■ \ •.!*.. ■**■.' '■■.eidy. J7 dass RuDOLPHi den Genitalporus nur bei einer massigeren Form liat sehen können. Gern gebe ich zu, dass dies alles nur Wahrscheinlichkeitsgründe, aber keine Beweise sind ; solche wären nur durch Nachuntersuchung des Originalexemplars zu erbringen, doch ist dieses in der Berliner Samnduug nicht mehr vorhanden ; unbekannt ist mir, ob die von JuRiNE angefertigte Zeichnung, die Rudolphi (1. c.) erwähnt, noch existirt. Jeden Falls dürfte aber ein Umstand dieselbe Beweiskraft besitzen wie die Nachuntersuchung des Originals, das ist die That- sache, dass eine mit der canadischen genau übereinstimmende Form bisher in Europa nicht aufgefunden ist, wohl aber eine, und zwar wiederholt, auf welche die RuDOLPHi'sche Beschreibung des Bist, heterostomum vollständig passt. Sie liegt mir aus Ärdea purpurea von Genua und Turin, aus Ardea cinerea von Pavia und aus Nycü- corax griseus von Cagliari und von Zaule bei Triest vor. Damit schweben aber auch alle Synonyme zu Bist, heterostomum Rud., welche von Stiles u. Hassall sowie von MacCallum angegeben sind, einst- weilen in der Luft. 2) Eine andere hierher gehörige Art ist Bist, complanatum Rud. Die betreffenden Exemplare wurden von Rosenthal zu Berlin im Oesophagus eines Reihers {Ärdea cinerea) gesammelt und von Ru- dolphi i) beschrieben; die Art ist kleiner, 3,4-5,6 mm lang, kaum 1,13 mm breit, weiss mit schwarzen Punkten, aber doch so durch- sichtig, dass die Dotterstöcke mit einem sie durchziehenden braunen Gefäß (Darmschenkel) erkannt werden konnten. Die Saugnäpfe liegen sehr nahe an eiuander, die Mündung des hintern ist bald länglich, bald dreieckig. Der Körper selbst ist länglich, dünn, vorn etwas verjüngt, hinten abgestutzt. Die Aehnlichkeit mit Bist, heterostomum entgeht Rudolphi nicht, doch ist es von diesem durch andere Körpergestalt und das Verhalten der Saugnäpfe unterschieden; allerdings weist Rudolph! auch auf Bist hians hin, wohl wegen des gleichen Wohn- sitzes in nahe verwandten Wirthen. Dieser Hinweis mag Dujakdin (1. c.) bewogen haben, alle drei Arten für identisch zu halten. In der Literatur wird das Auffinden von Bist, complanatum nur noch einmal erwähnt und zwar durch C. Parona -), der einige Exemplare in Ärdea cinerea gefunden hat; eine Beschreibung wird nicht gegeben. Da die 1) Rudolphi, C. A., Entoz. synops., Berol. IS] 9, p. 98 u. 376. 2) Parona, C, Vermi parasit. in anim. della Liguria, in : Anu. Mus. civ. Genova (ser. 2) V. 4, 1887, p. 489. Zool. Jahrb. XIV. Alith. f. Syst, 2 18 M. BRAUN, Originalexemplare beider Autoren vorhanden sind, kann die Art ge- nauer charakterisirt werden. 3) Durch V. Olfers erhielt Rudolphi Trematoden, welche in Brasilien im Rachen eines als Ardca No. VI bezeichneten Vogels ge- sammelt waren, wo sie schaarenweise am Gaumen und an den Seiten der Zunge sassen. Diese Art wird von Rudolphi i) unter dem Namen Bist, marginatum beschrieben und als ihre nächsten Ver- wandten D. heterostomum und D. complanatum (neben D. hians) be- zeichnet, Sie erreicht 6,75 — 9 mm und darüber an Länge ; der Hals ist 1,68, der Körper 3,14 mm breit; Bauchfläche eben. Rückenfläche gewölbt, vorn wie hinten abgestutzt. Mundfeld bauchständig, fast nierenförmig mit kleiner kreisrunder Eingangsöfihung ; Bauchsaugnapf etwas entfernt, dick, Mündung dreieckig; hinter ihm in der Mitte des Körpers eine eingesunkene Stelle, wo der Cirrus verborgen liegt, der in einem getrockneten Exemplar hier durchschimmerte. Die Darm- schenkel und Dotterstöcke sind auch hier gesehen worden. Unter den Namen Bist marginatum geht in der Literatur noch eine zweite, von Molin ^) aufgestellte Art aus Anas crecca, welche jedoch mit der RuDOLpm'schen Species nichts zu thun hat und um- benannt werden muss. 4) Bistomum dimorphum Dies. Unter den von Natterer in Brasilien gesammelten Helminthen befanden sich auch zahlreiche theils aus Fischen, theils aus dem Rachen resp. Oesoi)hagus mehrerer Ardea- und (7icom'rt - Arten stammende Trematoden, welche alle DiESiNO zusammen mit Bist marginatum Rud. für ein und dieselbe Art hielt. Sie erhält den Namen Bist dimorphum ■') \ von dieser Art werden zwei Formen unterschieden : die eine kleinere (forma primaria) kommt encystirt in Fischen und im Rachen resp. Oesophagus von Vögeln vor, die andere (forma secundaria) erreicht in Ardea cocoi eine Länge von ca. 100 mm. Dieselben Formen hat Diesing in einer spätem Arbeit auch abgebildet^). Dass hierunter mehrere Arten ent- halten sind, habe ich in meinen vorläufigen Mittheilungen bereits er- wähnt. Nicht identisch mit Bist dimorphum Dies, ist Bist, dimorphum 1) Rudolphi, C. A., Entoz. synops., Berol. 1819, p. G80. 2) Molin, R., Prodrom, faun. heim. Venetae, in: Denkschr. Akad. Wiss. V^ien, math.-nat. CI., V. 19, 1861, p. 189—338. 3) Diesing, C. M., Syst. heim., V. 1, Vindob. 1850, p. 353. 4) Derselbe, 19 Arten von Trematoden, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. GL, V. 10, 1855. Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. JC) Wagener ^) aus dem Coecum des Haushuhns, Diesing-) nennt diese Art Dlst. comnmtatiim^ und Sonsino ') beschreibt sie etwas genauer; sie scheint mit den Harmostomen verwandt zu sein. Besclireibuiig der Arten von Clinostomtim Leid. 1. CUnostonfiuni heterostomuiu (Rud.)- (Taf. 1, Fig. 1 u. 2.) ? 1794. Fasciola epatica Rosa, Lett. zool., p. 5, No. 5. 180!). Distoma hcterostomum Rudolphi, Ent. Hist. nat., V. 2, p. 381. 1819. Distoma hetcrostomum Rudolpiii, Ent. Synops., p. 102 u. 388. ]845. Distoma Jieterostomum Dujauuin, Hist. nat. beim., p, 4(i0. 1850. Distomum heterostomum Diesing, Syst. beim., V. 1, p. 353. 1887. Distoma Jiians p. p. Parona, in: Ann. Mus. civ. Genova (ser. 2) V. 4, p. 331 (aus Nycticorax griscus). 1892. Distomum heterostomum Stossich, in: Soc. bist.-nat. Croat., Ann. 7, p. 64. 1896. Dist. {DicrocoeUum) heterostomum Pakona, in: Boll. Mus. Zool. Anat. comp. Torino, V. 11, No. 258, 1899. Clinostomum heterostomum Braun, in: Zool. Anz., V. 22, p. 489. 1900. Clinostomum heterostomum Braun, in : Ctrbl. Bakt., V. 27, Abtb. 1, p. 30. Wie bereits erwähnt, ist das einzige Exemplar, welches Rudolphi vorlag, nicht mehr vorhanden; meine Beschreibung stützt sich auf Exemplare folgender Herkunft: 1) 1 Exemplar aus Ärdea cinerea; Genueser Sammlung ; bezeichnet als Dist. complanatum {= D. hians), Pavia 23. /3. 1880. 2) 1 Exemplar aus Nycticorax griseus; Genueser Sammlung; bezeichnet als Dist. complanatum (= D. hians) , Cagliari, 29./4. 1881. 3) 3 Exemplare aus Ardea purpurea; Genueser Sammlung; be- zeichnet als Dist. heterostomum, Genua, 13./5. 1887. 4) 1 Exemplar aus Nycticorax griseus; Triestiner Sammlung; be- zeichnet als Dist. heterostomum'^ Zaule, 24./4. 1891. 5) 2 Exemplare aus Ardea purpurea; Turiner Sammlung; be- zeichnet als DicrocoeUum heterostomum R. (Inv. No. 28, C. No. 359), 1) Wagener, G., Enthelminthica III, in: Arch. Anat. Physiol., Jg. 1852, p. 555—569. 2j Diesing, C. M., Rev. d. Myzhelm. Abth. Tremat., in: SB. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. GL, V. 32, 1858, p. 307—390. 3) SoNsiNO, P., Studi e notizie elmintol., in: Proc. Verb. Soc. Tose. Sc. nat., 7 lugHo 1889. 20 M. BRAUN, ausserdem mit der handschriftlichen Bezeichnung von de Filippi: .^Distoma affin, all' heterostomum dell' esofago dall' Ärdea purpurea.'''' (In demselben Glas befanden sich noch 2 Exemplare, von denen eins zu Clinost. foUiforme gehört.) Jeden Falls sind dies jetzt die ältesten Exemplare von Bist, heterostomum. Alle Exemplare, deren Uebersendung ich den Herren Camerano in Turin, Parona in Genua und Stossich in Triest verdanke, stimmen völlig unter einander überein und sind, wenn man üebung im Unter- scheiden der Cliuostomen erlangt hat, bereits mit unbewaffnetem Auge sicher zu erkennen. Die Thiere sind (in Alkohol) weisslich, derb und hart anzufühlen ; ihre Bauchfläche ist eben, die Rückenfläche sanft ge- wölbt; Vorderleib (Hals) und Hinterleib sind durch eine deutliche Einziehung an den Seiteurändern, welche in oder hinter der Mitte des dickwulstigen Bauchsaugnapfs liegt, von einander gesondert. Der Hals selbst ist etwas schmäler als der zungenförmige Hinterleib, in der Mitte ein wenig breiter als vorn und hinten und die Ränder stumpfer. Die Körperlänge schwankt zwischen 6,7 und 9 mm, die Breite beträgt in der Mitte des Halses etwa 2,5 mm und in der Höhe des Genitaldrüsenfeldes ungefähr 3,5 mm. Je nach der Contraction nimmt der Hals ein Drittel bis ein Viertel der gesammteu Körperlänge in Anspruch. Mit unbewafinetem Auge sind fernerhin noch das längs oder quer ovale, mitunter mehr dreieckige Mundfeld, der dickwulstige Bauchsaugnapf und die Querstreifen zu sehen, die Rudolphi erwähnt ; zur Erkennung des Genitalporus, des Mundkegels und der MundöÖnung bedarf es meist einer starkem Lupe; aber auch mit Hülfe dieser ist von Innern Organen nichts zu bemerken. Die weitere Untersuchung geschah mit dem Mikroskop nach Auf- hellung in Glycerin oder Creosot; namentlich bei Anwendung des letztern Mittels ist es nothwendig, da es schliesslich sehr stark wirkt, die Untersuchung schon bald nach dem Ueberführen in Creosot zu be- ginnen, event. muss man stark abblenden und schräge Beleuchtung an- wenden ; von der Anfertigung von Schnittserien habe ich nicht nur wegen der Seltenlieit des Materials, sondern auch deshalb abgesehen, weil nach meinen Erfahrungen ältere Objecte sich kaum distinct färben lassen und die ganzen aufgehellten Thiere die Innern Organe ohne Schwierigkeiten erkennen lassen ; allerdings bleibt hierbei manches Detail verborgen, das müssen Untersuchungen an frischem Material nachtragen. Wie schon Ramsay Wrkuit (1. c.) betont hat, haben die Autoren Die Arten der Gattun^ij Clinostomum Leidy. 21 vor ihm (zum Thcil auch nach ihm) (his Mundfeld für den Mundsaugnapf gehalten; bei eingezogenem Muudkegel ist das um so eher möglich, als die wulstigen Ränder des Mundfeldes dann eine Vertiefung be- grenzen, in welcher die wirkliche Mundöffnung nur schwer zu sehen ist. Bei Clin, heterostomum ist dieselbe noch dazu klein (0,233 mm im Querdurchmesser) und auffallend weit ventralwärts verschoben; sie liegt wie überall auf dem hier etwa 1,2 mm in der Quere messenden Mundkegel und vom Vorderrand fast 1 mm entfernt. Der Mund- saugnapf ist bald mehr kuglig, bald mehr in die Länge gestreckt; sein Längsdurchmesser beträgt 0,31—0,36 mm, der quere 0,27 — 0,33 mm^). Der Bauchsaugnapf erscheint von der Fläche gesehen meist kreisrund, sein Eingang ist länglich oder dreieckig mit nach vorn ge- richteter Basis; Quer- und Läugsdurchmesser des ganzen Organs schwanken um etwa 1,4 mm herum (1,3~1,5G mm), die Wand selbst ist 0,3 mm und die ihn umgebende äussere Cuticula 0,021 mm dick. Vom Oesophagus habe ich immer nur die wie ein Pharynx erscheinende Einmündung an der Gabelstelle des Darmes gesehen ; von da ziehen die Darm Schenkel zuerst in querer oder etwas nach vorn sehender Richtung seitwärts und biegen dann scharf nach hinten um ; sie ziehen ein wenig divergirend bis zum Bauchsaugnapf, passiren an diesem rechts und links im Bogen vorbei und treten dann in den Hinterkörper über. Hier nähern sie sich und verlaufen nun, grössten Theils von den Dotterstocksfollikeln verdeckt, jedoch unmittelbar an den Seitenrändern des Mittelfeldes nach hinten; meist treten sie zwischen den beiden Hoden auf eine kurze Strecke deutlicher hervor (Fig. 1); hinter dem hintern Hoden nähern sie sich erheblich. Bei einem der 3 Exemplare aus Genua waren sie mit einer braunen Masse (Blut) ganz gefüllt und konnten ohne jede Schwierigkeit verfolgt werden ; hierbei stellte es sich nun heraus, dass sie im Hinterleibe an ihrer Aussenseite mit längern und kürzern schlauchförmigen Blind- säcken besetzt sind, die sich gelegentlich gabeln und seitlich sowie nach hinten so weit wie die Dotterstocksfollikel erstrecken (Fig. 3). Dieses Verhalten des Darms ist für Clin, heterostomum charakteristisch, keine der übrigen! von Andern oder mir untersuchten Arten weist nach aussen gerichtete Blindschläuche an den Darmscheukcln auf, und bei 1) Bei allen diesen Maassen ist nie die Lichtung, sondern das ganze Organ von Aussenrand zu Aussenrand in der Längs- resp. Querrichtung des Thieres gemessen. 22 M. HUAUN, keiner Art ziehen letztere so nahe den Seitenrändern des Mittelfeldes wie liier. Nachdem ich auf diese Anhänge einmal aufmerksam ge- worden war, gelang es auch, sie bei andern Exemplaren verschiedner Herkunft, wo sie entweder gar nicht oder nur in einzelnen ganz kurzen Abschnitten gefüllt waren, zwischen den Dotterstocksfollikeln aufzu- finden; namentlich leicht ist das am Aussenrande des Dotterstocks, wo die Follikel nicht so dicht stehen oder kleine Läugsstrassen zwischen sich frei lassen (Fig. 1). Während nun die Darmschenkel der übrigen Clinostomen gewöhn- lich mit ganz kleinen Blindsäcken besetzt sind, finden wir solche bei Clin, heterostomum in schwächerer Ausbildung nur an den Blind- schläuchen. Vom Excretionssystem habe ich bei dieser Art nichts wahr- nehmen können. Im Halstheil erscheinen zahlreiche kleine Gebilde, die ich für Drüsen halten möchte; Näheres hierüber bei einer andern Art. Die Genitalien liegen nur im Hinterleibe, und zwar finden wir den Genitalporus ziemlich genau in der Mitte der Mittellinie, so dass demnach das Genitaldrüseufeld hinter der Mitte des Hinterleibes gelegen ist. Der vordere Hoden erscheint von der Fläche gesehen hufeisenförmig mit nach vorn sehender Concavität, der hintere ist aus- gesprochen herzförmig mit nach hinten gerichteter Spitze. Zwischen beiden Hoden liegt rechts der bei dieser Art verhältnissmässig grosse, 0,5 mm im Querdurchmesser haltende Keimstock, links davon die Schalendrüse mit dem Anfangstheil des Uterus und in der Mitte des Vorderrandes des hintern Hodens das Dotterreservoir. Clin, hetero- stomum ist jene Species, bei welcher der Uterus in so fern primitivere Verhältnisse zeigt, als der aufsteigende Schenkel am linken Seiteu- rande des Mittelfeldes nach vorn zu bis zum Bauchsaugnapf sich fort- setzt und hier bogenförmig in den zum Uterussack erweiterten ab- steigenden Schenkel übergeht (Fig. 1 u. 2). Hier häufen sich die braunschaligen Eier bei manchen Exeniplaren sehr an; ihr Längs- durchmesser beträgt 0,125 — 0,135 mm, der quere 0,062 — 0,073 mm. Der Genitalporus ist ein quer gestellter Spalt (0,062 mm in der Quere); in seiner unmittelbaren Nähe ist der verhältnissmässig kleine Cirrusbeutel leicht zu bemerken. Die ganzen Seitenfelder des Hinter- leil)es werden bis auf eine schmale Randzone von den grossen Dotter- stocksfollikeln eingenommen, welche die Darmscheukel mit ihren Blindschläuchen mehr oder weniger verdecken. Wirlhe und Fundorte sind schon oben angegeben. Die Arten der Gattung Cliuostomum Leidy. 23 3. Clinostomiim complanatuTn (Rud.). (Taf. 1, Fig. 6 u. 7.) 1819. Distoma complanatum Rudolphi, Synops., p. !)8 u. 376. 1845. Distoma complanatum Dujardin, Eist. nat. heim,, p. 399. 1850. Distomum complanatum Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 338. 1887. Bist, complanatum {= D. hians) Parona, in: Ann. Mus. civ. Genova iser. 2) V. 4, p. 489. 1899. Clinostomum complanatum Braun, in : Zool. Anz., V. 22, p. 490. 1900. Clinostomum complanatum Braun, in: Ctrbl. ßakt., V. 27, Abth. 1, p. 27. Das mir zur Verfügung stehende Material waren 4 Exemplare aus der Berliner Sammlung mit der Bezeichnung „D. complanatum Rud. No, 1460. Ärdea cinerea. Coli. Rud. Rosenthal S.", die Typen der Art, ferner 2 Exemplare aus der Genueser Sammlung mit der Bezeichnung : ^,Dist. complanatum (= D. hians), Ärdea cinerea, Genova 10./4. 1886". Ich beschreibe zuerst die Originalexemplare, welche durch die Einwirkung des aus den Korken extrahirten Tannins stark gebräunt sind, aber nach Aufhellung in Creosot die inuern Organe erkennen lassen. Die Thiere (Fig. 6) sind langgestreckt elliptisch, das Vorder- ende abgestutzt, das hintere abgerundet; ihre Länge beträgt 3,5 bis 4,3 mm; Bauchfiäche eben, RückenÜäche ziemlich stark gewölbt; Hals kurz, nur den 5. — 6. Theil der Gesammtlänge betragend; seine hintere Grenze fällt mit dem Vorderrande des Bauchsaugnapfs zusammen, da sich hier eine Einziehung an den Seitenrändern findet; der Hals ist nur unerheblich schmäler als der Hinterleib. Das Mund fei d hat quer ovale Gestalt und ist bei allen Exem- l)laren ziemlich eben, doch veutralwärts gerichtet; der Mundsaugnapf misst 0,29 in der Quer-, 0,16 mm in der Längsrichtung des Thieres. Im Halstheil sind seitlich zwei dunkle, granulirte Längsstreifen zu erkennen, welche den Anfangstheil der Darmschenkel decken ; eine ähnlich granulirte Masse liegt zwischen den Darmschenkeln — alle diese Granula halte ich für einzellige Drüsen. Die Darm Schenkel selbst sind, soweit erkennbar, mit ganz kleinen Ausbuchtungen ver- sehen; sie verlaufen ungefähr parallel den Körpcrränderu, etwa in der mittlem Partie der Seitenfelder, also nicht an der Grenze dieser gegen das Mittelfeld, und convergiren hinten bis zur Ikrührung der blinden Enden. Der kräftige Bauchsaugnapf ist nicht ganz kreisrund, sondern mehr dreieckig wie auch seine Mündung ; Quer- wie Längsdurchmesser betragen 0,5 mm. 24 M. BRAUN, Das Genitaldrüsen feld liegt in der Mitte des Hinterleibes; die beiden Hoden sind nicht gleich gross, doch von ähnlicher drei- eckiger Gestalt; durch zwei seitliche Einschnitte grenzt sich an dem hintern Hoden ein mittlerer nach hinten gerichteter Lappen deutlicher ab, am vordem Hoden ein vorderer Lappen ; die einander zugekehrten Flächen der Hoden sind leicht ausgehöhlt. Zwischen ihnen liegen rechts der kuglige, 0,19 mm im Durch- messer haltende Keimstock, ferner in der Mitte und links der Anfangstheil des Uterus, umgeben von Schalendrüsenzellen, und in der Mitte des Hinterrandes des hintern Hodens das Dotterreservoir, in welches die queren Dottergänge einmünden. Rechts neben dem vordem Hoden und vor dem Keimstock liegt der Cirrusbeutel, der eine kleine Vesicula seminalis umschliesst, eben- falls rechts von der Mittellinie des Genitalporus ^); ich glaube mich davon überzeugt zu haben, dass der links am Vorderhoden nach vorn ziehende Uterus von der linken Seite in den Uterussack mündet, der sich über diese Stelle hinaus bis zum Hinterrand des Bauchsaugaapfs erstreckt. Die Eier sind braun , ziemlich bauchig , 0,12 mm lang, 0,07 mm breit. Mit Ausnahme eines schmalen Seitenstreifens sowie des Hinter- endes nehmen die Dotterstocksfollikel die ganzen Seitenfelder ein ; hinter den Hoden liegen sie auch im Mittelfeld, doch bleibt das Hinterende so weit frei, dass hier die letzten Enden der Darmschenkel nicht von Follikeln bedeckt sind. Die beiden Genueser, ebenfalls aus Ärdea cinerea stammenden Exemplare verhielten sich verschieden; das eine war stark contrahirt, 6,1 mm lang, im Hals 1,1, im Hinterleib 2,6 mm breit; das andere war oftenbar unter starkem Druck des Deckglases abgetötet worden, 9,5 mm lang und ganz abgeplattet (Fig. 7) ; beide Exemplare eigneten sich sehr gut für die weitere Untersuchung nach Aufhellung in Creosot resp. Glycerin. Sie erwiesen sich mit den Typen von Dist. coniplana- tum RuD. trotz einzelner Differenzen so sehr übereinstimmend, dass ich sie unbedenklich für dieselbe Species halte. Die Uebereinstimmung lag in der Kürze des Halstheiles, in der geringen Differenz zwischen dessen und der Breite des Hinterleibes, in der Lage des Genitaldrüsenfeldes, des Cirrusbeutels, des Genital- 1) Die Angabe von M.acGallum (1. c), dass Dist. complanatum RuD. den Genitalporus vor dem Bauclisaugnapf liegen habe, ist unrichtig; RuDOLPiii giebt hierüber nichts bestimmtes an. Die Arten der Gattuntr Clinostomum Leidy. 25 porus, der Ausdehnung der Dotterstöcke, dem Verhalten der Darm- schenkel und des Vorderendes; auch die Eier wiesen fast dieselben Grössenverhältnisse auf (0,104 : 0,002 nim). VAna Diöerenz bestand nur in dem Aussehen der Hoden, da der Vorderrand des vordem und der Hinterrand des hintern Hodens bei dem gestreckten Exem- plar eine grössere Zahl von Einschnitten zeigten, so dass mehr Lappen gezählt werden konnten, während bei dem contrahirten Exemplar — meinen Notizen nach — die vordem resp. hintern Ränder der l)eiden Hoden tiefer als bei den Typen eingeschnitten waren; es mag also sein, dass auch bei letztern die Hoden deutlicher gelappt sind, als sie mir erschienen, und dass bei Abflachung des Körpers noch weitere Einkerbungen deutlich werden. Jeden Falls ist auch bei dem gestreckten Exemplar der vordere Hoden etwas kleiner und weniger zahlreich ge- lai)pt als der hintere. Ferner ist bei dem contrahirten Genueser Exemplar — von dem platt gedrückten muss abgesehen werden — der Bauchsaugnapf nicht unerheblich grösser, 0,7 resp. 0,8 gegen 0,5 mm bei dem Typus. Diese Diflerenzen genügen jedoch lange nicht zur Abzweigung einer besondern Art. Höchst wahrscheinlich gehören die von v. Linstow aus Nycticorax griscus beschriebenen Exemplare (D. hcterostomuni) zu Clinostomum complanatum (Rud.). 3. Clinostomum marginatum (Rud.). (Taf. 1, Fig. 4, 8; Taf. 2, Fig. 19, 20.) 1819. Distoma marginatum Rudolpiii, Synops., p. . p. Diesing, in : Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Gl., V. 10, p. 65. 1899. Clinostomum Sorbens Braun, in : Zool. Anz., V. 22, p. 490. Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. 35 1900. Clinostomum Sorbens Bkaun, in : Ctrbl. Bakt., V. 27, Abth. 1, p. 30. Diese Art ist iu der Wiener Sammlung nur durch 5 Exemplare vertreten, welche Diesing wegen ihrer Aehnlichkeit in Form und Grösse mit Clinostomum detruncatum nicht von dieser Art unterschieden hatte; das betreftende Glas (No. 878. 804) trägt daher auch dieselbe Bezeichnung (Distoma detruncatum D.), die Exemplare stammen jedoch aus dem Oesophagus von Tantalus loculator. Clinostomum sorhens bietet so zahlreiche Differenzen von den übrigen Clinostomen dar, dass man es sehr wohl zum Vertreter einer besoudern Gattung machen kann. Auch diese Art gehört zu den grössern und massigem; sie er- reicht 9—10 mm Länge bei einer Breite von 2,5 — 2,9 mm. Der Körper ist lang gestreckt, vorn und hinten etwas verjüngt, die Bauch- fläche eben oder coucav, die Rückenfläche gewölbt, der Dickendurch- messer beträchthch (Fig. 15). Das Vordereude weicht in so fern von dem anderer Clinostomen ab, als die den Mundkegel umziehende Ringfurche nicht vollständig um diesen herumzieht, sondern auf der Bauchseite rechts und links von der Mittellinie blind und erweitert endet (Fig. 15); ein Ausguss der Furche würde also nicht einem vollständigen Ring, sondern einer Armspange oder einem Hufeisen gleichen, dessen freie Enden ver- breitert sind. Die quer ausgezogene Mundöifnung liegt subterminal auf dem Mundkegel; der Mundsaugnapf misst 0,350 mm in der Längs-, 0,469 mm in der Querrichtung (des Thieres). Recht deutlich trat gewöhnlich das pharynxartige Ende des Oeso- phagus hervor; die Darmschenkel sind meist nur im Vorderende, das sich kaum irgendwie bezeichnend vom Hinterleibe absetzt, deutlich zu erkennen ; immerhin konnte festgestellt werden, dass sie auch hier bis ins äusserste Hinterende ziehen und im Hinterleibe mit kurzen Ausbuchtungen besetzt sind. Der Bauchsaugnapf, der 2—2,5 mm von der Mundötinung entfernt ist, ist kräftig und dickwandig, sein Durchmesser beträgt 1 — 1,3 mm. Das Genitaldrüsenfeld nimmt wegen der starken Ausbildung der beiden Hoden die ganze hintere Hälfte des Hinterleibes ein. Die Gestalt der Hoden ist schwer zu beschreiben; den vordem könnte man bisquitförmig nennen, sein Querdurchmesser, welcher 1,4 — 1,6 mm beträgt, ist etwas grösser als der in die Längsaxe fallende, wogegen beim hintern Hoden die Längserstreckung die grössere ist; er ist von 3* 36 M. BRAUN, hinten her tief eingeschnitten, so dass nur eine schmale, dorsale Brücke die beiden Hälften vereinigt. Der Vorderrand beider Hoden ist vertieft und ihre ganze Oberfläche ist auf der Rücken- wie auf der Bauchseite nicht gleichmässig eben, wie es die Abbildungen zeigen, sondern mit grössern und kleinern Buckeln versehen. Zwischen den beiden Hoden liegt rechts der kleine, mehr kuglige oder etwas gestreckte Keimstock, neben ihm, auch noch auf der rechten Seite, der ziemlich grosse Cirrusbeutel, dessen Cirrus bei einigen Exemplaren aus der etwa in der Mittellinie zwischen den Hoden ge- legenen Geschlechtsöffnung hervorgestreckt ist. Vor dem vordem Hoden findet man im Mittelfeld den länglich ovalen Uterussack (2,3 mm lang, 1,2 mm breit); allem Anschein nach zieht der zu ihm führende Uterusgang, der zwischen den Hoden be- ginnt, ventral vom vordem Hoden nach vorn ; wahrscheinlich besteht ein zweiter ventraler Gang, der vom Uterussack zum Genitalporus führt. Die Eier sind 0,104—0,114 mm lang, 0,073—0,083 mm breit. Auch die Dotterstöcke zeigen Abweichungen von dem gewöhn- lichen Verhalten ; 1) sind ihre Follikel nicht so sehr zahlreich, 2) nehmen sie kleinere Partien des Hinterleibes ein und 3) finden sich Dotter- stocksfollikel schon vor dem Bauchsaugnapf. Die Follikel liegen, wie übrigens auch bei andern Clinostomen im Hinterleibe auf der Ventral- und Dorsalfläche und bilden bei Clin. Sorbens zwei nach der Median- ebene offene Rinnen , in denen die Darmschenkel nach hinten ver- laufen. 7. Clinostoinum ditnorphtim Braun. (Taf. 1, Fig. 3 u. 9; Taf. 2, Fig. 12 u. 18.) 1850. Distomum dimorphum p. p. Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 354. 1856. Distomum dimor^ilium p. p. Diesing, in: Denkschr. Akad. V^iss. Wien, math.-nat. CL, V. in, p. 65, tab. 3, fig. 5, 6. 1899. Clinostomum dimorphum Bkaun, in: Zool. Anz., V. 22, p. 490. 1900. Clinostomum dimorphum Braun, in: Ctrbl. Bakt., V. 27, Abth. 1, p. 29. Es scheint unverständlich, wie Diesing dazu kommen konnte, Trematoden von 60—100 mm Länge als weiter entwickelte Zustände von Formen anzusehen, die völlig entwickelt, aber nur 9 — 14 mm lang sind ; zwischen beiden Formen sind grosse, schon für das unbewaßnete Auge sichtbare Unterschiede vorhanden, die nicht durch Zwischen- glieder überbrückt werden ; doch ist zu berücksichtigen, dass, wenn man, wie es Dii^sing that, die Organisation vernachlässigt, eine schein- Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. 37 T)ar zusammengehörige Reihe von den in Fischen encystirten Clino- stomen über Clin, marginatum zu den noch grössern und einander in der Form ähnelnden Clin, detrimcatum und sorhens führt — Arten, die DiESiNG von Clin, marginatum nicht sicher unterschieden hat; da sie nun in denselben resp. nahe verwandten Wirthen mit den riesig grossen Formen vorkommen und letztere doch auch manche Aehnlichkeiten mit ihnen aufweisen, so mag sich deshalb wohl Diesing über das Fehlen von Zwischengliedern hinweggesetzt und alle Exem- plare für eine Art gehalten haben, Clin, dimorphum ist in der Wiener Sammlung nur in 8 Exem- plaren vertreten ; 6 fanden sich in Glas No. 832. X. 644, 2 andere in Glas No. 879. X. 853; beide stammen aus dem Oesophagus von Ardea cocoi. Die Art ist die grösste unter den bisher bekannten Clinostomen und erreicht eine Länge, wie sie die Trematoden überhaupt nur selten aufweisen : 60—100 mm. Die grössere Vorderhälfte des Körpers ist lang gestreckt bandförmig bei einer Breite von 2 — 2,7 mm, nach hinten verbreitert sich der Körper allmählich bis auf 6 mm, das letzte Ende ist wiederum verschmächtigt (Fig. 18). Die schmale Vorder- hälfte ist auf der Ventralfläche ziemlich eben, auf der dorsalen stark gewölbt, wogegen das verbreiterte Hinterende auf der Dorsalfläche eine geringfügige Wölbung zeigt. Die hier unterschiedenen Körpertheile entsprechen jedoch nicht dem sonst bei Clinostomen unterscheidbaren Hals und Hinterleib; beide setzen sich auch deutlich bei Clin, di- morphum ab, doch liegt die Grenze weit vorn, dicht hinter dem grossen Bauchsaugnapf (Fig. 3). Das Vorderende ist schräg nach der Ventralseite abgestutzt und trägt hier das grosse Mundfeld mit dem mehr oder weniger stark hervortretenden Mundkegel, auf dessen Veutralfläche die quer ovale Mundöifnung liegt; ihr Querdurchraesser beträgt beinahe 0,5 mm. Entsprechend gross wird der Mundsaugnapf sein, ich habe ihn trotz aller Authellungsmittel nie so scharf begrenzt gesehen, dass ich ihn messen konnte. Etwa 4 mm hinter der Mundöffnung bemerkt man die mehr dreieckige Eingangsöffnung in den 1,6 mm im Durchmesser zeigenden Bauchsaugnapf. Die Darmschenkel, welche im Halstheil nur undeutlich her- vortreten, umziehen im Bogen den Bauchsaugnapf, hinter ihm nähern sie sich wieder und lassen sich als gerade, einen bröckligen Inhalt führende Canäle, die im Ganzen parallel den Seitenrändern des Körpers 38 M. BRAUN, nach hinten ziehen, bis ins Hinterende verfolgen ; hier convergiren sie wiederum und enden blind in der Nähe des Excretionsporus. Aus der Form des geronnenen Inhalts lässt sich schliessen, dass sie wenigstens in dem verbreiterten Hinterende mit kleinen Blindsäckchen besetzt sind. Nach aussen von ihnen bemerkt man je einen hellen Gang, der dem Excretionsapparat angehört; auch sonst sind an einzelnen Stellen Theile der Excretionsgefässe als quer zum Seitenrand ziehende, an den Enden meist sich gabelnde Canälchen zu sehen, die dem ober- flächlichen Gefässnetz angehören. Das Genitaldrüsenfeld (Fig. 12), das schon auf den Ab- bildungen bei DiESiN« (1. c.) gezeichnet ist, liegt im Hinterende, un- gefähr vom Hinterrand so weit entfernt, als es selbst lang ist (5 — 6 mm). Die beiden Hoden sind vielfach gelappte, fast strahlige Körper, deren Vorder- wie Hinterrand gewöhnlich bogenförmig ausgeschnitten ist ; in querer Richtung sind sie kaum mehr entwickelt als in der Längs- richtung. Der rechts gelegene Keimstock sieht von der Fläche halb- mondförmig aus; seine Aussenfläche scheint etwas gelappt. Neben ihm in der Mittellinie liegt die hier mehr kuglige Schalendrüse, aus welcher ein sich links vom vordem Hoden nach vorn verlaufender, einige Schlingen bildender Canal entspringt, der Uterus; sein Durch- messer beträgt 0,33 mm. Er mündet in das Hinterende des Uterus- sackes, der je nach seiner Füllung 7 — 12 mm lang ist ; sein Hinter- ende ist bulbusartig erweitert und fast 2 mm breit. Die ihn füllenden Eier sind 0,125 mm lang und 0,06 mm breit. In der Mittellinie dicht vor dem vordem Hoden liegt der Genital- porus; zu ihm geht vom Hinterende des Uterussackes ein kurzer Gang, während von rechts um den vordem Hoden herum der Cirrus- beutel herantritt, in welchem auch hier die Vesicula seminalis ge- legen ist. In der hintern Körperhälfte liegen die Dotterstöcke; fast genau in der Körpermitte trifft man die kleinen Follikel in je einer, den Darmschenkeln aufliegenden Längsreihen; etwas weiter nach hinten treten quere, etwas gebogen verlaufende Verbindungsreihen auf; zu ihnen gesellen sich andere nach den Seitenrändern sich erstreckende, und so entsteht ein ganz uuregelmässiges Netzwerk, welches mit Ausnahme des Uterussackes und des Genitaldrüsenfeldes das ganze verbreiterte Hinterende einnimmt (Fig. 9 u. 12), Aus dieser Beschreibung geht wohl mit Sicherheit die Berechtigung hervor, diese bis 100 mm lang werdende Form als besondere Art hinzustellen. Die Arten der Gattung Clinostnmum Leidy. 39 8. Clinostomuiu heltians Braun. (Taf. 2, Fig. 10.) 1899. Clinostomum heluans Braun, in: Zool. Anz., V. 22, p. 490. 1900. Clinostomum heluans Bkaun, in: Ctrbl. Bakt., V. 27, Abth. 1, p. 30. Im Sommer vorigcu Jahres erhielt ich durch Herrn de Muranda KiBEiRO vom Xationalmuseum in Rio de Janeiro 2 Gläschen, welche je 2 Trematoden enthielten ; die einen waren am 30. Mai 1898 in Ardea coerulea L., die andern am 1. Juni 1899 in Nycticorax gar- deni Gm. und zwar beide in der Mundhöhle gesammelt worden. Alle 4 Exemplare gehören zu derselben Art, jedoch zu keiner der bisher beschriebenen; immerhin steht diese neue Art in nähern Beziehungen zu Clin, detruncatum. Clin, heluans wird 10 — 12 mm lang und bis 2 mm breit; die Bauchfläche ist eben, bei gefülltem üterussack springt dieser ventral als ein Längswulst etwas hervor; die Rückenfläche ist stark gewölbt. In der Höhe des Bauchsaugnapfes, etwa 1 mm vom Vorderende ent- fernt sondert sich der kurze Hals vom Hiuterleibe durch eine Ein- ziehung der Seitenränder deutlich ab. Das Mundfeld ist sehr klein und liegt terminal, ebenso der Mundsaugnapf, der 0,36 mm in der Längs- und 0,30 mm in der Querrichtung gross ist. Der Bauchsaug- napf ist etwa doppelt so gross (0,62 mm), sein Eingang rundlich oder dreieckig, seine Wand bis 0,19 mm dick. Die Darmschenkel verlaufen ziemlich parallel den Seitenrändern bis ins Hinterende und sind vom Bauchsaugnapf an mit kurzen Blind- säckchen versehen. Der Oesophagus ist verhältnissmässig lang, dick- wandig und verläuft vom Mundsaugnapf in der Medianebene in einem dorsalwärts gerichteten Bogen nach der Gabelstelle des Darras ; daraus dürfte auf eine grosse Streckfähigkeit des Halses geschlossen werden können. Seine Einmündungssteile in den Darm ist erweitert. Ganz im Hinterende liegt das Genital drüsenfeld; von der Fläche gesehen sind die beiden Hoden etwa bohnenförmig mit etwas eingekerbtem Vorder- resp. Hinterrand; wie so häufig bei den Clino- stomen ist auch hier der vordere Hoden der kleinere. Ueber die Grössenverhältnisse dieser Organe wie des Keinistockes bekommt man übrigens bei alleiniger Untersuchung von der Fläche bei Arten, welche stark gewölbt sind, ein falsches Bild: die Hoden erstrecken sich in dorsoventraler Richtung bis an die Muscularis heran ; ihr Dorsoventral- durchmesser ist wohl ebenso gross wie der quere, der 0,7 resp. 40 M, BRAUNi 0,9 mm beträgt. Von der Fläche gesehen erscheint der rechts zwischen den Hoden gelegene Keiiiistock kuglig, in Wirklichkeit stellt er ein dorsoveutral stehendes Ovoid dar. Anfangstheil des Uterus und Schalendrüse verhalten sich wie ge- wöhnlich ; die Schalendrüsenzellen bilden insgesammt, wie eine Sagittal- schnittserie ergiebt, einen Hohlmantel um das innere, gewundene Uterusende, der vorn wie hinten, dorsal wie ventral und auf der linken Seite geschlossen, dagegen rechts am Keimstock oflfen ist; zwischen die Uterusschlingen dringen die Schalendrüsenzellen weniger ein, doch fehlen sie nicht ganz. Der Keimleiter tritt von der medianen Fläche des Keimstocks ab, verbindet sich nach kurzem Verlauf mit dem ebenfalls kurzBn, auf der Dorsalfläche rechts von der Mittelllinie mündenden LAURER'schen Canal, nimmt dann einen ganz kurzen, vom Dotterreservoir kommenden Gang auf und geht endlich in den sich vielfach windenden Anfangstheil des Uterus über. Ein Receptaculum seminis ist nicht vorhanden, jedoch fehlt Sperma in diesem Abschnitt des Uterus nicht. Nachdem der Canal aus der Schalendrüse herausgetreten ist, wendet er sich am linken Seitenrande des vordem Hodens nach vorn, biegt dann hier medianwärts um und mündet vor dem vordem Hoden in den Uterussack ein. Je nach dem Füllungszustande stellt dieser entweder einen dickwandigen, aber kleinkalibrigen Schlauch dar, oder er ist nach allen Richtungen ausgedehnt und reicht dann seitlich bis an die Darmschenkel ; seine vordere Grenze liegt vor der Körpermitte. Im gefüllten Zustande ist die ventrale und dorsale Wand des lang gestreckten Uterussackes einfach rinnenförmig, die seitlichen dagegen zeigen deutliche und ziemlich dicht stehende Ausbuchtungen, die mehr in dorsoventraler als in seitlicher Richtung entwickelt sind und daher nicht, wie bei Clin. detruncatu7)i, als seitliche Sprossen er- scheinen. Das hintere Ende des Uterussackes zieht sich in einen schräg nach hinten gerichteten und die Rauchwand durchsetzenden Canal aus, der rechts von der Mittellinie nach aussen mündet; dicht dahinter, aber noch ein w^enig mehr rechts ist der ausgestreckte Cirrus auf der Schnittserie zu sehen ; aller Wahrscheinlichkeit nach besteht aber wohl auch bei Clin, heluans nur ein Genitalporus mit daran anschliessendem Geoitalatrium, welches hier vorgestülpt ist. Die Dotterstöcke stellen — von der Fläche gesehen — 2 seitlich gelegene, den ganzen Hinterleib einnehmende, breite Streifen dar, welche hinter den Hoden bogenförmig in einander übergehen; in Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. ^\ Wirklichkeit erstrecken sich die Dotterstocksfollikel auch nach der Dorsalseite hin, so dass ein Querschnitt durch die Mitte des Hinter- leibes ausser den quer getroffenen Darmschenkeln und dem Uterussack die Dotterstocksfollikel jederseits in bogenförmiger Anordnung, ventral, lateral und dorsal von den Darmschenkelu erkennen lassen würde ; die Mitte der Rücken- wie Bauchfläche bleibt von ihnen frei und zwar die Rückenfläche in grösserer Ausdehnung. Die Eier sind braun, oval, 0,11 — 0,14 mm lang, 0,069 — 0,078 mm breit. 9. Clinostotnuni lambitans Braun. (Taf. 2, Fig. 16 u. 17.) 1899. Clinostomum lamhitans Braun, in : Zool. Anz., V. 22, p. 490. 1900. Clinostomum lamhitans Braun, in: Ctrbl. Bakt., V. 27, Abth. 1, p. 30. Diese Art liegt in 2 Exemplaren aus dem Naturhistorischen Museum zu Hamburg vor; sie sind am 14. August 1894 von Nepper- schmidt an der Semanabay (Westindien) im Schlünde eines reiher- artigen Vogels gesammelt worden. Ich würde sie nicht beschreiben, wenn sich diese Art nicht leicht von allen bisher bekannten Clino- stomen unterscheiden Hesse, so dass ihr Wiedererkanntwurden mir sicher erscheint, obgleich ich nicht alle typischen Verhältnisse er- kannt habe. Clinostomum lamhitans ist die kleinste Art, sie wird nur 2 mm lang und 0,6 mm breit; dem blossen Auge erscheinen die Thiere wie Dipteren-Eier, die übrigens nach meinen Erfahrungen in einzelnen Sammlungen als Helminthen aufbewahrt werden. Die Bauchfläche ist eben, die Rückenfläche ist ziemlich stark gewölbt. Der Hals setzt sich in der Höhe des Bauchsaugnapfes deutlich ab. Auffallend gross im Verhältniss zur Kleinheit des Thieres ist das quer ovale Mundfeld (0,57 mm im Querdurchmesser), der Mundsaug- napf hat einen Querdurchmesser von 0,16 mm, der Bauchsaugnapf von 0,36—0,40 mm. Die Darmscheukel sind von der Gabelstelle an bis zum blinden Ende mit dicht stehenden Blindsäckchen versehen. Die Genitalien verhalten sich ähnlich wie bei Clin, complanatum und Cl. manjinatwu] der Genitalporus liegt rechts von der Mittellinie ungefähr in der Mitte zwischen dem Hinterrand des Bauchsaugnapfes und dem des Körpers; nur undeutlich sind in demselben Exemplar die beiden Hoden und der Keimstock erkennbar. Der Uterussack 42 M. BRAUN, reicht bis zum Bauclisaugnapf ; die dicht stehenden Dotterstocksfollikel nehmen die Seitenfekler sowie hinter den Hoden auch das Mittelfeld ein. Die Eier sind 0,073—0,091 mm lang und 0,052 mm breit. Die Gattung CUnostomum enthält demnach bis jetzt 9 Arten, von denen 3 (Cl. heterostomum, complanatum und foUiforme) europäisch, die übrigen 6 amerikanisch sind; aus andern Erdtheilen ist bis jetzt nur die von v. Linstow als Bist, heterostomum beschriebene Form (aus Turkestan) bekannt, welche jedoch wahrscheinlich zu Cl. com- planatum (RuD.) gehört. Ihre Wirthe sind: Ardea cinerea, A. pur- purea, A. cocoi, A. coerulea, A. herodias, Ardea sp. VI (Brasilien), Ardea sp. (Westindieu), Mycteria americana, Ciconia americana^ Nycticorax griseus, N. gardeni, Tantalus locidator, Botaurus minor^ und — wenn die Angabe von Stiles u. Hassall über die Zu- gehörigkeit des Dist. aquilae Leidy zu CUnostomum richtig ist^) — auch Haliaetus leucocephalus. Die Clinostomen scheinen durchweg den Vorderdarm ihrer Wirthe: Mundhöhle, Pharynx und Oesophagus zu bewohnen. Bist, aquilae dagegen ist in der Trachea gefunden worden, wohin es von der Mundhöhle aus leicht gelangen kann. Die Nahrung aller dieser Wirthe weist auf Fische als Vermittler der Infektion hin, aus denen in der That Jugendstadien der Clinostomen bekannt ge- worden sind. Jugendstadien der Clinostomen. Folgende Formen sind bis jetzt bekannt: 1) CUnostomum gracile Leidy in : Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia V. 8 (1856), 1857, p. 45, gefunden im Darm von Esox sjj. und en- cystirt bei Pomotis vulgaris. Das Vorkommen im Darm von Esox sp. muss als ein zufälliges bezeichnet werden, die Thiere befanden sich hier nach Allem, was wir wissen, sicher nicht an ihrem normalen Aufenthaltsorte. Beschreibung ganz unzureichend. 2) Distomum dimorphum forma primaria Dies., Syst. heim., V. 1, 1850, p. 354 und in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. CL, V. 10, 1856, p. 65, tab. 3, fig. 1 — 4; encystirt in Carapus hracJiy- 1) Diese Angelegenheit steht durchaus nicht so sicher, wie Stiles u. Hassall anzunehmen scheinen; MacCallum, der ebenfalls den Typus von Bist, aquilae untersucht hat, stellt diese Form nicht zu CUno- stomum, weil der Mundsaugnapf nicht von einem kragenartigen Ring- wulst umgeben ist; über die Geschlechtsorgane erfahren wir allerdings von keinem Autor auch nur ein Wort. Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. 43 urus, Hydroliciis scomheroides^ Geophagus pappatera^ Chaetohranclms flavescens, Crenicichla Johanna und C. lepidota\ Muiidfeld deutlich, Bauchsaugnapf mit dreieckigein Eingang, Genitaldrüsenfeld in der Mitte des Hinterleibes. 3) Distoiiium gracile Dies. = Clin, gracile Leidy bei Wright in : Proc. Canad. Inst. (N. Ser.), V. 1, 1879, p. 9, encysiirt bei Ferca fla- vescens] 6,45 mm lang, grösste Breite 1,8 mm; Mundsaugnapf 0,338, Mundfeld 0,975 und Bauchsaugnapf 0,91 mm gross; keine Geschlechts- organe. Der reife Zustand wird in einem Raubfisch oder Fische fressenden Vogel vermuthet, an Bist, heterosiomum Wright (nee Rud.) resp. dessen Wirth ist hierbei nicht gedacht. 4) Disto7nu)ii reticulutum Looss in : Z. wiss. Zool., V. 41, 1885, p. 427, Taf. 23, Fig. 20 — 29, encystirt bei einem mittelamerikanischen Siluroiden 1) ; 9—11 mm lang, 2,5—3,5 mm breit, 0,75 — 1,0 mm dick. Mundsaugnapf fast kuglig (0,195 — 0,238 mm), Bauchsaugnapf etwa dreimal so gross, sein Eingang dreieckig. Pharynx fehlt, Darm- schenkel bis ans Hinterende reichend, ohne Blindsäckchen. Genital- drüsenfeld hinter der Mitte des Hinterleibes gelegen ; Keimstock rechts ; Cirrus- und Uterusmüudung anscheinend links und ziemlich weit ge- trennt von einander, jeden Falls liegt der Cirrusbeutel zwischen den Hoden; der üterussack erstreckt sich nach vorn bis zum Hinterrand des Bauchsaugnapfes, nach hinten über das Genitaldrüsenfeld hinaus. 5) Distomum galactosomum Leidy in : Proc. Acad. nat. Sc. Phila- delphia (1888), 1889, p. 166; encystirt bei Labrax lineatus. Es ist bezeichnend, dass Leidy selbst die Zugehörigkeit dieser Form zu seinem 30 Jahre früher aufgestellten Genus Clinostomum nicht erkannt hat; erst MacCallUxM stellt dies 1899 nach Untersuchung der Typen fest. 6 — 8, im ausgestreckten Zustande bis 12 mm lang, 2 — 2,5, am Hals 1,0 mm breit. Vorderende schräg abgestutzt, scheibenförmig mit vorspringendem Rand, 0,625 mm im Querdurchmesser (= iMund- feld); 1,4 mm vom Vorderende der 0,875 mm breite Bauchsauguapf, dessen Mündung dreieckig ist. Darmschenkel bis ans Hinterende reichend, mit Blindsäckchen besetzt. Geschlechtsorgane nicht erkannt, scheinen in der Mitte des Hinterleibes zu liegen. Die milchweisse Farbe rührt von zahllosen Kalkkörperchen her, die mit Säure auf- brausen — von Kalkkörperchen spricht auch R, Wright bei seiner Form. 1) Nicht in Sihiriis glanis, wie MacCallum meint. 44 M. BRAUN, 6) Distonium reticulahim Poikier in: Bull. Soc. philomath. Paris (ser. 7), V. 10, 1886, p. 39, tab. 3, fig. 8, eiicystirt bei Axinurus dugesi und für identisch mit der Looss'schen Form gebalten, was aber sicherlich nicht zutrifft; 5 mm lang, 2 mm breit, anscheinend bestachelt, was bisher von keiner Clinostomum-Art weder im er- wachsenen noch im jugendlichen Zustande bekannt ist. Darmschenkel nur in der hintern Hälfte des Hinterleibes mit Blindsäckchen besetzt. Genitaldrüsenfeld in der Mitte des Hinterleibes; vorderer Hoden kleiner als der hintere; Keimstock kuglig, rechts zwischen blindem Ende des Cirrusbeutels und dem hintern Hoden; Cirrusbeutel rechts vor dem vordem Hoden, Genitalporus sicher ebenfalls vor diesem, an- scheinend in der Mittellinie ; Uterussack nur nach vorn sich erstreckend. 7) Distormim gracile LmTON in: Proc. ü. S. nation. Mus., Vol. 20, 1898, p. 523; tab. 46, fig. 6—8, encystirt in Lepomis auritus^ Euponiotis paUidus und Chaenohryttus gulosus. 4,5 — 7 mm lang, oblong-elliptisch, abgeflacht, Hals in der Höhe des Bauchsaugnapfes vom Hinterleib durch eine Einziehung an den Seitenrändern gesondert. Vorderende schräg abgestutzt, concav ausgehöhlt, hier der Mundsaugnapf (0,27 mm) ; Bauchsaugnapf mit dreieckiger Eingangsöö'nung, etwa dreimal so gross ; kein Oesophagus ('??), Pharynx oval, Darmschenkel bis ins äusserste Hinterende reichend, vom Bauchsaugnapf an haustrirt. Genitaldrüsen- feld in der Mitte des Hinterleibes ; Hoden quer gestreckt ; Cirrusbeutel rechts vor dem vordem Hoden; Genitalporus in der Mittellinie vor den Hoden; üterussack nach vom bis zum Bauchsaugnapf reichend. Dotterstocksfollikel an den Seiten angedeutet. 8) Distommn gracüe resp. CUnostomum heterostomum MacCallum in: Journ. Morph., V. 15, 1899, p. 704, tab. 39, fig. 7; dem Verf. lagen ausser den von Wright aus Ferca flavescens kurz beschriebenen Clinostomen noch encystirte Exemplare aus einem Frosch, einer Forelle und aus Ictalurus dugesi von Mexiko vor; die Formen aus der Forelle haben Stiles u. Hassall für CUnostomum Jieterostonmm erklärt. Alle erscheinen dem Autor zu dieser selben Art zu gehören, von der der noch unentwickelte Genitalapparat auch abgebildet wird ; die Exemplare aus der Forelle führten in der Haut feine Stacheln (cf. unter No. 6 Poirier). Aus dieser Zusammenstellung dürfte ebenfalls die Unrichtigkeit der Ansicht hervorgehen, dass alle diese Jugendstadien zu ein und derselben Species gehören ; zu trennen ist vor allem Distomum reti- culafum Looss (nee Wright), weil bei ihr der Cirrusbeutel zwischen Die Arten der Gattung Clinostomum Leidy. 45 den Hoden liegt und der Uterussack sich bis hinter das Genital- drüsenfeld fortsetzt; die einzige Clinostomum- Art, welche in Bezug auf die Lage des Cirrusbeutels mit der Looss'schen Form überein- stimmt, ist Cl Sorbens; in anderen Punkten weicht sie aber ab, so dass eine Zusammenstellung beider zur Zeit wenigstens noch nicht möglich ist; immerhin sind beide Arten unter einander näher verwandt als mit andern Clinostomen. Auszuscheiden sind ferner die ungenügend beschriebenen und nicht einmal bildlich dargestellten Formen, wie die LEiDY'sche und WmGHT'sche, ebenso auch diejenigen, von denen einfach angegeben wird, sie stimmen mit diesen resp. mit Clin, heterostonmm überein ; das muss nunmehr unter Berücksichtigung der hier gegebenen Be- schreibungen erst festgestellt werden. So bleiben übrig Dist. reticula- tum PoiRiER 1886 (nee Looss, nee Wright), Bist, gracile Linton 1898 und die eine Form, deren Genitalapparat MacCallum 1899 abgebildet hat. Nach den vorliegenden Daten zu urtheilen, dürften die von Poirier und Linton beschriebenen Formen identisch sein, trotzdem die erstere bestachelt sein soll; auch darf man sie mit grosser Wahrscheinlichkeit auf Clinostomum mar..Die Schalenreticulirung ist bei Jüngern Exemplaren sehr deutlich und auch bei den altern sichtbar. Die stachlige Sculptur besteht aus gerundeten Chitinleisten, die vom hintern Rande der Schalenrauten unter einem Winkel von ungefähr 45*^ ausgehen und fein gestrichelt sind, wie es die Fig. 14 auf Taf. 3 veranschaulicht. Die Ausbildung dieser Leisten variirt sehr. Bei meinen Exemplaren war stets die Augergegend glatt. Uebrigens kann der Kopf entweder mit Leisten bewehrt oder glatt sein, doch ist immer das Rostrum bewati'net. Die Schalenduplicaturen sind entweder in ihrer ganzen Ausdehnung be- waffnet, oder die dorsale Hälfte ist glatt, die ventrale bewaffnet, oder endlich ist die ganze Schale fast ganz glatt (Männchen und junge Weibchen). Das Männchen, das bis jetzt nicht beschrieben ist, hat eine Länge von ungefähr 0,5 mm, ist somit etwa halb so lang wie das Weibchen. Es hat einen geraden Dorsalrand und ist in der allge- meinen Körperform den jungen Weibchen ziemlich ähnhch. Eine Klaue ist an den Beinen des 1. Paares vorhanden, aber ein typisch ausgebildetes Flagellum fehlt. Die Antennen des 1. Paares sind nicht länger als beim Weibchen. Die Varietät ist in fliessendem, schmutzigem Wasser oder in Tümpeln bei Morro Chico, Mayer und Rio Rüben gefunden. Männ- chen und Ephippien fanden sich Ende Februar. Ceriodaphnia cltibia Richard var. acuniinata n, var. (Taf. 4, Fig. 16.) In der allgemeinen Körperforra wie auch in den Einzelheiten stimmt diese Varietät mit folgenden Ausnahmen mit der von Richard beschriebenen C. dubinA) aus Sumatra überein. Die Varietät ist etwas kleiner, 0,4 — 0,5 mm gross. Die beiden Einsenkungen oberhalb des Auges sind zu einer einzigen zusammen- geflossen, und zwar dadurch, dass die sie trennende Convexität ver- 1) J. Richard, Entomostraces recueillis par M. E. Modigliani dans le lac Toba (Sumatraj in: Ann. Mus. civ. Genova, (Ser. 2) V. 14, 1894. 70 SVEN EKMAN, schwunden ist. Die abgerundete Ecke vor den ersten Antennen ist immer glatt. Der Fornix trägt öfters über der Vorderantenuenbasis einen kegelförmigen, etwas aufgerichteten Fortsatz. Dieser fehlt jedoch bei gewissen (auch völlig ausgewachsenen) Individuen, und in diesem Fall ist der Fornix am freien Rande abgerundet. An der Schale ist keine Reticulirung zu bemerken , nur die immer vorhandene Punktirung. Die ventralen Schalenränder tragen in ihrer Mitte einige lange Haare. Diese sind aber sehr fein und bei- nahe nur in der Rückenlage des Thieres zu entdecken, und ich kann ihnen daher kein systematisches Gewicht beilegen, da es ja möglich ist, dass solche Haare bei der Hauptart übersehen sind. Das Postabdomen ist an seinem dorsalen Rande zwischen den Abdominalborsten und den Analrändern nicht wie gewöhnlich concav, sondern convex, wie dies auch bei der Hauptart, wenn auch in ge- ringerm Grade, der Fall ist. Die Bewehrung der Krallen wechselt: bald ist ein ziemlich deutlicher Nebenkamm vorhanden, bald fehlt ein solcher ganz, und die Endkrallen haben nur eine Reihe sehr feiner Härchen. Diese Ceriodajihnia ist nur ein einziges Mal erbeutet und zwar am 31. März im pelagischen Gebiet einer grossen Lagune südöstlich von Kark. Obgleich ich eine grosse Zahl von Individuen durch- mustert habe, ist mir doch kein einziges mit Eiern oder Embryonen im Brutraum zu Gesicht gekommen, auch keines mit Ephippien. Ich habe aber in derselben Probe zahlreiche abgelegte Ceriodaphnia- Ephippien gefunden, die wohl sicherlich dieser Art angehören. Der Name ist in Hinsicht auf die Form des Fornix gegeben. Ceriodaphnla limicola n. sjy. Auch diese Art steht der C. dubia sehr nahe. Es ist sogar fast unmöglich, einen bestimmten morphologischen Charakter zu nennen, wodurch sie sich von C. dubia und der soeben besprochenen var. acuminata sicher unterscheiden Hesse, so völlig stimmen sie in ihrer Körperform überein. Doch sind zwei mehr biologische Merkmale, eine dickere und stärkere Schale und eine grössere Zahl von Embry- onen im Brutraum, wie mir scheint, hinreichend, um die betreuende Form artlich von C. dubia zu trennen. Das Thier ist von 0,7 — 0,8 mm Grösse. Es ist wenig durch- sichtig und die Schale ziemlich stark braun gefärbt. Die Zahl der Sommereier ist 5 oder mehr, also grösser als bei C. dubia: diese beiden letzt genannten Charaktere hängen sicher von der Lebensweise Cladoceren aus Patagonien. 71 ab; die Art lebt nicht wie C. dubia und ihre Varietät planktonisch, sondern in kleinen Tümpeln. Uebrigens weicht sie von C. dubia in Folgendem ab: die beiden Einsenkungen an der vordem obern Seite des Kopfes sind unbedeutend. Das Auge liegt bald dem Stirnrande dicht an (Weibchen mit Ephip- pien), bald mehr davon entfernt (Weibchen mit Sommereieru). Die abgerundete Ecke zwischen dem ventralen und dem hintern Kopf- raude ist immer glatt. Die Endkrallen des Postabdomens tragen einen aus 10—12 Zähnen bestehenden Nebenkamm, dieser ist aber nur sehr schwach von der distal von ihm verlaufenden Borstenleiste geschieden, da seine Zähne sehr wenig stärker ausgebildet sind als die Borsten dieser Leiste, Diese Art ist bei Kark, Morro Chico und Rio Rüben angetroffen. Ephippien fanden sich den 27. Februar. Macrothrix ovlforniis n. sp. (Taf. 4, Fig. 17-19.) Körper plump mit grossem Kopf. Rostrum sehr stumpf, Pigraentfleck gross. Dorsalrand hinten sehr stark gewölbt, Spina fehlt. Postabdomen oberhalb des Anus eingekerbt, Anal r ander mit gruppenweise ge- stellten Zähnen. Die Abdominalborsten gehen nicht von einem Fortsatz aus. Beschreibung der Weibchen mit Sommereiern: Die Grösse beträgt 0,5—0,6 mm. Diese Art gehört zu den plumpsten der Gattung. Der Kopf ist gross, beinahe ebenso hoch wie das übrige Thier und halb so lang, nach hinten durch eine sehr kleine Ein- kerbung abgegrenzt. Ein sogen. Nackenorgan ist vorhanden. Die dorsalen und vordem Ränder des Kopfes sind gleichförmig convex, das Rostrum ist fast gar nicht ausgebildet. Die Lippe ist lang, an ihrer untern Seite glatt und mit einem 4 eckigen Anhang versehen, der nicht durch eine markirte Einkerbung abgesetzt ist. Das Auge liegt vom Kopfrand entfernt, ebenso der Pigmentfleck, der beinahe quadratisch und ungewöhnlich gross ist; sein Durchmesser beträgt ungefähr die Hälfte von dem des Auges. Der freie Rand des Fornix ist geradlinig. Von seinem Vereiniguugsi)unkt mit der Schalen- duplicatur geht die hintere Grenzlinie des Kopfes ein wenig schräg nach hinten dem Rücken zu. Die Antennen des 1. Paares sind cylindrisch. Eine Seitenborste 72 SVEN EKMAN, ist vorhanden. Die distale Antennenhältte trägt auf der vordem und iunern Seite Borsten, die in 5—6 Querreihen unregelmässig ange- ordnet sind. An der Spitze stehen 9 Siunesborsten, die längsten um das Doppelte länger als die kürzesten. Die Ruderantennen sind sehr gross und kräftig. Die lange Borste des 1. Gliedes des Innenastes überragt die übrigen Ruderborsten nur wenig. Das Basalstück dieser Borste trägt basal 2 Borstenreihen, weiter distal nur 1. Diese bildet auf dem Endstück eine Reihe spärlicher Stacheln, die gegen die Spitze der Ruderborste wieder dichter zusammenrücken. Parallel dieser Reihe geht eine zweite Reihe dicht gestellter, kurzer und feiner Borsten. Die übrigen Borsten der Ruderantenne sind einander gleich gebaut : Das Basalstück ist nur auf der einen Seite beborstet, am distalen Ende mit einem Gelenk- dorn versehen, das Endstück trägt auf beiden Seiten Borsten. Der von P. E. Müller^) bemerkte Unterschied zwischen den einzelnen Ruderborsteu bei einigen Arten ist also bei dieser Art nicht vor- handen. Die Schalensculptur besteht aus ziemlich kleinen, hexagonalen Rauten. Der Dorsalrand des Thieres ist vorn gerade, hinten biegt er sehr stark nach unten um und senkt sich sehr steil zu den paarigen Hinterränderu hinab, mit welchen er sich in der MedianUnie des Körpers vereinigt, ohne eine Spina zu bilden. Die Ventralränder sind ebenfalls stark gebogen und mit Borsten dicht besetzt. Diese sind an der hintern ventralen abgerundeten Ecke am längsten und hier in Gruppen von je dreien angeordnet. Die 3 Borsten jeder Gruppe sind von ungleicher Länge und verschiedener Richtung sowohl in der Transversal- als in der Sagittalebene. Das Abdomen hat 2 Fortsätze, von denen der vordere etwas grösser ist. Beide tragen spärliche Haare. Die Abdominalborsten sind bedeutend länger als das Postabdomen, ihre beiden GKeder sind ungefähr gleich lang. Auch das Basalglied ist, allerdings spärlich und meist auf der einen Seite, behaart. Zwischen der Austrittsstelle der Borsten und den Abdominalfortsätzen ist keine grosse Einsenkung, wie z. B. bei M. rosea Jur. u. a., und die Borsten gehen daher nicht von einem hervorragenden Forsatz ab. Am Postabdomen ist der proximale, uugespaltene Theil des Dorsalrandes durch eine sehr deutliche Einkerbung vom distalen, vom 1) P. E. MCller, Danmarks Cladocera, in: Naturhist. Tidskr., (Ser. 3) V. 5, p. 135. Cladoceren aus Patagonien. 73 Anus durclibroclienen Theil getrennt. Jener ist mit ca. 30 Quer- reihen feiner Borsten oder Stacheln bewehrt, die jedoch gegen die Abdominalborsten vereinzelt stehen. Die Analränder tragen 9 bis 10 Gruppen von je 2 oder in der Mitte 3 Zähnen. Seitwärts von diesen stehen sehr feine Borstengruppen. Am Ventralrande des Post- abdomens sitzen 3 kleine Stacheln. Die Endkrallen tragen ventral einen feinen Stachel und an der äussern Seite ihrer distalen Hälfte eine feine Borstenleiste. Jüngere Weibchen zeigen eine mehr gestreckte Körperform, und der Dorsalrand ist viel schwächer gewölbt, wodurch die paarigen Ränder der Schaleuduplicaturen den ganzen Hinterrand des Thieres behaupten. Die Zahl der Sommereier oder Embryonen im Brutraum ist in den meisten Fällen 2, selten 3. Die Art ist in einer Lagune in der Nähe von Rio Turbio ange- trotfen. Sie lebte in der litoralen Region. Aus getrocknetem Schlamm einer salzhaltigen Lagune bei Tweedie hat Herr Nordenskiöld in einem Aquarium viele Exemplare dieser Art erhalten. Die Schale des lebenden Thieres war farblos, längs des Darmes fanden sich bräunlichgelbe Oeltropfen, die Sommereier waren grauweiss. Bosmina coregoni Baird. (Taf. 4, Fig. 20.) Die jetzt zu beschreibende Bosmina muss als eine Form der B. coregoni Baird angesehen werden in dem weiten Umfang, den BuRCKHARDT ^) dieser Art gegeben hat. Von den von ihm aufge- stellten Varietätengruppen dieser Art kommt sie der longispina- Gruppe am nächsten, zeigt aber einige kleinere Abweichungen, wofür ich auf die folgende Beschreibung und meine Figur verweise. Da der systematische Werth dieser Abweichungen noch ungewiss ist, bevor eine das ganze Genus umfassende Revision nach den Burckhardt- schen Methoden ausgeführt ist, habe ich es für das Zweckmässigste gehalten, keine neue Varietät aufzustellen, sondern die Form ohne Namen zu beschreiben. 1) G. BuRCKHAKDT, Fauiiistische und systematische Studien über das Zooplankton der grössern Seen der Schweiz und ihrer Grenzgebiete, in: Rev. Suisse ZooL, V. 7, 1899. 74 SVEN EKMAN, Die Grösse beträgt 0,5—0,6 mm. Der vordere und der dorsale Rand von der Rostrumspitze bis zur hintern obern Schalenecke bilden eine regelmässige, einheitliche Curve ohne Ausbuchtung in der Stirn- gegend. Das Rostrum ist ein wenig verlängert, und die Stirnborste steht diesem etwas näher als dem Auge. Die Antennen des 1. Paares sind weniger nach hinten gerichtet, als es bei den meisten Arten der P'all ist, und der Projectionspunkt ihrer Spitze auf der Läugsaxe des Thieres ist gewöhnlich etwas vor den Vorderrändern der Schalen- duplicaturen gelegen. Dies knnn aber ziemlich variiren. Die Ein- kerbungen der vordem Antennenseite sind nur 5 — 7 an Zahl, und die gewöhnlich bei jeder Einkerbung vorhandene Knötchenquerreihe fehlt. Der vordere Contur des Fornix geht beinahe bis zur Rostrumspitze. Eine Schalenstructur konnte an keiner Stelle des Körpers wahr- genommen werden. Die grösste Körperhöhe liegt ziemlich weit nach vorn und ist gleich der Länge der Schalenduplicaturen. Der Hinter- rand ist convex. Die Länge des etwas ventralwärts gerichteten Mucros beträgt ungefähr 15 Proc. der Körperlänge, und er ist an seiner ventralen Seite nicht ausgeschnitten. Das Postabdomen ist an der dorsal vom Anus gelegenen Ecke mit 3 — 5 Querreihen von Borsten versehen. Der Krallenträger hat keine Borstengruppe. Die Zähne im Nebenkamm der Endkralle sind 6 — 10, von denen 1 — 2 auf dem Krallenträger sitzen. Distal vom Nebenkamm findet sich keine Borstenleiste; ich kann aber dieser Ab- weichung von den von Burckhardt angeführten core^fowi- Charakteren kein grosses Gewicht beilegen, denn ich habe dasselbe bei schwedischen Exemplaren von B. ijibbera Schödler gesehen. Die jungen Individuen haben verhältnissmässig längere Mucronen und Antennen des 1. Paares als die alten. Diese Bosmina ist pelagisch. Sie ist im Lago Maravilla ge- funden. Alona camhotiel de Guerne et Richard var, pata- gonica mihi. Mit diesem Namen bezeichne ich eine von Richard i) ohne Namen beschriebene, in Chile gefundene Varietät seiner A. cambouei aus Madagaskar und Palästina. Da schon früher ein Speciesname ^.richardi'''' einer Ähna-M't gegeben ist, kann ich diese Varietät nicht 1 ) J. Richard, Entomostraces de TAmerique du Sud, recueillis etc., in: Mem. Soc. zool. France, V. 10, p. 289. Cladoceren aus Patagonien. 75 nach ihrem ersten Bcschreiber benennen; den Namen ,, patagonico!''' habe ich gewählt, weil die Varietät für Patagonien durchaus charak- teristisch zu sein scheint ; ich habe sie in den allermeisten Süss- wasserproben gesehen, und sie ist von den hier erwähnten Cladoceren die am häufigsten vorkommende. Die von mir untersuchten Exemplare stimmen in allem Wesent- lichen mit Richaud's Beschreibung überein. Die Reticulirung der Schale scheint stets vorhanden zu sein, obgleich immer sehr schwierig zu entdecken. Nur bei Schalenpartien, die oberhalb der Conservirungs- flüssigkeit lagen und dadurch mehr oder weniger ausgetrocknet waren, habe ich sie sehen können. Die Bewehrung der Endkrallen, welche Richard als „extreme- ment difficile a voir" erwähnt, besteht aus einer Reihe äusserst feiner Borsten der ganzen Aussenseite entlang und einer Reihe etwas gröberer Zähne an der distalen Hälfte der Innenseite. Ausser dem grossen Nebendorn der Endkralle findet sich proximal von diesem noch ein kleiner Nebendorn, der in Folge seiner Richtung schwierig zu ent- decken und wohl deshalb von Richard übersehen worden ist. Das Männchen stimmt mit Richard's^) Beschreibung der männ- lichen A. cambouei übereiu. Diese Alona ist, wie erwähnt, im südlichen Patagonien sehr ge- mein und kommt in der litoralen Region grösserer Lagunen , in Tümpeln, Sümpfen, ja sogar in Quellen vor. Männchen und Dauer- eier fanden sich Ende Februar bis Ende März. Auch von dieser Cladocere erhielt Herr Nordenskiöld einige Exemplare aus getrocknetem Schlamm derselben salzhaltigen Lagune, in der sich Macrothrix oviformis fand. Die Schale dieser Exemplare war deutlich längs gestreift und ganz farblos, während sie bei den in Spiritus aufbewahrten, aus süssem Wasser erbeuteten Thieren immer bräunlich gefärbt ist. Camptocercus aloniceps n. sp. (Taf. 4, Fig. 21-24.) Kopf un gekielt, Auge und Pigmentfleck der Stirn- kante anliegend. Hintere ventrale Schalenecke ohne Zähne. Abdominal borsten mit den Seiten borsten an 1) DK GüEUNE et Richard, Canthocamptus Grandidieri, Alona cambouei, Nouveaux Entomostraces d'eau douce de Madagascar, in : Mem. Sog. zool. France, V. 2. 76 SVEN EKMAN, der Si)itze büschelartig gesammelt. Mänuchen mit be- wehr t e u A 11 a 1 r ä u d e r u. Beschreibung der Weibchen mit Sommereiern: Die Grösse beträgt etwa 0,75 mm. Die allgemeine Körperform ist bei- nahe ellipsoidisch, der Kopf ventral und nur wenig nach vorn ge- richtet. Er ist ganz ungekielt, und seine vordere Kante zeigt, vom Rücken gesehen, einen ununterbrochenen Bogen, wie es die Fig. 21 auf Taf. 4 veranschaulicht. Die Linsen des Auges sind vom Pigment ganz umhüllt, der Pigmentfleck ist halb so gross wie das Auge und liegt in der Mitte zwischen diesem und der Spitze des stumpfen und breiten Rostrums. Die Antennen des 1. Paares erreichen die Rostrum- spitze, und die längsten der ungleich langen Sinnesborsten sind ziem- lich lang. Eine Seitenborste ist vorhanden. Der freie Rand des Fornix ist geradlinig. Die Ruderantennen tragen am innern Ast wie gewöhnlich 4 Borsten. Das 1. Glied dieses Astes ist nicht mit einem Dorn versehen. Ausser den 3 Ruderborsten trägt das Endglied jedes Astes einen kurzen Dorn. Der Dorsalrand der Schale bildet nach vorn mit dem Dorsalrande des Kopfes eine ziemlich starke Curve, nach hinten verläuft sie bei- nahe gerade. Auf Querschnitten zeigt der Rücken eine schwach aus- gebildete erhabene Leiste, die wohl als ein Rudiment dem z. B. bei C. australis Sars vorkommenden Kiel des Rückens entspricht. Nach dem Kopfe zu verschwindet diese Leiste. Der Hinterrand ist in seinem mittlem Theil sehr stark convex und dort an einer innern Lippe mit sehr kurzen Borsten bewaffnet, die nach oben und unten fehlen. Eine scharfe Grenze zwischen dem hintern und dem ventralen Schalenrand fehlt, muss aber in die borstenlose Gegend zwischen der soeben erwähnten Borstenreihe des Hinterrandes und derjenigen des Ventralrandes verlegt werden, da bei den übrigen Camptocercus- krten die Zähne von entsprechender Stelle ausgehen. In dieser Hinsicht ist es interessant, dass auch bei C. australis Sars die Zähne fehlen. Der Ventralrand ist mit Ausnahme des hintersten Theils mit Borsten versehen und in der Mitte sehr schwach concav. Der vordere Schalenrand bildet unterhalb des Foruix einen stark vorspringenden Bogen. Die Schale ist mit sehr deutlichen in der Längsrichtung des Thieres verlaufenden Streifen versehen, die sich auf Querschnitten als erhabene Leisten erweisen. Dies würde eine Abweichung von den Cladoceren aus Patagonien. 77 Übrigen Arten sein, wenn die Angabe P. E. Müller's i) richtig ist, dass die Streifen aus schwächer chitinisirten Partien bestehen. Zwischen ihnen sind die Pünktchen, welche von den die beiden Blätter der Schalenduplicatur verbindenden Querbalken herrühren, in Längsreihen geordnet. Im Darm ist die 2. Schlinge etwas vollständiger, als sie bei den übrigen Arten zu sein scheint. Der Blindsack reicht bis in die Schlingen hinein. Es sind 4 niedrige Abdominalfortsätze vorhanden, von denen der 1. und der 3. mit je einer Borstengruppe versehen ist. Eine Eigen- thündichkeit zeigen die Abdominalborsten darin, dass ihre Seiten- borsten nicht, wie gewöhnlich, von der ganzen Länge des Endgliedes ausgehen, sondern an der Spitze zu einem dichten Büschel ange- sammelt sind, ein Verhalten, das sonst nur Macrothrix agilis Her- rick zeigt. Das Postabdomen, das die Camptocercus-Yovn\ sehr typisch aus- gebildet zeigt, trägt 16—18 Zahngruppen. Jede Gruppe besteht aus 1 — 2 gröbern, oft mit einander verschmolzenen Zähnen und proximal von diesen 1 — 3 feinen Borsten. Die proximalen Gruppen tragen nur kleine Borsten. An der Seite des Postabdomens läuft eine zweite Reihe von Zahngruppen, die ähnlich gebaut, aber nicht so zahlreich sind und mit grössern Zwischenräumen auf einander folgen. Die End- kralle ist lang und trägt einen langen Basaldorn. Sie ist ihrer ganzen Länge nach mit einer Borstenleiste versehen, die etwas basal von der Mitte 1 — 2 gröbere Borsten trägt. Auch der Basaldorn ist beborstet. Das Männchen hat wohl entwickelte Klauen am 1. Bein paar. Die Antennen des 1. Paares sind denen des Weibchens ähnlich. Da das Vas deferens eine Erweiterung der ventralen Seite verursacht hat, ist das Postabdomen etwas breiter als beim Weibchen. Etwas vor der Endkrallenbasis liegt ventral eine kleine Papille, die die Mündung des Vas deferens aufnimmt. Die lateralen Zahngruppen sind wie beim "Weibchen gebaut, die der Analränder, die sonst bei den Campto- cercMS-Männchen ganz fehlen, bestehen nur aus feinen Borsten. Die Endkrallen stimmen mit denen des Weibchens überein. Diese Art ist am Strande einer Lagune bei Tweedie erbeutet, das Männchen am 17. März. Wie aus obiger Beschreibung und den Figuren erhellt, nimmt 1) P. E. MüLLEK, Danmarks Cladocera , in: Naturhist. Tidskr., fSer. 3j V. 5, p. 163. 78 SVEN EKMAN, die neue Art eine isolirte Stellung in der Gattung ein, und zwar durch die lUldung des Kopfes. Erst nach genauen Erwägungen habe ich niicli denn auch entschlossen, sie als eine Camptocercas-kxi auf- zufassen, anstatt sie ein neues Genus bilden zu lassen. Auf die Aus- bildung eines Kopfkiels mag man meines Erachtens kein allzu grosses Gewicht legen. Unter den Baphiia- kvi^n scheint ein solcher sehr leicht entstehen zu können, und auch bei Acroperus und Campto- cercus ist seine Ausbildung gewissen Schwankungen unterworfen. So zeigt der männliche Acrop>erus cavirostris P. E. Müller einen sehr schwach ausgebildeten Kopfkiel, und in Bezug auf Ä. angusiafus be- merkt P. E. Müller ^), dass der Kopfkiel beim Männchen fast ver- schwunden ist („carina capitis in nuire fere evanida"). Auch bei Camptocercus latirostris Kurz ist dasselbe der Fall. Aus diesen Gründen erachte ich es als das Richtigste, unsere Art in das Genus Camptocercus aufzunehmen und zwar wegen der grossen Ueberein- stimmung in der allgemeinen Körperform , in der Bewehrung der Ruderantennen und in der Bildung des Darmes und besonders des Postabdomens. JPleuroxus scopiiliferus n. sp. (Taf. 4, Fig. 25-29. Körper sehr hoch, beinahe kreisrund. Schale mit sehr deutlichen, den dorsalen und vordem Kanten parallel laufenden Streifen. Analränder mit in quer gestellten Gruppen angeordneten Zähnen u ii d B o r s t e n. Männchen mit 2 Seiten borsten an den Antennen des 1. Paares, von denen die basale grob und behaart ist. Postabdonien ohne Ausbuchtung oberhalb der End- kral 1 e n b a s i s und ebenfalls mit gruppenweise angeord- neter Bewehrung der Analränder. Beschreibung des ausgewachsenen Weibchens: Die Grösse schwankt zwischen 0,5 und 0,7 mm. Der Umkreis des Körpers ist bei der Seitenlage des Thieres fast kreisrund, wenn man den hintersten, etwas vorragenden Schalentheil unberücksichtigt lässt. Die Grenze des Kopfschildes gegen den übrigen Körper tritt sehr deutlich hervor und erreicht die Rückenkaute weit nach hinten, so dass ungefähr Vs" V4 ^^er Dorsalkaute des Thieres, von der Rostrum- spitze gerechnet, dem Kopfe zugehören. Das lange und spitz aus- 1) 1. c. p. 169. Cladoceren aus Patagonien. 79 gezogene Rostmm ist ein wenig nach hinten gerichtet. Der Pigment- fleck ist fast ebenso gross wie das Auge und liegt diesem viel näher als der Rostrumspitze. Die Antennen des 1. Paares sind von der halben Länge des Rostrums, und ihre Endborsten erreichen bei weitem nicht seine Spitze. Die Ruderantennen zeigen in ihrer Ausbildung nichts Besonderes. Sie werden bei todten Thiereu gewöhnlich zwischen den Schalenhälften getragen, wie die Fig. 27 auf Taf. 4 zeigt. Die Schale ist dicht punktirt und mit sehr deutlichen Streifen bedeckt, die hier und da mit schrägen Anastomosen unter einander verbunden sind. Auf dem obern und hintern Theil des Kopfschildes und dem obern Theil der übrigen Schale verlaufen diese parallel der Dorsalkante. Der übrige Theil des Kopfschildes ist structurlos oder mit in der Längsrichtung des Kopfes ausgezogenen Rauten versehen. Auf allen andern Theilen der Schale gehen Streifen, welche gegen eine hinter den Ansatzstellen der Maudibeln gelegene structurlose oder mit Rauten versehene Partie couvergiren. Den ventralen und hintern Schalenrändern entlaug verlaufen einige Reihen rectangu- lärer Rauten. Die vordem Ränder der Schalenduplicaturen sind stark convex und gehen mit einer scharfen Wölbung in die ventralen über. Diese sind gerade, erscheinen aber gewöhnlich etwas ausgeschweift, was dadurch verursacht wird, dass die vordere untere Partie der Schale nach den Seiten stark ausgebuchtet ist und mit einer entsprechenden Einbuchtung in die hintern Theile übergeht. Der Ventralrand ist dicht mit behaarten Borsten besetzt, die sich auch auf den Vorder- rand fortsetzen, hier aber mehr nach innen nach der Innenseite ge- rückt sind. Die hintere ventrale Ecke trägt gewöhnhch einen kleinen Zahn. Dies variirt jedoch: bald findet sich gar kein Zahn, bald deren 2, bald sind die beiden Seiten des Thieres einander in dieser Hin- sicht ungleich. Der Hinterrand ist nach unten convex, nach oben gerade und ermangelt gänzlich des Haarbesatzes. In Folge der steilen Senkung des Dorsalrandes, mit dem er einen stumpfen Winkel bildet, erreicht er nicht die halbe Höhe des Thieres. Das Postabdomen ist im distalen Theil gegen das freie Ende hin stark verjüngt, und dieser Theil, dessen Analränder gerade sind, wird von der i)roximal von ihm gelegenen Partie durch einen abge- rundeten Höcker abgegrenzt. Der oberhalb des Anus gelegene Höcker ist ziemlich scharf hervortretend. Der zwischen diesen beiden Höckern gelegene concave Theil der Analränder ist mit äusserst feinen Borsteii- 80 SVEN EKMAN, gruppen versehen, die sich auch etwas lateralwärts erstrecken. Distal von diesen folgen 5 — 6 Gruppen etwas längerer Haare und weiter distal gröbere Zähne, die in 7 — 8 quer gestellten Gruppen angeordnet sind. Lateral von diesen stehen einige Borstengruppen, die ebenfalls quer gestellt sind. Die Endkrallen tragen 2 Basaldornen und eine bis an die Spitze gehende Borsteureihe. Die gruppenweis angeordnete Bewehrung der Analränder ist ein gutes Unterscheidungsmerkmal zwischen dieser und allen übrigen Arten der Gattung, worauf sich auch der Speciesname bezieht. Die Farbe des Thieres ist tief braun. Das Männchen unterscheidet sich vom Weibchen in seiner äussern Form durch geringere Höhe und mehr hervorgestreckten Kopf, wovon die Fig. 27 auf Taf. 4 am besten Zeugniss giebt. Seine Grösse beträgt 0,57 mm. Das Rostrum ist kürzer, und die Antennen des 1. Paares überragen seine Spitze. Sie zeigen in ihrer ßeborstung eine Abweichung von allen andern in der Literatur erwähnten Lyn- ceiden-Männchen. Ausser der beim Weibchen vorkommenden Seiten- borste tragen sie basal von dieser noch eine zweite an ihrer Vorder- seite. Diese Borste ist an ihrem basalen Theil angeschwollen und mit einer verdickten Chitinschale versehen. Au der Einlenkungsstelle ist die Schale jedoch sehr dünn, wodurch hier eine Gliederung be- wirkt wird. Die distale Hälfte der Borste verdünnt sich schnell gegen das freie Ende hin und ist mit langen Härchen versehen. Auch was das Postabdomen betrifft, weicht diese Art von allen andern Pleuroxtis-MünnchQu ab. Es ist im distalen Theil conisch und bis zur Endkrallenbasis gleichmässig verjüngt, ohne an der Dorsal- seite oberhalb der Endkrallen eine Concavität zu erzeugen. Die Be- wehrung ist etwas spärlicher als beim Weibchen, sonst aber mit diesem übereinstimmend. Die Endkralle trägt einen Basaldorn und eine feine Haarleiste. Zwischen den Krallen liegt die Mündung des Vas deferens. Der Analhöcker ist weniger scharf hervortretend als beim Weibchen. Die Klauen des 1. Beinpaares sind wohl entwickelt. Diese Art steht der australischen Art P. inermis Sars am nächsten. Die allgemeine Körperform und die Form des Postabdomens ist dieselbe wie bei dieser Art, und bezüglich ihrer ungezähnten hintern ventralen Schalenecken kann ja unsere Art durch ihr Variationsver- mögen als eine Uebergangsform angesehen werden. Sie kommt, wie es scheint, häufig vor. Die Herren Xorden- SKiöLD und Borge haben sie au den Ufern mehrerer Seen und auch Cladoceren aus Patagonien. 31 in kleinern Wasserausaninilungen gefunden. Das Männchen wurde Ende Februar angetroffen. JPleuroxus ternisjHnosus n, sp. (Taf. 4, Fig. 30.) Körper hoch. Schale nur im vordem ventralen Theil mit deutlichen Str eifen. Postabdonien ohne late- rale Bewehrung und an den A n a 1 r ä n d e r n mit in längs gestellten Gruppen angeordneten Zähnen. Die Länge beträgt 0,55 mm. Das Thier hat eine unbedeutend schwächer gewölbte Dorsalkante als die vorige Art. Von den Schalen- streifen bemerkt man nur wenige längs den vordem Rändern der Sclialenduplicaturen. Die Grösse des Pigmentflecks ist ungefähr -j-, von derjenigen des Auges. Uebrigens stimmt das Thier in allen Einzelheiten mit der vorigen Art überein, mit Ausnahme des Post- abdomens. Dieses ist schmäler und nur sehr wenig gegen das freie Ende zu verjüngt. Der Afterhöcker ist wenig hervortretend. Die Zähne ;onien. gg Erliläruns: der Abbildimsen. Mit Ausnahme der Fig. 14 u. 15 auf Taf. 3 und Fig. 21 auf Taf. 4 sind alle Figuren mittels Camera gezeichnet. Tafel 3. Fig. 1. Daphnia caviccrvix n. sp. $. Seitliche Ansicht. 25 : 1. Fig. 2. Daphnia caviccrvix n. sp. $. Rostrum mit Antenne des 1. Paares. 1 15 : 1. Fig. 3. Daphnia cavicervix n. sp. $. Eudtheil des Postabdomens. 145 : 1. Fig. 4. Daphnia caviccrvix n. sp. S- Seitliche Ansicht. 25 : 1. Fig. 5. Daphnia cavicervix n. sp. 6- Rostrum und Antenne des 1. Paares. 145 : 1. Fig. 6. Daphnia, caviccrvix n. sjh S- Bein des I.Paares. 145:1. Fig. 7. Daphnia caviccrvix n. sp. S- ßein des 2. Paares. 175 : 1. Fig. 8. Daphnia, commutata n. sp. $. Theil des Kopfes mit Auge, Pigüientfleck, Rostrum und Antenne des 1. Paares. 44: 1. Fig. !). Daphnia commutata n. sp. +. Seitliche Ansicht. 25:1, Fig. 10. Daphnia commutata n. S2). junges $. Seitliche An- sicht. 25 : 1. Fig. 11. Daphnia commutata n. sp. +. Postabdomen. 44:1. Fig. 12. Simoccphalus vekdus 0. Fk, Miu^lek, $• Seitliche An- sicht. 25 : 1. Fig. 13. Simoccphalus vetulus O. Fk. Mitllek, 2- Endtheil des Postabdomens. 250: 1. Fig. 14. Scapholcbris spinifera (Nicolet) var. brevispina Richakd 5. Schalensculptur. Fig. 15. Scapholcbris spinifera (Nicolet) var. brcvispiita Richakd cJ. Bein des 1. Paares. Tafel 4. Fig. 16. Cerioäaphnia dubia, Richard var. acuminata n. var. $. Vorderer Kopftheil. 250 : 1. Fig. 17. Macrothrix oviformis n. sp. $. Seitliche Ansicht. 82 : 1. Fig. 18. Macrothrix oviformis n. sp. ?. Antennen des 1. Paares von der innern Seite gesehen. 310: 1. 6* 34 SVEN EKMAN, Cl»d()eereii aus PatHgoiiien. Fig. 19. Macrotlirix oviformis n. S2>. +■ Postabdomen und hinterer Theil des Abdomens. 250:1. Fig. 20. Bosmina coregoni Baikd, $. (Seitliche Ansicht. 82 : 1. Canqjtoccrcus aloniceps n. sp. $. Rückeuansicht. Cat}i2)h)ccrcvs aloniceps n. sp. Postabdomen. 250:1. Cawpiocercus aloniceps n. sp. $. Seitliche Ansicht. S2 Cawptoccrcns alonicep>s n. sp. S- Postabdomen. 250:1. Fleuroxus scopmliferiis n.sp. $. Seitliche Ansicht. 82:1. Fleuroxus scopuliferus n. sp. $. Postabdomen. 145 : 1. Tleuroxus scopmlifcrus n. S2). 6- Seitliche Ansicht. 44 : 1. Vleuroxus scopuliferus n. sp). d. Rostrum und Antenne des 1. Paares. 250: 1. Pleuroxus scopuliferus n. sp. S- Postabdomen. 145 : 1. Pleuroxus tcmispinosus n. sp. $. Postabdomen. 250 : 1. (Ihydorus 2)atagonicus n. sp. $. Vorderer Kopftheil mit der Lippe. 145 : 1. Chydorus patagonicus n. S}). +. Postabdomen. 250:1. Chydorus p)atagonicus n. sp. i. Postabdomen. 250 : 1. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. 1. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Fig. 27. Fig. 28. 1 . Paares. Fig. 29. Fig. 30. Fig. 31. Lippe. 1 Fig. 32. Fig. 33. Nachdrtick verboten. f/ebersetzungsrechl vorbelialttn . lieber Atractaspis liildebrandti Ptrs. Von Dr. Gustav Tornier iu Berlin. Im Monatsbericht der physikalisch -mathematischen Classe der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin vom 29. Oct. 1877, \). 616, beschrieb W. Peters eine Atractaspis hüdehrandti als neue Art von der Zanzibarküste, ohne die Bezahnung des Thieres dabei zu erwähnen. Wie ich mich nun an dem Ursprungsobject dieser Art- beschreibung überzeugen konnte, war die Bezahnung desselben bisher überhaupt noch nicht untersucht worden, und als ich es that, ergab sich sogleich, dass das beschriebene Thier gar keine Atractaspis^ sondern eine Calamelaps und zwar Calamdaps unicolor Reinh. ist. Demnach ist die Art Atractaspis hildehrandti Ptrs. zu streichen, und das mit um so grösserer Berechtigung, weil mittler Weile aus Deutsch Ost-Afrika (d. h. dem Haupttheil der früheren Zanzibarküste) neben mehreren Calamelaps unicolor ^ deren Vorkommen daselbst bereits Pfeffer nachwies (iu: Mitth. nat. Mus. Hamburg, V. 10, [1892] p. 9), auch Vertreter Ci^v G&iinxig Atractaspis eingeliefert wurden, unter den letztern aber kein Exemplar, welches die Aufstellung einer Art gleich der Atractaspis hildehrandti Ptrs. rechtfertigen könnte. Es bleiben dann nur noch zwei Objecte, welche ich in der Literatur als Atractaspis hildehrandti aufgeführt finde. Von diesen ist aber das im Katalog der Reptilien-Sammlung in Frankfurt a. M., Theil 2, p. 136 erwähnte, wie mir Herr Prof. Boettger zu bestätigen so liebenswürdig war, eine richtige Calamelaps unicolor; und sicher ist es auch das zweite, das im Catal. of Snakes von G. A. Boulenger, V. 3, p. 512, aus Mombasa aufgeführt wird. Wäre dies nicht der Fall, so läge hier der eigenartige Fall vor, dass eine Art richtig be- schrieben worden ist auf Grundlage eines nicht zu dieser Art gehörigen 86 GUSTAV TOKNIER, Ueber Atractaspis hildebrandti Ptrs. Objects, und es eutstäiide dann die interessante Frage, ob \Y. Peters als Aiifsteller der Art zu betrachten ist oder der Verfasser jenes Catalogs. Die Vertreter von Calamelaps unicolor Keinil, welche oben als Bewohner Deutsch Ost-Afrikas erwähnt wurden, zeigen dabei folgende Variabilität: Rückenschuppen 17 oder 19, Bauchscliilder 168 — 201; Schwanzschilderdoppelreihen 19 — 30. Bei jungen Thieren liegt jedes Nasenloch in nur einem Nasenschild, das beim Weiterwachseu des Thieres sich, von unten nach oben fortschreitend, zerspaltet, wobei die Furche durch das Nasenloch zieht, so dass bei starken Thieren jedes Nasenloch zwischen 2 Nasenschildern liegt. Die individuellen Charaktere der untersuchten deutsch-ost-afrika- nischen Exemplare sind: Exemplar 1, von Peters falsch beschrieben; hat 172 Bauchschilder, 24 Schwanzschilderpaare, 17 Rückenschuppeu sowie 2 Nasalia um jedes Nasenlocli. Exemplar 2, Tanga; Reimer S. : V. 188, C. 19, lisch. i9; rechts 2 Nasalia, links eins mit unterer Naht. Exemplar 3, Muoa in Usambara; Fischer S. ; Eigenthum des naturw. Vereins zu Frankfurt a. O.; V. 192; Schwanz abgebrochen; 2 Nasalia jederseits. Exemplar 4, Tanga; O. Neumann S. ; V. 168; C. 30; Rsch. 17; links nur ein Nasale, rechts das Nasale mit unterer Naht, die aber nur kaum merklich angedeutet ist. Junges Thier. Exemplar 5, Tanga; O. Neumann; V. 201; C. 21; Rsch. 19; 2 Nasalia jederseits. Grosses Exemplar. Exemplar 6, Deutsch Ost- Afrika (Zanzibar?); Böhm S. ; V. 171; C. 29; Rsch. 19; 2 Nasalia jederseits. Dann besitzt das Museum noch Calamelaps polylepis Bou. aus Deutsch Ost- Afrika (Dr. Fülleborn in Langenburg S.); V. 211; C. 20; Rsch. 21. — Ueber die Atractaspis- Kriiiw Deutsch Ost-Afrikas werde ich an anderer Stelle berichten. Frommannsche Buchdruckerci (Hcrm;iaii Pohic) in Jena. — 2126 Nachdruck verboten. lieber setzungsrecht vorbehalten. lieber die Larve von Lonchoptera. Ein Beitrag zur Kenntniss der cyclorrhaphen Dipterenlarven. Von Dr. J. C. fl. de Meijere in Amsterdam. Hierzu Tafel 5—7. Zu denjenigen Dipterenfamilien, über deren Stellung im System noch grosse Unsicherheit herrscht, gehört wohl an erster Stelle die der Lonchopteridae. Indem die Imagines dieser Abtheilung einerseits Anklänge an die Bolichopodidae zeigen, andrerseits in gewissen Merk- malen sich den Cyclorrhaphen nähern und also dieses Lebensstadium des Thieres allein keinen bestimmten Aufschluss über die Verwandt- schaft giebt, liegt die Frage nahe, ob nicht die genaue Untersuchung der Larve hier die erwünschte Aufklärung bringen könnte, zumal gerade seit Bkauer's bekannten Publicatiouen über Dipterenlarven dieses Stadium sich für das System der Dipteren als sehr wichtig erwiesen hat. Bis jetzt war aber leider über die Lonchoptera-L^rve nur sehr wenig bekannt. Zuerst wurde dieselbe von Lubbock aufgefunden und beschrieben ^) ; die Exemplare wurden in England unter Holzstücken angetroffen. Neben der äussern Form hat dieser Autor auch über die ana- tomischen Verhältnisse in dieser Abhandlung mehreres mitgetheilt, worauf ich weiter unten öfters zurückkommen werde. Ferner lieferte von Frauenfeld ^) noch eine kurze Notiz über diese Larve. Das von ihm erwähnte Exemplar traf er im Winter 1) On the development of Lonchoptera, in: Trans, ent. See. London, (ser. 3) V. 1, 1862-64, p. 338. 2) in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1869, V. 19, p. 941. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 7 88 J. C. H. DE MEIJERE, unter der flach am Boden liegenden Blattrosette von Cirsium. Es gelang ihm, aus derselben die Fliege {Louchoptera frilineaia Ztt.) zu züchten. Die Larve war beträchtlich grösser als die von Lubbock, indem sie ausgestreckt 5 mm lang und 2,3 mm breit war. Auch der eigen- thümliche häutige, geriefte Saum am Seitenrand der Segmente war doppelt so breit wie bei der von Lubbock beschriebenen Larve. Ferner schreibt Frauenfeld : „Nach wenigen Tagen setzte sich die Larve in dem Glascylinder, in dem ich sie hielt, und in welchem sie sehr träge herumkroch, fest, und schon nach kurzer Zeit war die Differenzirung und Bildung der Puppe mit ihren Segmenten und Gliedmaassen durch die durchsichtige Unterseite auf der Glasfläche deutlich zu sehen, und nach ungefähr 3 Wochen entwickelte sich Lonchoptera triUneaia Ztt. aus derselben." Das Exuvium derselben Larve wurde demnächst von Brauer untersucht. Ausser von den LuBBOCK'schen Mittheilungen entlehnte er von derselben die Diagnose der Lonchopterideu-Larven, welche sich in seiner Arbeit: „Kurze Charakteristik der Dipteren-Larven. Zur Be- kräftigung des neuen von Dr. Schiner entworfenen Dipterensystems" ^) findet. Dieselbe lautet, wie folgt: „Larve amphipneustisch platt, hartschalig, Kieferkapsel keglig, mit langen Fortsätzen am Hinterende. Fühler (?) lang und gross. Nymphe in der Larvenhaut verborgen bleibend wie bei Stratiomyiden. Hinterstigmen der Larve weit ge- trennt, rohrförmig. Die Larvenhaut berstet in einer ,T'förmigen Spalte am Rücken, Mundtheile nicht näher untersucht." In der grössern PubHcation über Dipterenlarven "-) findet sich diese Diagnose nur wenig modificirt; es heisst daselbst noch: „Kopf nicht differenzirt, mit chitinöser, kegliger, einziehbarer Kieferkapsel (?); hinter dem L häutigen Ring, der lange, seitliche, fühlerartige Fort- sätze zeigt und die Kapsel einschliesst, 10 Segmente, von denen das letzte, bei Ansicht von unten, aus 2 Segmenten verschmolzen er- scheint." Im Januar 1899 war ich so glücklich, während ich in dürren Blättern im Walde in der Nähe von Hilversum (Provinz Nord-Holland) nach Insecten suchte, auch eine Dipterenlarve zu finden, welche ich beim Vergleich mit den Abbildungen Lubbock's sogleich als zu 1) in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, V. 19, 1869, p. 843. 2) Die Zweiflügler des K. Museums zu Wien. III. Systematische Studien auf Grundlage der Dipteren-Larven, in: Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-naturw. Cl., V. 47, 1883. Ueber die Larve von Lonchoptera. g^ Lonchoptera gehörig erkannte. Als sich nun sofort bei mir der Wunsch rege machte, unsere Kenntniss dieser Larve zu erweitern, wozu aber zunächst grösseres Material nöthig schien, versuchte ich mir dieses zu verschaffen an einer Stelle, wo nach meiner Erinnerung im voran- gehenden Herbst die LoncJiopterae besonders zahlreich waren. Es war dies eine mit niederm Weidenholz besetzte Stelle an einer Eisenbahn in der Nähe von Amsterdam. Da gelang es mir auch in kurzer Zeit, mehrere Larven zu erhaschen. Dieselben fanden sich zwischen den in Verwesung befindlichen abgefallenen Weidenblättern, und wohl meistens in den tiefern, feuchten Schichten der Blattmasse, woselbst auch kleine Schnecken, Isopoden u. s. w. vorhanden waien. Etwas später, im April, traf ich im Buchenwald bei Bussurn die Larven zwischen abgefallnem Laube, da waren aber schon einige verpuppt. Dann habe ich im Spätjahr an derselben Stelle in der Nähe von Amsterdam, wo ich meine grösste Ausbeute gemacht hatte, wieder ein paar Larven aufgefunden, von welchen zwei erst halb erwachsen waren, während die dritte bald darauf in das Puppenstadium über- ging. Diese wurden an ganz trockenen, abgefallenen Blättern sitzend angetroffen. Alle diese Larven gehören, nach einigen gezüchteten Imagines zu urtheilen, zu Lonchoptera lutea Panz. Die flachen, durch ihre fadenförmigen Anhänge eigenthümlich aus- sehenden Thierchen gleichen in der Farbe ganz den faulen Blättern ; erwachsen, sind die Larven im ausgestreckten Zustande 4 mm lang und 2 mm breit. Es möge nun zunächst eine Beschreibung des äussern und Innern Baues folgen. Körperform. Das stark abgeplattete, einer kleinen Assel ähnelnde Thierchen (Fig. 1) zeigt 9 Körperabschnitte. Von diesen ist der \. auch an der Oberseite von einer weichen Haut bekleidet und kann vollständig unter den folgenden zurückgezogen werden, was in der Ruhe regel- mässig der Fall ist. Da dieser Abschnitt auch die vordem Stigmen trägt, stellt er den Kopf und den Prothorax der Larve dar, welche hier also, wie es ja manchmal bei cyclorrhaphen Dipterenlarven der Fall ist, nur unscharf von einander gesondert sind. Ganz vorn findet sich die Mundöffnung mit den gut entwickelten Mundtheilen, worauf ich weiter unten zurückkommen werde, und an 7* 90 J. C. H. DE MEIJERE, der Oberseite jederseits ein 2g]iedriger Fühler. Die Unterseite bat zu beiden Seiten einen dreieckigen Anhang (Fig. 3 M), welcher mit eigen- thtimlichen Härchen besetzt ist. In der Mitte dieses 1. Abschnitts trägt die Oberseite das 1. Paar fadenförmiger Körperanhänge; lateralwärts von der Basis derselben finden sich die Prothorakalstigmen. Die übrigen Körperabschnitte stellen je ein wirkliches Segment der Larve dar. Sie sind oben mit dicker, starrer Chitinschicht be- kleidet. Dieser starre Theil der Körperbekleidung springt am Hinter- und Seitenrande jedes Segments vor und ist daselbst eigenthümlich eingeschnitten (Fig. 4), wie es auch schon Lübbock richtig beschrieben hat. Es bestehen dadurch diese Ränder aus einer Reihe von An- hängen, welche bei Ansicht von oben länglich viereckig erscheinen ; ihr Querschnitt ist aber kreisförmig. Die schmalen Interstitien zwischen je 2 Anhängen sind hin und wieder erweitert, so dass sie, von der Oberseite gesehen, perlschnurartig erscheinen. Am 1. dieser starren Segmente, dem Mesothorax, ist auch der Vorderrand in dieser Weise eingeschnitten. Zu beiden Seiten trägt es je einen langen und dahinter einen kurzen Fortsatz. Der Metathorax ist durch fast doppelte Länge von den folgenden Segmenten verschieden. Etwas vor der Mitte zeigt er jederseits einen untiefen Einschnitt. Die ersten 5 Abdominalsegmente sind gleich gebildet. Dagegen weicht das letzte, d. h. also das 6. Abdominalsegment, durch grössere Länge und besonders durch die Anwesenheit zweier langer Fortsätze von den übrigen ab. Gleich daneben liegen die hintern Stigmen, während sich in der Mitte der Hinterfläche der After befindet ^). Die verschiedenen fadenförmigen Anhänge erreichen bei er- wachsenen Larven folgende Länge: am Prothorax ca. 0,75 mm, am Mesothorax die längern ca. 1,3 mm, die kürzern ca. 0,26 mm, am 6. Abdominalsegment ca. 1,3 mm. Betrachtet man die Larve von der Unterseite (Fig. 2), so erscheint 1) Von einigen Autoreu wird der aftertragende Theil als besonderes Analsegment betrachtet, welches dann aber in den meisten Fällen reducirt sein soll. Auch bei LoncJwptera ist die distale Hälfte ziem- lich stark von der proximalen gesondert, doch glaube ich beide Theile einstweilen als letztes Segment zusammenfassen zu dürfen. Auch nach Brauer's Auffassung besteht der 8. Hinterleibsring der Muscidenlarven eigentlich aus zwei mehr oder weniger verschmolzenen Segmenten. lieber die Larve von Lonchoptera. 91 sie ganz weich und viel schniiUer als die Oberseite ; zwischen je zwei Segmenten ist der Körper etwas eingeschnürt. Ich muss hier gleich bemerken, dass ich in der Auffassung der Segmente von Lubbock abweiche. Derselbe fasst den 1. Ring, dessen Dorsalüäche stark chitinisirt ist, als „Ist thoracic segment" auf, während er das folgende Segment, welches allerdings besonders lang ist, als aus zwei verschmolzen betrachtet: die vordere Hälfte ist nach ihm also wahrscheinlich der Mesothorax, die hintere der Metathorax. Es ist überhaupt bei aberranten Dipterenlarven nicht leicht, sich über die Segmente zu orientiren, da sowohl die vordem wie die hintern Theile des Körpers bedeutend rückgebildet sein können und hier also die Segmentgreuzen verwischt erscheinen. Doch giebt es ein unfehl- bares Mittel zur Aufklärung der Verhältnisse, nämlich die Ursprungs- stellen der Imaginalscheiben. Das Auffinden der Flügel- und Kölbchen- anlagen hat mir meine Ansicht als durchaus begründet erwiesen. Nur möchte es zweifelhaft sein, ob mein „Metathorax", in dessen vorderm Theil sich die Anlagen der Kölbchen befinden, nicht doch als Doppel- segment (also Metathorax -|- 1. Abdominalsegment) aufzufassen wäre, indem derselbe nicht nur sehr gross ist, sondern auch die doppelte Zahl von „Randpapillen" (siehe unten) besitzt. Doch habe ich sonst, z. B. in dem Tracheenverlauf, keine Gründe für diese Ansicht auf- finden können, und betrachte darum denselben, wenigstens einstweilen, als einheitlich. Iiiteguinent. An den mit dicker Chitinschicht bekleideten Körpertheilen zeigt die Larve überdies eine braune Färbung, welche aber, wie Querschnitte zeigen, nur in den obern Schichten des Chitins ihren Sitz hat. Die- selben Theile (d. h. also die Oberseite des Meso- und Metathorax und des ganzen Abdomens) zeigen eine Felderung in 4- bis 6eckige, meistens aber öeckige Täfelchen, welche durch reihenförmig ange- ordnete, äusserst kleine Chitinhöckerchen von einander getrennt sind. Zu je einem Feldclien gehört eine Hypodermiszelle. Nur an dem vordem Rande der Ringe, welcher vom je vorhergehenden Segment überdeckt werden kann, fehlen diese Gebilde. Hier zeigt die Ober- fläche nur wellenartige Zeichnung. Die Unterseite und die Seiten des Körpers, namentlich die letzte Hälfte eines jeden Segments, sind mit zahlreichen spitzen, dreieckigen, farblosen Härchen besetzt; an der Bauchseite des Thieres sind die- selben kurz und stumpf. Auch an der Basis der 2 Paare langer An- 92 J. C. H. DE MEIJERE, hänge am Vorder- und Hinterende des Thieres kommen einige dieser Härchen vor, Eigeuthümlich entwickelt sind dieselben an der untern Seite der Kopflappen und dem dazwischen liegenden Theil der Kopfunterseite. Es zeigen dort die meisten geweihartige Verzweigungen, wie deren 3 in Fig. 5 abgebildet sind. Nach dem vordem Rand des Kopf- lappens hin werden dieselben niedriger, während die Zahl der Aeste fast noch grösser wird ; am Rande selbst gehen dieselben in die Form über, welche in Fig. 6a dargestellt ist. Eine dritte, besonders zarte und zierliche Form (Fig. 6 b und c), welche durch Uebergänge mit der erst genannten verbunden ist, findet sich in einer Reihe an der Unterseite der Kopflappen als vordere Begrenzung der mit diesen eigenthümlichen Haaren besetzten Partie. Diese Reihe setzt sich über die ganze Breite des Thieres fort, läuft also auch hinter der Unterlippe hin. Besonders an letzterer Stelle kommen die viereckigen Papillen vor. Hinter derselben stehen da noch etwa 4 Reihen geweihartig verästelter Papillen. Die abgerundeten Papillen erreichen eine Länge von 30 /^i und eine nur wenig geringere Breite; es sind überaus zarte Blättchen. Mimdtheile. (Fig. 7-12 u. 30.) Besonders interessant sind die Mundtheile dieser Larve. Die obere Begrenzung der Mundhöhle wird von einer dreieckigen Platte gebildet (der Oberlippe 0), welche vorn in eine etwas nach unten gebogene Spitze endet. Die Platte ist an der Oberseite nur hinten mit dicker, schwarzer Chitinschicht bekleidet ; vorn ist das Integument dünner und farblos. Unterseits findet sich in der Medianlinie ein stark chitiniger, dunkler Streifen, welcher auch die Spitze erreicht. Die Oberkiefer (Md) sind nur wenig entwickelt, Ihr freier, nach innen gerichteter Theil ist halbkreisförmig, nur mit wenigen (etwa 4) sehr stumpfen und nicht immer deutlichen Zähnen besetzt; es schliessen sich an diesen Theil nach den Seiten hin ein Paar sich allmählich verlierender Chitinspangen an. Desto deutlicher sind die Unterkiefer (Mx). Es zeigen diese an der medianen Seite eine zum Theil mit schwarz pigmentirter Chitin- schicht bekleidete Kaulade, welche länglich und abgeplattet ist und an der Innenseite einen Einschnitt hat. An der lateralen Seite findet sich ein zapfenartiger Anhang (Mxt), welcher am Ende verdunkelt ist und welchen ich als Maxillartaster auffasse. Ich werde auf denselben in dem Abschnitt über die Sinnesorgane zurückkommen. Ueber die Larve von Lonchoptera, 93 An der Unterseite wird die Mundöffnung von einer breiten, weichen Unterlippe begrenzt, welche den Raum zwischen den beiden Kopf- lappen ausfüllt. Es möge nun zunächst das Schlundgertist und die übrigen Hart- theile am Kopf beschrieben werden. Indem der Kopf äusserlich nur an der hintern Hälfte der Ober- lippe stark chitinisirt ist, setzt sich von dieser Stelle aus eine sich hinten verbreiternde Chitinplatte fort. Diese Platte (K), woran, wie aus Fig. 30 ersichtlich, eine Reihe starker Muskeln eine Anheftungs- stelle finden, ist hinten halbkreisförmig ausgeschnitten. Die Seiten- theile stellen die obern Fortsätze (Of) der Kieferkapsel dar. Seitlich biegt die Platte sich vertical nach unten, und biegt sich erst dann wieder nach innen, wenn sie unter dem Pharynx angelangt ist. Hier bildet sie aber dann eine vollständige Brücke. Die Seiten- theile tragen zwei lange, nach hinten gerichtete Fortsätze ( Uf\ welche die seitliche Pharynxwand bilden. Die untere Brücke trägt zwei nach vorn gerichtete Chitinstäbe (Ch.ü), welche zur Stütze der Unterlippe dienen, und seitlich zwei schief nach oben gerichtete kurze, spitze Fortsätze, welche ganz in die Nähe der Oberkiefer zu liegen kommen. Die Chitinstäbe für die Unterlippe sind höher als breit ; nach vorn convergiren sie nur wenig; sie liegen an der Oberseite der Unterlippe. An der obern Wand des Pharynx liegen noch 2 Chitingräten (Fig. 7 u. 9 Cp), welche vorn nur lose mit den übrigen Harttheilen in Verbindung treten. Sie zeigen einen ovalen Querschnitt (Fig. 10 C, 11 Cp). Der Vollständigkeit halber soll hier noch der in Fig. 7 schwarz angegebene Chitinstreifen (Ch) erwähnt werden, welcher sich an der Oberseite des Kopfes von der Kopfkapsel zu den Wurzeln der Fühler hin erstreckt. Darmtractiis. (Fig. 13 — 17.) Der Darmtractus beginnt mit dem geräumigen Pharynx. Derselbe ist eiförmig, nach hinten erweitert. An der ventralen Seite finden sich in demselben 7 vertical stehende Platten (Fig. 10 — 12 PI), wie sie auch von mehreren andern Dipterenlarven erwähnt werden. Diese Platten verbreitern sich am obern Ende plötzlich bedeutend, so dass hier zwischen den verschiedenen Platten nur schmale Spalten übrig bleiben. Bei Jüngern Larven scheinen diese Platten überhaupt breiter zu sein und die Erweiterung mehr allmählich Statt zu finden. Von oben ge- sehen, zeigen sich die horizontalen Endtheile quer geriefelt; ob diese 94 J. C. H. DE MEIJERE, Kiefel wirkliche Einschnitte sind, wie bei andern Dipteren angenommen wird, habe ich nicht mit Bestimmtheit beobachten können. Die Riefel kommen zu beiden Seiten der Mittellinie dieser horizontalen Abschnitte vor und sind etwas nach vorn gerichtet. Mit Unrecht beschreibt Wahl^) diese Organe bei EristaUs als Längsreihen starker Chitinborsten ; ich habe mich überzeugen können, dass es sich auch hier um wirkliche Platten handelt. Es sind dies die Gebilde, welche auch von Batelli '^) bei EristaUs gefunden wurden und von ihm als „Fanoni faringei" beschrieben sind. Nach ihm sollen sie dazu dienen, grössere Körper am Eindringen in den Oesophagus zu hindern. Etwas anders stellt sich Wilkinson^) ihre Function vor; er ist der Ansicht, dass dieselben ein Gitter bilden, wodurch die Nahrungstheile in der untern Kammer des Pharynx festgehalten werden, während das mit aufgenommene Wasser nach aussen strömen kann, wie es auch bei der Aufnahme von Nahrung bei den Getaceen Statt findet. Doch möchte ich gleich bemerken, dass bei unserer Larve die Verhältnisse doch anders liegen müssen, indem die Thiere sich von nicht besonders wasserreichen, verfaulten Blattheilen ernähren und also eine besondere Vorrichtung zur Entfernung grösserer Wasser- mengen hier wohl überflüssig erscheint. Es hält wohl überhaupt sehr schwer, sich die Wirkung derartiger Bildungen genau zu erklären, um so mehr, als wir noch von so wenigen Dipterenlarven mit Be- stimmtheit wissen, ob sie die genannten Gebilde besitzen oder nicht. Während sie nach Lowne bei Calliphora vorhanden sind, fehlen sie dagegen nach Pantel bei der Tachinine Thrixion lialidayanum Rond. und auch bei der von Wandolleck untersuchten Chloropine Flaty- cephda planifrons F., von welchen erstere in einer Orthoptere para- sitirt, letztere im Innern von Rohrstengeln zu finden ist. Am obern Ende setzt sich der dünne Oesophagus (Oe) an, woran hier der Saugmagen fehlt. Derselbe ist aber auch weder bei Thrixion noch bei Flatyccx)hala vorhanden, so dass er immerhin nicht für die Cyclorraphen charakteristisch ist. Der auf den Oesophagus folgende Proventriculus {Fr) zeigt den- selben Bau, wie er auch bei andern Dipterenlarven gefunden wird. 1) Wahl, Bkuno, Ueber das Tracheens3'stem und die Imaginal- scheiben der Larve von Eristalis tenax, in : Arb. zool. Institut Wien, V. 12, Sep.-Abdr. p. 47. 2) Contribuzione all' anatomia ed alla fisiologia della larva dell* Eristalis tenax, in: Bull. Soc. entom. Ital., V. 11, 1879, p. 92. 3) in : Miall, The natural history of aquatic insects, p. 209. üeber die Larve von Lonchoptera. 95 Er ist fast kugelförmig, und der Oesophagus ist tief in denselben ein- gesenkt. Die innere, den Oesophagus umgebende Wand des Pro- ventriculus besteht aus sehr grossen Zellen, welche VVandolleck bei Flatycephala als Drüsenzellen aufzufassen geneigt ist. Der folgende Abschnitt des Darmcanals, der Chylusmagen (Chm), ist durch den Maugel von Bliudsäcken am vordem Ende ausgezeichnet. Bekanntlich kommen bei CallipJiora und auch bei FlaUjcephala deren 4 vor. Bei Lonchoptera ist der Proventriculus nur ganz wenig in den obern Theil des Oesophagus eingesenkt. Letzterer verläuft mit wenigen Schlingen nach hinten und zeigt nach dem Inhalt sehr ver- schiedenen Durchmesser. Die dünnere Stelle in der Mitte, welche in Fig. 13 angegeben ist, ist also nur dadurch veranlasst, dass gerade diese Stelle leer war. Am Ende des Chylusmagens verbinden sich die in der Vierzahl vorhandenen MALPiüni'schen Gefässe {M-^ und M^) mit demselben, welcher damit in den Enddarm übergeht. Letzterer ist kurz vor seinem Ende beträchtlich erweitert. Hier wird der Durchmesser etwa 600 ,«, während derselbe im übrigen Theil nur 60 /< beträgt. In der Mitte des letzten Segments findet sich die Analspalte. Wird die Larve unter dem Deckgläschen etwas gedrückt, so treten häufig zwei lappenartige Gebilde nach aussen (Fig. 15 u. 21 Bh) ; dieselben führen ein ausgedehntes Tracheennetz, was die Ansicht begünstigt, dass sie auch sonst im Interesse der Athmung ausge- stülpt werden. In Fig. 16, welche einen Längsschnitt durch das Hinterende unserer Larve darstellt, lässt sich dieser Lappen oder Darmkieme {Bk) in zurückgezogenem Zustand beobachten. Ebensolche Analanhänge sind von der Eristalis-Lsivwe bekannt; doch finden sich deren hier 20 1), und auch ihre Form ist eine andere, indem sie hier viel länger und schmäler, also mehr schlauchartig sind. Mit Beuno W^ahl bin ich der Ansicht, dass diese Organe hier, und ich glaube auch bei Lonchoptera, respiratorische Function besitzen. Als Anhänge des Darmcanals habe ich jetzt zunächst die beiden Speicheldrüsen zu beschreiben. Diese Drüsen sind schlauchförmig (Fig. 13 Sp) mit weitem Lumen. Ihre Ausführungsgänge sind fast ebenso lang wie die Drüse; sie vereinigen sich eine kurze Strecke vor ihrer Ein- mündung in den vordem Abschnitt des Pharynx. Diese Einmündungs- stelle liegt gerade vor dem vordem Ende der verticalen Pharynx- 1) 1. c. p. 15. 96 J. C. H. DE MEIJERE, platten (Fig. 30). Wie gewölinlicli sehen die Ausführungsgänge in Folge der in ihnen vorhandenen Chitinringe tracheenartig aus. Auch im Uebrigeu zeigte mir der histologische Bau der Speicheldrüsen keine Eigenthümlichkeiten. Die mächtigen MALPiGHi'schen Gefässe zerfallen in ein vorderes (M■^) und ein hinteres Paar (M^). Letztere sind in ihrer ganzen Länge gleich gebildet und haben von vielen äusserst kleinen, in den Zellen abgesetzten grünen Körnchen eine grüne Farbe. Ich habe be- obachtet, dass sich diese Farbe bei längerm Liegen in Glycerin in eine rothe verwandelt und möchte hierbei bemerken, dass eine eben- solche rothe Verfärbung auch bei aus der Puppe heraus präparirten und in Glycerin aufbewahrten Schmetterlingsflügeln eintritt. Es mögen hier wohl verwandte Farbstoffe im Spiele sein. Grössere Concremente führen die hintern MALPiGHi'schen Gefässe nicht. Sie münden mit einem kurzen, gemeinsamen Abschnitt in den Anfang des Enddarms. Viel länger sind die vordem Gefässe. Die getrennten Einmün- dungsstellen derselben in den Darm liegen an der Oberseite dieses Organs auf gleicher Höhe wie diejenige des hintern Paares. Beide Gefässe verlaufen in mehreren Schlingen nach vorn bis in die Region der Speicheldrüsen und biegen dann wieder nach hinten um. Ungefähr im hintern Theil des 1. Abdominalsegments ändert sich dann ziemlich plötzlich ihr Aussehen. Indem sie bis dahin den hintern MALPiGHi'schen Gefässen gleich gebildet erschienen und auch dieselbe grüne Farbe zeigten, erweitert sich von da an ihr Lumen sehr be- trächtlich, während die grünen Körnchen allmählich spärlicher werden. Zugleich zeigt sich in diesem Abschnitt das Lumen angefüllt von sehr zahlreichen Körnern, welche bei auffallendem Licht weiss, bei durchfallendem Licht schwarz sind und welche, wie ein Vergleich mit derartigen Gebilden bei andern Insecten lehrt, wohl aus einem harn- saureu Salz bestehen. Die sehr kleineu Körnchen, welche die grüne Farbe gewisser Abschnitte der MALPiGHi'schen Gefässe veranlassen, bestehen wohl aus derselben Substanz, welche nach Schindler über- haupt gern Farbstoffe aufspeichert. Leucinkugeln , welche meistens grösser und durch concentrische Schichtung ausgezeichnet sind, habe ich bei Lonchoptera nicht beobachtet. Dagegen sind dieselben nach meiner Erfahrung sehr zahlreich und gross bei minirenden Agro- myzinen-Larven vorhanden. Bei Flatycephala planifrons kommen nach Wandolleck ^) kleine, structurlose Kugeln und grössere von schalig 1 ) Zur Anatomie der cyclorrhaphen Dipterenlarven, in : Abh. u. Ber. zool. Mus. Dresden, 1899. Festschrift f. A. B. Meyek, No. 7, p. 31. lieber die Larve von Lonchoptera. 97 concentrischem Bau vor, von welchen er sagt, dass erstere aus Leucin, letztere aus Ilarnsäureverbindungen bestehen. Es sind dieselben aber "wohl gerade umgekehrt zu deuten. Ich muss noch bemerken, dass die der Einmündungsstelle in den Darm zunächst liegende Partie aller vier Gefässe, also auch der gemein- same Abschnitt der zwei vordem, fast frei von grünen Körnchen ist und daher bei der Beobachtung des lebenden Thieres wenig deutlich hervortritt. Unsere Larve zeigt in unzweideutiger Weise, dass, wie es auch schon Pantel und Wandolleck bei den von ihnen untersuchten Larven aufgefallen war, es sich bei den Dipterenlarven nicht um ein rechtes und linkes Paar von MALPiGHi'schen Gefässen handelt, sondern um ein vorderes und ein hinteres. Es weicht aber Lonchoptera da- durch von den genannten Larven ab, dass bei ihr nur die zwei hintern Gefässe sich vor ihrer Einmündung in den Darm mit einander ver- einigen, nicht auch die beiden vordem. Bei Platycephala treten überdies die zwei vordem mit ihren distalen Enden mit einander in Ver- bindung; hier sind ferner gerade die hintern länger als die vordem. Dass nur ein Theil dieser Gefässe zur Aufspeicherung von Concre- menten dient, ist jetzt schon von mehreren Dipterenlarven (Eristalis, Ftychoptera u. s. w.) bekannt. Bei einer Jüngern Larve war die Differenz zwischen dem distalen und proximalen Theil der MALPiGHi'schen Gefässe viel weniger aus- geprägt, ersterer war aber dort schon merkbar erweitert. Der Inhalt des Darmcanals lässt zweifelsohne erkennen , dass das Thier sich von der feuchten, verwesten Blattmasse ernährt. Den Magen fand ich öfters strotzend von dieser braunen Masse erfüllt, worin sich auch viele Pilzsporen beobachten Hessen. Tracheeiisystem. (Fig. 3, 18— 2L) Wie gesagt, ist die Lonchopfera-LRr\e amphipneustisch. Die Stigmen, von welchen sich das vordere Paar am Prothorax, das hintere Paar am 6. Abdominalsegment vorfindet, sind relativ klein. Doch zeigen sie den Bau, welchen ich in meiner Abhandlung über die Stigmen der Dipterenlarven ^) als vielen dieser Larven eigen thümlich aufgeführt habe. Es findet sich am Ende der Trachee die Filzkammer, 1) Ueber zusammengesetzte Stigmen bei Dipterenlarven, in: Tijdschr. Entom., V. 38. 98 J. C. H. DE MEIJERE, welche an den Vurderstigmen mit 2, an den Hinterstigmen mit 3 Knospen endet (Fig. 19). Die Knospen sitzen fast ungestielt der Filzkammer auf. Eine Oeffnung habe ich an denselben wieder nicht beobachten können. Nach Wandolleck sollen diese Knospen bei Tlatycephdla deutliche Spalten führen. Obgleich ich dies nicht in Ab- rede stellen will, da ich die betreö'endeu Larven nicht untersucht habe, muss ich doch betonen, dass ich trotz eifriger Beobachtung mich bei keiner der von mir untersuchten Larven von ihrer Existenz habe überzeugen können; jeden Falls aber würde es sich hier doch nur um Oeffnungen ganz secundärer Natur, den Stigmen anderer Insecten gegenüber, handeln. Auch die Stigmennarbe lässt sich, obgleich nicht ohne Mühe, beobachten. Sie ist sehr kurz und dunkel tingirt (Fig. 19 Sn). Die Filzkammer wird durch Chitinstäbcheu gestützt (Fig. 18 Ch). Gerade als ich meine Untersuchungen fast abgeschlossen hatte, kam mir die werthvolle Arbeit Bruno Wahl's über die Eristalis- Larve zu Gesicht. Daselbst ist namentlich das Tracheensystem in ausführlicher Weise beschrieben. Ein Vergleich meiner Befunde bei Lonclioptera mit dieser Beschreibung ergab eine beträchtliche Ueber- einstimmung. Ebenso wie dort finden sich hier 2 Hauptlängsstämme, welche durch 2 grössere Commissuren mit einander verbunden sind. Letztere sollen bei Eri&talis dem Mesothorax bezw. dem 7, Abdominal- segment augehören; bei LoncJwptera meine ich die vordere dem Pro - thorax zurechnen zu sollen, in dessen letztem Abschnitt dieselbe liegt, während die 2. Commissur im 6. Abdominalsegment liegt. Die „Innern Aeste" der Hauptlängsstämme finden sich bei Lonchoptera wieder; doch verschmelzen dieselben hier zu je einer feinen Commissur. Diese feinen Commissuren sind wohl die Rudimente der grössern Verbindungs- äste, welche bei primitivem Dipterenlarven in vielen Segmenten vor- handen sind. Bei Bolitophila z. B. beobachtete ich dieselben im Metathorax und in den 7 folgenden Abdominalsegmenten. Bei Eristalis und auch bei LoncJwptera zweigt sich ferner von den Hauptstämmeu in jedem Segment je ein Paar äusserer Aeste ab. Jeder derselben theilt sich in Hautmuskel-, Darm- und Fettkörper- trachee (Fig. 20 i, 2 u. 3). Die Hautmuskeltracheeu verbinden sich mit den „seitlichen Längs- stämmen"; von letztern zweigen sich noch einige Aeste ab, von welchen ich besonders noch diejenigen erwähnen will, welche zum Bauchstrang verlaufen. Ganz wie bei Eristalis giebt jedes Segment ein unver- zweigtes Paar feiner Tracheen für denselben ab, von welchen also die lieber die Larve von Lonchoptera. 99 der hintern Abdorainalsegmente einen bedeutenden Weg zurückzulegen haben. Diese Tracheen verlaufen zunäclist eine kurze Strecke nach aussen hin, biegen darauf um die Längsniuskeln nach unten um und verlaufen dann schräg nach vorn in gerader Linie zum Bauchstrang. Für den weitern Verlauf der Tracheen sei auf Fig. 20 verwiesen. Nur möchte ich noch besonders auf die 2 Aeste hinweisen, welche die Darmkieme versorgen. Dieselben sind in Fig. 21 zu sehen. Nervensystem und Sinnesorgane. (Fig. 22 — 26.) Ueber das Nervensystem habe ich nur wenig mitzutheilen. Der centrale Theil desselben sieht in Allem dem der Muscidenlarven gleich. Das Supraoesophagealganglion liegt im Mesothorax (Fig. 8). Die Schlundcommissur wird von ganz kurzen und breiten Brücken gebildet, und der Bauchstrang ist zu einer einzigen compacten Masse zu- sammengezogen, welche das Ende des Metathorax nur eben erreicht. Nach hinten zu wird dieser Bauchstrang allmählich etwas schmäler. Das periphere Nervensystem habe ich bei meiner Untersuchung wenig in Betracht gezogen. Als Sinnesorgane aufzufassende Gebilde finden sich bei der LoncJioptera-LsLrwe in der Mehrzahl. Da sind zunächst die Fühler und Maxillartaster zu erwähnen. Erstere (Fig. d, 1 F) erheben sich als 100 /< lange und 15 /t breite Organe zu beiden Seiten des vordem Kopfendes. Sie bestehen aus einem kurzen (18 /< langen) Endglied und einem viel längern Basalglied. Während das Endglied fast farblos ist, zeigt das Basal- glied eine mehr verdunkelte, braune Chitinschicht; noch dunkler ist der Chitinring, worin der Fühler wurzelt. Unmittelbar unter diesem Ring folgt eine längliche, ganglionäre Anschwellung, welche sich nach unten hin allmählich verschmälert. An den Maxillen findet sich das Organ, welches ich als Maxillar- taster (Fig. 7 3Ixt) auffassen möchte. Dasselbe bildet ein 45 u langes Zäpfchen, welches am obern Ende, bei Jüngern Thieren wenigstens, abgerundet erscheint. Die Chitinschicht ist an dieser Stelle sehr dünn; nach unten hin wird sie bald dicker und ist daselbst in ihrer Innern Schicht schwarzbraun pigmentirt. Es ist dies um so auffälliger, als sonst bei unserer Larve das Pigment in den äussern Chitin- schichten sich vorzufinden pflegt. Das untere Drittel des Tasters ist wieder farblos. Die zugehörige ganglionäre Anschwellung ist länglich, unten breiter als oben, also in der Form gerade umgekehrt wie die des Fühlers. 100 J. C. H. DE MEIJERE, In Fig. 3 sind diese Ganglien der rechten Seite sowie der distale Theil der zugehörigen Nerven eingezeichnet worden. Bei den cyclorrhaphen Dipterenlarven finden sich am Kopfe zwei Gebilde, welche im Laufe der Zeit sehr verschiedenartig gedeutet worden sind. Von denselben ähnelt das eine dem Fühler von Loncho- ptera^ indem es gleich wie dieser aus einem Basalglied besteht, welches ein kleines, meistens stark lichtbrechendes 2. Glied trägt, während das andere Ighedrig ist und durch das oft abgestutzte Ende dem Maxillartaster ähnlich sieht. Auch die beiden denselben zugehörigen Ganglien verhalten sich der Hauptsache nach denen von Lonchoptera gleich. Im Ganzen scheint mir ihre Uebereinstimmung so gross, dass wir es hier wohl ohne Zweifel mit homologen Organen zu thun haben. Es würde hier also die vergleichend-anatomische Betrachtung zu derselben Auffassung führen, welche Weismann i) durch seine embryologische Untersuchung von Cdllipliora erzielte : auch er betrachtet diese Gebilde bei letzterer Art als Fühler resp. Maxillartaster. Bei den meisten Cyclorrhaphen sind dieselben einander ausser- ordentlich nahe gerückt und stehen auch öfters dicht beisammen auf einem gemeinsamen Vorsprung. Diese Annäherung lässt sich aber bei der Reduction des Vorderkopfes und Mandibularsegments und der dem gegenüber starken Entwicklung des Maxillarsegments genügend er- klären. Dennoch hat ihre eigenthümliche Anordnung öfters zu der Annahme geführt, dass beide Organe von Grund aus zusammen- gehörten, wie es auch in letzterer Zeit von VVandolleck -) behauptet wurde. Derselbe hat die bezüglichen Gebilde bei einer Anzahl Cyclor- rhaphen untersucht und kommt zu dem Schluss, dass die beiden Organe je einer Seite zusammen als Fühler zu betrachten seien. Das scheint mir aber von vorn herein durchaus unwahrscheinlich, zumal auch Wandolleck beobachtet hat, dass das 2gliedrige Organ vom obern, das Igliedrige vom untern Schlundganglion innervirt wird. Ich muss MiK, der diese Frage in einer Arbeit über die Metamorphose der Trypetine Rhagoletis cerasi L.^) erörtert hat, vollkommen zu- geben, dass dieser Befund gerade der Auffassung als einheitliches Organ widerspricht, und glaube darin um so mehr eine Bestätigung 1) Die Entwicklung der Dipteren im Ei, in: Z. wiss. Zool., V. 18, p. 182. 2) Die Fühler der cyclorrhai)hen Dipterenlarven, in : Zool. Anz., V. 21, 1898, p. 283. S) in: Wien, entom. Zeitung, V, 17, p. 291. Ueber die Larve von Lcnchoptera. 101 für die auf erabryologischem und vergleichend-anatomischem Wege ge- wonnene Auffassung zu finden. Woher die betretfenden Nerven bei Lonchoptera stammen, habe ich nicht genau ermittehi können, doch lässt sich hier wohl keine Ausnahme von der Regel erwarten, dass die Fühler vom obern, die Taster vom untern Schlundganglion innervirt werden. Auch Pantel 1) beschreibt beide Organe bei der Tachinine Thrixion halidmjanum zusammen als ein „organe antenniforme" ; bei dieser Art stehen sie wieder besonders dicht beisammen auf einem gemeinsamen, langen Lappen. In seiner Abhandlung über Flatycepliala planifrons '^) theilt Wandolleck mit, dass der als ganglionäre Masse beschriebene Bulbus au der Basis von Fühler und Taster eigentlich aus Sinneszellen be- stehe; das eigentliche Ganglion, welches auch von Pantel nicht be- obachtet wurde, soll mehr nach innen gelegen sein. Diese Ganglien habe ich aber bei Lonchoptera nicht auffinden können. Als zu Sinnesorganen gehörig fasse ich auch die ocellenartigen Gebilde auf, welche sich an den fadenförmigen Körperfortsätzen vor- finden. Der Fortsatz des Prothorax (Fig. 3) trägt deren 2, beide an der Oberseite. Der Vorderseite genähert liegt ein grösseres, an der Hinterseite, der Basis des Fortsatzes näher, ein kleineres. Am Mesothorax haben die beiden Fortsätze je ein eben solches Organ ; der längere Fortsatz trägt dasselbe am Vorderrand, der kurze Fortsatz am Hinterrand. Während diese beiden weder nach oben noch nach unten schauen, liegt das Sinnesorgan der Abdominalfaden ganz an der Unterseite, dem Vorderrand aber etwas genähert. Von oben gesehen, zeigen diese Gebilde zunächst einen dunklen Ring, welcher einen hellen Raum umschliesst, der in der Mitte einen runden, braunen Fleck zeigt. In Fig. 22 ist ein optischer Durch- schnitt des Organs abgebildet. Es ergiebt sich daraus, dass die dicke, farblose periphere Schicht des Chitins sich nach aussen wölbt, in der Mitte aber unterbrochen ist. Unter diesem Loch liegt ein gewölbtes Chitinplättchen, welches dunkel braun gefärbt ist, was den oben be- schriebenen braunen Fleck veranlasst. Der dunkle Ring wird von 1) Le Thrixion halidayanum Rond., Essai monographique sur une larve parasite du groupe des Tachinaires, in: La Cellule, V. 15, 1898, p. 1. 2j in: Abb. Ber. zool. Mus. Dresden, 1899, Festschr. A. B. Meykr, p. 23. 102 J. C. H. DE MEIJERE, einem ebenso sehr braun gefärbten Chitiuvorsprung ini Innern des Fortsatzes verursacht, welcher sich gerade an der Stelle vorfindet, wo die äussere Chitinschicht sich zu wölben anfängt. Aehnliche ocellenartige Organe werden bei mehreren Dipteren- larven erwähnt, doch wird ihr genauer Bau meistens nur wenig be- rücksichtigt. In der Arbeit Meinert's über die eucephalen Mücken- larven ^) wird z. B. auch am Fühler der Chironomus-LsirYe ein eben solches Organ erwähnt, welches er als organe sensitif (?) anführt. Ich habe mich überzeugen können, dass dieses Organ denselben Bau besitzt wie die von Lonchoptera beschriebenen. Es können die- selben also auch den Fühlern aufsitzen, und es würde sich lohnen, zu untersuchen, ob z. B. bei Oestridenlarven, welche nach Brauer öfters ocellenartige Organe statt der Fühler aufweisen, nicht vielleicht dieses Verhalten so zu erklären wäre, dass hier die Fühler rückge- bildet sind, ihre Anhänge aber erhalten blieben. Gebilde von verwandter Natur finden sich am Körperstamm des Thierchens. Hier liegt nämlich je ein stark lichtbrechendes Kreischen in den untern Ecken der Dorsalplatten (Fig. 4 E), ganz nahe an den Randeinschnitten. Diese sehr kleinen Gebilde (Durchmesser 9 in) weisen auch zu äusserst einen wenig gefärbten, aber deutlichen Ring auf, welcher im Mittelpunkt ein dunkles Fleckchen zeigt. Zwei eben solche Gebilde finden sich hinter der Oberlippe am vordem Ende der viereckigen Kopfplatte. Wieder anders sind die Organe beschaffen, welche die Seiten- ränder der Dorsalplatten tragen (Randpapillen, Fig. 4 Rp). Es finden sich deren jederseits je 2 bei einander an dem 1. — 5. Abdominal- segment (Fig. 1 und 2). Dagegen trägt das 6. Abdominalsegment deren jederseits 4; es stehen nämlich 3 vor den hintern Stigmen und 1 unmittelbar hinter dem Abdominalfaden. Was die Thorakalsegmente anlangt, so zeigt der Mesothorax ein eben solches Organ ; es folgt hier unmittelbar auf den kürzern Fortsatz. Der Metathorax trägt deren jederseits 4. Es liegen diese Gebilde je an einer Stelle des Seiten- randes, welche als Äfittelpunkt für mehrere Randeinschnitte aufzu- fassen ist. Es ist schwer, sich über ihren Bau genau zu unterrichten. So viel ist sicher, dass sie aus einem dunklen Knopf bestehen, welcher von zwei denselben an Länge weit überragenden, blattartigen Gebilden von ungleicher Länge eingefasst ist (Fig. 23). Diese Scheiden sind 1) in: Vidensk. Selsk. Kjobenhavn Skr. (ser. 6), V. 3, 1886. Ueber die Larve von Lonclioptera. 103 länglich dreieckig mit abgerundeter Spitze. Die ganze Länge des Organs beträgt etwa 40 /.i. In etwas modificirter Form treten diese Gebilde an der Ober- seite der Dorsalplatten auf (Fig. 24). Das Knöpfcheu ist hier höher, und die beiden Scheiden, von welchen dieses umgeben wird, haben eine ganz andere Gestalt. Sie werden nach oben hin breiter und enden mit einem gezackten Rande. Diese Organe sind in folgender Weise angeordnet (Fig. 1): Der Metathorax besitzt deren vorn und hinten eine Reihe von 6 Stück, an den folgenden Segmenten befindet sich nur nahe am Hinterende eine eben solche Reihe. Die äussern Gebilde jeder Reihe sitzen etwa 5 Randeinschnitte medianwärts von den kreisförmigen Sinnesorganen in den Hinterecken der betretfenden Segmente entfernt. Der Abstand zwischen je zwei dieser Organe ist ungefähr immer derselbe, nur die zwei in der Mediantiäche stehenden sind einander etwas näher gerückt. Am letzten Abdominalsegment sowie auch am Pro- und Mesothorax fehlen dieselben. Diese Organe sind 24 /< lang und 12 /< breit. Ferner habe ich Organe zu erwähnen, welche sich an den Seiten des Thieres vorfinden (Seitenpapillen). Es kommen hier kleine Papillen vor, welche mit mehreren länglich dreieckigen Härchen besetzt sind (Fig. 25). Derartige Härchen finden sich in dieser Region auch anderswo, sie stehen oben auf den Papillen mehr gedrängt und sind auch etwas länger. Ein denselben angehöriger Strang lässt sich am lebenden Thier ohne Mühe beobachten ; es zeigt derselbe hier das Verhalten, welches von dem als „chordotonales" beschriebenen Organ bekannt ist, zu welcher Kategorie ich diese Gebilde rechnen möchte. Der Metathorax und der 1. — 5. Abdominalring besitzen jederseits ein solches Sinnesorgan ; überdies hat der letzte Abdorainalring deren eine Reihe von 6 am hintern Rande. Lubbock will diese Organe als eine Art Füsse betrachtet sehen, doch haben sie wohl mit der Loco- motion nichts zu schaffen. Die Thiere kriechen , ganz wie die Schnecken, durch von hinten nach vorn sich fortpflanzenden Wellen an der Unterseite. Auch an der Bauchfläche kommen noch eigenthüraliche Gebilde vor, welche ich als Sinnesorgane auffassen möchte. Es finden sich daselbst zwischen den massenhaft vorhandenen hyalinen Härchen mehrere grössere, runde oder ovale Stellen (Durchmesser ca. 60 /<), welche dieser Härchen entbehren, in der Mitte aber einen kurzen Stift aufweisen, welcher von einem zarten Stern umgeben wird (Fig. 26). Eben solche Stellen kommen wohl bei vielen cyclorrhaphen Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. g 104 J- C. H. DE MEIJERE, Dipterenlarven vor. Sehr gut entwickelt und vom gleichen Bau wie bei LoncJioptera traf ich dieselben noch unlängst bei der Larve von Fhytomyza ohscurella Fall., welche in den Blättern von Hex aquifolium niinirt. Bei Lonchoptera stehen deren mehrere in einer Querreihe am hintern Rande der Segmente, und überdies kommen vor diesen Reihen vereinzelte vor. Ihr Durchmesser beträgt etwa 30 — 45 /<. An dem Lappen, welcher die Analötfnung oberseits überdeckt, finden sich 6 derartige Gebilde in einem Bogen angeordnet, aber noch kleiner als die an der Bauchfläche. Auch unten am vordem Theil des Kopfes kommen einige eben solche Papillen vor, von welchen 2 hinter ein- ander in der Nähe der Medianlinie und je 3 zu beiden Seiten direct beim Seitenrand liegen. Bezüglich der Frage, in wie weit eben solche ocellen- oder papillenartige Sinnesorgane, oder wenigstens mit Sinnesorganen in Be- ziehung stehende Gebilde, bei andern Dipterenlarven beobachtet sind, scheinen mir zweierlei Arten von Arbeiten in Betracht zu ziehen zu sein. Zunächst sind von Seiten der Dipterologen eigenthümliche Haut- papillen, besonders bei Cecidomyidenlarven, beschrieben worden. An erster Stelle haben uns die Arbeiten von Kieffer^) und Rübsaamen mit einer ganzen Reihe von Papillen bei diesen winzigen Thierchen bekannt gemacht. Es werden hier Kopf- und Halspapillen, sternale, pleurale, ventrale, anale, dorsale, laterale und terminale Papillen unterschieden. Erst in letzterer Zeit hat Kieffer eben solche Papillen auch bei Tipuliden- und Chironomidenlarven nachgewiesen. Dass die Papillen von Lonchoptera mit denselben homolog sind, das ist mir wenig zweifelhaft. Dafür spricht besonders ihre Anordnung, dann auch ihre Form. Auch die Papillen der Cecidomyiden sind bald ocellenartig, bald spitz, bald als Knöpfchen hervorragend. Dass schon in dieser Gruppe die Ventralpapillen von kreisförmig um dieselben angeordneten Wärzchen (Verrucae cingentes) umgeben sein können, so dass die Papillen wie Blätter aussehen 2), scheint mir doch eine besonders starke Aehnlichkeit mit den ventralen Papillen der Lonchoptera zu sein. In zweiter Instanz scheinen mir hier diejenige Arbeiten von 1) Man vergl. besonders: Kieffer, Ueber Papillen bei Gallmückeu- larven, in: Wien, entom. Zeitung, V. 14, 1895, p. 117. 2) Kieffer , Beobachtungen über die Larven der Cecidomyinen, ibid. V. 14, p. 5. lieber die Larve von Lonchoptera. 105 Wichtigkeit, welche sich auf die Chordotonal-Organe der Insecten beziehen. Um die Kenntniss dieser belianntlich als Hörorgane ge- deuteten Gebilde haben sich besonders Graber ^) und Bolles Lee ^) verdient gemacht. Derartige Organe wurden auch bei mehreren Dipterenlarven nachgewiesen, so von Leydig und Weismann bei Corethrn, von Grobben bei Ptydiopkra und Culex, von Gräber bei Tabanus, Chironamus, Tanypiis und Syrphus^ während Bolles Lee dieselben auch bei Simulium, Psychodn, bei einem Tipuliden, bei Tahanus, Eristalis, 2 andern Syrphiden und bei 2 Mus cid en beobachtete. In den meisten Fällen aber ist die Anheftungsstelle der sogen. „Distalchorda" gar nicht besonders ausgezeichnet, so dass sich denn auch die betretenden Untersuchungen namentlich auf die im Innern der durchsichtigen Larven befindlichen Theile der Sinnes- organe beziehen. Porifere Chordotonal-Organe, wobei das Integument auch besondere Aenderungen aufweist und die Anheftungsstellen als Poren, bezw. Chitinringe erkennbar sind, hat Graber besonders au Flügeln und Halteren aufgefunden. Es scheint mir aber durchaus nicht unwahrscheinlich, dass die betreffenden Stellen auch bei Dipterenlarven bisweilen in besonderer Weise gebildet sind, namentlich bei solchen Larven, wo ein Schutz für diese Stellen nicht überflüssig wäre. Beziehen sich doch die meisten der bis jetzt untersuchten Fälle auf im Wasser lebende Larven. Was nun die betreffenden Organe von Lonchoptera anlangt, so habe ich nur von den Seiteupapillen unzweideutig beobachten können, dass es Chordotonal-Organe sind. Auch ein „Ligament" war bei ihnen nachweisbar ; sie gehören also zu den „Chordotonal-Organen im engern Sinne" Graber's. Die nähere Erörterung der übrigen Gebilde bleibt künftiger Untersuchung vorbehalten. — Dass dasselbe Segment mehrere Chordotonal-Organe besitzen kann, hat Graber zur Genüge darge- stellt: er fand in einem Segment der Ta&awws-Larve fünferlei Chordo- tonal-Organe, nämlich dreierlei triscolopische und zweierlei uni- scolopische. Es scheint mir noch von Interesse, mitzutheilen, dass in einer 1) Die chordotonalen Sinnesorgane und das Gehör der Insecten, in: Arch. mikrosk. Anat., V. 20, p. 506. 2) Bemerkungen über den feinern Bau der Chordotonal-Organe, ibid. V. 23, p. 133. 8* 106 J. C. H. DE MEIJERE, unlängst erschienenen Abhandlung von Hecht ^) über die Larve von Microdon auch an der Ventralseite dieser Larve Gebilde beschrieben werden, welche mit den Dorsalpapilleu von Lonchoptera eine gewisse Aehnlichkeit zeigen. Dieselben sollen dort zwischen den feinen Här- chen, mit welchen die ganze Unterseite dieser Larve dicht besetzt ist, in unregelmässiger Anordnung vorhanden sein. Es sind dies auf kurzen Zapfen stehende und von 4 kleinen, blattähnlichen Läppchen („lauguettes p6taloides") umgebene kleine Knöpfchen. In seiner tig. 5, tab. 11, findet sich eine derselben abgebildet. Auch Hecht möchte diese Organe als Sinnesorgane auffassen. Am Seitenrande dieser höchst eigenthümlichen, auch sehr stark abgeplatteten Larve beschreibt er ferner eine Reihe von etwa 20 Sinnes- organen anderer Art, welche vielleicht mit den Randpapillen von Lonchoptera homolog sind. Was den Circulationsapparat der cyclorrhaphen Dipteren- larven anlangt, so haben unsere Kenntnisse durch die wichtigen^ schon mehrfach citirten Arbeiten von Pantel und Wandolleck eine bedeutende Erweiterung erfahren. Ich habe denselben bei meiner Untersuchung nur sehr wenig be- rücksichtigt, da ich im Allgemeinen einen mit dem von diesen Autoren beschriebenen übereinstimmenden Bau fand und mir die Lonchoptera- Larve nicht das geeignete Material zu sein schien, um etwaige Streit- fragen bezüglich histologischer Details zu entscheiden. Beim lebenden Thier kann man das Pulsiren des Herzens vom Anfang des Metathorax bis unmittelbar vor der hintern Quercommissur der Tracheen beobachten. Auch das Spiel der Ostien (Fig. 28) lässt sich unmittelbar wahrnehmen. Zu jeder Seite des Herzeus liegt eine Reihe von grossen Peri- cardialzellen. Diese erstrecken sich vom Anfang des 2. bis zum Ende des 5. Abdominalsegmeuts. Mehrere enthalten 2 Kerne. Ich muss hier noch zweier eigenthümlicher Stellen Erwähnung thun, welche am vordem Rande des 1. Abdominalsegments liegen, in dem wellige Linien zeigenden Theil, welcher vom Hinterrande des Metathorax überdeckt sein kann (Fig. 27). Daselbst findet sich zu beiden Seiten in der Nähe des Haupttracheenstammes eine runde, farblose Stelle mit breitem Rand (Fig. 27 OK). Diese Stellen wurden von LuBBOCK als Oeff"nungen beschrieben, deren Bedeutung ihm aber 1) in: Arch. Zool. exper. (ser. 3), V. 7, 1899, p. 363. Ueber die Larve von Lonchoptera. 107 nicht klar wurde. Ich habe beobachten können, dass dieselben von einer dünnen Membran überdeckt sind und dass sie erst nach dem Uebergange in das Puppenstadium von den Prothorakalhörnchen der Puppe durchbohrt werden. Schon bei halbwüchsigen Larven Hessen sich diese Stellen nach- weisen; hier war ihre Umgebung noch ganz farblos, während dieselbe bei altern Larven bräunlich erscheint und die dünne, farblose Membran daher viel mehr in die Augen fällt. Imaginalscheil)en. (Fig. 29 u. 30.) Obwohl es sich gewiss lohnen würde, die Imaginalscheiben und ihre Entwicklung bei unserer Larve eingehend zu untersuchen, so habe ich bis jetzt wegen Mangel an Material diese Untersuchung nicht vornehmen können. Hier will ich nur dasjenige mittheilen, was mir für die Auffassung der Körpersomite der Lonchopfera-Lsn-we von Be- deutung erscheint. Eine halbwüchsige, mit Ausschluss des vorstreckbaren Theils etwa 2V2 Kirn lange Larve war durchscheinend genug, um die verschiedenen Imaginalscheiben ohne grosse Mühe am lebenden Thier aufzufinden. Es zeigten sich daselbst zunächst die 3 Paar von Imaginalscheiben für die Beine. Das 1. Paar liegt ventral wärts von den vordem Stigmen, bei ausgestülptem Kopfe zwischen diesen Stigmen und dem durchschimmernden Hinterende des Pharynx; das 2. Paar an der Unterseite des Mesothorax; das 3. Paar in der Nähe des Proventri- culus. Von der Unterseite gesehen zeigen sich diese Paare als runde Scheiben. An der weichen Seitenwand des Meso- und Metathorax sind mit kurzen Stielen die Imaginalscheiben der Flügel resp. der Kölb- chen angeheftet. Erstere waren hier 200 //, letztere 100 /n lang. Ueber ihre Form giebt Fig. 29 Aufschluss. Sie stehen in unmittel- barem Zusammenhang mit der Hypodermis. Wie aus der Figur er- hellt, befinden sich die Anlagen der Kölbchen im vordem Abschnitt des Metathorax. Beide Paare von Imaginalscheiben liegen dicht hinter den „chordotonalen" Organen, aber etwas mehr dorsalwärts ; die Flügel- anlagen sind 100 ^/, die Kölbchenanlagen 75 /< von denselben entfernt. Alle diese Imaginalscheiben zeigen an der dem Innern des Larven- körpers zugekehrten Seite eine Wucherung, woraus der betreffende Körperanhang der Imago seinen Ursprung nimmt. In einer erwachsenen Larve fand ich alle Imaginalscheiben in bedeutend vorgerückter Entwicklung wieder. Durch Längsschnitte 108 J. C. H. DE MEIJERE, habe ich mich überzeugen können, dass die Imaginalscheiben der Reine hier durch ziemlich lange Stiele mit der Hypodermis zusammen- hängen (Fig. 30 Jb^ u, Jb.^), was wohl zu erwarten war, seitdem wir durch die Untersuchungen, namenthch von Van Rees, wissen, dass dies auch bei der CalUpJiora-LRrve der Fall ist. Doch sind da die betreffenden Stiele noch bedeutend länger. x\uch die Kopfblasen sind bei Lonchoptera lang gestielt. Auf Längsschnitten lässt sich ohne Mühe erkennen, dass ihr Stiel mit den obern Fortsätzen der Kiefer- kapsel zusammenhängt (Fig. 30 Au). Weiter unten werde ich auf diese Verhältnisse zurückkommen müssen. Die kleineu ventralen Kopfimaginalscheiben, welche von Künckel d'Herculais bei Volucella und von Bruno Wahl bei Eristalis be- obachtet sind und aus denen die Unterlippe der Fliege hervorgehen soll, finden sich an gleicher Stelle auch bei Lonchoptera. Auch Pratt i) hat bei Melophagus zwei ebensolche Imaginalscheiben beschrieben, welche mit den oben erwähnten homolog zu sein scheinen. Nach ihm soll sich gerade dadurch Melophagus von den Museiden unterscheiden ; ich erachte es aber als wahrscheinlicher, dass sich bei genauer Unter- suchung auch bei Museiden - Larven wenigstens Spuren derselben werden auffinden lassen. Ob die bei Van Rees in fig. 1 ganz vorn im Kopf angegebene Imaginalscheibe vielleicht schon eine eben solche ist, weiss ich nicht zu sagen, zumal ich dieselbe im Text nicht er- wähnt finde. Während an der Ventralseite des Rectums sich als Anhänge die beiden ausstülpbaren Darmkiemen vorfinden, habe ich an demselben dorsal 2 kleine Anhänge von kugelförmiger Gestalt beobachtet. Es schienen mir dieselben als Imaginalscheiben zu deuten zu sein. W^as aber aus ihnen hervorgeht, weiss ich nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Sie sind in Fig. 21 von der Oberseite, in Fig. 16 im Längsschnitt dargestellt. Das Puppenstadium. (Fig. 32 u. 33.) Ende April 1899 war ich so glücklich, in Bussum einige Puparien zwischen dürrem Buchen- und Eichenlaub aufzufinden ; dieselben waren an den trocknen Blättern festgeklebt, lösten sich aber leicht; aus einigen war die Fliege schon ausgekrochen. Beim Uebergang in das Puppenstadium ändert sich die Larven- 1) Beiträge zur Kenntniss der Pupiparen, in: Arch. Naturg., 1893. 2) Beiträge zur Kenntniss der inuern Metamorphose von Musca vomitoria, in: Zool. Jahrb., V. 8, Anat., li Ueber die Larve von Lonchoptera. 109 haut, die, wie bekaant, hier die eigentliche Puppe umhüllt, an der doch schon ziemlich festen Dorsalseite nicht. Dagegen werden die Seiten des Körpers und die Ventralfläche bedeutend härter und dunkler, so dass zuletzt die Farbe unten nur wenig lichter als oben (dunkel braun) ist. Oberseits ist das Puparium glänzend und gewölbt, die flache Unterseite ist matt. Kopf und Prothorax finden sich in ganz zurückgezogenem Zustande. Die ersten Aenderungen des Larvenkörpers, nachdem ihre Haut sich zum Puparium erhärtet hat, habe ich nicht beobachten können, doch lässt das Verhalten der Imaginalscheiben mit Grund vermuthen, dass sich hier dieselben Processe abspielen werden, welche von den Museiden durch die Arbeiten von Weismann, Van Kees, Ganin, KowALEVSKY u. A. bekannt sind. Es werden sich ebenso wie dort die feinen Stiele, durch welche die Imaginalscheiben mit der Hypo- dermis zusammenhängen, allmählich erweitern und die Beine, Flügel und Kölbchen heraustreten, während aus der Kopf blase sich der Kopf mit seinen Anhängen bildet. Wir müssen also zunächst ein Stadium finden, wo von Kopf und Thorakalanhängen noch nichts zu beobachten ist. Ein derartiges hat nun gerade Lubbock ^) in seiner Abhandlung l)«schrieben, indem er sagt: „When the larva is füll grown, it detaches itself from the skin, which retains its form, and within which the insect changes into a white, opaque, fleshy grub (tab. 11, fig. 9), consisting apparently of thirteen segments, which gradually diminish in size from one end to the other. There are no limb cases. The skin in covered with small papillae." Obgleich dies also im Ganzen stimmt mit demjenigen, was zu erwarten wäre, habe ich dennoch Grund, zu vermuthen, dass es sich hier um eine sonderbare Verwechslung handelt. Ich habe näm- lich auch die völlig ausgebildete Puppe studiren können und fand da, dass dieselbe keine Spur von Papillen zeigt. Wenn das von Lubbock beschriebene Stadium also zu Lonchoptera gehörte, so müsste inner- halb des Pupariums noch eine Häutung stattfinden. Davon ist aber bei Musciden-Larven nichts bekannt, und hier finden sich auch keine Papillen an der Haut des eben ins Puppenstadium übergegangenen Thieres. Wenn eine Abweichung von den bei den Museiden vorkommenden Verhältnissen nun allerdings möglich wäre, so glaube ich doch die Sache anders erklären zu müssen. In einem Puparium fand ich 1) On the development of Lonchoptera, in: Trans, entom. Soc. London, (ser. 3) V. 1, 1862 — 64, p. 34L HO J. C. H. DE MEIJERE, nämlich ein Gebilde, welches in allem, also auch was die Papillen anlangt, mit der Beschreibung Lubbock's übereinstimmt. Dasselbe lag lose in dem Puparium, welches es aber fast ganz ausfüllte. Die genauere Untersuchung desselben ergab aber, dass es sich hier um eine Schlupfwespenlarve handelte. Die Mundtheile Hessen dies be- stimmt erkennen. In Fig. 31 habe ich einen Theil der Haut dieser Larve abgebildet, und ich glaube, dass eine Vergleichung mit der Abbildung Lubbock's meinen Schluss rechtfertigen wird, dass Lubbock es mit einer eben solchen Larve zu thuu hatte. Bei einer Lonchoptera- Larve derselben Stelle, welche mir den oben beschriebenen Parasit lieferte, traf ich noch eine kleine Schlupf wespenlarve innerhalb der Leibeshöhle in der Nähe des Proventriculus. Was nun die ausgebildete Puppe der Lonchoptera selbst anlangt, so zeigt diese eine ziemlich derbe Chitinschicht von bräunhcher Farbe. Eigenthümlich ist die viereckige Kopfscheide (Fig. 32), mit den ziem- lich langen Anhängen für die Fühler. Die Beinscheiden haben die gewöhnliche Lage ; die der Hinterbeine erreichen gerade die Spitze des Abdomens. Auf zwei lappenartigen Anhängen des Thorax (Fig. 32 Frl) finden sich die Prothorakalhörner. In Kurzem hoffe ich eine vergleichende Untersuchung dieser Gebilde bei den verschiedeneu Abtheilungen der Dipteren zu publiciren. Ich will hier nur das Folgende erwähnen: Jedes Hörn (Fig. 33) ist 45 ^i lang und 24 i.i breit und zeigt am Ende und an der dem Körper zugewandten Seite zahlreiche sehr feine Tüpfel, welche mir von einer sehr dünnen Membran geschlossen zu sein scheinen. Zwischen der Trachee und dem Hörn findet sich ein Abschnitt, dessen Wand eine Menge dicht beisammen liegender, ovaler, verdickter Stellen zeigt und einem Tüpfelgefäss, wie solche bei den Pflanzen allbekannt sind, ähnlich sieht. Einige Zeit nach der Verpuppung durchbohren diese Stigmen- hörner die hellen Kreischen, welche sich am Vorderraud des L Ab- domiualringes des Pupariums vorfinden und von mir schon oben be- schrieben wurden. Es braucht dies aber nicht immer mit beiden Hörnchen der Fall zu sein; ich habe nämlich eine Fliege aus einer Puppe gezüchtet, welche nur das eine Hörn durch das Puparium hin- durch gebohrt hatte. Wenn die Imago so weit ausgebildet ist, dass dieselbe das Puparium verlassen kann, so drückt sie dasselbe längs einer vorher schon sichtbaren Tförmigen Linie auf. Der Querstreifen dieser Linie liegt in der Mitte des Metathorax; der längs verlaufende Theil er- streckt sich von da bis zum ersten Anfang des 3. Abdominalringes. üeber die Larve von Lonchoptera. XW Die Stellung der Loiicliopteriden im System. Die Gattung Lonchoptera Meig. findet sich zuerst erwähnt in Illiger's Magazin f. Insectenkunde, V. 2, 1803^). Daselbst ist die Gattung zwischen Platypeza und Satyrus [= DoUcJiopus] eingereiht. Die Diagnose Meigen's enthält Folgendes: „Die Fühler vorgestreckt, Sgliedrig; das 1. Glied kurz, fast walzenförmig, das 2. becherförmig, das 3, eirund, flach, mit einer ge- gliederten Borste am Ende. Die Flügel lanzettförmig, parallel." Einige Jahre später wurde Lonchoptera lutea Panz. (Meig. in litt.) abgebildet in: Panzer's Fauuae Insectorum Germaniae Initia^). 1824 stellte Meigen ^) die Lon chopteren als Familie Oxy- pterae zwischen Dolichopodes und Scenopinii. Auch er bemerkt, dass die Fliegen „etwas Eigenes in ihrer Bildung haben , das sie leicht kenntlich macht." Inzwischen hatte Fallen^), um 1820, seine Dipsa furcata, vtelche eine Mischart ist und mehrere Lonchopteren einschliesst , publicirt und sie den Phy tomy ziden zugerechnet. Hierin folgte ihm später (1848) Zetterstedt 5). Macquart führt im 2. Band seiner „Histoire naturelle des In- sectes. Dipteres ", welcher 1835 erschien, die Lonchopteriden als 3. Tribus seiner Abtheilung „Athöriceres" auf. Sie finden sich daselbst zwischen den Cephalopsiden (= Pipunculiden) und den Platy- peziden. Auf p. 13 giebt er eine Zusammenstellung verschiedener Ansichten über die Lonchopteriden, welche hier zu wiederholen mir der Mühe werth erscheint. Es heisst daselbst : „Le genre Loncho- ptere forme seul une tribu tres-distincte que Ton ne peut comprendre dans aucune autre sans nögliger les consid6rations les plus impor- tantes. Le facies et la largeur du front dans les deux sexes semblent le rapprocher des groupes införieures des Museides, et M. Latreille, dans le regne animal, a cru devoir le placer en effet dans la division des Scatomyzides ; mais le style des antennes terminal, et la dis- 1) Meigen. Versuch einer neuen Gattungseintheilung der euro- päischen zweiflüglichen Insecten. p. 272. 2) p. 108, fig. 20, S, fig._2i, ? (1809). 3) Systematische Beschreibung der bekannten europäischen zwei- flügligen Insecten, V. 4, p. 105 (1824). 4) Diptera Sueciae, Phytomyzides. 5) Diptera Scandinaviae, V. 7, p. 2800. 112 J. C. H. DE MEIJERE, Position des nervures alaires, s'opposent a cette assimilation. Fallen, en les plagant parmi les Phytomyzides, plus reculees encore daas la s6rie, n'a eu 6gard qu'ä l'absence de la cellule discoidale des alles, et ce rapprochement nous parait egaleraent peu naturel. M. Meigen a senti la necessite d'isoler ces Dipteres, et en a forme une de ces familles sous le nora d'Oxyptera, que nous n'avons pu adopter ä cause de sa trop grande resserablance avec celui de nos 0 c y - ptera. Cet auteur place ce groupe ä cote des Dolichopodes; rnais outre que la trompe bis^tole et l'inseition des palpes ne permettent pas de Ten rapprocher ainsi, les alles pr6sentent aussi des nervures tres diöerentes, et nous ne voyons guere des rapports que daus la formation de l'organe copulateur egalement developp6 et accompagne de lanielles. D'apres cet exauien comparatif, nous croyons devoir placer les Lonchopterines au nombre de ces petites tribus d'Ath^ri- ceres, dans lesquelles Forganisation semble indetermin^e avant de presenter le type qu'elle doit couserver si longtemps dans Timmense s6rie des Museides." Schiner hat in seiner „Fauna Austriaca" von 1862 ebenso wie Macquart, die Lonchopteriden zwischen Platypeziden und Pipuncu- liden gestellt; doch geht er auf die Frage, ob dies die richtige Stelle sei, überhaupt nicht ein. Westwood ^) stellt sie sowie auch Platy- peza mit Scenojnnus zusammen, in die Nähe der BoUchopodidae. Durch die Entdeckung der Larve von Seiten Lubbock's trat die Sache in ein neues Stadium ein, um so mehr, als wenige Zeit später die Bedeutung der Larvenstadien für die Verwandtschaft der Dipteren namentlich von Brauer besonders hervorgehoben wurde. Das eigenthümliche Aussehen der Larve und besonders die Tförmige Spalte, mit welcher sich das Puparium öffnet, schienen Lub- BOCK auf eine Verwandtschaft mit den Stratiomyiden hinzuweisen. Es findet sich hierüber in seiner Abhandlung folgende Aeusserung: „It may however be permitted to suggest, that the true position of Lonclioptera is among the Xotacantha, not very far perhaps from Sargus''' Ungefähr dieselbe Ansicht behält auch Brauer in seiner bekannten Abhandlung über die Dipterenlarven einstweilen bei. Hier finden sich die Lonchopteriden als „Acroptera" an der Spitze der Orthor- rapha brachycera. Darauf folgen dann zunächst die Stratiomy- 1) Introduction to the modern Classification of insects, 1840, V. 2, p. 554. üeber die Larve von Lonchoptera. 113 iden. Doch sagt Brauer selbst (p. 2) : „üeber die P'amilie Loncho- pteridae kann ich nur bemerken, dass mich der Bau des Nervensystems der Larve und die mit Stratiomys verwandte Verpuppungsart veranlasst haben, die Tribus Acroptera vor die Tribus Platygenya zu stellen, obschon damit eine wirkliche Verwandtschaft mit den folgenden Famihen nicht angedeutet sein soll. Die Mundtheile der Larve sind ganz unbekannt und man weiss nicht, als was die keglige Kapsel am Kopfende zu deuten sei. Immerhin sind dieselben aber sehr ver- schieden von den Mund- und Schlundtheilen der Platypeziden, wohin Westwood Lonchoptera stellen will, und das Auskriechen der Fliege erfolgt bei dieser wie bei allen Orthorrhaphen, auch der Kopfbau der Fliege zeigt sich nach Becher ohne Bogennaht und ohne Lunula." Er stimmt also zu, dass die Larve noch zu wenig untersucht sei, um mit Gewissheit die Stelle dieser Gruppe auszumachen, und führt auch die Lonchopteriden als eine wahrhaft zweifelhafte Gruppe an. An anderer Stelle ^) heisst es noch : „Es giebt nur eine einzige orthor- rhaphe Fliege {Lonchoptera), bei welcher nicht alle Charaktere der Orthorraphen auf die Larve passen, wohl aber das wichtigste Merkmal, die Art der Häutung, und diese scheinbare Ausnahme ist vielleicht durch die mangelhafte Kenntniss der Mundtheile und des Kopfendes erklärbar.'^ Auch ihm entging es nicht, dass gewisse Merkmale der Larve auf die Cyclorrhaphen hinweisen, indem er auf p. 9 seiner Arbeit über Diptereu- larven P'olgendes anführt: „So ist es andrerseits die Tribus Acrop tera, welche durch ihre bestimmt orthorrhaphe Larva pupigera sich den Cyclorrhaphen nähert, weil der die Fühler tragende Complex häutig bleibt, wie bei allen Cyclorraphen und keiner orthorraphen Larve." Doch fügt er hinzu: „Ein Schlundgerüst, wie es den cyclorrhaphen Larven zukommt, fehlt, und die Kapsel der Lonchoptera-h&xsQ lässt mit den Formen des Schlundgerüstes jener keinen Vergleich zu." Es kann nicht Wunder nehmen, dass die Einreihung in die Nähe der Stratiomyiden, welche beim Mangel genauerer Untersuchungen des Larvenstadiums doch nur durch gewisse äussere Aehnlichkeiten ge- stützt wurde, von andern Seiten Anfechtung erfahren hat. Fehlt doch zwischen den Imagines beider Gruppen jede nähere Verwandtschaft, So hat zunächst Mik bei Besprechung der Arbeit Brauer's gerade in dieser Hinsicht seine Zweifel an der Richtigkeit der BRAUER'schen Ansicht ausgesprochen. Es scheinen ihm „die Lonchopteriden zu den 1) Systematisch-zoologische Studien, in: SB. Akad. Wiss. Wien, V. 91, 1885, p. 413. 114 J. C. H. DE MEIJERE, Strationiyiden einmal durchaus nicht passen zu wollen"; er möchte dieselben einstweilen lieber hinter die Dolichopodiden gestellt wissen. In der Nachbarschaft letzterer werden sie auch von Osten-Sagken i) untergebracht. Mit den Asiliden, Dolichopodiden, Empiden bringt er die Lonchopteriden zu seiner Abtheilung: Orthorrhapha Brachy- cera Energopoda, wohin auch die Phoriden mit Vorbehalt ge- stellt werden. Es möchte bei diesem Stand der Frage Sharp in seinem neu er- schienenen Handbuch „The Insects" -) wohl mit Recht sagen, dass diese Fliege eine eingehende Untersuchung verdiene. In diesem Buch findet man sie zwischen Acroceriden und Mydaiden gestellt. Es möge nun zunächst erörtert werden, welche Ansicht sich meinen Untersuchungen entlehnen lässt. Da glaube ich im Allgemeinen sagen zu dürfen, dass sich die Argumente für die Zugehörigkeit der Lonchopteriden zu den Orthor- rhaphen bedeutend verringert haben ; dagegen werden dieselben den Cyclorrhaphen näher gebracht, obgleich die Larven in einiger Hinsicht von dem, was bis jetzt von cyclorrhaphen Dipterenlarven bekannt war, abweichen. Gehen wir zunächst die Punkte durch, worin sie mit den Cyclorrhaphen übereinstimmen, so sind folgende zu erwähnen : 1) Die Bildung des Kopfes. Als ich oben das Kopfskelet und die Imaginalscheiben des Kopfes beschrieb, habe ich absichtlich daselbst keine andern Dipterengruppen zum Vergleich herangezogen, damit ich später nicht in Wiederholungen zu verfallen brauchte. Es möge jetzt an dieser Stelle erörtert werden, in wie weit LoncJioptera sich in dieser Hinsicht den Cyclorrhaphen ähnlich verhält. Bekanntlich hat schon Weismann in seinen grundlegenden Studien über die Muscidenentwicklung darauf hingewiesen , dass die eigen- thümliche Kopfbildung der cyclorrhaphen Larven besonders dadurch veranlasst wird, dass hier die vordem Kopfsegmente sich in die folgenden eingestülpt haben. Der sogenannte Pharynx besteht also aus zwei Abschnitten von verschiedenem Ursprung. Nach Weismann soll der vor dem Maxillarsegment liegende Theil des Kopfes in der Weise eingestülpt werden ; auch hat Weismann schon nachgewiesen, dass die Imaginalscheiben des Kopfes mit diesem Pharynx in Zu- sammenhang stehen. An welcher Stelle des Pharynx aber diese Ver- bindung Statt findet und wo die Grenze zwischen den zwei Abschnitten ' 1; in: Berlin, entom. Zeitschr., V. 41, 1896, p. 371. 2) Cambridge Natural History. Insects, V. 2, p. 490. Ueber die Larve von Lonchoptera. 115 desselben zu ziehen ist, das wurde bislang nicht genau untersucht, und darüber findet mau die verschiedensten Anschauungen. Es scheint mir diese verschiedenartige Auffassung besonders durch die Behauptung Weismann's verursacht zu sein, dass die ganz vor dem dünnen Oesophagus liegende Partie des Darmtractus, welchen Theil auch er als „Pharynx" anführt, seinen Ursprung der Einstülpung des Vorderkopfes verdanke. Diese Annahme, welche sich ohne nähere Begründung am Ende der genauen Erforschung der Kopfbildung in seiner embryologischen Untersuchung von CalUphora vomitoria findet ^), scheint mir durchaus falsch. Ihr widerspricht schon die Thatsache, dass sich bei Lonchoptera ohne eine Einstülpung des Vorderkopfes ganz derselbe „Pharynx" nachweisen lässt. Auch darin, dass die Stirnblasen mit dem hintern Ende dieses Pharynx zusammenhängen sollen -), hat Weismann nicht das Richtige getroffen. Aus den figg. 1, 7 u. 8 der Arbeit von Van Rees über die innere Metamorphose von Musca vomitoria^) ergiebt sich, dass dieser Autor den Zusammenhang der Stirnblasen mit den obern Fortsätzen des Schlundgerüstes richtig beobachtete; es kann aber nicht zutreffend sein, diese Gebilde, welche bis zum Uebergang in das Puppenstadium kein Lumen aufweisen, als „Pharynx" zu deuten; dieser Name kommt dem von Van Rees als Oesophagus bezeichneten Abschnitt zu. Erst Bruno Wahl hat in seiner schon mehrmals von mir citirten Arbeit ^) diese Frage zu erledigen gesucht und für Erisialis das Ver- halten genau erörtert. Doch wird das Schema wohl der Hauptsache nach für alle Cyclorrhapheu dasselbe sein. Wahl bezeichnet die ganze eingestülpte Kopfpartie als Kopf- blase. Dieselbe unifasst das Kopfatrium und den Frontal- sack. Unter Kopfatrium versteht er jenen Theil der Kopfblase, welcher als Einleitungsabschnitt des larvalen Darmes fuugirt, unter Frontalsack aber die tiefe Einstülpung an der Dorsalwand des Kopf- atriums, welche die eingestülpte Stirnregion darstellt: d. h. also die Imaginalscheiben des Kopfes; diese enthalten die Anlagen der An- tennen und der Facettenaugen. Nach Wahl giebt es nur einen, medianen Frontalsack, so dass auch die Augenblasen noch median mit einander verbunden sind. 1) in: Z. wiss. Zool., V. 13, p. 181. 2) ibid. V. 14, p. 244. 3) in: Zool. Jahrb., V. 3, Anat., p. 1. 4) Ueber das Tracheensystem und die Imaginalscheiben der Larve von Eristalis tenax, in: Arb. zool. Inst. Wien, V. 12. 116 J. C. H. DE MEIJERE, Aus dem von Wahl gegebenen Schema erhellt ferner zunächst, dass das Kopfatrium einen verhältnissniässig kurzen Abschnitt dar- stellt, während der ganz hinter der Einmündungsstelle des Aus- führungsganges der Speicheldrüse liegende, und auch bei Eristalis durch „fanoni" ausgezeichnete Theil als von vorn herein zum Darm- tractus gehörig zu betrachten ist. Die Einmündungsstelle des Frontal- sacks liegt also auch dicht hinter der Mundötfnung und nicht am hintern Ende des Pharynx, wie Weismann meinte und wie es z. B. in dem von Kouschelt u. Heider in dem „Lehrbuch der vergl. Ent- wicklungsgeschichte" gegebenen Abbildung (fig. 527 A) dargestellt wird; auch Packard hat also Unrecht, wenn er in seinem „Textbook of Entomology" (p. 675) den ganzen Pharynx als eingestülpten Kopf- theil beschreibt ; ebenso Pratt ^) ; noch mehr aber Wandolleck 2), wenn er den ganzen Larvenkopf im Thorax verschwinden lässt. Meines Erachtens hat auch Wahl die eingestülpte Partie noch zu gross an- genommen, indem sein Kopfatrium offenbar auch die primäre Mund- höhle mit umfasst. Unten wird dasselbe ja von der Unterlippe be- grenzt, welche sich an der Einstülpung gar nicht betheiligt. Ein weiterer, wichtiger Fund Wahl's ist es, dass der Frontalsack nicht nur in der Medianlinie, sondern auch längs einer sich auch seitwärts erstreckenden, bogenförmigen Linie mit dem Kopfatrium zu- sammenhängt und dass namentlich in den Seitentheilen das überhaupt winzige Lumen durch eine dunkel gefärbte Chitinmasse angefüllt ist, wodurch zwei flügelartige Chitinplatten entstehen. Ein Vergleich mit dem bekannten Schlundgerüst der Museiden lehrt nun sogleich, dass diese Platten nichts andres sind als die obern Gräten dieses Gerüsts. Der Bildung des Kopfatriums wegen liegen diese Chitinplatten hier ganz im Innern des Kopfes, welcher auch weiterhin an der Oberfläche gar keine Harttheile aufweist. Bei den Orthorrhaphen dagegen ist der Kopf bekanntlich ent- weder mit vollständiger chitinöser Kapsel umgeben (Eucephalen, Brauer), oder es sind noch von einander getrennte, oberflächliche Chitinplatten nachweisbar; dieselben werden als die „Kieferkapsel" zusammengefasst. Wohl sehr wenig entwickelt ist diese Kieferkapsel bei Empiden und Dolichopodiden. Hier ist nach Brauer's Figuren-^) 1) Beiträge zur Kenntiiis.s der Pupiparen, in: Arch. Naturg., 189.3. 2) Abb. Ber. zool. Mus. Dresden, 1899. Festschr. A. B. Meyer, p. 2G. 3) Systematische Studien auf Grundlage der Dipterenlarven, in : Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Cl., 1883, fig. 72—79. Ueber die Larve vou Loiichoptera. 117 oberseits eine dreieckige Platte erkennbar, welche vorn in eine Spitze ausläuft; letztere stellt die Oberlippe dar. Am hintern Ende dieser frei liegenden Chitinplatte setzen sich zwei Chitingräten an, welche unter der Haut fortlaufen und von Brauer als Zopfgräten unterschieden werden. Die Anwesenheit dieser Gräten setzt aber eine entsprechende Einstülpung der Hypodermis voraus, und obgleich bis jetzt von dieser Familie keine Larve darauf hin untersucht wurde, wage ich doch die Behauptung, dass das Ende dieser Ausstülpung die Augenblase dar- stellt ; diese Hypodermisausstülpung würde dann also dem Frontalsack entsprechen, welcher hier beim Mangel eines Kopfatriums als Anhang der freien Kopf Oberfläche auftritt, und die Zopfgräten den obern Gräten des Schlundgerüsts homolog sein. Diese Behauptung wird dadurch unterstützt, dass bei Lonchopfera ein Zwischenzustand vorkommt. Hier ist allerdings eine kleine, trapezförmige Chitinplatte an der Kopfoberseite erkennbar, welche also einer sehr wenig entwickelten Kieferkapsel entspricht ; doch setzt sich hier dieselbe nicht einmal bis auf die Oberlippe fort, indem letztere hier oberseits nur von membranöser Haut bekleidet erscheint. Ich habe beobachten können, dass die Augenblasen hier mit den hintern Fortsätzen dieser Chitinplatte unmittelbar zusammenhängen. Diese Imaginalscheiben sind also auch hier Anhänge der freien Oberfläche, und, dem primitiven Verhalten der Mundtheile entsprechend, fehlt ein Kopfatrium. Im Uebrigen zeigt sich aber eine sehr beträchtliche Ueberein- stimmung mit den Museiden. Namentlich gleicht der Pharynx mit seinen charakteristischen fanoni ganz dem von Eristalis und Calli- phora. Nur die zwei Chitingräten an der dorsalen Pharynxwand finde ich von keiner cyclorrhaphen Larve erwähnt. Andrerseits aber lässt sich bei Betrachtung der BRAUER'schen Figuren von Hilara und Dolichopus auch eine Aehnlichkeit mit Lonchoptera nicht verkennen. 2) Das Verhalten der Imaginalscheiben. Dieselben sind, so weit unsere immerhin sehr dürftigen Kenntnisse bis jetzt reichen, bei den Orthorrhaphen wenigstens zum Theil in breitem Zusammenhang mit der Hypodermis und sofort als sackartige Einstülpungen derselben erkennbar. So sind nach den Untersuchungen von Miall und Ham- MOND bei Chironomus nur die Kopfblasen tief in den Körper einge- stülpt, die übrigen Imaginalscheiben behielten aber ein primitives Ver- halten bei. Dagegen sind alle Scheiben der cyclorrhaphen Dipteren- larven (die obern Prothorakalscheiben ausgenommen) weit von der 118 J. C. H. DE MEIJERE, Hypodermis entfernt, obgleich sie auch hier, wie jetzt wenigstens von einigen Formen mit Bestimmtheit nachgewiesen ist, als Einstülpungen der Hypodermis aufzufassen sind, mit welcher sie zuletzt nur durch feine Stiele zusammenhängen. Diese Stiele, welche Van Rees bei CallipJiora vomitoria nur an den Schwingerscheiben nicht nachweisen konnte, hat Wahl, der EristaUs untersuchte, auch bei letztern auf- gefunden. Auch bei Lonchoptera sind nun, wenigstens bei erwachsenen Larven, die Bein- und Flügelscheiben durch feine Stiele mit der Hypo- dermis verbunden, wie ich einige derselben in Fig. 29 u. 30 ange- geben habe. Es lässt sich vermuthen, dass in Folge dieses Ver- haltens, ebenso wie bei den Muscidenlarven, an der Puppe in der ersten Zeit keine Spur von Körperanhängen nachweisbar ist, während bei den Orthorrhaphen die Puppe sogleich vollständig ausgebildet erscheint. 3) Die Bildung des Pupariums. Während bei der einzigen orthor- rhaphen Familie, welche hier in Betracht kommt, nämlich bei den Stratiomyiden, die an sich schon starre Larvenhaut bei der Ver- puppung gar keine Veränderungen erfährt, wird sie bei den Cyclor- rhapheu bekanntlich sehr erhärtet und meistens auch viel dunkler gefärbt. Auch bei Lonchoptera ändert sich die Haut bedeutend, mit Ausnahme aber der an sich schon harten Bekleidung der Dorsalfläche. Die bei der Larve weissliche, biegsame Haut der übrigen Körpertheile wird starr und auch merkbar verdunkelt. Die Oefifnungen, durch die die Hörner hervortreten, sind bei der Larve als mit dünner Membran bedeckte Stellen präformirt; sie sind schon bei Jüngern Larven nachweisbar. 4) Als von besonderer Wichtigkeit betrachte ich das Verhalten der Puppeustigmen. Dieselben sind nur am Prothorax vorhanden; die Puppen sind also, wie die Muscidenpuppen, propneustisch. Dagegen besitzen, wie ich mich überzeugen konnte, die Puppen der Stratio- myiden auch Stigmen an mehreren Ringen des Abdomens; sie sind also peripneustisch, wie auch die Puppen von Cecidomyiden, Myceto- philiden, Empiden u. s. w. 5) Die Prothorakalstigmen der Puppe durchbohren die Haut des Pupariums. Dieses Verhalten ist bei keinem Stratiomyiden aufge- funden worden, dagegen ist es schon seit langer Zeit von mehreren Cyclorrhaphen bekannt. Namentlich von EristaUs wurde das eigen- thümliche Verhalten dieser Hörnchen schon im vorigen Jahrhundert von Reaumur ausführlich beschrieben. Es kommt aber auch bei Ueber die Larve von Lonchoptera. 119 vielen andern vor. Gerade mit der Untersuchung dieses Gegenstands habe ich mich bereits seit Lingerer Zeit bescliäftigt : ich möchte mir die Erörterung meiner Resultate aber für eine nächstfolgende Publi- cation vorbehalten. In folgender Hinsicht weicht LoncJioptera, was die Larven an- langt, von den Cyclorrhajjhen ab : 1) Die Mundtheile sind viel weniger rückgebildet, als es in letzterer Abtheilung der Fall ist. Besonders gilt dies für die Unter- kiefer, von welchen letztere höchstens den Taster als kleines, meistens den Fühlern sehr nahe liegendes Gebilde erhalten haben. Auch die Unterlippe ist bei Cyclorrhaphen nicht so gross und deutlich. Da- gegen zeigt Lonchoptera nicht die grossen Mundhaken, welche vielen cyclorrhaphen Larven eigenthümlich sind. Deren vergleichend-ana- tomische Deutung ist aber noch nicht sicher gestellt; Oberkiefer sind es jeden Falls nicht, weil Weismann ^) nachgewiesen hat, dass letztere hier zu einem der Ventralwand des Pharynx anliegenden, zahnartigen Haken verschmelzen, welcher bei der ersten Häutung abgeworfen wird, ohne sich wieder zu erneuern. Dieselben kommen aber nicht allen cyclorrhaphen Larven zu; so sollen sie z. B. auch bei Platypeza fehlen, indem hier als einziger Harttheil des Mundes eine Chitin- zähuchen tragende, einer Schneckenzunge ähnelnde Platte vorkommt. Die beiden vom Schlundgerüst ausgehenden Chitinstäbe an der Unter- lippe zeigen dadurch, dass sie mit der Fläche vertical stehen, An- näherung an das Verhalten der Dolichopodiden und Empiden ; doch sollen dieselben hier convergiren und an der Spitze zusammenhängen. Bei diesen Familien zeigen aber die Oberkiefer wieder ein andres Verhalten, indem dieselben hier stark entwickelt sind und einander parallel liegen, was gerade für die Orthorrhapha brachycera im Allgemeinen charakteristisch ist. Doch finden sich in letzterer Abtheilung auch mehrere Fälle von reducirten Oberkiefern, so z. B. bei Bombyliiden. Ueberhaupt ist die Uebereinstimmung der Mundtheile von Loncho- j)tera und derjenigen der Orthorrhapha brachycera eine be- trächtliche, wie z. B. die Betrachtung der BRAUER'schen Abbildungen -) li Die Entwicklung der Dipteren im Ei, in: Z. wiss. ZooL, V. 14, p. 183. 2) Systematische Studien auf Grundlage der Dipterenlarven, in : Denkschr. Akad. Wiss. Wien, math.-nat. Ol, V. 97, ]883, tab. 4, fig. 73, 74 u. 77. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 9 120 J. C. H. DE MEIJERE, von DoUchopus und Hilara lehrt. Die an der Oberseite des Kopfes liegende, cals Fortsetzung der Oberlippe zu betrachtende „Kiefer- kapsel" ist in diesen Fällen aber doch grösser. Bei den Museiden ist dieser Theil meistens ganz rudimentär und im Kopfatrium versteckt; es nimmt also auch in dieser Hinsicht Lonchoptera eine vermittelnde Stelle ein. Mit den BRAUER'schen Ab- bildungen allein ist die Homologie der verschiedenen Chitintheile nicht in genügender Weise zu ermitteln. Es würde sich gewiss lohnen, Larven dieser Familien eingehend in Vergleich mit der Lonc}ioj)tera-La.rye zu untersuchen, was mir zur Zeit wegen Mangels an Material leider unmöglich ist. Auch die Fühler sind bei Lonchoptera relativ stark entwickelt. 2) Im Zusammenhang mit den primitiven Mundtheilen ist die vor- dere Kopfpartie nur wenig eingestülpt, in Folge dessen der Stiel der beiden Kopfblasen hier unmittelbar an der Aussenseite des Kopfes entspringt, also nicht als Anhang des Kopfatriums auftritt, wie es bei den Cyclorrhaphen gewöhnlich der Fall ist. 3) Die Zahl der Körpersegmente ist eine geringere. Während das letzte, gut ausgebildete und die Hinterstigmen tragende Abdominal- segment bei Cyclorrhaphen das 8. zu sein pflegt, ist dasselbe bei Lonchoptera das 6. Doch will ich schon jetzt mittheileu, dass auch bei der von mir vor kurzer Zeit aufgefundenen Larve von Callomyia die Zahl der Abdominalsegmente geringer ist als z. B. bei CaUiphora. 4) Im Habitus zeigt sich eine gewisse Aehnlichkeit mit mehreren Stratiomyidenlarven ; doch erscheint dieselbe bei näherer Betrachtung als äusserst gering. Wenn die Larven auch von den cyliudrischen Muscidenmaden bedeutend abweichen, so ist doch ihre Annäherung z. B. an Homalomyia, Flatypesa schon grösser. Dass sich auch unter den Cyclorraphen sehr bizarre Formen finden können, hat mich die Larve von Callomyia gelehrt. 5) Besonders wichtig ist noch der Tförmige Spalt, mit welchem sich das Puparium öii'net, weil Lubbock gerade dadurch zur An- nahme der Verwandtschaft mit den Stratiomyiden geführt wurde. Letztere zeigen allerdings ein durchaus gleiches Verhalten. Doch lässt sich die Frage aufwerfen, ob denn für die Cyclorrhaphen die sogen. Bogennähte der Tonne überhaupt charakteristisch sind. Das ist aber bestimmt nicht der Fall. Es ist schon seit längerer Zeit bekannt, dass bei 3Iicrodon das sehr abgeflachte Puparium sich in anormaler Weise öö^net, nämlich Ueber die Larve von Lonchoptera. i 01 „durch zwei obere, durch eine Sagittalnaht getrennte Deckel mit den vordem Stigmen und einen Unterdeckel, der die Mundtheile enthält" i). Gerade der Wichtigkeit dieses Punktes wegen habe ich mir die Mühe genommen, mehrere Puparien auf ihre Oeffnungsweise zu untersuchen, und bin dabei mehreren abweichenden Fällen begegnet. Es mö"-en hier einige derselben kurz beschrieben sein. Zur Erinnerung schicke ich voraus, dass sich beim typischen Puparium der Cyclorrhaphen am vordem Körperpol eine Quernaht unterscheiden lässt, welche das ganze Puparium umgiebt. Diese Naht findet sich im vordem Abschnitt des 1. Abdominalringes (Fig. 34)2). Die längs dieser Naht losgelöste, halbkugelförmige Kappe wird meistens von einer horizontalen Naht in zwei Theile getheilt. Der obere enthält die larvalen Prothorakalstigmeu, der untere die Mund- öffnung und das damit zusammenhängende Schlundgerüst. Es kommt öfters vor, dass die untere Hälfte dieses Deckels über- haupt nicht losgelöst wird, so z. B. bei Rypoderma. Bei dem depressen Puparium der Homalomyien erstreckt sich die horizontale Bogennaht, wie gewöhnlich, bis ins Vorderende des 1. Abdomiualriuges; es löst sich auch hier aber nur an der Oberseite ein Stück los, dessen Form in Fig. 35 ersichtlich ist. Die hintere Begrenzung ist hier keine gerade Linie, sondern liegt in der Median- fläche weiter nach hinten als an den Seiten. Wenigstens im hintern Theil dieser Platte ist die Medianlinie besonders deutlich erkennbar; es findet längs dieser aber keine weitere Spaltung statt. Bei dem eigenthümlichen Puparium (Fig. 3(5) von Hydromyza livens Fall, löst sich gerade die untere Hälfte der Kappe. Wie ich in einer frühern Abhandlung 3) mitgetheilt habe, ist hier die Ventralseite stark gewölbt; die Dorsalseite zeigt ganz vorn die Prothorakalstigmen, hinten die hintern Stigmen der Larve. Die Trennungslinie liegt, wie ge- wöhnlich, im Anfang des L Abdominalsegments. 1) Brauer, Ueber die Verbindungsglieder zwischen den ortlior- rhaphen und cyclorrhaphen Dipteren, in : Verb, zool.-bot. Ges. Wien V. 40, 1890, p. 274. 2) In der Figur sind nahe beim Hinterrande dieses Segments zwei Stellen angegeben, wodurch hier die kleinen Stigmenhörner der Puppe nach aussen bohren ( Vsp). Ich will dieselben aber in dieser Abhand- lung nicht näher in Betracht ziehen. 3) Ueber zusammengesetzte Stigmen bei Dipterenlarven , nebst einem Beitrag zur Metamorphose von Hydromyza livens, in : Tijdschr. Entomol., V. 38. 9* 122 J. C. H. DE MEIJERE, Was die S y rplii den anlangt, so wurde auf das eigenthüniliche Puparium von Microdon bereits hingewiesen. Doch öftueu sich auch andere Syrphiden-Puparien in einer Weise, welche dem bei den Museiden vorkommenden Verhalten durchaus nicht entspricht. So zeigen sich z. B. bei Eristalis und Sytyhus wohl zwei Deckel am vordem Körperpol, aber dieselben haben hier eine durchaus andere Lage, wie aus Fig. 37—39 ersichtlich ist. Der untere Deckel liegt vor der MundöÖ'nung, wie aus der Lage der Mundhaken erhellt, und trägt vorn, wie bei Eristalis besonders deutlich, die zwei Prothorakal- stigmen der Larve. Den obern Deckel von Syriilius habe ich in Fig. 37b abgebildet; 4 Ringe nehmen an der Bildung desselben An- theil, nämlich der Metathorax und die 3 ersten Abdominalringe; vom 3. Abdorainalring und vom Metathorax gehört aber nur der vordere resp. hintere Theil zu diesem Deckel. Daraus folgt, dass der untere Deckel aus dem Prothorax (theilweise), dem Mesothorax und einem Theil des Metathorax besteht. Die Trennungsliuien liegen hier also ganz anders als bei den Museiden, und es Hesse sich noch am besten der untere Deckel mit dem obern letzterer vergleichen, aber auch diese Stücke sind einander nicht ganz homolog. Bkauer befindet sich also offenbar im Irrthum, wenn er die auch ihm auffallende dorsale Lage der Deckel vieler Syrphiden darauf zu- rückführt, „dass bei dem Verpuppungsprocess die Larvenhaut sich oft so contrahirt, dass die Unterseite der vordem Kinge terminal am vordem Pol zu liegen kommt, während die Oberseite sich zurückzieht." Wenn er meint, dass dadurch die Vorderstigmen der Larva pupigera oft weit nach hinten vom vordem Pol entfernt erscheinen, obschon sie ebenfalls zwischen dem 2. und 3. Körperriug liegen, so findet hier wohl eine Verwechslung zwischen den Vorderstigmen der Larve und denen der Puppe statt. Erstere liegen auch hier am Vorderende des Pupariums, letztere aber finden sich am L Abdominalring desselben. Offenbar ist die Oeflnungsweise hier weit verschieden von der, welche bei Microdon vorkommt. Auch auf die ganz abweichende Sprengungsweise der Phora- Puparien scheint mir noch nicht genügend geachtet zu sein. Es trennt sich hier (Fig. 40 u. 41) meistens zunächst ganz vorn ein sehr kleiner Deckel ab, welcher sich oberseits, wie bei den Museiden, bis in den Allfang des 1. Abdominalringes erstreckt; unterseits löst er sich aber etwas mehr nach vorn, ganz im Anfang des Metathorax, los. Dieses Stück, welches also dem Verhalten der Museiden entspricht, ist hier oÖ'enbar für das Ausschlüpfen der Fliege ungenügend; dafür Ucber die Larve von Lonchoptera. 223 wird ausserdem eine trapezfiU-mige Platte an der Oberseite des Pupa- riiinis abgeworfen. Diese Platte, welche sich einerseits an den vordem Deckel unmittelbar anschliesst und andrerseits nahe am Hinterrande des 3, Abdoniinalringes endet, trennt sich ausserdem längs der Median- linie in zwei. Während von Platypeza seit längerer Zeit bekannt ist, dass hier die Tonne beim Auskriechen der Fliege an dem vordem Pol seitlich, also mit einem horizontalen S])alt, berstet, zeigt, wie ich es in einem gleichzeitig zum Druck gelangten Aufsatz beschrieben habe 0, Callomyia wieder ein abweichendes Verhalten. Es findet sich hier oberseits eine quer verlaufende Trennungslinie zwischen Metathorax und dem 1. Ring des Abdomens, unterseits eine eben solche zwischen Meso- und Meta- thorax, welche beide Querspalten jederseits durch eine horizontale Spalte mit einander verbunden sind. Es wird dadurch vorn ein Deckel vom Puparium getrennt. Auch bin ich in der glücklichen Lage, über das Puparium von Ateleneura (Fig. 42—45) Einiges mittheilen zu können. Dasselbe ist rothbraun gefärbt, cylindrisch und glatt und an beiden Polen abge- rundet, wie bei CaUipJiora z. B. Es zeigt sich hier nun, dass sich für das Auskriechen der Fliege am vordem Pol 5 Stücke lösen : zu- nächst unterseits eine länglich ovale Platte (J.), welche die Mund- öft'uung und die beiden Prothorakalstigmen der Larve trägt; dann oberseits ein längliches Stück (B), welches durch eine trapezförmige Platte (C) von dem untern Deckel getrennt erscheint. Zu beiden Seiten derselben findet sich dann noch je eine kleine Platte von un- regelmässiger Form {Dl und Dg). Zwischen dem oberu Deckel und je einer der seitlichen Platten treten die kleinen Prothorakalhömer der Puppe nach aussen. In Fig. 46 habe ich noch die Tförmige Spalte der Stratiomyiden schematisch abgebildet. Dieselbe besteht zunächst aus einem in der Medianlinie liegenden Theil, welcher sich vom Vorderende des Meso- thorax bis zum Vorderende des 1. Abdominalringes erstreckt. Beider- seits schliesst sich an diese Spalte eine Querspalte an ; diese erreichen meistens aber die Seitenränder nicht. Beim Ausschlüpfen der Fliege löst sich der vor der vordem Quernaht liegende Theil öfters vom Puparium los. Die hintere Quernaht entspricht in ihrer Stelle derjenigen der Museiden; nur läuft dieselbe bei diesen, wie gesagt, meistens ring- förmig um das ganze Puparium herum. 1) in: Tijdschr. Entomol., V. 43. 124 J. C. H. DE MEIJERE, Obiges Verhalten fand ich hei Stratiomyia , Odontomyia und Chrysomyia. Die Gattung Siibula dagegen, welche früher hei den Xylophagiden untergebracht wurde, nach Brauer und Osten-Sacken aber zu den Stratiomyiden (Gruppe der Beridinen) gehört, zeigt eine Tförmige Spalte, welche sich bis in den 2. Abdominalring erstreckt. Am Ende dieses Ringes theilt sie sich in zwei schräg nach aussen und hinten verlaufende Querspalten. Es werden hier also 4 Segmente in der Medianlinie gespalten (Meso- und Metathorax und die zwei ersten Abdominalringe). Von mehreren Forschern wurde beobachtet, dass in dieser Gattung sich die Puppe grössten Theils durch diese Spalte aus dem Puparium hervorarbeitet, kurz bevor die Fliege die Puppenhülle verlässt. Aus dem Mitgetheilten erhellt wohl zur Genüge, dass der Sprengungsweise des Pupariums überhaupt für die Verwandtschaft nicht viel Gewicht beizulegen ist, da dieselbe bei nahe verwandten Thieren sehr verschiedenartig sein kann und überhaupt wohl mit der Form der Larve in näherer Beziehung steht. Obgleich also z. B, die Homalomyia-La.r\ei[i in den wichtigern Charakteren wohl nicht be- deutend von denen der Pegomyia- Arten abweichen, berstet doch im Zusammenhang mit ihrem ganz verschiedenen Habitus das Puparium in etwas modificirter Weise auf. Wenn dereinst die Larven der verschiedenen Dipteren-Familien in anatomischer Hinsicht eingehender untersucht sein werden, werden sich vielleicht andern Organsystemen Argumente für die Cyclorrhaphen- Natur der Lonchopteriden entlehnen lassen; zur Zeit scheint mir dies für mehrere derselben noch unmöglich. So ist das Nervensystem offenbar dem der Museiden gleich gebildet, doch soll sich das gleiche Verhalten auch bei Stratiomyiden vorfinden, was gerade, zusammen mit dem eigenthümlichen Puparium, Brauer veranlasste, LoncJwjytera in die Nähe dieser Familie zu stellen. Es ist allerdings wichtig, dass bei der sonstigen Annäherung an Empiden und Dolichopodiden in dieser Hinsicht ein ganz abweichendes Verhalten herrscht, indem die Larven letzterer Familien einen langen Bauchstrang aufweisen, mit gesonderten, in den verschiedenen Segmenten des Hinterleibes liegenden Abdominalganglien. Auch die MALPiGiii'schen Gefässe verhalten sich denen der Museiden gleich, sowie auch der Proventriculus. Doch sind die orthorrhaphen Larven noch zu wenig auf diese Punkte hin untersucht. Ebenso verhält es sich zur Zeit mit den Merkmalen der Imagines. Ueber die Larve von Lonchoptera. 125 Wenn auch ein grosser Theil der Cyclorrhaphen durch die Lunula und die Stirublase charakterisirt ist, so fehlt doch letztere schon «iner bedeutenden Anzahl derselben, und auch die Lunula ist dann nicht immer vorhanden. Wenn einmal die vergleichende Morphologie der Dipteren besser untersucht sein wird, werden sich vielleicht, z. B. im Bau der Genitalien, oder in dem eigenthümlichen Sinnesapparat an den Kölbchen oder sonst, Charaktere auffinden lassen, welche schärfere Grenzen zwischen Ortho- und Cyclorrhaphen zu ziehen er- möglichen, als es zur Zeit der Fall ist. Schlussbemerkuiigeii. Als Endergebniss meiner Untersuchungen über die LoncJwptera- Larve lässt sich bemerken, dass dieselbe eine höchst interessante Zwischeuform darstellt zwischen den orthorraphen und den cyclor- rhaphen Dipteren. Sie zeigt aber besonders viel Annäherung an letztere Abtheiluug, so dass sie sich wohl als erste FaraiUe derselben einreihen lässt. Es ist eine cyclorrhaphe Larve mit noch an der Kopfoberfläche mündendem Frontalsack und also ohne Kopfatrium. Es muss aber in dieser Hinsicht die Diagnose der Cyclorrhaphen etwas •erweitert werden. Wegen der Wichtigkeit dieses Larvencharakters schlage ich ferner vor, die Lonchopteriden als Abtheilung „Cy clorrhapha auatria" den übrigen Cyclorrhaphen gegenüber zu stellen. Letztere mögen dann als „Atriata" zusammeugefasst werden. Obgleich ich hier über das Verhalten der Thorakalhörner der Puppe keine ausführlichen Mittheilungen geben kann, will ich doch erwähnen, dass Lonchoptera sich in dieser Hinsicht nahe an die Syr- phiden und an die Phoriden anschliesst. Ausser dem primitiven Verhalten des Frontalsacks zeigt die Lonchoptera-ljMVQ mehrere secundäre Modificationen , wodurch sie sich nicht ohne weiteres als Vorläufer der übrigen Cyclorrhaphen auf- fassen lässt. Die Frage, welche Familie der Orthorrhaphen den Cyclor- rhaphen am nächsten steht, lässt sich auch jetzt nicht mit Sicherheit beantworten, was wohl zum Theil durch unsere ungenügende Kennt- niss der Anatomie der Larven ersterer Gruppe veranlasst wird. Doch scheinen mir die Kieferkapsel und die Mundtheile noch am meisten denen der Dolichopodiden und Empiden ähnlich zu sein. Es würde dies einer Aeusserung Brauer's entsprechen, der zu Folge die Cyclor- rhaphen einen Zweig der Empiden oder Dolichopodiden bilden sollen. 126 J. C. H. DE MEIJERE, An anderer Stelle^) hat dieser Autor aber die Stratiomyiden als die höchststellenden Orthorrhaphen angeführt und dieselben namentlich den Syrphiden nahe gestellt. Die von ihm erwähnten Punkte, worin An- gehörige beider Familien übereinstimmen sollen (Bau der Fühler, öfteres Vorkommen von Dornen am Schildchen, Vorliebe für Blüthen, die Athemröhre der Larve, deren Lebensweise im Schlamm, Moder der Bäume, bei Ameisen), kann ich aber nicht wichtig genug linden, um einen solchen Schluss zu rechtfertigen ; auch dem Puparium von Microdon kann ich einstweilen kein grosses Gewicht beimessen, trotz aller habituellen Aehnlichkeit zwischen diesem und gewissen Stratio- myiden. — An die Stratiomyiden zeigt LoncJioptera trotz des Pupa- riums sehr wenig Anschlüsse. Eine polyphyletische Entwicklung des Pupariums lässt sich aber auch sehr gut annehmen, wie sich gerade in mehreren Gebieten der Zoologie die Gründe für polyphyletische Entwicklung bestimmter Eigenthümlichkeiten vermehren. Ob die Cyclor- rhaphen überhaupt von monophyletischem Ursprung sind, das lässt sich bis jetzt nicht für alle sicher behaupten ; doch scheint es mir sehr wahrscheinlich und, was Syrphiden und Schizophoren anlangt, wohl unzweifelhaft. Namentlich die Phoriden scheinen mir bis jetzt, was ihre erste Stellung anlangt, noch zu wenig bekannt zu sein, um einen bestimmten Schluss über ihre Verwandtschaft ziehen zu können. Es möge jetzt noch auf einige Resultate von allgemeinerer Be- deutung hingewiesen werden, welche sich aus der Untersuchung von Lonchoptera ergeben haben. Zunächst will ich da bemerken, dass dieselbe bessere Einsicht erlaubte in die Bildung des Kopfatriums und des Frontalsacks bei den Cyclorrhaphen. Es stellte sich heraus, dass der Frontalsack, d. h. also die Einstülpung am Vorderkopf der Larve, das Primäre ist. In erster Instanz steht dieser Sack, welcher die Imagiualscheiben für die Augen und die Antennen enthält, in gar keiner Verbindung mit dem Darmtractus. Auch bei LoncJiopterd ist dies in der MedianÜäche nicht der Fall ; nur an den Seiten biegt sich die Ursprungsstelle des Frontalsacks an der Haut bogenförmig nach unten, so dass sie die Mundhöhle erreicht. Nur durch die den übrigen Cyclorrhaphen eigenthümliche Eiu- 1) Ueber die Verbindungsglieder zwischen den orthorrhaphen und cyclorrhaphen Dipteren u. s. w., in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, V. 40, 1890, p. 273. üeber die Larve von Lonchoptera. 227 stülpiing des Vorderkopfes und des Maridibularsegments, wodurch vor der primitiven Mundhöhle noch das Kopfatrium gebildet wird, er- scheint der Frontalsack als oberer Anhang am Beginn des Darmcanals. Dass trotz des Fehlens des Atriums doch der Pharynx die bei den Cyclorrhaphen gewöhnliche Bildung zeigt, beweist, dass mit Un- recht von mehreren Forschern letzterer als aus der Kopfeinstülpung hervorgegangen betrachtet wurde. Die eigenthümliche Kopfbildung der Cyclorrhaphen steht also nicht mehr unvermittelt da, indem die Lonehojjteya -Iäivwo sich einer- seits durch die Mundtheile den Orthorrhaphen, andrerseits durch Pharynx und Frontalsack den Cyclorrhaphen anschliesst. Als weitern Befund möchte ich anführen, dass Weismann's Deutung der Sinnesorgane, welche sich zu beiden Seiten des Kopfes der Muscidenlarven vorfinden , als Fühler resp. Maxillartaster jetzt auch vergleichend-anatomisch begründet erscheint. Es waren wohl auch bei mehreren orthorrhaphen Larven eben solche Gebilde beob- achtet worden , doch war da der Kopfbau ein so sehr verschiedener, dass sich keine weitern Schlüsse für die Homologie dieser Organe ziehen Hessen. Dann habe ich noch der verschiedenen Papillen zu gedenken, welche sich in der Haut von Lonchoptera auffinden Hessen. Es wurde der Beweis geliefert, dass die Gebilde, welche von Cecidomyidenlarven so gut bekannt sind, auch bei dieser cyclorrhaphen Larve nicht fehlen. Für einige derselben konnte nachgewiesen werden, dass sie chordo- tonalen Organen angehören. Inzwischen habe ich auch bei der Larve von Callomyia eben solche Papillen in fast gleicher Anordnung wie bei Lonchoptera nachgewiesen. Die Rand- und Dorsalpapillen haben hier ganz dasselbe Aussehen wie die Seitenpapillen, wodurch die Ansicht, dass auch erstere mit chordotonalen Organen in Verbindung stehen, eine Stütze erhält. Es werden diese Gebilde wohl noch bei vielen Dipterenlarven aufgefunden werden ; eingehende vergleichende Unter- suchungen werden aber vorausgehen müssen, ehe sich die der Cyclor- rhaphen einwandslos mit den verschiedenen bei den Cecidomyiden- larven bekannten Papillen werden homologisiren lassen ^). Zum Schluss möchte ich noch meine Ergebnisse bezüglich des Oeö'nens des Pupariums kurz erwähnen. Obgleich ich diesen Punkt nur in so fern untersuchte, als es mir für die Erörterung der Stellung 1) Während der Drucklegung dieser Arbeit hat Kieffer die Papillen auch bei der P/jora-Larve beschrieben (in: 111. Z. Entomol., V. 5, p. 241). 128 J. C. H. DE MEIJERE, von Lonchox>tera im System iiothwendig erschien, und meine bezüg- lichen Mittheilungen also auf Vollständigkeit gar keinen Anspruch machen können, hat sich doch schon ergeben, dass sich in dieser Hinsicht weit grössere Verschiedenheiten nachweisen lassen, als die Angaben in der Literatur vermuthen Hessen. Eine Tförmige Spalte kommt nicht bloss bei den Stratiomyiden, sondern auch bei Lonchoptera und bei Phora vor. Doch hat diese Spalte nicht bei allen diesen Dipteren dieselbe Lage, indem ihr hori- zontaler Schenkel bald im Mesothorax (Stratiomyiden), bald im Meta- thorax (Lonchoptera), bald wieder im 1. Abdominalring liegt (PJiora). Ebenso erstreckt sich der verticale Schenkel verschieden weit nach hinten, bei mehreren Stratiomyiden bis in den 1., bei Suhiila bis in den 2. Abdominalring, bei Lonchoptera bis in den Anfang des 3. Ab- dominalringes, bei Phora bis ans Ende desselben Ringes. An gleicher Stelle findet sich dann in verschiedener Entwicklung ein hinterer horizontaler Schenkel. Ferner hat es sich ergeben, dass die zwei Deckel, welche für die Cyclorrhaphen charakteristisch sein sollen, auch nicht bei allen diesen eine entsprechende Lage haben. Bei den meisten, zumal vielleicht bei allen Eumyiden, entspringt die horizontale Bogennaht vorn allerdings vom Prothorax, bei mehreren Syrphiden wenigstens jedoch vom Meta- thorax. Der obere Deckel von Eristdlis, Syrphus u. s. w., welcher sich über den Metathorax und die 3 ersten Abdominalringe erstreckt, hat bei den Museiden gar kein Homologon. Dass auch bei den Cyclorrhaphen sich das Puparium in sehr ab- weichender Weise öffnen kann, dafür finden sich schöne Beispiele in Phora, CaUomyia und Äteleneura; doch muss ich auf das oben über diese Puparien Mitgetheilte hinweisen. So viel erhellt wohl zur Ge- nüge, dass es nicht einfach zv/ei Oeffnungsweisen giebt, welche es ge- statten, nach einem leeren Puparium eine Fliege entweder in der einen oder in der andern Hauptabtheilung unterzubringen. Auch in dieser Hinsicht bleibt noch vieles künftigen Untersuchungen vorbehalten, so z. B. ob denn bei allen Syrphiden wenigstens eine der Hauptsache nach gemeinsame Lage der Trennungslinien nachweisbar ist; ferner wie es sich mit Pipunculus und Platypeza verhält u. s. w. Auch über das Verhältniss zwischen der Lage der Trennungslinien und der schwellbaren Theile am Kopf der ausschlüpfenden Fliege Hessen sich wünschenswerthe Untersuchungen anstellen. Ueber die Larve von Lonchoptera. 129 Erklärung der Abbildungen. Wo niclits anderes angegeben ist, beziehen sich die Figuren auf Lonchoptera. Tafel 5. -Fig. 1. Obere Ansicht der Larve, mit vorgestrecktem Kopf und Prothorax. /, J/, /// die 3 Thorakalringe, 1—6 die 6 Abdominalringe. Die Lage der Spalte, wodurch später die Fliege entschlüpft, ist durch eine punktirte Linie angegeben. Fig. 2. Larve von unten gesehen. Vs Vorderstigmen, Hs Hinter- stigmen, Rp Randpapillen, Spip Seitenpapillen, Pr Prothorax, A Anus. Fig. 3. Vorderende der Larve. M Mesothorax, Vs Vorderstigmen, Kl Kopflappen, F Fühler, 0 Oberlippe, Mx Maxillen, T Tracheen für den Bauchstrang. Fig. 4. Seitentheil der harten Dorsalplatte eines Abdominalseg- ments. Rp) Randpapillen, E Eckpapille. Fig. 5. Drei Haare von der Unterseite des Kopflappens. Fig. 6. Drei Haare vom Kopflappen, a eins vom vordem Rande desselben, h und c zwei Haare von der Medianpartie, welche hinter der LTnterlippe liegt. Fig. 7. Kieferkapsel und Mundtheile, bei oberer Ansicht. 0 Obei'- lippe, K Kieferkapsel, Ch Chitinstreifen, welcher von letzterer zu der Basis des Fühlers verläuft, Of obere, IJf untere Fortsätze der Kiefer- kapsel, Cp Chitingräte an der obern Wand des Pharynx, G vordere Grenze der membranösen Kopfhaut ; die dahinter liegenden Theile der Kieferkapsel werden also von derselben überdeckt, Md Mandibel, Mx Maxillen, Mxt Maxillartaster, Kb Kopflappen, JJ Unterlippe, Th Pharynx, Oe Oesophagus. Fig. 8. Vordertheil einer jungen Larve, von der Seite plattge- drückt. Pr Prothorax, Ms Mesothorax, Mt Metathorax, K Kiefer- kapsel, 0/" obere, [7/" untere Fortsätze derselben, (7/m Chitin stab ander Unterlippe, Md Mandibeln, F Fühler, Mxt Maxillartaster, Ph Pharynx, Oe Oesophagus, Pr^ Proventriculus, Chn Chylusmagen, Og Oberschlund- kopfganglion, JBs Bauchstrang. Fig. 9. Untere Ansicht des Kopfes. Kl Kopflappen, Md Man- dibel, TJf untere Fortsätze der Kieferkapsel, Cp Chitingräte in der obern Wand des Pharynx, ChÜ Chitinstab an der Unterlippe. 130 J. C. H. DE MELIERE, Fig. 10. Querschnitt durch die Pharyuxregion einer Jüngern Larve. Ff Basis des fadenförmigen Fortsatzes des Prothorax, Vs Ende der Trachee in der Nähe des A'orderstigmas, Of obere, Uf untere Fort- sätze der Kieferkapsel, C Chitingräte in der obern Wand des Phai-ynx, JPl Längsplatten in der untern Pharynxwand, J Imaginalscheiben des 1. Beinpaares, Sp Speichelgang, M Muskeln. Fig. IL Querschnitt durch den Pharynx einer erwachsenen Larve. Buchstaben wie bei Fig. 10. Fig. 12. Querschnitt durch die Pharj'nxregion einer jungem Larve. Der Schnitt trifft den vordem Theil dieser Region und liegt vor dem Ursprung der obern und untern Fortsätze der Kieferkapsel. Buch- staben wie bei Fig. 10. Tafel 6. Fig. 13. Darmtractus, von unten gesehen. Oe Oesophagus, Pr Proventriculus, Chm Chylusmagen , Ed Enddarm (Chylusmagen und Enddarm sind schematisirt ; sie sind in Wirklichkeit länger und zeigen mehrere Schlingen i, M^ vordere, Jfj hintere MALPiGHi'sche Gefässe, Sp Speicheldrüse. Fig. 14. Darmtractus ohne die Anhänge. Buchstaben wie in Fig. 13. Fig. 15. Hinterende der Unterseite der Larve. A Anus, Dli Darm- kiemen, S]}P Seitenpapillen. Fig. 16. Längsschnitt durch das Hinterende der Larve. A Anal- öffnung, Spp Seitenpapillen, Dk Darmkiemen, Ol obere Imaginalscheiben des Enddarms. Fig. 17. Einmündungsstelle der MALPiGHi'schen Grefässe. M-^^ vor- dere, Ji^g hintere MALPiGHi'sche Gefässe, Chm Chylusmagen, Ed Enddarm. Fig. 18. Querschnitt durch die Filzkammer des Vorderstigmas. Sn Stigmennarbe, Cl) Chitinbalken in der Filzkammer. Fig. 19. a Vorderstigma, h Hinterstigma, Sn Stigmennarbe, Fk Filzkammer. Fig. 20. Tracheensystem der Larve. Hl Hauptlängsstämme, Vc vordere Commissur, Bc hintere Commissur, i innere Aeste, a äussere Aeste, 1 Hautmuskeltrachee, 2 Darmtrachee, 3 Fettkörpertrachee, Sl seitlicher Längsstamm, Vs vordere, Hs hintere Stigmen. Fig. 21. Hinterende der Larve. Hc hintere Commissur, Dk Darm- kiemen, Oi obere Imaginalscheiben am Enddarm. Fig. 22. Sinnesgrube an einem der fadenförmigen Fortsätze. Fig. 23. Zwei Randpapillen. Fig. 24. Dorsalpapille mit 2 benachbarten Randeinschnitten. Fig. 25. Seitenpapille. Fig. 26. Ventralpapille, ringsum einige der kurzen, stumpfen Här- chen der Ventralfläche. Fig. 27. Vorderende des 1. Abdominalsegments, a der wellige Linien zeigende Theil, welcher von dem eingeschnittenen Rande des Ueber die Larve von Lonchoptera. J3l Metathorax (3It) überdeckt werden kann. Oh düiino Stelle, welche von dem Protliorukalhorn der Nymphe durchbohrt wird, b gefelderter Theil. Fig. 28. Ostie des Herzens, a geschlossen, b offen. Fig. 29. Anordnung der Imaginalscheiben von Flügeln (J/) und Kölbchen (Jk). Ms Seitentheil des Mesothorax, Mt Seitentheil des Metathorax. Tafel 7. Fig. 30. Schematischer sagittaler Längsschnitt durch das Vorder- ende der Larve, aus mehreren auf einander folgenden Schnitten com- binirt; Kopf und Prothorax sind halb zurückgezogen. Fr l^rothorax, Ms Mesothorax, Mt Metathorax, 0 Oberlippe, ü Unterlippe, P Pharynx, Cp Chitingräte in der obern Wand des Pharynx, PI Chitinplatte in der untern Wand desselben, Sp Speichelgang, Oe Oesophagus, Pr, Pro- ventriculus, Og Oberschlundganglion, Bs Bauchstraug, Au Augenblase, Jb,^ Jh^ Imaginalscheiben vom 1. und 2. Bein. Fig. 31. Hautstück der in einem Puparium aufgefundenen Hymenopterenlarve. Fig. 32. Vorderende der Puppe. Fl Flügelscheide K Scheide des Kölbchens, P^, Pg vorderes und mittleres Bein, Pr.l Lappen am Prothorax, welche die Prothorakalhörner tragen. Fig. 33. Letzterer Lappen mit dem Stigmenhorn. Fk Filzkammer; nur in einem Theil desselben sind die Tüpfel angegeben worden. Fig. 34. Vorderende des Pupariums von Cyrtoneura stabulans Fall, a von oben, b von vorn, 7, //, /// Thoracalsegmente, / 1. King des Abdomens. Die Trennungslinien des Deckels sind durch punktirte Linien angegeben. Ysl Vorderstigmen der Larve, Ysp Stelle, wodurch die hier sehr winzigen Stigmenhörner hervortreten. Fig. 35. Deckel von Homalomyia. /, //, ///, / Oberseite der 3 Thorakalringe und des 1. Abdominalringes, Vsl Vorderstigmen der Larve. Fig. 36. Puparium von Hydromyza livens Fall., von der Seite. Fig. 37. a Puparium von Syrphus, von der Seite, M Schlund- gerüst der Larve, b oberer Deckel, c unterer Deckel, Vsl Vorderstigmen der Larve. Fig. 38. Vorderende desselben Pupariums. Die Segmentgrenzen sind durch punktirte Linien angegeben. Fig. 39. Vorderende des Pupariums von Fristalis tenax L. M Schlundgerüst der Larve, Vsl Vorderstigmen der Larve, Vs^y Prothorakal- horn der Puppe. Fig. 40. Puparium von Phora, obere Ansicht. Im 2. Abdominal- ring ist rechts das Stigmenhorn der Puppe angegeben, links die Oeff- nung, wodurch dasselbe hervortritt. Jederseits liegt im Prothorax ein Vorderstigma der Larve. Fig. 4L Dasselbe von der Seite gesehen. Die Trennungslinien sind durch Punkte angegeben. 132 J- C. H. DE MEIJERE, üeber die Larve von Lonchoptera. Fig. 42. Umriss des Pupariums von Ateleneura spuria Fall. Fig. 43. Vorderende desselben, a von der Seite, b von vorn, -4, B, C, D^ und i)2 die 5 Stücke, welche sich für das Entschlüpfen der Fliege lösen. M Schlundgerüst der Larve, Vsl Vorderstigmen der Larve, Vsp Löcher, durch welche die Prothorakalhörner der Puppe hervortreten. Fig. 44. Die Deckel Ä, B und (7, bei oberer Ansicht. Buch- staben wie in der vorigen Figur. Fig. 45. Der Deckel D^. H das Stigmenhorn der Puppe bei der- selben Vergrösserung. Fig. 46. Vorderende des Pupariums von Stratiomyia. J, II, III die 3 Thorakalringe, 1 der L Abdominalring. Nachdruck verboten. lieber setzungsrecht vorbehalten , Die Psocidenfaima Perus. Von Dr. Oünther Eiiderleiii, Assistent am Kgl. Museimi für Naturkunde zu Berlin. Hierzu Tafel 8 u. 9 und 4 Abbildungen im Text. Inhalt. Seite Einleitung 133 Uebersicht der peruanischen Psociden 135 Thyrsophorini 136 Psocini 144 Caeciliini 147 Peripsocini 157 Literaturverzeichniss 159 Erklärung der Abbildungen 160 Einleitung. Die Kenntniss der Psocidenfaima Südamerikas, die im Allgemeinen noch als sehr lückenhaft zu bezeichnen ist, erstreckt sich im Wesent- lichen nur auf die Fauna der östlichen Länder, besonders auf Brasilien. Einige von Blanchard aus Chile beschriebene Arten sind zu unge- nügend charakterisirt, als dass sie von Bedeutung wären ; ebenso führt Hagen in seiner Synopsis der Neuropteren Nordamerikas (in: Smithsonian Miscellaneous Collections, Washington, July 1861) in einem Anhang (p. 302) die Namen von 8 Psociden aus Brasilien an. Leider sind dies nur Sammlungsnamen ohne jede Beschreibung; diese Lücke wurde auch späterhin nicht von ihm ausgefüllt. Jeden Falls werden sie theilweise den später von Kolbp: beschriebenen Arten angehören ; auch diese gehören theilweise der brasilianischen Fauna an, doch stammt ein Theil vom Norden Südamerikas, aus Columbia. Aber ge- rade aus den westlichen Hochländern, die doch in Folge ihrer ab- weichenden klimatischen Verhältnisse und Lebensbedingungen charak- teristische Formen erwarten Hessen, waren bisher noch keine Ver- treter der Psociden zu uns gelangt. Um so erfreulicher ist es denn, 134 GÜNTHER ENDERLEIN, dass eine reichhaltige Collection von Psociden aus der Gegend von Calhmga in der an Bolivia grenzenden Provinz Yungas in der Nähe von Vilcanota Songo, Chaco, in Peru aus einer Höhe von 1000 — 2500 m vorliegt. Eine eingehende Bearbeitung zeigte, dass die Erwartung bei Weitem übertroti'en wurde, denn mit Ausnahme einer einzigen Species gehörten sie sämmtlich neuen Arten an. Es liegen 20 Arten vor (darunter eine bekannte), die den Gruppen der Thyrsophorini (5), Psocini (5), Caeciliini (9) und Peripsocini (1) angehören, und 6 neue dazu gehörige Varietäten. Sämmtliche Arten vertheilen sich auf 14 Gattungen, von denen 6 neu aufgestellt sind. Wie an andern durch klimatische Verhältnisse hervorragenden Orten sich besonders Extreme in der Anzahl der Flügeladern finden, wie es z. B. die Gattungen Calopsocus Hagen von Ceylon, Neurosema MacLachlan von Neu-Guinea durch ihr abweichendes Geäder und die grosse Anzahl von Adern zeigen, so finden sich auch hier hervor- ragende Formen, sowohl nach dem Maximum als auch nach dem Minimum der Aderanzahl zu. Besonders ist die höchst extreme Gat- tung Neurostigma n. g. hervorzuheben, welche durch ihr rostförmiges, von 10—12 Queradern gebildetes Pterostigma sich gegenüber allen andern Psocidengattungen auszeichnet. Während sich hier schon 5 Aeste der Mediana finden, wie es bisher von keiner Gattung be- kannt ist, steigt die Anzahl derselben bei Ptiloneur., bei der die Gabel der Mediana ausserordentlich kurz 'ist, so dass diese Gattung auf eine vielleicht vorhandene, aber noch nicht bekannt gewordene Gattung hinweist, bei der sich eine völlig unge- gegliederte Mediana findet, wie dies für diejenige Untergruppe der Caeciliinen, bei welcher der Ramus radialis mit der Mediana eine Strecke vereinigt ist, schon in der aus dem Bernstein bekannten Gattung Archipsocus Künow bekannt ist. Die auch aus dem Bern- stein bekannte Gattung E/>i/)Socus Ha(;en, von der sich recente Formen in Ceylon finden, ist ebenfalls in einer neuen Form vertreten, die ich schon in der Berliner entomologischen Zeitschrift, V. 45, 1900, Heft 1 u. 2, p. 108, im Vergleich mit Epipsocus cUiatus (Pictet) Hagen aus dem Bernstein beschrieben habe. Von der Gruppe der Thyrsophorinen, die ja für die Fauna Südamerikas charakteristisch ist, sind 5 hervor- ragende Vertreter vorhanden, seltsamer Weise keine von den be- kannten und weit verbreiteten Arten Burmeister's und Walker's Die Psocifienfauna Perus. 135 dabei, sondern 3 Gattungen (davon 2 neue) mit 4 neu beschriebenen Arten, mit der von MacLachlan beschriebenen Thyrsopsocus {Thyrso- phorus) bellus, der einzigen schon bekannten unter den vorliegenden, und einer von derselben auffällig verschiedenen Varietät. Eine Sammlung von über 100 Vertretern der Unterfamilie der Psociden aus Peru enthielt also nur eine bekannte Art in 2 Exem- plaren, ein Beweis, wie ausserordentlich charakteristisch die Fauna Perus und wie verschieden sie von den umliegenden Ländern ist. Weitere Sammlungen werden jeden Falls eine noch grössere Anzahl von Formen nachweisen. Auch an dieser Stelle sage ich nochmals Herrn Prof. Kolbe für die Freundlichkeit, mit der er mich durch seine Literaturkenntniss unterstützte, und Herrn Prof. Dr. Thieme für die Durchsicht der lateinischen Diagnosen meinen besten Dank. Uebersiclit der per Thyrsophorini. Thyrsophorus Burmeister 1838. metallicus n. sp. Ischnopteryx n. g. calocoroides n. sp. Thyrsopsocus n. g. peruanus n. sp. lellus MacLachlan 1866 (ThyrsopJioriis hellus Mac La(jhlan). var. fuscosignafa n. var. psocoicles n. sp. var. pedunculata n. var. var. duploposüca n. var. Psocini. Amphigerontia Kolbe 1880. hicolor n. sp. cinctipes n. sp. hemiphaeoptera n. sp. var. hyalina n. var. Psocus Latreille 1794. ochraceocristatus n. sp. var. conjungens n. var. Znnl. Jahrb. XIV. .Vbth. (. Syst. iianischeii Psociden. Neopsocus Kolbe 1882. callanganus n. sp. Caeciliini. Ptüoneura n. g. bidorsalis n. S2>. var. octoplumosa n. var Epipsocus Hagen 1866. nepos Enderlein 1900. Ftilop)Socus n. g. fuscus n. sp. desectus n. sp. quadriguttatus n. sp. griseolineatus n. sp. Polypsocus Hagen 1866. lunulatus n. sp. Elipisociis Hagen 1866. viridimicans n. sp. Graphocaecilius n. g. trypetoides n. sp. Peripsocini. Neurostigma n. g. chaetocephalum n. sp. 10 136 GÜNTHER ENDERLEIN, Thyrsopborini. Grosse bis mittelgrosse Thiere mit grossem, fast dreieckigem Kopf und verhältnissmässig kleinen Augen. Die Ocellen stehen dicht zu- sammen auf einer kleinen, hügelartigen Erhebung zwischen den Augen. Antennen logliedrig, die beiden Basalglieder kurz, das 1. verhältniss- mässig gross, das 2. sehr klein, zuweilen fast rudimentär. Vor allen übrigen Psociden sind die Thyrsophorinen durch das Verhalten des 3. und 4. Antennengliedes ausgezeichnet; diese beiden längsten Glieder sind in beiden Geschlechtern viel stärker, länger und dichter behaart als alle übrigen Glieder; bei den viel seitnern SS sind sie mit viel »T i. ..+-e Fig. A. Geäder der Flügel von Thyrsophorus {rnetallicus n. sp.). v.c Vena costalis, v.s Vena subcostalis, v.r Vena radialis, r.rad.e Ramus radialis exterior, r.rad.i Ramus radialis interior, rl.r.rad. I Ramulus rami radialis primus, rZ. r. »-ad. // Ramulus rami radialis secun- dus, v.wt.\( cub Vena mediana ^ Vena cubitalis, vm Vena mediana, v.m.r.I — /// Venae medianae ramus I — III, v.cub Vena cubitalis, van Vena analis, v.d Vena dorsalis (der Vorderflügel), v.t. b Vena transversalis basalis, y Vena transversalis conjungens ramum radialem venae medianae, v.ax Vena axillaris (der Hinterflügel), Pt Pterostigma, a.f Cel- lula (Areola) furcalis, a.d I Cellula (Areola) discoidalis prima, a.d.ll Cellula (Areola) discoidalis secunda, a.do Cellula (Areola) dorsalis, a.p Areola postica, vx Scheitel (Vertex) der Areola postica. dünnern und abstehenden Haaren besetzt, während die Haare bei den $$ viel stärker und schräg nach vorn gerichtet sind. Entweder sind beide Glieder gleich dicht und stark behaart, oder das 4. überwiegt mehr oder weniger, wogegen dann die Behaarung des 3. zurücktritt. Bei dem Männchen einiger Arten der Gattung Thtjrsopsocus n. g., be- sonders bei den Arten, bei welchen der Scheitel der Areola postica gestielt und ungestielt vorkommt {Thyrsopsocus psocoides n. s/>.), sind beide Glieder von den übrigen durch nur wenig längere und dichtere Behaarung unterschieden. Aiaxillartaster 4gliedrig, sehr kurz Die Psocidenfauna Perus. 137 behaart. Kopf und Abdomen ebenfalls kurz behaart, Thorax unbe- haart. Beine sehr fein behaart. Letztes Beinpaar lang, Tarsen zwei- gliedrig, 2. Glied ein Drittel so lang wie das 1. Flügel lang, Geäder wie bei Aniphigerontia. Subcosta deutlich, dem Radius nahe anliegend. Der 2. Ast der Gabel des Ramus radi- alis ist jedoch stets mit der Mediana verwachsen oder durch einen Querast verbunden, Scheitel der Areola postica meist mit der Mediana verwachsen oder durch einen kurzen Stiel verbunden, Pterostigma lang, meist spitz endigend. Im Hinterflügel ist der Ramus radialis ent- weder mit der Mediana verwachsen wie bei den Psocinen, oder beide berühren sich nur in einem Punkte oder sind durch einen kurzen Querast verbunden, wie es die Species Thyrsophorus metaUkus n. sp. zeigt; diese bildet, wie hierin so auch in andern Punkten, die extremste Form ; Mediana ohne Gabel. Die Thyrsophorinen repräsentiren die grössten Formen der Psociden ; die grösste aller bis jetzt bekannten Arten ist der Thyrso- 2)horus metallicus n. sp. mit einer Flügelspannung von 25 mm. Thyrsophorus Bükmeister 1838. Caput magnuni^ antcnnarum articulus aut quartus aut tertius et quartus longissime pilosus. Pro- et mesothoracis pedes femorlhus tihlis latis. Alae magnae, pterostigmate longo., angusto, aciito; ranü radialis ramulus secundus cum mediana inter verticem areolae posticae et ramulum tertium aut secundum medianae connatus. Alarum poste- riorum ramus radialis vena transversali brevi cum mediana conjunctus., aut hreviter aut puncto connatus. Sehr grosse Körperform mit grossem Kopf. Das 3. und 4. An- tennenglied meist deutlich von einander isolirt, lang und beide gleich- massig {Th. metallicus) oder ungleichmässig {Th. speciosus) stark be- haart. Femur ungefähr so lang wie die Tibia, beide in den beiden vordem Beinpaaren stark verbreitert, in dem hintern sehr lang und dünn. Tarsen 2ghedrig, zusammen ein Drittel so lang wie die Tibia, 2. ein Drittel des 1. Von den 4 Gliedern des Maxillartasters ist das 1. kurz, das 2. und 3. länger, das 4. fast so lang wie das 2. und 3. zusammen. Vorderflügel: Pterostigma lang, schmal und spitz ausgezogen, Vertex schwach gebuchtet. Stiel der Gabelzelle kurz, 2. Ast der- selben eine Strecke weit mit der Mediana zwischen deren 3. Ast und der Areola postica vereinigt, zuweilen verlässt der Endtheil desselben die Mediana erst zwischen dem 2. und 3. Ast der Mediana; dies scheint jedoch nur bei einigen Exemplaren der Species Thyrsophorus lo* 138 GÜNTHER ENDERLEIN, speciosus BuRM. vorzukommen. Vertex der Areola postica mit der Mediana verwachsen. Hinterflügel : Ramus radialis durch Querast mit der Mediana verbunden ; bei der Species Thyrsophorus speciosus Burm. ist dies selten der Fall, und der Querast ist dann sehr kurz, meist findet sich hier der Ramus radialis kurz mit der Mediana vereinigt oder berührt sie in einem Punkte. Gabelzelle so lang wie der Stiel. Thyrsophorus metallicus n. sp. Piceus, post oculos maculis lateralibus flavis, anfennis nigris, palpis maxillaribus fuscis nrticulo quarto nkjro; thorace nigro, meta- thorace fusco, mesothoracis margine posteriore flava, ahdominis fidigi- nosi apice lurido; pedibus nigris, tarsis fuscis; alis anteriorlbiis fusco- nigris metaUicis, pterostigmate luteo, cunco luteo fiiscoliciato, hoc licio ipso in hasi sua violaceum colorem exhihente, ah hoc usque ad hasin ceUulae furcalis pertinente; duabus maculis post pterostigma, in nodulo, in hasi areolae posticae, margine inter areolam posticam et ramulum primum medianae hyalinis; celhda dorsali flava; alis posier iorihus fumatis. Älarum posteriorum ramus radialis vena hrevi transversali cum mediana conjimctus. Kopf schwarz, hinter den Augen je ein gelblicher Fleck, Augen und Antennen schwarz ; 3. Glied kürzer als das 4. und gleichfalls be- haart wie dasselbe, im Gegensatz zu Th. speciosus Burm., bei welcher Species das 4. Glied kürzer und länger behaart als das 3. ist. Maxillartaster braun, letztes Glied schwarz; Pro- und Mesothorax dunkelbraun, Hinterrand des letztern gelb, Metathorax braun. Ab- domen schwärzlichbraun, Spitze gelblich. Beine schwarz, Tarsen braun. Vorderflügel braunschwarz, blau bis violett metallisch irisirend, an der Basis der Radialgabelzelle gehen von einem Punkte aus zwei divergirende, dunkelbraune, schmale Streifen nach dem Scheitel des Pterostigmas zu, die vor demselben in violette Färbung übergehen; letztere Farbe verläuft im Pterostigma selbst. Dieses sowie das Feld zwischen den Streifen hell lehmgelb, ebenso ein über das Pterostigma heraustretendes Fleckchen hinter den beiden Streifen. Ausserhalb der Streifen zwei hyaline, farblose Flecken. Ein schmaler Streifen am Rande zwischen dem 1. Ast der Mediana und der Areola postica ebenfalls hyalin farblos, ebenso je ein kleiner Fleck an der Basis der Areola postica und am Nodulus. Das Feld zwischen Vena dorsalis und Hinterrand (Dorsalzelle) intensiv gelb. Hinterflügel rauchgrau ; Ramus radialis immer durch ein Querästchen mit der Mediana verbunden. Die Psocideufauna Perus. IßQ Vorliegende Species ist die grösste aller bis jetzt beschriebenen Psocideu. Flügelspannung: 25 nini. Länge des Vordertlügels : ll*/g mm. Callauga (reru), 1 S, 2 $?. Ischnopteryx 71. fß, Äntennarum articulus tertius et quartus longius pilosus ceieris. Alae longissimae angustae. Pterostigma acutum longissimum. Rami radialis nmmlus secunäus cum mediana inter verticem arcolae jjosticae et hasin ramuU tertii medianae connatus. Ramulus secunäus medianae hrevis. Areola jtostica vertice lato cum mediana connata. Alarum posteriorum ramus radialis cum mediana latiore spatio connatus, quam quod in genere Thyrsophorus Buum. videmus. Flügel lang und schmal, Pterostigma sehr lang, schmal, lang und spitz ausgezogen. 2. Gabelast der Radialgabel zwischen Scheitel der Areola postica und dem 3. Ast der Mediana mit letzterer eine Strecke weit vereinigt, wie bei der Gattung ThyrsopJiorus. 2. Ast der Mediana sehr kurz. Areola postica mit breitem Scheitel der Mediana vereinigt. 2. Discoidalzelle 3nial so lang wie breit. Hinter- flügel: Radialramus eine Strecke weit mit der Mediana vereinigt. 3. und 4. Antennenglied sehr lang behaart. Schenkel der vordem Beinpaare etwas verbreitert. Diese Gattung bildet einen Uebcrgang zwischen der Gattung Thyrsopihorus Burmeister 1838 und Thyrsopsocus n. g. IscJinojftevi/x caloeoroldes n. sp, Flavosignatus, capite flavo nigrosignato^ ihorace nigra flavosignaio, ahdomine auf fusco aut fusco cum signis flavcolis, pedihus luridis tarso secundo nigra, alis fuscis margine anteriore Jiyalino pterostig- mate brunneo ante hasin et post apicem maculis flavis, area hasali et cellulae dorsal is apice flavis, apice alarum macuhi flava; alis posteri- oribus suhf'uscis, basi fiisca, area hasali flava. $. Kopf gelb, am Hinterrande ein schwarzer Fleck, vor den Augen eine schwarze Querbinde, Augen schwarz; Antennen schwarz- braun. Maxillartaster gell)braun. Prothorax schwarz, Meso- und Meta- thorax schwarz mit gelbem Vorderrand. Abdomen braun mit gelblicher Zeichnung oder ohne diese. Beine blass bräunlich, 2. Tarse schwarz. Vorderflügel braun. Flügelwurzel gelb. Pterostigma rothbraun, an der Spitze und vor dem Scheitel tritt die Färbung etwas aus dem- 140 GÜNTHER ENDERLEIN, selben heraus und geht in intensiv gelbe Farbe über. Ein Fleck am Rande zwischen den Gabelästen intensiv gelb. Hyalin farblos sind alle diejenigen Partien, die zwischen der Mediana bis zum Querast des Radius und dem Vorderrande liegen, ein Fleck zwischen Gabel- zelle und Pterostigma sowie ein sehr schwacher Randstreif zwischen Xodulus und 1. Ast der Mediana. Das Uebrige braun, nach der Spitze zu dunkelbraun. Das Feld zwischen Dorsalader und Hinterraud (Dorsalzelle) in der Basalhälfte braun, das übrige gelb. Hinterflügel rauchgrau, an der Basis braun, Flügelwurzel gelb. S. Flügel viel dunkler. Es fehlt der gelbe Randfleck zwischen den Gabelästen (an dessen Stelle braune Färbung) sowie der hyaline Randstreifen zwischen Nodulus und 1. Medianast. Flügelspannung: S 18 mm, $ 22 — 23 mm. Länge des Vorderflügels: S 8 mm, $ 10 — 11 mm. Call an ga (Peru), 5 SS, 20 ??. Thyrsopsocus n, g. Äntennaruni articulus tertius et quartus longius pilosus ceteris. Ramulus secundus ceUulae furcalis rami radialis per venam trans- versalem cum mediana conjuncttis, areolae posticae Vertex medianae connata aut pedunciüata. Bamus radialis alarum posteriorum cum mediana connatus. Kopf am Hinterrande breit, daher etwas dreieckig. Der Gegen- satz der beiden Bürstenglieder tritt bei den SS mehr zurück, da bei ihnen die übrigen Glieder stärker behaart sind ; sehr wenig Differenzen finden sich noch bei den SS von Thyrsopsocus jisocoides n. sp. Beide Bürstcnglieder sind wenig von einander abgesetzt und machen den Eindruck eines einzigen Gliedes, sie sind kürzer als bei den übrigen Gattungen. Schenkel und Schienen der beiden vordem Beinpaare ein wenig verbreitert, sonst wie bei Thyrsophorus. Vorderflügel: Pterostigma entweder gleichmässig mit schwach ge- bogenem Scheitel oder mit etwas spitzem oder mit ausgebuchtetem Scheitel. 2. Ast der Gabelzelle des Radialramus durch einen Querast mit der Mediana dicht hinter der Areola postica verbunden. Scheitel der Areola postica breit bis zu einem Punkte mit der Mediana ver- einigt, oder durch einen Querast mit ihr verbunden. Hinterflügel: Radialramus eine Strecke weit mit der Mediana vereinigt. Die Psocidenfauna Perus. 141 TUyrsopsocus peruanus n, sp. Niger, cajnte ochraceo nigrosujnato^ nntennis fuUginosis articulis duohus basalilms atris, palpis maxillarihus subfuscis articulo apicali (IV.) itigro, thorace nigro suturis ocJiraceis, ahdomine nigro, femoribus luridis , übiis fuscis, tarsis piceis , alis anterioribus fascia longi- tudinali ad apicem ftisca, pterostigmate brunneo, alarum basi fusca. Kopf ockergelblich mit schwarzer Zeichnung. Augen schwarz, Antennen dunkelbraun, die beiden Basalglieder schwai-z, Maxillar- taster hellbraun, Endglied dunkelbraun. Thorax schwarz, Suturen ockergelb. Abdomen schwarz. Schenkel hellbraun. Schienen braun, Tarsen schwarzbraun. Vorderflügel hyalin farblos. Pterostigma röthlichbraun, ein sehr schwach gelblicher Fleck oder Streifen ausserhalb der Spitze. Flügel- wurzel braun, ein schmaler, brauner Streifen verfolgt die Mediana, füllt die 2. Discoidalzelle, die Gabelzelle sowie die Zelle zwischen dem 2. Ast der Gabel und der Mediana aus. Eine Abzweigung dieses braunen Streifens verfolgt die Cubitalader bis zur Areola postica und bildet von hier aus einen sehr schwachen und schmalen Randstreifen am Hinterrand bis zum 3. Ast der Mediana. Die beiden Zellen zwischen Analader und Hinterrand braun. Vertex der Areola postica breit, Pterostigma einfach und schwach gebogen. Hiuterflügcl: Flügel- basis und die Zellen zwischen Analader und Hinterrand braun. Flügelspannung: S 16 mni, $ 22 mm. Länge des Vorderflügels: S 7 mm, $ 10 mm. Callanga (Peru), 1 S und 2 $$. Thyrsopsocns belltis MacLachlan 1866. {Thyrsopliorus bellus MacLachlan.;, M'Lachlan, in: Trans, entomol. Soc. London (ser. 3j, V. 5 (1866;, p. 345. Fuscus, capite fulvo, octdis nigris, ocellis rubris, antennis nigris articulis binis bdsalibiis fulvis, palpis maxillaribus fulvis articulo apicali nigro, thorace fuseo tuberculis nigris, abdominc fusco; alis hyalinis pterostigmnte flavo aut mia aut duabiis macidis miniatis, anterioribus Jiabena paUidissimo-fulva a cellula discoidnll secunda us- que ad apicem areolae posticae marginalem. Die OriginalbescLreibung MacLachlan's lautet: ,/r. piceus ; antennis pilosis, ni'^ricantihus, ad basin nij'c.scenlibus (5 articulo S^ haud incrassuto) ; capite picea ($ infra palltdo); scuteüo pailidc vario ; alis liyaltnis, anticis maculis in dimidiu basuli {^) intense 142 GÜNTHER ENDERLEIN, fuscis, fascia media vitiaqite apicali lestaceo-finnosis, pterosligtnale ttiaiigii- /ari, miniato, veiiis m'^rica/itihus ; pedibiis castanius ; libiis farsisqiie anticis el tarsonun intermediornm posleroriumque opicibus infuscalis. — F'ar. ($ ?). Alis anticis maculis in dimidio basali intense fuscis, sed vitta apicati riulla ; plerostigniate Jhivo margiriato, venis apicalibus flavis. Habitat in Brasilia." Kopf hellbraun, Augen schwarz, Ocellen roth. Antennen schwarz, die beiden Basalglieder hellbraun. Maxillartaster hellbraun, Endglied schwarz. Thorax braun mit schwarzen Tuberkeln, Abdomen braun. Schenkel hellbraun, Enden dunkelbraun, Tibia und 1. Tarse braun, 2. Tarse schwarz. Vorderflügel hyalin farblos, Pterostigma gelb mit einem orange- rothen Fleck an der Basis und in der Mitte. Scheitel hoch stumpf gebogen. Die gelbe Färbung tritt am Scheitel über dasselbe hinaus bis an die Basis der Gabelzelle, ebenso etwas über die Spitze. Von der Basis der Gabelzelle bis zum Hiuterrand der Areola postica ein breiter, aber sehr schwach ockergelblich gefärbter Streifen mit schmalem Ausläufer am Rand bis zum 1. Ast der Mediana. Im ersten Drittel des Flügels kleine dunkelbraune Flecken am Radius und vor dem Nodulus. Vertex der Areola postica schmal mit der Mediana vereinigt. Hinterflügel hyalin farblos. Flügelspannung: 15 mm. Länge des Vorderflügels : 7 mm. Callanga (Peru), 2 $?. var. fuscosifffiata n. var. Nigro-ftiscus, capife hrunneo maculis lateraJibus flavis aut sine maculis, antennis fuscis Unis articulis hasalibus ochraceis, thorace aut nigro aut nigro cum suturis ochraceis, abdomine nigro, alis hyaUnis, anterioribus fascia longitudinali fusca a cellula discoidali secunda usque ad apicem, altera parte hujus habenae ad apicem areolae posticae marginalem divergente, areola ^wstica vertice medianae connata, ptero- stigmate ferrugineo, basi et apice flavis. Kopf braun bis rothbraun, vor den Augen schwarz mit seitlichen gelben Flecken oder ohne diese {$). Augen schwarz, Ocellen roth. Antennen braun mit ockergelben Basalgliedern. Maxillartaster braun mit schwarzem Endglied. Thorax schwarz mit ockergelben Suturen oder ohne diese ($). Schenkel hellbraun, Enden dunkelbraun, Tibia und 1. Tarse braun, 2. Tarse schwarz. Vorderflügel hyalin farblos, Pterostigma rostroth mit gelber Basis, Die Psocidentauna Perus. 143 hinter der Spitze ein gelber Streifen, vor dem Scheitel gelbe (?) oder rostbrciune (S) Zeichnung nach der Basis der Gabelzelle zu. Die 2. Discoidalzelle, Gabelzelle , Zelle zwischen dem 2. Gabelast und Medlaua braun, ein Ausläufer begleitet die al)steigende Cubitalader der Areola postica und bildet einen schmalen Randstreifen bis zum 3. Ast der Mediana (S) oder bis zum 1. ($). Kleine Flecke am Nodulus und am Radius vor der 1. Discoidalzelle braun, oder ohne diese Flecke (S)- Hinterflügel hyalin farblos. Flügelspannung: nulo longior cellula furcali. Areola postica curvata. Zona apncalis, pterostigma et areola postica Die r'soc'idenf'auna Perus. 151 hreviter pilosa. Alanim posteriorum ramus radialis venae nieduinae aut hrevi spatio aut puncto comiatus. Kopf, ThoFcix und Abdomen kurz aber dicht behaart. Kopf breit und kurz. Antennen etwas kürzer als die Flügel, behaart. Maxillar- taster Sgliedrig, behaart. Beine behaart, Tarsen 2gliedrig, 1. Tarse etwa 4 mal so lang wie die 2. Flügeladern und besonders der Rand dicht und mehrreihig be- haart, mit Ausnahme der Axillarader (der Hinterflügel), die nur ati der Basis schwache Behaarung zeigt. Radialramus mit der Mediana durch eine Querader verbunden. Gabelzelle lang, sehr kurz gestielt. Mediana mit nur 2 Aesten, Stiel der Gabel etwa so lang wie die Gabel, länger oder bis 2 mal so lang. Areola postica gross, gebogen bis halbkreisförmig, höher als das Pterostigma, gehört nur dem Hinter- rande an (im Gegensatz zu Polypsocus). Eine breite Apicalzone dicht und kurz behaart, das Pterostigma und die Areola postica fast ganz ausfüllend. Hinterflügel: Vereinigung des Ramus radialis mit der Mediana kurz oder nur in einem Punkte. Stiel der Gabel des Ramus radialis so lang oder fast so lang wie die Gabel. JPtilopsocus fuscus n. sp, Fuscus, capite, thorace ahdomineque nigro, antennis fuscis, pedi- hus pallido-fulvis; alis fuscis, areola postica parva. Kopf, Thorax, Abdomen schwarz; Maxillartaster und Antennen braun; Beine bräunlich, Schenkel des 3. Beinpaares gelblich. Vorderflügel braun, die behaarten Partien im Pterostigma, in der Areola postica und am Rande zwischen beiden dunkler braun. Areola postica verhältnissmässig klein und niedrig. Im Hinterflügel ist die Basis des Radius nicht behaart. Flügelspannung: 10 — 11 mm. Länge des Vorderflügels: 4V2~~5 "f^™- Callanga (Peru), 16 Exemplare. Ptilopsocus desectus n. sp, Fuscus, capite thoraceque fuliginosis, ahdomine lurido aut fusco, apice nigro; pedibus fulvis, alis anterioribus fuscis, apice hjalino, posterioribus fuscis hyalinis. Kopf und Thorax dunkelbraun, Abdomen hellbraun bis braun. Augen schwarz. Maxillartaster braun, die 3 Glieder zieraUch gleich lang. Die beiden Basalglieder der Antennen weiss, die nächsten Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 11 152 GÜNTHER ENDERLEIN, 4 Glieder schwarz, ein Drittel der Länge an der Basis weiss, die übrigen Glieder weiss. Beine gell)lichl)raiin. Vorderflügel braun; Flügelspitze gelblich hyalin farblos, an der basalen Seite durch eine gerade Linie begrenzt, die von der Spitze des Pterostigmas bis zum Ende von Ast 2 der Mediana sich erstreckt. Hinterflügel bräunlich hyalin. Berührung von Radialranius und Mediana in einem Punkte, Flügelspannung: lO^/g mm. Länge des Vorderflügels: 4^/4 mm. Callanga (Peru), 6 Exemplare. JPtilopsocus qiiadriguttatus n, sp. Fuscus^ capite fusco, oculls nigris, thorace ahdomineque nigris, pedihus aJhido-fulvis; alis anterioribus fuscis, quinis macuUs margi- nalibus hyalinis incoloratis, posterioribus fuscis duabus maculis hya- linis incoloratis. Kopf hellbräunlich bis braun. Augen schwarz, Maxillartaster weiss ; die beiden kurzen Basalglieder der Antennen weiss, die 4 nächsten Glieder schwarz, an der Basis weiss, die übrigen Glieder weiss. Beine gelblichweiss. Thorax und Abdomen schwarz. Vorderflügel braun mit 5 gelblich weissen Flecken, der l. an der Basis des Vorderrandes, der 2. bedeckt die Basalhälfte des Ptero- stigmas und breitet sich vor demselben basalwärts aus, der 3. am Apicalrande zwischen den Gabelästen des Radialramus bis an das Ende des L Mediana- Astes, der 4. füllt die Areola postica und er- streckt sich basalwärts von derselben, der 5. ist klein und schmal und erfüllt die Zelle zwischen Dorsalader und Hinterrand. Gabelzelle der Mediana wenig kürzer als der Stiel. Hinterflügel hyalin, hell- braun mit zwei ungefärbten Marginalflecken, der eine am Ende des Vorderrandes, der andere an dem des Hinterrandes. Flügelwurzel an der Basis des Radius ebenfalls farblos. Flügelspannung: 10 mm. Länge des Vorderflügels: 4^/^ mm. Callanga (Peru), 9 Exemplare. Ptilopsocus griseolineatus n. s/). Cnpite fusco-nigro, oculis nigris, antennis brunneis ; thorace fusco, tuberculis nigris^ ahdomine fusco, pedibus pallido-fulvis, ungulis nigris; alis hyalinis habena griseo-fusca longitudinali ad apicem. Cellula furcali venae medianac brevi. Die Fsocidenfauna Perus. 253 Kopf schwarzbraun, Augen schwarz, Antennen röthlichbraun ; Thorax braun mit schwarzen Tuberkeln, Abdomen dunkelbraun, Beine blass bräunlich, Krallen schwarz. Vorderflügel farblos hyalin. Ein schwach graubraunes, schmales Band verfolgt das kurze Stück der Mediana von der Trennung vom Cubitalast bis zum Querast des Ramus radialis, geht dann bis zur Basis der Gabelzelle des Ramus radialis, von hier längs des 2. Astes derselben bis in die Nähe der Gabelzelle der Mediana und begleitet von hier an den 1. Ast der Mediana bis zum Apicalrand. Eine schwache Zone am Apicalrand als Ausläufer des Bandes ebenfalls graubraun. Hinterflügel farblos hyalin mit schwachem, bräunlichem Band längs der Mediana, das sich am Apicalrand ein wenig ausbreitet. Flügelspannung: 12 mm. Länge des Vorderflügels: 5^2 mm. Callauga (Peru), 1 Exemplar. Diese Art weicht durch den Flügelschnitt und dadurch, dass die Gabelzelle der Mediana im Vorderflügel nur halb so lang wie der Stiel ist, sehr von den übrigen Ptüoßsocus- Arten ab, doch dürfte die Aufstellung einer neuen Gattung nicht angebracht sein. Folyx^socus Hagen, 1866. Hagen, Psocid. Synopsis synonymica, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1866, p. 203. Genus Caeciliinorum. Capite piloso, brevi^ antennis brevibus^ pilosis. Palpus maxillaris articuUs tribus. Thorax^ abdomen, pedes breviter pilosi. Duorum tnrsorum articulus 2)rimus diiplo major secundo. Venae et mar- gines pilosi. Ramus radialis medinnae venae transversali conjunctus. Cellula furcalis longa., brevissime pedunculata. Mediana ramis duobus, cellula furcalis brevissima. Areola postica elongata ad rnarginem apicalem, recfa. Zona angusta apicis^ pterostigmatis., areolae posticae breviter pilosa. Alaruni posteriorum ramus radialis venae medianae breviter spatio aut puncto connatus. Cellula furcalis rami radialis brevissime pedunculata. Von der 1866 von Hagen aufgestellten Gattung gebe ich hier die noch fehlende ausführlichere Diagnose. Sie ist mit der Gattung Ptilopsocus nahe verwandt und unterscheidet sich von ihr durch folgende Punkte : Die Gabel der Mediana ist sehr kurz, ihr Stiel über 2- bis etwa 4 mal so lang wie sie selbst. Die Areola postica nimmt 11* 154 GÜNTHER ENDERLEIN, eine Sonderstellung gegenüber allen andern Psociden ein ; sie streckt sich ausserordentlich lang und zieht sich nach der Flügelspitze zu; der sie bildende Cubitalast ist völlig gerade oder nur schwach ge- bogen. Die dicht und kurz behaarte Randzone ist sehr schmal und füllt nur die Randhälften von Pterostigma und Areola postica aus. Im Hinterflügel ist der Stiel der Gabelzelle des Ramus radialis sehr kurz. Das 1. Tarsenglied ist nur do{)pelt so gross wie das 2. Polypsocus lunulatus n. sj). Fuliginosus, antennis luridis articulorum apicihus nigrls, articulis duohus hasalibiis articuloque tertio nigris; pedibus xmllido-fuscis, tarsis fuscis, alis anterioribus fuligmosis, ante marginem apicalem fascia semilunari angusta alba; alis posfcrioribus fuliginosis; alarum venis fuscis. Kopf breit, rothbraun. Die beiden Basalglieder der Antennen und das 3. (lange) Glied schwarz, die übrigen Glieder gelblichweiss, die Endhälften schwarz. Maxillartaster dunkelbraun. Augen gross, halbkuglig hervortretend, dunkel. Thorax schwarz. Beine hellbraun, Tarsen dunkler, Abdomen dunkelbraun. Vorderflügel dunkelbraun, vor dem Apicalrand eine gebogene, gelblichweisse, schmale Binde, die am Rande des Pterostigmas an- setzt, in der Areola postica den Hinterrand berührt und diese ganz ausfüllt. Hinterflügel dunkelbraun. Flügelspannung: 9 mm. Länge des Vorderflügels: 4 mm. Calla uga (Peru), 1 Exemplar. Vorliegende neue Art unterscheidet sich von der einzigen be- kannten (nordamerikanischen) Art dieser Gattung Polypsocus corruptus Hagen 18(35 (= Pol. abruptus Hagen 1865) wesentlich. Zunächst ist die braune Färbung viel dunkler. Während ferner bei Polyps. lunulatus die Apicalbinde am Pterostigma ansetzt, parallel zum Rande verläuft und die Areola postica gänzlich ausfüllt, beginnt bei Fol. corruptus dieselbe am Vorderrande an der Spitze des Pterostigmas, die Spitze desselben ausfüllend, und läuft ziemlich gerade nach dem Hinterrande, nur die Spitze der Areola i)ostica ausfüllend (Pol. ab- ruptus Hagen = $ Pol. corruptus Hagen) oder endigt, ohne über- haupt den Rand zu erreichen, vor der Areola postica (Pol. corruptus Hagen). Der Cubitalast der Areola postica ist l)ei Pol. lunatus fast Die Psocideufanna Perus. 155 gerade und wendet sich noch nach der Flügelspitze, bildet somit die extremere Form, während er bei Pol. corruptus schon schwach ge- bogen ist und so nach der nahe verwandten Gattung Ptilopsocus überführt. Elipsocus viridiinicans ft. sp, Elipsocus HactEn 1866. Viridimicans, capite flavo-virente, oculis nigris, viridimicantihus, antennis nigris, articulis duobus basalihus viridimicantihus ; prothorace allido, duobus maculis fuscis, mesothorace, metathorace abdomineque fuscis apicibus viridibus; pedibus pallidis, apicibus femorum tibiarum- que fuscis ; alis hyalinis viridiinicantibus ; pterostigmate duobus maculis fuscis. Kopf grünlichgelb, grün schimmernd, Labrum grauschwarz ; Augen schwarz, grün schimmernd; Antennen schwarz, die beiden Basalgiieder grün schimmernd. Prothorakaltuberkel hell, mit zwei länglichen, halb- mondförmigen , braunen Flecken längs der Medianlinie , Mesothorax braun mit schwacher, hellerer Zeichnung, Mitte des Hinterrandes grün, Metathorax unbehaart, braun, Mitte des Hinterrandes grün. Abdomen dunkel, nach dem Ende zu grünlich, Beine blass, Ende der Schenkel und Anfang der Tibia braun. Flügel hyalin, grün bis röthlich irisireud. Pterostigma hinter der Basis und au der Spitze schwach braun. Flügelspannung: 11 mm. Länge des Vorderflügels: 5 mm. Callanga (Peru), 1 Exemplar. Diese interessante Species erinnert in Flügelform und Grösse an Mesopsocus Kolbe und Hcmineura Tetens, doch stellt die Bewimpe- rung des Randes der Vorderflügel und des Randes der Gabelzelle des Ramus radialis im Hinterflügel ihre Zugehörigkeit zu der Gattung Elipsocus Hagen sicher. Gra2^hocaecilius n. g. Genus Caeciliinorum. Caput latissimum pilosum, oculis parvis, antennis longe pilosis. Thorax, abdomen et pedes brevissime pilosi. Alarum anteriorum venae pilosae, margo apicalis hrevissima pilosa; cellula furcalis rami radialis pedunculo brevior. Pterostigma breviter pnlosum. Alae anteriores non jnlosae. Pedes duobus tarsis. Kopf sehr breit, behaart; Augen verhältnissraässig klein. An- 156 GÜNTHER ENDERLEIN, tenneu lang behaart, Haar dünn und abstehend, weniger dicht beim S^ Thorax und Abdomen sehr kurz behaart. Prothorakaltuberkel sehr klein. Beine behaart, Schenkel nach dem Ende zu verdickt. Tibia länger als die beiden Tarsen. Die 2. Tarse weniger als halb so gross wie die 1 . Vorderflügel. Adern ziemlich lang behaart, mit Ausnahme der Analis. Membran unbehaart, Pterostigma kurz behaart. Der Vorder- rand, die Spitze bis zum Nodulus sehr kurz und sehr weitstehend behaart. Gabelzelle des Radialramus kleiner als der Stiel, Gabeläste stark divergirend. Hinterflügel gänzlich unbehaart. Adern wie bei Pterodela Kolbe 1880. Gabeläste stark divergirend. Die Gattung steht am nächsten der ebenfalls 2tarsigen Gattung Pterodela Kolbe 1880, von der sie sich im Wesentlichen durch die Behaarung der Adern des Vorderflügels und des Pterostigraas unter- scheidet; aber auch die hohe Areola postica mit spitzem Vertex und die Vereinigung des Ramus radiaUs mit der Mediana bilden charak- teristische Unterschiede. Das Flügelgeäder von GrajJiocaecüius hat eine auffallende Aehnlichkeit mit der Gattung Elipsocus Hagen 1866, doch kann liur von einer zufälligen Parallelerscheinung die Rede sein, da ja Elij)socus durch seine Sgliedrigen Tarsen nicht mit Grapho- caecüius verwandt ist. Graphocaecilius tfypetoides n, sp, Niger, capite castaneo, antennis fuscis mit luridis ($), palpis maxillaribus luridis^ pedibus sid)fuscis; alis anteriorihus nigro-fuscis. fascia macidisque tribus hyalinis, posterloribus hyalinis. Kopf röthlichbraun, Antennen braun oder schmutzig blassgelb ($), Kiefertaster ebenso, Thorax und Abdomen schwarz. Beine hellbraun. Vorderflügel schwarzbraun, eine Binde vom Vorderrande vor dem Pterostigma bis zum Hinterrande zwischen Areola postica und Nodulus hyalin farblos, eine Binde parallel zu dieser vom Vorderrand in der Mitte des Pterostigmas bis zum Ramus radials, ein Fleck am Rande der Gabelzelle, ein Fleck am Vertex der 2. Medianarandzelle sowie ein Fleck längs der Basis des Radius, zwischen diesem und der Mediana hyalin farblos. Hinterflügel farblos, Membran zwischen Analis und Hinterrand blassbräunlich. Flügelspannung: S 6 mm, $ T^/g mm. Länge des Vorderflügels : S 2^/4 mm, $ 3V4 mm. Call an ga (Peru), 1 6 und 1 $. Die Psocidenfauna Perus. 157 Peripsociiii. Neurostiffnia n. g, Genus Peripsocinorum. Caput latum longissime pilosum. Oculi magni. Äntennae hreves, longissime pilosae. Palpi maxillares quattuor articulis longe pilosis. Pro- et mesothorax jnlosum, scapu- lariae longissime pilosae. Abdomen hreviter pilosum. Pedes cum binis iarsis longe jnlosi. Venae et margines longissime pilosi. Pterostigma ocfo ad decem venis transversalibus partitum. R/mms radialis vena transvcrsali medianae conjunctus. Mediana quinque ramis. Alarum posteriorum ramus radialis medianae breviter connatus., mediana Sim- plex, pedunculus ccllulae furcalis rami radialis brevis. Kopf hoch gewölbt, breit, mit starken, sehr langen Haaren dicht besetzt ; Mediansutur tief eingeschnitten. Labrum breit öeckig, sehr kurz behaart (Fig. C). Augen gross, halbkuglig hervortretend. Ocelleu gross, eng zusammenstehend. Antennen verhältnissmässig kurz, bis zur iMitte des Pterostigmas reichend, dicht mit langen aber dünnen, weit abstehenden Haaren besetzt. Kiefertaster 4gliedrig, dick, sehr lang behaart. 1. Glied kurz und dick, fast kuglig, 2. Glied länger als das 3. und und so gross wie das 1.: 4. Glied so lang wie die 3 Kirsten zusammen, am längsten be- haart, nach dem Ende zu conisch p,-^ q zugespitzt (Fig. D). Beine, be- '^' * sonders die Tibia, lang behaart, Schenkel wenig verdickt. 2 Tarsen, die 1. fast 3mal so gross wie die 2., beide kürzer als die Tibia. Flügelmembran unbehaart, mit Ausnahme des Randfeldes zwischen Analader und Axillarader im Hinterflügel. Adern sämmtlich 2reihig (bis 3reihig) behaart; Haar sehr lang, abstehend und regelmässig an- geordnet. Subcosta schwach angedeutet, unbehaart. Flügelraud im Vorder- und Hinterflügel 2— 3reihig behaart. Anordnung der Adern : Vorderflügel. Der vordere Ast des Radius entsendet nach dem Vorderrande zehn bis zwölf Aeste, wodurch ein rostartiges Pterostigma entsteht, das also aus \J— 1 1 Feldern zusammengesetzt ist. Alle Aeste sind ebenfalls 2 reihig behaart. Radialramus durch eine lauge Querader mit der Mediana verbunden, Gabelzelle über doppelt so lang wie der Stiel. Mediana mit 5 Aesten, vor dem 5. Ast (von der Flügelspitze aus gezählt) eine tiefe, ziem- lich spitze Einbuchtung nach dem Hinterrande zu bildend. Cubital- ader einfach, wie bei Peri2)socus, ohne Bildung einer Areola postica. 158 GÜNTHER ENDERLEIN, Analis und Dorsalis normal. Hintertiügel. Radialramus mit der Mediana kurz verwachsen ; Gabelzelle etwa 3mal so lang wie der Stiel. Mediana ungegabelt. Die übrigen Adern normal. Diese ausgezeichnete Gattung weicht von allen übrigen Psociden durch das rostähnlich getheilte Pterostigraa ab, aber auch die auf- fallend starke Behaarung von Kopf und Mesothorax sowie die unge- wöhnliche Anzahl der Aeste der Mediana lässt ihre Stellung isolirt erscheinen. ^eurostigma chaetocephalum n. sp, Niger, capite nigro, antennis luridis, palpis maxiUaribus fuligi- nosis; thorace nigro, ahdomine pedibusque fuUginosis, tarsis fuscis; alis hyalinis dimidio basali nigro-fuscis, posteriorum suhfuscis. Kopf schwarz, Antennen sehr blass, die beiden Basalglieder dunkler, Kiefertaster dunkelbraun. Labrum bräunlich. Thorax schwarz, Ab- domen dunkelbraun. Beine dunkelbraun, Tarsen braun. Die Basal- hälfte der Vorderflügel dunkel schwarzbraun. An der Basis der Vena dorsalis, vor dem Nodulus, vor dem Pterostigma helle Flecke, ebenso die Basalhälfte der Zelle zwischen dem Radius und der Mediana hell. Pterostigma bräunhch. Die Basalhälfte der Hinterflügel hellbraun. Flügelspannung: 13 Vs ^^• Länge des Vorderflügels: 6^4 uim. Call an ga (Peru), 1 S- Berlin, 14. Mai 1900. Die Psocidenfauna Perus. 159 Verzeicliiiiss der Literatur über sUdaiiierikaiiisehe Psocideii. BuKMEisTEK, HaTidbucli der Entomologie, V. 2, Alitli. 2, 1888, j). 772 —278. Rambur, Histoire naturolle des Inseetes. Nenropteres, Paris 1842, p. 317—824. Blanchari), in: Gay, Clattd., Historia fisica 3^ politica de Chile segun documentos adquiridos (ui esta repnblica durante doze auos de re- sidencia en ella y pnblicada bajo los anspicios del supremo gohierno, (Paris und Santiago. Mit Atlas in Fol,), Zoologica, V, 6, 1851, 572 pag. Walker, Catal. Brit. Mus., 1852, p. 479. — , Characters of undescribed Neuroptera in the collection of W. W. Saünders, Esq , in : Trans, entomol. Soc. London (sev. 2). V. 5, J8G0, p. 198. MacLaciilan, R., New genera and species of Psocidae, in: Trans, entomol. See. London, (ser. 3) V. 5, 18GG, p. 345. KoLBE, H. J., Neue Psociden des Kgl. Zoologischen Museums zu Berlin, in: Stettin, entomol. Z., 1888, p. 05—88. GiARiJ, Alfred, Sur un exeniplaire chilien de Pterodela [)edicularia L. ä nervation doublement anormale, in : Act. Soc. scient. Chili, V. 5, (1896) 1/3 livr., p. 19—21, avec 2 figg. — in: Ann. nat. Hist., (ser. 6) V. 17 (189fi), p. 111—112, with 2 figg. Enderlein, G., Epipsocus ciliatns Haoen, eine Bernsteinpsocide, und Epipsociis nepos n. sp., Peru, in: Berlin, entomol. Z., V. 45, 19. S- „ heUus M"Lac'iilan. '4?. var. fuscosiqwitd n. vnr. S- „ . ., ,' .. ^- ?. „ /»socoldes n. sp. vnr. jiedunculata n. var. S- „ ., var. diq)(oj>o.'itica n. var. Uberflügei. PaocuH üchraceocrlstakis n. sj>. -^^ Tafel d. Amphiiieronüa hicolor n. .sy;. $. ,, cinctipes n. s}). ^^. hemi))h(ieo])trra n. .■^p. V- Neopsncus cdlhinganus u. sp. +• Ptiloneura lildorsn/is n. s]). var. octoplumosa 11. var, '^. E/npsocus nejios Enpkjilkin, (J, mit etwas abweichendem (Toilder. Derselbe, ^, mit normalem Geäder. Ptiloj)soeus fuscus n. sp. „ desectus n. sp. ,, quadriguttatus n sp. „ griseolincatus n. sp. Polyp.socus lunulatiis n. s/i. EUpsocus viridimicans n. s^h Grapliocaecilius trypetoides n. sj). c^. Nenrostigma chaetocephaluni n. S2). 6. Kiiuuiuaniisclie linclidriK'keiri ^Hw■ulalill Fohle) in Jena. — 2138 Nachdruck verboten. Utbersctzunysreclit vorbehalten. Helminthologisclie Studien. Einige in Süsswasser - Entomostraken lebende Cereocystis-Formen. Von Dr. Ellgen v. Daday, Doceut au der Universität zu Budapest. Hierzu Tafel 10—12. Es ist längst bekannt, dass die Bandwürmer die verschiedenen Phasen ihrer Entwicklung in andern Wirthsthieren durchlaufen. Die Larven bereiten sich fast durchgängig im Innern des Wirthes eine Cyste, deren Höhlung sie mit ihrem Scolex bald nur zum geringern Theil, bald aber nahezu ganz ausfüllen, dem entsprechend erstere als Cysticerken, letztere dagegen als Cysticercoide bezeichnet werden. Diesen beiden Eormen der T«ewia-Larven fügte nun, auf Grund neuerer Untersuchungen, R. Blanchard noch eine dritte unter dem Namen Cercocystis hinzu (2), deren Scolex die Höhlung der Cyste theilweise oder gänzlich ausfüllt und am Hiuterende der Cyste in der Regel einen langem oder kürzern Schwanzfortsatz trägt. Die beiden erstem Larvenformen waren aus Wirbelthieren und höher or- ganisirten wirbellosen Thieren schon vordem bekannt, wogegen unsere Kenntniss der in Entomostraken lebenden Cercocystis-Larven aus jüngster Zeit datirt. Das erste Exemplar einer Cercocystis-Larve hat 0. v. Linstow 1872 im Mageninhalt eines Barsches, in Gemeinschaft von ver- schlungenen Exemplaren von Süsswasser-Entomostraken gefunden und als den Cysticercus von Taenia-Drepanidotaenia graciUs (Khab.) und als den freilebenden Scolex des Barsches beschrieben (7). Es unter- liegt jedoch kaum einem Zweifel, dass dieses Larvenexemplar bloss aus einem der verschlungenen Entomostraken, als dem eigentlichen Wirth, Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 12 162 EUGEN V. DADxVY, in den Magen des Barsches gerathen und kein beständiger Parasit desselben war. Die ersten Beweise für die Richtigkeit dieser An- nahme brachte A. Gruber 1875 bei, als er über den in einem aus dem Bodensee gefischten Oyclops hrevicornis Cls. = Ci/clojjs strenuus Fisch, gefundenen Cysticercus berichtete (4). Allein diese Mittheilung Gruber's sowie die in meiner Monographie der freilebenden Cope- poden Ungarns (1882 — 1885) enthaltene Bemerkung, dass auch die Copepoden Wirthe eines kleinen Cysticercus seien (3), sind nichts weiter als eben eine Constatirung dessen, dass die Tänienlarven auch in Entomostraken und speciell in Copepoden vorkommen. Den Reigen der eingehenderen wissenschaftlichen Schilderungen der Cercocysten, als der in niedriger orgauisirten Crustaceen para- sitisch lebenden Tänienlarven , eröffnete O. Hamann 1889 mit der kurzen Beschreibung der in Gammanis pulex gefundenen Exemplare (5); gewissermaassen als Fortsetzung dieser Publication veröffentlichte derselbe 1891 die Resultate seiner fernem Untersuchungen (6) und gab bei dieser Gelegenheit auch die Beschreibung des Scolex von Taenia-Drepanidotaenia tenuirostris (Rud.) und Taenia-Drepanido- taenia sinuosa (Zed.) sowie der neuen Arten Taenia Integra und Taenia bifurca. Mit dem Studium der in Gammarus pulex lebenden Cercocysten haben sich übrigens nach 0. Hamann auch A. Mräzek und 0. V. LiNSTOW befasst. In seinen 1890 und 1891 erschienenen Publicationen (13, 14) beschrieb A. Mräzek die Larve der neuen Art Taenia Jiamanni., um sodann 1896 ausser einer nicht bekannten Art auch Taenia integra Ham. aufzuführen (15). 0. y. Linstow hat 1892 ausser den bereits von O. Hamann und A. Mräzek aufge- zeichneten Arten auch die Cercocysten von Taenia acanthorhyncha Wedl und der neuen Art Taenia pachyacantha beschrieben (8). Die Reihe der Untersuchungen über die in den Entomostraken (im engern Sinne) lebenden Cercocysten haben, abgesehen von A. Gruber's Mittheilung und meiner Bemerkung, A. Mräzek, Th. Scott und T. B. RossETER mit ihren im Jahre 1890, also gleichzeitig er- schienenen Publicationen eröft'uet. In seiner 1890 verötfentlichten Publication beschreibt A. Mräzek nämlich ausser den in Gammarus pulex lebenden und bereits er- wähnten Cercocysten auch die von Taenia-Drepanidotaenia fasciata (Krb.) aus Cyclops agilis C. K. = Cydops serridatus Fisch, und von Taenia -Dicranotaenia coronula (Duj.) aus üypris oviim (Jur.) = Cyclocypris laevis (O. F. M.) und Cypris compressa Baird = Cypria ophthalmica (Jur.) (13). Die eben erwähnten Daten erfuhren eine Einige in SüssWHSser-Entomostraken lebende Cercocystis-Fcrmen. 163 wesentliche Bereicherung durch seine 1891 erschienene Publication, in welcher die Cercocysten von insgesaninit 5 Bandwürmern beschrieben sind, und zwar der folgenden : Tnenia-Drepanidotnenia fasciata (Krb.) ; tenuirostris (Rud.); smuosa (Zeb.) ; gracilis (Krb.) und anatina (Krb.), als deren Wirthe er die nachstehenden Entomostraken bezeichnet: Cyclops viridis (JuR.), Cijclops pulcheUus C. K. = Cyclo^Js hicuspi- datus Cls. ; Cyclops lucidulus Sars = CycIojJS vernalis Fisch. ; Cyclops agilis C. K. = Cyclops serrulatus Fisch.; Cypris coynpressa Baird = Cypria oplithalmica (JuR.); Cypris incongruens Ramd. ^= Eucypris incongniens (Ramd.) (14). Schliesslich hat er in seinem 1896 er- schienenen Beitrag aus Cyclops- und Diaj'ttomus- Artan sowie aus dem Copepoden BoecJcella brasiliensis Lub. die Cercocysten von Taenia- Brepanidotaenia lanceolata (Bl.), setigera (Fröl.) sowie einer nicht benannten JDrepanidotaenia und einer Echinocotyle- Avt beschrieben und gleichzeitig auch Beiträge zur Kenntniss der anatomischen Ver- hältnisse derselben geboten (15). Th. Scott erwähnt in seiner Publication aus dem Jahre 1890 bei Aufzählung der bei Edinburgh gesammelten Ostracoden aus Candona- Eucandona rostrata (Br. Nr.) eine Cercocystis, welche später R. Blanchard als die Larve von Taenia-Drepanidotaenia graciUs (Krb.) erkannte (1, 25). Die erste einschlägige Arbeit von T. B. Rosseter aus dem Jahre 1890 (17) enthält die Beschreibung der Cercocystis von Bicranotaenia coronula (Duj,). In seinen darauf folgenden Publicationen beschreibt er die Cercocysten der nachstehenden Arten : Drepanidotaenia lanceo- lata (Bl.) und Taenia microsoma, und giebt zugleich auch die Be- schreibung einer Larve unter dem Namen Cysticercus quadricurvatus (18 — 21). Als Wirthsthiere bezeichnet er Cypris cinerea Brad. = Cyclocy^ms glohosa (Sars) und Cyclops agilis C. K. = Cyclops ser- rulatus Fisch. In der ersten seiner 1891 erschienenen beiden Publicationen (1) beschreibt R. Blanchard die Wanderung von Taenia-Drepanidotaenia gracilis (Krb.), bezw. constatirt er, dass die Cercocystis derselben in Crustaceen lebt. In seiner zweiten Publication (2) beschreibt er auf Grund der Mittheilung und Exemplare von T. B. Rosseter den von demselben als Taenia lanceolata beschriebenen Bandwurm eingehend unter dem neuen Genus- und Artnamen Echinocotyle rosseteri. Pu MoNiEZ giebt in seinen 1891 erschienenen beiden Publicationen über die in Entomostraken verschiedener Länder gefundenen Cercocysten Nachricht, so über die von Bicranotaenia coronula (Duj.) und Bre- 12* 164 EUGEN V. DADAY, panidoiaenia anatina (Krb.) aus englischen und französischen Cypria oplithalmica, Candona Candida und Eiicypris incongruens, über die von Drepanidotaenia gracilis hingegen aus einer chinesischen Cypria ophthalmica (12). O. V. LiNSTOw verzeichnet in seiner Publication aus dem Jahre 1892 (9) die Cercocysten, welche er in Cyclops brevicaudatus Cls. = Cyclops strenuus Fisch, fand, und zwar diejenigen von Dre- panidotaenia Setigera (Fröl.) und Drepanidotaenia hrachycephala (Crep.). In seiner gleichfalls 1892 erschienenen Arbeit giebt J. Richard Nachricht von einer Cercocystis, welche er in einer Süsswasser- Euryiemora fand (16); in seiner jüngsten Publication über diesen Gegenstand (16a) giebt er eine tabellarische Zusammenstellung der aus Entomostraken bekannten Taenia-Lurvew. Von grosser Wichtigkeit für die Kenntniss der Cercocysten war J. E. Schmidt's Publication aus dem Jahre 1894 (24), in welcher derselbe den Entwicklungsgang und die anatomischen Verhältnisse der Cercocystis von Taenia-Dreptanidotacnia anatina (Krb.) schildert, und er ist in dieser Hinsicht neben 0. Hamann und Mräzek als Bahn- brecher zu betrachten. Die Mittheilungen über die Cercocysten werden schliessUch in würdiger Weise ergänzt durch die unter Redaction von D. E. Salmon 1896 erschienenen ,,Tapeworms of poultry'". In dem beträchtlich um- fangreichen ersten Theile dieses Werkes bietet W. Stiles mit Be- nutzung der ganzen Literatur eine zusammenfassende Schilderung der in Wasservögeln lebenden Bandwürmer und deren Cercocysten i2<6). Sehr interessant und zugleich werthvoU ist die von M. Braun in ,Classeu und Ordnungen des Thierreichs" (V. 4, Würmer, 1898, p. 1607) mitgetheilte Tabelle, in welcher derselbe die Cercocysten und die VVirthe der betreffenden Bandwürmer zusammenstellt. In neuerer Zeit habe ich beim Studium der Entomostraken den in denselben lebenden Taenienlarven eine grössere Beachtung zuge- wendet, und meine Bemühungen sind auch nicht erfolglos geblieben, denn es gelang mir bisher, nicht weniger als 222 Exemphire von Cercocysten zu sammeln, welche ich denn auch nach jeder Richtung zu Studiren trachtete. Der grösste Theil des von mir untersuchten Materials ist ungarischen Ursprungs und ist das Resultat der von den Herren J. Thalhammer und J. Szalay und mir selbst in verschiedenen Zeiten in Bugacz, F61egyhaza, Kisujszallas und Vadkert (Ungarisches Tief- Einige in Süsswasser-Entomostraktn lebende Cercocystis-Formen. 165 land) bewerkstelligten SaramluDgen. Ein anderer, nicht minder be- trächtlicher Theil stammt aus der Mongolei und wurde von E. Csiki aus dem „Chermin cagan nor"-See gesammelt. Die Eutomostraken- wirthe gehören den Copepoden und Ostracoden an und sind namentlich die folgenden : Cyclojjs vernalis Fisüb.., Diaptomus alluaudi Gr. R., Biaptomus asiaticus üllj., Diaptomus spinosus Dad. und JEucandona Jiungarica Dad., von welchen bisher bloss Cyclops ver- nalis Fisch, als Cercocystenwirth bekannt war. Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen den Wirthsthieren und den Cercocysten kann ich die Behauptung von Al. Meazek bestätigen, wonach ein und dieselbe Entomostrakenart der Wirth von Cercocysten verschiedener Taewia-Arten sein kann. So fand ich z. B. in dem mongolischen Diaptomus asiaticus Ullj. die Cercocysten von o ver- schiedenen Bandwürmern {Drepanidotaenia ratsi, Drepanidotaenia mesacantha, Taenia sicliyi^ Eclünocotyle Unsfowi, Echinocotyle poly- acantha), aus der ungarischen Species Diaptomus spinosus Dad. hingegen sammelte ich die Cercocysten von 4 Arten und zwar von Drepanido- taenia anatina (Krab.), Drepanidotaenia gracilis (Krab.), Drej^anido- taenia lanceolata (Krab.) und Echinocotyle linstowi. In dieser Hin- sicht werden die Entomostrakenarten übrigens von Gammarus pulex L. weit übertroö'en, welcher eine förmliche Brutstätte von Cercocysten ist, indem aus demselben zur Zeit bereits 8 Taewi'a-Larven be- kannt sind. Allein wie eine Entomostrakenart der Wirth von Cercocysten mehrerer Taewia-Larven sein kann, ebenso kann ein und dieselbe Cercocystis auch mehrere Entomostrakenwirthe haben. In dieser Hin- sicht nun steht Drepanidotaenia anatina (Krab.) oben an, von der zur Zeit 7 verschiedene Entomostrakenwirthe bekannt sind. Die Entomostrakenwirthe der Cercocysten gehören übrigens, nach den bis- herigen Daten zu urtheilen, ausschliesslich den Copepoden und Ostra- coden an, und in P hy 11 opoden- Arten wurde bisher noch keine einzige gefunden. Auf diesen Umstand hat bereits A. Mräzek hinge- wiesen und dies dem sehr engen Innern Raum des seitlich zusammen- gedrückten Körpers der Cladoceren zugeschrieben (15, p. 2). Um über die in Entomostraken lebenden Cercocysten bezw, die Entomostrakenwirthe der letztern eine allgemeine Uebersicht zu bieten, habe ich auf Grund der Literatur und meiner eignen Beob- achtungen in nachstehendem Verzeichniss in erster Reihe die Cerco- cysten, in zweiter Reihe die bisher beobachteten Wirthe derselben und schliesslich die betreöeuden Forscher namhaft gemacht. Der 166 EUGEN V. DADAY, Vollständigkeit halber habe ich unter die Wirthe auch den Gammarus pulex^ bezw. die Cercocysteu desselben mit aufgenommen. 1. Dicranotaenia coronula (Duj.). Cydocypris laevis (0. F. M.) Cyclocypris glohosa Sars : Cypria ophtlialmica (JuR.) : Eucypris virens (JuR.): Candona Candida (0. F. M.) : Ostracoda: 2. Dicranotaenia dubia n. sp. Biaptomus alluaiidi Gr. R. : 3. Brepanidotaenia lanceol ata (Bloch.) Cyclojndae : Diaptomus sp>inosus Dad. : 4. Drepanidotaenia fasciata (Krab.). Cyclops serridatus Fisch.: Dia])tomus coerideus Fisch. : 5. Drepanidotaenia, gracilis (Krab.) Cyclops viridis (Jür.) : Diaptomus spinosus Dad.: Ostracoda : Cypria oplithalmica (Jur.) : JEucandona rostrata (Br. Nr.) : 6. Dr epanidotaenia anatina (Krab.). Cyclops vernalis Fisch.: Diaptomus alluaudi Gr. R. : Diaptomus spinosus Dad.: Eucandona hungarica Dad. : Ostracoda : Eucypris crassa (O. F. M.): Eucypris incongruens (Ramd.) : Cypria oplithalmica (Jim.): 7. Drc])unidotaenia sinuosa (Zed.) Cyclops serrulatus Fisch.: Cyclops viridis (Jur.): Cyclops vernalis Fisch.: Cyclopidae Diaptomus Gammarus pidex L. : MONIEZ, ROSSETER ROSSETER (?) MONIEZ, RoSSETER ROSSETER (?) MONIEZ Mräzek Daday j\1räzek Daday Mräzek Mräzek Mräzek Daday Mräzek MoNiEZ, Mräzek Scott Daday Daday Daday Daday Mräzek Schmidt MoNiEZ, Mräzek MoNiEZ, Mräzek Mräzek Mräzek Mräzek, Daday Mräzek Mräzek Hamann, Linstow, Mräzek Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Pormen. 167 8. Drej)anidotaenia setigera (Fröl.). Cyclopidae : Mräzek Cyclops hrevicaudatus Cls. : Linstow, Schmeil Biaptomus coeruleus Fisch.: Mräzek 9. D r epanidot a enia temiirostri s (Rud.). Cyclops serrulatus Fisch. : Cyclops pulchellus Fisch. : Biaptomus coeruleus P'isch. : Mräzek Mräzek Mräzek Linstow, Hamann Gammarus xmlex L. : 10. Dr epanidotaenia rdtsi n. sp. Diaptomus asiaticus Ullj. : Daday 11. Drepanidotaenia mesacantha n. sp. Diaptomus asiaticus Ullj. Daday 12. Echinocotyle r osseteri Blanch. Cypria ophthalmica (JuR.): Rosseter 13. Echinocotyle linstow i n. sp. Biaptomus asiaticus Ullj. : Daday Biaptomus spinosus Dad. : Daday 14. EcJiino cotyle mrdzehi n. sp. BoecJcella hrasiliensis Lub. : Mräzek 15. Taenia zicTiyi n. sp. Biaptomus asiaticus Ullj. : Daday 16. Taenia liophallus ? vide J.Richard. Cyclocypris globosa (Sars): Rosseter (?) 17. Taenia microsoma Crep. Cyclops serrulatus Fisch.: Richard (?) 18. Taenia torulosa Batsch. Cyclops hrevicaudatus Cls. : Richard (?) 19. Taenia venusfa Rosseter. Cyclocypris glohosa (Sars): Rosseter 20. Taenia sjh Cypris elongata Cls. : ? 21. Taenia sp. Eurytemora lacinulata Fisch. : Richard 22. Taenia integra Ham. Gammarus pulex L. : Hamann, Linstow, Mräzek 23. Taenia hamanni Mräzek. Gammarus pulex L. : Mräzek, Linstow 24. Taenia bifurca Ham. Gammarus pulex L.: Hamann, Linstow 168 EUGEN V. DADAY, 25. Taenia sp. Gammanis pulex L. : Mräzek 26. Taenia hrachycephala Crep. Cyclops fimhriatus Fisch. : Linstow 27. Echinocotyle polyacantha n. sp. Diaptomus asiaticus Ullj. : Daday Nach den Daten dieser Zusammenstellung sind, den Gammarns pulex mitgerechnet, die Cercocysten von 21 Entomostrakenwirthen und, nebst den nicht näher bezeichneten 3 Arten, die Cercocysten von 27 Taema-Arten bekannt. Die Cercocysten setzen sich in dem Körperraum des gefundenen Wirthsthieres fest, und ihre Anwesenheit hat natürlich auf den Orga- nismus desselben einen nicht geringen Einfluss. Vor Allem bewirken sie die Verkümmerung der Musculatur und überhaupt eine hoch- gradige Durchsichtigkeit des ganzen Körpers ihres Wirthes. Dabei aber verhindern sie nicht nur die Entwicklung tler Fortpflanzungs- organe des Wirths, sondern vernichten dieselben gänzlich, um die Stelle derselben einzunehmen. Die Fortentwicklung der Cercocysten, die beträchtliche Vergrösserung ihrer Cysten kann es verursachen, dass der Darmcanal des Wirthsthieres zerstöj't wird und damit zugleich der Wirth gänzlich zu Grunde geht. In den meisten Fällen haust in einem Wirth bloss eine Cerco- cystis, allein wie schon Al. Mrazek constatirte und ich selbst es bei verschiedenen Gelegenheiten beobachtete, gehört es nicht eben zu den Seltenheiten, dass in ein und demselben Wirth gleichzeitig auch mehrere (3 — 4) leben. Es kommt sogar vor, dass die Cercocysten ver- schiedner I'aema- Arten in einem Wirth vereint gedeihen. Eines solchen Falles gedenkt Al. Mräzek, der in einem Diaptomus gleichzeitig die Cercocysten von 4 verschiedenen Taenia- kriQH vorfand (15, p. 6), bei Diaptomus asiaticus Ullj. und Diaptomus spinosus Dad. aber habe ich selber die Cercocysten von 2 — 3 Arten gefanden. Es hat den Ansch(;in, dass, je grösser der Körper des Wirthsthieres und je ge- räumiger die innere Körperhöhlung ist, um so mehr Cercocysten darin Zuflucht finden können. Die natürliche Ursache der verhältnissmässig ziemlich häufigen und zuweilen sogar massenhaften Cercocysten-Infection der kleinen Entomostrakenwirthe beruht in dem Entwicklungsgang der Bandwürmer. Die Wirthsthiere der entwickelten Tänien der Cercocysten sind näm- lich, nach den unanfechtbaren Ergebnissen aller Untersuchungen, die Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. \GQ Wasservögel: Gänse, Enten, Taucher, Möven etc., welche beim Nieder- lassen auf die Wasserfläche mit der Entleerung auch die Eier der in ihrem Darmcanal lebenden Tänien ins Wasser ablagern. Von hier aus gelangen sodann die Eier, bezw. die kleinen Embryonen in die das Gewässer belebenden kleinen Entomostraken, als Zwischenwirthe, bezw. als Wirtlie der Cercocysten. Die auf dem Wasser umher schwimmenden Vögel können, wie leicht begreiflich, beim Suchen nach Nahrung die mit Cercocysten inficirten Entomostraken verschlingen und sich solcher Art mit den betretienden Bandwürmern selber in- ficiren. Da jedoch in den Wasservögelu nicht nur eine, sondern mehrere Arten von Bandwürmern leben und diese gleichzeitig und auf einmal zahlreiche Eier ablegen, so ist es leicht erklärlich, dass die kleinen Entomostraken sich mit den Cercocysten mehrerer Tänien- arten oder mit mehreren Exemplaren einer Art inficiren können. Dieser Umstand bietet denn auch, mit Rücksicht auf die allgemeine zoogeo- graphische Verbreitung der Entomostraken und Wasservögel, die Er- klärung dafür, weshalb die in den Entomostraken lebenden Cercocysten, bezw. die Tänienarteu der Wasservögel, so weit verbreitet sind und weshalb dieselben Cercocysten in den Entomostraken der verschiedenen Länder Europas und sogar anderer Welttheile vorkommen. Auf Grund des bisher Vorgebrachten aber lässt sich zur Evidenz behaupten, dass man Cercocysten nur in den Entomostraken solcher stehenden Gewässer suchen kann, welche den Wasservögeln zu be- ständigem Aufenthaltsorte dienen, bezw. welche diese Vögel häufig oder regelmässig aufsuchen. Hiermit erkläre ich es, weshalb es mir gelang, aus den vom mongolischen „Chermin cagan nor"-See sowie den stehenden Wässern von Felegyhäza, Vadkert etc. herstammenden En- tomostraken, hauptsächlich THaptonms- Avten ^ so zahlreiche Cerco- cysten zu sammeln, während ich in Exemplaren von vielen andern Fundorten keine einzige fand. Dies führte mich jedoch auch zu der Ueberzeugung, dass das Vorkommen von Cercocysten in den Ento- mostraken, bezw. die Häufigkeit dieses Vorkommens an gewisse Jahreszeiten gebunden ist. Während ich nämlich in den im Laufe des Juni und zu Anfang Juli aus den Felegyhäzer Gewässern gesammelten Diaptomus- Arten zahlreiche Cercocysten fand, vermochte ich in den an demselben Fundort im September gesammelten Exemplaren keinen einzigen zu finden. Dieser Umstand lässt nun darauf schliessen, dass die Bandwürmer der Wasservögel ihre Eier im Laufe des Frühlings in Massen ablegen und die Cercocysten die Frühlingsgenerationen der Entomostraken befallen, d. i. dass die Wanderung der betreffenden 170 EUGEN V. DADAY, Taenia-Art aus dem Zwischenwirth in den Hauptwirtli, d. i. aus den Entomostraken iu die Wasservögel, im Laufe des Frühlings und Sommers stattfindet. Ich halte es füi- sehr wahrscheinlich, dass die Bandwürmer der Cercocysten im Frühling, gerade zur Brutzeit der wirthlichen Wasservögel, geschlechtsreif werden und das Hervortreten ihrer Eier zu und während einer fast bestimmten Zeit erfolgt, und etwa mit dem aufs Wasser Gelangen der jungen Vögel zusammen- fällt. Die alte Gans, Ente etc., welche ihre Jungen aufs Wasser ge- leitet, wird in erster Reihe die Entomostraken mit den Cercocysten und durcli deren Vermittelung in zweiter Reihe ihre eigenen Jungen mit den lietretfenden Bandwürmern inficiren. Da jedoch die Ento- mostraken bekanntlich im Laufe eines Sommers zahlreiche auf ein- ander folgernde Generationen haben, so ist es leicht begreiflich, dass die nach der Eierablage der Bandwürmer, in späterer Jahreszeit zur Entwicklung gelangte Generation von Cercocysten verschont bleibt. Gerade hierin erblicke ich die Erklärung für den erwähnten Felegy- häzer Fall. Allein die Cercocysten-Immunität der Entomostraken kann auch daher rühren, dass die mit Bandwürmern inficirten Vögel nicht zur Zeit der Eierablage der Bandwürmer, sondern später an das von Entomostraken bevölkerte stehende Wasser kamen. Ich halte es jedoch für ebenso wahrscheinlich, dass die Inficirung der Entomostraken mit Cercocysten auch mit dem Wanderzug der Vögel in Verbindung steht und dass hierdurch einerseits der Eintritt der entsprechenden Bandwürmer in die Individuen zahlreicher Arten von Wasservögeln, andrerseits aber die grosse geographische Ver- breitung derselben ermöglicht wird. Diese meine Voraussetzung wird durch die aus dem mongolischen „Chermin cagan nor"-See her- stammenden Daten bekräftigt, hauptsächlich aus dem Grunde, weil das mir vorliegende Thiermaterial gerade zur Zeit der Vogelwande- rungen, im September, gesammelt wurde. Die allgemeinen OrganisationsYcrliältnisse der Cercocysten. Die typischen und zugleich häufigsten Exemplare der in Entom- ostraken lebenden Cercocysten sind, wie bereits erwähnt, äusserlich nach der Cyste und dem Schwanz gegliedert, es sind jedoch auch solche Exemplare nicht selten, deren Körper eine auffällige Gliederung zeigt, und auf dieser Basis lassen sich, wie es bereits J. E. Schmidt gethan hat (24), zurückgezogene und ausgestreckte Cerco- cysten unterscheiden. Beide sind bald in verschiedenen Wirthen, bald aber iu einem Wirth zugleich anzutreffen. Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 111 Die Cyste der zurückgezogenen Cercocysten ist fast immer mehr oder minder kugel- oder eiförmig, im letztern Fall zuweilen vorn und hinten gleich zugespitzt, zuweilen aber vorn oder hinten breiter, am häufigsten indessen vorn spitziger; allein die Form ist, wie im Gegen- satz zu A. Mräzek schon J. E. Schmidt betonte (24, p. 71) und wie auch ich es constatiren kann, für die einzelnen Arten gar nicht oder kaum charakteristisch, und die Veränderlichkeit derselben wird durch äussere Umstände sehr beeinflusst. Einen allgemeinen Charakterzug bildet es, dass sich am Vorderende eine ziemlich auffallende Ver- tiefung zeigt, in Folge deren das Thier mit dem am entgegengesetzten Ende entspringenden Schwanz annähernd einem gestielten Apfel gleicht (Taf. 10, Fig. 1—4, 7, 9, 14, 17-19, 21 etc.). Die Grösse ist je nach den Arten zwar wenig beständig, aber dennoch nicht in dem Maasse, dass dies für charakteristisch zu halten wäre, und, wie auch J. E. Schmidt constatirte, wird die Grösse durch den Grad der Ent- wicklung und die Nahrungsverhältnisse bedingt. Hierdurch wird es erklärlich, wie es kommt, dass man in demselben Wirth zuweilen ver- schieden grosse Exemplare einer und derselben Art findet und dass gleich alte Cercocysten im grössern Wirth grösser als im kleinem Wirth sind. Hinsichtlich der Farbe der Cyste kann ich mich nicht meritorisch äussern, da mir bloss in Spiritus conservirte, mithin natürlich verfärbte Exemplare zur Untersuchung vorlagen, allein Al. Mräzek gegenüber, der die Farbe bis zu einem gewissen Grade zu den Charakteren zählt, schliesse ich mich der Auffassung J. E. Schmidt's an, wonach die zuweilen sich zeigende Farbe der Cyste nur von der Farbe der Nahrungssäfte des Wirthsthieres her- rührt und somit zufällig, durchaus nicht charakteristisch ist (24, p. 70). Die Cystenwand erscheint auf den ersten Blick, je nach der Art, als ein verschieden dicker, durchsichtiger Gürtel; bei Anwendung von stärkerer Vergrösserung aber lassen sich in der Reihenfolge von aussen nach innen gewisse Schichten unterscheiden. An der Cystenwand der Cercocysten von Drepanidotaenia anatina (Krab.) hat J. E. Schmidt folgende 4 Schichten wahrgenommen: 1) äussere Cuticula, 2) Ring- muskelschicht, 3) äussere, dichtere und 4) innere, losere Parenchym- schicht (14, p. 71—72). Hingegen hat A. Mräzek bei Untersuchung der Cercocystis von Taenia integra Ham. (15, p. 9—10) ausser obigen auch noch eine aus Längsfasern bestehende Schicht und eine dünne, innere Cuticularhülle vorgefunden. Zu eben demselben Resultat ge- langte auch ich bei meinen Studien, ich fand an der Cystenwand 172 EUGEN V. DADAY, 6 Schichten: 1) äussere Cuticularhülle, 2) Querfaserschicht, 3) Lcängs- faserschicht, 4) äussere Parenchyuischicht, 5) iunere Parenchymschicht und 6) innere Cuticularhülle. Die äussere Cuticularhülle ist bei sämmtlichen mir vorliegenden Cercocysteu ziemlich dünn, im Allgemeinen die Dicke von 0,003 — 0,005 mm kaum überschreitend, am relativ dicksten bei den Cerco- cysteu* von JDrepanidotaenia lanceolata (Rud.) (Taf. 10, Fig. 7—12). Unter den untersuchten Exemplaren befand sich kein einziges, an dessen äusserer Cuticularhülle irgend eine Structur wahrzunehmen gewesen wäre. Bloss an der Cuticula der Cercocysten von Brepanido- taenia lanceolata (Rud.) sah ich Längsfalten bezw. schmale Firste, allein ich halte dieselben nur für Producte äusserer Einwirkung, welche im Laufe der Conservirung entstanden sind. Die äussere Cuticularhülle jeder Cercocystis erscheint übrigens auf den ersten Blick von feinen Poren durchbrochen, allein diese Poren sind, wie es der frühern Auffassung von Al. Mrazek gegenüber bereits J. E. Schmidt nachgewiesen hat (24, p. 72) und wie ich mich selbst, allen Zweifel ausschliessend, überzeugte, nicht Oeffnungen von Porencanälen, auch keine Bestandtheile der äussern Cuticularhülle, sondern die optischen Querschnittsbilder der darunter liegenden Ringfasern, wovon man sich durch verschieden hohe Einstellung des Mikroskops leicht überzeugen kann (Taf. 10, Fig. 7, 9, 11, 12, 14). Jene äusserste, die Oberfläche bildende Schicht der äussern Cuticularhülle, welche Al. Mrazek in seiner neuesten Schrift mit folgenden Worten: „Die äussere mächtige, glashelle Schicht, die Schmidt für die Cuticula hält, ist dies nicht, sondern wir könnten sie höchstens als die äusserste stark modificirte, schleimartig degenerirte Schicht derselben betrachten" (15, p. 12), für eine stark modificirte, schleimartig degenerirte Cuticula erklärt, vermochte ich nicht wahrzunehmen, folglich schliesse ich mich der Auffassung von J. E. Schmidt an. Die Quer- oder Ringfaserschicht ist die auffallendste der Cysten- wand und bei den verschiedeneu Cercocysten in der Dicke sehr ver- änderlich. An den von mir untersuchten Exemplaren ist dieselbe bei den Cercocysten von Drepanidotaenia lanceolata (Rud.) (Taf. 10, Fig. 7, 9, 11, 12) und Drepanidotaenia gracilis ^Krab.) (Taf. 10, Fig. 13, 14) am kräftigsten entwickelt, hingegen bei denjenigen von Dicranotaenia dubia n. sp. (Taf. 10, Fig. 1), Drepanidotaenia anatina (Krb.) und sinuosa (Zed.) am schwächsten (Taf. 10, Fig. 18, 19; Taf. 11, Fig. 28). Die einzelnen Fasern liegen stets in gleicher Entfernung von ein- Einige in Süsswasser-Entomostrakeu lebende Cercocystis-Formen. 173 ander und sind ziemlich gleich dick, am häufigsten bilden sie bloss eine Schicht, seltner aber auch mehrere Schichten. Die Längsfaserschicht ist dünner als die vorige, auch sind die einzelnen Fasern weniger auffällig. Wie erwähnt, wurde diese Schicht der Cystenwand zuerst von Al. Mräzek an den Querschnitten der Cercocystis von Taenia integra Ham. beobachtet. Während meiner Untersuchungen habe ich dieselbe an zahlreichen Exemplaren wahr- genommen; sie erscheint im optischen Querschnitt nicht so auffallend wie bei oberflächlicher Besichtigung. Am leichtesten sind die Fasern im hintern Viertel der Cyste wahrzunehmen ; ob sie jedoch eine oder mehrere Schichten bilden, vermochte ich nicht i)ositiv festzustellen ; indessen halte ich letzteres für wahrscheinlicher, und auch Al. Mräzek's Beobachtungen scheinen hierfür zu sprechen (15, p. 9 — 10). Die äussere Parenchymschicht liegt unmittelbar auf der Längs- faserschicht, ist jedoch nicht überall gleich dick. Am dicksten ist sie am Vorderende der Cyste, bezw. nahe der Einstülpung sowie am Hiuterende der Cyste, besonders aber am Ausgangspunkte des Schwanzes, dagegen ist sie zwischen den beiden Enden mehr oder weniger dünner. Die Mächtigkeit der Schicht variirt jedoch in sehr weiten Grenzen, und es ist nicht unmfjglich, dass dies einerseits mit dem Entwick- lungsstadium der Cercocysten, andrerseits aber mit den Ernähriings- verhältnissen im Zusammenhang steht. Die Parenchymzellen sind zuweilen, besonders die oberflächlicher liegenden, sehr gut zu unter- scheiden, am häufigsten aber sind ihre Umrisse ganz verschwindend, und es treten dann an ihrer Stelle kleinere oder grössere runde, dunkle Körpercheu auf. Die innere Parenchymschicht ist eigentlich bloss eine Fortsetzung der vorigen, wie man sich an einem beliebigen Cercocystis-Exeujplar überzeugen kann, und zieht, vom Vorderende der Cyste ausgehend, mehr oder weniger dünn geworden, bis zum hintern Viertel derselben und geht hier in die Substanz des Scolex über, welcher die innere Höhlung der Cyste in kleinerm oder grösserm Maasse ausfüllt. Die Umrisse der Zellen dieser Schicht sind stets verschwunden, und die aus derselben entwickelte körnige Substanz enthält Kalkkörperchen, deren Anzahl individuell ist. Während ich nämlich zahlreiche Exem- plare fand, deren innere Parenchymschicht kein einziges Kalkkörper- chen enthielt, stiess ich auch auf solche, in welchen die in grosser Anzahl vorhandenen Kalkkörperchen den körnigen Bestand nahezu gänzlich unterdrückten. Das Auftreten der Kalkkörperchen steht ver- rauthlich in einem gewissen Zusammenhang mit dem Entwicklunss- 174 EUGEN V. DADAY, grad der Cysten, vielleicht auch mit den Ernährungsverhältnissen. So mannigfach das Vorkommen der Kalkkörperchen ist, ebenso mannig- fach ist auch ihre Grösse, Gestalt und Structur. Am häufigsten sind die mehr oder weniger ei- oder kugelförmigen (Taf. 12, Fig. üO); in erstem ist in der Regel ein gestreckter , gleichfalls annähernd ei- förmiger Centralkern und um denselben eine i)eripherisch angeordnete Schicht wahrzunehmen, wogegen die letztern in einen centralen Theil, welcher einen oder mehrere kleine, runde Kerne enthält, und einen durchsichtigen, oberflächlichen Theil gegliedert sind (Taf. 12, Fig. 60). Die Grösse der einzelnen Kalkkörperchen schwankt zwischen sehr weiten Grenzen, indem von 0,003 bis 0,009 mm grossen alle Uebergänge sich vorfinden. Zwischen den beiden Parenchymschichten, welche übrigens in Folge einer Invagination in einem sehr frühen Stadium der Entwick- lung durch Verdopplung entstanden sind, befindet sich ein wahr- scheinlich mit Flüssigkeit gefüllter kleinerer oder grösserer Zwischen- raum, welcher am Vorderende der Cyste, bei der Einschnürung sowie am Hinterende zwischen Schwanz und der Basis des Scolex am um- fangreichsten und auffallendsten ist. J. E. Schmidt nimmt zwischen den beiden Parenchymschichten eine dünne Faserschicht an (24, p. 72), welche ich jedoch bei meinen Untersuchungen nicht ein einziges Mal aufzufinden vermochte, so dass ich das Vorkommen derselben für aus- geschlossen halte. Die innere Cuticularschicht ist, genau genommen, nur eine Fort- setzung der äussern, und dieselbe bedeckt nicht nur die Wand der innern Cystenhöhlung, sondern geht auch auf den das Innere der- selben ausfüllenden Scolex über, dessen äussere Hülle sie bildet. Von den Forschern ist Al. Mräzek der einzige, der beim Studium der Gewebestructur von Taenia integra Ham. auch diese Schicht der Cystenwand bemerkte (15, p. 10). Seiner Ansicht nach liegen in der Cuticularschicht auch Längs- und Ringmuskelfasern, wie dies seine folgenden Worte darthun : ,,In ihr finden sich schon wirkliche Muskel- fasern, sowohl äquatoriale als auch meridionale" ; allein ich vermochte dieselben nicht wahrzunehmen und konnte nur so viel constatiren, dass die unter der äussern Cuticularhülle liegende Ring- und Längs- faserschicht sich nicht über die trichterförmige Vertiefung der Cyste hinaus erstreckt (Taf. 10, Fig. 7, 14, 17, 18; Taf. 11, Fig. 27; Taf. 12, Fig. 02). Die von der Cystenwand umgrenzte Höhlung enthält den Scolex, welcher durch die bereits erwähnte trichterförmige Vertiefung in fort- Einige in Süsswasser-Entomostrakcn lebende Cercocystis-F.ormen. 175 währendem Verkehr mit der Aussenwelt steht, zuweilen aber kann der Scolex, in Folge Verschmelzung der Trichterwand, auch vollkommen umschlossen sein, was ich übrigens an keinem der von mir unter- suchten Exenjplare wahrnahm. Der Scolex steht bei sämmtlichen mir vorliegenden Exemplaren mit der Innern Parenchynischicht der Cyste in innigem Zusammen- hang, bezw. er ist die directe Fortsetzung derselben und füllt bei den verschiedenen Cercocystenarten und selbst bei verschiedenen Exem- plaren derselben Art, je nach der Entwicklungsphase oder der Lage, die innere Cystenhöhlung theilweise oder gänzlich aus, wie dies auch durch die Details der betreuenden Abbildungen demonstrirt wird. Seine Hauptmasse ist von derselben Substanz wie die innere Paren- chymschiclit, was übrigens nach seiner Entwicklung ganz natürlich ist; allein Kalkkörperchen vermochte ich im Scolex nicht wahrzu- nehmen, und es thun deren auch Al. Mräzek und J. E. Schmidt keine Erwähnung. Die Oberfläche des Scolex wird durch die be- reits erwähnte innere Cuticularhülle der Cystenwand bedeckt, unter welcher es mir jedoch nicht gelang die Ring- und Längsfasern zu erkennen. Am Scolex ist im einfachsten Falle der Hals und der Kopf zu unterscheiden, welchen sich bei zahlreichen Exemplaren das auf dem Kopf stehende Rostellum zugesellt. Der Hals ist eigentlich der Basal- theil des ganzen Scolex, welcher mit der iüneru Parenchymschicht in Verbindung steht und fast an sämmtlichen mir vorliegenden Exem- plaren ungegliedert ist, bloss an einem Exemplar von Drepanidotaenia anatina (Krab.) zeigten sich daran einige Spuren einer Strobilation (Taf. 11, Fig. 25). Ich halte es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass die beobachteten Einschnürungen nicht durch wirkliche Strobilation, sondern durch die von der Conservirung herrührenden Falten ent- standen sind. Auf dem bald längern oder kürzern, bald dünnern oder dickern, meistens gegen die Cystenötfnung gerichteten Hals sitzt, wie auf einem Stiel, der Kopf, welcher beim grössten Theil der Exemi)lare mehr oder weniger kugelförmig ist, zuweilen aber auch seiner Längs- axe nach etwas gestreckt sein kann. Der Kopf lässt sich im einfachsten Fall mit einem Schlauch vergleichen, an dessen Oberfläche die 4 Saug- näpfe, im Innern aber das Rostellum und seine Haken sowie die im Parenchym liegenden Excretionsgefässe angebracht sind (Taf, 10, Fig. 2 —4, 9, 14, 17; Taf. 11, Fig. 35, 28, 47; Taf. 12, Fig. 59). Die Form und Structur der Saugnäpfe ist bei den Cercocysten der verschiedenen Tänienarten sehr mannigfach abweichend, für die 176 EUGEN V. DADAY, betreffeude Art jedoch fast charakteristisch. In den meisten Fällen sind sie mehr oder weniger eiförmig, seltner scheibenförmig. Ihre Oberfläche ist in einzelnen Fällen glatt, meistens aber spärlicher oder dichter mit Cuticular borsten oder Dornen, eventuell Härchen besetzt. In dieser Hinsicht sind die Saugnäpfe der zum Genus EcliinocotyU ge- hörigen Cercocysten am auffälligsten; am Rande derselben stehen Häkchen verschiedener Zahl in Querreihen angeordnet (Taf. 11, Fig. 43, 45—50, 52, 53, 56, 58). Es finden sich unter den Cercocysten so- dann auch solche, deren Saugnäpfe an der ganzen Oberfläche bedornt sind (Taf. 10, Fig. 2— 4, 18, 19, 21); dagegen fehlt es auch nicht an solchen, deren Saugnäpfe bloss in der Mitte Borsten tragen (Taf. 11, Fig. 37, 38). Das Rostellum ist eigentlich nur dann bemerkbar, wenn es aus seiner gewöhnlichen Stelle, dem Innern des Kopfes heraus und in die Cysteuhöhlung hineinragt, wogegen in seiner ursprünglichen Lage seine Anwesenheit nur durch die Haken verrathen wird. Im erstem Fall kann es in die mannigfachsten Situationen gerathen ; bald erscheint es bloss als eine Erhöhung am Vordertheil des Kopfes, besonders wenn es die Kopfhöhluug nicht ganz verliess (Taf. 10, Fig. 2 — 4, 10; Taf. 11, Fig. 47 ; Taf. 12, Fig. 59, 62) ; bald aber, aus dem Innern des Kopfes völlig hervorgetreten, bhckt es gegen die Trichteröflnung der Cyste (Taf. 10, Fig. 7, 19; Taf. 11, Fig. 46); oder aber es geräth in seit- liche Stellung in der Weise, dass seine Spitze nach hinten blickt, in welchem Fall die Haken in eine ganz umgekehrte Lage gelangen, in- dem ihre Spitze gegen die Trichteröflnung der Cyste gerichtet ist (Taf. 10, Fig. 18—21; Taf. 11, Fig. 32, 45, 48, 53). Wenn das Ro- stellum das Innere des Kopfes nicht verlässt, so ist es, wie erwähnt, am leichtesten an den Haken zu erkennen, meistens aber verrathen es schon seine Umrisse, indem die Cuticularhülle als scharf ge- schwungene Lmie erscheint, die Substanz des Rostellums hingegen eine deutlich gekörnte Masse bildet. Noch leichter ist dasselbe zu erkennen, wenn der Kopf sich nicht vollständig an ihn anschmiegt, so dass zwischen dem Rostellum und dem Kopf ein kleinerer oder grösserer Zwischenraum bleibt; einen solchen Fall beobachtete ich an a^v Qüixocy&ii^yow Brepanidotaenia sinnosa (Zed.) (Taf. 11, Fig. 28), Falls das Rostellum das Innere des Kopfes nicht verlässt, zeigt sich unter den Haken ein schlauchförmiges, deutlich gekörntes Gebilde, welches bereits von frühern Forschern, so O. v. Linstow, Al. ^Iuazek und J. E. Schmidt beobachtet und von letzterm als von einer Mem- bran deutlich begrenzter Rostellarsack beschrieben wurde (24, ]). 73). Eiuige in Süsswasser-EntomostrHken lebende Cercocystis-Formen. ^77 Dieses schlauchförmige Gebilde ist, wie ich mich während meiner Untersuchungen, besonders aber bei meinen Beobachtungen an ausge- streckten Cercocysten überzeugte, kein von einer Membran um- schlossener Rostellarsack, sondern ein Complex von schlauchförmigen Zellen, etwa Drüsen, welche durch ihre hell gekörnte Substanz und die Verdopplung der eingezogenen Rostellarhülle bloss das optische Bild eines Sackes erzeugen, aber keinen eigentlichen Sack bilden (Taf. 11, Fig. 40, 41; Taf. 12, Fig. 62, 64, 67). Und in dieser Auf- fassung bestärken mich die Abbildungen, auf welchen O. v. Linstow den Scolex von Cysticercus Taeniae pachyacanthae und Cysticercus Taeniae acanthorhynchae darstellt, besonders aber die von letzterm gegebenen Abbildungen, auf welchen die Umrisse der schlauchförmigen Zellen des Rostellums durch scharfe Linien augedeutet sind (11, tab. 16, fig. 27, 31). Welche Aufgabe diesen schlauchförmigen Zellen, in deren Innern ein runder Kern, hell gekörntes Protoplasma und stark licht- brechende Tröpfchen wahrzunehmen sind, zufällt, das lässt sich nicht entscheiden ; ich halte es jedoch nicht für ausgeschlossen, dass sie die Rolle von Drüsen spielen und ihre Ausscheidungen entweder einen Kleb- stoff oder die Cuticularsubstanz der Haken liefern, im Ganzen aber an die Klebdrüsen der Rotatorien und die Schlunddrüsen der Turbel- larien erinnern. Die Haken des Rostellums sind bekanntlich, wie es auch die bei- gefügten Abbildungen darthun, bei allen Cercocysten sowohl in der äussern Form als auch in ihrer Anzahl sehr mannigfach und nach den bisherigen Beobachtungen mit denjenigen der entwickelten Band- würmer so übereinstimmend, dass sie bei der Feststellung der Art die verlässlichsten Anhaltspunkte bieten. Ihre Lage ist, wie erwähnt, selbst bei Cercocysten derselben Art nicht constant, sie steht mit der Lagerung des Rostellums in engem Zusammenhang und kann folglich bei der Artbestimmung nicht als Anhaltspunkt dienen. An jedem ein- zelnen Haken ist übrigens eine Basal- und eine Apicalpartie wahr- nehmbar. Die Basalpartie ist bei den meisten Arten fast ebenso lang wie die Apicalpartie, zuweilen sogar länger, bei manchen aber be- deutend kürzer und auch nicht scharf geschieden, so ins besondere bei Drepanidoiaenia gracilis (Krab.) (Taf. 10, Fig, 13—15, 17). Die Apicalpartie endigt bei den meisten der mir vorliegenden Arten ein- fach, bei Dicranotaenia dubia hingegen zweitheilig (Taf. 10, Fig. 6 ; Taf. 12, Fig. 61). Als interessanten Fall muss ich ein Cercocystis-Exemplar von Drepanidoiaenia lanceolata (Bloch.) erwähnen, in dessen Cyste ich Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. y^ 178 EUGEN V. DADAY, zwei Hakeugruppen vorfand. Die eine derselben liegt in der Tricliter- ötfnung der Cyste, die andere dagegen im Innern des Kopfes, bezw. am Rostellum (Taf. 12, Fig. 59). Die Anwesenheit der doppelten Hakengruppe kann ich mir nur erklären, indem ich annehme, dass der Scolex der Cercocystis sich bereits einmal aus dem Innern der Cyste frei gemacht hatte, sich jedoch wieder zurückzog, wobei der Haken- kranz in der Trichteröflnung der Cyste stecken geblieben, bezw. hier abgerissen ist; an Stelle desselben hat sich an dem Rostellum, welches sich hierauf gänzlich in das Innere des Kopfes zurückzog, sodann, wahrscheinlich mit Beihülfe der schlauchförmigen Zellen, ein neuer Hakenkranz angesetzt. In dieser Voraussetzung werde ich bestärkt durch die Untersuchungen von J. E. Schmidt, dem es gelang, das Zurückziehen eines ausgetreckten Cercocysten in die Cyste zu beob- achten (24, p. 76). Das im Parenchym des Kopfes liegende Excretionsgefässystem vermochte ich, wegen der ziemlichen Undurchsichtigkeit des Paren- chynis, an keinem der mir vorliegenden Cercocystis-Exemplare in allen Details deutlich wahrzunehmen und kann daher die diesbezüglichen Daten von Al. Mräzek und J. E. Schmidt durchaus nicht bereichern. Das im Innern des Kopfes liegende und das zurückgezogene Rostel- lum und dessen Hakenkranz umgebende Quergefäss vermochte ich an einigen Exemplaren seinen Umrissen nach zu erkennen, allein von den Seitengefässen konnte ich bloss die Umrisse des einen Paares nachweisen, den ganzen Verlauf desselben vermochte ich jedoch nicht zu verfolgen. Der Schwanz, dieser so charakteristische Anhang der Cercocysten, entspringt, wie erwähnt, am Hinterende der Cyste, stets gegenüber der Trichteröffnung, aus einer nur wenig trichterförmigen Vertiefung der Cystenwand und ist, genau genommen, nichts anderes als eine Fortsetzung der äussern Pareuchymschicht der Cystenwand. In der Regel ist er geisseiförmig, gegen das Distalende allmählich verjüngt, häutig aber stellenweise eingeschnürt und in Folge dessen knotig aus- sehend. Die Länge ist je nach den Arten und selbst Individuen sehr verschieden. Den längsten Schwanz beobachtete ich an Dicranotaenia dubia und Drepanidotaenia lanceolata (Bloch.), den kürzesten an einer Cercocystis von Drepanidotaenia anatina (Krab.), indem jeuer der erstem die Länge der Cyste mehrmals übertraf (Taf. 10, Fig. 1, 7, 9, 11), derjenige der letztern hingegen die Cystenlänge nicht vöHig erreichte (Taf. 11, Fig. 25). Im erstem Fall ist der Schwanz ent- weder verworren verschlungen, wie bei Drepanidotaenia lanceolata Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 179 (Taf. 10, Fig. 7, 9, 11), oder in natürlicher Haltung aufgerollt, wie bei Dicranotaenia duhia (Taf. 10, Fig. 1), im letztern Fall hingegen mehr oder weniger geschlängelt oder aber gerade gestreckt. Die Substanz des Schwanzes wird bald aus Parenchymzellen, bald nui- aus gekörntem Protoplasma gebildet. Sehr eigenthümlich gebaut fand ich den Schwanz von Drepanidotaenia lanceolata (Bloch.), indem in der körnigen Substanz eine centrale Axe hinläuft, welche aus einer dichtem, dunkler gefärbten Plasmahülle und einem in deren Innern liegenden Faden besteht (Taf. 10, Fig. 7, 11). Die Excretionsgefässe vermochte ich trotz aller Bemühung nicht ganz sicher zu erkennen, bloss in einigen Fällen gelang es mir, Linien wahrzunehmen, von welchen ich an- nehmen kann, dass es einzelne Stückchen der Excretionsgefässe ge- wesen sind. Ebenso wenig konnte ich die am Schwanzende befindliche pulsirende F^ndblase erkennen, trotzdem es mir gelang, den Schwanz zahlreicher Exemplare in seiner ganzen Länge zu präpariren. Die Ursache hiervon schreibe ich übrigens dem Umstand zu, dass ich bloss conservirte Exemplare untersuchte, die Schwanzsubstanz und zugleich auch die Endblase in Folge der Conservirung sich jedoch bis zur Unkenntlichkeit zusammengezogen hatte. An der Oberfläche des Schwanzes zahlreicher Exemplare fand ich bald zerstreut, bald aber in der Nähe des Distalendes auch die embryonalen Haken, und zwar an einzelnen Cercocysten von Drepanidotaenia gracilis (Krab.) (Taf. 10, Fig. 14, 16), von Drepanidotaenia anatina (Krab.), Taf. 10, Fig. 19, 23; Taf. 11, Fig. 25) und von Drepanidotaenia sinuosa (Zed.) (Taf. 11, Fig. 28). Die embryonalen Haken waren an den mir vorliegenden Exemplaren in hohem Grade einander ähnlich, so dass in dieser Hin- sicht zwischen den Arten kaum ein Unterschied herrscht; in der Regel bestehen sie aus einem stäbchenförmigen Basaltheil und einem bald auffallender, bald schwächer gegabelten Endtheil. Ich halte es übrigens für wahrscheinlich, dass die embryonalen Haken nur am Schwanz von in einem jugendlichen Stadium befindlichen Cercocysten vorhanden sind und später abfallen. Ueber die physiologische Thätig- keit des Schwanzes ist nichts Positives bekannt. Die ersten Exemplare ausgestreckter Cercocysten wurden von Al. Mräzek und J. E. Schmidt beschrieben und zwar vom erstem Forscher eines von Drepanidotaenia fasciata (14, tab. 5, fig. 1), vom letztem aber eines von Drepanidotaenia anatina (25, tab. 6, fig. 13). Mir ist es bei meinen Untersuchungen gelungen, solche Exemplare von mehreren Arten aufzufinden, nämlich von folgenden : Dre^mnido- taenia lanceolata (Bloch.) (Taf. 10, Fig. 11), Drepanidotaenia anatina 13* 180 EUGEN V. DADAY, (Krab.) (Taf. 12, Fig. 64), JDrepanidotaenia rdtzi n. sp. (Taf. 11, Fig. 34), Drepanidotaenia mesacantha n. sp. (Taf. 11, Fig. 34), Taenia zichyi n. sp. (Taf. 11, Fig. 40), Echinocotyle linstowi n. sp. (Taf. 11, Fig. 49, 50) und Echinocotyle polyacanüia n. sp. (Taf. 11, Fig. 58). Die ausgestreckte Cercocystis ist hinsichtlich ihrer Organisation mit der zurückgezogenen identisch, mit dem Unterschied, dass man am Körper der letztern äusserlich nur die Cyste und den Schwanz unter- scheiden kann, wogegen bei ersterer die in die Cyste eingeschlossenen Körpertheile, eben in Folge der Ausstreckung, autiallend und leicht kenntlich gegliedert sind; an sämmtlichen mir vorliegenden Exemplaren konnte ich 4 Haupttheile unterscheiden, und zwar den Scolex, den Hals, die Cyste und den Schwanz. Der Scolex, welchen man im Allgemeinen wohl auch „Kopf" nennt, ist mit demjenigen der zurückgezogenen Cercocysten völlig über- einstimmend, und es sind daran als die wichtigsten, scharf getrennten Theile der Kopf bezw. das Rostellum und der Körper oder Stamm zu unterscheiden. Das Rostellum bezw, der Scolexkopf ist das vorderste Ende der ganzen Cercocystis und bei den meisten Arten mehr oder weniger birnförmig, mit dem spitzigen Ende nach vorn blickend, seltner kugel- förmig, wie z. B. bei Taenia zichyi (Taf. 11, Fig. 40, 41). Am Vorderende des Rostellums der meisten Exemplare, welches J.E. Schmidt als Stirn bezeichnet (24, p. 76 — 78), zeigt sich eine bald kleinere, bald grössere, meist wenig halbrunde oder kegelförmige Erhöhung, welche als fein gekörntes, durchsichtiges Protoplasma erscheint ; am grössten fand ich dieselbe bei Taenia zichyi, und darin habe ich auch die Umrisse von schlauchförmigen Zellen bemerkt (Taf. 11, Fig. 41). Um diese Erhöhung, gleich wie um einen Mittelpunkt, sind die Rostellarhaken in einem Kranze strahlenförmig in der Weise ange- ordnet, dass das Vorderende ihres Basaltheils stets bis nahe an die Erhöhung reicht, ihr Endtheil aber nach hinten blickt. Die Anzahl, Structur und Form der Rostellarhaken ist mit jenen der entsprechenden, zurückgezogenen Cercocysten völlig übereinstimmend. Das ganze Rostellum ist übrigens in Kopf und Hals gegliedert, von welchen ersterer der Träger der Rostellarhaken ist, letzterer aber den Zusammenhang zwischen Kopf und Körper vermittelt. Die Ober- fläche beider ist mit einer feinen Cuticula bedeckt, welche sich auch auf den Körper erstreckt bezw. die Fortsetzung der Hülle des Körpers bildet. Das Innere des Kopfes ist mit fein granulirtem Protoplasma, d. i. Parenchym, und kleinem oder grössern schlauchförmigen Zellen Einige in Siisswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 181 erfüllt, welche durchsichtiges, fein granulirtes Protoplasma, eioen runden Kern und glänzende, kleine Klümpchen enthalten (Taf, 11, Fig. 40, 41; Taf. 12, Fig. 64, 67). Wie schon bei Schilderung der zu- rückgezogeneu Cercocysten erwähnt, erblicke ich in der Masse der schlauchförmigen Zellen den von den frühern Forschern sogenannten Eostellarsack, allein an den einzelnen Zellen vermochte ich die von J. E. Schmidt erwähnten Längsfasern nicht zu erkennen. Der Rostel- larhals ist je nach den Arten länger oder kürzer, am kürzesten bei Taenia zichyi (Taf. 11, Fig. 40), am längsten dagegen bei den Echino- cotyle-Arten (Taf. 11, Fig. 50, 52, 58); zumeist ist der Hals weit dünner als der Kopf des Kostellums und nur selten so dick wie dessen grösster Durchmesser (Taf. 11, Fig. 58). Das Innere desselben ist bei den meisten Exemplaren mit einer Parenchymsubstanz ausgefüllt, welche von derjenigen des Scolexkörpers nicht verschieden ist, in einzelnen Fällen indessen bemerkte ich am Kopfende auch schlauch- förmige Zellen, so bei Drepanidotaenia anatina (Taf. 12, Fig. 64, 67). Unter den mir vorliegenden Exemplaren von Ech'mocotyle linstowi fand ich jedoch eines, dessen Rostellum ganz und gar, also sammt seinem Kopf, dem Hakenkranz und Hals in den Scolexkörper zurück- gezogen war und zwar in der Weise wie jener der zurückgezogenen Cercocysten, allein die Umrisse des Rostellums waren von der Sub- stanz des Scolexkörpers scharf geschieden und der ganze Kopf er- schien als ein Schlauch (Taf. 11, Fig. 49). Die Erklärung hierfür findet man, wenn man annimmt, dass bei diesem Exemplar das Rostellum sich entweder noch nicht frei gemacht oder sich aus dem freien Zu- stande bereits zurückgezogen hatte, was nach J. E. Schmidt's Unter- suchungen als sicher anzunehmen ist. Der Körper des Scolex ist mehr oder minder keulenförmig, die Grösse je nach den Arten ziemlich verschieden, im Allgemeinen aber steht diese in engem Zusammenhang mit der Grösse der darauf be- findlichen Saugnäpfe. Die Oberfläche ist mit einer dünnen Cuticula bedeckt, welche sich auch auf die Saugnäpfe erstreckt und ausserdem auch in die Hülle des Scolexhalses übergeht. Für den Körper ist die Anwesenheit der Saugnäpfe sehr charakteristisch ; Form und Structur derselben ist je nach den Arten verschieden, sie stimmen aber mit jenen der zurückgezogenen Exemplare durchaus überein. Das Innere des Körpers ist mit sehr dicht und grob granulirtem Parenchym ge- füllt, welches so undurchsichtig ist, dass ich an den Excretions- gefässen weder die Quer- noch die Längsstärame wahrzunehmen ver- mochte. 182 EUGEN V. DADAY, Ein charakteristischer Theil des Körpers der ausgestreckten Cercocysten ist auch der Hals des Scolex, welcher diesen mit der Cyste verbindet, folglich bei den zurückgezogenen Exemplaren nicht wahrnehmbar ist; denn bei diesen bildet der grösste Theil der Hals- substan/ die innere Parenchynischicht der Cystenwand, und bloss ein kleiner Theil dient als eigentlicher Hals oder Stiel des Scolex. Seine Entstehung ist rein das Ergebniss der Ausstreckung, indem beim Ausstülpen die innere Parenchynischicht der Cyste nebst der Innern Cuticularschicht das Innere derselbim mit dem Scolex zugleich ver- lässt. Den kürzesten Hals fand ich bei Drepanidotaenia lanceolata (Taf. 10, Fig. 11) und bei Taenia zichtji (Taf. 11, Fig. 40), den längsten hingegen bei Drepanidotaenia mesacantha (Taf. 11, Fig. 37) und bei EcMnocotyle polyacantha (Taf. 11, Fig. 58). Der Hals sämmtlicher Exemplare ist cylindrisch, selten der ganzen Länge nach gleich dick, dagegen häufig an verschiedenen Punkten verdickt, im Allgemeinen am dünnsten an den beiden mit dem Scolex und der Cyste ver- wachsenen Enden. Die Oberfläche des Halses ist mit einer sehr dünnen Cuticula bedeckt, welche ursprünglich nichts andres ist als die innere Grenzschicht der Cystenwand der zurückgezogeneu Cerco- cysten, unterhalb welcher ich jedoch keinerlei Muskelfasern zu er- kennen vermochte. Ebenso wenig gelang es mir, die Seitenstämme der Excretionsgefässe zu bemerken , deren Anwesenheit nach den Untersuchungen von J. E. Schmidt vorausgesetzt werden muss. Die Cyste unterscheidet sich im Ganzen und Wesentlichen von denen der zurückgezogenen Cercocysten nicht, allein wegen des Heraus- dringens des Scolex aus der Cystenhöhlung ist der Durchmesser stets geringer als bei jenen, so z. B. ist derselbe bei Drepanidotaenia lan- ceolata (Taf. 10, Fig. 11) in der Richtung der Längsaxe gestreckt und zugleich in der Querrichtung verkleinert. Auch die Form der Cyste ist sehr variabel. An der Wand derselben lassen sich dieselben äussern Schichten unterscheiden wie bei den zurückgezogeneu, und zwar die äussere Cuticularhülle, die Schicht der Quer- und Längs- fasern und das äussere Parenchyni , wogegen die innere Parenchyni- schicht und die innere Cuticularhülle in ihrem Innern fehlt. Die äussere Cuticularhülle sowie die Schicht der Quer- und Längsfasern ist ebenso entwickelt wie an der Cyste der zurückgezogenen Cerco- cysten, allein das äussere Parenchym erscheint nicht bloss in Form einer Schicht, sondern auch als eine grob und dunkel granulirte Masse, welche die ganze innere Cystenhöhlung ausfüllt, und überhaupt als Hauptmasse der Cyste. Die an der Cystenwand der zurückgezogenen Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 183 Cercocysten so leicht wahrzunehmende innere Parenchym- und Cuti- cularschicht fehlt in der Cyste der ausgestreckten aber in Folge der Ausstülpung, weil diese Schichten zusammen den zwischen Scolex und Cyste befindlichen Hals ausmachen. Ein Ergebniss der Ausstülpung ist es ferner, dass man von der vordem, trichterförmigen Vertiefung der Cyste eigentlich bloss die Stelle an der Basis des Halses auffinden kann, und diese wird durch eine ringförmige Unterbrechung der äussern Cuticularhülle sowie der dicken Schicht der Ring- und Längsfasern bemerkbar. In der Structur des Schwanzes der ausgestreckten und zurück- gezogenen Cercocysten besteht keinerlei wesentliche Verschiedenheit, weshalb ich bei Hinweisung auf jenen der letztern von einer ein- gehenden Beschreibung Abstand nehme. Den Entwicklungsgang der Cercocysten war ich, trotz des mir vorliegenden reichen Materials, nicht im Stande zu studiren, weil ich bloss ein Exemplar fand, welches ich für im Jugeudstadium befindlich halten konnte (Taf. 12, Fig. 66) und an dessen schlauchförmigem Körper auch eine kopfartige Erhöhung sichtbar war. Von den Forschern ist J. E. Schmidt bei den Beobachtungen über den Entwicklungsgang von Drepanidotaenia anatina zu dem Resultat gelangt, dass der ganze Scolex, also Rostellum, Hakenkranz, Saugnäpfe und Hals ausserhalb der Cyste sich entwickeln und erst im weitern Verlauf der Entwick- lung nebst seinen integrirenden Theilen sich in die Cyste senkt. Dieser Auffassung zu Folge wäre also die ausgestreckte Cercocystis ein früheres Entwicklungsstadium als die zurückgezogene. Nach den Untersuchungen von 0. Hamann und R. Moniez verdoppelt sich die grössere Hälfte der Oncosphärenwand durch Invagination, und an dem der Vertiefung gegenüber liegenden Punkte der durch Einschnürung entstandenen Innern Schicht erhebt sich als Sprosse der Scolex, an welchem sodann im weitern Verlauf der Entwicklung die Saugnäpfe, das Rostellum und seine Haken erscheinen. Hiernach wäre also die zurückgezogene Cercocystis das frühere, die ausgestreckte aber das spätere Entwicklungsstadium. Wie erwähnt, gelang es mir nicht, den Entwicklungsgang unmittelbar mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, dessen ungeachtet schliesse ich mich, auf Grund meiner an dem mir vor- liegenden Material angestellten Untersuchungen, der Anschauung von 0. Hamann und R. Moniez an und betrachte die zurückgezogene Cercocystis als jüngeres Entwicklungsstadium und stelle mir den aus der Oncosphäre erfolgten Entwicklungsgang folgendermaassen vor: Der mehr oder minder schlauchförmig gestaltete Oncosphärenkörper ist 184 EUGEN T. DADAY, in einen vordem grossem, aufgeschwollenem und einen hintern kleinem, dünnem und mit den embryonalen Haken versehenen Theil abge- schnürt. An der Oberfläche des grossem Theils, ungefähr an dem gegenüber den Embryonalhaken liegenden Punkte tritt eine Invagi- nation auf, und die nach innen gerichtete Einfaltung setzt sich so lange fort, bis sich eine doppelwandige Cyste mit einer centralen grossen Höhlung gebildet hat. Die beiden Schichten, aus welchen die Cystenwand besteht, werden im weitern Verlauf der Entwicklung, bei Erscheinen der zwischen ihnen auftretenden Höhlung, scharf von ein- ander getrennt und bilden nunmehr die äussere und innere Parenchym- schicht der Cystenwand. Die freie Oberfläche der äussern sowie die innere Oberfläche, welche die Höhlung begrenzt, ist mit einer dünnen Cuticula bedeckt, welche eigentlich die äussere Hülle der Oncosphäre ist und als solche auch auf den zum Schwanz verjüngten hintern Theil übergeht. Die innere Parenchymschicht verdickt sich an dem der Einstülpungsöffnuug entgegengesetzten Punkte und sprosst keulen- förmig hervor, und aus diesem hervorragenden Spross entwickelt sich der Scolex mit den Sauguäpfen. Vermuthlich zur selben Zeit beginnt auch die Entwicklung der Ring- und Längsfaserschicht der Cysten- wand. Die Entwicklung des Rostellums geht wahrscheinlich in der- selben Weise vor sich wie jene des Scolex, d. i. an dem der Cysten- öfi"nung zugewendeten Seite des Scolex entsteht eine Vertiefung, welche immer mehr nach unten dringt, so lange, bis ihre Wand sich ver- doppelt und in ihrem Innern eine Höhlung zu Stande kommt. An dem der Vertiefung entgegengesetzten Punkt der eingefalteten Schicht erscheint eine kleine Knospe, aus welcher sich das Rostellum mit den Haken entwickelt, die Stelle der Vertiefung des Scolex aber zieht sich so zusammen, dass sie unbemerkbar wird. Uebrigens bemerke ich hier noch, dass ich es nicht für unmöglich halte, dass der Stoff der Haken von den erwähnten, im Kopf bezw. im Hals des Rostellums befindlichen schlauchförmigen Zellen geliefert wird. Allein ich halte es auch nicht für völlig ausgeschlossen, dass der durch die Invagination der Oncosphäre erfolgenden Entstehung der Cyste die Bildung der zum Rostellum sich entwickelnden Knospe und die Absonderung der Substanz der Saugnäpfe vorangehen kanü, in welchem Fall der bereits ziemlich entwickelte Scolex sich bei Ge- legenheit der Invagination vertieft und hierauf daim das Einziehen des Rostellums in den Scolexkörper, sicherlich vor Entwicklung der Haken, erfolgt. Zu dieser Schlussfolgerung berechtigt ein mir vor- liegendes, sehr junges Exemplar (Taf. 12, Fig. 66), in dessen köpf- Einige in Süsswasser-Entoraostraken lebende (Jercocystis-Formen. ]^g5 artiger Erhöhung ich das Rostellum, in den dunkler gekörnten beider- seitigen Flecken aber die Anlage der Saugnäpfe verniuthe. Beschreibung der gefiiiideiieii Arten. 1. Dlcranotaenia dubia n. sp, (Taf. 10, Fig. 1-6.) Bei meinen Untersuchungen fand ich bloss zurückgezogene Exem- plare von Cercocysten, Die Cyste ist bald breiter und kürzer, bald Länger und schmäler eiförmig, an beiden Enden fast gleich spitzig, in einzelnen Fällen indessen vorn weit stumpfer als hinten (Taf. 10, Fig. 1). Die Länge schwankt zwischen 0,34—0,36 mm, die Breite 0,17 — 0,23 mm. Die äussere Cuticularhülle ist sehr dünn, und auch die Ring- und Längs- faserschicht ist nicht dick, fast kaum erkennbar. Die beiden Par- enchymschichten sind von einander gut getrennt; der dazwischen liegende Raum ist nahe der trichterförmigen vordem Oeffnung und am hintern Ende, zwischen dem Schwanz und der Basis des Scolex, am geräumigsten (Taf. 10, Fig. 2 — 4). Die äussere Parenchyraschicht enthält bloss kleinere oder grössere dunkle Körner, wogegen in der Innern sich zahlreiche Kalkkörperchen zeigen, welche unregelmässig zer- streut liegen, am zahlreichsten indessen an den beiden Cystenenden auftreten (Taf. 10, Fig. 1). Die einzelnen Kalkkörperchen sind meist eiförmig, seltner unregelmässig vieleckig und enthalten im erstem Fall einen grössern centralen Kern, im letztern Fall hingegen mehrere kleinere, zerstreut liegende Körperchen, deren Grösse sich in sehr weiten Grenzen bewegt, im Allgemeinen aber sind dieselben ungefähr 0,006—0,01 mm gross. Die innere Höhlung der Cyste ist verhältnissmässig ziemlich gross und wird vom Scolex nicht vollständig ausgefüllt; besonders auffallend ist die Verbindung der Höhlung mit der trichterförmigen Oeffnung, indem zwischen denselben ein mehrfach gekrümmter Canal liegt (Taf. 10, Fig. 2, 3). Der Scolex ist an den verschiedenen Exemplaren bald in der Längsrichtung gestreckt und dann natürlich schmäler, besonders wenn aus seinem Innern der Scolex mehr oder weniger hervorgedrungen ist (Taf. 10, Fig. 3), bald aber verkürzt und dann weit breiter (Taf. 10, Fig. 2, 4). Das Rostellum der meisten Exemplare ruht im Innern des Scolexkörpers, in zahlreichen Fällen aber ist es mehr oder weniger hervorstehend und nicht selten in den zur Trichterötinung führenden 186 EUGEN V. DADAY, Caual eingedrungen oder aber in der Cystenhöhlung nach hinten ge- krümmt (Tat". 10, Fig. 4), in welchem Fall die Haken natürlich in eine verkehrte Lage gerathen. Die Umrisse derselben sind auch im Innern des Scolexkörpers gut erkennbar und geben, im Ganzen ge- nommen, das Bild eines Schlauches (Taf. 10, Fig. 3, 4). Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10, welche entweder, an einander gedrängt, ein Büschel bilden (Taf. 10, Fig. 2—4; Taf. 12, Fig. 61) oder aber mehr oder minder entfernt von einander stehen. Die Länge der einzelnen Haken ist 0,035 — 0,04 mm, und an jedem derselben ist ein Basal- und ein Apicaltheil zu unterscheiden. Der Basaltheil ist bald ganz gerade, stäbchenförmig, bald wieder ein wenig bogig gekrümmt (Taf. 10, Fig. 6). Der Apicaltheil ist gegabelt, der obere Ast kräftiger und etwas länger als der untere, spitzig endigend und schwach abwärts gebogen ; der untere Ast ist dünner, wenig kürzer als der obere, gleich- falls spitzig zulaufend, jedoch schwach nach oben gekrümmt (Taf. 10, Fig. 6; Taf. 12, Fig. 61). Die Saugnäpt'e sind annähernd eiförmig, jedoch an beiden Enden gleichmässig abgerundet; an ihrer Oberfläche stehen unregelmässig zerstreut sehr kleine Borsten; die Länge schwankt zwischen 0,08 — 0,01 mm, die Breite hingegen zwischen 0,04 — 0,05 mm. Der Schwanz ist bei manchen Exemplaren relativ kurz, bei andern dagegen ausserordentlich lang, d. h. die Länge schwankt zwischen 1,14 — 1,2 mm; in natürlicher Stellung ist derselbe mehr oder weniger gerade gestreckt (Taf. 10, Fig. 2, 3), sehr häufig aber spiralförmig aufgerollt (Taf. 10, Fig. 1, 5), in welchem Falle seine Länge jene der Cyste mehrfach übertrifft. Die Basis desselben ist stets aufgedunsener und hängt mit dem Parenchym der Cyste durch einen schmalen Stiel zusammen, übrigens ist er in der ganzen Länge fast gleich dick, sein Inneres enthält ein ziemlich durchsichtig granulirtes Protoplasma bezw. Parenchymsubstanz ; allein die Umrisse der Zellen vermochte ich nicht zu erkennen, ebenso wenig gelang es mir, die Contouren der Ex- cretionsgefässe aufzufinden. Bei meinen Untersuchungen fand ich 28 Exemplare in den aus den F61egyhäzer stehenden Gewässern gesammelten Diapfomus alluaudi Gk. II. Der entwickelte Bandwurm ist bisher nicht bekannt. Diese Art erinnert in geringem Maasse an Dicranotaenia furcigera, be- sonders dadurch, dass sie 10 Rostellarhaken besitzt, unterscheidet sich jedoch wesentlich von derselben durch die Structur der Haken, hauptsächlich aber durch den gestreckten Basaltheil der Haken. Einige in Süfswassei-Eutomostraken lebende Cercocystis-Formen. 187 2. L>repanidotaenia lanceolata (Bloch.). (Taf. 10, Fig. 7—12; Tat". 12, ¥\g. 59.) So weit es mir auf Grund der literarischen Daten festzustellen gelang, war Al. iMkäzek der erste und einzige Forscher, der die Cercocysten dieser Bandwurmart sah (15, p. 11), allein die Beschreibung derselben mit der Motivirung, dass dieselben jenen von Taenia- Drepanldotaenia setigera sehr ähnlich seien, für überflüssig erachtete. Auch J. B. RossETEit hatte die Cercocysten dieser Art aus der Entom- ostrakenart Cypris cinerea Baird = Cyclocypris glohosa (Sars) als Wirth verzeichnet, allein, wie schon Al. Mräzek erwähnte und R. Blanchard es nachwies, waren die Larven von Echinocotyle ros- seteri Blangh. Bei meinen Untersuchungen ist es mir gelungen, zahl- reiche, insgesammt 99 Exemplare, aus Diapfomus spinosus Dad. aus stehenden Gewässern bei Vadkert zu sammeln, welche grössten Theils zurückgezogen und nur zu sehr geringem Theil ausgestreckt waren. Die Cyste der zurückgezogenen Cercocystis ist mehr oder weniger kugelförmig, das vordere und hintere Ende meist gleich stumj)! ab- gerundet, in der Mitte aber, der Trichteröffnung und dem Ausgangs- punkte des Schwanzes entsprechend, vertieft, indessen nicht selten vorn spitziger als hinten (Taf. 10, Fig. 7 — 9). Die Cysten wand ist auffallend dick, insbesondere die Schicht der Ring- und Längsfasern, welche bei schwächerer Vergrösserung als breiter, durchsichtiger Gürtel erscheint. Die äussere Cuticularhülle ist jedoch relativ dünn, die Oberfläche eigentlich glatt, meist aber mit unregelmässigen Längsfalten bezw. Firsten besetzt. Die Ring- und Längsfaserschicht ist durch- schnitthch 0,017 — 0,018 mm dick, besonders kräftig ist die Ring- faserschicht, deren Fasern auf den ersten Blick als Poreucanäle erscheinen, bei oberflächlichem Einstellen indessen ihrem ganzen Ver- lauf nach leicht erkennbar sind (Taf. 10, Fig. 7). Die beiden Par- enchymschichten sind fast gleich dick, beide aber nahe der Trichter- öffnung am dicksten, und der zwischen denselben liegende Raum ist hier am grössten, nach hinten allmählich verkleinert, bei einzelnen Exemplaren sogar naliezu gänzlich verschwindend, so dass die beiden Parenchymschichten in der Schwanzgegend in eine verschwommen er- scheinen. Unter den mir vorliegenden Exemplaren finden sich kaum einige, in deren innerer Parenchymschicht ich Kalkkörperchen wahr- nehmen konnte, wogegen sich bei dem grössten Theil derselben kein einziges Kalkkörperchen zeigte. Die Länge der Cyste schwankt zwischen 0,23 — 0,28 mm, der Durchmesser zwischen 0,18—0,23 mm. 188 EUGEN V. DADAY, Der Scolex füllt die iunere Cysteuhöhlung der meisten Exemplare fast vollständig aus, und nur gegen die Trichterötfnung bleibt ein kleiner freier Raum (Taf. 10, Fig. 9). Das Rostellum liegt meistens im Innern des Scolex (Taf. 10, Fig. 9), nicht selten aber ragt es aus demselben hervor und dringt dann fast immer in die kleine, die Trichterötfnung umgebende Höhlung ein, wobei auch der Halstheil leicht erkennbar wird. Die Anzahl der Rostellarhaken ist 8, ihre Länge schwankt zwischen 0,055 — 0,06 mm. Jeder einzelne Haken ist in einen Basal- und einen Apicaltheil gegliedert. Der Basaltheil ist genau so lang wie der Apicaltheil, bezw. derselbe misst die Hälfte der ganzen Hakenlänge ; die obere Seite ist schwach gebuchtet und in ein ziemlich auffallendes, spitzigeres oder abgerundeteres, abwärts ge- richtetes Hügelchen ausgehend (Taf. 10, Fig. 8). Der ganze Basal- theil ist übrigens gegen den Apicaltheil allmählich verbreitert und in der Gegend des Hügelchens am breitesten. Der Apicaltheil ist einfach, schwach sichelförmig einwärts gekrümmt, seine Basis ist der breiteste Punkt des ganzen Hakens, verschmälert sich jedoch nun allmählich und endigt spitzig ; zwischen demselben und dem Basaltheil zeigt sich an der obern Seite eine schmale Vertiefung (Taf. 10, Fig. 8). Die Sauguäpfe sind mehr oder weniger breit eiförmig, an beiden Enden gleichmässig und ziemlich stumpf abgerundet. Ihre Oberfläche erscheint in drei Gürtel gegliedert. Der äussere Gürtel ist ganz glatt, ohne irgend welche Structur, vermuthlich eine Masse von Quer- fasern; der mittlere ist weit schmäler, zellig; der innere hingegen erscheint als eine scheibenartige Vertiefung mit glatter Oberfläche (Taf. 10, Fig. 10). Der Schwanz ist einer der auffallendsten Theile dieser Cerco- cysten, denn mit Ausnahme von Dicranotaenia dubia existirt keine Art, welche sich hinsichtlich der Schwanzlänge im entferntesten mit dieser Art messen könnte. Wegen seiner auffallenden Länge ist der Schwanz einerseits nicht messbar, andrerseits aber stets mehrfach ver- schlungen und einem verworrenen Zwirnknäuel ähnlich (Taf. 10, Fig. 7, 9). Der Schwanz geht von der äussern Parenchymschicht der Cyste mit ziemlich dünner Basis aus, verdickt sich jedoch, die Wand der Schicht verlassend, fast regelmässig, verjüngt sich dessen ungeachtet gegen das distale Ende und nimmt die Form einer Geissei au (Taf. 10, Fig. 7, 9). An seiner Oberfläche zeigen sich, besonders im proxi- malen Theil, sehr häuflg feine Ringe. Seine Hauptmasse besteht bald bloss aus granulirtcm Protoplasma, bald aber aus einer Anhäufung von Parenchyrazellen, und in seiner Mittellinie zieht ein eigenthüm- Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Circocystis-Formen. 189 lieber centraler Faden entlang. Dieser centrale Faden besteht aus einer dunklen, jedocb fein granulirten Plasmascbeide und einem von dieser umgebenen noch dunklern Faden (Taf. 10, Fig. 7). Ich halte es zwar für wahrscheinlich, dass dieser centrale Faden und besonders der innere Faden sich in der ganzen Länge des Schwanzes hinzieht, allein in dem distalen dünnern Theil konnte ich denselben nicht erkennen. Die Excretioiisgefässe vermochte ich nicht wahrzunehmen, ebenso wie ich auch die embryonalen Haken des Schwanzes nicht linden konnte. Hier muss ich eines Exemplares von zurückgezogenen Cercocysten speciell Erwähnung thun und zwar deshalb, weil ich an demselben zwei Hakenkräuze vorfand (Taf. 12, Fig. 59). Einer dieser beiden Hakenkränze liegt in der Trichteröffnung der Cyste, die einzelnen Haken desselben sind bloss 0,04 mm lang, sonst aber ganz so wie die der übrigen Exemplare beschaffen ; der andere Hakenkranz dagegen befindet sich an seiner gewöhnlichen Stelle, am Kopf des Rostellums bezw. sammt diesem im Innern des Scolexkörpers, allein die einzelnen, sonst charakteristisch gebauten Haken sind 0,048 mm lang. Die Anwesenheit der zwei Hakenkränze kann ich nur mit der Annahme erklären, dass diese Cercocystis sich schon einmal in ausgestrecktem Zustande befunden, sich jedoch wieder zurückgezogen hatte, bei welcher Gelegenheit der bereits entwickelte Hakenkranz in der Trichter- öffnung der Cyste hängen geblieben und vom Rostellum abgerissen worden war. Das seiner Haken solcherart beraubte Rostellum setzte jedoch, nach Zurückziehung in den Scolexkörper, einen neuen Haken- kranz an. Die ausgestreckte Cercocystis stimmt in den einzelnen Details mit der zurückgezogenen vollständig überein. Das Rostellum ist birn- förmig, mit dem spitzen Ende nach vorn gerichtet; der Hals ist relativ kurz und besonders in der Mitte nur wenig dünner als das Ro- stellum selbst (Taf. 10, Fig. 11). Der Körper des Scolex ist keulen- förmig, breiter als lang. Der Halstheil ist ziemlich kurz, kaum 3mal so lang wie der Rostellumhals und verhältnissmässig dick. Die Cyste weicht nur in der Form einigermaassen von der der zurückgezogenen ab, indem sie in der Richtung der Längsaxe stärker gestreckt, in der Querrichtung dagegen verschmälert ist. Die Länge der Cyste beträgt 0,16 — 0,18 mm, die Breite 0,11 — 0,12 mm. Das Innere derselben ist mit dicht stehenden, dunklen, runden Körperchen ausgefüllt, die äussere Cuticularschicht sowie die Längs- und Ringfaserschicht ihrer Wand ist ganz gleich jener der zurückgezogenen Cercocysten (Taf. 10, Fig. 11). 190 EUGEN V. DADAY, Der Schwanz unterscheidet sich in nichts von dem der zurückgezogenen, erscheint aber etwas kürzer. Der entwickelte Bandwurm selbst kommt, wie nach den bisherigen Beobachtungen bekannt, in verschiedenen Wasservögeln vor. Bisher wurde er ausser in der Hausente (Anas boschas dorn.) und Hausgans (Anser anser dorn.) noch in folgenden gefunden : Anas obscura, Cairina moschata, Erismatura leucoccphala^ Aythya ferina^ Aytliya nyroca^ Aythya rußna und Phoenicopterus antiquorum (siehe \V. Stiles, 26, p. 37). Die Cercocysten sind bis jetzt bloss aus Entomostraken, speciell aus Copepoden bekannt. Al. Mräzek fand sie in C^/c/o;;«- Arten, namentlich in Cyclops serrulatus, wogegen ich sie, wie erwähnt, aus Diaptomus spinosus kenne, welche in den stehenden Gewässern bei Vadkert gesammelt wurden, und die Anzahl der mir vorliegenden Exemplare (99) lässt darauf schliessen, dass die entwickelte Drepa- nidotaenia lanceolata (Bloch.) ein sehr häutiger Parasit der Hausenten und Gänse in Vadkert ist. Hier merke ich an, dass ich die von Al. Mräzek in seiner Publication aus dem Jahre 1890 (13) auf tab, 9, fig. a, b sowie nach Al. iMräzek von W. Stiles (26) auf tab, 6, fig. 74, 75 abgebildeten Rostellarhaken bezw. Hakenkränze nicht für die von Drepanidotaenia fasciata, sondern für die von Drepanidotaenia lanceolata halte, und zwar auf Grund der Form und Structur der Haken. 3. Itrepaniclotaenia gracilis (Krab). (Taf. 10, Fig. 13-17.) Die Cyste des zurückgezogenen Cercocysten ist am häufigsten mehr oder weniger kugelförmig (Taf. 10, Fig. 14), am vordem und hintern Ende fast gleichmässig abgerundet, seltner der Längsrichtung nach etwas gestreckt, hinten etwas spitziger als vorn und im Ganzen genommen einem umgekehrten Ei ähnlich (Taf. 10, Fig. 17). Die Länge schwankt zwischen 0,21—0,25 mm, der grösste Durchmesser hingegen zwischen 0,13 — 0,18 mm. Al. Mräzek fand die von ihm untersuchten Exemplare 0,23 mm lang. Die äussere Cuticularhülle ist relativ sehr dünn, ohne Structur, ganz glatt. Die Ring- und Längs- faserschicht ist ziemlich auffallend, nahezu ebenso dick wie jene der Cercocysten von Drepanidotaenia lanceolata. Von den beiden Par- enchymschichten ist die innere dicker als die äussere und enthält eine grössere oder geringere Anzahl verschieden grosser Kalkkörperchen. Bei einzelneu Exemplaren waren bloss nahe der Trieb teröfl'nung Kalk- Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. |91 körperchen zu erblicken (Taf. 10, Fig. 14), bei andern hingegen war die ganze Masse der Parenchymschicht damit erfüllt (Taf. 10, Fig. 17). Die Trichtervertiefung ist relativ kurz und gerade nach abwärts in die bald kleinere, bald grössere Cystenhöhlung gerichtet, welche der Scolex fast ganz ausfüllt. Der Scolex liegt gewöhnlich parallel der Längsaxe der Cyste und ist bald mehr oder weniger gestreckt (Taf. 10, Fig. 17), bald aber verkürzt und dann natürlich breiter (Taf. 10, Fig. 14). Das Rostellum lag bei allen mir vorliegenden Exemplaren im Innern des Scolex- körpers, und die 8 Rostellarhaken richten ihr distales Ende stets nach hinten (Taf. 10, Fig. 14, 17). Die einzelnen Rostellarhaken sind im Ganzen sichelförmig, ihr Basaltheil ist vom Apicaltheil nicht scharf geschieden, das Vorderende etwas gestreckt, mehr oder weniger zu- gespitzt, das Hinterende aber bildet ein vorspringendes Hügelchen (Taf. 10, Fig. 13, 15). Der Apicaltheil ist eine directe Fortsetzung des Basaltheils, gegen das Ende allmählich verschmälert, ziemlich stumpf nach innen gebogen, das Ende spitzig. Die Länge der Rostel- larhaken beträgt 0,075—0,078 mm. Die von Al. Mräzek untersuchten Exemplare waren 0,08—0,082 mm lang (14, p. 128). Die Saugnäpfe sind eiförmig, indessen an beiden Enden fast gleich breit abgerundet; ihre Oberfläche fand ich ganz glatt. Al. Mräzek sah bei dem von ihm untersuchten Exemplar an den Saugnäpfen schräg nach aussen und der Länge nach laufende Borstenreihen (14, tab. 5, fig. 13). Die einzelnen Saugnäpfe sind 0,06 — 0,07 mm lang. Der Schwanz geht von breiter Basis aus, verjüngt sich aber gegen das Ende allmählich und ist geisseiförmig. Seine Hauptmasse besteht theils aus grobkörnigem Protoplasma, theils aus unregelmässig zer- streuten Parenchymzellen. Die Länge ist je nach dem Individuum verschieden, im Allgemeinen aber die Länge der Cyste 2mal und sogar auch öfters übertreffend. Am Schwanzende des einen oder andern Exemplares gelang es mir auch die embryonalen Haken auf- zufinden. Jeder einzelne embryonale Haken besteht aus einem gut geschiedenen Basal- und Apicaltheil; der Basaltheil ist ein cylin- drisches, gerades Stäbchen, wogegen der Apicaltheil sichelförmig ein- wärts gebogen ist, jedoch nicht von dem Ende des Basaltheils, sondern vom letzten Viertel desselben ausgeht, so, dass ein kleines Stückchen des Basaltheils frei bleibt, in Folge dessen der ganze Haken gabiig erscheint (Taf. 10, Fig. 14, 16). Die ganze Länge der embryo- nalen Haken ist ungefähr 0,015 mm. 192 EUGEN V, DADAY, Der Rostellumkopf der ausgestreckten Cercocysten ist birnförmig, mit dem spitzigen Ende nach vorn gerichtet, vom Hals nicht scharf geschieden. Die Lage und Grösse der Rostellarhaken ist jedoch jener der zurückgezogenen ganz gleich. Der Hals des Rostelluras ist nur wenig dünner als der grösste Durchmesser seines Kopfes und fast so lang wie der Scolexkörper. Den grössten Theil des Scolexkörpers nehmen die Saugnäpfe ein, welche in der Längsrichtung ein wenig verkürzt sind, so dass sie ziemlich breiten, gleichendigen Eiern gleichen. Der Hals zwischen dem Scolex und der Cyste ist ziemlich lang, nur wenig kürzer als die Cystenlänge, in seinem ganzen Verlauf fast überall gleich dick; die Masse desselben besteht aus dunkel gefärbten, runden Körperchen, die jedoch kleiner sind als jene, welche das Innere der Cyste ausfüllen. Die Cyste ist im Ganzen genommen kugelförmig, in der Richtung der Längsaxe indessen ein wenig gestreckt und ihr Durchmesser ge- ringer als bei der zurückgezogenen Cercocystis. Die Länge ist unge- fähr 0,18 mm, der grösste Durchmesser 0,16 mm. Ihre Wand zeigt dieselbe Structur wie jene der zurückgezogenen, und ihr Inneres ist mit grossen, dunklen, runden Körperchen ausgefüllt. Die Structur und Länge des Schwanzes stimmt mit jener der zu- rückgezogenen Exemplare überein, die embryonalen Haken vermochte ich jedoch nicht zu finden. Bei meinen Untersuchungen lagen mir 5 Exemplare vor, und zwar 1 ausgestrecktes und 4 zurückgezogene. Ich fand dieselben sämmt- lich in Diaptomus spinosus aus den stehenden Gewässern bei Vadkert. Das erste Exemplar hat O. v. Linstow untersucht, er fand dasselbe im Magen eines Barsches, wohin dasselbe sicherlich durch ein ver- schlungenes Entomostrakon gerathen war. Th. Scott verzeichnete diese Cercocystis 1891 aus einem Entomostraken, aus Eucandona rostrata (Klk. Nr.). Al. Mräzek bezeichnet 1891 (14, p. 128) Cypria ophthalmica (JuR.) und Cyclops viridis Fisch, als Wirthe und liefert zugleich eine eingehendere Beschreibung, wogegen R. Moniez das Thier aus einer chinesischen Cypria ophüialmica aufführt. Die Wirthe des entwickelten Bandwurms sind Wasservögel und zwar ausser der Hausente {Anas hoschas dorn.) und Hausgans {Anser anser dorn.) die folgenden: Anas hoschas, Anas penelope, Merganser merganser, Merganser serrator und Tadorna tadorna (W. Stiles, 26, p. 38). Hier habe ich zu bemerken, dass die mir vorliegenden Cerco- cysten hinsichtlich der Form und Structur ihrer Rostellarhaken jenen Einige in Süsswasser-Ectomostraken lebende Cercocystis-Formen. I93 von Drepanidotaeyiia fasciata zum Verwechseln ähnlich sind, die Grösse der einzelnen Haken indessen einen sichern Anhaltspunkt bietet. Die Rostellarhaken von Drepanidotaenia fasciata sind nämlich nach den Angaben von W. Stiles (26, p. 36, 37) 57—60 ,u = 0,057 — 0,06 mm, die von Drepanidotaenia gracilis hingegen 77 — 80 f.i bezw. 95—103 1.1 = 0,077—0,08 mm lang; mithin sind die Haken der von mir beschriebenen Cercocysten weit länger als die der entwickelten Drepanidotaenia fasciata und stimmen hinsichtlich ihrer Länge mit jenen von Drepanidotaenia gracilis vollständig überein. Dem kann ich noch hinzufügen, dass nach den Untersuchungen von Al. Mräzek die Rostellarhaken von Drepanidotaenia fasciata (Bloch.) bloss 0,055 — 0,068 mm lang sind; dass also, während dieselben einerseits mit jenen des entwickelten Bandwurms übereinstimmen , sie weit kürzer sind als bei den Cercocysten von Drepanidotaenia gracilis (Krab.). 4. Drepanidotaenia anatina (Krab.). (Taf. 10, Fig. 18-24; Taf. 11, Fig. 25; Taf. 12, Fig. 62—65.) Die Cyste der zurückgezogenen Cercocystis ist am häufigsten mehr oder weniger kugelförmig, an der Trichteröffnung stärker, an der Schwanzbasis schwächer vertieft (Taf. 10, Fig. 18, 19, 21, 24), seltner in der Richtung der Längsaxe etwas gestreckt, eiförmig, an beiden Enden nahezu gleichmässig abgerundet (Taf. 11, Fig. 25). Die Länge schwankt zwischen 0,24—0,37 mm; der grösste Durchmesserzwischen 0,18—0,27 mm. Ich fand jedoch auch ein sehr junges Exemplar, welches bloss 0,12 mm lang war, wogegen der grösste Durchmesser nur 0,092 mm betrug (Taf. 10, Fig. 24). Die äussere Cuticularhülle ist sehr dünn, ebenso die Ring- und Längsfaserschicht, indessen sind die Ringfasern dennoch sehr gut zu erkennen. Die beiden Cuticular- schichten sind relativ dick, der zwischen ihnen liegende Raum bald grösser, bald kleiner. Die innere Parenchymschicht enthält nur bei einzelnen Exemplaren Kalkkörperchen, welche verschieden gross und unregelmässig zerstreut sind (Taf. 10, Fig. 18). Der Scolex füllt die Cystenhöhlung bald nur zum Theil aus, bald aber fast vollständig (Taf. 10, Fig. 18, 24). Das Rostellum ist sehr verschieden gelagert, es finden sich nämlich unter meinen Exemplaren solche, deren Rostellum gegen die Trichteröfinung mehr oder weniger hervorragt (Taf. 10, Fig. 19; Taf. 12, Fig. 62), bei den meisten hat das Rostellum jedoch die Höhlung des Scolexkörpers gänzlich ver- lassen und sich im Innern der Cyste nach verschiedenen Richtungen Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. -ia 194 EUGEN V. DADAY, gewendet, am häufigsten derart, dass seine Haken in eine ganz ver- kehrte Stellung gelangen, d. i. mit dem Apicaleude nach der Trichter- öffnung blicken (Taf. 10, Fig. 18, 21). Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10; dieselben bilden bald, eng an einander gedrängt, ein Büschel (Tat. 12, Fig. 62), bald aber sind sie von einander entfernt, strahlen- förmig angeordnet (Taf. 10, Fig. 18). Die Länge der einzelnen Haken schwankt zwischen 0,055 — 0,07 mm, und sie bestehen sämratlich aus einem Basal- und einem Apicaltheil. Der Basaltheil ist im Ganzen genommen keilförmig und das gegen die Stirn des Rostellums blickende Ende meist schwach einwärts gekrümmt und sehr spitzig (Taf. 10, Fig. 22), seltner gerade und ziemlich stumpf (Taf. 10, Fig. 20; Taf. 11, Fig. 26) ; der Aussenrand ist in der Regel gegen den Apicaltheil etwas gebuchtet (Taf. 10, Fig. 22), selten schwach bogig und ohne sichtbare Grenze in den Apicaltheil übergehend (Taf. 10, Fig. 20); der Unter- rand ist fast stets ein wenig einwärts gebogen und bildet au der Basis des Apicaltheiles ein ziemlich auffallendes Hügelchen, welches seltner einwärts, gewöhnlich aber nach hinten blickt (Taf. 10, Fig. 18, 20, 22; Taf. 11, Fig. 26). Die Länge des Basaltheils beträgt bis zur Spitze des Hügelchens 0,046 — 0,049 mm. Der Apicaltheil ist meistens keine directe Fortsetzung des Basaltheils, ist mehr oder weniger sichelförmig gekrümmt, von der Spitze des Hügelchens des Basal- theils gemessen 0,024 — 0,026 mm lang; das Apicalende desselben sehr spitzig und etwas einwärts gekrümmt. Die Länge der Haken giebt Al. Mräzek und nach ihm auch J. E. Schmidt mit 0,065 mm an. Die Saugnäpfe sind eiförmig, indessen beide Enden gleichmässig abgerundet, ihre Oberfläche mit unregelmässig zerstreut stehenden, feinen Härchen dicht bedeckt. Unter meinen Exemplaren fanden sich auch solche, deren Saugnäpfe in der Mitte canalähnlich vertieft waren (Taf, 10, Fig. ]9), was sicherlich das Ergebniss der Zusammenziehung ist. Der Saugnäpfe des einen Exemplares muss ich jedoch speciell gedenken, weil das mit feinen Härchen dicht bedeckte und in drei Längsstreifen eingetheilte Gebiet von einem ziemlich breiten, glatten Gürtel umgeben ist (Taf. 11, Fig. 25), in welchem sich feine Quer- strahlen zeigen. Die Saugnäpfe sind 0,104 — 0,12 mm lang. Der Halstheil oder Scolexstiel ist je nach den Exemplaren länger oder kürzer, und auch die Dicke ist sehr veränderlich; gewöhnlich zeigt sich an demselben keinerlei Gliederung, bei einem Exemplar sind jedoch einige Einschnürungen, gleichsam die ersten Spuren der Stro- bilation, zu bemerken (Taf. 11, Fig. 25). Der Schwanz ist an der Basis weit dicker als am apicalen Ende, Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen, 195 allmählich verjüngt uud im Gauzen geisseiförmig. Das Innere ist mit gut wahrnehmbaren Parenchymzellen ausgefüllt, besonders bei jungem Exemplaren, wogegen der Inhalt bei altern Exemplaren als ziemlich derbkörniges Protoplasma erscheint. Die Länge schwankt zwischen ziemlich weiten Grenzen, beträgt meist 1,(3-1,9 mm und übertrifft die Länge der Cyste 2 — 3 mal; derselbe kann jedoch in seltnen Fällen auch nur 0,14 mm laug sein bezw. kaum länger als ein Drittel der Cyste (Taf. 11, Fig. 25). Am Schwanzende einzelner Exemplare fand ich auch die unregelraässig zerstreuten embryonalen Haken (Taf. 10, Fig. 23; Taf. 11, Fig. 25, 27), welche im Allgemeinen denen von Dre- panidotaenia gracilis gleichen, 0,001—0,014 mm lang sind, der untere Ast zuweilen nur wenig kürzer als der obere. Der Kopf des Rostellums ist bei der ausgestreckten Cercocystis birnförmig, vom Hals jedoch nicht scharf geschieden, und zwar so, dass die Grenze zwischen beiden nur durch eine kaum bemerkbare Ein- schnürung angedeutet ist (Taf. 12, Fig. 64, 67). Am Stirnende er- hebt sich eine kleine, halbmondförmige, fein granulirte, durchsichtige Protoplasmamasse. Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10, welche hin- sichtlich der allgemeinen Structur denen von zurückgezogenen Exem- plaren gleichen, im Ganzen jedoch etwas dünner erscheinen (Taf. 12, Fig. 65, 67). Die ganze Länge der Haken beträgt 0,077 mm. Der Hals des Rostellums ist ziemlich kurz, nicht länger als der Kopf des Rostellums, das mit dem Scolexkörper correspondirende Ende dünner, im Innern habe ich schlauchartige, grosse Zellen wahrgenommen, deren Gesammtheit ich, wie erwähnt, für den Rostellarsack halte (Taf. 12, Fig. 67). Der Körper des Scolex ist ungefähr so lang wie das ganze Rostellum sammt dem Kopf und Hals, jedoch breiter als lang, mehr oder weniger kürbisförmig. Die Länge ist 0,26 mm, die Breite 0,3 mm. Das Innere ist mit dunklen, ziemlich grossen Kügelchen ausgefüllt, welche dasselbe ganz undurchsichtig machen. Die Saug- Däpfe sind genau so wie bei den zurückgezogenen Cercocysten. Der Hals ist ziemlich kurz, gegen die Cyste zwar allmählich verdickt, allein mit der Cyste selbst durch einen dünnen Stiel ver- bunden. Der Hals ist ungefähr so lang wie der ganze Scolex oder die Cyste. Das Innere zeigt denselben Inhalt wie der Scolex. Die Cyste ist zwar annähernd kugelförmig, in der Richtung der Längsaxe einigermaassen gestreckt; die Länge beträgt 0,35 mm, der grösste Durchmesser 0,29 mm ; an der Basis des Halses und Schwanzes ist dieselbe schwach vertieft; die Ring- und Längsfaserschicht ihrer 14* 196 EUGEN V, DADAY, Wand ist ziemlich dünn, die ihr Inneres ausfüllenden dunklen Körper- chen sind grösser als die des Halses und des Scolexkörpers (Taf. 12, Fig. 64). Der Schwanz geht von schnaaler Basis aus, verdickt sich dann plötzlich, wird sodann im weitern Verlauf an mehreren Stellen dünner, bezw. knotig; die innere Masse scheint granulirtes Protoplasma zu sein. Er ist so lang wie die Cyste, der Hals und der ganze Scolex zusammen. Bei meinen Untersuchungen haben mir 14 Exemplare vorgelegen, welche aus an mehreren Fundorten gesammelten verschiedenen Entom- ostrakenarten herstammen. Die Fundorte sind: Kisujszällas, Bugacz und F^legyhäza; die Wirthe: Cyclops vernalis Fisch., DiajHomus alluaudi Gr. R., Diaptomus spinosus Dad. und Eucandona Jiungarica Dad. Die ersten Exemplare wurden von Al. Mräzek und R. Moniez beschrieben, und zwar hat ersterer sie in böhmischen Cypria oph- thalmica und Eucypris incongruens, letzterer aber in französischen Cypria ophthalmica gefunden. J. E. Schmidt fand sie in deutschen Exemplaren von Cypris ovata (Jur.) == Cypris crassa O. F. M. Die Wirthe des entwickelten Bandwurms sind: die Hausente (Anas hoscJias dorn.), Anas hoscJias und Daßla acuta. Seine geo- graphische Verbreitung ist eine ziemlich grosse, denn man beobachtete ihn bisher in Pommern, Dänemark, Schleswig, Frankreich, Deutschland und Böhmen (s. W. Stiles, 26, p. 30). Aus Ungarn war derselbe bisher nicht bekannt. Hier habe ich zu bemerken, dass mau die mir vorliegenden Cerco- cysten auf Grund der Form und Structur der Rostellarhaken auch für Larven von Drepanidotaenia tenuirostris (Rud.), Drepanidotaenia Setigera (Fröl.) oder Taenia krahhei Kow. halten könnte, allein die Länge der Haken schliesst einen Irrthum aus, indem die von ent- wickelten Drepanidotaenia tenuirostris 20 — 23 f.i = 0,02 — 0,023 mm, von Drepanidotaenia setigera 35 — 40 u = 0,035^0,04 mm , von Taenia krahhei 28 iii == 0,028 mm , von dieser Art aber, wie erwähnt, 0,055 — 0,07 mm lang, also weit länger, bezw. ebenso lang sind wie die von entwickelten Drepanidotaenia anatina., deren Haken nach W. Stiles 65—72 ^i = 0,065—0,072 mm messen. 5. Dre2)anidotaenia sinuosa (Zed.). (Taf. 11, Fig. 28-31.) Es lagen mir bloss zurückgezogene Cercocysten vor, deren Cyste mehr oder weniger eiförmig war. Das Hinterende der Cyste ist stets Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 197 mehr oder minder spitziger als das Vorderende. Die Trichteröffnung ist breit, ziemlich auffallend; die Austrittsöflfnung des Schwanzes ist schmal, stärker vertieft; die beiden Seiten nach hinten abschüssig, in ihrem Verlauf einander immer mehr genähert, 0,35 mm lang, 0,25 mm breit. Die äussere Cuticularhülle der Cyste ist ziemlich dünn, wo- gegen die Ring- und Längsfaserschicht relativ dick und leicht er- erkeunbar ist (Taf. 11, Fig. 28). Die beiden Parenchymschichten sind fast gleich dick, und der zwischen denselben liegende Raum ist nur in der Nähe der Trichteröffnung mehr merkbar, wogegen derselbe an beiderseitigen Wand der Cyste sich stark verschmälert, nahezu gänz- lich verschwindet. Die innere Parenchyraschicht enthält Kalkkörper- chen, deren Anzahl und Grösse nach den Individuen variirt ; am dichtesten geschaart sind sie in der Nähe der Trichteröffnung. Der Scolex füllt die Cystenhöhlung mehr oder weniger aus; sein Stiel ist ziemlich dünn. Das Rostellum ruht stets in der Höhlung des Scolexkörpers, doch sind seine Umrisse leicht erkennbar (Taf. 11, Fig. 28) ; danach erscheint er birnförmig. Die Anzahl der Rostellar- haken ist 10; die Länge der einzelnen Haken 0,05—0,06 mm. O. V. LiNSTOW hat die Länge der in Gammarus pulex gefundenen Exemplare mit 0,049 mm constatirt. An den Haken ist der Basal- und Apicaltheil leicht wahrzunehmen. Der Basaltheil ist schwach bogig, das obere Ende ein wenig einwärts gekrümmt, ziemlich spitzig ; das untere Ende an der Basis des Apicaltheils etwas kegelförmig vor- springend. Der Apicaltheil ist sichelförmig stark gekrümmt, in der Mitte anscheinend gebrochen und daher einen einwärts geschwungenen, ziemlich steilen Bogen beschreibend; das Apicalende spitzig (Taf. 11, Fig. 30, 31). Die Saugnäpfe sind gestreckt eiförmig, beide Enden gleichmässig abgerundet, an der Oberfläche mit unregelmässig zerstreuten, feinen Härchen bedeckt (Taf. 11, Fig. 28). Der Schwanz ist am proximalen Theil gewöhnlich dicker als am distalen, geisseiförmig, zuweilen indessen fast überall gleich dick oder aber stellenweise knotig, bezw. verjüngt. Die innere Masse zeigt manchmal Parenchymzellen, ein andres Mal erscheint dieselbe bloss als granulirtes Plasma. Die embryonalen Haken liegen paarweise an verschiedenen Theilen des Schwanzes, gleichen hinsichtlich der Form und Structur den Cercocysten von Drepanidotaenia gracilis und ana- iina, ihr unterer Ast ist jedoch nicht so lang wie bei letztern (Taf. 11, Fig. 29); ihre Länge schwankt zwischen 0,008—0,01 mm. Die Länge 198 EUGEN V. DADAY, des Schwanzes wechselt individuell und ist am häufigsten 2— 3mal so lang wie die Cyste. Die ersten Cercocysten faud O. Hamann in Gammarus pulex ; aus demselben Wirth beschrieb sie auch 0. v. Linstow. In Entom- ostraken entdeckte sie Al. Mräzek, und zwar in folgenden Arten: Cyclops serrulatus Fisch., Cyclops viridis Fisch, und Cyclops vernalis Fisch. Bei meinen Untersuchungen gelangte ich bloss in den Besitz von 3 Exemplaren, welche ich in den aus stehenden Gewässern bei Felegyhäza gesammelten Cyclops vernalis fand. Der entwickelte Bandwurm ist , nach den literarischen Daten, ausser aus der Hausente {Anas boschas dorn.) und der Hausgans {Anser anser dorn.) aus folgenden Wasservögeln bekannt : Anas boschas, Attas hrasiliensis, Anser anser, Daflla acuta und AytJiya fuligula (s. W. Stiles, 26, p. 40) ; seine geographische Verbreitung erstreckt sich auf Frankreich, Deutschland, Italien, Schweden und Böhmen, und auf Grund der von mir gefundenen Cercocysten ist auch Ungarn hier- her zu zählen. 6. Drepanidotaenia reitet n, sp. (Taf. 11, Fig. 32-36.) Unter den mir vorliegenden Cercocysten fand ich sowohl zurück- gezogene als auch ausgestreckte Exemplare, und zwar von erstem 2, von letztern hingegen 4. Die zurückgezogene Cercocystis ist fast ganz kugelförmig (Taf. 11, Fig. 32), die Cyste an der Trichteröffnung und an der Schwanzbasis nahezu gleichmässig abgerundet, vorn ziemlich vertieft; die Länge ist 0,22 mm, die Breite 0,2 mm. Die äussere Cuticularhülle ist sehr dünn, und auch die Ring- und Längsfaserschicht erreicht keine auf- fallendere Dicke. Die Pareuchymschichten sind von einander gut getrennt; die Substanz der äussern besteht aus leicht erkennbaren Zellen, wogegen die der Innern bloss granulirtes Protoplasma zu sein scheint, welches keine Kalkkörperchen enthält. Der Scolex füllt nicht die ganze Höhlung der Cyste aus. Das Rostellum ist aus dem Scolexkörper hervorgedrungen und derart nach hinten gestreckt, dass sein Kopf nebst den Haken au der Basis des Scolexstieles liegt (Taf. 11, Fig. 32). Der Kopf des Rostellums ist birnförmig. Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10. Die einzelnen Haken sind 0,06 mm lang, an allen ist ein Basal- und ein Apicaltheil zu unterscheiden. Der Basaltheil ist ein schwach einwärts gebogenes Stäbchen, welches gegen das untere Ende wenig verdickt ist. Der Einige in Süsswasser-Eutomostraken lebende Cercocystis-Formen. 199 Apicaltheil ist sichelförmig gekrümmt, gegen das Ende stark verjüngt und spitzig ausgehend (Taf. 11, Fig. 33). Der Stiel des Scolexkörpers ist kurz, relativ dick, der Körper selbst keulenförmig, sein Inneres mit dunkel gefärbten Kügelcheu ausgefüllt. Die Saugnäpfe sind eiförmig, ihre beiden Enden gleich- förmig und abgerundet; sie sind 0,08—0,09 mm lang, 0,05— 0,06 mm breit; ihre ganze Oberfläche ist mit unregelmässig zerstreuten feinen Dornen besetzt (Taf. 11, Fig. 35). Der Schwanz ist im Verhältniss kurz, nicht ganz 2mal so lang wie die Cyste, gegen das Ende schwach verjüngt, hier und da knöpfig; sein Inneres besteht zum Theil aus Parenchymzellen, zum Theil aber aus granulirtem Protoplasma (Taf. 11, Fig. 32). Der ßostellumkopf der ausgestreckten Cercocystis ist birnförmig und trägt an seinem spitzigen Ende eine kleine, fein granulirte, durch- sichtige Protoplasmaerhabenheit (Taf. 11, Fig. 34, 36), das hintere, breitere Ende ist an beiden Seiten ziemlich gebuckelt und scheint vom Halstheii durch eine scharfe Linie getrennt zu sein (Taf. 11, Fig. 36). Seine Länge ist 0,08 mm, die grösste Breite 0,065 mm. Sein Inneres ist mit fein granulirtem Parenchym ausgefüllt, in welchem ich jedoch Umrisse von Zellen wahrnahm (Taf. 11, Fig. 36). Der Hals des Rostellums ist an beiden Enden etwas dicker als anderwärts, übrigens ganz cyhndrisch, relativ kurz, d. i. 0,13 mm lang, seine innere Substanz besteht aus ziemlich grossen, dunkel gefärbten Körper- chen. Die Anzahl, Grösse und Form der Eostellarhaken stimmt mit denen der zurückgezogenen Cercocysten vollständig überein. Der Scolexkörper ist verhältnissmässig kurz, breit kürbisförraig, seine Länge schwankt zwischen 0,09—0,13 mm, seine Breite zwischen 0,13 — 0,15 mm. Sein Inneres ist mit dunkel gefärbten ziemlich grossen runden Körperchen ausgefüllt. Die Saugnäpfe sind mit denen der zurückgezogenen Exemplare durchaus übereinstimmend (Taf. 11, Fig. 34). Der Halstheii ist auffallend lang, im Verhältniss dick ; der Durch- messer jedoch nicht überall derselbe; die Länge schwankt zwischen 0,25 — 0,35 mm, der Durchmesser ist 0,04 — 0,065 mm. Im Innern sah ich bloss dunkel gefärbte, ziemlich grosse runde Körperchen. Die Cyste ist nahezu ganz kugelförmig, am Berührungspunkt des Halses und Schwanzes meist vertieft, 0,09—0,11 mm lang und 0,1 bis 0,12 mm breit. Die äussere Cuticularhülle ist dünn, dagegen die Pting- und Längsfaserschicht ziemlich dick; das Innere mit dunkel farbigen, relativ grossen runden Körperchen ausgefüllt. 200 EUGEN V. DADAY, Der Schwanz ist verschieden lang, durchschnittlich aber 0,4 bis 0,55 mm; gegen das Ende schwach verjüngt, im Innern befinden sich grössere Parenchymzellen. Die embryonalen Haken habe ich nicht gefunden. Die mir vorliegenden 6 Exemplare fand ich in JDiaptomus asiaticus Ullj., welche aus dem „Chermin cagau nor"-See in der Wüste Gobi gesammelt wurden. Der entwickelte Bandwurm ist, soweit ich dies aus der mir zu Gebote stehenden Literatur festzustellen vermochte, bisher noch un- bekannt, und aus diesem Grunde bezeichnete ich denselben, dem ungarischen Helminthologen Dr. Stefan v. Ratz zu Ehren als Drepanidotaenia rdtzi n. sp. Die wichtigsten Charaktere dieser Art sind meines Erachtens die Anzahl, Form und Grösse der Rostellar- haken. Hinsichtlich der Grösse der Rostellarhaken steht die neue Art Drepanidotaenia sinuosa (Zed.) und Drepanidotaenia anatina (Krab.) nahe, weicht jedoch von denselben in der Form der Haken ab. Auch die Behaarung der Saugnäpfe erinnert an die erwähnten zwei Arten. 7. Drepanidotaenia mesacantha n. sp. (Taf. 11, Fig. 37—39.) Bei meinen Untersuchungen fand ich bloss 2 Exemplare der aus- gestreckten Cercocystis. Der Kopf des Rostellums ist kurz, birnförmig, an der Stirn mit einer fein grauulirten, durchsichtigen Protoplasma- erhöhung. Die Länge ist 0,07 mm, der grösste Durchmesser 0,05 bis 0,07 mm. Im Innern sah ich ausser granulirtem Protoplasma auch die Umrisse von schlauchförmigen Zellen. Der Hals des Rostellums ist kurz, relativ dick. Der Rostellarhakenkranz besteht aus 10 Haken. Die einzelnen Haken sind nach einem Basal- und einem Apicaltheil gegliedert, ersterer gleicht einem schwach gebogenen Stäbchen, wo- gegen letzterer sichelförmig stark gekrümrat und relativ dünn ist (Taf, 11, Fig. 39). Die beiden Theile bilden unterhalb ihres Be- rührungspunktes einen abgerundeten Winkel, oben aber zeigt sich eine schwache Vertiefung. Die Länge der Haken ist 0,073—0,075 mm, und der Apicaltheil ist weit länger als der Basaltheil. Der Köri)er des Scolex ist kurz kürbisförmig, 0,08 mm lang, 0,12 mm breit, das Innere mit dunkeln, ziemlich grossen, runden Körperchen ausgefüllt. Die Saugnäpfe sind nahezu Scheiben- bezw. kreisförmig, mit einem Durchmesser von 0,062 mm. Der Rand ist von Einige iu Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formeu. 201 einer ziemlich dicken Cuticula begrenzt, innerhalb deren ein ca. 0,012 mm breiter, glatter und kahler Gürtel hinzieht. In der Mitte der Saugnäpfe liegt ein runder, mit feinen Dornen dicht bedeckter, freier Raum von 0,04 mm Durchmesser. Die kleinen Dornen sind in der Längsrichtung in mit einander ziemlich parallel laufenden Reihen angeordnet (Taf. 11, Fig. 38). Der Halstheil ist im Verhältniss sehr lang, ca. 0,35—0,4 mm, beinahe in seiner ganzen Länge gleich dick; der grösste Durchmesser ist 0,05 mm. Die Oberfläche ist mit einer dünnen, glatten Cuticula bedeckt, das Innere aber mit ziemlich fein granulirtem, dunkelfarbigem Parenchym ausgefüllt (Taf. 11, Fig. 37). Die Cyste ist beinahe ganz kugelförmig, mit einem Durchmesser von 0,1—0,11 mm. Die Cuticularhülle sowie die Ring- und Längs- faserschicht ist sehr dünn. Das Innere besteht aus dunklem und ziemlich grob granulirtem Parenchym (Taf. 11, Fig. 37). Der Schwanz ist gegen das Ende allmählich, allein nur in geringem Maasse, ver- jüngt, hier und da knotig, das Innere mit zerstreuten grössern Par- enchyrazellen ausgefüllt. Die Länge variirt zwischen 0,6—0,75 mm. Die embryonalen Haken vermochte ich nicht aufzufinden. Die mir vorliegenden 2 Cercocysten fand ich in Diaptomus asi- aticus Ullj., welche aus dem „Cherrain cagan-nor"-See der Wüste Gobi gesammelt wurden. Der entwickelte Bandwurm ist, so weit ich dies auf Grund der mir zu Gebote stehenden Literatur festzustellen vermochte, bisher unbekannt, und aus diesem Grunde habe ich zur Bezeichnung der beschriebenen Cercocystis den Ausdruck ^mesacantha'' angewendet, mit welchem ich die Structur der Saugnäpfe andeute. Sehr wichtige Merkmale dieser Art sind die Anzahl, Form und Grösse der Rostellarhaken sowie die Form und Structur der Saug- näpfe. Hinsichtlich der Structur und Form der Saugnäpfe erinnert diese neue Art übrigens lebhaft an Drepanidotaenia lanceolata^ weicht jedoch davon durch die Behaarung auffallend ab, und der Unterschied zwischen beiden wird durch die Anzahl und Form der Rostellarhaken bezw. durch eine andere Beschaffenheit derselben vollständig gemacht. Hinsichtlich der Anzahl, Structur und Grösse erinnert diese neue Art an Brepanidotaenia rdtzi n. sp., allein die Haken sind einestheils grösser und stärker gekrümmt, anderutheils haben die Sauguäpfe eine andere Structur. 202 EUGEN V. DADAY, 8. Taenia zichyi n. sjy. (Taf. 11, Fig. 40—42.) Von dieser Art fand ich bloss 3 ausgestreckte Cercocysten. Der Rostellumkopf derselben ist keulenförmig, in geringem Maasse kugel- artig (Taf. 11, Fig. 40, 41). Auf der Stirn zeigt sich eine mehr oder weniger semmelförmige Erhöhung, deren Substanz aus einem ziemlich fein granulirten, durchsichtigen Protoplasma besteht, in welchem ich schlauchförmige, grössere, mit dem spitzigen Ende abwärts ge- richtete Zellen sah (Taf. 11, Fig. 41). Die Länge beträgt 0,025 bis 0,03 mm, die Breite 0,03 — 0,04 mm. Der Kopf des Rostellums ist, wie erwähnt, keulen- oder kugelförmig ; im Innern desselben habe ich in der fein granulirten Protoplasmasubstanz grosse, schlauchförmige, mit dem spitzigen Ende gegen die Stirn gewendete Zellen gesehen (Taf. 11, Fig. 41). Die Länge derselben ist 0,05 — 0,055 mm, die Breite 0,07—0,077 mm. An der Basis der Stirnerhöhung sitzen die Rostellarhaken, deren Anzahl 10 beträgt. Die einzelnen Rostellar- haken sind von kurzer Basis ausgehende Sicheln, welche bloss 0,03 mm lang sind (Taf, 11, Fig. 42). Der Hals des Rostellums ist sehr kurz, weit dünner als der Kopf, das Innere mit fein granulirtem Parenchym ausgefüllt. Der Körper des Scolex ist mehr oder minder kürbisförmig, ca. 0,09 mm lang, mit einem Durchmesser von 0,1 mm. Die Saugnäpfe sind eiförmig, an beiden Enden gleich breit abgerundet. Die ganze Oberfläche ist glatt, und die innere Substanz scheint granulirt zu sein. Die einzelnen Saugnäpfe sind 0,062 mm lang, ihr grösster Durch- messer ist 0,043 mm. Der Halstheil ist cylindrisch, nahezu in der ganzen Länge gleich dick, allein an dem mit dem Scolexkörper zusammenhängenden Ende etwas dicker. Das Innere ist mit dunkel und ziemlich grob granu- lirtem Parenchym ausgefüllt. Die Länge beträgt ungefähr 0,13 mm, der Durchmesser 0,05 mm. Die Cyste ist mehr oder weniger kugelförmig, an dem Ausgangs- punkt des Schwanzes ziemlich vertieft. Die Oberfläche ist mit einer glatten und sehr dünnen Cuticula bedeckt, auch die Ring- und Längs- faserschicht ist dünn. Das Innere besteht aus dunkel gefärbtem, ziemlich grob granulirtem Parenchym (Taf. 11, Fig. 40). Die Länge beträgt 0,11 — 0,13 mm, der grösste Durchmesser 0,13 — 0,15 mm. Der Schwanz ist gegen das distale Ende schwach verjüngt, ab Einige in Süsswasser-Entoinostrakeu lebende Cercocystis-Formen. 203 und zu knotig, und enthält im Innern zerstreute Parenchymzellen und granulirtes Protoplasma. Die Länge ist 0,41 — 0,45 mm. Die Embryonalhaken vermochte ich nicht aufzufinden. Die mir vorliegenden 3 Exemplare fand ich in Duiptomus asiaücus Ullj., welche aus dem „Chermin cagan nor"-See der Wüste Gobi ge- sammelt wurden; ich habe dieselben dem Grafen Eugen Zichy zu Ehren benannt. So weit ich auf Grund einer Vcrgleichung der mir zu Gebote stehenden Literatur zu constatiren vermochte , ist der entwickelte Bandwurm dieser Art noch unbekannt; jeden Falls ist derselbe in Wasservögeln zu suchen. Als wichtigste Charaktere dieser Art be- trachte ich die Structur des Kopfes sowie die Anzahl, Form und Grösse der Rostellarhaken. 9. EcJimocotyle linstowi n, s^y, (Taf. 11, Fig. 43—52.) Bei meinen Untersuchungen fand ich sowohl zurückgezogene als auch ausgestreckte Cercocysten. Die Cyste der zurückgezogenen Cercocysten ist in der Regel ei- förmig und nur ausnahmsweise annähernd kugelförmig, das Ende an der Trichteröänung ist gewöhnlich etwas spitziger als das entgegen- gesetzte, welches ziemlich stumpf abgerundet ist (Taf. 11, Fig. 45 — 48). Die Länge ist 0,24—0,27 mm, wogegen die Breite zwischen 0,17 — 0,24 mm schwankt. Die Oberfläche ist mit einer Cuticula ohne Structur bedeckt; die Ring- und Längsfaserschicht ist ziemlich dünn; von den Parenchymschichten sind in der äussern die Zellen häufig sehr gut zu erkennen, wogegen die innere bloss als granulirtes Proto- plasma erscheint und keine Kalkkörperchen enthält. Die Geräumig- keit der die beiden Schichten trennenden Höhlung ist individuell ver- änderlich, am geräumigsten jedoch bei der Trichteröffnung und an der Schwanzbasis. Der Scolex füllt die innere Höhlung der Cyste mehr oder minder aus, häufig aber bleibt zwischen demselben und der Trichteröffnung ein ziemlich grosser Raum frei. Die Lagerung des Rostellums ist sehr verschieden, meistens ruht es im Scolexkörper, und es blickt der Apicaltheil der Rostellarhaken dann nach hinten (Taf. 11, Fig. 47), seine Umrisse aber sind ganz verschwommen. Nicht selten jedoch verlässt das Rostellum das Innere des Scolexkörpers und ist dann in der Cysten- höhlung verschiedenartig gekrümmt, seltner in der Weise, dass seine Haken, ungeachtet der Krümmung, in der gewöhnlichen Lage ver- 204 EUGEN V. DADAY, bleiben, d. i. mit dem Apicaltheil nach hinten gerichtet, am häufigsten indessen derart, dass die Haken mit ihrem Apicaltheil gegen die Trichteröffnung hinragen (Taf. 11, Fig. 45, 46, 48). Nicht selten ist dann auch der Kopf und Hals leicht erkenntlich ausgestreckt (Taf. 11, Fig. 45, 48), Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10, welche stets ein quastenartiges Büschel bilden (Taf. 11, Fig. 44). Die einzelnen Haken sind in einen Basal- und einen Apicaltheil gegliedert. Der Basaltheil ist ein ziemlich gebogenes Stäbchen ; der Apicaltheil ist sichelförmig gekrümmt, gegen das apicale Ende allmählich verjüngt und spitzig ausgehend, sein Ausgangstheil bildet mit dem Basaltheil ein mehr oder weniger auffallendes Hügelchen mit abgerundetem Gipfel (Taf. 11, Fig. 44). Die Länge der Haken beträgt 0,08—0,09 mm. Der Stiel des Scolexkörpers ist dicker oder dünner und die Länge je nach den Exemplaren ziemlich verschieden. Die Saugnäpfe sind denen der ausgestreckten Exemplare ganz gleich. Der Schwanz ist gegen das distale Ende mehr oder weniger ver- jüngt, die Länge je nach den Individuen sehr schwankend, im Allge- meinen aber ziemlich beträchtlich, indem dieselbe 0,6—0,85 mm er- reicht. Die innere Substanz besteht zum Theil aus granulirtem Proto- plasma, zum Theil aber aus zerstreuten Parenchymzellen, welche besonders an der Schwanzbasis dichter an einander gedrängt sind. Bei der ausgestreckten Cercocystis ist der Kopf des Rostellums birnförmig und trägt an der Stirn eine kleine, deutlich hell granulirte Plasmaerhöhung, sein Inneres ist mit granulirtem Protoplasma und schlauchförmigen Drüsen ausgefüllt. Die Länge beträgt 0,07 — 0,08 mm, die grösste Breite hingegen schwankt zwischen 0,065— 0,07 mm (Taf. 11, Fig. 50—52). Die Rostellarhaken stimmen hinsichtlich ihrer Form, Structur und Grösse mit jenen der zurückgezogenen Cercocysten voll- ständig überein (Taf. 11, Fig. 51). Der Hals des Rostellums ist immer ganz wenig schmäler als der Kopf und bald nur ebenso lang, bald aber etwas länger, d. i.. zwischen 0,075 — 0,085 mm schwankend. Seine ganze Substanz besteht aus dunkel und zugleich grob granu- lirtem Protoplasma, in welchem jedoch auch die schlauchförmigen Zellen, besonders in der Nähe des Rostellumkopfes, wahrnehmbar sind. Der Körper des Scolex ist mehr oder weniger kürbisförmig, in der Regel breiter als lang. Die Länge beträgt 0,085—0,1 mm, die Breite aber 0,1 — 0,12 mm. Das Innere enthält dunkle, ziemlich grosse, ruiidi; Körperchen. Die Saugnäpfe sind im Ganzen genommen eiförmig (Taf. 11, Fig. 4d, 44 — 50, 52), ihre Umrahmung ist mit Quer- Einige in Süsswasser-Entomostraljen lebende Cercocystis-Formen. 205 reihen winziger Haken bedeckt, und zwar an beiden Seiten mit durch- schnittlich 16 Hakenreihen. Jede einzelne Hakenreihe besteht aus 3 bis 4 kleinen Haken (Taf. 11, Fig. 43). Auf dem von den Haken- reihen umschlosseneu Innern Raum erheben sich bald in schräg laufenden Querreihen, bald unregelraässig zerstreut, selten in geraden Querreihen 28—32, eventuell noch mehr kleine Haken, deren Gruppe von der Reihe der Randhaken durch eine glatte freie Fläche ge- schieden ist. Der Basaltheil der einzelnen Haken ist gegen beide Enden verjüngt, der Endtheil schwach sichelförmig gekrümmt und spitzig. Die Saugnäpfe sind 0,08—0,098 mm lang, der grösste Durch- messer 0,059 — 0,06 mm, jene der zurückgezogenen Exemplare sind jedoch etwas kleiner als die der ausgestreckten. Unter den ausgestreckten Exemplaren fand ich jedoch eines, dessen Rostellum ganz und gar im Innern des Scolexkörpers ruhte, allein derart, dass die Umrisse des Kopfes dennoch sehr gut zu unter- scheiden waren (Taf. 11, Fig. 49). Der Körper des Scolex ist indessen in Folge des in seinem Innern befindlichen Rostellums ziemlich ge- buckelt, längsfaltig und erscheint keulenförmig, weit grösser als solche mit ausgestrecktem Rostellum. Der Halstheil ist in seinem ganzen Verlauf fast überall gleich dick, cylindrisch, in der Mitte jedoch etwas dicker als der Scolex- körper und das mit der Cyste correspondirende Ende (Taf. 11, Fig. 49, 50). Seine Länge übertrifft stets, bald mehr, bald weniger, die des ganzen Scolex, die Gesammtlänge des Rostellums und Körpers mit ge- rechnet, indem sie zwischen 0,26—0,35 mm schwankt; die Dicke ist durchschnittlich 0,07 mm. Das Innere ist mit Parenchym ausgefüllt, welches dunkle, runde Körperchen enthält. Die Cyste ist mehr oder weniger kurz kürbisförmig, durchschnitt- lich 0,11—0,122 mm lang und 0,132—0,148 mm breit. Die Oberfläche ist mit glatter, dünner Cuticula bedeckt. Die Ring- und Längsfaser- schicht ist ziemlich gut entwickelt; das Innere mit dunklen, ziemlich grossen, runden Körperchen ausgefüllt. Der Schwanz hat dieselbe Structur, und auch seine Länge schwankt in ebenso weiten Grenzen wie jener der zurückgezogenen Exemplare. Die Embryonalhaken vermochte ich an keinem einzigen Exemplar aufzufinden. In einem Exemplar fand ich eine ähnlich geformte Cyste, wie sie Al. Mräzek als Jugendstadium bezeichnet (Taf. 12, Fig. 66). Am Kopf derselben lässt sich eine Erhöhung und der Körper unterscheiden, 206 EUGEN V. DADAY, allein von den Rostellarbaken zeigt sich daran keine Spur, und auch die Saugnäpfe erscheinen bloss als dunklere Höfe. Bei meinen Untersuchungen lagen mir 58 Cercocysten vor, und zwar 53 aus DiajJtomus asiaticus üllj. (aus dem „Cherrain cagan nor"-See der Wüste Gobi) und 5 aus Diaptomus spinosus Dad. (aus den stehenden Gewässern der Puszta Bugacz bei Kecskemet). Es sind dies unzweifelhaft die Larven einer neuen, bisher noch nicht be- schriebenen Bandwurmart, welche ich dem hervorragenden Helraintho- logen 0. V. LiNSTOw zu Ehren zu benennen wünsche. Dieselbe unter- scheidet sich von der nahe stehenden Echinocotyle rosseteri Blanch. eines Theils durch die Eorm und die Grössenverhältnisse der Rostellarbaken, andern Theils aber durch die Structur der Saugnäpfe, denn bei der er- wähnten Art erhebt sich in der Mitte der Saugnäpfe eine Längsreihe von quer angeordneten Haken. 10, Echinocotyle polyacantha n. sp, (Taf. 11, Fig. 53—58.) Unter den mir vorliegenden Cercocysten befanden sich sowohl zurückgezogene als auch ausgestreckte Exemplare. Die Cyste der zurückgezogeneu Cercocysten ist mehr oder weniger nahezu ganz kugelförmig (Taf. 11, Fig. 53); die Oberfläche mit einer dünnen Cuticula bedeckt, unter welcher die Ring- und Längsfaser- schicht relativ ziemlich gut entwickelt ist. Um die Trichteröffnung sowie an der Schwanzbasis ist die Cystenwand ein wenig vertieft. Die Länge ist 0,25—0,28 mm, der grösste Durchmesser schwankt zwischen 0,232—0,27 mm. Die beiden Parenchymschichten erscheinen gleich dick; im Innern vermochte ich keine Kalkkörperchen zu erkennen. Der Körper des Scolex füllt die Cystenhöhlung fast vollständig aus. Das Rostellum hat bei sämmtlichen Exemplaren das Innere des Scolexkörpers verlassen und ist in der Cyste derart nach hinten ge- bogen, dass die Rostellarbaken mit ihrem Apicaltheil gegen die Trichteröffnung gerichtet sind (Taf. 11, Fig. 53). Die Umrisse des ganzen Rostellums sind bald schärfer, bald mehr verschwommen. Die Anzahl der Rostellarbaken ist 10. Jeder einzelne Rostellarbaken ist in einen Basal- und einen Apicaltheil gegliedert. Der Basaltheil gleicht in grösserm oder geringerm Maasse einem gebogenen Stäbchen, welches nahe der Stirn des Rostellarkopfes schwach gekrümmt ist, sich gegen die Basis des Apicaltheils verbreitert und ein stumpf abgerundetes Hügelchen bildet (Taf. 11, Fig. 57). Der Apicaltheil ist gegen das Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 207 vordere Ende allmählich verschmälert, sichelförmig schwach gekrümmt und spitzig verlaufend. Die Haken sind i),065 mm lang. Die Saugnäpfe sind gestreckten, annähernd Sförmig gebogenen, engen Schläuchen vergleichbar (Taf. 11, Fig. 53, 56), sie sind 0,14 mm lang, ihr grösster Durchmesser ist 0,048 — 0,05 mm, und es ist an ihnen eine canalartige centrale und dornlose Fläche und um diese herum ein mit Dornen besetzter Randtheil wahrzunehmen (Taf. 11, Fig. 56). Die centrale, dornlose Fläche bildet eine 0,11 mm lange und durch- schnittlich U,l mm breite, wirkliche Vertiefung. Der Randtheil er- scheint in der ganzen Peripherie der Vertiefung nahezu gleich, d. i. ungefähr 0,022 mm breit; an ihrer ganzen Oberfläche erheben sich in Querreihen angeordnete winzige Haken. Die Anzahl der Haken- reihen ist an jeder Seite durchschnittlich 24, und in jeder einzelnen Reihe stehen nie weniger als 12 Haken neben einander; allein an beiden Enden des Saugnapfes sind die Reihen spärlicher und auch die Anzahl der Haken geringer (Taf. 11, Fig. 56). Die einzelnen Haken bestehen aus einem an beiden Enden zugespitzten, in der Mitte schwach vertieften Basaltheil und einem sichelförmig schwach gekrümmten Apicaltheil (Taf. 11, Fig. 55). Der Schwanz ist in seinem ganzen Verlauf gleich dick, an mehreren Punkten knotig, 0,86 — 0,9 mm lang, kann also die Länge der Cyste um mehr als das Sfache übertreffen. Das Innere ist mit zerstreuten Parenchymzellen oder mit granulirtem Protoplasma ausgefüllt (Taf. 11, Fig. 53). Bei den ausgestreckten Cercocysten ist der Kopf des Rostellums in geringem Maasse eiförmig, der Stirntheil indessen spitziger, vom Halstheil durch eine beiderseitige Vertiefung geschieden ; die Länge ist 0,07 mm, der grösste Durchmesser 0,06 mm. Au der Stirn be- findet sich eine mehr oder weniger fingerförmige, aus fein granulirtem durchsichtigem Protoplasma bestehende Erhöhung. Die Rostellarhaken stimmen mit jenen der zurückgezogenen Exemplare durchaus überein (Taf. 11, Fig. 54). Der Hals des Rostellums ist cylindrisch, in der Mitte am dicksten, 0,1 — 0,13 mm lang, mit dem grössten Durchmesser von 0,06 mm. Im Innern enthält derselbe dunkle, runde Körpercheu und an dem mit dem Rostellum correspondirenden Ende schlauch- förmige Zellen. Der Körper des Scolex ist im Ganzen genommen kürbisförmig, 0,12 mm lang, mit einem grössten Durchmesser von 0,14 mm. In seinem Innern vermochte ich bloss granulirtes Protoplasma, d. i. Par- enchym, wahrzunehmen (Taf. 11, Fig. 58). Die Saugnäpfe stimmen 208 EUGEN V. DADAY, hinsichtlich ihrer Form, Grösse uud Structur mit jenen der zurück- gezogenen Exemphire vollständig überein. Der Halstheil ist nach hinten allmählich verdickt, bezw. nahe dem Körper des Scolex am dünnsten, allein auch das mit der Cyste correspondirende Ende ist dünn; die Lange ist ungefähr 0,09 mm, der grösste Durchmesser 0,04 mm, der kleinste hingegen 0,03 mm. Das Innere ist mit dunkel und dicht granulirter Parenchymsubstanz aus- gefüllt (Taf. 11, Fig. 58). Die Cyste gleicht einem ziemlich breiten Schlauch, an der Basis des Halstheils und des Schwanzes auffallend vertieft, 0,18 mm lang bei einem Durchmesser von 0,175 mm. Die äussere Cuticularhülle sowie die Ring- und Längsfaserschicht ist ziemlich dünn; das Innere ist mit einer Parenchymsubstanz ausgefüllt, welche dunkle, ziemlich grosse, runde Körperchen enthält (Taf. 11, Fig. 58). Der Schwanz ist in jeder Hinsicht dem der zurückgezogenen Exemplare gleich. Die Embryonalhaken habe ich nicht gefunden. Bei meinen Untersuchungen lagen mir 4 Cercocysten vor, deren Wirth Diapfomus asiaticus Ullj. aus dem ,,Chermin cagan nor"-See der Wüste Gobi war. Der entwickelte Bandwurm ist bisher unbekannt, jeden Falls aber in Wasservögeln zu suchen. Diese Art ist von den bisher bekannten der Gattung hauptsäch- lich durch die Structur der Saugnäpfe verschieden, und in dieser Hin- sicht erinnert sie mehr an das Genus Davainea Bl. et Raill., wo- gegen sie nach der Anzahl und Structur der Rostellarhaken in das Genus Echinocotyle Blanch. gewiesen wird. 11. Echinocotyle unrazeUi n, sp» Al. Mräzek hat in seiner Abhandlung vom Jahre 1896 (15, p. 13, 14, tab. 2 u. 6) aus Boeckella brasiliensis Lubb. eine Cercocystis beschrieben und dieselbe auf Grund der Structur ihrer Saugnäpfe als zum Genus Echinocotyle Blanch, gehörig bezeichnet, ohne ihr jedoch einen Speciesnamen beizulegen. Die Structur der Saugnäpfe ist nach der Beschreibung von Al. Mräzek zwar derjenigen von Echinocotyle rosseteri Blanch. in hohem Grade ähnlich, durch die Form der Rostellarhaken indessen derart verschieden, dass ich, trotz nachstehender Bemerkung Al. Mräzek's : „Die Haken meiner Form sind viel stärker gebogen als bei Ech. rosseteri, doch in Anbetracht der Thatsache, dass die Hakenform immerhin innerhalb gewisser Grenzen variiren kann, und dass es weiter manchmal schwierig ist, eine gute, genaue Ab- Einige in Süsswasser-Entomostrakeu lebende Cercocystis-F'ormen. 209 bildung der Täuienhaken zu liefern, da dieselben nicht immer leicht in die gewünschte Lage zu bringen sind. . ." (15, p. 14), diese Cerco- cystis für den Vertreter einer eigenen Art halte, welche ich nach ihrem Autor als Echinocotyle mräzeki n. sp. bezeichne. Die Charaktere dieser Art fasse ich, auf Grund der Beschreibung Al. Mkäzek's, hier kurz zusammen. Die Form und Grösse der Cyste gleicht derjenigen der Cerco- cysten von Drepanidotaenia setigera und Drepanidotaenia lanceolata, ist also mehr oder weniger kugelförmig und kann 0,2—0,3 mm lang sein. An beiden Seiten und in der Mittellinie der Saugnäpfe erhebt sich je eine Längsreihe von Querdornenreihen. Jede der Querdornen- reihen besteht aus 1 — 5 Dornen, die Anzahl derselben nimmt jedoch von der Mitte der Längsreihen gegen beide Enden ab; dieselben sind 0,01 mm lang. Die Anzahl der Rostellarhaken ist 10. Jeder einzelne Haken ist 0,035 mm lang, in einen Basal- und einen Apicaltheil gegliedert. Der Basaltheil ist keulenförmig, gegen den Apicaltheil verbreitert und bildet mit diesem einen stumpfen Winkel. Der Apicaltheil ist stark gekrümmt, hakenförmig, nicht viel länger als zwei Drittel des Basal- theiles. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 15 210 EUGEN V. DADAY, LiteraturYerzeichniss. 1) Blanchard, E,., Notes sur les migrations du Taenia gracilis Krabbe, in: Bull. Soc. zool. France, V. 16, 1891, p. 119 — 122. 2) — , Notes helminthologiques, in: Mem. Soc. zool. France, V. 14, 1891, p. 420. 3) Dadat, J., A Magyarorszägban eddig talalt szabadon elö Evezölä- buräkok maganrajza (Eucopepoda Hungariae), in : Math, termtud. Közl. 1885. 4) GrRUBER, A., Ein neuer Cestoden-AVii^th, in: Zool. Anz., Jg. 1, 1878, p. 74. 5) Hamann, 0., In Gammarus pulex lebende Cysticercoiden mit Scbwanzanhängen, in: Jena. Zeitschr. Naturw. (N. F.) V. 17, 1889, p. 1, tab. 1. 6) — , Neue Cysticercoiden mit Schwanzanliängen, ibid. V. 19, 1891, p. 553, tab. 7) V. LiNSTOw, 0., Ueber den Cysticercus Taeniae gracilis, eine freie Cestodenamme des Barsches, in : Arch. mikr. Anat., V. 8, 1872, p. 535, tab. 21, fig. 1—5. 8) — , Beobachtungen an Helminthenlarven, ibid. Y. 39, 1892, p. 325, tab. 15. 9) — , Beobachtungen an Vogeltänien, in: Ctrbl! Bakt., V. 12, 1892, No. 15, p. 501. 10) — , Zur Anatomie u Entwicklungsgeschichte der Tänien, in : Arch. mikr. 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Saugnapf einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 11. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 12. Cystenwand einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Fig. 13 — 17. Drepanidotaenia graciUs (Keab.). Fig. 13. Rostellarhaken einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 14. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. „ 15. Rostellarhaken einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 16. Schwanzende einer zurückgezogenen Cercocystis mit den Em- bryonalhaken. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 17. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. Fig. 18 — 24. Drepanidotaenia anatina (Krab.). Fig. 18. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. 11 !•'• 55 55 55 55 ""*) 55 '^* „ 20. Rostellarhaken einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Einige in Süsswasser-Entomostraken lebende Cercocystis-Formen. 213 rig, 21. Zurückgezogene Cercocystis. Keicii. Oc. 5, Obj. 3. „ 22. Rostellarhaken einer zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 23. Schwanzende einer zurückgezogenen Cercocystis, Reich. Oc. 5, Obj. 9. „ 24. Junge zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Tafel 11. Fig. 25 — 27. Drepanidotacnia anatina (Keab.). Fig. 25. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 26. Rostellarhaken derselben Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 27. Embryonalhaken derselben Cercocystis. Reich. Oc. ö, Obj. 9. Fig. 28—31. Drepanidotaenia simiosa (Zed.). Fig. 28. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 29. Embryonalhaken der zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 9. „ 30. Rostellarhaken der zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 31. Rostellarhaken der zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Fig. 32 — 36. Drepanidotaenia rätzi n. sp. Fig. 32. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 33. Rostellarhaken der zurückgezogenen Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 9. „ 34. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 35. Saugnapf der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. „ 36. Rostellnm der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Fig. 37 — 39. Drepanidotaenia mesacantha n. sp. Fig. 37. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 38. Saugnapf der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 39. Rostellarhaken der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Fig. 40 — 42. Taenia zicJiyi n. sp. Fig. 40. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3, „ 41. Rostellum der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. 42. Rostellarhaken der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 9. Fig. 43 — 52. Echinocotyle linstowi n. sp. Fig. 43. Saugnapf Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 44. Gruppe der Rostellarhaken. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 45 — 48. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 49. Ausgestreckte Cercocystis mit zurückgezogenem Rostellum. Reich. Oc. 5, Obj. 3. 214 EUGEN V. DADAY, Einige Cercocystis-Formen. Fig. 50. Ausgestreckte Cercocystis mit ausgestülptem ßostellum. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 51. Rostellum mit den Haken einer ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 52, Rostellum und Saugnäpfe einer ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. Fig. 53—58. Echinocotyle polyacantha n. sp. Fig. 53. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 54. Rostellum der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 55. Häkchen des Saugnapfes. Reich. Oc. 5, Obj, 7. „ 56. Saugnapf. Reich. Oc. 5, Obj. 7. „ 57. Rostellarhaken. Reich. Oc. 5, Obj. 7, „ 58. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. Tafel 12. Fig, 59. Brepanidotaenia lanceolata (Bloch.). Zurückgezogene Cerco- cystis mit doppeltem Hakenkranz. Reich. Oc. 5, Obj. 3, Fig. 60. Drepanidotaenia gracilis (Krab.). Kalkkörperchen. Reich, Oc. 5, Obj. 9. Fig, 61. D icranotaenia dubia n. sp. Hakenkranz, Reich, Oc, 5> Obj. 9, Fig, 62 — 65. Drepanidotaenia anatina (Krab.). Fig. 62. Zurückgezogene Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 5. „ 63. Schwanzstück einer ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 9. „ 64. Ausgestreckte Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. „ 65. Rostellarhaken der ausgestreckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Fig. 66. Junge Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 3. Fig. 67. Drepanitofaenia anatina (Krab.). Rostellum der ausge- streckten Cercocystis. Reich. Oc. 5, Obj. 7. Nachdruck verboten. lieber setzungsrech t vorbehalten . Neue Dorylinengäste aus dem neotropisclieii und dem äthiopisclieii Faunengebiet. (114. Beitrag zur Kenntniss der Myrmekophilen und Termitophilen.) Von E. Wasinaiiii S. J. in Luxemburg. Hierzu Tafel 13 und 14. Inhalts Übersicht^). Einleitung. I. Neue Eciton-Gäste aus Brasilien. 1. Ecitogaster schmalzi n. g. n. sp.^ ein Eciton-G?^st des Sym- philentypus. 2. Ecitophya (n. g.) simulans Wasm. 3. Ecitoxenia mirabilis n. g. n. sp. 4. Ecitodulus crassicornis n. g. n. sp. 5. Tetradonia goeldii n. S2). 6. Ecitoj)or(i major n. sp. Tabelle der EcüojJora- Arten. 7. Myrmedonia legionis n. S2>. 8. Äleochara densula Fxl. i. 1., n. sp>. 9. Zur Kenntniss der Gattung Xenocephalus Wasm. 10. Xenocejihalus schmaUi n. sp. 11. Xenocephalus limulus n. sp. 12. Xenocephalus goeldii n. S2>. 13. Ecitoxenus heyer i n. g. n. sp. 14. Zur Kenntniss der Gattung Ecitonides Wasm. Ecitonides longiceps n. sp. und brevicornis n. sp. 15. Teratosoma longip)es Lew., ein Eciion-Ga.st des Symphilen- typus. 16. Antennophorus harhatus n. sp. 17. Loelaps ecitonis n. sp. 1) Coleoptera, Staphylinidae, 7 n. g., 17 n. sp.; Acarina, Gama- sidae., 2 n. sp. 216 E. WASMANN, II. Neue Gäste der afrikanischen Treiberameisen (Änomma). 18. Sympolemon anommatis n. g. n. sp., ein Änomma-Gsist des Symphilentypus. 19. Doryloxenus lujae n. sp. III. Ein neuer Gast von Dorylus helvohis aus Süd-Afrika. 20. Dori/lostetJius raffrayi n. sp. Fsyllomyia testacea H. Loeb. IV. Ein neuer Aenictus-GfSiSt aus Südafrika. 21. Äenictonia cornigera n. g. n. sp. V. Verzeichniss der bisher bekannten Dorjdinen- Gäste, nach den Eaunengebieten und den Wirthsameisen geordnet. VI. Vergleich zwischen den Dorylinen-Gästen des neotropischen und des äthiopischen Eaunengebietes. VII. Nachtrag und Anhang. Einleitung. Die Unterfamilie der Dorylinen ist vor den übrigen Ameisen biologisch dadurch ausgezeichnet, dass die meisten Vertreter derselben als unstete Räuberhorden umherziehen und theils über, theils unter der Erde eine rastlose Treibjagd auf alles fressbare Kleingethier ver- anstalten. Dadurch greifen sie namentlich als Insectenvertilger tief ein in die gesamrate Ordnung der sie umgebenden Natur. Die Dory- linen spielen eine wahre Grossmachtrolle im Kampf ums Dasein, und wer von diesen blutdürstigen Tyrannen der Insectenwelt nicht zer- malmt werden will, der muss sich durch zeitige Flucht oder durch kluge Schutzvorrichtungen ihrem Angriff entziehen, oder er muss — was noch weit vortheilhafter ist — einen Bund mit den Räubern schliessen, seine Existenz an die ihrige knüpfen und als Tross ihren Raubzügen folgen: er muss sich ilmen anpassen und aus einem Alltagsinsect zu einem Dorylinen gast werden. Das ist allerdings leichter gesagt als gethan ^). Trotzdem weist die grosse Zahl der Dorylinengäste darauf hin, dass dieses schwierige Manöver nicht wenigen Insecten glücklich gelungen ist. Vor allem aber hat die Käferfamilie der Kurzflügler (Staj'hylinidae), welche die in morpho- 1) Die Selectionstheorie vermag diese Anpassung nicht zu erklären nach ihrer positiven, sondern bloss nach ihrer negativen Seite. Die erste Entstehung und bestimmte Richtung der zweckmässigen Ab- änderungen muss in innern Ursachen, in der Entwicklungsanlage des Organismus ihren Grund haben ; ohne diese Voraussetzung fehlt für die Selection die nothwendige Basis zur Bethätigung ihrer Auslese. Vergl. hierüber auch : Zur Entwicklung der Instincte, in : Verh. zool.- bot. Ges. V^ien, 1897, Heft 3, p. 168-183. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 217 logischer wie in biologischer Beziehung schmiegsamsten Creaturen um- fasst, Erstaunliches geleistet in der Anpassung an die Symbiose mit den Dorylinen. Es giebt kaum ein Raffinement der Anpassung, das sich bei ihnen nicht verwirklicht fände ; Formen wie Mimeciton, Eciio- phya und Dorylostdhus auf dem Gebiet der Mimicry, Xenocej^lialus, Doryloxenus und Trilobitideus auf dem Gebiet des Trutztypus, Ecito- gaster und SymjJolemon auf dem Gebiet einer durch besondere Schutz- vorrichtungen gesicherten, eigenartigen Symphilie, lassen Alles, was andere myrmekophile Staphyliniden an Anpassungscharakteren aufzu- weisen haben , hinter sich zurück. Ebenso stellt die ecitophile Histeridengattung Teratosoma einen sehr hohen Grad der Adaptation an die myrmekophile Lebensweise und zwar an das echte Gastver- hältniss (Symphilie) dar. Es dürfte daher von allgemeinem Interesse sein, einige dieser abenteuerlichen Gestalten hier näher kennen zu lernen. Unsere Kenntniss der Dorylinengäste beginnt mit dem Jahre 1887, wo ich in der Deutsch, entomol. Zeitschr. die ersten brasilianischen Eciton-G?i^iQ beschrieb. In dem 1895 veröffentlichten 1. Theil der „Ameisen- und Termitengäste Brasiliens" ^) konnte ich bereits eine ansehnliche Zahl von Gästen der brasilianischen Wanderameisen (Eciton) aufführen, welche von mir seit 1887 beschrieben worden waren. Gäste altweltlicher Dorylinen waren damals noch nicht ent- deckt. Den ersten derselben, Pygostenus raffrayi aus der Cap-Colonie, beschrieb ich in der Deutsch, entomol. Zeitschr. 1897. Seither sind mir noch eine Reihe neuer Gattungen und Arten von Eciton-Gästeu durch meine brasilianischen Correspondenten zugekommen. Brauns und Raffray entdeckten ferner eine Anzahl merkwürdiger südafrika- nischer DoryZws-Gäste, welche theils von Brauns, Raffray und Fauvel, theils von mir beschrieben wurden, theils noch neu sind. Neuerdings wurde von Brauns auch ein Gast der Dorylinengattung Äenictus aufgefunden, und schliesslich lieferten auch die berüchtigten afrikanischen Treiberameisen Änomma ihre ersten Gäste aus. Ich werde hier die neuen Gattungen und Arten beschreiben und zum Schluss ein Verzeichniss der Dorylinengäste und einen vergleichenden Ueberblick über ihre Vertreter in der alten und der neuen Welt geben. Derselbe wird auch meine frühern Ausführungen über die Anpassungs- formen der Dorylinengäste wesentlich vervollständigen und zur tiefern Kenntniss der Gesetze beitragen, welche diesen interessanten An- passungserscheinungen zu Grunde liegen. 1) in: Verb, zool.-bot. Ges. Wien, 1895, Heft 4, p. 137—179. 218 E. WASMANN, I. Neue Eciton-Gäste aus Brasilien. 1. Ecitoffcistev schinalzl n. . (Taf. 13, Fig. 4, 4a). In den Zügen von Eciton legionis Sm. wurde von Herrn J. P. Schmalz bei Joinville im Staate S. Catharina ein interessanter, neuer Eciton- Gast aus der Familie der Aleocharinen entdeckt, der in der Körj)er- form an Homoeusa oder an eine sehr breite lloplandria erinnert, aber eine ganz verschiedene Zungenbildung besitzt und durch sehr dicke Fühler sich auszeichnet. Von Euthorax trennt ihn die stärkere 234 E. WASMANN, Wölbung und die spitz keilförmige Gestalt. Die Zunge ist nicht ein- fach und schmal wie bei Homocusa, sondern breiter und bis in die Nähe der Basis gespalten. Die beiden Lappen sind am Innenrande gerade und einander fast berührend, am Ausseurande dagegen sanft gerundet und convergirend, so dass die Zunge einer nach vorn zuge- rundeten, in der Mitte längs gespaltenen Schaufel gleicht (Fig. 4a). Die Körpergestalt ist keilförmig, vorn sehr breit, nach hinten stark zugespitzt. Der Kopf ist kurz und breit, gewölbt, auf der Stirn ein- gedrückt, mit sehr grossen, vorspringenden Augen, die fast die ganzen Kopfseiten einnehmen. Die sehr kräftigen Fühler sind llgliedrig, den Hinterrand der Flügeldecken erreichend, vom 3. Glied an zu einer dicken, gebogenen Keule vereinigt; Glied 4 — 10 sind walzenförmig, so breit wie lang, das Endghed etwas länger, stumpf zugespitzt. Der spiegelblanke, flach gewölbte Prothorax ist doppelt so breit wie lang, mit fast geraden, parallelen Seiten. Das Schildchen ist klein, quer dreieckig. Die Flügeldecken sind kaum länger als das Halsschild, aber gegen die Spitze viel breiter. Die grösste Körperbreite liegt an der Spitze der Flügeldecken. Der Hinterleib ist von der Basis zur Spitze fast geradlinig stark verengt, spitz keilförmig, breit gerandet. Die Färbung des Thieres ist ein helles Pechbraun, die Fühler, Beine, Hinterleibsspitze und Bauch rostroth. Die Sculptur des Vorderkörpers ist spiegelglatt, wie polirt, der Hinterleib dagegen mit raspelartigen, borstentragenden Erhabenheiten besetzt. Das ganze Thier ist lang gelbbraun behaart, am Vorderkörper spärlicher, am Hinterleib sehr dicht und lang. Die Beine sird dick und kräftig, die Schienen gegen die Mitte etwas verbreitert. Die Füsse sind sämmtlich ögliedrig, die hintern mit verlängertem 1. Glied. Einem bestimmten biologischen Typus wage ich diesen neuen Gast nicht zuzuweisen. Die Bildung der Fühler und Beine erinnert an Ecitochara und Ecitomorpha, aber die keilförmige Körperform entspricht nicht dem Miniicrytypus. Die ausserordentlich dicken, langen Fühler deuten an, dass er im Fühlerverkehr mit den Wander- ameisen steht. Die Form seiner Zunge schliesst eine Fütterung des Gastes durch seine Wirthe wenigstens nicht aus. Wahrscheinlich stellt er eine niedere Stufe des durch Ecitogaster vollkommener repräsen- tirten Symphilentypus dar; er gleicht auch in der Körperform der letztern Gattung mehr als andern jE'aYow-Gästen. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 235 Ecitodulus n. g. Äleocharinorum. (dovlog^ Sklave.) (Fig. 4.) Corporis forma antice lata, posüce valcle aciiminata, cuneiformis^ hirsuta. Antennae Warticulatae, validae, dimidio corpore vix breviores, ah art. o^ usque ad 11"'« clavam valde crassani, solidam, curvatam, formantes; art. 3° ad 10"'«^ inter se subaequalibus, cylindricis, vix irans- versis ; IP paullo longiore 10", obtuse acuminato. Caput latum, transversum, fronte impressa. Oculi maximi, pro- minentes. Oris partes: Labrum latum, truncatum. Mandihulae validae, sim/>Uces, curvatae. Älaxillae latae, exterior paullo longior interiore, apice barbata ; interior apice spinulis ciliata. Palpi maxillares Aarti- culati, art. 3° crasso, longiore 2"; 4^ anguste cylindrico, duplo breviore 3°. Ligula latitudine duplo longior, apicem versus sensim rotundata et angustata, fere usque ad basin fissa. Paraglossae prominentes. Palpi labiales 'darticulati, art. P crasso, cylindrico, latitudine duplo longiore, 2^ multo angustiore 1*^, latitudine dimidio longiore; 3'' multo angustiore et longiore 2", vix breviore P, cylindrico (Fig. 4a). Prothorax capite paullo latior, longitudine duplo latior, modice convexus, marginatus, lateribus subrectis et fere parallelis, angulis anticis obtusis, posticis subrectis, margine posiico rotundato. Scutellum parvum, transversum. Elytra thorace paullo longiora, apicem versus dilatata, apice multo latiora fJiorace. Abdomen cuneiforme, valde acuminatum, subconvexum, late mar- ginatum. Pedes validi, tibiae pmullo dilatatae, tarsi crassi, omnes darticu- lati, posteriorum art. P elongato; unguiculis magnis, simpdicibus. Ecitodulus crassicornis n. sp. (Fig. 4). Brunneopiceus, antennis brunneis, ore, pedibus, abdominis apice et venire ferrugineis; pilosus, abdomine densius longiusque setoso, pedihus (etiam tarsis) dense pilosis. Caput, thorax et elytra polita, nitidissima ; abdomen punctis aspwris, piligeris obsitum. Long. corp. fere 3 mm, lat. 1 mm. Sexus differentia tatet. Bisher lag nur 1 Exemplar vor. 5. Tetradonla goelclH n, S2>. (Taf. 13, Fig. 5, 5a — d.) Im Jahre 1890 beschrieb ich unter den Gästen von Eciton foreli Mayr, welche L. Hetschko bei Blumenau (S. Catharina) gesammelt 236 E. WASMANN, hatte, auch eine Myrmedonia eppelsheimi^ deren Gestalt durch die schärfern Körpereinschnitte und den spitz kahnförmigen Hinterleib allerdings von den Myrmedonieu abwich. Die Mundtheile untersuchte ich erst später an mikroskopischen Präparaten und fand, dass die- selben durch die sehr breite, vierla ppige Zunge, deren Paragiossen zu den beiden Seiteulappen der Zunge umgebildet sind, von Myrme- donia völlig abwichen. Ich gründete daher in meinem „Kritischen Verzeichniss der myrmekophilen und termitophilen Arthropoden" (1894) auf diese Art die neue Gattung Tetradonia {xäxqa, vier, wegen der vierlappigen Zunge). Diese Art kam mir später abermals aus S. Cathariua zu, mit andern von Herrn J. P. Schmalz bei Joinville in Zügen von Eciton foreli gefangenen Gästen. Eine neue Art der- selben Gattung, die ich nach ihrem Entdecker Tetradonia goeldii nenne, wurde von Herrn A. Göldi 1898 in den Zügen von Eciton quadri- glume Halid. bei Colonia alpina (bei Theresopolis, Orgelgebirge, im Staate Rio de Janeiro) entdeckt und mir zugesandt. Sie unterscheidet sich von T. eppelsheimi durch bedeutendere Grösse, dunklere Färbung, gegen die Spitze stärker verdickte Fühler mit kürzerm, stumpf erm Endglied sowie durch die spärlicher und gröber gekörnten Flügel- decken. Die bedeutendere Grösse und dunklere Färbung von T. goeldii gegenüber eppelsheimi entspricht genau der bedeutenden Grösse und dunklern Färbung der kleinen bis mittelgrossen Arbeiter von Eciton quadriglume gegenüber foreli; sie liefert hiermit einen neuen Beweis dafür, dass bei den Gästen dieser beiden Eciton-Xrten auch eine ge- setzmässige Mimicry des Colorits besteht, welche darauf hin- weist, dass diese Eciton auch Farben zu unterscheiden vermögen. Bezüglich der Gattungscharakteristik von Tetradonia gab die mikroskopische Präparation der Mundtheile von T. goeldii mehrere wichtige Ergänzungen : Die Oberlippe (Fig. 5c) ist vorn viel stärker gerundet als bei Myrmedonia, mit dreibuchtigem Vorderrand; die Seitentheile sind hornig, der mittlere Theil häutig. Letzterer ist in der Mitte tief ausgebuchtet mit einem kleinen Vorsprung in der Mitte des Aus- schnitts; jederseits von der mittlem Ausbuchtung bildet die Ober- lippe einen gerundeten, häutigen Lappen, der abermals durch eine seichtere Ausbuchtung von dem hornigen Seitentheile der Oberlippe getrennt ist. Die Oberkiefer (Fig. öd) sind nicht einfach (wie bei Myrme- donia), sondern mit einem spitzen Zähnchen nahe der Spitze des Linenrandes versehen. I Neue Dorylinengnste aus dem neotropisehen und äthiopischen Faunengebiet. 237 Die Unterlippe (Fig. 5a) ist ganz anders gebildet als bei Myrmedonia. Die Zunge ist sehr breit, vierlappig, die 2 Mittel- lappen kurz kegelförmig und gewulstet, die 2 Seitenlappen, welche den umgebildeten Nebenzungen entsprechen, breit gerundet. An den H int erfassen ist das 1. Glied etwas kürzer als das 2., bei Myrmedonia dagegen bedeutend länger als das 2. Die Vorder- schienen haben einen, die übrigen zwei Endsporen. Diese Unterschiede beweisen die generische Verschiedenheit dieser Gattung von Myrmedonia zur Genüge. Tetradonia goeldii n. sp. (Fig. 5.) Nigra, nitida, setis longis nigris hirsuta, ore, pedibus et ahdominis apice piceis, apice articuU ultimi antennarum testaceo. Caput suh- globosum, paullo transversum, postice valde constrictum, oculis maxi- mis, prominentihus, suhtilissime alutaceum. Äntennae validae, elytrorum apicem superantes, apice magis incrassatae quam in T. eppelsheimi, articulo ultimo crassiore et dimidio tantum longiore penultimo, ohtuse acuminato. Prothorax convexus, transversoquadratus, undique margi- natus, angulis anticis obtusis, posticis suhrectis, parce et obsolete punc- tatus. Elytra thorace paullo longiora et duplo latiora, convexa, parce sed grosse granulata, intersiitiis alutaceis. Älae longae, hyalinae. Abdomen acuminatum, alte marginatum, sup)ra totum excavatum, politum. Long. corp. 4 — 4,5 mw, lat. elytrorum 1,5 mm. Sexus differentia tatet. Bisher lagen 3 Exemplare vor. 6. Ecitopora major n, sp. Die Gattung Ecitopora Wasm. (in: Deutsch, entomol. Z., 1887, p. 408) bildet einen Uebergang zwischen den Eciton-Gästen des Mimicry-Typus und des indiiferenten Typus, indem sie in Sculptur und Färbung der kleinsten Ärbeiterform ihrer Wirthe gleicht, in der Körperforra dagegen an ihre natürlichen Verwandten aus der Gattung Myrmedonia sich anschliesst. Sie ist leicht kenntlich durch ihre flach gedrückte Gestalt, mit breiten Flügeldecken, und durch die glanzlose, sehr dicht granulirte Oberseite des meist braunen bis schwarzbraunen Körpers. Bisher waren 3 Arten bekannt : Ecitopora opaca Wasm. (in : Deutsch, entomol. Z., 1887, p. 409), bei Eciton foreli (Blumenau, W. MtfLLER) ; Ecitopora hetschkoi Wasm. (ibid., 1893, p. 100), wahr- scheinlich auch bei Eciton foreli (Blumenau, L. Hetschko); und Ecitopora goeldii Wasm. (Krit. Verzeichn., 1894, p. 209), bei Eciton 238 E. WASMANN, quadriglume (Colonia alpina, Dr. E. A. Göldi). Hierzu kommt nun noch eiue 4. Art, von Herrn Andreas Göldi bei Colonia alpina (bei Theresopolis, Orgelgebirge, im Staate Rio de Janeiro) in den Zügen von Eciton quadriglume Halid. entdeckt. Das schwarzbraune, glanz- lose Thier mit den stark verdickten Fühlern unterscheidet sich von den übrigen Ecitopora- kvio.]! sofort durch seine bedeutendere Grösse von 5 mm, indem die andern nur 2,5 — 3 ram messen. Zur leichtern Unterscheidung der 4 Arten möge dienen folgende Tabelle der Ecitopora- kviQii. a. Halsschild bedeutend vor der Mitte am breitesten, nur nach hinten verengt. b aj. Halsschild in der Mitte am breitesten, nach vorn und hinten gleichmässig verengt. c b. Halsschild nach hinten stark verengt, mit gerundeten Hinter- ecken ; Flügeldecken um die Hälfte länger als das Halsschild, braun mit heilem Schultern ; Fühler schwach verdickt, nur das 10. Glied doppelt so breit wie lang ; Glied 1 1 schmäler als 10, so lang wie die 2 vorhergehenden zusammen, stumpf kegel- förmig. Long. 3,2 mm. Eciio2)ora opaca Wasm. bi- Halsschild nach hinten schwach verengt, mit stumpfen Hinter- ecken ; Flügeldecken so lang wie das Halsschild, einfarbig tief schwarzbraun; Fühler stark verdickt, vom 5. — 10. Glied doppelt so breit wie lang oder noch breiter ; Glied 1 1 breiter als 10, so lang wie die 3 vorgehenden zusammen, stumpf kegelförmig. Long. 5 mm. Ecitopora major n. sp. c. Flügeldecken einfarbig schwarzbraun, neben dem Seitenrand kaum heller; Fühler stark verdickt, Glied 5 — 10 doppelt so breit wie lang; Glied 11 schmäler als 10, so lang wie die 2 vorhergehenden zusammen, spitz kegelförmig. Long. 2,5 — 3 mm. Ecitopora goeldii Wasm. Ci- Flügeldecken zweifarbig, braun mit schwarzem Seitenrand ; Fühler sehr stark verdickt, Glied 5—7 doppelt, 8—10 fast 3mal so breit wie lang; Glied 11 breiter als 10, länger als die 2 vorhergehenden zusammen, kegelförmig. Long. 2,8 mm. Ecitopora hetschhoi Wasm. Ecitopora major n. sp. Nigropicea, capite thoraceque fere nigris, segmentis duohus primis ahdominalibus et pedibus testaceis; tota opaca praeter ahdominis Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Fauoengebiet. 239 apicem subnitidum; dense granuloso-punctata praeter abdomen basi dense et subtiliter, apice minus dense xiunctatum. Antennae validae, elytrorum apicem attingentes, ab art. 4*^ incrassatae, art. 5" — 7""» et 10° longitudine duplo, 8^ et ^^ fere triplo latioribus, art. IP magno, crassiore 10**, tribus praecedentibus unitis longitudine aequali, obtuse conico. FrotJiorax transversus, lateribus basin versus sensim angustatis. angulis posticis obtusis. Elytra thorace vix longiora et plus dimidio latiora. Long. 5 mm, lat. 1,5 mm. An dem einzigen bisher vorliegenden Exemplar konnte ich keine äussern Geschlechtsunterschiede bemerken. 7. Myrmeclonia legionis n, sp, (Taf. 13, Fig. 6.) Unter andern Eciton-Gä,sten {Xenoce2)halus goeldii und Terato- soma longipes), welche Herr Andreas Göldi am 14. October 1894 in einem Zuge von Eciton legionis Sm. bei Colonia alpina (Thereso- pohs, Orgelgebirge im Staate Rio de Janeiro) entdeckte, befand sich auch eine neue Myrmedonia, die durch sehr breiten, gewölbten Kopf, sehr breites Halsschild und dichte, aufgerichtete, schwarze Beborstung ausgezeichnet ist. Das Thier hat, mit Ausnahme des schwarzen Kopfes, die röthlich gelbbraune Färbung seiner Wirthsameise ; die Sculptur ist glänzend, ebenfalls jenem Eciton ähnlich. Der Kopf ist doppelt so breit wie lang, quer gewölbt, mit grossen, weit nach vorn gerückten, vorstehenden Augen. Die Mundtheile weichen nicht wesentlich von Myrmedonia ab, weshalb ich die Art bei dieser Gattung einstweilen belasse; doch sind die Oberkiefer auffallend breit und kräftig. Die Fühler sind wenig länger als Kopf und Halsschild, dick und ge- drungen, Glied 4—6 länger als breit, 7 — 9 quadratisch. Das Hals- schild ist breiter als der Kopf, 3mal so breit wie lang, mit deutlich abgesetzten, breit abgeflachten und mit dichten, schwarzen Borsten besetzten Seitenrändern. Die Flügeldecken sind nicht ganz so breit wie das Halsschild und in der Mitte etwas kürzer als dieses, dicht schwarz beborstet. Der Hinterleib ist hinten schwach verengt, mit breitem Rande umgeben, ziemlich dicht und grob punktirt, mit mehr niederliegenden, braunen Borsten besetzt. Der Kopf ist sehr spärlich und fein punktirt, Thorax und Flügeldecken spärlich, etwas weniger fein punktirt. Fühler und Beine sind braun. Ich benenne die schöne Art nach ihrer Wirthsameise, deren eine noch an dem Hinterbein des Gastes festgebissen hängt. Wahrschein- lich gehört diese Myrmedonia gleich unsern europäischen Gattungs- verwandten zu den feindlich verfolgten Einmiethern (Sy nee hthren), 240 E. WASMANN, die als Raubthiere in Gesellschaft der Ameisen leben. Die sehr breite Gestalt der Myrmedonia legionis mit den flach ausgebreiteten Hals- schildseiten und dem dichten, aufgerichteten Borstenkleide dürfte als eine dem Trutztypus zugehörige Anpasssung zu deuten sein, da sie es den Ameisen erschwert, den ziemlich grossen Käfer mit ihren Kiefern zu fassen; hiermit stimmt auch die auffallende Kürze der Beine überein. Myrmedonia legionis n. sp. (Fig. 6.) Lata, depressa, parallela ; rufotestacea, capite nigro, antennis pedihusque piceis, nitida, setis nigris erectis dense vestita. Caput magnum, transversum, convexiim, longitudine duplo latius, oculis magnis prominentibus, parce subtiliter punctatum. Antennae capite thorace- qiie paullo longiores, incrassatae, articulis inter se valde approximatis ; art. 4*^ — 7""» latitudine longiorihus, 8" — 10""' quadratis, 11" conico, duohus praecedentihus unitis fere longiore. ProtJiorax capite latior, valde transversus, longitudine triplo latior, semilunaris, margine antico recto, postico rotundato, angulis anticis ohtusis, posticis omnino rotun- datis; convexus, lateribus late deplanatis et paullo reflexis, parce minus subtiliter punctatus. Scutellum parvum, fere occultum. Elytra vix thoracis latitudine, ihorace in medio paullo breviora, parce punctata. Abdomen marginatum, basi minus, apice magis angustato, dense strigosopunctatum. Pedes breves, dense setosi. Long. corp. 6 mm, lat. 2 mm. Sexus differentia tatet. Da wir gerade bei den Myrniedonien sind, sei hier noch beigefügt, dass Herr Göldi in Zügen von Eciton quadriglume Hal. bei Colonia alpina auch ein Exemplar der Myrmedonia albonigra Wasm. (in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1895, p. 171 [p. 37 Sep.]) fing, welche er früher bei Solenopsis geminata zum ersten Mal gefunden hatte. Ob diese Art ein gesetzmässiger -Ec«Yow-Gast ist, bleibt noch fraglich. 8. Aleochara densula Fvl. i. 1. n. sp. Unter den von L. Hetschko bei Blumenau in Zügen von Eciton foreli Mayr gefangenen Coleopteren befanden sich auch einige Exem- plare einer sehr unscheinbaren, kleinen Aleochara, von welcher es noch fraglich ist, ob sie zu den gesetzmässigen Eciton-Gsisten gehört. Sie ist etwas grösser als unsere Aleochara morion Grv. und ihr sehr ähn- lich, aber viel dichter punktirt und grau behaart, fast glanzlos. Ich behalte den von Fauvel ihr gegebenen Sammlungsnamen bei. Neue Dorylinen^'äste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 241 Äleochara densula n. sp. JBrevis et lata, nigropicea, vix nitida, dense punctata et griseo- puhescens. Antennae capite paullo longiores, art. ö'' — 10""' transversis. Caput et thorax densissime suhtiliter punctata, elytra dense et fortius scahrosopunctata. Abdomen dense scahrosopunctatum. Long. 2 mm. 9. Zur Kemitiiiss der Oattimg Xenocephalus Wasm. (Taf. 13, Fig. 7—11; Taf. 14, Fig. 12 u. 13.) Wir kommen nun von den Aleocharinen zu den Xenocepha- linen (Sharp's Cephaloplectinen), welche mit den Tachyporinen ver- wandt sind, aber durch die Bildung des Kopfes und der Beine wesentlich von ihnen abweichen. Der Kopf ist nämlich in der Mitte der Stirn plötzlich, in einem spitzen Winkel, nach innen und unten umgeklappt, so dass man bei der Ober-, Seiten- oder Vorderansicht des Thieres noch nichts von dem der Unterseite angeschmiegten Vordertheil des Kopfes mit den Fühlern und Mundtheilen sieht oder höchstens nur die äussersten Fühlerspitzen (Fig. 7). Die Vorderhüften sind gewaltig gross, von der Gestalt einer flach gewölbten Kugel- schale, unter der die Schenkel völlig verborgen sind. Die Mittel- und Hinterhüften lassen die Schenkel frei; sie sind lang dreieckig und nehmen an ihrem Aussenrande die Schenkel auf. Die Schenkel sind sämmtlich blattartig erweitert und am Innenrande wie eine Messer- scheide gerinnt zur Aufnahme der Schienen, die in ihnen versteckt werden können. Die Schienen sind flachgedrückt, gegen die Spitze verengt und gleich den Füssen mit langen Borsten und dazwischen mit scharfen, langen Stacheln bewehrt. Die Füsse sind sämmtlich ögliedrig; an den Hinterfüssen ist das 1. Glied auffallend verlängert. Ich habe von den Beineu aller Arten mikroskopische Präparate ange- fertigt, um mich von ihrer Bildung genau zu überzeugen. Die Xewocß^ÄaZws- Arten stellen einen hochgradigen Trutztypus dar, über dessen biologische Bedeutung ich mich bereits früher (in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1895, p. 159 if.) näher ausgesprochen habe ; dort bezeichnete ich ihn als Schutzdachtypus, weil er das Thier durch die schildförmig gewölbte, seitlich herabragende Oberseite von Thorax und Flügeldecken unangreifbar macht. Obwohl die Xenocephalus durch ihren Trutztypus vor den An- griffen der Eciton gedeckt sind, ist dieser Schutz doch nicht ein der- artiger, dass er andere Schutzmittel überflüssig macht. Es besteht nämlich eine g es etzmässige Abhängigkeit der Körper- Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 17 242 E. WASMANN, grosse und derFärbung der Xenocej^halus- Arten von der Körper- grösse und Färbung ihrer Wirthe. Die grössten Arten sind X. clype- atus Wasm. und schmalzi Wasm., welche bei den grössten Eciton- Arten, bei E. foreli Mayr und quadriglume Hal., leben. Die bei den viel kleinern Ecüon praedator Sm. und legionis Sm. lebenden X. schuppi, trilohita und goeldii Wasm. sind kaum halb so gross wie jene. Die Mitte hält der bei E. quadriglume lebende X. limulus Wasm. In der Färbung stimmen alle mit ihren respectiven Wirthen überein. X. schmalzig limulus, trilohita und schuppig die bei den dunkel schwarz- braunen E. quadriglume und praedator leben, sind dunkel schwarz- braun, X. clypeatus bei den etwas hellem E. foreli^) rothbraun, X. goeldii bei den rothgelben E. legionis rothgelb. Eine weitere Eigenthümlichkeit der XenocejyJialus- Arten besteht darin, dass ihre Lippentaster am Aussenrande eine Anzahl von langen Seitenpapillen besitzen, die sonst bei den Staphyli- niden nicht vorkommen. Diese Papillen sind fein innervirt; ich konnte bei Xenocephalus trilohita durch Hämatoxylinfärbung die Sinneszelle an der Basis dieser Papillen und den von ihr in die Papille aufsteigenden Nervenfaden deutlich sichtbar machen. Die basale Sinneszelle, die eine dreieckige oder ovale Gestalt hat, zeigt sich durch eine dicke Nervenfaser mit dem Nervenbündel verbunden, welches in der Mitte des Tasters bis zu den gewöhnlichen kleinen Endpapillen der Tasterspitze verläuft. Die Seitenpapillen der Lippentaster von Xenocephalus sind nicht bloss vom vergleichend morphologischen und histologischen Stand- punkte aus interessant, sondern sie gewähren auch wichtige Unter- scheidungsmerkmale für die systematische Trennung der oft sehr ähnlichen Arten; Zahl, relative Grösse und Stellung jener Papillen sind nämlich bei den verschiedenen Arten gesetzmässig verschieden, wie die beifolgenden Abbildungen (Fig. 8 — 13) zeigen, welche sämmt- lich mit derselben 540fachen Vergrösserung (Zeiss F, Oc. 2 und Cam. lucida Abbe) gezeichnet sind. (Vgl. die Tafelerklärung.) Ich gehe nun zur Beschreibung der neuen Arten über. 10. Xenocejyhalus schmalzi n. sp, (Taf. 14, Fig. 12.) Diese sehr grosse, sehr dunkel gefärbte Art wurde von Herrn J. P. Schmalz, zu dessen Ehre ich sie benenne, in Zügen von Ecifon 1) Selbstverständlich ist auch hier die Färbung der Arbeiter, nicht der Soldaten, maassgebend. Neue Doryliuengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 243 quadriglume Hal. bei Joiuville (S. Catharina) entdeckt. Die Färbuug ist tief schwarzbraun, fast schwarz, der Hinterraud des Halsschildes, der Flügeldecken und der Hinterleib pechbraun. Das Halsschild ist äusserst fein chagrinirt und ausserdem mit zerstreuten, ziemlich grossen Punkten besetzt. Die Flügeldecken sind deutlich kürzer als das Halsschild, etwas gröber chagrinirt und mit feinen, sehr seichten Punkten ziemlich dicht besetzt. Die Oberseite des Hinterleibs ist dicht und ziemlich grob punktirt, die Zwischenräume grob chagrinirt. Die Lippentaster haben am Aussenrande 7 grosse Seiten papillen und eine bedeutend kleinere Spitzenpapille (ausser den sehr kleinen ge- wöhnlichen Spitzenpapillen). Beim S ist der Hinterrand des vorletzten Ventralsegments in der Mitte halbkreisförmig ausgeschnitten, derjenige des vorhergehenden etwas eingedrückt. Zur Unterscheidung von dem ebenso grossen (6,5—7 mm) X. clype- atus diene folgende Tabelle : • X clypeatus Wasm. : Rothbraun; Halsschild unpunktirt; Flügeldecken um die Hälfte länger als das Halsschild; Lippentaster mit 9 grossen Seitenpapillen und einer etwas kleinern Spitzenpapille (Fig. 13). X schmalzi Wasm. : Schwarzbraun ; Halsschild zerstreut grob punktirt ; Flügeldecken kürzer als das Halsschild; Lippentaster mit 7 grossen Seitenpapillen und einer viel kleinern Spitzenpapille (Fig. 12). X. schmalzi n. sp. Nigropiceus, nitidus^ thorace elytrisque fere nigris, margine postico piceis; abdomen piceum. Frotliorax subtilissime alutaceus, parce et grosse punctatus. Elytra thorace breviora, dense dlutacea et subtiUier obsolete punctata. Abdomen grossius alutaceum, dense punctatum. Lotig. {corpore extenso !) 6,5 —7 mm, lat. 3 mm. Mas : Segm. penultimo ventrali in medio marginis postici exciso ; praecedente impresso. Bisher lagen 4 Exemplare vor. 11. XenocejyhaUis limulus n. sjj. (Taf. 13, Fig. 7, 11.) Diese stark glänzende, schwarzbraune, vorn stark gewölbte, hinten stark zugespitzte Art wurde in Zügen von Eciton quadriglume Halid. bei Colonia alpina (Theresopolis, Orgelgebirge, Staat Rio de Janeiro) von Herrn Andreas Göldi 1898 entdeckt. Auf den ersten Blick gleicht sie sehr dem X trilobita Wasm., der ebendaselbst bei Eciton 17* 244 E, WASMANN, ;praedaior Sm. lebt; sie ist jedoch etwas grösser, stärker gewölbt und stärker glänzend. Die Sculptur von Thorax und Flügeldecken unter- scheidet beide Arten folgendermaassen : X. trüohüa: Prothorax sehr fein chagrinirt; Flügeldecken sehr dicht und weniger fein chagrinirt, daher schwächer glänzend. X limulus: Prothorax völlig polirt, nicht chagrinirt; Flügeldecken sehr fein und dicht punktirt, nicht chagrinirt, daher ebenso stark glänzend wie der Prothorax. Auch ist der Hinterleib bei X. limulus feiner punktirt und schwächer chagrinirt als bei triloUta. Der Hinterrand der Flügeldecken ist vor den Hinterecken bei limulus schwächer ausgebuchtet als bei frilohita, daher die Hinterecken nicht so scharf rechtwinklig vorspringend wie bei letzterm. Bei beiden Arten finden sich 3 Seitenpapillen am Aussen- rande des letzten Lippentastergliedes ; aber bei X limulus (Fig. 11) sind sie viel grösser und die mittlere Papille ist der untern viel näher gerückt als der obern ; bei triloUta (Fig. 10) sind sie kleiner, und die mittlere Papille steht der obern näher als der untern. Auch die secundären Geschlechtscharaktere beider Arten sind verschieden; bei triloUta sind das 4., 5. und G. Bauchsegment in der Mitte des Hinter- randes ausgeschnitten, bei limulus ist nur das 6. tief dreieckig aus- geschnitten, der Hinterrand des 4. sägeartig gezähnt. Ich benenne die Art nach ihrer habituellen Aehulichkeit mit einem Molukkenkrebs {Limulus). Xenoceplialus limulus n. s/). (Fig. 7.) Nigropiceus, nitidissimus, valde convexus, thoracis elytrorumque marginiUis et sutura piceis, abdomine picea. Prothorax politus, haud alutaceus. Elytra thoracis longitudine^ dense subtilissime punctata, interstitiis haud alutaceis; margo posticus elytrorum ante angulos posticos vix sinuatus, angulis posticis fere ohtusis. Abdomen supra dense et suhtiliter punctatum., segm. idtimo fortius punctato. Long, corporis extensi 4,5 — 5 mm, tat- 2 mm. Mas: Margine postico segm. 6« ventralis profunde triangulariter exciso, 4« serrato. Bisher lagen 8 Exemplare vor. 13. XenoceiJhalus goeldii n, sp. (Taf. 13, Fig. 8.) Diese von Herrn A. Göldi bei Colonia alpina (Theresopolis, Orgelgebirge, Staat Rio de Janeiro) in Zügen von Eciton legionis Sm. am 14. Oct. 1894 entdeckte Art wurde später auch bei Joinville (S. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischeu und äthiopischen Faunengebiet. 245 Catharina) bei derselben Eciton-Art von Herrn J. P. Schmalz in grösserer Zahl gefangen. Sie ist vor allen übrigen Xenocephalus- Arten durch ihre sehr helle, röthlich gelbbraune Färbung ausgezeichnet, welche der Färbung ihrer Wirthsameise vollkommen gleicht. Mor- phologisch weicht sie von allen ihren Verwandten auch dadurch ab, dass die Flügeldecken an ihrem Hinterrande seitlich gar nicht ausgebuchtet, sondern stumpf gerundet sind, so dass die Hinter Winkel der Flügeldecken gar nicht vor- springen. Ferner ist das Endglied der Lippen taster (Fig. 8) viel kleiner als bei dem ebenso grossen X. schuppi Wasm. und nur mit 2 Seitenpapillen versehen, von denen die grössere nahe der Basis, die kleinere an der Spitze des Aussenrandes steht, während X. schuppi (Fig. 9) 3 Seitenpapillen hat, 2 grosse nahe der Basis und 1 kleine nahe der Spitze. Das 6, Ventralsegment des S hat in der Mitte des Hinterrandes einen halbkreisförmigen Ausschnitt; das 5. ist in der Mitte des Randes schwach eingedrückt. Die Punktirung des Hinter- leibes ist viel feiner und spärlicher als bei andern Arten. Xenocephalus goeldii n. sp. Bufotestaceus, nitidus^ thorace polito, subtilissime vix visihiliter alutaceo^ elytris dense suMilissime punctatis. Elytra thoracis longi- tudine^ margine imstico lateraliter haud sinuato, angulis posticis Jiaud prominentibus^ omnmo ohtusis. Abdomen suhtiliter alutaceum, parce et suhtiliter punctatum. Long. corp. extensi 4 mm, lat. 1,5 mm. Mas: Segmenti 6*' ventralis margine postico in medio semiluna- riter eocciso; 5« pauJlo impresso. Bisher lagen 14 Exemplare vor. 13. Ecitoxenus heyeri n. g. n, sp. (Taf. 14, Fig. 14, 14a, b.) Dieser winzig kleine Eciton-G-dst des Schutzdachtypus wurde von meinem Collegen C. Heyer S. J. bei Säo Leopoldo (Rio Grande do Sul) in einem Zuge von Eciton coecum Ltr. entdeckt. Ich erhielt vom Finder, nach dem ich die neue Art benenne, 2 Exemplare. Er schrieb mir, dass in dem betreifenden Eciton-Zuge noch mehrere dieser kleinen Thierchen sich befanden, deren Fang wegen ihrer Kleinheit jedoch sehr schwierig war. Ecitoxenus ist der kleinste aller bisher bekannten ecitophilen Coleopteren, nur 0,8 mm lang, von der vorn breiten und gewölbten, hinten zugespitzten Gestalt von Xenocephalus Wasm. und Cephalo- 246 E. WASMANN, plectiis Shp., durch die Bildung des Kopfes, dessen Stirn völlig nach unten und innen umgeschlagen ist, sowie durch das bis auf den Boden herabreichende Schutzdach des Vorderkörpers (Halsschild und Flügel- decken) zu derselben Unterfarailie (Xenocephalini) gehörig. Die Fühler und Kiefertaster weichen jedoch bedeutend von jenen beiden Gattungen ab. Die Fühler bilden nicht wie bei Xenocephalus vom 3. Glied an eine breite, ruderförmig flach gedrückte Keule, sondern haben eine nur aus den 2 letzten Fühlergliedern bestehende, sehr lange und breite, flache, 2gliedrige Endkeule, welche etwas länger ist als der ganze übrige Fühler zusammen (Fig. 14a). Namentlich das zugespitzte Endglied ist sehr lang, so lang wie Glied 2 — 9 zusammen. An den Kiefertastern ist das 2. und 3. Glied sehr lang, letzteres gegen die Spitze sehr breit, fast dreieckig (Fig. 14b). Die Augen sind sehr klein, fast rudimentär wie bei CepMloplectus, während sie bei Xeno- ceplialus gross, nierenförmig und reich facettirt sind. Auch die Brust- bildung erinnert mehr an Cephaloplectus als an Xenocephalus. Eine mikroskopische Untersuchung der Mundtheile kann erst später, wenn mehr Material vorliegt, angestellt werden. Das Thierchen ist rostroth, fast glanzlos durch die sehr dichte anliegende, seidenartige Behaarung. Ecitoxenus n. g. Xenocephalinorum. {^evog, Gast.) Corpus convexum, antice latum^ rotundatum, postice acuminatum (Fig. 14). Caput occuUum, fronte suhifo inflexd. Antennae (Fig. 14a) breveSy llarticulatae (?), clava mag na ^ hiartieulata^ ceieris articulis unitis longiore. Oculi parvi et fere obsoleti, in cavitate subfrontali occulti. Lahrum magnuni , apice emarginaium. Palpi maxiUares (Fig. 14b) Aarticulati, art. P parvo, 2° longo, linearis 3" ejusdem longitudinis sed apicem versus dilataio, triangulari, 4^ angustiore sed vix hreviore 3*^, acute conico. Frothorax peraynplus, lateribus rotun- datis, angulis posticis postice productis et elytrorum humeros amplec- tentibus. Scutellum vix visibile, parvum, transversum. Elytra tJiorace angustiora sed vix breviora. Abdomen hreve, conicum. Coxae omnes late distantes. Pedes breves, femora latissima, laminata, tibias et tarsos fere includentia. Prosternum amplissimum ^ inter coxas anticas postice valde productum usque ad metasternum, mesosternum totum obtegens, convexum^ marginibus carinatis, apice profunde excisum. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 247 Ecitoxenus heyeri n. sp. (Fig 14,) Minimus, ferrugineus, thorace elytrisqiie dense suhtilissime sericeo- puhescentibus. Long. corp. 0,8 mm. 14. Zur Keiintniss der Gattung Ecitonides Wasm. (Taf. 14, Fig. 15, 16, 16a— d.) Diese merkwürdige Staphyliniden-Gattung gehört zur Unterfamilie der Paederini und ist mit Echiaster Er. verwandt. Sie ist durch ihren lang cylindrischen Kopf, durch die sonderbare gelbhöckrige Sculptur der Oberseite und durch das sehr lange letzte Fussglied aus- gezeichnet. Durch ihre Gestalt, namentlich durch ihre Kopfform, ge- hört sie zum Mimicrytypus der Eciton-Gä.ste. Eine kurze Be- schreibung der Gattung und der typischen Art, Ecitonides tuberculosus Wasm. (aus Colonia alpina, Orgelgebirge, Rio de Janeiro), wurde bereits 1894 im „Kritischen Verzeichniss" (p. 212) gegeben. Diese Art lebt jedoch nicht, wie ich damals irrthümlich angegeben, in den Zügen von Eciton quadriglume Halid., sondern von Eciton praedator Sm., wie die spätem Funde von Göldi (Colonia alpina) und Schmalz (Joinville) beweisen. Seither sind mir noch zwei neue Arten aus Brasilien zugesandt worden : Ecitonides brevicornis, gleichfalls bei Eciton praedator Sm. lebend, von Herrn Dr. E. A. Göldi bei Colonia alpina (Orgelgebirge, Rio de Janeiro) und von Herrn J. P. Schmalz bei Joinville (Staat S. Catharina) aufgefunden ; ferner Ecitonides longiceps (Fig. 15), bei Eciton coecum Lte. lebend, von Herrn Schmalz bei Joinville in den Zügen dieses Eciton entdeckt. Alle 3 Ecitonides- Arten gleichen sich in der schlanken, vorn stark gewölbten, hinten flachern Körpergestalt, mit dem langen, cylindrischen Kopfe, dem langen, kegelförmigen Halsschild und dem breiten Hinter- leibe; ferner in der sonderbaren Sculptur der Oberseite, welche aus Längsreihen gelber Höcker besteht, die auf Kopf, Halsschild und Flügeldecken grösser, auf dem Hinterleibe kleiner sind; die Höcker- reihe der Halsschildmitte und 4 (beiderseits je 2) von den Höcker- reihen der Flügeldecken stehen auf erhabenen Längskielen, die auch auf dem Hinterleibe, jedoch schwächer, sich finden; endlich gleichen sie sich auch in der gelbbraunen, völlig glanzlosen Färbung, welche durch die gelben Höcker ein schmutziggelbes Aussehen erhält. Auch die secundären Sexualcharaktere der 3 Arten sind ähnlich: beim $ ist der Hinterrand des 6. Ventralsegments in der Mitte schmal und tief dreieckig ausgeschnitten, beim $ flach gerundet. 248 E. WASxMANN, Bei allen 3 Ecitonides- Arten sind die Mittelscliienen in der Mitte des Innenrandes ausgebuchtet, die Vorderschienen ebendaselbst ziemlich tief ausgeschnitten (Fig. 15). Die 5 Fussglieder sind ziemlich breit und kräftig, aber keines 21appig erweitert; an den Mittel- und Hinter- füssen ist das 1. Glied massig verlängert; das Klauenglied ist an allen Füssen stark entwickelt, mit 2 langen, einfachen Klauen, welche an der Basis einen breiten Zahn haben (Fig. 16d). Die 3 Arten lassen sich nach der Bildung des Kopfes, der Fühler, der Netzaugen und der Beine folgendermaassen leicht unterscheiden: a) Kopf nur doppelt so lang wie breit ; Fühler nur so lang wie der Kopf; Augen normal, gewölbt, von oben sichtbar; Beine sehr kurz, die hintern kürzer als der Hinterleib. Ecitonides hrevicornis n. sp. b) Kopf 3mal so lang wie breit; Fühler fast doppelt so lang wie der Kopf; Augen normal, gewölbt, von oben sichtbar; Beine massig lang, die hintern länger als der Hinterleib. Ecitonides tuberculosus Wasm. c) Kopf 4mal so lang wie breit ; Fühler kaum um die Hälfte länger als der Kopf; Augen rudimentär, klein und flach, zwischen den Kopfhöckern fast versteckt; Beine massig lang, die hintern länger als der Hinterleib. Ecitonides longiceps n. sp. (Fig. 15) Merkwürdig ist, dass die Art mit rudimentären Augen, die zu- gleich den längsten Kopf hat, bei Eciton coecum Ltr. lebt, dessen Augen (Ocellen) gleichfalls rudimentär und viel schwächer entwickelt sind als bei Eciton praedator Sm. Zur Gattungsdiagnose von Ecitonides kann ich jetzt die Beschreibung der Mundtheile nachholen, welche ich von einem Exem- plar des E. tuberculosus mikroskopisch präparirte (mit Hämatoxylin- Eosin-Färbung). Die Oberlippe (Fig. 16b) ist sehr breit, vorn ausgerandet, in der Ausrandung mit einem spitzen Zahn und jederseits von diesem mit 2 stumpfen Zähnen, also özähnig. Die Oberkiefer (Fig. 16c) sind sehr lang und schmal sichelförmig, sehr scharfspitzig und mit je 2 kleinen Zähnchen in der Mitte des Innenrandes. Die Unterkiefer (Fig. 16a) sind kurz, die äussere Lade viel kleiner als die innere, beide am Innenrande dicht mit stachelartigen Borsten besetzt. Die Kiefertaster (Fig. 16a) sind sehr kräftig ; Glied 2 fast doppelt so lang und doppelt so dick wie 1 ; Glied 3 sehr gross, 3mal so lang und doppelt so dick Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 249 wie 2, lang eiförmig; Glied 4 sehr klein und schmal, ahlförmig. Die Unterlippe (Fig. 16) ist relativ klein, ihr Vorderrand in der Mitte mit einem scharfen, spiessförmigen Stachel und jederseits von diesem Mittelstachel mit je 4 doppelt so langen Seitenstacheln. Die Neben- zungen überragen ein wenig den Vorderrand der Unterlippe und sind an der Spitze mit langen, gekrümmten Stachelborsten besetzt. Die Lippentaster sind kurz, Glied 1 cylindrisch, 2 von derselben Länge und Breite, eiförmig; Glied 3 sehr klein und schmal, cylindrisch, nur ^/a von der Länge des 2. (vgl. die Abbildung Fig. 16). Die Bildung der Mundtheile von Ecitonides deutet an, dass die Arten dieser Gattung als Raubthiere von der Eciton-^rwi sich nähren. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ausserdem noch eine innigere biologische Beziehung zwischen ihnen und ihren Wirthen besteht, worauf nament- lich die sonderbaren gelben Beulen der ganzen Oberseite hinweisen. Leider habe ich gegenwärtig nur noch trocken präparirte Exemplare zur Verfügung, so dass ich keine anatomische Untersuchung an Schnitt- serien vornehmen kann, um über den histologischen Charakter jener Beulen Aufklärung zu erhalten. Dass dieselben die Stelle von Tri- chomen vertreten, scheint daraus hervorzugehen, dass alle Körper- theile, auf denen genannte Beulen stehen, vollkommen haarlos sind; am auffallendsten ist dies an den Schenkeln, die sonst immer behaart zu sein pflegen. Ich gebe nun die Artdiagnosen der beiden neuen Arten. Ecitonides longiceps n. sp. (Fig. 15.) Testaceus, totus opacus, capite, thorace, elytris et ahdominis seg- mentis dorsalibus seriato-tuherculosis, tubercuUs flavis, segmentis duo- hus ultimis abdominalihus haud tuherculatis. Äntennae capite sesqui longiores, aH. P longo, scapiformi, sequentibus latitudine dimidio longioribus, 11" hreviore 10''. Caput latitudine quadruplo longius, oculis fere obsoletis, sub tubercuUs capitis occultis. Elytra thoracis longitiidine sed apice duplo latiora. Abdomen usque ad medium paullo dilatatum, dein angustatum, ano penicillato. Long. corp. 7 mm, lat. abdominis 1,5 mm. 1 S und 1 $ lagen vor. Ecitonides brevicornis n. sp. Praecedenti similis, sed capite multo breviore, latitudine duplo tanttim longiore, oculis convexis, desuper visibilihus. Äntennae per- brevcs, capite haud longiores, art. \'^ breviter scapiformi, b^ — lO""' 250 E. WASMANN, latitudine haiid longioribus, 11° longitudine 10». Cetera ut in specie praecedenti, sed pedes multo hreviores. Long. corp. 7 mm, lat. abdom. 1,5 mm. 1 S und 1 $ lagen vor. Die in dem bisherigen Abschnitt dieser Arbeit beschriebenen £'cjYow-Gäste gehören sämmtlich zur Coleopterenfamilie derStaphy- liniden. Es sei hier noch beigefügt, dass in den Zügen \on Eciton pmedator Sm. bei Lorena (Staat S. Paulo) auch eine Pselaphide, Ärthmius macrocephalus Schauf., von P. N. Badariotti, Congr. Sales., gefunden wurde. Die Bestimmung der Art verdanke ich Herrn AcHiLLE Raffray. Ob jener Ärthmius zu den gesetzmässigen Ecito- philen gehört, ist noch sehr zweifelhaft. Ich komme nun zur Käferfamilie der Histerideu. 15. Teratosonia longipes Lew., ein J5Jc/fon-Giast des Syinphileiitypus. (Taf. 14, Fig. 17.) lieber die myrmekophilen Histeriden des tropischen Amerika ist noch sehr wenig bekannt. Unter den bereits beschriebenen Arten finden sich zwar nicht wenige Formen, deren Habitus unzweifelhafte Anpassungscharaktere an die myrraekophile Lebensweise aufweist und die ich daher unter der Mitwirkung des vortreiflichen Histeriden- kenners Jon. Schmidt in mein „Kritisches Verzeichniss der myrme- kophilen und termitophilen Arthropoden" (1894) aufnahm. Da jedoch sowohl die Sammler wie die betreHenden Systematiker sich meist um die Biologie wenig kümmerten, ist unsere Kenntniss der Lebensweise jener Thiere noch fast gleich Null. Zu den echten Ameisengästen, die von ihren Wirthen beleckt werden, gehören sicherlich die Gattungen Tylois und Terapus Mars. Erstere ist durch gelbe Haarbüschel auf dem Prothorax ausgezeichnet, letztere durch die seitlich erweiterten und hoch aufgebogenen Pro- thoraxränder, welche an die Halsschildbildung von Lomechusa er- innern. Ueber die Lebensweise von Terapus mniszechi Mars, aus Mexico weiss Lewis in der ,,Biologia Centrali-americana" nur zu be- richten, dass diese Art „of formicarious habit" sei; über die Biologie des Terapus marseuli Westw. vom Amazonas ist noch gar nichts be- kannt. Die auffallend langen Beine der Terapus- kritu legen die Vermuthung nahe, dass diese Histeridengattung ecitophil ist und die Wanderameisen auf ihren Zügen begleitet. Thatsächlich festgestellt ist die ecitophile Lebensweise von Syn- Neue Dorylineiigäste aus dein neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 251 odites schuppi Schmidt, der von P. A. Schupp S. J. bei S. Leopoklo (Rio Grande do Sul) in Zügen von Eciton praedator entdeckt wurde. Wahrscheinlich sind auch noch andere der von J. Schmidt beschriebenen Synodites- Arten zu den Eciton-GäiSteü gehörig. Mit Terapus in manchen Beziehungen verwandt, aber mit noch viel längern Beinen ausgestattet ist die Gattung Teratosoma Lew. Die einzige bisher bekannte Art wurde im Jahrg. 1885 der Ann. Mag. nat. Hist. (p. 471) durch Lewis als Teratosoma longipes beschrieben. Die betreffenden Exemplare stammten aus Blumenau (S. Catharina); der Beschreiber giebt keine nähere biologische Angabe, sondern be- merkt nur per transennam, dass jene Art „a myrmecophilous species" sei. Am 14. October 1894 fand Herr Andreas Göldi bei Colonia alpina (bei Theresopolis, Orgelgebirge, Rio de Janeiro) in einem Zug von Eciton legionis Sm. zugleich mit Xenocephalus göldii und Myrme- donia legionis Wasm. einige Exemplare eines sonderbaren, langbeinigen Histeriden mit marschirend, die er mir übersandte. Sie erwiesen sich als zu Teratosoma longipes Lew. gehörig. Da die Originalbeschreibung von Lewis nur kurz ist, soll sie hier, namentlich in Bezug auf die Anpassungscharaktere jenes merkwürdigen Thieres, ergänzt werden. Die äussere Erscheinung von Teratosoma longipes hat etwas durchaus arachnidenartiges durch den viereckigen, ausgehöhlten Vorder- körper, den hoch gewölbten, eiförmigen Hinterleib und die ungeheuer langen Beine. Die Seitenansicht des Thieres (Eig. 17) dürfte den besten Begriff" von seiner abenteuerlichen Gestalt geben, welche ohne die Beine kaum 3 mm, mit ausgestreckten Beinen über 6 mm misst. Die Eärbung ist ein ziemlich dunkles, glänzendes Rothbraun. Der ganze Körper und die Beine sind mit gelben, abstehenden Börstchen besetzt, welche an den Thoraxseiten dichter stehen und zu gelben Haarbüscheln sich vereinigen. Der Kopf ist stark geneigt, aber nicht in das Halsschild zurückgezogen. Die Stirn ist stark gewulstet, durch eine Längsfurche in 2 neben einander stehende Höcker getheilt. Seit- lich neben jedem Stirnhöcker steht das ziemlich grosse, aber zwischen dem Stirnhöcker, der Fühlerbasis und der Vorderecke des Halsschildes fast versteckte und daher nur schwer sichtbare Auge. Unterhalb der Stirnhöcker fällt der Kopf senkrecht nach unten ab. Der Clypeus ist schaufeiförmig, breiter als lang, mit gerundeten Vorderecken, stark gewulsteten, erhabenen Rändern und einer tiefen Grube in der Mitte des Vorderrandes. 252 E. WASMANN, Die Fühler sind ziemlich kurz und dick, hinter dem sehr dicken, fast halbkugelförmigen Basalglied stark gekniet, die Geissei Tgliedrig, gegen die Spitze allmählich verdickt, die Keule Igliedrig, lang oval und seitlich etwas flachgedrückt, üeber die Stellung des Fühlers in der Ruhelage siehe unten. Die Form des Halsschildes ist so sonderbar, dass sie sich nur schwer beschreiben lässt. Die Oberseite zeigt eine tiefe, breite Längs- furche, welche von den aufgebogenen Thoraxseiten begrenzt wird. In der Furche stehen hinter einander zwei, durch eine Grube getrennte, kissenförmig gewölbte Höcker ; nahe vor dem vordem Höcker verläuft der schwach ausgebuchtete Vorderrand des Halsschildes. Neben jener Mittelfurche erheben sich die Seitenränder des Prothorax in Form von je einem Paar hoher, unter einander convergiren- der, dicker, stumpfer Hörner (vgl. Fig. 17). Das Vorderhorn bildet mit seinem vorspringenden, vordem Basalwinkel die Vorder- ecke des Halsschildes, welche innen so tief ausgehöhlt ist, dass sie den ganzen Fühler in der Ruhelage in sich aufnehmen kann; man sieht dann höchstens noch die Spitze der Keule aus der Oeifnung vorragen. Die convergirenden Spitzen der beiden Hörner sind mit dichten und langen gelben Borsten besetzt, die man schon mit blossem Auge als gelbe Haarbüschel wahrnehmen kann. Die Spalte zwischen den beiden Hörnern ist mit dichtem, gold- gelbem Haartomente fast ausgefüllt, so dass sie schwer sichtbar ist und wohl deshalb auch von Lewis in seiner Originalbeschreibung nicht erwähnt wird. Von oben gesehen erscheint der aufgebogene Seiten- rand des Prothorax wie eine hohe, sehr dick gewulstete, nach innen concave Ohrmuschel, welche an ihrer Spitze quer gespalten und mit gelben Haarbüscheln besetzt ist. Zwischen Prothorax und Flügeldecken verläuft eine schmale, tiefe Querspalte. Das Schildchen ist sehr klein, dreieckig. Die Flügel- decken sind an der Basis gemeinschaftlich ausgerandet, an den Schultern etwas bucklig aufgetrieben, nach hinten allmählich eiförmig gerundet. Ihre Oberseite ist stark gewölbt, der Basaltheil mit einer tiefen und breiten Längsfurche jederseits neben der Naht und mit einer kleinem Furclie innerhalb der Schulter; die ganze Scheibe zeigt ziemlich regelmässige Längsreihen von Punkten, die gelbe Borsten tragen. Die Mittel- und Hinterbeine sind sehr lang, letztere doppelt so lang wie der ganze Körper. Die Vorder- und Mittelschenkel sind schwach gebogen, die sehr langen Hinterschenkel stark gebogen. Die Schienen sind sämmtlich unbewehrt, gegen die Basis und die Spitze Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 253 allmählich verengt. Die Hinterschienen sind stark nach unten ge- bogen. Die nach hinten ausgestreckten Hinterbeine bilden einen fast halbkreisförmigen Bogen, dessen aufsteigender Ast durch die Schenkel, der absteigende durch die Schienen gebildet wird. Die Vorderfüsse sind viel kürzer als die Mittel- und Hinterfüsse; an letztern ist das Basalglied etwas verlängert. Zur Aufnahme der Tarsen sind die Schienen an der Spitze der Innenseite mit einer Längsfurche versehen, welche an den Vorderschienen viel tiefer ist als an den übrigen. Die stark entwickelten gelben Haarbüschel und die rothbraune, fettglänzende Symphilenfärbung von Teratosoma longijyes bezeugen, dass dieser Käfer zu den echten Gästen der Wanderameisen ge- hört und von seinen Wirthen wegen eines Fettsecrets beleckt wird. Die convergirenden, durch eine Spalte getrennten Seitenhörner des Prothorax deuten ebenfalls auf die Symphilie hin ^) und dienen wahr- scheinlich als bequeme Transportorgane, an denen der Käfer von seinen Wirthen auf eine für ihn völlig schadlose Weise ergriffen und fort- getragen werden kann ; sie sind überhaupt die einzigen Angriffspunkte an seiner ganzen Körperoberfläche, weil der Kopf von den Vorder- winkeln des Halsschildes überragt und stark geneigt ist und die Flügeldecken eiförmig gewölbt sind. Die langen, schlanken und zu- gleich kräftigen Beine ermöglichen es dem Käfer, seine Wirthe auf ihren Wanderungen zu begleiten, Lewis findet es auffallend, dass die Mittel- und Hintertarsen des Teratosoma nur durch seichte Schienenfurchen unvollkommen geschützt sind. Vielleicht dürfte gerade die grosse Länge der Mittel- und Hinterbeine und ihre Krümmung die Erklärung dafür bieten, weshalb die Tarsen derselben weniger des Schutzes bedürfen als die Vordertarsen, welche viel kürzer sind und in tiefe Schienenfurchen zurückgelegt werden können ; denn die Kiefer der Ameisen werden stets nach dem hervorragendsten Theile — also nach einem Punkt des Schenkel- und Schienenbogens — greifen, wenn sie den Käfer an den Beinen zu fassen versuchen. Endlich ist auch noch zu berücksichtigen, dass Teratosoma seiner Lebensweise nach 1) Am meisten gleicht diese Bildung der Prothoraxseiten der- jenigen der gleichfalls zu den echten Gästen gehörigen Gattung Onostus Westw, (Farn. Gnostidae) aus Brasilien, bei welcher die Protborax- seiten sich in der Nähe des Hinterrandes zu je zwei convergirenden Hörnern erheben, die jedoch viel kleiner sind als jene von Teratosoma ; auch bei Gnostus stehen gelbe Haarbüschel an der Spitze jener Hörner, Manche Diplocotes (Ectrephidae) haben ebenfalls eine ähnliche Hals- schildbildung. 254 E. WASMANN, ein echter Gast (Symphile) der Wanderameiseu ist, der auf seine Wirthe wegen der reichen Exsudattrichonie einen angenehmen Ein- druck macht. Daher bedürfen seine Extremitäten nicht so sehr des Schutzes gegen feindhche Angriffe der Ameisen und konnten sich daher ungefährdet zu so ausserordentlich langen und exponirten Loco- motionsorganen entfalten, wie sie zur Begleitung der langbeinigen Wanderameisen erforderlich sind. Unsere Kenntniss der Eciton-GäiSte aus andern Insectenordnungen ist noch sehr unvollkommen. Eine ecitophile Procto trupide (Hymenoptere), Ecitopria crassicornis Wasm. i), ist in Zügen von Eciton praedator Sm. bei Lorena (Staat S. Paulo) von P. Nicol. Ba- DARiOTTi entdeckt worden. Ferner wurde in den Zügen von Ecitmi praedator Sm. von Herrn Schmalz bei Joinville (S. Catharina) eine kleine weissgelbe Phoride (Diptere) mit rudimentären Flügeln ge- funden. Sie scheint mit der südafrikanischen, bei Dorylus helvolus L. lebenden Gattung Psyllomyia H. Loew verwandt zu sein, hat aber noch kürzere Flügelstummel und einen schmälern Prothorax. Da das einzige Exemplar nicht gut erhalten ist, gehe ich auf die Beschreibung dieses Thieres einstweilen nicht ein. Nähere Erwähnung verdienen dagegen die folgenden neuen ecitophilen Acarinen. 16. Antennojjhorus barbatus n. S2). Von der merkwürdigen, zu den Gamasiden gehörigen Milbengattung Antennophorus Hall, waren bisher nur zwei myrmekophile Arten be- kannt, A. uhhnanni Hall. ^) und puhescens Wasm.^). Erstere wurde auf Lasius niger L., der gemeinsten unserer mitteleuropäischen Ameisen, zuerst entdeckt; später beobachtete sie Ch. Janet*) auf Lasius mixius Nyl. und beschrieb ihre Lebensweise näher. Ich fand den Antennojjhorus uhlmanni bisher nur auf Lasius niger (in holländisch Limburg), den Antennophorus imhescens nur auf Lasius flavus Deg. 1) Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen, p. 55, 127, tab. 3, flg. 3. 2) Haller, Antennophorus Uhlmanni, ein neuer Gamaside, in : Arch. Naturg., Jg. 43, 1877, p. 57—61, tab. 5. 3) Weitere Nachträge zum Verz. d. Ameisengäste von Holländisch Limburg, in: Tijdschr. Entom., V. 42, 1899, p. 158 — 171 (p. 164). 4) Janet, Sur les rapports de 1' Antennophorus Uhlmanni avec Lasius mixtus, in: CR. Acad. Sc. Paris, V. 124, 1897, p. 583; Sur le Lasius mixtus, Antennophorus Uhlmanni etc., Limoges 1897. (Etudes sur les fourmis, Note 13.) Neue Doryliuengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 255 (in holländisch Limburg, in preussisch Rheinland und in Luxemburg). Meine Notizen über die Lebensweise beider Arten werde ich später an anderer Stelle geben. Hier sei nur Folgendes bemerkt. Die Gattung Antennophorus hat ihren Namen von den langen, fühlerförmigen Vorderfüssen, welche, während das Thier auf der Unter- seite des Kopfes einer Ameise sitzt, seitlich weit vorgestreckt ge- halten werden. Durch rasche, rhythmische Bewegungen der Vorder- füsse kitzelt der Schmarotzer die untern Kopfseiten der Ameisen und reizt sie dadurch zur Heraufwürgung eines Tröpfchens Nahrungssaft aus ihrem Kröpfe, den der Parasit dann aufleckt. Es ist nun ohne Zweifel sehr interessant, dass auch die streitbaren Wanderameisen Brasiliens Antennophorus- kxiQM als widerwillig geduldete Schmarotzer am Kopf tragen und ernähren müssen. Von Herrn J. P. Schmalz wurde bei Joinville in einem Zuge von Eciton praedator Sm. ein Antennojyhorus entdeckt, dessen noch im Tode weit ausgestreckte Vorderfüsse darauf hinweisen, dass seine Lebensweise jener der mittel- europäischen Arten entspricht. Leider lag bisher nur ein einziges Exemplar vor, das ich nicht für die Untersuchung der Mundtheile opfern wollte. Daher gebe ich hier nur die Beschreibung der äussern morphologischen Eigenschaften der neuen Art, die ich wegen der lang behaarten Vorderfüsse Antennophorus harhatus nenne. A. harhatus ist 0,9 mm lang und 1,3 mm breit, also um die Hälfte breiter als lang. Auch abgesehen von seiner bedeutendem Grösse unterscheidet ihn die relativ breite Gestalt sofort von unsern beiden myrmekophilen^w^ewwo/j/iorws- Arten. Seine Färbung ist ein glanz- loses Pechbraun. Das Rückenschild ist gewölbt, hinten breit gerundet, nach vorn stark verengt und stumpf dreieckig abgerundet ; die Ober- fläche desselben ist sehr dicht und fein punktirt, mit abstehenden weissen Härchen ziemlich dicht besetzt. Die Beine sind sehr dick und kräftig ; die fühlerförmigen Vorderfüsse sind um die Hälfte länger als der Körper, die 3 letzten Glieder an Länge allmählich zunehmend. Die Beine sind mit langen, abstehenden Haaren besetzt; an den 2 letzten Gliedern der Vorderfüsse sind diese Haare länger; au der Spitze des letzten Fussgliedes steht ein Bündel von ungefähr 6 sehr langen Borsten, welche viel länger als das ganze Fussglied und nach innen gekrümmt sind. Ihre biologische Bedeutung besteht wahrschein- lich darin, den Reiz zu verstärken, welche die Milbe durch das Kitzeln der Kopfseiten der Ameisen zu ihrem egoistischen Zweck aus- übt; vielleicht dienen sie auch als Anheftungsapparate, wenn die Milbe ihren Platz wechseln und den Kopf einer andern Ameise be- 256 E. WASMANN, steigen will ; mehrere jener Borsten erscheinen nämlich durch ein ver- trocknetes Secret zusammengeklebt. 17. Loelaps ecitonis n, sp» Die Gattung Loelaps^ welche iu Europa durch zahlreiche myrme- kophile Arten vertreten ist i), zählt unter ihren MitgKedern auch zwei brasilianische JS'ci^ow-Gäste. Der eine derselben, Loelaps comes Mon., wurde von P. Nie. Badariotti Congr. Sales. bei Lorena (Staat S. Paulo) in einem Zuge von Eciton praedator Sm. entdeckt, mir über- sandt und von Dr. Moniez"^) beschrieben. Kürzlich erhielt ich nun noch eine neue Loelaps-Art, von Herrn J. P. Schmalz in einem Zug von Eciton coecum Ltr. bei Joinville (S. Catharina) entdeckt. Ich nenne die neue Art nach ihrer Lebensweise Loelaps ecitonis. Beide ecitophilen Loelaps sind durch relativ bedeutende, 1 mm erreichende Körpergrösse, durch die sehr stark kugelförmig gewölbte Gestalt und durch die ungemein langen Beine ausgezeichnet, welche 3- bis 4mal so lang wie der Körper sind. Die Länge der Extremi- täten ist offenbar dadurch bedingt, dass diese Milben in Gesellschaft unsteter Wanderameisen leben, welche sie zu Fuss begleiten müssen. Die Unterschiede beider Arten bestehen in folgenden Punkten : Loelaps comes ist hell gelbbraun, ein wenig länger als breit, mit der grössten Breite in der Körpermitte; sein Rückenschild ist stark glänzend, zer- streut, aber ziemlich grob und tief punktirt und kurz abstehend be- haart. Loelaps ecitonis ist pechbraun, bedeutend breiter, etwas breiter als lang, mit der grössten Breite hinter der Körpermitte; sein Rücken- schild ist weniger glänzend, fein und dicht lederartig gerunzelt, sehr zerstreut und seicht punktirt, mit langen, abstehenden Haaren besetzt. Ferner sind die Beine bei Loelaps ecitonis viel dicker und massiver als bei L. comes; auch die Fussklaue ist bei L. ecitonis dicker; bei beiden Arten hat die Klaue das Aussehen einer weissen, fast cylin- drischen, etwas gekrümmten Haftborste; bei L. comes ist sie an der Spitze stärker erweitert und mit 2 kleinen Läppchen, bei L. ecitonis dagegen an der Spitze kaum erweitert und mit 2 sehr feinen Spitz- chen versehen. (So zeigt sich die Klauenbildung wenigstens an trocken präparirten Exemplaren bei öOfacher Vergrösserung.) 1) Kritisches Verzeichniss d. myrmek. u. termitoph. Arthropoden, 1894, p. 198 u. 199; Die myrmek. Acarineu von Holl. Limburg, in: Tijdschr. EntomoL, V. 42, 1899, p. 160—169. 2) Sur quelques Arthropodes trouves dans les fourmilieres, in: Rev. biol. Nord France, V. 6, 1894, No. 6, p. 201—215. Neue Dorylineti({äste aus dem neotropisclien und äthiopischen Faunengebiet. 257 II. Neue Gäste der afrikanisahen Treiberameisen (Anomma). Die „Augeulosen" (Anomma Shuck.) sind die berüchtigten blinden Treiberameisen des tropischen Afrika, deren Lebensweise bereits Savage geschildert hat. Sie bilden eine Unterabtheilung der arten- reichen Gattung Dorylus F. Ihrer Lebensweise wie ihrer dunklen Färbung nach sind die Anomma oberirdisch jagende Dorylus, während die echten Dorylus ihre Jagdzüge in unterirdischen Gängen veran- stalten und dem entsprechend auch meist heller gefärbt sind. Wenn wir von einer nicht näher bestimmbaren Angabe über eine in Anomma- Zügen von Sierra Leone beobachtete ,,Myrmedonia'''' absehen, waren bisher noch keine Anomma-Gä&te bekannt, obwohl dieselben ohne Zweifel in grosser Zahl und grosser Mannigfaltigkeit in den volk- reichen Karawanen der Treiberameisen sich finden, über welche die Reisenden und Missionare in Afrika so häufig zu berichten und zu klagen haben. Ein Forscher, der mit kühnem Gritte in das volle Ameisenleben dieser bissigen Räuberhorden hineinzugreifen wagt, wird ohne Zweifel viele interessante Funde machen. Dies beweist die Ent- deckung der ersten, zur Käferfamilie der Staphyliniden gehörigen Anomma-GsiSte, die hier beschrieben werden sollen. Herr E. Luja hatte während seines Aufenthalts in Kassai (belg. Congo, 1898 — 99) den glücklichen Einfall, aus einem Zug der Treiber- ameisen, der ihm begegnete, eine Masse Ameisen herauszugreifen und klumpenweise in ein grosses Glas mit Alkohol zu werfen. Letzteres wurde von dem Conservator am Luxemburger Naturhist. Museum, Herrn V. Ferrant, an welchen Luja seine Ausbeute gesandt hatte, mir freundlichst übergeben. Das Glas trug die Aufschrift: „Types divers d'une carawane de fourmis". Es enthielt Tausende von $$ ver- schiedner Grössenstufen von Anomma wilverthi Em. ^). Bei der grossen 1) Dieselben umfassen 7 Grössenstufen, von 2, .5 — 14 mm. Die grössten 59 haben einen riesigen, rhombischen, hinten stark verengten Kopf mit spitz gehörnten Hinterecken ; die kleinern 99 haben einen relativ längern, aber ebenfalls stark verengten und gehörnten Kopf; bei den allerkleinsten 59 (2,5 — 3 mm) ist der Kopf mehr gleich breit, mit stumpfen Hinterecken ; auch sind sie deutlicher behaart und heller (gelbbraun) gefärbt, während die übrigen Grössenstufen rothbraun mit schwarzbraunem Kopf und Hinterleib sind. Die Oberkiefer der grössten 59 haben nur einen einzigen grossen Zahn im 1. Drittel des Innen- Zool. Jahrb. XIV. Abth. l. Syst. j g 258 E. WASMANN, Zahl der aus einer Colonie stammendeu Ameisen kam mir der Ge- danke: sollten diese Räuber nicht auch Gäste als Begleiter gehabt haben, die zufällig n)it gefangen worden wären? Ich durchmusterte nun 6 Stunden lang unter der Lupe das gesammte Material. Die Mühe war nicht vergebens. Eine ziemlich grosse, an Ecitogaster er- innernde Aleocharine und eine winzig kleine, zur Gattung Boiyloxenus Wasm. gehörige Pygostenine wurden gefunden, erstere in einem, letztere in 2 Exemplaren. Hätte Herr Luja von der Anwesenheit dieser Coleopteren in dem Anomma-WQ&c vorher Kenntniss gehabt und daher auf den Fang derselben seine Aufmerksamkeit gerichtet, so würde er ohne Zweifel eine viel grössere Zahl erbeutet haben. Ich lasse nun die Beschreibungen folgen. 18. Synipolemon cuioniniatis n. g. n. sp. ein Anomnia- Gast des Sympliileiitypus. (Taf. 14, Fig. 18, 18a, b.) „Der T r e i b e r a m e i s e Kriegskamerad" {ovv-nolBf.aöv^ der mit in den Krieg zieht) benenne ich den grössern der neuen Änomma- Gäste. Die sonderbare Form des Kopfes, der Fühler und der Beine und der schmale Körper erinnern auf den ersten Blick an eine Hetero- ptere der Gattung Miris ( Wiesen wanze). Wer jedoch die Ameisen- gäste und deren Anpassungscharaktere bereits an Hunderten von Typen aus allen Welttheilen genauer kennen gelernt hat, kann an diesem wanzenähnlichen, schwarzbraunen, 6 mm langen Käfer, der systematisch zu den Aleocharinen gehört, Folgendes mit Sicherheit ablesen : 1) Er ist ein gesetzmässiger Änomma-GsiSt; dies zeigt die Ana- logie seines Habitus mit den brasilianischen Eciton-G ä.sten. 2) Er steht mit seinen Wirthen im Fühlerverkehr; dies zeigen seine sehr schlanken und zugleich kräftigen, eine spitze, lang spindelförmige Keule bildenden Fühler, welche sehr an Ecitogaster erinnern. 3) Er wird von seinen Wirthen wahrscheinlich als echter Gast beleckt; hierauf deuten die fettglänzende Oberseite des Körpers und die gelben Borsten des Hinterleibes hin. randes ; jene der kleinern haben noch einen 2. grossen Zahn vor der Mitte und zwischen beiden grössern Zähnen eine Reihe kleinere. Sehr merkwürdig ist, dass die kleinsten 99, wie Emery an den von mir ihm übersandten Exemplaren zuerst bemerkte , eine reducirte Zahl der Tühlerglieder haben, nämlich 8 — 10 Glieder statt 11 Glieder wie die grössern §9. Neue Doryliuengä^te aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 259 4) Er wird von seinen VVirthen sicherlich als echter Gast ge- füttert; dies bezeugt die Bildung seiner Unterlippe, deren Lippen- taster stark reducirt und winzig klein sind, wählend die Zunge mit den hierzu umgeformten Nebenzungen einen sehr breiten und grossen, seitlich stark gerundeten Löffel bildet (vgl. Fig. 18a). 5) Er wird von seinen Wirthen nicht selten ergriffen und in ihren Kiefern weiter transportirt; dies beweisen die drei hohen Halsschild- kiele, welche zwei tiefe Furchen einschliessen, ferner die tiefen, drei- eckigen Basalgruben der Flügeldecken und die furchenartig vertiefte Naht derselben. 6) Obwohl die laugen, dünnen Beine des Gastes ihn geeignet er- scheinen lassen, in den Zügen seiner Wirthe selber mit zu laufen, so deutet die Bildung seiner Tarsen (Fig. 18b) doch noch auf eine dritte Form der Ortsbewegung hin: sie sind nämlich fast fed erförmig, mit langen, weissen Haftborsten dicht besetzt, damit er sich auf dem Rücken seiner Wirthe festklammern und auf ihnen reiten könne. 7) Dass Sympolemon nicht zum Mimicrytypus der Dorylinengäste (Mimeciton^ Ecitomorpha^ Dorylostethus u. s. w.) gehört, geht daraus hervor, dass seine Körpereinschnitte und seine Fühler keineswegs jenen der Ameise nachgebildet sind und sein Kopf nicht verlängert ist. Er gehört vielmehr, gleich Ecitogaster, dem er im Habitus auf- fallend ähnlich ist, zum Sy mphilen ty pus der Dorylinengäste. Die systematische Stellung von Sympolemon ist nicht leicht zu erkennen, weil dieselbe durch die zahlreichen Anpassungscharaktere gleichsam maskirt wird. Ueber seine Zugehörigkeit zu den Staphy- liniden besteht kein Zweifel; aber die Unterfamilie, in welche er ein- zureihen ist, lässt sich nur durch sorgfältige Vergleichung feststellen, aus welcher hervorgeht, dass Sympolemon zu den Aleocharinen gehört. Am grössten ist seine Aehnlichkeit mit der brasilianischen Gattung Ecitogaster Wasm. Bei beiden Gattungen sind die Fühler auf der Stirn zwischen den Augen eingelenkt.' Da jedoch das 1. Fühler- glied sehr dick ist, stehen die Fühler an der Basis so nahe beisammen, dass die Stirn nur als ein schmaler, spitz dreieckiger Vorsprung zwischen ihnen hindurch treten kann. Zu beiden Seiten dieses Vor- sprungs ist die Stirn rings um die Fühlerbasis tief ausgeschnitten. Hierdurch wird bei Sympolemon in noch höherm Grade als bei Ecito- gaster der Schein erweckt, als ob die Fühler unter dem vordem Seitenrand der Stirn entsprängen, wie es bei den Tachyporinen der Fall ist. Aber auch bei Lomechusa, die doch eine unzweifelhafte Aleocharine ist, zeigt sich wegen der Dicke des Basalgliedes der 18* 2(iO E. WASMANN, Fühler eine ähnliche Bildung des Stirnrandes. Anderseits erinnert die Form der Fühler bei Sympolemon, wie bei Ecitogaster, an die Uuterfaniilie der Pygostenini, in so fern nämlich die Fühler vom 2. Glied an eine geschlossene, spindelförmige Keule bilden ; aber das 1. Fülllerglied ist bei diesen beiden Gattungen cylindriscli, ohne Aus- höhlung auf der Oberseite, während es bei den Pygostenini tonnen- förmig, oben tief und breit ausgehöhlt ist. Auch ein Vergleich mit der Fühlerbildung von Ecitochara fusicornis VVasm. ergiebt, dass wir Sympolemon ebenso wie Eciiogaater trotz ihrer sonderbaren Fühler- form zu den Aleocharinen rechnen müssen. Die Unterlippe von Sympolemon zeigt die charakteristische Form der symphilen Aleocharinen, al)er in einem so hohen Grade, wie es bei Lomechusa, Ecitogaster und andern myrmekophilen Aleocharinen nicht vorkommt. Die starke Reduction der Lippentaster und die un- geheuere Breite des Zun gen löffeis, welcher morphologisch aus der Zunge und den zu ihren Seitenlappen umgebildeten Nebenzungen sich zusammensetzt (vgl. Fig. 18a), lässt sich nur mit der Form der Unter- lippe bei der termitophilen Aleocharinengattung Spirachtha Schiödte einigermaassen vergleichen. Der Kopf von Sympolemon (Fig. 18) ist etwas länger als breit, oval rechteckig, oben flach, mit grossen, aber fast gar nicht vor- tretenden Augen. Die Fühler sind llgliedrig, lang und kräftig, spindelförmig, bis zur Spitze der Flügeldecken reichend. Glied 1 ist dick cylindrisch, doppelt so lang wie breit, Glied 2 sehr klein, kurz ringförmig, 3 sehr lang, länger als die beiden folgenden zusammen; Glied 4—7 sind doppelt so lang wie breit oder länger, die ersten etwas kürzer und dicker als die letzten; Glied 8, 9 10 sind etwas kürzer als die vorhergehenden, aber, da sie dünner sind, doch eben- falls doppelt so lang wie breit; Glied II ist fast so lang wie die 3 vorhergehenden zusammen. Glied 1 ist dicker als die übrigen, 2 — 11 bilden eine lang gestreckte, spindelförmige Keule, welche gegen die Spitze allmählich dünner wird; Glied 2—10 sind walzenförmig, 11 sehr lang und spitz kegelförmig. Das Halsschild ist breiter als der Kopf, so lang wie breit, quadratisch, der Vorderrand zur Aufnahme des Koptes tief ausge- schnitten, daher die Vorderecken stark vortretend. Die Seitenränder sind vollkommen gerade und parallel, der Hinterrand ist flach ge- rundet. Die Oberfläche des Prothorax hat jederseits eine sehr tiefe und breite Längsfurche, so dass sowohl die Thoraxmitte als auch die Seitenränder die Form von hohen, gewölbten Kielen erhalten. Das Neue Dorylinengäste aus dein neotropisclien und ätliiopiseheii Fauneiigebiet. 201 SchiMchen ist dreieckig und liegt in einer tiefen Qiierfurche, welche Prothorax und Flügeldecken trennt. Diese Furche setzt sich auf den Flügeldecken fort als tiefe und hreite Nahtfurche in der Mitte, sowie jederseits als eine zwischen der Schulter und der Naht liegende tiefe, dreieckige Basalgrube. Der Hinterleib ist lang kegelförmig, schmal aber scharf gerandet, oben flach gewölbt. Kopf, Prothorax und Flügeldecken sind fein und dicht chagrinirt, schwach fettglänzend. Der Kopf ist überdies dicht und fein puuktirt. Die Flügeldecken zeigen eine äusserst feine, dichte Grundpunktirung und auf dieser spärliche, seichte, grössere Punkte. Die Seiten und die Epipleuren der Flügeldecken sind fein längs gerunzelt. Der Hinter- leib ist sehr fein und dicht chagrinirt und dicht punktirt, daher fast glanzlos. Die Färbung der Oberseite ist ein dunkles Pechbraun, die aufgebogenen Seiten ränder des Hinterleibes, die Hinterleibsspitze und die Unterseite sind rothbraun. Kopf und Halsschild sind kahl, der Hinterleib ist mit regelmässigen Querreihen langer, gelber, schwach aufgerichteter Borsten ziemlich dicht besetzt; die Fühler und Beine tragen eine kurze, dichte goldgelbe Pubescenz. Mundtheile: Die Oberlippe ist quer, vorn gerade abgestutzt, mit gerundeten Seitenecken. Die Oberkiefer sind einfach, kurz und kräftig, hakenförmig, scharf spitzig. Die Unterkiefer sind ähnlich wie bei M^rmedonia, die äussere Lade um die Hälfte länger als die innere, lang bewimpert. Die Kiefertaster gleichen ebenfalls jenen von Myrme- donia, sie sind 4gliedrig, mit lang cylindrischem 3. und sehr kleinem, kegelförmigem 4., Glied. Das Kinn ist vorn fast gerade abgestutzt. Die Unterlippe ist, der hochgradigen Symphilie des Gastes ent- sprechend, sehr eigenthümlich gebildet (vgl. Fig. 18a). Sie ist sehr kurz und breit, die Bgliedrigen Lippentaster sind stark reducirt mit dick walzenförmigem 1., sehr kurzem, querem 2. und spitz kegel- förmigem 3. Glied; sie sind so kurz, dass nur die Spitze des End- gliedes die riesigen Seitenlappen der Zunge überragt. Die Zunge ist ungeheuer breit, ihr Mittelstück sehr kurz und flach gerundet, ihre beiden Seitenlappen, welche durch die vorn bewimperten Nebenzungen gebildet werden, sehr gross und breit gerundet, den Stamm der Unter- lippe seitlich weit überragend. Die Unterseite des Kopfes zeigt eine sehr breite Längsfurche, welche -/s der Kopfbreite einninunt und sich bis zum Kinn erstreckt. Die Vorderbrust ist vor den riesigen Vorderhüften sehr kurz, in der Mitte gekielt; seitlich schliessen sich an die Vorderhüften die völlig umgebogenen Halsschildräuder an. Die Mittelbrust ist sehr kurz und 262 E. WASMANN, kaum sichtbar, weil sie von einem breiten, die Mittelhüften weit trennenden Fortsatz der Hinterbrust bedeckt wird. Das Metasteruum ist sehr lang und breit, tief längsgefurcht. Die Vorderhüften sind sehr gross, platt kegelförmig, einander berührend; die Mittelhüften sind kurz kegelförmig, weit getrennt; die Hinterhüften sind quer vier- eckig und ziemlich llach, einander fast berührend. Die Beine sind lang und dünn, die Schenkel gerade, die Mittel- und Hinterschienen kaum gekrümmt. Die Schienen sind gegen die Spitze mit langen Stachelborsten besetzt und tragen 2 Endsporne. Die Tarsen sind höchst abweichend gebildet, ähnlich wie bei Dorylo- xenus, aber viel länger. Sie sind scheinbar eingliedrig, indem selbst bei starker Vergrösserung keine deutliche Gliederung bemerkbar ist. Sie sind mit langen Stachelborsten und unten mit langen, weissen, an der Spitze kolbigen und gekrümmten Hafthaaren so dicht besetzt, dass sie ein pantoöelähnliches Aussehen erhalten (vgl. Fig. 18b, Seiten- ansicht des Hinterfusses). Ich gebe nun noch kurz die lateinische Diagnose dieses merk- würdigen Anomma-G astes. Sympolemon n. g. Aleocharinorum {ovv-7ioIei.iwv). (Fig. 18.) Corxtoris forma valde elongata et acuminata. Äntennae longae, inter oculos insertae, llarticulatae^ fusiformes, fraciae, ah art. 2° — \\um. clavam, solidam, valde elongatam et acuminatam formantes, art. 3^ et IP elongatis. Labrum latum, truncatum. Mandihulae simpUces, acutae. Maxillae angustae, mala exterior dimidio longior interiore., dense ciliata. PaJpi maxillares Aarticulati. art. 3*^ elongato, cylindrico, 4" hrevi, conico. Lahium (Fig. 18a) brcve, ligula late rotundata cum paraglossis valde dilatatis et prominentihus unita. Falpi lahlales hrevissimi, triarticu- lati, sub paraglossis fere occulti. Caput oblong o-ovatum, deplanatum, oculis magnis, haud promi- nentibus, ori approximatis. Frons inter antennarum insertiones acute producta, utrimque circa antennarum basin profunde excisa. Pro- thorax capite latior, quadratus., antice profunde emarginatus, suptra profunde bisulcatus et alte tricostatus. Scutellum parvum., trianguläre. Elylra thorace multo latiora et longiora, apice truncata., sutura pro- funde sulcata, fovea basali trigona utrimque juxta humeros instructa. Abdomen conicum., marginatum, elongatum et acuminatum. Prosternum ante coxas anticas carinatum; mesosternum brevissimum ; metasternum longissimum, longitudinaliter sulcatum, antice inter coxas medias pro- Neue Doryliiiengäbte aus dem neotropischeu und äthiopisclien Faunengebiet. 263 ductum. Coxae anticae maximae, longe iwominentes^ deplanatae ; mediae late separatae, posticae subcontiguae. Pedes lonfji et graciles. Tarsi omnes apparenter uniarücnlati^ setis longis acutis et insuper pilis longis alhis apice incrassatis et curvatis (Hafthaare !) dense vestiti (Fig. 18b). Sympolemon anommatis n. sp. Ohscure piceus, subnitidus, abdominis margine^ apice et venire rufopiceis. Caputh thorax et elytra nuda , dense alutacea , capife elytrisque insuper punctatis^ elytrorum margine et epipleuris longitudi- naliter striolatis. Abdomen dense alutaceum et punctatum, setis longis flnvis dense vestitum. Aniennae pedesque breviter flavopubescentes. Long. 6 jwm, lat. 1,3 mm. 19. Doryloocenus lujae n. sp, (Taf. 14, Fig. 19, 19a — d.) Der kleinere der beiden ^womma-Gäste, die von E. Luja in einer Karawane von Anomma wilvertki (Kassai, belgisch Congo) gefangen wurden, ist nahe verwandt mit dem südafrikanischen Boryloxenus cor- nutus Wasm. ^), der von Dr. Bkauns bei Dorylus helvolus in der Cap- colonie entdeckt worden war. Ich nenne ihn zu Ehren des Entdeckers Doryloxenus lujae. Darüber, dass er zu derselben Gattung Borylo- xenus gehört, besteht kein Zweifel, obwohl er relativ bedeutend breiter ist als cornutus; auch ist er viel heller gefärbt. Andrerseits hat er grosse Aehnlichkeit mit Mimocete phocaena Fauv. Da jedoch Mimocete nach Fauvel einen breit gerandeten Hinterleib hat, während die neue Art gleich Doryloxenus cornutus einen sehr schmal ge- randeten Hinterleib besitzt, kann Doryloxenus lujae nicht identisch sein mit Mimocete phocaena. Eine andere Frage ist, ob zwischen Doryloxenus Wasm. (in: Wien, entomol. Ztg., 1898, p. 101) und Mimocete Fauv. (in: Rev. Entom. 1899, p. 7 = Phocasoma Kr., in : Deutsch, entomol. Ztschr. 1899, p. 363) eine generische Verschiedenheit besteht. Fauvel begründet dieselbe auf den breiter gerandeten Hinterleib und die verschiedene Bildung der Tarsen. Ersteres Moment dürfte, allein genommen, wohl nicht entscheidend sein. Was die Bildung der Tarsen angeht, habe ich eine genaue mikroskopische Untersuchung derselben bei Doryloxenus cor- nutus und lujae (an mit Pikrokarmin gefärbten Canadabalsam-Präpa- 1) Eine neue dorylophile Tachyporinengattung aus Südafrika, in : Wien, entomol. Ztg., 1898, p. 101—103, fig. 1—4. 264 E. WASMANN, raten) vorgenommen, welche in mir Zweifel erregt, ob dieselbe wirk- lich verschieden ist von der bei Mimocete durch Fauvel angegebenen. In meiner ersten Gattungsdiagnose von Boryloxenus hatte ich bemerkt: ,,Tibiae apice longe spinosae ; tarsi hrevissimi, obsoleti, setosi, antici vix, posüci liaud articulati, apice haud imguicidati, antici pro- cessu membranaceo (Haftläppchen) instrucU.'' Fauvel dagegen giebt für Mimocete an: „Tibiis brevioribus et laHoribiis, apice subtus pro- funde triangulariter emarginntis, tarsis uniarticulatis, articulo ungui- culis binis recurvis ierminato facile distinctum.^'' Ich finde nun bei mikroskopischer Untersuchung, dass bei D. lujae die Schienen an der Spitze ihres Unterrandes etwas tiefer aus- geschnitten sind als bei D. cornutus. Die Tarsen finde ich bei beiden Arten ganz rudimentär. Bei D. lujae haben die Vordertarsen nur eine äusserst schwache Andeutung eines Igliedrigen Basalstummels, die Hintertarsen eine etwas klarere Andeutung eines 2gliedrigen Basalstummels. „Gekrümmte Klauen" von gewöhnlicher Bildung finden sich bei beiden nicht, sondern statt derselben zwei lange, fast gerade, scharf spitzige Stacheln; zwischen und neben diesen Stacheln finden sich, ebenfalls von dem Basalstummel des Tarsus ausgehend, eine be- trächtliche Anzahl von äusserst zarten, langen, jene Stacheln theilweis noch überragenden Haft haaren. Bei Anwendung mikroskopischer Trockensysteme scheinen diese Haare, namentlich bei schwächerer Vergrösserung, in zwei äusserst feine, convergirende Aestchen sich zu theileu; bei Anwendung homogener Immersion (Zeiss Vi 2) ^ässt sich jedoch sicher feststellen, dass zwischen diesen Aestchen eine äusserst feine Membran sich befindet, so dass jedes dieser Hafthaare die Ge- stalt eines lang gestielten, äusserst zart membranösen Trichters be- sitzt (vgl. die Abbildungen Fig. 19c, d). Bei Boryloxenus cornutus findet sich dieselbe Tarsenbildung; an dem in: Wien, entomol. Ztg., 1898, p. 102, fig. 3 abgebildeten Vorder- tarsus waren mehrere Hafthaare zusammengeklebt und erweckten dadurch den Schein eines zusammenhängenden Haftläppchens. Die beiden, langen, geraden Stacheln zwischen den Hafthaareu kann man bei homogener Immersion auch an D. cornutus deutlich zwischen den Hafthaaren unterscheiden. Dass Fauvel die Hafthaare an den Tarsen von Mimocete nicht erwähnt, dürfte vielleicht nur darauf zurückzuführen sein, dass er keine mikroskopischen Präparate anfertigte; ich zweifle kaum, dass sie auch bei Mimocete vorhanden sind, zu demselben biologischen Zweck wie bei Boryloxenus (siehe unten). Die beiden Stacheln Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und ätliiopischen Faunetigebiet. 265 können durch die ihnen anliegenden und dieselben theilvveise überragenden Hafthaare zudem bei schwächerer Vergrösserung leicht das Aussehen zweier gekrümmter Klauen erhalten. Leider steht mir kein Exemplar von Mlmocete zu Gebote, so dass eine sichere Ent- scheidung hierüber durch mikroskopische Untersuchung der Tarsen einstweilen nicht möglich ist. Die mikroskopische Präparation der M u n d t h e i 1 e von Borylo- xenus lujae (mit Pikrokarminfärbung) ergab folgende Ergänzungen zur Gattungsbeschreibung von Doryloxenus: Die Oberkiefer sind kurz, einfach, gekrümmt, von der Basis bis zur Mitte stark verengt und mit scharfer Spitze. Die äussere Unter- kieferlade ist ein wenig länger als die innere, an der Spitze fein be- haart; die innere ist mit gekrümmten Stachelborsten von der Mitte bis zur Spitze bewehrt (Fig. 19b). Die Kiefertaster sind 4gliedrig, ziemlich dick, Glied 2 kurz kegelförmig, 3 doppelt so lang wie 2, walzenförmig, fast doppelt so laug wie breit; 4 ist um die Hälfte kürzer als 3, spitz kegelförmig. Die Lippentaster sind 3gliedrig, mit langem und dickem, cylindrischem Basalglied, welches länger ist als die 2 folgenden zusammen; Glied 2 ist kaum länger als breit, 3 doppelt so lang und etwas schmäler als 2, walzenförmig. Die Zunge ist gross und breit, die Spitze des 2. Tastergliedes etwas überragend, breit herzförmig, der breite Vorderrand in der Mitte schwach ausge- randet (Fig. 19a). Doryloxenus lujae gleicht in seiner Gestalt einem breit gewölbten, hinten zugespitzten Gerstenkorn (Fig. 19); die dicken, horuförmigeu Fühler sind vorgestreckt und bis in die Nähe der Basis sichtbar ; die kurzen Extremitäten verschwinden fast unter dem breiten Körper. Die Augen sind klein aber deutlich, unter dem Seitenrande des Hals- schildes sichtbar (bei Unteransicht). Die Körpergestalt dieses Thieres stellt einen hochgradigen, für die Ameisenkiefer schwer erfassbaren Trutztypus dar, der gerade das Gegentheil von der schlanken, langbeinigen Gestalt des zum Sym- phileutypus gehörigen Sympolemon ist. Die Beinbildung von Doryloxenus lujae, besonders die bestachelten Schienenspitzen und seine verkümmerten, mit langen Stacheln und Hafthaaren besetzten Tarsen (Fig. 19c, d) weisen darauf hin, dass er als Reiter seine Wirthe begleitet, zumal seine kurzen Beine ihm nicht gestatten würden, denselben zu folgen. Vermuthlich klammert er sich mit den Stachel- borsten und Hafthaaren seiner Extremitäten an die Larven von Änomma fest und lässt sich auf diese bequeme Weise weiter befördern ; 266 E. WASMANN, wahrscheiolich ist er auch seiner Ernährungsweise nach ein Brut- parasit der letztern. Doryloxenus lujae n. sp. (Fig. 19.) Multo latior Doryloxeno cornuto, hrunneo-testaceiis, eJytris paullo obscurioribus, nitidus, abdomine dense flavosetoso, apice densius nigro- setoso. Caput declive, disciforme, antice subrotundatum ei planum, laeve, linea transversa prope marginem anteriorem instructum. Oculi parvi, infra visibiles. Antennae capite paullo longiores, valde crassae, conicae. Thorax valde convexus, capite fere quadruplo latior, antice profunde emarginatus etcaput amplectens,margine postico toto rotundato, parce subtiliter punctatus. Scutellum vix visibile. Elytra apice emargi- nata, in lateribus thorace paullo longiora, in medio duplo breviora thorace, subtilissime et indistincte punctata. Abdomen anguste marginaftim, seg- mentis duobus idtimis dorsalibus perlongis, immarginatis, vix iiitidum., basi dense et subaspere punctatwn, apice parcius punctato. Long. corp. 1,6 mm, lat. 0,6 mm. III. Ein neuer Gast von Dorylus helvolus L, aus Süd-Afrika. 20. Dorylostethus raifrayi Brauns i. 1. it» sp. (Taf. 14, Fig. 20.) Die Aleocharinengattung Dorylostethus Brauns, auf D. wasmanni Brauns ^) begründet, repräsentirt den Mimicrytypus der afrika- nischen Dorylinengäste in hohem Grade, wie es Brauns (1. c.) bereits gezeigt und ich später näher ausgeführt habe 2), durch Vergleichung mit dem Mimicrytypus der neotropischen £citon-(jSiSie. Ein besonders charakteristisches Merkmal der schlanken, in ihrer Körpergestalt, ihrer Fühlerbildung und Bewegungsweise den kleinsten $$ von Dorylus hel- volus täuschend ähnlichen Gattung Dorylostethus ist die Quernaht in der Mitte des Prothorax, welche der Mesometauotalnaht der Ameise nach- gebildet erscheint und bei den neuweltlichen Dorylinengästen des Mimicrytypus nur durch eine schwache Einschnürung angedeutet ist; von dieser eigenthümlicheu Brustbildung erhielt die Gattung ihren Namen Dorylostethus. Brauns hat später noch eine zweite Art des- 1) in : Wien, entomol. Ztg., 1898, p. 224—227. 2) Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen, in: Zoologica, 1899, Heft 26, p. 52, tab. 2, fig 8. u. 9. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und ätliiojjisclien FauiieiiKebiet, ^67 selben Geuus bei Kroonstad im Oranjefreistaat unter Steinen in Ge- sellschaft der nämlichen, unterirdisch lebenden Don/Ius-krt entdeckt und als Dorylostcthus raffrayi nach dem bekannten Pselaphidenforscher Herrn Achille Raffray in Capstadt benannt. Da er an der Be- schreibung der neuen Art verhindert war, übertrug er mir dieselbe. Dorylostethns raffrayi (Fig. 20) ist viel kleiner, schlanker und dunkler gefärbt als D. wasmanni Brauns. Der Kopf ist bedeutend schlanker, die Einschnürung hinter den Augen viel tiefer; auch der Thorax ist schlanker und in der Mitte tiefer eingeschnürt. Die Naht der Flügeldecken ist stark vertieft und das Basalgrübchen neben der Naht ebenfalls tiefer. Die Unterseite der Vorderschenkel ist mit einem Zahn versehen wie bei D. wasmanni. Die Färbung ist ein glänzendes Pechschwarz; die Körpergrösse (2 mm) entspricht den allerkleinsten $$ der Wirthsameise (Dorylus helvolus L.). Die ganze Oberseite ist äusserst fein chagrinirt und sehr kurz und ziemlich spärlich behaart. Das biologisch wichtigste Moment in der auf Täuschung des Fühler- tastsinns der blinden Wirthe berechneten Mimicry ist auch bei Dory- lostethns raffrayi die Dori/^MS-Aehnlichkeit seiner Fühlerbildung, welche namentlich in der ogliedrigen Endkeule mit dem mächtig entwickelten Endglied derselben sich zeigt. Die fast schwarze Färbung dieses Gastes, im Gegensatz zu der rothgelben Färbung seiner Wirthsameise, bestätigt meine bezüglich des D. wasmanni ausgesprochene Ansicht, dass die gelbrothe Färbung des letztern nicht als echte Mimicry zu deuten ist, da sonst auch D. raffrayi, der ein ebenso vollkommener Vertreter desselben Mimicry- typus ist, ebenfalls das Colorit seiner Wirthe zeigen müsste. Die Mimicry von Dorylostethns ist, der völligen Blindheit von Dorylns entsprechend, ausschliesslich auf Täuschung des Fühlertastsinns der Wirthe berechnet ^). Dorylostethns raffrayi n. sp. (Fig. 20.) Parvus, valde angustus et convexus, corporis et praesertim anten- narnm forma operariam minimam Doryli simulans; subtiUssime aln- taceus, nigropiceus, nitidns, capite thoraceqne nigris, hand dense hre- viter pilosns. Antennae capite thoraceque vix longiores, art. 1" crasso, clavato, 2 — 8 angnstis, 3" oblongo-conico, 4° hreviter conico, 5—8 trans- versis; art. 9 — 11 clavam crassam longamque formantihus, art. 9" et 1) Vergleiche hiermit die Mimicry bei Eciton-Ga.sten (Die psy- chischen Fähigkeiten der Ameisen, p. 49 — 53). 268 E. WASMANN, 10'^ transversis, 1 1 ° ninximo, subcylindrico, paullo curvato. Caput valde elongation et convexum, Intitudine fere tri^üo longius^ post oculos prominentes profunde constrictiim. Thorax capitis longitiidine et vix latior capiie, vnlde elongatus et convexus, latitudine plus duplo longior, in medio profunde constrictus, parte antica laterihus rotundatis, postica suhrectis. Scutellum parvum, triangidare. JElytra thoracis longitudine sed duplo latiora, suhtiliter parce punctata^ sutura impressa et fovea hasali utrimque intra humeros sat longa. Abdomen elytris fere duplo latius, basi subito constrictum, apice sensim acuminatuni, valde con- vexum^ lateribus obsolete marginatis, subtilissime punctatum. Pedes longi^ femoribus praesertim anticis et mediis clavatis, anticis infra in medio unidentatis. Long. corp. 2 mm. Mir lag ein Exemplar vor, dass Herr Dr. Brauns mir gütigst überliess; andere befinden sich in seiner Sammlung. Die übrigen bisher bekannt gewordenen Gäste von Dorylus liel- volus werden später in dem unter V. gegebenen Verzeichniss der Dorylinengäste erwähnt werden. Hier dürfte es nur noch von In- teresse sein, zu erwähnen, dass ein zur Dipterenfamilie der Phoriden gehöriges Thier aus Süd- Afrika, welches vor 43 Jahren (1857) von H. LoEW in : Wien, entomol. Monatsschr. (V. 1, No. 2, p. 54) als Psyllomyia iestacea beschrieben wurde, zu den Gästen von Dorylus helvolus gehört. Dr. Hans Brauns fand es 1898 bei Port Elizabeth (Capcolonie) bei jener unterirdisch lebenden Ameise unter Steinen, zu- gleich mit andern Gästen derselben, und sandte es mir zu. Diese merkwürdige Phoride ist durch ihren grossen, fast dreieckigen Kopf, die verdickten Hinterschenkel, die lange Beborstung des Körpers und die rudimentären, kurzen, gelbgrauen Flügeldecken gleichenden Flügel- stummel ausgezeichnet. Der Hinterleib ist dunkler braun, der übrige Körper hell gelbbraun. Die Gesammtlänge beträgt nur 1 mm. IV. Ein neuer Aenictus-Gast aus Süd-Afrika. 21. Aenictonia comk/era n, g. n. sp. (Taf. 14, Fig. 21.) Die Dorylinengattung Aenictus, welche in Afrika, Ostindien und Australien zu Hause ist, hat endlich auch einen ihrer Gäste bekannt gegeben. Dr. Hans Brauns, dessen Entdeckungen wir so reiche Auf- schlüsse über die Myrmekophilen- und Termitophilenfauna von Süd- Afrika verdanken, gelang es, in Gesellschaft von Aenictus eugenii Em. • bei Bothaville im Oraiije-Freistaat eine Staphylinide aus der Unter- Neue Dorylinenitäste aus dem neotropisclien und äthiopisclien FaimeiiKebiet. 269 faniilie der Aleocharinen als Gast zu finden, die manche Verwandt- schaft mit der Gattung Mtjrmedonia Er. aufweist, aber eine so merk- würdige BiUluug von Kopf, Thorax und Flügehlecken hat, dass sie von jener Gattung getrennt werden muss. Ich nenne das sonderbare Thier nach seiner Wirthsameise Aenictonia und nach seinem gehörnten Kopf cornigera. Aenictonia cornigera ist von der Grösse der mittlem Arbeiter von Aeniclus eugenii^ von ziemlich flacher, Myrmed'ö.QtQ zu Eciton foreli als Wirth ge- hören. 4) Das Fragezeichen vor den Artnamen bedeutet, dass die Gesetz- mässigkeit ihrer Symbiose (nicht die Artbestimmung) noch zweifel- haft ist. 272 E. WASMANN, Ecitopora major Wasm. Rio de Janeiro. „ yoeldii Wasm. Rio de Janeiro und S. Catharina. Xenocephalus schmnlzi Wasm. S. Catharina. „ limulus Wasm. Rio de Janeiro. ? Myrmedonia albonigra Wasm. Rio de Janeiro. Bei Eciton praedator F. Smith {omnivoruni autorum): (Coleoptera, St(ipliylinidae) Ecitogaster schmalzi Wasm. S. Catharina und Rio de Janeiro. 3Iimecifon piilex Wasm. S. Paulo und Rio de Janeiro. Ecitofiüla claviventris Wasm. S. Paulo. „ socia Wasm. S. Paulo und Rio de Janeiro. Ecitophüa onmivora Wasm. S. Paulo und Rio de Janeiro. EcUonia salesiana Wasm. S. Paulo und Rio de Janeiro. „ badariottii Wasm. Rio de Janeiro. Xenocephalus schvppi Wasm. Rio Grande do Sul u. S. Catharina. „ trilobita Wasm. Rio de Janeiro. Phüeciton badariottii Wasm. S. Paulo. Ecitonides tuberculosus Wasm. Rio de Janeiro u. S. Catharina. „ brevicornis Wasm. Rio de Janeiro und S. Catharina. ? Eulissus badariottii n. sp. S. Paulo (vgl. Nachtrag). (Coleoptera, Histeridae) Synodites schuppi Schmidt. Rio Grande do Sul. (Coleoptera, Fselaphidae) ? Arthmius macrocephalus Schauf. S. Paulo. (Coleoptera, Lathridiidae) Coluocera ecitonis Wasm. Rio de Janeiro. (Hynienoptera, Froctotrupidae) Ecitopria crassicornis Wasm. S. Paulo. (Diptera, Phoridae) n. g. n. sp. (prope Psyllomyia testacea Loew?). S. Catharina. (Acarina, Gamasidae) Loelaps comes iViON. S. Paulo, Äntennophorus barbatus Wasm. S. Catharina. Bei Eciton coecum Latk. : (Coleoptera, Staphylinidae) Eciioxenus heyeri Wasm. Rio Grande do Sul. Ecitonides longice2)s Wasm. S. Catharina. (Acarina, Gamasidae) Loelaps ecitonis Wasm. S. Catharina. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 273 Bei Eciton legionis F. Smith: (Coleoptera, Staplnjlinidae) Ecitodulus crassicornis Wasm. S. Catharina. Xenocephalus goeldii Wasm. S. Catharina und Rio de Janeiro. - Myrmedonia legionis Wasm. Rio de Janeiro. (Coleoptera, Histeridae) Teratosoma hngipes Lew. S. Catharina. II. Mittelamerika. Bei einer nicht näher bezeichneten Eciton- krt: (Coleoptera, Staphylinidae) Cephaloplectus godmani Shp. Panama. III. Nordamerika. Bei Eciton californicum suhsp. opacithorax Em.: (C oleoptera, Staphylinidae) Ecitonusa schnitti Wasm. N. Carolina. (Coleoptera, Histeridae) JJlheus intricatus Hörn. N. Carolina. Bei E citon carolinense Em. : Ecitonusa foreli Wasm. Die Gäste von Eciton nigrescens Cress. siehe im Nachtrag (S. 283). Unter den hier aufgeführten Eciton-Geisten zählen zum Sym- philentypus: Teratosoma longipes, Ecitogaster scTimalzi und Ecito- phya simulans, welch letztere zugleich auch zum Mimicrytypus, und zwar zu einer der höchsten Stufen desselben, gehört. Andere Uebergänge zwischen Symphilentypus und Mimicrytypus werden durch Ecitoxenia und Ecitodulus gebildet. Zum Mimicrytypus gehören die Gat- tungen: Mimeciton, Ecitophya, Ecitomor2)ha, Ecitonilla, Ecitonides^ Ecitochara, Ecitoxenia, in geringerm Grade Scotodonia und Tetradonia. Den Uebergang vom Mimicrytypus zum indifferenten Typus vermitteln Ecitopora, Ecitonia und Ecitophila. Zum Trutztypus (Schutzdachtypus) gehören Xenocephalus, Cephaloplectus, Ecitoxenus und Synodites. Aus obiger Liste ergiebt sich, dass bisher die Eciton-Gäste aus Brasilien nur von 4 südlichen Staaten (Rio de Janeiro, S. Paulo, S. Catharina und Rio Grande do Sul) einigermaassen bekannt sind. Am besten kennen wir die Gäste der häufigsten Art, Eciton prae- dator {omnivorum autor.), unter deren 20 Gastarten auch bereits das Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 19 274 E. WA8MANN, richtige Verhältniss der Staphyliniden (13 Arten) za den andern Familien und Ordnungen ecitophiler Insecten (und Acarinen) zum Ausdruck kommen dürfte. Die eigentliche Heimat von Eciion, das tropische Brasilien vom Aequator bis zum 20. Breitengrad, hat noch keine Eciton-GÄsta geliefert, obwohl dieselben dort in noch weit grösserer Zahl und Mannigfaltigkeit der Formen vertreten sein dürften. Dasselbe gilt auch für das tropische Mittelamerika. Aus Texas theilt Prof. Wheeler mir mit, dass er einen neuen Gast des Mimicrytypus (eine Staphylinide) bei Eciton stimichrasti Nort. entdeckt habe. (Siehe Nachtrag S. 283.) Die südlichen Staaten der nordamerkainschen Union dürften noch manche interessante Eciton-G-dSte beherbergen. B. Mediterranes Gebiet. Bei Dorijlus juvenculiis Shuck. {Typhlopone oraniensis Luc.)^): (Coleoptera, Staphylinidae) Tygostenus {Typhloponemys) hypogaeus Ret. Syrien. C. Aethiopisches Gebiet. Bei Dorylus helvolus L. : (Coleoptera, Staphylinidae) Dorylostethus wasmanni Brauns. Capcolonie, Oranje-Freistaat. Dorylostethus rajfrayi Wasm. Oranje-Freistaat. Dorylohius sulcicoUis Raffr. Capcolonie. Derema foveicoUis Fauv. Capcolonie. Myrmedonia dorylina Wasm. Capcolonie. Doryloxenus cornutus Wasm. Capcolonie. Pygostenus raffrayi Wasm. Capcolonie. „ rufus Raffr. Capcolonie. Trilohitideus mirahilis Raffr. Capcolonie. (Diptera, Phoridae) Psyllomyia testacea H. Loew. Capcolonie. Bei Dorylus (subg. Anomma) wilwerthi Em.: (Coleoptera, Stap)hylinidae) Sympolemon anommatis Wasm. Congostaat. Doryloxenus lujae Wasm. Congostaat. 1) Diese Ameisenart ist als nördlicher Ausläufer der äthiopischen orylinenfauna zu betrachten. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischeu und äthiopischen Faunengehiet. 275 Bei Äeni ctus eugenii Em.: (Coleoptera, Staphylinidae) Aenictonia cornigera Wasm. Oranje-Freistaat. Trilohitideus mirabilis Rafpr. ^). Oranje-Freistaat. Unter den obigen afrikanischen Dorylinengästen ist der S y m - philentypus durch Sympolemon vertreten, der Mimicrytypus durch DorylostetJiiis und Dorylohius, der Trutztypus (Schutzdach- typus) durch Doryloxenus, Pygostenus und Trilohitideus. Die Dorylinengäste des äthiopischen Gebiets sind nach obiger Liste otfenbar erst sehr fragmentär bekannt, insbesondere aber die J-womma-Gäste des tropischen Afrika, die kaum minder zahlreich sein dürften als die brasilianischen E'ci^ow-Gäste. Ostindische Dorylinen- gäste sind erst vermuthungsweise (siehe im Folgenden), australische noch gar nicht bekannt. Zu den gesetzraässigen Dorylinengästen des Trutztypus gehören sicherlich auch alle übrigen Arten der Gattung Pygostenus Kr.; ebenso auch die Gattung Mimocete Fauv. (Phocasoma Kr.), welche mit Doryloxenus Wasm. sehr nahe verwandt ist und neben einer An- zahl afrikanischer auch eine ostasiatische Art umfasst. Die Gattung Mmidera Fauv. aus Zanguebar ist ihrem Habitus nach ebenfalls ein Dorylinengast desselben Trutztypus; dasselbe gilt auch für die bisher nur in getrocknetem Tabak (!) aus Sumatra gefundenen Gattungen Xenidus, Belius und Delihius Fauv., deren eigentliche Heimath in den Dorylinencolonien der Tabakpflanzungen zu suchen sein muss. Ueber- haupt gehört die ganze Unterfamilie der Pygostenini dem Trutztypus der altweltlichen Dorylinengäste an und bildet ein schönes Beispiel dafür, wie man aus dem morphologischen Habitus eines Thieres seine Lebensweise erkennen kann. VI. Vergleich zwischen den Dorylinengästen des neotropischen und des äthiopischen Faunengebiets. Wenn wir die Eciton-Gä,sta Amerikas mit den Dorylus-, Änonima- und Äenictus-Gksten Afrikas auf Grund des unter V. gegebenen Ver- zeichnisses vergleichen, so ergiebt sich Folgendes: 1) Dr. Brauns bezeichnete mir die Wirthsameise, bei welcher er bei Bothaville (Oranje-Freistaat) den Trilohitideus gefunden, damals als Äenictus sp. Es ist kaum zu bezweifeln, dass der später mit Aenic- tonia von ihm übersandte Äenictus eugenii Em. (von Emery bestimmt) auch der Wirth des Trilohitideus ist, weil Brauns es sonst ausdrück- lich bemerkt hätte. 19* 276 E. WASMANN, 1) Nur die kosmopolitische Gattung Myrmedonia ist als ge- meinschaftliches Element in der Dorylinenfauna beider Welt- theile vertreten. (Dieselbe Gattung liefert auch ein beträchtliches Contingent zur Termitophilenfauna Afrikas und Ostindiens.) 2) Bei den Gattungen, welche zum Mimicr y ty pu s, zum Symphilentypus und zum Trutztypus der Dorylinengäste ge- hören, ist keine nähere systematische Verwandtschaft zwischen den betreffenden Vertretern der alten und der neuen Welt vorhanden, ob- wohl es nicht unwahrscheinlich ist, dass nicht wenige Vertreter der beiden ersten Typen unter den myrmekophilen Aleocharinen sich ur- sprünglich von einem gemeinschaftlichen Stamm des indifferenten Typus, speciell von der Gattung Myrmedonia, abgezweigt haben. 3) Trotzdem zeigt der Mimicrytypus , der Symphilentypus und der Trutztypus der zu den Staphyliniden gehörigen Dorylinengäste der neuen und der alten Welt vielfach auffallend analoge Formen, welche aus der durch die analoge Lebensweise bedingten analogen Entwicklungsrichtung ihrer Anpassungscharaktere erklärlich sind, Beispiele: Mimicrytypus : Symphilen- typus : Trutz typ US (Schutzdach- typus) : Neotropisch : Mimeciton, Ecitopliya, Ecitomorpha (Fig. 2). Neotropisch : Ecitogaster, (Fig. 1). Neotropisch : Xenocejjhalini {J^enocephalus [Fig. 7], Cephaloplectus, Ecito- xeniis [Fig. 14]). Aethiopisch : Dorylostethus (Fig. 20), Borylohius. Aethiopisch : Sympolemon (Fig. 18). Aethiopisch : Pygostenini (Pygosfenus, Doryloxe- nus [Fig. 19], Mimocete). Völlig isolirt steht als hochgradigster Vertreter des Trutztypus der Dorylinengäste Afrikas das einer Silphidenlarve gleichende, völlig aber- rante Staphylinidengenus Trüohitideus Raffray da, zu welchem bisher kein Analogon aus der neotropischen Dorylinenfauna bekannt ist. 4) Vergleicht man die £'d/ow- Gäste des Mimicrytpus unter einander, so zeigt sich, dass die Vertreter dieses Typus sogar bei den Arten derselben Wirthsgattung meist ganz verschiedenen Gattungen angehören, die unter sich nicht näher verwandt sind, sondern bloss analoge Formen darstellen, welche durch die Analogie der Lebensweise bedingt sind. So steht der höchste Vertreter des Mimicry- typus unter den Gästen von Eciton foreli, Ecitomorpha simulans, in keiner nähern systematischen Verwandtschaft zum höchsten Vertreter des ^limicrytypus bei Eciton praedator, Mimeciton ptdex ; ebenso findet Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 277 sich keine nähere Verwandtschaft zwischen Ecitomorpha (bei Eciton foreli) und Ecitonilhi (bei Eciton praedafor), zwischen Ecitochara (bei Eciton foreli) und Ecitoxenia (bei Eciton quadriglume), obwohl diese Gattungen biologisch analoge Formen desselben Typus sind. Nur die Gattung Ecitonides ist zwei sehr nahe verwandten Eciton- krten ge- meinsam, indem 2 Arten derselben (tuberculosus und hrevicornis) bei Eciton praedator^ eine dritte {longiceps) bei Eciton coeciim lebt. Die Gattung Ecitopora, welche einen Uebergang vom Mimicry- typus zum indifferenten Typus bildet, ist in zwei Arten {opaca und hetschhoi) bei Eciton foreli^ in zwei andern Arten {major und goeldii) bei Eciton quadriglume repräsentirt, während bei Eciton praedator, welcher jenen beiden Eciton- Arten systematisch ferner steht , die Gattung Ecitopora durch ein anderes analoges Genus, Ecitopliila, ver- treten ist. Im Allgemeinen kann man daher sagen : eine je höhere Stufe der Mimicrytypus erreicht, desto exclusiver ist auch seine systematische Eigenart gegenüber den analogen Formen desselben Typus, welche bei andern Arten und bei andern Gattungen von Dorylinen leben. 5) Ganz anders Hegen die Verhältnisse bei den zum Trutz- t y p u s (S c h u t z d a c h t y p u s) gehörigen Dorylinengästen. Vergleicht man die jEci7öw-Gäste dieses Typus unter einander, so zeigt sich, dass sie wegen ihrer xVnpassungscharaktere sämmtlich zu einer eigenen systematischen Unterfamilie, den 'X.enocepJialini {Ceplialoplectini) ge- hören. Ebenso bilden die altweltlichen Dorylinengäste desselben Typus eine eigene systematische Unterfamilie, die Pygostenini. Bei diesen beiden Gruppen geht somit die biologische Differenzirung Hand in Hand mit der systematischen (natürlichen) Verwandtschaft, indem beide Gruppen eine allen ihren Vertretern gemeinsame Summe von hochgradigen Anpassungscharakteren aufweisen, welche dieselben auch zu je einer natürlichen systematischen Abtheilung vereinigt und für dieselben überdies je einen gemeinsamen mouophyletischen Ur- sprung wahrscheinlich macht. Hierfür spricht auch der Umstand, dass z. B. zwischen den neotropischen Xenocejihalini mit ihrer cha- rakteristischen Kopfbildung und den Tacliyporini, von denen sie sich ursprünglich abgezweigt haben dürften, keinerlei Uebergänge bekannt sind, während die Eciton-Gk'&iQ des Mimicrytypus durch mannigfaltige Uebergangsstufen mit andern Aleochariuen des indifferenten Typus verbunden sind. Auch innerhalb der beiden Gruppen der Xenocephalini und der 278 E. WASMANN, Pygostenini zeigt sich eine viel grössere Gemeinsamkeit und bio- logische Inditferenz im Vergleich zu der weit gehenden morphologi- schen und biologischen Specialisirung der Vertreter des Mimicrytypus. Von der Gattung Xenocephalus kennen wir bereits 6 unter einander nahe verwandte Arten, die sich auf 4 ^ci^ow-Arten vertheilen, wobei jedoch dieselbe Gastart nie bei zwei verschiedenen Wirthsarten vor- kommt. Die zwei Arten der afrikanischen Gattung Doryloxenus, deren Wirthe bisher bekannt sind, leben sogar bei zwei verschiedenen Untergattungen von Dorylus, indem die eine (comutus) bei Borylus helvolus, die andere (lujae) bei Änomma wilverthi sich findet. Der nach seiner systematischen Stellung ganz isolirte in der Richtung des Trutztypus ausserordentlich hoch ditierenzirte Trilobitideus mirabili& Raffr. kommt sogar bei zwei ganz verschiedenen Gattungen der Dorylinen vor, bei Borylus helvolus und bei Aenictus eugenii. 6) Eine sonderbare Eigenthümlichkeit mancher äthiopischer Dorylinengäste sowohl des Symphilentypus {Sympolemon) wie des Trutztypus (Doryloxenus) ist die Verkümmerung der Tarsen, welche scheinbar ungegliedert und mit langen Stachelborsten und Hafthaaren besetzt sind, woraus wir schliessen müssen, dass diese Thiere ihre Wirthe als Reit thiere benutzen, um denselben folgen zu können. Bei neotropischen Dorylinengästen findet niemals eine solche Um- bildung der Tarsen statt, sondern höchstens eine sehr starke Ent- wicklung des Klauengliedes bei manchen kleinen Gästen {Ecitocharay Ecitopliila\ wodurch dieselben an der Brut ihrer Wirthe sich fest- klammern können. 7) Die Mimicry ist bei sämmtlichen Dorylinengästen des Mimicry- typus primär auf die Täuschung des Fühlertastsinns der Wirthe berechnet. Sie äussert sich daher in der Aehnlichkeit der Sculptur und Behaarung, der wirklichen Form der einzelnen Körperabschnitte, wobei besonders der verlängerte Kopf auffällt, und endlich in der Gleichheit der Fühlerbildung von Gast und Wirth (typische Beispiele: Mimeciton, Ecitophya^ Dorylostethus). Secundär kommt hierzu bei den Gästen jener jEci^ow-Arten, welche relativ gut entwickelte Augen (Ocellen) besitzen (z. B. Eciton foreli, quadriglume, legionis), auch eine gesetzmässige Aehnlichkeit der Färbung zwischen Gast und Wirth. Dieselbe fehlt dagegen bei den Gästen jener Eciton, welche schwach entwickelte oder völlig rudi- mentäre Ocellen haben {Eciton praedator und coecuni) ^). Ebenso 1) Näheres hierüber vgl. Die psych. Fähigk. d. Ameisen, p. 49 — 53. Neue Dorjlinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 279 fehlt eine gesetzmässige Aehulichkeit der Färbung zwischen Gast und Wirth bei den altweltlichen Dorylinengästen, da die VVirthe derselben völlig blind sind. 8) Vergleicht man die Fauna der Doryliuengäste mit der übrigen Myrmekophilenfauna , so fällt sofort das starke numerische Ueber wiegen derStaphyliniden auf. Unter den 67 Dorylinen- gästen der unter V. angegebenen Liste sind 61 Coleopteren, darunter 56 Staphyliniden, während andere Coleopterenfamilien (z. B. Paus- sidae, Clavigeridae), welche zur übrigen Myrmekophilenfauna der alt- weltlichen Tropen. ein beträchtliches Contingent stellen, völlig fehlen oder {Lathridiidae) nur schwach vertreten sind. An zweiter Stelle kommen, wenigstens unter den neotropischeu Dorylinengästen , die Histeriden, von denen ausser Teratosoma longipes, Synodites schuppi und UlJceus intricatus wahrscheinlich noch manche andere (z. B. die übrigen Synodites- und die Terapus-kvinn) ecitophil sein dürften. Durch das Ueberwiegen der Staphyliniden und Histeriden erhält die Fauna der Doryliuengäste eine grössere Aehnlichkeit mit der arktischen und nearktischen Myrmekophilenfauna als mit derjenigen der übrigen Tropen. Unter den Eciton-Gk^iQxi kann allerdings die Menge der Staphyliniden nicht so sehr befremden, da jene Käfer- familie im brasilianischen Waldgebiet ungemein reich entwickelt ist und daher auch bei andern brasilianischen Ameisenarten, wenn auch in viel geringerer Zahl und Mannigfaltigkeit der Formen als bei Eciton^ häufig sich vorfindet (z. B. unter den Gästen von Atta und Solenopsis). Für das allgemeine und so starke Ueberwiegen der Staphylinidae unter den Dorylinengästen sowohl der neotropischen wie der äthiopischen Zone dürfte dagegen der eigentliche Grund darin liegen, dass jene Käferfamilie die beweglichsten und biologisch schmiegsamsten Coleopterenformen enthält, welche sich daher der unsteten Lebensweise und der unersättlichen Kaubgier ihrer Wirthe viel besser anzupassen vermochten als andere Coleopteren. Die Histeriden, welche unter den Dorylinengästen an zweiter Stelle kommen, haben zwar nicht die Beweglichkeit und Schmiegsamkeit der Staphyliniden ; dafür besitzen sie jedoch als morphologisches Familien- erbstück eine ganz ausgezeichnete Trutzgestalt, welche es ihnen er- möglicht, unter den räuberischen Wanderameisen ungefährdet zu leben und alle aus dieser Symbiose fliessenden biologischen Vortheile aus- zunutzen. Dies wird noch bestätigt durch die folgende nähere Be- trachtung der Symphilen unter den Dorylinengästen. 280 E. WASMANN, 9) Unter den bisher bekannten Dorylin engästen ist eine Histeride, Teratosoma longipes, die einzige, die hochgradig entwickelte, denen unserer Lomechusa völlig analoge, gelbe Haarbüschel besitzt, während unter der sehr grossen Zahl der in Symbiose mit Dorylinen lebenden Stapbyliniden nur wenige {Ecitogaster, Ecitophya, Sympolemon) zu den Syraphilen gerechnet werden können, und diese wenigen überdies eine viel schwächere Entwicklung der Exsudattrichome zeigen. In der arktischen und nearktischen Myrmekophilenfauna ist das Gegentheil der Fall, indem dort die Staphyliniden der Lomec/iitsa-Gruppe die stärkste Entwicklung der Exsudattrichome aufweisen, die symphilen Histeriden (Hetaeriini) dagegen eine viel schwächere. Allerdings sind die gelben Börstchen und Haartoraeute auf dem Prothorax bei manchen nordafrikanischen und nordamerikanischen Hetaeriini besser ausge- bildet als bei unserm Hetaerius ferrugineus, aber immerhin nur ganz unbedeutend im Vergleich mit Teratosoma, bei welchem überdies noch die Spaltung und hornartige Aufbieguug der Prothoraxseiten auf eine hochgradige Symphihe hinweist. Wie ist diese Erscheinung wohl zu erklären ? Vielleicht folgeudermaassen : Die Entwicklung eines echten Gastverhältnisses ist bei den Gästen der ausserordentlich unsteten und kampflustigen Wanderameisen ohne Zweifel viel schwieriger als bei den phlegmatischem, einen grossen Theil ihres Lebens ruhig im Nestinnern zubringenden Ameisen der arktischen und nearktischen Zone. Für die Staphyliniden unter den Dorylin engästen war es daher vor Allem nöthig, besondere Schutzvorrichtungen gegen die AngriÖe ihrer Wirthe zu er- werben, sei es nun in Form eines ausgesprochenen Trutztypus (Schutz- dachtypus), bei welchem Kopf und Extremitäten unter einem breit gewölbten Schild verborgen werden, der nur den kegelförmigen Hinter- leib frei lässt (Xenocephalini, Pygostenini), sei es in Form einer den Fühlertastsinn der Ameisen täuschenden Mimicry (siehe oben unter 7), sei es endlich in Form einer durch solide Fühlerkeule, durch Furchen und Kiele des Halsschildes und der Flügeldecken allseitig geschützten Symphilie {Ecitogaster, Sympolemon). Dagegen war bei den ecito- philen Histeriden, die bereits in ihrem Familienhabitus eine fast un- angreifbare Trutzgestalt besassen , die MögUchkeit gegeben , unter deren Schutze zu echten Gästen sich zu entwickeln, und zwar bis zu einer viel höhern Stufe als bei den von Haus aus schutzbedürf tigern Staphyliniden. Dass Teratosoma in der Bildung seiner Halsschildseiten und in der starken Entwicklung der gelben Haarbüschel eine weit vollkommenere Symphilie darstellt als unsere Hetaeriini, dürfte daraus Neue Doi-ylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 281 ZU erklären sein, dass letztere auch auf einer niedern Stufe des echten Gastverhältnisses den von ihren Wirthen an sie gerichteten Anforderungen nach angenehmen Exsudaten zu genügen vermochten, während an einen Gast der viel heftigem und unersättlichem Wander- ameisen höhere Anforderungen in dieser Richtung gestellt wurden. Dass die ungemein langen Beine von Teratosoma mit seiner Trutz- gestalt nicht im Widerspruch und mit seinem echten Gastverhältniss in völligem Einklang stehen, wurde bereits oben (S. 253) gezeigt. Die obigen Reflexionen über die Entwicklung der zwischen den Dorylinengästen und ihren Wirthen bestehenden biologischen Be- ziehungen (unter No. 8 und 9) sind zwar theilweise hypothetischer Natur, aber immerhin auf einer genügenden thatsächlichen Basis be- ruhend, um in den Bereich der wissenschaftlichen Forschung einbe- zogen zu werden. Wenn wir uns die Frage vorlegen, wie» jene Gast- verhältnisse und die ihnen entsprechenden Anpassungscharaktere der Gäste zu Stande gekommen sind, können wir eben der Hypothesen nicht entrathen, wenngleich sie uns zu der Ueberzeugung führen, dass wir auf diesem entwicklungstheoretischen Gebiet nur sehr wenig wissen und wissen können. Jedenfalls dürften die unter VI. gegebenen Ver- gleichspunkte zwischen den Dorylinengästen der alten und der neuen Welt sowie zwischen den Dorylinengästen und den übrigen Myrmeko- philen dazu dienen, unsern wissenschaftlichen Gesichtskreis zu er- weitern und uns der Erkenntniss der Gesetze, welche diesen interes- santen und mannigfaltigen Beziehungen zu Grunde liegen, wenigstens um einen Schritt näher zu bringen. Vn, Nachtrag. [Zu S. 219 Anm. 1 und S. 220.] Für jene physogastren Termitophilen (z. B. Or^Ao^omMs-Larven), wo die äussersten Fettgewebsschichten unter der Hypodermis von breiten Blutmassen umspült werden und keine specielleu Hautdrüsen nachweisbar sind, ist die von mir aufgestellte Hypothese, dass das Exsudat der Symphilen Blutflüssigkeit sei, wahrscheinlicher als für jene hartschaligen Coleopteren {Lomechusa^ Pcmssus etc.), bei denen die Verbindung der Fettgewebsschichten mit den äussern Ex- sudatorganen meist durch verschiedene Formen von Hautdrüsen ver- mittelt wird. Aber auch in letzterm Fall dürfte das Exsudat ein Fettproduct sein. Näheres in einer spätem Arbeit. 282 E. WASMANN, [Zu S. 254.] Nahe verwandt mit Antennophorus ist eine sehr merkwürdige, grosse, rothbraune, halbkugelförmige Acarine, welche von Raffrat 1895 auf Plagiolepis fallax Mayr bei Capstadt (Capcolonie) entdeckt und später von Brauns auch bei Willowmore (Capcolonie) unter den- selben Verhältnissen gefunden wurde. Raffray schreibt mir, dass ungefähr 1 Proc. der Ameisen einer Colonie mit ihr behaftet sei. Ein Exemplar sitzt noch in meiner Sammlung auf dem Hinterleibe einer kleinen $. Brauns theilt mir mit, dass die Milbe meist am Hinter- kopf bezw. Prothorax der Ameise sitze. Ich bezeichnete sie provi- sorisch als Antennophorus raffrayi. A. D. Michael (London) erhielt sie von mir 1896 zur Beschreibung, die noch nicht erschienen ist. [Zu S. 272.] Xantholinus {Eulissus) hadariottii ti, sp. Nahe verwandt mit X lucidus und castigatus Er., aber viel kleiner (nur von der Grösse unseres X pundulatus Payk.) und mit kürzerm, mehr dreieckigem Kopf und dickern Fühlern und gleich- massig in dichten Reihen punktirten Flügeldecken. Auch von dem ähnlichen X guatemalenus Shp., dem er ebenfalls in der Punktirung des Prothorax gleicht, durch die Sculptur der Flügeldecken völlig verschieden. Planus^ parallelus, pernitidus^ nigropiceus, capite nigro, elytris et antennarum hasi {art. 1 — 3) rufotestaceis, abdominis apice margini- husque et xwdihus rufis. Caput breve, tliorace basi paullo latior, sub- triangulare ilateribus subrectis^ antice convergentibus), grosse sed piarce punctatum, sulcis antennalibus longis et parallelis. Antennue crassae, art. 3" sesqui longiore 2*^, 4° quadrato, 5 — 10 transversis. ProtJiorax brevis, latitudine paullo longior, basin versus angustatus, dorso post medium bipunctato, utrimque prope angulum anticum 3- vel 4punc- tatus. Elytra thorace vix longiora, subseriatim punctata. Abdomen valde parce xmnciatum., sublaeve. Long. 8 mm. Die Zugehörigkeit zur Untergattung Eulissus Mann, ergiebt sich aus der kurzen, vor der Mitte aufhörenden Furche des Aussenrandes der Oberkiefer und aus der Bildung des Seitenrandes des Halsschildes. Lorena (Staat S. Paulo, Brasilien), 1 Exemplar in einem Zug von Eciton praedator Sm. (omnivorum autor.) von P. N. Badariotti Congr. Sah, gefunden. Vielleicht nur zufällig in Gesellschaft dieser Ameisen, zumal auch ein Exemplar von Xantholinus attenuatus Er. mitgefangen wurde. Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 283 [Zu S. 273.] Bei Eciton nigrescens Cress. (= schnitti Em. = sumichrasti Wheeler uec Norton): (Coleoptera, StaphyUnidae) Ecitonidia wheeleri n. g. n. sj). Texas. Ecitopora tenella n. sp. Texas. (Acarina, Uropodinae) Cilliha {Biscopoma) ? sp. Texas. Diese Angaben beruhen auf einer soeben von Prof. W. M. Wheeler aus Austin, Texas, erhaltenen Sendung. Unter den Gästen jenes Eciton befindet sich auch je ein Exemplar eines Apocellus {Siaphyli- nidae) und einer Heteroptere, welche stark verstümmelt sind und eher zu den Beutethieren der Ameise zu rechnen sein dürften, während die 3 obigen Arten gesetzmässige Ecitophilen sind. Ueber die Lebensweise von Ecitonidia wheeleri berichtete bereits Wheeler in einer kürzlich erschienenen Arbeit^); p. 571 bildet er die Art ab und macht auf die £^c«7ow-Aehnlichkeit ihrer Erscheinung und ihres Benehmens aufmerksam. Die Cilliba sp. ist die von Wheeler daselbst erwähnte und p. 567, auf einer Königin des Eciton sitzend, abgebildete ektoparasitische Milbe. Ich lasse nun die Beschreibung der beiden neuen ecitophilen Staphyliniden folgen. Ecitonidia n. g. ÄleocJiarinorum. (l'diog, eigen.) Mit Ecitonusa Wasm. (in : Deutsch, entomol. Ztschr., 1897, p. 281) nahe verwandt, aber durch verlängerten Kopf, sehr tief längsgefurchtes Halsschild und längere Fühler und Beine sich an Ecitomorpha annähernd. Auch sind die Vorderhüften bei Ecitonidia lang kegelförmig und ein- ander berührend, bei Ecitonusa lang eiförmig und etwas getrennt. Die Mundtheile sind sehr ähnlich mit Ecitonusa. Die beiden Lappen der tief zweispaltigen, schmalen Zunge sind jedoch stärker verengt und die Nebenzungen weiter vorragend ; auch sind die Oberkiefer kräftiger entwickelt. Die Tarsenbildung wie bei Ecitonusa, Vorderfüsse 4gliedrig, die übrigen 5gliedrig, das 1. Glied der letztern nicht verlängert. Der Hinterleib ist stärker kegelförmig als bei jener und höher gerandet. 1) The female of Eciton sumichrasti Nobton with some notes on the habits of Texan Ecitons, in : Psyche, V. 34, No. 403, 1900, p. 563 — 574. Die Ameise ist (nach Emeryj, wie durch die Entdeckung des (J durch Wheeler sich herausstellte, Eciton nigrescens Cress. 284 E. WASMANN, Ecitonidia whecleri n. sp. Hufopicea, capite elytrisque piceis. ahdominis apice flavescente; capite, thorace elylrisque alutaceis et grosse sed obsolete varioloso- punctatis, suhnitidis; abdomine nitido, hasi dense, ajncem versus parce subtiliter punctato. Totum corpus pilis hrevibus densiorihus et setis longls erectis parciorihus hirsutum. Caput subquadratum, latitudine fere longius, fronte obsolete inipressa^ oculis magnis, prominentibus. Antennae validae, elytrorum apiceni attingentes, art. P longo, clavato, 2° pterangusto, 3 — 10 incrassatis, latitudine et longitudine inter se aequalibus, quadrato-cyUndricis ; 11° sesqui longiore 10*^, obtuse acumi- nato. Prothorax capite latior, liaud transversus, lateribus apicem versus paullo angustatis, angulis anticis obtusis, posticis rotundatis; convexus^ disco profunde lateque longitudinaliter canaliculato ; margine laterali omnino subtus deflexo, coxas attingente. Scutelluni trianguläre. Elytra thorace paullo latiora et longiora, quadrata. Abdomen conicum, alte marginatum, elytris paullo latius, apice acuminato et elevato. Long. corp. 2,8 mm. 1 Exemplar, von Wiieeler am 24. April 1900 bei Austin ge- fangen, lag vor. Ich benenne dieses interessante Thier zu Ehren des Entdeckers. Ecitonidia wheeleri gleicht nicht nur in der Sculptur und Behaarung, sondern auch in der Färbung auffallend ihrer Wirths- ameise, deren Ocellen relativ sehr gut entwickelt sind; daher finden auf die Gäste von Eciton nigrescens die Mimicry-Gesetze der bei gut sehenden Eciton lebenden Gäste ihre Anwendung (vgl. auch Ecitopora tenella), ähnlich wie bei den Gästen von Eciton foreli^ quadriglume, legionis, carolinense, opacithorax. Auch in der Körpergestalt repräsen- tirt Ecitonidia den Mimicrytypus in entschieden höherm Grade als Eciionusa, obwohl sie hierin noch weit hinter Ecitomorpha, Ecitophya und Mimeciton zurückbleibt. In der Vertiefung der Halsschildfurche von Ecitonidia sieht man einen ringsum von einer dunklern Linie umgrenzten, gelblichen Fleck. Falls derselbe, wie VVheeler (p. 572) glaubt, als wirkliche Membran sich erweist, dürfte er mit einem Fettsecret der Symphilie nach meiner Ansicht in Verbindung stehen. Ecitopora tenella n, sp» Angusta et plana^ picea, thorace pedibusque rufopiceis, elytris et ab- dominis apice dilute testaceis, antcnnarum basi(art. 1 — 3) flavotestacea. Capite^ thorace elytrisque densissime et subtilissime granulosopunctatis, Neue Doryliiiengäste aus dem neotropisclien und ätliiopischen Faunengebiet. 285 subopacis, abdomine suhtiliter, apicem versus minus dense punctato, nitido. Antennarum art. 4 — 10 iransversis, 5 — 10 longitudine duplo latioribus , IP crassiore 10^, duobus praecedentibus longitudine aequali. Prothorax capite paullo latior, transversus^ planus, laieribus rectis et prope marginem impressis. Elytra thoracc sesqui latiora et longiora, plana. Abdomen elongattim, apice sensim acuminatum. Long. corp. 2 — 2,3 mm. Diese Art bildet einen Uebergang zwischen den eigentlichen Myr- medonien und der Gattung Ecitopora Wasm. Die Mundtheile (be- sonders die Unterkiefer und die Unterlippe) stimmen genau mit unsern Myrmedonien übereiu : beide Unterkieferladen sind sehr schmal, die äussere um die Hälfte länger als die innere, etwas länger als bei Ecitopora. Die flache Gestalt und die Sculptur des Vorderkörpers (die hauptsächlichsten Anpassungsmerkmale) schliessen sich jedoch entschieden an Ecitopiora an, deren Mundtheile und Tarsen überhaupt von Myrmedonia kaum abweichen; der Hinterleib ist länger und spitzer als bei Ecitopora, mehr mit Myrmedonia ähnlich. Ich stelle die Art deshalb zu Ecitopora. (Das erste der für Ecitopora 1887 von mir angeführten Gattungsmerkmale : ,/rons inter antennarum inser- tiones profunde impressa'"'' hat keinen generischen Werth, da es nur bei einer der Arten sich findet.) Auch Ecitopora tenella stimmt in Sculptur und Färbung mit Eciton nigrescens übereiu, wenn auch nicht in so hohem Grade wie Ecitonidia. (Dasselbe ist auch bezüglich der Ecitopora-Arten Süd- amerikas bei Eciton foreli und quadriglume der Fall.) Durch ihre flache Körpergestalt gehören jedoch sämmtliche Ecitopora nicht zum Mimicrytypus der Eciton-G'^'&i^. 4 Exemplare von E. tenella lagen vor, von Wheeler am 13. Oct. 1900 bei Austin gefangen. Bei Eciton coecum Ltr. (omnivorum Wheel.) : (Coleoptera, Histeridae) ,,Echinodes setiger Leg.?" Texas (Wheeler, p. 567). Da dieser Fund mir nicht vorliegt, kann ich ihn nur mit der von Wheeler als wahrscheinlich bezeichneten Bestimmung der Art anführen. Vergleich zwischen den nordamerikanischen und den brasilianischen Eciton -Gästen. Die bisher bekannten ecitophilen Staphyhniden des Mimicrytypus aus Nordamerika (Ecitonusa und Ecitonidia) stehen in keiner nähern 286 E. WASMANN, systematischen Verwandtschaft mit den brasilianischen Vertretern des Mimicrytypus der Eciton-Gixste. Sie stellen analoge, aber schwächer ditferenzirte Stufen jenes biologischen Typus dar und sind auch unter einander systematisch näher verwandt als die brasilianischen Eciton- Gäste des Mimicrytypus. Auch der eigenthümliche Habitus der Gattung Ecitopora ist bei der nordamerikanischen Art {E. tenella) schwächer ausgeprägt als bei den brasilianischen Arten und bekundet noch die nahe systematische Verwandtschaft dieser Gattung mit Myrmedonia. Hieraus dürften sich folgende Schlüsse ergeben: a) Die £'ci^ow-Gäste von Nordamerika sind wahrscheinlich aut och- thonen Ursprungs, nicht mit den Eciton eingewandert, sondern diesen erst später angepasst. b) Die Dauer ihrer Symbiose ist noch nicht so alt wie bei den süd- amerikanischen Ecitophilen. Anhang. Zur Erleichterung der Uebersicht meiner Arbeiten über Myr- raekophilen und Termitophilen gebe ich hier eine Fortsetzung des in : Zoologica, Heft 26, p. 132 enthaltenen Verzeichnisses derselben, 95. Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen, in : Zoologica, Heft 26, 1899, tab. 1—3. 96. Augenlose Thiere, in: Stimmen Maria-Laach, 1898, Heft 10(Augen- losigkeit bei Ameisengästen des Mittelmeergebiets). 97. G. D. Haviland's Beobachtungen über die Termitophilie von Rhopalomelus angusticollis Boh., in : Verh. zool.-bot. Ges. V^ien, 1899, Heft 4, p. 245—249. 98. Neue Paussiden, mit einem biologischen Nachtrag, in : Notes Leyden Mus., V. 21, 1899, p. 33—52, tab. 3 u. 4. 99. Neue Termitophilen und Myrmekophilen aus Indien, in : Deutsch, entomol. Ztschr., 1899, p. 145—169, tab. 1 u. 2. 100. Ein neues myrmekopbiles Curculionidengenus aus der Capcolonie, ibid. 1899, p. 170, tab. 2, fig. 7. 101. Ein neues (termitophiles ?J Tenebrionidengenus aus Kamerun, ibid. 1899, p. 172, tab. 2, fig. 8. 102. Eine neue dorylophile Myrmedonia aus der Capcolonie, mit einigen andern Notizen über Dorylinengäste, ibid., 1899, p. 174 —177. 103. Ein neues physogastres Aleocharinengenus aus der Capcolonie, ibid., 1899, p. 178, tab. 2, fig. 9. 104. Der Lichtsinn augenloser Thiere, in: Stimmen Maria-Laach, 1899, Heft 8 u. 9 (Lichtsinn von Claviger und Platyarthrus). Neue Dorylinengäste aus dem neotropischen und äthiopischen Faunengebiet. 287 105. Weitere Nachträge zum Yerzeicliniss der Ameisengäste von Hol- ländisch Limburg, in: Tijdschr. Entomol., V. 42, 1899, p. 158 — 171. (Mit biologischen Beobachtungen.) 106. Ein neuer Termitodiscus aus Natal, in : Deutsch, entomol. Zeitschr. 1899, p. 401. 107. Zwei neue Lobopelta-Gäste aus Südafrika, ibid., 1899, p. 403. 108. Zwei neue myrmekophile Philusina- Arten aus Südafrika, ibid., 1899, p. 405. 109. Ueber Atemeies pubicollis und die Pseudogynen von Formica rufa, ibid., 1899, p. 407. 110. Ein neuer Gast von Eciton carolinense, ibid., 1899, p. 409. 111. Zur Kenntniss der termitophilen und myrmekophilen Cetoniden Südafrikas, in: Illustr. Ztschr. Entomol., 1900, No. 5—7, mit 1 tab. 112. Ein neuer Melipona-Gast (Scotocryptus goeldii) aus Parä, in: Deutsch, entomol. Ztschr., 1899, p. 411. 113. Termitoxenia, ein neues flügelloses, physogastres Dipterengenus aus Termitennestern, 1. Theil, in: Z. wiss. ZooL, V. 67, 1900, p. 599-617, tab. 33. 288 E. WASMANN, Erkläruns: der Al)l)il(lun2:eii. Tafel 13. (Die Figuren sind sämmtlich mit Mikroskop Zeiss und Camera lucida Abbe gezeichnet.) Fig. 1. Ecitognster schmalzi n. g. n. sp. (Zeiss a^, Oc. 2.) la Unterlippe (D, Oc. 1); Ib Unterkiefer (A, Oc. 4); Ic Hinterfuss und Spitze der Hinterschiene (A, Oc. 1); Id Querschnitt durch den aufge- bogenen Seitenrand der Hinterleibsbasis (D, Oc. 2). Fig. 2. Ecitophya n. g. simidans Wasm. (a^, Oc. 1). 2a Unter- lippe (A, Oc. 4) ; 2b Kinnplatte (A, Oc. 4) ; 2c Chitinplättchengruppe aus der Mitte des rechten Lobus der Kinnplatte (D, Oc. 4) ; 2d Unter- kiefer (A, Oc. 4). Fig. 3. Ecitoxenia mirabiUs n. g. n. sp. (a^, Oc. 2). 3a Unter- lippe (D, Oc. 1). Fig. 4. Ecitoduliis crassicornis n. g. n. sp. (a^, Oc. 2). 4a Unter- lippe (D, Oc. 1). Fig. 5. Tetradonia goeldii n. sp. (a^, Oc, 2). 5a Unterlippe (D, Oc. 1); 5b Unterkiefer (A, Oc. 4); 5c Oberlippe (A, Oc. 4); 5d Oberkiefer (A, Oc. 1). Fig. 6. Myrmedonia legionis n. sp. (aj, Oc. 1). Fig. 7. XenocepJialus timulus n. sp. Seitliche Oberansicht (a^, Oc. 1). Fig. 8. Lippentasterendglied von Xenoceplialus goeldii n. sp. (F, Oc. 2). Fig. 9. Lippentasterendglied von Xenocephahcs schuppi Wasji. (F, Oc 2). Fig. 10. Lippentasterendglied von Xenocephcdus trilobita Wasm. (F, Oc. 2). Fig. 11. Lippentasterendglied von XenocepJialus limulus n. sp. (F, Oc. 2). Tafel 14. Fig. 12. Lippentasterendglied von XenocepJialus schmahi n. sp. (F, Oc. 2). Fig. 13. Lippentasterendglied von Xenocephalus clypeatus Wasm, (F, Oc. 2). Neue Dorylinengäste aus dem neotropisclicn und äthiopischen Paunengebiet. 289 Fig. 14. Ecitoxenus heyeri n. g. n. sp. (aj, Oc. 4). 14a Fühler (A, Oc. 4); 14b Kiefertaster (A, Oc. 5). Fig. 15. Ecitonides longiceps n. sp. (aj, Oc. 1). Fig. 16. Unterlippe von Ecitonides tuhcrculosnsW asm. (D, OcA). 16a Unterkiefer (A, Oc. 4); 16b Oberlippe (A, Oc. 2); 16c Oberkiefer (A, Oc. 2); 16d Mittelfuss (A, Oc. 2). Fig. 17. Teratosoma longipes Lewis. Seitenansicht (a^, Oc. 2). Fig. 18. Synij)olemon cmommaüs n. g. n. sp. Seitliche Ober- ansicht (a^, Oc. 1). 18a Unterlippe (D, Oc. 1); ISb Hinterfuss (A, Oc. 4). Fig. 19. Boryloxenus lujae n. sp. Seitliche Oberansicht (a^, Oc. 4). 19a Unterlippe (D, Oc. 2); 19b Unterkiefer (D, Oc. 2); 19c Vorderfuss und Schienenspitze (Vi 2; ^^- '•^) ^ l'*<^ Hinterschiene und Hinterfuss (D, Oc. 2). Fig. 20. Borylosteüius ra/frayi n. sp. Seitliche Oberansicht (a, Oc. 4). Fig. 21. Aenictonia cornigera n. g. n. sp. (a^, Oc. 2). 19** ITaclitrag. Von Arnold JacoM. In den Tabellen zu meinem auf p. 463 — 478 des vorigen Bandes stehenden Aufsatz sind folgende Aenderungen nötbig: p. 470 ist das bei No. 40 eingetragene K eine Zeile höher zu setzen und bei No. 66 ebenfalls einzufügen. Zwischen No. 96 und 97 muss eingeschaltet werden: Chelidon dasypus J. H. K. Endlich wolle man die Ab- kürzung J. von No. 107 au die Stelle von T. bei No. 107a bringen. Frommannscbe Buchdruckerci (Hermann Fohle) in Jena. — 2144 Nachdruch verboten, üebersetziingsrecht vorbehalten. lieber den geschleclitliclien Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. Von Alexander Petrimke witsch und Oeopges Ton Giiaita. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Freiburg i. Br.) Hierzu Tafel 15—18. Die Untersuchungen, über deren Ergebnisse wir in der vorliegenden Arbeit zu berichten gedenken, sind auf Veranlassung des Herrn Ge- heiniraths Weismann in Angriff genommen worden. Der Zweck bei vorliegender Arbeit war, den geschlechtlichen Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren näher zu unter- suchen und dabei vor allem die Frage zu prüfen, ob die Thatsachen wirklich darauf hinweisen, dass hier eine Uebertragung der secun- dären Geschlechtscharaktere durch Vererbung von Seiten des Männ- chens auf das Weibchen stattgefunden hat. Es sei uns hier an dieser Stelle gestattet, unserm hochverehrten Lehrer, Herrn Geheimrath Weismann, unsern verbindlichsten Dank für die freundliche Unterstützung bei unserer Arbeit auszudrücken. Als Untersuchungsobjecte dienten uns folgende einheimische und exotische Orthopteren, die alle in männlichen und weiblichen Exem- plaren vertreten waren: Acridiodca. | Mecostethus grossus L., Val. Acridium tartaricum. | Epacromia tamulus F., Bng. „ melanocorne Sit., N. G ,, ruficorne Ol., Cam. Tryxalis nasuta L., Alg. Holoper ena coelestris Ksch., Cam. Metalepta hrevicornis L., St. C. Toxopterus miniatus Bol., Bol. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 20 292 A. PETRUNKEWITSCH u. G- v. GUAITA, Paracinema tricolor Thb., Dalm. Stenohothrus lineakis Pz., H. „ viridulus L., H. „ rufipes Ztt., R. „ melanopterus ? „ varidhiUs higuttulus L., A. „ parallelus Ztt., Hu. Gomphocerus sihiricus L., H. „ rufus L., H. „ maculatus Thb., A. Siauronotus maroccanus Thb., Syr. Stetliopliyma fuscuni Pll., Val. „ hrevipenne Br., Dalm. Epacromia strepens Ltr., Alg. „ tergestina Mlf., Val. Sphingonotus coerulans L., Val. Acrotylus insubrieus Sep., Cors. Thalpomena algeriana Lc, Alg. Oedipoda miniata Pll., G. R. „ coerulescens L., A. Bryodema tuber cuJata F., Mng. Tachytylus nigrofasciatus Dg., A. „ cinernscens F., Val. „ capensis S., Trsv. Atractomorpha psittacina Dh., Brn. Desmoptera judicata Bl., N. G. Ommexecha brunneri Bl., BoI. Oedaleus marmoratus Thb., Ind. Afr. Pyrgodera cristata Fsch., Trem. Psophus strididus L., H. CucuUigera hystrix Grm., Istr. Pamphagus deceptorius Bl., Gast. Catantops capicola Stl., Cam. „ humilis Lv., Iv. Dichroplus punctulatus Thb., BoI. Euprepocnemis plorans Chp., Cam. Caloptenus italicus L., H. Osmilia coelestris Bm., BoI. Oa;«/a ve?oa; F., Btj. Oxyrrliepes procera Bm., Cam. Paraidemona n. sp., Vnz. Prionolopha serrata Sv., Bol. Rhomalea speciosa Thb., S. P. „ ^ro^ow GsT., Chir. Schistocerca flavofasciata Dg., St. C. Serpusia opacida Ksch., Cam. Tropidonotus discoideus Sv., S. P. Zoniopoda tarsata Sv., Bol. Euihymia polychroma Bsk., Mdg. GelasiorJiinus n. sp. Sik. nyalop)teryx riifipennis Chp., R. Gr. Pezotettix pyrenaeus Fsch., Pyr. „ collinus Br., A. Biscotettix behebuth Svr., Brn. Platyphyma giornae OsK., Dalm. Tettix n. sp., Mdg. „ bipunctatus L., G. „ subulatus L., Val. Scaria hamata Dg., Bol. 49 Gattungen in 68 Arten. Locustodea. Locusta viridissima L., G. Bradyporus cinctus Fsch., Mng. Orphania denticauda Chp., Serb. Phaneroptera falcata Sep., Val. Tylopsis liliifoUa F., Dalm. 3Ieconema varium F., Boh. Conocephalus fuscipes Rdt., Jap. „ irroratus Bm., E. S. „ pustidatus Rdt., E. S. XipMdium saltator Sss., R. Gr. Aphonus n. sp. Rhacocleis discrepans Fb., Dalm. Thamnotrizon frivaldszhji Hm., Serb. Platycleis grisea F., Boh. „ roeseli Hgb., Hu. Geschlechtlicher Dimorphismus bei deu Tonapparaten der Orthopteren. 293 JDecticus verrucivorus L., G. „ griseus Psorodonoius fieheri Frv-, Serb. Ephippigera seaonei Bol., Gast. „ Vitium Srv., Ga. „ sphaeophila Krs., Dalin. Dolicliopoda palpaia Slz., Dalm. Duceiia japonica Thb., Iv. Phylloptera ovalifolia Bm., E. S. Psyra melanonota Stl., Bru. Mecopoda elongata L., Iv. Meroncidius flavoUmhatus Br., E. S. Bliastes laevifrons Br., Vnz. Timantli.es lohifolius Dh., Iv. Hexacentrus annulicornis Stl., Brn. „ unicolor S., Mnd. Vestria hisulca Sv., Cliir. Anaulacomera laticauda Br., ß. Gr. Caedicia obtusifoUa Br., Key. PJngonia minor Br., R. Gr. Plagioptera cincticornis Stl., E. S. Theudoria nigrolineata Br. R. Gr. Moristus nubilus L., Key. Amaura olivacea Br., R. Gr. Ceraia dentata Br., R. Gr. Phyllostachys cariosa Bm., E, S. Thysdrus virens Thb., Peru. Gryllacris podocausta Hgb., Iv. Cratomelus armatus Bl., Chil. 37 Gattungen in 43 Arten. Grryllodea. Gnjllus domesticus L., G. „ campestris L., G. „ argentinus S., Bol. ÄnurogryUus miiticus Dg., Peru. Homoeogryllus reticulafus S., Cam. Liogryllus bimaculatus Dg., Gap. Phloeothrips aculeata F., G. Oecanthus pelluscens Sep., Bob. „ argentinus Sss., R. Gr. Calyptotrypus Jiofmanni Sss., Iv. Gryllodes hertliellus Sss., Mdr. Nemobius sylvestris F., Bob. Gryllomorphus dalmaticus Osk., Dalm. Mogiosplistus brunneus Srv., Dalm. Ärachnocephalus vestibus Est., Dalm. Cardiodactylus novae-guineae Dh., N. G. Gryllotalpa vulgaris L., Germ. „ africana P. B., Jap. Rhipipterix aira Sv., Bol. 15 Gattungen in 19 Arten. Summa: 101 Gattungen in 130 Arten. Der Tonapparat der Acridiodea. Es ist scbon lange bekannt, dass das laute Scbrillen der Feld- heuscbrecken, wie man es so häufig an beissen Sommertagen auf den sonnigen Wiesen boren kann, durch das Reiben der Hinterbeine an einer hervorragenden Kante der Flügeldecken erzeugt wird. Landois hat diese Beobachtung dadurch bestätigt, dass Thiere mit abgeschnit- tenen Hinterbeinen vollkommen stumm bleiben. Ihm verdanken wir auch unsere ersten Kenntnisse über den mikroskopischen Bau dieser Tonapparate. 20* 294 A. PETRUNKEWITSCn u, G. v. GUAITA, Wie Landois, so giebt auch Gräber eine ausführliche Be- schreibung des Striduhitionsapparats für die Männchen verschiedener einheimischer Acridier, genau so, wie wir es weiter für das Männ- chen von Stauronotus maroccanus aus einander setzen werden, um die bekannten Thatsachen dem Leser noch einmal ins Gedächtniss zurück- zurufen. Graber hat auch die Weibchen einer Untersuchung unter- worfen und rudimentäre Stridulationsapparate bei denselben nachge- wiesen. Aus der Aehnlichkeit des anatomischen Baues der sogenannten ^,Schrilleisten" oder ,, Schrilladern" bei den beiden Geschlechtern hat er den Schluss gezogen, dass wir es beim Weibchen mit einer Ver- erbung seitens des Männchens zu thun haben. Ob dieser Schluss berechtigt ist, wollen wir gleich prüfen. Betrachten wir bei schwacher Vergrösserung ein Hinterbein von Stauronotus maroccanus S von der Innenseite, wie es auf Fig. 1 ab- gebildet ist, so sehen wir eine fein punktirte Linie (Sa), die parallel dem untern Rande des Oberschenkels verläuft und aus grossen Zapfen zusammengesetzt ist. — Dies ist die „Schrillader" der Autoren. Schneiden wir nun eine solche mit einer feinen Scheere aus und sehen sie von der Seite bei 200facher Vergrösserung an, so erhalten wir ein Bild, wie es uns die Fig. 2 darstellt. Die einzelnen Zapfen treten hier klar hervor und sind durch regelmässige Abstände getrennt. Jeder sitzt in einer Vertiefung des Chitins und weist in seinem Innern einen hohlen Canal auf. Die Grösse der Zapfen beträgt etwa 70 //, wovon die Hälfte ungefähr auf den in das Chitin eingesenkten Theil kommt. Genau dasselbe Ver- halten zeigt uns die Schrillader beim $ (Fig. 3), nur stehen hier die einzelnen Zapfen weiter aus einander, und die Grösse derselben be- trägt ca. 56 //, so dass sich die beiden Schrilladern (S und ?) nicht nur durch die Grösse, sondern auch durch die relative Zahl der Zapfen unterscheiden. Jeder Zapfen ruft eine Schwingung der Flügel- decke hervor; deshalb wird die Höhe des erzeugten Tones wesentlich von zwei Umständen bedingt: 1) durch die Zahl der in Berührung mit dem Flügel kommenden Zapfen und 2) durch die Schnelligkeit, mit welcher das Hinterbein bewegt wird. Wenn wir von dem letztern absehen und nur die relative Zahl ins Auge fassen, die sich ungefähr wie (J : ? = 3 : 5 verhält, so finden wir, dass hier von vorn herein ein Unterschied im Ton bestehen muss. Allerdings finden wir eine so hoch ausgebildete Schrillader beim Weibchen nur bei einer be- schränkten Anzahl von Arten, unter andern z. B. Stethopliyma brevi- pennis, wo aber schon, wenn nicht im Bau, so doch in der Grösse, Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 295 ein beträchtlicher Unterschied hervortritt. Bei den meisten Arten ist die weibliche Schrillader viel schwächer ausgebildet als die männ- liche. In Fig. 4 haben wir eine solche von einem Gomphocerus melano- pterus ?. Die Länge der einzelnen Zapfen hat hier nur die geringe Grösse von 20 /<, ist aber schon genügend, um einen Ton zu erzeugen, wenn wir denselben auch mit uuserm Gehör nicht wahrnehmen können. Hier und da finden wir unter den Zapfen auch solche, welche die ur- sprüngKche Form eines Haares aufweisen und von beträchtlicher Länge sind. Der Vergleich mit der Schrillader des Männchens (Fig. 5), wo wir in der Reihe der gut ausgebildeten Zapfen stellenweis ebensolche Haare finden, führt zu dem Schlnss, dass sich die erstem aus Haaren entwickelt haben und zum speciellen Zweck umgestaltet sind. Diese letzte Thatsache hat schon Graber in seiner Arbeit „Ueber den Ursprung und Bau der Tonapparate bei den Acridiern" klar ge- legt. Er bemerkt; „dass man an der Schrilleiste der Weib- chen verschiedener Acridier derlei Cuticularbildu ngen vorfindet, die alle möglichen Uebergänge von einfachen Haaren, wie wir sie bei Stenohothrus lineatus beobachten, zu jenen Zapfen oder knopfförmigen Gebilden zeigen, die für di e Schrilleiste der Männchen charakteristisch sind. Ja man trifft, was noch interessanter ist, solche Uebergangs- formen selbst auf ein und derselben weiblichen Schrill- leiste". Der Bau der Schrillader ist im wesentlichen bei allen Grasheu- schrecken derselbe. Um einen höhern Ton hervorzubringen, finden wir in den verschiedenen Arten verschiedene Einrichtungen; z. B. stehen die Zapfen beim Männchen von Stenohothrus lineatus dicht neben einander, was ihre Zahl beträchtlich vermehrt. So kommt es auch, dass das Männchen 2mal so viel Zapfen wie das Weibchen be- sitzt, und es kann aller Wahrscheinlichkeit nach auch einen doppelt so hohen Ton erzeugen. Bei Gomphocerus rufus ist die Zahl der Zapfen noch viel grösser, so dass dieselben nicht mehr in einer Linie stehen können, sondern in Zickzackform angeordnet sind, wie aus Fig. 6 zu ersehen ist. Bei einigen Arten ist die Schrillader glatt, d. h. sie bildet eine hervorstehende Leiste ohne jegliche Spur von Zapfen. Solche glatte Schrilleisten können in beiden Geschlechtern gut ausgebildet sein, wie z. B. bei Fachytilus capensis, oder sie können nur beim Männchen 296 A. PETRUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, {Epacromia strepens), oder n u r beim Weibchen (Euprepocnemis plo~ rans) vorhanden sein. Etwas anders ist der Touapparat bei den Tettigidae ausgebildet. In dieser Gruppe von Orthopteren befindet sich die Schrilleiste, an- statt an den Hinterbeinen, am Rande des Pronotums, welches einen langen, spitzen Fortsatz bildet, der das Abdomen bedeckt. Ein solches Pronotum ist in der Fig. 7 von Tettix hipunctata abgebildet. Betrachten wir nun dasselbe bei stärkerer Vergrösserung , so sehen wir (Fig. 8), dass der Rand desselben eine sägenförmige Gestalt hat und zu einer Schrilleiste umgebildet ist. Hier wird also der Ton durch das Streifen der glatten Hinter- beine an den Randzähnen hervorgebracht. Genau denselben Bau wie beim Männchen finden wir auch beim Weibchen. Dort ist also auch in dieser Gruppe durch den anatomischen Bau beiden Geschlechtern die Möglichkeit gegeben. Töne zu erzeugen. Was nun die klappernden Töne der Oedipoda- und Pso/^/ms- Arten anbetrifft, so sind sie schon von Landois auf das Genaueste unter- sucht worden. Sie entstehen dadurch, dass bei der Bewegung der Hinterflügel während des Fluges die starken Adern derselben an die Unterfläche der Vorderflügel stossen, ganz unabhängig von dem Willen der In- secten. Da uns hier also keine eigentlichen Tonapparate vorliegen, so wollen wir auch nicht näher auf den Bau der Flügel eingehen und verweisen die sich dafür Interessirenden auf die Arbeiten von Fischer und Landois. Bevor wir uns aber zu den Tonapparaten der Locustiden wenden» wollen wir hier noch kurz einige Vorrichtungen bei den Acridiern besprechen, die als üebergangsformen zu den Apparaten der erstem zu betrachten sind. Fast alle Acridier haben auf den Adern der Hinterflügel meistens unregelmässig vertheilte Schrillplatten, wie man aus Fig. 9 {Oedipoda miniaia) ersehen kann. Die Vorderflügel dagegen besitzen keine solche unregelmässig vertheilte Platten. Vielmehr finden wir hier bei einigen Arten an der Unterseite des Flügels nur eine Ader, die das Aussehen eines Schrill- organs besitzt: das ist die von Fischer als Vena intercalata be- zeichnete Ader, die, wie wir es aus Fig. 10 (Epacromia strepens) er- sehen, zwischen der Vena externomedia und Vena internomedia eingeschoben ist. Diese Ader, stärker vergrössert (Fig. 11), zeigt uns eine doppelte Reihe von regelmässig angeordneten Schrillplatten und findet sich, wie Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 297 beim Mcännchen, so auch beim Weibchen. Eine Seitenansicht derselben Ader für das Weibchen von Pyrgodera cristata ist in der Fig. 12 abgebildet. Ob diese Adern der Vorder- und Hinterflügel zum Tonerzeugen so ausgebildet sind und auf welche Weise sie dazu verwendet werden, bleibt noch als Frage dahingestellt, da uns biologische Beobachtungen in dieser Hinsicht gänzlich fehlen. Es liegt aber die Vermuthung nahe, dass hier wenigstens ein Geräusch durch das Reiben der Vorder- tiügel an die Hinterflügel hervorgebracht werden kann. Locustidae. Der Tonapparat der männlichen Locustiden ist von den oben genannten Forschern nur an wenigen Arten untersucht und als all- gemein gültig anerkannt worden. So kam es zu Ungenauigkeiten in der Beschreibung über die Lage dieser Apparate, wodurch wir ge- zwungen sind, sie näher zu besprechen. Andererseits leugnen diese Autoren das Vorhandensein von irgend welchen Tonapparaten bei den Weibchen der Locustiden, mit Ausnahme der E2)hippigera- ArteL, die ganz gleiche Apparate in beiden Geschlechtern besitzen sollen. Wir werden sehen, dass diese Auffassung unbegründet ist und somit auch zu falschen Schlüssen geführt hat. Wenn wir die Schrillader auf dem Vorderflügel mancher Acridier als Uebergangsform zu dem Tonapparat der Locustiden ansehen, so wollen wir damit gar nicht behaupten, dass dieselbe sich am gleichen Ort befinden muss, sondern nur, dass sie in ihrem Bau mit der erstem übereinstimmt und bei höher entwickelten Formen eine weitere Um- bildung erfahren hat. Wie allgemein bekannt ist, befindet sich der Tonapparat der Männchen bei den Locustiden in der Nähe der "Wurzel der Flügeldecken. Er ist auf die beiden Flügeldecken ge- wöhnlich so vertheilt, dass, wenn wir ihn, andern Autoreu folgend, mit einer Geige vergleichen, auf der einen der „Fiedelbogen", das ist die Schrillader, auf der andern die „Saite" mit dem „Resonanzboden", dem Tympanum, sich befindet. Um uns sofort über die Lage der Schrillader zu orientiren, müssen wir einen Blick auf den Verlauf der gesammten Adern bei einem hoch entwickelten Locustiden werfen (Fig. 13). Aus der Wurzel entspringen zwei mächtige Adern, welche in paralleler Richtung den ganzen Flügel der Länge nach durchlaufen und meistens in der Spitze desselben enden. Dies sind die sogen. „Vena scapularis" {ß) und „Vena exteruomedia" (/). Näher zum 298 A. PETRUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, äussern Rande hin liegt eine kleine, bei vielen Arten nicht vorhandene „Vena mediastina" («). Dem Innern Rande zu begegnen wir einer meistens gut ausgeprägten „Vena internomedia" (6), die in den meisten Fällen aus der Wurzel mit den zwei soeben erwähnten „Vena scapularis" (ß) und „Vena externomedia" (y) entspringt. Die dem Innern Rande der Flügeldecke zunächst liegende und nicht immer ausgebildete „Vena analis" (ip) schneidet ein Drei- eck von dem Flügel ab, welches im rechten Winkel zum übrigen Flügel steht und den Rücken des Insects von oben bedeckt. Auf der untern Seite dieses Dreiecks befindet sich in fast senk- rechter Stellung zu der „Vena analis" (t/') die zum Hervorbringen des Tones umgestaltete Schrillader (Sa). Auf der andern Flügel- decke befindet sich auf der Oberfläche des entsprechenden Dreiecks die früher erwähnte Saite und das als Resonanzboden dienende Tym- panum (Fig. 14). Ein Querschnitt durch jene Dreiecksgegend des rechten Flügels eines javanischen Locustiden (Fig. 15) zeigt uns, dass die Saite eine chitinöse Verdickung des Flügelrandes ist (S) und das feine, durch- sichtige Tyrapanum (Ty) von innen begrenzt. Somit, wenn wir zur Fig. 14 zurückkehren, ersehen wir, dass das Tympanum ein zum speciellen Zweck umgestaltetes Flügelfeld dar- stellt, das sich zwischen der Saite und der „Vena analis" befindet und von der Flügelwurzel durch eine quer verlaufende Leiste abge- schlossen wird. Der auf Fig. 16 abgebildete Längsschnitt durch die Schrillader der linken Flügeldecke desselben javanischen Locustiden zeigt uns sofort die Art und Weise, in welcher der Ton hervorgebracht wird. Die Schrillader weist eine Reihe von schräg über einander liegenden Platten auf. Wird nun die Schrillader auf der Saite gerieben, so muss dadurch selbstverständlich ein Ton hervorgebracht werden, dessen Höhe und Stärke wesentlich von der Zahl und Höhe der Platten ab- hängig ist, wie wir es schon bei den Acridiern gesehen haben. Um den Ton noch zu verstärken, wozu, wie schon gesagt, das Tym- panum dient, befindet sich über der Schrillader, zwischen derselben und der dorsalen Fläche des Flügels, eine grosse und starke Trachee, so dass der Apparat noch mehr mit dem Fiedelbogen einer Geige verglichen werden kann. Werfen wir einen Blick auf die in Fig. 17 von der Fläche abge- bildete Schrillader einer Platycleis roeseli, so sehen wir die auffallende Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 299 Aelinlichkeit mit der früher besprochenen Flügelschrillader mancher Acridier. Schon von andern Beobachtern ist bemerkt worden, dass auch auf dem rechten Flügel manchmal eine vollkommen ausgebildete Schrill- ader ist. Wir können zu dieser Beobachtung hinzufügen, dass das Vorhandensein der activen Schrillader ausschliesslich auf dem linken Flügel nicht als richtig befunden werden kann, denn, wie aus unsern Untersuchungen hervorgeht, fanden wir alle möglichen Ueber- gänge zwischen solchen Formen, die die Schrillader auf dem linken und das Tympanum auf der rechten Flügeldecke aufweisen, bis zu denjenigen (meistens exotischen Arten) bei denen das Verhältniss ge- rade umgekehrt ist. So finden wir bei Platycleis roeseli die erste Andeutung der Schrillader auf dem rechten und des Tympanuras auf dem linken Flügel. In Fig. 18 ist das Tympanum des rechten Flügels noch nicht geschlossen, und zwar fehlt ihm die Saite. Dasselbe ist auch viel dicker als das Tympanum des rechten Flügels, und entbehrt noch der Durchsichtigkeit. Die rechte Schrillader ist aber gut entwickelt und unterscheidet sich von der linken nur durch die Zahl der Platten, so dass wir das folgende Verhältniss bekommen : Platten der linken Ader 49 Platten der rechten Ader 32 ' oder auf dieselbe Länge bezogen 1:1, Die letzten Zahlen zeigen uns, dass der Abstand zwischen den einzelnen Platten der beiden Schrill- adern vollkommen gleich ist. Doch kann die oben erwähnte Platycleis roeseli noch keinen Ge- brauch von der rechten Schrillader machen, da ihre Flügel so einge- richtet sind, dass der linke immer den rechten bedeckt. Bei Decticus griseus (Fig. 19) ist schon das Tympanum von allen Seiten geschlossen, die Saite ist aber noch zu schwach, um zum Her- vorbringen eines Tones zu dienen. Endlich ist bei einer Reihe von Locustiden, wie z. B. bei Plagio- ptera cincticornis (Fig. 20) die Schrillader (Sa) nur auf dem rechten, das Tympanum dagegen nur auf dem linken Flügel zur Ausbildung gekommen, und dem gemäss ist bei dieser Orthoptere der letztere von dem erstem bedeckt. — Das, was am rechten Flügel vom Tympanum übrig geblieben ist, ist als solches nur durch seine Lage erkennbar, und hat ein trübes, den andern Flügelfeldern vollkommen ähnliches Aussehen. 300 A. PETRUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, Wie wir bereits gesehen haben, ist die Meinung, dass die Weib- chen der Landheuschrecken keine Tonapparate besitzen, allgemein verbreitet. So schreibt z. B. Brunner von Wattenwyl: „Abweichend von den höhern Thierclassen ist der Umstand, dass das Männchen allein Töne erzeugen kann und das Weibchen zum ewigen Schweigen verurtheilt ist," . . . „Nur das Männchen vermag die Aufmerksamkeit auf seine Anwesenheit zu lenken. Sein Liebesgesang bleibt unbe- antwortet". Diese Behauptung ist unhaltbar. Es genügt, bei einem Weibchen eines grossen Locustiden, wie z. B. bei Locusta viridissinia oder einer exotischen Art, die Flügeldecken eines in Alkohol conservirten Exemplares gegen einander zu reiben, um einen deutlich vernehmbaren, wenn auch nicht hohen Ton zu erzeugen. Untersuchen wir nun die Flügeldecken bei stärkerer Vergrösse- rung, so finden wir auch thatsächlich bei allen Weibchen einen Ton- apparat, welcher jedoch anders als beim Männchen gestaltet ist und sich auch an einer andern Stelle des Flügels befindet. Es ist nämlich bekannt, dass in der weiblichen Flügeldecke die oben erwähnte Schrill- ader und das Typanum vollkommen fehlen und durch eine von Brunner von Wattenwyl als „Vena plicata" bezeichnete, mehr oder weniger wellig verlaufende Ader ersetzt sind. Auf dem letzten Drittel dieser Ader befindet sich nun auf der Dorsalseite des rechten Flügels der Tonapparat des Weibchens (Fig. 21 E), an dem sich die Schrillstacheln befinden. Er ist meistens nur auf dem rechten Flügel ausgebildet und be- steht aus einer Anzahl uuregelmässig vertheilter, auf den Adern und manchmal sogar auf den Feldern sitzender Stacheln, wie wir es z. B. bei Decticus griseus in der Fig. 22 abgebildet sehen. Hier wird also der Ton durch das Reiben der linken Flügel- decke an den Stacheln der rechten hervorgebracht. Dieser Apparat kommt aber auch bei manchen Arten beim Männchen anstatt des ge- wöhnlichen Geigenapparats zur Ausbildung, und zwar steht das mit einer gewissen Vereinfachung der Adern in Zusammenhang. So finden wir bei Eugonia minor S (Fig. 23) bloss eine dem äussern Rande des Flügels parallel verlaufende Ader, die wahrschein- lich aus dem Zusammenfliessen der „Vena scapularis" und der „Vena externomedia" (ß, y) entstanden ist und als „Truncus communis" bezeichnet werden kann. Dem Innern Rande des Flügels entlang verläuft die „Vena in- ternomedia", die wie gewöhnlich aus der Wurzel entspringt. Zwischen Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 301 ihr und dem Innern Rande des Flügels befindet sich die soeben für das Weibchen beschriebene „Vena plicata" {H, Fig. 23), auf der sich die zum Touerzeugen ausgebildeten Stacheln befinden (Fig. 24), Wir sehen, dass die Stacheln vollkommen den in Fig. 22 abgebildeten ähnlich sind. Nun müssen wir noch bemerken, dass die Flügeldecke des Weib- chens bei Eugonia minor genau denselben Bau hat. Eine noch grössere Vereinfachung hat endlich der Tonapparat bei Meconema variatiim erfahren (Fig. 25). Hier finden wir weder beim Männchen noch beim Weibchen Stacheln, dagegen sitzen auf der Ventralseite einiger Längsadern zum Schrillen geeignete Platten, genau so wie wir sie für die Acridier {Oedipoda miniata) beschrieben haben. Eine Vergleichung der Fig. 26 mit Fig. 9 bestätigt unsere Auf- fassung dieser Acridier-Tonapparate als üebergangsform zu den Ton- apparaten der Locustiden. Manche Bilder der soeben besprochenen Plättchen geben uns Aufklärung über den Ursprung der Schrillader bei den Locustiden. So finden wir bei Fhylloptera ovalifoUa ? einen Zweig der „Vena plicata", dessen Schrillstachelu eine Umbildung zu den Schrillplatten aufweisen (Fig. 27). Der Basaltheil jedes einzelnen Stachels ist, wie wir aus Fig. 27 ganz deutlich ersehen, schon zu einer Schrillplatte umgebildet, dagegen hat das Ende noch die ursprüngliche Form eines Stachels. Da aber von den Stacheln zu den gewöhnlichen Haaren auf demselben Flügel alle möglichen Uebergänge zu finden sind, so folgt daraus, dass auch die männlichen Locustiden-Schrilladern höchst wahrscheinlich sich aus Haaren entwickelt haben. Es giebt nun eine kleine Anzahl von Locustiden, bei welchen das Weibchen auch eine hoch entwickelte Schrillader besitzt. Das sind Arten mit rudimentären Flügeldecken, welche zum Tonhervor- bringen eingerichtet sind. Hier sind alle 3 Adern, „Vena scapularis", „Vena externomedia" und „Vena internomedia" wie beim Männchen so auch beim Weibchen zu einem gemeinsamen Stamm („Truncus communis") zusammengeflossen (Fig. 28 /?, /, d), was wir daraus schliessen können, dass z. B. bei Bradyporus cinctus diese Ader am distalen Ende sich in 3 Aeste spaltet. Im Uebrigen sind die beiden Flügel vollkommen einander ähnlich und unterscheiden sich nur da- durch, dass das Männchen ein rudimentäres Tympanum besitzt (Fig. 28 Ty). 302 A. PETKUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, Die Zahl der Schrillplatten weist auch einen Unterschied auf, und zwar finden wir das Verhältniss cj : ? = 16 : 13, was darauf deutet, dass das Weibchen einen etwas niedrigem Ton als das Männchen er- zeugt. (Die hier und noch weiter anzugebenden Zahlen sind auf eine gewisse, für beide Geschlechter gleiche Länge bezogen.) Während aber hier, beim iVIännchen sowohl wie auch beim Weib- chen, die Schrillader auf der Ventralseite desselben linken Flügels ausgebildet ist, finden wir bei Ephippigcra-kviQW einen grundsätz- lichen Unterschied in der Lage der Schrillader. Obgleich bei beiden Geschlechtern die rechte Flügeldecke von der linken bedeckt wird und auch auf beiden Flügeldecken eine Schrillader vorhanden ist, unterscheiden sich die Tonapparate dadurch, dass beim Männchen die active Schrillader (Fig. 29) an der Ventralfläche des linken Flügels und die Saite an der Dorsalfläche des rechten Flügels sich befindet, während beim Weibchen es sich gerade umgekehrt verhält, d. h. die active Schrillader des Weibchens sich auf der Dorsalfläche des rechten und die Saite auf der Ventralfläche des linken Flügels befindet (Fig. 29, schematisch). Auch bei dieser Form ist ein Unterschied in der Zahl der Schrillplatten bei den Männchen und Weibchen. So finden wir für Ephi2)pigera seaonei das Verhältniss : cJ : $ = 4 : 5, d. h. dass dieses Weibchen einen höhern Ton als das Männchen erzeugt. Es giebt eine Reihe von Locustiden, die vollkommen flügellos sind. Die Tonapparate dieser Formen sind von Graber untersucht worden und bestehen aus Verdickungen des Chitins am Hinterleibe, gegen welche, wie bei den Acridiern, die Hinterbeine gerieben werden. Da aber biologische Beobachtungen über diese Arten fehlen und man nicht einmal genau weiss, ob sie wirklich von diesem Tonapparat Gebrauch machen, so wollen wir von einer genaueren Betrachtung derselben gänzlich absehen, Grryllodea. Wie die Tonapparate der Acridier und Locustiden, so wurden auch diejenigen der Grillen von Landois untersucht und beschrieben. Auch seine Behauptung, dass die Weibchen der Grillen keine Ton- apparate besitzen, erwies sich mit nur einer Ausnahme als ganz richtig. Wir wollen deshalb nur eine Abbildung der männlichen und weiblichen Flügeldecken von Gryllus argentinus (Fig. 30) geben. Im Gegensatz zu den Locustiden ist hier die männliche Schrillader an Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 303 (lern sogenannten Crus basale veuae inteinoniediae ausgebildet (Fig. 30 fc [Sa]). Sie wird einfach an dem hervorragenden Rande des rechten Flügels gerieben, da das Tympanum stark nach unten verschoben ist und keine Saite bildet. Was den feinern Bau der Schrillader anbe- triti't, so ist er vollkommen demjenigen der Locustideu ähnlich. Nur bei der Maulwurfsgrille ist es zur Ausbildung des Ton- apparats in beiden Geschlechtern gekommen. Es ist interessant zu bemerken, dass das Weibchen nicht nur auf der „Vena internomedia" (Fig. 31 s [Sa]), sondern auch auf einer ihr parallel verlaufenden supplementären Ader Schrillplatten besitzt (Sa). Somit kommt es hier beim Weibchen zu einer höhern Entwicklung des Tonapparats als beim Männchen. Längsschnitte durch die Schrillader des Männchens und des Weibchens (Fig. 32), die mit der- selben Vergrösserung abgebildet sind, zeigen uns deutlich diese viel mächtigere Entwicklung der weiblichen Schrillader gegenüber der männlichen. Da die Zahl der Schrillplatten in beiden Geschlechtern das Ver- hältniss von 1 : 1 aufweist, so müssen wir annehmen, dass die Töne sich bloss durch ihre Stärke unterscheiden. Theoretisches über die Entstehung der Tonapparate und den geschlechtlichen Dimorphismus bei den Orthopteren. Wir haben gesehen , dass die meisten Orthopteren der Unter- ordnung Saltatoria Tonapparate besitzen, die an verschiedenen Körpertheilen ausgebildet sind. Zugleich haben wir gezeigt, dass die Weibchen auch Tonapparate besitzen, die aber von denjenigen der Männchen durch ihren Bau verschieden sind. Schon in der Familie der Acridiidae tritt dieser Unterschied in so fern auf, als die Ab- stände zwischen den einzelnen Zapfen der Schrilleiste bei den Weib- chen grösser sind und somit ein tieferer Ton hervorgerufen wird. Noch auffallender ist der Unterschied im Bau der männlichen und weiblichen Tonapparate bei den Locustidae; wir wollen nur daran erinnern, dass die Männchen hier meistens eine Schrillader auf der Ventralfläche der linken oder rechten Flügeldecke besitzen, bei den Weibchen aber Schrillstacheln auf der Dorsalfläche der rechten Flügel- decke zur Ausbildung gekommen sind. Durch diese Thatsachen ist die Vermuthung, das die Tonapparate der Weibchen auf dem Wege der Vererbung seitens der Männchen entstanden sind, vollkommen 304 A. PETRUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, ausgeschlossen. Vielmehr haben wir es hier mit einer für beide Ge- schlechter selbständigen Entwicklung zu thun. Es ist hier einzuschalten, dass vor kurzem Hacker bezüglich des Dimorphismus des Tonapparats der Vögel zu ähnlichen Ergebnissen gekommen ist. Hacker zeigte, dass es sich hier nicht um eine Ueber- tragung eines vom Männchen erworbenen Merkmals auf das Weibchen handeln könne, sondern dass der geschlechtliche Dimorphismus von Stimmapparat und Stimme eine gezüchtete, gewissermaassen gewollte, Anpassungserscheinung sein müsse. Was die Bedeutung des gesteigerten Dimorphismus der Stimme und der verschiedenen mit ihrer Aeusserung verbundenen Bewerbungs- iustincte anbelangt, so gelangt Hacker zu der Anschauung, dass alle diese Einrichtungen in letzter Linie der Vermeidung der Inzucht dienen, da sie „e i n e grössere u n d r e g e 1 m ä s s i g e r e M i s c h u n g der Artgenossen in der Fortpflanzuugszeit bewirken". Kehren wir zu den Touapparaten der Orthopteren zurück und machen den Versuch, der Entstehung derselben eine Erklärung zu geben und ihre Entwicklung so weit zu verfolgen, wie uns die, leider noch spärlichen Kenntnisse über die Lebensweise dieser Insecteu erlauben. Fast alle Orthopteren sind Pflanzenfresser. Sie halten sich im Gras, auf den Wiesen und Feldern auf oder verbringen die grösste Zeit ihres Lebens auf gewissen Sträuchern und Bäumen und kommen nur zur Eierablage zur Erde herab. Gewöhnlich treten die ver- schiedenen Arten in einer beschränkten Zahl von Individuen auf, und da sie passende Nahrung im Ueberfluss haben, so sind sie auch von der Natur selbst auf das Leben in gewissen kleinern Bezirken ange- wiesen, wo sie häufig, wie z. B. Nemobius silvestris, familienweise auftreten. Einige Grillen sind an das Leben in Menschenwohnungen angepasst, die sie auch selten verlassen. Nur die Wanderheuschrecken, die in einer colossalen Zahl von Individuen jährlich zum Leben kommen, müssen ihren ursprünglichen Aufenthaltsort ändern, um neue Nahrung in genügender Menge aufzufinden. In einem auffallenden Zusammenhang mit der Lebensweise steht nun die Ausbildung der Stimmorgane. Thatsächlich finden wir solche nur bei denjenigen Arten, die fast nie in grosser Zahl von Individuen vorkommen und auf gewisse engere Verbreitungsgrenzen angewiesen sind, das sind die Gras- und Laubheuschrecken und die Grillen. Da- gegen besitzen die Wanderheuschrecken gar keinen oder einen nur Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Touapparaten der Orthopteren. 305 sehr unvollkommen ausgebildeten Tonap])arat und können nur ein von ihrem Willen unabhängiges Geräusch oder Geklapper erzeugen. Wie diese Unterschiede entstanden sind , werden wir weiter zu zeigen versuchen. Die Beobachtungen über die Begattung bei den Saltatoria sind leider noch sehr spärlich und nur an einigen Laubheuschrecken und Grillen gemacht worden, d. h. an lauter solchen Formen, die einen gut ausgebildeten Tonapparat besitzen. Diese Beobachtungen stimmen aber alle darin überein, dass das Männchen so lange sein Zirpen er- tönen lässt, bis ein oder mehrere Weibchen auf den Laut herbei- kommen. So schreibt schon Roesel von Rosenhof m seinen „In- secten-Belustigungen": „Dieser Ton oder Gesang der Hausgryllen unterscheidet sich von dem Gesang der Feldgryllen dadurch, dass er eher und mehr abgesetzt wird und nicht so hell klinget. Es wird aber selbiger, wie schon gemeldet, nur von dem Männlein angestimmet, so bald nämlich dasselbe seine Flügel bekommen, und suchet es, gleich den Heuschrecken, dadurch das Weiblein an sich zu locken, ja seine Geilheit lasset es fast gar nicht schweigen, bis es endlich seines Wunsches theilhaftig worden. Ist nun aber ein Weiblein in der Nähe, so gehet es dem Gesang nach". Nach dieser Beschreibung würde also dem Weibchen der Grillen eine nur passive Rolle zukommen. Verhält es sich aber in dieser Weise auch ebenso mit den Weibchen der Maulwurfsgrille, der Gras- und Laubheuschrecken, die ja, wie wir gesehen haben, wie die Männchen Tonapparate besitzen? Bleiben sie auch stumm, wie das Brunnek VON Wattenwtl annimmt? Wir möchten es sehr bezweifeln. Jeden Falls besitzen wir eine ganz zuverlässige Beobachtung von Graber. Dieser Forscher behauptet, dass er „auf das allerbestimmteste" fest- stellen konnte, dass z. B. das Weibchen von Stenobothrus dorsatus Zett, „wenn auch nur schwache Laute" hervorbringen kann. Es ist bekannt, dass ursprünglich alle Orthopteren einfache Haare anstatt der Tonapparate besassen. Darauf weist unter anderm auch die Thatsache hin, dass bis zur letzten Häutung an der Stelle der zukünftigen Schrilladern einfache Haare sitzen ; auch kann die Ent- stehung der Tonapparate aus Haaren, wie wir es gesehen haben, an erwachsenen Insecten nachgewiesen werden. Denken wir uns jetzt, dass je eine Colonie von so gleichmässig behaarten Grasheuschrecken, die ja auf gewisse Grenzen ihrer Verbreitung angewiesen sind, auf einer Wiese von etwa 100 qm gelebt hat und dass alle Individuen ursprünglich stumm waren. Sie mussten sich unter einander paaren, 306 A. PETRUNKEWITSCH u. G. v. GUAITA, und bald wurden sie alle verwandt. Ihre Nachkommen mussten sich auch nur mit einander paaren, da sie ja an demselben Orte ent- standen waren und bei genügender Nahrung keinen Grund hatten, ihn zu verlassen. Wir wissen aber aus Beobachtungen und Experi- menten, wie schnell die Inzucht ein Volk zum Absterben bringt. So haben die Versuche von Weismann gezeigt, dass die Mäuse schon in der 30. Generation fortpflanzungsunfähig sind und, ohne Nachkommen zu hinterlassen, alle zu Grunde gehen. So wäre es denn auch in unserm Beispiel geschehen, dass die ganze Colonie der Grasheuschrecken dem Aussterben preisgegeben wäre. Denken wir jetzt, dass einige unter den stummen Männchen eine kleine Umgestaltung der Haare an den Hinterbeinen erhalten haben, die es ihnen ermöglichte, ein, wenn auch noch geringes, so doch über die Grenzen ihres Lebensbezirks hörbares Geräusch zu erzeugen. Durch dieses Geräusch angelockt, kamen einige Weibchen aus den benachbarten Wiesen und würden mit den das Geräusch 'erzeugenden Männchen eine gesunde und lebenskräftige Nachkommenschaft er- zeugen, während die an Zahl weit grössere stumme Generation durch Inzucht allmählich ausgestorben wäre. Bald müsste aber zwischen den Bewohnern der ersten und der benachbarten Wiese wieder eine allgemeine Verwandtschaft eintreten und sie dem Tod durch Inzucht zuführen. Gesunde Nachkommen werden wiederum nur solche Männ- chen erzeugen können, denen ihre günstiger umgestalteten Haare es ermöglichten, Weibchen aus entferntem Wiesen herbeizulocken, während die andern, wenn auch zahlreicher, aussterben mussten^ So ging der Process, den man als eine besondere Form der natürlichen Auslese betrachten und vielleicht als Inzucht-Auslese bezeichnen könnte, inmiej- weiter, und die Tonapparate befanden sich in einer steten Entwicklung, bis sie einen gewissen Grad erreicht hatten, wo die Männchen sich solche Weibchen anlocken konnten, die in genügend grosser Entfernung von ihnen waren, um das Eintreten naher Ver- wandtschaft zu vermeiden. Jetzt werden alle Männchen gesunde Nach- kommen erzeugen, und der Tonapparat muss in seiner Entwicklung stehen bleiben, da von nun an keine Inzucht zu Stande kommen kann. Auf dieselbe Weise kann man sich auch die Entwicklung der weiblichen Tonapparate denken, vorausgesetzt, dass beide Geschlechter sich gegenseitig anlocken. Diese Voraussetzung ist aber thatsächlich durch Beobachtungen an verschiedenen Thieren begründet. So kann auch das Fehlen eines Tonapparats bei den Weibchen der Haus- und Feldgrillen dadurch einigermaassen erklärt werden, dass diesen der Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 307 Instinct des Anlockens durch irgend welche Gründe abhanden ge- kommen ist. Anders verhält sich die Sache bei den Wanderheuschrecken. Diese versammeln sich in ungeheuren Mengen und wandern von Ort zu Ort, wodurch die Inzucht von vorn herein vermieden wird und also alle Individuen fortpflanzungsfähige Nachkommen hinterlassen. Die kleinen auftauchenden Unterschiede müssen deshalb wieder durch Panmixie verschwinden. Die Thatsache, dass diese Orthopteren wirk- lich keine Tonapparate l)esitzen, scheint die Richtigkeit unserer An- schauung zu bestätigen. Wie gezeigt, stimmt die hier dargelegte Auffassung mit der- jenigen von Hacker im Wesentlichen überein. Wir denken nur, dass bei den Orthopteren die Tonapparate nicht nur in ihrer weitern Entwicklung, sondern schon von vorn herein bei ihrer ersten Aus- bildung dem Bedürfniss einer gesteigerten Mischung dienten, in der Weise, dass die Inzucht diejenigen Individuen ausmerzte, welche in Folge weniger ausgebildeter Tonapparate sich nur mit näher ver- wandten Individuen kreuzten. Frei bürg i. Br., 1. August 1900. Literaturverzeicliiiiss, 1) Landois, H., Die Ton- und Stimmapparate der Insecten, iu : Z. wiss. Zool. V. 17, 1867. 2) — , Ueber ein dem sogenannten Tonapparat der Cikaden analoges Organ bei den hiesigen Grillen, ibid. V. 22. 3) Graber, V., Ueber den Bau und die Entstehung einiger noch wenig bekannter Stridulationsorgane der Heuschrecken und Spinnen, in: Mitth. naturwiss. Ver. Graz, Jahrg. 1874. 4) — , Tonapparat der Locustiden, in: Z. wiss. Zool., V. 22. ö) — Ueber den Ursprung und Bau der Tonapparate bei den Acri- diern, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, V. 21, 1871. 6) BouNNER VON Wattenwvl, Ueber das IStimm- und Gehörorgan der Heuschrecken, in : Schrift. Ver. Verbreit, naturw. Keuntn. Wien, V. 24, 1884. 7) ScuDDER, Samuel H., Notes on the stridulation of some New Eng- land Orthoptera, in: Proc. Boston Soc. nat. Hist., V. 11, 1868. Zool. Jahrb. XIV. Abtli. 1. Syst. 2 1 308 A. PETRUNKEWITSCH u, G. v. GUAITA, 8) SwiNTON, Spanish Insects and stridulating species, in : EntomoL Monthly Mag., V. 21. 9) Bath, W. Harcourt, Humming in the air caused bei Insects, in : Natura, V. 34, No. 884. 10) Peretz, J., Sur les causes du bourdonnement chez les Insectes, in: Acad. Sc. Paris, V. 87. No. 10. 11) — , Stridulation of Hemipt., Hymenopt. and Coleoptera, in: Entomol. Monthly Mag., V. 15. 12) Janet, Ch., Note sur la production des sons chez les Fourmis et sur les organes qui les produisent, in : Ann. Soc. entomol. France, V. 62. 13) Fischer, L. H., Orthoptera Europaea. Leipzig 1853. 14) Darwin, Charles, Die Abstammung des Menschen und die ge- schlechtliche Zuchtwahl. Gesammelte Werke , übersetzt von J. V. Carus, 2. Aufl., V. 5, Stuttgart 1899. 15) Hacker, V., Der Gesang der Vögel, Jena 1900. 16) Roesel von Rosenhof, August Johann, Insecten-Belustigungen, 2. Theil, 1749. Erklärung der Abbildungen. Tafel 15. Fig. 1. Stauronotus maroccanus S- Linkes Hinterbein, von der Innenseite. Sa Schrillader. 10 : 1. Fig. 2. Stauronotus maroccanus S- Seitenansicht der Schrill- ader. 200 : 1. Fig. 3. Stauronotus maroccanus $. Seitenansicht der Schrill- ader. 200 : 1. Fig. 4. Gompliocerus melanopterus $. Seitenansicht der Schrill- ader. 200 : 1. Fig. 5. Gom2)hocerus melanopterus S- Seitenansicht der Schrill- ader. 200 : 1. Fig. 6. Gomphoccrus rufus S- Schrillader. Stark vergr. Fig. 7. Tcttix hipunctata S- Pronotum. 7:1. Fig. 8. Tettix hipunctata S- Rand des Pronotums bei starker Vorgrösserung. Fig. 9. Oedipoda miniata $. Schrilleisten an der Ventralfläche der Adern des Hinterflügels. 68: 1. Geschlechtlicher Dimorphismus bei den Tonapparaten der Orthopteren. 309 Tafel 16. Fig. 10. JEpacromia strepens $. Dorsalfläche der linken Flügel- decke. 3,5 : 1. a Vena analis, {Sa)'^ Vena intercalata, 6 Vena scapularis, e Vena externomedia, e" Ramuli venae externomediae, i Vena subinterno- media, l" Vena internomedia, (.i Vena mediastina. Fig. 11. Epacromia s^rgyöews Schrillader (Vena intercalata). 134:1. Fig. 12. Pyrgodera cristata ?. Seitenansicht der Schrillader (Vena intercallata). 20 : 1. Fig. 13. Timanthes lohifolius S- Proximales Ende der linken Flügeldecke, von der Ventralfläche gesehen, a Vena mediastina, ß Vena scapularis, y Vena externomedia, d Vena internomedia, i/' Vena analis, Sa Schrillader. Vergrössert. Fig. 14. Javanischer Locustide (J. E echte Flügeldecke, von der Dorsalfläche gesehen. Vergrössert. a Vena mediastina, ß Vena scapu- laris, y Vena externomedia, d Vena internomedia, ifi Vena analis, S „Saite", Ty Tympanum. Fig. 15. Querschnitt durch dieselbe Flügeldecke in der Tym- panumgegend. Vergrössert. S „Saite", Ty Tympanum, t/' Vena analis, ß, y Truucus communis vv. scapularis et externomediae. Fig. 16. Längsschnitt durch die Schrillader derselben Locustide. Vergrössert. Of dorsale Fläche der Flügeldecke , Tr Trachee , Sp Schrillplatten. Fig. 17. Platycleis roeseli $. Schrillader der linken Flügeldecke. 68 : 1. Fig. 18. Platycleis roeseli $. Flügeldecken, von der Ventralfläche gesehen. 5,8 : 1. a Vena mediastina (marginalis), ß Vena scapularis, y Vena externomedia, x Tympanum (Newport), {Sa) Vena transversa crassior (Schrillader). Tafel 17. Fig. 19. Decticus griseus S- Flügeldecken, linke von der Ventral- rechte von der Dorsalfläche gesehen. 7:1. x Vena axillaris, a Vena mediastina, ß Vena scapularis. / Vena externomedia, d Vena interno- media, X Tympanum (Newport), >Sa Vena transversa crassior (Schrillader;. Fig. 20. Plagioptera cincticornis S- Rechte Flügeldecke, von der Ventralfläche gesehen. Vergrössert. a Vena mediastina, ß Vena scapu- laris, y Vena externomedia, Sa Schrillader, d Vena internomedia. Fig. 21. Hexacenfrus unicolor $. Dorsalseite der rechten Flügel- decke. Vergrössert. a Vena mediastina, ß Vena scapularis, y Vena externomedia, d Vena internomedia, H der Theil der Vena plicata, an. dem sich die Schrillstacheln befinden. Fig. 22. Decticus griseus $. Ein Theil von der Dorsalfläche der rechten Flügeldecke. 68 : 1. Fig. 23. Engonia minor $. Rechte Flügeldecke, von der Dorsal- fiäche gesehen. Vergrössert. ß^ y Truncus communis vv. scapularis et externomediae, d Vena internomedia, H Schrillstacheln an der Vena plicata. 21* 310 PETRUNKEWITSCH u. v. GUAITA, Tonapparate der Orthopteren. rig. 24. Engonia minor $. Schrillstacheln an der Dorsalfläche der rechten Flügeldecke. Stark vergrössert. Fig. 25. Meconema variatum. Rechte Flügeldecken vom Weib- chen und vom Männchen, von der Dorsalfläche gesehen. 4:1. (.i Vena marginalis, t' Vena mediastina, o Vena scapularis, q Vena externomedia, 6 Venae externomediae ramus, lo Vena internomedia, x ejus ramus, t/' Vena analis, (p Vena suturalis. Fig. 26, Meconema variatum. Schrillplatten einer Ader. 68 : 1. Tafel 18. Fig. 27. Phylloptera ovalifolia $. Eine der Schrilladern der rechten Flügeldecke, Umbildung der Stacheln zu Platten zeigend. 124 : 1. Fig. 28. Bradyporus cinctus. a weibliche, b männliche linke Flügeldecke, von der Ventralfläche gesehen. 7:1. ß, y, d Truncus communis, Sa Schrillader, Ty rudimentäres Tympanum. Fig. 29. Ephij)pigera seaonei. a rechte weibliche Flügeldecke, von der Dorsalseite gesehen; b linke männliche Flügeldecke, von der Ventralfläche gesehen. 6:1. /i, j/, d Truncus communis, Sa Schrillader, Ty Tympanum. Fig. 28. his Schematische Querschnitte durch die Flügeldecken der Ej)Mp2) ig er a- Arten. Fig. 30. Gryllus argentinus. Flügeldecken, a linke weibliche, von der Dorsalfläche gesehen, b linke männliche, von der Ventralfläche gesehen. 3,4 : 1. a Vena mediastina, a, a ejus rami, campum margi- nalem replentes, ß Vena scapularis, y' Triangulum apicale membranaceum, y Vena externomedia, € (Sa) Venae internomediae crus basale (Schrill- ader), e' ejusdem crus longius, 'tj Angulus, ad quem ambo crura in- vicem contingunt, Ty Pars campi internomedii seu discoidalis tenulor (Tj-mpanum [Newpokt]), // Membranula, ^ Apex campi intermedii, i Vena analis. Fig. 31. Gryllotalpa vulgaris. 3,5 : 1, a die weibliche linke Flügeldecke, von der Ventralfläche gesehen; b die männliche linke Flügeldecke, ebenso gesehen. Die Buchstaben wie in Fig. 3(\ Fig. 32. GryllotalxM vulgaris. Längsschnitte durch die männliche und weil)liche Schrillader 200 : 1. Nachdruck verboten. Ueher setzungsrecht vorhehaltev . Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. Von Prof. Dr. 31. Braun in Königsberg i. Pr. Hierzu Tafel 19 und 20. Die helminthologischen Schätze der Sammlungen zu Berlin und Wien, die mir zur Revision anvertraut worden sind, enthalten unter den Trematoden der Säuger nach Abzug der von Brandes bear- beiteten Holostomiden und der von anderer Seite zu schildernden Amphistomiden noch einige seit ihrer ersten Beschreibung nicht wieder untersuchte Arten, die ich in Folgendem beschreiben will; gleich- zeitig kann ich auch einige neue Arten aufstellen, die zum Theil in dem altern Material enthalten sind, zum Theil spätere gelegentliche Funde betreffen. A. Distomideii. 1. Gattung: Phaneroijsolus Lss. 1894. Phaneropsolus Looss, Weitere Beiträge zur Kenut. d. Trema- toden-Pauna Aegypteus, in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p, 608. Von dieser Gattung der Brachycoeliinen sind bisher 3 Arten be- kannt, Ph. sigmoideus Lss. (aus Passer domesticus und Caprimulgus europaens), Ph. longipcnis Lss. (aus einem Affen) und Distomum ovi- forme Poir. (aus Nycücehus javanicus). Andere Trematoden aus Affen sind : Gynaecopliorus magnus Cobb., Distomum laciniatum Duj., Distomum orbiculare Dies, und Amphistomum emarginatum Dies. Von diesen Arten hat mir nur vorgelegen : 1. Distomum orbiciilaf'e Dies. (Fig. 14.) 1850. Dist. orbiculare Diesino, Syst. heim., V. 1, p. 349. 312 M. BRAUN, 1856. Dist. orbiculare Diesing, 19 Arten von Trematod., in: Denkschr. math.-nat. Cl. Akad. Wiss. Wien, V. 10, p. 64, tab. 2, fig. 20 22. Beschreibung und Abbildung dieser im Dünndarm von Cebus trivirgatus (Brasilien, Natterer) lebenden Art reichen nicht zum Wiedererkennen aus. In der Wiener Sammlung werden unter: IX. 512 und X. 583 resp. X. 634 zwei Gläschen mit den Typen von Bist, orbiculare aufbewahrt, die anscheinend die beiden von Natterer ge- machten Funde (October 1826 und Juni 1828) getrennt enthalten. Diesing nannte die in zahlreichen Exemplaren vorhandene Art zu- erst B. glohosum, änderte aber selbst, wenigstens auf der Etikette des einen Glases, den Artnamen in: orbiculare. Bistomum orbiculare gehört zu den kleinsten Fascioliden ; der eiförmige, vorn etwas verjüngte, hinten breit abgerundete Körper ist 0,68—0,89 mm lang und 0,5—0,6 mm breit; verhältnissmässig gross ist der Dorsoventraldurchmesser, da er etwa drei Viertel der Breite beträgt; das Vorderende trägt bei vielen Exemplaren einen kleinen, nur den Muudsauguapf enthaltenden Zapfen, während am Hinterende nicht selten eine mediane Einziehung (Excretionsporus) zu sehen ist. Der ganze Körper scheint dicht mit sehr kleinen Stacheln besetzt zu sein. Der beinahe cubische Muudsauguapf liegt ganz terminal, sein Eingang ist jedoch bauchwärts gerichtet; er misst 0,125—0,135 mm in der Längs- und 0,145 mm in der Querrichtung (des Thieres); un- mittelbar auf ihn folgt der nur 0,0416 mm im Querdurchmesser haltende, beinahe kuglige Pharynx; ein Oesophagus fehlt ganz, der Darm zerfällt bald in die beiden quer abgehenden und weiten Schenkel, die in der Nähe des Körperrandes blind enden, also nicht nach hinten umbiegen. Etwa in der Mitte des Leibes oder dicht vor dieser liegt der beinahe kuglige Bauchsaugnapf (0,145—0,166 mm lang, 0,156 mm breit), dessen Eingang bald als kleine, runde (3effuung, bald als Spalt erscheint. In dem Räume, der hinten von den Darmscheukelu, vorn vom Körperrand resp. dem Mundsaugnapf begrenzt wird, liegt jederseits, und zwar mehr der Dorsalfläche genähert, eine etwa dreieckige Gruppe von Dotterstocksbläschen; beide Gruppen stehen dorsal vom Pharynx in Verbindung. Unmittelbar hinter den Darmscheukeln bemerkt man jederseits einen grossen kugligen Körper (Hoden), zum Theil, nament- lich links, von Uterusschlingen verdeckt; in der Mitte zwischen diesen und nach vorn sich erstreckend erscheint der lauge, Sförmig ge- wundene Cirrusbeutel mit Vesicula seminalis; er mündet in der Zur Kcantniss der Trematoden der Säugethierc. 313 Mittellinie der Bauchseite an der Grenze zwischen Mundsaugnapf und Pharynx aus, an derselben Stelle auch der Uterus. Auf der rechten Seite, zwischen Hoden und Bauchsaugnapf und von letzterra zum Theil verdeckt, triöt man den kleinern, kugligen Keimstock und hinter diesem, aber nur selten sichtbar, einen noch kleinern, kug- ligen Körper, das Receptaculum seminis. Zu den Seiten des Körpers, etwa bis an die Darmschenkel reichend, besonders aber in der hintern Körperhälfte, breiten sich die Uterusschlingen aus, ohne jedoch den Hinterrand zu erreichen; vielmehr bleibt hier eine quer gestreckte Zone frei, in der man die grosse, zweizipflige Excretionsblase er- kennt; ihre Schenkel sind quer gerichtet und ihr Vorderraud zum Theil von Uterusschlingen verdeckt. Die Eier variireu sehr in der Grösse, doch scheint dies bei dem Mangel sonstiger Unterschiede nur auf spätem Einwirkungen zu be- ruhen, da die Thiere des einen Glases durchweg grössere, die des andern kleinere Eier aufweisen; im ersten Falle schwankte die Länge der Eier zwischen 0,032 resp. 0,041 mm, ihre Breite zwischen 0,0205 resp. 0,0228 mm ; im andern Fall die Länge zwischen 0,0228—0,0273, während die Breite 0,014 mm betrug. Aus diesen Angaben geht ohne Weiteres die Zugehörigkeit des Distomum orhiculare Dies, zur Gattung Phaneropsolus Lss. hervor- es fragt sich nur, ob nicht eine der bisher bekannten Arten mit der DiESiNG'schen zusammenfällt. Bei einem Vergleich scheiden die beiden Looss'schen Arten aus und zwar Ph. sigmoideus, bei dem die drei Ge- schlechtsdrüsen in einer geraden Linie in der Höhe des Bauchsaug- napfes liegen, wegen der lang gestreckten Gestalt des Keimstockes, Ph. longipenis wegen der Lage des Keimstockes hinter dem Bauch- sauguapf und der Gestalt aller drei Keimdrüsen ; bei beiden Arten communiciren die Dotterstöcke auf der Rückeufläche nicht. Distomum oviforme Pom. ^) dagegen ist dem Bist, orhiculare zum Verwechseln ähnlich; durchgreifende Unterschiede wüsste ich nicht namhaft zu machen, wenn auch Dilferenzen in den Maassen einzelner Organe vor- handen sind; ihre Lagerung und Gestalt stimmt dagegen bei beiden Formen so gut überein, dass ich sie, einstweilen wenigstens, für die- selbe Species halten möchte — trotz des verschiedenen Vaterlandes und der verschiedenen Wirthe. 1) PoiRiER, J., Tremat. nouv. ou peu conn., in : Bull. Soc. philom. Paris, (ser. 7) V. 10, 188G, p. 26, tab. 2, fig. 7 u. 8. 314 M. BRAUN, 2. Gattung: OjnstJiorchis R. Blanch. 1895. In dem von mir durchmusterten Material sind zwei OpistJiorchis- Arten vertreten ; über die eine, Distomum lancea Dies. 1850, hat 0. Weski im Ctrbl. Bukt., V. 27, Abth. 1, 1900, p. 579 nach Unter- suchung der Typen eine Mittheilung veröffentlicht, zu der ich nur hinzuzufügen habe, dass eine unter demselben Namen von Cobbold 0 angeführte Art nicht mit der DiESiNG'schen identisch ist. Die zweite Art ist: 3. Distomum tetiuicolle Rud. 1819. Distoma tenuicolle Rudolfhi, Ent. SynoiDS., p. 93 n. 305. 1850. Dist. tenuicolle Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 336. 1893. Dist. tenuicolle Braun, Leberdistomen der Hauskatze u. verw. Arten, in: Ctrbl. Bakt., V. 14, p. 426, fig. 4. 1896. Opisthorchis tenuicoUis Stiles and Hassall, Notes ou para- sites, No. 42, in: Veterin. Mag., March 1896, V. 3, No. 3, p. 155 Anm. Wenn ich auf diese Species, von der sich einige Exemplare unter No. 544 in der Wiener Sammlung fanden, die übrigens Doubletten der RuDOLPHi'schen Typen und wie diese 1788 von Treutler in Leipzig gesammelt sind, nochmals eingehe, so geschieht es, um für ihre Selbständigkeit einzutreten; einer meiner Schüler, Dr. Müii- LiNG, betont in zwei seiner Arbeiten -), dass Dist. tenuicolle Rud. mit Dist. felineum Rud. identisch und daher letzterer Name als Synonym einnzuziehen sei. Für die Objecte, welche MChling hierorts gesammelt und als Dist. tenuicolle bezeichnet hat, ist das gewiss zuzugeben; aber daraus folgt zunächst nur, dass Dist. felineum Riv. auch in Seehunden vorkommt. Die andere Frage ist, ob nun diese neuerdings in Seehunden gefundenen Distomen zu Dist. tenuicolle Rud. 1819 (aus Fhoca harhata) gestellt werden können; Mühling thut dies, ich bin davon nicht überzeugt, da die Typen erheblich viel grösser als die MüHLiNG'schen Formen sind und bei ersteren so ziemlich alles, d. h. der Mundsaugnapf, der Pharynx und namentlich die Hoden in die Länge gestreckt sind, während gerade letztere bei dem typischen Dist. felineum mehr in der Querrichtung entwickelt sind. Die aus mehreren Messungen gewonnenen Durchschnittszahlen betragen : 1) CoBBOLD, T. Sp., Tremat. paras. from Dolphins, in: Journ. Linn. Soc. London, ZooL, V. 13, 1876, p. 35, tab. 10, fig. 1. 2) Beitr. zur Kenntn. der Tremat., in: Arch. Naturg., Jahrg. 1896, V. 1, p. 257; Die Helmintbenfauna der Wirbelthiere Ostpreussens, ibid. 1898' V. 1, p. 24. , Zur Kenntniss der Trematodeu der Säugethiere. 315 Läugsdurchmesser Querdurchiüesser Mundsaugiiapf 0,152 mm 0,134 mm Pharynx 0,093 „ 0,059 „ Vorderer Hoden 0,350 „ 0,126 „ Hinterer Hoden 0,354 „ 0,208 ., Der Bauchsaugoapf hält 0,219 mm im Durchmesser; die Eier sind 0,0228 mm laug und 0,009-0,014 mm breit. Die entsprechenden Zahlen betragen für Bist, felmeum: Längsdurchmesser Querdurchmesser Mundsaugnapf 0,228 nmi 0,263 mm Pharynx 0,169 „ 0,170 „ Vorderer Hoden 0,510 „ 0,461 „ Hinter Hoden 0,396 „ 0,396 „ Bauchsaugnapf 0,247 „ 0,197 „ Eier 0,030 „ 0,011 „ Dazu kommt, dass Dist. tenuicoUe schlanker und schmächtiger ist als Dist felmeum und sich sein Vorderende erheblich mehr hals- artig auszieht, welche Eigenschaft zur Bildung des Artnamens benutzt worden ist. Demnach glaube ich, auch mit Rücksicht auf die Heimath der Wirthe, die beiden Arten aus einander halten zu dürfen, obgleich ich mir nicht verhehle, dass ihre Unterscheidung schwierig ist; das ist aber auch bei andern Opisthorchiinen der Fall. (Vgl. die Bemer- kungen von Looss, Weit. Beitr. zur Kenntn. der Trem. -Fauna Aegypt., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 677.) 3. Gattung: Echinostoma Rud. 3. Distonium acanthoides Rud. 1819. Distoma acanthoides Rudolphi, Entoz. Syn., p. 114, 415. 1845. Distoma acanthoides Dujardin, Hist. nat. des heim., p. 424. 1850. Distonium acanthoides Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 382. 1892. Echinostomum acanthoides Stossich, I Dist, d. Mammifei-i, p 29. In der Berliner Sammlung findet sich ein Glas mit der Nummer 1574 und der Aufschrift: ^.Distoma, acanthoides. Phoca vitidina. Coli. Rud. Tile S."; es enthält zwei echinostome Fascioliden, welche wohl diejenigen beiden Exemplare sind, die Rudolphi — seiner Angabe nach — im Darm einer jungen, zu Berlin im Juni verendeten und ihm frisch überbrachten Phoca vitulina gefunden hat ; auf der Etikette ist allerdings Tile als Sammler angegeben, doch mag hier ein Irr- 316 M. BRAUN, thum bei der Etikettirung oder bei Rudolphi untergelaufen sein, jeden Falls passt die Beschreibung durchaus auf die beiden noch er- haltenen Exemplare, die daher als die Typen zu betrachten sind. Die Art ist seit Rudolphi nicht wieder gefunden worden — die oben citirten Autoreu reproduciren die erste Beschreibung fast wört- lich — um so bedauerlicher ist es, dass die Typen schlecht conser- virt und so stark gekrümmt sind, dass ich nur wenig mehr berichten kann. Nach Rudolphi ist der Körper dieser Art abgeflacht, fast linear, hinten etwas zugespitzt; die Länge beträgt 4 — 6 mm, die Breite 0,75 mm; der Mundsaugnapf ist klein, und liegt terminal auf einem conischen , von geraden Stacheln umgebenen Kopftheil ; be- deutend grösser ist der Bauchsaugnapf. Von den Genitalien hat Rudolphi den langen, gebogenen und ziemlich dicken Cirrus sowie die die Seitentheile des Körpers einnehmenden Dotterstöcke gesehen; die Farbe der frischen Würmer war weiss. Ueber das eine der beiden Exemplare, welches besser erhalten ist, kann ich Folgendes aussagen : Der Leib zerfällt in einen etwas schmälern Vordertheil (0,271 mm) und den breitern (0,520 mm), an- scheinend auch plattern Hintertheil ; die Grenze beider Körper- abschnitte fällt in die Höhe des Bauchsaugnapfes, der ungefähr an der Grenze zwischen vorderem und mittlerem Körperdrittel gelegen ist. Das Vorderende ist wie bei Echinostomen beschallen ; der die Stacheln tragende Kragen zeigt auf der Ventralfläche einen breiten Ausschnitt: seine Seitentheile führen 4, je 0,073 ram lange und gerade Stacheln, während 16—18 kürzere (0,059 mm) in einer Bogen- reihe dorsal um den Kopf herumliegen ; die Stacheln alterniren nicht. Auf der einen Seite liegt zwischen den grössern Seiten- und den kleinern Rückenstachelu ein ganz kleiner Stachel (etwa 0,026 mm lang). Die beiden Saugnäpfe sind fast kuglig, der vordere 0,156 mm lang, 0,135 ram breit, der Bauchsaugnapf 0,375 mm lang und 0,396 mm breit; fast unmittelbar hinter dem Mundsaugnapf folgt der Pharynx (0,145 mm lang, 0,114 mm breit). Beide Exemplare sind noch nicht ganz geschlechtsreif — sie haben noch keine Eier; man erkennt in dem einen die beiden hinter einander gelegenen, kugligen Hoden (0,159 mm im Durchmesser) und zu den Seiten des Hinterkörpers die Dotterstöcke; letztere reichen demnach nicht über den Bauchsaugnapf nach vorn. Zur Kenntniss der Trematodeu der Säugethiere. 317 4. Distoniutn incrassatu^n Dies. (Fig. 5, 8 u. 9.) 1850. D. incrassatum Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 390. 1856. D. incrassatum Diesing, 19 Arten von Trematod., in: Denkschr. math.-nat. Gl. Akad. Wiss. Wien, V. 10, p. 68, tab. 3, fig. 22 bis 25. 1892. Echinostomum incrassatum IStossich, 1 Distomi d. Mammiferi, in: Progr. civ. Scuola Reale sup. Trieste, p. 30. Von dieser im Darm der Lutra hrasiliensis (= L. solitaria) lebenden und durch Natterer entdeckten Art fanden sich die Typen unter No. 431 in der Wiener Sammlung in etwa 15 Exemplaren von 7—19 mm Länge. Dass diese Form zu den Echinostomen gehört, geht aus den Abbildungen bei Diesing sicher hervor. Der Körper ist lang gestreckt, dünn, cylindrisch, in der Nähe des Vorderendes durch den grossen Bauchsaugnapf stark aufge- trieben. Das Vorderende trägt ventral die niereuförmige Kopfscheibe, an deren beiden seitlichen Lappen je 4 grössere Stacheln stehen; -diese beiden Stachelgruppen werden durch einen am Rande der Scheibe liegenden Halbriug von 19 kleinern Stacheln verbunden ; die leicht conischen Stacheln der Seitenlappeu sind 0,104 mm lang und 0,031 mm dick; die 19 Stacheln des Halbriuges sind nicht gleich gross, sondern die den Seitenlappen sich anschliessenden Stacheln sind kleiner (0,052 mm laug, 0,015 mm breit) als die übrigen (0,0832 —0,093 mm lang, 0,021 mm breit). Der übrige Körper ist bis zum Bauchsaugnapf dicht, von da bis etwa zur Mitte des Leibes nur schwach bestachelt, die hintere Hälfte ist fast stachellos. Der kreisförmige oder mehr in die Quere gestreckte Mundsaug- napf hat einen Längsdurchmesser von 0,166 — 0,25 mm bei einem Querdurchmesser von 0,187—0,208 mm. Etwa 1 mm vom Vorder- ende entfernt liegt der grosse Bauchsaugnapf; seine quer elliptische Mündung ist stets nach vorn gerichtet; ihr Querdurchmesser beträgt 0,83 mm, die Tiefe des Saugnapfes 1 mm, doch ist er bei kleinern Exemplaren auch entsprechend kleiner (0,5 resp. 0,83 mm). Um ihn herum liegt ein weiter, schalenförmiger Hohlraum, dessen bedeutende Grösse am todteu Thier wohl durch die Contraction des musculösen Saugnapfes bedingt ist; er wird von Muskelbändern durchzogen, die besonders von hinten und dorsal herkommen und sich an den Hinter- rand der Saugnapfmündung inseriren. Der Präpharynx ist minimal, der Pharynx tonnenförmig, 0,073 — 0,083 nmi lang ; die Darmschenkel ziehen durch den ganzen Körper. 318 M. BKAUN, Wie schon Diesing angiebt, liegt der Genitalporus dicht vor dem Bauchsaugiiai)f ; ol) jedoch eine gesonderte Uterusuiüuduiig vor- handen ist, lässt sich nicht mehr feststellen. Der Cirrus ist faden- förmig dünn, lang und ragt bei vielen Exemplaren weit hervor. Dorsal vom Bauchsauguapf, resp. gelegentlich auch noch etwas hinter ihm, trifft mau den langen, keulenförmigen, im Grunde eine grosse Vesicula seminalis enthaltenden Cirrusbeutel sowie den Endabschnitt des Uterus. Letzterer macht nach hinten nur wenige Schlingen, so dass sich das ganze üterusfeld etwa nur 1 mm oder wenig darüber in die Länge erstreckt. Die braunen Eier sind nicht zahlreich, 0,104 mm lang, 0,073 mm breit. Zwischen den hintersten Uterusschlingen liegt der in der Seiten- ansicht birnförmige Keimstock (0,33 mm lang, 0,266 mm breit), hinter ihm die Schalendrüse und hinter dieser auf einander folgend die lang gestreckten Hoden (1 mm lang, 0,4 mm dick); je nach der Contrac- tion des Thieres liegen sie näher oder entfernter von einander, jedoch nie bis zur Berührung nahe und nie weiter getrennt als ca. 1 mm. Zwischen den beiden Hoden , manchmal schon in der Höhe des vordem Hodens treten an den Körperseiteu die grossen, sehr zahl- reichen Follikel der Dotterstöcke auf und verbreiten sich hinter den Hoden derart, dass sie ventral und dorsal zusammentreten, also einen cylindrischen Mantel bilden, der sich durch den ganzen langen Hinter- leib bis fast zum abgerundeten Hinterrande erstreckt. Die Oberfläche der Cuticula ist bei einigen Exemplaren mit kleinsten Körnchen besetzt, besonders treten solche um den Excretions- porus herum auf, doch kann Diesing diese minimalen Granula nicht gesehen und abgebildet haben ; was er (1. c.) darstellt, scheinen mir die ganz oberflächlich, natürlich nach innen von der Cuticula liegenden Dotterstocksfollikel zu sein. 4. Gattung: IthopaUas Stil, et Hass. 1850. Hhopalophorus Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 400. 1898. Rhopalias Stiles and Hassall, Notes on paras., No. 48, in: Arch. Paras., V. 1, p. 98. Auch die Kenntniss der hierher zu stellenden Arten geht bis auf RuDOLPiii zurück, der unter dem Namen Distoma coronatum eine aus Didelphys? virfiinidna stammende und von Natteker in Brasilien gesammelte Art kurz beschrieb ^j. Die in wenigen, verschieden 1) RuDOLi'iii, C. A., Entoz. Synops., Amst. 1819, p. 686. Zur Keuntuiss der Trematoden der Säugethiere. 319 grossen Exenii)laren vorhandene Art soll durch einen deutlich abge- setzten Kopf, ausgehöhlten Hals, platten, hinten zugespitzten Körper, verschieden grosse Saugnäpfe und Stacheln zu beiden Seiten des Mundsaugnapfes ausgezeichnet sein; bei einem Exemplar war „loco coronae capitis'''' neben dem Mundsaugnapf ein keulenförmiger Fort- satz zu sehen, dessen Bedeutung Rudolphi nicht verstand. Erst 1850 erfahren wir durch Diesing mehr über sie wie über eine zweite neue Art, die beide ebenfalls in verschiedenen brasilianischen Didel- 2)hys-AYten durch Natterer gesammelt waren; Diesing erkannte, dass beide Arten jederseits neben dem Rlundsaugnapf einen cylin- drischen, bestachelten und protractileu Rüssel tragen und creirte deshalb eine besondere Gattung: JRhopalophorus mit den Arten coro- natus und horridus. Die erste Art ist durch den Besitz einer zwei- zeiligen Stachelreihe am Oberrand des Halses, einer längs verlaufenden Reihe von gelben Dornen an den Rüsseln sowie einer Krone von 8 — 9 Stacheln an der Rüsselspitze, sonst aber stachellosen Körper gekennzeichnet; die andere Art ist ganz bestachelt, besitzt eine Stachelreihe am Vorderrande des Halses, zahlreiche weisse Stacheln an den Rüsseln und 10 — 12 au deren Spitze. Später hat Diesing beide Arten abbilden lassen ^) und im Text den hervorstreckbaren Rüssel der Rhopalophoren mit dem der Tetra- rhyncheu verglichen. Uebrigeus ergiebt sich bei Vergleich des Textes mit den Abbildungen, dass sowohl in der ersten Beschreibung (1850) als in der vorliegenden die Maassangabeu verwechselt sind: Rhopalo- phorus coronatus ist die länger werdende Art, Rh. horridus die kleiner bleibende. Seit der Mitte des Jahrhunderts sind die Rhopalophoren nicht wieder Gegenstand von Untersuchungen resp. Publicationen gewesen ; die von Diesing aufgestellte Gattung wurde überall anerkannt und den Distomen angereiht; ihr Name jedoch kann nach den Nomen- claturregeln nicht beibehalten werden, da er bereits zweifach an In- secten vergeben ist; daher änderten ihn Stiles u. Hassall in Rhopalias um und erklärten Distoma coronatum Rud. zum Typus. Diese Art ist allerdings, jedoch wohl nur aus Verseheu, von Stossich^) als Echinostomum coronatum (Rud.) aufgeführt worden. 1) Diesing, K. M., 16 Gattungen von Binnenwürmeru und ihre Arten, in: Denkschr. math.-nat. Gl. Akad. Wiss. Wien, V. 9, 1855, p. 172, tab. 1, fig. 6—16. 2) Stossich, M., I Distomi dei Mammii'eri, in : Progr. Scuol. civ. Real, sup., Trieste 1892, p. 30. 320 M. BRAUN, In dem mir zur Revision anvertrauten Material aus den zoo- logischen Sammlungen zu Berlin und Wien sind die Rhopaliaden reichlich vertreten, aber die Arten nicht gesondert; bei der Sichtung Hessen sich Rh. coronatus und Rh. horridus leicht herausfinden, sogar ohne Benutzung des Mikroskops; gleichzeitig ergab sich jedoch das Vorhandensein einer dritten wohl zu charakterisirenden Art sowohl im Berliner wie im Wiener Material. Ich lasse zuerst die Beschreibung der Arten folgen: 5. Rhopalias coronatus (Rud.). (Fig. 2, 4 u. 11.) 1819. Distonia coronatum Rüdolphi, Synops., p. 686. 1850. Rhopalophorus coronatus Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 400. 1855. Rhopalophorus coronatus Diesing, in: Denkschr. math.-nat. Cl. Akad. Wiss. Wien, V. 9, p. 172, tab. 1, fig. 6—11. 1892. Echinostomum coronatum Stossich , I Distomi dei Mammiferi p. 30. Vertreten sind: A. in der Berliner Sammlung: 1) Glas No. 1596. Aufschrift: Rhopaloph. coronatus (Rud.), Distoma coron. Rud. Didelphys virginiana? Coli. Rud. Natterer S. Brasilien; enthält die Typen der Art (3 Ex.), aber ausserdem noch Rh. horridus. 2) Glas No. 1667. Aufschrift: Distoma mit 2 Hakenrüsseln, v. Olfers, Brasilien. B. in der Wiener Sammlung: 1) Glas No. 71 (IV. 161) 833. Aufschrift: Distoma aut Holost. Didelph. oposs. v. i. Natterer, Brasilien ; enthält auch noch Rh. horridus. 2) Glas No. 329 (304. 1003). Aufschrift: 116b Dist. coronatum. Didelph. virginian. i. Natterer, Brasilien; enthält ebenfalls noch Rh. horridus. 3) Glas No. 330 (1002). Aufschrift: Dist. coronat. Didelph. quo- aiquico. i. Natterer 1818. 4) Glas. No. 579 (X. 675). Aufschrift: Dist. coronat. R. Didelph. caypoll. Natterer. Der Körper hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem mancher Holostomiden, und zwar in so fern, als er in einen kleinern, ventral ausgehöhlten, dorsal gewölbten Vordertheil und einen 4 — 5 mal so langen, lang gestreckt blattförmigen und flachen Hinterleib zerfällt; Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 301 die Grenze liegt in der Höhe des Rauchsaugnapfes; beide Theile liegen oft nicht in einer Axe, sondern der Vorderleib oder Hals bildet mit dem Hinterleibe einen dorsal otfeneu Winkel. Die Gesammtlänge schwankt zwischen 6— i.) mm, die Breite zwischen 0,8 und 1,166 mm; gewöhnlich ist der Vordertheil etwas breiter. Das Vorderende ist quer abgestutzt, das Hinterende spitzt sich zu. Am gebogenen Vorderrande steht eine Reihe von kurzen, plumpen, keulenförmigen Stacheln, die ihre zugespitzten freien Enden ziemlich regelmässig alternirend nach vorn resp. nach hinten richten, so dass man von einer zweireihigen Anordnung sprechen kann; die Zahl dieser Stacheln beträgt 18—20. Nach aussen wird die Doppelreihe durch die Mündungsstellen der Rüssel begrenzt; letztere sind bei den RuDOLPHi'schen Typen zurückgezogen, nur eines der 3 Exemplare zeigt einen Rüssel hervorgestülpt. Diese Organe, auf deren Bau ich weiter unten eingehe, sind bei Rliopalias coronatus recht laug (bis 1,3 mm) und reichen mit ihrem innern Ende bis an den Vorderrand des Bauchsaugnapfes; ihr peripheres Ende ist nach den Seiten ge- neigt, dem zu Eolge sieht die Mündung auswärts, und die ausge- stülpten Rüssel stehen nicht der Körperaxe parallel, sondern wenden sich nach rechts resp. links. Auch die Rüssel sind bewatfnet, und zwar mit einer schräg laufenden Reihe von plumpen, keulen- förmigen, an der Spitze gebogenen Stacheln, die nicht ganz gleich lang sind; die längsten messen etwa 0,062 mm, ihre Zahl beträgt bis 10 und 12 auf jedem Rüssel. Bei eingestülptem Rüssel sind diese Stacheln ebenfalls sehr gut durch die dicke Wand des Organs zu er- kennen, sie wenden hierbei ihre Spitzen nach vorn, bei ausgestülptem Rüssel nach hinten. Bis hierher stimmen meine Beobachtungen mit den Darstellungen bei Diesing (1. c. 1855) gut überein, dagegen habe ich in keinem Eall die Krone von Stacheln an der Rüsselspitze ge- sehen, welche Diesing angiebt; ich will damit ihre Existenz nicht leugnen: die Objecte sind vielfach hin und her transportirt worden, stammen aus den 20er Jahren dieses Jahrhunderts und können sehr wohl diese Kronenstacheln ebenso verloren haben, wie dies in einigen Eällen mit einzelnen Stacheln der Längsreihe an den Rüsseln ge- schehen ist. Dagegen muss ich einer andern Angabe Diesing's, dass nämlich der Körper von Rh. coronatus unbestachelt sei, widersprechen ; zwar finden sich unbestachelte Exemplare, daneben aber auch be- stachelte; wie gewöhnlich ist die Bestachelung am Vorderende dicht und verliert sich ziemlich bald hinter dem Bauchsaugnapf; auch ist die innere Ventralfläche schwächer als die Rückenfläche bestachelt. 322 M. BRAUN, Zwischen den äussern Enden der Rüsselscheiden und dem Vcrder- rande des Körpers liegt bauchständig der Mundsaugnapf ; die Dimen- sionen dieses etwas quer gestreckten Organs schwanken recht erheb- lich und zwar in der Quere zwischen 0,233 und 0,5 mm, in der Längsrichtung zwischen 0,187 und 0,3 mm. Grösser, kuglig oder mehr in die Länge gestreckt findet man den dickwandigen Bauch- saugnapf, der einen Durchmesser von 0,5—0,7 — 0,9 mm aufweist. Ungefähr in der Mitte zwischen den Rüsselscheiden liegt der elliptische Pharynx (0,25 — 0,3 mm lang), ungefähr ebenso lang oder etwas kürzer sind Präpharynx und Oesophagus, so dass die Gabel- stelle des Darmes etwa mit dem Hinterende der Rüssel zusammen- fällt. Die Darmschenkel, welche bogenförmig den Bauchsaugnapf umgehen, lassen sich, obgleich sie im Hinterleibe von den Dotter- stocksfollikeln meist völlig verdeckt werden, doch in einzelnen Fällen durch den ganzen Körper verfolgen ; sie enden blind dicht vor dem Hinterende. Unmittelbar vor dem Bauchsaugnapf sieht man in der Mittellinie der Bauchfiäche eine gewöhnlich grosse, kreisrunde Oetiuung, den Genitalporus, von dem aus man den ca. 2 mm langen, kolbenförmigen Cirrusbeutel leicht nach hinten verfolgen kann ; in seinem verdickten Hinterende liegt eine grosse Vesicula seminalis, und der Cirrus selbst scheint bestachelt zu sein. Etwa in der Mitte des lang gestreckten Hinterleibes liegen in dem von den Dotterstöcken frei gelassenen Mittelfelde hinter ein- ander die beiden lang gestreckten Hoden, von denen der hintere ge- wöhnhch der längere ist; bei starker Contraction des Hinterleibes erscheint die Form der Hoden mehr rundlich, und die einander zu- gekehrten Enden schieben sich zum Theil über einander; die Längeu- dimensionen schwanken für den vordem Hoden zwischen 0,5 und 1,1 mm, für den hintern zwischen 0,8 und 1,3 mm. An den vordem Hoden grenzt die grosse Schalendrüse, an diese der kughge Keimstock (0,366 mm), und der übrige frei bleibende Raum des Mittelfeldes zwischen Keimstock und Bauchsaugnapf wird von den spärlichen Schlingen des Uterus eingenommen, dessen End- abschnitt neben dem Cirrusbeutel, links vom Bauchsaugnapf zum Genitalporus zieht. Die Dotterstöcke sind recht stark entwickelt; sie bestehen aus zahlreichen grossen Follikeln, beginnen beiderseits ziem- lich dicht hinter dem Bauchsaugnapf, verbreitern sich allmählich nach hinten zu und vereinigen sich endlich in der Mittellinie hinter dem Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 323 hintern Hoden, von wo aus sie durch das ganze Hinterende sich erstrecken. Die Eier sind verhältnissmssig spärlich, dünnschalig, bauchig und ziemlich gross: 0,0832—0,093 mm lang und 0,052—0,062 mm breit. Die Wirthe für Rh. coronatus, der sowohl den Dünndarm (i. auf den Aufschriften) als auch den Magen (v.) bewohnt, sind südameri- kanische Marsupialier und zwar nach Diesing Didelphys cancrivora, D. myosurus^i D. quica und D. palmata. Da unter den RuDOLPm'schen Typen der Art nicht nur diese, sondern auch eine zweite, kleinere enthalten ist, so muss, streng ge- nommen, unter den Synonymen Bist, coronatum Rud. p. p. angeführt werden; die Trennung der beiden Arten hat erst Diesing 1850 vor- genommen, freilich aber eine dritte Art übersehen. 6. RhopaUas horrldus (Dies.). (Fig. 3.) 1819. Distoma coronatum p. p. Rudolphi, Synops., p. 686. 185(>. Rhopalophorus horridus Diesing, Syst. heim,, V. 1, p. 400. 1855. RhopaIo2)honis horridus Die.sing, in: Denkschr. math.-nat. Cl. Akad. Wiss. Wien, V. 9, p. 173, tab. 1, fig. 12 — 16. Vertreten sind A. in der Berliner Sammlung: 1) Glas Xo. 1596. Aufschrift; Rhopaloph. coronatus (Rud.); Dist. coron. Rud. Didelphys virginiana? Coli. Rud. Natterer S. Brasilien [neben RhopaUas coronatus] ^). 2) Glas No. 3081. Aufschrift: Rhopalophorus horridus Dies. Didelphys myosurus. Intest. Brandes G. B. in der Wiener Sammlung : 1) Glas No. 329 (304. 1003). Aufschrift: 116b Dist. coronatum. Didelph. virginian. i. Natterer; Brasilien (neben Rhop. coronatus). 2) Glas No. 71 (IV. 161) 833. Aufschrift: Distoma aut Holost. Didelph. oposs. v. i. Natterer; Brasilien (neben Rhop. coronatus). 1) Ausser Rhop. coronatus und Rh. horridus findet sich in dem- selben Glas noch ein schlecht erhaltenes Distomum mit abgebrochenem Hinterende; Gesammtlänge 3,3 mm, Vorderende 0,3 mm lang, sehr schmal, Hinterende 0,5 mm breit; Mundsaugnapf 0,177 mm im Durch- messer, Pharynx unmittelbar dahinter, 0,062 — 0,0832 mm; Bauchsaug- napf 0,416 mm im Durchmesser. Das ganze Hinterende ist mit kleinen Eiern dicht gefüllt (0,024:0,0182 mm), sonst sind nur noch Andeu- tungen der an den Seiten gelegenen Dotterstöcke erkennbar. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 22 324 M. BRAUN, 3) Glas No. 580 (VIII. 215). Aufschrift: Distom. coronatum R. Didelphydis No. 49. Natterer, Brasilien 1822 (Didelph. No. 49 = Didelph. philander). 4) Glas No. 88 (IV. 73). Aufschrift: Dist. acutum Br. Didelph. palmati. Brasilien. Typische Exemplare, welche mit den von Diesing publicirten Ab- bildungen übereinstimmen, fanden sich nur in Glas No. 3081 (Berliner Sammlung) und in Glas No. 580 (Wiener Sammlung) ; alle übrigen Exemplare sind mehr oder weniger alterirt und haben viel Zeit er- fordert, um mich schliesslich doch zu überzeugen, dass mir nur Rh. horridus in mehr oder weniger verändertem Zustande vorliegt. In der Beschreibung halte ich mich an die wenigen typischen Exemplare. Gestalt keulenförmig, Länge 2 — 3 mm. Vordertheil ventral ausgehöhlt, dorsal gewölbt, mit verhältnissmässig grossem Dorsoveutraldurchmesser ; der etwa 3nial so lange Hinterleib auf der Ventralfläche ziemlich abgeflacht, dorsal stark gewölbt; Hinterende zugespitzt; grösste Breite des Vorderleibes 0,73 mm, des Hinterleibes 0,6 mm. Körper bis über die Mitte stark bestachelt, von da nimmt die Bestachelung nach hinten allmählich ab. Grössere Stacheln, wie sie Rhop. coronatus am Vorderrande besitzt, fehlen — Diesing will solche in einer Reihe auf der Ventralfläche dicht hinter dem Mund- saugnapf gesehen haben. Die beiden Rüssel, die nur zum Theil oder gar nicht hervor- gestreckt waren, sind im eingestülpten Zustande incl. ihrer Scheiden 0,260 mm lang und erreichen nicht den Bauchsaugnapf; die Rüssel selbst sind, wie Diesing ganz richtig gesehen hat, auf ihrer ganzen Fläche von zahlreichen , dicht stehenden , zugespitzten Stäbchen gleichenden Stacheln bedeckt, deren Länge verschieden ist (0,0364 —0,0409 mm). In der innern Organisation stimmen alle Rhojmlias-Xrten sehr überein, weshalb ich mich kürzer fassen kann ; der Mundsaugnapf ist beinahe kuglig (0,073—0,125 mm in der Längs- und 0,104 mm in der Querrichtung) und bauchständig, der Bauchsaugnapf 0,208 — 0,260 mm in der Längs- und 0,156 — 0,229 mm in der Querrichtung gross und dickwandig; Präpharynx und Pharynx sind gleich lang (0,104 mm), ein Oesophagus fehlt, d. h. der Darm gabelt sich dicht hinter dem Pharynx; die Gabelstelle liegt noch zwischen den Hinterenden der Rüsselscheiden. Die Darmschenkel ziehen unverzweigt durch das ganze Thier. Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 325 Geaitalporus vor dem Bauchsaugnapf gelegen; Cirrusbeutel sehr gross, flaschenförmig, ca. 0,8 mm lang; hinter der Mitte des Hinter- leibes die beinahe kugligen Hoden, von denen auch wiederum der hintere grösser ist ; vorderer Hoden 0,240 — 0,260 mm im Durchmesser, hinterer 0,312—0,333 mm lang und 0,208-0,260 mm breit. Vor dem vordem Hoden die Schalendrüse und vor dieser der kleine kuglige Keimstock (0,104—0,125 mm im Durchmesser). Uterus wenig entwickelt. Auch hier bestehen die Dotterstöcke aus grossen Follikeln, welche die Seiten des Hinterleibes sowie hinter den Hoden auch das Mittelfeld einnehmen. Eier spärlich, 0,093-0,114 mm lang. 0,052 bis 0,059 mm breit. 7. Wiopalias haculifer n. sp. (Fig. 1.) Glas No. 88 (IV. 73. 719) der Wiener Sammlung (Aufschrift: Distom. acutum Br. Didelph. palmati) und Glas Mo. 2498 der Ber- liner Sammlung (Aufschrift: Distoma. Didelph. palmata, ex int. V. Olfers. 26. V. 1822. Brasilien) enthalten Exemplare einer neuen Art und zwar in Glas No. 88 neben Uliopalias horridus (Dies.). Die Art übertritft mit 10 — 12 mm Länge noch Rhop. coronafus, jedoch ist der Vorderkörper bedeutend kleiner, dafür aber der Hinter- leib ausserordentlich verlängert; auch fehlt zwischen beiden Körper- theilen eine ausgesprochene Grenze, als welche ich den Bauchsaug- napf annehme; dieser liegt demnach dem Mundsauguapf sehr nahe. Stacheln habe ich weder am Vorderrande noch auf der Körperober- fläche finden können, was jedoch namentlich in Bezug auf die leicht hinfälligen Stacheln der Körperbedeckung wenig sagen will. Die Rüssel mit sammt ihren Scheiden sind sehr kurz (0,260 mm lang) und mit 7 — 8 nicht in einer Reihe stehenden, ziemlich langen und dicken Stacheln von Stäbcheuform besetzt (0,0729 mm lang). Mundsaugnapf rundlich, bauchständig, 0,229 mm lang, 0,260 mm^ breit; Bauchsaugnapf kräftig, dickwandig, 0,552 mm lang, 0,573 mm. breit. Der Präpharynx ist sehr kurz, der Pharynx tonnenförmig oder breit elliptisch (0,208 mm lang, 0,166 mm breit); hinter ihm erfolgt sofort die Gabelung, und die Darmschenkel lassen sich leicht, da sie nur wenig von den Dotterstocksfollikeln verdeckt werden, verfolgen ;: sie reichen, wie bei den andern Arten, bis zur hintern Körperspitze, Die Kürze der Rüsselscheiden bedingt es, dass der Pharynx, trotz- dem er dem Mundsaugnapf fast unmittelbar folgt, nicht wie bei den 22* 32G M. BRAUN, beiden andern Arten zwischen den Rüsselscheiden, sondern hinter ihnen liegt. Der Genitalporus liegt wie gewöhnlich in der Mittellinie der Bauchfläche dicht vor dem Bauchsaugnapf; der Cirrusbeutel ist zwar kräftig und gross, aber, namentlich im Verhältniss zur Grösse des Thieres, ziemlich klein. Ungefähr in der Mitte des Körpers liegen hinter einander die beiden sehr lang gestreckten Hoden, von denen namentlich der grössere hintere deutlich gewunden ist; sie erreichen fast 2 mm an Länge, aber nur 0,3 mm an Breite. Vor ihnen finden wir wieder die Schalendrüse, vor dieser den kugligen Keinistock (0,3 mm), und von da erstrecken sich bis zum Bauchsaugnapf, d. h. in einer Länge von etwa 3 mm, die Uterusschlingen. Die Dotterstöcke bestehen auch hier aus grossen Follikeln, sie sind aber nicht so stark wie bei den andern Arten entwickelt. Ihr Vorderrand fällt etwa mit der Mitte des Uterusfeldes zusammen, und von hier aus erstrecken sie sich, allmählich breiter werdend und auch hinter den Hoden zusammen- tretend, bis ins zugespitzte Hinterende. Die Eier sind zahlreich, 0,093 mm lang und 0,052 mm breit. RJiopalias bacuUfer ist bisher nur im Darm von Didelphys palmata und zwar sowohl von Natterer wie von v. Olfers gefunden worden. Die Gattung FJiopnlias steht unter den Trematoden durch den Besitz von zwei vorstülpbaren Rüsseln isolirt da, etwa ebenso wie die Rhynchobothrien unter den Cestoden. Bau der Rüssel. An jedem dieser zweifellos zum Anheften dienenden Organe, welche Schlauchform haben, lassen sich folgende Verhältnisse feststellen: die Wandung des hinten blind abgeschlossenen, vorn eine Mündung tragenden Organes besteht aus Muskelfasern (Fig. 11 R.sch), welche im Allgemeinen circulär verlaufen; bei Rho- palias coronatus habe ich deutlich zwei solcher Lagen wahrgenommen, die sich rechtwinklig kreuzen, von denen aber keine rechtwinklig zur Axe des Rüssels verläuft; beide ziehen vielmehr schräg, die eine von vorn und aussen nach hinten und innen, die andere umgekehrt. Der im Innern der musculösen Scheide eingeschlossene Theil des Organs zerfällt in zwei deutlich von einander abgegrenzte Abschnitte; der vordere ist ein mehr oder weniger langer, vorn offener, hinten ge- schlossener Schlauch, der auf seiner Innenfläche die Stacheln trägt und vorgestülpt werden kann (Fig. 11 R), der hintere dagegen stellt eine anscheinend homogene Füllmasse des blinden Endes des Muskel- scheide dar, die vielleicht eine Flüssigkeit ist. Vom Grunde des Zur Keuntniss der Trematodcn der Säugethiere. 327 umstülpbaren Rüssels entspringt endlich ein Strang von Fasern, durch- setzt ;der Länge nach den hintern Theil der Rüsselscheide und in- serirt sich vor deren blindem Ende an ihrer Innenfläche (Fig. 3 R.r). Offenbar ist dieser Faserstrang ein Retractor, während die musculöse Rüsselscheide als Protrusor des Rüssels functionirt. Im umgestülpten Zustande kommt naturgemäss die Innenfläche des Rüssels nach aussen zu liegen, so dass dann auch die Stacheln aussen liegen, jedoch ihre Spitzen nach hinten kehren — kurz der Apparat fungirt wie der Rüssel der Acanthocephalen und Rhynchobothrien, mit dem er ja auch im Bau principiell übereinstimmt. Aus der oben gegebenen Beschreibung der einzelnen Arten sowie aus den Abbildungen ist sehr leicht ersichtlich, dass die Rhopaliaden in ihrem Bau den Echinostomen sehr nahe stehen ; beiden Gruppen ist gemeinsam die Annäherung der beiden Saugnäpfe, die bedeuten- dere Grösse des Bauchsaugnapfes, das Verhalten des Darmes, die Lage der Hoden und des Keimstockes, die starke Entwicklung der Dotterstöcke, die geringe Ausdehnung des Uterus sowie dessen Lage zwischen Keimstock und Bauchsaugnapf, die verhältuissmässig geringe Anzahl und die Grösse der Eier, so dass sich schon daraus die nahe Verwandtschaft der Rhopaliaden und Echinostomen ergiebt ; sie würde an sich schon ausreichen, um die erstem von den Echinostomen ab- leiten zu können. Ich glaube jedoch, dass die Beziehungen beider Gruppen sich auch dadurch ausdrücken und gleichzeitig noch nähere werden, dass es möglich ist, auch die die Rhopaliaden charakteri- sirenden Rüssel von Einrichtungen abzuleiten, welche die Echino- stomen besitzen. Letztere tragen bekanntlich an ihrem Kopfende eine uieren- förraige, ventral ausgeschnittene Mundscheibe, auch Kragen genannt, in welcher die Stacheln sitzen ; an dem convexen dorsalen Rande des Kragens stehen die Stacheln gleichmässig in einer einfachen oder doppelten Reihe, auf den ventralen Lappen aber ist die Anordnung eine verschiedene, auch macht sich gewöhnlich noch eine Differenz in der Grösse zwischen den Rand- und den auf den Lappen befindlichen Stacheln geltend. Zweifellos können die Stacheln bewegt werden, doch besitzen wir meines Wissens keine nähere Kenntniss weder über die Anordnung der Musculatur in dem Kragen, noch über Verbindungen zwischen Muskeln und Stacheln. Letztere dürfen wir voraussetzen, da der Stachelapparat bei den Echinostomen eine sehr starke Ausbildung erfahren hat und nach der Entdeckung von Blochmann resp. Betten- dorf schon die Hautstachelu der Fasciola hepatica L. durch be- 328 M. BRAUN, soudere Muskeln bewegt werden; zudem beobachtet man thatsächlich Lageveränderungen der Stacheln auf den ventralen Kragenlappen der Echinostomen. Mir liegt ein Präparat von Echinostomum incrassatum (Dies.) vor, in welchem einer der Stacheln auf dem rechten Krageu- lappen nicht nur senkrecht steht, sondern mit seinem inuern Ende in einer ziemlich tiefen Grube liegt, um welche eine Ringfaserlage deutlich erkennbar ist (Fig. 5 St l). Jedoch noch ehe ich diese Beobachtnng gemacht hatte, waren mir die Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Rhopaliaden und Echi- nostomen sowie die Deutung der Rüsselapparate der erstem klar ge- worden und zwar nach genauerer Untersuchung von RhopaUas coro- natus (RuD.). Diese Art besitzt, wie oben angegeben, am Vorder- rande ihres Körpers eine zweizeilige Reihe von Stacheln, welche jederseits an der Ausmündungsstelle der Rüssel endet (Fig. 11); diese Stachelreihe setzt sich aber in die Rüssel hinein, oder, wenn diese umgestülpt sind, auf sie fort. Ich setze die Stachelreihe am Vorderrande des Rho}). coronatus der Stachelreihe am dorsalen Kragen rande eines Echinostomum gleich, wogegen kaum etwas einzu- wenden sein dürfte, und die Stacheln in den Rüsseln vergleiche ich mit den auf den ventralen Kragenlappen der Echinostomen stehenden ; demnach halte ich den Rüsselapparat selbst für hervorgegangen aus dem Gewebe eines Kragenlappens unter besonderer Betheiligung und Umbildung der Musculatur. Den Rüssel der Rhopaliaden kennen wir nur im fertigen Endzustand, der natürlich weit von dem ursprüng- lichen Zustand entfernt ist; wir dürfen aber erwarten, dass wir diesen näher liegenden Zustand bei andern RJwjmlias- Arten oder in Jugend- stadien auffinden werden, welche die bestehende Kluft zwischen dem Ausgangs- und dem erreichten Endstadium zu überbrücken oder zu verringern im Stande sind. Im Grunde genommen ist aber diese Kluft nicht so sehr gross; wenn die ventralen Kragenlappen mit saramt den auf ihnen stehenden Stacheln einsinken und Ringmuskeln in der Peri- pherie des eingesunkenen Sackes ihn wieder hervorstülpen, so ist ein einfacher Rüsselapparat bereits gegeben ; es ist sogar die Frage, ob solche Verhältnisse nicht schon bei Echinostomen bestehen. Dass bei den beiden andern Rho2)ccl ins- XrtQU eine Stachelreihe am Vorderrande des Körpers fehlt, will wenig sagen ; sie kann inner- halb der Gattung selbst unterdrückt worden sein , wie auch bei manchen Echinostomen die entsprechende Stachelreihe am Halskragen schwächer ausgebildet ist oder sogar ganz fehlt. Demnach werden wir im System die Gattung Rliopalias als Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 329 Repräseatanteu einer besoudern Unterfamilie unmittelbar an die Echi- nostomen anschliessen. 5. Gattung: JParagonifnus Brn. 1899. Paragonimus Braun, lieber Clinostomum Leidy, in : Zool. Anz., V. 22, p. 492. 1899. Polysarcus Looss, Weitere Beiträge etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 561. Von dieser Gattung war bisher nur die typische Art [Bist, westermanni Kerb.) genauer bekannt; dass auch Disiomum rüde Dees. in denselben Verwandtschaftskreis gehört, habe ich schon vor Jahren ausgesprochen ^) ; eine dritte Art ist, wie ich übereinstimmend mit MoNTiCELLi annehme, Bist compactum Cobb. ; alle 3 Arten leben (stets paarweise?) im Lungengewebe von Säugern, die erstgenannte bekanntlich auch beim Menschen. In der Wiener Sammlung werden die Typen der DiESiNö'schen Species aufbewahrt, die ich untersucht habe. 8. Faragonimtis rudis (Dies.). (Fig. 12, 15—17.) 1850. Disiomum rüde Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 360. 1856. Disiomum rüde Diesing, 19 Ai-ten v. Trematoden, in: Deukschr. math.-nat. Gl. Akad. Wiss. Wien, V. 10, p. 66, tab. 3, flg. 9, 10. Paragonimus rudis ist bisher nur einmal und zwar von Natterer, in Follikeln der Lungensubstanz paarw^eise eingeschlossen, bei Lutra hrasiliensis (im September 1828) gefunden worden (Wiener Museum, No. 522. X. 62ii). Die Thiere haben eine lang gestreckt ovale Gestalt, das Vorderende ist breiter als das hintere, und die grösste Breite fällt vor den Bauchsaugnapf. Die Länge beträgt bis 13 mm, die Breite bis 6 mm und die Dicke bis 4 mm. Im Gegensatz zur ziem- lich ebenen Bauchiiäche ist der Rücken mehr oder weniger gewölbt. Die Cuticula ist mit breiten, schuppenartigen Bildungen dicht be- setzt. Der Querdurchmesser des Mundsaugnapfes beträgt 0,933 — 1,166 mm, der Längsdurchmesser 0,566—0,666 mm; das Organ liegt terminal, die stets weite Mundöffnung jedoch nach der Bauch- seite. Dem Mundsaugnapf folgt unmittelbar der beinahe 0,5 mm lange und breite Pharynx (0,4—0,466 mm lang, 0,366—0,533 mm breit). 1) in: Bronn's Classen und Ordnungen des Thierreichs, V. 4, 1, Trematoden, p. 735. 330 M. BRAUN, Den Verlauf des Darmes konnte ich nur an einem kleinen Exemplar nach Färbung und Aufhellung verfolgen, bei allen übrigen werden- seine Wandungen von den dicht stehenden Dotterstocksfollikeln ver- deckt. Der Oesophagus ist etwa so lang wie der Pharynx; die beiden weiten Darmschenkel wenden sich zuerst senkrecht nach den Seiten, biegen dann im Bogen rechtwinklig um und reichen bis zum Hinter- rande, wo sie sich einander nähern. Ihr Verlauf ist kein gerader, sondern grht im Zickzack resp. in einer Schlaugenlinie, wobei ge- legentlich vollständige Umdrehungen eines Schenkels vorkommen ; auch könnten kleine, an der Darmwand breit ansitzende Coeca erwähnt werden — wie weit aber alle diese Verhältnisse natürlich sind oder von der Contraction des Thieres abhängen, muss dahingestellt bleiben; immerhin aber ist zu bemerken, dass ähnliches, wenn auch nicht so ausgesprochen, bei Dist. westermanni Kerb, und Dist. compactum COBB., der dritten Art von Paragonimus, ebenfalls vorkommt ^). Ziemlich genau an der Grenze zwischen vorderm und mittlerm Körperdrittel liegt der kreisförmig begrenzte, 1,166 mm im Durch- messer haltende Bauchsaugnapf, der als weisslicher Ring schon mit blossem Auge zu sehen ist. Hinter ihm, aber etwas nach links ver- schoben, findet sich der Genitalporus. Von den innern Genitalien nehmen die Dotterstöcke den grössten Raum ein, indem sie auf der Rückenfläche, mit Ausnahme einer in der Mitte des Thieres gelegenen und vorzugsweise vom Uterus einge- nommenen Stelle, beiderseits bis fast zur Mittellinie sich ausdehnen, während sie auf der Ventralfläche einen mittlem Längsstreifen, der etwa einem Drittel der ganzen Fläche entspricht, frei lassen; auf dem Querschnitt würden die Dotterstöcke jederseits eine halbkreisförmige, oberflächlich gelegene Zone einnehmen, die auf dem Rücken nahe der Mittellinie beginnt, sich um die Seiten herumschlägt und auf der Bauch- fläche vor der Mittellinie endet. Die einzelnen Dotterstocksfollikel liegen jedoch auf der Bauchfläche nicht alle in einem Niveau, sondern gruppenweise mehr oberflächlich oder etwas tiefer; daher kommt es, dass diese Organe, je nachdem das Thier aufgehellt ist oder nicht, ein anderes Aussehen darbieten; im ersten Falle erscheinen eine Unsumme von Follikeln auch auf der Bauchfläche ziemlich gleich- 1) Man vergl. z. B. Text und Abbildungen bei Leuckakt, Die Parasiten des Menschen, 2. Aufl., V. 2, p. 418; Cobbold, On some new forms of Entozoa, in: Proc. Linn. Soc. London, V. 22, 1859, p. 3G3, tab. 63, fig. 2. Zur Kenutniss der Trematoden der Säugethiere. 331 Illässig vertheilt, im tmderii Fall sieht man jederseits 3 -4 Haupt- gruppen, die durch schmale, anscheinend dotterstocksfreie Querzonen getrennt sind; in Wirklichkeit fehlen au diesen Stellen die Follikel nicht ganz, sie liegen nur tiefer. Sehr deutlich treten auf der Rücken- fläche die Dottergänge auf; man unterscheidet leicht zwei stärkere vordere und zwei weniger hervortretende hintere Longitudinalcanäle, welche vier Gänge jedoch nicht gerade, sondern in einer Wellenlinie verlaufen. Hinter dem Uterus stossen jederseits die vordem und hintern Dottergänge zusammen, und eine Quercommissur, die man für die beiden transversalen Dottergänge halten könnte, verbindet die beiden Punkte; in Wirklichkeit aber ist die Quercommissur nur der rechte quere Dottergang, der die Dottersubstanz aus dem rechten Dotterstock nach hnks hinüberführt; der entsprechende linke Canal kann nur sehr kurz sein — beide werden in das wohl auch hier nicht fehlende Dotterreservoir münden. Alle Dottergänge liegen auf der Dorsalfläche, was durchaus dem Verhalten bei Paragonimus wester- manni entspricht. Einen ziemlich grossen Raum nimmt der Uterus ein; er liegt, zum Theil der Ventralfläche mehr genähert, ungefähr in der Mitte des Thieres, aber auf seiner linken Seite und stellt ein nicht sehr stark gewundenes, weites Rohr dar, dessen Verlauf von dem gewöhn- lichen Verhalten dieses Canals bei andern Formen ziemlich stark ab- weicht; so weit die Untersuchung intacter Exemplare einen Schluss zulässt, beschreibt der Uterus hier etwa einen Kreis, aber innerhalb desselben macht er Windungen, die bald dorsal, bald ventral, bald nach dem Centrum zu gerichtet sind, so dass ein etwa kugliges Con- volut entsteht ; selbstverständlich wendet sich das Uterusende ventral- wärts zum Genitalporus. Die übrigen Genitalien sind sehr viel schweier zu verfolgen ; an aufgehellten Exemplaren treten nur ganz undeutlich zwei ungefähr symmetrisch hinter dem Uterus liegende Zellmassen hervor, welche nach Analogie mit Paragonimus westermanni die Hoden sein müssen; deutlicher sieht man diese Bildungen an einigen Spiritusobjecteu auf der Bauchfläche. Danach scheint es, als ob jeder Hoden ein rund- liches, mit einer geringen Zahl von Einkerbungen versehenes, also relativ schwach gelapptes Organ von ziemlicher Grösse darstellt, das nach innen von den Darmschenkeln liegt. Alles Suchen nach dem Keimstock sowie nach dem Cirrus ist, wenigstens an den ganzen Objecten, vergeblich gewesen. Die Eier sind braun, 0,0729—0,0832 mm laug und 0,052 mm l)reit. 332 M. BRAUN, Wenn auch die hier gegebene Beschreibung naturgemäss manche Lücke hissen musste, da nur die ganzen Thiere untersucht werden konnten, so wird doch mit Sicherheit aus ihr hervorgehen, dass Bist, rüde Dies, mit Bist westermanni Kerb, sehr nahe verwandt ist, nicht bloss in anatomischer, sondern auch in biologischer Beziehung, da beide Arten in Cysten der Lungensubstanz bei Säugethieren leben. Paragonimus westermanni ist bekanntlich durch Kerbert ^) in den Lungen eines in Amsterdam verendeten Königstigers (Felis tigris) gefunden worden ; um dieselbe Zeit hatte der Kliniker Baelz die Eier dieses Wurmes in den blutigen Sputis von Japanern entdeckt, aber verkannt-) (Gregarina pulmonalis s. fusca); eine gleiche Be- obachtung hatte Manson in Amoy gemacht und war auch durch Ringer in den Besitz des eine Haemoptoe beim Menschen ver- ursachenden Distomum gelangt, dem er den Namen D. ringeri^) bei- legte; dieselbe Art fand dann auch Baelz, der übrigens bald das Irrige seiner ursprünglichen Diagnose erkannt hatte, b\iim Menschen in Japan ^) und beschrieb sie unter dem Namen Distoma pulmonale. Eine ausführliche Beschreibung lieferte dann R. Leuckart in der 2. Auflage seines classischen Parasiten Werkes ; ihm standen sowohl japanische Exemplare aus dem Menschen wie KERBERT'sche aus dem Königstiger zur Verfügung, und die Untersuchung ergab die völlige Identität beider Formen. Beiläufig erfahren wir durch Leuckart, dass der Wurm auch beim Tiger nicht selten sein kann, da Kerbert selbst l)ei einem im Hamburger Zoologischen Garten verendeten Tiger den gleichen Fund gemacht hat. Des Weitern hat sich herausgestellt, dass Paragonimus tvestermanni in Japan auch bei Hunden vorkommt, wo ihn Janson •'') zufällig bei zwei Sectionen und zwar in den kleinen 1) Keebekt, C, Zur Trematodenkenntniss, in: Zool. Anz., V, 1, 1878, p. 271; Beitr. zur Kenntn. der Trematodeu, in: Arch. mikrosk. Anat.. V. 19, 1881, p. 529—578, 2 tab. 2) Baelz, Ueber parasitäre Haemoptoe, in: Ctrbl. med. Wiss., 1880, p. 721. 3) Manson, P., Dist. Ringeri, in : China Imp. marit. customs Medical Reports, V. 20, 1881, p. 10; Medical Times and Gazette, V. 2, 1881, p. 8; Journ. Queckett micr. Club, V. 6, p. 139. 4) Baelz, Ueber einige neue Parasiten des Menschen, in: Berlin, klin. Wochenschr., 1883, p. 234. 5; Janson, Filaria immitis und andere bei Hunden iu Japan vor- kommende Parasiten, in: Arch. wiss. u. prakt. Thierheilk., V. 18, 1892, p. G4. Zur Kenntniss der Trematodeu der Säugethiere. 333 Bronchien gefunden hat. Endhch ist dieselbe Art auch in Nord- amerika bei Katzen und Hunden beobachtet worden ^). Wir kennen demnach als Wirthe für Paragonimus westermanni den Menschen (Ost-Asien), den Königstiger (Asien), den Hund (Japan und Nordamerika) und die Katze (Nordamerika); ich glaube in der Lage zu sein, noch einen andern Wirth nennen zu können. In der Berliner Sammlung befindet sich unter der No. 3844 ein Gläschen mit der Aufschrift: „Distomum. Paradoxurus larvatus Tem. Pulmones. China, Macao." Die betreffenden Objecte, einige Lungen- stücke, einige Würmer und eine derbwandige Cyste, sind von einem Missionar, Lehmann, gesammelt worden. Leider sind sie schlecht er- halten, so dass von einer einigermaassen vollständigen Untersuchung Dicht die Rede sein kann. Die Thiere sind 7 — 9 mm lang, ihre grösste Breite beträgt 3,8 mm und ihre Dicke etwa ebenso viel resp. weniger. Der Mund- saugnapf misst in der Querrichtung 0,520 mm, in der Längsrichtung 0,312 mm. An der Grenze zwischen dem vordem und mittlem Körperdrittei liegt der kuglige, 0,9 mm im Durchmesser haltende Bauchsaugnapf und unmittelbar hinter ihm in der Mittellinie der Genitalporus. Man erkennt ferner rechts den Uterus, hinter ihm ein strahliges Organ (Hoden?) und neben ihm ein gelapptes Organ (Keimstock V). Die ganzen Seitentheile sowie erhebliche Bezirke der Bauch- und Rücken- fläche werden von den fast schwarzen Dotterstocksfollikeln einge- nommen. Die Eier sind dünnschalig, 0,0832 mm lang und 0,0416— 0,052 mm breit. Eine Zeit lang glaubte ich in dem vorliegenden Exemplar das von CoBBOLD-) in der Lunge von Viverra mungos L. gefundene Distomum compactum Cobb. vor mir zu haben ; die Heimath und die Verwandtschaft der Wirthe schienen mir dafür zu sprechen, aber ich bin von dieser Ansicht zurückgekommen, da zwischen den von mir untersuchten Thieren und Bist, compactum^ obgleich dessen Verwandt- 1) Ward, H. B., Ueber das Vorkommen von Dist. westermanni in den Verein. Staaten, in: Ctrbl. Bakt., V. 15, 1894, p. 362; On the presence of Dist. west. in the U. States, in: The Veterinary Mag., May 1894; A second case of D. west. in the U. States, ibid. 1895; The Asiatic Lung-Distome in the U. States , in : The med. News, March 2, 1895. 2) CoBBOLD, T. Sp., On some new forms of Entozoa, in : Trans. Linn. Öoc. London, V. 22, 1859, p. 863, tab, 63, fig. 1 — 3. 334 M. BRAUN, Schaft mit den in Rede stehenden Arten nicht bezweifelt werden kann, erhebliche Unterschiede bestehen. Bei Dist. compactum sind die Saugnäpfe gleich gross, der Bauchsaugnapf liegt in der Mitte, der Pharynx ist ausserordentlich gross gezeichnet, die beiden Organe im Hinterende, die ich für die Hoden halte, sind kuglig, und die Eier sind kleiner (0,058 mm lang). Da nun das, was ich über die Distomen aus der Lunge von Para- doxurus feststellen konnte, weit eher auf Paragonitnus westermanni als auf P. compactus anwendbar ist, so glaube ich, bis auf Weiteres auch Paradoxurus larvatus als Wirth für Paragonimus westermanni anführen zu dürfen. 6. Gattung: Cotylogoninitis Luhe. 1899. Cotylogonimus Luhe, Zur Kenntniss einiger Distomen, in : Zool. Anz., V. 22, p. 538. 1899. Coenogonimus Looss, Weitere Beiträge etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 585. Typische Art ist Distomum lieterophyes v. Sieb., eine zweite Species das von Looss beschriebene Bist, fraternum; ich kann eine dritte Art anfügen, der ich den Namen 9. Cotylogonitnus persicvs n. sp, (Fig. 13). geben will. Die Art ist in der Berliner Sammlung in sehr zahl- reichen Exemplaren vertreten (F. 465), welche Collin im Darm eines im Zoologischen Garten zu Berlin verendeten „persischen Wolfes" gefunden hat; eine genauere Bestimmung des Wirthes scheint nicht erfolgt zu sein. Die Thiere sind (im conservirten Zustand) 3 — 4 mm und selbst etwas darüber lang; ihr Vorderende ist stark verschmälert, oft faden- förmig ausgezogen und umfasst dann etwa zwei Drittel der Körper- länge. Nach dem Bauchsaugnapf zu verbreitert es sich allmählich bis auf ca. 0,7 mm. Das Hinterende ist platt, hinten abgerundet und 0,8-0,9 mm breit. Der Bauchsaugnapf liegt vom Vorderrande beinahe 3 mm, vom Hinterrande dagegen nur etwa 1,5 mm entfernt, also an der Grenze zwischen dem mittlem und letzten Körperdrittel. Stacheln oder Schuppen waren nicht erkennbar. Der terminal stehende Mundsaugnapf ist bald mehr kuglig (0,104 mm im Durchmesser), bald mehr in die Quere gestreckt (0,073 mm lang, 0,104 mm breit) und wird bei manchen Exemplaren Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 335 von zwei kleiuen Zipfeln überragt, so dass das Vorderende dann wie ausgeschnitten erscheint. Bedeutend grösser ist der meist auch kuglig erscheinende Bauchsaugnapf (0,375—0,416 mm). Der Präpharynx ist ziemlich lang, jedoch kürzer als der Oeso- phagus; der Pharynx selbst ist kleiner als der Mundsaugnapf und beinahe kuglig (0,062 mm lang, 0,053 mm breit). Die Gabelstelle des Darmes liegt noch vor dem Bauchsaugnapf, von seinem Vorder- rande etwa um den Durchmesser dieses Saugorganes entfernt; die Schenkel begrenzen einen spitzen Winkel, gehen seitlich am Saug- napf vorbei und verlaufen , von Uterusschlingen und Dotterstoeks- follikeln verdeckt, nach hinten, wo sie parallel den Körperrändern bogenförmig gegen einander umbiegen und neben der etwas in die Länge gestreckten Excretionsblase blind enden. Auf der linken Seite liegt hinter dem Bauchsaugnapf der Genital- napf (Durchmesser ca. 0,25 mm) ; er ist gewöhnlich kreisförmig, seltner ein wenig in die Quere gestreckt. Der ihm aufliegende Stäbchenring tritt an Objecten, die durch Glycerin aufgehellt worden sind, sehr deutlich hervor; wie bei den andern Arten ist auch hier der Ring nicht ganz geschlossen, sondern an der dem Bauchsaugnapf zugewendeten Seite unterbrochen. Die einzelnen Stäbchen sind schwach gebogen und besitzen 4—6 kleine Spitzen , welche nach dem vom Centrum des Napfes abgewendeten freien Ende des Stäbchens gerichtet sind, gleichzeitig aber in einer Ebene liegen, die senkrecht auf der Napffläche steht; die Zahl der Stäbchen beträgt 62 — 70. Sie sind ziemlich gleich lang (0,009—0,0104 mm), die an der unterbrochenen Stelle des Ringes angrenzenden Stäbchen sind stets ein wenig kürzer, doch sieht man solche auch zwischen den andern, wie denn gelegent- lich auch Gabelungen am freien Aussenende vorkommen. Die Genitalien sind denen von Cotylogonimus heterophyes ausser- ordentlich ähnlich : im Hinterende, neben der Excretionsblase und vor den Hinterenden der Darraschenkel liegen die beiden elliptischen Hoden, oft symmetrisch, nicht selten aber auch der linke etwas mehr nach vorn ; ihr Längsdurchmesser, welcher zur Längsaxe des Thieres im spitzen Winkel steht, beträgt ca. 0,2 mm, ihr Querdurchmesser ca. 0,16 mm. Ein wenig vor ihnen, in der Mittellinie, liegt der 0,145 mm im Durchmesser haltende Keimstock, hinter dem jedoch das Receptaculum seminis nicht zu sehen ist, da Uterusschlingen den Raum zwischen Keimstock und Hoden ausfüllen. Die Dotterstöcke sind nur schwach entwickelt; bei der Betrachtung von der Bauchseite scheinen sie jederseits aus 6—9 Acinis zu bestehen, die etwa in der 336 M. BRAUN, Höhe des Vorderrandes des Keimstocks beginnen und bis zur Mitte der Hoden reichen. Dreht man das Thier um, so kann man sich überzeugen, dass ihre Zahl jederseits etwa das Doppelte beträgt, da sie sich zwischen den Uterusschlingen bis beinahe zum Keimstock hin vorschieben; man erkennt dann auch oft die queren Dottergänge und das hinter dem Keimstock gelegene, relativ grosse Dotter- reservoir. Der übrige Raum im Hinterende zwischen den Hoden und dem Genitalnapf wird von den Uterusschlingen eingenommen; daher er- scheint das Hintereude für das blosse Auge braun, abgesehen vom hintersten Theil desselben, wo die Hoden liegen. Bei genauerm Zu- sehen bemerkt mau allerdings noch in der Mittellinie hinter dem Bauchsaugnapf einen kleinen, kugligen Körper, der zum männlichen Copulationsapparat gehört. Die reifen Eier sind dickschalig, dunkelbraun, 0,0228 mm lang und 0,014 mm breit, jüngere Eier sind heller. Wenn man die hier gegebene Beschreibung mit derjenigen ver- gleicht, welche Looss ^) von Bist, heterophyes giebt, oder die Ab- bildungen vergleicht, so wird die grosse Aehnlichkeit beider Formen ohne Weiteres klar sein; hierzu kommt nun noch, dass Bist, hetero- phyes nicht nur im Darmcanal des Menschen, sondern auch in dem von Hunden gefunden worden ist. Die erste Notiz hierüber stammt von Janson-), der angiebt, im Darm eines im Veterinär-Institut zu Tokio secirten Hundes zahlreiche, mit blossem Auge nur als schwarze Punkte erkennbare Parasiten gefunden zu haben, die er „Tristom en" nennt; möglicher Weise, meint Janson, sind dieselben nur zufällig in den Dann gekommen und gehören nicht zu den eigentlichen Hunde- parasiten. Diese Notiz hatte ich mir dahin gedeutet, dass Janson vielleicht Hemistomum alatum gesehen und für Tristomen gehalten habe; die Sache klärte sich später aber dahin auf 3), dass der Verf. nicht Hemistomen, sondern veritable Distomen bei jener Section ge- funden und deswegen für Tristomen erklärt habe, „weil das bei den- selben stark entwickelte Copulationsorgan als dritter Saugnapf auf- 1) Looss, A., Ueber den Bau von Dist. heterophyes v. Sieb, und D. fraternum n. sp., Kassel 1894. 2j Janson, Filaria immitis und andere bei Hunden in Japan vor- kommende Parasiten, in : Arch. wiss. und prakt. Thierheilk., V. 18, 1892, p. 62. 3) Janson, Die Krankheiten der Hausthiere in Japan, ibid. V. 19, 1893, p. 264. Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 337 gefasst wurde". Diese Würmer sind nun, wie ein japanischer College von Janson, Prof. Tokishige, festgestellt hat, Dist. heterophyes. Einige Jahre darauf berichtet auch Looss ^), denselben Wurm im Darm eines verwilderten Hundes in Alexandrien gefunden zu haben, und neuerdings constatirt derselbe Autor 2) das Vorkommen dieser Art in Aegypten auch bei Katzen , Füchsen und bei Müvus parasiticus, während Cotylogonimus fraternus, ursprünglich aus Pelecanus ono- crotalus bekannt geworden, auch noch in Hund und Katze — hier sogar nicht selten neben Coiplogonimus heterophyes — sowie in Milvus parasiticus von Looss gefunden worden ist. Demnach liegt die Möglichkeit nahe, dass auch die von mir untersuchten, aus einem persischen Wolf stammenden Würmer zu Dist. heteropjhyes gehören ; bei aller Uebereinstimmung zwischen beiden Formen kann ich das nicht annehmen, weil vor allem die Grössen- verhältnisse recht verschieden sind; in seiner ausfüürlicheu Be- schreibung von Dist. heterophyes giebt Looss an, dass diese Art im Menschen, deren Länge Leuckart auf 1 — 1,5 mm bei 0,7 mm Breite angegeben hatte, im Leben bis über 2 mm Länge und nahezu 1 mm Breite erreichen kann ; nach dem Sinn des ganzen die Grössenver- hältnisse behandelnden Abschnitts muss ich annehmen, dass erstens „bis über 2 mm" nur wenig darüber sein kann und dass zweitens diese Zahl für Thiere in grösster Streckung gilt, lieber Dist. hetero- phyes des Hundes erfahren wir durch Looss, dass es „durchgängig etwas geringere Körpergrösse" aufweist, und Janson bemerkt, dass die von ihm gefundenen Distomen nach der von Tokishige (wahr- scheinlich in japanischer Sprache) publicirten Beschreibung 1 — 1,5 mm lang waren. Dem gegenüber sind die von mir untersuchten Distomen um das Doppelte, resp. um mehr als das Doppelte länger, was in erster Linie auf Rechnung des so stark verlängerten Vorderendes kommt. Doch bestehen auch andere Unterschiede: 1) ist die Zahl der Stäbchen am Genitalnapf eine geringere (62 — 70 bei Cotylo- gonimus persicus, 75—80 bei C. heterophyes)., 2) sind diese um die Hälfte kleiner (0,009—0,0104 gegen 0,02 mm), 3) dehnen sich die Dotterstocksfollikel mehr nach der Mittellinie zu aus als bei C. hetero- phyes., 4) liegt das Dotterreservoir zwischen Keimstock und Hoden, 1 1 Looss, A., Notizen zur Helm. Aegyptens, I, in : Ctrbl. Bakt., V. 20, Abth. 1, 1896, p. 863. 2) Looss, A., Weitere Beiträge etc., in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., p. 699 u. 700. 338 M. BRAUN, bei C. lieterophyes dorsal vom Keinistock, so dass es l»ei der Veiitral- ansicht von letzterm bedeckt wird; 5) sind die Eier der persischen Art kleiner (0,0228:0,014 gegen 0,03:0,017 mm); 6) sind Prä- pharynx + Oesophagus erheblich länger als bei Cot. heterophyes, weil das Vorderende so stark verlängert ist. Trotzdem stehen beide Arten einander ausserordentlich nahe, wie etwa Distomum felineum Riv. und Dist. tenuicoUe Rud. Die dritte zu Cotylogoninius gehörige Art {D. fraternum Looss) zeigt grössere Diiferenzen, so in der Lage und Gestalt des Genitalnapfes, in der Lage des Keirastockes etc. ; mit ihr kann Cotylogonimus persicus ebenfalls nicht vereint werden. 7. Gattung: Hanno st oniuni Brn. 1899. Harmostomum Bkaun, Ueber Clinostomum Leid., in: Zool. Anz., V. 22, p. 492. 1899. Heterolope Looss, Weitere Beiträge etc., in: Zool. Jahrb.. V. 12, Syst., p. 651. Looss wie ich nehmen als Typus Distomum leptostonium Olss. an und ziehen noch hinzu Dist. opisthotrias Lutz, Dist. spinosulum HoFM. und Harm, aequans (Lss.), eventuell auch noch Dist. caudatum V. LsTW., womit wahrscheinlich die OLSSON'sche Art zusammenfällt. Ich bin in der Lage, über eine brasilianische Art berichten zu können. 10. Harniostofntini o2>isthotrias (Lutz) [an n. sp,'}]. 1895. Dist. opistliotrins Lutz, in: Eevista Museo Paulista, V. 1, p. 189, mit 1 Taf. In der Berliner Sammlung befindet sich unter No. 2535 ein Glas mit Trematoden, das folgende Aufschrift trägt: „Distoma. Didelph. Caypollin, ex int. Bras. LXI. v. Olfers u. Sello." Die Unter- suchung ergab sofort, dass es sich um eine Form handelt, die mit Distoma opisthotrias Lutz (aus Didelphys aurita) sehr nahe verwandt, wenn nicht gar identisch ist: der Mangel aller Zahlenangaben in der Beschreibung bei Lutz hindert mich, die Identität sicher auszu- sprechen ; dieser Mangel wird nicht ganz durch die Angabe der bei den Abbildungen gebrauchten Vergrösserungen aufgehoben, denn es werden hier runde Zahlen (25 und 500) angeführt, die wahrscheinlich nicht genau sind. Die mir vorliegenden 7 Exemplare sind 6 — 7 mm lang, 0,9 bis 1,0 mm breit; ihr Vorderende ist quer abgestutzt, die Seitenränder des Körpers verlaufen parallel, nur hinten couvergiren sie rasch. Zur Kcuiitnisü der Trematodcii der Säugethiere. 339 Cuticula unb'estachelt, Muiulsaiigiiapf endständij,', sehr kräftig, in der Quere 0,666 mm, iu der Längsrichtung (des Thieres) 0,466 mm messend. Der etwa 1,5—1,8 mm vom Vorderrande entfernte Bauch- saugnapf ist, von der Fläche gesehen, kreisrund und hat 0,6 mm im Durchmesser. Unmittelbar hinter dem Mundsaugnapf folgt der 0,266 mm lange und 0,3 mm breite Pharynx, hinter dem der Darm sich gleich gabelt; die Schenkel wenden sich zuerst in querer Richtung seitwärts und biegen dann nach hinten um, wo sie anscheinend bis zum Hinter- rande verlaufen. Die ganzen Genitalien liegen, mit Ausnahme eines Theiles des Uterus hinter dem Bauchsaugnapf und zwar die Hoden mit dem Keimstock im Hinterende derart, dass die hinter einander gelegenen Hoden den Keimstock zwischen sich fassen ; anscheinend ist der hintere Hoden immer etwas kleiner als der vordere ; Durchmesser des letztern 0,416 mm, des erstem 0,312 mm ; der Keimstock ist oval, quer ge- stellt und 0,312 mm breit, 0,187 mm laug. Zwischen Keimstock und hinterm Hoden ist das schon Lutz bekannte Dotterreservoir, da meist gefüllt, leicht erkennbar. Die schwach entwickelten Dotterstöcke be- ginnen ziemlich dicht hinter dem ßauchsaugnapf und erstrecken sich an den Seiten bis zum Vorderrand des vordem Hodens. Auf der rechten Seite nimmt der Uterus seinen Ursprung, zieht in Windungen nach vorn bis zum Pharynx, dreht hier um und verläuft dann, eben- falls Schlingen bildend, bis zum Genitalporus. Diesen verlegt Lutz im Text an den Vorderrand des vordem Hodens, während die Ab- bildung ihn am Hinterrand dieses Organs deutlich erkennen lässt. Ich habe den Genitalporus nur bei 2 Exemplaren gesehen, er lag beide Male in der Mittellinie am Vorderrand des vordem Hodens, und in dem einen Falle ragte der Cirrus mit 0,156 mm Länge und 0,093 mm Breite hervor. Die Eier sind sehr zahlreich, braun und klein: 0,0273 mm lang und 0,014 mm breit; nach der Abbildung bei Lutz würde ihre Länge nur 0,016 mm betragen. Im Anschluss hieran will ich noch zwei seltene Arten beschreiben, über die bisher nur sehr wenig bekannt geworden ist; freilich reicht auch das von mir Gesehene nicht zur Festsetzung der Stellung beider Arten aus. 11. '} l>istofHiitn recurvum Duj. 1845, 1811. Distoma n. sp. 13. Mus musculus Int., Notitia collect, insign. vermium intest., Viennae, p. 13. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 23 340 M. BRAUN, 1819. Distoma musculi (sp. inqu.) Rudolphi, Synops., p. 119. 1845. Distoma musculi Dujaedin, Hist. d. heim., p. 441. 1850 Distomum musculi Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 395. Bei keinem der genannten Autoren findet sich eine Beschreibung dieser von den Wiener Helminthologen vor 1811 im Darm von Mus muscidus L. gefundenen Form ; auch später ist dieselbe zwar ge- legentlich erwähnt (v. Linstovv, Comp. d. Helm., 1878, p. 22; Stos- siCH, Dist. dei mammif., 1892, p. 35), aber nicht beschrieben, nur DujARDiN (1. c.) weist auf Dist. spiculator (aus Mus rattus und M. decumanus) sowie auf Dist. recurvum und Dist. viita (aus Mus silvaticus) hin, ohne freilich angeben zu können, welche von diesen Arten für das Distoma aus dem Darm der Hausmaus in Frage kommen könnte. In der Sammlung des k. k. naturhistorischen Hofmuseums zu Wien findet sich nun unter No. 1017b und mit der Aufschrift: „125 Dist. musculi. Mur. musculi. i." eine Fasciolide in einem einzigen Exemplar vor, die wohl diejenige ist, welche 1811 von dem Ver- fasser der „Notitia" und 1850 von Diesing als im Wiener Museum vorhanden erwähnt wird ; aus den „Notitia" ergiebt sich ferner, dass 1032 Hausmäuse untersucht worden sind, und wenn wir bedenken, welche grosse Menge von Mäusen in der Folge bis heute auf Hel- minthen durchsucht wurden, ohne dass in der Literatur wenigstens ein neuer Fund angegeben wird, so müssen wir das Vorkommen von Distomen im Darm der Hausmäuse als ausserordentlich selten be- zeichnen. Leider ist das einzige Exemplar nicht mehr gut erhalten, auch hat es am Hinterende eine Verletzung, doch ist es sonst vollständig. Das Thier ist C förmig nach seiner rechten Seite hin gekrümmt, lang gestreckt spindelförmig, flach; die Länge beträgt etwa 5 mm, die grösste Breite — etwa in der Mitte — 0,7 mm. Das Vorderende ist abgestutzt und trägt endständig den trichterförmigen Mundsaug- uapf (0,240 mm lang, 0,350 mm breit); ihm folgt unmittelbar der birnförmige Pharynx (0,145 mm lang, 0,125 mm breit) und bald darauf der fast kuglige Bauchsaugnapf (0,396 mm), der ungefähr an der hintern Grenze des ersten Körperviertels gelegen ist. Mit Aus- nahme des hintersten Körperendes wird der ganze Körper hinter dem Bauchsaugnapf (etwa ^/^ der Gesammtlänge) von den zahlreichen Schlingen des Uterus eingenommen; im Hinterende ist ein etwa die halbe Breite des Thieres einnehmender kugliger Körper zu sehen, den ich für einen der Hoden halte; hinter diesem liegt quer am linken Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. 341 Seitenrande ein kleinerer, ovaler Körper (Cirrusbeutel?, Keirastock?) und dahinter, wieder in der Mittellinie, ein anderes kuglig-ovales, jedoch nicht scharf begrenztes Organ (Hoden ?) ; zweifellos liegen auch hier noch Eier; sie sind sehr zahlreich in den Uterusschlingen, braun gefärbt, 0,0228 mm lang und 0,009 mm breit. Von den Dotter- stöcken finde ich nur Spuren an den Seiten hinter dem Bauchsaug- napf, Da die Uterusschlingen vorn am Bauchsaugnapf alle nach hinten umbiegen und keine sich weiter nach vorn verfolgen lässt, da ferner vor dem Bauchsaugnapf keine Spur eines Cirrus zu sehen ist, ver- muthe ich den Genitalporus im Hinterende. Vergleicht man die hier gegebene Beschreibung mit derjenigen von Distoma recurvum Duj. (1. c. p. 410), so ergeben sich so zahl- reiche Uebereinstimmungen resp. Aehnlichkeiten, dass ich kaum darüber in Zweifel bin, es sei die vorliegende Form unter Dist. recurvum zu stellen ; diese Art hat Dujahdin 10 Mal unter 53 Mus silvaücus zu Rennes gefunden, aber auch nicht ausreichend beschrieben. Er stellt sie in die zweite Sectiou des Subgenus Bracliylalmus, die durch die Lage der Hoden (hinter den Uterusschlingen) und die Lage der männlichen Geschlechtsötfnung (hinter dem Bauchsaugnapf, etwa in der Mitte der hintern Körperpartie) charakterisirt ist. Leider sind nun aber weder Bist, recurvum Duj., noch die andern in dieselbe Section gestellten Arten (D. migrans Diu., D. corrugatum Duj., D. aequale Duj. und D. arcuatwit Duj.) von neuem untersucht worden ; soweit sich urtheilen lässt, scheinen sie alle oder doch wenigstens ein Theil mit Dist. leptostomum Olss. näher verwandt zu sein und um diese gut bekannte Art sich zu gruppiren. Durch die Unter- suchungen Blochmann's und Hofmann's wissen wir, dass die Infection der Wirthe der letztgenannten Art und des dieser ausserordentlich ähnelnden Bist, spinosulum Hofm, durch Landschnecken {Helix- Arten) veru)ittelt wird, während Dujardin (1. c. p. 408) wenigstens für Bist, migrans resp. dessen Wirthe {Sorex, Myoxus, Mus., freilich auch Turdus, Corvus und Rana sjj.) Limax-krtan als Ueberträger ansieht. 12. Uistoniufti eocasperatiini Rud. (Fig. G u. 7.) 1819. Bistoma exasperatum Rudolphi, Ent. Syn., p. ]17 et 421. 1845. Bistoma exasperatum Dujakdin, Hist. nat. d. heim., p. 411. 1850. Bistomum exasperatum Diksing, Syst. heim., V, 1, p. 391. 1892. Bistomum { Brachylaimus) exasperatum Stossich , Dist. d. Mammif., p. 15. 23* 342 M. BRAUN, 1845. Distoma (Brachßaimus) ruhens Du.tardin, Hist. nat. d. heim., p. 411. 1850. Distomum ruhens Diesing, Syst. heim., V. 1, p. 334. Aus Soriciden (Spitzmäusen) sind bisher nur wenige Distomiden l)ckannt geworden ; ein Theil derselben {Bist, migrans Duj. und Bist, corrugatum Duj.) scheint nach dem, was wir über sie bei Dujardin (1. c. 1845) erfahren, zu der Gattung Hnrmostomum zu gehören; eine andere Art ist Bist, truncatum Lkt. (nee Rud.), von der nur das Exterieur und der Wohnsitz (Niereu) bekannt sind; wenig mehr wissen wir über ein in der Gallenblase lebendes Distomum, das Pontaillie 1853 erwähnt (in: Ann. Sc. nat., [ser. 3] Zool., V. 19, p. 103); so bleiben noch übrig Dist. exasperatum Rud., D. ruhens Duj. und D. instahile Duj. Alle 3 Arten stellt Dujardin in die dritte Section des Subgenus Brachylaimus, welche dadurch charakterisirt ist, dass der Genital- porus vor dem Bauchsaugnapf und die Hoden vor oder zwischen den Schlingen des Uterus hinter dem Bauchsaugnapf liegen. Dujardin selbst glaubt, dass sein D. ruhens mit D. exasperatum Rud. zu- sammenfällt, während B. instahile sicher eine besondere Art darstellt. In den Helminthensammlungen zu Berlin und Wien ist in je einem Exemplar nur Bist, exasperaium Rud. vertreten ; beide Exemplare hat seiner Zeit Bremser in Sorex constrictus Herm. (= Crossopus fodiens Pall.) gefunden und eines an Rudolpiii gesandt, der die Art kurz beschreibt (1819); leider ist dieses Exemplar so stark ge- dunkelt, dass alle Aufhellungsmittel versagen ; besser erhalten ist das andere, in Wien befindliche Exemplar (366; 1011), das ich meiner Beschreibung zu Grunde lege. Die Länge beträgt 4 mm, die grösste Breite 1,4 mm ; der Körper ist langgestreckt oval, abgeflacht, vorn breiter als hinten, die grösste Breite liegt etwa in der Mitte. Die ganze Oberfläche ist bestachelt, doch stehen die Stacheln nirgends sehr dicht, auch macht sich eine Differenz in der Bestachelung zwischen vorn und hinten nicht be- merkbar. Beide Saugnäpfe sind ungemein dick und im Verhältniss zur (irösse des Thieres sehr gross; die Maasse lietragen für den Mund- saugnapf 0,573 mm in der Quer-, 0,469 mm in der Längsrichtung, für den Bauchsaugnapf 0,8 mm in beiden Richtungen ; der Dorso- ventraldurchmesser des Bauchsauguapfes muss auch ein recht erheb- licher sein, denn das Organ springt buckeiförmig über die Bauch- fläche hervor; die Entfernung der Centren beider Organe beträgt 0,9 mm. Zur Kenntniss der Trematoden der Säugetliiere. 343 Der ebenfalls kräftige Pharynx liegt dicht hinter dem Mund- saugnapf; seine Länge beträgt 0,26, seiue Breite 0,27 mn». lieber die Darraschenkel kann ich nur berichten, dass sie anscheinend dicht hinter dem Pharynx entspringen, sich zunächst nach den Seiten und dann nach hinten wenden ; wie weit sie sich jedoch ins Hinterende fortsetzen, ist nicht erkennbar. Der Cirrusbeutel mündet in der Mittellinie der Bauchfläche, ziemlich genau in der Mitte zwischen Hinterrand des Mund- und Vorderrand des Bauchsaugnapfes; links neben ihm mündet der Uterus, Von den übrigen Geschlechtsorganen sind die Dotterstöcke und der Keimstock leicht zu erkennen, ebenso Uterus und Cirrusbeutel mit Cirrus, dagegen schwerer die Hoden; allerdings bemerkte ich in der Mitte des Hinterleibes zwei grosse, anscheinend ovale Gebilde, die zweifellos die Hoden sind ; ich bin jedoch nicht im Stande, mit Sicher- heit zu sagen, ob sie genau hinter oder schräg vor einander liegen — die stark gefüllten Uterusschlingen lassen eine scharfe Abgrenzung dieser Organe nicht zu. Sicher ist, dass unmittelbar hinter dem Bauchsaugnapf ein kugliges, 0,28 mm im Durchmesser haltendes Organ liegt, das nur der Keim- stock sein kann, sicher ist ferner, dass die Seiten des Körpers und das Hinterende (hinter den Hoden) auch auf der Rücken- und Bauch- fläche von den Dotterstocksfollikeln besetzt sind, dass jedoch in der Höhe des Bauchsaugnapfes eine etwa 0,35 mm lange Unterbrechung vorhanden ist, so dass man von vordem und hintern Dotterstöcken sprechen kann ; ferner erstrecken sich dorsal die Follikel etwas mehr medianwärts als ventral. Weiterhin ist zu constatiren, dass der Uterus auf der Bauchseite sehr zahlreiche, im Ganzen quer gerichtete Schlingen bildet, die bis zum Bauchsauguapf reichen und den hintern Hoden nicht überschreiten, während er auf der Kückenseite sich weniger stark windet, die Schlingen auch weniger weit nach den Seiten reichen. OÖenbar haben wir es in diesen beiden Abschnitten mit dem auf- und absteigenden Schenkel des Uterus zu thun, von denen einer dorsal, der andere ventral liegt und mehr nach den Seiten strebt; aus dem Umstände, dass der Kndabschnitt des Uterus, dei- zum Porus zieht, der Dorsalfläche mehr genähert ist, dürfte zu schliessen sein, dass der weniger stark und weniger breit si(;h windende, dorsal gelegene Theil der aufsteigende, der andere der absteigende Schenkel ist. Die braunen, gestreckt ovalen Eier sind 0,059 mm lang, 0,032 mm breit; viele enthalten einen oder auch zwei dunkle Punkte, die wie 344 M. BRAUN, Augenpunkte aussehen; sie sind jedoch zu unregelmässig gestaltet, bald grösser, bald kleiner, bald au dem einen, bald an dem andern Eipol gelegen, so dass ich sie eher für irgend eine Concretion halten möchte. Die Stellung dieser Art muss so lange zweifelhaft bleiben, so lange sie selbst nicht genügend bekannt ist ; immerhin dürfte das Mitgetheilte zum Wiedererkennen hinreichen. Es scheint mir ferner zweifellos, dass die Vermuthung Dujardin's, sein Bist, ruhens sei das RuDOLPm'sche D. exasperatum., richtig ist; die angegebenen Zahlen und die Lagerung der Organe stimmt mit dem, was ich an D. exasperatum gesehen resp. gemessen habe, überein; den Keimstock und die Dotterstöcke hat Dujardin nicht gesehen. B. Moiiostomideii. Die Zahl der bei Säugethieren schmarotzenden Monostomiden i) ist gering ; Opisthotrema coclileare (aus Halicore) hat durch Fischer, Ogmogaster plicatus (aus Cetaceen) durch Jaegerskiöld eine ein- gehende Schilderung erfahren, Monostomum affine Leidy (Leber von Fiber zihetliicus) ist noch immer Species inquirenda; die 4. Art, Monost. Mppocrepis Dies, (aus dem Dickdarm von Hydrochocrus capy- bara) ist in der Wiener Sammlung in zahlreichen, gut erhaltenen Exemplaren vorhanden und soll hier noch beschrieben werden. Monostoniuni liippocreins Dies. (Fig. 10.) 1850. Monostomum hippocrepis Diesing, Syst. heim., V. 1, p. H24. 185G. Monostomum hippocrepis Diesing, 19 Arten von Trematoden, in: Denkschr. matli.-naturw. Cl. Akad. Wiss. Wien, V. 10, p. 63. tab. 2, % G— 9. 1892. Monostomum }iipp)Ocrepis Monticelli, Stud. s. Trem. endop., in: Mem. Accad. fSc. Toiino, (ser. 2) V. 42. 1892. Monostomum hippocrepis Brandes, Revis. d. Monost., in: Ctrbl. Bakt., V. 12, p. 508. Die Art ist leicht an zwei flügel form igen , musculösen Anhängen kenntlich, welche zu den Seiten des Saugnapfes stehen; es handelt sich um eine ähnliche Bildung, wie sie an verschiedenen Distomiden bekannt geworden ist; die Musculatur beider Anhänge verfilzt sich au den Seiten mit derjenigen des Saugnapfes; ein die Anhänge ver- 1) Vergl. MoNTiCEi.Li, Stud. s. Trem. endop., Mon. cymbiuni, 1892, p. 31, und Brandes, Rev. d. Monost., in: Ctrbl. Bakt., V. 12, 1892, p. 504. Zur Kenntniss der Treniatoden der Säugethiere. 345 bindender Wulst kommt vor, ist jedoch nichts anderes als der Vorder- rand des Körpers. Monostomum hippocrepis wird bis 15 mm lang und 2,5 mm breit; es ist abgeflacht, vorn schmäler und dicker, hinten etwas verbreitert und dünn. Der Körper ist auf der vordem Hälfte der Bauchfläche mit sehr dicht stehenden und kleinen di-eieckigen Schuppen bedeckt. Der Querdurchmesser des fast kreisförmigen, ventral stehenden Saugnapfes beträgt 0,625—0,729 mm; der Oesophagus ist kurz, eine Pharynxanschwellung nicht erkennbar. Ziemlich dicht vor dem Genital- porus gabelt sich der Darm ; der Anfangstheil beider Schenkel ist stets ziendich dickwandig und mit einigen, nach vorn und den Seiten ge- richteten Blindsäcken besetzt; sehr bald erweitert sich das Lumen, die Wandung wird dünner, und die Darmschenkel ziehen parallel den Seitenrändern nach hinten ; sie weisen zahlreiche, wohl nur durch die Contraction des Körpers bedingte Ausbuchtungen auf. Hinten, zwischen Keimstock und Hoden, verschmelzen sie mit einander, und von dem hierdurch entstandenen Bogen geht ein langer, unpaarer und l)]ind endigender Schlauch zwischen den Hoden nach hinten, um dicht vor dem dorsal verschobenen Excretionsporus zu enden. Zu beiden Seiten dieses Blindsackes liegen die verhältnissmässig kleinen Hoden, deren Oberfläche mehrfach eingekerbt ist; die Vasa efferentia scheinen von ihrem Vorderrande abzugehen, sich schräg nach innen zu wenden und sich nach kurzem Verlauf in der Mittellinie zu vereinen ; wenigstens bemerkt man etwa in der Höhe des Vorderendes der Dotterstöcke in der Mittellinie einen leicht geschlängelten, meist mit Sperma gefüllten Canal, der nach vorn strebt, sich dann dicht hinter dem Cirrusbeutel mehr erweitert (Vesicula seminalis) und end- lich in diesen einmündet. Die ausserordentliche Länge des Cirrus- beutels ist schon Diesing aufgefallen, sie beträgt etwa ein Drittel der Körperlänge; das schlauchförmige, etwas gewundene Organ enthält in seinem Hinterende eine zweite, zweigetheilte Vesicula seminalis, darauf folgt die Pars prostatica und dann die Cirrusscheide, aus der gewöhnlich der sehr lange, spiralig aufgerollte Cirrus hervorgestossen ist; er ist, was auch bereits Diesing bemerkt hatte, an seiner ganzen Oberfläche mit dornartigen, ziemlich plumpen Hartbildungen versehen. Der Genitalporus liegt in der Mittellinie, nahe der Gabelstelle des Darmes ; dorthin strebt von hinten noch ein spindelförmiges, fast ganz mit Drüsenzellen umgebenes Organ (Metroterm), das jedoch erheblich kürzer als der Cirrusbeutel ist ; seine Wandung ist dick und musculös, aber anscheinend ohne Hartbildungen. 346 M. BRAUN, Unmittelbar vor der hinteru Comniuiiicationsstellc der Darni- sclieiikel liegt in der Mitte oder etwas nach rechts verschoben der quer ovale oder mehr kuglige Keimstock und vor diesem in der Mittel- linie die scharf abgegrenzte Schalendrüse von ungefähr derselben Grösse und Form. Auffallend gering für die Grösse des Thieres sind die Dotterstöcke entwickelt; sie bestehen jederseits aus etwa 15 bis 20 Follikeln, die zusammen eine 2 mm lange Zone nach aussen von den Hinterenden der Darmschenkel einnehmen ; einige Follikel liegen übrigens meist auch nach innen von den Darmschenkeln auf einer oder auf beiden Seiten. Der Uterus zieht in den für Monostomen so charakteristischen, engen und quer gestellten Windungen nach vorn zum Metroterm; sie überschreiten die Darmschenkel nicht. Die Eier sind hellgelb, an beiden Polen mit langen Filamenten versehen, 0,0182 mm lang, 0,009 mm breit. Ein Vergleich des Monostomum hippocrepis mit den typischen Vertretern der bisher innerhalb der Monostomiden aufgestellten Gat- tungen ergiebt, dass es in keine derselben eingereiht werden kann ; zwar theilt es mit den Arten der Gattung Cyclocoelum Brds. (Typus : Mon. mutahilc) die Commissur der Darmschenkel am Hinterende, aber weicht doch im Uebrigen sehr erheblich ab; eher stimmen die Geni- talien mit denen von Notocotyle Dies, überein, obgleich auch hier sich Differenzen finden, aber das Verhalten des Darmes trennt es auch von dieser Gattung, ebenso von den Pronocephalinen und Microsaphinen — von andern ganz abgesehen; immerhin erinnert die Lage der Ge- schlechtsdrüsen, die ganze Entwicklung der Dotterstöcke an manche Pronocephalinen, wie z. B. auch die besondere Structur des Vorder- endes der Darmschenkel sich in ähnlicher Weise bei Monostonmm trigonocephalum wieder findet, Königsberg i. Pr., im August 1900. Zur Kenntniss der Treinatoilen der Säugethiere. 347 Erklärung der Abbildungen. Die Buchstabe;! bedeuten : JB^ Bauchsaugnapf M. s Mundsaugnapf C Cirrus Ph Phai-ynx Cb Cirrusbeutel R Rüssel D. hl Darmblindsäc.ke R. r Retractor des Rüssels D.g Dottergang R.sch Rüsselscheide D.sch Darmschenkel R.st Rüsselstacheln D. st Dotterstock Seh. dr S<'halendrüse Ex.]) Excretionsporus St.l aufrecht stehender Stachel Fl flügelf'ürmige Anhänge St. '2 Randstacheln H Hoden J]t Uterus ^ Keimstock V. d Vas deferens M Metroterm Tafel 19. Fig. 1. Rhopalias haculifer Brn. 15 : 1. Auf dem Rücken liegend. Fig. 2. Rhopalias coronatus (Run.). 15 : 1. Auf dem Rücken liegend. Fig. 3. Rhopalias horridus (Du^s.). 30 : 1 . Auf dem Rücken liegend. Fig. 4. Rhopalias coronatus (Rud.). 15:1. Vorderende eines contrahirten Exemplares. Fig. 5. Echinostomum incrassatum (DiKn.). 1()8:1. Vorderende, auf dem Rücken liegend; einer der Stacheln (St. 1) steht aufrecht in einer grubenförniigen, von Ringfasern umgebenen Vertiefung. Fig. ß. Distomum cxasperatum Run. 23 : 1. Auf dem Rücken liegend. Fig. 7. Distomum exasperatum Run. 23 : 1. Auf dem Bauch liegend. Fig. 8. Echinostomum incrnssattim (Diks.). 15:1. Auf der Seite liegend. Fig. 9. Echinostomum incrassatum (Dies.). 38 : 1. Vorderende, auf dem Rücken liegend. Fig. 10. Monostomum hippocrejns Dies. 14 : 1. Auf dem Rücken liegend. 3^g M, BRAUN, Zur Kenntniss der Trematoden der Säugethiere. Tafel 20. Fig. 11. Rhopalias coronatus (Rud.). 70:1. Vorderende, auf dem Rücken liegend. Fig. 12. Paragonimus rudis (Dies.). 8:1. Nicht aufgehellt, auf dem Rücken liegend. , Fig. 18. Cotylogonimus persicus n. sp. 23 : 1. Auf dem Rücken liegend. Fig. 14.. Phaneropsolus orhicularis (Dies.). GO : 1. Auf dem Rücken liegend. Fig. 15. Paragonimus rudis (DivzH.). 8:1. Auf dem Bauch liegend. Fig. 16. Paragonimus rudis (Duos.). 8 : 1. Dasselbe Exemplar, auf dem Rücken liegend. Fig. 17. Paragonimus rudis (Dies.). 8:1. Ein junges Exemplar, auf dem Rücken liegend. Krommaniisclie liuchdnickerei (Hfimiiiiii Pohle) In Jena. — 2144 Nachdruck verboten. UebersetzuTigsrecht vorbehalten Hydroiden aus dem Stillen Ocean. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific (Schauinsland 1896—97). Von Dr. Cl. Hartlaul), K. Biolog. Anstalt Helgoland. Hierzu Tafel 21—22. Die mir von Herrn Prof. Schauinsland zur Bearbeitung über- gebenen Hydroiden stammen aus drei sehr weit getrennten Regionen des Pacifischen Oceans, nämlich 15 Arten von der Südinsel Neu- seelands, die dem antarktischen Faunengebiet angehört, 14 Arten von Bare Island, einer kleinen Insel zwischen Vancouver Island und der Westküste Nordamerikas, mit fast ganz arktischem Charakter der Fauna, und schliesslich eine Art aus den Tropen, nämlich von Laysan, einem kleineu zur Gruppe der Sandwich-Inseln gehörigen Eilande, Die neuseeländischen Hydroiden wurden zum Theil (3 Arten) bei Sumner gesammelt, einem kleinen Badeort an der Ostküste der Südinsel (in der Nähe von Christchurch) , zum Theil an der Nordseite der Südinsel bei French Pass (11 Arten), einer Meeres- strasse mit sehr reissender Strömung zwischen d'Urville Isl. und dem Festland der Südinsel gelegen, und endlich beiRangitoto Islands (1 Art), einigen kleinen Inseln in der Nähe vom French Pass, östlich von d'Urville Isl. French Pass sowohl wie Bare Island sind Fundorte, die sich durch gewaltige Stärke des Stroms und durch bedeutende Fluthhöhe aus- zeichnen. Dieselbe beträgt bei French Pass 8 — 12 Fuss und bei Bare Island 10—15 Fuss. Das gesammte Hydroiden-Material wurde am Ebbestrande ge- Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 24 350 CL. HARTLAUB, sammelt, meistens von ihrem Staudort abgesucht, zum Thell auch an- getrieben gefunden. Ueber die Hydroiden von Neuseeland sowohl wie über die aus der Umgegend von Vancouver Island (Puget Sound) liegen bereits eine Reihe von Bearbeitungen vor, und es war daher von vorn herein ein Zuwachs an neuen Arten von diesen Punkten nicht zu erwarten. Ist in dieser Beziehung daher auch die Sammlung von geringer Be- deutung, da nur 2 Species als neu zu beschreiben waren, so ist ihr Werth für die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Hydro- iden doch immerhin wesentlich. Zum ersten Male konnte für Neu- seeland das Vorkommen der Gattungen Syncoryne und Perigonimus nachgewiesen werden, und neu für diese Insel sind ferner die Arten: Clyiia johnstoni Alder, Sertularella solidula Bale, Thyroscyphus tridentatus Bale, während Eucopella crenata n. sp., Sertularella tenella Alder und fusiformis Hincks wohl bekannt, aber bisher un- genügend beschrieben und bestimmt waren. Nicht weniger als 5 der 15 neuseeländischen Species sind auch europäisch. — Ebenso be- deutend ist der Proceutsatz europäischer Arten bei Bare Island; durch die ScHAuiNSLANo'sche Sammlung erhielt die Zahl der aus dieser Gegend bereits bekannten einen Zuwachs von 7 Arten, unter denen sich eine neue Sertularella befindet. Uebersicht der Arten. 1. Bare Island (Mai 1896). Syncoryne mirabilis L. Agass. Halecium wilsoni Calkins Perigonimus sp. Sertularella tricuspidnta Alder Campanularia volubilis L. „ tenella Alder „ turgida Clarke „ turgida Trask Gonothyraea hyalina Hincks „ nana n. sp. Calycella syringa L. Sertularia variabilis Clarke Lafoea gracillima Alder ,, similis Clarke 2. Neuseeland. a) Rangitoto Islands (December 1896 bis Januar 1897). Obelia geniculata L. b) French Pass (December 1896 bis Januar 1897). Syncoryne sp. Clytia joJmstoni Alder Perigonimus sp. Eucopella crenata n. sp. i Hydroiden aus dem Stillen Ocean. Sbl Hypanthea asymmetrica Hilgen- Halecium delicatulum Coughtrey DORF Thyroscyphus tridcntatus Bale Obdia australis Bale Sertularella tenella Alder Synthecium elegans Allman „ solidula Bale c) Sumner (Januar 1897). Sertularella fusiformis Hincks Sertularia bispinosa Gray var. nana Plumularia setacea Ellis 3. Laysan (August 1896). Plumularia buski Bale Arten von Bare Island. Bare Island ist eine kleine Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland (Britisch Coluinbien). Der Meerestheil, in welchem die Insel liegt, zeichnet sich durch reissende Strömungen und bedeutende Fluthhöhe aus. Das Material wurde bei niedrigster Ebbe an dem felsigen Strand der Insel gefunden. Das Ergebniss dieser Sammlung besteht aus 14 Arten, die grössten Theils nur in geringer Menge oder in kleinen, für ein mikroskopisches Präparat eben ausreichenden Bruchstücken vertreten sind. Bare Island gehört zum arktischen Faunengebiet der West- küste Nordamerikas, welches nach Nutting ^) etwas südlich von Puget Sound seine Grenze findet. Die Hydroiden des in nächster Nähe, aber etwas südlicher gelegenen Puget Sound waren in letzter Zeit Gegenstand zweier fast gleichzeitig erschienenen Bearbeitungen. Die erste und umfangreichere ist von Calkins ^0, die zweite, welche zu- gleich einige Hydroiden Alaskas behandelt, hat Ch. Nutting zum Autor. Calkins' Material stammte zum Theil von Port Townsend, einem 80 Meilen von Cape Flattery entfernt gelegenen Hafen mit tiefem Wasser (9—100 F.) und niedriger Temperatur (10,55^ C. in allen Tiefen), zum Theil von Bremerton, gegenüber von Seattle und von Port Townsend etwa 38 Meilen entfernt. Hier sollen die Bedingungen sehr wechselnd sein und das Wasser in den Buchten 1) Nutting, Ch. Clev., Hydroida from Alasca and Puget Sound, in: Proc. U. S. nation. Mus., V. 21, p. 741—754, tab. 62—64, April 1899.^ 2) Calkins, Gary N., Some Hydroids from Puget Sound, in: Proc. Boston Sog. nat. Hist., V. 28, p. 333—367, tab. 1—6, January 1899. 24* 352 GL. HARTLAUB, zuweilen stagniren und die Hydroiden-Fauna in Folge dessen sehr üppig gedeihen. Die von Schauinsland gesammelten Hydroiden bilden eine sehr willkommene Ergänzung der von jenen beiden Autoren behandelten Collectionen und erweitern die Zahl der aus der Umgegend von Van- couver Island bekannten Arten um 7 für diese Localität neue und um eine bisher nicht beschriebene Species. Es sind dies : Perigonimus sp. Campanularia voluhilis L. „ turgida Clarke Gonothyraea hyalina Sertularella tenella Alder „ nana n. sp. Sertularia similis Clarke Ich gebe nachstehend eine Uebersicht über alle Arten von Fuget Sound und Bare Island, aus welcher auch die weitere Verbreitung derselben an der pacifischen Küste Nordamerikas zu ersehen ist. Die zugleich europäischen Species sind durch ein fettgedrucktes E ge- kennzeichnet. Liste aller bis jetzt von Fuget Sound und Barelsland bekannten Arten. Arten Puget Sound und Bare Island Andere Fundorte d. pacif. Küste von Nordamerika Tubularia larynx Ell. et Sgl. E Coryne mirabilis L. Ag. Perigonimus repens T. S. Wright E Glytia johnstoni Alder E Campanularia inconspicua FORBES E ,, attenuata Calk. circula Clarke volubilis L. E Off Marrowstone in Pt. Townsend 15 f. (Cal- KINS) Bremerton , im Juni in grosser Menge (Calk.) ; Puget i50und (Nutting); Bare Island, auf Hy- droiden, Townsend Harbor, auf d. Cephalothorax emer Pisa Port Townsend (Calkins) Port Townsend, auf rothen Algen (Calkins) Port Townsend, Scow Bay, auf rothen Algen Puget Sound (NuTTlffG) Bare Is 1 and, auf Lafoea fruticosa und Haleeium wilsoni Alaska (Clarke) Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 353 Arten Puget Sound und Bare Island Andere Fundorte d. pacif. Küste von Nordamerika Campanularia turgida Clärke „ kinkaidi'iüvTTllüG „ lineata Nuttin G „ caliculata Hlncks E „ integra Macg. E „ exigua Sars E Oonothyraea gracilis Sars E „ hyalina HiNCKS Obelia gracilis Calkins „ surcularis Calkins „ fragüis Calkins „ griffini Calkins ,, dichotoma L. E „ plicata HiNCKS E Obelaria gelatinös a Pall. E Calycella syringa L. E Lafo'ea gracillima Alder E „ d/iimosa Flem. E Halecium wilsoni Calkins Bare Island, auf Lafo'ea gracillima Alder Puget Sound, auf Hydr- allniania Puget Sound, auf Hale- cium geniculattim Pt. Wilson, Pt. Towns- end, Bremerton common, auf rothen Algen (Cal- kins) Pt. Wilson, Pt. Townsend, Bremerton, auf rothen Algen (Calkins) Pt. Townsend, on stones (Calkins) Pt. Townsend, auf Hydr- allmania (Calkins) Barelsland, auf Sertu- laria variahilis Scow Bay, Pt. Townsend Harbor, on grasses Scow Bay, Pt. Townsend Harbor, on grasses Pt. Townsend Harbor, auf Äglaop/ienia struthi- onides Puget Sound Bremerton, on piles and stones, common (CaIj- kins) Puget Sound (Calkins, NUTTING) Discovery Bay (Calkins) Pt. Townsend Harbor, auf Tubul. larynx, Hydr- allmania (Calkins), Puget Sound (NuTTiNG), Bare Island , auf La- fo'ea gracillima und Halecium wilsoni Puget Sound (Nutting), Bare Island Puget Sound (Nutting) Bremerton, im Juni, Bare Island Alaska, Port Etches, 12— 18 f. Lituya Bay to Semidi Isl. (Clarke) Semidi Islands to Nuni- vak Islands (Clarke) Alaska (Clarke) Alaska : Coal Harbor, Shu- magin Isl., beach, Sitka Harbor, 15 f. (Clarke) Alaska, Port Etches, Cali- fornien (Clarke) 354 CL. HARTLAUB, Arten Puget 8ound und Bare Island Andere Fundorte d. pacif. Küste von Nordamerika Halectum densum Calkins Bremerton, under side of the wharf „ haleeinum L. E Puget Sound (Nutting) Alaska „ geniculatuni NUTTIISrG Puget Sound ,, corrugatum NUT- TING Puget Sound, on Sertula- rella tricuspidata Sertularella tricuspidata Alder E Port Townsend Harbor (Calkins), Puget Sound (NuTTiNG), Bare Isl. Alaska, Port Etches to Kyska Harbor (Clarke) „ tenella Alder E Bare Island „ turgida Trask *) Syn. : nodulosa Cal- kins Bare Island, in 15—20 f. off Marrow- stone, Townsend Harbor, not common (Calkins) Bay of St. Francisco, Mon- terey, Tomales Point, on Mollusca and Algae, rather rare (Trask), Santa Cruz, Bay of Mon- terey, San Diego, Van- couver Island (Clarke) „ Cornea Allm. bei Calklns Townsend Harbor, attach- ed to stone (Calkins) „ nana n. sp. Bare Island Sertularia variabilis Clarke Puget Sound (Nutting), Bare Island San Miquel Isl., California to Nunivak Isl., Bering Sea, ö— 112 f. (Clarke) „ argentea Ell. et SoL. E Puget Sound (Nutting) Santa Barbara, California (Clarke) „ similis Clarke Bare Island Hagmeister Isl., 8—15 f., gravel. (Clarke) „ ? fabricii Levin- SEK^; Off Marrowstone, Towns- end Bay, 15—18 f. Thvjaria thujarioides (Clarke) Puget Sound (Calkins) Alaska, Chiquik Bay to Nunivak Isl. (Clarbce) Selaginopsis cylindrica Clarke Townsend Bay (Calkins) Alaska (Clarke) (Port Möller to Hagmeister Isl.) 1) Trask, J. B., in: Proc. Calif. Acad. uat. Sc, V. 1, p. 112—113, tab. 4, 5, 1873. 2) Die Beschreibung dieser Art bei Calkins 1. c. beweist nicht, dass es sich wirklich um S. fabricii handelt. Die Grössenverhältnisse seiner Figuren weisen vielmehr entschieden auf S. argentea hin, die mit S. fabricii nicht zu verwechseln ist. Die von Calkins citirten Fundorte von S. fabricii sind ganz unzutreffend, da sie sich auf S. ar- gentea beziehen. Vgl. Levinsen, E. M., in : Vidensk. Meddel. naturh. Foren. Kjöbenhavn, 1892, p. 190. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 355 Arten Puget Sound und Bare Island Andere Fundorte d. pacif. Küste von Nordamerika Selaginopsis mirabüis Ver- rill E Hydrallmama falcata L. distans NuT- TING Plumaria setacea Ellis E „ califormca'MARK- TANN. „ echinulata Lam. E Aglaophenia struthionoides [Murray] ») Puget Sound (Nutting) Pt. Townsend Bay, not common (CalkjnS) Puget Sound Point Wilson, on stones (Calkln'S), common Puget Sound (Marktan- ner 1890) Pt. Townsend , on algae and stones. uncoramon (Calkins) At Marrowstone, Towns- end Bay, common (Cal- ' KiNSj, Puget Sound (Marktanner 1890) 1 Alaska (Clarke) (Port Möller to Shumagin Isl.) (in Californien durch H. franeiscana TrASK. vertreten ; diese u. viel- leicht auch distans mög- licher Weise identisch mit H. falcata L.) I Santa Cruz, Californ., San j Diego, Cahforn., Van- couverlsl. (Clarke) iay o£ St. Francisco (Trask), Santa Barbara, Cal., Santa Cruz, Cal., San Diego, Cal., Van- couver Isl. Diese Liste ergiebt zunächst ein sehr bedeutendes Ueberwiegen der Thecaten gegenüber den Athecaten, welche letztere nur durch 3 Arten vertreten sind, gegen 35 auf der andern Seite. Ein gleiches Verhältniss zeigt die Liste von S. F. Clarke 2) über die Hydroiden von Alaska. Dagegen ist die Gegend südlich von Vancouver relativ reicher an Athecaten, denn 7 von 24 Arten, welche Clarke ^) für diese Strecke aufzählt, gehören zu ihnen. Die californische Küste steht überhaupt in einem scharfen Gegensatz zur Hydroiden-Fauna von Puget Sound und der nördlichem Küste, wie dies auch von Nut- ting 1. c. besonders betont wird. Sehr wenige Arten der oben stehenden Liste sind beiden Regionen gemeinsam, und diese wenigen {Sertularella turgida, Aglaophenia struthionoides und PI. setacea) haben wohl, so viel bis jetzt feststeht, bei Vancouver Isl. die Grenze ihrer Verbreitung nach Norden zu. — Die Zahl der mit Alaska und den 1) Murray, A., in: Ann. Mag. nat. Hist. (3) V. 5, p. 250—252, tab. 11, 12, 1860. 2) Clarke, S. F., in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, 1876, p. 209—238, tab. 7—16. 3) Clarke, S. F., in : Trans. Connecticut Acad., V. 3, p. 249—264 tab. 38—41, 1876. 356 CL. HARTLAUB, Aleuten gemeinsamen Arten beträgt aber in obiger Liste fast ein Drittel (12). — Nicht weniger als 17 von den obigen 37 Arten sind nordeuropäische. Eine ähnliche Uebereinstiramung hat die Fauna der Umgegend von Puget Sound mit derjenigen von Neu-England, so dass NuTTiNG wohl mit vollem Recht annimmt, dass eine Verbreitung der Hydroiden aus den arktischen Regionen längs meridionaler Linien („meridional distributiou") Statt gefunden hat. Auffallend stark sind in obiger Liste die Campanulariden vertreten, indem sie die Hälfte aller Arten repräsentiren. Unter ihnen sind auch 4 neue Species von Ohelia. Bei der Schwierigkeit, welche es hat, die Arten dieser Gattung zu unterscheiden, kann ich einen leisen Zweifel an der Richtigkeit der ÜALKiNs'schen 6 von einem Fund- ort stammenden Obelien nicht zurückhalten. Wenig zahlreich erscheinen die P lumulariden , und es fragt sich sogar, ob nicht die CALKiNs'sche Fl. setacea und Marktanner's ^) vom gleichen Fundort stammende Fl. californica nur eine Art bilden. Die geringe Artenzahl wird aber durch eine sehr reiche Individuenzahl der ausserordentlich gemeinen Äglaophenia struthionoides compensirt, von der Clarke sagt: „It seems to be as common and as widely distributed on the western coast of the United Staates as Sertularia pumila is upon the eastern coast." Syncoryne^) niiraMlis L. Agass. 1850. Auf Lafoea graciUma kletternd. Polypen klein, nicht in Büscheln stehend, sondern in Zwischenräumen einzeln und unverzweigt von der Hydrorhiza entspringend. Hydranthenstiele ziemlich lang. Perisark 1) Marktannek-Tueneretscher, in : Ann. Hofmns. Wien, V. 5, 1890, p. 195—286, tab. 3—7. 2) Zur Vereinigung der Genera Coryne und Syncoryne kann ich mich trotz vorhandener Uebergänge nicht verstehen, und ich halte es für sehr verkehrt, die generische Trennung zwischen verwandten Arten- gruppen mit freischwimmenden Medusen und festsitzenden Gonophoren aufzugeben, wie es z. B. Calkins 1. c. und durchgehends Chr. Bonne- viE (Hydroida, in: Norveg. North-Atl. Exped. 1876—78, 1899) auf Grund der ScHNEiDEE'schen Ausführungen (Hydroidpolypen von Rovigno, in : Zool. Jahrb., V. 10, Syst., 1898, p. 472—555) thut. Die ohnehin schwierige Systematik der Hydroiden verliert dadurch noch wesentlich an Ueber- sichtlichkeit. Man sollte nicht aufhören, die Systematik als ein prak- tisches Mittel zu handhaben und aufzufassen. Das Bewusstsein von der Künstlichkeit des Systems und die Erkenntniss der natürlichen Ver- wandtschaft der Thiere können und müssen einstweilen neben einander hergehen , und letztere sollte nur da in die Systematik eingreifen, wo Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 357 dünn und etwas faltig. Hydranthenkopf keulenförmig mit höchstens 12 ziemlich kurzen Tentakeln. Keine Medusenknospen entwickelt. — Calkins und Nutting (1. c.) führen beide diese Art unter den Species von Puget Sound auf, und ich glaube daher die vorliegenden Exem- plare auch dieser Species zuzählen zu dürfen, obwohl ja die Bestim- mung, da Medusen oder Gonophoren nicht entwickelt sind, immer etwas zweifelhaft bleibt. I*eri(jonirniis sp, (Taf. 21, Fig. 17.) Die vorliegende Art ist vielleicht identisch mit der von Calkins 1. c. als P. repens bezeichneten. Ich halte sie aber nicht für P. repens. Sie wächst kletternd auf Seriularia variahiUs und Lafo'ea (jracüUma, zuweilen bildet sie zusammengesetzte Rhizocaulome, wie es P. sarsi BoNNEViE^) und P. muscoides M. Sars thun. Die Hydranthen ent- springen in Zwischenräumen von der Hydrorhiza; sie sind lang ge- stielt und unverzweigt. Das Perisark des Stiels ist dünn und weich, daher stellenweise etwas faltig. Es ist wenig und nur mit sehr feinen Fremdkörpern behaftet; es setzt sich auf dem Hydranthenkopf bis auf die Proboscis fort, wobei es allmählich an Dicke verliert. Der Kopf des Hythranthen ist ziemlich dick, die Proboscis lang. 8—10 Ten- takel. Medusenknospen waren leider nicht vorhanden. CaniiHiniilaf'ia voltibilis L. Auf Sertularella tricuspidata und Halecium wilsoni. Diese nord- europäische, auch an der östlichen Küste der Vereinigten Staaten vor- kommende Art ist für die pacifische Seite Nordamerikas neu. Die deutlich vorhandene schräge Ringelung des ganzen Hydranthenstiels unterscheidet die vorliegenden Exemplare von der jeden Falls sehr nahe stehenden C. fusiformis Clarke von Vancouver Isl. Campanularia turgida Clarke 1876 ^). Sehr spärliches Material auf Lafo'ea gracilUma Alder. Keine Gonotheken. Die Kelche sind doppelt so gross wie die der vorigen Species, unten abgerundet, bauchig. Die Randzähne sind abgerundet. es unbeschadet praktischer Gesichtspunkte geschehen kann. Schneider hat dies auch selbst anerkannt, in dem er sagt: „Theoretisches Ver- langen und praktische Handhabung haben mit einander nichts zu thun und können doch sehr wohl neben einander bestehen." 1) Bonne viE, Kristine, in: Bergen Mus. Aarbog, 1898, No. 5. 2) in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, 1876, p. 213. 358 CL. HARTLAUB, Unterhalb der Kelchbasis wie bei C. volubilis eine einzelne, kugel- ähnliche, stark abgesetzte Ringelung. Die Basis der Hydranthenstiele und streckenweise auch ihr weiterer Verlauf sind geringelt. — Die Art ist für die Umgegend von Vancouver Isl. neu. Gonothyraea hyalina Hincks 1866^). Kleine Sprosse ohne Gonotheken auf Sertularia variahilis, in Ge- sellschaft von Perigonimus sp. und Sertularella nana. Vollständig übereinstimmend mit Exemplaren von Spitzbergen und Norwegen; für Alaska auch von Clarke angegeben, für die Umgegend von Vancouver Island neu. Calycella syringa L. Dichte Colonien auf Lafoea gmcillima, Sertularia varidbilis und Sertularella tricuspidata; zum Theil mit Gonotheken. Lafoea gracillinia Alder 1857 ^). (Taf. 21, Fig. 1-3.) Mehrere ganz ansehnliche Stöcke mit Gonotheken (Coppinia). Wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Form, die Nutting auch für Puget Sound aufführt. Sie wird von Nutting nicht abgebildet und beschrieben. Hincks hielt diese Art für identisch mit L. fruti- cosa Saks. Neuerdings tritt Chr. Bonnevie^) für ihre Verschieden- heit ein, auf Grund eines Vergleiches von Originalexemplaren. Bei L. gracillima soll die grosse Mehrzahl der Hydranthen in einem Winkel von 30 — 45 ^ entspringen, und der Oeffnungsrand ihrer Hydro- theken soll parallel dem elterlichen Stamm liegen. Bei L. fruiicosa soll derselbe Winkel 45—60'^ betragen und die Kelchöffnungsebene nicht parallel dem elterlichen Stamm liegen. Bei meinen Exemplaren liegt die Ebene der Kelchöftnung fast nie parallel mit dem elterlichen Stolo, wohl aber ist der Abgangswinkel an den äussern Zweigen ein sehr spitzer, an dickern Aesten resp. dem Hauptstamm dagegen manchmal fast ein rechter. Somit finden sich die angeblichen Unter- scheidungsmerkmale an meinen Exemplaren vereinigt. Die Form der Hydrothek ist die, welche Chr. Bonnevie von L. gracillima abbildet, also eine nach der Basis des Stockes zu gekrümmte, die Gonotheken- 1) in: Ann. Mag. nat. Hist., (3) V. 18, p. 297. 2) in: Trans. Tynes F. C, V. 3, p. 129, tab. 6, fig. 5, 6. 3) Norweg. Northatlant. Exped., Hydroida, p. 65, tab. 5. Hydroiden aus dem Stillen Ocean, 359 blocks (Coppinia) haben nicht den Charakter derjenigen von L. fruti- cosa, wie sie von Chr. Bonnevie abgebildet werden, sondern stehen am nächsten der Coppinia von L. dumosa. Die Röhren sind von mittlerer Dicke und Länge (ca. 1 mm lang), gerade oder leicht ge- bogen, unregelmässig gerichtet, und stehen ziemlich weitläufig, stellen- weise aber in Gruppen gehäuft. Die Felderung ist unregelmässig polygonal. Clarke (1876, 1. c.) beschreibt die Röhren als bis 2 mm lang. Es ist sehr beachtenswerth, dass die norwegische Forscherin den Coppiniencharakter zur Unterscheidung der Lafoea-Xrten heran- zieht. Nach den von ihr dargestellten Exemplaren herrschen hier be- deutende Differenzen, aber es muss sich wohl auch zeigen, ob die- selben constant sind. Da Chr. Bonnevie gerade von L. gracilUma keine Coppinia zur Verfügung hatte, so dürfte meine Abbildung der- selben willkommen sein. Halecium ivilsoni Calkins 1899^). Die mir vorliegenden Exemplare sind etwa 5 cm hohe, baumartig verzweigte Stöcke mit sehr dickem, zusammengesetztem Stamm und dicken Aesten. Dies unterscheidet sie im Habitus von der Calkins- schen Abbildung und Beschreibung, in welcher der Hydrocaulus „deli- cate" genannt wird. Die Erhaltung meiner Stücke ist leider schlecht, es scheinen abgestorbene Exemplare zu sein. Hydranthen sind nicht erhalten, und die sehr zahlreichen Gonotheken sind leer. Die Form der letztern ist scheibenförmig und genau übereinstimmend mit Cal- kins' Abbildung, und dies war für meine Bestimmung entscheidend. Sertularella tricuspidata Alder 1857 ^). Chr. Bonnevie *) bezeichnet die Kelche dieser Art als „expanded towards the distal end". Ich kann dies nicht bestätigen. An nor- wegischen, spitzbergischen und Bare Island-Exemplaren erweitern sich die Kelche nach ihrer Oeffnung zu nicht, sie behalten in ihrem freien Theil die gleiche Weite bei. Die Kelche meiner Exemplare von Bare Island sind relativ kurz im Vergleich mit spitzbergischen Exemplaren und halb verwachsen. Die HiNCKs'sche *) fig. la, tab. 47 (1868 1. c.) 1) in: Proc. Boston Soc. nat. Hist., V. 28, p. 343. 2) in: Trans. Tynes F. C, V. 3, p. 111, tab. 4, fig. 1, 2. 3) Bonnevie, Chr., 1899, Norweg. Nordhafs Exped., Hydroiden, 77. 4) HiNCKs, Th., Hist. Brit. Hydroid Zoophytes, 1868. 360 GL. HARTLAUB, giebt keinen guten Begriff' von der Form der Gonothek, in so fern die ausserordentliche Höhe der ringförmigen Falten nicht darauf zum Ausdruck kommt. Sertularella tenella Alder 1857 ^). Einige Exemplare ohne Gonotheken auf HaUcium wilsoni; lange Internodien, zum Theil mit deutlicher Ringelung an der Basis. Einige Schosse endigen stolonisirt. Die Species ist für die pacifische Küste Nordamerikas neu. Sie hat eine weite Verbreitung; mehrere unter andern Namen beschriebene ausländische Formen müssen ihr zuge- rechnet werden, wie ich dies in meiner kürzlich erschienenen Revision der Sertularella- Arten '^) dargelegt habe. Ich habe die Exemplare von Bare Island mit solchen von England verglichen und keine wesent- lichen Unterschiede gefunden. Die Gonothek mündet nicht glatt- randig, wie es Hincks 1. c, tab. 47, fig. 3 e darstellt, sondern, nach Art von S. polyzonias, bedornt, wenn auch nicht erheblich. Ueber neuseeländische, auch von Schauinsland gesammelte Exemplare vergl. S. 370 und Taf. 21. Sertularella turgida Trask 1873 3). (Taf. 21, Fig. 5 u. 6.) Ein kleines Exemplar mit Gonothek; mit Lafoea gracillima ver- bunden. Die Kelchform gleicht derjenigen, wie sie Calkins von S. nodulosa abbildet, und weicht erheblich ab von der Figur bei Trask 1. c. Da jedoch die Sertularellen stark variiren, wofür unsere gemeine S. polyzonias einen Beweis giebt, so halte ich trotzdem S. nodulosa und mein Exemplar für identisch mit S. turgida Trask. Die Uebereinstimmung des einzig in seiner Form dastehenden Gonangiums ist für mich entscheidender als die Kelchform, zumal es sich doch um benachbarte Fundorte handelt (Californische Küste); auch wird ja von Clarke^) Vancouver Island als Standort dieser Species aufgeführt. Die Abbildungen von Trask und Clarke zeigen übrigens auch erhebliche Differenzen. — Ich glaube, dass auch die ÜALKiNs'sche S. conica Allm. hierher zu rechnen ist. 1) in: Trans. Tynes F. C, V. 3, p. 113, tab. 4, figs. 3—6. 2j Haktlaub, Gl., Revision der Sertularella-Arten, in : Abh. naturw. Verein Hamburg, V. 16, 2. Hälfte, 1900, p. 63. 3) in: Proc. California Acad. nat. 8c., V. 1, p. 113, tab. 4, fig. 1. 4) Clakke, S. f., in: Trans. Connecticut Acad., V. 3, 1876, p. 260, tab. 38, fig. 4. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 361 Sertularella nana n. sjy, (Taf. 21, Fig. 4, 10, 11.) Einfache, unverzweigte, von einem kletternden Rhizom ent- springende, getrennt stehende, bis 5 mm hohe, dünne Stämmchen. Stamm an der Basis besonders dünn und durch einige Absätze ge- gliedert. Die sympodialen kelchtragenden Glieder glatt, kurz, häufig nicht von einander getrennt, in Folge dessen Internodieu von wechselnder Länge mit mehreren Hydrotheken entstehen (bis 4). An den Grenzen der Internodien ziemlich starke Einschnürungen des Stammes; Hydrotheken in einer Ebene liegend, gegenständig, etwas unterhalb des Gliedendes inserirt, tief, distal stark verjüngt, ein Viertel verwachsen, stark nach aussen gewandt und leicht gekrümmt mit con- vexer epicauliner Seite, an der Basis nach aussen zu etwas geschwollen. Kelchmündung zweizipflig oder häufiger glatt und dann sehr schräg der apocaulinen Seite zu geneigt; mit Operculum. Gonothek unbe- kannt. Aeusserst zarte, kleine Form, auf Lafoea gracülima Alder wachsend. Das Material ist leider so spärlich, dass das über die Grösse und die Wachsthurasart Gesagte natürlich mit grösster Vorsicht aufzu- nehmen ist. Ueber die Gestalt des Operculums habe ich mir leider kein klares Bild machen können, doch ist ein mehrklappiges nach Art anderer Sertularellen wohl nicht vorhanden. Die Art ist durch die vollkommen alternirende, weit getrennte Stellung der Kelche den Sertularellen verwandt, während sie durch die Art der Kelchöönung dem Genus Sertularia näher steht. In einem solchen Fall muss die Form der Gonothek über die systematische Stellung entscheiden. Die Kleinheit dieser Art tritt durch einen Ver- gleich mit der auf Taf. 21, Fig. 5 in gleicher Vergrösserung darge- stellten S. turgida Trask sehr hervor. Sertularia variahilis Clarke 1876 1). (Taf. 21, Fig. 9.) Kleineres Bruchstück ohne Gonotheken ; mit Perigonimus, Gono- thyraea und Calycella bewachsen. — Clarke giebt zahlreiche Fund- orte für Alaska und die dortigen Inseln an; ausserdem St. Miguel Island, California. 1) in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, 1876, p. 221, tab. 14, fig. 40—48, tab. 15, fig. 49, 50. 362 CL. HARTLAUB, Sertularia similis Clarke 1876^). Eine für die Umgegend von Vancouver Island neue Art. Clarke nennt als einzigen Fundort Hagmeister Isl,, 8—15 f. gravel. Mein Material besteht aus einem kleinen Bruchstück ohne Gonotheken. Die Kelche sind stark nach aussen gebogen. Ihre Oeti'nung ist dem Zweig abgewandt. Der Oetfnungsrand ist leider nicht genau zu untersuchen wegen vieler daran haftender Fremdkörper. Die Oeflfnungsebene ver- läuft schräg, die obere Kelchseite ist länger als die untere. Die Kelche verjüngen sich distalwärts stark. An den kleinen Zweigen stehen die Kelche fast opponirt; sie berühren sich aber in der Mitte nicht. Die Gliederung ist unregelmässig. Die Kelche sind ein Drittel bis zur Hälfte verwachsen. Arten Ton Neuseeland. Neuseeländische Hydroiden fanden bis jetzt Bearbeitung durch Gray (1843), Hutton (1872), Coughtrey (1874—76), d'Arcy Thomp- son (1879), Allman (1885), W. M. Bale (1888), Marktanner- Turneretscher (1890), H. Farquhar (1894, 1895) und F. W. Hil- gendorf (1897). Besonders dankenswerth ist die von Farquhar 1895 gegebene Liste sämmtlicher Arten und ihrer Literatur. Diese Liste zählt 67 Arten auf, unter denen sich nur 4 Athecata befinden. Mit nicht weniger als 28 Arten sind darin die Sertulariden vertreten, mit 13 die Plumulariden und mit 9 die Campanulariden. Die wenigen Athecaten wurden durch Hh^gendorf um 2 vermehrt, nämlich um das neue Genus Hemitheca {H. intermedia) und Tubiclava fruticosa Allm., und durch Schauinsland's Sammlung steigt nun ihre Zahl, um 2 Genera bereichert {Perigonimus und Syncoryne)^ auf 8. Die Zahl der Thecaten stieg durch Hilgendorf's Arbeit um 4 Arten, unter ihnen Calycella parken als Vertreterin eines für Neuseeland bis dahin nicht bekannt gewesenen Genus; die Bereicherung durch Schauinsland's Collection beträgt 6 Arten, unter denen TJiyroscyphus tridentatus Bale als Repräsentant einer für Neuseeland neuen Gattung. Die Summe der bekanntea thecaten Species beträgt also jetzt 73. 1) Bei Rangitoto Island sammelte Schauinsland: Obelia geniculata L. Schöne Colonien auf Z/ammaria-ähulichen Algen ; sie tragen zahl- 1) 1. c. p. 219, tab. 15, fig. 56. Hydroiden aus dem Stillen Oceaii. 363 reiche Gonotheken und haben den typischen, von Hin(;ks 1868 (1. c.) tab. 25, fig. 1 a dargestellten Habitus. 0. geniculata ist eine der gemeinsten europäischen Arten und hat eine sehr weite, fast kosmopolitische Verbreitung. 2) Von French Pass stammen: Syncoryne sp. Das Vorkommen dieser Gattung ist für Neuseeland neu. Nur eine Coryne {C. tenella Farquhar) ist bekannt. Das Material be- steht aus wenigen kleinen Exemplaren, die in einem Gla&e gefunden wurden, welches auch Ohelia nustralis Bale enthielt. Eine genaue Beschreibung der Art lässt sich nicht gut geben, da es sich um Bruchstücke handelt, die zum Theil mit allerhand Schmutz bedeckt sind. Sie wurden in Form eines mikroskopischen Präparats conservirt. Die Hydranthen entspringen von einer kriechenden Hydrorhiza und sind nicht oder wenig verzweigt. Ihre Stiele sind ziemlich dick und mit Ausnahme der Basis nicht geringelt. Die Medusenknospen stehen zwischen den Tentakeln der untern Körperhälfte. Die Knöpfe der Tentakelenden sind nicht stark abgesetzt. Die Tentakel selbst scheinen dick und kurz zu sein. Ihre Zahl beträgt mindestens 20, genau Hess es sich nicht feststellen. Die Medusenknospen sind kurz gestielt. Die Hydranthenköpfe sind lang keulenförmig. Die Hydrorhiza resp. das Perisark älterer Hydranthen sind lebhaft hornfarbig. Die Hydrorhiza ist dicht wachsend und bildet knäuelartige Ballen. — Möglicher Weise handelt es sich um S. radiata v. Lendenf. ^), bei der die Medusen- knospen auch zwischen den Tentakeln zerstreut stehen. JPerigonhuus sp. Auch das Vorkommen dieser Gattung ist für Neuseeland neu. Leider besteht das gesaninite Material nur aus 2 Hydranthen mit etwas Hydrorhiza, so dass eine genaue Bestimmung schwer hält. Es wurde in einem Glase gefunden, welches ausserdem Clytia johnstoni und Thyroscyphus enthielt. Die Hydranthen sind klein. Der zurück- gezogene Hydranthenkopf liegt in einem gallertigen Becher, aus welchem er nur mit seiner oralen Partie frei hervorragt; ebenso ist eine Medusenknospe sammt ihrem kurzen Stiel von einer gallertigen Hülle umgeben. Die Hydranthenstiele sind an der Basis ein- oder zweimal geringelt; ihr Perisark ist faltig, massig dick und mit etwas 1) in: Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, p. 583, tab. 20, fig. 32. 364 CL. HARTLAUB, Fremdkörpern behaftet, um die Basis des Polypenkopfes und um die Medusenknospen ist es gallertig verändert. Es bildet um die Basis des Hydranthenkopfes keinen Becher, sondern der Anschein eines solchen wird hervorgerufen, wenn sich die mit dünnem Perisark be- kleidete distale Hälfte gegen die mit gallertigem, dickerm Perisark bekleidete basale Hälfte zu einzieht. Die Tentakelzahl schätze ich auf 10. Möglicher Weise handelt es sich um P. repens. Bezüglich der dick gallertigen Perisarktheile ähnelt die Art der bei Helgoland vorkommenden Ammengeneration von Tiara piUata und dem von DuEKDEN^) beschriebenen, mit der helgoländer identischen Art P. gelatinosus. Clytia johnstoni Alder 1857 2). In der Liste neuseeländischer Hydroiden von Farquhar wird nur eine Art von unbestimmtem Genuscharakter aufgeführt {Clytia ? elon- gata Markt.). Die mir vorliegende ist vielleicht nicht identisch mit ihr, da Marktanner die Randzähne als stumpf beschreibt, während sie bei den meinigen spitz sind. Ich habe keinen Grund, meine Exemplare für etwas anderes als CL johnstoni zu halten, eine Art, die nach Hincks und nach meinen eigenen Erfahrungen bezüglich ihrer Kelchform stark variirt. Durch das Vorhandensein zahlreicher Gonotheken unterliegt für mein Material die Genusbestimmung keinem Zweifel, und somit ist die Gattung Clytia zum ersten Mal sicher als Glied der neuseeländer Hydroidenfauna erwiesen. Eucopella crenata n, sp. (Taf. 22, Fig. 27-31, 33—35.) „ Campanularia allied to C. caliculata Hincks'' Coughtrey, in : Ann. Mag. nat. Hist. (4) V. 17, p. 25, tab. 3, fig. 1 u. 2. ? ^.Campanularia allied to C. Integra'' Coughtrey, in: Trans. N. Zea- land Inst., V. 7, p. 293, tab. 20, fig. 45. ? Campanularia caliculata var. macrogona v. Lendbnf., in : Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, part 4, p. 922. Bale, ibid. V. 3 (2) p. 755, tab. 13, fig. 4—8. Hydrorhiza ziemlich weit netzförmig verzweigt. Hydranthen in Zwischenräumen stehend, unverzweigt, bis 5 mm hoch. Stiele massig 1) DuERDEN, J. E., in: Scient, Proc. Dublin Soc, 1895, V. 8, p. 327, tab. 14, fig. 2, 3. 2) North. Durh. Cat., in : Trans. Tynes F. C, V. 3, p. 126, tab. 4, fig. 8, 1857. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 365 dick, sehr variabel in der Länge, manchmal glatt, manchmal schräg geringelt, stets mit einer kugelförmigen Abschnürung unter dem Kelch. Kelche sehr wechselnd in der Grösse, in der Wandungsdicke und in der Form; ihr Rand meist flach gezähnelt (ca. 12—14 Zähne); Wandung partiell oder überall stark verdickt , ausgenommen ihr distales Ende, welches etwas nach aussen umgeschlagen und sehr dünnwandig ist. Der Kopf des Hydranthen manchmal viel grösser als der Kelch und dann nur theilweise in denselben zurückziehbar. Gonotheken gross, stark coraprimirt, breit abgestutzt endigend, dickwandig mit welliger Oberfläche, mit kurzem, glattem Stiel, von der Hydrorhiza entspringend, zwei verschieden weit entwickelte Medusen enthaltend mit bereits deutlich erkennbaren Sexualzellen. — Auf Algen. Möglicher Weise ist diese neue Art identisch mit E. campanu- laria v. Lendenfeld, die nach Hilgendorf (1. c. 1897) auf Neusee- land vorkommt und identisch ist mit Campaymlaria Itilahiata Cough- TREY 1874 1). Sie unterscheidet sich von ihr durch die gezähnten Kelchränder, durch oft ungleichmässig verdickte Kelchwände (nach Art der von C. caliculata var. macrogona v. Lendenf., vergl. Bale 1888 1. c.) und durch bald stark geringelte, bald völlig glatte Kelch- stiele. Vielleicht beruht dies alles nur auf Variation und sind darüber weitere Untersuchungen anzustellen. Der Umstand, dass ich unter meinem Material auch Colonien mit ganz glattrandigen Kelchen fand, macht die Identität der beiden Arten nicht ganz unwahrscheinlich. Diese Hydranthen mit glattrandigen Kelchen fand ich nicht durch einander wachsend mit den andern, sondern auf besondern, aber in demselben Glase befindlichen Algenstücken ausschliesslich vertreten. Ihre Gonotheken stimmen genau überein mit denjenigen der gezähnt- kelchigen Form. — Die letztere ähnelt in ihren Kelchen so ausser- ordentlich der C. caliculata var. macrogona v. Lendenf., wie sie Bale 1. c. darstellt, dass ich fast glauben möchte, die Zähnelung sei von Bale übersehen worden. Sie ist in der That, da der äusserste Kelchrand sehr zart ist, gar nicht leicht zu bemerken und ver- schwindet für das Auge namentlich dann fast ganz, wenn sich der Kelchrand nach aussen oder innen umschlägt, was er an leeren oder an mit Kalilauge behandelten Kelchen leicht thut. Auch ich war eine 1) Wenn diese Ansicht Hilgendorf's richtig ist, darf die Art trotzdem keineswegs zu Hypanthea gestellt werden, wie es Hilgendokf thut, da Hypanthea keine Medusen erzeugt, sondern Sporosacs, in denen sich die Eier bis zum Planulastadium entwickeln. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 25 366 CL. HARTLAUB, Zeit lang der Meinung, es mit C. caliculata zu thun zu haben, habe mich aber dann nachträglich davon überzeugt, dass alle die so be- urtheilten Exemplare doch einen gezähnten Kelchrand hatten. — Be- achtenswerth ist, dass die variirende Dickwandigkeit der Kelche bei dieser Art keinesfalls von den wechselnden Bedingungen des Fund- orts abhängt in der Weise, wie es v. Lendenfeld von E. campanu- laria beschreibt, deren dünnbecherige Form Hafenlaminarien bewohnt, während die dickbecherige im offenen Meer lebt (cf. v. Lendenfeld, in : Z. wiss. Zool., 1. c. p. 500). Bei unserer Eucopella wachsen dick- und dünnbecherige Hydranthen durch einander vom selben Rhizom und zwar vielfach in Gesellschaft der gleich zu besprechenden Hypan- thea asymmetrica Hilgendorf. HyXjanthea asymmetrica Hilgendorf i) 1897. (Taf. 22, Fig. 24-26.) Das Material dieser Art fand ich vollständig durch einander ge- wachsen mit der vorigen, so dass es den Anschein hatte, als ob die Hypanthea-Fo\y\)eü nur anders gestaltete Individuen der Eucopella- Colonie seien. Bei der sehr nahen Verwandtschaft der beiden Gattungen, die sich in dem übereinstimmenden Bau der Gonangien, in der Neigung zur Dickwandigkeit und Asymmetrie der Kelche und in dem Vorhandensein eines kugelförmigen Segments unter der Kelch- basis ausspricht, entbehrte eine solche Annahme nicht gerade der Wahrscheinlichkeit. Ich habe mich aber vergewissert, dass das dunkel hornfarbige Rhizom der Eucopellen auf dem von viel dickern, aber hellem Stoloneu gebildeten Hypanthea-Rh.\zo\n. wuchs, was durch Brüchigkeit und sehr dunkle Färbung einigermaassen schwer war überzeugend festzustellen. Leider fehlten den Hypantheen die Gono- theken, die auch Hilgendorf nicht beobachtete. Ich identificire mein Exemplar mit der HiLGENooRF'schen Species auf Grund der weiten Aussackung der einen Körperhälfte der Hydranthen. Der Stiel des Hydranthen hat nicht die von Hilgendorf beschriebenen Einschnü- rungen, die ich für eine Folge von Regeneration ansehe, und das kleine Kugelsegment unter dem Kelch ist viel stärker prononcirt, als es der genannte Autor darstellt; auch die sackförmige Erweiterung des Hydranthenkörpers ist bei meinem Exemplar viel mächtiger als auf der von Hilgendorf (1. c. tab. 10, fig. 4) gegebenen Abbildung. Trotzdem zweifle ich nicht an der Identität der Arten. 1) Hilgendorf, F. W., in: Trans. New Zealand Inst., V. 30, p. 212, tab. 20, fig. 4, 4a, b. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 367 Die hier gewaltige Ausstülpung des Hydranthenkörpers kommt in geringerm Maasse ausgebildet auch bei einer Eypanthea aus der Magelhanstrasse vor, die von Michaelsen gesammelt wurde, und er- innert an den ganz ähnlichen, wenn auch weniger mächtigen Blind- sack des Hydranthen bei Sertulariden. Aus letzterm Grunde dürfte die von Hilgendorf geäusserte Vermuthung, es könne hier eine Gonophorenbildung vorliegen, unbegründet sein. Hier wie dort wird es sich um eine als Magen functionirende Erweiterung der Körper- höhle handeln. Bei Hypanthea liegt dieselbe über der niedrigen, weniger dicken Kelchseite. Der Hydrantheukopf ruht mehr oder minder auf seiner nicht aufgetriebenen Seite und nimmt bisweilen eine solche Lage ein, dass seine Proboscis über die hohe Kelchseite weg völlig seitwärts gerichtet ist. Der asymmetrische Kelch bildet nur ein sanfte Mulde für die Unterlage des Hydranthenkopfes. Seine Form ist conisch und kurz. Die Hydranthenstiele sind dick, glatt, von sehr verschiedener Länge, unterhalb der kleinen Kugel abgestutzt und an ihrem Vorsprung etwas verjüngt. Die Zahl der Tentakel be- trägt reichlich 30. Das Hypostom ist gross und weit. Die Art wächst auf Algen. Obelia australis v. Lendenfeld 1885^). Als Fundort dieser Art giebt der Autor die Ostküste von Neuseeland an. Sie soll nach ihm vom Mai bis Juli Medusen produciren. Eine Abbildung findet sich bei Bale (1. c. 1885, p. 759, tab. 12, tig. 1, 2). Das von Schauinsland gesammelte Material ist sehr spärhch, besitzt aber Gonangien, und man kann an den grössern Medusen in der Gonothek deutlich erkennen, dass die junge Qualle sich mit 16 Tentakeln ablösen wird, also in diesem Punkt nicht mit derjenigen von 0. geniculaia übereinstimmt, mit welcher sie v. Lenden- feld für ähnlich erklärte. Der röhrenförmige Aufsatz der Gonothek ist sehr weit. Mit dieser Obelia vereint fand ich Syncoryne sp. — V. Lendenfeld ^) bemerkt, dass er S. minima v. Lendenf. stets in Gesellschaft von Obelia geniculaia gefunden habe und sie möglicher Weise ein Parasit derselben sei. Ein ähnliches Verhältniss besteht vielleicht zwischen 0. australis und meiner Syncoryne sp. n. Die Verschiedenheit der Syncoryne minima v. Lendenf. und S. radiata V. Lendenf. (vergl. 1. c. p. 583) halte ich übrigens für zweifelhaft. — 1) V. Lendenpeld, in: Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, p. 604. 2) ibid. p. 585. 25* 368 CL. HARTLAUB, 0. australis ist aufs nächste verwandt mit 0. dicJiotoma, wie sie HiNCKS (1. c. 1868) schildert. Sie theilt mit ihr sowohl die glatten Kelchränder als auch die Tentakelzahl (16) der jungen Meduse, und es ist fraglich, ob die schrägen Diaphragmen von 0. australis einen ge- nügenden Grund geben, die beiden Species zu trennen. Ich fand den Stamm von 0. australis an der Basis in Folge abwärts wachsender Stolonen etwas zusammengesetzt, was keineswegs als Speciescharakter verwerthet werden darf, da die Obelia-Avteü in dieser Hinsicht indi- viduell variiren. Syntheciuni elegans Allman^) 1870. Das Genus Syntheciiim, von welchem seit seiner ersten Be- schreibung (1. c. 1870) schon verschiedene andere Arten bekannt ge- macht wurden, ist vor allem andern dadurch ausgezeichnet, dass seine Gonotheken den Mündungen der Hydrothekeu aufsitzen, und dadurch, dass es trotz seiner Zugehörigkeit zu den Lafoeiden einen Sertularien- (D^/wamewa)- artigen Wuchs besitzt. In Europa ist es durch die statt- liche adriatische Art, S. evansi (Ell. et Sol.), vertreten, deren Gono- theken wir zwar noch nicht kennen, die aber wohl mit Recht von Marktanner (1. c. 1890) ihren Platz unter den Arten von Syn- thecium erhalten hat (Schneider, 1. c. 1898, stellt sie zu Lafoen), Diese Mittelmeerart zeigt im Einzelnen die gleichen Form- und Grössenverhältnisse wie die neuseeländische Form, so dass Bruch- stücke von beiden nicht zu unterscheiden sind. Vielleicht handelt es sich nur um ein und dieselbe Art und verschieden hoch wachsende Varietäten. Möglich auch, dass die Art bei Neuseeland in grössern Tiefen, als bis jetzt dort von Sammlern befischt wurden, eine bedeu- tendere Grösse erreicht. ? Halecium delicatulitm Coughtrey 1875 2). (Taf. 21, Fig. 13, 15.) Das Material, welches ich mit einigem Bedenken dieser Art zu- rechne, besteht nur aus einem kleinen Stück Rhizom, von welchem eine Gonothek entspringt, und einem aus wenigen Internodien be- stehenden Schoss von sehr zarter Structur. Letzterer gleicht in der Form und Grösse der Internodien der Abbildung von H. gracile Bale 1) Allman, Monograph of the Gymnobl. or Tub. Hydroidß, V. 2, p. 229. 2) Coughtrey, in: Trans. N. Zealand Inst., V. 8, p. 299. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 369 0. c. 1888, tab. 14, fig. 1 u. 2). Die schlanken Glieder tragen an ihrer Basis in Gestalt einer einfachen schrägen Einschnürung die Spur einer einmaligen Drehung. Dicht unterhalb des obern Gliedendes entspringt die Hydrothek, deren Stiel an seiner Basis keinerlei Ringe oder Einschnürungen besitzt. Der Mündungsrand der Kelche ist leicht nach aussen gebogen. Die vorhandene Gouothek gleicht der- jenigen von H. gracile nicht, und ich halte es daher für möglich, dass das vorliegende Exemplar, trotz der den Internodieu fehlenden Ringe- lung, durch welche H. delicatulum ausgezeichnet sein soll, zu letzterer Art gehört, deren Gonothek von neuseeländischen Exemplaren bis jetzt unbekannt geblieben ist. Die Gonothek unseres Exemplares entspringt mit kurzem, glattem Stiel von der Hydrorhiza. Ihre Form ist com- primirt und rechteckig, ihre Oberfläche ist glatt, sie endigt distal breit abgestutzt und setzt sich an der Basis mit einer einseitigen Verbreiterung scharf gegen den Stiel ab. Letzterer trägt die recht- eckige Gonothek an einer ihrer zwei untern Zacken. Leider war der zu dunkel gerathenen Färbung wegen nicht genau festzustellen, ob es sich um eine männliche oder weibliche Gonothek handelt, doch halte ich ersteres für das Wahrscheinliche. Nach RiDLEY (1. c. 1881) kommt die Art auch in der Magelhan- strasse vor (Sandy Point, 7 — 10 Fad.); er beschreibt die Gonothek als „quer oval" im Umriss und ihre Kapsel als dünn, blass und gestielt. Sie entspringen „inserted on pedicle of hydrophores, just below the first Joint". Der Stamm ist nach Ridley gewöhnlich einfach, aber an seinem grössten Exemplar war er zusammengesetzt. Thyroscyphns tridentatus (Bale). (Taf. 21, Fig. 14; Taf. 22, Fig. 23.) Campanularia tridentata Bale, in : Proc. Roy. Soc. Victoria, 1893, p. 98, tab. 3, fig. 3. Zarte, von einer Hydrorhiza entspringende, unverzweigte Stäram- chen von länglichen, meistens nur schwach von einander getrennten Internodien. Hydrotheken fast am Ende der Internodien entspringend, manchmal auf einem kurzen Sockel aufsitzend und mit kurzem, deut- lich abgesetztem Stiel versehen, manchmal nach Art von Lafoea ohne alle Abtrennung aus dem Glied hervorgehend und dann an ihrer Basis nur sanft stielartig eingeschnürt. Die Kelche sind dünnwandig, tief, etwa so lang wie die Internodien, vollständig frei liegend, fast cylindrisch, mit etwas convexer, epicauliner Seite, mit 3 tiefen Ein- 370 CL. HARTLAUB, buchtungen am Oefifnungsrande und mit einem dreiklappigen Oper- culum. Gonothek unbekannt. Bale hat diese Art von Port Philipp (Australien) besehrieben. Meine Fig. 14, Taf. 21, zeigt den untersten der 3 Kelche in einer Weise ausgebildet, wie sie von Bale als die ausschliessliche dar- gestellt wurde, mit scharfer Grenze zwischen Sockel des Gliedes und und dem Kelch. Die beiden andern Kelche desselben Stückes zeigen diese Trennung nicht, und Taf. 22, Fig. 23 zeigt Kelche, die ganz Bach Art von Tyroscyphus Allm. durch ein stielartiges Zwischenglied vom Sockel des Gliedes geschieden sind. — Leider sammelte Schau- insland nur sehr geringes Material von dieser Art, nicht mehr, als zur Anfertigung eines mikroskopischen Präparats genügte. Zu meinem Bedauern fand ich die Weichtheile schlecht erhalten, so dass sich nicht entscheiden Hess, ob die Hydranthen den für die Sertularellen so cliarakteristischen Blindsack besassen, dessen etwaige Feststellung für die systematische Unterbringung von grosser Bedeutung gewesen wäre. Die Art als ^^Campanularia"' aufzufassen, wie Bale es gethan hat, konnte ich mich nicht entschliessen ; sie ist entweder zu Sertularella zu ziehen, wie ich es in meiner Revision der Sertularella- kvitvi. (1. c.) gethan habe, oder, wie es mir auf Grund des zuweilen deutlich abgesetzten Kelchstieles jetzt für richtiger erscheint, zu Thyroscyphus zu stellen, einem die Campanulariden und Sertularellen verbindenden Genus, das Arten mit gestielten und mit einem mehrklappigen Oper- culum versehenen Kelchen umfasst. Sertularella tenella Alder 1857 1). (Taf. 21, Fig. 12, 20, 21.) Sertularella sp. d'Arcy Thompson, in : Ann. Mag. nat. Hist., (6) V. 3, p. 101, tab. 16, fig. 4. Sertularella simplex Hutton, bei Coughtrey 1874, in: Trans. New Zealand Inst., V. 7, p. 283 in parte, tab. 20, fig. 10. Thompson macht bei Besprechung der von ihm nicht benannten Exemplare ausdrücklich auf die Aehnlichkeit mit S. tenella aufmerk- sam ; die dichtere Stellung und der Mangel eines Operculums waren wohl der Grund, weshalb er sie nicht mit dieser europäischen Art identificirte. Da nun meine Exemplare ein deutliches vierklappiges Operculum besitzen und ich au englischen Exemplaren, die ich unter- suchte, eine genau so dichte Hydrothekenstelluug beobachtete, so 1) in: Trans. Tynes Field Club, V. 3, p. 113, tab. 4, fig. 3 — 6. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 371 fallen für mich diese Bedenken nicht mehr ins Gewicht; dass Thomp- son die Kelche seiner Sertularella sp. von Brownsriver für tiefer ein- gesenkt erklärt, trifft auf meine neuseeländischen Exemplare nicht zu, da sie nur ^/^ — Vs ihrer Gesammtlänge mit dem Internodium ver- wachsen sind; die Zahl der Kelchringe stimmt bei den von Schau- insland gesammelten Stücken genau mit den von mir verglichenen englichen Exemplaren überein , und ebenfalls die auffallende Dicke des Perisarks. Nur in zwei Punkten weicht mein Material der neu- seeländer Form von der europäischen Art ab : ihre Kelche sind nämlich kleiner und besitzen 3 sehr starke innere Kelchzähne unter- halb ihrer Oeffuung. Aber beide Eigenschaften genügen bei der sehr weit gehenden Variabilität der Sertularellen nicht für eine systematische Trennung. S. polyzonias L. giebt uns für die beiden genannten Punkte einen Beweis, wie sehr diese Charaktere schwanken. Man vergleiche darüber meine „Revision der Sertularella-Arten" ^), worin ich auch nachzuweisen versucht habe, dass S. tenella eine weit verbreitete Art ist, zu welcher verschiedene unter andern Namen beschriebene Species zu rechnen sind {S. microgona v. Lendenf., S. rigosa Armstrong 1872, S. angulosa Bale 1893). Schauinsland sammelte von dieser Art nur 2 kleine Exemplare. Eines von denselben stimmt auch darin mit englischen Exemplaren, die ich untersuchte, überein, dass ihr Stamm am Ende in einen cylindrischen, rhizoraartigen Strang aus- läuft. Es ist eine sehr verbreitete Eigenschaft der Sertularellen, sich mit stolonisirten , oft völlig rhizomartig veränderten Zweig- oder Stammenden von neuem zu befestigen, und S. tenella theilt dieselbe. Sertularella solidula Bale 2) 1881. Die Species ist für Neuseeland neu; sie weicht hier von den australischen Exemplaren darin ab, dass ihre Kelchötfnung nicht drei- seitig ist, sondern vierseitig. Da jedoch Variabilität in dieser Hin- sicht bei verschiedenen Sertularella- Arten vorkommt, erblicke ich darin keinen Grund für eine specifische Abtrennung. Ueberdies scheint auch die australische S. solidula ganz ausserordentlich zu variiren. S. indivisa Bale 1881 und S. variahilis Bale 1888, von denen letztere Art auch mit eigenem Bedenken des Autors geschaffen 1) Hartlaub, C, in: Abh. naturw. Verein Hamburg, V. 16, 2. Hälfte, 1900. 2) Bale, W. M., in: Joiirn. micr. Soc. Victoria, V. 2, p. 12, tab. 12, fig. 8. 372 CL. HARTLAUB, wurde, sind wohl nur Synonyme von S. soUdula und Beweise für die mannigfache Gestalt, unter welcher diese Art auftreten kann. Die vorliegenden Exemplare haben den plumpen Habitus und die ausserordentlich dicke Chitinwandung, auf welche der Speciesname anspielt. Die Gestalt der Internodien und Kelche sowie vor Allem die der Gonothek stimmen genau überein mit Bale's Abbildungen. — Die 4 Seiten der Kelchöflfnung sind gerade oder ganz flach eingesenkt. Aeussere Kelchzähne sind nicht vorhanden ; darin gleichen die Kelche am meisten den von S. varinbilis Bale 1888 (1. c. tab. 15, fig. 7) abgebildeten, bei welchen die Einbuchtungen des Kelchrandes auch sehr schwach sind. Es sind 3 starke innere Kelchzähne vorhanden. Die Gonothek zeichnet sich durch ein halsartig verengertes Ende aus, das jedoch mit dem röhrenförmigen Aufsatz der Gonotheken der Sertularella jo]msto7ii-Grn\)i^e keine Aehnlichkeit hat. Nach Bale's Beschreibung hat es am Ende 3 undeutliche Zähne, und auf seiner Abbildung sieht man dieselben ; ihr gänzliches Fehlen bei meinen neuseeländer Exemplaren hat wenig Bedeutung. Bei diesen sitzen die Gonotheken stets an der Basis der einzelnen Schosse und vor- wiegend je eine gegenüber der ersten Hydrothek. Arten toii Sumiier. (Januar 1897 gesammelt in Höhlenbildungen des felsigen Ufers.) Sertularella fusiformis Hincks 1861 ^) var. nana n. vav, (Taf. 21, Fig. 18.) Sertularella simplex Hutton, in: Trans. New Zealand lust., V. 5, 1872, p. 257. CouGHTREY, ibid. V. 7, p. 283, in parte, tab. 20, fig. 8, 9, 11, 1874. Den wenigen kleinen Exemplaren, welche Schauinsland von dieser Art sammelte, fehlen leider die Gonotheken, so dass die Bestimmung nicht ganz zweifellos ist. Es handelt sich um einige niedrige, unver- zweigte, von einer Hydrorhiza entspringende Schosse, die in ihren Formverhältnissen ganz übereinstimmen mit einer mediterranen, wohl als S. fusiformis aufzufassenden Art (Rovigno) und von dieser sich nur durch viel geringere Grösse unterscheiden. Beide Formen unter- scheiden sich von englischen Exemplaren (Isle of iMan), die ich ver- glich, durch eine etwas contrahirtere Oetfnung der Kelche und durch 1) in: Ann. Mag. nat. Hist., fS) V. 8, p. 253, tab. G, fig. 7, 8. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 373 den Besitz starker innerer Kelchzähne und zierlichem Wuchs im Einzelnen. Die englischen Exemplare von S. fusiformis ver- danke ich der Güte der Miss Laura Thornely und des Museums in Liverpool. Sie besitzen leider keine Gonotheken und unterscheiden sich stark von der HmcKs'schen Abbildung bezüglich der Kelchform, so dass es mir beinahe fraglich ist, ob sie nicht eine Varietät von S. polyzonias darstellen (s. Taf. 21, Fig. 19). Sie sind bedeutend derber im Wuchs als z. B. die Varietät von S. polyzonias bei Boulogne sur mer , die ich für S. ellisi Hincks halte (cf. meine Revision der Sertularella-Arten, 1. c). S. polyzonias ist ausserordent- lich variabel, sowohl in der Gestalt als auch in der Grösse, und mög- licher Weise, aber durchaus nicht erwiesener Maassen, sind überhaupt S. fusiformis Hincks sammt der mediterranen und neuseeländischen Form alles nur Varietäten dieser polymorphen Species. Die neusee- ländischen Exemplare dürften identisch sein mit S. simplex Hutton (CouGHTREY 1874, 1. c. tab. 20, fig. 8), die Coughtrey 1874 für ein Synonym von S. polyzonias L. erklärte und die seitdem unter diesem Namen geführt wurde. Mir scheint nach dem Vergleich mit dem oben erwähnten Exemplar von S. fusiformis aus dem Museum in Liverpool letztere Identificirung fraglich zu sein ; auch auf Grund der Form des von Coughtrey, 1. c. fig. 11 dargestellten Gonangiums halte ich es für möglich, dass Hutton's S. simplex identisch ist mit S. fusiformis Hincks. S. polyzonias zeichnet sich durch ein auf- fallend asymmetrisches Gouangium aus. — Die Internodien der mir vorliegenden Exemplare sind kurz. Die Hydrothekeu sind flaschen- förmig, glatt, ein Drittel verwachsen. Die Mündung ist deutlich vier- seitig, die Ausbuchtungen des Randes sind flach; unterhalb desselben 3 starke innere Kelchzähne; die beiden Kelchreihen liegen nicht in einer Ebene, sondern sind sehr verschiedengradig stark winkelstellig, manchmal entschieden einer Seite zugewandt. Die Höhe der Schosse beträgt 4 mm. — Auf Sertularia hispinosa Gray wachsend. Sertularia hispinosa Gray^) 1843. Das nicht sehr reichliche Material dieser Art besitzt keine Gono- phoren. Ich fand es in Gesellschaft von Plumularia setacea. Nach V. Lendenfeld 2), welcher die Art Diphasia symmetrica nennt (vgl. 1) Gray, J. E., 1843, in: Dieffenbach, New Zealand, V. 2, p. 294. 2) v. Lendenfeld 1884, in: Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, p. 414. 374 CL. HARTLAUB, Bale, 1. c. 1888, p, 745), hat dieselbe bei Timaru auf Neuseeland im Februar Gonophoren. Andere Fundorte: Lyall Bay; Auckland; Australien; Indischer Ocean. JPluniularia setacea Ellis^) 1755. Von dieser weit verbreiteten und auch europäischen Art sammelte Schauinsland ein sehr reichliches, Gonotheken tragendes Material. Auf Laysan (7. Aug. 1896) wurde gesammelt: JPluniularia biiski Bale 2) 1884. (Taf. 22, Fig. 22, 32, 36.) Das gesammelte Material ist sehr spärlich und besteht nur aus zwei etwa 12 mm hohen, unverzweigten, nicht zusammengesetzten Stämmeben ohne Gonotheken. Die untern 4 Glieder des Stammes haben keine Hydro theken. Die Fiedern beginnen am 6. Stammglied, sind kurz und tragen meist nur 2 Kelche, die untern Fiedern sind an dem einen der zwei Stämmchen abgefallen. Der einzige wesentliche Unterschied von der BALE'schen Beschreibung ist der, dass über den Hydrotheken der Fiedern die mittlere Sarkothek fehlt, die nach Bale „in the sinus behind the back of the hydrotheca" liegen soll und bei meinen Exemplaren dies am Stamm auch thut. Da den vorliegenden Stücken keinerlei Schmutz anhaftet, so ist ein Irrthum ausgeschlossen. Die Glieder der Pinnulae sind sehr schräg getrennt, in der Art, wie es Bale von PL campanula darstellt (1. c. 1884, tab. 10, fig. 5), aber die seitlichen Kelchsarkotheken haben nicht die für letztere Art charakteristische Kürze, sondern sind denen der Originalabbildung von Fl. husU gleich. Fundort: Laysan, 7. Aug. 1896. Andere Fundorte: Griffith Point, Australia. 1) Ellis, J., Corallines, London 1755, p. 19, tab. 11, fig. a, A. 2) Bale, W. M., 1884, Cat. Austral. Hydr. Zooph., p. 125, tab. 10, fig. 3, tab. 19, fig. 34, 35. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 375 Literatui'Yerzeichniss. Agassiz, L., Coutribution to the natural history of the United States of America, V. 3, 4, Boston 18G0, 1862. Alder, J., A catalogue of the Zoophytes of Northumberland and Dur- ham, in: Trans. Tynes Nat. Field Club, Newcastle, V. 3, 1857. Allman, G. 0., Monograph of the Gymnoblastic or Tubularian Hydroids, London 1870. — , Diagnoses of new genera and species of Hydroida, in : Journ, Linn. Sog. 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Bare Island. 15 : 1, zum Ver- gleich der vielleicht kleinsten Species mit der sehr grossformigen S. turgida Trask, Fig. 5. 8. 361. Fig. 5. Sertularella turgida Trask. Bare Island. S. 360. 15:1. Fig. 6. Sertularella turgida Trask. Bare Island. Gonothek. 15 : 1. Fig. 7. Sertularia similis Clarke. Bare Island. S. 362. 15 : 1. Fig. 8. Sertularia similis Clarke. Bare Island. 38 : 1. Fig. 9. Sertularia variabilis Clarke. Bare Island. S. 361. 15 : 1. Fig. 10. Sertularella nana n. sj). Bare Island. S. 361. 38 : 1. Fig. 11. Sertularella nana n. sj). Kleines Stämmchen mit der Basis. 38 : 1. Fig. 12. Sertularella tenella Alder. Exemplar von Neuseeland. Hydrothek. S. 370. 38 : 1. Fig. 13. Halecium delicatulum Coughtrey. Neuseeland. Gono- thek. 38 : 1. Fig. 14. Thyroscyplius tridentatus Bale. Kleines Stück mit Kelchen ohne deutlichen Stiel. 38 : 1. Fig. 15. Halecium delicatulum Coughtrey. Neuseeland. S. 368. 38 : 1. Fig. 16. Sertularella fusiformis Hincks var. nana. Neuseeland. Hydrothek. S. 372. 38 : 1. Fig. 17. Pcrigonimus sp. Bare Island. S. 357. 15 : 1. Fig. 18. Sertularella fusiformis Hincks var. nana. Neuseeland. S. 372. 15: 1. Fig. 19. Sertularella fusiformis Hincks. Britisches Exemplar von der Isle of Man. S. 373. 15 : 1. Hydroiden aus dem Stillen Ocean. 379 Fig. 20. Sertularella ienella Aldek. Exemplar von Neuseeland. S. 370. 15 : 1. Fig. 21. Sertularella tenella Aldeh. Britisches Exemplar. S. 371. 15 : 1. Tafel 22. Fig. 22. Plumularia huski Bale. Das 3. — 5. Glied des Stammes. Exemplar von Laysan. S. 374. 38 : 1. Fig. 23. Thyroscyphus trideniatus Bale. Exemplar von Frencli Pass, Neuseeland. S. 369. 38 : 1. Fig. 24 — 26. Hypanthea asymmetrica Hilgendorf. Verschiedene Hydranthen. Exemplare von French Pass, Neuseeland. S. 366, 38 : 1. Fig. 27 — 29. Eucopella crenata n. S}). Zwei glattrandige und eine gezähntrandige Hydrothek. Exemplare von French Pass, Neusee- land. S. 364. 20 : 1. Fig. 30. Eucopella crenata n. sp. Gonothek, die von einem Rhizom entsprang, dessen Hydranthen gezähntrandige Kelche besassen. S. 364. 20 : 1. Fig. 31. Eucopella crenata n. sp. Kelch mit gezahntem Rand. 20 : 1. Fig. 32. Plumularia bushi Bale. Exemplar von Laysan. S. 374. 38 : 1. Fig. 33 — 35. Eucopella crenata n. sp. Ein Kelch der glatt- randigen var. und zwei Hydranthen der var. mit gezähntrandigen Kelchen. S. 364. 20 : 1. Fig. 36. Plumularia huski Bale. Exemplar von Laysan. S. 374. 38 : 1. Nachdruck verboten, üebersetzungsrecht vorbehalten. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific (Schauinsland 1896—8197). Reptilien 0. Bearbeitet vou Dr. Franz Werner in Wien. Die auf mehreren, bisher wenig oder noch gar nicht zoologisch erforschten Inseln des .Stillen Oceans von Herrn Schauinsland ge- sammelten Reptilien bilden einen neuen Beweis dafür, dass die An- zahl der Reptilienarten der Inselwelt dieses Oceans proportional mit der Entfernung von grössern Landmassen, die als Verbreitungscentren zu betrachten sind, abnimmt und dass auf den kleinsten und entferntesten Inseln nur weit ver- breitete Arten aus weit verbreiteten Familien vorkommen. Als Verbreitungscentrum für die pacifische Reptilienfauna ist Neu Guinea anzusehen, nicht etwa Australien, welches schon mit den nächst gelegenen grossem Inselgruppen im Osten, wie Neusee- land und Neu-Caledonien, keine Art gemeinsam hat. Während nun die Neu-Guinea im Osten zunächst liegenden Inselgruppen noch eine recht stattliche Anzahl eigen thüml ich er Arten — ganz abgesehen von dem relativen Artenreichthum überhaupt — aufweisen (Bismarck- Archipel 7 Schlangen, 2 Eidechsen nebst einer Seeschlange; Salomons- Archipel 5 Schlaugen, 6 Eidechsen; Neu Caledonien 16 Eidechsen) wird die Anzahl der eigenthümlichen Arten auf den Inselgruppen des ostpaeifischen Oceans immer geringer; die Neuen Hebriden besitzen einen Gecko (PerocJiirus guentheri Blngr.) , die Gilbert - Inseln ein Lygosoma {L. perspicülatum VVern.), die Tonga-Inseln L. microlepis 1) Vergl. auch die wichtigen Arbeiten Schauinsland's über die Hatteria, in : SB. Akad. Wiss. Berlin, math.-phys. GL, 20. Oct. bis 3. Nov. 1898, und in: Anat. Anz., V. 15, 1899, No. 17/18. Reise nach dem Pacific. Reptilien. 381 DB. und ausserdem mit den Fidji-Inselu die Iguanidengattung Brachy- lophus gemeinsam ; die Sandwich-Inseln einen Gecko {Hemiphyllodactylus leucosticfus Stejn.); die Carolinen 3 Perochirus- Arten ; die Insel Rotuma einen Gecko (Lepidodactylus gardineri Blngr.) ; man sieht hieraus, dass manche ganz ansehnliche Inselgruppen Oceaniens nicht reicher an eigenthümlichen sind, als einzelne ganz kleine Inseln nahe den Verbreitungscentren (St. Aignan, Trobriand Island, mit je einer, Ferguson Island mit 2 Lygosoma- Arten eigenthümhch). Während aber die Eidechsen durch die beiden Familien der Gecko- niden und Scincoiden in der ganzen pacifischen Inselwelt vertreten sind, nehmen die Schlangen, ebenso wie die Batrachier, gegen Osten rasch an Zahl ab. Nur die Enygrus-Arten sind echt oceanische Formen, die sehr weit nach Osten vordringen; aber im Allgemeinen vermindert sich die noch ziemlich reiche Schlangenfauna Neu-Guineas östlich von den Salomons-Inseln fast plötzlich, so dass nur noch die Fidji-Inseln eine Elapide (Ogmodon vitianus) und (?) die Gesellschafts- Inseln eine Colubride (Änoplophallus maculafus) besitzen. Von Batrachiern hat nur noch der Fidji-Archipel mehrere Cornuf er- Arten ^) — sonst aber ist auch hier östlich vom Saloraons-Archipel, der noch sehr reich an Fröschen ist, eine plötzliche Verminderung, ja man kann hier sogar sagen, ein Aufhören der Batrachierfauna zu verzeichnen. Die Ausbeute des Herrn Prof. Schauinsland gehört dem oce- anischen und dem neuseeländischen Faunengebiet an. Neuseeland ist im herpetologischen Sinne eine Subregion, die weit schärfer gesondert ist als irgend eine andere Inselgruppe des Pacific ; sie besitzt keine einzige Art, welche sonst wo gefunden wird, wenn wir von den zweifellos importirten Arten Hyla coerulea und Lygosoma cya- nurum absehen. Weder Ceylon noch Madagaskar, ja nicht einmal die Galapagos- Inseln bieten uns ein solches Bild von Isolirung dar, denn die letztern haben wenigstens eine Schlange, die schwerlich importirt wurde (Dromius chamissonis), mit dem südamerikanischen Festland gemein- sam, ebenso Neu-Caledonien, trotz des ausserordentlich starken Ueber- wiegens der eigenthümlichen Formen, doch wenigstens einige weit verbreitete oceanische Arten. 1) Die angebliche Kröte der Sandwich-Inseln (JBufo dialophus) ist, wie Stejneger's ausgezeichnete Arbeit über die Reptilien dieser Insel- gruppe (in: Proc. U. 8. nation. Mus., V. 21, 1899, p. 785) ausführt, mit dem nordamerikanischen JB. quercicus identisch und daher, wie CopB selbst noch berichtigte, aus der hawaiischen Fauna zu streichen, Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 26 382 FRANZ WERNER, Ich bemerke gleich im voraus, dass sich die Reptilien von Laysan und den Hawaiischen Inseln in keiner Weise von Individuen der- selben Arten von andern oceanischen bezw. sogar von den entlegensten Fundorten unterscheiden, nur von einer einzigen Art (L. cyanurum) Hess sich eine Varietät, die neben der Stammform auf Molokai vor- kommt und noch nicht bekannt ist, unterscheiden. I. Lacertilia. a) Geckonidae. 1. Hemidactyliis garnoti DB. Kalae auf Molokai und Lihue auf Kauai, Hawaiische Inseln, Laysan, kleine Koralleninsel, 800 Seemeilen N. W. von Honolulu. — Bis jetzt aus dem Stillen Ocean, sonst nur von Neu Caledonien bekannt. Die Exemplare unterscheiden sich in keiner Weise von solchen aus Burma, die mir zum Vergleich vorliegen, 3. Gehyra mutilata Wiegm. Lihue anf Kauai; Maui (Hawaiische Inseln). Das S von Lihue 110 mm lang; von Maui 2 SS, 3 ??. Weit verbreitet in der pacifischen Inselwelt. 3. Gehyra oceanica Less. Samoa (Upolu). — Hintere Innenzehe mit retractiler, kleiner Kralle. Bei einem Exemplar ist der Schwanz 3 mal regenerirt und zwar ist bei der zweiten Neubildung ein Gabelschwanz entstanden, dessen beide Spitzen abgebrochen und wieder nachgewachsen sind. Die 4 Exemplare besitzen 11 — 14 Oberlippenschilder, das einzige ? 43 Femoralporen. Das einzige intacte Exemplar, ein $, ist 175 mm lang. Weit verbreitet in der pacifischen Inselwelt. 4. Lepidodactylus Itigubrls DB. Maui (Hawaiische Inseln). — 13 $?, kein einziges S- Es scheinen also auch hier die SS, wie ich dies bei den Exem- plaren vom Bismarck-Archipel und andern Inselgruppen gefunden habe, äusserst selten zu sein. Länge des grössten Exemplares 83 mm. Färbung ziemlich variabel, desgleichen die Zeichnung, manch- mal letztere tief schwarz, manchmal fast fehlend. Ein Querband Reise nach dem Pacific. Reptilien. 383 Über dem After wie bei L. {Hemi^^hyllodactylus) crepuscularis Bavay bei einigen Exemplaren. Weit verbreitet im ganzen pacifischen Inselgebiet. 5. Hoplodactyliis maculatus Gray. 1 $, Trio Island, kleine Insel in der Cookstrasse, Neuseeland. 1 ?, 1 Junges, French Pass (Elmsly Bay), Meeresarm zwischen Durville Island und dem nordöstlichen Theil der Südinsel von Neu- seeland. 1 ?, Stephens Island, kleine, steile Felseninsel (Ilatteria-Insel) in dem nördlichen Theil der Cookstrasse, Neuseeland (ähnlich der von BouLENGER, Cat. Liz., V. 1, tab. 14, fig. la abgebildeten Varietät). 10 — 11 Supralabialia ; 10—11 Lamellen unter der 4. Zehe; grösstes Exemplar (French Pass) 138 mm lang. 6. Moplodactylus paciftcus Gray. Trio Island, ein S (sass gleich einer Hatteria in einer von Puf- finiden gegrabeneu Höhle). Länge 105 + 85 mm; 15 Lamellen unter der 4. Zehe; 13 bis 14 Supralabialia ; Nasenloch von 4 Schuppen , dem Rostrale und- 1. Supralabiale umgeben. 7. Naulthinus elegans Gray. Akaroa, Südinsel von Neuseeland. Ein $. Schuppen der Schnauzeukante auffallend gross; lässt sich aber auf keine der in den letzten Decennien neu beschriebenen und grössten Theils nicht aufrecht erhaltbaren Arten zurückführen. 12 Supralabialia; Schnauze kürzer als der doppelte Augendurch- messer. Oberseite (in Alkohol) von violetter Färbung mit gelblichen Längsflecken in zwei Reihen ; diese Flecken mit etlichen dunklen Tüpfeln; Füsse unten gelblich. b) Scincidae. 8. Lygosoma noctua Less. Maui (Hawaiische Inseln). Ein einziges Exemplar; heller Medianstreifen von der dunklern ßückenzone nicht durch Streifen oder Fleckenreihe abgegrenzt. Seiten 26* 384 FRANZ WERNER, uoch dunkler als die beiden Rückenbänder. Die gegen einander an den Körper angelegten Beine derselben Seite übergreifen einander. — 3 Paar Nuchalia; 18 Lamellen unter der 4. Zehe. Weit verbreitet im pacifischen Inselgebiet, nach Westen bis Neu Guinea. 9. Jüygosonia cyanurum Less. Kalae auf Molokai (Hawaiische Inseln). 4 Exemplare mit 29 — 30 Schuppenreihen, das grösste 123 mm (Schwanz 78 mm). Weit verbreitet im Pacific, nach Westen bis zu den Molukken und Celebes; fehlt auf Neu Caledonien. var, schatiinslandi n, 27 — 28 Schuppenreihen. Steht zu der typischen Form in dem- selben Verhältniss, wie L. mehelyi Wern. zu L. mivarii Blngr., d. h. es ist eine melanotische Form. Rückenzone broncebraun, Seitenzoue schwarz, ebenso die Unterseite. Das Hinterbein erreicht die Handwurzel. 9 Exemplare von Molokai (Kalae) ; das grösste 102 mm (Schwanz 65 mm). 10. Lygosoma nioco DB. Ben Lommond-Berg, am Ufer des Wakatipu-Sees auf der Südinsel Neuseelands ; French Pass. Sq. 28 — 30. 2 — 5 Paar Nuchalia; Dorsalschuppen wie bei L. smithi gestreift, bezw. 4 kielig. Zeichnung der 14 Exemplare durch die Formel MdD^LMg^) oder MdD.^ D^ L Mg ausdrückbar, wobei D^ einen tertiären, zwischen Median- und secundärem Dorsalstreifen gelegeneu Streifen bedeutet. Die Streifen sind schön metallisch braun, am dunkelsten (schwarz- braun) der breite L und der schmale Mg, am hellsten die Zwischen- räume zwischen D^ und L sowie zwischen L und Mg (weisslich). Unterseite bleigrau. Grösstes Exemplar 129 mm (Schwanz 78 mm). 1) Werner, Untersuchungen über die Zeichnung der Wirbelthiere^ in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 172. Reise nach dem Pacific. Reptilien. 385 11. lAßffosonia stnithi Gray. Pitt-Island, zu den Chatbam-Inseln gehörend (Neuseeland). [Schon von Lucas u. Frost, in: Trans. N. Zealand Inst., V. 19, 1897, Art. 21, p. 278, für diese Inselgruppe angegeben, teste Hutton.] Sq. 36—38 ; 28—20 Lamellen unter der 4. Zehe ; 1 —2 Nuchalia. Dorsalschuppen deutlich pluricarinat. Zeichnung MdD^ D, L Mg oder L Mg (mit einfarbig olivengrüner Dorsalzone); Md und D, i^ einzelne Stücke aufgelöst, die Md wie bei L. moco, dunkler als D^. Unterseite grünblau. Extremitäten mit hellen Ocellen. 13. Ablepharus botitoni Desj. var. poecilopleura Wiegm. Kalae auf Molokai; Kauai; Laysan. Zahlreiche (über 40) Stücke, mit 26 — 28 Schuppenreihen, dieser über die Tropenländer der ganzen Erde verbreiteten Art, welche von den Sandwich-Inseln bereits bekannt ist (Boulenger, Cat. Liz., V. 3, p. 347). II. Ophidia. 13. Enygrtis atistralis Montroug. {var. Ä, Boulenger, Cat. Snakes, p. 105.) 2 Exemplare von Samoa (Upolu). S Sq. 38, V. 248, Sc. 70; Interorbitalschuppen 10, Supralabialia 13, Augenring 16. $ Sq. 37, V. 243, Sc. — ; Interorbitalschuppen 11, Supralabialia 13 — 14, Augenring '?. Ersteres rothbraun, letzteres olivenbraun mit dunklern, schwarz- braun eingefassten, aussen noch weiss geränderten Flecken. Unter- seite grau, weiss gefleckt. Vom Bismarck-, Salomons-, Loyalitäts-, Samoa- und N.-Hebriden- Archipel bekannt. Auf den Samoa-Inseln lebt neben dieser Art auch JE. hihroni. Unsere Kenntniss der Reptilienfauna sowohl Samoas, der Hawai- ischen Inseln als auch schliesslich Neuseelands dürfte bereits als eine vollständige anzusehen sein, wenn nicht eine Vermehrung der Fauna dieser Inseln durch den menschlichen Verkehr eintritt — ein Zuwachs an Arten, der durchaus nicht gering zu achten ist und mit der Zunahme des Verkehrs noch mehr hervortreten wird. Es be- sitzt demnach 386 FRANZ WERNER, Laysan 2 Eidechsenarten , 1 Gecko {Uemidactylus garnoü) und 1 Scincide (Äblepharus boutoni); die Hawaiischen Inseln 7 Eidechsenarten, davon 1 endemischer Gecko {Hemiphyllodactylus leucostictus) ] Stejneger giebt in: „The Land Reptiles of the Hawaiian Islands" (in: Proc. U. S. nation. Mus., V. 21, No.ll74, p. 783—813), mit Ausnahme dieser Art keine andern Arten an als die von Schau- insland gefundenen. Die übrigen 5 Eidechsen haben eine sehr weite Verbreitung, nämlich (1 = Molokai, 2 = Kauai, 3 = Mauai, 4 = Oahu, 5 = Hawaii) : 1 2 — Hemidactylus garnoü vom 90^ ö. L. bis zum 155^ w. L. (Greenwich) = 115 Breitengrade. — 2 3 4 5 Gehyra mutilata vom 43 ° ö, L. (Madagaskar) bis zum 108 0 w. L. (W. Mexiko) = 209 Breitengrade. — 2 3 4 5 Lepidodadylus lugubris vom 100" ö. L. bis zum 155** w. L. = 105 Breitengrade. 3 4 5 Lygosoma noctua vom 130° ö. L. bis zum 155*^ w. L. = 75 Breitengrade. 1 — — 4 5 Lygosoma cyanurum vom 125° ö. L. bis zum 155'* w. L. = 80 Breitengrade. 12 — 4 5 Äblepharus boutoni ist über den Tropengürtel der Erde verbreitet, in ähnlicher Weise wie der Scorpion Isometrus maculatus^ welchen E. Simon (in: Zool. Jahrb., V. 12, Syst., 1899, p. 420) in der ScHAUiNSLANo'schen Ausbeute von den Hawaiischen Inseln antraf, wie manche Spinnen (1. c.) und terrestrische Oligochäten (Michaelsen, ibid. V. 12, 1899), Formicideu (Emery, ibid. V. 12, 1899) und Lepido- pteren (Meyrick, Fauna Hawaiiensis, V. 1, Part 2, Cambridge 1899). S a m 0 a. Die Samoa-Inseln besitzen keine einzige endemische Eidechsenart. Ihre Reptilienfauna, so weit bekannt, ist nicht reicher als die der kleinen Insel Rotuma, von welcher Boulenger (in : Ann. Mag. nat. Hist., [20] V. 6, 1897, p. 306) eine Liste publicirt hat. Sie besitzen einen einzigen Gecko {Gehyra oceanica), dieselben Lygosoma-Arteu wie Ro- tuma (L. noctua, cyanurum, samoense und nigrum), aber noch eine weitere {L. adspersum Stdchr.) und 2 Schlangen {Enygrus australis und bibroni). Reise nach dem Pacific. Reptilien, 387 Neuseeland besitzt mit den benachbarten Inseln (auch die Chatham-Inseln gehören zum neuseeländischen Faunengebiet) ausser Sphenodon noch 6 Gecko- niden {Gymnodactylus arnouxii^ NauUhinus elegans und rudis, Hoplo- dactylus maculatus, pacificus und granulatus) und 6 Lygosoma- kvi%n {L. grande^ moco, Uneoocellatum, smitM, aeneum und ornaium), die alle schon in Boulenger's Catalog vom Jahre 1887 erwähnt sind; auch Lucas u. Frost, The Lizards (Lacertilia) indigenous to New Zea- land, in: Trans. N. Zealaud Inst., V. 29, 1897, bringen keine weitere Art. Alle Arten sind endemisch; Lygosoma cyanurum^ welches von diesem Fundort im Pariser Museum sich befindet, ist, wenn der Fund- ort überhaupt richtig ist, jeden Falls importirt. Auch J. Hector er- wähnt eine solche Einschleppung eines Reptils (wahrscheinHch Enygrus hibroni; mir war der betreuende Band noch nicht zugegangen), welches von den Fidji-Inselu mit Bananen importirt worden war, in : Proc. N. Zealand Inst., (9) V. 26, 1893, p. 650. Ein grösserer Unterschied als zwischen dem Samoa- Archipel mit 0 Proc. und Neuseeland mit 100 Proc. endemischer Arten ist nicht denkbar. Beide haben nur die Zusammensetzung ihrer Eidechsenfauna aus Geckoniden und Scincoiden, sonst aber nichts gemeinsam. Nachdruck verboten. Uehersctzungsrecht vorbehalten . Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific (SoHAumsLAND 1896-1897). Madreporarier von Samoa, den Sandwich-Inseln und Laysan. Von Dr. Tli. Studer, Prof. in Bern. Hierzu Tafel 23—31. Die Korallen, welche mir Herr Dr. Schauinsland zur Unter- suchung anvertraut hat, bieten in mannigfacher Weise Interesse. Zu der Korallenfauna von Samoa, die noch nicht im Zusammenhang erforscht wurde, liefern sie einige zwar bekannte, aber dort bisher nicht constatirte Arten, von den Sandwich-Inseln eine Anzahl neuer Formen, die auf der schon ausserhalb des Tropeugürtels liegenden Insel Laysan gesammelt wurden. Bei der Aufzählung der Arten muss ich leider constatiren, dass es, ohne die Originalexemplare der Beschreibungen zur Hand zu haben, bis jetzt ausserordentlich schwer ist, eine Art mit Sicherheit zu iden- tificiren. Zahlreiche Species sind in der Literatur angeführt, aber viele beruhen bloss auf zum Theil ungenügenden Beschreibungen, auf die gestützt nur eine unsichere Bestimmung gemacht werden kann. In den Museen trifft man mitunter unter ein und demselben Namen ebenso viele Arten, wie Museen vorhanden sind. Dienen diese dann wieder als Grundlage von spätem Beschreibungen, so wächst die Confusion in beängstigender Weise. Sicher constatiren können wir jetzt, abgesehen von den zum Theil vorzüglich wiedergegebenen Formen in den altern Werken von Esper, Ellis u. Solander, La- MOUROUx, die Arten, welche von Klunzinger in den Korall thieren des Rothen Meeres, von Dana in den Zoophytes der Pacif. Explor. Exped. beschrieben und abgebildet worden sind, ferner die neuern von Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 389 QuELCH in den Challenger Reef Corals aogeführten Arten und die von Gardiner in: Proc. zool. Soc. London, 1897—1899, illustrirten Formen von Funafati^). Dagegen ist es sehr schwer, ohne Vergleichung mit den Originalstücken, die von Lamarck, Milne-Edwards u. Häime, die zahh'eichen von Verrill aufgestellten Arten nur aus der Be- schreibung wieder zu erkennen. Es ist daher das Unternehmen des British Museum sehr zu be- grüssen, eine gründliche Revision der Steinkorallen, gestützt auf das reiche Material der Londoner Sammlung, vorzunehmen und dieselbe reich illustrirt zu publiciren. Die drei ersten Bände, 1) Madreporidae von Brook, 2) Turbinaria und Astraeopora von Bernard, 3) Monti- porinae von Bernard kommen einem lange gefühlten Bedürfniss entgegen. Es möchte sich, Angesichts der Schwierigkeiten, welche die Iden- tificirung einer Art mit einer bloss beschriebenen Form bietet, daher empfehlen, ein zweifelhaftes Stück neu zu beschreiben und abzubilden, anstatt es ä tout prix auf eine schon benannte Art zurückführen zu wollen. Man weiss dann wenigstens, was der Autor vor sich hatte, während falsche Bestimmungen zu ganz unrichtigen Schlüssen über die geographische Verbreitung einer Art führen. I. Korallen von Sanioa. Pocilloporidae Duncan. Seriatopora Lamarck. S. hijstrix Dana. Dana, Pacif. Explor. Exped., Zooph., p. 521, tab. 49, fig. 3, MiLNE Edwards et Haime, Corall., p. 312. Brüggemann, Notes on Stony Corals, in : Ann. Mag. nat. Hist., Mai 1877, p. 410. Das vorliegende Fragment einer Colonie bildet wahrscheinlich die äussere Partie eines grössern Klumpens. Als solche stimmt es gut 1) Manche Formen sind auch gut abgebildet in den Arbeiten von Ortmann, Studien über Systematik und geographische Verbreitung der Steinkorallen, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., und Beobachtungen an Stein- korallen von der Südküste Ceylons, ibid. V. 4, Syst. ; ebenso bei Reh- berg, Neue und wenig bekannte Korallen, in : Abb. naturw. Verein Hamburg, V. 12, Heft 1. Daneben stossen wir auch hier wieder auf Namensverzeichnisse, deren Richtigkeit nicht immer bewiesen ist. Siehe darüber in den Arbeiten von Brock und Bernard. 390 TH. STUDER, mit der Abbildung Dana's, tab. 49, fig. 3 a, überein, nur erscheinen die Aeste zarter, Fidji-Inseln (Dana), Samoa (Brüggemann). Fuugida Duncan. Fungidae Duncan. Fungia Dana amend. Duncan. in: Proc. Linn. Soc. London, Zool., V. 17, p. 137. F, dentata Dana. Zoopk, p. 293, tab. 18, fig. 7. Milne-Edwakds et Haime, CoralL, V. 3, p. 10. Gardinek, On Fungid Corals from the South Pacific, in : Proc. zool. Soc. London, 1898, p. 526. Ein Stück von 164 mm Durchmesser. Ceylon, Chinasee (Milne Edwards), Ost-Indien (Dana), Singa- pore (Verrill), Rotuma (Gardiner), Galewo-Strasse (Studer), Fidji, Samoa (Museum Godeffroy, s. Catal.). F, haimei Verrill. in : Bull. Mus. comp. Zool., No. 3, 1864, List of Polyps and Corals sent by the Museum of Comp. Zool., p. 51. F. discus Milne Edwards et Haime, CoralL, V. 3, p. 9. ? F. paiella var. lohulata Klunzingek, Korall. des ßothen Meeres, V. 3, p. 62. 2 Exemplare, auf welche die Beschreibung der F. discus von Milne Edw. et Haime passt. Die Koralle zeigt grosse Verwandt- schaft zu F. patella Ell. Sol., doch sind die Septalzähne stärker, und die radiären Dornen der Unterseite stehen viel dichter und sind auf allen Rippen gleichartig gross, spitzig und zuweilen gebogen. Bei dem grössern Exemplare von 137 mm Scheibendurchmesser sind sie gegen das Centrum unregelmässig geordnet. Zanzibar (Milne Edwards et Haime, Verrill). Lophoseridae Duncan. Pavonioida Duncan. JPavonia Lamk. Lophoseris Edw. Haime. Duncan. ßeise nach dem Pacific. Madreporarier von Sannoa etc. 391 P. frondifera Lamarck. Hist. anim. s. vert., V. 2, p. 241 (1816), 2. ed. p. 379. Dana, Zoophytes, p. 328, 1846. Lophoseris frondifera Milne Edwards et Haime, CoralL, V. 3, p. 67. Ein Blatt, das sehr gut mit Exemplaren der hiesigen Sammlung aus Singapore übereinstimmt. Südsee (Peron, Lamarck), Fidji und Singapore (Dana), Singa- pore (Verrill, Studer), Fidji (Gardiner). -P. cactiis FoRSK. Klunzingee, Korallth. des Rothen Meeres, V. 3, p. 74, tab. 9, fig. 2. Dana, Zoopb., p. 324. Milne Edwards, Corall., V. 3, p. 68. Zu dieser Art rechne ich nach der KLUNZiNGEii'scben Beschrei- bung und Abbildung einen Stock, der aus mehreren theils flach aus- gebreiteten, theils gebogenen und eingerollten Blättern besteht, welche aus einer flachen Basis, die den abgestorbenen Ast einer Madrepore überzieht, entspringen. Der Rand der Blätter ist mannigfach ein- gebuchtet und gelappt. Mitunter entspringen auf den grossem Blättern kleinere, die senkrecht abstehen. Seitliche Stiele, wie sie bei P. frondi- fera^ divaricata und andern vorkommen, fehlen vollkommen. Klunzinger identificirt mit der Art Madrepora cristata Ellis Solander, p. 58, tab. 31, fig. 3 u. 4, copirt in: Blainville, Man. d. ActinoL, p. 365, tab. 54, fig. 1, unter dem Namen Pavonia boleti- formis, ferner die Madrepora boletiformis Esper, Pflanzenthiere, V. 1, Forts., p. 61, und Madrep., tab. 56. Milne Edwards, Corall., V. 3, p. 66, beschreibt unter Lophoseris cristata eine Form, welche Klunzinger wohl mit Recht mit seiner Pavonia angularis identificirt. Eine mir vorliegende Colonie dieser Art passt auch sehr gut auf Milne Edwards' Beschreibung. Nach Milne Edwards sollen synonym mit P. cristata sein: Madrepora cristata Ellis Sol., boletiformis Esp., Lamarck, Lamou- Roux, Expos. m6thod., p. 35, tab. 31, fig. 3 u. 4 (Copie von M. cristata Ellis Sol.) Blainville. Gardiner, Corals from the South Pacific, in: Proc. zool. Soc. London, 1898, p. 530, fasst Pavonia cristata im Sinne von Milne Edwards, 1. c. auf und identificirt damit Madrepora cristata Ell. Sol., boletiformis Esper, Pavonia decussata Dana, Zooph., p. 329, tab. 22, fig. 4, und Lophoseris cristata Milne Edw. 392 TH. STUDER, Wie mau sieht, werden in allen angeführten Fällen die beiden, gewiss gut abgebildeten Formen Madrepora cristata Ellis Sol. und Madrepora holetiformis Esper für identisch gehalten, und da der Unterschied zwischen beiden sehr gross ist, so ist auch für die Zu- stellung einer aufgefundenen blattartigen Pavonia-Art zu Pavonia cristata Ellis Sol. ein weiter Spielraum gegeben. Nun glaube ich aber, dass M. cristata Ellis und M. holetiformis Esper zwei grund- verschiedene Arten sind. Mir liegt eine Koralle leider unbekannten Fundortes vor, welche mit der Abbildung von Esper's M. holetiformis in allen Details übereinstimmt. Es sind zarte, aufrecht stehende Blätter, die rasenartig aus ge- meinsamer Basis entspringen, selten in einer Ebene sich ausbreiten, meist etwas eingerollt und gewunden sind. Viele zeigen Längskiele, wie solche auch auf der EsPER'schen Abbildung angedeutet sind. Sie entspringen unter spitzen Winkeln von einander, was sie dicht ge- drängt erscheinen lässt, und stehen mit ihren Flächen bald parallel, bald senkrecht zu einander. Ihr Rand ist scharf und wenig gelappt, fast contiauirlich, wie in der Abbildung. Auch darin stimmt sie damit übereiu, dass die Kelche unregelmässig zerstreut stehen und nur gegen den Rand der Blätter unregelraässige Reihen bilden. Die Höhe des Stockes beträgt 10 cm. Eine nahe Verwandtschaft mit P. angularis Klzgr. ist nicht zu verkennen, doch sind die Blätter viel zarter, die Kelche weniger tief und die Septa niedriger und dichter stehend, ferner der Rand der Blätter weniger eingeschnitten. Die M. cristata Ellis Sol. zeigt da- gegen nach der Abbildung kleine, zarte, flach ausgebreitete, rosetten- artig angeordnete Blätter, mit reihenweise geordneten Kelchen, ohne alle Längskiele. Die Diagnose ist sehr charakteristisch gehalten. M. foliaceo- cristata concatenata, stellis serialihus centro impressis^ amhulacris ex- planatis planiusculis. Der Ausdruck foliaceo- cristata bezieht sich otfenbar darauf, dass die Blätter am Rande zugeschärft sind und die Koralle so aus kammartigen Blättern besteht. Lamouroux, Expos, m6thod. de l'ordre des Polypiers, p. 53, übersetzt die Diagnose, welche er wörtlich citirt , mit expensions droites, presque planes ondulöes ou cret^es. Das mag Milne Edwards veranlasst haben, die Art in Formen zu suchen, bei denen Längskiele vorkommen. Einstweilen ist mir keine neue Beschreibung oder Abbildung der typischen M. cristata Ell. Sol. bekannt. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 393 Pavonia cactus (Forsk.) Klunzinger ist bis jetzt aus dem Rothen Meer bekanut, doch dürfte sie vou andern Orten hin und wieder unter dem Namen P. cristata oder holetiformis angeführt sein. -P. tninor Brüggemann. Korallen der Insel Ponape, in: Journ. Mus. Godepfroy, 1878, p. 207. Eine kleine, zarte Pavonia^ an der die Basis fehlt und deren Blätter bis zu 4 cm Höhe sich erheben, scheint mit ziemlicher Sicher- heit zu der von Brüggemann beschriebenen Art gerechnet werden zu dürfen. In der Art der Verzweigung und dem ganzen Habitus lässt sie sich, wie Brüggemann hervorhebt, mit P. divaricata Dana ver- gleichen, doch sind die Blätter viel zarter, am Rande gelappt und oft krausenartig gefaltet, auch sind die Längskiele nur sehr schwach ent- wickelt, fehlen auch bei einzelnen Blättern ganz. Die Kelche stimmen gut mit Brüggemann's Beschreibung überein. Ponape (Brüggemann). JPachyseris Milne Edw. et Haime. P. tnonticulosa Verrill. Synopsis of Polyps and Corals of the North Pacif. explor. Exped., in : Proc. Essex Inst., V. 5, 3, 1866, p. 45. Agaricia rugosa Dana, Zooph., p. 336, tab. 22, fig. 1. Es scheint mir einstweilen fraglich, ob diese Art von P. valen^ ciennesi Milne Edw. specitisch getrennt werden kann. Nach Verrill sollen die Kämme zwischen den Kelchreihen in einem Fall scharf, im Fall der P. monticulosa stumpf und abge- rundet sein. In dem vorliegenden Exemplar sind einzelne am Rande abgerundet, andere scharf. P. monticulosa ist von Fidji bekannt (Verrill, Dana), P. valen- ciennesi von Singapore, Samoa (Mus. Godeffroy). Madreporidae. Bernard, Catalogue of the Madrepor. Corals of the Brit. Mus., V. 8 1897, p. 11 — 13. Madreporinae Bernard, 1. c. Madrepora Dana. Subg. Eumadrepora Brook. Brock, Catal. Madrep. Brit. Mus., V. 1, Madrepora, p. 23. 394 TH. STUDER, M. seciinda Dana. Zoophj^tes, p. 481, tab. 4ü, fig. 4. MiLNE Edwakds, CoralL, V. 3, p. 138. Brook, Catal. of the Madrepor. Corals Brit. Mus., V. 1. Madrepora, 1893. 31. nobilis (part.) Vereill, in: Bull. Mus. comp. Zool., V. 1, 1864, p. 60. Ein Ast. Weit verbreitet im Indopacifischen Meer, Singapore, Ceylon, Rotuma (Gardiner), Grosses Barriereriff von Australien. M, gracilis Dana. Zoophytes, p. 482, tab. 41, fig. 3. MiLNE Edwards, Corall., V. 3, p. 147. QuELCH, Challenger Reef Corals, p. 158 (part.). Eathbun, in: Proc. U. S. national. Mus., 1887, V. 10, p. 16. Brock, Catal. Madrepor. Corals in Brit. Mus., V. 1, Madrepora, 1893, p. 32. Ein Ast, dessen schlanke Zweige dicht besetzt sind mit vor- stehenden nariforraen Coralliten, stimmt gut mit der Beschreibung und Abbildung der Art. Fand sich bis jetzt verbreitet von Ceylon bis zur Sulu-See und Fidji. M, austera Dana. Zoophytes, p. 478. MiLNE Edwards, Corall., V. 3, p. 144. Verrill, in: Bull. Mus. comp. Zool., V. 1, 1864, p. 41. Brook, 1. c. p. 56. Eine Colonie. Wie Dana hervorhebt, im Habitus sehr ähnlich M. abrotanoides Dana, polymorx>ha Brook, unterscheidet sich aber von vorn herein durch die dicken axialen Coralliten, die hier 3 mm Durchmesser haben, und die stark gerippten radialen Coralliten. Indopacifisches Meer, Singapore (Verrill, Studer), Rotuma (Gardiner). Subg. Polystachys Brook. Catal. Madrep. Corals Brit. Mus. V. 1, Madrepora, p. 22 u. 174. M. rosacea Esper. Pflanzenth., V. 1, p. 115, Madr., tab. 15, fig. 2, 3 u. 4. Studer, in: Mon.Ber. Akad. Wiss. Berlin, 1878, p. 530.. Brook, 1. c. p. 84. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 395 Eine typische Colonie. Vorkommen : Ostindische Meere, Samboangan, Ternate (Challenger), Salomons-Inseln, Fidji (Studer). M, armata Brook. 1. c. p. 100, tab. 10, fig. A, B. M. spicifera Dana, Zoophytes, p. 443 (part.), tab. 33, fig. 4 u. 4a. Das vorliegende Stück, das eine gestielte vasenförmige Colonie bildet, stimmt vollkommen mit der Abbildung überein, welche Dana von seiner M. spicifera auf tab. 23, fig. 4 giebt, weniger mit der oben citirten Abbildung von Brook, indem die abstehenden Aeste an der Unterseite nicht entwickelt sind, was auch bei dem von Dana abgebildeten Stück der Fall ist. Dagegen zeigt sie zahlreiche theils proliferirende, theils einfache röhrenförmige Coralliten auf der Unterseite, was Brook veranlasst hat, diese Form von der eigentlichen M. spicifera Dana, tab. 28, fig. 5, specifisch zu trennen. Indopacifischer Ocean, Singapore, Diego Garcia, Tahiti. M, arcuata Brook. 1. c. p. 102, tab. 12. Die Colonie bildet eine flach ausgebreitete Platte, die sich von einem breiten Stiel erhebt, der eine Millepora platyphylla Dana um- wachsen hat. Die Form der zarten, aufrecht stehenden Aeste erinnert ebenso wie der ganze Habitus der Koralle an M. patella Studer. Samoa (Brook). M. conferta Quelch. Challenger Ree£ Corals, p. 164, tab. 10, fig. 4. Rathbun, in: Proc. U. S. nation. Mus., 1887, V. 10, p. 13. Beook, 1. c. p. 108. M. vasfula Quelch, Challenger Reef Corals, p. 165, tab. 10, fig. 4. Nur ein Bruchstück. Die Zweige der Oberfläche erscheinen etwas schlanker, als die Beschreibung von Quelch angiebt. Fidji-Inseln, Tonga Tabu, Grosses Barriereriff, Torres-Strasse, Admiralitäts-Inseln . Subg. Pylopora Brook. M, sanioensis Brook. 1. c. p. 143, tab. 6, fig. C und tab. 31, fig. a. Zwei Aeste, wovon der eine wahrscheinlich dem Rande einer 396 TH. STUDER, Colonie, der andere dem Centrum derselben angehört, stimmen gut mit der Beschreibung Brook's. Bei gleicher Bildung der radialen Kelche sind dieselben bei einem Exemplar etwas grösser und dick- wandiger als bei dem andern, bei dem erstem sind auch die Aeste kürzer und stumpfer, eine specifische Verschiedenheit beider lässt sich aber daraus nicht ableiten. Samoa (Brook), Montiporinae Bernard. 1. c. p. 11—13. Montipora Quoy Gaim. M. funglforniis Bernard. Catal. Madrepor. Corals Brit. Mus., V. 3, p. 80, tab. 12, fig. 2, tab. 33, fig. 3. Eine incrustirende Colonie, welche eine abgestorbene Koralle überzieht, bietet die von Bernard angegebenen Charaktere für diese Art. Kleine, kaum 1 mm im Durchmesser weite Kelche, unregel- mässig vertheilte Papillen, die bald getrennt und isolirt sind, bald verschmelzen und an einigen Stellen die Kelche mit einem continuir- lichen Wall umgeben. Das Fehlen eines Epithels auf der Unterseite der vorspringenden Ränder der Colonie, die unregelmässig höckerige Oberfläche, alles dies spricht für die Zugehörigkeit zu der von Ber- nard aufgestellten Art, deren Fundort bis jetzt unbekannt war. M. lohulata Bernard. 1. c. p. 76, tab. 14, 16, fig. 1, tab. 33, fig. 1. Eine knollige Masse von 11 cm Durchmesser scheint zu dieser Art zu gehören, nur sind die Papillen gegenüber einem Exemplar von Mauritius feiner, der ganze Bau zarter. Diego Garcia, Mauritius (Dana). Poritidae. Porites Milne Edw. et Haime. JP. decipiens Brüggemann. Korallen der Insel Ponape, in: Journ. Mus. Godeffr., 1878, p. 210. Das vorliegende Bruchstück stimmt gut mit einem von Brügge- mann stammenden Exemplar in dem hiesigen Museum. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 397 Synaraea Verrill. S. danae (Milne Edw.). Porites contigua Dana, Explor. Exp. Zoophytes, p. 5G0, tab. 54, fig. ß. Porites ? danae Milne Edw., Corall., V. 3, p. 182. Ein Fragment. Fidji-Inseln (Dana). H y d r 0 z 0 a. Millepora Linne (part.) Dana. In neuerer Zeit hat Sidney Hickson, sich stützend auf die feinere Structur des Corallums, die Form der Polypen und der Me- dusen, welche sich bei allen von ihm untersuchten Arten als identisch erwies, den Satz aufgestellt, dass sich in dieser Gattung keine be- stimmten Arten unterscheiden liesseu, sondern dass alle bisher auf- gestellten Species nur verschiedene Wachsthumsformen einer und der- selben Art darstellen. Diese muss nach dem ältesten für eine Mille- pora aufgestellten Namen Millepora alcicornis L. heissen. Die sonst als Arten unterschiedenen Wachsthumsformen würden dann als Facies unterschieden 0- Die Ansicht Hickson's angenommen, würden folgende Facies zu verzeichnen sein : M. alcicornis facies dichotoma Hicks. M. dichotoma Forsk., Abbild, bei Hickson, in: Willey's Zool. Results, p. 2, tab. 13, fig. 2. M. alcicornis facies tortuosa Hkjks. M. tortuosa Dana, Explor. Exp. Zooph., p. 515, tab. 52, fig. 3, 3a. Die Koralle ist mit zahlreichen Cirripeden, Pyrgoma milleporae^ besetzt. M. alcicornis facies compressa Esper. M. forshali M. Edw. et Haimb. Mit Pyrgoma milleporae besetzt. 1) Hickson, On the species of the genus Millepora, in: Proc. zool. Soc. London, April 1898. — Notes on the collection of specimens of the genus Millepora obtained by Mr. Stanley Gardiner at Funafuti and Rotooma, ibid. Nov. 15. 1898. — Report on the specimens of the genus Millepora collected by Dr. Willey, in: Willey's Zool. Results, Part 2, Cambridge University Press, January 1899. Zool. Jahrb. XIV. Abth. i. Syst. 27 398 TH. STUDER, M. alcicornis facies complanata Hicks, M. platyphylla Eiibg. Dient als Ansatzpunkt für Madrepora arcuata Moore. Stylaster Gray. St. sangiiineus Val. MiLNE Edw. et Haime, in : Ann. Sc. nat., (ser. 3) V. 13, p. 96, tab. 3, fig. 2, 1850. MiLNE Edw. et Haime, Corall, V. 2, p. 130. II. Korallen Ton den Sandwich-Inseln und von Laysan. Die Korallen, welche die Ritfe der Sandwich-Inseln bilden, sind noch wenig bekannt. Mehrere neue Arten beschreibt Verrill von dort, in: Proc. Essex Inst., V. 4—6, nach den Sammlungen, welche Stimpson während der Pacific Exploring Expedition 1853 — 1856 ge- macht hatte, ferner Quelch nach den Sammlungen der Challenger- Expedition. Quelch stellt die bis dahin bekannten Arten in dem Report über die Madreporarien der Challenger- Reise, p. 29, zusammen. Es sind: Pocillopora caesiiitosa Dana F. veriUiana Quelch „ ligidata Dana Pavonia varians Verr. „ nohilis Verrill Stephanaria stellata Verr. „ aspera Verrill Dendrophyllia manni Verr. „ plicata Dana Montipora capitata Dana „ verrucosa Ell. Sol. ,, verrucosa Lam. „ maeandrina Dana „ palula Verr. „ informis Dana Porites liehen Dana „ frondosa Verrill „ compressa Dana Ästraea homhroni Rousseau „ hulbosa Quelch ,, rudis Verrill „ tenuis Verr. Coelastraea tenuis Verrill ,, mordax Dana Leptastraea stellulata Verrill ,, lohata Dana Cyphastraea ocellina Dana Älveopora verrilliana Dana Fungia paumotensis Stutchb.? Synaraea irregidaris Verr. Dazu kommt noch nach Moore Madrepora echinata Dana. Die Zusammensetzung der Arten ist hier gegenüber den südlich gelegenen Koralleninseln auffallend. Es herrschen ästige Pocilloporen und knol- lige Poritiden vor, während Madreporen und Asträen mehr zurück- Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 399 treten. Als Quelch sein Verzeichniss aufstellte, war überhaupt noch keine echte Madrepora von den Sandwich-Inseln bekannt. Von der Insel Laysan, die unter 25 ^ 46' n. B., also noch nörd- lich vom Wendekreis gelegen ist, hat Prof, Dr. Schauinsland nach seinem Aufenthalt daselbst eine anziehende Schilderung gegeben (Drei Monate auf einer Koralleninsel [Laysan], Bremen 1899, Verlag von Max Noessler). Es ist ein Atoll, mit einer Lagune im Innern, nur 3 englische Meilen lang und 2^2 Meilen breit und nicht höher als 9 m über das Wasserniveau erhoben. Rings um die Insel erstreckt sich ein Korallen- riff, das sie mit einem Gürtel von ungefähr Va — ^/i englische Meilen umfasst. Die reichen Guanolager der Insel werden regelrecht aus- gebeutet. Laysan bildet mit einer ganzen Anzahl anderer kleiner Inseln und Felsen eine Gruppe, die sich in nordwestlicher Richtung an die Sandwich-Inseln anschliesst. Die nordwestlichste dieser Inseln, Ocean Island, liegt in 28" 24' n. Br., 178" 27' w. L. und ist nach Schauinsland noch von Korallen gebildet. Sie dürfte mit den Liu- Kiu- und den Bonin-Inseln sowie dem südlichen Theil des Golfes von Californien, La Paz und Pearl Island die nördlichste Verbreitungs- grenze der Ritfkorallen im Pacifischen Ocean markiren. A. PocUloporidae. Pocillopora Lam. P, caespitosa Dana. Zooph., p. 525, tab. 49, fig. 5, 5 a. Vbrrill, in : Proc. Essex Inst., V. 6, p. 57, 1869. Quelch, Challenger Report on the Reef Corals, p. QQ. 3 Stücke, von denen jedes in der Wachsthumsform individuelle Verschiedenheiten zeigt. Das eine ist die typische Form, welche der Beschreibung von Dana zu Grunde liegt ; ein zweites unterscheidet sich durch die spär- lichere Verzweigung, so dass der Stock ein weniger dichtes Astwerk bildet ; bei dem dritten lösen sich die dicht stehenden, kurzen Aeste in eine Menge kleiner, stumpfer Zweige auf, die alle im gleichen Niveau endigen , so dass der ganze Stock einen gleichmässig ge- rundeten Klumpen darstellt. Diese letztere Form erinnert an P. hrevi- cornis Dana. Alle zeichnen sich aber in gleicher Weise durch die grossen Kelche aus, deren Wandungen sich nahezu berühren und in denen die Septa kaum hervortreten. Laysan. 27* 400 TH. STUDER, Bekannt von den Sandwich-Inseln (Dana, Verrill, Quelch), Tahiti (Quelch). J*. nohilis Verrill. in: Bull. Mus. comp. ZooL, p. 59, 1864. — Proc. Essex Inst., V. 6, p. 63, 1869. Quelch, Challenger Reef Corals. P. verrucosa (part.) Dana, Zooph., p. 529, fcab. 50, fig. 3, 3a, 1846. Laysan. Sandwich-Inseln (Verrill), Honolulu (Quelch). jP. nobilis var. tuber osa Verrill. 1. e. p. 64. Ausgezeichnet durch die grössern und dickern Seitenwarzen und die zahlreichen Warzen, welche die Enden der Zweige bedecken. Laysan. Hawaii (Verrill). JP, inaeandrina Dana. Zooph., p. 533, tab. 50, fig. 6, 6a, 1846. Veekill, in: Proc. Essex Inst., V. 6, p. 64, 1869. Wie schon Verrill hervorgehoben hat, stehen sich beide Arten sehr nahe. Schon bei P. nohilis zeigen einzelne Aeste die Tendenz, sich nach oben abzuplatten und zu verbreitern, so dass sie der Form, wie sie bei P. maeandrina Regel ist, ähnlich sind. Dagegen sind bei letzterer die lateralen Warzen viel weniger zahlreich, unregel- mässig zerstreut und lassen meist die von den verbreiterten Aesten gebildeten Kämme frei. Laysan. Sandwich-Inseln (Dana, Verrill). F, ligulata Dana. Zoophytes, p. 531, tab. 50, fig. 2, 2a. Edwards et Haime, Corall., V. 3, p. 306. Verrill, in: Proc. Essex Inst., V. 6, 1869, p. 61. Quelch, Challenger Reef Corals, p. 68. Ein Stock, der einen kopfförmigen Klumpen bildet, welcher sehr gut mit der Abbildung und Beschreibung Dana's übereinstimmt. Die Zweige im Innern Theil des Stockes sind meist am Ende abgeplattet, wie in Dana's Abbildung, am Rande kommen aber reich verzweigte Aeste vor mit kurzen, dicken, nicht verschmolzenen und nach allen Seiten abstehenden Endzweigen, die im Habitus ganz der folgenden Art nahe stehen. Laysan. Sandwich-Inseln (Dana, Verrill, Quelch). Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 401 jP. aspera Verrill. in: Proc. Essex Inst., V. 6. 1869, p. 59. Pocillopora favosa (pari) Dana. Einzelne Zweige. Diese Form dürfte sich mit P. ligulata ver- einigen lassen. Nach Verrill soll sich diese unterscheiden durch kleinere und mehr distante Kelche, besser entwickelte Septa und feinere Granulation des Cönenchyms. Ich finde bei beiden, dass die Ausbildung der Septen an verschiedenen Stellen ungleich ist, bei den lateralen Kelchen an den grössern Aesten besser entwickelt als an den Spitzen der Zweige, wo die Kelchwandungen sich berühren. Bei den Stücken, welche ich für die P. aspera halte, ist allerdings die Granulation des Cönenchyms gröber, die Granula sind dick und mit rauher Oberfläche. Laysan. Sandwich-Inseln (Verrill). B. Astraeidae. Asti'aea Lamarck. Syst. des anim. s. Vert., p. 371 (1801). Astraea Dana, Zooph., p. 200, 1848. Favia Milne Edwabds et Haime, Corall., V. 2, p. 426, 1857. Favia Klunzinger, Korallth. des Rothen Meeres, V. 3, 2, p. 25, Berlin 1879. Astraea Quelch, Challenger Report on Reef Corals, p. 96, 1886. Astraea Gardiner, Astraeid Corals from the South Pacific, in: Proc. zool. Soc. London, 1899, p. 747. A, riidis Verrill. Synopsis of Pol3'ps and Corals of the North Pacific Explor. Exped., in : Proc. Essex Inst., 1865, p. 34. Ein abgestorbenes Exemplar, auf welchem ein Porites aufge- wachsen ist. Trotzdem die Septa, soweit sie über den Kelchrand hervorragten, abgebrochen sind und so ein wichtiges diagnostisches Merkmal fehlt, so stimmen doch die übrigen Charaktere; Grösse der Kelche 10—12 mm. Die Zartheit der Septa mit wenig entwickelten paliförmigen Zähnen stimmt gut mit der Beschreibung Verrill's über- ein. Die Colonie bildet einen unregelmässigen Klumpen von 160 mm Durchmesser. Laysan. Verrill giebt als zweifelhaften Fundort die Sandwich- Inseln an. 402 TH. STUDER, Leptastraea Klunzinger. Korallth. d. Rothen Meeres, V. 3, 2, p. 43. Leptastraea Quelch, Challenger Report on Reef Corals, p. 108. Leptastraea et Saryastraea Milxe Edwards et Haime, p. 493 u. p. 512. Orhicella Gabdiner, On astraeid Corals from the South Pacific, in : Proc. zool. Soc. London, 1899, p. 751. i. stellulata Verrill. Synopsis of Polyps and Corals of the North Pacific Explor. Exped, in : Proc. Essex Inst., 1868, p. 36. 2 kleine ColonieD, welche Theile der oben erwähnten Ästraea rudis überziehen, dürften zu dieser Art gehören. Allerdings besitzt keine der Zellen einen Durchmesser von 6 — 7 mm (0,25 inch), welchen Verrill als Maximaldurchmesser angiebt, sondern höchstens 5 mm, doch haben wir es mit sehr jungen Colouien von 30 mm Durch- messer zu thun, bei denen die Zellen noch im Wachsthum begriffen sind und einige bloss 3 statt 4 Cyclen besitzen, Intracalycinale Knospung findet sich hier neben intercalycinaler vor. Gardiner vereinigt Leptastraea mit OrUcella Dana und Flesia- straea Milne Edwards et Haime zu der Gattung Orhicella Dana, ein Vorgehen, das mir in Anbetracht der nahen Verwandtschaft der dazu gehörenden Formen und bei genauer Vergleichung reichern Materiales gerechtfertigt erscheint. Laysan. Sandwich-Inseln (Verrill). Cyiiliastraea Klunzinger. Korallthiere des Rothen Meeres, V. 3, 2, 1879, p. 50. Cyphastraea et Solenastraea Milne Edwards et Haime, Corall., V. 2, p. 484, 495. Solenastraea Subg. Cyphastraea Duncan, Revis. of the families and genera of Madreporaria, in: Journ. Linn. Soc. London, 1884, p. 107. C. ocellina (Dana). (Taf. 30.) Ästraea {Orhicella) ocellina Dana, Zoophyt., 1846, p. 218, tab. 10,^ fig. 10. Cyphastraea? ocellina Milne Edw^ards et Haime, in: Ann. Sc. nat., (ser. 3), V. 12, 1850, p. 115. — Corall., V. 2, p. 487. Cyphastraea ocellina Vekrill, in: Proc. Essex Inst., V. 4, 1865, p. 17. 2 Colonien einer Cyphastraea stimmen im Ganzen mit der kurzen Beschreibung Dana's 1. c. überein. Es sind incrustirende Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 403 Massen mit deutlichem Epithel und höckriger Oberfläche, die zum Theil durch von der Korallenmasse umwachsene Serjmla-Röhreu be- dingt ist. Die Kelche sind klein, kleiner als in den mir zum Ver- gleich vorliegenden Arten C. chalcidicum, microphthalma, gibhosa und ahdita und ungleich entwickelt. Am grössten sind sie an den erhabenen Stellen, wo sie auch zuweilen so dicht stehen, dass ihre Mauern sich berühren, kleiner an den flachen Partien, wo sie durch schmale Cönenchymausbreitungen getrennt sind. Bei dem einen Exemplar, das zwei stark convexe höckrige Massen bildet, ragen die Kelche ziemlich weit über das Cönenchym hervor, wie in der Abbildung von Dana, bei dem zweiten Exemplar, das mehr flach ausgebreitet ist und nur einzelne mehr erhabene Stellen zeigt, sind auf diesen nur die Kelche über das Cönenchym erhoben, an den flachen Stellen Hegen sie im Niveau desselben ; die grössern Kelche haben einen Durchmesser von 2 mm und ragen bis 1,5 mm über das Cönenchym hervor. Ihre Wand zeigt dann deutliche , gedörnelte Rippen. Zwei Cyclen von 12 Septen sind gleich entwickelt, ein dritter Cyclus bald vollständig, bald unvollständig ausgebildet. Die senkrecht abfallenden Septa treten über den Kelchrand vor und sind seitlich mit Dornen besetzt, die Septalzähne sind nach der Tiefe zu mehr entwickelt. Die Collumella ist deutlich papillös. Die kleinern Kelche, die nicht im Niveau des Cönenchyms liegen, haben nur 1 — 1,5 mm Durchmesser und 2 Cyclen. Das Cönenchym zwischen den Kelchen erscheint dem blossen Auge glatt, erst bei Vergrösserung findet man es bedeckt mit kleinen, stumpfen Papillen, die bald mehr, bald weniger dicht stehen. Die Ausdehnung des Cönenchyms ist sehr verschieden, an einzelnen Stellen beträgt sie einen Kelchdurchmesser, an andern nur die Hälfte, und dort, wo das Wachsthum der Colonie ein intensives ist, berühren sich die Kelchwandungen; das kann dazu führen, dass die Vermeh- rung durch intercalycinale Knospung unmöglich wird und dieselbe nun durch Kelchtheilung geschieht. So sieht man an einer Stelle, wo durch Höckerbildung die Kelche emporgedrängt werden, Kelche mit intracalycinalen Knospen und endlich im Centrum des Wachsthums einfache Quertheilung, so dass hier neben einander durch verschiedene an Intensität zunehmende Druckverhältnisse der Typus von Orbicella, dann von Prionastraea und endlich von Goniastraea auftritt. Aehn- liche Erscheinungen kann ich auch bei einer Flesiastraea peroni constatiren. Ich stelle die Art zu C. ocellina (Dana) , obschon sich dies 404 TH. STUDER, nach der kurzen Diagnose Dana's nicht mit Sicherheit behaupten lässt : „Glomerate and lobed, often incrusting; polyps scarcely exceed- ing a line in breadth, lamellae 24. Corallum with the calicles globoso- cylindrical as in microphthalma, but smaller, with 12 minute lamellae equally exsert; iuterstices nearly naked; cell deep: in a transverse section septa nearly solid, and stars few-rayed. Laysan, 2 Stück. Sandwich-Inseln (Dana, Verrill). MeruUna Ehbü. M, regalis DanaV Explor. Exped. Zoophytes, p. 273, tab. 15, fig. 1. Das Bruchstück eines Blattes von einer MeruUna^ stimmt mit Exemplaren des Berner Museums übereiu. Das Stück wurde von Herrn Dr. Schauinsland in Hawaii käuf- lich erworben und dürfte von einem südlich gelegenen Fundort stammen. Fidji (Dana), Salomons-Inseln. Fungida Duncan. Fungidae Duncan. Fungia Dana ameud. Duncan. F. verrilliana Quelch. Challenger Exped. ßeef Corals, p. 30. Lobactis danae Verrill, in : Bull. Mas. comp. ZooL, 1864, p. 52. Fungia dentigera Da^^a, Zoophytes, p. 301, tab. 18, fig. 4. Ein Exemplar von 125 mm Länge, 90 mm Querdurchmesser und 47 mm Höhe mit fast planer Grundfläche und schwach con- vexer Kelchseite. Die Rippen lassen sich in regelmässig radialen gezahnten Leisten nur bis 15 mm vom Rande gegen das Centrum verfolgen, dann ver- lieren sie sich in einer Menge von stumpfen Dornen, welche unregel- mässig die ganze Unterfläche bis zum Centrum besetzt halten. Beide Zonen grenzen sich scharf gegen einander ab. Unser Museum besitzt ein grosses Exemplar von den Sandwich- Inseln von 150 mm Länge, 100 mm Breite und 61 mm Höhe, mit ungemein zahlreichen Septen. Hier sind die Dornen auf der Unter- seite kleiner und stumpfer und vereinigen sich oft zu Reihen, die Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 405 aber nicht radiär, sondern in unregelmässig verschlungenen Linien verlaufen. Laysan. Sandwich-Inseln (Dana, Verrill, Quelch, Museum Bern). F. echinata (Fall.). Madrepora echinata Pallas, Elench. Zooph., p. 284. Herpetolithus rüppelli Leuckart, De Zoophytis Coralliis, speciatim de Genere Fungia Friburgi Brisgavorum 1841, p. 54, tab. 1. Fungia rüppelli Dana, Zooph., p. 304. Fungia echinata Milne Edw. et Haime, Cor., V. 3, p. 14. Ctenactis echinata (Agass.) Veerill, in : Bull. Mus. comp. Zool., V. 3, p. 51. Haliglossa echinata Klunzinger, Korall. d. Rothen Meeres, V. 8, 1879, p. 67. Von dieser Art befindet sich ein grosses Exemplar, von den Sandwich-Inseln stammend, im Naturhistorischen Museum in Bern. Dasselbe wurde von Herrn Bischoff , welchem das Museum noch andere Korallen der Inselgruppe verdankt, so Fungia verrilliana, Pavonia varians und andere, gesammelt, so dass an der Richtigkeit des Fundortes nicht zu zweifeln ist. Genaue Fundstellen von F. echinata sind wenige angegeben. Pallas giebt das Indische Meer als Verbreitungsgebiet an, ebenso Leuckart mit Fragezeichen, da er die Herkunft seines Exemplares nicht kannte. Dana stützt sich mit der Fundortsangabe auf Leuckart, Milne Edwards et Haime sagen : „Habite les mers de l'Inde et de la Chine." Klunzinger fand die Art nicht im Rothen Meer. Die einzige genaue Fundortsangabe stammt von Verrill, welcher die Art von S i n g a p 0 r e anführt. Halomitra Dana. Zoophytes, p. 341, 1846. Halomitra et Podohacia Milne Edwards et Haime, Corall., V. 3, p. 19—21. Halomitra Duncan, Fungidae, in: Journ. Linn. Soc. London, Zool., V. 17, 1883, p. 155. — Revision of the families and genera of the Madre- poraria, ibid. V. 18, 1884, p. 144. Halomitra et Podohacia Quelch, Challenger Exped. Reef Corals, p. 138—141. Halomitra Gardineu, Fungid Corals from the iSoutb Pacific, in : Proc. zool. Soc. London, 1898, p. 527. Die Gattung Halomitra wurde zuerst von Dana für H. pileus, eine freie, zusammengesetzte Fungide, aufgestellt, die von Pallas, LiNNE u. A. als Madrepora pileus beschrieben worden war. Ob freilich 406 TH. STUDER, die LiNNE'sche und PALLAs'sche Species mit der von Dana be- schriebenen identisch ist, lässt sich schwer feststellen. Pallas hatte nach seiner Beschreibung eine HalomUra vor sich, vereinigte aber, wie aus seinen Citaten und Hinweisen auf Abbildungen bei Rumph, Seba u. A. hervorgeht, mit M. pileus auch andere freie und zu- sammengesetzte Fungiden von convexer Gestalt, so dass es sich dabei mehr um einen Sammelbegrifi' mehrerer ähnlicher Arten, die nach den heutigen Begritfen theils zu Halotnitra, theils zu Herpolitha und Cryptobacia gehören, handelt. Linne bezieht sich in der 10. Auflage des Systema Naturae bei seiner Madrepora pileus nur auf Rumph's Mitra polonica, deren Abbildung unzweifelhaft eine Halomitra dar- stellt; in spätem Auflagen werden noch Seba's Abbildungen im Thesaurus, V, 3, tab. 111, fig. 3 und 5, auf die Art bezogen. Diese stellen aber Herpolitha- ki'i&n dar. Demnach wird auch bei Linne in der 13. Auflage Madrepora pileus ein Sammelbegriff für freie, zu- sammengesetzte Fungiden. Als Typus für die Gattung Halomitra kann daher nur H. pileus Dana gelten, welche eine klar definirte Art darstellt; ältere Synonyme sind zweifelhaft, besonders seit wir nun mehrere Arten von Halomitra kennen gelernt haben, die alle zu den Diagnosen von Pallas und Linne sowie Lamarck passen. Im Jahre 1851 stellten Milne Edwards et J. Haime die Gattung Podohacia auf — in: Ann. Sc. nat. (s6r. 3) V. 15, p. 98, 1851, und Coralliaires, V. 3, p. 20, 1860 — für die Madrepora crustacea Pallas, Pavonia explanulata Dana, Zooph., p. 322, 1846. Die Gattung soll sich von Halomitra unterscheiden, 1) dadurch, dass die Colonie aufgewachsen ist, 2) dass dieselbe ein ausgebreitetes, unregelmässiges, oft lappiges Blatt darstellt, dessen Unterseite mit zahlreichen Dornen besetzt und von Poren in unregelmässigen Ab- ständen durchsetzt ist. Sie unterscheidet sich von Halomitra nur durch die Form und die Fixation. DuNCAN, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 17, p. 155, u. V. 18, p. 144, 1884, hat den Vorschlag gemacht, beide Gattungen in eine, Halomitra Dana, zu verschmelzen, da die Unterschiede zwischen beiden zu unbedeutend sind, um sich als generische verwerthen zu lassen ; diesem schlössen sich neuere Forscher, wie Gardiner 1. c. an. Quelch 1. c. p. 138 — 141 sucht dagegen die beiden Gattungen auf- recht zu erhalten, indem er ihre Unterschiede neu feststellt. Nicht mehr der freie Zustand der einen zum aufgewachsenen Zustand der andern werden in Gegensatz gestellt, sondern die Structur des Corallums. Zu Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 407 Podohacia zählt er freie und aufgewachsene Formen, bei denen das meist convexe Blatt dünn und von zahlreichen Poren durchbohrt ist. Die Unterseite zeigt weniger deutliche radiale Costae, sondern ist fein gezähnelt oder stachlig, wobei Zähne und Stacheln nur undeutlich radiäre Anordnung zeigen. Die Septa der radiären Kelche sind nicht vorragend und fein gezähnt. Zu dieser rechnet er P. crustacea Milne Edwards et Haime, Halomitra pileus Milne Edwards et Haime, deren Verschiedenheit von Dana's gleichnamiger Art schon von Verrill erkannt wurde, ferner eine neue Art, P. rohusia Quelch. Bei Halomitra dagegen ist das Blatt dick, wenig durchbohrt, es sind radiäre Costae auf der Unterseite vorhanden, die in starke Dornen und Zähne getheilt sind, die Septa der radiären Kelche sind grob ge- zähnt und gelappt und springen über das Niveau der radiären Septen vor. Dahin gehören H. pileus Dana und tiara (Agass.). Es liegen mir hier inclusive Podohacia crustacea 6 Arten von Halomitra vor, die theils aus dem Naturhistorischen Museum in Bremen, theils aus der hiesigen Sammlung stammen und die mir Gelegenheit geben, über die Gattung Halomitra und deren Arten einige weitere Bemerkungen zu machen. Eine der Arten wurde von Herrn Dr. Schauinsland in Hawaii gesammelt, weshalb ich dieses Capitel hier einfüge. Uebersieht man die vorliegenden Stücke, so kann man Formen unterscheiden, bei denen noch der Charakter der Einzelfungie be- wahrt ist. Die Colonie ist frei, annähernd kreisrund, stark convex, das Blatt dick und solid, von Poren durchbohrt und auf der Unter- seite mit radiären, bedornten Rippen besetzt. Die Unterseite zeigt damit noch den Charakter der einfachen Einzelfungie. Die andern zeigen eine mehr unregelmässige Gestalt, das Blatt ist dünn, von zahlreichen Poren durchbrochen, die radiären Rippen der Unterseite sind in zahlreiche Dörnchen aufgelöst, und ihre radiäre Anordnung ist häufig gestört und undeutlich. Jede Gruppe entspricht daher je einer der zwei von Quelch neu charakterisirteu Gattungen Halomitra und Podohacia. Quelch giebt noch einen weitern Unterschied zwischen beiden an, bei Halomitra sollen die radiären Septen der einzelnen Kelche stark vorragen, bei Podohacia dagegen nicht. Ich finde nun bei einer Form, die im Wesentlichen die Charaktere von Podohacia zeigt, die radiären Kelchsepten sehr stark vorragend, so dass auf diesen Charakter wohl weniger Gewicht zu legen ist. Da- 408 TH. STUDER, gegen bestimmt mich noch ein anderer Grund, die beiden Formen- reihen wenigstens als Subgenera von einander zu trennen. In beiden kommen Arten vor, bei denen die radiären Kelche noch sehr spärlich zur Entwicklung gekommen sind und die den Charakter der Einzel- fungien noch vorwiegend erhalten haben, es mögen das primitive Formen sein, bei denen durch Auftreten von Knospen auf der Mund- scheibe die Einzelform anfängt, in die Colonie sich zu verwandeln. Eine solche Uebergangsform, die unten näher beschrieben werden soll, bildet den Ausgangspunkt für das Subgenus Halomitra^ eine zweite darf als der von Podohacia angesehen werden ; sie bildet die von QuELCH beschriebene Sandalolitha dentata. Subg. Halomitra Quelch. Massive Colonien vom allgemeinen Habitus einer Einzelfungie, die Wand von wenig zerstreuten Poren durchbohrt. Ein primärer Centralkelch meist erkennbar, die Radiärsepta der secundären, peri- pherischen Kelche stets über das Niveau der übrigen Septa vorragend. Mauerwand concav mit deutlichen radiären, dornigen Rippen. H, fnngites n. sjj. (Taf. 24, Fig. 2 u. 3.) Corallum dick und massiv, vom Habitus einer Einzelfungie, von unregelmässig gerundetem Umriss, stark convex, mit grosser centraler Mundspalte, von der die meisten Septa direct zum Rande ausstrahlen. An einzelnen Stellen werden sie unterbrochen von secundären Kelchen, die aber nur in geringer Zahl vorhanden sind und radiäre Septa be- sitzen. Unterseite stark concav mit radiären Rippen, die in zahn- artige grobe, oft verzweigte Dornen aufgelöst sind. Der grösste Durchmesser beträgt 160 mm, der Querdurchmesser 147 mm, die Höhe 70 mm. Die centrale primäre Mundspalte liegt im Längsdurchmesser und hat 30 mm Länge. Von ihr gehen die zahlreichen Septa (bis 132) aus, mit denen ziemlich dicke und an dem vorragenden Rande grob gezähnte, dünne, niedrige, lamellöse Blätter mit fein gezähneltem Rande abwechseln. 24 Primärsepta dringen am weitesten in die Mundspalte vor. Die meisten Septa laufen ununter- brochen bis zum Rande. Ein Theil aber wird unterbrochen durch radiäre Kelche, von denen nur 3 vorhanden sind, und unentwickelten nicht radiären, von denen sich gegen 20 unterscheiden lassen. Die radiären Kelche liegen theils in der Mitte zwischen Centrum und Rand, theils näher der centralen Mundötihung. Man unterscheidet Reise nach dem Pacific. Madrepoiarier von Samoa etc 409 12 abwechselnd grössere und dünn lamellöse Septa, von welchen die grössern stark vorspringen und durch grosse Zähne ausgezeichnet sind. Der Durchmesser der Kelche beträgt 8 mm. An den unvollkommenen Kelchen nimmt man nur eine Unterbrechung von 2 — 3 radialen Septen wahr, von denen meist je 3 nach einem Centrum convergiren. Der Process der Bildung von radialen Kelchen kann hier in verschiedenen Stadien verfolgt werden. Zunächst können an einer beliebigen Stelle einige Septa unterbrochen werden, gewöhnlich sind es 3 neben ein- ander laufende Septen, in denen eine Lücke entsteht, doch scheint dieses nicht gleichzeitig zu geschehen, oft ist zunächst nur eines oder zwei unterbrochen, die dann an der Resorptionsstelle in einem spitzen Winkel zusammenlaufen. So bildet sich an diesen Septen eine mit der primären Mund- spalte zusammenhängende orale und eine mit dem Rande zusammen- hängende marginale Partie, zwischen beiden liegt das spätere Kelch- centrum. Nun können auch die seitlich der Lücke verlaufenden Septen einen Resorptionsprocess erleiden und die Ränder, welche die Lücke begrenzen, sich nach dem neuen Kelchcentrum umbiegen, wo- durch sie senkrecht zu der ursprünglichen radiären Richtung der Septa zu stehen kommen. So entsteht ein System von radiären Septen, das auf das neue Kelchcentrum convergirt, und jedes derselben bleibt im Zusammenhang mit den oralen und marginalen Theilen der ursprünglichen Septa. Alle diese Stadien lassen sich an den unvoll- kommenen, zerstreuten Kelchen beobachten. Die gleiche Art der Kelchbildung lässt sich auch bei den andern Arten der Gattung verfolgen. Die Unterseite der Koralle ist stark concav, nur von wenig zer- streuten Poren durchbohrt. Bis zu einer centralen, nabelartigen Partie verlaufen radiale Rippen, deren Zahl der der Septen entspricht. Dieselben sind mit groben, kegelförmigen , spitzen Zähnen besetzt, welche von aussen nach innen grösser werden, stark vorragen und häufig verzweigt sind, ihre radiale Anordnung verwischt sich dabei gegen das Centrum immer mehr. Die Dicke des Corallums beträgt am Rande 17 mm, nach innen bis 24 mm. Philippinen (Museum in Bern). Halotnitra jnleus Dana. (Taf. 23.) Explor. Esped. Zooph., p. 311, tab. 21, fig. 2, 1846. H. clypeus Verrill, in : Bull. Mus. comp. Zool., Jan. 1864, p. 52. 410 TH. STUDER, Verrill hat den DANA'schen Nameo piJeus in clypeus umge- ändert, da er annimmt, dass die verschiedene von Milne Edwards et Haime beschriebene H. pileus die LiNNE'sche Madrepora pileus sei. Für diese Annahme fehlen uns aber bestimmte Anhaltspunkte, und ich glaube, dass eine wohl charakterisirte Art unter dem Namen H. pileus erst von Dana an zu adoptiren ist. Es liegt mir eine Halomitra-Avt aus dem Museum in Bremen vor, welche der Beschreibung und Abbildung Dana's in jeder Hin- sicht entspricht. Der Umriss derselben ist annähernd kreisrund, die Koralle ist stark convex und erhebt sich in regelmässiger Wölbung bei einem Durchmesser von 380 mm auf 197 mm. Das Corallum ist dick und massiv, 20—30 mm. Die Kelche auf der Oberseite sind sehr zahlreich, am meisten gedrängt gegen den Gipfel, weniger gegen den Rand, wo man einzelne radiäre Septen noch von der Mitte der Fläche bis zum Rande ver- laufen sieht. Die Septa sind stark vortretend, dick und in zahnartige, breite Lappen zerschnitten, ein Charakter, der in der Abbildung Dana's sowie in dem von ihm gebrauchten Ausdruck „strongly inciso-dentate" sehr gut wiedergegeben ist. Man zählt 8 gröbere Septen auf einem Centimeter, zwischen ihnen liegen dünne, am Rande ungezähnte Septal- laraellen. Am Gipfel der convexen Scheibe lässt sich noch der Central- kelch unterscheiden, der aber von den secundären Radiärkelchen sehr wenig unterschieden ist. Er ist lang gestreckt, sein längerer Durch- messer beträgt 15 mm, der Querdurchmesser 10 mm. Man kann 18 dicke, stark vorspringende Septa unterscheiden, zwischen denen fein lamellöse liegen. Eine papillöse Columella ist deutlich. Die radiären Kelche liegen dicht um den Centralkelch und berühren sich noch in einem Umkreis von ca. 5 cm Radius, von da treten sie weiter aus einander, von einander getrennt durch parallel verlaufende zum Rande streichende Septa, die dem System der ursprünglichen Einzelfungie angehören. Die radialen Kelche haben einen Durchmesser von 8—10 mm und besitzen meist 12 Septa, die stark vorspringen und groblappig ge- zähnt sind. Eine papillöse Columella ist stets vorhanden. Gegen den Rand trifft man viele noch unvollkommene Kelche, bei denen die Um- biegung der durchbrochenen Septa nach der neuen Mundöffnung noch nicht stattgefunden hat. Für die Länge der Kelchsepten giebt Dana ^l2 — ''^U of an inch Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 41 1 an, was für die Kelche, die ungefähr im halben Radius der Colonie liegen, passt; näher dem Centralkelch, wo sie dicht an einander ge- drängt sind, sind sie kürzer, G mm. Die Unterseite bietet dicht ge- drängte radiäre Rippen, die in scharfe Dornen aufgelöst sind. Leider ist der Fundort des vorliegenden Exemplares nicht ange- geben. Dana's Exemplar stammte von Fidji, von wo es auch Verrill anführt. H. tiara Agassiz. M. S. (Taf. 25.) Verrill, in : Bull. Mus. comp. Zool., Jan. 1864, p. 53. H. pileus MiLNE Edwards, Corall., V. 3, p. 21. QuELCH, Challenger Exped. Reef Corals. p. 140. 2 Exemplare aus dem Museum in Bremen, wovon eines unbe- kannten Fundorts ist, das andere von Herrn Dr. Schauinsland in Hawaii käuflich erworben wurde. Das erste Exemplar stellt ein hohes, kegelförmiges Gebilde dar, mit annähernd kreisrunder Basis, von wo das Blatt, theils gerade ansteigend, theils noch vor dem Gipfel eine Vorwölbung bildend, sich zu der erhabensten Stelle erhebt. Der Gipfel ist abgestorben, da der oberste Theil wahrscheinlich beim Höhen wachsthum, das vom Rande ausgeht, über das Wasseruiveau zu stehen kam. Der Durchmesser beträgt 220 mm, die Höhe 230 mm, die Dicke des Blattes 13 — 18 mm. Das zweite Exemplar, das von Herrn Dr. Schauinsland in Hawaii käuflich erworben wurde, wahrscheinlich aber von einer südlich ge- legenen Fundstätte stammt, ist weniger regelmässig kegelförmig, es bildet eine stark convexe Lamelle von unregelmässig gerundeter Form mit uneben höckriger Oberfläche. Die Höhe beträgt 180 mm, der grösste Längsdurchmesser 325 mm, der kurze Querdurchmesser 240 mm, die Dicke des Blattes 12 — 20 mm. Auf dem abgeflachten Gipfel kann man den centralen Primär- kelch erkennen , der sich wenig von den radiären Secundärkelchen unterscheidet. Er hat 10 mm im Durchmesser und zeigt Septa in 5 Cyclen, wovon die 3 ersten Cyclen bis in das Centrum des Kelches vorspringen. Die Columella ist rudimentär. Die radialen Kelche liegen zunächst dicht um den Centralkelch und berühren sich mit ihren Rändern, nach dem Rande zu treten sie weiter aus einander und verlieren schliesslich die radiäre Anordnung der Septen, immer mehr findet man Septa, die, den ursprünglichen Radiärlamellen entsprechend, zwischen den Kelchen hindurch direct zum Rande verlaufen, und am Rande behalten sie den Typus solcher von Einzelfungien. 412 TH. STUDER, Die Septa der Radiärkelche, welche einen Durchmesser von 10 bis 12 mm besitzen, sind vorragend, doch nicht so stark wie bei H. pileus. Es lassen sich 4 Cyclen unterscheiden, von denen die des 1. und 2. gleich stark sind, die des 3. und 4. dünne Lamellen dar- stellen. Die Columella ist rudimentär. Das Verhalten der Septa ist verschieden an den senkrecht abfallenden Theilen der Colonie und an den sanfter abfallenden. An den erstem Partien ragen die stärkern Lamellen mehr hervor und sind tief lappig gezähnt, an den letztern gezähnt, aber weniger tief eingeschnitten, mit mehr spitzen, scharfen Zähnen. Die Länge der Septa beträgt nahe dem Gipfel 8—9 mm, nach der Peripherie hin viel mehr. Die radiären Primärsepta stehen im Allgemeinen dichter als bei H. pileus^ es fallen 9 auf 1 cm, auch sind sie weniger dick, welche beiden Eigenschaften der Korallenober- fläche ein ganz verschiedenes, weniger rauhes Aussehen geben. Die Unterseite zeigt ziemlich zahlreiche, unregelmässig zerstreute Poren. Der Rand ist etwas aufgewulstet, eine Anzahl concentrischer Wachsthumswülste geben der Unterseite eine wellige Oberfläche, das Centrum bildet einen etwas vorspringenden Nabel, welcher der ur- sprünglichen Haftstelle entspricht. Zahlreiche Rippen laufen radiär vom Nabel zum Rande. Sie sind mit glatten, spitzen Zähnen besetzt, deren Spitzen in der Peripherie nach dem Rande zu geneigt sind, nachher direct sich nach der Axe der Wölbung kehren. Als Fundort für die Art werden von Verrill die Kingsmill-Inseln angegeben. Mit dieser Art stimmen 2 als Halomitra pileus Milne Edwards bestimmte Exemplare des Museums im Jardin des Plantes überein. H, concentriea n. sp, (Taf. 26.) Corallum weniger convex, unregelmässig gerundet, mit höckriger Oberfläche. Die Peripherie des Randes bildet eine nach einer Rich- tung stärker ausgedehnte Wellenlinie. Es lässt sich ein grosser Centralkelch unterscheiden, um welchen herum bis zum Rande die Radiärkelche in nahezu regelmässigen concentrischeu Linien sich an- ordnen. Dieselben sind weiter getrennt als bei den vorher beschriebenen Arten, die Septallamellen sind dünn und zart, es gehen 12 auf 1 cm. Die Längenausdehnung des Stockes beträgt 384 mm, die Breite 325 mm, die Höhe 140 mm, die Dicke des Blattes )5 — 18 mm. Der Grundriss des Stockes bildet ein Oval mit eingebuchteten Rändern, die zugleich wellig gebogen sind. Auf dem schmalen Durch- messer erhebt sich das Blatt von einer Seite steil, fast senkrecht bis Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 413 zum Gipfel, nach der andern Seite bildet es einen sanftem Abfall, dessen Fläche aber durch Erhebungen und Einsenkungen uneben ist. Die Mitte mit dem Centralkelch liegt nicht auf der höchsten Er- hebung, sondern auf der sanften Neigungsfläche, 65 mm vom Gipfel entfernt. Der Centralkelch ist gross, in der kleinen Axe der Colonie ver- längert, mit einer Mundspalte von 8 mm. 24 grössere Septallamellen, von denen 12 weiter nach dem Kelchcentrum vorspringen, strahlen von ihm aus. Dieselben ragen über den Kelchrand, sind dünn und zart, am Rande tief sägezähnig eingeschnitten. Zwischen diese grössern Lamellen schiebt sich ein System von feinen, dünnen, ganz- randigen Blättern. 15 mm von dem Kelchcentrum entfernt werden die Lamellen von einem Kranz von Centren radialer Kelche unter- brochen, dann folgen in concentrischen Kreisen auf einem Radius von 50 mm 4 weitere Kreise von Kelchen, die zwar nicht alle direct auf der KreisHnie stehen, aber sich doch im Ganzen nach einer solchen anordnen. Im weitern Verlauf werden die Abstände immer grösser, und die kreisförmige Anordnung verwischt sich immer mehr. Gegen den Rand sieht man nur noch die parallelen radiären Septen der Einzelfungie. Die radialen Kelche haben eine quer verzogene Mundspalte von 5 mm und 6 — 12 grosse Septa, deren Rand wenig vorragt und mit scharfen Zähnen besetzt ist. Wie auch bei den andern Arten hervor- gehoben wurde, sind die Septa höher, dicker und tief sägezähnig bis lappig eingeschnitten an den steilern Stellen der Colonien, dünner und nur sägezähnig an den sanftem Abfällen ; wo sich die Fläche zu einem Höcker erhebt, werden die Septa höher und gröber gezähnt. Die concave Unterseite zeigt zerstreute Poren und zahlreiche radiäre Rippen, die in spitze, conische Zähne aufgelöst sind. Das Stück stammt von den Palau-Inseln (Museum Bremen). Subg. Podohacia. Gen. Podohacia Milne Edwards, Quelch. Sandalolüha Quelch. I*. dentata (Quelch). Sandalolüha dentata Quelch, in: Challenger Results, Reef Corals, p. 144, tab. 7, fig. 1— Id. Wie man Halomitra fungites als Ausgangspunkt für das Subg. Halomitra nehmen kann, so kann man auch in P. dentata eine Fungie sehen, die von vorn herein durch ihre Tendenz, von dem kreis- Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 28 414 TH. STUDER, förmigen Wachsthum abzuweichen, durch die dünne, perforirte Wan- dung und das Verhalten der Kelchrippen den Typus der Podobacien vorbereitet. Auch hier ist die Bildung radiärer Kelche noch sehr spärlich und der Charakter der Einzelfungie noch nicht verwischt- Aus dieser dünnwandigen, mehr unregelmässigen Grundform entwickeln sich durch Vermehrung der radiären Kelche die mehr dünnblättrigen Colonieu der Podobacien, die am Ende in P. crustacea am meisten von der Ausgangsform sich differenziren. jP. lyhilippinensis n, sp. (Taf. 28, Fig. 7.) Das Corallum stellt ein 15 mm dickes Blatt dar von unregel- mässig ovalem Umriss, oben convex und uneben, auf der Unterseite concav. Ein Centralkelch ist deuthch, gross; um ihn gruppiren sich in unregelmässigen concentrischen Kreisen die radialen Kelche in ziem- lich weiten Abständen. Sie sind deutlich radiär gebaut, mit stark vorragenden, grob gezähnten Septa, so dass die Kelche über das Niveau der Colonie stark vorspringen. Die Primär- und Secundär- septa sind dünn, aber in ziemlich weiten Abständen von einander, so dass im Durchschnitt nur 8 auf 10 mm kommen. Die Unterseite zeigt sehr zahlreiche Poren. Die Rippen sind in kleine, rauhe Dornen aufgelöst, die nur auf dem halben Radius eine radiäre Anordnung zeigen, gegen den etwas vorspringenden Nabel aber unregelmässig ge- ordnet erscheinen. Die ganze Unterseite zeigt concentrische Au- wachsstreifen. Die ganze Colonie zeigt eine Länge von 440 mm und einen Querdurchmesser von 370 mm. Die Höhe beträgt 154 mm. Die Wölbung ist unregelmässig, an einer Seite fällt die Colonie steiler ab als an der andern. Die höchste Erhebung liegt 60 mm von dem Centrura, das durch den Centralkelch markirt wird, entfernt. Im Uebrigen ist die Oberfläche sehr uneben. Der Centralkelch ist gross, 25 mm im Durchmesser, die nach dem Querdurchmesser des Corallums verlängerte Mundspalte ist 8 mm lang. Es lassen sich 4 Cyclen unterscheiden und ein unvollkommen ent- wickelter 5. Cyclus. Die Septen der 2 ersten Cyclen springen in das Kelchcentrum vor, sind hoch vorragend, am Rande mit unregelmässigen stumpfen Zähnen besetzt. Die des 3. Cyclus sind ähnlich entwickelt, treten aber weniger weit vor, die des 4. und 5. Cyclus sind dünne, glatte, niedrige Lamellen. Die Columella ist ganz rudimentär. Der erste Kreis der radialen Kelche zeigt Abstände von 20 mm vom Centralkelch. Die Kelche sind Ton einander abstehend, so dass Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 415 Radiärsepten vom Centralkelch zwischen ihnen durch bis zur zweiten, an einer Stelle bis zur dritten concentrischen Reihe der Radialkelche laufen können. Die Radialkelche sind bis nahe zum Rande entwickelt in erst mehr regelmässigen, dann mehr zerstreuten concentrischen Reihen in Abständen von 10 — 20 mm. Die Mundspalte der Radialkelche ist 3—4 mm gross. Die Septa 9 mm lang. Es lassen sich 2 und bei entwickeitern Kelchen 3 Cyclen unterscheiden. Im ersten Fall ist der 1. Cyclus stark vorragend, kammartig über das Niveau der radiären Septa vortretend und am Rande grob gezähnt, an den steil abfallenden Theilen der Colonie zer- schneiden die tiefen Einschnitte der hoch vorragenden Septalränder diese in gezähnelte Lappen. Der 2. Cyclus bildet niedrige, glatte Lamellen. Gewöhnlich liegen 2 Septenpaare in radiärer Richtung, das 3. Paar senkrecht darauf. Bei Entwicklung von 3 Cyclen sind 12 Septa vorragend, der 3. Cyclus dünn lamellenartig. Eine schwammige Columella ist im Grunde der Kelche entwickelt. Der Rand der Colonie ist scharf, nicht verdickt. Die concave Unterseite zeigt concentrische , wulstig vortretende Anwachsstreifen und im Centrum einen nabelartigen Vorsprung, dessen Lage genau der des Centralkelches auf der Oberseite entspricht. Die kurzen Dornen, welche die Unterseite bedecken, sind vom Rande bis zum halben Radius noch in radiären Radien geordnet, gegen die Mitte ver- wischt sich diese Anordnung, und es ist nur noch eine Granulation aus angehäuften, spitzen Dörnchen vorhanden. Sehr zahlreiche Poren durchbohren die Wand des Polypars. Philippinen (Museum Bern). 2*. irregiilaris Gardiner. Gaedinek, Fungid Corals from the South Pacific, in : Proc. zool. Soc. London, 1898, p. 528, tab. 43, fig. 1 u. 2. Hier verschwindet der Centralkelch mit dem Alterswachsthum der Koralle, ebenso die radiäre Anordnung der Dornen auf der Unter- seite, auch erscheinen die Radialkelche mehr zerstreut auf der Ober- fläche, und die Septa derselben sind weniger vorragend. Funafuti. J*. rohusta Quelch. in: Challenger Exped. Report on the Reef Corals, p. 140, tab. 6. fig. 5 bis 5b. 28* 416 TH. STUDER, Die Radialkelche sind hier mehr regelmässig um einen Central- kelch geordnet, und doch verwischt sich auch hier die radiale An- ordnung der Dornen auf der Unterseite. Aniboina. jP. rriistacea (Fall.)- Madrepora crustacea Pallas, Elench. Zooph., p. 271, 1776. Pavonia explanulafa Dana, Explor. Exped. Zooph., p. 322, 1846. Podohncia crustacea Milne Edwards et Haime, in : Ann. Sc. nat., (ser. 3) V. 15, p. 98, 1851. Milne Edwards, Corall., V. 3, p. 20. Halomitra crustacea Duncan, Fungidae, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 17, 1883, p. 155. Hier ist der Habitus der Einzelfungie vollständig verschwunden, das Blatt bekommt eine unregelmässige Gestalt und bleibt aufgewachsen, alle Kelche sind gleich gestaltet, unregelmässig vertheilt und eng an einander gelagert. üeberreste der ursprünglichen radialen Septen sind nur noch am Rande wahrzunehmen. Ceylon, iVIalakka, Siiigapore. M adr eporid ae Bernard 1. c. Madreporinae Bernard. 3Iaclrepora Dana. Subg. TracJiylopora Brook. M, echinata Dana. (Taf. 29, Fig. 8.) Zooph., p. 464, tab. 36, fig. 1. Milne Edwards et Haime, Corall., V. 3, p. 147, tab. El, fig. 4. Verrill, in: Bull. Mus. comp. Zool., V. 1, p. 41, 1864. Rathbun, in: Proc. U. S. nation. Mus., V. 10, p. 15, 1887. Brook, Catal. of Madreporarian Corals in the Brit. Mus., V. 1. — Madrepora, p. 185. M. durvillei M. Edwards et Haime, Corall., W 3, p. 148. Das vorliegende Stück ist mit einer breiten, flachen Basis auf der Schale einer Perlmuschel aufgewachsen, leider ist es beschädigt, in- dem die Zweigspitzen abgebrochen sind, doch lässt sich eine Ueber- einstimmung der Art mit den Beschreibungen und Abbildungen Dana's, Milne Edwards' und Brook's constatiren, nur ist die Form in allen Dimensionen kleiner als die der typischen Exemplare Dana's, die von Fidji stammen. So erreichen die ungetheilten, röhrigen Kelche nie die Länge von 20 mm, sondern höchstens 7—8 mm; sind sie länger, so besitzen sie stets kurze Seitenknospen. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 41 7 Interessant ist die flach sich auf der Schale ausbreitende Basis, aus deren Mitte der im Anfang 16 mm dicke Stamm aufsteigt. Es bildet diese eine ovale, dünne Platte von 1 — 2 mm Dicke am Rande, von 100 mm Längs- und 80 mm Breitenausdehnuug. Ihre Cönenchym- fläche ist mit feinen Granula bedeckt, wie auch der Stamm der auf- rechten Koralle, und wenig porös. Auf ihr erheben sich kleine, warzen- förmige Kelche, deren Ränder über das Cönenchym vorspringen. Wo sich die Platte gegen den Stamm erhebt, wird der central gelegene Rand der Kelche etwas höher, an der Basis des Stammes sind sie wieder in das Cönenchym eingesenkt. An einzelnen Stellen der Platte sind die Kelche röhrenförmig verlängert, gegen den Rand werden sie sehr klein, und der Rand selbst wird nur von Cönenchym gebildet. Neue Kelche entspringen zwischen den alten, die 2—3 mm von einander entfernt stehen. Die Kelche selbst sind tief, haben bis 2 mm im Durchmesser und zeigen 12 wenig vorspringende Septa, die alle gleich entwickelt sind. Ein glattes Epithek ist auf der Unterseite der Platte entwickelt. Das Vorkommen und die Structur der Basalplatte zeigt uns die nahe Verwandtschaft von Madrepora und Astraeopora. Betrachten wir nur die Basalplatte für sich, so haben wir nach der Structur des Cönenchyms, der Kelche, nach der Art der inter- calycinalen Knospung eine Astraeopora^ die Umwandlung in eine Madrepora ist so vor sich gegangen, dass ein Kelch sich röhrenförmig verlängert hat, um einen axialen Polypen zu bilden, der nun nach Art der Madrepora peripherisch Knospen abschnürt, von denen wieder einzelne zu secundären axialen Polypen werden und so die Aeste bilden. Die Nothwendigkeit für die Koralle, auf der flachen, wenig An- heftungspunkte bietenden Unterlage der Perleiimuschel eine l)reite Basisfläche zu bilden, muss die grosse Cönenchymausbreitung veran- lasst haben, die durch eine Art Rückschlag wieder die Structur der muthraaasslichen Urform der Madreporiden angenommen hat. Hawaii. Bisher bekannte Fundorte: Fidji, Samoa, Australien, Sulu-See, Sandwich-Inseln, Liu-Kiu-Inseln. Montiporinae Bernard. 1. c. p. 11—13. Montipora Quoy et Gaimard.- M. verrucosa (Lam.). Porites verrucosa Lam., Anim. s. vert., V. 2, 1816, p. 271. 418 TH. STUDER, Manopora verrucosa Dana, Zoopb., 1848, p. 506. Montipora verrucosa Milne Edw. et Haime, Corall., V. 3, p. 214. QujELCH, Challenger Reef Corals, 1886, p. 176. Bernard, Catal. of Madreporar. Brit. Mus., V. 3. — Montipora and Anacropora, p. 103, tab. 19, fig. 2. Eine incrustirende bis 390 mm breite Colonie, die eine corymbös verzweigte Koralle überzieht. Diese ist vollständig verwittert und mit Kalkstoö" überzogen, so dass nicht einmal das Genus zu erkennen ist. Die Oberfläche ist unregelmässig höckrig, oft in kurze, dicke Aeste verlängert, Sie verdankt ihre Form eiuestheils der unebenen Unterlage, anderntheils der Gegenwart von Vermetus- und Serpula- Röhren, die in das Innere eingedrungen sind und eine Cönenchym- wucherung veranlasst haben, einzelne Partien sind auch frei von der Unterlage als blattartige, horizontale Lappen entwickelt, welche zum Theil incrustirende Partien wieder überwachsen. Laysan. Honolulu (Challenger), Port Denison, Tonga Tabu, Great Barrier Island, Torres-Strasse, Fidji. 31. flahellata n. sp. (Taf. 31, Fig. 15.) Die Colonie bildet ein horizontal ausgebreitetes, nahezu halb- kreisförmiges Blatt, das seitlich augewachsen ist, 70 mm breit an der Anheftstelle, 83 mm in seiner grössten Ausdehnung und 46 mm senk- recht auf die Basis. Die Dicke beträgt am Rande 5 mm, gegen die Basis bis 10 mm. Die Unterseite ist nur auf eine kleine Ausdehnung mit einem filzigen Epithek besetzt, der grösste Theil derselben nackt. Sie zeig! ein reticuläres, mit feinen, vorragenden Dörnchen besetztes Cönenchym, in das die kleinen Kelche von 0,4—0,5 mm im Durchmesser einge- senkt sind. In jedem Kelch lassen sich nur 6 Septen unterscheiden. Die Oberfläche ist uneben und zeigt wellige Erhabenheiten, die, von der Ansatzstelle zum Rande sich verbreiternd, strahlenartig von dem mittlem Theil der Ansatzstelle zum Rande laufen. . Die Kelche sind klein, 0,6 — 0,8 mm im Durchmesser und ent- halten 2 Cyclen, wovon der erste, aus 6 Septa gebildet, tiefer in das Lumen vorragt. Das locker reticuläre Cönenchym erhebt sich zwischen den dicht stehenden Kelchen zu 1 mm hohen Papillen, von denen ge- wöhnlich je eine den Innern Rand des Kelches überragt, und zwar so, dass ihr Aussenrand schroff nach dem Lumen des Kelches abfäUt. Das ganze Cönenchym ist mit feinen, verzweigten Dörnchen besetzt. Laysan. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 419 M. dilafata n. sp, (Taf. 30, Fig. 11.) Die Koralle bildet ein horizontal ausgebreitetes, dünnes Blatt, das seitlich angeheftet ist, um sich von da in horizontaler Richtung aus- zudehnen. Die Unterseite ist . mit einem filzigen Epithek überzogen, das nur einen verdickten Rand von höchstens 10 mm frei lässt, an dem sehr kleine, 0,5 mm grosse Kelche in das reticuläre Conen cliym eingesenkt sind. Die Oberseite enthält 0,8 — 1 mm im Durchmesser haltende Kelche, die bald mehr, bald weniger dicht stehen und ge- trennt werden von einem reticulären Cönenchym, das dicht besetzt ist mit feinen, verzweigten Dörnchen, welche dicht um die Kelche stehen und so mitunter die Kelche von einem Wall umgeben er- scheinen lassen. Die Kelche enthalten oft einen zweiten, unvollkommenen Cyclus. Die eine Colonie stellt ein flach ausgebreitetes, fächerförmiges Blatt dar, von dem der innere, angeheftete Theil abgestorben und mit einem weissen Filz überzogen ist, der lebende Theil zeigt an der Oberfläche conceutrische, wellenförmige Erhebungen und Vertiefungen, von denen die erstem wieder unregelmässige Erhebungen zeigen. Auf diesen, wo die Zellen enger an einander gedrängt sind, ist das Cönenchym mehr aufgetrieben und umgiebt die Zellen mit einem vor- springenden Wall. Das Blatt ist am Rande 3 mm, nach der Basis 4 mm dick. Bei einer zweiten Colonie, wo das seitlich angewachsene Blatt eine Ausdehnung von 45 mm von der Anwachsstelle zum Rande und eine Breitenausdehnung von 125 mm besitzt, ist dasselbe abgestorben, ein grosser Theil, an drei Stellen, aber wieder von einer neuen lebenden Schicht überzogen, wovon sich die eine über die Hälfte des alten Blattes erstreckt und als freier Rand noch darüber hinaus ge- wachsen ist. Die alte, abgestorbene Colonie ist durchwachsen von 5erpM?a-Röhren, die über ihre Fläche hervortreten, und diese wurden nun von der neuen Schicht umwachsen, was veranlasste, dass ihre Fläche sich zu mannigfachen, gerundeten Hügeln und Höckern erhebt, die bis 10 mm hoch sind. Auf diesen sind durch das veränderte Wachsthum die Kelche sich näher gerückt, und das Cönenchym drängt sich dazwischen vor, oder es werden die Kelchmündungen empor- gedrängt, und die Kelche ragen über das Niveau. In einem dritten ähnlichen Fall, wo das Blatt zugleich mannigfach gefaltet erscheint, werden die durch die Serpula-Rohv&n der Unterlage und durch ein- gewachsene Cirripedien (Pyrgoma) veranlassten Höcker zu cylindrischen 420 TH. STUDER, oder kolbenförmigen Fortsätzen, die bis 16 mm vorspringen. Hier sind nun die Kelche dicht an einander gedrängt, und dazwischen dringt das Cönenchym wallartig über die Kelchraündungen vor, so dass man von foveolater Structur im Sinne Bernakd's (1. c.) sprechen kann. Laysan. M. patula Verrill? (Taf. 30, Fig. 13.) Vebrill, in : Proc. Essex Inst., V. 6, p. 53. Zu dieser Art, welche nach Verrill häufig im Hawaiischen Archipel vorkommt, rechne ich eine Montipore, welche in zahlreichen Exemplaren vorhanden ist und im Habitus der vorbeschriebenen ähn- lich ist. Sie wächst in horizontal ausgebreiteten, an einer Stelle an- gewachsenen Blättern, deren Oberfläche sehr uneben ist und deren Ränder häufig umgefaltet sind und wellige Contouren besitzen. Auch hier bewirken Parasiten, Fyrgoma- und Serpula-'RohvQW^ häufig hüglige und cylindrische Erhabenheiten auf der Oberfläche. Die Unterseite ist bald mehr, bald weniger frei, bei einzelnen Exemplaren grossen Theils mit einer dünnen Epitheklage bedeckt, die bei andern fehlt. Dann erscheint dieselbe als ein fein granulirtes Cönenchym, in das sehr kleine Kelche eingesenkt sind. Auf der Oberseite sind die Kelche grösser, 1 mm im Durchmesser, in der Mitte der Colonie von 1,5 bis 1,8 mm, die kleinem mit einem Cyclus, die grössern mit zwei Cyclen. Der Grund der Kelche ist tief und zeigt nur eine rudimentäre Colu- mella. Zwischen den Kelchen ist das Cönenchym zu mehr oder weniger vorragenden , aus schwammigen Kalkbälkchen zusammen- gesetzten Papillen aufgewulstet. An den flachen Stellen sind dieselben niedrig, oft fast verschwindend, an den erhabenen Stellen und nament- lich dort, wo Serpula-K6\\YQ,\i oder Pyrgomen Höcker und Fortsatz- bildungen veranlassen, gross und stark vorragend, bis 3 mm hoch und 2 mm im Durchmesser. Gewöhnlich bilden 3 — 4 solcher Papillen einen Kranz un» einen Kelch, mitunter sind aber die Papillen zusammen- fliessend, und der Kelch erscheint dann in einen erhabenen Wall ein- gesenkt. Auch können mehrere solcher Papillen, namentlich am Rande der Colonie, zu Leisten zusammenfliessen, welche ganze Kelch- reihen von einander trennen. Alle diese Modificationen, die bewirken, dass an einer und der- selben Colonie wir den nahezu glatten, tuberculösen, papillösen und foveolateu Typus antreffen, scheinen in verschiedenen Wachsthums- bedinguugen, resp. Druckverhältnissen ihren Grund zu haben. An Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 421 vertieften und ganz horizontal sich ausbreitenden Stellen kann sich das Cönenchym zwischen den Kelchen genügend ausdehnen, die netz- förmig verzweigten Kalkbälkchen, die es zusammensetzen, bilden nur hin und wieder tuberkelartige Vorragungen; wo aber, durch Uneben- heiten der Unterlage oder durch Parasiten veranlasst, die Colonie zu Höckern und Hügeln aufgewulstet wird und zugleich der Reiz des Fremdkörpers ein intensiveres Wachsthum veranlasst, drängen sich die Kelche näher zusammen, und das dazwischen liegende Cönenchym quillt in Form von Papillen hervor, die bald vereinzelt stehen, bald unter verschiedenen Druckverhältnissen zusammenfliessen. Es dürfte, wenn wir die Variationsfähigkeit der Art betrachten, die Vermuthung nicht unberechtigt sein, dass die drei vorbeschriebenen Arten am Ende nur Modificationen einer und derselben specifischen Form sind. Laysan. Poritidae Dana. PorUidae subfam. Poritinoida Düng an. Porltes MiLNE Edwards et Haime. P. lohata Dana. Zooph., p. 562, tab. 55, fig. 1. MiLNE Edwakds, Corall., V. 3, p. 177. Rathbun, Cat. of the spec. of Porites and Synaraea in the U. S. nation. Mus., in: Proc. U. S. nation. Mus., 1887, p. 364. Mehrere Exemplare von Laysan. Das eine stimmt gut mit der Abbildung bei Dana ; es sind kurze, seitlich in ihrer untern Partie verschmolzene Säulen, die aus gemeinsamer Basis aufsteigen, oben sind sie abgerundet und seitlich comprimirt. Das andere Stück bildet einen ausgedehnten, massiven Stock, der sich in divergirende, seitlich comprimirte Lappen ausbreitet, die aus der Verschmelzung von kurzen, breiten Säulen entstanden sein müssen. In beiden Fällen stimmen die Kelche genau mit einander überein, sie sind scharf begrenzt, tief. Mitunter sind auch die Säulen niedrig, dicht an einander gedrängt, so dass die ganze Colonie eine compacte Masse darstellt, oder das Ganze bildet ein dickes, horizontales Blatt, auf dem die Säulen nur als niedere, comprimirte Hügel auftreten. Laysan. Sandwich-Inseln (Dana, Rathbun). jP. hulbosa Quelch. Challenger Reef Corals, p. 180, fig. 7— 7a. Eine Colonie, die einen ausgedehnten Stock von 200 mm grösster 422 TH. STUDER, Breite uud 120 mm Höhe bildet. Einzelne Zweige zeigen die von QuELCH 1. c. abgebildete Form, andere bilden einfache knopfförmige Warzen von 10 — 15 mm Durchmesser. Hawaii. Honolulu (Quelch). jP. quelchii n. sp. (Taf. 31, Fig. 14.) Die Colonie ist massiv, 156 mm hoch, mit 146 mm Durchmesser. Die Oberfläche ist uneben, in bald gerundete, bald mehr lang gezogene, comprimirte Hügel und Lappen getheilt, von denen die letztern deut- lich aus der Verschmelzung mehrerer Einzelhügel hervorgegangen sind. Die ganze Masse, die ein dichtes Gefüge besitzt und schwer ist, besteht aus über einander geschichteten Lagen von Korallen- substanz, von denen die äusserste, lebende Schicht von 3 mm Dicke durch ein Epithek von der darunter liegenden Schicht getrennt ist. An einer Stelle lassen sich 7 Schichten über einander erkennen, die immer wieder durch Epithekblätter von einander gesondert sind. Die Kelche sind klein und werden durch dicke, poröse Wandungen begrenzt, diese können 0,5—0,8 mm, selbst bis 1 mm dick sein, schärfen sich aber nach dem Rande zu. Die 12 Kelchsepta springen gleich weit in das Kelchlumen vor, sind nahezu soHd und zeigen 2 — 3 rauhe Zähne und besonders laterale Dornen, die nach der Tiefe des Kelches sich verlängern und im Grunde einen die Septa vereinigenden Kranz bilden, von dessen Grund eine trabeculäre Columella sich erheben kann. Häufig vereinigen sich auch je zwei Septen mit einander. Pali sind 6, in den einen Kelchen mehr, in andern weniger ent- wickelt. Die Kelche sind ungleich, auf den Hügeln grösser, hexagonal, 1,3 — 1,8 mm im Durchmesser, in den Thälern kleiner, häufig in einer Richtung verzerrt, 1 mm im Durchmesser. Die Tiefe ist gering, kaum 1 — 1,3 mm. Da die Interseptalkammern eng sind, dieselben überdies bald durch das quere Balkenwerk der Septa ausgefüllt werden, die Poren in den Kelchwänden und den Septen auch relativ klein sind, so er- giebt sich für die ganze Koralle ein compactes, dichtes Gefüge. Das abgesägte Stück einer Porites aus Laysan scheint mir nach der Bildung der Kelche derselben Art anzugehören. Es bildete den Theil eines massiven Stockes, dessen Oberfläche eine grosse Anzahl von seitlich comprimirten Höckern zeigt, die 10—18 mm über das Niveau hervorragen und 15 — 20 mm im Querdurchmesser besitzen. Hier ist die Koralle nicht aus über einander liegenden Blättern aufgebaut, sondern auf dem 10 cm breiten und 20 cm langen Sägeschnitt homogen. Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 423 nur lässt sich der noch lebende Theil als eine braune, 4 — 7 mm dicke Rinde von der abgestorbenen Innern weissen Masse unterscheiden ; nach dem Gipfel des Stockes ist die lebende Rinde bis auf 11 mm verdickt. An einer Stelle nahe der Basis hat sich der lebende Theil von der Unterlage auf eine kurze Strecke abgehoben und nun auf seiner Unterseite eine dicke Epithekschicht gebildet. Die Form steht nahe der P. parvistellttta Quelch (Challenger Reef Corals, p. 187), der sie auch im Habitus gleicht. Bei dieser scheint aber stets die Columella zu fehlen und scheinen auch die Kelche tief zu sein. Auch P. californica Verrill, in: Trans. Connecticut Acad. Arts Sc, V. 1, part 2, 1867 — 71, p. 504, dürfte nahe verwandt sein, wenigstens deutet die Beschreibung Verrill's auf eine ähnliche Form. Hawaii, Molokai. J*. lanuginosa n. sp, (Taf. 29, Fig. 9.) Die Koralle stellt einen kopfförmigen, vermittels eines dünnern Stiels auf der Unterlage aufgewachsenen Klumpen dar, dessen Ober- fläche durch zahlreiche, vorspringende, bald kuglige, bald längliche und seitlich comprimirte Hügel uneben ist. Der Habitus ist so ähn- lich dem der vorigen Art, nur sind die Hügel niedriger und erscheint die ganze Colonie mehr gleichmässig gerundet. Ihre Höhe beträgt 122 mm, der Querdurchmesser 191 mm, die Höhe der Hügel 20 mm bei einem durchschnittlichen Durchmesser von 27 mm. Die Zellen sind sehr flach, doch deutlich begrenzt von einer sehr lockern, reticulären Wand, deren Bälkchen nach oben in rauhe Dornen auslaufen. Die 12 Septa, deren Rand vorragt und die kleine Dörn- chen sowohl an der Kante wie an den Flächen entwickeln, treten theils paarweise zusammen, theils vereinigen sie sich im Grunde des Kelches zu einem Ring, der die griflfelförmige Columella umgiebt. Diese ist noch von 6 Pali umgeben, die schon mit blossem Auge er- kennbar sind. Der Durchmesser der Kelche, die auf den Hügeln etwas grösser sind als in den Thälern, beträgt 1 mm. Der lockere, trabeculäre Bau der Kelchwäude und die darauf sitzenden verzweigten Dörncheu geben der Oberfläche der Koralle ein weiches, fast wolliges Aussehen. Vielleicht fällt diese Art mit Porites j)orosa Verrill aus dem Golf von Californien zusammen (1. c. p. 504), deren Beschreibung gut auf das vorliegende Stück passt, eine Identificirung scheint mir aber, ohne Vergleichung mit Originalstücken, zu gewagt. Laysan. 424 TH. STUDER, jP. schauinslandi n. sp. (Taf. 30, Fig. 12.) Die Colonie incrustirend im Habitus der P. cribripora Dana. Sie bildet ein dickes, auf der Oberfläche uneben convexes Blatt mit eingerollten Rändern, das aus einer 1 ram dicken lebenden Zellenschicht besteht, die durch ein dünnes Epithek von den darunter liegenden ab- gestorbenen Schichten getrennt ist. Mit diesen, von denen sich 5 über einander liegende unterscheiden lassen, erreicht die Koralle eine Dicke von 15 ram. Die Breitenausdehnung des Stockes beträgt in einer Richtung 69, in der andern 63 mm. Die Oberfläche ist bedeckt von hexagonalen Kelchen, mit deut- lichen nach oben zugeschärften Wandungen. Diese sind in Form und Grösse ungleich. Die durchschnittliche Form der auf den convexern Stellen verbreiteten Zellen, die die Mehrzahl bilden, ist hexagonal mit einem Durchmesser von 1,3 — 1,5 mm. Die 12 steil in das tiefe Kelch- lumen abfallenden Septa sind wenig durchbrochen, mit 4 — 5 gleich- artigen, rauhen Zähnen am Rande und kleinen Dörnchen an den Seitenflächen versehen. In der Tiefe erhebt sich eine kleine, oft nur rudimentäre Columella, umgeben von 3—6 kleinen Pali. Wo die Ober- fläche sich vertieft, werden die Zellen klein, 0,6 — 1 mm im Durch- messer in einer Richtung verzerrt und unregelmässig gestaltet, ver- einzelt finden sich endlich zwischen den andern grosse Zellen von 2,5 mm Durchmesser, mit 24 Septen und 6—8 Pali. Die Vergrösserung von Kelchen dürfte damit in Zusammenhang stehen, dass denselben neben intercalycinaler Knospuug auch noch das Theilungsvermögen zukommt und zwar durch Abschnürung eines oder mehrerer Theil- stücke. Man findet Stellen, wo 2 oder 3 Zellen noch, ohne durch Scheide- wände getrennt zu sein, mit einander in Zusammenhang stehen und wo die trennende Kelchwand erst durch 2 zusaramenfliessende Septen des verlängerten Kelches gebildet wird. Schon Verrill, in: Trans. Connecticut Acad. Arts Sc, V. 1, 1866 — 71, p. 504 u. 505, beobachtete bei einigen Porites-Arteu aus dem Golf von Californien, so bei P. porosa und P. excavata, einzelne Zellen von grösserm Durchmesser als die andern und vermehrter Septenzahl; Quelch, Challenger Reef Corals, p. 185, tab. 11, fig. 5, 5a, fand bei einer Porites von Mactan Island, Philippinen, die er P. mirabilis nannte, zwischen den gewöhnlichen Kelchen grosse mit 3 bis 4 Cyclen und 12 — 16 Pali. Ob auch hier diese Abnormität mit Theilungserscheinungen im Zusammenhange steht, ist nicht erwähnt. Laysan. Reise nach dem Pacific. Mudreporarier von Samoa etc. 425 Porites discoidea n. S2>. (Taf. 31, Fig. 16.) Die Cüloriie stellt eine freie, 3 mm dicke Platte dar von 92 mm Durchmesser, die nur an der platten Oberfläche eine durch Serpula- Röhren veranlasste höckrige Beschafl'enheit zeigt. Sie ist zur Hälfte aufgewachsen auf einer zweiten Platte, die abgestorben ist und die ^um Theil über den Rand derselben hervorragte, worauf sich die lebende Substanz auch über die todte Unterlage ausbreitete. Die Unterseite zeigt ein dickes, hartes, concentrisch gerunzeltes Epithek, das der ganzen Platte eine steinharte, spröde Beschatfenheit giebt, während die kelchführende Lage nur eine Dicke von 1 — 1,5 mm hat. Der Rand ist zugeschärft und bildet eine uuregelmässig rund- liche Contour. An einer Stelle ist er etwas aufgebogen. Die Kelche ;an der Oberfläche sind klein, deutlich begrenzt, mit blossem Auge erkennt man die Pali und die kleine Columella. Der Durchmesser der Kelche beträgt 1 mm. Die Wandung besteht aus sehr locker gefügten Bälkchen, die sich nach oben in feine, verzweigte Dörnchen fortsetzen, auch die 12 Septa sind nur schwach vor- springende, am Rande und den Seitenflächen dornige Leisten von lockerm Gefüge, die direct mit dem System der Wandbälkchen im Zusammenhang stehen und von denen sich innen die dornigen Pali, welche die centrale Columella umgeben, abheben. Da die Kelche sehr flach sind, so treten die Pali nahezu bis in das Niveau der Kelchmündung. Von P. liehen, welche einen ähnlichen Habitus zeigt und die vom Challenger bei den Sandwich-Inseln gefischt wurde, unterscheidet sich die vorliegende Art durch die kleinern und flachern Kelche, die stark entwickelten Pali, die bei P. liehen nach Quelch kaum hervortreten. Laysan. Zoanthidae Dana. Palythoa Lamouroux. 2*. tuberculosa (Esp.). Alcyonium tuherculosum Esi"., Pflanzenth. Alcyon., 2. Theil, Forts., p. 68, tab. 23, lig. 1 u. 2. Palythoa tuberculosa Klunzinger, Korallth. d. Rothen Meeres, V. 1, p. 66, tab. 4, fig. 7. Ein getrockneter Stock von hell ledergelber Farbe, an dem ich keinen Unterschied von der EsPEß'schen Art finden kann. Laysan (Indopacific). 426 TH. STUDER, Uebersehen wir die Resultate der vorliegenden Untersuchung, so können wir der Liste von Korallen des Sandwich-Archipels 12 neue meist eigenthümliche Arten beifügen, von welchen die grösste Zahl auf die Gattung Pontes fällt. Auf Laysan, nördlich vom Wendekreise kommen noch vor: 4 Arten PociUopora, die sich auch im Gebiet der eigentlichen Sand- wich-Inseln finden, eine Gyphastraea^ eine Astraea und eine Lept- astraea^ alle auch auf den Sandwich-Inseln, 4 Arten Montipora^ wovon 2 eigenthümlich und 5 Porites, wovon 3 eigenthümlich, nur eine der Arten ist südlich vom Verbreitungsgebiet der Sandwich-Inseln bekannt. Folgende Liste mag dies illustriren : Arten von Laysan Verbreitungsgebiet Pocillopora caesjntosa Dana Sandwich-Inseln „ nohilis „ „ „ maeandrina „ „ „ ligulata „ „ „ nspera „ „ Astraea rudis Verr. „ Leptastraea stellulata Verr. „ Gypliastraea ocellina Dana „ Fimgia verrilliana Quelch ,, Montipora verrucosa (L.) Sandwich-Inseln, Fidji, Tonga, „ flabellata n. sp. Sandwich-Inseln [Australien „ dilatata n. sp. „ „ patula Verr. „ Porites lohata Dana „ quelchi n. spi. ,. lanuginosa n. sp». „ schauinslandi n sp. „ discoidea n. sp. „ Vergleichen wir damit die Liste, welche Verrill von den Korallen der Westküste Amerikas giebt, so finden wir bis in den südlichsten Theil des Golfes von Californien vordringend noch 1 3Iontipora., 3 Porites., 1 Pocillopora., 1 Coenangia, 1 Fungia und 1 Stephanaria. Während im Centralpacific gewisse Gattungen von Riffkorallen schon an den Sandwich-Inseln ihre nördliche Verbreitungsgrenze zu finden scheinen, wie die Madreporen, der grösste Theil der Asträiden, so sehen wir dagegen im östlichen Theil Madreporen noch weit nach Norden auftreten. So finden sich noch an den Liu- Reise nach dem Pacific. Madreporarier von Samoa etc. 427 Kiu- und den Bonin -Inseln, welche ungefähr zwischen 26° und 28" n. Br. liegen, M adrepor en , und zwar führt Verrill von da 4 Arten an, ferner Euphyllien, Plesiasträen, Galaccea; von Oosima, der nördlichsten Insel der Liu-Kiu-Gruppe, 3 Madrepora, Pavonia, Diaseris, während die Pocilloporen mit 1 Art und die Porites- Arten ganz zurücktreten, eine Madrepore, M. arbuscula Dana? kommt sogar noch in der Kagoshima-Bay auf Kiusiu nördlich vom 30° n. Br. vor. Freilich bieten diese nördlichen Arten nicht die üppigen Wachs- thumserscheinungen dar, wie sie den tropischen Korallenriffen eigen sind, es sind meist kleine, zarte, man möchte sagen verkümmerte Formen, aber trotzdem ist die Fauuenverschiedenheit beider Gebiete eine sehr auffallende und dürfte einestheils durch Temperatur-, andern- theils durch verschiedene Strömungsverhältnisse sich erklären lassen. Wie Schott (Oberflächentemperaturen und Strömungen der ost- asiatischen Gewässer, in: Arch. deutsch. Seewarte, Jg. 14, 1891, No. 3) gezeigt hat, umfliesst der unter dem Namen Kuro-Siwo bekannte Aequatorialstrom, der Ostküste Formosas entlang laufend, in östlicher Richtung die Liu-Kiu-Inselü und berührt die Südspitze der Insel Kiu- siu mit der Kagoshima-Bay in 31 ° n. Br., ein mehr östlicher, schwächerer Seitenstrom zweigt südöstlich von Formosa, nördlich von Luzon ab, um sich direct nach den Bonin-Inseln zu wenden, der Bonin-Strom. Durch diese Ströme wird das warme Aequatorialwasser weit nach Norden geführt, die Temperatur des Meeres sinkt bei den Liu-Kiu- Inseln nur im Januar auf 19" C, in allen übrigen Monaten ist sie über 20° C. Das Meer an der Südspitze von Kiusiu hat noch im December eine Temperatur von 20° C, im Januar und Februar sinkt sie auf 18° C. Das Wasser in der Umgebung der Bonin-Inseln (in 27° n. Br.) zeigt im Februar eine Temperatur von 20° C, obschon in diesem Monat der Strom dieselben nicht, wie in den meisten übrigen Monaten, direct berührt, sondern westlich davon nach Norden verläuft. Die erwähnten Strömungsverhältnisse können so veranlassen, dass Larven einestheils von den Riffen von Formosa, andrerseits von den Philippinen nach Nordosten geführt werden und sich in noch zu- sagenden Temperaturen ansiedeln können, wie im Atlantischen Ocean der Golfstrom erlaubte, dass die in 32 ° n. Br. gelegene Insel Ber- muda aus Ritfkorallen sich aufbaute. Nur konnte die schwächere und zertheiite äquatoriale Pacificströmung nicht den grossartigen Effect des atlantischen Golfstromes, die Bildung ganzer Koralleninseln, her- vorbringen. 428 TH. STUDER, Madreporarier von Samoa etc. Die Hawaii-Iüseln und die kleinen Rijßfe von Laysan und ihre Begleiter liegen dagegen in einem ausserhalb der grossen äquatorialen Strömung liegenden Gebiet, in dem die Temperatur gleichmässig von Süd nach Nord abnimmt. Wohl liegen sie noch im Bereich der 20°- Isotherme, aber im Gebiet von westlichen schwachen Strömungen, die je nach der Jahreszeit an der Südküste der Halbinsel Californiens oder mehr südlich bis in der Gegend von Acapulco ansetzen ^). Diese Strömung muss die Verbreitung von Larven von den südlich gelegenen Koralleninseln nach Norden sehr erschweren, andrerseits eine Zufuhr von der Westküste Centralamerikas und Californiens, der sogenannten panamischen Provinz Verrill's, erleichtern. Die Uebereinstimmung, welche die Zusammensetzung der Korallen-Fauna Hawaiis mit der der panamischen Provinz zeigt, dürfte sich so am besten erklären lassen. 1) Report on the scientific Results of H. M. S. Challenger, Narra- tive of the cruise, V. 1, part 2, p. 772 ff, Sheet 38. — S. Puls, Ober- flächentemperaturen und Strömungsverhältnisse des Aequatorialgürtels des Stillen Oceans, in: Arch. Deutsch. Seewarte, Jg. 18, 1S95, No, 1. Erklärung- der Abbildungen. Taf. 23. Fig. 1. Taf. 24. Fig. 2. Fig. 3. Taf. 25. Fig. 4. Taf. 26. Fig. 5. Taf. 27. Fig. 6. Taf. 28. Fig. 7. Taf. 29. Fig. 8. Halomitra pileus Dana. 3 : 4. Halomitra fungites n. sp. 3 : 4. Von oben. Dieselbe, von unten. Halomitra tiara (Ag.) Verr. 3 : 4. Halomitra concentrica n. sj). 3 : 4. Halomitra 2Mlip]nnensis n. sp. 3 : 4. Von oben. Dieselbe, von unten. Fig. 8. Madrepora echinata Dana, auf Meleagrina marga- ritifera aufgewachsen. 3 : 4. Fig. 9. Porites lanuginosa n. sp., auf einer abgestorbenen Astraea Jiombroni Edw. Haime, an der eine Colonie von Leptastraea cellulata Verr. sitzt. 3 : 4. Taf. 30. Fig. 10. Cyphastraea ocellina Dana. 2V2 = ^ Fig. 11. Montipora dilatata n. sp. 2:1. Fig. 12. Porites schauinslandi n. sp. 3:1. Fig. 13. Montipora patula Verr.? 21/3 : 1. Taf. 31. Fig. 14. Porites quelchi n. s}). 1 : 3. Fig. 15. Montipora flahellata n. sp. 3i/g : 1. Fig. 16. Porites discoidea n. sp. 2 : 1. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific (SCHAÜINSLAND 1896-1897). Crustaceen. Von Prof. Dr. H. Lenz in Lübeck. Hierzu Tafel 32. Das mir von Herrn Prof. Dr. Schauinsland zur Bearbeitung ge- sandte Material an Crustaceen, welches er am nördlichen Theil der Westküste Nordamerikas, bei der Insel Laysan, Neuseeland und einigen andern Stelleu des Pacifischen Oceans gesammelt hat, umfasst 99 Arten, unter denen sich 3 neue befinden. Die Sammlung ist in so fern von besonderm Interesse, als sie durch das in ihr enthaltene Material von Neuseeland und Bare Island (zwischen Vancouver Island und dem Festland gelegen) früher von andern Forschern dort ge- machte Sammlungen ergänzt oder bestätigt und durch die zahlreichen Arten von der weit nach Norden liegenden Insel Laysan für die Kennt- niss von der Verbreitung pacifischer Arten von Wichtigkeit ist. Bei den Literaturangaben habe ich geglaubt genug gethan zu haben, wenn ich mich auf die Hauptangaben und die für die betreffende Gegend besonders wichtige beschränkte, im üebrigen aber auf die in Aller Händen befindlichen Arbeiten von Ortmann, Alcock und DoFLEiN, in : Fauna arctica hinwies. Zu besonderm Dank bin ich meinem Mitarbeiter am Natur- historischen Museum hierselbst, Herrn Lehrer Strunck, für seine sorgfältigen Vorbereitungen, seine Mithülfe bei den Bestimmungen und der Anfertigung der Zeichnungen verpflichtet. Lübeck, Naturhist. Museum, im Januar 1901. Zool. Jahrb. XIV. Abth. I. Syst. 29 430 H. LENZ, 1. Alplieiis strenuus Dana. 1852. Alpheus strenuus Dana, in: U. S. Explor. Exp., p. 543, tab. 34, fig. 4. 1882. „ ,, Haswell, Catal. Austral. Crust, p. 188. 1891. „ „ Ortmann, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 475. 1894. „ „ Zehntner, in: Ann. Mus. Hist. nat. Geneve, p. 200. 1894. „ „ Ortmann, in: Semon, Forschungsreisen, p. 13. Die leider sehr defecten Exemplare gehören sicher obiger Art an und stimmen genau mit solchen überein, welche im Lübecker Museum von Mauritius vorhanden sind. Fundort: Samoa. 3. Alpheus biunguiculatus Stimpson. 1860. Älpheus Uunguiculatus Stimi-son, in: Proc. Acad. nat. Sc. Phila- delphia, p. 100. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 502, tab. 21, fig. 6. 1888. „ mitior var. Uunguiculatus SriMFSOSyDK Man, in: Journ. Linu. Soc. London, V. 22, Zool. p. 273. 1894. „ Uunguiculatus Stimpson, Ortmann, in: Semon, For- schungsreisen, p. 14. 1897. „ sp. DeMan, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., p. 738, fig. 62. Die Thiere stimmen genau mit den in der Lübecker Sammlung vorhandenen von De Man bestimmten Exemplaren aus den malay- ischen Gewässern überein. Fundort: Laysan, aus einem Korallenstock; 2 Exemplare, darunter ein eiertragendes $. 3. Alpheus obesonianus Dana. 1852. Aljiheus ohesomanus Daüa , in: U. S. Explor. Exp., p. 547, tab. 34, fig. 7. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 520. 1891.. „ „ Ortaiann, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 478. Weitere Alpheus- Xrten von Samoa waren ihres schadhaften Zu- standes wegen nicht zu bestimmen. Fundort: Samoa, 2 sehr defecte Exemplare. Reise nacli (iem Pacific. Cru^taceen. 431 4. Hetaeus aequirnanus Dana. 1852. Betaeus aequirnanus DxNX, U. S. Expl. Exp., Crust. V. 1, p. 560, tab. 35, fig. 1 1. 1876. „ „ MiERs, Cat. New Zeal., Crust., p. 83. 1885. „ „ FiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, p. 433. Die Exemplare stimmen genau mit der von Dana, 1. c. tab. 35, fig. IIa u. IIb" gegebenen Abbildung. Nicht unerwähnt möchte ich lassen, dass sich am vordem Unterrande des Carpalgliedes ein kleiner zahnartiger Vorsprung befindet. Länge des Thieres vom Stirneinschnitt bis zum fcnde des Telsons 26,5 mm Länge des Cephalothorax . 8 „ Breite der Stirn 3 „ Fundort: Freuch Pass (Neuseeland), 3 eiertragende $$, meist etwas defect. 5. Hippolyte spinus (Sow.). 1805. Cancer spinus Sowerby, Brit. Mise, p. 47, tab. 21, 1814. Alpheus spinus Leach, in: Trans. Linn. Soc. London, V, 11, p. 247. 1837. Hippolyie sowerhji Milne Edwards, Hist. Nat. Crust., V. 2, p. 380. 1842. „ „ Kröyer, in: Dansk. Vid. Selsk. Afh., V. 9, p. 298, tab. 2, fig. 45—54. 1888. Spirontocaris spinus Bäte, Chall. Exped., Macr., p. 596, tab. 106 u. 107. 1900. Hippolyte spinus Doflein, in: Fauna Ai'ct., p. 333. Hier auch weitere Literaturangaben. Von dieser sehr variableu Art liegen 9 Exemplare vor. Das Rostrum stimmt fast bei allen überein und gleicht am meisten der von Bäte, I.e. tab. 106, fig. la, gegebenen Abbildung. Gerade unter- halb der Spitze liegt ein fast ebenso grosser, nach innen gekrümmter Zahn ; zwischen beiden 2 mehr oder weniger deutliche Zähncheu. Am Uuterrande folgt hinter dem erwähnten Zahn ein zweiter, kleinerer und zuweilen noch ein dritter. Am Oberrande liegen 9 — 10 Zähne; die 4 der Spitze zunächst liegenden sind ziemlich klein und ungleich^ die 6 folgenden unter einander fast gleich. Die Krümmung des Oberrandes sowie der Abstand der einzelnen Zähne von einander sind bei jedem Exemplar individuell verschieden. Der Hinterrand des 3. Abdoniinalgliedes springt theilweise zahnartig vor, theilweise ist erstark convex gebogen. Oberhalb der Augenhöhle befinden sich 2 Stacheln, von denen der 29* 432 H. LENZ, obere der grössere ist und etwas zurück liegt; der untere Rand trägt gleichfalls stets z w e i S t a c h e 1 n ; an der untern vordem Ecke des Cephalothorax ist nur ein Zahn bemerkbar, wie es auch bei Exemplaren der Lübecker Sammlung von Spitzbergen der Fall ist. Bei diesen trägt das Rostrum vorn gleichfalls 2 grössere Stacheln, ist zwischen denselben aber völlig glattrandig und ohne Zähnchen. Fundort: Bare Island, 9 Exemplare. 6. Mijypolyte i)vionota Stp. 1864. Hippolyte XJrionota Stimps., in : Proc. Acad. uat. Philadelphia, p. 153. 1878. „ „ KixGSLEv, in : Bull. Essex Inst.,V. 10, p. 60. 1898. Spirontocaris prionota Walker, in: Liverpool biol. Soc. p. 277. Von dieser, der H. sxnnus Sow. nahestehenden Art liegt 1 Exem- plar von Bare Island vor. Der Cephalothorax trägt auf der Rücken- seite 4 grössere Zähne, welche sämmtlich an ihrer Vorderseite wiederum fein gez ähnelt sind. Der 2. Zahn ist der grösste. Der obere Rand des Rostrums ist schräg abwärts geneigt, mit kleinen, ungleichen Zähnchen versehen. Der Vorderrand ist abgestutzt, concav und oben und unten mit je einem etwas grössern Zahn versehen ; der Zwischenraum ist kammartig gesägt. Der ünterrand besitzt im Ganzen 4 Zähne, An der oberu Augenhöhlenecke liegen 3 spitze Stacheln, deren hinterer, etwas zurückliegend, der grösste ist. Länge 35 mm. Fundort: Bare Island, 1 Exemplar. 7. Hippolt/te suckleyi Stps. (Fig. ].) 1864. Hippolyte suckleyi Stimpson, in : Proc. Acad. nat. Sc. Phila- delphia, p. 154. Die 3 vorliegenden Stücke gehören sehr wahrscheinlich zu obiger Art. Die vordere Hälfte des Carapax ist etwas nach unten gebogen, trägt zwei Zähne, über dem Auge ist kein Stachel; Antennal- und Pterigostomialstachel sind dagegen vorhanden. Das Rostrum ist demjenigen von H. gainiardi ähnlich, der Ober- rand zeigt, mit Einschluss der beiden Rückenzähne, 5 Zähne, der Unterrand 3 Zähne; die Rostrumspitze ist 2zähnig. Die äussern Maxillen sind so lang wie das Rostrum. Ganze Länge des grössten Exempiares 32 mm. Fundort: Bare Island. 8. Hij>polyte amabilis n. sp, (Fig. 2 u. 3.) Die Art erinnert durch ihre schlanke Körperform an H. graciUs Stps. (in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, 1864, p. 155). Reise nach dem Pacific. Crustaceen 433 An der untern Augenhöhleuocke stehen 2 kleine Stacheln, in kurzer Entfernung von denselben am vordem Rande ein dritter. Die obere innere Augenhöhlenecke ist unbewehrt. Das Rostrum ist schlank, etwas nach oben gebogen. Die vordere Hälfte des Oberrandes ist stachellos, dann folgen 4 nach vorn gerichtete Stacheln. Der Unter- rand trägt 5 deutliche Stacheln, kurz vor der Spitze befinden sich 2 ganz kleine Stacheln. Die Anhänge der äussern Antennen sind etwa so lang wie das Rostrura. Das 3. Glied des Hinterleibes läuft auf der Rückenlinie in eine Spitze aus; das Endglied ist am Hinterrande und an den Seiten mit kleineu Stacheln versehen (Fig. 3). Die Art steht zwischen H. gracilis Stps. und H. Stylus Stps. ; von letzterer unterscheidet sie sich durch das Vorhandensein des Pteri- gonialstachels. Länge von der Spitze des Rostrums bis zur Endspitze des 3. Ab- dominalgliedes 21,5 mm, von hier bis zum Ende des Telsous 13,5 mm. 2 Exemplare von Bare Island. 9. Mippolyte sjnnifrons M. Edw. 1837. Hippolyte spinifrons Milne Edwards, Hist. uat. Crust., V. 2, p. 377. 1876. „ „ MiERS, Cat. Crust. New Zealand, p. 80. 1885. „ „ FiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, p. 481, tab. 53, flg. 13. Das Rostrum setzt sich kielartig auf dem Cephalothorax fort und trägt dort 2 nach vorn gebogene Stacheln. Auf dem vordem Theil des Rostrums befinden sich in der Regel 3 Stacheln, von denen der 3. der grösste ist. Die Entfernung zwischen dem 3, und 4. Stachel ist gleich der Entfernung des 3. von der Si)itze. Bei einem Exemplar trägt das vordere Ende des Rostrums 4 Stacheln; der 4. ist so weit vom 3. entfernt, wie dieser vom 1. Maasse des grössten Exemplares: Ganze Länge 62 mm Länge des Cephalothorax von der Basis des Rostrums bis zum Hinterrande 17 „ Länge des Rostrums 5 „ Entfernung der Spitze bis zum 2. Stachel auf dem Cephalo- thorax ^P ii Grössenverhältnisse der Glieder des linken Scheerenfusses : Länge der Hand lÖ „ 434 H. LENZ, Grösste Breite der Haud ... 4 mm Lauge des Carpus 5,5 ,, LäDge des Merus 8 „ Breite des Merus 3 ,, Fundort: Chathara-Inseln (Te One, Red BluÖ), Freucli Pass (Neu- seeland). 10. Anchistia spinigera Ortm. 189 J. Anchistia spinigera Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 511, tab. 36, fig. 23, 23a. Trotzdem die vorliegenden 2 Exemplare, eiertragende ??, in Be- zahuung und Form der Antenneu-Blattauhänge einige Abweichungen zeigen, dürften dieselben der bisher von Samoa bekannten A. spinigera zuzurechnen sein. Das Rostrum ist oben mit 6 oder 7 Zähnen versehen, Anfangs schwach nach unten gebogen, später horizontal. Der I. Zahn ist winzig und liegt unmittelbar hinter der Spitze des Rostrums, ähnlich wie bei A. ensifrons. Der untere Rand ist stark gebogen und mit 3 — 4 grossen Zähnen versehen. Die Form des Rostrums an der Basis, von oben gesehen, stimmt mit derjenigen von A. gracilis Dana, Expl. Exped. Crust., tab. 37, fig. 5a, überein, ist also breiter als in Ort- mann's Abbildung dargestellt. Die Blattanhänge der äussern Antennen überragen das Rostrum nur wenig, sind an der Innern vordem Ecke abgerundet, an der äussern mit einer deutlichen Spitze versehen. Hierin gleicht die Art der A. ptetithouarsi Miers; an der äussern Basis ist nochmals ein schlanker Stachel. Die Blattauhänge der Innern Antennen tragen sowohl an der äussern Vorderecke, wie hinter der Mitte des äussern Seitenraudes einen spitzen Stachel. Die äussere Augenhöhlenecke ist am Oberrande mit 2 kleinen Stacheln versehen ; ausserdem trägt der Cephalothorax jederseits einen Hepaticalstachel. Der Merus der Scheerenfüsse ist im vordem Theil dreieckig, an jeder Ecke mit einem kleinen, spitzen Stachel versehen; der Carpus ist halb so lang, am vordem Innenrande mit einem Stachel versehen. Die Hand ist verhältnissmässig lang, die Ränder fast parallel, der obere Rand von den Fingern rechtwinklig abgesetzt. Ganze Länge 25 mm ; Länge des Cephalothorax 7 mm ; Länge des Merus 6 mm, des Carpus 3 mm, der Hand 11 mm, von denen 7,5 auf die Palma kommen. Fundort: Laysan, aus einer Korallenbank. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 435 11. Leander* dehilis (Dana). 1852. Polaemon dehilis Dana, U. S. Expl. Exp., Crust., V. 1, p. 585, tab. 38, fig. 6, 7. 1891. Leander dehilis Oktmann, in: Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 515. Es liegen zahlreiche Exemplare von verschiedenen Fundorten vor. 1) Brackvvassertümpel Lahaina auf Maui (Sandwich-Inseln). Die Stirn ist schlank, etwas nach oben gebogen und zeigt grosse Äehnlichkeit mit der Stirnforra von Pandahis- Arten. Die Spitze ist 2zähnig, der untere Theil doppelt so lang wie der obere. Der untere Rand des Rostrums ist mit 6 gleich weit von einander entfernt stehenden, gleich grossen, nach vorn gerichteten Zähnchen versehen; der obere Rand ist in der ersten Hälfte unbewehrt, auf der zweiten stehen 4 gleich grosse und gleich weit von einander entfernte Zähne. Der 1. Zahn liegt fast oberhalb des 5. Zahnes am Unterrande; der 4. Zahn befindet sich oberhalb des innern obern Augenhöhlenwinkels. Zahnformel f . Alle Exemplare stimmen in Form und Bezahnung des Rostrums überein. Die Form ist diejenige von Leander attenuatus Dana, 1. c. tab. 38, fig. 7, die Bezahnung gleich Leander dehilis Dana, 1. c. fig. 6. 2 Exemplare vom gleichen Fundort haben am Unterrande des Rostrums nur 5 resp. 4 Zähne; dasselbe ist auch bei 2 weitern Exem- plaren der Fall, deren Rostrum nur so lang wie die Scaphoceriten ist. 2) Oahu (Hawaii- Gruppe. Zahnformel des Rostrums auch hier f , zuweilen mit der An- deutung eines 7. Zahnes. 3) Kaliki, Süsswassertümpel auf Oahu. Das von diesem Fundort stammende Thier trägt am Oberrande des Rostrums ausser den 4 Basalzähnen in einiger Entfernung von der zweitheiligen Spitze nochmals einen Zahn; der Uuterrand trägt 5 Zähne. Die Rostrumspitze überragt die Antennenanhänge nur wenig. Ob die von Ortmann, 1. c. p. 517 namhaft gemachten Arten^ denen dann auch L. concinnus hinzugefügt werden müsste, zu einer Art, Leander dehilis, zusammen zu ziehen sind, muss ich dahin gestellt sein lassen. 13. Leander affinis (Milne Edwards). 1837. Leander affinis Milne Edwakds, Hist. nat. Crust., V. 2, p. 391. 1852. „ „ Dana, U. S. Expl. Exp., Crust., V. 1, p. 584, tab. 38, fig. 5. 1885. „ „ FiLHOL, in : Miss, l'ile Campbell, p. 438. 436 H. LENZ, 1888. Palaemon a/"/?ms Bäte, Chall. Macrur., p. 782, tab. 128, fig. 5. 1891. Leander „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 521. Die gut erhaltenen Exemplare stimmen genau mit der Abbildung bei Bäte, Chall, Macr., tab. 128, fig. 5 überein. Das Rostrum ist bei 2 Exemplaren an der Spitze 2zähnig; am Oberrande befinden sich 8, am Unterrande 4 Zähne. Das 3. Exemplar besitzt ein missgestaltetes Rostrum ; der Unterrand ist wie bei der typischen Form 4zähnig; der Oberrand trägt jedoch nur 7 Zähne; die Spitze ist beschädigt und daher stumpf. Das Handglied des 2, Bein- paares ist etwas länger als das Carpalglied. Die Exemplare aus der grossen Lagune der Chatham-Inseln haben am Rostrum theils oben 8, unten 4, theils oben 9, unten 3 Zähne. Fundort: French Pass (Neuseeland), d'Urville und Chatham- Islands. 13. JPalaemon lar Fbr, 1798. Palaemon lar Fabricius, Supp. Entom. Syst., p. 402. Wegen der Synonyme vergl. Ortmann, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 724 ; De Man, Decap. des Indischen Archip., in : Weber, Zool. Ergebn., 1892, V. 2, p. 445. = ornatus Oliv., = ruher Hess. (Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 705. Rostrum oben mit 7 resp. 9, unten mit 3 Zähnen, an der Spitze ein wenig aufgebogen und bei beiden Exemplaren so lang wie der Stiel der Innern Antennen, die Scaphoceriten nicht überragend. Telsou nicht abgerundet, sondern in der Mitte mit einer dreieckigen Spitze versehen, genau wie Ortmann dasselbe in: Zool. Jahrb., 1. c. tab. 47, fig. 3, für P. ruber Hess, abbildet. Fundort: Samoa, 2 66- 14. Palaemon grandimanus Rand. (Fig. 4 u. 5.) 1838. Palaemon grandimanus Rand., in: Journ. Acad. nat. Sc. Phila- delphia, V. 8, p. 142. 1852. „ „ Dana, in: U. S. Explor. Exped., p. 588, tab. 38, fig. 12. 1888. BitJii/nis grandimanus (Dana), Spence Bäte, Chall. Exped. Crust. Macr., p. 793, tab. 129, fig. 2, 3. 1891. Palaemon grandimanus (Dana), Oktmann, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 736. Es. liegen 4 Exemplare aus Süsswasser bei Kalihi auf Oahu (Hawaii-Gruppe) vor, von denen 2 fraglos zu obiger Species gehören. Das Rostrum ist so lang wie die Scaphoceriten, hat am Oberrande 14, am Unterrande 4 Zähne. Der 1. Zahn des Unterrandes liegt dem Reise nach dem Pacific. Ciustaceen. 437 2. Zahn des Oberrandes gegenüber; der I.Zahn des Oberrandes liegt dicht hinter der Spitze. Die Hand des grössern Scheerenfusses ist bei dem grossem Exemplar bedeutend länger als breit, comprimirt und am Innern Unterrande etwas behaart. Länge 35, Breite 7 mm. Die Oberfläche aller Glieder beider Scheerenfüsse ist rauh, besonders am Ober- und Unterrande der grossen Hand sowie am Oberrande des beweglichen und am Unterrande des unbeweglichen Fingers. Länge der Palma 19 mm, des unbeweglichen Fingers 16 mm, der bewegliche Finger ist unvollständig. An der Innenseite des unbeweglichen Fingers stehen, dicht gedrängt, nahe der Basis einige Zähnchen ; darauf eine grosse Lücke und ein grosser, dreieckiger Zahn, an den sich bis zur Spitze kleinere Zähne von gleicher Grösse anschliessen. Der beweg- liche Finger ist an der Basis mit ö Zähnchen versehen, denen in einiger Entfernung ein grösserer folgt. Das Carpalglied (9,5 mm) ist etwas länger als der Merus (7 mm). Der kleinere Scheerenfuss ent- spricht genau der DANA'schen Abbildung. Das Telson ist mit einer Spitze versehen, jederseits ein dieselbe weit überragender Stachel, ausserhalb des letztern ein zweiter kleinerer. Die Oberfläche des Telsons trägt 2 Paar Stacheln. Das kleinere Exemplar besitzt nur einen Scheerenfuss ; dieser er- scheint schlanker als bei dem grössern ; der Carpus ist länger als der Merus ; die Hand hat parallele Ränder, die Finger sind schliessend und schwach gebogen. Die Scheere gleicht derjenigen, welche Dana tab. 39, fig. la von P. acutirostris abbildet. Ganze Länge 53 mm Länge des Cephalothorax 16 „ Länge der Hand am grossen Scheerenfuss ... 35 „ Länge der Hand am kleinen Scheerenfuss . . . 18 ,, Länge des Carpalgliedes am grossen Scheerenfuss . 9,5 „ Bei einem 3. Exemplar von demselben Fundort ist das Rostrum nach vorn bedeutend verbreitert und kürzer als die Scapho- ceriten ; oben mit 14, unten mit 5 Zähnen. Die ersten der obern Zähne sind rudimentär. (Fig. 4.) Ein weiteres Exemplar von Oahu (Hawaii- Gruppe) steht dem P. acutirostris Dana sehr nahe. Das Rostrum (Fig. 5) trägt oben 15, unten 4 Zähne; der 1. Zahn des Unterrandes liegt dem 2. des Oberrandes gegenüber (vgl. Ortmann, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 737 u. 740). 438 H. LENZ, 15. Cranf/on (Sclerocrangon) boreas (Phipps). 1774. Cancer boreas Phipps, Voy. North Pole, p. 190, tab. 12, fig. 1. 1780. „ homaroides Fabricius, Fauna Groenl., p. 241. 1837. Crangon boreas Milne Edwards, Hist. nat. Crust, V. 2, p. 342. 1842. „ ,, Kröyeu, in: Naturh. Tidskr., V. 4, p. 218, tab. 4, flg. 1—14. 1849. „ „ Milne Edwards, in: Atl. Cuviek, Reg. anim., tab. 51, fig. 2. 1877. Cheraphüus boreas (Ph.). Miers, in: Ann. Mag. nat. Hist., (4) V. 20, p. 57. 1881. Orangon {Cheraphüus) boreas (Ph.), Miers, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 15, ZooL, p. 60. 1882. Cheraphüus boreas (Ph.), Hoek, in : Niederländ. Arch. Zool,, Suppl. 1, Crust., p. 10. 1882. Sclerocrangon boreas (P".)) ^- ^- Sars, in: Christiania Vid. Selsk. Forh., p. 7. 1886. „ „ KöLBEL, in : Oesterr. Polarstat. Jan Mayen, ^ V. 3, Zool. E., p. 51. 1891. „ „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 532. 1900. „ „ Ortmann, in: PrincetonUniv.Bull.,V. 9, No. 3. 1900. „ ,, DoFLEiN, in: Fauna Arctica, V. 1, p. 323. Das Rostrum ist aufwärts gebogen, dreieckig zugespitzt. Sowohl auf der Abbildung in : Regn. anim., Cuvier, als auf derjenigen von Kröyer ist die Stirnform nicht charakteristisch gezeichnet, sondern erscheint vorn stumpf. Unmittelbar hinter dem Rostrum liegen 3 nach vorn gerichtete, spitze Zähne, von denen der letzte nur undeutlich markirt ist. Bei einem erwachseneu Exemplar der Lübecker Samm- lung von der deutschen Polarexpedition sind die erwähnten 3 Zähne scharf ausgeprägt, der 2. ist sehr verbreitert und in der Mitte des Oberrandes mit einem kleinen Einschnitt versehen. Ferner ist bei diesen Exemplaren auf der Branchialgegeud ein spitzer Stachel vor- handen, hinter demselben ein kleiner 2. Zahn und dann ein deutlicher Längskiel, der sich bis zum Hinterrande fortsetzt. Bei den Exem- plaren von Bare Island ist der genannte Stachel breiter und an der Spitze stumpf; der hahinter liegende 2. Zahn ist ebenfalls stumpf, tritt aber deutUcher hervor. Zwischen diesen zahnartigen Vorsprüngen und am medianen Längskiel befinden sich auf dem Cephalothorax 3 schwach angedeutete, kleine, ovale Erhöhungen. Die Abdominalseg- mente sind bei dem erwachsenen Exemplar oben in der Mitte mit zahnartigen Vorsprüngen versehen, welche bei dem Exemplar von Bare Island nur schwach vortreten. Das letzte Glied des Abdomens ist bei allen Exemplaren gleich gestaltet und in gleicher Weise am Hinter- Reise nach dem I'acific. Crustaceen. 439 rand gezähnt. Am mittlem Hiuterrande bilden breit dreieckige Zähn- chen die Fortsetzung der 2 sich auf dem Rücken entlang ziehenden Kiele. Jederseits von diesen Zähnchen befindet sich in kurzer Ent- fernung ein längerer, schlanker, spitzer Stachel und jederseits an der hintern Ecke des Unterrandes ein kleiner, schwacher Vorsprung. Fundort: Bare Island. 16. Crangon (Sclerocrangon) mtmitus Dana. 1852. Crangon mimitus Dana, U. S. Explor. Exp. , Crust., p. 536, tab. 33, fig. 5. 1857. „ „ Stimpson, Crust. Echin. N. Amer., p. 57. 1892. „ „ Walker, Crust. Puget 8ound, p. 275. 1895. „ (Sclerocrangmi) munitus Dana, Ortmann, in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, p. 173. 1900. „ „ „ DoFLEiN, in: Fauna Arct., p. 324. Fundort: Bare Island. 17. JParacrangon echinatus Dana. 1852. Paracrangon echinatus Dana, U. S. Explor. Exped., Crust., p. 538, tab. 33, fig. 6. 1857. „ „ Stimpson, Crust. North America, in: J. Soc. nat. Hist. Boston, V. 6, p. 57. 1898. „ „ Calman, in: Ann. New York Acad., V. 11, p. 260. Das Rostrum ist an der Spitze 2theilig ; der obere Zahn be- deutend stärker als der kleine untere. Am Oberrande liegt in der Mitte ein einzelner Zahn. Hinter der Basis des Rostrums, auf dem Cephalothorax, stehen 4 Zähne. Der 3. überragt die andern be- deutend ; der zweitgrösste Zahn ist der 1., zwischen ihm und dem 3. ein kleiner Zahn. Der 4. Zahn ist um ein weniges kleiner als der 1. Aus dem Angeführten ergiebt sich eine geringe Abweichung von der DANA'schen Abbildung. Auf letzterer bemerkt man überdies zwischen den Zähnen auf der Mittellinie des Cephalothorax und den 3 Zähnen in der Nähe des Unterrandes 2 kleine, spitze Zähne. Bei einem Exemplar ist von den Zähnen des Unterrandes nur der linke vordere vorhanden, die übrigen sind durch grobe, höckerartige Erhebungen angedeutet. Der an der äussern Ecke des Cephalothorax befindliche Stachel fällt durch seine Grösse auf. Ganze Länge 30 mm 440 H. LENZ, Länge des Cephalothorax ... 7 mm Lauge des Rostrums .... 6 „ Fundort: Bare Island. 18. Crangon nigricatida Stps. 1856. Crangon nigricauda Stimpson, in: Proc. California Acad., V. 1, p. 89. Die Synonymie vergl. bei Doflein, in: Fauna Arct., p. 325. Fundort: Bare Island, 1 Exemplar. 19. Neetocrangon alaskensis Kingsley. 1882. Neetocrangon alaskensis Kingsley, in: Bull. Essex Inst., V. 14, p. 128. 18!>5. „ „ Ortmann, in: Proc. Acad. Philadelphia, p. 182. 1900. „ „ Doflein, in: Fauna Arctica, p. 327. Die Dactylopoditen des vorletzten Beinpaares sind verbreitert, diejenigen des letzten Paares lanzettförmig. Hinter dem Stirnstachel liegen 3 Stacheln ; zwischen dem Stirnstachel und den letztern liegt ein rudimentärer Zahn. Länge 41 mm. Fundort : Bare Island, 1 Exemplar. 30. Palinurus japoiiicus v. Sieb. 1850. Palinurus japonicus v. Siebold u. De Haan, in : Fauna Japon., p. 158, tab. 41, 42. 1892. Senex japonicus Ortmanx, in : Zool. Jahrb., V. 6, S3'st., p. 25. Der röthliche Cephalothorax ist stark mit Dornen und Höckern besetzt. Von den erstem sind die kleinern ganz, die grössern wenigstens am Grunde anders (blau?) gefärbt. Die dicht stehenden Höcker sind kranzartig kurz beborstet. Das Abdomen ist einfarbig, der 1. Ring mit je einem grossen, seitlichen, hellen (im Leben blauen oder gelben?) Fleck versehen. Die Beine sind einfarbig und waren wohl nur an den Enden der Glieder anders gefärbt. Die Behaarung erstreckt sich über den ganzen Cephalothorax und ist nur nach vorn schwächer. Fundort: Laysan, 2 Exemplare von 175 resp. 100 mm Länge. 21. Scf/llartis squamosus M. Edw. 1837. Scyllarus squamosus Milne Edwards, Hist. nat. Crust., V. 2, p. 284. 1841. „ sieboldi De Haan, in: Fauna Japon., p. 152, tab. 36. Reise nach dem Pacific. Ciustaceen. 441 1898. Scyllarus squamosus Oktmann, C^arcinol. Stud., in: Zool. Jahrb. V. 10, Syst., p. '2G0. Fuiuloit: Honolulu, 1 Exemplar. 23. Varihacus antarcticus (Rumpii). 1837. Ihacus antarcticus M. Edwards, Hist. nat. Crust., V. 2, p. 287. 1^49. „ „ CuviER, Regn. anira., Crust., tab. 45, fig. 3. 1852. „ „ Dana, in : U. S. Explor. Exped., V. 1, p. 518, tab. 82, fig. 6. 1877. Parihacus antarcticus MiEus, in: Proc. zool. Soc. London, p. 138. 1882. „ ,, Haswell, Cat. Austral. Crust., p. 169. 1892. „ „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 45. 1897. „ „ WiiiTELEGGE, Crust. Funafuti, in: Mem. Austral. Mus. Sydney, V. 3, p. 146. Fundort: Honolulu, 3 Exenii)liue. Grösste Länge 138 mm, Breite 86 mm. 23. Jr*aranephrops setosus Hutton. 1873. Parane^jJirops setosus B-iTtON^ in: Ann. Mag. nat. Hist., ^4) V. 12, p. 402. 1876. „ „ MiERS, Crust. New-Zealand, p. 72. 1885. „ „ EiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, p. 429. 1898. „ „ Faxon, Observ. on the Astacidae, in: Proc. U. S. nation. Mus. Washington, p. 681. Die grössern Exemplare zeigen alle charakteristischen Merkmale dieser Art; bei den kleinern ist der Cephalothorax au den Seiten fast glatt. Die Scheerenfüsse sind an den Aussenseiten, ähnlich denjenigen von P. zealandicus (White), mit Stacheln und Haaren versehen. Fundort: Mehrere Exemplare von French Pass, d'Urville Island (Lagune). 24. 3Iunida stvhrtigosa Dana. 1852. Munida subrugosa Dana, U. S. Explor. Exped., Crust., V. 1, p. 479, tab. 30, fig. 7. 1852. Grimothea gregaria Dana, 1. c. p. 483, tab. 31, fig. 1. 1876. Munida subrugosa Miers, Cat. New-Zeal, Crust., p. 68. 1881. „ gregaria Miers, in: Proc. zool. Sog. London, p. 73. 1882. „ „ Alpii. Milne Edwards, in: Miss, du Cap Hörn, p. 32, tab. 2, fig. 1. 1885. „ subrugosa Filiiol, in: Miss. File Campbell, p. 425. 1888. „ „ Hendbrson, Chall. Exped., Anomura, p. 124. Fundort: 7 Exemplare aus offener See bei Littleton (Neuseeland). 1 Exemplar von den Falklands-Inseln. 442 H. LENZ, 25. Pagiirus gemmatus M. Edw. 1848. Pagurus gemmatus M. Edw., in: Ann. Sc, nat., (ser. 3) Zool., p. 61. 1880. „ „ MiERs, in : Ann. Mag. nat. Hist., p. 35. 1880. „ „ Richters, Decapod. von Mauritius und den Seychellen, p. 160. Der vordere Theil des Cephalothorax ist ebenso gestaltet und ge- zeichnet wie derjenige von P. deformis. Die kleinen Schuppen an der Basis der Augenstiele weichen etwas von denen der letztern Art ab; der äussere kleine Vorsprung ist breiter, so dass die Schuppen ebenso breit wie lang erscheinen. Besonders charakteristisch ist das Hand- glied des linken Scheerenfusses. Dasselbe ist kurz und breit, die Länge beträgt am Uuterrande 18 mru, die grösste Breite 15 mm; auf dem obern Theil sieht man dieselben Längserhöhungen wie bei Pag. deformis., jedoch sind dieselben nicht mit Stacheln, sondern mit un- gleichen, groben, hörnerartigen Tuberkeln versehen, zwischen denen zerstreut viele kleinere Körner liegen ; auch trägt der übrige Theil der äussern Hand verschieden grosse, ungleich vertheilte Körner, die grössten Tuberkel liegen in der Nähe der Fingerbasen ; die Finger sind ebenfalls grob granulirt. Während der Daumen bei Pag. deformis scharf gekielt ist, zieht sich bei Pag. gemmatus nur eine granulirte Körnerreihe entlang. Das Carpalglied entspricht fast genau demjenigen von Pag. deformis, nur sind die untern stachelartigen Erhöhungen der Aussenfläche bedeutend schwächer. Das Brachialglied besitzt bei Pag. gemmatus kleine, stachelartige Vorsprünge, bei Pag. deformis einen mehr nach unten gerichteten, stumpfen Zahn. Die Glieder des linken 3. Lauffusses sind verhält- nissmässig schlank; die Dactylopoditen bedeutend länger als die Pro- poditen; erstere besitzen eine Länge von 18,5 mm, letztere von 18 mm. Die Propoditen sind an der Basis breit (6 mm), an ihrem Ende schmal (8 mm) ; am äussern Rande erscheinen dieselben com- primirt, aber ohne Erhöhung oder verbreiterte Fläche (s. Miers, 1. c. p. 85). Diese Art, welche dem Pag. deformis sehr nahe steht, wurde bis- her von den Marquesas-Inseln, der ostafrikanischen Küste und dem Malayischen Archipel (ohne genauem Fundort) angegeben. Sie liegt in einem leider etwas defecten weiblichen Exemplar von Laysan vor. 3C. Clibanavius zebra Dana. 1852. Clihanarius zehra Dana, in: U. S. Explor. Exped. , p. 462, tab. 21), fig. 2. 1878. 1892. 1896- -190o'.' V. Reise nach «iem Pacitic. Crustaceen. 443 1888. Clihanarius zebra De Man, in: Journ. Linn. Soc. London, p. 247 u. 249. Fundort: 6 Exemplare von den Hawaii-Inseln (Molokai, Hanna- kakoi). 27. Calcinus latens (Randall). 1839. Pagunts latens Randall, in : Journ. Acad. nat. Sc. Philadelphia, 'V. 8, p. 135. 1852. Calcinus latens (Rand.) Dana, in: U. S. Explor. Exp., p. 459, tab. 28, fi.g. 11. „ Hellek, Crust. Novara, p. 88. „ HiLGENDORF, in: Mon.-Ber. Akad. Wiss. Berlin, p. 823. Ohtmann, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 293. Calcinus latens Whitelegge, in: Austral. Mus. Sydney, 3, Crust., p. 143. Dana giebt als besonderes Merkmal dieser Art eine am Unter- rande der grössern Scheerc vorhandene gekörnte Längsleiste an, die sich auch auf den unbeweglichen Finger fortsetzt. Diese Crista findet sich bei allen vorliegenden Exemplaren mehr oder weniger deutlich ausgeprägt, die einzelnen Körner sind an der Spitze bräunlich gefärbt. Dasselbe erwähnt Hilgendorf in seiner Besprechung ostafrikanischer Exemplare. Die Oberkante der Scheere ist mit kleinen zahnartigen Höckern versehen ; das Carpalglied trägt am vordem Rande 2 — 3 zahnähuliche Vorsprünge; die obere Hälfte vereinzelte grobe Granulirungen , von denen besonders eine in der Nähe des Oberraiides durch ihre Grösse auffällt. 2 Exemplare zeigen kleine Abweichungen, indem bei ihnen die Zähnchen am Oberrande der grössern Hand und die Crista am Unter- rande derselben fast vollständig fehlen; ebenso sind die Granuhrungen des Carpalgliedes gänzlich undeutlich. Die beiden letzten Glieder des 2. und 3. Fusspaares sind bei einigen Exemplaren stark, bei andern nur spärlich behaart. Jedenfalls ist die Behaarung kein constantes Merkmal dieser Art, was durch die theilweise widersprechenden Be- schreibungen Heller's und Ortmann's bestätigt wird. Eine Anzahl Exemplare von Laysan, darunter 4 eiertragende ??. 2 Exemplare in Columbella sp , 1 in Trochus canaliculatus. Ganze Länge .... . 60 mm Länge des Cephalothorax . 14,5 „ Breite des Vorderrandes . 5 „ Grosse Scheere: Länge . • 10 „ „ „ Breite . • 7 „ 444 H. LENZ, 38. Calcinns elegans (M. Edw.). 1836. Pagurus elegans M. Edw. in: Ann. Sc. nat., (2), V. 6, ZooL, p. 278, tab. 13, fig. 2. 1837. „ „ M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 229. 1852. Calcinns elegans Dana, in: U. S. Expl. Exped., p. 458, tab. 28, fig. 10. 1892. „ „ (M. Edw.), Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 6, 8yst. p. 294. 189G — 1900. Calcinus elegans (M. Edw.i, Whitelegge, Atoll of Funa- futi, in : Austral. Mus. Sydney, Crust., V. 3, p. 143. Die grössera Exemplare haben sämratlich eine stärkere Granu- lirung der Scheerenfüsse, als es bei den von den Tonga-Inseln stam- menden des Lübecker Museums der Fall ist. Die Grauulirung tritt besonders deutlich an den vordem Räudern der Brachial- und Carpal- glieder hervor. Ein anderes grosses Exemplar weicht ausserdem durch die mehr comprimirten Glieder der Laufbeine ab, welche an den Lübecker Stücken mehr cylindrisch geformt sind. Mehrere Exemplare von Laysan aus Turho sp. und Ricinula ricinus L., darunter 2 eiertragende $?. 39. Eiiijagurus middendorffi Brandt. 1849. Pagurus {Eupagurus) middendorffi Brandt, Krebse, in: Midden- dokf's Sibir. Eeise, p. 32, tab. 5, fig. 1 — 16. 1892. Eupagurus middendorffi Ortjiann, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 301. 1 S von Bare Island in Purpura crisjjata Chemn. Das Exemplar ist leider etwas defect, da das Handglied des linken Scheerenfusses fehlt. 30. Mupaf/iirus ochotensis (Brandt). 1849. Pagurus ochotensis Bhandt, in: Middendorff, Sibir. Reise, p. 108. 1852. Bernhardus armatus Dana, in: U. S. Expl. Exped., p, 442, tab. 27, fig. 2a — c. 1898. Eupagurus ochotensis Cai.man, in: Ann. New York Acad. Sc, V. 11, No. 13, p. 260 u. 263. Mehrere junge Thiere, welche dieser Art zuzurechnen sein dürften. Fundort: Bare Island. 31. HJujjagurus tnertensi (Brandt). 1849. Pagurus mertensi Brandt, Krebse, in: Middendorff, Sibir. Reise, p. 112. Carpus der vordem Scheerenfüsse breiter als bei dem ähnlichen Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 445 Euj). middcndorß^ mit ungleich grossen, zahlreichen Granulationen be- setzt. Cephalothorax ziemlich dicht behaart. Fundort: Bare Island, 2 Exemplare. 32. Ettpagur'us tenuitnanus (Dana). (Fig. 6 u. 7.) 1852. Bernhardus tenuimanus Dana, in: U. S. Expl. Exp., p. 477, tab. 27, fig. 7. 1898. „ „ C ALM AN, in: Ann. New York Acad. Sc, V. 9, No. 13, p. 260. Die Bildung der beiden Scheerenfüsse ist für diese Art charakte- ristisch. Der rechte Scheerenfuss ist bedeutend grösser als der linke. Das Merusglied ist Skantig. An der vordem Ecke des Oberraades 5 Zähnchen, die mittlem sind die grössteu. An der untern äussern Ecke befinden sich ebenfalls einige kleine Zähne. — Das Carpalglied trägt am obem Rande eine Reihe nach vorn gerichteter Zähne; die vordem sind mit einander verschmolzen und bilden einen gezähnten Vorsprung. Der Vorderrand ist gekörnt, die Aussenfläche ungleich granulirt, die untern Körner spitzer, mehr stachelartig. Die Hand (Fig. 6) ist dünn, breit, mit gekörntem, vorn scharf abgesetztem Kamm auf dem Oberrande. Die untere Aussenkante wird von kleinen, gleich grossen Granulirungen gebildet. Die Aussenfläche ist mit zahl- reichen, ungleich grossen Körnern besetzt. Die Finger sind kurz, an der Basis breit und ebenfalls granulirt. Bedeutend kleiner ist der linke Scheerenfuss; das Carpalglied am Oberrande mit scharfen Stacheln besetzt, am Äussenrand vollkommen glatt. An der linken Hand (Fig. 7) fällt am Oberrande ein granulirter, wulstartiger Kiel auf; ebenso am Unterrande mehrere erhöhte, in einander fliessende Granulirungen. 2 Exemplare von Bare Island. Länge 18 — 19 mm. 33. Euj^agurtis novae-zealandiae (Dana). 1843. Pagurus cristatus, in : Dieffenbach, New Zealand, V. 2, p. 266, nee M. Edw. 1847. „ „ List. Crust. Brit. Mus., p. 59, sine descr. 1852. Bernhardus novae-zealandiae Dana, U. S. Expl. Exp., Crust., p. 440, tab. 27, fig. 1. 1876. Eupagurus novae-zealandiae Miers, Crust. Nouv.-Zel,, p. 63. 1885. „ „ EiLHöL, in: Miss, l'ile Campbell, Paris, p. 412. Mehrere kleinere und 2 grössere Exemplare von French Pass in Turho punctulatus Martyn, Buccinum testudineum Chem. (Mart.), Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 30 446 H. LENZ, Turbo smaragdus Gmel., Stnithiolaria crenulata Lam., SfrutMotaria vermis Martyn, Euthria lineata Martyn, Buccinum quoyi Kiener, Trochus (Pacliypoma) cooJci Gmel. und Purpura haustrum Mart. 34. JEupagurus intermedius n, sp. (Fig. 8—10.) Es liegen 2 grosse und mehrere kleine Exemplare einer Eupa- gurus-krt vor, welche anscheinend zwischen E. novae-zealandiae und edwardsi steht. Charakteristisch ist die Bildung der Scheerenfüsse. Der rechte übertriflft den linken bedeutend an Grösse. Der Merus des rechten Scheerenfusses ist Skantig, oben abgerundet und in der Mitte des vordem Endes mit einem Stachel versehen; der untere Aussenrand zeigt mehrere kleine Stacheln. Das Carpalglied ist gleich- falls Skantig; am Innenrande 2 Reihen gekrümmter, nach vorn gerichteter Stacheln, in der Mitte der Aussenfläche ist noch eine 3. Reihe angedeutet; Aussenfläche filzig behaart. Aehn- liche stachlige Reihen zeigt der Carpus von Eupagurus sprinimanus Miers, Crust. New Zeal., p. 63, tab. 1, fig. ö, sowie Eup. edwardsi FiLHOL, in: Miss. Ile Campbell, p. 42, tab. 52, fig. 1 u. 2. Die grosse Hand hat dieselbe Form wie bei Eup. edwardsi, an beiden Rändern mit stumpfen Stacheln versehen, die Aussenfläche mit reihen- förmig gestellten Granulirungen geziert. Die Reihen bestehen aus röthlichviolett gefärbten Höckern, die vorn nicht spitz, sondern knopf- artig endigen. Ein dichter Filz überzieht die ganze Aussenfläche. E. edwardsi besitzt auf der Aussenfläche der Scheeren 6 Längsreihen von Tuberkeln; E. spinulimanus nach Miers' Angaben zwei Reihen Stacheln; E. intermedius mehrere Reihen stachelartiger Höcker, zwischen denen sich, unregelmässig zerstreut, kleinere befinden. Die Anordnung entspricht vollkommen derjenigen bei E. novae- zealandiae. Der Merus der linken Hand ist zusammengedrückt, oben ziem- lich scharfkantig, am vordem Ende ebenfalls mit einem Stachel ver- sehen. Carpus kürzer als das Handglied, oben mit 2 Reihen Stacheln, zwischen denen noch eine 3. angedeutet ist. Die Hand ist lang, schmal, dicht filzig behaart ; eine deutliche Körnerreihe erstreckt sich von der Basis der Hand über die Handfläche hinweg bis auf den vordem Theil des unbeweglichen Fingers. Auch der bewegliche Finger ist mit einer Körnerreihe versehen. Bei Jüngern Exemplaren sind die Körnerreihen auf den Hand- Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 447 gliedern bedeutend spitzer und von der filzartigen Behaarung gänz- lich verdeckt. Länge des Cephalothorax . . 24 mm Breite des Cephalothorax . . 11 „ Stirnbreite 10 Rechter Scheerenfuss Linker Seh eere Merus : Länge 11,5 mm 13,6 mm Breite 9,5 ,, 7,3 », Carpus : Länge 14,7 „ 13 n Breite 11 „ 5 Hand: Ganze Länge 25 „ 17 :i Breite 15,6 „ 7 ii Länge d. Finger 15 „ 9,7 ,1 Fundort: French Pass (Neuseeland). 35. Etipagurus hectori Filhol. 1886. Eupagurus hectori Filhul et Milne Edwards, in: Miss, l'ile Campbell, p. 419, tab. 51, fig. 1. Bei dem vorliegenden Exemplar ist der Vorderrand des Carapax 3zähnig. Der mittlere Stirnstachel springt etwas vor; die beiden seit- lichen Stacheln sind weniger deutlich. Die mittlem Äussenecken des Vorderrandes sind abgerundet. Der Carpus des rechten Scheeren- fusses ist Sseitig; am Oberrande mit mehreren nach vorn gerichteten kurzen Stacheln versehen ; an der Basis zweigt sich eine kurze 2. Körnerreihe ab. Die Hand ist aussen und innen convex; die Innen- seite mehr als die äussere. Im Uebrigen sind alle Glieder des rechten Scheerenfusses vollkommen glatt. Linker Scheerenfuss und Geissein der Antennen fehlen an dem vorliegenden Stück. Fundort: 1 leider etwas defectes Exemplar von D'ürville (Neu- seeland), das sicher dieser, wie es scheint, seltenen Art angehört. 36. Eupagurus tj^aversi Filh. 1885, Eupagurus traversi Filhol, in: Miss, l'ile Campbell, p, 422, tab. 50, fig, 5 u. 6, Die Scheerenfüsse sind sehr ungleich, der rechte übertrifft den linken bedeutend an Grösse. Die Aussenfläche der grössern Hand ist mit vielen dornartigen Höckern besetzt. An der untern Kante befindet sich eine Reihe von Höckern, die schräg abwärts gerichtet sind. Diejenigen der vordem Hälfte an der untern Aussenkante des unbeweglichen Fingers sind grösser und stärker als die der hintern 30* 448 H. LENZ, Hälfte. Ausserdem ist die Aussenfläche der Haud mit langen, ziem- lich steifen Haaren besetzt, so dass die Höcker nur stellenweise sicht- bar sind. Carpus ebenfalls stark behaart. Am distalen Ende des Oberrandes eine Reihe kleiner Stacheln, unterhalb derselben eine 2. Reihe, ähnlich wie h&iEup. japonicus Miers. Zwischen beiden Reihen einzelne kleinere, stachelartige Höcker. Merus Sseitig; die äussere Kaute der Unterseite mit kleinen spitzen Stacheln versehen, an der Innern Kante am vordem distalen Ende einige kleine Höcker. Diese Art fand sich in folgenden Conchyhen: Turho smaragdus Gmel., Trochus {TrochococJilea) aethio2)us Gmel.., Euihria punctulatusM., Turho cidaris Gmel., Äncillaria tricolor Gray (= A. australis Sow.). Fundort: French Pass, eine Anzahl grösserer und kleinerer Exemplare dieser interessanten Art. 37. Coenobita rugosus M. Edw. 1837. Cenobita rugosa M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 241. 1892. Coenobita rugosus M. Edw., Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 317. 1897. „ „ WhitelegCtE, Atoll of Eunafuti, in: Mem. Austral. Mus. Sydney, V. 3, Crust., p. 140. Eine Anzahl gut erhaltener Exemplare von Samoa. Als Gehäuse dienten Nerita lineata Chem., Nerita polita L. und Nerita funiculata Rv. 38. Hapalogaster niertensi Brandt. 1850. Hapalogaster mertensi Brandt, in : Mel. bioL, p. 58. 1857. ,. ,, Stimpson, in: Journ. Boston See. nat. Hist., V. 6, p. 40. 1892. „ „ ScHALFEW, Carcin. Bemerk. Acad. Wiss., Petersburg, p. 327, fig. 4, 5a. 1 898. „ ., Calman, in : Ann. New York Acad. Sc, V. 11, No. 13, p. 260. 1898. „ ,. BouviER, in: Ann. Sc. nat., Zool., p. 18 u. 19. 1900. „ ,, DoFLEiN, in : Fauna Arctica, p. 343. Fundort: Bare Island, 3 Exemplare. 39. Echidno Cents setmianus Stps. 1857. Echidnocerus setinianus Stimpson, Crust. Echinod., in: Journ. Boston Soc. nat. Hist., V. 6, p. 37. 1896. „ „ BouviER, Class. Lithod., in: Ann. Sc. nat., Zool., (8) V. 1, p. 27. Reise Dach dem Pacific. Crustaceen. 449 Fundort: Wahrscheinlich Bai von San Francisco. Ein 19 mm langes und 25 mm breites ?. 40. CryptolWiodes sitchensis Brandt. 1853. Cryptolithodes sitchensis Bkandt, in: Bull, phys.-math. Acad. Petersbourg, V. 11, p. 254. 1864. „ altafissura Bäte, in: Proc. zool. 8oc. London, p. G65. 1893. „ sitchensis Newcombe, in: Bull. nat. Hist. Soc. Brit. Columbia, p. 26. 1894. „ „ BouviER, in: Ann. Sc nat., Zool., (7) V. 18, p. 189, tab. 11, fig. 11 ; tab. 12, fig. 2G. 1896. „ „ BouviER, ibid. (8) V. 1, p. 18. 1900. ,, „ DoFLEiN, in: Fauna Arct., p. 348. Es liegt 1 trockenes ? von dieser interessanten Art vor, das völlig mit den angegebenen Beschreibungen übereinstimmt. Die gleich- massige Biegung des Vorderrandes kommt derjenigen des Hinter- randes fast gleich und ist nur im mittlem Theil, wo er etwas hinter den gerade abgeschnittenen, im vordem Theil völlig flachen Schenkel zurücktritt, schwächer gekrümmt. Die Seitenecken des Rückenschildes bilden einen stumpfen Winkel. Die Cardialgegeud ist stark aufgetrieben , ebenso zur gleichen Höhe die Gastricalgegend, die letztere fällt seitlich geradlinig ab, die beiden Seiten stossen oben fast unter einem rechten Winkel zu- sammen. Dieser Rücken setzt sich auf das Rostrum fort, fast bis zu dessen Spitze, die letztere ist ganz flach. Die Augenausschnitte sind etwa doppelt so tief wie breit. Der Vorderseitenrand der Schale lässt 7 oder 8 sehr schwache Andeutungen von Zahnbildungen er- kennen, während der Hinterrand ganz glatt ist. Die Form der Hände und des Kammes entspricht der von Spence Bäte gegebenen Beschreibung, die Oberfläche ist völlig glatt, die Innenflächen der Finger sind gezähnt und mit Büscheln von braunen Borsten besetzt. Grösste Breite des Rückenschildes 70 mm Flntfernung des Hinterrandes der Schale von der Spitze des Rostrums in gerader Linie auf der Unterseite gemessen 48 „ Vordere Breite des Rostrums 7 ,, Länge des Rostrums 7 „ 450 H. LENZ, Breite des Augenausschnittes, vorn 4 mm Breite des Abdomens 44 „ Länge des Abdomens 44 „ Fundort: Victoria (Vancouver Isl.), 1 trocknes ?. 41. Droftiia rn7rij)hi Fbr. 1798. Dromia rumphi Fabkicius, Ent. Syst. Suppl., p. 360. 1837. „ „ MiLNE Edwards, Eist. nat. Crust., V. 2, p. 174. 1892. „ „ OßTMANN, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 548. 1899. „ „ Alcock, Carc. Fauna of India, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 68, Part 2, No. 3, p. 137. Wie Ortmann, 1. c. p. 549 erwähnt, tritt auch bei dem vor- liegenden Exemplar (Länge 13 cm. Breite 17 cm) zwischen dem 2. und 3. Seitenzahn ein neuer Zahn hervor; derselbe ist kleiner als der 2. und diesem mehr genähert als dem 3. Der 2. Zahn ist beider- seits auch bedeutend kleiner als der 1., 3. und 4., so dass es scheinen will, als habe sich der 2. Zahn in die beiden 2 und 2a getheilt. Fundort: Honolulu 1 $. 43. Manina serrata Lam. 1818. Ranina serrata Lam., Anim. s. vert., V. 5, p. 225. 1837. „ dentata M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 134. 1849. „ „ CuviER, Regn. anim., tab. 41. 1850. „ „ De Haan, in: Fauna japon., p. 139, tab. 34 u. 35, fig. 1—4. 1882. ,, serrata Haswell, Cat. Austral. Crust., p. 144. 1892. „ „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 6, Syst., p. 575. Fundort: Honolulu, 1 S von 98 mm Länge. 43. Petrolisthes elongatus Miers. 1837. Porcellana elmigata M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 251. 1843. „ „ in: Dieffenbach, New Zeal., V. 2, p. 265. 1874. Petrolisthes elongatus Miers, in: Zool. Erebus Terror, Crust., p. 3, tab. 3, fig. 3. 1876. „ „ Miers, Cat. Crust. New-Zealand, p. 60. 1882. „ „ Haswell, Cat. Austral. Crust., p. 146. Länge des Rückenschildes . . . 16,5 mm Breite des Rückenschildes . . 14,5 „ Grösserer linker Scheerenfuss: Brachialglied 7 „ Carpalglied 16,5 „ Reise nach dem Pacific. Crustacoen. 451 Hand 27,5 mm Beweglicher Finger 11 „ Fundort: French Pass, 3 Exemplare. 44. Petrolisthes cinctipes (Rand all). 1839. Torcellana cinctipes Randall, in: Journ. Acad, nat. Sc. Phila- delphia, V. 5, 8, p. 136. 1857. „ rupicola Stimpsok, in : Boston Journ. nat. Hist., V. 6, p. 480, tab. 20, fig. 2. 1893. Petrolisthes rupicolus Newcombe, in : Bull. nat. Hist. Soc. Brit. Columbia, p. 30. 1898. „ cinctipes Ortmann , in : Zool. Jahrb., V. 10 , Syst., p. 278. 1898. „ „ Calman, in: Ann. New York Soc, V. 11, 13, p. 260. Das Lübecker Museum besitzt mehrere Exemplare dieser Art aus Californien, San Francisco. Von diesen weicht das vorliegende Thier durch die Form der Stirn, die Längenverhältnisse und Granulirungen der Brachialglieder des 1. Fusspaares ab. Die Stirn ist breiter und vorn mehr abgerundet, so dass sie hierin dem typischen Petr. violaceus gleicht. Die Brachialglieder sind schlanker, als sie Stimpson für P. rujncola abbildet. Länge 10,5 mm, Breite 5 mm, statt 7 zu 4,5 mm. Der Hinterrand der Carpalglieder ist mit einer Längsreihe etwas von einander entfernt stehender Körner versehen; der Zahn am distalen Ende ist spitzer; Hinterrand und Oberfläche dieser Glieder sind mit deutlichen Granulirungen ver- sehen. Länge 11,5 mm, Breite 11 mm, Entfernung der vordem Augen- höhlenecken 4,5 mm, Länge der CarpalgHeder 10,5 mm, Breite 4,5 mm, Länge der Hände 19 mm, Breite 8 mra, Länge der Finger 5 mm. Fundort: Bare Island, 1 Exemplar. 45. Calappa hepatica (Ij.). 1766. Cancer hepatica Linne, Syst. Nat., ed. 12, p, 1048. 1790. „ tuber culatus Hekbst, Nat. Krabben u. Krebse, V. 1, p. 204, tab. 13, fig. 78. 1837. Calappa tuberculata H. M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 106. 1876. „ hepatica Mieks, Cat. New Zeal. Crust., p. 55. 1886. „ „ MiERS, Chall. Exp. Brach., p. 285. 1896. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 65, p. 142. 1897. „ „ Whitelegge, Crust. Eunafuti, in: Mem. Austral. Mus. Sydney, V. 3, p. 139. Fundort: Laysan und Oahu, Pearlharbour (Sandwich-Inseln). 452 H. LENZ, 46. Trichocarcinus oregonensis (Dana). 1852. TricJiocera oregonensis Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., V. 1, p. 299, tab. 18, fig. 5. 1898. Trichocarinus ore(/owewsis (Dana), Walker, in: Trans. Liverpool biol. Soc, V. 12, p. 571, tab. 15, fig. 2. Die BezahnuDg der vordem Seitenränder lässt bei den kleinern Exemplaren deutlich erkennen, dass abwechselnd der 1., 3. u. s. w. Höcker in einen kleinen, spitzen Dorn ausläuft, was bei dem grössten Exemplar entweder gänzlich verschwunden oder nur noch schwach zu erkennen ist, namentlich fehlen an den vordem Höckern die dornigen Spitzen gänzlich. (Vergl. Walker, 1. c. p. 271, tab. 15, fig. 2.) Die einzelnen Regionen des Cephalothorax treten bei dem kleinen Exemplar deutlicher hervor als bei dem grossen. Die aus Körnern gebildeten Längsreihen an der Äussenfläche der Hände sind an dem kleinsten Stück am deutlichsten vorhanden, an dem grössten voll- ständig verschwunden ; ihr früheres Vorhandensein wird nur noch durch die entsprechenden hellem Linien angedeutet, c? ? ? Breite 26 mm 31 mm 24,5 mm Länge 20,5 „ 24 „ 19 Es liegen 3 Exemplare (1 S und 2 $$) dieser interessanten Art von Bare Island, einer kleinen Insel zwischen Victoria (Vancouver Island) und dem Festlande vor. 47. I*u(jettia gracilis Dana. 1852. PugeUia gracilis Dana, in: U. S. Expl. Exp., p. 117, tab. 4, fig. 3. 1857. „ „ Stimpson, in: Boston Journ. nat. Hist., V. (3, p. 456. 1894. „ quadridens (De Haan) ?;ar. gracilis Dana, Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 43. Die Form des Cephalothorax gleicht genau der von Dana ge- gebenen Abbildung; Abdomen und Scheeren stimmen zu den Figuren in der Fauna japonica, tab. 24, fig. 2a und 2b. Die Finger sind am Innenrande gleichmässig gezähnelt. Ganze Länge 20 mm Breite (Entfernung der 1. grossen Seitenrandzähne) 19 „ Entfernung der 2. grossen Seitenrandzähne . . . 21J „ Länge des Rostrums 5|^ „ Fundort: 2 SS von Bare Island. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 453 4S. Oregonia gracilis Dana. 1852. Oregonia gracilis Dana, in: U. S. Expl. Exp. Crust., p. 106, tab. 3, fig. 2a — c. 1857. „ „ Stimpson, Crust. Echinod. Pacif. shores, p. IG. Es liegen 3 Exemplare vor. Ein Exemplar ist vollständig mit einer Balanus-kri bedeckt, so dass von dem Rückenschild nichts sichtbar ist. Alle entsprechen der DANA'schen Abbildung, tab. 5, fig. 2a — c. Carapax und Beine behaart. Die Einger der Scheeren- füsse sind sowohl an der Innen- und Aussenseite wie an der Ober- und Unterseite gefurcht und in den Eurchen mit einer Haarreihe ver- sehen. Die Handglieder sind nach vorn etwas verbreitert und haben am Oberrande entfernt stehende, stumpfe Tuberkeln. Der bewegliche Finger besitzt in der Nähe der Basis einen kantigen Zahn. Bei dem grössten Männchen fällt die Länge des Rostrums auf, auch divergiren die Stirnstacheln nicht in dem Maasse, wie es die Abbildung fig. 2b zeigt, vielmehr laufen dieselben parallel und divergiren nur an der Spitze. Am Abdomen sind die ersten Glieder gleich gross und am Rande concav gebogen; das 3. und 4. Glied entsprechen einander gleichfalls an Grösse und sind am Rande etwas convex; das 5. Glied ist etwas breiter als die beiden ersten. Die beiden letzten Glieder sind gleich an Grösse und etwas schmäler als das 3. und 4., am Rande ebenfalls convex. Das letzte ist am Hinterrande mehr nach innen ge- bogen, als Abbildung fig. 2c zeigt. Bei einem Exemplar fand sich eine Anzahl kleiner Eier, die sicher mit dem Thiere in keinem Zusammen- hang stehen, entspricht doch die Form des Abdomens fast gänzlich der Abbildung fig. 2c, auch fehlen die für das Weibchen charakteristischen Haftfüsse. Maasse des grössten Thieres, dessen Rückenschild vollständig mit Balanen besetzt ist: Ganze Länge 44| mm Länge der Stirnstacheln ... 16 „ Breite des Carapax 20^ ^, Maasse der Scheerenfüsse Länge des Brachialgliedes . . 28 „ Carpalglied 9i „ Handglied: Länge 18 „ Grösste Breite ... 6 „ Länge der Finger . 9|^ „ Fundort: Bare Island. 454 H. LENZ, 49. Hyas lyratus Dana. 1852. Hyas lyratas Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., p. 86, tab. 1, fig. 1. 1857. „ „ Stimpson, in: Journ. Boston Soc. nat. Hist., p. 10. 1896. „ „ MiEES, Chall. Crust., p. 47. Länge von der Spitze des Stirnstachels bis zum Hinterrande des Rückenschikies 10 mm. Länge des Stirnstachels 2,3 mm. Breite : Entfernung der seitlichen Vorsprünge hinter den Augen- höhlen 6| mm. Breite des Rückenschildes kurz vor dem Hinterrande 7| mm. Fundort: Bare Island, 1 kleines $. 50. JParamithrax cristatus A. Mine Edw. 1886. Paramithrax cristatus A. Milne Edwards, in : Miss, l'ile Camp- bell, p. 358, tab. 41, fig. 9 — 12. Bei allen Exemplaren ist der obere Augenhöhlenrand an der hintern Ecke vor dem ersten Einschnitt nicht abgerundet, wie 1. c. tab. 41, fig. 11 dargestellt ist, sondern mit einem kurzen Stachel versehen. Alle Thiere sind bis auf die Scheerenfüsse mit langen, gelben Haaren besetzt, so dass nur nach deren Entfernung die Zeichnung des Rückenschildes und dessen Seitenzähne sichtbar werden. Maasse des grössten i\ Länge von der Basis der Stirnstachels bis zum Hinterrande des Rückenschildes 39 mm Länge des Stirn stach eis 4| „ Länge der BrachialgUeder 13^,, Länge der Carpalglieder Hf „ Länge der Hände 21| „ Breite, grösste des Rückeuschildes 32 „ Breite der Brachialglieder 8 „ Breite der Carpalglieder 7|^ „ Breite der Hände 8 „ Fundort: French Pass, Chatham-Inseln. Eine Anzahl SS und $?. 51. JParamithrax peroni M. Edw. 1834. Paramithrax peroni M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 1, p. 324, 1853. „ „ Jacquinot et Lucas, in: Voy. Pole Sud, Zool., V. 3, Crust., p. 10, tab. 1, fig. 3. 1882. „ „ Haswell, Cat. Austral. Crust., p. 13. 1886. „ „ FiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, p. 354. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 455 1893. Paramitkrax peroni Rathbun , in : Proc. IL 8. nation. Mus. Washington, V. 16. p. 81. Das S von French Pass, 80 mm incl. Stirnstachel lang und 53 mm breit entspricht genau der bei Jacquinot et Lucas, tab. 1, fig. 3, gegebenen Abbildung. Der Merus der äussern Maxillarfüsse ist ein wenig länger, als in der genannten Abbildung gezeichnet, namentlich ist der untere, ver- schmälerte Theil verlängert; auch ist die Aussenecke mehr vorge- zogen und der Vorderrand nicht concav, wie 1. c. dargestellt, sondern gerade. An 2 kleinem Exemplaren ($ und ?) von demselben Fundort sind die Handglieder noch nicht aufgeblasen wie bei dem grossen Exemplar; sie sind hinten ein wenig dicker, die Spitzen des Rostrums im Verhältniss kürzer und stärker divergirend. Die Bedornung zeigt keine Abweichungen. Das ? ist eiertragend. Fundort: French Pass (Neuseeland) und Banks Island. 53. Carupa laevltiscula Heller. 1865. Carupa laeviuscula Heller, Novara Crust., p. 27, tab. 3, fig. 2. 1886. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 336. 1894. „ „ Ortmann, in: Jena. Denkschr., V. 8, p. 44. 1894. „ „ „ in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 68. 1894. „ „ Zehntner, in: Mus. Hist. nat. Geneve, p. 161. Stirn 41appig. Die beiden mittlem Lappen sind kleiner als die äussern, von denen sie durch eine seichte Einbuchtung getrennt sind ; auch liegen die Seitenlappen etwas zurück. Das Carpalglied trägt am innern Vorderrande einen spitzen Stachel ; ein zweiter kleinerer liegt am äussern Unterrande; oberhalb derselben ist am Vorderrande ein 3. Zahn schwach angedeutet. Auf der Oberfläche des Carpal- gliedes bemerkt man durch die Lupe einige Unebenheiten. Im Uebrigen bestätigt sich De Man's Ansicht im Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 336. Heller's Abbildung ist nicht ganz correct. Breite 19,3 mm (Entfernung der äussern Seitenzähne) ; Länge 9,5 mm. Fundort: Laysan, 1 junges S- 53. Neiytunus (AcJielous) granulatus (M. Edw,). 1834. Lu2)a granulafa M. Edw., Hist nat. Crust., V. 1, p. 454. 456 H. LENZ, 1835. Amphitrite gladiator De Haan, in : Fauna japon., p, 65, tab. 18, fig. 1. 1852. „ speciosa Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., V. 1, p. 276, tab. 17, fig. 1. 1861. Achelous granulatus Alph. M. Edw., in: Arch. Mus., Y. 10, p. 344. 1895. Neptunus (Achelous) granulatus De Man, in: Zool. Jahrb., V. 8, Syst., p. 558. 1899. „ „ „ Alcock, in : Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 68, p. 45. Ein einziges Exemplar (S) von 16 mm Länge und 22 mm Breite stimmt genau mit den im Lübecker Museum vorhandenen, von De Man bestimmten Exemplaren von Atjeh. Auf der Aussenseite der Hand sind 3 fein granulirte, erhabene Längskiele, auf der Oberseite ein weniger deutlicher Kiel. Fundort: Laysan. 54. J^eptunus sanguinolentus (Herbst). 1834. Lu2)a sanguinolenta M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 1, p. 451. 1849. „ „ „ „ Atl. CuviEE, Regn. anim., tab. 10, fig. 1. 1861. Nejdunus sanguinolentus Ahvu.M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 10, p. 319. 1876. „ „ MiEES, Cat. Crust. New Zealand, p. 26. 1886. „ „ „ Chall. Brach., p. 174. 1886. „ „ FiLHOL et M. Edw., in: Miss. Tile Camp- bell, Crust., p. 382. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 328. 1894. „ „ Oktmann, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 76. 1895. „ „ De Man, ibid. V. 8, p. 556. 1899. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal., V. 68, p. 32. Länge 28,5 mm Breite (Entfernung der Spitzen der Seitenstachel) 71 „ „ (Entfernung am Grunde derselben) . . 52 „ Fundort: Molokai (Haunakackai, Hawai-Gruppe), 1 junges, etwas defectes Exemplar. 55. Goniosorna evythrodactylum (Lam.). 1818. Poriunus erythrodactylus Law., Hist. anim. sans vertebres, V. 5, p. 259. 1834. Thalamita erythrodactyla M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 1, p. 464. 1861. Goniosorna eryihrodactylum Alvii. M. Edw\, in: Arch. Mus. Hist. nat, V. 10, p. 369. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 457 1889. Goniosoma erytlirodactylum De Man, in: Zool. Jahrb., V. 4, Syst., p. 81. 1894. „ „ Ortmann, ibid. V. 7, Syst., p. 81. Fundort: 1 eiertragendes ? von Honolulu. 56. Goniosoma Orientale (Dana). 1852. Charyhdis orientalis Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., V. 1, p. 285, tab. 17, fig. 10. 1861. Goniosoma Orientale Alpii. M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat., V. 10, p. 383. 1865. „ „ Heller, Novara Crust., p. 29, tab. 3, fig. 3. 1899. Charyhdis orientalis Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 68, p. 63. Fundort: 1 S von Honolulu. Breite 85 mm. 57. Thalamita integra Dana. 1851. Thalamita integra Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., V. 1, p. 281, tab. 17, fig. 6. 1861. „ „ M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat., V. 10, p. 358. 1878. ,, „ Hilgendork, in : Mon.-Ber. Akad. Wiss. Berlin, p. 799. 1880. „ „ Richters, in: Meeresf". Mauritius Seych., p. 153. 1886. „ „ MiERS, Chall. Exp. Crust., p. 195. 1888. „ „ De Man, in: Journ. Linn. Soc. London, p. 74. 1899. „ „ Alcock, in : Journ. Asiat. Soc. Bengal., V. 68, p. 85. 1900. „ „ Whitelegge, in : Austi'al. Mus. Sydney, Crust., V. 3, p. 138. Das Basalglied der äussern Antennen ist glatt, doch bemerkt man mittels einer starken Lupe eine feine, gleichmässige Granu- lirung. Die Hände der Scbeerenfüsse gleichen der Abbildung bei Dana, tab. 17, fig. 6b. Bei sorgfältiger Beobachtung sieht man schwache Spuren zweier Längsleisten (cf. Hilgendorf, 1. c. p. 799). 4 junge Exemplare (2 $?, 2 SS), leider alle defect. Maasse des grössten Exemplares (d): Breite (Entfernung der Seitenzähne) 19 mm, Länge 13 mm. Fundort: Oahu, Pearl Harbour. 5(S. Thalamita coeruleipes Jacq. et Lucas. 1853. Thalamita coeruleijjes Jacquinot et Lucas, in: Voy. au pole Sud, Crust., tab. 5, fig. 6. 458 H. LENZ, 1861. Thalamita coeruleipes Alph. M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat., V. 10, p. 363. 1895. „ „ De Man, in: Zool. Jahrb., V. 8, Syst., p. 568, fig. 12. Das vorliegende ? von 46 mm Breite stimmt genau mit De Man's Beschreibung und den von ihm bestimmten Exemplaren aus den malayischen Gewässern im Lübecker Museum. Fundort: Samoa. 59. JPodophthalfnus vigil (Fabr.). 1798. Portunus vigil Fabricius, Ent. Syst., Suppl., p. 363. 1815. Podophthalmus vigil Leach, Zool. Mise, V. 2, p. 149, tab. 118. 1886. „ „ MiERs, Chall. Exped. Brachy., p. 207. Fundort: 1 ? von Honolulu. 60. Eurynolambriis atistralis M. Edw. et Luc. 1841. Eurynolambrus australis H. M. Edw. et Lucas, in: Arch. Mus. Hist. nat., V. 2, p. 481, tab. 28, fig. 14, 15. 1852. „ „ Dana, in: U. S. Expl. Exp., V. 1, p. 141, tab. 6, fig. 9. 1876. » „ MiERs, Crust. New Zealand, p. 12. 1886. „ „ FiLHOL, Miss, l'ile Campbell, p. 371, tab. 43, fig. 7—9. Die Exemplare stimmen am besten mit der bei Filhol, 1. c. tab. 43, fig. 7 — 9 gegebenen Abbildung, was sowohl das Verhältniss von Länge zu Breite, wie die Furchung anbetrifft. Filhol macht daraus eine besondere var. stewarti; ich möchte glauben, dass die eigenthümliche Form des Cephalothorax mannigfach variirt und nament- lich auch das Alter hierauf von Einfluss ist. Fundort: French Pass, 1 cJ, Länge 45 mm, Breite 72 mm; Akaroa Heads (Ostküste der Südinsel Neuseelands), 1 S-, Länge 37 mm, Breite 58,5 mm. 61. JParthenoj^e horrida (L.) 1834. Parthenope horrida M. Edw., Hist. nat. Crust, V. 1, p. 360. 1849. „ „ M. Edw., Atl. Cuvier, Regn. anim., tab. 26, fig. 2. 1872. „ „ A. M. Edw., in : Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 8, p. 255. 1894. „ „ Oktmann, in: Zool. Jahrb., Syst., V. 7, p. 417. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 4ö9 1895. Parthenope horrida Alcock, in: Journ Asiat. Soc. Bengal, V. 64, p. 279. Ein sehr junges Exemplar von Laysan, bei dem die Stacheln noch gerundet sind. Länge 12 mm, Breite 15,5 mm. 63. Cancer novae-zelandiae (Luc). 1853. Platycarcinus novae-^elandiae I^uc, in: Voy. au pole Sud, Crust., p. 34, tab. 3, fig. 6. 1865. Cancer novae-zelandiae (Luc), Alph. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat., V. 1, p. 189. 1886. „ „ FiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, Crust., p. 371. Der rechte Mittelzahn der Stirn ist bei dem ? 2theilig ausge- bildet; die rechte Hälfte desselben ist schräg über die linke hinweg- gewachsen, so dass die Spitze der erstem die letztere halb überragt und eine kleine, runde Ausbuchtung nach hinten zurücklässt. $ ? Länge 26,5 mm 29 mm Breite 40,5 „ 43 „ 1 S und 1 $ von French Pass (Neuseeland). 63. Heterozius rotundifrons A. M. Edw. 1867. Heterozius rotundifrons Alph. M. Edw., in: Ann. Soc. entomol. France, V. 7, p. 275. 1886. ,, „ FiLHOL, in: Miss, l'ile Campbell, Crust., p. 372, tab. 44, fig. 6. Die Form des Cephalothorax stimmt im Allgemeinen gut mit der von FiLHOL, 1. c, gegebenen Abbildung; jedoch ist dort augenschein- lich nur der untere Rand des Hinterrandes gezeichnet, während der obere Rand in Wirklichkeit mehr einwärts verläuft, so dass der letzte seitliche, lappenartige Vorsprung deutlich hervortritt. Bei dem grössten ? erscheint der Cephalothorax sehr verbreitert, auch verlaufen auf ihm die Furchen vor dem vorletzten Vorsprung tiefer und schräger nach hinten. Länge des Cephalothorax 24 mm und 21 mm Breite „ „ 17 „ „ 16 „ Fundort: 4 Exemplare von French Pass. 64. Pilumnus vespertilio (Fbr.). 1798. Cancer vespertilio Fbr., Ent. Syst., V. 2, p. 363, Suppl. p. 338. 1876. Pilumnus vespertilio (Fbr.) Miers, Cat. Crust. New Zeal., p. 19. 460 H. LENZ, 1886. Pilumnus vespertilio Filhol, in: Miss, l'ile Campbell, p. 374. 1894. .. „ Oktmann, in: Zool. Jahrb., \. 7, Syst., p. 438. 1898. „ „ Alcock, Mat. Carcinol. Fauna of India, in : Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 192, wo aucti die vollständige Literatur an- gegeben ist. Fundort: 1 S von Samoa. Länge 18 mm, Breite 25 mm. 65. Leptodiiis exaratus (M. Edw.) va7\ sangtiineus. 1834. Chlorodius sanguineus M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 1, p. 402. 1852. .. „ Dana, in : U. S. Expl. Exp., p. 207, tab. 11, fig. 11. 1877. Leptodlus exaratus var. sanguineus Mibrs, in: Proc. zool. Soc. London, p. 134. 1894. Xantho exaratus var. sanguineus Ortmanx, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 447. 1898. Xantho (Leptodius) sanguineus (Edw.) A. M. Edw., Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 119. Wir fassen Lept. sanguineus ebenfalls nur als eine Varietät von exaratus auf. Länge 13,5 mm, Breite 21,5 mm. Fundort: 1 S von Molokai-Kannakakai (Hawai-Inseln). 66. Actaea speciosa (Dana). 1852. Actaeodes speciosus Dana, U. S. Expl. Exp. Crust., p. 198, tab. 11, fig. 4a — c. 1861. „ nodipes Heller, in: Verh. zool. -bot. Ges. Wien, p. 7. 1861. „ „ Heller, in: SB. Akad. Wiss. Wien, V. 43, 1, p. 329, tab. 2, fig. 19. 1865. Actaea speciosa (Dana) A. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 1, p. 274. 1865. „ nodipes (Heller) A. M Edw,, ibid. p. 274. 1865. Actaeodes nodipes Heller, Crust. Novara, p. 17. 1880. Actaea nodipes (Hell.) De Man, in: Not. Leyden Mus., V. 2, p. 172. 1894. Actaea speciosa (Dana), Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., p. 455. 1896. Actaeodes speciosa (Dana), Whitelegge, in: Mem. Austral. Mus. Sydney, V. 3, p. 136. 1898; Actaea speciosa (Dana) Ortmann, Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 143. Von dieser interessanten Art ist ein eiertragendes ? bei Laysan gesammelt worden. Die Form des Rückeuschildes hat eine grosse Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 461 Aehnlicbkeit mit derjenigen von Actaea setigera. Die Länge des vor- liegenden Tliieres beträgt 16 mm, die Breite 11,5 mm. Milne Ed- wards beschreibt in: Nouv. Arch. Mus., V. 1, p. 174, ein Exemplar, bei dem sich die Länge zur Breite wie 16 : 21,5 verhält. De Man erwähnt ein Exemplar, bei dem sich die Länge zur Breite wie 19 : 13 verhält, während die DANA'sche Abbildung ein Verhältniss von 15:11 ergeben würde. Die Felder des Rückenschildes sind scharf von einander abge- grenzt, besonders die der Stirn und dem vordem Seitenrande nahe liegenden. So sind die Frontalfeldchen von den Epigastricalteldchen und letztere von den Protogastricalfeldchen deutlich getrennt. Die granulirten, knotenartigen Höcker sind kräftig entwickelt. Die äussere Handfläche weist mehrere kleine, granulirte Längsreihen auf, die theilweise in einander übergehen. Die Fingerspitzen sind löflfelartig ausgehöhlt. Im Uebrigen stimmt unser Exemplar genau mit Milne Edwards' Beschreibung, 1. c. p. 274, überein. Fundort: Laysan. 67. Lophoxanthiis hellus (Stps.). 1860. Xantho hella Stimpson, Notes on N. Americ. Crust., in: Ann. Lyc. nat. Hist. New York, p. 76, tab. 3, fig. 2. 1876. „ leucomanus Lockington, in: Proc. California Acad., p. 32. 1881. Lophoxanthus hellus Alph. Milne Edwards, in: Miss, scient. Mexique, p. 257, tab. 46, fig. 4. 1886. Lopliozozymus {Lophoxanthus) hellus Stps. var. leucomanus LocKiNGT., MiERS, Cball. Exp. Crust., p. 115, tab. 11, fig. 1. Das kleinere Exemplar stimmt mit der von Stimpson gegebenen Abbildung gut überein, jedoch ist die Felderung des Rückenschildes weit deutlicher ausgeprägt. Das grössere Exemplar ist im Verhältniss etwas breiter, das Carpalglied der Scheerenfüsse vollkommen glatt, während es bei dem kleinern mehrere Granulationen aufweist. Die Lauffüsse sind bei dem grössern S ziemlich stark behaart. Länge 19,5 mm. Breite 28 mm. Fundort: 2 SS von Bare Island. Bereits Stimpson macht darauf aufmerksam, dass Exemplare aus nördlichem Gegenden breiter, granulirter und behaarter sind. 68. Lopho^o^ymus incisus (M. Edw.). 1834. Xantho incisus M. Edw., Hist. nat. Crust, V. 1, p. 397, Zool. Jahrb. XIV. Abth. 1. Syst. g-j^ 462 H. LENZ, 1887. Lophozozymus incisus M. Edw., De Man, in: Arch, Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 268, tab. 10, fig. 1. 1898. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal., V. 67, p. 107. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist zu dieser Art ein weibliches Exemplar von Laysan zu rechnen. Es stimmt im Allgemeinen mit der von De Man gegebeneu ausführlichen Beschreibung und Abbildung, weicht jedoch in Nachfolgendem etwas ab : Die Stirnlappen sind ein wenig mehr nach innen gebogen. Der innere Vorsprung der untern Augenriinder ist von oben deutlich sicht- bar. Carpal- und Handglied der Scheerenfüsse sind vollkommen glatt^ ohne jegliche Granulation. Vermuthlich eine Folge des Alters. Da- gegen ist der obere Rand des Brachialgliedes stark gekielt und mit zahlreichen, kleinen Granulationen besetzt. Die obern Ränder der Carpopoditen der Lauffüsse sind ein wenig gekielt und granulirt, Länge des Cephalothorax 50 mm Breite des Cephalothorax (Entfernung der letzten Seitenzähne 62 ,, Rechter Scheerenfuss: Brachialglied: Länge 15 „ Breite 17 „ Carpalglied: Länge 10 „ Breite 14 „ Länge der Hand 24 „ Breite der Hand 16 „ Länge der Finger 19 „ Fundort: Laysan. 69. Lophactaea actaeoides A. M. Edw. 1867. Lophozozymus actaeoides Alph. M. Edw., in: Bull. Soc. entom. France, (4) V. 7, p. 273. 1873. Lophactaea actaeoides Alph. M. Edw., Crust. de la Nouv. Cale- donie, in : Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 189, tab. 6, fig. 7. Die beiden Exemplare stimmen genau mit der von Alph. Milne Edwards, 1. c, gegebenen Beschreibung und Abbildung. Die Ab- schnitte der vordem Seitenränder sind etwas deutlicher markirt als in der angegebenen Abbildung. Es mag dies darin seinen Grund haben, dass unsere Exemplare bedeutend grösser sind als diejenigen, welche Milne Edwards vorlagen. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 463 Breite incl. der letzten Seitenecke . 36 und 44 mm Länge 25 „ 30 „ Fundort: 2 SS von Laysan. 70. Lojyhactaea eydouxi A. M. Edw. 1865. Lophactaea eydouxii A. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 1, p. 248, tab. IG, fig. 2, 2a, 2b. Die von Alph. Milne Edwards, 1. c. hervorgehobenen Unter- schiede in der Granulation des Cephalothorax treffen für unser (trockenes) Exemplar in so fern zu, als die Körner auf der vordem Cardial- und hintern Urogastricalregion, wenn auch nicht gänzlich fehlend, doch nur sehr schwach auftreten. Die Furchungen sind äusserst flach. Fundort: 1 S (trocken) von Laysan. Grösste Breite 34, Länge 23 mm. 71. Carpilodes monticulosus A. M. Edw. 1873. Carpilodes monticulosus AijFu.M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 181, tab. 5, tig. 1. 1886. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 233. 1894. „ „ Ortmann, in: Semon, Forschungsreisen, V. 5, Crust., p. 51. 1898. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 86. Der Vorderseitenrand ist, die äussern Augenhöhlenecken nicht mitgerechnet, mit 4 grossen, abgerundeten Zähnen versehen. Zwischen dem 1. Zahn und der äussern Augenhöhlenecke befindet sich ein deutlicher Einschnitt, welcher auf der von Milne Edwards 1. c. ge- gebenen Abbildung nur schwach angedeutet ist. Bei Milne Edwards sind die Protogastricalfelder 2theilig gezeichnet. Bei dem vorliegenden Exemplar macht sich diese Theilung gleichfalls geltend, die Furche erreicht jedoch nicht den Hinterrand. Die Epigastricalfelder sind deutlich markirt und durch eine seichte Querfurche von den Proto- gastricalfeldern getrennt; auch die Anterolateralfelder zeigen schärfere Trennung (vgl. De Man, 1. c. p. 233). Die Scheeren sind am Oberrande mit groben, höckerartigen Un- ebenheiten versehen; in geringer Entfernung folgt eine breite Doppel- längsreihe von Körnern, deren obere stärker ist als die untere. Auf der untern Aussenseite der Hand ziehen sich zwei aus kleinen Körnern bestehende parallele Längsstreifen entlang. Länge 14,5 mm^ Breite 23,5 mm. Fundort: 1 $ von Laysan. 31 * 464 H. LENZ, 72. Carpilodes ruber A. M. Edw. 1865. Carpilodes ruber A. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 1, p. 228, tab. 11, fig. 4, 4a, 4b. 1894. „ „ Ortmann, in: Zool. Jabrb., V. 7, Syst., p. 468. Fundort : 1 defectes $ von Oaliu, Pearlharbour (Hawai-Gruppe). Länge 9 mm, Breite 15,5 mm. 73. Carpilius maculatus (L.). 1766. Cancer maculatus Linne, Syst. Nat., ed. 12, p. 1042. 1837. Carpilius maculatus Milne Edwards , Hist. nat. Crust., V. 2, p. 382. 1865. „ „ Ali'h. Milne Edwards, in: Nouv. Arch. Hist. nat. Paris, V. 1, p. 214. 1898. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 79. Fundort: 1 $ von 87 mm Breite von Laysan. 74. Carpilius convexus (ForskIl). 1834, Carpilius convexus (F.) Milne Edwards, Hist. nat. Crust., V. 1, p. 382, tab. 16, fig. 9 u. 10. 1852. „ „ Dana, in : U. S. Expl. Exp., p. 159, tab. 7, fig. .5. 1861. „ „ Heller, in: SB. Akad. Wiss. Wien, V. 43, 1, p. 319. 1865. „ „ A. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 1, p. 215. 1873. „ „ A. M. Edw., ibid. V. 9, p. 176. 1878. „ „ Miers, in: Ann. Mag. nat. Hist., (5) V. 2, p. 407. 1882. „ „ Haswell, Cat. Austral. Crust., p. 41. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 232. 1894. „ „ Ortmann, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 469, tab. 17, fig. 10. 1894. „ „ Ortmann, in: Semon, Zool. Forschungsreisen, V. 5, Crust., p. 51. 1895. „ „ Dk Man, in : Zool. Jahrb., V. 5, Syst., p. 496. 1898. „ „ Alcock , in : Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 80. Fundort: 1 S von Laysan. Breite 91,5 mm, Länge 71 mm. 75. JStisus laevimanus Randall. 1839. JEtisus laevimanus Randall, in: Joui-n. Acad. nat. Sc. Phila- delphia, V. 8, p. 115. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 465 1852. Eiisus laevimanns Dana, in: U. S. Explor. Exp., p. 185, tab. 10, fig. 1. 1894. „ „ Oktmann, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 473. 1898. „ „ Alcock, in : Journ. Asiat. Soc. ßengal, V. 67, p. 131. Die Form des Rückenschildes stimmt mit der DANA'schen Ab- bildung überein. Die Breite beträgt SU/s mm, die Länge 2073 mm. Die Scheerenfüsse sind ungleich, der rechte ist bedeutend grösser als der linke. Die Finger der letztern sind am Innenrande mit einigen stumpfen, breiten Zähnen versehen, der rechte zeigt die Zähnelung wie bei Dana, tab. 10, fig. lg. Fundort: Pearl Harbour (Oahu, Hawaian Islands), 1 etwas defectes 3. 76. Ozius lohatus Heller. 1865. Ozius lohatus Heller, Crust. Novara, p. 21, tab. 2, fig. 4. 1882. „ „ Häswell, Cat. Austral. Crust, p. 63. Vorliegendes Exemplar stimmt mit der Abbildung bei Heller vollkommen überein , besonders die Felderung des Rückenschildes und Bildung der Stirn. Abweichend dagegen ist die Form des Rücken- schildes, indem die hintern Seitenränder mehr gerade, während dieselben bei der erwähnten Abbildung gebogen erscheinen. Von Osius truncatus scheint sich Ozius lobatus durch die deutlich 4theilige Stirn sowie durch das Vorhandensein eines deutlichen Vor- sprungs an der Innern vordem Ecke des Carpalgliedes der Scheeren- füsse zu unterscheiden. Aber wohl nicht mit Unrecht spricht schon Haswell die Vermuthung aus, dass beide Arten identisch sind. Heller nennt als Fundort obiger Art Shanghai, Sydney, Tahiti ; Ozius truncatus ist bisher bei Australien und Neuseeland gefunden worden. Fundort : 1 Exemplar (?) bei Auckland, Tiri-Tiri. Länge 29 mm, grösste Breite 45 mm. 77. JDomaecia hisjHda Eyd. et Soul. 1852. Domaecia hispida Eydoux et Souleyet, in: Voy. de la Bonite, Crust., p. 230, 235, 250. 1852. „ „ Lucas, in: Hombron et Jacquinot, Vo}'. au pole Sud, Crust., p. 50, tab. 4, fig. 3. 1852. „ „ Dana, in: U. S. Expl. Exp., Crust., p. 250. 1873. „ „ A. M. Edw. in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 263. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 326. 1894. „ „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 478. 466 H. LENZ, 1898. Domaecia hispida Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, p. 230. Diese seltene Art wurde nach Dana auf Tahiti, nach A. Milne Edwards auf Neu-Caledonien gesammelt. Stimpson giebt in: Ann. Lyc. nat. Hist. New York, 1860, diese Art von St. Thomas an. Das Lübecker Museum besitzt Domaecia hispida von Upolu. Länge 9,5 mm, Breite 12,5 mm, Fundort: 2 sehr defecte Exemplare von Laysan aus einer Korallen- bank; das ? mit Eiern. 78. Trapezia ferruginea tnactilata (Macleay). 1838. Grapsillus maculatus Macleay, in : Smith, 111. Zool. S. Africa, Annulos., p. 67. 1841. Trapezia tigrina Eyd. et Soul., in: Voy. Bonite, Zool., V. 5, 1, p. 232, tab. 2, fig. 2. 1852. „ maculata (Macl.) Dana, in: U. S. Explor. Exped., Crust., p. 256, tab. 15, fig. 4. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V, 1, p. 315, tab. 13, fig. 2. 1893. „ rufopunctata var. maculata (Macl.) Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 484. 1897. „ ferruginea maculata Ortma^t^n, in: Zool. Jahrb., V. 10, Syst., p. 206. 1898. „ „ „ Alcock, Mater. Carcin. Eauna of India, in : Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 67, Part 2, p. 221. Die Form des Cephalothorax entspricht genau der von De Man, 1, c. tab. 13, fig. 2, gegebenen Abbildung. Bei dem grössten, 17,5 mm breiten $ ist der Seitenzahn nur durch eine stumpfe, höckerartige Bildung angedeutet; bei dem zweitgrössten Exemplar, ebenfalls einem $, von 10 mm Breite, ist der linke Zahn fast ganz verschwunden ; das kleinste Exemplar zeigt jedoch deutliche, kleine, stumpfwinklige Vorsprünge. Die Stirnbilduug entspricht ebenfalls im Allgemeinen der De Man- schen Abbildung, nur sind die mittlem Zähne deutlicher dreieckig und schwächer abgestutzt; auch die 2 folgenden Stirnzähne sind von den Innern Stirnlappen, welche zugleich die Innern Augenwinkel bilden, durch einen tiefem Einschnitt getrennt. Die Brachialglieder der Scheerenfüsse tragen am vordem Innen- rande keinen Zahn, wie T. rufopunctata^ sondern sind dort nur mit einem abgerundeten, kleinen Vorsprung versehen. Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 467 Alle Exemplare zeigen zahlreiche rothe Flecke, welche auf dem Oberrande der Scheere zu bandartigen Streifen zusammenfliessen. Fundort: Laysan, aus einem Korallenstock. 79. Trapezia latifrons A. Milne Edw. 1872. Trapezia latifrons Alph. M. Edw., Eech. sur le faune carcinol. de Nouv. Caled., in : Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 259, tab. 10, fig. 7. Von dieser anscheinend seltenen, bisher nur von den Sandwich- Inseln und Neu-Caledonien bekannten Art liegen 3 Exemjjlare (1 $ und 2 ?$) von Laysan vor, welche in einem Korallenstock steckten. Grösste Breite 13 mm, Länge 12 mm. Fundort: Laysan. 80. Pinnotheres novae-zelandiae Filhol, (Fig. n— 14.) 1886. Pinnotheres novae-zelandiae Filhol, in: Miss, l'ile Campbell, Crust., p. 396, tab. 46, fig. 1—6. Die vorliegenden Exemplare stimmen genau mit einem von Prof. BoüviER mir gütigst überlassenen Originalexemplar des Pariser Museums überein. Bei der Vergleichung hat sich herausgestellt, dass die von Filhol gegebenen Zeichnungen nicht in allen Punkten genau sind. Die Form des Cephalothorax (B'ig. 13) ist mehr viereckig und weniger rundlich als Filhol, tab. 46, fig. 1 u. 4 ; der Hinterrand ge- rade und nur bei einem Stück in der Mitte schwach vorspringend. Die Stirn ist, von oben gesehen, nicht sichtbar. Die äussern Maxillen entsprechen in ihrer Form nicht der 1. c. gegebenen fig. 2, sondern haben au unsern sämmtlichen Exemplaren die Form Fig. 14. Der Merus ist keulenförmig, undeutlich öseitig, das Carpalglied etwa so lang wie der Propodus ; der Dactylus reicht bis zur Spitze. Die Scheerenfüsse haben einen vorn breiten Carpus. Die Scheeren sind glatt, an der Innenseite macht sich in der Nähe des ünterrandes eine Haarleiste bemerkbar. Der bewegliche P'inger zeichnet sich durch einen grossen, in der Nähe der Basis befindlichen, zahnartigen Vor- sprung aus; an der Innenseite des unbeweglichen Fingers befindet sich etwas hinter der Mitte ein kleiner Zahn, hinter welchem beim Schliessen der Zahn des beweglichen Fingers fasst. Länge 10 mm. Breite 10,3 mm, Breite der Stirn 3 mm; Länge der grossen Hand 7 mm. Breite 3 mm, Länge der Finger 3 mm. 6 Exemplare, darunter 4 eiertragende ??, in Mytilus schmarotzend, von Freuch Pass, Elmsly Bay (Neuseeland). 468 H. LENZ, 81. Pinnotheres schaninslancli n. sp. (Fig. 15—18.) Die Art hat Aehnlichkeit mit P. pholades De Haan (in: Fauna' Japon., p. 63, tab, 16, fig. 7). Die Form des Rückenschildes ist ein wenig runder, die Stirn springt etwas vor und ist nach unten ge- richtet, die Augen von oben deutlich sichtbar; der Hinterrand ist schwach nach aussen gebogen. Die Lauffüsse sind kräftig und zeigen dieselbe Behaarung wie bei P. pJiolades. Die Scheerenfüsse sind im Verhältniss zu ihrer Breite kürzer als bei P. novae-zelandiae\ ihr Carpalglied ist breiter. Am obern Innenrande der Carpalglieder zieht sich nahe der untern Kante der Hand eine Haarleiste entlang. Die Spitzen der Finger greifen etwas über einander und sind bedeutend kürzer als die Hand. Der bewegliche Finger trägt kurz vor der Basis einen kräftigen, dreieckigen Zahn, der unbewegliche einen drei- eckigen Vorsprung. Die mittlem Füsse sind die längsten, das letzte Paar etwas kürzer. Die Krallen der ersten 3 Fusspaare sind stark, gleich lang und nach innen gekrümmt; am 4. Fusspaar sind die Krallen kürzer und weniger gekrümmt. Bei P. pisoides Ortm. (in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 698) überragt der Dactylus der 2. Gnathopoden den Propodus bedeutend, wie das unsere nach einem Exemplar des Strassburger Museums angefertigte Zeichnung (Fig. 19) zeigt, während bei der vor- liegenden Art der Dactylus vor der Spitze des Propodus zurückbleibt (Fig. 18), bei P. novae-zelandiae ist er gleich lang. Nach Adensamer, Revision der Pinnotheriden, in : Ann. Wien. Hof- mus., 1897, V. 12, p. 107, ist P. pholades De Haan mit P. pisoides Ortm. zu vereinigen. Unsere Art zeigt ferner gewisse Aehnlichkeiten mit P. glaberrimus Bürger, in : Zool. Jahrb., V. 8, Syst., p. 366. Bei P. novae-zelandiae erscheinen die Finger sclilanker, die zahnartigen Yorsprünge weniger kräftig. Das Carpalglied der Scheerenfüsse zeigt bei P. schauinslandi eine gedrungenere Form, ^/^ so lang wie breit. Die Lauffüsse sind bei der vorliegenden Art im Verhältniss zum Cephalothorax länger als bei P. novae-zelandiae. Der vordere Rand der Meropoditen der Lauffüsse ist stark , der Hinterrand schwach behaart. Breite des Cephalothorax im vordem Drittel .... 8,5 mm „ „ „ am hintern seitlichen Unterrand 9,3 „ Länge des Cephalothorax 9,5 „ Hinterrand des Cephalothorax 4,3 „ Stimbreite 2 „ Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 469' Länge der Hand 3,6 mm Breite der Hand 2,5 „ Fundort : 2 Exemplare von French Pass (Neuseeland), in Mytilus schmarotzend. 83. Halicavcinus tridentatiis (Jacq. et Luc). 1853. Hymenosoma tridentntum Jacq. et Lucas, in : Voy. Pol Sud, ZooL, V. 3, p. 60, tab. 5, fig. 27—33. 1885. Halicarcinus tridenfatus Filhol, in: Miss, l'ile Campbell, p. 396, tab. 50, fig. 3. Alle Exemplare zeigen die von Alpii. M. Edwards und Filhol, 1. c. p. 396, angegebenen charakteristischen Merkmale. Der Cephalo- thorax ist am Rande ohne Seitenzähne; die einzelnen Regionen sind wenig deutlich begrenzt. Die Stirn ist 3theilig, alle 3 Zähne gerade nach vorn gerichtet, an ihrer Basis wenig verbreitert. Ortmann stellt die Art zu H. planatus (Fbr.), was mir zweifel- haft scheint; dagegen möchte ich annehmen, dass H. huttoni Filh., 1. c. p. 398, tab. 47, fig. 1, nur Jugendzustand von H. tridentaius ist. Länge 13 mm, Breite 16 mm. Fundort: Eine Anzahl Exemplare verschiedenen Alters von French Pass (Neuseeland) und 2 junge Thiere von den Chatham-Inseln. 83. Hyinenicus varius Dana. 1851. Hymenicus varius Dana, in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, p. 253. 1852. „ „ Dana, in: U. S. Expl. Exp., Crust., p. 387, tab. 24, fig. 9. 1885. „ „ Filhol, in: Miss, l'üe Campbell, p. 399. Die vorliegenden Exemplare sind ohne Zweifel dieser Art zuzu- rechnen. Der Cephalothorax ist vorn verschmälert, der Seitenrand mit 2 mehr oder weniger deutlich ausgeprägten Zähnen versehen. Die vorgezogene Stirn trägt 3 abgerundete Zähne, von denen der mittlere etwas vorspringt. Diese Art steht dem H. coohi Filhol sehr nahe. Fundort ; 6 Exemplare von den Chatham-Ins., OSO von Neuseeland. 84. Elaniena i^roducta Kirk. 1878. Elamena producta Kiek, in: Trans. New-Zeal. Inst., V. 11, p. 395. 1886. „ „ Filhol et A. M. Edw., in : Miss, l'ile Camp- bell, p. 404, tab. 50, fig. 1, 2. 470 H. LENZ, Von dieser anscheinend stark variirenden Art liegt nur ein ein- ziges, junges, noch dazu defectes Exemplar vor. Die Form des Rückeuschildes entspricht der bei Filhol gegebenen j5g. 1, nur sind die Einbuchtungen unmittelbar hinter der Stirn weniger concav. Fundort: French Pass (Neuseeland). 85. Metopograpsus thuUuhar (Owen). 1839. Grapsus thuJcuhar Owen, in: Beechey's Voyage, ZooL, p. 80, tab. 24, fig. 3. 1853, Metopograpsus thukuhar M. Edw., in: Ann. Sc. nat., (ser, 3) V. 20, p. 163. 1853. „ „ Heller, Novara Exp., Crust., p. 43. 1853. „ „ Alph. M. Edwards, in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 290. 1887. „ „ De Man, in: Arch. Naturg., Jg. 53, V. 1, p. 362, tab. 15, fig. 5. 1894. „ messor var. tJmJcuhar Owen, ÖRTMAi'iN, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 702. 1897. „ thuJcuhar De Man, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., p. 76. Alle Exemplare gehören ausgesprochen zu der oben genannten Art. Bei allen ist der Suborbitallappen von der für diese Art cha- rakteristischen stumpfen Form, wie sie De Man in: Arch. Naturg. 1. c. beschreibt und abbildet. Exemplare des Lübecker Museums, welche von Capt. Storm an der Küste von Atjeh (Sumatra) gesammelt und von De Man in : Zool. Jahrb., V. 9, Syst., p. 76, als thuhuhar beschrieben worden sind, stimmen genau mit den vorliegenden Stücken überein. Andere von Pontianak und Malakka stammende von De Man als messor be- zeichnete Exemplare haben die charakteristischen Formen dieser Art, Eine genaue Vergleichuug der Form des Cephalothorax beider Arten ergiebt auch für die vorliegenden Exemplare die bereits von De Man 1. c. erwähnten Abweichungen, indem derselbe bei thu- Tciihar gedrungener erscheint als bei messor. Die Stirn ist bei thu- kuhar schmäler, die Augenhöhlen sind breiter als bei messor. Am Abdomen der von mir als thuJcuhar bezeichneten Stücke ist das vor- letzte Glied stets deutlich länger als das 3., während es bei den im Lübecker Museum vorhandenen Exemplaren von messor stets deut- lich kürzer ist. Die Bestachelung der Brachialglieder ist nicht constant. Alle Exemplare von M. tJmkuJiar zeigen deutliche, unregelmässige Reise nach dem Pacific. Crustaceen. 471 Flecke auf dem Hand- und Carpalglied, während die als messor an- zusehenden ungefleckte Handglieder haben. Das grösste Männchen von Pearl Harbour hat eine Länge von 22,5 mm und eine Breite an den Augenecken von 26 mm. Fundort: 2 SS von Pearl Harbour (Oahu) am Strande gesammelt, "WO die Thiere unmittelbar am Schlick umherkrochen. 1 eiertragendes $ von Waikiki (Oahu). 1 S und 1 ? von Samoa. 86. J^pigrapsus politus Heller. 1862. Epigrapsus politus Heller, in: Verb, zool.-bot. Ges. Wien, p. 522. 1865. Nectograpsus politus Heller, Crust. Novara, p. 17. 1880. Epigrapsus politus Heller, Kingsley, in: Proc. Acad. Phila- delphia, p. 192. 1886. „ „ MiERs, Chall. Brach., p. 266. 1894. „ „ Ortmann, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 703. 1900. „ „ Alcock, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, V. 69, p. 443. Der Cephalothorax ist bei den S$ verhältnissmässig breiter als bei den ?$ ; auch die Augenhöhlen erscheinen etwas grösser. Der obere Orbitalrand verläuft bei dem grossen S leicht gebogen, während er bei den übrigen Exemplaren, insbesondere den Jüngern, gerade ist. Die Hände erscheinen bei dem grossen S breiter und etwas auf- geblasen. Grösste Breite des Cephalothorax . . . Länge „ „ ... Entfernung der äussern Augenhöhlenränder Stirnbreite Fundort: 2 Exemplare von Waikawa (Freuch Pass, Neuseeland); 1 S und 1 eiertragendes ?. 2 $? (steril oder jung) von French Pass. 87. Grapsus grapsus (L.). 1766. Cancer grapsus Linne, Syst. nat., ed. 12, p. 1048. Ueber die ausserordentlich zahlreichen Synonyme vergl. Kingsley , in : Proc. Acad. nat. Philadelphia, 1879, p. 401, und 1880, p. 192. — Miers, Chall. Brach., 1886, p. 255. — Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., 1894, p. 702. — Alcock, Carc. Fauna India, in: Journ. Asiat. Soc. Bengal, 1900, V. 69, 2, No. 3, p. 392. Fundort: Oahu, Waikiki (Sandwich-Ins.) und Laysan. S 15 mm ? 13 mm 12 „ 12,3 „ 5,5 „ 11 „ 11 „ 5 „ 472 H. LENZ, 88. Piichygrapsus plicatus (M. Edw.)- 1837. Grapsus plicatus M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 79. 1843. „ „ Kkaus, Südafr. Crust., p. 43, tab. 3, fig. 1. 1852. Goniograpsus plicatus Dana, in: U. S. Expl. Exp., Crust., V. 1, p. 343. 1858. Tachy grapsus plicatus Stimpson, in: Proc. Acad. nat. Sc. Phila- delphia, p. 102. 1872. „ „ Alph. M. Edw., in: Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 9, p. 292. 1894. „ „ Oktmann, in : Zool. Jahrb., V. 7, Syst. p. 708. Fundort: Laysan. 1 eiertragendes $ von 18,5 mm Länge und 21 mm Breite. 89. JV^atitilograpstis niinuttis (L.). 1766. Cancer minutus Linn£, Sj^st. nat., ed. 12, p. 1048. 1837. Nautilograpsus minutus Midne Edwards, Hist. nat. Crust., V. 2, p. 90. 1852. Planes minutus Dana, in: U. S. Explor. Exped., p. 346. 1886. Nautilograpsus minutus (L.). Miers, Chall. Brach., p. 254. 1894. „ „ Ortmann, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst., p. 710. Fundort: 6 S$ und 3 eiertragende ?? auf der Strecke von Honolulu bis San Francisco pelagisch gefischt. 90. Heterograpsiis sexdentatus (M. Edw.). 1837. Cyclograpsus sexdentatus H. M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 79. 1852. Heterograpsus sexdentatus Dana, in: U. S. Expl. Exped., p. 348, tab. 22, fig. 2. 1853. „ „ Alph. M. Edw., in: Ann. Senat., (3) V. 20, p. 192. 1876. „ „ Miers, Crust. New-Zealand, p. 72. 1880. „ „ KiNGSLEY, in: Proc. Acad. nat. Sc. Philadelphia, p. 207. 1885. ,, „ EiLHOL, in: Miss. File Campbell, Crust., p. 388. Fundort: 2 Exemplare von Freuch Pass (Neuseeland). 91. Sesavnia obttisifrons Dana. 1852. Sesarma ohtusifrons Dana, in: U. S. Expl. Exped., p. 442, tab. 22, fig. 9. 1897. „ „ De Man, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., p. 161, fig. 31. Reise nach dem Pacific, Crustaceen. 473 Die Exemplare stimmen, auch in Betreff der Längen- und Breiten- verhältoisse, mit der von De Man gegebenen Beschreibung. Die Oberfläche des Cephalothorax ist fein granulirt, ohne schräg verlaufende erhabene Linien. Entfernung der äussern Augenränder 18 mm, Länge des Cephalo- thorax 14 mm, Breite der Stirn am Oberrande 11 mm. Fundort: 3 SS von Molokai (Hannakakoi, Hawai-Inseln). 93. Plaffusia tuherculata Lam. 1818. Plagusia tuherculata u. immaculata Lamarck, Hisc. anim. sans vertebres, p. 247. 1818. „ squamosa n. depressa Latreille, in : Nouv. Dict. Hist. Dat., V. 26, p. 533. 1837. ,. squamosus tuherculata u. depressa M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 93 u. 94. 1886. ,. depressa u. immaculata Miers, Chall. Exp. Brach., p. 272 u. 273. 1900. „ depressa var. squamosa Alcock, Carcinol. Fauna of India, in : Jouin. Asiat. Soc. Bengal, V. 69, 2, No. 3, p. 437. Fundort: Laysan, 1 ?. 93. Plagusia chabrus (L.). 1766. Cancer cliahrus Linns, Syst. nat., ed. 12, p. 1766. 1846. Plagusia chahrus White, in: Ann. Mag. nat. Hist., V. 17, p. 497. 1878. „ „ Miers, ibid. (5) V. 1, p. 152. 1886. „ „ „ Chall. Exped. Brach., p. 273, tab. 22, fig. Id. Am Rande der Branchialregion sind hinter dem letzten Seiten- zahn, etwa 1 cm von diesem nach innen 3—4 kleine, stumpfe Zähn- chen auf dem Cephalothorax vorhanden, welche nach hinten an Grösse abnehmen. Fundort : French Pass (Neuseeland). 1 sehr grosses S von 76 mm Länge und 84 mm Breite am 4. Seitenzahn und 1 kleineres, eier- tragendes $ (Länge 46 mm. Breite 48 mm) von Napier (Ostküste von Neuseeland. 94. Gecarcoidea lalandei M, Edw. 1834. Gecarcoidea lalandei M. Edw., Hist. nat. Crust., V. 2, p. 25. 1850. Gecarcinus ruricola De Haan, in: Fauna japon., tab. C (per errorem). 1853. Pelocarcinus lalandei M. Edw., in: Ann. Sc. nat., (3) Zool., Y. 20, p. 203. 474 H. LENZ, 1854 — 55. Pelocarcmus lalandei M. Edw., in: Arch. Mus. Hist. nat. Paris, V. 7, p. 183, tab. 15, fig. 2. 1873. Hylaeocarcinus humei Wood-Mason, in : Journ. Asiat. Soc. Ben- gal, V. 42, 2, p. 260, tab. 15, 16. 1879. Limnocarcinus intermedius De Man, in: Not. Leyden Mus., V, 1, p. 65. 1890. Pelocarcinus marchei u. cailloti Alph. M. Edw., in : Nouv. Arch. Mus. Hist. nat. Paris, (3) V. 2, p. 173, 174, tab. 12, 13. Von dieser ansehnlichen Landkrabbe sind 5 Exemplare (4 SS^ 1 ?) vorhanden. Dieselben fanden sich in lebendem Zustande im Guano, der von Clipperton Island (109" w. L. 10° n. Br.) nach Hono- lulu gebracht worden war. Das Rückenschild ist oval und stark gewölbt, das Verhältniss der Länge zur Breite schwankt zwischen 76 : 58 mm und 69 : 59 mm, ist aber immer noch etwas grösser als bei dem mir durch die Freundlichkeit des Herrn Prof. E. Bouvier — Paris zur Verfügung gestellten Originalexemplar von Pelocarcinus marchei A. M. Edw. Die Furchung des Rückenschildes sowie die Anordnung der heilem Flecken stimmt genau zu dem erwähnten Exemplar von P. marchei sowie der von dieser Art gegebenen Abbildung; dagegen weicht die Abbildung in Betreff der Stirn- und Antennalregion auch von dem mir vorliegenden Pariser Exemplar so sehr ab, dass sie nicht als maassgebend gelten kann. (Vergl. hierüber auch Ortmann, 1. c, p. 739.) Bei sämmtlichen von Schauinsland gesammelten Stücken ist ebenso wie bei dem Pariser P. marchei die Stirn nur schmal; der Infraorbitallappen berührt die Stirn derartig, dass von einer Lücke nicht die Rede sein kann. Zwischen dem Infraorbitallappen und dem untern Orbitalrande zeigt sich stets eine deutliche Spalte. Die Innern Maxillen sind bei allen Exemplaren übereinstimmend gestaltet und entsprechen der von De Haan gegebeneu Abbildung tab. C, hier irrthümlich als von Gecarcinus ruricola bezeichnet. Der vordere Rand des Merus ist in der Mitte mit einem kleinen dreieckigen Einschnitt versehen, die dadurch entstehenden Hälften sind gleich- massig abgerundet. Der hintere Merusrand ist bedeutend länger als der Vorderrand, wodurch der hintere Theil mehr vorgezogen erscheint. Bei dem Peloc. marchei liegen die beiden Hälften mehr in wagerechter Richtung, bei einem zweiten Exemplar erscheint der Vorderrand mehr schräg. Das folgende Glied der äussern Maxillen ist am Hinterrand ebenso lang wie das Merusglied, der vordere Rand jedoch bedeutend kürzer, woraus sich eine trapezartige Form ergiebt. Reise nach dem Pacific, Crustaceen. 475 Die Anterolateralkante ist Anfangs deutlich , verliert sich aber schnell ; bei einem Exemplar fällt dieselbe durch Deutlichkeit und das Vorhandensein kleiner Zähnchen auf. Von den Scheerenfüssen zeichnet sich, mit Ausnahme eines Exem- plares, bei allen der linke durch seine auffallende Grösse aus. Das Brachialglied ist dreieckig, die obere Kante abgerundet und mit Furchen versehen ; auf der Ausseufläche finden sich schuppenförmige Erhöhungen, Am distalen Innenrande ist ein abgerundeter Vorsprung, der bei einem Exemplar gezähnelt ist. Das Carpalglied ist oval, verläuft am Innenrande mehr gerade, wodurch 2 abgerundete Ecken entstehen; die vordere Ecke ist bei einigen Thieren mit kleinen Zähnen versehen. Die Hände sind gross und klaffend. An der Innenseite des beweglichen Fingers fallen zwei Höcker durch ihre Grösse auf; auf dem Inneurand des unbeweglichen Fingers stehen der Basis nahe grössere und vor denselben mehrere kleinere Höcker, Behaarung und Bestachelung der Pereiopoden sind in der Ab- bildung von Tel. marchei richtig wiedergegeben. Nach allem diesen kann ich mich nur der Ansicht Ortmann's anschliessen, dass die oben aufgeführten Artnamen sämmtHch syno- nym sind. Ich glaube mich hierin auf Grund mündlicher Auseinander- setzungen auch mit Herrn Prof. Bouvier in Uebereinstimmung. Maasse des grössten Exemplares ())ianus Dana 5. Hippoli/te Spin/IS (Sow.) prionota Stps. suckleyi Stps. amabilis n. sp. spmifro7is M. Edw. 10. Anchistia spinigera Okyu. 11. Leander debil is Dana 12. „ afftnis (M. Edw.) 13. Palaeiiion lar Fbr. 14. ,, (jrcDidinKDiKs Rand. 15. Cranijou (ScLerocraiKjon) boreas (1'h.) 16. „ ,, miinitus Dana 17. Paracramjon echinatus Dana 18. Crangon nigricauda Stps. 19. Nectocrangon alaskensis Kings. 20. Panulirus japoniciis (v. Sieb.) 21. Scyllarus squamosus M. Edw. 22. Panbaciis antarcticits (Rum PH) 23. Paranephrops setosus Hutton 24. Munida suhrugosa Dana 25. Pagurus gemmatus M. Edw. 26. Clihanarius xebra Dana 27. Calcimis Intens (Rand.) 28. „ elegans (M. Edw.) 29. Eapaguras rniddendorffi Brandt 30. ,, anuatus Dana 31- „ 7riertensi Brandt 32. ,, tennitnanus (Dana) 33. „ novae-xelandiae (Dana) 34. „ infermedius n. sp. 35. „ hectorl Filh. 36. „ lanugmostis (De Haan) 37. Coenobita rugosus M. Edw. 38. Hapalogaster »lerfensi Brandt 39. Echidnoeerus setimanns Stps. 40. CryptolWtodes sitchensis Brandt 41. Dromia rumphi Fbr. Samoa Insel Laysan Samoa French Pass (Neuseeland) Bare Island, eine kleine Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland (Brit. Columbia) Bare Island Chatham Isl. (OSO von Neuseeland), French Pass Insel Laysan Maui (Hawai-Gruppe), (])ahu , Kaliki (Hawai-Gruppe) French Pass, D'Urville Ins., Chatham Island Samoa Oahu (Hawai-Gruppe) Bare Island Insel Laysan Honolulu )> French Pass, D'Urville Isl. Littleton (Neuseeland), Falklands Ins. Insel Laysan Molokai, Haunakakai (Hawai-Gruppe) Insel Laysan »> )) Bare Island French Pass D'UrviUe Isl. French Pass Samoa Bare Island ? San Francisco Victoria (Vancouver Isl.) Honolulu 480 H. LENZ, Arten Fundorte 42. Ranina serrata Lam. 43. Petrolisthes elongntus Miers 44. ,, cinctipcs (Eaxd.) 45. Calappa hepatica (L.) 4G. Tricliocarcinus oregonensis (Daxa) 47. Pugettia gracilis Dana 48. Oregoniu gracilis Dana 49. Hyas lyratus Dana 50. Paramitlirax cristatus A. M. Edw. 51. „ peroni M. Edw. 52. Carupa laeviuscida Heller 53. Nepfiinus (Achelous) granulatus (M. Edw.) 54. „ sangiiinoJcntiis (Hbst.) 55. OonloKoma erytbrodactijlum (Lam.) 56. ,, Orientale (Dana) 57. Thalamita integr'a Dana 58. ,, coeruleipes Jacq. et Luc. 59. Podophthalmiis vigil (Fbr.) 60. Eurynolambrus australis M. Edw. et Luc. 6L Partlienope horrida (L.) 62. Cancer novae-\chindiae (Luc.) 63. Heteroxüis rotiindifrons A. M. Edw. 64. Pilnmnus respcrtilio (Fbr.) 65. Leptodins exarattis (M. Edw.) rar. san- gumeus 66. Actaea speciosa (Dana) 67. Lophoxanthus bellus (Stps.) 68. Loplioxoxyynus incisus (M. Edw.) 69. Lophactaea actaeoides A. M. Edw. 70. ,, eydouxi A. M. Edw. 7L Carpilodes niontindosus A. M. Edw. 72. ,. ruber A. M. Edw. 73. Carpilins macKlatiis (L.) 74. „ convexKS (FoRSK.) 75. Etisiis laevimanus Rand. 76. Oxius lobatns Heller 77. Domaecia hispida Eyd. et SoL. 78. Trapexia ferriiginea maculata (Macl.) 79. „ latifrons A. M. Edw. 80. Pinnotheres novae-xelandiae Filh. 81. ,, scl/nfiinslandi n. sp. 82. Halicarcin/fs tridcntafiis (Jacq. et Luc.) 83. Hymenicus varins Dana 84. Elamene producta KlRK. 85. MctopograpsiiH thiikiiliar (Owen) 86. Epigrapsus politits Heller 87. Qrapsus graps ns (L.) 88. Pachygrapsus piicatus M. Edw. 89. Naiitilograpsus /nin/diis (L.) Honolulu French Pass Bare Island Lay.san, Oahu Bare Island Fi'ench Pass, Chatham Island „ „ Banks-Insel. Insel Laysan Molokai, Haunakakai (Hawai-Gruppe) Honolulu Oahü Samoa Honolulu French Pass, Akaroa Heads (Ost- küste der Südinsel von Neusee- land) Insel Laysan French Pass Samoa Molokai, Haunakakai Insel Laysan Bare Island Insel Lavsan Oahu, Pearlharbonr Insel Laysan Oahu, Pearl Harbour Auckland, Tiri-Tiri Insel Laysan French Pass , Elmsly Bay (Neusee- land) French Pass French Pass, Chatham Island French Pass Oahu, Pearlharl)our, Waikiki, Samoa Waikawa, French Pass Oahu, Waikiki, Insel Laysan Insel Laysan Honolulu bis San Francisco Reise nach dem Pacific. Ciustaceen. 481 Arten Fundorte 90. Heteroyrnpsiis scxdentatKS (M. Edw.) 91. Sesarma ohfusifrons Dana 92. Plagusia tuberculata Lam. 93. ,, chabrus (L.) 94. Oecarcoidea lalandei M. Edw. 95. Ocypoda cordintana Desm. 96. „ urviUei Guerin 97. Squilla nepa Latr. 98. Gonodactylns chiragra F'abr. 99. „ graphurus MiERS French Pais.s Molokai, Haunakukai ( Hawai-Gruppe) Insel Laysan French Pass , Napior (Ostküste von Neuseeland) Clipperton Island Insel Laysan )) )) Honolulu Samoa Erklärung der Abbildungen. Tafel 32. Fig. 1. Hippolyte suoldeyi &t:v^. Cephalothorax von der Seite. 4:1 Fig. 2. Hippolyte amabilis n. sp. Ganzes Thier. 4:1. Fig. 3. Hippolyte amahiUs n. sp). Telson. 6:1. Fig. 4. Palaemon granUimanua Dana, Cephalothorax, von der Seite. 3:1. Fig. 5. FaJaemon grandimanus Dana. Cephalothorax, von der Seite. 3:1. Fig. 6. Eupagurus tenuimanus (Dana). Rechte Hand, von aussen. 3:1. Fig. 7. Eupagurus tenuimanus (Dana). Linke Hand, von aussen. 3 : 1. Fig, 8. Eupagurus intermedius n. sp. Natürl. Grösse. Fig. 9. Eupagurus intermedius n. sp. Linker Scheerenfuss, von aussen. Fig. 10. Eup)agurus intermedius n. sp. Abdomen mit An- hängen. Fig. 11. Pinnotheres novae-zelandiae Filhol. Linker Scheeren- fuss, von aussen. Fig. 12. Pinnotheres novae-zelandiae Filfiol. Rechter Scheeren- fuss mit Carpalglied. Fig. 13. Pinnotheres novae-zelandiae Filhol. Cephalothorax, von oben. Fig. 14. Pinnotheres novae-zelandiae Filhol. Linke Maxille des Pariser Exemplars. Fig. 15. Pinnotheres schauinslandi n. sp. Cephalothorax, von oben. 21/2 : 1. 482 H- LENZ, Reise nach dem Pacific. Crustaceen. Fig. 16. Pinnotheres schauinslandi n. sp. Rechter Scheerenfuss, von aussen. 2^/2 : 1. Fig. 17. Pinnotheres schauinslmidi n. sp- 4. Fuss. 2'^/^ : 1. Fig. 18. Pinnotheres schauinslandi n sp. Linke Maxille. 4:1. Fig. 19. Pinnotheres pisoides Ortm. Linke Maxille des Strass- burger Exemplars. 4:1. Erklärung. In Band 14, Heft 3 der „Zoologischen Jahrbücher", Abth. für Systematik, habe ich eine Abhandlung, betitelt: „Einige in Süsswasser- Entomostraken lebende Cercocystis-Formen" veröffentlicht. Einige Daten dieser Abhandlung, und zwar die Beschreibung der neuen Arten Drepanidotaenia rdtzi., Dr. mesacantha, Taenia zichyi, Echinocotyle linstowi und E. polyacantha, bilden einen wesentlichen Theil einer Abhandlung, deren Manuscript ich den Herren Buchhändlern Victor HoRNYANSZKY in Budapest und Karl W. Hiersemann in Leipzig zur Veröffentlichung in dem Werke : „Dritte asiatische Forschungsreise des Grafen Eugen Zichy" übertragen hatte. Ohne der Schriftleitung und dem Verleger der „Zool. Jahrbücher" von diesem Sachverhalt Mit- theilung zu machen, habe ich diese Abhandlung dorthin zum Abdruck gegeben. Ich bescheide mich, dass ich damit den Rechten der Herren HoRNYANSZKY uud HiERSEMANN ZU nahe getreten bin und dass ich zum Abdruck in den „Zool. Jahrbüchern" nicht berechtigt war. Im Interesse der „Zool. Jahrbücher" sowohl wie der Herren Karl W. Hiersemann und Victor Hornyanszky gebe ich dieses mein Versehen hierdurch bekannt mit dem Bemerken, dass dem Zichy- schen Werke die Priorität für die Veröffentlichung der diesbezüglichen Schrift von mir eingeräumt gewesen ist. Die bezüglichen Daten werden in dem jetzt erscheinenden Band „Zoologie" des ZiCHY'schen Sammel- werkes mit abgedruckt sein. Budapest, im April 1901. Eugen T. Daday. Frommannsche Buchdruckerei (Hermann Fohle) in Jena, — 2173 Nachdruck verboten. Ueber setzungsrecht vorbehalten . Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. Von Theodor Odhiier in Upsala. Hierzu Tafel 33. Bei meinen Untersuchungen über die Trematoden der an unserer schwedischen Westküste vorkommenden Meeresfische hat mir be- sonders eine in jenen Wirthsthieren häufig auftretende und dabei äusserst formenreiche Distomengruppe bei der Bestimmung grosse Schwierigkeiten bereitet. Sie repräsentirt eine der von Looss in seiner letzten grössern Trematodenarbeit (1899, p. 570) erkannten natürlichen Gattungen und ist von ihm mit dem Namen Creadium bezeichnet worden. Obschou eine allem Anschein nach sehr grosse Anzahl dieser Gattung angehörender Distomen beschrieben ist, hat Looss wegen der Oberflächlichkeit der meisten Schilderungen ausser dem von ihm selbst beschriebenen Bist, isoporum, das den Typus der Gattung bildet, in der ganzen Literatur nur noch eine einzige Art, Bist, angusticolle Hausm., auffinden können, welche so genau bekannt war, dass ihre Einreihung in die genannte Gattung ohne Bedenken er- folgen konnte. Dagegen konnte er eine ganze Reihe ungenügend be- kannter Formen aufführen, welche in mehr oder weniger naher Ver- wandtschaft mit der Gattung Creadium zu stehen schienen und welche er, freilich mit einigem Vorbehalt, in der provisorischen Unterfamilie Ceadiinae zusammenstellt. Da sich der Name Cre- adium nachher als präoccupirt erwies, ist er von seinem Autor in Allocrendium geändert worden (1900, p. 602). Die sichere Bestimmung dieser Formen wird dadurch erschwert, dass mehrere der hierbei in Betracht kommenden Speciesnamen und Znol. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. Qo 484 THEODOR ODHNER, zwar besonders einige, welche von Rudolphi stammen und auf Grund seiner Beschreibungen und Wirthsthierangaben niemals sicher festge- stellt werden können, von den spätem Autoren im verschiedensten Sinne gebraucht worden sind. Der erste Schritt zu einer Entwirrung dieser Synonymik musste daher darin bestehen , die noch vor- handenen RuDOLPHi'schen Typen der fraglichen Arten einer Prüfung zu unterwerfen, um die von ihm herrühreden Namen, wenn mög- lich, festzustellen und diejenigen , von denen sich keine Typen vorfinden und welche in Ermangelung solcher nicht zu identificiren sind (was ja recht oft der Fall zu sein pflegt) definitiv zu streichen. Durch die zuvorkommende Güte des Directors des Berliner Museums für Naturkunde, Herrn Geh. Rath Prof. Dr. K. Möbius, welchem ich hiermit meinen besten Dank ausspreche, habe ich die in Rede stehenden Typen nach üpsala bekommen und ihre Prüfung dort vornehmen können. Auch dem Gustos Herrn Dr. A, Collin bin ich zu vielem Dank verpflichtet. Bei näherer Untersuchung haben sich die folgenden Arten Ru- DOLPHi's als Allocreadien entpuppt, nämlich Dist fasciatum, D. sinuatum, D. transversale, D. tumidulum, D. atomon und D. genu. Die Namen Dist. simplex und D. pulchellum sind dagegen ein für allemal zu streichen, da beide Arten in Folge des Fehlens der Typen vollständig unidentificirbar sind. Die Zahl der RimoLPHi'schen Allo- creadien dürfte jedoch hierdurch keineswegs erschöpft sein, denn es sind mehrere Typen von seinen Fischdistomen noch zu prüfen, welche sich sehr wohl als zu dieser Gruppe gehörig erweisen können. Von andern Typen, deren ich mich bei dieser Arbeit bedient habe, sind einige im Zoologischen Museum zu Upsala aufbewahrte OLSSON'sche Formen zu nennen, welche mein verehrter Lehrer, Herr Prof. T. TuLLBERG, mir gütigst zur Verfügung stellte. Weiter habe ich durch das Entgegenkommen des Herrn Prof. G. W. Müller in Greifswaid die Typen von Dist. reflexum Crepl. untersuchen können und endlich von Herrn Prof. M. Stossich in Triest einige adriatische Allocreadien erhalten, Typen von Arten, welche in seinen Arbeiten erwähnt werden. Ich bezwecke hier nicht, eine vollständige Revision sämmtlicher bis jetzt beschriebenen Allocreadien zu geben. Es bleibt noch eine nicht geringe Zahl von Arten übrig, von denen die Mehrzahl von Stossich in adriatischen Fischen gefunden ist. Die Hauptsache für mich bei dieser Arbeit war, ein definitives Urtheil über eine Anzahl Speciesnamen Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. 485 ZU bekommen, welche in den Arbeiten Olsson's für zur nordischen Trematodenfauna gehörende Formen gebraucht worden sind, nämlich : Dist. atomon Rud., Disf. fasciatum Rud., Dist. simplex Rud., Dist. reflexum Crepl. und Bist, commune Olss. 1. Allocreadium fasciatum (Rud.). 1819. Distoma fasciatum n. sj). Rudolphi, p. 97 u. 373 ^). Auf diese Art beziehen sich wahrscheinlich auch : 1871. Distoma fasciatum Rud., Willemoes-Suhm, p. 182, tab. 11, fig. 7. 1890. Distomum fasciatum Rid., Sonsino, p. 141. 1893. Distomum fasciatum Rud., Monticelli, p. 192, tab. 1, fig. 15. In den folgenden Fällen wurde die Art unrichtig identificirt : 1868. Distoma fasciatum Rud.?, Olsson, p. 32, tab. 4, fig. 80 [= Allo- creadium sp. ine.]. 1885. Distomum fasciatum Rüd., Stossich, S.-A. p. 5, fig. 25 [=Allo- creadium n. sp.] 1892. Distomum fasciatum Rud., Stossich , S. -A. p. 1 \=^ Allocre- adium genu (Rud.)]. Rudolphi beschreibt in seiner „Synopsis" ein Distoma fasci- atum n. sp.., das von ihm zu Neapel im Darm von „Labrus Tinea" (= Crenilahrus pavo C V.) gefunden war. Nach seiner Beschreibung soll die Art eine Länge von 2,26—3,78 mm und eine Breite von 0,75 mm erreichen. Körper leicht abgeflacht; Farbe weiss mit einem medianen gelben Fleck. Saugnäpfe kuglig mit rundlicher Lichtung; der vordere terminal, der Bauchsaugnapf von jenem entfernt und doppelt so gross. Körperform abgestutzt subelliptisch. Vorderer Theil des Halses stark verjüngt. Vom innern Bau erwähnt Rudolphi Folgendes: Ein gelbes „vas dorsale" [Uterus], reichlich verzweigte „Ovaria", die sich an beiden Seiten durch den ganzen Körper er- strecken [DotterstöckeJ, ein „vas tertium", welches vorn transversal, dann zwischen den „ovaria" nach hinten verläuft [Darmschenkel] und endlich ein „vas quartum", das hinter dem Bauchsaugnapf beginnt und schnurgerade nach dem Hinterende verläuft [ExcretionsblaseJ, den Weg dabei über einige „corpuscula sacciformia" [Keimstock und Hoden] nehmend. Auf dieselbe Species bezieht Rudolphi weiter auch Distomen, die er ebenfalls zu Neapel in Labrus melops und ,,Ferca marina'"'' 1) Alle Arbeiten, worin nur ältere Angaben wörtlich oder in Um- schreibung wiederholt werden, sind in der Historik der betreffenden Arten nicht angeführt. 33* 486 THEODOR ODHNER, (= Serranus scriba [L.] Cuv.) gesammelt hatte und welche uur un- bedeutend von den Exemplaren aus „Lahrus Tinea" abwichen. Diese Beschreibung kann natürlich allein für eine sichere Identi- ficirung der Art nicht ausreichen, und es ist nicht zu verwundern, wenn, wie ich jetzt zeigen werde, die spätem Autoren den Namen ,,Distomum fasciatum Rud." für nicht weniger als 4 verschiedene Arten gebraucht haben, um so mehr als diese 4 Formen mit einander nahe verwandt sind und die RuDOLPHi'sche Beschreibung ziemlich gut auf alle 4 passen kann. Abgesehen von der Angabe Diesing's (1850. p. 344), der Cteno- lahrus rupestris als neues Wirthsthier aufführt , haben wir zu- erst die OLSsoN'sche Identificirung (1868) von Dist. fasciatum Rud. ins Auge zu fassen. Die Form, wofür er, freilich mit einem Frage- zeichen, diesen Namen in Anspruch nimmt, stammt aus Lahrus mixtus und Muraena anguilla von der norwegischen Westküste (Bergen). Aus seiner Beschreibung hebe ich Folgendes hervor : Die Dotterstöcke erstrecken sich nach vorn bis zum Bauchsaugnapf oder zuweilen bis zur Mitte des Halses. Der Cirrusbeutel ist relativ klein, indem sein Hinterende in derselben Höhe wie der Hinterrand des Bauchsaug- napfes Hegt. Von Filamenten der Eier wird weder etwas erwähnt noch abgebildet. Das von Willemoes-Suhm (1871) zu Genua im Darm von Ser- ranus scriba gefundene „D/s^. fasciatum Rud." wird von ihm nicht näher beschrieben , sondern nur wegen der Eier erwähnt, welche 0,072 mm lang und 0,028 mm breit und mit 0,36 mm laugen uni- polaren Filamenten ausgerüstet gefunden wurden. Letzterer Charakter genügt bereits, um dasselbe als von der ÜLSSON'schen Form verschieden zu kennzeichnen. Eine dritte Form endlich hat Stossich (1885 und reproducirt 1886, p. 32) in Lahrus mixtus aus der Adria gesammelt und unter diesem Namen beschrieben. Sie unterscheidet sich von Olsson's Bist, fasciatum sofort durch die grössere Ausdehnung der Dotter- stöcke nach vorn, indem diese den Pharynx erreichen, und durch die kräftigere Entwicklung des Cirrusbeutels, welcher sich nach hinten bis in die Nähe des vordem Hodens erstreckt. Ueber die Eier findet sich bei Stossich nur die Angabe, dass solche in seinen Exemplaren nicht vorhanden waren. Die sehr grosse Aehnlichkeit, welche zwischen dieser Form Stossich's und einer an unsrer Westküste in demselben Wirth häufig vorkommenden Art, dem Distomum commune Olss., be- steht, veranlasste mich zuerst diese beiden Formen als identisch zu Revision einifi;er Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. 487 betrachten, obschon ich die STOSSiCH'scben Typen nicht gesehen hatte. Später hat mir aber Herr Prof. Looss freundlichst niitgetheilt, dass er aus einer Lahrus-Art des Triester Hafens ein Distomum erhalten habe, das sehr wahrscheinlich das von Stosstch abgebildete THst. fasciatum, zugleich aber von der genannten OLSSON'schen Art specifisch wohl getrennt ist. Die Eier dieser Form haben aber keine Filamente, und Stossich's „Dist. fasciatum'''' dürfte somit auch von Willemoes- Suhm's gleichbenannter Art verschieden sein. Eine vierte irrthümliche Auffassung von Dist. fasciatum rührt eben- falls von Stossich (1892) her. Einige von ihm in Lahrus me: ula zu Triest gesammelte Distomen hat er als identisch mit der früher von ihm beschriebenen Form aus Lahrus mixtus betrachtet und ohne Be- schreibung nur des vermeintlich neuen Wirthes wegen erwähnt. Von diesem Fund habe ich indessen einige Exemplare erhalten und bin durch ihre Untersuchung zu der Ansicht gekommen, dass hier eine dem Dist. commune Olss. zwar sehr nahe stehende, aber doch davon entschieden zu trennende Form vorliegt, welche sich vor allem durch die Gestalt des Pharynx und die Länge des Oesophagus con- stant von der nordischen Art unterscheidet. Diese Auffassung habe ich später absolut sicher stellen können, indem ich die fragliche Form mit einer alten RuDOLPHi'schen Art, dem Bist, genu^ identificiren konnte und dabei bei einer grossen Anzahl Individuen die angedeuteten unterscheidenden Charaktere durchaus constant fand. Diese Art, welche auch nicht mit Dist. fasciatum Stoss. 1885 identisch ist, wird übrigens im Folgenden ausführlich beschrieben und abgebildet werden. Endlich habe ich noch zwei kurze Angaben zu erwähnen, welche, obschon sie nicht von ausführlichem Beschreibungen begleitet sind, doch aller Wahrscheinlichkeit nach auf dieselbe Art sich beziehen wie der Fund von Willemoes-Suhm. In demselben Wirth (Serranus scriha) wie dieser letztere hat nämlich Sonsino (1890) ein Distomum angetroffen, dessen Eier ebenfalls lange, unipolare Filamente besassen und das von ihm daher auf Grund der Angabe Willemoes-Suhm's als Dist. fasciatum Rud. bestimmt wurde. Auch Monticelli (1893) nimmt aus dem gleichen Grunde denselben Namen in Anspruch für eine Form aus Serranus cahrilla und hebt dabei hervor, dass weder Olsson noch Stossich in ihren Schilderungen die für die Art so charakteristischen Eifilamente erwähnen. Diese Bemerkung hat Stossich offenbar verführt, denn in einer spätem Arbeit von ihm (1898, p. 46), wo er seine frühere (1885) 488 THEODOR ODHNER, Diagnose von ,,Dist. fasciaium Rud." in einiger Umschreibung re- producirt, fügt er hinzu : „uova prolungate ad un polo in un lungo filamento", ein Charakter, der, wie ich oben erwähnte, derjenigen Art, auf die seine ganze übrige Beschreibung sich bezieht, durchaus nicht zukommt. Um bei dieser grossen Verwirrung die ursprüngliche Bedeutung des Namens Bist, fasciatum klar zu stellen, habe ich die RuDOLpm'schen Typen, welche sich noch im Berliner Museum für Naturkunde in vor- züglichem Erhaltungszustand befinden, zur Prüfung herangezogen. Die Gläser No. 1451, resp. No. 1452 und 1453 enthalten die drei von RuDOLPHi erwähnten Collectionen. Die Untersuchung sowohl dieser wie der übrigen Rudolphi 'sehen Typen habe ich nach vorsichtiger Aulheilung in Creosot vorgenommen. Die Exemplare aus ,.,Labrus Tinea'''' sind natürlich in erster Linie für die Auffassung der Art maassgebend, da die Beschreibung Rudolphi's offenbar auf sie gegründet ist. Sie waren so gut erhalten, dass ich an einem In- dividuum (das übrigens das Original der beigegebenen Figur ist) eine fast ganz vollständige Analyse der Geschlechtsorgane vornehmen konnte. Ich gebe hier eine Schilderung vom Bau des echten Bist, fasciatum Rud., soweit ich ihn durch die Untersuchung der Typen ermitteln konnte. Die Körperlänge beträgt ca. 2 — 3 mm, die grösste Breite 0,5 bis 0,75 mm. Schon am Hinterrande des Bauchsaugnapfes, welcher an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels gelegen ist, beginnt die all- mähliche Verschmälerung des Vorderkörpers zum „Halse". Das Hinter- ende ist ohne vorhergehende Verschmälerung sanft abgerundet. Der Körper ist in dorsoventraler Richtung abgeplattet. Der subterminale Mundsaugnapf hat ca. 0,2 mm im Durchmesser, der Bauchsaugnapf dagegen 0,25—0,3 mm. Beide sind ziemlich kreisrund. Die Cuticula ist unbestachelt. Der Pharynx, welcher mit dem Mundsaugnapf durch einen kurzen Präpharynx verbunden ist, ist rundlich, von ca. 0,1 mm Durchmesser. Darauf folgt ein ca. 0,33 mm langer Oesophagus, welcher sich unge- fähr mitten zwischen den beiden Saugnäpfen in die beiden Darm- schenkel gabelt. Letztere erstrecken sich, der Rückenseite genähert, bis in die Nähe des Hinterendes. Die beiden Hoden liegen median im Hinterkörper dicht hinter einander und stellen zwei mehr oder minder tief eingekerbte Körper von 0,20 — 0,35 mm Durchmesser dar. Ihre Form scheint übrigens recht starken Variationen unterworfen zu sein. Auf dem abge- Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. 489 bildeten Exemplar war der vordere bedeutend kleiner als der andere, was jedoch sicherlich nur eine zufällige Abnormität sein dürfte. Der Hinterrand des hintern Hodens ist vom Hinterende des Körpers ca. 0,5 mm entfernt. Dicht vor dem vordem Hoden, ebenfalls in der Medianlinie, finden wir den Keimstock, der gleichfalls gelappt ist, und zwar tiefer als die Hoden. Die Zahl der Lappen ist keine constante (6—8). Der grösste pflegt nach vorn gerichtet zu sein und empfängt die reifen Keim- zellen aus den übrigen Theilen des Keimstocks, um sie durch den von seiner Spitze entspringenden Keimgang in die weiblichen Leitungs- wege hinein zu befördern. Das grosse, birnförmige Receptaculum seminis findet sich dorsal dicht an der rechten Seite des Keimstocks und misst in der Länge ca. 0,3 mm, während die Breite nur halb so gross ist. Sein Vorderende geht allmählich in den LAURER'schen Canal über, der recht lang ist und sich in Windungen nach vorn er- streckt, um anscheinend dicht hinter dem Bauchsaugnapf nahe der Medianlinie an der Rückenfläche nach aussen zu münden. Der vom Keimstock entspringende Keimgang macht eine Biegung nach rechts und dann nach kurzem "Verlauf ein scharfe Wendung nach links zurück. An der Biegungungsstelle inserirt sich das Receptaculum seminis. Die Dotterstöcke dehnen sich, in kleine Follikel vertheilt, längs der Körper- seiten aus, füllen das Feld zwischen Hoden und Hinterende aus, wobei die Dotterstöcke beider Seiten in der Mittellinie zusammenstossen, und hören nach vorn zu am Vorderrande des Bauchsaugnapfes auf. Au jeder Seite finden sich zwei längs verlaufende Dottergänge, welche einander in der Höhe des Keimstocks begegnen und zu einem trans- versalen Gang verschmelzen. Die beiden transversalen Dottergänge vereinigen sich in der Medianlinie zum Dotterreservoir, welches in den Keimgang einmündet. Der Uterus beschreibt 2 bis 3 Spiraltouren zwischen Keimstock und ßauchsaugnapf, geht dann in die Vagina über, welche durch den an der Darmgabelungsstelle median gelegenen Genitalporus nach aussen mündet. Der Cirrusbeutel, in dessen auf der Höhe des Bauchnapf- centrums gelegenes Hinterende die Vasa deferentia anscheinend getrennt einmünden, erstreckt sich gewöhnlich schwach gewunden nach dem Genitalporus hin. Die ziemlich dünnschaligen Eier sind am deckel- losen Pol mit einem langen Filament ausgerüstet und liegen im Uterus dicht gehäuft, mit dem Filament proximalwärts gerichtet. Ihre Länge bei völliger Reife beträgt ohne Filament 0,068 — 0,071 mm, die Breite 0,023 — 0,028 mm. Die Länge der Filamente liess sich dagegen nicht 490 THEODOR ODHNErt, messen, da die Eier im Uterus so dicht an einander lagen, dass ein und dasselbe Filament in seiner ganzen Länge nicht zu verfolgen war. Die unreifen Eier, welche erst kürzlich den Ootyp verlassen haben, zeigen eine mehr gedrungene Form. Die grosse, schlauchförmige Excretionsblase mündet dorsal am Hinterende und erstreckt sich nach vorn bis zum Vorderrande des Keimstocks. Auch die beiden andern Funde Rudolphi's aus Ldbrus melops und ,,Perca mar'ma'''' (No. 1452 und 1453 des Berliner Museums) enthielten Distomen, welche, so weit ich finden konnte, derselben Art angehörten. Nur ein Individuum aus Labrus melops war sicherlich zu der im Folgenden näher beschriebenen Art Ällocreadium lahri (Stoss.) zu stellen. Unter den von verschiedenen Verfassern als Disi. fasciatum Rud. bezeichneten Formen können somit nur die von Willemoes-Suhm, SoNSiNO und MoNTicELLi beobachteten berechtigt gewesen sein, diesen Namen zu tragen. Da diese Verfasser indessen keine nähern Be- schreibungen geliefert haben, so können ihre Formen natürlich nicht mit Sicherheit mit unserer Art identificirt werden, wenngleich ausser der Gestalt der Eier auch noch der Umstand, dass sie in denselben oder sehr ähnlichen Wirthsthieren gefunden sind, diese Identität in hohem Grade wahrscheinlich macht. Was die unrichtigen Identificirungen von Dist. fasciatum Rud. be- trifft, so habe ich schon oben mitgetheilt, dass Dist. fasciatum Stoss. 1892 mit Dist. genu Rud. identisch ist. Dist. fasciatum Stoss. 1885 ist dagegen mit keinem von den in dieser Arbeit behandelten Allo- creadien identisch und wird demnächst von Prof. Looss unter einem neuen Namen beschrieben werden. Was schliesslich die OLSSON'sche Art betrifft, so ist es mir bisher nicht gelungen, sie mit irgend einer Form von unserer Westküste mit Sicherheit zu identificiren. 2. Ällocreadium sinuatuni (Rud.). 1819. Distoma sinuatum n. s}). Eidolphi, p. 97 u. 374. Auf diese Art bezieht sich weiter wahrscheinlich auch : 1871. Distoma sinuatum Rud., Willemoes-Suhm, }d. 181, tab. 11, fig. G. Während seines Aufenthaltes in Neapel entdeckte Rudolphi unter andern Formen auch diese dem Darm von ^^OpJiidium imberbe^'' (= Fierasfer acus Kp.) entstammende Art, welche er als seinem Dist. fasciatum nahe stehend bezeichnete und in der „Synopsis" folgender- Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. 491 raaassen kurz cbarakterisirte. Die Art ist 3 mm lang uud ca. 0,56 mm breit. Farbe weiss mit einem medianen röthlicheu Fleck. Saug- näpfe rundlich, in massiger Entfernung von einander; Bauchsaug- napf am grössten. Körper abgeplattet, mit conischem „Hals", nach hinten zu breiter. Hinterende abgerundet. Die Seitenränder einge- buchtet. In den Seiten des Körpers dunkle Haufen von „ova" [Dotterstöcke]. Ein rothgelbes „vas spirale" [Uterus]. In der Literatur wird ein Wiederauffinden dieser Art nur einmal erwähnt und zwar von Willemoes-Suhm, welcher sie zu Venedig in Ophidium harbakim sammelte. Er liefert indessen keine ausführlichere Beschreibung davon, sondern beschränkt sich darauf, zwei Eigenthüm- lichkeiten des Innern Baues hervorzuheben : 1) sollten die Eier mit langen, unipolaren Filamenten ausgerüstet sein, 2) sollte nur ein Darmschenkel entwickelt sein, der andere dagegen gänzlich fehlen. Beide von Rudolphi erwähnten Exemplare sind noch im Glas No. 1454 des Berliner Museums vorhanden, doch hat das eine im Lauf der Zeit das Vorderende bis zur Darmgabelung verloren, und beide sind von der Gerbsäure des Korkes stark gebräunt. Das voll- ständige Exemplar konnte aus diesem Grunde nur längs der Körper- ränder durchsichtig gemacht werden, und die Beschreibung, die ich von der Art liefern kann, ist daher nicht so erschöpfend wie diejenige von Bist, fasciatum Rud. Die Untersuchung der Typen ergab in- dessen, dass die Vermuthung Rudolphi's über die Verwandtschafts- verhältnisse von Bist, sinuatum ganz richtig ist und dass somit in der That eine Art vorliegt, welche zwar dem Bist, fasciatum Rud. sehr nahe steht, aber dennoch ihm gegenüber bestimmte specifische Unter- schiede aufzuweisen scheint. Was die beiden Angaben Willemoes-Suhm's betriff't, so passt die erste, die Gestalt der Eier betreffende, auf die Typen völlig, was mit der andern, die verschiedene Ausbildung der Darmschenkel be- treffende, durchaus nicht der Fall ist. Sie dürfte aber eher von einem Beobachtungsfehler herrühren, als darin begründet sein, dass dem Verfasser eine andere Art vorgelegen hat. Wenn man ausser der ähnlichen Eierform auch die verwandten Wirthsthiere, in denen die beiderlei Formen gefunden sind, in Betracht zieht, so scheint es mir am wahrscheinlichsten, dass Willemoes-Suhm wirklich das echte Bist, sinuatum Run. wiedergefunden hat. Ich gebe nun folgende Be- schreibung der Typen Rudolphi's. Die Länge des vollständigen Exemplares beträgt 2,3 mm. Die 492 THEODOR ODHNER, grösste Breite von 0,9—1 mm findet sich in der Höhe des Bauchsaug- napfes oder ein Stück dahinter. Beide Enden des abgeplatteten Körpers sind sanft abgerundet. Körperumriss ziemKch oval. Der sub- terminale Mundsaugnapf misst 0,3 mm in der Breite und 0,2 mm in der Länge. Der kreisrunde Bauchsaugnapf, welcher sich am Anfang des zweiten Körperdrittels befindet, hat einen Durchmesser von 0,33 mm. Cuticula unbestachelt. Der rundliche Pharynx zeigt eine Breite von 0,13 mm und eine Länge von 0,075 mm. Auf ihn folgt ein 0,23 mm langer Oesophagus, welcher sich am Ende des ersten Körperviertels in die beiden Darm- schenkel gabelt. Diese verlaufen den Körperseiten parallel nach hinten und endigen in gleicher Höhe unweit dem Hinterende. Bei dem einen Exemplar, wo sie besonders deutlich hervortraten, lag ihr Ende am Anfang des letzten Körperfünftels. Die Hoden stellen zwei unregelmässig rundliche, anscheinend ganz- randige Körper dar, welche unmittelbar hinter einander im vorletzten Fünftel der Körperlänge zu finden sind. Ihr durchschnittlicher Durch- messer beträgt 0,2 mm. In der Medianlinie unmittelbar vor ihnen erblicken wir den viellappigeu Keimstock, welcher ungefähr dieselbe Form wie bei Allocr. fasciatum zeigt. Die Dotterstöcke haben bei Allocr. sinuatum eine grössere Ausdehnung als bei der vorigen Art, indem sie längs der Körperseiten auch in den Hals eindringen und erst am Hinterrande des Mundsaugnapfes aufhören. Von den weiblichen Leitungswegen sind nur die longitudinalen Dottergänge und der mit Eiern gefüllte Uterus sichtbar. In beiden Hinsichten finden sich keine Unterschiede von Allocr. fasciatum. Ebenso wenig habe ich betrefis der Eier, des Cirrusbeutels oder der Lage des Genitalporus irgend welche Differenzen von jener Art auffinden können. Die reifen Eier haben demnach anscheinend nicht die gedrungene Form, welche WiLLEMOES-SuHM abgebildet hat. Allocr. sinuatum steht somit Allocr. fasciatum ofi'enbar äusserst nahe, und ich habe es deshalb nicht für nöthig gehalten, von jenem eine besondere Abbildung zu liefern. Die anatomischen Charaktere, welche seine Aufführung als besondere Art rechtfertigen, sind 1) die grössere Ausdehnung der Dotterstöcke nach vorn, 2) die Ungelappt- heit der Hoden. Wenn auch die von mir hier gegebene Beschreibung recht unvollständig ist, so dürfte sie doch für eine zukünftige Iden- tificirung der Art ausreichen und ausserdem ihre Stellung im System schon jetzt zur Genüge angeben. Revision einiger Arten der Distomengattung AUocreadium Lss. 493 8. AUocreadium lahri (Stoss.). (Fig. 2.) 1886. Distomum Labri Stossich, S.-A. p. 30. Als ich die RuDOLPHi'schen Typen von Dist fnsciatum unter- sucht und die Charaktere dieser Art festgestellt hatte, fand ich, dass diese im hohen Grade mit den von Stossich (ausser 1886 auch 1887, S.-A. p. 2) für sein ebenfalls aus Labriden des Mittelmeeres {Labrus mixius) beschriebenes Dist. lahri angegebenen übereinstimmten. Die Aehnlichkeit war nicht nur in Bezug auf die allgemeine Topographie der verschiedenen Organsysteme, sondern vor allem hinsichtlich des spiralig verlaufenden Uterus und der mit Filamenten versehenen Eier recht auffallend. Da die beiden Formen überdies in Wirthsthieren derselben Gattung gefunden waren, so hielt ich es für ziemlich wahr- scheinlich, dass sie dieselbe Art repräsentirten , bis ich durch die Freundlichkeit des Autors seine Typenexemplare zur Untersuchung bekam. Es stellte sich dabei heraus, dass Bist, lahri Stoss. allem Anschein nach als besondere Art aufrecht zu erhalten ist, wenn es auch mit Dist. fasciatum Rud. nahe verwandt ist. SoNSiNO hat (1891, p. 257) ein ebenfalls dem Darm von Lahrus mixtus entstauuueudes Distomum als Dist. lahri Stoss. bestimmt, das, nach des Autors knappen Notizen zu urtheilen, mit der Beschreibung Stossich's übereinzustimmen scheint, abgesehen davon, dass die Dotter- stöcke bei SoNSiNo's Form sich nach vorn nur bis in die Höhe des Bauchsaugnapfes erstrecken, während sie, wie Stossich richtig an- giebt, bei Dist. lahri bis zur Darmgabelung in den Hals vordringen. In dieser Hinsicht ähnelt Sonsino's Form somit eher dem verwandten Dist. fasciatum Rud. Wie es sich nun auch mit der Richtigkeit seiner Bestimmung verhalten mag, sicher ist immerhin, dass sein Verfahren, den Namen Dist. lahri Stoss. als Synonym zu Dist. pulchellum Rud. unterdrücken zu wollen, durchaus nicht zu billigen ist. Letztere Art wird von Rudolphi (Synopsis, p. 367) aus ,,Labrus cynaedus'''' {= Lahrus mixtus) erwähnt und nur mit einer sehr kurzen und allgemein gehalteneu Diagnose, welche ebenso gut auf mehrere andere Dis^omwm-Arten passen könnte, charakterisirt. Auf diese Diagnose und vor allem auf das Vorkommen beider Arten in demselben VYirth basirt nun an- scheinend SoNsiNO seine Identificirung. Da indessen so viele einander nahe stehende Distomum- kxiQn in den Labriden des Mittelmeeres auf- treten, kann natürlich in diesem Fall das Wirththier keinen Anhalt für die Identificirung bieten. Ebenso gut hätte Sonsino die andere 494 THEODOR ODHNER, von ihm in Labrus mixtus gefundene und als Bist, commune Olss. bestimmte Form mit Bist, pulchdlum Rud. identificiren können. Eine Prüfung der Typen Rudolphi's ist in diesem Fall nicht möglich, da sie im Berhner Museum nicht mehr vorhanden sind. Es bleibt somit nichts anderes übrig, als das Bist, pulchellum als völlig unidentificirbar zu bezeichnen und ein für allemal zu den niemals aufklärbaren Arten zu werfen ^). Weiter spricht Sonsino die Vermuthung aus, dass auch eine von Stossich selbst früher (1885, S.-A. p. 6, tab. 2, fig. 6—7) be- schriebene Art, Bist, gohii, identisch mit Bist, lahri sein dürfte, da die von ihrem Autor angeführten Unterschiede keine Speciestrennung rechtfertigten. Stossich hat in einer spätem Arbeit (1898, p. 45) diese beiden Vermuthuiigen Sonsino's acceptirt. Was die letztere derselben be- trifft, so ist allerdings nicht zu leugnen, dass die fraglichen beiden Arten in hohem Grade mit einander übereinstimmen, und es ist Stos- sich denn auch nicht gelungen, in seinem Bestimmungsschlüssel zu den Fischdisfomen (1886, S.-A. p. 7) die Arttrennung durch bessere Unterschiede zu begründen als durch die terminale bezvv. subtermi- nale Lage des Mundsaugnapfes und durch das Vorhandensein bezw. Fehlen eines „limbus muscularis elevatus" an demselben (!). Da in- dessen die mir von Herrn Prof. Stossich freundlichst übersandten Typen von Bist, gobii eingetrocknet waren und die von Stossich gegebene Abbildung des Thieres mir nicht zur Verfügung ge- standen hat, sondern nur seine ziemlich knappe Beschreibung, so kann ich kein bestimmtes Urtheil in dieser Frage abgeben. Wenn die Identität beider Formen sich bestätigen sollte, hat natürlich der Name Bist, gohii die Priorität -). Von den Typenexemplaren des Bist, lahri Stoss. kann ich nun die folgende Beschreibung liefern: 1) Zusatz bei der Correctur: Bei einem gelegentlichen Aufenthalt in Berlin habe ich indessen im Museum für Naturkunde unter den un- bestimmten Trematoden aus Fischen ein Glas gefunden mit der Eti- kette: „Distomum sp. Labrus cynaedus in intest. Rudolphi coli. Neapel", und es zeigte sich auch, dass das Glas dieselbe Anzahl von Exemplaren enthielt, in der Rudolpfii sein Bist, pulchellum gefunden hat. Die Originale von dieser Art liegen somit sehr wahrscheinlich hier vor. Eine Untersuchung derselben habe ich leider nicht mehr vornehmen können. 2) Sowohl ein Bist, gohii wie ein Bist, lahri finden sich an ziem- lich versteckten Stellen schon in der frühern Literatur erwähnt, doch können beide Namen kaum als prioritätsberechti2;t angesehen werden. Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Ls^. 495 Die Länge des Körpers betrug- bei den mir zur Verfügung stehenden Exemplaren ca. 2 mm. Die grösste Breite von 0,65 bis 0,75 mm ist etwa im Anfang des letzten Drittels der Körperlänge zu finden. Von hier aus verschmälert sich das Thier, und zwar stärker nach vorn, wo der Körper in einen 0,33 mm breiten Hals über- geht, und sehr unbedeutend nach dem breit und sanft abge- rundeten Hinterende zu. Die dorsoventrale Abplattung ist recht be- trächtlich. Der Mundsaugnapf liegt subterminal und weist einen Durch- messer von ca. 0,2 mm auf. Der Bauchsaugnapf, Avelcher sich am Ende des ersten Körperdrittcls oder ein wenig dahinter befindet, ist völlig kreisrund und misst im Durchmesser 0,33—0,38 mm. Seine Lichtung ist bald rundlich, bald dreieckig. Cuticula unbestachelt. Der rundliche Pharynx, dem ein kurzer Präpharynx vorangeht, hat eine Länge von ca. 0,085 mm und eine Breite von 0,115—0,142 mm. Darauf folgt ein ca. 0,023 mm langer Oesophagus, welcher ein wenig hinter der Mitte des Halses i) sich in die beiden bis zum Hinterende verlaufenden Darmschenkel theilt. Die Hoden finden sich im Hinterende des Körpers dicht hinter einander, bald völlig median, bald der eine mehr nach links, der In einer zum mindesten eigenthümlichen Arbeit von Rentsch (1860) wird Dist. gohii für ein Distomum aus Gobius minulus gebraucht. Aus der von dieser Form gegebenen Abbildung (tab. 12, fig. 1, 1. c.) geht hervor, dass es sich um eine Allocreadium- Art handelt, deren zukünftige Identificirung nicht ganz unmöglich sein dürfte. Der Umstand, dass der Name nur in der Tafelerklärung vorkommt und zwar ab- wechselnd mit andern Bezeichnungen, wie „Dist. Gohii minuti''^ und „Dist. des Gohius minutus^', zeigt indessen, dass es nicht die Meinung des Verfassers gewesen ist, einen Artnamen definitiv fest- zulegen , wie ja überhaupt seine ganze Arbeit sich nicht mit der Beschreibung neuer Species beschäftigt. — Der Name Dist. labri wird bei Van Beneden (1870, p. 45) mit dem Zusatz „Sp. nov." angetroffen. Als Wirthsthier wird Lahrus maculatus (= L. herggylta) erwähnt. Im Uebrigen fehlt jede wörtliche oder bildliche Beschreibung. Da der Verfasser aber in einer Anmerkung die Vermuthung ausspricht, dass diese Form mit dem von Olsson aus demselben Wirth beschriebenen Dist. commune identisch sei, — was übrigens im höchsten Grad wahr- scheinlich ist, da diese Art das in dem betreffenden Wirthe weitaus häufigste Distomum ist — so kann er nur eine provisorische Benen- nung beabsichtigt haben, nach Art der Species inquirendae von RUDOLPIII. 1) Als Hals bezeichne ich hier wie überall das Vorderende bis zum Bauchnapfcentrum. 496 THEODOR ODHNER, andere mehr nach rechts gelegen. Ihre Entfernung vom Hinterende ist bedeutend kleiner als bei den beiden im Vorigen beschriebenen Arten, indem der Abstand zwischen dem hintern Hoden und dem Hinterende nur 0,20—0,25 mm beträgt. Was die Form der Hoden betrifft, so kann ich Stossich nicht beistimmen, der sie in seiner Be- schreibung als 5— 61appig bezeichnet. Nach meinen Befunden sind sie zwei rundliche, ganzrandige Körper von 0,33—0,41 mm Durch- messer, deren Breite etwas grösser als die Länge ist. Rechts von dem vordem Hoden und mehr oder weniger vor dem- selben erblickt man den Keimstock, welcher einen tief gespaltenen Körper mit an ihren Enden sanft gerundeten Lappen darstellt. Ihre Zahl beträgt gewöhnlich drei, und die Form des Keimstockes ist daher etwa kleeblattähnlich. An der Rückenseite des Keimstocks und des vordem Hodens liegt das ziemlich voluminöse Receptaculum seminis, dessen Vorderende in den LAURER'schen Canal ausläuft. Seine Mün- dung liegt etwa in der Höhe des Keirastockvorderrandes halbwegs zwischen der Medianlinie und dem Seitenrand des Körpers. Die Dotterstöcke sind längs der Körperseiten und im Hinterende nicht so stark entwickelt wie bei Ällocr. fasciatum, erstrecken sich aber statt dessen weiter nach vorn bis in die Höhe der Darmgabelung. Im Halse folgen sie nicht den Körperseiten, sondern den Darm schenkein. Die Form der einzelneu Follikel habe ich nicht mit Sicherheit sehen können und kann daher für die Richtigkeit meiner Abbildung in diesem Punkt nicht einstehen. Ihre Ausführungswege haben denselben Verlauf wie bei Ällocr. fasciatum, und das Dotterreservoir liegt hier wie dort in der Medianlinie dicht vor dem Keimstock. Auch was den Verlauf des Uterus und die Gestalt der Eier betrifft, findet sich kein Unterschied von ersterer Art. Die Eiermaasse sind 0,071—0,077 zu ca. 0,03] mm. Der Genitalporus liegt median an der Darmgabelungsstelle. Der Cirrusbeutel ist wie bei den vorigen Arten relativ kurz und er- streckt sich nach hinten kaum bis zum Bauchnapfcentrum. 4. Allocreadium genu (Rud.). (Fig. 3—5.) 1819. Distoma genu n. sp., Rudolphi, p. 107 u. 397. 1892. Disioma fasciatum Ri d., Stossich, S.-A. p. 1. Unter den RuDOLPHi'schen Typen von Fischdistomen, welche ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, befand sich auch das von genanntem Verfasser in seiner „Synopsis" beschriebene Distoma genu., welches er 2mal zu Neapel in ziemlich reichlicher Anzahl gefunden hatte und Revisiou einiger Arten der Distomengattuiig Allocreadium Lss. 497 das dem Darm von ,,Lahrus luscus''' (= Lahrus turdus C. V.) ent- stammte. Zahlreiche Originalexemplare von dieser Art, welche von spätem Verfassern bis jetzt nicht wiedergefunden worden ist, finden sich im Glase No. 1522 des Berliner Museums, und die Untersuchung derselben zeigte auf den ersten Blick, dass ich hier dieselbe Form vor mir hatte, die ich von Herrn Prof. Stossich unter dem Namen Dist. fasciatum Rud. aus Lahrus meriila bekommen hatte und welche von ihm (1892, p. 1) unter diesem Namen ohne Beschreibung er- wähnt wird. Die Beschreibung RuDOLPHrs, welche sich wie gewöhnhch haupt- sächlich mit dem Aeussern des Wurmes beschäftigt, enthält Folgendes. Körperlänge 2,26 mm oder ein wenig mehr, Breite ca. 0,75 mm. Farbe weiss, in der Mitte rothgelb. Körper nicht abgeflacht, gebogen, an beiden Enden ein wenig abgestutzt. Grösste Breite in der Höhe des Bauchsaugnapfes, von wo der Körper sich nach beiden Enden ver- jüngt. Mundsaugnapf halbkugelförmig, Bauchsaugnapf ziemlich kuglig, länger als breit, grösser als der Mundsaugnapf. Cirrus vor dem Bauch- saugnapf, kurz, zuweilen hervorragend. Der ganze Körper von „ova" [Dotterstöcke] strotzend. Meine Beschreibung stützt sich, besonders was die Maasse be- trifit, auf die STOSsicn'schen Exemplare, welche nicht die geringste Abweichung von den Originalen Rudolphi's zeigten. Die Länge dieser Exemplare beträgt 2—2,5 mm. Die grösste Breite von 0,5 — 0,6 mm ist im mittlem Drittel der Körperlänge zu finden. Von beiden Enden dieses Drittels verschmälert sich der Wurm nach den beiden abgerundeten Körperenden und zwar ein wenig stärker nach vorn. Die Dicke beträgt ca. 0,4 mm (am Bauchsaugnapf 0,5 mm), und der Körper ist somit ziemlich wenig abgeplattet. Der Artnarae Rudolphi's bezieht sicli darauf, dass, wenigstens an con- servirten Individuen, der Halstheil im Verhältniss zum übrigen Körper immer ein wenig dorsalwärts gebogen ist, was in der Profilansicht (Fig. 5) sichtbar ist. Der subterminale Mundsaugnapf misst im Durchmesser 0,19 bis 0,23 mm, der ziemUch hervorragende Bauchsaugnapf, welcher sich an der Grenze zwischen erstem und zweitem Körperdrittel befindet, 0,27 — 0,35 mm. Ihr Grössenverhältniss ist somit etwa wie 2 : 3. Beide sind ziemlich kreisrund. Die Cuticula ist unbestachelt. Ein kurzer Präpharynx führt aus der Mundsaugnapfhöhle in den 0,12 — 0,13 mm langen und breiten, abgerundet viereckigen Pharynx, auf den dann ein genau ebenso langer Oesophagus folgt. Dieser 498 THEODOR ODHNER, gabelt sich in die beiden Darraschenkel, welche längs der Körper- seiten nach hinten ziehen und unweit von dem Hinterende in der- selben Höhe blind endigen. Die Hoden, welche dieselbe Lage wie bei den andern AUocreadien behaupten, sind zwei rundliche und immer völlig ganzrandige Körper, welche, einander abplattend, ihre grösste Ausdehnung der Quere nach erreichen und meist einen Durchmesser von 0,25 mm auf- weisen. Die Entfernung des hintern Hodens vom Hinterende beträgt ca. 0,5 mm. Dicht vor ihnen findet sich der kugiige Keimstock von 0,17 — 0,20 mm Durchmesser, welcher ein wenig seitlich verschoben ist und zwar bei meinen Exemplaren immer nach rechts. Von einem Punkt auf seinem Vorderrande entspringt der Keimgang und zieht an der Rückenseite des Keimstocks nach hinten, um ziemlich bald in einen quer gestellten, unmittelbar unter der Rückenfläche liegenden Sack, das Receptaculum seminis, einzutreten. Dieses misst in der Länge 0,08 mm und in der Breite 0,15 mm und geht an seinem links gelegenen Ende in den langen und stark gewundenen LAURER'schen Canal über, welcher anfänglich ein relativ sehr beträchtliches Caliber hat, aber nach der etwa in der Höhe des Keimstockvorderrandes ge- legenen und ein wenig nach links verschobenen Mündung zu sich zu einer mehr normalen Dicke verschmälert. Unmittelbar neben dem Eintritt des Keimganges in das Receptaculum tritt die Fortsetzung jenes Ganges aus dem Receptaculum wieder aus, zieht parallel dem mehr proximalen Theil nach vorn und nimmt nach einer scharfen Biegung nach links den unpaaren Dottergang in sich auf. Letzterer steht mit dem Dotterreservoir in Verbindung, welches sich an der rechten Seite unmittelbar hinter dem Keimstock befindet und durch die wie gewöhnlich verlaufenden Dottergänge mit den Dotterstöcken communicirt. Die Dotterstöcke sind bei dieser Art sehr stark entwickelt. Sie sind aus kugligen und nicht besonders dicht liegenden Follikeln (von 0,04 mm durchschnittlichem Durchmesser) zusammengesetzt und er- strecken sich längs der Körperseiten nach vorn bis zum Pharynx oder wenigstens in dessen unmittelbare Nähe. Sowohl im Hinterende wie vor dem Bauchsaugnapf nehmen die Follikel die ganze Breite des Thieres in Anspruch, indem die Dotterstöcke beider Seiten continuir- lich in einander übergehen. An beiden Seiten des Bauchsaugnapfes ist die Continuität der Dotterstocksfolhkel auf eine kurze Strecke unterbrochen, so dass die vor dem Bauchnapfe gelegenen von den übrigen durch eine deutliche Lücke getrennt sind. Jene liegen dicht Revision einiger Arten der Distomengattung AHoereadium Lss. 499 unter dem Rücken in einer einfachen Schiebt, während die hinter dem Bauchnapfe liegenden Follikel sowohl unter wie über den Darmschenkeln zu finden sind und diese von allen Seiten umhüllen. Im Hals liegen die Follikel den Kiirperrändern nicht so nahe wie im Hinterkörper. Nach Aufnahme des unpaaren Dotterganges setzt sich der Keim- gang in den Uterus fort, welcher einige kleine Windungen hinter dem Bauchnapfe beschreibt und eine ziemlich geringe Anzahl von regelmässig ovalen Eiern enthält. Ihre Dimensionen sind: 0,074 bis 0,098 mm in der Länge und 0,045 — 0,060 mm in der Breite. Sie entbehren gänzlich der Filamente. Durch eine massig entwickelte Vagina stehen die weiblichen Leitungswege endlich mit dem in der Mitte des Halses und völlig median liegenden Genitalporus in Ver- bindung. Der Endabschnitt der männlichen Geschlechtswege wird von einem sehr langen und schlanken (0,0'^ mm dicken) Cirrusbeutel umhüllt, dessen Hinterende in der Höhe des Keimstockes und zwar an dessen linker Seite zu finden ist, und welcher sich von hier aus unter all- mählicher Verschmälerung ziemlich median bis zum Genitalporus er- streckt. Sein proximaler Theil schliesst eine stark gewundene Samen- blase ein, welche distalwärts in einen langen und nicht besonders musculösen Ductus ejaculatorius übergeht. Vom Excretionssystem habe ich nur den Porus am Hinterende und den darauf folgenden hintersten Theil der Excretionsblase ge- sehen. 5. AHoereadium commune (Olss.). (Fig. 6.) 1868. Distoma commune n. sj). Olsson, p. 31, tab. 4, fig. 79. 1868. Distoma Atomon Rud., Olsson, p. 30 (wenigstens theilweise!). Unsere bisherigen Kenntnisse von dieser Art beschränken sich auf die Originalbeschreibung Olsson's. Ich habe den Wurm als einen sehr gewöhnlichen Schmarotzer im Darmcanal von Labrus herggyita (== Lahr, maculatus) und L. mixtus an der schwedischen Westküste angetrofien und meine Bestimmung durch Vergleich mit Olsson- schen Typeuexemplaren aus Lahr, herggyita (Bergen 1867) , welche im Zoologischen Museum zu Upsala aufbewahrt werden, absolut sicher gestellt. Der einzige Verfasser, welcher die Art wieder gefunden hat, Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 34 500 THEODOR ODHXER, ist SoNSiNO (1891, p. 257). Ob aber die von ihm in Lahriis mixtus gesammelte uud als Bist, commune Olss. bestimmte Form wirklich dieser Species angehört und nicht dem so äusserst nahe stehenden Allocr. genu (Rud.), welches ebenfalls in Labriden vorkommt, lässt sich nach seiner oberflächlichen Beschreibung nicht entscheiden. Meine Beschreibung stützt sich auf die Untersuchung lebenden und conservirtem Materiales, welches ich an unserer Westküste an der zoologischen Meeresstation Kristineberg gesammelt habe. Ällocreadium commune erreicht im nicht contrahirten Zustand eine Länge von 1,4— 3ram; unter altem Alkoholmaterial habe ich ind'essen stark zusammengezogene Exemplare von nur 0,66 mm Länge ange- troften, welche dabei einen beinahe kreisrunden Körperumriss auf- wiesen. In der Höhe des Bauchsauguapfes ist die Maximalbreite des Wurmes (0,4—1 mm) zu finden. Von hier aus verschmälert sich der Körper nach den beiden kurz abgerundeten Enden und zwar be- deutend rascher nach vorn. Die dorsoventrale Abplattung ist stärker als bei Allocr. genu, indem die ziemlich gleichmässige Dicke 0,'25 mm (dieses Maass wie sämmtliche folgenden von 1,4—1,75 mm langen Exemplaren) beträgt und nur an dem stark hervorragenden Bauch- saugnapfe bis zu 0,4 mm steigt. Der Durchmesser des subterminalen, kreisrunden Mundsaugnapfes schwankt zwischen 0,14 und 0,20 mm. An der Grenze zwischen erstem und zweitem Körperdrittel ist der in die Quere ausgezogene Bauchnapf gelegen, welcher sehr musculös und dickwandig und be- deutend kräftiger als bei Allocr. genu ist. Er misst in der Breite 0,32-0,35 mm und in der Länge 0,22—0,27 mm. Seine Mündung hat die Form einer quer gestellten Spalte. Das Grössenverhältniss zwischen beiden Saugnäpfen würde sich nach diesen Maassen etwa wie 4 : 7 gestalten, während nach Olsson der Bauchsaugnapf 2^/2ma\ so gross wie der Mundsaugnapf wäre. Bei einem 3 mm langen Indi- viduum war indessen der Bauchsaugnapf 0,5 mm breit und 0,37 mm lang, während der Mundsaugnapf nur 0,2 mm im Durchmesser hatte. Dies stimmt demnach besser mit den Grössenangaben Olsson's. Als das charakteristischste Merkmal dieser Art gegenüber dem so ähnlichen Allocr. genu will ich die Gestalt des Pharynx be- sonders hervorheben. Dieser ist nämlich bei Allocr. commune lang gestreckt und cylindrisch. Seine Länge beträgt 0,11 — 0,16 mm und seine Breite 0,07—0,10 mm. Nun ist zwar zu erwarten, dass ein so Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadiuin Lss. 501 musculöses Organ wie dei- Pliaryux unter verschiedeneu Contractions- verliältnisseu bedeutenden Formveräuderungen unterliegen wird, trotz- dem habe ich aber den oben erwähnten Unterschied in der Ausbildung des Pharynx zwischen Allocr. genu und Allocr. commune bei einer nicht eben geringen Anzahl von Exemplaren so constant angetrotten, dass ich nicht im Geringsten daran zweifle, dass wir hier eine gute ArtdiÖ'erenz liaben. Auf den Pharynx folgt ein relativ kurzer Oeso- phagus, welcher eine ziemlich constante Länge von 0,06 mm erreicht und somit nur ungefähr hall) so lang wie der Pharynx ist. Auch hier haben wir somit einen Unterschied von Allocr. genu. Olsson hat diese Verhältnisse ziemlich richtig abgebildet, in dem schwedischen Theil seines Textes giebt er indessen durch irgend ein Verseheu die Breite des Pharynx als 2V2— 4 mm an (!). In der Mitte des Halses gabelt sich der Oesophagus in die beiden Darraschenkel, welche den gewöhnlichen Vei'lauf parallel den Körperseiten haben und unweit des Hinterendes endigen. Die Lage der 3 Keimdrüsen und ihre Gestalt ist bei unserer Art völlig dieselbe wie bei Allocr. genu. Der gewöhnliche Durch- messer der Hoden ist 0,15-0,20 mm, der des Keimstocks 0,10 bis 0,12 mm. Auch was das Receptaculum seminis, den LAURER'schen Canal und den Zusammenhang der weiblichen Genitalwege betrifft, finden sich keine Unterschiede von jener Art. Die Ausdehnung der Dotterstöcke ist bei beiden Arten ganz die- selbe, nur mit der Ausnahme, dass ich bei Allocr. commune für ge- wöhnlich die vor und hinter dem Bauchsaugnapf gelegenen Theile derselben nicht von einander isolirt, sondern in continuirlicher Ver- bindung stehend gefunden habe. Ich erinnere mich indessen, auch das Gegentheil gesehen zu haben, und Olsson erwähnt nur ein solches Verhältniss. Es ist somit wahrscheinlich, dass auch bei Allocr. genu zuweilen eine solche Verbindung existirt. Die verschiedenen Follikel liegen bei Allocr. commune viel dichter als bei jener Art und scheinen daher durch den gegenseitigen Druck die rundliche Form gegen eine mehr regelmässig vieleckige eingetauscht zu haben. Vom Hinterende des Bauchsaugnapfes an lassen sie jederseits nach vorn einen schmalen Streifen am Rande des Körpers frei. Im Hinterkörper füllen sie dagegen die Körperseiteu völlig aus. Der Cirrusbeutel ist, ähnlich wie bei Allocr. genu, sehr wohl ent- wickelt und hat dieselbe Lage und dieselbe Ausdehnung nach hinten 34* 502 THEODOR ODHNER, wie bei dieser Art. Dagegen scheint er nicht völlig so schlank gebaut zu sein, sondern ist im Verhältniss zur Länge etwas dicker. Die in seinem hintern Theil gelegene Saraenblase ist gewunden und setzt sich in einen Ductus ejaculatorius fort, welcher bedeutend musculöser und dickwandiger ist als bei Allocr. genu. Dasselbe Verhältniss zeigt auch der Endabschnitt der weiblichen Leitungswege, die Vagina, welche zusammen mit dem Ductus ejacula- torius durch einen median unter der Darmgabelungsstelle gelegenen Genitalporus nach aussen mündet. Der Uterus, der den gewöhnlichen Verlauf nimmt, enthält eine ziemlich beschränkte Anzahl von ovalen Eiern, welche in der Länge 0,076—0,098 mm und in der Breite 0,026 — 0,048 mm messen. Zuweilen habe ich an ihrem uugedeckelten Pol eine knopfförmige Hervorragung beobachtet, welche indessen keine allgemeinere Verbreitung zu haben scheint. Der Vergleich mit dem Allocr. genu, den ich in dieser Beschrei- bung des Allocr. commune durchgeführt habe, dürfte sowohl die nahe Verwandtschaft beider Arten, als auch ihre daneben vorhandenen be- stimmten Unterschiede zur Genüge hervortreten lassen. Nun hat aber Looss neuerdings (1899, p. 571, Anm. 1) die Vermuthung ausge- sprochen, dass eine vor einigen Jahren von Hausmann (1897, p. 24, tab. 1, fig. 1) beschriebene Art, Dist. angusticolle aus Cottus gobio des Genfer Sees, möglicher Weise mit Allocr. commune identisch sein könnte. Schon aus einer flüchtigen Vergleichung zwischen der von Hausmann gegebenen Abbildung und der von mir hier gelieferten Fig. 6 dürften indessen sowohl die nahe Zusammengehörigkeit als die bestimmten anatomischen Diti'erenzen , welche zwischen beiden Formen existiren, zu ersehen sein. Die kuglige Form des Pharynx und die geringere Ausbildung des Cirrusbeutels bei Dist. angusticolle sind Merkmale, welche die beiden Arten bestimmt von einander unter- scheiden. Letzterer Charakter genügt auch als unterscheidendes Merk- mal dem Allocr. genu gegenüber. Einen weitern Beitrag zur Synoymik unserer Art kann ich in- dessen noch liefern. Unter den im Zoologischen Museum zu Upsala befindlichen, von Olsson selbst geschenkten Formen, welche Typen von in seinen Arbeiten beschriebenen Arten sind, befindet sich auch in 2 Exemplaren ein als Dist. atomon Rud. bestimmtes Distomum, das in Pleuronectes flesus (Warberg, Juli) gesammelt worden ist und von ihm 1868, p. 30 erwähnt wird. Die Untersuchung dieser Typen er- Revision einiger Arten der Distomeugattung AUocreadiuin Lss. 503 gab, dass es sich, so weit ich sehen konnte, um kleine (^/g mm lange) Exemplare von Allocr. commune handelte. Vor allem war der charakteristische Pharynx gut zu beobachten. Die von Olsson ange- führten Charaktere, welche sein Dist. atomon von Bist, commune unterscheiden sollten, nämlich die geringere Ausdehnung der Dotter- stöcke nach vorn, die verschiedene Form des „Penis" und die grössern Dimensionen des Bauchsaugnapfes konnte ich nicht erkennen, sondern beide Exemplare schienen mir in dieser Hinsicht mit Allocr. commune völlig überein zu stimmen. Es bleibt aber natürlich sehr fraglich, ob auch die von Olsson in andern Fischarten (z. B. Anarrhichas) gefundenen und ebenfalls auf Dist. atomon Rud. bezogenen Formen mit Dist. commune identisch sind. 6. Allocreudlufii tuniidulum (Rud.). (Fig. 7 u. 8.) 1819. Distoma tumidulum n. sp., RuDOLnii, p. 95 u. 369. Auch diese Art hat sich bei der Untersuchung der Typenexem- plare als zur Ällocreadium-Grum^e gehörig erwiesen. Sie wurde von RuDOLPHi für eine Distomum- Art aufgestellt, die er von Bremser in 4 Exemplaren erhalten hatte und die im Darm von ,,Syngnathus Hippocampus'"'' (= Hippoc. guttulatus Cuv.) gefunden war. Die kurze Beschreibung enthält Folgendes : Die Würmer sind ca. 2,26 mm lang, abgeflacht, an beiden Enden abgestutzt. Der ter- minale Mundsaugnapf ist kugelförmig, kleiner als der Bauchsaugnapf, welcher ungefähr in der Körpermitte liegt und stark hervorragt. Seine Mündung ist quer gestellt. Vor diesem findet sich eine kleine Erhöhung, welche den Cirrussack darstellen soll. „Ovula" [Dotterstöcke] zerstreut an den Seiten des Hinterkörpers. Sämmtliche 4 Exemplare werden noch im Glase No. 1439 der Berliner Sammlung aufbewahrt, sind aber stark gebräunt oder rich- tiger geschwärzt, so dass sie trotz Aufhellung nur mit Schwierig- keit einen Einblick in ihre innere Organisation gestatten. An einem etwas zerbrochenen Exemplar habe ich indessen die wichtigsten ana- tomischen Charaktere feststellen können, so dass die Abweichung der Art von den nächstverwandten zur Genüge dargethan sein dürfte. In der spätem Literatur wird die Art nur noch einmal erwähnt, nämlich von P. J. Van Beneden (1870, p. 88 u. 89, tab. 5, fig. 5), der sie in Syngnathus aequoreus und Syngn. acus gefunden haben will 504 THEODOR ODHNER, und ohne Beschreibung in ziemlich schlechter Weise abbildet Aus dieser Abbildung kann zwar nichts Bestimmtes ermittelt werden, doch ist es immerhin nicht unmöglich, dass sie wirklich die RuDOLPHi'sche Form vorstellt. Gehen wir nun zur Beschreibung der Art über. Körper 1,5 bis 2,25 mm lang und wenig abgeplattet. Die Maximalbreite von 0,35 bis 0,5 mm ist in der Höhe des Bauchsaugnapfes zu finden. Von diesem aus verschmälert sich der Körper sehr langsam und ziemlich wenig nach den beiden abgerundeten Enden. Die gleichmässige Dicke be- trägt (bei einem 1,5 mm langen Exemplar) 0,18—0,20 mm. Nur am stark hervorragenden Bauchsaugnapf steigt sie bis auf 0,35 mm, wobei dieser einen Sagittaldurchmesser von ca. 0,3 mm hat. Von der Fläche gesehen beträgt sein Durchmesser von 0,30 mm bei den kleinsten bis 0,42 mm bei den grössten Exemplaren, und er nimmt somit beinahe die ganze Körperbreite in Anspruch. Seine Entfernung vom Vorderende schwankt von einem Drittel bis zu beinahe der Hälfte der ganzen Körperlänge. Der subterminale Mundnapf ist bedeutend kleiner, von 0,18—0,26 mm Durchmesser. Der kuglige Pharynx, welcher darauf folgt, hat einen Durch- messer von 0,11—0,18 mm und steht durch einen ca. 0,1 mm laugen Oesophagus in Verbindung mit den beiden Darmschenkeln. Diese ziehen nach der Gabelung ziemlich gerade aus einander nach den Körperseiten hin und folgen später denselben, bis sie in der unmittel- baren Nähe des Hinterendes endigen. Zwei ziemlich kreisrunde Körper, welche im Hinterkörper median unmittelbar hinter einander liegen, stellen die Hoden dar. Bei einem Exemplar von 1,5 mm Länge war ihr Durchmesser 0,12 mm. Die Entfernung des hintern Hodens vom Hinterende ist 2—3 mal so gross wie der Hodendurchmesser. Rechts vor den Hoden liegt der Keim- stock, dessen Form ich nicht näher ermitteln konnte und der daher auf der Figur nur als ein unscharf begrenzter Fleck angedeutet ist. Die Dotterstöcke dehnen sich wie gewöhnlich längs der Körperseiten aus und erstrecken sich, wenigstens so weit ich an dem alten Material sehen konnte, auch in den Hals hinein bis zum Mundsaugnapf. So- wohl im Halse wie im Hinterende gehen die Dotterstöcke beider Seiten in der Medianlinie zusammen. Die wenigen Uteruswindungen verlaufen zwischen den Hoden und dem Bauchsaugnapf und enthalten dünn- schalige Eier von 0,056 — 0,065 mm Länge und 0,034 — 0,043 mm Breite. Revision einiger Arten der Distomcngattung Allocreadium Lss. 505 Sie haben somit eine ziemlich gedrungene Form. Der Cirrusbeutel ist nicht gross; er reicht nämlich nach hinten nur bis zum Vorderrand des Bauchsaugnapfes. Sein proximaler Theil enthält eine stark ge- schlängelte Samenblase. Der Genitalporus findet sich an der rechten Seite in der Höhe des Pharynxhinterraudes und ungefähr halbwegs zwischen der Medianlinie und dem Körperrande. 7. Allocreadium transversale (Rud.). 1802. Fasciola transversalis n. sj)., Rudolpiii, p. 69. 1809. Distoma transversale R., Rudolphi, V. 2, p. 361. 1819. Distoma transversale R., Rudolpiii, p. 95 und 368. RuDOLPHi hat diese Art 2mal in je 1 Exemplar im Magen von Cobitis fossilis gefunden und giebt davon eine kurze Schilderung (1802 u. 1809). Körperlänge 2,26 mm, Breite 0,75 mm. Farbe weiss mit röthhchem Hinterende. Körper ein wenig abgeplattet, länglich, im Hinterende eingekerbt, mit verschmälertem Halse. Der terminale Mundsaugnapf klein, mit rundlicher Mündung. Der Bauchsaugnapf sehr gross, hervorragend und mit quer gestellter Mündung. Hinter ihm liegen sowohl elliptische Eier in sehr grosser Zahl wie zwei rund- liche, durchsichtige Flecken [Hoden], welche die nach dem Aus- schlüpfen der Eier leeren Ovarien sein dürften. Der Cirrus war nicht zu sehen. In der spätem Literatur finden sich keine neuen Beiträge zur Kenntniss dieser Art, abgesehen davon, dass Diesing (1850, p. 339) Cohitis taenia als neuen Wirth aufführt. Ob sich diese Angabe auf eine richtige Bestimmung gründet, ist natürlich sehr unsicher. Die 2 von Rudolphi erwähnten Individuen finden sich noch im Glas No. 1438 des Berliner Museums aufbewahrt, doch ist das eine, welches übrigens, da es bedeutend stärker als das andere gebräunt ist, wahrscheinlich das von Rudolphi zuerst gefundene und 1802 be- schriebene Exemplar darstellt, entzwei gebrochen. Die Untersuchung derselben zeigte, dass es sich unzweifelhaft um ein zur Ällocreadium- Gruppe gehörendes Distomum handelt, das in vieler Hinsicht dem Ällocr. isoporum Lss. (1894, p. 49, tab. 1, fig. 15) in hohem Grad ähnelt. Die Körperform und die Dimensionen, die Lage der Keimdrüsen und die Ausdehnung der Dotterstöcke sind bei beiden Arten völlig übereinstimmend. Die Eier erreichten eine Länge von 0,115 — 0,083 mm. 506 THEODOR ODHNER, Wenigstens bei dem zerbrochenen Exemplar waren sie indessen sehr dickschalig, während die Eier der andern Art dünnschalig sind. \^eiter war der Bauchsaugnapf, welcher sich am Anfang des zweiten Drittels oder Viertels der Körperlänge findet, beträchtlich grösser als der Mundsaugnapf. Bei dem einen (dem zerbrochenen) Exem- plar maass der Mundnapf 0,25 mm im Durchmesser, während der in die Quere ausgezogene Bauchsaugnapf eine Breite von 0,43 mm und eine Länge von 0,32 mm aufwies. Also ein Grössenverhältniss etwa wie 2 : 3. Der kuglige Pharynx, dem ein Präpharynx vorangeht, hat einen Durchmesser von ca. 0,12 mm. Ihm folgt der 0,14 mm lange Oeso- phagus, welcher sich am Vorderrande des Bauchsaugnapfes in die Darmschenkel theilt. Von den Geschlechtsorganen ist ausser dem, was ich oben erwähnte, nur das unter der Rückenfläche vor den Hoden befindliche, quer liegende Receptaculum seminis bemerkbar. Die Dotterstöcke waren aus ziemlich grossen Follikeln zusammengesetzt, welche einander au der Rückenseite des hintern Hodens und im Hinterende in der Median- linie begegnen. Für eine künftige Identificirung dieser Art, welche ich haupt- sächlich wegen des Grössenverhältnisses der Saugnäpfe als von Allocreadium isoporum verschieden betrachten muss, dürften die hier gelieferten Aufldäruugen hofifentlich hinreichenden Anhalt liefern. 8. Allocreadium atoniou (Rud.). (Fig. 9 u. 10.) 1802. Fasciola Ätomon n. sp.^ Rudolphi, p. 70. 1S09. Distoma Atomon R., Rudolphi, V. 2, p. 362. 1825. Distoma reflexum n. sp., Ceeplin, p. 54. 1868. Distoma simplex Rud.?, Olsson, p. 34, tab. 4, fig. 81 u. 82. 1881. Distomum simplex Rud.? Ot.sson, Levinsen, S.-A. p. 18, tab. 3, fig. 1. Dagegen beziehen sich folgende Angaben mit Sicherheit auf andere A rten : 1861. Distomum atomon Rrn., Molin, p. 199 (von demselben Verf schon 1859, p. 828 erwähnt). 1868. , Distoma Atomon Run., Olsson, p. 30. 1868. Distoma reflexum Cbei-l., Olsson, p. 52. 1878. Distomum atomon Run., v. Linstow, p. 225, tab. 7, fig. 7. 1887. Distomum atomon Rid., Stossich, S.-A. p. 2. 1889. Distomum reflexum Chepl., Zschokke, p. 789, tab. 11, fig. 1. Revision einiger Arten der Distoinengattunf; Allocreadium Lss. 507 Wie aus dieser l'ebersicht hervorgeht, gehört die Synonymik dieser Species zu den vervvickeltsten, in so fern als keine von den spätem Identificirungen das Richtige getrotteu hat, wogegen das wirk- liche Bist, atomon unter zwei verschiedenen anderen Namen be- schrieben worden ist. Fassen wir nun die Literaturangaben ein wenig näher ins Auge. RuDOLPHi hat die Art ursprünglich zu Greifswald im Magen von Pleuronectes flesus in reichlicher Anzahl gefunden und liefert von ihr folgende kurze Beschreibung. Die gesammte Körperlänge der be- treuenden Würmer betrug 1,5—3,4 mm. Farbe weiss mit röthlichem Flecken. Körper flach, lang gestreckt mit verschmälertem Hals. Mundsaugnapf terminal, klein; Bauchsaugnapf grösser und hervor- ragend. Beide sind kreisrund. Wenn der Hals bei den Bewegungen des Thieres eingezogen wurde, trat der Bauchsaugnapf so stark am scheinbaren Vorderende hervor, dass man glauben konnte, ein Mono- stomum vor sich zu haben. Cirrus gerade, kurz, vor dem Bauchsaug- napf befindlich. Hinter letzterm zwei runde, durchsichtige Flecken [Hoden j, um welche die „ova" [Dotterstöcke] sich gruppiren. In der spätem Literatur finden wir weitere Beiträge zur Kenntniss dieser Art bei Wagener (1860, p. 183), welcher die Typen- Exemplare RuDOLPHi's einer Nachuntersuchung unterworfen, dabei aber unzweifelhaft durch eine incorrecte Angabe die spätem unrichtigen Identificirungen des Thieres theilweise verschuldet hat. Er erwähnt nämlich den Keimstock einfach als einen „rundlichen" Körper, während dieses Organ in der That in einer für die Art äusserst charakteristischen Weise gelappt ist, was an den RuDOLPHi'schen Originalen auch mit einfachem Hülfsmitteln ohne Schwierigkeit zu sehen ist. Die übrigen Angaben Wagener's sind dagegen richtig, wenn auch für die Identificirung der Art kaum ausreichend. Der erste Verfasser, der eine von ihm selbst gefundene Form mit Bist, atomon Rud. identificirt, ist Molin, welcher (1859) ohne Beschreibung erwähnt, dass er die fragliche Art zu Pavia in ,,Platessa passer"- (= Pleuronectes flesus L.) gefunden. In einer spätem Arbeit desselben Verfassers (1861) findet sich die weitere Angabe, dass die Dotterstöcke sich bei seiner Form nach vorn über den Bauchsaugnapf hinaus erstrecken. Weiter betrachtet Olsson auf Grund der Schilderung Wagener's ein von ihm in mehreren skandinavischen Meeresfischen angetroftenes 508 THEODOR ODHNER, Distomiim als JD. atomon Rud. In Bezug auf diese Form habe ich schon oben bei Allocread. commune erwähnt, dass wenigstens die aus Pleuronectes flesus stammenden Exemplare mit dem von Olsson in derselben Arbeit beschriebeneu Dist. commune identisch sind. Dass die aus den übrigen Wirthsthieren seines „Dist. atomon'''' stammenden Exemplaren in Wirklichkeit nicht mit dieser Art iden- tisch sind, geht daraus hervor, dass er, wie wir im Folgenden finden werden, das ursprüngliche Dist. atomon Rudolphi's ebenfalls ge- funden und im Ganzen richtig, aber unter einem andern Namen be- schrieben hat. Auch VON LiNSTOw glaubt D. atomon gefunden zu haben und bildet das Ei wegen eines kleinen, hakenförmigen Anhangs am deckel- losen Pol ab. Endlich hat Stossich aus Pleuronectes flesus {,,Platessa passer'"'') zu Triest ein ,.,Distomum atomon Rud." erhalten und ohne Abbildung beschrieben. Vermuthlich ist seine Form mit der MoLiN'schen iden- tisch, da beide an einander recht nahe gelegenen Orten in dem- selben Wirth gesammelt sind und auch die wenigen anatomischen Angaben von Molin in Stossich's Beschreibung sich wiederfinden. Um diese Synonymik zu entwirren, habe ich die Typen Rudolphi's, welche im Glas No. 1440 des Berliner Museums enthalten sind, einer Nachuntersuchung unterworfen. Sowohl vollständige Exemplare wie Bruchstücke sind vorhanden und ziemlich gut erhalten. Die vorge- nommene Prüfung ergab nun, dass Dist. atomon Rud. von keinem der spätem Autoren richtig aufgefasst worden ist. Die Originale erwiesen sich vielmehr als identisch mit einer Form, welche zuerst von Olsson näher beschrieben, aber mit einem Fragezeichen als Dist simplex Rud. bezeichnet wurde. Später ist dieselbe Art von Levinsen bei Grönland wiedergefunden und von ihm unter Beigabe einer guten Ab- bildung ausführlicher geschildert worden. Ich selbst habe endlich die gleiche Form sowohl in Pleuronectes flesus wie auch in einer recht beträchtlichen Anzahl von andern skandinavischen Meeresfischen an der schwedischen Westküste ange- trofi'en. Hiermit ist aber die Synonymik des echten Dist. atomon Rud. durchaus nicht erschöjjft. In der mehrfach erwähnten Arbeit von Olsson wird ein ^^Dist. reflexum Crepl." aus Cyclopterus lumpus be- schrieben, das wegen seiner Undurchsichtigkeit nur sehr unvollständig Revision eiiiig;er Arten der Distomengdttuiig Allocreadium Lss, 509 analysirt werden konnte, aber nach der Meinung des Verfassers mit seinem Dist. simplex verwandt sein sollte. Die betreffenden Typen Olsson's sind nicht mehr vorhanden. Nachdem Zschokke aber später, offenbar ohne Kenntniss der Beschreibung Olsson's, ein von ihm im Oesophagus des Rheinlachses gefundenes üistomum als Bist, reflexum Crepl. beschrieben hatte, das ohne Zweifel von der OLSSON'schen Form weit entfernt war, wurde ich neugierig, zu sehen, welcher von den beiden Verfassern, falls überhaupt einer, die Crep- LiN'sche Art richtig identificirt hatte und zog daher die Originale zur Vergleichung herbei. Beide von Creplin erwähnten Exemplare, welche von ihm zu verschiedenen Zeiten in Cyclopterus lumpus gefunden waren, sind noch im Greifswalder Museum vorhanden. Die Unter- suchung derselben zeigte, dass die fraglichen Würmer in ihrem Innern Bau so vollständig mit Bist, atomon Rud. übereinstimmen, dass sie zu dieser Art gestellt werden müssen. Die Identificirungen sowohl von Olsson wie von Zschokke sind demnach unzweifelhaft unrichtig. Ersterer Verfasser hat allerdings entschieden ein Creadium vor sich gehabt. Durch ihre viel kleinern Eimaasse unterscheidet sich seine Form indessen bestimmt von Bist, atomon Rud. und ebenso durch ihre ündurchsichtigkeit, einen Cha- rakter, der dem Bist, atomon Rud. durchaus nicht zukommt, indem diese Art im Gegentheil zu den vorzüglichsten Objecten für eine Untersuchung im lebenden Zustand gehört. Uebrigens hätte Olsson, wenn sein ,,Bist. reflexum"' mit der CREPLm'schen Form identisch gewesen wäre, sicherlich seinen Fund auf sein Bist, simplex bezogen. Das oben erwähnte, von Zschokke ebenfalls in einem einzigen Exemplar gefundene .„Bist, reflexum Crepl." hat dagegen mit dem Originale dieser Art auch nicht einmal die entfernteste Verwandtschaft. Die Form dürfte in mehrfacher Hinsicht noch einer erneuten Unter- suchung bedürfen, ist aber schon jetzt allem Anschein nach in so fern wiedererkennbar beschrieben worden, als sie auf Grund der gegenseitigen Lage der Geschlechtsdrüsen sehr wahrscheinlich dem Verwandtschaftskreis der Hemiuren (= Apoblemen) angehört und unter diesen, nach der Beschreibung zu urtheilen, unzweifelhaft eine selbständige Art repräsentirt , deren Benennung ich indessen dem- jenigen überlasse, welcher sie wieder auffindet und ihre systematische Stellung näher bestimmen kann. Gehen wir nun nach diesen Bemerkungen zur Synonymik des Bist, atomon Rud. dazu über, es selbst etwas näher zu kennzeichnen. Ich habe 510 THEODOR ODHNER, zuerst zu bemerkeu, dass, wie schon Olsson und Levinsen betreffs ihres „Dist simplex''' im schwedischen resp. dänischen Abschnitt ihrer Beschreibungen hervorgehoben haben, die Dimensionen des Körpers und im Zusammenhang damit die relative Länge des Halses bei der vorliegenden Form recht bedeutenden Schwankungen unterliegen. Ich füge hinzu, dass entsprechend der verschiedenen Länge der Würmer auch einige Verschiedenheiten in der gegenseitigen Lage einiger der innern Organe sieh geltend machen, ohne dass jedoch irgend welche Unter- schiede, die eine Sonderung in mehrere Arten rechtfertigen würden, zu finden sind. Daher werde ich zuerst eine Zusammenstellung der für sämmtliche Formen gemeinsamen Artmerkmale liefern und nach- her die Variationen kurz erörtern. Das Grössenverhältniss zwischen den beiden Saugnäpfen ist ziem- lich constant 1 : 2 oder wenigstens nicht weit davon entfernt. Der kleinere Mundsaugnapf liegt subterminal, hat eine ziemlich kreisrunde Form und misst im Durchmesser 0,12 — 0,25 mm. Der Bauchsaugnapf ist fast immer in die Quere ausgezogen, ziemlich hervorragend und schwankt in seinem Durchmesser zwischen 0,25 und 0,44 mm. Durch einen Präpharynx steht die Mundnapfhöhle in Verbindung mit dem kugligen Pharynx, dessen Durchmesser 0,09 — 0,13 mm be- trägt. Auf ihn folgt ein Oesophagus, welcher je nach seinem Con- tractionszustand ebenso lang bis dopi)elt so lang wie der Pharynx sein kann. Er theilt sich in die beiden Darmschenkel, welche längs der Körperseiten bis ins Hinterende verlaufen. Die schlauchförmige Excretionsblase erstreckt sich an der Bauch- seite des Körpers vom Hintereude bis in die Höhe des Keim- stockes. Die beiden Hoden haben eine ähnliche Lage im Hinterkörper wie bei den übrigen Arten der Gattung Allocreadium. Sie sind immer völlig ganzrandig, aber von etwas wechselnder Gestalt. Dicht vor ihnen er- blickt man bald in der Medianlinie, bald mehr nach rechts gelegen den Keimstock, der eine für unsere Art sehr charakteristische Form zeigt. Er ist nämlich Slappig, mit dem mittlem Lappen immer gerade nach hinten und den beiden seitlichen entweder in derselben ßichtung oder ein wenig mehr nach aussen hin abstehend. Von seinem Vorderrand entspringt der Keimgang und zieht eine kurze Strecke nach links. Dann macht er eine Biegung nach vorn zu, um mit dem quer liegenden, ziemlich voluminösen und der Rücken- Revision einiger Arten der Distomengattuntf Allocreadium Lss. 511 Seite genäherten Receptaculum seminis in Verbindung zu treten, wie es schon Levinsen in seiner Figur ganz richtig angedeutet hat (l), obschon er die fragliche Bildung nicht mit Sicherheit als einen LAuiiER'schen Canal in Anspruch zu nehmen wagte. Dieser verläuft mehr oder weniger geschlängelt nach hinten zu und mündet an der Rückenseite links etwa halbwegs zwischen der Median- linie und dem Seitenrand des Körpers. Bald hinter dem Abgang des Receptaculums nimmt der Keimgang den unpaaren Dotter- gang auf. Der Ausdehnung der Dotterstöcke nach vorn wird immer in der Höhe des Bauchsaugnapfes eine scharfe Grenze gesetzt. Das Hinter- ende hinter den Hoden füllen sie dagegen wie gewöhnlich völlig aus. Die einzelnen Follikel sind durch eine recht beträchtliche Grösse und durch ihre vollkommene Kugelform für die Art sehr charakteristisch. Die längs- und quergehenden Dottergänge bieten nichts Besonderes dar. Ein Dotterreservoir ist oft recht wohl entwickelt. Die Windungen des Uterus liegen unmittelbar hinter dem Bauchsaugnapf und enthalten eine oft nicht unbeträchtliche Anzahl Eier (20—^0), welche 0,060 bis 0,084 mm lang und 0,040 — 0,045 mm breit sind. Sie besitzen weder Filamente noch irgend welche andern Anhänge, weshalb von Linstow sicherlich eine andere Art vor sich gehabt hat. Der Cirrusbeutel ist ziemlich schlank gebaut und reicht bis ein Stück hinter den Hinterrand des Bauchsaugnapfes. Er enthält in seinem hintern Theil eine schmale und stark gewundene Samen- blase, welche nach dem Genitalporus zu in den Ductus ejaculatorius übergeht. Der Genitalporus liegt immer an der linken Seite, wie es Levinsen richtig zeichnet, und ungefähr in der Höhe des Hinterendes des Pharynx. Als Vertreter für drei verschiedene Variationen von Bist, atomon RuD. kann ich auf die beiden von Olsson und Levinsen von ^,Dist. Simplex'''' gelieferten Figuren ebenso wie auf die hier gegebene hin- weisen. Letztere zeigt den Bau von ca. 2 mm langen Exemplaren, die LEViNSEN'sche bezieht sich auf Individuen von etwa 2—5 mm Länge, und endlich bildet Olsson solche ab, welche bis 9 mm lang werden können. Mit der von mir gegebenen Zeichnung stimmen die RuDOLPHi'schen Typen recht gut überein. Der Körper hat eine relativ gedrungene Form, indem die Breite ein Drittel bis ein Fünftel der ganzen Körper- länge ausmacht. Innerhalb derselben Grenzen variirt die Länge des 512 THEODOIi ODHNER, Halses. Die Hoden liegen ganz unmittelbar hinter einander und sind entweder isodiametrisch oder in die Quere ausgezogen. Von dieser Form unterscheidet sich die von Levinsen abge- bildete, mit welcher die Typen von Dist. reflexum Crepl. identisch sind, durch eine mehr gestreckte Körperform. Der Hals beträgt ein Viertel bis ein Fünftel der Körperlänge. Die Hoden sind ein wenig aus einander gerückt, und das Zwischenfeld wird von Dotterstocks- follikeln ausgefüllt. Die Form der Hoden ist entweder isodiametrisch oder länglich oval. Endlich könnte man als dritte Variation von Bist, atomon Rud. die von Olsson erwähnten und abgebildeten Riesenexemplare, welche eine Länge von 9 mm und eine Breite von ca. 1 mm erreichen sollen, betrachten. Bei ihnen nimmt der Hals nur ein Siebtel der ganzen Körperlänge ein. Die Hoden sind lang gestreckt oval und werden durch ein von Dotterstocksfollikeln ausgefülltes Feld von einander ge- trennt, während neben ihnen keine oder nur sehr spärliche Follikel zu finden sind. Dass die beiden kleinern Varietäten dem Dist. atomon Rud. angehören, halte ich für ganz unzweifelhaft. Nicht völlig sicher fühle ich mich betreffs der grössten Form, da ich davon nur 2 von Olsson dem Zoologischen Museum zu Upsala geschenkte Exemplare gesehen habe. Ich möchte jedoch nicht glauben, dass sie eine andere grössere Art repräsentiren, da ich keine wichtigern Charaktere ge- funden habe, auf die eine Arttrennuug zu gründen wäre, sondern nur Unterschiede in den Grössenverhältnissen, wenn auch freilich zuge- geben werden muss, dass diese recht bedeutend sind. Ehe wir die Besprechung des Allocreadium atomon Rud. ver- lassen, dürften indessen noch einige nicht uninteressante Fragen zu erörtern sein. Erstens: nachdem sich gezeigt hat, dass diejenige Form, welche Olsson für Bist, simplex Rud. hielt, zu einer andern Rudolphi- schen Art gehört, welche Form hat dann letzterer Verfasser mit seinem Namen Bist, simplex bezeichnet ? Rudolphi hat (1809, V. 2, p. 370) denselben für die von O. F. Müller in seiner Zoologia Danica, V. 1, p. 33,. beschriebene und auf tab. 30, fig. 4 abgebildete Fasciola aegJe- fini geschaffen, ohne die Art selbst gefunden zu haben. Doch scheint er Müller's Typenexemplare gesehen zu haben, denn der Artname wird in seiner „Synopsis" nicht von einem Kreuz begleitet, womit er sonst Revision einiger Arten der Distomengattunfj; Aliocreadium Lss. 513 immer die ihm persönlich uicht bekaimten Fonueu auszeichnet. Im Berliner Museum finden sich nun aber keine Typen von Bist, simplex, und wenn , wie es wahrscheinlich , auch anderswo keine solchen mehr vorhanden sind, so ist die Art unzweifelhaft als nicht identifi- cirbar definitiv zu streichen, denn in dem angegebenen Wirth Gadus aeglefinus finden sich mehrere Arten, auf die die kurzen Beschrei- bungen 0. F. Müller's und Rudolphi's ebenso gut passen können. Ferner: die Untersuchung der Originale hat gezeigt, dass alle von spätem Verfassern unternommenen Ideutificirungen von Bist, atomon RuD, irrthümlich waren. Wohin gehören dann die Formen, welche bis jetzt mit falschen Namen bezeichnet wurden? lieber das OLSsON'sche Dist. atomon habe ich mich schon ausgesprochen. Die von Linstow- sche Form ist zu wenig bekannt, um bestimmt zu werden. Es bleibt dann nur die von Stossich erwähnte Art übrig, die wahrscheinlich mit Molin's Bist, atomon identisch ist. Von dieser Form habe ich die von Stossich stammenden Originalexemplare untersuchen können und bin dabei zu dem Resultat gekommen, dass sie mit dem letzthin von Luhe (19U0, p. 489 Anm. 6) richtig als ein Aliocreadium erkannten Bist lahracis Duj. (^ Bist, verrucosum Mol.) völlig übereinstimmen. Wenigstens ist es mir bei einer sorgfältigen Vergleichung von Alkohol- niaterial beider Formen nicht gelungen, irgend welche Charaktere auf- zufinden, welche eine Arttreunung rechtfertigen würden, und thatsäch- lich zeigt sich, dass, wenn man Stossich's Diagnosen von beiden Arten einander gegenüberstellt, der einzig auffindbare Unterschied von einigem Werth in der Fornj und Lage des Keimstockes liegt, indem dieses Organ bei seinem ,.,Bist. atomon'"'' Slappig, bei Bist, lahracis dagegen sphärisch sein, und bei ersterer Form eine rechtsseitige, bei der letztern dagegen eine linksseitige Lage be- haupten soll. Diese Angaben sind zunächst in so fern unrichtig, als der Keimstock bei Bist, lahracis, wie es Molin schon richtig für sein damit identisches .,.,Bist. verrucosum'''' angiebt und wie auch Stossich in einer frühern Arbeit (1886, p. 31) auf Grund der MoLiN'schen Angabe erwähnt, ganz in derselben Weise Slappig ist wie bei Stos- sich's „Bist, atomon''''. Was die Lage des Keimstockes betritft, so pflegt sie ja sehr oft bei einer und derselben Art zu wechseln. So viel ich gefunden habe, liegt er indessen immer bei beiden Formen an der rechten Seite. Ich muss somit die fraglichen Formen als iden- tisch betrachten. 514 THEODOR ODHNER, 9. Allocreadium labj'dcis (Duj.) (Fig. 11.) 1845. Distoma Lahracis n. sp., Dujardin, p. 398. 1859. Distomum verrucosum n. sp., Molin, p. 842. 1859. Distomum receptaculum n. n., Cobbold, p. 29. 1886a. Distomum verrucosum Molin, Stüssich, S.-A. p. 5, tab. 8, flg. 32. 1887. Distomum atomon Rid., Stossich, S.-A. p. 2. 1898. Distoma lahracis Du-i., Stossich, p. 46. Wahrscheinlich gehört auch hierher : 1861. Distomum Atomon Rud., Molin, p. 199. Dass das zuerst vou Dujardin kurz beschriebene Dist. lahracis, und das später von Molin und Stossich (1886aj in demselben Wirth {Lahrax lupus) gefundene und ausführlicher cbarakterisirte Dist. ver- rucosum Mol. ein und dasselbe Thier repräsentiren, ist im höchsten Grade wahrscheinlich, obschon keine Prüfung der DuJARDiN'schen Typen, wenigstens so viel ich weiss, vorgenommen worden ist. Schon in der MoLiN'schen Beschreibung von Dist. verrucosum wird eine derartige Vermuthung ausgesprochen, und Stossich hat in einer spätem Arbeit (1898) Dujardin's Namen für die von ihm zuerst als D. ver- rucosum Mol. bezeichnete Form gebraucht. DiESiNG (1850, p. 399) führt Dist. lahracis Duj. als unvollständig beschrieben und, vielleicht auf Grund des vom Wirthsthier ab- geleiteten Artnamens, unter den „Species inquirendae" auf, und dies hat Cobbold veranlasst, den neuen Namen Dist. receptaculum vorzu- schlagen, ohne jedoch dabei die Kenntnisse vou dieser Art in irgend welcher Hinsicht zu vervollständigen. Sein Name ist somit ohne Weiteres als Synonym aufzuführen, denn wenn man auch der Meinung sein kann, dass in ähnlicher Weise wie der DujARDiN'sche gebildete Artnaiuen am besten zu vermeiden sind , so kann man doch aus diesem Grunde ihre Prioritätsberechtigung nicht leugnen, wenn sie ein- mal als definitive Namen gegeben sind. Was endlich die von Molin und Stossich als Dist. atomon Rud. aufgeführten Formen betrifft, so verweise ich auf die oben gegebenen Auseinandersetzungen. Die hier folgende Beschreibung, welche sich auf Alkoholmaterial aus der Sammlung des Herrn Prof. Stossich gründet, bestätigt in der Hauptsache die Beschreibungen Molin's und Stossich's von ,,Dist. verrucosum''^ resp. Dist atomon. Die Körperlänge der zu meiner Verfügung gewesenen geschlechts- reifen Exemplare schwankt zwischen 2 und 6 mm, ihre grösste Breite Revision einiger Arten der Distomengattung Allocreadium Lss. 515 zwischen 0,8—1,75 miu. Letztere ist ungefähr in der Körpermitte zu finden. Von hier aus verjüngt sich der Körper ein wenig nach den beiden sauft abgerundeten Enden hin. Die dorsoventrale Abplattung ist ziemlich stark. Der subterminale Mundsaugnapf ist rundlich und von 0,30 — 0,43 mm Durchmesser. Der Bauchsaugnapf, welcher einen Durchmesser von 0,45 bis zu 0,63 mm aufweist und somit ungefähr anderthalbmal so gross wie der Mundsaugnapf ist, liegt ziemlich genau in der Körpermitte oder vielleicht öfter noch ein wenig vor der- selben. Je nach dem Contractionszustande ist er bald genau kreisrund, bald mehr oder weniger stark der Quere nach ver- längert. Der Pharynx ist ein relativ grosser, kugliger Körper von 0,18 bis 0,28 mm Durchmesser, welcher durch einen gut entwickelten Prä- pharynx mit dem Mundsaugnapf communicirt und auf den nach hinten zu ein Oesophagus folgt, dessen Länge bei nicht allzu starker Contraction ca. 0,12 — 0,16 mm beträgt. Dieser gabelt sich in die beiden Darmschenkel, welche sich längs der Körperseiten bis ins Hinterende erstrecken. Die Hoden sind zwei rundliche und immer ganzrandige Körper von ca. 0,35 mm Durchmesser, welche bald vöUig median, bald ein wenig schräg hinter einander im Hinterende liegen. Unmittelbar vor ihnen findet sich der Keimstock, welcher einen gewöhnlich 31appigen Körper von ca. 0,18—0,23 mm Durchmesser darstellt und an der rechten Seite der Ventralfläche genähert liegt. Dorsal davon erblicken wir das ziemlich voluminöse Receptaculum seminis, das nach vorn in einen medianwärts verlaufenden Gang ausläuft, wie ihn Stossich in seiner Figur richtig angedeutet hat und worin er auch mit Recht den LAURER'schen Canal zu sehen glaubt. Die Dotterstöcke sind bei unserer Art mächtig entwickelt und erstrecken sich unter der Dorsal- fläche in rundlichen Follikeln längs der Körperseiten vom Hinterende nach vorn bis zum Vorderrande des Pharynx. Vor dem Bauchsaug- napf und im Hinterende gehen die Dotterstöcke beider Seiten in ein- ander über und füllen den Körper in seiner ganzen Breite aus. Ihre Ausführungswege haben den bei den Allocreadien gewöhnlichen Verlauf. Dasselbe gilt auch für den übrigen Theil der weibHchen Ausführungs- wege. Die Uteruswindungen enthalten oft recht zahlreiche Eier, welche eine Länge von 0,070—0,087 mm und eine Breite von ca. 0,037 mm zeigen. Sie entbehren der Knöpfe und Filamente. Der Genitalporus liegt median ungefähr in der Höhe der Darmgabelung. Der Cirrusbeutel, welcher eine stark gewundene Samenblase enthält, Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 35 516 THEODOR ODHNER, ist je uach dem CoDtractionszustand keulenförmig bis ziemlich cyiin- drisch und erstreckt sich nach hinten höchstens bis zum Hinterrand des Bauchsaugnapfes. Zum Schlüsse will ich, um dem Leser eine üebersicht der unter- scheidenden Artmerkmale von sämmtlichen hier beschriebenen Formen zu geben, einen Schlüssel zu ihrer Bestimmung liefern, in welchen ich auch die beiden vorher von Looss (1899, p. 570) zur Gattung ÄUo- creadium gestellten Arten mit aufnehme. 1) Eier mit langen, unipolaren Filamenten. a) Hoden tief gelappt. Dotterstöcke nicht in den Hals eindringend Allocr. fasciatum (Rud.) b) Hoden ungelappt. Dotterstöcke bis vor den Bauchsaugnapf reichend. t Keimstock Slappig, Dotterstöcke in der Höhe der Darm- gabelung aufhörend Allocr, labri (Stoss.) tt Keimstock viellappig. Dotterstöcke den Hinterrand des Mundsaugnapfes erreichend. Allocr. sinuatum (Rud.) 2) Eier ohne Filamente. a) Dotterstöcke am Bauchsaugnapf aufhörend. f Keimstock 31appig. Allocr. atomon (Rud.) tt Keimstock ungelappt. a) Saugnäpfe gleich gross. Allocr. isoporum Lss. ß) Bauchsaugnapf P/2 mal so gross wie der Mundsaugnapf Allocr. transversale (Rud.) b) Dotterstöcke den Hals mehr oder weniger ausfüllend. t Cirrusbeutel sich nach hinten nur zum Vorderrand des Bauchsaugnapfes erstreckend. Allocr. tumidulum (Rud.) tt Cirrusbeutel sich bis zum Centrum oder Hinterrand des Bauchsaugnapfes erstreckend. Keimstock Slappig. Allocr. lahracis (Duj.) ttt Hinteres Ende des Cirrusbeutels den Bauchsaugnapf über- ragend. Keimstock kuglig, uugelappt. ci) Pharynx langgestreckt cylindrisch. Hinterende des Cirrus- beutels in der Höhe des Keimstockes. Allocr. commune (Olss.) Revision einiger Arten der Distomengattung AUocreadium Lss. 517 ß) Pharynx abgerundet viereckig, Ausdehnung des Cirrus- beutels nach hinten wie bei Ällocr. commune. Allocr. genu (Rud.) y) Pharynx sehr klein und rundlich. Cirrusbeutel nicht weit hinter dem Bauchsaugnapf endigend, ohne den Keinfistock zu erreichen. Ällocr. angusticolle (Hausm.) Die 3 zuerst aufgeführten Arten weichen durch ihre Eifilamente und durch den regelmässig spiralig verlaufenden Uterus von den übrigen Formen ab und dürften allem Anscheine nach als besondere Gattung abzusondern sein. 35* 518 THEODOR ODHNER, LiteraturverzeicLiliss. 1859. CoBBOLD, T. Si'., Synopsis of the Distomidae, in: Journ. Linn. Soc. London, Zool., V. 5. 1825. Ceeplin, Fß. Chr. H., Observationes de entozois, Pars 1, Giy- phisw. 1850. DiESiNG, C. M., Systema helminthum, V. 1, Vindobonae. 1845. DujARDiN, F., Histoire naturelle des Helminthes ou vers intesti- naux, Paris. 1897. Hausmann, L., Die Trematoden der Süsswasserfische, in: Rev. zool. 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Allocreadium genu (Rud.). 65 : 1. Fig. 4. Dieselbe Art. Weibliche Geschlechtswege. 200 : 1. Fig. 5. Dieselbe Art. Profilansicht. 40 : 1. Fig. 6. Allocreadium commune (Olss.). 60 : 1. Fig. 7. Allocreadium tumidulum (Rud.). 60 : 1. Fig. 8. Dieselbe Art. Profilansicht. 60 : 1. Fig. 9. Allocreadium atomon (Rud.). 56 : 1. Fig. 10. Dieselbe Art. Weibliche Geschlechtswege. 130 : 1. Fig. 11. Allocreadium lahracis (Duj.). 60 : 1. Sämmtliche Figuren, ausser Fig. 5 u, 8, sind nach auf dem Rücken liegenden Thieren gezeichnet. Nachdruck verboten. Uebersetzimgsrecht vorbehalteti . Drei iiocli niclit bekannte Käferlarven der Hamburger Fauna. Von Dr. med. EicLelbaum in Hamburg. Mit 19 Abbildungen im Text. I. Die LaiTeii Ton Atheta divisa Mäekel und Atheta afnicula Steph. Bei der Zucht der J.^Äe^a-Larven liegt die Hauptschwierigiieit nicht darin, die Thiere überhaupt bis zum vollendeten lusect aufzu- füttern, sondern vornehmlich in der Erlangung der Gewissheit, dass das Controlthier und die im Larvenzwinger weiter gezüchteten Thiere der Art nach identisch sind. Wenn schon nach genauer mikrosko- pischer Präparation und Untersuchung es bei unsern heutigen Kennt- nissen unmöglich erscheint, die Art oder auch nur die Gruppe, welcher eine ^^Äcto-Larve angehört, zu erkennen, wie soll man da lebende Thiere identificiren können ? Es müssen zui" Aufzucht möglichst nur einer und derselben Art angehörende Thiere benutzt worden. Aber wie sich dieselben verschallen ? An einem modernden Knochen, in faulenden Pilzen, unter Detritus u. s. w. leben ja stets verschiedene, der grossen Gruppe der Aleocharinen angehörende Arten mit ihren Larven durch einander. Wenn man den Cadaver eines kleinem Säuge- thieres, z. B. einer Katze, im Herbst 1 m tief in die Erde eingräbt, und im Frühjahr wieder herausnimmt, so findet man an einem in solcher Tiefe liegenden Aas zwar zahlreiche Poduriden und Läuse, aber nur wenige Käferarten mit ihren Larven, und man erhält dann in Bezug auf Käferlarven einigermaassen das, was man in der Bak- teriologie eine Reinkultur nennt, wenigstens ist das Zuchtmaterial dann auf wenige Arten beschränkt, die sich aus einander halten lassen. So glückte es mir einmal, an einer im October 1896 in der erwähnten 522 EICHELBAUM, Tiefe vergrabeneu, am 30. Mai 1897 wieder ausgegrabenen Katze nur folgende Käfer mit ihren Larven constatiren zu können: 34 Exem- plare der Atheta divisa Mark., 12 Exemplare der Atheta amicula Steph. und eine Atheta trinotata Kraatz. Die Larven der ersten beiden Arten waren durch ihre verschiedene Körpergrösse leicht kennt- lich, denn die der Atheta amicula ist 2 mm, die der Atheta divisa etwas über 3 mm lang. Mehrere Larven der grössern Sorte zwingerte ich ein und gab ihnen als Nahrung ein Stück Aas, welches reichlich mit Poduriden und Fliegenlarven besetzt war, mit in den Zwinger. Ohne weitere Schwierigkeiten erhielt ich am 9. Juli 1897 zwei Käfer von Atheta divisa Märkel. Das Puppenstadium habe ich leider verpasst, weil ich im Juni meine Ferienreise machte. Die Larve von Atheta divisa war mir also sicher durch directe Aufzucht, die andere, kleinere Larve halte ich nach dem oben Gesagten mit ziemlicher Sicherheit für die Larve von Atheta amicula Steph. Die Larve von Atheta divisa ist 3,5 mm lang und ein wenig über 1/5, mm breit, genau ist die Breite der Dorsalsegmente an ihrer breitesten Stelle 530 f.i {V 1.1 = \ Mikromillimeter = 0,001 mm). Die Körperform erscheint walzenförmig, an den mittlem Abdominal- segmeuten etwas verengt. Junge Thiere sind von weisslicher, ältere von mehr röthlichgelber Farbe. Alle laufen flink und beweglich umher und sind ebenso schnell und flüchtig wie die Käfer. Der Kopf ist elliptisch, etwas in das Prothorakalsegment eingezogen. Von den vordem Ecken des Kopfes laufen zur Mitte des Scheitels zwei helle Linien, welche sich hier zu einer Medianlinie vereinigen, die sich bis an den Hinterraud des Metathorakalsegments erstreckt. An jeder Seite des Kopfes, nicht ganz dicht hinter der Fühlerwurzel, liegt ein Ocellus. Bei einigen, wohl Jüngern Individuen, ist derselbe undeutlich, nicht gebräunt, bei andern (ob altern Thieren?) schon mit der Lupe sehr deutlich wahrnehmbar, dunkel gefärbt. Im mikroskopischen Präparat ist aber der Ocellus stets deutlich zu sehen, er liegt 50 ,« hinter dem 1. Fühlerglied, sein Durchmesser beträgt 18 (.1. An den Seiten des Vorderkopfes liegt das Gelenk des Oberkiefers, die Längsaxe dieses Gelenks steht senkrecht auf der Längsaxe des Kopfes, an ihrem obern und untern Ende einen durch stärkere Pigmentbildung gekennzeichneten Fleck tragend. Auf der Unterseite des Kopfes ragen im Kehlaus- schnitt rechts und links die beiden mächtigen Stamm- und Angelstücke der Unterkiefer hervor. Die Grenzlinie zwischen Cardo und Stipes ist mit guten Lupen (Zeiss, Linsensystem C) zu erkennen. Zwischen grosser Zahu des j Länge 9 9 recht. Oberkiefers [Breite an der Basis 10 12 [ Länge der Lade (ohne Stipes) 190 115 j Breite an ihrer Basis 92 45 Unterkiefer | ^änge der Stipes 100 98 ' Breite desselben 100 62 Ö30 EICHELBAUM, Kiefertaster Zunge Lippentaster Mundöffnung; Fühler Beine ein mittleres Abdominalseg- ment Larve von Äth. divisa Länge des 1 . Gliedes 48 dessen grösste Breite 28 j Länge des 2. Gliedes 35 < Breite desselben 18 Länge des B. Gliedes 68 Breite desselben an der Basis 10 Breite desselben au der Spitze 4 f Länge 40 [ Breite 5 Länge des L Gliedes 15 Breite desselben 10 Länge des 2. Gliedes 19 Breite desselben 6 Länji-sdurchmesser 40 Breitendurcbmesser 18 Länge des 1. Gliedes 53 grösste Breite desselben 71 Länge des 2, Gliedes 45 Breite desselben 50 Länge des 3. Gliedes 68 grösste Breite desselben 55 Länge des 4. Gliedes 40 Breite desselben 20 Länge des Anhangsgliedes 35 Breite desselben 20 Länge der Afterglieder Länge der Hüften 210 Breite derselben 125 Länge ( des Schenkels 220 Breite \ (ohne Trochanter) 70 Länge der Schienen 24(» Breite derselben an der Basis 60 Länge der Klauen 100 Breite derselben an der Basis 20 Länge d. Haarborsten d. Klauen die kürzere 30 die längere 40 { Ventral-filöhe des Hauttheiles 75 j schiene! „ d. chitinis. Theiles 200 Dorsal- f ., des Hauttheiles 80 schiene! „ d. chitinis. Theiles 160 Entfernung des Stigma vom lateralen Rand d. Dorsalschiene 15 Längsdurchniosser des Stigma 2(^ Querdurchmesser desselben 10 Länge d. 9. Abdominalsegments 120 Larve von Ath. amicula 40 28 22 18 65 9 4 25 10 24 12 18 8 50 20 40 100 68 44 72 48 40 24 84 20 6 iesp.5 155 80 120 35 110 25 60 10 15 20 50 150 60 110 20 10 90 Drei noch nicht bekannte Käferlarven der Hamburger Fauna. 531 Cerci Larve von Larve von Äth. divisa Äth amicula Breite d. 9. Abdominalsegments 210 180 ' Länge des 1. Gliedes 52 30 Breite desselben 38 24 Länge des 2. Gliedes 100 60 ' Breite der Spitze desselben 7 5 Breite der Basis desselben 18 12 Länge der Haarborsten unter- halb der Spitze desselben 13 12 Länge der Dorsalschiene des 10. Segments 115 80 Breite derselben 125 120 II. Larve und Puppe von Cartodere filuni Aube. Gelegentlich einer Durchsicht meiner Sammlung getrockneter Hut- pilze fand ich im August 1900 an mehreren etwas geschimmelten Fruchtkörpern ein kleines Käferchen, die Cartodere filum Aube. Bei genauem Nachsehen entdeckte ich auch, als ich einige besonders er- griffene Hüte vorsichtig abklopfte, die Larven und zuletzt, an dem Herbariumpapier festgeklebt, die Puppen des Käfers. Da die frühern Stände- von Cartodere noch nicht bekannt sind und die Larven sehr interessante Einzelheiten darbieten, gebe ich hier deren Beschreibung. Die Larve erscheint walzenförmig, nach hinten verjüngt, 1,7 mm lang, an der breitesten Stelle 0,35 mm breit. Die Farbe ist weisslich, am Kopf sind 2 Stellen rechts und links hinter den Fühlern etwas gebräunt, ebenso ist die Gaumenpartie durch reichliches Pigment aus- gezeichnet. Das 1. Thoraxsegmeut trägt in seinem rechten und linken Vorderwinkel einen grossen, unregelmässig-zackigen Pigmentflecken, der sich jedoch bei jungen Larven noch nicht findet. Der ganze Körper des Thieres ist besetzt mit feinen, weichen Haaren, welche an ihrer Spitze undeutlich geknöpft sind und welche nach dem Abdominal- ende zu häufiger sind ; die Rückenseite ist reichlicher mit Haaren be- setzt als die Bauchseite, das letzte Ende des durchscheinenden Darmes verläuft von der Mitte des 5. Segments an ganz gerade. Am Kopf sieht man bei Lupenbetrachtung die winklig mit der Spitze nach hinten gezogene Trennungslinie des Clypeus von der Stirn. Eine vom Scheitel dieses Winkels nach hinten ziehende Medianlinie des Kopfes ist nicht zu sehen. Ocellen konnte ich nicht finden. Perris (in: Ann. Soc. entomol, France, 1852, p. 581 — 585) giebt für die Larve von Lathridius minutus L. einen Ocellenfleck an, der unter der Lupe 5 kleine Ocellen erkennen lässt. Letzner (in : 63. Jahresb. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 3ß 532 EICHELBAUM, schles. Ges. vaterl. Cultur, p. 279) spricht sich bei Beschreibung der Larve vod Enicmus rugosus Herbst sehr vorsichtig über die Ocellen aus; er bezeichnet sie als sehr undeutlich, „sie scheinen auf dem bräunlichen Hornschild hinter den Fühlern ein Häufchen zu bilden, das man unter massig starker Vergrösserung für ein einziges, durch seine schwärzliche Farbe und ziemlich starke Hervorragung auffallendes Auge zu halten geneigt sein könnte". Die Larven von Cartodere haben mit Bestimmtheit keinen Ocellus. Am Vorderkopf ragen auf jeder Seite, rechts wie links, 4 Härchen hervor; zwei, die am meisten median- wärts stehenden sind die eigenthümlich langen, geschlängelten Haare, welche oberhalb der Wurzel des Oberkiefers von den Vorderpartien der Kopfkapsel entspringen; weiter lateralwärts folgt die lange, steife Borste des letzten Gliedes der Maxillartaster, ganz seitlich die gleich gebildete Borste des letzten Fühlergliedes. Die Präparation der Kopfkapsel behufs Erkennung ihrer einzelnen Anhänge und der Mundtheile wird dadurch erleichtert, dass hier feine präformirte Trennungslinien vorhanden sind, welche den Grenzen der Ursegraente des Kopfes entsprechen dürften. Es trennt sich von dem Kopfe leicht ab die Oberlippe mit dem Clypeus, ferner die Kinnplatte mit der Zunge und den Lippen tastern, schliesslich zwei grosse, bilateral symmetrische Seitentheile der Kopfkapsel, welche oben die zwei schon erwähnten geschlängelten Haare und den fleischigen Oberkiefer tragen, medianwärts unten, wenn der rechte noch mit dem Unken vereint ist, die Decke der obersten Partie der Speiseröhre, den Gaumen, bilden, welch letztere Stelle an dem vermehrten Pigment und an den zahl- reichen linienförmig geordneten Zähncheu erkenntlich ist und eine Art Mahlfläche darstellt. Die Oberlippe (Fig. R) ist vollkommen halbkreisförmig, gauzrandig, sie trägt an ihrem freien peripheren Rand jederseits 5 starke, spitze Borsten. Bei Ansicht von unten sieht man in ihrer Mittellinie eine flache, rinnenartige Vertiefung, den Eingang zur Mundhöhle, welche Rinne nach unten zu, so weit sie innerhalb des Clypeus verläuft, sich etwas vertieft und mit Sinnesstachelu besetzt erscheint. Oberlippe und Kopfschild hängen in den meisten Präparaten noch zusammen, letzteres ist von geringem Umfang, nach hinten zu dreieckig zugespitzt, an seinen Seiten rechts und links je eine tiefe Einbuchtung zeigend, in welche sich die benachbarten Stücke der Kopfkapsel einfügen. Der Oberkiefer (Fig. 0) stellt ein fleischiges, an seiner Si)itze hahnen- kammartig in 5 Lappen zerfallendes Gebilde dar, an seinem Stamm erscheinen gleichfalls 2 bis 3 kleinere Läppchen, welche den Lappen an Drei noch nicht bekannte Käferlarven der Hamburger Fauna. 533 der Spitze gleichen. An der Basis trägt der Kiefer eine nach rück- und seitwärts gerichtete, kleine Borste, seine Einlenkungsstelle in der Kopfkapsel ist deutlich zu sehen. Seine Basis erreicht nicht den lateralen Rand der Kopfkapsel, dieser greift vielmehr noch um die Breite des Kiefers selbst weiter seitlich vor und trägt hier an seinem Spitzenrand zwei lange, weiche, geschlängelte Haare. Der Unterkiefer (Fig. P) zeigt einen sehr einfachen Bau, die Form desselben ist im Grossen und Ganzen dreieckig, mit medianwärts ge- krümmter, weicher, etwas flattriger Spitze. Auf der Oberseite des Fig. O. Fig. P. Fig. Q. Zunge Larve von Cartodere filutn Aube. Fig. 0. Rechter Oberkiefer und Gaumenstück der Kopfkapsel, von unten. 396 : 1. Fig. P. Linker Unterkiefer und Taster. 396 : 1. Fig. Q. Kinnplatte mit Zunge und Lippentaster. 396 : 1. Unterkiefers, weit oberhalb der Ursprungsstelle des Tasters sitzt ein längeres, kräftigeres, ebenfalls medianwärts gerichtetes, sehr deutlich geknöpftes und meist schon bei Betrachtung des Kopfes in situ sehr auffallendes Haar. Der Taster hebt sich ohne Vermittlung einer Squama palpigera direct von der Maxille ab; er besteht aus 3 Gliedern, das 1. ist das längste und dickste, nach der Spitze zu werden die Glieder schlanker und um ein Weniges kürzer, das 3. Glied trägt an seiner Spitze auf einem kleinen, consolenartigen Aufsatz eine lange, steife Borste und — was sehr merkwürdig und auffallend ist — 2 ganz kleine Afterglieder, welche die eben erwähnte Grundconsole der Endborste nicht überragen. Die Kinnplatte (Fig. Q) ist viereckig, mächtig gross, sie trägt an ihrer Vorderseite die niedrige, breite, häutige Zunge, an deren Seiten sich die ganz ausserordentlich kleinen, 2gliedrigen Lippentaster präsen- tiren. Ein Glück, dass die ganze Kinnplatte sich — wie schon oben 36* 534 EICHELBAUM, gesagt — leicht von der Kopfkapsel ablöst, es wäre sonst unmöglich, die Lippentaster für sich allein zu präpariren. Die beiden Glieder derselben sind von ungefähr gleicher Länge, das 2. ist nur ein Drittel so schmal wie das L, letzteres trägt an seiner Spitze ebenfalls zwei kleine Aftergiieder. Von Paraglossen keine Spur. Die Oberfläche der Kinnplatte ist in der Mitte durchsetzt von einer seichten Furche für den Oesophagus. In der Mitte dieser Furche sieht man einige Sinnes- Fig. R. Fig. S. Larve von Cartodere filum Aübe. Fig. R. Oberlippe und Clypeus, von unten. 396 : 1. Fig. S. Fühler. 396 : 1. a das stets lateral- wärts stehende Anhangsglied. Fig. T. Linkes Mittelbein. 396 : 1. Stachel. Am Käfer sind die Lippentaster zwar auch immer noch sehr klein, doch ist hier das L Glied derselben mindestens 6mal so dick und 2mal so lang wie der entsprechende Körpertheil der Larve. Die Fühler (Fig. S) sind, wenn man mit Perris das Grundghed mit- rechnet, 4gliedrig. Das Grundglied ist hier weiter nichts als eine ring- förmig verdickte Stelle der Kopfkapsel. Das 2. Glied ist das mächtigste, das 3. ist etwas schmäler und fast um die Hälfte kürzer als das 2., es trägt an seiner Spitze hiteralwärts ein kleines Anhangsglied, welches Perris als medianwärts gelegen zeichnet, ich sah es in allen Präpa- raten lateralwärts gelegen. Das 4. Glied ist halb so dick und etwas kürzer als das 3., es trägt an seiner Spitze auf einem consolen- förmigen Aufsatz — ganz analog dem letzten Glied des Kiefertasters Drei noch uicht bekannte Käferlarven der Hamburger Fauna. 535 — eine lange, steife Borste. Afterglieder kommen an den Fühlern nicht vor. An den Beinen (Fig. T) ist die Hüfte kurz und dick, der Trochanter- ring deutlich und vollständig. Sehr merkwürdig ist die Klaue gebaut. Dieselbe besitzt eine scharfe, vogelschnabelartig umgebogene Spitze, oberhalb der Spitze entspringt von ihrer medianen Seite, etwas unter- halb der Mitte, eine kurze, steife Borste, welche sich dicht der Klauen- schneide anlegt, so dass die Klaue zweispaltig und fast wie eine Krebsscheere aussieht. Die Stigmata sind sehr klein und äusserst schwer sichtbar zu machen, man sieht sie am besten an Thieren, welche mit kochendem Aether behandelt sind. Dann tritt der Fettkörper etwas von der Oberhaut zurück und die Stigmata werden an den Segmenten deutlich. Sie liegen hart am lateralen Rande der Dorsalschiene im ersten Drittel der Höhe derselben. Besonders schwierig ist das Thoraxstigma zu demonstriren, seine Sichtbarmachung ist mehr einem glücklichen Zufall als der Kunst zu danken ; es liegt unterhalb des Pigmentflecks des 1. Thoraxsegments in der Verbindungshaut zwischen 1. und 2. Thorax- segraent und ist in normaler Stellung von letzterm überdeckt. Die weisslich gefärbte Puppe fixirt sich an der Unterlage — dem Herbariumpapier — durch die abgestreifte Larvenhaut, an welcher stets noch die 3 Beinpaare und die in Glieder zerfallenden Haare deutlich erkennbar sind. In seltenen Fällen gelingt es, diese Exuvie zu entfernen, ohne der Puppe die Cerci abzubrechen. Man sieht dann die am 9. Ventralsegment der Puppe entspringenden, mächtigen Cerci, welche etwas nach innen gekrümmt sind und an ihrer Spitze eine dicke, knopfförmige Platte tragen, an welcher sich die Exuvie anhängt. Die Haare der Puppe sind nur sehr schwach und undeutlich ge- knöpft. In den Flügeldecken sieht man bereits deutlich sieben Punktreihen, ebenso sind deutlich zu sehen die Verdickung des 1. und 2. Fühlergliedes und die Fühlerkeule. Der Fühler schlingt sich um die Kniee des 1. und 2. Beinpaares und liegt mit der Keule dicht hinter dem Knie des 2. Beinpaares auf der Flügeldecke, welch letztere keinen Antennarausschnitt, wie er z. B. bei den Staphylinidenpuppen vorkommt, trägt. Ober- und Unterflügel sind von gleicher Länge. Schildchen fehlend. Der Halsschild zeigt eine deutliche Mittelfurche. Das ganze Dorsalabdomen bis hinab zum 9. Segment ist durch eine Mittellinie in eine rechte und linke Hälfte getheilt. Die Augen sind zusammengesetzt aus 14 Punkten, welche in 4 Reihen, 2 je 4 und 2 je 3 Punkte enthaltend, angeordnet sind. 536 EICHELBAÜM, Drei Käferlarven der Hamburger Fauna. Mikroskopische Maasse dei* Körpertheile der Larve (In Mikromillimetern.) Länge Breite an der Basis Oberkiefer ( Breite an der hahnenkammartig ange- schwollenen Spitze Länge der beiden Haare seitwärts Länge Breite an der Basis Länge des geknöpften Haares Länge des 1. Gliedes des Tasters Breite desselben Länge des 2. Gliedes des Tasters Unterkiefer < Breite desselben Länge des 3. Gliedes des Tasters mit der Console Breite desselben Länge des Aftergliedes Breite desselben Länge der Haarborste Darchmesser des Grundrings Länge des 2. Gliedes Breite desselben Länge des 3. Gliedes Breite desselben Länge des Anhangsgliedes Breite desselben Länge des 4. Gliedes mit der Console Breite desselben Länge der Endborste Grunddurchmesser Länge der Haarborsten Grösste Breite Höhe (ohne Zunge) Breite an der Basis Höhe Glied Länge 10 Breite 4 1 Glied „ 8 „ 2 j 3 „ 1 Hüfte Länge 34, Dicke Lange Seite des Trochanters Oberschenkel Länge 70, Dicke in der Mitte I Unterschenkel Länge 60, Dicke j Klaue Länge 45, Breite an der Basis [Länge der Klauenschneideborste Grösster Durchmesser des Thoraxstigmas fLänge der Cerci Puppe ^Breite des Endknopfes der Cerci Fühler Oberlippe Kinnplatte \ Zunge l Lippen- f 1. taster [ 2. Afterglieder Beine 43 11 15 75 60 33 28 20 14 15 10 18 6 3 1 35 33 33 22 17 15 9 3 15 5 60 65 10—18 68 54 42 die gleichen Maasse am Käfer 22 und 35 7 und 20 44 40 30 18 11 15 5 80 10 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten . Neue deutsche und exotische Psociden, sowie Bemerkungen zur Systematik. Von Dr. GUiitlier Enderlein in Berlin. Hierzu Tafel 35. Im Folgenden bringe ich die Beschreibung neuer Gattungen, Arten, Varietäten und Aberrationen von Psociden sowie Notizen zu wenig bekannten. Als besonders interessant hebe ich die beiden für ver- gleichend systematische Arbeiten sehr wichtigen Aberrationen Caecilius ah. lipsiensis n. ab. und Pcrij>socus ah. quadriramosus n. ah. hervor, welche uns zeigen, wie weit oft das Flügelgeäder sich vom typischen Gattungscharakter individuell entfernen kann. Es ist daher wesent- lich, diese zusammenzustellen und systematisch einzureihen, wie es auch KoLBE schon bei einigen Geäderaberrationen gethan hat, nicht nur um der Beschreibung neuer Gattungen auf Grund solcher häufig symmetrischen und wiederkehrenden Aberrationen vorzubeugen, sondern auch um die Verwandtschaftsbeziehungen unserer Thiere eingehender an der Hand dieser Thatsachen feststellen zu können, die, trotzdem sie auf individueller Variation beruhen, zweifellos wesentlicher Natur sind, wenngleich es wieder schwierig ist, zu constatiren, ob ihre Beziehungen zur Phylogenie regressiver oder progressiver Natur sind. In der Hauptsache betrifft es natürlich das longitudinale Ader- system, da häufig die transversalen Adern in allen möglichen Lagen auftreten und daher keinen systematischen Werth haben. Wichtig sind jedoch wieder diejenigen Queradern, die als Gattungs- oder Sub- familiencharakter auftreten, so z. B. die Querader des Caecilius ab. lipsiensis n. ah. zwischen Pterostigma und Raraus radialis , die den Bertkauinen angehört und auf diese deuten dürfte. Bei Mesopsocus laticeps Kolbe ah. pedunculata n. ab. (c?) tritt seltsamer Weise ein Querästchen zwischen Vertex der Areola postica 538 GÜNTHER ENDERLEIN, und Mediana auf, es nähert sich unser Thier also der Gattung Myo- psocus Hagen. Doch könnte dieselbe Abnormität etwa bei Ptcrodela oder Caecilius auftreten, und es käme dann diese Gattung durch das Geäder der Gattung Psocus nahe. Die Trennung der Unterfamilien bleibt aber doch gerechtfertigt, auch wenn die Aderaberrationen die nahe Verwandtschaft dieser Formen vor Augen führen. Viel wichtiger erscheint mir die Anzahl der Tarsenglieder. Kolbe vereinigt Formen mit 2- und Sgliedrigen Tarsen in der Tribus (der Uu terfamilie) Caeciliini (Monogr. der deutschen Psociden, 1880, p. 111—128, und Rostock, Neuroptera germanica, 1888, p. 182— 187), ich halte es für angebracht, die Formen mit 3gliedrigen Tarsen als Unterfamilie Mesopsocini abzutrennen, die viel mehr Verwandt- schaft mit den Atropinen haben als mit den echten C ä c i 1 i i n e n mit 2ghedrigen Tarsen, die wieder den Perispocinen nahe stehen. Für die nahe Verwandtschaft der Mesopsocinen mit den Atropinen spricht auch die Aehnlichkeit der Maxillen beider, auf die Kolbe schon 1880 hinweist (in : Stett. entom.Z., 1880, p. 186). Zu den Mesopsocinen gehören also die Gattungen Mesopsocus Kolbe 1880, Hemlneura Tetens 18ü1, Epipsocus (Hagen 1866) Kolbe 1880, Phüotarsus Kolbe 1880. Der Rest der alten Cäciliinen zerfällt wieder in zwei Gruppen; zu der einen gehören diejenigen Formen, deren Ramus radialis mit der Mediana eine Strecke weit vereinigt ist, zu der andern die, deren Ramus radialis durch einen Querast mit der Mediana verbunden ist. Ersterer Unterfamilie, die den Namen Caeciliini beibehält, gehören die Gattungen Kolhea ^) Bert- kau 1883, Trichopsocus Kolbe 1882, Caecilius (Curtis 1837) Kolbe 1880, Graphocaecilius Enderlein 1900 untl Pterodda Kolbe 1880 au; letztere Formen, die ich als Uuterfamilie Ptilopsocini zusammen- fasse, werden repräsentirt durch die Gattungen Xenopsocus Kolbe 1885, Ptiloneura Enderlein 1900, Epipsocus Hagen 1866, Ptilopsocus Enderlein 1900, Polypsocus (Hagen 186G) Enderlein 19U0 und Bypsocus Hagen 1865. Diese alle haben keine Vertreter in Europa. Dagegen ist Bertkauia Kolbe 1882 mit Anq^hipsocus MacLaciilan 1872, die ebenfalls eine wenn auch unvollständige Querader zwischen Pterostigma und Ramus radialis besitzt, in der von Kolbe aufge- stellten Unterfamilie Bertkauini zusammenzufassen, in welche auch die von Reuter 1894 aufgestellte Gattung Leptella, zu der im Folgenden eine neue Species (Jielvimacula) beschrieben wird, einzu- 1) Eertkau (in: Verb, naturhist. Ver. Rheinland u. Westfalen, 1883, p. 128) vorwendete zur Bildung des Gattungsnamens Kolbia den Namen von Prof. KoLHE. Da bei dieser Bildung das „e" vernachlässigt wurde, ändere ich denselben in Kolhca um. Neue deutsche und exotische Psociden. 539 reihen ist, obgleich man von ihr das Flügelgeäder nicht kennt, da bisher nur weibliche Individuen aufgefunden wurden. Wie die Mesopsociuen von den Cäciliineu, so sind auch aus gleichem Grunde die Gattungen Myopsocus Hagen 1865 und Fro- ^socMs Mac Lachlan 1866 mit Sgliedrigen Tarsen von den P so einen resp. Steno psocinen mit 2gliedrigen Tarsen abzutrennen. Es begründen sich somit auf ihnen die Unterfamilien Myopsocini und Propsocini. I. Deutselie Psociden. Fsoctis major (Kolbe) Loens t^ar. ocellata n. var. Vorliegendes scharf gezeichnetes Exemplar unterscheidet sich von der Stammform durch den stark verbreiterten, dunklen Aussenrand- saum der Vorderflügel, der die 6 braunen Makel der 6 Apicalzellen in sich aufnimmt ; in den beiden zwischen den 3 Medianaästen liegenden Apicalzellen findet sich in der Mitte dieses Randsaumes je eine starke Aufhellung, so dass hier augenähnliche Zeichnungen entstehen. 1 Exemplar, Spandau, 1. August 1900. Bej^tkaiiia pvlsca Kolbe. Von dieser vereinzelt vorkommenden und alterthümlichen Psocide fand Herr Prof. Dr. Karsch im August 1899 bei Innsbruck und am 5. Sept. 1899 bei Klagenfurt eine Anzahl $$ unter Steinen. Eine weitere Anzahl erbeutete ich selbst im Palmenhaus des botanischen Gartens bei Berlin am 18. August 1900. Sie fanden sich sowohl an den Wänden und Steinmauern sitzend wie auch an der Aussenseite der grossen Gefässe, in welchen sich die Palmen befanden. Leider war es mir nicht möglich, unter ihnen ein Männchen zu entdecken, das bisher nur in einem Exemplar, von Tetens am 2. October im Rheingau gefunden, bekannt ist. Tetens beschreibt dasselbe sowie das Flügelgeäder, das auf den beiden Seiten etwas ditferirt, in : Entomol. Nachr. (Karsch), V. 17, p. 377 u. 378. Leptella helviniacula n. sjt, (Fig. 1 — 4.) Kopf tiefschwarz, Augen schwarzbraun. Labrum, Antennen und Taster braun. Beine braun. Thorax dunkelbraun mit einem leuchtenden blassgelben bis ockergelben Fleck auf der Oberseite in der Mitte des 2. und 3, Thorakalsegments, der völlig unbehaart und trotz seiner Klein- heit weithin sichtbar ist. In der Medianlinie tritt diese Zeichnung etwas auf das 1. Abdominalsegment über. Abdomen dunkelbraun, Oberseite mit 6 Längsreihen dunkel ockergelber, sehr kleiner Flecken in den Einschnitten der Segmente und 2 Reihen in der Mitte zwischen 540 GÜNTHER ENDERLEIN, den Einschnitten nahe der Medianlinie. Die beiden letzten Abdominal- segmente (8. und 9.) schwarzbraun. Unterseite des Thorax und Ab- domens in der Mittellinie blass. Körper und Anhänge gänzlich und kurz behaart mit Ausnahme des Prothorax und des gelben Feldes auf Meso- und Metathorax. Der übrige Theil des Meso- und Meta- thorax auf der dorsalen Seite ziemlich lang und borstig behaart. Der Mesothorax ist etwa doppelt so lang wie der Prothorax und etwas länger als der Metathorax. Ohne Andeutung irgend welcher Flügel- rudimente. Bei Berlin, an Eichenstämmen, Ende August und September, 3 ?$. Die am vordem Rand der Ventralseite des 7. Segments mit Gelenk inserirenden Gonapophysen sind ziemlich lang behaart (Fig. 2 und 3). Körperlänge 2 mm. Vorliegende neue Species wurde am 27. August 1900 in der Nähe von Tegel bei Berlin vom Stamm eines Eichenbusches in einem Exem- plar geklopft. Es scheint dieses auffallende, aber winzige Thierchen sehr selten zu sein, denn es gelang nur nach vielem Bemühen, noch ein 2. Exemplar (31. Aug.) am Stamm einer jungen Eiche zu erbeuten. Ein 3. Exemplar wurde zufällig aus den von dicken Eichenstämmen ab- gelösten Riudenstücken aus der Jungfernhaide bei Berlin am 31. Sept. 1900 geklopft. Wahrscheinlich lebt diese Psocide zwischen den Ritzen der Eichenrinde. Sie repräsentirt eine zweite grössere Species der 1894 von Reuter beschriebenen Gattung Leptella. Es ist diese Gattung um so interessanter, als sie eine sehr alter- thümliche Form darstellt und mit der Berthauia prisca Kolbe ver- wandt ist, deren Flügelgeäder durch das einzige bisher gefundene Männchen (von Herrn Tetens im Rheingau) bekannt wurde und die der im Bernstein gefundenen, jetzt aber aus Europa völlig ver- schwundenen Gattung Fpipsocus Hagen in vielen Punkten nahe steht. Von Leptella fusciceps Reuter 1894 unterscheidet sich unsere neue Form durch die dunkelbraune Färbung des Thorax und Ab- domens, durch die ockergelbe Punktirung des letztern, durch den schwarzen Kopf und besonders durch den schon dem blossen Auge von weitem auffallenden, leuchtenden, blass ockergelben Thorakalfleck, welcher der REUTER'schen Art fehlt und schon beim Fang dem blossen Auge zu auffälHg ist, um übersehen zu werden. Ferner ist sie auch Vs länger als diese. Der Fundort von Leptella fusciceps R. ist der Stamm von Sorbus aucupariae, während Leptella helvimacula n. sp. zu 3 verschiedenen Malen am Stamm von Eiche gefunden wurde. Neue deutsche und exotische Psociden. 541 Caecilius burmeisteri Brauer ab. lipsiensis n, ab, (Fig. 5) Weicht vou der Stammform durch Anwesenheit einer Querader zwischen dem 1. Gabelast des Ramus radialis und Pterostigma ab. Auf der einen Seite ist diese Querader nur als eine feine Linie zwischen Ramus radialis und Pterostigma angedeutet, während sie auf der andern völlig entwickelt und behaart ist. Es scheint diese Ader von entwicklungsgeschichtlicher Bedeutung bei unserm Thier zu sein, denn es fanden sich Andeutungen dieser Ader in Form einer feinen Linie auch bei einigen andern Exemplaren des Caecilius hurmeisieri Br., während sie bei andern Species der Gattung Caecilius nicht be- obachtet wurde. Es gehört diese Querader absolut nicht den Caeci- liinen an, findet sich vielmehr bei den Bertkauinen, Stenopso- cinen und Propsocinen. Brandis bei Leipzig; an Fichte, 5. September 1900. Trichopsocus liirtellus MacLachlan. Dieses zarte Thierchen, das aus Palmenhäusern bei Bonn, Köln und Laeken in Belgien bekannt ist, wurde von mir in einem Exemplar im Palmenhaus des Berliner botanischen Gartens (18. August 1900) und in einer grössern Anzahl im Palmenhaus und auch in andern Treibhäusern des botanischen Gartens zu Leipzig (12. Sept. 1900) nachgewiesen. Es ist demnach wahrscheinlich, dass dieses eingeschleppte exotische Insect in den meisten Palmeuhäusern verbreitet sein wird. Im Habitus und in den Bewegungen erinnert es mehr als alle andern Psociden an eine Aphide. JPeri2)socus subpujHllatus MacLachlan ab. quadriramosus n. ab. Blasse und kleine Thierchen mit 4 Zweigen der Mediana, ent- weder nur auf einer oder auch auf beiden Seiten. Zeichnung stark verblasst. 5 Exemplare von Berlin und Freienwalde a. d. Oder. Es neigt also Peripsocus subpupillatus M'Lachl. zu einer Vermeh- rung der Aeste der Mediana, wie sie bei der neotropischen Peripsocinen- Gattung Neurostigma Enderl. in erhöhtem Maasse ausgedrückt ist. Mesopsocus laticex>s Kolbe ab. lyedunculata n. ab. Das Geäder dieser Aberration weicht vom typischen Aderverlauf 542 GÜNTHER ENDERLEIN, durch die Anwesenheit einer Querader zwischen Vertex der Areola postica und Mediana ab. 1 S, Spandau bei Berlin, an Buche, 29. Juli 1900. JElipsocus reyi n, si>. (Fig. 6.) Kopf, Antennen, Thorax und Beine (mit 3 Tarsen) hell rothbraun, Kopf und Antennen lang und abstehend behaart. Augen und Ocellen schwarz. Abdomen blass orange mit röthlicheu Querbändern. Adern und Flügelrand im Vorderflügel lang und dicht behaart, mit Ausnahme der Anal- und Dorsalader. Pterostigma mit nur einigen wenigen sehr kurzen Haaren. Die Cellula postica klein und sehr flach. Hinterflügel ohne Haare, mit Ausnahme des Randes der Gabel- zelle. Vorder- und Hinterflügel gleichmässig fein granulirt, hyalin farblos, Pterostigma gelb. Länge des Vorderflügels 1,6 mm. Flügelspan nurg 4 mm. Diese Species wurde in einem Exemplar von Herrn Eugene Rey am 23. Mai 1900 in Berlin im Zimmer an eben eingetragenen Zweigen von Pflaume gefunden, von denen sie möglicher Weise stammt. Sie ist von der Grösse und Habitus einer kleinen Pterodela quercus Kolbe 1880 und ist daher die kleinste aller bekannten Elipsocus- Arten. Von der nahe verwandten EUpsocus cyanops Rostock 1876 unterscheidet sie sich durch die Kleinheit, durch die flache Cellula postica, durch die gelbe Färbung des Pterostigmas und die starke und dichte Behaarung des Vorderflügelrandes, die bei E. cyanops ziemlich weit und gleichmässig vertheilt ist und am Hinterrande meist fehlt. Es beweist diese neue Form wieder, wie wenig Werth man auf die Gestalt der Cellula postica und überhaupt des Adersystems (ab- gesehen natürlich von der allgemeinen Anordnung) legen kann und wie sicher dagegen die Pubescirung als Gattuugscharakteristicum functionirt. Unter einer grossen Anzahl 'EUpsocus cyanops Rost, aus der Gegend von Leipzig fand sich kein Exemplar, dessen Areola postica sich etwas kleiner ausgebildet hätte oder überhaupt dieser neuen Form sich näherte. Die eine Seite dieses Exemplars weist zu gleicher Zeit eine in- teressante Modificirung im Aderbau auf (Fig. 7, EUpsocus reyi ab.), und zwar ist der Ramus radialis nicht mit der Mediana eine Strecke weit vereinigt, sondern durch eine kurze Querader mit ihr verbunden Der Aderverlauf imitirt so denjenigen der Gattung Epipsocus Hagen Neue deutsche und exotische Psociden. 543 ziemlich auffällig. Diese Aehnlichkeit wird noch durch die flache Areola postica erhöht. JElijjsocus abietis Kolbe ab. tharandtensis n, ab. Unterscheidet sich von der Stamm art durch Anwesenheit einer zweiten kleinern Areola postica, die sich der ersten in gleicher Weise auschliesst, wie die erste dem kurzen Querästchen des Cubital- astes. 1 ?, Tharandt bei Dresden, von Fichte, 14. Oct. 1899. Dieses interessante Thier, das auf beiden Seiten diese Ader- abweichung zeigt, macht zunächst den Eindruck einer neuen Gattung. Doch stimmen alle übrigen Merkmale mit der Gattung Elipsocus Hagen überein, ferner zeigt es auch im Uebrigen alle Artcharaktere von Elipsocus abietis Kolbe, so dass es zweifellos dieser Art ange- hört. Diese sehr auffällige Aberration des Geäders fand sich noch bei einem 2. Stück, doch nur auf der linken Seite. Philotarsus flavlcejps Steph. var, fuscoguttata n. vaf. Unterscheidet sich von der Stammform durch ausserordentlich scharfe und dunkelbraune Färbung der Zeichnung. Die Makel sind stark vergrössert, besonders diejenigen an den Enden der Adern. Hinterleib nicht bloss mit je einem lateralen gelben Streifen (oder einer Punktreihe), sondern es finden sich zwischen diesen noch 2 parallele, breite und auffällige gelbe Rückenstreifen. 2 Exemplare; Spandau, au Eiche, 29. Juli 1600; Hart bei Leipzig, 7. September 1900. II. Exotische Psociden. Dictyopsociis n. g. (Fig. 8.) Mit der Gattung Thyrso2)horus verwandt. Schienen der Vorder- beine nicht sichelartig verbreitert, wie bei dieser. Pterostigma sehr schmal und lang. Adern der Mitte des Vorderflügels zahlreich ver- ästelt; 1. und 2. Ast der Mediana sehr kurz; Ramus radialis mit der Mediana im Hinterflügel eine kurze Strecke vereinigt. Gründet sich auf Thyrsophorus pennicornis Bukmeister; abge- sehen von der so auffälligen Aderverästelung, einer Erscheinung, die sich bei den Psociden nur noch bei Calopsocus Hagen 1865 wieder- findet, sind noch wesentliche morphologische Diöerenzen vorhanden, die ich oben angegeben habe und die mich veranlassten, vorliegende 544 GÜNTHER ENDERLEIN, Gattung abzutrennen. Die der Species pennicornis constant eigene Verästelung ist sehr variabel und meist unter einander so verwachsen, dass man das Schema der Aderbildung nicht erkennen kann. Zuweilen findet jedoch diese Verwachsung nicht statt, und man erkennt deut- lich, dass der 2. Ast der Radialgabel mit der Mediana eine Strecke weit verwachsen ist, was auch bei Thyrsophorus speciosus Burmeister 1838 der Fall ist (nicht durch einen kurzen Querast mit ihr ver- bunden — Thyrsopsocus End. 1900), wie dies Fig. 8 veranschaulicht. An dieser Stelle will ich erwähnen, dass bei der Wiedergabe des Flügelgeäders von Thyrsopthorus Burm. in dieser Zeitschrift, 1900, p. 136, das kleine Queräderchen an der Basis versehentlich wegge- lassen wurde. Es verläuft bei den Thyrsophorinen, wie auch aus der vorliegender Arbeit beigegebenen Taf. 34, Fig. 8 bei der Gattung Dictyopsocus n. g. ersichtlich, schräg am Vorderrand. Ischnojjteryx iridescens n, sp. Körper braun oder dunkelbraun, Kopf dunkelbraun bis glänzend schwarz; Fühler sammt den beiden Basalgliedern intensiv schwarz, doppelt so lang wie die Vorderflügel, die beiden Bürstenglieder ziem- lich gleichmässig behaart. Beine röthlich dunkelbraun mit dunklen Tarsen ; Endhälften der Tibien der Hinterbeine sowie deren 1. Tarsen- glieder blass chitinfarbig, bei dem einen Exemplar gefärbt, äusserstes Ende des 1. und 2. Tarsengliedes schwarz. Schenkel der Vorderbeine verbreitert, Tibien nicht. Vorderflügel dunkelbraun mit violettem bis metallisch grünem iri- sirendem Glanz ein schmaler Streifen am Hinterrande bis zum 2. Ast der Mediana matt hyalin farblos. Pterostigma mit intensiv rother Färbung, die an der Basis derselben nach hinten bis kurz vor den Radialramus und an der Spitze nach aussen über das Pterostigma hinaustritt. Quer durch diese rothe Zeichnung ein schmaler, gelblicher Hauch. Basis und Si)itze der rothen Zeichnung schmal gelb gesäumt, vor der Basis ein kleiner, hyaliner Fleck. Areola postica mit verhältnissmässig schmalem Vertex, bei einem Exemplar berührt er auf der einen Seite die Mediana nur in einem Punkte, es neigt somit unser Thier nach einer gestielten Areola postica, wie sie bei Thyrsopsocus psocoides Enderl. 1900 vorkommen kann. Hinterflügel schwach angeraucht, mit ausserordentlich starkem violettem bis gelbgrünem irisirendem Glanz. Flügelbasis bis zu ein Viertel der Flügellänge dunkelbraun, Flügelspitze braun gesäumt. Me- diana und Ramus radialis ziemlich weit vereinigt. Neue deutsche und exotische Psociden. 545 Die Form der Vorderflügel ist nicht so schmal wie bei der verwandten, aber ganz anders gezeichneten Ischnopteryx calocoroides Enderl. Flügelbasis der Ober- und Unterflügel braun, nicht ockergelb wie bei der eben genannten peruanischen Species. Flügelspannung 21 mm. Länge des Vorderflügels 10 mm. Berna bei Coca (Ecuador), 21. März 1900, 2 ??, Richard Haensch Sammler. Gefunden wurden die beiden vorliegenden Exemplare bei Berna, einer kleinen Besitzung bei Coca am Napo-Fluss (Ncbenfluss des Amazonas). Das hügelige Terrain mit hohem Urwald liegt ungefähr 260 m hoch über dem Meere und einige Meilen vom Fuss der Anden. Erinnert im Habitus an Thyrsophorus spjeciosus Burmeister, mit der unsere Form sogar die helle Färbung der Schienen und der ersten Tarsenglieder der Hinterbeine gemeinsam hat (bei jener sind nur die Spitzen der Schienen hell). Durch die nicht verbreiterten Vorder- schienen und den langen Stiel des vereinigten Ramus radialis und Mediana der Hinterflügel gehört sie der Gattung Ischnopteryx Enderl. 1900 an. Thyrsopsocus aequatorialis n. sp. Körper braun, Fühler schwarzbraun, etwa doppelt so lang (21 mm beim ?) wie die Vorderflügel. Beine braun, Schienen und erste Tarsen- glieder der Hinterbeine schmutzig weiss. Schenkel der Vorderbeine verbreitert, Schienen nicht. Vorderflügel braun, an der Basis blasser, Pterostigma blass, von der Basis der Gabelzelle aus geht ein rother Streifen nach der Basis des Pterostigmas, nach aussen zu ein brauner Streifen, der das Pterostigma bis zur Spitze verfolgt. Der übrige Theil der zwischen Pterostigma und Ramus radiahs gelegenen Zelle hyalin farblos. Hinterflügel hyalin farblos, nur schwach augeraucht. P'lügelspannung 19 mm. Länge der Vorderflügel 9 mm. Archidona (Ecuador), 8. Februar 1900, 1 cJ, 1 $; Richard Haensch Sammler. Ebenfalls ohne das hyaline Dreieck an der Basis der Areola postica, das sich bei Thyrsophorus speciosus Burm. findet. Archidona ist ein Indianerdorf in einer Ebene zwischen den Ausläufern der Anden in einer Höhe von 640 m über dem Meeres- spiegel, das an einem Zufluss des Napo (Nebenfluss des Amazonen- stromes) liegt. 546 GÜNTHER ENDERLEIN, Taeniostif/nia n. (f. (Fig. 9.) Gattung der Psocini. Fühler lang, kurz behaart, von der Basis bis zur Spitze sich stark verjüngend. Pterostigma kurz behaart, streifenartig, sehr schmal; der sie bildende Radialast nicht gebogen. Flügeladeru und Rand der Vorder- und Hinterflügel lang behaart mit Ausnahme der Dorsalis und Axillaris. Aufsteigender Cubitalast der Cellula postica nach derselben zu stark gebogen. Apex des Hinter- flügels sehr spitz. Gründet sich auf den Psocus elongatus Hagen 1858 von Ceylon, von dem mir die Type (Katalog No. 2999) im Königl. Museum für Naturkunde zugänglich war. Es weicht diese Form völlig von Psocus ab und neigt durch ihr abnormes Pterostigma und die Behaarung des Flügelrandes und der Adern stark den Stenopsocinen, besonders der Gattung Stenopsocus Hagen 1865 zu. Die Analader des Hinterflügels zeigt übrigens bei Taeniostigma elongatum Hagen ausser der einreihigen langen Be- haarung noch eine dichte und sehr kurze Pubescirung. Hierher gehört auch Psocus clarus MacLachlan 1872, ebenfalls von Ceylon, und der Psocus malmjanus MacLachlan 1872, aus Sula. Pterodela pedicularia ah. giardi. (Fig. 10.) Die von Giard 1896 (in: Ann. Mag. nat. Hist. [ser. 6] V. 17, p. 111—112, und Actes Soc. scient. Chile, V. 1, 5, p. 19—21) aus Chile beschriebene auffällige Aberration dieser weit verbreiteten Psocide zeichnet sich durch eine nur 2ästige Mediana aus. An mehreren Hundert Exemplaren aus verschiedenen Gegenden Deutschlands konnte keine Neigung nach dieser Aberration constatirt werden. 3Iicropsocus n. ff. (Fig. 11 u. 12.) Gattung der Peripsocini. Kopf, Abdomen und Fühler behaart. Kopf breit und kurz. Gehört zur Gruppe der Peripsocini. Pterostigma gross, länglich, fast 4eckig. Querästchen an der Basis des Pterostigraas erreicht nicht den Vorderrand. Ramus radialis mit der Mediana in einem Punkt verschmolzen, der sich auch zu einer Andeutung eines Querästchens verbreitern kann. Alle Adern des Vorderflügels mit Ausnahme der Anahs lang einreihig behaart, Apicalrand mit sehr kurzen Haaren spärlich besetzt, nur unter dem Mikroskop sichtbar. Hinterflügel gänzlich unbehaart. Ramus radialis und Mediana durch kurze Querader ver- bunden. Vorder- und Hinterflügel gleichmässig granulirt. Unterscheidet sich von der nahe stehenden Gattung Ectopsocus MacLachlan 1899 im Wesentlichen durch die Pubescirung des Vorder- ^eue deutsche und exotische Psociden. 54? flügels, (loch ist auch das Pterostigma viel grösser, das Querästchen an der Basis des Pterostigmas erreicht nicht den Vorderrand, und der I. Ast der Mediana ist sehr kurz, Mlcropsoctis ivatevstradtl n. sp. (Fig. 11 u. 12.) Kopf, Antennen, Thorax und Abdomen schmutzig orange, Flügel hyalin farblos, ohne Zeichnung. Pterostigma und die übrige Flügelmembran beider Flügel gleichmässig fein granulirt, während im Gegensatz hierzu bei EctopsoGus hriggsi MacLachlan 1899 nur das Pterostigma granu- lirt ist. Gabelzelle des Vorderilügels viel länger als der Stiel. Länge des VorderÜügels 1,3 mm. Flügelspannung 3 mm. Körperlänge 0,75 mm. Kina Balu, Nord-Borueo, 1899. Diese sehr kleine Species von der Grösse und dem Habitus einer kleinen Pterodela pedicularia L. fand sich zufällig anhängend an einer in Papier verpackten, von Watekstuadt in Kina Balu gesammelten grossen Cicade. Die Ectopsocus hriggsi eigenthümliche Zeichnung an den Aderenden fehlt unserm Thier völlig. JPhilotarstis fraternus n. sp. Braun, Kopf schmutzig gelb, Clypeus mit 12 — 14 braunen, nach vorn conveigirenden Längslinien, die sehr feine, helle Linien zwischen sich lassen. Ocellen gelb auf dunkelbraunem Grunde. Der Vertex braun gefleckt. Fühler braun, Maxillartaster schwarzbraun. Beine mit den 3 Tarsen schwarzbraun, Spitzen der Schenkel gelblich. Thorax und Abdomen braun. Vorderflügel ausserordentlich ähnlich dem auf S. 543 beschriebenen Philofarsus flaviceps var. fuscoguttata w., doch sind die einzelnen dunkelbraunen Flecken viel grösser und fliessen theils zusammen. Die Zeichnung besteht wie bei diesem aus dunkelbraunen, tropfenähnlichen Flecken. Je ein solcher Fleck befindet sich: am Ende jeder Ader, vor dem Rande jeder Aussenrandzelle, in der Basis der zwischen Mediana und Radius gelegenen Gabel ; grössten Theils braun ist ferner die Basalhälfte mit Ausnahme der Basis selbst; Pterostigma und Areola postica mit Ausnahme je eines kleinen, hyalinen Fleckes dunkelbraun ausgefüllt, diese Färbung tritt noch weit über diese Felder hinaus. Hinterflügel blassbraun angeraucht. Behaarung des Flügel wie bei Philotarsus flaviceps Steph. Flügelspannung 9 mm. Zool. Jahrb. XIV. Abtli. f. Syst. 37 548 ö- ENDERLEIN, Nene deutsehe und exotische Psocideu. Länge des Vorderflügels 4 mm. Bolivia, Juntas. 1 Exemplar im Berliner Zoologischen Museum (Katalog No. 7412). Philotarsus flaviceps Steph. 1886 besitzt eine Flügelspannung von 6V2 wiDn» die Länge der Vorderflügel beträgt 3 mm. Auf die Aehn- lichkeit anderer südamerikanischer Psociden mit unsern Formen hal)e ich schon gelegentlich früherer Arbeiten hingewiesen (in: Berlin. Ent. Z., V. 45, 1900, p. 108-112, und in: Zool. Jahrb., V. 14, 1900, p. 133-160). Berlin, 24. Februar 1901. Erkläruna- der Al)bilduii2eii. Tafel 35. Fig. 1. Leptella helvhnacula n. sp. $. 25 : 1 . Fig. 2. Leptella helvtmacula n. sp. V- Schematisch, von der Seite, am rolifera. Nur scheint mir die Oberflächenbeschreibung: „sur- face smoothish, in contraction reticulately wrinkled" nicht ganz passend. Verrill giebt als Fundort für das von ihm beschriebene Exemplar den Puget Sound an, der um etwas nördlicher an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Britisch Amerika liegt. Bei dem sonst einheitlichen Charakter der dortigen Fauna glaube ich jedoch nicht, dass es sich im vorliegenden Fall um eine weitere Species handelt, und behalte für die beschriebene Form den von Verrill gewählten Namen bei. LiteraturTorzeiclmiss. 1) Vekrill, A. E., Revision of the corals and polyps of the West coast of America. Notes on Radiata etc., in : Transact. Connecticut Acad., New Haven, 1867 — 71. 2) CarlCtRen, 0., Ueber das Vorkommen von Bruträumen bei Aktinien, in: Öfver. Vet.-Akad. Förh. Stockholm, 1893. Zool. Jahrb. XIV. Abth. f. Syst. 38 564 ^- IMMERMANN, Eine in biolog. Hinsicht interessante Actinie. 3) Knietniewski, C, Actiuiaria von Ost-Spitzbergen, in : Zool. Jahrb., V. 11, Syst., 1898. 4) Carlgren, 0., Zoantharien, in: Hamburg. Magelhaeus. Sammelreise, Hamburg 1898. 5) Verrlll, A. E., Descriptions of imperfectly known and new Actinians, with critical notes on other species, in- Amer. Journ. Sc, No. 39 and 41, New Haven 1899. 6) DoFLEiN, F., Von den Antillen zum fernen Westen. Reiseskizzen eines Naturforschers, Jena 1900. Erklärung der Abbildungen, Tafel 36. Fig. 1. 2 Exemplare von Epiadis prolifera mit daran haftenden Jungen. An einzelnen deutlich sichtbaren Stellen haben sich solche losgelöst, und es sind die Wucherungen des Ektoderms genau zu er- kennen. Bei dem grössern Exemplar ist das Schlundrohr etwas hervor- gequollen und zeigt die stummeiförmige Gfestalt der Tentakel. Etwa 2:1. Fig. 2. Querschnitt durch ein grösseres Junges. Septen 1. und 2. Ordnung entwickelt (* Richtungssepten). Nicht alle ei-reichen das Schlundrohr. In der Mitte der eingestülpte Oesophagus. Longitudinale Muskelfasern deutlich. Fig. 3. Querschnitt durch eine sehr jugendliche Form. Septen- anordnung auf dem Edwardsia-'^t&diwm angelaugt. 2 weitere in der Bildung begriffen. Die einfache Boraxkarminfärbung Hess die Longi- tudinalfasern nicht hervortreten. Fig. 4. Embryo mit dem Mutterthier geschnitten, oberhalb seiner Ansatzstelle. 8 Septen deutlich entwickelt. 3 Tentakel vom Schnitt getroffen. Im Innern noch Dotterzellen vorhanden. Fig. 5. Radialschnitt durch ein erwachsenes Thier in der Höhe der Mundöffnung. B,m Ringmuskel, quer durchschnitten, T durch- schnittene eingezogene Tentakel. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. rormiciden von Celebes. Von C. Emery, Prof. der Zoologie an der Universität Bologna. Mit 5 Abbildungen im Text. I. Zur Faiinlstik Ton Celel)es. Die Ameisenfauüa von Celebes ist noch verhältuissraässig wenig bekannt. Die wichtigsten Sammlungen machte auf jener Insel Walläce; sie wurden von Fred. Smith i) mit gewohnter Leichtfertigkeit be- arbeitet. Beinahe alles war damals neu, und alles wurde als neu beschrieben. In mehreren Schriften unterwarf Matr^) auf Grund von Typen einen Theil der SaiiTH'schen Arten einer kritischen Revision und bereicherte das Verzeichniss der Celebenser Ameisen um einige Arten. Später bearbeitete ich die von Beccari gesammelten Ameisen ^). Seitdem kamen einige von A. B. Meyer mitgebrachte Ameisen in meine Hände; ferner kaufte ich die Formiciden von H. Fruhstorfer's Ausbeute für meine Sammlung'^). Zuletzt haben mir die Herren Dr. 1) F. Smith, Descriptions of new species of hymenopterous insects collected by Mr. A. R. Wallace at Celebes, in : Journ. Linn. Soc. London, V. 4, Suppl., 1860. — Catalogue of hymenopterous insects collected by Mr. A. R. Wallace in the Islands of Ceram, Celebes, Ter- nate and Gilolo, ibid.. V. 6, 1861. 2) Mayk, Adnotationes in Monographiam formicidarum Indo-Neer- landicarum, in: Tijdschr. EntomoL, V. 10, 1867. — Beiträge zur Ameisenfauna Asiens, in: Verb, zool.-bot. Ges. Wien, V. 28, 1878. — Notizen über die Formiciden-Sammlung des British Museum in London, ibid. V. 36,- 1886. 3) Emery , Catalogo delle formiche esistenti nelle collezioni del Museo civico di Genova, Parte terza, in : Ann. Mus. civ. Genova, V. 24, 1887. 4) Emery, Descrizioni di formiche nuove malesi e australiane, in: 38* 566 C. EiMERY, Paul und Fritz Sarasin die von ihnen in Celebes gesammelten Ameisen zur wissenschaftlichen Bearbeitung anvertraut. Auf Grund des mir vorliegenden Materiales und kritischer Benutzung der Lite- ratur habe ich folgendes Verzeichniss der bis jetzt in Celebes ge- fundenen Formiciden zusammengestellt. Die von den Herren Sarasin gesammelten Arten sind durch ein * bezeichnet. Ein ? in Klammern habe ich hinter jene Arten gesetzt, deren specifische Identität mir fraglich schien. Subfam. Bonjlinae. 1. Dorylus (Dichthadia) levigatus F. Sm. 2. Aenictus leviceps F. Sm. (?). 3. Cerapacliys antennatus F. Sm. Subfam. Ponerinae 4. Stictoponera menadensis Mayr. 5. Uhytidoponera araneoides Guil. 6. Trapesiopelta maligna F. Sm. 7. „ nitida F. Sm. 8. ^Diacamma rugosum geometricum F. Sm. 9. „ „ celebense Emery. 10. Tacliycondyla {Pseudojjonera) stigma F. var. quadridentata F. Sm. 11. Ponera iruncata F. Sm. 12. Leptogenys falcigera F. Sm. 13. „ diminuta F. Sm, 14. „ mutabilis F. Sm. 15. Anochctus gladiator F. Sm. 16. '^Odontomachus hacmatoda L. (simillinius F. Sm.). 17. „ rixosus F. Sm. 18. „ saevissimus F. Sm. 19. „ papuanus Emery. 20. Ponera parallela F. Sm. 1 r. ^^ • i i- o . n ,^ c. Gattung unsicher, die 3 21. „ unicolor l\ Sm. ' 22. „ pallidicornis F. Sm. 23. „ pallidipennis F. Sm. letztern auf das S allein begründet. Subfam. Pseiidomyrminae. 24. Sima leviceps F. Sm. Eend. Accad. Bologna, 1898. Diese Schrift enthält die Beschreibungen neuer Arten der Ausbeute rKuiisTOiu'ER's. Formiciden von Celebes. 567 Subfani. Myrmecinae. 25. Myrrnecina sulcata Emery. 2Q. Vollenhovia pedestris F. Sm. 27. „ ohlonga leviuscula var. rufescens Emery. 28. Atopomyrrnex ? celebensis Emery. 29. '^Monomorium pharaonis L. 30. ,, destructor Jerd. 31. Isclmomyrmex longipcs F. Sm. 32. „ levior Emery. 33. Pheidole ruficeps F. Sm. 34. „ plagiaria V. Sm. 35. „ megacephala F. 36. * „ longicornis Emery (gracilescens ? F. Sm.). 37. '^ Crematogaster deformis F. Sm. (ampiiUaris F. Sm.). 38. „ levissima F. Sm. 39. „ treuM Emery. 40. * ,, pauU n. sp. 41. '•' „ frit^i n. sp. 42. „ fruhstorferi n. sp. 43. '-'Pheidologeton diversus Jerd. 44. ,, affinis Jerd. 45. * „ (Äneleus) sarasinonim n. s/>. 46. Solenopsis geminata F. 47. Tetramorium guineense F. (Myrmica insolens'^ F. Sm.). 48. Cataulucus flagüiosus F. Sm. 49. Myrmica pertinax F. Sm. (Gattung unbestimmbar). 50. „ fuscipennis F. Sm. (Pristomyrrncx?). 51. „ 02Jaca F. Sm. (Tetramorium ?). Subfam. Dolichoderinae. 52. '^DolicJioderus bituherciilatus Mayr {Tapinoma thoracica'^ F. ÖM., Tapinoma gibba? F. Sm.). 53. TecJmomyrmex albipes F. Sm. 54. Tapinoma nitidum F. Sm. (Gattung unsicher). 55. '^Iridomyrmex myrmecodiae Emery. Subfam. Camponofinae. 56. '^Flagiolepis longipes Jerd. 57. ''Äcropyga acuüventris liOG. 58. ''■'OecophyUa smaragdina F. var. celebensis Emery ^). 1) Durch ganz unabhängige Beobachtung haben die Herren Sarasin 568 0. EMERY, 59. "^'Prenolepis sp.?'^). 60. Pseudolasius familiaris F. Sm. 61. „ minutus Emery. 62. Camponotus maculatus mitis F. Sm. 63. 11 „ pallidus F. Sm. (?) 64. 11 mistura F. Sm. 65. 11 quadriceps F. Sm. 66. 11 doriae Mayr. 67. 11 lactarius F. Sm. 68. 11 consanguineus F. Sm. zweifelhafte, von 69. 11 circumspedus F. Sm. '^ Smith ungenügend 70. 11 leucophaeus F. Sm. beschriebene Arten. 71. 11 virulens F. Sm. 72. Polyrhachis ivallacei Emery. 73. n thrinax javana Mayr. 74. 11 frispinosa F. Sm. 75. 11 unicuspis Emery. 76. 11 fruhstorferi Emery. 77. 11 zopyrus F. Sm. 78. 11 orsyllus F. Sm. 79. 11 inermis F. Sm. (vielleicht von orsyllus nicht specifisch verschieden). 80=^ 11 vestita F. Sm. mit var. unicolor Emery. 81. 11 olenus F. Sm. 82. 11 lycidas F. Sm. 83. 11 rufofemorata F. Sm. mit var. merops F. Sm • 84. 15 nigropilosa Mayr. 85. 11 striatorugosa Mayr. 86. 51 hamulata Emery. 87. 55 sculpturata F. Sm. 88. 15 liastata F. 89. 51 compressicornis F. Sm. 90. 11 aculeata Mayr. die so merkwürdige Weise bestätigt, auf welche' Oecophylla die zum Bau ihres Nestes zu verwendenden Blätter zusammenbindet, indem die Arbeiterinnen ihre eigenen Larven zwischen den Kiefern halten und zum Spinnen der verbindenden Fäden veranlassen. 1) Der P. vividula Nyl. sehr ähnlich, violleicht eine Varietät dieser Art. Da keine SS vorliegen, ist eine endgültige Bestimmung nicht möglich. Formicideu von Celebes. 569 91. Polyrliachis numeria F. Sm. 92. „ rixosa F. Sm. 93. „ chaonia F. Sm. 94. „ rugifrons F. Sm. 95. „ exasperata F. Sm. 96. „ cleophanes F. Sm. 97. * „ smithi n. sj). 98. „ arniata GuiL. 99. „ abdominalis pliyllophila F. Sm. 100. „ amanus F. Sm. 101. „ bicolor F. Sm. 102. „ dives F. Sm. 103. „ mutiliae F. Sm. 104. '•' „ acantha F. Sm. {diaphantiis F. Sm.). 105. „ strietifrons Emery. 106. „ pressa Mayr (peregrina? F. Sm.). 107. „ nudata F. Sm. 108. „ hippomanes F. SxM. 109. „ democles F. Sm. 110. „ valerus F. Sm. 111. „ saevissima F. Sm. 112. „ cryptoceroides Emery. 113. „ eurytus F. Sm, 114. „ heUicosa F. Sm. var. erosispina Emery. 115. * „ rastellata Latr. subsp. fornicata Emery. 116. „ gibba n. sp. 117. Ecliinopla p>allipes F. Sm. 118. „ striata F. Sm. 119. ,, vermiculata Emery. 120. „ dubitata F. Sm. Dieses Verzeichniss enthält 120 Arten und Unterarten mit einigen Varietäten, Ich glaube, dass die Zahl der in Celebes wirklich lebenden Ameisen noch viel grösser ist und wohl das Dreifache der bis jetzt gesammelten Formen beträgt. Deswegen ist es gegenwärtig nicht mög- lich, ein endgültiges Urtheil über die Beziehungen der Ameisenfauna von Celebes zu der anderer Länder auszusprechen. Folgende Be- trachtungen mögen deswegen als vorläufige gelten. Von obigen 120 Arten finden sich 58, also fast die Hälfte, auf den Sunda-Inseln wieder ; 27 kommen auf Neu-Guinea und den Molukken 570 C. EMERY, vor; 17 sind diesen beiden Gebieten gemeinsam. Hält man diese Zahlen für maassgebend, so muss der Ameisenfauna von Celebes ein hauptsächlich indo-malayischer Charakter zugeschrieben werden. Das gleiche Resultat ergiebt die an Arten reichste Gattung Folyrhachis. Von 42 Arten finden sich 22 entweder unverändert oder durch Varie- täten vertreten in der Fauna von Hinterindien, Borneo, Sumatra und Java wieder, während nur 7 auf Neu-Guinea und den Molukken ge- truften worden sind. Die für Neu-Guinea und Australien besonders charakteristische Gruppe der mit P. guerini RoG. verwandten Arten fehlt ganz, obschon eine Art davon (P. arcuata Guil.) auf den Sunda- Inselu lebt; die andere australisch-papuanische Gruppe der mit P. ornata Mayr verwandten Arten ist auf Celebes nur durch eine Art (P. valerus) vertreten; sie ist auf den Sunda-Inseln nicht bekannt. Von den übrigen Gattungen werde ich keine eingehendere Analyse vornehmen. Besonders muss aber das Vorkommen von Borylus levi- gatus hervorgehoben werden, denn die Gattung Borylus fehlt auf den Molukken, Neu-Guinea und in Australien gänzlich, und B. levigatus ist gerade die einzige Art, welche die Malayischen Inseln erreicht ; das unterirdische Leben dieser Ameise und ihre grossen, flügellosen, Weibchen lassen die Uebertragung derselben von einem Land zum andern nur über continentale Verbindungen möglich erscheinen. Da- gegen ist die auf Celebes durch eine Art vertretene Gattung Ehytido- ponera typisch für das australisch-papuanische Gebiet ; aber das ? ist geflügelt und deswegen zum Transport durch Winde über Meeres- strecken nicht ganz ungeeignet. Dabei weist die Ameisenfauna von Celebes merkwürdige negative Eigenschaften auf. Trotz dem unvollkommenen Stand unserer Kennt- nisse glaube ich annehmen zu dürfen, dass manche in benachbarten Bezirken sehr gemeine Ameisen, welche bis jetzt auf Celebes nicht gefunden worden sind, daselbst wirklich nicht vorkommen. Ich meine die für Hinterindien, die Sunda-Inseln und die Philippinen charakte- ristische Odontoponera transversa F. S.M., die Gattung Myrmicaria sowie den sehr auffallenden und von jedem Sammler, der ihm begegnet, mitgenommenen Camponotus gigas Latr.^). Es sei beiläufig bemerkt, dass eine Art von Myrmicaria auf den Molukken einheimiscli ist. 1) Das Verbreitungsgebiet von C. gigas erstreckt sich vom Himalaia über Hinterindien auf Sumatra und Borneo. Auf Java wird er von F. Smith angegeben, was ich aber bezweifeln möchte. Exemplare au- geblich aus Gifu (Japan) habe ich auch geseheu, ein Fundort, der mir sehr fraglich erscheint. Formiciden von Celebes. 571 Wenn die von mir mit Vorbehalt unter dem Gattungsnamen Atopomyrmex beschriebene Art A. celebensis wirklich in dieser Gattung bleiben soll, so würde sie einen Berührungspunkt mit der afrikanischen Fauna oder eher mit einer alten indisch-afrikanischen Thierwelt bilden ; Arten von jitopormjrmcx sind sonst bis jetzt nur aus Afrika und Mada- gaskar bekannt geworden ; eine noch nicht publicirte Art kommt indessen auf Ceylon vor, welche zwar ziemlich abweichend ist, aber sich einer gleichfalls unbeschriebenen vvestafrikanischen Art anschliesst. Die vergleichende Untersuchung der Ameisen von Celebes führt zu Resultaten, welche mit Wallace's Anschauungen in „Island Life" ziemlich übereinstimmen. Celebes muss die Hauptmasse seiner Thiere aus Asien erhalten haben und wurde vom Continent getrennt zu einer Zeit, als Borneo, Sumatra, Java und die Philippinen noch damit zu- sammenhingen; deswegen konnte es ältere ßestaudtheile der asiatischen Fauna bewahren und die spätem Erzeugnisse der biologischen Evo- lution Indiens nicht mehr erhalten. Andererseits muss Celebes mit jener continuirlichen oder discontinuirlichen, einfachen oder mehrfachen Landbrücke in Verbindung gestanden haben, auf welcher die asiatischen Elemente der Thierwelt Papuasiens diesem Land zuwanderten : unter den Ameisen namentlich die Dorylinengattung Aenictus. Durch die- selbe Verbindung wurden in umgekehrter Richtung papuanische Formen nach Celebes geleitet. Auf Grund einer eingehenden Discussion der Fauna von Celebes, besonders der Mollusken und Wirbelthiere sowie der geologischen Ver- hältnisse haben die Herren Sarasin i) jüngst versucht, die Art und Weise sowie einigermaassen die Zeitverhältnisse jener Laudverbindungen fest- zustellen und zu construiren. Sie haben gezeigt, dass Celebes erst im Miocän aus dem Meer auftauchte. Im mittlem Tertiär muss die erste Einwanderung von Landthieren aus Asien auf unbekanntem Wege stattgefunden haben. Während des Pliocäns war Celebes von Borneo beständig getrennt, stand aber durch 4 Landbrücken mit Java, Flores, den Molukken und den Philippinen eine Zeit lang in Verbindung, wodurch ein Artenaustausch mit jenen Inseln ermöglicht wurde. Be- sonderes Gewicht legen die Herren Sarasin auf die beständige und scharfe Trennung zwischen Celebes und Borneo, welche dadurch er- wiesen werde, dass keine Thierart bekannt sei, welche auf Celebes und \) Materialien zur Naturgeschichte der Insel Celebes. III. Ueber die geologische Geschichte der Insel Celebes auf Gnmd der Thierver- breitung, Wiesbaden l'JOl. 572 0. EMERY, Borneo vorkommt und nicht auch auf Sumatra, Java oder den Phi- lippinen gefunden worden ist. Ich kann diesen Satz auch für die Ameisen bestätigen ^). Ueber- dies giebt es unter den Ameisen mehrere Arten, die bis jetzt auf Sumatra, Java und Celebes und nicht auf Borneo gefunden worden sind, wie z. B. Polyrhachis thrinax javana (auch auf Luzon), P. crypto- ceroides (nur auf Java und Celebes), P. acantha (auch auf Luzon und den Molukken), P. 2^^'ßssa. Zu Gunsten der Annahme der Herren Sakasin, eines nähern Zusammenhangs zwischen Celebes und Java sowie der frühzeitigen Entstehung der Sunda-Strasse, spricht das oben erwähnte wahrscheinliche Fehlen des auf Borneo und Sumatra ver- breiteten Camponotus gigas auf jenen beiden Inseln. Aber die Ameisen sind im Allgemeinen für die Lösung solcher genauerer fauuistischer Fragen wenig geeignet, vor Allem, weil die Ameisenfauna der einzelnen Inseln noch zu wenig bekannt ist, dann, weil die geflügelten Weibchen der meisten Arten als fliegende Keime zum Transport durch den Wind über nicht weite Meeresstrecken viel geeigneter sind als Landschuecken, Reptiüen und Süsswasserfische. Specielle Beachtung würden in dieser Beziehung die unterirdisch lebenden Doryliuengattungen Dorylus und besonders Aenictus ver- dienen, deren Weibchen flügellos sind; aber leider sind sie wenig be- kannt. Mir hat kein Exemplar aus Celebes vorgelegen. Einigermaassen erinnert das Verhältniss von Celebes zu Asien au das von Madagaskar zu Afrika. Beide haben in früherer Zeit vom benachbarten Coutiuent den Grundstock ihrer Fauna bekommen und einen Theil jener altern Thierwelt bis zur Jetztzeit bewahrt, während dieselbe auf dem grossen Festland der Concurrenz neuerer Formen zum Theil erlag. Aber Madagaskar konnte seine altafrikanische Fauna ziemlich rein von modernen Mischungen halten; dagegen erreichten Wanderzüge, sowohl von asiatischen wie von notogäischen Lebewesen, Celebes auf verschiedeneu Wegen, wodurch die jetzigen, äusserst ver- wickelten faunistischen Verhältnisse zu Stande kamen. 1) Ob die Angabe Smith's, dass Aenictus leviceps auf Celebes vor- kommt, richtig ist, bleibe dahingestellt. Ich möchte die Artbestim- mung • der Exemplare aus Celebes bis auf Weiteres für fraglich halten. Formiciden von Celebes. 573 II. Neue oder kritische Arten. JPheidole lonyicoj'nis Emkry. Diese Art wurde von mir im Jahre 1887 nach der Arbeiterin allein von der Insel Nias beschrieben. Alle 4 Geschlechtsformen wurden von den Herren Sarasin auf Celebes (Kema) gesammelt. Nest in todtem Holz. Die $ unterscheidet sich von den typischen Stücken nur durch die blassere, röthlichgelbe Farbe und etwas geringere Grösse, welche Unterschiede mir, selbst zur Aufstellung einer Varietät, zu gering scheinen. Die andern, noch unbeschriebenen Formen lassen sich folgender- maassen charakterisiren : 2|-. Kopf und Thorax rostroth, Hinterleib und Beine rothgelb; lang abstehend behaart. Kopf länger als breit, hinten zwischen den abgerundeten Hinterkopflappen tief winklig eingeschnitten ; Scheitel hinten mit beiderseits seichterm, in der Mitte tieferm Quereindruck, welcher die Hinterenden der Autennengruben mit einander verbindet. Mandibeln glänzend mit groben Punkten, an der Basis schwach ge- streift. Clypeus ohne Kiel, in der Mitte ausgeschnitten, seitlich längs gestreift. Stirnleisten sehr lang, geschlängelt und schwach divergirend, das hintere Viertel der Kopflänge erreichend. Die Antennengrube reicht noch etwas weiter nach hinten und endet als abgerundeter seichter Eindruck. Zwischen den Stirnleisten ist der Kopf feiner und regel- mässiger, seitlich gröber und nicht so gleichmässig längs gerunzelt. Am Hinterkopf wird die Runzlung verworren. Die Antennengrube ist dicht punktirt und seitlich von einer scharfen Längsrunzel begrenzt, welche so weit reicht wie die Stirnleiste. Der Scapus reicht bis zu ^/^ der Kopflänge; alle Glieder des Funiculus sind länger als dick. Pronotum jederseits mit stumpfer Beule ; Mesonotum mit scutellarem Querwulst; Epinotum oben mit Längsfurche, Dornen aufrecht, gerade und spitz, etwas kürzer als die abschüssige Fläche. Pronotum und Meso- notum oben quer gerunzelt, Seiten des Mesothorax, Metathorax und Epinotum dicht genetzt, glanzlos. Postpetiolus oben punktirt und mit feinen Querrunzeln, jederseits winkhg ausgezogen, mehr als doppelt so breit wie der Petiolus und kaum kürzer. Vordere Hälfte des Basalsegments des eigentlichen Hinterleibes dicht, sehr fein punktirt und längs gestrichelt, mit langen, glatten, haartragenden Grübchen. Beine glänzend, lang behaart. Länge 4 mm. Kopf 1,8 X ^A "i™- 574 C. EMEllY, $. Rotlibrauii, Beine gelbroth. Kopf quadratisch, Hinterrand sehr seicht bogenartig ausgehöhlt; Sculptur wie beim Soldaten. Stirnleisten noch weiter nach hinten verlängert, Scapus fast den Hinterrand des Kopfes erreichend. Mesonotum oben etwas verworren gerunzelt: die Runzeln an den Seiten längs gerichtet und hinten convergireud, in der Mitte ein dreieckiges, hinten zugespitztes Mittelfeld mit querbogigen Runzeln. Seiten des Thorax schief gestreift, nur das Mesosternum seicht punktirt und glänzend. Epinotum mit starken, kurzen Dornen, zwischen denselben stark glänzend und ziemlich undeutlich gerunzelt. Petiolus und Postpetiolus matt, sehr dicht uuregelmässig gerunzelt ; letzterer seitlich mit scharfem Winkel ; folgendes Segment ganz matt, dicht punktirt und zugleich längs gestrichelt, mit zerstreuten, haar- tragenden Punkten. Länge 5,5 mm. S- Schmutziggelb, Scheitel und Mesonotum oben mehr oder minder bräunlich ; behaart. Kopf und Thorax oben fein gestrichelt und wenig glänzend. Antennen lang und schlank. Flügel hell, mit gelbem Ge- äder und gelblichbrauuem Randmal. Länge 4,5 mm. Ich verzichte auf eine ausführlichere Beschreibung, da Anhaltspunkte für eine Ver- gleichung mit andern Arten fast durchaus fehlen. Diese Art hat im Gesammtbau Aehnlichkeit mit Ph. javana Mayr, ist aber viel schlanker gebaut, mit längern Beinen und Antennen. Beim Soldaten ist der Kopf länger, hinten tiefer ausgeschnitten und gröber gerunzelt. Myrmica gracüescens F. Sm. ist von dieser Art vielleicht nicht verschieden. Creniatofßaster defomiis F. Sm. eraend. C. difformis F. Sm. 1857, 9. C. ampullaris F. Sm. 1861, 5. C. edentaia Mayr 1867 ?. Tomohon, 9 und $, in Myrmecodia und in myrmekophilen Farnen des Genus Lecanopteris. Bereits Beccari hatte diese Ameise in Be- ziehung zu Ameisenpflanzen gefunden. C. ampidlaris F. Sm. aus Celebes weicht von C. deformis F. Sm. aus Borneo nach der Beschreibung nur durch unbedeutende Färbungs- unterschiede al). Da aber in letzterer Art die Farbe ziemlich ver- änderlich ist und da sie zweifellos auf Celebes vorkommt, so glaube ich, dass C. ampullaris mit ihr als Synonym verbunden werden muss. Mayr hat als G. edentata eine ?-Form beschrieben, welche dem ? von C. deformis ziemlich gut entspricht, was übrigens Mayr bereits damals vermuthet hatte. Zur Ergänzung will ich bemerken, dass das Formiciden von Celebes. 575 Epiiiotum jederseits eine abgerundete Beule trägt. Das Fehlen von Haaren in Mayr's Typus hat wohl seine Ursache in mangelhafter Erhaltung. Das ? von C. deformis hat eine lange und ziemlich reich- liche Pubescenz und lange, feine, aufrechte Haare. Farbe gewöhnlich dunkler als bei dem von Mayr beschriebenen Exemplar, aber wie bei der 9 veränderlich. Ich besitze ein kopfloses $ aus Sumatra, welches vermuthlich zu C. inflata F. Sm. gehört. Es ist dem $ von deformis ähnlich, aber der Thorax ist oben glatt und glänzend, das Epinotum fällt hinten seicht ab und hat nur sehr schwache Beulen. Pechbraun, Tarsen braun, unterer Theil des Epinotums und Hinterleib roth. Länge (ohne Kopf) 8 mm. Creniatogaster pauli n. sj^» 9. Rothgelb, Kopf oben gebräunt, eigentlicher Hinterleib dunkel- braun; glänzend. Thorax weniger glänzend, keine aufrechten Haare ausser am Vorderkopf und am Hinterende, Pubescenz kurz und zer- streut. Kopf abgerundet quadratisch, glatt mit härchentragenden Punkten. Mandibel nicht , a 0 gestreift; Clypeus gewölbt; Stirnleisten kurz. Antenne llgliedrig, kurz; der Scapus überragt wenig die Hälfte 14,5 ■n 3. „ 25,8 ., 14 2 J) 3. n 3,01 „ 4. n 2,90 „ 5. !1 3,00 „ Die Eier von Tropidurus torquatus und Ameiva surinamensis. 587 Am 6. Februar 1901 erhielt ich ein weiteres Gelege, aus 5 Eiern bestehend, von denen ich auch das Gewicht angeben kann: 1. Gewicht 2,95 g Länge 23,2 mm Breite 15,0 mm 2. „ 2,87 „ „ 22,6 „ „ 15,4 „ IL Ahlh. f. ^ij^l / ffiS. '55^ J ;• :,',•*. ^4. ;^ 3^ -=\-^/ \ Petrmkewtsth i; . GuaiU gt; Vfr: -Gustav Fistlien.Jsni littiAiist V J.Amdl.Jena Zoobg. Jahrbücher Bd JitAbth. f. Syst Taf. 18. ffffff^y^^^iW Pelrunkewilsch uvGuaita gez LitKAnst. v.J. Arndt, Jeni. 7.uolo(] JaMtmhcrBillh Ablh.r Sijfi M Cehaiit je. "virlv Oiiswr'*'''n;J'>r3 Zoolog Jalvinicherlki J'i Ahlh.F SijSl . TafM Köebajr :rc:v Gnsitiv Hsrhpr ^tvA iik^ch,Je:' Zoolüg. JalirhüdwrBLU.AbOi f. Syst Tat 21. LittiAnst v.J. Arndt, Jena. Zoolofi. Jalniiih-hcrr>(l.l'i . l/'///./.'.S'.//.s7. Ta^.22 Hartlaub gez. Verl.v Gustav Fischer, Jena lith At\ätv.J Arndt, Jena. Zuohin Jiihrhiicu,;- IUI. U Ahlh. /. SysI Tai. 23. Verlag von GiiKtai' J'isilicr in Jena i.irack von J. H ObenieUei-, Miinche.: Zoolog. Jahrbücher Bd. 14 Abth f. Sy.st. •Taf. 24. Fi(j 2. FUj. 3. i ruyuntlruck vüu J. I'. (ibernt-tter, iMünchen Verlag von Gustav Fischer in Jena. '/.wloij. Jahihiickar 111. 14 Abth. f. Syst. Tai: 2r, Vcihuj (0)1 Giistiir risvlur in .Jena. t'rayondruck von J. U < ibcniLttri, Mn /Mnlz/ij. .lalirbiichei- BtL U Abth. /. Syst. Taf. 2ii. Verlan vnii Oiisfar J'ischer in Jena. Zoolog. Jahrbücher Bä. li Ahth. f. Syst. Tnf. 27. Verlny roii Gu.-ifai' Fischer in Jena. rravondriick von J. H. Oberuetter, München. Zoolog. Jahrbücher Bd. 14 Ahih. f. ^ysi. Taf. 28. Verlat/ von GlLitai' Fisctier in Jeiid rayonilriirk viii J. H. Obernetter, Münche 7,ni,tmj JaJiihiicher Bil. 14 Ablh. f. Syst. Tnf. 2<). Fig. 8. Vei-hirj i-iin Gu.stav Fistltef in ,fcna. Fig. 9. Craj-onilnick von .K H- Obernetler, Müui-he ZoohHj Jahrhnchp.r Bd. 14 Ahfli. f. Syst. Fig. 10. Fig. 11. Verlay von Gustav Fisdicr in Jentii Taf. 30. Piy. 13. Crayondriick von .T B. Obernetter, Müncheh. Zooloij. .Tdhi-hiicher lirl. 14 Abth. f. Siist. ToJ. ,V/ P/ - H K *5^'^ %.'-->^?.- ^^*s ^ , .i t-r^r- } ''^m •^>r''v. ^.ys- ^p » - ». ■^r^.