoolog. Ergeh, einer Reise in Nieder!. Ostindien, V. 2, 1893. 160 HEINRICH SIMROTH, wurde der schwarze Strich stellenweise verdeckt durch stark hervor- tretende, blasse, längliche Hautwarzen. Der Zukunft niuss ich es überlassen, ob sich P. cambodjensis als eigne Species oder nur als Varietät des P. hainanensis herausstellt. Die geographische Trennung lässt das Erstere vermuthen. Darauf, dass der Kiel über der Schwanz- drüse gar nicht hervortrat, sondern dass das Thier vollkommen stumpf und abgerundet endete, ist kaum Gewicht zu legen ; denn zwei jüngere Schnecken, halb- und zweidrittelwüchsig, hatten völlig die in Fig. 10 abgebildete Endform. Sie waren sehr viel heller, fast nur mit einer schwarzen Linie auf dem Mantel über dem Athemloch und auf dem Schwanz. Die gleichen Schwankungen in der Form des Hinterendes zeigt P. weberi. Die grössere von diesen beiden Hess noch gar keine ÜiÖeren- zirung der Genitalwege erkennen, ein Beweis dafür, dass die Ge- schlechtsreife erst eintritt, wenn die Farmarion-kviQ^ erwachsen sind, so dass man aus der völlig oder annähernd erreichten Geschlechts- reife wohl auch auf die Vollendung des Wachsthums und der Zeich- nung schliessen darf, eine Bemerkung, die bei der schwierigen Ab- grenzung der Species innerhalb unserer Gattung nicht überflüssig ist. 4. JParmarion niicholit^l n. sp. (Taf. 15, Fig. 13—15.) Anambas- oder Natunas-lnseln, China-See. Micholitz leg. Das eine von Herrn Micholitz erbeutete Stück beweist, dass die Gattung auch auf den kleinen Inseln des südchinesischen Meeres nicht fehlt. Dass Aeussere ergiebt sich wohl zur Genüge aus Fig. 13, wenn ich hinzufüge, dass die Zeichnung grauschwarz, die Grundfarbe grau mit einem Stich ins Rothe und die Schale blassgelb ist. Die Mantel- öfi'nung ist, wie man sieht, oval, doch hinten zugespitzt und asym- metrisch. Durch die hintere Spitze wird wohl die Grenze zwischen den beiden Mautellappen gesetzt, deren hintere Verwachsung die partielle Ueberdeckung der Schale bewirkt hat. Diese beiden Lappen haben noch eine besondere Eigeuthümlichkeit, nämlich je eine papil- läre, massig vorspringende Leiste (Taf. 15, Fig. 14/). Die Leisten liegen oberhalb der Mantelkante und stossen in der Nahtlinie nicht ganz zusammen. Die Schale und die Anatomie liegen völlig im Rahmen der Gat- tung; die Genitalien (Fig. 15) ebenfalls. Bemerkenswerth ist das un- gestielte Receptaculum und die Patronenstrecke oder der Epiphallus {ep). In meiner frühern Arbeit (1. c.) habe ich geglaubt, diesen Theil üeber die Gattuiitjen Piirmacoehlea, Parmarioii und Microparmarion. 161 noch zum Penis rechnen zu sollen. Jetzt weiss ich (s. u.), flass in diesem Stück die Patrone gebildet wird und dass nur der Endfaden der Spermatophore im distalen Abschnitt des Vas deferens, den ich früher allein als Epiphallus deutete, seine Entstehung nimmt. Der Epiphallus hat an der Seite, wo der Penisretractor sich ansetzt, einen schneeweissen Fleck. Im Querschnitt (Fig. 5 a) erblickt man ein Faltensystem um diesen Fleck herum. Er ist erfüllt mit allerfeinsten runden, blassen Körnchen, welche zwischen den Falten hervorkommen. Sie haben mit den wetzsteinförmigen Körperchen, wie sie sonst von besondern, hier fehlenden Kalksäckchen gebildet werden, nichts zu thun. Ich vermuthe vieiraehr, dass sie noch einen Schmelzungs- process durchmachen und das Material liefern für die Patronenhülse und ihre BewaÖ'nuug. 5. Parynarion weheri Srth. (Taf. 15, Fig. 11 und 12.) Von dieser Art liegen mir viele Stücke vor, halbwüchsig bis er- wachsen, die grössten von 5,5 cm Länge. Die grosse Serie lässt bei reichlichen Abweichungen Zweifel aufkommen bezüglich des Art- umfanges. Die Schale ist blassgelb, seltner ins Bräunliche spielend, nie so braun wie bei P. piipillaris Humbert. Im Uebrigeu aber zeigen sich verschiedene Uebergäuge zu dieser Art. Die Färbung be- wegt sich zwischen dem Grau mit kräftiger schwarzer Zeichnung (1. c. tab. 7, fig. 6 a) und dem Rothgrau mit schwarzer Zeichnung (fig. 6 b), das fast in das reine gelbliche oder bräunliche Grau des P. pupülaris (fig. 7) übergeht. Im Allgemeinen sind die jungen Exemplare weniger gezeichnet als die erwachsenen. Bei diesen er- kennt man einen schwarzen Strich neben dem Rückenkiel ; doch wird dieser schliesslich auf eine schwarze Netzlinie beschränkt in den Furchen zwischen den Runzeln, unter diesen selbst ist das Pigment weggeschmolzen. Mau hat das Gefühl, als wenn das Schwarz nur da sich ablagerte , wo die Atmosphäre auf die Hautblutgefässe durch eine Hautschicht hindurch wirkt, welche eine bestimmte absolute Dicke nicht überschreiten darf. So lange die Dicke der Hautwarzen unter dieser Grenze bleibt, hält sich der Farbstoti" unter ihnen ; sobald sie, proportional mit der zunehmenden Körpergrösse, die Dickengrenze überschreiten, schwindet er. Grosse Thiere, schon fast vom Um- fang der erwachsenen , Hessen doch niemals eine Spermatophore auffinden. Von den Genitalien habe ich den aufgeschnittenen Penis mit der Patronenstrecke abgebildet (Taf. 15, Fig. 11). Der erstere zeigt sich 162 HEINRICH SIMROTH, in der ganzen untern Anschwellung, die vermuthlicli bei der Paarung allein ausgestülpt wird (s. u.), mit Reizpapillen besetzt. Eine Glans fehlt. Der enge proximale Theil der Ruthe hat glatte Wände, der Epiphallus hat dieselben Querwände und dasselbe weisse Körnchen- secret wie bei der vorigen Art. Das ßeceptaculum schwankt, je nach der Entwicklung, zwischen den Formen des P. x^^P^aris und des P. weberi (1. c. tab. 2, fig. 16 und 18). Die OeÖ'nung des Liebes- pfeiles war etwas kürzer als der Schaft, also mehr wie bei P. pu- piUaris. Danach ist es schwer, die beiden Arten gegen einander scharf abzugrenzen. Immerhin lässt der geschlossene Bestand, aus welchem ich früher die braune Schale des P. pupillaris ableitete (1. c), diesen von P. weberi unterscheiden. Zu einem abschliessenden Urtheil würde ein sehr grosses Material von vielen Fundorten gehören ; denn mir sclieint es, dass wir in diesen Nacktschnecken Formen vor uns haben, welche, noch in regem Flusse der Artbildung, starker localer Varia- tion unterliegen. Auf die Gestalt des Liebespfeiles namentlich könnte man eine besondere Varietät gründen. Doch überlasse ich diese Untersuchung künftiger Prüfung. Noch kann ich die Spermatophore beschreiben (Taf. 15, Fig. 12). Sie hat die Figur eines Hippocampus en miniature, von 6 mm Länge in gekrümmtem Zustand. Das zugespitzte Kopfende ist rechts und links mit allmählich zunehmenden Dornen besetzt (Fig. 12 a), weiterhin beschränken sich diese auf die convexe Seite des grössern Theiles der eigentlichen Spermahülse und nähern sich auf dem Rücken bis zur Berührung, wobei ein gespaltener Mitteldorn entsteht (Fig. 12 b). Dabei werden sie durch rippenartige Verdickungen und Wölbungen der Kapselwand gestützt. Weiterhin, am Ende der eigentlichen Kapsel, sind ein Paar kräftige Dornen rechts und links angebracht, die sich in entgegengesetzter Richtung klauenartig nach unten krümmen. Während in Fig. 12 huks ein ungespaltener, rechts zwei gespaltene zu sehen sind, waren bei einem andern Exemplar auch links zwei vor- handen. Der Schwanzfaden ist glatt und trägt keine Dornen. Es ist wohl klar, dass die zur Befestigung dienenden Dornen und Rippen in den Querrinnen des Epiphallus (Taf. 15, Fig. 11 ep) gebildet werden. Leider fehlt in dieser Richtung bisher noch eine Arbeit, welche die Abhängigkeit so klar legte wie bei der Radula etwa. Viele Thiere waren offenbar in Paarung gefangen. Dabei war meist der Pfeil hervorgetrieben, und zwar in stärkstem Maasse so, dass er völlig frei auf der Spitze eines fleischigen Hornes stand. Ueljer die (Jiittuiifjen r;iriiiac-oi'lilen, I^arinai imi uiij Mici oparmarion. 163 welches ihn an Lange um ein Mehrfaches übertraf. Es war also die ganze Tasche, in welcher der Pfeil sitzt, hervorgestülpt und vom distalen Ende der Pfeildrüse aufgetrieben. Der Grund des Hornes wurde von einer kuuimetartigen, unten oti'enen Ealte umfasst, Beweis für völlige Ausstülpung. Der Penis, der auf gemeinsamer Basis neben dem Hörn hervordrang, stellte einen kurzen, cylindrischen oder kugligen Zapfen dar, über und über mit Reizpapillen bedeckt ; es war also nur die betreffende Partie, welche mit den Warzen ausgekleidet ist» ausgestülpt (s. o.). III. 3Iicroparniarion Srth. Drei Arten von Java, darunter vermuthlich zwei neue, erlauben einige allgemeinere Schlüsse. Wesentlich ist, dass überall die Mantel- kante fehlt; dagegen kann die Verwachsung der Mantellappen hinten verschiedene Grade erreichen, so dass der Mantel die Schale hier entweder nur von der Unterseite stützt oder auch auf die Oberseite hinaufgreift und ein ovales Mantelloch bildet. Allen gemeinsam ist ferner eine fein papilläre Structur der Manteloberfläche, während diese bei Parmarion glatt ist wie bei Limax u. a. Bei allen drei Arten fand ich die Spermatophore, sie stimmte auffallend überein. Hinweisen möchte ich an dieser Stelle auf eine meiner Meinung nach unrichtige Interpretation, welche Collinge u. Godwin-Austen ^ einer meiner Abbildungen haben zu Theil werden lassen. Nach meiner Zeichnung hat M. struhelli Skth. (1. c. fig. 12) am Penis einen Henkel. Die Herren reproduciren meine Figur, wobei sie den Henkel als Flagellum bezeichnen (1. c. fig. 39), und finden damit eine Parallele zu ihren M. pollonerai und simrothi. Die Uebereinstimraung ist in der That auffallend. Für M. struhelli habe ich aber gezeigt, dass ein Flagellum durchaus nicht vorhanden ist. Der Henkel entsteht bloss dadurch, dass der schlanke Penisschlauch, der überall bei Micro- parmarion länger ist als seine Scheide (im Gegensatz zu Parmarion\ durch besonders starke Verlängerung eine Schlinge bildet, die seit- lich hervortritt. Bei der grossen Uebereinstimmung verrauthe ich, dass die Thiere von Borneo dieselbe Bildung haben ; ja ich möchte kaum Bedenken tragen, diese drei Arten auf Grund dieses gemein- 1) W. E. Collinge and H. H. Gobwin-Austen, On the structure and affinities of some new species of Molluscs from Borneo, in : Proc. Zool. Soc. London, 1895, p. 241—250. 164 HEINRICH SIMROTH, sanien Merkmals als besondere Untergattung, die Collingea heissen mag, zusammenzufassen. Um eine Lücke auszufüllen, habe ich auch die Radula eines javanischen Microparmarion untersucht und dieselbe fast genau so gefunden wie früher bei Parmarion (1. c.) und jetzt bei Parmacochlea (s. o.) und wie Collinge u. Godwin-Austen bei einem Micropar- marion von Borneo. 6. Micropannariofi fruhstorferi n. sp, (Taf. 15, Fig. 16—22.) 3 Exemplare, Java. Fruhstorfer leg. Fig. 16, Taf. 15, stellt das mittlere, aber geschlechtsreife Thier in doppelter Grösse dar; das eine war noch um ein Fünftel länger. An der Form fällt der Mantel auf, welcher am Hinterende die Schale nur von unten stützt (Fig. 17), die Oberseite aber frei lässt. Ein rechter und linker Mantellappen fallen nach hinten schräg ab, so dass sie nicht mehr oberhalb der Schale zusammenstossen. Die Zeichnung, aus tiefem Schwarz, war bei dem abgebildeten Individuum (Fig. 16) am stärksten, bei den andern weit schwächer und wohl gebleicht. Die Grundfarbe ist fast rein weiss oder hell grau, wodurch das Schwarz sich noch mehr hervorhebt. Auf den Seiten des Schwanzes stechen die weisslichen Papillenreihen sehr zierlich ab. Auffallend ist es, dass das Schwarz auch auf der xMantellläche vor- kommt, welche dem Fussrücken aufhegt (Fig. 17). Mittelsohle weiss, Seitenfelder grau. Die Schale (Fig. 18 u. 19) ist ein blass gelbes Conchiolinplättchen, an dem unter scharfem Knick links und hinten eine schwache ebensolche (c) nach unten einspringt, also gewissermaassen gekielt. Die obere Platte ist von Kalk fast bis zum Rand unterlagert. Am Nucleus springt der Kalk auf seinem Umgang sehr stark nach unten vor (Fig. 19), ähnlich wie bei Parmacochlea. Der Kiefer ist ähnlich dem von Limax. Von dieser Art stammt die oben beschriebene Radula. Die Genitalien (Fig. 20) gleichen denen von Parmarion, doch ist der Penis dadurch verschieden, dass sich ein innerer Schlauch von der Scheide abhebt. Der Epiphallus ist mehr in die Länge gestreckt und cylindrisch oder doch langsamer verjüngt, so dass auch nach der Umbiegung das proximale Stück noch das Vas deferens an Dicke beträchtlich übertrifft. Der Wand des Atriums sitzt eine knorplige Ueber die üattun^jeu l'armacochleu, l'armarioii und Microparinurion. 165 Lippe an, die in Fig. 20 l aus der Geschlechtsötfnung heraussieht. Sie scheint dem Pfeil beim llervorstossen als Führung zu dienen. Der schlanke Pfeil (Fig. 21) mit kalkiger Spitze, die etwas ge- bogen ist, ai)er sich gegen den Schaft nicht besonders absetzt. Die Spermatophore (Fig. 22), in gekrümmtem Zustand 5 mm lant:, ist ein lang spindelförmiger Körper, dessen grösste Weite nahe dem Vordereiule liegt, ohne eigentlichen Endfaden. Sie trägt auf der convexen Seite Querreihen kurzer, einfacher Stacheln. Die Querreihen werden nach hinten zu immer schmäler. Bei geringer Vergrösserung sieht der Besatz aus wie eine Art Mähne. 7. Microjyarmavion böttgeri n. »p. (Taf. 15, Fig. 24—26.) 3 Exemplare, Java. P'uuhstorfer leg. Die Schnecken haben grosse Aehnlichkeit mit M. struhelli Srth (1. c. fig. 5), namentlich in der Zeichnung. Doch unterscheiden sie sich äusserlich durch die Configuration des Mantels, dessen Lappen, wie bei der vorigen Form, hinten getrennt bleiben, also kein eigent- liches Mantelloch umgrenzen, innerlich durch den Mangel des Penis- henkels. Das Pigment concentrirt sich auf dem Mantel (Taf. 15, Fig. 24) zu grauen Flecken und innerhalb dieser zu schwarzen Punkten, die mithin von einem grauen Hof ringsum oder einseitig umfasst werden. Die Genitalien (Fig. 25) gleichen am meisten denen der vorigen Art; doch ist der Penis beträchtlich kürzer. Die helle Kalk- spitze des Liebespfeiles (Fig. 2(3), der beträchtlich gekrümmt ist, setzt sich durch scharfe Einschnitte gegen den Schaft ab. Die Sper- matophore wie bei der vorigen Art. 8. Microjyarmarion austeni Srth, 3 Exemplare, Java. Fruhstorfer leg. Die Thiere stimmen durchaus mit meiner frühern Beschreibung (1. c.) überein, nur waren sie ein wenig robuster, und das eine Stück war mehr gedunkelt, namentlich auf dem Mantel schwarz, ohne Zeich- nung. Die Mantelpapillen ebenso grob. Wesentlich ist, dass die Mantellappen hinten oberhalb der Schale bereits verwachsen und so ein eigentliches Mantelloch bilden. Da die Schnecken völlig geschlechtsreif waren, habe ich in Fig. 23 auf Taf. 15 die männlichen Endwege nochmals abgebildet. Der Penis- schlauch trug innen in ganzer Länge Reizpapillen. Die Spermato- phore glich der der andern Arten. 166 HEINRICH SIMROTH, TJebersieht. Durch die vorstehenden Untersuchungen wird, wie ich hotfe und wie zu erwarten war, die Abgliederung und Verbreitung der bisher zu Parmarion oder Girasia im weitern Sinne gerechneten Formen ein wenig geklärt. Auf Bamayantia^ die auf Borneo beschränkt zu sein scheint, habe ich mich nicht eingelassen, da ich die Gattung nicht aus eigener Anschauung kenne. So weit ich nach den Ab- bildungen von CoLLiNGE u. GoDWiN-AusTEN (1. c.) urtheilen kann, hat man es mit Formen zu thun, die im Aeussern und in den Geni- talien mit Parmarion s. s. übereinstimmen, bei denen aber die Mantel- lappen hinten nicht oberhalb der Schale verwachsen i). Die Gleich- heit der Spermatophore vorausgesetzt, hätte man es mit Arten von Parmarion zu thun, die sich zu den javanischen Species ebenso ver- halten wie Microparmarion höttgeri und fruhstorferi zu M. austeni, für den man consequenter Weise ebenfalls eine neue Gattung auf- stellen niüsste. Mau könnte noch Parmella heranziehen, von der uns Hedley eine anatomische Beschreibung geliefert hat ^). Doch ist diese melanesische Form (Fidschi-Inseln, Lord Howe-Island) durch den grossem |lingeweidebruchsack und den viel grössern Schalenrest mit stärkerm Gewinde ausgezeichnet. In den Genitalien dürfte sie sich zunächst an Parmacochlea anschliessen, wenigstens durch den Besitz eines Flagellums und den Mangel einer Pfeildrüse. Dagegen hat sie keine Spur des merkwürdig langen Samenleiters. Was den Mantel anlangt, so gestehe ich, dass ich auch jetzt mit den Begriffen „rechter und linker Mantellappen'" noch nicht ins Reine komme, wenigstens dann nicht , wenn Verwachsung und Zeichnung 1) Godwin-Austen's Figuren sind zwar malerisch schöne Skizzen, lassen aber leider, sei es eben in Folge des Skizzenhaften, sei es in Folge der lithographischen Ausführung, gerade in den Mantelverhält- nissen ein wenig im Stich. In fig. 3 und 4 {Damayantia von der Oberseite) scheinen mir die Abgrenzungen nicht genügend klar. Glück- licher Weise scheint Verwirrung dadurch ausgeschlossen , dass die Gattung durch die Form der Radulazähne sich bestimmt von den andern entfernt. Leider kann ich aber auch über die Mantelverhält- nisse der beiden Arten von Microparmarion nicht genügend ins Klare kommen. Wie mir es scheint, entsprechen sie denen von M. höttgeri und fruhstorferi^ im Gegensatz zu M. austeni. 2) C. Hedley, On Parmella Etheridgei Brazier, in : Records Austral. Museum, V. 1, 1890. üeber die Gattungen Parinacochlea, Parmarion und Microparmarion. 167 keine deutlichen Treunungen mehr zulassen. Es liegt doch wohl nahe, bei Formen wie Taf. 15, Fig. 13 und 17 die Grenze zwischen beiden Lappen hinten anzunehmen. Den in Fig. 16, Taf. 15, sichtbaren Theil des Mantels hinter dem Athemloch würde ich demnach als rechten Mantellappen bezeichnen, während ich vermuthe, dass er von anderer Seite noch dem linken zugerechnet werden würde. — Eine andere Schwierigkeit liegt in der Thatsache, dass die Lappen im Leben die Schale sicherlich weiter einhüllen als im Alkohol. Da- durch wird die Unterscheidung, die ich bei den Microparmarion- Arten vornahm, wonach der Mantel hinten die Oberseite der Schale entweder frei lässt (M. fruhstorferi und höUgeri) oder bedeckt (M. ausieni), etwas zweifelhaft. Gleichwohl ist zu betonen, dass im Spiritus die morphologischen Verhältnisse bei allen Individuen con- form sind. Ich vermuthe daher, dass die Bedeckung der Schale im Leben bei den erstem Formen sich durch Erweiterung des Mantels von den Seiten her vollzieht und dass die Mantelränder in einer Schlitzlinie zusammenstossen, dass dagegen bei M. austeni das Loch sich von allen Seiten her gleichmässig zusammenzieht bis zu einer feinen, stichförmigen Oeffnung. Als Beispiel für den erstem Modus kann die Figur gelten, welche Tryon von Parmarion (im TRYON'schen Sinne) radha G. A. giebt (1. c. tab. 37, fig. Q6), als Beispiel für den letztern die echten Parmarion- Arten. Wir haben es hier mit ver- schiedenen Abstufungen zwischen Gehäuse- und Nacktschnecken zu thun, die sich innerhalb derselben Gattung vollziehen. In diesem Sinne hätte ich weiter zu scheiden innerhalb der Genera oder Sub- genera Microparmarion und CoUingea. Wem diese Trennung zu weit geht, der möge bedenken, dass wir von der Nacktschnecken- fauna der malayischen Region bis jetzt sicherlich erst massige Bruch- stücke kennen und dass die jetzigen Subgenera alle Aussicht haben, allmählich zu grössern Gattungen anzuschwellen ^). Darnach hätten wir folgende Gattungen und Untergattungen, welche sich bei dem ungleichmässigen Stand unserer Kenntnisse allerdings nur auf sehr ungleiche Merkmale stützen lassen : 1) Allerdings ist auch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass bei den reichlichen Uebergängen, die sich in der indo-malayischen Region zwischen Gehäuse- und Nacktschnecken finden, das Aeussere mehr variirt als die Anatomie. Man hätte dann unter Umständen äussern Di£ferenzen, selbst relativ starken, nur sp eci fisch e n Werth beizumessen. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 22 168 HEINRICH SIMEROTH, I. Girasia mit dem Subgen. Äustenia. Mit Pfeildrüse und Liebespfeil. Spermatophore cylindrisch, vorn geschnäbelt, hinten zugespitzt, zwischen Schnabel und Cylinder mit zwei hirschgeweihartigen Dornen. Vorderindien bis Birma. II. Parmarion. Mantel rings auf die Schale hinaufgeschlagen, mit echtem Mantelloch; rings eine fortlaufende Kante. Vom Gewinde der Schale bleibt unter dem Nucleus eine kurze, flache Kalklamelle. Mit Pfeildrüse und einfach zugespitztem Liebespfeil. Spermatophore vorn zugespitzt, hinten zu einem langen Schwanzfaden ausgezogen, mit complicirtem Besatz von hirschgeweih- und klauenartigen Conchiolin- dornen. Radula vitrinenartig. Verbreitung in nord-südlicher Richtung. Südchina, Cambodja, Inseln der südchinesischen See, Java. IIL Damayanüa. Mit Pfeildrüse und Liebespfeil. Radula abweichend. Borneo. IV. Die Jficroparman'ow - G r u p p e. Unter dem Nucleus der Schale bleibt der dorsale Theil des ersten Umganges vom kalkigen Gewinde erhalten. Mit Pfeildrüse und Liebespfeil, letzterer mit erweiterter Kalk- spitze, lanzenartig. Radula vitrinenartig. 1 . Genus: Microparmarion. Spermatophore, so weit bekannt, auf der convexen Seite mit Querreihen kurzer Dornen besetzt. Penis ohne Henkel. 1. Subgen. Der Mantel tritt rings auf die Schale hinauf, mit echtem Mantelloch. Java (M. austeni). 2. Subgen. Der Mantel tritt hinten nicht auf die Oberseite der Schale über. Java (M. fruhstorfer% M. höttgeri). 2. Genus: Collingea n. g. Der distale Theil des Penisschlauches tritt henkelartig aus seiner Scheide heraus. 1. Subgen. Mantel wie bei Microparmarion s. s. Java (C. Strubeln). 2. Subgen. Mantel wie bei ScMsopelta. Borneo {C. poUonerai, simrothi). Ueber die Gattungen Parmacochlea, Parmarion und Microparmarion. 169 V. Parmacochlea. Haut mit Derniocalciten. Schalenimcleus wie bei Micropar- marion oder unten selbst trichterartig abgelöst. Periostracum nicht nach unten umgebogen. Vas deferens sehr verlängert. Penis mit Flagellum. Ohne Pfeildrüse und Liebespfeil. Radula vitrinenartig. Australien, Halbinsel York. VI. Parmella. Vas deferens gewöhnlich. Die Genitalien gleichen im Uebrigen denen von Parmacochlea. Radula abweichend, wie bei Damayantia. Melanesien. Die wichtigsten Merkmale der auf den vorstehenden Blättern be- sonders behandelten Gattungen lassen sich in folgender Tabelle dar- stellen : ?g Mantel Vas deferens Haut mit Dermocalciten Mantel mit Kante {rings auf die Schale hinaufgeschlagen hinten nicht auf die Schale hinaufgeschlagen . l links und hinten nach unten übergreifend Periostracum I auf die Kalkplatte beschränkt ( eine schwache Querlamelle ..... Am Nuclens unter der Platte \ ein vorspringender Umgang .... [ ein abgelöster Trichter Pfeildrüse und Liebespfeil vorhanden Pfeil einfach zugespitzt Pfeil mit erweiterter Kalkspitze, lanzenartig ( kurz und gestreckt \ lang und vielfach geschlängelt Penis mit Glans {ein einfacher Schlauch ein gewundener Schlauch in freier Scheide ein Schlauch mit einer theilweise freien Scheide ohne Schwanzfaden, mit einer Mähne von kurzen Dornen in Querreihen allmählich in einen Schwanzfaden verlängert, mit com- plicirten hirschgeweih- und klauenartigen Dornen mit scharf abgeknicktem Schwanzfaden, der allein ein- fache Dornen trägt Radula vitrinenartig Lunge, Herz und Niere vitrinenartig Schwanzdrüse vorhanden ..•..-. Sohle dreitheilig 12* Spermatophore < + + z.Th. z Th. + + 4 + + + + + + + -f + + + + + + + + + + + + 170 HEINRICH SIMROTH, Zu weitern theoretischen Schlüssen, die Herkunft und systema- tische Stellung der verschiedenen indo-malayischen Halbnacktschnecken betreffend, scheinen mir die bisher bekannt gewordenen Thatsachen noch zu dürftig; daher verzichte ich lieber auf den verlockenden Versuch. Leipzig, August 1897. Nachschrift: Während der Drucklegung dieser Arbeit ist eine Abhandlung von Collinge erschienen (Description of two new species of slugs of the genus Parmarion from Borneo, in: Proc. Zool. Soc. London, 1897, p. 778—781), worin er den Unterschied zwischen Parmarion und Microparmarion zu verwischen sucht. Ohne mich an dieser Stelle auf Weiteres einzulassen, bemerke ich nur, dass mir seine Schlussfolgerung nicht genügend begründet erscheint; nament- lich hat er den Penis nicht nach seinem innern Bau, sondern bloss nach dem äussern Umriss beurtheilt. Ueber die Gattungen Parmacocblea, Paromriou und Microparmarion 171 Erklärung der Abbildungen. ei Eiweissdrüse. ep h Epiphallus. Elagellum. Haut. od Oviduct. osp V Spermoviduct. Penis. Gemeinsame Bezeiclinungen. pf Pfeildrüse. rec Receptaculum seminis. rp Penisretractor. rpf Retractor der Pfeildrüse. vd Vas deferens. zd Zwitterdrüse. zg Zwittergang. Tafel 15. Eig. 1 — 9. Parmacochlea smithi n. sp. Fig. 1. Die Schnecke von rechts (la) und von links (1 b). Die schwarzen Punkte sind die Dermocalcite. Vergr. 2. Fig. 2. Schalen : 2 a und 2 b zwei Schalen von unten, 2 c eine dritte schräg von unten, so dass das Gewinde deutlicher hervortritt. Die schwarze Linie in 2 a bedeutet den Conchiolinrand des Peri- ostracums. Fig. 3. Dermocalcite vom Mantel. Vergr. 90. Fig. 4. Dermocalcite von den Seiten des Körpers. Vergr. 90. Fig. 5. Geschlechtswerkzeuge. Fig. 6. Der Penisschlauch mit seiner Scheide, halbschematisch. Im Grunde die Glans. Fig. 7. Reizpapillen aus dem Penis. Vergr. 90. Fig. 8, Spermatophore ; zwischen Faden und Samenhülse eine Sper- matophore in natürlicher Grösse. Fig. 9. Radulazähne. Vergr. 300. Fig. 10. Parmarion camhodjensis n. sp. Vergr. 2. Fig. 11 und 12. Parmarion weberi Srth. Fig. 11. Penis und Epiphallus, der Länge nach geöffnet. Fig. 12. Spermatophore desselben, von der Seite, 12 a die Spitze, 12 b eine Dornenreihe vom Rücken in der Ansicht von oben. Fig. 13—15. Parmarion micholitzi n. sp. Fig. 13. Die Schnecke: 13a von rechts, 13b von oben. Vergr. 2« Fig. 14. Mantel desselben, stärker vergrössert. l papilläre Leisten auf dem Mantel. 172 ^* SIMROTS, Parmacochlea, Partnarion und Microparmarion. Fig. 15. Genitalendwege desselben, 15 a Querschnitt durch den Epiphallus in schräger Richtung. Fig. 16 — 22. Microparmarion fruhstorferi n. sp. Fig. 16. Das Thier von rechts. Vergr. 2. Fig. 17. Hinterende des Mantels und des Eingeweidebruchsacks (s) von unten. Fig. 18. Die Schale von unten (links) und oben (rechts), stärker vergrössert. Fig. 19. Die Schale schräg von unten, c der freie Conchiolinrand. Fig. 20. Grenitalendwege. Im Receptaculum eine Spermatophore, l Knorpellippe, die aus der Oeffnung hervorsieht. Fig. 21. Liebespfeil. Fig. 22. Spermatophore. Fig. 23. Microparmarion austeni Skth. Penis und Epiphallus eines reifen Exemplares. Fig. 24 — 26. Microparmarion böttgeri n. sp. Fig. 24. Die Schnecke von rechts. Vergr. 2. Das grösste Exem- plar ist etwa um den 6. Theil länger. Fig. 25. Genitalendwege. Fig. 26. Liebespfeil. Nachdruck verhüten Uebersetzunysrecht vorhehaUen. Systematisclie Uebersiclit der Reptilien und Batrachier Böhmens. Von J. P. Prazäk, Ph. D., D. Sc. Research Scholar in the University of Edinburgh. Vorliegende kleine Arbeit ist nur ein Bruchstück der in meinem Vaterland durch mehr als 8 Jahre eifrig betriebenen faunistischen Studien, welche nur in ornithologischer Beziehung zu Ende geführt werden konnten. Ich bin mir der bedeutenden Lücken, welche dieser beschreibende Beitrag zur Kenntniss der heimathlichen Wirbelthier- fauna aufweist, wohl bewusst, übergebe ihn aber trotzdem der Oeöent- lichkeit als eine Ergänzung meiner „Ornis Böhmens" sowie eines kleinen Artikels über die Säugethiere des Landes^), weil derselbe doch vielleicht brauchbare Materialien enthält und auch in so fern nicht ganz ohne Interesse sein dürfte, als er nach mehreren Decennien wieder eine ausführlichere Bearbeitung der böhmischen Reptilien und Batrachier darstellt. Wenn es mir auch nicht möghch war, den her- petologischen Theil meiner faunistischen Studien in jenem Grade aus- zuarbeiten, wie es bei dem die Vögel behandelnden der Fall war, so hoffe ich hier doch grössere Ansprüche an Vollständigkeit machen zu können, als es bei der oben erwähnten mammalogischen Skizze thun- lich war, da ich mich einerseits auf mehrere gediegene Vorarbeiten stützen konnte und andrerseits im Sammeln das Material nicht so viel vom Zufall abhängig war wie bei den Säugethieren, wo es so schwer fällt, sich die so verborgen lebenden Nager sowie Spitz- und Fleder- 1) In : Jahresber. Naturw. Ver. an der Universität Wien f. d, J. 1895. Auch separat bei R. Friedländer & Sohn, Berlin. 174 J. P. PRA^AK, mause zu verschaffen. Dieser Beitrag soll zugleich eine Recapitula- tion der altern einschlägigen Forschungen sein, welche ich mit sorg- fältiger Kritik benutzt habe; da aber meine Angaben sich auch und zwar grössten Theils, auf das umfangreiche, von mir selbst in fast allen Gegenden Böhmens gesammelte und sorgfältig conservirte Material stützen, so darf dieser Artikel als eine — so weit es bei den jetzigen Verhältnissen möglich war — vollständige Aufzählung unserer Formen und zur Zeit erschöpfende Schilderung ihrer Verbreitung gelten, so lange bis ein Berufenerer diesen vernachlässigten Theil der böhmischen Zoographie besser und gründlicher bearbeiten wird. Ferner benutzte ich Sendungen und Mittheilungen mehrerer Herren, welchen ich hier nochmals meinen verbindlichsten Dank sage, besonders aber meines verstorbenen Freundes, D. Varecka. — Ich bemerke aus- drücklich, dass die meisten Untersuchungen an frischen Exemplaren angestellt und die Vergleichungen nur mit gut erhaltenen, unentfärbten Stücken vorgenommen worden sind. Von der Aulfassung ausgehend, dass die Faunistik nur ein Mittel zum Zweck, nur ein Stadium der zoo- und biökographischen Erkennt- niss, dass demnach die Qualität der Formen und nicht ihr Quantum von faunistisch-wissenschaftlicher Wichtigkeit ist, widmete ich den Varietäten, localen Abweichungen, ja selbst den Variationen besondere Aufmerksamkeit. Im grossen Ganzen fand ich unsere herpetologische Fauna jener der östlichsten Theile Mitteleuropas näher stehend als z. B. der der im Westen und Süden unmittelbar an Böhmen grenzenden Länder, und so bestätigen die Resultate dieser kleinen Arbeit die schon früher von mir ausgesprochenen ornithologisch-faunistischen Schlussfolgerungen. Mehrmals betone ich im Verlauf dieses Beitrags das Vorkommen von so genannten „Anklängen"; immer waren es solche an östliche Formen — ganz in Uebereinstimmung mit den ein- schlägigen an Vögeln angestellten Untersuchungen ^). Was die geographische Verbreitung anbelangt, so war ich be- müht, bei den weniger häufigen oder seltnem Formen mehrere Loca- litäten anzuführen, denn Bezeichnungen wie „häufig", „zahlreich", „selten" u. a, sagen eigentlich nur sehr wenig. Den Grenzgebirgen, welche das Land geographisch so deutlich umringend auch faunistisch sehr interessant und wichtig sind — dies gilt von dem in seiner Fauna 1) Ueber die sog. Fremdkleider unserer Vögel, in: Ornitholog. Monatsschr., 1896, p. 184—197. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 175 und Flora hoch merkwürdigen Riesengebirge insbesondere — wurde die grösste Aufmerksamkeit zugewendet. Herrn Dr. Fii. Werner, dessen herpetologische Arbeiten bestens bekannt sind, schulde ich meinen aufrichtigsten Dank für die Güte, mit welcher er meine Notizen durchgesehen und die Ergebnisse meiner Untersuchungen revidirt hat; mit seiner Erlaubniss habe ich diesem Artikel einige seiner Bemerkungen als Fussnoten beigefügt. Die verehrten Leser muss ich wohl in verschiedener Hinsicht um Nachsicht und Milde in der Beurtheilung dieser Arbeit bitten, welche in einem Dorfe nur mit Hülfe eigner Sammlung und Bibliothek ausgeführt wurde. Bevor ich zur Schilderung unserer Lurche und Kriechthiere über- gehe, will ich meinen Vorgängern auf diesem Feld einige Worte widmen. Man kann sagen, dass in der Erforschung dieser zwei Classen wissenschaftlich mehr gearbeitet worden ist als über die Säuger und Vögel Böhmens, denn wir besitzen einige gute Studien über die her- petologische Fauna unseres Landes, welche, von tüchtigen, geschulten Fachmännern stammend, ähnliche ornithologische Arbeiten qualitativ weit überragen. Mit vollem Recht beginnt man gewöhnlich die Geschichte der böhmischen Zoographie mit dem Erscheinen des Werkes des gelehrten Jesuiten Bohuslaus Balbin, welcher so viel für jene Zeit beachtens- werthe und in mancher Beziehung noch jetzt werthvolle Materialien über die Thierwelt Böhmens zusammengetragen hat ; für unsern Gegen- stand enthält aber sein ehrwürdiges Buch (1) keine wichtigern Notizen, und erst mit der Eröffnung der Kgl. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften beginnt langsam die Thätigkeit auf diesem Gebiet. So erschien im Jahre 1788 eine kürzere Arbeit von W. J, Schmidt (2) über eine vermuthlich neue Schlangenart Böhmens, welcher eine fade, geistlose Aufzählung der böhmischen Wirbelthiere (3) aus der Hand desselben Verfassers folgte; diese jetzt seltene Brochure ist aber für die heimathliche Naturforschung nur als literarische Rarität von einigem Interesse, sonst steht sie — wenn möglich — noch unter dem Niveau der Schriften, welche nach dem Erscheinen von Linne's W'erk in allen Ländern veröffentlicht wurden. Im Jahre 1790 (und nicht 1791, wie einige Autoren angeben) gab Jon. Thad. Lindakee eine verhältnissmässig recht gelungene Uebersicht der böhmischen Batrachier und Schlangen heraus (4), in welcher auch Tropidonotus tessellatus als vermuthliche ^,species nova'''' unter dem Namen Coluher hydropMlus 176 J. P. PRA^AK, beschrieben ist. Die versprochene, die Eidechsen und Molche be- handelnde Fortsetzung ist aber nie erschienen. Nichts desto weniger war diese Arbeit von unleugbarer Wichtigkeit. Grundlegend für unser Wissen über Böhmens Lurche und Kriechthiere war aber eine im Jahre 1851 erschienene Monographie eines Assistenten des berühmten PuRKYNE, Dr. Glückselig (6), welcher schon im Jahre 1832 über diesen Gegenstand eine gute lateinische Dissertation (5) verfasst hatte. Glückselig's „Amphibien und Reptilien Böhmens" waren in jeder Beziehung eine sehr gute Arbeit, deren Werth um so grösser war, als sie zum grössten Theil auf eigenen Untersuchungen beruhte. Leider sind seine Verbreitungsangaben nur sehr dürftig, indem er sich meistens auf west - böhmische Gegenden , wo er als praktischer Arzt (in Ellbogen) lebte, beschränkte ; während er in biologischer Be- ziehung die ihm bekannten Formen sehr gut beschrieb, charakterisirte er die ihm vorgekommenen Varietäten sehr knapp, so dass sie nur sehr schwer wiederzuerkennen sind. Es scheint, dass Glückselig nie die östlichen Theile des Landes behufs herpetologischer Forschungen besucht hat und das faunistisch sehr wichtige Riesengebirge nur nach den Mittheilungen des als Entomologe bekannten Prof. Mikan, welcher auch einer der Mitarbeiter und Correspondenten Sturm's bei der Herausgabe seines leider nie beendigten Werkes über die Fauna Deutschlands war, kannte. Dr. K. Amerling's kleine Schrift (7), welche allerdings keine Ansprüche auf Wissenschaftlichkeit machte, enthält nur Vermuthungen und willkürliche, oft aber auch nur un- verschuldete Unwahrheiten und möge nur der Vollständigkeit halber hier angeführt werden. 10 Jahre nach dem Erscheinen der Arbeit Glückselig's im ersten Jahrgang des „Lotos" erschien eine sehr gute unser Thema betreffende Abhandlung eines jungen böhmischen Zoologen, K. F. Prach (8), welcher leider bald darauf starb. Dieser Artikel enthält viele werthvolle Details, bringt aber wenig Neues über die Verbreitung einzelner Formen im Lande, während er in descrip- tiver Beziehung die Arbeit Glückselig's überragt, indem Prach schon die Materialien des böhmischen Landesmuseums, wo er als Assistent von Prof. Dr. Fritsch fungirte, benutzen konnte. Nach weiterer, mehr als lOjähriger Pause erschien Prof. Fritsch' erste wissenschaftlich-kritische Aufzählung der Wirbelthiere Böhmens (9), welche Schrift, so unvollständig und veraltet sie auch jetzt ist, seiner Zeit mit vollem Recht als ein höchst werthvoller Beitrag zur Zoo- graphie des Landes bezeichnet wurde ; in herpetologischer Beziehung enthielt sie aber keine wesentliche Bereicherung des schon von Glück- Systematische Uebersicht der Keptilieu und Batrachier Böhmens. ^77 SELIG und Prach Mitgetheilten, so dass man ruhig sagen kann, dass unsere Kenntniss der Batrachier und Reptilien von Glückselig bis in die 80 er Jahre nur sehr geringe Fortschritte gemacht hat und erst die Arbeiten von Dr. Fr. Bayer eine neue Periode eröttneu. Dieser Forscher behandelte unsern Gegenstand als ein tüchtiger Kenner in mehreren, recht gelungenen in „Vesmir" erschienenen Artikeln und Essays und gab schliesslich eine knappe Uebersicht seiner Arbeiten in einem selbständigen Buche heraus (10). Von seinem „Prodromus", dessen mammalogischer und ornithologischer Theil massige Anforde- rungen kaum befriedigen kann, dessen die Reptilien, Batrachier und Fische behandelnde Capitel aber die Kenntnisse des Autors in das beste Licht stellen, können wir erwarten, dass er unsern „Field-Natu- ralists" das Bestimmen der Objecte bedeutend erleichtern wird, denn die meisterhafte Methode der präcisen, sehr instructiven Beschreibungen macht diese Partien selbst dem über andere Hülfsmittel verfügenden Fachmann sehr nützlich. Es ist nur zu bedauern, dass der verdienst- volle Verfasser bei seinem umfangreichen Wissen den faunistischen und kritischen Theil seiner Arbeit nur ganz flüchtig und — zweifellos unter dem Einfluss der altern böhmischen Schule — unglücklich ge- streift hat. Es möge mir erlaubt sein, zu bemerken, dass ich diesen panegyrischen Passus über das BAYER'sche Buch keineswegs als eine „captatio benevolentiae" einem Kritiker gegenüber aufgefasst haben will. — In den letzten Jahren betheiligte sich an den herpetologischen Forschungen auch der Verfasser dieser Zeilen, dessen als Manuscript herausgegebener Katalog der Wirbelthiere Böhmens besonders in seinen „Nachträgen" beschreibende Notizen der Local- Varietäten der hierher gehörenden Formen enthält. Obzwar sich dieses kleine Werk nur in Weniger Händen befindet, erwähne ich es doch, da ich in den folgenden Zeilen viele der dort übereilt gegebenen Namen wieder einzuziehen und die im Jugeudeifer begangenen Fehler gut zu machen habe. LiteraturTerzeichniss. 1) Balbin, B., Miscellanea Regni Bohemiae, Pragae 1669. 2) Schmidt, W. J., Coluber bohemicus sp. n., in: Abb. kgl. Böhm. Ges. Wiss., Prag, 1788, p. 96, tab. 1, 2. 3) — Versuch einer Aufzählung aller in Böhmen bemerkten Thiere, in: Sammlung physik.-ökonom. Aufsätze, Prag 1795. 178 j. p. PRAiAK, 4) LiNDAKER, JoH. Thad., Verzeichniss der böhmischen Amphibien mit Beobachtungen, in : Neuere Abh. kgl. Böhm. Ges. Wiss., V. 1, p. 110 u. f., Prag 1790. 5) Glückselig, Dr., Synopsis Reptilium et Amphibium Bohemiae. Dissert. inaug. (Fac. medica), Pragae 1832. 6) — Böhmens Reptilien und Amphibien. Monographie , in : Lotos, Jahrg. 1, 1851, p. 105—114; 136—141; 181—190; 193—199; 219 — 228; 245 — 251. (Diese Monographie ist eigentlich nur eine etwas verbesserte deutsche Bearbeitung der unter 5) genannten Universitäts-Schrift; vergl. das Vorwort Glückselig's in: Lotos, 1851, p. 105. Anm. d. Verf.) 7) Amerling, K., Fauna ci zvifena ceskä, Prag 1852 (p. 158 — 185), 8) Pbach, f. K., Plazove a obojzivelnici zeme ceske (= Reptilien und Amphibien des Landes Böhmen) in: Ziva, Jahrg. 1861, p. 144 u. 348, mit Abbild, im Text. 9) Fritsch, A., Die Wirbelthiere Böhmens, in: Arch. Naturw. Landes- durchforschung Böhmen, V. 2, Abth. 4 (Arb. zool. Sect.) (Am- phibien und Reptilien, p. 101 — 110). 10) Bayer, Fr., Prodromus ceskych obratlovcü (= Prodromus böhmi- scher Wirbelthiere), Prag 1894 (Reptilia p. 196—205, Batrachia p. 206—219). 11) Prazak, J, P., Synopsis Vertebratorum Bohemiae, Hofinowes 1893, Appendices 1894. (Als Manuscript gedruckt.) Theilweise beziehen sich auch auf Böhmen und wurden benutzt: 12) Glückselig, Einige Beobachtungen über das Leben der Eidechsen, in: Verh. (Abh.) Zool.-bot. Ges. Wien, V. 12, 1863 (Sep.-Abdr.). 13) Glückselig und Schwebe, Fauna der Umgebung von Carlsbad, Marienbad und Franzensbad, Carlsbad 1865. 14) Jäckel, Die Kriechthiere und Lurche des Königr. Bayern, in: Cor- respond.-Bl. Zool.-Min. Ver. Regensburg, V. 25 (1871), No. 6 und 7. 15) Gloger, Uebersicht der Säugethiere, Vögel, Amphibien und Fische Schlesiens, Breslau 1833. Was die allgemeine Literatur anbelangt, so ist dieselbe — so weit sie zu Rathe gezogen werden konnte und in meinem Besitz war — bei einzelnen Arten und im Text citirt. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batraebicr Böhmens. 179 A. Reptilia. 1. Chelonia. JEniys etiropaea (Schneider). — Die europäische Schildkröte. — Zelva europska. Testudo europaea Schneider, Naturg. d. Schildkr., p. 323 (1783). Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 3 (1803) i). Cistudo lutaria Schreiber, Herpetol. europaea, p. 537 (1875). Emys lutaria Leunis-Ludwig, Synopsis d. Zool., V. 1, p- 533 (1883). Emys europaea Amerling, Fauna, p. 176, No. 15; Glückselig, in : Lotos, Jahrg. 1, p. 107. — Cistudo europaea Prach, in: Ziva, Jahrg. 9, p. 150. Glückselig giebt an (1. c. p. 108), dass diese Schildkröte „früher ziemlich häufig" an den grossen Teichen in Süd-Böhmen (Wittingau, Budweis) gelebt habe, und jetzt „nur sehr einzeln" dort vorkomme. Seinen Worten ist aber nicht zu entnehmen, ob er sie dort selbst ge- sammelt hat; mir scheint dies ausgeschlossen zu sein. Prach führt sie auch unter den böhmischen Reptilien an, ohne aber etwas über ihr hiesiges Vorkommen zu sagen. Wahrscheinlich durch Glückselig's Angaben irregeführt, lässt sie auch Schreiber (1. c. p. 544) in Böhmen vorkommen. So viel mir nach eifrigen Nachforschungen bekannt, kommt sie jetzt nirgends in Böhmen, nicht einmal im „verwilderten" Zustand vor, obzwar es sehr leicht sein könnte, wie es nach meinen Beobachtungen in Galizien und nach Gloger (Uebersicht etc. p. 65) in Preussisch-Schlesien der Fall ist. Es ist sicher, dass die gemeine Schildkröte früher im freien Zustand in Böhmen vorgekommen ist; Bohuslaus Balbin, dessen „ Miscellanea" eine verlässliche Quelle unserer Kenntniss der damaligen Fauna bilden, thut dieses Thieres keine Erwähnung ; dagegen erzählt Wenzel Brzezan, der minutiöse Historiker des Hauses Rosenberg, von den Schildkröten an den Teichen der Domäne von Peter Wok bei Wittingau. Die von der Redaction des „Lotos" dem GLüCKSELiG'schen Artikel beigefügte Fussnote (1. c. p. 128), dass die Schildkröten stets nur Fremdlinge in Böhmen seien, ist gewiss unbegründet, und die früher im Lande vorkommenden Schild- 1) Die Daten des Erscheinens citire ich nach Bleistiftnotizen in meinem Exemplar dieses Werkes, welche von seinem frühern Eigen- thümer — Prof. Nitzsch — beigefügt worden sind. Der Verf. 180 J. P. PRAZAK, kröten waren ebenso autochthon wie jene Posens, Brandenburgs, Mecklenburgs u. s. w. — Dahingegen scheint die Bemerkung Prach's, dass die gemeine Schildkröte in Böhmen, wo sie als leckere Fasten- speise von den streng katholischen Bewohnern beliebt war, ausgerottet sein dürfte, sehr wahrscheinlich. Auch der Umstand, dass mehrere Schriften der alten bömischen Literatur oft von diesem Thier reden, spricht dafür, dass es frei in Böhmen vorgekommen ist. Amerling, Fauna etc., p. 177, No. 15 führt für Böhmen auch Testudo graeca L. an, was entschieden ein Irrthum ist, indem diese Art nur hier und da in Gefangenschaft gehalten wird. 11. Sauria. Lacertidae. 1. Lacerta agilis L. — Die gemeine Eidechse. — Jesterka obecnä. Seps coerulescens Laurenti, Synopsis reptil., p. 62, 109, tab. 1, fig. 3 (1768) 1). Seps argus id. ibid. p. 61, tab. 1, fig. 5 (1768). Seps ruher id. ibid. p. 62, tab. 3, fig. 3 (1768). Lacerta agilis Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 2 (1799). „ „ Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier, p. 197, tab. 1, fig. 1 (Kopf) (1872). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 433 (1875). „ „ Leunis-Ludwig, Synopsis der Zool., V. 1, p. 551 (1883). „ „ BouLENGER, Cat. Lizards Brit. Mus., V. 3, p. 19 (1887). Lacerta agilis Amerling, Fauna etc., p.^ 167, No. 7; Glückselig, in: Lotos, Jahrg. 1, p. 109; Prach, in: Ziva, Jahrg. 9, p. 156; Fritsch, Wirbelth. Böhm., p. 105, No. 1; Bayer, Prodrom., p. 197. Diese im ganzen Land sehr verbreitete Eidechse ist überall an geeigneten Stellen eine häufige Erscheinung; man findet sie in Mauer- ritzen, Steinhaufen, öden Steinbrüchen, Feldrainen und besonders zahlreich beinahe an jedem Waldsaum. Im Allgemeinen liebt sie weichen, lockern Boden viel mehr als den felsigen oder harten und ist auch in der Ebene zahlreicher als im Gebirge, wo sie aber noch in grossen Höhen vorkommt. Im Böhmerwalde traf ich sie bis zu den 1) Nicht ohne Grund citire ich die gelungenen, lebhaften, eine Künstlerhand verrathenden Bilder des alten Laurenti, welche das hohe Lob, das ihnen auch Leydig in seiner Molch-Monographie zollt, voll- kommen verdienen. Bei Bestimmung einzelner Varietäten sind diese netten, wenn auch altmodischen Abbildungen von grossem Nutzen. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 181 höchsten Gipfeln an und constatirte sie als relativ häufig bis in die mittlere Zone des Erzgebirges; im Riesengebirge steigt sie überall hinauf, und ich sammelte sie auch bei der Riesenbaude , auf dem Ziegenrücken und dem südlichen Abhänge vom Brummberg. Diese in Böhmen häufigste Art kommt in einigen Varietäten vor ; schon Glückselig zählt 5 auf. Seine var. « „die Seiten bläulich, perlmutterartig glänzend" ist wohl die gewöhnlichste, unter / vermuthe ich aber bloss $? oder pull. Die Variabilität dieser Art ist ausser- ordentlich; wenn es auch unbedingt richtig ist, die verschiedenen Varietäten in zwei Gruppen zu sondern, wie es Boulenger gethan hat, muss man gleichzeitig doch anerkennen, dass zwar die var. exigua dieses Autors recht uniform ist, die Form typica aber aus mehreren Varietäten von secundärer Bedeutung besteht, welche wieder ungleich sind in ihrem Werthe unter einander. Ich will mich hier deshalb lieber an die kurzen, aber deutlichen Beschreibungen Schreiber's halten — nicht dass sie etwa erschöpfend wären, sondern weil sie doch gewisse Variations-Kategorien zusammenfassen. So die Varietät a bei Schreiber, welche besonders im Eisen- gebirge und in den östlichem Landestheilen überhaupt vorkommt und von mir besonders in der Bukowina in grosser Anzahl gesammelt worden ist. Die böhmischen Exemplare stimmen sehr gut mit der von Andrzejowski gegebenen Abbildung (in : Nouv. Mem. Soc. Imper. Natur. Moscou, V. 2, 1832, tab. 22, fig. 11, in dem Artikel: Amphibia nostrantia etc., p. 327, ,,chersonensis''^) in den meisten Fällen und re- präsentiren die var. exigua Boulenger's (Lizards, V. 3, p. 21). — Exemplare mit schw-arzen Flecken, die in der Mitte weiss gestrichelt (Schreiber var. d und e) oder nach den Flanken zu weiss umsäumt sind {var. f), traf ich am häufigsten in der Umgebung von Prag. Entschieden incliniren unsere agüis schon stark zur grünlichen Färbung, und es kommen solche mit ganz grüner Oberseite schon ziemlich häufig vor — ein Anklang an die colchica Eichwald's; solche Indi- viduen erreichen oft eine beträchtliche Grösse — ich mass solche, die 21,0, 21,9 und 22,6 cm lang waren, während typische Stücke nur selten 16 cm überschreiten und mit 17—18,5 cm Länge mir nur 3 Mal vor- gekommen sind. Lacerta sericea, welche von Glückselig (in: Lotos, Jg. 1, p. 113) als besondere Art beschrieben, von Prach (1. c. p. 157 im Text) angeführt und von der ersten Autorität auf dem Gebiet der Herpeto- logie, G. A. Boulenger (Cat. Lizards Brit. Mus., V. 3, p. 19), in die erste Abtheilung des Formenkreises von agilis unter „Forma typica" 182 J. P. PßAZAK, gezogen wird, ist eine sehr charakteristische Varietät, die eine grosse Constanz der Charaktere aufweist (var. i Schreiber 1. c. p. 435). Diese Form , welche mit dem Seps ruher Laurenti's identisch ist, verdient meiner Ansicht nach weitere Beachtung und wird sich viel- leicht als eine richtige Subspecies herausstellen. Bater (Prodr. p. 198) zieht sie ohne Bedenken zur agilis ; ich kann sie aber nicht unerwähnt lassen und glaube vielmehr, man sollte sie als L. agilis sericea oder besser erythronota (Fitz.) trinär bezeichnen. Ob die stellata Schrank's (Fauna boica, V. 1, p. 286 [1798]) wirklich mit erythronota identisch ist, scheint mir nach sorgfältiger Vergleichung der Beschreibungen doch fraglich, ebenso wie die sericea Glückselig's mit der gleichnamigen Eidechse bei Daudin (Hist. Nat. g6u6r. et partic. Reptiles, 1803, p. 204) nicht identisch ist. — Wenn auch andere Varietäten der gemeinen Eidechse an gewisse Localitäten gebunden sind und gewöhnlich immer unter denselben Verhältnissen gefangen werden, so ist bei der roth- rückigen Form ihre Vorliebe für die in der Nähe befindlichen Oert- lichkeiten — wie es schon von Glückselig hervorgehoben wurde — besonders auffallend; der letztere Zoologe fand sie häufig am Fusse der felsigen Abhänge von Belvedere in Prag, wo ich sie aber vergebens suchte und stets mehr grünliche Exemplare vorfand; dahingegen sammelte ich sie oft bei Königgrätz und Kolin. 3. Lacerta viridis (Laur.) — Die grüne Eidechse. — Jesterka zelenä. Seps viridis Laurenti, Synops. reptil., p. 62, 111 (1768). Seps terrestris id. ibid., p. 61, 107, tab. 3, fig. 1 (1768). Seps sericeus id. ibid., p. 61, tab. 2, fig. 5 (1768). Seps varius id. ibid., tab, 8, fig. 2 (1768). Lacerta viridis Stukm, Deutschi. Fauna, Abth. 8, Heft 4 (1805). „ „ Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier, p. 182, tab. 1, fig. 3 (Kopf) (1872). „ „ ScHBEiBBR, Herpetol. europaea, p. 441 (1875). „ „ Leunis-Lubwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 550 (1883), „ „ BoüLENGER, Cat. Lizards Brit. Mus., V. 8, p. 14 (1887). Lacerta viridis Amerling, Fauna etc. p. 166, No. 5; Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 158; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 5, No. 2; Bayer, Prodrom., p. 197. — Lacerta cyanolaema Glückselig, in: Lotes, Jg. 1, p. 111. — Podarcis cyanolaema Glückselig, in: Verh. (Abb.) Zool,-bot. Ges. Wien, V. 13, p. 1134. Alle unsere Autoren wiederholen nur die Angaben Glückselig's, welcher die grüne Eidechse als „ziemlich häufig in Prags nächster Umgebung (Belvedere, Särka u. s. w.)" anführt. Prach setzt noch Systematische Uebersicht der Reptilien und Batracliier Böhmens. 183 den Zavister-Wald bei Königsaal hinzu, und Bayer erwähnt als ihre Wohnorte auch die Gegenden längs der Flüsse Mittel - Böhmens. Fritsch wünschte nähere Angabe über ihre Verbreitung im Lande, was heute nur theilweis möglich ist. Es ist sicher, dass sie in wärmern Gegendeil häufiger ist als in den kalten ; in jenen trifft man sie an sonnigen Waldschlägen und Abhängen, hohen Feldrainen und Eisen- bahndämraen, welche mit Gebüsch bepflanzt sind, an. Die südlichen Abhänge der Hügelkette „Chlumy" zwischen Gross-Bürglitz und Konec- chlura haben die grüne Eidechse ziemlich häufig; ich sammelte sie auch in vielen Exemplaren bei Gradlitz (nördl. von Königinhof) und zwar ausschliesslich mit der von Leydig angegebenen Methode mittels eines langen, elastischen Stockes. Fritsch nennt sie auch von Roztok, und mir sind neben den schon erwähnten noch folgende Fundorte be- kannt: Münchengrätz, Wildenschwert, Königsberg a. d. Eger, Franzens- bad und die Umgebung von Pisek. Nach mir zugekommenen Nach- richten soll sie auch in andern Gegenden Böhmens vorkommen (Deutschbrod, Caslau). Im Riesengebirge suchte ich sie bis jetzt ver- gebens, und der höchste Punkt, wo ich sie constatirt habe, war die Gablonzhöhe bei Trautenau; dahingegen gelang es mir bei Semil und Eisenbrod, mein Material um mehrere grüne Eidechsen zu be- reichern. Als Centrum ihrer Verbreitung muss die mittelböhmische Gegend gelten, von hier aus verbreitet sie sich, den Flüssen folgend, im ganzen Lande, wo sie bald zahlreich, bald nur sporadisch auf- tritt. — Die Grösse der vollständig erwachsenen grünen Eidechse ist recht variabel, wenn auch nicht in solchem Grade wie die Färbung. Beim Durchmessen von mehr als 30 Exemplaren finde ich: Totallänge Min. 30 cm, Max. 56 cm; Schwanzlänge Min. 28 cm, Max. 34,5 cm. — Die häufigste Varietät ist a bei Schreiber; diese ist auch die kleinste von allen. Die ganz typischen Stücke, wie sie von Fatio (Fauna des Vert6br6s de la Suisse, V. 3, 1872, p. 69) so präcis be- schrieben, sind in Böhmen ziemlich selten. Interessant sind besonders folgende 3 Formen : «) Lacerta elegans Andrzejowski, in: Nouv. Mem. Soc. Imp. Nat. Mose, V. 2, 1832, p. 328, tab. 22, fig. 13 = viridis Daudin, Hist. nat. g6n. et partic. d. Rept., tab. 34 (1803) = smaragdina Schinz, Naturg. u. Abbild, d. Reptilien, tab. 37, fig. 2 (1833). Kommt hier und da vor, und meine Exemplare von Semil stimmen mehr oder weniger mit den hier citirten Abbildungen. ß) Die schwarze Varietät (g bei Schreiber, 1. c. p. 441) ist mir einige Mal vorgekommen, und Vareöka sammelte sie in Süd-Böhmen. Zool. Jahrb. XI. Abtb. 1. Syst. 13 184 j. p. praza'k, y) Einige Mal fand ich bei Jicin und Neustadt an der Methau zu dem a^iZis-Formenkreise gehörende Exemplare, welche durch ihre auffallende Färbung mich in hohem Maasse interessirten. Dieselben weichen von der Lacerta sylvicola — die ich leider nur nach der mir vorliegenden Abbildung von Eversman, in: Nouv. M6m. Soc. Irap. Natur. Moscou, V, 3 (1834), tab. 31, fig. 3 im Artikel „Lacertae imperii Rossici", kenne (= var. q in Schreiber's Herpetologia europaea, p. 442 — nur wenig ab , obwohl sie unbestreitbar viridis sind ^). Die Angabe eines meiner Correspondenten, dass auch Exemplare ähn- lich der mentocoerulea Bonap arte's in Böhmen vorkämen, konnte ich nicht bestätigen, da die mir zugeschickten Exemplare in Folge mangel- hafter Conservirung ganz verblichen waren. 3. Lacerta (Zootoca) vivipara Jacq. — Die gelbe Eidechse. — Jesterka zivorodä. Lacerta vivipara Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier, p. 212, tab. 1, fig. 4 (1872). „ „ Schreibeb, Herpetol. europaea, p. 429 (1875). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 551 (1883). „ „ BouLBNGER, Cat. Lizards Brit. Mus., V. 3. p. 23 (1887). Lacerta crocea Stürm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 4 (1805). „ „ Eversman , in : Nouv. Mem. Soc. Imp. Nat. Moscou, V. 3, p. 347, tab. 31, fig. 1, 2 (1832). Lacerta chrysogastra Andrzejowski, ibid. V. 2, p. 325, tab. 22, fig. 9 (1832). Lacerta pyrrhogastra Tschudi , Monogr. der Schweiz. Echsen , in : Schweizer Denkschr., p. 27. Zootoca crocea Ameeling, Fauna etc., p. 166, No. 1; Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 136. — Zootoca vivipara Brach, in: Ziva, Jg. 9, p. 159; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 105, No. 4. — Lacerta vivipara Bayer, Prodrom., p. 198. Die gelbe Eidechse ist in allen gebirgigen oder wenigstens hüge- ligen Gegenden Böhmens häufig, besonders im Mittel- und Riesen- gebirge sowie im Böhmerwald. Feuchte Waldungen sind ihr Lieb- lingsaufentsalt — dort kommt sie unter den Holzstössen, dem Moos und den Steinen sowie unter der losgelösten Rinde alter oder gefällter Bäume zahlreich vor. Im Gebirge geht sie hoch hinauf, und ich traf sie in der obersten Knieholzregion im Riesengebirge ebenso oft wie 1) Boulenger (Cat. Lizards Brit. Mus., V. 3, p. 21) zieht sylvi- cola Eversman zu der Section exigua von agilis. Systematische üebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 135 auf den höchsten Kuppen des Böhnierwaldes. Im Allgemeinen scheint sie jedoch — in Uebereinstimmung mit der Aussage Amerling's — in Nord-Böhmen häufiger zu sein. Daubitz (Fritsch). — Die gelbe Eidechse kommt in einigen wohl markirten Varietäten vor und zwar; «) Lacerta montana Mikan, in: Stukm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 4 (1805). Zootoca montana Tschudi, Monogr. d. Schweiz. Echsen, p. 29. „var. f" Schreiber, Herpet. europaea, p. 429 (1875). Zootoca montana Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 137; Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 160; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 105, No. 3; Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 128, No. 6 a. — Bayer in der Anmerk. bei L. vivipara, Prodrom., p. 199. Diese Form, welche von Glückselig noch ganz entschieden für eine eigene Art — ebenso wie später auch von Fritsch — gehalten wurde, gehört ausschliesslich dem Gebirge an und könnte den Rang einer Subspecies beanspruchen. Mikan fand sie im Riesengebirge und Böhmerwald, Prach hatte aber nur ein Exemplar zur Untersuchung und war noch nicht sicher, ob er sie mit der „typischen" vivipara unbedingt vereinigen oder als eine Art gelten lassen solle. Die klare, vorzügliche Beschreibung Glückselig's ist so beachtenswerth, dass selbst Schreiber in seinem vortrefflichen Buche (p. 432) nichts bei- zufügen hatte, und indem er die Hauptmerkmale dieser Form hervor- hebt, nur die Resultate des erstem Zoologen wiederholt. In der Ebene fand ich die Bergeidechse ebenso wie Glückselig nie; in den Vor- bergen des Riesengebirges kommt sie noch bei Hofitz (St. Gothard) und Jicin vor. Die bei Nachod gesammelten Exemplare gehörten aus- schliesslich dieser Form an, hatten aber durchgehends einen gelblichen Bauch. Die abweichende Verbreitung dieser Varietät und die ziem- lich descriptiven Charaktere erlauben es meiner Ansicht nach nicht, dieselbe ganz einzuziehen. Die Grösse ist relativ bedeutend und be- trägt 15,6—17,0 für SS, 16,0 — 17,6 cm für $?; die Schwanzlänge ist aber relativ gering und erreicht bei SS bis 10,4 cm, bei ?? bis 11,2 cm. ß) var. crocea. Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 128, No. 6 b. Dies ist die eigentliche, typische vivipara, welche nur in dem Colorit des Bauches von reinem Gelb {„cJirysogastra'''') ins lebhafte Orangegelb {^^pyrrhogastra'"'') variirt. 13* 186 J. P. PKA^AK, Die Exemplare aus Böhmen überschreiten nie 14,5 cm und sind im Durchschnitt 13,8 cm lang. y) var. melanogastra. Zootoca vivipara var. melanogaster Pkazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 128, No. 6 c (1894). Zu dieser Form gehören vivipar a-Eidechsen, welche bei regel- rechter Rückenfarbe einfarbig schwarzen Bauch besitzen und in der Grösse kaum der montana nachstehen (Leitomyschl, Carlsbad). Prach giebt ebenfalls an, solche Individuen gefunden zu haben, Schreiber erwähnt aber solche Thiere nicht. Es möge ausdrücklich bemerkt werden , dass sie mit der folgenden Varietät nicht verwechselt werden können. d) var. nigra. Lacerta niger Wolf, in : Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 4 (1805). Atropis nigra Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 138 (1851). „var. g" Schreiber, Herpet. europaea, p. 430 (1875). Zootoca vivipara var. nigra Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 129, No. 6d (1894). Diese ganz einfarbig schwarze Varietät, deren frappante Er- scheinung Glückselig bewogen hat, sie nicht nur als besondere Art aufzufassen, sondern für sie sogar ein neues Genus zu creiren, ist besonders durch den Mangel des Kieles an den Hinterfüssen — was schon von Glückselig hervorgehoben wurde, was aber meinen Unter- suchungen zu Folge bei der oben erwähnten melanogastra äusserst selten (bei 2 unter 19 Exemplaren) und bei crocea meines Wissens nie vorkommt — interessant. Wie Schreiber richtig bemerkt, „treten nach längerm Liegen im Weingeist mitunter Spuren von Flecken- zeichnungen hervor, nigra ist die seltenste Form von allen dieses Formenkreises ; Glückselig und ich fanden sie im Böhmerwald, wo- her sie auch Prach, der aber selbst nichts Näheres über sie erzählt, anführt; ob er sie je selbst gefunden, ist nicht ersichtlich. 2 Exem- plare besitze ich von Grätzen (nächst der Grenze Nieder-Oesterreichs), in nördlichem Gegenden suchte ich sie durch mehrere Jahre ver- gebens, unicolor von Kühl (Beitr. z. Zoolog., 1820, p. 121) ist von melanogastra ganz verschieden und lässt die Charaktere eines jungen Thieres, was sie in der Wirklichkeit auch ist (vgl. Schreiber 1. c. p, 430: „juv. von nigra'''), leicht erkennen. In Mähren (Süden) fand ich nigra schon öfters und vermuthe in ihr eine südlichere Form^). 1) Auch ich theile diese Deutung. Dr. F. Werner. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens 137 Es giebt aber auch zahlreiche Mittelstufen in der Färbung und der Bauchschilderanzahl sowie der der Schenkelporen, deren ich merk- würdiger Weise bei der nielanogastra stets 9, bei nigra constant 12 fand. Bei dieser letztern variiren um so mehr die Schuppen in der Mitte des Rückens — gewöhnlich 32, manchmal aber auch 30, 31, 33, 34. Die Diagnose von Bonaparte (in : Mem. Accad. Toriuo [2] V. 2, 1840, p. 416) passte auf nur sehr wenige Exemplare der nigra^ besser schon die von Glückselig, wenn auch die von letzterem angegebenen unterscheidenden Charaktere der schwarzen und Bergeidechse [ 1) viel schlankerer Bau und 2) viereckige Schwanzschilder besonders] öfters versagen und nicht immer stichhaltig sind. Scincoidea, 4. Anguis fragilis L. — Die Blindschleiche. — Slepys obecny. Anguis clivica Laurenti, Synops. reptil., p. 69, 129 (1768). Anguis lineata (pull.) id. ibid. p. 68, 126 (1768). Anguis fragilis Sturm, Deutschi. Fauna., Abth. 3, Heft 3 (1803). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 341 (1875). „ „ Leydig, Die in Deutschland lebenden Saurier, p. 242 (1872). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. der Zool., V. 1, p. 559 (1883). Anguis fragilis Lindaker, in: Neue Abh. Böhm. Ges. Wiss., V. 1, p. 127, No. 6; Amerling, Fauna, p. 169, No. 7; Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 139; Prach , in: Ziva, Jg. 9, p. 161; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 106, No. 6; Bayer, Prodr., p. 199. Seit einigen Jahren habe ich die Verbreitung der Blindschleiche in Böhmen mit besonderm Interesse verfolgt und bin zu dem Resultat gekommen, dass ihre Häufigkeit in den ihr zusagenden Gegenden ganz reciprok ist der Häufigkeit der beiden Natterarten ; so z. B. in Mittel-Böhmen, wo die grosse Feindin der kleinen Lurche und Kriech thiere, die Würfelnatter {Tropidonotus tessellatus\ häufig vorkommt, ist die nützliche Blindschleiche relativ wenig zahlreich, wahrscheinlich weil sie von der Schlange verfolgt wird ^ ). Im All- gemeinen ist sie aber im ganzen Lande verbreitet — auf Wiesen, in Gärten, besonders grössern Parkanlagen ^) und in Wäldern. Dass sie 1) ? — tessellatus frisst meines Wissens nur Fische und Amphi- bien, keine Reptilien. Dr. F. Werner. 2) Die Blindschleiche verschwindet auch aus jenen Parken, in welchen die Amsel {Merula merula) sich eingebürgert hat, und ich 188 j. p. pea2ak, im flachen Lande häufiger wäre als im Gebirge, wie Glückselig schreibt, ist nur für gewisse Theile Böhmens richtig, und es kommt dabei gewiss das oben erwähnte Wechselverhältniss mit den Nattern in Betracht ^) ; in Nordost-Böhmen fand ich wenigstens die Blind- schleiche gleichmässig verbreitet und traf sie oft in der obersten Knie- holzregion des Riesengebirges, auf der Elbewiese, im Adlergebirge u. s. w. an. — Leider verfolgt das Volk dieses harmlose, nützliche Reptil sehr heftig, und es gehen noch viele abergläubische Sagen über .,die kleine Bruchschlange" und ihre Giftigkeit um. Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, dass sie eigentlich nirgends sehr zahlreich ist. Die grössten Exemplare erreichen nicht selten die Länge von 40 — 48 cm ; ich fand solche Prachtstücke besonders in dem bekannten Swiberwald bei Sadowa; die kleinsten sammelte ich im Riesengebirge, wo es mir nie gelungen ist, ein Exemplar über 25 — 28 cm zu finden. Das längste Exemplar erhielt ich von Ledec (S 53,5 cm). Von den zahlreichen Farbenvarietäten seien erwähnt: a) Änguis eryx L. Änguis hesseri Andrzejowski, in : Nouv. Mem. Soc. Natur. Moscou, V. 2, p. 338, tab. 22, fig. 7; tab. 24 (1832). „var. b" Schreiber, Herpetol. europaea, p. 343 (1875). Diese mit doppeltem Rückenstreifen, sehr deutlich sichtbarer Ohr- öfifnung und blauen, durchschimmernden Fleckenreihen auf dem Rücken versehene Varietät, welche besonders in Nord-Mähren, Galizien und Bukowina gefunden, von L. H. Jeitteles (Prodromus faunae verte- bratorum Hungariae superioris, in: Verh. [Abb.] Zool.-bot. Ges. Wien, V. 12, 1862, p. 282, Sep.-Abdr. p. 38) in Ober-Ungarn gesammelt wurde und nach Schreiber (1. c. p. 343) „vorzugsweise im Osten Europas vorzukommen scheint", kommt besonders in Ost-Böhmen vor. ß) var. incerta Krtnicky, Otophis eryx var. colchica Noedmann, in : D^midoff, Voyage dans la Russie Meridionale et la Crimee, par la Hongrie, la Valachie et la Moldavie, execute en 1837, p. 341, Atl. fol. tab. 5, fig. 1—3 (1842). Ich fand 3 Exemplare mit ganz ausgeprägten Merkmalen dieser habe selbst beobachtet, dass dieser Vogel sich nicht scheut, kleinere Exemplare zu fangen. Der Verf. 1) RzEHAK (in: Mitth. Naturw. Ver. Troppau, Jg. 1, 1895, Heft 2, p. 25) giebt ebenfalls an, dass die Blindschleiche in Oesterr.-Schlesien recht häufig ist und zuweilen bis in die obere Waldregion hinaufgeht. Der Verf. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Höhtnens. 189 Form in der Uingebuag von Deutschbrod, Jung-Buiizlau und Jaromef. Es giebt aber viele intermediäre Individuen sowie solche, welche die Charaktere beider östlichen Varietäten (hesseri und incerta) in voll- kommener Ausbildung vereint zeigen und vielleicht als eine Ausgangs- form beider Moditicationen aufzufassen wären. Jeden P'alls ist aber das Vorkommen dieser Varietäten in Böhmen für die faunistische Charakteristik des Landes sehr interessant und wichtig, ebenso wie das der vielen diesen in der P'ärbung und Zeichnung sowie manchmal auch in plastischen Verhältnissen schon östlichen Charakter tragenden VögeP). — Die Ansicht Schreiber's (1. c. p. 343), dass die — aller- dings und besonders in Böhmen sehr seltenen — einfarbig schwarzen oder wenigstens schwarzbraunen Blindschleichen meistens in feuchtern Localitäteu leben, fand ich im vollen Maasse bestätigt, denn die Än- ^Mjs-Individuen aus den Auwäldern von Elbe-Kosteletz waren durch- gehends sehr dunkel, mitunter ganz schwarz (unter 12 Stücken 3) oder schwarzbraun (5) — eine Analogie zu den relativ mehr düstern Farben im Gefieder der feuchtere Gegenden bewohnenden Vögel, deren Artgenossen in trockenen und wärmern Gebieten lebhafter und reiner gefärbt sind. Diese dunklen Blindschleichen entsprechen der /) „var. /■" bei Schreiber, Herpetol. europaea, p. 342 (1875). „nigra^^ Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 130 d (1894). Die Grösse der Blindschleichen scheint nach Osten zu bedeutender zu werden ; da mir aber meine darauf bezüglichen Notizen verloren gegangen sind, so bin ich leider nicht im Stande, dies ziffermässig zu beweisen. III. Ophidia. 5. Vipera herus (L). — Die Kreuzotter. — Zmije obecnä. Coluber berus Laukenti, Synops. rept., p. 192, tab. 2, tig. 1 (1768). „ Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 3 (1802). Vipera herus Schlegel, Essai sur la physionomie des serpents, V. 2, p. 591, tab. 21, fig. 14, 15 (1837). „ „ BouLENGER, Cat. Snakes Brit. Mus., V, 3, p. 476 (1896). Pelias berus Schreiber, Herpetol. europaea, p. 202 (1875). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 579 (1883). 1) Viele hierher fallende Beispiele aus der Classe der Vögel habe ich in „Ornis Böhmens" niedergelegt. Vgl. auch Allen's vortreffliche Arbeit über die Säugethiere und Vögel Floridas und Newton's clas- sischen Artikel „Geographical distribution" in seinem „Dictionary of Birds". Der Verf. 190 J. p. pra2ak, Vipera pelias Camerano, Monogr. Otid. Ital. Vipera, p. 35, tab. 1, fig. 8, 19, 20, 21, 26—29 (1888). Coluber berus Lindaker, in: Neue Abb. Böbm. Ges. Wiss., V. 1, p. 126, No. 4. — Vipera berus Amerlinu, Fauna etc. p. 174, No. 12; Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 182; Prach, in: Ziva, Jg, 9, p. 360. — Pelias berus Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 107, No. 10; Bayer, Prodrom., p. 201. Die Kreuzotter ist leider noch immer häufig genug zu nennen. Besonders in den moorigen, sumpfigen Gegenden des böhmischen Südens, auf den interessanten Hochmooren des Isergebirges, ja dem Iserkamme selbst kommt diese Schlange iu beträchtlicher Anzahl vor. In den lichten Wäldern der Riesengebirgs- Vorberge kommt sie oft zwischen den üppig wachsenden Heidel-, Preisel- und Erdbeeren vor, im Riesen- gebirge fehlt sie, so zu sagen, keinem Knieholzgestrüpp, keiner mit Haidekraut bewachsenen Fläche vollständig, und die sonnigen Berg- lehnen bis in die grösste Höhe sind auch unter ihren beliebten Wohn- orten. Fritsch (1. c.) bemerkt sehr richtig, dass die Kreuzotter in Böhmen sehr verbreitet ist und dass sie alljährhch durch ihren Biss viel Unglück anrichtet. Wenn wir aber bedenken, dass sie noch an vielen Localitäten — wie ich sie weiter anführe — häufig, ja zahl- reich ist, so scheint die von Fritsch mit 100 bezifferte Anzahl der von Kreuzottern gebissenen Menschen zu niedrig augesetzt; in Ueber- einstimraung mit Bleyer-Heyden (Schlangenfauna Deutschlands, Weimar 1891, p. 35) bin ich überzeugt, dass in abgelegenen Gegenden der Schlangenbiss öfter vorkommt und in nicht eben seltenen Fällen — besonders bei Kindern — mit dem Tode endigt, dass aber die Todesursache verkannt oder in günstigem Fällen, wo der Gebissene gerettet wird, nicht immer bekannt gegeben wird, aus welchem Grund eine darauf bezügliche, auch nur annähernd richtige Statistik sehr schwer auszuführen ist. Herr J. Kirsch, ein Arzt von langjähriger Erfahrung, theilte mir mit, dass er in seinem Rayon von etwa 10 qkm alljährlich 3 — 6 Fälle zu behandeln habe. In der Periode von 1891 — 1895 brachten die in Böhmen erscheinenden Tagesblätter Notizen über 97 von Schlangen gebissene Personen — eine hohe Zahl in Anbetracht der veröffentlichten Berichte. Auch das Vieh, besonders aber Jagdhunde werden oft von der Kreuzotter gebissen. — Fritsch nennt als besonders gefährliche Oerthchkeiten : „Thiergarten bei Schwarz-Kosteletz, Prachower Felsen, Lorett bei Jiöin, Torfmoore bei Borkowic (unweit Wessely), Hradecek bei W^ittingau u. s. w." In der Umgebung von Prag kommt die Kreuzotter noch bei Dobfichowitz, im Särka-Thal vor; früher nach Glückselig auch im St. Prokopi- Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 191 Thal, woher sie mir aus ueuerer Zeit nicht bekannt ist. Im Böhmer- wald ist sie sehr häutig, und dort, ebenso wie in den ausgedehnten Piseker Wäldern, welche auch zahlreiche Kreuzottern beherbergen, kommt der Schlangenbiss selir oft vor, weil die Bevölkerung sich ihres Lebensunterhalts halber sehr viel in den Wäldern aufhalten muss ; so erzählt Bleyer-Heyden (1. c. p. 34), dass im August 1870 ein Hirten- knabe im südlichen Theil des Böhmerwaldes von einer Kreuzotter in eine Fusszehe tödtlich gebissen wurde, und solcher traurigen Vorfälle Hesse sich eine ganze Reihe anführen. Im Fichtelgebirge ist sie häufig, in den an Böhmen „grenzenden bayerischen Regierungsbezirken allent- halben verbreitet und nur stellenweis seltener" (Jäckel, in : Corres.- Blatt Zool.-min. Ver. Regensburg, Jg. 19, p. 155—158) *). — Es scheint aber, dass nicht immer und nicht überall die Kreuzotter gleich bissig ist, denn während in manchen Gegenden sehr viele Fälle vorkommen, sind dieselben in andern, wo diese Schlange gleich häufig ist, nur selten, wie andrerseits auch die Anzahl der Kreuzottern selbst ziem- lichen Schwankungen unterworfen ist, indem sie sich, besonders in manchen Jahren, sehr vermehren ; so berichteten die Tagesblätter im vorigen Sommer (1896) über mehr als 58 Vorfälle. Die Schädlichkeit der Kreuzotter für die brütenden Vögel ist sehr gross, denn die kleinen NestKnge tragen im Frühsommer bedeutend zu ihrer Nahrung bei ; daneben frisst sie wohl auch viele Mäuse {Mus und Arvicola) und theilweise auch die für sie aber zu flinken Eidechsen. Die Maasse der erwachsenen Exemplare aus Böhmen (74 an der Zahl) variiren ziemlich stark und zwar: SS 40—76 cm, $? 57 — 85 cm. a) var. chersea L. — Die Kupferschlange. — Zmije hnedä. Vipera chersea Sturm, Deutsch]. Fauna, Abth. 3, Heft 3 (1802) und Heft 4 (1805). „var. b" Schreiber, Herpet. europaea, p. 202 (1875). LiNDAKER, in : Neue Abh. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 126, No. 4 (part.). — Vipera chersea Amerling, Fauna etc. p. 174, No. 13. — Pelias chersea Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 186. — Prach, in: Ziva, und Fritsch, Wirbelth. Böhmens als Vipera chersea im Text bei Pelias herus. — Bayer, Prodrom., p. 2()2. — Pelias herus var. chersea Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 132. Nach AxMERLiNO (1. c.) kommt diese Form bei Hofowitz, Carls- 1) Die altern Verbreitungsangaben aus Böhmen resumirte v. Moj- sisowics in seiner Arbeit: Ueber die geographische Verbreitung einiger westpaläarkt. Schlangen etc., in: Mitth. Naturw. Ver. Steiermark, 1888 resp. 1887), p. 44—45. Der Verf. 192 J. p. PRiiiK. bad (im Haselgestaude) und im Bölimerwald vor ; Glückselig erhielt sie von Asch bei Ellbogen und aus dem Riesengebirge. Ich kenne Exemplare auch aus dem böhmischen Mittelgebirge und bin der An- sicht, dass sie besonders in den Sudeten häufig ist, denn ich bekam sie gewöhnlich aus dem Riesengebirge oder seinen Vorbergen, nie aus der Ebene ; Rzehak (in: Mitth. Xaturw. Ver. Troppau, Jg. 1, 1895, Heft 2, p. 27) nennt sie häufig für Oester. -Schlesien, und ich selbst traf sie einige Mal im Tatragebirge und in den Karpathen ; aus Süd- Böhmen ist sie mir nicht bekannt. ß) vnr. 2^ fest er L. — Die schwarze Xatter. — Zmije vranä. Coluber vipera anglorum Laubenti. Svnops. reptil., p. 98, 217. tab. 4. lig. 1 (1768). Vipera prester Sturm, Deutsch]. Fatma, Abth. 3, Heft 4 (1805). _vai\ c~ ScHR£iBEK, Herpetol. europaea, p. 201 (1875). Coluher prester Lixdakee. in: Xeue Abh. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 127, Xo. 5. — Vipera prester Ameells-g. Fauna etc., p. 175, Xo. 14. — Pelias prester Glückselig, in : Lotos, Jg. 1, p. 187. — Brach und Feitsch im Text bei Pelias herus. — Bayer in der Anmerkung. Prodrom., p. 202. — Pelias herus var. prester Praz.ie:, Synops. vertebr. Bohemiae. p. 132 b. Diese Varietät ist sehr selten ; im Laufe der letzten 8 — 10 Jahre habe ich sie nur 3 mal aus Böhmen gesehen und zwar stets aus dem Böhmerwalde aus sehr feuchten Localitäten au der obern Moldau (Eleonorenhain und Philippshütten, resp. von Pürstliug am Maader- Bachj. Glückselig fand sie in lö Jahren nie bei Ellbogen und giebt nur an, dass sie „höchst selten bei Duppau, Gottesgab und Asch vor- kommt''. ■/) var. hohemica Schmidt. — „Böhmische Giftotter". CoJuher hohemicus Schmidt, in: Abh. Boh. Ges. Wiss., 1788, p. 96, tab. 1. 2; vgl. die Fussnote ** der ßedaction des Lotos, Jg. 1, zur Monographie Glückselig's, p. 182 — 183 und Scheelbeb, Herpet. europaea, Anmerk. p. 207 — 208. Vipera hohemica Ameelixg, Fauna etc. p. 174, Xo. 12. — ..Pelias herus var. hohemica ■' Peazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 133 c (part.). Dürfte nur eine individuelle Aberration der Kreuzotter sein und nicht einmal — wie Schreiber und der Commentator Glückselig's glauben — eine seltene Varietät. So viel mir bekannt, wurde diese Form nie wieder aufgefunden. Xach den Angaben Schmidt's hat er sie unter faulem Holz im Böhmerwald 2mal, nebstdem aber häufig auch an andern Orten, aber ohne Giftzähne gefunden. Was die Zeichnung anbelangt, so sind mir zwar ähnliche Exemplare schon 4mal vorgekommen, Schmidt's Angaben von nur 15 Schuppenreihen konnte Systematische Uebersicht der Reptilieu und Batrachier Böhmens. ]^93 ich aber nie bestätigt finden, was übrigens schon von vorn herein zu erwarten war. 6. Vipera ursinii (Bonap.). — Orsini's Kreuzotter. — Zmije orsiniova. Vipera berus (part.) Camerano, Monogr. Ofidi Ital., p. 85, tab. 1, fig. 16 —18 (1888). Vipera herus var. rakosiensis M^hely, in; Zool. Anz., 1893, p. 190. Vipera ursinii Boulexger, in: Proc. Zool. Soc. London. 1893, p. 596 — 599, tab. 51. BouLENGER, Cat. Snakes Brit. Mus. V. 3, p. 473 (1896). ^Pelias herus var. bohemica? "^ Pkazak, Synops. vertebr. Bohomiae, p. 133 — 13-4 part. (1894). — var. rakosiensis id. ibid. Appendix II, p. 12. Von Herrn Dr. Fr. Werner wurde ich darauf aufmerksam ge- macht, dass die in meiner oben erwähnten Arbeit aufgeführten ver- meintlichen Exemplare von ,,bohemica Sch>iidt" zu dieser Form ge- hören dürften, was ich, trotzdem dieselben mit der BouLENGER'schen Beschreibung gut übereinstimmten, nicht anzunehmen wagte und sie nur als eine Varietät der Kreuzotter auffasste, wie es auch Camerano in: Mem. Accad. Sc. Torino, (2) V. 39 (1888) p. 35, tab. 1, fig. 16- 18 gethan hat, mit dessen Abbildungen meine Individuen überein- stimmten. Der Vergleich zweier fraglichen Stücke mit den Exemplaren von Laxenburg und der Beschreibung Boulenger's (in : Proc. Zool. Soc. London, 1893) beseitigten meinen Zweifel vollständig, und ich habe das Vergnügen, diese interessante Schlangenart in die böhmische Fauna einzuführen. Die sorgfältige Durchsicht meines Materiales hat mich sogar überzeugt, dass einige Exemplare, welche ich ursprünglich für prester hielt, eigentlich ursinii sind, womit die schon von Bayer (Prodrom., p. 202) ausgesprochene Vermuthung, dass sie in Böhmen vorkommen dürfte, vollständig bestätigt wird ^). Ich bin sicher, dass bei gehöriger Aufmerksamkeit noch andere Exemplare in Böhmen ge- funden werden ; mir lagen im Ganzen 6 Stücke vor und zwar : 2 SS von Chlumetz, 1891 ; 2 Stück (S und ?) von Josephsthal, 1 % von Franzensthal, 1892; 1 ? von Neubistritz, 1893 — sämmtlich von der 1) Leider konnte ich nicht das ganze Material an Schlangen, die mir zu Händen gekommen sind, conserviren und beschränkte mich ge- wöhnlich darauf, dass ich nur 2 — 3 Belegstücke behielt, während ich alles Beachtenswerthe an allen von mii- gesehenen Exemplaren notirte oder skizzirte. So wurde auch die nachstehende Tabelle im Laufe von einigen Jahren zusammengestellt. Der Verf. 194 J. P. PRA^AK, böhmisch-niederösterreichischen Grenze, was nicht ganz ohne Interesse ist. Die Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung nicht unter einander. Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit auf die Variabilität der Kreuzotter etwas ausführlicher einzugehen und gebe eine Uebersichts- tabelle aller von mir untersuchten böhmischen Exemplare, an welche ich dann einige Bemerkungen anknüpfe. Viper a ursinii (3 SS und 3 c?$). reschlecht Seh. Länge Ocularia Lab. sup. Lüb. inf. Ventr. Subeaud, (J 19 376 7 6 4 126 32 ^ 19 290 10 9 4 132 33 S 20 288 8 6 3 138 35 9 19 470 7 8 4 140 29 9 21 500 10 9 4 135 22 5 19 276 7 9 3 129 26 lit variiren die Exemplare von ursinii : SS 280—380 7—10 6—9 3—4 126—138 32—35 52 280—500 7 — 10 8—9 3—4 129 — 140 22—29 Nach BouLENGER verhält sich die Variation (40 Exempl.): 19-21 6-10 6-9 3-4 il20-135 /30-37 gewöhnlich 19 8 — 9 7—8 3 \125— 142 \20— 28 Vipera herus. Forma typica (26 SS, 30 ??): Geschlecht Seh. Länge. Ocularia Lab. sup. Lab. inf. Ventr. Subc; s 23 760 8 10 4 142 42 s 21 760 10 8 5 135 40 $ 19 750 9 9 4 143 36 s 21 700 12 7 4 140 35 s 21 700 11 8 3 148 38 s 23 685 8 10 4 146 37 s 23 680 10 10 5 138 46 s 19 670 13 8 4 146 40 s 23 630 8 7 4 139 38 s 21 605 7 8 3 140 38 s 23 600 8 8 5 142 38 s 21 600 8 8 4 145 45 s 21 590 12 10 5 133 40 s 19 590 10 8 4 146 38 s 21 580 8 9 4 147 38 s 21 570 8 8 3 138 35 s 21 530 10 10 4 134 40 s 21 530 6 8 5 144 37 s 21 525 8 9 4 145 43 s 21 510 8 7 4 142 38 s 21 470 10 8 4 141 44 6 21 455 12 7 5 138 46 s 23 430 7 10 5 135 36 6 21 430 10 9 3 140 38 Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 195 Geschlecht Sch. Länge Ocularia L ab. sup. Lab. inf. Ventr. Subcaud, s 21 420 10 10 4 140 33 6 19 400 8 8 3 139 40 19 850 7 8 4 150 33 p 21 850 10 7 3 148 30 o 21 850 9 9 5 136 30 Ö 23 850 7 8 5 140 36 o 21 830 12 8 3 150 32 o 21 820 10 10 4 138 25 o 23 820 10 6 4 135 32 0 19 810 9 9 4 147 24 0 21 800 7 7 5 140 30 6 23 780 9 10 3 149 33 9 19 770 8 8 3 156 35 9 21 765 6 9 3 133 29 9 21 740 8 6 4 145 38 9 23 710 10 9 4 155 31 9 19 710 9 8 3 138 33 9 21 706 7 8 4 135 24 9 21 703 12 10 4 142 37 9 21 700 9 8 3 137 26 9 21 700 11 9 5 146 29 9 21 680 10 9 4 158 29 9 21 660 9 8 4 142 33 9 19 660 10 6 3 146 38 9 21 650 13 9 5 148 29 6 21 650 7 8 3 150 34 9 21 630 9 10 3 136 32 9 23 606 12 7 5 142 29 9 21 600 9 9 4 150 29 9 19 600 6 7 3 145 25 9 21 600 9 9 4 143 28 ? 21 570 10 10 4 151 35 Exemplare mit ..hohemica"- -Färbung (3 ??, 1 sy. ^ 19 490 8 8 4 150 42 9 19 690 10 10 4 146 30 9 21 650 10 9 3 148 32 5 21 580 8 7 4 143 36 var. prester (2 $$, 1 c?): S 19 570 9 8 3 140 35 21 730 10 8 3 135 33 5 19 670 8 10 3 135 30 var . chersea (4 icht der Reptilien und üatrachier Böhmens. 211 die beim Laichen getaiigeiieii Iiitlividiieii meistens auch zu derselben {"'iiibeu Varietät geliörteii, obzwar in dieser Hinsicht eine Kreuzung öfters vorkommt, wenn sie auch immerhin eine Ausnahme ist. Im Jahre 18*J5 hiichte ridibiinda schon im April, die Periode dauerte aber seiir lange, so dass ein grosser Theil derselben noch in die Laichzeit der typica fiel, aber auch dann fand ich nie ein ridihunda $ und typica ^ oder umgekehrt in Begattung. Es ist hier deswegen nicht bloss „Asyugamie'' (Keknür, Vorlauf. iMitlheilung über die Be- deutung der Asyngamie für die Entstehung neuer Arten, Innsbruck, 1874) oder „Chroual Segregation (Seasonal)" nach Gulick (Intensive segregation or divergence through independent transformation, in: J. Linn. Soc. London, V. 23, p. 312 — 380) in Wirkung, sondern ein ganz anderes Princip, welches die Kreuzung der so nahe verwandten Formen, verhütet. Obzwar die Kreuzung nur hypothetisch und nicht durch directe Beobachtung im Freien nachgewiesen ist, giebt es doch eine ununterbrochene Reihe von Uebergängen zwischen einzelnen Formen, und die bequeme Art, dieselben als Kreuzungsproducte zu deuten, kann hier nicht angewandt werden, denn die Kreuzung, wenn sie hier und da auch vorkommen mag, ist bei ihrer unzweifelhaften Seltenheit nicht genügend, um die Unzahl der intermediären Formen zu er- klären. Zwischen lessonae und typica muss aber die Paarung öfter vor- kommen, wofür, wie die plastisch intermediären Formen, so in der Färbung mitten zwischen beiden stehende Individuen sprechen. Ausserdem sind, wie schon gesagt, diese zwei Varietäten unter einander viel näher verwandt als eine derselben mit ridibunda. Ausserdem liegen zwei sichere Lebensbeobachtungen vor; so sammelte ich 2mal lessonae mit typica gepaart. In beiden Fällen gehörte das Männchen der letztern Form an, und beide in der Begattung begriffenen Indivi- duen gehörten zu den braunen Farben Varietäten (rubiginosa i X castanea $). Der Wasserfrosch mit seinen 3 Gruppen, welche wiederum in eine grosse Anzahl von Farbenvarietäten zerfallen, bietet ein gutes Beispiel, dass ziemlich ditierenzirte Formen ohne Isolirung neben einander vorkommen können. Dass sie weiter bestehen können, kann nur durch Selection erklärt werden, wenn auch für ihre Entstehung diese letztere keine Erklärung giebt. Man möchte eher annehmen, dass die 3 Ilauptvarietäten des Wasserfrosches ursprünglich drei ver- schiedene Formen gewesen, als aber die zoogeographischen Schranken verschwanden, sich wieder vermischt haben, lessonae dürfte als die 212 j. p. prazak, älteste Form angenommen werden ; merkwürdiger Weise kommt diese ebenso wie ridibunda meistens in brauner Färbung vor, obwohl die letztere aus Böhmen die plastischen Merkmale ihrer Gruppe am besten in der grünlichen Varietät {maxima mihi) zeigt. 2. Rana muta Laur. — Der Grasfrosch. — Skokan hnedy. Rana muta Laurenti, Synops. reptil., p. 30 (1768). Rana temporaria Linne „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 125 (1875). „ „ Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 1 (1797). Rana fusca Roesel, Hist. nat. ranarum nostr., tab. 1 — 8 (1758). Rana temporaria Lindaker, in: Neue Abb. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 114, No. 4; Amerling, Fauna etc., p. 179, No. 19; Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 222; Prach, in : Ziva, Jg. 9, p. 377; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 108, No. 18. Der Grasfrosch ist in Böhmen noch mehr verbreitet und noch häufiger als der Wasserfrosch und fehlt keiner Gegend, sondern ist überall auf nassen Wiesen , in Gärten , Parkanlagen und feuchten Wäldern zu finden. Im Riesungebirge kommt er noch auf dem Kamm oft vor, und ich traf ihn im ganzen Gebirge, Prach noch oberhalb der „Schneegruben" an. — In Böhmen kommen alle drei anerkannten Subspecies des Grasfrosches vor und zwar: 2 a. Rana muta platyrrhina (Steenstrup). Rana temporaria Linn^, Syst. Nat. et Auct. „ „ BouLENGER, Cat. Batrachla Salientia Brit. Mus., p. 44 (1882). Rana platyrhinus Steenstrup, in : Ber. 24. Vers. D. Naturf. u. Aerzte Kiel, p. 131 (1846). id. in: Arch, Naturg., 1847, V. 2, p. 341. Rana temporaria a platyrrhina Schreiber, Herpetol. europaea, p. 125 (1875). Rana fusca Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 611 (1883). Rana temporaria L., Rana platyrrhina Steenstk., Ecker, Anat. des Frosches, Abth. 1, p. 9 (2. ed. 1887). Rana fusca Bayer, Prodrom., p. 208. — Rana temporaria PkazAk, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 144. — Rana temporaria ex maxima parte Auetor. Bohem. Diese Subspecies bildet das Gros unserer Grasfrösche und ist, ausgenommen ganz kleine Districte, wo sie durch die folgende Sub- species vertreten ist, im ganzen Lande verbreitet. Sie variirt in der Färbung stark ; ich konnte folgende Varietäten constatiren : a) „var. a" Schreiber, Herpetol. europaea, p. 125. var. concolor Prazak, 1. c. App. I, p. 38. Systematische üebersiclit der Reptilien und Batrachier Böhmens. 213 Supra Immaculata, concolor. — Eine häutige, besonders in feuchten Laubwäldern sehr oft vorkommende Form. ß) „var. c'' Schreiber, 1. c. p. 125. var. sordida Pkazak, 1. c. App. I, p. 38. Macidis obscuris irregulariter confluentihus. y) „var. e" Schreiber, 1. c. p. 126. var. albostriata Prazak, 1. c. App. I, p. 38. Maculis glandulosis alho-ocellatis, in series quatuor plerumque depositis. ö) „var. f" Schreiber, 1. c. p. 126. var. paradoxa Pkaz.Ck, 1. c. App. I, p. 38. XJt y, sed maculis lateralibus per longitudinem confluentihus. — Diese Varietät von bedeutender Grösse fand ich in zwei auf einander folgenden Jahren häufig auf den Eibwiesen bei Pfelautsch. e) „var. g"' Schkeibek, 1. c. p. 126. var. quatuorlineata Prazak, 1, c. App. I, p. 38. Ut (), sed maculis, etiam dorsalibus confluentibus, unde dorsum taeniis quatuor albidis, nigrolimbatis notatum. C) liana alpina Fitzinger, Neue Classific. d. Reptilien, p. 64 (1826), var. alpina Prazak, 1. c. App. I, p. 39. Supra distincte castaneo-cuprea maculis parvis obsoletis aut nullis, subtus fulvo-rubescens, corpore magno. — Häufig im Riesen - gebirge. 2 b. Rana muta temporaria (L.) Rana temporaria Linne, Fauna suecica. Rana oxyrrhinus Steenstrup, in : Ber. 24. Vers. D. Naturf. u. Aerzte, Kiel, p. 131 (1846). id. in: Arch. Naturg., V. 2, p. 341 (1847). Rana arvalis Nilsson, Skandinavisk Fauna, V. 3, Amphib., p. 104 (Lund 1860). „ „ Leydig, Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, p. 129 (1877). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 612 (1883). „ „ Boulengek, Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 45 (1882). idem in: Proc. Zool. See. London, 1886, p. 242-243, tab. 24 (figurae optimae). Rana temporaria ß. oxyrrhina Schkeiber, Herpetol. europaea, p. 125 (1875). Rana oxyrrhina Ecker, Anat. d. Frosches, Abth. 1, p. 11 (1887). Rana arvalis Prazak, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 144. 214 J. P. PRAi^AK, Ich sammelte diese Form iu mehreren Exemplaren im Friedländer Gebiet bei der Willig sowie bei Kratzau an der Neisse — in diesem faunistisch so interessanten Gebiet, wo schon mehrere nördliche und nordöstliche Thierformen auch aus andern Classen gefunden worden sind — einer der vielen Beweise, eine wie grosse Rolle oft die ge- ringsten Flüsse in der Thierverbreitung und -Wanderung spielen, in- dem einzelne Arten nur in gewissen Flussgebieten vorkommen, deren Hauptstrom und seine Zuflüsse sie bei ihrer Ausbreitung verfolgt haben '). — Aus andern Gegenden Böhmens sind mir ganz „typische" Stücke dieser Subspecies (!) nicht bekannt, obzwar mir in mehreren Districten Exemplare, welche Uebergänge zwischen oxyrrhina und platyrrhina darstellten, vorgekommen sind. 2 c. Bana muta agilis (Thomas). — Der Springfrosch. — Skokan stihly. Rana agilis Thomas, in : Ann. Sc. Nat., Zool., (ser. 4) V. 4, p. 365 tab. 7 (1855). „ „ Fatio, Faune Vertebres de la Suisse, V. 3, p. 333 (1872). „ „ Leydig, Die anuren Batrachier der deutsch. Fauna, p. 143 (1873). „ „ BouLENGER, Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus. p. 55 (1882). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 612 (1883). Rana agilis Bayer, Prodrom., p. 209 ; Prazak, Synops, vertebr. Bohemiae, p. 144—145. Bayer war der Erste, der eine öffentliche Nachricht über das Vorkommen des Spriugfrosches in Böhmen gegeben hat, und nennt ihn aus der Umgebung von Prag und Velvar. Ich kaufte schon im Herbst 1889 einige hierher gehörige Exemplare unter den Fröschen für anatomische Zwecke und fand sie im Laufe der weitern Jahre bei Melnik, Königgrätz, Pardubic und Kolin. Es kommen auch Exem- plare, die eine stumpfe Schnauze haben, im Uebrigen aber typisch sind, nicht selten vor ; die Oberseite ist bei den allermeisten gelblich, die Unterseite weiss, seltner mit einem gelblichen Anflug. Weitere Angaben über das Vorkommen des Springfrosches in Böhmen wären sehr wünschenswerth, denn es ist bis jetzt nur sehr wenig darüber bekannt. Neben den oben angeführten Fundorten kommt er auch im 1) Die Neisse fliesst nämlich in die Oder. Aelinliche Gründe hat auch das Vorkommen der mehr südlichen Vogelformen, besonders der Strand- und Wasserläufer, aber auch mehrerer Säuger in der Wittin- gauer Gegend sowie bei Politschka, wo mehrere zum Stromgebiet der Donau gehörende Bäche entstehen. Der Verf. Systematische üebersiclit der Reptilien und Hatiacliier Höhmens. 215 Badweiser Betken und der südböhmischen Teichplatte (im Sinne Koristka's) vor, wie sie auch von mir in der Wiener Gegend ^) ge- funden wurde. Diese drei Sul)species könnten sehr leicht für Arten gehalten werden, vom morphologischen Standpunkt Hesse sich nicht viel dagegen sagen, und auch G. A. Boulenger, die erste Autorität auf dem Ge- biet der Ilerpetologie, führt sie als Arten auf, worin ihm Viele folgen. Die geographische Verbreitung derselben ist auch eine verschiedene, und es giebt nur wenige Faunen, wo alle drei zusammenkommen, wie es in Böhmen der Fall ist. Die Form der Schnauze ist aber kein un- bedingt sicheres Unterscheidungsmerkmal, wie man auch im Formen- kreise von esculenta abweichende Formen dieses Körpertheils vorfindet und eine analoge, wenn auch nicht so ausgesprochene Variation in dieser Beziehung beobachten kann (so z. B. ridihunda). Es giebt zwischen platyr- rhina und oxyrrhina viele Uebergänge, man findet aber auch dieselben Combinationen bei agilis^ welche bald als erstere, bald als letztere anzusprechen wären, wenn die Form der Schnauze das Hauptkenn- zeichen bildete -). Die classischen Experimente von Pflüger (in : Arch. Physiol,, V. 32) sprechen zwar für die specifische Selbständig- keit von platyrrhina und oxyrrhina^ ich kann mich aber nicht zu einer artlichen Trennung entschliessen. agilis verhält sich in ihren descrip- tiven Charakteren ganz merkwürdig; ich erwähnte schon die Variabi- lität der Schnauze, dazu tritt aber noch die Variation der Farben, und die Zeichnung dieser Subspecies in ihrer Veränderung weist sehr viele Analogien mit platyrrhina und temporaria auf. Der Grasfrosch liefert in Böhmen viel mehr Material für den Markt als der Wasserfrosch und ist eher als der letztere der veritable essbare und gegessene Frosch des Landes ; in der Qualität des Fleisches ist kein Unterschied vorhanden. Einmal fand ich R. muta S und R. esculenta $ in Begattung, was aber wohl nur eine sehr seltene Ausnahme ist. Leider versäumte ich, mir das Paar ins Terrarium zu setzen und es weiter zu beob- achten; es würde interessant gewesen sein, das Product festzustellen. 1) Ich habe agilis oft in der Umgebung von Wien gefunden. Dr. F. Werner. 2) Meiner Ansicht nach kann über die artliche Verschiedenheit von temporaria, arvalis und agilis kein Zweifel obwalten. Dr. F. Werner. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. \Q 216 j, p. pra2ak, Felobatidae. 3. Pelohates fuscus (Lahr.). — Die Wasserkröte. — Kuiika cesDekova. Bufo fuscus Laurenti, Synops. reptil., p. 28, 122 (1768). JRana fusca Roesel, Hist. natur. ranarum nostr., tab. 17 — 19 (1758). Bombina fusca Koch, in : Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 1 (1797). Pelobates fuscus Schreiber, Herpetol. europaea, p. 90 (1875). „ „ BouLENGER, Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 437 (1882). „ „ Leunis- Ludwig , Synopsis der Zool., V. 1, p. Gl 5 (1883). Buffo (!) fuscus Ambrling, Fauna etc., p. 180, No. 21. — Pelobates fuscus Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 223; Brach, in: Ziva, Jg. 9, p. 318; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 108, No. 15; Bayer, Pro- drom., p. 210. LiNDAKER kannte die Wasserkröte aus Böhmen noch nicht, und erst Fritsch hat etwas ausführlichere Nachrichten über ihr Vor- kommen im Lande gegeben, auf deren Wiedergabe sich auch Bayer beschränkte. Fritsch nennt als ihm bekannte Fundorte bei Prag: Kaiserwiese bei Smichow, den Teich bei Krc, die Tümpel in den Stein- brüchen bei Nehvizd, die tiefen Wassertümpel an der Elbe bei Kolin und Pardubitz („Jezlrko pod vinici"); an diesem letztgenannten Orte traf er am 13. April ein Männchen der Wasserkröte mit einem Weib- chen der gemeinen Kröte {Bufo vulgaris) gepaart und fing beide in einem Schöpfnetz. Aehnliches fand auch ich bei Hofinowes im Jahr 1890. — Die Wasserkröte kommt aber auch in andern Gegenden Böhmens vor, und längs der Elbe, besonders an ihren Lagunen und Tümpeln, ist sie häufig. Im Süden kommt sie aber entschieden in grösserer Menge als in der nördlichen Hälfte des Landes vor. Var. vespertina Pallas, welche gewiss nur eine rein individuelle Ab- weichung ist, kommt unter unsern Wasserkröten vereinzelt vor. Eine andere erwähnenswerthe Form ist a) Bombina marmorata Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 5 (1828). „var. a" Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 223. var. marmorata PrazAk, Synopsis vertebr. Bohemiae, App. I, p. 40. Dieselbe ist „oben schiefergrau mit weisslichen Adern, mit schwärz- lichen Punkten auf der schiefergrauen, und pomeranzengelben auf der weisslichen Zeichnung". Ich fand solche Thiere an manchen Locali- täten vorherrschend. Systematische Uebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 217 Bomhinatoridae. 4. lionihlnator ufneiis (Laurenti). — Die Feuerkröte. — Kunka ohnivd. 3ufo igneus Laurenti, Synopsis reptil., p. 29, 129, (1768). Bann ruheta Roesel, Hist. nat. ranarum nostr., tab. 22 (1758). Bomhina ignea Sturm, Deutschi. Fauna, Abth, 3, Heft 1 (1797). Bombinator igneus Schreiber, Herpetol. europaea, p. 95 (1875) part. „ „ BouLENGER, Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 447 (1882) part. ,, „ id. in: Proc. Zool. Soc. London, 188G, p. 500, tab. 50 fig. 2 (1886). „Ostdeutsche Unke" Haacke, Schöpfung d. Thierwelt, col. tab. bei p. 241, fig. 1 (1893). Rana ruheta Lindaker, in: Neue Abh. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 112, No. 3. — Buffo (!) homhinus Amerling, Fauna etc., p. 181, No. 22. — Bombinator homhinus Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 224; Brach, in : Ziva, Jg. 9, p. 379 ; Fritsch, Wirbelth. Böhm., p. 108, No. 14. — Bombinator igneus Bayer, Prodrom., p. 211. — Bom- binator variegatus igneus (Laur.) Prazäk, Synops. vertebr. Bohe- miae, p. 145. Supra griseus, suhtus coeruleo-ater, maculis aurantiaco-ruhris punc- iisque flavoalhescentihus aut albis variegatus, pedibus distincte nigro- transverse fasciatis, posticis suhtus fere ferrugineis; corpore gracili- ore; minor. Lt. 6 4,5, $ 4,2 cm. Die Feuerkröte ist sehr häufig und im ganzen Lande in kleinen, stehenden Gewässern, Wassertümpeln, Materialgräben, mit Pflanzen bewachsenen Pfützen und Sümpfen in erstaunlicher Menge vorkommend. Sie lebt aber meistens in der Ebene, oft aber auch neben der folgenden Art, von welcher sie sich neben der in allen Altersstadien constant verschiedenen Färbung auch durch die längliche Schnauze und den schiankern Habitus des ganzen Körpers unterscheidet. Die Fusslänge ist kleiner als die Entfernung der innern Metatarsalwarze vom Ende der 4. Zehe. Maasse von 50 böhmischen Exemplaren sind: Totallänge Kopflänge P max. 4,7 1,55 min. 4,3 1,3 5 max. 4,5 1,4 min. 4,2 1,26 Kopfbreite 1,3 1,3 1,3 Tibia 1,4 1,3 1,3 1,2 Fusslänge von der innern Metatarsalwarze 1,6 1,4 1,6 1,4 BoULENGER | giebt (in : Pr oc. Soc. Zool. '. London, p. 501) folgende Dimensionen an: S ? 4,6 4,2 1,4 1,3 1,5 1,3 1,4 1,3 1,6 1,55 Die Färbung charaktcrisirt dieser Gelehrte folgenderraaassen : 15* 218 J. P. PRAZAK, „Gräuliche oder oliveiifarbige Oberseite mit deutlichen, symmetrischen, schwärzlichen oder dunkel grünen Flecken, gewöhnlich mit einem Paar von licht grünen, rundlichen Flecken zwischen den Schultern, Die Unterseite blau schwarz mit weissen Punkten und lichten, orange- oder zinnoberfarbigen Flecken. Die Spitzen der Zehen und Finger schwarz. Junge gleich gefärbt wie die alten." Diese Form wurde mit der folgenden lange vereinigt, bis Boulenger auf die grossen Unterschiede aufmerksam gemacht hat. Unsere Autoren sprachen nur von der Feuerkröte — beide Bonibinator- Arten umfassend. 5. Bombinator homhimis (L.). Bombinator igneus Schkeiber, Herpetol. europaea, p. 95 (1875) part. „ ,, Boulenger, Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 447 (1882) part. „ „ Leunis-Lüdwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. G15 (1883) part. Bomhinator bomhinus Boulenger, in: Proc. Zool. Soc. London, 1886, p. 499—500, tab. 50, fig. 1 (1886). „Westdeutsche Unke" Haacke, Schöpfung der Thierwelt, col. tab. bei p. 241, fig. 2 (1893). Rana rubeta Lindaker, 1. c. ; Buffo bombinus Amerling, 1. c; Bombi- nator bombinus Glückselig, Pracii und Fritsch, 11. cc. part. — Bombinator variegatus bombinus (L.) Prazak, 1. c. p. 146. Supra fusco aut sordide olivaceus, maculis rotundatis, subtus aurantiacus, abdomine pallidiore, maculis coeruleo-atris raris obsoletis, fasciis frontale-nasalibus plus minusve obsoletis; corpore robustiore, major. Diese Art hat die Schnauze rundlich und den Kopf mehr kurz geformt als die vorige, von welcher sie sich auch dadurch unter- scheidet, dass die Fusslänge der Entfernung zwischen der Innern Metatarsalwarze und dem Ende der 4. Zehe gleich oder sogar grösser ist. Maasse von 23 böhmischen Exemplaren: TotaUänge Kopfliin ge Kopfbreite „., . Fusslansre von der innern Metatarsalwarze (J max. 5,0 1,4 1,55 1,75 1,6 min. 4,4 1,4 1,5 1,5 1,4 5 max 4,8 1,4 1,6 1,6 1,6 min. 4,5 1,2 1,5 1,6 1,4 Boulenger (in: Proc. Zool. Soc. London, 1886, p. 501) g snde Dimensionen an: d 4,6 1,4 1,5 i,c 1,5 ? 4,6 1,4 1,5 1,5 1,4 iebt Systematische Uebeiiitht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 219 Die Färbung von homhinus wird folgend ernaaassen charakterisirt : „Die Oberseife mit sehr undeutlichen dunklen oder gar keinen Flecken. Junge Exemplare mit einem Paar von rundlichen, lichten Flecken oder lichtem Transversalband zwischen den Schultern und einem andern in der Mitte des Körpers, was mehr oder weniger leicht bei erwachsenen Stücken sichtbar ist. Unterseite variirt von Schwefelgelb bis ins Orangegelb mit un regelmässigen schwärzlichen oder bläulich grauen Flecken oder Marmorirungen ; das Gelb gewölnilich vorherrschend und die schwärzliche Zeichnung bisweilen gänzlich fehhind. Die Spitzen der Finger und Zehen gelb. Junge sehr licht gelb auf der Unterseite, mit bläulich grauen Flecken". Diese Form kommt in Böhmen nur streckenweis vor, so besonders in einigen westböhmischen Districten ; im Egerland hat sie wenigstens das Uebergewicht, denn ich habe nur hombinus aus diesem Gebiet ge- sehen. Sie bewohnt aber manche Gegenden mit igneus zusammen, obzwar sie den höher gelegenen eigen zu sein scheint. Bayer (Prodrom, p. 213) meinte, dass wahrscheinlich nur igneus in Böhmen vorkomme, was ich aber bestreiten muss. Schon Glückselig kannte allem An- schein nach beide Arten, wie es aus seiner ziemlich deutlichen und höchst wahrscheinlich nach westböhmischen Exemplaren — da er im Westen (in Ellbogen) lebte — gemachten Beschreibung einer Unke ersichtlich ist ; dieselbe wird beschrieben : „Die Oberseite schwärzlich olivenbraun, ... die ganze Unterseite mennigroth mit blauen, an den Füssen sehr deutlichen Flecken." Diese Charaktere sind allerdings nicht ganz passend, die Farbenbezeichnungen pflegen aber bei altern Autoren sehr unrichtig zu sein, so dass es hier kaum in Betracht kommt und zwar um so mehr, als Glückselig den Kopf seiner Unke als gross und „fast eirund", die Schnauze als „gewölbt" bezeichnet — Merkmale, die für hombinus so charakteristisch sind, dass sie die Art auch hier unmöglich verkennen lassen. — In manchen nordböhmischen Gegenden — so bei Jung-Bunzlau und Brüx — sammelte ich beide Formen. Es ist aber eine Aufgabe der Zukunft, mehr Material über das Vorkommen und die Verbreitung von igneus und hombinus in Böhmen zu sammeln. Die als pachypus Bonap. (= brevipes Blas.) bekannte Varietät hat zwar viele plastische Aehnlichkeit mit homhinus, kann aber kaum für dasselbe Thier erklärt werden; ich fand unter unsern sonst ganz typischen igneus einzelne Individuen mit starken Beinen und kurzen, dicken Zehen, welche sich auch in ihrem sonstigen Körperbau von pachjpus nicht unterschieden (vgl. auch Schreiber, Herpet. europaea, 220 J. P. PRAZAK, p. 96). Die Schnauze in ihrer Form — eine hoch interessante Ana- logie in den Variationen dieses Körpertheils bei unsern Anuren — variirt auch ziemlich, und intermediäre Stücke sind mir ebenfalls vor- gekommen. — Die grösste Unke, welche mir je vorgekommen ist, war ein igneus mit ^acÄ^/i^ws-Charakter: Totallänge 5,3 cm. Bufonidae. 6, Bufo viridis Laur. — Die Wechselkröte. — Ropucha mönivii, Bufo viridis Laurenti, Synops. reptil., p. 27, 111, tab. 1 (1768). „ „ Sturm, DeutscU. Fauna, Abth. 3, Heft 2, fig. a (1709). „ „ Fatio, Faune des Vert. de la Suisse, V. 3, p. 411 (1872). „ „ BouLENGER, in: Proc. Zool. Soc. London, 1880, p. 553 — 557, tab. 50 (1880). id. Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 297 (1882). Bufo variahilis Pallas, Spicilegia Zoolog., V. 7, p. 1, tab. 6, fig. 1, 2 (1769). „ „ Sturm, 1. c. Abth. 3, Heft 2, fig. b (1799). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 138 (1875). „ „ Leydig, Die anuren Batrach. d. deutsch. Fauna, p. 29 (1877). „ „ Leunis-Ludwig, Synopsis d. Zool., V. 1, p. 619 (1883). Rana viridis Lindaker, in: Neue Abh. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 110, No. 2. — Buffo (!) variahilis Amerling, Fauna etc., p. 182, No. 24. — Bufo variahilis Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 227; Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 383; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 109, No. 17; Bayer, Prodrom., p. 213. Die Wechselkröte ist im ganzen Lande, aber ungleichmässig ver- breitet, und nirgends kommt sie eigentlich besonders häufig vor. In der Umgebung von Prag fand sie Fritsch bei Kuchelbad und Zlichow, Prach in dem Prager Garten „Kanalka" bei den Wasserpfützen im Frühjahr. In einigen Gegenden ist sie wirklich selten, so bei Caslau und in der rauhen südöstlichen Hochebene. Im Riesengebirge kommt sie noch bis 700—800 m hoch vor, und ich constatirte sie im ganzen Erz-, Iser- und Adlergebirge, im letztern aber nur spärlich. Ausser- dem besitze ich Exemplare aus der Umgebung von Wodnian und Schüttenhofen, wo ich die Wechselkröte recht oft gefunden habe, von Pfibram, Dobfisch, Jungbunzlau. Die meisten habe ich aber in den Gemüsefeldern bei Königgrätz gesammelt, und diese Gegend ist meines Wissens die einzige, wo die Wechselkröte häufiger ist. Die Mehrzahl unserer Wechselkröten übertrifft die höchsten von G. A. BouLENGER gegebenen Maasse (in: Proc. Zool. Soc. London, Systemstisclie Uebersiclit der Reptilien und Batrachier Böhmens. 221 1880, \). 554) nicht iinbcilcutciul, und beim Durchmesseu einer Reihe von 58 Exemplare linde ich Folgendes: Totallängo Kopflänge K( jpfbreite Körper Tibia (J uiax. 10,0 2,6 3,5 7,4 3,0 min. 6,9 1,7 2,6 5,2 2,7 ^ max. 0,5 3,0 3,3 6,5 2,9 min. 6.6 1,7 2,6 4,9 2,4 Die Varietät crucigera habe ich schon einige Mal gefunden. Ein- mal gelang es mir auch, ein Exemplar zu bekommen, bei welchem die Flecken in länien verbunden waren {l'meata Cameuano). Var. concolor ist die gewöhnlichste. In der Paarungszeit sind die Wechselkröten weniger lebhaft gefärbt — ein gewiss ganz merkwürdiger Fall. 7. liufo hufo (L.). — Die gemeine Kröte. — Ropucha obecna. Rana hufo Lixn^ (1758 ed. X, 1766 ed. XII). „ Stukm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 1, fig. a, b (1797). Rana terrestris Roesel, Hist. natur. ranarum nostr., p. 85, tab. 20, 21 (1758). Bufo vulgaris Laukenti, Synops reptil., p. 28, 125 (1768). „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 134 (1875). ,, ,. Lataste, Essai d'une faune herpetologique de la Gironde, p. 283, tab. 11 (1876). „ „ Leydig, Die anuren Batrachier d. deutschen Eauna, p. 12 (1877). „ „ Boulengee, in: Proc. Zool. Soc. London, 1880, p. 569 —572 (1880). „ id. Cat. Batrach. Salientia Brit. Mus., p. 303 (1882). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 617 (1883). Bufo cinereus Schneider, Historia Amphib. natur., V. 1, p. 185 (1799). Bufo commutatus Steenstrup, in: Ber. 24. Vers. D. Naturf. u. Aerzte, p. 134 (1846). Rana buffo (!) Lindakek, in: Neue Abh. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 110, No. 1. — Buffo (!) vulgaris Amerling, Eauna etc., p. 179, No. 20. — Bufo vulgaris GLtrcKSELiG, in : Lotos, Jg. 1 , p. 225 ; Peach, in : Ziva, Jg. 9, p. 381; Eritsch, Wirbelth. Böhm., p. 108, No. 16; Bayer, Prodrom., p. 113, No. 16. An schattigen Orten, in Wassergräben, in Erd- und Mauerlöchern, unter den Steinen und in Kellereien überall häufig und im ganzen Lande verbreitet. Im Riesengebirge ist die gemeine Kröte in einzelnen Exemplaren noch in der Knieholzregion zu finden. Im Allgemeinen sind böhmische Exemplare klein zu nennen, und typische Stücke aus der Ebene messen: 222 J. P. PKAZAK, Totalläii ge Kl upllänge Kopfbiei itc Körper Tibia (J max. 11,0 3,5 5,4 7,5 4,5 miii. 7,0 2,5 3,4 4,5 3,0 2 max. 10,8 3,0 4,8 7,8 4,4 min. 8,0 2,2 3,2 5,8 3,0 «) var. alpina PrazaK, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, p. 41. Bufo alpinus Schinz Naturg. u. Abbild, d. Reptil., p. 236, tab. 96, fig. 5 (1833). Die Riesengebirgs-Exemplare zeichnen sich durch bedeutendere Grösse (Totallänge 10—13,8 cm) und lebhafte, schöne Färbung und Zeichnung aus, welch letztere besonders in vielen Fällen noch dadurch interessanter wird, dass die innern Rückenstreifen vorn zusamraen- fliessen und sich erst gegen die Mitte des Rückens gabelförmig theilen. ß) var. marmorata Prazäk, 1. c. App. I, p. 42. Diese „var." besitzt sehr viele und grosse dunkle Flecken auf der Unterseite. Oft treten noch die bei a erwähnten Färbungs- und Zeichnungscharaktere hinzu, wodurch sehr starke Anklänge an japonica (Schlegel et Temminck, Fauna japonica, Reptilia, 1838, p. 106, tab. 2, fig. 5, 6) entstehen. y) var. spinosa PrazAk, 1. c. App. I, p. 42. Bufo spinosus Daudin, Hist. nat. gen. et partic. des Reptiles etc., V. 8, p. 199 (1803). Gewöhnlich sehr grosse Exemplare mit grossen Warzen, besonders auf dem Vorderkörper, und breitem Kopf, meistens sehr alte Stücke. Oft treten Combinationen aller drei hier erwähnten Varietäten auf — ein ausserordentlich starker Anklang an Bufo vulgaris japonicus Lataste (in: Le Naturaliste, V. 2, 1880, p. 219); nur in der Form der Leber und der Hoden fand ich keinen Unterschied, wie ihn der scharfsinnige französische Zoologe angiebt. — Im Allgemeinen incli- niren die allermeisten gemeinen Kröten aus Böhmen zu einem bräun- lichen oder röthlichen Colorit der Oberseite, und die Mehrzahl hat auch eine etwas bräunliche Unterseite: die dort gefleckten Individuen — was ebenfalls oft vorkommt — zeigen den Bauch eher schmutzig weiss und zwar um so mehr, je grösser und dunkler die Flecken sind. 8. Bufo calamita Laur. — Die Kreuzkröte. — Ropucha bachratä ^). Bufo terrestris foetidissima Rgesel, Hist. nat. ranarum nostr., p. 107, tab. 24, 25 (1758). 1) Mir ganz neu für die ganze Monarchie. Dr. F. Weener. — Ich war durch diese Notiz meines gelehrten Freundes sehr überrascht, in- Systematische üebcrbicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 223 Biifo calamita Laukknti, Syuops. reptil., p. 27, tab. 1, fig. 1 (1768). Stuhm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 1 (1797). „ „ Fatio, Faiine des Vert^bres de la Suisse, V. 3, p. 402 (1872). SciiKEinER, Herpetol. europaea, p. 141 (1875). Lataste, Essai d'une faune herpetol. de la Gironde, p. 291 (Bordeaux 1876). LEYDir., Die anuren Batrachier d. deutsch. Fauna, p, 36 (1877). BoüLENGER, in: Proc. Zool. Soc. London, 1880, p. 547 -550 (1880). id. Cat. Batrachia Salientia Brit. Mus., p. 293 (1882). „ Leunis-Lüdwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 617 (1883). Buffo (\^ cnlamita Amerling, Fauna etc., p. 181, No. 23. — ^Bufo ca- lamita Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 228; Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 383; FiuTscir, AVirbelth. Böhmens, p. 109, No. 18; Bayer, Pro- drom., p. 213. Die Kreuzkröte ist gewiss die seltenste Krötenart Böhmens; sie kommt zwar im ganzen Lande, meistens aber nur sporadisch und nur in einigen wenigen, kleinen Bezirken etwas häufiger vor. Ich bin leider nicht im Stande, etwas Ausführlicheres zu unserer Kenntniss der Verbreitung der Kreuzkröte in Böhmen beizutragen und muss mich auf die Aufzählung der mir bekannten Fundorte beschränken. Fritsch war der Erste, der sie sicher in Böhmen nachgewiesen hat; er fand sie in der Gegend von Pfelauc (wo auch ich dieselbe constatirte) und Elbeteinitz einige Mal und erhielt auch ein Exemplar aus der Gegend von Pilsen. Varecka sammelte für mich mehrere Exemplare in der Umgebung von Pisek und 2 Stück bei Pfibram. Ich selbst sammelte sie bei Leitomyschl, Neustadt a. d. Methau (Krcin), Bölohrad, Starkenbach (7 Exemplare) , bei Münchengrätz und Loranic. Herr BEDNvii sandte mir 3 Stück aus dem Officierspark von Josefstadt. Bei Horinowes fand ich sie alljährlich in 3 — 5 Exemplaren, gewöhn- lich in unserm Garten, wo die Kröten geschont wurden. Ein Stück sammelte ich bei Caslau und mehrere bei Pfibyslau und Hlinsko. Bei Königgrätz muss sie ebenfalls öfter vorkommen, und bei Plotisf fand ich in einem Haufen von Blumentöpfen an einem Vormittag 5 alte Exemplare. Andere Stücke wurden auf den sandigen Ufern der Elbe bei Königgrätz und Pardubic sowie bei Holic gefunden. Bei Frauen- berg fand ich sie in 2 Exemplaren. Aus dem Böhmerwald ist mir dem ich B. calamita auch aus Salzburg, Mähren, Oesterr. Schlesien und Galizien (auch aus den östlichsten Districten) besitze. Der Verf. 224 j. p. prazak, nur ein Stück von Taus bekannt; im Kiesengebirge niuss sie auch sehr selten sein, und bis jetzt ist mir nur ein Exemplar bei Spindel- mühle vorgekommen. Im Ganzen lagen mir 65 Exemplare vor; ich nenne nur jene Localitäten, woher mir Kreuzkröten zur Untersuchung verfügbar waren, denn calamita wird ebenso oft mit gewissen Exem- ])laren von viridis verwechselt, wie diese letztern für calamita ge- halten werden. So ist die gelbe Rückenlinie keineswegs ein ganz sicheres Unterscheidungskennzeichen, und ich habe mich oft von der Richtigkeit der Worte Boulenger's überzeugt, wenn er sagt, dass diese Zeichnung oft calamita fehlt und bei viridis sehr deutlich ist- „Typisch" sind in dieser Beziehung unter den 65 von mir unter- suchten böhmischen calamita nur 41 Exemplare, während ich andrer- seits 27 viridis mit deutlicher Ausbildung dieses Merkmals gefunden habe. Sind es intermediäre Exemplare oder sind es Bastarde? Mög- licher Weise beides — denn ich fand in unserm Garten calamita S mit viridis $ in Begattung. Wären es aber auch keine Bastarde, so würden diese Mittelstücke doch nicht dafür sprechen, dass viridis und calamita nur Subspecies einer Art sind, denn niemand wird jetzt an absolut übergangslose Species, wie sie die Diagnosen der beschreibenden Museal-Zoologen alter Schule haben wollen, glauben. Die sichersten Merkmale zur Unterscheidung beider Kröten sind nach Boulenger und Leydig folgende Kennzeichen: 1) Die Füsse von calamita sind kürzer als bei viridis ; 2) die Finger sind kurz, der 3. der längste — der 1., neben den 2. gelegt, ist nicht länger als dieser — die sub- articularen Tuberkel zweireihig = calamita; 3) Finger eher länger, der 3. der längste — der 1. etwas länger als der 2., der 4. der kürzeste = viridis. Besonders gross sind allerdings diese Unterschiede nicht, wenn sich aber zwei Arten nicht leicht unterscheiden lassen, so ist es noch kein Grund für ihre Vereinigung. Nichts desto weniger kann nicht geleugnet werden, dass beide Arten sehr nahe verwandt sind und dass es viele Exemplare giebt, die ziemlich schwer richtig zu bestimmen sind. — Die Grösse der böhmischen Kreuzkröten ist ziemlich variabel ; meine Messungen gaben folgende Resultate : Totalläiige Kopflänge Kopfbreite Körper Tibia (J max. 9,5 2,0 2,6 7,5 2,5 5.0 1,5 1,5 3,5 1,6 9,0 1,9 2,4 7,1 2,0 4,6 1,4 1,6 3,2 1,4 Die Färbung der Kreuzkröte variirt ebenfalls in hohem Grade; am seltensten kommen grünliche, am häufigsten bräunliche, röthliche und graue Exemplare vor (in der gegebenen Reihenfolge). Unter Systetnatischo Uebersiilit der Reptilien und Batrachier Böhmens. 225 meinen Stücken lassen sich gewissermaasseu constante Varietäten unter- scheiden : a) oUvacea PuAi^ÄK, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, ]). 46. Supra grisescente olivacea, maculis ohscure viridis per serias lon- gituäinales plus mimcsve äispositis, vcrrucisque flavescentihus plerimi- que in meäio maculorum positis, linea dorsali dhsoleta, suhtus albescens concolor. — Den grössten Theil so gefärbter Exemplare erhielt ich aus der Eibebene. ß) obscura PrazAk, 1. c. App. I, p. 46. Supra ohscure ferrugineo-fusca aut fere atrn, verrucis castaneis irregularitcr positis, maculis öbscuriore ferrugineis; suhtus albescens, maculis nigris plus minusve ohsoletis variegata. — Scheint besonders an den schattigen Orten vorzukommen, denn die in unserm Garten alljährlich vorkommenden Stücke tragen mehr oder weniger diese Färbung, ebenso wie jene aus dem Officierspark in Josefstadt. Im Juni 1893 wurden in der letztgenannten Localität 5 solche Stücke ge- funden und mir zugesandt. }') fasciata Praza'k, 1. c. App. I, p. 46. Maculis dorsalibus in fascias longiiudinales confluentibus, linea dorsali sulfurea , distincfissima , abdomine concolore, corpore magno. — Bisher konnte ich nur 25 solche sehr typische Exemplare unter- suchen; alle wurden bei Pardubic und Holic gesammelt; alle sind sehr gross (Totallänge 8,0 — 8,5 cm). 9. Hyla hyla (L.). — Der Laubfrosch. — Rosnicka obecna. Tiana hyla Linne (ed. X 1758. Mnna arhorea Roesel, Hist. nat. ranarum nostr., tab. 9 — 12 (1758). Hyla viridis Laurenti, Synops. reptil., p. 33 (1768). Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 1 (1707). Hyla arhorea Schreiber, Herpetol. europaea, p. 106 (1875). „ Leyoig, Die anuren Batrachier der deutschen Fauna, (1877). „ „ BoüLENGER, Cat. Batrachia Salientia Brit. Mus., p. 379 (1882). Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 619 (1883). Ttana arhorea Ltndaker, in: Neue Abb. Böhm. Ges. Wiss., Jg. 1, p. 116. No. 6. — Hyla arhorea Amerling, Fauna etc., p. 178, No. 17. — Dendrohyas arftorea ^Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 219. — Hyla viridis Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 374; Fritsch, Wirbelth. Böhm., p. 107, No. 11; Bayer, Prodrom., p. 214. Der Laubfrosch lebt in ganz Böhmen auf Wiesen und in Gärten, 226 J. P. PRA5^AK, sowie in lichten kleinen Waldungen in der Nähe der Gewässer. Frttsch meint, er sei bei uns viel seltner als die andern Froscharten, Bayer bemerkt aber schon viel richtiger, dass „er bei uns nicht überall häufig ist". In Wirklichkeit ist der Laubfrosch nur stellen- weis selten, im Allgemeinen fehlt er aber keinem Gebiet , grosse, trockne Nadelwaldungen ausgenommen, und in manchen für ihn be- sonders günstigen Gegenden ist er sogar zahlreich, wohl aber seiner Schutzfärbung wegen wenig auffallend. Unsere Laubfrösche sind grössten Theils sehr rein und hell grün ; die lichtesten, hoch grasgrünen Exem- plare sind dem Riesengebirge eigen, wo diese Art noch auf den hoch gelegenen Bergwiesen (so z. B. selbst der Eibwiese) vorkommt und von mir auch bei Nemvelt, Spindelmühle, Wiesenbaude und Simmer- berg gefunden wurde. Auch die Laubfrösche der kleinen in Nordost- Böhmen häufig zerstreuten Birkenwäldchen sind grell grün. — Bei Dobrisch fand ich im Jahre 1892 ein für unsere faunistischen Ver- hältnisse ganz merkwürdiges Exemplar des Laubfrosches, welches der var. intermedia Camerano angehörte, die den Uebergang zur Sub- species savigmji Aud. vermittelt. — Bei der Mehrzahl unserer Laub- frösche ist die dunkle Seitenlinie sehr schmal, ihr weissgelber Saum aber auffallend breit. In der Grösse ist diese Art auffallend constant (Totallänge 3,8—4,8 cm). Am leichtesten überzeugt man sich von dem Vorkommen des Laubfrosches in einer Gegend während der Laichzeit, wenn beide Ge- schlechter am Wasser zusammenkommen. Es ist oft ganz überraschend, wie viele man antrifft. Im Frühjahr 1896 fand ich zur Laichzeit in einem Ziegeleiteiche 0 bei Honnowes nicht weniger als 14 Männchen und 21 Weibchen dieser Art beisammen. n. UrodeLa. Salamandrina. 10. Salamandra maculosa Lattr. — Der gefleckte Erd- molch, Salamander. — Mlok obecny. Salamandra maculosa Laurenti, Synops. reptil., p. 42, 151 (1768). „ ,, Leydig, Ueber die Molche der württemb. Fauna, p. 78 (1868); in: Arch. Naturg., 1867, p. 241. „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 75 (1875). 1) Nach einem von E. A. Sciirgeder (in: Wiener Landwirthsch. Zeitung, 1894, No. 2, v. 6. Januar, p. 12) ertheilteu Rath wurde eine grosse Ei'dgrube eines verlassenen Ziegelofens als Teich für Schleien Systematische üebersicht der Reptilien und Batrachier Böhmens. 227 SaJamandra maculosa Boulenger, Cat. Batrachia Gradientia Brit. Mus., p. 3 (1882). „ „ Lkunis-Ludwig, SyBops. d. Zool., V. 1, p. G25 (1883). Salamandra maculata Kocu, in : Stukm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 2 (1802). „Ohnizil" Balbin, Miscell. regni Bohemiae, cap. LXIV, p. 14G. — Sala- mandra maculosa Aivierlin(i, Fauna etc., p. 184, No. 30; Glück- selig, in: Lotus, Jg. 1, p. 245; Puach, in: Ziva, Jg. 9, p. 384; FßiTsiH, Wirbelth. Böhmens, p. 109, No. 19; Bayer, Prodrom., p. 216. Der gefleckte Erdmolch ist ein in seiner Verbreitung sehr inter- essantes Thier. In Böhmen ist er in manchen Localitäten wirklich sehr zahlreich und in manchen Gebieten häufig, während er andern grossen Strecken gänzlich fehlt. An manchen Orten kommt er in un- glaublicher Anzahl vor; oft kommt er plötzlich zum Vorschein dort, wo man früher keinen einzigen sah, während an andern, ganz ähn- lichen Stellen kein einziger zu bemerken ist; „man kann ihn in dieser Beziehung ein gesellschaftliches Thier nennen" (Glückselig, 1. c. p. 246). Seine wahren Lieblingsorte sind feuchte Gebirgswaldungen mit ihren Schluchten, und wie auf preussisch-schlesischer Seite (vgl. Gloger, Üebersicht der Säugethiere, Vögel, Amphibien und Fische Schlesiens, p. 69), so kommt auch in Böhmen der Salamander am häufigsten in den Vorbergen des Riesengebirges vor; ich kenne einige Orte, wo er alljährlich in grosser Menge lebt, und der Laubwald bei Dubenetz machte auf mich, als ich ihn als junger Studiosus besuchte, einen thatsächlich unheimlichen Eindruck mit seinen zahlreichen, bunten, langsam kriechenden Erdmolchen. Besonders reiche Localitäten sind, wie schon Fritsch, der den Salamander auch im Zavister-Thal fest- stellte und seine Jungen in einem mit klarem Quellwasser gefüllten Bassin bei Königinhof fand, angiebt, die Gegend von Tetschen und eine Partie des Eisengebirges bei Ronov ; in den Wäldern dieser Hügel- kette kommt er übrigens an mehreren Stellen häutig vor. Auch im Böhmerwald trifft man den Salamander in vielen Revieren zahlreich an. In geringer Anzahl fand ich ihn bei Schwarz-Kosteletz. Was die Färbung unserer Erdmolche anbelangt, so trägt dieselbe einen nordöstlichen Charakter, indem bei den allermeisten die schwarze {Tinea vulgaris) hergerichtet und die Ränder mit Wassergewächsen bepflanzt. Die Verwendbarkeit für die Zucht dieser wenig wählerischen Fische hat sich zwar nicht ganz erwiesen, der Wassertümpel selbst lieferte aber im Laufe der Zeit viele herpetologisch interessante Funde. Der Verf, 228 J. P. PRAZAK, Grundfarbe die Oberhand hat; die Flecken sind öfter Schwefel- als orangegelb. Die weniger gefleckten Exemplare kommen im Riesen- gebirge und in Nordost-Böhmen überhaupt, die buntesten Stücke im Böhmerwald und in West-Böhmen vor. Denen aus dem Rieseugebirge fehlen nicht selten die Flecken in der Schläfengegend, und die Par- otidenmakeln sind oft mit den Flecken an den Mundwinkeln verbunden, wie ich es öfters auch in Galizien fand (Bialohorszcze-Wald bei Lem- berg); diese Varietät hat auch die kaum lichtere Unterseite einfarbig {var. Orientalis mihi , Synops. vertebr. Bohemiae , App. I, p. 47). Nächstdera kommen die von Schreiber (Herpetol. europaea, p. 75) unter b— f aufgezählten Varietäten. Oft kommen Exemplare vor, bei welchen die Dorsalflecken sich in zwei, seltner in vier Längsreihen gruppiren {var. fasciata, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, p. 47; var. striata, ibid. p. 48). Bei den Varietäten des Salamanders ist der von Schreiber betonte Umstand, dass nur ähnlich gezeichnete Exem- plare zusammen und an gewissen Standorten leben, sehr interessant, weniger auftallend aber, wenn wir die Fortpflanzungs weise dieser Art betrachten. Die Jungen eines $ sind gewöhnlich unter einander sehr ähnlich, und bei der grossen Geselligkeit der Thiere entstehen dann grosse blutsverwandte Gesellschaften beinahe gleich gezeichneter Erd- molche. Die Bodenbeschafifenheit und die topographische Lage der Localität sind nach meinen Beobachtungen ohne irgend einen Einfluss auf die Art der Zeichnung, wirken aber auf die Schattirung der Grund- und Fleckenfarbe ganz gewiss ein. — Die Grösse unserer Erdmolche ist wenig variabel, die Mehrzahl schwankt um den arithmetischen Durchschnitt der beiden unten angegebenen Grössenextrerae : Totallänge Vorderfuss Hiuterfuss Schwauzlänge (J max. 24,0 3,9 4,0 10,8 min. 16,5 3,4 3,6 8,0 5 max. 2.5,0 4,0 4,5 11,0 min. 19,0 3,7 4,0 10,0 Wenn es auch — streng genommen — nicht in den Rahmen dieser kleinen Arbeit gehört, so will ich doch mit einigen Worten das Vorkommen der Wirbelsynostose beim Salamander erwähnen. Seit einigen Jahren habe ich viele SaJamandra maculosa skeletirt und meine besondere Aufmerksamkeit der Zahl der Wirbel zugewandt, da dieselben bekanntlich nach dem Kraft- resp. Entwicklungszustand des Individuums numerisch variiren können. Bei 2 Exemplaren fand ich eine vollkommene Synostose und bei andern 5 Exemplaren eine halbe Verschmelzung zweier Dorsolumbarwirbel. Die ersten 2 Fälle waren dem von J. H. List beschriebenen Fall (in: SB. Akad. Wiss. Wien, Systematische Üebersicht der Reptilien und ßatrachier Böbmend. 229 V. 88, Abtli. 1, Decbr. 1883) ganz ähulich, es waren aber der 9. und 10, resp. der 8, und I). Dorsolunibarwirbel verschmolzen. In einem andern Falle sind 3 Dorsolumbarwirbel (der 13., 14. und 15.) beinahe zusammengewachsen, die Processus spinosi sind aber nur bei den ersten zwei vollkommen entwickelt, bei dem letzten dagegen rudimentär. Nach der Untersuchung einer halb zu Stande gekommenen Synostose bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass es wirklich nur eine patho- logische Erscheinung, welche offenbar nur die Folge einer Entwick- lungsstörung (oder vielleicht auch einer im Jugendstadium erlittenen Verwundung) ist. Ich werde diese und andere Anomalien an einer andern Stelle ausführlicher behandeln und verweise heute nur darauf, dass solche Vorkommnisse durchaus nicht zu den ausserordentlichen Seltenheiten gehören. Es ist nur noch zu bemerken, dass 4 von den hier erwähnten abnormen Salamandern von einer und derselben Loca- lität stammten und in drei verschiedenen Jahren gesammelt wurden. 11. Salaniandra atra Laur. — Der schwarze Erdmolch. — Mlok cerny (vrany). Salamandra atra Laurenti, Synops. reptil., p. 42, 149, tab. 1, fig. 2 (1768). „ „ Fatio, Faune des Vertebres de la Suisse, V. 3 (1872). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 72 (1875). „ „ BoüLENGER, Cat. Batrachia Gradientia Brit. Mus., p. 4 (1882). „ „ Leunls-Ludwig, Synops. d. ZooL, V. 1, p. 625 (1883). Lacerta atra Stuem, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 4 (1805). Salamandra atra Glückselig, Synops. Reptil, et Amphib. Bobemiae, 1832; Amerling, Fauna etc., p. 185, No, 31; Pkach, in: Ziva, Jg. 9, p. 385 ; Bayer, in : Böhm. Uebersetzung von Brehm's Thierleben, Abth. 3, Bd. 2, p. 77, Fussnote und ibid. p. 82 im Text; Prazäk, Synops. vertebr. Bohemiae, p. 148; App. I, p. 48 — 49. Glückselig (in seiner ersten Publication) und nach ihm Amer- ling und Prach hielten diese Art für ein in Böhmen vorkommendes Thier, keiner von ihnen konnte aber eine sichere Localität angeben. Glückselig hat dann in der Neubearbeitung seiner Arbeit (in : Lotos, Jg. 1, p. 105) den schwarzen Erdmolch wieder ausgelassen, da er zu jener Zeit „vollkommen überzeugt war, dass er kein Bewohner Böhmens ist". Amerling giebt nur an, dass atra „in den Sümpfen der böh- mischen Forste" lebt, und Prach, der sich auf die Dissertation Glückselig's beruft, bemerkt bloss, dass diese Art im schlesisch- mährischen Gebirge gefunden worden, dass es aber unbekannt sei, ob 230 j. p. pra^a'k, sie auch in Böhmen vorkäme. Fkitsch hatte ebenfalls keinen posi- tiven Grund, den schwarzen Erdmolch unter den böhmischen Batrachiern anzuführen. Bayer erwähnt ihn in seiner neuesten Publication (Pro- drom., p. 216) nur in einer Bemerkung und giebt an, dass er in den Sudeten vorkommt, obzwar er in der von ihm bewerkstelligten Ueber- setzung des 3. Theils von Brehm's „Thierleben" den schwarzen Erd- molch als zur böhmischen Fauna gehörig anführt und als einen Fund- ort den Böhmerwald nennt. Man sieht, dass die Ansichten über sein Vorkommen sehr gewechselt haben und zwar ganz willkürlich und vielleicht nur der Abwechslung wegen. Ich führte diese Art in die böhmische Fauna ursprünglich ganz unrichtig ein, indem ich ein ausserordentlich schwarzes und relativ kleines Exemplar des gemeinen Salamanders mit ganz undeutlichen Flecken für atra hielt. Wie es aber zu erwarten war '), wurde atra doch im Riesengebirge unweit des Mummelfalles gefunden und mir von Herrn J. Wagner in 3 Exem- plaren übergeben. Dies sind bisher die einzigen sichern Stücke aus Böhmen, denn die mir zugekommenen Nachrichten über das Vorkommen des schwarzen Erdmolches bei Wildenschwert bedürfen noch der Be- stätigung. Maasse : Totallänge Vordere Extremitäten Hintere Extremitäten Schwanzlänge S 12,0 2,0 2,5 5,5 $ 13,0 2,2 2,5 5,0 13. Molge vulgaris (L). — Der gefleckte Wassermolch. — Colek teckovany. Triton parisinus Laurenti, Synops. reptil., p. 40 (1768) c?. Triton palustris id. ibid. p. 39, tab. 4, fig. 2 (1768) $. Salamandra exigua id. ibid. p. 41, tab. 3, fig. 4 (1768) juv. Lacerta taeniata Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 5, fig. a, b, c (1828). Triton nycthemerus Bonaparte, Iconogr. della Fauna Italica, V. 3, An- fibi, tab. fig. 5 (1832). Triton taeniatus Leydig, Ueber die Molche der Württemberg. Fauna, p. 49 (in: Arch. Naturg., 1867, p. 212). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 24 (1875). „ „ Leunis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 626 (1883). Triton punctatus SElys-Longchamps, Faune Beige, p. 182, tab. 5, fig. 2 (1842). Triton lohatus Fatio, Faune des Vert. de la Suisse, V. 3, p. 557, tab. 4 (1872). 1) Er kommt auch in Mähren und Schlesien vor (vgl. Heinrich, Mährens und Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel, 1856, p. 49). Der Verf. Systematische Uebersidit der Keptilien und Hatracliier Rölimens. 23t Molge vulgaris Boulenger, Cat. Batrachia Gradientia Brit. Mus., p. 14 (1882). Triton palustris Ajmerling, Fauna etc., p. 183, No. 28. — Triton tae- niatus Gli ckselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 250; Prach, in: ^iva, Jg. 9, p. 387; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 109, No. 21; Bayer, Prodrom., p. 218. Der gefleckte Wassermolch ist iu ganz Böhmen verbreitet und der häufigste aller Tritoneu. Er fehlt eigentlich nirgends, wo er ihm zu- sagende Wassergräben, Teiche und Tümpel findet. Auch diese Art behält die Kiemen in seltenen Fällen noch im geschlechtsreifen Alter, und ich fand schon zwei SS der branchiaten Form. — In seiner Fär- bung und Zeichnung variirt der gefleckte Wassermolch in solchem Grade, dass es bei der noch hinzutretenden Verschiedenheit nach dem Geschlecht, dem Alter und der Jahreszeit kaum möglich ist, eine übersichtliche Schilderung zu geben. Da die Conservirung in Alkohol auf die Färbung dieser Art besonders störend einwirkt, machte ich mir eine grosse Anzahl von Farbenskizzen, von Männchen von den verschiedensten Localitäten Böhmens, bin aber zu keinem positiven Resultat gekommen, indem an einem und demselben Orte die ver- schiedensten Farbenvarietäten im bunten Durcheinander vorkamen, und etwas über die Färbungscharaktere der böhmischen Exemplare lässt sich bei ihrer ungeheuren Variabilität nicht sagen. Die Grösse aus- gewachsener Exemplare aus Böhmen beträgt: TotalläD ge Vord. Extremität Hint. Extremitä it Kopflänge Schwanz S msx, , 9,0 1,5 1,7 1,0 5,0 min. 6,5 1,4 1,4 0,9 4,0 5 max. 8,5 1,5 1,5 0,95 4,6 miu- 6,8 1,4 1,3 0,9 4,0 13. Molge aljyestrns (Laur.). — Der Alpenmolch. — Colek horni (alpsky). Triton alpestris Laurenti, Synops. reptil., p. 38, 142, tab. 2, fig. 4 (1768) $. „ „ Sturm, Deutschi. Fauna, Abth. 3, Heft 5, a, b, c, d (1828). „ „ Leydig, Ueber die Molche der Württemberg. Fauna, p. 35 (1868), in: Arch, Naturg. 1867, p. 198. „ „ Fatio, Faune des Vertebr. de la Suisse, V. 3, p. 541, tab. 3 (1872). „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 38 (1875). ,. ,, Leünis-Ludwig, Synops. d. Zool., V. 1, p. 626. Triton wurfbainii Laurenti, Synops. reptil, p. 38 (1768) S- Triton salamandroides id. ibid., p. 40 (1768). Salamandra ruhriventris Daudin, Hist. nat. gener. et particuliere des Reptiles, p. 239, tab. 98, fig. 1 (1803) ?. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. JG 232 J. P. PRAZAK, Molge alpesiris Boulengee, Cat. Batrach. Gradientia Brit. Mus., p. 12 (1882). Triton dlpestris Amerling, Fauna etc., p. 184, No. 29; Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 247: Prach, in: Ziva, Jg. 9, p. 387; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 110, No. 22; Bayer, Prodrom., p. 217. Der Alpenmolch kommt ziemlich häufig in klaren Wässern des Böhmerwaldes, des Iser- und Erz-, besonders aber des Riesengebirges vor; im letztern Gebiet wird er noch im „grossen Teiche" häufig ge- funden (vgl. Gloger, Uebersicht etc., p. 60), und in den reinen Brunnen dieses Gebirges fehlt er fast nie, man trifft ihn selbst bei den sehr hoch liegenden Quellen an. In den Vorbergen des Riesengebirges, bei Königinhof, Belohrad, Miletin und Lommic sowie an vielen andern Orten kommt er häufig vor. Besonders aber bei Adersbach und Weckelsdorf kommt er in grösserer Anzahl vor, und in Süd-Böhmen wurde er schon an vielen Localitäten gefunden. Fritsch führt ihn von Böhmisch Kamnitz, Neu Paka und Sobotka an und erzählt, dass „ein Exemplar bei Pardubic aus einem 4" tiefen Brunnen geschöpft wurde". — Es wäre von Wichtigkeit, mehr über seine Verbreitung in Böhmen zu erfahren. — Diese Art ist thatsächlich dimorph, in so fern neben der normalen auch die branchiate Form nicht selten vor- kommt, während der geschlechtliche Dimorphismus oft kaum zu er- kennen ist, indem die Weibchen häufig mit einem wirklichen punk- tirten Rückenkamm gefunden werden, der zwar nicht besonders, immerhin aber wie bei schwächern Männchen entwickelt ist. Die Grösse unserer Alpenmolche ändert sich verhältnissmässig nur unbedeutend, und die grössten und kleinsten Exemplare messen: Totallänge Vord. Extremität Hint. Extremität Kopflänge Schwanzlänge $ max. 9,5 2,0 2,1 1,2 4,5 min. 7,0 1,6 1,0 1,0 4,0 5 max. 11,0 1,8 2,0 1,8 4,8 min. 8,5 1,5 1,6 1,0 4,0 Die Färbung variirt zwar ziemlich stark, ist aber von der Localität — wenigstens bei böhmischen Exemplaren — ganz unabhängig. Der Rückenkamm der Männchen ist zur Paarungszeit meistens gelblich und sehr häufig beiderseits, der ganzen Rückenlänge nach, von einer schwarzen Fleckenreihe begrenzt, die bei vielen Thieren mit jener des Kammes verbunden zu sein pflegt. Die Weibchen incliniren ent- schieden sehr zu einer gelblichen oder blass braunen Rückenfärbung. 14. Molge palustris (L.). — Der grosse Wassermolch. — Colek veliky. Lacerta palustris LinnE, 1758. Systematische Uebersiclit der Reptilien und Batracliier Böliineus. 233 Triton cristatus Laukenti, Synops. reptil., p. 3G, 14G (17G8). V .. Leydig, Ueber die Molche der Württemberg. Fauna, p. 13 (18G8); in: Arch. Naturg. 18G7, p. 176. „ „ Schreiber, Herpetol. europaea, p. 48 (1875). ,. „ Leünis-JjUdwig, Synops. d. ZooL, V. 1, p. G2G (1883). Triton carnifex L.\urenti, Synops. reptil., p. 38, tab. 3, fig. 3 (17G8). Molge cristata Boulenger, Cat. Batrach. Gradientia Brit. Mus., p. 8(1882). Triton taeniatus (!) Amerlino, Fauna etc., p. 182, No. 27. — Triton palustris Glückselig, in: Lotos, Jg. 1, p. 248. — Triton cristatus Prach, in : Ziva, Jg. 9, p. 386; Fritsch, Wirbelth. Böhmens, p. 109, No. 20; Bayer, Prodrom., p. 216. Der grosse Wassermolch ist in Böhmen in Teichen, Sümpfen und Tümpeln ziemlich häufig, stellenweis sogar zahlreich und fehlt keinem Gebiet. In hügligem Terrain scheint er häufiger vorzukommen als in der Ebene, im Riesengebirge aber kommt er meines Wissens nur äusserst selten zum Vorschein. Seine Varietäten zeigen eine gewisse Constanz, welche man bei seinen vorgenannten Gattungsgenossen vergebens suchen würde. Die typische Form ist zwar die häufigste, daneben kommen aber in Böhmen noch folgende Varietäten vor: a) olivacea Praz^Mv, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, p. 49. „var. a'' Schreiber, Herpetol. europaea, p. 49. Stihius maculis nigris confluentibus maximis fere concolor, macula aurantiaca passim notatus. — Diese Varietät, welche von mir be- sonders in Süd-Böhmen öfters angetroffen wurde, hat die Oberseite meistens olivenfarbig. ß) harelini. var. Jcarelinii Strauch, Revision der Salamandr., in : Mem. Acad. Sc. St. Petersbourg, (ser. 7) V. 16, No. 4, p. 42, tab. 1, fig. 1 (1870). „ Boulenger, Cat. Batrach. Gradientia Brit. Mus., p. 8(1882). var. platycaudus Rusconi, Amours des Salam andres aquatiques, p. 29, tab. 1, fig. 3, 4; tab. 2, fig. 1, 2 (1821). var. platycephalus Fatio, Faune des Vert. de la Suisse, V. 3, p. 567(1872). „ „ Praz.vk, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, p. 50(1894). Einige mehr oder weniger mit der von Strauch in seiner wunder- baren Monographie gegebenen Beschreibung und Abbildung überein- stimmende Individuen wurden bei Deutschbrod und Politschka ge- sammelt. /) leydigi Pra^ak, Synops. vertebr. Bohemiae, App. I, p. 50—51. ? Triton cristatus^ Abänderung bei Leydig, Ueber die Molche der Würt- temberg. Fauna, in: Arch. Naturg., p. 178. 16* 234 J- P- PRAzaK, Reptilien und Batrachier Böhmens. Supra hrunescente- einer eus, obscurus, capite marmorato, maculis parvis nigrescenUhus plus minusve distinctis. — Kommt vereinzelt vor. ö) sulfureo-gastra Prazak, 1. c. App. I, p. 51. „var. e" Schreiber, 1. c. p. 49. Suhtus aurantiacus, concolor. — Bei den Exemplaren dieser keineswegs seltenen Varietät ist die Unterseite eher schwefelgelb, die Oberseite meistens grün grau. e) icterica. var. icterica Rbichenbach, in: Nova Acta Acad. Leop.-Carol., V. 32, tab. 1 (1865). „ „ id. in: Zool. Garten 1866, Heft 2 (1866). „ „ Prazäk, 1. c. App. I, p. 51. Bei mehreren in Südwest-Böhmen gesammelten Exemplaren dieser Varietät war die Grundfarbe des ganzen Körpers orangegelb; die Flecken fehlten in nur wenigen Fällen gänzlich. Unten schwarze Individuen sind mir in Böhmen nie vorgekommen. — Maasse der böhmischen grossen Wassermolche sind: Totallänge Vord. Extremität Hint. Extremität Kopflänge Schwanzlänge (J max. 14,0 2,6 2,8 1,6 7,2 min. 11,0 2,4 2,6 1,4 6,0 5 max. 15,0 2,5 2,8 1,5 6,5 min. 10,8 2,3 2,5 1,4 6,0 Auch bei dieser Art fand ich ein geschlechtsreifes Männchen mit Kiemen, habe aber nach der von V. von Ebner (Ueber einen Triton cristatus Laur. mit bleibenden Kiemen, in : Mitth. Naturw. Ver. Steier- mark, Graz 1877) gegebenen erschöpfenden Beschreibung nichts von Interesse hinzuzufügen. Am Schluss meiner Arbeit angelangt, will ich nur unsere Natur- freunde auf die Wichtigkeit der Durchforschung der Grenzgebirge, namentlich aber des Böhmerwaldes imd des Fichtelgebirges, aufmerk- sam machen. Hofinowes bei Smific a. d. Elbe, Böhmen. Nachdruck verboten. Uebersetzuitgsrecht vorbehalten. Die Gattung Hebomoia. Von Dr. Adolf Fritze, Privatdocent der Zoologie an der Universität Freiburg i. Br. (MittheiluDgen aus dem K. Naturalien-Cabinet zu Stuttgart) Hierzu Taf. 16. Am 5. Februar 1891 schickte ich, da ich selbst durch dienstliche Pflichten gebunden war, von Tokyo aus meinen zuverlässigen japa- nischen Sammler, Horiuciii Sejiro, nach Okinawa, der Hauptinsel der Gruppe der Liu-Kiu-Iuseln (japanisch Riu-Kiu, englisch Loo-Choo), von deren Fauna bis dahin nur sehr wenig bekannt war. Am 4. April kehrte mein Sammler nach Tokyo zurück, und die Ausbeute, die er mitbrachte, war quantitativ und qualitativ eine so überraschende, dass ich beschloss, wenn irgend möglich, die Insel selbst zu bereisen; und diesen Plan führte ich vom 19. Juli bis zum 9. September 1891 aus, nachdem ich bereits am 11. Juni meinen oben erwähnten Sammler vorausgeschickt hatte. Unter der Frühlings- und Sommerausbeute des letztern sowie unter meiner eigenen befindet sich eine stattliche Anzahl Exemplare der schönen Hebomoia glaucippe L., und es stellte sich heraus, dass die Frühlings- und Sommerexpedition zwei saison- dimorph durchaus verschiedene Formen geliefert hatte, die sich von den bis jetzt bekannten und beschriebenen Arten bezw. Varietäten nicht unwesentlich unterschieden. Eine kurze Mittheilung über diese Befunde findet sich in meiner im Jahre 1894 erschienenen Arbeit über die Fauna von Okinawa (1, c. p. 39), indes war ich damals in Folge der grossen Menge des während eines Zeitraums von 3 Jahren gesammelten Insectenmaterials noch nicht im Stande, dasselbe vollständig zu übersehen; ich musste mich deshalb auf einige kurze Notizen beschränken. 236 ADOLF FRITZE, Meine eigenen Funde sowie der Vergleich des mir zur Verfügung stehenden Materials mit der einschlägigen Literatur veranlassen mich, über den Rahmen der eigentlich beabsichtigten Beschreibung von Hehomoia glaucippe L. von Okinawa hinaus zu gehen und eine Ueber- sicht über das ganze Genus zu geben, das schon Linne bekannt war, über dessen Arten, Verbreitungsgebiet u. s. w. aber erst die Forschungen der letzten Jahrzehnte einigermaassen Licht verbreitet haben, während allerdings noch viel zu erforschen übrig bleibt. Das mir zur Verfügung stehende Material besteht aus : Hehomoia glaucippe L. 62 Stück von Okinawa, 13 von Lombok, 8 von Java, 9 von China, 9 von Celebes, 4 von Sumatra, je 2 von den Philippinen, von Sula, von Palawan, von Nias, von Batjan, je 1 Stück von den Molukken, den Andamanen, vom Himalaya, von Malabar, Ceylon, Borneo, Timor und 5 Stück ohne sichere Fundorts- angabe. Hehomoia leucippe Cram. Je 2 Stück von Amboina und Ceram. Von diesen 129 Stück sind 26 Eigenthum des K. Naturalien- Cabinets in Stuttgart , 4 gehören der Sammlung des Zoologischen Gartens in Frankfurt a. M., 12 Herrn Director Dr. Seitz daselbst, 24 Herrn H. Fruhstorfeu in Berlin und 63 mir selbst. Die von mir benutzte Literatur findet sich in dem dieser Arbeit beigegebenen Literaturverzeichniss angeführt; soweit mir die ältere Literatur nicht zugänglich war, sind die Titel der betreffenden Arbeiten in Fussnoten bemerkt. Historische Uebersicht. Die älteste mir zugängliche Beschreibung einer Hehomoia ist die von Linne in : Museum Ludovicae Ulricae (p. 240) und stammt aus dem Jahre 1764. Die Beschreibung passt genau auf die in China vor- kommende Form von Hehomoia glaucippe; als Fundort wird denn auch China angegeben, und es ist also die in China vorkommende Form von Heh. glaucippe der von Linne beschriebene Typus. Ich schlage deshalb vor, diese Form als Hehomoia glaucippe L. typica zu bezeichnen und unter Hehomoia glaucippe L. alle andern Varie- täten, Localrassen etc. zusammen zu fassen, welche die in der weiter unten gegebenen Uebersichtstabelle angeführten gemeinsamen Merk- male besitzen. Die einzelnen Localrassen mögen durch Beisetzung des Vaterlandes gekennzeichnet werden. Diese Art der Benennung ist zwar etwas umständlich, aber sie ermöglicht wenigstens eine klare Die Gattunt; Hebomoia. 237 Definition und schliesst Missverständnisse aus, lässt sich auch durch Ausdrücke wie „Celebes-Form", „Okinawa-Form" ohne Weiteres ins Deutsche übertragen. In oben genanntem Werk citirt übrigens Linn6 für die von ihm glaucippe genannte Art schon die Werke: Clerck, Icones insectorum rarorum, tab. 35, fig. 1 (1764) und Edw. av. t. 128 ; ferner eine alte Ausgabe des „Systema naturae", wo p. 469 n. 65 die Art bereits er- wähnt wird. Eine kurze Beschreibung tindet sich dann in den spätem Ausgaben dieses Werkes, so in einem mir vorliegenden Exemplar von 1788, V. 1, pars 5, p. 2266. Hier wird als Fundort Asien angegeben. Drury bildet den Schmetterling ab in seinen „Illustrations of natural history", V. 10, fig. 3 u. 4 (1773). In der zweiten Ausgabe dieses Buches, die 1837 in London unter dem Titel „Illustrations of exotic eutoraology" erschien, finden wir eine recht gute Abbildung und Beschreibung von H. glaucippe L. (tab. 10, fig. 3 u. 4, p. 20). Vom ? wird hier nur gesagt, es unterscheide sich vom S „io having the black markings more dififused". Als Vaterland wird angegeben: China, Java, Bengalen. Fabricius beschreibt 1775 in seinem Systema entomologiae (p. 474) //. glaucippe L. ebenfalls und unmittelbar vorher (p. 473) das Weib- chen als besondere Art unter dem Namen Papilio callirhoe. Der- selbe Irrthum wiederholt sich in seiner Mantissa insectorum (V. 2, p. 20—21). Gramer in: De Uitlandsche Kapellen voorkommende in de drie Waereld-Deelen Asia, Africa en America (1779) giebt tab. 164, fig. A, B u. C und p. 104 gute Abbildungen vom S und $ der China-Form von //. glaucippe L., erwähnt auch ausdrücklich China als Heimath der Art. In demselben Werk (tab. 36, fig. A, B, C und p. 57) finden wir eine gute Abbildung und Beschreibung vom S und ? einer zweiten Art, von Amboina, die Cramer Papilio leucippe nennt. Fabricius weist nunmehr (1793) in seiner „Entomologia syste- matica" der neuen Art ihre Stelle neben H. glaucippe L. an und stellt seinen oben mitgetheilten Irrthum richtig. Beide Arten werden 1816 von Hübner i) in seinem „Verzeichniss bekannter Schmetterlinge" zu einem besondern Genus ,,Hehomoia'''' vereinigt, welcher Name jetzt allgemein gebräuchlich ist. 1) Hübner, Verzeichniss bekannter Schmetterlinge (vermehrt mit einem „Anzeiger der angenommenen Benennungen ihrer Horden, Rotten, Stämme, Familien, Vereine und Gattungen") 1816. 238 ADOLF FRITZE, Zunächst gerieth der Name indes wieder in Vergessenheit, und BoiSDüVAL in seiner „Histoire naturelle des insectes" (p. 595) stellt für die beiden bis dahin bekannten Arten das Genus „Zp/i«rts" auf und giebt eine genaue Beschreibung der Charaktere, welche dieses Genus von den nahe verwandten Thestias und Änthocharis trennen. Er beschreibt beide Arten in beiden Geschlechtern und giebt auch eine Abbildung und Beschreibung von Raupe und Puppe von H. glaucippe, eine Copie nach Horsfield^. Als Fundort von H. glaucippe nennt er Bengalen, China und Java, von H. leucippe Amboina. Den nach dem Recht der Priorität der Gattung eigentlich gebührenden Namen nahm dann Doubleday^) wieder auf, ohne indes jetzt schon dem Namen volle Geltung verschaffen zu können. Wallace in seinen „Notes on the genus Iphias" (1863 1. c. p. 2) greift Doubleday wegen des Wiederhervorziehens des Namens Heho- moia mit scharfen Worten an und behält seinerseits den Namen Iphias bei, und Snellen van Vollenhoven folgt ihm darin in seiner Monographie „Familie des Pi6rides" (1865). In der erwähnten Arbeit von Wallace werden 2 neue Arten beschrieben : I. leucogynia von Buru und I. sulfurea von Batjan und Gilolo; ferner wird I. glaucippe in 5 Local-Varietäten getheilt und die in der Mitte stehende indisch-javanische Form als Typus be- zeichnet. Diese Local-Varietäten erhalten nach ihren Fundorten die Namen timoriensis, philippensis^ javanensis, celebensis, horneensis. In einer spätem Arbeit desselben Autors über die Pieriden der indischen und australischen Region (1867) wird dann die letzte dieser Local-Varietäten von den übrigen gesondert und unter dem Namen I. horneensis als besondere Art aufgestellt. Die übrig bleibenden Varietäten theilt er je nach dem Vorhandensein oder Fehlen einer schwarzen Binde zwischen dem rotheu Apicaltleck und der weissen Grundfarbe in den Typus: hierher rechnet er die Formen von Indien, 1) HoRSFiELD, A descriptive catalogue of the lepidopterous insects in the museum of the East-Indian Company, ilhistrated by colour figures of new species, and of the metamorphosis of Indian Lepidoptera, witli introductory observations on a general arrangement of this order of insects, London 1828 — 1829, p. 130, n. 55. 2) Doubleday and Westwood, The genera of butterflies, or diurnal Lepidoptera; comprising their generic characters, a notice of their habits and transformations and a catalogue of the species of each genus. Illustrated with 86 coloured plates from drawings by W. C. Hewitsün, London 1846—1852. Die Qattuug Hebomoia. 239 Sumatra und Cclebes, und in die Varietät: die Formen von Java, Florcs, Timor und den Philippinen. Im Jahre 1859 hatte Maitland in der niederländischen entomo- logischen Vereinigung Mittheilung über eine neue Art von der Insel Nias gemacht, für die er den Namen /. vossü vorschlug (in : Tijd- schrift voor Entomologie, V. 2, 1859, p. 25). Abgebildet und genau beschrieben wurde das S dieser Art dann von Snellen van Vollenhoven in seiner schon erwähnten Mono- graphie der Familie der Pieriden. In derselben Arbeit beschreibt und bildet der Verfasser noch eine neue Art ab, die er I. felderi nennt, die sich indes als synonym mit I. sulfurea Wall, heraus- gestellt hat. Seit der Zeit sind noch folgende Varietäten von H. glaucippe L. beschrieben : var. roepstorffi von Staudinger in seinem Buch „Exo- tische Tagfalter in systematischer Reihenfolge" (1881), V. 1, p. 41, var. sumnirana von Hagen (1. c. p. 158) und var. flavomarginata von Pagenstecher (1. c. p. 126). Was den Saisondimorphismus von H. glaucippe L. anbelangt, so ist derselbe meines Wissens zuerst von mir in meiner Arbeit über die Fauna der Liu-Kiu-Insel Okinawa erwähnt worden. Eine sonstige Notiz hierüber finde ich nur noch in einer Arbeit von Walker: „A preliminary list of the butterflies of Hongkong" (1895), wo es p. 468 von der China-Form von H. glaucippe heisst: „Large and darkly colourcd specimens occur in the middle of summer". Metamorphose. lieber die Metamorphose von Hehomoia bin ich leider nicht im Stande aus eigener Erfahrung Angaben zu machen ; ich rauss mich deshalb auf das beschränken, was Boisduval (1. c. p. 595 u. 596) und Snellen van Vollenhoven (1. c. p. 53) über das Raupen- und Puppenstadium von H. glaucippe sagen. Ersterer giebt, wie bereits mitgetheilt, eine Abbildung von Raupe und Puppe, die er indes einer mir nicht zugänglichen Arbeit von Horsfield') entnommen hat. Danach hat die Raupe, abgesehen von ihrer sehr viel bedeutendem Grösse, im Gesammthabitus viel Aehnlichkeit mit der Raupe von Anthocharis, eine Aehnlichkeit, die auch im Puppenstadium wieder- 1) HoESFiELD, A descriptive catalogue of the lepidopterous insects in the museum of the East-Indian Company etc. (vgl. S. 238). 240 ADOLF FRITZE, kehrt. Am nächsten scheint die Raupe denen der Catopsilia- krien zu stehen. Die Oberseite der Raupe ist abgeplattet, besonders gegen den sehr flachen Kopf hin, fein gerunzelt, die Farbe ist grün mit weissen Seitenlinien, darunter eine Reihe rother Pünktchen. Sie lebt von den Blättern einer Capparis-Art, malayisch „Wanwannan", und findet sich von Februar bis April. Diese letztere Angabe, die ich Snellen ent- nehme, dürfte jeden Falls nicht für alle Fundorte Gültigkeit haben. Die Puppe besitzt eine schiiförmige Gestalt, vorn und hinten in eine Spitze auslaufend; Färbung: grün mit braunen Flecken. Lebensweise des Schmetterlings. Was die Lebensweise der Hebomoien im Imagostadium betrifft, so fliegen die SS mit Vorliebe an Waldrändern und auf Lichtungen. Diejenigen von R. glaucippe scheinen an ihren Fundorten nirgends zu den Seltenheiten zu gehören. Ich bemerkte sie auf Okinawa sehr zahlreich, und zwar meist in einer Höhe von 2—3 m und darüber an Bäumen fliegend. Wallace erwähnt, dass sie sich oft auf den Boden an feuchte, schlammige Plätze setzen, und eine ähnliche Beobachtung theilt Walker (1. c. p. 467) mit. Dieser fügt hinzu, dass die Exem- plare nicht zu sehen seien, weil die Unterseite genau der Farbe des nassen Sandes gleicht, auf dem das Insect sitzt. Beide Geschlechter senken in der Ruhestellung die Oberflügel so zwischen die Unterflügel, dass von den erstem nur der den Unter- flügeln nahezu gleich gefärbte Theil sichtbar ist, und in dieser Stel- lung gleicht der Schmetterling aufiallig einem trocknen Blatt, wozu die dunkle Ader, die den Unterflügel von der Flügelwurzel bis zur Mitte des Aussenrandes durchzieht, nicht wenig beiträgt. Die ?? fliegen niedriger und leben mehr im Verborgenen, und diesem Aufenthalt entspricht auch die dunklere und unscheinbarere Färbung. Auf letztern Punkt werde ich bei Besprechung der Okinawa- Form von H. glaucippe L. noch des Näheren einzugehen haben. Bezüglich der Flugzeit sagt Niceville in seiner Liste der Schmetterlinge von Sikkim (1. c. p. 170), dass glaucippe dort vom März bis November gemein sei. Im Uebrigen vergl. das bei den ein- zelnen Formen Gesagte. Oeograpliisclie Verbreitung. Die Gattung Hebomoia gehört der orientalischen Region an, die sie, wie es scheint, in ihrer ganzen Ausdehnung bewohnt und von der Die Gattung Hebomoia. 241 aus sie im Osten noch in die tiustro-malayische Subregion der austra- lischen Region übergeht. Als nördlichster Punkt ihres Vorkommens ist mir Sikkim bekannt (28<> n. Br.), als südlichster Timor (10° s. Br.). Im Westen kommt sie vor bis zur Malabarküste (73^ ö. L. v. Gr.), und im Osten ist die Insel Ceram (130** ö. L. v. Gr.) die äusserste Grenze ilirer Verbreitung. Von den einzelnen Arten besitzt die weiteste Ver- breitung H. glaucippe L., sie bewohnt das ganze eben bezeichnete Gebiet. //. leucippe Cham, bewohnt Ceram und das anliegende Am- boina und in der Varietät leucogynia Wall, das gleichfalls nicht ferne Buru. Hebomoia findet sich in den Ebenen und Mittelgebirgen, sowohl im Innern ihres Verbreitungsgebietes als an den Küsten, und steigt nach XicKViLLE (1. c. p. 170) in Sikkim aufwärts bis zu einer Höhe von etwa 5000 Fuss. Systematische Stellung. Die systematische Stellung des Genus Hebomoia innerhalb der Familie der Pieriden ist bedingt durch die Gestalt der Fühler, welche allmählich und fast unmerklich zur Keule anschwellen und an ihrer Spitze abgestumpft sind. Diese Form der Fühler trennt die Gattung Hebomoia von den sonst in vieler Beziehung ähnlichen Ixias und Anthocharis und weist ihr einen Platz in derselben Gruppe, der u. a. auch Catopsilia und Colias angehören, an. Kirby, in seinem Catalog (1. c. p. 497), stellt sie unmittelbar hinter letztere Gattung. Durch ihre Grösse, die Gleichartigkeit der Zeichnung und die Schönheit der Färbung gehören die Hebomoien zu den auffälligsten Erscheinungen unter sämratlichen Pieriden. Gemeinsame Merkmale. Die Arten der Gattung Hebomoia stehen einander in Bezug auf Form, Zeichnung und Färbung sehr nahe, und wenn auch die beiden extremsten Formen, borneensis Wall, einer- und H. leucippe Gram. andrerseits, sehr von einander divergiren, so bilden die andern Varie- täten und Localrassen eine fast ununterbrochene Reihe, welche von der einen allmählich zur andern hinüber leitet. Folgende Merkmale sind allen Hebomoien gemeinsam : Der Kopf ist dick und lang, ungefähr so lang wie der Pro- thorax, an der Stirn finden sich zwei nach vorn vorragende Büschel steifer Borsten, welche mit denen der Taster beinahe eine einzige Bürste bilden. Scheitel und Prothorax sind dicht lichtbraun behaart, 242 ADOLF FRITZE, welche Färbung je nach der Grundfarbe des Schmetterlings bald mehr ins Weissliche, bald mehr ins Gelbliche übergeht. Diese Behaarung findet eine Fortsetzung in derjenigen der Schulterdecken, welche bis über den Hinterrand der Vorderflügel hinausreichen. Die Augen sind gross, hervortretend, nackt, von tief dunkel- brauner Farbe. Die Fühler verdicken sich allmählich gegen die Spitze hin, diese selbst ist abgestumpft und beim S schmal, beim $ breiter röth- lich weiss gefärbt. Die Färbung des Schaftes ist auf der Oberseite schwarz, auf der Unterseite bräunlich. Die Palpen sind leicht zusammengedrückt, dicht mit steifen, ab- stehenden Haaren bedeckt; das 1. Glied ist walzenförmig, nacji oben gekrümmt, das 2. bedeutend kürzer als das 1., das 3. sehr kurz, stumpf kegelförmig und nur wenig aus den Haaren des 2. Gliedes her vorragend. Der Rüssel ist schwärzlich. Mesothorax und Metathorax sind schwärzlich, die Ober- seite namentlich des letztern ist dicht bedeckt mit langen, weissen oder gelben Haaren, welche bei frischen Exemplaren die Grundfärbung noch gerade durchscheinen lassen und dem Schmetterling ein gewisses duftiges Aussehen geben. Die Färbung der Unterseite entspricht der der Hinterflügel. Der Hinterleib ist bedeutend kürzer als die Hinterflügel und ist, je nach der Farbe der letztern, auf dem Rücken und an den Seiten mit weisslichen bis gelben Schuppen und Härchen, auf der Bauch- seite mit langen Haaren bedeckt. Die Flügel sind gross und kräftig, die Oberflügel am Vorder- rand gebogen, die Flügelspitze ist mehr oder weniger zugespitzt, oft sogar in eine Art Haken ausgezogen; in diesem Fall pflegt der Aussenrand geschwungen zu sein, während er sonst ziemlich gerade verläuft. Die Flügelform weist übrigens nicht nur zwischen den Arten, Varietäten und Generationen, sondern auch innerhalb der Indi- viduen ein und derselben Generation die mannigfachsten Verschieden- heiten auf (vgl, das über die Okinawa-Form von Hehomoia glaucippe L. unten Gesagte). Der Aussenrand der Unterflügel ist schwach gezähnt. Von den Adern ^) der Oberflügel ist die 4. Ader stark nach 1) Bei der Bezifferung und Benennung der Adern und Zellen habe ich mich der in der Synopsis von Leunis als der bei der Mehr- zahl der Lepidopterologen gebräuchlichen angeschlossen. Die Gattung Hebomoia. 243 oben gekrümmt, die 7. theilt sich vor der Spitze in 2 Aeste. Die Länge dieser Gabeläste ist bei den einzelnen Individuen sehr ver- schieden und keineswegs der Gesammtgrösse des Schmetterlings pro- portional. Auf den Unterflügeln zeigt die 4. Ader die stärkste Biegung. Auch bezüglich der Grösse begegnen wir den mannigfachsten artlichen und individuellen Verschiedenheiten. Die bedeutendste Spannweite, die ich gemessen habe, besitzen ein ? von Okinawa (112 mm) und 2 S6 von demselben Fundort (109 mm). Am nächsten kommen ihnen von dem mir zur Verfügung stehenden Vergleichsmaterial die Exemplare von Sula und Celebes. Die kleinsten von allen Hebomoien finden sich auf Java; ich maass bei einem S 70, bei einem andern 73 mm. Was die Färbung betriöt, so ist der Vorder- und Aussenrand der Oberflügel stets schwärzlich, indes erreicht bei letzterem die schwarze Färbung nur selten den Innenwinkel, und ersterer ist in der basalen Hälfte dicht bestäubt mit Schuppen, die meist dieselbe Farbe besitzen, wie die Wurzel der Oberflügel. Der schwärzliche Saum um- schliesst von 2, oft auch von 3 Seiten beim S immer, beim ? fast immer einen leuchtend rothen Fleck von verschiedener Ausdehnung, dessen Roth verschiedene Töne aufweist, von Scharlach bis Orange, zuweilen mit einem schön blauen Schiller (Taf. 16, Fig. 1). In seiner grössten Ausdehnung bedeckt derselbe den ganzen Vorderflügel mit Ausnahme des schwarzen Vorder- und Aussenrandes, eines gelben, dicht schwarz punktirten Flecks an der Flügelwurzel und eines schmal gelb gesäumten Innenrandes (H. leucippe Gram.). Die den rothen Fleck durchlaufenden Adern bilden schmälere ( 50' O. (Küste von Cochinchina). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Ex. 2 — 3 Java-See und Gaspar- Strasse, 1891. C. Aurivillius. Halicondria arinata Lindgren. (Taf. 17, Fig. 1; Taf. 19, Fig. 2.) 1897. Halicondria armata Lindgken [26 a] p. 480. Spongie (Taf. 17, Fig. 1) massig, mit kleinen Höckern versehen. 20-= 286 N. G. LINDGREN, Consistenz fasrig und ziemlich fest. Oscula 0, Poren nicht wahr- genommen. Spicula: Oxea (Taf. 19, Fig. 2) 1700 X 48 n. Sie sind mit einer oder mehreren unregelmässigen Biegungen versehen und all- mählich zugespitzt. Enden oft abgerundet. Skelet: Die Spicula sind in der Spongie ohne alle Ordnung zerstreut. Die Spongienmasse unmittelbar unter den Vertiefungen besteht bis zu einer Tiefe von 2 mm aus einem hellem und lockern Gewebe, das hauptsächlich aus grössern Canälen zusammengesetzt zu sein scheint. Dieses Gewebe ist frei von Spicula, ebenso seine Dermal- membran. Wahrscheinlich sind die Poren auf diesen Theil der Ober- fläche beschränkt, aber leider ist die Spongie nicht gut genug con- servirt, um eine sichere Entscheidung zu ermöglichen. Ein vollständiges Exemplar, 2,5 cm hoch und 2 cm breit, an einem Stein angeheftet. Daneben findet sich ein kleineres Fragment von einem andern Exemplar. Fundort: Lat. 20^ 50' N., Long. 123o 0. (chinesische Meere). Tiefe 54 m. Capitän Svensson. Halicondria dura Lindgren. (Taf. 17, Fig. 2; Taf. 19, Fig. 3.) 1897. Halicondria dura Lindgeed, [26 a] p. 480 u. p. 40 (Berichtigung). Spongie (Taf. 17, Fig. 2) massig, sehr fest. Farbe weissgelb. Oberfläche eben. Oscula spärlich, zerstreut, Poren einfach, zerstreut. Spicula: Oxea (Taf. 19, Fig. 3) 600 X 20 ^i, ziemlich gleich gross, etwas unregelmässig gebogen; gleich dick, erst nahe an den Enden sich verjüngend. Skelet: Die Spicula sind regellos zerstreut, sowohl im Innern wie in der Dermalmembran. Oscula 3 mm und Poren 0,18 mm im Durchmesser. Am nächsten steht diese Art der Halicondria pacJiastrelloides TOPSENT ([44] p. 66, tab. 11, fig. 3), deren Spicula jedoch mehr als noch einmal so lang und dick sind. Dieser Umstand sowie die Ver- schiedenheit der Fundorte hat mich veranlasst, sie als verschiedene Arten aufzuführen. H pachastrelloides Topsent, H leucanoides TopsENT ([44] p. 67, tab. 5, fig. 4), H. solida Ridley et Dendy ([31] p. 4, tab. 2, fig. 5, 5a) und meine Art stehen alle einander nahe und sind vielleicht als verschiedene Formen einer und derselben Art anzusehen. SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 287 2 Exemplare. Ex. 1: 5 X 2,5 X 1,5 cm. Ex. 2: 2,5 X 2,5 X 2 cm. Fundort: Java-See und Gaspar-Strasse, 1891. C. Aurivillius. JPetvosia Vosmaer. [31] p. 9. Petrosla nigricans Lindgren. (Taf. 17, Fig. 5; Taf. 19, Fig. 4.) 1897. Petrosia nigricans Lindgben, [26 aj p. 480. Spongie (Taf. 17, Fig. 5) massig, mit niedrigen Graten, steinhart. Farbe schwarzbraun. Oberfläche eben. Oscula 0, Poren einfach, zerstreut. Spicula: Oxea (Taf. 19, Fig. 4) 280 X 20 /<. Sie sind kurz, dick, gleichförmig gebogen und plötzlich zugespitzt. Die Mehrzahl ist von gleicher Grösse, es finden sich jedoch Jugendformen von bis zu 80 X 8 fi herunter. Skelet: Die Spicula in gut begrenzten Fasern, die ein rund- maschiges Netzwerk bilden. Die Fasern haben ungefähr 300 /t im Durchmesser, und die Spicula sind in ihnen sehr dicht an einander gedrängt. Ausserdem finden sich vereinzelte Spicula in den Weich- theilen zerstreut. Die dermalen Spicula bilden ein feineres Netzwerk, die Fasern aus nur je 1 bis 4 Spicula neben einander bestehend. Die Masche misst 180 u im Durchmesser. Oscula habe ich nicht gesehen, Poren 0,12 mm im Durchmesser. Die Weichtheile sind braun pigmentirt durch die ganze Spongie hindurch. Ein Exemplar, das aus einer dicken Platte besteht, 7X^X3 cm, mit gut abgerundeten Kanten und ohne Auswüchse, nur hier und da mit niedrigen, breiten Graten versehen, die im Querschnitt niedrig kegelförmig sind. Es ist mit einem kleinen Theil von einer der Kanten angewachsen gewesen und aufrecht wachsend, nicht, wie man nach der Gestalt anzunehmen geneigt sein könnte, niederliegend. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. Petrosia elastica (Keller). (Taf. 18, Fig. 13; Taf. 19, Fig. 5.) 1891. Beniera elastica Keller [17] p. 306—307, tab. 16, fig. 3 u. 7. 1H97. Petrosia elastica Lindgren, [26 a] p. 480. Mehrere Exemplare dieser Art finden sich in der von Herrn Doc. Aurivillius heimgebrachten Sammlung aus Java. In einiger Hinsicht weichen sie von Keller's Exemplaren ab, da aber die lieber- 288 N. G. LINDGREN, eiDstinimung im Uebrigen so gross und die Art so charakteristisch ist, habe ich die meine nicht als eine besondere Art aufführen zu sollen geglaubt; nur auf die Verschiedenheiten will ich aufmerksam machen. Die Spicula (Taf. 19, Fig. 5) der Java -Exemplare sind 216 X 10 i-i gegen 100 yi b f.i bei denjenigen Keller's. Bei den Exemplaren Keller's sind die Weichtheile ganz von Spiculafasern begrenzt, sowohl an der äussern als der Innern Seite der Röhre, bei meinen Exemplaren dagegen sind die Spiculafasern nur an der äussern Seite der Röhre gelegen, während die inneru Theile nur aus weichen Geweben bestehen (Taf. 18, Fig. 13). 5 Exemplare, von denen 4 der F'orm nach mit denen Keller's übereinstimmen. Das grösste ist eine 90 mm hohe und 9 mm weite Röhre, die sich oben in 3 Aeste verzweigt, die übrigen 3 Exemplare sind nur 20 — 30 mm hohe, einfache oder verzweigte Röhren. Das fünfte Exemplar dagegen ist nicht geschlossen, sondern bildet einen kurzen, gleich dicken, oben offenen Cylinder, 15 mm hoch, 8 mm im Durchmesser. Verbreitung: Rothes Meer ; Java. Fundort: Mendauao (Gaspar-Strasse), 1891. C. Aurivillius. Reniera Nardo. [31] p. 14 — 15. Meniera niadrepora Dendy. (Taf. 17, Fig. 4.) 1889. Reniera madrejjora Dendv, [12] p. 78 — 79, tab. 4, fig. 9. 1897. Reniera madrepora Lindgren, [26 a] p. 481. Es liegen mehrere Exemplare (Taf. 17, Fig. 4) dieser Art vor. Das grösste Exemplar, 80 mm hoch und 150 X 80 mm lang und breit, besteht aus unter einander anastomosirendeu Aesten und Platten. Die übrigen, kleinern Exemplare bestehen aus aufrecht wachsenden, gefalteten, mit einander verschmelzenden Platten. Oscula 1,5 mm, Poren 48 /< im Durchmesser. Spicula: Oxea 160 X ^ {.i^ von der gleichen Gestalt wie bei den Exemplaren Dendy's. Das Skelet der Java-Exemplare ist noch weniger regelmässig als bei den Exemplaren Dendy's. Es besteht aus einem fast ein- reihigen Spiculanetz, und nur an den äussern Kanten selbst finden sich rechteckig geordnete Fasern. Irgend ein Spongin in den Innern Theilen findet sich nicht. Die beiden Formen scheinen mir jedoch einander so nahe zu SpoDgienfauiia des Malayiscben Archipels u. der chinesischen Meere. 289 Stehen, dass meines Erachtens kein genügender Grund vorliegt, sie als verschiedene Arten aufzuführen. Verbreitung: Manaarbucht ; Java. Fundort: Java, 1891. C. Aukivillius. Meniera scyphanoides (Lamarck). Spongie scyj^hanoides Lamauck , in : Ann. Mus. Eist. Nat,, V. 20, p. 437. 1884. Reniera scyphanoides Ridley, [29] p. 407. 1891. Heniera scyphanoides Kkller, [17J p. 305, tab. 16, fig. 4. 1897. Reniera scyphanoides Lindgukn, [2Ga], p. 481. Aus der Chinesischen Südsee finden sich in meiner Sammlung zwei Fragmeute einer röhrenförmigen Spongie. Die Röhren sind 7 mm im Durchmesser und ihre Wände nur 1 mm dick. Spicula sind Oxea, 130 X 6 /'• Sie sind schwach gebogen, von der Mitte an langsam sich verjüngend. Skelet: Oxea zu Fasern verbunden, 3 — 5 Spicula neben ein- ander, die ziemlich rechteckige Maschen bilden. An der äussern Fläche der Röhre findet sich ein typisches, einreihiges Reniera-}\ etz. Die Spicula der RiDLEY'schen und der KELLER'schen Exemplare sind an Form und Grösse so verschieden, dass ich, wenn ich nur diese beiden Exemplare besessen hätte. Bedenken getragen haben würde, sie als ein und dieselbe Art aufzuführen. Die RiDLEY'schen Spicula sind nämlich 210 XU /' grosse Oxea, die KELLEK'schen 150 X 4 /t grosse Tornota. Da meine Exemplare hinsichtlich der Grösse der Spicula sonach mit den IvELLER'schen, hinsichtlich der Form aber mit den RiDLEY'schen am nächsten übereinstimmen, empfiehlt es sich, sie alle als ein und dieselbe Art zu verzeichnen, zumal da alle drei in Form, Farbe und Consistenz einander gleich sind. Es ist eine be- kannte Thatsache, dass, wenngleich Oxea und Tornota in der Regel nicht bei ein und derselben Art vorkommen, es doch eine Anzahl Arten giebt, die in dieser Hinsicht schwanken, indem sogar bei ein und demselben Individuum beide Arten von Spicula vorhanden sein können. Auch der Fundort ist zwischen denen der beiden vorher ge- fundenen Exemplare gelegen. Verbreitung: Rothes Meer; Chinesische Südsee; Australien. Fundort: 50 Meilen (= 92,6 km) südlich von Amoy (China). Tiefe 63 m. J. Pettersson. Meniera aqtiaedtictus 0. Schmidt var, infundibularis Ridley et Dendy. 1884. Reniera sj>. Ridley, [29J p. 410. 290 N. G. LINDGREN, 1887. Reniera aquaeductus 0. Schmidt var. infundihularis Ridlet and Dendy, [31] p. 16, tcab. 1, fig. 2, tab. 2, fig. 8. 1897. Reniera aquaeductus var. infundihularis Lindgren, [26 a] p. 481. 1 Exemplar, 3X2 cm, das mit der Beschreibung und den Ab- bildungen im Report on the Challenger-Monaxonida [31] vollständig übereinstimmt. Spicula: Oxea, 132 X 8 /<. Verbreitung: Südwestküste von Patagonien; Torres-Strasse ; Java. Fundort: Edam (Java-See), 1891. C. Aurivillius. JPachychalina 0. Schmidt. [31] p. 19 — 20. IPachycJialina fragilis Ridley et Dendy. 1886. Dasychalina fragilis Ridley and Dendy, [30] p. 330. 1887. Pachychalina fragilis Ridley and Dendy [31], p. 20, tab. 4, fig. 2, 2a. 1897. Pachychalina fragilis Lindgren, [26 a] p. 481. 2 Exemplare, die von Herrn Doc. Aurivillius im Magen eines bei Java gefangenen Fisches gefunden worden. Die Weichtheile sind natürlich zerstört, aber das Skelet ist vollständig erhalten, und aus diesem geht hervor, dass wir es mit einer zwischen Pachychalina fragilis und Pachychalina melior in der Mitte liegenden Form zu thuu haben. An Grösse kommen die Oxea denen der erstem am nächsten, weshalb ich diese Exemplare hier unter Pachychalina fra- gilis aufgeführt habe. Spicula: Oxea, 290 — 340 }.i lang, 12 — 20 // im Durchmesser. Sie sind ziemlich plötzlich zugespitzt und zuweilen an den Enden etwas abgerundet. Skelet: Fasern bis zu 360 f.i dick. Verbreitung: Philippinen; Java. Fundort: In einem Fischmagen, Nordwachter (Java-See), 1891. C. Aurivillius. Im Report on the Challenger-Monaxonida [31] sind 3 Pachy- chalina-krten (P. fragilis, P. melior, P. fibrosa, p. 20—22, tab. 4) beschrieben, die eine Serie von Pachychalina-F ormeu bilden, welche durch ein mehr oder weniger stachliges Aeussere und ein fein- maschiges Dermalskelet gekennzeichnet werden. In meinen Samm- lungen sind nicht weniger als 9 Exemplare von diesen Spongien ver- treten. Ein Exemplar ist eine Zwischenform zwischen P. fragilis und P. melior , 3 Exemplare eine Varietät von P. melior, 4 Exemplare SpoDgienfauna des Malayisclien Archipels u. der chinesischen Meere. 291 sind Zwischenformen zwischen P. melior und P. fibrosa, und 1 Exem- plar ist eine typische P. fibrosa. Die von A. Dexdy 1887 beschriebene P. spinosissima von Christ- mas Island und die von Carter 1889 erwähnte P. spinifera aus dem Mergui-Archipel sind nichts anderes als Zwischenformen zwischen P. melior und P. fibrosa. Meine Exemplare ergänzen die Serie von RiDLEY u. Dendy hül)sch und zeigen, dass sich scharf getrennte Arten aus dieser Serie noch nicht entwickelt haben. Wir haben somit eine ununterbrochene, hübsche Formenreihe, die mit P fragilis anfängt und mit P fibrosa endet. P. fragilis hat grosse Spicula, die zu groben Fasern verbunden sind. Die Spicula liegen in den Fasern sehr dicht an einander gedrängt, und das Spongin ist unbedeutend. Die Spongie ist in Folge dessen hart und spröde. Bei P. fibrosa sind die Spicula klein, weniger dicht gedrängt in den Fasern, die hier viel schmäler und mit mehr Spongin versehen sind. In Folge aller dieser Umstände ist die Consistenz der Spongie weich und elastisch. Zwischen diesen beiden Formen giebt es allerlei Uebergänge. Die Spicula aller dieser Formen sind Oxea oder Tornota. Im Allgemeinen scheinen die mit grössern Spicula versehenen Formen grössere Neigung zu zeigen, Oxea zu entwickeln, die mit kleinern Tornota. Ihrem Aeussern nach sind die Spongien entweder aufrecht stehend und verzweigt oder niederliegend und ausgebreitet. Sie sind sämmtlich mehr oder weniger stachlig, aber diese Stachligkeit kann bedeutend wechseln, von niedrigen Erhöhungen bis zu 10 mm langen Stacheln, die verzweigt sein können. Ihr äusserer Habitus steht in keinerlei Beziehung zum Innern Bau, sondern schwankt unabhängig von diesem; als Artcharakter kann der Habitus daher in diesem Fall nicht gebraucht werden. So z. B. sind P. melior R. et D. und P. spinosissima Dendy, die ihrem Innern Bau nach einander nahe stehen, in Bezug auf den Habitus die extremsten Formen. P. fragilis steht ganz an der Grenze der Gattung Pelrosia und Hesse sich ebenso gut zu dieser rechnen wie zu der Gattung Pachychalina, da sie aber den übrigen Formen so nahe steht, welche wirkliche Fachi/chalina-YoTmen sind, haben Ridley u. Dendy sie mit Recht zu diesen gezogen. Wenn sich P. fibrosa in der Richtung ent- wickeln sollte, dass die Fasern reicher an Spongin und ärmer an Spicula würden, so würde eine typische Chalina herauskommen, und man würde eine schöne PachychalinaSQrie zwischen den Gattungen Petrosia und Chalina erhalten. Derartige Formen sind jedoch zur Zeit noch nicht bekannt. Mehr als 3 Formen dieser Reihe als be- sondere Arten aufzuführen, halte ich für unzweckmässig, und ich habe 292 N. G. LINDGREN, daher Dendy's P. spinosissima unter P. fibrosa eingeordnet, da sie mit dieser die grösste Uebereinstimmung zeigt. Die im Challenger-Werk erwähnte Cladochalina diffusa Ridley ([28], p. 183) entbehrt des feinmaschigen Dermalnetzes, das für diese Formen charakteristisch zu sein scheint, weshalb sie wohl nicht zu dieser Reihe gerechnet werden kann. Sämmtliche Funde, mit Ausnahme von ein paar Exemplaren von P. fibrosa, die von Bahia sind, stammen aus dem Malayischen Archipel oder von angrenzenden Inselgruppen. Pachychalina nielior Ridley et Dendy var. tubuli- fera Lindgren. (Taf. 17, Fig. 3.) 1886. Dasychalina melior Ridley and Dendy, [30] p. 330. 1887. Pachychalina melior Ridley and Dendy, [31] p. 20, tab. 4, flg. 1. 1897. Spinosella melior Topsent, [48] p. 479—480. 1897. Pachychalina melior var. tubulifera Lindgken, [26 a] p. 481. Spongie (Taf. 17, Fig. 3) niederliegend, kurze, mit einander anastomosirende und verschmelzende Aeste entsendend und mit spär- lichen, groben Stacheln versehen. Oscula 4 mm im Durchmesser, tief, an der Spitze von bis zu 10 mm hohen Erhöhungen gelegen. Spicula: Oxea, 152 X 8 /n. Diese Varietät weicht von der Hauptform durch die Lage und Tiefe ihrer Oscula ab, die ihr einen ziemlich verschiedenartigen Habitus verleihen. Die Spicula sind etwas kleiner als diejenigen des im Challenger- Report beschriebenen Exemplares, aber im Uebrigen stimmt sie vollständig mit der Hauptform überein. Ausser den grossen Oscula sind eine Anzahl kleiner Oeffnungen, 0,5 — 1 mm im Durchmesser, vorhanden ; jede Oeffnung führt in die Wohnung eines Balaniden hinein. Diese Wohnung des Balaniden ist nicht mit nach innen freien Wandflächen versehen, sondern die Spongie ist mit ihrem weichen Gewebe an dem äussern Schalenmantel des Balaniden angewachsen. 1 grösseres Exemplar, 270 mm lang, 50 mm breit und 30 mm hoch. Ausserdem finden sich ein paar kleinere Exemplare. Verbreitung: Haupt form: Philippinen; Amboina. Varie- tät: Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108" 50' 0. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Spongienfauna des Malayistlien Archipels u. der chinesischen Meere. 293 JPachyelialina fihrosa Ridley et Dendy. (Taf. 19, Fig. 6a-e.) 1886. Dasychalina fibrosa Ridley and Dendy, [30] p. 330. 1887. Pachychalina fibrosa Ridley and Dendy, [31] p. 21, tab. 4, fig. 3-4. 1887. Pachjchalina spinosissima Dendy, [10] p. 521, tab. 44. 1889. Chalina spinifera Caktee [9], p. QQ, tab. 5, fig. 1 — 2. 1897. Pachychalina fibrosa Lindgken [26 a] p. 481. 5 Exemplare. No. ] ist ein ganz kleines Exemplar, das nieder- liegend gewesen. Es misst 40 mm in der Länge, 20 mm in der Breite und 10 mm in der Höhe. Sein Fundort ist der gleiche wie der oben für P. fragilis erwähnte, nämlich der Magen eines bei Java gefangenen Fisches. Alles weiche Gewebe ist natürlich zerstört, aber die Form der Spongie, das Dermalskelet und das innere Skelet sind vollständig erhalten und genügen, um es als eine typische P. fibrosa zu identificiren. Die Consistenz ist weicher und elastischer als bei der am nämlichen Ort gefundenen P. fragilis. Die S p i c u 1 a sind Tornota-Strongyla (Taf. 19, Fig. 6 a — c), 96 X 4 ^i. Zwischen ihnen giebt es allerlei Uebergänge, aus Strongyla be- stehend, die mit einer Spitze versehen sind, so dass es den Anschein hat, als ob die Tornota die ursprünglichen und die Strongyla durch Reduction der Spitze gebildet worden seien. Die Tornota sind die zahlreichsten und können als die typischen betrachtet werden. Die übrigen 4 Exemplare, die sämmtlich von der Küste von Cochinchina stammen, sind, wie oben erwähnt, Zwischenformen zwischen fibrosa und nielior. Eines von ihnen ist ein 40 mm hohes, aufrechtes Exemplar, das oben mit ein paar unter einander anastomo- sirenden Aesten versehen ist. Die übrigen 3 Exemplare sind nieder- liegend, 40—70 mm lang, 20 — 40 mm hoch und breit. Die Spicula sind Tornota-Oxea (Taf. 19, Fig. 6d— e). Ge- wöhnlich 100 X 5 bis 120 X 6 i"i zuweilen aber bis zu 148 X 8 /n. Skelet: Fasern bis 200 in dick. Auch bei diesen Exemplaren bilden die Tornota die überwiegende Mehrzahl und scheinen der am meisten typische Schlag zu sein. Von besonderm Interesse ist dieses Schwanken hinsichtlich der Spiculaform, das die beiden Hauptformen P. melior (mit Oxea) und P. fibrosa (mit Tornota) noch näher mit einander verbindet. Die von A. Dendy 1887 ([10] p. 521, tab. 44) beschriebene P. spinosissima (Oxea 160 X ^ !■<) ist offenbar nichts anderes als eine 294 N. G. LINDGREN, solche Zwischenform, die in Bezug auf die Spicula der P. melior noch näher steht als meine Exemplare, die aber ihrem äussern Habitus nach mit P. fihrosa übereinstimmt. Die genaue Beschreibung und die trefflichen Figuren Dendy's machen es leicht, meine Exemplare mit dieser zu identificiren. Eines von den 4 chinesischen Exemplaren weicht in Bezug auf den Habitus etwas von den übrigen ab, und zwar durch seine gröbern und spärlichem Stacheln. Es stimmt vollständig mit den von Carter (in: Journ. Linn. Soc. London, V. 21) gelieferten Figuren von P. spini- fera überein, welche Art daher zweifellos hierher gehört ; sie stammt auch von einem benachbarten Fundort. Carter hat gute Figuren vom Habitus geliefert, die ganz mit meinem Exemplar übereinstimmen, abgesehen davon, dass letzteres niederliegend ist, was ja bekanntlich keine Rolle spielt. Die Art wird von Carter mit einem Fragezeichen aufgeführt; eine Diagnose derselben giebt er nicht. Verbreitung: Bahia und Bermudas? (Atlant. Ocean) ; Philip- pinen ; Küste von Cochinchina ; Java ; Christmas Island ; Mergui- Archipel. Fundorte: Lat. 11« 5' N., Long. 108» 50' 0. (Küste von Cochinchina). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. — In einem Fisch- magen, Nordwachter (Java-See), 1891. C. Aurivillius. Fachychalina megalorrhajjhis Ridlet et Dendy. 1886. Pachj/cTialina megalorrhapis Ridley and Dendy, [30] p. 328. 1887. Pachychalina megalorrhaphis Ridley and Dendy, [31] p. 23, tab. 5, fig. 6. 1897. Pachychalina megalorrhapis Lindgren, [26a] p. 481. Mehrere Exemplare dieser Spongie finden sich aus der Chinesischen Südsee. Die Spicula sind jedoch viel kleiner, 140 X ^ /<, und von einer Sponginscheide umgeben. Sie stimmen also ihrem innern Bau nach mehr zu der im Challenger-Report nächstfolgenden Art, P. elon- gata, dieser fehlt aber deren deutliche Dermalmembran gänzlich, und in Bezug auf den Habitus stimmen die von mir untersuchten Exem- plare vollständig mit der im Challenger-Report gelieferten Abbildung von P. megalorrhaphis überein. Ich bin daher überzeugt, dass diese Exemplare eine Form von P. megalorrhaphis sind , deren Spongin etwas stärker ausgebildet und deren Spicula kleiner geworden sind. Verbreitung: Südküste von Australien ; Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. 11<> 5' N., Long. 108*^ 50' 0. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Spongieiifauiift des Mulayischen Archipels u. der cliincsisclien Meere. 295 \ Chalina Grant. [31] p. 25—26. Chalina siiharmlgera (Ridley). 1884 Cladoclialina subarmigera Ridley, [29] p. 397 — 398, tab. 39, fig. H, tab. 41, %. 1—1'. 1887. Ghalinopsis subarmigera Lendenfeld, [22] p. 767. 1897. Chalina subarmigera Lindgren, [2GaJ p. 481. Ein gaozes und ein unvollständiges Exemplar. Die Spiculafasern sind bei meinen Exemplaren nicht so streng regelmässig geordnet, und das Spongin ist reichlich, so dass die Spicula nur die innere Hälfte der Fasern ausfüllen. Die Maschen des dermalen Spicula- netzes sind bei meinem Exemplar nur 20—40 (.i im Durchmesser. Im Uebrigen stimmt es mit der Beschreibung und den Figuren Ridley's überein. Verbreitung: Ost- und Nordküste von Australien; Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108« 50' 0. (Küste von Cochin- china), Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Chalitia j^ulvinatus Lindgren, (Taf. 18, Fig. 2, 16; Taf. 19, Fig. 7.) 1897. Chalina pulpinatus Lindgken, [2G a] p. 481. Die Spongie (Taf. 18, Fig. 2) besteht aus einer hohen, polster- ähnlichen, ovalen Erhöhung. Consistenz sehr elastisch und faserig. Oberfläche feingrubig. Farbe grau bis schwärzlich. Mehrere, tiefe Os- cula. Poren sehr zahlreich, die Dermalmembran zu einem Netzwerk reducirend, über die ganze Fläche verbreitet. Spicula: Oxea (Taf. 19, Fig. 7) 108X6 |f', gleich schmal, erst nahe an den Enden sich verjüngend, gebogen. Skelet: Die primären und secundären Spiculafasern bilden ein ziemlich rechteckiges Netz (Taf. 18, Fig. 16). Zwischen diesen er- strecken sich feinere Spiculafasern. Die primären und die secundären Fasern sind von der gleichen Dicke, ungefähr 60 n. Spongin gut ausgebildet, Spicula zahlreich, | bis ^ von der Dicke der Fasern ein- nehmend und in der Mitte derselben liegend. Die primären Fasern ragen über die Fläche hinaus, bis zu 0,3 mm hohe Stacheln bildend. Die Dermalmembran ist zwischen den secundären Fasern etwas herab- gesenkt, und diesem Umstand verdankt die Oberfläche ihr feingrubiges Aussehen. Von den secundären Fasern entspringen kleinere Spicula- büschel zwischen den grössern Stacheln der primären Fasern. Die 296 N. G. LINDGREN, dermalen Spiculafasern, die denselben Durchmesser wie die innem haben, bilden ein grobmaschiges, polygonales Netzwerk. Oscula 2 — 3 mm und Poren 40 /< im Durchmesser. 2 vollständige Exemplare und 1 unvollständiges. Sie sind 20 mm lang, 12—15 mm breit und 6 — 10 mm hoch. Die Art steht der Chalina similis Topsent ([48] p. 481 — 482) nahe; es scheinen jedoch zwei verschiedene Formen zu sein, da Chalina similis eine glatte Oberfläche hat und ihre Fasern mit spär- lichen Spicula versehen sind. Mehrere Exemplare meiner Art finden sich in den von mir untersuchten Sammlungen, und sie weisen sämmt- lich die gleiche Gestalt auf, die somit für die Art charakteristisch zu sein scheint. Diese Gestalt weicht von derjenigen der von Topsent beschriebenen Art ab. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. Siphonochalina 0. Schmidt. [31] p. 29. Slphofiochalina trtmcata Lindgren. (Taf. 18, Fig. 6, 7 a— b; Taf. 19, Fig. 8 a— b.) 1897. Siphonochalina truncata Lindgren, [26 a] p. 481. Die Spongie (Taf. 18, Fig. 6) besteht aus mehreren mit einander an der Basis verbundenen Röhren, von weicher und elastischer Con- sistenz. Die Röhren sind verzweigt. Farbe grau, Dermalmembran eine deutliche Haut bildend. Oberfläche eben, erscheint grubig in Folge der durch die Dermalmembran sichtbaren, unterliegenden, grossen Höhlungen. Oscula gross, je eins in der Spitze jedes Astes gelegen, Poren nicht wahrgenommen. Spicula: Strongyla (Taf. 19, Fig. 8a— b) 96X4 fi und 104 X 7 f.1. Sie sind von 2 verschiedenen Grössen. Die kleinen liegen in Fasern, die grossen frei in dem Choanosom, im Uebrigen aber haben sie ganz dieselbe Gestalt. Sie sind gleich breit, schwach und gleich- massig gebogen. Skelet: Das innere Skelet (Taf. 18, Fig. 7 b) besteht aus Spiculafasern, die ein ziemlich rechteckiges Netzwerk bilden. Fasern 20 — 40 f.1 im Durchmesser, Spongin gut ausgebildet, Spicula spärlich, 1 — 4 Spicula neben einander. Im Choanosom zwischen den Fasern liegen zerstreute Spicula vom grössern Schlag. Das dermale Skelet (Taf. 18, Fig. 7 a): ein 3 — 4eckiges Netzwerk von Spiculafasern und zwischen ihnen ein feines Netzwerk von dünnern Spiculafasern. Die groben Spiculafasern sind 40 /.t im Durchmesser und enthalten 2 bis Spongienfauna des Malayischen Archipels u. der cliinesischen Meere. 297 3 Spicula neben einander, die feinen Spiculafasern sind 8 — IG /< im Durchmesser mit einreibig geordneten Spicula; die Maschen ungefähr 120 fi im Durchmesser. Es liegen mehrere Exemplare vor. Die Aeste werden bis zu 40 mm lang und 5 mm im Durchmesser, die Oscula 3 mm im Durch- messer. Dem Aussehen nach stimmen diese Exemplare so genau mit Reniera implexa überein ([31], tab, 1, fig. 4), dass man annehmen muss, dass die eine Form sich aus der andern entwickelt habe unter Beibehaltung desselben Aeussern, während der innere Bau sich den veränderten Lebensbedingungen dermaassen angepasst habe, dass zwei verschiedenen Gattungen angehörende Formen entstanden sind; dies ist ein ziemlich ungewöhnlicher Fall, da im Allgemeinen der äussere Habitus in erster Linie Umwandlungen ausgesetzt zu sein pflegt. Schmidt's Exemplar ([33] p. 27) von der Küste von Algier hatte ein typisches, einreihiges Reniera-'^ etz, aber bei dem Challenger-Exemplar von den Azoren sind die Spicula schon zu Fasern ohne Spongin ge- ordnet; bei den chinesischen Exemplaren finden sich gut ausgebildete Sponginfasern mit spärlichem Spicula. Nach Ridley u. Dendy sollen die Spongien in den wärmern Meeren mehr Spongin entwickeln, was ja in diesem Fall gut zutretfen würde. Es ist interessant, diesen ver- schiedenartigen innern Bau bei Formen von einer so auffallenden äussern Aehulichkeit wahrzunehmen. Schmidt's Exemplar ist seinem innern Bau nach eine typische Reniera, meines eine typische Siphono- chalina, und das Challenger-Exemplar steht auf der Grenze zwischen diesen beiden Gattungen. Fundort: Lat. 11» 5' N., Long. 108° 50' 0. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. JRhizocJialina 0. Schmidt. [31] p. 32. Hhizochalina singaporensis (Carter). (Taf. 19, Fig. IIa— b.) 1883. Phlaeodictyon singaporense Carter, [8] p. 326 — 327, tab. 13, fig. 1 7 a — b. 1884. Rhizochalina smgaporensis var. Ridley, [29] p. 421, tab. 41, fig. s. ? 1887. Rhizochalina singaporensis Ridlev and Dendy, [31] p. 34. 1897. Rhizochalina singaporensis Lixdgren, [26 a] p. 481. Ein Exemplar, bestehend aus einem ovalen Körper mit ab- 298 N. G. LINDGREN, geplatteter Anheftungsfläche und mit 2 Tuben versehen, die beide abgebrochen sind. Die Tuben abgerechnet, ist die Spongie 15 mm lang und 8 mm breit und hoch; der längste Tubus ist 20 mm lang, 3 mm im Durchmesser. Spicula: I. Megasclera. 1. Oxea, 312 \ 16 /^i. 2. Stron- gyla, 48-120 X 12 /ii. II. Microsclera. 3. Isochelae (Taf. 19, Fig. IIa— b), 16 fi. Diese Form weicht von der von Carter beschriebenen durch die Grösse ihrer Strongyla ab, die ausserdem bei meinem Exemplar in der Dermalmembran so dicht angehäuft sind, dass sie ganz dicht an einander, Seite an Seite liegen, so dass sie einen festen, einschich- tigen Panzer bilden. Die Isochelae sind in Carter's Beschreibung nicht erwähnt, sie sind aber schwer wahrzunehmen, weshalb sie leicht übersehen werden können. Die Weichtheile sind zwar bei diesem Exemplar zum grössten Theil zerstört, aber wo sie erhalten sind, kommen überall die kleinen Isochelae, und zwar nicht spärlich, vor. Verbreitung: Chinesische Meere; Torres- Strasse; ? Tristan da Cunha (Atlant. Ocean). Fundort: Es ist keine Etikette vorhanden, aber das Exemplar gehört zu den PETERSEN^schen und SvENSSON'schen Sammlungen, die ausschliesslich aus den chinesischen Meeren stammen. Gellius Gray. [31] p. 37—38. Gellius strongylatus Lindgren. (Taf. 19, Fig. 9 a— b.) 1897. Gellius strongylatus Lindgeen [26 a] p. 481. Spongie massig, unregelmässig. Consistenz sehr weich und etwas faserig. P'arbe hell grau. Oscula ? Poren nicht wahrgenommen. Spicula: I. Megasclera. 1. Strongyla (Taf. 19, Fig. 9a), 60 X 8 i-i. Sie sind schwach gebogen, gleich dick, verjüngen sich nicht nach den Enden zu. II. Microsclera. 2. Sigmata (Taf. 19, Fig. 9 b), 16 ^i. Skelet: Die Strongyla nebst einer Menge von Fremdkörpern, hauptsächlich Sandkörnern, bilden Fasern, die gegen die umgebenden Gewebe gut abgegrenzt sind, aber ohne sichtbares Spongin. Das dermale Netzwerk scheint ausschliesslich aus Sandkörnchen zu be- stehen. Dieses Exemplar war in eine Halicondria- Art derart hinein- gewachsen und in Bezug auf seine Consistenz und Farbe mit dieser so sehr übereinstimmend, dass ein Schnitt nöthig war, um festzustellen, dass zwei verschiedene Arten vorlagen. Die Halicondria- Art, die mit Spongienfauna des MHlayischen Aicliipols u. !,t. .)i 300 N. G. LINDGREN, rauss sie uacli Topsent's Uutersuchung unter T. digitata einbezogen werden. In seiner Beschreibung von T. ienuicapitata ([27] p. 124 — 125, tab. 11, fig. 1) erwähnt Ridley beiläufig, dass Bowerbank 2 Arten, Isodyclya rudis und Halicondria aspera, aus der Strasse von Malakka beschrieben habe, welche Arten Styli, Tylota und rauhe Raphides, somit dieselben Arten Spicula wie T. fragllis hätten, und meint, dass diese Arten vermuthlich zu einer zusammengezogen werden müssten. Ich bin Bowerbank's Beschreibungen von diesen beiden Arten durcli- gegangen ([3] V. 7, p. 287-288, 293—294). Abbildungen der Spicula finden sich nicht und Maasse nur von den Sigmata und Isochelae der H. aspera. In Bezug auf den Habitus scheinen sie mit T. digitata übereinzustimmen. H. aspera hat allerdings Styli, Tylota und Raphides, aber ausserdem erwähnt Bowerbank Sigmata und Isochelae von je zwei verschiedenen Grössen, giebt Maasse von allen 4 Sorten an und sagt, dass die beiden kleinern sehr zahlreich seien. Isodyctia rudis soll angeblich Styli und Raphides besitzen, welch letztere hauptsäch- lich dermal seien. Wenn Ridley Gelegenheit gehabt, typische Exem- plare zu untersuchen, und wenn er sie von den Beschreibungen so sehr abweichend gefunden, hätte er im Zusammenhang mit seiner Be- schreibung von T. tenuicapitata eine eingehende Erörterung diesei* Tedania-Art {rudis und apera) liefern sollen. Wie die Sache liegt, bin ich ganz auf die Beschreibungen Bowerbank's angewiesen, und wenn diese auch nicht ganz richtig sind, scheinen sie doch von T. digi- tata so sehr abzuweichen, dass die fraglichen Arten mit dieser nicht wohl zusammengezogen werden können. Verbreitung: Mittelmeer; Atlant. Ocean; Antigua; Kurrachee; Westküste von Nordamerika; Küste von Cochinchina; Amboina; Australien; Madras; Admirante-Insel; Mozambique. Fundort: Lat. 11« 5' N., Long. 108» 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. lotrochota Ridley. [29] p. 433—434. Halicondria pars, Higgin, Bowerbank, Caktkr. Monaxonida mit glatten, geraden Skeletspicula und einer Art kleiner Isochelae mit geraden Stielen und symmetrischen Köpfen. Sar- kode purpurfarben. lotrocliota baculifera Ridley. 1884. lotrochota haculifera Ridley, [29J p. 435— 43G, GIG— Gl 1, tab. 39, lisr. M; tab. 42, fig. f. SpoDgienfaunn des Miiliiyisclien Aicliipels u. der chinesischen Meere. 301 1887. lotrochota haculifera var. jlabeUata Dendv, [llj p. 158. 1889. lotrochota haculifera var. flaheüata Dendy, [12J p. 84. 1893. lotrochota baculi/era Topsent, (.töj p. 173. 1897. lotrochota haculi/era Topsent, [48J p. 455. 1897. lotrochota haculifera Lindgi;kn, [26 a] p. 482. Das von mir untersuchte P^xeniplar stimmt vollständig mit dem im Report on the Alert-Spongiida beschriebenen überein, abgesehen davon, dass mein Exemplar keine eigentlichen Loben entsendet; aber an einigen Stellen linden sich kleine Erhöhungen, die die Tendenz zeigen, Loben zu entsenden. Spicula: L Megasclera. 1. Styli 180 X 12 ,". 2. Tylota 260 X 7 ^i. IL Microsclera. 3, Isochelae 13 u. Sehr zahlreich. Das Exemplar, das vollständig ist, ist über ein Telegraphenkabel ausgebreitet gewachsen. Es misst 90 mm in der Länge, 70 mm in der Breite und 7 mm in der Höhe. Verbreitung: Haupt form: Nordwestküste von Australien ; Amboina; Küste von Cochinchina; Seychellen; Mascarenen. Varietät: Madras; Seychellen. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108" 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Esperella Vosmaer. [31] p. 62—63. Esx>ereUa macrosigma Lindgren. (Taf. 19, Fig. 12 a— e, d', d".): 1897. Esperella niacrosigma Lindgken [26 a] p. 482. Unter den chinesischen Spongien findet sich eine Esperella-Art, von welcher nur das Spiculaskelet selbst nebst Resten von der Der- malmembran übrig geblieben ist, weshalb ich keine vollständige Diagnose dieser Art liefern kann. Ihre Spicula sind indes so charakteristisch, dass sie mit keiner bisher beschriebenen verwechselt werden kann. Spicula: I. Megasclera. 1. Styli (Taf. 19, Fig. 12a) 480 X 14 f^i- Sie haben mehrere schwache Biegungen mit Andeutung von Köpfen und sind ziemlich plötzlich zugespitzt. IL Microsclera. 2. Sigmata (Taf. 19, Fig. 12 b) 480 ^i lang, 240 ^i breit, 300 ^^ zwischen den Spitzen. Der Durchmesser der Spicula ist 24 in. Sie sind sowohl C- als S förmig gebogen. Die Spicula sind an den Ausseu- 21* 302 N. G. LINDGREN, Seiten der Spitzen mit nach hinten gerichteten Stacheln versehen, in denen Aeste des Centralcanals entspringen. 3. Sigmata (Taf. 19, Fig. 12 c) 140 f^i lang, 60 jit breit, 6 |tt im Durchmesser. Sie sind den vorigen vollständig gleich ausser in Be- zug auf die Grösse; Uebergangsformen zwischen ihnen habe ich aber nicht gesehen. 4. Anisochelae (Taf. 19, Fig. 12 d, d' d") 48 {.l lang, 4 (.l zwischen den Stacheln, der grosse Stachel 22 {.i breit. Sie liegen stets zu Rosetten vereinigt. 5. Anisochelae (Taf. 19, Fig. 12 e) 24 /< lang. Sie sind stets zerstreut. S k e 1 e t : Die Spicula bilden ein aufrecht stehendes, ästiges Skelet von festen Spiculafasern, die unter einander anastomosiren. Die Fasern sind unten 2 mm im Durchmesser und verjüngen sich nach oben, bis sie sich zu äusserst pinselförmig auflösen, die Dermalmembran tragend. In der Dermalraembran bilden die Styli ein Netzwerk mit nur 2—3 Spicula neben einander. Microsclera sind sowohl in der Dermalmembran als um die Fasern herum vorhanden, und zwar die grossen Anisochelae stets in Rosetten, die übrigen immer zerstreut. Die grossen Sigmata erreichen, wie aus den Maassen ersichtlich ist, eine für diese Art Spicula ganz unerhörte Grösse. Sigmata dieser Sorte giebt es nur bei einer früher beschriebenen Art, Esperia serrato- hamata Carter ([6] p. 49—50, tab. 5, fig. 20 a— d; [20] Section 4, p. 130 — 131, tab. 4, fig. 7, 7 a— j), die somit die einzige Art ist, welche als nahe stehend betrachtet werden kann. Die Spicula von E. ser- ratohamata sind viel kleiner (Tylostyli 180 X 5 j«, Sigmata 100 X 5 /'» Anisochelae 17 X 10 f-i)^ im Uebrigen aber von der gleichen Gestalt. E. serratohamata ist aus Canada und der Manaarbucht bekannt. Nach den wenigen Funden, die gemacht worden sind, zu urtheilen, hat es somit den Anschein, als ob die chinesischen Meere das Centrum dieser Formen seien. Es liegen 2 Exemplare vor, das grösste 58 mm hoch und 17 mm breit. Fundort: Korea- Strasse. Tiefe 116 m. Esjyerella philijwensis Dendy. (Taf. 19, Fig. 13 a— c, b', c', c".) 1896. Esperella philippensis Dendy, [13J V. 8, p. 15. 1897. Esperella pJiiUppensis Tovsent, [48J p. 459. 1897. Esperella philippensis Lindgken, [2(JaJ p. 482. Spongienfauna des Malayisclien Archipels u. der chinesischen Meere. 303 Die SpoDgie bildet einen dünnen Ueberzug. Ihre Consistenz ist weich, aber faserig. Farbe braun. OberÜäclie sehr fein körnig, Os- cula 0. Poren nicht wahrgenommen. Spicula: I. Megasclera. 1. Subtylostyli (Taf. 19, Fig. 13a) 300 X 8 ^i. Gerade, Kopf länglich, wenig abgesetzt. Grösster Durchmesser nahe am Ende der Spitze. Spitze langsam sich verjüngend. II. Microsclera. 2. Sigmata (Taf. 19, Fig. 13b, b') 32 X 3 ^i. C- und Sförmig gebogen. Sehr zahlreich. 3. Anisochelae (Taf. 19, Fig. 13c, c', c") 20 /<. Zahlreich. Skelet: Die Subtylostyli sind zu Fasern verbunden, die bis zu 100 n im Durcliraesser erreichen können ; Spongin nicht sichtbar. Die Fasern verlaufen meist parallel, ohne Anastomosen, und zwar senkrecht gegen die Oberfläche. In der Oberfläche selbst divergiren die Spicula in den Fasern nach aussen, ihr spitzes Ende über die Oberfläche hinaus erstreckend. Ausserdem liegen zerstreute Subtylostyli zwischen den Fasern. Die Sigmata sind sehr zahlreich und durch die ganze Spongie verbreitet. Die Anisochelae sind weniger zahlreich und hauptsächlich an die Dermalnieml)ran gebunden. Sie sind nie zu Rosetten vereinigt. Diese Art stimmt mit Esperella nuda Ridley et Dendy aus Bahia ([31]) p. 70-71, tab, 15, fig. 5, 11, 14; tab. 16, fig. 1) in Be- zug auf die Art des Wachsens, Anordnung und Form der Spicula überein und steht somit letzterer Art sehr nahe, aber deren Sigmata sind 4 mal so gross und ihre Subtylostyli 2 mal so dick wie diejenigen der in Rede stehenden Art. 1 Elxemplar, das einen 1 — 4 mm dicken Ueberzug über ein Exem- plar von Sideroderma navicelligerum bildet und alle dessen Aus- wüchse genau begleitet und bekleidet. Verbreitung: Küste von Cochinchiua; Amboina; Südspitze von Australien. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108 «^ 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Desniacidon Bowerbank, [31] p. 103—104, Desmacidon veptans Ridley et Dendy, 188H. Desmacidon reptans Ridley and Drndy [30], p. 345. 1887. Desmacidon reptans Ridley and Dendy, [31] p. 105, tab. 23, fig. 7, 7 a, b. 18137. Desmacidon reptans Lindoken, [26 aj p, 482, 304 N. G. lindgrp:n, Mit dieser Art habe ich ein kleineres, massiges Exem])lar iden- tificirt, das einen fingeriihnlichen Auswuchs entsendet. Spicula: I. Megasclera. 1. Oxea 200 X 8 /^i. 2. Oxea 180 X 4 /<. IL Microsclera. 3. Sigmata 36 /<, C- und S förmig gebogen. Zahlreich. 4. Isochelae 20 in. Zahlreich. Skelet. Inneres: Die Oxea sind bei dieser Form zu lockern Spiculafasern vereinigt, die ein 3 — 4 eckiges Netzwerk bilden. Spongin nicht sichtbar, Breite der Spiculafasern 60 /^i. An der Ober- fläche sind die Oxea kleiner, im Uebrigen aber von der gleichen Ge- stalt. Diese kleinen Oxea sind zu Büschelchen von nach aussen divergirenden Spicula verbunden, welche die Dermalmembran durch- setzen. Dermales: Dieses besteht aus einem feinmaschigen, poly- gonalen Netzwerk von Oxea und winzigen Sandpartikelchen. Die Maschen sind 70 f.i im Durchmesser. Dieses Exemplar unterscheidet sich von dem im Challenger-Report beschriebenen dadurch, dass die Oxea bei ihm mehr zu Fasern ver- einigt sind. Dass die Oxea an der Oberfläche kleiner und zu Büscheln verbunden sind, wird im Challenger-Report nicht erwähnt. Im Uebrigen ist die Uebereinstimmung in Bezug auf die Form und Grösse der Spicula, das dermale Netzwerk der Oxea und Sandpartikelchen, Form, Farbe und Consistenz der Spongie eine so grosse, dass ich trotz der grossen Verschiedenheit der Fundorte meine Form als eine neue Art nicht aufstellen zu sollen geglaubt habe. Verbreitung: Bahia; Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108" 50' O. (Küste von Cochin- china), Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Siderodernia Ridley et Dendy. [31J p. 114—115. Siderodemia navicellif/eruni Ridley et Dendy. 1885. Crella navicelligera Ridlky, NaiT. Chall. Exp., V. 1, [)art 2, p. 571. 188n. Sideroderma navicelligera Ridley and Dknjjv, [30] j). 34S. 1887. Sideroderma navicelligerum Ridlky and Dendy, [31] p. 115 — IIG, tab. 8, Hg. 9; tab. 9, Hg. 5, 8, 9. 1888. Sideroderma navicelligerum Lendenpeld, [23] p. 210 — 211, tab. 2, fig. 2. 1896. Sideroderma navicelligerum var. Kieschnick, [18] p. 533. 1897. Sideroderma navicelligerum Lindgren, [26 a] p. 482. Zwei vollständige Exemplare dieser Spongie. Ex. 1 ist 150 mm SpongienfHuiia des Malayischcn Archipels u. der chiuesischen Meere. 305 lang, 50 nini breit und 120 mm hoch. Es sind zahlreiche Auswüchse vorhanden, die bis zu 50 mm lang und 5 mm im Durchmesser werden. Es ist mit Esperella incrustans vollständig überzogen Ex. 2 ist kleiner, nur 25 mm lang und breit und 20 mm hoch, gänzlich mit Halicondria variahilis überwachsen. Beide Exemplare stammen von demselben Fundort. Da sie in Bezug auf die Maasse der Spicula etwas vom Challenger-Excmplar abweichen, führe ich hier die Grösse der Spicula an. Spicula: I. Megasclera. 1. Tylota 540 X 20 /< II. Microsclera. 2. Sigmata 60 ii. 3. Sigmata 16 f^i. 4. Isochelae 32 (.i. 5. Isochelae 10 n. 6. Tricho dragmata 260 X 1 /'• Jedes Bündel ist 360 X 60 ,«. Im Uebrigen stimmen sie vollständig mit dem Challeuger-Exem- plar überein. Verbreitung: Ostküste von Australien; Neuguinea; Ternate; Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. 11« 5' N., Long. 108° 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Dendoryx Gray. [44] p. 96—97. Esperclline, gewöhnlich ohne feste Form. Die Spicula des Innern Skelets und die dermalen Spicula stets von verschiedenen Typen. Skelet stets Styli. Dermale Spicula doppelspitzig (selten cinspitzig), in der Regel glatt. Als Microsclera kommen stets Isochelae, häufig auch Sigmata oder andere Spicula vor. Dendoryx niollis Lindgren. (Taf. 18, Fig. 3, 12; Taf. 19, Fig. 14 a, b, c, C.) IS! »7. Dendoryx mollis Lindgren, [26a] p. 482. Spongie (Taf. 18, Fig. 3) elliptisch, mit abgeplatteter Anheftungs- flache. Farljc graulich, Consistenz weich, Oberfläche glatt, unbedeutend rauh. Osculum 1, rund, Poren zu Gruppen vereinigt. Spicula: L Megasclera. 1. Tylota (Taf. 19, Fig. 14a) 200 X 4 fi. Gerade, ziemlich gleich dick, mit schwach abgesetzten, länglichen Köpfen. Dermal. 2. Styli (Taf. 19, Fig. 14 b) 200 X 8 /i. Stachlig, gebogen. Skelet- spicula. 306 N. G. LINDGKEN, II. Microsclera. 3. Isochelae (Taf. 19, Fig. 14 c c') 36;« lang, 20 fi zwischen den Stacheln. Sie sind gebogen, 3 zähnig. Nicht selten. Skelet. Inneres: Die Styli bilden lockere Spiculafasern ohne Spongin. Sie sind theils zu langgestreckten Fasern verbunden, in denen die Spicula 5 — 6 reihig liegen, theils bilden sie ein zwischen diesen ausgebreitetes Netzwerk von dreieckigen Maschen, jede Faser aus 1—3 Spicula bestehend. Die Isochelae sind durch alle Innern Theile verbreitet, aber spärlich. Dermales: Die Porenscheiben (Taf. 18, Fig. 12) sind dicht gestellt, und von dem schmalen Streifen, der sie trennt, entspringen zahlreiche Tylota. Diese stecken mit dem einen Ende in dem weichen Gewebe, sind aber im Uebrigen frei, mit dem äussern freien Ende gegen das Centrum der Porenscheibe ge- richtet und diese wie ein Kranz umrahmend. Nur 1 Osculum, an der obern Seite der Spongie gelegen. Es ist rund, 1 mm im Durchmesser; seine Kanten liegen in gleicher Höhe mit der Dermalmembran. Die Poren, 20 — 30 // im Durchmesser, sind dicht zusammengedrängt, runde bis länglich runde Porenscheiben bildend, von 0,6 — 1,2 mm im Durchmesser. Die Porenscheiben sind sehr dicht gestellt, nur durch schmale Streifen von weichem Gewebe getrennt, worin die zahlreichen Tylota stecken. Grosse subdermale Höhlungen befinden sich unter den Porenscheiben, und die ganze Spongie ist von weiten Canälen und Höhlungen durchsetzt. Diese Art besitzt dieselben Sorten von Spicula wie D. certa ([44] p. 99, tab. 10, fig. 7, 8); sie sind aber an Grösse sehr verschieden und stammen von so weit von einander gelegenen Fundorten, dass ich sie aus einander halten zu sollen glaube. Auch die im Atlantischen Meer vorkommende Cribrella hospitalis (). Schmidt ([34] p. 56, tab. 4, fig. 12; [5] p. 313—314, tab. 13, fig. 18, tab. 14, fig. 36 a, b) mit ähnlichen Porenfeldern steht dieser Art nahe, weicht aber in Bezug auf die Maasse der Spicula ab (Styli 280 X 20 jt<, Tylota 248 X 8 /< ; Isochelae 52 /n nach Cakteü's Figur, 20 ^i nach Schmidt's Figur). Ich bin ausserdem in der Lage ge- wesen, typische Präparate von Cribrella hospitalis im Institut der Akademie der Wissenschaften in Augenschein zu nehmen, und die Isochelae dieser Präparate weichen in Gestalt und Dicke sowie durch ihre grosse Anzahl so beträchtlich von denjenigen meines Exemplars ab, dass von der Identität der fraglichen Arten keine Rede sein kann. 1 Exemplar, 20 mm lang, 15 mm breit, 10 mm hoch. Fundort: Hirudo-Strasse (Japan) Lat. 33° 10' N., Long. 129" 16' O. 1890. Capitän Svensson. SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 307 Detidoryx rosacea var. japonica (Ridley et Dendy). (Taf. 18, Fi-. 5.) 1887. Myxilla rosacea var. japonica Ridlev and Dendy, [31] p. 130 — 131, taK 26, fig. 3; tab. 27, fig. 8, 8 a— c; tab. 47, fig. 3. 1897. Dendoryx rosacea var. japonica Lindgrrn, [26 a] p. 482. Spongie (Taf. 18, Fig. 5) kegelförmig. Consistenz fasrig und ziemlich fest. Farbe grau. Oberfläche mit zahlreichen Conulis. Oscula 0. Poren nicht wahrgenommen. Diese Form stimmt mit der von Ridley u. Dendy im Challenger-Report [31] beschriebenen in Bezug auf Spicula-Arten, Grösse der Spicula und Bau des Skelets so genau überein, dass ich beide trotz ihres verschiedenen Habitus identificiren muss. Nahe- stehende Formen sind Myxilla rosacea Lieberkühn var. Lambe von der pacifischen Küste von Canada ([19] p. 71, tab. 3, fig. 6; tab. 5, fig. 6, 6 a — f) und die Hauptform aus dem Mittelmeer, Halicondria rosacea Lieberkühn (in : Arch. Anat. Physiol,, V. 9, 1859, p. 250 tab. 11. fig. 2). Mit dieser identisch sind nach Ridley u. Dendy M. rosacea und M. fasciculata ([32] p. 11) sowie M. triäens und M. esperi ([32] p. 36). Verbreitung: Japan. Fundort: Strasse von Hirudo (Japan), Lat. 33" 5' N., Long. 129« 16' O. 1890. Damiria Keller. [17] V. 52, p. 308—309. Skelet reticulär. Mcgasclcra von zwei Arten, boide doppelspitzig. Die des innern Skelets Oxea, die des dermalen Skelets Tylota. Microsclera: Isochelae und gewöhnlich Sigmata. Damiria atistraliensis Dendy. (Taf. 17, Fig. 10; Taf. 19, Fig. 15 a— d, C.) 1806. Damiria atistraliensis Dkndy, [13] p. 28 — 29. 91897. Damiria sclimiäfi Topsent, [48] p. 455 — 456. 1897. Damiria australiensis Lindoren, [26 a] p. 482. Es liegt ein Exemplar (Taf. 17, Fig. 10) vor. Oscula nicht mit Sicherheit wahrgenommen. Die Poren scheinen in Gruppen über grossen subdermalen Höhlungen vereinigt zu sein, Spicula: L Megasclera. 1. Oxea (Taf. 19, Fig. 15b) 216X12 //. 2. Tylota (Taf. 19, Fig. 15a) 216X6 ,"• Kopf 8 fi im Durchmesser. IL Microsclera, 3. Sigmata (Taf, 19, Fig. 15d)12^^ C- und Sförmig gebogen. Sehr 308 N. G. LINDGREN, zahlreich. 4. Isochelae (Taf. 19, Fig. 15c, c') 36X3 (-i. Szähnig. Sehr zahlreich. Skelet. Inneres: Die Oxea sind zu einem dreieckigen Netzwerk von lockern Spiculafasern verbunden, 1—4 Spicula neben einander. Dermales: Die Tylota sind zu Büscheln rings um die Poren- scheiben herum geordnet. Jeder Büschel besteht aus einer Menge nach aussen divergirender Spicula. Isochelae kommen durch die ganze Spongie zerstreut vor, obwohl nicht besonders zahlreich ausser in der Membran der Porenscheiben, wo sie überaus häufig sind. Die Sigmata sind ebenfalls durch die ganze Spongie verbreitet, am meisten jedoch in dem weichen Gewebe, das die grossen Canäle umgiebt, wo sie äusserst stark vertreten sind. Poren habe ich nicht mit voller Sicherheit entdecken können ; sie scheinen aber gruppenweise vereinigt zu sein und zwar über grossen subdermalen Höhlen. Grosse, weite Canäle durchsetzen die Spongie. TopsENT hat mit dieser Art Ridley's Crella schmidti ([29] ]). 432 — 433) identiticirt. Crella schmidti unterscheidet sich von Dam. australiensis durch die Gestalt und Dicke der Oxea sowie durch die Grösse der Sigmata, die bei letzterer drei Mal so gross sind wie diejenigen der Crella schmidti. Da die Grösse der Microsclera bei ein und derselben Art ziemlich constant zu sein pflegt, halte ich es für rathsam, diese beiden Formen aus einander zu halten, zumal da keine Uebergangsformen bekannt sind. Verbreitung: Küste von Cochinchina ; Amboina; Australien. Fundort: Lat. 11« 5' N. Long. 108" 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Clathria O. S(;hmidt. [31] p. 146—147. Clathria ramosa Lindgren. (Taf. 17, Fig. 9; Taf. 18, Fig. 15; Taf. 19, Fig. 16a-d.) 1H97. Clathria ramosa Ltndgukn, [26 a] p. 482. Die Spongie (Taf 17 Fig. 9) besteht aus mehreren von einer gemeinschaftlichen Basalplatte entspringenden Aesten, die sich ver- zweigen und durch zahlreiche Anastomosen mit einander verbunden sind. Die Aeste sind nämlich rund, aber stellenwcis verschmelzen mehrere Aeste mit einander, so dass sie scheibenartig werden. Sie sind mit zahlreichen kleinen Conulis versehen, wodurch sie stachlig werden. Consistenz weich und fasrig, Farbe braun. Oscula und Poren nicht wahrgenommen. Spongicnfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 309 S p i c 11 1 a : I. Megasclera. 1. Styli (Taf. 19, Fig. 16a) 325 X 10 ,«. In den Fasern. Ge- rade oder etwas gebogen, ohne Andeutung von Köpfen, glatt. 2. Styli (Taf. 19, Fig. 16b) 90 X 6 //. Die Fasern zahnend. Gerade oder schwach gebogen. Mit abgerundetem dickerm Ende, ohne Kopf. Sie sind mit spärlichen, aber deutlichen Stacheln versehen, die krumm sind, mit der Spitze gegen das dickere Ende gerichtet. Ent- weder das ganze Spiculiim stachlig oder das dickere Ende fast glatt. II. Microsclera. 3. Isochelae (Taf. 19, Fig. 16 d) 16 fi. 3 zähnig. 4. Toxa (Taf. 19, Fig. 16c) 100 X 2 /<• Gebogen. Skelet. Inneres (Taf. 18, Fig. 15): Ein polygonales Netzwerk von Spiculafasern, 35—70 in im Durchmesser. Spongin gut ausgebildet. Die glatten Styli, welche 1 — 7-reihig geordnet sind, liegen im Centrum der Fasern. Die kleinen stachligen Spicula, welche die Fasern zahnen, sind recht zahlreich. Dermales: Dermale Spicula sind nicht vor- handen, sondern an den Stellen, wo die Dermalmembran erhalten ge- blicl)en ist, hat sie Sandpartikelchen aufgenommen, die oft hübsch geordnet neben einander liegen. 1 Exemplar, 250 mm hoch, 150 mm breit. Die Weich theile sind zum grossen Theil zerstört, so dass nur das Skelet übrig ge- blieben ist. Fundort: Billiton (Java-See), Südwestspitze. Ans Ufer geworfen 1891. C. AURIVILLIUS. Clathria frondifera (Bowerbank). 1875. Ralicondria frondifera Bowerbank, [3] V. 7, p. 288, 1880. Amphüectus frondifera Vosj[aee, [49] p. 115. 1884. Clathria frondifera Ridley, [29] p. 448—449, 612, tab. 42, fie;. j ; tab. 53, fig. j. 1887. Clathria frondifera Riin.Ey and Dendy, [31] p. 149. 1803. Clathria frondifera Topsent, [43] p. 21—24. 1807. Clathria frondifera Lindgken [26 a] p. 480. Es liegen 2 hübsche Exemplare dieser Spongie von demselben Fundort wie die beiden vorigen vor. Meine Exemplare sind grösser als die früher beschriebenen: Exemplar 1 250 mm hoch, 120 X '^'O mm breit und lang, Exemplar 2 2(X) mm hoch, 200 X 60 "i"' ^^i'<^if "»ley and Dendv, [30J p. 401. 1887. Spirastrella solida Ridlky and Dendy, [31] p. 231 — 232, tab. 41, % 7; tah. 45, % 13— 13e. 1807. Spirastrella solida Topsknt, [48] p. 440. 1897. Spirastrella solida T.inugren, [26 a] p. 484. Von dieser Spongie liegen mehrere Exemplare vor, die von un- regelmässiger, etwas wechselnder äusserer Gestalt sind, sonst aber vollständig mit einander übereinstimmen. Auch mit dem Challenger- Exemplar stimmen sie überein, mit einer Ausnahme. Während bei diesem die Spiraster ein festes Rindenlager bilden, sind sie bei all den meinigen wenig zahlreich, bilden nie ein zusammenhängendes Lager, sondern liegen zerstreut in der Dermalmembran. Es liegen 7 Exemplare aus Java vor; sie scheint somit dort nicht selten zu sein. Eins von den grössten Exemplaren ist 140 mm hoch, erinnert der äussern Form nach sehr an das Challenger-Exem- plar. Ein anderes hat eine sehr regelmässige Form. Die Basalpartie, die von oben gesehen kreisrund ist, setzt sich an den Kanten nach oben in einen ringförmigen, gleich hohen Wall fort. Innerhalb des- selben entspringen von der Basalpartie fingerähnliche Loben von der- selben Höhe wie der Wall, wodurch die Spongie ein regelmässiges Aussehen erhält. Die ganze Spongie ist 120 mm hoch und 70 mm im Basaldurchmesser. Der Wall ist 30 mm hoch, 20 mm breit. Ein Exemplar ist von Placospongia melohesioides überwachsen. Stellenweise durchbrechen seine Loben die PL melohesioides. Verbreitung: Philippinen; Amboina; Java. Fundort: Java und Gaspar-Strasse, 1891. C. Aurivillius. Latriinmilia Bocage. [31] p. 233—234. Latrunculia laevis Lindgren. (Taf. 17, Fig. 12; Taf. 19, Fig. 24 a— c, c'.) 1897. Lntrmiculia laevis Lindgren, [26 a] p. 484. Spongie (Taf. 17, Fig. 12) aufrecht, aus scheibenähnlichen, mit einander anastomosirenden Aesten bestehend. Oberfläche eben, etwas rauh. Eine deutliche, hautähnliche Rindenschicht. Farbe braun. Os- cula 0. Poren zerstreut, einfach. Spicula: I. Megasclera. 1. Styli (Taf. 19, Fig. 24 a) 440 X 18 /^ Gleich dick oder sich gegen das dickere Ende etwas verjüngend, langsam zugespitzt. Eine Biegung nahe am dicken Ende. 2. Tylostyli (Taf. 19, Fig. 24b) 440X7 fi. Ganz gerade. 326 N. G. LINDGREN, Am dicksten in der Mitte und sich gegen beide Enden verjüngend. Kopf lang gestreckt, oval, wenig abgesetzt. Gegen das spitze Ende langsam zugespitzt. Hals 4 /<, Kopf 5 // im Durchmesser. II. Microsclera, 3. Discastra (Taf. 19, Fig. 24 c, c') 36 ^tt. 4 Kränze von Stacheln, der eine Kranz (der 3.) gespalten, die übrigen einfach. S k e 1 e t : Die Styli liegen im Innern der Spongie zerstreut. Die Tylostyli sind zu gut begrenzten Fasern verbunden, die sich vom Centrum bis an die Oberfläche erstrecken, ohne mit einander zu ver- schmelzen oder irgend ein Netzwerk zu bilden. Spongin nicht vor- handen. Nahe an der Oberfläche verzweigt sich jede Faser in mehrere, die sich pinselförmig ausbreiten und die Rindenschicht tragen. Die äussersten Spicula der Fasern durchdringen die Rindenschicht und ragen über die Oberfläche empor, wodurch die Spongie eine gewisse Rauhigkeit bekommt. Die Discastra bilden ein 120 /< dickes Rinden- lager, das als eine von der übrigen Spongie gut begrenzte Haut die Spongie bekleidet. Unter dem Discastra-Lager liegen grosse subdermale Höhlungen. 1 Exemplar, 50 mm hoch, 40 und 60 mm in der Breite. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108*^ 50' 0. (Küste von Cochin China), Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Placospongia Gray. [39] p. GL. Placospongia melobesioides Gray. (Taf. 18, Fig. 27.) 1867. Placospongia melobesioides Gkay, [14] p. 127 — 129, fig. 1 — 4. 1880. Placospongia melobesioides Cakter, [6] p. 53 — 55. 1888. Placospongia melobesioides Sollas, [39] p. 271 — 272. 1891. Placospongia melobesioides Kkller, [17] V. 52 p. 324 — 326, tab. 18, fig. 29—31. 1893. Placospongia melobesioides Topsent, [45] p. 173. 1890. Placospongia melobesioides Kieschnick, [18] p. 533. 1897. Placospongia melobesioides Topsent, [48] p. 433. 1897. Placospongia melobesioides Lindgken, [26 a] p, 485. Ein Exemplar, einen braunen Ueberzug über ein Koralleustück bildend. Spicula: I. Megasclera. 1. Tylostyli 900 X 14 /'. Kopf 18 /<. Gerade, mit abge- rundeter Spitze, II. Microsclera. 2. Sterraster 72 X 60 /<. 60 /.i hoch. 3. Sphaerulae (Taf. 18, Fig. 27) 2 fi. Zahlreich. SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der cliinesischen Meere. 32? S k e 1 e t : Die Tylostyli und Sterraster sind in der für die Gattung charakteristischen Weise angeonlnet. Die Rinde ist 0,7 mm dick. Die Sphaerulae kommen theils in den Wandungen der die Si)()ngie durchsetzenden Canäle, theils in kleineu Gruppen im Choanosom, theils dermal ausserhalb des Sterraster-Lagers vor. Am zahlreichsten sind sie jedoch au deu Ein- und Ausströmuugsötinungen unter den Graten vorhanden, wo sie massenweise angehäuft sind. Diese kleinen Sphae- rulae erweisen sich bei Immersionsvergrösserung als kleine Astern. Die bei allen frühern Forsciiern erwähnten Microstrongyla (Sollas giebt oti'eubar aus Versehen 250 statt 25 /< an) sind nur eine Jugend- form von Sterrastern, weshalb ich sie nicht unter meinen Spicula ver- zeichnet habe. Verbreitung: Ternate ; Amboiua ; Java ; Borneo ; Manaar- bucht; Rothes Meer. Fundort: Java-See und Gaspar-Strasse, 1891. C. Aurivillius. Placospongia cavinata (Bowerbank). (Taf. 18, Fig. 26a-d, b'.) 1858. Geodia carinata Bowkrbank, M. S., [Ij p. 308, 314, tab. 2G, fig. 10; tab. 25, fig. 19. 1864. Geodia carinata Bowerbank, [2] V. 1, p. 254, tab. 10, fig. 163. 1874. Geodia carinata Boweebank, [3] p. 298, tab. 46, fig. 1 — 5. 1875. Geodia carinata Bowerbank, [3] p. 295. 1884. Placospongia carinata Ridley, [29] p. 481. 1888. Placospongia carinata Sollas, [31] p. 272 — 273, tab. 40, fig. 7. 1897. Placospongia carinata Lindgren, [26 a] p. 485. Ein Exemplar von dieser Spongie findet sich in der Sammlung des Herrn Docenten C. Aurivillius. Es bildet einen Ueberzug über ein Korallenstück. Eine Zusammenstellung der Abbildungen von den hier vorkommenden Spicula giebt es nicht, weshalb ich Figuren nebst Maassen von denselben gebe. Spicula: I. Megasclera. 1. Tylostoli (Taf. 18, Fig. 26a) 780 X 12/'. Kopf 16 //. II. Microsclera. 2. Sterraster (Taf. 18, Fig. 26b, b') 84 X 60 ^u. Cortical. 3. Spiraster (Taf. 18, Fig. 26 d) 84 in. Choanosomal. 4. Spirulae (Taf. 18, Fig. 26 c) 16 X 2 /n. Dermal und cho- anosomal. Die von Sollas in seiner Monographie der Tetractinelliden be- schriebenen Microstrongyla sind nichts anderes als Jugendformeu von Sterrastern. 328 N. G. LINDGREN, Verbreitung: Südsee ; Torres-Strasse ; Java ; Strasse von Malakka. Fundort: Gaspar-Strasse (Java), 1891, C. Aurivillius. II. Tetractinellida. Tetilla O. Schmidt. [39] p. CXXIV. Tetilla hacca (Selenka). 1867. SteleUa hacca Selenka, [36] p. 569—570, tab. 35, fig. 14 —15. 1883. Tethya merguinensis Carter, [8] p. 366, tab. 15, fig. 6 — 8. 1888. Tetilla merguinensis Sollas, [39] p. 14 — 16. 1889. Tethya merguinensis Carter, [9] p. 80 — 81. 1897. Tetilla merguinensis Topsent, [48] p. 437 — 439. 1897. Tetilla hacca Lindgren, [26 a] p. 485. Spongie niedrig kegelförmig. Farbe schwarz. Oscula niehrere, zerstreut. S p i c u 1 a : I. Megasclera. 1. Oxea 3600 (das kleine Exemplar 3100) X 48 ^i. 2. Protriaena, Rhabdus 5100 (das kleine Exemplar 4500) X 20 ^i. Cladi 100 ^t, Chorda 60 ^i, Sagitta 95 fi. 3. A natri aen a, Rhabdus 5400 (das kleine Exemplar 4700) X 8 f^i. Cladi 44 /n^ Chorda 64 /<, Sagitta 40 f.i. 4. Orthotriaeua ektosomal. Rhabdus 60 fi, am Ende ab- gerundet. Cladi gewöhnlich 360 X 32 //, werden aber bis zu 540 i-i. Sie sind spitz, aber sehr häufig kommt es vor, dass einer oder mehrere von ihnen verkümmert, krumm oder abgerundet sind. Bei einigen ist nur ein Stachel übrig geblieben, und das Uebrige ist zu einem ovalen Klumpen reducirt. II. Microsclera. 5. Sigmata 12 — 16 ^i. Aeusserst zahlreich. Oscula rund bis länglich rund, 1,5 — 5,5 mm im Durchmesser. Es liegen 2 vollständige Exemplare vor, beide aus Java. Exem- plar 1 ist 24 mm hoch, 20 mm im Basaldurchmesser. Exemplar 2 ist 26 mm hoch, 32 mm im Basaldurchmesser. Der Form nach sind sie etwa kegelförmig, niedrige, breite Kegel bildend. Die Spitze ist abgerundet und die Basalfläche, die als Anheftungsfläche dient, ist nicht platt, sondern gleichfalls etwas abgerundet, so dass die Spongie sich der Kugelforra nähert. Die in Sollas' Monographie der Tetr- actinelliden [39] und an mehreren andern Stellen erwähnten Microxea fehlen bei dem grossen Exemplar, und bei dem kleineu sind sie sehr selten, so dass das Vorkommen derselben nicht constant zu sein scheint. Sie sind bei den Exemplaren, wo sie vorkommen, äusserst Spongienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 329 fein. Es ist daher wahrscheinlich, dass sie Spicula sind, die entweder in der Reduction oder noch in der Entwicklung begritfen sind. Von Interesse ist, dass meine Exemplare sowohl hinsichtlich der Spicula- maasse als der Fundorte ein vermittelndes Glied zwischen den Carter- schen und den SoLLAs'schen Exemplaren bilden, was die Richtigkeit der Annahme von Sullas bestätigt, dass sein Exemplar und dasjenige Carter's einer und derselben Art angehören, trotz der Verschieden- heit der Länge ihrer Megasclera. Es scheint demnach, als ob die Länge der Megasclera dieser Art abnehme, je weiter nach Osten man kommt. Gegen diese Annahme spricht jedoch die Thatsache, dass Selenka's Exemplare die längsten Oxea besitzen (5 — 7 mm), obwohl sie von den östlichsten Fundorten stammen. Leider macht Selenka keine Angaben über die Dimensionen der übrigen Spicula. Der Uebersichtlichkeit halber gebe ich hier eine kleine Tabelle über die Länge (in mm) der Megasclera bei den verschiedenen Exemplaren : Torres-Strasse Java, Ex. 2 Java, Ex. 1 Mergui-Arch. Oxea 3,2 3,1 3,6 4,2 Anatriaena 3,5 4,5 5,1 6,17 Protriaena 3,5 4,7 5,4 6,15 Diese Art wurde zuerst bei den Samoa-Inseln (1 Exemplar) ge- funden und im Jahre 1867 von Selenka unter dem Namen Steletta hacca beschrieben. Im Jahre 1883 wurde sie wieder von Carter unter dem Xamen Tethya merguinensis beschrieben. Dieser Beschreibung lag ein Exemplar aus dem Mergui-Archipel zu Grunde. Vom Challenger wurde ein Exemplar dieser Spongie aus der Torres-Strasse heimge- bracht, welches 1888 von Sollas beschrieben und mit Carter's Exemplar identificirt wurde, jetzt aber unter der Gattung Tetilla auf- geführt. Der Steletta hacca thut Sollas in der Synonymik und der Beschreibung der Art keine Erwähnung, weiter unten (p. 205) in derselben Arbeit sagt er aber, dass er Schnitte von Steletta hacca ge- sehen habe, und giebt an, dass sie mit Tetilla merguinensis identisch sei. Der richtige Name dieser Art ist somit Tetilla hacca (Selenka). Verbreitung: Samoa-Inseln; Torres-Strasse; Amboina; Java; Mergui-Archipel. Fundort: Java-See und Gaspar-Strasse, 1891. C. Aurivillius. Tetilla ternatensis Kteschnick. (Taf. 17, Fig. 14; Taf. 19, Fig. 25 a— e, a', b'.) Tetilla ternatensis Kieschnick, [18J p. 527. 1897. Tetilla ternatensis Lindgken, [26 a] p. 485. 330 1?. G. LINDGREN, Spongie (Taf. 17, Fig. 14) kugelförmig (?), dicht borstig. Farbe an der Oberfläche hell grau, im Innern etwas dunkler. Consisteuz ziemlich fest, Oscula 0. Poren nicht wahrgenommen. S p i c u 1 a : L Megasclera. 1. Anatriaena (Taf. 19, Fig. 25b, b'), Rhabdus 5400 X 10 i^^ Cladi 56 /n, Sagitta 40 f.i, Chorda 80 fi. Rhabdus schmal, fein und biegsam. Zahlreich. 2. Protriaena (Taf. 19, Fig. 25a, a'), Rhabdus 5000 X 12 ^/, Cladi 120 /<, Sagitta 120 fi, Chorda 60 /«. Selten. 3. Oxea (Taf. 19, Fig. 25c) 4330 X 60 //. Sie sind gerade und verjüngen sich von der Mitte an zu langen, feinen Spitzen. Sehr zahlreich. II. Microsclera. 4. Microxea (Taf. 19, Fig. 25 d) 240X4 ^i. Gerade, spul- förmig. Zahlreich. 5. Sigmata (Taf. 19, Fig. 25 e) 24 ^i, C- und S förmig gebogen. Zahlreich. Skelet: Megasclera strahlenförmig, zu Strängen geordnet, die vom Centrum aus bogenförmig bis an die Oberfläche laufen. Die Stränge, dem Centrum zunächst einfach, verzweigen sich weiter nach aussen hin in 3 — 4 Aeste, die in der Oberfläche selbst in Folge des Aus- einanderlaufens der Spicula zu einer dichten Borste verschmelzen, welcher die Spongie ihren borstigen Charakter verdankt. Der Spicula- filz besteht aus Oxea mit vereinzelten Pro- und Anatriaenen, die im Verhältniss zu den Oxea, welche die eigentliche Hauptmasse des Filzes bilden, wenig zahlreich sind. Wie weit die Spicula über die Spongie emporragen, wage ich nicht mit Sicherheit zu entscheiden, da sie sämmtlich abgebrochen sind; sie scheinen sich jedoch etwa 2 — 3 mm über die Weichtheile hinaus erstreckt zu haben. Die Microxea und Sigmata sind ohne Ordnung in den Weichtheilen zwischen den Spicula- fasern zerstreut, und beide Sorten sind sehr zahlreich. Oscula 0. Es ist mir nicht gelungen, Poren zu entdecken, da sie von dem Spiculafilz und dem darin befindlichen Diatomeen-Schlamm verdeckt sind. Betrefts der Weichtheile scheint keine Dift'erenzirung zwischen den Innern und äussern Theilen der Spongie zu bestehen. Grosse, weite Canäle durchsetzen die Spongie. Die von Kieschnick gegebene Beschreibung ist nur eine vor- läufige Mittheilung, und ich kann mein Exemplar nicht mit voller Sicherheit danach bestimmen. Ich glaube daher, eine vollständige Be- schreibung von meinem Exemplar sowie Abbildungen liefern zu sollen. Spoiifiienl'aiuiH dos Mnhiyi.scJicn Aicliipels u. der cliiuesistlicii Meere. 331 Es liegt nur ein etwas unvollständiges Exemplar vor. Es ist halbkuglig, 50 mm im Durchmesser, mit gleichmässig abgerundeter Kreistläclie und scheint vollständig sphärisch oder subsphärisch ge- wesen zu sein. Zwischen den über die Oberfläche hervorragenden Spicula sind zahlreiche Diatomeen angeheftet. Verbreitung: Ternate ; Java. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. Steletta 0. Schmidt. [24] p. 57. Kieselschwämme mit 4axigen und amphioxen Megasclera und streng strahligen Astern, wozu sich selten Rhabdodragmata gesellen können, mit kleinen, kugelähulichen Geisseikammern und meist einer Riude. Steletta clavosa Ridley. 1884. Steletta clavosa Ridley, [29J p. 474—475, tab. 43, fig. 1—2. 1888. Myriastra clavosa Sollas, [39] p. 116, 1—118 tab. 12, fig. 34—43. 1896. Myriastra clavosa Kibschnick, [18] p. 529. 1897. Myriastra clavosa Topsent, [48] p. 433. 1897. Steletta clavosa Lindgren, [26 a] p. 485. Von dieser Spongie finden sich 5 Exemplare aus der Chinesischen Südsee, die sämmtlich in Bezug auf Aussehen, Innern Bau und Maasse der Spicula mit der Beschreibung in Sollas' Monographie der Tetractinelliden [39] übereinstimmen. Sie sind auch sämmtlich voll- kommen kuglig, und die Oberfläche, die glatt und eben erscheint, fühlt sich rauh an, was darauf beruht, dass die Cladi einiger Dicho- triaenen in der Oberfläche selbst gelegen sind. Die übrigen Dicho- triaenen liegen unter den subdermalen Höhlungen, durch ihre Cladi gewissermaassen einen stützenden Fussboden unter den Höhlungen bildend. Die Maasse der Spicula stimmen mit denen der in Sollas' Monographie der Tetractinelliden [39] beschriebenen Exemplare von der Station 208 überein, nur sind die Cladi der Anatriaenen und die Sagitta bei meinen Exemplaren 108 resp. 97 fi. Irgend eine in der Spongie befindliche Alge wie bei den Exem- plaren der Challenger- und Alert-Expedition habe ich bei den meinigen nicht gefunden. Dagegen findet sich in ihnen derselbe kleine Syllide, der in mehreren andern Arten dieser Sammlungen vorkommt. Der Fundort meiner Exemplare liegt in der Nähe der Station 208. Mit den dort gefundenen Exemplaren stimmen sie ja auch in Bezug auf die Spiculamaasse am nächsten überein. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst, 23 332 N. G. LINDGREN, Diese Art scheint eine der gewöhnlichsten unter den in diesen Gegenden vorkommenden zu sein. Sowohl die Alert- als die Chal- lenger-Expedition erhielten zahlreiche Exemplare davon, und selbst habe ich, wie oben erwähnt, 5 Individuen von der chinesischen Küste bekommen. Es ist eine ganz kleine Spongie. Das grösste von meinen Exemplaren ist 14 mm im Durchmesser. Von den übrigen 4, die mir vorgelegen haben, sind 3 zwischen 9 und 10 mm und eins 4 mm. Die Challenger-Exemplare schwanken zwischen 9 und 13 mm, und von denjenigen der Alert-Expedition war das grösste 13 mm. Als typische Grösse glaube ich daher 9—14 mm ansetzen zu dürfen. Eine Aus- nahme bildet eins von Topsent's Exemplaren, das bedeutend grösser ist, 45 X 40 X 20 mm. Verbreitung: Torres- Strasse ; Araboina; Ternate; Küste von Cochinchina. Tiefe 11 — 65 m. Fundort: Lat. IP 5' N., Long. 108° 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Steletta sifnj)licifurca (Sollas). (Taf. 18, Fig. 8.) 1886. Myriastra simplicifurca Sollas [38] p. 189. 1888. Myriastra simplicifurca Hollas, [39] p. 114—115, tab. 12, tig. 29 —33. 1897. Steletta simplicifurca Lindgren, [26 a] p. 485. Spongie (Taf. 18, Fig. 8) oval, beinahe kugelförmig. Farbe hell braun bis dunkel braun. Oberfläche eben, aber rauh. Cousistenz ziemlich fest. Oscula 1 oder 0. Poren in Siebscheiben. 4 Exemplare von dieser Art finden sich in den von mir unter- suchten Sammlungen. Da die Maasse der Spicula ziemlich stark von einander abweichen, lasse ich hier eine Tabelle darüber folgen: Ex. 1 Ex. 2 Ex. 3 Ex. 4 1. Orth 0 tr iae n f i , Rhabdus Cladi 2700X84 54 3600X120 60 2700X84 36 2160X60 36 2. Anatriaena, Rhabdus Cladi 3240X30 108 3700X36 156 2900X42 168 2700X48 132 Chorda 168 192 216 192 3. Oxea Sagitta 84 2900XßO 144 3700X60 120 2900X60 180 2700X45 4. Oxea 252X4 1 288 Xß 288X6 300X4 5. Chiaste r 12 16 12 12 Die Ortho triaenen haben geraden Rhabdus, die Cladi, bogen- SpongieufaunH des Muluyisclieii Anlilpels u. der cliiiiesisclien Meere. 333 förmig, entspringen von dem Rhabdus, einen etwas stumpfen Winkel bildend. Zahlreich. Oxea schwach gebogen, sich von der Mitte an allmählich gegen beide Enden verjüngend. Zahlreich. M i c r o X e a gerade. Die kloakalen von Ex. 2 werden oft zu proximalen Enden abgerundet. Wenig zahlreich. Ch last er. Stacheln tylot, schroif, gerade oder etwas gebogen. Ziemlich zahlreich. Skelet: JMegasclera strahlenförmig augeordnet, sie bilden aber keine eigentlichen Stränge. Sie ragen nicht über die Spongie hervor, sondern enden in der Oberfläche selbst, wo die Cladi der Orthotriaena ein Netzwerk bilden, das der Spongie ihre Rauhigkeit verleiht. Die kleinern Oxea sind bei allen Exemplaren selten, sie kommen bei Ex. 1, 3 und 4 in der Rinde strahlenförmig gestellt vor, bei Ex. 2 hingegen finden sie sich nur in der Kloakenwandung, sie sind aber bei diesem etwas zahlreicher als bei jenen. Die Chiaster sind durch die ganze Spongie zerstreut, am zahlreichsten aber etwas unter der Oberfläche. Ein dermales oder corticales Lager bilden sie nicht Sämmtliche 4 Exemplare, die ich untersucht habe, waren voll- ständig; Ex. 2 und 3 hatten je ein Osculum; bei Ex. 1 und 4 war keius zu sehen. Poren oval, 50 X ICK) /< im Durchmesser; sie sind in Gruppen zwichen den Maschen gelegen, die von den Cladi der Or- thotriaena gebildet werden. 4—5 Poren führen durch kurze Canäle in jede Subdermalhöhlung. Die Subdermalhöhlungen werden ungefähr 240 ^i breit und 360 /< tief. Die 4 von mir untersuchten Exemplare schwanken zwar hinsicht- lich der Grösse der Spicula recht bedeutend, da sie aber in Bezug auf äusseres Aussehen, Innern Bau und Anordnung der Spicula über- einstimmen und die gleichen Spicula-Typen besitzen, gehören sie zweifellos der nämlichen Art an. Von dem von der Challenger-Expe- dition gefundenen unterscheiden sie sich hauptsächlich durch das Vor- handensein von corticalen Oxea. Wären diese ebenso stark vertreten gewesen wie z, B. bei Geodia distincta, so hätte ich kein Bedenken getragen, die von mir untersuchten als eine neue Art aufzustellen, denn bei G. distincta geben sie einen wirklichen Charakter für die Spongie ab. Aber bei diesen 4 Exemplaren kommen sie so spärlich vor — bei einem sind sie sogar auf die Kloake beschränkt — dass es leicht denkbar ist, dass sie bei dem Challenger-Exemplar gänzlich reducirt sind. Auch in Bezug auf die Maasse der Spicula unter- scheidet sich das Challenger-Exemplar von den von mir untersuchten, 23* 334 N. G. LINDGREN, indem die Spicula bei jenem im Allgemeinen kleiner sind, aber das bedeutende Schwanken der mir vorliegenden 4 Exemplare hinsichtlich der Grösse der Spicula zeigt, dass diese Art in der genannten Be- ziehung grosse Variationen aufweist. Was den Habitus angeht, so stimmen diese 4 Exemplare überein, indem sie sämmtlich ganz ab- gerundet, oval-subsphärisch sind, unterscheiden sich aber etwas von dem Challenger-Exemplar. Ich habe deshalb hier eine Abbildung des Habitus von einem derselben geliefert. Wie aus dem Obigen ersichtlich, bestehen einige kleinere Ver- schiedenheiten zwischen den 4 genannten Exemplaren einerseits und dem von der Challenger- Expedition gefundenen andrerseits. Diese Verschiedenheiten sind jedoch meines Erachtens zu unbedeutend, um für etwas anderes als blosse Variationen einer und derselben Art an- gesehen zu werden. In Folge der erwähnten Verschiedenheit habe ich indes geglaubt, eine Beschreibung meiner Formen liefern zu sollen, obwohl die Art bereits beschrieben ist. Verbreitung: Chinesische Südsee; Torres-Strasse. Tiefe 15 —80 m. Fundorte: Ex. 1 Lat. 11« 5' N., Long. 108« 50' 0. (Küste von Cochinchina). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Ex. 2 50 Meilen (92,6 km) südUch von Amoy (China). Tiefe 63 m. J. Pettersson. Ex. 3 Strasse von Formosa, 2./8. 1890, Lat. 26 « N., Long. 120« 50' 0. Tiefe 80 m. Capitän Svensson. Ex. 4 Lat. 20« 50' N., Long. 123« 0. (chinesische Meere). Tiefe 54 m. Capitän Svensson. Steletta tenuis Lindgren. (Taf. 19, Fig. 26 a— d.) 1897. Steletta tenuis Lindgben, [26a] p. 485. Dünner, graulicher Ueberzug. Oscula 0. Poren nicht wahr- genommen. Spicula: I. Megasclera. 1. Plagiotriaena (Taf. 19, Fig. 26b), Rhabdus 1000 X 32 ;((, Cladi 100 ;tA, Chorda 120 ^<, Sagitta 60 /.i. Rhabdus gerade, ziemlich plötzlich zugespitzt. Die Cladi sind kurz, gerade, kegelförmig, einen Winkel von 120« mit dem Rhabdus bildend. 1 oder 2 sind oft ver- kümmert oder abgerundet. Ziemlich zahlreich. 2. Oxea (Taf. 19, Fig. 26a) 1440 X 48 /<. Gebogen, ziemlich gleich dick, nahe an den Enden sich verjüngend. Zahlreich. II. Microsclera. Spongienfaiiiia des Malayisclien Arcliipcls u. der cliiuesisclien Meere. 335 3, S p h a 0 r a 8 1 e r (Tiif. 19, Fig. 26 c) cortical 12— 16 /«. Centruiii gross, Stacheln niedrig, kegelförmig. 4. Chiaster (Taf. V.\ Fig. 26 d) choanosomal 12 ^t/, davon der centrale Theil 2 //, Stacheln gerade, tylot. Zahlreich. Skelet: Die Rinde, 40 f.i im Durchmesser, wird ganz von den dicht angehäuften Sphaerastern eingeuonimen. Unter diesen liegen oft einige kleinere Megasclera (Jugendformen?) in tangentialer llich- tung. Sphaeraster finden sich auch in den übrigen Theilen der Spongie zerstreut. Die Orthotriaena und die grossen Oxea liegen theils im tiefern Theil der Spongie, der Unterlage derselben parallel, theils in Bündeln, die sich schräg durch die Spongie von der Anheftungsfläche bis ein wenig über die freie Oberfläche der Spongie hinaus erstrecken. Unter der Rinde liegen grosse, subdermale, linsenförmige Höh- lungen, 600 fi im Durchmesser und 144 /< hoch. Auch im Innern der Spongie finden sich grosse Höhlungen. Oscula 0. Poren nicht wahrgenommen. Die Oxea und die Rhabdi der Plagiotriaena sind oft mit scharfen Biegungen versehen, die offenbar dadurch verursacht sind, dass sie in Folge des engen Raumes zwischen der Unterlage und der Rinde keine Gelegenheit gehabt haben, sich zu entwickeln ; dieses Exemplar macht daher den Eindruck eines verkümmerten Individuums, das nicht seine volle und typische Entwicklung erreicht hat. Diese Art ist den beiden von Sollas unter Aurora aufgenom- menen Arten ([39] p. 187 — 188) nahe stehend, unterscheidet sich aber von Ä. glohasteUata durch das Fehlen der Orthodragmata, die Grösse der Sphaeraster sowie durch die Chiaster, die bei den meinigen tylot sind. A. reüculata und A. tenuis lassen sich durch die abweichende Gestalt ihrer Sphaeraster von einander leicht unterscheiden. 1 Exemplar, einen 1 mm dicken Ueberzug über ein Stück einer Koralle bildend. Fundort: Java, 1801. C. Aurivillius. Ecionema Bowerhank. [39] p. CXL. Ecionema bacuUfera (Carter). (Taf. 17, Fig. 17; Taf. 19, Fig. 27a-g, b', C, f, f.) 1889. Steletta baculifera Carter, [9] p. 78—79, tab. U, fig. 9—14. 1897. Ecionema baculifera Lindguen, [26 a] p. 485. Eine niedrige, polsterartige Erhöhung (Taf. 17, Fig. 17) mit einer dünnen, aber harten Rinde. Innere Theile fest, faserig. Farbe 336 N. G. LINDGREN, grau bis schwarz. Oberfläche eben, aber sehr rauh. Oscula 0. Poren in Gruppen. Spicula: I. Megasclera. 1. Plagiotriaena (Taf. 19, Fig. 27 d), Rhabdus 1440 X 48 /*, Cladi 204 f.i, Chorda 360 /<, Sagitta 108 /<. Rhabdus gerade, lang- sam sich verjüngend, entweder fein oder grob zugespitzt. Bei einigen Spicula ist der Rhabdus am untern Ende beinahe ebenso dick wie unmittelbar unter den Cladi. In diesem Fall ist der Rhabdus kürzer, nur 540 /i lang. Cladi gewöhnlich bogenförmig, zuerst etwas nach oben, dann gerade nach aussen gerichtet. Zahlreich. 2. Anatriaena (Taf. 19, Fig. 27b, b'), Rhabdus 1500—2400 X 12 I«, Cladi 32 {.i, Chorda 48 a<, Sagitta 28 i^i. Fein, biegsam, mit am Ende abgerundetem Rhabdus. Nicht selten. 3. Protriaena (Taf. 19, Fig. 27c, c') 1000—2000 X 8 /.i. Cladi 36 i^i, Chorda 44 ^if, Sagitta 32 /<. Rhabdus fein, biegsam, am Ende abgerundet. Nicht selten. 4. Oxea (Taf. 19, Fig. 27a) 2000 X 60 /<. Gebogen, von der Mitte an gegen beide Enden sich verjüngend. II. Microsclera. 5. Oxea (Taf. 19, Fig. 27 e) cortical, 200X4 i^i, gerade, spindel- förmig. Sie sind gewöhnlich von der eben angegebenen Grösse, scheinen aber unter Umständen viel länger werden zu können und zwar unter Beibehaltung der nämlichen Dicke. Zahlreich. 6. Microstrongyla (Taf. 19, Fig. 27f), dermal 16 X 2 ;f<. Gerade, rauh. Sie kommen auch im Choanosom zerstreut vor. Oft findet man Microstrongyla, die in eine Art Aster umgebildet sind (Taf. 19, Fig. 27 f, f"). Es hat dann den Anschein, als ob zwei oder mehrere Microstrongyla sich kreuzweis gelegt hätten und verschmolzen wären, was natürlich nicht der Fall ist, sondern diese Bildung ist dadurch entstanden, dass sich ein einfaches Microstrongylum ver- zweigt hat. Dieser Aster ist kleiner als ein einfaches Microstrongylum, gewöhnlich wenig mehr als halb so lang. 7. Chiaster (Taf. 19, Fig. 27 g) choanosomal, 10 /n. Centrum punktförmig. Stacheln fein, gerade, tylot, 8— 12 an der Zahl. Weniger zahlreich. Skelet: Die Megasclera sind strahlenförmig, zu Bändern an- geordnet, die jedoch nicht scharf begrenzt sind. Sie erstrecken sich nicht über die Oberfläche hinaus, sondern nur bis an dieselbe. Die Cladi der Plagiotriaena, die in der Oberfläche selbst gelegen sind, verleihen der Spongie ihre Rauhigkeit. Ein wenig tragen wohl auch Spongieiifauna des Malayisilieii Arcliii>els u. der chinesischea Meere. 337 die corticalen Oxea dazu bei, die in radiärer Richtung sitzen und mit ihrem äussern Ende etwas über die Schvvammobertiäche hervorragen. Die Microstrongyhi bilden ein festes, 36 f.i dickes Riudenlager. Die Chiaster sind im Choanosom zerstreut, weniger zahlreich. Die Dicke des Ektosoms beträgt 240 f.i. Unmittelbar unter dem Microstrougylalager liegen subdermale Höhlungen. Unter den sub- dermalen Höhlungen findet sich ein dünnes, faseriges Lager. Die Poren, 20 (.i im Durchmesser, sind dicht angehäuft in Gruppen, die in die subdermalen Hölilungen einmünden. Oscula nicht wahrgenom- men. Im Ektosom, unmittelbar unter dem dermalen Spiculalager liegen zahlreiche kleine Haufen (etwa 20 X 8 (.i) von braunen Pigment- körnern. Vereinzelt kommen dergleichen Haufen auch im untern Ekto- som sowie im oberu Choanosom vor. Es liegen 2 Exemplare vor, die polsterartige Erhöhungen bilden. Exemplar 1 ist 40 mm im Basaldurchmesser, 22 mm hoch. Es ist von seiner Unterlage losgerissen, scheint aber vollständig zu sein. Exemplar 2 ist ein ganz kleines Exemplar von der gleichen Gestalt, auf einem Korallenstück sitzend. Nicht ohne Bedenken habe ich dieses Exemplar mit Carter's Steletta hacilifera identificirt. In Carter's Beschreibung finden sich keine Angaben über die Maasse der Spicula mit Ausnahme der Micro- strongyla. Corticale Oxea erwähnt Carter nicht. Die bei meinen Exemplaren vorkommenden sind zwar zahlreich, schwanken aber hin- sichtlich der Grösse und sind nach verschiedenen Richtungen gestellt, so dass sie nicht so deutlich hervortreten wie bei der folgenden Geodia distinda Lindgren. Es ist daher leicht möglich, dass sie von Carter übersehen worden sind. Ein anderer Unterschied besteht darin, dass die Chiaster Carter's, nach seinen Figuren zu urtheilen, noch einmal so gross wie die meinigen und an den Enden stachlig sind, während die meinen glatt sind. Aber an den CARTER'schen Figuren finden sich z. Th. Ungenauigkeiten hinsichtlich der Maasse und anderer Einzelheiten, weshalb ich in diesem Falle auf die von Carter gelieferte ausführliche Beschreibung grösseres Gewicht legen zu sollen glaube. Eine so grosse Uebereinstimmung besteht zwischen seiner Beschreibung und meinen Exemplaren, dass ich überzeugt bin, dass sie derselben Art angehören, zumal sie von benachbarten Fund- orten stammen. Verbreitung: Java; Mergui- Archipel. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. 338 N. G. LINDGREN, Erylus Gray. [39] p. CXLVII. Erylus decumhens Lindgren. (Taf. 20, Fig. la-f, C.) 1897. Erylus decumhens Lindgren, [26 a] p. 485. Die Spongie besteht aus einem ziemlich dünnen Ueberzug. Farbe graulich mit schwarzer Oberfläche. Oscula 0. Poren einfach, zerstreut. S p i c u 1 a : I, Megasclera. 1. Orthotriaena (Taf. 20, Fig. 1 b), Rhabdus 420 X 28 /<, Cladi 280 (.l lang. Rhabdus gerade, grob zugespitzt. Cladi nur um ein Drittel kürzer als der Rhabdus, bogenförmig, vom Rhabdus ent- springend und einen Winkel von nahezu 90 ^ mit demselben bildend. "Wenig zahlreich. 2. Oxea (Taf. 20, Fig. la) 800 X 24 ^i. Gebogen. Bei vielen ist das eine Ende etwas abgerundet. Zahlreich. IL Microsclera. 3. Sterraster (Taf. 20, Fig. 1 c, C) 182 X 120 X 28 ^/. Ab- geplattet biconvex. Die Stacheln, 1 /< lang, erweisen sich bei sehr starker Vergrösserung als sternförmig. Die Kanten der Spicula zeigen oft ungleichmässige Einschnitte. 4. Oxyaster (Taf. 20, Fig. If) choanosomal. Jeder Stachel 24 1.1 lang. Eine geringe Anzahl (2 — 5) feine Stacheln. Centrum un- bedeutend. Zahlreich. 5. Chiaster (Taf. 20, Fig. 1 e) somal, 10 /< im Durchmesser. Centrum gross, Stacheln zahlreich. Nicht selten. 6. Centroxea (Taf. 20, Fig. Id) dermal, 60 X 6 ;*'• Gebogen, mit abgerundeten Enden. Zahlreich. S k e 1 e t : Die Rinde ist 80 /< dick, ausschliesslich aus Sterrastern gebildet, die dicht angehäuft liegen. Die Orthotriaena liegen einzeln, durch ihre Cladi das corticale Sterraster-Lager stützend. Die Oxea sind zu Strängen verbunden, die in verschiedenen Richtungen die Spongie durchsetzen. Die Oxyaster und Chiaster sind durch das ganze Choanosom verbreitet, die Chiaster kommen bis in die Poren- canäle vor. Centroxea dermal, aber nicht gleichmässig vertheilt, sondern den Poren zunächst kommen sie angehäuft vor, an den übrigen Stellen der Oberfläche liegen sie vereinzelt. Sie kommen auch im Choanosom zerstreut vor. Die Poren, 60 /< im Durchmesser, sind einfache Canäle, die das Rindenlager durchsetzen und in unterliegende grosse, subcorticale Höhlungen einmünden, und zwar 1—3 in jede Höhlung. Die Poren sind nicht in Gruppen geordnet, sondern über die ganze Oberfläche SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 339 gleichmiissig vertheilt. Im Choanosoni liegen kleine, ovale Haufen von schwarzem Pigment, am zahlreichsten an der Oberfläche, so dass diese schwarz und die Innern Theile graulich erscheinen. Die Spongie bildet einen 3 mm dicken üeberzug über eine ästige Koralle, sich zwischen die Aeste hinein erstreckend und die Lücken theilweise ausfüllend. Hinsichtlich der Spicula steht die E. cylindrigcrus Ridley ([20] p. 626, tab. 53, fig. 17, tab. 65, fig. 2; [39] p. 240) am nächsten, aber die beiden Arten von Astern sind bei meiner Art von einander gut getrennt ohne irgend welche Uebergänge, die Oxyaster derselben haben eine geringe Anzahl glatter Stacheln und kein Centrum, und ferner sind ihre Chiaster viel kleiner als diejenigen der RiDLEY'schen Art. Ausserdem weichen auch die Sterraster und Orthotriaena hinsichtlich der Grösse etwas von E.cylindrigerus ab. Auch mit E. formosus Sollas ([39] p. 209—214, tab. 28) zeigt sie Aehnlichkeit, aber die Chiaster von E. dcciimhens haben ein grosses Centrum, die Oxyaster sind stets glatt, und die Sterraster sind dreimal so schmal wie diejenigen von E. for- mosus und liegen viel dichter angehäuft. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. Carninus O. Schmidt. [39] p. CXLVHI. Camimis chinensis Lindgren, (Taf. 17, Fig. 16; Taf. 20, Fig. 2 a— e, C.) 1807. Caminus chinensis Lindgken, [26 a] p. 485—486. Kuglig-keulenförmig (Taf. 17, Fig. 16). Rinde sehr fest. Farbe braun. Osculum 1, zu oberst auf einer kleinen Erhöhung gelegen. Poren in sternförmigen Gruppen. Spicula: I. Megasclera. 1. Orthotriaena (Taf. 20, Fig. 21)), Rhabdus 460- 600 // lang, 36 u im Durchmesser den Cladi zunächst. Cladi 325 — 540 // lang. Rhabdus gerade, abgerundet. Cladi vom Rhabdus entspringend in einem Winkel von 90*^, bogenförmig, beinahe von der gleichen Länge wie der Rhabdus. Selten. 2. Strongyla (Taf. 20, Fig. 2a) 720 X 24 u. Sie sind etwas gebogen und von unregelmässiger Dicke, so dass der Durchmesser bei denselben Spicula wechselt. IL Microsclera. 3. Sterraster (Taf. 20, Fig. 2c, C) 136 X 108 //, 90 /ii hoch. 4. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 2e) choanosomal, 24 — 32 fi ini 340 N. G. LINDGREN, Durchmesser, davon der ceutralc Theil 4 (.i. Stacheln 10 — 15 au der Zahl. Zahlreich. 5. Sphaerulae (Taf. 20, Fig. 2d) dermal, 2—5 /<. Zahlreich. Skelet: Die Rinde, die 1 mm dick ist, wird ganz von Sterrastern und dem dermalen Sphaerulalager eingenommen. Sowohl Sterraster als Sphaerulae kommen ausserdem im Choanosom zerstreut vor. Die Orthotriaena liegen vereinzelt unmittelbar unter der Rinde, diese mit ihren langen Cladi stützend. Die Strongyla liegen theils einzeln, theils in lockern Bändern, die sich im Choanosom nach allen Richtungen hin erstrecken. Die Oxyaster sind in allen Innern Theilen der Spongie zerstreut. Ein Osculum findet sich, 2 mm im Durchmesser, am obern Ende der Spongie an der Spitze einer kleinen, 1 — 2 mm hohen Erhöhung gelegen. Die Poren, in sternförmigen Gruppen geordnet, sind 30 — 40 ^i im Durchmesser, und der das Sterrasterlager durchsetzende Canal, in welchen die Poren einmünden, ist 0,5 mm weit, sich unmittelbar unter dem dermalen Sphaerulalager zu einem Durchmesser von 1,2 mm er- weiternd. Von der Gattung Caminus, einer sehr natürlichen Gattung, sind nur 3 Arten bekannt, sämmtlich einander sehr nahe stehend, nämlich, ausser dieser neuen Art, C. vulcani O. Schmidt ([25] p. 148 — 150, tab. 1, fig. 6; tab. 2, fig. 29; tab. 3, fig. 47; tab. 8, fig. 136-142; [47] p. 319, tab. 12. fig. 20—23 ; tab. 16, fig. 7) und C. sphaeroconica SoLLAS ([39] p. 214 — 218, tab. 27). Ihrem Aeussern nach sind sie alle einander gleich, abgesehen von der Farbe, die bei C. vulcani weiss- graublau, bei den beiden andern braun ist. Auch die Spicula sehen einander sehr ähnlich, Orthotriaena mit langen Cladi, etwas unregel- mässige Strongyla und kleine Sphaerulae kommen bei allen 3 Arten vor. In Bezug auf die Maasse ihrer Spicula besteht jedoch einige Verschiedenheit. Die grösste Verschiedenheit zeigen die choanosomalen Oxyaster, die bei C. vulcani 80 jn und nur mit 2 — 5 Stacheln versehen sind. Bei der von mir untersuchten Art sind die Oxyaster nur 24—32 1^1 im Durchmesser und haben 10 — 15 Stacheln, bei C. sphaero- conica Sollas fehlen sie ganz. Meine Art steht C. vulcani sehr nahe und unterscheidet sich, wie oben erwähnt wurde, hauptsächlich durch die Verschiedenheit der Oxyaster von ihr. Ausserdem haben sie ver- schiedene Farbe, die Cladi meiner Orthotriaena sind um die Hälfte länger als diejenigen von C. vulcani, der Rhabdus und die Stron- gyla erreichen nur die Hälfte vom Durchmesser dieser Art. Dies sind keine grossen Unterschiede, aber sie sind constant bei beiden Arten, SpoDgienfauna des Malayischcn Archipels u. der chinesischen Meere. 341 denn weder die eine noch die andere Beschreibung gründet sich auf ein einziges Exemplar. Aus dem Mittelmeer ist eine ganze Menge von Exemplaren von C. vulrani untersucht worden. Von meiner Art liegen allerdings nur 2 Exemplare vor, sie sind aber von verschiedenen Fundorten, und zwar eins vom nördlichen und eins vom südlichen Ende von Formosa, und beide Exemplare stimmen vollständig mit einander überein. Von C. sphaerocoiäca unterscheidet sich meine Art leicht durch das Vorhandensein von Oxyastern und die Grösse der Sterraster. 2 Exemplare. Ex. 1 subsphärisch, 30 mm hoch und 25 mm breit. Ex, 2 länglich-keulenförmig, 35 mm lang, 13 mm breit am oberu Ende, nur 5 mm am untern angehefteten Ende. Verbreitung: Küste von Formosa. Tiefe 35 — 80 m. Fundorte: Ex. 1. Strasse von Formosa 2./8. 1890, Lat. 26« N., Long. 120» 50' O. Tiefe 80 m. Capitän Svensson. Ex. 2. Lat. 20» 50' N., Long. 123° 0. (chinesische Meere). Tiefe 54 m. Capitän Svensson. Geodia Lamarck. [25] p. 134, 179. Zur Familie Gaodidac gehörende Spongien, welche somale Euaster, kugelförmige oder ovale Sterraster und gleiche Ein- und Ausströmungs- ötfnungen, beide cribriporal, besitzen. Geodia Cf/donitnn (0. F. Müller) var. herryi (Sollas). (Taf.*18, Fig. 9, 20; Taf, 20, Fig. 4a— k, b', C, f.) 1888. Cydonium herryi Sollas, [39] p. 256. 1897. Geodia cydonium var. herryi Lindgren, [26 a] p. 486. Ueber die Hauptart und ihre Synonymik siehe [25] p. 138 — 146, tab. 1, fig. 4, 9; tab, 2, fig. 21; tab. 3, fig. 4; tab. 7, fig. 118— 124; tab. 8, fig. 125—134. Spongie (Taf. 1!^, Fig. 9) kuglig. Farbe hellbraun. Oberfläche eben, aber rauh. Oscula 0. Poren nicht wahrgenommen. Spicula: L Megasclera. 1. Orthotriaena (Taf. 20, Fig. 4d), Rhabdus 2150 X 72 /<, Cladi 240 ^t. 2. Protriae na (Taf. 20, Fig. 4c, C) 4500 X 28 ^i. Cladi 120 /^ Chorda 120 ^i, Sagitta 96 /<, Cladi oft 4 an der Zahl. 3. Anatriaena (Taf. 20, Fig. 4b, b') 4000 X 32 .u. Cladi 84 |U, Chorda 112 ^i, Sagitta 72 {.i. 342 N. G. LINDGREN, 4. Oxea (Taf. 20, Fig. 4a) 2160 X 24 ^i. II. Microsclera. 5. Anatriaena (Taf. 20, Fig. 4 f, f) cortical. Rhabdiis 480 X 4 /<, Cladi 6- 8 /< lang, Chorda 12 //, Sagitta 6 — 8 /<. Rhabdus fein, biegsam. Selten. 6. Oxea (Taf. 20, Fig. 4g) cortical, 240 X 10 /'. Sehr zahlreich. 7. Sterraster (Taf. 20, Fig. 4e) 80 X 68 //. 8. Chiaster (Taf. 20, Fig. 4 h) somal, 8 /<. 9. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 4i) choanosomal, 16—20 /<. 10. Sphaeraster (Taf. 20, Fig. 4k) subcortical, 12—15 //. Skelet (Taf. 18, Fig. 20): Die Megasclera sind strahlenförmig in Bändern angeordnet. Die Oxea und Orthotriaena erstrecken sich nur bis an das Sterrasterlager, von den Pro- und Anatriaena einige bis an die Sterraster, andere durch das Sterrasterlager bis an die Ober- fläche der Spongie. An einer Stelle der Oberfläche, die zwischen zwei Korallenstücken gelegen ist, ragen die Ana- und Protriaena bis 2,5 mm weit über die Oberfläche hinaus. Die Rinde ist 360 n dick, davon das Ectocrot 144 n und das Sterrasterlager 216 ,u. Zu äusserst liegt ein Lager von Chiastern. Das Ectocrot wird von den Oxea und den kleinen Anatriaena durchsetzt. Die kleinen Oxea sind spindel- förmig, gleich gross und sehr zahlreich, mit ihrem äussern Ende ragen sie über die Spongie hinaus und mit dem Innern in das Sterrasterlager hinein. Die kleinen Anatriaena sitzen vereinzelt zerstreut, sich 120 n über die Spongie hinaus erstreckend und mit ihrem proximalen Ende das Sterrasterlager durchbohrend. Innerhalb des Ectocrots befindet sich wie gewöhnlich das Sterrasterlager. Im Choanosom liegen zer- streute Oxyaster und ausserdem Chiaster von dem gleichen Typus wie die dermalen. Unmittelbar unter dem Sterrasterlager liegen kleine Sphaeraster, jedoch nicht gleichmässig vertheilt, sondern in kleinen Gruppen an den Stellen, wo die das Sterrasterlager durchsetzenden Canäle einmünden. Oscula 0. Poren nicht wahrgenommen. Im Ectocrot laufen Canäle von den Poren aus, aber grössere subdermale Höhlen fehlen. Von den das Ectocrot durchsetzenden Porencanälen verbinden sich mehrere zu einem gemeinschaftlichen, der das Sterrasterlager durchbohrt. In seinem Aufsatz über die Tetractinelliden des Adriatischen Meeres ([25] p. 138 — 146) hat Lendenfeld nicht weniger als 7 von SoLLAS als selbständig aufgeführte Arten zu einer einzigen unter dem Namen Geodia cyäonium zusammengezogen. Diese neue Art käme im Mittelländischen Meer, an den Küsten Britanniens, in Westindien, Spongienfauua des Maluyisclieii Arcliipols u, der chinesischen Meere. 343 den Giilapagüs-Iiiscln, Australien und China u. s. w. vor, d. h. sie wäre so gut wie kosmopolitisch. Nach den Beschreibungen zu urtheilen, sind die betretenden 7 Arten einander sehr nahe stehend, und Lenden- Ki:i,i) hat sie daher mit Recht zu einer Art vereinigt. Es wäre je- doch auffallend, wenn man inneihalb dieser so weit verbreiteten Art nicht mehrere Varietäten unterscheiden könnte, und ich habe daher hier eine Beschreibung meines Exemplars gegeben, da nur ein Exemplar aus dieser Gegend bisher bekannt ist. Dieses Exemplar ist von SoLLAS ([:^9] p. 256) unter dem Namen Cydonium hirryi beschrieben worden. Ich habe die chinesische Form mit den übrigen verglichen und gefunden, dass der Unterschied ganz unbe- deutend ist. Ein durchgreifender Unterschied scheint jedoch darin zu bestehen, dass die choanosomalen Oxyaster bei der chinesischen Form nur 12—20 ,« im Durchmesser haben und mit 8 — 15 Stacheln ver- sehen sind, während sie bei den übrigen 20 — 40 f.i messen und nur 4—6 Stacheln besitzen. Dass die Zahl der Stacheln eine so geringe sei, findet sich meines Wissens nur bei Lendenfeld angemerkt, darf aber wahrscheinlich als ein durchgreifender Charakter der atlantischen Formen betrachtet werden. Die Grösse der choanosomalen Oxyaster und die Zahl ihrer Stacheln geben nämlich oft gute Artcharaktere ab. Es ist auffallend, dass Lendenfeld in seiner langen, ausführhcheu Beschreibung über die corticalen Oxea, die bei meinem Exemplar so zahlreich sind, nichts Besonderes bemerkt. Bei der Beschreibung der grossen Oxea erwähnt er allerdings, dass kleinere Oxea vorhanden seien, bezeichnet sie aber nicht als eine von den übrigen Oxea unter- schiedene Spicula-Art und bemerkt nichts über ihre corticale Lage. Bei allen andern Forschern finden sich indes Angaben über das Vorhandensein von corticalen Oxea; es ist daher wohl anzunehmen, dass sie bei sämmtlichen Formen der fraglichen Art vorkommen. 1 Exemplar von kugliger Gestalt, 15 mm im Durchmesser, von hellbrauner Farbe, mit an der Oberfläche angew^achsenen Korallen- stückchen. Verbreitung: Küste von Cochinchina. Fundort: Lat. 11" 5' N., Long. 108" 50' O. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Geodla distincta Lindgren. (Taf. 17, Fig. 15; Taf. 18, Fig. 19; Taf. 20, Fig. 3a-k, a' d'.) 1897. Geodia distincta Lindgren, ['26 aj p. 486. Halbkuglig (Taf. 17, Fig. 15), mit der abgeplatteten Seite ange- 344 N. G. LINDGREN, heftet. Oberfläche eben und glatt. Farbe graulich mit weisser Rinde. CoDsistenz im Innern fasrig. Oscula und Poren gleich, beide über subdermalen Höhlungen. Spicula: I. Megasclera. 1. Orthotriaena (Taf. 20, Fig. 3b), Rhabdus 1800 (Ex. 2 2500 i^i) X 48 /«, Cladi 240 //. Rhabdus gerade, sich gegen die Spitze gleichmässig verjüngend. Cladi schwach bogenförmig, etwas nach oben gerichtet. 1 oder 2 Cladi, bisweilen gespalten. 2. Protriaena (Taf. 20, Fig. 3a, a'), Rhabdus 2330 (Ex. 2 3000) X 12 //, Cladi 135 fi, Chorda 120 ^i, Sagitta 130 //. Rhabdus fein, gleich breit, biegsam, gegen die Spitze sich verjüngend. Cladi zu- weilen 4. Nicht selten. 3. Anatriaena (Taf. 20, Fig. 3d, d') 3400 X 12 //, Cladi 72 ^i, Chorda 84 /<, Sagitta 60 /^i. Rhabdus fein, biegsam. Nicht selten. 4. Oxea (Taf. 20, Fig. 3c) 1500 (Ex. 2 1800) X 32 ^i. Schwach gebogen, von der Mitte an allmähUch sich verjüngend. Nicht selten. II. Microsclera. 5. Oxea (Taf. 20, Fig. 3e) cortical, 290 X 32 fi. Gerade oder schwach gebogen. Spindelförmig. Zahlreich. 6. Sterraster (Taf. 20, Fig. 3f) abgeplattet-kugelförmig, G8 X 56 lii. 7. Sphaeraster (Taf. 20, Fig. 3k) cortical, 28 i.i. Grosses Centrum mit zahlreichen Stacheln, die klein sind (2 |u), stumpf, an der Spitze mit Stachelchen versehen. 8. Chiaster (Taf. 20, Fig. 3g) somal, 8 |i<, davon der centrale Theil 2,5 fi. Stacheln abgerundet. Zahlreich. 9. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 3i) choanosomal, 44 |t<, davon der centrale Theil 4 ^i. Stacheln selten, 5—8 gerade, rauh. Nicht selten. 10. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 3h) subcortical, 16 /^i, davon der centrale Theil 4 /n. Stacheln gerade, zahlreich, feinzackig. Skelet (Taf. 18, Fig. 19): Die Rinde ist 480 i-i dick, davon 120 f.1 Ectocrot, 300 (.i Sterrasterlager, und zu innerst ein fasriges, 60 /< dickes Lager, das jedoch nicht überall deutlich ausgebildet ist. Die Chiaster bilden ein dermales Lager, kommen aber auch im Innern des Choanosoms zahlreich vor. Die kleinen Oxea sind zahlreich und durchsetzen das Ectocrot, bis zu einem Drittel ihrer Länge in das Sterrasterlager eingekeilt und nur mit einer ganz kurzen Spitze über die Spongie hinausragend. Ausserhalb des Sterrasterlagers findet sich ein Lager von Sphaerastern, aus nur 1 — 2 Schichten bestehend. Sphaer- aster und Sterraster kommen auch im Choanosora ziemlich zahlreich Spongienfauiiii des Malayisclion Aicliiiiels u. der cliinesiselien Meere. B45 vor. Die Megasclera bilden weniger deutlich begrenzte Fasern. Sie sind strahlenförmig angeordnet und erstrecken sich nur bis an die Sterraster. Nur ausnahmsweise sieht man vereinzelte Pro- oder Ana- triaena, die bis an die Oberfläche der Spongie reichen ; nie aber laufen sie über dieselbe hinaus. Die Oxyaster sind im Choanosom zerstreut. Die kleinen, stachligen Sterraster sind wie bei der vorigen Art unter dem Sterrasterlager in kleinen Haufen gerade an den Mündungen der Cauäle gelegen. Die Ein- und Ausströmungsötfnungen scheinen gleich zu sein. Sie bestehen aus kleinen, etwas ovalen Poren, 50—60 i-i im Längs- durchmesser, die über die ganze Oberfläche der Spongie gleichmässig ver- theilt sind. Au einem tangentialen Schnitt zeigt sich daher das von den Poren durchbrochene dermale Chiasterlager als ein schönes und sehr regelmässiges Netzwerk. Im Ectocrot unmittelbar unter dem Chiaster- lager liegen die grossen subdermalen Höhlungen, die einen Durch- messer von 0,2—0,6 mm erreichen, von der Oberfläche aus gesehen. Diese Höhlungen sind durch 0,1 — 0,15 mm dicke Wandungen von weichem Gewebe, worin die überwiegende Mehrzahl der Sphaeraster gelegen sind, von einander getrennt. Jede subdermale Höhlung setzt sich durch das Sterrasterlager hindurch in einen einfachen, 2,5 /< weiten Canal fort, der an der Innern Oberfläche des Sterrasterlagers mit einem starken Sphinkter versehen ist. Diese Art ist C. globostelliferum Carter ([39J p. 261) und C. eosaster ([39] p. 225—227, tab. 20, fig. 22; tab. 21, flg. 15-29) nahe stehend. Alle 3 haben Sphaeraster in der Rinde ausserhalb des Sterrasterlagers, und diese Sphaeraster haben ausserdem eine ziemlich ungewöhnliche Gestalt. Ihre Stacheln sind nämlich etwas stumpf und an der Spitze mit einem Kranz von nach aussen gerichteten Stachelchen versehen, so dass sie den Stacheln der Sterraster sehr ähnlich sehen. Dies ist der Fall bei den von mir untersuchten Exemplaren, und SoLLAS giebt die gleiche Beschreibung von den Sphaerastern von C. eosaster. Seine Abbildung der Sphaeraster stimmt dagegen nicht zu der Beschreibung, sondern ihr liegt eine noch nicht völlig ausgebildete Sphaerasterform zu Grunde. Den gleichen Bau haben zweifellos die Sphaeraster von C. glohostdliprum, obwohl in der Beschreibung nur gesagt wird, dass die Stacheln kegelförmig seien; wahrscheinlich ist ihr wirklicher Bau der Aufmerksamkeit Carter's und Ridley's ent- gangen. Was den Unterschied zwischen den Arten betrifft, so hat C. eosaster Dichotriaena und corticale Oxea, C. globostelliferum Ortho- triaeua und kleine Oxea, die in Büscheln an den Ein- und Aus- 346 N. G. LINDGREN, strömungsöifnungen sitzen, 0. distincta Orthotriaena und corticale Oxea. Diese 3 Arten stehen somit einander nahe und sind durch das Vor- handensein von Sphaerastern in der Rinde ausserhalb des Sterraster- lagers von den übrigen Geodia-Arten gut unterschieden. Man könnte sie daher, wenn man will, zu einer Art zusammenfassen ; doch sind zur Zeit noch keine Zwischeuformen zwischen ihnen bekannt. In SoLLAs' Monographie der Tetractinelliden [39] p. 247 ist eine Art Geodia carteri beschrieben, die jedoch vermuthlich nichts anderes ist als C. eosaster. Carter hat bereits vorher Abbildungen ihrer Spicula geliefert, und diese Abbildungen liegen der Beschreibung von Sollas zu Grunde. Sie hat ganz ähnliche Sphaeraster wie die oben er- wähnten 3 Arten, aber über deren Lage in der Spongie wird nichts gesagt. Derartige Sphaeraster sind indes von keinen andern Stellen als von der Rinde bekannt. Ausser diesen 3 Geodia-ArtQü kommen sie meines Wissens nur bei 2 Arten, Aurora reticulata ([39j p. 188) und Isops imperfecta ([39] p. 269) vor. Bei letzterer haben sie die- selbe Lage wie bei den 3 6reo(^ia-Arten, und bei ersterer bilden sie die Rinde selbst. Es ist offenbar eine Art Anpassung, welche die Sphaeraster erfahren haben, um sie zu befähigen, die Stelle der Sterraster zu vertreten; daher fehlen sie auch im Innern der Spongie. Die übrigen bei Geodia carteri erwähnten Spicula stimmen mit den- jenigen von C. eosaster überein mit Ausnahme der Protriaena, deren Köpfe abweichende Gestalt haben. Beide Arten sind an der Küste Australiens gefunden worden, wenn auch an verschiedenen Stellen. Ob diese beiden Arten identisch sind, darüber kann man jedoch nur durch eine Untersuchung der ÜARTER'schen Exemplare Gewissheit er- langen. 2 Exemplare. Ex. 1 15 mm breit, 9 mm hoch. Ex. 2 38 mm breit, 22 mm hoch. Beide Exemplare sind beinahe halbkuglig und offenbar mit der platten Oberfläche befestigt gewesen. An einigen Stellen sind Schneckenschalen u. dergl. angeheftet, wodurch die Spongie Vertiefungen bekommen hat, im Uebrigen aber ist die Oberfläche eben und abgerundet. Fundorte: Ex. 1 Edam (Java-See) auf Korallen, 1891, C. Auei- viLUus. Ex. 2 Java, 1891. C. Aurivillius. Geodia arfipiens Lindgren. (Taf. 18, Fig. 10, 18; Taf. 20, Fig. 5 a— i, a', b', C, g', i'.) 1897. Geodia arripiens Lindgren, [26] p. 486. Spongie (Taf. 18, Fig. 10) oval. Oberfläche eben, aber rauh. Spongienfauna des Mnlayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 347 Consisteiiz fasrig. Rinde braun, innere Theile graulich. Ein- und Ausströmungsötinungen gleich. Von den einen wie den andern münden mehrere gemeinsam in jede subdermale Höhlung ein. Die Aus- strömungsötinungen sind zu einer Kloake vereinigt. S p i c u 1 a : I. Megasclera. 1. Dichotriaena (Taf. 20, Fig. 5c, C) 3000 X 60 /n, Proto- cladi 120 //, Deuterocladi 180 .//, Chorda 480 /^ Sagitta 120 /n. Rhabdus gerade, in eine feine Spitze auslaufend. Gewöhnlich verjüngt er sich etwas unter den Cladi, darauf erweitert er sich und ver- jüngt sich dann gegen die Spitze. Die Protocladi sind nach oben gerichtet im Winkel von 120 ^ gegen den Rhabdus, die Deuterocladi gerade nach aussen, einen Winkel von 90 " mit dem Rhabdus bildend. Zahlreich. 2. Dichotriaena (Taf. 20, Fig. 5d) 180— 700 /Hang, 48—75.« im Durchmesser. Cladi wie bei den vorigen. Rhabdus gleich dick oder sich gegen das untere abgerundete Ende etwas erweiternd. 3. Protriaena (Taf. 20, Fig. 5a, a') 3000 X lö /'. Cladi 80 |tt, Chorda 80 fi, Sagitta 68 i-i. Rhabdus fein und biegsam, fein zugespitzt. Cladi häufig verkümmert oder missgestaltet. Selten, 4. Anatriaena (Taf. 20, Fig. 5b, b') 3300 X 20 ^tt. Cladi ge- wöhnlich 60 ,«, Chorda 80 /n, Sagitta 48 i.i. Rhabdus fein und b'eg- sam, fein zugespitzt. Die Cladi der Anatriaena dieser Art sind plötz- lich zugespitzt. Dies ist bei allen diesen Spicula mehr oder weniger ausgeprägt und kann daher als charakteristisch für die Anatriaena dieser Art betrachtet werden. Zahlreich. 5. Oxea (Taf. 20, Fig. 5e) 2400 X 36 /n (gewöhnlich 1500— 1800 X 30 fi). Gebogen, von der Mitte an sich verjüngend. Zahl- reich. II. Microsclera. 6. Anatriaena ((Taf. 20, Fig. 5g, g') cortical. Rhabdus 360 X 2 «, den Cladi zunächst 3 , 50' 0. (Küste von Cochin- china). Tiefe 45 m. Capitän Svensson. Sidonojfs Sollas. SoLLAS Stellte in seiner Monographie der Tetractinelliden eine Gattung Synops auf, deren Namen er jedoch später in Sidonops ver- änderte (|4()] p. 276 — 277). Ueber die Gattungsdiaguose siehe Synops Sollas ([3y] p. CXLVIX). Sidonops picteti Topsent. (Taf. 18, Fig. 17a, b; Taf. 20, Fig. 6a— h, c'-c"<, d'.) 1897. Sydonops picteti Topsent, [48] p. 431—433, tab. 18, iig. 2. 1897. Sidonops picteti Linugren, [26 a] p. 48G. Spongie massig, von unregelmässiger Form, zuweilen mit finger- ähnlichen Auswüchsen. Rinde dick, hart, innere Theile fest, fasrig. Farbe der Rinde braun, die innern Theile graulich. Oscula einfach, Poren in sternförmigen Gruppen. Spicula: I. Megasclera. 1. Orthot riaena (Taf. 20, Fig. 6a), Rhabdus 2400 X 54 ^t^, Cladi 756 //. Rhabdus gerade, dünn, in eine feine Spitze auslaufend. Cladi bogenförmig, zunächst etwas nach oben, dann in einem Winkel von 90 ^ vom Rhabdus entspringend. 2. Anatriaena (Taf. 20, Fig. 6d, d'), Rhabdus 3000 X 12 ,«, Cladi 68 /<, Chorda 80 /:, Sagitta 60 ,«. Rhabdus fein, biegsam, den Cladi zunächst am breitesten, allmählich sich zu einer feinen Spitze verjüngend. 3. Prot riaena (Taf. 20, Fig. 6 c, c'—C"), Rhabdus 4600 X 24 ^i, 24* 350 N. G. LINDGREN, Cladi 100 //, Chorda 140 /<, Sagitta 70 f.i. Rhabdus biegsam, ober- halb der Mitte am dicksten, gegen beide Enden sich verjüngend. Länge der Cladi sehr schwankend, häufig fehlt einer von ihnen. 4. Oxea (Taf. 20, Fig. 6b) 2500X40.«. Ziemlich gleich gross, schwach gebogen, von der Mitte an nach beiden Enden sich ver- jüngend. II. Microsclera. 5. Styli (Taf. 20, Fig. 6f) cortical, 240X5 /'• Schwach ge- bogen, in der Mitte am dicksten. 6. Sterraster (Taf. 20, Fig. 6e) 160X120 //. Elliptisch, gleich gross. 7. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 6h) choanosomal 20 — 48 /t im Durch- messer. Centraler Theil klein (3 /n), Stacheln gerade, 8 — 10 ^t, spitz, rauh. Sehr zahlreich. 8. Pycuaster (Taf. 20, Fig. 6g) dermal 4 fi. Centrum gross. Skelet: Die Megasclera sind zu lockern Fasern verbunden, die in verschiedenen Richtungen die Spongie durchkreuzen. Sie reichen nie weiter als bis an das mächtige Sterraster-Lager. Die Rinde ist 2 mm dick und sehr fest, was darauf beruht, dass sie gänzlich von dem Sterraster-Lager eingenommen wird. Zu äusserst liegen die kleinen dermalen Pycnaster, die sich auch durch die Canäle in die obern Theile des Choanosoms hinein erstrecken, wo sie jedoch spär- lich vertreten sind. Die kleinen Styli sind vertical in das Sterraster- Lager hineingesenkt und ragen nur mit }; ihrer Länge über die Ober- fläche hinaus. Sie sind hauptsächlich rings um die Oscula herum angesammelt, kommen aber auch zerstreut an den übrigen Theilen der Oberfläche vor. Die Oxyaster sind im Choanosom äusserst zahlreich. Sie variiren nicht und zeigen gar keine Neigung zur Spaltung in zwei Typen von choanosomalen Astern. Die Porengruppen und die Oscula sind in je einer Abtheilung an- gesammelt, und zwischen diesen findet sich eine neutrale Zone, die sowohl der Poren als auch der Oscula ermangelt. Die Poren sind zu sternförmigen Gruppen verbunden. Jeder Porus hat 20 — 30 /< im Durchmesser. Die Poren derselben Gruppe münden in grössere hori- zontale Canäle ein, die, zwischen dem Sterraster- und dem Pycnaster- Lager verlaufend, sich in der Mitte der Porengruppe zu einem ge- meinschaftlichen, verticalen Canal vereinigen, welcher das Sterraster- Lager durchsetzt und an seiner innern Mündung mit einem gut entwickelten Muskelbulbus versehen ist. Dieser Canal hat 300 /.i im Durchmesser. Das Osculum ist an seiner äussern Mündung mit einem Sponglenfauna des Malayischen Archipels u. der chiiiesisclien Meere. 351 Sphincter versehen, mittels dessen das Osculum geschlossen werden kann. Um die Mündung der Oscula herum sitzen ausserdem zahl- reiche, kleine Styli, die zu Büscheln — ungefähr 10 an der Zahl — vereinigt sind. Diese Anordnung der Styli zu Büscheln tritt am deuthchsten hervor, wenn das Osculum geschlossen ist. Wenn es otlen ist (Taf. 18, Fig. 17 a), sitzen die kleinen Styli grössten Theils in den Sphincter und die umliegenden Gewebe eingesenkt, mit ihrem spitzen Ende frei, und zwar schräg in die Höhe und nach innen gegen das Centrum des Osculums gerichtet. Bei der Zusammenziehung des Sphincters machen die Styli natürlich die Bewegung mit und nehmen dabei eine mehr horizontale Lage an. Ihre Spitzen begegnen sich im Centrum des Osculums, so dass dieses dadurch vollständig geschlossen wird (Taf. 18, Fig. 17 b). Die Oeffnung des Sphincters ist 300 ii weit, wenn sie ganz offen ist, 80 //, wenn sie geschlossen ist. Das Osculum, das 300 // im Durchmesser hat, setzt sich durch die Rinde in einem einfachen Canal von der gleichen Weite fort, der an der inuern Mündung mit einem sehr starken Muskelbulbus versehen ist. Diese Fähigkeit des Osculums, sich zu schliessen, kann wohl nur dem Zweck dienen, ungebetenen Gästen den Eintritt in die Spongie zu verwehren. So viel ich weiss, ist eine derartige Vorrichtung bisher bei keiner Spongie beobachtet worden, wahrscheinlich findet sie sich aber bei mehreren Arten dieser Gattung, wenn sie auch zufällig der Aufmerk- samkeit entgangen ist. So wird sowohl bei Synops vosmaeri ([39] p. 235) als bei Synojys macandremi ([39] p. 265) bemerkt, dass cor- ticale Oxea um die Oscula herum angesammelt sind, und wahrschein- lich sind die Oscula dieser beiden Arten ähnlich gebaut wie die von S. arripiens, wiewohl es den Forschern, die sie untersucht haben, nicht gelungen ist, geschlossene Oscula zu erblicken. Die von mir untersuchten Exemplare unterscheiden sich von den- jenigen Topsent's durch die Länge ihrer Oxea und Orthotriaena, welche beiden Spicula-Arten bei Topsent's Exemplaren mehrere Male kleiner sind (Oxea 500 — 600 «, Orthotriaena, Rhabdus 500—600 ,«, Cladi nur 90 /< lang). Trotz dieser bedeutenden Verschiedenheiten hinsichtlich der Grösse der Spicula glaube ich nicht eine neue Art aufstellen zu sollen, da die Uebereinstimmung im Uebrigen so gross ist. Der Habitus meiner Exemplare stimmt vollständig zu Topsent's Abbildung. Die corticalen Styli werden von Topsent gar nicht erwähnt. Mehrere Exemplare. Das grösste ist 70 mm hoch und 100 X 70 mm lang und breit. 352 N. G. LINDGREN, Verbreitung: Amboina; Java. Fundort: Java, 1891. C. Aurivillius. Isops SOLLAS. [39] p. CXLIX. Isops nigra Lindgren. (Taf. 18, Fig. 11; Taf. 20, Fig. 7,a— e.) 1897. Isops nigra Lindgken, [26 a] p. 486 — 487. Eine polsterförmige Erhöhung (Taf, 18, Fig. 11) von schwarzer Farbe und faseriger Consistenz. Osculum 1, gross. Poren klein, ein- fach, zerstreut. Spicula: I. Megasclera. 1. Plagiotriaena (Taf. 20, Fig. 7 a), Rhabdus 960 X 20 f-i, Cladi 96 /<, Chorda 180 /li, Sagitta 60 /<. Rhabdus gerade oder etwas gebogen, langsam gegen die Spitze sich verjüngend. Cladi von der Fortsetzung des Rhabdus in einem Winkel von fast 45 " ausgehend. 2. Oxea (Taf. 20, Fig. 7b) 900X20/«. Gebogen, von der Mitte an gegen die Enden sich verjüngend. Zahlreiche Jugendformeu, unten 72 X 2 /«, sind vorhanden. II. Microsclera. 3. Sterraster (Taf. 20, Fig. 7c) 62 /< im Durchmesser, 52 ,« hoch. Abgeplattet kuglig. 4. Sphaeraster (Taf. 20, Plg. 7d) somal, 20 u im Durchmesser. Stacheln zahlreich, kurz, kegelförmig, 4 /< lang. Zahlreich. 5. Oxyaster (Taf. 20, Fig. 7 e) choanosomal, 24 /<, centraler Theil sehr klein. Stacheln gewöhnlich wenig zahlreich , gerade, glatt, spitz. Nicht selten. Skelet: Die Oxea und die Plagiotriaena liegen theils einzeln, theils in Fasern, die nicht nur strahlenförmig, sondern auch der An- heftungsfläche parallel verlaufen. Die strahlenförmigen Fasern durch- dringen das Sterraster-Lager. Die Rinde, die 0,3 mm dick ist, be- steht nur aus Sterrastern und dem ausserhalb derselben befindlichen einschichtigen Sphaeraster-Lager. Sphaeraster kommen auch im Clioano- som vor. Die Oxyaster gehören ausschliesslich dem Choanosom an, obwohl nicht sehr zahlreich. Die Poren sind zerstreut und setzen sich in einfache, 0,01 mm weite Canäle fort. Ein einziges Osculum, um vieles grösser als die Poren. Es ist oval, 1 X 0,5 mm. Nachdem der Oscularcanal die Rinde durchsetzt hat, macht er eine rechtwinklige Biegung und läuft dann nach der einen Seite in einen gleich weiten, der Rinde parallel verlaufenden Canal aus. Ich bin nicht in der Lage gewesen, zu sehen. Spoiigienfauim des Malayischen Archipels u. der chinesischen IMeere. 353 wie dieser Canal endigt. Alle Theile der Spongie sind stark schwarz pigmentirt. Die Pignientkörner sind hier nicht in scharf begrenzten Haufen angesammelt, sondern ziemlich gleichmässig durch das weiche Gewebe verbreitet. Ein Exemplar, das eine ovale, polsterähnliche Erhöhung auf einem Korallenbruchstiick bildet. Es ist 15 mm lang, 11 nmi breit und 4 mm hoch. Fundorte: Java-See und Gaspar-Strasse, 1891. C. Aurivillius. Die von mir beschriebenen Arten gehören, wie vorhin erwähnt, zu den Monaxoniden und Tetractinelliden und stammen theils aus den chinesischen Meeren, theils von den Küsten von Java und der Java- See. Da es von Interesse sein dürfte, zu sehen, wie viel von den beiden Abtheilungen aus den genannten und angrenzenden Meeren be- reits bekannt ist, schliesse ich hier eine möglichst knappe Uebersicht darüber an. Zu den Tetractinelliden habe ich die Lithistiden nicht gezählt. Aus dem Stillen Ocean sind einige 20 Monaxoniden und 7 Tetractinelliden beschrieben. An den Küsten AustraUens sind viele und grosse Sammlungen gemacht worden. Die überwiegende Mehrzahl der Spongien stammt aus der Torres-Strasse und von der Südspitze Australiens; von den übrigen Küsten ist die Zahl der Arten eine relativ geringe. In allem sind ungefähr 700 Arten aus diesen Abtheilungen von Australien be- schrieben, davon 650 Monaxoniden und 50 Tetractinelliden. Aus den chinesischen und japanischen Meeren sind nur 6 Monax- oniden und 4 Tetractinelliden bekannt. Von diesen stammen 2 Monaxoniden und 1 Tetractinellide aus Korea, die übrigen aus Japan. Bei den Philippinen sind 20 Monaxoniden und 7 Tetractinelliden gefunden worden, die Mehrzahl auf der Challenger-Expedition. Von den östlichsten Inseln des Malayischen Archipels hat die Challenger-Expedition 6 Monaxoniden und 7 Tetractinelliden heimge- bracht. Bei Ternate sind 32 Monaxoniden und 17 Tetractinelliden, bei Amboina 58 Monaxoniden und 10 Tetractinelliden gefunden worden. Bei Christmas Island ist 1 Monaxonide, bei Borueo 1 Monaxonide an- getroffen worden. 354 N. G. LINDGREN, Aus der Malakka-Strasse sind 14 Monaxoniden bekannt. Aus dem Mergui-Archipel sind 30 Monaxoniden und 6 Tetrac- tinelliden von Carter beschrieben worden. In der Nähe von Madras sind 8 und 2 Monaxoniden ange- troffen worden. Aus der Manaar-Bucht stammen ein paar grössere Sammlungen. Zusammen sind 68 (sp. und var.) Monaxoniden, 21 (sp. und var.) Tetractinelliden von diesem Fundort beschrieben. Ausserdem sind aus Ceylon vereinzelte Spongien bekannt. Aus dem westlichen Theil des Indischen Oceans sind 34 Mona- xoniden und 7 Tetractinelliden beschrieben. Von diesen sind 3 aus dem Canal von Mogambique, die übrigen aber aus den drei Inselgruppen der Seychellen, Amiranteu und Maskarenen. Die Spongienfauna des Rothen Meeres ist von Keller beschrieben worden ; Topsent hat sie um einige neue Arten bereichert. Im Ganzen sind etwa 65 Monaxoniden und 9 TetractinelHden aus diesem Fund- ort beschrieben worden. Aus demjenigen Theil des Antarktischen Oceans, der südlich vom Indischen Ocean liegt, sind 39 Monaxoniden und 7 Tetractinelliden, und zwar grössten Theils von der Challenger-Expedition heimgebracht worden. Aus dem Obigen ersieht man, dass aus Java und der Java-See gar keine Sammlungen vorhanden sind, und dass aus den chinesischen Meeren nur wenige Arten beschrieben worden sind. Diese stammen fast sämmtlich aus Korea und Japan, während die vorliegenden zum grössten Theil in der Chinesischen Südsee gefunden worden sind. Die von mir untersuchten Spongien machen 54 Arten und 5 Va- rietäten aus, die sich auf 35 Gattungen vertheilen. 21 Arten und 2 Varietäten sind neu für die Wissenschaft. Alle diese Arten gehören bereits früher beschriebenen Gattungen an. 42 sp. (15 n.) und 4 var. (2 n.), auf 27 Gattungen vertheilt , gehören zu den Monaxoniden, 12 sp. (6 n.) und 1 var., auf 8 Gattungen vertheilt, zu den Tetractinel- liden, 30 sp. (13 n.) und 2 var. (1 n.) stammen aus der Java-See und Java, und von diesen sind 22 sp. (9 n.) und 2 var. (1 n.) Monaxo- niden, 8 sp. (4 u.) Tetractinelliden. Aus den chinesischen Meeren finden sich 26 sp. (9 n.) und 4 var. (2 n.), davon 22 sp. (7 n.) und 3 var. (2 n.) Monaxoniden, 4 sp. (2 n.) und 1 var. Tetractinelliden. Wenn man die alten und die neuen Fundorte derjenigen von den hier untersuchten Arten, die bereits früher beschrieben sind, vergleicht, wird man finden, dass, während die chinesischen Meere und AustraHen Spongienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 355 gemeinschaftliche Fundorte von 8 Arten sind, nur eine Art Java und Australien zugleich zukommt. Dabei habe ich die Torres-Strasse nicht berücksichtigt, die mit Java 4 und mit China 3 Arten gemeinsam hat. Den Philippinen und Java zugleich kommen 5, den chinesischen Meeren und Java nur 2 Arten zu. Bei Teroate sind früher 2 von den Java- Formen und 2 von den China-Formen angetroffen worden. 7 von den in den chinesischen Meeren und 6 von den an den Küsten Javas ge- fundenen Arten sind bereits früher bei Amboina gefangen worden. Von den Java-Formen sind 3 und von den China-Formen 2 früher in der Manaar-Bucht gefunden. Das Rothe Meer hat 4 Arten mit Java gemeinsam, aber nur 1 mit China. Java hat 2 Formen, die bei den Seychellen und Aniiranten vorkommen, China 1, die auch den Seychellen und Maskareueu zukommt. Mit den Inselgruppen des Antarktischen Oceans hat weder China noch Java irgend welche Arten gemeinsam. 3 von den von mir beschriebenen Arten sind sowohl in der Java- als der China-Sammlung vertreten. Eine beiden Fundorten, Java wie China, geraeinsame Art ist vorher bei Bahia, und eine letzterm Fund- ort allein zukommende bei Florida gefunden worden. Ausser diesen beiden giebt es unter den hier erörterten Arten mehrere, die ihnen nahe verwandte Formen im Atlantischen Meer haben. Sogar bis ins Mittel- ländische Meer hinein findet sich eine oder die andere nahe stehende Art. Ich bin in diesem Aufsatz Sollas sowie dem System von Ridley u. Dendy in den Arbeiten der Challenger-Expedition gefolgt. Einige Aenderungeu und Zusätze sind jedoch gemacht worden, die ich hier erläutern und begründen will. Ridley u. Dendy haben die Monaxouiden in 6 Familien ge- gliedert. In die vierte dieser Familien haben sie alle die Gattungen gestellt, die Anker-Spicula besitzen. Diese Spicula seien von so complicirtem Bau und wiesen so grosse Uebereinstimmung unter einander auf, dass man annehmen müsse, sie seien homologe Bildungen. Diese Anschauung liegt ihrer Aufstellung der Familie zu Grunde. In «den von mir untersuchten Sammlungen findet sich eine Art der Gattung lotrochota, welche Gattung mit Anker-Spicula versehen ist, die eine von denjenigen der übrigen Desmacidoniden so abweichende Gestalt haben, dass man zu der Annahme gcnöthigt wird, dass sie entweder nur analoge Bildungen sind oder dass die Chelae von lotro- chota eine ursprünglichere Entwicklungsstufe vertreten, welche die Chelae der übrigen Desmacidoniden bereits durchgemacht haben. Die Chelae der Desmacidoniden haben krumme Stiele und an jedem Ende 1—3 Stacheln, die nach derselben Seite gerichtet sind, so dass die 356 N. G. LINDGREN, Spicula bilateral symmetrisch siod. Uebrigens können die Chelae innerhalb dieser Gruppe bedeutend schwanken. Die Chelae von lotro- chota haben gerade Stiele, und jeder Kopf ist mit einer ganzen Menge (8 — 12) von Stacheln versehen, die in einem Kranz sitzen, so dass die Chelae strahlenförmig symmetrisch werden. Diese Spicula erinnern sehr an die bei einigen Hexactinelliden vorhandenen Chelae. lotro- chota steht der Untergattung von Dendori/x, Lissodendoryx Topsent, am nächsten, von welcher sie sich nur durch die Gestalt der Chelae unterscheidet. Ich stelle die Gattung lotrochota zuerst unter den Desmacidonideu, da sie wahrscheinlich die ursprünglichste Gestalt der Chelae aufweist. Auch wenn die Anker von lotrochota denjenigen der übrigen Desmacidonideu nur analog sein sollten, hat die Gattung lotrochota doch ihre nächste Verwandtschaft ausserhalb dieser Gruppe. Die Gattung lotrochota ist in den Sammlungen der Challenger-Ex- pedition nicht vertreten. Die Gattungen Oceanapia und Bhisochalina^ die einander so nahe stehen, dass sie (wie auch Ridley u. Dendy richtig bemerken) von Rechts wegen zu einer zusammengefasst werden müssten, gehören zu Kidley u. Dendy's zweiter Familie, den Heterorrhaphiden, nehmen dort aber eine Sonderstellung ein und zeigen keine Verwandtschaft mit den übrigen Gattungen. Bei Bhisochalina singaporensis habe ich, wie vorhin erwähnt, kleine Isochelae gefunden. Diese Anker sind einander gleich und kommen überall in dem weichen Gewebe vor, weshalb sie mit Sicherheit als die eigenen Spicula der Spongie anzu- sehen sind. Da sie sehr winzig sind, haben sie leicht übersehen werden können. Dieser Fund ist von Interesse, indem er uns einen Fingerzeig giebt, wo wir die nächsten Verwandten dieser Gattungen zu suchen haben, nämlich unter den Desmacidonideu. Von den Gattungen derselben stimmt Bhisochaliua durch ihre äussere Gestalt mit Sideroderma überein, aber der innere Bau der beiden Gattungen deutet nicht auf eine Zusammengehörigkeit hin. Die am nächsten stehende Gattung ist Desmacidon, welche dieselben Arten von Spicula wie Bhisochalina besitzt. Da von Desmacidon Formen bereits bekannt sind, deren Oscula auf kleinen, ein paar Millimeter hohen Erhöhungen gelegen sind, kann sich Bhizochalina leicht aus dieser Gattung durch Verlängerung der Osculartuben und Reduction der Chelae entwickelt haben. Da Chelae ausser bei dem fraglichen Exemplar sonst bei keiner Bhizochalina-kvt bekannt sind, habe ich die Stellung dieser Gattung innerhalb des Systems nicht verändern wollen. Ridley u. Dendy haben in der Gattung Myxilla ([31] p. 128—129) Spongienfnuna des Malayischen Archipels u, der cliinesischeu Meere. 357 sowohl solche Arten, deren Fasern durch kleine, stachlige Styli ge- zähnt sind, als solche, welche dergleichen Spicula entbehren, zusammen- gefasst. Da das Vorhandensein bezw. Fehlen dieser gezähnten Spicula für jede Art coustaut und sogar der Eiutheilung der Desniacido- niden in zwei grosse Unterfamilien, Esperell'ma und Ectyonidd, zu Grunde gelegt worden ist (ein Eintheilungsgrund, der auch von Ridley u. Dendy befolgt wird), hat Topsent, meines Erachtens mit gutem Fug, die Gattung Dendoryx von Myxilhi losgetrennt und letztere auf die Arten beschränkt, deren Fasern durch stachlige Styli gezähnt sind ; in diesem Falle bin ich daher dem Vorgang Topsent's gefolgt ([44J p. 96-97). Im Jahre 1889 hat Carter ([9] p. 77) eine neue Gattung Amor- phinopsis aufgestellt, die indessen ihrem Skeletbau nach mit Cio- cahjpta Bow. vollständig übereinstimmt, welch letztere Gattung in den Sammlungen der Challeuger-Expedition vertreten ist. Der einzige Unterschied wäre der, dass Amorphinopsis bohrend ist. Carter's Art (die Gattung gründet sich auf eine einzige Art) ist augenschein- lich mit einer von Dendy in demselben Jahr beschriebenen Art identisch; auch unter den von mir untersuchten Spongien findet sich ein Exemplar. Beide Exemplare Dendy's sowie das meinige sind nicht bohrend, und vieles spricht für die Annahme, dass Carter's Exemplar ebenso wenig bohrend gewesen, sondern nur in eine vorher befindliche Höhlung hineingewachsen ist. Es hatte nämlich nach Carter's Angabe keine Gänge gebohrt, sondern bloss den unter- liegenden Stein ausgehöhlt. Ich habe daher die von Carter aufge- stellte Gattung Amorptlimopsis streichen zu sollen geglaubt und die Art unter Ciocalypta untergebracht. SoLLAS führt ([39] p. CXLIII) unter den Tetractinelliden eine Gattung, Coppaüas, auf, bemerkt aber zugleich, dass sie wahrschein- lich richtiger unter Subordo 3 Spinctophora ([39j p. 416) der Monaxo- niden einzureihen wäre. Unter den hier besprochenen Spongien ist eine Art von der Gattung Doryphres ([39] p. 417), und mit dieser Gattung ist, meine ich, Coppaüas am nächsten verwandt. Der Unter- schied besteht nur darin, dass bei Coppaüas die Oxea theils zerstreut, theils in Fasern liegen, bei Doryphres hingegen nur zerstreut, im Uebrigen aber haben sie dieselben Spicula-Arten. Die Anatomie der Weichtheile von Coppaüas ist nicht bekannt. Coppaüas carteri (Ridley) ([39] p. 208) ist, nach der Beschreibung zu urtheilen, eine Dorypleres. 358 N. G. LINDGßEN, lieber die Stellung der Gattung Tethya innerhalb des Systems gehen die Ansichten der Spongiologen der Challenger-Expedition sehr aus einander. Sollas will sie nicht als eine Tetractinellide aner- kennen, und RiDLEY u. Dendy glauben sie ihren Monaxoniden nicht einordnen zu können. Endlich hat Sollas Tethya nebst ein paar nahe stehenden kleinern Gattungen in einem Anhang zu seinem Werk beschrieben, sie aber als eine Monaxonide aufgeführt. Es lässt sich jedoch nicht in Abrede stellen, dass Tethya den Tetractinelliden nahe verwandt und in der That wahrscheinlich eine Tetractinellide ist, deren 4axige Spicula reducirt sind. Sie hat nämlich 3 Arten von Euastern, die bei den Tetractinelliden sehr gewöhnlich sind, aber bei keiner unbezweifelten Monaxonide vorkommen. Durch ihren strahlenförmigen Bau zeigt sie Uebereinstimmung sowohl mit den Tetractinelliden als auch mit der Familie der Suberitiden innerhalb der Monaxoniden. Tethya ist eine homogene und gut abgegrenzte Gattung. Es sind eine Menge Arten beschrieben worden, die jedoch nur unerhebliche Verschiedenheiten aufweisen. Sowohl im äussern Habitus als im inuern Bau zeigen sie grosse Uebereinstimmung unter einander. Die für die Gattung charakteristischen Spicula sind die Sphaeraster und eine Art Strongyla, die nach beiden Enden zu sich verjüngen, deren distales Ende aber am meisten zugespitzt ist. Bei ein paar Formen sind jedoch diese Strongyla in Tylostyli oder gewöhnliche Strongyla übergegangen. Ausser diesen Spicula linden sich 2 Arten von kleinen Astern. Es können beide oder nur je eine von beiden vorhanden sein, d. h. es herrscht Schwanken innerhalb der verschiedenen Arten dieser Gattung, nicht aber innerhalb ein und derselben Art. Von den ge- nannten Arten von Astern hat die grössere ein kleines Centrum und 4—15 Stacheln, die je nach den verschiedenen Formen gerade oder gebogen, einfach oder verzweigt sind. Auch scheint die Zahl der Stacheln, ob sie spärlich oder zahlreich sind, für jede Form typisch zu sein. Die Stacheln sind entweder cylindrisch (Chiaster) oder etwas kegelförmig (Oxyaster), und zwar kann in Bezug darauf bei ein und derselben Art Schwanken bestehen. Diese Aster habe ich im Folgen- den überall Oxyaster genannt, sie stehen aber auf der Grenze zwischen den Chiastern und den Oxyastern und könnten mit eben dem Recht als Chiaster bezeichnet werden. Die andere Art von Astern ist kleiner, die Stacheln sind cylindrisch (Chiaster) und tylot, d. h. an den Enden mit einer kugelförmigen Anschwellung versehen, die wenigstens bei einigen Formen sich bei starker Vergrösserung als mit mehreren Spongienfauna des Malayischen Arcliipels u. der chinesischen Meere. 359 Stachelchen besetzt erweist. Diese Aster habe ich Chiaster genannt. Bei den Arten, die sowohl Chiaster als Oxyaster besitzen, bilden jene stets das dermale Lager; es ist wahrscheinlich, dass die Chiaster aus den Oxyastern entstanden sind und dass die Oxyaster die fragliche Umwandlung erfahren haben, um dem Dermallager der Spongie grössere Festigkeit und mehr Beweglichkeit zugleich zu verleihen. Denn durch die Staclielchen der Anschwellungen wird der Zusammenhang zwischen den Spicula fester, sei es dass die Spicula einander so nahe liegen, dass die Stachelchen direct in einander greifen, sei es dass sie durch die Spicula zusammenhaltende ^Veichtlleile verbunden sind; denn die Zellen können sich dadurch leichter an die Stachelchen anheften. Wo die Spicula so dicht angehäuft sind wie in dem dermalen Lager dieser Gattung, gestattet natürlich die Verminderung ihrer Grösse dem Oberflüchenlager grössere Beweglichkeit, so dass sich die Poren leichter öffnen und schliessen können. Ich glaube daher, dass die Oxyaster die älteste von beiden Spicula-Arten sind; es ist wenig wahrscheinlich, dass bei Spongien, die bereits dermale, tylote Chiaster hatten, die- selben wieder zu Oxyastern reducirt seien. Je nach dem verschiedenen Vorkommen dieser Oxyaster und Chiaster kann man Tetliya in drei Gruppen gliedern. Innerhalb der einzelnen Gruppen stehen die Arten einander so nahe, dass wenigstens die Mehrzahl von ihnen als Varie- täten derselben Art betrachtet werden müssen. Wir würden folgende Eintheilung erhalten : Gruppe 1. Die Aster sind (ausser den Sphaerastern) Oxyaster, 12—20 (.1 im Durchmesser. Verbreitung: Die Küsten von Norwegen, England und Frankreich, Mittelländisches Meer, Florida. Arten: T. lyncurium L. Die Oxyaster können an Gestalt und Grösse schwanken, die Spitzen sind aber nie tylot. Die Oxyaster bilden theils ein der- males Lager, theils sind sie durch die ganze Spongie verbreitet. Diese Art umfasst eine ganze Menge Formen, da sie aber hier sämmtHch nebst allen ihren Uebergangsformen bekannt sind, hat man kein Be- denken getragen, sie zu einer Art zusammen zu ziehen. Sollas be- merkt in seiner Beschreibung der Arten, dass man T. lyncurium in 4 Varietäten zerlegen könnte, eine mittelländische, eine süd-englische, eine nord-englische und eine norwegische. Gruppe 2. Die Aster (ausser den Sphaerastern) sind tylote Chiaster, 6—16 //, und Oxyaster, 20—52 (.i im Durchmesser. Ver- breitung: Rothes Meer, Seychellen, Java, Amboina, Australien, West- küste von Mexico, Rio de Janeiro. Arten: T. seychellensis 360 N. G. LINDGREN, (E. P. Wright), T. ingalli Bow., T. philippensis Lend., T. laevis Lend., T. muUifida Carter, T. mam Selenka. Hier sind zweierlei Aster vorhanden, theils kleine, tylote Chiaster, die ein dermales Lager bilden und ausserdem in der Rinde zerstreut sind, theils grössere, nicht tylote Oxyaster, die nur in den Innern Theilen der Spongie vorkommen. Alle oben erwähnten 6 Arten können ganz gut zu einer zusammengefasst werden, und zv/ar unter dem Namen T. ingalli Bow. T. philippensis Lend. ist vermuthlich nur eine Jugendforra von T. laevis. Gruppe 3. Die Aster (ausser den Sphaerastern) sind tylote Chiaster, 8 — 16 f^i im Durchmesser. Verbreitung: Philippinen, Java, Australien, Arten : T. japonicn Sollas, T. muUistella Lend., T. corti- cata Lend., T. hiflafa Lend., T. fissurata Lend. Die Chiaster bilden theils ein dermales Lager, theils sind sie in der Rinde zerstreut und kommen auch, wiewohl spärlicher, in den innern Theilen der Spongie vor. Von diesen 5 Arten können wohl wenigstens die erstem 4 als Varietäten einer und derselben Art, und zwar T. japonica Sollas, betrachtet werden. Ausser diesen oben genannten Arten beschreibt O, Schmidt einige aus dem Mittelländischen Meer und dem Atlantischen Ocean; die Beschreibung ist jedoch zu mangelhaft, als dass ich sie hier ein- ordnen könnte. Von den Formen der drei oben erwähnten Gruppen ist T. lyn- curium, die nur Oxyaster besitzt, die einfachste und wahrscheinlich die älteste. In wärmern Meeren haben sich ihre Oxyaster in kleinere dermale Chiaster mit tyloten Stacheln und choanosomale Oxyaster, die grösser als die ursprünglichen Aster sind, difterenzirt. Auf diese Weise ist T. ingalli sammt den nahe verwandten Formen entstanden. Aus T. ingalli heraus hat sich T. japonica mit ihren Formen durch Reduction der Oxyaster gebildet. In der Java - Sammlung finden sich mehrere Exemplare von Spirastrella solida, die sich jedoch von den Challenger-Exeraplaren dadurch unterscheiden , dass die Spiraster hier kein Rindenlager bilden, sondern in der Dermalmembran zerstreut liegen. Dies zeigt, wie sehr die Mächtigkeit des Spiraster - Lagers bei Spirastrella wechseln kann und wie nahe verwandt die Gattungen Spirastrella und Suheriies sind. In der Java-Sammlung liegen 2 Arten der Gattung Placospongia vor. Die für die Gattung charakteristischen Spicula sind Tylostyli und iSterraster, und da Sterraster ausschliesslich der Abtheilung Sponfjienfauna des Malayischen Archipels u. der cbinesischen Meere. 361 Sterrastrosa (zu der Familie der Tetractiuellideii gehörig) zukommen, während Tylostyli nur bei den Monaxoniden vorhanden sind, musste man natürlich sehr zweifelhaft sein, wo man die in Rede stehende Gattung einzuordnen habe. Anfänglich stellte man sie gewöhnlich zu den Sterrastrosa, später hat sich aber die Auffassung immer stärker geltend gemacht, dass die Sterraster von Placospongia und die der Sterrastrosa nur analoge Bildungen seien, und man hat daher Placo- spongia mit den Suberitidae zusammengestellt, zumal nachdem bei ein l)aar Placospongia- Kvinw Spiraster gefunden waren. Meiner eigenen Untersuchung über diesen Gegenstand schicke ich eine kurze Uebersicht über die Geschichte der Frage nach der Stellung dieser Gattung voraus. Gray war der Erste, der (im Jahr 1867) ([14] p. 127—129) eine Placosx^ongia- k\% nämlich P. melohesioides, beschrieb. Er stellt für dieselbe die Gattung Placospongia, die er charakterisirt, und eine besondere Familie, PlacosjJongiadae, auf, welche er auf Grund ihrer Sterraster mit der Familie Geodiadae zu einer durch ihre Sterraster von allen übrigen Spongien unterschiedenen Ordnung, Sphaerospongia ([14] p. 549) zusammenstellt. 0. Schmidt nimmt im Jahr 1870 die Gattung Placosxjongia in die Familie Geodiadae ([34] p. 72) auf. BowERBANK beschreibt 1874 eine neue Art, die er der Gattung Geodia ([3] p. 298, tab. 46, fig. 1 — 5) einordnet. Carter, der bei einer Form eine Spiraster gefunden, stellt die Gattung auf Grund ihrer Tylostyli und Spiraster zur FamiHe Suberitidae, und zwar als besondere Gruppe, Placosp>ongi7ia , ohne dass er den Unterschied /.wischen den Sterrastern der Geodiidae und denen der Placospongia beobachtet hätte. Sollas nimmt die Gattung in seine Monographie über die Tetractinelliden auf ([31] p. CXLIX— OL, p. 271—274, tab. 40, fig. 7) und stimmt der Ansicht Gray's bei, indem er aus den beiden Familien der Placospongidae und Geodiidae eine Ordnung Sterrastrosa bildet; er bemerkt dabei mit Recht, dass die Sterraster von so complicirtem Bau seien, dass sie als charakteristisch für die Sterrastrosa gelten müssten, und zwar in noch höherem Grade als die Tylostyli und Spiraster für die Suberitidae. Bisher hatte nämlich niemand die zwischen den Sterrastern der beiden Gruppen bestehende Verschiedenheit des Baues beachtet. Die Jugendform der Sterraster von Placospongia stellt er als besondere Spicula-Art (Microstrongyla) auf. Keller sagt in einer Abhandlung über die Spongien des Rothen Meeres ([17] p. 298, 324-326, tab. 18, fig. 29—31), 1891, er habe gefunden, dass die Sterraster von den Spirastern herstammen und 362 N. G. LINDGREN, dass somit die Gattung Placospongia den Spirastelliden näher ver- wandt sei als den Geodiiden. Er liefert auch ein paar Abbildungen von den Jugendformen der Sterraster. Allerdings sind es keine typischen Spiraster, von denen die Sterraster abstammen, aber Keller gebührt immerhin das Verdienst, die Thatsache zuerst nachgewiesen zu haben, dass die Sterraster der Placospongiden und diejenigen der Geodiiden ganz verschiedene Jugendformen besitzen. Die von Keller beschriebene Art hat keine Spiraster, aber ein paar andere Placo- spongia-kr teu besitzen diese Art von Spicula, Diese Spiraster sind jedoch von den Jugendformen der Sterraster gut unterschieden und haben mit ihnen nichts zu schaffen. Endlich hat Lendenfeld einen kleinen Aufsatz über die systematische Stellung von Placospongia ([26] p. 115 — 116) veröffentlicht. Er hebt darin hervor, dass die Sterraster der beiden Familien nur analoge Bildungen seien, da ihre Jugendformen von einander so weit abstünden und da die völlig aus- gebildeten Spicula in Bezug sowohl auf ihre Oberflächenstructur als ihr Inneres, das bei denjenigen der Geodiiden strahlenförmig, bei denen von Placospongia massiv sei, von einander abwichen. Er giebt ferner an, dass er bei den Sterrastern von Placospongia einen kleinen, länglichen Centralcanal gesehen habe. Auf Grund aller dieser Um- stände trennt Lendenfeld Placospongia von den Geodiidae und stellt sie in die Nähe von Spirastrella. Was die Oberflächenstructur selbst betrifft, hat sie 0. Schmidt bereits im Jahr 1870 ([34] tab. 6, fig. 17) abgebildet, aber ohne die zwischen ihr und derjenigen der Geodiidae bestehende Verschiedenheit anzugeben, weshalb er die Gattung zu den Geodiidae stellt. Die Oberflächenstructur 0. Schmidt's rührt jedoch nicht von einem völlig ausgebildeten Spiculum, sondern von einem Jüngern Stadium her. Der Bau und die Entwicklungsstufe der Sterraster von Placo- spongia sind somit von der grössten Bedeutung für ihre Stellung inner- halb des Systems. Eine Beschreibung oder irgend welche vollständigen Abbildungen davon giebt es nicht, und es mag daher hier am Platz sein, solche zu liefern. Die jüngste Form, die es mir gelungen ist, zu entdecken , besteht aus einem Microstylum-ähnlichen Spiculum (Taf. 18, Fig. 21a', a"). Dieses ist etwas gebogen und mit grossen Stacheln, einfach oder verzweigt, versehen, die hauptsächlich an den beiden Enden und zwar auf der convexen Seite angehäuft sind. Im Folgenden bezeichne ich der Bequemlichkeit halber die concave Seite als Bauchseite und die convexe als Rückenseite. Diese Form, von vorn gesehen, so dass sie als gerade erscheint (Taf. 18, Fig. 21 a") SpoDgienfauua des MHlayischen Archipels u. der ehinesischeu Meere. 363 ist es, die von Sollas und Anderen als eine besondere Spiculum-Art beschrieben und Microstrongylum genannt worden ist. Sie hat eine Grösse von 25 // oder die nämliche, die Sollas für sein Micro- strongylum angiebt. Sollas giebt für PI. melobesioides als Länge des Microstrougylums 240 // an, was aber ohne Zweifel ein Druckfehler ist und 24 /n heissen soll, nach den übrigen Beschreibungen und meinen Präparaten zu urtheileu. Die Stacheln nehmen nun an Zahl und Länge zu, namentlich au den Enden, gleichzeitig geschieht aber eine Verschmelzung der Stacheln an ihren Basen, so dass sie kürzer werden. Da es vorzugsweise die Enden und die convexe Seite des Spiculums sind, wo die Stacheln an Grösse zunehmen, erhält das Spiculum eine nierenähnliche Form (Taf. 18, Fig. 21 b', b"). Noch erscheint die ursprüngliche Hauptpartie des Spiculums als ein auf der Bauchseite vorspringender Längsl)alken, bald aber haben die auf der Bauchseite herausragenden Stacheln auch diesen verdeckt, und das Spiculum ist nun ganz nierenförmig. Nachdem die Stacheln der Bauchseite noch mehr angewachsen sind, wird das Spiculum (dessen Länge nunmehr 48 /< beträgt) schliesslich oval mit einer seichten Einbuchtung auf Bauch- und Rückenseite (Taf. 18, Fig. 21c). Auf der Bauchseite findet sich ausserdem ein Hilus, ein Rest von der Coucavität der Bauchseite. Die Stacheln sind einfach und spitz. Auf dieser Stufe erinnern die Sterraster von Placospongia sehr an die entsprechende Stufe der Sterraster der Geodiidae. Das Spiculum (Taf. 18, Fig. 21 c) hat jetzt die Form erreicht die es völlig ausgewachsen beibehält ; nur die Oberflächenstructur ändert sich, und zwar sehr be- deutend. Die erste Veränderung besteht darin, dass die Stacheln, die einfache Erhöhungen sind, durch Grate verbunden werden, die jedoch nie die Höhe der Stacheln erreichen. Dadurch entsteht ein regel- mässiges, dreieckiges Netzwerk von hohen Graten, zwischen denen niedrigere, dreieckige Felder gelegen sind (Taf. 18, Fig. 22 a). Von der Seite jedes Grates ragt ein Auswuchs hinein (Taf. 18, Fig. 22 b), und diese 3 Auswüchse verbinden sich in der Mitte des dreieckigen Feldes, so dass die 01)erfläche ein fein reticulirtes Aussehen bekommt (Taf. 18, Fig. 22 c). Die Stacheln ragen fortwährend über die Grate empor, die nie deren Höhe erreichen. Diese Oberflächenstructur, die von nun an keine Veränderung mehr erfährt, ist sehr regelmässig, wie alle die Entwicklungsstufen der Oberflächenstructur von den ein- fachen Stacheln an. Sie ist indessen anfänglich sehr schwer zu ver- stehen, und nur wenn man die ganze Entwicklung verfolgt, lässt sie Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 25 364 N. G. LINDGREN, sich recht begreifen. Sie ist sehr kleinmaschig, so dass sie erst bei starker Imraersionsvergrösserung deutlich hervortritt. Auf Fig. 22 c, die mehr schematisch gezeichnet ist, habe ich das, was den drei- eckigen Feldern auf Fig. 22 b entspricht, durch punktirte Linien be- zeichnet. Zum Vergleich habe ich hier Abbildungen von den ver- schiedenen Entwicklungsstufen der Sterraster von Geodia cydmiium var. herryi als Typus der Geodiiden geliefert. Die jüngste Form ist ein kugelförmiges Spiculum (Taf. 18, Fig. 23 a), dicht besetzt mit feinen Stacheln. Später werden die Stacheln gröber (Taf. 18, Fig. 23 b), und schliesslich breiten sie sich oben sternförmig aus, was alles aus den Figuren (23 u. f.) leicht ersichtlich ist. Ich habe 6 Arten, auf 5 von den 6 Gattungen der Geodiiden vertheilt, untersucht, und mit Ausnahme der Gattung Erylus sind die Sterraster sämmtlicher Gattungen einander sehr ähnlich. Der Form nach schwanken sie zwischen kugiig und oval. Die Sterraster von Erylus unterscheiden sich merklich von den übrigen, indem sie linsenförmig sind (Taf. 18, Fig. 25 b', b") und sehr kleine und weit aus einander sitzende Stacheln haben (Taf. 18, Fig. 25 a). Die Sterraster von Placospongia sehen bei schwacher oder mittel- starker Vergrösserung den Sterrastern der Geodiiden viel ähnlicher als die Sterraster von Erylus, aber bei starker Vergrösserung stellt es sich heraus, dass die Sterraster von Erylus ihrem feinern Bau nach mit den übrigen Gattungen der Familie der Geodüdae genau über- einstimmen. Bei allen zu der genannten Familie gehörenden Gattungen (auch Erylus) zeigen die Sterraster im Innern eine ausgeprägte strahlige Structur, wovon bei denjenigen von Placospongia gar keine Spur vorhanden ist. Den von Lendenfeld erwähnten Centralcanal im Innern der Sterraster von Placospongia habe ich nicht gesehen. Aus dem oben Gesagten sowie aus den Figuren dürfte hervor- gehen, dass die Sterraster von Placospongia und den Geodüdae zwar auf einer mittlem Entwicklungsstufe grosse Aehnlichkeit zeigen, dass aber sowohl die Oberflächenstructur und der innere Bau des völlig ausgewachsenen Spicuiums als die Jugendformen der Spicula so sehr von einander abweichen, dass man es hier nur mit analogen Bildungen zu thun haben kann. Wären die Sterraster von Placospongia und den Geodüdae einander gleich gewesen, so hätte man jene Gattung ruhig in die Nähe der Geodüdae stellen können trotz ihrer Tylostyli und des Mangels an Triaenen, denn die Sterraster der Geodüdae sind sehr complicirt ge- baut und kommen in keiner anderen Gruppe vor, weshalb es nicht Spongienfauna des MalByischen Archipels u. der chinesischen Meere. 365 ■gut denkbar gewesen wäre, dass die beiden Spiculuni- Arten unabhängig von einander entstanden sein sollten. Da aber diese beiden Arten von Sterrastern in Bezug auf ihren Bau sich als so verschieden erweiseo, liegt kein Grund vor, die Geodiidae und Placospongia zusammenzu- stellen. Mehrere Autoren haben PJacosjxmgia zu den Siiheritidae ge- stellt, und zwar auf Grund ihrer Tylostyli und Spiraster. Diese beiden Spicula sind indes von so einfachem Bau, dass sie sehr gut unab- hängig von einander innerhalb verschiedener Gruppen von Spongien entstanden sein können. So giebt es Tylostyli ausser bei den Sube- ritiden auch bei einigen Fsperella-Yormen, und Spiraster sind charakteristisch für die Abtheilung der Streptatrosa innerhalb der Ordnung der Tetractinelliden. Placospongia nimmt eine sehr isolirte Stellung ein, und ich halte es für noch unentschieden, wo man ihre nächsten Verwandten zu suchen hat. Auch in Bezug auf ihren Skelet- bau kommt sie keiner besondern Gruppe nahe, sondern steht isolirt da. Ich habe sie hier neben die Suheritidae gestellt, weil ich ihr keinen angemessenem Platz zuzuweisen weiss. Von dieser Gattung sind nur 3 Arten bekannt (ausserdem ver- spricht Lendenfeld eine neue aus dem Adriatischen Meer zu be- schreiben). In Bezug auf diese Arten und deren Spicula sind mehrere Irrthümer und Verwechslungen begangen worden, auf die ich hier aufmerksam machen zu sollen glaube. Die 3 Arten sind folgende : I. PI. mchhesioides Gray. Spicula: 1. Tylostyli, 2. Sterraster, 3. Sphaerulae somal, 4. Sphaeraster. Verbreitung : Rothes Meer, Java, Borneo. II. PL carinata (Bow.). 1. Tylostyli, 2. Sterraster, 3 Spiraster somal, 4. Spiraster choanosomal. Verbreitung : Südsee, Torres-Strasse, Malakka-Strasse. III. PL intermedia Sollas. 1. Tylostyli, 2. Sterraster, 3, Spiraster somal, 4. Sphaeraster. Verbreitung : Punta Arenas (Central-Amerika), Florida ? Diese 3 Arten sind einander in Bezug auf das Aeussere gleich und haben sämmtlich Tylostyli und Sterraster, die in derselben Weise angeordnet sind und dieselbe Form haben. Die Grösse der beiden Spiculum-Arten ist ebenfalls bei allen ziemhch die gleiche, mit Aus- nahme der Tylostyli von PL intermedia., die nur halb so lang und halb so dick sind wie die der beiden andern. Hinsichtlich der übrigen Spicula unterscheiden sich dagegen die einzelnen Arten von einander. PL melohesioides hat Sphaerulae, die theils dermal sind, theils zahl- reich in den Wandungen der Canäle und in kleinen Gruppen im 25* 366 N. G. LINDGREN, Choanosora vorkommen. Diese Sphaerulae werden bei den beiden übrigen durch kleine Spiraster ersetzt, die hinsichtlich ihres Vor- kommens nur in so fern von den Sphaerulae abweichen, als sie nicht in Gruppen im Choanosom vorkommen. Bei PI. carinata finden sich ausserdem grosse choanosomale Spiraster von eigenartiger Form, die bei PL intermedia vollständig fehlen. Ausser diesen Spicula hat SoLLAS bei allen 3 Arten Microstrongyla beschrieben, die jedoch nichts Anderes sind als Jugendformen der Sterraster und daher ganz weg- fallen müssen. Unter dem Begrilf Microstrongylum bei PI. intermedia hat SoLLAS ausserdem ofienbar auch die somalen Spiraster verstanden. Die somalen Spiraster bei PI. carinata werden von Sollas somale Microstrongyla genannt. Ausser diesen Spicula verzeichnet der ge- nannte Forscher auch noch Sphaeraster bei PI. melobesioides und PL intermedia. Die übrigen Forscher, die PL melohesioides beschrieben haben, erwähnen diese Sphaeraster ebenfalls. Carter giebt an, dass sie im Sterrasterlager und zwar spärlich vorkommen. Sollas be- merkt über die Sphaeraster bei PL intermedia, dass sie ein grosses, mit kleinen, kurzen, zeltförmigen Stacheln versehenes Centrum hätten und vielleicht eher als stachlige Sphaerulae denn als Sphaeraster zu bezeichnen wären. Ferner sagt er, die Sphaeraster lassen sich bi& zu einer kleinen Sphaerula mit rauher Oberfläche herab verfolgen. Was die Sphaerula von PL melohesioides anlangt, so habe ich ge- funden, dass sie sich bei Immersionsvergrösserung als ein kleiner Aster erweist. Am wahrscheinlichsten ist also wohl, dass die Sphaer- aster und die Sphaerulae den gleichen Ursprung haben, dass aber bei PL melohesioides die Entwicklung in der Richtung vor sich ge- gangen ist, dass die Sphaerulae immer zahlreicher geworden, während bei PL intermedia umgekehrt die Sphaeraster ausgebildet und die Sphaerulae reducirt worden sind. Bei PL intermedia sind die Sphaerulae durch kleine Spiraster ersetzt worden. Bei meiner PL melohesioides sind überhaupt keine Sphaeraster vorhanden. PL intermedia bin ich leider nicht in der Lage gewesen untersuchen zu können. Es wäre ja denkbar, dass auch diese Sphaeraster eine von den Jugendformen der Sterraster wären, doch kommt mir dies wenig wahrscheinlich vor. Die erste bekannte Placospongia- Art war ein Exemplar von PL melohesioides aus Borneo. Gray, der sie im Jahre 1867 beschrieb, verzeichnet nur Sterraster und Tylostyli. 1888 beschrieb Carter ein Exemplar derselben Art aus der Mauaar-Bucht und verzeichnete dabei alle in Sollas' Monographie der Tetractinelliden erwähnten Spicula. Spongienfauna des Malayiücheii Archipels u. der chinesischen Meere. 3G7 Der Durchmesser der Sphaeruhie wird zu 12 // angegeben, was jedoch wohl auf einem Irrthum beruht, da er bei den übrigen Funden nur 2 fi beträgt. In demselben Aufsatz sagt Carter, dass in den Satnm- lungen des Britischen Museums eine Varietät dieser Art aus Punta Arenas in Central-Amerika vorhanden sei, eine Varietät, die mit Spiraster aus- gestattet sei. SoLLAS scheint die Beschreibung Carter's missver- stauden zu haben, denn er sagt in seiner Beschreibung von PL melo- hesioides, die von Carter gefundenen Spiraster habe er merkwürdiger ^Veise in dem von ihm untersuchten GRAY'schen Exemplar nicht finden können und es geschehe daher mit Bedenken, dass er Carter's Exemplar mit dem Gray's identificire. Gleichzeitig beschreibt Sollas eine neue Art mit Spirastern, PI. intermedia, nach einem im Britischen Museum befindlichen Exemplar aus Punta Arenas in Central-Amerika, -das otienbar mit dem von Carter als Varietät von PI. melohesioides aufgestellten identisch ist. In Carter's Beschreibung von PL melo- hesioides kommen dagegen keine Spiraster vor. In einem Aufsatz über Spongien 18b2 ([7] tab. 35, tab. 12, fig. 33) erwähnt Carter die Spicula von PL melohesioides und theilt auch Abbildungen derselben mit. Unter diesen findet sich auch ein Spiraster bei der in Frage stehenden Art, und daher will Carter Placospongia in die Nähe von Suherites stellen. Carter hat dabei zweifellos die von ihm als Varietät von PL melohesioides aufgeführte PL intermedia und nicht PL melohesioides selbst im Auge. 0. Schmidt hat eine Placospongia aus dem Golf von Mexico erwähnt ([34] p. 72, tab. 6, fig. 15 — 17), die er mit PL melohesioides identificirt hat. Sollas hat Präparate des typischen Exemplars untersucht, vermisst aber die für die Art so charakteristischen Sphaerulae, was es im Verein mit den weit aus einander liegenden Fundorten wenig wahrscheinlich macht, dass Schmidt's Exemplare zu dieser Art gehören sollten. Es liegt hier ent- weder PL intermedia oder eine neue Art vor. Keller hat in seiner Be- schreibung der Spongien des Rothen Meeres auch PL melohesioides be- schrieben (siehe die Synonymik unter dieser Art) ; er will alle 3 Placo- s2)ongia- Ariiin zu einer einzigen zusammenfassen, weil er in seinem Exemplar sämmtliche Spicula-Arten gefunden zu haben meint. Keller führt in seiner Beschreibung ausser den in Sollas' Monographie der Tetractinelliden erwähnten Spicula auch Spiraster an, die jedoch, wie aus der Abbildung hervorgeht, keine wirklichen Spiraster sind, sondern nur Jugendformen der Sterraster. Sein Microstrongylum, das dem- jenigen von Sollas nicht entspricht, ist möglicher Weise eine noch jüngere Form des Sterraster, da nach seiner Angabe Uebergangs- 368 N. G. LINDGREN, formen zwischen ihm und seinen Spirastern existiren. Die für PL carinata typischen choanosomalen Spiraster finden sich bei dem KELLER'schen Exemplar nicht; die von Keller beschriebene Form ist offenbar eine typische PI. melohcsioides. PI. melobesioides und PI. carinata habe ich selbst untersucht : sie sind 2 gut unterschiedene Arten, und nach der Beschreibung zu urtheilen, ist auch PL inter- media eine von den übrigen unterschiedene Art. Lendenfeld hat im Jahre 1889 [24] unter Mitwirkung von F. E. Schulze die Gattung Steletta einer Untersuchung unterzogen. Er fasst dabei 7 von den Gattungen Sollas' {Ästreih., Änthastra, Myriastra., Pilocrota, Aurora, Dragmastra., Steletta) zu einer, näm- lich Steletta, zusammen. Diese wird dadurch allerdings sehr arten- reich, aber die von Sollas aufgestellten Gattungen stehen einander so nahe, dass Lendenfeld mit gutem Fug die Zusammenziehung vor- genommen zu haben scheint. In dem vorliegenden Aufsatz bin ich dem Vorgang Lendenfeld's gefolgt. Die von Sollas in seiner Monographie der Tetractinelliden an- geführten Gattungen Cydonium und Geodia sind von Lendenfeli> 1893 ([25] p. 179) zu einer, Geodia, zusammengezogen worden. Sollas' Gattung Geodia gründet sich darauf, dass die Oscula zu einer Kloake vereinigt sind, da aber dieser Charakter bei einer und derselben Art wechselt, kann er nicht als Gattungscharakter dienen. Bei der ge- wöhnlichen Geodia haretti z. B. sind die Oscula bei den Jugendformen zu einer tiefen Kloake vereinigt, bei völlig ausgebildeten Exemplaren aber ist die Kloake in eine seichte Vertiefung übergegangen. Dies ist wahrscheinlich bei mehreren andern der Fall, obwohl ihre Ent- wicklung noch nicht genügend bekannt ist. Sollas' Cydonium wird von Lendenfeld unter (reo(^ia eingereiht, und Sollas' Geodia- kri^u werden wahrscheinlich theils zu Lendenfeld's Geodia, theils zu Sollas' Sidonops gezogen werden müssen. Durch diese Eintheilung Lenden- feld's zerfallen die Geodiideu, die dermale Enaster besitzen (d. h. die ünterfamilie Geodina) in 3 Gattungen: 1. Geodia mit cribri- poralen Ein- und Ausströmungsöflfnungen, 2. Sidonops mit cribriporalen Einströmungsöffnungen und unipolaren Ausströmungsöffnungen, 3. Isops mit unipolaren Ein- und Ausströmungsöffnungen. Diese Eintheilung dürfte wohl die natürlichste sein. Ueber die Spicula der Spongien ist so viel geschrieben worden,, dass ich kaum etwas Neues hinzuzufügen habe. Nur auf ein paar Spongienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 369 Umstände möchte ich hier aufmerksam machen, da sie meines Wissens bisher nicht hervorgehoben worden sind. Die zu den Monaxoniden gehörige Familie Desmacidonidae hat eine Unterfamilie Ectyouinae^ die dadurch gekennzeichnet ist, dass ihre Fasern durch kleine Styli gezähnt sind. Von diesen Styli könnte man 3 Typen unterscheiden. Die niedrigste Form ist die glatte (Typus 1, die Gniiuwg Echinoclothria umfassend), darauf folgt als Typus 2 diejenige, die stachlig ist, deren Stacheln aber regellos sitzen oder nach derselben Seite gerichtet sind. Die höchste Ent- wicklung zeigt Typus 3. Bei diesem Stylus sind die Stacheln in 2 Gruppen geordnet, eine kleinere am dickern Ende und eine grössere, die den grösseren Theil des Spiculums einnimmt. Beide Gruppen sind durch eine ungezähnte Zone getrennt, was ül)rigens auch bei Typus 2 der Fall sein kann. Der eigentliche Unterschied zwischen Typus 2 und Typus 3 besteht indessen darin, dass bei letzterm die Stacheln in der Weise geordnet sind, dass die Stacheln der beiden Gruppen gegen einander gekrümmt sind. Den oben genannten 3 Typen von Zähnenden Si)icula kommt offenbar die Aufgabe zu, den Zusammen- hang zwischen den Fasern und den Weichtheilen der Spongie zu ver- stärken. Am wenigsten wirksam sind nach dieser Seite hin natürlich die glatten Styli, am meisten die stachligen vom Typus 3, die eine sehr feste Verbindung zwischen den Fasern und den Weichtheilen der Spongie herstellen ; und es liegt auf der Hand, dass ihre Bedeutung eben darin besteht, den Zusammenhang zwischen den genannten Theilen der Spongie zu kräftigen. Von der Unterfamilie Edyoninae liegen in den von mir untersuchten Sammlungen 4 Arten vor. 3 von diesen haben Styli, die zu Typus 3 gehören (siehe Taf. 19, Fig. 17 c, 18 c). Die Styli der vierten Art, Clathria ramosa (Taf. 19, Fig. 16 b), ge- hören zu Typus 2, indem die Stacheln am Kopfe des Stylus nach der- selben Seite gerichtet sind wie die übrigen. VosMAER hat bereits bemerkt, dass den Ana- und Protriaena die Aufgabe zufalle , jenen , die Spongie mit ihrer Unterlage fester zu verbinden und fremde Gegenstände festzuhalten , damit sich die Spongie von deren Abfall ernähren könne, diesen, als Schutz- waffen zu dienen. Dass dies wirklich die Aufgabe der Spicula ist, wird durch ihren Bau bestätigt. Es ist nämlich für die Anatriaena durchaus charakteristisch, dass ihr Rhabdus unmittelbar unter den Cladi am dicksten ist (siehe Taf. 20, Fig. 4 b, 5b), während hingegen der Rhabdus der Protriaena stets ein gutes Stück unterhalb der Cladi am dicksten ist und gegen die Cladi sich verjüngt (siehe Taf. 20, 370 N. G. LINDGREN, Fig. 4c, 5 a). Diese Verschiedenheit des Baues beweist, dass der Bau der Anatriaena sie befähigen soll, dem Zerren fremder Gegenstände Widerstand zu leisten, während die Protriaena gebaut sind, um Stössen widerstehen zu können. Von Interesse sind die kleinen bei Geodia arripiens gefundenen Anatriaena. So viel ich weiss, sind sie bisher nur bei ein paar Formen von Geodia cydonium beobachtet worden, und zwar kommen sie bei diesen nur spärlich vor. Bei Geodia arripiens hingegen sind sie typisch und zahlreich. Sie sind an den intercorti- calen Höhlungen gelegen und biegen sich über die Poren hin (Taf. 18, Fig. 18); es unterliegt daher keinem Zweifel, dass sie für die Auf- nahme der Nahrung von Bedeutung sind. Die Anatriaena vertreten also, wie Vosmaer bemerkt, gewissermaassen die Stelle von Tentakeln. Es kommt häufig vor, dass eine oder einige von den Spicula- Arten, die im Innern der Spongie vorhanden sind, sich auch in der Rinde der Spongie finden, hier aber gewisse Modificationen an Grösse und Gestalt erfahren haben. Am wenigsten verändert sind solche corticale Spicula, welche noch dieselbe oder nahezu dieselbe Gestalt wie die entsprechenden Innern Spicula besitzen und nur kleiner ge- worden sind. Dies ist z. B. mit den Oxea von Desmacidon reptans (S. 304) und den Tylostyli von Spirastrella aurivülii (S. 322) der Fall. Der Vortheil, den diese kleinern corticalen Spicula gewähren , scheint darin zu bestehen, dass die Rinde beweglicher wird, so dass sich Oscula und Poren leichter öffnen und schliessen können. Besonders hübsch tritt dies bei Spirastrella aurivillii (S. 322) hervor, deren Poren zu Gruppen vereinigt sind. Die grossen Tylostyli kommen bei dieser Art nicht nur im Innern der Spongie vor, sondern auch in der Rinde ausser bei den Porengruppen, wo sie durch die kleinen Tylostyli ersetzt werden. Von den Spongien , die corticale Spicula besitzen, welche auch hinsichtlich der Form von den entsprechenden innern Spicula abweichen, sei hier Spirastrella semilunaris (S. 323) mit ihren 2 Spirastern erwähnt. Hierher gehören zweifellos auch die — innerhalb der Ordnung der Tetractinelliden — in ein und derselben Spongie vorkommenden verschiedenen Typen von Oxyastern, Chiastern und ähnlichen Spicula. Diese Typen sehen einander so ähnlich, dass man annehmen muss, sie seien einander nahe verwandt. Gewöhnlich finden sich grössere Aster im Innern der Spongie sowie kleinere der- male Aster. Bei einigen Arten unterscheiden sich diese Aster nur durch ihre verschiedene Grösse. Bei andern ist auch die Form eine verschiedene. Die dermalen Aster gehen in diesem Fall leicht in tylote Chiaster über und die innern in Oxyaster. Bei Geodia kommt SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 371 €S sehr häufig vor, dass diese innern Oxyaster iu den >ruskelbulben, welche die innern Mündungen der das Sterrasterlager durchsetzenden Canäle umgeben, eine Veränderung erfahren. Die Oxyaster bekommen hier gröbere und zahlreichere Stacheln, die mit deutlichen Stachelchen versehen sind. Bei einigen Astern {Geodia arripiens) ist diese Diffe- renzirung noch nicht zum Abschluss gelangt, sondern es finden sich zwischen den beiden Formen allerlei Uebergänge. Auch sind bei dieser Art die gröbern Oxyaster nicht so streng an die Muskelbulben gebunden, sondern sie kommen im ganzen äussern Theil des Choanosoms unter dem Sterraster-Lager vor. Bei meinen übrigen Geodia- Arten {distincta und cydonmm) ist die Diff'erenzirung zwischen den beiden Aster- formen vollständig abgeschlossen. Bei Geodia distincta findet sich ausserhalb des Sterraster-Lagers ein Lager von Sphaerastern, das von Interesse ist, in so fern es von der Fähigkeit der Spicula, sich verschiedenen Zwecken anzupassen, Zeugniss ablegt. Bei diesen Spicula, deren Jugendformen typische Sphaeraster mit kegelförmigen, spitzen Stacheln sind, breiten sich, wenn sie völlig ausgewachsen sind, die Stacheln an den Spitzen zu einer sternförmigen Gruppe von Stachelchen aus (Taf. 20, Fig. 3 k), wodurch sie sehr an die Sterraster erinnern. Sie sind also in diesem Fall nicht nur zum Theil an die Stelle der Sterraster getreten, sondern sie haben auch deren Function übernommen, wie sich aus dem gleichen Bau ihrer Stacheln deutlich ergiebt. So viel ich weiss, giebt es der- artige Sphaeraster nur bei 3 Arten unter den Geodiiden, nämlich bei den beiden einander nahe stehenden Formen C. globostelliferum (Carter) ([39] p. 261) und C. eosaster Sollas ([39] p. 225—227, tab. 20, fig. 25, tab. 21, fig. 15 — 29) sowie bei Isops imperfecta Bow. ([39] p. 269). Bei allen 3 Arten haben sie die gleiche Lage. Ausser bei den Geodiiden kommen sie nur noch bei Aurora reiiculata Carter ([39] p. 188) vor. Schliesslich mache ich noch auf die unter Sidonops picteti (S. 349) erörterte Thatsache aufmerksam, dass die Styli ein Diaphragma über den Oscula, wo diese aufhören, bilden, wodurch das Eindringen von Parasiten in die Spongie verhütet wird. Aehnliche Bedeutung dürften manche dermale Spicula haben, z. B. die Tylota bei Bcndoryx mollis (siehe S. 306, Taf. 18, Fig. 12). 372 N. G. LINDGREN, Literaturyerzeichniss. 1) BowEEBANK, J. S., On the anatomy and physiology of the Spon- giadae, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London for 1858, V. 148, 1859, p. 279—332, tab. 23—26. 2) — A Monograph of the British Spongiadae, V. 1 — 4, Ray Soc. London, 1864, 1866, 1874, 1882. 3) — Contributions to a general history of the Spongiadae, in : Proc. Zool. Soc. London, Part 1, 1872, p. 115—127, tab. 5—6, Part 4. 1873, p. 3—22, tab. 1—4; Part 6, 1874, p. 298—305, tab. 46, 47; Part 7, 1875, p. 281—296. 4) Carter, H. J., On two new species of Gummineae with special and general observations, in : Ann. Mag. Nat. Hist., London (4) V. 12, 1873, p. 17—30, tab. 1. 5) — Descriptions and figures of deep-sea Sponges and their spicules from the Atlantic Ocean dredged up on board H. M. S. Porcupine chiefly in 1869, ibid. (4) V. 18, 1867, p. 226—240, 307—324, 388—410, 458—479, tab. 12—16. 6) — Spongiida, in: Report on specimens dredged up from the Gulf of Manaar and presented too the Liverpool Free Museum by Capt W. H. Cawn Warren, ibid. (5) V. 6, 1880, p. 36—61, 121 — 156, tab. 4—8. 7) — Some Sponges from the West Indies and Acapulco in the Liver- pool Free Museum described, with general and classifactory re- marks, ibid. (5) V. 9, 1882, p. 266—301, 346—368, tab. 11 — 12. 8) — Contributions to our knowledge of the Spongiida, ibid. (5) V. 11, 1883, p. 344—369, tab. 14—15; V. 12, 1883, p. 308—329, tab. 11—14. 8a) — Descriptions of Sponges from the neighbourhood of Port Phillip Heads, South Australia, ibid. (5) V. 15—18, 1885—1887. 9) — Report on the marine Sponges chiefly from King Island in the Mergui-Archipelag collected for the Trustees of the Indian Mu- seum Calcutta, by Dr. J. Andersson, in : J. Linn. Soc. London, V. 21, Zool., p. 61—84, tab. 5—7. 10) Dendy, A., Report on a zoological collection made by the officers of H. M. S. Flying-Fish at Cristmas Island, Indian Ocean, in: Proc. Zool. Soc. London for 1887, p. 507—526, tab. 44. 11) — The Sponge-fauna of Madras. A report on a collection of Sponges obtained in the neighbourhood of Madras bj^ Edgar Thurston, Esq., in: Ann. Mag. Nat. Hist. London, (5) V. 20, 1887, p. 153—165, tab. 9—12. 12) — Report on a second collection of Sponges from the Gulf of Manaar, ibid. (6) V. 3, 1889, p. 73—99, tab. 3—5. I SpoDgienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 373 13) Dendy, A., Catalogue of iion-calcareous Sponges collected byJ. Brace- BRiDGE Wilson, Esq., M. A., in the neighbnurhood of Port Philip Heads, in: Proc. Roy. Soc. Victoria, Melbourne (N. S.) V. 7, 1896. 14) Gray, J. E., Notes on the arrangement of Sponges with description of some new genera, in : Proc. Zool. Soc. London, 1867, p. 492 —558, tab. 27—28. 15) Hancock, A., On the excavating powers of certain Sponges belong- ing to the genus Chiona with descriptions of several new species and an allied generic forms, in: Ann. Mag. Nat. Hist., London, (2) V. 3, 1849, p. 821—348, tab. 12—15. 16) HiNDE, G., Jennings and Holmes W. Muhton, On the Sponge- remams in the lower tertiary strata near Osmaru Otago, New- Zealand, in : J. Linn. Soc. London, V. 24, Zool., p. 177—262, tab. 7 — 15. 17) Keller, C, Die Spongienfauna des Rothen Meeres, in: Z. wiss. Zool., Leipzig, V. 48, 1889, p. 311—406, tab. 20—25; V. 52, 1891, p. 249—368, tab. 16—20. 18) Kieschnick, 0., Silicispongiae von Ternate nach den Sammlungen von Herrn Prof. Dr. W. Kükenthal, in: Zool. Anz., V. 19, Leipzig 1896, p 526—534. 19) Lajibe, Lawrence M., On some Sponges from the Pacific coast of Canada and Bearing Sea, in : Proc. Trans. Boy. Soc, Canada for 1892, V. l(t, Ottawa 1893, Sect. 4, p. 67 — 78, tab. 3—6. 20) — Sponges from the Western coast of North America, ibid., for 1894, V. 12, 1895, Sect. 4, p. 113 — 138, tab. 2—4. 21) V. Lendenfeld, R., A monograph of the Australian Sponges. Part 4, 2, Ordo: Myxospongia Haeckel, in: Proc. Linn. Soc. N. S.Wales, V. 10, Sydney 1885, p. 139-158, tab. 1—5. 22) — Die Chalineen des Australischen Gebietes, in : Zool. Jahrb., Jena, V. 2, p. 723—728, tab. 18—27. 23) — Descriptive catalogue of the Sponges in the Australian Museum Sidney, in: The Australian Museum Catalogue, V. 13, London 1888. 24) — Die Gattung Steletta, in: Abb. Akad. Wiss. Berlin, 1889, An- hang 1890. 25) — Die Tetractinelliden der Adria, in : Denkschr. Akad. Wiss. Wien, V. 61, Math.-natw. Ol., 1894. 26) — Die svstematische Stellung von Placospongia : Biol. Ctrbl., V. 14, Leipzig 1894, p. 115—116. 26 a) LiNDGREN. N. G., Beitrag zur Kenntniss der Spongienfauna des Malayischen Archipels und der chinesischen Meere, in : Zool. Anz., V. 20, 1897, p. 486—487. Berichtigung ibid. V. 21, p. 40. 27) RiDLEY, Stuart 0., Spongiida, in: Account of the zoological col- lections made during the survey of H. M. S. Alert in the Straits of Magellan and on the coast of Patagonia, in : Proc. Zool. Soc. London, 1881, p. 107—137, tab. 10—11. 28) — Notes on Sponges with description of a new species, in: Ann. Mag. Nat. Hist., London, (5) V. 14, 1884, p. 183—187. 29) — Spongiida, in: Report on the zoological collections made in the 374 N. G. LINDGREN, Indo-Pacific Ocean during the voyage of H. M. S. Alert, 1881 — 1882, British Museum, London 1884. 30) E.IDLEY, Stuakt 0. and Dendy, A., Preliminary report on the Mona- xonida collected by H. M. S. Challenger, in : Ann. Mag. Nat. Hist., London, (5) V. 18, 1886, p. 325—351, 470—493. 31) — — Report on the Monaxonida, in: Report scient. Res. Chal- lenger, V. 20, Edinburgh 1887. 32) Schmidt, 0., Die Spongien des Adriatischen Meeres, Leipzig 1862. 33) — Die Spongien der Küste von Algier, Leipzig 1868. 34) — Grundzüge einer Spongienfauna des Atlantischen Grebietes, Leipzig 1870. 35) Schulze, F. E., Untersuchungen über den Bau und die Entwick- lung der Spongien, in: Z. wiss. Zool., V. 29, Leipzig 1874, p. 87 —122, tab. 8—9. 36) Selenka, E., Ueber einige neue Schwämme aus der Süd-See, ibid. V. 17, 1867, p. 565—571, tab. 35. 37) — Ueber einen Kieselschwamm von achtstrahligem Bau und über Entwicklung der Schwammknospen, ibid. V. 33, 1880, p. 467 — 476, tab. 27—28. 38) SoLLAS, W. J., Preliminary account of the Tetractinellid Sponges dredged by the Challenger, 1873 — 1876. Part 1: The Chori- stida, in: Proc. Roy. Soc. Edinburgh. V. 5, 1862-1866, p. 177 —189. 39) — Report on the Tetractinellida, in : Report scient. Res. Challenger, V. 25, Edinburgh 1888. 40) — On the Geodine genera Synops Vosmaer and Sidonops. A cor- rection, in: Proc. Roy. Dublin Soc, (N. S.) V. 6, 1888—1890, p. 276-277. 41) TopsENT, E., Contribution ä l'etude des Chionides, Poitiers 1888. 42) — Deuxieme contribution ä 1' etude des Chionides, in : Arch. Zool. Exp^r., (2) V. 9, Paris 1891, p. 554—592, tab. 22. 43) — Eponges de la Mer Rouge, in : Mem. Soc. Zool. France, V. 5, Paris 1892, p. 21—29, tab. 1. 44) — Contribution ä 1' etude des Spongiaires de i'Atlantique Nord, in : Res. Camp, scient. Prince de Monaco, Fase. 2, Monaco 1892. 45) — Spongiaires, in : Mission scientifique de M. Ch. Allüad aux lies Seychelles (Mars-May 1892), in: Bull. Soc. Zool. France, V. 18, Paris 1893, p. 172—175. 46) — Note sur quelques Eponges du Golfe de Tadjoura, recueillies par M. le Dr. L. Faurot, ibid. V. 18, 1893, p. 177-182. 47) — Etude monographique des Spongiaires de France, in: Arch. Zool. Exper., (3) V. 2, Paris 1894, p. 259—400, tab. 11—16. 48) — Spongiaires de la Baie d'Amboine, in: Rev. Suisse Zool., V. 4, Geneve 1897, p. 421—487, tab. 18—21. 49) Vosmaer, G. C. J., The Sponges of the Leyden Museum. 1. The family of the Desmacidinae, in : Notes Leyden Mus., V. 2, 1880, p. 99. SpoDgieufauna des Malayi&chen Archipels u. der chinesischen Meere. 37^ ErklUrung der Abbildungen. Tafel 17. rig. 1. Halicondria armata. Nat. Grösse. Fig. 2. Halicondria dura, a Osculum. Nat. Grösse. Fig. 3. Pachychalina melior var. tubuUfera. Das Exemplar war in zwei Theile zerbrochen, und es ist nur der eine Theil hier photo- graphirt worden, a Osculum, h Oeffnung, die zur Wohnung des Bala- niden führt. 4 nat. Grösse. Fig. 4. Heniera madrepora. a Osculum. Nat. Grösse. Fig. 5. Petrosia nigricans. ^ nat. Grösse. Fig. 6. Axinella mastigophora. a Osculum. Nat. Grösse. Fig. 7. Baphidoplilus filifer. Nat. Grösse. Fig. 8. Raphidophlus ridleyi. ^ nat. Grösse. Fig. 9. Clathria ramosa. ^ nat. Grösse. Fig. 10. Damiria australiensis. a Siphonochalina truncata. Nat. Grösse. Fig. 11. Spirastrella aurivillii (Forma libera). | nat. Grösse. Fig. 12. Latrunculia laevis. Die Dermalmembran ist an mehreren Stellen beschädigt, a ist eine solche Stelle. Nat. Grösse. Fig. 13. Hymeniacidon erecta. | nat. Grösse. Fig. 14. Tetilla ternatensis^ von oben gesehen. Nat. Grösse. Fig. 15. Geodia distincta, von oben gesehen. Nat. Grösse. Fig. 16. Caminus chinensis. a beschädigte Stelle, h Osculum. Nat. Grösse. Fig. 17. Ecionema hacilifera, von oben gesehen. Nat. Grösse. Tafel 18. Fig. 1. Halicondria variahilis. Nat. Grösse. Fig. 2. Chalina pulvinatus. Nat. Grösse. Fig. 3. Dendoryx mollis^ von oben gesehen. Nat. Grösse. Fig. 4. Spirastrella aurivillii (Forma excavans). 2 Papillen, die z. Th. zusammengewachsen sind. Nat. Grösse. Fig. 5. Dendoryx rosacea var. japonica. Nat. Grösse. Fig. 6. Siphonochalina truncata. Nat. Grösse. Fig. 7. Siphonochalina truncata. 7 a dermales Fasernetz , 7 b innere Fasern. Fig. 8. Steleita simplicifurca. Nat. Grösse. 376 N. G. LINDGREN, Geodia cydonium var. herryi. Nat. Grösse. Geodia arripiens. Nat. Grösse. Isops nigra. Nat Grösse. Dendoryx mollis. Eine Gruppe von Poren. Petrosia elastica. Schnitt vertical zur Oberfläche. Raphidophlus ridleyi. Innere Fasern. Clathria ramosa. Innere Fasern. Chalina pulvinatus. Schnitt vertical zur Oberfläche. Sidonops picteti. 17 a Osculum offen, 17 b Osculum ge- Geodia arripiens. Schnitt vertical zur Oberfläche. Geodia distincta. Schnitt vertical zur Oberfläche. Geodia cydonium var. herryi. Schnitt vertical Fig. 9. Fig. 10. Fig. 11. Fig. 12. Fig. 13. Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. schlössen. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. u-eoaia cyaomum var. berryi. »cünitt vertical zur Oberfläche. Fig. 21. Placospongia mehhesioides. Jugendformen von Sterr- astern auf verschiedenen Entwicklungsstufen. 21a' und a" sind die jüngste Form, von verschiedenen Seiten gesehen. 21b' und b" ein etwas älteres Stadium als a', a". Fig. 22. Placospongia mehhesioides. Oberflächenstructur von Sterrastern auf verschiedenen Entwicklungsstufen, 22 a — c. Fig. 23, Geodia cydonium var. herryi. Jugendformen von Sterr- astern, 23 a, b. Fig. 24. Geodia cydonium var. herryi. Oberflächenstructur von völlig ausgebildeten Sterrastern. Fig. 25. Erylus decumhens. Oberflächenstructur von völlig aus- gebildeten Sterrastern. 25 b' und b" völlig ausgebildetes Sterraster. Fig. 26. Placospongia carinata. 26 a Tylostylus, 26 b', b" Sterr- aster, X 85 , 26 c dermale Spiraster, 26 d choanosomale Spiraster, X 275. Fig. 27. Placospongia mehhesioides. Sphaerula. Fig. Fig. Fig. Fig. 5. Fig. 6. Exemplar 1 Fig. 7. Fig. 8. Fig Fig Fig von Fig IIb 9. 10. 11. der 12. Tafel 19. Halicondria variahilis. Oxeum, X 85. Halicondria armata. Oxeum, X 50. Halicondria dura. Oxeum, X 50. Petrosia nigricans. Oxeum, X 85. Petrosia elastica. Oxeum, X 150. Pachychalina fihrosa. 6 a — c, Tornota — Strongyla von 6d — e Tornota — Oxea von Exemplar 2 — 5, X 350. Chalina pulvinatus. Oxeum, X 350. Siphonochalina truncata Strongyla, X 350. Gellius strongylatus. 9 a Strongylum, 9 b Sigmata, X 200. Tedania fragilis. Raphis, X 350. Rhizochalina singaporensis. Isochelae, IIa von vorn, Seite, X 940. Esperella macrosigma. 12 a Stylus, 12 b Sigma (2), 12 c Sigma (3), 21 d Anisochela (4), 12 e Anisochela (5), X 125, 12 d' Spongienfauna des Malayischen Archipels u. der chinesischen Meere. 377 Auisüchela (4), von vorn, 12 d" Anisochela von der Seite gesehen, X 350. Fig. 13. Esperella incrustans. 13 a Subtylostylus, 13 b, b' Sig- mata, 13 c Anisochela, X 250, 13 c' Anisochela von der Seite, 13 c" Anisochela, von vorn, X 1100. Fig. 14. Dendoryx mollis. 14 a Tylotus, 14 b Stylus, 14 c Iso- chela, von vorn, 14 c' Isochela, von der Seite, X 350. Fig. 15. Damiria australiensis. 15 a Tylotus, 15 b Oxeum, 15 c Isochela, von vorn, 15c' Isochela, von der Seite, 15 d Sigmata, X 250. Fig. 16. Clathria ramosa. 16 a Stylus (1), 16 b Stylus (2), 16 c Toxon, 16 d Isochela, X 200. Fig. 17. Raphidophlus ridleyi. 17 a Stylus (1), 1 7 b Subtylostylus (2), 17 c Stylus (3), 17 d Isochela, X 250. Fig. 18. Raphidophlus filifer. 18 a Stylus (1), 18 b Subtylo- stylus (3), 18 c Stylus (2), 18 d Toxon, 18 e Isochela, X 250, 18 e' Isochela, von vorn, 18 e" Isochela, von der Seite, X 800. Fig. 19. Hymeniacidon erecta. Stylus, X 85. Fig. 20. Axinella mastigophora. 20 a, a', a" Strongyla, 20 b Stylus (2), 20 c Stylus (3), X 70. Fig. 21. Borypleres hiangulata. 21 a Oxeum, X 40, 21b, b' Oxy- aster, X 700. Fig. 22. Spirastrella aurivilUi. 22 a Tylostylus (1), 22 b Tylo- stylus (2), 22 c Spiraster, X 85, 22 c', c" Spiraster, X 400. Fig. 23. Spirastrella semilunaris. 23 a Tylostylus, 23 b choano- somale Spiraster, 28 c dermale Spiraster, X 150, 23 c' dermale Spir- aster, X 500. Fig. 24. Latrunculia laevis. 24 a Stylus, 24 b Tylostylus, 24 c Discastrum X 150, 24 c' Discastrum, X 460. Fig. 25. Tetilla ternatensis. 25 a Protriaenum, 25 b Anatriaenum, 25c Oxeum, X 35, 25 d corticales Oxeum, 25 e Sigmata, 25 a' Kopf des Protriaenums, 25 b' Kopf des Anatriaenums, X 160. Fig. 26. Steletta tenuis. 26 a Oxeum, 26 b Plagiotriaenum, X 50, 26 c Sphaeraster, 26d Chiaster, X 875. Fig. 27. Ecionema hacilifera. 27 a Oxeum, 27 b Anatriaenum, 27 c Protriaenum, 27 d Plagiotriaenum, X 50, 27 e corticales Oxeum, X 200, 27 f Microstrongylum, 27 f', f" Microstrongylaster, 27 g Chi- aster, 27 b' Kopf des Anatriaenums, 27 c' Kopf des Protriaenums, X 470. Tafel 20. Fig. 1. Erylus decumbens. 1 a Oxeum, 1 b Orthotriaenum 1 c c' Sterraster, 1 d Centroxeum, X 90, 1 e Chiaster, 1 f Oxyaster, X 470. Fig. 2. Caminus chinensis. 2a Strongylum, 2 b Orthotriaenum 2 c, c' Sterraster, X 9< », 2 d Sphaerula, 2 e Oxyaster, X 25o. Fig. 3. Geodia distincta. 3a Protriaenum, 3b Orthotriaenum 3 c Oxeum, 3 d Anatriaenum, 3 e corticales Oxeum, 3 f Sterraster X 50 378 N. G. LINDGREN, Spongienfauna etc. 3 g Cliiaster, 3 h subcorticaler Oxyaster, 3 i Oxyaster, X 450, 3 k cor- ticaler Sphaeraster, X 600, 3 a' Kopf des Protriaenums, 3 d' Kopf des Anatriaenums, X 200. Fig. 4. Geodia cydonium var berryi. 4 a Oxeum, 4 b Anatriae- num, 4 c Protriaenum, 4 d Orthotriaenum, 4 e Sterraster, X 35, 4 f cor- ticales Anatriaenum, 4 g corticales Oxeum, X 90, 41i Chiaster, 4i Oxy- aster, 4 k Sphaeraster, X 650, 4 b' Kopf des Anatriaenums, 4 c' Kopf des Protriaenums, X 90, 4f ' Kopf des corticalen Anatriaenums, X 650. Fig. 5. Geodia arripiens. 5 a Protriaenum, 5 b Anatriaenum, 5 c Dichotriaenum, 5 c' Kopf des Dichotriaenums, 5 d Dichotriaenum, 5 e Oxeum, 5 f Sterraster, X 50, 5 g corticales Anatriaenum, X 350, 5 h Cliiaster, 5 i, i' Oxyaster, X 450, 5 a' Kopf des Protriaenums, 5 b' Kopf des Anatriaenums, X 200, 5 g' Kopf des corticalen Anatriaenums, X 850. Fig. 6. Sidonops picfeti. 6 a Orthotriaenum, 6 b Oxeum, 6c Pro- triaenum, 6d Anatriaenum, 6e Sterraster, X 35, 6f Stylus, X 250, 6 g Pycnaster, 61i Oxyaster, X 500, 6 c' — c'" Kopf des Protriaenums, 6d' Kopf des Anatriaenums, X 160. Fig. 7. Isops nigra. 7 a Plagiotriaenum, 7 b Oxeum, 7 c Sterr- aster, X 50, 7 d Sphaeraster, 7 e Oxyaster, X 400. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena. — 1798 I 757 Nachdruck verboten. Uebersetzwujsrecht vorbehalten , Descriptions of two new exotic species of the genus Cliordocles. By Thos. H. Montgomery jr., Ph. D. With plates 21 and 22. In the course of certain studies upon Gordiacea, I have determined two new species of Chordodes (Creplin), a genus closely allied to Gordius, from Borneo and Africa, and these forms are here described ; the publication of the systematic results of my studies upon the american species of this group being postponed until I have an oppor- tunity to compare more material. 1. Chordodes furnessi n. s^y, 2 specimens, a male and a female, from the abdomen of two diflerent species of leaf MantidsO; these were collected by Dr. W. H. FuRNESS in Borneo, in honor of whom I have the pleasure of naming them. Cuticle with three kinds of tubercles: 1) The largest are rounded at the apex, and usually about 1^3 times as long as they are broad ; they vary considerably in shape, and while they are usually thickest at the base, are sometimes nearly square in outline, and sometimes thickest around the middle part. On the rounded apex occur Short, curved hairs, the number and diameter of which varies on diflerent tubercles. As seen on surface views in Canada baisam, these tubercles have the appearance of rings, with a darker outer 1) My colleague Dr. Philip P. Calvert, of the University of Penn- sylvania, has kindly identified for me the hosts of these two specimens of Chordodes as follows: the female specimen from the abdomen of Hierodula sp. ; the male from the abdomen of Deroplatys sp. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 26 380 THOS. H. MONTGOMERY, Zone and an inner clear spot; sections show that this central clear spot is not the opening of a pore or canal, but that it is merely a core of lighter and less refractive substance, which is surrounded by a darker and more deeply-staining peripheral layer. 2) Tubercles which are usually of less than half the height of the preceding, and are either heraispherical or of a rounded conical outline. These also bear hairs upon their apices, but the hairs are less numerous and more delicate than those of the preceding tubercles, and may be seen only by careful focussing with the Immersion lens (^/i2 of Zeiss). 3) Hyaline processes which are not seen upon surface views, and which are usually either club-shaped or finger-shaped; these pro- cesses which may represent sense-organs, are always slender in form, but may attain nearly the altitude of the first kind of tubercles. The tubercles of the first order are arranged into two kinds of groups: 1) They occur in pairs, the two components of such a pair being in close contact, while the longitudinal axis of the two lies more or less in the transverse plane of the body. These isolated pairs — which are occasionally represented by groups of 3 or 4 — are usually placed at quite regulär distances from one another, and the tubercles composing them are as a rule slightly larger than those which form the next kind of groups. 2) The greater number of these tubercles (of the first order) occur in groups of about 15 to 20, in which the individual tubercles are not in contact with one another; the number of these larger groups is not quite as great as that of the groups of twos. The second kind of tubercles are the most numerous of all, and are not arranged into groups. The third kind occur singly and sparingly, and are the least numerous of all, though they are somewhat more numerous on the ends of the body than elsewhere, especially on the posterior end of the female. Cuticular tubercles are wholly absent on the tip of the head. Form. In the male the body is cylindrical, the anterior end gradually diminishing in diameter ; the head is small, obtusely rounded at the apex, and narrower than the portion immediately preceding. The posterior end of the body (for the length of three-eighths of an inch) is narrower than the part preceding ; the distal end of body, as seen on lateral view, is truncated, there is a slight ventral groove in the median line, which extends from the distal end to the cloacal opening, which is not terminal. Female of greater diameter and length than the male; the posterior end of the body (for the length of half an inch) is narrower than the part immediately preceding, Two new exotic species of the genus Chordodes. 381 except the extreme distal eiid, which is swollen and rounded, and the cloacal eud is terraino-ventral ; the anterior portion of the body is as in the male. Color. (I give the color of the two specimens as seen in the concentrated glycerine in which they were placed ; the worms became darker after they were transposed to alcohol.) In the male, the tip of the head is white; the body is a deep yellowish-brown anteriorly which becomes darker distally, and at the posterior end of the body (for the distance of half an inch) chaiiges into a deep reddish color. In the female the tip of the head is white, while the rest of the body is uniformly deep olive brown. Length G reatest d iameter Male 216 mm 1.25 mm Female 268 „ 2.— „ This appears to be a well-marked species without any close re- semblance to the forms described by Kömer (1896, in: Abh. Senckenberg. Ges. Frankfurt a. M., V. 23) from Borneo; it is especially characterized by the occurrence of pairs of tubercles on the cuticle, and by the shortness of their hairs. The two type specimens are in the collection of the Wistar Museum of Anatomy, Philadelphia. 2. Chordodes albiharhattvs n, sp, One male, Leidy collection no. 5218, in the possession of the Biological School of the üniversity of Pennsylvania; collected by Dr. Nassau at the Ogove River, Africa. The specific name proposed is compounded of the two adjectives albus and barbatus, and has reference to the white tufts of hairs seen on the cuticle with low powers of the microscope. Cuticle. In Cauada baisam on surface views and on sections, four kinds of tubercles may be distinguished: 1) The largest, which always occur in pairs, have a more or less prismatic form (oval on surface view), are but little longer than wide, and apically are obtusely rounded. The distal end of each tubercle is characterized by its hyaline, white appearance, while the remaining portion is darker and stains deeply with eosin ; in none of the other kinds of tubercles is such a structurally difi'erentiated portion of substance to be seen. The proximal portion of the tubercle cousists of a peripheral, darker Zone, and an axial, less deeply-staining portion, so that viewed from the surface these tubercles appear like dark rings. The hyaline, 26* 382 THOS. H. MONTGOMEEY, distal cap of each tubercle bears a large number of densely-placed, thick, white hairs, wliich are not attenuated at their distal ends but are of equal diameter throughout; the most central of these hairs are somewhat longer than the tubercle itself. These hairs are not stiff in texture; they are densely grouped, covering the whole surface of the distal cap of the tubercle, and the laterally-placed ones are somewhat pendant, so as to partially cover over the apices of the contiguous tubercles. 2) Tubercles which are grouped around each pair of the preceding, there being from 20 to 30 in each group. On surface views these also appear as dark rings, but they are of only 1/2 or V3 the diameter of the preceding kind. Those nearest the centre of each group, i. e. those immediately adjacent to the central pair of tubercles of the first order, are higher than the more peri- pheral ones, and may be even of somewheat greater elevation than the tubercles of the first order; but they are always more slender in shape, and have a more or less pointed apex. The tubercles at the periphery of each group are of still sraaller diameter, and are conical or pyramidal in outline. Each tubercle bears upon its apex a number of Short, fine hairs. 3) Tubercles, the shortest and most numerous of all, of about the height of the lowest of those of the 2nd order. These have usually a squarish or heraispherical form, though they vary considerably in shape ; they do not bear hairs nor do they appear like rings upon surface views. They are not arranged into groups, but occur close together, filling out the Spaces between the groups of tubercles of the 2nd order; their color is yellowish-brown. 4) The last kind of prominences are delicate, club-shaped processes, which occur only sparingly, and which attain the height of the medium- sized tubercles of type 2; these are not seen upon surface views. When studied in alcohol before Clearing in oil, the cuticle has quite a dififerent appearance from that just described. A system of intersecting lines, which apparently have their position in the fibrous cuticula of Vejdovsky (in: Z. wiss. Zool., 1886), are to be Seen, between which lie rhomb-shaped Spaces. Each of the groups of tubercles (formed of tubercles 1 and 2) appears merely as a high eminence covered with snow- white hairs, the latter completely cover- ing and obscuring the tubercles of the 2nd order which lie beneath them. Between these white eminences are seen the tubercles of the third order, though the hyaline, club-shaped processes are not seen at all. But such alcoholic preparations show one kind of tubercle which is ODly very faintly marked on cleared preparations: namely. Two new exotic species of the genus Chordodes. 383 interspersed among tlie tubercles of the 3rd order are small groups of three or foiir tubercles eacli, wliich differ frorn their neighbors nierely in their darker color aud sligthly greater size. Accordingly, in these tubercles we have a tifth kind of cuticular tubercles. Tubercles are absent on the tip of the head. Form. The anterior end of the body is attenuated and some- what pointed, while the tip of the head is obtusely rounded. The body is cylindrical without superficial grooves, and thickest in the posterior half. The extreme distal end is narrower than the part immediately preceding, with a deep median groove upon the termino- ventral aspect; to each side of this groove is a rounded, longitudinal ridge, these ridges extending only for a short distance upon the ventral surface of the body. Anterior to this groove, upon the ventral surface of the body, lies the cloacal aperture, which is slightly elon- gate in form. At each side of this aperture, and at a little distance from it, is a longitudinal row of hairs, which are shorter and more delicate than the hairs of the longest papillae (tubercles). Leaving out of consideration these rows of hairs, the posterior end has the shape characteristic for the males of this genus, which serves to easily distinguish them from the males of the allied Gordius (cf. Janda, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., 1893. Color. Head a pale yellowish- white, and the ventral surface of the body in the region of the cloacal aperture the same color. Elsewhere of a yellowish-brown, thickly mottled with deep reddish- brown spots of irregulär size and shape, which are easily seen with the naked eye. This is apparently an immature individual, since spermatozoa are absent in the vasa deferentia in the middle body region. Length 223 mm ; greatest diameter 1,25 mm. This species is apparently closely related to C. bouvieri of Villot, but diifers from it in that the hairs of the tubercles of the Ist order are much dicker and longer, and are not directed downwards (cf. the figure given by Villot, in: Ann. Sc. Nat., 1887, Zool.). The hairs of the largest tubercles in our new species have nearly the massive form characteristic for those of C. ornatus (cf. Grenacher, in: Z. wiss. Zool., 1868). 24th May 1897, Wistar Institute of Anatomy, Philadelphia, 384 MONTGOMERY, Tvvo new exofic species of the genus Chordodes. Explanation of the Plates. (The outlines of all figures have been drawn witL the camera lucida.) Plate 21. Fig. 1 — 6. Chordodes furnessi n. sp. Fig. 1. Outline of the head end of the female (Zeiss, obj. A, oc. 2). m mouth. Eig. 2. The same, male (idem). Fig. 3. Outline of the posterior end of the female, ventral view (idem). c cloacal aperture. Fig. 4. Posterior end of the male, lateral view (idem). Fig. 5. Surface view of the cuticle, from a preparation in baisam (obj. C, oc. 4). a tubercles of the Ist order, h tubercles of the 2nd Order. Fig. 6. Transverse section of the cuticle (hom. imm. '/i2) *^*^- ^)' a tubercles of the Ist order, b of the 2nd order, c hyaline processes. Plate 22. Fig. 7 — 11, Chordodes alhibarbatus n. sp. Fig. 7. Outline of the head end, lateral view (obj. A, oc. 2). Fig. 8. Posterior end, oblique lateral view (idem). c cloacal aperture. Fig. 9. Surface view of the cuticle, as seen in alcohol (obj. C, oc. 2). a tubercles of the Ist order, b of the 2nd order, c of the 3rd order, d hyaline processes (tubercles of the 4th order), e tubercles of the 5th order. Fig. 10. Surface view of the cuticle, from a preparation in baisam (obj. C, oc. 4). Lettering as for Fig. 9. Fig. 11. Transverse section of the cuticle (hom. imm. ^/üj» oc. 2). Lettering as for Fig. 9. Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen, nach der Ausbeute der Herren Prof. Dr. W. Kükenthal und Dr. A.Walter im Jahre 1889. Von Walther May. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Jena.) Hierzu Tafel 23. Als Danielssen (15) im Jahre 1887 sein \A'erk über die von der Norske Nordhavsexpedition gesamelten Alcyonaceen veröö'ent- lichte, setzte die grosse Zahl der darin beschriebenen neuen Gattungen und Arten in Erstaunen. Nicht weniger als 9 neue Genera und 33 neue Species wurden in jener Arbeit beschrieben. Diese ausser- ordentliche Formenmannigfaltigkeit stand im Widerspruch mit der für die übrigen arktischen Thiergruppen geltenden Regel, dass bei grosser Zahl der Individuen der Reichthum an Formen ein sehr geringer ist- Man konnte daher schon von vorn herein daran zweifeln, ob die von Danielssen herangezogenen Charaktere wirklich dazu berechtigten, eine so grosse Zahl von Gattungen und Arten zu unterscheiden. Eine Vergleichung der DANiELSSEN'schen Diagnosen führte denn auch Kükenthal (18) zu der Ansicht, dass die Mehrzahl der von Danielssen aufgestellten Gattungen in eine einzige neue Gattung Paraspongodes vereinigt werden könnte. Die von KIIkenthal be- arbeiteten Alcyonaceen von Ternate boten jedoch noch nicht genügendes Material zur eingehendem Begründung der neuen Gattung, die einer Bearbeitung des von Kükenthal und Walter gesammelten ostspitz- bergischen Materials vorbehalten bleiben sollte. Herr Professor Kükenthal hatte die Güte, mir dieses Material arktischer Alcyonaceen zur Bearbeitung zu überlassen, wofür ich ihm an dieser Stelle nochmals danke. Ausserdem ermöglichte mir ein 386 WALTHEE MAY, aus der RiTTER-Stiftung gewährtes Reisestipendium, für das ich Herrn Prof. Haeckel zu grossem Dank verpflichtet bin, die im Museum zu Bergen befindlichen DANiELSSEN'schen Typen selbst zu untersuchen und mit dem neuen ostspitzbergischen Material zu vergleichen. Für die Liberalität, mit der mir die Benutzung der dortigen Museums- objecte gestattet wurde, sage ich den Herren Leitern auch hier meinen Dank. Auf Grund meiner Untersuchungen bin ich nicht nur von der Zweckmässigkeit der von Kükenthal vorgeschlagenen Zusammen- ziehung der DANiELSSEN'schen Gattungen überzeugt worden, sondern konnte auch die Identität mehrerer von Danielssen als eigene Arten unterschiedenen Formen feststellen. Eine gründliche Revision des ge- sammten DANiELSSEN'schen Materials wird jeden Falls eine noch viel weiter gehende Reduction der Arten nöthig machen. Leider sind die Beschreibungen Danielssen's so weitschweifig, dass es schwer ist, Vergleichungen zwischen den verschiedenen Species anzustellen. Namentlich vermisst man eine kurze Charakteristik der typischen Nadelformen. Danielssen hat jede noch so geringfügige Variation der Spicula, die ihm auffiel, registrirt, statt sich an die Durchschnittsform zu halten, die allein zur Vergleichung geeignet ist. Auch die Diagnosen entbehren der Einheitlichkeit, indem in der einen auf diese, in der andern auf jene Charaktere mehr Rücksicht ge- nommen wird. Viele der Maassangaben über die Polypengrösse konnte ich auf keine Weise an den Objecten bestätigen. So sollen die Polypen von Voeringia polaris Dan. eine Länge von 5 mm haben, während meine Messungen kaum die Hälfte ergaben. Die Alcyonaceen des ostspitzbergischen Materials gehören sämmt- lich der Familie der Nephthyidae an. Nur eine Art kann jedoch als eine typische Nephthyidenform bezeichnet werden, die andern nähern sich den Alcyonidae und geben wichtige Anhaltspunkte für die Be- urtheilung der phylogenetischen Beziehungen zwischen Alcyonidae und Nephthyidae. Fam. Nephthyidae Verrill. Alcyoniens armes -{- Genus Ammothea Milne-Edwards, (3) p. 123 und 127. Spoggodinae + Genus Ammothea -{- Genus Nephthya Dana, (4) p. 121 und 126. Spoggodidae, Nephthyadae u. Lemnaliadae (pars) Gray, (7), p. 128 — 130. Alcyoninae capituliferae Klunzinger, (9) p. 30. Nephthyidae Vekrill (6). Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 387 Nephthyidae incl. Sipho7iogorgiaceae Kölliker, Studeu (14) undWEiGHT u. Studeu, (17) p. 188. Für die Familie der Nephtliyiden hat Kükenthal (18) eine neue Eintheilung vorgeschlagen, die auf das Vorhandensein oder Fehlen eines Stützbündels das Hauptgewicht legt. Er unterscheidet zwei Unterfamilien : I. Polypen mit Stützbündel. II. Polypen ohne Stützbündel. Die von mir untersuchten arktischen Nephthyiden gehören zur zweiten Gruppe, da ihnen ein Stützbündel fehlt. Kükenthal stellt zu dieser Gruppe zwei Gattungen, die sich durch die Anordnung der Polypen von einander unterscheiden: A. Ammothea Sav. : die Polypen stehen in Kätzchen. B. Paraspongodes Kükenth. : die Polypen stehen in Bündeln oder einzeln. In der neuen Gattung Paraspongodes vereinigt Kükenthal fol- gende Gattungen früherer Autoren: Eunepthya Verrill (6), Paranephiliya Wright et Studer (17), Scleronej)htliya ,, „ „ Voeringia Danielssen (15), Fulla „ Baraihrohius „ Gersemiopsis ,, Drifa „ Btiva Koren et Danielssen (13), Gersemia Marenzeller (10). Da sich durch meine Nachuntersuchung eines Theils der Daniels- SEN'schen Typen die Identität von Voeringia clavata Dan. und Nanno- dendron elegans ergeben hat, so ist auch die Gattung Nannodendron einzuziehen und mit Paraspongodes zu vereinigen. SämmtUche Formen des hier bearbeiteten Materials lassen sich in die Gattung Paraspongodes einreihen. Es sind 6 Arten, darunter 2 neue. Sie umfassen 12 Species früherer Autoreu. Gattung I*arasppngode8 Küktii. Alcyonium (pars) 1j. (1), Nephihya (pars) Sav. (2), Eunephthya Ver- kill (6), Gersemia Makenz. (10), Buva Kok. et Dan. (13), Voe- ringia Dan. (15), Fulla Dan. (15), Baraihrohius Dan. (15) Gerse- miopsis Dan. (15), Nannodendron Dan. (15), Brifa Dan. (15), 388 WALTHER MAY, Paranephthya Wkight et Studer (17), Scleronephthya Wright et Studer (17). „Nephthyiden ohne Stützbündel. Polypen einzeln oder in Bündeln vereint." 1. JParaspongodes frtiticosa (Sars). (Fig. 1 a, b, c.) Älcyonium fruticosum Sars (5). Gersemia florida Marenz. (10). „ danielsseni Marenz. (11). „ longiflora Verill (12). Voeringia fruticosa Dan. (15). „ polaris „ „ „ janmayeni „ „ „ dryopsis „ „ „ pigmaea „ „ Diagnose: Colonie baumförmig. Aeste theils mit, theils ohne Nebenäste. Polypen einzeln auf den Aesten und am Hauptstamm, theilweis retractil, 1,7 mm lang, I mm breit, auf 1,5 mm langen Stielen. lOfache Keihe transversaler Spicula. Darüber 8 Doppel- reihen von je 6 Paar Spicula. Polypenspicula spindelförmig, 0,3 bis 0,4 mm lang, 0,05 mm dick. Staramspicula mit dornenlosem Mittel- stück, 0,1 mm lang, 0,03 mm dick. Spicula des Stiels in 8 Längs- reihen. Canalwände ohne Spicula. Diese Species ist zuerst im Jahr 1860 von Sars (5) als Älcy- onium fruticosum beschrieben worden. Später (1887) stellte sie Danielssen (15) zu seiner neuen Gattung Voeringia als Voeringia fruticosa. In demselben Jahre vereinigte Jungersen (16) mit ihr die früher (1877) von Marenzeller (10 u. 11) beschriebenen Arten Gersemia florida und Gersemia danielsseni sowie die von Verrill (12) 1883 abgebildete Art Gersemia longiflora. Auf Grund der Unter- suchung der DANiELSSEN'schen Typen sehe ich mich veranlasst, die von Danielssen als eigene Species beschriebenen Formen: Voeringia polaris, V. janmayeni, V. dryopsis und V. pigmaea mit Voeringia fruticosa zu vereinigen. Die meisten frühern Autoren stellten Älcyonium fruticosum Sars und Voeringia fruticosa Dan. zu den Älcyonidae. Es ist aber besser, sie zu den Nephthyidae zu stellen, wie dies Studer (14) bereits ge- than hat, da ihr Habitus mehr dem dieser FamiHe entspricht als dem typischen Habitus der Alcyoniden. Sie vereinigt Charaktere beider Familien in sich und bildet eine sehr interessante Uebergangsform zwischen Alcyoniden und Nephthyiden. Zu den Alcyoniden hat sie Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 389 Beziehungen durch die wenigstens theilweis vorhandene Retractilität der Polypen. Mit den Xephthyiden gemeinsam ist ihr der mehr oder weniger scharf ausgeprägte Gegensatz zwischen einem untern unver- ästelten und fast sterilen Strunk und einem obern verästelten, Polypen tragenden Theil. Man kann eine ununterbrochene Stufenreihe ver- folgen von Formen mit gut ausgebildetem Cönenchym und nur schwacher Andeutung eines sterilen Strunks bis zu solchen mit wenig Cönenchym und typisch entwickeltem sterilen Strunk. Diese Stufen- folge verbindet also Formen, die in ihrem Habitus Alcyonium pal- matum ähneln, mit Formen von typischem Nephthyidencharakter. Da jedoch Alcyonium palmatum in mancher Hinsicht schon auf der Grenze zwischen Alcyoniden und Nephthyiden steht und Voeringia fruticosa Dan. noch ausgesprochnern Nephthyidencharakter hat, so erscheint es geboten, sie aus der Familie der Alcyoniden auszuscheiden und zu den Nephthyiden zu stellen. Da ihr ein Stützbündel fehlt und die Polypen einzeln auf den Aesten stehen, kann von den vier Nephthyidengattungen nur Paraspongodes Kükth. in Betracht kommen. In dem ostspitzbergischen Material liegen (3 Exemplare von Faraspongodes fruticosa vor, die alle ausgesprochenen Nephthyiden- charakter zeigen. Die baumförmige Colonie besitzt eine Höhe von durchschnittlich 55 mm. Davon kommen 25 mm auf den sterilen Strunk, 30 mm auf den verästelten, Polypen tragenden Theil. Die grösste Breite des sterilen Strunks beträgt ö mm, während der fertile Theil der Colonie eine Breite bis zu 25 mm erreicht. Der Hauptstamm ist bald cylin- drisch, bald etwas plattgedrückt und deutlich längs gefurcht. Der sterile Strunk schliesst Fremdkörper (Sand etc.) ein. Die Aeste sind bei einem Exemplar zweiseitig, bei den übrigen rings um den Stamm angeordnet, bis 15 mm lang und mehr oder weniger dick. Sie lassen den Hauptstamm deutlich zwischen sich erkennen. Nebeuäste fehlen. Die Polypen stehen einzeln auf den Aesten, nur wenige direct am Hauptstanim. Sie sind durch schwach entwickeltes Cönenchym getrennt und theilweis retractil. An den vorliegenden Exemplaren sind die Polypen an den obern Aesten ganz eingezogen und nur als Punkte sichtbar, an den untern Aesten dagegen ausgestreckt. Ihre Länge beträgt durchschnittlich 1,7 mm, ihre Breite 1 bis 1,5 mm. Sie haben cylindrische Gestalt und tragen auf der Oberfläche 8 deut- liche Längsrippen, die sich durch hellere Färbung von den dunklern Zwischenräumen abheben. Der Ansatz der Polypen am Stiel ist ter- 390 WALTHER MAY, miual. Der Stiel hat eine Länge von 1,5 mm, eine Breite von 0,8 mm. Er bildet mit dem Ast, an dem er sitzt, einen sehr spitzen Winkel, so dass die Polypen den Aesten dicht anliegen. Die Polypenspicula sind in 8 longitudinalen, nach oben conver- girenden Doppelreihen von je 6 Paar Nadeln angeordnet. Die Reihen gehen nach oben sehr steil zu, so dass die obersten Nadeln einander fast parallel sind. In dem Winkel, den je zwei Doppelreihen mit einander bilden, bemerkt man mehrere büschelförmig angeordnete Nadeln. Unterhalb der 8 Doppelreihen, an der Basis des Polypen- kelchs, bilden die Spicula etwa 10 horizontale Reihen. Alle Polypen- spicula sind spindelförmig, an beiden Enden mehr oder weniger spitz, gerade gestreckt oder wenig gekrümmt. Ihre Länge beträgt 0,3 bis 0,4 mm, ihre Dicke 0,05 mm. Sie sind dicht mit 0,008 mm langen, einfachen Warzen besetzt. Die Spicula des Stiels bilden 8 Längs- reiheu, in denen die Nadeln meist horizontal liegen. Es sind 0,1 mm lange, 0,04 mm dicke, gerade Stäbchen, dicht mit meist einfachen Dornen besetzt. Die Tentakel der Polypen haben eine Länge von 1,5 mm. Ihre 0,09 mm langen und 0,02 mm breiten Spicula liegen in der Ver- längerung der Doppelreihen des Kelchs in 2 Längsreihen, an der Tentakelbasis sind sie dicht gehäuft. Sie sind platt und mit wenigen 0,004 mm langen W^arzen besetzt. Die Spicula des Stammes sind sehr dicht gehäuft und gleich- massig vertheilt. Es sind 0,1 mm lange, 0,03 mm breite Stäbchen mit terminalen Dornen, 2 Dornenquirlen und einem dazwischen liegen- den freien Mittelstück. Die Canalwände haben keine Spicula. Farbe: in Alkohol hell braun. Fundort: Olgastrasse. Tiefe: 20—95 Faden. Bodenbeschaffenheit: reine Steine, Steine und Lehm, Steine und Mudder. 2. Paraspongodes elavata (Dan.). (Fig. 2a, b.) Voeringia elavata Dan. (15). Nannodendron elegans Dan. (15). Diagnose: Colonie baumförmig. Aeste am Ende kolbig ver- dickt, theils mit, theils ohne Nebenäste. Polypen auf den Enden der Aeste, retractil, 1,3 mm lang, 1 mm breit. 5 — 7 fache Reihe trans- versaler Spicula an der Basis des Polypenkelchs. Darüber 8 longi- tudinale Doppelreihen mit je 3—4 Paar Spicula. Polypenspicula Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 391 spindelförmig, 0,4 mm lang, 0,07 mm dick. Spicula des Stammes 0,1 mm lang, 0,03 mm dick, mit dornloscm Mittelstück. Canalwände ohne Spicula. Danielssen hat als Voeringia clavata und Nannodendron elegans 2 Formen beschrieben, deren Identität mir nach Untersuchung der DANiELSSEN'schen Typen nicht mehr zweifelhaft ist. Auch eine Ver_ gleichung der von Danielssen gegebenen Diagnosen führt zu dem- selben Resultat. Ich gebe hier diese Vergleichung ausführlich, um an einem Beispiel zu zeigen, wie weit bei Danielssen die Ueberein- stimmung in den Diagnosen sogar zu verschiedenen Gattungen ge- stellter Arten geht. Zunächst weisen die Diagnosen der Gattungen Voeringia und Nannodendron keinerlei geuerische Unterschiede auf, wie folgende Zu- sammenstellung zeigt: Voeringia. 1) Stock baumförmig. 2) Stamm lederartig, cylindrisch, mit deutlichen Längsfurchen und membranösem Basaltheil. 3) Zweige rings um den Stamm geordnet, dick, besetzt mit Nebenzweigen, die eine grössere oder kleinere Zahl Polypen tragen. 4) Polypen retractil. 5) Polypen am Körper und an den Tentakeln mit dicht stehenden Spicula besetzt. 6) Schlund mit Spiculareihen. 7) Spicula des Stammes und der Aeste zahlreich. Nannodendron. 1) Stock baumförmig. 2) Stamm hart, gefurcht. Basal- theil hart, lederartig, scheiben- förmig ausgebreitet. 3) Stamm von der Basis bis zur Spitze rings besetzt mit harten, steifen, keulenförmigen Zweigen, die dicht an einander gedrängt sind, überall reich mit Polypen besetzt. 4) Polypen retractil. 5) Polypen reich an Spicula, Ten- takel auf der ganzen aboralen Seite reich an Spicula. 6) Schlund mit Spicula. 7) Stamm und Zweige reich an Spicula. Eine gleich weitgehende Uebereinstimmung zeigen die Danielssen- schen Diagnosen der beiden hier in Betracht kommenden Species: Voeringia clavata. 1) Höhe des Zoanthodems 30 mm. 2) Basaltheil scheibenförmig aus- gebreitet. 3) Stamm dick, allmählich an Dicke gegen die Spitze ab- nehmend. Nannodendron elegans. 1) Höhe des Zoanthodems 35 mm. 2) Basaltheil hart, lederartig, scheibenförmig ausgebreitet. 3) Stamm cylindrisch, hart, längs gefurcht, allmählich etwas an Dicke gegen die Spitze ab- nehmend. 392 WALTHEli MAY, 4) Spitze verzweigt sicli in 5 bis 8 Zweige. 5) Ganze Höhe von der Basis bis zur Spitze dicht besetzt mit kurzen, dicken Zweigen, die den Stamm fast ganz bedecken. Zweige enden keulenförmig, sind reich mit Polypen besetzt. ß) Polypen mit kurzem hintern Theil. 7) Doppelsterne im Basaltheil. 8) Zusammengesetzte Sterne und Doppelsterne im Stamm. 9) Spindeln und Keulen am Po- lypenkörper. 10) Farbe fast weiss, ein wenig in Roth überdrehend. 4) Spitze verzweigt sich in 3 bis 4 Zweige. 5) Sta;r.m von der Basis bis zur äusseren Spitze rings besetzt mit keulenförmigen, lappigen, harten Zweigen, die überall mit Polypen besetzt sind. Zweige schliessen dicht zu- sammen, bedecken fast ganz den Stamm. 6) Polypen mit kurzem hintern Theil. 7) Doppelsterne und zusammen- gesetzte Sterne im Basaltheil. 8) Zusammengesetzte Sterne, blatt- förmige Keulen und Rosetten im Stamm. 9) Lange gerade oder gebogene dornige Spindeln und dornige Kegel im Polypenkörper. 10) Farbe gelb, ein wenig in Braun übersehend. Die ganz geringfügigen Unterschiede in der Consistenz des Basal- theils und in der Form der Spicula, die nach diesen Diagnosen be- stehen, erwiesen sich durch die Untersuchung als belanglos. Vocringia clavata Dan. und Nannodendron elcgans Dan. sind daher zu einer Species zusammenzuziehen. Die reichliche Entwicklung des Cönenchyms und die dadurch bedingte Retractilität der Polypen nähert diese Species noch mehr als Voeringia fruticosa den Älcyonidae, der baumförmige Habitus aber erfordert ihre Einreihung in die Familie der Nephthyidae, wohin sie auch bereits früher von Studer (14) gestellt wurde. Ihre Zugehörigkeit zur Gattung Paraspongodes ergiebt sich aus dem Fehlen des Stützbündels und der Anordnung der Polypen, die einzeln auf den kolbig verdickten Enden der Aeste stehen. In dem ostspitzbergischen Material liegen 15 Exemplare dieser Species vor. Die Colonie ist baumförmig und 11 — 35 mm hoch. Davon kommen 2 — 10 mm auf den sterilen Strunk, 9 — 30 mm auf den Polypen tragen- den Abschnitt. Die grösste Breite des sterilen Strunks beträgt 5—10 mm, die des fertilen Theils 8—15 mm. Der sterile Strunk ist stark runzlig, der verästelte Theil des Stammes längs gefurcht und ganz von den Aesten verdeckt. Die Aeste sind kurz, rings um den Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 393 Stamm angeordnet und am Ende kolbig verdickt. Ein Theil von ihnen trägt Nebenäste, die am Ende ebenfalls kolbig verdickt sind. Die Polypen stehen zum kleinern Theil an den Seiten der Aeste, zum weitaus grössern Theil auf deren halbkuglig angeschwollenen Enden. Sie sind durch gut entwickeltes Cönenchym getrennt und retractil, haben cylindrische Gestalt und 8 longitudinale Rippen auf der Oberfläche. Ihre Länge beträgt 1,3, ihre Breite 1 mm. Die Polypenspicula sind an der Basis des Polypen in 5 — Tfacher Reihe transversal angeordnet. Im obern Theil bilden sie 8 longitudi- nale, nach oben convergirende Doppelreihen von je 3 — 4 Paar Nadeln. In dem Winkel zwischen je 2 Longitudinalreiheu stehen 1 — 2 Spicula in der Längsrichtung des Polypen. Die Polypenspicula sind spindel- förmig, gerade oder gebogen. Ihre Länge beträgt 0,4 mm, ihre Dicke 0,08 mm. Sie sind dicht mit 0,008 mm langen Warzen besetzt. In den Tentakeln liegen die Nadeln horizontal. Die Fiedern der Tentakel sind gekerbt und frei von Nadeln. Der Stamm ist sehr dicht mit gleichmässig vertheilten Spicula besetzt. Sie haben eine Länge von 0,1 mm, eine Dicke von 0,02 mm und tragen 0,02 mm lange, verästelte Dornen, die in 2 Quirlen an- geordnet sind, zwischen denen sich ein dornenloses Mittelstück be- findet. An beiden Enden der Stäbchen stehen kleine Warzen. Die Canalwände haben keine Spicula. Farbe: in Alkohol schmutzig weiss bis hell braun. Fundort : Olgastrasse. Tiefe: 20—95 Faden. Bodenbeschalfenheit : reiner Steingrund; Steine mit Mudder; Steine mit braunem Mudder und blauem Lehm. 3. JParaspongodes rubra n, sp, (Fig. 3 a, b.) Diagnose: Colonie baumförmig. Aeste am Ende kolbig ver- dickt, mit oder ohne Nebenäste. Polypen auf den Enden der Aeste, retractil, 1,3 mm lang, 1 mm breit. 8 fache Reihe transversaler Spicula an der Basis des Polypen. Darüber 8 longitudinale Doppel- reihen von je 6 Paar Spicula. Polypenspicula roth, spindelförmig, 0,4 mm lang, 0,08 mm breit. Spicula des Stammes roth, 0,2 mm ang, 0,04 mm dick, mit dornenlosem Mittelstück. Canalwände ohne Spicula. Diese Species, die bisher noch nicht beschrieben wurde, ist der vorigen nahe verwandt im Gesammtaufbau der Colonie und in der Form und Grösse der Spicula. Sie unterscheidet sich aber von ihr 394 WALTHER MAY, durch die Zahl der Spicuhx in den Doppekeihen des Polypeukelchs und durch die rothe Farbe der Polypen- und Stammnadeln. Es liegen 3 Exemplare vor. Der baumförmige Polypenstock ist 25—30 mm hoch. Er besteht aus einem kurzen, 8 — 10 mm hohen, 13 — 15 mm breiten sterilen Strunk und einem 17 — 20 mm hohen, 15—20 mm breiten, verästelten, Polypen tragenden Theil. Der Hauptstamm ist am fertilen Theil deut- lich längs gefurcht und durch die Aeste fast ganz verdeckt. Der sterile Strunk verdünnt sich an der Basis membranartig und ist bei einem Exemplar auf einem grossen Balaniden aufgewachsen. Die Aeste sind rings um den Stamm angeordnet, längs gefurcht, am Ende kolbig verdickt und theilweis mit am Ende ebenfalls kolbig verdickten Neben- ästen versehen. Die Polypen stehen auf den verdickten Enden der Aeste und Nebenäste, durch reichliches Cönenchym getrennt, in das sie sich ganz zurückziehen können. Sie sind 1,3 mm lang und 1 mm breit. Die Spicula der Polypen sind in 8 longitudinalen, nach oben convergirenden Doppelreihen angeordnet. In jeder Doppelreihe liegen 6 Paar Spicula. Darunter befindet sich eine 8 fache Reihe transver- saler Spicula. Die Spicula sind roth gefärbt, spindelförmig, gerade oder wenig gekrümmt, 0,4 mm lang, 0,08 mm breit und dicht mit 0,008 mm langen, einfachen Warzen besetzt. Die Tentakel tragen eine Reihe transversal liegender Nadeln von 0,07 mm Länge und 0,02 mm Dicke. Die Fiedern sind frei von Spicula. Die Spicula der Stammrinde sind roth gefärbte, 0,2 mm lange, 0,04 mm dicke Stäbchen, die an beiden Enden mit 0,02 mm langen verästelten Dornen besetzt sind, zwischen denen ein deutlich ausge- prägtes, dornenloses Mittelstück liegt. Spicula der Canalwände fehlen. Die Farbe der Colonie ist roth, bedingt durch die roth gefärbten Spicula. Fundort: Olgastrasse. Tiefe: 30—45 Faden. Bodenbeschaffenheit: Steingrund. 4. Paraspongodes glacialis n, sp. (Fig. 4 a, b.) Diagnose. Colonie baumförmig. Aeste am Ende kolbig ver- dickt. Polypen auf den Enden der Aeste, retractil, 1,7 mm lang, 1,7 mm breit. 8 longitudinale Doppelreihen von je 7 Paar Spicula. Spicula der Polypen spindelförmig, 0,3 mm lang, 0,06 mm dick. Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 395 Spicula des Stammes mit dornenlosem Mittelstück, 0,08 mm lang, 0,02 mm dick. Canahvände ohne Spicula. Diese Species, mit P. clavata nahe verwandt, unterscheidet sich aber von ihr durch die bedeutendere Grösse der Polypen und die grössere Zahl der Spicula in den Doppelreihen des Polypenkelchs. Es liegt mir nur 1 Exemplar vor. Die baumförmige Colonie ist 37 mm hoch, der sterile Strunk 6 mm, der fertile Theil 31 mm. Die Breite des sterilen Theils be- trägt 7, die des fertilen Theils 10 mm. Der Polypen tragende Theil des Hauptstammes ist ganz von den Aesten verdeckt. Die Aeste sind rings um den Stamm augeordnet und am Ende kolbig angeschwollen. Die angeschwollenen Enden berühren sich, so dass nur schmale Furchen zwischen ihnen übrig bleiben. Die Polypen stehen auf den verdickten Enden der Aeste und sind durch reichliches Cönenchym getrennt, in das sie sich ganz zurück- ziehen können. Die Oberfläche der Aeste, auf denen die Polypen ein- gezogen sind, ist fast ganz glatt. Die Polypen sind 1,7 mm lang und ebenso breit, auf ihrer Oberfläche mit 8 heilern Rippen bedeckt. Sie sitzen terminal auf 1,2 mm langen, 0,9 mm breiten Stielen, die gleich- falls 8 Rippen auf ihrer Oberfläche zeigen. Die Polypenspicula sind zu je 7 Paar in 8 longitudinalen, nach oben convergirenden Doppelreihen angeordnet. Darunter liegt eine 5 fache Reihe transversaler Spicula. In den Winkeln zwischen je 2 Doppelreihen liegt eine Anzahl büschelförmig angeordneter Spicula. Die Polypenspicula sind von spindelförmiger Gestalt, gerade gestreckt oder schwach gekrümmt, 0,3 mm lang, 0,06 mm dick und dicht mit 0,008 mm langen einfachen Warzen besetzt. Die Spicula des Stiels liegen horizontal in 8 longitudinalen Reihen. Es sind kurze, gedrungene, mit Warzen besetzte Stäbchen von 0,09 mm Länge und 0,02 mm Dicke. Die 0,01 mm langen Warzen sind theils gleichmässig vertheilt, theils mehr an den beiden Enden vereinigt. Die Tentakel sind 0,7 mm lang. Ihr Stamm ist mit 2 Längs- reihen von Spicula bedeckt. Die Spicula sind flach, 0,08 mm lang, 0,02 mm dick und mit 0,004 mm langen Warzen ziemlich spärlich besetzt. Die Fiedern haben keine Nadeln. Die Spicula des Stammes sind sehr dicht gehäuft und gleich- mässig vertheilt. Es sind Stäbchen mit langen, verästelten Dornen an beiden Enden und dornenlosem ^littelstück. Ihre Länge beträgt 0,08 mm, ihre Dicke 0,02 mm. Die Warzen sind 0,02 mm lang. Die Aeste sind reichlich mit Spicula erfüllt, die dieselbe Form und Grösse Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 27 396 WALTHER MAY, haben wie die Spicula des Stammes. Die Canalwände haben keine Spicula. Farbe: in Alkohol grau. Fundort: Olgastrasse. 5. Paraspongodes cajHtata (Dan.). Voeringia capitata Dan. (15). Diagnose. Colonie baumförmig. Aeste keilförmig, dicht an- einander gedrängt. Polypen auf den Aesten, durch wenig Cönenchym getrennt, retractil, 1,7 mm lang, 1,2 mm breit. 5 fache Reihe trans- versaler Spicula. 8 longitudinale Doppelreihen mit je 4 Paar Spicula. Polypenspicula spindelförmig, 0,4 mm lang, 0,1 mm dick. Spicula der Aeste 0,2 mm lang, 0,03 mm dick, mit terminalen Warzen und 2 Quirlen stark verästelter Dornen. Spicula des untern Stammtheils von derselben Form, aber nur halb so lang. Canalwände ohne Spicula. Die Vergleichung dieser Species mit den DANiELSSEN'schen Typen ergab ihre Identität mit Voeringia capitata Dan. Sie ist daher als Paraspongodes capitata (Dan.) zu bezeichnen. Es liegt nur 1 kleines Exemplar vor. Die Colonie hat die Form einer Halbkugel, deren Radius 7 mm lang ist. Ein steriler Strunk ist kaum angedeutet. Die Aeste ent- springen schon dicht über der Basis des Stammes und sind rings um diesen angeordnet. Sie haben etwa keilförmige Gestalt und berühren sich gegenseitig mit ihren Flächen. Die Polypen bilden die Hauptmasse der Aeste, zwischen ihnen findet sich nur spärliches Cönenchym, in das sie sich ganz zurück- ziehen können. Ihre Länge beträgt 1,7 mm, ihre Breite 1,2 mm. Die Polypenspicula liegen an der Basis der Polypen transversal in 5 facher Reihe. Darüber befinden sich 8 longitudinale, nach oben convergirende Doppelreihen von je 4 Paar Spicula. Alle Polypenspicula sind spindel- förmig, gerade oder gebogen, 0,4 mm lang, 0,1 mm dick und dicht mit 0,008 mm langen, einfachen Warzen besetzt. Die Spicula des Stammes und der Aeste tragen 2 Quirle reich verästelter Dornen, die durch ein dornenfreies Stück verbunden sind. An beiden Enden stehen terminale Warzen. Die Spicula der Aeste sind 0,2 mm lang, 0,03 mm dick, die Länge der Dornen beträgt 0,02 mm. Die Spicula des untern Stammtbeiles sind nur halb so lang. Farbe: in Alkohol weiss. Fundort : Olgastrasse. Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 397 Tiefe: 40 Faden. Bodenbeschaffenheit: Steine und Mudder. 6. Paraspongodes polaris (Dan.). (Fig. 5 a, b.) Nephthya polaris Dan. (15). Diagnose: Colonie baumförmig. Aeste ohne Xebenäste, von der Basis an mit Polypen besetzt. Polypen in Bündeln von 6, theils direct am Hauptstamm, theils an den Aesten, nicht retractil. Polypen- kelche 1,2 mm lang, 0,9 mm breit, auf 1,2 mm langen, 0,6 mm breiten Stielen, mit denen sie einen Winkel bilden. Spicula in 8 Doppelreihen von je 6 Paar. Keine transversalen Spicula. Polypenspicula keulen- förmig, 0,3 mm lang, 0,04 mm dick. Canalwände ohne Spicula. Diese Species ist aus der Gattung Nephthya auszuscheiden, da sie keine Stützbündel hat. Es liegen mir 10 Exemplare vor. Die Colonie erhebt sich baumartig über die Ansatzfläche und hat bei den vorliegenden Exemplaren eine Höhe von 10 — 25 mm. Der sterile Strunk ist 3 — 10 mm, der fertile Theil 5 — 21 mm hoch. Die grösste Breite des sterilen Theils schwankt zwischen 3 und 5 mm, die des fertilen Theils zwischen 5 und 21 mm. Der Hauptstamm ist deutlich längs gefurcht, sein Basaltheil scheibenförmig ausgebreitet. Die Aeste sind rings um den Stamm angeordnet, stehen in spitzem Winkel von ihm ab und erreichen eine Länge bis zu 11 mm. Sie sind von ihrer Basis an dicht mit Polypen besetzt und werden ganz von diesen verdeckt. Der Hauptstamm ist mehr oder weniger deut- lich zwischen den Aesten sichtbar. Die Polypen stehen in Bündeln von durchschnittlich 6 zum kleinern Theil direct am Hauptstamm, zum grossem Theil an den Aesten. Die einzelnen Bündel sind dicht an einander gedrängt. Die Polypenkelche sind 1,2 mm lang und 0,9 mm breit. Sie sitzen an 1,2 mm langen und 0,6 mm breiten Stielen, mit denen sie einen stumpfen oder rechten Winkel bilden. Die Polypenspicula sind in 8 longitudinalen, nach oben conver- girenden Doppelreihen von je 6 Paar Spicula angeordnet. Transver- sale Spicula sind an der Basis des Polypen nicht vorhanden. Die Spicula sind von keulenförmiger Gestalt, gerade oder ganz wenig ge- krümmt. Zwischen ihnen finden sich in sehr geringer Anzahl schlankere, stabförmige Nadeln. Die durchschnittliche Länge der Spicula beträgt 0,3 mm, die Dicke 0,09 mm. Sie sind dicht mit 0,02 mm langen, ein- fachen Warzen l)esetzt. Die Spicula des Stiels sind von derselben 27* 398 WALTHER MAY, Gestalt und Grösse wie die des Kelchs. Sie liegen theils in der Längsrichtung des Stiels, theils quer zu ihr. Die Spicula der Ten- takel liegen horizontal in je einer Längsreihe. Den Fiedern der Tentakel fehlen die Spicula. Die Spicula der Stammrinde sind dicht gehäuft und gleichmässig vertheilt. Trotz ziemlicher Unregelmässigkeit der meisten Nadeln lässt sich doch ein gewisses Grundschema nicht verkennen. Es sind meist 0,1 mm lange und 0,04 mm dicke Stäbchen mit terminalen Dornen, 2 Dornenquirlen und einem dorsalen Mittelstück. Die Dornen ver- schmälern sich nach ihrem Ende zu. Spicula der Canalwände fehlen. Farbe: in Alkohol hell braun oder dunkel braun. Fundort: Olgastrasse. Tiefe: 20—110 Faden. BodenbeschaÖenheit : reiner Steingrund; Steine und Lehm; Steine und brauner oder gelber Mudder. Es sei mir gestattet, hier einige Bemerkungen über die Ver- wandtschaftsverhältnisse der Gattung Paraspongodes anzuschliessen. Studer (14) und Kükenthal (18) sehen die Alcyonidengattung Bei- lonella als Ausgangspunkt der Nephthyidae an , und zwar lässt Kükenthal aus ihr zunächst die Gattung Ämmothea hervorgehen. Eine nicht weniger innige Beziehung als zwischen Bellonella und Ämmothea scheint mir aber zwischen den Gattungen Älcyonium und Paraspongodes zu bestehen. Kükenthal lässt in seiner Stammbaura- skizze die Herkunft der Vertreter des Genus Paraspongodes dahin- gestellt und deutet nur die Möglichkeit an, sie als eine Parallelgruppe zu den Gattungen Ämmothea, Nephthya und Spongodes aufzufassen, die sich ebenfalls aus Älcyoninae entwickelt habe und durch Con- vergenz im Aufbau den mit Stützbündeln versehenen Gattungen Neph- thya und Spongodes sehr ähnlich geworden sei. Der grösste Theil der von mir in dieser Arbeit beschriebenen Formen der Gattung Paraspongodes scheint nun nicht nur die von Kükenthal aus- gesprochene Vermuthung zu unterstützen, sondern auch einen Schluss auf die speciellern phylogenetischen Beziehungen dieser Gattung zu der Familie der Älcyonidae zu erlauben. Namentlich ist Paraspon- godes fruticosa geeignet, Licht auf diese Beziehungen zu werfen. Wie ich bereits bei der Beschreibung dieser Art angedeutet habC; lässt sich hier eine continuirliche Stufenreihe verfolgen von Formen mit entschiedenem AI cyoniden- Charakter bis zu solchen mit typischem Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 399 Nephth yi den -Charakter. Früher wurden die Extreme dieser Stufenreihe als verschiedene Arten, ja sogar als verschiedene Gattungen beschrieben. Sars (5) stellte die Alcyonidenform zu der Gattung Älcyonium als Alcyonhmi fruticosum und wies bereits auf ihre nahen Beziehungen zu Älcyonium palmatum hin. INfARENZELLEu (10) be- schrieb die Nephthyidenform als Gersemia florida, und Verrill (12) bildete eine Zwischenform als Gersemia longiflora ab. Vergleicht man die Abbildungen von Sars, Verrill und Marenzeller, so lässt sich hier verfolgen, wie eine Form, die in ihrem Habitus Älcyonium pal- matum sehr ähnlich sieht und an der gesonderte Aeste kaum an- gedeutet sind, durch allmähliche, stärkere Herausbildung der Ver- ästelung übergeht in eine Form, an deren Nephthyiden -Habitus kein Zweifel möglich ist. Dasselbe Resultat ergab sich mir aus der Vergleichung der DANiELSSEN'schen Typen. Nimmt man noch hinzu, dass auch bei den typischen N ephthy i den -Formen \on Paraspon- godes fruticosa die Retractilität der Polypen sich wenigstens theilweis erhalten hat, so werden die Beziehungen zu den Älcyonidae noch innigere. Auch die Nadelformen bereiten hier keine Schwierigkeiten, sondern lassen sich im Gegentheil ebenfalls als Beweismaterial ver- werthen. Die Polypennadeln von Älcyonium palmatum sind spindel- förmig wie bei Faraspongodes fruticosa, und im Cönosark kommen u. a. auch doppelsternige Formen vor. Aus alle dem kann geschlossen werden, dass die Gattung Faraspongodes aus einer Alcyonidenform hervorgegangen ist, die Älcyonium palmatum sehr ähnlich war. Nach der andern Seite hin ist die Möglichkeit einer Entwicklung der Gattung Spongodes aus der Gattung Faraspongodes nicht aus- geschlossen. Man kann annehmen, dass das Stützbündel sich zweimal unabhängig entwickelt hat, einmal bei Umwandlung der Gattung Äm- mothea zu Nephthya, das andere Mal bei Umwandlung der Gattung Faraspongodes zu Spongodes. Wir würden dann, von den Älcyonidae ausgehend, zwei Parallelreiheu haben, von denen die eine von Bello- nella durch Ämmothea zu Nephthya, die andere von Älcyonium durch Faraspongodes zu Spongodes führt. Das Auftreten eines Stützbündels bei Ne2)hthya und Spongodes wäre dann als eine Convergenzerscheinung aufzufassen und kein Merkmal einer directen Verwandtschaft. Als zwei natürliche Gruppen der Nephthyiden würden sich somit er- geben : I. Polypen in Bündeln oder einzeln. 1) ohne Stützbündel: Faraspongodes. 2) mit Stützbündel : Spongodes. 400 WALTHER MAY, II. Polypen in Kätzchen. 1) ohne Stützbündel : Ämmothea. 2) mit Stützbündel: Nephthya. In den Fundortstabellen der von der Norske Nordhavsexpedition und von Kükenthal gesammelten Alcyonaceen findet sich ein für die Beurtheilung der chorologischen und bionomischen Verhältnisse,, unter denen die arktischen Alcyonaceen leben, sehr werthvolles Material, das bis jetzt noch sehr wenig verwerthet worden ist. Einige der Schlüsse, die sich aus den Angaben der Tabellen ziehen lassen, sollen hier kurz erörtert werden. Zunächst ergiebt sich aus den Temperaturangaben, dass die arktischen Alcyonaceen Kaltwasserthiere sind. Die Bodentemperaturen der Stellen, wo die Thiere gedredgt wurden, liegen zwischen - 2,1* und +7,1'^ C. In der Mehrzahl der Fälle war die Temperatur nicht höher als — 1 » C. Diese Thatsache wirft einiges Licht auf eine andere Erscheinung, die sich aus den Tiefenangaben der Fundortstabellen ergiebt. Ver- gleicht man nämlich die Tiefenangaben der Norske Nordhavsexpedition mit denen von Kükenthal, so ergeben sich sehr beträchtliche Unter- schiede sogar für dieselbe Species. So lebt Faraspongodes fruficosa nach den Angaben der Norske Nordhavsexpedition an der Westküste Spitzbergens in einer mittlem Tiefe von 600 Faden, dagegen nach den Angaben Kükenthal's an der Ostküste Spitzbergens in einer mittlem Tiefe von nur 52 Faden. Wie mir Herr Prof. Kükenthal mittheilte, förderten seine Dredgungen an der Westküste Spitzbergens in geringen Tiefen keine Alcyonaceen zu Tage. Es scheint daher aus dem bis jetzt vorliegenden, allerdings noch sehr dürftigen Material geschlossen werden zu können, dass die Alcyonaceen an der West- seite Spitzbergens in viel bedeutendem Tiefen leben als an der Ost- seite. Die Ursache dieser auffallenden Erscheinung ist in den dortigen Strömungsverhältnissen zu suchen. An der Westküste Spitzbergens zieht der warme Golfstrom nach Norden und veranlasst die an kaltes Wasser gewöhnten Alcyonaceen, sich in grössere Tiefen zurückzuziehen. An der Ostküste dagegen streicht, wie Kükenthal u. Walter nach- gewiesen haben, ein kalter, nach Süden fliessender Polarstrom vorbei, dessen niedrige Temperatur das Leben der Alcyonaceen in geringern Tiefen ermöglicht. Ueberhaupt erklären sich die bedeutenden Tiefen, in denen die von der Norske Nordhavsexpedition gesammelten AI- Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 401 cyonaceen leben, wohl wesentlich aus dem Umstand, dass sie aus Meeresgebieten stammen, deren seichtes Wasser durch den Golfstrom erwärmt wird. Die sehr verschiedenen Tiefen, in denen ein und dieselbe Alcyo- naceenart vorkommt, lassen ferner darauf schliesseu, dass für diese Thiere die Einflüsse des Lichts und des Wasserdrucks von keiner oder sehr untergeordneter Bedeutung sind. Endlich mögen noch einige Worte folgen über die Beschaffenheit des Bodens, auf dem die Thiere leben. In grösserer Tiefe besteht dieser aus dem bekannten Tiefseethon, wie sich dies aus den Tabellen der Norske Nordhavsexpedition ergiebt. In geringern Tiefen sind nach den Angaben Kükenthal's stets Steine gedredgt worden, die wohl vorzugsweise den Alcyonaceen als Anheftungspunkte dienen. Einige fand ich auf Balanidenschalen und Bryozoenstöcken befestigt. Von den am Meeresboden befindlichen Fremdkörpern werden häufig grössere oder geringere Mengen in die untern Stammtheile aufgenommen und tragen zu deren Festigung bei. Die folgenden Tabellen enthalten alle bis jetzt bekannten Fund- ortsverhältnisse der hier beschriebenen Arten. 1. Paraspongodes fruticosa (Sars). Sammler Lage Bodenbeschaffenheit Tiefe K. K. Oesterr.-Ung. 79" 9,2' n. Br., 62° 3,5' ö. L. Brauner Schlamm 372 Fad. Nordpolarexpedition 1872—74 )i 79° 5,4' n. Br., 61" 31,4 ö.L. Schlamm 462 „ j' — u 480 „ United States Comis- — — 858—1917 F. sion of Fish and Fisheries 1883 Norske Nordhavsex- Varangerfjord — — pedition 1876 — 78 j j 64" 2' n. Br., 5" 35' ö. L. Thon 498 Fad. y 66" 41' n. Br., 6" 59' ö.L. ,, 350 „ 70" 41'n.Br., 10" 10' ö.L. Brauner Thon u. Steine 263 „ ,' 72" 27' n.Br., 31" 1' ö.L. Thon 136 „ ^j 72" 27' n.Br., 35" 1' ö.L. n 136 „ n 73" 25' n.Br, 31" 30' Ö.L. 197 „ jf 74" 8' n.Br., 31" 12' ö.L. 147 „ 74" 54'D.Br., 14" 53' ö.L. ft 658 „ ., 76" 34' n.Br., 12" 51' ö.L. 743 „ 17 79" 59' n.Br., 5" 40' ö.L. jj 459 „ KÜKENTBAL 1889 2 Meilen nördl. von Ryk-Ys- Feiner Lehm mit 55 „ Inseln kleinen Steinen und Muschelschalen 402 WALTHER MAY, Sammler Lage BodenbeschafiPenheit Tiefe KÜKENTHAL 1889 3 Meilen östl. von W. Thymen- Strasse 2^ Meilen östl. von Cap Bessels 1 Meile nordöstl. v.d. Bastians- Inseln (Südmündung d. Hin- lopen-Strasse) 2 — 3 Meilen nordöstl. von Cap M elchers 2 — 3 Meilen nordöstl. von Cap Melchers Mitte der Olga-Strasse Steine und Mudder Feine, glatte Steine Reiner Steingrund Brauner Mudder und Steine, auch blauer Lehm Steine mit Lehm Reine Steine Kleine Steine 40 Fad. 40 20 2. Paraspongodes clavata (Dan.). Norske Nordhavsex- pedition, 1876—78 Kükenthal, 1889 69" 46' n. Br., 16" 15' ö. L. 71*' 42' n. Br., 37° 1' ö, L. 1^ Meile nordöstl. RykYs- Inseln 1 Meile nordöstl v. d. Bastians- Inseln (Südmündung d. Hin- lopen-Strasse) Nähe der Bastians-Inseln Nähe der Bastians-Inseln 1 Meile südl. von Cap Gjaever (Nordostland) 1 — 1 Meile südöstl. von Friedr. Franz-Inseln (Südmüudung der Hinlopenstrasse) 2 — 3 Meilen östl. von Cap Melchers 2 — 3 Meilen nordöstl. von Cap Melchers Mitte der Olga-Strasse Sandiger Thon Thon, Steine Kleine, glatt gewasch- ne Steine und etwas blauer Mudder Reiner Steingrund Steine mit Mudder von 30 blaugrauer Farbe, einige kleine Flori- deen Steine mit einigen 42 kleinen Florideen Reiner Steingrund 30 Steinig 45 Brauner Mudder und 50 Steine, auch blauer Lehm Kleine Steine 50 40—50 70 95 649 148 65 20 50 3. Paraspongodes rubra n. sp. Kükenthal, 1889 Norske Nordhavsex- pedition, 18T6— 78 '> »' KÜKENTHAL, 1889 .^ — 1 Meile südöstl. von den Friedr. Franz-Inseln 2 — 3 Meilen östl. von Cap Melchers Reiner Steingrund mit Sand Steinig 4. Paraspongodes capitata (Dan.). 70" 51' n.Br., 8» 20' w. L. 71" 42 n.Br., 37" 1' ö L. 74" 8' n. Br., 31" 12' ö. L. 3 Meilen östl. von W. Thymen- Strasse Dunkel grauer, san- diger Thon Thon, Steine Thon Steine und Mudder 95 30 45 95 148 147 40 Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. 5. Paraspongodes polaris (Dan.). 403 Sammler Lage Bodenbeschaffenheit Tiefe Norske Nordhavsex- 70" 41' n.Br., 10" lO'w.L. Brauner Thon, Steine 263 Fad. pedition, 1876 — 78 M 71« 42' n.Br., 37O 1' ö. L. Thon, Steine 148 „ )) 74° 8' n. Dr., 31" 12' ö. L Thon 147 „ KüKENTHÄL, 1889 2 Meilen nördl. v. d. Ryk- Feiner Lehm mit 55 „ Ys-Inseln kleineu Steinen und Muschelschalen 'J 1 Meile nordöstl. v. d. Bas- Reiner Steingrund 20 „ tians-Inseln (Siidmündung d. Hinlopen-Strasse) •» 2 — 3 Meilen nordöstl. von Cap Brauner Mudder und 50 „ Melchers Steine, auch blauer Lehm »> 2 — 3 Meilen nordöstl. von Cap Steine und Lehm 40 — 50 „ Melchers >» Mitte der Olga-Strasse Steine mit gelbem Mudder HO „ » )> T) )> Kleine Steine 95 „ LiteraturTerzeichniss. 1) LiNNE, Systema uarurae, ed. 10, 1785. 2) Savigny, J. C, Description de l'Egypte ou recueil des observations et des recherches qui ont ete faites en Egypte pendant 1' ex- pedition de l'armee francaise, Histoire naturelle, V. 1, 1809. 3) Milne-Edwauds, Histoire naturelle des Coralliaires ou Polypes pro- prement dits, V. 1, 1857. 4) Dana, Synopsis of the Report on Zoophytes, 1859. 5) Saes, M., Om nogle nye eller lidt bekjendte norske Cölenterater, in: Forh. Vidensk. Selsk. Christiania, Aar 1860, p. 140. 6) Verrill, A. E., Synopsis of the Polyps and Corals of the North- Paeific Exploring-Expedition under Commodore C. Ringgold and Captain John Rodgers, U. S. N., l'rom 1853 — 50. Collected. by Dr. Wm. Stimpson, with descriptions of some additional species from the west coast of North America, in: Proc. Essex Inst., V. 4, 1866 und V. 6, 1870. 7) Gray, j. E., Notes on the fleshy Alcyonid corals, in : Ann. Nat. Hist., (ser. 4) V. 3, 1869, p. 117. 8) Koren og Danielssen, Fauna littoralis Norvegiae, Heft 3, 1877. 9) Klunzinger, C. B., Die Korallenthiere des Rothen Meeres, 1877. 10) Marenzeller, E. V., Die Cölenteraten, Echinodermen und Würmer der k. k. österr.-ung. Nordpolexpedition, 1877. 11) — Poriferen, Anthozoen, Ctenophoren und Würmer von Jan Mayen, 404 WALTHER MAY, Alcyonaceen von Ost-Spitzbergen. in: Die internationale Polarforschung 1882 — 83. Die österr. Polarstation Jan Mayen, V. 3, Zool., p. 16. 12) Verrill, Results of the explorations made by the steamer „Alba- tross", off the northern coast of the United States in 1883, tab. 2, fig. 13, in: Rep. Comm. Fish and Fisheries for 1883. 13) Koren og Danielssen, Nye Alcyonider, Gorgonider og Penna- tulider, tilhörende Norges Fauna, in: Bergens Mus., 1883. 14) Studer, Th., Versuch eines Systems der Alcyonaria , in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, 1887, p. 1. 15) Danielssen, D. C, Alcyonida, in: Norske Nordhavsexpedition 1876 —1878, Zool., 1887. 1 6) JuNGERSEN, H. F. £., Kara-Havets Alcyonider, in : Dijmphna-Togtets zoologisk-botaniske Udbytte, Kopenhagen 1887. 17) Wright, E. P., and Studer, Th., in: Report scient. res. Challenger 1873—76, V. 31, 1889. 18) Kükenthal, W., Alcyonaceen von Ternate. Nephthyidae Verrill und Siphonogorgiidae Kölliker, in: Ergebn. zool. Forschungs- reise Mollukken und Borneo, in: Abh. Senckenberg. Ges. Frank- furt a. M., V. 23, 1896. Erklärung der Abbildungen. Tafel 23. (Alle Figuren sind mit Zeiss' Stativ VII, Oc. 2, Obj. D gezeichnet.) Fig. 1. Paraspongodes fruticosa (Sars). 1 a Polypenspicula, 1 b Spicula des Polypenstiels, 1 c Spicula des obern Stammtheils. Fig. 2. Paraspongodes clavata (Dan.). 2a Polypenspicula, 2b Spicula des untern Stammtheils. Fig. 3. Paraspongodes rubra n. sp. 3 a Polypenspicula, 3 b Spicula des obern Stammtheils. Fig. 4. Paraspongodes glacialis n. sp. 4 a Spicula des Polypen- stiels, 4 b Spicula des untern Stammtheils. Fig. 5. Paraspongodes polaris (Dan.). 5 a Polypenspicula, 5 b Spicula des untern Stammtheils. Nachdruck verboten. UebersetzungsrecfU vorbehalten^ Zur Keimtniss der Gattung Trimerus Nal. Von Prof. Dr. Alfred Nalepa in Wien. Hierzu Tafel 24. Gen. Trimerus Nal. (Farn. Eriophyidae Sieb. s. Phytoptidae Duj. — Subfam. Phyllo- coptinae Nal.) 1892. in: Anz. Akad. Wien, p. 155. — 1892. in: Denkschr. Akad. Wien, V. 59. p. 525. — 1896. in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 383. Abdomen ungleichartig geringelt. Rückenhalbringe schmal, glatt oder punktirt. Dorsalseite des Abdomens mindestens unmittelbar hinter demSchilde durch zwei nach hinten verstreichende Längsfurchen in ein er- höhtes Mittelfeld und zwei Seitenfelder getheilt. Im Allgemeinen erinnern die Arten der Gattung Trimerus an schmal geringelte Phyllocopten, sind aber von diesen durch die an den Trilobitenkörper erinnernde Dreitheilung der Dorsalseite des Ab- domens auffällig verschieden. Die beiden longitudinalen Rückenfurchen verflachen sich in der Regel gegen das Körperende, so dass die Drei- theilung meist schon im letzten Körperviertel undeutlich wird. Bei einigen Formen (z. B. T. gigantorhynchus) sind die Längsfurchen sehr kurz, so dass die Dreitheilung des Abdomens nur an der Basis des- selben deutlich ist. In andern Fällen hinwiederum sind die Furchen sehr tief und auch die Seitentheile stark gewölbt, so dass drei Längs- wülste die Dorsalseite des Abdomens durchziehen (T. trinotus, T. cristatus). Die Rückenhalb ringe sind entweder glatt oder punktirt; in 406 ALFRED N ALEPA, letzterm Falle kann die Punktirung nur auf die Furchen beschränkt bleiben (T. trilobus). Niemals treten aber Reihen von hinfälligen Chitinstiften auf der Rückenseite auf, wie dies bei Callyntrotus der Fall ist. Der Körper ist hinter dem Kopfbrustschilde verbreitert, das Schild demgemäss gross. Die Zeichnung desselben ist in der Regel netzartig, die Rückenborsten sitzen auf faltenförmigen Höckern und sind kurz und zart. Die Beine sind schlank, die Krallen häufig ge- knöpft. Nicht selten ist die Fiederborste stark nach aufwärts ge- bogen und erscheint in der Flächenausicht zweitheilig {T. cristatus, T. trinotus). Manche Arten zeichnen sich durch einen auffallend langen Rüssel aus {T. gigantorJiynchus, T. massalongianus). Die Larven sind jenen von Phyllocoptiden ähnlich und besitzen zumeist eine stark gewölbte Rückenseite; die Dreitheilung wird ge- wöhnlich erst im zweiten Larvenstadium (Nymphenstadium) deutlich. Die Arten der Gattung Trimerus gehören sämmtlich der mittel- europäischen Fauna an und leben theils als Einmiether in den Gallen anderer Gallmilben, theils auf den Blättern von Holzgewächsen, auf welchen sie Missfärbung (unregelmässige, bleiche Flecken, Bräunung etc.) oder selbst Deformation der Blattspreite (Rollung und Faltung des Blattrandes etc.) hervorrufen. Bisher sind 14 Arten bekannt und zwar: 1) Trimerus gemmicola Nal. 1895. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 212. — 1896. Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 391, tab. 3, fig. 5, 6. — Auf Taxus baccata L. : In den deformirten Blatt- und Blüthenknospen mit Eriophyes (Phytoptus) psilaspis (Nal.). 2) T. trinotus Nal. 1892. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 191. — 1896. Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 393, tab. 4, fig. 4, 5. — Auf Alnus glutinosa Gärt. : Bleiche, bauchig aufgetriebene Flecke auf den Blättern. 3) T. longitarsus n. sp. 1897. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 119. — Siehe S. 408. 4) T. acromius (Nal.). 1891. Phyllocoptes acromius Nalepa, in: Acta Acad. Leop., V. 55, p. 367 (descr. nulla). — 1892. legonotus acromius Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 58, p. 882, tab. 3, fig. 9, 10. — 1892. Trimerus acromius Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 155 (descr. nulla). — Auf Betula alba L.: Auf den Blättern und in den Blatt- knötchen mit Eriophyes (Phytoptus) betulae (Nal.) und E. (Ph.) Uonotus (Nal.). Zur Kenntniss der Gattung Trimerus Nal. 407 5) T. massalongianus Nal. 1893. Nai.epa, in: Anz. Akad. Wien, p. 32. — 1896. Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 391, tab. 3, fig. 7, 8. — Auf Quer- cus pubescens L. : Bleiche, unregelmässige Flecke auf den Blättern, 6) T. cristahis n. sp. 1897. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 232. — Siehe S. 409. 7) T. salicobius (Nal.). 1892. Tegonotus salicobius Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 128. — 1892. Trimerus salicobius Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, p. 128. — Auf Salix alba L., S. fragilis L. : Im „Wirrzopf" und in den Blattgallen als Einmiether. 8) T. heterogaster (Nal.). 1890. Cecidophyes heterogaster Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 1 (descr. nulla). — 1891. Cecidophyes (Phyllocoptes) heterogaster Nalepa, in: Acta Acad. Leop., V. 55, p. 390, tab. 4, fig. 7, 8. — 1893. Phyllocoptes heterogaster Nalepa, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 288. 9) T. rhynchothrix n. sp. 1897. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 232. — Siehe S. 410. 10) T. piri (Nal.). 1891. Tegonotus piri Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 162 (descr. nulla) — 1894. Tegonotus piri Nalepa, in: Acta Acad. Leop., V. 61, p. 321, tab. 6, fig. 3, 4. — 1892. Trimerus piri Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 155 (descr. nulla). — Auf Pirus com- munis L. : Auf missfarbigen Blättern und in den Randrollungen mit Eriophyes (Phytoptus) piri (Nal.). 11) r. armatus (Can.). 1890. Phyllocoptes armatus Caxesteini, in: Ricerche intorno ai Fito- ptidi, p. 23, tab. 6, fig. 7; tab. 7, fig. 6, 11, 12. — 1892. Tego- notus armatus Canestrini, in: Prospetto dell' Acarof. ital., V. 5, p. 693, tab. 47, fig. 7; tab. 48, fig. 6, 11, 12. — Auf Crataegus oxyacantha L. : In deformirten Knospen als Einmiether und auf ge- bräunten Blättern. 12) T. gigantorhynchus (Nal.). 1892. Phyllocoptes gigantorhynchus Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 191. — 1896. Trimerus gigantorhynchus Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 392, tab. 4, fig. 1 ; tab. 5, fig. 7. — Auf Prunus domestica L. : Auf gebräunten Blättern. 13) T. coactus Nal. 1896. Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 109. — 1896. Nalepa, in: Denkschr. Akad. Wien, V. 64, p. 393, tab. 4, fig. 2, 3. — Auf Plantago lanceolata "L. : Runzlig verdickte Längsfalten auf den Blättern. 408 ALFRED NALEPA, 14) T. trilohus (Nal.). 1890. Cecidophyes trilohus Nalepa, in: Anz. Akad. Wien, p. 213 (descr, nulla). — 1891. Cecidophyes trilohus Nalepa, in: Acta Acad. Leop., V. 55, p. 388, tab. 4, fig. 3, 4, 7. — Auf Sambucus nigra L., S. racemosus L.: Randrollung. Beschreibung der unter 3), 6) und 9) angeführten neuen Arten. Trimerus longitarsus Nal. (Taf. 24, Fig. 1 und 2.) Körper gedrungen, hinter dem Kopfbrustschild stark verbreitert, spindelförmig. Schild dreieckig, Hinterrand zwischen den Borsten- höckern stark ausgebuchtet. Schildzeichnung deutlich, netzartig, jener von Trimerus gigantorhynchus (in : Denkschr. Akad. Wien, V. 64, tab. 4, fig. 1) sehr ähnlich. Rückenborsten kurz, vom Hinterrand entfernt, nach oben gerichtet. Rüssel sehr gross, fast ein Drittel der Körperlänge erreichend (0,05 mm), senkrecht nach abwärts gerichtet. Beine sehr schlank, die Fussglieder sehr lang und dünn. Erstes Fussglied etwa 1| mal so lang wie das letzte. Die Borsten an der Unterseite des Femurs scheinen zu fehlen Kralle gekrümmt, stark geknöpft. Fieder börste 4 strahlig, stark zurückgebogen, so dass sie in der Ventralansicht 2theilig erscheint. Stern um tief gegabelt, fast Xförmig. Erstes Brustborstenpaar wenig kürzer als das zweite. Abdomen bis ungefähr ins letzte Viertel von zwei Längsfurchen durchzogen. Mitteltheil des Abdomens massig hervortretend, ca. 50 glatte, schmale Rückeuhalbringe. Bauchseite fein gefurcht und punk- tirt. Seitenborsten mittellang, in der Höhe des Epigyniums inserirt. Die Bauchborsten des 1. Paares sind länger als die Seitenborsten und überragen die Basis der Borsten des 2. Paares beträchtlich. Diese sind etwa so lang wie die Seitenborsten. Die des 3. Paares über- ragen den Schwanzlappen, welcher kurze Schwanzborsten trägt. Neben- borsten fehlen. Epigynium sehr breit (0,033 mm), die äussern Epimeren- Avinkel überragend. Deckklappe glatt, hintere Klappe beckenförmig. Genitalborsten fast grundständig, kurz, etwa so lang wie die Rücken- borsten. Epiandrium bogenförmig, 0,023 mm breit. Mittlere Länge des ? 0,14 mm, mittlere Breite -0,06 mm. Zur Kenntniss der Gattung Trimerus Nal. 409 Mittlere Lauge des S 0,11 mm, mittlere Breite 0,05 mm. Die zweite Larvenform (Nymphe) trägt an Stelle des äussern Geschlechtsapparats 2 kurze Borsten. Der Raum zwischen denselben ist glatt, da hier die Ringelung und Punktiruug unterbrochen ist. Trimerus longitarsus fand sich mit Phytoptus hrevitarsus Fockeu und Oxypleurites heptacanthus ziemlich häufig in Erineum alneura Pers., welches ich auf stark inficirten Sträuchern von Alnus gluti- nosa Gärt, in Schwarzwasser bei Gräfenberg (österr. Schlesien) sammelte. Trimerus cristatus Nal. (Taf. 24, Fig. 3, 4 und 5.) Körper hinter dem Schild massig verbreitert. Schild fast dreieckig; Vorderraud über dem Rüssel vorgezogen und denselben vollkommen bedeckend, häufig 3 stumpfe Zähnchen zeigend. Hinter- ecken seitlich stark vorspringend. Zeichnung des Schildes netzartig. Rückenborsten sehr kurz, zart, nach aufwärts gerichtet und auf sehr grossen, faltenartigen Höckern einander genähert und vor dem Hiuter- rand sitzend. Rüssel kräftig, 0,023 mm lang, senkrecht nach abwärts gerichtet. Beine deutUch gegliedert. Tarsalglieder bedeutend schwächer als das Bein. 1. Tarsalglied länger als das 2. Kralle schwach ge- bogen und geknöpft. Fiederborste zart, wahrscheinlich 4strahlig, jedoch nach aufwärts gebogen, daher in der Ventralansicht zweitheilig erscheinend. Stern um nicht gegabelt, kurz. Epimeren verkürzt. Brustborsteu des 2. Paares vom Innern Epimerenwinkel entfernt sitzend. Rückenhalb ringe zahlreich (ca. 54) und glatt, Bauchhalb- ringe wenig schmäler und fein punktirt. Dorsalseite des Abdomens von zwei tiefen Längsfurchen durchzogen, welche sich im letzten Drittel des Abdomens hinter dem kammartig hervortretenden Mittel- theil vereinigen und nach hinten allmählich verflachen. Seitlich sind die Furchen von wulstartig vortretenden Erhebungen begrenzt, welche etwas hinter den Rückenborsten beginnen, dann nach auswärts biegen, längs der Seitenränder des Abdomens hinziehen und gegen das Körpereude hin verstreichen. Der Schwanzlappen ist 3 lappig und trägt kurze Schwanzborsteu, aber keine Nebenborsten. Die Seiten- borsten sind in der Höhe des Epigyniums inserirt, wenig länger als die Borsten des 2. Paares. Die Bauchborsten des 1. Paares er- 410 ALFRED N ALEPA, reichen die Basis der Borsten des 2. Paares, welche nur wenig kürzer sind als die des 3. Paares. Diese erreichen den Hinterrand des Schwanzlappens. Epigynium gross, 0,023 mm breit, halbkuglig, Deckklappe gestreift. Genitalborsten grundständig, ungefähr so lang wie die Bauchborsten des 2. Paares. Epiandrium klammerförmig, 0,016 mm breit. Mittlere Länge des $ 0,17 mm, mittlere Breite 0,057 mm. Mittlere Länge des S 0,12 mm, mittlere Breite 0,046 mm. Trimerus crisfatus beobachtete ich in ziemlich grosser Anzahl auf der Unterseite der Blätter von Quercus pubescens in Gesellschaft von Trimerus massalongianus. Die Blätter zeigten keine auffallenden Abweichungen in Gestalt und Färbung, unterschieden sich aber von den normalen Blättern durch eine mehr oder minder starke wellige Kräuselung des Blattrandes, der überdies an einzelnen Stellen, und besonders in den Buchten, nach unten umgeschlagen war (Taf. 24, Fig. 5). Ich sammelte dieses Cecidium auf dem Schwarzkogel bei Mödling in Niederösterreich. Trifuerus rliynchothrix Nal. (Taf. 24, Fig. 6 und 7.) Körper schlank, schwach spindelförmig, hinter dem Schilde massig verbreitert. Schild halbkreisförmig, Vorderrand stark vor- gezogen, den Rüssel vollkommen bedeckend. Schildzeichnung sehr un- deutlich (Taf. 24, Fig. 7). Rückenborsten sehr kurz, zart und nach aufwärts gerichtet. Borstenhöcker sehr gross, faltenförmig, der Mittel- linie sehr genähert und vor dem Hinterrand sitzend. Rüssel kräftig, 0,023 mm lang, schräg nach abwärts gerichtet. Rüsselborsten auffallend lang. Beine schlank, Tarsalglieder bedeutend schwächer als das Bein. 1. Tarsalglied fast H mal so lang wie das 2. Fiederborste gross, 4 strahlig. Kralle dünn, geknöpft. Sternura kurz, gegabelt. Die Brustborsten des 2. Paares sind von den Innern Epimerenwinkeln etwas abgerückt. Abdomen dorsalwärts von zwei flachen Längsfurchen, welche nach hinten allmählich verstreichen, durchzogen und von ca. 45 glatten, schmalen Rückenhalbringen bedeckt. Mitteltheil der Rückenseite nur massig erhöht, manchmal etwas abgeflacht. Bauchhalbringe schmal, Zur Keniitniss der Guttun}? Triinerus Nal. 411 fein punktirt. Seitenborsten so lang wie die Bauchborsten des 3. Paares. Die Bauchborsten des 1. Paares sind wenig länger als diese und erreichen die Borsten des 2. Paares nicht. Diese sind etwas kürzer als die des 3. Paares, welche bis an den Schwanzlappen reichen. Schwanzborsten kurz, Nebenborsten sehr kurz, nur an stark aufgehellten Exemplaren sichtbar. Epigynium klein (0,023 mm). Hintere Klappe halbkugel- förniig, Deckklappe stark gewölbt und fein gestreift. Genitalborsten grundständig. Epiaudrium klein (0,015 mm), bogenförmig. Mittlere Länge des ? 0,2, mittlere Breite 0,07 mm. Mittlere Länge des S 0,12 mm, mittlere Breite 0,05 mm. Mit T. heterogaster nahe verwandt, von diesem aber durch den stark verbreiterten Körper, die tiefen Längsfurchen (bei T. hetero- gaster sind dieselben kaum angedeutet), die glatte Rückenseite und die auö'allend langen Tasterborsten deutlich unterschieden. Trimerus rhynclmthrix erzeugt der Knospenlage entsprechende Verkrümmungen der Blätter von Ranuuculus alpestris. Prof. Dr. Fr. Thomas sammelte dieses Cecidium in Arosa (cf. Thomas, in: Mitth. Thüring. Bot. Ver., [N. F.] Heft 5, 1893, p. 7) und hatte die Freundlichkeit, dasselbe mir zur Untersuchung zu überlassen. Wien, December 1897. Erklärung der Abbildimgen. Tafel 24. Sämmtliche Abbildungen, ausgenommen Fig. 5, sind bei einer 450 maligen Vergrösserung (Reichert I, 9) gezeichnet. Fig. 1 und 2. Trimerus longitarsus n. sp. Fig. 3 und 4. Trimerus cristatus n. sp. Fig. 5. Blatt von Quercus pubescens L., Rückseite (natürliche Grös.se). Fig. 6 und 7. Trimerus rhynchothrix n. sp. Zool. Jahrb. XI, Abth. f. Syst. 28 Nachdruck verboten. Uebersetztmgsrecht vorbehalten. Die Stethopathidae, eine neue flügel- und schwinger- lose Familie der Diptera. Von Dr. Benno Wandolleck in Berlin. Hierzu Taf. 25—26 Im Sommer vorigen Jahres erhielt ich von Herrn Prof. Cook vom National Museum in Washington ein kleines Insect, welches be- stimmter Merkmale wegen unzweifelhaft zu den Dipteren gehörte, ob- gleich es sich sehr auffällig durch den Mangel der Flügel und Halteren auszeichnete. Das äussere Aussehen, das bei der oberfläch- lichsten Betrachtung bei einem Laien entfernt die Erinnerung an einen Floh hervorrufen konnte, hatte entschieden etwas Cycloraphen-artiges und schloss vor allem auch eine event. Beziehung des Thieres mit gewissen Pupiparen, denen ja auch Flügel und Halteren fehlen, von vorn herein aus. Das Thier lebte, wie sein Entdecker berichtete, ektoparasitisch auf grossen westafrikanischen Landschnecken, wahrscheinlich Ächa- tina- Arten. Da ich das Thier nicht gleich identificiren konnte, so beschloss ich, dasselbe einer genauen anatomischen Untersuchung zu unter- ziehen, weil mir eine solche am ehesten über seine systematische Stel- lung A.ufschluss zu geben versprach. Ich will hier gleich voraus- schicken, dass ich mir keineswegs allzu grosse Mühe gab, die syste- matische Stellung des Thieres heraus zu finden, weil mir die anatomischen Verhältnisse eines so seltsamen Thieres viel interessantere Resultate in Aussicht stellten und das Studium derselben auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe von selbst ergeben hätte. Ich begann zuerst mit der Untersuchung des Skelets. Die Stethopatliidae, eine neue Uipterenfainilie. 413 Während ich noch damit beschäftigt war, fand Herr Prof. Dahl unter seinen auf Raluui gesammelten Naturalien eine kleine Diptere, welche er, der sich seit Jahren mit Phoriden beschäftigte, sofort als eine flügel- und schwingerlose Phoride bestimmte. Ein sich nur auf den allgemeinen Habitus erstreckender Vergleich mit den mir von Herrn Cook übergebenen Thieren zeigte, dass diese sich eng an die DAHL'schen Thiere anschlössen, ja mit ihnen sicher zu einer Gruppe vereinigt werden konnten. Ich hatte mir die Thiere von Herrn Prof. Cook nur zur anato- mischen Bearbeitung und genauen Beschreibung erbeten, an einer Xamengebung lag und liegt mir sehr wenig. Ich gehe dabei von dem Gedanken aus, dass das Verdienst um die Wissenschaft nicht in dem Be- legen eines Thieres mit einem, wenn auch hochtönenden Namen be- steht, sondern darin, die Kenntniss eines Thieres möglichst gefördert zu haben. Herr Prof. Cook ist ganz derselben Meinung, doch ist er durch seine amtliche Instruction gehalten, für die Wissenschaft neue Thiere, die er einem fremden Gelehrten zur Bearbeitung geben will, selbst zu benennen und mit einer Diagnose zu versehen. Als Herr Prof. Dahl mir seine Thiere zeigte, hatte ich bereits Kopf, Fühler, Mundtheile und Beine des CoOK'schen Thieres unter- sucht und gezeichnet. Meiner Bitte, mir auch einige seiner Thiere zur Bearbeitung zu tiberlassen, entsprach Herr Prof. Dahl, wollte jedoch, weil er sich für den eigentlichen Entdecker und Erkenner der Thiere hielt, sein Thier selbst im Zool. Anzeiger beschreiben und benennen. Aus den oben angeführten Gründen war mir dies auch recht, und so habe ich beide Arten zur Bearbeitung erhalten. In No. 543 des Zool. Anzeigers hat nun Dahl die Namengebung vollzogen und an den Namen PuUciphora lucifera eine recht gewagte Hypothese geknüpft. Er glaubt in den Thieren das gewissermaassen „missing link" zwischen Dipteren und Aphanipteren gefunden zu haben. Durch diese von Dahl ohne Anhalt resp. reelle Basis auf- gestellte Hypothese haben die Thiere ein erhöhtes Interesse für die Zoologie gewonnen, welches eine möglichst genaue Bearbeitung und zu- gleich eine Prüfung der DAHL'schen Hypothese zur unbedingten Noth- wendigkeit macht. Ich will in Folgendem versuchen, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Zuerst werde ich, nach Discussion der systematischen Zugehörigkeit dieser Thiere zu einer bekannten Dipterenfamilie, so weit es mir möglich ist, das Genauere über die vorliegenden Thiere 28* 414 BENNO WANDOLLECK, bringen und dann am Schluss des Nähern auf die DAHL'sche Hypo- these einsehen. Allgemeine Systematik. Wie ich schon in meiner vorläufigen Mittheilung in No. 553 des Zool. Anzeigers ausgeführt habe, bestand die DAHL'sche PuUciphora lucifera nicht aus Männchen und Weibchen einer Art, sondern aus zwei sehr stark von einander abweichenden Weibchen. Auch die Ausbeute Cook's enthielt nur Weibchen, so dass mir nun drei ver- schiedene Weibchen zur Bearbeitung vorlagen. Eine Nebeneinanderstellung der drei Thiere zeigte auf den ersten Blick, dass ich es hier nicht allein mit drei verschiedenen Arten, sondern ohne Zweifel luit drei streng von einander scheidbareu Gat- tungen zu thun hatte. Ihre Zusammengehörigkeit zu einer Gruppe war von vorn herein zweifellos, aber nun war vor allem die Frage zu beantworten, zu welcher bekannten Dipterenfamilie diese Thiere zu rechnen seien. Flügel und Halteren fehlen ihnen, die für viele Familien so charakteristischen männlichen Geschlechtsorgane konnten nicht untersucht wertlen, weil keine Männchen vorhanden waren, der übermässig reducirte Thorax konnte ebenso wenig wie das von Eiern strotzende Abdomen zum Vergleich herangezogen werden, es blieben also nur der Kopf und die Beine übrig. Als Dahl die Thiere an- sah, erklärte er sie kurzer Hand für Phoriden, ja in seiner Mittheilung sagt er sogar, er hätte die Thiere zuerst für Angehörige der Gattung Phora, die die Flügel verloren, gehalten. Es ist wahr, der Kopf der Thiere hat bei nicht gerade ein- gehender Betrachtung etwas Phoriden-artiges. Die sehr grossen, borstig behaarten Taster und die eigenthümlichen Fühler bringen diesen Eindruck hervor, aber damit ist die Phoriden- Aehnlichkeit auch er- schöpft. Als ich die Thiere in Bearbeitung nahm, hatte ich noch niemals Phoriden genauer studirt. Zu dieser Gruppe gehörige Thiere kannte ich nur an dem eigenthümlichen Flügelgeäder, der buckligen Körper- form und den Fühlern. Ich hatte die Mundtheile der CooK'schen Thiere präparirt und genau gezeichnet, als Dahl mir sagte, „die Thiere sind deutliche Phoriden". Nun hatten die Mundtheile eine von allen mir be- kannten Fliegenmundtheilen sehr abweichende Gestalt, ich zeigte die Zeichnungen Dahl, der sich seit Jahren mit Phoriden beschäftigt, er Die StethopiitliiciHe, eine neue Dipterenfamilio. 415 erkannte sie sofort als Phoridenmundtheile an und hat diese Ansicht auch in seiner Mittheilung im Zool. Anzeiger vertreten. Als mir nun im Verlauf meiner Arbeit Zweifel an den Angaben Dahl's aufstiegen, verglich ich auch die Mundtheile meiner Objecte mit denen echter Phoriden. Aber ich war nicht wenig erstaunt, kaum eine entfernte Aehnlichkeit zu finden. Die Phoriden haljen Mundtheile, die sich eng an die der meisten übrigen Cycloraphen an- schliessen. Oberlippe, Epi- und Hypopharynx sind verschwindend klein gegenüber der riesigen, mit grossen, herzförmigen, fleischigen Labellen versehenen Unterlippe, die, mit deutlichen Pseudotracheen ausgestattet, einen geknickten Rüssel bildend, hervorragt. Und nun dagegen die Mundtheile der in Frage stehenden Thiere! Eine grosse, die andern Mundtheile von oben vollständig oder fast vollständig überdeckende, tief kahnförmige Oberlippe, die zusammen mit einer absonderlich gebildeten, sie von unten genau schliesenden Unterlippe, welche eine flach kahnförmige Gestalt aufweist, ein kurzes, kegel- förmiges, breitbasiges Mundorgan bildet. Zwischen diesen beiden Lippen befinden sich nun Organe, die in ihrer sonderbaren Form wenig an die zwischen Ober- und Unterlippe bei andern Dipteren liegenden erinnern und deren Identificirung ich in dem speciellen Theil ver- suchen will. Diese bedeutende Verscliiedenheit der Mundtheile nöthigt mich nun hauptsächlich, die in Frage stehenden Thiere vollständig von den Phoriden zu trennen und für sie eine eigene Familie aufzustellen. Ich glaube, dass ich bei diesem Vorgehen auf allgemeine Zustimmung rechnen darf. Der ganze Habitus, das Fehlen der Flügel und Schwinger, der stark reducirte, fast nahtlose Thorax, die grossen Coxae, der seltsame Kopf mit den verhältnissmässig kleineu Augen und die ganz aberranten Mundtheile macheu die Aufstellung einer neuen Familie meiner Meinung nach zur Nothwendigkeit. Ich habe zwar nur Weibchen, und ich kann mich eines Verdachtes, den ich schon gleich Anfangs hatte, nicht erwehren, dass nämlich die zugehörigen Männchen geflügelt sein dürften, aber wenn sich dieser Verdacht auch wirklich bestätigen sollte, so glaube ich doch, dass die zu solchen Weibchen gehörenden iMännchen sicherlich kaum deut- lichere Beziehungen zu andern bekannten Dipterenfamilien zeigen werden. Was nun die Verwandtschaft zu den Phoriden betrifl't, so ist diese jeden Falls eine weitläufige. Ich habe schon oben aus einander gesetzt, worin die Aehnlichkeit besteht, sie ist zwar sehr gering, aber 41G BENNO WANDOLLECK, sie ist doch vorhandeo, was man in Bezug auf eine andere Familie nicht sagen kann, und darum möchte ich auch die neue Familie neben die Phoriden stellen. Die Diagnose der neuen Dipterenfamilie würde folgendermaassen lauten : Farn. Stethopathidae, Kleine bis sehr kleine, im weiblichen Geschlecht flügel- und schwingerlose Fliegen mit stark reducirtem Thorax und reducirten Facettaugen, Punktaugen nur bei einer Gattung vorhanden. Fühler ögliedrig, denen der Phoriden ähnlich. Taster gross, schlauchförmig, beborstet, mit denen der Phoriden übereinstimmend. Mundtheile vom gewöhnlichen Typus abweichend. Beine mit grossen Coxae. Weib- liche Genitallamellen sehr klein und unscheinbar. Die Männchen sind unbekannt, ebenso die Metamorphose. Ueber die Lebensweise liegen nur von einer Gattung resp. Art sichere Beobachtungen vor. Sie fand sich scheinbar ektoparasitisch auf grossen westafrikanischen Ächatina- Xrien ^). Wie schon oben gesagt, sind nur 3 Gattungen mit je 1 Art be- kannt geworden; eine stammt aus Liberia und 2 vom Bismarck- Archipel. Alle 3 zeigen in ihrem Bau sehr deutliche Reductionen und Umbildungen. Es ist jedoch nicht möglich, die bis jetzt be- kannten 3 Gattungen in eine auf- resp. absteigende Reihe zu bringen. Von dem stark reducirten Thorax habe ich der Familie den Namen Stethopathidae beigelegt. Die mir von Herrn Prof. Cook übergebenen Thiere wurden von mir zuerst und am genauesten untersucht, daher will ich sie auch hier an erster Stelle beschreiben. 1) Dahl giebt von den von ihm gefangenen Arten an, dass sie „Aasfresser" seien. Abgesehen davon, dass die Methode seines Fanges, da viele Insecten und vornehmlich Fliegen sich gern überall hinsetzen, wo es Flüssigkeit zu lecken giebt, wenig zuverlässig und ziemlich roh ist, so ist auch der Ausdruck „Aasfresser" für eine Dipteren-Imago sehr wenig glücklich gewählt. Es könnte diese Be- zeichnung nur auf solche Imagines anzuwenden sein, die aus Aas be- wohnenden und sich von Aas nährenden Larven gezogen worden sind. Daher erscheint es mir auch misslich, bei diesen Thieren, von deren Larven nicht das Geringste bekannt ist, mit solcher Bestimmtheit, wie es Dahl thut, von Aasfressern zu reden, obgleich ich die Möglichkeit, dass die Larven von Aas leben, nicht für ausgeschlossen halten will. Die Stethopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 417 Wie ich schon oben gesagt habe, steht das Recht der Namen- gebung allein Herrn Prof. Cook in Washington zu. Da dieser Herr die Namengebung bis jetzt noch nicht vollzogen hat, so muss der Name oti'en bleiben. Mein Material war nur sehr beschränkt. Die Skeletverhältnisse studirte ich an Exemplaren, die in Kalilauge macerirt waren ; sie wurden in Glycerin präparirt und aufgehoben. Ueber die innern anatomischen Verhältnisse suchte ich mir an Sagittalschnitten, die in einer Dicke von 7 /< angefertigt und mit Boraxkarmin gefärbt wurden, Klarheit zu verschaffen, so weit es eben an dem Material ging. 1. Die Cook 'sehe Gattung. (Taf. 25, Fig. 1, 2, 3; Taf. 26, Fig. 11, 14, 15, 18.) Die Thiere wurden in Liberia auf lebenden, grossen Land- schnecken gefunden. Sie scheinen sich von dem Schleim der Thiere zu nähreu. Sie sind sehr gute Läufer; bei Beunruhigung verlassen sie sehr schnell ihren Wirth, um später wieder zurückzukehren. Die Farbe ist bei den in Alkohol conservirten Thieren ein helles Braun an Kopf, Thorax und Beinen. Der mit Eiern gefüllte Hinter- leib ist beingelb. Ihre Länge beträgt 1,4 mm, davon kommen auf den Kopf 0,296 mm, auf den Thorax 0,276 mm, auf das Abdomen 0,828 mm. Bei oberflächlicher Betrachtung fallen die verhältnissmässig grossen Fühler und die stark entwickelten Beine besonders auf. Auf den letztern beruht auch, wenn überhaupt davon zu reden wäre, ihre Flohähnlichkeit. Der K 0 p f. (Taf. 25, Fig. 2, 3; Taf. 26, Fig. 11, 14, 18.) Die eigenthümliche Form des Kopfes zeigen die Figg. 2 u. 3 auf Taf. 25. Der Kopf ist 0,296 mm breit und 0,345 mm hoch. Die Stirn ist sanft ansteigend und mit 4 Paaren starker und langer Borsten besetzt. Ebensolche Borsten finden sich auch an den Wangen. Im Uebrigen ist der Kopf mit feinen, nicht sehr dichten, kurzen Härchen besetzt. Punktaugen fehlen. Die Fühler sitzen in tiefen Gruben ; sie fallen durch ihre Grösse und ihre Lage am Kopf sehr ins Auge. Auf den ersten Blick erscheinen sie kugelförmig, mit langem, fadenförmigem Endglied. Nach der Maceration präsentiren sie sich als 5gliedrig. Ein Fühler von dieser Gattung ist auf Taf. 26, Fig. 11 dargestellt. 418 BENNO WANDOLLECK, Vom Kopf entspringt ein wurmförmiges, leicht biegsames Glied, das gegen das Ende hin eine zwiebeiförmige Anschwellung zeigt. Dieses 1. Glied und hauptsächlich die zwiebeiförmige Anschwellung wird fast ganz vom 2. Glied überdeckt, welches gross ist und die Gestalt einer kugligen Glocke mit kleiner Oeffnung hat (Fig. 11 II). Vom obern Theil der innern Höhlung entspringt ein kleiner Zapfen, an dem das 1. Glied articulirt. Das 2. Glied ist an seiner äussern Fläche dicht borstig behaart, zwischen dieser Behaarung stehen hin und wieder einzelne lange und stärkere Borsten. Dem Articulationszapfen des 2. Gliedes gegenüber setzt sich nun das 3. Glied an ; es ist kurz stab- förmig, mit einzelnen abstehenden Borsten. An der Ansatzstelle des 4. Gliedes ist es etwas verdickt. Das 4. Glied ähnelt dem 3., nur ist es bedeutend kürzer. Das 5. Glied beansprucht wieder ein grösseres Interesse; es ist sehr lang und scheinbar mit steifen, abstehenden Borsten besetzt. Bei näherm Zuschauen gewahrt man aber, dass diese Borsten eigentlich nicht das sind, was man gemeinhin unter Borsten versteht, nämlich articulirte, selbständig bewegbare Gebilde, sondern starre Verästelungen des Fühlergliedes. Das 5. oder End- glied selbst ist nicht, wie man erwarten könnte, gleichmässig nach der Spitze zu verjüngt, sondern zeigt ungefähr auf der Mitte eine plötz- liche, einseitige Absetzung. Hier hat das Glied zwei kreisförmige Oeffnungen, wahrscheinlich zum Durchtritt für ein Sinnesorgan. Hinter den in tiefen Kopfgruben liegenden Fühlern liegen die kleinen Facettaugen (Fig. 14). Sie tragen die typischen Anzeichen der Rückbildung zur Schau. Die einzelnen Facetten liegen nicht mehr an einander, wobei sie die bekannte sechseckige Form annehmen, sondern sind rund und nur in geringer Zahl vorhanden. Die dadurch entstehenden Interfacettalräume sind verhältnissmässig sehr gross, auf ihnen, das heisst immer zwischen je 4 Augen eine, stehen kurze, kräftige Borsten auf kleinen Borstenwarzen. Jede Cornea springt kugelförmig vor. Das Untergesicht wölbt sich riesig wie eine Blase vor; unten hat es eine flache Einsenkung, in die der Rüssel eingeschlagen werden kann. An der Grenze der Wangen und des Untergesichts entspringen die grossen, wurmförmigen Taster; sie sind kolbig und ungegliedert, fein behaart, an der untern Seite der Spitze tragen sie einige längere, starke Borsten. Das Interessanteste an dem ganzen Thier sind unstreitig die Mundtheile. Ich habe kein Analogon in der ganze Dipterenreihe Die Stethopatliidae, eine neue Dipterenfamilie. 419 finden können ; dazu sind sie noch von einer minutiösen Kleinheit, die das Präpariren ungeheuer erschwert. Daher wird es mir auch kaum möglicli sein, absolute Klarheit über den Bau der Mundtheile und vor allem über die morphologische Bedeutung und physiologische Function der einzelnen Theile zu verbreiten. Die Mundtheile bestehen in der Hauptsache aus zwei Complexen, dem der Oberlippe und dem der Unterlippe. Diese Complexe er- scheinen wieder aus je zwei Organen zusammengesetzt. Wenn ich hier für die zwischen Ober- und Unterlippe liegenden Theile die aus der Nomenclatur der Dipterenmundtheile bekannten Bezeichnungen gebrauche, so geschieht dies nur, um eine Benennung für die Stücke zu finden, eine sichere Homologisirung will ich damit nicht behaupten. Es fehlen vollständig die Uebergänge, die von diesen seltsamen Mundtheilen zu bekannten hinüberführen. In ihrem Aussehen haben sie wenig mit andern Dipterenmundtheilen ge- meinsam. Die Oberlippe, deren Form deutlich auf Taf. 25, Fig. 2 zu sehen ist, ist gross, breit und tief kahnförmig, sie reicht bis zur Spitze des ganzen Apparats; ist braun gefärbt und stark chitinisirt. In ihrem Innern birgt sie einen eigenthümlicheu Apparat (auf Taf. 26, Fig. 16 ist dieser Apparat von Stethopathus abgebildet). Er ist etwas länger als die Oberlippe und articulirt hinten an den obern Gelenkköpfen des aus Chitinspangen bestehenden Schlundgerüsts, an dem auch die Unter- lippe eingelenkt ist. Er besteht aus zwei Längsstäben, die bis zum Vorderrand des Labrums reichen und sich hier ein wenig kolbig ver- dicken. Diese Verdickungen bilden gewissermaassen die Gelenkköpfe für 3 kurze, kieferartige Zapfen. Die beiden seitlichen Zapfen, die dreieckig gestaltet sind, ragen nach unten über den Rand der Oberlippe vor und passen beim Schliessen des Mundes in die vordere Ausrandung des Labiunis, während sich das mittlere unpaare, auch länglich dreieckige Stück auf die Ligula oder Theca labii legt. Dieser Apparat scheint mir dem Epipharynx gleichwerthig zu sein. Der zweite Complex ist der der Unterlippe. Ich will mit dem grössten Stück, dem Labium selbst, beginnen. Dasselbe besteht wie immer aus dem Mentum und den Labellen. Bei dieser Art sind beide fast gleich gross. Das Mentum trägt nahe seiner Anheftung jederseits eine starke Borste. Die mittlere Leiste ist deutlich vor- handen und geht nach vorn in eine gabelförmige Verdickung aus. Das Mentum ist flach kahnförmig, wie die Labellarpartie. Diese letztere ähnelt nur sehr wenig der Form, die man von andern Dipteren 420 BENNO WANDOLLECK, her gewohnt ist. Sie stellt eine ziemlich flache, längliche, in 2 Spitzen, die eigentlichen Labellen, auslaufende Schale dar. Die Ränder sind stärker chitinisirt und tragen kurze, kräftige, stachelartige Borsten. Von der Anheftungsstelle an das Mentum, welche breit chitinisirt ist und wie umgeschlagen erscheint, gehen 2 Chitinstützen nach vorn ; ihre Form zeigt Fig. 18 (f). An den etwas verdickten Kopf dieser Spangen sind 2 sog. Zwischen- oder Verbindungsstücke (e) augeleukt, die sich mit ihren freien Enden den Schenkeln der Ligula ansetzen (d). Die Ligula (c) selbst ist mit ihren Gelenkstücken zu einem Stück ver- schmolzen, wie Fig. 18 zeigt (c, d). Die UnterHppe trägt weder Pseudotracheen noch Rudimente derselben. Auf der Unterseite der Labellen stehen wenige (3 Paare) kurze , symmetrisch gestellte Borsten. In der Unterlippe liegt nun, von der Anheftung des Mentums bis in die Schenkel der Ligula ziehend, eine stumpfe, dünne Halbröhre. Sie wird vom Ductus salivalis durchzogen. Dieses Verhalten zeigt, dass wir es hier mit einem mit dem Hypopharynx identischen Organ zu thun haben. Es ist mir bei der Präparation nicht gelungen, das Rohr von der Unterlippe zu isoliren, und ich muss daher annehmen, dass dieser Hypopharynx an seiner untern Fläche mit der Unterlippe verwachsen ist. Das Schlundgerüst, das auf Tat. 25, Fig. 2 zu sehen ist, bildet einen vordem und einen hintern Bogen; an ihren untern zusammen- hängenden Theilen trägt es die Einlenkungen für Mentum und Epi- pharynx. Der Hinterkopf ist flach, ziemlich senkrecht und unbehaart. Der Kopf ist durch eine deutliche Halspartie mit dem Thorax verbunden und stellt sich so auch nach dieser Richtung hin als der typische, nach allen Seiten hin bewegliche Fliegenkopf dar. Der Thorax. Der Thorax hat in seitlicher Ansicht, wie Taf. 25, Fig. 1 zeigt, die Form eines schiefwinkligen Vierecks. Von oben gesehen, ist er recht schmal, er verschwindet in seiner Masse vollständig gegen die ihm ansitzenden Beine. Seine Dorsalfläche ist bucklig und trägt 2 starke, lange, nach hinten gerichtete Borsten. Die einzelnen Bestand- theile des Thorax sind kaum durch Reste von Nähten angedeutet. Ebenso wenig finden sich die leisesten Spuren von Flügel- oder Schwingeransätzen. Ein Schildchen oder auch nur die Andeutung eines solchen ist nicht vorhanden. Das Prothorakal- sowie das Meta- Die Stetliopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 421 thorakalstigma ist ziemlich deutlich. Sehr ausgebildet sind die Ver- läugeruugen des Thorax, welche den beiden hintern Beinpaaren zuna Ansatz dienen. Für das vordere Beinpaar ist kein solcher Articula- tionszapfen vorhanden. Der Thorax ist 0,27G mm lang und an der höchsten Stelle 0,414 mra hoch ; er ist braun gefärbt. Die Beine. (Taf. 25, Fig. 1 ; Taf. 26, Fig. 10.) Die Beine sind verhiiltuissmässig sehr lang und kräftig. Was ihnen ein eigenthümliches Gepräge giebt, ist die gewaltige Entwicklung der Vordercoxae und die relative Grösse der Trochanteres. Nament- lich sind es die Vordercoxae, die am stärksten entwickelt sind. Die Beine machen hierdurch beinahe den Eindruck von Springbeinen. Gerade die Beine sind es nun, auf denen vorzüglich auch die ver- meintliche Flohähnlichkeit beruht. Diese Aehnlichkeit ist jedoch auch nur eine scheinbare, denn beim Floh sind, es sämmtliche Coxae, bei den Stethopathiden und Phoriden aber nur die Vordercoxae, welche hervorragend verdickt und verlängert sind. Mit einem kleinen , knopfförmigen Gelenkkopf setzt sich die Vordercoxa an den Thorax an, sie selbst ist dick spindelförmig, so lang wie die Tibia und fast so lang wie das Femur ; an ihrem distalen Innern Ende trägt sie eine spornartige Borste. Sie ist kurz borstig behaart. Der Trochanter des vordem Beinpaares ist der kleinste von allen drei Beinen, er ist so lang wie breit und erscheint kuglig. Das Femur ist ^mal so lang wie die Coxa. Es ist im ersten Drittel massig, spindelförmig verdickt, dicht kurz behaart. Die Tibia ist einfach, gerade, wenig länger als die Coxa, dicht kurz behaart. Das 1. Tarsenglied ist ungefähr doppelt so laug wie eins der andern, welche alle ziemlich gleich lang sind. Die Krallen sind verhältnissmässig lang und stark gebogen. Die Form der Pulvillen zeigt die Fig. 10, Taf. 26. Sie sind lang, zart und sehr schmal, an der untern Seite sind sie verästelt, so dass sie wie zerschlissen aussehen. Das Empodium hat die Form einer ein- fachen, starken Borste. Die Coxa des 2. Beinpaares sitzt mit breiter, schräger Basis der zapfenförniigen Thoraxverlängerung auf. Sie ist kaum halb so lang wie die des 1. Paares, ist einfach zapfenförmig und an der Vorder- 422 BENNO WANDOLLECK, Seite spärlich behaart. Dafür ist aber der Trochanter fast 3 mal so lang wie der des 1. Paares. Das Femur ist ähnlich gebildet wie bei 1, nur bedeutend schlanker. Die Tibia ist massig gebogen. Sonst verhalten sich Feraur, Tibia und Tarsus wie bei 1. Die Coxa des 3. Paares ähnelt in ihrer Änheftung, Form und Grösse der Coxa 2, sie liegt der Coxa des 2. Paares dicht an. Der Trochanter ist ein wenig schlanker als Trochanter 2. Das Femur des 3. Paares ist das längste von allen dreien, es hat die Form wie Femur 1, ist vor allen Dingen kaum mehr ver- dickt als dieses; auch es ist, gleich den andern Schenkeln, behaart. Die Tibia ist fast so lang wie der Schenkel, überall gleich dick und sanft gebogen, die Spitze trägt eine stachelartige Borste. Das 1. Tarsenglied ist gross, stark und breit. Es ist fast so lang wie die 3 folgenden zusammen. Am distalen Ende springt es nasenartig vor und trägt eine starke Borste. Die übrigen Tarsen- glieder sind ziemlich gleich gross und weisen keine Besonderheiten auf. Was die Tarsen im Ganzen betrifft, so ist der Tarsus von 3 der längste, es folgt No. 1 und zuletzt No. 2. Die Farbe der Beine ist braun. Das Abdomen. Das Abdomen ist sehr gross und voluminös im Gegensatz zu den übrigen Theilen ; es ist 0,828 mm lang. Dadurch, dass es lege- reife Eier enthielt und der sehr grosse Saugmagen ganz gefüllt war, sieht es wie aufgeblasen aus. Es ist von beingelber Farbe, mit spär- lichen, schwarzen Haaren und Borsten besetzt. Es besteht aus 7 Segmenten, von denen das letzte bereits eine rohrartige Form hat und an der Bildung der Legeröhre Theil nimmt. Kurz vor dem Hinter- rand jedes Segments steht eine lichte Reihe stärkerer Borsten. Die Legeröhre ist, ausgestülpt, etwas kürzer als das letzte Seg- ment, an ihrem obern Oeff'nungsrand trägt sie die für die weiblichen Geschlechtsorgane der Dipteren charakteristischen obern Genitallamellen. Die Laraellen selbst sind sehr klein. Wie schon oben gesagt, habe ich ein zu dieser Art gehörendes Thier in 7 ^< dicke Schnitte zerlegt. Da bei dem Fang und der Con- servirung der Thiere wohl kaum auf eine besondere Erhaltung der Innern Theile Rücksicht genommen wurde, so ist es leicht erklärlich. Die Stetliopotliiilae, eine neue I>iptereiifamiiie, 423 dass die Scbnittmethode nicht allzu grosse Aufschlüsse über die innere Anatomie gegeben hat. Die Schnitte wurden in sagittaler Richtung geführt und mit Boraxkarmin gefärbt. Am besten conservirt war noch iler Kopf, am schlechtesten das Abdomen, was bei seiner ver- hältnissmässig grossen Dicke und der Anfüllung mit Eiern leicht er- klärlich ist. In Folge der von mir gewählten Schnittrichtung und der Beschränktheit meines Materials, die mir nicht erlaubte, noch ein Thier für Querschnitte zu verwenden, können manche Organe, wie z. B. die Augen, in ihrem Bau nicht genauer berücksichtigt werden, da sie sich nur auf den Tangeutialschnitten präsentiren, sie werden aber wohl kaum in ihrem Grundbau sich von andern unterscheiden. Der Kopf zeigt sich auf dem Sagittalschnitt durch den vordem Bogen des Schluudgerüstes gewissermaassen in 2 Regionen getheilt. Der obere Theil repräsentirt den eigentlichen Kopf, der untere be- steht aus der mächtig vorgewölbten, vom Epistom gedeckten Mund- partie. Die obere Partie bildet eine Kapsel, die fast nur das sehr grosse Gehirn einschliesst, die untere ist von riesigen Muskelraassen erfüllt. Das Gehirn ist, wie eben gesagt, sehr stark entwickelt und nur unten und vorn von einem geringen Polster von Fettzellen umgeben. Nach vorn giebt es 2 starke Nerven zu den dicht mit Sinneszellen erfüllten Fühlern ab. Das untere Schlundganglion liegt dem Gehirn sehr dicht an ; der Oesophagus, der sich auf den Schnitten nicht ver- folgen liess, muss äusserst dünn sein. Irgend welche Drüsen oder die Andeutung einer Stirnblase habe ich im Kopf nicht auffinden können. Der Rest des Kopfinnern ist ein starker Muskelapparat. Auch die Oberlippe ist von starken Muskeln erfüllt. In der Unterlippe ist neben Muskeln die Unterlippendrüse deutlich. Wie zu vermuthen war, enthält der Thorax nur Muskeln, die nach den Beinen ziehen und, wenigstens nach meinen Schnitten zu urtheilen, keine Spur einer rückgebildeten Flügelmusculatur. In ge- rader Linie wird der Thorax von dem Vorderdarm durchzogen. An der Ventralseite liegt die Bauchganglienkette, deren Ganglien zu drei sehr grossen Knoten verschmolzen sind. Die Gliederung in drei Knoten ist eine ziemlich oberflächliche, da Schnitte, welche sich der Medianebene nähern, bereits ziemlich früh das Bauchmark als einen einfachen, dick kegelförmigen Körper zeigen. Im Abdomen fällt neben den mit Dotterschollen erfüllten, 424 BENNO WANDOLLECK, grossen Eiern vor allen Dingen der riesige Saugmagen ins Auge. Er hat eine sehr dünne Wandung und ist bei dem untersuchten Thier fast ganz mit einem Nahrungsbrei angefüllt, der sehr gut Schleim, mit abgestossenen Epithelzellen untermischt, sein kann. Das Organ liegt an der Ventralseite dicht hinter dem Thorax und schliesst sich beiderseits — an der breitesten Stelle des Abdomens — dicht der Körperwandung an. Der von dem Saugmagen frei gelassene Theil des Abdomens wird rechts von den Geschlechtsorganen, links von dem Darmtractus ein- genommen. Der Darm ist nicht sehr stark gewunden, er erweitert sich zu einem Magensack. Die Zahl der MALPiGHi'schen Gefässe Hess sich nicht feststellen, ebenso wenig war etwas von den Rectaldrüsen zu sehen. Die durch die schlechte Conservirung bedingten Schrumpfungen hatten auch das Rückengefäss unauffindbar gemacht. Ebenso kann ich nur wenig über die Geschlechtsorgaue berichten. Die Eizellen scheinen von Nährzellen umgeben zu sein. In den Aus- führungsgang mündet ein aus mehreren Schläuchen bestehendes Ke- ceptaculum seminis, welches mit Sperma erfüllt war. Oattung 3. Stethopathus. (Taf. 25, Fig. 4-6; Taf. 26, Fig. 16, 20.) Punktaugen vorhanden, Epistora nicht hervorragend gross. Thorax rundlicher. Abdomen elliptisch. Vier Dorsalsegmente sind stark chitinisirt und glänzend braun. Legeröhre ganz kurz. Die Thiere wurden von Herrn Prof. Dahl auf Ralum an Aas gefangen, ebenso fanden sie sich zusammen „mit andern Aasfressern auf der unangenehm nach Aas riechenden, fast bodenständigen Blüthe von Amorphophallus, einer Aroidee". Dahl hält sie sowie die fol- gende Gattung, die er für ihre Männchen ansah, entschieden für „Aas- fresser" (wie schon oben bemerkt, kann sich das doch nur auf die Larven beziehen). Nähere Angaben über die Biologie oder Meta- morphose macht der Sammler nicht. Für dieses Thier und die einzige Art der folgenden Gattung hat Dahl in No. 543 des Zool. Anzeigers die Gattung Fuliciphora und die Art lucifera aufgestellt. Abgesehen davon, dass diese Namen nur durch eine absolut unentschuldbare Leichtfertigkeit in der Be- handlung ernster wissenschaftlicher Probleme entstanden sind (siehe meine vorläufige Mittheilung im Zool. Anzeiger „Ist die Phylogenese 4es Flohs entdeckt?"), müssen sie schon darum aus der Wissenschaft Die Stethopatliidne, eine neue Dipterenfnmilie. 425 verschwinden, weil der Autor erstens 2 verschiedene Gattungen durch einander gemischt und weil er zweitens auch nicht den Schimmer einer Definition seiner Art giebt, denn niemand, selbst vielleicht Walker nicht, wenn er noch lebte, dürfte den Angaben Dahl's im Zool. Anzeiger die Bezeichnung Diagnose beilegen. Aus diesen stich- haltigen Gründen ziehe ich den Namen, der sich eigentlich an nichts heftet, ein und ersetze ihn durch zwei neue Art- und zwei neue Gattungsnamen *). Es haben mir 3 Weibchen zur Bearbeitung vorgelegen. Ihre chitiuigen Theile wurden von mir genauer studirt; geschnitten habe ich keines der Thiere. Die Länge beträgt 1,97 mm. Davon entfallen auf den Kopf 0,28 mm, auf den Thorax 0,414 mm, auf das Abdomen 1,276 mm. Der allgemeine Eindruck, den das Thier macht, ist derselbe wie der der CooK'schen Gattung, von der es sich bei oberflächlicher Be- trachtung nur durch die braunen, glänzenden Dorsalplatten des Ab- domens unterscheidet. Der Kopf. (Taf. 25, Fig. 5, 6; Taf. 26, Fig. 16, 20.) Der Kopf zeichnet sich vor dem von Gattung 1 durch hohen Scheitel und durch eine viel steilere Stirn aus. Auf dem Scheitel stehen die 3 Punktaugen und dahinter 2 nach hinten gerichtete steife Borsten, üeber den Fühlern stehen 2 Paar nach vorn gerichtete und über jedem Auge eine nach hinten gerichtete Borste. Der Habitus des Kopfes ist, wie auch die Figuren zeigen, ein ganz anderer als der des Kopfes der CooK'schen Gattung. Das Unter- gesicht geht bis hinter die Augen, hat aber lange nicht die Mächtig- keit wie bei Gattung 1. Die Fühleraushöhlungen sind aber bedeutend tiefer und grösser und gehen bis auf die vorgewölbte Mundpartie. Die Augen sind 3 mal so gross wie bei Gattung 1 und haben die Gestalt eines Dreiecks mit stark abgerundeten Ecken. Die Taster haben ungefähr auf der Mitte ihre grösste Dicke und gehen nach dem Ende hin wieder etwas spitzer zu. Die Facetten der Augen stehen dichter, haben aber auch die Kugelform. Die Mundwerkzeuge sind nach dem Typus der Gattung 1 ge- 1) Ich glaube, dass es dem Autor der Puliciphora auch nur an- genehm sein kann, wenn mit dem Namen die Erinnerung an den Lapsus aus der Wissenschaft verschwindet. 426 BENNO WANDOLLECK, bildet, doch finden sich in dem Bau der beiden Coraplexe bedeutende Abweichungen. Auch hier bedeckt die Oberlippe fast ganz die Unterlippe, doch stehen die Labelleu etwas mehr heraus. Die Oberlippe hat dieselbe tief kahnförmige Gestalt, sie ist auch stark chitinisirt und von dunkelbrauner Farbe. Der in ihrem Innern liegende, dem Epipharynx homologe Apparat besteht aus 2 starken Chitinspangen ; an ihren Gelenkköpfen inseriren 3 starke Zähne, der mittelste hat eine elliptische, vorn zugespitzte Gestalt, die seitlichen sind viel grösser, von viereckiger Form, sie tragen einen starken, längern Zahn und, an diesen sich anschliessend, eine Reihe kleinerer Zähne und machen so einen mandibelartigen Eindruck (Taf. 26, Fig. 16). Das Labium ist flach kahnförmig und im Profil nach oben gebogen. Das Mentum ist ungefähr ebenso gross wie die Labellenpartie, es zeigt die stärker chitinisirte Mittelrippe, die sich nach vorn, wie bei Gattung 1, gabelförmig spaltet. Auf der Unterseite trägt das Mentum 4 starke Borsten. Die Labellarpartie hat ein wenig mehr Aehnlichkeit mit den Formen, wie wir sie bei vielen andern Dipteren gewohnt sind. Die eigentlichen Labelleu sind etwas wulstig und tragen starke Borsten, ebenso steht auf den untern Ecken jederseits eine starke Borste. Solche Längsstützspangen , wie ich sie bei Gattung l beschrieben habe, treten hier nicht auf, doch zeigen sich noch einige Theile des Gelenkapparats, nämlich die Zwischenstücke, die die Schenkel der Ligula mit den Längsspangen verbanden. Die Ligula selbst ist schmal und spitz. Sie ist nicht, wie die der Gattung 1, zirkeiförmig, sondern ist in dem Haupttheil massiv. An diesem mittlem Hauptstück in- seriren dann unten erst 2 seitliche Schenkel, die ich bei der Gattung l für mit der eigentlichen Ligula verwachsen halte, wodurch eben jene zirkeiförmige Gestalt entsteht. Der nach der Mitte gehende Rand der Labellen weist eine sehr eigenthümliche Bildung auf: er ist stark chitinisirt und trägt 5 grosse, lange, schwach gebogene und 5 kleine, spitze Chitinzähne. Von den Zwischenräumen zwischen den grossen Zähnen ziehen nun ganz feine, kurze Canälchen mit zackigen Rändern auf der untern Fläche der Labellen entlang. Es sind dies auf jeden Fall Andeutungen oder Reste von Pseudotracheen. In der Mitte des Labiums liegt ebenso wie bei Gattung 1 ein zartes, stumpfes Halbrohr, in das der Ductus salivalis mündet — der Hypopharyux. Die Stethopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 427 Die Fühler haben dieselbe Gestalt wie bei der CooK'schen Gattung. Der Hinterkopf ist conisch, die Halspartie lang und deutlich. Der Thorax. Der Thorax ist ungefähr so lang wie hoch, er ist nach hinten zu mit einem Kranz kurzer Börstchen besetzt. Der Prothorax ist durch eine seichte Furche abgesetzt. Wie bei Gattung 1 trägt der Thorax jederseits 2 Stigmata. Jedes Beinpaar articulirt an einem zapfenförmigen Fortsatz des Thorax. Weder von einer Flügelansatzstelle noch von Schwingern oder von einer scutellum- artigen Bildung ist eine Spur zu entdecken. Die vordere Hälfte des Thorax ist schwach behaart. Im Ganzen macht der Thorax einen weniger buckligen Eindruck als der der CooK'schen Gattung. Die Beine. Die Coxae der Vorderbeine sind stark verlängert und spindel- förmig verdickt, so lang wie die Feraora, an der Unterseite behaart. Der Trochanter ist klein und unscheinbar. Das Femur ist verhältnissmässig kurz, so lang wie die Coxa, an der Basis nur wenig dicker als an der Spitze, kurz behaart. Die Tibia ist schwach sichelförmig gebogen ; die Biegung liegt an der Basis ; nach der Spitze zu wird die Tibia breiter. Die Tarsen sind einfach gebildet, das 1. Glied ist so lang wie die beiden nächsten zusammen. Die Krallen, Pulvillen und das Empodium zeigen dieselbe Bildung wie bei Gattung 1. Die Coxae des 2. Paares sind säulenförmig, halb so lang wie die des 1., dagegen ist der Trochanter doppelt so gross. Das Femur ist fast noch einmal so lang wie die zugehörige Coxa und der Trochanter; es ist keulenförmig. Die Tibia ist wie die des 1. Paares geformt, nur etwas schlanker und länger. Der Tarsus ist um eines Tarsengliedes Länge kürzer als der von 1. Die Coxae der hintern Beinpaare liegen nicht so dicht zusammen, wie ich es bei Gattung 1 beschrieben habe. Coxa 3 ist länger als 2, der Trochanter gleich gross, das Femur dagegen ist stark verdickt und keulenförmig, jedoch nicht länger als Femur 2, Die Tibia ist länger als das Femur, schlank, an der Basis Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 29 428 BENNO WANDOLLECK, schwach gekrümmt. Das 1. Tarsenglied ist so lang wie die andern zusammen und so breit wie die Tibia. An seiner Innenseite stehen kurze, stachelartige Borsten in 7 Querreihen angeordnet. Die übrigen Tarsenglieder sind schlank, jedes ist länger als ein correspondirendes der andern Beinpaare. Das Abdomen. Das Abdomen ist gross und elliptisch; es zeigt auf der Dorsal- seite der Segmente vom 2. bis zum 5. Ring glänzend braune Chitin- platten, die nach hinten zu an Grösse abnehmen. Die ganze Dorsal- seite ist mit kurzen abstehenden Haaren besetzt. Unter der Körper- decke liegt auf der Dorsalseite des 5. Segments eine schmale, ausgerandete Chitinplatte, deren Function und Bedeutung ich mir nicht erklären kann. Die Legeröhre ist ganz kurz, die Genitallamellen sind sehr klein. Die Farbe des Abdomens ist, mit Ausnahme der Dorsalplatten, beiugelb. Grattung 3. Chonocephalus. (Taf. 25, Fig. 7, 8; Taf. 26, Fig. 12, 13, 17, 19.) Punktaugen fehlen, Facettaugen sehr klein, ganz tief am Kopf stehend. Stirn fast horizontal. Thorax im Profil dreieckig. Abdomen elliptisch. Die Dorsalseite der Segmente ist stark chitinisirt, so dass 6 grosse Dorsalchitinplatten entstehen. Diese Chitinplatten tragen an ihren Hinterrändern kurze, steife, in einer Reihe stehende Borsten. Legeröhre lang. Die Thiere, welche die kleinsten der Familie sind, wurden von Herrn Prof. Dahl auf Ralum an Aas gefangen. Dahl hielt sie für die Männchen der vorigen Gattung Stethopathus. Es sind nur Weibchen bekannt; sie haben, von oben gesehen, einen Mallophagen-artigen Typus. Die Farbe ist braun, die Bauch- seite des Abdomens ist beingelb. Die Länge beträgt 1 mm, davon kommen auf den Kopf 0,2 mm, auf den Thorax 0,162 mm, auf das Abdomen 0,69 mm. Es gelangten 2 Exemplare in meinen Besitz, welche für die Prä- parationen aufgewendet wurden. Der Kopf. (Taf. 25, Fig. 8; Taf. 26, Fig. 12, 13, 17, 19.) In Folge der Ausbildung eigenthümlicher Organe am Kopf nehmen Die Stethopathidae, eine neue Dipterent'amilie. 429 diese Tbiere nicht nur eine besondere Stellung in der Familie, sondern vielleicbt auch unter sänimtlicben Dipteren ein. Der Kopf ist ira Profil trapezoidiscb. Die Stirn steht fast horizontal und hat einen leichten Eindruck auf der Mitte. Punktaugen fehlen, die Facettaugen sind ganz klein und stehen tief unten am Kopf. Ueber den tiefen Fühlergruben stehen mehrere (4) längere Borsten, sonst ist der Kopf ganz kurz spärlich behaart. Die Stirn ist sehr breit, so dass die Fühler ganz an die Seiten des Kopfes zu liegen kommen. Die Fühler selbst sind verhältniss- mässig sehr gross und liegen in tiefen, fast kreisrunden Gruben. Das Untergesicht oder die Aiundpartie ähnelt der der CooK'schen Gattung, ist aber bei weitem nicht so mächtig wie jene. Die Taster sind klein und kolbig. Das höchst Eigenthümliche an diesem Kopf ist nun, dass sich die sog. Mundöffnung als grosser, hornförmig nach vorn gebogener Trichtercanal in den Kopf hinein, bis in die Nähe der Stirn, fort- setzt. Diese Kopfhöhle kann durch die nach oben eingeschlagenen Mundtheile vollkommen geschlossen werden. Ich bin über die Be- deutung dieses Organs gänzlich im Unklaren. Sicherlich repräsentirt es das umgebildete Schlundgerüst. Sein Bau ist allerdings von dem eines solchen, das doch nur aus einem Gerüst einfacher Chitinspangen besteht, sehr abweichend, da es eine geschlossene, trichterförmige Bildung repräsentirt. Ich habe dieses Organ auf Taf. 26, Fig. 12 in der Ansicht von vorn abgebildet. Der Apparat, der in seinen Wandungen stark chitinisirt ist, zeigt eine seine ganze Länge durch- ziehende Mittelrippe. An der obern Spitze liegen nach hinten zu zwei ellipsoide, dunkel chitinisirte Körper, über deren genauem Bau und physiologische Bedeutung ich mir nicht klar werden konnte. Vom untern hintern Rand gehen 2 geisseiförmige Chitinspangen nach oben, sie sind unten fest gewachsen und ragen frei in die Höhlung des Trichters hinein ; an der Innern Seite sind sie lang und dicht einseitig befiedert. Eine Deutung dieser Gebilde wage ich nicht aus- zusprechen. Am untern (hintern) Rand dieses „Schlundtrichters" inseriren die Mundtheile. Auch diese sind von einer Gestalt, die von der der Mundtheile der beiden andern Gattungen sehr wesentlich abweicht. Die Oberlippe (Taf. 25, Fig. 7; Taf. 26, Fig. 13) ist ziemlich klein, wenigstens im Vergleich mit den Labien der andern Gattungen. Von der Seite gesehen zeigt sie sich sehr stark gewölbt, so dass sie fast kuglig erscheint. Vorn ist sie tief ausgerandet. Von oben ge- 29* 430 BENNO WANDOLLECK, sehen, ähnelt sie vollkommen den Oberlippen der andern Gattungen. Der von ihr im Innern beherbergte, dem Epipharynx homologe Ap- parat besteht jedoch aus zwei Paar Chitinstäben, die in ihrem Bau sehr von einander abweichen. Das äussere Paar ähnelt den im Innern des Schlundtrichters liegenden einseitig befiederten Spangen. Sie sind einfach, und ihre Fiedern stehen nach unten. Das innere Paar wird von zwei unbefiederten Chitinstäben gebildet, an denen zwei ein- fache, schwach gebogene Chitinzähne inseriren. An der Unterlippe fällt zuerst das Verhältniss des Mentums zur Labellarpartie ins Auge. Während bei den andern beiden Gattungen beide Theile nur wenig in ihrer Länge von einander abweichen, ist die Labellarpartie hier wohl ungefähr 13 mal so lang wie das Men- tum. Das Labium der andern Gattungen war stets bedeutend länger als breit ; bei dieser Gattung ist beinahe das Umgekehrte der Fall, und dieses Verhältniss kommt auch nur dadurch zu Stande, dass die Unterseite schaufelförraig über die Labellenspitzen vorgezogen ist. Das Mentum trägt an der untern Fläche 4 starke Borsten. Die Labellarpartie ist tief muschelförmig. Ein höchst eigen- thümliches Verhalten zeigt die Unterseite : sie ist weit über die eigentlichen, mit starken Borsten besetzten Labellen spitzen vorgezogen und bildet zwei dünne, schaufeiförmige, mit verdicktem Vorderrand versehene Lamellen. Die Labellarpartie ist, wie die der vorigen Gattung, hinten umgeschlagen und trägt auf der Oberseite jederseits eine starke Borste. Die seitlichen Stützspangen, die wir bei Gat- tung 1 kennen lernten, sind hier, wie bei Siethopathus, nicht vor- handen, dagegen sind die Verbindungsstücke sowie die Gabelstücke der Ligula gross und deutlich ausgebildet. Der die Labellenspitzen verbindende Innenrand ist gekerbt-gezähnt, die Form der Zähne zeigt die Fig. 19, Taf. 26. Von einer in der Unterlippe liegenden Halb- röhre, wie ich sie bei den andern Arten fand und der ich dort den Namen Hypopharynx gab, habe ich hier keine Spur entdecken können. An der Mittellinie der Labellarpartie liegen noch ungefähr in der Mitte 2 symmetrische, kolbenförmige Chitinverdickungen, über deren Natur und Function ich mir keinen Aufschluss geben kann. Eine besondere Beachtung verdient die Ligula. Sie scheint mir aus zwei nach innen sichelförmig gebogenen Theilen zu bestehen. Ich sage absichtlich „scheint mir", denn es wäre vielleicht nicht un- möglich, dass diese beiden Theile unten durch eine Membran ver- bunden sind und so ein schaufeiförmiges Organ darstellen, doch habe ich mit der mir zu Gebote stehenden schärfsten Vergrösserung Die Stethopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 431 (750 fach, schiefe Beleuchtung) nichts derartiges an meinen niacerirten Präparaten sehen können. Es wäre nun denkbar, dass diese feine Membran durch die Kalimaceration unsichtbar geworden wäre. Einen meines Wissens bei Dipterenlabicn bis jetzt noch nie be- obachteten Anblick gewährt die Unterseite der Labellarpartie. Ich habe diese Unterseite auf Taf. 26, Fig. 17 dargestellt. Sie macht den Eindruck einer breitzeiligen Bürste. Wie Reifen sind 12 Längsreihen feiner, langer, wimperartiger Haare, die theils nach links, theils nach rechts liegen, über die ganze Fläche vertheilt. Vorn biegen sie alle nach innen um, auf diese Weise zapfenförmige Figuren beschreibend. Diese Wimperreifen scheinen mir die für andere Dipterenlabellen so typischen Pseudotracheen zu vertreten. Diese Ansicht würde natür- lich nur dann aufrecht zu erhalten sein, wenn man sich die Function der Pseudotracheen nicht nur als stützende, sondern auch hauptsäch- lich als bei der Nahrungsaufnahme betheiligte denkt; dass sie z. B. der Nahrung aufnehmenden Unterlippe bei der Anheftung an die Unterlage behülflich sind. Wie ich schon bei der allgemeinen Beschreibung des Kopfes sagte, ist die Scheitelpartie nach hinten in eine rundlich kegelförmige Spitze ausgezogen. Es documentirt sich diese Kapsel deutlich als Behältniss des Gehirns, da ja fast der ganze übrige Theil des Kopfes durch die oben beschriebene trichterförmige Höhlung ausgefüllt wird. In Folge dieser Bildung des Scheitels fällt der Hinterkopf schräg nach vorn ab und ist sogar ein wenig ausgehöhlt. Durch einen deutlichen, allerdings kurzen, aber typischen Dipteren- hals ist der Kopf mit dem Thorax verbunden. Der Thorax. Von den drei Thoraxformen der drei hier besprochenen Thiere ist die des Chonocephalus wohl die kleinste und reducirteste. Der Thorax hat im Profil die Gestalt eines Dreiecks. Mehr als der der andern Gattungen zeigt er die tief gehende Reduction, er stellt sich nur als die Articulationsbasis für die starken Beine dar. Nähte zeigt er nicht; jederseits sind 2 Stigmen wahrnehmbar. Die dorsale Partie wölbt sich ein wenig über die Insertionsstelle des Abdomens. Der Thorax ist 0,162 mm lang. Die Beine. Die Coxae des vordem Beinpaares sind dick, fast elliptisch, von der halben Länge der Femora. Die Trochanteres klein und unschein- 432 BENNO WANDOLLECK, bar. Die Femora gross, stark verdickt, spindelförmig. Die Tibien sind an der Basis ein wenig gebogen ; sie sind ziemlich stark und werden nach der Spitze zu kolbig. Das 1. Tarsenglied ist so lang wie die beiden folgenden zusammen. Das 5. Glied ist das zweit- längste. Die Krallen sind sanft gebogen ; Pulvillen und Empodium habe ich an keinem Beinpaar entdecken können und nehme daher an, dass sie fehlen. Die Coxae der beiden hintern Beinpaare sind säulenförmig, nicht besonders verdickt und kaum halb so lang wie die des 1. Die Coxa des 2. ist etwas länger als die des 3. Die Trochanteres des 2. Paares sind die grössten. Die Schenkel sind spindelförmig, verdickt, jedoch an ihrer dicksten Stelle kaum halb so dick wie die des 1. Paares. Die Tibia ist schlank, ein wenig kolbig, kaum gebogen, an der Innern Spitze trägt sie eine spornartige Borste. Der Tarsus gleicht dem des 1. Paares. Der Trochanter des hintern Paares ist ungefähr halb so gross wie der des mittlem. Das Femur hat dieselbe Form wie das von 2, ist aber bedeutend dicker, erreicht jedoch nicht die Dicke des Femurs von 1. Die Tibia ist fast so lang wie das Femur und trägt wie Tibia 2 eine spornartige Borste. Das 1. Tarsalglied ist sehr lang, so lang wie die 3 nächsten zusammen. Sämmtliche Beinpaare sind, mit Ausnahme der Hintercoxae und aller Trochanteres, mit kurzen, abstehenden Haaren dicht besetzt. Das Abdomen. Das Abdomen ist, wie schon oben in der Diagnose bemerkt, auf der Dorsalseite mit braunen, stark chitinisirten Platten bedeckt. Das letzte Segment trägt auch eine solche Platte an der Bauch- seite. Das Abdomen ist 0,69 mm lang, die Legeröhre ragt weit hervor. Man kann 6 Segmente zählen. Die Hinterränder des Chitinplatten der Segmente tragen eine Reihe kurzer, starker, dornartiger Borsten, welche in grossen, hellen Fusspunkten stehen. Die Chitinplatte, welche die Bauchseite des letzten Segments be- deckt, ist klein und fast so lang wie breit, hinten ist sie ausgerandet ; sie ist hell braun und trägt mehrere längere und viele kürzere Börst- chen. Von ihr zieht, aber nicht mit ihr verbunden, eine gerade» doppelte Chitinspange an der Ventralteite der Legeröhre entlang. Die Geschlechtslamellen der Legeröhre stehen auf einem kleinen, fingerförmigen Fortsatz des obern Randes, sie sind sehr klein. Die Die Stethopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 433 Spange, welche die Ventralseite durchzieht, scheint mir als Stütze für die Legeröhre zu dienen. Die Eier der Thiere sind, wie die Abbildung Taf. 25, Fig. 7 zeigt, verhältnissraässig gross. Ob diese Thiere ebenso wie die vorigen (Stethopathus ocellatus) wirklich „Aasfresser" sind, d. h. ihre Eier an Aas legen und sich selbst von den Flüssigkeiten des Aases nähren, ist durch den Fang noch lange nicht erwiesen. Wenn man nämlich bedenkt, dass Honig- bienen und iMeliponen sehr gern auf Aas und Koth gehen, so müsste man aus diesem Grunde auch solche Thiere zu den „Aasfressern" rechnen. Was die event. Männchen der drei Gattungen dieser Familie anbetrift't, so ist es auffällig, dass zwei verschiedene Sammler, von denen der eine, Prof. Cook, sich durch das Auffinden grosser Selten- heiten auszeichnet, kein Männchen unter ihrer Ausbeute haben. Es hat mich diese Thatsache auf die schon oben geäusserte Vermuthung gebracht, dass die Männchen sämmtlicher Arten vielleicht geflügelt seien. Es wäre dies ja kein Novum in der Insectenwelt und bei diesen so umgebildeten Weibchen nicht sehr wunderbar. Ich will hier aber bemerken, dass ich nur eine höchstens auf Analogien ge- stützte Vermuthung aufstelle. Es kann nur die Aufgabe künftiger Sammler sein, diese Frage zu lösen, und ich glaube, dass das nicht besonders schwer fallen dürfte. Yergleicbuiig der StetJiopathidae mit den Siphonai>tera und Prüfung der DAHL'schen Hypothese. Nachdem iich nun so in den vorigen Abschnitten, so weit es mein Material zuliess, alles Wissenswerthe über diese interessanten Thiere berichtet habe, will ich mich an den zweiten Theil meiner Aufgabe machen, nämlich an die Vergleichung der Stethopathidae mit den Siphonaptera und an die Prüfung der DAHL'schen Hypothese. Einem Kenner der Siphonaptera und Biptera oder auch ihrer neuesten Literatur, der zufällig die No. 543 des Zool. Anzeigers nicht gelesen hätte, würde es äusserst überflüssig, ja höchst barock er- scheinen , wenn der Beschreiber einer neuen Dipterenfamilie , auch wenn diese Familie noch so wunderbar wäre, sich an eine Vergleichung der Familie mit den Siphonapteren machen würde. Aber die Dahl- 434 BENNO WANDOLLECK, sehe Hypothese ist nun einmal aufgestellt und hat dieses „Eulen nach Athen tragen" unbedingt nöthig gemacht. Um die Thatsachen noch einmal kurz zu recapituliren — Dahl hat in No. 543 des Zool. Anzeigers die Thiere, die ich hier unter dem Familiennamen Stethopathidae zusammenfasse, als nächste Vor- fahren des Flohes bezeichnet. Die Thiere selbst hält er für echte Phoriden. Ich habe bereits in demselben Blatt auf jene Hypothese Dahl's geantwortet und ihre Unhaltbarkeit in grossen Zügen be- wiesen. Ich halte es jedoch, da die Hypothese Dahl's in fast allen referirenden Zoologischen Blättern des In- und Auslandes ohne Wider- spruch Eingang gefunden hat, was einer allgemeinen Annahme gleich- kommen würde, für unbedingt nothwendig, des allergenauesten auch an dieser Stelle auf die Hypothese einzugehen. Es wird hier vielleicht ganz am Platze sein, wenn ich einige Worte darüber vorausschicke, in wie weit solche Hypothesen über- haupt ihre Berechtigung haben und welche Vorbedingungen vor allem erfüllt sein müssen, um solchen Hypothesen einen einigermaassen greifbaren Untergrund zu geben. Die erste und unerlässliche Bedingung ist meines Erachtens die, dass der Autor, der eine sich auf die phylogenetische Verwandtschaft zweier Thiere erstreckende Hypothese aufstellt, vor allen Dingen möglichst genau über den äussern und Innern Bau und die Entwick- lungsgeschichte oder bei Insecten wenigstens die Metamorphose der Thiere, die er in verwandtschaftliche Beziehung bringen will, orientirt sein muss. Wenn der Autor das auch nicht aus eigener Anschauung kann, so muss er wenigstens die Literaturangaben über diesen Gegenstand vollkommen beherrschen. Für die zweite Bedingung halte ich aber, dass eine solche Con- struction von Verwandtschaftsbeziehungen nur zwischen primitiven Gruppen oder durch Vermittlung einer dritten, ausserhalb stehenden primitiven Gruppe angestellt werden kann. Wie wir sehen werden, sind beide Bedingungen von Dahl bei der Aufstellung seiner Hypothese unerfüllt gelassen worden. Wenn, wie das hier der Fall ist, eine Zurückführung des Flohes auf ein Dipteron vorgenommen werden soll, so wäre dies nur mög- lich, wenn man ein primitives Dipteron, z, B. eine eucephale Ortho- raphe, wählte. Eine Vergleichung so peripherer Zweige, wie es die Flöhe und die als jüngste und umgebildetste Gruppe der FUegen Die Stetbopathidae, eine neue Dipterenfainilie. 435 geltenden Cycloraphen sind, niuss nothwendig zu Fehlschlüssen führen, und wenn nun noch beide oben genannten Bedingungen nicht zu- tretfen, so ist das Fiasco fertig. Dieser letzte Fall trifft nun bei der DAHL'schen Hypothese zu. Der Autor kann dieselbe absolut durch nichts stützen. Hätte er nur ein wenig Literaturkenntniss besessen, so würde er sie wohl nie haben aufstellen können. Sie war wider- legt, ehe er sie aussprach. Ich hätte nur nöthig, die KßÄPELiN'sche Arbeit vom Jahre 1884 und die PACKARD'sche vom Jahre 1894 hier abzudrucken, ganz ohne Commentar, und die Widerlegung Dahl's wäre vollständig erfolgt. Kräpelin schreibt: „Vergeblich suchen wir für alle diese Ver- hältnisse Analogien bei den Dipteren, und es dürfte sich daher die Behauptung rechtfertigen, dass sämmtliche Theile des Pulicidenrüssels — mit alleiniger Ausnahme vielleicht der Oberlippe — in Bezug auf Lagerung und Verwendung derartig von den homologen Gebilden der Dipteren verschieden sind, dass von directen phylogenetischen Be- ziehungen beider Rüsseltypen nicht wohl gesprochen werden kann." „Zu ganz ähnlicher Schlussfolgerung über das Verwandtschaftsverhält- niss von Puliciden und Dipteren gelangt mau aber auch, wenn man die zweite Gruppe der den Dipteren eigenthümlichen Charaktermerk- male ... ins Feld führt." „Die weite Kluft, welche gerade in den wichtigsten Charaktermerkmalen zwischen Puliciden und Dipteren be- steht . . ." (p. 11 u. 12). Packard leitet die Zusammenfassung seiner Resultate mit fol- genden Worten ein: „To recapitulate the characters in which the Siphonaptcra diÖ'er from the Diptera, and which seem to prevent our including them in one and the same order ..." (p. 353). Und diese Autoren hatten nur eucephale Orthoraphen im Auge und hätten wohl kaum einen Vergleich mit cycloraphen Dipteren für möglich gehalten. Aber da nicht jeder die Verhältnisse so genau kennt, auch auf die Phoriden aus sehr begreiflichen Gründen in keiner frühern Arbeit Rücksicht genommen wurde, so will ich doch hier ge- nauer darauf eingehen. Ich sage hier absichtlich Phoriden, weil Dahl die Stethopathiden für echte Phoriden hält. — Die Wider- legung dieser Ansicht ist von mir im Zool. Anzeiger und in dieser Arbeit gegeben worden. Jedermann, der die Verwandtschaftsverhältnisse der Dipteren einigermaassen kennt, weiss, dass die Zweiflügler in 2 grosse Ab- theilungen zerfallen, in die Orthorapha und in die Cyclorapha ; ferner, dass die Orthoraphen die primitivem, die Cycloraphen die umgebil- 4oO BESXO WANDOTTKCK. d: .?o gen^isdi jüngsten darstellen. Abgesdien von dem Bau der imago ist diese Gruppinmg. wie bekannt, hauptsächlich auf den : ^ ^ ~ " ^ : " *■ Larre gegründet, .:e Herkunft irgend eines Insects auf eine cyclo- Iipiere hinieiten. so müssten doch Tor allen Dingen bestimmte L_-.r..Ä*ere auf cycloraphe Dipteren hinweisen. Hauptsächlich dürften die Larven des Insects nidit eucephal sein. Und wie steht es nun mit dö- Laire von Pnlex'} Sie ist nicht nur eucephaL nein, sie ist "als irgend eine Fliegenlarve. Und wie sieht die Larve von 1^1 e Li7-r- der Sfeihopatkidoi sind nicht bekannt, für Dahl sind sie :e Phoriden. er muss also auch annehmen, d--— " ' " riden gleicheo.'t Sie ist eine typische C7-. ..-__._. -. ;__ ---- von einer nahen Verwandtschaft die Rede sein solL so wäre höchstens die Phoridenlarve die abgeleitete, üi. ' -die des Flc: - ^.. - -^r ie? Fl._.; _..: _c^h organisirte Mundtheile. welche sogar iLi: ier Käferlarven verglichen worden sind, und die solien sicii aus den reducirten Mundhaken der cycloraphen Phoriden- I; :;: ri Sai- v:i allgemeiner Geltung, dass eine Larve, die S: - t_ :: ^i Segmenten trägt, also peripneustisch ist, einen ur- si: - I . - 7 -^ ' — " rfgen amphipneustische Larven TL T_ _r r - _ müssen. Wäre nun Daht/s HyT:»othese richtig, so müsste gerade das Umgekehrte der Fall sein, ^ ^stiscK die Larve der Phoriden gehön _ rii Larven ! I .-:-:i ü: 1 der Erste, der den Floh an die Cycloraphen '^ ~ ■ " - - "entuellen Be- I'ahi. '13.Z seine Hyi:»oihese allein auf Imagines begründet, und ich Zuers: . is: Ich verweise hier e erste TafeL wo ich F - die drei Sieihopaihide.: i ander ab- ^■l"f7 !::^s t^ _^- ' ^" — '" " ' einer Jx-.. ?vede sein? H T .^. __L- :. lie Thierr 7^ -_ t..: gehalten! Hier eine typische Fliege, - emand im Zweifel sein £'.' " "' V" '"- üe r.^^z. V ^er fehlen, dort das ei- 1 dessen Ha.. - ^ iriner Richtung auf die A Lg von irgend einem andern tasectentypus hinweist. Die Stethopathidae, eine neae Dipterenfamilie. 437 Die Steth.opath.idae haben einen verhältnissmässig grossen Kopf, wie jede andere Fliege, der, auf stielförmigem Halstheil sitzend, die denkbar freieste Bewegung gestattet. Der Kopf von Pulex ist verhältnissmässig klein, er ist einfach gerundet; der Hinterrand deckt den Vorderrand des Thorax in seiner ganzen Ausdehnung und setzt sich in zwei flügelartige Chitinschuppen fort, die sich zwischen die Thoraxringe schieben und so dem Kopf seine freie Beweglichkeit nehmen. Ein gänzlich entgegengesetztes Verhalten wie bei den Dipteren. Wo ist bei den Stethopathiden die für die Flöhe so charakteris- tische Stellung der Fühler hinter den Augen? Wo ist ein Analogon der Fühlerfurche der Flöhe oder eine An- lage, aus der sich eine solche hätte entwickeln können"? und nun die Fühler selbst 1 Wer würde wohl den die Entstehung aus einem homonom ge- gliederten Organ noch so deutlich zeigenden Flohfühler aus dem stark reducirt und ditferenzirt erscheinenden Fühler von Stethopathus her- leiten I Und nun soll sogar der Ursprüngliche von dem Differenzirten abstammen I Die Augen der Stethopathiden sind typische Facettaugen, die allerdings Reductionen erkennen lassen; wo ist aber in aller Welt auch nur der Schein eines Beweises erbracht, dass das Stemma von Pulex sich aus einem Facettauge durch Reduction entwickelt habe? Wäre es noch nöthig, etwas über die MundtheUe zu sagen ? Ich glaube nicht, aber Dahl hat die Mundtheüe direct erwähnt, also müssen sie auch hier verglichen werden. Der Autor sagt selbst : ,,PuUciphora lucifera hat die Mundtheile einer Phoride." Giebt das das Recht, die Mundtheüe des Flohs auf sie zurückzuführen? Ich denke, nur in dem Falle, wenn der Autor Ihre Homologisirung vor- genommen hätte. Er würde sich damit ein grösseres Verdienst er- worben haben als mit der Aufstellung einer noch so genialen Hvfto- these. Aber die Homologisirung überlässt er andern Leuten ; nun sie wäre ihm auch schwer geworden, denn was sachverständige Forscher wie KrIpeon und Packard nicht bei eucephalen Orthoraphen ge- lungen ist, wäre ihm wohl kaum von Statten gegangen. Es würde mich wirklich zu weit führen, wollte ich die Unmög- lichkeit der Homologisirung hier Stück für Stück zeigen, ich muss da auf die Arbeiten der oben genannten Autoren verweisen. Das Auffallendste, auch für den Laien, ist nun aber wohl die totale Verschiedenheit im Bau des Thorax. 438 BENNO WANDOLLECK, Die Stethopathiden haben einen aus einer fest gefügten Kapsel bestehenden Thorax, der durch den Verlust der Flügel und Schwinger noch mehr reducirt und verschmolzen ist und kaum noch durch Reste von Nähten seine Entstehung aus homonomen Theilstücken bekundet — ein vollständig peripheres Verhalten. Die Siphonaptera haben dagegen einen Thorax, der das denkbar ursprünglichste Verhalten zeigt. Er besteht aus drei freien Ringen, deren jeder ein Beinpaar trägt. Wie müsste man da mit dem „Rückschlag" arbeiten, wenn man einen solchen Thorax aus dem der Stethopathiden hervorgehen lassen wollte! Die Beine des Flohes sind ganz besonders seiner Lebensweise angepasst und könnten für einen Vergleich wohl kaum herangezogen werden. Die hohe Entwicklung der Coxae, verbunden mit einer starken Vergrösserung der Femora, repräsentirt den Typus des Flohbeines, das, verbunden mit dem dreitheiligen Thorax, die Fähigkeiten eines vollkommenen Sprungbeins erlangt hat. Und die Stethopathiden ? Von einer wirklich sehr auffallenden Vergrösserung der Coxa könnte doch nur bei den Vorderbeinen die Rede sein, und zwischen diesen und den Flohbeinen liegt noch ein himmelweiter Unterschied. Auch die innere Anatomie spricht gegen irgend eine Annäherung der Flöhe und Stethopathiden. Die vollkommene Dipteren-Natur der Stethopathidae documentirt sich durch den riesigen Saugmagen, das Organ, das den Siphonaptera stets fehlt, welcher Umstand für jeden Forscher bis jetzt noch immer die Unvereinbarkeit der beiden Classen bewiesen hat. „Wenn wir alle diese Verhältnisse in Betracht ziehen, wird es gerechtfertigt erscheinen, die Flöhe nicht einer der alten Insecten- ordnungen unterzuordnen , sondern sie als gleich berechtigte selb- ständige Ordnung anzusehen." Mit diesen Worten schliesst Taschenberg 1880 die allgemeinen Betrachtungen in seinem classischen Werk über die Flöhe, und damit will auch ich schliessen. Taschenberg's Worte haben noch immer volle Gültigkeit, trotz Dahl und seiner ,,PuUciphora lucifera''' . Zusammenfassung. Die Resultate meiner Untersuchung kann ich kurz folgender- maassen zusammenfassen : 1) Die von mir unter dem Namen Stetliopathidae zusammenge- Die Stethopathidae, eine neue Dipterenfamilie. 439 gestellteu tiügel- und schNvingenlosen Antliaten repräsentiren eine eigene, von den Phoriden zu trennende Familie. 2) Mit den Puliciden sind sie in Folge ihrer Organisation und muthmaasslichen Entwicklung noch viel weniger zu vergleichen als irgend ein Dipteron der primitiven Reihe. 3) Der DAHL'sche Name Puliciphora lucifera heftet sich an kein bestimmtes Thier und ist wegen Mangels einer Diagnose einzuziehen. 4) Die DAHL'sche Hypothese ist als das Product vollkommener Unkenntniss der Fliegen und Puliciden zu betrachten und entbehrt jeder Begründung. Es liegt mir nun noch die angenehme Pflicht ob, allen denen, die zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben, meinen Dank an dieser Stelle auszusprechen : zuerst den beiden Sammlern, Herrn Prof. Cook und Herrn Prof. Dahl, die mir ihr Material in dankenswerther Weise überlassen haben, ferner meinen verehrten Herrn Collegen am Museum in Berlin, Herrn Prof. Karsch, Dr. Tornier und Dr. Stadelmann, die mir stets mit Rath und That zur Seite standen, vor allem aber dem Künstler und Forscher Herrn Rübsaamen, der mir die wundervolle und naturwahre Taf. 25 herstellte und schenkte und den von mir ge- zeichneten Figuren auf Taf. 26 die ihnen nöthige Körperlichkeit mit gewohnter Meisterhand verlieh. 440 BENNO WANDOLLECK, Literaturverzeichniss. Becher, Zur Kenntniss der Mundtheile der Dipteren, in : Denkschr. Akad. Wien, V. 45, 1882, p. 123. Brauer, F., Die Zweiflügler des kaiserl. Museums zu Wien, III. Wien 1883. Dahl, Puliciphora lucifera n. gen. n. sp., in: Zool. Anz., No. 543, 1897, p. 409—412. DiMMOCK, The anatomy of the mouth-parts and of the sucking apparatus of some Diptera. Boston 1881. Hansen, Fabrica oris Dipterorum. Kjöbenhavn 1881. Kräpelin, Ueber die systematische Stellung der Puliciden, in : Festschr. 50jähr. Jubiläum Johanneum Hamburg, 1884. Meinert, Trophi dipterorum. Kjöbenhavn 1881. — Om Mundbygningen hos Insekterne, in: Overs. Danske Vidensk. Selsk. Forhandl., 1897, No. 3, p. 299—324. Menzbier, Ueber das Kopfskelet und die Mundwerkzeuge der Zwei- flügler, in: Bull. Soc. Nat. Moscou, 1880, p. 8. Packard, On the systematie position of the Siphonaptera, in: Proc. Boston Soc. Nat. Hist., V. 26, 1895, p. 312. ScHELKANOvzEF, Mundthoilc von Pulex irritans, in : Zool. Anz., No. 475, 1895. Smith, J. B., A contribution toward a knowledge of the mouth-parts of the Diptera, in: North American Diptera, p. 319. Taschenberg, Die Flöhe. Halle 1880. Thompson-Lowne, The Blow-Fly. London 1890—1892. Wandolleck, Ueber die Fühlerformen der Zweiflügler, in : Zool. Jahrb., V. 8, Syst., p. 779—789. — Ist die Phylogenese des Flohes entdeckt? in: Zool. Anz., No. 553, 1898, p. 180—182. Die Stethopathidae, eine ueue Dipterenfamilie. 441 Erklärung der Abbildungen. Tafel 25. (Gezeichnet von Ew. H. Rübsaamen.) Fig. 1. Die CooK'sche Gattung, n. gen. n. sp. Fig. 2, Kopf seitlich. Fig. 3. Kopf, von oben. Fig. 4. Stethopathus oceUatus n. gen. n. sp. Fig. 5. Kopf, seitlich. Fig. 6. Kopf, von oben. Fig. 7. Chonocephalus dorsalis n. gen. n. sp. Fig. 8. Kopf, von oben. Fig. 9. Ein Floh, zur Vergleichung. Tafel 26. (Gezeichnet vom Autor, Schattirung von Ew. H. Rübsaamen.) Allgemeine Bezeichnungen. a Mentum , b Labellen , c Ligula, d Gelenkstücke der Ligula, e Ver- bindungsstücke. Fig. 10. Krallenglied, Krallen, Empodium und Pulville der Cook- schen Gattung. Fig. 11. Fühler der CooK'schen Gattung. I 1. Glied, II 2. Glied, III 3. Glied, IV 4. Glied, V 5. Glied, VI Sinnesorgane. Fig. 12. Kopftrichter von Chonocephalus dorsalis, von vorn. Fig. 13. Oberlippe von Chonocephalus dorsalis. Fig. 14. Auge der CooK'schen Gattung. Fig. 15. Schnitt durch den Kopf der CooK'schen Gattung, g Ge- hirn, m Musculatur, fJc Fettkörperzellen, n Fühlernerv, o Antenne, l Labrum, l' Labium, p Matrix. Fig. 16. „Hj^opharynx" von Stethopathus oceUatus. Fig. 17. Labium von Chonocephalus dorsalis. Fig. 18. Labium und „Hypopharynx" der CooK'schen Gattung. f Stützspangen der Labellen. Fig. 19. Labium von Chonocephalus dorsalis, von oben. Fig. 20. Labium und „Hypopharynx" von Stethopathus oceUatus. Nachdruck verboten. lieber setzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntniss der Fauna von Süd-Afrika. Ergebnisse einer Reise von Prof. Max Weber im Jahre 1894. III. Gephyreen von Süd-Afrika, nebst Bemerkungen über Sipuneulus Indiens Peters, Bearbeitet von Dr. C. Ph. Sluiter iu Amsterdam. Mit 2 Abbildungen im Text. Der Reichthum an Gephyreen der Ostküste sowie der Stidküste von Afrika scheint ein ziemlich beschränkter zu sein. Von Sipun- culiden werden in der systematischen Monographie von Selenka c. s.^) nur eine Art vom Cap der Guten Hoffnung (Phascolosoma capense Teuscher) und drei '^) von der Küste von Mozambique {Fhymosoma scolops var. mozamhicensis Sel. de Man, Sipuneulus indicus Pet. und Sipuneulus cumanensis semirugosus Sel. Bül.), aus dem Rothen Meer aber schon 10 Arten aufgeführt. Diesen auffälligen Unterschied konnte man sich damals allerdings daraus erklären, dass im Rothen Meere viel mehr gesammelt war als an der eigentlichen Ostküste. Jetzt aber ergiebt sich aus den von Stuhlmann gesammelten Gephy- reen •^) und aus der Sammlung, welche Herr Prof. Max Weber dort zusammengebracht hat, dass wirklich die Ostküste von Afrika arm an Gephyreen und namentlich an Sipunculiden zu sein scheint. 1) Selenka, de Man und Bülow, Die Sipunculiden, 1883. 2) Als Druckfehler steht auf p. XXIV der erwähnten Monographie : Ostküste von Afrika — Äspidosiphon venahulum Sel. Bül., statt West- küste ; das Thier stammt von der Congoküste. 3) PiscHER, W., Uebersicht der von Herrn Stuhlmann auf Sansibar etc. gesammelten Gephyreen, in: Jahrb. Hamburg, wiss. Anst., V. 9,, 1892. Gephyreen von Siid-Afrik». 443 Mit Hinzuzälilung der unten aufgeführten Arten sind von dort jetzt die folgenden Sipunculiden bekannt : 1. Phascolosoma capeyise Teuscher, 2. Pkyscosoma ^ ) {Phymosoma) scolops Sel. de Man, 3. Physcosoma (Phymosoma) scolops var. mozambicensis Sel. de Man, 4. Sipunculus indicus Peters, 5. Sipunculus cumanensis var. semirugosus Sel. Bül., 6. Sipunculus cumanensis var. opacus Sel. Bül., 7. Aspidosiplion ctimingi Baird, 8. Aspidosiphon hlimzingeri Sel. Bül., 9. Aspidosiphon truncatus Kef., 10. Cloeosiphon aspergillum Quatr. Dazu kommen dann noch die folgenden Echiuriden: 1. Tlialassema moebii Greeff, 2. Thalassema kokotoniense Fischer, 3. Thalassema stuhlmanni Fischer, 4. Tlialassema leptodermon Fischer. Auch nach diesen beiden Sammlungen bleibt also die Zahl der Gephyreen von der Ostküste Afrikas eine sehr beschränkte. Es ist das wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, dass keine ausgedehnten Korallenrift'e vorkommen, welche die geeignetsten VYohnstätten vieler Sipunculiden sind. Die von Herrn Prof. Weber gesammelten Exemplare gehören zu den folgenden Arten : Phascolosoma capense Teuscher. 1 Exemplar von 13 mm Länge von Durban (Bluff). Das Thier stimmt in jeder Hinsicht mit der Beschreibung Teuscher's sowie mit der ausführlichen Beschreibung von Selenka u. de Man überein. Das Hinterende mit den grössern und dichter stehenden Papillen ist in scharfer Grenze vom Mittelkörper abgesetzt. Das gilt auch für die Rüsselbasis, wenn auch nicht in dem Maasse wie für das Hinter- ende des Körpers. Physcosoma (Phymosoma) scolops Sel. de Man. Zahlreiche Exemplare von Durban (Bluff). Ausser den ganz typischen Formen, die in jeder Hinsicht mit der Beschreibung von 1) Vergl. über diese Aenderung des Genusnamens: Zool. Anz., V. 20, No. 546, 1897. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 3Q 444 C. PH. SLUITER, Selenka u. de Man übereinstimmen, liegen mehrere Exemplare mit deutlich gefleckter Haut vor, welche aber in ihrem sonstigen Bau sowie in Betreff der Hakenform vollkommen den typischen Exem- plaren gleichen. Zwischen diesen beiden extremen Farben Varietäten kommen alle möglichen Uebergänge vor. Physcosoma {Phymosoma) scolops var. mozamhicensis Sel. de Man. Einige Exemplare stimmen in der äussern Farbe sowie in der Hakenform mit dieser Varietät vollkommen überein. Aspidosiphon Tdunzingeri Sel. Bül. 1 Exemplar von 22 mm Länge von Durban (Bluff). Die Farbe ist hell gelblich, fast silberfarbig, die beiden Schildchen dunkler grün- gelb, etwas bräunlich, das vordere etwas dunkler als das hintere. Die Furchen auf denselben verlaufen genau so, wie Selenka u. Bülow es angeben. Unmittelbar oberhalb des hintern Schildchens bildet sich die gleiche eigenthümliche Einschnürung, die man auch bei A. cumingi Baird und bei A. gigas Sluit. findet, wenn die Ringmuskeln sich stark zusammenziehen. Der Rüsselretractor hat in der Mitte der Anheftung eine ganz kleine Unterbrechung, was als eine leise An- deutung von zwei Wurzeln aufzufassen ist. Er entspringt aus 20 Längsmuskeln, wie das auch von Selenka angegeben wird. Im Uebrigen stimmt das Exemplar von Durbau genau mit der Beschreibung Selenka's überein. Aspidosiphon iruncatus Kef. 2 Exemplare von Durbau (Bluff), und zwar ein grösseres von 20 mm Länge mit eingestülptem Rüssel und ein kleineres mit ein- gestülptem Rüssel von 12 mm Rumpflänge und gleich langem Rüssel. Die beiden Thiere stimmen genau mit der Beschreibung von Kefer- stein und von Selenka überein, nur dass die zwei Retractorenwurzeln noch bis über die Hälfte getrennt und verhältnissmässig dünn bleiben, was allerdings etwas von Keferstein's Beschreibung abweicht, zum Theil aber wohl auf verschiedene Contractionszustände zurückzuführen ist. Merkwürdig ist die geographische Verbreitung dieser Art, die bekanntlich von Panama durch Agassiz, von Mauritius durch Moebius und jetzt von Durban durch Weber gesammelt wurde. Thalassema moehii Greeff. Mehrere Exemplare dieser von Greeff von Mauritius erwähnten Art wurden von Weber an der Küste von Durban gesammelt. Die grüne Farbe schwindet in Alkohol fast völlig. Gephyreen von Süd-Afrika. 445 Mit Erlaubiiiss von Herrn Prof. Max Weber füge ich hier die folgeniieii Bemerkungeu über die früher von mir als Sipunculus ■iiidicus Peters beschriebene Form hinzu. Sipunculus discrepans n. sp. (in: Natuurk. Tijdschr. Nederl. Indie, Y. 45, p. 475 von mir als S. indicus beschrieben). Neuerdings hat VV. Fischer^) einige ergänzende Bemerkungen über Sipunculus indicus Peters gemacht, die mit meinen Beobach- tungen ■') an ähnlichen Thieren von Billiton nicht übereinstimmen. Er kommt zu dem Schluss: „Nach alledem ist es mir kaum wahr- scheinlich, dass Sluiter den Sipunculus indicus Peters bei seinen Untersuchungen vor sich gehabt hat." Ich hatte gehofit, unter den von Herrn Prof. Max Weber an der Küste von Afrika gesammelten Gephyreen auch Exemplare von diesem merkwürdigen Sipunculus anzutrefl'en, um diese mit meinen indischen Thieren vergleichen zu können. Leider war dies aber nicht der Fall. Ich wandte mich daher an die Museen zu Hamburg und Berlin. Aus Hamburg erhielt ich darauf in Tausch für einen Billiton- Sipunculus ein Exemplar von S. indicus Pet. von Sansibar (Tambatu) und aus Berlin zum Vergleich die Typen von Peters von Mozambique und ein Exemplar, das vermuthlich aus der Südsee stammt und von Herrn Putze gekauft war. Ich will nicht unterlassen, hier Herrn Geh. Rath Prof. MöBius und Herrn Prof. Kräpelin meinen verbindlichsten Dank zu sagen für das freundliche Entgegenkommen in dieser Sache. Nachdem ich die Thiere mit meinen Exemplaren von Billiton verglichen hatte, kam ich alsbald zu der Erkenntniss, dass Fischer in so weit vollkommen Recht hat, als wir es hier wirklich mit zwei ganz verschiedenen Species zu thun haben. Aeusserlich sind die Thiere einander allerdings sehr ähnlich, und ich meine, dass ich damals, als noch so gut wie gar nichts von der Innern Anatomie bekannt war, berechtigt war, den BiWiton- Sipunculus als S. indicus Peters zu bestimmen, zumal Peters noch mittheilt, dasselbe Thier komme auch in Indien vor. Leider hat Peters aber von diesen indischen Thieren entweder keine gesammelt, oder sie sind wenigstens jetzt nicht mehr aufzufinden. Jeden Falls hat er aber die Be- schreibung nach den f^xemplaren von Mozambique gemacht, und diese 1) Fischer, W., 1. c. p. 8. 2) Sluitee, C. Ph., Beiträge zu der Kenntniss der Gephyreen aus dem Malayischen Archipel. 4. Mitth., in: Natuurk. Tijdschr. Nederl. Indie, V. 45, p. 475. 30* 446 C. PH. SLUITER, müssen also ohne Zweifel als die Typen von S. indicus gelten. Dann aber müssen die Billitoner Thiere umgetauft werden, und ich schlage den Namen S. discrepans vor, wegen des in vieler Hinsicht ab- weichenden Verhaltens vom gewöhnlichen Typus. Ich will jetzt, nachdem ich die beiden Formen neben einander untersuchen konnte, die sehr merkwürdigen Unterschiede und namentlich die eigenthüm- lichen Verhältnisse des Sipuncultis discrepans hervorheben. Was den allgemeinen Habitus betriflt, so ist S. indicus länger und schlanker als S. discrepans. Die Tentakel verhalten sich bei beiden Arten ganz gleich, aber die Papillen am Rüssel sind bei S. indicus alle ungefähr gleich gross, bei S- discrepans sind die vordem deutlich grösser. Auch die Eigenthümlichkeit , welche Fischer für S. indicus hervorhebt, dass die vordem, grössern Papillen Zwischen- räume zwischen sich frei lassen, dicker sind und von der Haut ab- stehen, die hintern aber platt sind, ziemlich dicht stehen und der Haut anliegen, trifft für die Billitoner Art nicht zu. Einen weitern auffälligen Unterschied zwischen den beiden Arten finden wir in der Lage der Felder am Mittelkörper. Bei S. indicus liegen die läng- lich viereckigen Felder alle der Längsaxe des Körpers genau parallel, wie Fischer das ausdrücklich hervorhebt und ich es auch bei den 4 untersuchten Exemplaren gefunden habe. Bei S. discrepans aber liegen sie ganz deutlich schräg zur Längsaxe, wie ich es früher beschrieben und abgebildet habe und wie es auch Herrn Prof. Max Weber, dem ich die Thiere zeigte, unmittelbar auffiel. Der merkwürdigste Unterschied zwischen den beiden Sipunculus- Arten liegt aber wohl in dem ganz verschiedenen Verhalten der Rüsselretractoren. Fischer scheint an der Richtigkeit meiner Be- obachtungen zu zweifeln oder wenigstens zu glauben, dass ich viel- leicht halb macerirte Exemplare untersucht habe. Damals lagen mir aber in Indien die Thiere ganz frisch vor, und auch jetzt noch sind sie in vorzüglich gut conservirtem Zustand. Auch diese Sachlage habe ich jetzt meinem Collegen, Herrn Prof. Max Weber, demonstrirt, der sich von der vollkommenen Richtigkeit meiner frühern Mittheilungen überzeugt hat, sowie davon, dass eine Macera- tion hier ganz ausser Frage ist. Die 4 Retractoren am Rüssel lösen sich alsbald in verschiedene Bündel auf, die auf sehr verschiedener Höhe, jeder für sich , aus einem Längsmuskelbündel entspringen, genau wie ich es früher beschrieben habe. Bei S. indicus ist das Verhalten jeden Falls ein ganz anderes. Bei dem von Putze gesammelten Exemplar aus dem Berliner Museum Gephyroen von Süd-Afrika. 447 waren die Ansatzstellen der Retractoren theil weise noch gut erhalten und liess sich noch feststellen, dass die ventralen Retractoren aus dem 3., 4. und 5. Längsniuskelstrang, also aus 3 Längssträngen ent- springen. In einer spätem Mittheilung theilt Fischer') mit, dass sie sich bei einem von ihm untersuchten Exemplar am 3. und 4. Längs- muskelbündel ansetzen, aber auch bei diesem Exemplar scheinen die Retractoren nicht ganz intact gewesen zu sein, und auch Fischer er- wähnt, dass sie leicht abreissen. Alle weitern Unterschiede, die Fischer hervorhebt, so nament- lich in Betreff der Segmentalorgane und ihrer Mündung, ferner das Fehlen eines Spindelmuskels u. s. w. bleiben so, wie ich das früher beschrieben habe, bestehen. Besonders ist aber noch der ganz verschiedene histologische Bau der Haut beider Sipunculus-ATteji zu erwähnen. In seiner jüngsten Mittheilung rechtet Fischer^) nämlich mit mir, da er die Haut des wahren S. indicus ganz anders gebaut fand, als ich es früher be- schrieben habe. Statt aber hierin eine weitere Bestätigung seiner frühern Vermuthung zu finden, dass die Thiere von Billiton überhaupt nicht zu S. indicus Peters gehören, scheint er ^etzt die Divergenz unserer Befunde auf ungenaue Beobachtung meinerseits schieben zu wollen. Ich habe jetzt die Haut beider Sipunculus-krtQU vergleichen können. Der ganz verschiedene Bau des Hautmuskelchlauchs ist mir dn weiterer Beleg für die zweifellose Verschiedenheit beider Arten. Was zuerst die Haut des S. indicus anbelangt, so kann ich in der Hauptsache die Beobachtungen Fischer's bestätigen. Ich möchte aber noch besonders auf die eigenthümlichen, dicken Bindegewebs- fasern aufmerksam machen, welche auch Fischer erwähnt, welche sich in den Quer- und Längsfurchen an die Cuticula anzulegen scheinen, dann die Cutis, die Ring- und Diagonalmusculatur quer durchsetzen, darauf unter letzterer, also zwischen dieser und der Längsmusculatur verlaufen und zwar in verschiedenen Richtungen, hauptsächlich den Längsfasern, zum Theil aber auch den Ringfasern parallel. Ich füge zum Vergleich die Abbildung eines Längsschnittes durch die Haut des Mittelkörpers von S. indicus bei, da Fischer nur Querschnitte abgebildet hat und auch den Verlauf dieser Haftfäden unterhalb der Diagonalmusculatur zwar beschreibt, aber nicht abbildet. An mehreren 1) Fischer, W., Weitere Beiträge zur Histologie des Sipunculus indicus Peters, in: Jahrb. Hamburg, wiss. Anst., V. 10, 1893. 448 C. PH. SLUITER, Schnitten konnte ich den wirklichen Zusammenhang dieser Haftfäden mit der Cuticula feststellen, sowie den Verlauf derselben in den schmalen Unterbrechungen der Ringmusculatur an den eingezogenen Rändern der Integumentalfelder, neben den hier vorkommenden Ver- zweigungen der Integumentalhöhlen, bis unter die üiagonalfaserschicht. Fig. A. Fig. A. Längsschnitt durch die Haut von Sipunculus indicus Peters. Im Längs- muskelbündel, rm Ringmuskelbündel, dm Diagonalmuskelfasern, a dicke Bindegewebs- fasern (Haftfasern) zwischen Diagonal- und Längsmusculatur, dr mehrzellige Drüsen, dr' zweizeilige Drüsen, ih Integumentalhöhle. Fig. B. Querschnitt durch die Haut von Sipunculus discrepans. rm Ringmuskel- fasern, a Haftfasern, ih Integumentalhöhle mit Blutkörperchen, c Cuticula, dr mehr- zellige Drüse, dr' zweizeilige Drüse, p Pigmeuthaufen, e Epithel, Ganz verschieden hiervon ist der Bau der Haut von S. discrepoMS. In der Hauptsache kann ich auch hier wieder auf meine frühern Mittheilungen verweisen, die ich bei erneuter Untersuchung nur zu bestätigen habe. Am merkwürdigsten ist jeden Falls der Bau der Cutis, die grössten Theils aus überaus dicken Bindegewebsfasern be- steht, die in den verschiedensten Richtungen in wellenförmigen Linien Gephyreen von Süd-Afrika. 449 verlaufen. Ausser diesen dicken Fasern sieht man noch vereinzelte dünne, mehr gewöhnliche Fasern und dazwischen die kleinen Binde- gewebskörperchen, wie sie in der Cutis von S. nudus^ S. indicus etc. vorkommen. Ich habe aber früher Folgendes übersehen. An den eingezogenen Rändern der Integumentalfelder sind noch besonders dicke Bindegewebsfasern eng mit der Cuticula verbunden. Diese Fasern durchsetzen das übrige Cutisgewebe quer bis an die Ring- musculatur, dringen aber nicht in diese ein, sondern biegen um und verlieren sich zwischen den übrigen dicken Fasern der Cutis. Es sind dies otienbar die gleichen Gebilde, die Fischer bei S. indicus als „Haftfasern'' bezeichnet hat, die aber dort unterhalb der Ring- und Diagonalmusculatur liegen. Bei S. discrepans durchsetzen sie aber die Ringmusculatur jeden Falls nicht, da die Umbiegung und der weitere Verlauf zwischen den andern dicken Fasern öfters eine Strecke weit deutlich zu verfolgen ist. Wie und wo diese Fasern zuletzt endigen, habe ich, auch an Macerationspräparaten, nicht er- mitteln können. Die Vermuthung hat sich mir sogar aufgedrängt, ob nicht vielleicht das ganze, verschlungene Netz der Fasern am Ende nur eine Fortsetzung dieser Haftfasern sein könnte; aber obgleich ich grössere Strecken an jMacerationspräi)araten habe isoliren können, so bin ich doch bei der grossen Zerbrechlichkeit dieser Fasern nicht zur Gewissheit darüber gelangt. Ferner ist noch ein zweiter Punkt zu berichtigen, den ich früher übersehen habe. Es fehlen nämlich die Integumentalhöhlen nicht voll- ständig, wie ich meinte, sondern es sind wirklich hier und da ganz kleine vorhanden. Während aber bei allen darauf hin untersuchten Sipunculus- Arten , so auch bei S. indicus, die Integumentalhöhlen sehr gross sind und regelmässig unter den Integumentalfeldern liegen, sind sie bei S. discre- pans durchaus nicht constant in ihrem Vorkommen und überdies so klein, dass ich sie früher als kleine, beim Präpariren entstandene Risse aufgefasst habe. Ich sehe aber jetzt, da mir bessere Schnitt- serien zur Verfügung stehen als damals in Indien, dass wirklich kleine, mit einer eigenen Wand versehene Höhlen oder Canälchen vorhanden sind, die auch mit Blutkörperchen gefüllt sind. Sie scheinen aber nur im Mittelkörper entwickelt zu sein, da ich sie in der Eichel- und in der Rüsselhaut nicht gefunden habe. Eier kommen aber nie in den- selben vor, wozu sie bei dieser Art viel zu klein sind. Was dann die übrigen Organe betriöt, die in die Cutis eingelagert sind, so kann ich in der Hauptsache auch hierin auf meine frühern 450 SLUITER, Gephyreen von Süd-Afrika. Mittheilungen verweisen. Die eigenthümlichen zweizeiligen Drüsen scheinen bei den verschiedenen darauf hin untersuchten Sipunculus- Arten ganz gleich gebaut zu sein. Am genauesten sind sie jeden Falls von H, Ward ^) für S. nudus untersucht. Sowohl bei S. indicus als bei S. discrepans stimmen sie aber mit denjenigen von S. nudus vollkommen überein. Auch die vielzelligen Drüsen haben denselben Bau wie bei S. nudus. Irrthümlicher Weise werden von Vogt u. YuNG in ihrem „Lehrbuch der praktischen vergleichenden Anatomie" diese verschiedenen Drüsen auf eine einzige einzellige Art zurück- geführt, auf welchen Irrthum Ward schon hingewiesen hat. Nach erneuter Untersuchung bin ich aber zu der Ueberzeugung gekommen, dass die Organe, die ich in der Eichel als Nervenendorgane auf- gefasst habe und die auch Andreae, Jourdan und Fischer als solche deuten, in Wirklichkeit keine solchen sind, sondern nur verschiedene Contractionszustände der vielzelligen Drüsen. Auch Vogt u. Yung sowie Henry Ward sprechen diesem Organe jede Sinnesfunction ab. Zwar sieht mau gewöhnlich sehr deutlich Nervenästchen bis an die Drüsen herantreten, aber wie Ward schon ganz zutreffend bemerkt, sind auch Drüsengebilde öfters reichlich mit Nerven versorgt. Von eigentlichen Sinneszellen kann hier aber nicht die Rede sein. Es scheinen sich die Nervenendorgane ausschliesslich auf den Tentakel- saum zu beschränken. In Betreff der Pigmentballen, die nach Fischer bei dem wahren Sipunculus indicus Pet. fehlen, was auch ich bestätigen kann, kann ich für S. discrepans wieder auf meine frühere Beschreibung hin- weisen, da erneute Untersuchung die gleichen Befunde ergeben hat. Die Vermuthung von Fischer, ich habe Haufen von Blutzellen für Pigmentbaileu angesehen, ist absurd. 1) Ward, H., On some points in the anatomy and histology of Sipunculus nudus L., in: Bull. Mus. comp. Zool. Harvard Coli., V. 21, p. 143. 24. November 1897. Nachdruck verboten. Uebersetzungarecht vorbehalten. Die Hydroid-Mediisen des arktischen Gebiets. Von (xösta Grrönl)erg. (Aus dem Zootom, Institut der Universität zu Stockholm.) Hierzu Tafel 27. Unsere Kenntniss von den Hydroidmedusen des arktischen Ge- biets muss als sehr mangelhaft bezeichnet werden. Mehr oder weniger dürftige Angaben finden sich in der Literatur zerstreut. Freilich hat Haeckel in seinem monographischen Werk „Das System der Me- dusen" alles, was von arktischen Craspedoten im Jahre 1879 bekannt war, zusammengestellt, allein damals war nur ein sehr beschränkter Theil des arktischen Gebiets in dieser Hinsicht untersucht worden. Seitdem haben einige Forscher unsere Kenntniss dieser Thiere ein wenig vervollständigt, und besonders haben Wagner (18), Schlater ^) und Birula (4) Mittheilungen über die Medusen des Weissen Meeres geliefert. Doch ist mit Bezug auf unsere Thiere der grösste Theil des Gebiets noch heute unerforscht. Ich hatte deshalb mein Augenmerk speciell auf diese Thiergruppe gerichtet, als ich im Sommer 1896 an der ANDRE'schen Expedition nach Spitzbergen als Zoolog Theil nahm. Ich erhielt auch in Danes Gat, dem Sund zwischen den beiden an der nördlichen Westküste Spitzbergens liegenden Inseln, der Dänischen Insel und der Amster- dam-Insel, einige craspedote Medusen, die theils neu, theils unvoll- ständig beschrieben sind. Diese Medusen wurden nach verschiedenen Methoden, vorzugs- weise mit Formol conservirt. Für diese zarten, zum grossen Theil von leicht schrumpfendem Gallertgewebe gebildeten Thierchen hat 1) Leider ist mir seine Abhandlung nicht zugänglich gewesen. 452 GÖSTA GRÖNBERG, sich nämlich Formaldehyd als ein sehr gutes Conservirungsmittel er- wiesen. Die Farbe und die relative Grösse der verschiedenen Körper- theile im Leben wurden schon an Ort und Stelle notirt. Um meine Beobachtungen über diese von mir bei Spitzbergen gesammelten Medusen zu ergänzen, habe ich auch Exemplare aus dem Zoologischen Reichsrauseum und dem Zootomischen Institut der Hoch- schule zu Stockholm bei meinen Studien benutzt. Ausserdem ist auch eine Sammlung grönländischer Medusen aus dem Museum in Kopenhagen durch die Güte des Herrn Doc. Le- viNSEN zu meiner Verfügung gestellt. Da die Fundortsangaben für diese grönländischen Medusen schon 1893 von Levinsen (9) publicirt sind, habe ich nur ausnahmsweise Näheres über die Fundorte hinzu- gefügt; im Uebrigen verweise ich auf seine Publication. Ich benutze hier die Gelegenheit, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, dass, wenn es wahr ist, dass man bei Bearbeitung von Spiritusmaterial in der Beurtheilung mancher Structurverhältnisse die grösste Vorsicht walten lassen muss, dies besonders vom Studium der Medusen gilt. Hier kann man sich nämlich in den meisten Fällen an Spiritusexemplaren nicht einmal von den Grössen Verhältnissen der verschiedenen Körpertheile und der allgemeinen Körperform eine richtige Vorstellung bilden, denn die durch den Spiritus verursachten Schrumpfungen verändern die ganze Form des Thieres vollkommen. Ich habe deshalb bei Beschreibung solcher Medusen, die ich nur in Spiritutexemplaren kenne, im Allgemeinen nur solche Charaktere er- wähnt, welche von Schrumpfung und Contraction einigermaassen un- abhängig sind. Habe ich auch zu einer monographischen Bearbeitung der ark- tischen Hydroidmedusen nicht Material genug, so halte ich doch eine kurze Beschreibung der vorliegenden Formen für angezeigt. Um aber ein möglichst vollständiges Bild von dem Stande unserer gegenwärtigen Kenntniss der arktischen Craspedoten zu erhalten, habe ich ein Verzeichniss aller bis jetzt aus dem arktischen Gebiet be- kannten Formen zusammengestellt. Die grösste Schwierigkeit bei der Aufstellung dieses Verzeich- nisses bestand darin, das arktische Gebiet zu begrenzen. Scharfe Grenzen zwischen verschiedenen thiergeographischen Regionen zu ziehen, ist, wenn natürliche geographische Grenzen fehlen, im All- gemeinen recht schwierig; wenn es sich aber um frei schwimmende, pelagische Meeresformen handelt, welche von den Strömungen des Meeres im höchsten Grade abhängig sind, so wird eine solche Begren- Die Hydroid-Meduseu des arktischen Gebiets. 453 zuDg der verschiedenen Faunen fast unmöglich. Denn, um zu unserm specielleu Fall zurückzukehren, ob eine Meduse in der That als ark- tisch oder nicht arktisch anzusehen ist, das hängt nicht davon ab, ob sie an diesem oder jenem Punkt, sondern ob sie in arktischem oder nicht arktischem Wasser gefangen ist. In Folge der Meeres- strömungen werden arktische Medusen bisweilen sogar an den Küsten Schwedens gefangen, während umgekehrt südliche Arten durch den Golfstrom bis nach Spitzbergen geführt werden. Da es nun gilt, arktische Medusen von nicht arktischen zu unter- scheiden, so wäre es natürlich das Richtigste, nur auf die Temperatur and den Salzgehalt des Wassers, in welchem die fragliche Form lebt, Rücksicht zu nehmen. Da aber Angaben über Beschaffenheit des \N'assers fast immer fehlen, ist man ausschliesslich auf die Fundorts- angaben angewiesen, und ich habe mich daher zu einer räumlichen Begrenzung des „arktischen Gebiets" entschliessen müssen. Im Atlantischen Ocean habe ich als Grenze eine Linie gewählt, welche von den Lofoten an der Küste Norwegens unmittelbar südlich von Island nach Xova Scotia in Nordamerika zieht. Diese Linie fällt ungefähr mit der Jahresisotherme der Meeresoberfläche für +45*^ F. (= + 7,2 ^ G.) zusammen, wie diese im Report on the Results of the Voyage of Challenger, Summary of Results, Second Part, Map 2 ge- zogen ist. Eine natürliche Grenze zwischen dem arktischen Behrings- meer und dem Grossen Ocean glaube ich in den Aleuten gefunden zu haben. Ausser den Namen der Arten ist die Verbreitung innerhalb des arktischen Gebiets angegeben. Auch ist der Verfasser, bei welchem sich die Fundortsangabe findet, in Klammern citirt. In dem Ver- zeichniss sind ferner diejenigen Formen, welche nur innerhalb des arktischen Gebiets gefunden oder übrigens für dieses Gebiet charak- teristisch sind, mit einem * bezeichnet. Die Namen der Arten, welche ich im Folgenden näher erwähnt habe, sind gesperrt gedruckt. I. Anthomedusae. Fam. Codonidae. 1.* Codonium princeps Grönland (Haeckel, 6, p. 13, LE\aN- Haeckel sen, p. 143); Spitzbergen, ostspitz- bergisches Eismeer (Walther, p.92), Danes Gat (nov. loc). 2. Sarsia tuhulosa Lesson Island (Haeckel, 6, p. 16); Norwegen, Lofoten [Polypengeneration] (Sars, 454 GÖSTA GRÖNBERG, 3. Sarsia eximia Boehm. 4. „ miräbiUs L. Agass. 5.* Sarsia hracliy gaster 71. sp. 6.* Syndictyon boreale Wagn. 7. Hypocodon nutans M. Sars 8. ÄmpMcodon fritillaria Steenstrup 9. Amalthaea sarsi Allman 14, p. 47) ; Weisses Meer (Wagner, p. 76). Grönland, Egedesminde (Levinsen, p. 144. Grönland [Mörch, p. 95 ^), Levinsen, p. 143]; Weisses Meer? (Birula, p. 332). Grönland, Jakobshavn? (diese Orts- angabe für Codonium princeps bei Levinsen, p. 143 fällt weg); Spitz- bergen (nov. loc.) ; Matotschkin scharr (nov. loc). Weisses Meer (Wagner, p. 74, Bi- rula, p, 336). Norwegen, Lofoten (Sars, 13, p. 2). Island, unweit Reikjavik (Steenstrup, p. 12). Norwegen, Lofoten (Sars, 13, p. 4), Finmarken ? (Schmidt) ^ ). Fam. Tiaridae. ? Pandaea saltatoria Lesson^) 10. Tiara pileata L. Agass. 11.* Tiara cowi/era Haeckel 12. Turris digitalis Forbes ]3.* Catahlema campanula Haeckel 14. Catablema vesicarium A. Agass. 15.* Catahlema eury stoma Haeckel Grönland (Fabricius, p. 365). Weisses Meer (Wagner, p. 78). Grönland (Haeckel, 6, p. 59, Levin- sen, p. 144); Spitzbergen (nov. loc). Zwischen Grönland und Island sowie zwischen Grönland u. den Hebriden (Haeckel, 6, p. 62). Grönland [Fabricius, p. 366?*), Haeckel, 6, p. 63, Levinsen, p. 144]. Grönland (nov. loc.) ; Spitzbergen (nov. loc). Grönland (Haeckel, 6, p. 64, Levin- sen, p. 144) ; Weisses Meer (Bi- rula, p. 337). Fam. Margelidae. 16. Lizzia blondina Forbbs Weisses Meer (Wagner, p. 73). 1) Falls diese Art mit Sarsia glacialis Mörch identisch ist. 2) Falls diese Art mit Amalthaea uvifera Schmidt identisch ist. 3) Falls diese Art, wie Haeckel annimmt, mit Medusa bimorpha Fabe. identisch ist. 4) Falls diese Art mit Medusa campanula Fabr. identisch ist. Die Hydroid-Medusen des arktischen Gebiets. 455 17. 18.-^ 19. 20. 21. 22. 23. Mdrgelis principis Steen- .STRri' Hippocrene superci- lidris L. Agass. Hippocrene mertensi L. Agass. Nemopsis heteronema Haix'kel Margellium octopunctatum Hakckkl Margellium gfr«^i*mHAECKEL RathJcea octopunctataM.SAns Island (Steenstrup nach Haeckel, 6, p. 88). Grönland (Haeckel, 6, p. 92, Levin- SEN, p. 144) ; Spitzbergen (nov. loc.) ; Weisses Meer (Wagner, p. 73, BiRULA, p. 339). Behringsmeer, Insel Sanct Matthaei (Brandt, p. 393). Island (Haeckel, 6, p. 93), Grönland , Egedesminde (Levinsen, p. 145). Grönland , Jakobshavn (Levinsen, p. 145). Grönland , Egedesminde (Levinsen, p. 145); Weisses Meer (Birula, p. 340). Farn. Cladonemidae. (Fehlt.) 24.* Thaumantias eschscholtzi Hakckkl 25.* Staurostoma arctica Hakckkl II. Leptomedusae. Farn, Thaumantidae. Grönland (Haeckel, 6, p. 129, Le- vinsen, p. 145). Grönland, Egedesminde (Levinsen, p. 145); Spitzbergen (Haeckel, 6, p. 131); Weisses Meer (Birula, p. 342). Farn. Cannotidae. 26.* 27. 28.* 29. 30. 31. Pty chogena pinnu lata Haeckel Grönland und Island (Levinsen, p.l45); zwischen Irland u. Island (Haeckel, 6, p. 148. Weisses Meer (Wagner, p, 80). Staurophora laciniata A. Agass. Prohoscidactyla flavicirrata Ostküste von Kamtschatka (Brandt, Brandt p. 390). Fam. Eucopidae. Obelia diaphayia L. Agass. Grönland (Mörch, p. 96). gelatiaosa Pallas geniculafa L, Karisches Meer (Bekgh, p. 333) [nur Polypengeneration angetroffen]. Island (Winther, p. 263) [nur Po- lypengeneration] ; Weisses Meer (Birula, p. 345). 456 GÖSTA GRÖNBERG, 32. Obelia longissima Pallas 33. 34. flahellata Hixcks dichotoma L. 35. Tiaropsis diademata L. Agass. Grönland (Winther, p. 272); N. von Behrings-Strasse, Long. 176" 6' w. Gr., Lat. 67« 53' N. (Thompson, p. 392) [an beiden Orten nur Polypen- generation angetroffen]. Grönland (Winther, p. 272) [nur Polypengeneration] ; Weisses Meer (BiRULA, p. 343). Vor der Mündung von der Jenissei (Thompson, p. 391) [Polypengene- ration]. Grönland (Lütken, p. 189). Farn. Aequoridae. ? Stomöbrachiumtentaculatum Grönland (Fabricius, p. 365). L. Agass. ^). 36. Polycanna groenlandica Grönland (Fabricius, p. 364). PiiRON et Leseur (= Me- dusa aequorea Fabr.) III. Trachomedusae. Fam. Petasidae. (Fehlt.) Fam. Trachynemidae. dl* Pectyllis arctica Grönland (Haeckel, 6, p. 266, Le- Haeckel vinsen, p. 146) ; Spitzbergen (nov. loc). Fam. Aglauridae. dS* Aglantha digitalis 0. F. Müller 39.* Aglantha ikamtschatica Brandt Grönland (Fabricius, p. 366, Haeckel, 6, p. 272, Levinsen, p. 146); Is- land (Levinsen, p. 146) ; Jan Mayen (Lorenz, p. 28) ; Spitzbergen (nov. loc.) ; Arktisches Norwegen ? (Haeckel, 6, p. 272) 2); Weisses Meer (Birula, p. 346). Weisses Meer (Wagner, p. 75) ; Kamt- schatka (Brandt, p. 354). 1) Falls diese Art wirklich, wie Winther annimmt, mit Medusa bimorpJia Fabr. identisch ist (vgl. Pandaea saliatoria Lesson in dieser Uebersicht). 2) Obschon Haeckel Norwegen ohne nähere Angaben unter den Fundorten dieser Species aufzählt, halte ich es doch für sehr wahr- scheinlich, dass sie wirklich im arktischen Norwegen vorkommt. Die Hydroid-Medusen des arktischen Gebiets. 457 Fam. Geryonidae. (Fehlt). IV. Narcomeduaae. Fam. Cunanthidae. (Fehlt). Fam. Peganthidae. (Fehlt). Fam. Äeginidae. iO* Äeginopsis laurentii Brandt Weisses Meer (Wagnek, p. 79, Bi- RULA, p. 347) ; Behrings-Strasse, Lorenz-Bucht (Brandt, p. 364). Fam, Solmaridae. 4:1.'^ Solmundus glacialis Spitzbergen (nov. loc). n. sp. Ehe ich zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, will ich hier eine biologische Eigenthümlichkeit, welche Walther (19) den arktischen Medusen beilegt, mit einigen Worten berühren. Dieser P'orscher hat nämlich die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, dass viele pelagische Formen, besonders die craspedoten Medusen, bei Spitz- bergen nur während der Nacht an die Oberfläche hinaufkommen, „ob- gleich in Belichtung und Temperatur zur Hochsommerzeit nicht der geringste Unterschied zwischen Tag und Nacht eintritt". Diese Eigen- thümlichkeit lindet nach Walther ihre Erklärung darin, dass diese Formen echte Golfstromformen sind, „die mit der warmen Strömung aus südlichem Meerestheilen in noch nicht zu fern zurückliegender Zeit eingeführt sind" und „noch mit grosser Zähigkeit an einer in den neuen Heimstätten gänzlich zwecklos scheinenden, in südlichem Strichen durchgängig üblichen Gewohnheit hangen". Ich hatte in Danes Gat zwei Monate lang Gelegenheit, das pelagische Thierleben zu beobachten, und muss gestehen , dass im Allgemeinen die Medusen während der Nacht an der Oberfläche reich- licher vorkommen, als es am Tage der Fall ist. Diesem Verhalten möchte ich aber einen andern Grund als den von Walther angeführten zuschreiben. Ich glaube nämlich, es hängt davon ab, dass das Wetter in der Regel in der Nacht ruhiger ist als am Tage. Für diese Erklärung und gegen diejenige Walther's sprechen folgende Thatsachen : 1) Wenn 458 GÖSTA GRÖNBERG, es am Tage vollkommen ruhiges Wetter ist, sind die Medusen sehr reichlich an der Oberfläche vorhanden, was ich viele Male beobachten konnte. 2) Die von Walther als typische Golfstroraformen bezeich- neten Medusen sind nicht im südlichen Theil des Golfstromes, z. B, an der westlichen Küste Norwegens, angetroifen. 3) Das reichere Vorkommen an der Meeresoberfläche während der Nacht gilt nicht nur für die von Walther als Golfstromformen bezeichneten Arten, sondern auch für solche, die auch nach ihm für das arktische Gebiet typisch sind, wie Clio horealis und die Cydippen, welche ich immer mit den im Danes Gat gewöhnlichsten Medusen : Codonium princeps, Sarsia hrachygaster und Hippocrene supcrciUaris zusammen gesehen habe. Ich konnte sogar das reichliche Vorkommen der erstem an der Oberfläche als Criterium des Vorhandenseins der nicht so leicht wahrnehmbaren Medusen benutzen. Codonium princeps Haeckel. (Fig. 1 und 2) Von dieser Art hatte ich bei Spitzbergen Gelegenheit, viele lebende Exemplare zu beobachten. In Danes Gat kam nämlich im Juli und August bei ruhigem Wetter ein Codonium recht zahlreich vor, welches ohne Zweifel mit Haeckel's Codonium princeps identisch ist. Doch sind die Beschreibung und Abbildung Haeckel's, denen alte Spiritusexemplare zu Grunde gelegen haben, nicht vollkommen correct. Der Magen ist nämlich nicht, wie Haeckel ihn beschreibt und abbildet, kürzer als die Schirmhöhe, sondern reicht gewöhnlich um ein Drittel seiner Länge aus der Glocke hervor, ja ist sogar in völlig ausgestrecktem Zustande doppelt so lang wie die Schirmhöhe. Der Scheitelaufsatz ist nicht so scharf abgesetzt, wie ihn Haeckel abbildet, sondern geht, wie Fig. 1 zeigt, direct in die Medusen- glocke über. Die Form des Scheitelaufsatzes in der HAECKEL'schen Figur ist wie auch der kurze Magen als ein Schrumpfungsproduct aufzufassen. Die Tentakel sind in völlig ausgestrecktem Zustande 3 — 4 mal so lang wie die Schirmhöhe. Die Thiere halten sie aber beim Schwimmen oft zusammengezogen und dann sind sie sogar kürzer als die Höhe der Glocke. Die Ocellen, welche Haeckel in der Be- schreibung als schwarz bezeichnet, in seiner Figur aber roth abbildet, sind, wie ich mich an lebenden Exemplaren überzeugt habe, schwarz. Die von Haeckel abgebildeten zwei kugligen Nesselpolster des Ocel- larbulbus sind bei den von mir gesammelten Exemplaren nicht so stark hervortretend und von dem Ocellarbulbus nicht so deutlich ab- gesetzt wie auf Haeckel's Abbildung. Die Hydroid- Medusen des arktischeii Gel)iet¥. 459 Au lebenden Exemplaren kann nnui eine eigeuthüniliche Art der Lüconjütiou wahrnehmen. Das Thier scliwimmt nämlich nicht nur durch Coiitractioueu der Glocke, sondern auch mit Hülfe des Magens, iiidoni dieser abwechselnd bald spiralig zusammengezogen, bald heftig ausgestreckt wird. Diese Bewegungen des Magens fallen mit denen der Glocke zeitlich zusammen und l)ewirken eine recht schnelle Be- wegung des Thieres, Sarsici hi'achy(faster n. sp. (Fig. 3 und 4.) Schirm abgestutzt eiförmig, 1| bis 2mal so hoch wie breit. Die grösste Breite liegt oberhalb der Mitte. Magen cylindrisch, fmal so lang wie die Schirm höhe, von der Basis an von der Gonade umhüllt, mit sehr kurzem, cylindrischem Mundrohr. Tentakel, ausge- streckt, doppelt so lang wie die Schirmhöhe, im Leben gewöhnlich von der Länge derselben. Ocellarbulben massig gross, mit sehr kleinen Ocellen. — Nicht Knospen bildend. ^ Farbe: Magen, Gonaden, Ocellarbulben und Ten- takel orange roth. Ocellen schwarz. Grösse: Schirmbreite 8 — 10 mm, Schirmhöhe 15 — 18 mm. Diese Art, welche am meisten mit Sarsia rosaria Haeckel über- einstimmt, ist durch ihren kurzen Magen, welcher nie bis zur Velar- ebene hinabreicht, ausgezeichnet. Von S. rosaria ist sie übrigens durch ihre nach oben sphärisch abgerundete Subumbrella und durch das Fehlen der spindelförmigen Erweiterung am untern Theil des Magens leicht zu unterscheiden. Sarsia hracliygaster scheint im nördlichen Polarmeer recht gemein zu sein. Im Zootomischen Institut der hiesigen Hochschule findeu sich Exemplare vom Eisfjord und Skansbay bei Spitzbergen (A. V. Klinckowström, 1890) und einige Exemplare von der Schwe- dischen Geologischen Expedition nach Spitzbergen 1882 gesammelt, ohne nähere Fundortsangaben. Selbst habe ich diese Species in recht grosser Anzahl in Danes Gat im Juli und August 1896 erhalten, und diese lebendig beobachteten Exemplare liegen der obigen Beschreibung zu Grunde. In den zoologischen Sammlungen des Reichsmuseums zu Stockholm findeu sich Exemplare von Matotschkin scharr (A. Stux- BEiiG, 12. Sept. 1876). Dagegen scheint diese Form bei Grönland S(!lten zu sein resp, Zool. Jahrb. XI, Abth. f. S;gt. Öl 460 GÖSTA GUÖNBERG, ganz zu fehlen. Unter den von mir untersucliten Medusen aus dem Museum zu Kopenhagen ist ein einziges Exemplar einer Meduse vor- handen , welche vielleicht dieser Species zuzurechnen ist. Dieses Exemplar ist von Prof. D. Bergendal bei Jakobshavn, 20. Oct. 1890, gefunden. Es ist bedeutend kleiner als die typische Form. Wie aus der Beschreibung dieser und der vorigen Art hervor- geht, müssen die HAECKEL'schen, der Länge des Magens entnommenen Gattungscharaktere aufgegeben werden. Haeckel giebt nämlich an, dass der Magen bei Codonium „massig lang, nicht oder nur wenig aus der Schirmhöhle vortretend", bei Sarsia dagegen „sehr verlängert, weit aus der Schirmhöhle vortretend", ist. Bei den zwei hier be- schriebenen Formen findet, wie ich gezeigt habe, das umgekehrte Ver- halten statt. Die zwei Genera sind jedoch durch das Vorhandensein oder Fehlen eines Stielcanals leicht zu unterscheiden, und dieser eine Unterschied berechtigt vollständig, beide Genera beizubehalten. Tiara conifera Haeckel. Diese Species, welche von Grönland, wo sie recht gemein zu sein scheint, bekannt ist, kommt auch bei Spitzbergen vor. So finden sich in den Sammlungen der hiesigen Hochschule Exemplare von Greenharbour (Schwed. Geol. Spitzb.-Exped., 1882) sowie zahlreiche, von A. V. Klinckowström, 1890 gesammelte Individuen, die jedoch nicht mit nähern Fundortsangaben versehen sind. Ich selbst erhielt in Danes Gat ein einziges Exemplar. Die grössten von mir untersuchten Individuen haben ca. 48 Ten- takel (Haeckel giebt 32 als Maximum an). Im Uebrigen stimmen sie mit der HAECKEL'schen Beschreibung überein. Catablema campanula Haeckel. Unter den Medusen aus dem Museum in Kopenhagen, welche ich Gelegenheit zu untersuchen gehabt habe, befanden sich auch 2 Exem- plare, welche mit einer Etikette folgenden Inhalts versehen waren: „Catablema campanula Fabr. Grönland 25./ 11. 56, Zimmer." Da Haeckel die fragliche Species nach Exemplaren von Grön- land aus dem Museum zu Kopenhagen aufgestellt hat und ausdrück- lich angiebt, dass ein Theil dieser Exemplare von Zimmer gesammelt sei, kann man mit Wahrscheinlichkeit annehmen, dass diese Exemplare, wenn nicht Originale der Beschreibung und der Figuren Haeckel's, doch von ihm bestimmt und dieser Art zugerechnet sind. Die Hydroid-Medusen des aiktisclieu Gebiets. 461 Die fiagliclicii Iiidiviilueii zeigen jedoch ciu Paar Abvveichuugen von iler IfAEcKEL'schen Heschreibung, die hier mit einigen Worten erwähnt werden sollen. So sind die Drüsentaschen nicht, wie Maeckel angiebt, bauniförniig verästelt, sondern am Radialcanal wie bei Cata- hlema euri/stomd beschaflfcn, wogegen sie am Ringcanal sogar schwächer als bei dieser Art entwickelt sind. Von Cataldcma eurystoma unter- scheidet sich indessen diese Form durch die Einschnürung zwischen dem Magen und den Mundlappen. Die Zahl der Tentakel war bei dem grössten Exemplar 24 (4 grosse i)erradiale, 4 ein wenig kleinere interradiale und zwischen je 2 von diesen 8 Tentakeln 2 kleine). Der von IIaeckel erwähnte conische Stielcanal war bei diesen Exemplaren nicht zu sehen, doch kann sich dies aus der ungenügenden Conservirung erklären. In den Sammlungen des Zootomischen Instituts findet sich ein Exemplar einer Meduse, die ich — wenn auch mit Vorbehalt — zu dieser Art stelle. Die Form des Magens und die mit gelappten oder schwach verästelten Drüsentaschen versehenen Radialcanäle zeigen, dass diese Meduse von den 3 bekannten Arten dieser Gattung nur zu campanula gestellt werden kann. Sie unterscheidet sich jedoch von den vorher beschriebenen Exemplaren dieser Art durch die grosse Zahl der Tentakel, denn ausser 48 grossen Tentakeln (48 Tentakel sind von Haeckel als Maximum augegeben) finden sich zwischen diesen kleine, kolbenartige Gebilde, die ich als junge, noch nicht ent- wickelte Tentakel deuten muss. Das Exemplar stammt von Spitz- bergen, Greenharbour (Schwed. Geol. Spitzb.-Exp., 1882). Catablenia vesicariuni A. Agassiz. Von dieser Art, welche bisher nur von der Ostküste Nordamerikas bekannt war, liegen hier Exemplare theils von Grönland, theils von Spitzbergen vor. Im Zoologischen Museum zu Kopenhagen findet sich nämlich ein Exemplar, welches von Moberg bei Grönland gefunden worden ist. Nähere Ortsangaben fehlen. Ich selbst bekam in Daues Gat bei Spitzbergen im August 1896 ein einziges Exemplar von dieser, wie es scheint, recht seltnen ^feduse. Ferner sind noch 3 Exemplare von Spitzbergen bekannt. Unter den Medusen, welche Dr. A. v. Klinckow^- S'j'RÖM 1890 von Spitzbergen mitgebracht hat, finden sich nämlich 3 Exemplare dieser Art. Nähere Ortsangaben fehlen. Sämmtliche von mir untersuchten Exemplare zeigen mit der Be- schreibung von Agassiz die grösste Uebereinstimmung. 31* 462 GÖSTA GRÖNBERG, Catablema etirystoma IIaeckel. Im Zoologischen Museum zu Kopenhagen finden sicli ein paar Exemplare dieser Art, welche von der HAECKEL'schen Beschreibung einige kleine Abweichungen, die hier erwähnt werden mögen, zeigen. Die Radialcanäle werden von Haeckel als lanzettförmig, in der Mitte doppelt so breit wie an beiden Enden, beschrieben. Die Breite beträgt in der Mitte 4 mm. Mit dieser Beschreibung stimmt die Ab- bildung (tab. 4, fig. 6) nur wenig überein, indem die Canäle, trotz einer zweimaligen Vergrösserung, in der Mitte eine Breite von nur 2,5 mm haben. An den von mir untersuchten Exemplaren waren die Canäle nicht so ausgeprägt lanzettförmig, wie sie Haeckel beschreibt und abbildet, sondern in der Mitte 3, an den Enden 2 mm breit. Möglich ist, dass die fraglichen Maasse ein wenig wechseln, sicher ist doch, dass die Canäle im Verhältniss zur Glocke mehr als doppelt so breit sind, wie Haeckel's Eigur zeigt. Die Drüsentaschen waren theils einfach, theils mit 2 — 4 Läppchen besetzt. Die Zahl der Tentakel scheint im Allgemeinen ca. 48 zu sein: 24 grössere und 24 kleinere alterniren an den von mir untersuchten Individuen ziemlich regelmässig. Die Form und Grösse des Scheitel- aufsatzes kann an den schlecht conservirten Exemplaren nicht näher bestimmt werden. Auch von der Form des Magens lässt sich wenig aussagen , nur die Abwesenheit einer Einschnürung zwischen dem Magen und den Mundfalten, welche nebst der Entwicklung der Drüsen- taschen die Bestimmung dieser Form als eurystoma möglich macht, lässt sich constatiren. Hippocrene superciliaris L. Agassiz. (Fig. 5 und 6.) Diese Species wurde schon 1850 von L. Agassiz nach Exem- plaren aus der Massachusetts-Bay beschrieben. Seitdem hat Haeckel einige „am Eingang der Davis-Strasse" gesammelte Medusen beschrieben, welche, wie er selbst sagt, „vollkommen jener Darstellung (von Agas- siz) entsprachen". Diese arktische Form ist auch im Weissen Meer angetroffen und von Wagner (18) und Birula (4) beschrieben worden. Schliesslich hat auch Hartlaub (8) eine Meduse von Helgo- land beschrieben, welche er als mit der amerikanischen Form identisch betrachtet. Dagegen scheint ihm die arktische Form von der typischen superciliaris abzuweichen. So sagt er 1. c. p. 467 : „Haeckel scheint an den zahlreichen Exemplaren von Grönland, die er untersuchte, eine Varietät oder verwandte Art vor sich gehabt zu Die ITydroid-Mednsen dos aiktisclien Gebiets 463 haben. Seine Beschreibung stimmt auch mit der AoASSiz'schen nicht, vor allem nicht in der Grösse. Agassiz hat Exemplare von höchstens 6 mm beobachtet, die grössten, die ich sah, waren 8 mm hoch, während Haeckel die Grösse auf 10—12 ram Glockenhöhe angiebt. Trotz dieser bedeutenden Grösse sollen die Tentakelbulben nach IIae(jkhl nur 10 — 15 Fäden tragen, wälirend ich an meinen 8 mm grossen Exemplaren bis zu 22 zählte. Weitere für die Diagnose sehr wichtige Eigenschaften sind die von IIaeckel nicht erwähnte bedeutende Grösse der Ocellen und die Plauulaentwicklung am Manubrium, deren Fest- stellung wir N. Wagner verdanken." Teil selbst habe von der arktischen Form theils Exemplare von Grönland aus dem Kopeuhagener Museum gesehen, theils im Danes Gat mehrere Individuen gesammelt, und ich will hier einen Versuch machen, die Entstehung dieser einander widersprechenden Angaben zu erklären. Der wichtigste Einwurf Hartlaub's betrifft die verschiedene Grösse der amerikanischen und der arktischen Form. Betrachten wir die t;ib. 1 liei A(iAssiz, so finden wir 4 grosse und 7 kleinere Abbildungen der fraglichen Meduse. In der lu'klärung der Abbildungen steht : „Plate I. Figures of natural size and enlarged in ditferent positions. Fig. 1, 2, 3 and 4, enlarged; Fig. 5 to 11, of natural size", und in der folgenden Zeile: „slightly exaggerated. Compare p. 257". Auf p. 257 finden wir, dass die figg. 5 bis 11 IJ — 2 mal vergrössert sind. Die Höhe der Glocke der Figuren ist 10,5 ram, und die wirkliche Höhe kann deshalb nicht 7 mm übersteigen. Ich glaube nun, dass Haeckel sich von Agassiz' Ausdruck „natural size" hat täuschen lassen und dass seine Angabe 10—12 ram von den Figuren Agassiz' entnommen ist und sich nicht auf die Messung der grönländischen Exemplare stützt, denn unter den von mir untersuchten Exemplaren sind keine grösser als 1) mm. Dass die Exemplare von Grönland, welche H. untersuchte, kleiner als die Abbildungen von Agassiz waren, hat er wohl als eine natür- liche Schrumpfungserscheinung betrachtet. Diese Annahme scheint mir die wahrscheinlichste zu sein, denn sein Ausdruck, dass die Exem- l)lare von Grönland vollkommen der Darstellung von Agassiz ent- sprechen, in Zusammenhang mit seineu Grössenangabeu, rechtfertigt meine Ansicht, dass er die Angaben von Agassiz unrichtig ge- deutet hat. Den übrigen Einwürfen Hartlaub's kann ich keine grössere Be- deutung beimessen. Besonders gilt dies für den von Hautlaui? ge- machten Einwurf, dass Haeckel keine Planula-Entwicklung am Manu- 464 GÖSTA GRÖNBERG, brium erwähnt hat, da eine solche ja bei der Bearbeitung eines grossen Materials für systematische Zwecke sich sehr leicht der Aufmerksam- keit entziehen kann. Dagegen scheint es mir sehr zweifelhaft, ob wirklich die von Hartlaub beschriebene bei Helgoland angetroffene Meduse zu dieser Art gehört. Denn Hartlaub hat an dieser Form bis zu 22 Tentakel gezählt, während Agassiz an seinen vielen Abbildungen geschlechts- reifer Thiere nie mehr als 14 Tentakel hat, Haeckel als Tentakel- zahl 10 bis 15 angiebt und ich selbst an Individuen mit Planulalarven, die also vollkommen ausgewachsen waren, nie mehr als 14 gefunden habe. Die Frage, ob wir es hier mit derselben oder mit einer andern Art zu thun haben, ist, da wir die Polypengeneration nicht kennen, natürlich sehr schwer zu entscheiden, aber nach den Principien, die sich bei der Trennung der Arten dieser und nahestehender Gattungen geltend gemacht haben, betrachtet man die Zahl der Tentakel als einen guten Artcharakter. Ich halte es deshalb für das Richtigste, die Form von Helgoland als eine selbständige Art anzusehen. Alle arktischen Formen, welche als supercüiaris beschrieben sind, halte ich dagegen für identisch ^) mit der amerikanischen Form und stelle für dieselbe folgende Speciesdiagnose auf: Schirm fast kuglig, mit sehr dicker Gallerte, nach dem Schirm rand zu bedeutend verschmälert. Magen cubisch, mit mehr oder weniger deutlichem Magenstiel und mit kreuzförm iger Basis. 4 M un dgrif fei, 5 — 6mal dichotom verzweigt, an den Enden geknöpft. Gonaden vier interradiale quadratische Polster. Planula-Ent- wicklung am Manubrium. 4 halbmondförmige Tentakel- bulben mit bis zulöTentakeln, die ungefähr so lang wie der Schirmdurchmesser sind, und grossen Ocellen. Farbe (an den von mir beobachteten Exemplaren): Magen, Gonaden und Tentakelbulben braun. Ocellen schwarz. Grösse: Schirm höhe 7—9 mm, Schirmbreite 7—9 mm. 1) Als eine Ausnahme muss erwähnt werden, dass einige Figuren auf tab. 2 des WAGNKK'schen Werkes vom Verfasser fälschlich auJ' Ilippocrene supercüiaris bezogen werden, während es sich bei ihnen um eine Rathhea handelt, was schon Bikula gezeigt hat. Doch scheint Wagner auch typische Exemplare von Hippocrene superciliaris vor sich gehabt zu haben. r)ie Flydroid-Mciluseij des arktischen Gebiets. 465 Fundorte: Atlantische Küste von Nordamerika, Massachusetts- Bay (AoAissiz), Grönland (MoBEUfi, Oluik, Amondsen, Bergendal u. A.), Spitzbergen (v. Klindkowström, Grönberg) ; Weisses Meer (Wagner, Birula). In einer Hinsicht weichen die von mir beschriebenen Exemplare von den AGASSiz'schen Abbildungen ab. Wenn man nämlich die lladialcanäle nach oben bis in den Uebergang in den Magen verfolgt, so bemerkt man, von oben gesehen, keine Erweiterung, wie sie Agassiz abgebildet, denn die Basis des Magens ist scharf kreuzförmig mit den Armen des Kreuzes von derselben Breite wie die Radialcanäle. Es scheint daher bei flüchtiger Betrachtung, als ob die Radialcanäle selbst sich kreuzten, weshalb man diese Form leicht irrthümlich zur Gattung Margells stellen könnte. Doch zeigt eine nähere Untersuchung, z. B, an Schnitten, dass die Radialcanäle wirklich getrennt an den 4 Ecken des Magens münden. JPtychogena idnniilata Haeckel. Von dieser Species habe ich 2 Exemplare aus dem Museum in Kopenhagen untersucht. Beide hat Prof. D, Bergendal aus Grönland, das eine von Ritenbenk, das andere von Jakobshavn, mitgebracht. Das Exemplar von Ritenbenk ist dass grösste, es misst 60 mm im Durchmesser. Die Radialcanäle sind mit 25 — 30 Fiederästen ver- sehen. Da das Exemplar sehr beschädigt ist, ist es unmöglich, die Zahl der Tentakel mit Sicherheit zu bestimmen, doch scheinen es über 200 zu sein. Das kleinere Exemplar hat einen Durchmesser von 14 mm, circa 50 Tentakel und 12 — 14 Fiederäste der Radialcanäle. PecUjllis arctica Haeckel. Von dieser sehr eigenthümlichen Meduse, welche bisher von der Westküste Grönlands und der Küste Nordamerikas (in der Nähe von Halifax) bekannt war, finden sich in den zoologischen Sammlungen des Reichsmuseums und des Zootomischen Instituts der Hochschule zu Stockholm zahlreiche Exemplare von Spitzbergen. Die nähern Orts- angaben sind: Kingsbay, 17. Aug. 1864; Liefdebay (20—60 m) Aug., Sept. 1868; 2 Meilen westl. von Vogelhok, 15. Aug. 1868; nördl. von Spitzbergen, Lat. 80" 25' N. (160 m), Sunhavn und Beisund; 1890 (v. KlIN('KC>W.STRÖM). 466 GÖSTA GRÖNBERG, Aglantlia diyitalls (0. F. Müller) Haeckel. Diese sehr verbreitete arktische Form gehört auch der Fauna von Spitzbergen an. So finden sich in den zoologischen Sammhingen des lleichsmuseums Exemplare vom „Eismeer, nördl. von Spitzhergen", und in den Samndungen des Zootomischen Instituts der Hochschule zu Stockholm ein Exemplar von Beisund, 1890 (A, v. Klinckow- ström). Solniundiis glacialis n. sp. (Fig. 7 und 8.) Schirm flach, 2 — omal so breit wie hoch. Mund einfach, kreisrund. 8 ad radiale Magentaschen, mit ge- schlechtsreifen Gonaden, einen continuirlichen Ring bildend. 4 perradiale Tentakel, 2— 3mal so lang wie die Schirm breite. Hörkölbchen? Schirm rand mit tiefen perradialen Furchen. Grösse: Schirm breite 14 mm, Schirm höhe ca. 6 mm. Fundort: Spitzbergen (Nathorst und de Geer , 1882; A. V. KlinckowströiM, 1890). Diese Meduse, welche durch den obhterirteu Ringcanal sich als ein echter Sohnaride erweist, gehört zu der von Haeckel auf- gestellten Gattung Solmundus, zeichnet sich aber durch ihre Grösse aus. Während die einzige bisher bekannte Art dieser Gattung, Sol- mundus ietralinus, nur eine Schirmbreite von 4 mm besitzt, ist die- jenige von dieser Species 14 mm. Was die äussere Form dieser Art betrifft, so scheint sie, nach Spiritusexemplaren zu urtheilen, mehr flach und scheibenförmig als Solmmidus tetralinus zu sein. Abgesehen von der Grösse und der allgemeinen Körperforra scheint die vorliegende Species mit Solmundus tetralinus nahe über- ein zu stimmen. Leider gestattet die Conservirung der 2 Exemplare dieser Art kein eingehendes Studium der verschiedenen Organsysteme. So habe ich die Anwesenheit von Hörkölbclien nicht constatiren können. Der Schirmrand ist wohl bei dem einen Exemplar deutlich gekörnelt, aber Hörkölbchen sind nicht zu sehen. Die Magentaschen waren theils mit Gonaden bedeckt, theils stark geschrumpft, was ein " näheres Studium derselben sehr erschwerte. Doch scheint mir der Kaum zwischen je zwei Iladialcanälen von zwei adradialen Magentascheu eingenommen zu sein. Magentaschen und Gonaden bilden zusammen einen continuirlichen Kini»'. Die Ilydroid- Medusen dos arktischen Gelüets. 467 Von der Fiirbc des IcbeiKlen Thieres liegen keine andern Angaben vor, als dass der Schirm hellblau ist. Die 2 Exemplare, welche dieser Beschreibung zu Grunde liegen, gehören den Sammlungen des Zootomischrn Instituts der hiesigen Hochschule an. Das eine ist während der Schwedischen Geologischen Expedition nach Spitzbergen 1882 bei Greenharbour gefangen. Das andere hat A. v. Klinckowström 181J0 von Spitzbergen mitgebracht; nähere Fundortsan";al)e fehlt. Herrn Prof. Hj. Tiii':kl und Herrn Dr. G. M. R. Levinsen sowie meinem geehrten Lehrer Herrn Prof. Leche, welche mir aus den unter ihrer Pflege stehenden Sammlungen in zuvorkommender Weise Exemplare zur Verfügung gestellt haben, spreche ich hier meinen besten Dank aus. LiteraturTerzeichniss. 1) Agassiz, L., Contributions to the natural history of tbe Acalephae of North America, in: Mem. Amer. Acad. Arts and Sc, (N. S.) 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(Stiulies from tlic Zoological Laboratory, the University of Nebi'aska, Lincoln, under the direction of Henry B. Ward, No. 27.) With Plate 28. The specimeiis representing the above naraed form were obtained through a Lincoln physician ; the first one, in 1894, and the second a year later. On account of the external appearance, which is notice- ably different froni that of the two previously knowu human Taeniae, Tacnia sagbmia and Tacnia solium, they were set aside for a raore careful examination at some future time. The generally peculiar ap- pearance of the body, the dissimilarity in internal structure, and the extreraely niodified head preclude all possibility of classifying them with either of the common forms. In view of these differences the name Taenia confusa was proposed by Dr. Henry B. Ward, who first recognised the specific rank of the form. He briefly mentioned the same in the report of the Zoologist (Ward, 1896, p. 258) and later, in the report for 1896 (Ward, 1897, p. 180—182) gives a fuller i^cneral Statement in regard to it. The only other literature which iL'fers to the new species is the report of the prelimiuary announce- ment made before the Nebraska State Medical Society (Ward, 1896a). A systeniatic study of the form was taken up by me in Sept. 1895 and has been carried on in connection with my studies on other forms of Taenia to the present date [June 1897] '). The anatomy has been worked out about as thoroughly as the 1) A i-eceut note referring to this species and to tbis paper is Ward, 1897 a. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. 32 470 MICHAEL F. GUYER, material, which was poorly ijreserved for histological purposes, woukl perinit. In the following descriptioii of the structure of the new worm no great amount of histological detail is given for the reason already stated^). Two specimeus ouly, were obtaiiied; the one eiitire aiul the other, unfortunately, lacking the head. The last mentioued has been largely used up in making sections, the other remains intact in the private collectiou of Dr. Henry B. Ward. Because of the ease with which speciniens of Taenia saginata raay be secured for study, and also on aecount of the more al)iindant supply of literature describing this species, the new form has been compared priucipally with it although in many such as the general delicacy of structure, the small head, and the branching of the uterus, there is more of a similarity to Taenia soUuni. In the minute details of structure, however, it i'esembles neither. General structure. In general the form is from 5 to 8 ra long, consisting of a very small head and between 700 and 800 pro- glottids. The proglottids are, with very few exceptions, longer than broad (Fig. 1) ; this being especially charactoristic of the terminal ones (Fig. 1 / ), which measure in sorae cases, as much as 35 mm long by only 4 or 5 mm broad. At no tirae do they have the pecu- liar pumpkin-seed shape, so characteristic of the terminal proglottids of T. saginata. The uterus, in the ripe proglottids (Fig. 2) cousists of a median stem with from 14 to 18 irregularly branching offshoots, which in general appearance often resemble somewhat the branches as Seen in T. solium. The sexually mature Segments (Fig. 1 c) are longer than broad and are characterised particularly by the long kidney-shaped lobes of the ovary (Fig. 3 o). The whole body is in general much thinner and more fragile than that of T. saginata. The eggs (Fig. 11) are oval in shape, 39 /< long by 30 {.i wide, of a white color and without a pyriform apparatus. In the following detailed aecount, the description of the internal 1) To Dr. Henry B. Ward, my highly esteemed instructor, I am greatly indebted for bis kindly aid and valuable suggestions. Not only has he supplied me with literature from bis owu library, but also, with very valuable material for study and coraparison from bis private col- lection, to which, in fact, the specimens under discussion belong. His wide acquaintance with zoological literature, and his familiarity with the special methods so essential to a successful pursuit of this kind of re- search work, have been of inestimable Service to me. On tlie structure of Tacnia confusa Ward. 471 structure is based niainly upoii Observation madu on the headless specimen. Exteriial characteristi es. The total leugth of the head- less worin is 8.;") m ; of the other 5.2 m. Reyond the uoticeably long and narrow structure of the proglottids the body does not dilfer niuch in general appearance froni the ordinary forms. The genital pores are rarely very prominent except in the Segments immediately suc- ceeding those sexually mature; as regards the geueral arrangement in the successive proglottids, there is no anomaly, the pores being arranged alternatiug irregularly in the usual manner. The body is of slight structure with much less powerful musculature than T. sagi- nata possesses, and is incased in a very delicate thin cuticula. The extreme length of some of the Segments is the first thing to strike the attention as being un usual and upon measurement it is found that, in the larger worm, at only one point in the chain, just anterior to the sexually mature proglottids, are they wider than long. Ilere they measure on an average about 3 mm wide by 2.1 mm long, this excess of width over length being present throughout about 80 pro- glottids. In the smaller one, the predominance of length over breadth although still considerable, is not so marked, and many proglottids measure somewhat wider than long. The general proportions of this worm may be seen from the second table below. In this case, how- ever, most of the segments that are shorter than broad, show by their slightly wrinkled appearance that they are morc or less contracted lengthwise. The following measurements will give some idea of the relative size of ditferent parts of the first worm: Posterior proglottids . . 35 mm long by 3.5 to 4 mm wide About 1 m further forward 26 „ „ „ 5 „ About the middle ... 15 „ „ „ 4.5 „ Showing first branchof Uterus 5 „ „ „ 4.5 „ Sexually mature .... 4.5 „ „ „ 3.5 „ Xear the anterior end . . 1 to 1.2 „ „ „ 0.8 to 1 mm „ The smallest present . . 0.9 „ „ „ 0.6 „ From the above data it will be seen that the proglottids are broadest somewhat back of the middle of the worm, and that from the smallness of the anterior segments there could not have beeu a very great number with the missiug head. The whole numl)er of pro- glottids present is 762. 32* 472 MICHAEL F, GUYER, The second speciraen is tlie ono whicli bears the heacl *). The total length is 5.2 m and the whole number of proglottids, about 775. The proglottids extend quite up to the head and uo special, unseg- niented neck region is present. The first few are broader than long but change after about the twelfth. The following table gives the measurements of the various parts of the body. Head to 50 cm, number of proglottids 290, the last 3.2 mm long by 4.6 wide . „ 7 „ „ 8.2 „ ., 9 „ „ 10 „ , „ 7.8 „ , „ 7 „ , „ 5.4 „ , „ 4.8 „ In general contour the proglottids havo soniewhat the shape of a flattened cylinder, with the exception of some near the anterior end, and the ones immediately following the sexually mature. The former in many cases show considerable tendency to taper toward the head, and in the later, where the branching of the uterus is well 50 , , 100 „ 100 , , 150 „ 150 , , 200 „ 200 , , 250 „ 250 , , 300 „ 300 , , 350 „ 350 , , 400 „ 400 , , 450 „ 450 , , 483 „ „ 142, , 6 86, , 7 „ „ 63, , 10 50, , 10 47, , 13.5 „ 36, , 15 V 31, , 17 ,. 20, , 29 13, , 27 1) A description of this structure has been purposely oinitted for reasons given elsewhere (Ward, 1897 a) from whicli the following re- marks are quoted: "The head wliich was attached to the one specimen of T. confusa was cut off and after having been stained was mounted in baisam in the ordinary manner. There was, furthermore, a label accompanying the specimen throughont the entire series of transfers and it is difti- cult for me to believe that it could have been confused with any other specimen, especially since to my knowledge there were no other tape- worms on the table at the same time. . . . It has not escaped any who have examined the figure and description that there exists between the head as described and that of Dipylidium a great similarity. . . How- ever, the general form appeared to us remarkable on first study, and I am able to say positively, from having studied the head und er a lens when still attached to the entire chain, that the head of T. con- fusa was remarkably small, approximately of this same size and shapo, and that there was within the head and beneath the apex, a dark ob- ject corresponding to the general position of the inverted rostelbim with hooks, which was figured from the specimen as mounted and now in my possession But since a confusion may possibly have arisen and since I do not wish to prejudice the work of my student by allowing him to incorporate in it any dnubtful pai'ticulars, I have Lad him complete bis paper omitting an 3^ reference to the structure of the head." On the stiUL'ture of THenia confusa Ward. 413 uiider way, the geniUil \)on' bccomes (|iiit(j prominent so that the out- line takes ou a soincwhat pentagona! lorni (Kig. l d). The proglottids following these begin to lengthen rai)i(lly and broaden gradually until the extreme brcadth is attained; in this State they are more or less Quadrate in shape (Fig. 1 e). The terminal or ripe proglottids do not show in any case the pumpkin-seed form so eharacteristic of T. safji- nata, and are very slightly smaller at the anterior end, the tai)ering being almost imperceptible. The extreme posterior end Hares out more or less and forms a broad base for the attachment of the next succeeding segment (Fig. 1 f). Owii striking thing in the ripe proglottid is the prominence of the Vagina whicli persists froni its first formation throughout the entire cliain, This, however, is not characteristic for this form only but oc- curs also in T. sagiunta in a less marked degree. The cutieula. The cuticula is very delicate as compared with of T. saginaia and can scarcely be detected under the low power of the microscope. It splits or cracks rather easily and is generally throwu into slight folds or wriukles. On cross section, the body shows a much more irregulär or wavy outline than that of T. saginata, due doubtless, to the thin cuticula. The cuticula varies slightly in thickuess in diiierent proglottids and in various parts of the same proglottid, being somewhat heavier in the posterior ones and very slightly thicker in the neighborhood of the pore. On the dorsal side of a sexually mature proglottid of T. saginata it measures 10.5 n in thickness and correspondingly in T. confusa 4.5 ,/a, in the latter it ai)pears to be homogeneous and in cross section no vertical striatious are visible. Nothing reserabling cilia or processes of any kind are fuund on the exterior. Just beneath the cuticula and seemingly almost a part of it, is a double layer of very minute fibres lying at right augles to each other. The layers are extremely thin and are best seen in frontal section. The transverse fibres are outermost. In neither case is a solid sheath formed, small interspaces remaining between the fibres. The s u b - c u t i c u 1 a r layer. Directly under the cuticula, or l)erliaps more properly, the above mentioned Systems of fibres is seen a border or fringe of more or less spindle-shaped cells, at right angles for the most part to the surface. There is a greater or less quantity of intercellular substance preseut which prevents one from njaking a very definite study of the cells. They all have prominent nuclei which seem to lie at about the center while one end of the 474 MICHAEL F. GUYER, cell lies against the cuticula and, in luany cases, the other is seen to be in direct continuity with the Single wavy muscle fibres which extend down toward the middle of the proglottid. In niost cases, these tibres pass on directly through the band of transverse muscle fibres, but in some instances they seem to run into, and turning, becomes a part of the same. The body parenchyma. The mass of the body within the cuticula, as in all Cestodes, is made up largely of parenchymatous tissue, which, inasmuch as it diüters in no way from that of the ordi- nary fornis, will require no particular description. The whole mass is divided by the transverse and longitudinal muscle fibres, according to the usual mauner, into a cortical and middle layer, The middle includes nearly all the organs of the proglottid, and the outer layer, many muscle fibres and calcareous bodies so common to T. saginata. The latter, however, are not so plentiful nor so large in this form, measuring only up to 11 ^a in diameter. It was suggested that the smaller size might be due to some particular stain used which had partially disintegrated the bodies, but inasmuch as I have used a great variety of stains and find little if any change in the size or structure of these bodies in difterent preparations, I think the small- uess of size can hardly be attributed to the action of the stains. Muscular system. As has been mentioned the muscular System is much less powerful than that of T. saginata ; but all three Systems of muscles, viz. longitudinal, transverse and sagittal, are present (Fig. 4 Im, t.m, s.m). The layer of longitudinal muscles is much the thickest of the three and the individual muscle fibres the largest. They are of especially large size toward the inner edge of the cortical layer and show a tendency to run in bundles; numbers of these bundles lying side by side give the section a marked streaked appearance. In most cases the bundles do not run in exactly straight lines but take a more or less wavy course. Moreover they do not stop at the euds of the proglottids and become attached to the walls, but unquestionably, run on directly from onu proglottid to another (Fig. 5 l.m). This, then, is very difierent from the structure found in T. saginata, which, accordiug to Leuckart (1886, p. 293) has certain spindle-shaped cells lying between the end of some of the longitudinal fibres in the successive proglottids, connecting them through the isthmus or neck ; the fibres themselves always terminating at the end of the proglottid. In T. confusa no cells answering ta Ou the structure of Taeiiiii coufusa Ward. 475 such a dcscri])ti(»ii woie fouiul. 'J'he islhnms contaiiis iu addition to tlic lüii-^ittulinal tibrcs, sonic piirciicliyina aiid usually a fcw traiisverso and sagiltal tibrcs. This poiut was vcrirtcd in sagittal, frontal and transvcrse sections of proglottids in diffcrent stages of devel()i)ment. Somc of the fibrcs ncar thc surfacc it is truc attach to thc ordinary spiudlc cells lying uext to thc cuticula, Nvhcre it dips down slightly between the proglottids, but the maiu niass extends on through into the next segment. The connection between the various proglottids seems to be the niost firm at thc sides near the inner cdges of thc lougitudinal ex- cretory canal, thesc points offen being tied together by the longi- tiulinal muscles fibrcs whcn all thc remaining tissues are free. The l)roglottids do not in all cases separate along the line marked out on the exterior of the worm, but not infrequently break at the cross excretory canal, which in this form lies very near the posterior cdge of the proglottids (Fig. 5 t.t.c). This fact was noticed many times iu pulling the proglottids apart. The transverse muscles do not show so much of a teudency to run iu bundlcs as the lougitudinal, and are in general smallcr. They form two plates (Fig. 4 i.m) between which the sexual organs are locatcd. Under the low power they have the appearance of a con- tinuous band but under the higher power they are found to spread at thc ends near the edges of thc proglottid and for the most part at- tached to its walls. In the neighborhood of the pore especially their spreading and attachments become very piain. The large central plug in thc pore is well supplied with them. Occasionally they niay be Seen entirely outside the plate and lying in the cortical layer. The sagittal fibrcs (Fig. 4 and 5 sjn) cross the proglottids from dorsal to ventral surfaces and are scarcely visible under the low power. Those lyiug in the middle portion of the proglottid have thc appearance of conuecting the two transvcrse muscles plates but the higher powers of the microscope show that in reality they pass on, for the most part into the cortical layer. It is due largely to the direction of these fibrcs that the ends of the transverse plates seem to unite or bend around into onc another. These fibrcs are the smallest of the three kinds mcntioned and show little tendency to run in bundlcs. Offen they may be traced across the middle field, through thc transverse bands and on into the cortical layer, where in somc cases, they attach to the spindle - shapcd cells w'hich abut on the cuticula. Xear the center of thc proglottid they seem to be somc- 476 MICHAEL F. GUYER, wbat more numerous aud arc crowded togethcr at iiitervals into band- like luassos, appeariiig to form sheath - like structurcs around ihe various internal organs. They persist in the neighborhood of the pore biit seem to undergo no modification in structure. Excretory System. The excretory System does not diÖer materially from that of T. saginata. In some of the very anterior proglottids it is seen at four longitudinal vessels but thesc soon merge into two, one on either side, which extend through the remainder of the body (Fig. 3 l.e.c). The cauals are of larger size and near the posterior edge of each segment are joined by a cross vessel (Fig. 3 t.e.c). They pass ventral to the genital diicts and between the general inner field and the longitudinal nerves. Nervous System. On account of the condition of the material, which was not suitable for working out histological detail, but little can be said of the nervous System beyoud its location aud cross struc- ture. Two main branches extend throughout the body along the outer edge of the large longitudinal excretory canal (Fig. 3 l.n.s). They do not exist as Single cords, except at the very anterior end but run for the most part in Strands of throe and occasionally five (Figs. 4—6 l.n.s). Where three are present the middle one is usually cousider- ably the largest. The Strands are for the most part more or less oval in cross section but may spread out until they are almost baud- like in appearance. In the neighborhood of the genital ducts they separate, some going to one, and some to the other side of the same, commonly two pass dorsal and one ventral to the ducts. The Strands seem to have no distinct sheath of their own, but a sort of surrouud- ing casc is formed by the muscles fibres. All are traversed aud divided up into minute facets by a connective tissue network, They are almost invariably larger and better developed on the same side with the genital pore. Sexual Organs. In this form as in all other Cestodes, the sexual Organs are well developed. They do not ditfer esseutially in their genei'al plan of structure from those of T. solium or T. sagi- nata but show many minor variations. Any one of the several more important of these would be almost sufficient alone to show the specific rank of the new form. The pro- glottids showing füll development of the sexual organs measure 4 mm to 4.5 mm long by 3 5 mm wide in the headless worm, and about 4 mm long by 4.5 mm wide in the other; in the first case being longer than broad aud in the secoud somewhat wider than long. In On the structure of Taenia oonfusa Ward. 477 these both male and fciuale Systems are well developed, and by means of sections their structure and relationsbii) may readily be made out. As is the case in kiudred forms the male organs occupy largely one surface of the body and thus provide means for distin^uishinfi: dorsal and ventral side. Following the well established precedent, the side bearing the testes (Fig. 4 t) is designated as dorsal, Male System. Testes. The testes (Fig. 3 t) are present as nunierous more or less round bodies distributed throughout the entire upper field of the Segment between the excretory vessels, with the exception of a limited area just anterior to the ovariau lobes. They are more abund- ant toward the borders and anterior end of the inner field. They seem to ditler little froni those of T. saginata except for their smaller size (0.089 to 0.096 mm in diameter). No vasa efferentia are visible but this fact is due i)robably to the poor histological condition of the material. Vas deferens. This organ (Fig. 3 and 4 v.d) is present as a greatly coiled tube whicli extends from the genital pore in a line at right angle to the antero-posterior axis of the proglottid, and ends near the center of the segment. The coiling is very pronounced and romplicated, and occupies a Space from 0.13 to 0.16 mm wide. This area has a sheath-like boundary formed principally of surrouuding muscle fibres. The tube itself measures about 0.045 mm in diameter but becomes smaller beforc it enters the cirrus pouch whcre it again Springs abruptly to a greater diameter forming a special enlargement for storing the innumerable spermatozoa with which it is filled. Therc are usually from one to three of these bulb-like swellings, which form a sort of Vesicula scminalis. Vesicula seminalis. This structure (Fig. 6 v.s) seems to be modified in no way particularly from the remainder of the Vas deferens, except for the enlargement of the cavity. The diameter of the enlargement varies somewhat in ditferent proglottids, and slightly in the ditferent bulbs, where more than one are present. In general the diameter is about 49.7 u. The increase in size seems to be prin- cipally dorso-ventral, cousequently the bulbs can be seen iu'^transverse sections to the best advantage. They are present in all the trans- verse sections through the pore but in several series of frontal sec- tions they appeared to be lacking until their presence was proven by means of measurements. In a few cases therc seemed to be no trace 478 MICHAEL F. GUYER, of them in the froutal sections. Occasioually, certaiu modificatioDS are met witli iu which tlic rouud bulbs sliow a tendeucy to merge intü one aiiother aud form a long vesicle. C i r r u s and c i r r u s p o u c h. The cirrus (Figs. 6 and 7 c) is siniply the modified end of the Vas defereus which, after it reaches the cirrus pouch, becomes much straighter, of less diameter (29 ii) and shows but very few coils. The tip is usually slightly enlarged al- though occasionally it is conical. It often lies thrust slightly out of the sac and except for the smaller diameter seems to be but little modified from the Vas deferens. A trimming or border of fine chitinous poiuts, similar to those already described for T. saginata by Leuckart (1886, p. 440) cannot be defiuitely made out. In one or two cases very delicate markings were discernable, but whethcr they were points or simply wrinkles could not be determined. The represeutation in the drawiug (Fig. 7 c) is somewhat exaggerated. The cirrus is so arranged that in extention the serainal duct is evagiu- ated or turned inside out for a short distance, forming the copu- latory organ. To be more explicit, the outer end of the cirrus pouch is reflected back, forming a pit which is continuous with the seminal duct. When the muscular wall of the sac coutracts a regulär prolapsus of the duct results and its inner side is forced out to the exterior. This process is well illustrated by beginning at the base of a gloved finger and gradually turning it inside out ; although of course iu the case of the worm the pressure is distributed over what corresponds to the entire outer surface of the glove finger, thus forcing the tubc to double back upon itself and turn inside out. This arrangement is also found in T. saginata. The cirrus pouch (Fig. 7 c.p) is somewhat pear-shaped and measures 0.31 mm in length. Its walls are made up largely of mus- cular, web-like strukture in which the fibres run diagonally. On the inside are retractor muscie fibres (Fig. 7 r.mx) which attach the cirrus to the wall, and also, many connective tissues fibres. Numerous deeply staining bodies, which for want of a better name are called free nuclei^'^ (Fig. 7 f.n) are present and are distributed throughout the inner network of fibres. In addition to the nuclei, numerous other minute bodies which resemble them very closely are present. Upon close examination the latter are seen to be the cut ends of sniall muscie fibres. These small bodies (both nuclei and small umscles fibres) are found also along the edge of the pore plug and Oll the structurc of Tnenia corifusa Ward. 479 the börder of the va^iiiii (Kig. 7). The semiiial vcsiclc, as dcscribed above, also lies inside of the sac. The genital porc. The genital pore (Fig. 4 p) nr generative cloaca as it is sometimes called, is very ditierent in structure from that of either T. saginata or solinrn (compare Figs. 7, 8). The pore in the niajority of cases is distinct but not prominent and nieasures in the sexually mature proglottids about 0.45 mm in diameter by only 0.05 to 0.08 mm deep. This extreme shallowness is almost sufficient ground in itself to exclude this form from belonging to the above named species ; for example, T. saginata, according to Leuckart (1886, p. 440), has a wide pore or a funnel-like cavity, 0.22 mm deep (Fig. 8 p). The pore in T. conßisa, contains a large plug-like pro- jection (Fig. 4 pj)) at the outer extremity of which the seminal duct opens. This plug is so large in fact that the cloaca is almost <>b- litcrated (Fig. 7) beiug only a slight depression left between the edge of the plug and the lip of the pore, due to the rounding off at the end of the former. It generally extends out even with the edge of the proglottid and sometimes a trifle beyond. As mentioued above, tlie cirrus opens out about its center and when not protruded there is a slight iuvagination or pit at the end of the plug. The cirrus when thrust out, is wholly outside the cavity, judging from which, one is inclined to think that copulation between the organs of the same proglottids does not normally occur. The vagina, to be de- scribed later, opens back of the plug, between it and the posterior edge of the cloaca. The various muscles layers of the wall are little if any changed in the region of the pore. No special sphincter muscles for the whole pore is present. The slight pit which forms the cloaca, is dii)ped into by the cuticula (Fig. 7 c. u) which then turns up the side of the plug and finally down into the cirrus opening. Thus the cirrus and Vas deferens are lined by a continuation of the body wall. The pores are not regularly alternating on the proglottids but in the main, in a given number, they about balance (Fig. 1). They always lie back of the middle of the segment, this arrangement be- coming niore pronouuced as the proglottids increase in length. They iucrease but slightly in size with the increasing age of the proglottid and in the long ripe Segments, in which the central plug has about disappeared, they are more or less shrunken or collapsed internally, still however, possessing a distinct outer lip or ring. 480 MICHAEL F. GUYER, In a few cases, in Segments wherc the uterus is just beginning to brauch, the pore is a trifle decper than in niost of the sexually mature ones, raeasuriug about 0.09 mm. It is also deeper in trans- verse section than longitudinal (compare Figs. 6 and 7), tlius show- iug that there is niore of an indenture on the dorsal and ventral sides of the plug than on the anterior and posterior sides. The Ibllow- ing measurenients will give sonie idea of the relative size of the pore and plug in sexually mature proglottids. Dorso-veutrally the plug measures 0.2 to 0.4 mm in diameter, the pore, 0.26 to 0.60 mm. Longitudinally the plug measures 0.3 to 0.4 mm, the pore 0.5 to 0.6 mm in diameter. Femalc Organs. Vagina. The pore in adtlition to receiving the male duct is also the termiuus for the female canal, or vagina, which opens directly behind the plug (Fig. 7 v). The vagina is seen as a long thread-like structure, niore or less siuuous but showing little tendency toward the formation of complicated coils like those so characteristic of the Vas deferens (Fig. 3 v). It extends into the proglottid sonie distance parallel to the last nientioned orgau, and then makes a quarter circle to the rear, where fmally, after uudergoing some modifications of structure, it terminates in the shell-gland. The terminal end which opens into the pore is also considerably modified, being much enlarged in diameter. At this point, it Springs rathcr abruptly from its normal narrow statc (about 24.5 /.i) to a breadth of 0.04 to 0.06 mm, and then gradually tapers to the outer opening. The narrowing of the canal again, which varies considerably in difterent proglottids is due probably to the State of contraction of the pore itself. The eularge- meut begins about 0.25 to 0.60 mm back from the outer opening and has scattered along its walls, a great number of free nuclei (Fig. 7 f.n) similar to those of the cirrus pouch. These are also present along the entire length of the vagina. A Short distance from the exterior, a well developed sphiucter muscle (Fig. 7 sp.m) is found, which in section measures from 0.02 to 0035 mm across the cut end. It extends as a band or riug, com- pletcly around the vagina and is present in all proglottids. It serves, l)robably, to hold the cirrus firmly during copulatiou. In the sexu- ally mature proglottids, the lumen of the vagina is usually considerably narrower at the point where the sphincter surrounds it. Since the presence of such a muscle in either of the other human On tlie struc'ture of Tsicnia conl'usa Ward. 481 'l'aeniae, has never bceu nieiitioiiod, to niy knowledge, I considered this structure at first, as cliaiactcristic ouly of T. confusa, but upon examiiiing my specimeus of T. saginata I found a prominent sphincter uiuscle present in relatively the same position (Fig. 8 sp.m). It ditfers from that of T. confusa in being broader and more band-like, and like the other muscles of T. saginata is coarser and more power- ful. As in T. confusa the vagina is narrower in its immediate vicinity. Such a muscle as the above, has been found in two of the other than human Taeniae but its presence in T. saginata^ I think, has never before been recognized. In preparations from a very large specimen of a peculiar luunan Taeiiia, which 1 have in my possession, a vaginal sphincter muscle is very distinctly seen; but whether this tapeworm is mcrcly a liighly modified form of T. saginata or a dif- ferent species, I am as yet uuable to say. The greater part of the vagina, the canal connecting the modified ends is, in appearance, much like that of T. saginata with the ex- ception of the cilia, if, indeed, cilia are present in the new form. As a matter of course, on general principles, one expects to find the vagina of the Taeniae ciliated, but that such is the case in this form, I am by uo means assured. Certaiu structures are present which at first sight appear to be cilia, but upon very close examination their Interpretation becomes decidedly doubtful. They do not have the cha- racteristic fringe-like appearance that cilia usually possess, and in- stead of pointiug toward the receptaculum as do cilia in the ordinary forms these point outward toward to pore (Figs. 7 — 9 v). In fact, they have more the aspect of numerous tiny folds in the wall of the vagina than of cilia and I am rather iuclined to think that they are such. Although I have carefully examined all my preparations, I lind it impossible, without further evidence, to affirm positively either that the structures are, or are not, cilia. Like the Vas deferens the vagina is lined by a continuation of the cuticula, which, however, is considerably thicker than in the former organ. The tube, as above indicated, measures about 24.5 fi in dia- meter, the lumen about 19.5 a. More or less of a special case or sheath-like structure (Fig. 7) surrounds it, inside of which is a sort of c«tnnective tissue network or System of fibres very similar to those surrounding the cirrus, and likewise having free niiclei ])lentifully distributed throughout. As the proglottids grow older, the deposits of pigment, which are not very plentiful in the younger proglottids, 482 MICHAEL F. GUYER, increase, reuderiug the vagina more and raore prominent. It is plainly visible in tlie very terminal proglottids. Receptaculum seminis. A short distance before the vagina enters the shell gland, there is a noticeable increase in the diameter and the walls are slightly modified in structure. This enlarged portion is the seminal receptacle (Fig. 9 r.s) and is for storing the sperma- tüzoa which pass up through the vagina from the genital pore. In this species it is almost circular in frontal section (0.135 mm in dia- meter) and of a lenticular shape in transverse section (0.078 mm in diameter). Before leaving this point, there is a peculiar structure connected witli the receptaculum which should be meutioned. Leuckart in his description of T. saginata (1886, p. 444) pictures a slightly modified structure just anterior to the receptaculum, but beyond meutioning the fact that the latter is rather peculiarly connected with the vagina anteriorly, gives no description or explanation of the same. In my owu preparations of T. saginata, however, I find no such modification. The structure referred to in T. confusa lies immediately in front of the seminal receptacle (Fig. 9 x). Shortly before reaching the re- ceptacle, the vagina becomes slightly enlarged and then abruptly narrowed or rather, the narrow part seems to be of almost entirely different structure, and projects forward into the slight swelling in the vagina just mentioned. The walls of the new structure are thicker and the lumen much narrower than those of the vagina proper. The interior is apparently of the same structure as that of the latter. The walls are surrounded by what appear to be great numbers of small sphincter muscles (Fig. 9 sp.m), which are very distinctly Seen in the longitudinal sections. The free nuclei mentioned several times heretofore, are very numerous in this vicinity. This constricted part of the vagina continues back a distance of about 0.11 mm to the easily recognized receptaculum, which is always filled with spermato- zoa in the sexually mature proglottids. The continuation of the vagina, if we regard the seminal recep- tacle as an enlargement of it, is a wide thin walled canal, compar- able in structure to the "Befruchtungs"-canal of Leuckart (1886, p. 442) in T. saginata. This extends back to the shell gland (Fig. 10, s.g), an oval body located about midway between the lobes of the ovary. Before it reaches the shell gland, however, it receives a short canal (0.1 mm long) from the cross band connectiug the two lobes of the ovary (Fig. 10 s). On tlie structure of Taenia confusa Ward. 483 Shell glaiul. The shell glaiid, as above mcntioncd, is an oval body iiieasuriug about 0.25 nnii long by Ü.2 nnu wide, and is the conmioii Center for all the canals of this region. The peculiar radiate apljcaiance it has in section is due to the granulär cells which are packed together, side by side, with their uarrovv euds or ducts point- ing in toward the ceuter of the organ. Extending vertically through its niiddle is a narrow duct which slightly enlarges near the center (Fig. \0 s.y). This enlargcnient measures 0.02 mm wide by 0.068 mm long. The duct is a direct continuation of the above mentioned wide thin-walled moditication of the vagina connecting the receptaculum aiid sliell gland. From Ü\c. anterior ventral side of the shell gland, aftor being joined by the duct froni the vitellaria (Fig. 10 vi) which conies in from the posterior side, it bends directly upward, passes through the ceuter of the gland and after reaching the dorsal edge, doubles back very slightly upon itself and extends forward as the canal which bears the eggs to the uterus (Fig. 10 y). Unlike the case in 2\ saginatd or T. soJium, this canal does not enter the posterior end of the uterus, but extends aloug above it for some distance, gradually declining until it finally enters the dorsal side of the same. The ovary. This is a paired organ of about the same gen eral structure as that of T. saginata or T. solium^ but differing very much from either in form (Fig. 3 o). The wing-like expansions or lobes are greatly elongated, kidney-shaped and larger than the correspond- iug structures of the other Taeniae. They include between them the area containing the receptaculum seminis, the shell gland and the end of uterus. As stated, they are much longer than broad, the larger one, which lies always on the opposite side from the vagina measuring in general about 1.4 mm long by 0.56 mm broad. This makes it about two and one half tiraes as long as broad. The one lying on the same side as the pore is generally about 0.1 mm shorter than its mate, measuring only about 1.3 mm in length. The lobes are connected by a broad (0.2 mm) transverse band (Figs. 9 and 10 b) which Springs from about their median inner edges and passes across the intermediate field just under the posterior edge of the receptaculum. This arrangement of the cross canal is the same as that of T. saginata or T. solium according to the Statements of Sommer (1874, p. 26) for the latter forms, but dilferent from what is given for T. saginata in the translation of Leuckart (1886, p. 444) where is said that the cross canal passes over instead of under the receptaculum, Tliis statement attributed to Leuckart is probably 484 MICHAEL F. GIIYER, simply a mistake in translation, iuasmucli as in the German editious he speaks of the canal in question as passing under (ventral to) the vagina. At about the middle of the band, a sinall duct is giveu off as already described, which runs only a short distauce tili it conuects with the modified parts of the vagina extending from the seminal re- ceptacle to the shell gland (Fig. 10 ^). It is very slightly coiled and geuerally enters the vagina somewhat from the side. The vitellarium. The vitellarium or yolk gland (Figs. 3 —10 V t) is a triangulär, unpaired organ, extending out laterally about even with the edge of the ovarian lobes, aud presenting no new or unusual modificatious of structure. It shows a more or less scalloped edge posteriorly, but anteriorly wedges in between the ovarian lobes and tapers off toward the shcll gland. Its duct finally enters the gland at the ventral posterior edge (Fig. 10) and iiumediately joins the vertical canal through the same, As for the Contents of the vitellaria they may be easily recognised from those of the ovary, because of their much more finely granulär nature. The Uterus. The connection of the uterus with the shell gland has been explained already, but as yet little has been said of the structure of the uterus itself. It has, however, an exceptional struc- ture, which defeats beyond all doubts any attempt to classify its pos- sessor as one of the common forms of Taenia. In the proglottids ready for fertilization the uterus is a median unbranched tube euding blindly near the anterior end, and extending back posteriorly between the lobes of the ovary to the shell gland (Fig. 3 u), The very great difference in structure in the ueighbor- hood of the shell gland, between it and T. saginata or T. solium, has already been pointed out. The latter have uteri which are very similar in the unbranched State. They extend back and end near the anterior edge of the lobes of the ovary, each connecting with the shell gland b.y meaus of a slender canal which opens into its posterior end. In the case of T. confusa, the canal (Fig. 10 y) opens into the dorsal side of the Uterus, and the latter extends back until it lies directly against the shell gland (Fig. 10 u). This arrangement may be seen in the proglottids from the time that they become sexually mature until the disappearance of the shell gland. In its primitive uumodified form (Fig. 3 u) the uterus is about 0.15 mm in diameter. As the uterus fills with eggs it begins to bud out thickset and stubby side-l)ranches which usually persist in the ripe Segments as heavy, arborescent members (Fig. 2). In a few of the terminal pro- On the structure of T.ienia coiifusa VV»rd. 485 glottids from which a part of the eggs have escapcd the braiiches oftou bücome thin iiear the point of attachment to the maiii stem. The branching begins first at the anterior end of the uterus and gradually extends backward, the eggs seeming to pass down the tube and niass at the anterior end. As the branches increase in nuraber and size, the proglottids lengthen and the generative organs, for the niost part, gradually disappear. Finally, the uterus with its oflfshoots comes to occupy the entire field within the limits of the excretory canals (Fig. 2). In the ripe proglottids, the uterus consists of a main stem with from 14 to 18 lateral branches which are generally very irregularly disposed throughout the parenchyma, rarely running out perpendicu- larly to the main stem, as is the common method in T. sagmata. Usually they extend only a very short distance before they split up into two and sometime three branches which again often divide in a similar way. They seldom extend in a straight line but have a more or less pronounced sinuous outline. More resemblance to the proglot- tids of T. solium is shown, than tt> those of T. saginata, but the uterus extends forward to the anterior end of the proglottid, and the number of branches is greater than in T. solium. The ends of the branches are usually swollen into large, irregulär, club-shaped masses, which border on the excretory canals. At the anterior end, there are usu- ally from three to seven peculiar tassle- or vase-shaped branches, which extend forward to the very edge of the proglottid. They are so arranged that when two proglottids are separated, the end of the Uterus is torn open and the eggs set free. According to Leuckart (1886, p. 424), the eggs are set free at the anterior border of the proglottid in T. saginata also. At the posterior end as in T. sagi- nata the uterus falls short of the edge of the proglottid by from 2 to 3 mm. The branches at the anterior and posterior ends, especially the latter, are longer than the others and lie more obliquely to the long axis of the segment, The posterior ones are also usually more highly branched and fuller on the outer side, in consequence of which, they have the appearance of bending or drooping into a sort of plume-like shape. This is especially marked in the detached ripe proglottids. In these also, the central stem is sometimes very thin and the branches, as already mentioned, of very small diameter at their points of attachment. There seems to be no Omission of branches on the side occupied by the pore, although the ones lying in its vici- Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. g^ 486 MICHAEL F. GUYEß, nity are ordinarily not so heavy as the corresponding ones on the opposite side. Sexaal development. The first definite appearance of the sexual Organs occurs in the small anterior proglottids measuring 0.8 mm long by 0.6 mm wide. The first indication seen is a transverse streak about the middle of the proglottid, extending from near the median longitudinal line to within a short distance of the edge, and bearing at the outer end a club-like swelling. The streak is the "Anlage" of the vagina and vas deferens, and the enlarged end will ultimately develop into the sexual pore. The development goes on very rapidly, for in proglot- tids a very short distance further back, the streak has grown to form a quarter circle, the inner end of which extends toward the posterior end of the proglottid. Soon, in proglottids measuring 1.2 mm long by 0.84 mm wide, a sort of a Y is formed with the short arm extend- ing forward. In this stage the largest diameter of the developing Organs is at a point near the edge where the future pore will deve- lope. Here also, the first indications of the differentiation into the vagina and vas deferens are seen, the interraediate substance becom- ing gradually thinned out. In proglottids measuring 1.6 mm long by 1.9 mm wide, an almost complete Separation of vas deferens and vagina has taken place. They still, however, remaiu in contact in the deeply staining, club-like portion which is the Anlage of the pore. In this stage the uterus has extended forward as far as it ever does before branchiug, but has not yet attained the width it reaches in the sexually mature proglottids. It bends somewhat out of its course to pass around the end of the vas deferens, and then back at a sharp angle resuming its former course until it finally connects posteriorly with the ending of the vagina, which shows two enlargemeuts in about the region where the receptaculum and shell gland will appear. By this time the joined end of the vagina and vas deferens have reached the lateral edge of the proglottids. In proglottids measuring 1.7 mm long by 1.8 mm wide the ovary first makes its appearance, as a granulär bean-shaped area. The testes have also put in appearance and are very little if any older than the ovary. In these proglottids the pore has established its connection with the exterior and the cirrus pouch is formed. The vas deferens has somewhat the appearance of a thread within an outer tube or case. The sheath around the vagina is also discernible. At Ol) the structure of Tuenia coufusa Ward. 487 this period, as in all the later, the uterus exteiuls back cutiroly to the sliell glaiul, and the dorsal and ventral sides of the progluttids cau be readily distinguished. As for the sexually mature and ripe proglottids, since they have been rather fully treated already, little moie need be said about thera in this conuection. The branchings of the uterus begiu as bud like projections from its sides and as these increase the sexual organs gradually disappear; the testes first, followed by the ovary and the vitellaria. As has been stated already, the vas deferens and the Vagina, more especially the later, persist for a rauch longer time (Fig. 2 v.d, v). The shell gland usually remains for a considerable time, leaving here as in T. saginata, upon its disappearance a vacant area free from branches. Eggs. The eggs in the ripe proglottids are oval in form and are made up of several different parts (Fig. 11). First on the out- side, is a thin transparent membrane, and next a layer of little rods Standing side by side. Just inside the rods comes a thin layer or Space, the exact nature of which was not determined. The elongated inner portion is of about the same general outline as the outer cover- ing of the egg, and is of diti'erent appearance in ditferent eggs. In some there is a sort of dark cap-like structure at one end, in others it is present at both ends, and in others yet, the dark area extends along the side and one end, or often both ends. Usually the entire Center is dark. In no case can the pyriform apparatus, or tail-like pro'cesses spoken of by Leuckart (1886, p. 449) in connecting with the eggs of T. saginata be found. It is not unreasonable to, suppose however, that since they are very delicate, they may have been pre- sent, but were destroyed through the poor preservation of the material. The eggs raeasure in general about 39 in long by 30 fi wide. The developraent of the same has not as yet been worked out. For comparison with eggs of T. solium and T. saginata see the table below. It has been suggested that possibly this species is the same as that, from a North American Indian, which Weinland described in ls5S. If, however, the descriptions of the two forms are compared, it will be found that they agree in scarcely any particular. The head, neck and whole anterior half of his specimen were wanting. The following suramary is taken directly from Weinland's description of the form in his possession (1858, p. 44). 33* 488 MICHAEL F. GUYER, 1) Joints very thin, nearly transparent, equally narrow, transverse diaraeter about 4 mm, longitudinal about 12 mm. 2) Genital openings very small and without external Ups. 3) No pigment in either vagina or spermatic duct. 4) Uterus more regulär than either T. solium or T. medicanel- lata, yet more resembling the latter. 5) Branches of uterus, about 30 in number start from the raain Stern, either at right angles or at angles of about 45 degrees. 6) Branches of uterus always quite parallel, and generally straight ; but whenever bent, all makes the same angle. 7) Branches of uterus never arborescently divided, nor furcated at the ends, except the foremost and hindermost in each Joint. 8) Eggs 0.033 mm long by 0.030 mm broad. Comparing the above summary with the following which embraces corresponding anatomical points in the structure of T. confusa, but little sirailarity between the two forms is seen to exist. 1) Joints thin, not transparent, equally narrow, transverse dia- meter 3.5 to 5 mm, longitudinal 27 to 35 mm. 2) Genital openings not exceptionally small and with very distinct external Ups. 3) Deposits of pigment, plentiful in both vagina and spermatic duct, the former being especially prominent in most of the ripe proglottids. 4) Uterus 1 e s s regulär than that of either T. solium or T. medio- canellata, yet more resembling the form er. 5) Branches of the uterus from 14 to 18 in number, which start from the main stem very irregularly as regards angles. 6) Branches of uterus rarely parallel or straight, whenever bent, they exhibit no regularity in the shape of the angles. 7) Branches of uterus often arborescently divided, and often furcated at the ends throughout the entire proglottid. 8) Eggs 0.039 mm long by 0.030 mm wide. The following table is a summary of the principle points of dif- ference between T. confusa and the two common forms of Taenia found in the human alimentary canal. The measureraents for T. sagi- nata and T. solium are quoted for the most part from Leuckart (1888): On the struuture of Taeniii confusa Ward. 489 T. siiyiiiatu T. solium T. confuia Totnl loii(,'tIi of tlio wonn Total 110. of proglüttids Size of terminal proglottid Cliange of form in tlie ter- minal proglottid at anterior end Greatest breadtli of cliain Length of progluttids exceeds breadth Proglottids 35 cm behiud the head measure Sexually mature proglottids measure Seiually mature proglottids show Diameter of head Necks Thickness of cuticula General musculature Longitudinal muscle tibres Calcareous bodies Longitudinal nerve Strands Seminal vesicle Diameter of festes Diameter of vas deferens Length of cirrus pouch Depth of generative cloaca Widtli of pore Receptaculum semiuis Vagina Posterior part of vagiua Ovary Connection of Uterus with Shell gland 4 8m 1300 12 — 19 mm long, 5 — 6,5 mm wide very considerably 12—14 mm only in last 100 1.5 — 2.6 mm long, 6 — 10 mm wide 4 — 6 mm long, 8 — 10 mm wide disproportionate in- crease iu breadth 1.5 — 2 mm unsegmented * 0.0105 mm powerful not continuous be- tween proglottids plentiful, measure up to 0.018 mm dorsal to genital ducts absent 0.15 mm 0.025 mm (0.040) 0.4—0.5 mm 0.22 mm 1 mm 0.1 mm long by 0.07 mm thick ciliated littlc if any modified anterior to recptacu lum lobes round thin duct opens into end of Uterus 2—3.5 m 850 10 — 12 mm long by 5 mm wide slight 7 — 8 mm in last half 0.8 mm long, 1.3 mm wide 2.5 — 3 mm long 4.5 — 5 mm wide 1 mm unsegmented delicate do. sparsc, measure up to 0.12 mm do. absent 0.12 — 0.15 mm t t t t t y ciliated part of smaller one cut off" by Vagina. Lobes transversely oval duct longer and con-| nects sanie as in T. saginata 5 — 8 m 750—800 27 — 35 mm long by 3.5 — 5 mm wide very slight 8—10 mm in nearly the entire worm 1 — 2.5 mm long, 0.8 — 3 mm wide 4 — 4.5 mm long, 3 5 — 4.5 mm wide an increase in length with slight increase in breadth unusually small segmented 0,0045 mm delicate continue from one pro- glottid to the next sparse, measure up to 0.011 mm divide, passing both dorsal and ventral to genital ducts present 0.089—0.096 mm 0.045 mm 0.31 mm 0.05—0.08 mm 0.45—0.6 mm 0.135 mm long by 0.078 mm thick doubtfui, at least mo- ditied greatly moditied an- terior to recepta- culum and provided with sphincter muscles lobes kidney shaped duct opens into the side of the Uterus, po.s- ter'or end of Uterus lies against shell glaud 490 MICHAEL F. GUYER, T. saginata T. solium T. confusa Uterus in terminal proglottids 20—30 branches 7 — 10 branches 14 — 18 branches Brancbes of uterus branch at right angles and are siender branch at right angles and are thick often do not branch at right angles and are generally thick fork- ed and crooked Brauches of Uterus abseut on pore side usually 2 — usually the same num- ber on both sides Size of eggs slightly oval, 0.03 mm in diameter almost round, 0.03 mm in diameter oval, 0.039 mm long by 0.03 mm wide Pyriform process present present in young pro- glottids absent apparently Eggs escape at anterior border of proglottids do not escape at an- terior border escape at anterior border Color of eggs rust-brown usually brown whitish or yellowish Sexual development seen first in proglottids 0.3 mm long by 2.5 mm wide 1.5 mm long by 2.2 mm wide 0.8 mm long by 0.6 mm wide On the first Anlage the club- like end of the newly forming vagina and vas deferens lies iuward, toward uterus in ward outward * According to my own measurements. "f" In speaking of the reproductive organs of T. solium LeuckArt (1886, p. 526) says that th«y are smaller in dimensions than those of T, saginata. Literaturo cited. Leuckarx, 1886. The Parasites of man, Englisli Translation by W. E. HOYLE. Sommer, J., 1874. Ueber den Bau und die Entwickelung der Gresclilechts- organe von Taenia niediocanellata und Taenia solium, in : Z. wiss. Zool., V. 24, p. 499—563, tab. 43—47. Ward, H. B., 1896. Report of the Zoologist, in: Ann. Rep. Nebraska State Board Agriculture for 1895, p. 257 — 272. — 1806a. A new human tapeworm, in: Western Medical Review, V. 1, p. 35—36. Also in: Proc. Nebr. State Med. Sog. for 1896, p. 83 —87, 2 figs. — 1897. Report of the Zoologist, in: Ann. Rep. Nebraska State Board Agriculture for 1896, p. 173—189. — 1897 a. Note on Taenia confusa, m: Zool. Anz., No. 540, p. 321 —322. Weini.and, D. f., 1858. Human Cestoides. An Essay on the tape- worms of man. Cambridge Mass., 93 pp., 12 figs. Oll tlie structure of Taenia corifusa Ward. 491 Explanatlon of the Plate. /> baud connecting two lobes of t the ovary Lex c cirrus t.m c.p cirrus pouch u cu cuticula V f.n coimective tissue nuclei v.d Lex longitudinal excretory canal v.s l.n.s longitudinal nerve Strand vt l.m longitudinal muscle fibres X 0 P ovary pore p.p pore plug y r.m.c retractor muscle of cirrus r.s receptaculum seminis s.g Shell gland z s.m sagittal muscle fibres sp.m sphincter muscle testes transverse excretory canal transverse muscle fibres Uterus vagina vas deferens vesicula seminalis vitellaria thick walled tube connecting the vagina with the recep- taculum canal through which the eggs pass from the shell gland to the Uterus canal which carries the ovarian eggs toward the shell gland Plate 28. Fig. 1. Taenia confusa Ward (nat. size). a Anterior end a Short distance back of head, c sexually mature proglottids, /' terminal proglottids. Ripe proglottid (X 6)- Sexually mature proglottids (X 20) showing the reproduc- Fig. 2 Fig. 3, tive Organs Fig. 4 Fig. 5. Transverse section of sexually mature proglottid (X 40). Sagittal section through the connecting isthmus of two proglottids (X 50). Fig. 6 Transverse section through the pore region of a sexually mature proglottid (X 50). Fig. 7. Frontal section through the pore region of a sexually mature proglottid (X 160). 492 ^^' F. GÜTER, On the structure of Taenia confusa Ward. Fig. 8. Frontal section tlirougli the pore region of T. saginata (X löo). Fig. 9. Frontal section showing posterior modifications of the Vagina (X IßO). Fig. 10. A diagram built up by meaus of the camera lucida from consecutive sagittal sections showing the relative size and position of tho female sexual organs (X 50). Fig. 11. Egg from ripe proglottid (X 660). Errata. 470, 1. 11, after "it", add comma; after ''many" add "respects". 1. 3 from bottom of text, after "wide" add comma. 471, 1. 4, after "other" add comma; 1. 5 after "proglottids" add comma. „ 1. 9 — 10 omit "being arranged". 472, 1. 21 instead of "later" read "latter". 473, 1. 15 after "with" insert that". 1. 25 after "correspondingly" add comma; after "4.5 jn" add semicolon. „ 1. 6 from bottom after "fibres" add comma. „ bottom line should read "the center. One end" etc. 474, 1. 9 from bottom after "moreover" add comma. ,, 1. 5 „ „ „ "saginata" remove comma. 475, 1. 9 omit "the" at the ond of line. „ 1. 8 from bottom after "part" add oomma. 476, 1. 9 for "larger" read "large". „ 1. 15 for "cross" read „gross". „ 1. 24 at end of line read semicolon instead of comma. 477, 1. 3 after "forms" insert comma. „ 1. 17 for "Fig." read "Figs." 478 middle, do not make a paragraph between "duct" and -'When". „ 1. 12 from bottom for "c. f." read "c. p." j, 1. 6 — 7 from bottom instead of text read "which consists prin- cipally of connective tissue nuclei (Fig. 7 /". w.)". 479, 1. 26 for "muscles" read "muscle": 480, 1. 11 from bottom for "free nuclei" read "connective tissue nuclei". 483 1. 12 for ("Fig. lo\.Z)'' read "(Fig" 10 v.ty! ,. 1. 2 from bottom after "where" insert "it." Nachdruck rtrhottii. Uebersetzutu/srecht vurbchalten . Description of tlie female of Chordodes allii- bai'batus Moiitg. By Thos. TT. Moiitüomcry ,|r., Ph. D., Tiecturor in Zoolo,i;"y, Uiiivoisity ol" Peiiusylvania. With Plate 29. The iiuilo aiul type of this species was described by nie in u paper ])ublisho(l in ISDS in this Jonrnal ("Doscrii)tions of two now cxotic species of Chonloiles"). Sinco then I have received, tlirongh tlie kiiid- noss of Dr. Pmimp P. Calvert of the Univcrsity of Pennsylvania, a female specinien, which differs froni the male in certaiu points and heiice Warrants a separate description. This specimen was coUected by the Rev. Mr. Nassau at the Gaboon River, W. Africa; it was found in a jar containing various Orthoptera, from one of which it had [»ro- bably escaped. This female appeared to be mature, with the ovaries filled with ova. Cu fiele (surface view in Canada baisam). Scattered t)n the surface of the cuticle are seen groups of high papillae, which a]>pear darker than the iutermediate, lower ones. In the centre of each of these groups lie 2 papillae, of much greater diameter than the othcrs {a Fig. 2); each one of this central pair bears on its sunimit a thick Cluster of long, hyaline hairs, each such Cluster appearing like a white spot to the naked eye; the two pai)illae of each pair are situated close together near the centre of the group. The high papillae sur- rounding this central pair ai)pear the darkest of all on surface view (/> Fig. 2). lietween these groups of high papillae are situated, ch)se together, much more flattened pajtillae, usually of an oval form with their long axes placed i)erpendicular to the longitudinal axis of the body {c Fig. 2); many of these ai»pear ring-shaped, or double ring- 494 THOS. H. MONTGOMERY, shaped, owing to the central portion in such cases being lighter than the peripheral, The high papillae of the groups mentioned above also show a clear, central core. Cuticle (transverse Sectio n). Five different kinds of pro- rainences raay be noted: 1) a pair of papillae occurring at the centre of each group of high papillae {a Figs. 2, 3, a Figs. 1, 3). These are the most elevated and broadest of all ; they are rounded at the summit (which is of a lighter color than the basal portion), and appear more or less barrel-shaped in outline. The peripheral portion is darker and denser than the axial. Attached close together in a ring around the basis of the summit are found numerous, white, thick hairs, of greater diameter than the papilla itself. They are not stiff but very pliable, as is shown by the fact that they are generally irregularly bent and interlaced together (these hairs are shown in Fig. 4, but in Fig. 3 are purposely not reproduced in order to show more clearly the form of the central papillae). 2) High papillae situated around the pair just described, about 12 — 20 in number in each group, the number being variable (b Figs. 1, 3). The highest of these (those situated nearest the large central pair) have about the height of the central pair, while those towards the periphery of the group are only one- half or one-third so high. All of these are much narrower than those of the large central pair, the more central ones being finger-shaped, the more peripheral ones more conical. Their summits are either rounded or somewhat pointed, and each bears on its summit a few Short, delicate hairs ; their bases are the broadest portions. Like the preceding kind, these papillae have a darker periphery and a lighter core, but they are not so dark in color as the preceding. Both these kinds are translucent. 3) The lowest and most numerous papillae, which occupy all the space between the groups of the high papillae, are placed close together (c Figs. 1, 3, 4). Their substance is denser and darker than that of any other cuticular prominence : they appear lighter on surface view owing to their smaller degree of elevation. They are usually longer than high, lowest at the margins; but they Vary somewhat in form, and a few are higher than broad. Their summits have a dentatcd appearance, i. e. each summit is multi- tubercular; these apical tubercles vary in size and have a more or less roundod-conical shape. Each papilla is transversed by a varying number of narrow canals, which are directed perpendicularly ; the ex- ternal opening of each of these lies between two of the tubercular prominences. These canals do not extend into the underlying übrous Description of the female of Clmrdodes albibarbatus Montp. 495 cuticiila. Beneath iniiiiy of thosc i)apillac arc foiind oue (soinetinies twü or tliree) dear, oval or rouiuled Spaces, which are sunk iuto tho surfacü of thc fibrous cuticle; it is such papillac, which on surface vicw show a central clear space. 4) Slender, hyaliue processes, club- shaped or finger-shaped, of greater height thau the 3rd kiud of l)apillae ; these occiir siiigly and sparingly, and are similar to those found in raost other species of Chordodes (d Fig. 1). 5) Hyaline, translucent, yellowish spines, which are eveu less numerous than the 4th kind of prominences (e Fig. 4). These are placed usually at an angle to the surface of the body, are largest at the base, which is enlarged and rounded except for a terminal concavity. They are more or less hook-shaped in outline, and are most slender at the distal end, this portion niaking an angle with the proximal part. The basis does not lie within the fibrous cuticula, but is situated in a rounded depression in the surface of the latter; that is to say, the layers of the fibrous cuticle are beut inward at this point. The groups of high papillae are not found on the head, uor ou the terminal portion of the posterior end. Form. Body stout, nearly cylindrical with median grooves; anterior third the narrowest, becoming more slender towards the head end (Fig. 5), which is pointed, with a truncated tip. Posterior end (Fig. 6) of less diameter than the raiddle of the body, separated off by a constriction, spherically rounded and of greater diameter than the immediately preceding portion ; this form is that generally charac- teristic for females of this genus. Cloacal aperture nearer the ventral than the dorsal margin, placed in the centre of a circular depression. Seen from the side the posterior end appears truncated. Color. A deep chocolate-red, not mottled or spotted, lighter anteriorly. Tip of the head and the knob-shaped posterior end, light yellow. The cuticular hairs are white. Dimensions. Length 215 mm; greatest diameter 2 mm. Comparisons. This specimen is undoubtedly the female of Chordodes albibarbatus Montg., though it ditfers from the latter (be- sidcs differences in form) in color, and in that the summits of the lowest papillae are rauch more dentate in appearance. In my de- scription of the male, I had overlooked the cuticular spines, but ou now studying again the sections of that specimen I find them to be present, but less numerous than in the female. This species differs from the most closcly allied ones as follow ; 1) C. halsani Camekano (from Bolivia) approaches nearcst to 496 MONTGOMERY, The female of Choidodes albibarbatus Montg. C. alhibarhatus^ but differs frora it in that the largcst papillae occur in fours ("due a due"), in that the high papillae which Surround the preceding do not bear hairs, and in the different form of the cuti- cular spines. 2) C. moutoni Cam. (from China) differs from it in the arrange- ment of the papillae, in the suramits of the lower papillae not being dentated, and in the cuticular spines being placed on the summits of papillae. 3) C. timorensis Cam. (Timor Island, Malaysia) differs from it in lacking the curved spines, in the shortness of the hairs on the central papillae, and in the grouping of the latter into threes. 4) C. ferox Cam. (Congo, Africa) differs from it in that the smallest papillae have not dentated summits, and in that each group of larger papillae is not composed of more than 9 — 13 papillae. The following paper, describing a new Chordodes^ has been in- accessible to me: Jägerskiold, "Chordodes Kallstenii, eine neue Gor- diide aus Kamerun", in: Bih. Svenska Vet.-Akad. Hdlgr., V. 23. Wistar Institute of Auatoray and Biology, University of Pennsylvania, Philadelphia, U.S.A. 20. April, 1898. Explanatioii of the Figures. Plate 29. All figures are drawu with the camera lucida, Figs. 5 and 6 from the alcoholic specimen, the other figures from Canada baisam prepara- tions. A microscope and lenses of Zeiss were employed. Fig. 1. Transverse section of the cuticle (homog. immers. ^/^g, oc. 2). Fig. 2. Surface view of the cuticlo (obj. C, oc. 4). Figs. 3, 4. Transverse sections of the cuticle ; in Fig. 4 the layers of the fibrous cuticle are somewhat diagrammatically represented ; in Fig. 3 the hairs of the large central papillae are not dravvn (homog. immers. Vi 2) ^^- ^)- Fig. 5. Outline of the head end (obj. A, oc. 2). Fig. 6. Outline of the posterior end, lateral view (idem). Nachdruck verholen. Uebersetziatgsrecht vorbehalten. lieber Tricliys glintlieri. Ein Beitrag zur Stammesgeschichte der Hystriciden. Von Elin Cederblom, Fil. Cand. (Aus dem Zootomischen Institut der Universität zu Stockholm.) Hierzu Tafel 30 und 2 Abbildungen im Text. Meine Untersuchung über die Anatomie von Trichys wurde unter- nommen um festzustellen, ob der im Vergleich mit den übrigen Hystri- ciden dem Anschein nach primitivere, weniger diiferenzirte Habitus hier wirklich einen ursprünglichem, weniger von der gemeinsamen Stammform abweichenden Organismus bekundet oder ob Tricliys nur eine secundär vereinfachte Hystriciden-Form ist. Die durch die bis- herigen Darstellungen ^) bekannten Eigenschaften, auf welche hier hin- gedeutet wird, sind hauptsächlich das einfachere Integument, der lange Schwanz und einige Charaktere des Schädels, wie das gerade Profil, der lange Zygomaticus, der hohe Proc. coronoideus und die kleinen Zähne. Zu meiner Verfügung stand ein in Spiritus conservirtes er- wachsenes männliches Individuum. Da aber leider alle Eingeweide aus demselben herausgenommen waren, habe ich nur Skelet, Musculatur, Gebiss und Nerven untersuchen und mit dem Verhalten bei den übrigen Hystriciden vergleichen können. Parallel mit Tricliys wurde zur Vergleichung ein junges Exemplar von Hystrix cristata secirt. Bemerkungen über die Muskeln bei andern Glires sind, wenn anderes nicht ausdrücklich gesagt wird, Parsons -) entnommen, und dasselbe gilt von Angal)en über das Skelet 1) Gervais, Voy. la Bonite, Paris 1841. — Günther, in: Proc. Zool. Soc. London, 1876, 1889. 2) in: Proc. Zool. Soc. London, 1894, p. 251. 498 ELIN CEDERBLOM, von Atherura africana ^ ), von welcher ich nur einen Schädel zu meiner Verfügung hatte. Von Hystrix cristata und crassispinis konnte ich aber direct vollständige Skelete mit dem von Tricliys vergleichen. Herrn Prof. Leciie, der mir sowohl dieses Material gütigst zur Verfügung gestellt, als auch die Sammlungen der Hochschule Stock- holms, die mir nöthig waren, um die gefundenen Eigenthüralichkeiten bcurtheilen zu können, und mir bei meiner Arbeit Anleitung und Bei- stand gewährt hat, bitte ich den Ausdruck meines Dankes hiermit darbringen zu dürfen. Skelet. Der Schädel weicht sehr von dem der übrigen Hystriciden ab, wie Günther gezeigt hat. Er ist schmal, lang gestreckt, mit wenig convexem Profil. Die Frontalia haben starke Proc. postorbitales, hinter welchen der Schädel scharf eingeschnürt ist. Proc. postorbitales sind nach Alston ^) bei Chaetomys gut ent- wickelt vorhanden, fehlen aber bei den übrigen Erethizontiden. Bei Hystrix und Atherura sind sie angedeutet, aber bei weitem nicht so stark wie bei Trichys. Das Foramen lacrymale liegt im Lacrymale vollständig von diesem begrenzt. Bei Atherura africana haben wir das Foramen im vordem Rand des Lacrymale, bei Hystrix cristata und crassispinis dicht vor demselben. Alston giebt an, dass bei den Hystriciden das Thräneu- canälchen zum Theil vom Lacrymale begrenzt wird und bei den Ere- thizontiden ganz von diesem Knochen getrennt ist. Die Verhältnisse scheinen aber in dieser Hinsicht bei den Hystriciden sehr zu variiren, wobei Hystrix und Trichys die beiden Extreme bilden. Der Jochbogen ist stark, länger als bei den übrigen Hystriciden, hat eine tiefe Längsfurche und einen untern Processus, der unter den Hystricomorphen nur bei den Octodontiden angetroffen wird und bei den Sciuromorphen und Myomorphen ganz zu fehlen scheint. Der Gaumen ist hinten scharf ausgeschnitten, und dieser Aus- schnitt erstreckt sich bis zur Grenze zwischen M^ und M.^. Bei den übrigen Hystriciden scheinen diese Verhältnisse sehr zu variiren. Die Fossa pterygoidea wird nach aussen zu von einem Proc. ectopterygoideus begrenzt, der besser entwickelt ist als bei den übrigen Hystricomorphen und den Glires überhaupt. 1) ibid. 1894, p. 075. 2) ibid. 1876. Ueber Trichys güntlieri, 499 Der Unterkiefer besitzt einen sehr starken Proc. coronoideus, welcher sich hölicr als der Geleiikkopf erhebt, und unten an seiner Mitte eine scharfe Ecke, tlie jedoch an meinem Exemplar nicht so deutlich vortritt wie auf GCtntukr's Zeichnung. Das Skelet zeigt im Uebrigen eine grosse Uebereinstimmung mit dem von JJystrix, warum ich hier keine vollständige Beschreibung gebe, sondern nur die Verschiedenheiten zwischen Trichys und Ilystrix oder Athrnra angebe. Die Brustwirbel sind IG. Die letzten 7 haben Ana- und Met- apophysen. Die Lumbaiwirbel sind 4. Also 20 Dorsolumbalwirbel. Bei Hystrix und Athrnra linden sich nur 14 D + 5 L = ISJ, die ge- wöhnliche Zahl unter den Nagern. Bei den Erethizontiden sind ihrer jedoch mehr; bei Sphingurus prehensilis fand ich 1(3 D + 6 L, bei Erethizon dorsatum 14 D + G L. Die Sacralwirbel sind 4, was wenigstens bei den Hystriciden die constante Zahl zu sein scheint. Ihre Proc. spinosi sind nicht verschmolzen. Die Caudalwirbel sind 2-3. Ein Intercentrum tritt erst zwischen dem 2. und 3. auf. Das erste ist klein, die 4 folgenden sind wohl entwickelt. Darauf nehmen sie an Grösse ab, um bei den 4 letzten Wirbeln ganz zu verschwinden. Günther ^) und Gervais -) geben andere Zahlen für die Wirbel an, nämlich 16 D + G L 4- 3 S + 24 C und 16 D + 5 L + 4 5 + 21 C. Sie haben also eine noch grössere Anzahl von Dorso- lumbalwirbeln gefunden. Das Sternum besteht, wie bei Hystrix, aus 7 Stückchen, den Proc. ensiformis einbegrifien. Dieser ist schmal und gleich breit. Das Manubrium ist scharf gekielt. Bei Atherura africana finden sich 5 oder G Sternebrae. Die Rippen sind 16, davon 8 echte. Die Clavicula erreicht nicht ganz das Sternum. Doch ist der Knorpel, der sie mit demselben verljindet, kürzer als bei Hystrix und Atherura. Die Clavicula ist schwach und etwas gebogen. Abgesehen von der Verbindung durch das Lig. coracoid. claviculare mit der Scapula, steht sie vermittels eines Ligaments in Verbindung mit dem Acromion. Die Scapula ist schmäler als bei Hystrix; sie hat ein wohl ent- wickeltes Metacromion. 1) in: Proc. Zool. Soc, London, 1889. 2) Voy. la Bouite, Paris 1841. 500 ELTN CEDERBLOM, Der Radius ist stark gebogen wie bei den EretJiizontidae. Bei Ilystrix ist er gerade, bei Atherura africana aber etwas gebogen, doch nach Parsons nicht so stark wie bei den Erethizontiden. Das Becken gleicht dem der übrigen Hystriciden, besonders dem von Hystrix crassispinis, aber die Symphysis ist kürzer, wie es auch bei den Erethizontiden der Fall ist. Trichys stimmt also in mehrfacher Hinsicht mit den Erethizon- tiden überein, wo er von den übrigen Hystriciden abweicht. Ich er- innere an die grosse Anzahl von Dorsolumbalwirbeln, die relativ lange Clavicula, den gebogenen Radius und die kurze Symphysis. Muskeln. Sämmtliche Muskeln wurden durchgenommen, aber ich nehme hier nur die Muskeln auf, welche mehr oder weniger von den Verhält- nissen bei Hystrix und Atherura^ wie sie von Parsons beschrieben sind, sich abweichend verhalten, und ausserdem immer die, welche Parsons als charakteristisch für die Hystricidae zum Unterschied von den Erethizontidae hinstellt. M. digastricus. Kräftig entwickelt. Entspringt vom Proc. paroccipitalis. Nicht deutlich zweibauchig, sondern besitzt nur, wie bei Hystrix^ eine schwache Einschnürung mit einem undeutlichen Sehnenbelag. Unmittelbar vor diesem hängt er durch einige Fasern mit dem M. mylohoideus zusammen. Weiter nach vorn vereint er sich mit dem M. sternomaxillaris und inserirt an der äussern Seite dieses Muskels. Der hintere Bauch wird vom N. facialis, der vordere vom N. mylohyoideus iunervirt. M. mylohyoideus. Wie gewöhnlich. Ist von dem M. digastricus und sternomaxillaris ganz bedeckt. Ein M. transversus mandibulae fehlt wie bei den übrigen Hystricomorphen. M. sternomaxillaris. Ein starker, unpaariger Muskel, der vom vordem, dorsalen Theil des Sternums entspringt und an der Sym- physis menti inserirt. Er hängt in seinem vordersten Theil mit dem M. mylohyoideus zusammen, und unmittelbar vor der Insertion ver- bindet er sich mit dem M, digastricus. Hängt nicht mit dem Hyoideum zusammen. An jeder Seite dieses Muskels liegt ein kräftiger M. sterno- thyreoideus, welcher die gewöhnliche Insertion hat, und sich durch einen M. thyreohyoideus fortsetzt. Der hintere Theil vom M. sternomaxillaris entspricht wohl ohne Üeber Trichys güntheri. 501 Zweifel dem M. sternohyoideus, von welchem Parsons kurz sagt, dass er sowohl bei den Sfiuroniorphen als bei den Hystricomorphen die- selbe Insertion und dieselben Eigenschaften wie beim Menschen hat. Ich fand aber bei Hystrix crisfata dasselbe Verhalten wie bei Trichys, nur war an der rechten Seite ausserdem ein freies Gelenk mit In- sertion vor dem M. thyreohyoideus zu sehen. Der einzige Nager, bei welchem Parsons einen M. sternomaxil- laris nachweist, ist Bathyergus, von dem er sagt, dass der M. sterno- hyoideus nicht am Hyoideum inserirt, sondern sich nach vorn nebst dem M. omohyoideus nach der Symphysis menti fortsetzt. Wie die vordem I Jauche des M. digastricus im Verhältniss zu diesem Muskel liegen, giebt er leider nicht an. Der vor dem Hyoid liegende Theil des M. sternomaxillaris ist wahrscheinlich aus derselben Muskelmasse wie die vordem Bäuche des M. digastricus entstanden. Diese sind bei den Sciuromorphen und Myomorphen gewöhnlich verbunden. Kunstler ^) beschreibt ihre An- ordnung bei Ardomys marmotta in folgender Weise: „Le ventre an- terieur du digastrique prend naissance sur une portion tendineuse en fer a cheval, situee a son extremite posterieure. Lii se trouve uu tendon nacr6, 16gerement aplati, comme le muscle formant une sorte d'arcade k concavit6 posterieure, situee au dessus du corps de Tos hyoide." Dieser „tendon nacr6" inserirt, seiner Angabe nach, mittels einer Aponeurose am Hyoideum. Bei Sciurus, wo der M. digastricus sich in derselben Weise ver- hält, fand ich einige von den oberflächlichsten Fasern des M. sterno- hyoideus an dieser „arcade transversale" inserirt. Wenn man annimmt, dass solch ein M. digastricus wie bei Ardomys der ursprüngliche bei den Nagern war — Dobson -) ist der Ansicht, dass dies bei den Säugern überhaupt der Fall ist — so kann man sich denken, dass der M. sternomaxillaris in der Weise entstanden sei, dass immer neue Fasern vom M. sternohyoideus in den M. diga- stricus übergegangen sind, eine Längsspaltung von diesem, die übrigens nicht vollständig zu sein braucht, stattfand, und der Zusammenhang mit dem Hyoid aufgegeben wurde. Bleibt aber dieser Zusammenhang erhalten, so wird ein M. sternohyoideus -|- hyomentalis entstehen. Gegen diese Deutung kann man jedoch einwenden, dass ein M. sternomaxillaris bei den Reptilien vorkommt, wo der M. digastricus 1) in: Aun. Sc. nat., 1887, Zool. 2) in: Trans. Linn. Soc. Zool. London, 1882. Zool. Jahrb. XI. Abth. f. Syst. ß^. 502 ELIN CEDERBLOM, sich nur bis an den Angulus erstreckt und niemals mit dem Hyoideum verbunden ist. Bei den Amphisbaenoiden ^) erstreckt er sich vom Schulterrudi- ment und der Sternalaponeurose nach dem sehr schwachen Hyoid und weiter nach dem Unterkiefer, Bei den Crocodilia ist der Zusammenhang mit dem Hyoideum aufgegeben, und die Insertion findet ausschliesslich an der Mitte der Unterkieferäste statt. Der vordere Theil wird vom N. mylohyoideus innervirt. Unter den Säugern ist ein M. sternomaxillaris übrigens bei Phascolarctos einer eus ^) und bei mehreren Edentaten beobachtet. Phascolarctos erinnert sehr an Bathyergus. Der M. sternohyoideus vereinigt sich mit dem M. omohyoideus und ventral vom Hyoid mit dem M. digastricus, und diese vereinigten Muskeln inseriren an der Innenseite des Unterkiefers, doch nicht bis an die Symphysis menti. Er hat drei Inscriptiones tendineae, die vorderste ventral vom Hyoideum, an welchem er nicht inserirt und vor welchem er sich abspaltet, so dass der M. mylohyoideus sichtbar wird. Der M. sternomaxillaris der Edentaten ist wahrscheinlich nicht völlig homolog mit dem bei den oben erwähnten Glires und Phascol- arctos gefundenen. Bei sämmtlichen, wo er beschrieben ist [Clio- loepus^), Manis^), Tatusia peba^)^ Chlamydophorus truncatus '-'), Myrmecophaga jubata^) und tetradactyla ^) Cyclothurus didactylus'^)] findet sich ausserdem entweder ein M. sternohyoideus str. s. oder ein M. sternoglossus, welcher wenigstens von einigen Verfassern (Ow^en, 1) Hoffmann, Reptilia (in: Bronn). 2) Macalistek, in: Ann. Mag. nat. Hist., V. 1(\ 1872. — Young, in: Journ. Anat. Physiol., V. 16, 1881 — 1882. 3) Leciie, Mammalia (in: Bronn). 4) Ehlers, Der Proc. xiphoideus und seine Mnsculatur von Manis macrura und Manis tricuspis, 1894. 5) Macalister, in: Trans. Irish Acad., V. 25, 1873. 6) Owen, in: Trans. Zeel. Sog. London, V. 4, 1857, — Pouchet, Memoires sur le grand Fourmilion, 1867. 7) Bei Cyclothurus fand ich einen paarigen M. sternomaxil- laris, der vom vordersten Theil des Sternums entspringt und am Unterkiefer inserirt. Sein vorderer Theil wird vom N. mylohyoideus innervirt. Der M. sternoglossus erstreckt sich vom Proc. xiphoideus nach dem Hyoideum und geht in die Muskeln der Zunge über. In- Hciüptiones tendineae waren an ihm nicht zu sehen. Der M. diga- stricus fehlt. M. mylohyoideus stark. M. sternothyreoideus "Wohl entwickelt. Üeber Trichys gUntheri. 503 Ehlers) als dem M. sternohyoideus homolog angeselicn wird. Der M. digastricus fehlt bei Cychthurus und Myrmecopha) erstreckt sich dieser Muskel vom Septum subhyoideum nach dem Unterkiefer, eine continuirliche Fortsetzung von den oberflächlichsten Fasern des M. sternohyoideus bildend, aber gleichzeitig hängt er mit dem Subcutaneus colli zusammen. An der Insertion vereinigt er sich mit dem M. digastricus und wird vom N- mylohyoideus innervirt. Beim Menschen ') erstreckt er sich ebenfalls vom Hyoid zum Kinn und wird bisweilen von zwei parallelen Bändern gebildet. Ausser- dem ist beim Menschen eine Längsspaltung der vordem Bäuche des M. digastricus beobachtet worden. M. 0 m o h y o i d e u s. Stark. Inserirt am vordem untern Rand der Scapula. Bei Hystrix findet er sich als ein feiner, dünner Strang, der sich in der Fascia unter dem Sternum verliert; bei Atherura fehlt er ganz. Bei Sphingurus und Erethizmi kommt er vor, unter den übrigen Hystricomorphen aber nur bei einigen Octodontiden. Der M. levator claviculae entspringt vom Basioccipitale wie bei Hystrix und Atherura. M. spien ius. Inserirt nur am Occipitalrand, so dass man hier nicht von einem M. splenius colli reden kann. Paesons fand einen solchen auch bei Hystrix cristata nicht. Meckel ') aber giebt an, dass dieser sowohl einen M. splenius colli als einen M. splenius capitis hat, wenn auch innig verbunden, mit In- sertion theils am Schädel, theils am ersten Wirbel. An dem von mir 1) HuMPnuY, On the disposition of muscles in vertebrate animala, in: J. Anat. Physiol., V. G, 1871—1872. 2) QuAiN, Elements of Anatomy, 1894. 3) Meckel, Trait6 g^neral d' Anatomie comparee. 3-4* ELIN CEDERBLOM, «jfler suchten Exemplar fand ich einen deutlichen M. splenius colli mit Ii*$erti^w%:Wo die Insertion sich über die distale Hälfte des Humerus er- streckt. Ich fand jedoch bei Hystrix eine Insertion von der Mitte des Humerus bis zum Condylus internus, also ganz übereinstimmend mit ^em Verhalten bei Atherura^ und wie bei dieser wurde der Muskel vom N. musculocutaneus durchbohrt. j^.,, Bei den EretMzontidae finden sich zwei Theile. Der eine inserirt an der Mitte des Humerus, der andere an seinem distalen Theil bis ^, den Condylus internus. Wenn wir Wood's ^) Benennung der verschiedenen Portionen des M,. coracobrachialis annehmen, wird dann bei Trichys ein M. coraco- brachialis brevis s. rotator humeri + M. coracobrachialis medius, vor- handen sein, bei den übrigen M. coracobrachialis medius + M. coraco- brachialis longus. Bei den übrigen Hystricomorphen kommt nach Pardons, nur ein M. cor. medius vor mit Ausnahme von Dasyproc- tiäan^ wo züglieich ein M. rotator humeri angetroti'en wird. Dieser ist bei den Sciuromorphen constant vorhanden. -11 lii:' birächiälis anticus. Ein continuirlicher Ursprung vom ilintei'n TÜeii' des oberu Humerus und weiterhin längs der ganzen äussern S^ite. Inserirt unterhalb des Olecranons in innigem Zusammenhang mit' dem iK. biceps. 1) Wood, in: J. Anat. Physiol., V. l. lieber Tricliys güntheri. Wird von dem N. mediaiius innervirt. Athcrura stimmt mit Trichyk übereil!. Bei Ilystrix aber entspringt der Muskel mit zwei getrennüefl Köpfen, einem vom proximalen und einem vom distalen 'l'heil deii numerus. Sphrniurus hat nur einen Kopf vom obern Theil dC9 Humerus. Erdhizon scheint nach den Beschreibungen von Windle tij und MiVAKT ') mit Trichys und Atherura übereinzustimmen. •' Unter den übrigen Hystricomorpheu variiren die Verhältnisse sehiÄ Die Octodontidae haben jedoch zwei Köpfe, und dasselbe gilt für diö Sciuromorphen und Myomorphen, obwohl sie nahe verbunden sind. - M. biceps. Wie bei Uystrix. M. flexor profundus digitorum, fl. sublimis digi- torum, fl. carpi ulnaris und palmaris longus hängen in ihrem obern Theil nahe mit einander zusammen, was unter den Nagern nicht gewöhnlich zu sein scheint. M. flexor profundus digitorum spaltet sich in fünf Sehnen und giebt eine an den Daumen ab. Dieser fehlt sowohl bei Hystrix als bei Sphingurus, ist aber bei Erethizon vorhanden. Ein M. supinator longus fehlt, wie bei Hystrix und Sphin- (jurus, ist aber bei Erethizon vorhanden. M. extensor secundi internodii pollicis. Entspringt gemeinsam mit dem M. extensor indicis von der ganzen ülna und in- serirt an der zweiten Phalange des Daumens. Dieser Muskel kommt bei Hystrix vor, fehlt aber bei Atherura und bei fast allen übrigen Glires. Die Bauchmuskeln waren beschädigt, weil die Eingeweide heraus- genommen waren, und ich konnte sie daher nicht näher untersuchen, aber sie scheinen wesentlich mit dem Verhalten bei Hystrix überein- zustimmen. Der M. rectus abdominis ist sehr stark und reicht bis an die erste Rippe. Die Caudalmuskelu zeigen nichts Bemerkenswerthes, mit Ausnahme des M. ischiococcygeus, welcher, ungeachtet der kräftigen Entwicklung des Schwanzes, bedeutend schwächer ist als bei Hydrix, wo dieser Muskel colossal ist. M. glutaeus maximus und tensor vaginac feraoris. Nahe mit einander verbunden, wie es bei den Glires die Regel ist. Entspringen vom vordersten Theil der Crista ilei und von der Fascia 1) in: J. Anat. Thysiol., V. 22, 1887 — 1888. 2) in: Proc. Zool. Soc. London, 1882. 506 ELIN CEDERBLOM, lumbodorsalis. In ihrem distalen Theil hängen sie mit dem M. femoro- coccygeus zusammen. Inseriren mit einer Fascie an der äussern Seite der distalen Hälfte des Femurs und zusammen mit dem M. femoro- coccygeus in der Fascia der Patella. Parsons nimmt an, dass der innere an der Patella inserirende Theil bei sämmtlichen Hystrico- morphen dem M. sartorius entspricht, und dieselbe Angabe machen MivART^) und Windle*) för Erethkon. Aber Parsons giebt an, dass diese vereinigten Muskeln vom N. glutaealis superior innervirt sind. So verhält es sich auch bei Trichys^ obwohl ich ausserdem den hintersten Theil von einem Zweig des N. ischiadicus major in- nervirt fand. Nun wird aber der M. sartorius vom N. cruralis innervirt, was gegen die Annahme spricht, dass wir hier einen mit dem M. sartorius homologen Muskel vor uns haben. Bei Sciurus beobachtete ich einen wirklichen, obwohl schwachen M. sartorius, vom N. cruralis innervirt, an seinem Ursprung mit dem M. tensor vaginae femoris und an seiner Insertion mit dem M. gracilis innig verbunden. M. glutaeus medius und minimus. So eng verbunden, dass es nicht möglich war, sie von einander zu trennen, ein bei den Nagern gewöhnliches Verhalten. Sie bilden einen dicken, fleischigen Muskel, der von der äussern Seite und dem Rand des Ileums und ausserdem von der Fascia lumbodorsalis entspringt und an der obern äussern Seite des Trochanter major inserirt. Einen deutlichen M. scansorius konnte ich bei Trichys nicht finden, wohl aber bei Hystrix cristata. Parsons giebt an, dass er sowohl bei Hystrix als bei Sphingurus fehlt. Windle hat ihn bei Erethkon epixanthus gefunden, Mivart aber bei E. dorsatum nicht. M. pyriformis. Hängt mit den beiden vorigen innig zusammen. Entspringt an der untern Seite des Sacrums und tritt durch die In- cisura ischiadica heraus, den N. ischiadicus major deckend. Inserirt zusammen mit den vorigen Muskeln. Dasselbe Verhalten fand ich bei Hystrix, für welchen Parsons angiebt, dass der M. pyriformis fehlt. Er fand ihn aber bei Athcrura und Sphingurus. M. quadratus femoris. Entspringt an der äussern Seite des 1) in: Proc. Zool. Soc. London, 1882. 2) in: J. Anat. PhysioL, V. 22, 1887—1888. üeber Tricliys gliiitheri. 507 Tuber ischii und iiiserirt zwischen den beiden Trochantern mit einer fleischigen Insertion, die von» iM. glutacus niedius bedeckt wird. I5ei Ifi/strir inserirt er distal vom M. glutaeus niedius, und die Insertion ist bedeutend schmäler, mit einem schwachen Sehuenbelag an der untern Seite. Paksons giebt au, dass bei den llystricomorphen die Insertion gewöhnlich durch „a narrow tendon" geschieht, aber dass Sphingurus wie bei den Sciuromorphen „a fleshy Insertion" besitzt. M. biceps femoris. Entspringt mit zwei Köpfen. 1) M. fe moroco ccygeus. Von der Fascia der Schwanz- muskeln und von den vordem Caudalwirbeln, innig verbunden mit dem M. glutaeus maximus. Inserirt in der Fascia um die Patella. Mit diesem ist am Ursprung und an der Insertion ein schmaler Muskel vereinigt, wahrscheinlich homolog mit dem M. tenuissimus. Dieser kommt auch bei Uystrix und den Erethizontidae vor, aber bei diesen geht er frei bis an den Unterschenkel hinab, wo er gemeinsam mit dem folgenden inserirt. 2) Entspringt vom Tuber ischii und nimmt sogleich eine Portion von der Ilautmusculatur auf. Vereinigt sich proximal von der Patella mit dem M. femorococcygeus und inserirt in der Faseie des Unter- schenkels bis an die Ferse. Beide Portionen werden vom N. ischi- adicus innervirt. Bei Hystrix verschmelzen die beiden Portionen unmittelbar distal vom Tuber ischii, doch sind sie gut getrennt sowohl bei Aiherura als bei EretJiizon und SjMugurus. M. semimembranosus. Zwei getrennte Portionen: 1) Entspringt vom Tuber und dem Ramus ascendens ischii. In- serirt am Tuberculum int. tibiae. Innervirt vom N. ischiadicus. Stimmt mit dem Verhalten bei den übrigen Ilystriciden überein. 2) Entspringt vom Proc. transversus eines Caudalwirbels vor dem M. femorococcygeus und verläuft parallel mit dem vorigen von den Mm. femorococcygeus und tenuissimus gedeckt, zwischen dem Haupt- stamm des N. ischiadicus und seinen Zweigen zum M. biceps femoris und semitendinosus. Inserirt am Condylus internus femoris, von der Insertion des M. adductor durch die Arteria poplitea getrennt. Innervation : N. ischiadicus. Diese Portion entspringt bei Hystrix und Erefhizon gleichfalls von den Caudalwirbeln, bei Sphingurus aber vom Tuber ischii. Möglicher Weise ist dieser Muskel homolog mit dem M. caudo- femoralis (Leche) bei Tupaia und Macroscelides. 508 ELIN CEDERBLOM, M. tibialis anticus. Ganz vom M. extensor longus hallucis getrennt. Bei Hystrix fand ich diese beiden Muskel an ihrem Ur- sprung innig verbunden, wie es Meckel ^ augiebt. Parsons fand diesen Zusammenhang nicht. M. peroneus quarti digiti. Findet sich wie bei iZ^s^na; und Atherura. In seiner Abhandlung über die Musculatur der Hystricomorphen von 1894 weist Parsons auf die Schwierigkeit hin, besondere Muskel- charaktere für sämmtliche Stachelschweine anzugeben und führt nur zwei Eigen thümUchkeiten an: 1) Der M. latissimus dorsi wickelt sich bei der Insertion um den Rand des M, teres major. 2) Ein M. scalenus anticus fehlt. Beide Charaktere finden wir bei Trichys wieder. Dagegen führt er mehrere Unähnlichkeiten unter den Feld- uud Baumstachelschweine an. Von diesen waren aber mehrere, die er nach seiner Untersuchung von Atherura africana nicht beibehalten konnte, und um Trichys unter die Hystriciden einfügen zu können, muss man demnach den M. omohyoideus weglassen. Die Muskeln, die man also noch beibehalten kann, welche un- gleiche Verhältnisse bei den beiden FamiHen zeigen, sind: 1) Der M. digastricus. Nur mit einer schwachen Einschnürung bei den Hystriciden, deutlich zweibauchig bei den Erethizontiden. 2) Der M. levator claviculae entspringt vom Basioccipitale bei den Hystriciden, vom Atlas bei den Erethizontiden. 3)M. subclavius und scapuloclavicularis hängen bei den Hystriciden zusammen, sind bei Sphingurus getrennt. 4) Der M. b i c e p s hat einen Kopf bei den Hystriciden, zwei bei den Erethizontiden. 5) Ein M. peroneus quarti digiti ist bei den Hystriciden vorhanden, fehlt bei den Erethizontiden. Wie Atherura sich in mehreren Fällen den Erethizontiden näherte, wo sie in ihrer Musculatur von Hystrix abwich, so ist dies auch der Fall mit Trichys. Das gilt z. B. für den M. omohyoideus, M. del- toideus (= Sphingurus), M. flexor profundus digitorum (= Erethizon), M. biceps femoris. 1) Traite general d' Anatomie compar^e. Ueber Tricliys güntheri. 509 Z II h 11 ü. Abgesehen davon, dass die untern Incisiven, wie Günther gezeigt, gerundet und etwas zusammengedrückt, nicht abgeplattet sind wie bei Ifystrix und Atherura, zeigen die Backenzähne einige Eigenthümlich- keiten , die hervorgehoben zu werden verdienen : erstens ihre von WiNGE ^) erwähnte Kleinheit und ferner, dass sie sämmtlich drei deutlich entwickelte Wurzeln in Uel)ereinstimmung mit den Erethizon- tiden besitzen. Bei Ifystrix und Athcrura finden sich nur am Milch- zahn wirkliche Wurzeln, und sowohl die Molaren als der Prämolar hal)en einfache, sich sehr si)ät schliessende Wurzeln, die nur eine An- deutung von Drei- oder, bei dem untern Prämolar, von Zweitheilung zeigen ^). Diese Theilung ist bei Ätherura africana schärfer als bei Ibjstrix cristata und crassispinis markirt, aber die Wurzeln weichen doch sehr von denen des Trichys ab. Zu Anfang der Eocänzeit erscheint eine grosse Anzahl verschie- dener Nager, die nach Schlosser^) meistens als Mittelformen zwischen den Hystricomorphen und Sciuromorphen angesehen werden müssen. Diese haben immer, demselben Verfasser zu Folge, Zähne mit Wurzeln, und es scheint daher, dass diese Zahnform unter den Nagern die ur- sprüngliche gewesen ist und erst später der wurzellose Zahn sich aus- gebildet hat. Die Zähne bei llystrix oder noch besser die bei Ätherura repräsentiren dann eine Mittelform, und wir haben hier eine Entwicklungsserie, die sehr an die bei den Equiden beobachtete erinnert. Freilich wird ein anderer, entgegengesetzter Entwicklungsgang behauptet. Aber wären die Backenzähne ursprünglich nicht mit ge- schlossenen Wurzeln versehen, so wäre es schwer zu verstehen, wie das Bedürfniss nach einem Zahnwechsel entstanden, und ebenso schwer zu verstehen, warum solche Wurzeln sich nicht bei den Milchzähnen, wold aber bei ihren Ersatzzähnen wiederfinden. Denn, wie Winge *) l)etont, haben die Milchzähne bei den Nagern immer echte Wurzeln, wie auch die Ersatzzähne sich in dieser Hinsicht verhalten. 1) Jordfundne og nu levende Gnavere fra Lagoa santa. Kjöben- havn 1887. 2) Von Ätherura hatte ich nur einen jungen Schädel mit Milch- zähnen. Ich habe somit keinen völlig entwickelten Prämolar bei ihm gesehen. Was ich von den Wurzeln erwähnt habe, gilt daher hei Ätherura nur für den IMilchzahn und die Molaren. 3) Die Nager des europäischen Tertiärs, in: Palaeontographica, 1884. 4) in : Videnskab. Meddel. naturhist. Foren. Kjöbenhavn 1882. 510 ELIN CEDERBLOM, Uebrigcüs stimmen die Backenzähne mit denen von Hystrix und Atherura überein. Der Prämolar ist den Molaren ähnlich und die obern Zähne complicirter als die untern. Wahrscheinlich findet bei Trichys wie bei den übrigen Stachel- schweinen ein Zahnwechsel statt, und die Thatsache, dass der erste Zahn weniger abgenutzt schien als die folgenden, veranlasste mich an- zunehmen, dass hier ein Wechsel vorgegangen sei. Plexus brachialis und lumbosacralis. Ich habe hier mehrere Verschiedenheiten von den übrigen Hystri- ciden gefunden , aber nach den Angaben verschiedener Verfasser (v. JiiERiNG, Leche, Thane) ZU urthcilcn, sind die individuellen Variationen auf diesem Gebiet sehr gross und kommen oft vor, wes- halb ich kein grösseres Gewicht darauf legen darf. Der Plexus brachialis wird von den 6., 7., 8. Cervicalnerven und dem 1, Dorsalnerv gebildet, stimmt also mit Erethison dor- saium'^) übereiu. Bei Hystrix und Atherura geht ausserdem der 5. Cervicalnerv in den Plexus ein, was mehrere Unähnlichkeiten in der An- ordnung verursacht, welche aus der Zeichnung hervor- gehen (Fig. A). Die verschiedenen Nerven scheinen in der Hauptsache dieselben Muskeln zu ver- sorgen wie bei Hystrix und Atherura. Der Plexus lumbo- sacralis wird vom 2., 3., 4. Lumbarnerven und dem 1., 2., 3. Sacralnerven ani.ilior. gebildet. Bei Hystrix und Atherura^ die 5 Lumbar- wirbel haben, gehen 4 Lumbar- und 2 Sacralnerven in den Plexus ein. So auch bei Ere- thizon. Die Anordnung des Plexus geht aus der Zeichnung (Fig. B) her- supr.sc. -s. subsc a A '^ 'Z 'IV I- i:ill- 1) MivABT, in: Proc. Zool. Soc. London, 1882. U«ber Tricliys güntheri. 511 vor. Ich will hier mir die Aufnierkstiiiikeit mit' das Vorhalten lenken, dass der N. ischiadicus major hauptsächlich von L,, -|- Si gebildet wird und dass S^ zum grössten Theil in den N. ischiadicus minor und S^ in den N. pudicus über- geht. Ein ähnliches Verhalten fand ich bei Ilystrix cristata, wo der X. ischiadicus major haupt- sächlich von L4 und Lr,, der N. ischiadicus minor von S^ und der N. pudicus von S., gebildet waren. Dem oben Angeführten nach weicht Trichys mehr von Ilystrix ab als von Atherura. Diese stellt in mehrfacher Hinsicht eine Mittelform zwischen Hystrix und Trichys dar. Ich erinnere an die Form des Schädels, den gebogenen Tfadius und die ^Yurzeln der r.ackenzähne. Uebrigens stimmt, wie vorhin gesagt, Atherura in I)ezug auf die Muskeln in mehre- ren Fällen mit Trichys tibereiu, wo sie von Ilystrix abweicht. WiNCiE M behauptet, dass Tri- chys der ursprünglichste von den dreien sei. Hierauf deuten ver- schiedene Charaktere, besonders im Schädel, nämlich das beinahe gerade Profil, der lange Joch- bogen und der hohe Proc. corono- ideus, was sich alles, nach Schlosser-), bei den ältesten Nagern wiederfindet. Ferner die relativ wohl entwickelte Clavicula, der lauge Schwanz und die mit kleinen Backenzähne. '\ mm; palp. 44^ mm; lat. corp. 2| mm. Pedum long. I. 5| mm, IL 9 mm, IIL Q\ mm, IV. 92 mm. Artic. tars. L 3, IL 5, IIL 5, IV. 5. Das eine Exemplar, das ich für männlich halte, unterscheidet sich von dem zweiten durch die aussen mit einer Reihe von 11 niedrigen Kegelzähnen besetzten Metatarseu des zweiten Fusspaares und durch die kugligen Trochanteren desselben Fusses, die doppelt so gross sind wie die der übrigen Gliedmaassen. 5. Biantes Tneraculus n. sp, Capland, Bkady legit (Museum Lübeck), 4 ei den süd-afrikanischen Thieren habe ich diese Oetfnungen nicht entdecken kfmnen. III. ,,Spiracula niaxima lunaria, post stdcum posita, coxas quarti 2)nris ab ahdominc sejjarantem,^'' etc. Bei Ädaeum sind die Stigmen äusserlich nicht zu sehen, während Larifuga und Acumontia zwar ge- krümmte Stigmen haben, doch nicht sehr grosse und ausserdem schwer zu linden, da sie unten in der tiefen Einsenkung zwischen Coxa IV und Abdomen versteckt sind. IV. „Scutum dorsiiale sulcis transversis quattuor divisum'"''. Die 1) Cfr. z. B. die Beschreibung des B. lecithodes l)ei TjrouEij,, Aracuidi artrogastri birmani, in: Ann. Mus. civ. Stör. nat. Genova, V. 9, 1889, p. rjTL 2) SöRExsKN, Opiliones Australasiae, in : L. Koch, Die Arachniden Australiens, 1886. 524 J. C. C. LOMAN, Rückenschilder obengenannter Arten haben keine oder sehr undeut- liche Querfurchen, und die Zahl der Segmente muss auf iudirectem Wege bestimmt werden. Es bleiben also als Familiencharaktere noch übrig: 1) die ausserordentlich dicken, kräftigen Palpen nicht mit Stacheln bewaifnet wie die anderer Laniatores, d. h. mit Auswüchsen, die auf der Spitze einen Dorn oder ein stärkeres Haar tragen, aber mit niedrigen, dicken Kegelzähnen, die etwas unter der Spitze ein starkes, seitliches Haar besitzen; 2) die nicht verdickten vierten Hüftglieder; 3) das Verhalten der Füsse {Permagni pedum hrevium unguiculi ; pedis I et II unguiculis singulis integris, pedis III et IV unguiculis singulis instructi, qui processibus lateralibus binis aduncis muniti sunt). Da viele gut conservirte Individuen der Larifuga weheri vorlagen, konnte die Anatomie dieser Art ausführlich bearbeitet werden. Bei der Zergliederung stiess ich auf unerwartet grosse innere Unterschiede von andern Laniatores, die durch Untersuchung an einem Exemplar der Äcumoniia nur bestätigt wurden. Es ist unmöglich, in dieser systematischen Arbeit auf diese Innern Differenzen näher einzugehen ; sie sind aber derart wichtig, dass mir die Familie der Triaenonychoidae scheint von den Laniatores abgeschieden und diesen und den Palpa- tores als dritte Unterordnung zur Seite gestellt werden zu müssen. Bei dieser vorläufigen Mittheiluug muss ich es für den Augenblick bewenden lassen. Eine ausführliche Auseinandersetzung und Ver- gleichung mit andern Familien, deren Bau gleichfalls von mir unter- sucht wurde, ist ja hier nicht am Ort, aber wird hoffentlich in nicht all zu langer Frist ausgearbeitet und veröff"entlicht werden können. Unter dem Namen Adaeum asperatum wurde von Karsch im Jahre 1880 ein neuer Opilionide vom Cap der Guten Hoffnung be- schrieben, nach einem einzigen getrockneten Exemplar des Berliner Museums, mit der folgenden Geschlechtsdiagnose: „Körper birnförmig-flach, vorn in einen aufrechten, ziemlich hohen, gewölbten, an der Spitze rundlichen Hügel vorgezogen, der oben jeder- seits ein Auge trägt. Die Palpen sind sehr dick, namentlich das Schenkelglied, die Klaue des Tarsalgliedes verhältnissmässig sehr kurz, die Beine im Verhältniss zum Körper sehr dick; der ganze Leib sehr grob granulirt". Eine kurze Artdiagnose wird hinzugefügt. Aber „da nur ein einziges getrocknetes Exemplar mit der Signatur: Cap-Drege im Neue Opilionideii von Süd- Afrika und Madagaskar. 525 Miisculii vorliegt, so lässt sich nichts genaueres über die ueue Art feststellen". Herr W. Sorensen in Kopenhagen, dem ich meine Exemplare zu- gesandt habe und der auch das Adaemn aspcratum im Berliner Museum gesehen hat, ist der Meinung, dass sie sehr wahrscheinlich demselben Genus angehören. Der Zustand des überdies ganz mit Lehm bedeckten trocknen Originalexemplares Hesse jedoch eine definitive P^iitscheidung nicht zu. Unter diesen Umständen habe ich mich ent- schlossen, den Namen Adaeum für meine Thiere beizubehalten. Es ist so gut wie gewiss, wenn je ein zweites Exemplar von A. asperatum gefunden werden sollte, dass es nicht zu identificiren sein würde. Von Herrn Söuensen wurde eine neue Diagnose freundlichst auf- gestellt, die zum grössten Theil von mir benutzt werden konnte. Adaeum, Corpore deprcsso, piriformi. Scutimi dorsuale ante lalutn angiilis rotunddtis, depressionihus Icvibus transvcrsis quimpie pracditum est; (ireae, sexta excepta, cminentias vix majores Linas demonstrant. Tuher ocidiferum conicum fere e margine anteriore scuti surgens, cminentia quam ceteris vix majore tma praeditum. Sternum anguste triangulum, pone latius. Spiracida obtecta sunt. 3Iandihularum mediocrium art. 1 clavatus. Palporum validorum pars femoralis suhtriangula , pars tihialis leviter depressa, pars tarsalis complanata. Unguis brevis. Pedes I. spinis iuferiorihus armati. 6, Adaeum obtectuni n, sp, Knysna, 2 Exemplare. Der Körper dieses Thieres, oben wie unten, sogar bis an die Meta- tarsen der Füsse, ist rauh, mit groben, mikroskopischen Knötchen und Häkchen dicht bedeckt und mit Sandkörnchen ganz bekleidet, ähnlich wie es die Troguliden machen. Dorsum. Am Vorderrand des Cephalothorax sieht mau ausser- dem eine dichte Reihe ungefähr gleich grosser, stabförmiger Zäpfchen (Fig. 14j, nach vorn gerichtet, an den Ecken sogar in zwei Reihen über einander. Der Augenhügel ganz am Vorderrand, kegelförmig, bis an die Spitze mit grobem Kncitchen besetzt, die kleinen Augen oben tragend. Vom Augenhügel nach hinten gehen zwei unregel- mässige Doppelreihen bis an das Ende des Rückenschildes, die aus 526 J. C. C. LOMAN, ähnlichen dicken Stäbchen bestehen. Die freien Rückensegmente mit Querreihen dieser Stäbe, von ungleicher Grösse. Venter. Auch die ganze Unterseite zeigt mehr oder weniger regelmässig geordnete Reihen grösserer Stäbchen, sogar die Genital- klappe trägt deren 7—8. Mandibulae (Fig. 16) klein, des 1. gekrümmte Glied vorn oben mit nach vorn gerichteten Stäbchen; das 2. vorn mit einigen starken Haaren. Palpi (Fig. 15) gross, dicker als die Füsse: oben und an den Seiten ganz mit dicken Stäbchenhöckern bekleidet, besonders Tro- chanter und Femur; Tarsus ausserdem an beiden Seiten mit kurzen, scharfen Auswüchsen versehen, die unten ein starkes, seitliches Haar tragen. Eudklaue kurz, etwa l des Tarsus. C o 1 0 r. Ganz gelbbraun, nur die Metatarsen der Füsse heller, die Tarsen endlich w e i s s 1 i c h. Dieselbe Farbe haben auch die grössern Stäbchen, womit der Körper bekleidet ist. Long. corp. 6i ; palp. 4; lat. corp. 4i mm. Long. ped. I. 7, n. 11, in. 8, IV. 12 mm. Art. tars. I. 4, II. 8—10, HL 4, IV. 4. 7. Adaeutn latens n, sp. Knysna, 2 Exemplare. Körper wie bei Ad. öbtectum oben und unten ganz mit mikro- skopischen, meist haartragendeu Knötchen übersäet. Scutum stark gewölbt, vorn convex. Es trägt regelmässige Querreihen stumpfer, dicker, stabförmiger Pfählchen. Am Vorderrand deren 7 — 9 grosse, nach vorn gerichtete, der mittlere am längsten ; die Vorderseiteneckeu zeigen 3 — 5 ähnliche, der vordere am grössteu. Augen wie bei der vorigen Art (Fig. 11). Hinterrand mit 10 — 12 grössern Stäbchen. Auch die freien Rückensegmente sind durch Querreihen dieser Pfählchen ausgezeichnet. Venter. Coxa I ist mit mehreren grössern Stäbchen versehen; die Genitalklappe zeigt deren 8 längliche. Mandibulae wie die der vorigen Art. Scheere mit nur wenigen Zähnchen. Palpi denen der vorigen Art ähnlich, etwa 2 mal dicker als die Füsse : Femur innen mit 5 — 7 grossen, dicken Kegelhöckern bewafl'net. Endklaue = \ Tarsus. Color. Oben dunkel gelbbraun; unten hell gelbbraun. Neue Opilioniden von Siiil-Afrika und Madagaskar. 527 Die 6 Gliedniaassonpaare hell gelblich, nach der Spitze weiss werdend. Die gn)ssern Stäbe des Rückens weiss. Long. corp. 4\; palp. 4i; lat. corp. 3 mm. Long. ped. I. 6, II. 9, III. 7, IV. 10 mm." Art. tars. I. 3, IL 8, 9, III. 4, IV. 4. Larifuffa n. «/. Smitum dorsualc ante latum, angulis rotundatis, deinde sensim laiius, vix sinuatimi, sulcos uullos dcmonsirnt. Areae {posirema excepta) eminentias majores binas (raro quattuor) gcrunt. Tuher oculiferum fere e margine anteriore scuti surgens, ohtuse conicum, eminentia jniuUo majore una praeditiim est. Sternum longe pentagonum {inter coxas III late disjundas posiium). Spiraeula parva lunaria, visu difficilia, in siilciim posita, coxas quarti pnris ah ahdomine seimrantem. PaJporum validorum pars tarsalis complanata, processibus, setas laterales suh-apicales gerentibus, armata est. Pedes I spinis inferioribus arniati sunt. Differentia sexualis niagnitndine armaturaque pdlporum, prae- tcrca tarsi I articulo primo ostenditur. 8. Larifuga iveberi n. sp, Capcolonie: Knysna, George. 24 Exemplare (L3 SS, 11 ??). Scutum (Fig. 18) hoch gewölbt, trapezoid; der Ceiduilothorax und die 5 folgenden Segmente nur durch mikroskopische Knötchen- roihen angedeutet, ohne scharfe Grenzen. Vorderrand und Seiteu- ecken mit kurzen Kegelhöckern, Hinterrand mit einer Reihe derselben Art. Der kleine Augenhügel (Fig. 19, 20) fast über den Vorderrand sich neigend, stumpf kegelförmig, dicht bezahnt. Die kleinen Augen sitzen hoch oben, und auf der Spitze befindet sich ein nur wenig grösserer Zahn. Die Segmente tragen in ihrer Mitte 2 Zähnchen, so gross wie die am Vorderrand (nur das 2. Rückensegment hat deren 4). Die freien Rückensegmente mit Reihen spitzer Zähnchen, jenen am Ilinterrand des Scutums gleich. Venter. r»auchsegraente mit mikroskopischen Knötchenreihen ; hinter diesen Reihen winziger Zähne. Coxae mit gröbern Zähnchen bedeckt. Stigmen sichelförmig gekrümmt, am Grund der tiefen Furclie zwischen der 4. Coxa und dem Abdomen, nicht leicht zu sehen. Sternum hoch fünfeckig (Fig. 23). 528 J, C. C. LOMAN, Mandibulae (Fig. 22). Das l. Glied oben vorn mit einigen Zälmchen, das 2. mit wenigen haartrageudeu Höckern versehen. Die männlichen Cheliceren sind wohl sammt der Bewaönung etwas stärker zu nennen als die weiblichen. Palpi beim Weibchen weniger dick und lang als beim Männchen, doch etwas besser bewaffnet. Die Fortsätze der Innenseite sind etwas kräftiger als die äussern. $. Trochanter mit einem grössern Zahn, Femur unten am Fusse mit 2 kräftigen Kegelzähnen, ausserdem innen und aussen mit haar- trageudeu Kegelhöckern versehen, so wie auch die Patella deren 1 — 2 zeigt; Tibia und Tarsus abgeflacht, unten beiderseits mit niedrigen Kegelzähuen besetzt, die unter der Spitze ein starkes Haar tragen : Tibia aussen 3, innen 2; Tarsus aussen und innen 3. (?. Femur unten am Fusse mit 2 kräftigen Zähnen, sonst aber, wie die Patella und Tibia so gut wie unbewaffnet. Tarsus wie beim Weibchen. Endklaue fast ^ Tarsus, nur ganz wenig kürzer als die weibliche (Fig. 21). Pedes kurz; Trochanter, Femur und Tibia des 1. Fusses oben und unten bedornt; das 1. Glied am Tarsus des 1. Fusses beim S viel dicker als beim ?. Länge der Füsse: I. 6| , H. 141, HI. 8.], IV. 12 mm. Zahl der Tarsalglieder : I. 4, II. 15—22, III. 4, IV. 4. C o 1 o r. Oben wie unten ganz dunkel braun, die mikrosko- pischen Knötchen schwarz, alle Gliedmaassen ein wenig heller, die Tarsen am hellsten. Die jungen Tliiere anfangs weiss lieh. Long. corp. 6; palp. c? 6, ? 4|. Lat. corp. 4 mm. Acufiiontia n. g. Scutum dorsuale convexum, trapesoidum, laterihus vix sinuafis, marginc anteriore quinque-dentaia, praeter sulcum post-ceplialothora- ciciim nulluni demonstrat. Areae secundae, tertiae et quartae eminentias hinas oslendunt. Tuber ocidiferum magnum, altum, dentem npicalcDi loiigam gerens. Sternum Imearc, pone in triangidum latuni productum. Palpi validi, pedihus nmlto crassiorcs, pr&cessibus, setas laterales sid)-apicales gerentibus, arrnali sunt. Fedes I spinis inferioribus armati sunt. Differentia sexudlis magnitudine armaturaque pali^rt^m osten- ditur. Neue Opilioniden von Süd-Afrika und Madagaskar. 529 *X Acuniontia arniata n. sp, Madagaskar (Antanarivo) legit Sikora. 2 ?$ (Mus. Lübeck); 1 J, 1 ? (Mus. Kopenhagen). Dorsum convex und trapezoid, vorn mit abgerundeten Ecken, von mikroskopischen Knötchen übersäet. Der Vorderrand des Scutums (Fig. 24) trägt 5 starke nach vorn gerichtete Zähne, ausserdem über den Seitenecken vorn 2 nach oben gerichtete. Der Cephalothorax endet auf ? der Länge des Scutums mit deutlicher Furche; die fol- genden Segmente sind nur durch Dornen angedeutet : das 2. zeigt uns 2 winzige Knötchen in der Mitte (in der Fig. 24 nicht gezeichnet), das 3. und 4. tragen kräftige, breite Dornen. Der Hinterrand und die nächst folgenden freien Rückensegmente mit Reihen kleiner Dornen. Der Augenhügel (Fig. 25) hoch, von der Form einer Pickelhaube, mit sehr kräftigem und langem Dorn auf der Spitze zwischen den kleinen Augen. Venter ausser mit spärlichen, langen Haaren mit Querreihen kleiner Dörnchen auf den Segmenten. Auch die Coxae (besonders Coxa I) unregelmässig bedornt. Stigmata halbmondförmig wie bei Larifuga, in ihrer tiefen Furche sehr schwierig zu finden, von starken Auswüchsen der 4. Coxa zum grössten Theil bedeckt. Sternum linear, hinten zu einem breiten Dreieck ausgezogen (Fig. 28). Maudibulae. Das 1. Glied oben mit starkem, gekrümmtem Zahn (Fig. 27), das 2. vorn mit wenigen niedrigen Auswüchsen, die seitliche Haare tragen. Die des Männchens scheinen mir etwas grösser als die der Weibchen. Palpi etwa 3— 4 mal so dick wie die Füsse des 1. Paares, die des Männchens länger und dicker als beim Weibchen, aber etwas weniger stark bewaffnet: der Trochanter zeigt oben einen kleinen, unten einen grossen Zahn, der Femur oben 3—4, unten 4 — 5 Zähne, die Patella unten 2 Zähnchen, die Tibia unten jederseits 3 Zähne; Tarsus wie Tibia. Innen sind die Zähne ein wenig grösser als aussen. Viele tragen ausserdem starke, seitliche Haare, besonders an der Tibia und am Tarsus; Endklaue fast f des Tarsus (Fig. 26). Von der stärkern Bewaffnung des Weibchens sind ausserdem zu erwähnen 1—2 Dornen innen an der Spitze des Femurs und 1 kräftiger Dorn innen an der Patella. Pedes kurz, viel dünner als die Palpen; Trochanter, Femur und Tibia des 1. Paares unten bedornt. Die hintern Tarsen mit schwacher Scopula. Länge der Füsse: I. 7^., H. 11, IIL 8|, IV. 12 mm. 530 J- C. C. LOMAN, Zahl der Tarsalglieder : I. 4—5, II. 8—10, III. 4, IV. 4 i). Color. Oben schwarzbraun; Abdomen unten von derselben Farbe, jedoch die Coxae und Trochanteres meist heller, mitsamnit den Mandibeln und Palpen roth oder rostbraun; Füsse von der Grundfarbe des Thieres, nach der Spitze heller, oft g r a u w e i ss werdend. Long. corp. 6; palp. (J 7, ? 6 mm. Lat. corp. 4*, mm. 1) Das einzige männliche Thier hat 5 Tarsalglieder am i. Fuss; eins der Weibchen an der einen Seite auch 5, sonst alle 4. Neue Opilioniden vun Süd-Afrika und Madagaskar. 531 Erkliii'uiii» der AbbiUliiiigeii. Tafel 31. Fig. 1. Phalangium capense n. sp. Augenhügel von der linken Seite. Fig. 2. Cxeiiitalkhippe am 1. Bauclisegment desselben. Fig. 3. Oligolophus morio F. Genitalklappe. Fig. 4. lihaynpsinltus minor n. sp. Augeuliügel, von der linken Seite. Fig. 5. Die linke nulnuliclie Mandibel desselben, von aussen. Fig. (J. Die linke weibliche Mandibel desselben, von aussen. Fig. 7. Rhampsinitus crassus n. sp. Die linke männliche Man- libei, von aussen. Fig. 8. Die linke weibliche Mandibel desselben, von aussen. Fig. 9. Penis und sog. Ductus ejaculatorius desselben. Fig. 10. Augenhügel (S) desselben, von rechts. Fig. 11. Ädaeum latens n. sp. Augenhügel von der linken Seite. Fig. 12. Biantes meraculus n. sp. Scutum, von oben. Fig. 13. Biantes pusulosus n. sp. Scutum, von oben. Fig. 14. Ädaeum obtectum n. sp. Scutum, von der linken Seite. Fig. 15. Der linke weibliche Palpus desselben, von aussen. Die rechte weibliche Mandibel desselben, von aussen. Sternum desselben. Larifuga weberi n. sp. Scutum, von oben. Augenhügel derselben, von der linken Seite. Augenhügel derselben, von vorn. Der linke männliche Palpus derselben, von innen. Der linke männliche Mandibel derselben, von aussen. Sternum derselben. Äcumontia armata n. sp. Scutum, von oben. Augenhügel derselben, von der linken Seite. Fig. 26. Der rechte männliche Palpus derselben, von innen. Fig. 27. Die rechte weibliche Mandibel derselben, von innen. Fig. 28. Sternum derselben. Fig. 29. Biantes pusulosus n. sp. Sternum. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. FiooiBaannsche Buchdruckerei (Hermann Po hie) in Jena. — 1852 „Im/ JaMiilr/irrliJIIAhh.l Sii^r T„r / üoolog.Jakrba(fier£d. l'IAbtil.f.Sifst. Taf: Z. Sluiier fei Veda^ TOT. GusiavFiscler „, j^^^^ Zoolog. Jahrbücher Bd. tl.Abth.fSi/sl. Taf S. Sluiler gez Zuohg. Jahrbiicha-Bd. II.Abth.f. Syst. Taf. 4. *" .:.-■■ ''-J fßteiv. ,»~^ Vw..-.»i^s# ** ^, Sluiter ^ez Litk AnatyRWesser, Jena . Zoiihij. J(ihrhhJirrBd.ll.AMi.f:Si/st. Taf: 5. ■^m 482. ;iiAiisi7irfesK,Jeiia Zoolotf. Jahrbiiciiei ■Bd.JlAk/t.f.Si/.st. T,i/: (j. Zoolog. JnhrhiUhe/ -Bd. nAhl/i.f:S)/st. Taf. 7. AM 12. W yx/^K'^^-A/ 10. Slxiiter ^ez Verk#, vo: Gusta»'Rschei ''' ». Jena Lith AnstyKWesser,Jena. Zoolog. JakrbiLcherßd. JtAbth.f.Syst Taf: a-. MeerwanK ^ez Zoolog. Jcikrbüdier Bd. llAbth.f.Syst. ^^ubitinÄg zonura. Stadium IV Taf. 9. Meerwardi gez. j.ijj vcr, GustavFischej. .^ j Lith.Anat vKWesser, Jeiu Zoobg. Jakrbück^rBeL 71.Abth.fSifSk Taf10. Fig. 19. J.F Urubitinga zonura Stadium IV. Fig. 20. i.F. J.F A.F Fig.2J. J.F Schema der Entwicklung von Ungsstreifen Zonen Querbändern Längsstreifen Stadium l-ll. Stadium lll-IV. Mm« Gesammtbild des geschlossenen Schwanzes von Urubitinga zonura Stadiunn IV. Mecrwarth |ez. Ittli.Anst.v.K'A'esser.Jeiu /Amioij. Jiilui'üJiiT Dil. //AbUi.f:Sjsi T(ti:ii. L.Breitfjss Kv ZtHilfvf. JiJuJniilieiBd, 11 Abih.f. Sysi . /.oMn-hihihmhrlU. 1 1 AbOt.f. Sysl . fxfj. 35-38 Sficetüi (Uicrmmilr.H iior.sp. Fi(/..33-S2 FJmeirlla ■**''^^^'^y^;-;^,u, fig^-— ~- "TT-r i^ ^i ül i^ 52. ya-M" firs...i,. liih.i]:stvWtriitTliWuiltT. FnrMiur.^ Zoolog. Jahrbücher Bd. 11. Abt. f. Syst. Tat. 17 >^ii.h 7. lAmlyren. Fiii. Ui. f''«/. // Verlag ton 0-^'*hc*e,.. ./e„o. Fii.i. 12. liejiroiliic. J. li. Oburneiter, München Zoolog. Jahrbiu^rBd. H.Abtk-.fSyst. Taf.lfi. LNorrcoia |ez. Lith AnstvK.Wesse!-,Jeii Zoolog. JaArbücherBd.11.AbthfSi/st. Tar.19. L-Noubom ^ez. Verlag von Gustav FigcKer m Jena. üdiAistjJLWssserJau. Zoolog. JuiirbUche-rBcL II.Abth.fSysL Taf. 20. L.Norrbom |e2 Custa^FisohermJena LilkAnsLvKWes serjena- /iV /, Rcj.Q. Fnj.3. /./ o ^ O ■- 0 Vi>;u 0 0 o o . ^ O j 0 -# ' «)■* « "^ o /7(7,Ö'. "? ,/,,,, .l.r-,;,n,-Jnrnj'lf V)fh f'Snsl lu/.S FujM ab 0Q3,O- Fc'^. /^ 5 b. 4ä. ^b. - '>j ^^ V Gustav Fischer.Jena Lnh.Anst.Y.A Glitsch.. Jena. loolog. JalirbücherBd. IIAblh.f Si/st. TaLeit. ^,, Wli, Kaltpa gez. Verl 7 Cuslavfisclier.Jeni IjihinävA Glitsch, Jena. Zooloq. Jobrbiicher Bil.JI A/MJ.'Si/s-t Tat: 25. liii.. A'.sU r '.'Arnfr iWinUr, FrankfMrt^V ■hrbucher ßd.lJ. Ablk.t\Si/sl. l\ii:'J.(>. t. Zoolog. Jahrbücher Bell I AbÜU: Syst. I. Taf.27. Verb/GustavFischerJena. ', IithographievE.Scliai.. Znuhtg. .fahMrIirrüd II .-V>/ji. f Syst. 2. \A ] ;^-'^^^aiii^ rs- '^ Ins ^4 /Gusta« Htu ^iV "•wenä Limograpke vESchaal ihhi.Jdln'bi'u'hcrBdll.Ahth.f'.SysL Ta/:Z9. I Fia. I. Fig. 2. [{ Fi;,.;l Fitf. 'i. .-'- ' •• :. Gustav Fischei' Fig. 6. Zoolog. Jnhi-tmcheiBd. II. Abth.f'.Sijst. t/ \\ •r '.,. < - A Fi,,. I. .Y ^^<\^[^, 5 WHSE 04895 f ^-^ ^i*-..' ^^^|>^ vW Jof^- ^■^ t- i^>^ '^; 'r>^^ t"\^ ^Mi < ^' .> ♦