ET I a RER RN. N „ . VOLln NE “A N ve ıR Ze h MR d vi “ir ANEhe | N if A: \, Mon N N aus FILND BIRR A 2 A ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER. ARTHEILUNG SYSTEMATIK, BO UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. SIEBZEHNTER BAND. MIT 31 TAFELN UND 77 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1903. ’5 b 2, u j Rt FR = N U Kg en, 2 j A ’ i Er. F % nr m yon mn & % N “7 Ka E ” x & U x \ Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten. Aysonian Instj ubio, EITTA er {| # ji ET TR R KALT: f VO, ann, iR Ara Sf h 1% N, L R; ze B 7 [de ; " h' Te ‚ ; ; 3 “f, f D ‚ ur : vl H Ö | 2 [d, vi \ 4 ; En SF \ } \ f. \ her vw» be ! RX i - fi I Na [ ; ’ { f f j ’ * ” A Inhalt. Erstes Heft (ausgegeben am 1. October 1902). VOSSELER, .J., Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. II. Theil. Mit Tafel 1—3 und 5 Ab- bildungen im Text EEE LE En nd WASMANN, E., Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen, ge- sammelt auf Ceylon von Dr. W. Horn 1899. Mit Tafel 4 ER ER ER re een ES RE FEN EN ENEE a TER Zweites Heft (ausgegeben am 8. December 1902). v. BuUTTEL-REEPEN, H., Zur Kenntniss der Gruppe des Distomum clavatum, insbesondere des Dist. ampullaceum und des Dist. siemersi. Mit Tafel 6—10 und 8 Abbildungen im Text REH, L., Biologisch-statistische Untersuchungen an amerikanischen OB Schildläusen DUCKE, ADOoLF, Die Kiachellasen Bene (Melipona, 1.) von na Mit Tafel 11 und 17 Abbildungen im Text. . Boas, J. E. V., Triplotaenia mirabilis. Mit Tafel 12. FoREL, A. and H. Durour, Ueber die Empfindlichkeit der Ameisen für Ultra-violett und Röntgen’sche Strahlen . N Drittes Heft (ausgegeben am 18. December 1902). Livanow, L., Die Hirudineen - Gattung Vejd. Mit elta, . ae RR N AS HRlSE MoROFF, 'TH., Sarlkn loan Ocean lien. Mit Tafel 14—18 . ; STAFFORD, J., The American Representatives of Distomum cygnoides. With nl 19 I THILENIUS, G., Ergebnisse einer Reise durch (en ZIMMER, CARL, Die von Prof. Dr. THILENIUS nn runs ceen. Mit 22 Abbildungen im Text GOUGH, LEWIS HENRY, On the Anomalous Snakes in the Collection: of Me Zoological Institute Strassburg -. Ruzsky, M., Neue Ameisen aus Russland. Mit 8 Abbildungen ı im Mext Viertes bis sechstes Heft (ausgegeben am 9. Februar 1903). Me FISCHOEDER, F., Die Paramphistomiden der Säugethiere. Mit Tafel :.: 20—31 und 17 Abbildungen im Text Seite 99 165 237 285 329 335 4 D ” "an ı F “+ I as WE; vw 5 ’ ’ h e : ’ il “ Sul un ‚ ı Y rare { 4 e . . ' Ku SoYcpl we . I, BE tr heblän Team 1.0 a 7 Bm Nie Fila Zi mr Jhrealet ® 81 EN TLLE A Bl h u pr Mi DR De Br alla { Es Ph: e ” Er 1 » Y esnkir u. iu u Ken FRA N PS ZEN). DU R m; : Must ra EN. Krr zen 2 Eh ni M ri SER ale HiE- nr FRE R mes “> ’ ET i I) sriräheg, ala sale. ie Bade: a a el ar Arc u. BEN I sta an DE RRELTEE Nuikt hl ERaeL eh E a a Sun o en Dam: . Da voraussichtlich manche Interessenten die sehr gut gelungenen Tafeln zu dem Artikel „Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren“ von Herrn Prof. Vosseler einzeln Kaufen möchten, so ist eine kleine Anzahl von Exemplaren für den Einzelverkauf her- gestellt worden, die soweit der Vorrat reicht, zum Preise von 1 Mark 50 Pf. abgegeben werden. Die Verlagshandlung. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. Von Prof. Dr. J. Vosseler, Stuttgart. Hierzu Tafel 1-3 und 5 Abbildungen im Text. H.,Dheil. IV. Vergleichung der algerisch -tunesischen Orthopterenfauna mit der übrigen mediterran-paläarktischen. Rechnet man zu den bei Finor aufgezählten Arten die von mir gefundenen neuen oder wenigstens für das (Gebiet neuen hinzu, so erhält man ungefähr 220 Arten und 3 gute Varietäten, die sich auf etwa 98 Gattungen vertheilen.) Die Zusammensetzung der nord- afrikanischen Fauna ist eine ganz eigenartige, sie zeigt eine ganze Anzahl Beziehungen zu der der übrigen mediterranen Küstengebiete, daneben aber auch reichliche Hinweise auf einen Zusammenhang mit der Thierwelt der äthiopischen Region. Am besten kommt dies auf einer in systematischer Reihenfolge angeordneten Uebersicht der 1) Um feststehende Zahlen kann es sich bei diesen Angaben natür- lich nicht handeln. Einige der im systematischen Theil als unhaltbar er- kannten Arten sind abgerechnet worden, andere werden vielleicht noch folgen müssen, während andrerseits durch neue Funde die Abgänge ersetzt werden. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 1 9 J. VOSSELER, Arten zum Ausdruck !), wobei zu berücksichtigen ist, dass keineswegs alle zum Vergleich herangezogenen Gebiete in gleicher Weise voll- kommen erforscht sind wie speciell Algerien und Tunesien und dass ein Theil der zu beobachtenden Unterschiede auf diesen Umstand zurückzuführen ist. Bedauerlich sind ferner die Lücken, die noch über Marocco und den ganzen zwischen Aegypten und Süd-Tunesien liegenden Strecken der lybischen Wüste bestehen. Diese beiden für den Vergleich und die Frage des Ursprungs und die Art der Aus- breitung der Arten so wichtigen Gebiete sind so wenig bekannt, dass die spärlichen Angaben über ihren Orthopterenbestand keinerlei Ver- wendung für eine Gegenüberstellung erlauben. Auch über die ost- mediterranen Küstenländer bestehen offenbar nur unvollständige An- gaben. Das Wenige aus diesen Ländern annähernd sicher Bekannte, lässt immerhin einige allgemeine Schlüsse zu, an denen wohl auch spätere Untersuchungen wenig ändern werden.?) 1) Die von BOLIVAR in seinem neuen Catalog eingeführten Ver- änderungen in der systematischen Anordnung und Benennung konnten hierbei so wenig als in dem systematischen Theil berücksichtigt werden. 2) Die Angaben über die Verbreitung der einzelnen Arten in der folgenden Liste sind für Spanien dem Catalog BoLIVvARS (B.), für Sieilien der Arbeit von Krauss (K.), für Italien dem Prodromus von BRUNNER (B.) entnommen, der auch in der Hauptsache zur Mittheilung weiterer Fundorte herangezogen wurde. Die Angaben in den Reihen für Algerien und Tunesien entstammen, ohne Rücksicht auf den Gewährsmann, der FınorT’schen Arbeit (F.) oder beruhen auf den Ergebnissen meiner eignen (V.) oder endlich ab und zu auf den von Krauss (K.) gemachten Auf- sammlungen. Die mitteleuropäischen Arten sind nach TümreL (T.) zu- sammengestellt. Es fehlen in dem Verzeichniss die in der während der Correetur erschienenen Arbeit von Krauss („Beitrag zur Kenntniss der Orthopterenfauna der Sahara“, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1902, p. 231ff.) erwähnten oder beschriebenen Arten: Forf. lucasi H. DOHRN, Platypterna graecilis Krss., Pl. filicornis Krss., Gryllus palmetorum Kess. und (Gryllotalpa africana PALIS. Neue oder zum ersten mal im Gebiet gefundene Arten sind mit * bezeichnet. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. "09901CN uoruppaeg uoruipaug "BIIOU9N "Zunugopusgnd op deyedomg-pns edomy TormSspayg "doagqns-"doag ‘ıfodouso,) "UOLIAS u9JdAII Y "Todıyday AoyosıyaaLıK) ‘(u94s9a AM WI you) ‚IOLO]Y "ENLIFY- pIoN "eyLı -auly ualsy- -UTOTM "Pue[uUaUDALLY TOYımL ‘uorgepe) * uoryewpecl "UHTUIPIES “worsıon ‘uoruedg ‘yOTsayueaT-pug *(UOISI A) AOLS[y anu Teöu}1og ‘uoruedg eırope "BYLIOWEPION UOISY-UIOIy edoamg ‚op "CYLIIWEPION “UOISY-UToIy edoanmg ‚uedef ‘away “Laomjagı N ‘YoToL 'eyugy eyrLourepng "ByLıpy edormsp-[og3yIn "YDIO-IYUEIAT-PHS "uoIsy 'eyLıy "edomm -JUELg-PuS HIIOPUNT 919 MA -u9aIsoung,, pum HH \L edomy "PH | | | ıq a AS SE Al SI ‘q "H "I "Ha “a eu ‘a Hu u il ‘I ET NT! 4 "I AH ENT al SH ‘Hu HM a "H “a tl ‘a AM u al EN ‘a 4 ‘I AN AN, ol 1 ‘a "H "A AN AN SE 4 tal "Hu 4 al NAH il ‘I Hu zul “Hl ‘Ha a a A ce A el 22 en E EEE 8 & le a is B B E' 8 | | | | | | ( Ausg] Dop.ıns) "Tog ommundım] < "TZ (Auag) Pyogpauı % "02 = (ar) syjosygoaun Drgapydy "BL (vISON) sauaarnypıa > "ST (av) Dpraan Dıgopog "LT (TI) punonuoum vyounydıtoT "9T (I) sıppyuor.ıo (DyounDjdi4oF) nbhdoyfgg °CI I Dumanı[D 'PI "nung mınsın — (£) "ug ppiay S: "BET ag Do11oßyD a "SI CT) vonıydhbon vnunboaaf] "cT DOPONDIET "II "INgH suadsognd E: SET "NIT DDumad = "HEIv A sapjooına "I muDpmmıınD wnolıod 8 CT) von DIT 'L (DAT) Dorupp.umpu ‘9 "TTANOT Duni = ) (var) sadıynıunım z Fr (INTH) 978500 sıagpyoswup 'g (nsag) 2.mo/np 3 %Z (Tavg) pamdaı DanpıwT "I DOPpomayfaod "I uoyıy Dan UoA Sanbnas I9p nranoh, an 1% VOSSELER. 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Ark | Gate, | Art, Gatt. Art. Forficulodea 4 11 4 8 a. al ug Blattodea I 13 7 11 6 8 Mantodea I 210 15 11 11 9 9 Phasmodea N 2 AS 2 3 a 2 Acridiodea 39 9 34 67 33 57 Locustodea 17 40 11 16 nl 14 Gryliodea 13 27 10 19 OT BR 516 za 91 199 TIER 7135 73 114 Wie man sieht, ist die Verminderung der tunesischen Arten den algerischen gegenüber nicht etwa auf einzelne Familien beschränkt, sondern geht durch die ganze Ordnung hindurch; sie macht sich am meisten geltend bei den Acridiodea, Locustodea und Gryllodea, d.h. bei den artenreichsten Familien. Mag auch ein Theil dieses Unter- schiedes auf die noch keineswegs abgeschlossene Erforschung von Inner- und Süd-Tunesien zu setzen sein, ganz erklärt kann er damit nicht werden. Vergleichen wir nun die algerisch-tunesische Fauna mit der- jenigen der am nächsten damit verwandten Gebiete einerseits und Mittel-Europa andrerseits in der Weise, dass nur die in Nord-Afrika nachgewiesenen Formen im Auge behalten und zugleich deren Ver- hältniss zur Gesammtsumme der in den betreffenden Ländern vor- kommenden Arten angedeutet wird. Des leichtern Ueberblickes wegen und um gleichzeitig auch die Verhältnisszahlen der den Familien zu- kommenden Genera und Species angeben zu können, sei wiederum die tabellarische Anordnung gewählt (cf. folgende Seite). Aus dieser Uebersicht ist zu entnehmen, wie eng sich vor allen Dingen die sieilianische Fauna an die nord-afrikanische anschliesst; weitaus der grösste T'heil der Arten (88 von 111) kommen in beiden Gebieten vor. Trotz des numerischen Uebergewichts steht Spanien doch hinter Sicilien procentual zurück es hat nur etwas mehr als 12 J. VOSSELER, 2 2 £ I a Spanien hat Sieilien hat Algerien- | gemeinsam gemeinsam Tunesien mit ‚ überhaupt mit ‚ überhaupt Nord-Afrika | Nord-Afrika Gatt.| Art. | Gatt.| Art. | Gatt. | Art. | Gatt.| Art. 'Gatt.| Art. Korficulodea | A | 11 |. 4) een | Te ae Blattodea z|ı| 5 9 | 1a 8 08], Mi Mantodea 2.1.17. 7 ae 8” | 1.120 | 7 Bo Phasmodea Dunn ıl a je 4 jl | 2 2 Acridiodea 420299 21 | 42 40 103 23 | 3 | 2 39 Locustodea I EA? 11 15 28 99 10 | 16 17 31 Gryllodea 14 32 11 20 18 | .88 8 18% || & 14 | 98 | 223] 66 | 94 ] 105 |, 283 | 51 | 88 | 62117 Italien !) hat Mittel-Europa hat gemeinsam gemeinsam mit überhaupt mit überhaupt Nord-Afrika Nord-Afrika I 6att. | Art. Gatt. | Art. | Gatt. |) Art 1Gatt Are Forficulodea 4 a TS I Vie: 4 4 4 8 Blattodea 2 7, 6 13 b) 6 5 12 Mantodea 4 DR 4 5 2 2 2 2 Phasmodea la 2 1 2 il 1l | 1 2 Acridiodea 17 22a Ra N) 14 19 | 22 63 Locustodea 4 Ze Hai 45 ü 10 | 35 | 6 Gryliodea 9 1a 16 8 11 | sl 2 Sa 26 66 69 134 | 4 17535 7 82 ie die Hälfte seiner Gattungen und nur etwa '/, seiner Arten mit Nord- Afrika gemeinsam. Aus leicht begreiflichen Gründen verringert sich die Zahl der Gattungen in Italien und Mittel-Europa nicht in gleichem Maasse wie die der Arten, und so weist letzteres immerhin noch’ einen ziemlichen Bestand davon an algerisch-tunesischen auf. Am geringsten sind für die zur Vergleichung herangezogenen (rebiete die Schwankungen der für die Forficulodea, Blattodea und Mantodea gefundenen Zahlen, etwas stärker fallen sie bei den (rryllodea und Phasmodea aus; von den in Algerien-Tunesien beob- achteten Zocustodea kommt in Italien nur der sechste, in Mittel- Europa noch nicht der vierte Theil mehr vor. Von 99 spanischen Locustodea hat Nord-Afrika 42, von 63 mittel-europäischen nur 10, 1) Die sieilianischen Arten sind hier nicht mitgezählt, wohl aber die von Sardinien. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 13 von 31 sicilianischen aber 16. Auf 99 nord-afrikanische Acridiodea ‚kommen in Spanien (bei einer Gesammtsumme von 103) 42, in Sicilien (von 39) 33, in Mittel-Europa (von 63) 19. Aus diesen Angaben er- kennt man, dass es in erster Linie die weit verbreiteten Geschlechter der niedern Orthopteren bezw. Dermapteren sind, welche wegen ihrer allgemeinen Verbreitung einen Theil der faunistischen Unterschiede ausgleichen, dass dagegen unter den Locustodeen und Acridiern viele Arten eine mehr locale Begrenzung zeigen. Besonders auffallend ist das in der ersten Tabelle so klar zum Ausdruck kommende Ver- halten der Pamphagiden und Ephippigeriden, die, obwohl in Spanien und Nord-Afrika sehr artenreich, doch in beiden Ländern nur durch wenige gemeinsame Species vertreten, schon in Sicilien nur noch ganz vereinzelt vorkommen. Auch die Gattung Sphingonotus weist eine nach Süden zunehmende Entwicklung auf, wie unter den Gryllodea die Gattung Platyblemmus. Eremiaphila kommt in Europa nicht vor. Ein besonders werthvolles Mittel zur Erkennung des specifischen Charakters einer Fauna bilden die ihr ausschliesslich eigenthümlichen Arten. Lässt sich auch wohl annehmen, dass mit der Zeit durch weitere zoogeographische Beiträge noch einige der bis jetzt zwischen Tunesien und Algerien bezüglich der autochthonen Orthopteren be- stehenden Unterschiede sich verwischen werden, so wird doch, nach der Verschiedenheit des Landes zu schliessen, für das eine wie das andere Gebiet eine keineswegs geringe Anzahl localer Arten übrig bleiben. Aus dem systematischen Abschnitt und aus der allgemeinen Verbreitungstabelle kann man entnehmen, dass hauptsächlich der Westen und weiterhin der Rand der Wüste der Entdeckung neuer oder seltener Arten günstig, aus beiden Richtungen also noch Zu- wachs zu erwarten ist, vor Allem für die Acridiodea, da wie schon erwähnt die Zocustodea von der Küste nach dem Innern und von Westen nach Osten abnehmen. Wie sehr gerade die beiden letzt genannten Familien vor Allem die Acridier sich an der Zahl der indigenen Arten betheiligen, lässt sich aus nachstehender Tabelle (cf. S. 14) entnehmen. Von 233 Arten und Varietäten sind somit nicht weniger als 76, d. h. etwas über !/, ausschliesslich auf Algerien-Tunesien beschränkt, von 98 Gattungen etliche 8 (Eremogryllus, Notopleura, @Qwirogesia, Thalpomena, Egnatioides, Finotia, Drymadusa, Lissoblemmus). Eine grössere Anzahl Gattungen gehört nur den Steppen und Wüsten der tropischen oder subtropischen Zonen an und sendet seine letzten Vorposten noch an die südlichen Mittelmeergestade aus (Eremia- 14 J. VOSSELER. Es kommen vor: | | | nur in Algerien nur in Algerien | nur in Tunesien | 3 | | | und Tunesien Gatt. | ‚Art. Gatt. Art. | Gatt. | Art. Forfieulodea il 2 = _ | a Blattodea 2 2 — — Sn Mantodea 2 4 _ — | 2:00 2 Phasmodea 2 2 1 J —_ — Acridiodea 10 14 7 7 15 14 (1 Var.) | (1 Var.) (1 Var.) Locustodea | 5 losen il ıl | 5 5) Gryllodea 3 le eh 2 2 | 25 4 9 game EaH 23 (1 Var.) (1 Var.) | (di Var.) phila, Discothera, Heterochaeta, Oxythespis, Idolomorpha, Leptynia, Lep- iopternis, Helioseirtus, Eremobia, Eremocharis, Amphiestris, Brachy- trupes); auch die nur wenig nach Norden vordringenden Pamphagiden und Ephippigeriden können noch hierher gezählt werden. Einige nord-afrikanische Gattungen bezw. Arten sind nur in Spanien wieder anzutreffen (Discothera, Leptymia, Quirogesta, Amphiestris, Pycnogaster). Ein nicht unbeträchtlicher Theil der algerisch-tunesischen Arten muss als der äthiopischen Region entstammend angesehen werden; besonders auffallend sind darunter einige zuerst vom Senegal be- kannt gewordene!) (Ozxythespis senegalensis, Pyrgomorpha cognata, Brachytrupes, Oedaleus senegalensis), während viele der andern in Ost- und Süd-Afrika zu Hause sind. Im Uebrigen liefern alle Welt- theile Vertreter, selbst bis zu den Molukken, nach Neuseeland und Australien reicht die Verbreitung einzelner der in Nord-Afrika vor- kommenden Species. Die meisten dieser weitverbreiteten Arten sind als Kosmopoliten bekannt, d. h. innerhalb der ihnen von Natur vorgeschriebenen Zonen. Sieht man auch von diesen ab, so bleiben doch die nahen Beziehungen der nord-afrikanischen Fauna zu den übrigen hauptsächlich des westlichen Mittelmeerbeckens unverkennbar; ein 1) Zur Miocänzeit wurde das Mittelmeer von einer grössern Anzahl jetzt nur an der senegambischen Küste und an den Capverdischen Inseln vorkommender Meeresconchylien belebt. *) Diese zoologische Parallele ist zu merkwürdig, um unerwähnt zu bleiben. *) NEUMAYR, M., Erdgeschichte, V. 2, p. 502. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 15 grosser Theil der Arten aber reicht im Gegensatz dazu nach Osten, ıst vor Allem aus Aegypten, Syrien, Palästina, Kleinasien bekannt, einzelnen begegnen wir an der Sarepta oder in den Kirgisensteppen, wieder, wie z. B. Sphingonotus octofasciatus, Seintharista wagneri und Egnatius, von welcher Gattung ein Vertreter dem süd-russischen Steppengebiet, der andere dem Süden Orans angehört. Aus den Tabellen ersieht man eine Zunahme des Artenreichthums von Osten nach Westen. Diese gewiss bemerkenswerthe Erscheinung kehrt im Süden der europäischen Mittelmeerländer wieder, und es ist kaum ein Zufall, dass Spanien einmal einen so auffallend grossen Bestand an Arten sowohl im Allgemeinen als speciell mit Nord- Afrika gemeinsamen aufzuweisen hat. Dies widerspricht zunächst dem von MarsHauı betonten Satz, dass gegen Osten, dem ange- nommenen asiatischen Entstehungscentrum der Arten, zu, deren Zahl grösser sei als im Westen.) Nach seiner Ansicht entstand die ganze paläarktische Fauna mit Einschluss der des mediterran-afri- kanischen Küstenstrichs durch eine langsame, aber constante west- wärts gerichtete Wanderung central-asiatischer Formen. So diametral in unserm Falle die Voraussetzungen den festge- legten Thatsachen gegenüberstehen, so lässt sich doch eine ver- mittelnde Erklärung geben. Hält man sich an den gegenwärtigen Zustand der Dinge, so lässt sich ein Einfluss von Osten her leicht nachweisen. Derselbe erstreckt sich in erster Linie auf Formen, welche als Bewohner heisser trockener Gegenden mit mangelhafter Vegetation anzusehen sind (Steppen-Wüstenformen). Für sie ist der oben angedeutete Weg von Kleinasien her noch heute offen und führt von Aegyten durch die bis ans Meer reichende Libysche Wüste in den Süden der westlichen Theile Nord-Afrikas. Für die Wande- rungen der Küstenformen aber bildet heut zu Tage die Libysche Wüste ein unübersteigliches Hindernis, Sind sie den Südgestaden des Mittelmeeres entlang eingewandert, so muss dies zu einer Zeit ge- schehen sein, wo die Verhältnisse anders lagen als jetzt, wo viel- leicht der südliche Küstensaum gleich dem nördlichen ein feuchteres Klima, eine reichere Vegetation besass, vielleicht der östliche Theil des Mittelmeeres sich noch gar nicht bis zu seinen gegenwärtigen 1) MARSHALL, W., Die Thierwelt Chinas, in: Zeitschr. Naturw., V. 73, 1890. — Ders., Ein Blick auf die Thierwelt der Alpen. Vortrag gehalten 15. Jan. 1900 in der Section Leipzig des D. Oe. Alpen- vereins, p. 6. 16 J. VOSSELER, Grenzen ausdehnte.e Aus der Verbreitung der ÖOrthopteren zu schliessen, muss zwischen Aegypten und Süd-Tunesien für die Küstenformen eine Unterbrechung der Wanderung eingetreten sein, also gerade im Gebiet der Libyschen Küste; die meisten fehlen öst- lich von der grossen Syrte, nehmen dagegen westwärts an Gattungen und Individuen unverkennbar zu. Die Ursachen dieser Unter- brechung sind in klimatischen Veränderungen oder von Meeres-' einbrüchen begleiteten Küstensenkungen, jedenfalls in geologischen Vorgängen, zu suchen. Nun schliesst NrumAyR (Erdgeschichte V. 2) aus den zahlreichen Trockenthälern der Sahara und andern Anzeichen, dass während der Diluvialzeit das Klima der Wüste mehr mit dem der feuchtern Mittelmeergegenden übereingestimmt haben müsse. Zur Zeit des obern Pliocän gehörte das südliche Spanien, Malta und Sicilien noch zu Afrika; die Verbindung zwischen westlichem und östlichem Mittelmeer fand nördlich von Sicilien statt; ın der syrischen und ägyptischen Region ist das Meer noch nicht bis an seine heutige Grenze vorgedrungen. Nach diesen Angaben kann man sich leicht vorstellen, dass in frühern Erdepochen in der That alle Bedingungen für einen gleichmässigen Zug der Arten von Osten her der ganzen nord-afrikanischen Küste entlang vorhanden waren, dass dann später im Gebiet der Libyschen Wüste das Meer an Stelle eines vegetationsreichen Küstenstriches trat, oder das Klima sich dergestalt veränderte, dass eine zunehmende Trockenheit die Ent- stehung der Wüste verursachte Dies hatte weiterhin zur Folge, dass die Wanderungen der Orthopteren, wenigstens der auf relativ reichliche Vegetation angewiesenen Küstenformen, unterbrochen wurde, gewissermaassen auf einem todten Punkt anlangte. Die- jenigen Arten aber, welche zu jener Zeit sich schon diesseits der Schranken befanden, behielten die ursprüngliche Zugriehtung_ bei. So musste es kommen, dass der Osten wegen Mangels an Nachschub verarmte, im Westen aber eine Anhäufung von Arten und Gattungen eintrat, deren weitern Wanderungen der Atlantische Ocean ein Ziel setzte. Auch die Einwanderung von Wüstenformen ging nicht jeder Zeit ungehindert vor sich, da die Landenge von Suez lange vom Meer durchbrochen war. Durch die geologischen Vorgänge lernen wir auch verstehen, wie es kommen konnte, dass die spanische und sicilianische Fauna so nahe mit der algerisch-tunesischen verwandt ist. ‘Noch im Di- luvium war Sicilien durch eine tectonische Kluft von Italien ge- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 1% trennt, die sich im Lauf der Zeit durch vulcanische Aufschüttungen und Küstenerhebungen bis auf einen minimalen Rest verringerte, der katım begreifen lässt, warum sich der faunistische Austausch zwischen beiden Ländern nicht längst vollkommen vollzogen hat, um so mehr als Sicilien sich inzwischen durch einen etwa 150 km breiten Meeresarm von Afrika getrennt und damit dem fernern Ein- fluss der afrikanischen Thierwelt entzogen hatte. Wie Sieilien, so war auch Süd-Spanien ehedem durch eine Länderbrücke mit dem schwarzen Continent verbunden, auf der sich seine Besiedelung mit südlichen Formen vollzog; auch die Küstenbewohner, sofern sie über Aegypten u. S. w. eingewandert waren, konnten etwa in der Gegend von Gibraltar Süd-Spanien betreten. Beinahe gleichzeitig müssen aber auch die auf dem nördlichen Mittelmeerufer ziehenden Or- thopteren in Spanien das Ende ihrer Wanderung erreicht und zu der dort zu beobachtenden Anhäufung von Arten beigetragen haben. Es ist nicht anzunehmen, dass alle jetzt als solche unter- schiedenen Species eingewandert sind. Ein grosser Theil derselben entstand sicher erst in Folge localer Anpassung. Darauf weist einmal die grosse Anzahl auf ganz bestimmte äussere Verhältnisse, gewissermaassen auf die Umgebung abge- stimmter oder nur erst auf eng begrenzte Bezirke beschränkter Arten hin. Viele Formen sind offenbar erst in der Ausgestaltung zu Arten begriffen, man kann sie ebenso gut als solche wie als Varietäten bezeichnen. Als eine Folge dieser Anpassung sehe ich auch die auffallend vielen Acridier (Ocnerodes, Pamphagus, Eunapius u. a.) und Locu- stiden (Odontura, Ephippigera u. a.) mit verkümmerten oder rudi- mentären Flugorganen an. Spielt der Wind die früher geschilderte Rolle und war eine Art an eine bestimmte Localität angepasst, so musste eine Verschleppung derselben durch Luftströmungen in fremde Gebiete eine Gefahr für sie bilden, welcher durch den Ver- lust des Flugvermögens vorgebeugt wird. Der Grad der Anpassungs- fähigkeit ist nicht in allen Gruppen bezw. Gattungen gleich gross und steht meist in umgekehrtem Verhältniss zur Beweglichkeit der Thiere. Manche Gattungen, besonders unter den Pamphagiden und Ephippigeriden, scheinen aus besonders leicht umbildungsfähigen Formen zu bestehen, die sich den Einwirkungen der Umwelt gegen- über wie knetbares Wachs verhalten und eben dadurch, dass sie sich in jeder fremden Umgebung zu einer Art oder Localvarietät umbilden, vor dem Untergang bewahrt bleiben. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 2 18 J. VOSSELER, Ein Theil dieser local entstandenen Arten hat sich wohl auch auf Süd-Spanien und Sicilien ausgebreitet, während wohl nur wenige der aus diesen Ländern hervorgegangenen in das jetzige‘ Nord- Afrika herüber wanderten. Aus den bis jetzt über die geographische Verbreitung der algerisch-tunesischen Orthopteren vorliegenden Ergebnissen lässt sich also wohl ein Ueberblick über den Ursprung der meisten Arten, über den Modus der Besiedelung des Landes und über die Richtung der Einwanderung ableiten. In der Art der gegenwärtigen Ver- breitung dieser Ordnung spiegeln sich die wichtigsten vorgeschicht- lichen geologischen Vorgänge, von denen das Mittelmeerbecken be- troffen wurde, wieder, vielleicht besser als bei irgend einer andern Gruppe von Insecten.!) Es wäre endlich noch die wichtige Frage zu erörtern, ob inner- halb des Gebietes eine vielleicht durch dessen geologischen Aufbau oder durch physikalische Verhältnisse bedingte bezw. damit überein- stimmende faunistische Gliederung herrsche. Es ist dies ein be- sonders schwieriger Gegenstand, dessen Behandlung eine ausgiebige Durchforschung der zu unterscheidenden Regionen und, wegen der Feststellung etwa nachzuweisender Grenzen, zugleich genaueste Fundortsangaben voraussetzt. An beidem aber fehlt es noch sehr, besonders in Tunesien. Trotz des ungenügenden Materials kann die Frage schon jetzt bejaht werden. In einer frühern Arbeit?) unter- schied ich in Oran eine Küsten- und eine Wüsten- bezw. Steppen- fauna und zog: die Grenze zwischen beiden bei Ain-Hadjar, also etwa am Südabfall des kleinen Atlas oder am Anfang der Steppenregion. Mit ziemlicher Bestimmtheit darf angenommen werden, dass Tell und kleiner Atlas einer-, Steppe und Wüste einschliesslich des grossen Atlas andrerseits eigene, wenn auch nicht vollkommen scharf gegen einander abgegrenzte Faunen besitzen, innerhalb welcher je nach der Zahl und Zusammensetzung des Artbestandes Unterabtheilungen ge; macht werden können. Zunächst mag es befremden, dass dem grossen Atlas keine eigene Fauna zugeschrieben wird, um so mehr als oben gesagt wurde, dass der Wüstenwind die fliegenden Arten an seiner Südseite ablade. Wie jede Karte zeigt, bildet aber das Gebirge kein 1) In merkwürdiger Uebereinstimmung mit den Orthopteren nimmt auch die Zahl der Gattungen und Arten der Pflanzen von Tunesien nach West-Algerien zu. 2) KrAUSS u. VOSSELER, p. 920. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 19 geschlossenes Massiv, es besteht vielmehr aus zahlreichen meist isolirt auf dem Hochplateau der Wüste und Steppen aufgesetzten felsigen Hügeln und Bergen, seltener Bergzügen, die vorwiegend von Süd- westen nach Nordosten gerichtet sind. Die Bodenbeschaffenheit und Vegetation der zwischen ihnen liegenden oft ausgedehnten Flächen stimmt mit den angrenzenden Regionen überein, bietet somit kein eigentliches Himderniss für die Ausbreitung der Arten, keinen Anlass zur Ausgestaltung besonderer Formenkreise Wichtig für die Er- kennung der faunistischen Unterabtheilungen scheint das Studium der bis jetzt erst sehr oberflächlich behandelten Varietäten zu sein. Wie später noch gezeigt werden wird, verändern sich manche der der Küste und Wüste gemeinsamen Arten gegen Süden, sei es in der Färbung einzelner Körpertheile, sei es in der Structur der Haut oder in der Grösse. Oft reichen die aberranten Merkmale kaum für die Aufstellung einer eigentlichen Varietät aus, stets aber sind sie so charakteristisch, dass sie, wie die Leitfossilien zur Bestimmung der Sedimentärgesteine, zur Feststellung der Heimat ihres Trägers dienen können. Auch innerhalb der Wüste, die ja als das Urbild der Eintöniekeit und Einförmigkeit angesehen zu werden pflegt, ver- mögen sich offenbar noch locale Formen auszubilden. Einen weitern, für die geographische Abgrenzung wichtigen Punkt fand ich bei Djelfa, das geradezu ein Dorado für Heuschrecken zu sein scheint. Dort mischen sich in klarster Weise Formen vom Süden her mit denen des Küstenstrichs. Von den 21 daselbst ge- fundenen Arten sind 8 nur aus dem Süden bekannt. Auch in der vielgestaltigen Umgebung von Bou Saäda mit seiner im Juli ganz auffallend armen Insectenfauna ist noch eine solche Vermischung zu erkennen. Die hier angedeuteten Grenzen liegen allerdings nicht nur südlicher als die aus Oran vermuthungsweise angegebene, sondern auch jenseits der Steppenregion, statt auf der Südseite des kleinen ungefähr am Nordrand des grossen Atlas. Es ist aber zu bedenken, dass einmal zwischen Mecheria und Ain Hadjar das mitten in einem Chott gelegene El-Khreider die einzige einigermaassen untersuchte Localität bildet, diese aber trotz der relativen Armuth an Orthopteren immerhin noch die Einwirkung der Wüstenfauna zeigt, bei Djelfa und Bou Saäda aber sich leicht noch Küstenformen einstellen konnten, weil nördlich davon die Steppe bei weitem nicht die Ausdehnung wie in Oran erlangt, ausserdem durch zahlreiche fast bis an den kleinen Atlas heran reichende Bergzüge unterbrochen ist. Man kann deshalb verstehen, dass die 2% 20 J. VOSSELER, faunistische Grenze nicht gerade einheitlich mit der physikalischen zusammenzufallen braucht. Eine grössere Regelmässickeit käme zweifellos der Linie Mecheria, Geryville, Djelfa und Bou Saäda zu, weil sie so ziemlich auf dem Grenzgebiet zwischen Steppe und grossem Atlas verlaufen würde. Sie ist vielleicht vorzuziehen; die Ueberein- stimmung der genannten Orte ist jedenfalls in orthopterologischer Hinsicht sehr gross; nur müssten dann die Wüstenüberreste bei Khreider als versprengt angesehen werden. In Algerien folgt die angegebene Grenzlinie also ziemlich genau dem Nordrand des grossen Atlas. Ich bin aber überzeugt, dass dort sowohl wie in Marocco die Ausdehnung echter Wüstenformen viel weiter nordwärts bis an den Südabhang des kleinen Atlas verfolgt werden kann, weil. wie noch dargelegt wird, kaum ein durchgreifen- der Unterschied zwischen dem Hochplateau der Steppen und Dünen und der Wüste zu machen ist und weil der südliche Gebirgszug ja kein Hinderniss für das Vordringen der hier auftretenden Arten bildet. Wie sich die Sache da verhält, wo die beiden Gebirgsketten vereinigt sind, also im Osten der Provinz Constantine, ist noch nicht genügend festgestellt. Biskra aber stimmt faunistisch mit Laghouat überein, und schon Lucas bemerkte, dass im Gegensatz zu der der europäischen Mittelmeerküste entsprechenden Zone des Tell bei Biskra unter den Melanosomen schon ganz der nubische Charakter vorherrsche und diese Analogie lässt ihn vermuthen, dass dort eine echt afrikanische Fauna nicht nur unter den übrigen Coleopteren, sondern unter den Insecten überhaupt beginne. In Tunesien endlich, dessen Süden durch keinerlei bedeutende Gebirgszüge gegen die Wüste abgegrenzt ist, dessen Norden an Stelle eines ausgesprochenen Steppen- und Dünenplateaus ein reich ge- sliedertes Gebirgsland einnimmt, reichen die Wüstenformen noch bis nach Sousse, annähernd bis an den 35° n. Br. (vielleicht noch darüber hinaus) und zwar in einer Vollständigkeit, wie wir sie nur auf der Nord-Atlasgrenze antrafen. Diese scheint etwa von Toouzer-Gafsa an sich plötzlich sehr schnell über Kairouan nach dem Norden des Golfs von Hammamet zu ziehen; westlich von dieser Linie liegt der Rand des Gebirges, östlich davon aber ein, man kann wohl sagen, regel- rechtes Wüstengebiet — riesige Sandflächen mit unbedeutenden Er- hebungen, in welches äthiopische Formen, ohne .ein ernstliches Hinderniss anzutreffen, leicht eindringen konnten und dessen Ost- küste entlang sie sich ausbreiteten. Die Zahl der je für Algerien und Tunesien angegebenen Arten Örthopteren Alseriens und Tunesiens. 21 könnte endlich eine zoogeographische Grenze zwischen Osten und Westen vermuthen lassen. Bis jetzt fehlt aber jeder Anhaltspunkt dafür. Am ehesten liesse sich eine solche etwa auf der Linie Böne- Ain Beida-Tebessa erwarten, d. h. da, wo die beiden Atlasketten sich vereinigen und das zwischenliesende Plateau der Steppen und Dünen somit verschwinden muss. Fassen wir das Ergebniss der Betrachtungen über die geogra- phischen Grenzen der horizontalen Vertheilung der Orthopteren zu- sammen, so lässt sich wohl behaupten, dass südlich vom kleinen Atlas eine eigene Thierzone beginne, eine eigentliche Wüstenfauna, wenigstens in Bezug auf die Orthopteren. Ist dies nun der Beginn der äthiopischen oder ein äusserster Vorstoss der paläarktischen Region? Nach seinen Erfahrungen an der Avifauna Tunesiens neigt ERLANGER !) zu letzterer Ansicht. Er sagt: „wir dürfen also mit Recht die Gebiete südlich des Atlas von denen nördlich des Gebirgs als nicht mehr zur Mittelmeerregion gehörig trennen. Dieselben bilden eine Avifauna für sich, welche wir als paläarktische Wüstensubregion am treffendsten kennzeichnen“ (p. 382). Weiterhin bezeichnet ERLANGER eben diese Wüstensubregion und nicht die Mittelmeersubregion als den südlichsten Theil der paläark- tischen Region. Mit seiner Unterscheidung der Küsten- und Wüsten- region hat er entschieden Recht, dabei muss aber im Auge behalten werden, dass ERLANGER die Gebiete südlich des „grossen“ Atlas, also unbestrittene Wüste, noch paläarktisch sein lässt und das Steppengebiet, weil in Tunis fehlend, nicht in Betracht zieht. Ob man aber die südlich der von mir angenommenen Grenze vorhandene Fauna noch der paläarktischen Region zutheilen darf, scheint mir mehr als fraglich. Der ganze Charakter des Landes mit seinen Sandwüsten, Steppen und Chotts, seiner Höhenlage, seine Vegetations- und klimatischen Verhältnisse stimmen in der Steppe so vollkommen mit der Wüste überein, dass ein durchgehender sachlicher Unter- schied nicht zu machen ist und in der That auch von den Einge- borenen (Beduinen) nicht gemacht wird. Im sogenannten Steppen- gebiet lebten noch in historischer Zeit Strauss und Löwe; von diesem wurden sogar noch bei Saida, im Thale des gleichnamigen Flüsschens, recente Knochen zusammen mit menschlichen Artefacten aus Höhlen ausgegraben, jener soll erst lange nach der französischen 1) v. ERLANGER, O., Beiträge zur Avifauna Tunesiens, in: Journ. Ornithol., Jg. 46 (5), V. 5, 1898, p. 381-382. 29 J. VOSSELER, Occupation ausgerottet worden sein.) Zahlreiche andere Wirbel- thiere, vor allem Reptilien und Säuger, bestätigen, was schon von den Orthopteren abgeleitet werden konnte, dass nämlich die in Frage stehende Fauna, wenn auch, wie überall in Grenzgebieten, noch mit andern Formen untermischt, doch ein ganz eigenartiges Gepräge besitzt, welches sie in die äthiopische Region verweist. Nicht als eine letzte, südlichste Modification der paläarktischen, sondern als den Anfang der äthiopischen Fauna möchte ich somit die südlich des kleinen Atlas vorkommenden Wüstenthiere aufgefasst wissen, die früher zwischen beiden Gebieten an dem Südabhange des grossen Atlas angenommene Grenze also etwas weiter nach Norden verlegen. Ueber die Art der verticalen Verbreitung lässt sich nach den dürftigen zuverlässigen Angaben kein allgemeines Bild ent- werfen. An hohen Bergen fehlt es nicht; in allen gebirgigen Theilen des Landes giebt es Gipfel mit 1800 bis über 2000 m absoluter Meereshöhe. Die relativen Höhen aber sind trotzdem nicht sehr gross, wenigstens südlich des Tell und im Innern, weil, die durch- schnittliche Erhebung des Gebiets (Steppe und Wüste) allein schon zwischen 800—1000 m beträgt. Entsprechend ihrer äusserst spär- lichen Vegetation sind die von mir untersuchten Gebirge bei Mecheria, Ain Sefra, Lashouat, Djelfa, Bou-Saäda, Aumale, Bouira, mit einer nur dürftigen Orthopterenfauna besetzt, der nach den bis jetzt ge- machten Erfahrungen kaum ein specifischer Charakter zuerkannt werden kann. Aber auch da, wo eine verhältnissmässig üppige Vegetation reiche Ausbeute verheisst, wie in den Korkwaldungen bei Dra-el-Mizane, in den Seefichtenbeständen um Aumale oder auf den dicht mit fast meterhohem Buschwerk und einer darunter liegenden starken Moos- und Lichenendecke ausgezeichneten Hügel- ketten bei Bouira, erlebt man die doppelte Enttäuschung, dass ent- weder fast gar keine Orthopteren angetroffen werden oder nur Arten, die bequemer und reichlicher in den unter Cultur stehenden Thälern und Ebenen zu erhalten sind. Ueber die Verhältnisse in den tunesischen Gebirgen liegen mir keine eignen Erfahrungen vor. V. Zeichnung und Anpassungserscheinungen bei Acridiern. Des öftern wurde im systematischen Theil auf die frappanten Anpassungserscheinungen hingewiesen, durch welche einige wüsten- bewohnende Gattungen, besonders Sphingonotus, Pamphagus, Eremobia 1) Der letzte Strauss wurde bei Mecheria angeblich 1883 erlegt. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 23 und Eremiaphila nebst Verwandten ausgezeichnet sind und gleich- zeitig auf die Bedeutung der Zeichnung der Flügel aufmerksam ge- macht. Zu diesen in den Lagern der Descendenztheoretiker so viel umstrittenen Capiteln vermag ich auf Grund eigener Beobachtungen in der freien Natur einige Beiträge zu liefern, welche, obwohl keines- wegs erschöpfend, sich in erster Linie mit der Anpassung an Farbe und Form der Umgebung und den verschiedenen Componenten der- selben beschäftigen und sich weiterhin auf ihre Entstehung und Wirkung erstrecken. Im engsten Zusammenhang mit der Schutzanpassung der Ortho- pteren steht die Zeichnung. Da nur erst wenig darüber bekannt ist, mögen einige entsprechende Bemerkungen vorausgeschickt werden. Im Hinblick auf das hohe phylogenetische Alter der Orthopteren und ihre tiefe Stellung im System, müsste man besonders unter den niedersten derselben, nach dem biogenetischen Gesetz und der Theorie Eımer’s noch recht ursprüngliche Zeichnungsverhältnisse er- warten dürfen, aus denen sich unter Umständen die höherer Ordnungen ableiten lassen können. Eine Durchsicht der verschiedenen Familien lässt aber diese vorauszusetzende Ursprünglichkeit vollkommen ver- missen, zeigt vielmehr, dass die Zeichnung selbst unter den Forfi- culodea und Blattodea an Einfachheit und Uebersichtlichkeit der Anordnung diejenige höher stehender Ordnungen der Insecten oder Classen keineswegs übertrifft, kaum die Festlegung eines Prototyps zulässt. In Anbetracht der vorwiegenden melanistischen Einfarbig- keit frägt es sich, ob nicht geradezu dieses Stadium das primitivere sei, aus dem erst in relativ seltenen Fällen sich das der Längs- bezw. Querstreifung heraus entwickle. Diesen Umständen ist es wohl zuzuschreiben, warum die Anhänger der Eımzr’schen Theorie sich bis- lang so wenig mit den Orthopteren beschäftigten. In ihrer jüngsten Arbeit hat Gräfin von Linpen!) diese Ordnung in die Untersuchung einbezogen und findet sehr viel Aehnlichkeit zwischen ihr und den Plani- penniern, gesteht aber die Schwierigkeit der Erkennung der Beziehungen zwischen Heuschrecken- und Schmetterlingszeichnung zu. Wie sonst bei den Insecten soll besonders bei den Saltatoria die Abhängigkeit der Zeichnung von der Vertheilung und Anordnung der Queradern auf- fallen. Die Pigmentirung tritt jedoch entweder entlang der Queradern auf oder sie beschränkt sich auf die kleinen davon eingeschlossenen 1) M. Dr. Gräfin von LinpEn, Die Flügelzeichnung der Insecten, in Biol. CGtrbl., V.'21,.No./20, 21 w..23,:1901, p: 757. u. 778: 24 J. VOSSELER, Felderchen, lässt die Queradern farblos oder vertheilt sich endlich entlang den Längsadern, d. h. es kommen alle überhaupt gegebenen Möglichkeiten der Pigmentvertheilung auf einer mit einem dichten Adernetz durchzogenen Fläche vor und zwar neben- und durch ein- ander auf einem Flügel. Irgend eine Regel- oder gar Gesetz- mässigkeit ist nicht zu beobachten. Bezüglich der Färbung und Zeichnung herrscht nicht nur bei den Oedipodiden, die hier in erster Linie ins Auge gefasst werden, sondern mehr oder weniger deutlich durch alle Familien hindurch ein principieller Unterschied zwischen Vorder- und Hinterflügel. Absesehen von den Fällen vollkommener Einfarbigkeit herrschen auf den Elytren grüne Töne, weitaus häufiger aber Abstufungen von gelb bis braun als Grundfarbe vor, auf welcher, oft kaum eine Nuance tiefer, seltener rein schwarz, eine in vielen Gattungen der Acridiodea reichlich gegliederte auf Quer- oder Längsbinden zurückzuführende Zeichnung sich abhebt. Der Hinterflügel ist immer hyaliner, entweder einfarbig oder mit prunkenden von der Wurzel ausgehenden Lasurtönen (blau, gelb, roth, grünlich, seltener braun) versehen. Die einfache Zeichnung besteht gewöhnlich in einer ungefähr parallel dem Aussenrande ver- laufenden dunkeln Binde, seltener kommt noch eine nur an der Spitze erhaltene Spur einer zweiten hinzu. Im Wesentlichen verlaufen die Zeichnungen quer zur Längenaxe der Flugorgane, wie auch der übrigen Gliedmaassen. Ihre oben hervorgehobene Abhängigkeit von der Queraderung hat somit nichts Wunderbares an sich, um so weniger als sie nicht im Geringsten an irgend welche durch besondere Aderung oder Adervertheilung ausge- zeichnete Stellen gebunden erscheint. Die Stellen, auf denen die Binden, Flecken, Punkte auftreten, sind ohne Zweifel bestimmt, aber durchaus nicht in der präcisen bei Lepidopteren zu beobachtenden Weise. Die Intensität, Umgrenzung und Ausdehnung der constanteren Zeichnungen auf der ersten Hälfte der Elytren sind schon äusserst veränderlich, mehr noch die wohl als Reste ursprünglicher Binden anzusehenden Fleckenanhäufungen auf dem Aussentheil, so veränder- lich, dass unter Hunderten von Individuen einer Art (z. B. Oedipoda oder Sphingomotus) nicht zwei gleiche zu finden sind. Eine andere Art von gegenseitiger Beziehung zwischen Geäder und Zeichnung hat von Linpen nicht erwähnt, die durch die Hauptlängsaderstämme gegebenen. Ich will mich hier nicht zu tief in Einzelnheiten ver- lieren; an einigermaassen umfangreichem Vergleichsmaterial kann sich Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 25 jedermann von den Thatsachen überzeugen, dass der Verlauf aller Zeichnungen der Elytren, auch dann, wenn sie in Form homogener geschlossener Querbinden auf- treten, von der vordern Radial- und der hintern Ulnarader beeinflusst wird, derart, dass an den Kreuzungs- stellen der Binden oder Flecken mit den Adern stets eine Verschie- bung der seitlichen Begrenzungslinien oder eine Unterbrechung durch eine hellere Partie u. s. w. stattfindet, kurz dass sich die 3 durch die genannten Adern getrennten Längsfelder hinsichtlich der Zeich- nung als ebenso viele selbständige Einheiten darstellen. Oftmals ist das vordere und hintere Feld zeichnungslos oder vollkommen längs- gestreift, im Mittelfeld aber findet man Fleckenreihen (Truxalis, Stauronotus). Treten auf den Elytren helle Längsstreifen auf, so werden sie stets den beiden Adern entlang verlaufen, sind gewöhn- lich durch diese gegen das Mittelfeld abgegrenzt (Truxalis, Ochri- hdia, Stenobothrus, Stauronotus, Stethophyma, Thisoicetrus, Caloptenus, Dericorys, Platycleis, Decticus u. s. w. Beeinflusst wird ferner die Intensität der Flecken und Binden. Verläuft eine solche quer über den Vorderflügel, so ist oft der ins Mittelfeld fallende Theil der- selben blasser als das Vorder- und Hinterstück, oft überhaupt nur der vor der Radialader liegende Theil intensiv gefärbt u. s. w. (Taf. 17, Fig. 9 des ersten Theils dieser Arbeit). Wie schon gesagt, ist die Lage der Querbinden und sonstigen Zeichnungselemente annähernd festgelegt, aber ohne ersichtliche Ab- hängigkeit von der Aderung. Die erste nahezu bei allen Sphingo- noten auftretende Querbinde sitzt da, wo der Vorderflügel nach vorn eine kleine Erweiterung hat, im ersten Drittel bis Viertel der Länge; etwa auf der Höhe des Stigmas liegt eine zweite kaum weniger constant anzutreffende Beide sind ziemlich sicher nicht ursprüng- lich, sondern durch Verschmelzung entstanden, oder sie treten durch die Obliteration dazwischen gelegener besonders hervor. Die Binden auf dem Rest der Elytren sind selten mehr deutlich zu zählen; bei Sphingonotus sind, meist nur am Hinterrand angedeutet, noch etwa 3—4 erkennbar. Will man alle Punkte bezw. Flecken, welche in einem Feld hinter einander gereiht stehen, als Reste oder Anfänge von Querbinden auffassen, so könnte man bei Schistocerca deren etwa 13, bei Decticus albifrons gar über 20 zählen. Eine Art der Man- todea, Hierodula quwinguedens M. L. aus Nordost-Australien, trägt im Vordertheil der Elytren Spuren von 25 solchen Binden, während im Uebrigen in dieser Gruppe die Elytren oft zeichnungslos, die Flügel 96 J. VOSSELER, gefleckt sind. Es bleibt aber sehr fraglich, ob diese Fleckenzahlen ein ursprüngliches oder nicht vielmehr ein secundäres Verhältniss wiedergeben. Die Unregelmässigkeiten des Verlaufs und der Umgrenzung der Binden, die in ihrer ursprünglichen Form doch wohl ununterbrochen und parallel beerenzt den Vorderflügel durchziehend zu denken sind, entstehen zweifellos durch Verschiebungen der Flügelfelder gegen einander, die sich auf Ungleichheiten im Längenwachsthum zurückführen lassen. In der vorhin eitirten Fig. 9 zeigt die distale Grenze der ersten Binde ein Zurückbleiben des Vorder- und Hinter- randes gegen das Mittelfeld. Sehr wahrscheinlich ist dies nicht die Regel, auch will es scheinen, als ob innerhalb eines Feldes ein Theil sich auf Kosten eines andern zu strecken vermöge und so noch weiter zur Verwischung der Zeichnungsverhältnisse beitrage. Im Hinterflügel ist das Vorderfeld sehr zurückgedrängt, das Hinterfeld dagegen ausserordentlich umfangreich. So einfach hier die Zeichnungen sind, so lassen sich doch ganz homologe Beein- flussungen derselben durch die denen der Elytren entsprechenden Adern nachweisen, welche namentlich da sichtbar werden, wo die hintere Ulnarader die Binde bei den Oedipodiden durchschneidet. Der Verlauf dieser Binde weist ferner darauf hin, dass gewöhnlich die Mitteltheile des hintern Feldes sich mehr als die des mittlern nach aussen verschieben, dass also auch hier Ungleichheiten des Längenwachsthums vorkommen. Ueber die ontogenetische Entwicklung der Zeich- nung ist wenig zu sagen, obgleich mir verschiedene Larven vor- liegen.!) Die Elytren der mit vollkommenen Flugorganen ausge- statteten Saltatoria sind im Larvenstadium gewöhnlich von den Flügel- anlagen bedeckt. Entweder sind beide zeichnungslos oder nur die erstern, während die sichtbaren Flügelläppchen eine auf den Haupt- adern als dunkle Linien oder Punktreihen verlaufende primitivste Längszeichnung erkennen lassen, die am schönsten bei Larven von Schistocerca zu sehen ist, vorausgesetzt, dass dieselben nicht einfarbig grün oder gelb sind, wobei auch die Flügel der Zeichnung ent- behren. Solche Punktreihen zieren auch noch ab und zu die Elytren der erwachsenen Eremobia (Taf. 3, Fig. 8, 18). Da bekannter Maassen 1) Truxalis, Sphingonotus, Eremobia, Eremocharis, Dericorys, Stauro- notus, Schistocerca, Oedaleus, Pamphagus, Ephippigera, Fischeria, Mantis, Eremiaphila. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. | _ die Flügel bei der letzten Häutung eine Drehung um ihre Längs- axe erfahren, tritt die erste Spur einer Zeichnung auf der zukünftigen Unterseite der Hinterflügel auf und zwar in Form von auf den Hauptadern verlaufenden Längs- oder Bogenlinien. Aus der Flügelentwicklung eine Ursache für die aus der Figur ersichtliche Localisirung der Zeichnungselemente, besonders der Querbinden abzuleiten, gelang mir bisher noch nicht mit Sicherheit. Ein noch weiter zu verfolgendes eigenartiges Verhältniss zwischen der Zeichnung der Elytren und der der Hinterschenkel lässt sich nahezu durch alle Gattungen der Acridiodea nachweisen. Auf der Oberseite sich am längsten erhaltend verlaufen quer über die Femora nahezu in gleichen Abständen 4 Binden !), deren erste etwas vom An- fang des Gliedes entfernt, die letzte auf dem Kniegelenk liegt. Ab und zu sind einzelne dieser Binden, bezw. die davon übrigen Flecken sehr schwach angedeutet oder ganz verschwunden; am zähesten er- halten sich die zwei äussern. In vielen Fällen nun fallen diese Bindenflecken mit den Querbinden der Elytren während der Ruhe- lage der Hinterbeine zusammen und vervollständigen so das Bild einer über den Körper des Thieres verlaufenden Querstreifung. Auch dann, wenn die ersten Binden der Schenkel fehlen, während der entsprechende Streifen auf den Elytren erhalten ist, wird man ge- wöhnlich die beiden letzten noch vorfinden und ihr Zusammentreffen mit der zweiten Querbinde der Elytren nachweisen können. Selbst bei den flügellosen Pamphagiden kommen noch verwaschene Spuren der Schenkelflecken vor, meistens aber fehlen sie. Im Falle der Längsstreifung der Elytren wiederholt sich diese auch auf den Hinterschenkeln (Stenobothrus, Ochrilidia und z. Th. bei Truzalis). Ein besonders instructives Beispiel der Uebereinstimmung der Schenkel- und Flügelzeichnung bietet Stethophyma in so fern, als ent- lang der obern Aussenkante eine dunkle Längslinie sitzt, die ihren Ursprung aus 4 Flecken durch kleine Unterbrechungen ab und zu noch verräth. Die in der Ruhestellung unsichtbare Innenseite des Schenkels trägt dagegen sehr auffallende Querbinden, die mit der Längszeichnung des Thieres im Constrast stehen. Ihrem ganzen Verhalten nach scheint mir die Vierzahl der Schenkelbinden ein primäres Zeichnungsstadium wiederzugeben, ihre Uebereinstimmung 1) BRUNNER, Prodr., p. 135, nennt die „dreieckigen, scharf gezeich- neten Flecken“ für die Gattung Stauronotus eigenthümlich. J. VOSSELER, DO 0 0) mit der Streifenrichtung der Vorderflügel in der Ruhe darauf hin- zuweisen, dass auf dem Theil derselben, der seitlich von den Schenkeln berührt wird, ebenfalls ursprünglich 4 Querbinden angenommen werden müssen, was weiterhin einen Anhaltspunkt zur Feststellung der primären Querlinien bieten könnte. Die Zeichnung der übrigen Körpertheile und Glied- maassen fällt bei den geflügelten Arten weniger auf, fehlt oft ganz. Auf Kopf, Thorax und Abdomen herrscht der Hauptsache nach Längszeichnung vor, auf letzterm fehlt den geflügelten Acridiern gewöhnlich jede Zeichnung. In den deutlichern Fällen reicht über Kopf und Discus des Pronotums eine helle, seltener dunkle Mittel- linie, an die sich seitlich je ein dunkler Streifen anschliesst, welche von einem hellen, der lateralen Grenze des Discus entlang verlaufen- den begrenzt wird. Auf dem Kopf sind diese Seitenlinien nicht immer vorhanden. Die obere Grenze der Seitenlappen des Prono- tums bilden oft dunkle sich bis über das Auge fortsetzende Linien, ein zweites ebenfalls dunkles Band beginnt in der Mitte des Augen- hinterrandes, setzt sich aber nicht immer über die Seitenlappen fort, kann daselbst aber durch eine lichtere Mittelzone scheinbar längs getheilt werden. Weitere Längsbinden treten selten und dann meist nur angedeutet auf; am besten noch ist eine etwa auf den Ansatz der Oberlippe stossende zu erkennen. Ab und zu hat der Kopf Querzeichnung, entweder vom Vorderrand oder Hinter-Unter- rand des Auges ausgehende nach unten ziehende Binden. Die Gattungen Stauronotus und Oedaleus, z. I'h. auch Sphingonotus tragen auf dem Discus des Pronotums, dessen Grenzen bezeichnend, eine helle X förmige Figur oder deren Reste am Vorder- und Hinterrand. Diese nur in den wesentlichsten Umrissen skizzirten Zeichnungs- elemente erleiden zahllose Modificationen, welche in einem kaum zu verkennenden Zusammenhang mit der Anpassung an die Umgebung stehen. Kaum weniger veränderlich als die Zeichnung ist die Färbung der Orthopteren. Fıxor (p. 59) findet die vorkommenden Variationen zu zahlreich und zu unregelmässig, als dass man ihren Ursprung im Mimetismus oder in der Anpassung an die Umwelt vermuthen dürfte. Sie scheinen ihm möglicher Weise durch Veränderungen der Dichte oder Structur des Chitins entstanden zu sein, vielleicht auch in Folge der Verschiedenheit der Nahrung und der klimatischen Ein- flüsse während der letzten Häutung. An die Frage des Zusammenhanges zwischen Zeichnung und ÖOrthopteren Algeriens und Tunesiens. 29 Färbung einer- und der Anpassung andrerseits bin ich vorurtheils- los herangetreten, entfernt davon, alles und jegliches in der äussern Erscheinung dieser Ordnung auf irgend eine Zweckmässigkeit zurück- führen zu wollen. Dies verbot sich schon selbst durch zahlreiche das Fınor’sche Urtheil scheinbar bestätigende Beobachtungen. Erst nach genauer Registrirung besonders in die Augen springender im freien Gelände ’wiederholt untersuchter Fälle und nach Vergleichung umfangreichen Materials liessen sich einige Grundzüge in der Ver- änderlichkeit der Färbung und der Beeinflussung derselben durch die Umgebung feststellen. Der Lebensweise und der Beschaffenheit des Aufenthalts entsprechend, kann man a priori grosse Verschieden- heiten voraussetzen; Arten aus vegetationsreichen Gebieten zeigen, je nachdem sie mehr auf dem Boden oder auf Pflanzen sich auf- halten, bald mehr ein braunes, bald mehr ein grünes Kleid, oft beides neben einander an eng begrenzten Plätzen (Truzxalis, Pyrgomorpha, Ocnerodes, Epacromia, Stauronotus etc... Am Studirtisch wird man auf Grund dieser Thatsache die Möglichkeit einer schützenden An- passung bestreiten, die reine Willkür oder xbeliebige Einflüsse für das Zustandekommen der Färbung verantwortlich machen. Könnte auch in diesen Fällen allein schon die Schwierigkeit, die keineswegs kleinen Thiere im Freien trotz ganz speciell darauf gerichteter Auf- merksamkeit zu sehen, als Stütze für eine gegentheilige Ansicht dienen, so mag doch vorerst von solchen immerhin nicht ganz über- zeugenden Beispielen sympathischer Schutzfärbung abgesehen werden. Klarer und einfacher sind die diesbezüglichen Verhältnisse da zu überblicken, wo die Einförmigkeit der Landschaft und die Spärlich- keit der Vegetation sich zum Bild der Wüste vereinigen, wo das ganze Land, so weit das Auge reicht, nur in einen einzigen gelben bis röthlichen Farbton getaucht erscheint. In der Wüste finden wir zahlreiche Fälle von Anpassung, die jeden Zweifel an ihre Zweck- mässiekeit ausschliessen, ebenso auch die Möglichkeit einer andern Auslegung, besonders wenn man solche Gattungen betrachtet, welche ganz auf das Leben am Boden angewiesen sind, die also nur selten auf oder an Pflanzen angetroffen werden. Hierher gehören: Premia- phila, Stauwronotus, Helioscirtus, Leptopternis, Oedipoda, Sphingonotus, Eremobia, Eremocharis, Pamphagus und Eunapius. Selbstverständlich sind nicht alle Species dieser Gattungen an die Wüste angepasst, sondern in erster Linie diejenigen, die als sehr ursprüngliche Be- wohner derselben angesehen werden müssen, und auch unter diesen ist der Grad der Anpassung verschieden. Nicht mit Unrecht hat 30 J. VossELER, DE SAUSSURE Kremobia als eines der vollkommensten Wüstenthiere zu einer sehr vollständigen Schilderung der Anpassungserscheinungen gewählt (Addit. Prodr. p. 108), von denen er die Form und Sceulptur des Körpers und der Beine sowie deren Behaarung und endlich die Farbe aufführt. Die von DE SaussurE hervorgehobene und als zweckmässig er- kannte Verbreiterung des Körpers finden wir bei Eremiaphila, Eremobia, Eremocharis, Leptopternis, Eremogryllus, Notopleura und Pamphagus; sie besteht bei Zremiaphila in einer auffallenden seit- lichen Erweiterung des Abdomens, bei den übrigen Gattungen in einer solchen des Sternums, wodurch die Brust von oben nach unten zusammengedrückt erscheint, und einer Abflachung der Bauchseite des Hinterleibes, dessen Rückentheil annähernd dachförmig sich er- hebt. Durch diese Form schmiegen sich diese Thiere und ihre Larven der Unterlage vollkommen an. Bei Eremobia und Eremocharis wird die Dachform durch die Beschaffenheit der Stellung der Hinter- schenkel vervollständigt, welche lamellös verbreitert mit ihrem ge- wellten Oberrand den Elytren oder bei Larven den Seiten des Hinter- leibes sich eng anschmiegend nach unten schräg auswärts gestellt mit dem Boden abschliessen (Fig. 15—17, Taf.5). Durch dieselbe Eigen- schaft sticht Eumapius granosus von seinen Gattungsverwandten ab; bei Pamphagus djelfensis ist diese Verbreiterung der Schenkel weniger auffallend, wohl aber die Form des Körpers den nächst stehenden Arten gegenüber etwas dachförmig. Besser noch als die eben genannte Art zeigen die drei im systematischen Theil aufgeführten neu entdeckten Eremogryllus und Notopleura, die nächsten Verwandten der Stauronotus-Arten den Unterschied in der Körperform zwischen dem Bewohner der Wüste und dem des übrigen Landes. In der stärkern Behaarung einzelner Wüstenformen kann ich kein Zeichen der Anpassung erblicken, zumal sie den meisten Arten abgeht (Eremiaphila) oder nicht über das gewöhnliche Maass ausgebildet ist. Hand in Hand mit dem Bestreben, die Umrisse des Körpers, durch Ausgleichung auffallender Hervorragungen und durch die Fähigkeit sich anzuschmiegen, auf der Unterlage möglichst ver- schwinden zu lassen, geht eine Veränderung der Hautstructur, welche denselben Zweck verfolgt. Eremiaphila, Eremocharis, Eremobia und Verwandte, Eunapius granosus und Pamphagus djelfensis sind vor andern Arten dadurch ausgezeichnet, dass in Uebereinstimmung mit der Umgebung die Structur der Haut an allen leicht sicht- baren Theilen des Körpers und der Hinterschenkel, sofern sie eine Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 31 grössere Fläche darbieten, aufs Wunderbarste bald mehr rauhem bald mehr feinkörnigem Sand angepasst ist, indem die Oberfläche des Chitins sich entweder mehr in Höckern und Leisten oder in feinen Spitzen erhebt und zwar nicht gleichmässig, sondern in verschiedenen Abständen und in verschiedenem Grade. Die Mannigfaltigkeit der Ausbildung dieser Sculptur liefert einen Hinweis auf die Plasticität der Haut einiger Arten, besonders der Eremobiiden. Am deutlichsten zu verfolgen sind die genannten Verschiedenheiten auf Kopf und Pronotum, seltener (bei ungeflügelten Arten und Larven) auf den Abdominaltereiten. Die Gruppe des Pamphagus hespericus-marmoratus zeigt, wie allmählich gegen Süden die Rauhigkeiten der betreffenden Theile ausgeprägter werden und bei den südlichsten Formen den höchsten Grad der Ausbildung erlangen (Th. I, fig. 3—6, tab. 18). Man könnte gegen die Deutung der Rauhigkeiten der Haut als Anpassunges- erscheinungen Einwände erheben, so lange nicht ein bestimmter Be- weis dafür erbracht ist. Diesen liefert aber meines Erachtens in vortrefflicher Weise die Thatsache, dass z. B. die Larven und die flügellosen !) Arten der Eremobiiden auf den Abdominaltergiten Sand imitiren, während beim fertigen, geflügelten Insect die Haut glatt ist. Nur so lange also, wie die Täuschung nöthig ist. wird die Structur beibehalten, sie verschwindet in dem Augenblick, wo ein anderes Organ mit andern Mitteln denselben Zweck erfüllend sich darüber ausdehnt. Ich weiss wohl, dass bei dieser Veränderung der Oberfläche der Haut auch noch die Bedeutung einer glatten Abdomen- oberseite für die Bewegung der Flügel in Betracht zu ziehen ist. Dass dieser Gesichtspunkt aber nicht allein bestimmend wirkt, er- sehen wir daraus, dass auch unter den unbeweglichen Flügelläppchen der Larven der Zremobia die Rauhigkeiten der Haut verschwinden. Am wichtigsten, weil am allgemeinsten ist endlich die An- passung in der Färbung. Genau wie bei der Sculptur der Hautoberfiäche werden nur die dem Auge der Feinde exponirten Theile von einem oft geradezu überraschend vollkommen mit der Umgebung übereinstimmenden Grundton gedeckt. Für die Wüsten- bewohner kommen alle Abstufungen von gelb bis braun und kupfer- roth, selbst schwarz, für andere gelb, braun, selbst grün in Betracht, welche gewöhnlich in erster Linie diejenigen Theile überkleiden, welche zusammen eine grössere von oben leicht sichtbare Fläche bilden, d.h. Scheitel, Hinterhaupt, Pronotum, Basaltheil der Elytren und 1) Vel. Krauss, Orthopt. von Central-Kleinasien, tab. 8, fig. 5 D. 39 J. VOSSELER, u Aussenseite der Hinterschenkel, ev. bei Larven und ungeflügelten Arten das Abdomen. Die Seiten der Brust, die zwei ersten Bein- paare, das Ende der Elytren sowie der untere Theil des Kopfes tragen oft dieselben Töne, sind aber ebenso häufig etwas heller, manchmal sogar weiss gefärbt. Die Zeichnungen können vollständig im Grundton verschwinden, haben aber meist eine etwas tiefere Nuance desselben, sind nur ausnahmsweise vollkommen schwarz, treten also zu Gunsten der Färbung in der Regel zurück. Alle in der Ruhe nicht sichtbaren Körpertheile (mit Ausnahme der Bauchseite) und Gliedmaassen leuchten oft in den grellsten Farben, wie die Innenseite der Hinterschenkel und Tibien, die Hinterflügel, die Rückenseite der letzten Brust- und ersten Abdominalringe. Prächtige Farben schmücken auch oft die Verbindungshäute der Körpersegmente (karminroth bei Pamphagus marmoratus, violett bei Ephippigera nigromarginata, tiefblau an den Grenzen der Bauchplatten der 33 und in den Geschlechtsorganen der 22? von Eunapius granosus). Wie bezüglich der Zeichnung, so besteht auch in der Färbung ein durchgehender Gegensatz zwischen Vorder - und Hinterflügel Dort herrschen stumpfe Deckfarben, hier leuchtende Lasurfarben vor, die von der Wurzel ausgehend nicht selten gegen die Peripherie des Flügels an Kraft verlieren. Die Intensität des Farbtones, ja sogar die Farbe selbst scheint von äussern Umständen stark beein- flusst zu werden. Bei einer Anzahl von Arten !) nimmt das Roth der Flügel nach Süden oder Osten hin quantitativ und qualitativ ab, kann sogar ganz verschwinden und endlich gar durch blau ersetzt werden (Eremobia).”) Auch das Blau verblasst nach derselben Richtung immer mehr bis zum völligen Schwund (Sphingonotus coerulans, azurescens etc.), seltener entsteht an seiner Stelle schönes Orangegelb (Sph. azurescens, var. lutea Krss.) oder ein feines Grün- gelb (Vedipoda coerulescens var. sulfurescens). Sind auch diese Beobachtungen noch sehr unvollständig, so geben 1) Dericorys millieri, Caloptenus talicus, Stethophyma hispanicum, Aerotylus patruelis, Pyrgomorpha cognata, Eremobia, Eremocharis, Oedipoda miniata. 2) Nach DE SAuUssURE, Prodr., p. 205, kommen solche Farben- veränderungen auch bei einer Anzahl Sphingonotiden vor; die Flügel einiger Arten zeigen Uebergangsfärbung, sind im Vorderfeld blau, im Hinterfeld bläulich roth (Sph. nebulosus, persa, kittaryi, zinmint). Sph. balteatus erhält in Aegypten rosen-amaranthfarbene Flügel. Bei Gafsa in Süd-Tunesien wird das Gelb von Acrotylus longipes, das Blau von Sph. balteatus und finotianus zart roth. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 33 sie doch ungefähre Regeln über die Färbung an. Sehr wahrschein- lich beruhen die geschilderten Farbenveränderungen weniger auf der Beschaffenheit und Menge der Nahrung als vielmehr auf klimatischen Einflüssen, von denen wohl in erster Linie der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in Betracht zu ziehen ist, wenigstens für die Intensität der Farben. Es lassen sich dafür verschiedene Beispiele anführen, die durch Vergleichung mit europäischen Vertretern derselben Arten sehr an Ueberzeugungskraft gewinnen. Nicht nur die Veränderlich- keit der Flügelfarbe, sondern offenbar auch die der Innenseite der Hinterbeine lässt eine bestimmte Abhängigkeit von der Umgebung erkennen (vergl. im system. Theil Caloptenus und Eremobia, sowie Fig. 20a—d, Taf. 3),; deren Ursachen sicher durch des eingehende Studium der unter den Orthopteren so zahlreichen Localformen klar- gelegt werden können. Nicht unerwähnt soll hier die so häufige Uebereinstimmung der Flügelfarbe mit der der letzten Brust- bezw. ersten 2—4 Abdominal- ringe auf dem Rücken bleiben (Truzxalis, Sphingonotus. Eremobia, Eremocharis, Dericorys). In der Färbung und Zeichnung verhalten sich gewöhnlich beide Geschlechter einer Art gleich. doch fehlt es nicht an Beispielen sexueller Verschiedenheiten. Die Hinterflügel des Weibchens von Truxalis unguieulata sind in der Wurzelhälfte tief rothviolett, nach aussen grün gefärbt, die des Männchens aber (abgesehen von dunklen Strichen entlang der Queräderchen) gleichmässig grün. Bei Arten mit rothen oder blauen Hinterflügeln übertrifft das Männchen öfters das Weibchen durch kräftigere Farbe, so bei den Eremobien von den verschiedensten Fundorten (Fig. 2, 4, 9, 14, 19, Taf. 3). In manchen Fällen kann die Zeichnung der Weibchen voll- kommen verloren gehen, beim Männchen sich aber erhalten. Be- sonders deutlich sehen wir dies wiederum bei Eremobia (Taf. 3), von der ich nur 4 annähernd zeichnungslose Männchen in meinen grossen Vorräthen besitze, wohl aber aus dem Süden verschiedene mehr oder weniger vollkommen einfarbige Weibchen (vgl.p.385, Th. I). Bei allen Veränderungen, welche der weibliche Pamphagus marmoratus an verschiedenen Orten erleidet und die zur Ausgestaltung von Localvarietäten und -Arten führen, bleibt das Männchen sehr con- servativ, es hält immer am längsten die ursprüngliche Zeichnung und auch Reste der Färbung fest. Selbst dann, wenn das Weibchen, wie bei P. djelfensis (fig. 4, tab. 1, Th. I), einfarbig geworden, folgt ihm hierin das Männchen nur ganz ausnahmsweise nach. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 3 34 J. VOSSELER, Wenn also ein Fortschritt in der Anpassung nachzuweisen ist, so finden wir die entsprechenden Umänderungen stets zuerst beim Weibchen. Bei verschiedenen andern Arten sind es nur einzelne Charaktere, welche das Zurückbleiben der Männchen andeuten. Für die Erhaltung der Art ist diese in einer vollkommnern Anpassung bestehende „weibliche Präponderanz“ nicht ohne Bedeutung. Wir kehren zur Schilderung der durch directen Einfluss des Wohngebiets auf den verschiedenen Körpertheilen hervorgerufenen Färbungen zurück. Nachdem die von oben in der Ruhestellung sichtbaren Theile besprochen, wäre noch das Verhalten der Körper- unterseite zu untersuchen. An und für sich scheint es gleichgültig zu sein, welche Farbe die Mundwerkzeuge, die Brust- und Bauchseite tragen, kommen sie ja doch für die Anpassung kaum in Betracht. Wir finden aber da- selbst bei allen Wüstenbewohnern weiss, selten mit einem Stich ins Gelbe. Diese Thatsache hat, wie experimentell gezeigt werden kann und nachgewiesen worden ist, ihre besondere Bedeutung. Wo viel Licht, ist auch viel Schatten; trotz allen mimetischen Schutzes müssten die hier ins Auge gefassten Arten auf den von ihnen aus- erwählten Wohnplätzen wegen Mangels an Steinen und Vegetation inmer noch als Körper von ungewohnter Form und Ausdehnung sich abheben, weil sie ihr Schatten verriethe. Die weisse Farbe der Unterseite reflectirt aber Licht, wodurch die Schlagschatten durch- leuchtet und abgeschwächt werden, was weiterhin zur Folge hat, dass das Individuum auf dem Untergrund sich weniger abhebt, schwieriger zu sehen ist. Die sympathische Schutzfärbung ist keineswegs allgemein ge- halten, weder bei der Larve noch bei der Imago, sie muss in Anbe- tracht der Verschiedenheit der Umgebung eine individuelle sein können und ist dies in der That, wie wir an unsern einheimischen Oedipoda-Arten, noch treffender aber bei den nord-afrikanischen Ver- tretern der Familie sehen. Dies setzt aber eine ganze Reihe phy- siologischer Bedingungen voraus, vor allem diejenige, dass die dafür in Betracht kommenden Farbstoffe nicht schon vor den Häutungen präformirt sind, wie etwa in den Puppen der Schmetterlinge in den letzten Tagen des Reifens, sondern erst nach dem Verlassen der Larven- haut, mit der Ausbildung des nächstfolgenden Stadiums, entstehen. So- dann müssen die Farbstoffe oder vielmehr deren Grundformen nicht nur für Licht im Allgemeinen, sondern speciell für bestimmte Farbenreihen empfindlich sein u. s. w., kurz gesagt, wir müssen in ÖOrthopteren Algeriens und Tunesiens. 35 dem Insect das voraussetzen, was man als ideale chromophoto- graphische Platte bezeichnen könnte. Da bekanntlich aus physio- logischen und anatomischen Ursachen beim fertigen Insect Farb- veränderungen, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen, so doch jeden- falls nur von untergeordneter Bedeutung sind, beschränkt sich die Function dieser Platte auf die Wiedergabe des Tons und der Structur der Umgebung in der Zeit vom Abstreifen der letzten Larvenhaut bis zum Erhärten der neuen Chitindecke. Man hat also, will man das Verhalten der Natur diesen Voraussetzungen gegen- über prüfen, auf die Vorgänge während der Häutungen, besonders während der letzten zu achten, was mir bei 5 Arten gelang.) Vor der letzten Häutung verfärben sich die ganzen T'hiere mehr oder weniger, werden blasser. In der Mittellinie des Kopfs und des Thoraxrückens platzt die Haut. Durch diese Oeffnung verlässt das Thier die zarte mit Spuren der Zeichnungen versehene Larvenhülle. Das neue, noch ganz weiche Gewand ist häufig nur mit ganz schwachen Andeutungen derjenigen Zeichnungselemente versehen, welche später am kräftigsten hervortreten, z. B. die beiden Binden in der ersten Hälfte der Elytren und die Flecken auf den Hinter- schenkeln und Streifen auf Kopf und Pronotum, im übrigen weiss (Flügel) oder gelblich (Körper, Beine). Schon bevor die Flügel ihre sanze Ausdehnung erhalten haben, werden an Kopf, Körper und Beinen die Zeichnungen kräftiger und nehmen allmählich den Ton der Umgebung an. Die Vorderflügel gleichen Anfangs den: Hinter- flügeln, bald erkennt man aber auf jenen blasse Zeichnungselemente, das übrige bleibt vorerst farblos oder ganz schwach gelb bis bräun- lich getönt. Nachdem die Flügel ganz ausgedehnt sind und ihre endgültige Stellung erhalten haben, bilden sich die verschiedenen Töne der Färbung in Gemeinschaft mit den etwas früher aufge- tretenen der Zeichnung vollends aus und werden mit dem zunehmen- den Erhärten des Chitins fixirt. Erst jetzt beginnen sich die leb- haften Prunkfarben der Hinterflügel und Hinterbeine anzulegen, erhalten aber ihre volle Glut erst, wenn ihr Träger bereits wieder bewegungsfähig ist. Die Häutungen vollziehen sich wahrscheinlich nur oder nahezu ausschliesslich in den Morgenstunden; schon gegen 11 Uhr fand ich 1) Egnatioides striatus, Sphingonotus coerulans, Aecrotulus patruelis, Schistocera peregrina, Hugaster guyoni (erscheint nach der Häutung licht chocoladenbraun, vgl. den folgenden Abschnitt). BE: 36 J. VOSSELER, nie mehr frisch gehäutete Thiere. Dieser Umstand ist vielleicht besonders wichtig; bekannter Maassen herrschen um die genannte Tageszeit die chemisch wirksamen ultravioletten Lichtstrahlen vor, was nicht ohne Einfluss auf die während der Färbung sich abspielen- den Processe sein dürfte. Die Entfaltung der Flügel erfolgt fortschreitend von der Wurzel bis zur Spitze; diese kann noch ganz zusammengeknüllt sein, während die erste Hälfte sich schon gut ausgebreitet hat. Vielleicht geht die Ausbreitung und Längsstreckung in Intervallen vor sich, während welcher sich an bestimmten Stellen der Elytren reichlicher als sonst Pigment ablagern und so zu der S. 27 als noch nicht erklärbar bezeichneten Entstehung der Querbinden führen könnte. Dies sind jedoch nur Vermuthungen. Sieht man von der Frage über den Ursprung und die physiolo- gisch-chemischen Eigenschaften der Farbstoffe ab, so kann man in den geschilderten Vorgängen schon einige wesentliche Voraussetzungen für das Zustandekommen der Anpassungsfärbungen finden. Aus dem Verhalten während und vor der Häutung geht hervor, dass die Pigmente entweder löslich oder wenigstens transportabel sein müssen, dass sie in der Hauptsache erst nach dem Ablegen der Larvenhülle wieder an die Haut herantreten, dort in bestimmter Reihenfolge erst die Elemente der Zeichnung festlegen, hernach die übrigen Theile tingiren und dass endlich dadurch eine Möglichkeit geboten ist, dass die Umgebung dem sich ausfärbenden Thiere ihren Stempel aufzudrücken vermag. Eine weitere Bedingung für das Zustandekommen der Schutz- färbung besteht in einer jedenfalls eigenartigen und noch lange nicht aufgeklärten homochromen Reaction der die Farbstoffe liefernden, vielleicht im Blut gelösten Grundstoffe auf die Farbtöne der Nachbar- schaft, die vielleicht noch von einer entsprechenden Empfindlichkeit der zarten Haut unterstützt wird. So klar die Fälle der Anpassung verfolgt werden können und so leicht sich die Abtönung des Körpers auf die Umgebung scheinbar vollzieht, so rathlos stehen wir heute noch den Ursachen der Erscheinung gegenüber; wir sind hülflos, weil die Schwierigkeit der Haltung gerade der für die Untersuchung günstigsten Arten zum Zwecke des Experiments die Feststellung der mitwirkenden Factoren nahezu ausschliesst. Noch schwieriger dürfte die Entscheidung sein, ob die ganze sympathische Färbung auf einer wechselvollen Combination mehrerer unter sich verschiedener Farb- stoffe beruht oder nur durch chemische, unter dem Einfluss des Lichtes Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 37 und vielleicht der Temperatur sich vollziehende Veränderungen einer einheitlichen Substanz sich vollzieht, etwa durch Oxydationen oder Reductionen. Ohne selbst über diese Fragen Untersuchungen ange- stellt zu haben, glaube ich doch aus verschiedenen hier nicht auf- zuführenden Umständen auf die Zusammenwirkung zweier Grund- substanzen schliessen zu dürfen, deren eine alle die unlöslichen und auch sehr lichtbeständigen gelbbraunen, braunen oder schwarzen Töne liefert, deren zweite, weniger widerstandsfähige, gelbe bis röth- liche sich löst und eventuell den Lipochromen zuzurechnen ist, während ersterer die Eigenschaften der Melanine zukämen. Die Möglichkeit der Umwandlung der nicht sympathischen Farben der Hinterflügel und -Beine von roth in blau, von blau in gelb bezw. grüngelb bei ein und derselben Art spricht auch hier der Annahme einheitlicher, aber in ihrer chemischen Zusammensetzung vielleicht complicirter Grundstoffe das Wort. Da sie erst nach der sympathischen Färbung auftreten und nur an Stellen, wo. sie ihrem Träger durch ihren Gegensatz gegen die übrige zarte Abtönung nicht zum Verderben gereichen können, kommt ihnen jedenfalls eine untergeordnete Bedeutung für das Wohl oder Wehe des Thieres zu. Höchstens könnte noch von einer Function derselben beim Fliegen gesprochen werden, wobei besonders die rothen Hinterflügel einiger Arten das Auge des Verfolgers um so vollkommener blenden, je monotoner die Farbe der Wüste ist. Die Bedeutung dieser „Contrast- Mimiery“ ist aber wohl nicht übermässig gross, sonst würden die Farben nicht nach Süden abnehmen oder verschwinden. In den meisten Fällen genügt es schon, wenn das fliegende Insect, das allen- falls ausser durch die Bewegung und seinen Umfang noch durch das Blinken der häutigen Hinterflügel auffällt, plötzlich sich still irgendwo niedersetzt, um den Verfolger irre zu leiten. Musste vorhin auch an Stelle einer Erklärung der innern 'Ur- sachen für die Schutzfärbung der wüstenbewohnenden Acridier eine Reihe von Vermuthungen, ein grosses Fragezeichen, gesetzt werden, so genügt doch die Zahl der mitgetheilten Thatsachen für das Ver- ständniss der Art und Vollkommenheit der bei der Farbenanpassung sich abspielenden sichtbaren Vorgänge. Diese lassen sich kurz dahin zusammenfassen, dass: 1. die Farben (inel. Zeichnung) stets in der Hauptsache während der Häutung aus dem Integument verschwinden, nach derselben wieder dort erscheinen und zwar in einer bestimmten Reihenfolge, 2. die Farben nicht, wie bei Lepidopteren, vor der Häutung präfor- 38 J. VOSSELER. mirt sind oder wenigstens nicht in den später zur Ablagerung ge- langenden Tönen. 3. die Häutung bei Tage, während der Zeit der chemisch wirk- samsten Lichtstrahlen, sich vollzieht. Die vorauszusetzende!) Fähigkeit der Farbstoffe, bezw. deren Grundlagen, unter dem Einfluss reflectirter Farbstrahlen adäquate Tinten zu bilden, vielleicht noch eine besondere Empfindlichkeit der Haut, als thatsächlich bestehend angenommen und mit den drei eben- senannten Factoren combinirt, lässt begreiflich erscheinen, dass: 1. die Thiere nach jeder Häutung im Stande sind, sich der nächsten Umgebung anzupassen, 2. unter Umständen jedes Individuum eine andere Zeichnung und Färbung tragen kann. Da neuerdings die mimetische Schutzfärbung ab und zu be- stritten wird und erst unlängst M. v. Linpen aus einem Beispiel von einem sogen. Blattschmetterling folgerte, „wie wenig die Theorie nützlicher Anpassung einer kritischen Betrachtungsweise stand hält“, erachte ich es nicht für überflüssig, einige auffallende Beispiele davon aufzuführen, welche unter Berücksichtigung aller Nebenumstände beobachtet wurden. Zugleich sollen Belege dafür erbracht werden, in wie weiten Grenzen die individuelle Färbung bzw. Anpassung sich bewegen kann. Wie die meisten Bewohner der Wüste, sind auch die Oedipodiden der Farbe des Bodens angepasst — stets Ruhestellung voraus- gesetzt — und zwar in verschiedenem Grade. Man kann ganz genau verfolgen, wie Arten aus mehr steinigen Gebieten derbere Färbung und gröbere Zeichnung tragen, Thiere derselben Art auf reinem Sand aufs Vollkommendste mit dessen Ton und zarter Structur übereinstimmen und jeder ausgeprägten Zeichnung entbehren; ihre Oberseite bildet die denkbar vollendetste farbige Boden- photographie (Eremobia). Andere sind bis jetzt nur auf Sand beobachtet worden, für sie gilt das eben Gesagte erst recht (Lepto- pternis, einige den Stauronotus verwandte Arten). Da wo auf kleinem Raum ein grösserer Wechsel in der Umgebung herrscht, stösst man 1) Selbstverständlich kommen zu den nur nebenbei hypothetisch ge- streiften innern Ursachen noch manche andere hier nicht angedeutete hinzu, vor allem auch solche, welche eine Erklärung dafür liefern müssen, wie nicht nur der Farbton, sondern auch die Structur der Umgebung sei es in der Zeichnung nachgeahmt oder in der Plastik der Körpertheile thatsächlich wiedergegeben werden kann. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 39 auf noch viel speciellere Fälle sympathischer Schutzfärbung. Geradezu classisch ist das in (fig. 1a—c, tab. 18, Th. I) genau nach der Natur gemalte Beispiel von Helioseirtus capsitanus. Die abge- bildeten 5 Exemplare entstammen einer grössern Serie im Freien längere Zeit beobachteter. Sie wurden nördlich von Laghouat in der Nähe der sog. Prise d’eau an einer Stelle gefangen, wo ein nackter felsiger Hügel sich aus dem ebnen oder sanft ansteigenden Terrain erhebt. Der Boden ist daselbst vorwiegend sandig von gelb- licher Farbe, an einzelnen Stellen aber treten die darunter liegenden Schichten durch den Wind vom Sand entblösst zu Tage, in Form eisenschsüsiger Thone von rostbrauner Farbe oder grauer schiefriger Erden; andere Partien leuchten kupfrig oder sind ganz dunkel. Die so gefärbten Bezirke sind eng begrenzt, meist nur wenige Quadrat- meter gross, sie heben sich naturgemäss auffallend von der weit ringsum allein herrschenden gelben Sandfarbe ab, sind aber genau mit derselben und ebenso dürftigen Vegetation wie der Sand bestockt. Diese Inseln liegen nahe beisammen, werden nur durch etliche 50 Schritte getrennt. Auf dem ganzen Gebiet und so auch auf den ge- färbten Bodenstellen herrscht die vorhin genannte, sterile Plätze be- vorzugende Art vor. Während nun alle Individuen aus dem Sande dessen gelbliche Farbe tragen (fig. 1a, tab. 18, Th. I), sind die übrigen geradezu peinlich genau auf den von ihnen bewohnten farbigen Boden abgestimmt, so dass eine Erklärung der übrigen Habitusbilder überflüssig ist; zu bemerken bleibt nur noch, dass der Boden in diesen Enclaven, offenbar durch die Sandbewegungen, geglättet war und wenig Structur erkennen liess, dass aber auch die geringen darin herrschenden Verschiedenheiten durch gleichartige oder durch mit kleinern und grössern Flecken unterbrochene Färbung ihren Aus- druck gefunden haben. Ein zweites Vorkommniss von Helioscirtus liegt etwa 21/, km von dem ersten entfernt südwestlich von Laghouat ebenfalls in der Nähe eines Hügels. Die Beschaffenheit des Bodens ist eine ähnliche, es fehlen aber die gefärbten Partien, weithin erblickt man eine fast vollständige Farbenmonotonie. So häufig die Art daselbst auftritt, kein einziges Individuum ist mit einem der 4 mit b-e bezeichneten Farbenkleider versehen. Noch weiter! Die geringe Grösse der tingirten Bodenstücke brachte es mit sich, dass deren Bewohner bei der Flucht vor dem Netz über deren Grenzen hinaus in den hellen Sand flogen. Meine Freude über die so viel vermehrte Sichtbarkeit und erleichterte Mög- 40 J. VOSSELER, lichkeit des Fanges wurde stets bald gedämpft. So schnell als mög- lich schwirrten die mit der neuen Umgebung in crasser Disharmonie stehenden Exemplare in die Höhe und verschwanden, um sich wieder auf ihrem alten Plätzchen einzufinden. Zur Bestätigung dieser Beobachtung trieb ich wiederholt die Thiere aus den Bezirken, nach denen sie gefärbt waren, weg, sie kehrten ausnahmslos dorthin zurück. Sie verhalten sich darin anders als die Bewohner des Sandes, die sich lange nach einer Richtung forttreiben lassen. Aehnliche, wenn auch weniger auffallende specifische individuelle Schutzfärbung kommt auch bei einer ganzen Anzahl von Sphingonotus- arten vor, So, um nur einige zu nennen, bei Sph. balteatus, lucası, finotianus, ferner bei Oedipoda, Egnatioides, Stauronotus u. Ss. w., kann selbst bei verschiedenen nicht auf die Wüste beschränkten Formen beobachtet werden. Truxalis ungwiculata kann in beiden Geschlechtern grün, gelb, oder holzgrau gefärbt sein, je nachdem sie sich im frisch erünen, die Wassergräben der Oasen umsäumenden Grase oder in Stoppelfeldern oder endlich an den holzigen Phanerogamen der Steppe und Wüste ausgefärbt hat. Häufig ist das wanderlustige, lebhaftere Weibchen gelblich, das Männchen aber grün, welche Farbe dieses eben an entsprechende vegetationsreiche Stellen fesselt, während jenes. ohne Gefahr aufzufallen sich sowohl in dem immer mit gelben Blättern durchsetzten Graswuchs als auch an Plätzen mit magerer, abge- storbener Vegetation zu bewegen vermag. Eremobia ist, abgesehen von den früher aufgeführten sexuellen Unterschieden, viel weniger individuell veränderlich, bildet dagegen desto leichter bestimmte Localformen, besonders im Süden des Departements Algier und in Tunesien, wo grosse einförmige Flächen vorhanden sind. In der Umgebung Ain Sefras (Oran) bewirkt das wechselvollere, z. Th. gebirgige Gelände sowohl die Erhaltung einer sonst nur an der Küste anzu- treffenden Form als auch deren in nicht zu verkennender Weise mit dem Boden harmonirende und dem entsprechend von Stelle zu Stelle verschiedene Färbung und Zeichnung (Taf. 3, Fig. 3—7). Es würde zu weit führen, alle beobachteten Fälle aufzuzählen und sammt den sie beeinflussenden äussern Umständen zu schildern. Sie sind für den das Freileben studirenden Forscher so über- zeugend und so klar wie nur denkbar; keine Beschreibung, keine bildliche Darstellung kann sie auch nur annähernd wiedergeben, da eben das Leben selbst darin fehlen muss und die Rolle der natür- lichen Farben- und Beleuchtungseffecte nie zur Geltung kommen wird. Ist nun gezeigt worden, dass das Kleid der Orthopteren sich Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 41 anpasst und zwar nicht nur ganz im Allgemeinen, sondern dass jedes Individuum sich während der Ontogenese mit jedem Wechsel der Haut von neuem mit seiner Umgebung in Uebereinstimmung setzt, dass weiterhin einige der wesentlichsten Vorbedingungen für diese Erscheinungen gegeben sind, so bleibt noch übrige, deren Be- deutung für die Erhaltung der Art zu erweisen. Für den, der die Wüste mit ihren kargen, die Organismenwelt zum härtesten Kampf ums. Dasein zwingenden Lebensbedingungen kennt, ist dies wohl überflüssig, er wird sich ohne jeden Commentar über die ferner liegenden Ursachen dieses Theils der Anpassungs- vorgänge, ebenso auch über deren Wirkung auf das Individuum im Klaren sein, höchstens dazu neigen, zu viele Ursachen als bestim- mende Factoren für die Ausbildung der Schutzfärbung voraus zu setzen. Um wenigstens einen kleinen Begriff von der Beschaffenheit der südlichen Gebiete zu geben. füge ich die photographischen Auf- nahmen zweier Vegetationsbilder bei. Die erste aus der Umgebung von Gafsa aus Süd-Tunesien stellt steinig-sandigen Wüstenboden mit Vegetation von Peganum harmala L. und kleinern specifischen Wüstenlandschaft bei Gafsa (Süd-Tunesien). 42 J. VOSSELER, Wüstenpflanzen dar, die zweite einen sogenannten guten Weidegrund bei Djelfa mit Teucrium capitatum L., Morrubium deserti de Nor, Thymelea nitida Desr., Scrophularia saharae Bart. und andern charakteristischen sparrig-holzigen Gewächsen. Weidegrund bei Djelfa (Süd-Algerien). Die Gebiete, auf welche ich mit Absicht die oben dargelegten Untersuchungen beschränkte, sind nahezu vegetationslos zur Zeit, wo die Heuschrecken ihre letzten Entwicklungsstadien durchmachen, der Boden ist von einer oft trostlos einförmigen Structur, sandig bis sandig lehmig, selten etwas steinig, die Beleuchtung Tags über die denkbar grellste. So bietet das Gelände kaum die Gelegenheit eines Versteckes oder auch nur eines schützenden Schlupfwinkels dar für die in der Lichtfülle jedem Auge sichtbaren Thiere. Selbst da, wo noch von einem Pflanzenbestand gesprochen werden kann, scheinen unsere Wüstenkinder Ursache zu haben, sich demselben unter Tag nicht anzuvertrauen ; Sphingonoten, Eremobien, Pamphagus, Eunapius, Eremiaphila u. a. wenden sich, wenn überhaupt, erst zur Zeit des Sonnenuntergangs den kümmerlichen, vereinzelt stehenden Pflanzen zu. Für dieses, oft geradezu auffällige Verhalten, glaube Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 43 ich eine Erklärung geben zu können. Auf den halbkugligen Büschen hausen nämlich mit Vorliebe die Räuber unter den Insecten, auch unter den Orthopteren selbst (Mantiden und Locustiden) sowie die Spinnen; unter denselben werden oft genug die Löcher der Reptilien und Scorpione und die Nester der Ameisen wahrgenommen, von den Laufkäfern trifft man dort häufig Anthia und Graphipterus ; Gründe genug für die von allen Seiten verfolgten Acridier, erst dann ein Nachtquartier bezw. gleichzeitig eine Mahlzeit zu suchen, wenn die Feinde ruhen.!) Also gerade während derjenigen Zeit, wo alles zusammenwirkt, jeden nicht dem Boden gleichgefärbten Gegenstand, vollends wenn er sich bewegt, einem lauernden Blick besonders deutlich zu machen, findet man die Acridier fast aus- nahmslos auf dem nackten Boden, ihren zahlreichen Feinden unter den Reptilien und Vögeln wie auf dem „Präsentirbrett* preisgegeben. Braucht es da noch einer besondern Erklärung über Zweck und Nutzen einer schützenden Färbung? Mit vollstem Recht kann man in diesem Falle behaupten, dass alles, was nicht angepasst ist, dem Untergang verfällt. Und dennoch stossen wir auf Ausnahmen! Die auffallendste bildet Eugaster, der ab und zu noch unter den Arten der Wüste angetroffen wird. Glänzend tiefschwarz, oft noch stahlblau schimmernd und mit ziegelrothen Abzeichen geschmückt, platzt er aus dem ruhigen Farbenbild geradezu heraus. Einen bedeutend schwächern Gegen- satz dazu stellt das Kleid von Oedaleus und Schistocerca, die hier noch anzuführen sind, dar. Einige Male wurde jener grün gefärbt im gelbweissen Sande gefunden, auch sonst ist er durch seine aus- gesprochen schwärzliche Zeichnung in vegetationsarmen Gegenden leicht sichtbar. Schistocerca nähert sich schon mehr einer neutralen Färbung, d. h. einer solchen, die sich wenigstens in den ver- schiedenen Theilen der Wüste nicht übermässig abhebt, bei der Larve sogar vollkommen angepasst sein kann. Wie in einem spätern Abschnitt gezeigt wird. sind die Gründe, warum die zwei erstgenannten auch ohne Anpassung, Zugaster ge- radezu mit einer Trutzfärbung sich in der Wüste erhalten können, sehr einfache. Beide sind mit ganz eigenartigen Vertheidigungs- 1) Alle Bemühungen nachzuweisen, ob und was die Acridier Tags über fressen, waren vergebens. Für einige Arten, besonders Schisiocerca, gelang es dagegen leicht, festzustellen, dass sie Nachts Nahrung zu sich nehmen. Diese lässt aber auch bei Tage die Kauwerkzeuge nicht ruhen, was für die andern Arten noch zu untersuchen wäre. 44 J. VOSSELER, mitteln ausgestattet; dieser spritzt Blut von sich, Oedaleus sondert einen Stinksaft ab. Schistocerca endlich entgeht auch ohne be- sondere körperliche Schutzvorrichtungen der Gefahr der Ausrottung durch ihr eminentes Vermehrungsvermögen. Es kommen aber auch noch andere, scheinbar mit dem früher über die Vollkommenheit der localen Anpassung Gesagten in Wider- spruch stehende Ausnahmen, selbst bei den anpassungsfähigsten Arten der Wüste, vor. Ein Beispiel davon wurde 1896 p. 556 von mir aufgeführt: eine auf hellgrauem Boden gefundene Eremobia von hell gelbbrauner Färbung. Wenn auch nur selten, so liessen sich doch noch einige ähnliche Fälle nachweisen, deren Erklärung keines- wegs schwierig ist. Eingangs wurde auf die Wirkung des Windes für die Verbreitung der fliegenden Acridier hingewiesen und nach eigner Erfahrung betont, dass derselbe eine ganze Anzahl Arten, besonders bei Nacht, zu fliegen veranlasse. Während des Tages ist es den Thieren, wie das Beispiel von Heloseirtus zeigt, ein leichtes, aus einer mit ihrer Farbe disharmonirenden Umgebung wieder in eine damit übereinstimmende zurückzukehren. Nachts ist natürlich die Möglichkeit der Unterscheidung der Bodenfarbe ausgeschlossen. Werden nun wüstenfarbige Arten in der geschilderten Weise vom Sturm an Plätze verschlagen, die unter Umständen alle übrigen Lebensbedingungen gewähren, in der Bodenfarbe aber contrastiren, so ist dem Irrgast erst nach Sonnenaufgang Gelegenheit gegeben, das Missverhältniss zu corrigiren, !) vorausgesetzt, dass er nicht gar zu weit von seiner Heimath entfernt wurde. Inzwischen aber ist er der Gefahr, von Feinden erkannt und vernichtet zu werden, preis- gegeben. Ob den Acridiern ein Bewusstsein ihrer Färbung und das Ver- mögen, absichtlich darnach die Umgebung zu wählen, zugeschrieben werden darf, ist natürlich nicht zu entscheiden. Wahrscheinlicher ist es jedenfalls, dass der ganze psychologische Vorgang ein reflecto- rischer, vielleicht instinetiver, d.h. vom Willen und Bewusstsein des Individuums unabhängiger ist. Für die Feststellung des That- bestandes kommen diese Fragen hier nicht weiter in Betracht. Für die geflügelten Acridier hat somit die schützende Färbung neben unbestreitbaren Vorteilen auch nicht zu verkennende Schatten- seiten, denen offenbar dadurch entgegengewirkt werden soll, dass, 1) In den frühen Morgenstunden sind alle Orthopteren sehr wenig beweglich. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 45 wie früher erwähnt, die Arten womöglich gegen den Wind zu fliegen streben oder das Flugvermögen einbüssen. Ist es richtig — und ich zweifle nicht daran —, dass die Ver- setzung einer Art in ein auffällig mit ihrem Aeussern im Wider- spruch stehendes Gebiet ihr Fortkommen daselbst in Frage stellt, so lässt sich auch verstehen, warum so manche Arten an Orten fehlen, wo sie sonst alle Lebensbedingungen finden müssten. Es schweben mir dabei besonders die den südlichen Sandflächen eignen Species vor (Zeptopternis, Eremocharis, einige Sphingonotus, Staurono- tus u. s. w.). Es handelt sich dabei jedenfalls um alt eingesessene Formen, deren Veränderlichkeit im Laufe vieler Generationen durch die specifische, in stets genau derselben Weise wiederholte und mehr oder weniger fixirte Anpassung verloren ging. Ihre geographische Begrenzung nach Norden lässt sich weder aus klimatischen noch sonstigen äussern Umständen erklären, ebenso wenig aus der räum- lichen Entfernung der nächst liegenden für ihre Ausbreitung günstig erscheinenden Zonen. Sehen wir ja doch, dass andere Arten das grösste Hinderniss, den ganzen breiten Gürtel der Sahara, überwin- den, um vom Senegal aus in Nord-Afrika, und zwar bis an die Küsten, vorzudringen. Im Einklang mit den durch Versprengung durch den Wind erklärten Vorkommnissen von Wüstenformen steht die Beobachtung, dass die vom Lufttransport ausgeschlossenen flügellosen Arten nie anders als auf einer mit ihnen harmonirenden Bodenfarbe angetroffen wurden. Die geschilderten Anpassungsvorgänge geben uns auch den Schlüssel zum Verständniss für die oft scheinbar willkürlichen und jeder Anpassungstheorie spottenden Färbungen der mehr auf die Küstenstriche beschränkten Acridier. Auch diese besitzen ein keines- wegs geringes Anpassungsvermögen (Stauronotus, Truxalis, Caloptenus, Oenerodes, Pamphagus u. s. w.), dessen Entstehung denselben Be- dingungen unterliegt wie das der andern. Nun herrscht aber innerhalb ihrer Wohnsitze erdiger, steiniger Boden, mit wechselnder Färbung, relativ reiche, vieler Orts durch Cultur vermehrte Vegetation vor mit nicht wenigen hohen Pflanzen. Der ganze Untergrund, auf dem die Thiere sich bewegen, macht — bildlich gesprochen, — einen viel unruhigern Eindruck; scharfe Contraste zwischen den gelb- bis schwarzbraunen Tönen, noch 46 J. VOSSELER, schärfere zwischen Licht und den durch viele Unebenheiten bedingten Schatten, verdorrte Kräuter neben kraut-, busch- oder strauchartigen, im Sommer oft noch grünen Pflanzen bedingen eine Unendlichkeit der Gliederung und der Variationen auf verhältnissmässig geringe Entfernung. Auf die Stelle, an welcher das Thier gerade während der Häutung sitzt, tönt sich sein Aeusseres ab. Die geringste, viel- leicht des Nahrungserwerbes wegen, vollzogene Ortsveränderung zwingt es zum Uebertritt auf ein Gebiet anderer Farbe, etwa von braun auf grün, anderer Structur, anderer Beleuchtungsverhältnisse. Das Thier müsste verloren sein, würde es nicht in den übrigen Un- regelmässigkeiten der Umwelt verschwinden. So kann man grüne Ocnerodes, Pyrgomorpha, Truxalıs ruhig auf braunem Boden, braun- sefleckte Zpaecronia, Stauronotus auf grünem Grase sitzen sehen, und sie werden dennoch dem Auge kaum auffallen, weil eben in nächster Nähe in vielfachem Wechsel mit andern die deckenden Farben vor- kommen, diese deshalb nichts unerwartetes, nichts überraschendes bieten. Diese Beobachtung können wir z. Th. innerhalb der einheimischen Fauna bestätigen, wenn wir unsern Acridiern am Wald- und Wiesen- rand einige Aufmerksamkeit schenken. Dazu kommt, dass auf un- ruhigerm Grunde und unter Pflanzen Schlagschatten und Verstecke weitere Täuschung und Schutz ermöglichen. Im Uebrigen finden wir auch an der Küste Formen, welche an eine ganz specielle Umgebung angepasst sind, von denen die auf- fallendste die ın und an binsenartigen Gräsern lebende Ochrilidia tibialis ist (vergl. Krauss u. VOSSELER p. 529). Auch Truzxahs ist hierher zu rechnen. Beide sind annähernd der Farbe der von ihnen bevorzugten Pflanzen entsprechend gezeichnet und gefärbt. Es darf nicht verschwiegen werden, dass in dem Augenblick, wo eine angepasste Form die Glieder rührt, auch schon ein gutes Stück des Nutzens der Schutzfärbung verloren geht. Vermag sie fliegend zu entfliehen, so ist der Schaden nicht gross, eine ungeflügelte Art kann nur durch absolutes Stillesitzen dem beutesuchenden Auge der sich nähernden Insectivoren entgehen. Dem entsprechend zeigen gerade die am günstigsten gefärbten Arten eine oft erstaunliche Beharrlichkeit, auf ihre Schutzfärbung vertrauend, bewegungslos zu bleiben. Selbst die flugbefähigte Zremobia macht keine Ausnahme; oft kann sie mit dem Fusse fortgeschoben werden, und sie verhält sich dabei wie ein Stückchen Holz oder Stein. Auch Pamphagus Ocnerodes, Ennapius machen es gewöhnlich so. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 47 Es unterliegt keinem Zweifel, dass den Orthopteren im Kampfe ums Dasein noch weitere Anpassungsfähigkeiten zu Gebote stehen, dass sie auch noch nach andern Richtungen von der Beschaffenheit des Wohnortes beeinflusst werden. Der Structurveränderungen der Hautoberfläche sowie der Umbildungen der Prunkfarben wurde oben schon gedacht._ Viele Formen werden nach Süden zu kleiner, ge- stalten sich zu Varietäten, Localrassen und endlich zu neuen Arten aus, gewissermaassen unter unsern Augen auf einer Strecke von 300 bis 400 km Entfernung. ‘Wie schon DE SaussurE erkannt hat, sind hier besonders die Formenkreise der Pamphagiden und Eremobiiden bemerkenswert; zwischen beiden lässt sich ein gewisser Parallelismus der mit ihrer Ausbreitung von der Küste bis zum Rande der Sahara verknüpften Umänderungen nachweisen. Unter den Locustiden sind es die Ephippigera-Arten, welche nach der Zahl der local beschränkten Arten als leicht umbildungsfähig angesehen werden müssen, aber fast ausschliesslich auf die Küste beschränkt sind. Endlich ist nicht selten die Flügellänge bei Individuen einer Art von verschiedener Herkunft verschieden. Bkrunxer (Prodr. p. 124) erwähnt, dass die Länge der Flugorgane von Stenobothrus pulvinatus in südlichen Gegen- den zunimmt, nach Osten die Thiere schlanker, nach Westen immer dicker werden. Krauss (Orth. v. Senegal p. 60) fand ähnliche Ver- schiedenheiten der Flügel bei Zonorerus variegatus (L.), dessen 22 oft kleiner als die 22 sind; Eremobia ist ebenfalls unter die Arten mit un- beständiger Flügellänge zu rechnen (vergl. Fig. 1—4, Taf. 3). So weit sich bis jetzt beurtheilen lässt, finden sich die Verkürzungen auch in diesem Falle bei den nördlichen Individuen, gehen aber ebenso wenig wie bei Locusta viridissima aus Algier so weit, dass das Flugvermögen einzelner verloren ginge, was wohl aber bei Stenobothrus vorkommt. Nach meinem Dafürhalten sind aber im Durchschnitt alle andern Anpassungserscheinungen den oben etwas eingehender geschilderten der Schutzfärbung gegenüber von sehr untergeordneter Bedeutung. Die meisten Arten der Orthopteren ertragen weit gehende Unterschiede in Klima und Nahrung, wie aus deren Verbreitung hervorgeht, be- dürfen somit überhaupt keiner andern Anpassung als eben in der Wüste der in der Färbung, und so hielt ich es für wichtig, diese an solchen Beispielen zu behandeln und nachzuweisen, bei welchen keinerlei verwirrende Nebenerscheinungen die Klarheit des Princips beeinträchtigen. 48 J. VOSSELER, VI. Häutung von Bugaster. Nachdem dieser Gegenstand im 5. Abschnitt in Rücksicht auf die Entstehung der Farben und die Schutzanpassung einiger Acridier kurz behandelt worden ist, sollen sich hier etliche weitere Bemerkungen über die Häutung einer mit T'rutzfarben versehenen Locustide, des zu so vielseitigen Beobachtungen anregenden Kugaster guyoni, anschliessen. Vorausgeschickt sei, dass der Process der Ab- streifung der Cuticula selbst nicht beobachtet wurde, wohl aber die demselben vorangehenden und nachfolgenden Erscheinungen. Mehrere in Gefangenschaft gehaltene Larven (letztes Ent- wicklungsstadium) wurden schon einige Tage vor der Häutung träge, ihre Fresslust nahm ab, die intensiv rothe Farbe der Pronotum- stacheln und Abdominalflecken verblasste, wandelte sich in schmutziges Gelb um. Kurz vor dem Hautwechsel sitzen die Larven ganz apathisch, arbeiten lebhaft mit dem Hinterleib, dessen Bauchseite eine Art von Pulsationen ausführt. Die Häutung vollzog sich stets in den Vor- mittagsstunden von Morgens 6 bis spätestens — bei einem durch Verletzungen und Blutverluste sehr geschwächten Exemplar — 10°/,;, Uhr. Kurz nachdem die alte Hülle abgestreift ist, findet man den Hals lang gestreckt, alle Ringe des Meso- und Metathorax, des Abdomens und der Genitalsegmente weit aus einander getrieben. In ziemlich regelmässigen Pausen wird das Abdomen verkürzt und wieder gestreckt. Die verlassene Haut ist aussen vollkommen schwarz, stahlblau glänzend, nur die vorhin erwähnten Abzeichen sind schmutzig- gelb, der Bauch und die Seiten weissgrau. Die Innenfläche der Haut ist nass, sehr weich, schneeweiss, birgt die Exuvien der Haupt- tracheenstämme. Durch eine von der Stirne über den Hinterkopf von dort über Pro-, Meso- und Metanotum verlaufende mediane Spalte war das Auskriechen erfolgt. Der Grundton der Farbe der frisch gehäuteten Imago ist ein ganz mattes Fleischroth, am reinsten auf dem Pronotum und dessen Stacheln zu sehen, dazu kommt am Kopf, Meso- und Metathorax sowie an den Beinen etwas braun und grau, so dass dort eine zart überduftete Milchchocoladefarbe entsteht. Reine Chocoladefarbe tragen die Ringe des Abdomens mit Ausnahme der licht gelben Flecke. Der Bauch ist beinahe schwarz, weiss gefleckt. Das Chitin ist noch sehr weich; bei einem Versuch zu kriechen, biegen sich die Hinterschienen, Nach einer Stunde sieht das Pronotum, mit Ausnahme des noch fleischrothen Hinterrandes und der gleichfarbigen Stacheln, bläulich- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 49 weiss überduftet aus, die Zwischensegmente des Abdomens haben sich saftbraun, die Segmente schwarzbraun auf der Rückenseite gefärbt. Stark hervorgetrieben sind noch die Aftertheile. Gegen das Ende der zweiten Stunde verschwindet dies, gleichzeitig erreicht das Ab- domen eine fast vollkommen schwarze Färbung, an den Beinen be- merkt man noch Chocoladefarbe, aber mit einem starken Stich ins Schwarze. Das Pronotum ist nunmehr grau; die aus einander ge- triebenen Zwischensegmente treten zurück. Mit der dritten Stunde hat sich der Hinterleib ausgefärbt, die Beine nahezu. Der Kopf ist dunkel, aber noch überduftet, ebenso der etwas weissliche Thorax. Gegen das Ende der vierten Stunde ist nur der Kopf und Thorax noch etwas grau, der Legestachel braun. Die Abzeichen auf Pronotum und Abdomen, bisher immer noch gelblich, beginnen roth zu werden. Die vollständige Ausfärbung zieht sich noch einige Zeit hin, erst nach etwa 6—7 Stunden erhärtet das Chitin annähernd vollständig, Bei diesem, im Freileben wahrscheinlich bedeutend schneller sich abwickelnden Process ist das Zusammenwirken zweier Farbstoffe, eines schwarz und eines roth werdenden, ziemlich unverkennbar. Letzterer ist sowohl am Licht als in Alkohol und Formalin sehr be- ständig; trotz dieser Eigenschaft dürfte es sich doch wohl um einen der sonst weniger dauerhaften Fettfarbstoffe handeln. VI. Spermatophoren von Eugaster und Platystolus. Obwohl nach Form und Grösse ziemlich verschieden, ist der Bau der Spermatophoren dieser beiden Locustiden doch nach einem ein- heitlichen Prineip in symmetrischer Anlage entstanden. Der wesentlichste Theil, die Samenkapsel, besteht bei Zugaster, wo die Verhältnisse einfach liegen, aus einem Paar flaschenförmiger Körper mit langem Hals, dem Ausführungsgang (Fig. 1d Taf. 1), welcher gerade verläuft. Eine glashelle, aber sehr consistente gallert- ähnliche Masse (9) umgiebt diese Samenbehälter (sp) und ist von einer zähschleimigen besonders nach den Ausführungsgängen zu dichter aufgelagerten Substanz (s) eingeschlossen. Hinter diesen mit einander verkitteten weissen Samenbehältern liegt ein ebenfalls paariger, durch seitliche Verschmelzung zweier Kugeln entstandener Gallertkörper, der ziemlich durchsichtig und weich ist (a). Nach der Begattung steckt das vordere Stück der Spermatophore fest in den weiblichen Genitalien, der Körper der Samenbehälter aber und die Gallertkugeln bleiben äusserlich sichtbar längere Zeit hängen Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 4 50 J. VOSSELER, und werden oft erst nach 1—2 Stunden vom Weibchen weggebissen und verzehrt. In der Gefangenschaft wurde ein und dasselbe Weibchen 3—4mal, von verschiedenen Männchen begattet, welche jeden Act mit einem charakteristischen Gezirpe einleiteten. Mehr als zwei Begattungen führte ein Männchen in einem Tag nicht aus, setzte dieselben aber von Anfang August bis Ende October fort. Von Platystolus erhielt ich nur eine Spermatophore an einem frisch gefangenen Weibchen. Dieselbe fällt durch ihren gewaltigen Umfang sofort auf. Obwohl der Producent kleiner als der männ- liche Eugaster ist, erreicht die Breite und Länge der Samenkapsel mehr als das Doppelte von der des Zugaster. Die Samenbehälter bilden kleine Retorten, welche von einer festen, dicken Gallertmasse (Fig. 3A g Taf. 1) umschlossen, in lange feine Ausführungscanäle sich fortsetzen (Fig. 3 C d). Denkt man sich das ganze Gebilde in situ am weiblichen Genitalapparat befestigt, so haftet es bei X an der Wurzel der Legescheide vermittels einer besondern Kittmasse, in der die Form der Legescheide eingedrückt ist; die Samenbehälter bleiben aussen, an sie schliesst sich nach hinten wie bei Hugaster wieder weiche hyaline Gallerte («) an, deren Umrisse nicht mehr bestimmt werden konnten, da die Trägerin bereits mit dem Ver- zehren begonnen hatte. Bis hierher war morphologisch die Ueber- einstimmung zwischen den beiden Arten von Spermatophoren unver- kennbar. Der Ausführungsgang allein ändert dieselbe, da er bei Platystolus nicht gerade verläuft, sondern im Anfang sich median- wärts und bei der angegebenen Lage gleichzeitig nach unten biegt, um in einem weiten Spiralbogen wieder aufzusteigen. Dieser Theil des Ausführungsganges ist sehr dünn, wie der Samenbehälter liegt er in einer festen, aber weniger harten Gallerte, die in der abgebil- deten Weise die vom Ausführungscanal ausgeführte Figur mitmacht und ebenfalls durch eine Rinne in der äussern Curvatur und deut- liche Spaltung am Ende die bilaterale Anlage verräth. Der ganze Bogen kommt bei der Begattung ins Innere der weiblichen Genitalien zu liegen, seine Form und Grösse hängt mit der Beschaffenheit der- selben zusammen und trägt neben der erwähnten Kittmasse zu einem recht vollständigen Festsitzen des Apparats bei. Die für Eugaster angeführte schleimige, den Ausführungsgang begleitende Gallerte fehlt. Während der Bau des Spermatophoren von Eugaster der Haupt- sache nach dem bei Locustiden öfters beobachteten entspricht, scheint das Verhalten des Ausführungsganges bei Platystolus bis jetzt kein Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 51 Gegenstück zu haben, auch nicht unter seinen nächsten Verwandten, den Ephippigeriden. FaBrE in seiner schon erwähnten Abhandlung beschreibt die Spermatophoren von Dectieus albifrons und Ephippigera vitium; beide bestehen für gewöhnlich aus 4 paarweise hinter einander gelagerten, seitlich mehr oder weniger deutlich ver- schmolzenen Kugeln, von denen die hintern umfangreicher als die vordern, ausnahmsweise durch eine grössere Anzahl symmetrisch angeordneter von der Grösse der Eier einer Helix aspersa vertreten sein können (Zphippigera). Auch den in den Genitalien haftenden gallertigen vordern Anhang erwähnt FABrRE. Dagegen scheint er die Ausführungsgänge nicht gesehen und der Verschiedenheit zwischen der Consistenz der einzelnen Abschnitte weniger Beachtung geschenkt zu haben. Nach seiner vermuthungsweisen Annahme communiciren die Hohlräume der 4 Kugeln mit einander und bilden eine gemein- same Tasche. Auch bei diesen 2 Arten von Locustiden fällt der Umfang der Spermatophore im Verhältniss zu den Ausmaassen der Männchen auf, bei beiden auch wird nach der Uebertragung des Samens die gallertige Umhüllung, später die ganze entleerte Samen- patrone vom Weibchen verzehrt. Ueber den Inhalt und Zweck des hintern Kugelpaares vermag ich nichts mitzutheilen. Da es nicht ausgeschlossen ist, dass das Sperma nicht durch Eigenbewegung, sondern durch mechanischen Druck aus den Behältern sich entfernt, so könnten die hintern Kugeln, falls sie überhaupt mit den vordern communieiren, einen vielleicht quellenden und so den Samen vor sich her pressenden Austreibestoff enthalten, wie er anderwärts vorkommt. Der Umfang der Samenbehälter verändert sich nicht; auch wenn aller Samen ausgetreten ist, behalten sie ihre helle weisse Farbe. Die Samenfäden aus den Spermatophoren von Eugaster sind wie gewöhnlich in grössere Bündel vereinigt, über den Spitzen dieser Bündel wölbt sich eine fein granulöse Plasmakappe (Fig. 2Aa, Taf. 1). Die Spermatozoen sind, wie alle Zellen dieser Thiere, sehr gross und deutlich, ihre Zusammensetzung lässt sich leicht er- kennen. Der Kopf (k) hat eine sehr lang gestreckte, leicht gekrümmte Form, trägt an seinem spitzen Vorderende eine Art Widerhaken, Fig. 2Bh. Auf den Kopf folgt ein kleines, scharf davon abge- setztes, schwächer sich färbendes Zwischenstück (c), das offenbar bei Insecten sonst nicht beobachtet wurde.!) An dieses schliesst sich 1) BaLLowitz, K., Zur Kenntniss der Samenkörper der Arthro- poden, in: Internat. Monatsschr. Anat. Physiol, 1894, Hft. 5. — BALLO- 4* 52 VOSSELER, in gleicher Breite die lange Geissel (9) an, welche in das dünne End- stück (e) übergeht. Die Längsspaltung der Geissel in 3, die des End- stücks in mehrere Fädchen bezw. Fibrillen habe ich nicht verfolgt, die von K. Barnowırz bei Gryllotalpa und Gryllus domesticus er- wähnte stiftartige Verlängerung des Kopfes nie gesehen, ebenso wenig die bei Periplaneta dem Stiftchen aufsitzende Platte, !) glaube dagegen, dass der Widerhaken mit dem von SıEBoLD (in: Arch. Anat. Physiol. 1836) erwähnten winkelförmigen Anhang bei Zocusta und Decticus identificirt werden darf. Nach Hämatoxylinfärbung erscheint der Kopf tief dunkelblau, das Zwischenstück etwas heller, Geissel und Endstück roth. VIII. Die Vertheidigungssäfte der Orthoptera saltatoria. a) Das Blutspritzen des Locustodeen. Schon im Jahre 1885 berichten Boxxer und Finor?), dass Eugaster guyoni SERv. zur Vertheidigung einen Saft von sich spritze: „il lance deux jets d’un liquide orange et assez caustique pour deter- miner une vive inflammation de la conjonctive lorsqu’il est accidentelle- ment porte sur le globe oculaire; ce liquide s’echappe, par une veritable ejaculation de deux pores situ6s sur les cötes du mesosternum, en arriere des hanches de la premiere paire des pattes et au dessous des angles posterieurs des lobes r6fl&chis qui les recouvrent plus ou moins“. Trotz der scheinbar genauen Angaben über den Ursprung der Strahlen haben sich die beiden Autoren doch geirrt. Die erste richtige Mit- theilung über die Ejaculationsstelle finde ich bei Ancey ?), welcher die „articulation coxo-femorale“* als solche bezeichnet und der den Spritzsaft als gelb und wenig dicht schildert. Irgend welche An- gaben über die Art und den Ursprung dieses bei echten Orthopteren doch so ungewöhnlichen Vertheidigungsmittels enthält auch dieser Aufsatz nicht. Durch eigene Untersuchungen vermochte ich sodann wıTz, E., Bemerkungen zu der Arbeit von Dr. phil. K. BALLOWITZ über die Samenkörper der Arthropoden, ibid. 1) Vielleicht nur ein bei der Auflösung der Spermatozoenbündel hängen gebliebener Theil der vorhin erwähnten Plasmakappe. 2) E. Bonser et A. FınoT, Catalogue raisonne des Orthopteres de la regence de Tunis, Montpellier 1885, in: Rev. Sc. nat. (3), V. 4, p. 193—232 et 333 —367, tab. 7 et 14. 3) AnceEy, C. F., Une excursion dans les Hauts-Plateaux (ä Chellala), in ».80oc. 'entomol., I. 6, No. 21,7 18927.p.161. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 53 etwas später!) den Spritzsaft als Blut zu erkennen und nachzu- weisen, dass von allen 6 Beinen bezw. den genannten Gelenken der- selben, Blutstrahlen bis auf 40—50 cm Entfernung gespritzt werden können, dass gewöhnlich aber nur das erste oder die beiden vordern Paare in Dienst treten, seltener die Beine einer Seite allein. Bonser u. Fınor beobachteten nur 2 bis auf 15 em 2-3mal hinter einander abgegebene, aber schnell schwächer werdende Strahlen. Der Richtung, nach welcher die Vertheidigung stattzu- finden hat, vermag das Thier bis zu einem gewissen Grad zu folgen. Meist steigen die Strahlen senkrecht oder leicht divergirend in die Höhe, können aber durch entsprechende Stellung der Beine mehr nach seitwärts, vor- oder rückwärts abgegeben werden. Ueber den Mechanismus des Spritzapparats fehlen nähere Angaben. Die früher begonnenen Untersuchungen vermochte ich erst nach Erlangung weitern lebenden Materials zum Abschluss zu bringen. Inzwischen gelang es Üu£xor?), als Bestätigung einer von mir früher ausge- sprochenen Vermuthung, den Nachweis zu erbringen, dass auch unter ‚den Ephippigeriden das Blutspritzen vorkomme und zwar bei E. brunneri Bol. Da dort der Vorgang ein viel einfacherer als bei Eugaster ist, mag er zuerst geschildert werden. Von einem eigent- lichen „Spritzen“ kann in diesem Fall nicht gesprochen werden, um so weniger, als der Bluterguss nicht willkürlich zu erfolgen scheint. Ich bezeichne daher den von Cu£xor beschriebenen Fall als defensive Blutergüsse der Ephippigeriden Nach der Originalbeschreibungklammertsich E. brunneri Angesichts einer drohenden Gefahr mit den Beinen fest an, senkt den Kopf und hebt das Pronotum hinten in die Höhe. Durch starke Compression des Leibes wird die zarte Innenhaut des so zwischen Flügeldecken und Hinterrand des Pronotums entstehenden Hohlraums blasenartig hervorgetrieben und stark gespannt. Vermehrt sich der Druck ge- nügend, so treten durch die Membran gelbe Blutstropfen, deren Ge- schmack Anfangs fade, später einen beinahe unerträglich bittern (seschmack annimmt. Ein Versuch mit einer Eidechse bewies, dass 1) VOSSELER, J., Biologische Mittheilungen über einige Orthopteren aus Oran, in: Jahreshft. Ver. vaterl. Naturkde. Württemberg, Jg. 1893, p- XCIV. — Krauss, H. u. VOSSELER, J., I. Beiträge zur Orthopteren- fauna Orans (West-Algerien), in: Zool. Jahrb., V.9, Syst., 1896, p. 553. 2) CußxoT, L., Le rejet de sang comme moyen de defense chez quelques sauterelles, in: OR. Acad. Sc. Paris, V. 122, p. 328—330, 1896. 54 J. VOSSELER, der Saft in der That abschreckend wirkt. Nach 3 Angriffen ver- suchte diese stets den Mund am Boden zu reinigen und stand dann von der Beute ab.') Ganz genau dasselbe Manöver macht FE. innocentu Fın., nur dass es mir trotz vieler Beobachtungen absolut nicht gelingen wollte, Blut austreten zu sehen. Ich will damit keineswegs behaupten, dass dies überhaupt nicht geschehe; es ist ja leicht denkbar, dass den Thieren die Gefahr nicht gross genug schien oder der vom Feinde beim Zu- fassen ausgeübte Druck fehlte, um die Erscheinung zu erzeugen. °) In der Angriffs- oder besser Vertheidigungsstellung bildet die Stirne des tief gesenkten Kopfes eine Parallele zum Boden, die Fühler werden nach vorne gestreckt, die Beine weit gespreitzt. So gleicht das Thier einer attackirenden Säbelantilope. Etwas anders verhalten sich zwei weitere Arten von Ephippigera. Die eine, E. latipennis FıscnH. zeigte, ohne eine besondere Stellung einzunehmen, wohl noch die durch vermehrten Blutdruck blasen- förmig hervorgetriebene Membran an der Vorderwand des unter dem Pronotum liegenden Hohlraumes, die andere E. confusa Fıx., vortreff- lich der Farbe der Disteln, auf denen sie lebte, angepasst, nicht ein- mal diese. Dabei ist zu bemerken, dass E. innocenti Fın. die schlanken zarten Hinterbeine kaum je durch Autotomie abwirft, auch wenn sie daran ergriffen wird, wohl aber andere nicht spritzende Arten. Dieses Verhalten kann zwei Ursachen haben, je nach der Bedeutung, die man der Autotomie zumisst. Nimmt man an, sie diene dazu, dem Feind einen Theil zu opfern, um das übrige, die Hauptsache, zu retten, so wäre es verständlich, wenn diese Art freiwilliger Selbstverstümmelung wegfiele, sobald ein anderes, vielleicht vollkommeneres Mittel für die Abwehr zur Ver- fügung steht. Sieht man aber in der Autotomie eine Einrichtung zu dem Zweck, Blut fliessen zu lassen und dadurch dem Feinde un- angenehm zu werden, so ist dieselbe in dem Augenblick überflüssig, wo Blut auf rationellere Weise an anderer Stelle im entscheidenden Moment abgegeben werden kann. 1) Ob der Bluterguss auch ohne den von Seiten des Angreifers aus- geübten Druck, ob er durch Platzen der Haut oder aus eigens zu diesem Zweck gebildeten einfachen oder paarigen Poren erfolgt, erwähnt OUENOT nicht. 2) CuENoT sah, um ein Beispiel über das verschiedene Verhalten von Individuen einer Art anzuführen, bei Platystolus nie Blut austreten, und dennoch spritzt die Art zweifellos (siehe unten). Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 55 Eine weitere Beobachtung möge sich hier trotz ihrer Unvoll- ständigkeit anschliessen. E. lucasi, eine 1892 bei Hammam bou Hadjar ganz gemeine, später aber weder dort noch anderswo von mir wieder angetroffene Art — gab beim Fange eine gelbe Flüssig- keit von sich, auf deren Ursprung ich leider nicht achtete. Auch aus den leicht brechenden Fühlern floss ab und zu gelbes Blut. Eine Anzahl derselben wurde als Futter den geradezu auf Orthopteren erpichten Chamäleonen gereicht und namentlich von den jüngern ergriffen, aber niemals gefressen, selbst dann nicht, wenn einige Tage kein anderes Futter gegeben worden war, die Reptilien also hungerten. Der Verdacht, dass der Bissen vielleicht zu gross sei, schwand, als die etwa gleich grosse ebenfalls grüne Locusta savignyi ohne weiteres aufgefressen wurde. Der Blutspritzapparat von Platystolus. Bei der einzigen Vertreterin der Gattung, Pl. (Ephippigera) pachygaster Luc., vermisst Cuexor das Blutspritzen. Jedoch bedient auch sie sich dieser Waffe, aber in etwas vollkommener Weise. Die Austrittstelle des Blutes liegt da, wo die Mitte des Hinterrandes des Pronotums keilförmig ausgeschnitten ist, sie bildet gewissermaassen als Fortsetzung dieses Ausschnittes eine auf der Mittellinie des Pronotums verlaufenden Spalte, die scharf am Rande beginnend, etwa 1—1,75 mm lang gegen vorn sich erstreckt (Fig. 12 Sp. Taf. 1). Mit Vergrösserungen erkennt man, dass die Ränder durch Bruch entstanden, dass die Spalte also nicht als solche präformirt, sondern mit dem ersten Blutspritzen an der zuvor schon leicht brüchigen, seitlich von den aus der umstehenden Figur ersichtlichen, durch Chitinverdiekungen ausgezeichneten, etwas erhabenen Stelle sich gebildet hat. Die Entstehung der Spalte ist leicht zu erklären. Der über die Flügel wegreichende Theil des Pronotums bildet eine Art umgestülpte Schale, deren Wand aus einer Haut- duplicatur besteht. Der Querschnitt stellt eine nach unten offene Spange dar, in deren Hohlraum das Mesonotum und die Flügel. bezw. auch noch das Metanotum untergebracht sind. Am äussern Scheitelpunkt dieser Spange liegt die betreffende Stelle; die Innenseite ist zäh, biegsam. Beim Spritzen contrahirt das Thier, wie Ephippigera, den Hinterleib stark, womit der nöthige Blutdruck erzeugt wird. Gleichzeitig wird der Thorax seitlich zusammen- gezogen, die untern Ränder der Spange, wieder im Querschnitt ge- dacht, nähern sich. Da nun gerade der Scheitelpunkt, also die Stelle, 56 J. VOSSELER, die bei dieser Kraftäusserung am meisten auszuhalten hat, aus be- sonders brüchigem Material besteht, bricht an der seschilderten, auch schon äusserlich durch dunklere Färbung gekennzeichneten Querschnitt durch den hintern Theil des Pronotums von Platystolus. Sp Blutungsspalte. BI Blutraum. Cu Cutieula (Chitin) bei CuP pigmentirt. HP Hypodermis mit Pigment, bei HK mit grossen Kernen. 40:1. Stelle der angedeutete Riss vollends durch, durch den nun das Blut mit einer der Stärke des Druckes entsprechenden Kraft austritt. Häufig erscheinen nur einzelne klar gelbe Tropfen, welche bald an den Seiten herabrinnen, oftmals aber 3—5 cm weit reichende kräftige Strahlen. Die Männchen sind schwerer zum Spritzen zu bringen als die Weibchen und liefern wohl kaum Strahlen. Auch bei den Weibchen ist die Leistung keineswegs immer gleich. Je praller und voller das Abdomen derselben, d. h. so ziemlich soviel als, je vorgeschrittener die Entwicklung der Eier ist, desto leichter und reichlicher fällt die Blutabgabe aus. Weibchen, die am Legestachel ergriffen wurden, spritzten nicht (weil zwecklos). Der Spritzsaft ist wie gewöhnlich gelb gefärbt, schmeckt bitter- lich, leicht adstringirend; für den Menschen unangenehm oder gar unerträglich kann er nicht genannt werden. Einen besondern Geruch nahm ich nicht wahr. Beim Ergreifen bringt das Thier seine Stirn mit dem Bauch in eine Linie, gepackt spritzt es und speit aus dem Munde nach Art der meisten Orthopteren eine dunkelbraune Flüssigkeit; gleichzeitig zirpt Männchen wie Weibchen mit den Flügeln und sucht zu beissen. Der Biss ist recht kräftig; einem Eugaster wurde ein Hinterbein glatt weg amputirt. Auf ihres Gleichen scheint das Blut, wie leicht erklärlich, nicht Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 57 abschreckend zu wirken. Nicht nur in der Gefangenschaft, sondern auch im Freileben beobachtete ich, dass Platystolus mehr als andere Locustiden dem Cannibalismus ergeben ist, die schwächern Thiere, vorwiegend Männchen, von den kräftigern Weibchen verzehrt werden. Beachtenswerth ist, dass in den vielen Fällen, wo dies stattfand oder wo beim Fang absichtlich die Thiere an den hintern Beinen ergriffen wurden, niemals Autotomie eintrat. Verschiedene frisch gefangene Individuen hatten verkrümmte oder verletzte Hinterschenkel bzw. Tibien, offenbar Folgen feindlicher Angriffe, keinem einzigen aber fehlte ein Hinterbein, was bei andern Locustiden und Acridiern doch so häufig zu beobachten ist. Die anatomischen Vorrichtungen des Spritzapparats sind offen- bar sehr einfach. Bläst man durch die genannte Spalte Luft ein, so sieht man diese genau unter der Mittellinie des aufwärts strebenden hintern Theils des Pronotums, also bis zu der Hauptquerfurche, sich bewegen; von dort tritt sie in den Raum des Thorax, d. h. in den allgemeinen Blutraum, ein. Irgendwo scheint mir daselbst eine Art Stauvorrichtung zu liegen, da auch beim ausgeweideten Thiere, wo ja doch der Blutdruck fehlt, noch Bluttropfen zum Austreten gebracht werden können durch leichte seitliche Pressung des Thorax. Das negative Ergebniss Curxor’s über das Blutspritzen von Platystolus ist vielleicht damit zu erklären, dass ihm nur junge oder ausgehungerte Männchen zur Untersuchung dienten, die, wie gesagt, weniger zu dieser Art der Vertheidigung geneigt sind. Möglich ist es ferner, dass die Art an verschiedenen Fundorten sich verschieden verhält, wohl gar von Wetter und Temperatur beeinflusst wird. Um eine offenbar ebenfalls willkürliche Abgabe von Blut handelt es sich bei dem um Belgrad gefangenen Dinarchus dasypus Iuuie. Das lebende Thier vermochte ich nicht selbst zu untersuchen. Von einem sehr gewissenhaften Beobachter der Orthopteren, Herrn Dr. Krauss (Tübingen), erhielt ich die Bemerkung, dass diese der hier behandelten Gruppe der Locustiden nahestehende Gattung aus zwei sehr feinen, auf den beiden Seitenrippen des hintern Abschnitts des Pronotums liegenden Oeffnungen beim Fange eine grosse Menge hellgelber Flüssigkeit hervordringen lasse. Die Anlage für die defensive Blutung, — denn um eine solche handelt es sich zweifel- los — wäre somit hier zum ersten Male eine paarige. An den mir allein zur Verfügung gestandenen trocknen Exemplaren war keine 58 J. VOSSELER, Pore zu sehen, wohl aber auf jeder der genannten Rippen, wie bei Platystolus, eine Art Riss im Chitin, der sich zum Austritt des Blutes wahrscheinlich in ähnlicher Weise wie bei diesem öffnet (Fig. 15, Sp. Taf.1). BRUNNER hat die Art massenhaft gesammelt, stellt aber eine Saftabgabe, wie er sie bei Callimenus aus den Zwischenräumen des ersten und zweiten Dorsalsegments des Hinterleibes beobachtete, ausdrücklich in Abrede (Prodr. p. 251). Die angegebene Austritts- stelle des Blutes erscheint mir aber keineswegs sicher, denn auch bei Callimenus, dessen Pronotum 2—4 Seitenrippen trägt, sind diese der Länge nach in der Mitte genau wie bei Dinarchus geritzt. An defecten oder an der entsprechenden Stelle genadelten Exemplaren fallen Bruchränder stets mit der Ritze zusammen. Das Blutspritzen von Eugaster guyoni SERYV. Von allen Arthropoden besitzt ZDugaster, soweit sich bis jetzt übersehen lässt, den vollkommensten Typus der hier behandelten Waffe; er bildet geradezu eine wandelnde Blutspritzbatterie Nicht nur hierin, sondern auch in seinem ganzen Aeussern und Gebahren steht er vereinzelt unter seines Gleichen und fast im Widerspruch mit seiner Umgebung da. Ein langsamer, schwerfälliger Patron, weiss er doch tüchtig auszugreifen, wenn er sein Heil in der Flucht überhaupt sucht. Der Gang wird mit plumpen Sätzen ab und zu unter- brochen, die sich zu den eleganten der Locusta oder gar der Acridier etwa wie die Sprünge der Kröte zu denen des Frosches verhalten. Er weiss ganz genau abzuschätzen, wie nahe ihm die Gefahr auf den Leib rückt; auch sah ich ihn nie, selbst bei Ueberraschungen nicht, den Kopf verlieren. Merkt er, dass ihm Ergreifung drohe, so hebt er den schweren zwischen den Beinen aufgehängten Körper so, dass der sonst sehr spitze Winkel zwischen Trochanter und Coxa stumpf, die Oberseite des Gelenkes somit frei wird. Dort liegt aber, wie bekannt, die Spritzpore, welche nun in Function zu treten hat. Der eigenthümlichen Färbung von Eugaster wurde bisher keine besondere Bedeutung zugemessen. Sein Verhalten im Freileben aber drängt unwillkürlich dazu, in ihr mehr als einem blossen Zufall zu erkennen. Die Grundfarbe ist gewöhnlich ein glänzendes tiefes Schwarz, je nach dem Fundort stahlblau überlaufen, besonders am Pronotum, oder mit einem grellen Roth untermischt (Stacheln des Pronotums, runde Flecken in Reihen quer über die Abdominaltergite). Durch diese schon der Larve eigne Färbung hebt sich die Art stets, ob an Gras oder an Felsen oder auf dem Sande sitzend so auffallend Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 59 von der Umgebung ab, dass der Gedanke an eine Trutzfärbung nahe gelegt wird. Zudem sind die genannten Farben ja sehr häufig die andern ungeniessbaren Insecten (Coceinellen, Chrysomelen, Mylabriden, Zygaeniden) zukommenden Warnfarben. In seinem ganzen Ver- breitungsgebiet und darüber hinaus kenne ich, abgesehen von den kleinern und mehr versteckt lebenden Gryllen, keine Art, welche so sehr mit ihrer Umgebung contrastrirte wie gerade Kugaster. Ganz im Gegensatz zu ihm sind bekanntermaassen die meisten Orthoptera saltantia wie auch die Phasmiden und Mantiden in der wunder- barsten Weise auf die Wohnstätte abgetönt; ja sogar seine nicht weniger bewaffneten nächsten Gattungsverwandten, Hetrodes und Consorten aus Mittel- und Südafrika, lenken ihrer gemässigtern Farben wegen den Blick weniger auf sich. In gleich kräftiger Weise heben sich von dem hellen und dazu meist stark insolirten Grunde nur noch eine Anzahl von Coleopteren ab, und diese gehören vorwiegend den wenig begehrten, z. Th. ebenfalls durch schlechten Geruch oder Geschmack geschützten Familien der Tenebrioniden, Scarabaeiden und Carabiciden an. Schon die Färbung also giebt uns einen Fingerzeig, dass die Art wehrhaft sein müsse, eines mimetischen Schutzes also nicht bedürfe. Ich gehe zu der Beschreibung des Spritzapparats über. Die des öftern geschilderten Poren liegen, wie schon erwähnt, auf der Oberseite des Gelenkes zwischen Coxa und Trochanter und sind wohl mehr jener zuzurechnen (Taf. 1, Fig. 4 Spr. Die dort be- findliche weiche Gelenkhaut hat etwa die Form eines distal offenen Halbmondes, in dessen proximalem Drittel die Pore, senkrecht zur Längsaxe des Beins, als schmale längliche Spalte von etwa '/, mm Länge verläuft. Im Gebiet der halbmondförmigen Membran be- findet sich die Pigmentirung innerhalb der Hypodermis in Form grosser dunkler Körner; die anschliessenden festen Chitintheile aber führen das Pigment in den äussersten Cuticeularschichten. Die diekern Innenlagen des Hautskelets dagegen sind farblos oder nur leicht gelbbraun getont (Taf. 1, Fig. 8). Trochanter und Femur sind sehr innig mit einander verbunden, nahezu verwachsen. Die ganze Beweglichkeit des körperwärts liegenden Gliedmaassentheils beruht somit auf den Gelenken zwischen Thorax und Coxa und Coxa und Trochanter, vor allem die rotatorische. Während der normalen Stellung bezw. Haltung der Beine werden durch den zwischen Coxa und den 2 folgenden Gliedern gebildeten 60 J. VOSSELER, spitzen, nach oben offenen Winkel die Halbmondmembran zusammen- gepresst, gefaltet und durch den obern Vorderrand des Trochanters etwas überdeckt. Damit werden auch die Ränder der Pore an ein- ander gedrückt, diese geschlossen (Taf. 1, Fig. 9). Naturgemäss findet das Gegentheil dann statt, wenn das Bein eine zugleich seit- und abwärts gerichtete Stellung erhält (Taf. 1, Fig. 8. Die äusserlich sichtbare Pore oder Spalte setzt sich in Form eines zusammengedrückten Trichters in das Innere des Ge- lenkes fort durch eine Einstülpung der Haut. Nach der Tiefe zu nimmt die Dicke der Trichterwand — Cuticula und Hypodermis — ab, ebenso die Pigmentirung. Die innere Oeffnung ist nur noch von sanz dünner Haut gebildet (Taf. 1, Fig. 8 Spr. Die Oberfläche der Outicula auf der Halbmondmembran und somit auch in der Um- sebung der äussern Pore trägt zahlreiche kleinste spitze Kegelchen, die Trichterwände sind jedoch glatt, wohl aber leicht gewellt. Unterhalb des Spritztrichters liegen die Tensoren und Flexoren des Trochanters (Fig. 6A) bezw. Femurs, ausserdem 2 kräftige Muskel- bündel, welche convergirend und sich überschneidend am obern Vorderrand des Trochanters ansetzen und die wohl der Vor- bezw. Rückwärtsbeweeung des Beins — als Rotatoren — dienen. Ein weiterer kleiner, aber nie fehlender Muskel, geht von der Hinter- wand!) der Coxa an die untere bezw. innere Schmalseite der Pore. Er ist besonders bemerkenswerth, da er allein direct mit dem Spritz- apparat zusammenhängt (Taf. 1, Fig. 7 Mu, Spr). Neben diesen wesentlichen Bestandtheilen des Ejaculationsmechanismus liegen so- dann noch die Nervenstränge und die Tracheen des Beins (Fig. 7, N... 2r.2Ma). Die Art und Weise, wie der Apparat functionirt, lässt sich am besten aus den Abbildungen (Fig. 7, 8 u. 9) ersehen. Die Spritzpore ist bei der gewöhnlichen Stellung der Beine, d. h. wenn die Längs- axen von Trochanter und Coxa in einem spitzen Winkel zusammen- stossen, geschlossen (Taf. 1, Fig. 9). Vermehrter Blutdruck durch Compression des Abdomens wird den Verschluss noch vollständiger gestalten dadurch, dass die weichen Seitenwände des Trichters an einander gepresst werden. Die harten, die Gelenkmembran um- gebenden und durch die Beugung des Beins genäherten Chitintheile 1) Als Hinterwand bezeichne ich die gegen das Körperende des Thieres zugekehrte Wölbung des Beins und seiner Theile, das Bein recht- winklig zur Längsaxe des Körpers gestreckt gedacht. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 61 verhindern, dass der Apparat vorgedrückt und damit der Trichter umgestülpt werde und die Pore so unbeabsichtigt Blut austreten lasse. So vermag Kugaster verschiedene Bewegungen auszuführen, ohne dass die Pore sich öffnen würde. Nimmt das Thier die oben geschilderte Vertheidigungsstellung ein, so wird durch die Streckung der Beine die obere Gelenkhaut zwischen Coxa und Trochanter gespannt, die Spalte geöffnet und zwar nicht nur deren äussere Ränder, sondern auch der ganze (Fie. 8) eingestülpte Theil, wie Versuche an isolirten Gliedmaassen zeigen. Der Stärke des ausgeübten Bauchdruckes proportional spritzt das Blut nun hervor, wie schon gesagt, durch entsprechende Drehungen und Wendungen des Körpers nach den Punkten der drohendsten Gefahr gerichtet. . Die Kraft und Stärke der Strahlen hängt natur- gemäss von dem Blutquantum ab, das ohne übergrosse Schwächung des Individuums verfügbar ist. Junge Thiere liefern weniger Spritz- saft als alte, ausgehungerte weniger als vollgenährte, die zweite Ladung ist stets schwächer als die erste, die dritte, wenn sie je er- folgt, wiederum schwächer als die zweite Eine fünfte Blutabgabe in kurzer Zeitfolge vermochte ich nie zu erzielen, auch dann nicht, wenn zuvor nur je paarweise Strahlen abgegeben worden waren. Endlich hängt die Intensität der Strahlen von deren Zahl ab. In den meisten Fällen sind es deren nur 2, entweder auf einer Seite oder an einem Paar correspondirender Beine. Vom dritten Beinpaar sah ich bei erwachsenen Thieren nie Strahlen ausgehen, obgleich auch dort die Poren in functionsfähigem Zustande vorkommen. Wie bei Platystolus, so scheinen auch bei Zugaster die Weibchen mehr und kräftiger zu spritzen als die Männchen. Die Entfernung, bis zu welcher die Strahlen reichen, konnte wiederholt auf 40—50 cm geschätzt werden, bleibt aber häufig geringer. Oftmals treten beim vorsichtigen Ergreifen der Thiere nur wenige grosse Blutstropfen aus; bei längere Zeit in Gefangenschaft!) gehaltenen Exemplaren unter- bleibt in der Regel auch dies, da sie offenbar bald merken. dass sie keine Ursache haben, ihr Blut zu vergiessen. Wie man sieht, ist der Spritzapparat und seine Function ziem- lich einfach. Immerhin sind noch zwei schwieriger zu erklärende Punkte zu erörtern, welche die Frage nach der Bestimmung des vor- 1) Sie gewöhnen sich seh rleicht an, leben Monate lang von allerhand Früchten, Fleisch, Pflanzenblättern, selbst Chocolade und entwickeln sich dabei normal weiter. 62 J. VOSSELER. hin beschriebenen kleinen, am Unterrand des Porentrichters seitwärts sich ansetzenden Muskels betreffen und zugleich die weitere Frage zum Gegenstand haben, ob bei gestreckten Beinen unter allen Um- ständen aus der Pore Blut austrete. Eugaster vollzieht eine ganze Reihe von Bewegungen, bei denen er die Beine nicht in der gewöhn- lichen Weise winklig zum Körper setzen kann, sondern mehr oder weniger strecken muss, mehr oft, als es im Augenblick des Blut- spritzens geschieht, z. B. beim Klettern an dünnen Stengeln oder bei den Männchen während der Begattung. Im zweiten Fall besonders bilden nach meinen Beobachtungen gerade die am leichtesten Blut abgebenden ersten Beinpaare oft Minuten lang nahezu eine gerade Linie senkrecht zur Bauchfläche, wodurch die Gelenkmembran ganz ausserordentlich gespannt wird und die Pore also weit klaffend dem Blut Austritt gewähren müsste. Und dennoch unterbleibt dies. Die Erklärung dafür finde ich darin, dass einmal der durch die Con- traction der Abdominalmuskeln ausgeübte Druck fehlt, weil dieses sich ungemein zu strecken hat und weil weiterhin der Trichtermuskel offenbar sich nicht contrahirt. Bei dieser Gelegenheit will ich ver- suchen, die Art seiner Function zu erklären, wobei ich auf die frühern topographischen Angaben zurückgreife. In dem Augenblick, wo das Thier zum Blutspritzen bereit ist, be- findet sich, wie gesagt, die Membran in gespanntem Zustande, die Pore klafft. Dieses Klaffen ist nun aber zweifellos nicht allein eine Begleiterscheinung der Spannung; sie müsste dies nur dann sein, wenn die Pore eine einfache Spalte darstellte, ohne die trichter- ähnliche Fortsetzung in die Tiefe der Coxa. Bestünde keine weitere Vorrichtung, so würden schon in Folge des Blutdruckes die Trichter- wände sich in ähnlicher Weise wie die Stauvorrichtungen der Gummi- sebläse an Gefriermikrotomen an einander pressen.und einen voll- ständigen Verschluss bilden, der nur dadurch aufzuheben wäre, dass sich der Trichter in Folge zu starken Druckes nach aussen umstülpen würde. Beiden Möglichkeiten beugt nun der kleine Muskel vor. Zunächst verhindert er das Umstülpen, sodann aber muss er — ge- spannte Gelenkmembran vorausgesetzt — das Oeffnen der Pore ge- rade im Augenblick des stärksten Blutdruckes durch seine Contraction bewirken können, da er wegen seines schiefen Verlaufes zur Längs- axe des Trichters diesen seitwärts und zugleich einwärts zieht und so auch die untere Oeffnung des Trichters sich öffnet. Ohne genaue Kenntniss des ganzen Spritzmechanismus könnte man leicht vermuthen, dass dem Trichtermuskel gerade die entgegen- Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 63 gesetzte Verrichtung zukomme, dass seine Verkürzung also den Ver- schluss des untern Trichtertheiles bewirke. Dies könnte aber nur dann der Fall sein, wenn ein der Muskelinsertion gegenüber liegender Punkt der untern Trichterwand fixirt oder ebenfalls mit einem Muskel verbunden wäre. In diesen Fällen wird naturgemäss die Oeffnung durch die Muskelcontraction erst lang spaltförmig ausgezogen, schliess- lich müssen sich die Ränder berühren, und die Pore ist geschlossen. Dem Trichtermuskel fällt also die Aufgabe zu, den Moment des Strahlenaustrittes zu bestimmen, die Umstülpung des Trichters zu verhindern und schliesslich das Thier vor unnützen Blutverlusten zu bewahren. ') Im Thorax selbst ist offenbar keinerlei Stauvorrichtung vorhanden, da nach Injection des Abdomens mit irgend einer Flüssig- keit diese leicht aus den Spritzporen austritt. Bemerkenswerth ist die oftmals wiederholte Beobachtung, dass Eugaster auch in Folge innerlicher Schmerzen reichliche Mengen Blut verspritzt. Die von mir nahezu 3'/, Monate gehaltenen Exemplare waren insgesammt von Gregarinen befallen, welche sie zunächst in keiner Weise zu belästigen schienen. Täglich fanden Copulationen statt, der Appetit liess nichts zu wünschen übrig, und ihr munteres Zirpen erklang Tag für Tag. Mit dem Eintritt des Herbstes starben alle Thiere schnell nach einander weg, alle unter denselben Erschei- nungen. Unter kläglich krächzenden Tönen wälzten sich dieselben plötzlich am Boden, die Beine über die Brust zusammenziehend und Blut spritzend, so lange noch ein Tropfen abgehen wollte. Bei der Section zeigte sich der Darm an einer Stelle geplatzt, sein Inhalt, reichlich mit grossen freien Gregarinen durchsetzt, in die Leibes- höhle ergossen. Man wird wohl kaum fehlgehen in der Annahme, dass dadurch den Thieren Schmerzen bereitet wurden, als deren Folge das geschilderte Gebahren anzusehen ist. Auffallend ist eine andere Beobachtung. Einzelne — allerdings meist schwächliche oder eben erst frisch gehäutete — Individuen waren als Opfer kannibalischer Gelüste von ihren Artgenossen oder von Platystolus während des Transports in Säcken oder Schachteln gewöhnlich während der Nacht angegriffen worden. Ob nun bloss ein oder das andere Bein abgebissen oder der ganze Rückentheil von Abdomen und Thorax verzehrt worden war, nie konnte ich die 1) Im Uebrigen ist es nicht ausgeschlossen, dass die unterhalb der Spritz- poren verlaufenden Muskelbündel (Fig. 6 4) einen Antheil am Verschluss der Pore während der Streckung des ganzen Beines haben. 64 J. VOSSELER, sonst so leicht nachweisbaren Spuren eines zur Defensive erfolgten Blutergusses auffinden. Trotzdem glaube ich, dass das Blutspritzen, wenn auch in erster Linie, so doch nicht ausschliesslich als Ab- schreckungsmittel anzusehen ist, sondern zugleich als ein Vertheidi- eungsmittel im engern Sinne. Das verlorene Blut scheint sehr schnell wieder ersetzt zu werden. Schon wenige Tage nach den ersten Versuchen waren die Thiere abermals im Stande kräftige Strahlen abzugeben. Allerdings machten diese Exemplare den Eindruck, als entwickelten sie sich langsamer weiter als die übrigen. Einige weitere blutspritzende Locustiden. Nach den vorstehenden Beobachtungen lag es nahe, auch noch weitere Arten in den Kreis der Untersuchung einzubeziehen und zunächst die Verwandten von Eugaster auf die Möglichkeit des Blut- spritzens zu prüfen. Die weitaus grösste Zahl derselben bewohnt das tropische und südliche Afrika. In der Literatur vermisse ich jede Angabe über die hier abgehandelte biologische Eigenthümlichkeit. An Material standen mir von den bekannten Species nur einige wenige, fast ausnahmslos in getrocknetem Zustand, zur Verfügung. Es liess sich feststellen, dass unter den übrigen Hetrodiden wenigstens einige (Hetrodes pupa L., marginatus WOoLKk. und Acanthoplus sp. von Zambesi) zweifellos Poren auf der Gelenkmembran zwischen Coxa und Trochanter besitzen, welche genau wie bei Eugaster durch einen kleinen Einstülpungstrichter in das Innere des Gliedes sich fortsetzen, beim Strecken des Beines sich öffnen, beim Beugen sich schliessen. War es auch nicht möglich, die übrigen Einzelheiten des Apparats zu vergleichen, so ist doch schon durch diese wenigen Thatsachen eine vollständige Uebereinstimmung mit dem eben beschriebenen auch bezüglich der innern Einrichtung als mehr denn wahrscheinlich anzunehmen. Im Hinblick auf den grossen Arten- reichthum der Familie der Hetrodidae, von der Kırey !) neuerdings nicht weniger als 52 Species und 15 Gattungen aufzählt, darf man von fortgesetzten Untersuchungen wohl noch manche Variation des Spritzapparats, vielleicht auch Befunde erwarten, welche der Er- klärung der Entstehung desselben dienen können. Weiterhin ist hier der Algerien bewohnende Pyenogaster 1) Kırey, W. F., in: Ann. Mag. nat. Hist. (7), V.3, 1899, p. 101 u. 145. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 65 finoti Bor. anzuführen, der nach einer frühern Mittheilung') beim Ergreifen ebenfalls durch Entleeren einer gelben Flüssigkeit abzu- schrecken sucht. Da ich ausser einem Exemplar keine weitern lebend in die Hände bekam, kann ich zu der schon ausgesprochenen Vermuthung, dass die Flüssigkeit Blut sei und wohl ebenfalls den Gelenken entspringe, keinerlei Ergänzung geben, höchstens bemerken, dass die Ursprungsstelle vielleicht doch anderswo zu suchen ist. Die wenigen europäischen Arten dieser Gattung sind noch zu unter- suchen. Nach einer schon eitirten Bemerkung Brunner's über den dem Dinarchus nahe stehenden Callimenus besitzt dieses 3 östliche Arten umfassende Genus „die Eigenthümlichkeit, dass es bei Annäherung aus den Zwischenräumen des ersten und zweiten Dorsalsegments des Hinter- leibes einen gelben Saft in grossen Tropfen ausschwitzt. LEFEBVRE (in: Gukrın, Mag. Zool. V. I. N. 5) erwähnt bereits dieser Eigen- thümlichkeit, welche ich selbst ebenfalls beobachtete. Bei dem Genus Dinarchus kommt sie nicht vor“. Obwohl es ja nicht unmöglich ist, dass Ü. oniscus ÜHARP., Ü. panciei Br. und Ü. dilatatus StAr. (inflatus Br.) wieder an einer andern Stelle „Saft“, also wohl Blut, aus- schwitzt, so glaube ich doch die oben dagegen geäusserten Bedenken wiederholen zu sollen. An den genannten Abdominaltergiten ist, bei trockenen Thieren wenigstens, keine Stelle zu finden, welche auf eine Pore oder dergleichen hinweisen würde, wohl aber auf den 2—4 Seitenfalten des Pronotums die bekannten Ritzen. Täuschungen über den Ursprung des Blutens sind sehr leicht möglich, wenn man nicht ganz genau den Beginn des Austretens beobachtet. Sind die vorliegenden Fälle auch nicht selbst beobachtet, noch ‚deren Mechanismus über allen Zweifel klargestellt, so glaubte ich sie doch an dieser Stelle anführen zu dürfen, um einen ungefähren Ueberblick über die weite Verbreitung des Blutspritzens (im weitern Sinne) unter den Locustodea zu geben und die Vervollständigung der Beobachtungen und Vermuthungen anzuregen. Neuerdings erwähnt Krauss’) einen Acridier Petasia spumans (THuung.) aus Deutsch Südwest-Afrika, der beim Ergreifen einen lod- ähnlich riechenden braunen Saft aus den Gelenken treten lässt, der 1) In: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., 1891, p. 551. Nach CUENOT (in: OR. Acad. Sc. Paris, V. 122, 1896, p. 328) giebt er kein Blut ab. 2) Krauss, H., Beitrag zur Kenniniss der Orthopteren Deutsch- Südwestafrikas, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1901, p. 288. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 19) 66 J. VOSSELER, auf der Haut rothbraune Flecken verursacht und von den Eingebornen als giftig sehr gefürchtet wird. Die Frage, ob dieser Saft Blut oder ein Drüsensecret ist, wird sich am lebenden oder in Alkohol con- servirtem Material leicht lösen lassen. So wenig wie bei den Coleopteren Konnte ein interimistischer Verschluss der Austrittsstellen des Blutes durch einen von CuExor angenommenen Fibrinpfropfen bei einer der untersuchten Arten fest- gestellt werden. Die Identität des Spritzsaftes mit Blut und dessen Beschaffenheit. Es ist selbstverständlich ein leichtes, unter dem Mikroskop die Uebereinstimmung beider Flüssigkeiten zu erkennen. Dennoch verglich ich bei den zwei mit ganz verschiedenem Spritzapparat ver- sehenen Arten Fugaster und Platystolus mehrfach Blut und Spritzsaft und versuchte einige Reactionen zur Aufklärung von deren Wesen. Es handelte sich dabei nicht allein um Feststellung der Ueberein- stimmung im Allgemeinen, sondern vor allen Dingen um den Nach- weis, dass in beiden Säften Serum und Blutkörperchen unter diesen wieder die verschiedenen Sorten im selben Verhältniss vorkommen. Man könnte ja leicht daran denken, dass im Hinblick auf die relativ sehr grossen Mengen des abgegebenen Blutes und seines hohen Werthes für die Oekonomie des Körpers eine Vorrichtung bestehe, welche, einem Filter vergleichbar, es ermögliche, die werthvolleren, schwerer zu ersetzenden zelligen Bestandtheile zurückzuhalten oder wenigstens nur einen Theil oder eine bestimmte, vielleicht Kleinere, Sorte derselben preiszugeben. Sodann schien eine Vergleichung mit dem Blut anderer Insecten und eine Darstellung der morphologischen Bestandtheile des Blutes nicht unnöthig, denn es lässt sich nicht be- haupten, dass dieses Organ auch nur einigermaassen genügend ver- gleichend untersucht wäre.!) 1) Die wenigen folgenden Angaben machen entfernt keinen Anspruch auf irgend welche Vollständigkeit. Auf einer Reise, die aus ganz andern (Gesichtspunkten unternommen in fernen heissen Gegenden unter dem Mangel oft der nöthigsten Hülfsmittel ausgeführt wurde, lassen sich so subtile Beobachtungen, wie die des Blutes es sind, nicht mit der nur in wohl eingerichteten Laboratorien möglichen Genauigkeit und Vielseitigkeit ausführen. Besonders bedaure ich, nichts über die chemische Zusammen- setzung, über eine nicht auszuschliessende Giftwirkung oder über Farb- stoff- und andere Reactionen mittheilen zu können. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 67 Kann ich auch nur einige wenige morphologische Angaben machen, so füllen diese doch wohl eine Lücke in der Zahl der über die Be- schaffenheit des als Abwehrmittel verwendeten Blutes handelnden Veröffentlichungen. Im frischen Zustand!) sind beide Säfte der untersuchten Arten von schön gelber Farbe, etwas intensiver bei Platystolus, leicht ins Grünliche schimmernd bei Eugaster. Ein Geruch ist entweder gar nicht zu bemerken, oder derselbe ist ganz schwach und fade. In wenigen Fällen aber erinnerte er bei Kugaster ganz ausgesprochen an den des Coccinellenblutes, der nicht ganz mit Unrecht mit dem des Opiums verglichen wurde.?) Auf die Zunge aufgetragen, liess sich zunächst keinerlei definir- barer Geschmack wahrnehmen, allmählich wurde derselbe schwach bitterlich, später entstand ein leicht adstringirendes schnell ver- schwindendes Gefühl.) Auch in den Fällen, wo ein ausgesprochener Geruch wahrgenommen worden war, konnte keine stärkere Wirkung beobachtet werden. Obwohl leicht flüssig, kann das Blut nicht als „peu epais“ (Ancery ]. c.) bezeichnet werden. Nach kurzer Zeit sondert sich in unbedeckten Tropfen das Fibrin als eine gallertige, die gelbe Farbe einschliessende, Schichte, von einer darüberliegenden hellen, leicht- flüssigen ab, welche dem Serum entspricht. Die Blutkörperchen sind auffallend gross, durchschnittlich bei Eugaster umfangreicher als bei Platystolus, und zeigen verschiedene Gestalt. Beiden Arten sind die mit 5, d’ und c, e' (Fig. 10, 11 und 15, 14, Taf. 1) bezeichneten die Mehrzahl bildenden Formen gemein- sam. Die letztern bilden kleine Ellipsoide, seltener Kugeln oder Birnformen, der Zellkörper ist ziemlich undurchsichtig, sehr stark sranulirt, der Kern entweder gar nicht oder nur undeutlich zu er- 1) Zu den Untersuchungen wurden nur frisch gefangene Thiere benutzt. Das Blut wurde durch Abschneiden der Öerci gewonnen, wie der Spritz- saft direct auf dem Öbjectträger aufgefangen, unter Vermeidung von Pressungen mit dem Deckglas bedeckt und sofort beobachtet, bezw. ge- zeichnet. 2) BRANDT u. RATZEBURG, Medic. Zool., 1829, p. 231. 3) CuEnoT, L., p. 328, schildert den Geschmack ganz ähnlich, nur findet er, dass ‚se developpe une amertume qui devient finalement tres prononcee, presque insupportable‘“. Möglich, dass die von ihm untersuchte Ephippigera brunneri anders schmeckt, möglich auch, dass die Empfind- lichkeit der prüfenden Zungen den Grund der Verschiedenheiten in den Angaben bildet. 5* 68 J. VOSSELER, kennen. Er scheint sehr gross (Eugaster), stark granulirt, abge- grenzt, aber nicht mit einer eigenen Membran umgeben zu sein. Die Plasmakörnchen von Eugaster fallen durch ihre Grösse, starke Lichtbrechung und kuglige Form auf, die von Platystolus sind eben- falls nicht klein, zeigen die eben genannten Eigenschaften aber kaum. Eine ähnliche Anhäufung grosser Körnchen, die allenfalls gefärbt aber einfach lichtbrechend sind, beobachtete GRIESBACH !) in den farblosen Blutkörperchen von Acephalen. Auf die Unter- schiede zwischen spongiöser und Zwischensubstanz des Zellplasmas achtete ich nicht besonders. Nach wenigen Augenblicken der Beobach- tung beginnen diese den Leukocyten gleichzustellenden Körperchen meist an zwei gegenüberliegenden Polen, seltener an einem oder mehreren Punkten Pseudopodien auszustrecken, die Gestalt zu ver- ändern und sich kriechend, nie springend zu bewegen. Die Pseudo- podien verändern ebenfalls rasch die Form, stellen meist scharf ge- zackte Lappen dar (Fig. 10, 11, Fig. 13 A, Fig. 13B, Fig. 14e), übertreffen oft den grössten Zelldurchmesser an Länge und bestehen aus einem sehr blassen homogen-hyalinen Plasma, an dessen Aussen- wand nur selten (Fig. 13 A ce“) einige kleine der Zellspongiosa ent-' stammende (cfr. GRIESBACH p. 65) Körnchen gefunden werden. Meist sind diese amöboiden Fortsätze bei Kugaster spärlicher und kleiner als bei Platystolus, gleichen leicht gekrümmten Haken, die mit den Zellradien einen Winkel bilden. Wie gewöhnlich liess sich trotz der deutlichen Umgrenzung eine Zellwand nicht nachweisen. Mit ce” (Fig. 10) wurde ein vielleicht junger Leukocyt, an dem keinerlei Abgrenzung zwischen Kern und Plasma nachzuweisen ist, abgebildet. Wie rasch und gründlich die Leukocyten und ihre Fortsätze die Gestalt verändern, ersieht man aus den in Fig. 13 B abgebildeten von 2 zu 2 Minuten gezeichneten Stadien. Zwischen e u. d dieser Figuren fand ohne Drehung des Körperchens eine Veränderung der Längsaxe zugleich mit den Polen und Fortsätzen um einen rechten Winkel statt. Die zweite, seltnere Form der Blutkörperchen (2, b‘ der Figuren) ist mehr scheibenförmig, stets grösser als die erste, von rundlichen, unregelmässigen Umrissen. Das Zellplasma bildet eine durchsichtige, 1) GRIESBACH, H., Beiträge zur Histologie des Bluts, in: Arch. mikrosk. Anat., V. 37, 1891, p. 55, tab. 3, fig. 11 a, 5, .c, 12.717200, tab. 4, fig. 22. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 69 feinkörnige, fast hyaline Aussenzone, welche gegen den meist etwas excentrisch liegenden groberanulirten Kern scharf contrastirt. Im Plasma dieser Zellen ist ein gelber Farbstoff, soviel ich erkennen konnte, diffus gelöst. Für Fett halte ich die Farbe nicht; obwohl ich den anderwärts schon öfters gemachten Versuch !) aus farbigen Blutkörperchen, die in Form von winzigen Fettkügelchen abgelagerte Farbe mittels heissen Aethers zu extrahiren, nicht anstellen konnte, kann ich doch zwei Umstände für meine Ansicht anführen. An ein- zelnen Zellen oder Stellen innerhalb solcher sind die erwähnten feinsten Körnchen ab und zu in grösserer Menge angehäuft, ohne dass hierdurch der Farbton intensiver als in der körnchenärmern Umgebung würde. Ferner müsste das Fett, um die so kräftige Farbe zu erzeugen, in beträchtlicher Menge vorhanden und auch mit gröbern Hülfsmitteln nachzuweisen sein. Grössere Quantitäten auf Carton und auf Glas eingetrockneten Blutes verriethen keine Spur einer fettigen Beschaffenheit. Diese Argumente sind ihrer Unvollständig- keit wegen natürlich keineswegs entscheidend. Endlich beobachtete ich, dass der zur Conservirung der Thiere besonders von Enugaster benutzte 90°, Alkohol sich nach längerer Zeit gelb färbte und ent- schieden fettig wurde Damit lässt sich aber ein Fettgehalt der (farbigen) Blutkörperchen nicht beweisen. Die Umgrenzung der Blutkörperchen zeigt keine klaren Linien, sondern sieht stets feinst granulirt aus. Wie die Form der Zelle, so besitzt auch die des Kernes verschiedene Gestalt, ist bald mehr rundlich, bald mehr ge- streckt, bei Zugaster umschliesst er nicht selten einzelne grössere rundliche Körnchen. Im Blut von Eugaster stiess ich sodann auf einzelne Zellen vom gleichen Habitus wie die eben beschriebenen, sie waren aber stets viel grösser, wenigstens der Kern nahezu oder mehr als doppelt so gross. Sie scheinen in Zersetzung begriffen, wobei Gebilde ent- stehen, deren Plasma stellenweise zurücktritt, so dass ein Theil des Kernes peripher wird und ausserdem sonst nie beobachtete Vacuolen auftreten. In den übrigen Eigenschaften stimmen sie mit den farbigen Blutkörperchen überein. Wie diese verändern sie bezw. ihr Kern die Form ein wenig, aber sehr langsam; auch entbehren sie der Pseudopodien (Fig. 105‘, 11‘). Diese grossen Zellen sind vielleicht durch Fusion zweier entstanden, vielleicht auch, wie gesagt, in Auf- 1) Vgl. KorLgE, H. J., Einführung in die Kenntniss der Insecten, 1893, p. 547. 70 J. VOSSELER, lösung begriffen. Anhaltspunkte dafür, dass sie etwa vor einer Theilung stünden, fand ich nicht. Die farbigen Blutkörperchen liegen vorwiegend in den Fibringerinnseln. Neben diesen hauptsächlichsten Zellformen enthält das Blut von Eugaster noch einige weitere, beinahe ebenso häufige wie die abge- handelten. Am auffallendsten sind lang spindelförmige Zellen, mit fein ausgezogenen spitzen, nicht selten gegabelten Enden. Ihr Plasma ist leicht granulirt, der Kern gross, langgestreckt, häufig ebenso wie die ganze Zelle Sförmig oder zum Halbmond gekrümmt (Fig. 10 u. lla), mit gröbern Körnchen durchsetzt. Eine andere Form (Fig. 10, ll1d) erinnert sehr an die Leukocyten, sendet aber nie Pseudopodien aus, unterscheidet sich weiterhin davon durch einen grossen den Kern umgebenden, vacuolenähnlichen Raum, der unter Umständen das ganze Zellplasma verdrängt. Im Kerne dieser Zellen- sind wiederum grosse kuglige glänzende Körperchen vorhanden, welche mit der weitern Ausdehnung des vacuolenähnlichen Raumes in so fern in einem Verhältniss zu stehen scheinen, als sie bei denjenigen Zellen, deren Plasma noch einige Masse besitzt und feinkörnig ist, weniger stark hervortreten. Mit der Zurückdrängung des Plasmas scheint dessen Structur bis zu einem gewissen Punkte derber zu werden, gleich- zeitig auch die des Kernes. In Fig. 11d ist wohl bezüglich des Zellkörpers in gewissem Sinne ein Endstadium dieser wahrscheinlich degenerativen Vorgänge abgebildet. Ich glaube diese Zellen mit der zweiten, körnerreichen Art von Leukocyten bei acephalen Mollusken vergleichen zu dürfen, von denen GrIEsBACH!) mittheilt, dass „auch die Pseudopodien .... häufig kürzer und weniger gracil“ seien. GRIESBACH bildet ferner spindelförmige oder gebogene Leukocyten von Arca tetragona ab, deren Kern und Plasma aber bedeutend homogener als das von Eugaster ist; ähnliche spindelförmige Zellen fand auch Owssanıkow ?) bei Astacus; er vermuthet in ihnen junge Blutkörperchen, was mir ihrer Grösse wegen kaum glaublich scheint. Auch müssten sie sich dann im Blut von Platystolus bezw. bei andern Arthropoden stets mehr oder weniger reichlich vorfinden. In allen von mir untersuchten Blut-Spritzsaftproben war keine Spur einer mitotischen Zelltheilung zu finden; die bei Leukocyten häufige amitotische traf ich nur einmal im Blut an. Nach ZIEGLER 1) 1. e., p. 55—56. 2) Owssanıkow, Pm., Ueber Blutkörperchen, in: Bull. Acad. Se. St. Petersburg 1895, No. 5, p. 369 —382. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. al u. Vom Rar#!) scheint diese letztere bei den Arthropoden mehr als sonst bei Metazoen vorzukommen, dient aber nicht der Regeneration. Die regenerativen Zellen theilen sich mitotisch. Die Amitose hat degenerativen Charakter. Auch Fremmine °) bespricht die Möglich- keit, dass Leukocyten, die eine Amitose oder Fragmentirung des Kerns durchmachen, kein keimfähiges Material mehr liefern. Die vorhin vermuthungsweise als degenerirend bezeichneten Zellen im Verein mit einer grössern Anzahl Amitosen hätten, wenn in Ueber- zahl im Spritzsaft vorhanden, die Ansicht stützen können, dass mit diesem, wenigstens vorwiegend, minderwertige Zellen ejaculirt würden. Meine Beobachtungen ergeben aber, dass dies nie der Fall ist, dass »relmehr weder 'in’der Art ihrer zelliven Bestand- theile noch in deren Zahlenverhältniss irgend ein Unterschied zwischen dem Spritzsaft und dem Blut der Versuchsthiere besteht. Auch in den während der Beobachtungen eintretenden, durch das Absterben oder die Einwirkung von Luft, Verdunstung u. s. w. bewirkten Veränderungen der Zellen stimmen beide Flüssigkeiten vollkommen überein. Die Blutkörperchen beginnen schon nach 6—10 Minuten abnorme Bilder zu liefern”), nehmen zerfliessende amöboide Formen an, ihr Plasma und Kern verändern die Structur, Vacuolen treten auf. Fig. 10e u. f. zeigen zwei solche Zellen, deren eine (e) mit Pigmentstückchen beladen ist. Beide Säfte verändern nach dem Eintrocknen die Farbe in ver- hältnissmässig kurzer Zeit und zwar in vollkommen eleichen Ab- stufungen bei beiden Arten. Das schöne leuchtende Gelb von Platystolus wandelt sich in Gelbbraun, die etwas hellere Farbe von Eugaster ebenfalls oder verblasst (in dünner Schichte) ziemlich. Der Ton der Trockenfarbe ist natürlich nach starker Auftragung inten- siver als nach schwacher. Die eingetrocknete Stelle ist glänzend. Die Eigenschaften des Blutes dem Menschen gegenüber ver- suchte ich wiederholt festzustellen, um Beweise für die öfters eitirte 1) ZIEGLER, H. E. und OÖ. Vom RarH, Die amitotische Zelltheilung bei den Arthropoden, in: Biol. Otrbl., V. 11, 1891, p. 372—389. 2) FLEMMING, W., Ueber Theilung und Kernformen bei Leukocyten und über deren Attractionssphären, in: Arch. mikrosk. Anat., V. 37, 1891. 3) Die früher als degenerativ bezeichneten zwei Zellarten, die grossen farbigen Blutkörperchen und die leukocytenähnlichen Zellen mit dem blassen Raum um den Kern, sind als normale Bestandtheile des Bluts an- zusehen; sie kommen in ganz frischen Proben vor. 72 J. VOSSELER, „kaustische“ Wirkung desselben zu gewinnen. Vergebens waren alle vorwiegend an mir selbst angestellten Experimente, auf zartern Hautstellen irgend eine Reaction zu erzielen, obwohl dieselben der heissen Witterung wegen leicht empfänglich sein mussten. Grössere Mengen des Saftes ins Auge geträufelt, erzeugten ähnlich wie im Munde, ein trockenes adstringirendes Gefühl, etwa der Wirkung von Bleiacetat-Umschlägen vergleichbar. Mehrfache Wiederholung des Experiments hatte weder hier noch auch in der Nase irgend einen entzündlichen Process zur Folge, auch nicht nach Stunden langer Einwirkung. Für meine Person kann ich somit keinen Beweis dafür erbringen, dass das Blut der Locustiden ein dem Menschen gefähr- liches Gift oder Kausticum enthalte. In Anbetracht der Verschieden- heit individueller Empfänglichkeit und Disposition ist es aber nicht unmöglich, dass andere Versuche andere Erfahrungen ergeben. Eine sanze Anzahl von Beispielen lässt sich ja dafür anführen, dass In- sectenblut giftige Eigenschaften haben Kann, es sei nur an die Vesicantia unter den Coleopteren erinnert. Curxor liefert zu diesem Gegenstand einige interessante Angaben für die Meloe, Timarcha adimonia, T. tenebricosa, pimelioides und coriaria FABR. sowie einige Coceinelliden, !) deren Blut stark und unangenehm riecht, während das der Timarcha geruchlos ist, aber einen anhaltenden aufdringen- den Geschmack hat. Nach pe Bono?) enthält es bei 7. pimelioides ein Gift, das durch Herzstillstand Meerschweinchen, Hunde und Frösche schnell tötet. Das Blut hat nach Ov£xor die Bedeutung eines sehr wirksamen chemischen Vertheidigungsmittels. Die Prin- cipien, die ihm die defensiven Eigenschaften verleihen, ändern wohl mit der Art ab. Noch weniger als die Verbreitung des Blutschwitzens bezw. -Spritzens in der Insectenwelt mit den verschiedenen zu diesem Zweck bestehenden Vorrichtungen, ist die chemische Zusammen- setzung des Blutes und seiner wirksamen Bestandtheile untersucht, abgesehen vielleicht von den Cantharidinen, deren ätzende Eigen- schaften das Blut der Vesicantia zu einem vortrefflichen Vertheidi- gungsmittel gestalten. 1) Cu£xotT, L., Le sang des Melo&, in: Bull. Soc. zool. France, V. 15, p. 126—128. — Ders., Le rejet de sang comme moyen de : defense chez quelques coleopteres, in: OR. Acad. Sc. Paris, V. 118, 1894, p. 875—877. 2) DE Bono, Sull’ umore segregato dalla Timarcha pimelioides, in: Naturalista Siciliano 1889, p. 24 (nach CUENOT eitirt). d Orthopteren Algeriens und Tunesiens, 13 Mit irgend einer frisch aufgetragenen Alizarintinte in Berührung gebracht, verwandelt das Blut von Eugaster und Platystolus deren grünliche oder bläuliche Farbe sofort in ein fast reines Schwarz, ähnlich wie es tanninhaltige Gemische thun. Um Gerbstoffe aber kann es sich nicht wohl handeln, da diese die Eiweisskörper des Blutes ausfällen würden. Eher könnten Phenole oder auch Peptone in Betracht kommen. Darüber, ob ein einheitlicher chemischer Körper oder ein Gemisch verschiedener organischer Verbindungen diese magere und einzige beobachtete chemische Reaction erzeugt, weiss ich nichts anzugeben, ebenso wenig über die naheliegende Frage, ob dieser eerbstoff-ähnlich wirkende Bestandtheil durch die Nahrung ins Blut gelangt oder aus diesem erst entsteht u. s. w. Ueber die angeblichen gefährlichen Eigenschaften des Kugaster- blutes hoffte ich endlich aus dem Munde der Eingeborenen (Beduinen und Kabylen) einiges erfahren zu können, besonders durch die Schaf- und Ziegenhirten in der Umgebung Djelfas. Meinen Gewährsmännern war das Thier wohl bekannt, einer beschrieb sogar das Blutspritzen. Obwohl nun diese Naturkinder, wie das unwissende Volk auch sonst, nur gar zu leicht geneigt sind, jedem einigermaassen absonderlichen Thier irgend eine böse Eigenschaft anzudichten, und obwohl die weidenden Heerdenthiere fast zweifellos ab und zu mit Eugaster in Berührung kommen und mit einer abschreckenden Ladung bedacht werden, wusste doch niemand von ihm schlimmes zu berichten. Trotz ihrer Dürftiekeit lehren die oben gleichermaassen !) mit Blut und Spritzsaft angestellten Proben doch zweifellos. dass zwischen beiden nicht nur morphologisch, sondern auch chemisch und physiologisch die vollkommenste Uebereinstimmung herrscht. Schliesslich ist noch die Frage zu beantworten, ob die Blut- abeabe willkürlich erfolgt oder in Folge der Auslösung eines Reflexes. Cukxor (in: CR. Acad. Sc. Paris V. 122, p. 328) spricht von „saignede reflexe“. An dem geschilderten Gebahren, besonders der Kugaster, erkennt man, dass die Thiere nicht nur auf eine reine Defensive sich beschränken und Blut spritzen, wenn sie bereits ergriffen sind, sondern dass sie offensiv vorgehen, einer auch nur möglichen Gefahr durch Beweise ihrer Wehrhaftigkeit vorzubeugen suchen. Dabei verspritzen sie den edlen Saft keineswegs planlos, sondern wissen 1) d.h. auch dann, wenn es nicht besonders erwähnt wurde und nur von „Blut“ schlechthin die Rede ist. 74 J. VOSSELER, senau die Richtung nach dem nächsten drohenden Punkt zu be- stimmen, auf eine immerhin recht beträchtliche Entfernung kunst- gerecht zu zielen. Damit ist meines Erachtens der Begriff der reflectorischen Thätigkeit überschritten. Auch Brunser (]. c. p. 251) spricht davon, dass Callimenus „bei Annäherung“, also nicht erst beim Ergreifen, den gelben Saft ausschwitze. An einigen Weibchen von Platystolus wiederholte ich den Versuch, sie statt am Thorax oder ganzen Körper, nur an der Legescheide zu ergreifen. In keinem Falle gaben die sonst leicht blutenden Thiere einen Tropfen ab, wohl aber wenn man dem Pronotum die Finger näherte. Wie man leicht einsieht, vermag die Art nicht, wie Eugaster, die Richtung des Strahles zu ändern; einen solchen zu versenden, hätte im ersten Falle keinen Zweck gehabt, da er den Feind nicht traf. Alle diese Argumente, die leicht noch zu vermehren sind, drängen zu der Ueber- zeugung, dass das Blutspritzen willkürlich erfolgt. Vergleicht man damit das Verhalten der bekannten Blutschwitzer unter den Coleopteren, so lässt sich eine gewisse Uebereinstimmung nicht von der Hand weisen. Einer meiner Schüler!) konnte den Nachweis liefern, dass das zuvor trotz vieler Untersuchungen nicht vollständig aufgeklärte Bluten der Coccinelliden durch bestimmte Oeffnungen in der Gelenkhaut des Knies erfolge und zwar als will- kürlicher Vorgang, der im Zusammenhange mit dem sich todt stellen steht. In letzter Zeit prüfte ich eine tunesische Timarcha aus Gabes, die schon über fünf Monate sich in Gefangenschaft befindet und bei jeder Berührung ein leuchtend dunkel granatrothes Blut absondert und zwar sowohl aus dem Mund als aus allen sechs Kniegelenken. Drückt man das gehende Thier von oben auf die Unterlage fest, so dass es die Beine nicht einziehen und anlegen kann, so sucht es lebhaft sich zu befreien, das Bluten aber — ausser aus dem Munde — unterbleibt. Erst nachdem es plötzlich losgelassen, werden schnellstens alle Beine in beistehender Textfigur wiedergegebenen Weise eingeschlagen, sofort treten grosse Blutstropfen aus von einem Timarcha yon Gabes, oanz ausserordentlich widerlichen, nachhaltigen aus den Kniegelenken . Den Sa! Geschmack. Es findet also hier genau der von Su RT EENE Lurz beschriebene Vorgang statt, der zugleich 1) Lutz, K. G., Das Bluten der Coccinelliden, in: Zool. Anz., No. 478, 1895. ÖOrthopteren Algeriens und Tunesiens. rb) einen Beweis geeren die Theorie liefert, dass das sich todt stellen einer Art Tetanus zuzuschreiben sei. Auch andere Insecten, welche statt des Blutes Stinksäfte zur Vertheidigung benützen, stellen sich todt, z. B. Necrophorus. Im Flug erhaschte Exemplare spreitzen im Gegensatz zu Coccinella und Timarcha alle Beine starr von sich und liegen auf dem Rücken. Das bewegliche Hinterleibsende wird gegen die Bauchseite, der Kopf der Brust zugekehrt, aus dem After und dem Munde treten schaumige Tropfen eines ekelhaft stinkenden Saftes. In dieser Stellung kann der Körper des Thieres kaum von einem Insectenfeinde ergriffen werden, ohne dass die Stinksäfte ihrer Bestimmung als Abwehrmittel dienen. Nimmt man aber keine Notiz davon, attackirt den Käfer etwa mit einer Pincette an Stelle eines Vogelschnabels, so ändert derselbe seine Taktik von dem Augenblick an, wo er die Wirkungslosigkeit seiner Waffe einsehen und für sein Leben fürchten muss. Er wird wieder lebendig und sucht zu ent- fliehen. Ich möchte hier einigen weitern Gedanken über das sich todt- stellen der Insecten Raum geben, welchen Beobachtungen in der freien Natur zu Grunde liegen. Es ist ein leichtes sich zu über- zeugen, dass die grimmigsten Feinde der Kerfe —- die Reptilien und Vögel — in erster Linie sich bewegende Beutethiere angreifen. Das ruhig sitzende Insect ist in den an Verstecken und Pflanzen armen Steppen- und Wüstenlandschaften so eminent der Umgebung angepasst, dass es kaum eine Entdeckung zu fürchten hat. Eremobien und riesige Pamphagiden, also nicht leicht zu übersehende Grössen, verlassen sich, neben vielen kleinern Arten, auf diesen mimetischen Schutz so sehr, dass sie sich kaum bewegen oder zu fliehen suchen, wenn man sie berührt. Die Vollkommenheit der Schutzfärbung gleicht hier offenbar den Mangel des Flucht- und Vertheidigungsvermögens aus. Die beiden zum Vergleiche benutzten Gattungen sind zudem ziemlich träge. Eine lebhafte Art, Truxalis unguwiculata, verhält sich sofort vollkommen ruhig und starr, wenn sie sich von einer Eidechse angegriffen sieht. bewegt sich wieder, wenn die Gefahr vorüber scheint. Dieses Gebahren, mehrfach controlirt, macht um so mehr den Eindruck des Bewussten, als die Verfolgerin in der That davon ab- steht, das ganz leicht zu packende, aber scheinbar todte Thier zu ergreifen, und lieber sich entfernt. Ein zweiter Grad des sich todt stellens kommt bei den Käfern bekanntlich häufig vor, das mit fest an den Körpern angezogenen, 76 J. VOSSELER, oft (Byrrhus) ganz in Rinnen versteckten Beinen „sich fallen lassen“. Einmal bleiben so die Thiere nicht an vorstehenden Theilen der von ihnen bewohnten Pflanzen hängen und werden dann doch noch er- sriffen, zum andern gleichen sie, auf dem Boden angelangt, irgend einem Bestandtheil der Erde; der scheinbar leblose Zustand, vielleicht auch der Mangel vorspringender Körpertheile verhindert beim Feind die Auslösung des Reizes, zuzugreifen. Gewissermaassen eine vollkommenere Stufe des sich todt stellens treffen wir endlich unter den des öftern erwähnten blutschwitzenden Coleopteren an. Der Rücken einiger unter diesen, speciell der Vesicantia und Meloiden, ist nicht durch einen harten Flügelpanzer geschützt. Dieser Umstand in Verbindung mit den nicht seltenen erellen Wanfarben spricht für die Wirksamkeit des Blutes als Vertheidigungsmittel. Es ist wohl kein Zufall, dass die meisten Arten, auch die Coceinellen, mit dem scheinbar tetanischen Zustand auf die Seite oder den Rücken zu liegen kommen. Häufig wenigstens stösst der Feind so desto sicherer auf das abschreckend schmeckende Exsudat. Kehren wir wieder zu den nord-afrikanischen Geradflüglern zurück, so finden wir auch hier eine Art phylogenetischer Weiter- entwickelung der Vorrichtungen für die Blutabgabe, deren niederste Stufe bei Zphippigera zu beobachten ist. So viel die Schilderungen erkennen lassen, wird das Blut wohl unter dem durch die Muscu- latur des Hinterleibs erzeugten Druck zum Austritt bereit ge- halten, kommt aber erst in Folge der durch die feindlichen Kiefer erzeugten Pression des Thorax zum fliessen. Bei Dinarchus ist es vielleicht ähnlich, vielleicht genügt aber auch schon das nicht gewalt- same Aufnehmen der Thiere, um Blut fliessen zu lassen. Callimenus, sicher aber Platystolus (in den angeführten Fällen) sowie Kugaster warten die Ergreifung gar nicht erst ab, sondern schützen schon bei annähernder Gefahr die zuerst gefährdeten Körpertheile durch einige abschreckende Tropfen oder spritzen gar offensiv ziemliche @Quantitäten Bluts dem Feind entgegen. Soviel sich bis jetzt übersehen lässt, ist bei den Coleopteren überall dieselbe Vorrichtung anzutreffen; stets tritt das Blut in erster Linie an den Kniegelenken der Beine, seltener am Mund durch vor- gebildete Poren aus. Der nöthige Druck wird durch die Bauch- presse, nach Lurz') zugleich auch durch die Verkürzung des Flexor tibiae erzeugt bezw. verstärkt. ep Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 7. Obwohl die in Betracht kommenden Locustiden sehr nahe ver- wandt sind, zeigen sie bezüglich der Anordnung und Ausbildung des Blutspritzapparats doch grosse Verschiedenheiten, wie wenn die Natur hier an einer Reihe von Beispielen die rationellste Einrich- tung geprüft, die verschiedenen Proben aber hätte weiter bestehen lassen. Darin stimmen aber alle geschilderten Modificationen überein dass der Bluterguss vom Pronotum aus erfolgt oder so nahe dabei"), dass in erster Linie dieses dadurch geschützt oder vertheidigt wird. Den Grund dieser Uebereinstimmung verräth uns wieder die Beobach- tung im Freien. Alle Blutspritzer unter den Orthopteren haben mehr oder weniger vollkommen verkümmerte Flügel. Reste davon, oft nur beim Männchen vorhanden, dienen nur als Tonapparate, sind für die Locomotion werthlos. Auch die oft grossen, aber schwachen Springbeine fördern Flucht- versuche der relativ langsamen Thiere nur wenig. Dabei leben diese Locustiden zumeist auf dem Boden oder auf niedern Wüstenpflanzen.?) Dort aber halten sich auch ihre schlimmsten Feinde, die Reptilien?), auf, deren blitzschnellen Angriffen sie rettungslos preisgegeben wären ohne eine specifische Waffe als Ersatz für den Mangel des Flucht- vermögens. Achtet man auf die Art, wie einige der in Betracht kommenden Insectivoren, vor allem Lacertiden (Acanthodactylus, Lacerta, Gongylus, Euprepes, Eumeces, Scincus, Agama, Varanus), SO- dann Chamaele und die wurmähnliche Trogonophis, ihre Beute ergreifen, so findet man, dass fast ausnahmslos zuerst die Brustregion von oben oder etwas von der Seite gepackt wird. Der erste Biss drückt den Thorax zusammen und lähmt die Bewegungsorgane. Dieselbe Angriftsstelle wählen auch Vögel mit Vorliebe, selbst die Räuber unter den Orthoptera saltantia eine Beobachtung, welche FABRE*) in anregender und durchaus zutreffender Weise schildert: 1) Bei Callimenus, sofern sich BRUNNER’s Angaben bestätigen. und bei Kugaster. 2) Die meisten übrigen Verwandten, vor allem die nicht blutspritzen- den Ephippigeriden, halten sich am liebsten auf höhern Büschen (Zyziphus, Disteln, Oleander) auf und sind entsprechend gefärbt. 3) Nach meinen Beobachtungen kommen Vögel und andere Wirbel- thiere im Gebiet der Wüste beim Vernichtungskampf der Orthopteren und übrigen Insecten viel weniger in Betracht. Die Zahl der Reptilien giebt einen zuverlässigen Maasstab für den in einem Gebiet zu erwartenden ÖOrthopterenbestand ab. 4) FABRE, H. J., Etude sur les Locustiens, in: Ann. Sc. nat., Zool. (9 Ve. 1,:P: 226,,1896. ms J. VOSSELER, „le gibier (kleinere Acridier) est blesse tout d’abord a la nuque. Cest toujours la, en arriere de la tete, que craque en premier lieu la carapace du Criquet sous’ l’&tau mandibulaire du Dectique,“ und weiter unten: „La morsure prealable a la nuque est reservee pour des cas difficiles“. Todte, sterbende oder gelähmte Acridier werden an beliebigen Stellen angefressen. Also auch hier dasselbe Princip, die Beute vor allen Dingen am Entfliehen zu verhindern. In zweiter Linie kommt noch dazu, dass wenigstens die verschiedenen Eidechsen ihre Beute loszulassen pflegen, wenn dieselbe sich mit den Beinen noch um den Mund oder sonst im Gesicht anzuklammern vermag. Dies kommt leicht vor, wenn der erste Griff nicht waidgerecht ausgeführt war. Damit erhält das Opfer oft noch Gelegenheit, trotz schwerer Wunden zu entrinnen. Es ist also durchaus nicht gleich- gültig, in welcher Weise die orthopterophilen Wirbelthiere und Wirbellosen ihre Beute erfassen. Dieser ganz besondern Gefährdung des Thorax setzt die Natur zunächst ganz allgemein eine vermehrte Widerstandsfähigkeit der am meisten exponirten Stellen entgegen. Das Pronotum dehnt sich zu einem die Rückenpartien des Mesonotums, theilweise auch des Meta- notums sowie die Seiten deckenden stark chitinisirten Panzer aust), der unter Umständen mit Rippen und Kielen als Verstärkung ver- sehen oder mit Stacheln bewehrt sein kann (Zugaster) und mit seiner vordern Parthie auch noch das Hinterhaupt des im übrigen durch seine Form und Härte, durch die Mandibeln und die aus dem Munde abgesonderten braunen Säfte geschützten Kopfes deckt. Zu dieser allgemeinen Schutzvorrichtung kommt nun in den angeführten Fällen zur Verstärkung der Abwehr das Bluten. Wie vollkommen dieses Mittel seinen Zweck erfüllt, zeigen Curxor's Versuche und meine eigenen Beobachtungen. Die Blutspritzer werden kaum von Insecti- voren getödtet, vielmehr, wenn je erfasst, schnellstens wieder frei- gelassen; auch den Ameisen scheinen sie nicht zu munden, obwohl diese unter den Sphingonoten, Pamphagiden und Eremobiiden gewaltig aufräumen, indem sie in Schaaren über die trägen Acridier herfallen, erst die Beine und Fühler abbeissen, hernach den ganzen Körper säuberlich aushöhlen. Nach dem Gesagten ist eine Erklärung für die weiche Be- 1) Nach BRUNNER, ÖOrthopt. Studien, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien 1861 stumpft sich das hintere Pronotumstück bei nicht fliegenden Orthopteren ab, da hier die Ansatzstelle der Flügel nicht zu schützen ist. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 79 schaffenheit und scheinbare Wehrlosigkeit des Abdomens überflüssig. In vielen Fällen ist dieses übrigens durch die Flügel, wenigstens in der Ruhestellung, geschützt, z. Th. auch durch die Springbeine (s. u.). Die embryonale und postembryonale Ausgestaltung der Apparate für die spontane Blutabgabe muss spätern Untersuchungen vor- behalten bleiben; mir fehlte bisher das Material dazu. Es ist anzunehmen, dass dieses eigenartige Vertheidigungsmittel eine weite Verbreitung im Thierreich besitzt und sich keineswegs ausschliesslich auf die Insecten beschränkt. Wurde doch selbst unter den Wirbelthieren ein Fall davon bekannt, der um so interessanter ist, als dabei die spontane Blutung einen ganz eigenartigen Ursprung hat. Die in den nordamerikanischen Wüsten lebende Erdagame Phrynosoma coronatum — horned toad der Amerikaner — schleudert nämlich ihren Feinden ebenso ergiebige wie weitreichende Blutstrahlen aus der Innenfläche des obern Augenlids entgegen !), schätzungsweise !/, Theelöffel, nach andern zwischen einem Thee- und Esslöffel voll, auf ein engl. Fuss Entfernung, im Verhältniss zur Grösse des Thieres also eine recht ansehnliche Menge. Die gleiche Beobachtung führt neuerdings WırLLıam Bexignus aus Hoboken in einer Reisebeschrei- bung an. Im menschlichen Auge soll das nicht auffallend schmeckende Blut für einige Minuten Schmerzen erregen. Auch für toxische oder wenigstens schädliche Wirkungen des Blutes kennt man weitere Beispiele. Das Blut des Aales z. B. soll, frisch aufgetragen, auf verschiedenen Schleimhäuten Entzündungen hervorrufen. Bekannt sind ferner die schweren Erscheinungen, welche Bluttransfusionen von einem Thier auf ein Individuum anderer Art bezw. den Menschen begleiten, wenn auch diese vielleicht nicht mit einer directen Giftwirkung zusammenzustellen sind. Giftige Eigenschaften kommen endlich nach FAgre ?) auch dem Staub der trockenen Excremente verschiedener Spinner-, Schwärmer- und Rhopalocerenraupen zu und sollen den Haaren derselben die bekannte nesselnde Wirkung verleihen. Der Urin frischgeschlüpfter Imagines von Ephippigera und Acridium besitzt die Eigenschaft, die Haut zu ulceriren. 1) Hıy, O. P., On the ejection of blood from the eyes of horned 'toads, in: Proc. U. S. nation. Mus., V. 15, 1892, p. 375. 2) Fagre, H. J., Un virus des Insectes, in: Ann. Sc, nat., Zool. (8), V. 6, p. 253—278, 1898, 80 J. VOSSELER, Es wurde früher der Gedanke einer gewissen Correlation zwischen defensiver Blutung und Autotomie gestreift und angedeutet, dass diese vielleicht ein Vorläufer jener Erscheinung oder in einzelnen Fällen daraus hervorgegangen sein könne. Dafür spricht einmal die des öftern beobachtete Thatsache, dass, so häufig die Autotomie der Springbeine unter den Locustodeen vorkommt, sie doch nie bei den Blutspritzern anzutreffen ist. Gewöhnlich löst sich bei diesem Vor- gang die Gliedmasse zwischen Femur und Trochanter los, der im Gegensatz zu dem der zwei vordern Beinpaare grewissermassen in die Coxa hineingeschoben und meist nur noch an den Seiten oder oben einigermassen zu erkennen ist, und zwar nicht nur bei den Locustodeen sondern auch bei den Acridiern und Gryllien. Auch bei den Blattodeen, die zum Theil durch schlecht riechende Secrete ge- schützt sind, findet die Selbstverstümmelung in der gleichen Weise statt, kann sich aber auch in einer an allen 3 Beinpaaren möglichen Abtrennung des Tarsus') äussern. Am leichtesten werfen die Phas- modea ihre Beine ab, nicht nur auf besondere Reize hin, sondern selbst während der lang dauernden schwierigen Häutung ?) (31%, von KRaphiderus scabrosus). Obwohl dort der Trochanter mit dem Femur verwächst, bleibt doch ein locus minoris resistentiae übrig, wo das Bein sich loslöst. Oftmals, vielleicht immer, ist das Zustandekommen der Selbst- verstümmelung von bestimmten auf gewisse Stellen des Beins ein- wirkenden Reizen (Schmerzen) abhängig‘; stets, so weit bekannt, er- folgt an der Wundstelle ein kleiner Bluterguss, die Wunde schliesst sich aber bald. An jungen Blattiden und Phasmiden regenerirt sich der Tarsus bezw. das ganze Bein mit den folgenden Häutungen. Die Ansichten über den Zweck der Selbstverstümmelung sind noch getheilt. So klar in einzelnen Fällen ihr Nutzen für das an dem abstossbaren Glied ergriffene Individuum in die Augen springt (z. B. Lacertiden), so schwer begreift man andererseits, wie die oft unverhältnissmässig leicht, oft aber nur unter ganz begrenzten Be- dingungen erfolgende Drangabe eines wichtigen Organs einem Thiere Vortheil bringen kann. 1) Brinptey, H. H., On the regeneration of legs in the Blattidae, . in: Proc. zool. Soc. London 1897, p. 903. 2) BORDAGE, E., On the probable mode of formation of the fusion between the femur and trochanter in Arthropods in: Ann. Mag. nat. Hist. (7), V..3, 1899. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. S1 Unter den Krabben beobachtete Wır£n!) bis 30%, in der Natur selbstverstümmelte. Er bezweifelt, dass durch das Vermögen der Autotomie dem Thier ein Vortheil in so fern erwachse, als es Zeit zur Flucht gewinne. Wird aber das Bein nicht an einer bestimmten Stelle fest gepackt, so unterbleibt der Vorgang, und es tritt die Ge- fahr einer Verstümmelung ein, als deren Folge leicht Verblutung sich einstellt und die Regeneration unterbleibt. Aber auch „wenn das Leben nicht gefährdet wäre, würde es dem Thiere zweifellos nachtheiliger sein, einen sehr beschädigten Fuss mit herumzuschleppen, als zeitweilen dessen gänzlich zu entbehren“. Die Springbeine der Acridier — um zu den Orthopteren zurück- zukehren — dienen keineswegs allein zur Flucht, besonders nicht bei den schwerfälligen Pamphagiden, sondern auch zum Abspringen beim Fluge und zur Vertheidigung. Schon an mittelgrossen Arten (Caloptenus, Acridium), noch mehr an den grossen Pamphagiden macht man oft unfreiwillig die Erfahrung, dass die Muskelkraft der Hinter- schenkel, die Dornen der Tibia und die enorme Gelenkigkeit des ganzen Glieds sich vereinigen, um dem Angreifer, wie er auch zu- gepackt haben mag, recht fühlbare Schmerzen, selbst bDlutende Wunden zu verursachen. Wird ein so vielseitigen und wichtigen Zwecken dienendes Organ bei einem ersten feindlichen Griff abgestossen, so muss in diesem Augenblick der Vortheil des Verlustes den des Be- sitzes überwiegen. So leicht man sich in der Fangpraxis davon über- zeugen kann, so leicht auch erkennt man, dass der Zukunft des In- dividuums durch die Selbstamputation ein sehr schlechter Dienst er- wiesen ist. Es hat nicht nur ein Mittel zur Flucht und zweifachen Art der Bewegung, sondern auch ein der Abwehr dienendes einge- büsst, bleibt auf alle Fälle, wenn auch das andere Springbein noch erhalten ist, in seiner Ausrüstung für den Kampf ums Dasein um einen wesentlichen Betrag verkürzt. Ebenso gross ist die Bedeutung der Hinterbeine für die Gryllen (vielleicht mit Ausnahme von Gryllotalpa). Trotz ihrer enormen Grösse fällt ihnen dagegen unter ‚den Locustodea eine viel bescheidenere Rolle zu, da sie in der Regel weder zu einer nennenswerten Sprungfähigkeit noch zur Wehr- haftigkeit der Arten beitragen. Aus der weiten Verbreitung der Autotomie der Beine unter den Insecten muss man auf bedeutende daraus sich sowohl für die Er- 1) Wırkn, A., Ueber die Selbstverstümmelung der Krabben, in: Festskr. LILLJEBORG, p. 303—316, tab. 16, 1899?. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 6 82 J. VOSSELER, haltung der Gattung als des Individuums ergebende Vortheile schliessen. Worin besteht nun der Nutzen? Dass ein beliebiger Insectivore die Magenfrage dadurch für erledigt halte, dass er an Stelle des erhofften fetten Bissens einen dünnen Theil desselben ver- schluckt, wird man nicht annehmen dürfen, ebenso wenig, dass er, starr vor Enttäuschung, eine weitere Verfoleung des nun einmal angegriffenen Opfers unterlasse, das zudem unter dem Angriff und Beinverlust leidet. Das gegenseitige Verhalten von Angreifer und Beutetier sei an einem Gongylus und einem Caloptenus beleuchtet. Ausnahmsweise ergreift die Eidechse den krabbelnden Acridier an- statt am T’horax weiter hinten und erwischt ein Springbein. Der Gongylus beisst auf das harte mit Dornen versehene Stück und lässt es fallen. Caloptenus aber, etwas ausser Fassung, fliegt etliche 50 em weit, wird bei seinem Bemühen, in Ordnung zu kommen, vom Gongylus abermals gesehen und angegriffen, besser als beim ersten Mal, d. h. von der Oberseite des Thorax her. Dabei kommt der an der Wund- stelle des Acridiers ausgetretene Blutstropfen in den Mund des An- sreifers. Abermalige Ueberraschung, der Grashüpfer wird freige- geben und entfernt sich, um unter Pflanzen, vielleicht etwas gelähmt, regungslos sitzen zu bleiben. Obwohl er vom Gongylus gesehen werden muss, steht dieser von einem dritten Angriff ab und geht züngelnd weiter. Wenn auch keineswegs behauptet werden soll, dass entsprechende Vorgänge stets in derselben Weise verlaufen, so lässt sich doch annehmen, dass die Hinterbeine, besonders bei den flügel- losen Locustiden unter anderm dazu dienen, den wehrlosen Hinterleib indireet bis zu einem gewissen Grad zu schützen, indem sie vermöge ihrer Grösse und Stellung den Angriff von Feinden dann auffangen, wenn diese nicht die häufiger auserkorene Brustregion erfassen, dass ferner der Feind, sowohl durch die Autotomie des Beins als auch durch die Berührung mit dem dabei ausgetretenen Blut mehr oder weniger enttäuscht oder überrascht, seiner Beute unter Umständen Zeit zur Rettung giebt. Dem Blutaustritt käme also in diesem Falle so ziemlich dieselbe Bedeutung wie der Autotomie zu, ohne dass man sagen könnte, dass es abstossend schmecke. Wird es nun aber spontan in grösserer Menge abgegeben, erhält es noch unangenehmen Geschmack und Geruch, so ist ohne weiteres begreiflich, dass dann die Opferung der Gliedmaassen überflüssig ist. Nicht nur an den ersten Gliedern der Beine, sondern nach ältern Beobachtungen !) auch an Antennen können unter Umständen l) Krauss u. VOSSELER, p. 549. N Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 83 grosse Bluttropfen austreten, wenigstens sah ich dies auffallend oft bei Ephippigera lucasi, ohne sagen zu können, wie die den Bluterguss ermöglichende Brüchigkeit der Fühler zu erklären ist. Nach dem eben Ausgeführten glaube ich annehmen zu dürfen, dass die defensiven Blutungen zum Theil an Stelle der Selbstver- stümmelung unter den Orthopteren getreten sind und eine höhere, weil öconomischere, Stufe dieses Schutzmittels bilden. Das Blut- spritzen bei Kugaster ist möglicher Weise direct von dem Vorgang der Autotomie abzuleiten; seine Entstehung liesse sich etwa so erklären, dass an Stelle einer totalen Ruptur zwischen Coxa und Trochanter nur eine solche im zartern Zwischenhäutchen der Oberseite dieses Gelenkes, also eine partielle, trat, die im Laufe der Zeit constant wurde und sich in der geschilderten Weise zu einer der Willkür unterstellten praktischen Spritzvorrichtung ausgestaltete. Einen Hin- weis auf diese Art der Entstehung kann man in der (Fig. 8, Taf. 1, Tr. L.) abgebildeten Verschiedenheit des Chitins erkennen, das genau in der Mitte der Unterseite des Gelenkes zwischen Coxa und Trochanter eine scharfe Grenze, eine Art Trennungslinie, entsprechend der auf der Oberseite vorhandenen Spritzpore, aufweist. Obgleich die Hinterbeine für die Mehrzahl der Acridier eine wichtige Rolle spielen, ist bei ihnen die Autotomie noch nicht durch spontane Blutung ersetzt. Sieht man endlich die Autotomie als eine willkür- liche oder reflectorische Opferung eines Körpertheils oder Organs zum Zweck der Erhaltung des Individuums an, so muss auch das spontane Bluten dazu gerechnet werden. b) Stinkdrüsen bei Acridiern (Oedaleus). (Taf. 2 und Textfigur.) Schon seit längerer Zeit kennt man bei Forficuliden und Blattiden Einrichtungen, welche unangenehm riechende, vielleicht gleichzeitig auch scharf schmeckende Flüssigkeiten absondern; selbst die sonst so unbewehrten Phasmiden können damit versehen sein (Anzisomorpha). In beiden ersten Fällen, und vielleicht auch bei Anzisomorpha !) ?) wird von Drüsenzellen ectodermalen Ursprungs ein Secret abgeschieden, in besondern Behältern gesammelt, im gegebenen Falle entweder durch Ausspritzen oder Umstülpung der Reservoire durch Blutdruck, l) DE SAUSSURE, H., Etudes sur les Insect. Orthopt., 1871. 2) Haase, E., Stinkdrüsen der Orthopteren, in: SB. Ges. naturf. Fr. Berlin 1899, p. 57. 6* 84 J. VOSSELER, oder durch Diffusion durch Haare zur Wirkung gebracht. Diese in der Insectenwelt sehr weit verbreiteten Stinkorgane sind in wechsel- voller Anordnung und Einrichtung bald da bald dort angebracht, treten oft nur bei Larven auf oder finden sich nur bei der Imago, oft ausschliesslich bei einem Geschlecht, können selbst im Laufe der Entwicklung ihre Stelle wechseln. Aus der Allgemeinheit ihres Vor- kommens kann man auf die Bedeutung dieser Stinkapparate als defensiver Vertheidigungsmittel schliessen, wobei nicht übersehen werden soll, dass sie unter Umständen auf Individuen derselben Art geradezu in entgegengesetztem Sinne, als Anlockungsmittel, wirken können. Unter den Orthoptera saltantia ist meines Wissens eine ähnliche Einrichtung noch nicht beobachtet worden. Ich war daher nicht wenig erstaunt, als mich eines Tages eine soeben gefangene Larve von Oedaleus nigrofasciatus in der Umgebung von Aumale durch einen durchdringenden, dem der grössern Carabiden ähnlichen, Geruch überraschte. Eine Täuschung vermuthend, suchte ich erst nach dem Käfer, fand aber bald, dass der Acridier selbst das Parfüm liefern müsse. Wie verschiedene Ephippigera hob der- selbe beim Ergreifen und Drücken das Pronotum hinten hoch, wobei die Verbindungshaut zwischen Pronotum und Mesonotum, von grünlichem Blute geschwellt, sichtbar wurde. Vor der Ansatzstelle der Elytren befand sich eine geringe Menge farbloser Flüssigkeit. Trotz aller Versuche am lebend gehaltenen Thiere die Erscheinung weiter zu verfolgen oder auch nur zu bestätigen, und trotz verschiedener Beobachtungen an ausgebildeten Insecten liess sich nichts Näheres feststellen. Durch Eintrocknung der einzigen gefundenen Larve schwand vorerst jede Aussicht auf eine anatomische Untersuchung. Erst auf der tunesischen Reise glückte die genaue Ermittelung eines besondern Stinkapparats, der nicht nur bei Larven, sondern auch bei der Imago und zwar in beiden Geschlechtern anzutreffen ist und auch bei einer nahe verwandten, aus Nordafrika bisher nicht be- kannten Art, Oe. senegalensis Krss., vorkommt. Der Apparat liest im Pronotum, in der Mitte direct unter der Haut der vordern Hälfte, über dem Darm und Herzen; (vergl. Textfig.), er besteht in einem, von oben gesehen, dreieckigen Säckchen (Fig. 2 A, St.Bl) von etwa 2,5 mm Länge, mit gleichen Seiten und abge- stumpften Ecken. Die Basis dieses von oben nach unten zusammen- gedrückten Gebildes stösst an der vordern Pronotumgrenze an, die ihr gegenüber liegende Spitze bildet die Ausmündung, welche in der ÖOrthopteren Algeriens und Tunesiens. s5 Mitte des weichhäutigen Zwischensegments zwischen Pronotum und Mesonotum in Form einer mit blossem Auge sichtbaren transversalen Spalte von 1—1,5 mm Länge liegt. Der Vorderrand des Mesonotums sendet bei erwachsenen Thieren zwei dunkle Chitinplatten (Taf. 4 M.PI Fire. 2B) nach vorn unter die Ventralseite des Säckchens; beide sind durch einen medianen keilförmigen Ausschnitt getrennt. An der Ventralseite des Säckchens setzen Muskelfasern schief an, ziehen über die Vorderecken, sich jederseits zu einem kleinen Bündel vereinigend und seitlich divergirend, etwas nach unten gegen den Vorderrand des Pronotums (Fig. 2A, Bl.M). Weitere Muskelbündel entspringen seitlich von der Mündung des Säckchens und verbinden den Vorderrand des Mesonotums mit dem des Pronotums Sp.M. (Fig. 2A). Das Säckchen ist als Behälter für den Stinksaft, als Stinkblase, anzusehen, welche durch Einstülpung von der Körperoberfläche her entstanden, sich aus deren Schichten zusammensetzt, also aus einer innern. chitinösen Auskleidung und einer äussern hypodermalen Zellen- lage besteht. Die Chitinschichte ist farblos, sehr dünn, weich und reich gefältelt. Die Zellen der Hypodermis sind durchweg abgeplattet, ihre (Grenzen nicht immer deutlich, ihre Formen verschieden. Eigentlich kann man nur von einer Zellenart reden, deren Gestalt einiger- maassen genau festgelegt werden kann. Diese umfasst relativ grosse, etwa 20 u lange Zellen, welche oft eng beisammen (Larven), seltener ab und zu vereinzelt stehen, verschiedene bald mehr gestreckte, bald mehr polygonale Umrisse mit abgerundeten Ecken zeigen, gewöhnlich nicht gleich dick in ihrer ganzen Ausdehnung sind, sondern sich da und dort gegen die Peripherie hin verflachen. Der Kern ist sehr gross, rundlich bis oval, scharf umerenzt, sein Plasma reich an groben, sich stark mit Farbstoffen (besonders Hämatoxylin) beladenden Körnern (Fig. 3, 4, 5, 7 K‘). Das Zellplasma ist nur fein granulirt. Eine zweite Art von Zellen liegt, zum grössten Theil von den eben genannten überdeckt, auf deren der chitinösen Cuticula zuge- wendeten Oberfläche und zwar in der Regel mehr an den Rändern der grossen Zellen, seltener auf den Grenzlinien zweier solcher. Von dieser kleinern Zellform ist nur der Kern zu erkennen, der Zelleib verschmilzt offenbar gänzlich mit dem der über ihnen lagernden; wenigstens konnte in keinem Falle eine annähernd sichere, auf eine absolute Selbständiekeit hinweisende Umgrenzung gefunden werden. Die Kerne sind gewöhnlich länglich, gut umerenzt, ebenfalls reich 86 J. VOSSELER, an chromophilen Körnern, aber nur halb so gross wie die der vorhin geschilderten Art (Fig. 4, 5, 7 K“. Taf. 2). Auf der äussern Breitfläche der grossen Zellen ist endlich eine dritte Art von Zellen anzutreffen, deren Körper ausserordentlich platt gedrückt, doch noch eine deutliche, wenn auch nicht immer bestimmt umschriebene Grenze erkennen lässt. Ihr Kern zeigt nahezu die- selben Verhältnisse wie der der Innenzellen (Fig. 3, 4 K“), Wie nach dem Blaseninnern zu durch die Cutieula, so ist die Zellenlage peripher von einer deutlichen Tunica propria (Fig. 3, 4 T.p) begrenzt, und es ist nicht ausgeschlossen, dass die dritte Zellsorte jenseits derselben sitzt. Die beiden andern aber sind sicher hypodermalen Ursprungs. Durch ihren Umfang und ihren Aufbau kennzeichnen sich die grossen Zellen zweifellos als einzellige Drüsen; sie kommen also für den Stinkapparat in erster Linie in Betracht. Nicht selten bergen sie im Plasma blasen- oder vacuolenähnliche Stellen (Fig. 5»). Wie viele einzellige Drüsen der Arthropoden stehen sie durch ein äusserst dünnes, zartwandiges Chitinröhrchen mit dem Sammel- behälter des Secrets in Verbindung. Wegen seiner ausserordentlichen Feinheit ist es schwer, die Lagerung dieses Ausführungsganges inner- halb der Zelle zu verfolgen, obwohl man ab und zu einige Win- dungen (Fig. 7 R) in der Nähe des Kernes und unter demselben zu sehen bekommt. Senkrechte Schnitte zur Blasenwand und Zupf- präparate zeigen, dass es mit den kleinen Kernen (Fig. 6, 7) im Zu- sammenhang steht; manchmal erhält man Bilder, auf denen es ge- radezu die Kerne zu durchbohren, oder, statt mit einer ganz schwachen Erweiterung an einem Ende in die Chitinschichte überzugehen, sich an beiden Enden damit zu verbinden scheint. Ob diese Befunde zufällige oder der Wirklichkeit entsprechende sind, war nicht zu entscheiden. Aus homologen Organen lässt sich kein Gegenstück zu diesem Verhalten beibringen. In dem Röhrchen sind oft (selbst nach langem Liegen in starkem Alkohol) kleinste Kügelchen oder Cylinderchen einer stark lichtbrechenden Flüssigkeit — des Secrets — hinter einander gereiht, welche, auf dem Wege zur Stinkblase, dort zu grossen Tropfen verschmelzen, sich haupt- sächlich in den vordern seitlichen Ecken ansammeln und durch alle Manipulationen des Fixirens, Härtens und Färbens hindurch erhalten und erst im Balsam des Dauerpräparats (Venetian. Terpentin) auf- lösen. Bei ausgebildeten Thieren scheinen neben den Drüsenzellen noch Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 87 isolirte, doch nicht zu solchen umgewandelte und nicht mit ihnen verschmolzene Hypodermiszellen vorzukommen. Die Drüsen sind über die ganze Stinkblase gleichmässig ver- breitet und treten schon ganz nahe an deren Ausmündung auf, werden höchstens an den Insertionsstellen der Muskelfasern seltener. Wie die nach einem etwas seitlich von der Mitte entnommenen Sagittalschnitte gemachte Abbildung (s. beistehende Textfig.) zeigt, fehlt der Stinkblase ein eigner Ausführungsgang. An der spalten- förmigen Mündung Spr. schlägt sich die Blasenwand direct in die äussere Körperhaut, zunächst in dem von der Metazone des Pronotums überdeckten Theile, um. Auch ein besonderer den Verschluss der Spalte bewirkender Mechanismus ist nicht zu erkennen, es sei denn, dass in der normalen Haltung des Pronotums, d. h. wenn dessen Hinterrand auf dem Anfangstheil der Elytren liegt, die obere, im Gebiete der Spalte fast senkrecht gestellte Hinterwand, die Oeffnung ganz von selbst verschliesst. Mit dem beim Fange des Insects zu beobachtenden Heben des hintern Pronotums wird der davon über- dachte Raum höher, die hintere Blasenwand wird ebenfalls gehoben, wobei sich die Spalte öffnet. Durch dieselbe Bewegung vollzieht sich auch der Ausfluss des Stinksaftes unter gleichzeitiger Mitwirkung des Blutdruckes. Da, um die Hebung zu erzielen, das Vordertheil des Pronotums gesenkt werden muss, findet eine Pressung der Stinkblase zwischen der Körper- wand und den vordern Eingeweiden bezw. den mehr seitlich gelegenen, auf dem abgebildeten Schnitt nicht getroffenen Chitinplatten des Meso- Sagittalschnitt durch das Pronotum einer Oedaleus-Larve. St.B. Stinkblase. Spr. Spritzpore. B. Blutlacunen. Pr. Pronotum, M. Mesonotum. notumvorderrandes statt (vgl. die Fig. 2B, Taf. 2). Gleichzeitig ver- mehrt sich durch Contraction des Abdomens der Blutdruck in den 88 J. VOSSELER, grossen über der Blase liegenden Blutlacunen (5) und verstärkt die schon durch die Einklemmung verursachte Pressung. Der Stink- saft wird nicht in Strahlen verspritzt, bleibt vielmehr in Form klarer farbloser Tropfen in der Umgebung der Austrittsstelle stehen und kann offenbar wieder eingesogen werden, wenn er nicht ganz verdunstet oder durch Berührung abgestreift wird. Dieses Einsaugen vollzieht sich meiner Ansicht nach durch Contraction der oben be- schriebenen Blasenmuskeln und gleichzeitige Senkung des Pro- notums. Ganz genau konnte die Wirkung der immerhin beträcht- lichen Muskelbündel nicht festgestellt werden. Durch ihre Con- traction aber wird nach der ganzen Art ihrer Insertion und ihres Verlaufs die untere Blasenwand herabgezogen, das Lumen der Blase somit erweitert werden müssen. An einem nicht unbedeutenden Procentsatz der früher und im vergangenen Jahre gefangenen Larven und Imagines war der doch so auffallend scharfe Geruch nicht wahrzunehmen, obwohl der Stink- apparat vollkommen ausgebildet war. Aus dem Verhalten einiger in Gefangenschaft beobachteter Thiere möchte ich schliessen, dass der Stinksaft nicht in grössern Mengen oder nur langsam erzeugt wird, Verluste desselben, die trotz der Rücksaugevorrichtung nicht zu vermeiden sind, sich erst nach längerer Zeit, vielleicht nach Tagen, wieder ersetzen. In beinahe allen Stücken erinnert der Stinkapparat von Oedaleus an den der Forficuliden.!) Hier wie dort wird der zur Vertheidi- gung dienende Stoff von einzelligen Drüsen epithelialen Ursprungs abgesondert, durch ein besonderes chitinöses Capillarröhrchen einem Sammelbehälter zugeleitet und dort aufgespeichert. Durch die Aus- dehnung der grossen Drüsenzellen wird die Einfachheit der Lage der Hypodermiszellen gestört, indem die Drüsen des Oedaleus sich über die kleinern, ursprünglich gebliebenen herlagern und zum Theil damit verschmelzen. Im Uebrigen aber macht die ganze Einrichtung bei den Forficuliden den Eindruck grösserer Vollkommenheit, da dort die Drüsenzellen mit einem grossen vacuolenähnlichen Raum, der sog. Wurzelblase, versehen sind, die durch das Chitinröhrchen mit der Stinkblase communicirt, und überdies sich an diese ein voll- kommener Ejaculationsmechanismus anschliesst; auch das Secret selbst ist complicirter. 1) VOSSELER, J., Die Stinkdrüsen der Forficuliden, in: Arch. mikrosk. Anat., V, 36, 1890, p. 565. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 89 Zwischen den Blutspritzern und Oedaleus herrscht in so fern eine gewisse Analogie, als bei beiden die Gegend des Brustrückens durch chemisch wirkende Vertheidigungssäfte geschützt und wehr- haft gemacht wird. Ob durch Blut oder Stinksaft, — das Prineip bleibt dasselbe. Die Uebereinstimmung zwischen beiden Fällen ist um so vollkommener, als zweifellos auch das Secret von Oedaleus wegen seines widerwärtig beizenden Geschmackes in erster Linie auf die Zunge der Feinde zu wirken bestimmt ist. Zum Schlusse erübrigt mir noch die angenehme Pflicht, allen denen verbindlichst zu danken, welche mir bei der Ausführung des systematischen Theils durch Zusendung von Literatur und Vergleichs- material so schätzenswerthe Dienste geleistet haben: Herrn BRUNNER VON WATTENWYL (Wien), Capitain Fınor (Fontainebleau), Dr. H. Krauss (Tübingen), H. DE Saussure (Genf) sowie Herrn Oberstudienrath Prof. Dr. Lamrert für die wiederholte zweimalige Zuweisung des Baron v. MÜLter’schen Reisestipendiums, dessen Bestimmungen ent- sprechend das Material zu dieser Abhandlung den Sammlungen des K. Naturaliencabinets Stuttgart zugetheilt wurde. Mit ebenso viel künstlerischem Geschick wie wissenschaftlicher Genauigkeit hat Frl. Marıan MÜLBERGER, hier, die zeitraubende Aufgabe der Her- stellung eines grossen Theils der Abbildungen durchgeführt. Stuttgart, Februar 1902. 90 13. 14. J. VOSSELER, Alphabetisches Verzeichniss der Autoren. AncEY, 0. 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Kopf, Pronotum und rechte Elytre. 6:1. Fig. 4. Eremogryllus hammadae Krauss. Q. Sternum und Kropf. 6:1. Fig. 5. Egnatiordes striatus Voss. 9. & Kopf und Pronotum von oben mit Fühler. b Dasselbe von der Seite. 6:1. Fig. 6. ZEgmnatioides striatus. 9. Sternum. 6:1. Fig. 7. Egnatioides striatus. Ende des weiblichen Abdomens. 6:1. Fig. 8. Sphingonotus mecheriae (Krss.). 2 von Gabes (Süd-Tunesien). a Kopf und Pronotum von oben, b dasselbe von der Seite. 6:1. Fig. 9. Sphingonotus mecheriae Krss. 9. Rechte Elytre. 6:1. Fig. 10. Sphingonotus eoerulans L. 2 von Sousse (Tunesien). a Kopf und Pronotum von oben. b Dasselbe von der Seite. 6:1 Fig. 11. Sphingonotus vosseleri KRAUSS (= Sph. desertorum Voss.). 2 von Gabes (Süd-Tunesien). a Kopf und Pronotum von oben. b Das- selbe von der Seite. 6:1. Fig. 12. Sphingonotus vosseleri Krss. Ende des weiblichen Ab- domens. 6:1. Fig. 13. Sphingonotus diadematus Voss. 9 von Aumale (Algerien). a Kopf und Pronotum von oben. b Dasselbe von der Seite. 6:1. Fig. 14. Leptoternis maculata Voss. 2 von Bou Saäda (Süd- Algerien. a Kopf und Pronotum von oben. b Dasselbe von der Seite (gezeichnet von Frl. MÜLBERGER). 6:1. 94 J. VOSSELER, Fig. 15. L. maculata Voss. 9. Tibia nebst Enddornen und Tarsus der Hinterbeine. 6:1. Tafel 18.1) Fig. la—e. Helioseirtus capsitanus (Bonn... 2% von Laghouat, genau nach wenig umfangreichen Bodenstellen gefärbt. 1,25 : 1. Fig. 2. Sphingonotus diadematus Voss. 2 von Aumale. Nat. Gr. Fig. 3. Pamphagus marmoratus BURM. var. tımetanus Voss. 2 von Bir bou Rekbah (Tunesien). Nat. Gr. Fig. 4 Pamphagus djelfensis Voss. @ von der .. von Djelfa, Fig. 5. Pamphagus djelfensis Voss. 9 von oben Süd- Fig. 6. Pamphagus djelfensis Voss. & | Algerien. Fig. 7. Ephippigera nerii Voss. <& von Bir bou Rekhah (Tunesien) Pronotum a von der Seite, b von oben. 2:1. Fig. 8. Ephippigera nerü Voss. &. a Subgenitalplatte von unten. b Supraanalplatte und Cerci von oben. 6:1. Fig. 9. Leptoternis calcarata Voss. 2 von Bou Saäda (Süd-Algerien). a Kopf und Pronotum von oben, b dasselbe von der Seite 6:1. Fig. 10. Lepioternis calcarata Voss. Ende der Hintertibia mit Enddornen und Tarsus von oben. 6:1. ZU ISmesle 1: Marken Fig. 1. Hugaster guyoni SERV. Spermatophore n. d. L. Nat. Gr. A von unten, B von der Seite; « grosse hintere Gallertkugeln, sp Samen- behälter mit Ausführungsgang d; g harte, s schleimige Gallerte. Fig. 2. Samenfäden aus den Spermatophoren von Kugaster. A Ganzes Bündel mit gemeinschaftlicher Plasmakappe «.. 380:1. DB Einzelner Faden. % Dessen Kopf mit Haken h. c Zwischenstück. 9 Geissel. e Endstück. Fig. 5. Platystolus pachygaster (Luc... Spermatophore n. d. L. Nat. Gr. A von unten, B von oben, Ü von der Seite. K Kittsubstanz, sonst Bezeichnung wie bei Fig. 1. 1) Fig. 1a—c, 2, 3, 5 u. 7 von Frl. M. MÜLBERGER gezeichnet und gemalt. Örthopteren Algeriens und Tunesiens. 05 Fig. 4. Eugaster guyoni. Erstes Bein n. d. N. 1:2. Pron Pro- notumrand. (C' Coxa. Spr Spritzpore.. 7’ Trochanter. F Femur. Fig. 5. Hugaster guyoni. Gelenkhäutchen zwischen Coxa und Tro- chanter mit halbgeschlossener Spritzpore. 8:1. Fig. 6. Dasselbe A von unten von Muskeln verdeckt, B von oben mit geöffneter Spritzpore. 6:1. Fig. 7. Eugaster guyoni. Innere Spritzpore auf dem Einstülpungs- trichter von innen gesehen. Mu. Spr Kleiner, am Unterrand des Trichters seitlich ansitzender Muskel. N Nerven. 7’ Tracheen, Mu Muskeln des Beins. Fig. 8. Schnitt durch Coxa ((') und Trochanter (77) des ersten Beins von Zugaster, senkrecht zur Längsrichtung der Spritzpore. Tr. _L eine Art Trennungslinie im Chitin der Unterseite. Spr Spritzpore ge- öffnet, ihre Ränder in die Tiefe sich fortsetzend (Trichter). xx Obere und untere harte Ränder des Gelenkhäutchens. 24:1. Fig. 9. Schnitt durch die Gelenkhaut wie vorhin, aber bei ge- schlossener Spritzpore, etwas seitwärts am Ansatz des Trichtermuskels Mu. Spr getroffen. p Pigment auf dem Gelenkhäutchen in der Hypodermis, p‘ ın der harten Aussenschicht des Chitins. 24:1. Fig. 10. Blut von Hugaster. a spindelförmige, b, b‘ farbige Blut- körperchen, c, c‘ c“ Leukocyten, d leukocytenähnliche Zellen mit blassem Raum um den Kern, e, f Zellen in Zersetzung. 550 :1. Fig. 11. Spritzsaft von Eugaster (erstes Bein) Bezeichnung wie vor- hin. 7950.21. Fig. 12. Platystolus pachygaster (Luc... &. Kopf und Pronotum von oben. Sp Spritzspalte 2,75:1. Fig. 13. Spritzsaft von Platystolus, bei Ac“ Körnchen im Plasma- fortsatz eines Leukocyten; 13 A a—c Veränderungen eines Leukocyten von 2 zu 2 Minuten. 550 :1. Fig. 14. Blut von Platystolus. Bezeichnung wie bei Fig. 10. 550:1. Fig. 15. Dinarchus dasypus Iuu. Kopf und Pronotum von oben. Sp Vermuthliche Spritzspalten. 2,75:1. Tafel 2. Stinkapparat von Oedaleus nigrofasciatus (DE GEER). Fig. 1. Pro- und Metanotum eines verwachsenen 9. Hinterzone des Pronotums abgeschnitten, um die Lage der Spritzspalte Sp zu zeigen. DW Fig. 2. Stinkblase St. Bl isolirt. A von oben, B von unten. BI.M Blasenmuskeln. 59. M Segmentmuskeln. v. M. R vorderer Mesonotumrand mit den daran entspringenden unter die Stinkblase reichenden Chitin- platten 7. Pl. Fig. 3. Schnitt durch die Wand der Stinkblase einer Larve. K‘. 96 J. VOSSELER, Kern der Drüsenzelle, A’“ der einer peripheren Zelle. 7. p Tunica propria. On innere chitinöse Auskleidung. 450:1. Fig. 4. Dasselbe. AK“ Kerne der mit den Drüsenzellen mehr oder weniger verschmolzenen Hypodermiszellen. A das aus den Drüsenzellen in die Blase führende Chitinröhrchen. 450:1. Fig. 5. Zwei Drüsenzellen aus einem mehr flächenhaft geführten Schnitt. » Vacuolen, sonst Bezeichnung wie bei Fig. 5, 4. 375:1. Fig. 6. Isolirtes Chitinröhrchen mit anhängendem, vielleicht davon durchbohrtem kleinen Kern A“. Zupfpräparat. 450:1. Fig. 7. Drüsenzelle von der Wand der Stinkblase eines verwachsenen Oedaleus. Chitinröhrchen R in situ in Verbindung mit den Kernen. 450 rr Fig. 8. Stück der inneren Blasenwand Cn mit den Ausführungs- röhrehen der Drüsenzellen ? und deren Einmündung in die Wand bei a 3 Tafel 3. Uebersicht über die Veränderlichkeit und Anpassung von Eremobia cisti (FABr.). Fig. 1—2. 9, & der gedrungenen kurzflügligen Form (E. claveli Luc.) von Bir bou Rekbah (Tunesien). Fig. 3—4. 9, 2 der schlanken, langflügligen Form (E. eisti und pulchripennis SERV.) von Ain Sefra (Süd-Oran). Fig. 5. 92 kurzflüglig, Pronotum sehr verkürzt und verbreitert, von Ain Sefra. Fig. 6—7. Zwei 92 von ebendaher, rothem Sande angepasst, 6 fast durchweg ohne Zeichnung. Fig. 8—9. Kleinere besonders im 9 blassere Form aus dem Süden (Laghouat). Gewöhnlicher Typus. Fig. 10. Ausnahmsweise helles zeichnungsloses 3 von dort. Fig. 11. Ausnahmsweise stark gezeichnetes ? von dort. Fig. 12—13. Verschiedenheit des Pronotums zweier 2? aus Laghouat. Hinterrand bei 12 mehr spitz, bei 13 abgerundet. Oberfläche bei 12 glatt, grauweiss, lederartig (var. laewiuscula KRss.). Fig. 14. 8 von Gabes (südtunesische Küste), stark gezeichnet. Hinterflügel dunkelroth. (Das nicht abgebildete 7 ist kleiner, aber ähn- lich Fig. 8, nur das Roth der Hinterflügel und die Binde intensiver gefärbt.) Fig. 15. Eremocharis insignis Luc. Larve, zeigt wie die Fig. 16—17. Eremobia-Larven Sandimitation auch auf den Abdomen- segmenten, Dachform dieser, vervollständigt durch Schrägstellung der Hinterschenkel. Bei 17 ist das Pronotum wieder lederartig. Orthopteren Algeriens und Tunesiens. 97 Fig. 18—19. 2, & var. mozabitica Krauss. Aehnlich Fig. 8-9, aber mit blauen statt rothen Flügeln. Beim 9 die dunkle Binde der Flügel nahezu verschwunden. Fig. 20. Innenseite der Hinterbeine von Kremobia a von Bou Saäda. b von,Mecheria und Ain Sefra. c von Laghouat und Ghardaja (an beiden Fundorten kommt auch rothe Tibia vor). d von Gabes (Süd-Tunesien). Diese Tafel zeigt: 1. Die individuelle Anpassung an die Verschiedenheit ganz benach- barter Bodenstrecken in Farbe und Structur durch entsprechende Ab- tönung und Zeichnung der sichtbaren Körpertheile (Kopf, Pronotum, Elytren, Hinterschenkel). Fig. 4—7 und Fig. 8—11. 2. Imitation der Structur des Bodens durch plastische Wieder- gabe derselben an allen leicht sichtbaren Körpertheilen bei Larven (Fig. 15—17). Die unbedeckten Abdominaltergite derselben sind sand- farben, rauh, werden aber beim geflügelten Insect hell und vollkommen glatt (Fig. 3, 18 u. s. w.). 3. Fehlen der Schutzfärbung und plastischen Wiedergabe der Structur der Umgebung an allen in der Ruhestellung nicht sichtbaren Körpertheilen und Gliedmaassen (Abdomen, Hinterflügel und Hinterbeine) sowie Aus- stattung derselben mit Prunk(Lasur)farben. 4. Verbreiterung des Körpers besonders an der Ventralseite; Ab- domen bei Fig. 15—17 deutlich dachförmig, Verbreiterung der Hinter- schenkel und schräge Anlagerung an die Seiten des Hinterleibs oder der Elytren, wodurch die Umrisse der Thiere mehr oder weniger vollständig mit dem Boden abschliessen. 5. Unterschiede in Structur, Zeichnung und Färbung zwischen Vorder- und Hinterflügel, Abhängigkeit der Zeichnung der Vorderflügel von den zwei Hauptaderzügen, denen entlang helle Linien auftreten können (Fig. 3, 4, 9), während die zwischen denselben liegenden 3 Längs- felder bezüglich der Zeichnung eine gewisse Selbständigkeit unter sich be- wahren ; Einwirkung der entsprechenden Adern z. B. Ulnaris des Hinter- flügels auf den Verlauf der dunkeln Binde. 6. Primitive Zeichnung entlang den Haupt- und Nebenadern in Form von Punktreihen auf den Elytren (Fig. 8, 18), erstes Auftreten der- selben auf der (spätern) Unterseite der Hinten gel (Fig. 15—17). 7. Ausgestaltung von Localformen. a) Kurzflüglige Form von Bir bou Rekbah (Tunesien) Fig. 1—2. b) Dieselbe mit sehr gedrungenem Pronotum kommt in Ain Sefra (Fig. 5) neben einer c) grossen langflügligen Form vor (Fig. 3—4 und 6—7). d) Kleine zierliche Form aus dem Süden mit verschwindender (2) Zeichnung und schwächere Färbung der Hinterflügel, deren Roth in Blau übergehen kann (Laghouat, Ghardaja in Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 7 98 J. VOSSELER, Orthopteren Algeriens und Tunesiens. Süd-Algerien), in Süd-Tunesien an der Küste aber seine ge- wöhnliche Tiefe behält. Die Art wird von Osten nach Westen und von Norden nach Süden kleiner, die Vorderflügel, besonders beim 4, schmäler (Fig. 4 u. 14). Mit dem Ton und der Intensität der Farbe der Hinterflügel verändert sich entsprechend die Farbe des Rückentheils, des Metanotums und der ersten Abdomensegmente (Fig. 3 u. 18). Die localen Verände- rungen der Lasurfarben und ihrer Ausdehnung auf der Innenseite der Hinterbeine zeigt (Fig. 20 a—d). 8. Sexueller Dimorphismus. < stets kleiner als 9, passt sich weniger an als letzteres, wird nur selten einfarbig (Fig. 10), Hinterflügel bei allen Formen stets intensiver gefärbt und gezeichnet als beim 9. Zoolog.Jahrbücher, Bd.17 Abth.f. Syst. B\ «-- ee “ 3 4” / ; vr 5 Y X 7 AR, % Ys N = { a BI v ıhu, 1 RC Yun va ZEN % N x / £ en = Fa { B 270 (8 BNP) 1 n.d.Nat.gez,v.d.Vosseler. Verlv.Gusta' Taf. 1. Mu. Sr. 10% y BE Di b b' fl - [20 = S, Pe IL ' = N --C e ' 96 db 'd Le va“ Ra Se 538 ) Y > E 2 mm. - ( E ZEN V3:B ® \ N 5 N EN S org Y) (Bi WA 2 Pr . \ 5 RES a - a b c d ‚Jena Lith. Anst.v.A.Giltsch, Jena. 2 Zoolog. Jahrbücher, Bd.17 Abth.f. Syst. Dr, MR Snr 13.4 er Sr" Sr | we Y i E f VEN “ if ; \ ” 5 D 7 N, ” ni Mn, I \Niı ft} ; - Mu. R \ 0) d N EEE IE 1224 8 653] IN } \ 2 Ne =D < N N \ Be sec! he >‘ > AR 927 S a } 5% | i 2 =D, a -— [7] b c | (& E | j d n.d.Nat.gez, v.J. Vosseler sr isähendenn 9 ’ Verl y.GustavFisäher, Jena. 2 = Zoolog. Jahrbücher, Bd.17 Abth.T. Syst. Dam 2: n.d. Nat.gez.v. J.Vosseler, Verl.v.Gustav Fischer. Jena. Lith, Anst.v-A.Giltscl 2 u DE u cz BA Fu . = ee les Va \ u Se a En Zoolog. Jahrbücher, Bd.17 Abth.f Syst. f Mar: ER scher, / 2: oolog. 5 ER Jahrbücher, B d. / ZA bth I Sys Be av Fischer, Jena nn “ 2 L f 7 x M - ww n w A ö na, °F Ben r D Nachdruck verboten. Vebersetzungsrecht vorbehalten. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen, gesammelt auf Ceylon von Dr. W. Horv 1899, mit anderm ost- indischen Material bearbeitet von E. Wasmann, S. J. (Luxemburg). 129. Beitrag zur Kenntniss der Myrmekophilen und Termitophilen. Hierzu Tafel 4 und 5. Inhaltsübersicht. I. Termiten. Einleitung. 1. Arrhinotermes n. g. heimi n. sp. 2. Termes (HaG.) WasMm. a) Erste Gruppe: T. carbonarius HAG. b) Zweite Gruppe: T. obesus RAMB. und subsp. wallonensis n. subsp. Zur Biologie von T. obesus. T. redemanni WAsM. T. brunneus Hac. T. taprobanes WALK. T. horni n. sp. T. ceylonicus n. sp. T. obscuriceps n. sp. 3. Mecrotermes n. g. globicola n. sp. 4. Leucotermes SILV. L. indieola n. sp. L. flavipes KoLL. subsp. paraensis n. subsp. 5. Mierocerotermes SILY. M. heimi n. sp. M. eylindriceps n. sp. . Amitermes (SILV.) quadriceps n. sp. Eurytermes n. g. assmulhi n. sp. . Capritermes WASM. Ü. nemorosus Hav. (. longicornis n. sp. TE 100 SE 10. [Se I) op re E. Wasmann, Eutermes (HEER.) WASM. E. monoceros Kön. E. umbrinus Hav. E. flaviventris n. sp. E, bi- formis n. sp. E. heimi n. sp. E. inanis HAv. subsp. horni n. subsp. E. singaporensis HAv. Termitenarbeiter ohne Soldaten. Ergänzende Bemerkungen über die ostindische Termitenfauna. Anhang. Ueber einige Termiten von Oceanien. Arrhinotermes oceanicus n. sp. Leucotermes insularis n. Sp. II. Termitophilen. Coleoptera, (arabidae (Orthogonius und (Glyptus und deren Larven). Orthogonius termiticola n. sp. Zur Kenntniss der termitophilen Ortho- gonius-Larven. Beschreibung der sichern Larven von O. schaumi. Beschreibung der Horn’schen Orthogonius-Larven. Zur Anatomie und Biologie der O.-Larven. Vergleich der O.-Larven mit den Glyptus Larven. Bemerkungen über einige andere termitophile Coleopteren-Larven. Coleoptera, Scarabaeidae, Aphodkint. Chaetopisthes heimi n. sp. bei Termes obesus. Coleoptera, Histeridae. Diptera, Termitoxenüidae. Termitoxenia assmuthi n. sp. bei Termes obesus. Hymenoptera, Formicidae. Monomorium decamerum EM. in den Pilzgärten von Termes redemannt. Pseudoneuroptera, Termitidae. Mierotermes globicola WasM. bei T. redemanni. III. Myrmekophilen. Coleoptera, Paussidae. Paussus horni n. sp. bei Pheidole spathifera FOR. var. yerburyi FOR. Coleoptera, Lathridiidae. Hoploparamecus horni n. sp. bei Technomyrmex albipes Fr. SM. Diptera, Syrphidae. Larven von NMicrodon bei Cremastogaster dohrni MAYR. IV. Nachtrag. Neue Gäste von Termes obesus. Ueber Arrhinotermes und Leueotermes. Speculitermes cyclops n. 9., N. Sp. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 101 1. Termiten. Da bei Horn’s Termitenfunden aus Ceylon vielfach die geflügelten Imagines fehlten, musste ich auch mein übriges ostindisches Termiten- material (von Rev. J. B. Hrım S. J., J. AssmutH 8.J., G. REDEMANN, Dr. Rup. MARTIN, HOOGWERF etc. gesammelt) in der Bearbeitung mit hineinziehen; auch aus den Funden der letztern werden hier mehrere neue Arten beschrieben. Zum Studium des Materials leisteten mir die von G. D. HavıLanD erhaltenen typischen Exemplare der von ihm be- schriebenen Termiten-Arten Ost-Indiens gute Dienste. Die in dieser Arbeit erwähnten Ameisen sind von EMERY bestimmt. Allen meinen obigen Correspondenten, besonders aber Herrn Dr. W. Horn, statte ich für das überlassene Material meinen Dank ab. Literatur (die im Folgenden abgekürzt eitirt wird). 1. HAGEN, H., Monographie der Termiten, in: Linn. entomol., V. 10—14, 1855 — 1860. 2. MÜLLER, FR., Beiträge zur Kenntniss der Termiten 1-4, in: Jena. Zeitschr. Naturw. 1873 u. 1875. 3. HAVILAnD, G. D., Observations on Termites, with deseriptions of new species, in: Journ. Linn. Soc. London, Zool., V. 26, 1898, p. 358 —442, tab. 22—25. 4. FROGGATT, W. W., Australian Termitidae, Part 1—3, in: Proc. Linn. Soc. N.S.Wales, 1895—97. 5. SJÖSTEDT, Y., Monographie der Termiten Afrikas, mit 9 Taf., Stock- holm 1900. 6. SILVESTRI, F., Note preliminarie sui Termitidi sudamericani, in: Boll. Mus. Torino, V. 16, 1901, No. 389. 7. WASMANN, E., Einige neue Termiten aus Ceylon und Madagascar, mit Bemerkungen über deren Gäste, in: Wien entomol. Ztg. 1893, p- 239— 247. 8. —, Neue Termitophilen und Termiten aus Indien, in: Ann. Mus. civ. Genova (2), V. 16, 1896, p. 615—630 u. (2), V. 17, p. 149—152. 9. —, Termiten von Madagascar und Ost-Afrika, in: Abh. Senckenb. naturf. Ges. Frankfurt, V. 21, 1897, Heft 1, p. 137—182, tab. 11—12. Bezüglich der von mir befolgten Methode in der Systematik der Termiten ist Folgendes zu bemerken. Schon 1897 (9 p. 137 ff.) hatte ich dargelegt, dass wir zur Klärung der so schwierigen Systematik dieser Familie ganz besonders die Soldatenform !), als die am höchsten 1) In so fern dieselbe in den als „erwachsene Soldatenlarven“ bisher bezeichneten Thieren ein der Nymphe der Imago analoges Stadium durch- 102 E. Wasmann, specialisirte Kaste, berücksichtigen müssen; namentlich zur Scheidung der in der alten Gattung Termes (L.) Has. (inclus. Eutermes HEER) vereinigten heterogenen Formen erweist sich dies als dringend nöthig. Daher hatte ich damals auf Grund der Soldatenform eine Reihe neuer Untergattungen von Termes (L.) Hac. aufgestellt, die man vielleicht ebenso gut als Gattungen hätte bezeichnen können. Fast gleichzeitig mit jener Termitenstudie erschienen G. D. HavıLanp’s „Observations on Termites“ (3), woselbst die Gattung Termes auf Grund der Soldatenform in 21 Sectionen oder Gruppen eingetheilt wurde, die allerdings unter sich nicht alle gleichwerthig sind; so entsprechen z. B. die 5 letzten Gruppen zusammen der Gattung (bezw. Untergattung) Eutermes in der von mir gegebenen Fassung. Zur Untergattung Coptotermes WAasm. bemerkt HAVvILAND, dass dieselbe „undoubtedly a good genus“ sei; meine andern Unter- gattungen konnte er nicht kennen wegen der Erscheinungszeit der Arbeit. FROGGATT (4) theilte die Termiten auf Grund des Flügelgeäders in mehrere Unterfamilien ein. Bei den Termitinae unterscheidet er Gattungen, Termes L., Eutermes Hrer, und Anoplotermes Fr. MÜLL.; bei der zweiten erwähnt er, dass die Soldaten stets Nasuti seien, bei der dritten, dass die Soldatenkaste fehlt. SJÖSTEDT (5) theilt in seiner schönen „Monographie der Termiten Afrikas“ dieselben in die alten HAGen’schen Genera ein, wobei er jedoch die Subgenera Eutermes und Rhinotermes zu Gattungen erhebt und als neue Gattung Acanthotermes hinzufügt, und zwar hauptsächlich auf Grund der Soldatenform, obwohl er das von mir 1897 aufgestellte Princip, die Soldatenform zur Gründung neuer Gattungen oder Untergattungen zu verwerthen, nicht anerkennen zu dürfen glaubt.”) Eutermes sucht er auf Grund des Flügelgeäders und der Fühlerbildung von Termes zu trennen, was mir jedoch factisch undurchführbar scheint. läuft, könnte man die Soldatenform sogar als eine „secundäre Imago- form“ bezeichnen. (Vgl. unten bei Kutermes monoceros.) 2) Dass bei Rhinotermes und Acanthotermes die eigenthümlichen Aus- zeichnungen der Soldaten auch bei der Imago angedeutet sind, berechtigt nicht dazu, denselben einen generischen Werth beizulegen, falls man den- selben Charakteren bei der Soldatenform allein keinen solchen Werth zu- schreibt, denn in beiden Fällen handelt es sich um Charaktere, die für die Soldatenform ursprünglich erworben wurden; ob dieselben durch Ver- erbung später auch auf die Imago ausgedehnt sind oder nicht, bleibt sich für unsere Frage gleich. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 103 SıLvestkı (6) ist endlich auf dem von mir 1897 eingeschlagenen Wege weiter gegangen, indem er die Soldatenform zur weitern generischen Eintheilung der alten Gattung Termes verwerthet, die von mir 1897 aufgestellten Untergattungen (Gattungen) acceptirt und durch einige neue auf Grund desselben Princips vermehrt. Zu einer allgemeinen systematischen Uebersicht der Termiten mit Verwerthung der Soldatenform, zu der mir reiches Material aus Afrika, Amerika und Östindien vorliegt, darf sich die vorliegende Arbeit nicht ausdehnen, da sie nur mit den ostindischen Formen sich befassen soll. Ich bemerke nur, dass ich meine Unter- gattungen von 1897 jetzt passender als Gattungen bezeichnen zu müssen glaube, obwohl sie keine Genera sensu strieto im Sinne BrAvER’s sind. 1. Gattung: Arrhinotermes n. 9. Imago. Mit Rhinotermes Has. verwandt, aber durch folgende Punkte verschieden: Vordertheil der Stirn nicht vorgezogen, sondern völlig normal (bei Rhinotermes zeigt sich die Vorderstirn bei seitlicher Ansicht horn- oder höckerartig vorgezogen). Keine Längsrinne auf dem Epistom. Fühler 22gliedrig (bei Ah. 20 gliedrig), sehr gedrungen; das 2. Glied so lang wie breit, die folgenden kürzer, quer, sehr eng ge- drängt; in der Fühlermitte werden die Glieder allmählich kugel- förmig, loser; die Endglieder sind kurz elliptisch (vgl. Taf. 4, Fig. 1). Ocellen vorhanden, die Augen fast berührend. Stirnfenster vorhanden, einen kleinen Längsfleck oder einen offenen Fontanell- punkt bildend. Haftlappen zwischen den Klauen fehlt. Flügel (Fig. 1e) milchweiss, dicht narbig punktirt, mit sehr schwach markirtem Geäder. Schuppe der Vorderflügel viel grösser als jene der Hinterflügel und bis über die Mitte der letztern Schuppe reichend. Nur die Costa und Subcosta des Flügels gefärbt (gelb- braun); keine Queradern (Calotermes) im Randfelde; Querbalken (Arhino- termes) daselbst höchstens angedeutet.'!) Mediana und Submediana von einander getrennt entspringend, einander genähert, die Subcosta mit zahlreichen (ca. 16) Zweigen. 1) Bei Arrhinotermes oceanicus n. sp. finden sich die Querbalken schwach angedeutet, während sie bei heimi völlig fehlen. Vgl. den An- hang dieses Abschnittes I, No. 10: „Ueber einige Termiten von Oceanien.“ 104 E. Wasmann, Mundtheile (Fig. 1a—d). Epistom breit, flach. Oberlippe (1b) kurz, breit eiförmig. Linker Oberkiefer mit 4, rechter mit 2 Zähnen oberhalb der Mahlfläche (1a). Unterkiefer (1d) und Unterlippe (le) ähnlich wie bei der Gattung Termes. Arrhinotermes heimi n. sp. (Taf. 4, Fig. 1, a—f.) Geflügelte Imago. Körperlänge 5,5—6 mm, mit den Flügeln 10—11 mm. Gelbbraun, glänzend, fein und zerstreut punktirt, gelb behaart, besonders auf dem Hinterleib; Kopf kastanienbraun mit hellerm Munde. Kopf gross, quer oval, fein lederartig genetzt. Augen mässig gross, vorspringend. Ocellen gross, flach, den Innenrand der Augen berührend. Stirn flach eingedrückt; Fenster einen sehr kleinen, undeutlichen Längsfleck bildend. Fühler (Fig. 1) den Hinterrand des Prothorax erreichend, dick und gedrungen (siehe oben in der Gattungsdiagnose). Prothorax (Fig. 1, f) nur so breit wie der Kopf zwischen den Augen, fast doppelt so breit wie lang, nach hinten ver- engt; Vorderwinkel stumpf und schwach niedergedrückt; die stark gerundeten Seiten gehen allmählich in den Hinterrand über, der in der Mitte sehr schwach eingeschnitten ist; Vorderrand schwach auf- gebogen und etwas ausgebuchtet. Abdominalpapillen schlank, zwei- gliedrig, spitz kegelförmig. — Die Flügel sehen wegen der dichten narbigen Punktirung der Membran aus wie geknittertes Seidenpapier. Randfeld ohne Querbalken, die selbst in der Apicalgegend völlig fehlen. Fundort. Wallon im Ahmednagardistrict, Vorderindien. Von Rev. J.B. Hem S. J. entdeckt. Ich benenne die Art zu Ehren des Ent- deckers. Die geflügelten Geschlechter wurden Abends im Zimmer gefangen (April 1899). Auch bei mehreren spätern Sendungen war diese Art wieder vertreten, stets nur geflügelte Imagines, die be- sonders nach einem Regen zum Vorschein kamen. — Aus Bombay von Assmurn ebenfalls erhalten, welcher vermuthet, dass die dazu gehörigen Soldaten und Arbeiter Zeucotermes indicola WASM. Seien (vgl. den Nachtrag 2). 2. Gattung: Termes (L. Hac.) Wasm. Für die Gattung Termes sensu stricto reservire ich jene Arten der Hacen’schen Gattung Termes, welche zu den zwei ersten Havıvanv’schen Gruppen: „section of 7. bellicosus“* und „section of T. vulgaris“ gehören. Imago mit 19—20gliedrigen Fühlern, Fenster auf der Stim Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 105 vorhanden. Die Mediana des Flügels verläuft in der Mitte zwischen Subeosta und Submediana und verzweigt sich drei- oder viermal. Abdominalpapillen vorhanden. Soldat. Stets mit deutlich abgesetztem Vorderlappen des Pronotums; Seitenecken des Pronotums nicht herabgebogen, sondern stets seitlich vorragend. Kopf niemals mit besondern Auszeichnungen, stets mehr oder minder oval. Fühler 17- oder 16gliedrig. Ober- kiefer säbelförmig, einfach oder mit einem Zahne (selten mit mehreren) im Verlaufe des Innenrandes. Oberlippe stets hornig, stumpf lanzettförmig, zungenförmig oder oval. Sämmtliche Arten sind Pilzzüchter. Die Gattung Termes s. str. theile ich in folgende zwei Gruppen: a) Havırann’s „Section of 7. bellicosus“ : Drittes Fühlerglied der Imago länger als das zweite. Soldat mit 17 gliedrigen Fühlern, das 3. länger als das 2. Meist zwei ver- schiedene Grössenstufen des Soldaten vorhanden, deren grössere der (Grösse der Imago proportionirt ist. Oberlippe des Soldaten mit deut- licher häutiger Spitze. Hierher gehören: 7. bellicosus SMEATHM., carbonarius Hac., malayanus Hav., malaccensis Hav., natalensis Hav., lilljeborgi SJöst., gabonensis SIÖösT., nobilis SIÖsT., simplicidens SJÖsT., azarelii W asım.!) etc. b) Havızanv’s „Section of T. vulgaris“: Zweites Fühlerglied der Imago länger als das dritte. Soldat mit 16- oder 17 gliedrigen Fühlern, das 2. länger als das 3. Nur eine Grössenstufe des Soldaten vorhanden, der im Verhältniss zur Imago klein ist. Oberlippe ohne häutige Spitze, nur beborstet. Hierher gehören: 7. anmgustatus Rams., capensis Drc., obesus Rams., redemanni Wasm., taprobanes Watuk., badius Hav., latericius Hav., vulgaris Hav., feae Wasm., tubicola WAsM. n. sp. etc. Zur Gruppe a. Termes carbonarius Hac. Soldaten beider Grössenformen und Arbeiter liegen mir aus Malakka vor (Dr. Rup. MARTIN!) 1) Das 3. Fühlerglied ist sowohl bei der Imago als beim grossen Soldaten etwas länger als das 2.; dies ist zur Beschreibung der Art hier nachzutragen. 106 E. Wasmann, Zur Gruppe b. T. obesus Rıms. und subsp. wallonensis n. subsp. T. obesus ist auf dem indischen Festland weit verbreitet. So- wohl Imago wie Soldat und Arbeiter sind sehr ähnlich dem T. redemanni Wasm. Bezüglich der Soldaten ist zu bemerken, dass sie im Verhältniss zur Imago bei beiden Arten nur klein sind und nur eine Grössenform besitzen, die jedoch etwas varürt. Die Unterschiede beider Arten sind hauptsächlich folgende (vgl. auch in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, Heft 1, p. 146 u. Heft 2, p. 402): T. redemanni WasMm. Imago. 14—15 mm Körperlänge, mit den Flügeln 28 mm. Prothorax nur mit einem Tförmigen gelben Mittelfleck. Flügel gelb- lich, ohne dunklen Subcostalstrich. Soldat. 4—5 mm. Kopf eiförmig, nach vorne deutlich ver- engt. Oberlippe lanzettförmig zugespitzt. Spitze der Oberkiefer nach innen und oben gekrümmt, der linke mit einem Zahne im letzten Drittel seiner Länge. T. obesus RAMmB. Imago. 11—16 mm Körperlänge, mit den Flügeln 26—33 mm. Prothorax ausser dem ankerförmigen gelben Mittelfleck noch mit 3 kleinern Flecken, einem in jedem Vorderwinkel und einem in der Mitte der Basis. Flügel gelblich bis hell rauchbraun, stets mit deutlich markirtem Subcostalstrich. Soldat. 45—5,5 mm. Kopf mehr rechteckig mit schwach ge- rundeten Seiten. Oberlippe eiförmig, vorne stumpf gerundet. Spitze der Oberkiefer nur nach innen gekrümmt, der linke mit einem Zahne in der Mitte. T. obesus i. sp. Imago meist kleiner, (11—15 mm ]., mit den Flügeln 26—50 mm), der Vorderkörper im Vergleich zum breiten, fast eiförmigen Hinter- körper auffallend schmal, Flügel dunkler; der gelbbraune Subcostal- strich trennt sich erst gegen die Flügelmitte von der Subcosta ab, und die Mediana verzweigt sich meist erst nach der Flügelmitte. Exem- plare dieser Form, die mit der Beschreibung Raumsur’s und HAGEn’s übereinstimmen und die ich daher als die typische Form von obesus betrachte, liegen mir vor aus Bombay (HooGwErr!) und aus Khandala bei Bombay (Rev. J. Assmure S. J.!) Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 107 T. obesus subsp. wallonensis n. subsp. Imago von bedeutenderer Durchschnittsgrösse (14—16 mm, mit den Flügeln 30—33 mm). Vorderkörper relativ bedeutend breiter, nur wenig schmaler als der Hinterleib. Flügel meist heller; der gelbbraune Subeostalstrich trennt sich bereits an der Basis von der Subcosta ab, und die Mediana verzweigt sich schon von der Flügel- mitte an. Die gelben Flecken des Prothorax sind gewöhnlich etwas grösser als bei 7. obesus 1. Sp. Die Soldaten beider Subspecies sind einander sehr ähnlich mit folgenden Unterschieden: T. obesus ti. sp. Soldat etwas kleiner, mit den Kiefern 4,5—5 mm lang; der Kopf ist kürzer, nach vorn deutlich verengt. Der Zahn des linken Oberkiefers steht etwas oberhalb der Mitte (näher der Spitze). T. obesus subsp. wallonensis. Soldat etwas grösser, mit den Kiefern 5-5,5 oder fast 6 mm lang. Der Kopf ist etwas länger, nach vorn nicht verengt. Der Zahn des linken Oberkiefers steht etwas unterhalb der Mitte (näher der Basis), und der rechte Oberkiefer zeigt an derselben Stelle ein kleines rudimentäres Zähnchen. T. obesus subsp. wallonensis wurde von Rev. J. B. Hrım S. J. bei Wallon und Sangamner im Ahmednagar-Distriet in einer grossen Zahl von Nestern gefunden. Geflügelte Imagines, Königinnen, Soldaten und Arbeiter lagen vor. Auf diese Subspecies beziehen sich meine frühern Mittheilungen über 7. obesus und dessen Gäste [in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, Heft 1, p. 145 ff. u. Heft 2, p. 402; in: Ztschr. wiss. Zool. V. 67, 1900, 4., p. 600ff. (Termitoxenia heimi) DV. 0, 1901, 2., p. 295]. Zur Biologie von 7. obesus und subsp. wallonensis kann ich aus den brieflichen Mittheilungen und Sendungen meiner geschätzten Correspondenten Rev. J. B. Hrım und J. AssmurH S. J. Folgendes berichten. (Vgl. auch den Nachtrag 1.) Ein von Assmur# zu Khandala (bei Bombay) näher untersuchtes Nest von T. obesus i. sp. [welches als Gäste namentlich Chaetopisthes heimi n. sp. und Termitoxenia assmuthi n. sp. enthielt ’)], bildete einen mässig grossen Erdhügel (Lehmhügel) am Fusse eines Mangobaumes. Der Bau war so fest, dass er mit einer Hacke eröffnet werden musste. Das „schwammige, weiche Material“ im Innern des Baues, von dem 1) Vgl. Taf. 5, Big, 3 u. 4. 108 E Wasmann, AssmurH berichtet, sind die Pilzgärten dieser Termite. Die Königin, die Eierklumpen und Larven mit den Termitoxenia waren in den Kammern tief im Innern des Baues. Die Nester von T. obesus subsp. wallonensis, welche Hrım bei Wallon und Sangamner im Ahmednagar-Distriet fand, waren ebenfalls meist oberirdische Erdhügel; nur in einem Falle schrieb er von einem ganz unterirdischen Bau dieser Termite. Als Gäste von T. obesus, subsp. wallonensis fand Heım bisher die folgenden: In den äussern Nesttheilen vorwiegend räuberische, mittelgrosse Staphyliniden: Mwyrmedonia (Glossacantha) tridens Wasm. und heimi Wasm., sowie die etwas kleinere Myr- medonia sculpticollis WAsm. Im Innern der Nester, in Gesell- schaft der Termiten: Den kleinen scheibenförmigen Staphyliniden Termitodiseus heimi Wasm., in den meisten Nestern zahlreich; ferner die rothen termitophilen Aphodiiden Corythoderus gibbiger WASM., Chaetopisthes suleiger Wasm. und heimi Wasm.; diese Aphodiiden ge- hören sicher zu den von ihren Wirthen beleckten echten Gästen (Symphilen); ob sie sich von dem Material der Pilzgärten jener Termiten nähren oder sogar von ihren Wirthen gefüttert werden bleibt noch festzustellen; jedenfalls ist es sehr merkwürdig, dass von ihren Mundtheilen die Oberlippe, der Oberkiefer, die Unterlippe und die Lippentaster so vollkommen rudimentär sind, dass ich sie auf den mikroskopischen Präparaten nie zu finden vermochte.!) Termi- todiscus dagegen ist nach seiner Körpergestalt ein vollkommener Repräsentant des Trutztypus und wahrscheinlich ein indifferent ge- duldeter Gast. Ferner sah Hrım in den Gängen und Kammern der- selben Termitennester eine ungeheure Anzahl von „kleinen weissen, schnell laufenden und hüpfenden Wesen“; die übersandten Exemplare erwiesen sich als ein Poduride, der mit unserm Oyphodeirus (Beckia) albinos Nıc. sehr nahe verwandt zu sein scheint. Auch eine sonder- bare flügellose Heteroptere mit dickem weissgelben Hinterleibe, die wahrscheinlich termitophag ist, begegnete ihm daselbst. Endlich fanden sich in den innersten Brutkammern und in der königlichen Zelle des Nestes bei den Eiern und jungen Larven der Termiten die interessante physogastre Diptere Termitoxenia heimi Wasm. Die Termitoxenia-Arten mit ihrem riesigen weissen Hinterleibe und ihrem Stechrüssel gehören zugleich zu den echten Termitengästen und zu 1) Vgl. hierzu „Neue Termitophilen und Myrmekophilen aus Indien“, in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, Heft 1, p. 154, Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 109 den Parasiten der Termitenbrut. Bei der Beschreibung der von AssmurH entdeckten neuen Art, Termitoxenia assmuthi, im II. Theile dieser Arbeit werde ich auf diese merkwürdigen Dipteren zurück- Kommen.!) Aus Heım’s Beobachtungen sei hier noch erwähnt, dass er ein- mal nach einem Regen (11. Juni 1900) die Geflügelten aus den Oeffnungen eines Baues von 7. obesus subsp. wallonensis unter dem Schutze der Soldaten hervorkommen sah, welche die Nestöffnungen besetzt hielten (Nest No. 82). Die „schwammartigen Nester“ im Innern der Bauten sind sicher die Pilzgärten dieser Termiten.?) Heım berichtet auch (bei Nest No. 23 und 26), dass er kleine Gras- stückchen in diesen Nestern aufgehäuft fand; dieselben dienen ohne Zweifel als Nährboden zur Pilzzucht, wie bei Atta die eingetragenen Blattstücke. Termes redemanni WASM. (7, 239; vgl. auch in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, 1, p. 146 u. 2, p. 402). Den frühern Beobachtungen REDEMANnN’s entsprechend (Was- MANN 7) beziehen sich auch die von Horn auf Ceylon gefundenen grossen Termitenhügel auf diese Art. Horn schrieb mir (15./11. 99), dass er 4 dieser Termitenhügel, die er auch in seinen Reisebriefen aus Üeylon erwähnt), eröffnete und durchsuchte Auch gab er Stücke von den Pilzgärten (von Horx als schwammähnliche Nester be- zeichnet) bei, von denen diese Hügel durchsetzt sind. Ich gehe nun etwas näher auf den Inhalt der 4 Nester ein. Anurhadapura. Aus einem 1 m hohen Nesthügel 3 Köni- ginnen, 1 König, ferner Soldaten, Arbeiter, Larven und einige junge Nymphen von geflügelten Imagines. Ferner mehrere Exemplare einer muthmaasslichen Elateridenlarve mit dicht gelbroth behaarter Ober- seite, besonders auf dem Thorax; 2 Stück einer sehr grossen, 5 cm langen muthmaasslichen Tenebrionidenlarve; einige Stück einer Scara- baeidenlarve, ferner einige Spinnen, Myriapoden und Lumbrieiden. 1) Diese Liste der Gäste von Termes obesus ist durch die neuesten Sendungen von AssmurH und HEım bedeutend vermehrt worden. Vgl. den Nachtrag 1 am Schlusse dieser Arbeit. 2) Dies wird durch die „schwammartigen Nester“ aus den Bauten von T. redemanni bestätigt, welche HORN mir zusandte. 3) in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, p. 230 u. 234. 110 E. Wasmann, In demselben Hügel fand Horv auch die 2 Larven von (icindela haemorrhoidalis, die er in seinen Reisebriefen aus Ceylon (in: Deutsch. entomol. Zeitschr., 1599, p. 234) erwähnt. Anurhadapura. Aus einem zweiten, 1'/, m hohen Nest- hügel keine königlichen Individuen, sondern von 7. redemanni nur Soldaten und Arbeiter und zahlreiche schwammartige Pilzgärten, die von letztern angeleet worden waren. Dicht unter der Spitze des- selben Hügelbaues fand er ferner 2—4 „kleine, auffallend regel- mässige Kugelnester“, d.h. Pilzgärten einer Gasttermite (Mierotermes globieola n. sp.) mit Soldaten und Arbeitern derselben. Verel. die photographische Abbildung eines dieser Kugelnester (Taf. 5 Fig. 1). Dieselbe giebt auch einen richtigen Begriff von den grossen Kugel- nestern in demselben Nesthügel, d. h. von den schwammförmigen Pilzeärten des 7. redemanni; dieselben sind nur grösser, weit- maschiger und etwas unregelmässiger gestaltet als jene kleinen kugelförmigen Pilzgärten der Gasttermite. Ausserdem fand Horn in demselben Hügel dicht unter der Oberfläche 1 Soldaten, einige Arbeiter und mehrere geflügelte Imagines einer dritten Termitenart (Capritermes longicornis n. sp.), Ueberdies folgende 4 Ameisenarten: eine neue termitophile Diebsameise aus der Gattung Monomorium, M. decamerum Em., winzig klein, gelb, blind, mit nur 10 gliedrigen Fühlern, nur in den Pilzgärten von 7. redemanni lebend; ferner 3 bloss zufällige (gelegentliche) Einmiether, nämlich 1 Colonie von Plagiolepis longipes JErD., 1 von Lophomyrmex quadrispinosus JERD. und 1 von Cremastogaster rothneyi Mayr, mässig flach unter der Nest- oberfläche. Dasselbe Hügelnest lieferte endlich noch eine beträcht- liche Anzahl von grossen, flaschenförmigen Larven eines termito- philen Carabiden, Orthogonius horni n. sp.) Ferner ein kleiner Carabide (Abacetus sp.) und 1 Exemplar eines grossen Geissel- scorpions (Phrynus) aus der Tiefe des Nestes. Nalanda. Ein 1 m hoher Termitenhügel wurde eröffnet. Er enthielt 1 Königin, 1 König, Soldaten, Arbeiter und Larven von T. redemanni. Als Gäste wiederum die muthmaassliche Elateriden- larve mit rothgelb behaarter Oberseite. Als Einmiether in der dicken Wandschicht des Hügels 1 Ameisencolonie von Polyrhachis clypeata Mayr. Auch die Larve eines Ameisenlöwen, die der Boy, l) Beschreibung im II. Theil dieser Arbeit. Ich mache darauf auf- merksam, dass gerade in diesem Termitenbau die königlichen Individuen fehlten, Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 111 welcher Horx begleitete, im Termitenbau gefunden haben wollte. Ferner 1 Spinne, in deren Netz Termitenleichen hingen. Nalanda. Ein Termitenhügel, der einen erossen Theils unter- irdischen Bau überragte. 2 Königinnen, 1 König, Soldaten und Arbeiter; auch dieselben Pilzeärten von 7. redemanni wie in Anurhadapura. KFusstief unter der Erde 2 Stück eines riesigen Fadenscorpions (Zhelyphonus), ein echter Scorpion und ein kleineres Exemplar eines Geisselscorpions (Phrymus). Trineomali. Nur einige Soldaten und Arbeiter, welche flache Erdgänge bauten. Termes brunneus Has. 2 entflügelte Imagines, $ und 9, von Herrn HooGwErRF aus Bombay liegen vor. Termes taprobanes WALK. Mehrere entflügelte Imagines, einige Arbeiter und Nymphen, lagen vor von Horn aus Ceylon: Bandarawella, ein ziemlich grosses Erdnest unter einem Stein; dasselbe hatte einen schwammähnlichen Bau, d. h. die Erde war überall siebförmig durchlöchert. Leider waren keine Soldaten dabei, die für 7. taprobanes noch unbeschrieben sind. Als (wahrscheinlich nur zufällige Gäste) 1 Scarabaeidenlarve und 1 Exemplar von Epwraea. Termes horni n. sp. Soldat. 7—8 mm lang. Zur Gruppe des 7. badius Havın. gehörig. Mit dem von Hasen auf 7. fatalis Könıs bezogenen Sol- daten sehr ähnlich, aber mit seitlich etwas mehr abgerundeten und vorn etwas verengtem Kopf. Kopf rothgelb, mit den Kiefern 4 bis 4'/, mm lang, länglich viereckig, um '/, länger als breit, mit ge- rundeten Hinterecken und schwach gerundeten Seiten, die nach vorn ein wenig sich verengen. Fühler 17gliedrig, kürzer als der Kopf, Glied 2 deutlich länger als 3, die folgenden sämmtlich kaum länger als breit, gegen die Fühlerspitze an Länge nur sehr wenig zu- nehmend. Oberlippe zungenförmig, ohne häutige Spitze, mit längern Borsten besetzt, etwas länger als an der Basis breit. Oberkiefer säbelförmig, schmal, etwas kürzer als der halbe Kopf, schwach nach innen und oben gebogen, der linke nahe der Basis mit einem Zahne. Stirn und Epistom ohne Auszeichnungen, Prothorax um "/, schmäler > 112 E. Wasmann, als der Kopf, breiter als der Mesothorax, mit halbmondförmigem, aufgerichtetem, in der Mitte des Vorderrandes schwach ausge- randetem Mittellappen; die Längsfurche ist auf dem Vorderlappen sehr fein, auf dem Basaltheil des Prothorax verbreitert sie sich nach hinten. — Von T. malayanus Hav., dessen Soldat eine sehr ähnliche Kopfform hat, durch die Fühlerbildung verschieden (bei mal. Glied 2 kürzer als 3). Arbeiter. 5—6 mm lang. Kopf rundlich, nicht länger als breit. Stirn oberhalb des Epistoms flach eingedrückt, Epistom stark quer, wenig gewöülbt, vorn tief halbkreisförmig eingedrückt. Fühler 19 liedrig, länger als der Kopf, ähnlich wie beim Soldaten gebildet, aber die Glieder gegen die Fühlerspitze an Länge stärker zu- nehmend. Ich würde diese Art wegen der Soldatenform auf Termes fatalıs (Kön.) HAGEN bezogen haben, wenn dies nicht durch die biologischen Angaben ausgeschlossen erschiene 7. fatalis soll eine hügelbauende Termite sein, während 7. horni unter Steinen oder Rinde lebt. Die von Horn gefundenen Hügelbauten gehören sämmtlich dem T. redemanni Wasm. an, ebenso wie die von REDEMANN bei Colombo beobachteten Termitenhügel. Fundorte Horn’s für T. hormi: Nalanda, Nest unter Rinde; Soldaten und Arbeiter; daselbst zugleich ein Nest von Ameisen (Technomyrmex albipes Fr. Sm.); Pankulam, Nest unter Rinde, Soldaten und Arbeiter; dazwischen ein kleiner Chernetide (Pseudoscorpion). Bandarawella, Nest unter einem Stein, 2mal an verschiedenen Stellen; Soldaten und Arbeiter. T. horni kommt auch auf dem vorderindischen Festlande vor. Rev. J. Assmurn $. J. sandte mir eine grosse Zahl Soldaten und Arbeiter von Bandora bei Bombay. Dieselben hatten um einen alten sefällten Baumstamm mit abgeschälter Rinde ihre Nestgänge gebaut und das Holz theilweise angenagt. Die Gänge waren gebildet von der eigenthümlich röthlichbraunen Erde, wie man sie dort an vielen Termitenbauten findet. November 1901. Zwischen den 7. horni fand sich eine Anzahl Soldaten und Arbeiter von Leucotermes indicola Wasm. und verschiedene Coleopteren etc., die grösstentheils zu den Bewohnern des alten Holzes gehörten. Termes ceylonicus n. sp. Soldat. 55 mm Totallänge, Kopf mit den Kiefern 3 mm, Kopf allein 2 mm. Kopf rechteckig, ziemlich flach, um die Hälfte Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 113 länger als breit, mit gerundeten Hinterecken und nach vorn nicht merklich verengten Seiten. Fühler 16gliedrig, etwas kürzer als der Kopf, Glied 2 deutlich länger als 3, 4 noch kürzer als 3; vom 5. Glied nehmen die Glieder allmählich an Grösse ein wenig zu, sind aber nicht länger als breit, mit Ausnahme des kurz elliptischen End- gliedes. Öberkiefer von der halben Länge des Kopfes, schwarz, hakenförmig, nach innen und oben gebogen, der linke nahe der Mitte mit einem spitzen Zahn. Oberlippe zungenförmig, doppelt so lang wie breit, ohne häutige Spitze, mit Borsten besetzt. Prothorax um '/, schmäler als der Kopf, die Seiteneken spitz vorragend, der Vorderlappen nur schwach abgesetzt und schwach aufgebogen, in der Mitte des Vorderrandes schwach ausgeschnitten. In die Gruppe des 7. badius Havır. gehörig, mit T. feae Wasm. aus Birma nahe verwandt, aber bedeutend kleiner, mit etwas längerm Kopf. Arbeiter. 45 mm lang. Kopf gross, rundlich oval, wenig länger als breit, hell elfenbeinfarbig ohne dunklere Zeichnungen. Die Stirne hat einen flachen dreieckigen Eindruck, das Epistom ist verhältnissmässig schwach gewölbt. Fühler 17 gliedrig, kaum länger als der Kopf, ähnlich gebildet wie beim Soldaten; das 2. Glied ist deutlich länger als das 3., die Glieder nehmen gegen die Spitze all- mählich an Grösse zu, aber nur das letzte ist länger als breit. Fundorte Horn’s: Nalanda, Nest unter Rinde, Soldaten und Arbeiter in grösserer Zahl; dazwischen 2 Larven von Calotermes sp.; Bentotta, Nest in einem vermoderten Baumstamm; Bandarawella, zugleich mit einer Ameisencolonie (Plagiolepis longipes JERD.). Termes obscuriceps n. sp. Soldat. 4 mm Totallänge, Kopf sammt Kiefern 1,08 mm, Kieferlänge 0,6 mm. Zur 2. Gruppe der Gattung Termes s. str. ge- hörig. Kopf schwarzbraun, glänzend, Vorderstirn und Mund gelb- lich; etwas länger als breit, nach vorn kaum verengt. Fühler 16gliedrig, braun mit hellerer Basis, das 2. Glied so lang wie das 3. und 4. zusammen. Öberkiefer von halber Kopflänge, säbelförmig, der linke mit 2—3 kleinen stumpfen Zähnen unterhalb der Mitte des Innenrandes. Oberlippe kaum länger als breit, eiförmig, ohne häutige Spitze, beborstet. Prothorax halb so breit wie der Kopf, mit vorragenden Seitenecken, tief längsgefurcht, der Vorderlappen scharf abgesetzt und vorn tief ausgeschnitten. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 6) 114 E. WASMAnn, [Den Soldaten von 7. redemanni und obesus ähnlich, aber etwas kleiner, durch die Bildung des linken Oberkiefers von beiden ver- schieden, sowie durch den pechschwarzen Kopf; auch ist der Kopf flacher, breiter und viel weniger nach vorne verengt als bei rede- manni.] Arbeiter. 3—35 mm lang. Kopf sehr gross, 1,5—2 mm lang und fast ebenso breit, fast doppelt so breit wie der Hinterleib, rundlich viereckig, mit weit vorstehenden, kräftig entwickelten, aber sonst normal gebildeten Mundtheilen. Kopf oben glänzend braun, Stirn oberhalb des Epistoms gelb und etwas eingedrückt. Epistom sehr stark quer, 3—4mal so breit wie lang, stark gewölbt. Fühler 17—18 gliedrig, braun mit hellerer Basis, schlank, länger als der Kopf, das 2. Glied dicker als die folgenden und so lang wie das 3. und 4. zusammen. Prothorax schmal, nur '/, der Kopfbreite er- reichend, der Vorderlappen gross, aufgerichtet, vorne breit ausge- schnitten. Meso- und Metathorax viel kürzer als der Prothorax, der Metathorax jedoch viel breiter als jener. Die Mundtheile sind wesentlich gleich gebildet wie beim Arbeiter von T. redemanni, mit dem ich sie an mikroskopischen Präparaten verglich. Im Verhältniss zur Körpergrösse sind jedoch namentlich die Ober- und Unterkiefer bei obscuriceps bedeutend grösser. Der eine Oberkiefer hat 2, der andere 3 grössere Zähne; die Oberlippe ist eiförmig. Durch den verhältnissmässig sehr grossen und viel dunklern Kopf bei geringerer Körpergrösse sind die Arbeiter des obscuriceps leicht von denjenigen des redemanni zu unterscheiden. Fundort: Trincomali, Ceylon. „Geräuschmachende Termiten“ Horn’s. Auf diese Art beziehen sich seine biologischen Angaben in Horx’s Reisebriefen (in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, 2, p. 385 bis 386). „Eine eigenthümliche Termitenspecies war auf den be- waldeten Hügeln nicht selten. Sie überzieht Alles, was auf der Erde liegt, sowie die untern Enden der Stämme mit einer zarten, äusserst leicht zerbrechlichen, braunen, krümligen Kruste, und zwar meist derart, dass zwischen letzterer und dem betreffenden Gegen- stande ein schmaler Raum als Laufgang übrig bleibt. Stets hörte ich bei ihren Colonien — manchmal bereits im Vorbeigehen — ein eigenthümliches Geräusch: ein leises, knarrend-knisterndes Zirpen. Ob es nur durch das Umherlaufen der Thiere hervorgebracht wird, konnte ich nicht feststellen. Die Soldaten unterscheiden sich von allen andern, die ich vorher gesehen hatte, durch ihre Beisskraft; Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 115 sie können so empfindlich kneifen wie Ameisen.“ Letzteres ist allerdings auch bei den Soldaten anderer Termes-Arten der Fall. Als Gäste dieser Art fand Horv zu Trincomali einem Histeriden in Mehrzahl, den Lewis als Saprinus asiaticus Lew. bestimmte; ferner 1 Anthrenus sp., letztere wohl nur zufällig. Endlich 1 grosse, erdfarbige, flügellose Heteroptere, die wahrscheinlich unter Rinde zu leben pflegt. Auch aus Bandarawella liegen Soldaten und Arbeiter von T. obsceuriceps vor (HoRN)). 3. Gattung: Mierotermes n. g.!) Ich gründe diese Gattung auf einige sehr kleine, der Gattung Termes s. str. nahe stehende Arten, deren Typus Termes incertus Hae. ist. Imago klein (unter 10 mm), Fühler 16—17 gliedrig, das 2. Glied länger als das 3. Fenster vorhanden, aber undeutlich. Schuppe der Vorderflügel ein wenig grösser als jene der Hinterflügel. Die Mediana verläuft in der Mitte zwischen Subcosta und Submediana. Soldat sehr klein, meist kleiner als der Arbeiter und mit kleinem, kurz eiförmigem, schwach chitinisirtem Kopfe. Fühler 14- 15- oder 16 gliedrig, Glied 2 so lang wie 3 und 4 zusammen. Ober- lippe hornig, lanzettförmig, die Mitte der Mandibeln überragend, Öberkiefer schmal, die Spitze nach innen und oben gekrümmt, unge- zähnt oder mit einem Zahne vor der Spitze. Pronotum schmal, seine Seitenecken vorragend, der Vorderlappen deutlich abgesetzt, ausge- schnitten und längsgefurcht. Abdominalpapillen schlank. Pilzzüchter, welche als Gasttermiten ihre Pilzgärten meist in den Bauten grösserer echter Termes-Arten anlegen. Nach HavI- LAND sind König und Königin nicht in einer eignen königlichen Zelle eingeschlossen. — Die Kleinheit dieser Arten, insbesondere die Klein- heit der Soldaten, die schwache Chitinisirung des Kopfes derselben und die relativ geringe Individuenzahl ihrer Soldaten hängt wahr- scheinlich mit dem socialen Parasitismus in ihrer Biologie zusammen. Die Soldaten der 3 hierher gehörigen Arten lassen sich folgender- maassen übersehen: a) Oberkiefer zahnlos. Kopf vorn nicht stärker verengt als hinten. 1. Fühler 14 gliedrig; Soldat kleiner als der Arbeiter; Kopf des 1) Nicht zu verwechseln mit Nirotermes WasMm. (9, p. 152). 8*+ 116 E. Wasmann, Soldaten etwas länger als breit: Termes incertus Has. Süd-Afrika und Ostindien. 2. Fühler 15gliedrig; Soldat und Arbeiter gleich gross; Kopf des Soldaten nicht länger als breit: 7. palkdus Hav. Ostindien. b) Linker Oberkiefer mit einem Zahne vor der Spitze; Soldat kleiner als der Arbeiter; Kopf des Soldaten kaum länger als breit, nach vorn verengt, Fühler 15—16 gliedrig: M. globicola n. sp. Ost- indien. Microtermes globicola n. sp. Soldat. Totallänge 3 mm. Kopf sammt Kiefern, 1,4 mm, Kopf allein 0,9. Kopf weissgelb, schwach chitinisirt (relativ weich), rund- lich, nach vorn verengt, ohne die Kiefer kaum länger als breit. Fühler 16 gliedrig (meist wegen unvollendeter Theilung des 4. und 5. Gliedes scheinbar 15 gliedrig), so lang wie der Kopf, gegen die Spitze verdickt, Glied 2 so lang wie 3 und 4 zusammen, die folgenden Glieder fast kugelförmig und gegen die Fühlerspitze an Grösse all- mählich zunehmend, aber mit Ausnahme des elliptischen Endgliedes nicht länger als breit. Oberkiefer roth mit gelber Basis, von halber Kopflänge, schmal und 'spitz, nach innen und oben gebogen, der linke nahe der Spitze des Innenrandes mit einem scharfen Zahne. Öber- lippe spitzdreieckig, doppelt so lang wie an der Basis breit, bis zum letzten Drittel der Kieferlänge reichend. Prothorax um !/, schmäler als der Kopf mit gerundeten Seitenecken und schwach ausgeschnittenem Vorderlappen. Arbeiter. 3,dmm lang, grösser als der Soldat, mit viel grösserm, hellgelbem, fast rechteckigem Kopfe, der um '/, länger als breit ist. Hinterkopf gerundet. Fühler so lang wie der Kopf, 16 gliedrig, ähn- lich wie beim Soldaten gebildet, nur das letzte Glied etwas länger als breit. Stirn oberhalb des Epistoms flach, halbkreisförmig einge- drückt. Epistom stark quer, aber wenig gewölbt. Oberkiefer kräftig entwickelt, mit 2 grossen Zähnen an der Spitze und darunter mit mehreren kleinen (asymmetrischen). Fundort. ÜGeylon, Horx! Anurhadapura, als Gasttermite in den Hügelbauten von Termes redemanni Wasm. lebend. Die kleinen, kugelförmigen Pilzgärten von Microtermes globicola (vgl. Taf.5, Fig. 1) sind von auffallend regelmässiger Form, eirca 4 cm lang und breit und 3 cm hoch, wie ein kleiner Badeschwamm aussehend. Horn fand 2—4 dieser Pilzgärten sammt Soldaten und Arbeitern von globscola Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. rd dicht unter der Spitze eines etwa 1'/,, m hohen Nesthügels von T. redemanni (vgl. oben S. 110). Sehr merkwürdig ist, dass die Soldaten des globicola in ihrer Gestalt, Kopfform und Kieferbildung und in der unvollendeten Theilung des 4. und 5. Gliedes der gleichfalls 16 gliedrigen Fühler eine genaue Miniaturausgabe der Soldaten von redemanni darstellen; dasselbe gilt auch für die Arbeiterform beider. Man könnte fast geneigt sein, die Entstehung der Gasttermite einem Dimorphismus der Wirths- termite zuzuschreiben. Gegen diese Annahme spricht jedoch der Umstand, das Mierotermes incertus (und pallidus) keine solche Miniatur- mimiery ihrer Wirthe darstellen. M. incertus Hac. lebt nach HAvı- LAND in Natal in den Nestern verschiedener grösserer Termes-Arten; aus Ostindien erhielt ich Soldaten und Arbeiter von incertus, die sich von den Havıranp’schen Typen aus Natal nicht unterscheiden, von Rev. Hreım S. J. aus Wallon (Ahmednagar-Distriet), und zwar ohne die Angabe, dass dieselben in den Nestern einer grössern Termes-Art gefunden worden seien, was übrigens nicht ausgeschlossen sein dürfte, da sie in denselben Sendungen mit 7. obesus subsp. wallonensis sich befanden. 4. Gattung: Leucotermes SILv. (6, pP. 3). SILvESTRI hat diese Gattung gegründet auf Termes tenws Hac. Als Gattungsmerkmale führt er an, dass der Kopf der Imago weder ein Fenster noch Ocellen besitze, dass ihre Fühler 17 gliedrig seien und dass die Vorderflügel eine lange Schuppe besitzen, welche die Basis des Hinterflügels erreicht. Die Soldatenform erwähnt er hierbei nicht. Unter diesen Merkmalen ist das Fehlen der Ocellen nicht als generisch zu betrachten; denn die nächst verwandten Arten, die sich von 7. tenwis nicht generisch trennen lassen, besitzen Ocellen, wenn auch sehr kleine. Um Leueotermes zu einer richtig begrenzten Gattung zu erheben, sind folgende Eigenthümlichkeiten der Soldatenform zu berücksichtigen: Prothorax des Soldaten ähnlich wie bei Copiotermes Wasm., ohne Vorderlappen, nacheorn erweitert und daselbst breit zwei- lappig.. Kopf mit einem kleinen offenen Fontanellpunkt auf der Stirn, von dem aus eine seichte Längsfurche über den abschüssigen Theil der Stirn sich hinabzieht. Im übrigen ist die Kopfform ähn- lich der Gattung Microcerotermes Sıuv., lang rechteckig, ziemlich flach, mit nur wenig gekrümmten, bis über die Mitte geraden, ungezähnten Oberkiefern und lanzettförmiger Oberlippe; der Kopf ist vorn (an 118 E. Wasmann, der Kieferbasis) ebenso plötzlich, aber viel schwächer verengt als bei Mierocerotermes. In dieser Begrenzung gehören zur Gattung Leucotermes die folgenden mir vorliegenden Arten: Termes tenwis HaG. Neotropisches Gebiet. T. flavipes Kouz. Nordamerika. (Ueberdies durch den Handels- verkehr weit verschleppt). T. lueifugus Rossı. Süd-Europa. L. indicola n. sp. Ostindien. (Wahrscheinlich auch: T. tenwior Hav. Borneo.) L. insularis n. sp.*) Cocos-Insel. Alle Arten dieser Gruppe scheinen als „Haustermiten“ durch Zerstörung des Holzwerks in den menschlichen Wohnungen sehr lästig zu sein. Ich gebe nun die Beschreibung der neuen indischen Art. Leueotermes indicola n. sp. (Taf. 4, Fig. 2, Kopf und Prothorax.) Soldat. Kleiner und schlanker als jener von 7. flavipes, 4—4,5 mm Totallänge, Kopf sammt Kiefern 2 mm. Kopf hellgelb, fast doppelt so lang wie breit, völlig parallelseitig und ziemlich flach. Fontanellpunkt sehr deutlich. Oberlippe spitz, lanzettförmig, länger als breit, mit etwas gerundeten Seiten, bis zum letzten Drittel der Oberkiefer reichend. Oberkiefer nur von halber Kopflänge, an der Spitze schwach gekrümmt, ohne Zähne. Fühler 15gliedrig, kürzer als der Kopf ohne die Kiefer, perlschnurförmig, gegen die Spitze nicht verdickt, das zweite Glied kaum länger als das 3., die folgenden sämmtlich nicht länger als breit, aber auch nicht quer, sondern kugelförmig. Prothorax um !/, schmaler als der Kopf, kaum doppelt so breit wie lang, ohne Vorderlappen, nach vorn stark erweitert, der Vorderrand in der Mitte schmal aber deutlich eingeschnitten (zwei- lappig). [Bei 7. flavipes Kor. sind dagegen die Fühler 17 gliedrig, gegen die Spitze verdickt und oft fast sämmtliche Glieder quer. Der Kopf ist bei /lavipes breiter, flacher und kürzer, meist nur um die Hälfte länger als breit, die Oberlippe kürzer, vorn stumpf. Bei 7. tenwior Hav. sind die Fühler des Soldaten nur 13gliedrie. Bei 7. tenwis 1) Vgl. den Anhang dieses Abschnitts I, No. 10, „Ueber einige Termiten von Oceanien“. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 119 Haec. ist der Kopf viel grösser, mehr als doppelt so lang wie breit und mit den Kiefern über 3 mm lang; auch sind die Oberkiefer bei T. tenwis viel kürzer als der halbe Kopf. Aus Para in Brasilien liegt mir ein mit 7. flavipes sehr ähn- licher Soldat vor, der jedoch 15gliedrige, schlanke Fühler hat; ich bezeichne diese Form als Leucotermes flavipes subsp. paraensis n. subsp. Sie wurde von’ Herrn Dr. E. A. GöLpı eingesandt, der jedoch nicht diese Art, sondern Microcerotermes strunki Sör., den er ebenfalls von dort sandte, als „Haustermite“ in Parä bezeichnet). Arbeiter von L. indicola. — 3—8,5 mm lang, ganz weiss, auch der Kopf mit Ausnahme zwei kleiner brauner Punkte zu beiden Seiten des Epistoms. Fühler 15 gliedrig. Leucotermes indicola wurde von Rev. J. AssmutH S. J. aus Bombay eingesandt. Soldaten und Arbeiter in grosser Zahl, auch einige arbeiterähnliche Nymphen mit sehr kleinen Flügelscheiden. Das be- treffende Nest befand sich im Franeis Xavier College. AssmurH fügt bei, dass dieses die gewöhnliche „Haustermite“ von Bombay sei. Vielleicht stellt sie nur eine Subspecies von L. flavipes KorL. dar, was sich einstweilen nicht entscheiden lässt.!) — Eine Anzahl Soldaten und Arbeiter von indicola fand AssmurTH auch in einem Neste von Termes horni zu Khandalla (vgl. oben bei 7. horni.) 5. Gattung: Microcerotermes SILv. (6, p- 3). Dieses Genus wurde von SILvESTRI auf Termes strunki SÖR. aus Brasilien gegründet. Als Gattungdiagnose giebt er an: Imago ohne Fenster, mit 14 gliedrigen Fühlern; Soldat mit 13 gliedrigen Fühlern und „pronotum deplanatum“. Der Name Mierocerotermes scheint von dem kleinen Höckerchen genommen zu sein, das zu jeder Seite des Epistoms beim Soldaten steht; diese Höckerchen sind jedoch sicher nur ein specifischer Charakter, da sie bei verwandten Arten derselben Gruppe fehlen oder verkümmert sind. Nach der Soldatenform möchte ich dem Genus Mierocerotermes folgende Fassung geben: Kopfform ähnlich wie bei Leucotermes, lang cylindrisch, aber weniger flach und vorn (an der Kieferbasis) plötz- lich viel stärker verengt. Auch die Kieferbildung sehr ähnlich, indem die Oberkiefer meist bis über die Mitte gerade und zahnlos 1) Sollte sich AssmurtH’s brieflich geäusserte Ansicht bestätigen, dass zu L. indicola als geflügelte Imago Arrhinotermes heimi gehört? Vgl. den Nachtrag 2. 120 E. Wasmann, sind; häufig besitzen sie jedoch eine sehr feine Kerbung (schwache sägeartige Zähnung). Die Fühler sind 13 gliedrig. Ein eigentlicher offener Fontanellpunkt auf der Stirn nicht vorhanden; derselbe ist höchstens durch eine kleine Vertiefung angedeutet (z. B. bei 7. subtilis Wasm.). Der Hauptunterschied der Soldatenform gegenüber jener von Leucotermes liegt jedoch in der Bildung des Prothorax; derselbe ist nach vorn nicht erweitert sondern verengt, indem er einen kleinen, deutlich abgesetzten, entweder ganzrandigen oder ausgebuchteten Vorderlappen besitzt (vgl. Taf. 4, Fig. 2 und 3). — Die Imago hat einen länglich ovalen Kopf, kein Stirnfenster, kleine Ocellen und 14 gliedrige Fühler. Die Flügel sind klein, die Mediana der Sub- mediana stark genähert. In dieser Fassung gehören zur Gattung Mierocerotermes folgende mir bekannte Arten: „Zermes“ strunki Sör. Süd-Amerika. „Lermes“ subtiis Wasm. Madagascar. „Zutermes“ sikorae Wasm. Madagascar. „Zermes“ parvus Hav. Süd-Afrika. (Wahrscheinlich auch noch andere Arten der Gruppe des 7. dubius Hav.). Mierocerotermes heimi n. sp. Vorderindien. Microcerotermes cylindriceps n. sp. Ceylon. Microcerotermes heimi n. sp. (Taf. 4, Fig. 3, Kopf und Prothorax). Soldat. 4-4,5 mm Totallänge, Kopf sammt Kiefern 2 mm, Kopf allein 1,3 mm, weiss mit hellgelbem Kopf. Kopf parallelseitig, ziemlich flach, um die Hälfte länger als breit, vor der Kieferbasis plötzlich verengt, daselbst jederseits mit einem kleinen Höckerchen. Oberkiefer lang, nur um !/, kürzer als der Kopf, schwarzbraun, kräftig, bis über die Mitte gerade, dann hakenförmig gebogen, scharf zugespitzt, ihr Innenrand fein gekerbt. Oberlippe verkehrt herz- förmig, so lang wie breit, scharf zugespitzt. Fühler 13 gliedrig, von der Länge des Kopfes ohne die Kiefer, dünn, das 2. Glied deutlich länger als das-3., die Glieder vom 4. an etwas länger als breit, elliptisch, das letzte lang elliptisch. Prothorax mit kleinem, ganz- randigem Vorderlappen. Abdominalpapillen fehlen. [Von dem Soldaten des T. parvus Hav. durch folgende Punkte verschieden: bei T. parvus ist der Kopf fast doppelt so lang wie breit, dunkel gelbroth, die Oberkiefer nur von halber Kopflänge, die Oberlippe vorn stumpf, etwas breiter als lang. Der Vorderlappen Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 191 des Prothorax ist bei 7. parvus in der Mitte deutlich ausgerandet, Die Höckerchen am Vorderrand des Kopfes stehen nicht neben dem Epistom, sondern am Aussenrande des Kopfes]. Arbeiter. 3—3,5 mm, ganz weiss, der Kopf verhältnissmässig klein, lang oval. Fühler 13—14gliedrig, gegen die Spitze verdickt. Geflügelte Imago. 5,5 mm lang, mit den Flügeln 9 mm. Oben glänzend schwarz wie polirtes Ebenholz, nur spärlich behaart, die Fühler und Beine dunkel braun. Kopf gross, lang oval; die Augen gross, aber wenig vortretend. Stirn ohne Eindruck, gleich- mässig flach gewölbt, ohne Fenster. Ocellen klein, punktförmig, um das Sfache ihres Durchmessers von den Augen getrennt. Epistom breit, schwach gewölbt. Fühler 14gliedrig, das 3. und 4. Glied oft nur unvollständig getrennt (daher scheinbar 13 gliedrig), so lang wie der Kopf, die Glieder von der Mitte an etwas an Länge zunehmend. Prothorax kaum schmäler als der Kopf, aber 3mal kürzer, fast halb- kreisförmig, der Vorderrand gerade, nahe demselben eine tief ein- gedrückte Querlinie; Hinterrand nicht ausgebuchtet; Mittelfurche fehlend.. Abdominalpapillen rudimentär. — Flügel schmal und klein, gelbgrau getrübt, die Costa und Subcosta scharf markirt, die Mediana und Submediana dagegen sehr schwach; die Mediana ist der Sub- mediana stark genähert und verläuft gerade bis zur Spitze, wo sie einfach endet oder sich gabelt. Die Subcosta giebt ungefähr 9 ein- fache Aeste nach unten ab. [Die Imago von 7. parvus Hav. ist ähnlich, aber nur 4,5 mm lang, mit den Flügeln 7,5 mm, oben pechbraun, wegen der dichten, gelben Behaarung nur schwach glänzend. Das Halsschild ist be- deutend schmäler als der Kopf sammt den Augen, und nach hinten weniger stark verengt als bei der neuen Art.]| Microcerotermes ceylindriceps n. sp. (Taf. 4, Fig. 4, Kopf.) Soldat. Totallänge 6 mm, Kopf sammt Kiefern 3 mm, Kopf allein etwas über 2 mm lang. Weiss, Kopf gelbbraun, vorn dunkler, walzenförmig, oben ziemlich flach, 2'/, mal so lang wie breit, an der Kieferbasis plötzlich verengt. Oberkiefer etwas kürzer als der halbe Kopf, schwarz, erst vor der Mitte gebogen, ungezähnt. Oberlippe sehr kurz oval, fast halbkreisförmig, nicht länger als breit. Stirn ohne Auszeichnungen, vorn an der abschüssigen Stelle mit einer seichten Längsfurche Fühler 13gliedrig, kaum länger als der halbe Kopf ohne die Kiefern, gegen die Spitze schwach verdickt, Glied 2 122 E. WaAsmann, doppelt so lang wie 3, die folgenden nicht länger als breit mit Aus- nahme der Spitzenglieder. Prothorax nur halb so breit wie der Kopf, mit kleinem, scharf abgesetztem, ganzrandigem Vorderlappen. Die Seitenhöckerchen am Vorderrande des Kopfes rudimentär. Arbeiter. 3 mm lang, weiss, auch der ovale Kopf. Epistom gross und breit, schwach gewölbt, Stirn oberhalb desselben 3eckig eingedrückt. Fühler 14 gliedrig (?). |Die Kopfform des Soldaten erinnert an Leucotermes tenwis Hac., ist aber flacher; durch die Form des Prothorax nicht zu Leucotermes, sondern zu Mieerocerotermes gehörig; mit M. subtilis Wasm. aus Mada- gascar verwandt, aber durch den viel längern Kopf und die fast halbkreisförmige Oberlippe von letzterm verschieden. | Fundort Horv’s: Pankulam, Ceylon, einige Soldaten und Ar- beiter unter Rinde. Sie wurden von einer Ameise (Prenolepis longi- cornis LTR.) als Beute fortgeschleppt. Die Termiten kamen aus einem kleinen Loch gekrochen, das in das Innere des harten Baum- stammes führte. 6. Gattung: Amitermes SıLv.!) Diese Gattung wurde von SILvEstkı (6 p. 4) folgender Maassen charakterisirt: „Caput fenestra instructum. Antennae 15 arliculatae. Miles: mandibulae falciformes, antennae 13—14 articulatae; pronotum medium antice sursum vergente“.”) Er beschreibt 2 neue Arten aus Südamerika: A. amifer und brevicorniger. Zur Ergänzung der Gattungsdiagnose des Soldaten ist nach meinem Material noch hinzuzufügen: Epistom mit einer nach vorn sich erweiternden oder nach vorn sich theilenden Längsfurche. Ober- kiefer sichelförmig oder schmal säbelförmig, mit einem scharfen Zahne in der Nähe der Mitte. Oberlippe kurz, 3eckig bis oval. Der Vorderlappen des Prothorax aufgerichtet, ganzrandig. Abdominal- papillen fehlen. In dieser Fassung gehören zur Gattung Amitermes die folgenden Arten: „Zermes“ unidentatus Wasm. Ost- und Süd-Afrika. „Lermes“ basidens Ssöst. West-Afrika. „lermes“ sulphureus Hav. Ostindien. (Wahrscheinlich gehört hierher auch die Gruppe des 7. dentatus Hav.). 1) Nicht zu verwechseln mit Armitermes Wasm. (9, 151). 2) Soll wohl heissen „vergens*. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 123 Amitermes quadriceps WAsM. n. sp. Ostindien. Amitermes amifer Sınv. Südamerika (Argentin., Parag., Matto Grosso). Amitermes brevicorniger SıLv. Argentinien. Amitermes foreli Wasm. n. sp.*!) Columbien. „Iermes‘“‘ tubiformans Buck. Nordamerika (nach den von WHEELER unter diesem Artnamen erhaltenen Exemplaren aus Texas). Amitermes quadriceps n. sp. (Taf. 4, Fig. 5, Kopf.) Soldat. 3,5—4 mm Totallänge, Kopf sammt Kiefern 1,5 mm, Kopf allein 1 mm. Kopf deutlich länger als breit, fast 4eckig, flach sewölbt, elfenbeingelb. Oberkiefer von halber Kopflänge, rothbraun, Basis gelb, Spitze schwarz; bis über die Mitte fast gerade, ihr Aussenrand sogar etwas ausgebuchtet, dann stark hakenförmig ge- krümmt, sehr spitz, jeder unterhalb der Mitte mit einem scharfen Zahne. Die Längsfurche des Epistoms ist nur angedeutet durch eine nach vorn sich spaltende kurze Längslinie. Öberlippe stumpf öeckig, kaum länger als breit, nur bis zum ersten Drittel der Kiefer- länge reichend. Fühler 13gliedrig, von der Länge des Kopfes (ohne Kiefer), das 2. Glied walzenförmig, viel länger als das 3. die fol- senden kugelförmig, nur das Endglied länger als breit. Vorder- -Jappen des Prothorax zwar ganzrandig, aber mit einem Längs- eindruck. Arbeiter. 3—3)5 mm, weiss, mit gelbem Kopf. Fühler 13 gliedrig. Epistom breit, flach gewölbt. Nymphe. 5—6 mm lang, weiss, schlank, mit langen, die Mitte des Hinterleibes erreichenden Flügelscheiden. Fühler 14 gliedrig, das 2. Glied viel länger als das 3.; Kopf gross, länglich oval. Pro- thorax viel schmäler als der Kopf, halbkreisförmig. Die Soldatenform dieser Art ist durch den flachern, länglich 4eckigen Kopf, die bis über die Mitte fast geraden Oberkiefer, die nur schwach angedeutete Längsfurche des Epistoms und die 1) Dieselbe wird in einer in: Tijdschr. Entomol. soeben erscheinen- den Arbeit (Species novae insectorum termitophilorum ex America meri- dionali) beschrieben. Diese Termitenart, die ich als Dentitermes foreli i. 1. bezeichnete (in: Biol. Ctrbl. 1901, p. 744 Anm. 1), ist der Wirth der dort beschriebenen interessanten Aphide Termitaphis cireumvallata WAasm. 124 E. Wasmann, [4 13eliedrieen Fühler von allen verwandten Amitermes-Arten ver- schieden. Fundort: Khandala bei Bombay, im Garten des St. Franeis Xavier’s Sanitarium, 16. Dec. 1901. Nest ziemlich tief im Boden. Von Rev. J. AssmurnH 8. J. entdeckt. 7. gattung: Eurytermes n. 9. Imago. Kopf kurz, mit äusserst kleinem oder fehlendem Fenster. Ocellen klein, quer gestellt. Fühler l15gliedrig, das 2. Glied länger als das 3. Flügel bräunlich, Geäder kräftig entwickelt, die Mediana der Submediana etwas näher als der Subcosta, an der Spitze ge- eabelt; ein feines Netz von Queradern zwischen Mediana und Sub- costa. Abdominalpapillen verkümmert. Soldat. Kopf sehr gross und plump, eylindrisch, an der Kiefer- basis gar nicht verengt. Oberkiefer sehr breit und plump, säbel- förmig gebogen, mit einem Zahne in der Mitte. Oberlippe nicht hornig, sondern weichhäutig (gelblich weiss), dreieckig. Fühler sehr schlank, 14 eliedrig. Pronotum sehr schmal und kurz, mit ganz herabgebogenen Seitenecken; Vorderlappen gross, deutlich abgesetzt, so lang wie der hintere Prothoraxtheil, halbkreisformig, ganzrandig, aufeerichtet. Abdominalpapillen fehlen. Die Imago ist mit Capritermes Wasm. ähnlich, das Stirnfester aber noch kleiner oder fehlend. Auch die Soldatenform erinnert an Capritermes durch den sehr grossen, plumpen, eylindrischen Kopf, die 14 eliedrigen Fühler und die mehr häutige Oberlippe; aber die Bildung der Oberkiefer ist ganz verschieden, ebenso wie die Form der Ober- lippe, welche beide an die Gattung Amitermes Sıuv. erinnern, jedoch sind die Oberkiefer viel breiter und flacher, ferner die Fühler viel schlanker als bei Amitermes, und das Epistom zeigt keine Spur einer Längsfurche; auch der riesige cylindrische Kopf weicht von Amitermes völlig ab. Eurytermes assmuthi n. sp. (Taf. 4, Fig. 6, Kopf.) Soldat. Kaum 5 mm Totallänge, Kopf sammt Kiefern 2,5 mm, ohne Kiefer 2 mm lang und 1 mm breit. Kopf elfenbeingelb, dick, walzenförmig, um die Hälfte länger als breit, an der Kieferbasis gar nicht verengt. Die sehr breiten, plumpen Oberkiefer sind kaum von halber Kopflänge, breit und flach säbelförmig, von der Basis zur Spitze zwar stark verengt, aber auch vorn noch sehr breit und flach, Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 125 der linke mit einem Zahne zwischen der Mitte und der stumpfen Spitze. Die Basalhälfte der Oberkiefer ist gelb, die Apicalhälfte dunkel rothbraun. Oberlippe weissgelb, von der Gestalt eines gleich- seitigen Dreiecks, die Kiefermitte nicht erreichend. Fühler 14 gliedrig, sehr dünn und schlank, von Kopflänge (ohne die Kiefer), das 2. Glied dicker aber wenig länger als das 3. alle Glieder länger als breit, Prothorax kaum halb so breit wie der Kopf, mit verhältnissmässig grossem, ganzrandigen Vorderlappen (siehe oben). Beine kurz, Hinterleib schmal. Arbeiter. 3 mm lang, weiss mit hell gelbbraunem, ovalem Kopf, der kaum länger als breit ist. Epistom sehr stark convex, Stirn oberhalb desselben eingedrückt. Fühler schlank, 14 gliedrig, um die Hälfte länger als der Kopf. Geflügelte Imago. 6,5—”7 mm lang, mit den Flügeln 12 bis 15 mm. Oben graubraun, mit schwarzbraunem Kopf, dicht und fein punktirt, dicht und fein gelb behaart, Fühler und Beine hell gelb- braun. Augen gross, vorspringend. Ocellen klein, quer gestellt, um ihren Längsdurchmesser von den Augen entfernt. Fühler schlank, gegen die Spitze nicht verdickt, um mehr als die Hälfte länger als der Kopf, das 2. Glied dicker und länger als das sehr kleine 3. Vom 5. an nehmen die Glieder allmählich an Länge gegen die Spitze zu, so dass die letzten doppelt so lang wie breit sind. Prothorax bedeutend schmaler als der Kopf sammt den Augen, fast halbkreis- förmig, um die Hälfte breiter als lang, mit stark niedergedrückten Vorderwinkeln und einer tief eingedrückten Querlinie nahe dem Vorder- rande, der schwach ausgerandet ist. Der Hinterrand ist nicht oder kaum ausgebuchtet, die Mittelfurche fehlend oder verwischt. Flügel rauchbraun, die Mediana gegen die Spitze meist 2 mal gegabelt, die Submediana giebt 6—8 Zweige nach unten hin ab. Nymphe. 6—7 mm lang, von der Grösse und Form der Imago, mit 25 mm langen Flüselscheiden, die dem Rücken eng aufliegen. Fundort: Khandala bei Bombay. Von Rev. J. AssmurH 8. J. gefunden. Nest in der Erde am Fusse eines Mangobaumes, auf welchem ein Cartonnest von Üremastogaster rogenhoferi Mayr sich befand. 8. Gattung: (apritermes Wasm. (9, p. 151). Durch den lang cylindrischen, sehr grossen Kopf, die völlig asymmetrischen, gewundenen Oberkiefer und die häutige, rechteckige, vorn zweispitzige Oberlippe ist die Soldatenform von Capritermes 126 E. Wasmann, leicht kenntlich. Fühler schlank, 14—16gliedrige. Imago relativ klein, dunkel gefärbt, mit deutlichem, hellem Fenster; Fühler 14 bis 17 gliedrig. — Es gehören hierher die folgenden Arten: „Lutermes“ capricornis Wasm. Madagascar (Typus der Gattung Capritermes). „Eutermes" socialis Ssöst. Goldküste, Kamerun. „Lermes“ cingulatus BuRrMm. Hac. (saliens Fr. MÜLL. paradozxus Wasm.). Südamerika. „Eutermes“ incola Wasm. Ceylon. „lermes“ speciosus Havır. Borneo. „Termes“ nemorosus Havır. Borneo, Ceylon. Capritermes longicornis n. sp. Ostind. Festland, Ceylon. Endlich noch folgende neue Art: Capritermes tortuosus WASM. n. sp. Kamerun. Capritermes nemorosus HAVviL. Diese von G. D. Havırann auf Borneo (Sarawak) entdeckte Art liegt auch von Horn aus Ceylon vor: Bandarawella, Nest unter trockenem Kuhmist, Soldaten, Arbeiter und Larven. Capritermes longicornis n. sp. (Taf. 4, Fig. 7, Kopf.) Fundorte Horn’s: Anuradhapura, in einem Hügelneste von Termes redemanni Wasm. Mehrere geflügelte Imagines, 1 Soldat und einige Arbeiter dicht unter der Oberfläche des fremden Nesthügels. Daselbst befand sich auch ein Ameisennest (von Plagiolepis longipes Jern.). — Ferner in einem selbständigen Nest unter Steinen zu Bandarawella; Soldaten und Arbeiter. Erstere sind von Horn als „springende Termiten“ bezeichnet (dass die Capritermes-Arten ihre Oberkiefer als Sprungstangen benützen und dabei ein eigenthüm- liches Geräusch verursachen, ist bei Capritermes ceingulatus BURM. (saliens Fr. MÜLL, paradoxus Wasm.) aus Brasilien schon lange be- obachtet). Nähere biologische Notizen über die springenden Termiten von Bandarawella siehe in Horn’s Reisebriefen 1899, 2, p. 392. Als Gast 1 Stück eines Cleriden (Opetiopalpus), wohl nur zufällig. C. longicornis liegt mir auch aus Khandala bei Bombay (Fest- land von Vorderindien) vor, wo von Rev. J. AssmurH S. J. mehrere Nester unter Steinen, nahe der Erdoberfläche sich hinziehend, ge- funden wurden, welche geflügelte Imagines, Soldaten und Arbeiter enthielten. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. OR Zur Unterscheidung der Soldaten dieser beiden indischen Capri- termes-Arten dienen folgende Punkte: 1. Capritermes nemorosus Havın. Kopf fast 3 mal so lang wie breit; Oberkiefer nur halb so lang wie der Kopf, der rechte vorn allmählich stumpf zugespitzt. 2. Capritermes longicornis: Kopf nur doppelt so lang wie breit; Öberkiefer fast so lang wie der Kopf, der rechte vor der Spitze schräg ausgerandet. Es sei noch bemerkt, dass bei beiden Arten der linke, gewundene Öberkiefer schwarz, der rechte, ungewundene roth ist, da HAvILAnD dies bei der Beschreibung von ©. nemorosus nicht erwähnt. Ich gebe nun die nähere Beschreibung von Capritermes longicornis n. SP. Soldat: Totallänge 5—6 mm, Kopf sammt Kiefern 3 mm, Kopf- länge allein 2 mm. Kopf (Taf. 4, Fig. 7) platt walzenförmig, doppelt so lang wie breit, elfenbeingelb. Fühler 14 gliedrig, von Kopflänge, Glied 2-4 unter sich fast gleich lang, doppelt so lang wie breit, 5-8 3 mal so lang wie breit, 9-14 wieder allmählich etwas kürzer, lang elliptisch. Linker Oberkiefer schwarz, fast korkzieherartig gebogen, der linke roth, wenig gebogen, bis gegen die Spitze gleich breit und dort plötz- lich schräg ausgerandet, so dass die stumpfe Spitze stark vortritt. Oberlippe lang rechteckig, nach vorn etwas erweitert, mit breit aus- geschnittenem Vorderrand, dessen Ausschnitt ven einem dreieckigen Häutchen ausgefüllt ist, die Vorderecken borstenförmig verlängert. Prothorax klein, kaum halb so breit wie der Kopf, mit grossem, hoch aufgerichtetem, halbkreisförmigem, ganzrandigem Vorderlappen. Arbeiter. 3mm. Kopf rundlich, gelb, etwas länger als breit, oben ziemlich flach, mit breitem, wulstig vorragendem Epistom. Fühler 15gliedrig, fast doppelt so lang wie der Kopf, die Glieder vom 6. an länger als breit und gegen die Spitze allmähfich an Länge zunehmend, elliptisch. Geflügelte Imago: 6 bis 7 mm lang, mit den Flügeln 12 bis 13 mm. Oben schwarzbraun, schwach glänzend, ziemlich dicht punktirt, mit doppelter Behaarung, einer dichten, mehr anliegenden und einer minder dichten, langen, zottig abstehenden, bekleidet. Kopf gross, fast von der Breite des Hinterleibes, rundlich, oben flach gedrückt, kaum länger als breit. Epistom stark gewölbt. Oberlippe breiter als lang, stark verschmälert, vorn gerundet. Fühler 14- bis 15 gliedrig, Glied 2 und 4 gleichlang, um die Hälfte länger als breit, 3 viel kürzer und 128 E. Wasmann, quer !); vom 6. an nehmen die Glieder an Länge allmählich zu bis zur Fühlermitte und bleiben dann gleich lang bis zur Spitze; sie sind jedoch sämmtlich nur wenig länger als breit; nur das letzte ist doppelt so lang wie breit, elliptisch, länger als das vorletzte. Ocellen gross, um ihren Durchmesser von den Augen entfernt. Fenster deutlich, aber schmal. Augen gross, vorragend. Prothorax sehr klein, um die Hälfte schmäler und nur halb so lang wie der Kopf, doppelt so breit wie lang, fast halbkreisförmig, mit geradem Vorder- rande und stark herabgebogenen Seitenecken, deutlich eingebuchteter Mitte des Hinterrandes und einer Längsfurche, die nahe dem Vorder- rande in eine tief eingedrückte Querlinie übergeht. Flügel dunkel- braun rauchfarbig, die Mediana der Submediana näher als der Sub- costa, einfach oder an der Spitze gabelförmig verzweigt; die Submediana ist stark nach unten gebogen und giebt 6—9 Zweige nach unten hin ab, von denen die vorderen meist sich gabelförmig theilen. Abdominal- papillen fehlen. Die Imago von CC. longicornis ist so ähnlich mit der als „Eutermes“ incola Wasm. (7 p. 242) beschriebenen, die in den Nest- hügeln von Termes redemanni bei Colombo (REDEMANN!) in Anzahl gefunden wurde, dass die Zugehörigkeit der letztern Art zur Gattung Capritermes feststeht. Die Imago von longicornis unterscheidet sich von incola durch viel dunklere Färbung (incola ist oben gelbbraun mit dunklerm Kopfe), viel dichtere und längere Behaarung (bei incola fehlt die lange, zottige Behaarung fast ganz), kürzere Fühler (bei incola werden die Glieder vom 12. an länger) und stärker gewölbtes Epistom (bei incola sehr flach gewölbt). 9. Gattung: Eutermes (Hrer) Wasm. s. str. (9, p. 151). Nach Frırz Müruer’s (2) Vorschlag beschränkte ich diese Gattung auf jene Arten, deren Soldaten Nasuti mit rudimentären Oberkiefern sind. Zu ihr gehören Havınanp’s fünf letzte Gruppen der Gattung Termes (Sections of atripennis, regularis, singaporensis, lacessitus und hospitalis). 1) Dies gilt für die 15 gliedrigen Fühler; bei den 1l4gliedrigen ist das kleine 3. Glied ausgefallen; in manchen Fällen ist es so undeutlich vom 4. Glied abgegrenzt, dass man die Fühler ebenso gut 14- wie 15 gliedrig nennen kann. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 129 FEutermes monoceros KÖönit. Zur Gruppe des Eutermes monoceros gehören eine Reihe von ost- indisch-malayischen EZutermes-Arten, deren Soldaten und Arbeiter braun oder schwärzlich mit schwarem Kopfe sind und sehr lange Fühler und Beine haben. Der Kopf des Soldaten ist dick, kugel- förmig oder kegelförmig mit langer, spitz kegelförmiger Nase (Rüssel), die mit der Stirn einen deutlichen Winkel (Curve) bildet. Unter- gesicht meist wulstig vorragend mit deutlich sichtbaren rudimentären Öberkiefern. Der Vorderlappen des Prothorax ist bei den Soldaten dieser Gruppen ziemlich gross, ganzrandig, aber nur schwach auf- gerichtet. Zu dieser Gruppe gehören die von HAvıLanD als „Section with Termes hospitalis for Type“ beschriebenen Arten (Fühler der Soldaten 14 gliedrig, 3. Fühlerglied länger oder doch ebenso lang wie das 4.). Nahe verwandt mit der monoceros-Gruppe ist ferner HAvıLanD’s „Section with 7. lacessitus for Type“ (3. Fühlerglied kürzer als das 4.). Hasen (in: Linn. entomol., V. 12, p. 229, No. 53) nennt irrthüm- lich Tranquebar statt Ceylon als Heimath des 7. monoceros Kön. Später (in: Linn. entomol., V. 14, p. 113—117) berichtigt er diesen ‘ Irrthum und giebt eine ausführliche Beschreibung sämmtlicher Stände der von ihm für 7. monoceros Kön. erkannten Art. Hacen’s Exem- plare stammten von NiETNER, welcher bemerkt, dass diese Art über- all im Tieflande von Ceylon verbreitet sei, in hohlen Bäumen lebe und die einzige (?) schwarze Termitenart auf Ceylon darstelle. Ich besitze in meiner Sammlung Soldaten und Arbeiter derselben Art aus Colombo (REpemann!) und Anurhadapura (R. MArrın!. Auch Horn’s Exemplare stimmen völlig mit jener von HAGEn als monoceros Kön. beschriebenen Art überein. Da Havırann dieselbe nicht erwähnt, so gebe ich hier folgende kurze Beschreibung der Soldaten und Arbeiter (nach meinen Exem- plaren), zur leichtern Unterscheidung des Et. monoceros von den durch Havıranp beschriebenen Arten. Eutermes monoceros KönıG it. sp. (Taf. 4, Fig. 8, Kopf.) Soldat. 4—5 mm Totallänge, glänzend pechbraun mit glänzend schwarzem Kopf und rothem vordern Theil des Rüssels. Länge von Kopf sammt Rüssel ca. 1,6 mm, Rüssellänge ca. 0,7 mm; Kopf breite Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. be) 130 E. Wasmann, 1 mm oder darüber. Rüssel mit der Stirn einen deutlichen Winkel (Curve) bildend. Rudimentäre Mandibeln an den stark wulstig vor- tretenen Seiten des Untergesichtes deutlich sichtbar. Fühler 14 gliedrig, deutlich kürzer als der Körper, pechbraun bis dunkel eelbbraun, 3. Glied 3 mal so lang wie das 2., deutlich länger als das 4. Die folgenden Glieder an Länge fast gleich oder etwas zu- nehmend bis zum 8., von dort an rasch an Länge abnehmend. Kiefer- taster mässig lang, das erste Viertel der Fühlerlänge erreichend. Vorderlappen des Prothorax gross, aber sehr wenig aufgerichtet, ganzrandig. Beine mässig lang, Hinterschenkel die Hinterleibsspitze überragend. Arbeiter: 4—5 mm lang, glänzend pechbraun mit glänzend schwarzem, rundlichem Kopfe, der eine weisse vertiefte Längslinie besitzt, welche im Vordertheil der Stirn in einen tiefen halbkreis- förmigen Eindruck oberhalb des Epistoms ausläuft. Epistom stark quer, gewulstet, mit einer vertieften Längslinie, durch welche es in zwei Theile getheilt wird. Fühler viel kürzer als beim Soldaten, nur von halber Körperlänge, 15gliedrig, das 3. Glied nur um die Hälfte länger als das 2. oder das 4, nur doppelt so lang wie breit (beim Soldaten ca. 4 mal so lang wie breit); vom 4. an nehmen die Glieder an Länge ein wenig zu bis zum 7., von dort bis zum 12. sind sie gleichlang, die letzten werden wieder etwas kürzer. Fundorte Horn’s: Anuradhapura, Soldaten, Arbeiter, Larven und Soldatennymphen.!') Nest in einer grossen Baumritze, welche ganz ausgemauert war mit einem schwarzen, einem zerbrechlichen Mörtel ähnlichen Nestmaterial, das hauptsächlich aus Erde und Holz- mulm bestand. Ein Nestbruchstück lag mir vor. — Weligama, Nest abermals in einer Baumritze; Soldaten, Arbeiter, Soldatenlarven, Soldatennymphen und echte Nymphen mit kleinen Flügelscheiden (jedoch keine neotene Individuen). Mitten dazwischen ein Exemplar eines Elateriden (Ludius hirtellus Cuaup. nach der Canpkze’schen Elateridensammlung im Musee Royal von Brüssel, durch Herrn SEVERIN verglichen). — Nalanda, Nest in einem Astloch, Soldaten und Arbeiter. Bemerkungen. Bei den Soldaten aus Anurhadapura und Nalanda sind die Fühler und Beine merklich länger als bei jenen 1) Als solche bezeichne ich die erwachsenen Soldatenlarven vor der letzten Häutung; oft sitzt die Nymphenhaut rur noch wie eine Maske auf dem bereits fertigen Soldatenkopfe. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 131 von Weligama, ohne sonstige Unterschiede; ich glaube jedoch nicht einmal verschiedene Rassen auf Grund derartiger Variationen unter- scheiden zu dürfen, geschweige denn verschiedene Arten. Zu den von Havızann beschriebenen, zur Gruppe von Termes hospitalis gehörigen Eutermes-Formen ist Folgendes zu bemerken: T. hospitalis Hav. (Borneo und Singapore) unterscheidet sich von monoceros fast nur durch die hellere Färbung und kann höchstens als Subspecies (Rasse) der letztern Art betrachtet werden; sie lebt nach Havırann meist in Symbiose mit 7. comis Havır., während monoceros eigene Nester hat. T. longipes Hav. (Perak und Borneo) scheint mir ebenfalls nur eine Subspecies von monoceros zu sein. T. rufus (Perak) und bicolor Hav. (Singapore) sind vielleicht als eigene Arten anzusehen. Dasselbe gilt sicher für 7. umbrinus Hav. (Borneo) bei dem die Fühler des Soldaten viel schlanker sind als bei monoceros ; auch ist der Kopf des Soldaten schmäler, mehr kegelförmig und das Untergesicht kaum vortretend. Zu den Fundorten von Eutermes umbrinus Hav. sind noch bei- zufügen: Halbinsel Malakka (Sungei Ugong und Berhentian Tingi, Dr. R. Martin! März 1897). Die von Marrın gefundenen Soldaten und Arbeiter stimmen vollkommen mit den Havıranp’'schen Typen aus Borneo in meiner Sammlung überein. Ich füge hier noch die Beschreibung einer neuen Eutermes-Art bei, die mit umbrinus Hav. verwandt ist: Eutermes flaviventris n. sp. (Taf. 4, Fig. 9, Kopf.) Soldat: 4 mm Totallänge. Der Kopf und der ganze Thorax dunkel sehwarzbraun, dicht und fein punktirt und daher nur schwach ‚glänzend; Rüssel roth; der-Hinterleib hell strohgelb, mit vom Thorax scharf abgesetzter Färbungsgrenze. Kopf sammt Rüssel 1,6 mm Il, die Hälfte davon auf den Rüssel entfallend. Bei Vorderansicht ist ‚der Kopf nicht kugelförmig wie bei monoceros, sondern kegelförmig, indem er von dem sehr breiten Hinterkopf an nach vorn sich all- _ mählich verengt; Rüssel länger, schmaler und spitzer als bei mono- ceros. Untergesicht nur wenig vortretend, daher die rudimentären Oberkiefer wenig sichtbar (im Vergleich zu monoceros). Fühler l4gliedrig, sehr schlank, 4 mm, also von Körperlänge, Glied 3 doppelt so lang wie 2, 3—6 sehr schlank, unter sich gleich lang, 7 und 8 noch länger; vom 9. an nehmen die Glieder allmählich ab; auch das 14. g* 132 E. Wasmann, ist noch doppelt so lang wie breit. Die Kiefertaster bedeutend schlanker als bei monoceros, das erste Drittel der Fühlerlänge über- ragend. Vorderlappen des Prothorax weit vorragend, schwach auf- gerichtet. Beine sehr lang, die Hinterschenkel weit über die Hinter- leibsspitze hinausragend; Hinterleib relativ sehr dick und hoch. Fühler und Beine pechbraun. Arbeiter: 4mm lang. Ebenso gefärbt wie der Soldat (schwarz- braun mit strohgelbem Hinterleibe), aber der Kopf stärker glänzend. Mittelfurche und Vordereindruck der Stirn ähnlich wie bei monoceros, aber weniger tief. Fühler 15gliedrig, etwas kürzer als der Körper, das 3. Glied doppelt so lang wie das 2. und ein wenig länger als das 4.; von da an nehmen die Glieder an Länge zu bis zum 8, 9 bis 14 werden wieder ein wenig kürzer; Endglied viel kürzer, doppelt so lang wie breit. Hinterleib relativ sehr dick und hoch. Durch die eigenthümliche Färbung, die Fühlerbildung und die Kopfform des Soldaten ausgezeichnet. Die Fühler sind ganz ver- schieden von bicolor Hav., am ähnlichsten umbrinus Havır. Die Fühler des Soldaten sind jedoch bei flaviwventris kürzer als bei um- brinus; speciell das 3. Glied ist bei umbrinus länger als das 4. und 3 mal so lang wie das 2. Umgekehrt sind die Fühler des Arbeiters bei flaviventris bedeutend länger als bei umbrinus; speciell das 3. Glied ist bei umbrinus nicht länger, sondern im Gegentheil kürzer als das 2. oder das 4. Ferner ist die ganze Körpergestalt von Soldat und Arbeiter bei flaviventris breiter und gedrungener als bei um- brinus. Insbesondere ist der Kopf des Soldaten bei flaviventris viel breiter, mit viel flacher gerundetem Hinterkopfe, der bei umbrinus fast winklig ist; daher liegt bei flaviventris die grösste Kopfbreite viel näher der Basis als bei umbrinus. Die Färbung von umbrinus ist ganz verschieden von flaviventris. Berhentian Tingi auf Malakka von Dr. RupoLr Marrın (Zürich) im März 1897 entdeckt; eine grosse Menge Soldaten und Arbeiter lag vor. In die Verwandtschaft von „Termes“ rubidus Has. (in: Linn. entomol., V. 14, p. 117) gehören 2 mir vorliegende ostindische Eutermes- Arten, welche beide (ebenso wie Eut. rubidus) eine doppelte Soldatenform haben, eine grosse sehr dickköpfige und eine kleine schmalköpfige.') Beide Arten weichen in der Fühlerbildung des l) Eine doppelte Soldatenform kommt überdies vor bei folgenden Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 133 Soldaten erheblich von einander ab und haben auch entsprechend verschiedene Imagines.. Da Haczen die Fühlerbildung seines 7. rubidus von Colombo (Ceylon) nicht näher beschrieben hat und da ferner speciell die mir aus Ceylon vorliegende Art sowohl in der Fühlergliederzahl als in andern Punkten von Hasen’s Angaben ab- weicht, so ist es mir nicht möglich, eine der beiden Arten auf 7". rubidus HaG. zu beziehen. Ich beschreibe daher die beiden mir vor- liegenden Formen als neu: Eutermes biformis. Fühler des grossen Soldaten 13 gliedrig mit verlängertem 3. Gliede. Imago fast glanzlos, dicht behaart, Fühler 15 gliedrig, das 2. Glied das kürzeste. Eutermes heimi. Fühler des grossen Soldaten 14 gliedrig, mit kurzem 3. Glied. Imago glänzend, spärlich behaart, Fühler 16 gliedrig, das 4. Glied das kürzeste. Eutermes biformis n. sp. (Taf. 4, Fig. 10, 10a, Kopf der beiden Soldatenformen.) Grosser Soldat. Totallänge 4 mm, Kopf rostroth mit schwarz- brauner Nase (Rüssel), Körper gelb mit pechbrauner Rückenseite des Thorax und Hinterleibes, Kopf sehr gross und dick, kugelförmig, 1,5—1,8 mm breit und fast ebenso lang (ohne den Rüssel); Rüssel stark abgesetzt, von der Basis gegen die Spitze stark verschmälert, so lang wie der Kopf, seine Basis mit der Stirn nur einen sehr flachen Winkel bildend (von ca. 175°. Fühler 13gliedrig, von halber Körperlänge, 3. Glied 3mal so lang wie das 2. und doppelt so lang wie das 4.; die folgenden Glieder (vom 6. an) an Länge all- mählich abnehmend, die mittlern doppelt so lang wie breit, die letzten nur um die Hälfte länger als breit. Untergesicht seitlich nicht vortretend. Vorderlappen des Prothorax sehr niedrig, oben senkrecht aufgerichtet, in der Mitte schwach ausgerandet. Die Hinterschenkel bis zum 7. Hinterleibsring reichend. Abdominal- papillen deutlich, spitz kegelförmig. Kleiner Soldat. Totallänge 25—3 mm, sehr schmal und schlank, der Kopf von vorne gesehen fast doppelt so lang wie breit. Eutermes-Arten: geminatus WASM., Goldküste; frinervius (RAMB.) HAVIL., Süd-Afrika; longipes Hav., Malakka und Borneo; diversimiles SILY., Paraguay. Es sei noch bemerkt, dass Eutermes latifrons SIJÖST. aus West- Afrika umgetauft werden muss, da es bereits einen Termes latifrons HAv. aus Ostindien giebt, der ebenfalls ein echter Kutermes ist. Ich schlage für ersteren den Namen sjöstedti vor. 154 E. Wasmann, Fühler von ähnlicher Bildung wie beim grossen Soldaten, aber relativ viel schlanker, °/, der Körperlänge erreichend, das 3. Glied viel länger als das 2, aber nur wenig länger als das 4 Uebergänge zwischen beiden Soldatenformen fehlen. Arbeiter. 4—5 mm lang, mit oben dunkelbraunem, weiss ge- zeichnetem Kopf und graubraunem Rücken des Körpers. Kopf rund- lich, flach, wenig länger als breit, mit weisser Mittellinie, die sich vorne Lförmig theilt. Stirn unterhalb dieser Linie und oberhalb des Epistoms nur schwach eingedrückt. Epistom breit, schwach gewölbt, ohne vertiefte Mittellinie. Fühler 15gliedrig, von halber Körper- länge, das 3. Glied nicht länger, sondern meist sogar kürzer als die benachbarten; vom 5. an sind die Glieder bis zur Spitze fast gleich- lang, um die Hälfte länger als breit. Geflügelte Imago. 10 mm lang, mit den Flügeln 20 mm, fein und dicht lederartig runzlig punktirt, fast glanzlos, dicht und kurz be- haart, oben braun mit gelbrothem Prothorax. Kopf gross, schwarz- braun mit gelbbraunem Munde, breiter als der Prothorax; Augen gross, vorspringend; Ocellen sehr gross und den Augen sehr nahe, nur um !/, ihres Durchmessers von diesen getrennt. Fenster klein, undeutlich. Stirn flach eingedrückt. Epistom mässig gewölbt. Fühler 15 gliedrig, Glied 2 sehr kurz, 3 fast doppelt so lang wie 2 und deut- lich länger als 4; vom 4. Glied an sind die Fühler gegen die Spitze schwach verdünnt, die mittlern Glieder so lang wie breit, die letzten etwas länger als breit. Prothorax halbkreisförmig, doppelt so breit wie lang, matt, sehr dicht behaart, mit einer tief eingedrückten Quer- linie nahe dem Vorderrande; Vorderecken gerundet, niedergedrückt, Hinterrand in der Mitte kaum eingedrückt, Fühler und Beine gelb- braun. Diese Art stimmt mit keiner der von HAvıranD beschriebenen ost-asiatischen Eutermes-Formen überein. Am meisten Aehnlichkeit hat sie (ebenso wie die folgende) im Soldatenstande mit Fuf. geminatus Wasnm. aus Madagascar. Fundorte Horn’s. Bandarawella. mehrere Nester unter Steinen ?); grosse und kleine Soldaten, Arbeiter und Nymphen. Ausserdem liegt mir diese Art vor vom vorder-indischen Festland; Khandala bei Bombay, von Rev. J. AssmurH $. J. eingesandt; Nester in der Erde, tief in den Boden hinabreichend, Soldaten beider Grössen, Arbeiter, Larven und einige junge aber entflügelte Imagines aus mehreren l) Unter einem derselben befand sich zugleich auch eine Ameisen- colonie (von Cremastogaster rothneyi var.). Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 135 Nestern lagen vor, aus einem Neste auch zwei (neotone) Nymphen mit sehr umfangreichem Abdomen. Als Gast fand AssmurH einen Histeriden. Geflügelte Imagines derselben Art erhielt ich von Herrn HooGWwERF aus Bombay. Eutermes heimi n. sp. Grosser Soldat. Totallänge 4,5—5 mm. Kopf gelbroth, mit rothbrauner Nase (Rüssel), Thorax oben gelbroth, Hinterleib oben schwach graubraun. Kopf ähnlich wie bei Eut. biformis, aber noch grösser und dicker, fast 2 mm Breite erreichend, kugelförmig; Rüssel etwas kürzer als bei &formes, deutlich kürzer als der Kopf, stumpf zugespitzt. Fühler 14 gliedrig, von halber Körperlänge, gegen die Spitze verdünnt; Glied 2 und 3 viel schmäler und kürzer als die folgenden, kaum länger als breit; die folgenden elliptisch, doppelt so lang wie breit, die letzten 5 Glieder allmählich kürzer; da die Fühler gegen die Spitze verdünnt sind, bleiben auch die letzten Glieder mit Ausnahme des 14. noch doppelt so lang wie breit. Untergesicht nicht vortretend, Vorderlappen des Prothorax niedrig, hoch aufge- richtet, in der Mitte schwach ausgerandet. Hinterschenkel bis zum 7. Hinterleibsring reichend. Abdominalpapillen deutlich, spitz kegel- förmig. Kleiner Soldat. Totallänge 3—3,5 mm. Sehr schmal und schlank, ähnlich jenem von Eut. biformis. Kopf von vorne gesehen fast doppelt so lang wie breit. Fühler relativ viel schlanker als beim grossen Soldaten, ”/, der Körperlänge erreichend, 13 gliedrig, mit ver- längertem 3. Gliede, das doppelt so lang ist wie das 2. oder das 4. Uebergänge zwischen den beiden Soldatenformen nicht vorhanden. Arbeiter. Zwei Grössenformen, welche durch die dunkle Färbung des Kopfes beide als ausgewachsen sich bekunden, lassen sich unterscheiden: grössere Form 5—5,5 mm, kleinere 4—4,5 mm, beide jedoch mit Uebergängen unter einander. Kopf oben braun. oder schwarzbraun mit weisser Zeichnung, Hinterleib oben schwach graubraun. Gestalt, Färbung und Zeichnung des Kopfes wie bei Enut. biformis; das Epistom jedoch mit einer deutlich eingegrabenen, aber kaum vertieften, mittlern Längslinie Fühler 15gliedrig, nur um die Hälfte länger als der Kopf; die Glieder nehmen vom 2. an Länge ein wenig zu bis gegen die Fühlermitte und bleiben dann gleich lang bis zur Spitze, nur wenig länger als breit. Geflügelte Imago. Körperlänge 9—10 mm, mit den Flügeln 19—20 mm. Aehnlich der Imago von Eut. biformis, oben braun mit 136 E. Wasmann, gelbrothem Halsschild, aber weniger dicht punktirt und weniger dicht behaart, daher viel glänzender. Kopf schwarzbraun, mit gelb- braunem Munde und Fühlern, sammt den grossen vorspringenden Augen wenig breiter als das Halsschild. Die grossen Ocellen den Augen sehr genähert, nur um '/; ihres Durchmessers von den Augen entfernt. Stirn flach eingedrückt; Fenster schmal und undeutlich. Epistom stark quer und gewölbt. Oberlippe gross und weit vor- ragend, herzförmig, vorn ausgerandet. Fühler 16gliedrig, gegen die Spitze stärker verdünnt als bei Eut. biformis, das 3. Glied ein wenig länger als das 2. und fast doppelt so lang wie das 4. welches das kürzeste und meist deutlich quer ist; die folgenden Glieder sind wenig länger als breit und bleiben fast gleich lang bis gegen die Spitze, wo sie dünner und länger werden. Prothorax lebhaft gelb- roth, glänzend, nur spärlich behaart, doppelt so breit wie lang, halb- kreisförmig, aber mit fast geradem Hinterrand, der in der Mitte deutlich schwach ausgebuchtet ist; der Prothorax ist kleiner und kürzer als bei biformis, die eingedrückte Querlinie weiter vom Vorder- rande entfernt. Hinterrand des Meso- und Metanotums breit aus- gerandet. Flügel dicht rauchfarbig graubraun, mit gelbbrauner Costa, Subeosta und einem sehr intensiven, ebenso gefärbten, etwas breiteren Parallelstrich dicht unterhalb der Subcosta. Die Mediana giebt nach oben eine Reihe feiner Queradern zur Subcosta hin ab; sie verläuft nahe der Subcosta und gabelt sich gegen die Spitze des Flügels zweimal.!) Die Submediana giebt 6—9 Aeste nach unten hin ab. Auch einige Nymphen mit langen Flügelscheiden und ziemlich diekem Hinterleibe lagen vor. Länge 8 mm, grösste Breite fast 4 mm, Länge der Flügelscheiden 4 mm. Eine ganz ähnliche Nymphe erhielt ich auch von Zut. biformis (Khandala bei Bombay, AssmurtnH!); ausserdem sah ich kleinere, normale Nymphen von letzterer Art aus Ceylon (Horn!). Eut. heimi und biformis sind nahe verwandt mit Put. trinervius (Rame.) Havır. aus Süd-Afrika, und zwar sowohl in der doppelten Soldatenform als in der Imagoform. Die grosse Soldatenform von trinervius ist jedoch Kleiner als bei jenen, mit l4gliedrigen Fühlern und verlängertem 3. Glied; die Imago hat einen fast dreieckigen 1) Die Flügeladerung entspricht somit mehr derjenigen von Termes HaG. als von Kutermes (HEER) HAG. Dies bestätigt, dass die Flügel- aderung zur Trennung jener beiden Gattungen nicht massgebend ist, während die Verschiedenheit der Soldatenform eine scharfe Trennung er- möglicht. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 137 Prothorax, und die Flügel sind schwächer rauchfarbig (nach Havı- LAND’S Typen aus Natal). Eut. heimi wurde von Rev. J. B. Hrım S. J. zu Wallon im Ahmed- nagar-District in einer grossen Menge von Erdnestern gefunden (No. 27, 33, 58, 67, 78, 98 etc.) in allen Ständen; nur König und Königin lagen mir noch nicht vor. In diesen Nestern fanden sich niemals die bei Termes obesus subsp. wallonensis in derselben Gegend so häufigen schwammförmigen Pilzgärten. Zutermes heimi scheint sonach kein Pilzzüchter zu sein. Eutermes inanis Hav. subsp. horni n. subsp. Soldat. 3,5 mm lang, sehr schmal. Kopf sammt Rüssel fast 1,5 mm, rothgelb, der übrige Körper weisslich. Kopf schmal kegel- förmig, etwas länger als breit, Rüssel etwas kürzer als der Kopf, schon von der Basis an sehr schmal, pfriemenförmig; von der Seite gesehen bildet er mit der Stirn eine gerade Linie. Fühler 12 gliedrig . so lang wie der Kopf sammt Rüssel, das dritte Glied ein wenig länger als das zweite; die letzten Fühlerglieder nicht kürzer als die mittlern. Untergesicht nicht vortretend. Vorderlappen des Pronotums sehr niedrig, ganzrandig, steil aufgerichtet. Arbeiter. 3,5—4 mm, etwas grösser als der Soldat, weiss mit rothgelbem Kopf, der eine weisse, vorn sich Lförmig theilende Mittel- linie hat. Fühler 13gliedrig, gedrungen, auch die letzten Glieder kaum länger als breit. Epistom stark quer, gewölbt, mit einer Mittellinie. Vorderlappen des Pronotums in der Mitte deutlich aus- geschnitten. Von Termes inanis Hav. durch die Fühlerbildung und den kürzern Rüssel verschieden. Fundorte Horvw’s: Bandarawella, grösseres unterirdisches Nest. Ebendort auch unter Rinde eine Anzahl Soldaten und Arbeiter, bei denen ein entflügeltes & von Calotermes sp. sich fand. Eutermes singaporensis Hav. Trincomali, ohne nähere Fundangabe. Einige Soldaten und Arbeiter und dabei ein Chernetide (Pseudoscorpion). Kanthalay-See, unter Rinde (Horx!). 138 E. Wasmann, Termitenarbeiter ohne Soldaten. (Vgl. auch den Nachtrag 3.) Die Gattung Anoplotermes Fr. Müuuer, bei der die Soldatenform fehlt, ist bisher nur aus Südamerika (in vielen Arten) bekannt; in Afrika, Ostindien und Australien scheint sie ganz zu fehlen. Horn fand zwar Termitenarbeiter ohne Soldaten am Kanthalay-See (unter Steinen) und bei Weligama (unter einem gefallenen Baume und unter Rinde). In diesen drei Fällen handelt es sich jedoch wahrscheinlich nur um vereinzelte Arbeiter von Capritermes nemorosus Hav. Andere erössere Arbeiter ohne Soldaten, mit sehr schlanken weissen Fühlern, von Trincomalee, die Horn unter Kuhfladen fand, gehören vermuth- lich zu einer grössern (apritermes-Art (speciosus Hav.?). Ergänzende Bemerkungen. Der Vollständigkeit halber seien hier noch folgende Bemerkungen über die übrigen zur alten Gattung Termes (Hac.), Havır. gehörigen Gattungen Ostindiens beigefügt. (Vgl. auch den Nachtrag 3.) Die Gattung Coptotermes Wasm. ist in Ostindien durch 2 Arten, gestroi WasMm. und travians Hav. vertreten. Die Gattung Rhinotermes Has. durch 2 Arten, Ddrevialatus Hav. und translucens Hav. Die Gattung Acanthotermes Ssöst. durch 1 Art, planus Hav. Die Gattung Mirotermes WıAs=m. durch die Gruppen des 7. setiger und comis HAv (6 Arten). Es fehlen aus Ostindien bisher Vertreter der Gattungen Cubitermes, Armitermes und Spinitermes Wıasm. und Anoplotermes Fr. Mürn. — So weit die alte Gattung Termes Hac. Die Gattung Calotermes Hac. ist bisher durch 6 Arten in Ost- indien vertreten (Havızann 3). Es fehlen die Gattungen Hodotermes Has. (bei Hod. viarum Köx. ist die Vaterlandsangabe zweifelhaft), Termopsis HEER, Porotermes Hac., Siolotermes Hac., Mastotermes Frose., Glyptotermes FrocG. und Heterotermes Frocc.; die 3 letztern Gattungen sind nur aus Australien beschrieben. Unter diesen scheint mir die Gattung Mastotermes durch ihr Flügelgeäder an die fossilen Paläoblattinen der paläozoischen Formationsgruppe sich anzuschliessen und desshalb den ältesten Typus der noch lebenden Termiten zu repräsentiren. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 139 10. Anhang:-Ueber einige Termiten von Oceanien. Von Herrn Dr. ScHauinsLanp wurden mir einige 1896 von ihm eesammelte oceanische Termiten zugesandt, die wegen ihrer insularen Fundorte von Interesse sind: Calotermes insularis WHITE, geflügelte Imagines, Lehue und Oahu (Hawaii). Calotermes Brouni Froc@., geflügelte Imagines, Chatham Islands (östlich von Neuseeland). Ferner eine nur im Arbeiterstande vertretene unbestimmbare Termitenspecis von Apia (Samoa). Kürzlich sandte mir Prof. Aus. ForEL einige von Prof. P. BIoLLEY auf der Kokosinsel (zwischen den Galopagos und Costarica) ge- sammelte Termiten, welche leider vertrocknet und stark beschädigt waren. Es waren drei Arten erkennbar: Arrhinotermes oceamicus n. sp. Geflügelte Imagines. (Vgl. den Nachtrag 2.) Leucotermes insularis n. sp. Soldaten und wahrscheinlich dazu gehörige. Arbeiter. (Vgl. den Nachtrag 2.) Eutermes sp. (prope ripperti Ramp.) Soldaten und wahr- scheinlich dazu gehörige Arbeiter. Arrhinotermes oceanicus n. Sp. Geflügelte Imago. 4—4,5 mm lang mit den Flügeln 9—9,5 mm. Aehnlich dem A. heimi aus Ostindien (oben S. 104), aber kleiner, glänzender und kahler, mit etwas längerm Kopf, breiterm Prothorax und einigen schwachen Querbalken im Apicaltheile des Randfeldes. — Glänzend gelbbraun, Kopf und Prothorax wie polirt, der Hinter- leib spärlich aber lang behaart. Kopf rundlich oval, ein wenig länger als breit. Fenster einen offenen Fontanellpunkt bildend. Ocellen sehr Klein, den Augen genähert. Epistom mit einer seichten Mittelfurche Fühler gegen die Spitze verdickt, mit sehr eng ge- drängten Gliedern, ausser dem Basalglied nur das folgende etwas länger als breit, 3. und 4. kürzer als 2. (Zahl der Fühlerglieder wahrscheinlich 22; bei allen Exemplaren fehlen die Endglieder.) Flügel wie dünnes, geknittertes Seidenpapier, dicht narbig punktirt, nur die Costa und Subcosta dunkel und scharf markirt, gegen die Spitze des Randfeldes 3 bis 4 schwache Querbalken. 140 E. Wasmann, Leucotermes insularis n. SP. Soldat. Gesammtlänge 5 mm, Kopf sammt Kiefern 2,8 mm, Kieferlänge 1 mm. Kopf hell rothgelb, nur wenig länger als breit, oval, nach vorn verengt, ziemlich flach; die von dem offenen Fontanell- punkt sich herabziehende Rinne ist deutlich markirt. Oberlippe sehr kurz, die Kieferbasis kaum überragend, nicht länger als breit, oval mit gerundeter Spitze. Oberkiefer bis über die Mitte gerade, dann schwach nach innen gekrümmt, schmal und scharfspitzig, ungezähnt. Prothorax ohne Vorderlappen, um die Hälfte schmaler als der Kopf, nach vorn erweitert, der Vorderrand jedoch nicht zweilappig, sondern der ganzen Breite nach seicht ausgerandet, ohne Einschnitt in der Mitte. Mesothorax nur wenig schmaler und kürzer als der Prothorax, halb- mondförmig; Metathorax viel kürzer und schmaler als der Mesothorax, sichelförmig. Die Zahl der Fühlerglieder lässt sich nicht feststellen, da nur die Basalglieder erhalten sind. Glied 2 bis 4 sind unter sich fast gleich lang, kaum länger als breit. — Von ZL. flavipes KoLt. durch den kürzern, nach vorn verengten Kopf und die sehr kurze Oberlippe verschieden. Die Arbeiter sind stark defeet und zudem ihre Zugehörigkeit zu den Soldaten zweifelhaft, weshalb ich sie nicht beschreibe. Ebenso verzichte ich einstweilen auf die Beschreibung der Soldaten der Zutermes-Art, die mit »röpperti Ram. verwaı.dt aber etwas kleiner sind und einen etwas längern Rüssel haben; denn bei dieser Gattung ist es selbst an tadellosem Material oft schwer genug, die Artunterschiede herauszufinden. II. Termitophilen.') Auch hier beschränke ich mich nicht auf das Horv’sche Material sondern berücksichtige auch andere Funde aus Ostindien. Ich er- wähne jedoch nur solche Arten, welche zuverlässig als gesetz- mässigtermitophil gelten können; denn wie in dem Horv’schen Material so finden sich auch in demjenigen meiner andern indischen 1) Während des Druckes dieser Arbeit langte von meinem Collegen J. AssmUTH 8. J. neues reiches Material von ostindischen Termitophilen an, das hier nicht mehr bearbeitet werden konnte. Vgl. den Nach- trag 1. am Schlusse vorliegender Arbeit. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 141 Correspondenten viele Arten, welche wahrscheinlich nur zutällig in der Gesellschaft oder der Nachbarschaft der Termiten sich auf- hielten. 1. Celeoptera Carabidae. (Orthogonius und Glyptus und deren Larven). Orthogonius termiticola n. sp: Gehört zu CHauvorr’s (Essai monogr. s. I. Orthog. 1872) Gruppe I A b «a: Ligula apice bisetosa ; elytris interstitüs alternis evidenter latiori- bus; ungiculi pectinati; elytra hirta. Brunneus, nitidus, capite nigro, transversim rugoso, fronte antice transversim sulcata, clypeo suleis tribus longitudinalibus. Antennae thoracis basim vix superantes. Processus prosterni marginatus. Thorax capite multo latior, longitudine plus duplo latior, lateribus cum angulıs antieis valde rotundatıs, angulis posticis obtuse rotundatis, disco trans- versim ruguloso, margine laterali late reflexo et densius rugoso. Elytra thorace latiora, subovata, valıde longitudinaliter striata, interstitus alternis evidenter latioribus, seriatopunctatis, interstitüis angustioribus biseriatim pilosis, pilis flavis, erectis, sat longis; interstitio sexto longius piloso, Tibiae posticae apice acute bicalcaratae, tarsorum posticorum art. 4° longe bilobo, unguibus omnibus subtiliter pectinatis. Long. 15 mm. Dem 0. alternans D#s. ähnlich, aber durch die Borstenreihen der Flügeldecken von ihm leicht zu unterscheiden. Von 0. fe- moratus D£J. durch die nur zweiborstige Zunge, den gerandeten Prosternalfortsatz, das mit feinen Querrunzeln versehene, sehr breite Halsschild, die kürzern Fühler und die behaarten Flügeldecken ver- schieden. Von ribbei ÖBERTH,. durch die dicht und fein punktirten Zwischenräume auf den Flügeldecken, sowie durch das viel breitere 4. und 5. Fühlerglied verschieden, die kaum länger als breit sind. Aus dem Reichsmuseum von Leiden lagen 4 Exemplare vor, zu- gleich mit 1 Puppe und 2 noch nicht ganz erwachsenen Larven.') Herr ©. RırsemA, Conservator am Reichsmuseum, sandte mir die- selben freundlichst zu und sammelte mir auch aus der Bibliothek des Nied. Entom. Vereins Literaturnotizen über die bisher be- schriebenen Orthogonius-Arten, wofür ich ihm hiermit meinen besten Dank ausspreche. Zugleich in demselben Glase mit diesem Carabiden und seinen 1) Letztere werde ich unten, nach den Larven von Orthog. schaumi beschreiben. 142 E. Wasmann, Entwicklungsständen war vom Sammler eine Königin von Termes taprobanes WAuK und 3 Soldaten (2 grosse und 1 kleiner) von Termes carbonarius HAG. beigegeben. Da diese Termiten zu zwei verschie- denen Gruppen der Gattung Termes s. str. gehören (vgl. oben S. 105) und sicherlich nicht zusammengehören, lässt sich nicht entscheiden, bei welcher der beiden Arten der Orthogonius gefunden wurde. Fundort: Kedah, nördlich von Perak, auf der Halbinsel Malakka. Zur Kenntniss der termitophilen Orthogonius-Larven. Beschreibung der sichern Larvenvon Orthog. schaumi CHAUD [Zugleich mit Puppen und frisch entwickelten Imagines von O. schaumi gefunden bei Termes redemannı Wasm. von REDEMANN, Colombo, Ceylon (WAsMmANN 7, 241.)] (Taf. 4, Fig. 12 a—d; Taf. 5, Fig. 2.) Die jüngsten mir vorliegenden Larven (Taf. 5, Fig 2, links) sind schmal, flach eylindrisch, 15 mm lang bei einer gleichmässigen Breite von nicht ganz 2 mm; nur der Kopf ist schmaler, 1 mm breit. Die grössten erwachsenen Larven sind 28 mm lang, flaschenförmig, vom 3. Abdominalsegment an bis zum 5. und 6. stark verdickt, an der dicksten Stelle 8 mm breit und 6 mm hoch, dann zur Hinter- leibsspitze rasch conisch verengt. Ich gebe nun die nähere Beschreibung der erwachsenen Larve von O. schaumi (Taf. 5, Fig. 2, rechts; Taf. 4, Fig. 12 a—d). Kopf klein und schmal, 1,5 mm breit, um die Hälfte breiter als lang, sehr niedrig und flach, stark nach oben gebogen, sein Hinter- rand einen fast rechten Winkel mit dem Prothorax bildend. Ocellen fehlen. Vorderrand des Clypeus (Taf. 4, Fig. 12) 5zähnig, die 3 mittlern Zähne nahe beisammen, die seitlichen von diesen ent- fernt. Oberkiefer (Taf. 4, Fig. 12a) sehr breit und kräftig, nur so lang als an der Basis breit, in der Mitte des Innenrandes mit einem grössern stumpfen Zahne und daneben mit einem oder mehreren kleinen, undeutlichen Zähnen. Der Stipes der Unter- kiefer (Fig. 12c, st) gross, doppelt so lang wie breit, cylindrisch, viel länger und auch breiter als die Anhangsglieder.. Unter letzterm ist die Squama palpigera (Fig. 12c, sg) als scheinbares Basalglied der Kiefertaster gross, cylindrisch, doppelt so lang wie breit, die folgenden (wirklichen) 3 Tasterglieder an Breite bedeutend ab- nehmend, das 1. doppelt so lang wie breit, das 2. nur so’ lang wie Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 143 breit, das 3. kaum kürzer als das 2. aber viel schmaler, stumpf kegelförmig. Die Aussenlade der eigentlichen Maxillen (Fig. 12c, al) hat die Gestalt eines dicken 2gliedrigen Tasters, dessen 1. Glied viel länger und breiter ist als das 2. Die Innenlade der Maxillen (Fig. 12e, il) ist nur durch einen kurzen, kegelförmigen Stift schwach angedeutet. Das Kinn ist klein, kurz trapezförmig. Die Unter- lippe (Fig. 12c, 7) sehr lang und kräftig, länger als breit, die Stipites der Lippentaster vollkommen unter einander verwachsen, die Lippentaster (Fig. 12c, ft) 2gliedrig, kurz und dick, das 1. Glied fast quer, das 2. kurz kegelförmig. Die Zunge (Fig. 12c, 2) ist-kurz herzförmig, mit einem schwachen cylindrischen Fortsatz in der Mitte, der 2 Borsten trägt. Die Fühler (Taf. 4, Fig. 12b) sind 4gliedrig, von der Länge der Oberkiefer, gleich den untern Mundtheilen mit langen gelben Borsten besetzt, das 1. Glied eylindrisch, doppelt so lang wie breit, nach vorn leicht verschmälert, fast so lang wie die übrigen zu- sammen, das 2. und 3. Glied unter sich gleich lang, das 3. gegen die Spitze erweitert und mit einem kleinen conischen Anhangsgliede versehen; das 4. Glied klein, kurz walzenförmig. Der Prothorax ist mehr als doppelt so breit und doppelt so lang wie der Kopf, vorn verengt und steil abfallend, um die Hälfte länger als breit. Meso- und Metathorax sind kaum breiter als der Prothorax, aber viel kürzer, doppelt so breit wie lang. Die auf dem Prothorax beginnende seichte Mittelfurche der Dorsalsegmente setzt sich über den ganzen Hinterleib hin fort. Der Hinterleib ist tief geringelt durch Einschnürung der Segmentgrenzen. Von den 9 Hinter- leibssegmenten ist das 1. etwas kürzer und schmaler als die folgenden, das 2. nur wenig breiter als das 1., mit dem 3. beginnt die gewaltige Verdickung des Hinterleibs, die im 5. und 6. Glied ihr Maximum erreicht; auch sind diese beiden Segmente bedeutend länger als die vorhergehenden; das 7. ist viel schmaler aber wenig kürzer als das 6.. das 8. viel schmaler und kürzer als das 7. das 9. noch viel schmaler und kürzer als das 8., ringförmig. Cerei fehlen. Die Anal- röhre ist kurz kegelförmig, wie ein 10. Segment in das 9. hinein- geschoben. NEST. Ä Die Dorsalschilder des Rückens sind hornig, obwohl minder dick und hart als der Kopf. Der ganze Hinterleib ist häutig mit Ausnahme eines queren, schwach hornigen Rückenflecks auf den einzelnen Segmenten, der durch die Mittellinie des Rückens, unter der man das Vas dorsale durchscheinen sieht, getheilt wird. Diese 144 E. Wasmann, Dorsalflecke sind ebenso wie die Rückenschilder der Thorakal- seemente mit gelben Borsten besetzt. Die Beine sind kurz, aber kräftig, die Vorderbeine (Taf. 4, Fig. 12d)'!) kürzer als der Kopf, die Hinterbeine ein wenig länger. Hüften kurz kegelförmig, Schenkelringe gross, oval. Schenkel und Schiene bilden zusammen ein keulenförmiges Ganze, welches durch eine schräge Furche in 2 zwei Theile getheilt wird, von denen der basale, schmälere und kürzere Theil den Schenkel, der apicale, breitere, und längere Theil die Schiene bildet. Tarsen kurz, 2 gliedrig, das 1. Glied dick, walzenförmig, quer, das 2. viel schmaler, ebenfalls quer, an der Spitze mit einer einzigen, breiten Klaue. Die Unter- seite der Schenkel, Schienen und des 1. Tarsalgliedes ist mehrreihig bedornt, die Dornenreihen unregelmässig und daher nicht deutlich von einander geschieden. Färbung: weissgelb, Kopf hell gelbbraun, Oberkiefer schwarz, die Dorsalschilder des Thorax und des Hinterleibes hell gelbbraun, aber gegen das Analende zu immer heller werdend (wegen der schwächern Chitinisirung). Das erste Dorsalsegment des Hinter- leibes ist nur wenig kürzer und kaum schmaler als der Metathorax (zum Unterschied von den Horv’schen Orthogonzus-Larven). Beschreibung der Horn’schen Orthogonius-Larven. [Anurhadapura, Ceylon, bei Termes redemanni: vel. oben S. 110.] Sämmtliche Exemplare sind von flaschenförmiger Gestalt, die kleinsten 15 mm lang, bei 4 mm grösster Hinterleibsbreite und 4 mm grösster Hinterleibshöhe; die grössten 20 mm lang, grösste Hinterleibsbreite 6, Hinterleibshöhe 5 mm. Parallelseitige junge Larven sind nicht vertreten. Ausser durch die geringere Grösse und die etwas kürzere gedrungenere Gestalt unterscheiden sich die Horn’schen O.-Larven von denen des ©. schaumi durch folgende Punkte: Kopf, Dorsalschilder der Thorakalsegmente und des ersten Ab- dominalsegments graubraun mit schwarzer, hakenförmiger Flecken- zeichnung. Auf dem 2.—4. Dorsalsegment des Hinterleibes steht jederseits der Mittellinie ein schwarzbrauner, hakenförmiger Fleck, der auf den folgenden Segmenten gelbbraun wird und immer mehr I) Auf der Abbildung sind die Borsten und Dornenreihen weg- gelassen, um die Theile des Beines deutlicher zu zeigen. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 145 verschwindet. Das erste Dorsalsegment des Hinterleibs nur halb so lang wie der Metathorax und bedeutend schmaler als dieser. Hieraus geht hervor, dass es sich um eine von Orthog. schaumi sicher verschiedene Art handelt; aus der geringern (Grösse der Horn’schen Larven und dem Umstande, dass auch die 15 mm langen bereits dick flaschenförmig sind (nicht parallelseitig wie die ebenso langen jungen schaumi-Larven), müssen wir schliessen, dass die Horv’sche Orthogonius-Art bedeutend kleiner ist als schaumi. Viel- leicht handelt es sich um die Larven von Orthog. acutangulus CHAUD,, dessen Imago (aber ohne Larven) bei Termes redemanni von REDE- MANN zugleich mit schaum? und dessen Larven gefunden wurde. !) Da jedoch diese Bestimmung eine problematische ist, bezeichne ich die Art provisorisch als Orthogonius hornt. Beschreibung der Larve von Orthogonius termiticola Wasm. (siehe oben S. 141). 23 mm lang, grösste Hinterleibsbreite 6 mm, grösste Höhe des- selben 4 mm. Noch etwas ‚schlanker als die schaumi-Larve, heller weiss, der Kopf und die Rückenschilder des Thorax und der Ab- dominalseemente blassgelb. Oberkiefer in der Mitte des Innenrandes zweizähnig. An den Fühlern ist das 2. Glied ein wenig länger als das 3. (bei schaumi sind beide gleich lang). Das 1. Abdominalseg- ment ist so lang wie der Metathorax, aber bedeutend schmäler als dieser. ur Anatomie und Biologie der Orthogonius-Larven. Einige Larven von O. schaumi (REDEMANN!) sowie von den dorx’schen O.-Larven wurden von mir zu Schnittserien verwandt. Für die Ueberlassung von Exemplaren zu diesem Zwecke spreche ich Herrn Dr. Horn noch meinen besondern Dank aus. Die eingehende Veröffentlichung der Resultate wird später an anderer Stelle er- folgen. Hier nur folgende Bemerkungen. Aus den Sagittal- und Transversalschnittserien der Orthog.- Larven (eine einzige Transversalschnittserie von Orth. schaumi um- fasst über 1000 Schnitte a 10 «) ergab sich vor allem die riesige Entwicklung des Fettgewebes sowie des Blutgewebes im Hinter- leibe dieser Larven. Ersteres besteht aus fast continuirlichen, sehr 1) Vgl. WasMmann, 7, 241; ferner mein „Kritisches Verzeichniss d. myrmek. u. termitoph. Arthropoden“, p. 60. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 10 146 E. WAsmann, feinmaschigen Syneytien, denen zahlreiche Gruppen kleiner, tafel- förmiger, in bestimmten Winkeln an einander gelagerter Krystalle eingelagert sind. Die gelben Borsten der Dorsalschilder und Dorsal- flecke erweisen sich, soweit sie mit Zellen an ihrer Basis in Ver- bindung stehen, als Sinneshaare, durch welche wahrscheinlich bei der Beleckung dieser Thiere durch ihre Wirthe der Reiz ausgelöst wird, welcher die Ausscheidung des symphilen Secrets bewirkt. Letzteres Secret selbst ist bei den Orthogonius-Larven ein Element der sehr reichlichen Blutflüssiekeit des Thieres, das durch die mem- branöse Cuticula ausgeschieden wird. Das reiche Fettgewebe dient hierfür als Blutbildungsgewebe. Ihrer Biologie nach sind die Orihogenius-Larven ohne Zweifel als echte Gäste (Symphilen) der Termiten zu betrachten, die eine wirklich gastliche Pflege von Seite ihrer Wirthe geniessen. Schon der Umstand, dass sie in ihrer Gestalt kleinen Termitenköniginnen gleichen und dass sie thatsächlich in den betreffenden Nestern die Stelle der königlichen Individuen zu vertreten scheinen, deutet darauf hin, dass sie von ihren Wirthen gefüttert werden. In dem Termiten- bau von Anurhadapura, wo Horx die Larven von O. horni so zahl- reich traf, fehlten die königlichen Individuen (vgl. oben S. 110).') Allerdings ist kaum zu bezweifeln, dass die Orthogonius-Larven zu- gleich unverschämte Termitophagen sind, welche wahrscheinlich die königliche Brut auffressen und eben dadurch zu Adoptivköniginnen ihrer Wirthe werden. Ja sogar ihre eignen Wärterinnen, die Termitenarbeiter, werden von ihnen oft massenhaft verzehrt! In einer Larve von O. schaumi, die ich in eine Transversalschnittserie verwandelt hatte, war der hintere Theil des Mitteldarms ganz erfüllt mit Chitinresten von Arbeitern von 7. redemanni, deren Fühler und Mundtheile zum Theil noch gut erhalten waren, was unmöglich wäre, wenn jene Larve todte Teermiten gefressen hätte, da deren Fühler etc. äusserst brüchig sind. In einer andern Larve von Orthog. horni zeigte die Sagittalschnittserie, keinen chitinösen, sondern nur einen äusserst fein granulirten Darminhalt, entweder vom Frasse ganz junger Termitenbrut oder von der Fütterung durch die Wirthe herrührend. Die termitophilen Glyptus-Larven haben wahrscheinlich dieselbe Lebensweise wie die Orthogonius-Larven. 1) Dasselbe scheint auch für Rhopalomelus zu gelten. Vgl. meine Mittheilung „G. D. Havınann’s Beobachtungen über die Termitophilie von Rhopalom. angusticollis“, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1899, Hft. 4, p. 245—249. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 147 Vergleich der Orthogonius-Larven mit den Glyptus- Larven. Ueber die bisherigen Funde von Glyptus sculptilis und seiner Larve bei Termes bellicosus SMEATHM. vg]. mein „Kritisches Verzeichniss“ p. 60. Die Larve,von Glyptus sculptilis BRULLE wurde von GEORGE H. Horn, in: Trans. Amer. entomol. Soc., V. 15 (1888), p. 18ff. be- schrieben und auf tab. 3 abgebildet. Einige sehr schöne Exemplare dieser Larve, bei 7. bellicosus an der Goldküste gesammelt, sah ich bei dem Naturalienhändler V. Frı& in Prag. Prof. Kolbe zeigte mir im Königl. Mus. zu Berlin 2 Larven von @!. sculptilis mit der Etikette: „Glyptus sculptilis, larva, cum Coleoptero perfecto in nidis termitum reperta. Liberia, Presid. Benson.“ Ein etwas kleineres Exemplar, das sich von jenen im Uebrigen nicht unterscheidet, erhielt ich von Herrn Y. SJöstept aus Nestern von Termes tumulicola SIöSsT, in Liberia. Beim Vergleiche der @lyptus-Larven mit den Orthogonius- Larven werde ich ausser der Beschreibung und Abbildung G. Horv’s besonders das letztere Exemplar berücksichtigen: Die Körperform der Glyptus-Larven ist sehr ähnlich derjenigen der oben beschriebenen erwachsenen Orthogomius-Larven, aber nicht so ausgesprochen flaschenförmig, in dem die Verdickung des Hinter- leibes eine mehr allmähliche, nicht so plötzliche ist; besonders zeigt sich dies auch bei der Profilansicht: bei der Glyptus-Larve bildet die Rückenlinie eine vom Prothorax an bis zur grössten Hinterleibshöhe sanft ansteigende gerade Linie, bei der Orthogonius-Larve dagegen eine Curve (vgl. Taf. 5, Fig. 2 rechts. Auch ist die Ringelung der Segmente bei der Orthogonius-Larve tiefer, und daher sind die Seiten der einzelnen Segmente bei ihr viel stärker bogenförmig ge- rundet als bei der Glyptus-Larve, wo sie fast flach sind. Endlich ist der Kopf bei der Glyptus-Larve relativ breiter als bei der Orthogonius- Larve: bei ersterer etwas mehr als halb so breit wie der Prothorax, bei letzterer weniger als halb so breit. Die Färbung der Glyptus- Larve ist heller weiss, die Dorsalschilder weisslich, mit einem schwachen gelblichen Tone; nur der Prothorax hat vorn zwei dunklere Flecken; auch der Kopf ist heller, gelbbraun und weiss gezeichnet. Die Beine der Glypius-Larve sind relativ etwas kürzer und dicker, die Tarsenglieder stärker quer. In der Bildung der Fühler und Mundtheile sind beide Larven einander sehrähnlich. Bei der Glyptus-Larve ist jedoch das 1. Fühler- glied nicht so lang wie die beiden folgenden zusammen, sondern be- 10* 148 E. Wasmann, deutend kürzer, indem die 3 ersten Fühlerglieder an Länge wie an Breite allmählich abnehmen. Die Oberkiefer haben in der Mitte 2 grössere stumpfe Zähne. Der Vorderrand des Clypeus ist nicht 5zähnig, sondern 4zähnig (vgl. Taf. 4, Fig. 11 und 12), indem er zwischen den 2 mittlern Zähnen abgestutzt ist, nicht wie bei der Orth.-Larve daselbst zu einem 5. Zahne vorgezogen. Die Dorsal- schilder und Dorsalflecke der Glyptus-Larve sind in ähnlicher Weise mit gelben Borsten besetzt wie bei der Orthogonius-Larve. 2. Bemerkungen über einige andere termitophile Coleopterenlarven. Die von Horx in den Hügelbauten von Termes redemanni zu Anurhadapura und Nalanda auf Ceylon gefundenen eigenthümlichen Käferlarven, die ich oben (S. 109 u.110) als muthmaassliche Elateriden- Larven bezeichnete, dürften wohl gesetzmässig termitophil sein. Sie sind 10—15 mm lange und 3—4 mm breit, ziemlich flach, Kopf schwarzbraun, Thorax oben elänzend rothbraun, ebenso auch die Dorsalschilder des Hinterleibes, der übrige Körper weissgelb. Die ganze Oberseite, d. h. die hornigen Partien derselben, besonders aber die Thorakalschilder sind mit langen rothbraunen Borsten dicht be- setzt. Das letzte Adominalsegment hat oben einen breiten teller- förmigen Eindruck mit erhabenem Rande. Die Analröhre bildet einen kurzen Nachschieber. Diese Larven scheinen mir mit den Larven von Zudius ähnlich zu sein. Zu den gesetzmässig termitophilen Coleopterenlarven gehören ziemlich sicher auch eine Reihe mir vorliegender eigenthümlicher Julus- ähnlicher Larven, welche an die Tenebrionidenlarven sich an- schliessen. Sie sind 10—25 mm lang, schlank, drehrund mit ovalem Kopf, der wenigstens so gross wie der Prothorax ist, 4gliedrigen Fühlern und dünnen, kurzen Beinen. Sie haben ein merkwürdiges graubraunes bis lilafarbiges Colorit. Die Oberseite ist entweder unbehaart oder mit kolbenförmigen kurzen Börstchen besetzt. Ich erhielt mehrere dieser Larven von G. D. Havıranp aus Termiten- nestern der Halbinsel Malacca (aus Nestern von Kutermes longipes Hav. nach einem beiliegenden Arbeiter); ferner eine kleinere, mit oben erwähnten Börstchen bekleidete aus einem Neste von (apritermes longicornis Wasm. aus Khandala bei Bombay von Rev. J. AssmuTH S. J. Eine ganz ähnliche, aber weisse, Larve erhielt ich aus einem Neste von Kutermes heimi Wasm. aus Wallon von Rev. J. B. Hrım 8. J. — Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 149 Vermuthlich handelt es sich um Larven von Rhysopaussiden, welche sämmtlich termitophil sind.') Eine nähere Beschreibung dieser Larven will ich erst dann geben, wenn ihre Zugehörigkeit zu bestimmten Gattungen durch weitere Funde aufgeklärt ist. Diese Mittheilung sollte nur die Auf- merksamkeit der Sammler auf dieselben hinlenken, damit sie die zu- gehörigen Imagines leichter feststellen können. 3. Cöleoptera, Scarabaeidae, Aphodiini. Ein neuer Chaetopisthes aus Vorderindien, Ch. heimi n. sp, (Bar 5% Hier 38) Rufus, nitidus, politus, fere impunctatus, parce pilis erectis vestitus, praeterea tomento flavo in suleis basalıbus prothoracıs, fasciculo parvo flavo in extremitate gibbi et in angulis posticis excavatis prothoracis, denique fasciculis duobus rufis in extremitate elytrorum ornatus. Caput semicirculare, apice acuminatum , lateribus utrimque bisinnatis. Oculi magnt, prothoracis margini contigui. Prothorax comvexus, postice gibbosus, longitudine brevior, profunde trisulcatus, sulca media basin versus dilatata; sulcae laterales in margine deflexo thoracıs sitae; anguli antiei thoracıs haud lateraliter prominentes, margo lateralis in medio profunde sinuatus et post sinum dhilatatus. KElytra thorace duplo et dimidio longiora, minus inflata quam in Ch. suleigero, utrimque 5 sulcata, apice utrimque fascieulo magno latoque setarum rufarum instructo. Mas. Paullo minor (3 mm), corporis forma parallela. Femina. Paullo major (3,5 mm); abdomine cum elytris paullo inflatis. Unterscheidet sich von Chaetopisthes suleiger Wasm. (in: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, 1, p. 152 u. tab. 1, fig. 3) ausser durch die geringere Grösse und schmalere Körpergestalt durch folgende Punkte: Chaetop. suleiger WAsM. Chaetop. heimi Wasm. Prothorax etwas länger als Prothorax etwas breiter als breit, Vorderecken seitlich stark lang, Vorderecken seitlich gar vortretend, Seitenrand in der nicht vortretend, Seitenrand in Mitte nur schwach ausgebuchtet, der Mitte tief ausgebuchtet, 1) Vgl. WasmanN 8; ferner R. GEsTRo’s Uebersicht der Rhyso- paussidae, in: Ann. Mus. civ. Genoya (2), V. 20, 1900, p. 746 ff. 150 E. Wasmann, von den Vorderecken an gegen die Basis verengt. Mittelfurche des Prothorax schmal, gegen die Basis nicht er- weitert, die Basalhöcker niedrig. Flügeldecken fast 3 mal so lang wie der Prothorax. Beine sehr lang, das 1. Tarsen- glied der 4 hintern Beine be- deutend verlängert und ver- hinter der Ausbuchtung lappen- förmig erweitert, daselbst breiter als an den Vorderecken (vgl. Taf. 5, Fig. 3). Mittelfurche des Prothorax gegen die Basis erweitert, Basal- höcker höher. Flügeldecken kaum 2%/, mal so lang wie der Prothorax. Beine mässig lang, das 1.Tarsen- glied der 4 hintern Beine ver- längert, aber nicht verbreitert. breitert. Von Chaetop. fulvus Westw. durch die Bildung der Seitenränder des Halsschildes und das verlängerte 1. Glied der Hintertarsen ver- schieden. Bei Termes obesus Ramp. subsp. wallonensis Wasm. von dem Missionär Rev. J. B. Heım S. J. zu Wallon, Ahmednagardistriet, ent- deckt. Ferner bei Termes obesus Rams. in specie von Rev. J. AssmurH 8. J. zu Khandala bei Bombay in mehreren Exemplaren gefunden; im ganzen lagen 8 Stück vor. Ich benenne die Art zu Ehren des Entdeckers. Biologische Bemerkungen siehe oben S. 108. 4. Coleoptera, Histeridae. Saprinus asiaticus Lewis bei Termes obscuriceps W as. Trincomali, Ceylon, W. Horn! (vgl. oben S. 115 und: Deutsch. entomol. Ztschr. 1899, p. 386). Ausserdem liegen mir noch einzelne Exemplare von andern ostindischen Histeriden vor, die bei Eutermes biformis Wasm. und bei Capritermes longicornis WAasm. (Khandala bei Bombay, J. Assmura!) gefunden wurden. Ob die betreffenden Arten gesetzmässig termitophil sind, wird sich erst auf Grund weiterer Sendungen feststellen lassen, weshalb ich diese Arten hier noch nicht beschreibe. Ebenso ver- schiebe ich aus demselben Grunde die Bearbeitung einer Reihe anderer von HEım und Assmur# in Gesellschaft von Termiten ge- fundener Coleopteren auf später. [Vgl. auch den Nachtrag 1.] Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 151 Es sei noch bemerkt, dass die neotropische Fauna verhältniss- mässig reicher an termitophilen Histeriden zu sein scheint als die altweltliche. Aus ersterer sind bereits termitophile Arten in den Gattungen Termitoxenus, Colonides, Homalopygus, Reninus und Dis- eoscelis bekannt. ') 5. Diptera, Termitoxeniidae, Genus Termitoxenia, subg. Termitoxenia s. str. Termitoxenia assmuthi n. sp. (Taf. 5, Fig. 4, a—c; Taf. 4, Io. 13). Abdomine albo, membranaceo, valde inflato, deorsum incurvato, supra in medio subito profunde constrieto. Capite thoraceque corneis, nigris, nitidis. Caput (Fig. 4b) elongatum, ceylindricum, postice attenuatum, latidudine duplo longius, basi ejus inferiori alba. Antennae 6.articulatae, art. 3° valde inflato, globoso, £—b"r perangustis, 6% duobus praece- dentibus unitis longitudine aequali; seta apicali antennarum simplici, subtiliter pilosa. Kostri art. 1° fere dimidio breviore 2°. Appendices thoracales (Fig. 4c) angustae, fere rectae, ramus earum anterior vix longior posteriore. Pedes longi, coxae conicae, femora postica apice clavata. Tarsorum art. 1° elongato et dilatato, infra dense setoso. Long. corp. totius fere 2 mm, altitudo abdominis 1 mm. Unterscheidet sich von Termitoxenia heimi Wasm. (in: Z. wiss. Zool., V. 67, 1900, tab. 33, fig. 1, p. 602ff.) durch etwas geringere Grösse, durch den kürzern und höhern, noch stärker nach unten und vorn umgebogenen Hinterleib, dessen Spitze die Ventralseite der Hinterleibsbasis fast berührt, ferner durch die tiefe sattelförmige Einschnürung des Hinterleibes in der Mitte der Dorsalregion, endlich durch die viel schmalern Therakalanhänge, welche griffelförmig, mit fast gleich langem Vorder- und Hinterast sind (bei 7. heimi sind sie noch breiter, fast muschelförmig, und der Vorderast überragt den Hinterast beträchtlich). (Vgl. Taf. 4, Fig. 13 u. 14 und Taf. 5, Fig. 4e u.5.) 7. havilandi Wısm. aus Natal ist im Bau der Thorakal- anhänge mit 7. assmuthi näher verwandt. Ungefähr ein Dutzend Exemplare lagen vor aus einem Neste 1) Vgl. Wasmann, Kritisches Verzeichniss der myrmekophilen und ter- mitophilen Arthropoden 1894, p. 152. Dagegen ist Teratosoma longipes Lew. nicht termitophil, sondern ecitophil. Vgl. Neue Dorylinengäste, in: Zool. Jahrb., V. 14, Syst., p. 250 (36 Sep.). 152 E. WAsMAnnN, von Termes obesus Ramp., aus Khandala bei Bombay (vgl. oben S. 107). Ich widme die Art ihrem Entdecker, Rev. J. Assmuta 8. J., Professor an der St. Francis Xavier Highschool in Bombay. Er fand diese interessanten Gäste am 18. Dec. 1901 und schrieb mir über die- selben: „Die kleinen weissen Thiere fanden sich ziemlich tief im Nest- innern (bei den Eiern und jungen Larven der Termiten); sie sind ziemlich gute Läufer trotz ihres dicken Körpers; wenigstens sind sie viel lebhafter und beweglicher als die jungen Termiten, die mit ihnen gleiche Farbe haben.“ Diese Beobachtung bestätigt meine schon früher ausgesprochene Ansicht, dass die Appendices thoracales von Termitoxenia beim Laufen als Gleichgewichtsorgane (Balaneirstangen) dienen, worauf auch ihre basale Musculatur hindeutet. Ueber die Anatomie dieser Art werde ich später Näheres be- richten in der Fortsetzung meiner Arbeit über Termitoxenia in der „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“.t) Hier nur eine Be- merkung über die Appendices thoracales, welche wiederholt falsch gedeutet worden sind. Sırvestrı?) erklärte sie für rudimentäre Dipterenflügel, Bruzs°) sogar für die Dipterenschwinger. Letztere Ansicht ist schon deshalb unrichtig, weil die Appendices thoracales einen mesothorakalen Ursprung haben und weil sich hinter ihnen, im Metathorax entspringend, die echten Schwinger von Termitoxenia finden. Erstere Ansicht ist ebenfalls unzutreffend; die Appendices thoracales von 7. sind zwar den Flügeln morphologisch gleichwerthig; aber sie sind nach einem ganz andern, viel einfachern Plane gebaut und zu ganz andern Functionen als die Insectenflügel spelialisirt; sie sind ebenso wenig rudimentäre Dipterenflügel als etwa die Vorder- extremitäten der Reptilien rudimentäre Vogelflügel sind. Will man sie überhaupt mit den Flügeln der Dipteren vergleichen, so müsste man sie als einen Rückschlag in eine sehr alte phylogenetische Vor- stufe der Flügelbildung bezeichnen. Den Beweis dafür werde ich 1) Termitoxenia, ein neues, flügelloses, physogastres Dipterengenus aus Termitennestern, 1. Theil, in: Z. wiss. Zool., V. 67, 1900, p. 599—617, tab. 33; 2. Theil: ibid., V. 70, 1901. p. 289—298. Vgl. auch den auf dem 5. internat. Zoologencongress zu Berlin am 15. August 1901 ge- haltenen Vortrag „Zur nähern Kenntniss der termitophilen Dipterengattung Termitoxenia“, in: Verh. 5. Intern. Zoologencongr. 1902, p. 852—872. 2) Descrizione di nuovi Termitofili I, p. 3, in: Boll. Mus. Torino, V.16, No. 395, 25. Juli 1901. 3) Two new myrmecophilous genera of aberrant Phoridae from Texas, p. 342, in: Amer. Naturalist, V. 35, No. 413, May 1901, p. 337—356. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 153 in dem betreffenden Theile meiner anatomisch-histologischen Arbeit auf Grund der Schnittserien erbringen. - Termitoxenia assmuthi ist bereits die 5. Art dieser durch ihre Biologie wie durch ihre Anatomie und Entwicklungsgeschichte höchst interessanten Dipterengattung. Die Termitoxenia sind nach meinen bisherigen Untersuchungen „Ametabole Dipteren, welche als protandrische Hermaphroditen eine imaginale Ent- wicklung durchmachen;“ die eine der beiden Untergattungen (Termitoxenia s. stricto) legt relativ riesige Eier, aus denen die stenogastre Imagoform kommt; die andere Untergattung (Termitomyia) scheint sogar direet die stenogastre Imagoform zu gebären. Bei beiden Untergattungen ist die ganze postembryonale Entwicklung in das Imagostadium verlegt; dieselbe beeinnt mit der Entwicklung der Hoden und eulminirt in der Entwicklung der riesigen einröhrigen Ovarien in jedem Individuum (daher „protandrischer Hermaphrodi- tismus“). 6. Hymenoptera, Formicidae. Als gesetzmässig termitophil ist nur die folgende Art zu be- trachten: ; Monomorium decamerum Em. — Lebt als Diebsameise in den Pilzeärten von Termes redemanni WAsm., Anurhadapura, Ceylon, Horn! (vgl. oben S. 110). Zufällige Formen zusammengesetzter Nester, deren Componenten Ameisen und Termiten sind, kommen dagegen häufig vor. So fand Horx in den Hügelbauten von Termes redemanni Colonien von folgen- den Ameisenarten einquartirt: Lophomyrmex quadrıspinosus JERD., Oremastogaster rothneyi Mayr, Plagiolepis longipes JERD. Polyrhachis clypeata MAyR und (vereinzelt) (amponotus rufoglaucus JERD. Unter Rinde fand Horn ein zusammengesetztes Nest von Techno- myrmex albipes Fr. Sm. und Termes horni Wasm. (Nalanda); unter Steinen zusammengesetzte Nester von Uremastogaster rothneyi MAYR und Eutermes biformis Wasm., ferner von derselben Ameise und Capritermes longicornis Wasm. (beide Fälle zu Bandarawella). Termitenraubend beobachtete Horn Prenolepis longicornis LTR., Arbeiter von Meerocerotermes cylindriceps als Beute forttragend (Pan- kulam, unter Rinde), ferner Oecophylla smaragdina F., mit Termes ceylonicus Wasm. im Maule laufend (Nalanda). 154 E. Wasmann, Nach WRroUGHToN’s Beobachtungen ') lebt Zobopelta distinguenda Em. vorzugsweise von Termitenraub, indem sie zufällig eröffnete Termitenbauten in förmlichen Heeressäulen überfällt und die Be- wohner fortschleppt. 7. Pseudoneuroptera, Termitidae. Mierotermes globicola Wasm. — Diese kleine Termite mit ihren kleinen kugelförmigen Pilzgärten lebt als Gast in den Hügelnestern von T. redemanmi. Anurhadapura, Ceylon, Horx! Vgl. oben S. 110, 116 und Taf. 5, Fig. 1. Auch die andern Meerotermes-Arten scheinen vorzugsweise Gasttermiten zu sein. Das Vorkommen einer Colonie von Capritermes longicornis W ASM. in einem Hügelneste von 7. redemanni (Anurhadapura, Horn! oben S. 126) verdient ebenfalls Erwähnung, da die Arten der Gattung Capritermes auch in andern Erdtheilen besonders gerne in Nestern fremder Termitenarten sich einquartiren. Dasselbe gilt auch für die Gattung Mirotermes Wasm. M. saltans Wasm. wurde von P. ©. HrYER S. J. in Südbrasilien bei Eutermes arenarius Bares subsp. fulviceps Sırv. gefunden, und M. braunsi Wasm. n. sp. bei Hodotermes viator Ltr. in der Capcolonie. Auch M. baculi Ssöst. und hospes SJÖsT. (Kamerun) wurden in Nestern fremder Termitenarten gefunden (SJÖSTEDT 5, 197 u. 198). III. Myrmekopkilen. Hier beschränke ich mich auf die Funde von Dr. W. Horn aus Ceylon. Das übrige Material meiner ostindischen Myrmekophilen, das durch neue Sendungen von Rev. J. B. Hrım u. J. Assmute S. J. in letzter Zeit erheblich bereichert worden ist, werde ich bei einer spätern Gelegenheit bearbeiten. — Auf jene Arten, welche von HorN wahrscheinlich nur zufällig bei Ameisen gefunden wurden, gehe ich nicht ein. 1. Coleoptera, Paussidae. Paussus horni n. sp. (Taf.5, Bie26)) Rufotestaceus, nitidus, punctatus, subtiliter brevitergue pilosus, elytris magnis, parallelis, disco eorum utroque linea abbreviata longitudinali 1) Our Ants, Part. IT, p. 44 (Journ. Bombay Nat. Hist. Soc. 1892). Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 155 nigra instructo. Caput cum oculis magnis thorace latius, margine ejus posteriore elevato, in medio exciso, utrimque obliquo; supra dense et subtiliter punctatum; fronte usque ad extremum marginem anticum clypei longitudinaliter carinata; elypeo antice vix exciso et paullo impresso. Antenarum clava magna, ovali, pernitida, vix punctata, supra suleis tribus obliquis profundis, dente basalı magno et cerasso. Prothorax longitudine paullo latior, longitudinaliter sulcatus, pars ejus anterior multo latior posteriore, lateribus valde rotundatis, grosse sed obsolete rugosopunctalus ; pars posterior alutacea, multo subtilius et parcius punctata. Elytra thorace multo latiora et plus triplo longiora, alutacea, seriatopunctata, punctis sat magnis sed haud profundis, piligeris; in utrogwe elytro fascıa longitudinalis angusta, in basi et apice multum abbreviata. Pygidium nitidum, margine nudo, haud dense sed grosse punctatum, inter puncta majora subtiliter punctatum. Pedes robusti, tibüs angustis, apicem versus paullo latioribus, tarsıs robustis et praesertim unguibus longis et acutis. Long. corporis 7 mm, latit. 5 mm. Gehört zur Gruppe der P. hearseyanus WeEstw., mit diesem sowie mit affinıs Westw. und sesguisulcatus Wasm. nahe verwandt, aber viel kleiner, hell ziegelroth, mit viel schmalerer und kürzerer Längs- binde auf den Flügeldecken und mit viel gröber sculpirtem Vorder- theil des Prothorax; auch sind die Schläfen hinter den Augen länger und stärker gerundet als bei jenen 3 Arten. Zur Unterscheidung der mir vorliegenden nahe verwandten P. hearseyanus, sesquisulcatus und horni diene folgende Uebersicht: 1. Grösser (10 mm), dunkel braunroth, die schwarze Längsbinde der Flügeldecken fast die ganze Oberfläche derselben bis auf einen schmalen Naht- und Randsaum einnehmend. Bloss die Stirn mit einem Längskiel, das Epistom dafür mit einer feinen, eingegrabenen Längsliniee Epistom vorn sehr breit und tief dreieckig eingedrückt. la. Fühlerkeule mit 3 gleich langen und gleich tiefen Quer- furchen. Hinterrand des Kopfes (Taf. 4, Fig. 15a) sehr breit ausgebuchtet, die Seitenecken vollkommen abgerundet. Prothorax etwas breiter als lang: Paussus hearseyanus WESTW. 1b. Fühlerkeule nur mit 2 Querfurchen, deren äussere viel seichter und kürzer ist als die innere. Hinterrand des Kopfes (Taf. 5, Fig. 15b) gerundet, in der Mitte schmal ausgebuchtet. Prothorax so lang wie breit: Paussus sesquisulcatus WAsM. 156 E. Wasmann, 2. Kleiner (7 mm) hell ziegelroth, mit kurzer, schmaler schwarzer Längsbinde auf den Flügeldecken. Längskiel der Stirn bis zum Vorderrande des Epistoms sich fortsetzend, letzteres vorn schwach eingedrückt. Hinterrand des Kopfes (Taf. 4, Fig. 15e) in der Mitte schmal aber tief ausgebuchtet, zu beiden Seiten schräg abgestutzt. Fühlerkeule mit 3 gelb tomentirten Quer- furchen, von denen die beiden innern gleich lang und gleich tief, die äusserste viel kürzer und seichter ist: Paussus hormi WASM. Fundort: Bandarawella, Ceylon, in einem unter einem Steine befindlichen Neste von Pheidole spathifera For. var. yerburyi For. Nur ein Exemplar, das der Finder mir freundlichst überliess; ich benenne die Art zu Ehren des Entdeckers. Die von Horn in dem- selben Pheidole-Neste gefundene Käferlarve ist wohl schwerlich zum Paussus gehörig, da sie von der durch Erıcasoxn beschriebenen Larve des Paussus ınermis GeRrsT. völlig abweicht. — P. hormi ist meines Wissens die erste aus Öeylon beschriebene Paussus-Art. Die von YERrBURY bei Xiphomyrmex tortuosus Rog. auf Ceylon gefundene Species ist unbenannt (vgl. Krit. Verzeichniss, p. 121, No. 166). 2. Coleoptera, Lathridiidae, Merophysini. Hoploparamecus (subgen. Calyptobium) horni n. sp. Rufotestaceus, valde nitidus, supra totus dense et subtiliter punctatus. Antennae (2?) 1O artieulatae, clava biartieulata, magna, oblique truncata. Prothorax cordiformis, longitudine dimidio latior, in medio disci linea longitudinali brevi, in basi linea transversali longa, utrimque per suleum longitudinalem brevem, sed latum et profundum (foveiformem), himitata, instructus. Elytra thorace latiora et fere triplo longiora, lateribus postice sensim rotundatis. Long. 1 mm. Durch die Körperform, rostrothe Färbung und den starken Glanz, sowie durch die breite vorn schräg abgestutzte Fühlerkeule einer Merophysia ähnlich, aber durch die 10 gliedrigen Fühler, deren Keule aus 2 Gliedern besteht zur Gattung Hoploparamecus Curt. und zwar zur Untergattung Calyptobium Vırva gehörig; in Reırter’s Tabelle der Lathridiiden (Bestimmungstab. Eur. Col., Heft 7, 2. Aufl, p. 13) in die Abtheilung 4 (Augen gross, den grössten Theil der Schläfen einnehmend) zu stellen. Trotz des starken Glanzes ist die Oberseite fein und dicht sehr deutlich punktirt. Das Halsschild, Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 157 das deutlich schmaler als die Fügeldecken ist, zeigt eine sehr kurze Längslinie oder feine Längsfurche in der Mitte der Scheibe, eine lange vertiefte Querlinie nahe der Basis und zu jeder Seite der- selben eine tiefe, aber kurze Längsfurche, die sich zu einem lateralen Basalgrübchen erweitert und die Mitte der T'horaxlänge nicht er- reicht. An den 10egliedrigen Fühlern ist Glied 1 ziemlich dick, lang walzenförmig, 2 so lang wie 1 aber dünner, gegen die Spitze ver- diekt; die folgenden Glieder kürzer und schmaler als 2, rasch. an Länge abnehmend, 3 doppelt so lang wie breit, 4 nur um die Hälfte länger als breit, 5 kaum länger als breit; von 5—8 nehmen die Glieder an Dicke etwas zu, 7 und 8 sind knopfförmig, fast quer; an der 2gliedrigen Keule ist Glied 9 sehr gross, glockenförmig, etwas länger als breit, 10 ebenso breit aber nur halb so lang wie 9, quer mit schräg abgestutztem Vorderrand. Anurhadapura, Öeylon, Horn! In einem Neste von Technomyrmex albipes Fr. Sm. Ich benenne die Art, von der nur 1 Stück vorlag, zu Ehren des Entdeckers. 3. Diptera, Syrphidae. Larve von Mierodon sp. 2 Stück in einem Neste von Uremasto- gaster dohrni MAYR. Mierodon-Larven sind nun bereits aus allen Welttheilen, mit Aus- nahme Australiens, als Ameisengäste bekannt. Auch als Termiten- gäste kommen sie vor, obgleich seltener. Vgl. mein „Kritisches Ver- zeichniss“ p. 173ff., ferner WHEELER, „Microdon-Larvae in Pseudo- myrma nests“, in: Psyche, V. 9, No. 303, 1901, p. 222—24. Ueber die Beziehungen der Larven und Imagines von Microdon zu den Ameisen siehe auch meine Mittheilungen in: „Erster Nachtrag zu den Ameisengästen von Holl. Limburg“, in: Tijdsch. Entomol., V. 41, 1898, p. 7. 158 E. Wasmann, IV. Nachtrag. 1. Neue Gäste von Termes obesus RAamB. (Zu S. 108, 140 ff.) Während der Correctur dieser Arbeit kam eine neue Sendung von meinem Collegen Rev. J. Assmurn an, welche hier nur noch summarisch erwähnt werden kann. An Gästen von Termes obesus i. sp. (aus Khandala bei Bombay) enthielt sie: Coleoptera: Cieindelidae: Larven einer Cicindela in verschiedenen Grössen- stufen. Carabidae: Mehrere Orthogonius sp. mit ihren Larven (meist jungen); ferner noch zwei kleinere (mit Orthogonius verwandte) Carabidengattungen (mit ihren Larven), deren Imagines ebenfalls (wie die Orthogonius) einen sehr dicken, von den Flügeldecken nur unvollständig bedeckten Hinterleib besitzen (Hypertrophie des Fett- körpers in Folge der termitophilen Lebensweise ihrer Larven). Staphylinidae : Mehrere Myrmedonia sp., Termitodiseus heimi WAsM., sowie insbesondere eine Art der Gattung Doryloxenus, welche zu den typischen Vertretern des Trutztypus der afrika- nischen Dorylinengäste gehört. Dass ihr Vorkommen bei den ostindischen Termiten ein gesetzmässiges ist, wird nicht bloss durch Assmurn’s Sendung bewiesen, wo sie aus einer Reihe von Nestern des 7. obesus bei Khandala vertreten ist, sondern auch durch einen frühern Fund von P. Hrım, der sie aus einem Neste von T. obesus subsp. wallonensis aus Wallon einsandte. Sämmtliche Charaktere des dorylophilen Typus von Doryloxenus sind trotzdem bei dem in- dischen Termitengast beibehalten, sogar die verkümmerten und mit Hafthaaren besetzten Tarsen! Das Vorkommen dieses Doryloxenus beiTermiten scheint mir nur durch einen vor relativ kurzer Zeit erfolgten Wechsel seiner Lebens- weise erklärlich. [Analoge Fälle hierzu bieten auch die Cephalo- plectinengattungen Termitopsenius und Eupsenius Wasm. aus Süd- Amerika, bei denen jedoch auch speciell termitophile Anpassungs- charaktere vorhanden sind. Die Aehnlichkeit der indisch-afrikanischen Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 159 Gattung Termitodiscus mit diesen neotropischen Oephaloplectinen dürfte dagegen bloss eine Uonvergenzerscheinung sein.| Histeridae: Eine sehr merkwürdige, in der Körperform an (is erinnernde, wahrscheinlich neue Gattung (Termitocis), durch lang walzenförmige Gestalt ausgezeichnet, aus den Pilzgärten von Nest No. 93. Ferner, zwei andere Histeriden-Arten, deren gesetzmässige Termitophilie jedoch noch zweifelhaft ist. Scarabaeidae: Aphodüni: Chaetopisthes (wahrscheinlich sämmtlich Ch. heimi) in grösserer Anzahl aus vielen Nestern. Trogini: Ein neues, sehr sonderbar und bizarr gestaltetes Genus (Termitotrox) aus zwei Nestern. Dasselbe Thier erhielt ich schon früher einmal aus Wallon von P. HEım, wo es bei 7. obesus subsp. wallonensis lebt. Cetonini: Ein Coenochilus sp. (propre Campbelli SAUND.). Diptera: Termitoxenüdae: Termitoxenia assmuthi Wasm. in den verschie- densten Entwicklungsstadien von den kleinsten stenogastren bis zu den grössten physogastren Exemplaren. Meine Ansicht, dass die stenogastre Imagoform die Larvenform der physo- gastren darstellt, wird durch diese Sendung auffallend bestätigt. Termitoxenia heimi Wasm. Nur aus einem Neste, das keine T. assmuthi enthielt. Phoridae: Ein wahrscheinlich neues, flügelloses, mit Aenigmatias verwandtes Genus in einigen Exemplaren aus zwei Nestern; von den Termiloxeniidae völlig verschieden. Apterogenea: Lepismidae: Mehrere Species, darunter eine in den meisten Nestern vertreten. Poduridae: Eine mit Nöcoletia (Beckia) albinos Nic. sehr ähnliche Art in den meisten Nestern zahlreich (ebenso wie in Hrım’s Sendungen aus Wallon). Bezüglich des Nestbaues von Termes obesus erwähnt ASSsMUTH noch, dass die mässig grossen Lehmhügel dieser Art meist von einer Anzahl schlanker, thürmchenartiger Ausbauten überragt sind, die sich bis zu einem Fuss oder höher über das Nest erheben und ringsum geschlossen sind. Nur in einem Falle waren diese Ausbauten mehr 160 E. Wasmanrn, kuppelförmig und durchlöchert. In zwei Fällen bestand der ganze Oberbau des Termitennestes nur aus kleinen, runden, flachgewölbten Hügeln von 1/,—?”/, Fuss Durchmesser und kaum '/, Fuss Höhe, deren Material mehr sandartig und weich war (nicht fester Lehm). Morphologische Unterschiede zwischen den Termiten aus diesen ver- schiedenen Bauten konnte ich nicht finden. Vielleicht sind jene Ver- schiedenheiten des Baues nur durch die locale Bodenbeschaffenheit des Nestplatzes bedingt. 2. Ueber die Gattungen Arrhinotermes Wasm. und Leucotermes SILY. (Zu S. 103—104, 117—119, 159—140.) In Assmurn’s letzter Sendung fanden sich (unter No. 57) eine Anzahl geflügelter Imagines von Arrhinotermes heimi \WASM., Wozu der Sender bemerkt, dass sie wahrscheinlich zu ZDeucotermes indicola Wasm. gehören. Dafür spricht das häufige Vorkommen dieser Ge- flüigelten in den Häusern von Bombay, wo nur letztere Art als Haus- termite zu finden ist. Dagegen spricht jedoch die Fühlergliederzahl der Imago. Dieselbe beträgt nämlich bei Zeucotermes tenws Hac., flwipes Korn. und lucifugus Rossı nach Hasen 17, nach meinen Exemplaren von Z. lueifugus aus Spanien meist 18, bei Arrhinotermes heimi dagegen 22 (selten 21). Daher scheint es nothwendig, letztere für generisch verschieden von erstern zu halten, auch wenn ihre Soldaten sehr ähnlich wären. Wir müssten dann Leucotermes als die phylogenetisch jüngere, von Arrhinotermes abzuleitende Gattung be- trachten, deren Fühlergliederzahl reducirt ist. Die Synonymie der Art würde dann lauten: Arrhinotermes heimi W asum. &,2 (= Leueotermes indicola WAasm. 2, ?). Ferner wahrscheinlich auch: Arrhinotermes oceanicus Wasm. &, 2 (= Leucotermes insularis Wasm. 2). 3. Speculitermes cyclops n. 9. N. Sp. (Zu 8. 138.) Nach Assmurn’s letzter Sendung scheint es auch in Ostindien Ter- miten zu geben, bei denen die Soldatenkaste fehlt. Dieselben gehören Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 161 jedoch nicht zu der neotropischen Gattung Anoplotermes Fr. MÜLL., sondern zu der folgenden: Speeulitermes n. 9. (Speculum, wegen des kreisförmigen Stirnspiegels.) Imago und Arbeiterform ähnlich Anoplotermes, Soldatenform wie bei letzterer fehlend. Ausgezeichnet durch die grosse, un- paare Stirnocelle, welche nicht nur bei der Imago, sondern auch beim Arbeiter vorhanden ist. Fühler der Imago 15gliedrig, des Arbeiters l4gliedrig.. Vorderlappen des Prothorax beim Arbeiter ganzrandig, hoch aufgerichtet. Speculitermes cyclops n. sp. Geflügelte Imago. 9—10 mm lang, mit den Flügeln 15—16 mm. Oben dunkel braun, graugelb behaart, fast matt, mit breiten weissen Segmentbändern der Hinterleibsringe; Kopf mit Aus- nahme der Mundtheile schwarz, Fühler und Beine hell gelbbraun, Unterseite weiss. Kopf rundlich oval, das Stirnfenster eine sehr grosse, stark glänzende, kreisförmige Beule bildend, die einer unpaaren Ocelle entspricht. Die seit- lichen Ocellen mässig gross, um die Hälfte ihres Durchmessers von den grossen, aber nur schwach vorspringenden Augen entfernt. Epistom mehr als doppelt so breit wie lang, gewölbt, ohne Mittel- linie. Fühler 15gliedrig, das 2. Glied viel länger als das 3., welches das kürzeste ist; die folgenden Glieder allmählich an Länge zu- nehmend. Prothorax ein wenig schmaler als der Kopf, halbkreis- förmig, mit einer schwachen Längsfurche und einer tiefern, nahe am Vorderrande liegenden Querfurche; Vorderrand der ganzen Länge nach seicht ausgeschnitten. Flügel grau, schwach rauchfarbig, zwischen Subcosta und Mediana ein Netzwerk feiner Queradern. Die Mediana der Submediana näher als der Subcosta. Mediana gerade, an der Spitze getheilt. Submediana nach unten S—10 grossen Theils gegabelte Zweige abgebend. Abdominalpapillen deutlich, kurz kegel- förmig. Nymphe. 6—7 mm lang, ziemlich schmal, weiss mit gelben Flügelscheiden, welche die Mitte des Hinterleibes erreichen. Arbeiter. 5—6 mm lang, Kopf glänzend braun, Thorax und Hinterleib oben gelbgrau, der Hinterleib meist durch den mit Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 11 162 E. Wasmann, Erde stark gefüllten Darm schwarz. Auf der Mitte der Stirn ein kreisförmiger, deutlich erhabener, gelber Fleck, der einer unpaaren Stirnocelle entspricht. Stirn ohne Eindrücke und ohne weisse Linienzeichnung. Epistom stark gewölbt, doppelt so breit wie lang, mit einer nicht vertieften Längslinie in der Mitte. Mundtheile kräftig entwickelt. Fühler 14gliedrig, schlank, das 2. Glied etwas kürzer als das 3. Vorderlappen des Prothorax gross, hoch aufgerichtet, halbkreisförmig, nicht ausgerandet. Rev. J. Assmuta S. J. entdeckte am 22. Mai 1902 ein Nest dieser Termite unter einem Steine zu Khandala. Eine Anzahl ge- flügelter Imagines und einige hundert Arbeiter lagen vor. Soldaten konnte AssmurH nicht finden, obwohl er das Nest aufgrub, um sie zu suchen. — Auch einige Arbeiter aus Trincomali auf Ceylon von Horn lagen vor. el Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. 163 Erklärung der Abbildungen. Natel 4: Fig. 1. Arrkinotermes heimi, Imago Fühler ; 1a Oberkiefer; 1b Ober- lippe ; ic Unterlippe ; 1d Unterkiefer (ZEISS a, Oc. 4); le Flügel (2:1); 1f Prothorax (10:1). Fig. Soldaten.! 2. Leucotermes indicola WAsSM., Kopf und Prothorax des ) Fig. 3. NMerocerotermes heimi WAsM., Kopf und Prothorax. 4 5 Fig. MMerocerotermes eylindriceps WASM., Kopf. Fig. 5. Amitermes quadriceps WASM., Kopf. Fig. 6. Eurytermes assmuthr WAsM., Kopf. Fig. 7. (apritermes longicornis WASM., Kopf. Fig. 8. Eutermes monoceros Köx., Kopf an Antenne, p Maxillar- taster, r rudimentärer Oberkiefer). Fig. 9. Butermes flaviventris WAsM., Kopf Buchstabenerklärung wie in Fig. 8. Fig. 10. Eutermes biformis WasMm., Kopf des grossen Soldaten; 10a Kopf des kleinen Soldaten. Fig. 11. Vorderrand des Olypeus der Larve von (zlyptus (sculptilis BUELLE). Fig. 12. Larve von Orthogonius schaumi CHAuD., Vorderrand des Clypeus; 12a Öberkiefer, 12b Fühler, 12c Unterkiefer und Unterlippe (Zeiss A, Oc. 1) st Stipes der Unterkiefer; sy Squama palpigera, kt Kiefer- taster, al äussere Unterkieferlade, öl innere Unterkieferlade, / Lippentaster, tx Zunge; 12d Vorderbein ec Ooxa, ir Trochanter, f Femur, ? Tibia, a Tarsus. Fie. 13. Appendix thoracalis von Termitoxenta assmuthi WasMm. (Zrıss A, Oe. 4) va Vorderast; ah Apicaltheil des Hinterastes; bh Basal- theil des ekeken har m Mittelstück. Vgl. Taf. 5, Fig. te. 1) Auch die folgenden Figuren beziehen sich auf die Soldatenform. Jul 164 E. Wasmann. Termiten, Termitophilen und Myrmekophilen. Fig. 14. Appendix thoracalis von Termitoxenia heimi WAasM. (Zrıss A, Oc. 4) Erklärung der Buchstaben wie m Fig. 13. Vgl. Tai. 5, Big. %D. Fig. 15. Hinterrand des Kopfes a) von Paussus hearseyanıs WESTW.; b) von Paussus sesquisulcatus WASM.; ce) von Paussus horn WASM. (vgl. Taf. 5, Fig. 6). Marken? (Fig. 3—6 sind Mikrophotogramme, mit Mikroskop ZEISS und der kleinen verticalen Camera von ZEISS aufgenommen. Fig. 1 u. 2 wurden von meinem Collegen J. BRAUN 8. J. mit einem gewöhnlichen Apparat aufgenommen.) Fig. 1. Pilzgarten von Mierotermes globicola Wasm. Natürliche (srösse. 3 Fig. 2. Junge und alte Larve von Orthogonius schaumi CHAUD. Sehr schwach vergrössert. (Vgl. auch Taf. 4, Fig. 12, a—d.) Fig. 3. Chaetopisthes heimi WASM. (ZEISS a,, Compensationsocul. 4, 10:1). Fig. 4. Termitoxenia assmuthi WAsM. (Bei auffallendem Lichte auf- genommen mit Zeiss A und Projectionsoeul. 2*; 16:1.) — 4a. Dasselbe Individuum bei durchfallendem Lichte aufgenommen. s Hinterleibsspitze. -— 4b. Kopf von T. assmuthi, bei durchfallendem Lichte aufgenommen. — 4c. Appendix thoracalis von Termitoxwenia assmuthi (Zu1ss D, Projections- oeul. 2*; 115:1). p membranöse Poren des Exsudatorgans. Vgl. auch af. 4, Eig.’13. Fig. 5. Appendix thoracalis von Termitoxenia heimi WASM. (ZEISS D, Projectionsoeul. 2*; 115:1). p membranöse Poren des Exsudatorgans. Vgl. auch Taf. 4, Fig. 14. Fig. 6. Paussus horni WASM. (ZEISS a,, Projectionsocul. 2*; 5:1). Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdr.), Naumburg a/S. Zoolog. Jahrbiicher Bd. 17 Abth.f. Syst. Taf 4. & DEREN IR ra \ ER N III \ = a I Fa / / ee m. m | Wasmann Verlag von Gustav Fischer, Jena Lithographie r.E.Schaal,Jena oa} Zoolog. Jahrb. Bd. 17. Abth. f. Syst. Taf. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Crayondruck von J. B. Obernetter, München. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Zur Kenntniss der Gruppe des Distomum clavatum, insbesondere des Dist. ampullaceum und des Dist. siemersi. Von Dr. H. von Buttel-Reepen, (Aus dem zoologischen Institut der Universität Jena.) Hierzu Tafel 6-10 und 8 Textfiguren. Die beiden hier zu beschreibenden Arten gehören der Gruppe des Distomum clavatum (Mexz.) an. Um zu erkennen, ob es sich um neue Species handele, musste ich die bisher beschriebenen dieser Gruppe angehörigen Trematoden mit den vorliegenden vergleichen. Da es strittig ist, welche der bekannten Formen als synonym anzusehen sind, und es wünschenswerth erscheint, eine Klärung unter Benutzung des noch vorhandenen Materiales anzubahnen, will ich vorerst eine Uebersicht dieser Arten geben und die Ab- bildungen reproduciren, welche in den Beschreibungen der Autoren zu finden sind. Ich füge auch die. Angaben über den Wirth hinzu, welche freilich oft unsicher bleiben. !) 1) Es finden sich nämlich bei den Autoren sehr allgemein ge- haltene Wirthsbezeichnungen, wie „Thon“, „Dorade“, „Bonite“, „Pelamys“, „Scomber“ u. s. w. Folgende Uebersicht zeigt das sehr Ungewisse dieser Benennungen: ; Scombridae = Makrelen. Thynnus vulgaris s. Thynnus thynnus C. = Thunfisch ; Thynnus pelamys C. V. s. Scomber pelamys L. = Bonite (echter) ferner: Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 12 166 H. von BurteL-Reeren, Es sind beschrieben: 1730. Hirudinella marina GARSIN (20); Länge 34mm; Wirth: „Bonite“, Magen; Fig. 1. 1774. Fasciola ventricosa PALLAS (44) (nec Dist. ventricosum RUDOLPHI 1819); Länge ca. 33 mm; Wirth: unbekannt, „ex Amboyna missum“; Fig. 2. 1790. Fasciola clavata ARCHIBALD MENZIES (36); Länge 53 mm; Wirth: Scomber pelamys, Magen; Fig. 3. 1802. Fasciola fusca Bosc (9); Länge 29 mm; Wirth: ‚Dorade‘ (Coryphaena hippuris), Kiemen und Darm; ‚avec deux petits tenta- cules‘‘; Fig. 4. 1802. Fasciola coryphaenae Bosc (9); Länge 23 mm; Wirth: ‚„Dorade‘ (Coryphaena hippuris), Darm, Fig. 5. 1802. Fasciola caudata Bosc (9); Länge 23 mm, „la partie posterieure terminee par une longue queue‘“‘; Wirth: ‚Dorade‘“ (Coryphaena hippuris), Kiemen und Darm; Fig. 6. 1809. Distoma clavatum RUDOLPHI (48); Zusammenfassung verschiedener Synonyme unter dieser Bezeichnung. 1809. Fasciola scombri pelamidis, TıLEsıus [apud RUDOLPHI (48)]; Referat. 1809. Fasciola coryphaenae hyppuridis TıLesius [apud RUDOLPHI (48); p. 436]; Referat. 1809. Distoma coryphaenae RUDOLPHI (48); Referat. 1819. Distoma clavatum BuDoLpHI (49); Länge 25 mm; Wirth: „Scomber pelamys‘‘, Magen: Exemplar von OHAMIsso erhalten: 1860 von WAGENER (57) abgebildet; Fig. 7. Pelamys sarda C. V. — Bonite (unechter); Scomber vulgaris s. Scomber scomber s. Scomber scombrus L. — Makrele; Ooryphaena hippuris L. = Dorade (unechte). Sparidae = Meerbrassen. Ohrysophris aurata L. — Dorade (echte). Bei diesen durch einander laufenden Bezeichnungen ist es kaum zu verwundern, wenn sich Irrthümer einschleichen. So bezeichnet BLANCHARD (6) z. B. die Dorade als Coryphaena aurata (p. 477). Hier gehört augen- scheinlich der Trivialname den Sparidae an. Im Katalog des Pariser Museums findet sich nun auch bei dem in Frage stehenden Trematoden bemerkt: „Höte: Chrysophrys aurata“. Aber auch diese Wirthsbezeichnung scheint mir in so fern nicht richtig zu sein, als es sich wahrscheinlich nicht um die ‚‚echte‘“, sondern um die ‚unechte‘“ Dorade, also um eine Makrele, handelt, wie aus dem Verfolg meiner Ausführungen ersichtlich sein dürfte. Ich bemerke hier noch, dass die Ooryphaena-Arten bei den Seeleuten als ‚Delphine‘ bezeichnet werden (s. S. 176) und dass nach meinen Erfahrungen der „Bonito* der deutschen Seeleute meist mit Pelamys sarda und sehr selten mit Thynnus pelamys zu identificiren sein dürfte. Gruppe des Distomum clavatum. 167 1819. Distoma tornatum BRUDOLPHI (49); Länge bis ‚‚septem lineas longa (12 mm, Breite 1 mm); Wirth: „Coryphaenae equisetis“ und „Coryphaenae hippuridis“ Magen; 1860 von WAGENER (57) abge- bildet; Fig. 8. 1828. Hirudinella clavata DE BLAINVILLE (4); BaırD 1853 (1). 1835. Distomum clavatum OWEN (43); Fasciola clavata seu ventricosa Owen (43); Länge 54 mm; Wirth: unbekannt; Fig. 9. 1845. Distomum clavatum DWUJARDIN (18); Bericht ohne Abbildung. Hält D. clavatum nicht für einen Trematoden! 1850. Distomum clavatum DIESING (17); Aufzählung der bekannten Arten ohne Abbildung. 1853. Hirudinella ventricosa BAIRD (1). 1860. Distoma clavatum WAGENER (57); Länge 25 mm; Wirth: „Scomber pelamys‘, Magen; RUDOLPHI’sches Exemplar von CHAMISSO an RUDOLPHI gegeben (s. oben); Fig. 7. 1868. Distoma gigas COBBOLD (14) (NARDO 1827); Länge 70—80 mm; Wirth: Ausonia cwvieri.!) Zuerst abgebildet durch MONTICELLI (39), dann durch BLANCHARD (6), Fig. 10, und schliesslich durch SETTI (51). Länge des NArDo’schen Exemplares: ‚5 pouces (135 mm) (41, 42), des SETTI’schen 120—125 mm; Fig. 10a. 1868 u. 1879. Distoma clavatum COBBOLD (14, 15); Länge bei 5 im Magen eines Schwertfisches (NXiphias) gefundenen Exemplaren von „four lines to two inches (ca. 6—50 mm). 1881. Distoma clavatum JOURDAN (22): Länge 18—30 mm; Wirth: „Ihynnus‘, Darm und frei lebend auf Sargassokraut; Fig. 11a, 11b. 1885. Distomum clavatum POIRIER (45); Länge 30 mm; Wirth: „Scomber pelamys“; Fig. 12. 1885. Distomum heurteli POIRIER (45); Länge 29 mm; Wirth: „Thon“, Darm; Fig. 13. 1885. Distomum dactylipherum POIRIER (45); Länge 21 mm; Wirth: „Argonaute‘“ sp. (?), Magen; Fig. 14. 1885. Distomum personatum POIRIER (45); Länge 18 mm, Breite 20 mm; Wirth: unbekamnt; Fig. 15. 1885. Distomum pallasii POIRIER (45); Länge 25 mm; Wirth: Del- phinus phocoena, Magen; Fig. 16. 1885. Distomum fuscwm POIRIER (45); Länge 16 mm; Wirth: un- bekannt; Fig. 17. 1886. Distoma ingens MONIEZ (37); Länge 60mm; Wirth: unbekannt; Fig. 18. 1891. Distomum ventricosum BLANCHARD (6); 4 Exemplare, Länge von 14—34 mm; Wirth: bei 5 Exemplaren unbekannt, bei einem (Eig. 20)’. „‚Bonite‘“;, Fig. 19, 20, 21, 22. 1) Syn.: Ausonia cwvieri, Luvarus imperialis, Proctostegus proctostegus, Proctostegus prototypus. 12* 168 H. von BurreEL-Reepen, 1898. Distomum elavatum LiNTon (29); Länge 18 mm; Wirth: Xiphias gladius. Nur Schnittbilder. 1900. Distomum ampullaceum BUTTEL (13); vorl. Mittheil., Fig. 25a, b, c. 1900. Distomum siemersi BUTTEL (13); vorl. Mittheil., Fig. 26. 1901. Hirudinella elavata DARR (16); 6 Exemplare, Länge von 13 —32 mm; Wirth: Diamantfisch, Darm; Figur identisch mit D. ventricosum Fig. 20.) Unter den vorstehenden Arten sind sicher viele mit einander identisch, aber über die Frage, welche der Trematoden zu einer Species zusammenzufassen sind, gehen die Ansichten nach verschiedenen Richtungen aus einander. Schon im Jahre 1868 giebt T. Spencer CoBBoLD (14), abgesehen von der erwähnten RupoLpurschen Zusammenfassung, eine Liste der Synonyme, wie folgt: Distoma elavatum Rund. — D. coryphaenae Ru». — D. gigas NarDo — Fasciola clavata MENZIES —= F. coryphaenae Bosc = F. coryphaenae hippuridis and F. scombri pelamidis 'TiLEsıus — F. fusca Bose —= Hirudinella marina GARSIN = H. clavata BAıRD and probably Distoma tornatum Ru». Im Jahre 1885 liefert alsdann Poıkıer (45) eine Bearbeitung der Gruppe und trennt viele Trrematoden als selbständige Arten ab. Nach ihm sind nur die folgenden synonym: Faseiola celavata MENZIES — Hirudinella marina GAaRsIn — Distomum clavatum Rup. =D. clavatum OWEN — D. clavatum DuJsarvın = D. clavatum Dressing — D. clavatum CoBBOLD — D. clavatum JOURDAN. R. BrancHArD (6) zieht dann 1891 die Grenzen der Synonymie sehr weit. Der Typus der Gruppe ist ihm Distomum ventricosum Pautas, und synonym sind hiermit saämmtliche in der Liste auf- geführten Trematoden, abgesehen von D. gigas Narvo, den er als „gut charakterisirte Art“ ausscheidet. Bei dieser umfassenden Identitätserklärung durch BLANCHARD fallen natürlich auch die meisten von PoırıEr abgetrennten Arten wieder mit Dist. clavatum resp. ventricosum zusammen, wie sie auch in dem ältern Katalog des Pariser Museums ohne Ausnahme als l) Diese Dissertation, welche ebenfalls eine Uebersicht über die Distomum elavatum-Gruppe giebt, erschien, nachdem vorliegende Arbeit bereits seit Jängerem abgeschlossen war und gerade zum Druck ab- gesandt werden sollte. Da eine Verzögerung der Veröffentlichung nicht mehr thunlich erscheint, kann ich nicht so ausführlich darauf eingehen, wie es stellenweise wünschenswerth gewesen wäre. Die Bezeichnung „Hirudinella“ (1730) erscheint verfehlt, da das Prioritätsgesetz nur bis zur 10. Ausgabe des Linx&’schen Systema naturae (1758) zurückgreift. Gruppe des Distomum clavatum. 169 Dist. clavatum aufgeführt. werden.) Einen Auszug aus diesem Katalog verdanke ich der Güte des Herrn Prof. BLAncHARD. Hier müssen wir der Sache näher treten und die Ursachen dieser divergirenden Ansichten näher zu erklären suchen. Es ist über- haupt nothwendig, wie Eingangs erwähnt, diese engere Gruppe einmal aufs Neue einer Beleuchtung zu unterziehen, um — wenn möglich — ein® Klärung herbeizuführen. Ich fürchte freilich, die Meinungen werden nach wie vor getheilt bleiben, denn in Gefühls- sachen nützen Argumente wenig, und wir haben es hier in der That, wie BLANCHARD in seinen „Notices Helminthologiques (6) treffend sagt, mit einer „pure affaire de sentiment“ zu thun. Ueber Trematoden, die man selbst nicht gesehen hat, deren Beschreibung in der grössten Mehrzahl — bis zum Anfang der achtziger Jahre — eine zur sichern Identifieirung mit einer andern Art unzureichende ist, deren Abbildungen wenig genau oder die, so weit ältere Werke in Betracht kommen, mit mangelhaften technischen Hülfsmitteln wiedergegeben sind, über die Eintheilung solcher Trema- toden in verschiedene Species u. s. w. werden die Ansichten wahr- scheinlich stets aus einander gehen. Immerhin möchte ich durch die Zusammenstellung der Abbildungen, wie sie sich weit zerstreut in oft schwer erhältlichen Werken finden, zur Erleichterung der Uebersicht über die Distomum clavatum-Gruppe beitragen und zu- gleich, indem ich mich auch auf die vorläufige Mittheilung beziehe, (13), meine Ansicht begründen, welche mich bewog, die von mir be- schriebenen Distomen (Dist. ampullaceum und siemersi) der in Frage stehenden Gruppe als selbständige Arten einzureihen. Ueberschauen wir auf Taf. 6 die bunte Mannigfaltigkeit der ver- schiedensten Formen und Grössen, die insgesammt — abgesehen von 3 Trematoden (Fig. 10a, 23, 24) mit einander identisch sein sollen, so zeigt schon ein flüchtiger Vergleich, dass die Ansichten über diese Identität sehr aus einander gehen müssen. Fügen wir die in der Aufzählung der Synonyme (S. 166—168) erwähnten Trematoden hinzu, von denen keine Abbildungen existiren, so wird es in Folge der oft sehr kurzen und wenig genauen Angaben beinahe ein Ding der Un- möglichkeit, hier völlige Klarheit zu schaffen. Stellen wir uns jedoch vorerst einmal auf den Standpunkt BLancHarDp’s, der alle hier abgebildeten Trematoden mit Ausnahme der beiden Dist. gigas (Fig. 10 u. 10a), des Dist. validum Linstow 1) POIRIER entnahm sein Untersuchungsmaterial dem Pariser Museum, 170 H. von BurTTEL-REepen, (Fig. 24) und des Dist. insigne Dies. (Fig. 23) mit einander identisch sein lässt, so ergeben sich folgende Consequenzen für die Entwicklungs- geschichte von Dist. elavatum. Dist. clavatum ist der Parasit der .grossen Scombriden. Die Gestalt dieser Trematoden ist eine sehr wechselnde. Er entwickelt sich aus geschwänzten Formen (Cercarien) (Fig. 8), da Bosc (9) ihn bei der Dorade (Coryphaena) auf den Kiemen als geschwänzte Form (Fasciola caudata Fig. 6) und zugleich im Magen und im Darmtractus gefunden hat (Faseiola fusca Fig. 4 und F. coryphaenae Fig. 5). Im Jugendzustand zeigt sich uns der Trematode alsdann meistens in der typischen D. clavatum-Gestalt, d.h. mit keulenförmig aufgetriebenem Hinterleibe (Fig. 3, 7, 11a, 20), sehr schlankem Vorderkörper und dünnem Halse. Aber es begegnen uns auch sehr kleine Formen, also junge Thiere nach BrLAncHARD, die eine abweichende Gestalt haben. Sie sind mehr gleichmässig stark am ganzen Hinterkörper oder haben mehr ovalen Bau (Fig. 5, 19), oder der ganze Leib ist fast kugelförmig mit verdicktem Halse (Fig. 22). Andrerseits sehen wir auch bei sehr grossen Exemplaren fast dieselben Erscheinungen, zu denen als ziemlich überwiegender Typus für die letztern die birnenartige Form sich hinzugesellt (Fig. 9, 18, 21, 25 etc.). Im Weitern müssen wir annehmen, dass die innere Organisation sich mit der Entwicklung sehr ändert, da wir bei der geschwänzten Jugendform einen mit Papillen besetzten Penis, ferner ein anders organisirtes Excretionssystem etc. sehen (Fig. 8), Bildungen, die sich bei dem nur unwesentlich grössern von POIRIER (45) auf das (Gründlichste erforschtem Dist. elavatum nicht mehr in dieser Weise vorfinden.) Bei einer: Parallele zwischen Dist. clavatum und Dist. ampullaceum, der nach BLANCHArRD muthmaasslich ältern Form, würden dann weitere Umbildungen anzunehmen sein. Es müsste sich die subeutieulare Zellenschicht, (um hier nur dieses von den vielen abweichenden Bildungen zu erwähnen), aus der einfachen von Porkıer und Darr (16) beobachteten scharf bestimmten Zellenlage in jene bei D. ampullaceum näher beschriebene Reticularschicht um- bilden u. s. w. Nehmen wir einmal an, dass alles dies möglich sei, so muss auch darauf hingewiesen werden, dass sich die Lage der Organe in den vermeintlich gleichen Species ändert. So findet sich das Ovarium bei Dist. clavatum unterhalb der Hoden (Po1kıeEr) (45), 1) Ob sich die Angaben POIRIER’s freilich durchweg aufrecht er- halten lassen, erscheint fraglich. Gruppe des Distomum elavatum. 171 tab. 31, fig. 1), bei Herudinella clavata Darr (16) ebenfalls, während es sich bei Dist. ampullaceum wie auch bei Dist. siemersi zwischen denselben befindet (Fig. 33). Da Looss (33) in seinen Vorschlägen zur Systematik die Lage des Ovariums, (ob über, zwischen oder unter den Hoden liegend), als Mittel zur Eintheilung der Arten benutzt, so dürfte diese Unterscheidungsangabe, falls die BLANCHARD- schen Ansichten»über die Dist. celavatum-Gruppe richtig sind, kaum aufrecht zu erhalten sein. Ich bin allerdings ebenso wie Lünr (35) der Ansicht, dass es ganz abgesehen von der vorliegenden Frage wohl kaum durchführbar seın dürfte; auf solche Differenzen, die sich durch einfache Contraction ergeben können, syste- matische Artunterschiede aufzustellen. Von CogsBoLp (14) und BrLancHArD (6) ist vor allen Dingen bei der Beurtheilung der Dist. elavatum-Gruppe die äussere Aehnlichkeit als Bestimmendes angenommen worden, die als allgemeines Charak- teristicum die regellose Querfaltung der Cuticula, ferner die ziemlich gleichmässigen Grössenverhältnisse der Saugnäpfe und die Anhäufung der Falten am Hinterende des Körpers zeigt. JoURDAN (22) giebt alsdann noch als gleichmässige Eigenschaft an: die „depression en forme de canal situee A la face inferieure, entre la ventouse buccale et la ventouse abdominale. Ces caracteres existaient sur tous les individus“ etc. (p. 440). Diese ventrale Vertiefung am Halse, um dies gleich zu erledigen, zeigen nun allerdings einige Exemplare (Fig. 11a, 21, 26) aber wir sehen sie auch in typischer Weise bei Dist. gigas (Fig. 10), ferner bei Dist. validum (Fig. 24), und wir finden sie wiederum gar nicht bei Dist. ampullaceum (Fig. 25a. b, ce), Dist. ingens (Fig. 18) etc. Ein Gleiches gilt von der erwähnten Faltenanhäufung, die sich bei einigen Exemplaren findet, bei andern aber nicht. Auch die Saugnäpfe sind nicht so regelmässig be- schaffen, und wollte man hierin das bestimmende Charakteristikum sehen, so müsste man auch Formen wie Dist. gigas (Fig. 10), Dist. volidum (Fig. 24) oder Dist. insigne*) (Fig. 23) u. s. w. als Dist. clavatum ansprechen. Die Hinweise auf die Wirthsthiere sind sehr schwankende. Dist. clavatum (Fig. 11b) wurde freischwimmend auf Sargasso-Kraut ge- fangen (JOURDAN) (22), und Dist. pallasii entstammt einem Delphinus 1) Die Beschreibung VILLoT’s (56) aus dem Jahre 1879 ist unzu- länglich. Die Schalendrüse ist z. B. von ihm nicht erkannt. Auch die Zeichnungen sind in Folge zu starker Schematisirung wenig instructiv. 172 H. von BuTtTEL-REEPEN, phoroena, und auch Dist. ampullaceum wurde in einer „Üetacee“ ge- funden. Diese letztere Angabe erscheint mir allerdings aus dem auf S. 176 näher ausgeführten Gründen etwas zweifelhaft. Im Weitern enthält das Pariser Museum unter No. 227 ein Exemplar von Dist. clavatum aus einer Ohrysophrys aurata. Möglicher Weise liegt aber auch hier eine Verwechslung der Wirthsthiere, wie schon Eingangs erwähnt, vor. Wenn ich persönlich auch der Ansicht zuneige, dass für die in Frage stehenden Formen der Hauptaufenthaltsort bei den Seombriden zu suchen ist, so ist immerhin darauf hinzuweisen, dass sich anscheinend der Aufenthalt nicht auf die Makrelenarten be- schränkt, dass ferner auch die abseits stehende Art Dist. göigas NARDO, so weit bis jetzt bekannt, ein ausschliesslicher Bewohner eines Scombriden, der Ausonia cwwvieri, ist und andrerseits Dist. validum ebenfalls aus einem Delphine stammt, von andern in die weitere Gruppe gehörigen und auch in Delphinen gefundenen Trematoden nicht zu reden. Auch die unregelmässige Furchung und Querfaltung der Cutieula findet sich bei andern Species wie Dist. validum, Dist. insigne und Dist. gigas „BuancHAarp“ (Fig. 10), und sie erscheint kaum aus- geprägt bei Dist. pallasii und nur theilweise bei Dist. heurteli und Dist. dactylipherum und ferner nicht bei Dist. gigas „Serri* (Fig. 10a), bei welchem Exemplar nach Serrr’s Angabe (51) nur das bewaffnete Auge feine Runzelchen zu entdecken vermag.') Aus Vorstehendem dürfte ersichtlich sein, dass nur die innere Organisation ein sicheres Criterium abgeben kann. Nun ist es mit unserer Kenntniss darin aber schlecht bestellt. Ausser der sehr eingehenden Arbeit von POIRTER (45) und der ungenügenden JOURDAN’- schen (22) Beschreibung sowie der kurzen nur einzelne Organe be- 1) Es ist hier zu bemerken, dass die POIRIER’schen Zeichnungen auf tab. 23 (45) nicht völlig der Beschreibung im Text entsprechen. Schon BLANCHARD weist hierauf hin. Dist. pallasii ist z. B. mit voll- kommen glatter Cuticula gezeichnet, während es im Texte heisst: „Tous le corps est pourvu de fines stries transverses irregulieres* (p. 477). v. Linstow hat sich anscheinend hierdurch auch täuschen lassen, denn auf p. 125 heisst es bei ihm (27) von Düst. pallasii POIRIER: „Der Körper ist ohne Querrunzeln“. Da POIRIER diese Art aber mit Fasciola ventrieosa PALLAS identificirt, welcher Trematode von PALLAS (44) aus- drücklich als: ‚striis rugisque‘‘ beschrieben wird, so müssen deutlich sichtbare Querrunzeln vorhanden sein. Auch Dist. personatum POIRIER (Fig. 15) entspricht in seinen Körpermaassen nicht der Textbeschreibung. Gruppe des Distomum elavatum. 173 handelnden Arbeit von Moxızz (37)!) haben wir eigentlich nur Angaben den äussern Habitus und Farbe und Grösse der Eier be- treffend.?) Die Klarlegung der Synonymie in dieser Gruppe wird nur erreicht werden durch eingehende anato- mische und histologische Neuuntersuchung der ver- schiedenen Arten, die zu dieser Gruppe gerechnet werden. Die folgende Beschreibung von Dist. ampullaceum und Dist. siemersi möchte ein Versuch sein, dieser Klarlegung näher zu kommen. Vergleichen wir die hier abgebildeten Trematoden, so fallen be- sonders 3 Formen als sehr ähnlich auf, so dass man auf den ersten Blick geneigt sein würde, diese für identisch zu halten. Es sind Dist. clavatum Owen (Fig. 9), Dist. ingens Monsez (Fig. 18) und Dist. ampullaceum (Fig. 25b). Nun ist der gründlichste Kenner dieser engern Gruppe, POIRIER, zu der entschiedenen Ansicht gelangt, dass Fig. 9 identisch, dagegen Fig. 25a, b, e nicht identisch mit Dist. clavatım Mexz. sei, „vielleicht könne aber Dist. ingens Moxızz in Frage kommen“. Es weichen aber meine anatomischen und histologischen Befunde sowohl von dem bei Dist. clavatum Festgestellten, als auch insbe- sondere von dem durch Moxıez bei Dist. ingens Dargelegten so wesentlich ab, dass es nur möglich erschien, die vorliegenden Trema- toden als besondere Arten aufzufassen, zumal auch Dist. siemersi von Porkrer als nicht identisch mit Dist. clavatum erklärt wurde. Wegen der dickbäuchigen Flaschenform habe ich der einen Art den Namen Distomum ampullaceum?) gegeben und der zweiten Art, die ich auf einer Reise nach Chile im Magen einer Sphyraena barracuda fand, erlaubte ich mir, den Namen Distomum siemersi beizulegen. *) Spätere Bearbeiter dieser Gruppe werden vielleicht mit Recht schliessen, dass eine grosse Identitätserklärung im Sinne BLANCHARD’S 1) Die unter No. 38 im Literaturverzeichniss aufgeführte Arbeit von MOoNIEZ war nicht erhältlich. 2) Hierzu gesellt sich die erwähnte neueste Bearbeitung 3 Dist. cla- vatum-Gruppe von DARR (16), die freilich den Genitalapparat nur sehr kurz behandelt. 3) Ampulla — grosse diekbäuchige Flasche. 4) EDMUND J. A. SIEMERS, Hamburger Grosskaufmann und Rheder. Auf einem seiner Schiffe machte ich 1895 meine südamerikanische Reise. Ich bin ihm für liebenswürdigstes Entgegenkommen nach jeder Richtung hin zu stetem Danke verpflichtet. 174 H. von BuTTEL-ReepEn, stattzufinden habe. Vorläufig erscheint ein solches Vorgehen nicht möglich, da die Untersuchungsresultate noch so weit aus einander gehen und auch die neueste Bearbeitung eines typischen Distomum clavatum durch DArr (16) mancherlei bringt, was sich mit den an meinen Exemplaren Gefundenen nicht deckt, und verschiedene wich- tige Einzelheiten nicht erwähnt sind, die sich mit Leichtigkeit auf den Präparaten der von mir bearbeiteten Trematoden nachweisen lassen. Diese Abweichungen sind nicht auf einen Mangel in der Beobachtung zurückzuführen, sie sind meist wohl nur die Folge der oft sehr verschieden guten Conservirung, der besondern Färbungs- methode, der sehr verschiedenen Grössenverhältnisse u. s. w. und werden in manchen Fällen lediglich verursacht sein durch die bei diesen grossen musculösen Formen ausserordentlich starken Con- tractionsmöglichkeiten. Diese besonders auch bei der Tödtung sehr heftigen Contractionen können eine völlige Verlagerung der innern Organe, der Muskelfasern etc. bewirken oder z. B. in einem Falle Sperma in den Laurer’schen Canal hineinpressen, im andern Fall lediglich Keimzellen oder Dotterelemente, je nachdem ersteres oder letztere in besonders reicher Menge gerade vor der Mündung des Canals in den Uterusanfang vorhanden ist, ohne damit sagen zu wollen, dass die Füllung des LAurer’schen Canals stets nur durch Contractionen entstände Nur so lassen sich, glaube ich, die ver- schiedenen Befunde innerhalb der in Frage stehenden Gruppe er- klären. Auch dürfte die Körperform sich nur durch Contraction unter gleichzeitiger Entleerung z. B. des meist mit Eiern strotzend erfüllten Uterus ganz wesentlich verändern. Diese Möglichkeiten sind nicht abzuweisen, nur lässt sich heute darauf noch kein sicherer Bau errichten, da es andrerseits, bei unsern jetzigen Kenntnissen hierüber, auch nicht unmöglich erscheint, dass wir es nicht mit Thieren derselben Species, sondern mit sehr nahe verwandten Varie- täten zu thun haben. Untersuchungsmethode. Die Trematoden wurden direct aus der Conservirungsflüssigkeit (Spiritus) in eine Mischung von Boraxkarmin und Bleu de Lyon ge- legt (8:1). Nach 14 Tagen wurde 70°, Alk. + HCl angewandt. Je nach Grösse blieben die Trematoden 2-3 Wochen in dieser Flüssig- keit. Die dadurch erreichte starke Entfärbung mit guter Differen- zirung ermöglichte die für einzelne Körperabschnitte beabsichtigte Nachfärbung der Schnitte nach verschiedenen Methoden. — Beim Gruppe des Distomum clavatum. 175 Einbetten erwies sich Nelkenöl als ungünstig, da starke Schrumpfung eintrat und die an sich schon sehr widerstandsfähige Cuticula der- maassen verhärtete, dass ein Schneiden auf dem Mikrotom nicht mehr zur Zufriedenheit ermöglicht werden konnte. Xylol ergab gute Resultate. Es erwies sich jedoch als nothwendig, die angeschnittenen Exemplare im Xylol oder besser noch im heissen Paraffin unter die Luftpumpe zu bringen. Geschah das Auspumpen nicht, so blieb die Paraffindurchtränkung unvollkommen, und es erfolgte beim Schneiden stets Zerreissung der Gewebe. Die Nachfärbung der Schnitte ge- schah 1. mit Hämatoxylin und Eosin, 2. Pikrokarmin, 3. Häma- toxylin, 4. Boraxkarmin und Bleu de Lyon. Diese Färbungen er- gaben recht gute Resultate Für die Verfolgung der Nerven erwies sich kräftige Hämatoxylinfärbung am günstigsten, da die ungefärbt bleibenden Nervenstränge sich alsdann scharf abhoben. — Makro- skopische Untersuchung wurde bei je einem Exemplar beider Arten zur Klarlegung der Form und Ausdehnung der Excretionsblase an- gewandt. — Einige Verhältnisse liessen sich nicht mit wünschens- werther Genauigkeit klären, so konnten einige Theile des Nerven- systems und des Excretionsapparats nicht zur Beschreibung gelangen, da das wenige mir zur Verfügung stehende Material entweder ver- sagte oder zur Klärung der fraglichen Punkte nicht ausreichte. — Alle Abbildungen wurden mit dem Zeıss’schen Prisma entworfen, abge- sehen von den Uebersichtszeichnungen (Textfig. F, G, H), die auf Grund ‚lückenloser‘ Schnittserien angefertigt wurden und die eine Controle durch Wachsplattenmodelle erfuhren. Ein vortrefflicher Berather war mir das meisterhafte Werk Braun’s (12) über die Trematoden. Distomum ampullaceum und Distomum siemersi. Distomum ampullaceum. Es lagen mir von dieser Species 5 Exemplare vor, die mir liebenswürdiger Weise von Herrn Prof. Ernst HAECcKEL zur Verfügung gestellt waren. Fundort. Vor einigen Jahren wurden diese 5 Trematoden dem Zoologischen Institut in ‚Jena durch den Capitän eines Segelschiffes zugesandt mit dem Bemerken, dass sie „im indischen Ocean in einer Cetacee“ gefunden seien. Wir haben hier aber, wie früher erwähnt, möglicher Weise eine irrthümliche Angabe vor uns. Wie mir Herr Prof. HAECKEL sagte, besass der Capitän „einige naturwissenschaft- liche Kenntnisse“. Folgender Umstand legt es mir nun sehr nahe, dass wir vielleicht als eigentlichen Wirth die Goldmakrele, Cory- 176 H. von BurreL-Reepen, phaena, anzusehen haben. Von meinen Seereisen ist mir bekannt, dass die Seeleute eine Makrelenart als „Delphin“ oder „Dolphyn“ (holländisch) bezeichnen und zwar die Coryphaena, während die eigent- lichen Delphine lediglich unter dem Namen „Schweinsfische* gehen und, wenn überhaupt, so doch nur als „unechte“ Delphine gelten. ?) Es scheint mir nun wahrscheinlich, dass der Capitän in Folge seiner „naturwissenschaftlichen Kenntnisse“ diesen Coryphaena-Delphin unter die Cetaceen versetzte; ich fand nämlich bei Durchsicht des Berliner und Leipziger Museums in letzterm ein Distomum, welches, so weit man äusserlich sehen kann, derselben Species angehört und welches mit der Bezeichnung „ex Pelamys‘‘ versehen ist. Während es sehr unwahrscheinlich ist, dass sich dasselbe Thier in gleicher Weise in einer Cetacee und in einem Teleosteer entwickelt, so wird man bei der grossen Verwandtschaft zwischen den beiden Scombriden sehr wohl anzunehmen haben, dass sie denselben Trematoden beherbergen. Ich glaube daher, dass als wahrscheinlicher Wirth für die vorliegen- den 5 Exemplare des Distomum ampullaceum nur Coryphaena in Be- tracht kommen kann, während Pelamys für das Leipziger Exemplar feststeht. Es kommen hier auch die Eingangs aufgestellten Er- wägungen in Betracht, nach denen wir sehr wahrscheinlich in allen diesen verwandten Trematoden Parasiten der grossen Scombriden zu erblicken haben. Ob der Fundort für Dist. pallasıi POIRIER einem gleichen Zweifel zu unterliegen hat, entzieht sich meiner Be- urtheilung. °) Grösse. Die Körperausdehnung ist eine sehr unterschiedliche. Zum Vergleiche sind die Grössenangaben von Dist. ingens beigefügt: | | Länge Grösste Breite | Grösste Dicke Grösstes Exemplar | 47 mm 22 mm 16 mm Kleinstes Exemplar BB4 4; 164% 141,5 D. ingens 60, Ca 13:.% 1) Herr Prof. HEINCKE auf Helgoland bestätigte mir, dass die See- leute speciell die Coryphaena als „Dolphyn‘“ bezeichnen. 2) Dark (16) berichtet: „Für Dist. ampullaceum hatte der Finder einen Oetaceen angegeben, was v. BUTTEL auf einen Irrthum zurückführt. Für Distomum pallasii POIRIER gilt dasselbe“. Ich glaube nicht, dass meine Angaben so bestimmt lauten, ich spreche nur eine Vermuthung, eine Wahrscheinlichkeit aus. Interessant ist, dass nach DARrR Dist. pallasiv POIRTER auch einem Scombriden zuzusprechen ist; aus welchen Gründen, wird nicht angegeben. . Gruppe des Distomum clavatum. 177 Ich verweise auch auf Fig. 25a, b, c, welche 3 Exemplare in natürlicher Grösse darstellen. Zur bessern Uebersicht setze ich gleich die andern in Betracht kommenden Maasse hierher und füge auch hier diejenigen von Dist. ingens an. Tee) Ent- |). Kr Mund-| Bauch- | fernung | | 'Durch- vom Ex- gerechnet fernung Dans e [Breite | SaUS- | sauenapf ee vomoben der | > messer orus bis | : ı napf Bee Be ‚Rande des Saug- der Eier der 'Durch- Durch- oinn des | Bauch- | näpfe | Ei- Bauch- saug- von messer) messer a A i | kappe saug- napfes | einander | | napfes | | | GrösstesExpl. 1 mm 3,2 mm 35,4 mm | 11,5mm 10 mm|\sor.|oea...| Kleinstes „ 08, 3 „. [205 „ ar a az | ‚4mm lang D.ingens 1',, |3 „ breit 2 ca=10) „. ecaslor Basar Oz | | Die Form ist eine ampullen- oder birnförmige. Die Ventral- seite ist schwach abgeplattet. Vom untern Beginn des Bauchsaug- napfes an biegt sich der Hals mehr oder weniger dorsalwärts, bei einem Exemplar in fast rechtwinkliger Knickung. Die Abbildung enthebt mich einer weitern Beschreibung. Farbe und äusseres Ansehen. Ueber die Farbe der frischen Thiere fanden sich keine Aufzeichnungen vor. Ich vermag daher nur das conservirte Material zu beschreiben, dass ein hell- graues bis bleifarbenes Aussehen zeigt. In der mittlern und untern Hälfte des Leibes schimmern die beiden mächtigen Darmsäcke, deren zahlreiche Divertikel bis zur äussern Wandung vordringen, an den- jenigen Stellen in schwärzlicher Färbung durch, die eine weniger starke Runzelung aufweisen. — Die Oberfläche des Thieres zeigt auf dem ganzen Leibe feine Runzeln. Diese finden sich bei den meisten Exemplaren besonders stark in der Umgebung des Ex- cretionsporus ausgeprägt, wo sie ein dichtes Faltengeschiebe bilden. Ausser dem Exeretionsporus sind äusserlich der endständige Mundsaugnapf sowie der 3mal so grosse Bauchsaugnapf sichtbar; zwischen beiden liegt der sehr kleine runde oder in der Queraxe verlängerte Genitalporus. Derselbe befindet sich, wie Textfig. A zeigt, am Ende des ersten Drittels vom Mundsaugnapf zum Bauchsaugnapf. Stacheln liessen sich am Integument nicht nachweisen. 178 H. von BurttEL-Reepen. Charakteristisch für die vorliegenden 'Trematoden — also auch für Dist. siemersi — ist die Fältelung des Randwulstes am Bauch- saugnapf. In dieser Hinsicht ist zwischen beiden Arten kein Unter- schied wahrnehmbar, wohl aber bildet diese Randkräuselung ein gutes Unter- scheidungsmittel im Vergleich mit den andern Arten der Gruppe des Däist. cla- vatum MeEnz. cf. J. PoırıEr (45).') Distomum siemersi. Fundort. Im Magen einer Sphyraena barracuda, die ich auf.10°' N. Br. und) 240 Were Atlantischen Ocean fing, fanden sich 4 Exemplare dieser neuen Art. Soviel ich ermitteln konnte, sind Trematoden aus Sphyraena bis jetzt nicht beobachtet worden. Die Contractionsfähigkeit war eine sehr geringe. Die sehr langsame Fort- bewegung geschah bei einem Exemplar (die andern 3 wanderten sofort in die Öonservirungsflüssigkeit) lediglich durch Anheften des Bauchsaugnapfes und nach- folgende Contraction des Rumpfes, hierauf erfolgte möglichste Streckung des Vorderkörpers und erneute Anheftung des Bauch- saugnapfes sowie Nachziehen des Körpers durch Contraction. Dieses Fortbewegen widerspricht der z. B. bei D. hepaticum zu beobachten- den Bewegungsart, wie auch der früher bei Fasciola clavata durch 1) Darr (16) findet diese Fältelung des Randwulstes auch bei seiner Firudinella elavata und legt daher, ich glaube mit Recht, keinen allzu grossen Werth auf diese Bildung, die er als eine unbeständige an- sieht. Da POIRIER diese Fältelung bei den zahlreichen von ihm be- arbeiteten Exemplaren der Gruppe nicht constatirt, im Gegentheil ab- weichende Bildungen als charakteristisch beschreibt und sich sonst in der Literatur kein Hinweis auf diese specielle uud sehr bemerkenswerthe Fälte- lung (s. Textfig.) findet, so musste sie als Charakteristicum der vorliegen- den Arten beschrieben werden. Nach dem Darr’schen Befunde stehe ich nicht an, sie als unwesentlich zu erklären. Dass, wie DARR ferner als Gegenbeweis schreibt, sowohl D. gigas als auch D. veliporum diese Fälte- lung in ähnlicher Weise zeigen, ist nicht als ein Gegenbeweis anzusehen, da es sich nur um Trematoden der D. clavatum-Gruppe handelt und diese beiden Arten der Gruppe nicht angehören. Gruppe des Distomum celavatum. 170 Menzıes (36) geschilderten. Da es bisher nur 2 oder 3 Forschern vergönnt war, Trematoden dieser Art in lebendem Zustande zu beobachten, so glaubte ich meine abweichende Beobachtung nicht vorenthalten zu dürfen, obgleich sie möglicher Weise nur eine anormale, durch besondere mir unbekannte Umstände hervorgerufene Erscheinung darstellt. Bemerkenswerth war die Beweglichkeit des Halses. Bei jedem neuen Anheften des Bauchsaugnapfes tastete der sich streckende Hals fühlerartig nach ällen Seiten. Grösse und Form. Distomum siemersi repräsentirt eine sehr ähnliche, aber beträchtlich schmächtigere Form als die diekbäuchigen Riesen von Dist. ampullaceum. Das grösste Exemplar erreicht nicht die Länge des kleinsten der vorbeschriebenen Species. Besonders ist der Umfang des Rumpfes wesentlich geringer (Fig. 26). Im Uebrigen trifft das hinsichtlich der allgemeinen Form über Dist. ampullaceum Gesagte auch auf diese Art zu. Ent- l Halslänge | Farbe und äusseres Ansehen. fernung Ent- ınd- h- = rch- Mi Baue vom Ex- | gerechnet | fernung Eine Breite Du h saug- | saug- | eretions- |yomobern | der > messer 3 Grösste Grösste porus bis S Länge napf | napf SO Re Rande des | Saug- der Eier der reite icke - z Is 2 Durch-/Durch- ginn des | Bauch- } näpfe Ei- auch- saug- n messer messer B h aus y vo kappe saug- napfes einander! | | napfes | | | | 31 mm|l2 mm)10mm, 1 mm) 3 mm 23mm 6mm 5 mm 323. 215.u| 143 u | | | Das Integument zeigte während des Lebens ein gelbliches Rosa, welches dort, wo die Darm- säcke durchschimmerten, mehr ins Graue spielte. Die conservirten Thiere sind gelblichgrau gefärbt und unterscheiden sich hierin von Dist. ampullaceum, obgleich die Conservirungsmethode dieselbe war (Spiritus). Ein Unterschied mit der eben genannten Art findet sich als- dann in der Runzelung, die ziemlich regelmässig in starken kräftigen Querfalten verläuft (Fig. 26). Im Uebrigen kann ich auf das an dieser Stelle bei Dist. ampullaceum Gesagte verweisen. 180 H. von BuTTEL-Reepen, Anatomie von Distomum ampullaceum und D. siemersi. Distomum ampnullaceum. Körperbedeckung und Paren- chym. Die Cuticula ist bei Dist. ampullaceum structurlos und homogen und gleichmässig durchsetzt von lichtbrechenden ausserordentlich feinen Granulis, die sich stellenweise anhäufen und verdicken (Fig. 37). Die Dicke der Cuticula ist eine beträchtliche, sie be- trägt am Halse durchschnittlich 0,047 mm, nimmt dann ab bis auf 0,036 mm und überzieht in dieser Stärke den Haupttheil des Rumpfes, um gegen den Excretionsporus zu wieder zuzunehmen aus diesen in der Stärke von 0,063 mm zu umgeben. Zu der viel ventilirten Frage, ob wir in der Cuticula ein umgewandeltes Epithel zu erblicken haben |H. E. ZıesLER (60), Braun (12) ete.], oder die Cutieula als Ausscheidung von Epithel- zellen [Branoes (10), BLOCHMAnN (7), KOwALEwsK1 (25) ete.| oder als ein Absonderungsproduct des Körperparenchyms [Looss (31) etc.) an- sehen müssen, vermag ich nur ein Weniges beizutragen. Schon LEUCKART (26), KERBERT (23), BIEHRINGER (3), MONTIcELLI (40), SCHAUINSLAND (50), SOMMER (53), WALTER (58) u. s. w. suchten diese Frage nach dieser oder jener Richtung hin ihrer Lösung ent- gegenzuführen, ohne dass irgend eine dieser Beweisführungen sich heute allgemeiner Anerkennung zu erfreuen’ hätte. Besonderes Aufsehen machte die von BLOCHMANN (7) gegebene Erklärung, dass bei den Trematoden ein „äusseres Epithel“ vor- handen sei, welches in das Parenchym versenkt ist und an der Peripherie die Outicula erzeugt. Diese Erklärung stimmt mit den Theorien von Branpes (10) und Kowarzwskı (25) darin überein, dass die Cuticula als ein Product von Drüsenzellen angesehen wird, welche unter den Muskelschichten gelegen sind. Diese Drüsenzellen werden von BLOcCHMANN als das „in die Tiefe gesunkene Epithel“ betrachtet. Die Möglichkeit einer solchen Entstehung der Cuticula hat bereits 1883 H. E. Zıesuer (60), wie folgt, ausgesprochen. „Wenn man die Hautschicht der Trematoden in gleicher Weise auffassen wollte, wie diejenige der Cestoden von den meisten Autoren geschildert wird, so müsste man die unter der Muskelschicht folgende, dem Parenchymgewebe ähnliche Zellschicht als das Epithel ansehen, dessen feine Fortsätze zwischen den Muskelfasern hindurchtreten, ausser- Gruppe des Distomum elavatum. 181 halb derselben verschmelzen und das, was ich Hautschicht genannt habe, als Cuticula absondern. In diesem Falle müssten alle Angaben über Kerne in der Cuticula und ausserhalb (peripher von) derselben auf Irrthum beruhen“ (p. 15). Ziesuer hat aber diese Auffassung nur als eine Möglichkeit hingestellt und selbst für die andere An- sicht sich entschieden, dass die Hautschicht von einem zu Grunde gehenden Epithel herstamme. Nun fasst BLocHmann (7) die Bildung der Cuticula bei den Trematoden als eine gleichartige wie bei den Üestoden auf. Er hält auch die Zellenbefunde in der Cutieula für nicht sicher er- wiesen. Seine Beweisführung hinsichtlich des Bildungsmodus der Trematodeneutieula ist in der Hauptsache aber ein Analogieschluss, da seine Untersuchungen bei Trematoden „bisher mehr orientirende gewesen“ sind und noch „keine Form bis in alle Einzelheiten genau untersucht werden Konnte“ (p. 9). Die Frage kann also für die Trematoden durch die Untersuchungen BLOCHMANN’s nicht als definitiv erledigt gelten. Ich muss daher in die Discussion dieser Frage ein- treten oder doch wenigstens eingehend berichten, was sich an dem mir vorliegenden Object sehen lässt; eine sichere Entscheidung kann ich — wie ich im voraus bemerke —, auch nicht geben, da hierzu viele embryologische und vergleichende Beobachtungen nöthig wären. Die Angabe BLocHMmann’s (7): „bei Trematoden sind Drüsen- zellen in der Haut reichlich verbreitet“ und ferner: „dass bei Trema- toden massenhaft einzellige Drüsen vorkommen, ist bekannt,“ trifft auf die mir vorliegenden Trematoden trotz ihrer relativ enorm dicken Cutieula nicht zu. Im Gegentheil sind einzellige Drüsen besonders im Vorderkörper verhältnissmässig recht spärlich vorhanden. Auf diese Drüsen wird weiterhin näher eingegangen. Mehrzellige Drüsen und eigentliche „Hautdrüsen“, deren Fortsätze durch die Cuticula hin- durchgehen, finden sich überhaupt nicht. Es ist schwer, den wenigen und kleinen Drüsenzellen die Ausscheidung der mächtigen Cuticula zuzusprechen. Eher könnte die tieferliegende subcuticulare Zellen- schicht in Betracht kommen, von welcher später die Rede sein wird. Looss (28) hat bei den von ihm bearbeiteten Trematoden die Haut- drüsen niemals sehr zahlreich gefunden und hält das Secret „jener spärlichen Absonderungsorgane für absolut nicht genügend die theil- weise sehr starke Cuticula“ zu bilden. Bevor ich mich weiter über die Frage nach der Entstehung der Cuticula auslasse, ist es noth- wendig, vorerst das Parenchym mit den in Frage kommenden Zellen- schichten näher zu betrachten. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 13 182 H. von BuTTEL-Reepen, Das Parenchym stösst unmittelbar an die Cuticula an. Die äusserste Lage der feinfaserigen Parenchymmasse verdichtet sich, so dass sie stellenweise stärker gefärbt erscheint. Ich möchte diese Schicht, obgleich ich sie nicht als eine gesonderte Membran anzu- sehen vermag, mit dem für die äusserste Parenchymschicht vielfach üblichen Namen „Basalmembran“ bezeichnen (Fig. 37 bm). Die Basalmembran entsendet in die Cutieula häufig papillenförmige Ausbuchtungen, deren Ausläufer sich hin und wieder gabeln oder auch mannigfach verzweigen. Die grössern Einstülpungen, wie sie PoIRIER bei Dist. celavatum als allein vorhanden angiebt, finden sich auch bei Dist. ampullaceum, aber fast durchweg nur dort, wo sich eine starke Runzelung der Cuticeula zeigt. Sie sind dann als Ein- faltungen anzusehen, also völlig anderer Natur. PoıIrIıER bezeichnet die von ihm bei Dist. clavatum beobachteten Einstülpungen als „des canaux poriques* und identificirt sie irrthümlicher Weise mit den „Porencanälen“ der deutschen Autoren (p. 480). Als Subeuticularschicht bezeichne ich das zwischen der Cuticula und dem Muskelschlauch liegende Bindegewebe (ss), welches sich histologisch von dem Körperparenchym auch dadurch unter- scheidet, dass keine Parenchymkerne (s. weiter hin) in ihm gefunden werden. Diese Schicht besteht aus wirr angeordneten elastischen Fasern, soweit die Halspartie in Betracht kommt; am mittlern und hintern Körper ordnen sich die Fasern zu parallelen Zügen (Fig. 34 el). Da sich im Halse die Muskeln in mehrere von einander ge- trennte Lagen schichten, finden wir zwischen der Ringmuskellage und den tiefer liegenden Muskelschichten eine weitere subeuticulare Bindegewebschicht, die ebenfalls keinen zelligen Bau besitzt (es) und die ich als intermusculäre Subcuticularschicht bezeichne. In dieser Schicht finden wir spärlich vertheilt chromatophile ovale Zellen (oz), denen eine drüsige Function anscheinend nicht zuge- sprochen werden kann, da Ausführungsvorgänge nicht zu erkennen sind [vgl. PoırıEr (45), tab. 28, fig. 2b, tab. 29, fig. 1].') 1) PoIRIER giebt an, dass solche Zellen bei jungen Exemplaren des verwandten Dist. clavatum zahlreich vorhanden seien (p. 481) und sieht in ihnen junge Muskelzellen (des cellules musculaires jeunes). Ihre Ge- stalt ist nach POIRIER eine wechselnde: sie fehlen in der Subeuticular- schicht des Hinterkörpers fast völlig. Ich kann mich dieser Ansicht über den Functionswerth nicht anschliessen. DArR (16) ist der Meinung, dass diese ovalen Zellen nicht vorhanden seien und POIRIER einem Irr- Gruppe des Distomum celavatum. 183 Auf Fig. 37 sehen wir ferner in dieser intermusculären Schicht zwei Drüsenzellen (dr), deren Ausführungsgänge sich sehr bald im Binde- gewebe verlieren. Alle von mir beobachteten derartigen Zellen hatten die auf Fig. 37 gezeichnete Lage d. h. parallel zur Körper- wandung und waren nicht mit dem verjüngten Ende ihr zuge- richtet. Auch diese vermuthliche Umlagerung dürfte auf den Con- tractionszustand der Musculatur zurückzuführen sein. Bald unterhalb des Bauchsaugnapfes, wo sich die verschiedenen Muskellagen zu einem Längsmuskelschlauch vereinigen (s. Musculatur), läuft die intermusculäre und die Subeuticularschicht zu einer einzigen wahrscheinlich elastischen Faserschicht zusammen. Die in der inter- musculären Schicht beobachteten ovalen Zellen, sowie die Drüsen- zellen, wandern mit in diese Schicht hinein, so dass sie dort alle oberhalb (peripher) vom Muskelschlauch liegen. Wie Fig. 34 zeigt, ist das ganze Bild der Zellen- und Faserschichten, sowie auch der später zu besprechenden Längsmuskelschicht“ (Im) ein wesentlich einfacheres als dasjenige der Halspartie (Fig. 37). Wir haben anssen die Cuticula (cw), die hier noch dicker als am Halse ist (der gezeichnete Theil ist nicht weit vom Foramen caudale ge- legen). Es folgt die elastische Faserschicht (e/), ohne dass hier eine Basalmembran (die oben geschilderte Verdichtung) zu beobachten wäre. In dieser Faserschicht liegen zahlreiche Zellen und zwar die eben erwähnten ovalen und die Drüsenzellen zusammen vereinigt. Fast alle Zellen sind mehr oder weniger stark deformirt durch Zusammenpressung seitens der Fasern, so dass einzelne der ovalen Zellen eine geradezu geschlängelte Form annehmen (o2'). Sie gleichen dann Drüsenzellen, da die stark zugespitzten Enden Ausläufer vortäuschen, zumal wenn nur das eine Zellende durch den Zug der Fasern gepresst wurde (02?). Die histologische Deutung wird hierdurch ungemein erschwert und bleibt eine unsichere. Ich gebe daher in Fig. 34 den mit dem Zeichenprisma fixirten Befund. Die beiden Zellen mit Ausläufern (drz) dürften aber zweifellos als Drüsenzellen anzusprechen sein. Auch hier sehen wir die Ausläufer und die allgemeine Lage der Kerne parallel zur Cuticula und nicht ihr zugewandt. Dennoch thum verfallen sei. Diese Zellen sind aber auf meinen Präparaten klar und scharf zu erkennen, ich kann daher den POIRIER’schen Befund nur bestätigen. Auch DARR hat sie gesehen, aber nur im caudalen Theil, und zeichnet sie auf fig. 26. Er hält sie für die Bildungszellen der elastischen Fasern. Diese Zellen dürften zweifellos identisch sein mit den von POIRIER und mir erwähnten. 13* 184 H. von BurteL-Reepen, möchte ich kaum bezweifeln, dass sich die Ausläufer der Drüsen- zellen nach der Cuticula hin erstrecken, da ich in einem Falle bei sehr günstiger Beleuchtung unter der Cuticula mündende Ausführungs- eänge constatirte. Die Verbindung mit den erwähnten Zellen war aber nicht nachweisbar. Immerhin, ich wiederhole es, muss es zweifel- haft erscheinen, ob solche unendlich feine an der Grenze des Sicht- baren liegende Ausführungsgänge in so geringer Anzahl allein im Stande sind, die mächtige Outicula abzusondern. !) Kehren wir zur Schilderung der in Betracht kommenden Ver- hältnisse der Halspartie (Fig. 57) zurück, so bemerken wir zwischen den tiefer liegenden Diagonal- und Längsmuskeln zahlreiche Gruppen rundlicher Zellen; es ist die subceuticulare Zellenschicht (s2), von POIRIER bei Dist. clavatum als erste und zweite subeuticulare Zellenschicht gesondert. Diese Sonderung lässt sich bei Dist. ampulla- ceum nicht durchführen, wenn auch anscheinend hin und wieder zwei durch Längsmuskelbündel von einander getrennte Lagen vorhanden sind, so laufen doch eben so oft diese Lagen in Verbindungsstrecken zusammen, und häufig ist auch noch eine dritte und vierte Schicht vorhanden (Fig. 37). Das Ganze ist als eine mannigfach zwischen den Muskelschichten sich hinziehende Zellenlage aufzufassen. Im erössten Theile des Rumpfes gestaltet sich die Gruppirung dieser selben Zellen zu einer einfachen unverzweigten Schicht. Die Zusammensetzung der subeuticularen Zellenschicht (sz), die möglicher Weise als zelliges Parenchym anzusprechen ist, ist sehr eigenartig (Fig. 37, 38). Auf den ersten Anblick glaubt man Zellen in Degeneration vor sich zu haben. Die Conturen der 1) Braun (12) hegt die Vermuthung (p. 597), die von POIRIER eben- falls bei Dist. celavatum beobachteten Drüsenzellen seien vielleicht identisch mit den unter dem Hautmuskelschlauch liegenden Zellen der „subeuticularen Ziellenschicht“. Bei der grossen Verwandtschaft der beiden Arten halte ich diese Vermuthung auf Grund meiner Befunde bei Dist. ampullaceum und Dist. siemersi, die sich mit den Po1IRIER’schen Befunden fast völlig decken, nicht für zutreffend. Andrerseits will BRAUN ‚in keinem Fall“ die Zellen mit einander verglichen wissen. Da hier ein Versehen beim Abdruck vorzuliegen scheint, gebe ich die BrauN’sche Aeusserung verbo tenus: „In keinem Fall können dieselben (nämlich die Drüsenzellen) mit jenen manchmal eine continuirliche Lage bildenden Zellen verglichen werden, die bei D, hepaticum (L.), D. clavatum (MExz.) und megnini PoIR. nach innen vom Hautmuskelschlauch vorkommen, was aber doch wohl der Fall sein wird“. Gruppe des Distomum celavatum. 1855 blassen, in der Grösse sehr wechselnden Zellkörper sind oft undeutlich, weich auslaufend und der Zellkern oft wenige bestimmt. Diese Zellen liegen in Maschen eines feinfaserigen Reticulums, dessen Fasern wiederum dieselben Kerngebilde hin und wieder ein- oder angelagert enthalten (Fig. 38 rtr). Oft sind diese Kerne in die Länge gezogen und verdichtet (Fig. 30 sk). Wir haben hier also etwas Aehnliches, wie es H. E. Zıeszer (60) bei Dist. hepaticum, Looss bei Dist. palliatum, LEUCKART (26) ebenfalls bei Dist. hepaticum und u. A. auch KrrBert (23) bei Dist. westermani beobachtet haben. Bei dem nahe stehenden Dist. elavatum sehen wir eine andere Bildung dieser Zellenschicht (cfr. PoırıEr (45) tab. 28, fig. 1 u. 20). Sie besteht dort aus dicht neben einander gelagerten scharf um- rissenen ovalen und rundlichen Zellen mit stark granulirtem Inhalt und sehr deutlichem Nucleus und Nucleolus („contenue tres granuleux avec un noyau et un nucleole tres nets“ p. 484). Ferner ist die auffällige Structur des Kerne enthaltenden Retieulums nicht vor- handen. Dass es sich hier aber um dieselbe Zellenschicht handelt, machen die Abbildungen zweifellos.!) Welchen Zweck hat nun diese eigenthümliche, dem Hautmuskel- schlauch zwischen- und untergelagerte Zellenschicht, die sich gegen das eigentliche Körperparenchym deutlich abgrenzt? Es ist möglich, dass diese Zellen eine besondere Art des Paren- chyms darstellen und zu der Outicula keine genetische Beziehung haben. Nach Looss (31) baut sich das Parenchym entwicklungs- geschichtlich aus „ganz gleichartigen“ Zellen auf. Bei den mir vor- liegenden Species ist aber ein Zusammenhang zwischen Körper- parenchym und der subeuticularen Zellenschicht nicht zu erkennen. Die Zellen dieser Schicht zeigen keinen Uebergang zum Parenchym, welches überhaupt keine Zellen besitzt, sondern nur noch zahlreiche, fast glasklare runde Kerne, die nicht die geringste Aehnlichkeit mit denen der Subcuticularzellenschicht aufweisen. Man kann daher vermuthen, dass diese Zellen in keiner directen Beziehung zum Parenchym stehen; ihre subcuticulare Anhäufung weist darauf hin, dass hier in irgend einer Weise eine Beziehung zur Cuticula an- genommen werden muss, dass diese Zellen in jüngern Stadien oder 1) Auch bei Hirudinella clavata DARR (16) ist diese Schicht in andrer Weise gebildet. Es finden sich dort 5—6 u breite und 20— 30 u lange, meist gegen die Oberfläche gerichtete gegen diese spitz auslaufende Zellen, „so dass es den Anschein hat, als ob sie zwischen den Muskel- bündeln feine Fortsätze nach aussen absenden“. 186 H. von BUTTEL-Reerpen, noch bei erwachsenen Thieren an der Bildung der Cuticula Theil nehmen. Zwar konnte ich Keine Ausführungsgänge, die von dieser Schicht ausgehen, constatiren, aber ich bemerkte folgenden eigen- thümlichen Befund. Wie schon erwähnt, ist die Cuticula bei den mir vorliegenden Species durchsetzt mit feinen lichtbrechenden Granulis, die stellen- weise in der Nähe der Basalmembran stärkere Anhäufungen zeigen (Fig. 37). Im einer Reihe von Schnitten fanden sich nun aus- schliesslich in der in Frage stehenden Zellenschicht anscheinend ganz dieselben Granula. Aus ibrer stellenweise noch ovalen, der Zellform entsprechenden Gruppirung ergab sich anscheinend ein körniger Zerfall der Zellen. Dass diese äusserst feinen Körnchen alsdann ihren Weg zur Cuticula antreten, ergiebt sich aus ihrem sichern Nachweis in allen Schichten, die ausserhalb (peripher von) dieser Zellenlage bis zur Cuticula hin sich befinden.!) Ueberall zwischen den Muskelbündeln, in der intermusculären Aussenschicht sowie in der Subeutieularschicht, fanden sich diese Granula und zwar regellos und spärlich eingelagert, so dass besondere Ausführungsgänge nicht vorhanden zu sein scheinen. Bei dem Zerfall der Zellen bleibt anscheinend der Kern erhalten, der sich den Reticularfasern an- lagert. Auf einen Zusammenhang der fraglichen Zellenlage mit der Bildung der Outicula scheint mir auch Folgendes hinzuweisen. Ist es richtig, dass die Cuticula theilweise oder ganz von diesen Zellen ausgeschieden wird, so war der Schluss berechtigt, dass wir dort, wo sich in den Organen euticulare Ausscheidungen finden, auch diese Zellen oder aber besondere Drüsenzellen antreffen müssen. Wir haben bei den vorliegenden Distomen cuticulare Bildungen in den Saugnäpfen, im Pharynx. im Oesophagus und in den beiden Oeso- phaguserweiterungen — den Kröpfen —, und überall finden wir auch Zellenschichten, die denen der Subcuticularzellenschicht entsprechen, d. h. als Fortsätze oder Abzweigungen dieser Schicht angesehen werden können, während sie sonst im Körper nicht anzutreffen sind. (Von weitern cuticularen Ausscheidungen wird gleich die Rede sein). Bei den Saugnäpfen liegen die Zellen zwischen der Musculatur und bei den andern erwähnten Organtheilen in nächster Nachbarschaft. Es lässt sich also die Hypothese aufstellen, dass die Cuticula Il) Nach dem Körperinnern hin waren die Körnchen nicht zu con- statiren. Gruppe des Distomum celavatum. 187 von der subeutieularen Zellenschicht ausgeschieden wird. Das Zerfallproduct der Zellen gelangt ohne besondere Ausführungsgänge (?) durch das sehr dehnbare Faserparenchym bis zur Basalmembran, wo es entweder allein zum Aufbau resp. Ersatz der Cuticula beiträgt oder diese im Verein mit dem Secret der spärlichen Drüsenzellen bildet, in welchen letztern wir alsdann die Reste des Epithels zu erblicken hätten, wenn wir nicht die subeuticulare Zellenlage als ein verändertes Epithel ansehen wollen. Wenn diese letztere Auf- fassung richtig ist, so kann darin eine Bestätigung der BLOCHMANN’- schen Ansicht gesehen werden mit der Modification, dass das in die Tiefe gesunkene Epithel sich nicht ausschliesslich zu typischen Drüsenzellen veränderte, wie BLocHMAnN annimmt, sondern im \Wesentlichen eine unter dem Muskelschlauch gelegene meist conti- nuirliche Lage von Zellen bildete, denen aber auch eine Art drüsiger Function zuzusprechen wäre. Möglicher Weise ist auch diese Zellen- lage noch in einem Uebergangsstadium begriffen, womit die LeucrArT’sche Ansicht harmoniren würde, der in diesen Zellen „Ge- bilde sieht, die ihre Entwicklungsgeschichte noch nicht zum vollen Abschluss gebracht haben“. Looss (31) fasst diese Schicht als eine Bildung auf, „welche der Cambiumschicht des Pflanzenkörpers ana- tomisch und physiologisch vollkommen entspricht“. Er bestreitet ihre drüsige Natur entschieden, da — abgesehen von andern von typischen Drüsenzellen abweichenden Merkmalen — keine Aus- führungsgänge vorhanden seien. Da ihm die Cuticula aber „zweifel- los ein Absonderungsproduet“ ist, Hautdrüsen für ihn, wie oben erwähnt, nicht in Betracht kommen, so überträgt Looss „ihre Bildung in der Hauptsache dem Körperparenchym“. „Man kann sich jeden- falls vorstellen, dass bei der Umwandlung der indifferenten in die blasig aufgetriebenen Parenchymzellen ein Stoff gebildet wird, der, äusserlich unsichtbar, an der Oberfläche angelangt in die zähflüssige Cutieularsubstanz sich verdichtet“ (p. 33). Da bei den mir vor- liegenden Trematoden „blasig aufgetriebene Parenchymzellen“ nicht vorhanden sind und im eigenthümlichen Körperparenchym überhaupt keine Zellen vorkommen, so kann die Looss’sche Erklärung auf diese Trematoden keine Anwendung finden, wenn man sie nicht eben auf die genannte subceuticulare Zellenschicht anwenden will. Looss giebt diese Erklärung übrigens unter Vorbehalt und sieht in ihr durchaus keine definitive Entscheidung; nach ihm ist „die Genese und die Natur der Körperhaut noch immer eine offene Frage“ (1892). Eine gewisse Bestätigung meiner vorstehenden, ebenfalls unter aller 188 H. von BuTtEL-REEPEN, Zurückhaltung gegebenen Hypothese, finde ich darin, dass die sub- euticulare Zellenschicht bei fast allen Trematoden constatirt wurde. Dass auch Looss (34) ihre directe Beziehung zur Cuticula anzunehmen scheint, glaube ich aus folgender Angabe entnehmen zu dürfen. Bei Besprechung des sehr schwach entwickelten subeuticularen Zellen- lagers bei Biülharzia haematobia (CoBBoLn) heisst es: „die geringe Massenhaftigkeit der Zellen dürfte im Uebrigen hier in vollem Ein- klange stehen mit den andern Trematodenarten gegenüber sehr dürftigen Entwicklung der Haut.“ Ausser den ösophagealen Drüsen- zellen sind nach Looss bei Bülharzia keinerlei Drüsenzellen vor- handen! Sehen wir uns die weitern euticulaartigen Ausscheidungen innerer Örgantheile an, so finden wir solche im Sinus genitalis, im obern Theile des Uterus, im Anfangstheil (Mündung) des männlichen Leitungsapparats, im ganzen Verlaufe des Laurer’schen Canals und im Foramen caudale. Ueberall sehen wir, wie sich die Körper- cuticula in diese Ausführungsgänge ohne irgendwie bemerkbare Ab- grenzung fortsetzt. Während im Sinus genitalis und im Exeretions- porus die Wirksamkeit der benachbarten subeuticularen Zellenlage hinsichtlich der Ausscheidung der verhältnissmässig sehr dicken innern Schicht herangezogen werden kann, ist in andern Organen (Uterus etc.) die cuticulaähnliche Ausscheidung von offenbaren Drüsenzellen hervorgebracht. Da, wie ich nochmals betone, der Uebergang dieserinnern Secretschicht in die Körper- cuticula leicht zu verfolgen ist, so kann man hieraus schon mit Wahrscheinlichkeit den Schluss ziehen, dass auch die Körper- cuticula nichts weiter als eine Ausscheidung besonderer Zellen ist. Von Interesse ist ferner, dass wir dort, wo diese Fortsetzung der Körpereutieula in das Innere vorhanden ist, ein zelliges Epithel vermissen. Sollte es sich erweisen, dass bei jungen Thieren noch ein kernhaltiges Epithel in den in Betracht kommenden Organen resp. Organtheilen vorhanden ist, so dürfte damit wahrscheinlich die Körpercuticulafrage gelöst erscheinen. Wir hätten dann auch auf der Körperwandung ursprünglich ein Epithel mit eingelagerten Drüsenzellen anzunehmen, welches durch die sich allmählich ver- dichtende Secretschicht functionslos geworden und schliesslich nur noch in seinen Drüsenzellen erhalten blieb. Hiernach wären die Drüsenzellen nur als Reste des Epithels anzunehmen. Eine wesentliche Mitwirkung seitens der subcuticularen Zellenlage erscheint immerhin wahrscheinlich, gleichgültig ob wir diese Schicht als das veränderte Gruppe des Distomum clavatum. 189 ın die Tiefe gesunkene Epithel oder als zelliges Parenchym auf- fassen (s. a. S. 214, 221f..). Es wird noch zahlreicher, namentlich entwicklungsgeschichtlicher Studien bedürfen, ehe die interessante Frage nach dem Körper- epithel der Trematoden definitiv gelöst erscheint. Die vorstehenden Betrachtungen auf Grund immerhin einseitiger Befunde können nur Anregung nach dieser oder jener Seite geben. Das Körperparenchym bietet bei dem mir vorliegenden Material je nach den verschiedenen Färbungen ein ganz verschiedenes Bild. Bei den stark entfärbten Schnitten, die keiner Nachfärbung unterlagen, scheint eine amorphe Grundsubstanz prävalirend, die sich jedoch besonders bei Hämatoxylin- und Boraxkarmin-Bleu de Lyon-Nachfärbung so stark von unzähligen, wirren, ausser- ordentlich feinen Fasern erfüllt zeigt, dass von der Grundsubstanz nicht viel zu sehen bleibt. Bei stärkern Vergrösserungen tauchen immer mehr feinste Faserverästelungen auf, so dass sich bei Immersion ein Bild bietet, wie es Fig. 27 zeigt (pafz). Von irgend welchen „Maschen eines Netzwerkes“ (Zellmaschen) findet sich nichts. In Folge localer Contractionen werden freilich oft durch das Ueber- einanderlagern der feinen Faserverästelungen solche Maschen vor- getäuscht (con). Auch Darr (16) hat solche Maschen gefunden. Ebenso oft bewirken diese localen Zusammenziehungen z. B. sehr lange parallele Züge des Fasergewirres, die sich beliebig hier und da wieder auflösen. Zwischen den feinen Verästelungen ziehen oft sehr spärlich vertheilte, oft mehrfach bei einander liegende starke Fasern von 0,01 mm und mehr Stärke, die zahlreiche feine Neben- äste aussenden (paf). Diese Nebenäste verzweigen sich meist sehr bald dendritenartig, und die letzten feinen Ausläufer verlieren sich in dem geschilderten Fasergewirr so vollkommen und gleichen in Form und Färbung diesem Gewirr so überaus, dass es für mich keinem Zweifel unterlieet, dass wir jenes Fasergewirr von diesen starken Parenchymfasern abzuleiten haben. Der Gedanke, diese Fasern mit den LeuckArr'schen Parenchymmuskeln zu identificiren, musste bald fallen gelassen werden (s. S. 192). Die histologische und morphologische Differenzirung ist eine ganz andere. Mit Pikrokarmin färben sich diese Parenchymfasern durch und durch stark und gleichmässig, während die dorso-ventralen — wie überhaupt alle Muskeln — so gut wie ungefärbt bleiben. Weiterhin findet sich bei den eigentlichen Muskelfasern keine derartige, oft stark geschlängelte Form und dendritenartige Verästelung (paf), wiesieden Parenchym- 190 H. von ButtEL-REepen, fasern zukommt. Es sind völlig andere Gebilde, die auch nicht den röhrenartigen Bau zeigen, wie ihn die Muskelfasern der hier zur Frage stehenden Trematoden besitzen. Diese Parenchymfasern scheinen elastisch zu sein, da sie die mit keiner Musculatur versehenen Exceretionssammelröhrchen und deren kleinere Nebenäste oft so regelmässig umspinnen, ohne dabei anscheinend mit dem benachbarten Fasergewirr des Parenchyms in Verbindung zu treten, dass sie als besondere Fasern erscheinen, die keinerlei Gemeinschaft mit den feinen das Parenchym erfüllen- den Faserverzweigungen besitzen (Fig. 42). Ich verweise hier auch auf das bei dem Exeretionsapparat Gesagte. In dem Fasergewirr liegen regellos (ohne jede Beziehung zu etwaigen durch locale Contractionen hervorgerufenen anscheinenden Abgrenzungen, den sog. Maschen) zahlreiche, meist runde glasklare, scharfbegrenzte Kerne mit stets wandständigem Nucleolus. Während der Kern stets vollkommen farblos bleibt, ist” der Nucleolus immer dunkel gefärbt. Fig. 27 zeigt 4 verschiedene Grössen dieser Parenchym- kerne. Die ovale Form zumal in dieser Grösse (rpk!) findet sich überaus selten, (Länge 0,0157 mm, Breite 0,0122 mm). Die Durchschnittsgrösse der runden Kerne zeigt einen Durchmesser von 0,0063 mm. Von einem Zellkörper ist nichts zu sehen. Die runden Kerne kommen nur dem eigentlichen Körperparenchym zu. Sie finden sich nicht in der Subeuticularschicht, die wie erwähnt, andere Fasern und Zellen führt. Spalträume sind im Parenchym nicht vorhanden. Poırıer (45) beschreibt das Parenchym bei Dist. clavatum als eine „substance conjonctive“ ohne Structur und fein granulirt, in der hin und wieder einige Kerne liegen. Nähere Angaben werden nicht gemacht. Dark (16) findet ausser den erwähnten „Maschen“ gelegentlich Kerne mit undeutlichen Kernkörperchen. Bei Hörudinella clavata ist „das Parenchym nach verschiedenen Richtungen im Vorder- körper von einer Anzahl theils einzelner, theils in Bündeln ver- einigter Muskelfasern durchsetzt, die sich an der Cuticula, den Saug- näpfen, dem Pharynx und den Genitalorganen inseriren“. Distomum siemersi. Körperbedeckung. Die Cuticula ist wesentlich dünner als bei Dist. ampullaceum. Sie überzieht den Hals und Vorderkörper in der durchschnittlichen Dicke von 0,031 mm, verdünnt sich dann bis auf ca. 0,016 mm, um gegen den Excretions- porus zu wieder stärker zu werden und dort die grösste durch- Gruppe des Distomum celavatum. 191 schnittliche Dicke von 0,039 mm zu erreichen. In den andern Ver- hältnissen auch hinsichtlich des Parenchyms besteht grösste Ueber- einstimmung mit Dist. ampullaceum, soweit ich diese Verhältnisse genau zu erforschen vermochte. Sehr starke Contraction besonders an der Peripherie des Körpers erschwerte die feinere histologische Untersuchung dieser Art ungemein. Distomum ampullaceum. Musculatur. Die Musculatur weicht im Wesentlichen nicht von den Lageverhältnissen ab, wie sie PoIRIER für die Gruppe des Dist. clavatum schildert. Der Bau der Muskel- fasern ist dagegen sehr verschieden von dem aller bisher be- schriebenen und zu dieser Gruppe gehörigen Arten. Die Muskeln sind hohl, röhrenförmig (Fig. 37, 38), wie sie LEUCKART (26) und Looss (34) bei Bilharzia haematobia, Branpes (10) bei Temnocephala und Looss (34) bei vielen Amphistomeen constatirten. Nur bei den allerfeinsten Muskeln, wie sie z. B. die Uteruswandung umgeben, konnte wegen der Feinheit die Röhrenform nicht nachgewiesen werden. Fig. 38 zeigt einen Querschnitt durch einige kleine Längs- muskelbündel in starker Vergrösserung. Jede Faser ist mit einer durch Hämatoxylin oder Pikrokarmin leicht färbbaren Rindensubstanz umgeben. Die Ausführungen Darr’s (16) über die Histologie und Morphologie der Muskelfasern von FHerudinella elavata sind beachtens- werth und bilden theilweise eine Ergänzung zu Vorstehendem. Auch dieser Autor findet die röhrenförmigen Muskeln. Ich kann hier nur kurz auf die interessanten Ergebnisse verweisen. Die Ringmusculatur ist in ihrer typischen Ausbildung nur im Halse von Dist. ampullaceum anzutreffen (Fig. 37 rm), wie sich überhaupt der ganze Muskelschlauch nur hier stark differenzirt zeigt. Wir sehen z. B. schon auf einem Querschnitt, der noch den untersten Theil der Musculatur des Bauchsaugnapfes trifft (Fig. 28 mas), sämmtliche Längs-, Diagonal- und Ringmuskellagen, wie sie Fig. 37 in den verschiedensten Lageverhältnissen aufweist, in eine einzige Muskelschicht vereinigt. An dieser Stelle laufen sämmtliche Fasern leicht diagonal; sie gehen aber bald in eine reine Längsmusculatur über, so dass wir bei Querschnitten durch Körpermitte und -Ende nur noch diese Längsmuskelanordnung antreffen. Die Dicke der Ringmuskeln (Fig. 37 rm) beträgt 0,005 mm, während die Diagonal- muskeln (dm) eine solche von 0,012 mm durchschnittlich erreichen. Die Längsmusculatur sondert sich im Halse (Im!, Im?) in 2 Lagen. Die Anordnung der Fasern ist fast durchweg bündel- 192 H. von BurtEL-Reepen, förmig. Die innere, sehr starke Schicht zeigt Bündel von 80 und mehr Fasern. Auf der durch Braun (12) (p. 608) zusammengestellten Liste von Dickendurchmessern an Längsfasern weist Dist. megnini solche bis zu 0,004 mm Stärke auf und übertrifft darin die andern aufgeführten bei weitem. Bei den mir vorliegenden Exemplaren von Dist. ampullaceum dagegen wird eine Längsfaserdicke bis zu 0,025 mm erreicht, also mehr als das 6fache, was aber bei den relativ colossalen Dimensionen der Thiere nicht weiter auffällig er- scheint. Dorso-ventrale Muskeln sind besonders im Halse zahl- reich vorhanden. Ein Anheften dieser Muskeln an innern Papillen der Cutieula, wie es POoIRIER bei Dist. clavatum beobachtete, kann ich für die vorliegenden Arten nicht bestätigen. In der Nähe des Muskelschlauches tritt eine Verzweigung dieser im Ganzen wenig kräftigen ebenfalls hohlen Muskelfasern ein, diese Verästelung ist aber über die subcuticulare Muskellage hinaus nicht zu verfolgen, sie verliert sich zwischen den Längsmuskelsträngen.!) Die Dicke beträgt durchschnittlich 0,007 mm. Von diesen eigentlichen dorso- ventralen Muskeln sind die mächtigen Muskelbündel zu unterscheiden, die eine Strecke ebenfalls in dorsoventraler Richtung ziehend, sich der Musculatur der Saugnäpfe und des Cirrusbeutels anheften. Eigentliche Parenchymmuskeln sind also bei den hier zur Untersuchung stehenden Trematoden nicht vorhanden. Es ist ja freilich leider Gebrauch, die Dorsoventralmuskeln als Parenchym- muskeln zu bezeichnen, aber dieser Gebrauch rechtfertigt sich nur, wenn diese Muskeln eine Beziehung zum Parenchym haben. Diese Beziehung fehlt hier durchaus. Als LeuckArr (26) die Dorsoventralmuskeln erstmalig bei den Trematoden auffand, con- statirte er bei der ihm vorliegenden Art, dass „eine Menge feiner Seitenäste von ihnen ausgehen, die mit ihren Verzweigungen der zwischenliegenden Leibessubstanz ein maschiges Aussehen geben“. Verzweigungen dieser Art fehlen hier aber völlig. Die geschilderte Verästelung ist nur beim Einziehen in den Hautmuskel- schlauch bemerkbar und dürfte lediglich zur Verbreiterung der Haft- basis dienen. Die Muskeln erweisen sich als durchaus selbständige; im Parenchym des Körpers tritt keine Abzweigung ein (s. a. S. 189). 1) Dark (16) tritt für die Insertion an der Cuticula ein. Eine Be- obachtung liegt jedoch nicht vor. Gruppe des Distomum clavatum. 193 Looss (34) berichtet von einem fast gleichartigen Befund bei Bilharzia haematobia (COBB.) Die Markmasse aller Muskeln erscheint homogen ohne fibrilläre Structur. Die Fasern gleichen ausserordentlich lang gestreckten Spindelzellen, doch liessen sich Kerne nicht auffinden. Wenngleich G. WALTER (59), SrıEeDA (54), KERBERT (23), BLUMBERG (8), HEcKERT (21), v. Lisstow (28), Looss (34) u. A. Kerne in Muskelfaserzellen con- statirt haben, dürfte doch wohl BETTENDorFs (2) Ansicht und Beweisführung, dass wir in den sog. „grossen Zellen“ die eigent- lichen Zellelemente der Muskelfasern zu erblicken haben, auch für andere als von ihm untersuchte Trematoden richtig sein. !) Grosse Zellen. Da das mir zur Verfügung stehende Spiritus- Material nicht genügte, um mit Sicherheit Bestätigendes oder Ab- weichendes vorzubringen hinsichtlich der Frage, ob wir in den grossen Zellen die allein in Betracht kommenden Muskelzellen zu sehen haben oder nicht, kann ich hier nur kurz auf meine Befunde hinweisen. Fig. 38 (my) zeigt einen typischen Myoblasten in starker Vergrösserung mit 2 Fortsätzen (am). Die Zelle ist 0,052 mm lang und 0,035 mm breit, womit zugleich die Durchschnittsgrösse der grössten Myoblasten gegeben ist. Bei den verschiedenen Einstel- lungen wechselt je nach den wechselnden optischen Querschnitten die Form der Zellen sehr, und besonders pflegt der Kern der Myo- blasten die verschiedensten Gestaltungen aufzuweisen. Der 0,005 mm messende Nucleolus liegt meistens wandständig und enthält einen hellen Nucleolinus. Die Fortsätze der Myoblasten ziehen sich oft dicht an die Muskelbündel heran, das von BETTENDORF (2) be- schriebene Anheften an die Fasern konnte ich jedoch nicht con- statiren (s. a. Fig. 37). Eine innige Beziehung zur Musculatur der Vesicula seminalis scheint der Myoblast auf Fig. 39 (my) zu ver- rathen, dessen Durchmesser 0,056 mm beträgt, während die An- wesenheit der riesigen Zelle in dem Drüsenepithel der Prostata (Fig. 47) wiederum räthselhaft erscheint, da keine Ausläufer in diesem Falle sichtbar waren und irgend welche Musculatur nicht in unmittelbarer Nähe sich befand. Ihr Durchmesser beträgt 0,043 mm. Auch in dem Drüsenepithel des Uterus (Fig. 45) finden sich grosse Zellen von meist rundlicher Gestalt (my). Eine Beziehung zur Mus- eulatur lässt sich auch hier nicht erweisen (s. a. Schalendrüse). Bei Hirudinella clavata constatirt Darr (16) eine Verbindung 1) s. auch DARrr (16). 194 H. von BurteL-Reepen, der grossen Zellen mit dem Nervensystem und nimmt wohl mit Recht ein Inseriren andrerseits an die Muskelfasern an, doch gelang es auch ihm nicht, diese Anheftung nachzuweisen. Bau der Saugnäpfe Der sehr eingehenden Schilderung dieser’ Verhältnisse bei Dist. clavatum durch PoırıEer, kann ich für Dist. ampullaceum nichts hinzufügen, da abweichende Bildungen, so- weit ich mich dieser Frage widmen konnte, nicht vorhanden zu sein scheinen. Die Angaben von doppelten Schichten elastischer Fasern auf der Innenseite der Saugnäpfe ist mir unverständlich, ich habe nichts dergleichen gefunden. Die Ausführungen desselben Autors über die Saugnapf-Ansatzmuskeln bei Dist. elavatum treffen für die hier zu besprechenden Species nicht zu. Während PoıkıEr 4 zum Bauchsaugnapf ziehende Ansatzmuskelbündel constatirt, die sich an einen peripherisch um den Saugnapf liegenden schalenförmigen Muskel anheften, fehlt bei unsern Species der schalenförmige Muskel als Bildung für sich, und fünf sehr starke Muskelbündel verbinden den Saugnapf mit dem Hautmuskelschlauch. Wir haben je 2 seit- liche Ansatzmuskeln und einen centralen Muskelstrang. Fig. 37 (hm 1—4) zeigt Theile dieser kräftigen zum Bauchsaugnapf ziehenden Muskelbündel, die ihre Ansatzfläche dadurch vergrössern, dass sie sich nicht auf geradem Wege mit der Saugnapfmusculatur vereinigen, sondern sich aussen auf relativ weite Strecken auf dem Saugnapf verbreiten. Diese verbreiterte Ansatzfläche dürfte mit dem PoLRIER- schen Schalenmuskel identisch sein. Die Ansatzmuskeln gehen, wie die früher beschriebenen dorso- ventralen Muskeln, aus der mächtigen oben geschilderten Schicht der Halslängsmuskeln hervor. Die Abnahme der Hautmuskelschicht, die, wie erwähnt, schon am Ende des Bauchsaugnapfes sich ziemlich plötzlich vollzieht, findet durch das Abzweigen dieser sehr starken Bündel zum Saugnapf ihre Erklärung. Ausser den durch Braun (12) ausführlich geschilderten Wirkungen dieser Ansatzmuskeln, dürfte auch die grosse Beweglichkeit des Halses hierdurch mit gegeben sein, wie sie bei einzelnen Arten der Dist. clavatum-Gruppe be- obachtet wurde, so bereits 1730 von Pauuas bei Hirudinella marina, wie auch von mir bei Dist. siemersi (S. 23). Diese auffällige Be- weglichkeit des Vorderkörpers resp. des Halses wird allerdings bei den Digenea wohl stets beobachtet, sie ist auch vorhanden bei den Monostomen (v. SIEBOLD) (52). Gruppe des Distomum clavatum. 195 Distomum siemersi. Musculatur. Im Allgemeinen trifft das bei Dist. ampullaceum Erwähnte auch auf diese Art zu. Auch bei Dist. siemersi finden sich die hohlen Muskeln. Die Lagerung der Schichten ist dieselbe, doch zeigt sich alles weniger kräftig ausge- bildet. Die Längsmuskelfasern sind bei weitem nicht so mächtig wie bei der andern Art und erreichen nur eine Dicke von 0,011 mm, also kaum die Hälfte, obgleich die Länge des grössten Exemplars von Dist. siemersi derjenigen des kleinsten von Dist. ampullaceum nur um wenige Millimeter nachsteht. Die Ringmuskeln stehen in gleichem Verhältniss und erreichen eine durchschnittliche Stärke von 0,006 mm. Distomum ampullaceum. Exeretionsapparat. Wir unter- scheiden am Excretionsapparat die Endblase und die beiden grossen Sammelröhren; in diese münden die CÖapillaren, welche mit den Terminalzellen beginnen. Die Excretionsblase zeigt in der Seitenansicht ein grosses ovales Lumen von der halben Länge des Körpers (Textfig. B). Sie theilt den Hinterkörper in der Medianlinie in 2 Hälften, da der ventrale und dorsale Rand — der durch die Darmsäcke stark zusammen- gedrückten Blase — bis fast an die Cuticula heranreicht. Links und rechts von der Blase finden wir dann nur noch die mächtigen Darm- säcke, die den Hinterleib vollkommen ausfüllen (Textfig. C). Die Wandung der Blase ist glatt, stark glänzend, structurlos und homogen; ihre Dicke beträgt 0,00087 mm. Im einer aussen anliegen- den Schicht von faserigem Parenchym finden sich zahlreiche kleine Bündel von Ringmuskeln. Braun (12) giebt an (p. 640), dass Porkıer Längsmuskeln an dem Endgefäss von Dist. clavatum con- statirte, doch beruht diese Angabe wohl auf einem Irrthum, da POIRIER nur von „fibres annulaires“ (p. 588) spricht. Bei Hirudi- nella clavata constatirt Darr (16) Ring- und Längsmuskeln. In der dünnen Parenchymschicht, welche sich zwischen der Endblase und den Darmsäcken hinzieht, laufen eine grosse Anzahl feinster Excretionscanäle Das Foramen caudale macht den Eindruck einer stark runzeligen, vielfach gefalteten Einstülpung, die ohne besondern 196 H. von BuTtEL-Reepen, Gang (Textfig. C) in die Blase einmündet. Die Form, Grösse und theil- weise auch die Lagerung der Excretionsblase weicht demnach wesent- »& ---- Uterusschlingen un Ser See >? Excretionsblase Sr &-#°--- Excretionsblase Ass. 087 -- ---- Darmsack Big C: Längsschnitt durch Excretionsblase und Darmsäcke von Dist. ampullaceum. lich von dem Befunde Poırıer’s bei Dist. clavatum ab. Ich verweise auf Po1kıEr (45) tab. 31 fig. 2 oder Braun (12) tab. 32 fig. 1. Monıez (37) beschreibt bei Dist. ingens die Excretionsblase als ein etwa sanduhrförmiges Gebilde (Textfig. D). ED Die Sammelröhren entspringen anscheinend in 2 Aesten am obern Ende der grossen Blase. Ein sicheres Bild liess sich besonders in Folge der starken Verlage- rungen durch die strotzend gefüllten Uterusschlingen leider nicht gewinnen. Die beiden Aeste ziehen in ausser- ordentlich complicirten Windungen zwischen den unentwirr- baren Uterusschlingen und den übrigen Organen nach oben, wo sie zwischen den beiden Saugnäpfen den Haupttheil des Halses einnehmen. Die Frontalschnitte (Fig. 35 u. 29) zeigen dieses auf- fällige Dominiren der Excretionslacunen (ef). Ps dürften hier vielleicht auch Anastomosen zwischen den stark gewundenen, an einander lagernden Hauptröhren stattgefunden haben in der Weise, wie es Fig. D. Gruppe des Distomum clavatum. 197 Braun (12) nach den Fraıpoxt’schen Untersuchungen an Dist. squamula schildert, wo auch „diese Anastomosen nicht gleich ange- legt werden, sondern sich erst nach Annäherung resp. Berührung der betreffenden Stämme und nach Resorption der sich berührenden Flächen bilden“. Da der Gang der Sammelröhren nicht mehr zu verfolgen war, stelle ich diese Annahme nur als eine Möglich- ‚keit hin. Die Wandung der Hauptsammelröhren besteht aus einer structur- losen und homogenen Membran (Fig. 41 me), die aber, da eine be- sondere Muscularis fehlt, contractile Eigenschaften zu haben scheint; wenigstens findet man die Membran dort, wo anscheinend eine Contraction stattgefunden hat, wo die Wandung in Falten liegt, bedeutend dicker als anderswo (Fig. 42 me). Auf dieser Membran liegt nach dem Innern eine sehr feine Protoplasmaschicht mit ein- gestreuten grossen in das Lumen vorspringenden Kernen (epk). Nach aussen legen sich an die Membran häufig stärkere Parenchymfasern an, die aber besonders bei den gleich zu besprechenden Nebencanälen in die Erscheinung treten. Von den rechteckigen Feldern — „cadres rectangulaires“ — wie sie POTIRIER in der Membran dieser Hauptcanäle bei Dist. elavatum constatirte und abbildet (tab. 31, fig. 3), vermochte ich bei Dist. ampullaceum nichts zu entdecken. Da Porkıer an den Hauptsammel- röhren keine Musculatur aufzufinden vermochte, vermuthet er, dass die Elastieität der Membran durch diese Felderung erhöht würde. Das kernhaltige Epithel wurde bei Dist. elavatum nicht constatirt. Nach demselben Autor gehen von der Endblase des Dist. clavatım nicht 2, sondern 4 Hauptcanäle ab. Das eigenthümliche Rückbiegen dieser Canäle vom obern Ende der Blase bis fast zum Excretions- porus (PoIRIER tab. 31, fig. 2, s. a. Braun (12) tab. 32, fig. 1) war bei Dist. ampullaceum nicht mit Sicherheit nachweisbar. Ich möchte nur erwähnen, dass sich zwischen den Darmsäcken und der äussern Körperwand zahlreiche Lumina von Excretionscanälen grössern Umfanges bis unmittelbar an den Porus excretorius heran constatiren liessen. Ob sich diese Canäle, wie es den Anschein hat, in der Nähe des Excretionsporus mit der Endblase vereinigen (Textfig. C), liess sich nicht mit Sicherheit feststellen, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Die von den Hauptsammelröhren sich abzweigenden sehr viel kleinern Nebencanäle, weisen eine verhältnissmässig starke cuticulaartige Membran ohne kernhaltiges Epithel auf. Der Durch- messer der Membran beträgt ca. 0,0018 mm und der Durchmesser Zool. Jahrb. XVII. Abth. £.- Syst. 14 198 H. von BuTteL-Reepen, des in Fig. 42 abgebildeten Canals 0,014 mm. Der Canal zeigt sich theilweise tangential getroffen. Die homogene und structurlose Tunica propria (fpr) ist umflochten von den oben erwähnten Parenchymfasern, die bei der intensiven Färbung durch Pikro- oder Boraxkarmin einem zarten Adernetz zum Verwechseln ähnlich sehen. Sind diese Fasern (ef) auch histologisch gleicher Art wie die feinen, umgebenden, das Parenchym erfüllenden Endverzweigungen (p) (s. Körperparenchym), so ist doch in so fern eine Differenzirung vorhanden, als sich die stärkern Fasern, die sich durch ihre ge- schlängelte Form auszeichnen, an der Wandung der erwähnten Gefässe beisammen halten und anscheinend durch längere Strecken das Parenchym durchziehen, ohne Ausläufer in dasselbe zu ent- senden. Dass wir es nicht mit Muskeln zu thun haben, wurde schon früher auseinandergesetzt (S. 189). POIRIER constatirt bei diesen Nebencanälen isolirt liegende kräftige Längsmuskelfasern 1. c. (tab. 31, fig. 4), ebenfalls Dark (16) }). Die starke Membran dieser Nebencanäle scheint mit der vor sich gehenden Verengung derselben allmählich abzunehmen, so dass bei der Verzweigung in die zahlreichen Capillaren nur noch eine sehr dünne Tunica propria vorhanden ist. Die Capillaren sind ausser- ordentlich zartwandig. Eine äussere faserige Schicht ist nicht vor- handen. Die Terminalzellen bilden den terminalen Abschluss dieser Capillaren, welche als Ausläufer derselben erscheinen. Oft sind diese Ausläufer überaus fein (Fig. 27, d, d), oft aber auch auf längere Strecken in der Nähe der Wimperzellen durch einen fein- körnigen Inhalt ausgedehnt (a, ec). Ueber die feinere Histologie der 1) An der Excretionsblase constatirt dieser Autor Ring- und Längs- muskeln. Wie erwähnt, konnte ich Längsmuskeln bei den vorliegenden Arten nicht nachweisen. Da die Ringmuskeln sich mit ausserordentlicher Schärfe markiren, erscheint es mir höchst unwahrscheinlich, dass Längs- muskeln übersehen sein sollten. Auch Darr constatirt mit Sicherheit nur zwei Hauptcanäle, die eine innere Ring- und äussere Längsmusculatur aufweisen. Aus physiologischen Gründen ist eine Musculatur wahrschein- lich, dennoch bin ich zweifelhaft, ob hier nicht eine Verwechslung mit den erwähnten starken Parenchymfasern eingetreten ist. Das innere Epithel mit den stark vorspringenden Kernen wurde bei Firudinella clavata nicht gesehen, dürfte aber auch dort vorhanden sein. DARR bestreitet das Vorkommen der von POIRIER constatirten Verdickungen in der Mem- bran der Hauptcanäle, deren Vorhandensein ich jedoch in etwas modi- fieirter Form bestätigen konnte (Fig. 41 me). Gruppe des Distomum clavatum. 199 Zellen vermag ich nichts auszusagen, da keine der vielen unter- suchten Zellen ein klares Bild gewährte Eine „Deckelzelle“ und Kern scheint nicht vorhanden zu sein, und es harmonirt dieser Befund nach dieser Beziehung hin mit den Beobachtungen von Looss (34) bei Dilharzia. Die Grösse ist eine sehr wechselnde Auf der Fig. 27 sind 4 Typen zusammengestellt. Zelle a hat eine Länge von 0,026 mm und eine Breite von 0,009 mm und Zelle d weist folgende Maasse auf: Länge 0,015 mm, Breite 0,009 mm. Wir haben in diesen Zellen, zu denen sich auch noch ce mit etwas geringern Maassen gesellt, die weitaus grössten der bis jetzt mit Sicherheit beobachteten Wimperzellen. Der kleinste Typus b übertrifft mit einer Länge von 0,010 mm und einer Breite von 0,0053 mm noch die von PoIrTER bei Dist. clavatum gefundenen Terminalzellenmaasse: Länge 0,0055 mm, Breite 0,0025 mm um ein Beträchtliches. Eine ziemlich stark gefärbte fein granulirte Masse erfüllt die Zellen. Bei a zeigt sich ein kernartiges Gebilde, das aber mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht als Kern anzusprechen ist, zumal sich keine analoge Bildungen bei andern Zellen auffinden liessen. b zeigt einen mehrfach anzutreffenden dunklern Streifen (Wimper- flamme?) und c einige auch bei den meisten andern Zellen zu con- statirende Vacuolen, während d den generellen Typus giebt, nämlich eine ziemlich gleichmässige Vertheilung des feinkörnigen Inhaltes, in dem sich sehr häufig kleine Vacuolen finden. Distomum siemersi. So weit sich aus den früher erwähnten Gründen die feinern histologischen Verhältnisse bei dieser Species verfolgen liessen, ergab sich hinsichtlich des Exceretionsapparats wie auch der Verdauungsorgane und des Nervensystems nichts wesentlich vom Bau des D. ampullaceum Abweichendes. Wir ver- folgen daher im Nachstehenden nur die Verhältnisse bei der letztern Art ausführlich. Distomum ampullaceum. Verdauungsorgane. Die allgemeine Gestaltung und Lage der Verdauungsorgane, auf die hier zuerst hin- gewiesen sein möge, wird aus der schematischen Zeichnung (Textfig.E) ersichtlich. Wir finden hier eine von Dist. clavatum sehr abweichende Bildung des Verdauungstractes. Aus der Mundhöhle (mh) gelangen wir in den sehr musculösen Pharynx und von dort in den sehr kurzen kugligen Oesophagus. Dieser theilt sich in 2 seitlich 14* 200 H. von BurteEL-REepen, abzweigende grosse kropfartige Erweiterungen, die je in einen Drüsenmagen einmünden, dessen Epithel ausserordentlich lange proto- plasmatische Fortsätze zeigt. Von den Drüsenmagen gehen alsdann die Darmschenkel ab, die sich weiter unten zu den beiden Darm- säcken ausweiten (Textfig. Ö). - Mundsaugnapfmuseulatur S - LE REN EIERN Mundhöhle Pharynxmuseulatur Oesophagus Kropfartige Erweiterungen Drüsenmagen Fig. E. Verdauungsorgane von Dist. ampullaceum (schematisch). Ueber die Lage der Mundöffnung geben die Fig. 25 u. Textfig. A klare Anschauung, so dass eine besondere Beschreibung kaum nöthig ist. Die Mundhöhle ist mit einer Outicula ausgekleidet, die sich als Fortsetzung der Körpercuticula erweist. Sie ist mit zahlreichen kleinen papillenartigen Verdickungen versehen. Ohne Ausbuchtungen durchzieht der Nahrungscanal den mit kräftigen Muskeln versehenen Pharynx (Fig. 35 ph), der mit 2 lippenartigen Vorsprüngen in die Mundhöhle hineinragt. Die Pharynxmuskeln verlaufen durchweg in radiärer Richtung. Ein Ueberzug von Ringmuskelfasern liegt auf der äussern Wandung, sowie um den Anfangstheil des Nahrungsrohres. Längsmuskeln, wie sie Porkıer bei Dist. clavatum beobachtete, ver- mochte ich nicht zu entdecken. Die im Pharynx glatte, cuticulaartige Membran verwandelt sich im Oesophagus (Fig. 35 oe) in eine diekere, mit eigenthümlichen wulstigen Erhöhungen und Faltungen versehene Cuticula. Die Gruppe des Distomum elavatum. 201 Musculatur des Oesophagus ist eine sehr kräftige. Sie besteht aus unregelmässig gelagerten Ringmuskeln, die von einer Schicht Längs- muskeln umgeben werden. Die vielfach bei andern Trematoden am Pharynx und Oesophagus beobachteten Drüsenzellen fehlen hier vollständig, sie werden allem Anscheine nach durch die Drüsenmagen ersetzt. Die Cuticula des Oesophagus setzt sich ohne Unterbrechung in die beiderseitigen Kröpfe fort, wie ich diese mächtigen Er- weiterungen kurzer Hand bezeichnen möchte (Fig. 29, kr). Kerne fanden sich nicht in dieser Auskleidung. Sie erscheint, so weit die kropfartigen Erweiterungen in Betracht kommen, homogen und glatt. Bei dünnern Schnitten zeigte sich eine schwache, streifige Diffe- renzirung. Zu einer Zöttchenbildung, wie sie Looss (30) im Oeso- phagus bei Dülharzia beobachtete, kommt es hier nicht. Auffällig ist die sehr starke Anschwellung der Membran an der Grenze zwischen Kropf und Drüsenmagen (Fig. 29 u. 5l ac). Fig. 29 zeigt den rechtsseitigen Kropf tangential getroffen, so dass das volle Lumen nicht zur Erscheinung kommt. Die Musculatur der Kröpfe besteht in spärlichen, sehr schwachen äquatorialen und meridionalen Muskeln. Unter dem sehr auffälligen stark vorspringenden End- wulst der Cuticula (Fig. 51 ac) setzt jedoch eine sehr Kräftige sphinkterartige Muskelverstärkung ein (dsph), die als Fortsatz der Drüsenmagenmusculatur erscheint. Die beiden Drüsenmagen (Fig. 35, 29, Textfig. E u. 51 drm) weisen ein höchst eigenartiges, schwer zu deutendes Epithel auf. Wir sehen zuvörderst — auf der leicht schematisch gehaltenen Abbildung Fig. 51 — eine meist 3fache Lage von unregelmässig verlaufenden meridionalen Muskelfasern, die das Epithel nach aussen begrenzen. Es folet dann eine regelmässige Reihe von Kernen, von welchen jeder am untern Ende eines hellen Raumes liegt; ich glaube, dass diese Kerne als Kerne von Becherzellen aufgefasst werden können und dass der helle Raum dem Secretklumpen der Becherzelle ent- spricht. Das dieses Secret umgebende Protoplasma einer jeden Becherzelle entsendet lange protoplasmatische Fortsätze. Das aus- tretende Secret fliesst an diesen Fäden entlang und vermischt sich dadurch aufs Innigste mit dem Inhalte des Drüsenmagens. Wie Fig. 55 zeigt, erfüllen diese Fortsätze den Drüsenmagen zum grössten Theil, so dass nur ein verhältnissmässig Kleines freies Lumen übrig bleibt (drm). Der schwärzliche Mageninhalt zieht sich zwischen diese Fortsätze hinein (din). Die Höhe der Becherzellen beträgt 202 H. von BurtzL-Reepes, durchschnittlich 0,040 mm, während die Fäden das 7fache an Länge aufweisen, nämlich 0,304 mm. Die Vermuthung liegt nahe, dass wir es hier nur mit Schleimfäden zu thun haben, aber dann bleibt ihre Entstehung räthselhaft, da sie, wie erwähnt, nicht von der Ober- fläche der Zellen, sondern von den Zellwänden entspringen (Fig. 51). Die Frage nach der Natur dieses Epithels kann, wie mir scheint, nur entwicklungsgeschichtlich entschieden werden. Diese Darmtheile (Kropf und Drüsenmagen) sind auch bei andern Trematoden, wenn auch in abweichender Gestaltung, beobachtet worden. Den ersten Anfang dieser secundären Bildungen können wir in jenen nach -oben ausgebuchteten Darmschenkeln erblicken, wie sie schon durch KöLLıker (24) bei Dist. pelagiae Köuu. nach- gewiesen wurden. SrtossicH (55) fand Aehnliches bei Dist. polyorchis Stoss. und Dist. giardii Smoss., Looss (30) bei Dist. palliatum Looss u.s. w. POIRIER (45) berichtet von ähnlichen Bildungen bei Dist. megnini POIRIER und Dist. clavatum Mexz.; bei der ersten Species ist die Bildung wesentlich anderer Art, bei der letztern fehlt der Kropf, der bei Dist. siemersi eine solche Ausdehnung besitzt, dass er schon bei Querschnitten durch die untere Mundsaugnapfmusculatur getroffen wird. Bei Dist. celavatum zeigt sich ferner im Drüsenmagen ein ganz anderes Epithel, da es nach PoırıEr von cubischen Zellen ohne Fortsätze gebildet wird (PoIRIER tab. 26, fig. 2). Ein Epithel mit langen Fortsätzen findet sich nach Mosızz (37) bei Dist. ingens und nach PoırtıEr bei Dist. insigne, doch weicht der Befund wesentlich ab von dem vorliegenden. |[PoıkıEr (45) tab. 33, fig. 3.]') Bei Hirudinella clavata Darr konnten leider — trotz der vorzüglichen Erhaltung — diese Epithelverhältnisse keiner weitern Erklärung entgegengeführt werden. Es scheinen sich überhaupt — wohl in Folge der besondern Conservirungsart — keine klaren Bilder auch des Epithels der Darmschenkel ergeben zu haben. Die langen Cilien (Secretfäden) in der Länge von 120—150 « wurden auf „Cylinder- zellen“ von 20 « Höhe und 2 « Breite constatirt. | Der Uebergang von den Drüsenmagen in die Darmschenkel wird aus Textfigs. E und Fig. 35 (dd) genügend ersichtlich. Es tritt 1) Ein Vergleich in der Länge der Fäden konnte leider nicht ge- macht werden, da fast sämmtliche Vergrösserungsangaben in der sonst so vortrefflichen PoOIRIER’schen Arbeit unverständlich sind. Angaben wie: oc. 1 Gr. 7 V. dürften ausserhalb Frankreichs nicht leicht einem Verständ- niss begegnen. Gruppe des Distomum clavatum. 203 hier wiederum ein plötzlicher scharfer Wechsel des Epithels ein. In Fig. 48 ist ein stark vergrössertes Stück der Darmwandung dar- gestellt. Wir haben es hier, wie namentlich ein Vergleich mit Fig. 49 ergiebt, zweifellos mit einem Epithel zu thun, dessen Zellen amöboid beweglich sind. Die Zellgrenzen waren mit keiner der an- gewandten Färbungsmethoden sichtbar zu machen, es ergab sich nur eine feine streifige Differenzirung des Protoplasmas.. Die Kerne liegen unregelmässig vertheilt und sind von wechselnder Grösse; oft war ein deutlicher Nucleolus zu erkennen (Fig. 49). In der Zell- masse zeigten sich häufig anscheinende Vacuolen, die wohl als Chyluströpfehen zu deuten sind. Eine kräftige Ringmusculatur (Dicke — 0,009 mm) und eine hin und wieder etwas abgerückte spärliche Längsmusculatur (Durch- messer — 0,009 mm) in einfacher Lage umgiebt den Darm (Fig. 48). Die von H. E. ZiEsLErR (60) bei Gasterostomum beobachtete Darmepithelbildung weist ebenfalls auf amöboide Zellen hin, wie sie auch von Sommer (53) bei Dist. hepaticum mit voller Bestimmtheit als solche erkannt wurden. Auch LEuckArT (26) fand im Darm von Dist. lanceolatum MEHuL. Zellen ohne feste Begrenzung und vermuthet amöboide Beweglichkeit, während PorkıEer bei Dist. clavatum ein langgestrecktes Cylinderepithel („en forme de filaments“) mit fein- körnigem Inhalt ohne Kerne (!) constatirt (Poırıer tab. 26, fie. 3). Die Wandung der Darmschenkel ist vielfach bei geringer Fül- lung des Darmlumens gefaltet, was sich auch deutlich bei tan- gentialen Schnitten ergiebt (Fig. 35 dsch). Besonders hervortretend ist diese Faltung in den beiden Darmsäcken (Textfig. C). Das Epithel der Endsäcke zeigt histologisch keinen Unterschied mit dem der zu- führenden Schenkel. Die beiden mit einem schwärzlichen Inhalt er- füllten Endsäcke sind so gross, dass sie den hintern Theil des Körpers fast ganz einnehmen (Textfig. ©). Darminhalt. Der bekannte schwärzliche, feinkörnige Darm- inhalt der Trematoden findet sich auch bei den beiden vorliegenden Species (Fig. 28 din). Dort wo der Oesophagus sich in die Kröpfe erweitert, sind noch Blutzellen anzutreffen, die aber theilweise schon einem körnigen Zerfall entgegen gehen. Sie haben genau das Aus- sehen der Sommer’schen (53) „Chymuskugeln“ tab. 31, fig. 1 9. Weiter- hin finden wir nur noch die feinkörnige schwärzliche Masse, die ° auch, wie erwähnt, die Darmsäcke ausfüllt. Herr Professor SchunLz in ‚Jena hatte die Freundlichkeit, in seinem Laboratorium (chemische Abtheilung des Physiologıschen In- 204 H. vos BurterL-Reepen, stituts\ den Darminhalt zu untersuchen, wofür ihm auch an dieser Stelle verbindlicher Dank ausgesprochen sei. Ich verdanke ihm folgende Angaben. „Die mir übersandte schwarze Masse bestand überwiegend aus verbrennbaren, organischen Stoffen. 0,0125 « lieferten 0,0007 & Asche — 5,6°%,. Die schwarze Asche löste sich in ver- dünnter Salzsäure beim Erwärmen leicht und vollständig; die saure Lösung färbte sich mit Ferrocyankalium intensiv blau. Die Asche bestand also zum grossen Theil aus Eisenoxyd. Eine sehr geringe Menge der ursprünglichen Substanz wurde mit Eis- essi@ und Kochsalz behandelt, wobei reichlich, prächtig ausge- bildete „Häminkrystalle“ entstanden. Die Schwarzfärbung der Masse rührt demnach von rothem Blutfarbstoff her, der durch den Verdauungssaft etc. zu Hämatin verändert ist. Hämatin enthält 9%, Eisen. Mit verdünnter Natronlauge gab die Masse eine rothe Lösung, welche das Spectrum des Hämatins zeigte.“ Es geht aus Vorstehendem mit Sicherheit hervor, dass der Darm- inhalt aus Blut besteht. Die schwärzliche Farbe des Darminhaltes dürfte auch bei andern Trematoden die gleiche Entstehungsursache haben. Wenn z. B. Looss (34) die Färbung des Darminhaltes bei Bilharzia in dem schwärzlichen Pigment der Leber des Wirthes ver- muthet, obgleich diese Trematoden in dem Blute der Pfortader und nicht in der Leber gefunden werden, so scheint mir diese Annahme eine etwas fernliegende zu sein. Looss stützt seine Ansicht auch auf das massenhafte Vorkommen von Leukocyten im Darme der Bilharzia. Dieser Schlussfolgerung liegt die meines Erachtens wahr- scheinlich meist irrthümliche Annahme zu Grunde, dass sich die Trematoden von dem umgebenden Medium nähren, oder es ist nicht in Betracht gezogen, dass sich sehr wahrscheinlich bei den durch das Saugen an den Wandungen der Venen entstehenden Reizungen und Verletzungen ebenso reichlich Leukocyten sammeln werden, wie sie es bei allen Verletzungen zu thun pflegen. Würden sich die Trematoden in der Regel von dem umgebenden Medium nähren, wie es WAGENER und GROBBEN |Braun (12), p. 679|, beobachteten, so wäre der stark musculöse Saugmund eine unverständliche Bildung [s. auch Branpes (11). Ich stehe daher diesen Annahmen etwas skeptisch gegenüber, ohne natürlich die Beobachtungen selbst, welche in einem Falle Gallenflüssigkeit, im andern Spermatozoen als Darm- inhalt ergab, anzuzweifeln. Ich halte diesen Inhalt aber nicht für Gruppe des Distomum elavatum. 205 die eigentliche Nahrung, da es unvermeidlich sein dürfte, dass ge- legentlich von dem umgebenden Medium mehr oder weniger in die Mundhöhle und in den Darm geräth. Nervensystem. Das Nervensystem ist das typische der Digenea. Wir sehen den hantelförmigen Centraltheil — das Gehirn — auf der Dorsalseite des Pharynx gleich hinter dem Mundsaugnapf. (Fig. 29com). Von demselben gehen nach vorn und nach hinten 2 Nerven- paare ab und zwar je 1 Paar starke ventrale, welche sich von den Seitentheilen des Gehirns abgliedern und je 1 Paar schwächere dorsale, welche von dem Commissurtheil des Gehirns ausgehen (Fig. 35 scom). Die nach vorn ziehenden Aeste verzweigen sich an der Museulatur des Mund- saugnapfes. Von derSchlundcommissur (Gehirn)zweigen sich ferner 1Paar Pharynxnerven ab (Fig. 35 phn). Kurz oberhalb des Gehirns findet man in den Schichten des Hautmuskelschlauches einen dünnen Ring- nerv.!) Dicht unterhalb der Schlundeommissur findet sich wiederum ein Rinenerv in der Muskelschicht. In der Höhe des Cirrusbeutels zieht dann eine dorsal laufende Commissur zwischen den starken ventralen Stämmen und bald darauf eine ebenfalls dorsal sich erstreckende Verbindung zwischen den dorsalen Aesten. POoIRIER giebt auch hier für Dist. clavatum einen Ringnerven an, wie bei ihm überhaupt, abgesehen von erwähnter Ausnahme, nur Ringcommissuren vorhanden sind (tab. 31, fig. 1). Leider gestattete das mir vor- liegende Material im weitern Verlaufe keine absolut sichere Klar- stellung, da die Nachfärbungen der Schnitte mit Pikrokarmin sowie die nur Stückfärbung aufweisenden Schnitte eine sichere Verfolgung der Nervenfasern nicht gestattete, während die mit Hämatoxylin nachbehandelten Halsschnitte sich recht günstig erwiesen. Er- wähnen möchte ich nur noch, dass die obere Commissur der ven- tralen Aeste, die sich an der Musculatur des Bauchsaugnapfes findet, ausserordentlich viel stärker ist, als Porkıer sie für Dist. elavatum angiebt [PoırTEr, tab. 31, fig. 1 oder Braun (12), tab. 32, fie. 2]. Sie rivalisirt in ihrer breiten Anlage mit der Schlundeommissur, doch sind Ganglienzellen sehr viel spärlicher vorhanden. Moxızz (37) unterzog das Nervensystem von Dist. ingens einer - besonders eingehenden Untersuchung und constatirte die Existenz 1) Den Befund POoIRIER’s bei Dist. elavatum, welcher an dieser Stelle eine Commissur beschreibt, die nur einen ventralen Halbkreis darstellt, der die beiden ventralen Aeste verbindet, vermag ich für Dist. ampullaceum nicht zu bestätigen. 206 H. von BurrrL-Reepen, eines Schlundringes („collier nerveux“, p. 536), während Nerven- ringe („nerfs ceinculaires“) sowie die Anschwellungen der ven- tralen Aeste („renflements ganglionaires“) in der Höhe des Bauch- saugnapfes (wie Po1RIER sie bei Dist. clavatum nachwies und wie Dist. ampullaceum sie ebenfalls zeigt), bei Dist. ingens nicht vor- handen sind. Von einem Schlundring kann dagegen bei Dist. am- pullaceum wiederum keine Rede sein. Die Existenz eines solchen wäre mir sicherlich nicht entgangen. Darr (16) findet Ring- commissuren bei Hörudinella clavata nur hinter dem Bauchsaugnapf. Histologie desNervensystems. Da diese grossen Trema- toden einen sehr kräftigen, aber sehr primitiven Nervenapparat auf- weisen, dürfte hier bei zweckentsprechender Conservirung die feinere histologische Untersuchung von grossem Interesse sein. Ich kann nach dem mir vorliegenden, in Spiritus conservirten Material nur Folgendes angeben. Die Nerven bestehen aus dicken Nervenfasern, welche sich oft in 2 oder mehr Aeste spalten. Fig. 29, 35, 37, 48 zeigen Längs- und Querschnitte durch Nervenstränge. Die Nerven- fasern sind die Ausläufer der Ganglienzellen, welche an der Peri- pherie der seitlichen Theile des Gehirns und an der Peripherie der Längsstämme gelegen sind. Diese Zellen sind zum Theil bipolar (Fig. 31), zum Theil unipolar (Fig. 30, 33). Eine grosse uni- polare Zelle aus dem Gehirn ist in Fig. 30 gezeichnet; auffällig ist die gleichmässige Breite von Nerv und Zelle. Der breite Fortsatz giebt bald seitliche Aeste ab, während der Hauptast sich ungetheilt durch die Commissur des Gehirns nach der andern Seite verfolgen lässt. Ich habe also die Form und die Schichtung der Nervenbündel und der Zellen — mit Ausnahme von Fig. 30 — ähnlich gefunden, wie sie POIRIER von Dist. elavatum gezeichnet hat. Ich glaube, dass die Zellen der Form nach denjenigen der Anneliden gleichen, wie sie z. B. Rerzıus (46, 47) von Nereis oder von Aulastomum gulo ab- gebildet hat (tab. 7, 1891; tab. 2, 1895). Besonders bemerkenswerth ist die Structur der Zellen. In der Umgebung des grossen Kernes (%k), der 1 oder 2 grosse, scharf be- grenzte Nucleoli enthält, findet man ein sich etwas dunkler färbendes Protoplasma von schaumiger Beschaffenheit, welches auf den Schnitten das Bild eines Netzes oder Wabenwerkes bietet (Fig. 30—33); auch bemerkte ich an der Peripherie einzelner Zellen und eines Theiles ihrer Fortsätze stark tingirte Körnchen, über deren Natur ich nichts Bestimmtes angeben kann (Fig. 32). Die Nervenfasern zeigen ein helles Plasma, welches hin und wieder in der Nähe der Zellen auf PR Gruppe des Distomum clavatum. 207 längere Strecken einen wabigen Bau zeigt; an manchen Stellen be- merkt man aber in den Nervenfasern feine, parallele, unterbrochen verlaufende Längslinien wie in Fig. 30. Dieses lang gestreifte Aus- sehen kann in das wabige übergehen, wie dieselbe Abbildung zeigt. Es scheint mir, dass diese Längsstreifung auf eine fibrilläre Struetur hinweist. Geschlechtsorgane. Betrachten wir zuerst die topo- graphische Uebersicht des männlichen Geschlechtsapparats, so zeigt uns Textfig. F eine aus Querschnittserien construirte halb- schematische Zeichnung der Lagerung dieser Organe. Wir sehen Genitalporus Sinus genitalis Cirrusbeutel Protrusionscanal Protrusionstasche Penis Canalis prostaticus Uterus Vesicula seminalis Vesieula seminalis Uterus Vas efferens Bauchsaugnapf Hoden Hoden Fig. F. Männliche Geschlechtsorgane von Dist. ampullaceum (halbschematisch). die beiden Hoden, davon ausgehend die beiden Vasa efferentia; diese vereinigen sich und bilden einen gewundenen Canal, an welchem nach der Beschaffenheit der Wandung 2 Abschnitte zu unterscheiden sind, die Vesicula seminalis und der Canalis prostaticus. Letzterer Canal geht beim Eintritt in den Cirrusbeutel in einen 208 H. von Burtrer-REepes, engen Gang über, welcher in den Penis führt (Ductus eja- culatorius). Der Cirrusbeutel besteht aus einer Muskeimasse, die wie eine Verstärkung der Uterusmusculatur erscheint und auch ganz allmählich in die Musculatur des Uterus übergeht, doch liefert auch die Musculatur der Pars prostatica zahlreiche Fasern. Wir haben also eine Abweichung von der gewöhnlichen Regel, nach welcher der Uterus neben dem Cirrusbeutel verläuft. Hier umschliesst eine gemeinsame Muskelmasse beide Leitungswege, so dass die Ver- einigungsstelle des männlichen und des weiblichen Organs innerhalb des Cirrusbeutels liegt (Textfig. F). Wir sehen dann ferner innerhalb des Cirrusbeutels eine taschen- artige Erweiterung, in welche der Penis hineinragt. Für diese Tasche, die augenscheinlich den Zweck hat, die Ausstülpung des Penis zu ermöglichen, schlage ich den Ausdruck Ausstülpungstasche (Protusionstasche) vor. Poı1kter gebraucht hierfür die Be- zeichnung „Poche du canal &jaculateur“; da wir aber auch einen bis jetzt nicht benannten Ausführungsgang haben, der von dieser Tasche in die Geschlechtscloake führt und der alsdann mit Ejaculations- canal bezeichnet werden müsste, die Bezeichnung „Ductus ejacula- torius* aber bereits vergeben ist, so glaube ich obigen Ausdruck dafür setzen zu müssen, der überdies das biologische Moment schärfer bezeichnet. Der Ausführungsgang der Tasche würde demnach als Ausstülpungscanal (Protrusionscanal) zu bezeichnen sein. Nachdem sich im Cirrusbeutel der Protrusionscanal mit dem Uterus vereinigt hat, folgt der Sinus genitalis, welcher mit der Ge- schlechtsöffnung (Genitalporus) nach aussen mündet. Ich gehe nun zur genauern Beschreibung des männlichen Geschlechts- apparats über. Die Hoden liegen nicht in gleicher Höhe, sondern der rechte stets etwas höher als der linke; sie befinden sich zu beiden Seiten der Bauchsaugnapf-Musculatur, indem sie sowohl diese als auch den Keimstock theilweise zwischen sich nehmen, wie aus Fig. 28 ersichtlich ist. In Textfig. F sind die Hoden der Deutlichkeit wegen neben einander gezeichnet, da sie sich in richtiger Lage decken würden. Bei Dist. clavatum beschreibt Poırıer eine andere Form und Lagerung der Hoden. Hier finden wir sie fast kugelförmig, beinahe in der Medianlinie liegend und den linken höher als den rechten. Die Vasa efferentia entspringen am obern Ende der oberhalb des Keimstockes liegenden Hoden, während sie bei unserer Art ungefähr Gruppe des Distomum celavatum. 20 in der Mitte derselben ihren Anfang nehmen, in gleicher Weise wie bei HAirudinella elavata, DARR. Die Hoden sind umgeben von einer dünnen, structurlosen, homo- genen Membran, in der Kerne nicht zu entdecken waren (Fig. 46 hw). Die darüber liegende Muskelschicht des Hodens besteht aus einer doppelten Lage» diagonal verlaufender dünner Fasern (hom). Bei Hirudinella clavata finden sich nur Längsmuskeln. Das Innere der Hoden ist erfüllt mit allen Entwicklungsstadien der Spermatozoen (spm). Dort wo das Vas efferens seinen Anfang nimmt, zweigen sich zahlreiche Muskelfasern aus dem Hodenbelag ab und umgeben die Mündung des Vas efferens (Fig. 46, 50 vefm). Dieses selbst bleibt auf seinem ganzen Wege ohne jede Museulatur, im Gegensatz zu dem Befunde Porkıer’s bei Dist. clavatum, welcher Längsmuskeln constatirte, während Darr bei Hlirudinella celavata gleichfalls keine Muskelfasern zu entdecken vermochte. Interessant ist das Vorhandensein eines an die Mündung des Vas efferens sich anschliessenden Zuleitungsfeldes, einer Art Flimmerrinne (Fig. 46 /lr), welches ziemlich weit vom Beginn der Oeffnung des Vas efferens an der innern Wand des Hodens hinunter- geht und offenbar die Spermatozoen zu der Mündung des Vas efferens leitet, vielleicht dieselben chemotaktisch anzieht (Fig. 50 /Ir). Wir haben es hier nicht mit eigentlichen Flimmern zu thun, sondern, wie Fig. 46 zeigt (fr), mit langen, feinen, dicht an einander liegenden Falten einer sehr zarten Membran, die nichts anderes ist als eine Fortsetzung der das Vas efferens auskleidenden faltenreichen innern Schicht. Wie aus dem Querschnitt durch das Vas efferens ersichtlich (Fig. 43 vefw), finden wir hier dieselben Faltungen wieder, ansitzend an der sehr dünnen homogenen Tunica propria (ipr). Dieselben Falten bemerken wir auf dem Frontalschnitt (Fig. 50 vefw, hf), welcher die Anfangsstelle des Vas efferens getroffen hat. Die beiden Vasa efferentia treten zusammen und münden in die Vesicula seminalis ein (Textfig. F). Die Vesicula seminalis stellt sich als ein Schlauch dar, welcher zuerst nach vorn geht, dann unter scharfer Knickung wieder nach hinten zieht (Textfig. F); in Folge dessen werden auf Quer- schnitten stets 2 dicht bei einander liegende Lumina gefunden, die sich immer mit Sperma strotzend erfüllt zeigen. Ein kräftiger Ring- muskel (Fig. 39 rm) umgiebt das Epithel, in dem spärliche, in das Lumen vorspringende grosse Kerne (epk) zu bemerken sind. Die innere Begrenzung des Epithels zeigt anscheinend feine kurze Fort- 210 H. von BurtrL-Reepen, sätze, welche vielleicht Flimmern sind (?). Das Sperma (sp) liegt in unentwirrbaren Mengen aufgeknäult. Die Ringmusculatur sowie das Epithel werden bei Hörudinella clavata nicht erwähnt. An der Uebergangsstelle der Vesicula seminalis zur Prostata befindet sich eine Einschnürung. DBeträgt der Durchmesser des Lumens der Vesicula kurz vor der Ausmündung in den Canalis prostaticus noch 0,198 mm, so verengt es sich an dieser Einschnürung plötzlich zu einem kurzen engen Canal von 0,043 mm Durchmesser der mit langen Flimmern (?) ausgekleidet erscheint. Zahlreiche feinste Muskelfasern sowie der Beginn der Längsmusculatur der Prostata dürften dieser engen Passage starke Einschnürungs- und Ausdehnungsfähigkeit verleihen. Die Parsprostatica bildet einen sehr langen, vielfach gewun- denen Canal (Textfig.F). Der Querschnitt (Fig. 47) zeigt uns zu äusserst eine starke Schicht von Drüsenzellen (dr), zwischen deren Ausführungs- gänge sich zahlreiche, in schmale Bündel geordnete Längsmuskeln ein- lagern (Im). Diese Muskelfasern zeigen hin und wieder den röhren- förmigen Bau in besonders starker Weise. Es folgt nach innen eine Ringmuskellage, welche die äussere Schicht abschliesst. Die Drüsenaus- führungsgänge treten durch die Musculatur hindurch. In der innern Schicht sehen wir zahlreiche, oft unregelmässig gelagerte Kerne (%) dicht an der sehr dünnen nur mit Hämatoxylin sichtbar zu machenden Tunica propria (fpr). Die Kerne sind von einer spärlichen hyalinen Plasma- masse umgeben; sehr wahrscheinlich reicht dieselbe auch von Kern zu Kern und liegt also ein vielleicht zusammenhängendes Epithel vor. Auf diesem Epithel erheben sich zahlreiche Fortsätze, welche das Lumen des Canals fast vollständig ausfüllen und die sehr häufig eine kolbige Anschwellung an ihrem Ende zeigen (sef). Wahr- scheinlich haben wir in diesen Anschwellungen Secrettropfen zu erblicken, doch finden sich hierfür keine sichern Anhaltspunkte, da sich weder abselöste Tropfen noch ein Zusammenfliessen derselben constatiren liess. Die Länge der Fäden beträgt ca. 87 u. Die histologische Auffassung des Befundes bietet Schwierigkeiten, da es zweifelhaft ist, wie sich die Fäden mit ihren Endan- schwellungen zu dem Epithel und den Kernen verhalten; mir ist es wahrscheinlich, dass die Fäden und ihre kolbigen Verdickungen das Secret der zahlreichen Drüsenzellen darstellen, welches zwischen den Epithelzellen hervortritt. Spermatozoen werden in der Prostata nur in sehr geringen Gruppe des Distomum clavatum. SH Mengen gefunden, wenigstens habe ich sie bei meinen Exemplaren nur beim Uebergang in die Vesicula seminalis angetroffen. PorRIER findet bei Dist. clavatum in der Prostata nur eine innere Schicht von sehr schmalen 20 « hohen und 3 u breiten schwach mit einander verbundenen Zellen („cellules tr&s etroites et faiblement unies entre elles“, p. 545) und Darr bei Förudinella clavata ein „Cylinderepithel, dessen Elemente etwa 24 « lang und 2 u breit sind“. Die sehr auffällige Anordnung der Längs- musculatur (s. Fig. 35 u. 47 pro) scheint bei den erwähnten Trema- toden nicht in dieser charakteristischen Lagerung vorhanden zu sein. Beim Eintritt in den Cirrusbeutel geht die Pars prostatica in den engen Ductus ejaculatorius über (Textfig. F). Der Ductus ejaculatorius ist mit einer dicken homogenen Schicht ausgekleidet (Dicke: 0,09 mm), wodurch das Lumen auf 0,025 mm verengt wird (Fig. 52 dw). Nach kurzem, etwas gewundenem Lauf geht der Canal in den Penis (pe) über. Der Penis wird von der in das Lumen der Protrusionstasche (prot) vorspringenden Endpartie des Ductus ejaculatorius gebildet (Textfig. F). Die Musculatur der Pars prostatica setzt sich auf den Ductus ejaculatorius sowie auf die Protusionstasche etc. fort, doch verzweigen sich viele Stränge in dem Muskelgewirr des Cirrusbeutels. . Die Protrusionstasche (Fig. 52 prot) ist mit einem fein- körnigen Inhalt erfüllt. Die Wandung ist die gleiche wie die des Ductus ejaculatorius, nur ist die innere ceuticulaartige Schicht weniger stark. Während die Ringmusculatur in ziemlich regelmässiger An- ordnung erhalten bleibt, ist die, wie erwähnt, vom Canalis prostaticus ebenfalls übernommene Längsmusculatur als solche nicht mehr zu verfolgen, da die sich nach allen Richtungen verlagernden und mit den andern Muskelzügen des Cirrusbeutels verflechtenden Fasern, die anfänglich regelmässige Lage zur Auflösung bringen. Die Protrusionstasche verengt sich alsbald zudem Protrusions- canal, welcher nach einigen Windungen noch innerhalb der Muskel- masse des Cirrusbeutels in den Uterus einmündet (Textfig. F). Be- merkenswerth ist, dass vom Beginn des Ductus ejaculatorius an keine Tunica propria mehr zu constatiren ist. Die Analogie der innern cutieulaartigen Auskleidung dieses Theiles des männlichen Geschlechtsapparats mit der Körpercuticula wird auch hierdurch gestützt (vergl. S. 118 u. 221). | Der Cirrusbeutel (Fig. 52) besteht aus vielfach verschlungenen Muskelsträngen und -fasern. In der Hauptsache walten äquatoriale 212 H. von BuTTEL-ReEpen, Züge vor. Zwischen den einzelnen Fasern finden sich reichlich Zellen eingebettet, die auf der Zeichnung nur als Punkte markirt sind (s2). Diese Zellen sind mit den Drüsenzellen des Uterus identisch, da sie ohne erkennbare Differenzirung in die Drüsen- schicht dieses Leitungsweges übergehen (s. Uterus S. 218). Es wurde schon Eingangs erwähnt, dass die Muskelmasse des Cirrusbeutels mit der Musculatur des Uterus in Verbindung steht, so dass sie als eine Verstärkung der letztern erscheint. Der Uterus behält jedoch wie der männliche Leitungsweg auch im Cirrusbeutel seine eigene ge- sonderte Musculatur. 2 ziemlich starke dorsoventral verlaufende Muskelstränge (dvm) verbinden die untere Partie des Cirrusbeutels mit den Längsmuskeln des Hautmuskelschlauches an der dorsalen Seite; sie scheinen abgegliederte Stränge der Längsmusculatur zu sein. Weibliche Geschlecehtsorgane. Zur allgemeinen Topo- graphie bemerke ich kurz Folgendes. Das ungefähr in der Körper- mitte median gelegene Ovarium ist fast kugelförmig. Es findet sich zwischen die Hoden gelagert. Fig. 28 zeigt einen Querschnitt, der die beiden Hoden (ho) unterhalb ihrer Mitte und das Ovarium (oo) in der obern Hälfte trifft, zugleich wird noch die Muskelmasse des Bauchsaugnapfes unten angeschnitten (sm). Unmittelbar nach dem Aufhören der Musculatur des Bauchsaugnapfes beeinnt unter ihr die ovale Schalendrüse. Von der Schalendrüse zieht sich der sehr lange Laurer’sche Canal dorsalwärts, während der Uterus sich in zahl- reichen, den ganzen Mittelkörper ausfüllenden Windungen bis zu den Darmsäcken erstreckt (Textfig. ©), um dann hinauf zum Genital- porus zu gehen (Textfig. F). Die von der Schalendrüse sich paarig abzweigenden, sehr kurzen queren Dottergänge verästeln sich als- bald in zahlreiche longitudinal verlaufende Dotterdrüsengänge, die nach oben bis zur mittlern Höhe des Bauchsaugnapfes reichen (Fig. 28, dodr) und sich nach unten zwischen den mächtigen Uterus- schlingen bis zu den Darmsäcken hindurchwinden. In der obern Partie liegen die Acini meist dicht zusammen (Fig. 28 dodr), während sie sich auf Querschnitten durch die untere Partie in dem spärlichen Parenchym überall zerstreut zeigen. Das Ovarium besitzt auf der Höhe der Einmündungsstelle in die Schalendrüse einen grössten Durchmesser von 1,59 mm in der Breite, während seine Länge 2,067 mm beträgt. Es ist demnach doppelt so gross wie das bei Dist. celavatum durch POIRIER be- obachtete. Auch Frudinella clavata Darr weist nur ein solches von Gruppe des Distomum clavatum. 213 11 mm auf. Seine Wandung besteht aus einer sehr dünnen homo- genen, structurlosen Membran. Das Lumen ist erfüllt mit Keim- zellen in allen Stadien in der Weise, dass die der Wandung zu- nächst liegenden die Anfangsstadien repräsentiren, während im Centrum die durch starke Pressung hexagonal abgeplatteten ausge- bildeten Eizellen lagern. Eine eigentliche Keimepithelschicht war nicht zu constatiren. Die Zellen vermehren sich an der äussersten Peripherie durch Theilung und rücken dann, allmählich an Umfang zunehmend, in das Centrum. Dieim Ausführungsgange vorhandenen völlig reifen Eizellen haben eine Grösse von 0,0105 mm; ihr sehr grosser unscharf begrenzter Zellkern weist einen ungefähren Durch- messer von 0,007 mm auf. ] Li: aD Aa SDR DREHEN ı LAuUreEr’scher Canal De u, | BER ___- Schalendrüse a _____-. Ovarium _ — Dottergang - Aufsteigender Ast des Uterus -+- Unpaarer Dottergang -— Ausführungsgang des Ovariums -- Erhärtetes Secret -+--- Uteruserweiterung mit Sperma -- Laurer’scher Canal s-- Dottergang Fig. G. Weiblicher Geschlechtsapparat von Dist. ampullaceum (halbschematisch). Der breite und kurze Oviduct führt auf directem Wege in die Schalendrüse, verengt sich bald nach dem Eintritt stark und biegt Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 15 914 H. vox BurtEL-Reepen, x sich nach unten, um alsdann fast gleichzeitixs den LAURrERrR’schen Canal und den Vitelloduct aufzunehmen (Textile. G). Aus den 3 ver- einigten Canälen geht der Eileiter hervor. Der Laurer’sche Canal bildet kurz vor seinem Eintritt in die Vereinigungsstelle der weiblichen Organe eine kleine Anschwel- lung, deren Durchmesser 0,054 mm beträgt und die wir als rudi- mentäres Receptaculum seminis anzusehen haben (Textfig. G).!) Das Lumen verengt sich dann auf 0,058 mm, um ausserhalb der Schalen- drüse ganz allmählich auf 0,025 mm zurückzugehen. In der Nähe der Mündung beträgt der Durchmesser nur noch 0,017 mm, und die Mündung selbst markirt sich als ein sehr enger, scharf begrenzter Schlitz von 0,0087 mm. Die Mündung liegt, wie immer, dorsal. Man findet sie auf einem derjenigen Querschnitte, welche das untere Ende der Museculatur des Bauchsaugnapfes treffen. Die äussere Schicht des Laurer’schen Canals besteht aus sehr kurz gestielten Drüsenzellen in einfacher Lage (Fig. 36 drz), wie wir sie ebenso an der Uteruswandung antreffen (Fig. 40 lau, udr). Es folgt dann nach innen ein kräftiger Ringmuskel (Fig. 36 rm), der eine dünne, stark lichtbrechende Tunica propria (tpr) umschliesst. Im Innern des Canals finden wir dann der Tunica propria anliegend eine dicke ceuticulaartige, homogene Schicht (Fig. 36 u. 40 drs); das Lumen ist stellenweise stark dadurch eingeengt. Diese Schicht geht an der Mündung in die Körperceuticula über. Es fanden sich Samen- fäden in der ganzen Länge des Canals (sp), während Darr Ei- und Dotterzellen darin bei H. clavata constatirt. Zellen sind an der äussern Wandung des LAaurer’schen Canals auch bei andern Digenea beobachtet, ohne dass ihre Function als Drüsenzellen erkannt werden konnte. Bei 7. clavata scheinen keine vorhanden zu sein, wenigstens wird nichts darüber gesagt. Ob sich (der vorliegende Befund verallgemeinern lässt, ist freilich noch eine Frage für sich. Die Drüsenzellen werden nach der Mündung zu immer spärlicher; so sehen wir sie auch auf dem Querschnitt (Fig. 36), der ungefähr der Mitte des Canals entstammt, schon viel weniger zahlreich als auf Fig. 40 (lau). Diese kurzstieligen Drüsenzellen, denen wir die Erzeugung der innern cuticulaartigen Schicht zusprechen müssen, sind auch von 1) Darr (16) constatirt bei H. clavata zwei Erweiterungen, doch dürfte die zweite vermeintliche Ausbuchtung vielleicht nur die Umbiegung des Schlauches darstellen. Pe ' Gruppe des Distomum elavatum. 915 POIRIER bei Dist. clavatum nicht beobachtet worden; auch die Tunica propria scheint dort zu fehlen. Als Inhalt constatirte derselbe Autor Dotterzellen, Eizellen und Spermatozoen. Ein Flimmerepithel im Lavurer’schen Canal, wie es z. B. H. E. Zırster (60) bei Gasterostomum fimbriatum nachwies und wie es bei sehr vielen andern Trematoden gefunden wurde, war bei meinen Exemplaren auf Grund des histologischen Aufbaues nicht zu erwarten, und es wurde auch nicht constatirt. Trotzdem |vergl. Looss (32) p. 815] spricht alles auch bei meinen Befunden gegen die Auffassung des Laurer’schen Canals als einer Vagina (s. Uterus und Schalendrüse). Der kurz nach dem LaAurer’schen Canal in den Anfangstheil des Uterus einmündende unpaare Dottergang der Vitelloduet verzweigt sich ausserhalb der Schalendrüse alsbald in die beiden Dottergänge der paarigen Dotterstöcke (Textfig.G). Diese sehr kurzen, queren Dottergänge sind ebenso wie der unpaare Dottergang mit einem sehr feinen Muskelbelag versehen, der in der Hauptsache aus einem Ringmuskel besteht, doch scheinen auch Längsfasern vor- handen zu sein. Diese Muskeln fehlen den Acini. Einige sehr kleine Myoblasten, wie wir sie auch im Lumen der Schalendrüse antreffen (Fig. 40 my), entsenden ihre Ausläufer an diese Musculatur. Eine sehr feine hyaline Membran umkleidet sowohl die Gänge als auch die Acini. Ein Dotterreservoir, wie es sich oft an der Vereinigungs- stelle der Dottergänge findet, ist nicht vorhanden. Der Durch- messer der Acini beträgt ca. 0,072 mm. Die Dotterkörner zeigen das gewöhnliche Verhalten. Die grüngelbliche Farbe veränderte sich nicht durch die angewandten Färbungsmittel. Die Bildung der Dotterkörner liess sich nicht mit Sicherheit eruiren. Die vom Mutter- boden abgelösten Dotterzellen zerfallen anscheinend sofort in eine körnige Masse, die in den Acini und in den queren Dottergängen überall in gleicher Weise anzutreffen sind. Erst im unpaaren Gang finden sich kleine Körnerballen. Ich kann mich daher nur der Ansicht von SOMMER (53), BLUMBERG (8) und Looss (30) anschliessen, nach denen die Dottermasse als aufgelöste resp. umgewandelte Dotter- zellen anzusehen ist, die sich secundär wieder zu Dotterballen ver- einigt. Poırıer findet bei Dist. clavatum ein Dotterreservoir vor dem Beginn des unpaaren Vitelloductes. Schalendrüse Da ich der Ansicht bin, dass die Schalen- drüse durch die Drüsenzellen des Anfangstheiles des Uterus gebildet ist, beschreibe ich zuerst die Schalendrüse und dann den weitern 15* 216 H. von BuTTEL-Reepen. Verlauf des Uterus. Wir finden nämlich im ganzen Verlaufe des Uterus Drüsenzellen. Am Anfangstheil desselben, der eine kurze Schlinge bildet, sind die Drüsenzellen von besonderer Grösse, compact gelagert und mit sehr langen Ausführungsgängen versehen; dadurch wird die Formation der Schalendrüse bewirkt. Diese Auffassung von der Bildung der Schalendrüse wird unterstützt durch folgende morphologische und histologische Verhältnisse. Die Schalendrüse wird durch keine Membran von dem Körper- parenchym getrennt, wie sonst alle andern Organe. Es kommt eine gewisse Abgrenzung zu Stande, die auch den Eindruck einer Mem- bran vortäuscht, da sich die Parenchymfasern verdichten und die gleichmässige Lagerung der Drüsenzellenköpfe diese Verdichtung in eleichmässigem Abstande hält. !) Dort wo sich in der Schalendrüse keine Drüsenzellen befinden, z. B. an der Eintrittsstelle des Oviducts, ist keinerlei Ab- erenzung vorhanden. Das Körperparenchym setzt sich hier unmittelbar in die Schalendrüse fort, und so finden wir denn auch als Grundsubstanz der Schalendrüse das charakteristische Parenchym des Körpers mit seinen klaren Zellkernen, die sich in grosser Menge überall in der Schalendrüse vertheilen (Fig. 40 rpk). Auf dem Querschnitt (Fig. 40) sehen wir dreierlei Drüsen- zellen und zwar erstens sich stärker färbende sehr grosse (g), die ihre ebenfalls stärker ‘gefärbten langen Ausführungsgänge aus- schliesslich jener Stelle zusenden (v), die der Vereinigungspunkt der weiblichen Canäle ist, zweitens schwächer tingirte sehr viel kleinere (kl), die ihre zarten ebenfalls sehr langen Gänge dem aufsteigenden Aste des Uterus (Textfig. G) zuwenden, und drittens sehr kurzstielige überaus kleine Drüsenzellen von wechselnder Grösse (udr), die zum Theil den absteigenden Ast der Uterusschlinge und den weitern Verlauf des Uterus begleiten. 1) Die Angabe Braun’s (12), dass POIRIER bei Dist. clavatum eine ‚besondere Membran‘ gefunden, stützt sich auf folgende Angabe: „Une membrane, form6e par la substance conjonctive du parenchyme du corps dont les granulations se sont condensees donne ä& l’ensemble un contour net et une forme bien determinse“ (p. 562). Ich glaube aber, dass man diese Angabe kaum für das Vorhandensein einer ‚„besondern Membran“, die als solche eine histologische Differenzirung haben müsste, als beweisend ansehen darf. Die ganze Beschreibung POTIRIER’s scheint mir mit den geschilderten Verhältnissen bei Dist. ampullaceum zusammenzufallen, Gruppe des Distomum elavatum. am Die grossen Zellen haben eine Breite von 0,027 mm und eine Länge von 0,082 mm. Man bemerkt oftmals ein helleres vacuoläres Aussenplasma und in dem körnigen oder vielleicht richtiger fein- blasigen Innenplasma einen schwächer gefärbten Kern mit einem grossen nicht sehr distineten Nucleolus, der wiederum einen sehr kleinen, scharf umrissenen und sich durch dunklere Färbung aus- zeichnenden Nucleolinus besitzt. Die kleinern Drüsenzellen mit langem Ausläufer haben nur eine Breite von 0,014 mm und eine Länge von 0,030 mm. Ihr Bau ist im Uebrigen derselbe, nur liess sich der Nucleolinus nicht mehr nachweisen. Da wir aber Uebergänge zwischen den Zellen erster und zweiter Art finden, dürfte ein wesentlicher Unterschied kaum vorhanden sein. Das Gleiche gilt von den kurzstieligen Uterus- drüsenzellen, denen wohl auch noch, so weit sie in der Schalendrüse vorkommen, schalenbildende Eigenschaften zugesprochen werden müssen. Wir sehen nämlich am untern Bogen der ersten Uterus- schlinge, also auf dem Querschnitt (Fig. 40 utsch), welcher die Uterusschlinge ungefähr dort schneidet, wo auf dem Uebersichtsbild Textfig. & die Linie mit der Bezeichnung „Erhärtetes Secret“ gezogen ist, noch unvollendete Eischalen (Fig. 40 ei), d. h. Eier, denen noch die Kappe fehlt. In diesem Stadium sieht man das Ei erfüllt mit Dotterkörnern, und dort, wo die Kappe aufzuliegen hat, bildet die grosse Keimzelle (Az) den Verschluss, wenn ich mich so ausdrücken darf. Die Eikappe wird demnach später und erst in diesem Abschnitt gebildet. Die grössten dieser kurzstieligen Drüsenzellen haben einen Durchmesser von 0,007 mm. Die Frage nach der Function der grossen Drüsenzellen ist mit Sicherheit nicht zu beantworten. Dass sie ein anders geartetes Secret aussondern als die übrigen Zellen, ergiebt sich aus folgendem eisenthümlichen Befunde. Auf den Querschnitten durch den Anfang des Uterus zeigte sich ein lang gestreckter, fadenförmiger, theilweise sesmentirter Körper, der sich durch ausserordentlich intensive Färbung von der Umgebung abhob. Die anfängliche Vermuthung, es mit einem Parasiten zu thun zu haben, wurde bald hinfällig. Es handelt sich zweifellos um erhärtetes Secret der grossen Drüsen- zellen. Die Entstehung der Segmentirung vermag ich nicht zu er- klären. Auf dem Querschnitt (Fig. 40) ist ungefähr ein Drittel des erhärteten Secretfadens sichtbar (ers), während Textfig. G schematisch die Ausdehnung und Lage der Erhärtung angiebt. Da sich dieser Secretfaden nur an der Mündunesstelle der grossen Drüsen findet 218 H. von BurteL-Rerpen, und zwar bei sämmtlichen untersuchten Exemplaren, so weist dieses nur an dieser Stelle zu findende Gerinnen auf eine besondere Differen- zirung des Secrets hin. Das Ende des Secretfadens bricht plötzlich ab, wie der stärkere Schlusstheil des auf Fig. 40 sichtbaren Stückes. Es findet sich keine Verbreiterung oder Zerfaserung, aus der ge- schlossen werden könnte, in welcher Weise eine Vertheilung oder Abzabe der Secrettheilchen an die Keimzellen statt hat. Da die Farbe der Eischalen eine gelbliche ist und niemals von den an- sewandten Färbemitteln sich verändert zeigte, während der Secret- faden eine intensive Reaction aufwies, also sich stark färbte, so dürfen die grossen Drüsenzellen wohl kaum als Schalenbildner auf- gefasst werden, obgleich sie ungefähr die Hälfte des Raumes der Schalendrüse einnehmen. Wenigstens scheint ihr Secret allein nicht zur Schalenbildung zu dienen. Möglicher Weise bildet es erst im Verein mit den Ausscheidungen der kleinern Drüsen die geeignete Mischung zur Erzeugung der Schalenmasse, oder es fallen ihm noch andere Functionen zu, deren Wesen natürlich kaum zu eruiren sein dürfte. In dem Secretfaden finden sich spärliche dunkle, stark licht- brechende Körnchen. Wie der Laurer’sche Canal und die Dottergänge, so besitzt auch der in der „Schalendrüse“ liegende Theil des Uterus eine feine Ringmusculatur. — POTRIER constatirt in der Schalendrüse von Dist. clavatum nur einerlei Drüsenzellen, ebenfalls Darr bei A. clavata. Uterus. Der Uterus ist, wie erwähnt, in seiner ganzen Länge mit Drüsenzellen besetzt, eine Beobachtung, die bislang bei andern Trematoden nicht gemacht wurde. Es dürfte jedoch nicht ausgeschlossen sein, dass die mehrfach von den Autoren be- obachteten sich stärker färbenden Zellen, die der Muscularis aussen anliegen, ebenfalls Drüsenzellen sind. Da es selbst bei den mir vorliegenden relativ riesigen Trematoden nicht leicht war, die drüsige Natur dieser einschichtigen Zellenlage zu eruiren, so er- scheint es sehr begreiflich, dass bei kleinern Species eine richtige Deutung nicht zu erzielen war.') Bei tangentialen Schnitten durch die stark ausgedehnten Wandungen des Uterus, die durch ihre Dehnung eine grosse Entfernung der einzelnen sehr zarten Muskelfasern — wie auch der Drüsenzellen — zeigten, wurde durch die dahinter liegenden Drüsenzellen, deren Ausführungsgänge “ 1) Bei /. clavata constatirt DARR ebenfalls die sich tief färbenden Zellen und glaubt, dass sie wahrscheinlich secretorischer Art seien. Gruppe des Distomum clavatum. 219 schwer sichtbar sind, oft der Eindruck vorgetäuscht, als ob die Tunica propria Kerne enthielt, was nicht der Fall ist. Wir sehen also im Anfang des Uteruscanals die grossen Schalen- drüsenzellen mit ihren langen Ausführungsgängen, daran anschliessend die viel kleinern ebenfalls sehr langen Drüsenzellen, die allmählich (und zwar noch in der Schalendrüse) in die einschichtige Lage der sehr kurzstieligeen und in ihrer Grösse wechselnden Drüsenzellen übergehen. Diese einschichtige Lage der kurzstieligen Drüsenzellen, — die übrigens ausserhalb der Schalendrüse in ihrer Grösse constant zu bleiben scheinen —, begleitet nun den Uteruscanal auf allen seinen Windungen bis dorthin, wo er in grader Richtung zum Cirrus- beutel aufsteigt. Hier verdickt sich die Drüsenzellenlage beträchtlich, findet hierauf ihre grösste Entfaltung im sog. „Eierreservoir“ kurz vor der Cirrusbeutelmusculatur, um alsdann mit in diese Musculatur einzuziehen und sich zwischen den Muskelfasern zu verbreiten. Der Sinus genitalis ist dann ohne Drüsenzellen. Auf die Function dieser Zellen als Drüsen weist auch die Secretausscheidung hin, die sich fast überall an den Wandungen des Canals findet (Fig. 53), um schliesslich im Eierreservoir (Fig. 44, 45) eine ausserordentliche Dicke anzunehmen. Erwägt man, welche relativ gewaltigen Mengen Eier in starker Pressung durch die sehr verschlungenen Windungen ständig vorwärts bewegt werden, so erscheint eine Secretausscheidung zur Verminderung der Reibung und Schlüpfrigmachung der Wandung geradezu als eine Noth- wendigkeit. Der Uterus zeigt gleich zu Anfang eine nicht unbeträchtliche sinuöse Erweiterung (Textfig. G), welche als Receptaculum seminis dient, da sie sich stets und nur mit Sperma erfüllt zeigt. Wir haben hier also ein typisches „Receptaculum uterinum“ [Looss (32)] (Fig. 40 ru). Freilich finden wir die Spermatozoen auch in dem aufsteigenden Aste der erwähnten Schalendrüsenschlinge (Textfig. G) und dann regel- mässig wieder in solchen Mengen im Anfang des ausserhalb der Schalendrüse liegenden Uterustheiles, dass die Eier vielfach ein- gebettet sind in die Spermamasse. So lange der vielfach gewundene Uterus sich in der unmittelbaren Nähe der Schalendrüse hält, findet man in dieser Weise Sperma zwischen den Eiern. Dass wir es hier mit keinem aussergewöhnlichen Vorkommnis zu thun haben, ergiebt sich aus dem mehrfachen gleichartigen Befunde anderer Autoren. [Vergl. a. Levckarr (26), Poırıer (45), Looss (32, 34), Darr (16).| Bei einem Exemplare bemerkte ich grosse Mengen Spermatozoen in 220 H. von BurtEL-REeepen, au den am tiefsten liegenden Uteruswindungen kurz oberhalb der Darm- endsäcke. Diese waren augenscheinlich auf dem Wege zur Schalen- drüse. Die Weite des Uteruscanals ist eine sehr wechselnd. An seinem Ursprung beträgt der Durchmesser des Lumens kaum 0,021 mm, um gleich darauf in dem erwähnten Receptaculum seminis uterinum (Fig. 40 ru) eine Weite von 0,156 mm zu erreichen. Innerhalb der Schalendrüse bleibt die Weite alsdann ziemlich constant auf 0,072 mm. In den weitern Windungen sehen wir je nach der Menge der Eier sehr wechselnde Durchmesser bis zu 1,12 mm und mehr. Wie früher erwähnt, füllen diese Uteruswindungen den Mittel- körper des T'hieres fast vollkommen aus. Die Querschnitte durch diesen Theil ergaben, dass der Uterus stellenweise auf einem Schnitte 35 mal getroffen wurde Da alles sich als mit Eiern strotzend er- füllt darstellt, so ergiebt sich eine so gewaltige Vermehrungsfähig- keit, dass die Zahl der Eier sich kaum schätzen lassen dürfte. Beim Aufsteigen zur Mündung lagert sich der Uterus — unge- fähr in halber Höhe des Bauchsaugnapfes — in die Mitte des Körpers und zieht nun in gerader Richtung zwischen den Darm- schenkeln aufwärts. Seine Weite beträgt auf dieser Strecke ziemlich gleichmässig 0,200 mm, es tritt hier also eine Verengung ein, auch vollziehen sich hier gleich zu besprechende starke Veränderungen in der Musculatur u. s. w. Kurz vor dem Eintritt in den Cirrusbeutel bildet sich wieder eine Erweiterung, eine Art Eierreservoir (Textfig. F), deren Durchmesser ungefähr 0,5 mm beträgt. Noch innerhalb der Cirrusbeutelmuseulatur tritt dann eine plötzliche sehr starke Ver- engung ein unter histologischer Veränderung der Wandung. Das Lumen misst. hier aber immerhin noch 0,072 mm. Kurz darauf ebenfalls noch innerhalb des Cirrusbeutels findet die Vereinigung mit dem männlichen Ausführungsgang statt und die Erweiterung zum Sinus genitalis, dessen Durchmesser anfänglich 0,45 mm beträgt, aber gegen den Porus genitalis zu um ein Weniges abnimmt, so dass die Ausmündung eine Weite von 0,32 mm zeigt (Textfig. F). Die histologischen Verhältnisse der Uteruswandung sind sehr wechselnde, abgesehen von der sehr dünnen innern homogenen und struc- turlosen Membran, die sich im ganzen Verlaufe des Canales findet, unge- fähr bis dort hin, wo der gerade Aufstieg beeinnt. Im Anfangstheil in der Schalendrüse liegt dieser innern Membran, wie schon angeführt, nur eine sehr zarte Ringmusculatur an. Zu dieser Ringmusculatur gesellt sich bei den grossen in der Körpermitte gelegenen Windüngen eine über- Gruppe des Distomum clavatum. 221 aus zarte, meist nur an tangentialen Schnitten nachweisbare Längs- musculatur. Möglicher Weise sind diese vermeintlichen Längsfasern auch nur durch die gewaltige Ausdehnung und Windung der Uterus- wände verlagerte spiralig aus einander gezogene Ringmuskelfasern. Bei den stark gedehnten Wandungen ist sowohl der Nachweis der Museulatur als besonders auch die Constatirung der kurzstieligen Drüsenzellen oft sehr schwierig. Am günstigsten für die Beobachtung erweisen sich solche Stellen des Uterus, die sich stark contrahirt haben. Fie. 53 zeigt eine solche Contraction zwischen zwei stark expandirten Partien. Hier sehen wir ein Zusammenrücken der Drüsenzellen (drz), deren Ausführungsgänge hier sichtbarer werden, ferner ein Anschwellen der Musculatur (rm) und eine dickere Lage des Secrets (drs). Erst dort, wo der Uterus in gerader Richtung auf- zusteigen beginnt, werden diese Drüsenzellen zahlreicher und schichten sich allmählich über einander. Ihre Lage ist stets dieselbe wie die der kurzstieligen Schalendrüsenzellen, also der Musculatur aussen anliegend. Zugleich verdickt sich die Längsmuseulatur, die hier mit voller Sicherheit constatirt wird, wie auch die Ringmusculatur, die dieser untergelagert ist, beträchtlich. Ihre grösste Entwicklung zeigen die Drüsenzellen alsdann im Eierreservoir, wo sich demgemäss auch die Secretschicht ausserordentlich verdickt. Fig. 45 zeigt einen etwas tangentialen Schnitt durch dieses Reservoir und Fig. 44 ein stärker vergrössertes leicht schematisirtes Theilstück desselben Schnittes. Wir sehen als äusserste Schicht die Lage der Drüsen- zellen (drz), alsdann nach Innen zu die etwas tangential getroffenen Längsmuskeln (Fig. 44 Im), sowie die Ringmuskeln (rm) und an- schliessend die mächtige cuticulaartige Secretlage (drs). Die Lage der einzelnen Drüsenzellen ist selten so regelmässig, wie die Ab- bildung darstellt. Meistens findet sich ein wirres Durcheinander, was vielleicht auf die sehr feinen vielfach hier gar nicht zu er- kennenden Ausführungsgänge zurückzuführen ist, die eine Fixirung der Zellen in ihrer Lage bei Contractionen etc. nicht zu bewirken vermögen. Es wäre auch nicht unmöglich, dass wir es hier mit Zellen zu thun haben, die ohne Ausführungsgänge secretorische Functionen ausüben. Es würden dann von da an, wo der Uterus be- sinnt seinen geraden Aufstieg zu nehmen, anders differenzirte Zellen anzunehmen sein, also von der Stelle, wo anstatt der einfachen Schicht der im untern Verlaufe des Uterus constatirten kurz- stieligen Drüsenzellen, die mehrfache Lage von Drüsenzellen ein- setzt. Diese Möglichkeit wird durch Folgendes unterstützt. Wir 222 H. von BurtEL-Reepen, sehen nämlich, dass die Tunica propria, die ein Hindurchtreten drüsiger Seren ohne besondere Ausführungsgänge verhindern dürfte, in diesem obern Abschnitt nicht mehr nachzuweisen ist: im Weitern ist eine Täuschung über die anscheinend vorhandenen Aus- führungsgänge, wie sie sich bei dieser Zellenschicht oft zeigen, immerhin möglich, wie wir bei Beschreibung der ovalen Zellen der Subeutieularschicht (Fig. 34) gesehen haben, und schliesslich ist der Habitus dieser Zellen ein anderer als der sonst be- obachteten Drüsenzellen. Er erinnert besonders hinsichtlich der lang gezogenen schmalen stark tingirten Kerne an den Habitus der subeutieularen Zellenschicht. Am meisten dafür, dass die Ausführungs- gänge diesen secernirenden Zellen fehlen dürften, spricht die That- sache, dass sie beim Eintritt des Uterus in den Cirrusbeutel sich mit den von der Uterusmusculatur abzweigenden Muskelfasern im ganzen Cirrusbeutel gleichmässig vertheilen, indem sie sich überall zwischen die Fasern lagern. Auch hier bleibt im Cirrusbeutel die eigene Musculatur in der Weise erhalten (Fig. 52 «t), dass sich die vorher starke Ringmusculatur abschwächt (rm), wogegen die Längs- muskeln sich anfänglich stark vermehren (Im). Nach allen Seiten zweigen sich aber von dieser eigenen Musculatur Fasern ab und ver- laufen in dem umgebenden Muskelgeflecht. Auf der Zeichnung sind die fraglichen Zellen nur durch Punkte angedeutet (ze). Zwischen den kräftigen Längsmuskelbündeln sieht man noch einzelne com- pactere Gruppen der secernirenden Zellen (drz) dem Uterus angelagert. Beachtenswerth ist, dass sich die innere cuticulaartige Schicht, die sich im Eierreservoir und weiter unten als weiches Secret dar- stellt, ohne Unterbrechung auch durch den Cirrusbeuteltheil des Uterus, ferner durch den Sinus genitalis bis zur Körpercuticula ver- folgen lässt, in die sie, ohne dass sich histologische Verschieden- heiten mit ihr ergeben, übergeht. An der Einmündungsstelle des Protrusionscanals, der, wie erwähnt, sich noch innerhalb des Cirrus- beutels mit dem Uterus verbindet (Textfig. F), ergiebt sich die Gleich- artigkeit der innern Schichten der beiden Canäle, da die Schichten ohne Unterscheidungsmerkmal in einander laufen. Beide Canäle setzen den Weg dann vereinigt unter Beibehaltung derselben innern Schicht als Sinus genitalis fort. Wir haben also wie bei dem Cirrusbeuteltheil des männlichen Leitungsweges (S. 89) die Ausscheidung einer ceuticulaartigen Schicht durch secernirende Zellen, die vielleicht keine Ausführungsgänge be- Sitzen, einer Schicht, die morphologisch und histologisch als Fort- Gruppe des Distomum clavatum. 223 setzung der Körpercuticula erscheint. Dieser Befund weist meines Erachtens, wie verschiedentlich betont, mit grosser Wahr- scheinlichkeit auf analoge Entstehung der Körpereutieula hin, und es kann bei dieser als secernirende Zellenschicht für die vorliegenden Trematoden im Wesentlichen wohl nur die subeuticulare Zellen- schicht in Betracht kommen (vergl. S. 42) unter Mitwirkung der einzelligen Drüsen. Die eigene Musculatur des Uterus erleidet im Cirrusbeutel noch weitere Veränderungen. Die starken Längsmuskelbündel verlieren sich, indem sie an die Cirrusbeutelmusculatur abgehen, so dass schliesslich beim Uebergang in den Sinus genitalis nur noch eine etwas unregelmässige Ringmusculatur übrig ist. Diese setzt sich auf den Sinus genitalis fort, bis mit dem plötzlich abschliessenden Muskel- sack, d. h. am Ende des Cirrusbeutels, auch diese Rinemuskeln auf- hören. Ausserhalb des Cirrusbeutels begleiten den Sinus genitalis nur noch ziemlich Kräftige Längsmuskeln, die sich aus den Längs- muskelsträngen des Hautmuskelschlauches abeliedern. Porkrer’s Angaben über die Histologie des Uterus bei Dist. clavatum zeigen uns wesentlich andere Verhältnisse. PoIRıEr con- statirt auch Zellen in dem windungsreichen Bezirk des Uterus, aber diese Zellen liegen nicht ausserhalb der Uterusmusculatur wie bei Dist. ampullaceum, sondern innerhalb derselben in der homogenen Tunica propria. Eine Ring- und Längsmusculatur von wechselnder Stärke begleitet den Uterus bis zur Mündung in die kurze Cloake. Die Tuniea propria geht ebenfalls bis zur Mündung |[Porkırr (45), tab. 25, fig. 1 u. 5]. Die Muskelmasse des Endabschnittes (Cirrus- beutel) hat keine Beziehung zur Musculatur des Uterus. Die Oeff- nung des männlichen Leitungsweges mündet getrennt vom Uterus in die Cloake. Im Endtheil des Uterus findet sich eine einfache feine Schicht von Drüsenzellen. „WLuterus, pres de son extremite cloacale, est toujours entour& d’une mince couche de cellules glan- dulaires.*“ Der Sinus genitalis, der, wie erwähnt, sehr kurz ist und eine andere Bildung aufweist, ist nur von Ringmuskeln umgeben. Der Geschlechtsapparat von Distomum siemersi. Hin- sichtlich der Geschlechtsorgane ist auf einiges Unterschiedliche im Vergleich mit D. ampullaceum aufmerksam zu machen. Es zeigt sich eine andere Lagerung des Cirrusbeutels, wie aus der halbschematischen, .aus Querschnittserien construirten Zeichnung (Textfig. H) hervorgeht. Vergleicht man diese mit Textfig. F, so ergiebt 934 H. von Burrer-Reepen, sich, dass die Muskelmasse der Cuticula unmittelbar anliegt. Der kurze Sinus genitalis zeigt sich als scheibenförmige Ringfalte, während er bei Dist. ampullaceum einen langen Schlauch darstellt. Cirrusbeutel Protrusionscanal Penis Duetus ejaculatorius Protrusionstasche Sinus genitalis Canalis prostaticus Drüsiges Epithel d. Can. prost. Uterus Rije.H. Cirrusbeutel von Dist. siemersi (halbschematisch). In Fig. 54 sehen wir einen Querschnitt durch den Cirrusbeutel, der eine vollkommen andere Formation und Muskellagerung zeigt als Fig. 52. Der Schnitt liegt in der Höhe der Penismündung; er trifft die Protrusionstasche (prof), den Protrusionscanal (proc), die Uterusmündung (wf) und den Porus genitalis (s). Besonders ab- weichend sind die zahlreichen, einem grossen Theil der Peripherie anliegenden Längsmuskelbündel (Zn), deren Hauptgruppen jederseits von einer eigenthümlichen, fast den ganzen Muskelsack durch- ziehenden Lamelle (la) halbirt werden. Diese Lamelle entspringt dem Hautmuskelschlauch. Ihre Masse ist identisch mit der jede Muskelfaser und die Muskelbündel umgebenden, sich stark färbenden Rindensubstanz. So sehen wir denn auch von den beiden Haupt- lamellen (la) zahlreiche Abzweigungen abgehen, welche die einzelnen Muskelbündel und Fasern umziehen. — In der Hauptsache werden die den Cirrusbeutel durchlaufenden Canäle von Längsmuskeln be- gleitet. An der Protrusionstasche (prot) ist noch eine schwache Ringmusculatur vorhanden (prm), aber der Protrusionscanal (proe) zeigt erst wieder dicht an seiner Mündung eine Art unvollständiger Ringmusculatur, ebenfalls wie der Uterus (Fig. 54). Ein Zusammen- laufen dieser beiden Canäle, wie bei Dist. ampullaceum, findet nicht statt; sie münden beide getrennt in den Sinus genitalis. Wir haben Gruppe des Distomum clavatum. 225 hier also eine grössere Aehnlichkeit mit den Verhältnissen bei Dist. clavatum. In den kurzen Sinus genitalis (s) springt die Muskel- masse des Cirrusbeutels zapfenartig vor (za). Die Musculatur des Sinus genitalis besteht aus Längsfasern, die sich wie bei Dist. am- pullaceum vom Hautmuskelschlauch abgliedern. Bezüglich der andern Verhältnisse an den Geschlechtsorganen brauche ich nur auf das bei Dist.- ampullaceum Erwähnte zu verweisen. Die Grössenverhältnisse decken sich freilich nicht. So erreicht das Ovarium nur einen grössten Durchmesser von 1,25 mm. Zum Schlusse möchte ich Herrn Prof. H. E. ZiEGLER für mannig- fache Anregung und liebenswürdigen Rath bei vorstehenden Unter- suchungen, die ich im Zoologischen Institut der Universität Jena aus- führte, meinen herzlichsten Dank aussprechen. Zusammenfassung. Neu beschrieben wird Distomum ampullaceum, der Angabe nach aus einer Uetacee; wahrscheinlich Kommt aber als Wirth Coryphaena in Betracht. Dieser Trematode gehört der Gruppe des Dist. elavatum an; ebenso das gleichfalls neu beschriebene Dist. siemersi aus dem Magen von Sphyraena barracuda (aus welcher Makrelenart bis jetzt keine Trematoden bekannt wurden). Die Gruppe des Deist. clavatum wird einer eingehenden Durch- sicht unterzogen, und es werden die hierher gehörigen Distomen mit Grössenangabe, Wirthsthier ete. abbildlich vorgeführt. Möglicher Weise dürfte für später eine Identitätserklärung im Sinne BLAncHARD’s für fast sämmtliche bis jetzt in diese Gruppe einbezogenen Trematoden zu erwarten sein. Zur Zeit erscheint es unthunlich, in dieser Weise vorzugehen, da die anatomischen Be- iunde zu sehr differiren. Die Frage betreffs Entstehung der Körpercuticula liess sich an den vorliegenden Alkoholobjeceten nicht zur Entscheidung bringen. Mancherlei spricht dafür, dass wir die Cuticula nicht als Aus- scheidungsproduct der relativ spärlich vorhandenen einzelligen Drüsen allein anzunehmen haben, sondern dass an ihrer Entstehung die subeuticulare Zellenschicht wesentlich betheiligt ist. Ein Beweis dafür, dass die Körpercuticula ein Ausscheidungs- product gewisser Zellen ist, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit durch folgenden Befund erbracht. Die im Innern des Uterus, des 296 H. von BuTTEL-REEPpEN, männlichen Leitungsapparats, des Laurer’schen Canals ete. sich vorfindende Secretschicht, welche eine Ausscheidung von Drüsen- zellen ist, setzt sich ohne morphologische und histologische Verände- rung in die Körpereuticula fort. Der allmähliche Uebergang ist mit Sicherheit zu verfolgen (s. S. 188, 214, 222). Das Parenchym (8. 189) stellt sich als wirres Fasergeflecht ohne Maschen und ohne Zellen dar (Fig. 27). Zahlreiche glasklare Kerne liegen darin zerstreut. Eigentliche Parenchymmuskeln sind nicht vorhanden (S. 192). Alle Muskeln haben röhrigen Bau (Fie. 37, 38). Die einzelnen Muskelfasern übertreffen an Stärke die bis jetzt beobachteten wesentlich. Eine Beziehung der „grossen Zellen“ zur Musculatur konnte nicht bewiesen, aber wahrscheinlich gemacht werden. An die Bauchsaugnäpfe ziehen nicht 4 (Po1kıer), sondern 5 starke Muskelstränge. Ein eigentlicher „Schalenmuskel“ (POoIRIER) ist am Bauchsaugnapf nicht vorhanden. An den Hauptsammelröhren des FExcretionsapparats konnte keine Muscularis nachgewiesen werden. Im Lumen zeigt sich als neuer Befund ein feines Epithel mit grossen vorspringenden Kernen, welches den Nebencanälen fehlt, die dafür eine cutieula- artige Membran ohne Zellen resp. Kerne aufweisen. Die Wimper- zellen sind die weitaus grössten der bis jetzt gemessenen (8. 198, er 27): Der Verdauungstractus zeichnet sich durch stark wechselndes Epithel aus sowie durch kropfartige, z. Th. Drüsenzellen enthaltende Erweiterungen (Textfig. E, Fig. 29, 35, 55). Drüsenzellen am Pharynx fehlen. Die Zellen der Darmwand dürften amöboid beweglich sein (s. Fig. 48, 49). Der Darminhalt erwies sich nach chemischer Untersuchung als Blut (S. 204). Das Nervensystem ist das typische der Digenea. Die Nerven- fasern zeigen Andeutungen fibrillärer Structur; der Zellkörper der Ganglienzellen hat schaumiges Aussehen (Fig. 29, 30-33, 35). Die Vereinigung der männlichen und weiblichen Leitungswege geschieht abweichend von der gewöhnlichen Regel innerhalb des Cirrusbeutels, der im Wesentlichen eine Verstärkung der Uterus- museulatur darstellt (Textfig. F). Gruppe des Distomum celavatum. 327 Der rechte Hoden liest bei allen untersuchten Exemplaren höher als der linke. Bei Dist. elavatum wurde von PoIkıEr das Umgekehrte festgestellt. Der Unterschied beruht wohl nur auf verschiedener Contraction. In den Hoden wurde als neu eine Art Flimmerrinne constatirt, welche ziemlich weit vom Beeinne der Oeffnung des Vas efferens an der innern Wand des Hodens hinuntergeht und offenbar die Sperma- tozoen zu der Mündung des Vas efferens leitet, vielleicht dieselben chemotactisch anzieht (Fig. 43, 46, 50). In der von starken Ringmuskeln umgebenen Vesicula seminalis befindet sich ein bisher nicht beschriebenes Epithel mit spärlichen weit in das Lumen vorspringenden grossen Kernen (Fig. 39). Die Pars prostatica ist von einer auffälligen im Querschnitt strahlenförmig angeordneten Musculatur versehen (Fig. 35, 47). Das Ovarium ist zwischen die Hoden gelagert (Fig. 28). Die Mündung des Laurer’schen Canals markirt sich als sehr eneer, scharf begrenzter Schlitz von 0,0087 mm Weite. Der be- trächtlich weitere Canal ist von Drüsenzellen umgeben (Fig. 36), die bei andern Trematoden als solche nicht erkannt wurden, ferner von einer kräftigen Rinemusculatur. Die von den Drüsenzellen erzeugte homozene Schicht geht in die Körpereuticeula über. Ein Dotterreservoir ist nicht vorhanden im Gegensatz zu D. clavatum POIRIER. Wir finden im ganzen Verlaufe des Uterus Drüsenzellen. Am Anfangstheil, der schlingenförmig gebogen ist, sind die Drüsen- zellen von besonderer Grösse und mit sehr langen Ausführungs- eängen versehen; dadurch wird die sog. Schalendrüse gebildet. Die Schalendrüse ist daher kein abgeschlossenes Organ für sich, wie sie auch nicht durch eine besondere Membran ab- gegrenzt ist. Das Parenchym des Körpers mit seinen charakteristi- schen Kernen setzt sich ohne Unterbrechung in die Schalendrüse fort (s. S. 215). Die Eikappe wird erst später im letzten Abschnitt der Schalen- drüse gebildet, was nach den mir vorliegenden bisherigen Unter- suchungen ein neuer Befund ist (s. S. 217 u. Fig. 40e). Eben- falls neu ist das Vorkommen von dreierlei verschiedenen Drüsen- zellen in der Schalendrüse (Fig. 40). Die Drüsenzellen des Uterus (Fig. 53), deren Thätigkeit sich durch Secretausscheidung documentirt, schichten sich kurz vor dem 228 H. vox BurteL-Rerpen, al ad Cirrusbeutel in mehreren Lagen besonders am sog. Eierreservoir, und auch die Secretschicht verstärkt sich dem gemäss (Fig. 44, 45). Diese Drüsenzellen des Mündungstheiles des Uterus sind möglicher Weise histologisch von den andern Uterusdrüsenzellen verschieden, da mit ihrem Auftreten die Tunica propria verschwindet und ihr Aussehen sich dem der subeuticularen Zellenschicht nähert. Sie ziehen mit in den Cirrusbeutel hinein und vertheilen sich dort zwischen der Musculatur (Fig. 52). Ihre Secretausscheidung geht, ohne Unterbrechung und ohne histologische Verschiedenheiten zu zeigen, in die Körpercuticula über. Druckfehlerverzeichniss. S. 185 statt rir zu setzen sir SE a a le 8... 19427 Eigen ua a Biomaeaz 8104) 2a ” S. 179. Gruppe des Distomum elavatum. 299 Literaturverzeichniss. 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Allgemeine Bezeichnungen. bm Basalmembran el Elastische Fasern bsm Bauchsaugnapfmusculatur fle Flimmerepithel eu Cuticula k Kern din Darminhalt Im Längsmuskel dm Diagonalmuskeln sm Mundsaugnapfmusculatur drs Drüsensecret my Myoblast drz Drüsenzellen p Parenchym dsch Darmschenkel rm Ringmuskel dv» Dorsoventrale Muskeln sp Spermatozoen ef Exeretionsgefässe ut Uterus ei Eier Tafel 6. Die in Fig. 1—26 abgebildeten Trematoden werden (abgesehen von Fig. 10a, 23 u. 24), von den verschiedenen Autoren zur Gruppe des Distomum clavatum gerechnet. Tafel 7. Fig. 27. Körperparenchym. paf Parenchymfasern, paf! quer getroffene Parenchymfasern, con locale Contractionen des Parenchyms, pafx Parenchymfaser-Verzweigungen, rpl Parenchymkerne, rpk! Parenchym- kern aussergewöhnlicher Gestalt und Grösse, a-b-c-d Wimperzellen. 700:1. 234 H. von BurteL-Reepen, Fig. 28. Querschnitt in der Höhe der untern Musculatur des Bauch- saugnapfes. Ao Hoden, 0» Ovarium, dodr Dotterdrüsengänge. 20:1. Fig. 29. Frontalschnitt. Uebergang des Oesophagus in den Kropf. com Schlundeommissur (Gehirn), ir Kropf. oe Oesophagus, ac Abschluss der Cuticula beim Beginn des Drüsenmagens, drin Drüsenmagen, pf Proto- plasmatische Fortsätze der Drüsenzellen im Drüsenmagen (Schleimfäden ?). ar Fig. 30—33. Ganglienzellen. nfi Nervenfibrillen (?), ginz waben- oder schaumähnliche Structur der Ganglienzelle. 1140:]1. Fig. 34. Körperwandung in der Nähe des Foramen caudale. ox chromatophile ovale Zellen, 0x! und 0%? desgl. durch Contraction der elastischen Faserschicht in der Form verändert. 700 :1. Mae 8 Fig. 35. Frontalschnitt durch den „Hals“. hm Ansatzmuskeln, hm’”* Ansatzmuskelbündel zum Bauchsaugnapf ziehend, nA Mundhöhle, ph Pharynxmusculatur, ss Ausläufer der subeutieularen Zellenschicht, phn Pharynxnerv, pf protoplasmatische Fortsätze der Drüsenzellen im Drüsen- magen (Schleimfäden ?), drm Drüsenmagen, dd Uebergangsstelle des Drüsen- magens in den Darmschenkel, oe Oesophagus, pro Canalis prostaticus, vef Vas efferens, ho Hoden, scom von der Schlundeommissur abziehende Nervenstränge, sem Vesicula seminalis, nstr Nervenstrang. 20:1. Fig. 36. Querschnitt durch den LAURER’schen Canal. bpr Tunica propria. 510:1. Fig. 37. Querschnitt durch die Körperwandung in der Höhe der untern Musculatur des Mundsaugnapfes, ss Subeuticularschicht, Im! erste Längsmuskelschieht, is intermusculäre Subeuticularschicht, /m”? zweite Längsmuskelschicht, ss subeuticulare Zellenschicht, »sir Nervenstrang (Längs- und Querschnitte), dr Drüsenzellen, 0% chromatophile ovale Zellen. 22021. Fig. 38. cam Ausläufer des Myoblasten, rs Rindensubstanz der Muskeln, sx subeuticulare Zellenschicht, str Stränge des Maschenwerks in der subeuticularen Zellenschicht, r% Retieularkerne. 700:1. Fig. 39. Querschnitt durch die Vesicula seminalis. epk grosse vorspringende Kerne in dem Epithel. 300:1. Tafel 9. Fig. 40. Schalendrüse. Xi kleine langstielige Drüsenzellen, ei Eier noch ohne Eikappe mit der Keimzelle an der Mündung, »p%; Kerne des Körperparenchyms, ers erhärtetes Secret der grossen langstieligen Drüsenzellen, isch unterer Ast der Uterusschlinge, kx Keimzelle, udr kurzstielige Drüsenzellen, y grosse langstielige Drüsenzellen, » Vereinigungs- stelle der weiblichen Canäle, lau LAurER’scher Canal, ipr Tunica propria, ru Receptaculum seminis uterinum. 110:1. Gruppe des Distomum clavatum. 235 Fig. 41. Epithel der grossen Sammelröhren des Exceretions- apparats. me Membran, epk vorspringende Kerne des Epithels, 1140: 1. Fig. 42. Nebencanal(ec) des Excretionsapparats. tpr Tunica propria, ef Parenchymfasern, den Canal umspinnend. 510:1. Fig. 43. Querschnitt durch das Vas efferens. vefiw feingefältelte innere Hautschicht, g95p quer geschnittene Spermatozoen, tpr Tunica propria. 510:1. Fig. 44. Stärker vergrösserter Ausschnitt aus Fig. 45. Uterus- wandung in der Höhe des Eierreservoirs. 300:1. Fig. 45. Tangentialer Schnitt durch den Uterus (Eierreservoir). Dan:ıl. Fig. 46. Flimmerrinne im Hoden. Aw innere Hodenwandung, spm Spermamutterzellen, 475» zum Vas efferens aufsteigende quer getroffene Spermatozoen, vefm die Mündung des Vas efferens umgebende Muskeln aus dem Hodenmuskelbelag sich abzweigend, hom Muskelbelag des Hodens, flr die feingefältelte innere Hautschicht des Vas efferens, sich in die Rinne fortsetzend (s. Fig. 43). 510:1. Fig. 47. Querschnitt durch die Wandung der Prostata von Dist. siemersi. ik von einer spärlichen hyalinen Plasmamasse umgebene Kerne an der innern Wandung, {pr Tunica propria, sef Schleimfäden (?). 300 :1. Tafel 10. Fig. 48. Darmepithel. nstr quer getroffener Nervenstrang, de Epithel, am amöboide Fortsätze des Epithels, chy Chyluströpfehen. 20031: Fig. 49. Darmepithel (de) chy Chyluströpfehen, am amöboide Fortsätze des Epithels. 700:1. Fig. 50. Beginn des Vas efferens im Hoden. kom Muskeln der Hodenwandung, vefiw feingefältelte innere Hautschicht, hww innere Hoden- wandung, vef Vas efferens, vefm die Mündung umgebende Muskeln aus dem Muskelbelag des Hodens sich abzweigend, hf tangential getroffener Theil der innern Hautschicht des Vas efferens zeigt den Verlauf der Faltungen. meh Mündung des Vas efferens in den Hoden, /r Flimmerrinne. 300:1. Fig. 51. Wandung des Kropfes und des Drüsenmagens (leicht schematisirt). Are Kropfeuticula, ac Abschluss der Kropfeutieula beim Beginn des Drüsenmagens, dsph Drüsenmagensphincter, schlx Schleim- zellen des Drüsenmagens, »f Protoplasmatische Fortsätze der Schleimzellen (Schleimfäden |?]). 445 :1. Fig. 52. Querschnitt durch den Cirrusbeutel. protw euticula- artige innere Schicht der Protrusionstasche, pe Penis, dvm dorsoventrale 236 H. von BurteL-Rerren, Gruppe des Distomum clavatum. Ansatzmuskeln, dw cuticulaartige innere Schicht der Protrusionstasche, prot Protrusionstasche, prm Ringmuskeln der Protrusionstasche, xc sich als Punkte markirende Zellen im Cirrusbeutel. 66:1. Fig. 53. Uteruswandung an einer stark contrahirten Stelle. ipr Tunica propria.. 220:1. Fig. 54. Cirrusbeutel von Dist. siemersi. pro Canalis pro- staticus, drx Drüsenzellen der Prostata, dvm dorsoventrale Ansatz- muskeln, dw cuticulaartige Schicht des Ductus ejaculatorius, du Ductus ejaculatorius, pe Penis, prot Protrusionstasche, xc sich als Punkte markirende Zellen im Cirrusbeutel, /« Lamelle, welche den Muskelsack theilweise durchzieht, proc Protrusionscanal, si Sinus genitalis, x@a in den Sinus genitalis zapfenartig vorspringende Muskelmasse des Cirrusbeutels, protw cutieulaartige innere Schicht der Protrusionstasche, prm Ringmuskeln der Protrusionstasche. 52:1. Zool. Jahrb. Bd. 17, Abth. f. Syst. ( 5 Faseiola cory- g& Fase phaenae Bosc Fasciola fusca 11. Bosc ls data 2 2 Fasciola ventricosa t Hirudinella marına PALLAS_ ılı. GARSIN ılr. 3 Fasciola celavata MENZIES ılr. 14 1la Distoma elavatum JOURDAN Länge 18—3o mm. 13 Pistomum heurteli POIRIER Länge 29 mm. 11b Distoma elavatum JOURDAN Länge 18—30 mm. 12 Distomum elavatum POIRTER Länge 30 mm. 15 Dist Pc 24 Distomum vali- dum LINSTOW ı|ı. 23 Distomum insigne 19. 20, 21,22 Distomum ventricosum BLANCHARD DIESING ılr. Länge 14—34 mm. Verlag von @u: Taf. 6. \ ® & 7 Distoma elavatum L. RUDOLPHI ılr. S Distoma tornatum RUDOLPHI (12 mm lang, ı mm breit). ——g 9 Distomum clavatum ICE OWEN ılr. m dacty- n POIRIER I mm 10-Distoma gigas NARDO (COBBOLD) ı|r. 16 Distomum pallasüi S— POIRIER Länge 23 17 Distomum fuscum — mm. POIRIER Länge 16 ———— mm. a sonatum änge 18, 10a Distoma gigas NARDO (SETTI) ı|ı. 26 Distomum sie- mersi. ılı. 18 Distoma ingens MONIEZ Länge 60 mm. b c 25 Distomum ampullaceum. ılı. her in Jena. Abth. f. Syst. Zool. Jahrb. Bd. 17, 5 Faseiola cory- 6 Fasciola cau- 7 Distoma clavatum phaenae Bosc * Fasciola fusca 11. data Bose 11. RUDOLPHI r'r. ’ 2 Faseciola ventricosa BoscC ılı. i Hirudinella marina PALLAS 7 GARSIN fr. Sr :\ N 7 S Distoma tornatum \) ) RUDOLPHI (12 mm \ ’ lang, ı mm breit). _ a EN 3 Faseiola celavata T \ MENZIES ılr. = ) 9 Distomum elavatum ee OWEN ılr. >> sa | | / 1ı Distomum daety- lipherum POIRIER z Länge 21 mm 10’ Distoma gigas NARDO “ (COBBOLD) zir, Ila Distoma elavatum JOURDAN Länge 18— 30 mm. : - ı3 Pistomum heurteli POIRIER Länge 29 16 Distomum pallasüi mm, POIRIER Länge 25 17 Distomum fuscum t1b Distoma elavatum JOURDAN 18—30 mm. Länge 12 Distomum elavatum POIRTER Länge 30 mm. 23 Distomum insigne 19, 20, 21, 22 BLANCHARD DIESING Distomum ventricosum Länge 14—34 mm. Tr. 24 Distomum vali- dum LINSTOW ılr. mm. 15 Distomum pPersonatum POIRIER Länge 18 Breite 30 mm. ; \ b aan 25 Distomum ampullaceum. ur POIRTER Länge 16 mm. 26 Distomum sie- mersi. ılı. 18 Distoma MONIEZ 00 mm. ingens Länge ı|ı. Verlag von @ustaY Fischer in Jena. Taf. 6. 10a Distoma gigas NARDO (SETTI) III. IF FERN j f Zoolog Jahrbücher BAIZAbIh.L. Syst. 14 { j S Et In m E a NE / N e 2. ET OD TEN N N ; ff \ I «X K - u EZ f . K 007 N MI 5 EL } 3 = a ä I ' ‘ 1 % f “ ® u. If ar rl IS | Ye Be as; R | N Dur Pe we ! I f if [=,) IS 1 a RER N 41 H N ı | a I i Pa 02 2 2 33 ee ea 8 v 2 1 \ 1 f au { ! er N 1 ! ! © i \ I W ı © | R We ee gs 0© \ Bi SS = SI, nes 1 zZ S ra = S Se -S EI Z fe 51 S = x = = am = = ee} = Z -0Z f] D) kon, Al ar ya sel en) u un nel a zZ ln a Self id Aßıltsch Jena. .Ämsiv. u IE el. mie 0Z Im Oz AustyAGiltsch Jena. Be ---- 07 & Litn. = 0 dı nz glnz --- u Ss ER SEPPEN r u ET, 5 Zoolog.Jahrbücher Bd.17, Abth.LSvst. I | San Be nn en v.Buttel-Reepen gez. Talıs. lt Lith Anstiv A.Giltsch Jena. „A 6iltsch Jena. T.Buttel-Reepen gez. rn. 2. Zoolog.JahrbücherBa.17.Abth.f. SL nn EL TIER BER \'N\ Kal ) 78 4 vButtel-Reepen gez. Im R drs d rz ei my ap NT RN SR tl hom rm Im — Ten. Gustav "scher, Jena Zoolog.Jahrbücherbd.17. Abth.l. Syst. mel vB uttel-Reppen gez. Taf: 10. LithAnstv A Gütsch.dena. 2) A h N N) nu BR LithAnstv. A. Gtltsch Jena. Verl + Gustav Fist ar nd af VE Te a A nn a - - ä ps j z i » ü 4 Ü i Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Biologisch - statistische Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. Von L. Reh. I. Einleitung. Statistische Untersuchungen über biologische Verhältnisse haben -immer etwas missliches. Wir können nur selten mit so grossen Zahlen arbeiten, wie es die Wahrscheinlichkeits-Rechnung erfordert, und unsere Kenntniss der Biologie der Thiere ist in den meisten Fällen so gering, dass uns die zur Beurtheilung der gefundenen Ergebnisse nöthige Grundlage fehlt. Indess giebt es zahlreiche biologische Verhältnisse, denen wir gar nicht anders als auf statistischem Wege beikommen können; und wenn wir dann in unsern Schlussfolgerungen möglichste Vorsicht walten lassen, wird man kaum berechtigte Vorwürfe erheben dürfen. Auch die im Folgenden behandelten Verhältnisse hätten wohl kaum anders studirt werden können als durch statistische Zählungen. Wenn dann trotzdem die Ergebnisse manchmal nicht gerade be- friedigend ausfielen, hielt ich es für richtiger, diese Thatsache ruhig anzuerkennen, als sie durch nicht genügend begründete Erklärungs- Versuche zu verschleiern. Meine Untersuchungen erstrecken sich über die 3 Winter 1898/99, 1899/1900 und 1900/01, waren in den verschiedenen Wintern aber ungleichmässig im Umfange, da ich sie nur neben den laufenden @) 23 L. Reu, € Arbeiten an der Station vornehmen konnte. Zu ihrem Verständnisse sei Folgendes vorausgeschickt: An der Station für Pflanzenschutz- Hamburg werden die (nur im Winterhalbjahr) von Nord-Amerika eingeführten Sendungen frischen Obstes (meistens Aepfel) auf San Jose-Schildläuse untersucht, natürlich nicht alle einzelnen Früchte, sondern nur Stichproben, die zwischen 1—10°%, schwanken. Die makroskopische Untersuchung geschieht durch eigens dazu eingeübte sog. „Aussucher“, die mikroskopische Prüfung der von diesen als verdächtig bezeichneten Früchte durch die wissenschaftlichen An- gestellten, deren Zahl je nach der Grösse der Einfuhr zwischen 3 und 5 schwankt. Von dem auf mich entfallenden Theile konnte ich natürlich wiederum nur einen Theil so untersuchen, wie es meine Zwecke für die vorliegende Arbeit erheischten; es geschah dies, in- dem ich jede einzelne Schildlaus mikroskopisch untersuchte und protokollirte. Die weitaus grösste Anzahl der Schildläuse wurde nur soweit untersucht, als nöthig war, um festzustellen, ob San Jos6- Läuse darunter seien. Meine Arbeit enthält also nur das von mir ausdrücklich für meine speciellen Zwecke untersuchte Material, das natürlich von dem an der Station überhaupt zur Untersuchung gelangten nur einen kleinen Bruchtheil darstellt. Die Ergebnisse meiner im ersten Winter vorgenommenen Zäh- lungen habe ich bereits im ersten Theile meiner „Untersuchungen an amerikanischen Obstschildläusen* (in: Jahrb. Hamburg. wiss. Anst. 16; 3. Beih.: Mittheil. a. d. Naturh. Museum) niedergelegt. Da ich im nächsten Winter sah, dass sich manche Schildläuse in mehreren Punkten ganz anders verhielten als im ersten, ergab sich für mich die Nothwendigkeit, meine Zählungen fortzusetzen. Zu meiner Befriedigung zeigte sich dann, dass der Durchschnitt meiner Zählungen in den 3 Wintern sich meistens mit den Ergebnissen des ersten Winters deckte. Die z. Th. periodischen Schwankungen in einzelnen Punkten habe ich zu erklären versucht in meiner kleinen Mittheilung: „Periodizität bei Schildläusen“ (in: Ill. Zeitschr. Ento- mol., V. 5, p. 161—162). Näheres über die hier behandelten Schildlaus-Arten ist zu er- sehen aus meinem Aufsatze: „Die häufigsten auf .amerikanischem Obste eingeschleppten Schildläuse“ (in: Ill. Zeitschr. Entomol., V. 4, 1899, No. 14, 16, 18) und den Veröffentlichungen der Station in den Hamburger Jahrbüchern seit 1898 (2. u. 3. Beiheft). Eine Deutung der verschiedenen Stadien der Schildläuse habe ich ver- Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 239 sucht in dem Aufsatze: „Ueber die postembryonale Entwicklung der Schildläuse und über Insekten-Metamorphose* (in: Alleem. Zeitschr. Entomol., V. 6, 1901, No. 4—6). Erwähnen willich daraus nur, dass ich als „Larven“ die jüngsten, noch nicht geschleehtlich differenzirten Stadien bezeichne, als Weibchen II oder unreife Weibchen die ältern weiblichen Thiere, die noch nicht die Genitalöffnung haben, und als Weibchen III oder reife Weibchen oder Weibchen ad. die zur Fort- pflanzung fähigen weiblichen Thiere, die allerdings alle, nach meiner Auffassung, morphologisch auf dem Larvenstadium stehen geblieben sind. IT. Alter und Geschlecht. Lebende und todte Läuse. Vertheilung über die Frucht. Aspidiotus ancylus PUTN. I arven, 15898/1899 von 262 Läusen waren 12 Larven ( 1299119007, 3293 e Bea... Slla.225) | ( 19001901 „ 39 , u Bi WAR SZ gg Be ” Die Zahl der Larven schwankte in den drei Wintern recht be- deutend. Diese Schwankungen waren so gross, dass sie auch ohne die procentuale Berechnung auffielen. Namentlich die Häufigkeit der Larven im zweiten Winter und ihr fast völliges Fehlen im dritten waren mit die auffälligsten Erscheinungen bei den Obst-Unter- suchungen. Zur Erklärung dieser Schwankungen verweise ich auf die Zu- sammenstellung über die weiblichen Stadien (No. 3). Fast die Hälfte der im zweiten Winter gezählten Larven, näm- lich 22 Stück, sass auf einer am 24. Oct. 1899 untersuchten Sendung von Aepfeln aus den Vereinigten Staaten; von den übrigen wurden 17 am 15. Nov., 1 am 14. Nov., 12 am 21. Noy. gefunden. 240 L Ren, 2. Männliche Stadien. 1898/1899 von 262 Läusen waren keine £ Stadien —yan 18991300, 7.0395 A „ 14 3 Larven, 0 Vor- puppe, 1 leerer 3 Schild, zusammen 15 =3,8%), 1900/1901 ,„ 259 Läusen waren 5 & Larven, 1 Vor- puppe, 6 leere & Schilde, zusammen 12 — 4,6"), 914 27 = 2,99, Es finden sich auf Früchten sehr wenige männliche Stadien; ob die angegebenen Procentzahlen nur für Früchte gelten und auf den übrigen Pflanzentheilen mehr Männchen vorkommen, ist natürlich von hier aus nicht zu entscheiden, dürfte aber das Wahrschein- lichere sein. Auch hier sind Schwankungen festzustellen, namentlich zwischen 1. und 2. 4 3. Winter. Das zahlreiche Auftreten männlicher Larven bei dieser Art und bei Asp. forbesi im 2. Winter war für mich sogar der auffälligste Unterschied bei den Untersuchungen gegenüber dem 1. Winter. Thatsächlich war der Procentsatz der Männchen im 2. Winter noch höher als angegeben. Denn gerade bei einer Sendung, die ausserordentlich stark mit Asp. ancylus besetzt war (Phönix-Aepfel aus den Ver. Staaten; 13. Nov. 99), waren fast aus- schliesslich männliche Larven und einige leere männliche Schilde vorhanden; leider erlaubten es die laufenden Arbeiten der Station damals nicht, dass ich diese Sendung genauer protokolliren konnte. Die meisten Männchen wurden im Jahre 1899 um die Mitte des Novembers gefunden; ausser der eben erwähnten Sendung vom 13. Nov. enthielten 2 andere vom 18. Nov. 1899 unter 29 bezw. 11 Asp. ancylus 5 bezw. 6 Männchen. Im Jahre 1900 traten sie etwas später auf; 8 von den 12 notirte ich am 27. November. Damit mag zusammenhängen, dass im letztgenannten Jahre die männlichen Thiere offenbar schon in der Entwicklung weiter fortgeschritten waren; die Hälfte derselben war ja bereits ausgeflogen, während im 2. Winter nur eines so weit war. Möglich wäre es aber auch, dass die verschiedenen männlichen Stadien verschiedenen, mindestens 2, Generationen angehörten, die leeren Schilde also der frühern, die Larven der spätern. Dafür scheint zu sprechen, dass ich im 3. Winter mehrere (2—4) Male Thiere im 2. Stadium antraf, die den länglichen, parallelseitigen Schild und die längliche Gestalt zeigten, die beide für die männlichen Larven charakteristisch sind, . . \ . . . .. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 241 an denen aber keine Spur von Augenflecken zu bemerken war. Es müssten also diese Thiere ev. ganz junge männliche Larven ge- wesen sein. 3. Weibliche Stadien. 1898/1899 250 unreife Weibchen, 0 geschlechtsreife 13993/1900. 441077} e 16 # KINO LIOLL 28ER ns 0 E Der Gegensatz des 2. Winters zu den beiden übrigen ist so gross, dass wir nach einer Erklärung für ihn suchen müssen. Einmal können diese 16 geschlechtsreifen Weibchen des 2. Win- ters derselben Generation angehören wie die übrigen 440 unreifen und nur weiter entwickelt sein; oder aber sie können einer frühern Generation angehören als jene 440. Letzterer Annahme scheint zu widersprechen, dass in dem gleichen Winter nur 1 leerer männlicher Schild gefunden wurde; doch wäre es sehr leicht denk- bar, dass leere männliche Schilde, wenn sie schon seit längerer Zeit von ihren Insassen verlassen sind, leicht beim Verpacken ‚und Versandt der Aepfel abgelöst werden können, also jener einzelne Schild zufällig erhalten geblieben wäre. 4. Lebende und todte Läuse. a) Larven. 1898/1899 von 12 Larven war 1 todt 1899/19007 , 12 a A 1900130 E77 7 1 ei RN! 25 ” ae on) Die übrigen 40 Larven des zweiten Winters waren nicht ge- nauer untersucht worden. b) männliche Stadien. Die leeren männlichen Schilde, aus denen die Thiere bereits ausgeflogen waren, müssen alle als lebende Thiere gerechnet werden. Die 14 männlichen Larven des Winters 1899/1900 lebten alle; unter den 6 männlichen Jugendstadien des Winters 1900/1901 war 1 todte, verpilzte Larve. ec) weibliche Stadien. 1898/1899 von 250 Weibchen lebten 232 (92 %,) ISIS 77 3 NIE) 1900/L9077 7, 243 es RRT9SR 8A ,) 624 4 m 5395(806.37%1,) 242 L. Ren, Das erste Ergebniss dieser Zusammenstellung ist, dass der Procentsatz der todten Thiere mit dem Alter wächst, ein Ergebniss, dass noch deutlicher würde, wenn ich genauere Notizen über die diesbezüglichen Befunde bei jungen und bei geschlechtsreifen Weib- chen gemacht hätte. !) Dieses Ergebniss ist aber auch so selbstverständlich, dass ich es kaum hätte besonders zu erwähnen brauchen. Immerhin fanden sich auch lebende, geschlechtsreife Weibchen. Von den im Winter 1899/1900 darauf hin untersuchten 5 Thieren lebten 4. Die Annahme erscheint also nicht unberechtigt, dass wir die Larven als Nachkommen solcher zu betrachten hätten, was da- für sprechen würde, dass Läuse auf dem Obste selbst immerhin Lebens- Bedingungen treffen, die zur Fortpflanzung sünstig ge- nueg sind. °) Der Procentsatz der todten Thiere ist bei A. ancylus ein ge- ringer, immerhin aber bemerkenswerth (13,63 °/,). Als Todes-Ursachen ergaben sich, soweit festzustellen, folgende: von Schlupfwespen ausgefressen waren 1898/1899 4, 1899/1900 0, 1900/1901 1= 5 verpilzt ” 4, . a8 ne 1198 vertrocknet h: " 4, . SEEN»: 11720 ?, leere Schilde nn >» x 4, R 14 Ss ?, Thiere noch vorhanden = 4— 4 ?, nur noch leere Haut unter Schild 3 1. ? Das Vertrockenen ist also die häufigste (secundäre?) Ursache; ob die Verpilzung primäre Todesursache ist oder erst nach dem Tode auftritt, ist leider immer noch nicht untersucht. Wie die Be- funde der drei letzten Rubriken zu erklären seien, entzieht sich meiner Beurtheilung. | Die meisten todten Thiere sassen in der Blüthengrube. 1) Eine Sendung enthielt am 14. Nov. 1900 ‚viele reife Weibchen, die aber alle todt und zwar, wie es schien, ausgefressen waren.‘ 2) Wir werden später bei andern Arten noch bessere Zeugnisse für diese Ansicht finden. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 243 5. Vertheilung-über die Frucht. Es sassen in und en: in und um um Blüthengrube seitlich Stielgrube 1898/1899 239 92,5.09) Un) ERS) 1899/1900 „445 (94,5 %,) Sl) 1 keiallareıl Un) 1900/1901 230 (92,4%) ISA], len) BETT are a 74245) Aspidiotus ancylus bevorzugt also mit grösster Entschiedenheit die Blüthengrube und ihre Umgebung, das ist der an der hängen- den Frucht nach unten gerichtete Theil derselben. Nicht uninteressant sind die verhältnissmässig recht grossen Schwankungen in der Besetzung der andern Theile deswegen, weil sie einen neuen Beleg zu dem alten Erfahrungssatz bilden, dass Schwankungen in dem morphologischen oder physiologischen Ver- halten einer Art um so häufiger und grösser sind, je weniger das betreffende Verhalten für die Art charakteristisch ist. Die Vertheilung der Männchen über die Frucht war folgende: 1899/1900 in u. um Blüthengrube 13, seitlich 1, in u. um Stielgrube 1 1900/1901 220 0 „ 8, » B2 De „ I 21 4 2 So weit diese geringen Zahlen Schlüsse erlauben, verhalten sich also die Männchen in dieser Beziehung wie die Weibchen, höchstens mit etwas weniger entschiedener Bevorzugung der Blüthengrube (77,7%). Am Stiele selbst sassen nur 4 Individuen, alle in einer Sendung vom 2. März 1901. 3 davon waren vertrocknet, ein Zeichen, dass dieser Ort nicht geeignet ist für Asp. ancylus. In dem Innern der Kelchgrube fand ich keine Läuse. | Aspidiotus camellige SIGN. J, Larven: 1898/1899 war unter 33 Läusen 1 Larve 1899/1900 waren „ 33 ., 6 Larven 1900/1901 r » ».695 Be sy! s Dieser ungeheure Unterschied erklärt sich dadurch, dass ich ın den beiden ersten Wintern auf A. camelliae-Larven so gut wie nicht 244 L. Res, geachtet habe. Aber selbst die für den letzten Winter angegebene Zahl ist sicher noch zu niedrig. Die meisten der Larven sassen so tief und versteckt in den Kelch- und Stielgruben drinnen, dass man nur einen Theil von ihnen zu sehen bekam und daher selbst eine Schätzung meist hinter der Wirklichkeit zurückbleibt. Dazu kommt noch, dass häufig auch unter den mütterlichen Schilden sich Larven finden, z. Th. noch in beweglichem Stadium, z. Th. schon mit dem ersten Larvenschilde bedeckt. Diese Art kommt eben mitten im Fortpflanzungsgeschäfte, wobei ständig Junge ausschlüpfen, herüber. Es hat also gar keinen Zweck, die Larven zu zählen; denn im Laufe eines Tages kann sich ihre Zahl verviel- fältigen. Im Uebrigen wechselt die Zahl der Larven ausserordentlich; bei manchen Sendungen ist kaum eine zu finden; bei andern wieder übertrifft sie die der Weibchen um ein Mehrfaches. Es wird dies auf die verschiedene Herkunft der Aepfel zurück zu führen sein; bei Aepfeln aus südlichen Gegenden ist eben die Fortpflanzung schon weiter gediehen als bei solchen aus nördlichen. 2. Männliche Stadien. Im Winter 1898/1899 fand ich ein Männchen, in dem von 1900/1901 zwei leere Schilde, die ich ihrer länglichen Gestalt halber für solche von Männchen hielt. In der Literatur finde ich nirgends die Männchen von Asp. camelliae beschrieben. Nur Comstock erwähnt, dass ihm vertrocknete und verschrumpfte Männchen vorgelegen haben. Es scheint also, als wenn meine Beobachtungen durch die Seltenheit derselben überhaupt, nicht dadurch, dass sie etwa die Früchte nicht besiedelten, zu er- klären seien. 3. Weibliche Stadien. 1898/1899 1900/1901 trächtige Weibchen 10 (32,3%,) 130 (54,4 °,) reife, aber nicht trächtige F 12 (38,7%/,) aar0e0 unreife 5 II) 61 (25,5%) Im letzten Winter hatte ich ferner noch 5 (2,1%,) Weibchen notirt, die gerade in der Häutung vom zweiten zum dritten Stadium begriffen waren. — Im zweiten Winter hatte ich keine diesbezüg- lichen Notizen gemacht. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 245 Die Mehrzahl der Weibchen von Aspid. camelliae kommt in trächtigem Zustande, d. h. während des Fortpflanzungs-Geschäftes herüber. Wahrscheinlich, dass dies mit der californischen (südlichen) Heimath der Art zusammenhängt. Die betreffenden Untersuchungen im ersten Winter wurden grössten Theils in den Tagen vom 25. Nov. bis 2. Dec. und am 29. Dec. 1898, die im dritten Winter in den Tagen vom 12. bis 28. Nov. 1900 vor- genommen. 4. Lebende und todte Thiere. 1898/1899 von 31 Weibchen lebten 20 (64,5 /,) 1900/1901 „227 5 1056550) Von den 11 todten Weibchen des ersten Winters waren 10 ver- trocknet. Nach meinen Aufzeichnungen im letzten Winter waren: todt: 2:9 I 4 2 I,M 1 2 ad. — Hl. vertrocknet: 8 2 II Bl ge —39 verpilzt: ” 2 II N, — 15 von Schlupfwespen ausgefressen: 1 2 II — leere Häute Ave u! ausserdem noch 3 zerfressene weibliche Schilde ohne Inhalt und 2 Ventralschilde — 5 Auch hier ist also bei weitem der grösste Theil der todten Thiere (54,1 °/,) einfach vertrocknet; 22,2 °/, waren verpilzt. Hervor- zuheben ist, dass nur 1 Thier einer Schlupfwespe zum Opfer ge- fallen war. Die 3 zerfressenen Schilde dürften wohl auf Coceinellen oder Psociden zurück zu führen sein. Nicht uninteressant ist es auch, das Verhältniss der todten unreifen zu den todten reifen Weibchen näher zu betrachten. Am klarsten wird dieses, wenn wir in einer Tabelle jedesmal die Anzahl der todten der der lebenden Thiere gegenüber stellen. lebend todt unreife Weibchen 16 18 .(852,9)%, Weibchen in Häutung von IT/IIl 1 4 (80), reife Weibchen ohne Eier und Embryonen 12 39 (76,4% 5 > mit Eiern oder " 126 4 (3) unbestimmt gebliebene Weibchen _ 7 155 72 Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 1er [ . 246 L. Ren, Der Gegensatz zwischen den unreifen Weibchen, bezw. denen, die keine Nachkommenschaft hinterliessen, und denen, die dabei waren, ihren Lebenszweck zu erfüllen, ist so auffällig, dass er weiter keiner Erläuterung bedarf. Wie er aber zu erklären sei, ist eine andere, von mir nicht zu beantwortende Frage. Ueber die Vertheilung der todten Thiere über die Frucht giebt folgende Tabelle Auskunft: 1898/1899 Blüthengrube 2, seitlich 0, seitlich unten 7, Stielgrube 12 1900/1901 ” 19, ” 3, ” ” 37, ” a Es sassen also verhältnissmässig die meisten todten Thiere an dem Stieltheile. Die hohe Zahl für die Blüthengrube in 1900/1901 wird z. Th. dadurch erklärt, dass die von Schlupfwespen u. s. w. aus- gefressenen Thiere dabei sind. 5. Vertheilung über die Frucht. in u. um Blüthengrube seitlich in u. um Stielgrube 1898/1899 35 (21,7%) 0 80 (78,3%, 1899/1900 15 (45,4 %7,) ) 18 (54,5 %,) 1900/1901 293 (42,16 %,) 17 (2,45%) 385 (55,38 %,) 343 (40,6 %7,) 17 @%,) 483 (57,3 97,) Wenn hier eine Bevorzugung der Stielgrube, des am hängenden Apfel obern Theiles desselben, auch unverkennbar ist, so ist andrer- seits der Unterschied zwischen dem ersten und den beiden letzten Wintern ein recht beträchtlicher. Möglich, dass er damit zusammen- hängt, dass ich im ersten Winter den Larven weniger Aufmerksam- keit schenkte, von denen sich natürlich viel mehr in der geräumigen Stielgrube, als in der engern Blüthengrube ansiedeln können. Im Gegensatze zu andern Arten sitzt hier ein nicht unbeträcht- licher Theil der Läuse nicht in den eigentlichen Gruben, sondern in deren Umgebung, an den Stellen also, an denen der Apfel die stärksten Wölbungen aufweist. Der Stiel dagegen wird geradezu gemieden. 1898/1899 neben Stielgrube 14, in Stielgrube 63, am Stiele 3 1900/19017 s 100 " 280, 114 (245%) 343 (738%, 8 (1,7%) Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 947 Aspidiotus forbesi JOHNS. 1. Larven. Den ersten und dritten Winter konnte ich solche mit Sicherheit nicht feststellen, dagegen öfters im zweiten Winter. Doch sassen sie meistens so versteckt, dass ich von einer Zählung im Allgemeinen abstehen musste. Auf einigen Sendungen habe ich zusammen 22 gezählt.) So gering also auch ihre Zahl war, so darf ich sie doch nicht ganz unerwähnt lassen, zumal sie eine Ergänzung zu den Befunden bei den Weibchen bilden. 32. Männliche Stadien. Im ersten Winter hatte ich keine solchen notirt, dagegen hier und da bei den Untersuchungen unprotokollirter Sendungen be- obachtet. Den 2. Winter notirte ich 149, musste aber auch hier die meisten unprotokollirt lassen. Ihre ungefähre Betheiligung ergiebt sich aus einer Reihe genauer gezählter Sendungen, bei denen von 154 Läusen 46 (25°,) männlichen Geschlechts waren. Das Ver- hältniss schwankte bei den einzelnen Sendungen ausserordentlich; bei vielen fehlten sie gänzlich, bei andern waren nur ganz verein- zelte; bei einer Sendung vom 13. Nov. 1899, die sehr stark mit Asp. forbesi besetzt war, waren mehr als ein Drittel männliche Thiere; am 20. Nov. notirte ich bei einer ebenfalls sehr stark be- setzten Sendung: „viele davon männliche Larven“, am 21. Nov. so- gar: „mehr als die Hälfte männliche Stadien“. Auch der 3. Winter brachte verhältnissmässig viele Männchen, von 62 Läusen 13 (fast 21 /,). Auf jeden Fall war bei Asp. forbesi der Unterschied in dem Befund von Männchen zwischen dem ersten und den beiden andern Wintern ein äusserst auffälliger, noch mehr als bei A. ancylus (s. daselbst). ‘Das Alter der männlichen Thiere ergiebt sich aus folgender Tabelle: 1) In diesem Winter, 1901/2, ist ihre Zahl wieder recht be- deutend. Ile 248 L. Ren, leere 2 Schilde Zad.(todt) Puppe (todt) Vorpuppen Larven 1899/1900 21 2 il 2 122 1900/1901 3 10 24 2 1 2 133 16 %o 83,3 "o Wenn wir auch hier die leeren Schilde als ausgeflogene, also entwickelte Männchen rechnen, erhalten wir für diese eine recht stattliche Procentzahl. Immerhin bleibt natürlich die weitaus grösste Masse der männlichen Thiere für die Jugendstadien derselben übrig. Die vertrocknete Puppe dürfte wohl sicherlich zu der Rubrik der erwachsenen Thiere gezählt werden; immerhin hielt ich es für besser, sie unberücksichigt zu lassen. 3. Weibliche Stadien. Im ersten Winter befand sich unter den protokollirten Thieren kein erwachsenes Weibchen; im zweiten Winter notirte ich 76 solcher. Da aber nur ein Bruchtheil der Läuse dieser Art genauer auf ihren Zustand untersucht wurde, muss ich mich damit begnügen, das Vorkommen erwachsener Weibchen im zweiten Winter festzu- stellen. Im Winter 1900/1901 gehörten von den 49 weiblichen A. forbesi 2 dem reifen, 47 dem unreifen Stadium an.') Es bilden die reifen Weibchen also auf jeden Fall einen nur geringen Bruchtheil der Individuen dieser Art. Die 76 erwachsenen Weibchen im zweiten Winter verhielten sich folgender Maassen: aus 1 waren die Jungen bereits ausgekrochen; der todte, vertrocknete Körper enthielt noch die zahlreichen leeren Eihüllen; 1 war vertrocknet; unter dem Schilde lagen eine Anzahl ebenfalls vertrockneter Larven; 5 enthielten reife Embryonen; 5 = Eier; 64 N weder Eier noch Embryonen; ein Theil von ihnen war todt. 1) In diesem Winter (1901/02) finden sich wieder auffällig viele reife Weibchen, aber ohne Eier und Embryonen. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 249 4. Lebende und todte Läuse. a) Larven. Bei diesen habe ich hierüber keine Notizen ge- macht. Die meisten von mir untersuchten lebten. b) Männliche Stadien. Von den 127 hierher gehörigen Thieren im zweiten Winter waren 3 todt, und zwar die beiden aus- gebildeten Männchen (1 vertrocknet, 1 verpilzt) und die Puppe (ver- trocknet); die im letzten Winter notirten 10 männlichen Larven lebten alle. c) Weibliche Stadien. 1898/1899 von 17 Weibchen lebten 16 (94,1°/,) 1899/1900 „ 76 reifen „ 7 55 (72,4°/,) 1900/1901 „ 49 „ > 36 (73,5%) 149 Weibchen lebten 107 (75,3°),) Bemerkenswerth ist auch hier der grosse Unterschied zwischen dem ersten und den beiden übrigen Wintern; wenn auch der Ge- danke nahe liest, dass die geringe Zahl der untersuchten 'Thiere daran Schuld sei, so war mir doch andrerseits in den beiden letzten Wintern die gegenüber dem ersten grössere Zahl der todten, un- reifen Weibchen überhaupt aufgefallen. Der Befund der todten Thiere im Einzelnen war folgender: 1899/1900 1900/1901 von Schlupfwespen ausgefressen 3 —= © verpilzt 6 6 vertrocknet 9 — leere zerfressene Häute und Schilde 4 — u unbestimmt BNLhN 9 — al? Auch hier sind die vertrockneten Thiere verhältnissmässig am häufigsten, darnach die verpilzten. Die 4 leeren, zerfressenen Häute und Schilde dürften wohl, wie bei A. camelliae, auf Coccinellen oder Psoceiden zurückzuführen sein. Die todten Thiere sassen grössten Theils in der Blüthen- grube. 250 L. Ren, 5..Vertheilune über die Frucht. in und um Blüthengrube seitlich in und um Stielgrube 18398/1899 Zar 100 I )E 0; 0 1899/1900 1693 (87,9%); 620529); 224 (11,6%) 1900/1901 61 (98,4%); 0 1.2620) 17 (88,49)); 6 02); 225 (11,29,) Es ergeben sich auch hier wieder einerseits eine sehr grosse Bevorzugung der Blüthengrube, anderseits im Einzelnen recht be- trächtliche Schwankungen, die natürlich noch mehr bei den ver- schiedenen Sendungen hervortraten. Von den 224 im Stieltheile gezählten Läusen des zweiten Winters sassen 8 (3,5%) neben der Stielgrube, 202 (90,1%,) in der Stielgrube, 14 (6,2%,) am Stiele. Von den 1693 am Blüthentheile des Apfels gezählten Läusen sassen 1688 (99°/,) in der Blüthengrube. Auch aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich deutlich, wie sehr Asp. forbesi die geschütztesten Stellen an den Aepfeln aufsucht. Bei einer Sendung war mir aufgefallen, dass die Läuse in dichten Ringen die Stielwurzeln, die tiefste Stelle der Stielgruben, umgaben. Von den im 2. Winter gesammelten 147 männlichen Asp. forbesi sassen 120 (81,6°,) am Blüthen-, 27 (18,4°%,) am Stieltheile der Aepfel, von den letztern 3 am Stiele selbst. — Rechnen wir aus, den wievielten Theil der an den betreffenden Stellen sitzenden Läuse die männlichen Thiere bildeten, so erhalten wir für den Blüthentheil 7°%/,, für den Stieltheil 12°%,, bezw. für den Stiel allein sogar 21,4%,. Es scheint also, als ob die männlichen Larven nicht in dem Maasse trachteten, die Blüthengrube zu erreichen, wie die weiblichen. Aspidiotus perniciosus COMST. 1. Larven. 1898/1899 von 695 Läusen waren 259 (37,2°%/,) Larven 1899/19007 ,.710° 0% e 4 (40°%,) » 19001917 a, „169. (69,20 ee von 949 Läusen waren 432 (45,5°/,) Larven. Den thatsächlichen Verhältnissen dürfte das für den letzten Winter ausgerechnete am besten entsprechen. Aehnlich wie bei Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. >51 A. camelliae verkriechen sich auch bei A. perniciosus die Larven mit Vorliebe in die Kelchgrube und die tiefste Stelle der Stielgrube, so dass sie sich der genauen Registrirung entziehen. Die grosse Mehrzahl der Larven ist bereits von dem zweiten. schwarzen Larvenschilde bedeckt. Nur an den erwähnten ge- schütztesten Stellen findet man eine grössere Zahl solcher, die erst den ersten, weissen Larvenschild ausgeschieden haben. — Frei kriechende Larven habe ich nie gesehen. 2. Männliche Stadien. 1898/1899 von 436 Läusen waren 82 (18,8°/,) männliche Thiere, 17899/190077, 6 . 8 2 » H II0U LIU HERE E75 e „ 5 (6,6°/,) ” n von 517 Läusen waren 89 (17,2°%,) männliche Thiere. Die Betheiligung der männlichen Stadien ist bei dieser Art eine sehr wechselnde; doch dürfte das für den ersten Winter, bezw. für den Durchschnitt ausgerechnete Verhältniss das beste Bild derselben bieten, aber eher noch zu klein als zu gross sein. Den grössten Antheil stellen die leeren Schilde, aus denen die Männchen schon ausgeflogen sind. Unter den 82 männlichen Stadien aus dem ersten Winter waren 38 leere Schilde, unter den 5 aus dem letzten Winter 2; die beiden männlichen Thiere aus dem zweiten Winter waren ebenfalls solche leere Schilde. Ausgebildete Männchen (imagines) fand ich nur im ersten Winter, und zwar 5; 10 weitere derselben Zählung waren Puppen, die übrigen waren Larven. Die Zusammensetzung war also 38 (46,3°/,) ausgeflogene Männchen 5 (6,1°/,) ausgebildete n 10 (12,2°/,) Puppen 29 (55,3°/,) männliche Larven, ein Verhältniss, das von dem bei den andern Läusen durchaus ab- weicht. 3. Weibliche Thiere. Ueber das Alter der gefundenen weiblichen Thiere der San Jose- Schildlaus habe ich leider keine genauen Notizen gemacht. Am häufigsten sind die geschlechtsreifen Weibchen, von denen ein grösserer Theil bereits Eier oder Embryonen erkennen lässt. Un- 252 L. Rea, reife Weibchen sind bei A. perniciosus in der Minderzahl, ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Schildlaus in ihrer Entwicklung zur Zeit der Obsternte weiter vorgerückt ist als A. ancylus und A. forbesı. 4. Lebende und todte Läuse. Ausser den in meiner ersten Arbeit niedergelerten Unter- suchungen habe ich keine weitern über dieses Verhalten angestellt. Nur im 5. Winter habe ich notirt: 4 lebende Weibchen, 2 todte, 4 leere Häute, 54 leere Schilde. Auch ohne genauere Aufzeichnungen war es sehr auffallend, wie von Winter zu Winter die Zahl der todten Thiere auf Kosten der lebenden zunahım. Das ging so weit, dass es im dritten Winter schwer hielt, lebende Weibchen zu finden, so dass also die oben für denselben angegebenen Zahlen, so gering sie im Ganzen auch sind, dennoch ungefähr das richtige Verhältniss der abgestorbenen zu den lebenden Weibchen darstellen dürften. Im Einklang mit diesen Befunden stehen die amerikanischen Berichte, die eine rasche Abnahme der San Jose-Laus sowohl in den West- als in den Oststaaten der Union melden, theils in Folge der energischen Bekämpfung, theils in Folge natürlicher Verhältnisse (Abnahme der Widerstandsfähigkeit der San Jos&-Laus gegen Klimaeinflüsse; Zunahme der Widerstandskraft der Bäume gegen die Laus). ') 5. Vertheilung über die Frucht. in u. um Blüthengrube seitlich in u. um Stielgrube 1898/1899 467 (61,7 %,) 27 (3,5%) 263 (34,7 9%,) 1900/1901 109 (38,4 9.) 31 (109%) . 14 GOTM 576 (55,4 %,) 58 (9,6%) 407 (39,8 "/o) Die sehr beträchtlich verschiedenen Zahlen für die beiden Winter finden ihre Erklärung z. Th. darin, dass ich im dritten Winter mit srösserer Sorgfalt die in der Stielgrube sitzenden Thiere gezählt und an den Seiten der Aepfel nicht nur die daselbst thatsächlich vorhandenen Läuse, sondern auch die von solchen, aber inzwischen abgeriebenen, erzeugten rothen Flecke mit gerechnet habe. So 1) Bezügl. der betreffenden Literatur kann ich auf meine Auszüge aus den nordamerikanischen Arbeiten in: Zeitschr. Pflanzenkrankheiten verweisen, Indess hat die Zahl der lebenden Läuse im verflossenen Winter (1901/02) wieder merkbar zugenommen. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 253 mussten sich denn natürlich die Verhältnisse zu Ungunsten der Blüthengrube verschieben, wie ich es übrigens bereits in meiner ersten Arbeit, p. 6, voraus bemerkt habe. Allerdings sitzen auch in der Kelchgrube recht viele Thiere von Asp. pernieciosus, namentlich auch Larven; doch ist ihre Zahl, gemäss dem ja sehr beschränkten Platze, eine geringe gegenüber den in der grossen Stielgrube sitzenden Thieren. Es dürften also die im letzten Winter notirten Befunde die Vertheilung von Asp. perniciosus über die Frucht am besten widerspiegeln. Nicht uninteressant ist noch, nachzusehen, wie Asp. perniciosus sich in die Gruben, bezw. ihre Umgebung vertheilt. davon neben am Blüthentheile sitzende Läuse der Blüthengrube 1889/1899 467 Sud) 1900/1901 109 22 (11%) 576 27 (4,6 %,) neben Stielgrube in Stielgrube am Stiele 1898/1899 57 (21,4 °),) 20362712.) 3. d-1e),) 1900/1901 ia 92,) 1002.70) Se) 70 17,2%) 3038 (744%) 34 (83%) Es ergiebt sich auch hier, dass die S.J.-L. nicht so eifrig die geschützten Stellen der Frucht aufsucht; namentlich ist die hohe Verhältnisszahl der am Stiele sitzenden Läuse, wenigstens für den letzten Winter und den Durchschnitt, hervor zu heben. Chionaspis furfura Fırca. . Barven: Fehlten. 32. Männliche Stadien. Ich fand nur leere männliche Schilde. 1898/1899 von 133 Läusen waren 17 (12,8°,) leere männliche Schilde 1899/1900 ” 691 ” ” 63 (91 0) ” ” „ 1900/1901 ” 587 ” ” 113 (19,2 6) ” ” ” a ET „zosdsponeen, Su 254 L. Ren, Die geringe Verhältnisszahl im zweiten Winter mag vielleicht darin ihre Erklärung finden, dass einige Sendungen nicht protokollirt wurden, bei denen Männchen zahlreicher waren. So habe ich bei einer am 31. Oct. 1899 untersuchten, sehr stark mit Chion. furfura besetzten Apfelsendung notirt: „fast alles leere männliche Schilde“. 3. Weibliche Stadien. 2 mit Eiern 2 ad. ohne Eier 2 juv. unbestimmte 9 1898/1899 94 — — 21 1899/1900 354 46 39 208 1900/1901 271 104 49 22 699 150 88 251 Wenn wir die Procentzahlen ausrechnen wollen, müssen wir natürlich die unbestimmt gebliebenen Weibchen unberücksichtigt lassen. Wir erhalten dann: 1899/1900 79,7%, 2 mit Eiern; 10,9°, 2 ad. ohne Eier; 9,3%, 2 juy. 1900/1001. 61 en ” 23,4 N) ” ” 15,5 Sr) 1,7, 2 ” 17,7 00220 4% ” ” 10,5 EEE) Es haben also fast alle der auf amerikanischem Obste nach Deutschland gelangenden Weibchen von Chion. furfura ihre Ent- wicklung beendigt. Ihre Verhältnisszahl wird noch grösser dadurch, dass die meisten der unreifen Weibchen todt sind. Die als „Weibchen mit Eiern“ bezeichneten Thiere haben ihre Eier im Allgemeinen schon abgelegt; doch findet sich namentlich in den ersten Wochen jeder Saison, Ende September bis Anfang October, eine zuerst nicht unbeträchtliche, allmählich aber abnehmende Zahl von Weibchen, die ihre Eier noch gar nicht oder nur zum Theil ab- gelest haben. Von 36 am 24. Sept. 1900 notirten lebenden reifen Weibchen enthielten 29 noch keine Eier, 9 hatten solche. Von 46 leben- den Weibchen am 1. Oct. hatten aber nur 3 keine Eier mehr. Am. 10. und 28. November fand ich nochmals je 2 lebende reife Weibchen, von denen die letztern Ovarialeier, die erstern keine Eier enthielten. Es zieht sich also der Reifeprocess dieser Art über einen grössern Zeitraum hin und scheint am Anfang October im Allgemeinen be- endigt zu sein. Selbstverständlich hängen diese Verhältnisse aber auch mehr oder weniger vom Klima der Gegend ab, aus der das Obst stammt. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. DD a [sy | 4. Lebende und todte Läuse. Da die Männchen schon alle ausgeflogen waren, sind hier nur die Weibchen zu berücksichtigen. Ihre Berechnung stösst auf manche Schwierigkeiten. Im ersten Winter habe ich gar kein lebendes Weib- chen notirt. Im zweiten habe ich zwar 26 lebende und 179 todte Läuse notirt, bei weitern 334 aber keine diesbezüglichen Untersuchungen angestellt. Diese letztern waren lauter Weibchen mit Eiern und sicherlich in der weitaus grössten Mehrzahl todt. Ohne sie hätten wir 12,7%, mit ihnen 4,3%, lebende Weibchen. Im letzten Winter notirte ich 86 lebende auf 146 todte Weibchen und 214 mit Eiern. Ohne letztere hätten wir 58,9, mit ihnen 19,3%, lebende Läuse. Da mir im dritten Winter die hohe Zahl der lebenden Weibchen aufgefallen war, schenkte ich ihnen mehr Beachtung als in den beiden vorhergesangenen und habe ein lebend gefundes Weibchen immer notirt; ich darf also jene 214 Weibchen mit Eiern als todte mit- rechnen, so dass für den Winter 1900/1901 die Zahl 19,5%, einiger Maassen zutreffen würde. Für den vorhergehenden Winter würde die den thatsächlichen Verhältnissen entsprechende Prozentzahl zwischen 12,7 und 48, letzterer aber näher als ersterer, liegen. Wie schon bemerkt, nehmen die lebenden Läuse mit dem Vor- rücken der Jahreszeit schnell an Zahl ab, wie folgende Tabelle an- schaulich macht: am 24. Sept. 1900 lebten von 94 notirten reifen Weibchen 36 (38,3 °/,) 2) 1. Oct. „ B) ” 222 „ „ „ 46 (20,7 "o) 2e102Nov. ” n2266 2) 2) ) 2.(8 1) B28 D) „ Do „ ) ) Ze Lebende unreife Weibchen fand ich überhaupt nur 2 und zwar am 24. Sept. 1900. Was nun noch die Todesursache anlangt, so waren von den 179 todten Weibchen im zweiten Winter 176 vertrocknet; von den übrigen 3 waren nur noch die leeren Schilde vorhanden. Von den 146 entsprechenden Läusen im dritten Winter waren 123 ver- trocknet; von 23 waren die leeren Häute zurückgeblieben. Auch die Weibchen mit abgelegten Eiern sind, so weit sie todt sind, alle vertrocknet. 256 L. Ren, 5. Vertheilung über die Frucht. in u. um Blüthengrube seitlich in u. um Stielgrube 1898/1899 45 (77,6%) 5 (8,6%) 8 (18,8%) 1899/1900 305 (73,/1.0)) 2 (0,3% 184 (26,6 9,) 1900/1901 378 (64,4%) 25 4,3%), ..,.184 (eben ne Run 32 (22%) 376 26,1%) Die Bevorzugung der Blüthengrube ist hier keine so sehr aus- gesprochene wie bei den meisten Aspidiotus-Arten, denen Chion. furfura dagegen im Meiden der freien Oberfläche sehr ähnelt. So war auch die Zahl der nicht in den Gruben, sondern neben ihnen sitzenden Läuse eine ziemlich geringe. Es sassen in der neben der- inder nebender-- am Blüthengrube selben Stielerube selben Stiele 1898/1899 44 1 4 l 3. (0 1899/1900 494 11 102 27..\..Boraayn) 1900/1901 357 21 89 15... 8002.69) Auch hier sehen wir wieder, wie am Stieltheil viel weniger aus- gesprochen die eigentliche schützende Grube aufgesucht wird. Be- merkenswerth ist dagegen wieder die verhältnissmässig grosse Zahl der am Stiele sitzenden Läuse, die allerdings grössten Theils Männ- chen sind. Diese verhalten sich bei Chion. furfura überhaupt auffällig ver- schieden von den Weibchen bez. der Wahl ihrer Ansiedlungsstelle. Es sassen von den Männchen: 1898/1899 in u. um Blüthengrube 5 (83,3°/,); inu. um Stielgrube 1 (16,6°/,) 1899/1900 , „ „ „ 24881); nn m „ 39(61,9%,) 1900/1901 Da) ” 39 (34,5%); N ? ” 74 (65,5°/,) Diese Bevorzugung der Stielgrube wird noch deutlicher, wenn wir berechnen, welchen Procentsatz von allen in dieser sitzenden Läusen die Männchen bildeten. 1898/1899 von den am Stieltheil sitzenden Läusen waren 12,5°, Männchen 1899/1900 „ „ , h h 2 „ 208% 1900/1901 „ „ . | „ „ „ ” 40,2 % ” Wenn wir diese Procentzahl mit der oben für das Vorkommen von Männchen überhaupt berechneten vergleichen, sehen wir, wie "UHREN a Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 257 hier mit Ausnahme des ersten Winters die Zahlen jedes Mal mehr als verdoppelt sind. Noch auffälliger ist schliesslich die Bevorzugung des Stieles durch die Männchen. Es sassen 1899/1900 von den 63 Männchen 12 (19°,) an Stielen, von allen Läusen 23,5%, 1900/1901 von den 113 Männchen 43 (38°,) an Stielen, von allen \ FO2 70/ Läusen 53,7°),. Mytilaspis pomorum BcHt. 1. Larven 2. Männliche Stadien 3. Weibliche Stadien. 1898/1899 11 2 ad. mit Eiern; 3 2 ad. ohne Eier; 0 2 juv. 1899/1900 38 5, un nn Bun nn 8, 2aUD LOOR 732.0, , ame £ 0 525367), „ 37 (8817), „ 8820). fehlten. ( Die Kommaschildlaus hat ihre Reife erreicht, wenn die ameri- kanischen Aepfel nach Deutschland kommen; die Weibchen, die sich noch nicht fortgepflanzt haben, sind, wie der nächste Abschnitt zeicen wird, fast alle todt. Die als „Weibchen mit Eiern“ bezeichneten Thiere hatten ihre Eier bereits abgelegt. 4. Lebende und todte Läuse. Die einzige lebende Kommaschildlaus, ein Weibchen, das noch keine Eier abgelegt hatte, notirte ich am 7. Nov. 1899; alle übrigen Thiere, die reifen Weibchen mit und ohne Eier, ebenso wie die un- reifen, waren todt und zwar alle vertrocknet. Bemerkenswerth ist die grosse Zahl (45,3°/,) derjenigen Weib- chen, die absterben, ohne ihren Lebenszweck erreicht zu haben, eine Erscheinung, die noch viel auffälliger ist bei unsern einheimischen Kommaschildläusen, bei denen es thatsächlich im Winter und Früh- ling oft schwer hält, mit Eiern gefüllte Schilde zu finden. Ob hieran ausgebliebene Befruchtung oder irgend ein anderer Umstand Schuld ist, kann nicht entschieden werden. Parasiten pflanzlicher oder thierischer Natur haben jedenfalls keinen Antheil an dieser über- 958 L. Ren, grossen Sterblichkeit, da nur 2 mal Läuse mit Resten von Schlupf- wespen gefunden wurden. Dagegen scheinen namentlich die Umgebungen der Blüthen- und Stielgruben die daselbst sitzenden Läuse einem frühzeitigen Tode zu weihen. Wenigstens ergiebt das ein Vergleich der folgenden Tabelle mit den im fünften Abschnitte wiedergegebenen. Es waren 1899/1900 frühzeitig abgestorben von den neben der Blüthengrube sitzenden 15 Läusen 6 (40°%,) seitlich S le, neben der Stielgrube 5 38 ee.) in > en DD 41 ” 3 (7,3%) am Stiele ie 56 Bone): 5. Vertheilung über die Frucht. in u. um Blüthengrube seitlich in u. um Stielgrube 1898/1899 5 (8,49,); 12720895 42 (71,8%) 7 1899/1900 20 (8,7%); 5 (32,6%); 135 (58,7%,) 1900/1901 A 10 2 26 (8,9%); 87 (29,4%); 179 (61,3%). Wir sehen einmal eine grosse Zahl von Läusen an der freien Oberfläche der Aepfel sitzen, ferner eine auffällige Vernachlässigung des Blüthentheiles. Diese letztere wird noch auffälliger dadurch, dass in der Blüthengrube selbst nur äusserst selten Kommaschild- läuse sitzen. Ich fand hier überhaupt nur 5 Stück, im zweiten Winter, wo sie also 2,1°/, aller Läuse betrugen. Auch am Stiel- theile können wir diese Vernachlässigung der eigentlichen Grube beobachten, wenn auch nicht ganz so deutlich, und zugleich eine nachweisbare Bevorzugung des Stiels. Es sassen neben der Stielgrube in derselben am Stiel 1898/1899 14 (23,8°/,); 7 0lalESl DE 21.85.69 1899/1900 8 (66%,); 41.17.89); 56 (24,3%). Zusammenfassung. 1. Vorkommen der einzelnen Arten überhaupt. Wie sich aus Vorstehendem ergiebt, schwankten in den ein- zelnen Jahren die Zahlen, in denen die verschiedenen Schildlausarten Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 259 vorkamen, z. Th. ganz bedeutend, wenn auch natürlich meine Zählungen, die nur einen kleinen Theil der zur Untersuchung ge- kommenen Läuse umfassen, kein genaues Bild der Schwankungen wiedergeben. Diese sind am auffallendsten bei Asp. ancylus und A. forbei. Zu Beginn der Untersuchungen des amerikanischen Obstes, im Frühjahr 1898 wurde nur Aspid. forbesi gefunden. Im nächsten Winter, 1898/1899 überwog A. ancylus ganz bedeutend, aber doch nicht in dem Maasse wie A. forbesi im Winter 1899/1900. Im Winter 1900/1901 trat A. ancylus wieder in den Vordergrund, und in diesem Winter, 1901/1902 ist Asvid. forbesi wieder in der, allerdings geringen, Ueberzahl. Worauf dieser merkwürdige Wechsel beruht, ist mir völlig un- erklärlich. Die Hauptmasse des Obstes kommt immer nur aus den Vereinigten Staaten, und wenn sich die Importzahlen auch einmal etwas zu Gunsten von Canada verschieben, so ist doch diese Ver- schiebung nicht so bedeutend, um jene recht grossen Schwankungen bei den Schildläusen erklären zu können. Nur bezüglich A. camelliae und perniciosus stehen die Unter- schiede der von mir angegrebenen Zahlen in den einzelnen Jahren in keinerlei Verhältniss zum wirklichen Vorkommen, sondern zeigen nur die Berücksichtigung, die ich diesen Arten geschenkt habe. 2. Vorkommen von männlichen Stadien. Hierbei verhalten sich die behandelten Schildläuse durchaus ver- schieden. Ganz fehlten Männchen bei Mytilaspis pomorum, fast ganz bei Aspid. camelliae. Auch bei Asp. ancylus ist der Procentsatz von 2,9 ein äusserst geringer. Bedeutend höher wird er schon bei Chion. furfura mit 13,6°,, noch höher bei A. perniciosus: 17,2%/,, um schliess- lich bei Asp. forbesi mit 21-—-25°/, seinen Höhepunkt zu erreichen. 3A ber: Hier können wir deutlich 3 Gruppen unterscheiden, je nach dem biolorischen Verhalten der Arten zu den Jahreszeiten. Ohion. furfura und Mytil. pomorum überwintern nur als Eier; die Weibchen sterben im Herbste, nach der Eiablage. Es ist also selbstverständlich, dass wir auf den amerikanischen Aepfeln im All- gemeinen nur abgestorbene Weibchen mit abgelegten Eiern zu er- warten haben. Nur im Frühherbste, zu Beginn der Saison, können lebende Weibchen vorkommen. Dem entsprechen die Untersuchungs- 260 L. Rea, ergebnisse und dem entspricht auch das völlige Fehlen lebender Männchen bei beiden Arten. Bei Chion. furfura sind diese bereits ausgeflogen, bei Mytil. pomorum sind sie ja überhaupt äusserst selten. Aspid. camelliae und perniciosus sind, als südliche Arten, einem längern Winter noch nicht völlig angepasst, wenn sie ihn auch überstehen können. Aber sie bleiben activ lebend und pflanzen sich fort, so lange es die Witterung einiger Maassen erlaubt. Sie kommen also in allen Stadien herüber, wenn auch der Mehrzahl nach als trächtige Weibchen. Welche Stadien nun eigentlich den Winter überdauern, ob die ausgekrochenen Larven oder die unreifen Weibchen !) oder beide zusammen, ist, soweit ich die Literatur überschaue, noch nicht entschieden, mag auch von den klimatischen Verhältnissen abhängen. Nach Howarp u. MArtATT überwintern die unreifen Weibchen und werden Mitte Mai geschlechtsreif; Anfang April erscheinen die Männchen. Wenn die San Jose-Laus sich überall so verhält und nicht etwa überwinternde bezw. überwinterte Larven der Beobach- tung entgangen sind, dürfte sich auch für diese Schildlaus durch Anpassung allmählich die Art der Ueberwinterung ergeben, die für die beiden nächsten und unsere deutschen Schildläuse typisch ist. Asp. aneylus und Asp. forbesi überwintern als unreife Weibchen; als solche kommen sie auch fast ausschliesslich auf den amerikani- schen Aepfeln vor. Nur bei der letztgenannten Art sind er- wachsene Weibchen häufiger, was sich wohl auch daraus erklären lässt, dass sie südlicher Herkunft ist. Wie die Weibchen verhalten sich naturgemäss auch die Männ- chen. Bei Aspid. camelliae und perniciosus hätten wir diese in allen Stadien zu erwarten und finden sie so auch bei letzterer Art; über ihr Fehlen bei ersterer habe ich oben (S. 244) schon gesprochen. Bei A. ancylus und forbesi treffen wir in erster Linie die jungen und jüngsten männlichen Stadien, die sog. männlichen Larven, bei A. ancylus fast ausschliesslich solche, bei A. forbesi, entsprechend der grössern Zahl der geschlechtsreifen Weibchen, auch eine grössere Zahl fertiger, d. h. ausgeflogener Männchen. Larven müssen bei Chion. furfura und Myt. pomorum ganz fehlen, bei Asp. camelliae und perniciosus sehr häufig, bei Aspid. ancylus und forbesi spärlich sein, genau wie meine Befunde es ergaben. Zweifel- haft bleibt nun nur, ob die gefundenen Larven bei den beiden letzten 1) Die trächtigen Weibchen sicher nicht, die reifen, aber nicht trächtigen Weibchen höchst wahrscheinlich nicht. Ben Ei Zr Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 261 ad Arten von verspätet reif gewordenen Weibchen herrühren, also der- selben Generation angehören wie die grosse Masse der unreifen Weibchen, oder ob sie Nachkommen der verfrüht reif gewordenen Weibchen sind, die ich ja auch in geringer Zahl vorfand, also die Vor- läufer einer jüngern Generation bilden. Möglich auch, dass beide Annahmen zutreffen. 4. Todte Läuse. Als solche dürfen natürlich nicht die abgestorbenen Weibchen von Chtonaspis furfura und Mytilaspis pomorum, die in ihren Eiern weiter leben, sondern nur die unreifen Weibchen und die vor der Ei-Ablage abgestorbenen reifen gerechnet werden. Wir erhalten dann: für Aspid. ancylus 13,6, todte Thiere x nr comeliae3d N hr „ „ forbesi 24,7 „ ” ” 4 „ perniciosus DO h; „ Chion. furfura 144, ,„ „ Mytil. pomorum 482 „ „ Die Procentzahlen für Aspid. camelliae und perniciosus sind sicher zu hoch; denn auch von ihnen hatten sich gewiss mehrere der todten erwachsenen Weibchen schon fortgepflanzt, nur dass man das nicht immer sofort erkennt. Dasselbe gilt auch, nur in geringerm Grade, von Asp. ancylus und forbesi. Immerhin dürften die Zahlen annähernd zutreiten, mindestens aber das richtige Verhältniss anzeigen,. dass bei A. ancylus die wenigsten todten Thiere sich finden, bei A. perniciosus die meisten, u. 8. w. Was die Todesbefunde anlangt, so war bei allen Arten die Mehrzahl der todten Läuse vertrocknet, womit zwar nichts über die Todesursache direct gesagt ist, indirect aber, dass die betreffenden Läuse weder Pilzen noch Schlupfwespen noch andern thierischen Feinden zum Opfer gefallen sind. — Die Zahl der verpilzten Thiere ist nament- lich bei A. perniciosus, aber auch bei A. ancylus, camelliae und forbesi eine recht hohe. Leider muss auch hier unbestimmt bleiben, ob die Verpilzung Todesursache war oder die Pilze erst die todten Läuse befallen haben, da die betr. Pilze noch nicht bestimmt sind. Allerdings findet man nicht selten an lebenden Thieren, namentlich auch an Larven, Pilzsporen hängen, und einige Male sah ich selbst im Innern lebender Thiere Sporen und Mycelfäden. Es scheinen Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 18 262 L. Ren, also wenigstens manche Pilze auf den Aepfeln vorzukommen, die Läuse tödten können. — Bemerkt sei, dass auch bei manchen unserer einheimischen Schildläuse verpilzte Thiere sehr häufig, z. Th. sogar in der Mehrzahl sind. Von Schlupfwespen ausgefressene Thiere finden sich ziemlich selten; ganz fehlen sie bei Chion. furfura. Meist sind die Schlupf- wespen schon ausgeflogen, sehr selten findet man noch die Imago oder die Puppe in der Chitinhaut der Laus, noch seltener die Larve. Wie schon Frank und KrÜGER erwähnt haben, ist die Haut der von Schlupfwespen befallen gewesenen Thiere stark verdickt und braun, auch das Hinterende meistens etwas in seiner Ausbildung zurückgeblieben. An die Wand angelagert sind die Kothballen der Wespenlarven und Wespen. Fast immer findet man in solchen Häuten kleine Milben, Hypopen; ob diese hier nur Schlupfwinkel suchen oder sich von den Resten der Läuse, bezw. den Kothballen der Schlupfwespen nähren, muss dahin gestellt bleiben. Von andern thierischen Feinden abgetödtete Schildläuse sind noch seltener. Hierher müssen die meisten der „leeren“, „zer= fressenen“ u. s. w. Häute und Schilde gerechnet werden. Wie schon bei A. ancylus bemerkt, habe ich hier Coccinellen und Psociden in Verdacht, die beide auf eingeführten Aepfeln vorkommen, erstere allerdings ziemlich selten, letztere aber so häufig, dass, wenn sie ernstliche Feinde der Schildläuse wären, die meisten derselben von ihnen gefressen sein müssten. Alles in Allem kann man der Ansicht KrAEPELIN’s, dass die Be- siedelung der Früchte durch die Schildläuse als abnorm anzusehen wäre, nur theoretisch zustimmen. Die grosse Zahl der auf Früchten vorkommenden Läuse, von denen doch immerhin mehr als die Hälfte sich durch Eier oder sogar lebende Larven fortpflanzt, zeigt, dass die Apfel- und Birnfrucht den Läusen mindestens durchaus zusagende Lebensbedingungen darbieten. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 263 5. Vertheilung über die Frucht. in u. um Blüthen- non dd umsbiel® grube 9, seitlich °/, grube 9), Aspidiotus aneylus 93,2 2,1 4,5 n camelliae 40,6 2 57,3 ; forbesi 88,4 0,2 11,2 e perniciosus 55,4 5,6 39,8 Chionaspis furfura Al) 2,2 26,1 Muytilaspis pomorum 8,9 29,4 61,3 Die Unterschiede im Verhalten der einzelnen Arten sind so schlagend, dass ich nicht weiter darauf einzugehen brauche. Ein Vergleich mit der in meiner ersten Arbeit p. 7 zusammen- gestellten Tabelle zeigt im Wesentlichen Uebereinstimmung. Nur bei A. camelliae und forbesi sind grössere Unterschiede vorhanden. Ob die Schwankungen in den Zählergebnissen der einzelnen Jahre auf biologische Verhältnisse zurückzuführen sind oder nur innerhalb der unumgänglichen Fehlerquellen liegen, muss natürlich eine offene Frage bleiben. Am Blüthentheile der Aepfel sitzen A. ancylus, camelliae und forbesi fast ausschliesslich in der Grube; von 4. perniciosus sassen 4,6°, der daselbst befindlichen Läuse neben der Grube, von Chion. furfura 8,4°/, und von Myt. pomorum sogar 80,7 %,. Weniger ausgesprochen ist dagegen, mit Ausnahme von A. ancylus, der sich hier ebenso verhält, wie im Blüthentheil, am Stieltheil die Bevorzugung der Grube. Es vertheilten sich neben der Stielgrube °/, inderselben %, am Stiel %, Aspid. camelliae 24,5 73,8 1.7 u Forbesv 5) 90,1 6,2 „. Permiciosus 102 74,4 81 Chionas. furfura 11,4 51,5 56,7 Mytil. pomorum 29,3 271 43,5 Besonders bemerkenswerth sind hier die hohen Prozentzahlen für die am Stiel sitzenden Chion. furfura und Mytil. pomorum. Ob das wohl mit deren länglicher Gestalt zusammen hängt? Dafür spricht, dass bei ersterer Art es namentlich die schmalen Männ- chen sind, die sich hier anheften, dagegen aber, dass beide Arten sich nicht selten quer um den Stiel herumlegen. 18* 264 L. Ren, Die Männchen verhalten sich in Bezug auf ihre Vertheilung meist etwas verschieden von den Weibchen; sie streben weniger entschieden nach der Blüthengrube, sondern setzen sich eher in der Stielgrube, z. Th. selbst am Stiele, fest. Am ausgesprochensten ist dieses Verhalten bei Ohion. furfura, aber auch die Aspidiotus-Arten, namentlich A. forbesi, lassen es deutlich erkennen. Ob man hierbei an eine grössere Genügsamkeit der männlichen Larven — die Männchen vollenden bekanntlich ihren Lebenslauf eher als die Weibchen und hören sogar schon auf zu saugen, wenn diese erst recht zu wachsen anfangen — zu denken habe oder ob bei der Bevorzugung des Stieles durch die Männchen von Chion. furfura wenigstens deren schmale, längliche Gestalt hier eine Rolle spielt, das Alles sind offene Fragen, die auch kaum zu beantworten sein dürften. III. Flecke. Ueber die von Schildläusen auf Aepfeln hervorgerufenen Flecke hat schon Koca#s („Beiträge zur Einwirkung der Schildläuse auf das Pflanzengewebe“ in: Jahrb. Hamb. wiss. Anst., V. 17, 3. Beih., Arb. a. d. bot. Mus.) ausführlich gehandelt. Wenn ich trotz dieser vor- züglichen Arbeit, in der auch ein Theil meiner Aufzeichnungen schon mit verwerthet ist, nochmals auf die Flecke zurückkomme, so geschieht es, weil Kocns wohl die botanisch-physiologische, keines- wegs aber die zoologisch-statistische Seite des Themas erschöpfend behandelt hat. Es kommen nämlich Flecke auf viel mehr Obstsorten vor, und die Flecke selbst sind viel verschiedenartiger, als es nach der Kocns’schen Zusammenstellung den Anschein hat. Andererseits kann man aus der Kochs’schen Arbeit leicht den Schluss ziehen, dass Flecke eine mehr oder weniger regelmässige Begleiterscheinung von Obstschildläusen seien, während sie thatsächlich eher die Ausnahme darstellen. Die meisten Schildlausindividuen erzeugen keine Flecke. Da ferner auf demselben Apfel Schildläuse mit und ohne Flecke dicht bei einander sitzen können und manchmal die verschiedensten Flecke auf einem und demselben Apfel vorkommen, so dürfte selbst die physiologische Seite dieser Frage nicht ganz so einfach sein, wie man nach Kochs leicht glauben könnte. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 265 4spidiotus anceylus Purn. Baldwin.!) Flecke notirt auf 29 Sendungen; davon 18 aus den Vereinigten Staaten, 6 aus Canada, 5 unbekannter Herkunft. Von 200 Läusen hatten 146 Flecke. a) Einfache rothe Flecke: 4. 4 rothe Flecke (ohne nähere Angabe), 17 dunkelrothe Flecke, 8 rothe Flecke auf rother Schale, DEE nn „ gelbrother oder rothgelber Schale, 20° +, N „ gelber Schale, 3 schwach röthliche Flecke auf gelber Schale, 2 A Y 5 „ rothgelber Schale, 2 rothe Flecke auf grünlich rother Schale, fe) R „ gelbgrüner oder grüngelber Schale, 1 a röthlicher Fleck auf grünlicher Schale, 4 deutlich rothe Flecke auf grüner Schale, 2 undeutlich „ 5 4 1 gelbrother Fleck. b) Bräunliche Flecke: 4. rothbrauner Fleck auf gelber Schale, bräunlich rother Fleck auf gelber Schale, ” ” ” grüner ” dunkel Euer Fleck auf grün und roth marmorirter Schale. €) Grüne Flecke: 23. grüne Flecke (ohne nähere Angabe), > 5 auf rother Schale, „ ” ” gelber ” „ grüngelber Schale, nel Fleck auf rothgelber Schale, gselbgrüner „ „ röthlich gelber Schale, blassgrüner „ röthlicher grüner Fleck auf hellgrüner Schale, hellgrüner Fleck auf grüner „ schmutziggrüner Fleck auf rother Schale. bD] ” HHrre D OU ” HHumrkferH go l) Die gesperrt gedruckten Namen bezeichnen amerikanische Apfel- sorten. 966 L. Reu, d) Einfache Hofflecke: 3. 1 röthlicher Hoffleck auf gelber Schale, 1 rother s; „ grünlicher Schale, 1 54 „. helloruners 5 3 Zusammengesetzte Flecke: 20. 1 kleiner dunkel rother und grosser röthlicher Fleck auf gelbrother Schale, 1 kleiner knallrother und grösserer ausstrahlender Fleck, 1 nur bedeckte Stelle lebhaft roth, Schale grünlich, 1 „ röthlich, „. grüngelb, 2 area Stellen blassgelb, darum rother Fleck, Schale rothgelb oder gelb, il + . erüngelb, darum lebhaft roth, 2 H s erünlich, darum röthlich, Schale gelblich oder hellgrün, 5 n 5 grün, darum roth, il " x grün, darum röthlich, Schale grünlich, 1 a a; schmutzig grün, darum kleiner dunkel rother Fleck, Schale roth, kleine grüne, darum röthliche oder rothe Flecke auf gelber Schale. Ben Davis. Auf 1 Sendung aus Ontario und 1 aus Maine: Von 42 Läusen hatten 19 Flecke. 1 rother Fleck; 1 röthlicher Hoffleck, 3 grünliche Flecke; 1 grüner Fleck auf rother Schale, 1 auf grün- licher Schale, 7 bedeckte Stellen grün, grün ausstrahlend, Apfel roth, davon 1 auf rothem Streifen sitzend; 4 bedeckte Stellen grün, grün ausstrahlend, darum rother Hof. Canada Red. 1 Sendung aus Canada: 5 Läuse, alle mit dunkel rothen Flecken auf rother Schale. Coopers Market. 1 Sendung aus Canada; 12 Läuse; 3 mit rothen Flecken, 1 mit röthlicher Färbung der Umgegend, 6 mit kleinen grünen Flecken. Fancy Red. 1 Sendung aus Canada: 2 Läuse auf grünen Flecken auf gelber Schale. Grafton. 1 Sendung aus den Ver. Staaten: 25 Läuse; häufig mehr oder minder grüne Flecke auf grüngelber Schale. Hubbarston. 1 Sendung aus Canada: 1 Laus mit kleinem rothen Flecke auf grüner Schale. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 267 King. 3 Sendungen aus Canada: 2 Läuse mit dunkel rothen Flecken auf gelbrother Schale, Das; „ heller rothen = „ gelber 1 Laus „ grünem Flecke „ gelberüuner King Pippin. 1 Sendung aus Canada: 3 Läuse, davon 1 Laus mit rothem Flecke auf gelbrother Schale, 1 mit grünem Flecke auf gelbgrüner Schale. King Spy. 1 Sendung aus Canada: 5 Läuse, davon 1 mit “ kleinem rothen Flecke auf grüner Schale. Limbertwig. 1 Sendung aus Canada: 2 Läuse, 1 mit gelb- srünem Flecke auf rother Schale. Northern Spy. 5 Sendungen aus Canada: 13 Läuse mit 7 Flecken, 3 mit rothen Flecken (1 auf gelber Schale), 1 ,„ grünem Flecke auf hellgelber Schale, 3 mit kleinen dunkel- grünen Flecken auf grasgrüner Schale. Phönix. 1 Sendung aus Canada: 4 Läuse, 3 mit rothen Flecken auf grüner Schale. Ralls Genet. 1 Sendung aus Canada: 1 Laus mit kleinem rothen Flecke. Ribston Pippin. 1 Sendung aus Canada: 1 Laus mit kleinem rothen Flecke auf grüner Schale. Rome Beauty. 1 Sendung'): Sehr viele Läuse, die alten todt (ausgefressen) ohne Flecke, die jungen mit sehr kleinen rothen Flecken. Roxbury Russet. 1 Sendung: 12 Läuse, 1 mit rothem Flecke. Snow. 1 Sendung aus Canada: 5 Läuse, davon 4 mit kleinen rothen Flecken. Spitzenburg. 1 Sendung aus Canada: 2 Läuse, davon 1 mit kleinem dunkel rothen Flecke auf gelbem Apfel. Swaar. 2 Sendungen aus Canada: 6 Läuse, davon 3 mit kleinen grünen Flecken auf gelber Schale. Twenty ounce. 1 Sendung aus Canada: 1 Laus mit rothem Flecke auf gelber Schale. Vandevere. 1 Sendung aus den Ver. Staaten: 1 Laus mit dunkel rothem Flecke auf gelbrother Schale. 1) Wenn keine Herkunft angegeben ist, stammen die Aepfel aus den Verein. Staaten. 268 L. Rea, Winter Rambo. 1 Sendung: 10 Läuse, davon 5 mit rothen Flecken. York Imperial. 1 Sendung: 1 Laus mit kleinem rothen Hofe. Fassen wir zusammen, so sehen wir, dass Asp. ancylus recht häufig Flecke erzeugt und zwar vorwiegend rothe, namentlich wenn er auf rother oder gelbrother Schale sitzt, aber auch auf ganz grünen Aepfeln. Die Farbe dieser Flecke schwankt von ganz hell- roth, heller als die Apfelschale, bis zu dunkel roth bezw. rothbraun. wobei sie manchmal von innen nach aussen an Tiefe abnimmt, der Fleck also ausstrahlt. Meist ist der Fleck compact, seltener um- giebt er als Hoffleck die Laus. Von roth bis zu grün finden wir durch gelb alle Uebergänge. Grüne Flecke sind ziemlich häufig; selbst auf intensiv rothen Aepfeln, wie Baldwin, Limbertwig, kommen sie vor; aber am meisten findet man sie natürlich auf Aepfeln oder Apfeltheilen, die schon etwas grünlich sind, wobei die Farbe des Flecks heller oder dunkler als die der Schale sein kann. Auch die erünen Flecke können von innen nach aussen an Stärke abnehmen; häufiger aber ist, dass die grüne Farbe entweder nur so weit wie der Schild reicht oder diesen nur noch in kleinem Umkreise um- sjebt, und ringsum ein grösserer rother oder röthlicher Fleck vor- handen ist, wie namentlich bei Baldwin. Die Herkunft der Aepfel beeinflusst die Farbe der Flecke nicht, ebenso wenig das Geschlecht der Läuse. Dagegen fiel es mir auf, wie häufig todte Läuse Flecke zeigten; allerdings verhielten sich hierin einzelne Sendungen (Rome Beauty) gerade umgekehrt. Aspidiotus camelliae SICH. Newtown Pippin. 3 Sendungen aus Californien, die alle sehr stark mit Läusen dieser Art besetzt waren. Bei einer Sendung waren 14 Läuse von deutlichen grossen fleischrothen Flecken um- geben, bei der zweiten Sendung zeigten 14 Läuse leichte Röthung der Umgebung, bei der dritten sassen mehrere Läuse gemeinsam am Grunde einer Grube, deren Umgebung geröthet war. Diese Art neigt also sehr wenig zur Fleckenbildung. Aspidiotus forbesi JoHns. Baldwin. 9 Sendungen. 51 Läuse, 14 davon mit Flecken. a) 4 rothe Flecke. 1 dunkel rother Fleck auf gelber Schale; Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 269 3 rothe Flecke auf rothen Schalen; 1 kleiner rother Fleck auf grün- gelber Schale. b)6 grüne Flecke. 1 grüner Fleck; 1 desgl. auf rother Schale; 2 desel. auf gelber Schale; 1 desg]. auf grüngelber Schale; 1 hellgrüner Fleck auf dunkelrother Schale. c) 3 Hofflecke. 1 rother Hoffleck äuf grüngelber Schale; je 1 schwach röthlicher Hof auf gelber bezw. gelblich grüner Schale. d) 1 zusammengesetzter Fleck. Bedeckte Stelle grün- gelb, darum kleiner dunkelrother Fleck, Schale rothegelb. Ben Davis. 1 Sendung aus Canada. 2 Läuse, 1 mit grünem Flecke auf gelber Schale. Johnsons Winter. 1 Sendung. Viele Läuse; öfters mit rothen Flecken. Newtown Pippin. 1 Sendung; zahlreiche Läuse, alle ohne Flecke; dagegen viele knallrothe Pilzflecke auf den gelben Aepfeln. Pelican. 1 Sendung; zahlreiche Läuse, z. Th. mit rothen Flecken. Red. 1 Sendung; zahlreiche Läuse, 1 mit gelbem Flecke auf rother Schale. Red. Streak. 1 Sendung. Zahlreiche Läuse, 1 mit grünem Flecke. Romanite. 1 Sendung aus Canada. Zahlreiche Läuse, 1 mit rothem Flecke auf gelbrother Schale. Rome Beauty. 2 Sendungen. Zahlreiche Läuse, 2 mit kleinen rothen Flecken, 1 mit rothem Hofe. Salisbury. 1 Sendung. Zahlreiche Läuse, 1 mit kleinem rothen Flecke auf gelber Schale. Smith Cider. 2 Sendungen. 2 Läuse mit rothen Flecken, 1 mit der bedeckten Stelle roth. Wine Sap. 4 Sendungen. Zahlreiche Läuse; bei einer Sendung notirt: „manchmal mit rothen Flecken“. Ferner 1 mit rothem Flecke; 6 mit grünen Flecken auf rother Schale; 4 dicht zusammen- sitzende Läuse mit gemeinsamem grünen Flecke auf tief dunkel- rother Schale. Willow Pippin. 1 Sendung; zahlreiche Läuse; 1 auf rothem Flecke; 1 auf grünem Flecke auf rothem Apfel. York Imperial. 6 Sendungen; eine mit 12 Läusen, von denen 5 Flecke hatten, die übrigen mit zahlreichen Läusen. a) 11 rothe Flecke 8 rothe Flecke, 2 kleine hellrothe Flecke, 1 rother Fleck auf rother Schale. 970 L. Ren, b) 19 + x!) grüne Flecke. 12 grüne Flecke, 2 grüne Flecke auf rother Schale; bei einer Sendung alle Läuse mit 3 mm grossen, ausstrahlenden grünen Flecken auf rother Sehale; 2 grüne Flecke auf gelbrother Schale, 1 desgl. auf gelblicher Schale, 2 desgl. auf eelberüner Schale. York Stripe. 1 Sendung; zahlreiche Läuse; z. Th. mit grünen Flecken auf rother Schale. ; Asmidiotus forbesi JoHss. erzeugt also viel seltener Flecke als A. ancylus; von denselben ist ein viel grösserer Procentsatz grün. Ferner sind die rothen Flecke im Allgemeinen kleiner als bei jener Art, aber von derselben Gestalt; Hofflecke sind verhältnissmässig selten. Die Geschlechter verhalten sich wiederum gleich; eher ruft das männliche noch leichter Flecke hervor, als das weibliche. Auch bei todten Läusen finden sich verhältnissmässig sehr häufig Flecke. Aspidiotus perniciosus ÜOMST. Baldwin. 1 Sendung. 6 Läuse. 4 mit langgestreckten rothen Flecken auf gelblicher Schale. Newtown Pippin (Californien). 1 Sendung mit zahlreichen Läusen und lebhaft rothen Flecken. Spitzenburg. 1 Sendung mit zahlreichen Läusen; meistens mit rothen Flecken, mit Ausnahme der in der Stielgrube sitzenden, die grösstentheils keine Flecke zeigten, da die Stielgrube mit einer gelben Korkschicht bekleidet ist. Mein gesammeltes Material über die S. J.-L. ist sehr gering, da ich ihr in dem 2. oder 3. Winter nicht mehr die Beachtung schenkte, wie im 1. Dass die San Jose-Laus sehr häufig und sehr intensiv rothe Flecke erzeugt, ist ja so oft schon gesagt worden, dass eine weitere Bestätigung unnöthig erscheint. Nur die Art der Flecke ist noch nicht genau beschrieben worden. Sie unterscheiden sich nämlich dadurch deutlich von denen anderer Schildläusen, dass die Stelle, auf der die Laus sitzt, und ihre nächste Umgebung farblos oder nur ganz schwach gefärbt sind; erst etwa '/;,—1 mm von dem Schilde entfernt beginnt der eigentliche, meist ziemlich breite Fleck. Es ent- steht so ein rother Kreis, dessen Mitte schwächer oder gar nicht ge- färbt ist, während er nach aussen rasch ausstrahlt. Sitzen zahlreiche Schildläuse in der Blüthengrube, so verschmelzen sehr häufig die von ihnen erzeugten Flecke, und die ganze Blüthengrube ist intensiv 1) Das Zeichen © bedeutet: zahlreiche. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 271 roth gefärbt; nur die grünen oder gelben Ringe um die Läuse leuchten hell aus dieser Röthe hervor. 3 cm grosse Flecke um einzelne Läuse, wie sie KocHs erwähnt, kann ich mich nicht erinnern, gesehen zu haben; ebenso bin ich nicht der Ansicht, dass die S. J.-L. die grössten Flecke hervorruft, sondern Chionaspis furfura. Chionaspis furfura FıiTcH. Baldwin. 18 Sendungen. Bei den meisten Sendungen habe ich die Zahl der gefundenen Läuse nicht genauer notirt, sondern nur die mit Flecken versehenen. Bei 8 genau gezählten Sendungen hatten von zusammen 119 Läusen 44 Flecke. a) 93 +2 x oo rothe Flecke 19 —2 x x grosse rothe Flecke von z. Th. mehr als 1 mm Durchmesser; 7 kleine rothe Flecke; 13 desgl. nur unter der Exuvie; 1 undeutlicher Fleck von 15:12 mm Durchmesser. 8 schwach röthliche Flecke. 3 sehr kleine dunkelrothe Flecke unter den Exuvien, darum grosse sehr hellrothe Flecke; 1 kleiner rother Fleck unter Exuvie, darum grosser brauner (fauliger?) Fleck. 1 aufgelöster Fleck. 35 rothe Hoffiecke, z. Th. sehr gross; 1 kaum sichtbarer Hoffleck. 4 röthlich gelbe bezw. schwach geibröthliche Flecke auf grüner, bezw. grüngelber Schale. b) 9 + x gelbe Flecke. 6 grosse gelbe Flecke auf grüner Schale; 1 desgl. auf gelbgrüner Schale; oo desgl. auf röthlichen Aepfeln; 1 gelblicher Fleck auf grüner Schale; 1 schwach gelb- licher Hoffleck auf grüner Schale. c) 4 grüne Flecke. 1 grasgrüner, von der Exuvie ausgehen- der Fleck auf gelbgrünem Apfel; 2 gelbgrüne Flecke auf grasgrüner Schale. Alle 3 Läuse waren todt. 1 kleiner grüner Fleck auf gelber Schale. d) 15 zusammengesetzte Flecke. © mässig grosse karmin- rothe Flecke, umgeben von grösseren gelblichen auf grasgrünen Aepfeln; 4 kleine karminrothe Flecke unter den Exuvien, darum grosse gelbe Flecke auf grüner, 1 desgl. auf gelbgrüner Schale. 1 grosser gelber in der Mitte roth punktirter Fleck auf grüner Schale. 1 blassgrüner Fleck mit feuerrother Saugstelle auf rothgelber Schale. 1 grüngelber Fleck von 4 mm Durchmesser, darum rother Hof c DD 72 L. Res, von 11 mm, auf grüngelber Schale; 4 grüne, 2 gelbe von rothem Höfen umgebene Flecke. 1 kleiner, zuerst von einem gelben, dann noch von einem rothen Ring umgebener dunkelrother Fleck. Ben Davis. 3 Sendungen mit zahlreichen Läusen, 1 Laus mit grossem lockeren rothen Flecke, 2 mit Röthung der Umgebung und lebhaft rothen Strichen in dieser Umgebung; bei einer mit leeren männlichen Schilden und Weibchen besetzten Sendung nur letztere mit schönen rothen Flecken. Jolpy. 1 Sendung. 1 Laus mit rothem, über 15 mm grossem, über den oberen Rand der Blüthengrube hinaus strahlendem rothen Flecke in derselben. King. 1 Sendung. Zahlreiche Läuse, davon 1 mit kleinem rothen Flecke, 2 mit Andeutung eines solchen unter den Exuvien. Name these 1 Sendung. Zahlreiche Läuse; nur vereinzelt mit rothen Flecken. Newtown Pippin. 4 Sendungen. 88 Läuse, 23 mit Flecken. 1 verpilzte leere Haut auf sehr grossem fleischrothen Flecke auf erüngelber Schale, 1 kleiner röthlicher Fleck; 1 rosa, 1 zartrosa Fleck auf rosa-backigen Aepfeln. 1 gelber Fleck von 14 mm Durchmesser; 1 gelber Fleck auf selber Schale; 10 gelbe Flecke auf grüngelber Schale, 4 grosse, 1 kleiner gelber Fleck auf grüner Schale. 1 gelber Hoffleck auf gelbgrüner, 1 auf grüner Schale, an Wundstellen, Pilzen u. s. w. bei einer Sendung, die nur gelbe Lausflecke hatte, viele rothe Flecken. None such. 1 Sendung. Läuse fast immer mit grossen rothen Flecken. Red Streak. 1 Sendung. Viele Läuse mit rothen Flecken, namentlich um die Exuvien herum, die ziemlich tief ins Fleisch gingen. Rome Beauty. 1 Sendung. Läuse mit sehr deutlichen rothen Flecken. Russet. 1 Sendung. 51 Läuse; um die Schildspitze (Exuvie) von nur 1 Laus ein kleiner, schwach röthlicher Fleck. (Fancy) Seek. 1 Sendung. 10 Läuse, 1 mit leicht rothem Flecken auf gelber Schale. Spitzenburg. 1Sendung. Alle Läuse mit deutlichen rothen Flecken. Wine Sap. 1 Sendung. 1 Laus mit rothem Flecke. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 273 York Imperial. 3 Sendungen mit 15 Läusen; 6 mit Flecken. 1 mit rothem Flecke auf gelbrother Schale, 1 mit rothem Flecke und darum, in grosser Entfernung, mit rothem Hofe; 4 mit z. Th. mehr als 1 cm Durchmesser grossen rothen Hofflecken. Die Flecke, die von Chionaspis furfura erzeugt werden, bieten unzweifelhaft das grösste Interesse von allen Schildlaus-Flecken dar. Einmal sind sie am grössten; Flecke von mehr als 1 cm Durchmesser gehören bei den andern Schildläusen zu den Seltenheiten, sind bei dieser Art aber häufig; solche von 14—15 mm Durchmesser kommen öfters vor. Wie schon KochHs erwähnt, sind die in der Blüthengrube sitzenden Flecke meist langgestreckt und reichen nicht selten bis über den obern Rand derselben hinüber. Weitaus die meisten furfura-Flecken sind roth; wie die Zu- sammenstellung zeigt, kommen aber auch andersfarbige, gelbe und grüne, erstere häufiger als letztere, vor. In der Grösse verhalten sie sich alle gleich. Bemerkenswerth ist der Befund bei der einen Sendung von Newtown Pippins, bei denen die grünen bis gelben Aepfel an Wundstellen u. s. w. lebhaft roth gefärbt waren, während die Schildläuse nur gelbe Flecken erzeugt hatten. Am Bemerkenswerthesten sind bei Chion. furfura aber die sogen. Hofflecke, die bei andern Arten (ancylus, perniciosus) z. Th. schon an- gedeutet sind. Ich kann mich in ihrer Beschreibung an ein be- stimmtes Beispiel halten: 1 Laus sass auf einem intensiv rothen Flecke von ca. 3 mm Durchmesser; um diesen war eine 4 mm breite fast ungefärbte Zone, dann kam der an der schmalen Seite 4, an der langen fast 8 mm breite rothe Hof, so dass der ganze Fleck etwa 11 mm breit und 15 lang war. — Der Mittelfleck kann sehr klein sein oder selbst ganz fehlen, die ungefärbte Zone hat die Farbe des Apfels in starker Abblassung; die Hauptsache ist der äusserste Ring oder Hof, dessen innere Kontur immer schärfer als seine äussere ist. — Diese Hofflecke sind so charakteristisch für Chion. furfura, dass man sie die furfura-Flecke nennen und aus dem Vor- handensein solcher auf diese Schildlaus schliessen Kann. Sehr bemerkenswerth ist hier auch, dass so häufig nur unter der Spitze des Schildes, der Exuvie, ein Fleck, oder dieser dort am intensivsten ist. Das widerspricht der Behauptung Kocas’ (]. c. p. 9), dass unter der Schildlaus selbst die Apfelschale immer ungefärbt sei. Bei manchen Sendungen war mir aufgefallen, dass die Weibchen alle oder z. Th. auf Flecken sassen, die leeren männlichen Schilde 274 L. Rex, nie; bei andern habe ich dagegen wieder ausdrücklich notirt, dass auch letztere Flecke (meist rothe) hatten. Mehrere Male habe ich die Bemerkung gemacht, dass die am Stieltheile der Aepfel sitzenden Läuse ohne, oder mit blassen (grünen, gelben) oder mit nur.schwach gefärbten Flecken waren. Bezüglich der lebenden und todten Läuse tr a ich dieselben Be- funde wie bei den andern Arten. Mytilaspis pomorum BcHE. Gravenstein. 4 Sendungen aus Neu-Schottland. Sass eine Laus auf dem roth gefärbten Theile eines Apfels, so blieb der von ihr bedeckte Fleck farblos. Nur eine Laus sass auf einem rothen Flecke und diese war von einem kleinen Pilzhäufchen bedeckt. Northern Spy. 1 Sendung aus Canada. Derselbe Befund. Die Kommaschildlaus ruft also nie!) Flecke hervor, sondern ver- hindert nur die Entstehung der Farbe auf der von ihr bedeckten Stelle. Sehr bemerkenswerth ist der Fall der von einem Pilz- häufchen bedeckten Laus, der einzigen, um die ein rother Fleck zu bemerken war. Zusammenfassung. Die verschiedenen Schildlaus-Arten verhalten sich in Bezug auf die Erzeugung von Flecken durchaus verschieden. Am häufigsten dürften A. ancylus, permiciosus und Chion. furfura solche hervorrufen, seltener A. forbesi, noch seltener A. camelliae, gar nicht Myt. pomorum. In der Gestalt der Flecke ähneln sich am meisten A. ancylus und forbesi; ganz abweichend ist ein grosser Theil der Chion. furfura- Flecke; gewissermaassen in der Mitte stehen die von A. perniciosus. Bei letzterer Art notirte ich nur rothe Flecke und erinnere mich auch nur solcher; bei A. ancylus und Chion. furfura kommen noch gelbe und grüne in geringer Zahl, bei A. forbesi in grösserer Zahl vor. A. camelliae erzeugt nur gelbe oder fleischrothe Flecke. Die Behauptung von Kocas (l.c.p. 9), dass „die Epidermis der Aepfel unmittelbar unter der Laus und dem Schilde, wo sie also nicht von direetem Lichte getroffen wurde, niemals geröthet war“, kann ich 1) Im Sommer 1902 habe ich indess solche von zart rosa Farbe auf tasmanischen Aepfeln beobachtet. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 275 nur für Asp. perniciosus zutreffend finden. Sonst ist nicht selten gerade hier die intensivste Röthung. Die merkwürdige Erscheinung der Hofflecke scheint mir durch die KocHs’schen Untersuchungen nicht aufgeklärt zu sein. Wir haben da geradezu eine Fernwirkung ') vor uns: um die Laus ist eine von ihr nicht beeinflusste Zone und erst in einer für Schildlaus-Grösse sehr bedeutenden Entfernung zeigt sich ein intensiv gerötheter Ring. ?) Die von mir als „zusammengesetzt“ bezeichneten Flecke, an denen sich mehrere Farben betheiligen, können z. Th. eher erklärt werden, wenigstens da, wo ihre Mitte roth, die Umgebung gelb oder grün ist, indem man wohl annehmen darf, dass die Wirkung des die Flecke erzeugenden Schildlaussekrets nach aussen zu abnimmt. Wo aber die Mitte grün oder gelb und eine Aussenzone roth ist, ist diese Erklärung nicht angebracht; ich weiss auch für diese Fälle keine andere. Dass todte Läuse öfters rothe Flecke zeigten, habe ich mehr- fach erwähnt. Ob das wohl auf die Anwesenheit von Pilzen, die bei todten Läusen fast nie fehlen, zurückzuführen ist, wofür auch jener Fall bei Myt. pomorum spricht, oder ob die dem Tode folgenden chemischen Umsetzungen in der Laus hier Ursache spielten, vermag ebenfalls nicht von mir entschieden zu werden. Bei Schildläusen finden wir die meisten rotken Flecke entschieden bei rothen oder wenigstens zur Röthung neigenden Aepfeln. Merkwürdig ist das entgegengesetzte Verhalten von Pilzen, die z. B. auf Newtown Pippins, die nie ein eigentliches Apfelroth, höchstens ein Fleischroth erlangen, geradezu grellrothe Flecke in Massen hervorrufen; auf den gleichen Aepfeln sitzende Schildläuse bringen es höchstens bis zu fleischrothen Flecken. Auch hier will ich nochmals darauf hinweisen, dass Schildläuse auch auf lebhaft oder dunkelrothen Aepfeln blasse (gelbe, grüne) Flecke erzeugen können. 1) Auch Appeı (Ueber Zoo- u. Phytomorphosen, Ref. Zeitsch. Pflanzen- krankh., V. 10, p. 107) spricht bei manchen Gallen von Fernwirkung. 2) Wenn man hierfür durchaus eine Erklärung suchen will, so könnte man im Anschlusse an die Kochs’sche Erklärung (l. ec. p. 11—12), dass die Umwandlung der festen Kohlenhydrate in flüssige die rothe Farbe be- dingt, annehmen, dass die Schildlaus in ihrer Umgebung alle flüssigen Kohlenhydrate aussaugt und so ein rother Ring erst da entsteht, wo die von der Schildlaus ausgeschiedenen Enzyme die festen Kohlenhydrate in flüssige umwandelt, ohne dass sie von den Schildläusen mit ihren Saug- borsten noch erreicht werden können. 276 L. Ren, Da Kochs erwähnt, dass von europäischen Aepfeln rothe Flecke noch unberichtet seien, will ich anführen, dass nicht selten auf Aepfeln aus dem Garten meines Elternhauses zu Darmstadt Aspid. ostreaeformis Curr. in Kleinen dunkelrothen Flecken sitzt. Auch andere Thiere scheinen rothe Flecken erzeugen zu können. Wenigstens habe ich auf einem Wine-Apfel eine rothgelbe Cecido- myiden-Larve gefunden, unter der die von ihr bedeckte Stelle der Schale lebhaft roth gefärbt war. Ob die Entstehung der rothen Flecke wirklich so sehr vom Sonnenlichte abhängt, wie KocHs meint, scheint mir doch etwas zweifelhaft. Einmal sind sie entschieden am besten ausgeprägt in der Blüthengrube, also an dem am hängenden Apfel nach unten ge- richteten, der direeten Sonnen-Bestrahlung entzogenen Theile des Apfels. Ferner sind an rothbackigen Aepfeln Unterschiede in den Flecken an der rothen und grünen Seite zwar öfters, nicht aber immer vorhanden. IV. Vertiefungen. Die Beobachtungen von Weiss u. SORAUER, dass Schildläuse auf Früchten am Grunde von Vertiefungen sitzen, die auch KocHs be- richtet und weiter ausführt, veranlassten mich, auch dieser Erscheinung meine Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dass Obstschildläuse am Grunde flacher Einsenkungen sitzen, ist ein ganz gewöhnliches Vorkommen namentlich bei ältern Exem- plaren der grössern Arten, wie bei A. camelliae und Mytil. pomorum. Je kleiner die Art, und je jünger das Individuum ist, um so seltener kommt dies vor. Tiefere Gruben, in deren Grunde Schildläuse sitzen, finden sich dagegen nur sehr selten, und diese Erscheinung ist von jenen Be- dingungen nicht abhängig. Bei dem Wenigen, was wir darüber wissen, dürfte es nicht unangebracht sein, die von mir notirten Be- funde hier zusammenzustellen. Aspidiotus ancylus PUTN. No. 1138'), Wagener, Canada. 1 Laus sass am Grunde einer Delle in der Blüthengrube. No. 1188, Fallawater, Canada. 1 Laus sass am Grunde einer kleinen Delle seitlich oben. 1) No. der Apfelsendung Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. IT No. 2369, Baldwin. 1 Laus sass am Grunde einer Rinne in der Blüthengrube; den Grund der Rinne deckte ein länglicher grün- gelber Fleck, ihre Umgebung war lebhaft roth. No. 2397, Baldwin. 3 Läuse sassen in Vertiefungen der Blüthengruben auf 3 Aepfeln. No. 2447, Baldwin. 1 Laus sass im Grunde einer Einsenkung auf dem Rande der Blüthengrube. No. 2512, Baldwin. 1 Laus am Grunde einer Vertiefung auf dem Rande der Blüthengrube. Aspidiotus camelliae SIGN. No. 1316, Newtown Pippin, Californien, 1 Laus in einem verkorkten Risse im Apfel, seitlich unten. No. 2249, Newtown Pippin, Californien. 2 Läuse am Grunde einer tiefen Grube, seitlich. Gruben-Umgebung geröthet. Aspidiotus forbesi JOHNnSs. No. 1145, Salisbury. 1 männliche Larve am Grunde einer tiefen steilen Einsenkung seitlich oben. No. 1156, Newtown Pippin. 3 Läuse am Grunde tiefer Ein- senkungen seitlich oben, seitlich und seitlich unten. No. 1192, York Imperial. 1 Laus am Grunde einer tiefen Einsenkung in der Blüthengrube. No. 1204, York Imperial. 1 Laus am Grunde einer kleinen grünen Delle seitlich unten. No. 1292, York Imperial. 1 männliche Larve am Grunde einer Einsenkung am Rande der Blüthengrube. Aspidiotus perniciosus ÜOMST. No. 2391, Spitzenburg (?). 2 Läuse in Rillen der Stielgrube. Chionaspis furfura Fırcn. No. 2320, Newtown Pippin. 1 Laus am Grunde einer flachen Grube in der Blüthengrube. No. 2347, Newtown Pippin. 1 Laus am Grunde einer Ein- senkung am Rande der Blüthengrube, mit gelbem Flecke. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 19 (8) » L. Ren, Mytilaspis pomorum Bca#r. No. 1201, Baldwin, Canada. 2 Läuse am Grunde tiefer Ein- senkungen in der Blüthen- bezw. Stielgrube. No. 1958, Pippin, Australien. 12 Läuse auf 8 Aepfeln, z. Th. in Einsenkungen. Zu Verallgemeinerungen ist die Zahl (ca. 30) der von mir be- obachteten Fälle etwas gering. Ob es Zufall ist, dass ich bei A. forbesi meistens tiefere, bei A. ancylus flachere Gruben beobachtet habe, muss dahin gestellt bleiben. Die tiefsten Einsenkungen erinnere ich mich bei Myt. pomorum gesehen zu haben. Die Frage, ob die Schildläuse die Vertiefungen hervorrufen oder sich erst in ihnen niederlassen und sie dann ev. noch vergrössern, ist ohne specielle Untersuchungen nicht bestimmt zu beantworten. Bei den kleinern Einsenkungen ist man wohl berechtigt, die Läuse als die Ursache zu betrachten; die grössern Gruben verhalten sich zu den darin sitzenden Schildläusen etwa wie ein kleines Haus zu einem darin wohnenden Menschen. Immerhin könnten die Schildläuse auch die Ursachen für diese Gruben darstellen, wenn man nämlich an- nimmt, dass die betr. Läuse sich gerade so festsetzten, dass sie mit ihren Saugborsten eines der spärlich in der Frucht verlaufenden Gefässbündel getroffen hätten, eine Erklärung, die ich Herrn Dr. Kochs verdanke. Mit ihr steht auch die grosse Seltenheit solch tieferer Gruben in Einklang. Ich hoffe später einmal die Gelegenheit zu finden, die Sache näher untersuchen zu können. Bei den Gruben,’ die Schildläuse an andern (holzigen) Pflanzen- theilen erzeugen, die Kocns ebenfalls bespricht, ist es zweifellos, dass die Schildläuse ihre Urheber sind. Denn die Gruben sind hier eine regelmässige Begleiterscheinung der Schildläuse und entsprechen in ihrer Ausdehnung den Grössen-Verhältnissen derselben. Solche Betten aber, wie man diese Bildungen an Holztheilen nennen könnte, habe ich an Früchten nie gefunden. V. Gemeinsames Vorkommen mehrerer Schildlaus-Arten. Schon in meiner ersten Arbeit habe ich über dieses Thema be-, richtet, und auch Koc#s hat in seiner Arbeit, in einer Anmerkung (l. e. p. 13), einige hierher gehörige Fälle erwähnt. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 279 Ich will hier weitere derartige von mir beobachtete Fälle zu- sammen stellen, indem ich davon absehe, die einzelnen Sendungen gesondert anzuführen oder anzugeben, wie viele Läuse jeder Art jedes Mal zusammen vorkamen. Dieses wäre zwar in mancher Hinsicht nicht uninteressant, aber die Arbeit wird so wie so schon gerade lang genug. Gemeinsames Vorkommen aufl1Sendung | 7 1745/91 1117| 114 3 47 | 2| 211 Aspidiotus ancylus +++ ++ n camelliae | +++ » forbesi +++ | H u 5 perniciosus -- ++ + + Ohionaspis furfura +++ + + zu Mytilaspis pomorum | +++-4+-+ + Gemeinsames Vorkommen auf 1 Apfel |1 ‚15/1 1 3 37 1 el | \e& (67) Im Allgemeinen wird diese Tabelle ohne Weiteres verständlich sein. Die obern Zahlen geben an, auf wie viel verschiedenen Sendungen die betr. Combination von mir notirt wurde;!) die untern Zahlen geben an, auf wie viel Sendungen die betr. Combination auf je 1 Apfel gefunden wurde, die Zahlen in Klammern darunter, wie viel einzelne solche Aepfel notirt wurden. - Die Combination A. forbesi und Chion. furfura wurde also auf 47 Sendungen, auf verschiedenen Aepfeln oder auf demselben Apfel, vefunden. Auf 37 Sendungen war letzteres der Fall, auf im Ganzen 67 Aepfeln. - Aspid. ancylus und Mytı. pomorum wurde von mir auf 9 Sen- dungen, aber nur 1 Mal auf 1 Apfel gefunden. A. ancylus und A. perniciosus, die ich bei meinen ersten Unter- suchungen nicht gemeinsam gefunden hatte, kommen dieses Mal ein- mal zusammen vor, allerdings in Begleitung noch von A. forbesi und Chion. furfura, aber nur auf verschiedenen Aepfeln einer Sendung. 4. ancylus und A. camelliae habe ich auch bis jetzt noch nicht zu- sammen beobachtet. Merkwürdig ist das gemeinsame Vorkommen von A. camelliae und Mytil. pomorum auf im Ganzen 5 Sendungen (1 noch mit 1) Ich wiederhole ausdrücklich, dass es sich hier wie überall in meiner Arbeit nur um meine Aufzeichnungen, nicht um sämmtliche Unter- suchungen der Station handelt. Im letztern Falle würden natürlich viel höhere Zahlen herauskommen, aber das Verhältniss zu der Zahl aller von mir untersuchten Schildläuse verschoben werden. . 19* 980 L. Ren, 4. perniciosus) und sogar auf 3 Aepfeln in 3 Sendungen. merkwürdig deswegen, weil ersterer eine typisch südliche, letztere eine ursprünglich wohl mehr nördliche Form ist, die aber ihren Siegeszug über alle Klimate mit Ausnahme der arktischen ausgedehnt hat. Noch merkwürdiger ist, dass A. camelliae nie mit A. forbesi und Chion. furfura zusammen vorzukommen scheint, die doch beide ebenfalls mehr südlichere Formen sind. Alle Combinationen stammen aus den Vereinigten Staaten mit Ausnahme von A. ancylus und Mytıl. pomorum, die ich nur von canadischen Aepfeln habe. 4A. camelliae findet sich nur auf cali- fornischem Obste. Die Zusammenstellung ergiebt, dass das gemeinsame Vorkommen mehrerer Schildläuse auf 1 Sendung, und noch mehr das auf 1 Apfel, verhältnissmässig sehr selten ist. Gegen die Zahlen, in denen ich überhaupt die verschiedenen Schildlaus-Arten notirt habe, sind die hier angegebenen geradezu verschwindend klein. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass ich ‚hier immer nur die Anzahl der einzelnen Sendungen, nicht die aller Läuse, wie im ersten Theile der Arbeit, berücksichtigt habe, zwischen denen natürlich ein sehr grosser Unterschied besteht. Bei dem gemeinsamen Vorkommen von Schildläusen auf 1 Apfel handelt es sich im Allgemeinen nicht etwa um vereinzelte Läuse einer Art, die zwischen eine andere versprengt sind. Es sind viel- mehr recht häufig beide Arten in mehreren Exemplaren vertreten, so z. B. einmal ca. 20 Asp. forbesi und 10: Chron. furfura. Auch sitzen sie keineswegs immer an getrennten Theilen des Apfels, sondern sehr häufig dicht bei einander, namentlich in der Blüthen- grube, wie z. B. gerade beim einzigen notirten Fall des gemeinsamen Vorkommens von A. ancylus und forbesi auf 1 Apfel. Wenn so auch recht nahe verwandte Arten zusammen vorkommen, so sind es doch in der Mehrzahl der Fälle nicht nur verschiedene Arten, sondern selbst verschiedene Gattungen, wie Aspidiotus (ancylus oder forbes:) und Chionaspis. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 281 VI. Schluss-Betrachtungen. Wenn man zum Schlusse die in dieser Arbeit niedergelegten Untersuchungen übersieht, so drängt sich unwillkürlich die Frage auf: „Sind die Ergebnisse wirklich so zeitraubender Untersuchungen und so weitlänfiger Darstellung werth ?“ Ergebnisse allgemeiner Art sind in der Arbeit nur sehr wenige vorhanden. Es handelt sich vielmehr fast nur um Einzel-Ergebnisse, oft sehr nebensächlicher Art, für die in den meisten Fällen sogar nicht einmal eine Erklärung gefunden werden konnte, die vielmehr einfach als solche hingenommen werden müssen. Dennoch darf die oben aufgeworfene Frage wohl ohne Weiteres mit ja beantwortet werden. Der nächste Zweck jeder wissenschaftlichen Untersuchung ist doch der, Material zu sammeln oder, bildlich gesprochen, Steine zu- sammen zu tragen, die gleich oder später einmal zum Aufbau eines Theorien-Gebäudes zu verwenden sein können. Dass in dieser Arbeit eine ganze Anzahl solcher Steine zusammen getragen ist, darf wohl ohne Weiteres behauptet werden. Es ist sicher unsere Kenntniss der hier behandelten Schildlaus- Arten in manchem interessanten und biologisch nicht unwichtigen Punkte erweitert worden. Und dass dies anders, als durch solch mühselige Untersuchungen hätte erreicht werden können, vermag ich nicht abzusehen. Es ist aber schliesslich doch noch ein Ergebniss ganz allgemeiner Art, das bei meinen Untersuchungen herausgekommen ist, so all- gemeiner Art allerdings, dass man es vielleicht als selbstverständlich, sogar als trivial bezeichnen kann. In welchem Punkte auch ich das biolorische oder physiologische Verhalten der verschiedenen Schildlaus-Arten untersuchte, immer stellte sich heraus, dass neben mehr oder weniger weiten Schwan- kungen bei den Individuen einer Art sich doch die behandelten Arten in jedem der untersuchten Punkte, so nebensächlich er auch für das Leben der Art erscheinen möge, verschieden verhielten und dass diese Verschiedenheiten im biologischen und physiologischen Verhalten ziemlich parallel laufen den morphologischen Verschieden- heiten der Arten. Am ähnlichsten verhalten sich unverkennbar A. ancylus und forbesi, die auch morphologisch am nächsten. mit einander verwandt sind und sich nur durch geringfügige Merkmale unterscheiden. Etwas 282 L. Rev, abseits von diesen Beiden steht morphologisch wie biologisch A. perni- ciosus (Untergattung Aonidiella) und noch weiter abseits A. camelliae (Untergattung Hemiberlesia, die von Einigen sogar zur Gattung er- hoben wird). Chion. furfura und Myti. pomorum sind morphologisch und bio- logisch unter sich ebenso verschieden wie von der Gattung Aspidiotus, der die erstgenannte Art in beiden Beziehungen wieder etwas näher steht, als die letztgenannte. Meine Untersuchungen berechtigen mich also zu der Behauptung, dass alle morphologische Unterschiede (individuelle, specifische, generische) von entsprechenden biologi- schen bezw. physiologischen Unterschieden begleitet werden), eine Behauptung, die zwar nichts Neues sagt, dafür hier aber so ausführlich bewiesen wird, wie es wohl nicht oft der Fall ist. Dem Einwurfe, dass meine Behauptung so trivial sei, dass eine Wiederholung gänzlich unangebracht sei, antworte ich mit dem Hin- weise auf die zoologische Litteratur, in der wir Versündigungen gegen diese Ansicht auf Schritt und Tritt begegnen. Die Verallgemeinerungs- sucht steckt ja jedem Menschen so sehr in Fleisch und Blut, dass er sich ihr mit bestem Willen nicht ganz entziehen kann, und sie hat auch entschieden ihr sehr Gutes. Dennoch muss und soll man jeder Zeit darauf hinweisen, dass sie auch ihr Gefährliches hat. Es hat immer nur relativen, oft sogar nur problematischen Werth, wenn wir aus den morphologischen oder biologischen Befunden bei einer kleinen systematischen Gruppe Schlüsse ziehen auf eine verwandte oder auf eine grössere Gruppe. Wir müssen vielmehr annehmen, dass morphologische Verschiedenheiten bestimmter Artimmer auch von entsprechenden biologischen Ver- schiedenheiten begleitet sind, welch letztere wieder- umvonrückwirkenden Einflüssen auf andere, ev.nicht untersuchte morphologische Verhältnisse seinkönnen, bezw. müssen. Auch für die Frage nach dem Werthe kleinster Abände- rungen für die natürliche Zuchtwahl scheint mir dieser enge Zusammenhang zwischen physiologischen und morphologischen Merkmalen nicht ohne Werth zu sein. Wir sind nur äusserst selten im Stande, kleine Verschiedenheiten im biologischen Verhalten zu 1) Ueber die wichtigste Frage allerdings, wie diese Unterschiede zu- sammenhängen, habe ich leider kein Material beibringen können. Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. 285 ad erkennen, noch seltener ihren Werth zu beurtheilen. Wenn wir aber kleine morphologische Verschiedenheiten auffinden, deren directer Werth uns unverständlich erscheint (was übrigens ja auch gar nichts sagen will), so sind wir vollauf zur Annahme berechtigt, dass sie auch von biologischen Verschiedenheiten begleitet werden, also in- direct von Nutzen sein können. Der Kampf ums Dasein zwischen zwei Formen ist doch um so grösser, je näher sie sich stehen; er nimmt also, bis zu einer gewissen Grenze wenigstens, ab, je verschiedener sich das biologische Verhalten der beiden Formen gestaltet. Es ist daher jeder kleinste Unterschied in dieser Beziehung, der für uns höchstens morphologisch in die Erscheinung tritt, werthvoll. Hamburg-Freihafen, März 1902. 984 L. Res, Biol.-statist. Untersuchungen an amerikanischen Obst-Schildläusen. II, IV. ale Inhaltsverzeichniss. Einleitung . Alter ind Geschlecht Lebende und todte Tau theilung über die Frucht. Asprdiotus anceylus . 5 camelliae . F forbesi ou perniciosus Chionaspis furfura . Mytilaspis pomorum Zusammenfassung Blocker. eier Aspidiotus ancylus ” camelliae . > forbest s perniciosus . Chionaspis furfura . Mytilaspis pomorum Zusammenfassung Vertiefungen . Gemeinsames Veen mehrerer Schildlaus, Arten \ Schluss-Betrachtungen . Ver- Seite 237 239 239 243 247 250 253 257 258 264 265 268 268 270 271 274 274 276 278 281 Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para, nach dem Materiale der Sammlung des Museu Goeldi beschrieben von Adolf Ducke in Parä. Hierzu Tafel 11. Vorliegender Versuch eines ersten Beitrages zu einer Hymen- opterenkunde von Par& wurde von mir im Auftrage des Herrn Prof. Dr. E. A. GoELDı, Director des staatlichen Museu Goeldi in Parä, ausgearbeitet, und zwar auf Grund des von mir selbst ge- sammelten und in dem genannten Museum aufbewahrten ein- schlägigen Materials. — Bei 2!/, jährigem, methodischem Sammeln in der unmittelbaren Umgebung unserer Stadt glaube ich die hiesige Gegend ziemlich gut durchforscht zu haben, und es dürfte wohl nicht ganz leicht sein, hier noch weitere Arten aufzufinden. Von andern Gegenden des Staates Parä habe ich freilich leider nur wenige und auf kurze Zeit besuchen können: so sammelte ich bei Jambü- assı, 113 km östlich von hier an der Bragancabahn; bei Anajäs im Waldgebiete und bei Chaves im Camposgebiete der Insel Marajö; im Gebiete nördlich von der Amazonasmündung bei Macapä, Mazagäo, am Rio da Villanova und dessen Zufluss Rio Camahipy; endlich bei Calcoene nahe der Grenze von französisch Guyana. Leider habe ich im westlichen Theile des Staates (Santarem, Obidos ete.) noch nicht zu sammeln Gelegenheit gehabt, und gerade dort könnte noch manches Neue aufzufinden sein. Arten, die von mir selbst nicht aufgefunden werden konnten, ob- wohl in den Büchern als ihr Fundort „Parä* angegeben wird, habe ich nicht berücksichtigt, da es besonders die ältern Autoren mit 286 ADoLF Duck, dergleichen Dingen oft gar nicht sehr genau nahmen und sich über- dies in dem durch die Händler in Europa als „Parä-Insecten“ ver- kauften Materiale ganz leicht auch Thiere von dem eine von der hiesigen ziemlich abweichende Fauna beherbergenden Gebiete des obern Amazonas beigemenet finden können. Leider wurde bisher bei der Beschreibung neuer Thierformen aus Südamerika mit der Fund- ortsangabe oft recht nachlässig umgegangen — bis in die neueste Zeit finden wir da häufig kurzweg „Brasilien“ !) angegeben, während wieder andere Autoren durch ungenaue Angabe der Ortsnamen °) Confusion anrichteten — so dass wir bei den Hymenopteren erst durch neues Sammeln über die Verbreitung der einzelnen Arten innerhalb Südamerikas Klarheit erlangen werden können. Die Zahl der hier beschriebenen Arten ist 42, wovon 38 hier in unmittelbarer Nähe der Stadt Belem’?) do Parä vorkommen; eine weitere sammelte ich bisher nur auf der Insel Marajö und 3 weitere Arten nur im Gebiete nördlich vom Amazonenstrome. Ob letzterer wirklich auch bei den Hymenopteren *) eine Grenze für die Ver- breitung mancher Species bildet, wage ich noch nicht zu entscheiden. l) Bei Säugethieren und Vögeln wurde dieser Uebelstand durch Herrn Prof. Dr. GoELDI’s „Monographias brazileiras“ beseitigt, in denen der Autor die geographische Verbreitung der einzelnen Species innerhalb Brasiliens genau feststellt. Bei den Tagschmetterlingen wurde in dieser Beziehung durch STAUDINGER’s bekanntes Exotenwerk Klarheit geschaffen. 2) So z. B. verwundert man sich oft, bei sonst nur aus dem äqua- torialen Gebiete bekannt gewordenen Arten auch S. Paulo als Fundort angegeben zu finden, wobei man natürlich an die Hauptstadt des gleich- namigen süd-brasilianischen Staates denkt. In solchen Fällen handelt es sich aber um das kleine Dorf S. Paulo d’Olivenca im Staate Ama- zonas, wo BATES sammelte, dessen Ausbeute dann (leider!) durch SMITH beschrieben wurde, der es nicht der Mühe werth fand, den ganzen Namen anzugeben und bei den von dort stammenden Arten einfach „S. Paulo“ als Fundort setzte! 3) Zur Vermeidung von Confusion zwischen dem Staate Parä und dessen Hauptstadt Belem do Parä, kurzweg meist gleichfalls Parä genannt, ziehe ich es vor, letztere im Folgenden überall als Belem zu bezeichnen. 4) Nach STAUDINGER kommt z. B. Morpho hecuba am linken, var. eisseis am rechten Ufer des untern Amazonas vor. — Den auffallenden und nicht zu übersehenden Heliconius melnomene habe ich hier bei Belem oder auf Marajö und den übrigen Inseln in der Amazonasmündung nie zu Gesicht bekommen, während derselbe nördlich vom Amazonas, von Macapä und Mazagäo bis an den Oyapoc, allenthalben zu den häufigsten Tagfaltern gehört. Weiter stromaufwärts findet sich diese Art allerdings auch am rechten Ufer des Stromes, bei Santarem. ie Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 287 Die Flugzeit der Melipona-Arten dauert hier zu Lande gleich- mässig das ganze Jahr hindurch; die 24 sind viel seltener als die 09 und immer nur ganz vereinzelt anzutreffen, ihr Erscheinen ist an keine bestimmte Jahreszeit gebunden. Ueber die Lebensweise der Thiere habe ich bei den einzelnen Arten das mir Bekannte angegeben Zur Determinirung der Meliponen ist frisches und zahlreiches Material unerlässlich. In den Sammlungen sieht man oft ganz ver- klebte Exemplare, solche sind in der Regel undeterminirbar. Ausser der auch bei andern Bienengattungen vorkommenden Variabilität in der Färbung hat man bei diesem Genus noch mit zwei besondern Schwierigkeiten zu kämpfen. Man fängt hier in grosser Zahl nicht ganz ausgereifte und daher nicht ganz ausgefärbte Exemplare, die sich durch blassere Färbung einzelner Körpertheile auszeichnen; so z. B. haben die ganz schwarzen Arten in diesem Falle hell roth- braune Fühler und Beine und Kopf, Thorax und Abdomen sind dann mehr oder weniger braun. Ferner verändert bei vielen Arten des Subgenus Trigona das sehr weiche Abdomen leicht seine Gestalt und nimmt durch den geringsten Druck etc. oft eine ganz unnatür- liche Form an. Von der Anfertigung einer Bestimmungstabelle für die 43 habe ich absehen müssen, da letztere bei der Mehrzahl der Arten noch unbekannt sind. Herrn Frıese in Jena verdanke ich Exemplare seiner zahl- reichen neuen Species sowie die Determinirung der von den ältern Autoren beschriebenen Arten auf Grund der Typen, die der ge- nannte Forscher behufs Ausarbeitung seiner die Melipona-Arten der ganzen Erde umfassenden Monographie von den verschiedensten europäischen Museen zur Ansicht erhalten hat. — Auf Grund der blossen Beschreibungen wäre vielleicht auch nicht eine einzige dieser Arten zu identificiren gewesen. — Die Determination der Nährpflanzen verdanke ich der Freundlichkeit Herrn Dr. J. Huzer’s in Parä. Analytische Uebersicht der Subgenera und Species, 7. 1 Abdomen gleichmässig eiförmig gewölbt, Habitus der Thiere an Podalirius und Osmia erinnernd. Körper mittelgross bis gross, 6—13 mm lang, kräftig, Thoraxbreite 2'/,—5'/, mm. Mandibein ungezähnt, Hintertibien länglich dreieckig, aussen glatt und an der Endhälfte concav, Metatarsus a ADOLF Ducke, breiter!) als die Hälfte der Tibienbreite, Flügel etwas kürzer als der Körper Subgenus Melipona s. s. — bald kurz dreieckig, bald langgestreckt, bald fast recht- eckig, niemals „leichmässig eiförmig gewölbt, Habitus der T'hiere nicht im Entferntesten an Podalirius und Osmia, bei einer Anzahl von Arten vielmehr sehr an Tetrapedia erinnernd. Körper klein bis ziemlich gross, 1?/,—10 mm lang, bei den grössern Arten stets von langgestreckter Form. Thoraxbreite ?/,,—5 mm. Mandibeln gezähnt oder ungezähnt, Hintertibien nebst ihren Metatarsen in der Gestalt äusserst verschieden je nach den einzelnen Species, Flügel länger oder wenigstens so lang wie der Körper Subgenus Trigona ‚TUR. Kopf, Mesonotum und Mittelfeld des Mittelsegments stark glänzend, ersterer und letzteres spiegelblank und polirt 2. titamia GRIBODO Alle diese Theile matt oder nur wenig glänzend Vorderecken des Mesonotum lebhaft rostroth behaart, von der sonst greisen Thoraxbehaarung scharf abstechend 1. interrupta LATR. — in der Farbe der Behaarung nicht von der des ganzen Thoraxrückens abweichend Körperlänge 6—7 mm, Thoraxbreite 21/,—2°/, mm. Pro- notum und Basallappen des Scutellum gelb gefleckt. Ab- domen schwarz mit schmalen, gelben, wellenförmigen Binden vor den Segmentendrändern 6. marginata L£r. — 8-12 mm, Thoraxbreite 3',—5 mm. Abdomen ohne deutliche gelbe Binden Thorax oben lang schwarz- und überdies noch nieder- liegend gelbgreis behaart, Scutellum schwarz, Abdomen mit Ausnahme des Basaltheiles von Segment 1 schwarz 3. fuscata Ler. — lang und dicht einfarbig gelbbraun behaart, Scutellum gelb Abdomen grössten Theils braunroth bis röthlich gelb 5. flavolineata FRTESE — mit Ausnahme des Basaltheiles von Segment 1 schwarz 4. scutellaris LATR. 1) Hierbei ist immer an die breiteste Stelle beider Theile ge- dacht! Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 289 7 Körper (für Trigona!) gross, 7'/;—8!/, mm lang, Thorax 2!,—3 mm breit. Körper mit Ausnahme des Mittelseg- ments und 1. Abdominalsegments matt, schwarz mit reich- lichen gelben Zeichnungen, Grundfarbe des Abdomen schwarzbraun bis braunroth, Oberseite des Körpers grösstentheils schwarz behaart 7. capitata SM. — klein bis gross, niemals von gedrungener Gestalt, nie sehr deutlich sculpturirt und deshalb vorwiegend glänzend, eanz oder theilweise rostgelb oder gelbroth gefärbt und ebenso behaart, die Thiere daher im .allgemeinen von braungelbem Aussehen. Flügel meistens gelb getrübt, seltner wasserhell oder weisslich fe) — 5 mm lang mit knapp 2 mm breitem Thorax, schwarz- braun, auf Scheitel und Thoraxrücken schwarz behaart; ein Fleck auf der Clypeuscheibe und innere Orbitae schwach röthlich, Scutellum und Mittelsegment bräunlich, Abdominalsegment 1 blassbraungelb gefärbt 22. lehmannü FRIESE — mittelgross, 5—6!/, mm lang, Thorax 1°/,—2'/, mm breit, wenn aber kleiner, dann die T'hiere durch die die Hinter- tibien an Breite übertreffenden hintersten Metatarsen höchst ausgezeichnet. Körper schwarz oder schwarzbraun, zum Theile oft rothbraun, nur bei cupera strohgelbe Zeich- nungen an Kopf und Thorax vorhanden, Behaarung von Kopf und Thorax schwarz, greis oder weiss, das allge- meine Aussehen der Thiere dunkel 18 — klein, 1?/,—4'/, mm. lang, Thorax ?/,—2 mm breit. Körper von gedrungener Gestalt, zumeist vorwiegend matt, wenn aber glänzend, dann doch wenigstens auf dem Clypeus eine feine Punktirung wahrnehmbar, schwarz und wenigstens am Thorax oder an den Beinen hellgelb ge- zeichnet; wenn aber anders gefärbt, dann durch auf- fallende Kleinheit ausgezeichnet. Flügel glashell oder rauchgrau getrübt a7 8 Hintertibie circa 2 mal so lang wie breit, fast in ihrer ganzen Länge ausgehöhlt, löffelförmig 10. rhumbleri FRIESE — weit mehr als 3 mal so lang wie breit, nicht löffel- förmig, die Aushöhlung höchstens die Endhälfte umfassend 9 290 10 11 12 14 ApoLF Ducke, Ende der Hintertibien in höchst auffälliger Weise ver- breitert, so dass der Metatarsus kaum ein Drittel der Tibienbreite erreicht. Mandibeln zahnlos. Körperlänge 5—5', mm 15. varıa Leer. — niemals so auffällig erweitert, so dass der Metatarsus mehr als ein Drittel der Tibienbreite erreicht Wenigstens Stirn und Scheitel rostgelb, Körper ohne hell- gelbe Zeichnungen — Stirn und Scheitel schwarz, selten dunkel pechbraun Körperlänge 7',—8!/), mm, Kopf breiter als der Thorax, Flügelende weiss 9, dallatorreana FRIESE — 5!/,—6'/,; mm, Kopf von Thoraxbreite, Flügel schwach gelblich, Körper einfarbig rostgelb 11. kohlüi FRIESE Körper 7—10 mm lang, Thorax gut 2 mm breit; Körper rostgelb, Kopf und Mesonotum schwarz mit helbgelben Zeichnungen; Hintertibien am Ende stark und plötzlich verbreitert — 7—8!), mm lang, Thorax 2'/, mm breit; Körper rost- gelb, ohne hellgelbe Zeichnungen; Hintertibien gegen das Ende zu allmählich verbreitert 12. williana FRIESE — 71,—8'/, mm lang, Thorax 3 mm breit; Grundfarbe des Körpers schwarz und schwarzbraun, mit reichlichen stroh- gelben Zeichnungen; Hintertibien mässig breit, mit fast geraden Seitenrändern 8. huberi FRIESE — höchstens bis zu 6'/, mm lang, Thorax bis kaum 2 mm breit, Gesicht, oder Fühlerschaft, oder Ränder des Meso- notum und Basallappen des Scutellum hellgelb Beine ganz rothgelb gefärbt und ebenso behaart 14. mocsaryi FRiESE — rothgelb gefärbt und ebenso behaart, Ende der Hinter- tibien und die dazu gehörigen Metatarsen schwarzbraun gefärbt und dunkel rostroth- bis schwarzbraun behaart 13. heideri FRIESE Mittelsegment ganz lehmgelb — mitten glänzend schwarz, Gesicht mit hellgelben Zeich- nungen Gesicht reichlich hellgelb gezeichnet, Körper 4—4"/, mm lang, Thorax 1 mm breit 16. portor FRIESE — schwarz, zum kleinen Theile bräunlich, nur Fühlerschaft hellgelb, Körper 4'/,—5 mm lang, Thorax 1'/,, mm breit 18. handlirschii FRIESE 16 IT 18 8) 20 21 Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. Körper 3?/,—4 mm lang, Thorax knapp 1 mm breit, Ab- domen sehr glänzend, am Ende wenig behaart, Flügel glashell 17. jaty SM. — mindestens 5 mm lang, Thorax mindestens 1'/, mm breit, Abdomen am Ende stark behaart, Flügel gelblich oder weisslich Körperlänge 5—5'/, mm, Thoraxbreite 1'/, bis fast 1°/, mm, Nebengesicht gelb, Hintertibien am Einde fast zur Hälfte stark concav. Flügel stark gelb getrübt 19. ziegleri FRIESE — 51J,—6!/), mm, Thoraxbreite 1°/, bis fast 2 mm, Neben- gesicht gelb, Hintertibien am Ende nur wenig concav, Flügel kaum gelblich, am Ende weisslich 20. clavipes F. — 5-6 mm, Thoraxbreite 1°/, mm, Nebengesicht schwarz, Hintertibien am Ende nur schwach concav, Flügel wie bei clavipes 21. angustata LEP. Hintertibien eirca 2 mal so lang wie breit, fast der ganzen Länge nach ausgehöhlt, löffelförmige; Körper glänzend schwarz mit (bisweilen undeutlichen!) weisslich gelben Zeichnungen im Gesichte, an den Seitenrändern des Meso- notum und Basallappen des Scutellum; Mandibeln zahn- los, Flügel wasserhell 30. cupira SM. — weit mehr als 2 mal so lang wie breit, nie löffelförmie, die Aushöhlung höchstens die Endhälfte einnehmend; Körper ohne Spur gelber Zeichnungen Hinterste Metatarsen sehr breit aufgetrieben, breiter als die Tibie. Abdomen braunschwarz oder dunkel braunroth —- viel schmäler als die Tibie; Körperlänge nicht unter 5 mm Körperlänge 6—6!/, mm, Thoraxbreite 1'/, mm, Wangen ziemlich breit, Abdomen gegen das Ende schwarzbraun behaart 28. crassipes F. — 531,—4 mm, Thoraxbreite 1’, mm, Wangen linear, Abdomen am Ende weisslich behaart 29. latitarsis FRIESE Kopf wenigstens an Stirn und Scheitel, sowie 'Thoraxrücken dicht runzlig punktirt, matt, Abdomen grössten Theils oder wenigstens am Ende hell befilzt, Wangen breit, Mandibeln zahnlos 291 17 19 20 22 23 24 28 29 ADOLF Duck, Kopf und Thorax nur ganz undeutlich punktirt, ziemlich glänzend, Abdomen am Ende lang weisshaarig; Wangen deutlich, Mandibeln zahnlos 31. subterramea FRIESE — Körper ohne deutliche Sculptur, glänzend, Abdomen einfarbig schwarz behaart Gesicht unterhalb der Fühler glänzend, wenig dicht punktirt, Abdominalsegmente vom 3. an schwarz beborstet 52. bipunctata Ler. — überall dicht runzlig punktirt, matt, Oberseite des Ab- domen ohne alle abstehende Haare 33. tubiba SM. Abdomen stark comprimirt, Körpergestalt sehr schlank, Mandibeln zahnlos oder schwach gezähnt, hinterste Meta- tarsen nur von halber Tibienbreite, Flügel an der Basis schwarzbraun, dann weiss (bisweilen undeutlich!), zuletzt fast glashell 27. lactipennis FRIESE — nicht comprimirt, Mandibeln an der Spitze stark ge- zähnt, hinterste Metatarsen etwa °/, so breit wie die Tibie | Abdomen breit und kurz, Thoraxseiten ohne alle weissliche Befilzung, Flügel wenigstens an der Basalhälfte dunkel- braun. Körper bei auszefärbten Exemplaren schwarz — schmal, länglich, Mittelsegmentseiten wenigstens etwas weisslich befilzt, Flügel schwach gelblich oder fast glashell Flügel dunkelbraun 26. fuscipennis FRIESE — an der Basalhälfte dunkelbraun, Apicalhälfte weisslich- wasserhell 25. hyalinata Lkr. Abdomen bei ausgereiften Exemplaren rein schwarz 24. argentata Ler. — hell braunroth bis kastanienbraun 23. fulviventris GUER. Scutellum mitten am Ende deutlich ausgeschnitten — ganzrandig Scheitel und Stirn fast glatt und sehr glänzend, Thorax fast völlig kahl 34. dutrae FRIESE — Kopf überall dicht fein runzlig punktirt, matt; Thorax sehr deutlich behaart, seitlich ziemlich dicht Mesonotum elänzend, dicht mit flachen, ungleich grossen, theilweise zusammenfliessenden Punkten besetzt 35. schultzei FRIESE — sehr grob runzlig punktirt, fast matt 36. testaceicornis L&Pr. 23 | 28 30 29 Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 293 30 Wenigstens Thorax mit gelben Zeichnungen 3 — Körper ohne gelbe Zeichnungen, aber bisweilen fast ganz gelblich braun, Gestalt sehr klein 34 31 Kopf und Thorax lederartig sculpturirt, matt 32 — äusserst fein punktirt und deutlich glänzend 35 32 Abdomen völlig matt, wie der grösste Theil des Körpers fast völlig kahl; Mandibeln 3 zähnig 38. bilineata Say — auf Segment 1 und 2 spiegelglänzend, Körper und zwar besonders Abdomen, deutlich behaart, Mandibeln zahnlos 37. punctata SM. 33 Körper 4—4!/, mm lang 39. molesta Puus. — 2!/, mm lang 40. goeldiana FRIESE 34 Kopf und Thorax mit kleinen rundlichen weissen Haartupfen regelmässig besetzt 41. fraissei FRIESE — Körper ohne irgendwelche Haartupfen 42. duckei FRIESE. 1. Melipona interrupta LATR. (Par 0, Bier) M. interrupta LATREILLE, Voy. HUMBOLDT et BONPLAXD, V. 1, 1811, p- 291 n. 4. 9. Schwarz. — Kopf dicht runzlig punktirt, matt, nur am Scheitel schwach glänzend, greis behaart. Fühler unten braunroth, innere Orbitae, Mittellinie und Seitenecken des Clypeus, Labrum und Mandibeln mit Ausnahme der zahnlosen Spitze verloschen gelb. Wangen schmal. Thorax greis-, Vorderecken des Mesonotum dicht lebhaft rost- roth behaart, Mesonotum sehr fein gerunzelt punktirt, fast matt, Scutellum zerstreut grob punktirt, glatt und glänzend, Mesopleuren fast wie letzteres sculpturirt, aber weit schwächer glänzend. Mittel- segment matt, sehr dicht fein runzlig punktirt. Abdomen kurz greis behaart, nur auf Segment 1 und 6 länger auf letzterm sehr dicht, auf 5 und 6 einzelne schwarze Borsten eingemischt. Endränder von Segment 1—5 (oft nur seitlich) stroh- gelb gefärbt, mitten unterbrochen, Basis von Segment 2—5 binden- artig weiss gewimpert. Die vordern Segmente sehr leicht fein punktirt gerunzelt, fast matt, die hintern mehr körnig und etwas glänzend. Bauch greis behaart am letzten Segmente mit schwarzen Haaren gemischt. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 20 294 ADoLF Duck, Beine oft theilweise pechbraun, wohl immer an den Tarsen; Behaarung greis, an den Tarsen innen schön rostgelb, an den Hinter- tibien weiss. Flügel gelblich, gegen den Rand zu mehr rauchgrau, Adern braun, Tegulae mehr gelbbraun. Körperlänge 11',—153 mm, Thoraxbreite 4—4'/, mm. @. Dem 9 ähnlich, aber Labrum und Mandibeln grössten Theils schwarz, Behaarung des letzten Abdominalsesmentes lang, hinten fransenartig vorstehend, Hintertibien ohne deutliche Aushöhlung. Wohl überall im Staate Parä sehr häufig, nistet in Baum- stämmen, gesammelt bei Belem, Jambü-assiü, auf Marajö und den benachbarten Inseln, bei Macapä und Calcoene. Auf allen erdenk- lichen Blüten, ohne besondere Vorliebe für die einen oder andern zu bekunden. 2. Melipona titania GRIBODO. M. titania GRIBODO, in: Boll. Soc. entomol. Ital., V.25, 1893, p. 251 n. 2. 0. Schwarz bis schwarzbraun. Kopf nur hie und da mit ganz zerstreuten feinen Pünktchen und Runzeln, spiegelglatt, polirt und sehr elänzend, abstehend schwarz behaart. Unterseite der Fühler, oft auch Clypeus, Nebengesicht und Labrum mehr oder weniger pech- braun bis röthlich braun gefärbt, Mandibeln zahnlos, Wangen breit. Thorax meistens an Mesopleuren, Scutellum und Mittelsegment mehr oder weniger braunroth gefärbt, überall dicht und lang pelzig schwarz behaart, am Mittelsegment mitten kahl. Mesonotum ziemlich stark glänzend, zerstreut fein punktirt. Mesopleuren ziemlich glänzend, stark punktirt. Scutellum glänzend, wenigstens seitlich deutlich zer- streut punktirt. Mittelsesment mitten glänzend und fast glatt. Abdomen beiderseits dicht schwarz behaart, oben schwach glänzend, dicht fein gerunzelt, nach hinten zu mehr körnig-uneben. Endrand und Bauchseite von Segment 1 rothbraun. Beine braun, durchscheinend, überall schwarz behaart, nur Innen- seite der Hintertibien fein weisslich seidenhaarig, ihre Metatarsen innen lebhaft rostroth behaart. Flügel stark gelb getrübt, gegen das Ende mehr grau, Adern rostgelb, Tegulae braun. Körperlänge 11',,—13 mm, Thoraxbreite 41/,—5!/, mm. Belem, Jambü-asst, Marajo (Anajäs), selten. Von Blüten gern Solanum toxicarium Lam. aufsuchend, hieran immer nur bei en Er Su m a m re 0 { Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 295 sehr feuchtem Wetter gefunden. Sonst öfters an feuchten Stellen im schattigen Hochwalde gefangen. 3. Melipona fuscata Ler. M. fuscata LEPBLETIER, Hist. nat. Insect. Hymön., V. 1, 1836, p. 424 n. 4, 0, Schwarzbraun. Kopf in Folge dichter, feiner, runzliger Punk- tirung matt, nur Wangen und der an diese erenzende Theil des Nebengesichts glänzend, fast glatt, Clypeus ausser der feinen Runz- lung deutliche, feine, zerstreute Punktirung aufweisend. Scheitel und Stirn abstehend schwarz behaart, letztere ausserdem greis be- haart, Clypeus fast völlig kahl. Fühlerschaft vorn und meistens auch Geissel unten rothbraun, letztes Geisselelied hell braunroth. Clypeus gegen den Endrand zu und eine verloschene Längslinie auf der Mitte desselben braunroth. Mandibeln zahnlos.. Wangen breit. Thorax oben abstehend schwarz- und ausserdem niederliegend gelblichgreis-, seitlich und unten zottig gelblichgreis behaart. Meso- notum fein runzlig-punktirt, fast matt, Scutellum zerstreut punktirt und glänzend. Mesopleuren ziemlich glänzend und deutlich punktirt, Mittelsegment sehr fein runzlig-punktirt und fast matt. Abdomen fein gerunzelt, schwach glänzend, nach hinten zu körnig-uneben, Endränder der Segmente röthlichbraun durchscheinend, concaver Basaltheil von Segment 1 blassgelblich, gelblich behaart, Hinterecken von Segment 1 und alle übrigen Segmente schwarz be- haart. Bauch mit rostgelben Segmenträndern, rostgelb-, am End- segmente schwarz behaart. Beine pechbraun, theilweise schwarz, Schenkel gelblichgreis-, Tibien und Aussenseite der Tarsen schwarz behaart, Innenseite des letzteren rostroth behaart. Flügel gelb getrübt, am Ende heller, Adern braun, Tegulae braungelb. Körperlänge 9—10 mm, Thoraxbreite 3°?/,—4 mm. Nicht selten bei Belem, an sehr verschiedenen Blüten; gern auch an Burseraceenstämmen Harz einsammelnd. 20* 296 ADOLF Duck, 4. Melipona scutellaris LATr. Bar allr ie) M. scutellaris LATREILLE, Voy. HUMBOLDT et BONPLAXD, V. 1, 1811, Pr. 290m. Kopf matt, schwarz, Scheitel braungelb-, sonst greis be- haart. Innere Orbitae und mittlere Längslinie des Clypeus, oft auch ein Theil der Mandibeln gelb. Fühler unten, Ulypeus grossen Theils, Labrum und Mandibeln sowie unterer Theil der Schläfen röthlich- braun. Vor dem ÜOlypeusendrande oft eine mehr oder weniger gelb- liche Querlinie vorhanden. Mandibeln ohne deutliche Zähne, Wangen schmal. Thorax schwarz, oben braungelb-, unten weisslich behaart. Mesonotum schwarz mit gelben Seitenrändern, dicht runzlig punktirt, fast matt, nur an den Vorderecken deutlich punktirt und glänzend. Scutellum gelb, glänzend, schwach punktirt. Mesopleuren glänzend und deutlich punktirt. Metapleuren gelb. Mittelsegment wenig glänzend, dicht, sehr fein runzlig punktirt, schwarzbraun oder röthlich- braun, unten in der Mitte bisweilen gelb. Abdomen wenig slänzend, fein gerunzelt, nach hinten zu körnig uneben, schwarz oder vorn schwarzbraun, der concave Basaltheil von Segment 1 blass gelblich, die Endränder der Segmente oft braun. Behaarung schwarz, nur am Basaltheil von Segment 1, blass gelblich, das Analsegment ausser der schwarzen Behaarung noch schwach greis befilzt. Bauch greis-, am letzten Segmente schwarz behaart. Schenkel rothbraun, sonst Beine meistens vorherrschend schwarz, oft grössten Theils pechbraun. Behaarung der beiden hintern Bein- paare vorherrschend schwarz mit eingemengten hellen Haaren, die des 1. Beinpaares blass braungelb. Flügel gelblich, am Endrande mehr rauchgrau getrübt, Adern rostbraun, Flügelwurzel und Tegulae braungelb. Körperlänge 9'/,—12 mm, Thoraxbreite 4—5 mm. &. Wie der 9, aber Clypeus vorherrschend gelb, Hintertibien mit Ausnahme des etwas concaven Endes gewölbt, schmal. Diese Art ist der M7. flavolineata in der Sculptur ganz ähnlich, aber anders gefärbt und durchschnittlich etwas grösser. Sie ist ebenso häufig wie die letztgenannte und wurde von mir an allen dort genannten Fundorten gesammelt. Das wenig zahlreich bewohnte Nest wird in hohlen Aesten angelegt. a Ten Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 297 5. Melipona flavolineata FRIESE. M. flavolineata FRIESE, in: Term.‘ Füz., V. 23, 1900, p. 3582 n. 7. 0. Kopf matt, schwarz, Scheitel braungelb-, Gesicht mehr weiss- lich behaart. Innere Orbitae und eine mittlere Längslinie auf dem Clypeus gelb; letzterer mehr oder weniger ausgedehnt (besonders am Vorderrande) braunroth gefärbt, desgleichen Unterseite der Fühler, Labrum, Mandibeln und meistens der untere Theil der Schläfen. Vor dem Clypeusendrande läuft oft eine gelbliche Querlinie.e Wangen schmal, Mandibeln ohne deutliche Zähne. Thorax dicht braungelb-, unten weiss behaart. Pronotum gelb. Mesonotum in Folge feiner runzliger Punktirung matt, schwarz mit gelbem Seiten- und Endrande, nur an den Vorderecken deutlich punktirt und glänzend. Scutellum gelb, glänzend, fast glatt. Meso- pleuren schwach glänzend, deutlich punktirt, schwarzbraun bis braun- roth. Mittelsesment fast matt, fein runzlig punktirt, mehr oder weniger braun. Abdomen schwach glänzend, fein gerunzelt, nach hinten zu körnig uneben, wenigstens seine Basalhälfte braunroth, das Ende meistens mehr oder weniger schwarz oder dunkelbraun. Segment 1 beider- seits am Grunde lang gelblich behaart, sonst kahl, 2 grössten Theils kahl, sein Endrand und die Segmente 3—5 borstig schwarz behaart, mit eingemengten hellen Haaren, ihre (oft blasser gelblich gefärbten) Endränder ausserdem mit kurzer, bindenartiger, blass gelblicher Behaarung. Bauch mit Ausnahme des letzten Segments hell behaart. Beine rothgelb. Schienenende und hintere Metatarsen schwärz- lich, Hintertibien sowie alle dunkel gefärbten Theile der Beine schwarz behaart, sonst die Beine hell behaart. Flügel gelblich setrübt, Adern, Flügelwurzel und Tegulae rostgelb. Körperlänge S—11 mm. Thoraxbreite 31,—4'/, mm. Sehr variabel in der Ausdehnung der braunrothen Färbung und der gelben Zeichnungen; von einigen hier nicht gefundenen nahe verwandten Arten durch die Sculptur des Mesonotums, dessen gelbe Seitenränder sowie die schwarz behaarten Hintertibien zu unter- scheiden, Häufige Art, von mir bei Belem, auf Marajö, bei Macapäa ge- sammelt, Vorliebe für bestimmte Blüten noch nicht beobachtet. 298 ADOLF Duck, 6b. Melipona marginata Ler. (Pat. 11..Rie:®,) M. marginata LEPELETIER, Hist. nat. Insect. Hymen., V. 1, 1836, p- 424 n. 15. 9. Schwarz. Kopf dicht fein runzlig punktirt, matt, Scheitel schwarz-, Gesicht greis behaart, Nebengesicht mehr oder weniger und mittlere Längslinie des Clypeus gelblich-weiss, Fühler unten mehr oder weniger röthlich-braun, Endglied heller, Labrum und Man- dibeln rostfarben, letztere am Ende ohne deutliche Zähne. Wangen schmal. Pronotum am Hinterrande mehr oder weniger gelb gefleckt. Mesonotum schwarz borstig behaart und ausserdem noch ganz fein greis befilzt, vorn dicht fein runzlig punktirt, und matt, nach hinten zu weniger dicht punktirt und glänzender, Scutellum beider- seits mit zelbem Basallappen, glänzend, ohne deutliche Sculptur, schwarz behaart. Der übrige Thorax greis behaart; Mesopleuren ziemlich glänzend, undeutlich seicht punktirt und äusserst fein ge- runzelt, Mittelsegment sehr dicht fein runzlig punktirt, matt, überall behaart, nur mitten ein kleiner Raum kahl und etwas glänzend. Abdomen sehr dicht fein gerunzelt, nach hinten zu körnig uneben, mässig glänzend, Segment 1 lang greis, die übrigen schwarz behaart mit untermischten greisen Haaren, auf den vordern Segmenten sehr kurz und sehr spärlich, nach hinten zu länger und dichter, Segment 2—4 vor dem Endrande mit wellenförmig geschwungener, mitten unterbrochener, 5 mit gerader ganzer schön gelber Rinde, 6 am End- drittel gelb und darin meist mit schwarzem Querfleck. Beine theilweise pechbraun, weisslich behaart, Hintertibien am Aussenrande mit schwarzer Behaarung. Metatarsen braun-, innen rostgelb behaart. Flügel schwach gelblich-getrübt, besonders an der Basis, Adern braun, Tegulae gelblich-braun. Körperlänge 6—7 mm, Thoraxbreite 21/,—2°/, mm. Die typische helle Form dieser Art, mir aus Süd-Brasilien vor- liegend, hat oben gelbbraun behaarten Thorax und Scheitel, gelbes Scutellum und Seitenränder des Mesonotums, und rothgelbe Beine mit weiss behaarten Tibien, ferner ein bis zum Hinterrande überall mattes, dicht punktirt gerunzeltes Mesonotum und kaum glänzende, dicht fein runzlig punktirte Mesopleuren. Nach Frızrse gehören Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 299 beide Formen zusammen. Aus Mangel an genügendem Material kann ich selbst hierüber nichts entscheiden. Seltene Art, die ich ganz vereinzelt in schattigen Wäldern bei Belem und Jambü-assü gesammelt habe. 7. Melipona (Trigona) capitata Sm. Trigona capitata SMITH, Catal. Hymen. Brit. Mus., V. 2, 1854, p. 409 n.. 1 9. Kopf schwarz, breiter als der Thorax, dicht runzlige punktirt, matt, Stirn und Scheitel lang schwarz, sonst spärlich reis be- haart, Stirnschildehen und Ulypeus stark erhaben vortretend, sehr grob, aber weniger dicht runzlig punktirt und etwas glänzend. Clypeus, Labrum und Mandibeln mehr oder weniger braun, letztere ungezähnt. Wangen deutlich, fast !/, so lang wie breit. Fühler- schaft wenigstens vorn röthlich gelbbraun, Geissel unten braun. Thorax fein dicht runzlig punktirt, matt, nur am Mittelsegmente die Sculptur undeutlich und sein Mittelfeld polirt und glänzend. Mesonotum schwarz mit gelben Seitenrändern, schwarz behaart und ausserdem noch sehr fein und dünn weisslich befilzt, Scutellum schwarz mit gelben Basallappen und rothbraunem oder gelbem Ende, oder ganz gelb, sein Endrand lang schwarz beborstet. Brustseiten in der Farbe von ganz braunroth bis grössten Theils schwarz varlirend, vorherrschend hell behaart. Mittelsegment schwarz bis braun, weisslich behaart. Abdominalsegment 1 elänzend, glatt, kahl, röthlich braungelb, 2—5 braun bis schwarzbraun (2 oft mehr rothbraun), sehr fein dicht punktirt, fast matt, sehr fein braun tomentirt, die Segment- ränder schmal (oft undeutlich) gelb bandirt, Segment 6 an der End- hälfte grössten Theils gelb, fein greis tomentirt, 5 und 6 einzeln schwarz beborstet. Bauch röthlich gelb bis gelbbraun, abstehend blassgelb behaart. Beine vorherrschend röthlich-gelb, zum Theil pech- braun, alle Tarsen und Hintertibien mit Ausnahme der Basis meistens braun. schenkel weisslich, Tibien und Tarsen braun bis schwarz behaart. Hintertibien stark er- weitert, ihr grösster Endtheil stark ausgehöhlt. Meta- 300 ADoLF Duck, tarsen °/, so breit wie die Hintertibie, mit bogenförmigem Hinter- rande. . Flügel gleichmässig gelblich, am Ende wenig heller, mit rost- selben Adern und ebensolchen Tegulae. Körperlänge 7'/,,—8!/, mm, Thoraxbreite 21/,—3 mm. d. Wie der 9, aber Clypeus, untere Hälfte des Stirnschildchens, Fühlerschaft, Labrum, Mandibeln mit Ausnahme der Spitze, und Schulterbeulen gelb, Abdomen oft einfarbig braunroth mit kaum seitlich angedeuteten gelben Zeichnungen, sein 1. Segment am hintern Theile bisweilen deutlich punktirt. Bauch mit Ausnahme des letzten Segsments ohne abstehende Behaarung, fein weiss tomentirt, mittlerer Theil der Ventralsegmente von 2 an auffällig abgeflacht. Hintertibien viel schmäler, dreieckig, mit geraden Seiten, aussen überall punktirt, wenig glänzend, ohne deutliche Aushöhlung, hell behaart. Nicht selten, von mir gesammelt bei Belem, auf Marajö und bis Macapä; ich sammle die Art hier vor allem an Waltheria viscosissima A. St. Hır. und Stylosanthes angustifolia Vo. 8. Melipona (Trigona) huberi FRIESE. Trigona huberi FRIESE, in: Zeitsch. system. Hymen. und Dipterologie, VS 1900ER, 2680 i 9. Kopf schwarz, glänzend, Gesicht abstehend weisslich, Scheitel ebenso röthlich gelbbraun behaart, Clypeus öfters dunkel braun; Stirn- schildehen, ein länglicher verticaler Mittelfleck des Clypeus, Labrum, Mandibeln bis auf die braune Spitze, innere Orbita unten breit, oben schmal, eine wellenförmige Linie am Hinterhauptsrande und der Fühlerschaft bis hinten auf die Spitze gelb, 2—3 erste Geisselglieder rostbraun. Wangen sehr schmal. Mandibeln ungezähnt. Thorax glänzend schwarz oder schwarzbraun, wie der Kopf ohne deutliche Sculptur, lang gelbbraun, unten gelblich greis behaart, Pronotum breit, Seitenränder des Mesonotums schmal, Scutellum am Ende und die Seitenlappen desselben gelb. Herzförmiger Raum des Mittelsegments oft hell braun gefärbt, glatt und glänzend. Abdomen schwarzbraun, ganz glatt und glänzend, kahl, auf den letzten 3 Segmenten lang greis beborstet, das letzte am Ende mit einer Art Franse versehen. Vor dem Endrande der Segmente 1—5 läuft eine wellenförmige, schmale, blass strohgelbe Querbinde, Seg- ment 6 auf der Endhälfte blass gelblich gefärbt. Ventralsegmente rt STE AI ai Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 301 mit abstehender weisslicher Behaarung und blass gelblichen Wellen- binden. Beine schwarzbraun, rostfarben behaart, Tibienwurzel gelblich, Tibien theilweise und Tarsen grössten Theils braun- roth, Hintertibien mässig breit, mit fast geraden Seiten- rändern, aussen grössten Theils abgeflacht, gegen das Ende concav; Metatarsus °/, so breit wie die Tibie, mit spitz aus- gezogenen Hinterecken. Flügel lang, gelbbraun, mit heller, weisslicher Spitze, Adern und Tegulae braungelb. Körperlänge 7'/,—8!/, mm; Thoraxbreite 3 mm. Selten, immer nur vereinzelt gefangen, bei Belem an HAyptis atrorubens Port. und an einer Amaranthacee. 9. Melipona (Trigona) dallatorreana FriESE. Trigona dallatorreana FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 387 n. 13. 9. Kopf viel breiter als der Thorax, rostgelb mit ebenso ge- färbter längerer abstehender und ausserdem noch mit kurzer, weiss- licher, tomentartiger Behaarung, mässig glänzend, Nebengesicht matt, COlypeus flach, 3mal so breit wie lang, Stirnschildchen stark ge- wölbt. unterhalb der Fühlerwurzel stark verbreitert, Wangen deutlich, !/, so lang wie breit, Mandibeln gegen das Ende rothbraun, mit 5 schwarzen Zähnen. Fühlergeissel oben mehr braun. Alle Paraenser Exemplare tragen am Scheitel einen grossen braunen Fleck um und zwischen den Nebenaugen und dahinter 4 über den Hinterrand des Kopfes nach abwärts ziehende schwarze Linien; bei Exemplaren aus Peru habe ich diese Zeichnung nicht gefunden. Thorax mässig glänzend, Mesonotum äusserst fein runzlig punk- tirt, sonst am Körper keine wahrnehmbare Seulptur vorhanden. Be- haarung des Thorax doppelt, lang rostzelb und kurz greis, letztere Behaarung am Mesonotum sehr dicht filzig, gelblichgrau. Färbung des Thorax bei hiesigen Exemplaren schwarzbraun mit rostgelben Brustseiten und rothbraunem Vordertheil des Mesonotums; sonst veränderlich von grössten Theils schwarzbraun bis vorherrschend rostgelb. Abdomen bei hiesigen Exemplaren dunkelbraun, Segment 1 mit Ausnahme des Endrandes heller, mehr rostroth, Endränder von Seg- 302 AnpoLr Duck, [#7 ment 2—6 bleich durchscheinend; sonst Abdomen variabel zwischen dunkelbraun und rostgelb. Segment 1—3 glänzend, fast spiegel- glatt, kahl, 4—6 mehr uneben und sammt Endrand von 3 roth- gelb beborstet. Bauch an der Endhälfte der Segmente dicht roth- gelb behaart. Beine rostroth, bei Paraenser Exemplaren Innenseite der Schenkel so wie grösster Theil der Schienen und die Meta- tarsen dunkelbraun, Behaarung gelblich. Hintertibien gegen das Ende stark verbreitert und aussen stark concav und glänzend. Flügel wasserhell, an der Basis gelblich, sonst milchweiss, Adern blass gelblich, Tegulae gelbbraun. Körperlänge 71/,—8!/, mm, Thoraxbreite 21/,,—2°/, mm. Belem, bisher nur 2mal angetroffen; das eine Mal in Menge auf einer Amaranthacee, dasandere Mal einen Theil eines Nestes gefunden; letzteres befand sich in einer der auf Bäumen angelegten, aus papier- ähnlicher Substaı.z gefertigten Termitenbauten. 10. Melipona (Trigona) rhumbleri FRIESE. Trigona rhumbleri FRIESE, in: Term. Füz.,, V. 23, 1900, p. 389223 ©. Rostgelb, nur Fühlergeissel oben braun, Augen und Ocellen schwarz, Ende der Hintertibien, Mittel- und Hintertarsen schwarz- braun, Clypeus öfters schwarz umrandet. Kopf spärlich gelblich —, am Scheitel dunkel behaart, glänzend (auch Nebengesicht), Wangen deutlich, fast so lang wie breit, Man- dibeln ungezähnt. Thorax glänzend, ziemlich spärlich oben gelblich —, unten weisslich behaart, Mesonotum mit kaum wahrnehmbarer feiner Punk- tierung. Abdomen kurz und breit, mit sehr feiner, kaum wahrnehmbarer Runzelung, mässig glänzend, Segment 1 und 2 kahl, die übrigen braun behaart. Hintertibien breit, löffelartig ausgehöhlt, glänzend, schwarz behaart, Mittel- und Hintertarsen schwärzlich und braun behaart, hinterer Metatarsus mit deutlich Sförmig geschwungenem Aussenrande, fast ”/, so breit als die Tibie. Flügel gleichmässig schwach gelblich getrübt, Adern gelblich. j 1 Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 303 Körperlänge 6—6'/, mm, Thoraxbreite 1°/, mm. Weniger häufige Art, die ich bei Belem besonders an Waltheria viscosissima A. St. Hırz, am Rio Anajäs auf Marajo an Bixa orellana L. sammelte. 11..Melipona (Trigona) kohlii FRriEse. Trigona .kohlii FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 387 n. 29. ©. Ganz rostgelb mit ebenso gefärbter längerer abstehender und ausserdem an Kopf und Thorax (besonders Gesicht und Mittel- segment) noch mit kurzer weisslicher tomentartiger Behaarung. Kopf von Thoraxbreite, mässig glänzend, Nebengesicht matt. Wangen deutlich. Mandibeln 5 zähnieg. Thorax mässig glänzend, wie der Kopf ohne deutliche Sculptur. Abdomen glatt und glänzend, am Grunde kahl, die letztern Segmente behaart und oft bräunlich verdunkelt. Hintertibien 1'/,;, mal so breit wie der Metatarsus, allmählich und bogig verbreitert, der hintere bogige Rand nicht ausgeschweift, Aussenseite von der Mitte an deutlich concav, glänzend. Metatarsus an der Basis viel schmäler als am Ende. Flügel gleichmässig schwach gelblich getrübt mit rostgelben Adern. Körperlänge 5',—6!/,;, mm, Thoraxbreite 1°/, mm. d. Wie 9, aber Mandibeln zahnlos, Hintertibien schmal, ohne Aushöhlung. Ist die einzige hiesige ganz rostgelbe Art, morphologisch der fulvwentris und argentata nahe stehend. Sehr häufig bei Belem, auf Marajö (Anajäs, Chaves) bei Macapä und Calcoene, besucht sehr vielerlei Blüten, in besonderer Menge Urena lobata und Waltheria americana L. Ein Nest im Urwalde am oberen Rio Villanova (nordwestlich von Macapä) gesehen, es befand sich in einem Baumstamme, war zahlreich bewohnt und die Thiere ziemlich angriffslustig. 12. Melipona (Trigona) williana FRIESE. Trigona williana FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 388 n. 32. 9. Kopf glänzend, schwarzbraun, untere Hälfte der Schläfen, Stirnschildchen, Clypeus, Mandibeln und Labrum rostfarben, Behaarung des Kopfes spärlich braungelb abstehend, und dicht kurz greis an- 304 ADoLF Duck, liegend. Wangen deutlich. Mandibeln am Ende braun, stark 4zähnig, Olypeus gewölbt, Fühler braungelb, Geissel oben braun. Thorax rostfarben, glänzend und wie der Kopf ohne deutliche Sceulptur, lang rostfarben behaart. Abdomen glatt, glänzend, am Grunde kahl, gegen das Ende zu borstig braungelb behaart und oft verdunkelt. Beine braungelb, ebenso behaart, Hintertibien mässig A\ breit, auf der Endhälfte stark ausgehöhlt, Metatarsen circa ?), so breit wie die Tibie. Flügel rostgelb mit rauchgrauem Ende, rostgelbem Geäder und ebensolchen Tegulae. Körperlänge 7!/,,—8 mm, Thoraxbreite 2'/, mm. Kürzer, aber breiter als die beiden vorigen Arten. Von mir bisher nur am Rio da Villanova, westlich von Macapä, gesammelt, wo sie besonders an Momordica charantia L. flog. 13. Melipona (Trigona) heideri FRriEsE. Trigona heideri FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 389 n. 39. 9. Kopf viel breiter als lang, wenig glänzend, schwarz, Stirn- schildchen, Clypeus, Nebengesicht, Labrum und Mandibelbasis gelb, dabei aber alle Nähte und Ränder dunkel, Clypeus oft mit 2 dunklen Längsstreifen; Behaarung des Kopfes (besonders des Gesichtes) kurz weisslich und überdies (besonders Scheitel) borstig bräunlich-gelb. Fühler unten rostfarben, oben braun, Mandibeln am Ende dunkel, hier zahnlos, wohl aber vor diesem am Innenrande mit 2 deutlichen Zähnen versehen, Wangen deutlich, circa '/), so lang wie breit. (sesicht gewölbt. Thorax wenig glänzend und wie der Kopf ohne deutliche Sculptur, rostgelb, lang rostgelb behaart, Mesonotum schwarz mit gelben Seiten- rändern, Mesopleuren oft bräunlich. Abdomen schwach glänzend, am Grunde rostgelb, fast glatt und fast kahl, dem Ende zu allmählich verdunkelt, körnig punktirt und rostbraun borstig behaart, die Seg- mente vor dem FEndrande gewöhnlich mit haarfeinen schwarzen Binden. Bauch rostgelb, Endhälfte der Segmente dicht ebenso behaart. Beine rothgelb, ebenso behaart, Hintertibien vor dem Ende plötzlich verbreitert, ausgehöhlt und wie der reich- Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 305 lich ein Drittel ihrer Breite erreichende Metatarsus schwarzbraun, Behaarung dieser dunklen Theile dunkel rostroth bis schwarzbraun. Flügel bis zu °/, rostgelb, dann rauchgrau; Adern und Tegulae rothgelb. Körperlänge ”—10 mm, Thoraxbreite gut 2 mm. Bei Belem sehr häufig, auch von mir auf Marajö (Anajäs) ge- sammelt. Besucht alle möglichen Blüten, darunter auch sehr gern die Cyperacee Dichromena ciliata. 14. Melipona (Trigona) mocsäaryi FRIESE. Trigona mocsäryi FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 390 n. 41. 9. Der M. heideri Frıess vollkommen ähnlich, nur durch die ganz röthlichgelbbraun gefärbten und ebenso behaarten Hinterbeine davon zu unterscheiden. 'T'horaxseiten stets ohne dunkle Flecken. Körperlänge 7!/,—9!/,, mm, Thoraxbreite gut 2 mm. Vielleicht nur var. von heideri? Uebergangsformen sind aber bisher noch nicht constatirt worden. Von mir im Gebiete nördlich von der Amazonasmündung ge- sammelt worden, so bei Mazagäo nicht selten an den Hevea-Stämmen Kautschuk sammelnd angetroffen. Am obern Rio Villanova (nord- westlich von Macapä) fand ich im hohen dichten Urwalde in einem dicken Baumstamme ein Nest auf. Dasselbe schien sehr stark be- wohnt zu sein, die Thiere waren äusserst angriffslustig und bissen empfindlich. Einen Vorbau konnte ich am Nest nicht wahrnehmen. 15. Melipona (Trigona) varia Ler. Melipona (Trigona) varıa LEPELETIER, Hist. nat. Inseet. Hymen., V. 1, 18830, .PWAss 'n. 52. (®) 7. Kopf breit, schwarz, greis behaart, glänzend und ohne deut- liche Sculptur, Füllerschaft wenigstens vorn, ein Fleck auf dem Stirnschildchen, Olypeus mit Ausnahme der Ränder, Labrum und die zahnlosen Mandibeln gelb, Fühlergeissel unten braun, Wangen schmal. Thorax schwarz, glänzend und ohne deutliche Sculptur, oben blass braungelb, seitlich und unten weisslich behaart, Prothorax, Schulterbeulen, Seitenränder des Mesonotums und Basallappen des Scutellums gelb, letzteres, Metanotum, ein Fleck auf den Mesopleuren und die Metapleuren braungelb, Mittelsegment mitten kahl und glänzend schwarz. 306 ADOLF Duck, Abdomen glatt und glänzend, kahl, nur gegen das Ende schwach ereishaarig, an der Basis braungelb, dem Ende zu dunkelbraun werdend, Bauch lang aber dünn weisslich behaart. Beine braungelb, die beiden hintern Paare mehr oder N weniger schwarz, nämlich gewöhnlich ihre Metatarsen, Spitze der mittlern und Hinterschienen mit Ausnahme der Basis. Hintertibien sehr lang, an der Basis sehr dünn, von der Mitte an plötzlich sehr stark erweitert, flach, aber nur am Ende ganz schwach concav, ihre Metatarsen kaum mehr als !/, der Tibienbreite erreichend. Behaarung der Beine greis, an den dunkel gefärbten Theilen schwärzlich. Flügel lang, an der Basis schwach gelblich, am Enddrittel stark braun getrübt mit leichtem violettem Schimmer, Adern, Tegulae und Flügelwurzel rostgelb. Kleine Exemplare sind bisweilen fast ganz dunkelbraun gefärbt, die riesige Entwicklung der Hintertibien lässt aber auch dann die Art sicher erkennen. Körperlänge 5—5"/,, Thoraxbreite 1°/,—2 mm. Nicht häufig, gesammelt bei Belem und Macapä. Vorliebe für bestimmte Blüten nicht wahrgenommen, öfters beim Einsammeln des Harzes der Burseraceen angetroffen. 16. Melipona (Trigona) portoi FRIESE. Trigona portoi FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 394 n. 56. 0. Kopf breit, schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, gelb- lichgrau behaart, Clypeus, Stirnschildchen, Orbitae mit Ausnahme des obersten Theiles, Nebengesicht, die schmalen Wangen, Labrum, Mandibeln mit Ausnahme der braunen Spitze und Fühlerschaft vorn gelb, Fühlerschaft hinten und Geissel rostgelb, letztere oben etwas dunkler. Mandibeln an der Spitze ungezähnt. Thorax rostgelb, oben dicht gelbbraun, unten blasser gelhgram behaart, glänzend, ohne deutliche Sculptur, Mesonotum mit Ausnahme der Seitenränder schwarz. Abdomen glatt, glänzend, oberseits fast kahl, von der hell braun- gelben Basis gegen das Ende zu allmählich dunkelbraun werdend, Segment 6 und Bauchsegmente lang, aber spärlich gelblich beborstet., 0) Beine hell rostgelb, Hintertibien lang und dünn, erst wenig- verbreitert und convex, dann in ihrem letzten Drittel stark ver- A Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 307 breitert (diese Verbreiterung aber doch lange nicht so plötz- lich stattfindend wie z. B. bei heideri) und concav, dieser Endtheil der Tibie sammt dem Metatarsus dunkelbraun, letzterer dreieckig, mehr als halb so breit wie die Tibie. Flügel fast glashell bis stark getrübt, in der Radialzelle ver- dunkelt, Adern rostbraun, Tegulae rostgelb. Körperlänge 4—4'/, mm, Thoraxbreite 1 mm. Am ähnlichsten M. jaiy, aber weniger langgestreckt und mit längern Hintertibien. Belem, selten, bisher ganz vereinzelt an Compositen und an einer Cassiaart gesammelt. 17. Melipona (Trigona) jaty Sm. Trigona jaty SMITH, in: Trans. entomol. Soc. London (3), V. 1, pt. 6, 1863, p. 507 n. 3. 9. Kopf breit, schwarz, glänzend, ohne deutliche Seulptur, Scheitel greis-, Gesicht kurz weiss behaart, Stirnschildchen, Clypeus, unterer Theil des Nebengesichts, Labrum und die zahnlosen Man- dibeln sowie Fühlerschaft gelb, Geissel unten hell braun, Wangen undeutlich. Thorax schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, oben braun- gelb-, an den Seiten und unten weisslich behaart, Seitenränder des Mesonotums schmal bräunlich-gelb, Scutellum braungelb, Pronotum und Schulterbeulen hell gelb. Abdomen schmal, langgestreckt, glatt und glänzend, oben kall, nur gegen das Ende zu schwach greis behaart, braun nach hinten dunkler werdend, Segment 1 mehr gelblich; Bauch schwach gelblich greis behaart. Beine bräunlich-gelb, weisslich behaart, Endhälfte der 2 Hintertibien nebst ihren Metatarsen schwarzbraun, Hinter- tibien gegen das Ende allmählich erweitert, nur am Ende schwach concav, Metatarsen circa ?/, so breit als letztere. Flügel glashell, Adern braun, Tegulae und Flügelwurzel hell braungelb. Körperlänge 3°?/,—4 mm, Thoraxbreite knapp 1 mm. Von der ähnlichen M. portoi ausser durch die Farbenmerkmale auch verschieden durch schmäleres und lang gestreckteres Abdomen, aber beträchtlich kürzere Hintertibien. Belem, häufig, sehr gerne an einer Amaranthacee. 308 ADpoLF Duck, 18. Melipona (Trigona) handlirschii FRIESE. Trigona handlirschit FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 391 n. 44. 9. Kopf mässig glänzend, schwarz, mit kürzerer und längerer weisslicher Behaarung, letztere am Scheitel aber mehr braungelb, Clypeus und Stirnschildchen dunkel pechbraun, Orbitae nach abwärts deutlich convergirend, Clypeus kaum breiter als lang, Labrum gelb, Wangen kaum angedeutet, Mandibeln braungelb mit braunem Ende, zahnlos, Fühlerschaft gelb, hinten an der Spitze schwärzlich, Geissel pechbraun, am Ende unten rostgelb. Thorax braungelb, bräunlich-gelb behaart, mässig glänzend und wie der Kopf ohne deutliche Sculptur, Mesonotum schwarz mit gelben Seitenrändern. Abdomen braungelb, nach dem Ende zu dunkler werdend, aber dort mit hellen Segmenträndern, besonders an der Basis glänzend, gegen das Ende zu ziemlich dicht bräunlich borstig behaart; Bauch abstehend gelblich behaart. Beine bräunlich-gelb, greis behaart, Endhälfte der Hintertibien nebst ihren Metatarsen schwärzlich, schwarzbraun behaart. Hinter- tibien stark verbreitert und am Enddrittel concav, Metatarsen kaum halb so breit als letztere. Hintertibien etwas schmäler als bei M. ziegleri. Flügel schwach gelblich, Adern und Tegulae rostgelb. Körperlänge 4!/,—5 mm, Thoraxbreite 1!/, mm. Nicht selten bei Macapä und westlich davon am Rio Villanova und Camahipy gesammelt, Vorliebe für gewisse Blüthen nicht wahr- genommen. 19. Melipona (Trigona) ziegleri FRıEsE. Trigona ziegleri FRIESE, in: Term, Füz., V. 25, 1900, p. 391 n. 43. 9. Kopf breit, schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, am Scheitel bräunlich-gelb-, am Gesicht weisslich behaart, Fühlerschaft vorn, Stirnschildchen, Olypeus (bisweilen mit Ausnahme des Vorder- randes), Nebengesicht, Labrum und die zahnlosen Mandibeln gelb, Wangen linear, Fühlergeissel unten besonders am Ende hell braun. Thorax glänzend, ohne deutliche Sculptur, oben bräunlich-gelb, an der Seite und unten weisslich behaart, Pronotum und Schulter- Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 309 beulen gelb, Mesonotum schwarz mit gelben Seitenrändern, Scutellum und Metanotum bräunlich-gelb, Basallappen des erstern gelb, Meso- pleuren braungelb mit schwarzem Fleck, Metapleuren hell gelb, Seiten des Mittelsegments bräunlich-gelb, die Mitte des letztern aber schwarz, kahl und spiegelglänzend. Abdomen braungelb, nach dem Ende zu dunkler werdend, aber mit hellern Endrändern der Segmente, Segment 1 und der grösste Theil von 2 glatt, sehr glänzend, kahl, der übrige Theil des Ab- domens mit ziemlich niedergedrückter, rostfarbener Behaarung ver- sehen, die besonders am Analsegmente dicht ist. Ventralsegmente an den Rändern abstehend bräunlich-gelb bewimpert. Beine braungelb, ebenso behaart, Hinterschenkel hinten bisweilen, grössere Apicalhäifte der Hintertibien und die zu letztern gehörigen Metatarsen schwarz, an den dunklen Stellen dunkle Haare den hellen beigemischt. Hintertibien stark erweitert, am Ende fast zur Hälfte stark concav, Metatarsus am Ende kaum !/, so breit wie die Tibie vor dem Ende. Flügel gelblich getrübt, am Ende fast glashell, Adern rostgelb. Tegulae braungelb. Körperlänge 5—5'/, mm, Thoraxbreite 1'/, bis fast 1°/, mm. Das hellere Gesicht und das dunklere Mittelsegment unter- scheiden die Art von M. handlirschii; das hellere Gesicht, die schmälern Metatarsen, die gelblichen Flügel und die geringere Grösse von M. angustata, Gesammelt bei Belem, auf Marajö (Anajäs), und bei Mazagäo, häufig besonders an Piperaceen, oft auch beim Einsammeln des Kautschuk an Heveastämmen angetroffen. 20. Melipona (Trigona) clavipes F. (Mar ls, Rs, 4) Centris celavipes FABRICIUS, Syst. Piez., 1804, p. 359 n. 27. Trigona elongata LEPELETIER, Encyel. method. Insect., V. 10, 1825, p. 710. 9. Kopf schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, bräunlich greis behaart, am Gesicht heller; Fühlerschaft vorn, Stirnschildchen, CUlypeus, Nebengesicht, Labrum und Mandibeln mit Ausnahme der zahnlosen Spitze intensiv gelb, Wangen linear, Fühlergeissel unten hell braun. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 21 >10 ADoLF Duckk, € Thorax glänzend, ohne deutliche Seulptur, schwarz oder schwarz- braun, oben gelblich-braun-, sonst greis behaart, Pronotum, Schulter- beulen, Basallappen des Scutellums und das Metanotums schön gelb, vorderes Drittel des Mesonotum bisweilen bräunlich-gelb, die schmalen Seitenränder des letztern, meistens der grösste Theil des Scutellums, die Metapleuren und Seiten des Mittelsegments und zum Theil auch die Brust verloschen gelblich, Mitte des Mittelsegments kahl, schwarz, spiegelblank. Abdomen weniger glänzend, als bei M. angustata, schwarzbraun mit gelblichen Segmentendrändern und eben solcher Basis von Segment 1, letzteres kahl, 2—5 ziemlich dicht rostbräunlich-, 6 dicht lebhaft rostroth behaart. Vordere Beine braungelb, die mittlern oft grössten Theils pechbraun, Hinterbeine vorherrschend schwarzbraun, Basis der Tibie meistens braungelb. Letztere stark-, aber allmählich erweitert, am Ende nur wenig concav, ihre Meta- tarsen nur von halber Tibienbreite Behaarung der Beine bräunlich greis, an der Hintertibie grössten Theils dunkel braun. Flügel an der Basis leicht bräunlich getrübt, am Ende mehr weisslich, Adern, Tegulae und Flügelwurzel braungelb. Körperlänge 5'/,—6'/), mm, Thoraxbreite 1°/, bis fast 2 mm. Der M. angustata sehr verwandt, ausser durch Farbenmerkmale auch durch die dichtere Behaarung des Abdomens und die schmälern hintersten Metatarsen verschieden. Eine der allgemeinsten Arten; wenig wählerisch in Bezug auf Blüthenbesuch, habe ich sie doch noch nie auf Mimosaceen, Bananen- blüthen und manchen andern von sonstigen Meliponen gern besuchten Blüthen angetroffen, sehr gerne hingegen an Piperaceen, z. B. Potomorphe peltata, oder an Compositen, z. B. Vernonia scorpioides Pers, an der Cyperacee Dichromena ciliata, auch massenhaft an Zea mays &; an Heveastämmen Kautschuk einsammelnd. Von mir gesammelt bei Belem, auf Marajö, bei Mazagäo etc. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 311 21. Melipona (Trigona) angustata Le». (Bar Ike) Trigona angustata LEPELETIER, Enceyel. method. Insect., V. 10, 1825, p- 720.123. Q. Kopf schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, am Scheitel röthlich-braungelb, Gesicht weisslich behaart, Fühlerschaft, innere und sehr schmal oft auch äussere Orbitae mit Ausnahme des obersten Theiles, Stirnschildchen theilweise und Clypeus auf der Mitte gelb Mandibeln rothbraun mit schwärzlicher, ungezahnter Spitze, Wangen linear, Fühlergeissel unten gelblich-braun. Thorax schwarz, glänzend, ohne deutliche Seulptur, oben rost- braun, seitlich greis behaart, Pronotum, Schulterbeulen und Basal- lappen des Scutellum hell gelb, letzteres und Metanotum bräunlich- gelb, Seitenränder des Mesonotums äusserst schmal (oft undeutlich), Metapleuren und äusserste Seitentheile des Mittelsegments gleich- falls mehr oder weniger bräunlich-gelb, letzteres mitten schwarz, kahl und spiegelglatt. Abdomen sehr glänzend, glatt, vorn Kahl, Segment 1 gelblich, desgleichen Endränder von 3-5 und 6 grössten Theils; Endränder von Segment 3—5 sowie das 6. Segment bräunlich greis borstig be- haart. Bauch mit lang gelblich gefransten Segmentendrändern. Beine braungelb, rostgelb behaart, Ende der Hinter- tibien und mittlere und hinterste Metatarsen schwarzbraun A und diese dunklen Theile meist schwärzlich behaart; Hinter- tibien stark, aber allmählich verbreitert, nır am Ende schwach concav, Metatarsus von reichlich halber Tibien- breite. Flügel an der Basis sehr schwach gelblich, am Ende mehr weisslich mit rostgelben Adern und Flügelwurzel und gelben Tegulae. Körperlänge 5—6 mm, Thhoraxbreite 1°/, mm. Bei Belem und am Rio Villanova westlich von Macapä gesammelt, weit weniger häufig als die beiden nächst verwandten Arten, M. cla- vipes und ziegleri. Im Garten des Museu Goeldi befindet sich ein von Herrn Dr .GoELpı von Marajö gebrachtes, in einem hohlen Aste befindliches, sehr zahlreich bewohntes Nest, das keinerlei Vorbau aufweist. Die Thiere sind trotz ihrer Anzahl sehr wenig angrifts- lustig. 21* 312 ADOoLF Duckr, 22. Melipona (Trigona) Tehmannii Frızse. DT ws Trigona lchmanni FRIESE, in: Zeitsch. syst. Hym. u. Dipterologie, V. 1, 19017 R2270un.°9. 9. In allen Stücken mit M. angustata übereinstimmend, aber Farbe des ganzen Körpers schwarzbraun, Gesicht schwarz, nur ein undeutlicher Fleck auf der Ülypeusscheibe und innere Örbitae schwach röthlich, Mandibelende mehr roth, Fühlergeissel unten braun, Endglied röthlich, Scutellum und Mittelsesment bräunlich, Abdomen auf Segment 1 blass braungelb, die übrigen Segmente mit schwach bräunlichem Endrande, Beine braun, Flügel wasserhell mit weiss- licher Endhälfte, gelblichen Adern und schwarzbraunen Tegulae; Behaarung am Scheitel schwarz, im Gesicht weisslich, am 'Thorax- rücken schwarz, an den T'horaxseiten bräunlich greis, am Mittelseg- ment greis, an den Beinen schwarz und braun, am Abdomenende schwarz, am Bauch jedoch weisslich. Körperlänge 5 mm, Thoraxbreite knapp 2 mm. Vielleicht nur dunkle var. der M. angustata. Frızse beschreibt die Art nach einem einzigen Exemplare von Popayan in Columbia; ich fing ein einziges Exemplar bei Belem an Amaranthus spinosus L., 23. August 1900. 23. Melipona (Trigona) fulviventris GUER. (Rat lleskiier 6%) Trigona fulviventris GUERIN, Iconogr. regn. anım., V. 7, Insect. 1845, p. 463 n. 3. 9. Der M. fuseipennis, hyalinata und argentata in den plastischen Merkmalen gleich, vor allem der letztgenannten, der sie auch in der (sestalt nahekommt; von allen diesen durch das braunrothe Abdomen, von den beiden erstern ausserdem durch weisslich befilzte Mittel- segmentseiten, Metapleuren und Mesopleuren, zu unterscheiden. Körper lang gestreckt, in der Gestalt ähnlich M. argentata, aber grösser. Die weissliche Befilzung des Thorax erstreckt sich oft bis auf die Seitenränder des Mesonotums. Beine etwas kräftiger als bei M. argentata. Fühlerschaft vorn und Geissel unten Tegulae, bisweilen auch Thorax und Beine zum grössten Theile kastanienbraun. Flügel schwach gelblich getrübt. Körperlänge 5%, bis 6'/,;, mm, Thoraxbreite knapp 2 mm. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 319 &. Vom 9 durch zahnlose Mandibeln und einfache Hintertibien zu unterscheiden. Eine der häufigsten Arten, die alle möglichen Blüthen besucht, ausgenommen Gramineen und Cyperaceen; sie ist die einzige Biene überhaupt, die ich regelmässig an den scharlach- oder orangerothen Blüthen der Jacobinia, Pachystachys und ähnlichen Acanthaceen, der Heliconia psittacorum L. und verwandten Arten sowie an Passiflora coecinea finde, die alle hauptsächlich von Colibris aufgesucht werden. An Fleisch oder faulenden Stoffen fand ich diese Art im Gegen- satz zu M. argentata noch nie. 24. Melipona (Trigona) argentata Ler. Melipona (Trigona) argenlata LEPELETIER, Hist. nat. Insect. Hymen., V.1, 1836, p. 428 n. 22. ®. Der M. fuscipennis und hyalinata sehr ähnlich, aber kleiner und weit schmächtiger, Seiten des Mittelsegments und Metapleuren mehr oder weniger weisslich filzartig behaart, Abdomen lang ge- streckt, weit mehr als doppelt so lang wie breit, schmäler als der Thorax, Beine im Ganzen dünner und daher auch die Hintertibien etwas schmäler, Flügel fast glashell oder ganz schwach gleichmässig gelblich getrübt. — Abdomen an der Basis oft mehr braun als schwarz. Fühlerschaft vorn hellbraun, Geissel unten braun, Man- dibeln am Ende braunroth. Körperlänge 5—6 mm, Thoraxbreite 1°/, bis knapp 2 mm. d. Wie der 9, aber mit ungezähnten Mandibeln und weder er- weiterten noch concaven Hintertibien. Sehr häufig bei Belem und Calsoene gesammelt. Von M. ful- viventris fast nur durch das dunkle Abdomen zu unterscheiden, aber doch ganz gewiss davon specifisch verschieden, da in der Lebens- weise abweichend. Vorliegende Art findet man selten an Blumen, meistens an faulenden Gegenständen, Excrementen und dergleichen. Im Museu Goeldi fing ich die Art oft massenhaft am Fleische der zum Ausstopfen bestimmten Thiere. In unmittelbarer Nähe des Präparirraumes befindet sich eine Anzahl stets mehr oder weniger Blüthen tragender Bananen, nie habe ich aber hieran nur ein ein- ziges Exemplar der M. argentata gesehen, während M. fulviventris daran in Menge fliegt. Letztere habe ich dagegen nie an Fleisch beobachtet. 314 ApoLF Duck, 25. Melipona (Trigona) hyalinata Ler. Melipona Trigona hyalinata LEPELETIER, Hist. nat. Insect. Hymen., V. 1, 1836, p. 428 n. 21. 0%. Der M. fuscipennis in Farbe und Gestalt ganz ähnlich, aber etwas grösser, Flügel nur an der Basalhälfte braun, Apicalhälfte weisslich wasserhell. — Vorderseite des Fühlerschafts und Unter- seite der Geissel wohl immer, oft auch Tegulae braun. Körperlänge 6—6'/, mm, Thoraxbreite 2!/, mm. Bei Belem und Macapä gesammelt; häufig, an verschiedenen Blüthen, in grosser Zahl öfters an Dichromena ciliata. 26. Melipona (Trigona) fuscipennis FRiESE. Trigona fuscipenntis FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 385 n. 20. 9. Einfarbig schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, Fühler und Beine oft mehr oder weniger ins Rothbraune gehend, der ganze Körper schwarz behaart, nur untere Hälfte des Gesichts und Fühler- schaft mit weisslicher kurzer Behaarung, Dorsalsegment 1 und 2 des Abdomens mit Ausnahme des Endrandes des letztern kahl. Mandibeln am Ende 4zähnig, Ulypeus convex. Abdomen in der Regel nicht oder nur wenig länger als breit. Hintertibien mässig lang, vom Grunde gegen das Ende zu allmählich mässig erweitert, aussen am Ende concav; Metatarsus etwa ?/, so breit wie die Tibie, hintere Kante von aussen betrachtet flach bogenförmig erscheinend. Flügel dunkel braun mit rostfarbenen Adern, Tegulae schwarzbraun. Körperlänge 5—6 mm, Thoraxbreite 2—2!/, mm. @. Dem 9 gleich, aber mit ungezähnten Mandibeln und weder erweiterten, noch concaven Hintertibien. Wohl überall im Staate Parä eine der allerhäufigsten Species, die ich bei Belem, auf Marajö (Anajäs, Chaves), bei Maza&äo, Macapä und Calsoene sammelte. Fliegt an allen möglichen Blüthen, massen- haft oft auch an Gramineen und Cyperaceen Pollen sammelnd. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 315 27. Melipona (Trigona) lactipennis FRIESE. Trigona lactipennis FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 385 n. 21. 9. Einfarbig schwarz, glänzend, ohne deutliche Sculptur, Fühler, Beine und Mandibelende bisweilen ins Braune gehend, der ganze Körper schwarz behaart, nur untere Hälfte des Gesichts mit kurzer weisslicher Behaarung, Abdomen oberseits auf den ersten 4 See- menten fast völlig kahl, auf Segment 6 stark und ziemlich lang behaart. Mandibeln zahnlos oder an der Spitze schwach 3zähnig, Clypeus leicht convex. Abdomen sehr schmal und langgestreckt, stark comprimirt, so dass es aussieht, als ob dasselbe oben einen Längskiel tragen würde, stark glänzend. Hintertibien wie bei M. fuscipennis gestaltet, doch aussen am Ende stärker ausgehöhlt und sehr glänzend; Metatarsus nur '/, so breit wie die Tibie, Hinterrand (von aussen betrachtet) Sförmig geschwungen. Flügel an der Basis (bis zu !/,) mehr oder weniger schwarz- braun getrübt mit ebenso gefärbten Adern, der hierauf folgende Mitteltheil durch feine Behaarung milchweiss mit bleichgelben Adern, die Flügelspitze (etwa !/, des Flügels) glashell mit dunklern Adern als der vorige Theil. — Die weisse Behaarung ist bisweilen auf ein Minimum redueirt, so dass die Flügel mit Ausnahme der Wurzel fast glashell erscheinen. Körperlänge 51/,—6!/, mm, Thoraxbreite 1?/,—2 mm. &. Mandibeln an der Spitze abgestutzt, Hintertibien weder er- weitert, noch ausgehöhlt; sonst wie der 9. Nicht selten bei Belem, häufig bei Macapa, besonders an blau- blühenden Hyptis und ähnlichen Labiaten, gern auch an Protium heptaphyllum March. (bei Macapä). Oft an Vismia-Arten den gummi- guttartigen Saft einsammelnd. 28. Melipona (Trigona) crassipes F. Apis crassipes FABRICIUS, Entom. system., V. 2, 1793, p. 340 n. 110. Trigona erassipes FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 388 n. 33. 316 ADoLF Duck, 9. Kopf breiter als der Thorax, schwarz, kurz weisslich-, Scheitel länger schwarz behaart, Gesicht flach, glänzend, Clypeus ganz fein undeutlich punktirt, Wangen deutlich, Mandibeln am Ende vothgelb, zahnlos, Fühlerschaft braungelb. Thorax schwarz oder schwarzbraun, glänzend, ohne deutliche Sculptur, Mesonotum lang schwarz-, sonst greis behaart, Mittel- segment spiegelglatt und sehr glänzend. Abdomen pechbraun bis braunroth, glatt und glänzend, an der Basis kahl, Endränder von Segment 2 schmal-, 3 und 4 breiter-, 5 ganz mit Ausnahme der Basis, 6 ganz schwarzbraun dicht be- haart. Bauch greis behaart. Beine braun, schwarz behaart, Hintertibien 3eckig mit geradlinigen Rändern, flach ausgehöhlt, Metatarsus sehr breit aufgetrieben, breiter als die Tibie. Flügel wasserhell mit pechbraunem Geäder und eben- solchen Tegulae. Länge 6—6!/, mm, Thoraxbreite 1!/, mm. Nur mit M. latitarsis Aehnlichkeit in der Metatarsusbildung auf- weisend und auch in der ausserordentlichen Gebrechlichkeit der Beine mit dieser übereinstimmend. Nicht häufig, gesammelt bei Belem, Mazagäo und nordöstlich von letzterm Orte am Rio da Villanova; an verschiedenen Blüthen, oft an Piperaceen beobachtet. 29. Melipona (Trigona) latitarsis FRIESE. Trigona latitarsis FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 388 n. 34. 2. Kopf breiter als der Thorax, schwarz, kurz greis behaart, am Scheitel länger schwärzlich, Gesicht flach, glänzend, besonders obere Hälfte, Clypeus fast längsrunzlig, wenig breiter als lang, Wangen linear, Mandibeln an der Spitze roth und ungezähnt, an der Basis aussen mit einem kleinen, zahnartigen Tuberkel. Fühler- schaft an der Basis hell braun. x Thorax schwarzbraun, mässig glänzend, oben sehr kurz-, unten länger weisslich-, oben ausserdem sparsam abstehend schwärzlich behaart, Mesonotum undeutlich punktirt. Abdomen braun bis braunroth, gegen das Ende zu dunkler, glatt, glänzend, an der Basis kahl, am Ende und am Rande weiss- lich behaart. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 317 Beine schwarzbraun bis schwarz, Hintertibien 3eckig mit gerad- linigen Rändern, flach ausgehöhlt, Metatarsus sehr breit aufgetrieben, breiter als die Tibie. Flügel wasserhell mit braunen Adern. Körperlänge 31,—4 mm, Thoraxbreite 1'!/, mm. Durch die Bildung des hintersten Metatarsus von allen Arten bis auf M. cerassipes verschieden. Gesammelt bei Belem und am Rio da Villanova westlich von Macapä, aber nicht häufig, an verschiedenen Blüthen, darunter gern an Urena lobata. Mit der ähnlichen M. crassipes theilt sie noch eine besondere Eigenthümlichkeit, nämlich die ausserordentliche Ge- brechlichkeit der Beine, die in frischem Zustande oft bei der ge- ringsten Berührung schon abfallen. 30. Melipona (Trigona) ceupira SM. tar au, 101087) Trigona cupira SMITH, in: Trans. entom. Soc. London (3), V. 1, pt. 6, 1863, p. 507 n. 2. 0. Kopf schwarz, stark glänzend, ohne deutliche Sculptur, schwarz behaart, am Gesicht äusserst spärlich, letzteres ausserdem noch spärlich kurz greis behaart. Stirnschildcehen und Clypeus convex vorstehend, Wangen deutlich. Innere und unterster Theil der äus- seren Orbitae verloschen strohgelb, Clypeus beiderseits vor der Mitte undeutlich gelblichbraun, Mandibeln zahnlos, wie die Fühlergeissel unten rötlichbraun. Thorax glänzend, ohne deutliche Sculptur, oben schwarz unten und am Mittelsegment greis behaart, Seitenränder des Meso- notum und Seitenlappen des Scutellums verloschen strohgelb. Abdomen schwarz oder schwarzbraun, vorn sehr glänzend und kahl, auf Segment 2 mit vereinzelten feinen Pünktchen bestreut, von 3 an schwarz behaart, uneben und wenig glänzend. Beine pechbraun, schwarz behaart, Hintertibien sehr stark er- weitert, zum grössten Theile ausgehöhlt, löffelförmig, Metatarsus mit stark Sförmig geschwungenem Hinterrande. Flügel wasserhell mit rostgelben Adern und gelblichbraunen Tegulae. Körperlänge 6—6'/, mm, Thoraxbreite 2'/, mm. d. Wie der 9, aber ausser dem Fühlerschaft vorn, die ganzen 318 ADOLF Ducke, ÖOrbitae mit Ausnahme des obersten Theiles, Stirnschildchen mitten, oft der ganze Clypeus mit Ausnahme seiner Ränder, Labrum, Man- dibeln, oft Pronotum, Schulterbeulen und Hinterrand des Scutellum strohgelb. Hintertibien weder erweitert, noch ausgehöhlt, Metatarsen mit leicht bogenförmigem Aussenrande. Die gelben Zeichnungen sind beim 9 oft auf ein Minimum redueirt, die Tibienbildung schliesst aber hier eine Verwechslung mit den übrigen hiesigen schwarzen Arten aus. Sehr häufig bei Belem und bei Macapä, besonders an Mimo- saceen, Papilionaceen, auch massenhaft an Miconia minutiflora (Mela- stomaceae) beobachtet; zieht sich während der heissen Nachmittags- stunden zurück und erscheint gegen Abend wieder, um bis zum Ein- tritt der Dunkelheit zu arbeiten. — Diese Art besitzt einen ange- nehmen, rosenartigen Geruch, lebt in hohlen Stämmen in zahlreich bevölkerten Nesten, ist aber wenig angriffslustig und liefert geniess- baren, wohlschmeckenden Honig. 31. Melipona (Trigona) subterranea FRiESE. Trigona subterranea FRIESE, in: Zeitsch. syst. Hymen. und Dipterologie, ve, 1901 pr 205 ne 9. Schwarz. Kopf ziemlich glänzend, oben schwarz behaart, (Gesicht weiss behaart, Clypeus etwas verlängert, vorn gerade abge- stutzt, Wangen deutlich, Mandibeln am Ende rothbraun, ungezähnt, Fühlerschaft an der Wurzel hellbraun, Geissel unten dunkelbrann, am Ende heller. Thorax wie der Kopf sehr fein undeutlich sculpturirt und ziem- lich glänzend, oben schwarz, unten mehr greis behaart. Abdomen auf Segment 1 und Basalhälfte von 2 glatt und stark slänzend, sonst undeutlich punktirt und wenig elänzend, Segment 1-3 kurz schwärzlich behaart, Endränder von 3—6 reichlich weiss- lich befranst. Endhälfte der Ventralsegmente stark weiss behaart. Beine schwarz behaart, Hintertibien mässig breit, auf der Endhälfte aussen concav. Metatarsus reichlich '/, so breit wie die Tibie, fast gewölbt. Flügel leicht gelblichgrau, am Endsaume mehr rauch- grau getrübt, Adern und Tegulae braun. Körperlänge 5—5'/, mm, Thoraxbreite 2—2'/, mm. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 319 Belem, nicht gerade häufig, besonders an niedrigen Papilionaceen, darunter vor allem an Stylosanthes angustifolia Vog., fliegend. 32. Melipona (Trigona) bipunctata Le». (Marl le. 8) Melipona (Trigona) bipunetata LEPELETIER, Hist. nat. Insect. Hymen., V.1, 1836, 'p. 427 n. 20. ?. Kopf schwarz, Scheitel schwarz abstehend —, Nebengesicht spärlich weiss anliegend behaart, obere Hälfte des Gesichtes und Scheitel dicht runzlig punktirt, kaum glänzend, Gesicht unterhalb der Fühler glänzend, zerstreut punktirt, Stirnschildchen und Clypeus erhaben vortretend, auf der Scheibe abgeplattet, Wangen sehr deut- lich, Mandibeln zahnlos. Untere Gesichtshälfte mehr oder weniger röthlichpechbraun, am Nebengesicht mehr ins Gelbliche gehend. Fühlerschaft vorn rostroth, Geissel unten röthlichbraun. Thorax mehr oder weniger pechbraun, dicht runzlig punktirt, Mesonotum schwarz, matt, Scutellum gewölbt, am Grunde quer bogig eingedrückt und hier mit einer kurzen Längsrinne versehen, meistens ins Braungelbe gehend, mit feinem, erhabenem, schwarzem Rande, matt, nach hinten spitz bogig vorspringend, sammt dem Mesonotum schwarz behaart. Thoraxseiten schwach glänzend, oben schwarz, unten greis behaart. Mittelsegment an den Seiten gelblichweiss be- filzt, mitten polirt und kahl, sehr glänzend, zumeist hellbraun. — Schulterbeulen zelblich befilzt. Abdomen dunkelbraun, ohne sichtbare Sculptur, aber völlig matt, nur der concave Basaltheil von Segment 1 sehr glänzend, Rücken- theil von Segment 1 sowie Segment 2 äusserst fein schwarz tomen- tirt, ohne abstehende Behaarung, die folgenden Segmente schwarz beborstet und dicht mit rostgelbem Filze überzogen, mitunter auch Segment I und 2 an den Endrändern äusserst fein rostgelb tomen- tirt. Bauch dicht schwärzlich behaart. Beine pechbraun, schwarz behaart, Hintertibien mässig breit mit ziemlich geradlinigen Rändern, am Ende zu ?/, aus- gehöhlt, Metatarsus °/, so breit wie die Tibie, mit mitten nach aussen fast winklig vortretenden Hinderrande. Flügel rauchig getrübt, an der Spitze etwas stärker, mit blass- bräunlichen Adern und schwarzbraunen Tegulae. Körperlänge 6—6!/, mm, Thoraxbreite 21/,—2!/, mm. 320 ADOLF Duck, 2. Dem 9 ähnlich, aber Clypeus weniger glänzend, weil dichter punktirt, Hintertibien convex und nicht erweitert. Diese Form ist bei Belem nicht selten an Vernonia scorpioides PERS, auch an einer Tetracera sp. (Dilleniaceae). Eine etwas ver- schiedene Form dieser Art sammelte ich bei Macapä an Protium heptaphyllum MaArcn. Sie zeigt ganz schwarz gefärbten Thorax und fast ganz schwarz behaartes Abdomen, die Befilzung ist hier nur an den zwei letzten Segmenten vorhanden und zwar von weiss- licher Farbe. 33. Melipona (Trigona) tubiba SM. Trigona lubiba SMITH, in: Trans. entomol. Soc. London (3), V. 1, pt. 6, 1863, p. 8082. 7. 9. Kopf schwarz, überall runzlig punktirt und matt, am Scheitel mit wenigen kurzen schwarzen Borsten, sonst schwach weisslich seidenhaarig, Gesicht und besonders Labrum und Mandibeln mehr oder weniger pechbraun, letztere ungezähnt, Wangen sehr deutlich. Fühler pechbraun, unten heller. Thorax schwarz oder dunkelbraun, dicht runzlig punktirt, oben äusserst dünn und fein weisslich seidenhaarig, nur am Vorderrand des Mesonotums und Hinterrand des Scutellums mit je einer Reihe kurzer steifer schwarzer Borsten, Schulterbeulen mit gelblichweissem Haarflecke, Mesopleuren fast kahl, Metapleuren und Seiten des Mittelsegments weisslich tomentiert, Mittelfeld des letztern kahl, spiegelglatt und sehr glänzend. Unterseite des Thorax lang weiss- lich behaart. Sceutellum spitz bogig vortretend, am Grunde mitten mit dreieckigem Eindrucke. f Abdomen schwarzbraun, ohne sichtbare Sculptur, matt, nur der concave Basaltheil von Segment 1 sehr glänzend. mit äußerst feinem dichtem, schwarzbraunem, etwas ins rostfarbene schillerndem, sammet- artigem Tomente überzogen, Segment 5 an der Basis und 6 fast ganz weisslich befilzt, die Oberseite des Abdomens ohne alle ab- stehende Haare, Bauch jedoch lang greis behaart. Beine schwarz bis braun, schwarz behaart, Endglieder aller Tarsen rostroth. Hintertibien mässig breit, mit ziemlich gerad- linigen Rändern, am Ende zu °/, ausgehöhlt, Metatarsus von °/, der Tibienbreite mit witten nach aussen fast winklig vortretendem Hinterrande. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 321 Flügel rauchig getrübt, besonders am Ende, mit blassbräun- lichen Adern und dunkelbraunen Tegulae. Körperlänge 5—5!/, mm, Thoraxbreite 1?/, mm. Bei Belem ein einziges Mal gefangen; zahlreich bei Macapä an Protium heptaphyllum Marcn. 34. Melipona (Trigona) dutrae FRIESE. Trigona dutrae F'RIESE, in: Zeitsch. syst. Hymen. ünd Dipterologie V. 1, pP. 267 n. 4 2. Kopf schwarz, fast kahl, nur am Clypeus deutlich sehr kurz weisshaarig, Scheitel und Stirn glatt und sehr glänzend, mit ziemlich zerstreuten deutlichen Punkten, nach unten wird das Gesicht matter, die Punkte gedrängter, Ulypeus matt, sehr fein dicht gerunzelt. Fühler braun, Basis des Schaftes und Ende der Geissel braungelb, Labrum und Mandibeln rostgelb, letztere zahnlos.. Wangen deutlich. Thorax schwarz, Mesonotum kahl, schwach glänzend, mit flachen grossen Punkten und äusserst feiner Runzlung, Seitenrand etwas er- haben. Scutellum matt, runzlig, an der Basis mitten eingedrückt, am Endrande weit vorragend, deutlich ausgeschnitten und etwas eelblich gefärbt, kahl, nur unterseits an dem vorragenden Endtheile blass beborstet. Untere Hälfte der Brustseiten glänzend, zerstreut aber stark punktirt, obere Hälfte dicht fein punktirt, matt. Ein weisslicher Filzfleck mitten am Hinterrande der Mesopleuren be- findlich. Abdomen schwarz, fast glatt, stark glänzend, vorn Kahl, hintere Segmente weisslich behaart, Bauch lang weisslich behaart. Beine schwarzbraun, weisslich behaart, Tibienwurzel bleichgelb, Tarsen gelblichbraun, Hintertibien verbreitert und an der Endhälfte ausgehöhlt, Metatarsus halb so breit wie die Tibie. Flügel glashell, Adern und Tegulae hellbraun. Körperlänge 2°,—3 mm, Thoraxbreite 1'/, mm. Noch seltener als M. schultzei, bei Belem an Croton chamaedry- folius gesammelt. 35. Melipona (Trigona) schultzei FRIESE. Trigona schultsei FRIESE, in Zeitsch. syst. Hym. u. Dipterologie, V. 1, 1901, p. 266 n. 3. 3292 ADpoLF Duck, a 9. Kopf schwarz, kurz weiss, am Scheitel länger dünn greis behaart, dicht fein runzlig punktirt, matt, Fühler dunkelbraun; röth- lichgelb sind: Fühlerschaft vorn, Ende der Geissel unten, Labrum meistens, und Mandibeln; letztere zahnlos. Wangen deutlich, innere Orbitae stark convergirend. Thorax schwarz, Mesonotum sehr schütter greis behaart, beider- seits mit erhabenem, gelblichem Rande, glänzend, dicht mit flachen, ungleich grossen, theilweise zusammenfliessenden Punkten besetzt, Scutellum matt, grob runzlig punktirt, weit nach hinten vorragend, an der Basis eingedrückt, am Endrande ausgeschnitten, die beiden Spitzen sowie jederseits ein Punkt an der Basis bleichgelb, der Endrand lang gelblichgreis behaart; Brustseiten ziemlich dicht greis behaart, matt, dicht fein gerunzelt. Mittelsegment runzlig punktirt und nur in der Mitte ein wenig glänzend. Abdomen schwarz, Dorsalsesment 1 und grösster Theil von 2 sehr glänzend, glatt und kahl, die übrigen fein sculpturirt, minder glänzend, mit röthlich durchscheinenden Endrändern und weisslicher Behaarung. Bauch abstehend weisslich behaart. Beine schwarz, weiss behaart, Tibienwurzel bleichgelb, Tibien- ende sammt den Tarsen rostroth, Hintertibien stark verbreitert, am letzten Drittel concav, Metatarsus halb so breit wie die Tibie, innen rostroth befilzt. Flügel gleichmässig grau getrübt, gegen den Rand zu wenig mehr als an der Basis, Adern braun, Tegulae lehmgelb. Körperlänge 3'/, mm, Thoraxbreite 1!/, mm. Belem; seltnere Art, die ich besonders an Croton chamaedry- folius beobachtete. 36. Melipona (Trigona) testaceicornis LE». Melipona (Trigona) testaceicornis LEPELETIER, Hist. nat. Insect. Hymen., V. 1, 1836, p. 429 n. 25. ?. Schwarz. Kopf dicht fein runzlig punktirt, matt, greis be- haart, Fühlerschaft vorn rostroth, Geissel mehr oder weniger braun, die untere Hälfte des Clypeus oft, das Labrum, die zahnlosen Mandibeln bis auf die dunkle Spitze röthlichbraun, Wangen deutlich. Thorax schwarz, Mittelsegment und Sceutellum bisweilen röthlich- braun, schwefelgelb sind: Seitenränder des Mesonotums, die beiden Basallappen des Scutellums und die Spitze desselben. Mesonotum -und Scutellum sehr grob runzlig punktirt, fast matt, letzteres mitten Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 323 am Grunde etwas eingedrückt, am Ende weit vorragend, in der Mitte des Endrandes dreieckig ausgeschnitten, Seitenrand beiderseits gegen das Ende zu gebuchtet. Brustseiten mässig grob runzlig punktirt, Mittelsegment mitten sehr grob ziemlich regelmässig ge- runzelt, letzteres etwas glänzend. Behaarung des Thorax oben dünn sreis, am Scutellumrande sehr lang; Brustseiten ziemlich dicht weiss behaart, Schulterbeulen mit weissem Haarfleck, Mittelsegmentseiten dicht weiss behaart, sein mittlerer Theil kahl. Dorsalsegment 1 des Abdomens kahl, polirt, spiegelglatt und glänzend, 2 ebenso, aber sein breiter Endrand deutlich fein quer gerunzelt, matt, die übrigen Segmente matt, mit niedergedrückten ziemlich langen, aber wenig dichten gelbgreisen Haaren bedeckt. Bauch abstehend weiss behaart. Beine schwarz’ mitt blassgelber Schienenbasis und röthlichen Tarsen, weisslich behaart. Hintertibie stark verbreitert, die tiefe Aushöhlung nicht ganz die Endhälfte einnehmend. Metatarsus halb so breit wie die Tibie. Flügel mit breit rauchgrau getrübtem Endrande, braunem Ge- äder und gelbbraunen "Tegulae. Körperlänge 4—4", mm, Thoraxbreite 1'/,—1°/, mm. d. Tibien grossen Theils röthlichgelb, Basis gelb, Ende braun, die hintersten kaum erweitert und ohne Aushöhlung. Sonst vom 2 nicht verschieden. Sehr häufige Art, auf den verschiedensten Blüten, besonders gerne an Stachytarpheta. Bei Belem und Macapä gesammelt. 37. Melipona (Trigone) punctata SM. Trigona punctata SMITH, Catal. Brit. Mus., V. 2, 1854, p. 409 n. 16. 9. Schwarz; Kopf und Thorax durch äusserst feine und dichte runzlige Punktirung matt, höchstens am untern Theile des Gesichts ein wenig glänzend, oben blass gelblich greis-, unten weisslich be- haart. Untere Hälfte des Stirnschildehens, eine Querbinde vor dem Endrande des CUlypeus, innere Orbitae und Vorderseite des Fühler- schaftes gelb, Geissel unten, Labium und Mandibeln rostbraun, letztere mit schwärzlicher, 3zähniger Spitze. Wangen deutlich. Pronotum, Schulterbeulen, Seitenränder des Mesonotums, seitliche Basallappen und der ganze Endrand des Scutellums gelb, letzteres 324 ADOLF Duck, weit nach hinten vorragend mit ganzem, halbkreisförmigem Endrand. Mittelsegment mitten kahl, dicht deutlich eingestochen punktirt. Abdomen ganz wie bei M. testaceicornis, öfters dunkel pechbraun gefärbt. Beine einfarbig pechbraun, Endglieder der Tarsen und oft auch Tibienwurzel heller; ihre Behaarung greis, auf der Hintertibie braun. Letztere ziemlich stark erweitert, auf der Endhälfte concavy, ihre Metatarsen °/, so breit wie die Tibie. Flügel nur leicht rauchgrau getrübt, Adern und Tegulae braun. Körperlänge 4—4'!/, mm, Thoraxbreite 1°/,—2 mm. Nicht gerade selten bei Belem, auch auf Marajö (Anajas) und und bei Macapä von mir gesammelt; Vorliebe für bestimmte Blumen habe ich nicht beobachten können. — Ausgezeichnet durch starken Wanzenduft. 38. Melipona (Trigona) bilineata Say. Trigona bilineata SAY, in: Boston. Journ. nat. Hist., V. 1, pt. 4, 1837, plan. J 9. Schwarz; der ganze Körper in Folge äusserst dichter und feiner runzliger Punktirung lederartige, fast völlig matt, fast völlig kahl, nur die Schläfen und die Seiten des Mittelsegments deutlich ziemlich dicht kurz anliegend weiss behaart, Sternum mitten lang gelblich greis-, Bauch nur an der Basis lang und schütter weisslich behaart; intensiv gelb sind: Fühlerschaft vorn (Geissel unten bräun- lich), innere Orbitae, unterer Rand des Nebengesichtes neben dem Ulypeus, eine mitten verschmälerte Querbinde auf der Apicalhälfte des letztern und ein Fleck auf dem Stirnschildchen, Pronotum, Schulterbeulen, Seitenränder des Mesonotums, Basallappen und End- rand des Scutellums, ein Längsstreifen auf der Aussenseite aller Tibien, ein Punkt auf den Tegulae und ein eben solcher auf der Flügelwurzel. Eine vertiefte kurze Längslinie unterhalb des untersten Nebenauges gleichfalls oft gelb. Wangen undeutlich, Mandibeln nur gegen das Ende bräunlich, dieses 3 zähnig. Scutellum hinten stark vorspringend, halbkreisförmig, ganz- randig. Beine nur an den Schienen mit deutlicher, aber dünner, weisser 3ehaarung; Metatarsen innen rostbraun behaart. Hintertibien ziemlich stark erweitert, nur am letzten Drittel ausgehöhlt, fast doppelt so breit wie der Metatarsus. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Para. 325 Flügel gegen das Ende leicht rauchgrau getrübt, mit braunen Adern; Tegulae grössten Theils braungelb mit gelbem Fleck auf der Mitte. Körperlänge 3 ',—3°/, mm, Thoraxbreite 1'/, mm. Ziemlich selten, bisher nur vereinzelt bei Belem gefangen. 39. Melipona (Trigona) molesta Purs. Melipona wmolesta PULS., in: Ann. Mag. nat. Hist. (4), V. 4, 1869, p. 295. 9. Schwarz, grössten Theils ohne deutlich wahrnehmbare Sculptur und daher stark glänzend, oben greis-, unten weisslich abstehend behaart, nur Basis des Abdomen kahl. — Fühlerschaft vorn röthlich- braun, Geissel unten braun, Labrum und Mandibeln röthlich-braun, letztere zahnlos. Clypeus ziemlich dicht fein punktirt und wenig glänzend. Wangen undeutlich. Schulterbeulen, Seitenränder des Mesonotum, Basallappen und Endrand des Scutellums blassgelb, letzterer halbkreisförmig, aber weit weniger nach hinten vorragend als bei M. testaceicornis und verwandten Arten. Mittelsegment mitten kahl und spiegelglatt. Abdomen an der Basis kahl und mehr oder weniger bräunlich, gegen das Ende zu abstehend behaart und schwarz, die Segment- ränder von 2 an fast matt. Bauch abstehend weisslich behaart. Beine dunkel braun, die vordern grossen Theils hell braun, Kniee gelblich, Behaarung greis. Hintertibie mässig erweitert, fast der ganzen Länge nach concav und sehr glänzend. Metatarsus ?/, so breit wie Tibie. Flügel besonders gegen das Ende zu rauchgrau getrübt, mit bräunlichen Adern und gelbbraunen Tegulae. Körperlänge 4—4!/, mm, Thoraxbreite 1!/, mm. Die typische Form dieser variablen Art, von der ich Exemplare aus Süd-Brasilien gesehen habe, ist grösser und daher mit deutlicher sichtbarer Sculptur, nämlich feiner Punktirung des Thoraxrückens. Vereinzelt bei Belem gesammelt. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 22 326 ApoLF Ducke, 40. Melipona (Trigona) goeldiana FRiESE. (Taf. 11, Fig. 9.) Trigona goeldiana FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 391 n. 46. 9. Kopf schwarz, gross, so lang wie breit, kurz weiss behaart (besonders Gesicht); gelb oder gelblich sind, oft aber nur angedeutet: innere Orbitae, Clypeus, Stirnschildchen, Fühlerschaft, Labrum und Mandibeln, letztere ohne Zähne; Wangen linear. Thorax wie der Kopf äusserst fein punktirt und mässig glänzend wenig dicht weisslich behaart, schwarz; gelb sind (oft nur schwach angedeutet): Pronotum, Schulterbeulen, Seitenränder des Mesonotum, Scutellum beiderseits am Grunde und an der äussersten Spitze. Abdomen röthlich-gelb bis schwarzbraun, ohne deutliche Sculptur, mässig glänzend, kahl, nur gegen das Ende schütter weisslich be- borstet. Beine schwarzbraun, Hintertibien allmählich und bogig ver- breitert, concav, Metatarsus reichlich "/, so breit wie die Tibie. Flügel wasserhell, Adern braun, Tegulae röthlich-gelb oder braun. d. Wie der 9, aber Augen viel grösser, innere Orbitae nach unten stark convergirend, Punktirung auf Kopf und Thorax viel deutlicher, Clypeus so lang wie breit, den Augenrand berührend. Körperlänge 2'/,, mm, Thoraxbreite 1 mm, Bei Belem nicht selten, sonst noch auf Marajö (Chaves) und am Rio Camahipy nordwestlich von Macapä gesammelt. Besucht haupt- sächlich solche Blüthen, die Honig in grosser Menge ausscheiden, wie Musa und manche Orchideen. Ein Nest am Rio Camahipy ge- sehen, es befand sich in einem Balken der Barracke eines „Seringueiro* und hatte einen aus Wachs und Holzmulm gefertigten, etwa °/, cm weiter und 3 cm langen röhrenförmigen Vorbau, in der Gestalt etwa an den Vorbau erinnernd, den der europäische Podalirius parietinus anfertigt. Mehrere Nester wurden im hiesigen botanischen Garten "beim Zersägen alter Stämme von Lucuma caimito in von Käferlarven gebohrten Gängen gefunden. — Die Nester dieser Art sind klein und schwach bevölkert; die Thiere sind furchtsam und bleiben im Neste, wenn man an dasselbe klopft, während die grössern Trigona- Arten in diesem Falle sogleich angriffslustig herausstürmen. Die stachellosen Bienen (Melipona Ill.) von Parä. 32 =] 41. Melipona (Trigona) fraissei FRiESE. Trigona fraissei FRIESE, in: Zeitsch. syst. Hym. u. Dipterologie, V. 1, 1901, p. 268 n.2. 9. Schwarz oder mehr oder weniger braun, Kopf und Thorax sehr fein gerunzelt, matt und überall mit kleinen, regelmässig ver- theilten, weissen Haartupfen besetzt, nur mit sehr wenigen greisen Borsten versehen. Kopf rundlich, so lang wie breit, Wangen ca. ", so lang wie breit, Mandibeln und Fühlerschaft rostgelb, erstere ungezähnt, Labrum braunroth, sehr klein, nur etwa !/, der Clypeus- breite erreichend. Mittelsegment glatt und glänzend, obere horizontale Zone deutlich lederartig gerunzelt und matt. Abdomen elatt, glänzend, am Grunde kahl, nach dem Ende zu schütter weisslich behaart. Beine braun, weisslich behaart, Tarsen eelblich, letztere auffallend lang, viel länger als die Tibie, hinterster Metatarsus kaum !/, so breit wie die mässig erweiterte, an der End- hälfte schwach concave, glänzende Hintertibie. Flügel wasserhell, sehr zart, mit sehr blassem Geäder. Flügel- wurzel und Tegulae blass gelblich-braun. Körperlänge 2'/,—3 mm, Thoraxbreite 7,,—1 mm. Am Rio Anajäs im Waldgebiete der Insel Marajö gesammelt, an blühender Bixa orellana. 42. Melipona (Trigona) duckei FRIESE. Trigona duckei FRIESE, in: Term. Füz., V. 23, 1900, p. 386 n. 24. 9. Hellrostgelb bis fast völlig schwarz, Kopf meistens hell, Ab- domen meistens dunkel, Mandibeln, Fühlerschaft, Beine und Tegulae wohl immer heller gefärbt, Behaarung des Körpers sehr sparsam ereis. Kopf und Thorax sehr fein gerunzelt, schwach glänzend, ersterer sehr gross, fast länger als breit, Stirn gefurcht, Wangen deutlich, ca. !/, so lang wie breit. Mandibeln ungezähnt. Mittelsegment nur sparsam und undeutlich gerunzelt, glänzend. Abdomen fast glatt, mässig glänzend, rundlich, kleiner als der Kopf. Hintertibien stark verbreitert, doppelt so breit wie der Meta- tarsus, aber kaum ausgehöhlt, glänzend. Flügel ganz weisslich-wasserhell, sehr zart, Adern oftmals kaum markirt. 22* 3938 ADOLF Ducke, Die stachellosen Bienen (Melipona Il.) von Parä. Körperlänge 1°,—2 mm, Thoraxbreite ?, mm. — Kleinste Bienenart der Erde! Im Staate Parä an den meisten Orten häufig; ich sammelte die Art bei Belem, auf Marajö (Anajäs und Chaves), bei Mazagäo und Macapä. Ich fange diese Art gewöhnlich in meinen Augen, in die sie einem bei Excursionen mit Vorliebe hineinflieet. Von Blumen fand ich sie bisher an Indigofera und an Moquilea utilis. Belem do Parä, im Februar 1902. Erklärung der Abbildungen. Tafel 11. Abbildungen einiger der bei Parä häufigern Species.) l. Melipona interrupta LATR., 9. scutellaris LATR., 9. marginala LEP., 9. (Trigona) elavipes F., 9. angustata LEP., 9. fulviventris GUER., 9. cupira SM., 9. bipunctata LEP., 9. goeldiana FRIESE, 9. ” ce. @ NND Ve wm Ps Ne) 67 Dr ne De 1) Zumeist Arten, von denen sich Nester im Museumsgarten befanden. Die Abbildungen wurden mit Benutzung der vom Verfasser eingesandten Vorlagen unter meiner Aufsicht nach typischen Exemplaren meiner Samm- lung von Herrn A. GILTSCH in Jena ausgeführt. Jena,'d. 3. Novbr. 1902. Friese, Zoolog Jahrbücher, Bd.17.Abth.f. Syst. Verl.v.Gustav Fischer. Jena Lith. Ansi.v. A Gilisch,Jena, =] s i ” Pe Fe = % n* Nachdruck verboten. Vebersetzungsrecht vorbehalten. Triplotaenia mirabilis. Von J. E. V. Boas, Kopenhagen. Hierzu Tafel 12. Im Mai 1900 erhielt ich von meinem Collexen Herrn Lector 6. O. JENSEN 4 Exemplare eines merkwürdigen Schmarotzers, welche im Darm eines „Felsenkängurus“ (wahrscheinlich Petrogale penicillata) von seinem Assistenten Herrn LerH gefunden worden waren; später habe ich von Herrn Jensen noch ein Bruchstück desselben Schmarotzers aus einem andern Felsenkänguru erhalten. Beim ersten Anblick er- schienen die Thiere lediglich als stark gekräuselte oder gewundene Bänder, bei etwas näherer Betrachtung ergab sich aber, dass jeder Schmarotzer (Fig. 1) aus zwei geleichen Bändern zusammengesetzt ist, welche je eins von jeder Seite eines winzigen, 1-2 mm langen Körperchens entspringen; jedes Band ist in dem vorliegenden ge- wundenen, contrahirten Zustande ca. 150 mm lang. Die Untersuchung des kleinen Mittelkörperchens ergab, dass dasselbe einen Taenien-Scolex repräsentirt (Fig. 2—5). Vorn ist dasselbe mit den allbekannten 4 Taenien-Saugnäpfen ausgestattet; der Vergleich des Querschnittes desselben (Fig. 8) mit dem Quer- schnitt eines echten Taenien-Scolex lässt über die Identität beider keinen Zweifel. Haken fehlen. Vorn, wo der Kreis der Saug- näpfe sitzt, ist der Scolex am breitesten, hinten wird er all- mählich schmäler und endigt mit einer längern oder kürzern abge- rundeten Spitze. Die Oberfläche ist unregelmässig quer gerunzelt. 330 J. E. V. Boss, Seitlich, ungefähr gleich weit vom Vorder- und Hinterende (dem erstern etwas näher), entspringen die oben genannten Bänder; an Querschnitten (Fig. 9) habe ich mich davon überzeugt, dass dieselben continuirlich in den Scolex übergehen. Zunächst sind die Bänder ziemlich schmal und dünn, werden aber distalwärts breiter und dicker; am distalen Ende haben sie eine Breite von ungefähr 2 mm, dicht beim Scolex sind sie nur etwa !/, mm breit, erreichen aber bald eine Breite von 1 mm. Denken wir uns die Bänder gerade seitlich gerichtet und sämmtliche Windungen und Kräuselungen aus- geglichen, so haben wir an jedem einen vordern und einen hintern Rand. Der Vorderrand (Fig. 4 v) ist glatt, abgerundet, ohne Ein- schnitte und dicker als der Hinterrand, und es ist besonders dieser Theil des Bandes, welcher gebuchtet und gewunden erscheint; er kann sich offenbar nicht in demselben Maasse wie das übrige Band contrahiren, und somit entsteht bei der Contraction des Bandes die starke Buchtung des Randes. Der Hinterrand (Fig. 4 h) ist dünner und stark und fein gefranst; einige der Fransen sind länger als die übrigen. Als Fortsetzungen der Einbuchtungen zwischen den Fransen bemerkt man an der Oberfläche des Bandes feine Querfurchen, welche aber nicht sehr regelmässig verlaufen; auch andere unregelmässige quer verlaufende Furchen sind bemerkbar. Bevor ich zur Beschreibung des Baues der Bänder übergehe, werde ich mir erlauben an den Bau der Strobila einer anderen Taenienform zu erinnern, nämlich der wegen ihres wunderlichen „Pseudoscolex* berühmten „Taenia malleus“ oder, wie sie jetzt be- nannt wird, Fimbriaria faseiolaris, es ist nur die eigentliche Strobila derselben, welche uns hier interessiert, nicht die übrigen Eigen- thümlichkeiten des Wurmes. Von dieser Form sagt WOLFFHÜGEL, welcher dieselbe neuerdings ausführlich geschildert hat), dass die Strobila „ein Band ist, das bloss, besonders an jungen Exemplaren, eine Segmentirung vortäuscht; denn die anfangs in regelmässigen Abständen sich folgenden Cuticulareinstülpungen gehen nicht tief und machen bald durch wiederholte Durchfurchung einem wirren Oberflächenrelief Platz“ ?). Dem entspricht, dass zahlreiche Genital- apparate einer auf den andern folgen. „Ihre Ausdehnung in der Längsrichtung des Wurms ist so gering, dass uns schon daraus eine 1) Beitrag z. Kenntniss d. Vogelhelminthen. . Diss. Basel. Frei- burg; i. Br., 1900. Ay lie, 9PpS 73: Triplotaenia mirabilis. 331 Schwierigkeit entsteht, zu sagen, wie viel Genitalapparate in eine Querschnittsebene fallen. Wir müssen den Ausdruck Proglottide ängstlich vermeiden; denn wenn wir bei der Beschreibung des Ober- flächenreliefs schon nicht proglottidenartige Segmentirung fanden, so überrascht uns noch mehr das Fehlen irgend einer Spur von innerer segmentaler Anordnung der Genitalien.“!) Sämmtliche Geschlechts- öffnungen befinden sich dicht gedrängt an dem einen (dem rechten) Rande. Ganz analog verhält sich unsere Triplotaenia. Jedes Band ist eine Strobila, deren Proglottiden nicht gesondert sind und in welcher die Genitalapparate dicht gedrängt auf einander folgen. Sämmtliche Geschlechtsöffnungen befinden sich auch hier an dem einen Rande des Bandes, dem glatten, wulstigen Rande; überhaupt nehmen die Geschlechtsorgane nur diejenige Hälfte des Bandes ein, welcher dieser Rand angehört, während die andere Hälfte des Bandes, längs des gefransten Randes, frei ist. In den distalen Partien des Bandes liegen die Uteri in Gestalt platter quer ge- lagerter Schläuche (Fig. 5 u. 6), einer dicht hinter dem andern; auf den Flächenschnitten (Fig. 5) sieht man meist nur eine Reihe von Eiern in jedem Schlauch (entsprechend also einer Schicht von Eiern). In einer von den Uteri freigelassenen schmalen Randpartie liegen die Cirrusbeutel (Fig. 5), deren Zahl bedeutend grösser ist als die der Uteri und welche nicht in einer Lage, sondern mehrere über einander liegen (Fig. 7); aus den Mündungen der Cirrusbeutel tritt an manchen Stellen der hakenlose Cirrus hervor, aus welchem wieder manchmal ein Bündel Spermatozoen hervortritt. Weiter proximalwärts hören die Uteri auf, und die Geschlechtsorgane nehmen einen immer kleinern Theil des Bandes ein, zuletzt nur eine ganz bescheidene Randpartie; endlich in den proximalen Theilen des Bandes sind natürlich noch gar keine Geschlechtsorgane vor- handen. Auf eine nähere Beschreibung der Geschlechtsapparate muss ich übrigens aus dem Grunde absehen, weil es mir nicht ge- lang, weder an den Totalansichten von gefärbtem und aufgehelltem Material noch an den in verschiedener Richtung geleeten Schnitten eine ganz genügende Einsicht in den Bau derselben zu erlangen — was wohl einerseits an der Schwierigkeit des Objectes liegen dürfte, anderseits aber auch am Verfasser, indem ich nicht daran zweifle, dass ein Forscher, welcher vorher Specialstudien über Taenien- Die p. Jo: 332 J. E. V. Boas, Anatomie getrieben hat, aus dem Material mehr hätte ersehen können als ich. Ueber die weiblichen Ausführungsgänge kann ich nichts mittheilen, auch wage ich nicht, die verschiedenen Säckchen und Zellenstränge, welche ich gesehen habe, zu deuten. !) Vom Bau der Bänder erwähne ich noch, dass in einigem Ab- stand von der Oberfläche jederseits eine kräftige Länesmuskelschicht und dicht innerhalb derselben eine schwächere Quermuskelschicht vorhanden ist — also das gewöhnliche Verhalten. Im „Parenchym“ zwischen den Quermuskelschichten findet man an manchen Schnitten grössere oder kleinere Stücke der charakteristischen Excretions- canäle (Fig. 5 und 9). Die reifen Embryonen (Fig. 10) — welche, wie es scheint, die gewöhnlichen 6 Haken besitzen, die aber sehr undeutlich sind — sind von drei Hüllen umgeben: zu innerst von einer ziemlich dick- wandigen, welche dem Körper der „Oncosphaera“ dicht anliegt und einen conischen Fortsatz trägt; dann folgt eine dünne Hülle, welche die erstgenannte lose umgiebt, und endlich die äusserste, feste, dicke Hülle. Bekanntlich ist eine solche Dreischaligkeit der Eier und das Vorhandensein eines „birnförmigen“ Fortsatzes der innersten Hülle für eine der Taeniengruppen, die Anoplocephalinen, charak- teristisch.”) Mit diesen stimmt Triplotaenia auch in dem unbe- waffneten Kopf überein und speciell mit der Gattung Anoplocephala weiter in der einseitigen Lage sämmtlicher Geschlechtsöffnungen. Es scheinen somit die Anoplocephalinen diejenige Gruppe zu sein, mit welcher unsere Form am nächsten verwandt ist. Von Interesse ist in diesem Zusammenhang, dass alle bisher beschriebenen Taenien aus Marsupialien Anoplocephalinen sind. Ein Geschöpf wie die Triplotaenia war bisher unter den Cestoden — wie es mir auch von bewährten Helminthenforschern wie KRABBE, Max Braun und ZScHoKKE?) bestätigt worden ist — völlig unbe- kannt; auch nicht etwas annähernd Aehnliches kennt man. Es handelt sich hier um einen Taenien-Scolex, welcher, anstatt sich in 1) Ich bin gern erbötig einige Kettenstücke einem speciellen Oestoden- forscher zur Untersuchung und freien Disposition zu übermitteln. 2) Vgl. R. BLANCHARD, Notices helminthol. (2. ser.), in: Bull. Soc. zool. France, V. 16, p. 443. — ZSCHOKKE, Neue Stud. an Cestoden aplacent. Säugethiere, in: Z. wiss. Zool., V. 65, p. 429 ff. 3) Ich sage den genannten Herren für freundliche Beantwortung von Anfragen bezüglich der Triplotaenia meinen besten Dank. Triplotaenia mirabilis. 333 die gewöhnliche Kette fortzusetzen, jederseits eine Kette hervor- geknospt hat. Ein Fall, welcher entfernt daran erinnert, ist die bei den Cestoden bisweilen vorkommende abnorme Ausbildung von Neben- ketten, welche der Hauptkette seitlich entspringen.!) Die Verhält- nisse liegen aber in unserm Fall in so fern wesentlich anders, als hier die Hauptkette gar nicht entwickelt ist und die Nebenketten vom Scolex entspringen. Dass in unserm Fall nicht wie in jenem von einer individuellen Abnormität die Rede ist, geht aus dem Funde von 4 ganz übereinstimmenden Exemplaren und aus der ganz regelmässigen Ausbildung derselben mit aller Deutlichkeit hervor; auch erinnere ich daran, dass noch aus einem andern Exemplar des Wirthes ein ganz übereinstimmendes Kettenbruchstück vorliegt. Eine andere Eigenthümlichkeit der Triplotaenia liegt in dem Fehlen einer Proglottidenbildung der Kette. In dieser Beziehung sind aber verschiedene analoge Fälle bekannt: Zigula, Diplocotyle ?), die vorhin erwähnte Frmbriaria, welche alle ähnlich ungegliedert sind mit zahlreichen Geschlechtsapparaten. Auch diese Eigenthüm- lichkeit kann als individuelle Anomalie bei gewissen Cestoden vor- kommen, wenigstens in der Form einer „Verschmelzung“ grösserer Proglottidenstrecken. °) Endlich möchte ich noch auf eine dritte Eigenthümlichkeit unseres Wurms hinweisen, nämlich auf die ungleiche Ausbildung der beiden Ränder der Ketten: der eine glatt, wulstig, der andere dünn, gefranst. Auch in dieser Beziehung steht Triplotaenia nicht ganz allein; bei Taenia villosa aus Otis tarda*) ist jede Proglottis am einen Rand in einen Fortsatz ausgezogen, welche am andern Rand fehlt, und der eine Rand der Kette erhält dadurch einen gefransten Charakter, welcher nicht wenig an Triplotaenia erinnert. Kopenhagen, Anfang Mai 1902. 1) Vgl. R. BLANCHARD, Sur un Taenia saginata bifurque, in: M&m. Soc. zool. France, V. 8, p. 232ff. — Max Braun, in: BRonNnN, Klass. Ord. V. 4, Abth.. Ib, p- 1615. 2) H. KRABBE, Diplocotyle Olrikii, en uleddet Bendelorm af Bothrio- cephalernes Gruppe, in: Videnskab. Meddelelser naturhist. Forening Kjöben- havn 1874, p. 22f. 3) Vgl. R. BLANCHARD, Sur quelq. Cestodes monstrueux. Extrait du: Progres medical (2), V. 20, p. 1 et 17, juillet 1894, p. 20ff. — GROBBEN, Ueb. eine Missbild. d. Taenia saginata, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, Jg. 1887, p. 679. 4) KRABBE, Trappens Bxndelorme, in: Videnskab. Meddelelser natur- hist. Foren. Kjebenhavn 1867, p. 122, 334 J. E. V. Boas, Triplotaenia mirabilis. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Triplotaenia mirabilis, ungefähr in doppelter Grösse. Fig. 2. Scolex desselben mit den proximalen Enden der Bänder, etwa 20:1. Fig. 3. Scolex eines andern Exemplars in derselben Vergr. Fig. 4. Stückchen eines Bandes in derselben Vergr. ®v der wulstige Rand, an welchem die Geschlechtsöffnungen sich befinden, A gefranster el. Fig. 5. Flächenschnitt durch ein Stückchen der distalen Partie eines Bandes. » und h wie in Fig. 4, ce Cirrusbeutel, e Exeretionscanal, m Muskeln, « Uterus mit embryonenhaltigen Eiern. Ungefähr 50—60:1. Fig. 6. Sagittalschnitt durch dieselbe Partie, etwa an der Stelle, wo in der Fig. 5 der Buchstabe « steht. / Längs-, q Quermusculatur, « Querschnitt eines Uterus. Dieselbe Vergr. wie Fig. 5. Fig. 7. Sagittalschnitt durch dieselbe Partie dicht am Rande, quer durch die Cirrusbeutel, c, um die Lage derselben zu zeigen. m Musculatur. 170:°1: Fig. 8. Querschnitt durch den Scolex, durch die Saugnäpfe, ca.50:1. Fig. 9. Querschnitt durch denselben, durch die Ursprungsstelle der Bänder. s Scolex, b Bänder, e Excretionscanal im Bande, e’ im Scolex. ca. 40:1. Fig. 10. Embryonenhaltiges Ei mit seinen drei Hüllen. ca. 500:1. Zoolog. Jahrbücher Bd.17. Abth.£. Syst. del. Verlag von Gi Taf. 12. Alec 1 Orooe FR oe Oro ;. 00 dor ©: Sm &ı L / f sen Werner & Winter, I er in Jena Frankfurt? a; vv un ao ro do» 200 OS, om0Ddo - or ae - ‚„eu3sL Fücher ın Jana Gustar DEUTET rs Zoolog. Jahrbücher Bd.17. Abth.£. Syst. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ueber die Empfindlichkeit der Ameisen für Ultra- violett und Röntgen’sche Strahlen. Von Prof. A. Forel (Chieny) und Prof. H. Dufour in Lausanne. Luggock hat zuerst (Ants, bees and wasps) im Jahre 1882 den Nachweis geliefert, dass die Ameisen für ultra-violette Strahlen, welche wir nicht sehen, empfindlich sind. Er hat gezeigt, dass die Ameisen den ultra-violetten Theil des Speetrums mit ihren Puppen fliehen. und hat seine Experimente mit Hülfe des das Ultra-violett absorbirenden Schwefelkohlenstoffes weiter ergänzt. VITUS GRABER hat im Biologischen Centralblatt 1883—85 ähnliche Experimente mit andern Thieren vorgenommen und gezeigt, dass dieselben die ultra- violetten Strahlen hauptsächlich mit der Haut empfinden. Soge- nannte photophobe Thiere fliehen das Ultra-violett und gehen zum Roth im Spectrum, während photophile umgekehrt zum ultra-violetten Theil des Spectrums ziehen. Im Jahre 1886 hat Prof. A. Foren im „Recueil zoologique suisse* mittels Anwendung von Aesculin, das das Ultra-violett vollständig absorbirt, und zugleich durch Firnissen der Augen der Ameisen den Nachweis geliefert, dass die Ameisen die ultra-violetten Strahlen hauptsächlich mit ihren Augen sehen und darum fliehen. Jene letzten Experimente sind im Jahre 1900 in der „Rivista di Science biologiche* V. 2 Nr. 9 wieder abgedruckt worden und von Ernst REınHARDT, Maximiliansplatz 3, München, zu beziehen. A. ForeL und H. Duvrous, © o (er) Bei Ameisen bieten die Experimente mit dem Spectrum ausser- ordentliche Schwierigkeiten. Das Spectrum des elektrischen Lichtes ist zu schwach, um Reactionen hervorzurufen. Selbst das Sonnen- spectrum bringt nur recht abgeschwächte Strahlen zu Stande, und die Bewegung der Erde stört ungemein die Experimente. Selbst der Heliostat hilft nur selır mangelhaft dagegen, und es ist schwer, das Spectrum so anzubringen, dass die Ameisen nicht zu sehr gestört werden oder in unnatürliche Lage kommen. Auch stören alle möglichen reflectirten Lichtstrahlen ungemein. Aus diesem Grunde hatte FoREL auf den Rath von Prof. Sorer in Genf eine Aesculinlösunglage von 1 em Dicke angewendet, um die ultra- violetten Strahlen aus dem Tageslicht auszuschalten. Aber auch gegen diese Experimente hat man Einwendungen semacht; das Glas, welches das Aesculin umhüllt, und die Fluorescenz des Aesculins selbst gäben nicht alle Gewähr für die Ausschaltung aller ultra-violetten Strahlen ete.e Es sei dem, wie es wolle; eine Wiederholung des Experiments mit dem Spectrum war zu wünschen. Zu diesem Behufe übernahm Prof. H. Durour den physikalischen und Prof. A. Foren den biologischen Theil des Experiments, im Anschluss an denjenigen über die Röntszn’schen Strahlen, wie folgt: Im physikalischen Laboratorium zu Lausanne wurde bei voll- ständiger Verdunklung des Zimmers ein Sonnenspectrum durch eine kleine Oefinung am schwarzen Fenstervorhang mittels eines Rowuanp’schen Gitters — 4 oder 5 Quarzprismen) erzeugt, und von diesem Spectrum wurde der ganze sichtbare Theil (325 mm) ver- deckt und nur der unsichtbare Theil, von der Linie H an (173 mm) auf die Ameisen geworfen. Die Länge der Wellen (A) beträgt bei H 395 uw und in der Nähe der Linie U 298 uu. Zur Controllirung des Ultra-violett-Speetrums wurde die Fluorescenz eines Schirmes von Baryum-Platincyanur benützt. Auf diese Weise konnte bewirkt werden, dass das Ultra-violett vollständig isolirt die Ameisen traf, indem Prof. Durour selbst die beständige Reeulirung des Speetrums übernahm. Prof. ForEL hatte seinerseits in zwei rechteckigen Schachteln zwei Ameisensorten mit Puppen in. Bereitschaft, welche durch genügende Flüssigkeit und gute Fütterung in möglichst normalem Zustand er- halten worden waren. Um jeder Störung der Lichtstrahlen vorzu- beugen und dennoch das Entfliehen der Ameisen zu verhindern, waren die Schachteln mit Gelatinplatten bedeckt und so gestellt, Empfindlichkeit der Ameisen für Ultra-violett und Röntgen’sche Strahlen. 337 . dass die durchsichtige Gelatinwand senkrecht stand, die horizontal verlaufenden Strahlen direct empfangend. Der Lasius flavus zeigte eine mangelhafte Reaction und be- achtete weder die ultra-violetten noch die andern Strahlen des Spectrums, während er auf directes diffuses Sonnenlicht reagirt hatte. Dies zeigt deutlich, wie abgeschwächt die Spectrumstrahlen sind, trotz aller Mühe, die man sich giebt, um sie zu verstärken. Dafür gelang das Experiment bei der Formica sangwinea mit Sclaven (Formica fusca) und Puppen zweimal ganz gut. Nach Ein- wirkung der reinen, isolirten ultra-violetten Strahlen (von H nach U und weiter) während ca. einer Viertelstunde waren die in einer Ecke der Schachtel mit ihren Puppen concentrirten Ameisen alle in den vom Spectrum nicht getroffenen Theil der Schachtel geflohen. Wir müssen noch hinzufügen, dass, um jedes, trotz der Verdunklung des Zimmers reflectirte Licht fern zu halten, ein Cartonschirm vor die Schachtel gestellt wurde, der nur eine rechteckige Oeffnung von der Grösse des ultra-violetten Spectrums besass.. Durch diese Oeff- nung allein traten die Strahlen in die Schachtel ein. Zur Constatirung des Resultats musste man schnell das Fenster öffnen und den Schirm entfernen. Es scheint nun wohl jeder noch mögliche Zweifel über das Sehen der ultra-violetten Strahlen von Seiten der Ameisen damit beseitigt zu sein, besonders wenn man die vollständige Uebereinstimmung dieses Resultats mit den frühern Experimenten von LusBöck, (GRABER und FOorEL beachtet. Eine weitere Frage hatte sich Herr Prof. Foren vorgelegt, nämlich diejenige, ob die Ameisen für Röntszn’sche Strahlen em- pfänglich seien, d. h. ob die Einwirkung solcher Strahlen auf diese Thierchen bei denselben irgend welche Sinnesreaction hervorrufe. A priori erwartete er ein negatives Resultat, obwohl man vielleicht meinen möchte, dass, weil diese Thiere für kurze Lichtwellen, wie die ultra-violetten, so ausserordentlich empfindlich sind, dies bei noch viel kürzern erst recht der Fall sein sollte Aber die RöNTGEN- Strahlen sind im Sonnenlicht nicht enthalten und werden nicht ge- brochen. Somit hat es keinen Sinn, dass irgend ein Thier sich an ihre Empfindung und Wahrnehmung im Kampf ums Dasein anpasst, denn das Thierleben ist eben nur an das Sonnenlicht angepasst. Es erschien daher F. ausserordentlich unwahrscheinlich, dass die RöntGen-Strahlen sinnlich percipirt werden können. Dennoch 338 A. Forst u. H. Durovr, Empfindlichkeit der Ameisen für Ultra-violett etc. wünschte er eine Prüfung der Frage, und dies gab die erste Ver- . anlassung zu den hier vorgebrachten Versuchen. Die gleichen, oben erwähnten Formica sangwinea mit Sclaven und Puppen wurden in ihrer Cigarrenschachtel als Experimentobjecte gebraucht. Die Röntsex-Strahlen wurden durch eine Spule erzeugt, die einen 20 cm langen Funken giebt. Die Quelle war somit ziem- lich stark. Die Thatsache benützend, dass Cigarrenschachtelholz für Rönrgen’sche Strahlen durchaus durchsichtig ist, wurde die Strahlen- quelle unten placirt, während die Ameisenschachtel oben auf zwei, für Rönrsen’sche Strahlen vollständig undurchsichtigen Metallschirmen stand. Die Ameisen waren wiederum in einer Ecke mit Puppen versammelt, und direct auf dieselben wurden die X-Strahlen eine Viertelstunde lang durch eine Spalte zwischen beiden Schirmen ge- worfen. Der Erfolg war absolut negativ. Mittels des oben erwähnten Baryum-Platinceyanurschirmes konnte die richtige Beleuchtung der Ameisen und die absolute Durchsichtigkeit des Schachtelbodens fest- gestellt werden. Aber die Ameisen rührten sich absolut nicht; sie blieben der Einwirkung der X-Strahlen gegenüber vollständig gleich- gültig. Auch abgesehen davon schienen die X-Strahlen nachträglich keine üble Wirkung auf die Gesundheit der Ameisen ausgeübt zu ’ aben, denn 8 Tage nachher waren sie noch vollständig munter und gesund. Ein solches Experiment allein ist natürlich nicht absolut maass- gebend, aber es lässt wenig Hoffnung übrig für die Annahme, dass Röntsen’sche Strahlen von Ameisen und überhaupt von Thieren sinnlich pereipirt werden können. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdr.), Naumburg a/S. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Nachdruck verboten. Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. Von N. Livanow. (Aus dem Zootomischen Institut der Universität zu Kasan.) Hierzu Tafel 13. Bei meinen Studien über die Morphologie der Hirudineen konnte ich nicht umhin den Vertretern der Gattung Hemiclepsis VE3p. be- sondere Aufmerksamkeit zu widmen, da mir diese Blutegel sowohl in morphologitcher als auch phylogenetischer Beziehung sehr inter- essante Thatsachen lieferten. Dieser Umstand sowie ein reiches mir zu Gebote stehendes Material an Formen gaben mir Veran- lassung zur vorliegenden systematischen Uebersicht. Ausser den Arten, welche im nordöstlichen europäischen Russland vorkommen und von Herrn Prof. E. MEyEr sowie von mir gesammelt waren, erhielt ich auch Hirudineen vom Baikalsee. Die letzteren sammelte Herr W. GARJAEw auf seinen zoologischen Excursionen zum Baikal, wohin er während der Sommermonate der Jahre 1899 und 1900 auf Vorschlag von Herrn Prof. E. Meyer von der Kasaner Naturforscher- gesellschaft commandirt war. Für die freundliche Ueberlassung dieses Materials sei es mir erlaubt sowohl meinem verehrten Lehrer Herrn Prof. E. Meyer als auch meinem Studienfreunde Herrn W. GArJaEw hier meinen herzlichsten Dank auszudrücken. pe Fırıppı (1837) trennte von den Ichthyobdelliden 2 Arten ab, welche er als eine besondere Gattung Haemocharis (non SAvıcnY, Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 23 340 N. Livanow, € 1820) mit den Arten H. tessellata O. F. MÜLLer, 1774 und H. mar- ginata ©. F. MÜLLER, 1774 den Glossosiphoniden zuzählte. Doch fand dieser Versuch von DE FıLıprı, eine neue Gattung für die ge- nannten Arten aufzustellen, bis zum Jahre 1883 keinen Anklang, wo VEJDOVSskY eben dieselben zwei Formen gleichfalls von der Gattung Glossosiphonia JOHNSON, 1816 (Syn. Ulepsine Savıcny, 1820) als Genus Hemiclepsis unterschied. Dabei sagt VEJpovsky nur in einer Fussnote, dass die Besonderheiten „sowohl in den äussern Merkmalen, als auch im innern Bau“ dies verlangen; doch giebt er keine Charakteristik der Gattung. Das Nephridialsystem der Hirudineen untersuchend, sprach sich auch Borsıus (1892) für die Abtrennung der Gattung Hemiclepsis VesJp. von den übrigen Glossosiphonien aus. Dennoch schreibt R. BrAncHARD in seiner in demselben ‚Jahre erschienenen Arbeit: „il est certain que le genre Glossiphonia devra quelque jour &tre demembr6e, mais son etude anatomique et morphologique est encore trop peu avance, pour qu'on puisse des maintenant songer ä la diviser. Aussi les tentatives DE Fırıppı et de VEJDOVSKY nous semblent elles pr&matur6es.“ Nichts desto weniger giebt R. BLANcHARD schon im Jahre 1894 die folgende Diagnose: „Genre VIII. Hemiclepsis VEIDOVSKY, 1883. Synonymie. — Haemocharis ps Fınırpı, 1830 (nec Savıcny, 1820). Diagnose. Glossosiphonidae modiocris habitus, oculos 4—8 ferentes, dorso verrucoso. Somitus 2. sequentesque inlegri, ultimis exceptis. So- mitus integer e tribus anmulis constat: primus annulus quatuor series macularım ypapillas segmentarias internas et interpositas ferentium praebet, papillis externis nudis; annulus secundus prope marginem utringue maculam, post papillam externam illaque respondentem, praebet. Intestini pars anterior utringue plus quam 6 magnis caecis ornata, ultimo retro reflexo; pars posterior similiter utringue £ minoribus caecis munita“ _ Wie früher VEIDOVsKY, so rechnet auch R. BLAncHARrD zur Gattung Hemiclepsis 2 Arten, nämlich H. tessellata O. F. Mürzer, 1774 und H. marginata O0. F. Mürzer, 1774, wobei er die bis dahin als be- sondere Arten beschriebenen COlepsine maculosa RATHKE, 1862, Cl. leuckarti »m Fınıppı, 1865, Theromyzon pallens Puıuıerı, 1867, ete. mit A. tessellata identificirt. Im Jahre 1898 beschrieb S. Moorz eine neue Gattung und Art, Protoclepsine sexoculata, nach einem einzigen Exemplar von „Bering Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 341 Island, Commander Islands, Siberia“ (?). Seine Diagnose der Gattung ist folgende: „Protoclepsine, new genus. This genus exhibits primitive ex- ternal characters in the retention of the full number (3) of annuli in all of the anterior somites, and in the elevation of the eyes upon papillae which stand in serial relation to the dorsal median segmental papillae of the succeeding somites. The sexual pores occupy the usual positions in somites 10 and 11. The type species has three pairs of eyes situated on somites 1, 2 and 3; and the posterior somites 22 to 26 are reduced.“ Wenn wir berücksichtigen, dass MoorE nur ein einziges, stark contrahirtes Exemplar (5 mm lang und 2,5 mm breit) mit bauch- wärts umgebogener Oberlippe des Mundnapfes vor sich hatte, welches dazu noch lange in Alkohol aufbewahrt war, so haben wir allen Grund, uns seiner Beschreibung gegenüber sehr kritisch zu ver- halten. Nach Moor bildet die Unterlippe des Mundnapfes, vom 1. Augen tragenden Ringe gerechnet, den 5. Ring. Vergleichen wir nun diese Angabe mit den Beziehungen, die bei ZH. tessellata, einer Art der Glossosiphoniden mit am wenigsten redueirten Somiten des vordern Körperendes, existiren, so sehen wir, dass die Unterlippe des Mundnapfes auch hier vom 5. Ringe, jedoch vom 2. Augen- paare tragenden Ringe gerechnet, gebildet ist. Die Somite von H. tessellata sind nicht reducirt, angefangen vom Ringe, welches das 2. Paar Augen trägt. Dagegen befinden sich hier vor dem eben erwähnten noch 3 Ringe, und von diesen trägt der mittlere das 1. Paar Augen. In Bezug auf diese Ringe kann man nur sagen, dass MoorE bei dem kleinen Exemplare mit der verkrümmten Ober- lippe 2 solcher, und zwar augenloser, unterscheidet. Das ist nun ganz natürlich, da er 2 vordere Ringe für einen Ring hielt, das 1. Paar Augen aber, welche relativ klein sind, nach dem langen Verweilen in Alkohol wahrscheinlich unsichtbar geworden war. Ab- gesehen von dem nun aufgeklärten Baue des vordern Körperendes giebt uns auch das Hinterende wichtige Hinweise für den Vergleich der beiden Formen. Erstens ist die Grösse des Endnapfes, welche bei den übrigen Glossosiphoniden verhältnissmässig gering ist, die für Hemielepsis charakteristische. Zweitens ist die Reduction des Hinterendes mit derjenigen von A. tessellata fast identisch, denn die Reduction des 22. Somites (nach Moore’s Rechnung) auf 2 Ringe kann nicht als ein wesentlicher Unterschied gelten. Hieraus ist ersichtlich, dass Moore keinen genügenden Grund 23* 342 N. Livanow, hatte, für die von ihm beschriebene Form eine besondere Gattung Protoclepsine aufzustellen, sondern dieselbe dem Genus Hemiclepsis Vzsp. hätte zuzählen müssen, und zwar um so mehr, als seine Be- schreibung sich auf nur ein einziges, ungenügend erhaltenes Exemplar gründete. Wenden wir uns nun zu den Repräsentanten der Gattung Hemi- clepsis VEJID. Die morphologische Untersuchung derselben zeigt uns schon auf den ersten Blick, dass alle hierher gehörigen Arten sich ganz natür- lich in zwei gut umschriebene Gruppen, jede vom Werthe einer besondern Gattung, vertheilen lassen. Die eine Gruppe enthält H. tessellata mit ihr nahe verwandten Arten, die andere HZ. mar- ginata. Diese letztere Art nähert sich in gewissen Beziehungen den Ichthyobdelliden, woher für dieselbe der Gattungsname Hemiclepsis gut anwendbar erscheint. Dagegen stehen die Arten, welche sich um AH. tessellata gruppiren, den Glossosiphonien, d. h. den typischen frühern Clepsinen, näher. Da diese Formen einige mehr primitive Eigenthümlichkeiten aufweisen, so schlage ich für sie einen neuen Gattungsnamen Protoclepsis vor. Davon wird weiter unten noch aus- führlicher die Rede sein. Hierbei sei bemerkt, dass diese Gattung Protoclepsis weder in ihrer Begründung noch ihrem Umfange nach mit Moore’s Genus Protoclepsine etwas gemein hat, obgleich seine P. sexoculata, soweit sich aus der unzulänglichen Beschreibung schliessen lässt, wahrscheinlich auch als eine Art meiner Gattung Proioclepsis zu betrachten sein wird. Protoclepsis n. 9. Syn.: (rlossosiphonia (Olepsine SAVIGNY, 1820) JOHNSON, 1816 (partim). Haemocharis DE FILIPPI, 1857 (partim). Theromyzxon PHILIPPI, 1867. Hemiclepsis VEJDOVSKY, 1883 (partim). ? Protoclepsine MOORE, 1898. Glossosiphoniden mit 4 Paar auf der innern Paramedianlinie gelegenen Augen. Das vordere Körperende, welches den dorsal nicht unterscheidbaren Mundnapf bildet, besteht 1) aus 2 vollen Somiten, die von den Unterschlundganglien innervirt werden und auf ihren mittlern Ringen das 2. und 3. Augenpaar tragen, und 2) aus 3 Ringen, welche ihre Nerven von der Oberschlundganglienmasse beziehen und von denen der hinterste Ring bisweilen mit dem Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 343 mittlern verschmilzt, der mittlere das 1. Augenpaar trägt, der vorderste ein das Vorderende des Napfes bildendes Segment dar- stellt. Die Mundöffnung liegt an der Grenze des letzten Ringes, der von den Oberschlundganglien innervirt ist, und des 1. Ringes des 1. Somits, welcher schon von den Unterschlundganglien inner- virt wird. „Der vorderste Ring des 1. Somits ist jedoch nur selten unterscheidbar und meist mit dem mittlern Ringe verschmolzen. Der hinterste Ring des 2. von den Unterschlundganelien innervirten Somits bildet die Unterlippe des Napfes (Fig. 1, 2, 3). Das Somit des Mittelkörpers wird von 3 scharf gesonderten Ringen gebildet, von denen der mittlere die Sensillen und ventral in seinem vordern Abschnitte auf der intermediären Linie die Nephridialöffnungen trägt. Die letztern fehlen in den Qlitellarsomiten (Fig. 4, 5). Das Hinterende des Körpers stellt 3 je auf 2 Ringe reduecirte, vor dem Endnapfe liegende Somite dar. Hier kann nun die Reduetion noch weiter gehen, so dass der 2. Ring des hintersten Somits nicht mehr zu unterscheiden ist, oder der 2. Ring des vorletzten Somits kann mit dem 1., die Sensillen tragenden Ringe verschmelzen, wobei er nur durch schwach ausgeprägte, seitliche Querfurchen erkennbar bleibt. Die Analöffnung liegt im letzten Somite hinter dem die Sensillen tragenden Ringe. Der Endnapf ist relativ gross und trägt gewöhnlich 6—8 marginale Flecke (Fig. 6, 7, 8). Der kurze Rüssel reicht nicht weiter als bis zum Somit des 3. einfachen Bauch- ganglions; es ist, vom 1. von den Unterschlundganglien innervirten Somit gerechnet, das 6. Somit. Der Abschnitt des Darmes, welcher sich in den präclitellaren und clitellaren Somiten befindet, bildet 4—5 Paar Aussackungen; in der mittlern Region der Körpers sind deren 7 Paar vorhanden, von denen das letzte sich durch besondere Grösse auszeichnet und an den Seiten des Dünndarmes nach hinten verläuft. Der Dünndarm hat 4 Paar kleinere Aussackungen. Die Nephridialampullen liegen dorsal und ein wenig seitlich vom Neural- sinus des Cöloms. Sie fehlen sammt den Trichtern im 1. und 2 Clitellarsomit. Das Cölom ist ziemlich gut ausgeprägt. Im innern Mesenchym des Körpers befinden sich zellige Elemente in geringer Zahl. Die Muskelzellen sind nach dem Hirudineentypus gebildet, doch erscheint die Anwesenheit von 2 Kernen in jeder Muskelzelle als eine besondere Eigenthümlichkeit der Gattung Protoclepsis (Fig. 13). Jeder Connectivstamm der Bauchkette hat in jedem Somit 2 Connectivzellen. Der allgemeine Habitus der verschiedenen Arten von Proto- 344 N. Lıivanow, clepsis zeichnet sich durch grosse Einförmigkeit aus. Diese That- sache, welche eine ansehnliche Schwierigkeit bei der Unterscheidung der Arten darstellt, war die Ursache, dass R. BrancHArp (1892) alle bekannten Formen zu einer einzigen Species, HM. tessellata OÖ. F. MÜLLER, 1774, rechnete und die folgende Ansicht aussprach: „Dans l’etat actuel de nos connaissances, on doit donc conclure que la Gl. tessellata est une espece dimorphe, capable de revetir deux aspects differents. Cette maniere de voir est d’ailleurs provisoire puisqu’on doit s’attendre A ce que l’ötude anatomique faite dans les conditions favorables vienne d&emontrer que les deux formes signal6es plus haut representent r&ellement deux especes distinctes.* Artentabelle. A. — Zwischen der weiblichen und männlichen Genitalöffnung liegen 2 Ringe (Fig. 4). Die weibliche Genitalöffnung stellt nur bei Individuen, welche eine ansehnliche Grösse erreicht haben, ein kleines Grübchen dar, in das die Oviducte von rechts und links einmünden (Fig. 10); dagegen fehlt diese primitivste Vagina bei Individuen von mittlerer und geringerer Grösse ganz, so dass die beiden Oviducte jederseits von der ventralen Medianlinie ein jeder mit einer be- sondern Oeffnung unmittelbar nach aussen münden. Es sind dann also 2 getrennte weibliche Genitalöffnungen vorhanden (Fig. 9, 11). 1. Papillen auf der äussern dorsalen Paramedianlinie des Körpers. Die Ringe ohne Secundärfurchen. P. meyeri n. sp. 2. Papillen auf der innern dorsalen Paramedianlinie. Die Ringe sind mit schwächern, secundären Furchen versehen. P. garjaewi n. sp. B. — Zwischen der weiblichen und männlichen Genitalöffnung liegen mehr als 2 Ringe (Fig. 5). Die weibliche Genitalöffnung ist die beständig unpaare Ausmündung einer gut ausgebildeten Vagina (Fig. 12). 1. Zwischen der weiblichen und männlichen Genitalöffnung 4 Ringe. P. tessellata Braun, 1805. 2. Zwischen der weiblichen und männlichen Genitalöffnung 5 Ringe. a) Körper sehr weich und breit. Die seriale Anordnung der Flecke schwach ausgeprägt. P. mollissima GRUBE, 1871. ß) Körper relativ schmal. Die seriale Anordnung der Flecke scharf ausgeprägt. P. tessellatordes n. sp Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 345 1. Protoclepsis meyeri n. sp. Die mir zu Gebote stehenden Exemplare dieser Art sind bis 8 mm lang und 3 mm breit. Diese Messungen beziehen sich auf durch Alkohol stark verkürzte Exemplare. Im Leben aber sind es weiche und ausserordentlich bewegliche Thiere, welche bei normaler Streckung recht lang erscheinen. Die Körperform ist lang gestreckt, nach Conservirung mit glatter Ventralseite und convexer Dorsal- seite. Die Grundfarbe des Körpers ist ungefähr olivengrau, nach Einwirkung von Alkohol schiefergrau; auf der Ventralseite ist die Färbung ein wenig heller. Dorsal kann man in jedem mittlern Ringe des Somits 4 Längsreihen von gelben Flecken unterscheiden, in deren Centrum sich die Papillen der äussern paramedianen und intermediären Linie befinden. Papillen liegen auch auf der innern paramarginalen Linie des 2. Ringes, die den letztern entsprechenden Flecke aber sind im 3. Ringe gelegen. Sie breiten sich zuweilen auf den 1. Ring des folgenden Somits aus. Ventral befindet sich nur eine Längsreihe von Papillen auf der äussern Paramedianlinie. Alle 3 Ringe des Somits sind gut entwickelt und haben keine secundären Furchen. Sowohl das Vorderende des Körpers, bezüglich seiner Metamerie und Augenstellung, als auch das Hinterende sind in der für Proto-. clepsis typischen Weise gebildet. Der Durchmesser des Endnapfes erreicht bis zu 2 mm. Das Clitellum hat, wie bei allen andern Arten von Protoclepsis, keine Nephridialöffnungen in seinen 3 Somiten. Die männliche Genitalöffnung liegt in der Grenzfurche zwischen dem 1. und 2. Clitellarsomit; die weibliche Genitalöffnung befindet sich 2 Ringe weiter hinten, d. h. in der Furche zwischen dem 2. und 3. Ringe des 2. Clitellarsomits (Fig. 4). Eine sehr wichtige und charakte- ristische Thatsache giebt uns der weibliche Geschlechtsapparat — bei meinen Exemplaren öffnen sich nämlich die Oviducte, ohne sich mit einander zu vereinigen, in eine ganz flache, kaum ausgeprägte Einsenkung des Integuments, welche der Vagina der übrigen Hirudineen entspricht (Fig. 11). Die ganze Ventralseite des Cli- tellums ist von den Ausführungsgängen der Clitellardrüsen durchaus gleichmässig durchsetzt. Der Rüssel ist klein und reicht nur bis zur Mitte des vom 2. einfachen Bauchganglion innervirten Somits. Alle Exemplare dieser Art stammen von jungen Wildenten. 346 N. Lıvanow, Die Synonymie dieser Art ist sehr schwer fest zu stellen, denn die frühern Beschreibungen sind ungenügend, so dass es unmöglich ist zu sagen, was für Arten von Protoclepsis ©. F. Mürter (Hirudo tessulata, 1774) und Diesins (Olepsine tessulata, 1858) vor sich hatten Nur Maum (Olepsine tessulata, 1860) und R. BLANCHARD (Glossiphonia tessellata, 2°, 1892) geben solche Beschreibungen, dass man in den von ihnen beschriebenen Formen die P. meyeri wieder erkennen könnte. Zu den Synonymen derselben Art, so weit man aus dem allgemeinen Habitus und der Lage der Genitalöffnungen schliessen kann, gehört vielleicht Protoclepsine sexoculata MoorE, 1898; doch enthält seine Beschreibung so viele Unklarheiten, dass eine solche Identifieirung nur eine provisorische Bedeutung haben kann. Die Ursache, welche mich bewog, einen neuen Artnamen vorzuschlagen, selbst wenn Protoclepsine sexoculata MoorE wirklich mit unserer Art identisch sein sollte, war die, dass unter dem Namen (lepsine sexoculata BERGMANN (1757) schon früher eine andere Form, Glosso- siphonia complanata L. nämlich, beschrieben hatte. (Vergl. „Regles de la nomenclature des &tres organises“. Paris, 1889. Moscou, 1892571855.) Habitat. Russland (Kazan, Ufer), Schweden (Gothemburg, nach Marm), Frankreich (Marne, nach R. BLANcHARD). Die hier beschriebene Art will ich zu Ehren meines Lehrers Herrn Prof. E. Meyer, welcher die betreffenden Exemplare sammelte und mir freundlichst zur Verfügung stellte, Protoclepsis meyeri be- nennen. 2. Protoclepsis garjaewi n. Sp. Von den zahlreichen mir übergebenen Exemplaren dieser Art welche von sehr verschiedenen Dimensionen waren, erreichen die srössten 40 mm Länge; dabei erscheint die Breite des Körpers vom Kopfende bis zum Endnapfe fast gleichmässig und beträgt 6 mm. Die Körperform, welche sehr an Hirudo erinnert, ist gestreckt mit flacher Bauchseite und ein wenig convexem Rücken. Die Grund- farbe ist zimmetbraun; bei den in Alkohol conservirten Exemplaren erscheint sie graubraun oder schiefergrau, von der Ventralseite ein wenig heller. Dorsal befinden sich 6 Längsreihen von Papillen, welche ihrer Farbe nach vom Grundton des Körpers fast nicht zu unterscheiden sind. Sie liegen im mittlern Ringe jedes Somits und beginnen unmittelbar nach dem Somit, welches das 4. Paar Augen trägt (Fig. 2). Die Papillen verlaufen längs der innern paramedianen, Fee EEE Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 347 der intermediären und der innern paramarginalen Linie Auf der letztern sind sie schwach entwickelt. Im 3. Ringe liegen die Papillen auf der äussern paramedianen Linie, obgleich wenig zahlreich und nicht ganz regelmässig. Ventral an jedem mittlern Ringe treten die Sinnesknospen als helle Punkte hervor und bilden Längsreihen auf der äussern»paramedianen, der intermediären und der innern para- marginalen Linie, dagegen sind die Papillen gewöhnlich nur auf der äussern paramedianen Linie (Fig. 4) und selten auch auf der innern paramarginalen Linie vorhanden. Nur an einem Exemplare be- obachtete ich die Papillen auf der intermediären Linie. Eine charakteristische Besonderheit der in Rede stehenden Art ist die Eintheilunge eines jeden der 3 Ringe des Somits durch schwächere Furchen in je 2 secundäre Ringe; dabei erscheint der mittlere Ring so eingetheilt, dass sich alle Papillen im vordern, grössern Abschnitte befinden. Sowohl das Vorderende des Körpers als auch das Hinterende bietet in seiner Metamerie keine Abweichungen vom allgemeinen Typus der Gattung dar. Die Lage der Augen auf der innern Para- medianlinie ist besonders klar ausgeprägt, da dieselben als eine un- mittelbare Fortsetzung der Längsreihe der innern paramedianen, schon im folgenden Somit auftretenden Papillen erscheinen. Die Somite mit dem 4. und 3. Augenpaar besitzen auch gut entwickelte Papillen auf der intermediären und der innern paramarginalen Linie des Körpers (Fig. 2). Das letzte Somit des Körpers hat Papillen nur auf der intermediären und der innern paramarginalen Linie; auf der innern paramedianen Linie fehlen sie ganz. Der Endnapf besitzt keine Fiecke; sein Durchmesser beträgt 4 mm (Fig. 7). Der Bau des Clitellums ist von dem für Pr. meyeri beschriebenen Typus (Fig. 4). Die Oviducte münden, wie bei Pr. meyeri, gesondert in ein sehr kleines Grübchen des Integuments aus, welches der Vagina der übrigen Hirudineen entspricht (Fig. 9, 10). Die Ausführungs- eänge der Clitellardrüsen gruppiren sich an der Laterallinie des Körpers. Der Rüssel reicht bis zum Anfang des vom 3. Bauchganglion innervirten Somits. Habitat. Baikalsee. Auf Steinen in der Nähe des Ufers. Diese Art benenne ich Protoclepsis garjaewi zu Ehren meines Collegen Herrn W. GarJARw, welchem das unbedingte Verdienst zu- kommt, durch seine energischen und erfolgreichen Bemühungen die Wiederaufnahme der Durchforschung dieses hoch interessanten, seit Dysowskı unbeachtet gebliebenen Relictensees angeregt zu haben. 348 N. Lıvanow, 3. Protoclepsis tessellata Braun, 1805 (O. F. MÜLLER, 1774). Meine grössten Exemplare dieser Art, welche in unsern Ge- wässern allerdings nicht oft vorkommt, jedoch immerhin in hinreichender Anzahl gesammelt werden Kann, erreichen bis zu 15 mm Länge und 3 mm Breite Im ruhenden Zustande erinnert der Körper seiner Form nach an die Glossosiphonien, d. h. er ist oval. Schon bei der eeringsten Bewegung des Wassers aber dehnen sich diese Blutegel sofort stark aus, wobei sie drei- bis viermal so lang wie im ruhenden Zustande werden und, mit dem Endnapf angeheftet bleibend, sich mit dem ganzen Körper nach allen Seiten hin sehr lebhaft zu be- wegen anfangen. Beim Kriechen bewegt sich diese Art wie die Spannerraupen und ist im ausgedehnten Zustande den Piscicolen sehr ähnlich. Der Körper zeichnet sich durch seine Weichheit aus. Die Grundfarbe ist grau-olivengrün. Dorsal auf dem mittlern Ringe eines jeden Somits befinden sich gelbe Flecke, welche den Sensillen auf der äussern paramedianen und der intermediären Linie entsprechen. Gelbe Flecke sind auch auf der äussern paramarginalen Linie im 3. Ringe eines jeden Somits vorhanden. Die Flecke der äussern paramedianen Längsreihe liegen auf schwach ausgeprägten, schwarzen Längsstreifen. In ihrer Grösse weisen alle Flecke indi- viduelle Schwankungen auf, indem sie bald gut entwickelt sind, bald fast unerkennbar werden. Die Papillen, welche gewöhnlich schwach ausgeprägt sind, befinden sich, den Sensillen und gelben Flecken entsprechend, auf der äussern paramedianen und der intermediären Linie sowie ausserdem auf der innern paramarginalen Linie im mittlern Ringe eines jeden Somits. Ventral sind sie auf der äussern paramedianen und der innern paramarginalen Linie, bisweilen auch auf der intermediären Linie vorhanden. Alle 3 Ringe des Somits sind scharf abgegrenzt und ohne se- cundäre Furchen. Die Metamerie des vordern Körperendes und die Lage der Augen sind wie für die ganze Gattung charakteristisch (Fig. 1). Dennoch erscheinen die auf der innern paramedianen Linie liegenden Augen als Fortsetzung der Flecke und Sensillen auf der äussern para- medianen Linie. Das ist nun durch eine unbedeutende Ablenkung der Flecke nach der Medianlinie hin bedingt, was besonders gut an dem Somit zu bemerken ist, das auf das letzte Augen tragende Somit folgt. Am schärfsten ist das 2. Augenpaar ausgeprägt, welches auf einem hellen Flecke liest. Das hintere Kopfende stellt, wie es Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 349 für die ganze Gattung typisch ist, 3 auf 2 Ringe reducirte Somite vor, welchen die Flecke und Papillen auf der intermediären Linie fehlen (Fig. 6). Der Endnapf ist 2 mm im Durchmesser und trägt peripherisch 6—8 gelbe Flecke. Das Clitellum, dessen Somite keine Nephridialöffnungen besitzen, hat in der Furche zwischen dem 2. und 3. Ringe des 1. Clitellar- somits die männliche Genitalöffnung, während die weibliche Oeffnung 4 Ringe weiter hinten in der Furche, welche den 3. Ring des 2. Clitellarsomits vom 1. Ringe des folgenden, i. e. 5. Somits, trennt. Die Ausführungsgänge der Clitellardrüsen befinden sich auf der ganzen Ventralseite der Clitellarsomite, doch nehmen die betreffenden Poren nicht die ganze Bauchfläche ein, sondern gruppiren sich haupt- sächlich um die Papillen. Die Vagina erscheint bei dieser Art als ein gut entwickeltes, unpaariges Organ (Fig. 12). Der Rüssel reicht bis zur Mitte des Somits, welches vom 2. Bauchganglion innervirt ist. Synonymie. Wenn die von OÖ. F. MÜLLER gegebene Beschreibung (Hirudo tessulata, 1774) sich auch auf andere Protoclepsinen, zZ. B. Pr. meyeri, beziehen lässt, so ist diejenige von Braun (Hirudo tessulata, 1805) für die eben beschriebene Art am ehesten anwendbar, und deswegen behalte ich seinen Artnamen für diese Form bei. Auch BrıGHTwELn (Nephelis tesselata, 1842), Tuomson (Glossiphonia eachana, 1856), HousHrton (Gl. tesselata, 1865), Araray (Ülepsine tessulata, 1888) und R. BLancHaRrD (@l. tessellata, 1892, 1893) hatten wahrscheinlich dieselbe Art vor sich. Habitat. Europa. 4. Protoclepsis tessellatoides n. sp. Von den vielen Exemplaren, welche mir zu Gebote stehen, er- reichen die allergrössten bis zu 25 mm Länge bei einer fast am ganzen Körper gleichmässigen Breite von 5 mm. Die kleinern Exemplare erinnern ihrer ovalen Körperform wegen an Glosso- siphonien, die grössern aber sind langgestreckt mit gleichmässig breiten, ventral flachen, dorsal convexem Körper. Die Grundfarbe ist braun oder hellbraun; bei lange in Alkohol aufbewahrten Exemplaren wechselt die Farbe in verschiedenen Tönen von Grau. Die Ventralseite des Körpers ist gewöhnlich viel heller. Die Papillen, welche zuweilen ganz verschwinden, befinden sich im 2. Ringe eines jeden Somits dorsal auf der äussern paramedianen, der inter- mediären und der innern paramedianen, ventral auf der äussern 350 N. Livanow, paramedianen Linie. Bei einigen Exemplaren kann man Papillen noch auf andern Linien und auch in andern Ringen des Somits unterscheiden, doch sind sie gewöhnlich schwach entwickelt und kommen nur sporadisch vor. Bei einigen wenigen Individuen fand ich einen schwach ausgeprägten dunklen Längsstreifen, welcher dorsal auf der innern paramedianen Linie verläuft und fast auf allen Ringen schwarze Punkte hat. Alle Ringe des Somits er- scheinen gut ausgebildet und ohne secundäre Furchen. Der Bau sowohl des vordern als auch des hintern Körperendes ist identisch mit dem für Pr. tessellata beschriebenen Typus. Der Durchmesser des Endnapfes erreicht bis 3 mm. Das Clitellum unterscheidet sich von demjenigen von Pr. tessellata nur darin, dass die männliche Genitalöffnung in der Furche zwischen dem 2. und 3. Ringe des 1. Clitellarsomits, die weibliche Genital- öffnung aber 5 Ringe weiter hinten, in der Furche zwischen dem 1. und 2. Ringe des 3. Clitellarsomits, sich befindet (Fig. 5). Die Vagina ist gut entwickelt. Der Rüssel ist wie bei Pr. tessellata. Habilat. Baikalsee. Diese Art stellt vielleicht eine locale Varietät von Pr. tessellata vor, doch sind ihre charakteristischen Merkmale, wie die Eintönig- keit der Farbe und vor Allem die abweichende Lage der Genital- öffnungen, sehr beständig. 5. Protoclepsis mollissima GRUBE, 1871. Ihrer Körperform nach unterscheidet sich diese Art von allen vorher besprochenen sehr bedeutend. Bei den in Alkohol auf- bewahrten Exemplaren erreicht die Körperlänge bis 25 mm, während die Breite in der mittlern Körperregion 15 mm beträgt. Wie man aus diesen Dimensionen sehen kann, weist der Körper trotz seiner bedeutenden Länge eine sehr ansehnliche Breite auf und erscheint also oval, mit flacher Ventral- und schwach convexer Dorsalseite, wie das bei einigen Glossosiphonien der Fall ist. Im Leben zeichnet sich diese Art durch ausserordentliche Weichheit und Zartheit aus, und auch die in Alkohol aufbewahrten Exemplare sind von einer knorpelartigen Durchsichtigkeit. Die Grundfarbe ist grün mit mehr oder weniger gut entwickelten, gelben Flecken, welche in ihrer Lage nur wenig Regelmässigkeit darbieten. Doch sind diese Flecke im 3. Ringe eines jeden Somits auf der dorsalen äussern paramarginalen Linie fast immer vorhanden und so auch im 2. Ringe, wo sie die een. Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 351 Interumentpapillen tragen. Die letztern befinden sich dorsal auf der äussern paramedianen, der intermediären und der innern para- marginalen Linie und ventral auf der äussern paramedianen Linie (Fig. 3, 5). Auf der Ventralseite fehlen die gelben Flecke ganz. Die Ringe der Somite sind überall gut ausgeprägt; die secun- dären Furchen fehlen. Das vordere Körperende, welches sich bei der ansehnlichen Breite durch geringe Länge auszeichnet, ist wie für die Gattung Proto- clepsis typisch gebaut. In allen Somiten desselben, welche die Augen- paare tragen, befinden sich auch die gelben Flecke auf der äussern paramarginalen Linie. Eben solche Flecke mit Papillen verlaufen längs der intermediären Linie bis zum letzten, die Augen tragenden Somite einschliesslich; die Flecke und Papillen auf der äussern Paramedianlinie beginnen in dem vom 1. Bauchganglion innervirten Somit, d. h. ein Somit hinter dem letzten Augen tragenden (Fig. 5). Das Olitellum, wie typisch ohne Nephridialöffnungen, hat die männliche Genitalöffnung in der Furche zwischen dem 2. und 3. Ringe seines 1. Somits und die weibliche Oeffnung 5 Ringe weiter hinten, d. h. in der Furche zwischen dem 1. und 2. Ringe seines 3. Somits (Fig. 5). Die Ausführungsgänge der Clitellardrüsen sind haupt- sächlich nahe der Laterallinie des Körpers localisirt. Das hintere Körperende weist in Bezug auf seine Reduction meistens kleine Abweichungen vom Typus FProtoclepsis auf. Sein letztes und vorletztes Somit sind zuweilen ein jedes nur von einem Ringe gebildet, welcher bloss an den Seiten schwache Furchen als Anzeichen einer Abgrenzung des 2. Ringes, i. e. des hintersten im vollen Somit, besitzt. Die Reduction geht oft noch weiter, und dann fehlen jegliche Hinweise auf die Existenz des 2. Ringes, d. h. die 2 letzten Somite sind dann nur von je einem einzigen Ringe gebildet. In allen 3 reducirten Somiten des Hinterendes fehlen die Flecke und die ihnen entsprechenden Papillen auf der intermediären Linie des Körpers. Der Endnapf ist 3 mm im Durchmesser und hat an seinem Rande 6—8 gelbe Flecke (Fig. 6, 8). Der Rüssel reicht bis zum Somit, das vom 2. Bauchganglion innervirt ist. Pr. mollissima parasitirt auf Mollusken und gelangt zusammen mit diesen in das Schleppnetz gewöhnlich in einer Tiefe von 20 bis 50 m. Habitat. Baikalsee. 352 N. Livanow, Synonymie. — Die eben besprochene Art nähert sich sehr der Olepsine tessulata Fr. MÜLLER, 1844, doch giebt die Lage der Genital- öffnungen einen scharfen differentialen Charakter ab. Die Genital- öffnungen von Cl. tessulata Fr. MüLter sind nämlich durch 3 Ringe von einander getrennt, während bei der vorliegenden Form zwischen ihnen 5 Ringe liegen. Es existirt auch eine Verschiedenheit in der Farbe. Ausserdem parasitirt die von MÜLLer beschriebene Art an Vögeln und kommt niemals auf Mollusken vor. Olepsine maculosa RATHKE, 1862, ist durch die Lage der Flecke und durch den allgemeinen Habitus (vgl. die Abbildung bei GrUBE, 1871) der Pr. mollissima so sehr ähnlich, dass man, trotz der Ver- schiedenheit in der Farbe, beide Formen zu ein und derselben Art zählen müsste; doch spricht dagegen die Lage der Genitalöffnungen. Darüber sagt nämlich GrusE (1871): „Aperturae genitales inter annulum 18m et 19 men et inter. 19m, et 20207 sitae:“ Pr. mollissima erhielt GRUBE von Dybowskı, welcher sie am Baikalsee gesammelt hatte. Es war nur ein einziges Exemplar von 11 mm Länge und 6,5 mm Breite. In Gruge’s Beschreibung lesen wir Folgendes. „Das einzige Exemplar, welches vorliegt, ist halb zu- sammengekrümmt und zeichnet sich durch grosse Weichheit des Körpers und ungleiche wenig parallele Conturen der einzelnen Ringe aus“ ... „Dieselbe Weichheit zeigt auch die wie eine flache Glocke ausgehöhlte hintere Scheibe“, welche „von der blass umbra- braunen Farbe des Rückens mit etwa 6 nicht sehr deutlich ab- gesetzten ockergelben Flecken etwas strahlig gezeichnet“ ist. „Ueber den Rücken laufen vom 3. Ringe an 4 Längsreihen weicher, eiförmiger, blassockergelber Papillen, von denen die mittlern beiden etwas weiter (2,5 mm) von einander als von den äussern (2 mm) entfernt sind: diese wiederum stehen etwa ebenso viel vom Seiten- rande als die mittlern unter einander ab. Die Papillen stehen zu- gleich in Querreihen, eine solche kommt auf jedem 3. Ringe vor; der nächstfolgende Ring pflest mit einem weit nach innen vor- springenden ockergelben Randfleck geziert zu sein, doch erscheinen diese Flecke öfters nur undeutlich.“ Wenn wir noch die Angabe GrupEs berücksichtigen, dass bei Pr. mollissima nur 3 Paar Augen vorhanden sein sollen, so enthalten die angeführten Citate aus seiner Arbeit alles, was uns für diese Art bekannt war. Auch ich be- obachtete bei einigen Exemplaren der beschriebenen Art nur 3 Paar Augen, da das 1. Paar nach der Aufbewahrung in Alkohol nicht unterscheidbar geworden war; und bei einigen Exemplaren fand ich Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 353 auch die Farbe des Rückens, wie sie GruBE angegeben hat. Daher stehe ich nicht an diese Form mit der mir vorliegenden zu identificiren, um so mehr, als alle andern wichtigen Merkmale die- “selben sind. Hier wären noch die Angaben von MoorE (1898) über eine auch aus Sibirien stammende Form zu erwähnen, welche er für (1. mollissima ausgegeben hat. Seine für die Charakteristik der Art wichtigsten Angaben sind: „Character is given to the papillation by the great development of the dorsal median series, the papillae of which are very large, and in some specimens the only ones distinctly developed“ ... „The mates are separated at the middle linie by about one-fourth of the width of the body. The dorsal inner-lateral papillae are also well marked on most specimens, and are found on the eye-bearing annuli, as well as on all those bearing the dorsal median ones. The outer lateral papillae have become reduced to almost total suppression and were unnoticed by GrUBE. Very minute membres of this series may usually be found on the eye-bearing and several succeeding papilliferous annuli. Besides the serial papillae, very minute variable ones are found on the dorsum of all of the annuli. There are 10 or 12 small papillae on the ventral surface of the first ring of each somite.““ „Olive green, margins more brownish, two series of large whitish knobs along the back, and several smaller and less conspicuous spots between these and the mareins. Along the back a regular system of narrow brownish longitudinal stripes“ .... „Bering Island, Commander Islands.“ Aus dieser Beschreibung geht hervor, dass Moore es mit einer der Arten- eruppe von Glossosiphonia complanata L. sehr nahe stehenden Form zu thun gehabt hat, was auch seine Abbildung ausser allen Zweifel stellt. Mit Gruge’s Angaben stimmt Moore’s Art auf keinen Fall überein. Daher behalte ich für die von mir beschriebene Art, auf welche Gruge’s Beschreibung in jeder Beziehung anwendbar ist, den von ihm vorgeschlagenen Namen bei, MooreE’s Gl. mollissima aber betrachte ich als eine vielleicht neue Art von Glossosiphonia. Am Schlusse dieser Beschreibung der Arten von Protoclepsis, welche ich selbst untersuchen konnte, will ich noch darauf hin- weisen, dass die europäischen (Ülepsine tessulata FR. MÜLLER, 1844 und Ol. maculosa RATHKE, 1862, die asiatische Ol. leuckarti pw Fınıper, 1865 und die amerikanische (CI. occidentalis VERRILL (?) auch der Gattung Protoclepsis zuzurechnen sein werden. 354 N. Lıvanow, Hemieclepsis. Wie schon oben gesagt, behalte ich für die europäische Hemi- clepsis marginata O. F. MÜLLER, 1774 und vielleicht auch für die amerikanische (Glossosiphonia parasitica Say, 1824 inclusive aller ihrer Varietäten (CAstLe, 1900), den alten Gattungsnamen Hemi- clepsis bei. Syn.: Hemiclepsis VEJSDOVSKY, 1883 (partim). (lossosiphonia (Olepsine SAVIGNY, 1820) JOHNSON, 1816 (partim). Haemocharıs Fınıppı, 1837 (partim). Nur mit 2 Paar Augen, von denen die vordersten von der Ober- fläche des Integuments ins innere Mensenchym fast bis zur Be- rührung mit dem untern Abschnitte der hintern Augen hineinragen und viel kleiner als die letztern sind. Das vordere Körperende ist verbreitert und einem kleinen, unausgebildeten Ichthyobdellidensaug- napfe ähnlich. Seine Metamerie bietet nur geringe Abweichungen vom Typus Protoclepsis dar — es ist nämlich der 3. von den Ober- schlundganglien innervirte Ring gewöhnlich mit dem vorhergehenden ganz verschmolzen, ebenso wie der vorderste Ring des 1. von den Unterschlundganglien innervirten Somits mit dem 2. Ringe meistens vereinigt ist. Die Somite des Mittelkörpers werden von je 3 scharf gesonderten Ringen gebildet, von denen der mittlere die Sensillen trägt. Im vordern Abschnitte dieses Ringes öffnen sich ventral die Nephridialporen. Das hintere Körperende enthält 3 je auf einen Ring reducirte Somite, von denen das vorderste zuweilen von 2 Ringen zebildet ist. Der After liegt fast auf der Dorsalseite des Endnapfes. Der Rüssel reicht bis zu dem vom 4. Bauchganglion innervirten Somit. Der Bau des Darmes ist dem von Protoclepsis ähnlich. Die Nephridialampullen liegen ventral und ein wenig seit- lich im Neuralsinus des Cöloms; sie fehlen sammt den Trichtern im 1. und 2. Clitellarsomit. Das Cölom ist gut ausgeprägt. Zellige Elemente befinden sich in ansehnlicher Zahl im innern Mesenchym des Körpers. Die Muskelzellen sind nach dem Hirudineentypus ge- bildet, aber die mesenchymatösen, d. h. die dorso-ventralen, ein Theil der longitudinalen, die diagonalen und die circulären Muskeln haben nur einen einzigen Kern in einem stark vorspringenden, plasmatischen Muskelkörperchen, an welchem fast auf der ganzen einen Hälfte des Querschnitts die fibrillär-contractile Schicht fehlt (Fig. 11). Alle Nervenzellen, die Connectivzellen eingeschlossen, ae a In R F £ R i R Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 355 haben auch nur einen Kern, und in jedem Connectivstamme kommt nur eine Connectivzelle vor. Wie aus dieser Beschreibung ersichtlich ist, sind die Merkmale, durch welche sich die Gattung Hemiclepsis von Protoclepsis unter- scheidet, folgende. Die Reduction des vordern und besonders des hintern Körperendes ist viel stärker ausgeprägt; die Augen sind mehr differenzirt; der Rüssel erreicht einen höhern Entwicklungs- gerad. Diese drei Merkmale sind allen hoch organisirten Hirudineen- formen gemein. Die Structur der mesenchymatösen Muskelzellen aber, die ventrale Lage der Nephridialampullen im Neuralsinus des Cöloms, die Anwesenheit von nur einer einzigen Connectivzelle in jedem Connectivstamme und die Verbreiterung des Kopfendes nach Art des Vordernapfes der Ichthyobdelliden, das alles sind diffe- rentiale Kennzeichen der Gattung Hemiclepsis, welche sie von Proto- clepsis entfernen und im Gegentheil den Ichthyobdelliden nähern. Eine directere Verwandtschaft mit den letztern scheint mir somit ausser Zweifel. Wenn wir nun alle übrigen Glossosiphonien (Glossosiphonia, Placobdella und Haementeria) mit den. Gattungen Protoclepsis und Hemiclepsis vergleichen, so sehen wir, dass die erstern sich von Hemiclepsis weiter entfernen als von Protoclepsis. Alle aufgezählten Differentialcharaktere zwischen Hemiclepsis und Protoclepsis, die drei allen höhern Hirudineen gemeinsamen Merkmale ausgenommen, sind zugleich auch Differentialcharaktere zwischen Hemiclepsis und den übrigen Glossosiphonien. Protoclepsis aber unterscheidet sich von den letztern nur durch zwei wesentliche Unterschiede, das sind der Bau des Darmes und die Structur der mesenchymatösen Muskel- elemente. Bei den Glossosiphonien sind diese letztern immer ein- kernig und gemäss dem allgemeinen Hirudineentypus am ganzen Umfange mit Fibrillärsubstanz versehen (Fig. 15). Von den schon erwähnten drei Merkmalen der höhern Hirudineenorganisation, nämlich der Reduction der Somite des Kopf- und Hinterendes, der Differen- zirung der Augen und der ansehnlichen Entwicklung des Rüssels, sehe ich hierbei ab. Auf eine nähere Verwandtschaft dieser Gat- tungen weisen von den oben aufgezählten Merkmalen die Anwesen- heit von 2 Connectivzellen in jedem Connectivstamme und die Lage der Nephridialampullen hin. . Von den 3 Gattungen Hemiclepsis, Protoclepsis und Glossosiphonia begegnen wir den primitivsten Charakteren der Organisation bei Protoclepsis. Die sehr geringe Reduction des vordern und des hintern Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 24 356 N. Livanow, Körperendes, das gut entwickelte Cölom, der am wenigsten ausge- bildete Rüssel und ganz besonders die bei einigen Formen vor- kommende Thatsache, dass die Vagina als solche fehlt und die beiden Oviducte sich unabhängig von einander nach aussen Öffnen, alles dies sind genügende Gründe, um die Gattung Protoclepsis als die ursprünglichste von allen dreien zu betrachten. Im Vergleich zu ihr stellen die Gattungen Hemiclepsis und Glossosiphonia zwei höher organisirte Gruppen dar. Protoclepsis repräsentirt somit gewissermaassen ein Bindeglied einerseits zwischen Hemiclepsis und andrerseits Glossosiphonia nebst Placobdella und Haementeria;, doch hat sie auch ihre eigenthümlichen Anzeichen einer fortgeschrittenen Differenzirung in der Organisation, wie z. B. die Anwesenheit von je 2 Kernen in den Muskelzellen, aufzuweisen. Daher können wir sagen, dass sich alle 3 Gattungen von einer gemeinsamen Urform abgezweigt haben müssen, welche in ihrer Organisation der heutigen Protoclepsis am nächsten stand. Die hier berührten Verwandtschaftsbeziehungen lassen sich graphisch etwa in folgender Weise darstellen. Glossosiphonüdae Ichthyobdellidae Protoclepsis Hemiclepsis Glossosiphonia (nebst Placobdella u. Haementeria) Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 357 Während der letzten Sommerferien habe ich 5 Exemplare einer Protoclepsis gesammelt, welche ich zu Protoclepsis maculosa RATHKE, 1862 rechne. Die Beschreibung dieser Art soll hier als Nachtrag angereiht werden, da die ganze Arbeit schon gedruckt war. Protoclepsis maculosa RATHKE, 1862. Vollkommen ausgestreckt, erreichten die Exemplare dieser Art bis zu 25 mm Länge und 3 mm Breite, im contrahirten Zustande aber sind sie bis 10 mm lang und 5,5 mm breit. In der Ruhe ist der Körper flach und oval, wobei das Kopfende, von oben betrachtet, eine schwache Verbreiterung bildet. In allen übrigen Beziehungen erinnert diese Art an Protoclepsis tessellata. Die Grundfarbe ist auf dem Rücken grauschwarz oder oliven- schwarz; sie wird lateralwärts intensiver. An der Laterallinie des Körpers sind rostgelbe Flecke auf jedem 3. Ringe des Somits vor- handen. Gewöhnlich befinden dieselben sich nur im Bereiche ihres Ringes, doch dehnen sie sich manchmal auch auf einen Theil des vorhergehenden oder des folgenden Ringes aus. Ausserdem befinden sich noch Flecke von sehr verschiedener Dimension und Form auf der ganzen Dorsalseite des Körpers. Ihre Farbe wird medianwärts ein wenig heller. Diese Flecke sind überhaupt regellos zerstreut, doch kann man in jedem 2. Ringe des Somits eine seriale Anord- nung auf der äussern paramedianen und auf der intermediären Längslinie bemerken. Die Papillen liegen auf eben denselben Linien; sie sind jedoch unabhängig von den Flecken. Ventral ist die Grund- farbe grau mit einigen wenigen hellgelben Flecken; längs der Laterallinie dagegen wird die Grundfarbe schwarz, und hier treten die gelben Flecke auf jedem 3. Ringe des Somits sehr scharf her- vor. Auf diese Weise bildet sich ventral eine bunte Kante um den ganzen Körper. Die Papillen befinden sich auf der Bauchseite nur im Bereiche der äussern paramedtanen Linie. Die einzelnen Ringe der Somite sind gut ausgeprägt. An einigen conservirten Exemplaren treten die Somitgrenzen schärfer hervor als die Grenzen der Ringe in demselben Somit. Die Metamerie des vordern Körperendes ist die für die Gattung charakteristische; dagegen erscheint die schwache Verbreiterung des Kopfes als ein specifischer Charakter von Protoclepsis maculosa. In dieser Beziehung stellt sie-eine Zwischenstufe zwischen Protoclepsis tessellata ähnlichen Arten und Hemiclepsis marginata dar. Von den 4 Paar Augen liegt das 3. gewöhnlich auf einem gelben Flecke. 24* 358 N. Lıivanow, Rostrad von diesem fehlen die Flecke ganz, caudad aber bemerkt man nur noch die lateralen Flecke in 2 auf die Augen folgenden Somiten. Das 2. Augenpaar ist das grösste, indem alle übrigen schwächer ausgeprägt sind. Das hintere Körperende ist typisch ge- baut. Der Endnapf beträgt 53 mm im Durchmesser und hat an seiner Peripherie 3, 4 oder noch mehr Flecke von verschiedener Form. Der Bau sowohl des Clitellums und der Geschlechtsorgane als auch des Rüssels ist, wie es für Protoclepsis meyeri beschrieben worden war, beschaffen. Habitat. Wytegra (Gouvernement Ölonetzk), Königsberg (nach RATHKE). RarHake’s Beschreibung von Protoclepsis maculosa erscheint in. allen Einzelheiten auf die in Rede stehende Form so anwendbar, dass in Bezug auf die Identität beider kein Zweifel bestehen kann. Den einzigen Unterschied stellt die Grösse des Endnapfes dar, was übrigens auch von Zufälligkeiten abhängen kann. GxuseE’s Ab- bildungen bestärken diesen Gedanken, und seine Angabe: „aperturae genitales inter annulum 18vum et 19mum et inter 19mum et 20mum sitae“ halte ich für einen Beobachtungsfehler. Dazu sei bemerkt, dass die in Alkohol conservirten Exemplare gleichsam „durchscheinend“ werden, wie das auch GruBE angab. R. BrancHArp identificirt Protoclepsis maculosa RATHKE, 1862 mit Protoclepsis tessellata O. F. MÜLLER, 1774, doch ist von den Gründen, welche ihn zu einer solchen Ansicht führten, schon die Rede gewesen. Protoclepsis maculosa ist auf den ersten Blick einer Hemiclepsis marginata nicht unähnlich, an welche sie durch ihre Körperform und besonders durch die lateralen Kanten erinnert. Unter den Protoclepsis-Arten wird Protoclepsis maculosa in die Nähe von Protoclepsis meyeri zu stellen sein, mit welcher sie in ihrer Organisation durchaus übereinstimmt, so dass beide vielleicht bloss Varietäten ein und derselben Art bilden. Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. 359 Literaturverzeichniss. ApaTHY, S., 1881, 1, Analyse der äussern Körperform der Hirudineen, in: Mitth. zool. Stat. Neapel, V. 8. — 1888, 2, Süsswasser-Hirudineen. Ein systematischer Essay, in: Zool. Jahrb., V. 3, Syst. BLANCHARD, R., 1892. Courtes notices sur les Hirudinses. IV. De- scription de la Glossiphonia marginata (O. F. MÜLLER), in: Bull. Soc. zool. France, V. 17. — 1892, Description de la Glossiphonia tessellata, in: Mem. Soc. zool. France, V. 5. — 1893, Courtes notices sur les Hirudinses. XVIII. 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Schema des Clitellums von Pr. meyeri und Pr. garjaewi. Fig. 5. Schema des Clitellums von Pr. tesselatordes und Pr. mol- lissima. Fig. 6. Schema des Endnapfes der Protosclepsinen, Pr. garjaewı ausgenommen. Fig. 7. Schema des Endnapfes von Pr. garjaewi. Fig. 8. Schema eines mehr reducirten Endnapfes von Pr. mol- lissima. 362 N. Lıvanow, Die Hirudineen-Gattung Hemiclepsis Vejd. Fig. 9. Protoclepsis garjaewi. Querschnitt durch die Genitalöffnungen eines 20 mm langen Exemplars. 50:1. Fig. 10. Protoclepsis garjaewi. Querschnitt durch die Genitalöffnungen eines 40 mm langen Exemplars. 50:1. Fig. 11. Protoclepsis meyeri. @uerschnitt durch die Genitalöffnungen eines 8 mm langen Exemplars.. 50:1. Fig. 12. Protoclepsis tessellata. Querschnitt durch die Genitalöffnungen eines 15 mm langen Exemplars. 50:1. Fig. 13. Muskelzelle der Gattung Protoclepsis. 300:1. Fig. 14. Muskelzelle der Gattung Hemiclepsis. 300:1. weiblichen weiblichen weiblichen weiblichen Fig. 15. Muskelzelle der Gattung Glossosiphonia. 300:1. Teen @--——---4-- l 1 --- L---- -- -- - --- -- -- - I Sage T I a na Zoolog. Jahrbücher Bd14bth.£. Syst. an . Nlivanow gez, Taf: 18. 6. T. 2: opmd. int. ipmg. iprmd. int. ipmg. apmd, int. ipmg _._.bm. -- od. 71. bm. tod. 13. 14, 18. ar Jena. Lith. Änstv.d.Arndt Jena m, Tith.Anstv.d.Amdt Jena. 74. nal. 7 {) U 2 „ n ie "= Verlv Gustav Fisther Jena. \ | l j ' ı Gm vn Ein “.ı IL | u u Hlcl i Mt! Sl an 1 1 Ka ' \ ’ I ’ j Kllren j { | ı j N { \ L-p- AN N ü +“ siılııel.) en, I I 1 ' i \ j h ı MIT ER \ | ! ' N IN Ir \ 1 N I ' je N! ' \ } Euler { ; n la j (ed ‚lıle|; |: je I I N N \ I ı ! L } a \ NL --rt4-rhH--ril=rt- Haller [1° ARE Ha leC Veen ib ll ı rl N Livanow gez. ee ü en 2 “ % 6 a "n Uebersetzungsrecht vorbehalten. Nachdruck verboten. Studien über Octocorallien. Von Dr. Th. Moroff. (Aus der k. bayr. zoologischen Staatssammlung.) Hierzu Tafel 14—18. I. Ueber die Pennatulaceen des Münchener Museums. Die Ordnung der Pennatulaceen ist in der Münchener Sammlung durch eine verhältnissmässig begrenzte Zahl von Exemplaren ver- treten, welche in verschiedenen Zeiten theilweise von privaten Sammlern, theilweise von der Zoologischen Station in Neapel er- worben wurden. Neuerlich wurde diese Gruppe bedeutend vermehrt durch das Material, welches Dr. DorLeın von seiner Reise aus Californien und Dr. HABERER aus Japan mitgebracht haben.') Von den Forschern, welche sich mit den Pennatuliden, theils gelegentlich, theils speciell, beschäftigt haben, seien hier nur die wichtigsten unter den ältern Autoren genannt: Parzas, BLEEKER, Esper, BoHADSCH, SARS, VERRILL, GRAY, HERKLOTS, KoREN U. DANITELSSEN, RICHIARDI, KÖLLIKER und a. m. Die letztgenannten zwei Forscher haben ihre Monographien gleichzeitig veröffentlicht. 1) Ganz neuerdings ist dem Münchener Museum die grosse Samm- lung des Geheimraths v. KÖLLIKER zugefallen; sie konnte aber leider für die vorliegende Arbeit nicht berücksichtigt werden, da diese schon im Druck war. 364 Tu. Mororr, KÖLLIKer hat über den weitaus grössten Theil des damals be- kannten Materials verfügt und auch die Originalstücke von den meisten früher aufgestellten Arten zur Hand gehabt, deshalb er- scheint seine Monographie vollständiger. Später hat er auch das Material der Challenger-Expedition bearbeitet. ') Auch die neueste Zeit hat verschiedene Mittheilungen über diese Ordnung gebracht, z. B. von KorEn u. DANIELSSENn, MILnESs MAR- SHALL U. G. HERBERT FOWLER, STUDER, TH. GRIEG, KÜKENTHAL 2. ax Mm. Trotzdem somit die Pennatuliden sehr oft Gegenstand mehr oder minder eingehender Forschungen gewesen sind, ist diese Gruppe bei weitem nicht so exact classifieirt und definirt, wie es zu wünschen wäre. Man befindet sich deshalb bei der Bestimmung der einzelnen Arten in grosser Unsicherheit, und in vielen Fällen kann man ein und dasselbe Stück bei mehreren Arten unterbringen, ohne dass es mit einer derselben vollkommen übereinstimmt. Wie erwähnt, ist die Monographie KÖLLIKErR’S die grösste und wichtigste Arbeit über die Pennatuliden, und KöLLıker verdient unzweifelhaft die vollste Anerkennung für seine sorgfältige Be- arbeitung des damals existirenden Materials. An Hand dieser Mono- geraphie bekommen wir eine Uebersicht über die ganze Ordnung. Als eine endgültige Gattungs- und Artabgrenzung dürfte sie aber kaum angesehen werden können, da viele Arten und manche Gat- tungen nach sehr ungenügendem Materiale aufgestellt worden sind; in Folge dessen kann man nicht beurtheilen, in wie weit sie variabel sind. Es scheint in Wirklichkeit, als ob die Arten dieser Gruppe viel mehr veränderlich sind, als dies angenommen wurde, und es dürfte daher die vergleichende Untersuchung eines genügend zahl- reichen Materials viele Arten und manche Gattungen wieder ver- schwinden machen. Es macht auch den Eindruck, als ob wir uns vor derselben Er- scheinung befänden, die uns früher bei den Riffkorallen entgegen- trat. Es scheint nämlich, als ob man die richtigen Artunterschiede nicht besonders glücklich herausfinden konnte, auf Grund deren die einzelnen Arten charakterisirt werden sollten; denn bei der Be- ‚stimmung des Pennatuliden-Materials konnte ich in vielen Fällen 1) Report on the Pennatulida dredged by H. M. $. Challenger, in: Rep. Challenger, Zool. 1880, V. 1, p. 1. Studien über Octocorallien. 365 einzelne Formen nicht bei gewissen Arten unterbringen, mit denen sie zwar in verschiedenen Merkmalen übereinstimmten, während andere, bisher als ebenso wichtig betrachtete Merkmale sie andern Arten oder selbst Gattungen zuwiesen. Das Material, das mir zur Verfügung stand, ist leider zu un- genügend, um diesen Gedanken bestätigen zu können, immerhin sind aber mehrere Anhaltspunkte dafür gegeben. Bei der Bestimmung der einzelnen Arten bin ich der von KÖLLIKER in seinem: „Report on the Pennatulida dredged by H.M. S. Challenger“ aufgestellten Classification gefolgt; nur da, wo mein Material ausreichte, bin ich davon abgewichen. Bevor ich die Beschreibung der einzelnen Arten beginne, ist es mir eine sehr angenehme Pflicht, dem 2. Conservator der zoolog.- zootom. Sammlung Herrn Dr. Franz DorLEın meinen Dank auszu- sprechen sowohl für die vielfachen Rathschläge bei der Einarbeitung in die Systematik wie für die bereitwillige Herstellung der einigen Figuren zu Grunde liegenden photographischen Aufnahmen. Auch Herrn van DouwzE danke ich für die Correetur der Druckbogen bestens. Vor allem muss ich aber SEINER K. HoHEIT DEM FÜRSTEN FERDINAND VON BULGARIEN meinen ergebensten Dank für eine in hochherziger Weise mir gegebene Studienunterstützung aussprechen, durch welche es mir möglich wurde, meine wissenschaftlichen Arbeiten in Deutschland fortzusetzen. I. Liste der Pennatuliden der Münchener Sammlung. Section I: Pennatuleae. Subsection I: Penniformes. I. Fam.: Pteroididae. 1. Gattung: Pteroides HERKL. 1. Pteroides sagamiense n. sp. 2. 4 rhombordale n. sp. 3. R griseum (BOHADSCH). 4, ” manillense KÖLLIKER. b) = breviradiatum KÖLLIKER,. II. Fam.: Pennatulidae. 1. Gattung: Pennatula Lam. 1. Pennatula phosphorea L. 2. a phosphorea var. longispinosa n. v. 3. > americana n. Sp. 4, 3 murrayi KÖLL. var. japonica n. v. 5. n fimbriata HERKL. 366 Tu. Mororr, 2. Gattung: Pfilosarcus GRAY. 1. Plilosarcus quadrangularis n. sp. Subsection II: Virgularideae. I. Fam.: Virgularıdae. 1. Gattung: Virgularia Lam. l. Virgularia mirabilis LAM. 2. % rigida n. Sp. 2. Gattung: Pavonaria KÖLL. 1. Pavonaria finmarchica (SARS.). 2, m dofleini n. sp. 3. 5 californiea n. sp. II. Fam.: Stylatulidae. 1. Gattung: Acanthoptilum KÖLL. Acanthoptilum scalpellifohum n. sp. Section IL: Spicatae. Subsection I: Funiculineae ? Il. Fam.: Funiculinidae. Gattung: Funiculina LAM. Funieulina quadrangularıs LAM. Subsection II: ‚Junciformes. I. Fam.: Kophobelemnonndae. 1. Gattung: Kophobelemnon ASBJÖR. 1. Kophobelemnon stelliferum ©. J. MILL. 2. # leuckartii KÖLLIKER. Section III: Veretilleae. I. Fam.: Rencllidae. Gattung: Kenilla. Lenilla reniformis PALL. II. Fam.: Lituaridae. 1. Gattung: Veretillum. Veretillum cynomorium (PALL.). 2. Gattung: (avernularia. Cavernularia habereri n. sp. 11. Beschreibung der einzelnen Arten. Familie: Pteroididae. Gattung: Pteroides HERKLOTS. 1. Pteroides sagamiense n. sp. (Taf. 18, Fig. 11—12). Stock 120 —125 mm lang, Feder um etwas kürzer als der Stiel, etwas länger als breit, mit breitester Stelle über der Mitte; oberes Studien über Octocorallien. 367 Ende wie abgestutzt erscheinend. Der Kiel erreicht oberhalb der Mitte seine grösste Stärke, an seinem untern Ende ist er aber ziem- lich dünn. Stiel mit einer schwachen Anschwellung an seinem obern Ende; nach unten sich langsam verjüngend. Blätter seiten- ständig, mässig dicht gestellt, gerade abstehend, scalpellförmig, ziem- lich dick und hart, mit 11—13 undeutlich conturirten Haupt- strahlen, die sich in der Polypenzone gabeln und meistens in zwei Spitzen über den Blattrand hervorragen; sie sind aus vielen und starken Kalknadeln zusammengesetzt. Polypen fast randständig, 3—4reihig, mit sehr vielen, langen Kalknadeln ausser den Haupt- strahlen, dunkel grau. Zooidplatte basal dreieckig, klein und schmal, aus zwei Theilen bestehend; der eine Theil, der an den ventralen Rand angrenzt, besteht aus grossen, grauen, von einander abstehenden Zooiden; der andere, gegen den dorsalen Rand ausgebreitet, besteht aus kleinen, lichtgrauen Zooiden, die sehr dicht an einander stehen und von vielen, kleinen, weissen Kalknadeln umgeben sind; lichtgrau gefärbt. Obere Zooide nicht vorhanden. Ausführliche Beschreibung. Der Stiel ist sehr lang, mit einer deutlichen Anschwellung an seinem obern Ende; nach unten verjüngt er sich sehr langsam; oberhalb der Mitte mit kurzen Kalknadeln in der Epidermis, das untere Ende besitzt keine solche; grauweiss mit dunkel grauen Flecken am untern Ende. Der Kiel ist deutlich abgegrenzt, weil an seinem untern Ende bedeutend dünner als der Stiel, oberhalb der Mitte mit einer starken Anschwellung, die aber vielleicht eine krankhafte Bildung ist, da der Stock etwas verletzt ist; das obere Ende ist ziemlich zugespitzt; dunkel graublau, hie und da mit schmutzigen Flecken. Die Blätter sind scalpell- bis sichelförmig, gerade abstehend; oberhalb der Mitte erreichen sie ihre grösste Entwicklung; an dem einen Exemplar nur auf der einen Seite gut ausgebildet und ganz auf der andern Seite verletzt und theilweise verkümmert; mit breiten, nicht deutlich conturirten Hauptstrahlen, 11—15 an der Zahl, die sich meistens in der Polypenzone in zwei Theile gabeln und über den Rand hervorragen (Taf. 18, Fig. 11); sie sind aus vielen, starken Kalknadeln zusammengesetzt, an dem ventralen Blattrand einen dicken Kalkstrang bildend. Zwischen den Hauptstrahlen, die bis zur Basis herunterreichen, sind noch andere, schwächere Strahlen vor- handen, die in mehr oder weniger weiter Entfernung von der Basis 568 Tr. Mororr, aufhören. Ausserdem sind besonders in der Polypenzone noch viele lange Kalknadeln vorhanden; obere Blattseite mit spärlichen, kurzen, weissen Kalknadeln in der Epidermis, die in der Polypenzone ziem- lich reich vorhanden und stärker sind. Polypen dreireihig; die mittlere Reihe randständig, aus grossen Polypen bestehend; auf beiden Seiten etwas tiefer vom Rande, alterniren mit ihr je eine Reihe ganz kleiner Polypen mit vielen Kalknadeln. Die Polypen sind mit vielen kleinen Kalknadeln umgeben. Ueber dem Polypen- kelch der mittlern Reihe ragen je 2 grössere und einige kleinere Stacheln hervor. Die kleinen Polypen sind mit feinen Kalknadeln ganz umgeben. Zooidplatte klein, basal, schwach zackig, aus zwei Theilen be- stehend; der eine Theil, der an dem ventralen Blattrand ziemlich hoch hinaufreicht, besteht aus grossen, grauen, von einander ab- stehenden Zooiden, die von keinen Nadeln umgeben sind, der andere Theil, der aus der dorsalen Hälfte der Platte besteht, setzt sich aus kleinen, lichtgrauen, dicht an einander stehenden Zooiden, die von vielen kleinen, weissen Kalknadeln umgeben sind, zusammen; die Zooide der beiden Hälften gehen nicht allmählich in einander über, sondern sınd ziemlich scharf abgegrenzt, weshalb man mit blossem Auge die Grenze zwischen den beiden Hälften ziemlich deutlich sehen kann. Obere Zooide nicht vorhanden. Der Zooidstreifen ist einreihig, aus grossen grauen Zooiden bestehend. Die Axe ist fast 2 mm dick, hellgrau gefärbt. Kalkkörper nadelförmig, sehr gross in den Blättern und kurz im Stiele. Die Art steht am nächsten dem Pf. lacazii KÖLL. var. spinosum, aber es war bei der üblichen Speciesabgrenzung bei den Pennatu- liden nothwendig, die vorliegende Form als eine neue Art zu be- zeichnen. Möglicher Weise wird sie sich bei der Untersuchung eines grössern Materials als eine nördliche Varietät von Pf. lacazuı herausstellen. 2 Exemplare aus der Sagamibai, Japan, von Dr. HABERER ge- sammelt. Das erste Stück, nach dem diese Beschreibung entworfen wurde, zeigt folgende Maasse in mm Länge des Stockes 125 „ der Feder 59 „ des Stieles 68 Durchmesser der Stielanschwellung 7 Studien über Octocorallien. 369 Länge der Blätter 27 Breite derselben 9 Das 2. Stück, ebenfalls von demselben Fundort, zeigt folgende Eigenthümlichkeiten: Die Feder ist um etwas länger als der Stiel, an ihrem untern Ende schwachrabgeschnürt; ziemlich dünn. Der Stiel ist verhältnissmässig stark, mit einer deutlichen An- schwellung an seinem obern Ende; unten schwach zugespitzt. Die Blätter sind von derselben Gestalt wie bei dem andern Exemplare, nur mehr am Kiele anliegend, die untersten rudimentär und conisch angeordnet; bei den meisten Blättern ist die Spitze um- gebogen (Taf. 18, Fig.12). Die Hauptstrahlen sind bei diesem Stück noch undeutlicher als bei dem 1. Exemplar; der Kalkstrahl an dem ven- tralen Blattrand ist verhältnissmässig stärker. Polypenzone 2reihig. Die Zooidplatte ist sehr klein, beinahe lateral; am ventralen Rande am längsten, sich bis zur Basis erstreckend, nach dem dorsalen Rande hin schnell an Breite abnehmend; am untern Ende der Kalk- strahlen sind noch einige Zooide zu sehen. Obere Zooide fehlen. Zooidstreifen sehr lang. Die Farbe ist grauweiss mit schmutzig blaugrauen Flecken am Kiele und an den Blättern. Stimmt auch ziemlich mit der Beschreibung von Pteroid. macandrewiü überein, die KÖLLIKER in seinem 2. Theil der Pennatulidenmonographie, p. 182, giebt. Maasse in mm Länge des Stockes 85 „u, .der ‚Heder 47 „des Stieles 38 Dicke der Feder 5 Durchmesser der Stielanschwellung 7 Breite der Blätter 5 Länge „ EINE 17 Anzahl 24 Länge des Zooidstreifens 30 2. Pteroides rhomboidale n. sp. (Taf. 18, Fig. 13 und Taf. 14, Fig. 2.) Stock dünn, schlank. Feder spindelförmig, unterhalb der Mitte am stärksten, nach oben zu sich allmählich verjüngend, 370 T#. Mororr, 1'/, mal so lang wie der Stiel; letzterer ist an seinem obern Ende angeschwollen, nach unten spitzt er sich schwach zu; Blätter einem unregelmässigen Rhombus ähnlich, mit sehr starken Kalk- strahlen, die aber nicht von der Basis nach dem ventralen Blatt- rande hin ausstrahlen, sondern es wird ein sehr breiter Kalkstrang an dem ventralen Blattrande gebildet, von dem die meisten Strahlen ausgehen; nur die mittlern und untern Strahlen gehen bis zur Basis herunter. Polypenzone 2—3reihig, sehr reich an Kalknadeln. Zooid- platte mässig gross; obere Zooide fehlen; Zooidstreifen einreihig, sehr lange, bis unterhalb der Mitte herunter reichend, so etwa °, der Feder einnehmend. Stiel und Kiel mit dünnen Kalknadeln ver- sehen. Ausführliche Beschreibung. Der Stiel ist weisslich, an seinem obern Ende deutlich ange- schwollen; nach unten spitzt er sich allmählich zu; mit weissen, schlanken Kalknadeln in seiner Haut. Der Kiel ist spindelförmig, 1', mal so lang wie der Stiel, durch eine ziemlich starke Verjüngung von dem letztern deutlich abgegrenzt. Unterhalb der Mitte erreicht er seine grösste Dicke, dann verjüngt er sich nach oben ziemlich langsam. Zooidstreifen einreihig, sehr lang, beinahe °/,, vom Kiele einnehmend, 37 mm messend. Die Blätter, 23 an der Zahl, sind seitenständig, einem unregel- mässigen Rhombus ähnlich, schwach durchscheinend und sehr hart. Gegen die Kielmitte sind sie am stärksten entwickelt und nehmen von da aus nach oben und unten an Grösse ab; mit starken, theils längern, theils kürzern Kalkstrahlen, welche von starken Kalknadeln gebildet werden. An dem ventralen Blattrande wird ein 2-3 mm breiter Strang gebildet, der sich aber gegen die Spitze zu etwas verjüngt. Die Kalkstrahlen in der obern Hälfte reichen nicht bis zu der Basis herunter, sondern enden, scharf abgegrenzt, in der Nähe des ventralen Kalkstranges und sehen wie seitlich dem Haupt- strahl ansitzend aus; nur die 2—3 mittlern erreichen die Basis; die untersten nehmen ebenfalls einen eignen Verlauf (Taf. 18, Fig. 13). An dem dorsalen Blattrande ragen sie unregelmässig mit starken Spitzen hervor. Die Polypenregion ist 3reihig; die mittlere Reihe befindet sich am Rande und zeichnet sich durch ihre starken Polypen aus; mit SE Studien über Octocorallien. 371 ihr alterniren beiderseits, nicht mehr am Rande stehend, je eine Reihe von kleinern Polypen. Alle Polypen sind mit eignen Kelchen versehen, die von starken Kalknadeln umgeben sind. Die Zooidplatte ist mässig gross, sehr deutlich, schwach gerippt, am ventralen Blattrand hoch hinaufreichend, die dorsale Hälfte dunkel braun gefärbt; die ventrale ist hell braun. Oberzooide nicht vorhanden. Diese Form hat mit der vorhergehenden Art ziemliche Aehn- lichkeit, besonders mit dem 2. Exemplar, zeigt aber so viele Eigen- thümlichkeiten, dass ich mich entschlossen habe, sie als eine andere, neue Art zu beschreiben. Bei genügender Menge von Material wird es sich vielleicht herausstellen, dass sie zu einer und derselben Art gehört, vorläufig aber, weil ich nicht genügend Anhaltspunkte habe, halte ich sie aus einander. Ein Exemplar aus der Sagamibai, gesammelt von Dr. HABERER. Maasse in mm Länge des Stockes 95 Sanderakeder 56 „des Stieles 39 Dicke der Feder 7 „ des Stieles 9 Länge der Blätter 14 Breite „ x I Zahl#% " 23 3. Pteroides grisewm (BOHADSCH). Syn.: Pennatula grisea et spinosa autorum. Literatur: siehe unten. y. I } Eine sehr stark variirende Art, die von KÖLLIXErR in 2 Gruppen getheilt wird; die eine Gruppe zeichnet sich durch ihre kurzen, die andere durch ihre langen Strahlen aus; eine scharfe Grenze besteht jedoch nicht. a) Pteroides griseum brevispinosum KÖLLIKER. Syn.: Penna grisea BOHADSCH, De anımalıbus marinis, Dresdae 1761, p. 109, tab. 9, fie. 1, 2. Penna grisea ELLis, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London, V. 53, 1763, p. 426, tab. 20, fig. 6, 7. Pteromorpha erispa HERKLOTS, Notices pour servir & l’e&tude des Pennatulides, in: Bijdragen Dierkunde, Amsterdam 1858, p. 18. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 25 3723 Te. Mororr, Pieroides erispus (HERKL.) RICHIARDI, Monografia dei Pennatularii, in: Arch. Zool. Anat. Fisiol. (2), V. 1, Bologna 1869, p. 36, tab. 8, fig. 52— 94. Pteroides spinosum (ELLIS) RıCHIARDI, ibid., p. 44, tab. 14, fig. 129. Pteroides grayi RICHIARDI, ibid., p. 54, tab. 3, fig. 18—20. Pteroides griseum brevisp. KÖLLIKER, Anatom.-syst. Beschreibung der Aleyonarien I. Pennatuliden, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1869—70, p. 175; 1872, p. 180. Ein stattliches Exemplar aus der Zoolog. Station in Neapel; Stock sehr schlank, lang, weich; Stiel kurz mit einer starken An- schwellung; Kiel und Blätter durchsichtig. Kalkstrahlen stark, an den untern Blättern über den Rand hervorragend. Zooidstreifen 2—4reihig, verhältnissmässig sehr kurz, nur 55 mm messend. Grössen in mm Länge des Stockes 330 der Feder 273 EL) „. des Stieles 5m Breite der Feder 80 Dicke des Stieles 15 Länge der Blätter 98 Breite „, 3 23 Zahlen» n 29 Verbreitung: Mittelmeer bei Marseille (KöLLıker), Adriatisches Meer (RıcHIarpr). b) Pteroides griseum longispinosum KÖLLIKER. Syn.: Pennatula grisea Eutıs, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London, V. 53, 1763, p. 434, tab. 21, fig. 6—10. Pennatula spinosa Espen, Pflanzenthiere, V.3, 1767, p. 81, Pennatu- liden IA. Pennatula spinosa DELLE CHIAJE, Animali senza vertebre, V. 5, 1823—29, p. 28, tab. 159bis, fig. 1, 4, 12, 145 7tab216E fig. 12. Pteroides vogtii RıcHIARDI, Monogr. dei Pennatularii, in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna 1869, p. 55, tab. 3, fig. 18—20. Pteroides corneliae, RICHIARDI, ibid., p. 57, tab. 5, fig. 37—39. Pteroides clausii RICHIARDI, ibid., p. 58, tab. 6, fig. 43—45. Pteroides griseum longispinosum KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschreib. der Aleyonarien I. Pennatuliden, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1869—70, p. 178; 1872, p. 181. Studien über Octocorallien. 373 Ein Exemplar, ebenfalls von der Zoolog. Station in Neapel, zeigt die folgenden Eigenthümlichkeiten: Stock sehr schlank; Feder 4—5 mal so lang wie breit; Kiel dicker als der Stiel; der letztere sehr kurz, mit einer grossen blasenförmigen Anschwellung. Blätter dreieckig bis scalpellförmig, weich, durchscheinend, mit 12—15 Haupt- strahlen, die mit Spitzen von 7—8 mm über den Rand hervorragen. Zooidplatte mässig gross. Zooidstreifen 3—Öreihig, sehr kurz, nur 23 mm lang. Grösse in mm Länge des Stockes 370 „. ... der Reder 303 5 des Stieles 67 Dicke der Federn 32 ee der Kielanschwellung 30 Länge der Blätter 56 Breite „ n 25 Ihre Zahl 30 Verbreitung: Mittelmeer (Eruıs, KÖLLIKER), Sicilien, Messina, Palermo, Cadix (KöLLıker), Marseille (KöÖLLIKER, FISCHER) und an der Küste der Ost-Pyrenäen, Adriatisches Meer (RıcHiArpr). Die 2 Exemplare, welche die Münchener Sammlung besitzt, sind die grössten bis jetzt beschriebenen Exemplare. Sie zeichnen sich hauptsächlich durch die Kürze ihres Stieles und Zooidstreifens aus, sind ganz weich und durchscheinend bis durchsichtig. 4. Pteroides manillense KöLL. (ar. 13 Ries). KÖLLIKER, A., Anat.-syst. Beschreibung der Aleyonarien, I. Abth., Die Pennatuliden, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1869— 70, p. 189. Das mir vorliegende Stück weicht in einigen Punkten von der Beschreibung Köruıker’s ab; aus den in der Einleitung angegebenen Gründen scheinen mir die Besonderheiten nicht genügend, um die Abspaltung einer Varietät zu begründen; zudem stammt das Stück aus derselben Gegend wie dasjenige KÖLLIKER'sS. Jedoch beschreibe ich das vorliegende Stück genau. Stiel stark angeschwollen, weich, mit Längsfalten, blass, mit bläulich gefärbten Stellen an seinem obern Theile. Feder doppelt so lang wie breit, oberhalb der Mitte am stärksten: 25* 374 TH. MororF, Kiel etwas dünner als der Stiel, in der Mitte am breitesten, am obern Ende sich rasch zuspitzend. Die ventrale Seite ganz frei, die dorsale oberhalb der Mitte von den Blättern bedeckt; mit blauen Flecken an der ventralen Seite. Zooidstreifen lang, schwer bemerkbar, 1- oder 2reihig; Zooide spärlich mit Kalknadeln um- geben. Blätter meist gerade abstehend, mässig dicht, fächerförmig, schwach zugespitzt. Die untersten sind unentwickelt; in der Mitte sind sie am stärksten und nehmen dann gegen die Spitze zu schnell an Grösse ab. Ihre Farbe ist hell braun, hie und da mit dunkeln Flecken in der Polypenzone besetzt (Taf. 18, Fig.14). Die Hauptstrahlen sind sehr stark, verschmälern sich gegen den Rand zu etwas; sie besitzen lange Spitzen von 25—30 mm, die über ihren Rand hervor- ragen; in der Zooidplatte deutlich sichtbar. Ausser den Haupt- strahlen befinden sich in der Polypenregion in grosser Menge noch andere bedeutend kleinere Kalknadeln, welche die Polypen becher- förmig umgeben und über die Oberfläche als ganz kleine Stacheln hervorragen. Die Polypenzone ist sehr breit, auf der obern und untern Blattseite aus 4—6 Reihen sehr kleiner Polypen bestehend. Die Zooidplatte ist schwach braun gefärbt, ziemlich gross; an dem ventralen Blattrand am breitesten, fast bis zur Basis herunter und nach oben bis zur Polypenzone hinauf reichend; von da aus wird sie, nach dem dorsalen Blätterrande zu, immer schmäler und geht zuletzt spitz aus; oberer Rand der Platte leicht gezackt, jede Zacke auf einem Stachel liegend. Obere Zooide vorhanden, an die Polypenzone angrenzend. Axe ziemlich dick, endet, bevor das untere Ende erreicht ist, unterhalb der Stielmitte, im Kiele dagegen reicht sie bis zur Spitze hinauf. ® Ein Exemplar aus den Philippinen, von SALMIN. Maasse in mm Länge des Stockes 184 sr ondenBeder 98 „des Stieles 86 Breite der Feder 44 Dicke des Stieles 14 Ventraler Blattrand 19 Höhe der Blätter in der Mitte 17 Studien über Octocorallien. 375 Ihre Zahl 42 Länge des Zooidstreifens 40 Verbreitung: Philippinen (KÖLLIKER). 5. Pteroides breviradiatun: KÖLLIKER. KÖLLIKER, or Anat.-syst. Beschreibung der Alecyonarien I. Pennatuliden, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a.M., 1869—70, p. 190. KÖLLIKER, A., Report on the Pennatulida dredged by H. M. S. Challenger, in: Voyage Challenger, Zool., V. 1, p. 2. Feder 2 mal so lang wie breit. Stiel stark, ungefähr '/; von dem ganzen Stock, hell braun gefärbt. Kiel zapfenförmig, an seinem - untern Ende am breitesten, eben so breit wie der Stiel an seinem obern Ende. Blätter fächer- bis scalpellförmig, zugespitzt, über 38 an der Zahl, mit 24—29 ziemlich breiten Strahlen. Polypenzone sehr breit, mit vielen weissen, starken Kalknadeln. Zooidplatte sehr gross, dicht an der Basis beginnend. Zooidstreifen des Kieles lang, 2—Breihig. Der ganze Stock ist hellgrau gefärbt. Es sind insgesammt 6 Exemplare: Ein Exemplar aus älterer Zeit aus Japan, von SALMIN. 3 andere Exemplare, die einander ganz gleich sind, zeichnen sich durch die Dicke des Kieles und des Stieles aus. Blätter mit 24-25 Strahlen ; ausserdem mit vielen, mikroskopisch kleinen Kalk- körpern von Nadeln oder kolbenförmiger Gestalt. Polypenzone mässig breit, mit sehr vielen grossen, weissen Kalknadeln. Zooidplatte sehr breit, an die Polypenzone angrenzend, zackig, nach unten immer un- deutlicher werdend, erstreckt sich bis zur Basis. Zooidstreifen sehr lang. Japan .(Sagamibai), von Dr. HABERER. Ein weiteres Exemplar, ebenfalls in der Sagamibai von Dr. HABERER gesammelt, zeigt folgende Eigenthümlichkeiten: Der Stiel und der Kiel sind dorsoventral abgeflacht, kegel- förmig; an der Stelle, wo beide Theile sich treffen, sehr dick; der erste spitzt sich nach unten schnell zu, der Kiel nimmt nach oben zn langsam ab. Die Feder ist etwas länger als breit; unterhalb der Mitte erreicht sie ihre grösste Dimension, von da aus nach oben all- mählich an Breite abnehmend. Die Blätter, 39 an der Zahl, sind ziemlich dünn, durchscheinend, von derselben Form, wie bei der Varietät latıfolia, mit 27—28 Hauptstrahlen und mit mikroskopisch kleinen Kalknadeln. Polypenzone breit, mit vielen starken Kalknadeln. 376 Tu. Mororr, Zooidplatte sehr gross, bis zu der Polypenzone hinaufreichend, von der Basis beginnend und fast die ganze Unterfläche bedeckend; stark gezackt; Farbe hellgrau. Trotz der Abweichungen glaube ich keine neue Varietät auf- stellen zu sollen, da das Stück von demselben Fundort stammt und ich nicht das genügende Material besitze, um zu sehen, wie stark die Art variabel ist. Ausser diesen Exemplaren besitzt die Sammlung noch ein anderes, ebenfalls aus Japan, von Sarmın, das in seinem allgemeinen Habitus und in den Einzelheiten bedeutend von der gültigen Artdiagnose abweicht, das ich aber gleichwohl zu dieser Art rechne, weil ich die vorhandenen Unterschiede als nicht ausreichend erachte, um die Aufstellung einer neuen Art oder einer neuen Varietät rechtfertigen zu können, dies um so mehr, als die schon vorhin beschriebenen Stücke unter sich nicht ganz gleich sind und auf einen Uebergang zu dieser Form hindeuten; ein Uebergang, der bei ausreichendem Material unzweifelhaft das Stück dieser Art anreihen wird. Ich be- gnüge mich mit einer genauen Beschreibung des betreffenden Stückes. Stiel ebenso dick wie der Kiel, nach unten zugespitzt, ohne eine Anschwellung, mit starken Längsfalten. Der Kiel ist sehr schlank, an seinem untern Ende am dicksten, nach oben sich langsam verjüngend. Zooidstreifen einreihig. sehr lang — bis 50 mm —, aus grossen Zooiden bestehend. Die Blätter sind seitenständig, nach oben gerichtet, dünn, fühlen sich lederartig an, sind der Fläche nach etwas gekrümmt; mit 27 Hauptstrahlen, welche nur bis zu der Polypenzone heranreichen. Polypenzone schmal, seitenständig, mit vielen starken Kalknadeln, die man mit blossem Auge sehen kann, versehen, und die mit ihren Spitzen über die Oberfläche hervorragen. Die Zooidplatte befindet sich an der untern Blattseite, sehr schwer sichtbar, mit vielen weissen Kalknadeln versehen. Kalkkörper von der typischen Nadelgestalt in der Haut des Kieles und Stieles überall vorkommend; in den Blättern finden sich noch mikroskopisch kleine Kalknadeln vor. Die Farbe des Stockes ist dunkelbraun bis schwarz. Maasse in mm Länge des Stockes 168 „. der Feder 116 „ des Stieles 52 Studien über Octocorallien. 377 Breite des Kieles unten 12 5 „ Stieles oben 12 Länge der Blätter 30 Breite „ 5 18 Zahl „ 4 44 Länge des Zooidstreifens 50 Verbreitung: Indischer Ocean, Japan (KÖLLIKER). 2. Fam.: Pennatulidae. I. Gattung: Pennatula Linn£. 1. Pennatula phosphorea 1. Diese äusserst variable Art hat KÖLLIKkER in 3 Varietäten getheilt. 1. var. angustifolia. Mit wenigen schmalen Blättern und wenigen aus einander stehenden Polypen. 2. var. lancifolra. Blätter lanzettförmig, an der Basis breit; mit zahlreichen, dicht stehenden Kelchen. Von dieser Form hat KöLLıkEr 4 Subvarietäten aufgestellt. 3. var. aculeata. Blätter schmal, locker gestellt, an der Ventralseite mit 4—6 Reihen Stacheln, die den Zooiden angehören. Von dieser Art sind mehrere Dutzend Stücke im Münchener Museum vorhanden, die aber leider meist schlecht erhalten sind, so dass eine exacte Bearbeitung derselben unmöglich ist. 1. var. angustifolia (KÖLLIKER). Syn.: Penmatula rosea BOHADSCH, De animalibus marinis 1761, p. 108. Pennatula phosphorea ELLIS, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London, V. 53, 1763, p. 420, tab. 19, fig. 1—5. Pennatula rubra PALLAS, Elenchus Zoophytorum 1766, p. 368 (hier die ältere Literatur). Pennatula britannica SOLANDER et ELLIS, Zoophyta, 1786, p. 61. Pennatula phosphorea ESPER, Pflanzenthiere, V. 2, 1767, p. 85. Pennatula alba, ibid., p. 92. 378 TH. Mororr., Pennatulea phosphorea LAMARCK, Anim, sans vert., 2. ed., V. 2, 1836. p. 643. Pennatula rubra var. EHRENBERG, Corallenthiere des roth. Meeres, 1832, p. 66. Pennatula phosphorea BLAINVILLE, Man. d’actinologie 1834, p. 517. Pennatula rubra var. D. CHIAJE, Anim. senza vert., V. 5, 1823 bis 1829, pP: 729. Pennatula phosphorea MILNE EDWARDS, Hist. nat. des Corailles, 1857, p. 208. Pennatula phosphoreaw HERKLOTS, Polypiers nageurs 1858, p. 15, tab: Ira, 9b. Pennatula phosphorea GRAY, Revision of the Pennatulidae, im: Ann. Mag. nat.‘ Hist., V.>5, 1860, p.727. Pennatula phosphorea GRAY, Üatal. of sea-pens or Pennatulidae British Museum London, 1870, p. 20. Pennatula phosphorea RICHIARDI, Monogr. della Fam. dei Pennatularii, in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna 1869, p. 19, tab. 1, fie. 1, 2, tab. 14, fig. 150—131. Pennatula phos. var. angustifolia KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. der Aleyon. 1869—70, p. 238, 1872, p. 187. Pennatula phosphorea DALYELL, Rare and remark. anim. of Scot- land, V. 2, 1848, p. 190, tab. 44, fie. 1. Pennatula phosphorea var. angustifolia GRIEG, Oversigt over Norges Pennatul., in: Bergen Mus. Aarsber. 1891, p. 9. Von der reichen Sammlung der Pennatula phosphorea gehören die meisten zu dieser Varietät, ungefähr 30 Stücke, die in ihrer Farbe, Anzahl der Polypen, Länge etc. eine gewisse Variabilität zeigen. Verbreitung: Norwegen (GRIEG), Christiania, Küste von Frank- reich (Ezuis), Mittelmeer (HzrkLors), Marseille, Nizza (FISCHER), Östindische Gewässer (?) (EsPER). Meine Exemplare tragen die Bezeichnungen Mittelmeer, Euro- päische Meere. N vor. lancıfolia (KÖLL.) Syn: Pennatula pwlchela RICHIARDI, Monografia della fam. Pennat., in:. Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna, 1869, p. 29, tab. 3, fig. 25. Pennatula phosphorea var. lancifolia KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. der Aleyonarien, in: Abh. Senekenberg. naturf. Ges. Frankfurt a.M., 1869—70, p. 230, fig. 70. (Hier nähere Literaturangabe.) Pennatula phos. var. lancifolia KOREN et DANIELSSEN, Fauna littoralis Norvegiae 1877, p. 90. Pennatula phos. var. lancifolia MARSHALL, Report on the Penna- tulida dredged by H. M. S. „Triton“, in: Trans. Roy. Soc. Edinburgh, V. 32, 1887, p. 119. Studien über Octocorallien. 379 Von dieser Varietät besitzt die Sammlung einige mehr oder weniger gut erhaltene Exemplare, die sich bei den verschiedenen Subvarietäten unterbringen lassen, meistens von unbekannten Fund- orten. Erwähnung verdienen 2 Exemplare, die zur Subvarietät pulchela gehören, mitsunbekanntem Fundort. Es sind noch 2 Exemplare aus der Zoologischen Station in Neapel in der Sammlung und stimmen ziemlich mit dieser Form überein, die von Prof. Pancerı in Neapel als eine neue Varietät beschrieben worden ist. Leider konnte ich von der hiesigen Staatsbibliothek das betreffende Werk nicht bekommen und kann deswegen nach KÖLLIKER (siehe die Pennatuliden, 2. Theil, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1872, p. 189) nicht beurtheilen, in wie weit die frühere Beschreibung mit meinen Exemplaren übereinstimmt. Ich gebe hier eine nähere Beschreibung: der beiden Exemplare. Stock bis 245 mm lang, weich; Feder länger und dicker als der Stiel; 11,—2 Mal länger als breit, Stiel ohne eine Anschwellung, etwas schwächlich entwickelt; Blätter breit, sichelförmig, durch- sichtig, weich, locker stehend, 23—30 an der Zahl, mit kleinen weissen oder rothen Kalknadeln im Epithel. Polypen einreihig, dicht stehend, 27—28 an der Zahl, ohne Kalknadeln; ihre Kelche sind getrennt, mit reichlichen Kalknadeln in der Wand; ventrale Zooide mässig gross, in der Mitte des Kieles einen breiten Streifen frei lassend, laterale Zooide vorhanden, mehr dorsal, zwischen je 2 Blättern je eine dreieckige Gruppe bildend. Axe dünn, kurz ober- halb der Kielmitte und unterhalb der Stielmitte endend. Kalknadeln klein, von der typischen Nadelgestalt, rot oder farblos. Aus der Zoologischen Station in Neapel. Maasse in mm Länge des Stockes 245 Runder. keder 147 u des’ Stieles 98 Dicke der Feder 20 Länge der Blätter 33 Breite „, r an der Basis 15 Zahl >, ” Das 2. Exemplar ist halb durchsichtig, dünn, weich; mit einer grossen Blase an dem obern Stielende, Blätter ziemlich 380 Tu. Mororr, schmal, lang, weiss, mit vielen starken, rothen Zügen, im all- gemeinen roth erscheinend, 21—22 an der Zahl, mit 10—11 weit aus einander stehenden weissen Polypen; die letztern sind ohne Kalknadeln; Polypenkelche mit vielen rothen, starken Kalknadeln, die über den Rand mit 7 Stacheln von 0'8—0'9 mm Länge hervor- ragen. Ventrale Zooide mit grossen Stacheln, in der Mitte des Kieles einen ziemlich breiten Streifen freilassend. Laterale Zooide sehr deutlich, an dem dorsalen Blattrand be- ginnend, sich zwischen je 2 Blättern hinziehend nach der dorsalen Seite, oberhalb der Mitte stehen sie mit den ventralen Zooiden nicht in Verbindung. Axe dünn, fest, oberhalb der Kielmitte und 11 mm über dem untern Ende aufhörend; Kalknadeln roth, stark. Grösse in mm Länge des Stockes 130 „ der Feder 8 „des Stieles 49 „ der Blätter 28 Breite „ h 6 2. Pennatula phosphorea var. longispinosa n. v. (Taf. 14, Fig. 6 und Taf. 18, Fig. 15.) Zu Pennatula phosphorea rechne ich 1 Exemplar aus Japan von Dr. HıBerer. Es zeigt:keine besondern Unterschiede, die die Auf- stellung einer neuen Art erfordert hätten. Stock 115 mm lang; Feder 1'/, mal so lang wie der Stiel, mässig dick; Blätter mehr ventral angeheftet, schmal, ziemlich lang (Taf. 18, Fig. 15); oberhalb der Mitte ihre grösste Dimension erreichend, gegen die Spitze zu rasch an Länge abnehmend, weshalb die Feder abge- stutzt erscheint; mit vielen starken Kalknadeln, die an ihrem ven- tralen Rande einen starken Kalkstrahl bilden; ausserdem bilden sie noch zwischen den Polypenwänden deutliche Kalkstrahlen, die bis zu den Polypenkelchen hinaufreichen und hier in den oberhalb der Mitte stehenden Polypen als Stacheln von 4 mm Länge hervorragen. Ausser diesen strahlenbildenden, starken Kalknadeln sind noch andere, dünnere, überall in der Wand der Blätter verbreitet. Polypen randständig, 13—15 an der Zahl, dicht stehend, mit vielen starken Kalknadeln in der Wand, die bis zu der Spitze der Tentakeln in 4—7 Reihen sich erstrecken. Polypenkelche mit vielen Kalknadeln, Studien über Octocorallien. 381 die in der obern Hälfte der Blätter in der Form von schlanken Stacheln von 4 mm Länge über den Rand hervorragen. Die ven- tralen Zooide sehr klein, dicht in der Mitte des Kieles stehend, einen ziemlich breiten Streifen frei lassend, der sich nach oben allmählich verjüngt. Laterale Zooide spärlich, sehr klein. Stiel mässig dick, fleischig, mit einer merklichen Anschwellung an dem untern Ende. Axe dünn, rund, 2 mm über dem untern Ende des Stieles endend. Kalknadeln von der typischen Nadelgestalt, sehr stark, lang in den Blättern, etwas kürzer und walzenförmig im Stiele und in den Polypen. Grösse der Nadeln in mm Länge der Nadeln von dem ventralen Blattrand 2 Dicker > RR E » 0,07 Länge der Nadeln der übrigen Strahlen 1,7 Dicke „ h es H X 0,064 Länge der übrigen Kalknadeln 0,6 Ihre Dicke 0,03 Grösse des Thieres in mm Länge des Stockes 115 Muilder>Reder 67 „ des Stieles 48 Diekes , : Länge der Blätter 23 Breite: „ 5 3 Zahl, >... u oo 3. Pennatula americana n. sp. Stock sehr klein, 54 mm lang; Feder ebenso lang wie der Stiel, dünn, Blätter roth, seitenständig, scalpellförmig, 16—17 an der Zahl, mit vielen Kalknadeln; mit dicht stehenden Polypen; nicht nur die Tentakel sind mit starken, rothen Kalknadeln besetzt, sondern es ziehen sich auch von dem Hauptzuge in die Fiederchen der Tentakel Nebenzüge hinein. Zweierlei ventrale Zooide: eine Art klein, roth, die andere hat lange Kelche, die von vielen rothen Kalknadeln um- lagert sind, welche über den Rand in mehreren Stacheln hervor- ragen; die Zooide dieser Art sind reihenförmig angeordnet, die in der Nähe der Kielmitte auf jeder Seite in je einer, stellenweise in je 2 Reihen verlaufen, dabei dem Kiel eine viereckige Gestalt 382 TH. Mororr, verleihend, laterale Zooide, Gruppen von dreieckiger Gestalt zwischen je 2 Blättern bildend. Axe dünn; Kalknadeln farblos, walzen- bis bisquitförmig im Stiele, und roth, schlank in den Federn. Stiel ebenso lang wie die Feder, dünn, mit einem ganz kleinen Bläschen an dem untern und einem grössern, wohl bemerkbaren, an dem obern Ende, weiss mit einem schwachen Anflug von rosaroth, mit sehr vielen walzen- bis bisquitförmigen Kalkkörpern in der Haut. Kiel ebenso stark wie der Stiel, spitzt sich an seinem obern Ende etwas zu; mit 2 Kanten an der ventralen Seite, die durch die Stacheln der Zooide gebildet werden. Der dorsale Rand schwach convex, der ventrale Anfangs unten concav gebogen, parallel der dorsalen verlaufend, gegen die Spitze gerade, mit dem andern eine scharfe Spitze bildend. Federn seitenständig, scalpellförmig, 16—17 an der Zahl, dicht stehend, die untersten ganz rudimentär, nach oben werden sie aber immer grösser und erreichen oberhalb der Mitte ihre grösste Di- mension; dann nehmen sie stark an Grösse ab, weshalb die Spitze der Feder wie abgestutzt erscheint; mit sehr vielen starken, rothen, Kalknadeln in der Haut, die überall gleichmässig vertheilt sind. Polypen randständig, einreihig, blass rosa gelärbt, S-9 an der Zahl, mit gut getrennten, mit rothen Kalknadeln besetzten Kelchen, über deren Rand die starken Kalknadeln in 5—6 ziemlich langen Stacheln hervorragen. Tentakel mässig stark, mit vielen, je einen Strang in jedem Tentakel bildenden Kalknadeln von 0,06 mm Länge und 0,02 mm Dicke, von denen deutlich Nebenzüge in die Fiedern abgehen. Ventrale Zooide von 2 Arten; die eine Art besteht aus kleinen rothen Zooiden, die fast über die ganze ventrale Seite dicht‘ vertheilt sind, nur in der Mitte des untern Endes des Kieles lassen sie einen schmalen Streifen unbesetzt, der aber nach oben bald verloren geht; die 2. Art von Zooiden zeichnet sich durch ihre hohen Kelche aus, die stark von Kalknadeln umlagert werden; letztere ziehen sich nicht weit von der Kielmitte, auf jeder Seite 1, stellenweise 2 Reihen bildend, durch die ganze Feder hindurch. Laterale Zooide klein, mehr dorsal sitzend; auf der dorsalen Seite mit einander in Verbindung stehend; nach der ventralen Seite zu hingegen hören sie bald auf, noch bevor sie die ventralen Zooide erreichen. Axe dünn, schwach; Kalkkörper nadel-, walzen- oder bisquit- förmig, roth oder weiss gefärbt, in der Haut des ganzen Stockes in reichlicher Menge vertheilt, besonders aber in den Blättern. Studien über Octocorallien. 383 1 Exemplar aus Massachusetts. Etikettirt: Pennatula nov. sp. Massachusetts PackAarn 1877. Grösse in mm Länge des Stockes 54 „. ..der Feder 26 „des Stieles 28 Dicke’, . 3 Länge der Blätter 10 Breite „ ne 3 za er 4. Pennatula murrayi KöLL. var. japonica n. v. Pennatula murrayı KÖLLIKER, Report on the Pennatulida dredged by H. M.S. Challenger, in: Rep. Challenger, Zool., V.1, 1880, p.7. Schmal, schlank, bis zu 275 mm lang, Stock blass roth; Blätter weisslich-gelb gefärbt, zugespitzt, schmal, mit 11—13 Polypen an dem dorsalen Rand. Kiel schmal, von zweierlei Zooiden besetzt; die eine Art gross und von starken Nadeln becherförmige umgrenzt, nur je ein Zooid an der Basis jeden Blattes; die andere Art besteht aus vielen kleinen Zooiden, welche eine Längsreihe bilden. Stiel weiss, dünn, mit einer röthlichen Anschwellung an dem obern Ende. Kalk- körper von der typischen Nadelgestalt, zinnoberroth und weiss. Der weisse Theil des Stieles ohne alle Nadeln; nur an dem untern Ende, wo eine ganz schwache Anschwellung wahrzunehmen ist, sind, wie bei Pennatula murrayi, runde farblose Kalkkörperchen vorhanden. Stock schlank, blass roth, mit einer schwachen, zinnoberrothen Anschwellung zwischen dem Stiele und der Feder; der Stiel ist weisslich gelb mit etwas zugespitztem Ende 58 mm lang. Die Feder ist blassroth, mit freier Bauchseite und mit 50 Blättern an der Zahl, wovon die untersten 6—7 ganz klein sind. Sie sind durchscheinend, schmal, zugespitzt, mit einer schrägen Stellung genau wie bei Pennat. murrayti;, jedes Blatt besitzt 11—13 einreihige Polypen, deren Canäle im Blatte wellenförmig verlaufen; zwischen den letztern befinden sich die Geschlechtsprodukte. Zooide lateral, ein-, stellenweise zweireihig; sie verlaufen parallel an der Basis jedes Blattes und befinden sich dabei dicht an seiner obern Seite; sie sind sehr klein und von vielen Kalknadeln um- geben. Ausserdem befindet sich an der Stelle, wo der ventrale 384 TH. Mororr, Blattrand beginnt, je ein grösseres Zooid, das sich durch seine Stärke und durch die vielen starken Kalknadeln von den andern unterscheidet. Ich halte diese Zooide für lateral und bin der Ansicht, dass diese Form keine ventralen Zooide besitzt, aus folgenden Gründen: 1. weil sich die Zooide dicht an der Basis eines jeden Blattes befinden, parallel mit ihr verlaufen, und 2. weil sie sich so weit ausbreiten wie die Basen der Blätter; bei dem ventralen Rand jeden Blattes hört die Reihe auf, sie sind also nur zwischen den Blättern localisirt. Die Kalknadeln sind dünn, lang, zinnoberroth im Stiele und Kiele, farblos in den Federn, reichlich vorhanden. Diese Form würde ich für eine neue Art halten, wenn nicht ein anderes Exemplar vorhanden wäre, das von derselben Localität stammt. Die beiden Exemplare sehen sich so ähnlich, dass man sie für gleiche Thiere erklären könnte. Eine sorgfältige Untersuchung zeigt aber Merkmale, die mit Penntula murrayi gut übereinstimmen, und weist auf nähere Verwandtschaft mit ihr hin. Es wäre daher unzulässig, die beiden Formen aus einander zu halten, und, nachdem sie sich so ähnlich sehen, als verschiedene Arten zu behandeln. Dieses 2. Stück hat ausser lateralen noch ventrale Zooide. Die letztern verlaufen beiderseits von der Mittellinie in Form von je einer ununterbrochenen Reihe von kleinen Zooiden; die erstern sind gruppenweise angeordnet und aus 2 Arten bestehend. Die eine Art besteht, wie bei Pennat. murrayi, aus 2 grossen, mit langen Kalk- nadeln umgrenzten Zooiden, von denen je eines an der, Stelle sitzt, wo der ventrale bezw. dorsale Rand eines jeden Blattes beginnt. Das Zooid am dorsalen Rande ist stärker als das andere. Die andere Art Zooide ist klein und um die grossen gruppirt. 9. Pennatula fimbriatu HErkL. Syn.: Pennatula fimbriata HERKLOTS, Notices p. serv. & l’etude des Pennatulides, in: Bijdragen Dierkunde, Amsterdam 1858, p. 18, tab. 3, fig. 3 und tab. 4, fie. 1. Leioptilus fimbriata GRAY, in: Ann. Mag. nat. Hist., V. 5, 1863, p. 22. Leioptilus fimbriata GRAY, Catalog. of sea-pens or Pennat. in the collection of the British Museum, 1870, p. 21. Pennatula fimbriata IKÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. der Aleyon. 1869—70, p. 245. Pennatula fimbriata RICHIARDI, Monogr. della fam. d. Pennatul., Studien über Octocorallien. 385 in: Arch. Zool.'Anat., Risiel. (2), Y. 1,1869, p. 80, tab..l, fig. 3, tab. 4, fie. 29-30. Stimmt mit den frühern Beschreibungen vollkommen überein. Laterale Zooide deutlich zu sehen als schmale Streifen zwischen den Blättern. Von dieser Art ist bis jetzt nur 1 Exemplar im Museum von Leyden bekannt, das zuerst von HerkLors beschrieben wurde. Ein Exemplar aus Japan (Sagamibai) von Dr. HABERER. Länge des Stockes 120 „ der Feder 83 „des Stieles 37 Zahl der Blätter 26 Fundort: Japan (Herktors) Museum Leyden. Gattung: Ptilosarceus GRAY. Ptilosarcus quadrangularis n. sp. (Mar.to, Bio, 5,0) Stock schlank, stark, dorsoventral comprimirt; Stiel fast die Hälfte von dem Stock ausmachend, sehr dick, oberhalb der Mitte mit einer starken Anschwellung; Feder 2'/, mal so lang wie breit; Blätter 54 an der Zahl, halbkreisförmig, breit angeheftet, dicht stehend, mit vielen kleinen Kalknadeln unter der Haut; Polypenzone 5—4reihig, mit starken Kalknadeln versehen, Polypenkelche mit 2 Zähnen; Polypen ohne Kalknadeln in den Tentakeln; ventrale Zooide einer Art auf niedrigen Warzen befindlich; laterale Zooide fehlen; Axe vierkantig, Farbe orange; Kalkkörner überall vorkommend, orange. Ausführliche Beschreibung. Stiel mehr als die Hälfte von dem ganzen Stock, sehr dick, fleischig, dorsoventral comprimirt, mit einer Anschwellung oberhalb der Mitte; nach unten spitzt er sich allmählich zu, immerhin ist je- doch das untere Ende noch sehr dick; mit vielen Längsfalten; unter- halb der Mitte gelb gefärbt, weil sich die Kalknadeln in der Haut befinden und hier durchschimmern; der angeschwollene Theil hin- gegen ist blass gefärbt, weil sich hier die Kalknadeln unter der Haut befinden und daher nicht durchschimmern können. 386 TH. Mororr, Feder 2!/,, mal so lang wie breit; die dorsale Seite ist voll- kommen von den Blättern besetzt, die ventrale ist frei; ihr oberes Ende breit, abgerundet. Blätter dick, fleischig, nieren- bis halbkreisförmig, 54 an der Zahl, von denen die untersten 11 rudimentär sind. Alle Blätter stehen sehr dicht, mit wellenförmig gebogenen Rändern; oberhalb der Mitte erreichen sie ihre grösste Dimension, nehmen gegen das obere und untere Ende etwas an Grösse ab. Sie sind orange ge- färbt; mit vielen kleinen Kalknadeln unter der Haut. Polypen randständig, 4—5reihig, mit 2 Stacheln versehen, von denen der untere etwas stärker ist als der obere, mit vielen starken Kalknadeln im Kelche; ohne solche in den Tentakeln. Zooide von einer Art, warzenförmig, mit starken Kalknadeln umgeben, welche keine Spitze bilden. Es macht auf Schnitten den Eindruck, als ob die Zooide sich an ganz niedrigen Warzen be- fänden, was aber äusserlich nicht wahrnehmbar ist. Die Mitte des Kieles ist von Zooiden frei, aber die letztern nähern sich von beiden Seiten so stark, dass sie kein freies Feld in der Mittte übrig lassen. Axe vierkantig; das untere Ende verjüngt sich sehr stark und ist hakenförmig umgebogen. Kalknadeln orange gefärbt, überall in reichlicher Menge vor- handen, von nadel- oder eiförmiger Gestalt; in der Polypenzone sind sie sehr gross und ragen in 2 Spitzen über den Kelchrand hervor. ä Diese interessante Form vermindert durch ihre Eigenthümlich- keiten in hohem Grade die Kluft zwischen den Gattungen Zeioptilum und Pilosarcus. Die Unterscheidungsmerkmale werden sogar soweit ausgeglichen, dass es unstatthaft wäre, diese zwei Gattungen noch weiter aufrecht erhalten zu wollen. Die vierkantige Axe, die einerlei Zooide, die an ganz niedrigen Wärzchen zu sitzen scheinen, sowie der Mangel von Stacheln in den Zooiden, bringen diese Art der Gattung Zeioptilum nahe, während der Mangel von Kalknadeln in den Tentakeln, die 2 spitzen Stacheln an den Polypenbechern, die Filamentenstellung in den Leibeshöhlen der Polypen, endlich das Vorkommen von 2—4 Mesenterialfilamenten in den Zooiden diese Art der Gattung Pftilosarcus näher bringen. Die Kalknadeln in den Tentakeln können nicht als wichtiges Gat- tungsmerkmal gelten, nachdem man beobachtet hat, dass junge Studien über Octocorallien. 387 Thiere Kalknadeln in den Tentakeln haben, die aber später ver- loren gehen. !) Die obige Beschreibung stützt sich auf das grösste Exemplar, von dem ich eine Abbildung gebe (Fig. 6, 7). Ausserdem existiren noch 3 andere Exemplare von demselben Fundort, welche unter sich ganz ähnlich sind, von der allgemeinen Beschreibung jedoch etwas ab- weichen. Der Stiel ist um etwas kürzer als die Hälfte vom ganzen Stock, dünner, mit einer Anschwellung in der Mitte nur bei dem grössten Exemplar; die übrigen 2 Exemplare sind ganz jugendliche Stadien und haben keine Stielanschwellung; an seinem obern Ende ist der Stiel etwas abgeschnürt. Kiel in der Mitte seiner obern Seite mit einem schmalen Streifen zooidenfrei. Einzelne Zooide sind mit kleinen Stacheln versehen. Stock ziegelroth gefärbt; mit vielen Kalknadeln von derselben Farbe. Nach Angabe von Herrn Dr. Dorteıs haben die Thiere mehrere Stunden, nachdem sie ge- fangen wurden, stark bläulich-grün geleuchtet. Verbreitung: Californien, von DorLeın gesammelt. 1898. Maasse in mm A B Ö D Länge des Stockes 2535 226 138 65 „ des Stieles 129 En —_— — der Feder 124 129 —_— — Breite „ . 51 44 — 0 Dicke „ 5 45 35 —_—. — Breite des Stieles 35 24 —_— — Dicke „ B 24 1 —_— — Länge der Blätter 13 11 —_— 0 Breite, ,; us 32 24 —_— Zahl 0, = 54 48 3202 1) GRIEG, J. A., On Funiculina and Kophobelemnon, in: Bergen. Mus. Aarbog 1896, V. 3, p. 11. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 26 388 T#. Mororr, I. Fam.: Virgularüdae. 1. Gatt.: Vergularia Lam. 1. Virgularia mirabilis (Lisn.) Pennatula mirabiiis LiNNE£, Syst. Nat., Ed. 13, 1788, p. 5. Pennatula mirabilis MÜLLER, O. F., Zoologia danica, 1776, p. 11, tab. 11. Seirpearia muirabilis TEMPLETON, in: Mag. nat. Hist., V. 9, 1842, p. 470, Virgularia mirabilis LAMARCK, Anim. s. vert., Ed. 2, V. 2, 1836, p. 647. Virgularia mirabilis CUVIER, Regn. Anim., Ed. 3, V. 3, 1836—46, p. 388, tab. 91, dig. 2. Virgularia mirabilis EHRENBERG, Üorallenthiere des rothen Meeres, in: Abh. Akad. Wiss. Berlin, 1832, Gen. 35, sp. 1, p. 289. Virgularia mirabilis BLAINVILLE, Man. d’Actinol., 1834, p. 514, 682. Virgularia mirabilis JONSTON, Brit. Zooph., Ed. 2, V. 1, 1847, p. 161, tab. 30. Virgularia mirabilis DALYELL, Rare and remark. anim. of Scotland, V. 2, 1848, p. 181, tab. 43. Virguaria finmarchica SARS, in: Fauna litt. Norv., Fasc. 2, 1856, p. 61. Virgularia mirabilis MiLNE EDwARrDs, Hist. nat. d. Coraill., 1857, V. 1, Bea Lygus mirabilis HERKLOTS, Not. s. les Polyp. nag., 1858, p. 14. Virgularia van benedenii HERKLOTS, ibid., p. 11, tab. 7, fig. 7. Lygus mirabilis GRAY, Rev. fam. Pennat., in: Ann. Mae. nat. Hist. 1860, p. 21. 3 Lygus mirabilis GRAY, Catal. of sea-pens or Pennatulariidae British Museum, 1870, p. 17. Lygus mirabilis CARUS, Handbuch der Zoologie, V. 2, 1883, p. 529. Virgularia leuckartii RiCHIARDI, Monog. della fam. d. Pennat., in: Arch. Zool. Anat. Fisiol. (2), V. 1, 1869, p. 82, tab. 10, fig. 75—77. Virgularia van benedenii RACHIARDI, ibid., p. 78, tab. 12, fie. 92—94. Lygus mirabilis RICHIARDI, ibid., p. 85, tab. 9, fig. 61—62. Virgularia mirabilis KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. der Alcyon., 1. Theil, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1869—70, p. 530, fig. 83, 104, 115. Virgularla mirabilis GRIEG, Oversigt over Norges Pennatulid., in: Bergen Mus. Aarsber. 1891. var. pedunculata KöLL. 2 Stück ohne untere und obere Spitzen, Blätter mit 8—9 Po- lypen; bei dem kleinern Stück zeichnen sich die Polypen durch ihre kräftige Entwicklung aus; ihre Tentakel sind ebenfalls sehr kräftig entwickelt. Die Polypen sitzen in deutlich geschiedenen Kelchen. Studien über Octocorallien. 389 Aus dem Kattegatt, Sanmın. Verbreitung: Küste von Dänemark, Norwegen und Gross- britannien (0. F. MüLver, Sars, Hnrktors, RICHIARDT, KÖLLIKER, GRIEG). Näheres über die geographische Verbreitung siehe bei KöLLıker. 2. Virgularia rigida n. sp. (Taf. 14, Fig. 1.) Im Allgemeinen sehr mit der Beschreibung von Virgul. junces übereinstimmend, zeigt mein Exemplar doch manche wichtige Ab- weichungen. Feder sehr dünn, 5—6 mal so lang wie der Stiel, in der Mitte mit einer Anschwellung; durch eine Abschnürung deutlich vom Stiele abgegrenzt. Endblase verhältnissmässig gross; kurz, fast die Hälfte des Stieles ausmachend; der letztere sehr stark. Blätter mässig dicht stehend, 7—8 Blätter auf einer Breite von 10 mm stehend, von der Gestalt niedriger Leisten mit 10—12 schwachen Polypen, die am Rande in undeutlichen Kelchen sitzen. Zooide un- deutlich, lateral, je eine Reihe zwischen 2 Blättern (in der Nähe der obern Seite eines jeden Blattes verlaufend); ohne alle Nadeln im Stiele. Stiel kurz, dick, mit einer grossen, kurzen Anschwellung, die fast die Hälfte seiner Länge ausmacht; beide Theile scharf von einander abgetrennt; oberer Theil mit einer Furche an der dorsalen Seite; Endblase durchscheinend, ohne Kalknadeln. Feder sehr schlank, durch eine Abschnürung deutlich vom Stiele abgegrenzt; unten ebenso dick wie der Stiel, nach oben langsam an Dicke abnehmend; oberes Ende zugespitzt. Die Blätter beginnen unten gleich bei der Abschnürung als ein lateraler Zooidstreifen in einer Furche; die Ventralseite ist von den Blättern ganz unbedeckt; bei der untern dorsalen Seite ist ein schmaler Streifen frei, der nach oben mit der Entwicklung der Blätter langsam verschwindet. Dieselben werden nach oben immer stärker, unterhalb der Mitte erlangen sie ihre vollste Entwicklung als schwache, niedrige Leisten von 0,7”—0,8 mm Dicke, 0,3—0,9 mm Höhe, die ziemlich weit aus einander stehen; es kommen 7—8 Blätter auf eine Länge von 10 mm; sie sitzen etwas schief an den Seitenflächen und an der dorsalen Seite des Kieles, in der Regel mit einander alternirend, unterhalb der Mitte aber sehr oft zu- sammentreffend und einen Bogen bildend; weiter nach oben nehmen 26* 390 Tr. Mororr, sie an Stärke ab, und an der Spitze bleiben sie eine Strecke lang ganz unentwickelt. Die Polypen, 11—12 an der Zahl, ragen kaum am Rande der Blätter empor, und mit der Lupe sind sie kaum als ganz kleine Furchen wahrnehmbar, die eine Länge von 0,25 mm und eine Breite von 0,17 besitzen. Die Zooide sind lateral, ziemlich klein, je eine Reihe zwischen 2 Blättchen bildend, in der Nähe der obern Seite eines jeden Blattes verlaufend. Die Blätter enden unten in einem schmalen Zooidstreifen von 5—6 mm Länge. 1 Exemplar von den Philippinen, von SALMın. Maasse in mm Länge des Stockes 170 „ der Feder 143 des Stieles 27 „ der Endblase 12 Breite „ 4 7 „ des Stieles 5 „ der Feder (unten) 4 N “ »„ (oben) 1 Zahl der Polypen 11-12 2. Gatt.: Pavonaria KöLL. Diese Gattung zuerst von KÖLLIKER begründet, ist hauptsäch- lich durch die Anwesenheit von Kalknadeln in den Tentakeln charakterisirt. Trotzdem meine Pavon. dofleini keine solchen be- sitzt, zögere ich nicht, sie zu dieser Gattung zu rechnen, weil andere nennenswerthe Unterschiede, die die Gründung einer neuen Gattung nothwendig machen würden, nicht vorhanden sind, Kalknadeln in den Tentakeln oder in den Polypen selbst kann ich nicht als Gattungsunterschiede anerkennen, aus Gründen, die ich schon bei Ptilosareus (S. 387) angeführt habe. 1. Pavonaria dofleini n. sp. (Taf. 18, Fig. 16, 16a.) Stock stark, sehr lang (bis zu 1250 mm); Feder 3'/, mal so lang wie der Stiel; Stielanschwellung klein, 13 mm dick, befindet sich oberhalb der Mitte des Stieles; letzterer spitzt sich nach unten etwas Studien über Octocorallien. 391 . zu und geht nach oben rasch in die Feder über. Feder unten sehr dünn, ohne eine Abgrenzung von dem Stiel, nach oben etwas stärker und seitlich comprimirt. Blätter leistenförmig, schief ansitzend, unten in einer langen Reihe unentwickelt; gegen die Mitte erreichen sie ihre grösste Entwicklung; ziemlich weit aus einander, auf eine Länge von 30 mm kommen 7 Blätter. Polypen sehr klein, in un- deutlich geschiedenen Kelchen befindlich; ohne Kalknadeln in den Tentakeln; auf jedem Blatt 11—-12. Laterale Zooide vorhanden, spärlich, mässig gross. Axe drehrund, im Stiele vierkantig. Kalk- nadeln überall reichlich vorhanden. Der Stiel ist deutlich angeschwollen; sich unten allmählich zu- spitzend, geht er nach oben rasch in die Feder über; mit Kalk- körpern von der typischen Nadelgestalt in der Haut. Die Feder beginnt gleich nach dem Stiele, ohne eine merkliche Abgrenzung und besitzt dieselbe Dicke wie der Stiel. Weiter nach oben wird sie aber ziemlich rasch breiter und behält dann ihre Stärke bis in die Nähe der Spitze, um dort wieder etwas an Stärke abzunehmen. Der Kiel ist unten wie der Stiel, drehrund, nach oben etwas seitlich comprimirt, so dass er in der Mitte der Feder bei einer Höhe von 7—-8 mm nur eine Breite von d4—5 mm besitzt. Seine ventrale Seite ist frei und gewölbt. An den Seitenflächen sitzen, ziemlich gleich weit von einander entfernt, die Blätter, die bis zur Mitte der dorsalen Seite heraufreichen, wo sie sich an den beiden Seiten treffen und dieselbe bis auf einen ganz unbedeutenden Streifen bedecken, der aber nach unten, wo die Blätter immer kleiner werden, an Breite zunimmt. Die Blätter beginnen unten an den beiden Seiten als ganz kleine, kaum wahrnehmbare Pünktchen, die je einen Streifen von 170—180 mm Länge bilden, der sich an den beiden Seiten befindet; die Blätter werden nach oben immer deutlicher und nehmen die Form von ganz schwachen Leisten an, auf deren freien Rändern die Polypen in ungeschiedenen Kelchen sitzen (Taf. 18, Fig. 16); gegen die Mitte zu erlangen die Blätter ihre vollkommene Entwicklung; hier haben sie die Gestalt von niedrigen Leisten von höchstens 3—4 mm Höhe und 1—1'/, mm Dicke. Ventralwärts sind sie am breitesten, gegen die dorsale Seite zu nehmen sie an Breite sehr stark ab. Sie sitzen am Kiele so schief, dass ihre dorsalen Enden um 10 mm höher liegen als die ventralen; meistens sind sie an den beiden Seiten sym- metrisch vertheilt, nur hie und da alterniren sie mit einander. An 392 TH. Mororr, dem freien Rand eines jeden Blattes stehen in undeutlich ge- schiedenen Kelchen die Polypen, 11—14 an der Zahl, einreihig, mit dunkel grauen Kelchen. Sie sind sehr schwach, klein, mit kurzen Tentakeln, welche keine Kalknadeln besitzen. Die Polypen an den untern Blättern sind nicht geschlechtsreif; überhaupt scheinen auch bei gut entwickelten Blättern die Polypen nur an den ventralen Enden der Blätter geschlechtsreif zu sein, denn sie werden nach der dorsalen Seite der Feder zu mit Abnahme der Blattstärke immer schwächer, bis sie zuletzt gegen die Mitte der dorsalen Seite ähnlich wie Zooide aussehen. Laterale Zooide vorhanden, in spär- licher Zahl, zwischen den Blättern, klein. Der innere Bau stimmt sehr mit Pavonaria finmarchica überein, ich hebe das, was davon abweicht, hervor (Taf. 18, Fig. 16a). Parallel der Axe und um dieselbe symmetrisch vertheilt, laufen 4 Canäle durch die ganze Länge des Stockes hindurch, die nur als ganz schmale Spalten auftreten. Der innerste Canal besitzt ein schmales ausgezogenes Lumen. Der äussere, ihm gegenüber liegende Canal ist rudimentär aus- sehend, weil er ein ganz kleines Lumen besitzt und seine Wände stellenweise zusammengedrückt sind. Zwischen diesen 2 Canälen, also seitlich, verlaufen die 2 andern, die unter einander gleich stark, aber etwas schwächer als der 1. Canal sind. Ausser diesen 4 Haupt- canälen sind noch radiäre Canäle vorhanden. Quer- und Längs- muskeln nicht so stark entwickelt wie bei der andern Art. Die Scheide der Axe ist mässig dick. Die Epidermis ist auch hier sehr dick, wie bei Pav. finmarchica. Axe drehrund, im Kiele aus kurzen Fasern zusammengesetzt; im Stiele ist sie stärker und vierkantig, unten zugespitzt. Kalkkörper von der typischen Nadelgestalt, in der Wand der Blätter und in der Epidermis des ganzen Stockes reichlich vor- handen. Nach Angabe von Herrn Dr. Dorteıs haben die Thiere mehrere Stunden, nachdem sie gefangen wurden, stark violett geleuchtet. 2 Exemplare aus Monterey (Californien) von DOFLEIN. 2. Pavonaria finmarchica (SABS). Syn.: Virgularia finmarchica Sars, Fauna littoralis Norvegiae, V. 2, 1856, p. 68, tab. 11 und Reise nach Lofoten und Finnmarken, in: Mag. Naturvidenskab. 1850, p. 140. Funiculina finmarchieca HERKLOTS, Not. sur les Polyp. mag. 1856, p.9. Studien über Octoecorallien. 393 Stylatula finmarchica RICHIARDI, Monogr. d. Pennatularii, in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V..1,. Bologna 1869, p. 69, tab, 11, fig. 82—86, 1870 (Copie nach SARs). Baltieina finmarchica GRAY, Catalogue of sea-pens, 1870, p. 13. Pavonaria finmarchica KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. d. Aleyon., in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1869—70, ..583. Ballicina finmarchica VERRILL, in: Amer. Journ. Sc., V. 16, p. 375, 1378; V. 23. p. 311, 115, 1882. Baltieina finmarchia VERRILL, in: Bull. Mus. comp. Zool., V. 11, p. 4, 1883—84. Stock bis 917 mm Länge, Feder 5'/, mal so lang wie der Stiel, stark, schlank. Stielanschwellung gross, bis zu 21 mm dick. Blätter leistenförmig, 130—135 an der Zahl, quer angeheftet. Die Blätter der einen Seite alterniren mit denjenigen der andern. Dabei be- findet sich zwischen 2 gut entwickelten Blättern je 1 unvollkommen entwickeltes, das halbwegs an der ventralen Seite endet. Die Farbe ist weisslich-gelb, die Polypen sind röthlich-braun bis rothbraun- violett, 10—11 an der Zahl an gut entwickelten Blättern und 5—6 an den kleinern. 1 Exemplar aus Finnmarken; erhalten von Loven. 3. Pavonaria californica n. sp. Von dieser interessanten Form stehen mir 2 Stücke zur Ver- fügung, die ich als von demselben Exemplar stammend betrachte. Das eine Stück ist der Stiel mit einem Theil von der Feder, das andere ist die Feder mit der Spitze. Leider sind die beiden Stücke stark macerirt, weshalb sich keine ganz sichere Bestimmung geben lässt. Ausführliche Beschreibung. Der Stock ist vom Habitus einer Pavonaria, sehr schlank. Der Stiel rund, stark, mit deutlicher Anschwellung in der Mitte, unten zugespitzt, nach oben sich ganz langsam verjüngend, geht er un- merklich in die Feder über; letztere ist sehr schlank, anfänglich unten, wie der Stiel, drehrund, bald wird sie aber nach oben stark comprimirt; ihre ventrale Seite ist gewölbt, die dorsale scharf kantig, so dass der Querschnitt keilförmig erscheint; nach oben ver- jüngt sie sich ganz langsam und wird gegen die Spitze zu sehr dünn; sie besitzt nur gegen die Spitze zu leidlich entwickelte, kleine, leistenförmige Blätter, die nach unten bald schwächer werden und 394 Te. Mororr, plötzlich nach einer kurzen Strecke ganz aufhören. Polypen grau, sehr schwach, 3—5 an der Zahl, ohne Kalknadeln; am Rande in undeutlich geschiedenen Kelchen sitzend; wo die Blätter ganz un- entwickelt bleiben, sitzen die Polypen, welche ebenfalls rudimentär, zooidenähnlich bleiben, unmittelbar an der Rhachis, nehmen aber datür sehr an Zahl zu (11—13), sind reihenweise angeordnet und von dem- selben schrägen Verlauf wie die Blätter. Kalknadeln im Stiele spärlich vorhanden, sowohl in der Epidermis als auch in der darunter liegenden Muskelschicht vorkommend. Im Kiel habe ich keine Nadeln beobachten können. Um so reichlicher sind sie in den Blättern entwickelt, wo sie die ganze untere Fläche förmlich ausfüllen. Die Wand der Polypenkelche ist ganz dicht mit solchen Nadeln besetzt. Die Axe ist drehrund, dünn, in der Feder und im Stiele vier- kantig und bedeutend stärker, an dem untern Ende ganz dünn; die Axenscheide ist sehr stark. Feder von schwammiger Structur. Länge des untern Stückes 700 Mr „ obern h 740 Dicke der Stielanschwellung 15 . „ Spitze 2 es Diese Form unterscheidet sich sehr von Pavonaria, und es ist sehr zweifelhaft, ob sie zu dieser Gattung gestellt werden darf. Um aber eine neue Gattung zu bilden, fehlt mir das hierzu noth- wendige Material. Ich stelle deshalb diese neue Art provisorisch zu dieser Gattung, wohin sie am besten passt. II. Fam.: Stylatulidae. Gatt. Acanthoptilum KöLL. Acanthoptilum scalpellifolium n. sp. (dar 13 E07) Stock schlank, dünn; Stiel ungefähr '/, von der ganzen Länge, deutlich angeschwollen, unten zugespitzt; durch viele Kalkkörperchen blauroth getärbt, gegen das untere Ende aber farblos. Kiel sehr dünn, farblos. Blätter mässig dicht gestellt, dem Kiele anliegend, in der Mitte aber abstehend und nach unten hängend, die aus- Studien über Octocorallien. 395 gewachsenen sichdeckend ; scalpell- bis sichelförmig, mit einer kleinen Platte von Kalknadeln an der Basis. Polypen einreihig, 7—9 an der Zahl. Polypenkelche deutlich geschieden. Zooide zweireihig, mit Kalknadeln umgeben. Der Kiel ist so dick wie ein Federschaft, durch die vielen Kalkkörper, die in seiner Haut vorkommen, weinroth gefärbt; an dem untern Ende rund, schmutzig gelb gefärbt; nach oben verjüngt er sich nach und nach und wird etwas seitlich abgeflacht; eine Grenze zwischen ihm und der Feder ist nicht zu bemerken; er geht ganz allmählich sich verjüngend in die Federn über. Der Kiel ist sehr dünn, hat in der Mitte kaum 2 mm Durch- messer, gegen die Spitze zu ist er noch dünner. Die Blätter sind seitenständig, unten ganz klein und treten als ganz kleine Wärzchen auf, die weiter nach oben immer grösser werden und sich scharf, wie die Zacken einer Säge, anfühlen; solche unentwickelte Blätter erstrecken sich in einer Länge von 150—160 mm; dann werden sie immer deutlicher, bis sie ihre volle Entwicklung erlangen. Die gut ausgebildeten Blätter sind schlank, scalpell- bis halbmondförmig (Taf. 18, Fig. 17), stehen mässig dicht bei einander — auf 30 mm kommen 13—15 Blätter —; an der Basis eines jeden Blattes befindet sich eine kurze, deutliche, von vielen, starken Kalk- nadeln gebildete Platte; ausserdem sind über die ganze Oberfläche der Blätter Kalknadeln von verschiedener Form zerstreut. An den Polypenkelchen sind sie sehr lang und laufen in mehreren Spitzen zusammen. In der übrigen Partie der Blätter sind sie kurz, bisquit- förmig und in reichlicher Menge vorhanden. Zooide zweireihig mit spärlichen Kalknadeln umgeben. Axe drehrund. Kalkkörper von verschiedener Form; in dem obern Theile des Stieles kurz, walzenförmig, die unter der Haut im Mesoderm befind- lichen hellroth, sonst überall farblos. Die Kalkplatte ist bei dieser Art schärfer umschrieben und von stärkern Kalknadeln gebildet, die eine unregelmässige Form haben, als bei Acanth. agassizi. Die Blätter sind schmäler, mit mehreren Polypen (7—9, meistens 8 an der Zahl), die etwas starke Tentakel aufweisen. Die Kalknadeln bei dieser Art sind schlank, dünn in den Kelchen, bisquitförmig in den Blättern. Der Stiel ist von den vielen rothen, walzenförmigen Kalkörpern weinroth gefärbt, mit einer ganz schwachen Anschwellung. 1 Exemplar aus Californien, gesammelt von Doruzın. 396 Ta. MororF. Maasse in mm Länge des Stockes 1200 H „ Stiles 195 s der Feder 1005 Länge der Blätter 4—5 Breite „ A 1 Fam. Funieulinidae. Gatt. Funiculina Lam. 1. Funieulina quadrangularis (PALL.). Syn.: Penma del Pesce Pavone BOHADSCH, De Animalibus marinis 1761, p. 112, tab. 9, Ag. 4—2. Penna del Pesche Pavone EuLis, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London, V. 53, 1763, p. 426, tab. 20, fig. 8. Pennatula quadrangularis, PALLAS, Elenchus Zoophyt., 1766, p. 372. Pennatula antennina LiNnN&k, Syst. nat., ed. 13, 1788, p. 1323, gen. 350, sp. 7. Pennatula antennina ELLIS et SOLANDER, Zooph., 1786, p. 63. Funiculina tetragona LAMARCK, Anim,. s. vert., Ed. 1, V. 2, p. 429 Rd. 2, 1836, 9.2, p. 641. Pavonaria antennina CUVIER, Regne anim., Ed. 1, V. 4, 1829, p. 85; ed. 3, V. 3, 183646, p. 388. Pavonaria antenina SCHWEIGGER, Handb. d. Naturgesch. d. skeletl. Thier., 1820, p. 435. Pavonaria quadrangularis BLAINVILLE, Man. d’Actinol., 1834, p. 516, tab. 90, fig. 1. Pavonaria antenina, EHRENBERG, Corall. d. rothen Meeres, in: Abh. Akad. Wiss., Berlin 1832, p. 288, gen. 1, spec. 1. Pavonaria quadrangularis DELLE CHIAJE, Animali senza vertebre, V. 5, 1823—29, p. 27, tab. 162. fig. 5—9. Pavonaria quadrangularis JONSTON, Brit. Zooph., ed. 2, V. 1, 1847, p. 164, tab. 31, fig. 1—7. Pavonaria quadrangularis E. FORBES, in: Ann. Mag. nat. Hist., V. 14, 1844, p. 413. Pavonaria quadrangularis MiLNE EDWARDS, Hist. nat. des Corall., V.1.185706B2218 Funieulina antennina VAN DER HOEVEN, Handb. of Zoolog., V.1, 1849, p. 101. Funieulina quadrangularıs HERKLOTS, Not. s. les polyp. nageurs, 1858, p. 8. Funieulina forbesii VERRILL, in: Bull. Mus. comp. Zool. 1864, p- 30. Studien über Octocorallien. 397 Funieulina quadrangularıs GRAY, Revis. Fam. Penn., in: Ann. Mag. nat. Hist. 1860, p. 20, gen. 1, sp. 1. Funieulina quadrangularıs CArus, Handb. d. Zool., V. 2, 1863, . 529. Funieulina quadrangularıs NRICHIARDI, Monogr. della fam. d. Pennatul., in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna 1869, &. 89, tab. 12, fig. 95, 96. Funieulina quadrangularis KÖLLIKER, Monogr. d. Pennat., in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1860-70, p. 596, fig. 149—151. Funieulina quadrangularıs, GRIEG, On Funiculina and Kophobe- lemnon, in: Bergen Mus. Aarbog 1896, V. 3, p. 11. Ein prächtiges Exemplar aus Bohuslän, das mit den frühern Beschreibungen übereinstimmt. Es sind jedoch unbedeutende Ab- weichungen zu sehen, die ich hier nur kurz erwähnen will. Der Stock ist 1250 mm lang, gegen die Mitte erreicht seine grösste Dicke 9 mm. Der Stiel ist eylindrisch, sehr dünn und ohne eine Anschwellung. Feder 6 mal so lang wie der Stiel, an ihrem untern Ende sind die Zooide in einer Reihe von 70 mm angeordnet, weiter oben beginnen in vielen Reihen die Polypen, die sehr dicht neben einander stehen und eine Länge bis zu 11 mm erreichen- Die Axe ist sehr stark und scharfkantig. 1 Exemplar aus Bohuslän, von Lov&£n. Verbreitung: bei Bohuslän im Kattegat (KÖLLIKER), bei Eisvaag im Fjord von Bergen (Sars); bei Glesv® im Bergen-Fjord (ScHIL- LINGER, KÖLLIKER), die Westküste von Schottland bei Oban und Insel Kerrera (FoRBES, VERRILL, RıcHIARDI, KÖLLIKER), bei den Hebriden (KÖLLIkEr), Mittelmeer —- wahrscheinlich bei Neapel RıcHıarnı), Neapel (BoHAansch, D. CHIAJE, PAnNcERI), Adriatisches Meer — Canal von Novi in Dalmatien (KÖLLIKER). I. Fam.: Kophobelemnonridae. Gatt. Kophobelemnon ASBJÖR. 1. Kophobelemnon stelliferum (0. F. Mürt.). Syn.: Pennatula stelliferum Lınnk, Syst. Nat., ed. 13 (GmELIN), 1788, p. 3866, sp. 9. Pennatula stelliferum O. F. MÜLLER, Zool. dan., V. 1, 1766, p. 44, tab. 36. 398 Ta. Mororr, Funieulina stelliferum LAMARCK, Anim. s. vert., ed. 2, 1836, V. 2, p. 641. Veretillum stelliferum CUVIER, Reg. Anim., ed. 1, V.4, 1829, p. 86. Veretillum stelliferum EHRENBERG, Corall. d. rothen Meeres, in: Abh. Akad. Wiss. Berlin, 1832, p. 287, gen. 30, ep. 4. Umbellularia stelliferum BLAINVILLE, Manuel d’actinologie, 1834, p- 513. Veretillum stelliferum PHILIPPI, in: Arch. Naturg., V. 1, 1835, p- 279. Kophobelemnon müllerü ASBJÖRNSEN, in: Fauna litt. Norveg. Fasc. 2, 1856, p. 81. Kophobelemnon stelliferum HERKLOTS, Not. s. 1. Polyp. nag., 1858, p- 23. Kophobelemnon stelliferum GRAY, Rev. Fam. Pennat., in: Ann. Mag. nat... Hist., 1860, V. 5, p. 23. Kophobelemnon stelliferum GRAY, Cat. of sea-pens or Pennat. of the Brit. Mus., 1870, p. 27. Kophobelemnon stelliferum BRıiCHIARDI, Monogr. della fam. d. Pennatul., in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2). V. 1, Bologna 1869, p. 108, tab. 12, fig. 100—104. Kophobelemnon stelliferum KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. d. Alcyon. I. Pennatul., 2. Theil, in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1872, p. 126. Kophobelemnon stelliferum KOREN-DANIELSSEN, in: Fauna litt. Norv., Heft 3, 1877, p. 102. Kophobelemnon stelliferum MARSHALL, On the Pennatulida dredged by H. M. S. „Triton“, in: Trans. Roy. Soc. Edinburgh, V. 32, 1887, p. 137, tab. 24; fig. 23—28. Kophobelemnon stelliferum GRIEG, Oversigt over Norges Pennatulid., in: Bergen Mus. Aarsber. 1891, p. 16. vor. dura KÖLLIKER. Stock weiss, etwas durchsichtig, 1355 mm lang; mit zahlreichen starken Kalkkörpern, die eine Art Kruste in der Cuticula bilden. Kolben mit 23 Polypen, die nach oben zu immer stärker werden, und eine Länge von 15 mm erreichen. Zooide klein, in Reihen an- geordnet, in der Mitte der ventralen Seite einen ganz schmalen Streifen freilassend, der nach oben wellenförmig verläuft. Fundort Bohuslän, von Lovax. Fundorte: Zwischen Dänemark und Norwegen, und zwar 1. im Golf von Dröbak (0. F. MüLLrr), 2. bei Nordrekoster und Haul- örne (Lov£x), 3. zwischen Randöer und Ousö bei Fx&rder und Garn- holmshullet in 40 Faden Tiefe (AsBJörnsen), Christianiafjord (HEr- Studien über Oectocorallien. 399 KLoTs), Christianiafjord, Korsfjord in der Nähe von Bergen, Har- dangerfjord, Bohuslehnd 40—300 Faden (KorEN-DANIELSEN), nörd- lich von Schottland, 59°—60° N. Br. und 6°—7° 16‘ W. L. in einer Tiefe von 516—640 F. (MARsHALn). 2. Kophobelemnon leuckarti KÖLLIK. KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. d. Alcyon., Th. 2, in: Abh. Sencken- berg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1872, p. 128, fig. 182; KoREN- DANIELSSEN, in: Fauna litt. Norv., Heft 3, 1877, p. 103; KoRrEn- DANIELSSEN, in: Bergen Mus. Aarsber. 1883, p. 28. Kolben ebenso lang wie der Stiel; Polypen weiss mit grau ge- färbtem Magen, sehr kräftig entwickelt, bis 23 mm lang, wovon 13 mm auf die Tentakeln kommen; es scheint, als ob beständig neue Polypen nachwachsen, weil zwischen den kräftig entwickelten Po- Iypen hie und da ganz kleine zu sehen sind. Axe dünn, fast 30 bis 40 mm über dem Ende des Stieles endend. Stiel weiss, mit einer kleinen Endblase, schwächer als der Kolben. 2 Exemplare aus der Zoolog. Station in Neapel. Grösse in mm A B Länge des Stockes 160 106 „ der Feder 16 54 Dicke , h 11 8 Länge des Stieles 74 52 „ der Polypen 29 19 „ der Tentakeln 13 8 Zahl der Polypen 32 20 Verbreitung: Mittelmeer, Nizza, Neapel (KÖLLIKER), Bergensfjord, Ja&deren 220—230 Faden (Möpıvus). Gatt. Renilla LAMARCcK. Renilla reniformiis (PALL.) Syn.: Pennatula reniformis PALLAs, Elench Zooph., 1766, p. 374, No. 222. Aleyonium agaricum LINNE, Syst. Nat., ed. 13 (GmeLın), 1788, p- 3811. Renilla americana LAMARCK, Anim. s. vert., ed. 1, V.2, p. 529; ed. 2, 1836, V. 2, p. 646. 400 Te. Mororr, Renilla americanda EHRENBERG, Üorall. d. rothen Meeres, in: Abh. Akad. Wiss., Berlin 1832, p. 289. Renilla americana BLAINVILLE, Man. d’actinologie, 1834, p. 518. Renilla americana DANA, Zooph., p. 588. Renilla reniformis CUVIER, Regne animal, ed.2, V.3, 1829, p. 319. Renilla reniformis AGAssız, in: Proc. Amer. Assoc. 1850, p. 10. Renilla reniformis MILNE EDWARDS et HAIME, Dist. möth. de la classe des Polypes, in: Arch. Mus. Paris, V. 5, p. 191; Brit. fossil Corals, 1850, intr., p. LXXXIV. Renilla americana VAN DER HOEVEN, Handb. of Zool.. V. 2, 1849, p. 102. Renilla reniformis HERKLOTS, Not s. Polyp. nag., 1858, p. 28, tab. 7, ae. al, Le, ce: fie: 92, 230. Renilla pelata VERRILL, List. of the Polyps etec., in: Bull. Mus, comp. Zool. Cambridge, p. 29. Renilla reniformis CArUs, Handb. der Zool., V. 2, 1863, p. 529. Lenilla reniformis RICHIARDI, Monogr. della fam. d. Pennatul., in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna 1869, p. 135, tab. 13, fig. 115—118; tab. 14, fig. 126. Renilla reniformis KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. d. Aleyon., in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt a. M. 1872, p. 98, fig. 160. Annähernd kreisrund, 23 mm Durchmesser. Polypen und Zooide weiss, die letztern in Haufen von 4—13 Individuen gruppirt. Frons rosa gefärbt, Stielausschnitt fast '/),;, vom Fronsdurchmesser aus- machend. Aus Süd-Carolina, CLARR. Verbreitung: (KÖLLIKER) Ostküste von Nordamerika, Küste von Georgien und Südcarolina (Acassız u. VERRILL), Küste der An- tillen, bei Cotinguiba und Desterro in Brasilien, und bei Valparaiso (KÖLLIKER), Rio Janeiro, Panama, (KÖLLIKER, RıcHIARDT). Gatt. Veretillum CUVIER. 1. Veretillum cynomorium (PALLAS). Syn.: Alcyonum epipatrum LıinN&, Syst. Nat., ed. 13, 1766 (GMELIN), P..38 Pennatula ceymomorium PALLAS, Elench. Zooph., 1766, p. 373, No. 221, in: Misc. Zoolog. 177. Pennatula cynomorium ELu1s et SOLANDER, Zooph., 1786, p. 69. Veretillum cynomorium CUVIER, Regne Anim., ed. 1, V. 5, 1829, p- 865. Studien über Octocorallien. 401 Veretillum cynomorium NDAMARCK, Hist. Nat. d. anim. s. vert., ed. 2, 1836, p. 639. Veretilluum cynomorium BLAINVILLE, Faune Francaise, Zooph., tab. 2, fig. 1—2, in: Manuel d’Actinologie, 1834, p. 518, tab. 89, fig. ,2,.28,012%b. Veretillum cynomorium EHRENBERG, Corall. d. rothen Meeres, in: Abh. Akad. Wiss., Berlin 1832, p. 287. Veretillum eynomorium ERDL, in: Arch. Anat. Physiol. 1841, p. 423. Veretillum cynomorium VAN DER HOEVEN, Handbook of Zool., 2%. 1,,4:839,.p. 2102. Veretillum eynomorium MILNE EDWARD et HAIME, Brit. foss. Oorals- "Ant, 1850, p. UXXXIT. Veretillum cynomoruum MILNE Epw., Hist. nat. des Oorall., V. 1, p. 218, in: CUVIER, Rögne anim., &d. ill, tab. 91, fig. 1, 1b, lc. Veretillum ceynomortum DANA, Zooph. 1848, p. 590. Veretilum eynomorium HERKLOTS, Not. s. 1. Polypiers nag., 1858, PI27. Veretillum cynomorium GRAY, Revis. Fam. Pennatul., in: Ann. Mag. nat. Hist. 1860, V. 5, p. 24, Cat. of sea-pens. British Mus. 1870, pP 29. Veretilhum cynomorium BRAICHIARDI, Monogr. della fam. d. Pennatul., in: Arch. Zool. Anat. Fisiol., (2), V. 1, Bologna 1869, p. 122, tab. 12, fig. 114. (Hier vollständige Literaturangabe). Veretillum eynomorium KÖLLIKER, Anat.-syst. Beschr. d. Alcyon., 2. Theil, Pennat., in: Abh. Senckenberg. naturf. Ges. Frank- füurt a. M. 1872, p. 155. KÖLLıKer stellt von dieser Art 2 Varietäten auf: a) var. stylifera Köur. mit einer kleinen Axe im untersten Theile des Kolbens und obersten Theile des Stieles; b) var. astyla Körz. ohne eine solche Axe. Von dieser Art besitzt die Sammlung 4 von dem gleichen Fund- ort (Nizza) stammende Exemplare, von denen nur das eine leidlich gut erhalten ist; es lässt sich daher eine genaue Beschreibung nicht geben. Ich will nur über die Kalkaxe einiges erwähnen. Bei dem best erhaltenen Exemplare ist die Axe verhältniss- mässig stark, hart, 12 mm lang und 1 mm dick, schwach wellen- förmig gebogen und an den beiden Enden zugespitzt; bei dem 2. Exemplare ist sie bis 14 mm lang, ebenfalls gebogen, zeichnet sich aber dadurch aus, dass sie sehr weich ist und sich schwer von dem übrigen Gewebe unterscheiden lässt; bei dem 3. Exemplar ist sie nur 8 mm lang und ganz weich; bei dem 4. Exemplar endlich ist kaum mehr von ihr wahrzunehmen als ein ganz dünnes, sehniges 402 Tu. Mororr, Gebilde, das von der Axenscheide umwickelt und kaum von ihr zu unterscheiden ist; sie verjüngt sich an den beiden Enden sehr lang- sam und geht unmerklich in die Scheidewand über. Daraus ist ersichtlich, dass der Bau der Axe Schwankungen unterworfen ist. Bei Exemplaren von gleichem Fundorte zeigt sie verschiedene Ausbildungsstufen — bis zum Verschwinden. Es ist also kein treffendes Merkmal vorhanden, auf Grund dessen die Art in Varietäten eetheilt werden könnte. Verbreitung: Als Fundort wird für diese Art das Mittelmeer angegeben (Linn#, PALLAs, LAMARCK, MILNE EDwArDs, KÖLLIKER); es scheint aber die Verbreitung in diesem Meere noch nicht genügend untersucht zu sein. Als bestimmte Fundorte werden angegeben die südliche Küste von Frankreich (Rapp), Cette (Fr. S. LEUCKART), Nizza, la Spezzia, Algesiras (KöÖLLIKER), ausserdem westliche Küste von Afrika, Canarische Inseln (KÖLLIKER). Gatt. Cavernularia VAL. Cavernularia habereri n. sp. (Dar. 18, ie 18 a018b)) Stock 115 mm lang, ungefähr 3 mal so lang wie der Stiel; mässig dick ; Polypen zahlreich, höchstens bis 11 mm lang, wovon 5 bis 6 mm auf die Tentakel kommen, ohne Kalkkörper. Zooide klein, weisslich, in Reihen geordnet; Stiel und Tentakel weiss, Kolben und Polypen etwas bräunlich. Kalkkörper oval bis länglich, kolben- förmig, überall vorhanden. Stiele sind sowohl in dem Eetoderm als auch in den darunter liegenden Muskeln verbreitet. Im Kolben grenzen sie an die Zooide an. Axe rudimentär, sehr klein, 6 mm lang, spindelförmig, an den beiden Enden zugespitzt. Der Stiel ist weiss, sehr schwach, nach unten zugespitzt, mit Längs- und Querfalten an seiner Oberfläche; seine obere Hälfte krausenartig gefaltet, !/, von dem ganzen Stock ausmachend; kurz unter dem Kolben nimmt er rasch an Dicke zu. Der Kolben ist hellgrau, bedeutend dicker als der Stiel, etwas comprimirt, 15 mm breit, 10 mm dick, gleichmässig von den Po- lypen und Zooiden besetzt, das obere Ende abgerundet. Polypen bräunlich, stark, ohne Kalknadeln, 11 mm lang; unten sind sie schwächer, ganz zurückgezogen, nach oben zu werden sie immer stärker; oberhalb der Mitte fast vollkommen ausgestreckt:- Studien über Octocorallien. 403 Tentakel weiss, sehr stark, 5—6 mm lang, ohne Kalknadeln. Die Zooide nehmen die Zwischenfelder der Polypen ein, in Längsreihen angeordnet, weiss, von sehr vielen ovalen Kalkkörpern umgeben, welche sechseckige Figuren bilden, die den Bienenwaben ähn- lich sind. Axe spindelförmig, rudimentär, 6 mm lang, an dem untern Ende des Kolbens entlang befindlich; Kalkkörper oval bis länglich (Taf. 18, Fig. 18a, 1Sb), in der Epidermis des Kolbens und in der Epidermis und den darunter liegenden Muskeln des Stieles reichlich vorhanden. Aus der Sagamibai (Japan), von Dr. HABERER. Maasse in mm Länge des Stockes 115 n „ Kolbens 83 2 „ Stieles 32 Dicke ,„ Stieles s; „ Kolbens 15 Diese merkwürdige Art lässt sich bei keiner von den aufge- stellten Gattungen unterbringen. Vom Habitus einer Policella, unterscheidet sie sich jedoch von ihr durch die rudimentäre Axe, ihren Habitus und ihre Kalkkörper; durch das Fehlen der letztern in den Polypen und durch die Klein- heit derselben unterscheidet sie sich von Veretillum; durch ihre schlanke Form, die Gestalt ihrer Kalknadeln und durch ihre Po- lypen weicht sie auch von Cavernularia ab. Trotzdem sehe ich mich aber nicht veranlasst, eine neue Gattung aufzustellen, weil 1. die Aufstellung neuer Gattungen nur nach einzelnen Stücken und auf Grund geringer Unterschiede unberechtigt erscheint und 2. weil die überhaupt schon aufgestellten Gattungen auf keine besonders wichtigen Unterschiede begründet sind; ich glaube vielmehr, dass man bei der Untersuchung von genügendem Material eine Vereini- gung derselben vornehmen müssen wird. Ich stelle daher diese Form vorläufig zur Gattung Cavernularia, mit der sie am meisten übereinstimmt. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 27 404 Te. MoRroFF, II. Ueber einige neue Gorgonaceen aus Japan. Hier gebe ich nur eine kurze Beschreibung der neuen Arten, die ich in dem von Dr. HABErer in der Sagamibai (Japan) ge- sammelten Materiale gefunden habe. Die Thiere stammen wahrschein- lich aus tiefem Wasser. Eine sichere Angabe über diese wichtige Frage war leider nicht mehr zu erhalten. Fam. Corallüidae. Corallüide GRAY, in: Proc. zool. Soc. London 1857, p. 286, Corallinae MILNE EDWARDS, Hist. nat. d. coralliaires, V. 1, 1857, p. 201. Coralliidae RIDLEY, in: Proc. zool. Soc. London 1882, p. 221. Coralliidae WRIGHT and STUDER, in: Rep. Challenger, V. 31, 1889, p- 185. Gray hat diese Familie nach der Art der Vertheilung der Polypen und der Form der Spicula in 3 Gattungen getheilt: Corallium, Plewrocorallium und Hemicorallium. Die letzt genannten 2 Gattungen wurden später von Rınprey in der Gattung Pleurocorallium vereinigt, so dass nach ihm diese Familie aus den Gattungen Corallium und. Pleuwrocorallium besteht, eine Eintheilung, welche späterhin von WRIGHT u. STUDER acceptirt wurde. Für einige aus Japan stammende Stücke sehe ich mich genöthigt, eine neue, 3., Gattung aufzustellen. Von der Gattung Corallium besitzt die Sammlung mehrere Exemplare aus Neapel, auf welche ich hier aber nicht eingehe. Gatt. Pleurocorallium GRAY. Pleurocorallium GRAY, in: Proc. zool. Soc. London 1867, p. 126. Pleurocorallium RIDLEY, ibid., 1882, p. 231. Pleuroeorallium WRIGHT and STUDER, in: Rep. Challenger, V. 31, 1889, p. 186. Mit zwei Arten von Spicula. Die Polypen sind meistens auf der einen Fläche des comprimirten Stammes und der Aeste vertheilt. 1. Pleurocorallium confusum n. Sp. (Daf. 17, Bio. 8; War.18, Bier ]0) Der Stock ist kaum 50 mm hoch und bis zu 80 mm breit. Die in einer Ebene verzweigten, abgeflachten und in verschiedenen Rich- Studien über Octocorallien. 405 tungen verlaufenden Aeste beginnen nicht weit von der Basis des Stammes und anastomosiren mit einander. Die primären Aeste geben ihrerseits wieder Nebenäste ab, welche an ihren freien Enden stumpf abgerundet sind. Sie sind nicht überall gleich stark. An manchen Stellen sind sie dünner, an andern, besonders an den Verzweigungs- stellen, erreichen sie bis 4 mm Dicke. Die Axe ist wie der Stamm ziemlich stark und roth gefärbt. Ihre centrale Partie setzt sich aus zahlreichen durchscheinenden und orange gefärbten Spicula zusammen, die äussere Schicht dagegen ent- hält nur spärliche Spieula, dafür aber reichlich krystallinische Kalk- substanz; in Folge dessen ist sie etwas schwächer als die mittlere Partie gefärbt und von ihr deutlich abgegrenzt. Die Oberfläche der Axe ist der Länge nach fein gestreift. Das Cönenchym ist sehr schwach, mit vielen bis 0,25 mm grossen Spicula stark besetzt, die meist eine gerade oder gekrümmte spindelförmige Gestalt aufweisen; ausserdem finden sich in sehr grosser Menge noch andere stark ge- zackte plattenförmige Spicula vor, die eine sehr verschiedene Ge- stalt zeigen, seltener sind Vierlinge zu sehen. Die meisten Spicula lassen zwei Schichten unterscheiden; eine innere, die orangeroth ge- färbt ist und entweder eine glatte oder schwach warzige Oberfläche besitzt, und eine zweite sich darüber ziehende, meist farblose oder schwach orange gefärbte Schicht, die von sehr zahlreichen stark ge- zackten Warzen besetzt ist (Taf. 17, Fig. 19). Die plattenförmigen Spicula ragen für gewöhnlich über die Oberfläche vor. Die Polypen bestehen aus einem vollkommen retraetilen obern Theil und einem die Oberfläche als breites niedriges Wärzchen über- ragenden Kelchtheil, der von spindelförmigen Spicula stark umlagert ist. Was ihre Lagerung betrifft, so sind sie nur über die eine Fläche des ziemlich stark comprimirten Stammes und der Zweige vertheilt. Der untere Theil des Stammes trägt keine Polypen. Die Farbe des ganzen Stockes ist intensiv roth, der retractile Theil der Polypen aber grell gelb gefärbt. Verbreitung: Sagamibai (Japan), gesammelt von Dr. HABeErer 1901. Gatt. Pleuwrocoralloides n. g. Der Stock ist regellos verzweigt, so dass hierdurch die ganze Colonie einen strauchförmigen Habitus erhält. Stamm und Zweige sind unten rundlich, gegen die Spitze aber ziemlich stark in einer Ebene abgeflacht. Während die untersten Zweige verkümmert sind, 27* 406 T#. Mororr, breiten sich die obersten in einer ziemlich deutlichen Ebene aus. Die Polypen sind unten fast über die ganze Oberfläche verbreitet, oberhalb der Mitte aber nur an die Kanten der comprimirten Zweige angeordnet. Sie sind in einen warzenförmigen Kelch- und einen Tentakeltheil gesondert. Kelchwand und Tentakelbasen sind von spindelförmigen Spieula dicht besetzt. Die Tentakel selbst sind nur in soweit retractil, als in ihrer Wandung keine Spicula vorhanden sind; bei contrahirtem Zustande macht es deshalb den Eindruck, als ob die Polypenkelche -an ihrem Rande mit 8 ziemlich stark vor- ragenden Zacken versehen wären. Das Cönenchym ist sehr dünn, mit vielen orangerothen Spicula, die meistens eine spindel- oder plattenförmige Gestalt aufweisen, selten sind auch Vierlinge darunter. Die Axe ist dick und spröde, weshalb sie beim Schleifen leicht bricht. Diese Gattung zeichnet sich durch ihre stark vorspringenden Polypen, die unterhalb der Mitte über die ganze Oberfläche, ober- halb der Mitte aber nur an den Rändern der comprimirten Zweige vertheilt sind, und durch ihre grossen spindel- oder plattenförmigen Spieula aus. Pleurocoralloides formosum n. Sp. (Taf. 17, Fig. 10; Taf. 18, Fig. 20.) Der strauchförmige Stock erreicht eine Höhe bis zu 90 mm. Der Stiel ist ziemlich kräftig und rund. Die unteren Zweige sind verkümmert, abgestumpft und ohne Polypen. Nach dem ersten Drittel der ganzen Länge beginnen aber die gut entwickelten Zweige, deren Verästelung foleendermaassen vor sich geht: erst theilt sich der Stamm in zwei annähernd gleich starke Zweige, während aber der eine der letztern sich mehrfach weiter theilt, verästelt sich der andere Zweig nur spärlich an seiner Spitze. Sämmtliche Zweige er- strecken sich nach verschiedenen Richtungen und verleihen so dem Ganzen einen strauchähnlichen Habitus. Die obersten Aeste liegen deutlich in einer Verzweigungsebene. Der Stamm, die verkümmerten und die untern Theile der gut entwickelten Zweige sind rund, erst segen die Spitze zu werden die letztern allmählich comprimirt. Alle Zweige entspringen unter einem Winkel von höchstens 45°; ihre Enden sind stumpf abgerundet. Die Axe ist dick, rund und spröde, in der Mitte besteht sie Studien über Octocorallien. 407 aus vielen spindelförmigen dicht stehenden orangefarbenen Spieula, die mit wenig krystallinischer Kalksubstanz verbunden sind; nach aussen ist diese mittlere Partie von einer dicken Lage krystallinischen Kalkes umgeben, worin nur spärlich Kalkspicula eingebettet sind. Die Oberfläche der Axe ist der Länge nach fein gestreift. Das Cönenchym ist ‚sehr dünn, mit vielen gelbrothen Spieula. Letztere sind meistens spindelförmig und von verschiedener Grösse, höchstens 0,33 mm lang und 0,33 mm breit, und theils gerade, theils gekrümmt; seltener sind Spicula von plattenförmiger ‘estalt, auch Vierlinge sind nicht ganz selten zu bemerken. Die meisten Spicula bestehen aus einer innern stärker orangeroth gefärbten Partie, die nach aussen von einer farblosen dünnen Schicht umgeben ist. Alle Spicula lassen an ihrer Oberfläche viele und niedrige Wärzchen erkennen, die meistens nur der äussern Schicht ihre Entstehung verdanken, sehr oft betheiligt sich aber auch die innere Schicht an ihrer Aus- bildung (Taf. 17, Fig. 20). Die Polypen sind unten über die ganze Oberfläche der Zweige oberhalb der Mitte aber in zwei Reihen an den Kanten der abge- platteten Aeste vertheilt. Sie bestehen aus einem Kelch- und einem Tentakeltheil; die Kelche sind eylindrisch, bis 0,9 mm über die Ober- fläche vorragend, und erreichen eine Dicke von 0,8 mm, an den Enden sind sie etwas ausgebreitet. Ihre Wand ist stark mit spindel- förmigen Spieula versehen, die sich zum Theil in die Tentakel fort- setzen und dreieckige, über den Kelchrand vorspringende, Zacken bilden. Die Tentakel sind nur so weit retractil, als keine Spicula in ihrer Wand vertheilt sind. Die Farbe des ganzen Stockes ist intensiv hellroth, die Polypen sind gelb. Zwei Stücke aus der Sagamibai (Japan), gesammelt von Dr. HABERER. Fam. Muriceidae GRAY. Gatt. Paramuricea KÖLLIKER. 1. Paramuricea procera n. Sp. (Dar. 16, Ri. 17. Vaf. 18 Nie.,21R) Der aufrecht stehende Stock erreicht eine Höhe von 300 mm und ist in einer Ebene sehr stark verzweigt. Die Verzweigung beginnt 408 TH. Mororr, nicht weit von der Basis und ist auf der einen Seite des Stammes bedeutend üppiger als auf der andern. Der Hauptstamm nimmt einen geschlängelten Verlauf. Die Aeste sind sehr lang, dünn, meistens unter spitzem Winkel vom Stamme ausgehend, stellenweise entspringen sie auch unter einem rechten Winkel, biegen sich aber bald nach oben um. Die Axe ist hornig, ziemlich stark, weich und schwarz gefärbt. Das Cönenchym ist verhältnissmässig dünn. Die Polypen sind über die ganze Oberfläche vertheilt und stehen in mehreren Reihen dicht bei einander. Sie stehen rechtwinklig von den Aesten ab, ihre eylindrischen Kelche erreichen eine Länge von über 2 mm. Der Tentakeldeckel ist niedrig. Der unterste Theil des Stieles ist polypenfrei. Die Spicula sind schlank, von spindelförmiger Gestalt, gerade oder gekrümmt, mit kleinen spärlichen Wärzchen über ihrer Ober- fläche; zwischen diesen befinden sich nicht selten auch solche, die eine schwache Verästelung zeigen, indem von einem Ende kurze strahlenförmige Stacheln abgehen oder von der Mitte der Spicula ein mehr oder minder starker Strahl sich erhebt (Taf. 18, Fig. 21). Die Spicula sind en cheyron in 8 Reihen in der Kelchwand geordnet und verleihen den Kelchen ein kantiges Aussehen. Stellenweise springen die Spitzen der Spicula in Form von kurzen Stacheln über die Oberfläche hervor. Der Stock ist hellbraun. Verbreitung: Sagamibai (Japan), gesammelt von Dr. HABERER. Gatt. Plexauroides WRIGHT et STUDER. Plexauroides asper n. Sp. (Taf. 17,0812.59 7Nar218 2910022) Stock bis 90 mm lang und ebenso breit, in einer Ebene ver- ästelt. Die Zweige sind unter spitzem, zum Theil aber auch unter rechtem Winkel abstehend. Ihre Form ist eylindrisch, stellenweise sind sie in der Verzweigungsebene ganz schwach abgeplattet. Die Verzweigung geschieht, indem ungefähr 1 em über der Basis rechts und links von dem Hauptstamm einige ziemlich starke Zweige ab- gehen, die keinen Hauptzweig unter sich erkennen lassen; diese primären Hauptzweige senden wieder unter verschiedenen Winkeln Studien über Octocorallien. 409 Aeste zweiter Ordnung ab, die sich ihrerseits weiter verzweigen und an ihren Enden stumpf abgerundet sind. Die Axe ist schlank, weich, biegsam, hornig mit einer Spur von Ka!’ Das Cönenchym ist dünn, seine Oberflache ist beim Befühlen rauh, mit sehr vielen Spicula, die sehr oft über die Oberfläche vor- ragen; diese letztern sind von platten- oder keulenförmiger Gestalt (Fig. 22). Die plattenförmigen Spicula sind sehr gross, bis zu 0,9 mm und oft mit einem langen, geraden Rand, der stumpf kammförmig gezackt ist, versehen, mit letzterm ragen sie über die Oberfläche hervor. Der nach innen im Cönenchym stehende Blattrand ist sehr stark gekerbt, seine Zacken zeigen sehr verschiedene Formen; andere plattenförmige Spicula besitzen an dem einen Rand 2—3 zahnförmige Vorsprünge. Die Oberfläche dieser Gebilde ist von vielen kleinen warzenförmigen Höckern bedeckt. Die innere Cönenchymschicht be- steht aus Spicula, die meistens spindel- oder sternförmige Gestalt aufweisen; nicht selten sind auch Vierlinge (Taf. 18, Fig. 22); ihre Oberfläche ist mit vielen Warzen bedeckt. Die Polypen sind vollkommen retractil, über die ganze Ober- fläche der Zweige verbreitet und entweder als kleine Poren oder als niedere kragenförmige Erhebungen auf der Oberfläche der Aeste markirt. Die Farbe des Stockes ist gelb. Verbreitung: Sagamibai (Japan), gesammelt von Dr. HABERER. 410 Tr. Mororr, Studien über Octocorallien. Erklärung der Abbildungen. >) 9Q a IE) ee LT a Tafel:14. Virgularia rigida, der ganze Stock. Pteroides rhomboidale, der ganze Stock. 1:1. Omvernaularia habereri, der ganze Stock. 1:1. Pennatula phosphorea var. longispinosa, der ganze Stock. 1:1. Tafel'13. Ptilosareus quadrangularis von der dorsalen Seite. Ptilosareus quadrangularis von der ventralen Seite. Tafel 16. Fig. 7. Paramuricea procera, ein Stück von dem ganzen Stock. Takerlalez: Fig. 8. Pleurocorallium confusum, der ganze Stock. 1:1. Fig. 9. Plexauroides asper, der ganze Stock. 1:1. Fig. 10. Plewrocoralloides formosum, der ganze Stock. 1:1. Tafel 18. Fig. 11. Ein Blatt von Pieroides sagamiense von der untern Seite. De Fig. 12. Ein Blatt von Pleroides sagamiense (2. Exemplar) von der untern Seite. 3:1. Fig. 13. Ein Blatt von Pferoides rhomboidale von der untern Seite. 3:1. Fig. 14. Ein Blatt von Pteroides manillense von der untern Seite. 3:1. Fig. 15. Ein Blatt von Pennat. phosph. var. longispinosa. 3:1. Fig. 16. Ein Stück von Pavonaria dofleini, mehr dorsal gezeichnet. Fig. 16a. Querschnitt durch die Feder von Pavonaria dofleini. Ax Axe, Iyk Längscanäle, Pl Polypen. Fig. 17. Ein Blatt von Acanthoptilum scalpellifolium. 20:1. Fig. 18a, b. Kalkkörper b vom Kolben. Fig. 19. Kalkspieula von Fig. 20. Kalkspicula von Fig. 21. Kalkspieula von Fig. 22. Kalkspicula von von COmwernularia habereri; a vom Stiele. Pleurocorallium confusum. Pleurocoralloides formosum. Paramuricea procera. Plexauroides asper. München Bruckmann A.-G., Fr = 7 en) ©) > u an @) ir © u ET a tn Zoolee: Jahrbücher Ba. 17. Abth. f. Syst, | RE | eb u Ber, D 30: 3p. Jahrbücher Ba. IT, Abth.f. Syst, | Falıa a Lichtdruck der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., München. olog. Jahrbücher Bad. 17. Abth, f. Syst, Taf 76. Lichtdruck der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., München. WED ae TEE "Jahrbücher Bd. 17. Abth. £. Syst. n « E =) Er Lichtdruck der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G., München. Tat 17. Zoolog. Jahrbücher Ba 17.Abth.f Syst. - Ds jr — Se Verl.vGuste Moroff gez. Lith.Anst.v.J. Arndt, Jena. Lith.Anst:v.J. Arndt, Jena Moroff gez. | Verl vGustav Fischen Jenz, - Nachdruck verboten. Uebersetzumgsrecht vorbehalten. The American Representatives of Distomum eygnoides, By J. Stafford, M.A., Ph.D., Montreal, Canada. With plate 19. Distomum cygnoides ZEDER, from the urinary bladder of European frogs, has been known since 1785, when it was discovered by LoscHhse in Rana esculenta. Its name dates from Zeper’s work of 1800. RUDOLPHI, DUJARDIN, DIESING, PAGENSTECHER, VON LINSTOW, and Looss should be especially mentioned in connection with its literature. In America reference has been made to this species by Leıpy, Benstey, and myself. The brief notes of Leıipy are confined to ex- ternal appearance and habitat; and as nearly as I can judge the species he described was No. 4 of this paper. As he reported, however, from Rana pipiens, Rana palustris, Rana halecina, Sala- mandra maculosa, Salamandra rubra, and Salamandra salmomea, it may be taken for granted that he did not always have the same species. BexstLeY described “Two forms of Distomum eygnoides”, but hesitated to regard them as distincet from each other. Variety A he took for the commonly described European form, while variety B 412 J. STAFFORD, he thought had been seen but not definitely recognized by both PAGENSTECHER and Looss. In a later work Looss perceived that the forms described by BENnsLEY were distinct American species and named them Gorgodera amplicava and Gorgodera simplex. The earlier publication by myself simply records the occurrence of this Distome. In the present paper I shall attempt to show that there occur no less than 5 species of Gorgodera in our frogs and toads. Gladly accepting the generic and specific nomenclature of Looss, and sup- plying as well as I can designations for the other three species, they may be arranged in order of size thus: 1. Gorgodera translucida. 2. n opaca. 3. „ simplex. 4 e attenuata. 5 % amplicava. In order to facilitate comparison, the drawings are made as nearly as possible to the same scale of magnification of an average full-grown specimen in each case. They show the most easily de- tected characters which are likewise the ones that are at greatest variance in the different species and consequently best suited for instituting distinetions. When one comes to the finer microscopie anatomy one expects to find, in a group whose members are so closely related as these, only few and slight differences; consequently descriptions of the Integumentary, Parenchymatous, Muscular, Glan- dular, Excretory and Nervous Systems are here neglected.. The Intestinal System of the American forms, although agreeing in its parts (mouth, &sophagus, czca) with the European species, may yet have certain different relations to other organs, as e. g. in the cxzca being wide apart, near the sides of the body, or approximated towards the centre. The most important sources of contrast are to be sought in the External Features, the Reproductive Organs, and the Hosts. The Cuticle and the Egg, sometimes so convenient and so trustworthy in distinguishing species, are in this case either useless or unsatisfactory. In all five species the cuticle is perfectly smooth, without a trace of spines. Its thickness varies with the region and the state of contraction of the part. The egg of Gorgodera cygnoides, as observed by ScHAUINsLann and Looss, in- creases in size while passing through the long uterus. In these The American Representatives of Distomum eygnoides. 413 worms there is likewise great variation in the size of eges — even in the same individual, and in the ripe eggs pressed from the terminal part of the uterus. It becomes necessary to select the largest and most normal in appearance, those containing well “ developed embryos, and to measure them under exactly the same conditions. Th&eggs of Gorgodera shrink considerably under the influence of preserving reagents, so that it is necessary to take measurements of the living egg. Since these views have developed with my experience I am unable to supply from my notes measure- ments of eggs of all five species that admit of trustworthy comparison. This I shall promise to do later. Of External Features the Size, the Shape and the Suckers are valuable for contrast, but the Colour is similar in all — somewhat gray, with suckers and genital organs showing darker. Many parts of the Reproductive System are not markedly different from those described for the European species; ovary, oviduct, fertilization space, LAURER’s canal, ootype, shell-gland, re- ceptaculum seminis uterinum, uterus, vagina, sinus genitalis, and porus genitalis; together with the vitelline glands, their ducts and reservoir; and the testes, vasa deferentia, vesicula seminalis, ductus ejaculatorius, and prostate glands are all present in each species; but it is only in the Ovary, Vitellaria, Testes and Uterus that one can ordinarily notice any characteristic differences. The latter are especially connected with the size, shape and rela- tive positions of these organs. The absence of a penis-sac, and of a receptaculum seminis, and the small size of the vitellaria are to be noted. 1. Gorgodera translucida n. Sp. This species occurs in the urinary bladder of the toad (Bufo lentiginosus) and also of the green frog (Rana virescens). In the former I have only upon one occasion found it in abundance: this was about two years ago, at Ashbridges Bay, Toronto, the toad harbouring, I should think, between fifty and sixty, mostly of large size — the great number as well as the large size of the parasites struck me as remarkable. I have not found this form more than two or three times since and then only one or two specimens each time. I have obtained but one rather small individual from the green frog. Unfortunately I have been unable to get measurements 414 J. STAFFORD, of the living worms for whenever I came upon these I had not the means of measuring them to hand. Of 18 mounted specimens, re- markably alike in size and shape, the longest measures 945 mm by 120 mm, while the one I have figured was 806 x 155 mm. I think the living worm might sometimes measure up to 15 mm, the greatest length reported for the European species; but as far as I can judge the breadth of this exceeds that of @. cygnoides. The greatest breadth is about the middle of the length of the animal from which point it tapers off towards both ends. A most noticeable feature is that the body is quite flat and transparent, so that animals killed in glacial acetic acid and then kept in alcohol permit the chief organs to be distinctly seen without any further treatment. In a series of sections, one selected from the region of the anterior testis measures 14 mm broad and ‘46 mm deep. The thickness decreases slightly from this region backwards and increases forwards till through the back part of the ventral sucker the worm measures ‘75 mm in depth but in front of that is becomes thinner again — the body passing eradually into the neck. In the specimen figured, which is quite representative, the mouth- sucker measures ‘465 mm long by ‘418 mm broad, while the ventral sucker, whose centre is 15 mm from the anterior end, measures 728 mm each way. In a sagittal section the ventral sucker is a deep, rounded cup extending more than half way throngh the section. It must be noted that the oral sucker opens downwards and for- wards, so that the measure of the whole length in a mounted preparation is not the true length of the sucker, which, counted from the ventral margin of the opening to the posterior end of the sucker, is much less, approximately two-thirds as much. The ventral sucker is normally round, having the same length and breadth, so that the most useful comparison is in the breadths of the two organs. In a good number of cases the ventral measured from 15 to 175 times the breadth of the oral sucker. In this species the genital organs are very distinet and easily seen, even in alcoholic specimens that have not been stained and cleared. The great breadth and thinness of its body permit the organs to lie clear of each other and to be transparent. The lateral shanks of the intestine divide the body, let us say, into thirds — a middle third, which, however, is rather more than a third, Iying between the cx&ca, and two lateral thirds, left and right, The American Representatives of Distomum ceygnoides. 5 9) between the czca and the side-walls of the body. The so-called genital glands lie in the middle third, while the greater part-of the uterus lies in the lateral thirds. First behind the ventral sucker are the paired vitelline lands, connected with each other by the transverse vitelline duct. There are frequently two follicles on one side and three on the other, sometimes tree on both sides, but other vari- ations oceur, and occasionly one can only detect an irregular mass in place of one or both sets of follicles. The shell-gland is an in- conspicuous organ situated between the posterior follicles of the vitellaria. The single ovary and the two testes are always con- spieuous bodies regularly alternating from one side to the other of the middle longitudinal line The ovary may be right or left: in 18 preparations which I have to hand 7 have the ovary on the left and 11 on the right. It isa compact oblong organ which may vary into oval, and in one case I have seen it about twice as long as usual and somewhat bent upon itself. It lies about the same distance behind the ventral sucker as this is behind the oral sucker. The first testis is behind and on the opposite side from the ovary, and the second testis is on the same side as the ovary. They are long bodies with irregular sides as if lobed but this may be partly due to the shortening or other muscular contractions of the animal. It seems probable that when the worm is extended to its greatest length that the testes, and perhaps the ovary too, would become long and rod-like. But, while this may be in a measure true for every individual, it is not always the cause of one indivi- dual possessing longer testes than another. In some cases the anterior end of one body lies on a level with the posterior end of the preceding one, but in other cases all three organs are separated by an interval. In the animal figured the anterior testis measured 1 mm in length and the posterior one nearly 14 mm. In another individual, especially lengthened and correspondingly narrowed, the posterior testis measured nearly 2 mm. A characteristic of the uterus of this species seems to be its arrangement in numerous folds along each side of the body, outside of the intestinal cxca, and from the region of the vitellaria to the hind end ofthe animal, while between the cxca there are comparatively few folds. The uterus throughout its course has a very narrow calibre, but the two or three folds of the terminal portion, Iying between the vitellaria and the ventral sucker, may be somewhat broadly distended. Between the ventral sucker and the egenital 416 J. STAFFORD, pore is to be found the conspicuous, but very short and broad, vesicula seminalis. I have no measurements of living eggs, and, according to my experience with other members of this group, preserved eggs are considerably shrunken. Those liberated from alcoholic specimens measured up to 04028 mm. The unstained worms preserve a gray colour with the uterus, testes, ovary, vitellaria, vesicula seminalis, and suckers darker, approaching to a light brown. 2. Gorgodera opaca n. Sp. This species oceurs with the preceding, in the bladder of Bufo lentiginosus, but not so abundantly. In the lot of 50 or 60 already mentioned there were but 3 of this form. They are easily dis- tinguished on account of their shorter, deeper, rounder, heavier, and completely opaque bodies. The largest I have measures 7:59 mm 124 mm, while the one figured is 658x1'39 mm. They are thus a little shorter and generally a little narrower than No. 1. The point of greatest breadth is displaced backwards and the hind end is not so narrow or pointed. Transverse sections prove that this species is 1'5 times as thick as the former (comparing worms of equal length), which partly accounts for its opacity. The suckers are essentially the same as in No. 1 with the exception that the ventral sucker seems to have a slightly smaller proportion to the mouth sucker (oral: ventral — 1:15). After making the worms transparent by the use of a clearing reagent, the disposition of the reproductive organs can be determined. Corresponding with the level of greatest breadth of the body the genital glands are displaced backwards, so that the distance between ventral sucker and ovary is nearly twice as great as in the preceding species, and the area occupied by ovary and testes is greatly reduced. These organs are situated left, right, left, and a greater distance lateralwards from the median line than in No. 1. They are all short, compact bodies, slightly longer than broad and, especially in the testes, in marked contrast to the correpsonding parts of G. translucida. The paired vitellaria lie immediately in front of the ovary and are irregular, lengthened bodies, connected at their middles by the transverse vitelline duct. Perhaps the first thing to attract ones attention is that the folds and coils of the uterus The American Representatives of Distomum eygnoides. 417 occupy the middle region of the body, from the ventral sucker backwards, surrounding and concealing the genital glands, and constituting the chief cause of the opacity of the animal. Close observation reveals the fact that the intestinal c@ca are displaced laterally, so that there is scarcely a fold of the uterus to be discovered between them and the lateral body-walls.. This position of the intestine as well as the greater thickness of the body are characteristice of transverse sections. The anterior part of the uterus is generally much distended as in the figure and, whereas in No. 1 there are only two or three transverse folds between vitellaria and ventral sucker, in this species there are five or six. So far as I can judge from mounted preparations of the worm the eggs of this form are of the same size and shape as in the preceding one. 3. Gorgodera simples Looss. Attention was first directed to this form by BEnsLeY in the paper already mentioned. The figure (fig. 1. Photo-mierog. of Dis. cygnoides var. B) given there is a good representation of a young worm about 5 mm in length. The drawing I give is from an adult 75 mm long (killed, stained, dehydrated, cleared, mounted). It is drawn to a scale which will represent the relative size of average adults as compared with the other species of the group. Living worms may be found measuring 12 mm in length, but the greater number vary around 7 or 8 mm. This species inhabits the Bull-frog (KRana catesbiana). It resembles No. 2 in a great many respects, and indeed intermediate, transitional stages are not hard to conceive, however difficult they may be to find. In external appearance it is always long and slim, having a pretty uniform breadth, and being somewhat eylindrical. A mounted specimen, 8x7 mm, uniformly extended throughout its length, measures 163 mm to the middle of the ventral sucker and 636 mm from this point to the end of the body. The mouth and ventral suckers measure respectively ‘465 and :620 mm 1:13 to 15). The centre of the ovary was 2 mm from the centre of the ventral sucker, and from the anterior end of the ovary to the posterior end of the second testis was 26 mm. It resembles No. 2 in having the genital glands at a distance from the ventral sucker but,:on the other hand, these are separated from each other at a considerable distance. T'he ovary is often heart-shaped but in some 418 J. STAFFORD, it is lengthened; the testes are longer than broad; the vitellaria are a pair of rods connected at their eentres by the vitelline duct. At the fullest state of extension of the animal the vitellaria would be straight, but under ordinary conditions they are more or less wavy or folded or spirally twisted, consequently frequently ap- pearing much like two rows of beads. The c&ca have a like position to those of No. 2, and the similarly distributed uterus forms a series of short, transverse folds, down one side and up the other. | Eegs, taken from the vagina, and containing living miracidia that when liberated swim about with great rapidily, measure about 065x042 mm. The largest figures, obtained by cutting up alco- holic worms of this species and measuring the liberated eggs, were ‘037x025, showing a very great shrinkage. Im some Distomes, e. &. the genus Haematoloechus, the egg-shell is so dense in struc- ture that it does not shrink under the influence of reagents. The contents may shrink, allowing the shell to wrinkle or fold, but one can safely compare measurements of fresh and preserved eggs. In Gorgodera it is otherwise — the softer nature of the shell permits a withdrawal of water or other substance from it, and consequently a shrinkage. That the shells of the two genera named are to some extent different in their constitution can be judged by their colour — that of Haematoloechus is deep brown, that of Gorgodera gray. 4. Gorgodera attenuata n. sp. This species resembles the last in its long, narrow, and deep body and the proportional size, shape and position of its genital organs. It differs especially in its average size, the exact shape of the body, in the vitellaria being closer to the ventral sucker, and in the size of the ventral sucker. Although living worms may exceed’ 8 mm in lengeht, an average individual among mounted spe- eimens measures about 45><'55 mm. The centre of the ventral sucker is about 1 mm from the anterior end, and the sizes of oral and ventral suckers ‘280 and ‘670 mm. It thus differs from all the preceding species in the relatively large size of the ventral sucker, which extends past the sides of the body and stands out like a bowl attached by its narrowed, closed base. The part of the ‘body behind the sucker may be of pretty uniform breadth for some di- The American Representatives of Distomum cygnoides. 419 stance, and then ordinarily tapers to a point. The intestinal cxca approach each other from the ovary backwards, but at the vitel- laria they are near the side-walls of the body. The vitellaria are sometimes close after the ventral sucker, and never allow more than two or three folds of the uterus to be seen anterior to them. They are small, rod-like, or cerescentic in shape, The ovary, im- mediately behind them, is round, oblong, or reniform, while the two testes are rather larger than the ovary, and are oblong, or are considerably larger and then more irregular in outline. The portion of the body behind the ventral sucker is usually so much crowded with eggs that one can not make out the structure, and it is oniy by very special means or in an occasional case that this can be done. In the drawing I have represented the mode of folding of the uterus rather than the distribution of eggs. The latter, mea- sured as in the last species, were "510x'360 mm. The worms described were taken from the bladder of Rana virescens, where they may occur in varying numbers — I have notes showing as many as 15 in one frog. They also occur in Rana_ catesbiana, where, according to my experience, they are smaller and more narrowing from the sucker backwards and have longer and more irregular testes. 5. Gorgodera amplicava Looss. This species was called Dist. cygnoides var. A by Bensuey, who regarded it as the true species of ZEDER. Looss recognized from Bexsuey’s description that it is not the European form but a distinct American species and gave it the above name. It can not be easily confounded with any of the preceding species from which it is especially distinguishable by its small size, its characteristie shape, its large ventral sucker, and its nine testes. A glance at my figures will show that this is the smallest of the five species of Gorgodera occurring here. Mounted preparations range about 375 mm in length and '75 mm in greatest breadth — just behind the ventral sucker. In shape, except for the sucker, it might al- most pass as a miniature of No. 1. The part anterior to the sucker is very narrow, and in the living worm very active, the part posterior broad, flat, and sluggish. In extended individuals the hinder portion increases backwards to the region of greatest Zool. Jahrb. Bd. XVII. Abth. f. Syst. 28 420 J. STAFFORD, breadth and then ftapers off to a point; in many contracted indi- viduals it tapers from the sucker backwards. The large ventral sucker, ‘70 and 75 mm in length and breadth, will alone distin- guish it from every other species, with the possible exception of No. 4. Even here, when we think of the sucker compared with the length of the animal, we find that in No. 5 it is considerably the larger. In living worms the sucker, especially when flattened against any object, may considerably exceed the dimensions given for the average size of animal. It is about 25 to 2:66 times the size of the mouth sucker in preserved animals, and these give the most constant proportions for the reason that in them it is never at maximum extension, but in living animals it varies much more in shape than the mouth-sucker does. It stands out from the body like a broad bowl fixed by a narrow base aud with the free edge eurved in. The only point in which this species particularly resembles the European one (@. ceygnoides ZEDER) is in the possession of 9 testes, 4 on the one side and 5 on she other. So distinet a character is this that @. eygnoides and G. amplicava should be associated as a sub-group and separated from the rest — perhapes under a dif- ferent generic name. The intestinal cxca are, in the middle part of their course, pressed far apart by the interposed genital organs. Of these the first in order behind the sucker is the vitellarium, consisting of two lateral bunches of eicht or ten follicles each, connected by the transverse duet which opens at its middle through the vitelline re- servoir into the oviduet. The ovary, as in the other species, may be left or right — in 25 mounted specimens it is left in 13 and richt in 12 — and is of irregular shape, consisting of three to five main lobes which may themselves bear two or three notches each. The testes form two parallel rows Iying behind the ovary and between the cxzca — five in a line with the ovary and four on the opposite side They are likewise notched along the sides, presenting an irregularly lobed appearance. Between the two series as well as between the testes of each series and along the intestines at each side of the body are the coils and folds of the uterus. The distal part of the latter accompanies the large vesicula seminalis and opens at the common genital pore midway between the ventral sucker and the bifurcation of the intestine. The habitat of The American Representatives of Distomum eygnoides. 421 this species is the urinary bladder of the Bull Frog (Rana catesbiana). The European species, Gorgodera cygnoides (ZEDER), in size, shape, suckers, position of intestinal cxca etc, most closely re- sembles Nos. 2 and 3. The multiple testes clearly distinguish it. 28* 493 J. STAFFORD, Literature. LoscH6Ge, F. H., 1785, Nachricht von besondern Eingeweidewürmern aus der Harnblase des Frosches, in: Naturforscher, V. 21, p. 10—14, tab. 1, fig. A—G. ZEDER, J. G. H., 1800, Erster Nachtrag zur Naturgeschichte der Ein- geweidewürmer von J. A. ©. 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All from the ventral surface, magnification about 12:1. Taf. 19. Zoolog. Jahrbücher Ba. I1.Abth.f Syst. Verl.v.Gustav Fischer, Jena. Lith.Anst.v. J. Arndt, Jena, stafford gez. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. (Reiseerfahrungen. — Ausrüstung.) Von Prof. @. Thilenius, Breslau. Im Sommer 1897 führte mich der Auftrag der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin nach Neusee- land, wo embryologisches Material von der dem Aussterben entgegen- gehenden Brückeneidechse gesammelt werden sollte; die Mittel zur Ausführung der Reise wurden mir von der Humsoupr- Stiftung bewilligt. Es war natürlich, dass die Sammlung des embryologischen Materıales von Hatteria die Hauptsache blieb, dass aber Angesichts der Route ausserdem die verfügbare Zeit auch noch für zoologische und ethnologische Zwecke ausgenutzt werden konnte, soweit die be- schränkten Mittel es zuliessen. Einer besondern Rechtfertigung be- darf diese Erweiterung des ursprünglichen Planes kaum, wenn man die raschen und tief gehenden Veränderungen bedenkt, welche das Erscheinen des Weissen in der Landschaft und dem Charakter der ganzen oceanischen Inselwelt hervorbrachte. Am besten erhält sich vielleicht noch der Eingeborene selbst, wenn auch die Bevölkerungs- zahlen ständig zurückgehen und die alte solide Cultur rasch euro- päisirt wird, ohne dass darum nothwendig eine Zunahme der Civili- sation bemerkbar wäre. Um so mehr wandeln sich Fauna und Flora. Lediglich eine qualitative Veränderung erfährt die ubiquitäre 9£ß ei N N 426 G. Tuıtentus, litorale Meeresfauna. Bei der viel geübten Dynamitfischerei gehen unzählige Fischbruten zu Grunde, und die rücksichtslose Jagd auf Schildkröten und Trepang, die durchaus auf der Stufe des Raub- baues steht und keinerlei Schonzeit während der Fortpflanzungszeit kennt, verändert das Bild des Riffes und der Strandzone. Einschneidender wird die Landfauna umgestaltet, wenn euro- päische Wirthschaftsformen sich ausbreiten. Der Wald fällt von der Küste her durch Feuer und Axt; an seiner Stelle erscheint Weideland oder zunächst eine grosse Brachfläche. Ganz abgesehen von der Einführung neuer Grasarten u. s. w., wirken beide Cultur- formen in gleichem Sinne auf die Waldfauna einschränkend, deren kräftigere Formen allenfalls eine beschränkte Rückwanderung ver- suchen, wenn die Brachfläche sich mit Pflanzungen bedeckt. Es bleibt aber wohl meistens bei dem Versuch. Denn wenn auch der alte Boden neuerdings mit Büschen und Bäumen bekleidet wird, so ist doch an die Stelle des alten formenreichen Mischwaldes die Reincultur ganz bestimmter Büsche und Bäume auf grossen zu- sammenhängenden Flächen getreten. Damit ist eine gewisse Vege- tationsmasse wieder hergestellt, nicht aber eine der frühern auch nur annähernd ähnliche biologische Potenz. Eine Zeit lang sind dann die Grenzen solcher Gebiete und Striche gegebene Orte für Anpassungs- versuche der alt eingesessenen Organismen gegenüber der Cultur und der eindringenden fremden, aber verwilderten an die Eigenart des Neulandes. Nur vereinzelt geht der in Hawaii eingeführte Minastaar in den nahen Wald, so zahlreich er im Culturlande ist, und in Samoa gehen die Ptilopiden, so häufig sie im Waldsaume sind, doch nicht über einen etwa 100 m breiten Saum hinaus in die Kokos- pflanzung, obgleich sie nicht der Nachstellung des Menschen aus- gesetzt sind wie die (arpophaga pacifia oder Didunculus strigirostris. Für andere Organismen gilt ähnliches mit engern oder weitern Grenzen. Wo der Wald völlig geschlagen ist, verschwindet mit ihm die charakteristische Thierwelt. Einzelne Inseln der Fidschi- und Hawaii-Gruppe sind heute vollständig mit Weideland bedeckt; eine ganze Anzahl der jeweils auf einige Hundert Quadratmeter be- schränkten Localformen von Achatinella wird man heute ebenso ver- geblich suchen wie die Mehrzahl der Drepaniden. Allein auch die Inseln oder Inseltheile, welche noch alten Wald tragen, sind verändert. Fast überall haben Weisse Viehheerden ein- geführt, und es ist anscheinend unvermeidlich, dass aus denselben eine Anzahl von Thieren verwildert und sich weiterhin im Walde Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 497 vermehrt. Diesen fällt mittelbar die allmähliche Auflösung des zu- sammenhängenden Waldes vom Rande her zur Last. Die Be- schädigung oder Entwurzelung von Büschen und Stämmchen im Innern des Waldes kommt dabei schwerlich in Betracht, wohl aber die Verletzung der Peripherie. Auf den bergigen und meist schon vom Strande ab ansteigenden Inseln reicht die Blattdecke des Waldes zusammenhängend bis an das Meer herab; wo Pflanzungen in den Wald eingeschnitten sind und die Stämme seines Profils bloss gelegt haben, erscheint sehr bald eine neue dichte Blätterwand als neuer Abschluss, die bis zum Boden herabreicht. Dieser Windschutz wird von dem verwilderten Vieh an vielen Stellen durchbrochen. Wer sich im dumpfen, heissen Walde seinen Wee bahnt, begrüsst den frischen Luftzug, der von solchen Oeffnungen her eine ziemliche Strecke weit eindringt; aber den Weg, den ein kühler Seewind findet, benutzt auch der Sturm und bricht den Wald auf, wenn die Humusdecke nicht eine ungewöhnlich tiefe ist. Auf Hawaii ist ein breiter Streifen geschlossenen alten Waldes auf der Passatseite der Insel in dieser Weise in einzelne Baumgruppen und Parkwald auf- gelöst, und den baumfreien Boden nehmen Farne und Gräser ein. (Gleiches ist auf der starken Westwinden ausgesetzten Küste Neu- seelands der Fall, und die Wirkung ist um so rascher und nach- haltiger, je steiniger und steiler der Boden ist. Damit ist die Noth- wendigkeit einer Veränderung und Verschiebung in der alten Fauna gegeben; wiederum sind es die anf kleine Inselchen be- schränkten oder unter insularen Bedingungen lebenden Localformen, welche zuerst verschwinden, mögen es Rallen oder Landmollusken sein. Dass dem Menschen ein reichlicher Antheil an der Veränderung zufällt, ist selbstverständlich; nicht nur die Trockenlegung von Sümpfen und die Rodung wirken hier ein, sondern auch die sport- mässige Verfolgung und die Ausbeutung durch den Sammler, der auch wohl einmal eine Localform absichtlich ausrottet, um sein Monopol zu wahren. An letzter Stelle erst können die eingeführten Raubthiere genannt werden. In Samoa sind Katzen zu den Lieb- lingen der Eingeborenen geworden, in Neuseeland räumen Füchse und Wiesel nicht nur unter dem Hausgeflügel, sondern auch unter den Rallen, Kiwis und Kakapos auf; wo Schweine eingeführt wurden, nehmen die Reptilien ab und leider am raschesten die weniger leichtfüssige Hatteria. Dass die Schongesetze hier irgend welche durchgreifende Aenderung herbeiführen könnten, ist ausgeschlossen. Sie werden besten Falles die Ausrottung verzögern. 498 G. Tuıtentvs, Diese Schilderung entspricht wenig dem Bilde, das man sich vor der Ausreise macht, wenn man die Literatur und die vorhandenen Sammlungen durchgeht. Der Grund ist wesentlich der, dass ein Jahrzehnt für unsere Sammlungen wenig, für den Fortschritt der Cultivirung eines räumlich sehr beschränkten Landes ausserordentlich viel bedeutet, selbst wenn in diesem Zeitraum der Culturrand sich auch nur um einen oder zwei Kilometer landeinwärts verschoben haben sollte. Vor zehn Jahren konnte man auf der Nordinsel von Neuseeland von dem Hafenort Tauranga aus nach einem zweistündigen Ritt landeinwärts die Jagd auf Kiwis mit Aussicht auf Erfolg be- ginnen, heute bedarf es von dort aus einer Reise von 1—1!/, Tagen, um in ein Gebiet zu gelangen, in welchem vielleicht noch einige Kiwis angetroffen werden könnten. Die Verhältnisse sind die gleichen, wenn man etwa auf die Sammlung von Peripatus oder von Planarien u. s. w. ausgeht. Für die Praxis des Reisenden ergeben sich aus dem Erwähnten eine Reihe von Ueberlegungen. Sofern er unbeschränkt über Zeit und Mittel gebietet, wird er immerhin an die Ausführung des tradi- tionellen von der Heimath mitgenommenen Desideratenzettels denken können. Auf jeden Fall aber vergeht viel Zeit bei den unerläss- lichen Erkundigungen, die man entweder selbst auf Ausflügen oder bei Landarbeitern und alten Eingeborenen erhält. Die Angaben der Farmer, weissen oder farbigen Händler sind fast immer unzu- verlässig, die Collegialität des localen Sammlers von Beruf darf nicht allzu sehr auf die Probe gestellt werden; mitunter findet man bei Missionaren, häufiger noch hei den Leitern grösserer Pflanzungen Interesse und Kenntnisse oder doch bereitwillige Hülfe. Selten oder nie versagende Hülfskräfte sind eingeborene Jäger, Fischer und vor allem Kinder, nachdem sie einmal die Wünsche des Fremden be- griffen haben. Wer sich dessen bewusst ist, dass er als Neuling im Lande zu sammeln beginnt, während die mitgenommene Liste manche Dinge als erwünscht bezeichnet, welche auf dem von landkundigen Sammlern versorgten Markte gar nicht oder schwer zu haben sind, wird nach 1—2 Wochen wissen, was auf einer Insel in der verfüg- baren Zeit erreichbar ist. Ein Aufenthalt von 4 Wochen auf der Hawaii-Gruppe belehrte mich darüber, dass von allen Inseln derselben am ehesten noch die Hauptinsel Hawaii eine erheblichere zoologische Ausbeute liefern kann, vorausgesetzt, dass einige Monate und reichliche Mittel zur Verfügung stehen. In Samoa liegen die Verhältnisse weit günstiger. Ergebnisse einer Reise durch ÖOceanien. 499 An jeder Stelle der Küste von Savaici und Upolu ist das Riff leicht zugänglich, auf allen Pflanzungen und Stationen der Deutschen Handels- und Plantagen-Gesellschaft erhält man von den gastfreien Leitern jede denkbare Unterstützung. In den Monaten October— November 1897 und April 1898 konnte ich dort eine grössere Serie der Landvögel sammeln, insbesondere Pfilopus perousei in zahlreichen Stadien des Jugendgefieders erhalten sowie eine Anzahl von Didunculus strigirostris. Die Ausbeute an marinen Formen war dagegen zering; die Fauna des Riffes ist die überall vorhandene, und meine Ver- suche mit der Dredge fanden ihr frühzeitiges Ende durch den Ver- lust der Netze und Körbe in den Korallen. Dagegen konnte ich einige der bunten Korallenfische zur histologischen Untersuchung der Farben conserviren und in Aquarellfarben festhalten. In Neuseeland, das ich Anfangs November 1897 erreichte, galten meine Bemühungen zunächst der Hatteria, die noch auf einigen der abseits gelegenen und unbewohnten Felseninselchen vorkommt. Ich konnte sie während 6 Wochen auf dem wasserlosen, nur von etwas Gebüsch bedeckten Felsen Te Karewa in der Bay of Plenty be- obachten, später nochmals auf weiter südlich gelegenen Felsen unter anderm auf Stephens Island, wo ich 8 Wochen bei den dort stationirten Leuchtthurmwärtern zubrachte.!) Ueberall fand ich die Hatteria in Gesellschaft von Seevögeln lebend; auf Te Karewa war es Puffinus carneipes, auf Stephens Island Prion ariel; indessen be- schränkt sich dieses Zusammenleben auf die gemeinsame Benutzung eines Theiles des von den Vögeln gegrabenen Ganges. Die Hatterien bringen den grössten Theil des Tages in den Höhlen zu und gehen Nachts auf die Nahrungssuche, wenn die Vögel ihre Schlafplätze in und auf dem Erdboden aufsuchen. Tags über war ausser den im November brütenden Weibchen kein einziges Exemplar der Pro- cellariden auf den Inseln. Erst mit Sonnenuntergang erschienen die ersten; sehr bald folgten die übrigen, umflogen dicht wie ein Bienen- schwarm die Felsen unter lautem Geschrei, und spätestens eine halbe Stunde nach der Ankunft der ersten war der Boden dicht bedeckt mit Hunderten von Vögeln; nicht viel geringer mochte die Zahl derer sein, die in den Höhlen Platz fanden. Wenn auch die Thiere still sassen, so hörte damit der Lärm während der ganzen Nacht nicht auf, auch nicht wenn das Licht in meinem Zelt erlosch. So- 1) Vorläufiger Bericht über die Eiablage und erste Entwicklung der Hatteria punctata, in: SB. Akad. Wiss. Berlin 1899. | 430 G. THıvensus, bald die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne am folgenden Morgen die Insel trafen, verschwand die geräuschvolle Schaar ebenso schnell, wie sie am Abend eingefallen war. Das Weibchen von Puffinus carneipes sowohl wie das von Prion ariel legt nur ein einziges, rein weisses Ei. Ein Nest fehlt ganz, vielleicht weil das Ei in dem Gang der Höhle liegt. Die Unterlage von 3-—4 Blättern von Coprosma und mitunter einigen Zweigen macht den Eindruck, als sei sie nur dazu bestimmt, das Ei in einer bestimmten Lage fest- zuhalten und am Fortrollen zu verhindern. Die Eiablage selbst scheint in derselben Colonie ziemlich gleichzeitig, etwa innerhalb einer Woche zu erfolgen. Ich fand Tag für Tag in den eröffneten Kiern annähernd gleich weit entwickelte Embryonen. Nur ganz ver- einzelt traf ich auch jüngere an. Während der ersten Zeit sitzt das Weibchen fest auf dem Ei. Erst später verlässt es dasselbe für ganz kurze Zeit, um auf die Nahrungssuche zu gehen. Die Ent- wicklung scheint nicht allzu rasch zu verlaufen. In der zweiten Hälfte December fand ich erst häufiger eben ausgefallene Dunen- junge; noch im Januar und Februar enthielten einzelne Gänge halb- wüchsige, aber noch ganz mit Dunen bekleidete Junge. Abgesehen von einzelnen Landvögeln, die der Wind als Gäste von dem nahen Festlande herüberbrachte, — auf Stephens Island kam früher eine Ralle vor — erschienen hin und wieder einzelne Exemplare von Tölpeln, Cormoranen und blauen Reihern an Te Karewa, auf den Klippen von Stephens Island Möven. Keines der Thiere blieb indessen auf Te Karewa länger; der Felsen scheint die ausschliessliche Domäne der Puffinus carneipes zu sein, ebenso wie die Tölpel das ganze Jahr hindurch das unfern gelegene White Island in Besitz haben, während Phalacrocoraz variegatus allabendlich zu dem Kratersee von Mayor Island zurückkehrt, wo seine unförmigen Horste auf dem Geäst über das Wasser hinreichender Metrosideros pohutukawha stehen. Soweit es der Hauptzweck meiner Reise gestattete, sammelte ich von Tauranga aus, wo ich zufällig ein kleines stabiles Labora- torium einrichten konnte, marine Formen, da äussere Gründe mir den Besuch des mehrere Stunden weit entfernten Waldes verboten. Die Bay of Plenty, wie sie einst wegen der Landesproducte genannt wurde, führt ihren Namen auch hinsichtlich der marinen Fauna mit Recht. Zwar sind vergleichsweise nur wenige Arten vorhanden, dafür aber jede einzelne davon in grössern Mengen. Ausserdem ist hier das Meer leidlich ruhig, was von den wenigsten Küstenstrecken Neuseelands gesagt werden kann; endlich läuft in der Nähe der Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 431 Küste ein Strom von Norden her, dem einst die Wale folgten und der heute noch grosse Mengen der Schalen von Spirula auf den Strand wirft. Leider freilich ist ein erheblicher Theil des Meeresbodens in der Bucht felsig, so dass mit häufigen Verlusten des Dredgezeuges gerechnet werden muss. Dafür entschädigt aber die Bucht von Tauranga, die sich weit ins Land hinein erstreckt und neben Sand- bänken, die bei Springebbe trocken liegen, eine Fahrrinne mit starkem Strom von 6—7 Faden Tiefe aufweist. Etwa an drei Wochentagen erlaubte das Wetter eine Dredgefahrt, und sehr schnell ergab sich die Nothwendigkeit, aus der Fülle des Materials eine Aus- wahl zu treffen. Ich entschied mich für die Chitonen, Spongien und Würmer, deren ich möglichst viele sammelte, um nicht nur Material für thiergeographische Untersuchungen beizubringen, sondern auch für das Studium der Variationen bei der gleichen Art. Am günstigsten für den Fang erwiesen sich auch hier die Stunden nach Mitternacht bis zum frühen Morgen, allein die Gezeitenströmung erlaubte mir nur einige Male von dieser Gelegenheit vollen Gebrauch zu machen. Im Ganzen verbrachte ich 5 Monate an der Bay of Plenty, Februar— März 1898 und Februar 1899. In dem ersteren Jahre wandte ich mich über Samoa, in dem zweiten über Australien nach Neu-Guinea und dem Bismarck-Archipel, von dem aus ich im Mai 1899 die Heim- reise antrat. Beide Male waren die Verhältnisse indessen für zoologische Sammlungen nicht günstig, ich musste mich mit der Vogeljagd auf Wen Salomo-Inseln und den Neuhebriden begnügen. So wenig wie in Polynesien rechnete ich darauf, etwa ganz neue Arten zu erbeuten, sondern suchte vor allen Dingen das vorhandene Material zu vermehren. Herr Prof. Dr. ReicHEnow hatte die Freund- lichkeit, die von mir gesammelten Bälge zu bestimmen, und ich möchte auch an dieser Stelle meinen Dank wiederholen für die Arbeit, der er sich unterzog. Die 250 Bälge vertheilen sich danach auf über 60 Arten. Von Interesse ist indessen nur, dass Zosterops longi- rostris bisher nur von dem Bismarck-Archipel bekannt war und von mir in Nisan geschossen wurde, dem nördlichsten Atoll der Salomo- Gruppe, das unter der Breite des Südendes von Neuirland gelegen ist. Die Entfernung ist eine so geringe, dass an die Wirkung des Nordwestmonsuns gedacht werden kann (ich schoss das Exemplar im Mai). Jedenfalls folgt noch nicht die Verbreitung durch den ganzen Salomo-Archipel aus dem Funde in Nisan. Weiterhin erhielt ich Aplonıs rufipennis, bisher nur von den Neuhebriden bekannt, in Faisi, einer kleinen Koralleninsel zwischen Bougainville und Choiseul. 432 G. THILENIUS, Danach dürfte die Verbreitung der Art durch alle kleinern mela- nesischen Inseln anzunehmen sein. Die Vogeljagd bietet hier wie in Polynesien dieselben Reize und Schwierigkeiten. Wenn man das bunte Gefieder z. B. der Tauben in unsern Museen sieht, so meint man, es sei ein Leichtes ihrer auch in der tropischen Heimath habhaft zu werden. Thatsächlich trifft die Annahme nur für einzelne Fälle zu. Die Flüge weisser Kakadus, die an den waldigen Küsten der mela- nesischen Inseln entlang ziehen, sind allerdings auf weite Ent- fernungen hin sichtbar, ebenso die kleinen Papageien und Honig- sauger, wenn sie durch eine Lichtung oder in den Pflanzungen fliegen. Im Walde ändert sich das Bild sofort. Ringsum hört man Vögel rufen, aber die Schlingpflanzen und das Unterholz, durch die man sich hindurch windet, verhindern den Ausblick; hat man endlich den Baum mit Sicherheit ermittelt, in welchem etwa ein Pfilopus ruft, so gelingt es dennoch nicht immer, das Thier auch wirklich zu Ge- sicht und damit zu Schuss zu bekommen. Nur allmählich und mit Hülfe der Eingeborenen lernt auch der Reisende den Vogel erkennen, aber was er dann sieht, ist nicht die Farbe, sondern nur die Form des Vogels, die in Kleinigkeiten von der der mannigfaltigen Blätter verschieden ist. Wo das Sonnenlicht in das eigenartig farblose Düster des Waldes dringt, erscheinen grelle Lichter unvermittelt neben tiefen Schatten, und es gehört z. B. zu den undankbarsten Aufgaben, im sonnenbeschienenen Walde zu photographiren, da die Halbtöne nicht darstellbar sind. Blickt man von unten her nach den Laubkronen, so verlöschen die Farben von Stämmen, Blüthen und Vögeln bald in dem grünlichen Lichte, und wo sie gegen den blau- weissen flimmernden Himmel stehen, erscheinen sie als bedeutungs- lose Silhouetten, die zunächst immer übersehen oder verkannt werden. Aber auch in umgekehrter Richtung ist das Erkennen von Farben schwer. Blickt man aus einer Baumkrone oder von hohen noch durch die Kronen überschatteten Felsen zum Waldboden aus einiger Entfernung herab, so stehen die Farben wiederum auf einem düstern und durch allerlei floristische Formen unruhigen Hintergrund im Schatten oder gegen einen grellen Lichtfleck, den die Sonne hin- zeichnet. In beiden Fällen ist die Färbung bedeutungslos, da sie erst in der Entfernung weniger Meter deutlich hervortritt. Solche Erfahrungen sind nicht ganz leicht mit der Meinung zu vereinigen, dass die sexuelle Auslese die bunten Farben zumal der Männchen zu Wege bringt. Bei nicht wenigen der auffällig gefärbten Vögel tragen Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 433 beide Geschlechter dieselben oder doch nur wenig verschiedene Kleider. Für sie sowohl wie für die andern Formen, bei welchen die immer steigenden Ansprüche der Weibchen automatisch die Farbenpracht der Männchen gesteigert haben mögen, kann auch an das Fehlen einer Auslese der Schutzfärbungen gedacht werden, was gleichbedeutend ist mit dem Fortfall gewisser Hemmungen. Für die volle Entwicklung und Weiterbildung der Anlagen der Farben ist in der That kaum ein Hinderniss vorhanden. Das präch- tigste Gefieder kommt in der eigenartigen Umgebung des dichten Laubwaldes nur auf geringe Entfernungen hin zur Geltung, und einer Schutzfärbung bedarf es für das dem Männchen gleich gefärbte Weibchen selbst während der Brutzeit nicht. Der Eingeborene sieht zwar besser als der ungeübte Weisse, übersieht darum aber noch gar manche Taube, sonst wäre bei den eifrigen Jahr aus Jahr ein be- triebenen Nachstellungen der wohlschmeckende Didunculus längst aus Samoa ausgerottet. Raubvögel mögen anders und besser sehen als der Mensch, aber die Zahl derer, die überhaupt in Frage kommen können, ist auf den oceanischen Inseln eine verschwindende. Das jetzige Farbenkleid ist uns durch Abbildungen und Bälge einiger besonders auffallender Formen schon seit vielen Jahrzehnten bekannt; es mag das Maximum der Entfaltung darstellen, wenigstens bei den Arten, welche der hemmenden Auslese nicht unterlagen. Jedenfalls kann eine ungehindert verlaufende Weiterentwicklung langsamer verlaufend gedacht werden als die Ausbildung von Verbesserungen unter dem Einflusse der alljährlich stattfindenden sexuellen Auslese. Wer das gewohnte heimische Laboratorium verlässt, um im Aus- lande zu sammeln oder zu arbeiten, hat schon längst unter den vielen Conservirungsmitteln und Instrumenten, welche wir heute be- sitzen, diejenigen gefunden, die ihm am besten zusagen oder am handlichsten sind. Steht ein eigenes Schiff zur Verfügung, was für viele Untersuchungen wünschenswerth, für manche Voraussetzung ist, so kommt ein erhebliches Mehr an Ausrüstungsgegenständen nicht in Betracht. Wenn ich daher in Folgendem einige Arbeitsmethoden erwähne, die sich mir bewährt haben, so sollen sie nur Beispiele sein, die sich beliebig variiren lassen; sie werden auch wohl nur den- jenigen dienen, die gleichfalls mit beschränkten Mitteln und ständig reisend arbeiten müssen. 4534 G. TuıLenıus, Als Grundsatz möchte ich aufstellen, dass alle Chemikalien, Ge- räthe, Instrumente, deren man während der Reise bedarf, von Deutsch- land mitgenommen werden. Gelegentlich nur ist die Nachsendung möglich, wenn man Monate zuvor weiss, wo man sich zur Zeit der Ankunft der Sendung aufhalten wird, wenn ferner die Absendung zur rechten Zeit erfolgt, d. h. der Dampfer erreicht wird, mit welchem man die Sachen erwartet. Es ist dies aber eine durchaus unzuver- lässige Rechnung. Mitunter wird man einzelne Dinge in grössern Städten des Arbeitsgebietes finden, die man in genügender Zahl mit- genommen hatte; allein ihre Preise sind nicht niedriger als die der mitgebrachten einschliesslich des entsprechenden Theiles der Fracht- kosten. Nur den erforderlichen Alkohol findet man stets und überall in erreichbarer Nähe, wenn auch in Australien und Neuseeland zu ausserordentlich hohen Preisen, sofern man nicht zum Theil mit denaturirteın arbeiten kann oder die Erlaubniss erhält, das erforder- liche Quantum 96 procentigen Alkohols in einer geeigneten Weise unter behördlicher Controlle selbst ungeniessbar zu machen. Unter Umständen genügt ein Farbstoff oder ein ätherisches Oel zur Be- ruhbigung des fiskalischen Gewissens. Bei der Zusammenstellung der Ausrüstung erhebt sich von An- fang an die Frage, auf welche Möglichkeiten man sich einrichten. soll. Nach reiflicher Ueberlegung wird sie wohl stets dahin beant- wortet werden, dass man jede Gelegenheit zur Arbeit benützen und daher für alle Eventualitäten sorgen muss. Die Ausrüstung fällt daher sehr umfangreich aus, am umfangreichsten die für die See- fischerei bestimmte. Ich liess nach den Angaben von L. PuAre !) das Dredgezeug bauen und fand dasselbe allen Anforderungen durch- aus entsprechend. Es wurde in einer grossen eisenbeschlagenen Kiste untergebracht, die ausserdem noch Wergzöpfe, Handnetze, Siebe und zwei Sätze emaillirter Eisentöpfe aufnahm. Die letztern sind gleich- falls von Prare empfohlen, und ich befürworte ihre Mitnahme trotz des Gewichtes dringend. Mag das endgültig conservirte Material des einzelnen Tages noch so gering sein, während des Dredgens und unmittelbar nachher kann man nicht genug mittelgrosse und grosse Gefässe für die Sortirung der Fänge zur Hand haben. Das Geräth für die Planktonfischerei wird zweckmässig in einer eignen Kiste untergebracht, die auch etwaige Instrumente zur Bestimmung von Salzgehalt, Temperatur u. s. w. aufnimmt. Dynamit, der an felsigen 1), In: Z00l. Anz. 1896. Ergebnisse einer Reise durch Oceanien 435 Küsten unentbehrlich ist, kann überall käuflich erstanden werden, vielfach freilich nur nach längern Formalitäten. Bezüglich seiner Benutzung kann ich auf die Mittheilungen von PLATE verweisen, dessen Angaben ich überall mit bestem Resultat folgte. Erwähnenswerth scheint mir die Jagdausrüstung. Es ist selbst- verständlich, dass jeder das Gewehr mitnimmt, dessen er sich in der Heimath bediente. Allein die klimatischen Verhältnisse und die Eigenheiten farbiger Diener stellen eine Reihe von Anforderungen an die Waffe, die ja nicht nur dem Sammler dient, sondern oft ge- nug auch für frische Fleischnahrung sorgen muss. Das Schloss sei möglichst einfach und solide gebaut; Ersatztheile der am meisten der Abnutzung oder der Beschädigung durch Süss- und vor allem Seewasser ausgesetzten Stücke sind mitzunehmen. Die Läufe seien möglichst kurz für die Jagd im Urwald, das ganze Gewehr leicht. Ausser dem für den eignen Gebrauch bestimmten nimmt man zweck- mässig noch ein zweites und ev. drittes Gewehr gleichen Kalibers mit, das man eingeborenen Jägern in Gebrauch giebt. Ueber die Mitnahme einer Büchse entscheiden specielle Wünsche; im Allge- meinen genügt die Flinte vollständig. Für den Schuss aus grösserer Nähe und auf kleine Vögel liess ich mir für den einen Lauf der Flinte (Kal. 16) ein Einlegerohr aus Bronze anfertigen, das bei einer Länge von 30 cm-in der Jagdtasche Platz fand und im Nothfalle schnell eingeschoben wurde zur Benutzung einer 8 mm-Patrone, die mit Vogeldunst geladen war. Für alle Patronen sind ausschliesslich Metallhülsen zu verwenden, da Pappe in den Tropen stets quillt, auch wenn es wirklich gelingen sollte, sie vor Regen oder Seewasser immer zu bewahren. Dem gegenüber kommen die beiden Nachtheile der Metallhülse kaum in Betracht, die in dem erforderlichen Wieder- laden und der jedesmaligen Deformirung beim Schusse bestehen. Letzterm Uebelstand hilft zum Theil die Vorschrift für den Liefe- ranten ab, dass die Kammern aller Läufe möglichst gleich gebohrt sein müssen. Von der Verwendung rauchschwachen Pulvers ist dringend abzurathen, da es in den Tropen nicht haltbar ist und die Läufe sehr stark angreift. Das überall erhältliche Schwarzpulver genügt billigen Anforderungen. Da im Walde nur sehr geringe Entfernungen in Betracht kommen, so versehe man sich mit schwach geladenen und einigen wenigen normal geladenen Patronen. Gröbere Schrotnummern, aber auch nur diese, sind überall erhältlich; die feinern sind stets vorzuziehen, wenn es sich um die Erlangung guter Bälge handelt. Eingeborenen gebe man grundsätzlich kein Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 29 436 G. THıLentus, grobes Schrot mit, da sie gerne aus geringen Entfernungen schiessen. Dass die Pflege des Gewehres in den Tropen weit höhere Anforde- rungen stellt als daheim, braucht wohl kaum erwähnt zu werden. Die photographische Einrichtung, welche ich mir zum Theil nach mündlichen Angaben, zum Theil nach meinen während eines Sommers in der Sahara gesammelten Erfahrungen zusammenstellte, erwies sich nicht als in allen Punkten genügend. Bei einer erneuten Reise in die Südsee würde ich etwa nach folgenden Gesichtspunkten wählen: Hölzerne Handcameras haben einen sehr beschränkten Wert; Kodaks, die sich sehr bald auflösen, und deren Linsen schnell leiden, bilden lediglich Ballast. Eine Balgcamera mit Metallstativ ist allein brauch- bar. Das Format 9:12 genügt vielfach; es hat den grossen Vor- theil, dass es geringen Raum einnimmt und nebst zugehörigen Platten leicht ist. Wer indessen biologische Studien treiben will, kann der stereoskopischen Aufnahme nicht entrathen, die zumal im Walde die einzig brauchbaren Bilder ergeben wird. Man wähle daher eine Camera 13:18 mit Scheidewand ausser der kleinen 9:12 Camera; das Stativ kann für beide das gleiche sein. 6 Doppelcassetten werden meistens genügen, für den Nothfall empfiehlt sich die Mitnahme eines Wechsel- sackes, der aus bestem Tuche bestehen sollte. An Objectiven sind 3 erforderlich. Zunächst wird man irgend ein Aplanat brauchen für die gewöhnlichen Aufnahmen, ausserdem ist häufig ein Weitwinkel von etwa 120 Grad für die Aufnahme von Panoramen nöthig, end- lich wird man oft eines Teleobjectivs bedürfen für die Aufnahme von einzelnen Thieren oder etwa Vogelcolonien. Wer auf den Preis sehen muss, besorgt sich wohl ein Aplanat mit einem Ansatz, der dasselbe in ein Teleobjectiv verwandelt. Aplanat und Teleobjectiv werden zweckmässig in je 2 Exemplaren für die stereoskopischen Aufnahmen mitgenommen. Hinsichtlich der Platten ist es unbedingt zu rathen, nur bekannte Platten zu benutzen. Die Schicht sei dick segossen und besonders sicher auf dem Glase befestigt. Sie werden in üblicher Weise in Pappkasten verpackt, von denen aber jeder einzelne ausserdem in einem Zinkkasten steckt, der durch Abreissen eines Streifens geöffnet wird und geschlossen werden kann durch Wiederanlöthen des Streifens.) Da Momentaufnahmen nur höchst selten gute Resultate ergeben — ausser etwa am Strande oder auf 1) Herr Marinestabsarzt Dr. KRÄMER, mit welchem ich in Hawaii und Samoa arbeitete, hatte diese sehr zweckmässige Einrichtung für seinen Plattenvorrath getroffen. Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 437 See — in Folge der eigenartigen Beleuchtung, so ist in erster Linie nicht auf hohe Empfindlichkeit der Platte zu sehen, womit ausser- dem eine geringere Haltbarkeit verbunden zu sein pflegt. Am besten bewährten sich mir SCHLEUSSNER-Platten, die während 2 Jahre un- verändert blieben. Films sind nur dem zu empfehlen, der auf scharfe Bilder verzichtet; sie sind kaum jemals glatt zu spannen, und ihre elektrischen Eigenschaften führen oft zu bösen Ueberraschungen. Nimmt man statt 3 Cassetten deren etwa 6 mit oder einen der bequemen lichtdichten Wechselsäcke, so ist der etwaige Vortheil der Films gegenüber den Platten reichlich aufgewogen. Die Bearbeitung der Platten begegnet in den Tropen vielfach Schwierigkeiten. Die erste ist der Mangel eines geeigneten grössern Raumes, in welchem man arbeiten kann. Die zweite liegt in der Temperatur des Wassers in niedrig gelegenen Gegenden. In der Südsee ist das Süsswasser der Regel nach Regenwasser, das in eisernen Tanks aufbewahrt wird. Man muss daher die vor Sonnenaufgang eintretende Kühle abwarten, um mit diesem Wasser arbeiten zu können; Seewasser, das ohne weiteres zur Wässerung der Platten ver- wendet werden könnte, ist kaum jemals kühl genug erhältlich. Ich habe schliesslich vorgezogen, die Platten erst in einem andern Klima zu entwickeln; war die sofortige Bearbeitung nicht zu umgehen, so fand ich in dem bekannten Chromalaun ein auch dort brauchbares Mittel, um grössere Schäden zu verhüten. Das Instrumentarium, das zur Präparation der gesammelten Objecte dienen soll, stellt sich wohl jeder in eigner Weise zu- sammen. Ich möchte daher auch hier nur ganz allgemein meine bezüglichen Erfahrungen mittheilen. Scheeren, Pincetten u. s. w. sollten gut vernickelt sein, Scalpelle, Messer, Sägen sind durch reich- lichen Fettanstrich zu schützen, zumal während des Seetransports. Ich hatte alle Instrumente zu mehreren in weichen Lederlappen verpackt, und solche Rollen lagen nebst Hornspateln, Hornlöffeln, Celluloidmensuren in photographischen Schalen aus schwarzer Pappe. Ich hatte mehrere Sätze der letztern in den Grössen 18 x 24, 13 x 18, 9 x 12 mitgenommen, zu denen in einander passende Zinkdeckel mit überfallenden Rändern gehörten. Die Vortheile der Schalen, die ich bereits in Nord-Afrika erfuhr, sind nicht zu unter- schätzen. Sie sind unzerbrechlich, nehmen einen sehr geringen Raum ein, sind leicht, dienen zur Verpackung der Instrumente und können jeder Zeit zur Conservirung verwendet werden. Die schwarze Farbe erleichtert das Auffinden kleiner Organismen ausserordentlich; heisses 29* 438 G. Tuıventus, Wasser, Alkohol, Sublimat, Pikrinsäure, Formol greifen die Schalen gar nicht, Chromsäure und ihre Salze nur wenig an, vorausgesetzt, dass die beste Qualität gewählt wurde. Ich konnte mein ganzes Instrumentarium nebst Schalen zur Conservirung, Serien kleiner Glas- schalen, Alkoholometer und Wage in einem kleinen Holzkasten unter- bringen, der verschliessbar und mit Haken sowie rings herum mit Oesen für Tragschnüre versehen war und nur 20 kg (eine Träger- last) wog. Ein zweiter Kasten gleichen Gewichtes enthielt die Chemikalien in Glasflaschen. Der Kasten war mit dickem, vergiftetem Filz ausgeschlagen, und jede Flasche steckte in einer Filzhülse. Die Grösse der Flaschen war so bemessen, dass dieselben in ihren Filz- hülsen den Kasten dicht an einander gedrängt fest ausfüllten. Trotz häufiger sehr unsanfter Behandlung ist mir bei dieser einfachen, alle Fächer ersparenden Einrichtung niemals eine Flasche gesprungen. Die beiden Kasten waren freilich aus schwerem Holz gearbeitet und nicht geleimt, sondern dauerhaft gefugt. Unter den Chemikalien steht uns leider ein Universalmittel noch nicht zur Verfügung. Man thut indessen gut, die Zahl der mit- zunehmenden auf ein Minimum zu beschränken. An Fixirungs- mitteln benutzte ich neben heissem Wasser, Formol und Alkohol auch Sublimat und Pikrinsäure, die für jeden Fall genügten. Die beiden letztern wandte ich mit oder ohne Essigsäure nach der sehr brauchbaren Vorschrift von RABL gemischt oder rein an. Neben der guten und sichern Fixirung beruht ihr grosser Vorzug auch in der Einfachheit der Herstellung. Gesättigte Lösungen beider sind leicht und schnell zur Hand, auch wenn, wie der Regel nach, destillirtes Wasser nicht verfügbar ist. Schlechte Erfahrungen machte ich da- gegen mit Chromsäure. Unleugbar giebt sie z. B. von Keimscheiben sehr gute Präparate. Abersie kann nur in schwachen Öoncentrationen verwendet werden, und deren Grad ist nur bei destillirtem Wasser genau bestimmbar. Ausserdem dringt Chromsäure sehr langsam ein, ich fand vielfach die Präparate zum Theil macerirt, wenn die Fixirung beendet war, theils wegen der unbestimmten Concentration, theils wegen der hohen Temperatur der Lösung oder ähnlicher Mängel. Von chromsauren Salzen eilt dasselbe; ein weiterer Nach- theil der Chrompräparate ist die lange Nachbehandlung, die sie er- fordern. Objecte, die kurz vor der gelegentlich plötzlichen Abreise eonservirt wurden, waren fast immer unbrauchbar geworden trotz aller Vorsicht. Um so einfacher gestaltet sich die Nachbehandlung bei Sublimat und Pikrinsäure. Sie werden innerhalb 24 Stunden in Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 439 steigendem Alkohol gleichzeitig ausgewaschen und gehärtet; ein Auswaschen mit Wasser, abgesehen von dem ersten Abspülen, ist nicht nur überflüssig, sondern geradezu schädlich, wenn man die ÖObjecte nicht fortwährend überwacht; das ist aber stets ausge- schlossen, wenn während der Conservirungsthätigkeit nicht jedes Sammeln aufhören soll. Ueberhaupt erfordert die hohe Temperatur aller Flüssigkeiten in den Tropen ein möglichst schnelles Arbeiten und stets reichliche Mengen von Alkohol bis zur Aufbewahrung in starkem Alkohol. Auch dieser wird zweckmässig hin und wieder mit dem Alkoholometer geprüft und unbedingt vor der endgültigen Verpackung nochmals erneuert. Die Verwendung von Pikrinsäure ist in so fern eine sehr bequeme, als die Objecte eine praktisch unbe- erenzte Zeit in der Lösung bleiben und auch in ihr versandt werden können, vorausgesetzt dass die Lösung während dieser Zeit stets concentrirt ist; man erreicht das durch reichlichen Zusatz von Pikrin- säurekrystallen, so dass auch die bedeutenden Temperaturschwan- kungen, denen die Präparate ev. auf dem Dampfer ausgesetzt sein können, ausgeglichen werden. Ich habe in dieser Weise Reptilien- eier versuchsweise versandt und ihnen nach 2 Jahren durchaus brauchbare Embryonen entnommen. Eines Wortes bedarf vielleicht noch die Verwendbarkeit des Formols. Als Conservirungsmittel für wirbellose Thiere, soweit nicht Alkohol vorgezogen wird oder nothwendig ist, wie z. B. für sämnt- liche Würmer, Echinodermen (nach Sublimatfixirung), Insecten, Urustaceen, ist es auch in den Tropen unter den bekannten Vor- sıchtsmaassregeln wohl verwendbar und empfiehlt sich dadurch, dass man die Präparate darin längere Zeit sich selbst überlassen kann. Allein auch für Wirbelthiere muss ich manchen entgegenstehenden Angaben gegenüber das Formol als durchaus brauchbar bezeichnen, sobald es richtig angewendet wird. Ein einfaches Einlegen, wie etwa bei Medusen, genügt in keinem Falle für Wirbelthiere, da die Haut nicht genügend durchlässig ist. Auch die Eröffnung der Bauch- höhle allein genügt selten; man findet dann häufig die Haut und die dem Schnitte nächst gelegenen Eingeweide gut conservirt, den Rest aber macerirt. Will man grössere Verletzungen des Thieres ver- meiden, so genügt meistens die Injection einer 10 procentigen Lösung vom After und dem Schlunde aus in den Darmcanal. Besser ist die Injection derselben Lösung in die Aorta oder Carotis. Bei Fischen und fleischigen Reptilien wird man ausserdem gut thun, die Mus- eulatur durch Einstich gleichfalls zu injieiren. Am werthvollsten 440 G. Tuıvenıus, freilich erwies sich mir das Formol als Hilfsmittel beim Abbalgen. Es ist in den Tropen kaum möglich, einen Vogel oder ein kleines Säugethier bis zum folgenden Tag frisch aufzubewahren; leider aber sieht man sich sehr häufig gerade Abends noch vor einer Anzahl von Cadavern, die bearbeitet werden müssen. Ich habe in allen solchen Fällen nur die Bauchhöhle eröffnet ev. das Zwerchfell durchstossen und die Eingeweide ausser den Geschlechtsorganen entfernt. An ihrer Stelle führte ich einen mit concentrirtem Formol getränkten Wattebausch ein und schloss den Schnitt mit einigen Stichen. Da- rauf wurden Cornea, Mundhöhle und Schusstelle mit Formol ober- flächlich betupft, jede Benetzung der Haare oder des Gefieders in- dessen nach Möglichkeit vermieden. Die Cadaver sind nach dieser Behandlung bereits am folgenden Morgen fixirt und beginnen zu er- härten; man lässt sie dann an der Lust oder in einem leeren, lose bedeckten Glase vollends eintrocknen. Das Ergebniss ist eine Mumi- fieirung, die aber im Gegensatz zu andern Methoden erlaubt, noch nach längerer Zeit (ein Jahr) einen guten Balg aus dem Präparat zu gewinnen. Soll lediglich eine Aufbewahrung des Cadavers für einen Tag oder etwa über Nacht ermöglicht werden, so verwendet man zweckmässig eine 10 procentige oder noch schwächere Formol- lösung zur Benetzung des Wattebausches, da andern Falls das Prä- parat schon nach 24 Stunden zu hart wird, um noch bequem be- arbeitet werden zu können. Weniger gute Erfahrungen machte ich mit dem vollständigen Einlegen der Cadaver in eine Formollösung, da manche Farben dadurch angegriffen werden. Endlich sei der Verpackung und Versendung gedacht. Bei der Verpackung habe ich mich natürlich an die altbewährten Regeln gehalten; was ich hinzuzufügen habe, betrifft Einzelheiten. Man kann z. B. in die Lage kommen, Bälge versenden oder mit- nehmen zu müssen, welche noch nicht völlig trocken sind, also sehr wahrscheinlich verschimmelt ankommen werden. Um das einiger- maassen zu verringern, bediente ich mich der überall erhältlichen oder leicht zusammenstellbaren Obstkisten, deren Längsseiten aus einzelnen Leisten bestehen. Den vorhandenen Zwischenräumen ent- sprechend nagelt man quer durch die Kiste einen dünnen Mullstoff, wie derselbe überall erhältlich ist; in den englischen Gebieten findet man in dem sogenannten „buttercloth“ ein sehr geeignetes Material. Zunächst kommt eine Lage Bälge auf den Boden der Kiste bis zur Höhe des ersten Leistenpaares, dessen obere Ränder darauf durch eine fest gespannte Mullfläche verbunden werden. Entsprechend den Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 441 untern Rändern des nächst höhern Leistenpaares wird eine zweite Mullfläche angenagelt, welche also den Boden für die nächste Lage von Bälgen bilden soll; auch diese wird wieder mit Mull bedeckt, und so fort, bis die Kiste gefüllt ist. Man erreicht dadurch, dass zwischen den einzelnen Lagen von Bälgen ein der Entfernung der Leistenpaare entsprechender Luftraum bleibt. Schliesslich wird die kleine Kiste in eine grössere eingenagelt, welche an den Längs- oder Querseiten einen Raum zwischen sich und der Leistenkiste lässt, und kann so versandt werden. Ich habe gefunden, dass bei dieser Verpackung die Bälge entschieden weniger leiden, als wenn sie ohne weiteres in eine Kiste zusammengelegt werden. Für das embryologische Material bediente ich mich eines Ver- fahrens, welches mir Dr. E. Meuxert auf Grund seiner in Süd- Russland gemachten Erfahrungen mündlich mitgetheilt hatte. Ich hatte Gelegenheit, dasselbe einer harten Probe zu unterwerfen, als es sich für mich darum handelte, im September 1896 junge Stadien von Uromastix und Varanus aus der Oase Gafsa in Südtunis nach der über 200 km entfernten Küste zu transportiren. Die kleine Kiste mit den Präparaten musste auf einem der ungefügen zwei- räderigen Karren verladen werden, welche dort üblich sind. Trotz des mehrtägigen Schüttelns über die steinige Steppe und durch trockene Bachbetten, auf „Wegen“, welche mit der uns geläufigen Bedeutung des Wortes nur das gemeinsam haben, dass man auf solchen Strecken hier und da die Spuren des Vorgängers erkennt, — trotz alledem erreichten die vorbehandelten Keimscheiben unversehrt Europa, während andere ohne weiteres eingelöthete Objecte zu werth- losen Bruchstücken zerrieben an der Küste ankamen. Es war dies Grund genug für mich, bei meiner diesmaligen Aus- rüstung einen auf alle Fälle hinreichenden Vorrath von Üelloidin mitzunehmen, sowie eine Anzahl von Glasschälchen zum Einbetten. Ich verfuhr in folgender Weise: Die fertig gehärteten Keimscheiben werden aus dem 96 procentigen Alkohol in absoluten übertragen, in welchem sie die wenigen Minuten bis zur Herrichtung der Schale verbleiben. In die Schale giesst man eine geringe Quantität einer dicken Öelloidinlösung und legt auf diese einen kleinen Papierstreifen mit der Schrift nach unten, welcher die erforderlichen Angaben über Datum u. s. w. oder einen Hinweis auf das Tagebuch trägt. Nach- dem sich ein schwaches Häutchen über dem Celloidin gebildet hat, folgt eine weitere Quantität desselben, und auf dieser werden die Keimscheiben angeordnet; zuletzt wird die Schale mit Celloidin auf- 442 G. Tuıtenıus gefüllt und zum Trockenen hingestellt. Ein Einbetten im Sinne der vollständigen Durchdringung ist nicht erforderlich, das einfache Um- siessen ist bereits hinreichend. Die der Schale entnommenen Cel- loidinscheiben werden in der gewöhnlichen Weise weiterbehandelt, dann zurecht geschnitten und schliesslich in beliebiger Anzahl über einander geschichtet in eine Glasflasche oder Röhre mit einem Alkohol von 80 Proc. gethan. Ich habe in dieser Weise z. B. die 70 Gastrulae der Hatteria, welche ich gewann, in einem Glase von 250 eem untergebracht und dieselben völlig unversehrt bei meiner Ankunft vorgefunden. Dasselbe einfache Verfahren eignet sich natürlich ebenso gut für sehr zarte zoologische Objecte. Unter den Wirbellosen sind es weiterhin die Insecten, welche einiger Vorsicht bedürfen, soweit sie nicht getrocknet und in Düten versandt werden. T'hut man mehrere zusammen in ein Glas, so be- schädigen sich die Exemplare gegenseitig, will man jedes isoliren, so braucht man eine grosse Anzahl von Gläsern. Ich habe daher z. B. die Erdspinnen zunächst vollständig durchgehärtet, dann wurden sie einzeln in kleine Stücke Josephspapier eingefaltet. Die kleinen Päckchen wurden darauf in einem grössern Glase von ca. 250 ccm fest auf einander geschichtet bis zur Höhe des Korkes und bilden in ihrer Gesammtheit eine hinreichend elastische Masse, sobald die Zwischenräume der einzelnen Päckchen möglichst gering bleiben. Das Glas wurde dann mit starkem Alkohol aufgefüllt, ver- korkt und mit Blase zugebunden. In derselben Weise werden Spongien behandelt oder Echinodermen, nur dass man hier statt des Papiers besser das bereits erwähnte „buttereloth“ in reichlicher Menge verwendet. Grössere Würmer verpackte ich einzeln in Röhrengläsern, kleine zwischen Josephspapier geschichtet in kleinen Flaschen aus starkem Glase von 30—50 ccm Inhalt, deren ich einige Hundert mitgenommen hatte. Sehr zerbrechliche Würmer und Planarien kamen nach der Fixirung in Sublimat und nach der Härtung einzeln in kleine Glas- röhrchen, welche durch einen lockern Papierpfropf verschlossen waren; eine Anzahl von diesen füllten dann eine Glasflasche. Röhrchen und Glas wurden darauf unter möglichster Vermeidung von Luft- blasen mit Alkohol von 90 Proc. gefüllt. War eine grössere Anzahl von Röhren und Flaschen gefüllt, so wurde der Alkohol zum letzten Male erneuert, das Glas verkorkt, mit Blase zugebunden und in Watte, Werg oder Lumpen gewickelt. Ergebnisse einer Reise durch Oceanien. 443 Alle zusammen kamen darauf in ein „tin“. Man versteht darunter die viereckigen Blechgefässe, in denen das amerikanische Petroleum versendet wird. Sie sind überall zu haben und finden vielfache Verwendung. Man verlöthet die Ausgussöffnungen im Deckel und schneidet eine Seite heraus, darf sie aber nicht ausspülen, da sie sonst leicht rosten. Die wenigen Tropfen Petroleum, welche darin bleiben, sind unschädlich. Die Gläser und Röhren werden in ihrer Umhüllung möglichst fest hineingepackt; dann verlöthet man das „tin“ und stellt es bis zur Versendung aus dem Wege. Solche Gefässe eignen sich auch vorzüglich zur Versendung von Alkoholpräparaten. Vor der Absendung muss man sich überzeugen, dass das Blech nicht leckt, und lässt zu dem Zwecke das Gefäss 2—3 Tage lang stehen, wobei man mehrfach die Bodenfläche wechselt. Hat man mit Kolo- phonium gelöthet, so zeigt sich ein Leck häufig erst nach Stunden. Es lässt sich viele Mühe sparen, wenn man in die Blechgefässe zu- nächst die Präparate trocken einlegt. Der Deckel wird dann auf- gelöthet und jetzt erst der Alkohol durch ein kleines Loch im Deckel eingefüllt; letzteres schliesst eine aufzulöthende kleine Blechscheibe. Bei diesem Verfahren werden die schwer schliessbaren Lecke am ehesten vermieden. Ein sehr unangenehmes Ereigniss ist endlich das Eindringen eines Nagels in das Blechgefäss bei dem Schliessen der Kiste. Um mich zu überzeugen, dass dies nicht eingetreten sei, pflegte ich die Kiste umzukippen und so während einiger Stunden stehen zu lassen. Trotz aller Vorsicht war ich einige Male genöthigt wieder von vorn anzufangen. Bezüglich der Signirung der Kisten endlich gehen meine Er- fahrungen dahin, dass Ermahnungen, wie die Aufschriften „Glas“ oder „Trocken zu halten“, „Nicht stürzen“, bei den Hafenarbeitern meistens einen dem gewünschten entgegengesetzten Erfolg haben. Man kann nur durch sorgfältige Verpackung gut ge- trockneten oder durchgehärteten Materials die Sendung vor Beschädigungen schützen. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die von Professor Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. Von Dr. Carl Zimmer. (Aus dem zoologischen Institut der Universität Breslau.) Hierzu 22 Textfiguren. Bei der Ausbeute von Prof. Trıvenıus befinden sich 3 Arten Cumaceen, die ich unter dem Material des Berliner Naturhistorischen Museums zur Bearbeitung erhalten habe. 2 davon gehören zur Gattung Oyeclaspis G. O. Sars, eine zur Gattung Leptostylis G. O. SARS. Alle 3 sind neue Arten, deren Beschreibung ich im Folgenden gebe: Familie Oumidae. Genus Oyelaspis G. O. SaRrs. 1865. Oyclaspis G. ©. SARs, in: Forh. Selsk. Christiania 1864, p. 206, 207. Cyclaspis argus n. Sp. (Fig. A—C.) Männchen: Der Thorax ist deutlich kürzer als das Abdomen (ohne Uropoden). Ueber den ganzen Rücken des Thieres läuft eine Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. 445 mediane Crista. Der Carapax ist annähernd doppelt so lang wie die freien Thorakalsegmente. Von der Seite gesehen hat es folgen- den Bau (Fig. A): Der Carapax ist von annähernd rechteckiger Form, nicht ganz °/, so hoch wie lang. Die Rückenlinie ist nur wenig gewölbt, die Bauchlinie in der hintern Hälfte ein wenig aus- gebuchtet. Die hintere Begrenzungslinie ist am untern Ende etwas Fig. A. Uyelaspis argus n. Sp. d'. nach vorn gebogen und ausgebuchtet. Die Vorderseite zeigt einen nicht sehr tiefen Ausschnitt; die Pseudorostrallappen sind vorn ab- gestutzt. Von den 4 freien Thorakalsegmenten sind die ersten 2 unter sich von fast gleicher Länge. Das 1. ist jedoch ebenso hoch wie der Carapax, während das 2. nur die halbe Höhe zeigt. Von derselben Höhe sind das 3. und 4. Das 3. ist länger als das 2. und kürzer als das 4. Dieses ist länger als die beiden ersten zusammen. Esist kürzer als jedes der ersten 3 Abdominalsegmente, die unter sich ungefähr die gleiche Länge zeigen. Das 4. Abdominalsesment ist länger als jedes der 3 ersten, doch kürzer als das 5., welches jedoch nicht die 1'/,fache Länge jedes der 3 ersten erreicht. Das 6. Ab- dominalsesment ist so lang wie das 4. An Höhe ist das 1. Abdominalsegment gleich dem letzten Thorakalsegmente. Dann nimmt die Höhe des Abdomens bis zum 4. Segmente zu, um bei den beiden letzten wieder abzunehmen. Das letzte Thorakalsegment und die ersten 5 Abdominalsegmente zeigen am Hinterrande eine Ausbuchtung, in die ein knopfförmiger Vorsprung des nächsten Segments eingepasst ist. Von oben gesehen hat der Körper des Thieres folgenden Bau (Fig. B): Der Carapax hat annähernd die Form eines Rechtecks 446 CARL ZIMMER, mit ausgebogenen Seitenlinien. Die grösste Breite beträgt etwas mehr als die Hälfte der Länge. Die Pseudorostrallappen sind vorn abgestutzt. Sie treten vor dem Augenlobus, wenn auch nicht viel, so doch deutlich zusammen. Augenlobus sowohl wie Frontallobus sind gross und deutlich. Auf erstern finden sich mehrere gut ausgebildete Linsen. 3 davon sind gross und stehen in Form eines gleichseitigen Dreiecks, die unpaare Linse nach vorn (unmittelbar hinter dieser beginnt die Mediancrista). Ausser- dem sind noch 3 Paar kleinere Linsen vorhanden, eins am Vorder- rande, die beiden andern an den Seitenrändern. Die freien Thorakalsegmente sind nur wenig schmäler als der Carapax und nehmen nach hinten zu an Breite ab. Das letzte Thorakalsegment ist nur wenig breiter als das 1. Abdominalsegment Fig. B. #19.0. Fig. B. Oyclaspis argus n. sp. c'. Vorderkörper von oben gesehen. Rig. C. ” ”„ ” ” ” Uropod. Das 2. Abdominalsegment ist etwas breiter als das 1. Dann aber nehmen die Abdominalsegmente nach hinten zu an Breite ab. Die ersten Antennen sind verhältnissmässig kurz. Die vor den Pseudorostrallappen vorragende Endlamelle vom Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. 447 Exopoditen des ersten Kieferfusses ist ziemlich consistent und bildet ein scheinbares Pseudorostrum. Das 1. Gangfusspaar reicht nur mit seinen beiden kurzen letzten Gliedern über das Vorderende des Körpers heraus. Das 2. Paar reicht bis etwas über die Hälfte des Basipoditen des 1. Das Stammglied der Uropoden (Fig. C) ist ungefähr so lang wie das letzte Abdominalsegment; an der Innenseite trägt es einen Besatz von etwa 15 feingefiederten Borsten. Der Aussenast ist an- nähernd so lang wie das Stammglied.. Der gezähnte Innenrand seines distalen Seementes trägt etwa 12 fein gefiederte Borsten. (Der Innenast ist bei beiden Uropoden abgebrochen.) Das Integument ist fein netzförmig sculpturirt und zeigt eine Menge von punktförmigen Eindrücken. Die Länge des Thieres ist etwa 6 mm, die Farbe gelblich weiss. Ein etwas lädirtes Männchen aus der Plentybai, zusammen mit der folgenden Art. Die Art gleicht sehr der von Tuomrson beschriebenen Cyclaspis levis '); doch unterscheidet sie sich u. a. deutlich durch das völlige Fehlen des langen dornförmigen Fortsatzes, der sich am Basipoditen des 1. Beinpaares bei Cyclaspis levis findet. THomrpson führt von seiner Art an, dass der Augenlobus kaum sichtbar und das Vor- handensein eines Auges ungewiss sei. Nach seiner Zeichnung scheint mir jedoch der Augenlobus gut ausgeprägt, während vom Frontal- lobus nichts zu sehen ist. Einige Gebilde, die er auf dem Augen- lobus zeichnet, scheinen mir Linsen zu sein. Bei Cyclaspis argus ist weder Augenlobus noch Frontallobus noch Linsen zu übersehen. Oyelaspis bistriata n. Sp. (Fig. D—F.) Weibchen: Ueber den ganzen Rücken läuft eine mediane Crista. Der Thorax ist kürzer als das Abdomen mit Ausschluss der Uropoden. Der Carapax ist fast doppelt so lang wie die freien Thorakalsegmente zusammen. Im der Seitenansicht (Fig. D) ist er etwa °”/, so hoch wie lang. Die obere Begrenzungslinie ist hinter dem Ocellarlobus ziemlich gewölbt. Die hintere Begrenzungslinie geht erst senkrecht, dann aber in einem nach unten offenen Bogen 1) 1892. @. M. Tmompsos, On the occurence of 2 species of Cumacea in New Zealand, in: J. Linn. Soc. London, V. 24, p. 2653—270, tab. 16 — 18. 448 CARL ZIMMER, schräg nach vorn. Der hintere Rand der Bauchlinie ist flach aus- geschnitten. Die Pseudorostrallappen sind vorn unten in eine spitze Ecke ausgezogen. In etwa ',; und ', der Länge des [57 Fig. D. Cyclaspis bistriata n. sp. Carapax verlaufen jederseits auf ihm in einem nach vorn offenen Bogen 2 Linien. Das centrale Ende der vordern ist noch etwas nach vorn eingebogen. Nahe der untern Begrenzungslinie verläuft in einem gleichmässigen, nach innen offenen Bogen eine Linie, die also nicht genau der untern Begrenzungslinie parallel geht. Im der Ansicht von oben (Fig. E) zeigt der Carapax eine lanzettliche, vorn und hinten abgestutzte Gestalt; seine grösste Breite ist etwa gleich der halben Länge. Ocellar- wie Frontallobus sind gross und deut- lich. Der Ocellarlobus trägt 2 kleine etwas lang gezogene neben einander stehende Linsen. Hinten nahe dem Aussenrande stehen noch 2 grössere, die aber nur schwer sichtbar und offenbar nicht mehr in Function sind. Die Pseudorostrallappen treten vor dem Ocellarlobus in einer ganz kurzen Strecke zu- sammen. Von der Seite gesehen neh- Fig. E. Fig. F. men die freien Thorakalsegmente Oyclaspis bistriata Cyelaspis bistriata nach hinten an Länge zu. Das orten. np, Neapel ste hoch, wie der Carapax, während die 3 hintern noch nicht ?, seiner Höhe erreichen. Von oben gesehen, nehmen die beiden ersten nach hinten zu an Breite ab, derartig, dass ihre Seiten- linien eine Fortsetzung des vom Carapax gebildeten Ovals dar- Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. 449 stellen. Der dahinter liegende Theil des Körpers ist dann vom vordern Theile abgesetzt und halb so breit wie dieser an der breitesten Stelle. Die ersten 3 Abdominalsegmente nehmen an Länge zu, das 4. ist so lang wie das 3, das 5. ist länger und das 6. wieder etwas kürzer als das 5. Die ersten 5 Abdominalsegmente haben am seit- lichen Vorderrande einen knopfförmigen Fortsatz, der in eine Aus- buchtung des davorliegenden Segments passt. Das erste Gangfusspaar ist kurz und reicht kaum über das Vorderende des Körpers hinaus. Das 2. Gangfusspaar ist sehr kurz und reicht noch nicht bis zur Hälfte des Basipoditen des 1. Paares. Das Stammglied des Uropoden (Fig. F) ist kürzer als das 5. Abdominalseement. Die Aeste sind länger als das Stammglied, der äussere länger als der innere. Der innere liegt fast über dem äussern. Die beiden Aeste sind an der Innenseite gezähnt (in der Figur ist die Zähnelung am äussern Ast nicht zu sehen, da das Bild etwas in Seitenansicht gegeben ist. Die Uropoden zeigen an der Innenseite der einzelnen Glieder Fiederborsten, doch. scheinen die Mehrzahl davon abgebrochen zu sein, so dass ich ihre Anzahl nicht angeben kann. Die Länge des Thieres ist ungefähr 5 mm, die Farbe bräunlich weiss, das Integument wie bei der vorigen Art, mit der es zu- sammen gefunden wurde. 1 Weibchen. Familie Diastylidae. Genus Leptostylis G. O. SAR8. 1869. Leptostylis G. O. Sars, in: Nyt Mag. Nat., V. 16, p. 343, 344. Leptostylis thileniusi n. sp. (Fig. G—W.) Weibchen: Der Thorax ist länger als das Abdomen mit Ein- schluss des Telsons. Von oben gesehen (Fig. G) ist er von Lanzettform; seine grösste Breite beträgt nicht ganz '/, seiner Länge. Von der Seite gesehen (Fig. H) ist er fast gar nicht gewölbt. Der Carapax ist nur ganz unbedeutend länger als die freien Thorakalsesmente Auf dem Frontallobus finden sich 2 Querlinien, 450 Carı ZIMMER, von denen die vordere dicht hinter dem Ocellarlobus verläuft. Der Carapax geht unmerklich in das kurze Pseudorostrum über. Die Fig. M. Fig. N. Fig. 0. „ Seitenansicht des Vorderkörpers. Vorderer unterer Rand des Pseudo- rostrallappens. 1. u. 2. Antenne, Oberlippe. Mandibel. 1. Maxille. 2. Maxille. 1. Kieferfuss. Er > S S Br S ” ” ” ” Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. 451 Pseudorostrallappen zeigen einen Seitenausschnitt, der unten von einem dornförmigen Fortsatz begrenzt wird (Fig. D. Auf den Pseudorostrallappen verläuft, zwischen den Endpunkten der beiden Linien des Frontallobus beginnend, jederseits eine Quer- linie. Eine ebensolche, etwas nach vorn biegend, findet sich am Ende des Frontallobus, dort wo die Pseudorostrallappen in den Körper übergehen. Die beiden ersten freien Thorakalsegmente sind schmal, ebenso die Mittelpartie des 3., das dann nach den Seiten zu mächtig nach hinten ausgezogen ist. Der Vorderrand der 3 ersten freien Thorakal- segmente ist fein gezähnelt. In der hintern Ausbuchtung des 3. Segments liegt das sehr breite 4, dessen Hinterrand ebenfalls ziemlich weit ausgebuchtet ist. In dieser Bucht liegt das kleine 5. Segment. Das 3. und 4. Segment sind fest in einander gefügt, wenn nicht ganz mit einander verwachsen. Die Grenzlinie ist nur sehr schwach sichtbar. Bei beiden Segmenten sieht man die schräg nach aussen zu den Füssen ziehenden Muskelbündel durchschimmern. Das Abdomen ist deutlich vom Thorax abgesetzt. Die ersten 5 Glieder nehmen an Länge zu, das 5. ist nicht so lang wie das 2. und 3. zusammen. Auf der Unterseite zeigen die Segmente am Hinterrande einen Dornenbesatz, der namentlich bei den beiden ersten einige sehr lange Dornen führt. Auf der Oberseite stehen zerstreute Fiederborsten. Das 6. Segment ist ungefähr so lang wie das 4. Die 1. Antenne (Fig. K) reicht mit ihrem 2. Stammgliede bis zur Spitze des Pseudorostrums. Das 1. Stammglied ist nicht ganz so lang wie das 2. und 3. zusammen. Das innere Flagellum ist kurz, nicht so lang wie das Basalglied des äussern. Das äussere Flagellum ist ungefähr so lang wie das 3. Glied des Stammes. Die 2. Antenne (Fig. K) ist 3gliedrig, so lang wie das 1. Stammglied der 1. Von der Mandibel (Fig. L) der 1. (Fig. M) und 2. (Fig. N) Maxille ist nichts besonderes zu bemerken. Der 1. Kieferfuss (Fig. O) zeigt viele Aehnlichkeit mit dem von Diastylis rathköüi (Kröyer). Von den beiden klauenartigen End- dornen zeigt der eine Fiederbesatz, während der andere glatt ist. Betreffs des 2. Kieferfusses s. Fig. P. Einen eigenthümlichen Bau zeigt der 3. Kieferfuss (Fig. Q). Das distale Ende des Basipoditen ist stark verbreitert und aussen in eine lange, spitze Ecke ausgezogen. Die 5 letzten Glieder sind Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 30 452 ÜARL ZIMMER, dann ganz bedeutend schmäler. Sie sind überdeckt durch eine vom Ende des 2. Gliedes ausgehende dünne, vorn abgerundete Lamelle, die mit spärlich vertheilten Dornen besetzt ist. Kie.AP. Fig. Q. Fig. R. Fig. S. Fig. P. Leptostylis thileniusi n. sp. 2. Kieferfuss. Fig. Q. ” ” ” 3. ” Ä Fig. R. 5 a 5 1. Gangfuss. Fig. S. 5 ® 3 2. „ . Die letzten Glieder abgebrochen. Der 1. Gangfuss (Fig. R) ist kurz und überragt nur mit seinem letzten Gliede die Spitze des Pseudorostrums. Der Basipodit (Glied 2) Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. Fig. T. Leptostylis thileniusi n. sp. 3. Gangfuss. \ 4. Fig. U Fig. V. E Fig. Ne ” ” ” ” ” ” ” ” 5. “ Telson und Uropod. 455 454 CARL ZIMMER, ist etwas länger als Glied 3—5 zusammen. Glied 3 und 4 sind ungefähr von gleicher Länge und zusammen kürzer als Glied 5, dieses eine Kleinigkeit länger als Glied 6 und Glied 7 ungefähr halb so lang wie Glied 6. Der 2. Gangfuss (Fig. S) ist kurz. Am unzergliederten Thiere reicht er nicht ganz bis zum distalen Ende des 2. Gliedes vom 1. Gangfuss. Sein 2. Glied ist länger als die Glieder 3—7 zusammen. Die 3 übrigen Gangfüsse (Fig. T—V) sind von den beiden 1. durch einen grossen Zwischenraum, verursacht durch die lang nach hinten ausgezogenen Seitenpartien des 3. freien Thorakalsegments, getrennt. Gangfuss 3 und 4 zeigen den rudimentären 22liedrigen Exo- poditen, der die Art als Angehörige des Genus Leptostylis charak- terisirt. Das Telson (Fig. W) ist etwas länger als das 6. Abdominalseg- ment. Am verbreiterten basalen Theile trägt es 2 Paar Fieder- borsten, am verschmälerten Distaltheile 6 Paar Seitendornen und 1 Paar Enddornen. Das Stammglied der Uropoden ist ungefähr so lang wie das Telson. An der Innenseite trägt es etwa 15 Dornen am Ende der Aussenseite eine kurze Fiederborste. Die Aeste sind kürzer als das Stammglied. Der Aussenast ist kürzer als der innere. Auf der Aussenseite trägt er an den beiden Gliedern 2 und 11 Dornen. Seine Spitze hat einen Besatz von 4 langen Enddornen. Der Innenast trägt auf der Aussenseite an den 3 Gliedern 4, 3 und 3 Dornen, auf der Innenseite je 5 Dornen. Ausserdem ist er mit einem Enddorn ver- sehen. Die Länge des Thieres ist etwa 5 mm, die Farbe gelblich weiss. Das Integument ist theils netzförmig, theils schuppig sculpturirt. Fundort: Plentybai. Vorhanden war ein intactes Exemplar, ein Stück Vorderkörper und ein Stück, bei dem das vorderste Ende des Körpers fehlte. Dass auch die beiden verletzten Exemplare unter sich und mit dem intacten gleicher Art waren, ging aus der Uebereinstimmung der Extremitäten hervor. Eine Aehnlichkeit der Art mit Leptostylis robusta ZimMErR!), die 1) ©. Zimmer, in: Hamburger Magelhaensische Sammelreise, Cumaceen p. 13—16. Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. 455 aus der Magalhaensstrasse stammt, ist nicht zu verkennen. Auf- fallend ist die stärkere Bewehrung des Telsons. Die nordischen Arten des Genus Zeptostylis haben nur 1 Paar Seitendornen am Telson. Bei den südamerikanischen Vertretern der Gattung fand ich 2 Paar, und hier sind deren 6 vorhanden. Von den Kerguelen habe ich gegenwärtig noch eine neue Art von Leptostylis in Bearbeitung, die ebenfalls eine grössere Anzahl von Seitendornen des Telsons zeigt, sonst aber eine auffallende Aehnlich- keit mit der von mir beschriebenen Leptostylis annulata') von Süd- Georgien aufweist. Auf diese Frage werde ich an anderer Stelle noch einmal zurückkommen. Die australischen und neuseeländischen Cumaceen. Von Australien und Neuseeland sind (wie überhaupt von der südlichen Halbkugel) ausserordentlich wenig Cumaceen bekannt, nämlich nur die folgenden 8 Arten: No. Namen | Fundort Tiefe 1. | Cyelaspis australis G. OÖ. Sars | Port Philipp 35 F 2. S; pusilla G. OÖ. SARs | Flinders Passage (Nördl. | Ostküste von Austr. dl 3. 4 exsculpta G. ©. SARs do. U. E. 4. „ levis THompson ı Bay of Islands SF Ötago Harbor OF (beides Neuseeland) De | N argus n. Sp. Plentybay 6. ;| n bistriata n. sp. E 7. ‚ Diastylis neozealandica THomPson ı Bay of Islands SE. 8. | Leptostylis thileniusi n. sp. Plentybay No. 1—3 sind beschrieben in: Challenger Report. V. 20, pt. 65, p. 11—22, tab. 1; No. 4 u. 7 in: J. Linn. Soc. London. V. 24, p. 269—270, tab. 16—18. Bei der geringen Anzahl von Arten lassen sich natürlich keine allgemeinen Schlüsse ziehen; doch giebt die Liste immer- hin zu einigen Vermuthungen Anlass: Von den bisher bekannten Formen sind °/, nämlich 6 Arten, Angehörige der Gattung Oyclaspis. Im Uebrigen kennen wir, trotz der gut erforschten Krebsfauna des nördlichen Atlantischen Oceans, nur noch 2 Species von Cyelaspis, nämlich Cyelaspis longicaudata G. O. Sars aus der Dale. pn. 10-11. 456 €Caru Zmmer, Die von Prof. Dr. Thilenius gesammelten Cumaceen. Nordatlantis und Cyclaspis sarsii KorsMmAnn aus dem Rothen Meer. Dazu kommt noch die nahe verwandte Cyelaspoides cornigera (G. O. Sars.) aus dem Mittelmeer, die BonnıEr vom Genus Oyclaspis abge- trennt hat. Nach alledem scheint, trotz der wenig bekannten Arten, die Vermuthung nicht unbegründet, dass in der australischen Cumaceen- fauna Öyelaspis eine bedeutende Rolle spielt und dass andrerseits das Hauptverbreitungsgebiet von Cyclaspis auf der südlichen Halbkugel liegt. Bei Diastylis neozealandica beschreibt THuomrson den Innenast der Uropoden als 3gliedrige. Das würde ein abweichendes Verhalten gegenüber allen andern bekannten Cumaceen sein. Ich glaube je- doch, dass hier ein Irrthum vorliegt: Es greifen nämlich häufig die beiden Glieder des Innenastes schaufelförmig über einander, so dass bei durchfallendem Lichte und flüchtigem Hinsehen der Ast 3gliedrig erscheint. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. On the Anomalous Snakes in the Collections of the Zoological Institute, Strassburg. By Lewis Henry Gough, Ph. D., Assistant in the Collections of the Zoological Institute of the University Strassburg. Whilst classifying the snakes beloneing to the Collections of the Zoological Institute of the University Strassburg, I was struck by the frequent oceurrence of morphological anomalities in the head- shields of the specimens. Thinking that they would be of interest to science, I kept a list of them, which is given here. The Anomalities referred to consist chiefly in a difference of the numbers or arrangement of the shields on either side of the head. Such anomalities have often been noticed already, so for instance by Mr. BouULENGER in his „Catalogue of the Snakes in the British Museum“ and also by Mr. MEERWARTH in his paper „Die Westindischen Reptilien und Batrachier des naturhistorischen Museums in Hamburg“, and probably by many other authors besides them, but yet every such abnormity is of great interest, showing as it does the great scope open to individual variation in snakes. In a great number of cases I have found that the limit of variation given by Mr. BoULENGER in the above-mentioned Catalogue have been sur- passed by individuals, whose heads were normal on one side and abnormal on the other. Such cases would seem to me to prove that the limits given by Mr. BOoULENGER for those species ought to be 458 Lewıs Henry GousH, extended, as it is obvious that an individual cannot exceed the limit of variation of the species it belongs to. The anomalities chiefly occurred in the number of the temporals, these seem to me to be on the whole more variable and less con- stant in form and arrangement than the other head-shields; almost as many deviations from the rule, or from symetry, are to be observed in the upper labials. "The other head-shields are much more con- stant, the postoculars and lower labials being the next most variable. As a general rule, as has been pointed out by Professor DÖDERLEIN, the larger the number of shields of any kind, the greater the ten- dency to produce anomalies. (DÖDERLEIN, „Ueber die Beziehungen nahe verwandter Thierformen“, in: Zeitschr. f. Morphologie und Anthropologie 1902.) I have also included such snakes in this list, as have abnormal numbers of rows of scales around the body, or whose anal scale is divided when it should be entire or vice versa, and also in one case a colour-variation. The terms employed are those used by Mr. BouULENGER in his Catalogue, R and L indicating the side of the head referred to; when lower labials are mentioned, only those in contact with the anterior chin-shields are referred to. Corallus hortulanus (L.). a) Chili, Frank 1892. Loreals: R 2, L 3, normal 2. Polyodontophis annulatus (D. B.). a) Mexico, WEBER 1869. Temporals R1—+2, L1-+1, normal 1+20or 2-43. b) Mexico. Body till vent red with pairs of black bars enchosing a lishter zone, tail grey with 3 longitudinal series of small black spots. Normal: Anterior half of body red with pairs of black bars enclosing a yellow or lavender- srey zone, tail grey with 3 longitudinal series of small black spots. Tropidonotus ordinatus (L.) var. sirtalis (L.). a) Cambridge, Cambridge Museum, Mass. U.S. A. 1876. 2 superposed loreals, normal one loreal. Anomalous Snakes. 459 b) Cambridge, Cambridge Museum, Mass. U.S. A. 1876. Upper labials: R 8, 4th + 5th entering eye, L 7, rd + 4th entering eye, normal 7, 3rd + 4th entering eye. c) Cambridge, Cambridge Museum, Mass. U.S. A. 1876. Upper labials: RT, rd — 4th, L 8, 4th + 5th entering eye. Tropidonotus saurita (L.). a) Martinique, ACKERMANN 1876. Anal divided; normal, anal entire. b) New Orleans, HassLAuErR 1846. Upper Labials: R 7, rd + 4th entering eye, L 8, 4th 4 5th entering eye, normal: 8 (rarely 7) upper labials 4th + 5th (rd — 4th) entering the eye. c) Mexico, WEBER 1866. Upper Labials: R-+ L7, the 4th alone entering the eye. Tropidonotus natrix (L.). a) Triest, Conte CAMERATA. Lower labials R 5, L 4, normal 4 or 5. b) Bosnien, RoLLE 1893. Upper labials: R 8, the 5th being obliquely divided, rd + 4th entering the eye, L7, 3rd + 4th entering eye. Normal: 7, örd + 4th entering the eye. c) Elsass. Upper labials: R-+ L 6, 3rd 4 4th entering the eye. d) Elsass. Upper labials: R—+ L 5, 3rd 4 4th entering the eye. e) Elsass. Upper labials: R6, Srd + 4th, L7, 3rd + 4th entering the eye. Postoculars: R 3, L 2, normal 2, 3 or 4. f) Elsass. Upper labials: R —+- L 6, 3rd + 4th entering the eye. g) Triest, Conte CAMERATA. Upper labials: R7, 3rd + 4th, L 6, 3rd -- 4th entering the eye. h) Elsass. Postoculars: R4, L 3. 460 Lewıs Heneky GousH, i) Elsass. Upper labials: R 6, örd — 4th entering eye, L7, rd + 4th entering eye. j) Russia, GoETTE 1894. Postoculars: R3, L 4. In specimens c and d the fewness of the upper labials is caused by fusions, in c of the 6th and 7th, and in d of the 5th, 6th and 7th. Tropidonotus parallelus BLGR. a) China. Postoculars: R-+ L 2, normal 3. Tropidonotus piscator SCHNEID. a) (origin unknown). Upper labials: R 9, 5th entering eye, L 9, 4th + 5th entering eye, normal 9, 4th +4 5th entering eye. Suboculars: R1, L 0, normal 0. The subocular here prevents the 4th labial from entering the eye. b) Java, KuGLeEr 1890. Upper labials: R 10, 5th + 6th entering eye. L normal. c) Java, KuUGLER 1890. Upper labials: R 10, 5th —+ 6th entering the eye, L normal. Tropidonotus tessellatus (LAUR.). a) (origin unknown). Postoculars: R3, L 2, normal 3. Tropidonotus viperinus (LABR.). a) Sicily. Temporals: R1+3, L1-+2, normal 1+2 or1-+3. b) Sicily. Temporals: R1+3, L1-2. c) Italy. Temporals: R1+4, L1-+2. d) Algiers, Son 1845. Upper labials: R 8, 4th 4 5th entering eye, L7, örd+ 4th entering eye, normal 7, 3rd —- 4th entering the eye. Lower labials: R5, L 4, normal 4 or 5. The left anterior temporal is semidivided. Anomalous Snakes. 461 e) + f) Algiers. Postoculars: R3, L 2, normal 2. g), h)-+i) Algiers. Temporals: R1+3, L1-+2. )KD Aleiers. Temporals: R1+2, L1+3. m) Algiers. First right lower labial fused with the anterior chin-shield. n) Algiers. Lower labials: R4, L5. o) Aleiers. Upper labials: R7, L6, ärd + 4th entering eye in both cases. p) Algiers. 19 rows of scales, 21 or 23 normal. q) r) Vallerange, Hfrauut 1835. Lower labials: R4, L5. s) Vallerange, H£rauut 18535. Temporals: R1+2, L1+3. Tropidonotus validus (KENNICOTT). a) Matamoros, Mexico. Postoculars: R3, L 2, normal 2 or 3. Tropidonotus fasciatus (L.). a) Monterey, Mexico, SPEYER 1901. 2 superposed loreals on the right side, on the left a single one as normal. b) Martinique, ACKERMANN 1836. Temporals: R1+3, L1-+2, normal1-—-1lor1-+3. Tropidonotus tigrinus BOLE. a) India, Frank 1892. Upper labials: R 8, 4th + 5th + 6th entering the eye, L 7, rd + 4th + 5th entering the eye, normal 7, 3rd —- 4th + 5th entering eye. Tropidonotus taxisprilotus HOLBR.. a) North America, LeroyY 1856. Temporals:R2 +3, L2-+ 2, normal2+4or5(or 1-3). 462 Lewıs Henry GouGH, Tropidonotus stolatus (L.). a) Pondichery, SPIELMANN 1843. Postoculars: R4, L 3, normal 3. Tropidonotus nigrocinctus BLYTH. a) (origin unknown). Upper labials: R + L 9, 3rd + 4th + 5th entering the eye, normal 9, 4th —- 5th —+ 6th entering the eye. Temporals: R+ L2 +2, normal 1—+2(2 +2 rare). Tropidonotus subminiatus SCHLEG. a) Museum Paris 1835. Temporals: R2-+3, L2-+2, normal 2+2 or 2 +3. Helicops carinicauda (WIED). a) Brazil, Weisen 1901. Scales rugose, with serrated kKeels. b) Roruz 1901. Frontal only two-thirds as long as the parietals, normal: as long as or a little shorter than the parietals. Ischnognathus dekayı (HoLBR.). a) (origin unknown). Upper labials: R7, 3rd + 4th, L 6, 3rd + 4th entering the eye, normal: 6, rarely 7, örd — 4th entering the eye. Öyelocorus lineatus (REINH.). a) Mindanao, SCHNEIDER. Pupil vertically oval, normally round. Stegonotus modestus (SCHLEG.). a) New Guinea, REDEMANN 1894. Temporals: R+-L2-+3, normal 1+2 0r2 +2. b) New Guinea, REDEMANN 1894. Temporals: R2+2, L2-+3. c) New Guinea, RepEMmANnN 1894. Temporals: R2 +3, L2-+2. Pseudaspis cana (L.). a) Cape Colony. Temporals: R2+3, L3+5, norml2+30r3-+4 Anomalous Snakes. 463 Zamenis mucosus (L.). a) Bengal, Paris Museum 1837. Temporals: R2 +2, L2-+35, normal 2 +2. Zamenis gemonensis (LAUR.). a) Morea, Museum Paris 1829. Lower labials: R5, L 4, normal 5 (rarely 4). Zamenis hippocrepis (L.). All from Algiers. a) Temporals: R3—+ 2, L2-+-2, normal 243073 —3. Upper labials: R 10, L 9, normal 8 or 9 (rarely 10). Lower labials: R5, L 4, normal 4. b) Postoculars: R 2, L 3, normal 2. Upper labials: R 9, L 10. c) Praeoculars: R1, L 2, normal 1 or 2. Suboculars: R3, L 4, normal 3 or 4. Upper labials: R 9, L 10. d) Temporals: R3 +4 L2+3. e) Praeoculars: R2, L1. Temporals: R3+3, L3-+2. f) Praeoculars: R1, L 2. Temporals: R2+2, L3-+3. &) Praeoculars:R 1: 112. Temporals: R2+3, L3 +3. h) Upper labials: R9, L 10. i) Temporals: R2+4, 1243. k) Praeoculars: R1, L 2. Lower labials: R5, L 4. l) Upper labials: RS, L 9. An auxiliary shield is interposed between the 3rd and 4th upper labials, the loreal, the praeocular and the first subocular in many specimens, it is present on the left side only in specimens a, e, f, and on both sides in specimens c, d, g, h, i, J. Drymobius bifossatus (RApD1). a) Rio Janeiro, Museum at Cambridge, Mass. U.S.A. Upper labials: R 7, 3rd + 4th entering eye, L 9, 4th + 5th entering eye, normal 8, 4th + 5th entering eye. 464 Lewıs Henry GouGH, Spilotes pullatus (L.). a) Cayenne, NESSLER. Upper labials: R 9, 4th + 5th + 6th entering eye, L 8, 4th — 5th entering eye, normal 7, 3rd + 4th enter- ing eye. Coluber longissimus (LAUR). a) Baden Baden 1834. Frontal as broad as long, normally once and one fourth to once and one third as long as broad. Ooluber climacophorus BO1E. a) Tokio, DÖDERLEIN 1881. Postoculars: R 3, L 2, normal 2. b) Tokio, DöDERLEIN 1881. ‘ Postoculars: R2, L1. ec) — KusLER 1890. No subocular, normal one subocular. Coluber melanurus SCHLEGEL, a) Sumatra, REDEMANnN 1894. Upper labials: R-+ L 8, 3rd + 4th + 5th entering the eye, normal 9, 4th — 5th + 6th entering the eye. A small shield is interposed between the praeocular, praefrontal supraocular and frontal of the left side. Ooluber enganensis VINCINGUERRA. a) (origin unknown). Posterior chin-shields much longer than the anterior, the reverse is normal. Herpetodryas carinatus L. a) Chili. Upper labials: R 10, 5th + 6th + ”th entering eye, L 9, 4th + 5th —- 6th entering eye, normal 8 or 9 — 4th —+- 5th, or 5th + 6th or 4th 45th 4 6th entering eye. Dendrophis calligaster GÜNTHER. a) New Britain. Upper labials: R9, L7 (445 fused, as also 7 +8), normal 89. Anomalous Snakes. 465 Dendrophis punctulatus (GRAY). a) New Guinea, REDEMANN 1894. Temporals: R1+2, L2-+2. Upper labials: R 8, 5th + 6th, L 8, 4th + 5th entering the eye, normal 8 or 9, 4th + 5th (rarely 5th + 6th) entering the eye. Dendrophis lineolatus H. J. a) Neu Guinea, BoUCARD. Loreals fused with the praefrontals. Chlorophis angolensis (BOCAGE). a) Durban, Paris Museum 1843. Temporals: R+L2-- 2, normally 1-+ 2. Gastropyzis smaragdina (SCHLEG.). a) Gaboon, BauER 1869. Temporals: 2 + 2, normally 1-2. Dromicus antillensis (SCHLEG.). a) Antilles, Schimper 1843. Temporals: 1 —+ 1, normally 1+ 2. Liophis poecilogyrus (WIED.). a) Rio Janeiro, Cambridge Museum, Cambridge, Mass. U. S.A. Temporals: 1+1, L1-+- 2, normal 1—+ 2. Lystrophis d’orbygni (D. B.). a) Brasilien, Weisen 1901. Praefrontals separated by a pair of small shields instead of by a single one. b) Buenos Ayres, KrarrengacH 1866. Suboculars: R2, L 1, the 4th left labial enters the eye. Heterodon platyrhinus Lark.. a) (origin unknown). 9 shields exclusive supraocular surrounding the left, 10 the right eye, normally 10 or 11. 466 Lewıs Henry GouGnH, Heterodon simus (L.). a) North America. 9 shields in addition to the supraocular surrounding the left, 12 the right eye, normally 10 or 11. Aporophis lineatus (L.). a) Surinam. Upper labials: RS, 4th +4 5th entering eye, L 9, 5th + 6th entering eye, normal: 8, 4th —+- 5th entering the eye. b) HaAssLAUER. Upper labials: RT, 3rd — 4th entering eye, L8, 4h + 5th entering eye. Rhadinaea merremü (WIED.). a) (origin unknown). Anal entire, normally divided. Coronella austriaca LAUR. a) + b) Trieste, Conte CAMERATA. Temporals: R2+2, L2-+ 3, normally2 +2 0r2--3. c) Basel, SCHNEIDER 1887. Temporals: R1+3, L2+3. d) Semur, France, NAuDor. Upper labials: R 8, 4th 4 5th entering eye, L7, 3rd + 4th entering eye, normally 7 (rarely 8), 3rd 4 4th (4th —- 5th) entering the eye. e) Nuremberg, HAmMmEr 1827. Temporals:R1+3, L2-+2. Coronella girondica DAuD. a) South France. Temporals: R2 +3, L3+3. Simotes arnensis SHAW. a) Ceylon, REDEMANN 189. Anal entire, normally divided. Jan depieits it also with an entire anal (Jan, Icon. gen. 11. VI. 1). Prosymna meleagris (REINH.). a) Niger 1893. Anomalous Snakes. 467 Upper labials: R5, 2nd + 3rd entering the eye, L 6, örd — 4th entering the eye, normally 5, 2nd +4 3rd entering the eye. Contia aestiva (1.). a) Matamoros, Mexico, BLınp 1882. Scales in 17 rows, normally 15. Petalognathus nebulatus (L.). a) (origin unknown). Upper labials: R 7, 4th + 5th entering eye, L 8, 5th + 6th entering the eye, normal 7 (rarely 8), 4th 4 5th (Sth —- 6th) entering the eye. Calamaria linnaei BOoTE. a) (origin unknown). Upper labials: R4, L 5, normally 4. Dipsadomorphus dendrophilus (Bo1E). a) Sumatra, REDEMANN 1894. Scales m 19 rows, normally m 21 or 23. Dipsadomorphus irregularis MERR. a) (origin unknown). Anal divided, normally entire. Tarbophis fallax FLEISCHMANN. a) (origin unknown). Loreal separated from the eye by the praeocular, normally entering the eye below the praeocular. Leptodira annulata (L.). a) (origin unknown). Subocular on the right side, left side without as is normal. Philodryas aestivus (SCHLEG.). a) (origin unknown). Temporals: R1-—+2,L2-+ 2, normally 1+2. N.B. The right anterior temporal is semi-, the left entirely divided. Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. al 468 Lewıs Henry GoucH, Anomalous Snakes. Macroprotodon ceucullatus (GEOFFR.). a) Guelma, Algiers, — 1840. Temporals: R1+2, L1-+-3, normally 1-2. Algiers, Dürr 1849. Temporals: R1 +3, L2-+3. Algiers, Dürr 1849. Temporals: R+ L1-+3. d) Aleiers, SoL 1840. Temporals: R+- L1-+3. Lothringen (??). Temporals: R+ L2-+3.. Algiers, Son 1840. 4th richt upper labial diametrically divided. = Oo, &D , rs Disphohdus typus SMITH. a) Cape Colony, Paris Museum 1832. Upper labials: R7, 3rd + 4th enter eye, L 8, 4th + 5th entering the eye, both can be normal. Chrysopelea ornata (SHAW.). a) Malacca, SCHNEIDER. Temporals: R+ L2-+ 3, normally 2 +2. Lower labials: R-+ L 6. normally 5. Miodon collarıs PETERS. a) West Africa, Victoria, SPEYER 1899. Lower labials: R 3, L 4, normally 4 or 5. Elapops modestus GÜNTHER. a) West Africa, Victoria, SPEYER 1899. A loreal on the right side of the head, normally none. Dendraspis jamesoni (TRAILL.). a) (origin unknown). Right lower anterior kamporal fused with the 7th upper labial, Sth upper labial on both sides fused with the posterior temporal. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Neue Ameisen aus Russland. Von M. Ruzsky, Privatdocent der Zoologie an der Universität Kasan. Im Jahre 1894 gelegentlich einer zoologischen Excursion in die Steppen Ost-Russlands und ins Gebiet der südlichen Ausläufer des Uralgebirges (im Gouvernement Orenburg und Ufa) richtete ich mein Augenmerk besonders auf die Ameisen jener Gebiete. Die Resultate meiner Studien in dieser Richtung sind niedergelegt in meiner in russischer Sprache erschienenen Arbeit: „Faunistische Untersuchungen im östlichen Russland (1894)*.") Von jener Zeit an habe ich mich ununterbrochen mit dem Studium der myrmekologischen Fauna Russlands beschäftigt, zu welchem Zwecke ich, hauptsächlich dank der Beihülfe der Natur- forschergesellschaft zu Kasan, eine ganze Reihe von Exeursionen nach verschiedenen Oertlichkeiten des Ostens von Russland, nach West-Sibirien, in die Kirgisensteppe und in den Kaukasus unter- nommen habe. In West-Sibirien war ich im Jahre 1896; im Kaukasus zwei mal, in den Jahren 1899 und 1900, wobei Dagestan, das Terek- gebiet, der westliche Kaukasus, namentlich das Ufergebiet des Schwarzen Meeres von Batum bis Noworossijsk, dann verschiedene Öertlichkeiten Transkaukasiens explorirt wurden. Während der Tour im Kaukasus wurde der Rücken des grossen Kaukasusgebirges zwei mal passirt in den Richtungen Wladikawkas— Tiflis und 1) In: Arbeiten naturf. Ges. Kasan, V. 28, Lief. 5, 1895. ai 470 M. Ruzsky, Wladikawkas bis Kutais. Diese Excursionen haben ein äusserst reiches und grosses myrmekologisches Material in meinen Besitz gebracht, dessen Ausarbeitung von mir jetzt fast schon zu Ende gebracht ist. Ausserdem habe ich die Möglichkeit gehabt, aus verschiedenen Öertlichkeiten des europäischen und asiatischen Russlands recht reich- haltige Sammlungen von Ameisen zu erhalten, durch die Güte von Personen, die sich für meine Studien interessirten. Die Resultate aller Untersuchungen, die im Laufe von beinahe 10 Jahren ausgetührt worden sind, werden in einer detaillirten Arbeit in russischer Sprache veröffentlicht werden; im vorliegenden beschränke ich mich auf die Beschreibung neuer Formen von Ameisen aus ver- schiedenen Oertlichkeiten des russischen Reichs. Myrmecocystus cursor var. caspius n. var. Diese Varietät ist dem Aralo-Kaspigebiet eigenthümlich, be- sonders sehr häufig am Ufer und auf den Inseln des Aralsees, eben- so bei Kasalinsk und in der Kirgisensteppe. Geflügelte 27 und 2? von Herrn L. Ber in Nestern am 26. Mai 1901 am Aralsee bei Kysyl-djar erbeutet. Die Weibchen unter- scheiden sich von den europäischen dadurch, dass das Ende ihres Hinterleibes (sein letztes Segment) rothbraun ist. Die Arbeiter sind auch ein wenig von den europäischen verschieden, indem sie einen Bronzeglanz nicht nur am Hinterleibe haben, sondern auch an Kopf und Thorax, ausserdem sind sie an der Unterfläche des Kopfes mit langen Borstenhaaren versehen. Die Männchen des M. cursor vom Aralo-Kaspigebiet unter- scheiden sich von den westeuropäischen hauptsächlich durch die Hinterleibsplatte (Hypopygium), welche bei ihnen an ihrem Hinter- rande ein breites zugespitztes Zähnchen trägt. An ihren beiden Seiten befinden sich die je zu einem stumpf zugerundeten schmalen Fortsatze verlängerten Schuppen ziemlich hoch, breit, mit gerundeten Seiten- rändern, scharf zugerundetem obern Rande, welcher in der Mitte breit ausgerandet ist. Kopf und Thorax ohne anliegende Behaarung, matt, sehr fein gerunzelt.e. Hinterleib und Schuppe glänzend. Farbe schwarz (Kopf, Brust, Schenkel und Fühlerschaft). Hinterleib oben und an den Seiten gelblich-braun, unten und vorn schwärzlich, Tarsen und Tibien braun, Fühlergeissel schwarzbraun. Flügel leicht rauchig angedunkelt, mit dunkelbraunen Adern und Randmal. Länge & 9—10 mm. Neue Ameisen aus Russland. 471 Das Pronotum des 3 hält seiner Form nach die Mitte zwischen dem des typischen M. cwrsor aus Westeuropa und des M. cursor vor. frigidus An». aus Syrien. Arf Grund oben angeführter Eigenthümlichkeiten habe ich den Myrm. cursor vom Aralo-Kaspigebiet als besondere Varietät unter der Benennung, caspius ausgeschieden. Formica rufibarbis Fig. subsp. celara For. Die 33 waren bisher noch nicht beschrieben worden, was im Nachstehenden geschieht. Kopf dunkelbraun, Thorax und Hinterleib braungelb. Am Thorax oben (am Mesonotum) 3 dunkelbraune Makeln, 1 oben in der Mitte, 2 andere an den Seiten; ebenso gefärbt ist der hintere Theil der Thoraxoberfläche (Scutellum und zum T'heil Metanotum), die Spitze der Schuppe und die Makeln an der Seite des Thorax. Beine, Kiefer und Fühlerschaft gelbbraun, Fühlergeissel braun, Flügel rauchig geschwärzt. Schuppe ziemlich gross, in der Mitte verdickt (an der Basis dick, nach. oben allmählich dünner werdend), trapezförmig, mit zu- geschärftem obern Rande und ein wenig abgerundeten Ecken. Körper mit anliegender Behaarung, ohne abstehende Haare; Hinter- leib mit seidigem Glanz. Länge 81/,—9 mm. 2 von derselben Färbung wie die sehr helle Varietät der Formica rufibarbis oder sogar noch heller, mit dichter anliegender Behaarung, welche dem Körper einen seidigen Glanz verleiht. Ausserdem noch sparsame abstehende Haare. Länge S—-9'/, mm. 8 Typische Exemplare von Arbeitern der Form. clara For. sehr hell. Kopf, Thorax, Schuppe, Beine und Fühlerschaft hell rostroth, Hinterleib dunkelbraun, Kiefer rothbraun. Zuweilen eine Makel auf dem Kopf (am Scheitel und Hinterkopf) und Fühlerschaft bräunlich. Ohne oder mit sehr zerstreuter abstehender Behaarung am Körper. Anliegende zart, kurz und nicht sehr dicht. Länge 5—5,6 mn. Obige Beschreibung ist nach Exemplaren gemacht, die in Tur- kestan, in der Umgebung des Aralsees, in Fergana und auf dem Pamir gesammelt sind. In andern Oertlichkeiten Russlands habe ich derartige helle (typische?) Exemplare der Formica elara For. nicht angetroffen. 472 M. Ruzsky, Formica rufibarbis FıB. subsp. subpilosa n. subsp. Körper des 8 mit heller (weisslicher) anliegender Behaarung, (dieselbe am Hinterleibe dichter, daher dieser grau schimmernd) und kurzer abstehender von derselben Farbe. An der Oberseite des Kopfes, des Thorax und der Schuppe ist dieselbe sehr zerstreut, am Hinterleibe aber dichter, wo sie dessen Oberseite wie Unterseite bedeckt. Schuppe mittelmässig verdickt mit ein wenig abgestumpftem obern Rande. Färbung wie bei hellen Form. rufibarbis. Das Hauptunterscheidungsmerkmal dieser Form ist das Vor- handensein einer abstehenden Behaarung am Körper und dann die mässige Verdickung der Schuppe. Die Dichte der abstehenden Be- haarung ist wechselnd, bald stehen die Härchen recht dicht, bald mehr oder weniger zerstreut und am Kopf und Thorax ungleich vertheilt, oft sind sie stellenweise in Büscheln zusammengedrängt; am Hinterleibe stehen sie jedoch immer dichter. Exemplare dieser Varietät mit dichter abstehender Behaarung erinnern auf den ersten Blick an hell gefärbte Formica cinerea Mayr (Form. cinerea, var. imitans. m.), können aber von ihnen immer durch das Fehlen langer abstehender Borstenhaare an der Unterseite des Kopfes unterschieden werden. Andrerseits ähneln sie in Folge der mässigen Verdickung der Schuppe und weisslicher Farbe der Behaarung der Formica subrufa Roc., unterscheiden sich jedoch scharf von ihr, ebenso wie die typische Formica rufibarbis, hauptsächlich durch die Form des Metanotums und der Schuppe. Die Färbung der Form. rufibarbis subpilosa ist recht veränderlich. Exemplare vom Aralsee sind durch sehr helle Färbung charakterisirt, wodurch sie sich der Formica clara For. nähern, während solche von andern Oertlichkeiten, wie z. B. Kaukasus, Krim oder Südost-Russland, wo diese Varietät auch vor- kommt, dunkler gefärbt sind, wodurch sie an die typische F\. rufi- barbıs erinnern. Formica einerea MaAsR. var. imitans n. var. Länge 8 5—6,5 mm. Körper beim 8 mit dichter anliegender Behaarung, welche ihm einen seidigen Glanz verleiht, ausserdem mit ziemlich reichlichen aufstehenden Haaren; letztere sparsamer am Thorax, reichlicher am Hinterleibe. An der Unterseite des Kopfes stehen ziemlich lange Borstenhaare. Neue Ameisen aus Russland. 473 Färbung hell, erinnert an Formica rufibarbis, mit der diese Varietät auf den ersten Blick leicht verwechselt werden kann. Körper hell rothbraun; Hinterleib dunkel braun, Beine ein wenig dunkler als der Thorax. Am Kopf oben eine braune Makel oder der ganze Kopf oben dunkelbraun; eine ebenso gefärbte Makel am Pronotum. Kleine 8 dunkler. Fundorte: Gouvern. Ssamara und ÖOrenburg, Westsibirien, Kirgisensteppe, Kaukasus. Myrmica bergi n. sp. 8: Die Collection des Herrn L. Ber6 enthält nur Arbeiter dieser Art, deren Beschreibung ich hier folgen lasse. Fühlerschaft rasch bogenförmig gekrümmt, ohne Zähnchen oder Lappen am Anfange der Biegung. Die Biegung des Fühlerschaftes bildet einen stumpfen Winkel (nicht einen rechten, wie bei Myrmica suleinodis). Abschüssige Fläche zwischen den Dornen glänzend, im untern Theil glatt, im obern netzig oder quer gerunzelt. Stirnfeld vertieft, glatt und glänzend oder mitunter schwach glänzend bis matt, undeutlich von der gestrichelten Stirnoberfläche getrennt. Kopf und Thorax stark und grob gerunzelt, matt; Einschnürung zwischen Meso- und Metanotum stark ausgeprägt. Stielchen ge- runzelt, seine Glieder mit groben Längsrunzeln. Dornen auf dem Metanotum kürzer als die Basalfläche, mitunter jedoch erreichen sie beinahe dieselbe. Hinterleib glatt und glänzend. Fühlerkeule 3gliedrig. Körper mit ziemlich dichter abstehender Behaarung (wie gewöhnlich bei allen Vertretern der Gattung Myrmica). Färbung dunkel. Kopf, Thorax und Stielchen rothbraun oder dunkel rothbraun, zuweilen braun, besonders der Kopf, der oben immer dunkler als der Thorax ist. Hinterleib dunkel braun. Beine und Fühler braun. Länge 4,5—5,5 mm. d und 2 unbekannt. Diese Myrmica steht am nächsten der M. suleinodis, unterscheidet sich aber von ihr durch weniger starke Krümmung des Fühler- schaftes, die nicht einen rechten, sondern stumpfen Winkel bildet, weiter durch die Structur der abschüssigen Fläche des Metanotums und durch ein glattes Stirnfeld. Fundorte: Tas-Bulak am Westufer des Aralsees; Mündung des Syr-Darja; Ack-Dshulpas am nordöstlichen Ufer des Aralsees (H. L. S. Bere, 1900—1901). 474 M. Ruzsky, Myrmica stangeana n. Sp. 8. Fühlerschaft unter rechtem Winkel gebogen, entweder mit einem kleinen stumpfen Zähnchen an der Biegungsstelle oder auch ohne ein solches. Stirnfeld matt, fein gestrichelt, im obern Theil mit groben Runzeln bedeckt, die eine Fortsetzung der Stirnrunzeln bilden. Stirnleisten gut ausgebildet. Körper (Kopf und Thorax) grob, längs gerunzelt; Knötchen des Stielchens schwach gerunzelt, das zweite oben fast glatt. Hinterleib glatt, glänzend. Dornen am Metanotum dünn, sehr schwach gebogen, kürzer als die Basalfläche des Metanotums. Abschüssige Fläche des letztern zwischen den Dornen matt, quer gestrichelt. Einschnürung zwischen Meso- und Metanotum schwach. Körper mit ziemlich zerstreuter aufstehender Behaarung. Fär- bung dunkel rothbraun. Tarsen und Ende der Fühlerkeule gelb- braun. Hinterleib dunkel bis schwarzbraun. Länge 4—5 mm. Diese Myrmicaspecies steht am nächsten der M. lobicornis, unter- scheidet sich aber von ihr mit Bestimmtheit durch die Structur der Oberfläche des abschüssigen Theils des Metanotums zwischen den Dornen, durch das Fehlen des Lappens an der Biegung des Fühler- schaftes und durch schwächere Runzelung der Knötchen des Stiel- chens, besonders des zweiten. Gefunden von Herrn G. Stange auf hartem Lehmboden, das mit Artemisia bewachsen, in der Turgaischen Kirgisensteppe. Lebt in Gängen im Boden. Myrmoxenus n. @. 8. Kopf gross, länglich viereckig mit gerundeten Hinterecken; Augen mittelgross, vorgewölbt; Oberkiefer breit, flach, ihr Kaurand mit 2 Zähnchen am vordern Ende. Kiefertaster 5gliedrig; Lippen- taster 3gliedrig; Clypeus gewölbt, mit glattem, oval gerundetem Vorderrande, in der Mitte mit einem kleinen kielförmigen Längsfält- chen; Stirnfeld klein, eingedrückt vertieft. Stirnleisten kurz, gerade, ein wenig nach hinten divergirend; Fühler 12 gliedrig mit 3gliedriger Keule; Keule länger als der übrige Theil der Geissel; Schaft schwach gebogen, kürzer als die Geissel. Punktaugen fehlen. Thorax gedrungen, ziemlich breit, verkürzt, zwischen Meso- und Metanotum mit einer queren Vertiefung, mit gerundeten Schultern Neue Ameisen aus Russland. 475 (ähnlich wie bei Leptothorax), die Seiten ein wenig in der Mitte ein- geschnürt; Metanotum mit 2 Zähnchen. Glieder des Stielchens knotenförmig, verkürzt, breit; das erste Gliedchen sehr kurz gestielt, unter scharfem Winkel nach oben ge- bogen, unten mit einem nach vorn gerichteten stumpfen zahnförmigen breiten Fortsatz» versehen; das zweite Gliedchen oben gerundet, unten mit einem kleinen Zähnchen. Hinterleib glatt, glänzend. Stachel klein. 2. Kopf, Metanotum und Stielchen im Allgemeinen ebenso wie beim 8. Mit Punktaugen. Flügel mit Cubital- und Discoidalzelle, mit unentwickelten Aesten der Cubitalader (Costa cubitalis) und der Mittelader (Costa media). a. Fühler 13gliedrig, mit 4gliedriger Keule. Geisselglieder ceylindrisch, das erste Glied kurz, verdickt, nicht länger als 3 und 4, die übrigen (2—8) verlängert, annähernd gleich lang. Das letzte Glied der Keule so lang wie die 2 vorletzten zusammen. Schaft lang, fast gleich der Hälfte der Geissel. Netzaugen gross, vorge- wölbt; Punktaugen sehr gut ausgebildet. Metanotum schwach gewölbt, ohne Dornen oder Zähnchen. Die knotenförmigen Glieder des Stielchens kurz, oben gerundet, das erste unten mit einem sehr kleinen scharfen Zähnchen versehen. Ober- kiefer mit scharfem, glattem, kaum gebogenen Kaurand, ihr Ende zugespitzt und in Form eines Zähnchens abgetheilt. Kiefertaster 5gliedrig, das letzte Glied so lang wie die beiden vorletzten zu- sammen. Lippentaster 3 gliedrig. (Die Beschreibung des 2 ist nach einem noch nicht voll ent- wickelten Exemplare gemacht; dasselbe hatte die Puppenhaut noch nicht abgethan, seine Flügel waren nicht entwickelt, daher letztere nicht beschrieben werden können.) Myrmoxenus gordiagini n. sp. (s. die Abbildungen auf S. 485). Merkmale des Genus. 8. Fühlerschaft kürzer als die Geissel, erstes Geisselglied so lang wie die 3 folgenden Glieder. Letztes Glied der Keule länger als die 2 vorhergehenden. Clypeus gewölbt, vorn glatt, hinten und an den Seitenwänden mit feinen Längsrunzeln. Stirnfeld glatt, nicht glänzend. Oberkiefer glatt, zerstreut und flach punktirt, mit auf- stehender Behaarung. Fühlergrübchen klein. 476 M. Ruzsky, Oberfläche des Kopfes matt, auf Stirn und Scheitel mit kleinen Längsrunzeln, an den Seiten am Hinterkopfe fein punktirt ge- strichelt. Thorax matt, mit Längsrunzeln. Die Zähnchen des Metanotums klein, nach oben und hinten gerichtet. Abschüssige Fläche des Metanotums, zwischen den Zähnchen mit Querrunzeln. Knoten des Stielchens punktirt gestrichelt mit wenigen Längsrunzeln, matt. Hinterleib glatt, glänzend. Der ganze Körper mit abstehender Behaarung versehen, die einzelnen Härchen oben abgestutzt, stumpf. Farbe des Körpers dunkel braun; Beine, Fühler und Kiefer braungelb; Hinterleib schwarzbraun, nach hinten heller werdend. Länge 2—3 mm. 9. Structur, Behaarung und Farbe wie beim 8. Flügel durch- sichtig, farblos. Länge 3,1—-3,6 mm. d. Körper matt, mit feinen Runzeln, Hinterleib glatt, glänzend. Farbe braun bis schmutzig braun, Fühler und Beine bleich gelblich. Länge 2,5—3 mm. Diese Art wurde von mir 1896 im Akmolinskischen Gebiete in der Umgegend der Stadt Koktschetaw !') gefunden. Diese Ameise ist ein Bewohner der typischen Steppe, lebt auf steinigem Boden auf der Höhe oder an Abhängen kleiner felsiger Hügel, die häufig mit Fichten und Birken bestanden sind. Ich habe den Myrmox. gordiagini immer in Nestern gemeinsam mit einem Zeptothorax (Lept. serviculus m.) angetroffen, mit welchem er allem Anschein nach sich in dem- selben Verhältniss befindet wie Arten von Strongylognathus mit Te- tramorium caespitum. Die Nester haben die Form von ziemlich engen und nicht tief gehenden Gängen, die zwischen kleinen Steinchen in recht steinigem Grunde gegraben und unter Steinen angelegt sind. Geflügelte Exemplare sind von mir am 14. Juli beobachtet worden. Leptothorax serviculus n. sp. 8. Fühler 12 gliedrig mit 3gliedriger Keule. Oberkiefer mit 5 Zähnchen. Kopf viereckig, fast quadratisch (die Kiefer nicht mit- 1) Bei Gelegenheit einer mit dem Botaniker Herrn Prof. A. GORDIAGIN unternommenen Excursion. Neue Ameisen aus Russland. 47T gerechnet) mit abgerundeten Hinterwinkeln. Rand des Hinterkopfes schwach ausgerandet. Oberfläche fein und dicht gerunzelt, matt; auf Stirn und Scheitel sind die Runzeln längs gerichtet in Form von Strichen, an den Seiten des Kopfes jedoch netzartig angeordnet. Clypeus in der Mitte gewölbt, sein Vorderrand gerundet und ein wenig vorgezogen. Netzaugen klein. Thorax und Stielchen fein genetzt, wobei die Netzpunkte un- regelmässig grubig vertieft und dicht gestellt sind; besonders deut- lich tritt diese netzartige Strichelung auf den Gliedern des Stiel- chens hervor. Die Netzpünktchen sind glänzend, glatt. Thorax von der Seite betrachtet gewölbt mit Spuren einer Vertiefung zwischen Meso- und Metanotum. Mitunter tritt diese Vertiefung scharf hervor, dann wieder ist sie kaum zu erkennen. Dornen des Metanotums kurz, nicht länger als !/, der Basalfläche des Metanotums, kräftig, an der Basis verdickt, scharf zugespitzt, ein wenig gebogen, nach hinten gerichtet. Hinterleib glatt, glänzend. Erstes Glied des Stielchens oben ziemlich scharf, mit sehr kleinem vordern cylindrischen Abschnitt (Stielchenabschnitt); Vorderfläche des Knotens steil abschüssig, sehr schwach eingedrückt, Hinter- fläche gewölbt, später steil abfallend; zweites Knötchen halbkuglig gewölbt.e. Körper mit sparsamen, abstehenden, stumpfen, hellen Härchen besetzt. Farbe dunkel braun oder röthlich braun, mit hellern Oberkiefern, Beinen, Fühlern und Tarsen. Fühlerkeule dunkel. Oben sind Kopf und Hinterleib schwarzbraun. Länge 2—2,5 mm. Diese Art gehört zur Gruppe der dunkel gefärbten Formen von Leptothorax (Lept. nigrita, L. angustulus ete.) und scheint dem Zepto- thorax convexus For. aus Algier nahe zu stehen. Findet sich in West-Sibirien (Gouvernement Tobolsk, Tomsk, Be- zirk von Akmolinsk), wo er in steinigen und hügeligen Steppen lebt. Macht Gänge im Boden und unter Steinen. Eben diese Art lebt mit dem Myrmoxenus gordiagini m. zusammen, von dem sie, wie es scheint, als Sclave gehalten wird. Leptothorax satunini n. SP. 8. Fühler 12gliedrig mit schwach gebogenem Schaft, der den Hinterrand des Kopfes nicht erreicht. Oberkiefer mit 5 Zähnchen. Kopf und Hinterleib glänzend, Thorax und Stielchen matt. Stirn- 478 M. Ruzsky, feld glatt, glänzend. Erster Knoten des Stielchens oben ziemlich scharf zugerundet, kurz; zweiter oben regelmässig oval gerundet. Kopf an der Seite, von der Stirnleiste an mit Längsrunzeln, Stirn und Scheitel glatt, glänzend. Clypeus schwach gewölbt, sein hinterer Teil (zwischen der Fühlereinlenkung) glatt, vorn mit wenigen Längsrunzeln versehen, von denen die mittlere kielförmig, Vorder- rand gerundet, ganzrandig. Stirnleisten ziemlich ausgebildet, ihre Fortsetzung bilden Längsrunzeln, die von den Seiten die glänzende Stirn und den Scheitel begrenzen. Zuweilen bemerkt man am Hinter- kopf und an den hintern Teilen des Scheitels eine feine zarte netzige Runzelung. Kopf länglich viereckig mit gerundeten Ecken. Thorax fein netzig gestrichelt (lederartig) mit gröbern Runzeln an den Seiten. Knoten des Stielchens zart netzig gestrichelt. Hinterleib glatt, glänzend, Thorax von der Seite betrachtet schwach gebogen, mit kaum bemerkbarer Vertiefung zwischen Meso- und Metanotum. Abschüssige Fläche zwischen den Dornen mit Querrunzeln. Dornen des Metano- tums sehr kurz, haben die Form scharfer Zähnchen; sie sind nach oben gerichtet und sind nicht länger als !/, der Basalfläche des Metanotums. Körper mit wenigen aufstehenden, stumpfen Härchen besetzt. Farbe des Körpers gelb: Hinterleib mitunter nach hinten zu bräun- lich, Netzaugen schwarz. Bei einigen Exemplaren ist die Färbung nicht rein gelb, sondern angedunkelt (schmutzig), in welchen Fällen am Hinterende des Abdomens ein scharfer bleicher bräunlicher Streifen hervortritt. Fühlerkeule gelb. Länge 2—2,6 mm. Diese Art wurde von Herrn K. Sarusın, dem bekannten Er- forscher der mammologischen Fauna des Kaukasus, in der Umgegend von Aralych am Fusse des Grossen und Kleinen Ararat gefunden. Lebt auf Sandboden, der mit Tamarix bewachsen. Leptothorax pamiricus N. sp: 3. Fühler 12gliedrig mit 3gliedriger Keule, deren Endglied gleich den zwei vorhergehenden. Schaft erreicht den Hinterrand des Kopfes. Körper glänzend mit glatter Sculptur. Kopf glänzend und fast glatt, nur mit zerstreuten feinen vertieften Punkten und kurzen Längsstricheln bedeckt. Netzaugen vorgewölbt, mittelgross. Neue Ameisen aus Russland. 479 Form des Kopfes länglich viereckig mit geradem Hinterrande und ein wenig convexen Seiten. Clypeus gewölbt, glänzend mit wenigen Längsrunzeln, von denen die mittlere kielförmig hervortritt; Vorder- rand des Clypeus gerundet, in der Mitte ein wenig vorgezogen. Thorax glänzend, mit wenigen geglätteten Runzeln besetzt; aut der abschüssigen Fläche des Metanotums zwischen den Dornen wenige Querrunzeln. Stielchen fein gerunzelt, mehr oder weniger glänzend. Hinterleib glatt, glänzend. Thorax von der Seite gesehen gerade, fast gleichmäßig, ohne Einsenkung zwischen Meso- und Metanotum. Dornen des Metanotums klein, kurz, zähnchenförmig mit stumpfer Spitze, nach hinten und oben gerichtet; ihre Länge gleich einem Drittel der Basalfläche des Metanotums. (Glieder des Stielchens nicht gross. Das erste Gliedchen mit sehr kurzem Stielchentheil, oben erhöht und scharf zugerundet, es bildet ein Knötchen, bei dem die vordere abfallende Fläche fast gleich- mässig glatt, ohne oder mit sehr schwachem Eindruck, während die Hinterfläche im Anfange stark gewölbt, dann schnell abfallend, wobei am Hinterrande des Knötchens eine Ausbuchtung gebildet wird. Zweites Knötchen oben gleichmässig gewölbt. Schenkel in der Mitte verdickt. Körper mit zerstreuter aufstehender Behaarung, die einzelnen Härchen an der Spitze wie abgeschnitten. Am Thorax und Stiel- chen stehen die Härchen senkrecht, am Hinterleibe sind sie nach hinten geneigt. Beine und Fühler mit anliegender Behaarung. Am Kopf abstehende Behaarung sehr zerstreut oder fehlend. Farbe des Körpers gelb; Fühlerkeule, Clypeus und zuweilen Schenkel dunkler. Beine hellgelb. Auf dem ersten Abdominal- segment oben an seinem Hinterrande eine dunkle Querbinde. Länge 2,5—3 mm. Von Herrn N. BoGOJAWLENskY auf dem Pamir beim Iskanderkul 1901 gefunden und mir durch den Privatdocenten der Moskauer Universität Herrn G. KosuEewxıkow zur Bestimmung übermittelt. Diese Art ist wahrscheinlich in die Nähe des Leptoth. nitens Em. und Leptoth. satunini m. zu stellen. 480 M. Ruzsky, Cardiocondyla koshewnikovi n. Sp. Yu. 8 dieser Art sind mir durch Herrn L. BErG zugegangen. 3. Oberkiefer mit 5 kurzen und stumpfen Zähnchen versehen. Kiefertaster 5gliedrig; Lippentaster 3gliedrig. Clypeus in der Mitte gewölbt mit feinen Längsrunzeln, sein vorderer Rand oval gerundet mit tiefen Eindrücken an der Seite unterhalb der Fühlereinlenkung;; diese Eindrücke vereinigen sich mit den Fühlergrübchen Stirnfeld vertieft, fein gerunzelt, schwach glänzend. Kopf rechteckig, ganz vorn ein wenig verengt. am Hinterrande mit geringer Ausrandung, mit fast parallelen Seiten und stark gerundeten Hinterecken. Stirn- leisten klein, über die Fühlereinlenkung erhaben, nach aussen ge- bogen und hinten ein wenig divergirend. Oberfläche des Kopfes mit unregelmässigen Längsrunzeln bedeckt, die theilweise Netze bilden, ausserdem mit hellen Härchen, die an den Seiten in der Längsrichtung, auf dem Scheitel in der Quer- richtung anliegend sind. Stirnleisten von einander entfernter als vom Kopfrande. Fühlerschaft kurz, erreicht nicht den Hinterrand des Kopfes. Keule 3gliedrig; das letzte Glied fast ebenso lang wie die 4 vorhergehenden. Thorax mit tiefer Einschnürung zwischen Meso- und Metanotum, nicht glänzend (wie der Kopf), mit Längsrunzeln, die auf der Ober- fläche feiner, an den Seiten gröber sind. Metanotum mit scharfen, kurzen Zähnchen, die kürzer sind als ihr Abstand von einander. Basalfläche des Metanotums gewölbt und runzlig, abschüssige Fläche glatt, glänzend, sehr fein genetzt. Erstes Stielchenglied verlängert (ein wenig länger als das zweite), in der Vorderhälfte dünn cylindrisch, an der Hinterhälfte mit einem erhöhten Knoten, der oben länglich oval mit geradem Hinterrande, am Grunde erweitert, nach der Spitze hin conisch ver- enet und stumpf zugerundet ist. Knötchen höher als breit, auch höher als das zweite Glied. Zweites Glied breit, fast gleich der Breite des Vorderrandes des Hinterleibes, an den Seiten stark ge- rundet; Vorderrand oval zugerundet, Hinterrand gerade. Oben ist das zweite Glied gewölbt, von vorn nach hinten allmählich verengt, fast doppelt so breit wie lang und auch doppelt so breit wie das erste Glied. Beide Glieder gleich lang. Erstes Stielchenglied oben gerunzelt und mit kleinen grübchenförmig vertieften Punkten besetzt. Neue Ameisen aus Russland. 481 Zweites Glied, ebenso der Hinterleib, oben glänzend mit eben solchen Punkten an Stellen, wo die Härchen entspringen. Der ganze Körper mit anliegender weisslicher Behaarung, ohne abstehende Härchen. Färbung dunkelbraun, mit braunen oder hellbraunen Fühlern, Oberkiefern, Tibien und Tarsen. Länge 2—2,7 mm. 2. Clypeus wie beim 8, mit Längsrunzeln bedeckt; zwischen denselben sehr zerstreute Grübchen. ÖOberkiefer mit eben solchen Grübchen. Auf dem Kopfe zieht sich vom Stirnfelde eine erhöhte Leiste über die Mitte der Stirn zum vordern Punktauge hin. Ober- fläche des Kopfes matt, fein gerunzelt mit Haargrübchen, aus denen weissliche anliegende Härchen entspringen. Thorax matt, fein gerunzelt, mit feiner Punktirung und anliegend behaart. Scutellum mit Längsrunzeln an den Rändern. Metanotum längsrunzlig, mit grossen Zähnchen, deren Höhe geringer ist als ihre Breite an der Basis. Abschüssige Fläche glatt, glänzend. Hinter- leib glatt, nicht glänzend, mit kleinen vertieften Punkten besetzt, mit dichter anliegender Behaarung. Erstes Stielchenglied dünn, eylindrisch in der Vorderhälfte, hinten stark aufsteigend und ver- breitert, oben oval und stumpf gerundet. Zweites Gliedchen niedriger, sehr breit und in der Querrichtung verbreitert, in dieser Richtung doppelt so breit wie das erste und fast so breit wie der Vorderrand des Hinterleibes; Vorderrand des zweiten Gliedes ein wenig ausgebuchtet, Hinterrand gerade, Seitenränder eckig zerundet. Farbe rothbraun mit dunkelbraunem Hinterleibe. Beine braun. Fühlerkeule dunkel braun. Länge 3—3,5 mm. Gefunden an den Ufern des Aralsees und der Mündung des Syr-Darja. Tetramorium caespitum L. var. reticeuliventre n. var. Arbeiter dieser Form zeichnen sich durch einen elänzenden Körper und sehr geglättete Sculptur aus. Kopf oben glatt, jedoch mit feinen, weitläufigen Längsrunzeln auf der Stirn zwischen den kurzen Stirnleisten, auf dem Stirnfelde und den Wangen. Thorax fein netzig eerunzelt mit kleinen Längsfalten an den Seiten, oder auch oben (auf dem Rücken) fast glatt, besonders auf dem Pronotum und Mesonotum; Metanotum immer fein netzig gerunzelt mit gut 482 M. Ruzsky, entwickelten Dornen. Hinterleib glänzend mit sehr feiner, zarter, netzmaschiger Sculptur. Stielchenglieder oben glatt, an den Seiten schwach gerunzelt. Behaarung gering. Schultern leicht gerundet; Einschnürung zwischen Meso- und Metanotum schwach ausgesprochen. Farbe dunkelbraun; Oberkiefer, Fühlerschaft und Beine braun, Fühlergeissel und Tarsen hellbraun. Länge 2,5—3 mm. Bildet gleichfalls Uebergänge zu Tetram. caespitum typicum und Tetram. inerme MAYR. Fundorte: Vorgebirge Isendy am Aralsee, auf lehmigem Sand- boden; Kasalinsk, in Häusern (H. L. Bere, 1900 —1901). Neue Ameisen aus Russland. 483 Myrmoxenus gordiagint. Fig. F. 484 M. Ruzsky, Neue Ameisen aus Russland. Erklärung der Abbildungen. Myrmoxenus gordiagini. Fig. 1. Stielchen des Weibchens. Fig. 2. Stielchen des Männchens, Fig. 3. Profil des Thorax und Stielchens des Arbeiters. Fig. 4. Profil des Weibchens. Fig. 5. Vorderflügel des Weibchens. Fig. 6. Hypogium des Männchens. Fig. 7. Fühler des Arbeiters. Fig. 8. Oberkiefer des Arbeiters. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdr.), Naumburg a,S. Die Paramphistomiden der Säugethiere, Von Dr. F. Fischoeder, Kgl. Kreisthierarzt zu Königsberg i. Pr. (Aus dem Zoologischen Museum zu Königsberg i. Pr.) Hierzu Tafel 20-31 und 17 Abbildungen im Text. Einleitung. Im Februar 1900 beauftragte mich Herr Professor Braun mit der Section eines im hiesigen Thiergarten verstorbenen und dem hiesigen Zoologischen Museum überwiesenen Dos kerabau, welcher im October 1898 von der Insel Ceylon importirt worden war. Im Pansen dieses Thieres fand ich nicht weniger als 8 verschiedene, darunter 5 neue Amphistomidenarten. Dieser Fund sowie das häufige Vorkommen des Amphistomum conicum im Pansen der im hiesigen Schlachthofe geschlachteten Rinder gab mir Veranlassung, mich mit dem anatomischen Bau der Amphistomiden näher zu be- schäftigen, und mein hochverehrter Lehrer Herr Professor Braun hatte dann die Freundlichkeit, mir ein umfangreiches Material aus den Museen zu Berlin, Hamburg, Königsberg, München (von Sır- BoLp’sche Helminthensammlung) und Wien sowie aus der Privat- sammlung von Herrn Professor SrossicH-Triest zwecks einer Re- vision der Säugethier-Amphistomiden zu überlassen. Ebenso wie den Verwaltungen dieser Museen bin ich auch Herrn Prof. OstErrtac- Berlin zu Dank verpflichtet für Uebersendung des Amphistomiden- Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 32 486 F. FiscHoEDERr, materials des Hygienischen Instituts der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin. Schliesslich wurden mir auch mehrere theils von Herrn Prof. Braun, theils vom Herrn Privatdocenten Dr. Lüne gefertigte Schnittserien gütigst zur Verfügung gestellt. Das frisch gesammelte Material wurde theils mit Pikrin-Essig- säure, theils mit Sublimat conservirt. Die Untersuchung selbst be- stand zunächst in der Durchmusterung des gesammten Materials an Totalpräparaten nach Aufhellung derselben in Kreosot. Hier- bei hat sich die Färbung der Totalpräparate mit Parakarmin als ganz ausgezeichnet erwiesen. Die Thiere wurden 1—2 Stunden der Einwirkung des Farbstoffes ausgesetzt und dann mindestens 24 Stunden mit 70°, Alkohol unter Zusatz von 3—5°/, Chlor- aluminium ausgewaschen. Nur in wenigen Fällen, und zwar nur bei schlecht conservirtem, altem und sehr hartem Material ist es mir nicht gelungen, auf diese Weise eine zufriedenstellende Differen- zirung zu erreichen. Für diese Zwecke hat sich die Sublimat- conservirung nicht bewährt, um so besser dagegen die Conservirung mit Pikrin-Essigsäure. Nach Sichtung des Materials wurden behufs genauerer Ermitt- lung der Topographie und zum Theil auch des feinern Baues ein- zelner Organe fast von jeder Art und dort, wo es die Menge des vorhandenen Materials gestattete, fast aus jedem Glase mindestens je eine Sagittal- und womöglich auch eine Querschnittserie (15—20 u dick) angefertigt. In einzelnen Fällen standen jedoch die Vertreter mancher und zwar meist neuer Arten nur in so geringer Anzahl zur Verfügung, dass leider von der Anfertigung von Schnittserien Ab- stand genommen werden musste. Sämmtliche der Arbeit beigefügte Abbildungen sind mit Hülfe eines Zeichenapparats von Frl. M. GeBAvErR nach meinen Vorlagen und Angaben angefertigt. Behufs Herstellung von Seitenansichten wurde das Thier meist dicht neben der Medianlinie durchschnitten und die grössere Hälfte von der Schnittfläche aus abgebildet, wobei es jedoch der Vollständigkeit wegen häufiger angezeigt erschien, auch einige in der andern Hälfte verbliebene Organe mit hinein zu tragen. Die Flächenansichten sind mit Ausnahme der Gastrothylax- Arten sämmtlich von der Bauchfläche aufgenommen. Bei den letzt genannten Arten schien es jedoch, weil die Organe nahe an der kückenfläche gelegen sind, vortheilhafter, Rückenansichten anzu- fertigen, vorher aber behufs Erzielung einer grössern Durchsichtig- keit die ventrale Wandung der Bauchtasche zu entfernen. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 487 An dieser Stelle sei es mir gestattet, in erster Linie meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. M. Braun meinen ehrerbietig- sten Dank auszusprechen für die Ueberlassung des umfangreichen und werthvollen Materials, für die gestattete Benutzung seiner reich- haltigen Privatbibliothek und handschriftlicher Aufzeichnungen sowie für das rege Interesse und die stets bereitwilligste Unter- stützung, die er*mir während meiner Arbeit zu Theil werden liess. Gleichzeitig danke ich den Vorständen der oben erwähnten Samm- lungen für Ueberlassung eines Materials, das in gleichem Umfange keinem Autor zur Verfügung gestanden hat; endlich unterlasse ich nicht hervorzuheben, dass ich auch Herrn Privatdocent Dr. Lüne für die mannigfachen Anregungen und praktischen Rathschläge, mit welchen er mich während meiner Arbeit in stets bereitwilligster Weise im hohen Maasse unterstützt hat, zu grossem Danke ver- pflichtet bin. I. System. Das Genus Amphistoma ist von RupoLpHı im Jahre 1801 als Umtaufung der Gattung Strigea Asıune. 1790 aufgestellt worden für „Würmer“, welche an beiden Enden eine Oeffnung hatten. Im Jahre 1809 hat nun RupoLrHı von dem ZepEr’schen Genus Monostoma einige Arten abgetrennt und sie ebenfalls in seine Gattung Amphi- stoma eingereiht. Innerhalb dieser Gattung unterscheidet er 2 Unter- abtheilungen, von denen die eine „capite discreto* 6 Arten, und. die andere „capite continuo“ 3 Arten umfasst. Die erst genannte Unter- abtheilung trennt Nırsch (1819) von der Gattung Amphistoma ab und bildet für sie die neue Gattung Holostomum, während er für die Unterabtheilung „capite continuo*“ den Genusnamen Amphisto-ma in Amphisto-mum umwandelt und dahin charakterisirt: „Kleine Saugwürmer mit drehrundem oder etwas flachgedrücktem nach vorn stets schmälerm, hinten breiterm, weicherm Körper, welcher vorn ein kleines Maul, hinten aber eine mehr oder minder ausgehöhlte veränderliche Sauggrube haben“. Während Westrkums noch die Ruporrar'sche Eintheilung beibehält, erkennt Diesing (1835) die Nırsc#’sche Abtrennung der Gattung Holostomum an, glaubt aber aus den „eigentlichen Amphistomen“ noch 2 Arten, nämlich Amph. subelavatum und ungwiculatum „als nicht hierher gehörig“ ausscheiden zu müssen. Für diese beiden Arten bildet er daher die neue Gat- tung Diplodiscus, aus deren Charakteristik hervorzuheben ist: .. . „Acetabulum suetorium terminale aut laterale vaginans aper- 32* 488 F. FıscHoEDer, turam genitalem disciformem!) protrachlem“, zum Unter- schiede von der Gattung Amphistoma, deren „acetabulum suctorium imperforatuwm‘“*) ist. ÖREPLIN erkennt die Nırsch’schen und Dissıs@’schen Abgren- zungen der Gattung Amphistoma an (1839), hält aber den DresinG- schen Diplodiscus ungwieulatus für einen Jugendzustand von Diplo- discus subelavatus. Ausserdem berichtet er (1847) über 2 neue Am- phistomenarten, von denen die eine durch den Besitz einer „sonder- baren“ an der Bauchseite des Thieres gelegenen „Höhle“ ausgezeichnet war, die er als Tasche bezeichnet. Das Thier nennt er daher Amph. erumeniferum;, eine besondere Gattung stellt er jedoch für dasselbe nicht auf. Im Jahre 1876 erhielt Soxsıso aus dem Dick- darme von ägyptischen Pferden Parasiten, die er der Gattung Hemistoma zuzählte und von der er sowohl an LEUCKArRT als auch an COBBOLD Exemplare zur Untersuchung sandte. LEuckArr erkannte sie als eine neue Gattung, welche durch den Besitz eines Kopfzapfens, einer löffelartig ausgehöhlten, mit zitzenförmigen Papillen besetzten Ven- tralfläche und eines kleinen Saugnapfes charakterisirt war, und schlug brieflich den Genusnamen Gastrodiscus mit dem Species- namen polymastos vor. CoBBoLD (1876) dagegen, welcher bei seiner Untersuchung das Vorder- und das Hinterende des Thieres ver- wechselt hatte, hielt es für einen Holostomiden und nannte es Diplostoma aegyptiaca (!), Auf die Mittheilung Leuckarr’s schloss er sich ihm zwar in Bezug auf den Gattungsnamen, nicht jedoch auf den Speciesnamen an und nannte es (1877) Gastrodiscus somsinot. Im Jahre 1882 fand Poırıer im Pansen von Palonia frontalis 2 neue Amphistomenarten, die mit solchen Taschen ausgestattet waren, wie sie CrEpLın bei Amph. erumeniferum beschrieben hatte. Daher sagte PoIRIER: „en presence de deux nouvelles esp£eces offrant ce charactere, je crois devoir le considerer comme generique et je propose de faire rentrer ces amphistomes & poche ventrale dans un nouveau genre, le genre de Gastrothylax.“ Gleichzeitig fand er im Cöcum desselben Thieres eine dritte Amphistomenart, deren Bauchfläche zwar ähnlich wie bei Gastrodiseus polymastos mit Papillen besetzt, jedoch nicht ausgehöhlt, sondern ge- rade abgeflacht war. Poirıer hält diese Art mit der Gattung Gastrodiscus für sehr nahe verwandt, glaubt aber doch schon der lanzettförmigen Körpergestalt wegen für sie eine neue Gattung 1) Im Originaltext nicht gesperrt. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 489 gründen zu müssen, die er FHomalogaster nennt und dahin charak- terisirt: „Ventouse terminale, corps plat, pharynx bilobe.“ Bei dieser Gelegenheit macht Poıkıer noch weitere Vorschläge in Bezug auf die Classification. der Amphistomiden, indem er aus- führt: „Si nous cherchons maintenant la place occupee par nos deux nouveaux genres „dans la famille des Amphistomides, nous voyons que les differents genres peuvent etre r&unis en deux groupes. Le premier renferme les genres Amphistomum et Gastrothylax, est caracterise par un pharynx unilob&, le deuxieme characterise par un pharynx bilob& renferme les genres Diplodiscus, Gastro- discus et Homalogaster“ Als weiteres Charaktermerkmal der letzten Gruppe führt er ferner an, „quwils habitent lintestin de leur höte, tandis que les autres Amphistomides habitent en general l’estomac au moins chez les mammiferes“. Diesem Vorschlage sind auch MoxticerLı (1888 p. 105) und Braun (1889/93 p. 904) gefolgt. Dagegen bildet Sonsıno (1895) eine neue Gattung, die er Pseudodiscus nennt und dahin charakterisirt: Corpo allungato convesso pianeggiante, senza manico anteriore dis- tinto; Ventosa posteriore subterminale piccola.“ Er rechnet hierzu in erster Linie Amph. hawkesü Coss. 1875, Amph. collinsi 1875 und andere diesen äusserlich ähnliche Arten, welche CogsosD zwar als neue Arten aufgestellt, jedoch nur in Bezug auf ihre äussern Form- verhältnisse beschrieben hat. Im Gegensatz zu PoIRIER, MONTICELLI und Braun macht Soxsıno nun den Vorschlag, die Amphistomidae Moxric. nicht nach dem Vorhandensein oder Fehlen der Pharyngeal- taschen, sondern nach der Anzahl der Hoden in 2 Gruppen zu theilen und die weitere Eintheilung der mit 2 Hoden ausgestatteten Gruppe von der äussern Körperform abhängig zu machen, wie sie von der Form des Kegels in die der Scheibe und dann in die mehr complicirte Bauchtasche übergeht. Er bringt daher in der Gruppe „con uno testicolo*“ die Gattung Diplodiscus und in der Gruppe „con due testicoli*“ die andern Gattungen in folgender Reihenfolge unter: Amphistomum e. p. Pseudodiscus, Homalogaster, Gastrodiscus, Gastrothylax. Ohne auf die der Gattung Diplodiseus angewiesene Sonderstellung näher einzugehen, will ich dem Vorschlage Soxsıno’s nur entgegen halten, dass ein lediglich auf Grund der äussern Formverhältnisse aufgebautes System kaum Anspruch auf Anerkennung machen darf. Ebenso sind die Arten, für welche er seine neue Gattung Pseudo- 490 F. FıscHorDer, discus begründet, ihrem innern Baue nach gar nicht bekannt, so dass sie als Species inquirendae angesehen werden müssen. Die Eintheilung nach dem Vorschlage von Poırrzr (1882—83), dem auch Monrickrur (1888) und Braun (1889—93) gefolgt sind, wird daher als die gegenwärtig beste beizubehalten sein. Es liegt um so weniger ein Grund vor, sie zu verwerfen, als es noch eine ganze Reihe weiterer Charaktere giebt, durch welche sich die mit Pharyngealtaschen ausgestattete Gruppe von der ohne Pharyngeal- taschen unterscheidet. In Bezug auf den Namen Amphistomum will ich jedoch, wie schon geschehen (1901), nochmals darauf hinweisen, dass der Name Amphistoma von Rupouruı (1801) als neue Bezeichnung für die Gat- tung Strigea Asınpe. 1790 eingeführt worden ist. Der Name Ampki- stoma kommt daher nach dem Prioritätsgesetz als synonym zu Strigea in Fortfall. Die ursprünglich einzige und also auch typische Art der Gattung Strigea Asınna. 1790 (= Amphistoma Ru». 1801) war Planaria strigis GOEZE 1782 — Amphistoma macrocephalum Ru». 1809 — Holostomum macrocephalum NiırschH. 1819). Wenn daher der Name S£rigea wieder zur Geltung gebracht werden soll, so darf er nur für die heutige Gattung Holostomum weitergeführt werden, während die heutige Gattung Amphistomum einen andern Namen er- halten muss. Ich habe (in: Zool. Anz. 1900, V.24, p.367) den Namen Paramphistomum vorgeschlagen und, die Eintheilung nach dem Fehlen oder Vorhandensein der Pharyngealtaschen beibehaltend, in der Fam. Paramphistomidae Fıscuhpr. (— Amphistomidae Moxrıc. 1888) die Unterfamilien Paramphistominae und Oladorchinae FISCHDR. unterschieden. In diesen beiden Unterfamilien lassen sich die be- kannten Formen (ef. S. 492—495) unterbringen. II. Allgemeines über die Paramphistomiden der Säugethiere. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich die Eigenthümlich- keiten der Säugethier-Paramphistomiden zunächst kurz vorausschicken, muss jedoch gleich bemerken, dass die Gattung Dalanorchis von den übrigen Paramphistomiden in mancher Hinsicht so sehr abweicht, dass die hier folgenden Angaben auf diese Gattung nicht in allen Punkten bezogen werden können. Die Säugethier-Paramphistomiden sind meist grosse (3—20 mm), ventralwärts gekrümmte oder gerade gestreckte Thiere von fast rundem oder schwach dorsoventral abgeflachtem Querschnitt. An Die Paramphistomiden der Säugethiere. 491 dem verjüngten Vorderende befindet sich die terminale Mundöffnung, während an dem stärkern, meist abgerundeten Hinterende der Saug- napf gelegen ist. An der Cuticula fehlen Stacheln, Schuppen oder del. Dagegen finden sich häufiger warzenartige Hervorragungen an der Bauchfläche oder im Saugnapfe und in der Regel auch feine als Sinnesorgane (BRAnDEs 1898) aufzufassende Papillen am vordern Körperpole, welche die Mundöffnung in beträchtlicher Anzahl um- geben. Die Mundöffnung führt in den Hohlraum des musculösen Pharynx, welcher entweder einfach, kuglig oder oval ist oder Ausstülpungen oder auch taschenartige Anhänge besitzt, auf welche sich die Muskel- wandung des Pharynx fortsetzt. Aus letzterm entspringt der meist dorsalwärts nach hinten gekrümmte Oesophagus, welcher in der Regel dünnwandig ist, bei einigen Arten jedoch unmittelbar vor der Gabelungsstelle entweder eine ovale, bulbusartige Auftreibung oder nur eine weniger scharf abgegrenzte Verdickung zeigt, welche durch eine Verdickung der Wandungsmusculatur bedingt wird. In seinem ganzen Verlaufe ist der Oesophagus von dicht an einander ge- lagerten, stark granulirten Zellen umgeben, die gewöhnlich als Speicheldrüsen aufgefasst werden. Nach meist kurzem Verlaufe theilt sich der Oesophagus in der Regel schon im vordern Körper- drittel in der Nähe der Dorsalfläche in die beiden Darmschenkel. Letztere sind einfach, ohne Anhänge und treten entweder in querer oder recht- bezw. spitzwinkliger Richtung aus einander, um zu beiden Seiten des Thieres, und zwar ungefähr parallel zu den Seitenrändern des Körpers, unter mehr oder weniger starken Schlängelungen nach hinten zu verlaufen und in der Höhe des Grundes des Saugnapfes, selten kurz vor oder erst hinter dem Saugnapfe blind zu endigen. Nur bei einigen Arten der Gattung Gastrothylax reichen die Darm- schenkel nur wenig über die vordere Körperhälfte hinaus, und bei G. elongatus verlaufen sie nicht an den Seitenflächen, sondern an der Rückenfläche des Thieres, dicht neben der Medianlinie. Die Excretionsblase liegt vor dem Saugnapfe mehr oder weniger dicht an der Rückenfläche. Der aus ihr hervorgehende Excretions- canal mündet am hintern Körperende in der Mittellinie der Rücken- fläche nach aussen. Bei einigen Arten der Gattung Paramphistomum, bei welchen der Excretionsporus weiter nach vorn, etwa bis in den vordern Theil der hintern Körperhälfte, verschoben ist, kommt eine Kreuzung zwischen der Excretionsblase und dem Laurzr’schen Canal zu Stande. 499 l. FISCHORDER, I. Subfam.: Paramphis Pharyngealtaschen fehlen, Hoden gelappt, seltener fast glatt, Cirrusbeutel 8 wege Bau fehlt Pharynx einfach, ohne Ausstülpungen Genus Paramphistomam Mündung des Laurzr’schem Canals in der Medianlinie seitlich | hinter dem Exeretionsporus Kreuzung zwischen Laurur’schem Canal | und Exeretionsblase Hoden fein gelappt; Dotterstöcke vorhanden | nicht vorhanden reichlich entwickelt, die Gruppen unrege mässig zerstreut. Pars musculosa Mündung des Laursur’schen Canals sehr kräftig. hinter | vor dem Excretionsporus Oesophagus kürzer länger Hoden als MN Pharynx a last grob gelappt glatt Dotterstöcke Körperlänge reichlich entwickelt, die Gruppen|schwächer entwickelt, die mm mm mm mm unregrelmässig zerstreut grossen Gruppen mehr 8s—11 6—9 10—15 4—8 regelmässig angeordnet, |kleines|das kleine kelch- | Genital und zwar in der Regel in:| Geni- Geni- jartige Ver- atrium 1 Reihe !2 Reihen] zahl- tal- tal- tiefung, gross, Genitalporus reichen | atrium | atrium | aus deren | trichter vor | in der Höhe | hinter Reihen mit in Grunde förm oder hinter Sphincter| einem sich eine mit der Darmgabelung Darmschenkel P. miero-| 0,7 mm | grosse, fast | scharf kurz, gerade |lang, ge-| bothrium | tiefen |cylindrische, | abge Körperlänge gestreckt schlän- und \vorstreck-| grenz mm | mm mm gelt 1,04 mm |!bare Pa-| Genita 3-8 | 5-12 11—15 breiten | pille er- napf. Oesophagcus Vor- hebt. Genital Durchmesser des Saug- | 2 mal |1’; mal| eben raum | Das kleine | papille napfes so lang wie der Pharynx ver- Genital- lang, a a TEE steckt. atrium kege der Körperlänge. P.bothrio- am förmig Genitalporus phoron | distalen |P. cotyl vor | hinter Ende phorun Körpergestalt der Darmgabelung dieser Pa- hinten abge- |kegel- | fast \ pille. rundet förmig | eylin- | Körperquerschnitt P. calico- ge- |schlan- drisch | rund | dorso- | rund phorum drungen) ker ventral P. lior- |P. cervil P. P. gra- abgre- chis bathy- | cıle flacht cotyle IP, P. di- Va ortho- | erano- | strepto- coelium | coelium | coelium n .. 7 [2 Die Paramphistomiden der Säugethiere, 493 Bent endständig. Bewohner der Vormagen, seltener der Gallen- Species derk äuer. ingwirendae. u | ' Pharyngeal- vorhanden taschen fehlen ) Genus Gastrothylaz Amphistomum \ giganto- | erplo- Querschnitt der Tasche eotyle | nakum dreieckig mit dreieckig mit ventralwärts ge- dorsalwärts ge- richteter Spitze. Vorkommen: riehteter Spitze. Die an der Basis gelegenen Winkel 'M agen| Gal- Letztere gabe )- | von len- B. us nicht getheilt,| gabel- nicht getheilt förmi Hippso- | wege pha- Uterus kreuzt fürmig G. spa- gethei ie. potamus | von no- sich mit dem ge | Hiosus Hoden ‚amphibius Bos sn Vas efferens | theilt, | den Seitenflächen | 'H oden Afrika. | fawrus or ‘ Darm- dicht | nicht ı neben | Die \indieus, OTEO Darm- schenkel anliegend | ..der Haupt- | Gestalt Z, al schenkel | kurz | neben | in ı Median- masse des‘ kegel- ibge- lang’)| kurz G. gre- der Medianebene ı ebene | Körpers | förmig, acht, |Geru- G. | garıus | ‚stellt der‘ Saug- a und, meni-| com- | Darmschenkel Darm-Baugna BEwagE| na nab- fer pres- lang | kurz, 'schen-dar. Der| se sus G. syn-\G. man-\G. cob-\an der | kel | eigent- ron ethes | jeopatns| boldi ‚Büc ken- lang liche | Innerer | | ‚ fläche | ı Körper | Bau | ver- | Kör- | sitzt an | nach | | 1snfens per- der con- | dem | G. elon- länge| vezen | Typus | gatus | 3-6 |Beite des d, Por. | , um Baug- | cervi, / !) Anmerkung. Unter „lang“ ist hier zu verstehen: mindestens bis En vordern Bande der Hoden reichend. | 6. mi- napfes, | | ' nutus nach vorn, | | ‚stark zu-| Cd und Bert | wärts ge-| krümmt, | Pharynx | | | stark | | nuseulös,' Darm- | | 2 re Ein) | | ‚Boden in | | der Mitte‘ | | ds Blickens, | Keim- stock | hinter | dem Hoden. 494 F. FıscHoEDER, II. Subfam.: Olador Zwei Pharyngealtaschen vorhanden. Hoden verästelt. Cirrusbeutel vor | Körper dorsoventral abgeflacht, Saugnapf in der Regel bauchständig, seltener | Bewohner des Darms verschiedener Säuge Krötmierr: einheitlich, nicht getheilt Seitenränder abgerundet scharf Bauchfläche schwach gewölbt Genus Cladorchis. Hoden neben einander Sauenapf bauchständig Oeffnung rund, Körper birnförmig, Pharyngealtaschen gross, Darmschenkel stark geschlängelt. Cirrusbeutel gross, Genitalnapf vor- handen. Subgenus Cladorchis s. str. Höhlung des Saugnapfes glatt mit Ol. pyri- | Papillen formis. besetzt Ol. asper. endständig Oeffnung spalt- förmig, Körper gerade ge- streckt, vorn stark abge- flacht, hinten mehr abge- rundet. Darmschenkel breit, wenig geschlängelt. Uterusfüllt den ganzen Hinter- körper von den Hoden bis zum Saugnapfe aus. Genital- napf vor- handen. Subgenus Tasxorchis Einzige „Art: Taxorchis schistocotyle. | | } hinter einander Körper langgestreckt, vorn verjüngt, hinten abge- rundet. Pharynx mit einem aus 2 scharf begrenzten Ringen bestehendenSphinc- ter ausgestattet. Darm- schenkel wenig geschlän- gelt, der Seitenwandung des Körpers dicht an- liegend. Cirrusbeutel klein. Subgenus Stichorchis. Pharyngealtaschen. äusserlich in der erkennbare | Pharynx- Anhänge. wandung versteckt. Genitalnapf vorhanden | fehlt Dotterstöcke von der | nur in der Darm- hintern gabelung Körper- bis zum hälfte Saugnapf. | St. subtri- St. giganteus.| quetrus. | | | | | eben Genus Chiorchis. Körpermuseulatur kräftig entwickelt. Am Oesophagus vor der Darm- gabelung bulbus- artige Verdickung der Wand- musenlatur. Darm- schenkel gerade gestreckt. Genital- napf fehlt. Hoden aus je vier kreuzweise ge- stellten Aesten bestehend. Am Excretionsporus Sphincter. Einzige Art: Ch. fabaceus in Vorder- und Hin Vorder klein, ceylindrisch scheibenförmig, Bauchfläche löffel- % artig ausgehöhlt. Saugl sehr klein Genus | Gastrodiscus. Genitalöffnung an der Am ol Grenze | Vorder- zwischen | theil Vorder- u. Hinter- theil Papillen an der Bauchfläche des Hintertheils vorhanden fehlend @. aegyp-| G.(?) ho- tiacus. | minis. bheil _ gross, lanzett- ‚förmig; Bauch- Näche flach mit in Längsreihen angeordneten Pa- ‚ pillen besetzt. Genus Homologaster., Um die Mund- ' Öffnung fingerförmige Papillen fehlen vor- | handen Hoden jeder anschei- '-nend in 2 Theile : \getheilt H. poi- rieri. Die Paramphistomiden der Säugethiere. Species inquirendae (Oladorchin Körper dorsoventral abgeflacht. bauchständig. Farbe im frischen Zustande roth. Bewohner des Darms. ae?) Heimath: Indien. Amphistomum hawkesi | col- | stan- | orna- |papilla- linsi | leyi tum tum Wirthe Elephant Pferd | Elephant Körperlänge mm | mm | mm | mm mm Or er | 10 6—7 6—7 Körperbreite mm mm | mm mm | mm 5 | 6 4—5 | 4-5 Körperanhänge fehlen. vorhanden an der | in der 2 Pharyngealtaschen. Bauch- | Höh- Darmschenkel bis zum | fläche | lung Saugnapf reichend. |2 nach | des Hoden 2 (4?!), vorm |, Saug- Keimstock und Schalen- |spitz zu-, napfes drüse vor dem Saug- | Sam- Pa- napfe (Amph. hawk.). | Men- pillen. laufende! Falten. auch für identisch Amph. collinsiü var. stanleyr. nicht abgeneigt Amph. collinsi auch für eine kleine Ab- art von Amph. hawkesi zu halten, so dass Amph. hawkesi, collinsi und stanleyi identisch wären. Saugnapf Amphi- stomum emargi- natum tuber-| Vor- cula- k om- tum men: en von { veti- Rind | pithe- eus tri- virgatus mm | Brasilien. ? Die runde Oeffnung des bauch- mm |ständigen ? Saug- napfes hinten 2 ausge- randet. ? Anmerkung: Cossorn (1875) hält Amph. stanleyi für eine grosse Abart von Amph. collinsi, später (1879) mit Amph. hawkest; Schliesslich (1882) ist er er nennt es: 495 Genus Amphi- Balanorchis. | stomum lu- nabum. 2 Pharyn- geal- Körper ab- taschen. geflacht, Hoden Ränder glatt, eichel-scharf. Am förmig, dieht) hintern vor dem | Rande des Saugnapfe bauch- neben einander. ständigen, Cirrus- kegel- beutel vor-| förmigen handen. Saugnapfes Genital- | waulst- papille |artiger An- fehlt. | hang. Keimstock und Mund- Schalendrüse | öffnung dorsal vor den sub- Hoden. Uterus terminal. kurz. Dotter--, Hoden stocksfollikel hinter zu kugligen | einander. in jeeinerReihe Keimstock angeordneten | hinter den Gruppen ver- | Hoden. einigt. Ins Vor- Vor- kommen: kommen: Cervus Pansen und | dicho- Haube von | tomaus(?) Cervus dicho- Brasilien. tomus Wahr- Brasilien. | scheinlich Einzige nur bei Art: Vögeln (Anas). B.anastrophus. 496 F. FiscHoEDER, Eine grosse Uebereinstimmung zeigen die Paramphistomiden in Bezug auf die Genitalorgane, doch will ich hier gleich hervorheben, dass die Gattung Gasthrothylax in Folge der Bauchtasche in so fern eine Abweichung zeigt, als die Genitaldrüsen, sowohl die männlichen als auch die weiblichen, dicht vor dem Saugnapfe gelegen sind und daher die nächst folgenden, das Lageverhältniss der Genitalorgane betreffenden Angaben, auf die Gattung Gastrothylax nicht bezogen werden dürfen. Der Genitalporus liegt in der Mittellinie der Bauchfläche mehr oder weniger weit von der Mundöffnung entfernt, jedoch in der Regel noch im ersten Körperdrittel. Er führt in ein Genitalatrium, dessen Form und Grösse nicht nur bei den einzelnen Gattungen, sondern auch bei den einzelnen Arten derselben Gattung sehr verschieden gestaltet ist. Es kann auch durch eine mehr oder weniger hohe Ringfalte entweder in zwei annähernd gleiche (z. B. bei Paramphist. streptocoelium, Stephano- pharynz compactus) Abtheilungen getheilt sein oder auch wie bei Paramphistomum bothriophoron und Gastrothylax synethes in einen grossen distalen und einen verhältnissmässig sehr kleinen proximalen Hohlraum zerfallen. Am Grunde des Atriums erhebt sich die meist conische Genitalpapille, welche bei den beiden letzt genannten Arten in dem zweiten kleinern Hohlraum versteckt liest. Im Gegensatze zu Brumgere (1871) und Branpes (1898) habe ich bei sämmtlichen von mir untersuchten Arten gefunden, dass die Endabschnitte des männ- lichen und des weiblichen Ausführungscanals, der Ductus ejaculatorius und das Metraterm, nach ihrem Eintritt in die Genitalpapille zu einem gemeinschaftlichen Ausführungscanale, dem Ductus hermaphroditicus, sich vereinigen, welcher auf der Spitze der Genital- papille ausmündet. Indessen habe ich in vereinzelten Fällen auch beobachten können, dass der Ductus ejaculatorius und das Metaterm bis an die äusserste Spitze der Genitalpapille von einander völlig isolirt verliefen und auch von einander getrennt ausmündeten. Da die Papille aber in solchen Fällen weit vorgestreckt war, so geht daraus hervor, dass der Ductus hermaphroditicus nach Art eines Cirrus wie ein Handschuhfinger bei vorgestreckter Papille umgestülpt werden kann. Die Hoden sind stets in der Zweizahl!) vorhanden und liegen 1) Lewis u. Mac ConnEL beschreiben zwar bei Amph. hominis (1876) nur einen Hoden, und Orro (1896) hat bei Amph. gigantocotyle auch nur einen Hoden bemerkt, doch können diese Angaben, da diese beiden Arten noch nicht genau untersucht sind, vorläufig ausser Acht gelassen werden. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 497 — mit Ausnahme von der Gattung Gastrothylax — etwa im mittlern Körperdrittel, an der Bauchfläche des Thieres, neben oder hinter einander. Sie sind entweder schwach gekerbt, gelappt oder ver- ästelt. Die aus’ ihnen entspringenden Vasa efferentia vereinigen sich zum Vas deferens. Der Anfangstheil des letztern ist stark erweitert, dünnwandig und verläuft stark geschlängelt (Vesicula seminalis). In seinem weitern Verlaufe zeigt er jedoch bei den einzelnen Gat- tungen sehr grosse Differenzen, auf welche ich erst später zurück- kommen werde. Hier will ich nur aufführen, dass der aus der Vesicula seminalis hervorgehende Abschnitt des Vas deferens ent- weder stark musculöse Wandungen besitzt oder in einem musculösen Sacke — Cirrusbeutel — eingeschlossen ist und dass er in seinem weitern Verlaufe ausser bei Gastrodisceus aegyptiacus von stark granulirten Zellen, die als Prostata bezeichnet werden, umgeben ist. Die in der Regel reich entwickelten Dotterstöcke liegen zu beiden Seiten des Thieres und dehnen sich auch mit wenigen Aus- nahmen mehr oder weniger weit auf die Bauch- und Rückenfläche aus. Die aus ihnen hervorgehenden queren Dottergänge vereinigen sich zu einem Dotterreservoir, welches hinter der Schalendrüse ge- legen ist. Der kuglige oder ovale Keimstock liegt hinter den Hoden in unmittelbarer Nähe des Saugnapfes, niemals in der Mittellinie des Körpers, sondern stets mehr oder weniger von derselben entfernt, bald der Bauch-, bald der Rückenfläche mehr genähert. Aus seinem dorsalen Pole geht der Keimgang hervor, welcher einen dorsalwärts geschlossenen Bogen beschreibend in die stets median vom Keim- stock und in der Regel auch etwas hinter demselben gelegene, meist ovale Schalendrüse tritt. Der Laurer’sche Canal ist stets vor- handen. Er entspringt aus dem Keimgange kurz vor seinem Ein- tritt in die Schalendrüse und strebt in der Regel nur sehr wenig geschlängelt der Rückenfläche zu, um vor oder hinter dem Ex- cretionsporus und in der Regel auch in der Medianlinie der Rücken- fläche, seltener neben derselben, auszumünden. Wie schon erwähnt, kreuzt er sich in seinem Verlaufe, so fern seine Ausmündungsstelle hinter dem Exeretionsporus liegt, mit der Excretionsblase. Ein Re- ceptaculum seminis fehlt. Kurz hinter der Ursprungsstelle des Laurer’schen Canals mündet in den Keimgang der aus dem Dotter- reservoir hervorgehende gemeinschaftliche Dottergang, welcher den 498 F. FIscHOEDER, Anfangstheil der Schalendrüse an ihrer hintern Fläche durchbohrt. Der Uterus tritt aus dem ventralen Pole der Schalendrüse hervor, macht zunächst einige hinter dem hintern Hoden gelegene und mehr oder weniger dicht an die Ventralfläche des Thieres reichende Win- dungen und verläuft dann an der Dorsalfläche nach vorn, um zu- nächst zwischen den beiden Vasa efferentia kurz vor ihrer Ver- einigungsstelle und dann zwischen dem Vas deferens und dem vordern Hoden an die Ventralfläche zu treten und endlich mehr oder weniger stark geschlängelt zur Genitalpapille zu verlaufen. Nur bei der Untergattung Taxorchis und, wie wiederholt hervorgehoben, auch bei der Gattung Gastrothylax, ist der Verlauf des Uterus ein ganz anderer, worauf ich noch später zurückkommen werde. Die geographische Verbreitung der Paramphistomiden erstreckt sich auf alle 5 Erdtheile. Am häufigsten und zahlreichsten kommen sie in den Vormagen, seltner in den Gallenwegen der Wiederkäuer vor, doch werden sie auch im Magen und in den Därmen, besonders in den Dickdärmen von andern Hufthieren, Walen, Elephanten, Nagethieren, Affen und Menschen angetroffen. Uebersicht über das Vorkommen der Paramphistomiden. A. Nach den Parasiten geordnet. Lfd. a RE pre Befallenes { ot Parasit Wirth Organ Heimath I. Paramphistominae. A. Genus Paramphistomum. 1. P. bothriophoron Bos taurus indieus Magen Madagascar. 2. P. bathycotyle bos kerabau Pansen Öeylon. 3. P. calicophorum Bos taurus Pansen Ost-Afrika, Capland, Queensland. Ovis aries (?) Pansen (Berl. Samml. No. F. 659) 4. P. cervi Bos taurus Pansen und Europa. Haube Bos urus Pansen und Europa. (= Bison ewropaeus) Haube Bos bubalus Pansen und Aegypten (Looss u. Haube Orro 1896). Japan (?) (JENZON 1894). Nord-Afrika(?) (Leu- CKART 1886). Australien (?) (ZüRN 1882 Indien (2) (GIARD U. Birzer 1892). a Parasit 5. P. cotylophorum 6. P. dieranocoelium =] . P. gracile ['e) . P.liorchis s P. mierobothrium 10. P. orthocoelium 11. P. streptocoehum 12. St. compactus 13. @. cobboldi 14. @. compressus 15. @. erumenifer 16. @. elongatus 17. @. gregarius 18. G@. mancupatus Wirth Cervus elaphus Cervus capreolus Cervus alces Cervus dama Ovis aries Capra hircus Bos taurus Bos taurus indieus Bos taurus indieus Bos kerabau Portax tragocamelus Cervus campestris ©. dichotomus Ü©. mexicanus C. namby C. rufus ©. simplieicornis Antilope dorcas Bos kerabau Bos kerabau | Die Paramphistomiden der Säugethiere. Befallenes Organ Pansen und Haube Pansen und Haube Pansen und Haube Pansen Pansen Pansen Pansen, Darm (?) Pansen Pansen Pansen Stirnhöhle (!) Pansen und Haube a u Pansen Pansen Pansen B. Genus Stephanopharynx. Bos tauwrus Pansen C. Genus G@astrothylax. Bos taurus Bos kerabau Palonia frontalis Bos taurus indieus Bos taurus indieus Bos kerabau Bos taurus Bos kerabau Anoa depressicornis Palonia frontalis Bos tauwrus Bos bubalus Bos taurus Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen Pansen (Darm ?) 499 Heimath Europa. Europa. Europa. Europa. Europa. Europa. Ost-Afrika. Ost-Afrika. Hyg. Inst. d. Thier- ärztl. Hochschule zu Berlin, No. G. 280. Ceylon. Samml. v. Stossıch, Triest. Brasilien. Wiener Sammlung No. 933 und Hyg. Inst. d.Thierärztl. Hochschule zu Berlin No. G. 282. Ceylon. Ceylon. Afrika. China. Java. Ceylon. Wiener Samm1.1847, IBere Calecutta. Ceylon. Ceylon. Ceylon. Berliner Sammlung 1099 1 Javanı\ Ost-Afrika. Aegypten. Öst-Afrika, Nossi-b& bei Mada- gascar. natum 500 F. FiscHoEDER, Lfd. : na Befallenes 3 No. Parasit Wirth Organ Heimath 19. @. minutus Antilope sp., Pansen (?) Kamerun. Tragelaphus seriptus Pansen (?) Kamerun. 20. @. spatiosus Bos taurus Pansen Arabien. 21. @. synethes Bos kerabau Pansen Ceylon. D. Species inquirendae. 22. Amphistomum Hippopotamus Magen Afrika. gigantocotyle amphibius 23. Amphistomum Bos taurus indieus Gallenwege Caleutta. explanatum II. Cladorchinae. A. Genus Cladorchis. A‘. Subgenus Cladorchis s. str. 24. Ol. asper Tapirus americanus _Blinddarm Brasilien. 25. Ol. pyriformis Tapirus americanus Blinddarm Brasilien. A“. Subgenus Taxorchis. 26. T. schistocotyle Dicotyles torquatus Blinddarm Brasilien. A. Subgenus Stichorchis. 27. St. giganteus Dicotyles labiatus Blinddarm Brasilien. j D. torquatus Blinddarm Brasilien. 28. St. subtriquetrus _Castor fiber Dünn- und Europa. Dickdarm B. Genus Chiorchis. 29. Ch. fabaceus Manatus exunguis Dünn- und Brasilien. M. latirostris Dickdarm Nordamerika. Ö©. Genus Gastrodiseus. 30. G. aegyptiacus Equus caballus Drinn- und Aegypten, E. zebra Diekaärn Indien, E. mulus Guadeloupe, h D. Ost-Afrika. 31. @.(?) hominis Homo sapiens Blinddarm Indien, u. Colon (Assam). D. Genus Homologaster. 32. H. paloniae Palonia frontalis Blinddarm Java. 33. H. poirieri Bos taurus Dickdarm Tonkin. E. Species inquirendae (Amphistomum). 34. Amph. collinsi Egqwus caballus Colon Indien. 35. Amph. emargi- Callithrie noctivag« Darmcanal Brasilien. Die Paramphistomiden der Säugethiere. Lfd. No. Parasit 36. Amph. hawkesi 37. Amph. ornatum 38. Amph. papillatum 39. Amph. stanleyi 40. Amph. tubereulatum Bos taurus Befallenes Wirth Oro rgan Elephas indicus Darm Elephas indieus Darm Elephas indicus Darm Eqwus caballus Colon Darm III. Genus Balanorchis. 41. B. anastrophus Cervus dichotomus Faltenmagen IV. 42. Amphistomum lu- Cervus dichotomus (?) natum Anas ipecutiri \ A. himantopus Blinddarm A. melanotus | A. moschata fer. B. Nach den Wirthen geordnet. Lfd. ci anal No. Wirth Parasit 1. Manatus ecungwis 2. Manatus latirostris 3. Tapirus americanus 4. Equus caballus 5. Equus zebra 6. Equus mulus . Dicotyles albirostris . Dicotyles labiatus . Dicotyles torquatus sa 10. Hippopotamus am- phibius 11. Bos taurus Zool. Jahrb. XVII. Abth A. Sirenia. Chiorchis fabaceus Chiorchis fabaceus B. Perissodaetyla. Cladorchis asper \ C. pyriformis f Gastrodiscus aegyptiacus Amphistomum collinsi Amph. stanleyi Gastrodiseus aegyptiacus Gastrodiscus aegyptiacus 0. Artiodactyla. Cladorchis (Stichorchis) giganteus Cladorchis (Stichorchis) giganteus Cladorchis (Stichorchis) Gen Oladorchis (Taxorchis) schisto- cotyle Amphistomum gigantocotyle Paramphistomum calicophorum Paramphistomum_ cervi | Paramphistomum cotylophorum Stephanopharynx compactus . f. Syst. 501 Heimath Indien. Indien. Indien. Indien. Indien. Brasilien Brasilien Befallenes Organ Dünn- und Dick- darm Dünn- und Dick- darm Blinddarm Dünn- und Dick- darm Colon Colon Dünn- und darm Dünn- und darm Dick- Dick- Blinddarm Blinddarm Blinddarm Magen Pansen 12. 13. Wirth . Bos tawrus) Bos taurus indicus Bos kerabau . Bos urus (= Bison europaeus) . (ervus . Vervus . Cervus . Cervus . Cervus . Bos bubalus . Palonia frontalis . Anoa depressicornis . Capra hireus . Ovis aries . Antilope dorcas . Antilope sp. (Kamerun) . Tragelaphus seriptus . Portax tragocamelus . Cervus . Cervus . Cervus . Cervus . Cervus alces campestris capreolus dama dichotomus elaphus mexicanus namby rufus simplieicornis F. FıscHoEDERr, Parasit Befallenes Organ Gastrothylax compressus Gastrothylax cobboldi Gastrothylax elongatus Gastrothylax gregarius Pansen Gastrothylax spatiosus Gastrothylax mancupatus Homalogaster poirieri Dickdarm Amphistomum tubereulatum Darm Paramphistomum bothriophoron Paramphistomum cotylophorum Paramphistomum dieranocoelium\ Pansen Gastrothylax compressus Gastrothylax erumenifer Amphistomum escplanatum Gallenwege Paramphistomum bathycotyle Paramphistomum gracile Paramphistomum orthocoelium Paramphistomum streptocoelium Gastrothylax ee SEuRN Gastrothylax erumenifer Gastrothylax elongatus Gastrothylax synethes er Paramphistomum_ cervi Pansen Paramphistomum cervi IHPAnseR Gastrothylax gregarıus l u cobboldi PSnsen Fastrothylax elongatus J Homalogaster paloniae Blinddarm Gastrothylax elongatus Pansen Paramphistomum cervi Pansen Paramphistomum_ cervi Pansen Paramphistomum miero- Pansen bothrium Gastrothylax minutus Pansen (?) Gastrothylax minutus Pansen (?) Paramphistomum gracile Stirnhöhle (!) Paramphistomum cervi Pansen Paramphistomum liorchis Pansen Paramphistomum_ cervi Pansen Paramphistomum_ cervi Pansen Paramphistomum liorchis Pansen Balanorchis anastrophus Haube Amphistomum lunatum (?) Blinddarm Paramphistomum cervi Pansen Paramphistomum liorchis Pansen Paramphistomum liorchis Haube Paramphistomum liorchis Haube Paramphistomum liorchis Haube a Die Paramphistomiden der Säugethiere. 503 x Wirth Parasit Befallenes Organ D. Proboseidea. 34. Elephas indicus Amphistomum hawkesi Amphistomum ornatum - Darm Amphistomum papillatum E. Glires. 35. Castor fiber Oladorchis (Stichorchis) sub- Dünn- und Dick- triquetrus darm F. Primates. 96. Callithrie noctivaga Amphistomum emarginatum Darm 37. Homo sapiens Gastrodiscus (?) hominis Blinddarm und Colon III. Specieller Theil. I. Unterfamilie Paramphistominae. Paramphistomiden ohne Pharyngealtaschen, Querschnitt des Körpers rundlich oder schwach abgeflacht, Saugnapf end- ständig, Körperoberfläche ohne Anhänge. Outicula 0,022—0,05 mm dick. Hoden gelappt, seltener nur gekerbt, niemals ver- ästelt. Am Vasdeferens stets deutlich zu unterscheiden: Vesi- cula seminalis, Pars musculosa, Pars prostatica und Ductus ejaculatorius. Öirrusbeutel fehlt, Bewohner des Pansens, seltener der Haube und der Gallenwege von Wieder- käuern. A. Genus Paramphistomum (— Amphistoma Run, 1809 e. p.). Körper kegelförmig, ventralwärts gekrümmt, hinten abgerundet, vorn verjüngt. Querschnitt meist fast rund. Farbe der lebenden Thiere gelblich oder schwach röthlich-grau. Cuticula 0,022—0,032 mm dick. Pharynx einfach, ohne Ausstülpungen, kuglig oder oval. Hoden schräg hinter einander ungefähr im mittlern Körperdrittel, der Bauchfläche anliegend; Vesicula seminalis zu einem kugligen oder ovalen Knäuel verschlungen; Dotterstöcke der äussern Körperoberfläche dicht anliegend.. Keimstock und Schalendrüse hinter dem hintern Hoden, dicht vor dem Saugnapfe. Uterus ent- spricht dem im allgemeinen Theile (vel. S. 498) als typisch be- schriebenen Verlaufe. Typische Art: Paraphistomum cervi (ZED.). 504 F. FıiscHoEDER, a) Arten mit Kreuzung von LaAvkrer'schem Canal und Exeretionsblase. Excretionsporus vor der Ausmündungsstelle des Laurer’schen Canals, beide in der Medianlinie. Körperquerschnitt rund. Hoden grob gelappt oder fast glatt. Pars musculosa kurz, gerade verlaufend oder nur wenig geschlängelt, ihre Wandung nur 0,008—0,022 mm dick, fast nur aus Ringmuskelfasern bestehend. Dotterstöcke sehr reich entwickelt, mehr oder weniger weit auf Rücken- und Bauchfläche sich ausdehnend. Dotter- stocksfollikel zu unregelmässig zerstreuten Gruppen von verschiedener Grösse vereinigt. 1. Paramphistomum cervi') (Zen.). (Taf. 20, Fig. 1—5.) 1754. DAUBENTON, Allgemeine Historie der Natur, V. 1, Th. 2, p- 250. 1782. FALK, Unters. der sogen. Viehseuche etc., p. 36 u. 38. 1782. Fasciola hepatica O.F. MÜLLER, Vom Bandwurm des Stichlings u. vom milchigen Plattwurm, in: Naturf., V. 18, p. 37. 1790. Festucaria cervi ZEDER, Beschreibung des Hirschsplitterwurms, in: Schr. Ges. naturf. Frd. Berlin, V. 10, Stück 1, p. 65— 72. 1790. Fasciola cervi SCHRANK, Fort. pä nägr. hitt. obeskrif. Int.-kräk, in: Kgl. Svensk. Vetensk. Akad. Nye Handl., V. 11, p. 123, No. 23. 1791. Fasciola elaphi GMELIN, Syst. nat., ed. 13, pars 6, V.1, p. 3054, N0.07. 1800. Monostoma elaphi ZEDER, Erster Nachtrag z. Naturg. d. Ein- geweidewürmer, p. 150. 1803. Monostoma ceonicum ZEDER, Anl. z. Naturg. d. Eingeweidewürmer, p- 188. 1809. Amphistoma conieum RUDOLPHI, Entoz. hist. nat., V. 2, Ps. 2, p. 21 u. 249, 256. ° 1819. Amphistoma eonicum BUDOLPHI, Entoz. Syn., p. 17 u. 91. 1819. Amphistomum conieum NiTSCH, Artikel Amphistoma, in: ERSCH u. GRUBER, Encyclop., V. 3, p. 398. 1823. Amphistoma conicum WESTRUMB, Beitr. z. Kenntn. d. Gen. Amphist., in. Isis, V. s1,,p2 2500 1) Die erste Beschreibung des Thieres stammt von ZEDER (1790) und zwar unter der Bezeichnung Festucaria cervi. Wenn ZEDER auch später den Speciesnamen in elaphi (1800) und dann wieder in conicum (1803) umgeändert hat, so muss doch nach dem Prioritätsgesetze der erste Speciesname beibehalten werden. u nn Die Paramphistomiden der Säugethiere. 505 1830. Amphistoma conieum LAURER, Disqu. anat. de Amph. con., Inaug. Diss. Gryphiae. 1831. Amphistoma conicum GURLT, Path. Anat. d. Hausthiere, p. 369. 1835. Amphistoma conicum DIESING, Monogr. d. Gatt. Amph., in: Ann. Wien. Mus. Naturg., V. 1, p. 246. 1839. Amphistoma conicum CREPLIN, in: ERSCH u. GRUBER, Encyclop., Nee], ©Eh.r32,,P.0286. 1845. Amphistoma conicum DUJARDIN, Hist. nat. helm., p. 331. 1847. Amphistoma conicum E. BLANCHARD, Rech. sur l’org. des vers, in: Ann. Se.'nat. (3), V. 8, p. 309. 1850. Amphistomum conicum DiESING, Syst. helm., V. 1, p. 401. 1871. Amphistoma conicum BLUMBERG, Ueb. d. Bau der Amph. con, Inaug.-Diss., Dorpat. 1882. Amphıstoma (-um) conieum ZÜRN, Die thierischen Parasiten, p. 220. 1895. Amphistomum conicum RAILLIET, Trait. de Zool., ed. 2, p. 376. 1596. Amphistomum conicum Looss, Faune parasit. de l’Egypte, p. 23. 1896. Amphistomum conicum OTTO, Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amph., in: Deutsch. Zeitschr. Thiermed. pathol. Anat., Inaug.-Diss. Leipzig. 1899. Amphistomum conicum ÖSTERTAG, Handb. d. Fleischbesch., 3. Aufl., p. 412. 1901. Paramphistomum cervi FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz. 1901, V. 24, p. 368. 1902. Paramphistomum cervi FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 11.) Die ersten Angaben nebst Abbildungen über ein Amphistomum, und zwar wahrscheinlich über Amph. conicum RuD., stammen von DAUBENTON (1754). Er hat im ersten und zweiten Magen „aller Ochsen“ Würmer gesehen, welche von den im Magen des Pferdes und Esels vorkommenden (Gastrus egui?) „nicht sehr verschieden“ waren. Sie besassen an jedem Ende je eine Oeffnung, von denen die grössere, am diekern Ende befind- liche, in eine Höhle führte. Mit einem besondern Namen hat DAUBENTON diese Würmer nicht belegt und auch „die Werkzeuge“, die er am dicken Ende unterscheiden konnte, nicht beschrieben. Ebenso wenig thut es Fark (1782), welcher in der Wamme und der Haube von Rindern Würmer gefunden, sie aber für dieselben gehalten hat, wie sie in der Leber und Gallenblase vorkommen. In demselben Jahre (1782) berichtet auch OÖ. F. MÜLLER über Würmer aus der Vorwamme eines Ochsen. Er bezeichnet sie aber direct mit dem längst bekannten Namen Faseciola hepatica. Die erste anatomische Beschreibung des Thieres stammt von ZEDER (1790) °), welcher in den Vormagen des Hirsches eine „unbeschreib- l) Vgl. auch das ausführliche Literaturverzeichniss am Schlusse der Arbeit. 2) In den Literaturverzeichnissen ist fast überall das Jahr 1792 an- gegeben, in welchem der 10. Band der Schriften d. Gesellschaft naturf. Freunde zu Berlin vollständig wurde, so dass das Titelblatt des Gesammt- 506 F. FıscHoEDeR, liche Menge“ von Würmern gefunden und sie als eine neue Art erkannt hat. Er glaubte dieser Art „einen Platz“ in der von SCHRANK begründeten Gattung Festuearia — Splitterwurm anweisen zu müssen und nannte sie Festucaria cerwi mit der Charakteristik: „F. conico ovata, sphinctere amplissimo, ore adsurgente remoto“. Die Arbeit ZEDER’s ist in so fern interessant, als er hier den ersten Versuch machte, das Thier zu präpariren. Bei dieser Methode gelang es ihm auch, eine sehr genaue und eingehende Beschreibung der innern Organe zu geben: Er hat den Saugnapf, die Mundöffnung, die Geschlechtsöffnung, die beiden Hoden, die Darmschenkel, die Dotterstöcke, den Uterus sowie den Keimstock gesehen und als be- sondere Organe beschrieben. Richtig gedeutet hat er jedoch nur den Saugnapf, den er als „Schliessmuskel“ (Sphincter) auffasst. Die Geschlechts- öffnung hält er für die Mundöffnung, den Uterus für den „Verdauungs- canal“, nach dessen „Ausführungsgang gegen den Schliessmuskel“ er jedoch vergebens gesucht hat. Den Keimstock („kugelförmiger Körper“) deutet er als „Abhebemuskel“, und den Pharynx („knorpelfarbiges Spitzende“) als „Anziehmuskel des Saugnapfs“. Keine Erklärung hat er dagegen für die „zween milchweissen rundlichen Flecke“ (Hoden), für die „zween weissen Schläuche mit milchigem Safte“ (Darmschenkel) und für die „dicht- gedrängten Punkte“ (Dotterstöcke) auf beiden Seiten des Körpers. In demselben Jahre berichtet auch SCHRANK (1790) unabhängig von ZEDER über Würmer, die er im Ventriculus von (ervus elaphus gefunden hat. Ohne nähere Beschreibung charakterisirt er sie als „elavata, ore laterali juxta apicem tenwiorem; apice obtusiore perforalo* und nennt sie Fasciola cervi, während GMELIN (1791) das Thier in Fasciola elaphı um- tauft. 10 Jahre später (1800) berichtigt ZEDER seine erste Beschreibung dahin, dass das, was er früher für die Mundöffnung angesehen hatte, das Zeugungsglied sei. Gleichzeitig wendet er sich gegen SCHRANK, indem er nochmals hervorhebt, dass das Thier, da es nicht zwei-, sondern nur einmündig wäre, nicht in die Gattung Fuseiola gehöre, sondern in die Gattung Festuearia — einmündige Trematoden — eingestellt werden müsse, für die er aber jetzt statt Festucaria SCHRANK „wegen der Gleichförmig- keit“ den Gattungsnamen: Monostoma einführt. Auch den Speciesnamen cervi behält er nicht bei, sondern er nimmt die GMELIN’sche Bezeichnung (1791) an und nennt das Thier dem entsprechend Monostoma elaphi. Unter diesem Speciesnamen belässt er es jedoch nur 3 Jahre und tauft es schon im Jahre 1803 in Monostoma conicum um. Bei der Theilung der ZEDER’schen Monostomen stellt Rupoupnı (1809) das Thier in die von ihm schon im Jahre 1801 (in: Zool. Zoot. Arch. V. 2, p. 50, No. 12) begründete Gattung Amphistoma und nennt es Amphistoma coniceum. In der kurzen Beschreibung hat RUDOLPHI jedoch das Vorderende mit dem Hinterende des Thieres !) verwechselt, ein Irrthum, bandes in der That die Jahreszahl 1792 trägt. Die Arbeit von ZEDER ist aber im 1. Stücke enthalten, welcher dem Specialtitel zu Folge bereits im Jahre 1790 erschienen ist. 1) Dieser Irrthum hat auch Bosanus (1817) veranlasst, das Amphisto- mum sublriquelum RuD. für ein Distomum zu halten. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 507 den er auch auf sein Amphistoma subtriquetrum (1814) übertragen, aber später (1819) richtig gestellt hat. Als nun Nırsch (1819) für die Ru- DOLPHT'sche Abtheilung „Amphrstoma capite discreto“ die neue Gattung Holosiomum aufstellte, liess er das Amphistomum conicum, da es zu der Abtheilung „Amphistoma capite continuo“ gehörte, in der alten Gattung Am- phistoma, änderte aber den Gattungsnamen Amphistoma in Amphistomum ab. Nachdem nun inzwischen die Anatomie der Trematoden genauer be- kannt und speciell auch ein anderes Amphistomum (Amphistoma subtri- quetrum) von BoJAanus (1817 u. 1821) sehr eingehend beschrieben worden war, erschien auch über Amphistoma conicum die celassische Arbeit von LAURER (1830). Unter Beifügung von 30 Abbildungen werden nicht nur die Verdauungsorgane so beschrieben und benannt, wie es heute noch ge- schieht, sondern auch die Genitalorgane einer eingehenden Bearbeitung unterworfen. Die männlichen Genitalorgane werden richtig beschrieben und gedeutet. Dagegen ist die Deutung der weiblichen Geschlechtsorgane noch nicht überall zutreffend. Die Dotterstöcke hält er für die Ovarien, die Dotterzellen für „ovula immatura“ und die Dottereänge für „Ductus ovula efferentes“, den Keimstock nennt er „receptaculum globosum“, den Keimleiter „canalis brevis“, die Schalendrüse „nodulus“, aus dem der „oviductus“ als „initium uteri intestiniformis“ hervorgeht, dessen Endstück sich mit dem Cirrus zu einem gemeinschaftlichen Ausführungs- canale vereinigt. LAURER glaubte nun, dass die Eier aus den Ovarien durch den „nodulus“ in das „receptaculum globosum“ gelangen, um von hier wiederum durch den „nodulus* in den „oviductus“ zu treten, aus dem sie durch den „uterus intestiniformis“ als reife Eier nach aussen be- fördert werden. LAURER hat auch bei Amphisloma conicum den nach ihm benannten LAURER’schen Canal zuerst entdeckt; er konnte jedoch nicht feststellen, ob er nach aussen mündet oder nicht. Seine Ausmündungsstelle hat erst, nachdem sie (1867) durch STIEDA bei Distomum hepaticum nachgewiesen worden war, BLUMBERG (1870) gefunden, und ihm die „Bedeutung einer Vagina“ zugeschrieben. Seine Arbeit ist durch die gründliche Durcharbeitung der histologischen Verhältnisse des Thieres ausgezeichnet. Am vordern Körpertheile be- schreibt er „abgestumpft kegelförmige* Outicularpapillen, welche nament- lich zahlreich den Mund umgeben und sich auf die Mundhöhle und auch auf die innere Auskleidung des Pharynx erstrecken; wo sie jedoch die Form von nach hinten gerichteten Stacheln besitzen. BLUMBERG hält diese Papillen für Sinnesorgane, in welche Ausläufer von Ganglienzellen eintreten, „um hier mit einer kolbenförmigen Verdickung zu enden“. In Bezug auf die Geschlechtsöffnung behauptet BLUMBERG im Gegensatz zu LAURER, dass der Ductus ejaculatorius und der Uterus ge- trennt von einander auf der Spitze der Genitalpapille ausmünden und dass ersterer nach Art „eines Penis“ ausgestülpt werden kann, den er jedoch nur „bei kleinen Thieren* wirklich ausgestülpt gefunden hat, so dass der- selbe dann eine Verlängerung des Ductus ejaculatorius darstellte — einen wirklichen Cirrus.. Gewöhnlich fand er „das vordere Ende des Ductus ejaculatorius nach innen eingestülpt, etwa wie einen umgewandten Hand- schuhfinger, und dabei stark gefaltet. Es lag dann der Cirrus in dem um 508 F. FıscHoEDER, 0.12 mm erweiterten und muskulösen vordern Abschnitte des Duetus ejaculatorius, welcher Abschnitt dann als Cirrusbeutel aufzufassen sein würde“ (p. 28). Bei der Beschreibung der weiblichen Genitalorgane folgt BLUMBERG der VON SIEBOLD’schen Auffassung und unterscheidet demnach: die Schalendrüse (LAURER’scher „nodulus“), den Keimstock (LAURER’sches Receptaculum globosum), die Dotterstöcke (LAURER’sche Ovarien), den Ei- behälter (Uterus) und die Vagina (LAURER’scher Canal), den er für den weiblichen Begattungscanal ansieht. Orrto (1896) bestreitet das Vorhandensein der Papillen am vordern Körperpole und hält sie für die Folgen des starken Contractionszustandes, da er an Exemplaren, „die im Wasser abgestorben waren und dann erst conservirt wurden“, weder eine Faltung der Haut noch Papillen gesehen hat. Ferner behauptet OTTO im Gegensatz zu BLUMBERG, dass sich der Ductus ejaculatorius und der Endabschnitt des Uterus zu einem gemeinschaftlichen Ausführungscanale vereinigen. Einen Penis oder einen Cirrus, wie ihn BLUMBERG beschreibt, erwähnt Orro nicht, ebenso wenig einen als Cirrusbeutel aufzufassenden vordern Abschnitt des Ductus ejaculatorius. Von den übrigen Eingangs aufgeführten Autoren haben NıTscH (1819), WESTRUMB (1823), CREPLIN (1839), DuJArDın (1845), DiesinG (1835), u. A. zwar eigene Untersuchungen angestellt, etwas Neues jedoch nicht ermittelt. Von den andern will ich nur hervorheben, dass GURLT (1831) bei Amph. conieum 3 Hoden beschreibt, und dass OSTERTAG (1899, p. 412) unter der Bezeichnung Amphistomum conicum eine Gastrothylax-Art abbildet. Im Uebrigen finden sich in der Literatur nur Beiträge zur Casuistik des Amphistomum conicum. Mehr als zweifelhaft erscheint es jedoch, ob sie sämmtlich auf unser Thier bezogen werden dürfen, da meine zum grössten Theil sich auf Originalexemplare erstrecken- den Untersuchungen ergeben haben, dass eine ganze Reihe als Am- phistomum comieum bezeichneter Thiere zwar äusserlich einander ähnlich waren, in ihrem innern Baue jedoch so grosse Abweichungen zeigten, dass sie als neue Arten angesehen werden mussten. Insbesondere dürfen die Literaturangaben, welche foigende Originalexemplare betreffen, nicht mehr auf das bisherige Amphistomum conicum bezogen werden, sondern sie müssen für die entsprechenden neuen Arten in Anspruch genommen werden: 1. Die von NATTERER bei Cervus dichotomus in Brasilien ge- fundenen „jungen Individuen“ mit gewimperter Mundöffnung. Dresine (1835 p. 247), Wiener Sammlung No. 1004. — Vgl. Balanorchis ana- strophus. 2. Die ebenfalls von NATTErRER bei brasilianischen Hirschen, nämlich: Cervus simplicornis, ©. campestris, ©. mexicanus, CO. rufus, Die Paramphistomiden der Säugethiere. 509 Ü. dichotomus und namby gefundenen, von Diesins (1835 p. 247) als Amphistomum conicum bezeichneten Thiere. Wiener Sammlung No. 934, 935, 936, 957, 938 und 940. — Vgl. Paramphistomum liorchis. 3. Die von Gurur im Pansen von Dos taurus indicus gefundenen und von ihm als Amph. conicum beschriebenen (1831, p. 369) Original- exemplare der Sammlung der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin No. G. 280. — Vgl. Paramphistomum dieranocoelium. Ob auch die Angaben von Zürn (1882) über das Vorkommen von Amphistomum conicum bei Rindern in Australien, von JENZON (1894) über das Vorkommen in Japan und von LeuckArT (1886) über das Vorkommen in Nord-Afrika (nach Angaben von SCHWEINFURTH) ebenfalls nicht auf Paramphistomum cervi bezogen werden dürfen, lässt sich zwar mit Bestimmtheit nicht behaupten, weil mir die betreffenden Originale nicht vorgelegen haben, doch scheint es, dass es sich in diesen Fällen um Paramphistomum cervi nicht ge- handelt hat, denn ich habe unter den aus jenen Gebieten stam- menden Exemplaren niemals unsern Parasiten, sondern stets andere und zwar meist neue Arten gefunden. Insbesondere gilt dies von Exemplaren aus: 1. Queensland, Berliner Sammlung No. F. 659, aus Ovis aries oder Dos taurus, gesammelt von RoLLe. — Vgl. Paramph. calicophorum. 2. China, Berliner Sammlung No. F. 1219, aus bos taurus, ge- sammelt von Leumaxn. — Vol. Paramph. calicophorum. 3. Nord-Afrika, Berliner Sammlung No. 3389 und 3388, ge- sammelt von Neumann. — Vgl. Paramph. calicophorum; ferner Ber- liner Sammlung No. F. 852, gesammelt von Baumann, und No. F. 698 gesammelt von ZEnkER. — Vgl. Paramph. cotylophorum. Es hat demnach vielmehr den Anschein, als ob Paramphistomum cervi fast!) ausschliesslich auf Europa beschränkt ist, hier aber, wenigstens in Deutschland, weit häufiger vorkommt, als gemeinhin angenommen wird. Ich habe es bei mehr als 50°, aller im hiesigen Schlachthofe darauf hin untersuchten Rinder, und zwar stets in sehr grosser Menge, gefunden. Die mir zur Verfügung stehenden Exemplare stammten sämmt- lich aus Europa und zwar aus: 1) Nach der Beschreibung von Orro (1896), welcher von Looss im Pansen von Bos bubalıs in Alexandrien und Cairo gesammelte Exemplare untersucht hat, kommt P. cervi allerdings auch dort vor. 510 F. FıscHoEDEr, 1. Bos taurus. a) Zwei von Herrn Professor Dr. M. Braun mir gütigst über- lassene Schnittserien (Sagittal- und Querschnittserie) von in Königs- berg Pr. (1892) gesammelten Thieren. b) Eine mir von Herrn Privatdocenten Dr. LüseE ebenfalls gütiest zur Verfügung gestellte Sagittalschnittserie gleicher Herkunft aus dem Jahre 1891. c) Von mir im Schlachthofe zu Königsberg im lebenden Zu- stande gesammelte Thiere. Ihre Farbe ist grau, durchscheinend mit einem leichten Ton ins Gelbliche oder Rosarothe, an beiden Enden tief gelbroth. Die Länge beträgt 6—12 mm. Sie sitzen gewöhnlich zu Hunderten neben einander, an und zwischen den Zotten des Pansens, namentlich in dem an die Haube erenzenden Theile des- selben, und haften so fest an ihrer Unterlage und vielfach auch an einander, dass sie nur mit grosser Mühe ohne Beschädigung entfernt werden können. Nach dem Erkalten des Pansens kann man sie da- gegen sehr leicht abheben, und man findet jetzt auch viele Exem- plare frei im Inhalte des Pansens. d) 40 von Gurvrt gesammelte Exemplare der Berliner Sammlung No. 2977.!1) Die Thiere sind 4—8 mm lang, gedrungen, wenig ge- krümmt, stark geschrumpft. d) Glas No. G. 279° der Sammlung des Hygienischen Instituts der Berliner Thierärztlichen Hochschule enthält eine grosse Anzahl ebenfalls von GURLT gesammelter Thiere. Ihre Länge beträgt 5—8 mm. Sie sind wenig ventralwärts gekrümmt, vorne stark zugespitzt. f) In einem Glase derselben Sammlung — ohne Nummer — be- finden sich stark ventralwärts gekrümmte Exemplare von 5—8 mm Länge. Das Hinterende ist stark verdickt, die Geschlechtsorgane schwach entwickelt. &) ca. 200 Exemplare im Glase No. 957 der Wiener Summlung. S—12 mm lang, gestreckt, wenig gekrümmt, Vordertheil schwach verjüngt. h) 21 Exemplare im Glase No. 942 derselben Sammlung aus der Dobrudscha stammend, 5—9 mm lang, gedrungen, wenig gekrümmt. i) ca. 100 Exemplare in einem Glase der von SIEBoLp’schen Sammlung. 6—9 mm lang, schwach ventralwärts gekrümmt. 1) In demselben Glase befanden sich ausserdem 3 Exemplare von Uladorchis (Stichorchis) subtriquetrus und 2 Exemplare von Stephanopharynx compactus. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 511 2. Bos urus (— Bison europaeus). 10 Exemplare aus der von SıE- BoLp’schen Sammlung. 6—8 mm lang, sehr stark geschrumpft. 3. Cervus elaphus. a) ca. 100 Exemplare im Glase No. 392 der Wiener Sammlung. 7—10 mm lang, wenig gekrümmt, Vorderende nur schwach verjüngt. b) ca. 100 Exemplare in einem Glase der von SıEBoLD’schen Sammlung von derselben Grösse und Gestalt. 4. Cervus alces. ca. 400 Stück in einem Glase der von SreBoup’schen Sammlung 4—8 mm lang, theils gedrungen und gekrümmt, theils langgestreckt und schlank. 5. (ervus dama. Im Glase No. 931 der Wiener Sammlung ca. 400 Stück. Die Länge der Thiere variirt zwischen 6 und 12 mm. Die langen Exemplare sind wenig gekrümmt, schlank, die kurzen gedrungen, dick, stark ventralwärts gekrümmt. 6. Ovis aries. 15 Exemplare der Sammlung der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin No. @. 281. Die Thiere sind 4—6 mm lang, vorn mehr zu- gespitzt, ventralwärts gekrümmt, noch nicht geschlechtsreif. Obgleich von dieser Art schon mehrere recht gute Beschreibungen vorhanden sind, so dürfte es doch nicht überflüssig erscheinen, noch- mals kurz auf die anatomischen Verhältnisse derselben einzugehen. Hierbei soll jedoch nur dasjenige hervorgehoben werden, was nach den Ergebnissen meiner Untersuchung den bisherigen Angaben nicht ganz entspricht, sowie diejenigen Merkmale, durch welche sich Paramphistomum cervi von den andern Arten unterscheidet. Die Gestalt des Thieres wird gewöhnlich als die eines ventral- wärts gekrümmten Kegels bezeichnet. Dies ist jedoch in so fern nicht ganz zutreffend, als der grösste Querdurchmesser des Thieres nicht am hintersten Körperende sich befindet, sondern an der Grenze zwischen dem zweiten und dritten Körperdrittel (vel. Fig. 1 u. 2), wo er etwa ein Drittel der Körperlänge beträgt. Von hier ist das Thier nach vorn zu gleichmässig verjüngt. Zwischen dem ersten und zweiten Körperdrittel beträgt der Querdurchmesser noch etwa ein Viertel der Körperlänge. Das stets ventralwärts gekrümmte Hinterende erscheint abgerundet und trägt den endständigen Saug- napf, dessen 0,5—1,2 mm weite Oeffnung ventralwärts nach hinten 512 F. FiscHoEDER, eerichtet ist (Fig. 2). Der grösste Durchmesser des Saugnapfes be- trägt 1,0—2,5 mm bei einer Tiefe von 0,85—1,0 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4—0,6 mm. Die den Körper bedeckende Cuticula ist 0,027—0,032 mm dick. Was die von Brumgere (1871) am vordern Körperpole und an der Mundöffnung beschriebenen Papillen anbetrifft, so habe ich sie nicht bei allen Exemplaren gefunden, nicht einmal bei allen aus demselben Glase stammenden Individuen. Ihre Länge schwankt zwischen 0,004 und 0,012 mm und ihr Durchmesser an der Basis zwischen 0,006 und 0,02 mm. Bei den von mir lediglich auf die Er- mittlung der anatomischen Verhältnisse hinzielenden Untersuchungs- methoden habe ich den histologischen Bau der Papillen nicht weiter verfolgt. Es scheint jedoch, dass es sich um ähnliche Bildungen handelt, wie sie Branpes (1898) bei Gastrothylax elongatus beschreibt, wenigstens habeich gesehen, dass Theile der Subeuticula in die Papillen hinein ragen (Fig. 5). Dagegen habe ich die von Brumgere (1871) beschriebenen Papillen an der Innenwand des Pharynx bei allen von mir auf Schnitten untersuchten Exemplaren und auch in derselben Anordnung gefunden, wie sie BLUMBERG beschreibt (siehe Fig. 5); sie erreichen eine Länge bis zu 0,06 mm und fehlen im hintern Theile der Pharynx. In ihrem Bau unterscheiden sie sich von den circum- oralen Papillen in so fern, als sich an ihrer Bildung die Subeuticula nicht betheiligt, wie dies BLUMBERG angiebt, sondern sich unter ihnen glatt hinzieht oder auch unabhängig von den Papillen eigene Falten- bildungen zeigt (Fig. 5). Der Pharynx ist 0,83—1,2 mm lang bei einem Querdurchmesser von 0,5—1,0 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,2—0,25 mm. Der Oesophagus ist etwa ebenso lang wie der Pharynx (Fig. 1 u. 2). Die 0,3—0,5 mm weiten Darmschenkel endigen hinter dem Grunde des Saugnapfes (Fig. 1 u. 2). Die Geschlechtsöffnung liegt am hintern Ende des vordern Körperdrittels in der Höhe (Fig. 2), oder kurz hinter (Fig. 3), aber niemals vor der Gabelstelle der Darmschenkel. Die das Genitalatrium umgebende 0,125—0,135 mm dicke Musculatur besteht aus Ring-, Radiär- und einzelnen Meridionalfasern, ist aber nach aussen von dem sie umgebenden Parenchym nicht scharf abgegrenzt. Die Hoden liegen dicht an der Bauchfläche, nur wenig von der Mittellinie abweichend, der eine rechts, der andere links. Der vordere Hoden liegt genau in der Mitte des Körpers, der hintere zwischem diesem und dem Saugnapfe. Die Gestalt der Hoden ist - Die Paramphistomiden der Säugethiere. 513 nicht, wie BLUMBERG (1871) und Orro (1896) angeben, rund, sondern mehr oder weniger oval. Sie sind durch zahlreiche Einschnürungen stets crob gelappt. Der längere (dorsoventrale) Durchmesser be- trägt beim vordern Hoden 2,0—2,3 mm, beim hintern 2,3—3,5 mm, der auf diesem senkrecht stehende Durchmesser beim vordern Hoden 1,5—2,0 mm, beim hintern 1,0—15 mm. Die an der Lateralfläche der Hoden entspringenden Vasa efferentia (von BLUMBERG und Orro als Vasa deferentia bezeichnet) vereinigen sich, nachdem sie den zwischen ihnen verlaufenden Uterus gekreuzt haben, im vordern Ende des mittlern Körperdrittels zu einem unpaaren Leitungs- canale, dem Vas deferens, an welchem sich folgende 4 Abschnitte unterscheiden lassen: 1. Die Samenblase — Vesicula seminalis — ist der stark erweiterte, dünnwandige Anfangstheil des Vas deferens, welcher sich in lang gewundenen Schlingen zu einem etwa 2 mm langen und 1 mm dicken, vor dem vordern Hoden zwischen den beiden Darmschenkeln liegenden Knäuel aufwindet (Fig. 2 u. 5). 2. Der aus ihm hervorgehende 0,85—1,0 mm lange Canal ist dadurch ausgezeichnet, dass seine aus Ring- und spärlichen Längs- muskelfasern bestehende Wandung bedeutend dicker (0,018—0,022 mm) ist als die Vesicula seminalis. Diesen Theil des Vas deferens nenne ich Pars musculosa. Je nach dem Füllungszustande ist er mehr oder weniger erweitert (Fig. 3) oder verengt (Fig. 2) und hat einen meist geraden (Fig. 2) oder nur schwach geschlängelten (Fig. 3) Ver- lauf, um als 3. Pars prostatica die fast kuglige (0,5—0,6 mm im Durch- messer) Prostata (Fig. 2, 3 u. 4) zu durchbohren und dann 4. als ein stets enger, gerade verlaufender 0,2—0,25 mm langer Canal — Ductus ejaculatorius — in den Grund der Geschlechts- papille zu treten. Hier vereinigt er sich mit dem Metraterm zu einem gemeinschaftlichen Ausführungscanale (Fig. 2 u. 3), dem Ductus hermaphroditicus, welcher auf der Spitze der Genital- papille ausmündet, wie dies von LAURER (1830) und Orro (1896) an- gegeben wird. Indessen habe ich auch wiederholt, und zwar nur bei vorgestreckter Papille, den Ductus hermaphroditicus vorgestülpt gefunden (Fig. 4), so dass dann der Ductus ejaculatorius und das Metraterm von einander getrennt auf der Spitze der Genitalpapille ausmündeten, wie es BLUMBERG (1871) beobachtet hat. Dagegen habe ich nie gesehen, dass der Ductus ejaculatorius selbst vorgestülpt war. 514 F. FıscHoEDeEr, Die Dotterstöcke reichen vom Pharynx bis zum hintern Rande des Saugnapfes (Fig. 1 u. 2). Sie liegen zu beiden Seiten des Körpers, lateral von den Darmschenkeln, und dehnen sich nicht nur auf die Bauch- sondern auch besonders auf die Rückenfläche recht weit aus. Die Dotterstocksfollikel sind zu verschieden grossen (0,1- 0,5 mm im Durchmesser) Gruppen vereinigt, welche ohne regel- mässige Anordnung sehr dicht neben einander liegen. Das aus der Vereinigung der queren Dottergänge hervorgehende Dotterreservoir (Fig. 2 u. Textfig. A) liegt unmittelbar hinter der Schalendrüse. Fig. A. Weibliche Genitalorgane von Paramphistomum cervi aus Bos tawrus, Dobrudscha.. Wien. Samml. No. 942. Nach Sagittal- schnitten schematisch dargestelllt. Dg gemeinschaftlicher Dottergang. Drs Dotterreservoir. Ep Excretionsporus. E Excretionsblase K Keimstock. Kg Keim- gang. Le Laurer'scher Canal. Rf Rückenfläche. Sdr Schalen- drüse Ut Uterus. Der kuglige (0,6--0,8 mm im Durchmesser) Keimstock liegt zwischen den beiden blinden Enden der Darmschenkel, dicht hinter dem Grunde des Saugnapfes, entweder rechts oder links von der Mittellinie und zwar unabhängig davon, ob der hintere Hoden rechts oder links gelegen ist (Fig. 2 u. Textfig. A). Aus seinem dorsalen Pole geht der Keimleiter hervor, welcher in einem ventral offenen Die Paramphistomiden der Säugethiere. 515 Bogen in die median vom Keimstock .gelegene, ovale, etwas kleinere Schalendrüse eintritt. Aus dem ventralen Pole der Schalendrüse geht der Uterus hervor (Textfig. A) und geht zunächst mehr oder weniger weit zur Ventralfläche, um dann eine Uförmige, dorsal offene Schlinge bildend an die Rückenfläche zu treten und an derselben stark geschlängelt nach vorn zu verlaufen. Vor dem vordern Hoden (Fig. 2) schlängelt er sich zwischen den beiden Vasa efferentia und dann zwischen der Vesicula seminalis und dem vordern Hoden an die Bauchfläche heran, um dann an dieser unter Bildung zahlreicher Windungen (Fig. 2 u. 3) in die Genitalpapille einzutreten. In seinem ganzen Verlaufe ist der Uterus stark mit Eiern gefüllt, deren Längsdurchmesser 0,145—0,156 mm und der Querdurchmesser 0,075 — 0,082 mm beträgt. Kurz vor dem Eintritt in die Schalendrüse ent- springt aus dem Keimleiter der Laurzr’sche Canal, welcher gleich von seinem Ursprung dorsalwärts nach vorn verläuft (Fig. 2 u. Textfig. A), um in der Mittellinie der Rückenfläche etwa in der Höhe des hintern Randes des hintern Hodens nach aussen zu münden. Die Excretionsblase kreuzt er etwa an der Grenze ihres vordern und mittlern Drittels und zwar an derselben Seite, an welcher der Keim- stock gelegen ist. Die Excretionsblase stellt ein lang gezogenes Sammelgefäss dar, welches mit seinem blinden abgerundeten Ende hinter der Schalendrüse seinen Anfang nimmt und, der Rückenfläche des Thieres unmittelbar anliegend, nach vorn zu sich erstreckt, um durch den in der Mittellinie der Rückenfläche gelegenen Exceretionsporus, etwa 1,0—1,2 mm vor der Mündung des Laurer’schen Canals, nach aussen zu münden (Fig. 2 u. Textfig. A). 2. Paramphistomum liorchis FIScHDR. (Taf. 20, Fig. 6—7.) 1835. Amphistoma conicum e. p. DiEsInG, Monogr. d. Gattung Amph., in: Ann. Wien. Mus. Naturg., V. 1, p. 247. 1845. _Amphistoma conicum e. p. DUJARDIN, Hist. nat. helm., p. 331. 1850. Amphistomum conicum e. p. DIESING, Syst. helm., V. 1, p. 401. 1901. Paramphistomum liorchis FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 368. 1902. Paramphistomum liorchis FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 13. Bei einer Reihe von brasilianischen Hirschen hat NATTERER im Pansen und im Faltenmagen Amphistomen gefunden, 516 F. FıscHoEDER, welche von DızsınG (1835) als Amphistoma conieum Ru». bestimmt und beschrieben worden sind. Mir standen aus der Wiener Sammlung folgende Original- exemplare zur Verfügung: 1. Von Cervus simplieicormis No. 954. 6—8 mm lang. 2. Von Cervus campestris No. 935. 4—7 mm lang. 3. Von Cervus mexicanus No. 936. 3—5 mm lang. 4. Von Cervus rufus No. 957. 5—8 mm lang. 5. Von Cervus dichotomus No. 938. 3—8 mm lang. 6. Von Cervus namby No. 940. 4—6 mm lang. Schon die äussere Körpergestalt dieser Thiere unterscheidet sich, abgesehen von der geringern Länge (3—8 mm), dadurch von Paramphistomum cervi, dass ihr grösster Querdurchmesser etwas weiter nach hinten, nach der Mitte der hintern Körperhälfte, verschoben ist, während er an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels noch etwas mehr als ein Viertel der Körperlänge beträgt. Daher erscheinen die Thiere etwas gedrungener, besonders bei eingezogenem Pharynx (Fig. 6). Der Saugnapf ist mehr abgeflacht, sein grösster Durchmesser ist 1,0—2,0 mm lang bei einer Tiefe von 0,3—0,5 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4—0,5 mm. Die meist ventralwärts gerichtete runde Oeffnung des Saugnapfes hat einen Durchmesser von 0,8—1,2 mm. Die Cutieula ist ebenso wie bei Paramph. cervi 0,027 bis 0,32 mm dick. Papillen am vordern Körperpole oder um die Mundöffnung habe ich nicht beobachtet, wohl aber an der innern Auskleidung des Pharynx, wo sie jedoch kleiner (0,032—0,07 mm) sind und auf das vordere Drittel des Pharynx beschränkt bleiben. Der Pharynx ist kräftiger entwickelt, meist oval, 1,0—1,2 mm lang und 0,3—1,0 mm breit, seine Muskelwandung 0,3—0,4 mm dick. Dagegen erreicht der Oesophagus nicht die Länge des Pharynx; er ist nur 0,5—0,8 mm lang. Die Darmschenkel sind verhält- nissmässig weiter (0,4 bis 0,5 mm) und endigen nicht wie bei Paramph. cervi erst hinter, sondern schon vor der Mitte des Saugnapfes (Fig. 6). Die wesentlichsten Charaktermerkmale dieser Art liegen in den Genitalorganen, insbesondere in den männlichen. Die Ge- schlechtsöffnung liegt sehr weit nach vorn im hintern Theile des 1. Körperviertels, niemals in der Höhe oder hinter, sondern stets vor der Gabelstelle der Darmschenkel (Fig. 6 u. 7). Die Die Paramphistomiden der Säugethiere. 517 das Atrium umgebende Musculatur ist bei den einzelnen Individuen sehr verschieden stark entwickelt. Während ich sie bei einigen nur 0,06—0,08 mm dick fand, zeigte sie bei andern Thieren des- selben Glases oft eine Stärke bis zu 0,2 mm. Sie war aber niemals von dem sie umgebenden Parenchym scharf abgegrenzt, so dass auch hier von einem Genitalnapf nicht gesprochen werden kann. Von allen übrigen zur Gattung Paramphistomum gehörigen Arten zeichnet sich Paramph. liorchis dadurch aus, dass die rundlichen bezw. schwach ovalen Hoden nicht gelappt sind, sondern eine fast glatte Oberfläche besitzen, an welcher höchstens nur ganz flache Unebenheiten sich bemerkbar machen (Fig. 6 u. 7). Der vordere Hoden liegt etwas vor der Mitte des Körpers, der hintere unmittelbar dahinter. Von der Mittellinie weichen sie be- deutend mehr ab (Fig. 6) als bei Paramph. cervi, der eine rechts, der andere links. Der grössere (dorsoventrale) Durchmesser des vordern Hodens beträgt 1,3—2,5 mm, des hintern 1,3—2,8 mm, während die auf diesem senkrecht stehenden Durchmesser etwas kleiner sind und beim vordern Hoden 1,2—1,6 mm, beim hintern 1,0—1,5 mm betragen. Auch die Samenblase zeigt in so fern eine Abweichung von Paramph. cervi, als sie einen mehr länglichen, bis 2,0 mm langen und nur etwa ein Drittel so breiten Knäuel darstellt (Fig. 7), welcher aus ganz kurz gewundenen Schlingen besteht. Die Pars musculosa ist bedeutend kürzer (0,2—0,3 mm lang) und ihre Wandung höchstens 0,008—0,01 mm stark. Sie fällt daher nur wenig auf, und es macht in manchen Fällen den Eindruck, als ob die Vesicula seminalis direct in die Pars prostatica überginge und die Pars musculosa ganz fehlte (Fig. 7). Die übrigen Theile des Vas deferens zeigen gegenüber der vorigen Art keine wesentlichen Unterschiede. Der Ductus hermaphroditicus erscheint auch bei zurück- gezogener Genitalpapille in der Regel nur sehr kurz und ver- schwindet schon bei mässiger Vorstreckung der Papille (Fig. 7). Die Dotterstöcke erstrecken sich vom Pharynx bis zur Mitte des Saugnapfs, reichen jedoch nicht so weit auf die Ventral- und Dorsalfläche herüber. Die Dotterstocksfollikel sind ebenfalls in grossen Häufchen gruppirt, die jedoch mehr zerstreut als bei der vorigen Art liegen (Fig. 6 u. 7). Die Lage der ovalen Schalendrüse und des kugligen Keimstocks ist dieselbe wie bei Paramphistomum cervi, ebenso der Verlauf des gewöhnlich sehr stark mit Eiern gefüllten Uterus. Die Eier sind jedoch kleiner. Ihr Längsdurchmesser Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 34 518 F. FıscHoEDER, beträgt nur 0,115—0,125 mm und ihr Querdurchmesser 0,06 bis 0,066 mm. Etwas abweichend ist dagegen der Verlauf des Laurzr’schen Canals namentlich in Bezug auf sein Verhältniss zur Excretions- blase. Letztere stellt ebenso wie bei Paramph. cervi ein lang gezogenes, der Rückenfläche anliegendes Sammelgefäss dar, dessen blindes Ende am dorsalen Rande des Saugnapfes und dessen Aus- mündung etwa im Niveau der Mitte des hintern Hodens liegt. Der Laurer’sche Canal strebt jedoch nach seinem Ursprunge nicht gleich der Rückenfläche zu, sondern er ist bedeutend länger und verläuft an der Ventralfläche der Excretionsblase liegend mehr in der Rich- tung nach vorn und kreuzt daher die Excretionsblase erst kurz vor dem Excretionsporus (Fig. 7), um etwa nur 0,2 bis 0,3 mm hinter dem letztern nach aussen zu münden. 3. Paramphistomum bathycotyle FiscHDR. (Taf. 20, Fig. 8—9.) 1901. Paramphistomum bathycotyle FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 368. 1902. Paramphistomum bathycotyle FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 15. Im Pansen des im Februar 1900 im hiesigen Thiergarten ver- storbenen und vor 2 Jahren von Ceylon importirten Dos kerabau fand ich neben einer ganzen Reihe anderer Paramphistominen einige 20 Exemplare, welche, abgesehen von ihrer bedeutendern Körper- srösse, sich dadurch von allen übrigen auszeichneten, dass sie einen auffallend grossen, das ganze hintere Körperdrittel einnehmenden Saugnapf besassen (Fig. 8 u.9) und dass durch ihre graue durchscheinende Oberfläche die innern Organe sehr deut- lich zu erkennen waren. Die Gestalt der 11—15 mm langen ventralwärts gekrümmten Thiere ist in so fern der eines Kegels am ähnlichsten, als ihr grösster Querdurchmesser thatsächlich dicht am hintern Körperende gelegen ist. Er beträgt hier etwas über zwei Fünftel der Körperlänge und nimmt nach vorn zu derart gleichmässig ab, dass er an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels nur noch etwa '/, der Körperlänge ausmacht. Der endständige, halb- kugelförmige Saugnapfnimmt das ganze hintere Körperdrittel ein. Sein grösster Querdurchmesser fällt mit dem grössten Durchmesser des Körpers zusammen und beträgt etwa zwei Fünftel der Körper- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 519 länge. Seine Muskelwandung ist 1,0—1,2 mm dick und der Durch- messer der runden Oeffnung 2,0—2,3 mm. Die Cuticula ist etwas dünner als bei den vorigen Arten (0,022—0,027 mm). Papillen habe ich weder am vordern Körperpole und um die Mundöffnung noch im Pharynx beobachtet. Der Pharynx ist im Verhältniss zur Körpergrösse sehr klein, fast kuglig (Fig. 8 u. 9). Sein Längsdurchmesser beträgt 0,9—1,0 mm, der Querdurchmesser 0,3—0,9 mm, die Dicke der Muskelwandung 0,2—0,25 mm. Der Oesophagus ist etwas länger als der Pharynx (1,0—1,5 mm). Die bogenförmig aus einander tretenden Darm- schenkel verlaufen unter ganz geringer Schlängelune parallel zu den Seitenflächen und zwar 0,5—0,6 mm von diesen entfernt nach hinten, um mit ihren etwas dorsalwärts gerichteten blinden Enden schon vor dem vordern Rande des Saugnapfes zu endigen (Fig. 8 u. 9). Auch das Lumen der Darmschenkel ist verhältniss- mässig eng (0,5—0,6 mm). Die Geschlechtsöffnung ist äusserlich wenig auffallend. Sie liegt etwa in der Mitte des vordern Körperdrittels stets hinter der Gabelstelle der Darmschenkel. Die das auffallend kleine Atrium umgebende Musculatur ist nur sehr schwach entwickelt (0,08—0,1 mm dick) und von dem sie umgebenden Parenchym wenig abgegrenzt; ebenso ist die Genitalpapille nur klein. Wegen der starken Entwicklung des Saugnapfes sind die Genital- organe weit nach vorn verschoben (Fig. 8 u. 9). Die Hoden weichen ähnlich wie bei P. cervö nur wenig von der Mittellinie ab. Der vordere liegt dicht vor, der hintere dicht hinter der Körper- mitte. Beide Hoden sind annähernd gleich gross, wegen der un- gleichmässigen Lappung jedoch meist unregelmässig gestaltet. In der Regel sind sie in longitudinaler Richtung etwas abgeflacht und der eine am dorsalen, der andere am ventralen Ende etwas stärker (Fig. 9). Der Longitudinaldurchmesser beträgt 1,0—13 mm und der auf diesem senkrecht stehende 1,5—1,8 mm. Die Vasa ef- ferentia vereinigen sich dicht an der Rückenfläche an der Grenze des 1. und 2. Körperdrittels zur Vesicula seminalis, welche einen aus langen Schlingen bestehenden, zwischen den beiden Darm- schenkeln liegenden, 1,0—1,5 mm langen und 0,8—1,0 mm dicken Knäuel darstellt (Fig. 9. Die aus seinem distalen, ventralwärts nach vorn gerichteten Pole hervorgehende 0,6—0,75 mm lange Pars musculosa besitzt eine 0,018—0,022 mm dicke Muskelwandung und verläuft fast ganz ohne Schlängelung zu der fast kugligen (0,4 B4* 520 F. FıscHoEDEr, bis 0,5 im Durchmesser) Prostata (Fig. 9). Der Ductus eja- culatorius ist nur sehr kurz (0,1—0,2 mm) und vereinigt sich bald mit dem Metraterm zum Ductus hermaphroditicus. Die weiblichen Genitalorgane bieten nur unwesentliche Unterschiede gegenüber dem Paramph. cervvi. Die Dotterstöcke erstrecken sich nach vorn nicht ganz bis zum Pharynx und endigen hinten schon in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes. Sie sind fast ausschliesslich auf die Seitenflächen des Körpers be- schränkt, ohne sich merklich auf die Bauch- oder Rückenfläche aus- zudehnen (Fig. 8). Die einzelnen Gruppen sind meist nur klein und liegen noch mehr zerstreut als bei £. liorchis. Der verhältnissmässig kleine, fast kuglige (0,4—0,6 mm im Durchmesser) Keimstock hat eine ähnliche Lage wie bei den beiden vorigen Arten, weicht jedoch nur sehr wenig von der Mittellinie ab. Die median dahinter gelegene Schalendrüse (Fig. 9) ist ebenfalls nur klein, 0,3—0,36 mm lang und 0,2—0,023 mm breit. Der Uterus ist stark erweitert und prall mit Eiern gefüllt, welche einen Längsdurchmesser von nur 0,115 bis 0,125 mm und einen Querdurchmesser von 0,07—0,075 mm be- sitzen. Der Laurer’sche Canal zeigt in so fern eine Verschiedenheit, als er sofort von seinem Ursprunge fast senkrecht zur Rückenfläche verläuft, um in der Höhe des Keimstocks auszumünden (Fig. 9). Auch die Excretionsblase weicht dadurch von den beiden vorigen Arten ab, dass sie sich vermittels eines langen Canals sehr weit nach vorn erstreckt. Der Excretionsporus liegt in der Höhe des hintern Randes des vordern Hodens, also etwa in der Körpermitte (Fig. 9), und die Kreuzung zwischen dem Laurer’schen Canal und der Excretionsblase kommt dem gemäss auch etwa zwischen dem 2. und letzten Drittel der letztern zu Stande (Fig. 9). 4. Paramphistomum gracile FiScHDR. (Taf. 21, Fig. 10—11.) 1901. Paramphistomum gracile FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 368. 1902. Paramphistomum gracile FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 16. Unter den im Pansen des hier verendeten Bos kerabau ge- sammelten Paramphistomiden befanden sich einige Exemplare, welche zwar ebenfalls 11—15 mm lang waren, sich aber im Gegen- Die Paramphistomiden der Säugethiere, 521 satz zur vorigen Art durch ihre schlanke Körpergestalt und einen auffallend kleinen Saugnapf auszeichneten. Die Farbe der Thiere war graugelblich mit einem leichten Ton ins Röthliche. Die beiden Enden waren dunkel gelb bis roth gefärbt. Ausserdem standen mir von dieser Art 2 conservirte Exemplare aus der Privat- sammlung von Herrn Prof. SrtossicH-Triest mit der Aufschrift: „Portax tragokamelus, Stirnhöhle“!) zur Verfügung. Das eine Exemplar ist 13 mm und das andere 11 mm lang. Sämmtliche Thiere besitzen die Gestalt einer wenig ventral- wärts gekrümmten Walze, deren Vorderende nur schwach verjüngt und das Hinterende abgerundet ist (Fig. 10 u. 11). Der grösste @Querdurchmesser liegt in der Mitte des hintern Körperdrittels, wo er nur etwas über ein Fünftel der Körperlänge beträgt. Von hier nimmt er nach hinten fast gar nicht zu und nach vorn nur sehr langsam ab, so dass er in der Mitte des vordern Körperdrittels noch ein Sechstel der Körperlänge ausmacht. Der grösste Durchmesser des kleinen endständigen Saugnapfes (Fig. 10 u. 11) erreicht nur etwa ein Achtel der Körperlänge (1,3—1,8 mm bei einer Tiefe von 0,5—0,7 mm und einer Stärke der Muskelwandung von 0,7— 0,35 mm). Die Oeffnung des Saugnapfes ist rund 0,5—0,7 mm im Durchmesser. An der 0,021—0,027 mm starken Cuticula befinden sich am vordern Körperpole und um die Mundöffnung ähnliche (0,007— 0,017 mm lange und 0,005—0,006 mm breite) Papillen wie bei Paramphistomum cervi. An der innern Auskleidung des Pharynx sind jedoch Papillen nicht vorhanden. Der Pharynx ist rundlich oder oval, sein Durchmesser beträgt 0,5—-1,0 mm und seine Muskelwandung ist 0,25—0,3 mm stark (Fig. 10 u. 11). Der Oesophagus übertrifft etwas den Pharynx an Länge (1,9—1,3 mm lang) und geht in der Mitte des vordern Körperdrittels in die beiden Darmschenkel über, welche unter einem spitzen Winkel aus einander gehen, aber nicht dicht an den Lateralflächen, sondern ähnlich wie bei der vorigen Art 0,5—0,5 mm von demselben entfernt, nach hinten verlaufen und mit ihren blinden Enden schon 1) Meine ursprünglinhe Vermuthung, dass die Parasiten nur zufällig beim Rülpsen in die Nasenhöhle gelangt seien, findet nach persönlicher Mittheilung von Herrn Prof. StossıcH in den Umständen des Fundes keine Stütze, denn die Parasiten sind dort in sehr grosser Zahl und zum Theil an der Schleimhaut festgesogen vorgefunden worden, während der Magen und Oesophagus frei von ihnen waren. 522 F. FıscHoEDEr, nu kurz vor dem Saugnapfe endigen. Sie besitzen ein Lumen von nur 0.3—0,4 mm und zeichnen sich dadurch aus, dass sie, besonders in dorsoventraler Richtung, stärker geschlängelt sind als bei den vorigen drei Arten (Fig. 11). Auch die Genitalöffnung ist, abweichend von den bisher beschriebenen Arten, weiter nach hinten, bis zum hintern Ende des vordern Körperdrittels verschoben (Fig. 10 u. 11). Das Genital- atrium ist sehr klein und die sie umgebende Musculatur 0,1— 0,15 mm stark. Die verhältnissmässig kleinen Hoden weichen nur. wenig von der Mittellinie ab (Fig. 10). Der vordere liegt genau in der Mitte des Körpers, etwas mehr dorsal, der hintere kurz dahinter, etwas mehr ventral (Fig. 11). Beide Hoden sind stark gelappt; der vordere ist mehr oval (dorsoventraler Durchmesser 1,2 mm; Longi- tudinaldurchmesser 0,7 mm), der hintere mehr rundlich (0,9—1,0 mm im Durchmesser). Die Vasa efferentia vereinigen sich sofort nach der Kreuzung mit dem zwischen ihnen gelegenen Uterus Kurz vor dem vordern Hoden zur Vesicula seminalis (Fig. 11), welche einen rundlichen, in der Medianebene des Körpers gelegenen Knäuel darstellt, dessen Durchmesser 0,6—0,7 mm beträgt. Aus seinem ventralen Pole geht die 0,5—0,6 mm lange Pars musculosa (Fig. 11) hervor, deren Wandung ebenfalls nur 0,18—0,22 mm stark ist. Sie verläuft in ziemlich gerader Richtung nach vorn, um in einem fast rechten Winkel sich ventralwärts wendend als Pars prostatica in die längliche (0,5—0,6 mm lange und 0,25—0,35 mm breite) Prostata einzutreten. Der weitere Verlauf des Vas deferens ist wie bei P. bathycotyle. Die weiblichen Genitalorgane bieten eine ganze Reihe von Abweichungen gegenüber den vorigen Arten. Die Dotter- stöcke erstrecken sich ähnlich wie bei P. bathycotyle vom hintern Rande des Pharynx bis zum vordern Rande des Saugnapfes (Fig. 10 u. 11), ohne sich merklich auf die Bauch- und Rückenfläche auszu- dehnen. Die Dotterstocksfollikel vereinigen sich jedoch nur zu äusserst kleinen Gruppen, die stellenweise mehr oder weniger dicht zusammen liegen und dadurch verschieden gestaltete Lücken auf- weisen (Fig. 10 u. 11). Das aus den queren Dottergängen hervor- gehende Dotterreservoir befindet sich dicht vor dem Saugnapfe in der Mittellinie des Körpers, unmittelbar hinter der Schalendrüse ie Ben Text19.B). Der (0,5—0,45 mm im Durchmesser) Keimstock liegt 1,0— 1,2 mm hinter dem hintern Rande des hintern Hodens etwas rechts 2 De Die Paramphistomiden der Säugethiere. 523 oder links von der Medianebene, jedoch im Gegensatz zu den 3 vorigen Arten etwas näher an der Bauchfläche. Aus seinem hintern dorsalen Pole geht der Keimleiter hervor, welcher in einem ventral- wärts offenen Bogen in die median hinter dem Keimstock gelegene Schalendrüse eintritt. Der aus ihrem hintern ventralen Pole heraustretende Uterus verläuft zunächst an der Ventralfläche des Keimstocks nach vorn (Fig. 11 u. Textfig. B), bis er am hintern . p> Eh Weibliche Genitalorgane von Paramphistomum gracile aus Bos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Buchstabenerklärung wie bei Textfig. A. Rande des hintern Hodens angelangt, sich in einem ziemlich scharfen Bogen der Rückenfläche zuwendet, in deren Mittellinie er sich weiter nach vorn schlängelt, um dann vor dem vordern Rande des vördern Hodens an die Bauchfläche zu treten und an dieser zur Geschlechts- öffnung zu verlaufen (Fig. 11). In seinem ganzen Verlaufe ist der Uterus nur wenig geschlängelt und eng, aber voll mit Eiern gefüllt, deren Längsdurchmesser 0,115 —0,125 mm und der Querdurchmesser 0,072—0,08 mm beträgt. Der Verlauf des Laurer’schen Canals ist ähnlich wie bei ?. bathycotyle, er ist aber in Folge der weitern Entfernung des Keimstockes von der Rückenfläche bedeutend länger 524 F. FISCHOEDER, und beschreibt einen nach hinten offenen Bogen. Seine Aus- mündungsstelle liegt im Niveau des vordern Randes des Keimstockes (Fig. 11 u. Textfig.B). Die Excretionsblase ist ebenfalls etwas weiter von der Rückenfläche entfernt als bei den vorigen Arten. Ihr retortenähnliches Hinterende liegt am Grunde des Saugnapfes, während der aus ihr hervorgehende lange Excretionscanal etwa im Niveau des hintern Randes des hintern Hodens, 1,5 mm vor dem Laurer’schen Canal, nach aussen mündet. Letzterer kreuzt die Exceretionsblase ungefähr an der Grenze ihrer vordern und hintern Hälfte (Fig. 11 u. Textfig. B). b) Arten ohne Kreuzung von Excretionsblase und Laurer’schem Canal. Beide münden in der Mittellinie der Rückenfläche, jedoch die Excretionsblase hinter dem LAURER- schen Canal. Hoden stark, aber grob gelappt. Dotter- stöcke auf die Seitentheile des Körpers beschränkt, ohne Aus- dehnung auf Bauch und Rückenfläche. Dotterstocksfollikel zu grössern Gruppen vereinigt, welche in einer gewissen regelmässigen Anordnung die Darmschenkel begleiten. Körper meist fast gerade gestreckt, nur das Hinterende ventralwärts ge- krümmt, Saugnapf verhältnissmässig klein. 5. Paramphistomum orthocoelium FISCHDR. (a1 721, Bros) 1901. Paramphistomum orthocoelium FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 369. 1902. Paramphistomam orthocoelium FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 17. Auch diese Art fand ich in ca. 60 Exemplaren im Pansen des hier verendeten Dos kerabau. Schon im lebenden Zustande zeichneten sich die röthlich grau gefärbten Thiere dadurch aus, dass ihr mittleres Körperdrittel auffallend durchscheinend, fast durchsichtig war, so dass man nicht nur die sehr weiten, gerade gestreckten Darm- schenkel und die sie begleitenden Dotterstocksgruppen, sondern auch die beiden Hoden, das Vas deferens und den Uterus deutlich unter- scheiden konnte. Bemerkenswerth ist es auch, dass die Thiere auch nach der Conservirung mit Pikrin-Essigsäure die Durchsichtigkeit des mittlern Körperdrittels nicht ganz verloren haben. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 525 r Ihre Länge schwankt zwischen 5 und il mm, doch sind die meisten Individuen 7—8 mm lang, gerade gestreckt, nur das letzte Körperfünftel ist stets stark ventralwärts gebogen, so dass die Oefi- nung des endständigen Saugnapfes fast ganz nach der Bauchseite gerichtet erscheint (Fig. 13). Die Thiere sind drehrund und besitzen den grössten Querdurchmesser im Anfange des letzten Körperviertels. Er beträgt hier nur etwa ein Viertel des Längsdurchmessers, nimmt jedoch nach vorn zu nur sehr langsam ab, so dass er in der Mitte des ersten Körperdrittels noch etwa ein Fünftel des Längsdurch- messers ausmacht. Das Hinterende des Thieres erscheint wegen des meist offen stehenden Saugnapfes scharf abgestutzt. Letzteres hat im geöffneten Zustande die Gestalt einer schwach abgeflachten Halbkugel (Fig. 13), deren Durchmesser bei einer Tiefe von 0,3— 0,4 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,5—0,6 mm, nur etwa ein Siebtel der Körperlänge (1,2 mm) beträgt. Die Cuticula ist etwas dünner als bei den vorigen Arten, 0,022—0,027 mm, und trägt am vordern Körperpole 0,007—0,012 mm lange Papillen, die die Mundöffnung in grösserer Anzahl umgeben. Die hauptsächlichsten Charaktere dieser Art liegen im Ver- dauungsapparat und in der Anordnung der Dotterstöcke Der Pharynx ist länglich oval, 1,0—1,2 mm lang und 0,5—0,5 mn breit. Seine Muskelwandung ist 0,25—0,3 mm dick und enthält einen 0,05 mm dicken Sphincter, welcher, etwa 0,2 mm vom vordern Rande entfernt, dicht an der Innenwandung des Pharynx gelegen ist, aber von der übrigen Musculatur des Pharynx nicht scharf ab- segrenzt ist (Fig. 14). Der Oesophagus ist durch seine Länge ausgezeichnet; er ist mindestens zweimal so lang wie der Pharynx (2,0—2,5 mm) und erscheint dadurch, dass die ihn um- gebenden Zellen sehr gross und zahlreich (Fig. 12, 13 u. 14) ent- wickelt sind, auch etwas dicker als bei den meisten andern Param- phistominen. Seine Muskelwandung ist dagegen nicht dicker als bei den andern Arten (0,02 mm), zeigt jedoch in so fern etwas Besonderes, als sie sich unmittelbar vor der Darmgabelung plötzlich bis zu 0,06 mm verdickt und im Centrum einen ähnlichen Sphincter ein- schliesst, wie er sich im Vordertheil des Pharynx vorfindet (Fig. 14). Die Darmschenkel gehen unter einem spitzen Winkel aus ein- ander und zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie nicht ge- schlängelt, sondern in fast gerader Richtung in der Mitte der Seitenflächen, 0,5—0,8 mm von einander und 0,4—0,5 mm von den Seitenrändern des Körpers entfernt, nach hinten verlaufen und schon 526 F. FıscHoEDer, etwa 0,5—1,0 mm vor dem Saugnapfe endigen (Fig. 12 u. 13). Sie sind sehr weit und in der Regel in querer Richtung abgeflacht. Der dorsoventrale Durchmesser ihres Lumens beträgt 1,0—1,2 mm, wäh- rend der Querdurchmesser nur 0,5—0,6 mm lang ist (vgl. Fig. 12 1.38). Mit Ausnahme der Dotterstöcke bieten die Geschlechts- organe nichts Besonderes. Die meist weit (0,2-0,25 mm) offen stehende Geschlechtsöffnung liest an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels, aber noch vor der Gabelstelle des Darmes. Das Genitalatrium ist fach und die dasselbe umgehende Museulatur 0,15—0,2 mm stark. Sehr kräftig entwickelt ist dagegen die Genitalpapille (an der Basis 0,25 mm im Durchmesser), welche, das ganze Atrium ausfüllend, in der Regel noch etwas nach aussen hervorragt, ohne dass es dabei zur vollständigen Ausstülpung des sie durchbohrenden Ductus hermaphroditicus kommt (Fig. 13 u. 14). Die fast genau hinter einander liegenden Hoden sind wegen der weit nach hinten verschobenen Gabelung des Darmes in die hintere Körperhälfte gerückt. Der vordere reicht mit seinem vordern Rande an die Grenze der vordern und hintern Körperhälfte, während der dicht dahinter liegende hintere Hoden 1,5—1,3 mm vom Saugnapfe entfernt ist. Die Form und Grösse der tief und grob gelappten Hoden ist bei den einzelnen Individuen grossen Schwan- kungen unterworfen. Bei schwächerer Ausbildung (0,6—0,8 mm im Durchmesser) sind sie mehr kuelig (Fig. 12), während kräftiger entwickelte Hoden (1,0—1,5 mm im Durchmesser) sowohl in longi- tudinaler als auch in querer Richtung wegen der Dicke der Darm- schenkel abgeplattet erscheinen (Fig. 13). Die Vesicula semi- nalis bildet einen nur kleinen rundlichen (ca. 0,5 mm Durchmesser) Knäuel, welcher zwischen den beiden Darmschenkeln kurz hinter ihrer Gabelung gelegen ist (Fig. 13 u. 14). Die Pars musculosa ist dagegen bedeutend länger und windet sich in langen, dicht an der Ventralfläche des Thieres, und zwar mehr links von der Median- linie gelegenen, Windungen nach vorn (Fig. 13). Ihre Muskelwandung ist 0,025—0,03 mm stark und besteht in der Hauptsache aus Ring- fasern, welche an der Peripherie von einer (0,006—-0,007 mm) starken Lage von Längsfasern umgeben werden. Auch die Pars pro- statica ist kräftiger und länger (0,8—1,0 mm) als bei den vorigen Arten (Fig. 13 u. 14), während der Duetus ejaculatorius nur 0,1—0,12 mm lang ist und sich am Grunde der Genitalpapille mit Die Paramphistomiden der Säugethiere. 527 dem Metraterm zu dem verhältnissmässig weiten Ductus hermaphro- diticus verbindet. Die Dotterstocksfollikel sind zu kugligen bezw. ovalen (ea. 0,53 mm im Durchmesser) Gruppen von fast gleicher Grösse ver- einigt (Fig. 12'u. 13), welche, in der Regel nur in einer einzigen Reihe die Darmschenkel an ihrem ventralen Rande begleitend, sich nur zwischen den blinden Enden der Darmschenkel und dem Saug- napfe in einer grössern Anzahl (4—6) neben einander lagern (Fig. Ian: 13). In Bezug auf die Lage der übrigen weiblichen Genitalorgane schliesst sich P. orihocoelium der vorigen Art am engsten an. Der kleine rundliche (0,25—0,3 mm im Durchmesser) Keimstock liegt etwa in der Mitte zwischen dem hintern Hoden und dem Saug- napfe (Fig. 13), etwas seitlich neben der Medianlinie, median dahinter die ovale, ebenso grosse Schalendrüse. Der aus dem ventralen Pole der Schalendrüse heraustretende Uterus ist gleich in seinem Anfanestheile stark erweitert (Textfig. C) und beschreibt zunächst ähnlich wie bei Paramph. gracile an der Ventralfläche des Keimstockes (Fig. 13 u. Textfig. ©) einen halbkreisförmigen Bogen, um Rf dann zwischen dem hintern Hoden und dem Keimstocke an die Rückenfläche zu gelangen und hier nach vorn zu verlaufen. Indessen zeigt er nach dem Verlassen der =En: Rückenfläche nur ganz schwache Schlängelungen und neigt sich, an der Bauchfläche angelangt, mehr nach der rechten Seite hin, während links neben ihm die Schlingen der Pars musculosa ihre Lage haben (Fig. 12 u. 13). Der Endabschnitt Weibliche Genitalorgane von Par- = > 7 amphistomum orthocoelium aus Bos des Uterus besitzt auch gewöhn- kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königs- lich einen geringen Durchmesser berg i. Pr. Nach Sagittalschnitten = e - schematisch dargestellt. und enthält nur vereinzelte Eier, Buchstabenerklärung wie bei Textfig.A. wohingegen er von seinem Ur- sprunge an bis zum Verlassen der Rückenfläche ein stark er- weitertes Lumen besitzt und mit Eiern vollgefüllt ist (Fig. 12 u. 13), welche verhältnissmässig nur sehr klein sind. Ihr Längs- Fig. C. 528 F. FiscHoEDER, u durchmesser beträgt nur 0,105—0,115 mm und ihr Querdurchmesser 0,06—0,065 mm. Eine Kreuzung zwischen dem Laurer’schen Canal und der Excretionsblase ist nicht vorhanden. Ersterer verläuft in fast senk- rechter (Fig. 13) Richtung oder nur wenig nach vorn zu strebend (Textfig. C) zur Rückenfläche, in deren Mittellinie er in der Höhe des Keimstockes ausmündet, während der Exceretionscanal, der aus der dorsal vom Grunde des Saugnapfes gelegenen Excretionsblase hervorgeht, fast parallel zum LAaurer’schen Canal verläuft und etwa 0,25 mm hinter der Ausmündungsstelle des LAurer’schen Canals, und zwar ebenfalls in der Medianlinie, nach aussen mündet (Fig. 13 u. 'Dextäg. CO). 6b. Paramphistomum dieranocoelium FiscHDr. (Taf. 21, Fig. 15—17.) 1901. Paramphistomum dieranocoelium FISCHOEDER, Die Paramphisto- . miden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 15, p. 369. 1902. Paramphrsiomum dieranoeoelium FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 18. Eine der vorigen sehr nahe stehende Art fand ich in mehreren Hunderten von Exemplaren im Glase No. G. 250 des hygienischen Instituts der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin!) mit der Auf- schrift: „Amphistomum conicum aus dem Pansen eines Zebu (Dos taurus indieus)““ Auf den ersten Blick besteht eine gewisse Aehn- lichkeit mit kleinen Exemplaren von Chiorchis fabaceus, in so fern als die stark durchscheinenden, 5—8 mm langen Thiere in dorso- ventraler Richtung abgeflacht sind und, von der Bauch- oder Rücken- fläche betrachtet, zumal bei in der Regel eingezogenem Pharynx, eine bohnenförmige Körpergestalt (Fig. 15) besitzen. Bei näherer Unter- suchung stellte es sich jedoch heraus, dass sie nicht zu den Cla- dorchinen gehören, sondern dem Paramphistomum orthocoelium sehr nahe stehen. Trotz der bedeutenden dorsoventralen Abflachung des Körpers ist die Ventralfläche jedoch nicht wie bei Chiorchis fabaceus plan, sondern schwach gewölbt und die Seitenränder nicht scharf, sondern 1) Wahrscheinlich sind es dieselben Thiere, welche GURLT im Jahre 1846 zusammen mit Amphistomum erumeniferum CREPL. und Amphi- stomum explanaltum ÜREPL. gefunden und von denen er einige Exemplare an CREPLIN (1847) zur Untersuchung gesandt hat. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 529 abgerundet. Der in der Mitte des Thieres liegende grösste Quer- durchmesser beträgt etwas über ein Drittel der Körperlänge. Der längste Dorsoventraldurchmesser liegt etwas mehr nach hinten, an der Grenze zwischen dem zweiten und letzten Körperdrittel, wo er nur etwa ein Viertel des Längsdurchmessers ausmacht. Von hier erscheint das Thier von der Seite betrachtet nach vorn zu kegel- förmig zugespitzt (Fig. 16), während das nur sehr wenig nach der Bauchseite gekrümmte Hinterende abgerundet ist und im Verhältniss zur Körpergrösse einen ausserordentlich kleinen, meist halb- kugelförmigen und mehr nach dem ventralen Rande des hintern Körperrandes verschobenen Saugnapf trägt (Fig. 16). Der Durch- messer des letztern beträgt höchstens ein Neuntel der Körper- länge, bei einer Dieke der Muskelwandung von 0,25 mm und einer Tiefe von 0,4 mm. Die Cuticula ist nur 0,020—0,025 mm dick. Papillen am vordern Körperpole habe ich nicht bemerkt. In seinem innern Bau schliesst sich P. dieranocoelium, wie schon erwähnt, fast vollständig dem P. orthocoelium an. Der Pharynx ist rundlich (0,5 mm im Durchmesser) oder oval, 0,8—0,9 mm lang, 0,35—0,4 mm breit. Seine Muskelwandung ist 0,15—0,2 mm dick: ein besonderer Sphincter am Vorderende fehlt. Der Oesophagus ist jedoch höchstens anderthalb mal so lang als der Pharynx und unter- scheidet sich ausser der geringern Länge noch dadurch von dem des P. orthocoelium, dass die Verdickung seiner 0,02 mm starken Muskel- wandung nicht erst kurz vor der Gabelung eintritt, sondern schon etwa in der Mitte des Oesophagus beginnt und, sich allmählich ver- dickend, am hintern Ende des letztern eine Stärke von 0,06—0,075 mm erreicht (Fig. 16 u. 17). Die Verdickung beruht auf einer Ver- mehrung der Ringfasern, während die periphere Längsfaserschicht im ganzen Verlaufe des Oesophagus annähernd dieselbe Stärke bei- behält. Die Darmschenkel treten gabelförmig aus einander und verlaufen ebenfalls in gerade gestreckter Richtung, 0,5—1,0 mm von einander und 0,7—0,3 mm von den Seitenrändern des Körpers ent- fernt, nach hinten, um schon etwa 1 mm vor dem vordern Rande des Saugnapfes zu endigen (Fig. 15 u. 16). Von den Darmschenkeln des P. orthocoelium unterscheiden sie sich aber noch weiter haupt- sächlich dadurch, dass sie nicht in der Mitte der Seitenflächen ver- laufen, sondern sich der Rückenfläche mehr nähern (Fig. 16) und dass ihr runder Querschnitt nur einen Durchmesser von höchstens 0,25-—0,3 mm besitzt. 530 F. FiscHoEDEr, Die Geschlechtsöffnung liegt ebenfalls an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels (Fig. 16 u. 17), jedoch — wegen der Kürze des Oesophagus — hinter der Gabelstelle der Darm- schenkel. Die das Genitalatrium umgebende 0,15—0,2 mm dicke Musculatur bildet am Eingange zur Genitalöffnung einen 0,02—0,03 mm dicken Sphincter, der aber von den übrigen Muskelfasern nicht scharf abgegrenzt ist. Die Genitalpapille ist ähnlich wie bei P. dicranocoelium ebenfalls kräftig, aber meistens weit zurück- Sezogen. Die Hoden liegen etwas weiter nach vorn als bei der vorigen Art, der vordere in der Mitte des Körpers, der hintere dicht da- hinter. Da die Darmschenkel jedoch nahe an der Rückenfläche verlaufen, so liegen die Hoden nicht ganz zwischen, sondern mehr ventral von den Darmschenkeln (Fig. 15 u. 16). Die Gestalt der Hoden ist rundlich, ihre Grösse schwankt ähnlich wie bei P. ortho- coelium. Ihre Lappung ist in der Regel nicht so tief wie bei dem letztern. Die Vesicula seminalis ist stärker entwickelt und liegt mehr dorsal zwischen den Darmschenkeln (Fig. 16 u. 17) während die Pars musculosa nicht so lang ist wie bei P. ortho- coelium, sondern sowohl in Bezug auf ihre Länge als auch die Dicke ihrer Muskelwandung (0,018—0,022) sich ähnlich (Fig. 17) verhält wie bei P. cervi. Dagegen ist die Pars prostatica recht lang (0,5—0,7 mm) und geht in den kurzen (0,1 mm) Ductus ejaculatorius über, welcher sich mit dem Metraterm zu dem meist birnförmig erweiterten (Fig. 17) oder bei stark zurückgezogener Papille auch in Querfalten gelegten (Fig. 16) Ductus hermaphroditicus ver- bindet. Die Dotterstocksfollikel sind zu ähnlichen Gruppen ver- einigt wie bei P. orthocoelium. Letztere sind jedoch nicht in einer, sondern in der Regel in zwei Reihen angeordnet, welche, ebenfalls die Darmschenkel begleitend, sich zum Saugnapfe fortsetzen, ohne sich jedoch hinter den blinden Enden der Darmschenkel besonders stark anzuhäufen (Fig. 15 u. 16). Nach vorn reichen die Dotter- stöücke etwas über die Gabelstelle des Darmes hinaus und zwar der eine stets etwas weiter vor als der andere (Fig. 15). In Bezug auf die Grösse und Lage des Keimstockes und der Schalendrüse liegen die Verhältnisse ähnlich wie bei P. orthocoelium (vgl. Fig. 16 u. Textfig. Cu. D). Auch der Uterus verläuft in der- selben Weise wie bei letzterm, doch habe ich ihn stets weniger ge- schlängelt vorgefunden, sowohl in seinem Verlaufe an der Rückenfläche Die Paramphistomiden der Säugethiere. 531 als auch ganz besonders in seinem Endtheile, wo er von der Rücken- fläche in fast gerader Richtung ventralwärts nach vorn der Genital- öffnung zustrebt. Er ist in der Regel auch nur schwach mit Eiern gefüllt. Letztere sind aber be- deutend grösser als bei P. ortho- eoelium (0,145—0,15 mm lang und 0,075—0,3 mm breit). Auch der Laurer'sche Canal nündet in der Höhe der Schalen- drüse nach aussen. In Bezug auf sein Lageverhältniss zum Excretions- canal besteht jedoch in so fern eine kleine Differenz, als letzter nicht parallel zum Laurer’schen Canal, REIN A der hr. a j “m Weibliche Genitalorgane von Par- sondern mehr nach hinten zu ver- amphistomum dieranocoeium aus läuft (Fig. 16). Daher befindet sich os, tauwrus indicus. Samml. des er Biycreti rskielh weiten hygienischen Instituts der thier- ne aer HXcretionsporüus Vlel Weiter ärztlichen Hochschule zu Berlin (1,2—1,4 mm) hinter der Ausmün- No. G. 280. Nach Sagittalschnitten d ls ale on anal schematisch dargestellt. lungsstelle des Lauxzr'schen Öanals Buchstabenerklärung wie bei (Fig. 16 u. Textfig. D). Textfig. A. Fig. D. 7. Paramphistomum streptocoelium FiscHDr. (Taf. 21, Fig. 18 und Taf. 22, Fig. 19—20.) 1901. Parampistomum streptocoelium FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 369. 1902. Paramphistomum strephocoelium FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 19. Unter den im Pansen des hier verendeten Dos kerabau gefundenen Thieren befand sich auch eine grössere Anzahl von Exemplaren, welche in Bezug auf die äussere Körpergestalt die meiste Aehn- lichkeit mit Paramphistomum orthocoelium hatten, jedoch in so fern eine Abweichung zeigten, als sie im Allgemeinen nicht so schlank er- schienen und ihnen auch die Durchsichtigkeit des Mittelkörpers fehlte. Die nähere Untersuchung hat auch ergeben, dass es sich um eine andere Art handelte, welche sich von P. orthocoelium schon durch die langen, stark geschlängelten Darmschenkel Zu 39 F. FıscHoEDER, undeinestärkere Entwicklung der Dotterstöcke unter- scheidet. Die Thiere sind auch 5—11 mm lang, gerade gestreckt und nur das hinterste Körperende — etwa das letzte Fünftel — stark ventralwärts gekrümmt. Der an der Krümmungsstelle liegende grösste Querdurchmesser der Thiere beträgt nicht ganz ein Drittel der Körperlänge, nimmt aber nur so langsam nach vorn ab, dass er in der Mitte des ersten Körperdrittels fast noch ein Viertel des Längsdurchmessers ausmacht (Fig. 18 u. 19). Das Hinterende er- scheint bei weit geöffnetem Saugnapfe ähnlich abgestutzt wie bei P. orthocoelium. Bei den meisten Individuen ist der Saugnapf aber mehr geschlossen und daher das Hinterende auch mehr abgerundet. Die Grösse des Saugnapfes verhält sich wie bei P. orthocoelium. Sein grösster Durchmesser beträgt auch nur etwa ein Siebtel der Körper- länge (1,4 mm) bei einer Tiefe von 1,0 mm und bei einer Dicke der Muskelwandung von 0,5—0,4 mm. Die Cutieula ist ebenfalls nur 0,022—0,027 mm dick und zeigt am vordern Körperpole ähnliche Papillen wie P. orthocoelium. Der Pharynx ist oval, nach vorn meist verjüngt. Sein Längs- durchmesser beträgt 0,5—1,0 mm, der quere 0,6—7,5 mm, die Dicke der Muskelwandung 0,25—5,5 mm. Der in der Regel gerade ge- streckte, in der Längsaxe des Thieres verlaufende Oesophagus ist nur ebenso lang wie der Pharynx (Fig. 18 u. 19) und seht in die beiden 0,5—0,4 mm weiten Darmschenkel über, welche ähnlich wie bei Paramph. gracile unter einem spitzen Winkel aus einander treten und parallel zu den Seitenflächen, jedoch etwa 0,5—0,7 mm von den Seitenrändern des Körpers entfernt (Fig. 18) sehr stark geschlängelt (Fig. 19) nach hinten verlaufen, um mit ihren dorsalwärts gerichteten blinden Enden am Grunde des Saug- napfes zu endigen (Fig. 18 u. 19). Die Geschlechtsöffnung liegt wie bei den beiden vorigen Arten an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels, dem- nach weit hinter der Gabelstelle des Darmes, ähnlich wie bei P. graciale (Fig. 18 u. 19). Die das Genitalatrium umgebende Musculatur ist kräftig entwickelt (0,15—0,25 mm dick), von dem sie umgebenden Parenchym jedoch nicht scharf abgegrenzt. Das Atrium selbst ist dadurch ausgezeichnet, dass sich aus seiner Innenwandung um die lang gestreckte, an ihrem Ende knopfartig ver- dickte Papille (Fig. 20) eine 0,08—0,1 mm hohe Ringfalte erhebt, durch welche das Atrium in eine ventrale kleinere und eine dorsale grössere Abtheilung getheilt wird (Fig. 20). - i r k | } Die Paramphistomiden der Säugethiere. 533 Die Lage der grob und tief gelappten Hoden ist dieselbe wie bei P. dieranocoelium; der vordere liegt in der Mitte des Körpers, der hintere 0,3—0,5 mm dahinter, der eine ein wenig links, der andere rechts von der Mittellinie (Fig. 18 u. 19). Die Lappung ist jedoch nicht immer an beiden Hoden gleichmässig ausgesprochen, son- dern es ist meistens der eine Hoden stärker gelappt als der andere, bald der vordere, bald der hintere. Auch die schon bei den beiden vorigen Arten hervorgehobene Verschiedenheit in der Grösse der Hoden habe ich am häufigsten bei P. streptocoelium vorgefunden. Es war nicht nur die Grösse der Hoden im Verhältniss zur Grösse des Körpers bedeutenden Schwankungen unterworfen, sondern häufig ist auch der eine Hoden auffallend kleiner als der andere. Auch habe ich bei vielen reife Eier enthaltenden Indi- viduen entweder beide oder nur einen Hoden ganz atrophisch ge- funden, wie es besonders bei Gastrothylax gregarius von Looss (1896), Orro (1896) und Branpes (1898) beobachtet worden ist. Die Vesi- cula seminalis bildet einen in dorsoventraler Richtung lang- gezogenen, 15—1,35 mm langen und nur 0,25—0,4 mm dicken Knäuel, welcher dicht vor den von der Rücken- zur Bauchfläche ziehenden Uterusschlingen gelegen ist, während der übrige Raum zwischen den beiden Darmschenkeln von der Vesicula seminalis bis zum Niveau der Geschlechtsöffnung von der Parsmusculosa eingenommen wird (Fig. 19). Diese geht aus dem ventralen Pole der Vesicula seminalis hervor und beschreibt zunächst nach vorn steigend eine Sförmige Schlinge, um dann, eine lange ventralwärts offene Doppelschlinge bildend, in die Pars prostatica überzugehen (Fig. 19). Abge- sehen von ihrer Länge zeichnet sich die Pars musculosa auch durch die Dicke ihrer Muskelwandung vor den bisher beschriebenen Arten aus. Letztere besteht aus einer 0,045 bis 0,05 mm dicken Lage von Ringfasern, welche an der Peripherie von einer nur einfachen Längsfaserschicht umgeben werden (Fig. 71). Aehnlich wie bei den beiden vorigen Arten ist auch die Pars prostatica kräftig entwickelt (Fig. 19 u. 20). Sie ist 0,7”—0,9 mm lang und geht in den 0,15—0,2 mm langen Ductus ejaculatorius über, welcher sich mit dem Metraterm zu dem verhältnissmässig langen (Fig. 20) Ductus hermaphroditicus vereinigt. Die weiblichen Genitalorgane zeigen nur kleine Ab- weichungen gegenüber den beiden vorigen Arten. Die Dotter- stöcke bleiben ebenfalls nur auf die Seitentheile des Körpers be- schränkt und begleiten die Darmschenkel von ihrer Gabelstelle bis Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 35 534 . Fıscnorper, zum Saugnapfe, ähnlich wie bei P. dieranocoelium, doch ist der eine stets etwas weiter nach vorn verschoben als der andere (Fig. 18). Auch die Dotterstocksfollikel sind zu ähnlichen Gruppen (0,3—0,7 mm im Durchmesser) vereinigt wie bei den beiden vorigen Arten. Die Gruppen sind jedoch in weit grösserer An- zahl vorhanden, dafür aber kleiner als bei den genannten beiden Arten und auch häufig durch Ausläufer mit einander ver- einigt. Der kuglige (0,5—0,6 mm im Durchmesser) Keim- stock liegt in der Nähe der Bauchfläche hinter dem hintern Hoden, 0,5—1,0 mm vor dem Saugnapfe, etwas neben der Median- ebene. Aus seinem dorsalen Pole geht der Keimleiter hervor. Die Schalendrüse befindet sich genau in der Medianlinie dorsal hinter dem Keimstock. Der aus ihrem ventralen Pole hervorgehende Uterus verläuft zunächst median und hinter dem Keimstock in der Richtung zur Bauchfläche, wendet sich aber dann nach Bildung einer ringförmigen, ventral hinter dem Keimstock gelegenen Schlinge (Fig. 15 und 19) nach vorn, um am hintern Rande des hintern Hodens an die Rückenfläche zu treten (Fig. 19) und dann in ähn- licher Weise wie bei P. cervi unter bedeutend stärkerer Schlängelung als bei den beiden vorigen Arten zur Geschlechtsöfinung zu ver- laufen. In seinem Anfangstheil besitzt er nur ein sehr enges Lumen (Fig. 19) und enthält in der Regel auch nur wenige Eier. In seinem weitern Verlauf ist er jedoch meistens stark erweitert und mit zahl- reichen Eiern gefüllt. Die Eier sind ebenso klein wie bei P. ortho- coelium;; ihr Längsdurchmesser beträgt nur 0,105—0,115 mm und ihr @Querdurchmesser 0,06—0,065 mm. Der Laurer’sche Canal verläuft gleich von seinem Ursprunge an fast senkrecht zur Rückenfläche und mündet in ihrer Mittellinie etwa im Niveau des Keimstocks nach aussen (Fig. 19). Die Excretionsblase liegt zwischen den beiden blinden Enden der Darmschenkel (Fig. 19). Der aus ihr hervor- gehende Excretionscanal verläuft wie bei P. orthocoelium fast parallel mit dem Laurer’schen Canal in senkrechter Richtung zur Rücken- fläche und mündet etwa 0,5—0,6 mm hinter dem Laurer’schen Canal nach aussen (Fig. 19). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 535 c) Arten mit Kreuzung von LAURER’schem Canal und Excretionsblase. Die Kreuzung ist jedoch in so fern unvoll- ständig, als der Laurur’sche Canal die Mittellinie der Rücken- fläche nicht erreicht, sondern seitlich von derselben, und zwar hinter dem median gelegenen Excretionsporus, ausmündet. Körper mehr oder weniger dorsoventral abgeflacht.. Hoden stark und fein gelappt, schräg hinter oder fast neben einander. Pars mus- culosa kräftig entwickelt, stark geschlängelt, ihre Wandung 0,04—0,070 mm dick. Genitalöffnung meist complicirt eingerichtet. Bau und Ausdehnung der Dotterstöcke ähnlich wie bei der ersten Gruppe (a, vgl. S. 504). 8. Paramphistomum microbothrium FIsScHDR. (Taf. 22, Fig. 21—23.) 1891. Paramphisiomum microbothrium FISCHDR., Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 369. 1902. Paramphistomum mierobothrium FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 20. Unter dem mir zur Verfügung stehenden Material fand ich zwei mit „Amphisiomum conicum‘“‘ bezeichnete Gläser, auf denen als Wirth „Antilone dorcas“ angegeben war. Das eine, nur 2 Exemplare ent- haltende Glas gehörte der Wiener Sammlung (No. 933), das andere, 12 Exemplare enthaltende Glas stammte aus dem hygienischen In- stitut der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin (No. G. 282). Die 8—11 mm langen Thiere unterscheiden sich schon äusserlich dadurch von Paramphistomum cervi, dass sie dorsoventral etwas abgeflacht sind (der Querdurchmesser verhält sich zum dorsoventralen wie 4:3,5) und ähnlich wie Paramph. graeile nur schwach ventralwärts gekrümmt erscheinen (vergl. Fig. 21 u. 22), Der grösste Quer- durchmesser der Thiere liegt zwischen der vordern und hintern Körperhälfte und beträgt hier ein Drittel der Körperlänge. In der Mitte der vordern Körperhälfte macht er nur noch ein Viertel des Längsdurchmessers aus, während er bis zur Mitte der hintern Körperhälfte fast gar nicht abnimmt und auch auf der Höhe des Saugnapfes noch etwas mehr als ein Viertel der Körperlänge beträgt. Der endständige, mit seiner runden 0,8—1,0 mm weiten Oeff- nung nur wenig ventralwärts nach hinten gerichtete Saugnapf 39% 536 F. FiscHoEDER, hat einen Durchmesser von 1,8—2,2 mm. Seine Tiefe beträgt 0,8 bis 1.0 mm, und seine Muskelwandung ist 0,5—0,3 mm stark. Die Körpereuticula ist 0,022—0,027 mm stark, Papillen am vordern Körperpole sind nicht bemerkbar. Der Pharynx ist kuglig (Fig. 21) oder oval (Fig. 22), 0,8 bis 1.0 mm im Durchmesser, seine Muskelwandung 0,5—0,4 mm stark. Auffallend kurz (0,5—0,6 mm) ist der Oesophagus (Fig. 22), welcher in der Nähe der Rückenfläche in die beiden Darm- schenkel übergeht. Diese verlaufen ähnlich wie bei der vorigen Art, jedoch nur 0,3—0,5 von den Seitenrändern des Körpers entfernt, nach hinten, um mit ihren dorsalwärts nach innen gebogenen blinden Enden schon 1,0—1,5 mm vor dem Saugnapfe zu endigen (Fig. 22). Ihr Lumen ist 0,3—0,4 mm weit. Die Geschlechtsöffnung Hegt weit nach vorn, am Ende des ersten Körperviertels, jedoch ziemlich weit hinter der Gabel- stelle der Darmschenkel und führt in ein in dorsoventraler Richtung etwas abgeflachtes Atrium, dessen Querdurchmesser zwar 0,25—0,3 mm beträgt, jedech von der kräftigen Genitalpapille fast ganz ausgefüllt wird. Die das Atrium umgebende Musculatur ist sehr kräftig (Fig. 23) entwickelt (0,3—0,4 mm dick), aber von dem sie umgebenden Pa- renchym nicht scharf abgegrenzt. Die Ringmuskelfasern bilden rings um die Genitalöffnung einen 0,03—0,04 mm dicken Sphincter, der aber von den übrigen Ringfasern nicht scharf abgegrenzt ist (Fig. 22 u. 23). Bei den meisten Individuen fand ich die Genital- öffnung fast ganz geschlossen (Fig. 23); nur einige (Fig. 21) hatten sie weit geöffnet (0,25—0,3 mm im Durchmesser). Die der Bauchfläche dicht anliegenden Hoden nehmen das mittlere Körperdrittel ein und weichen mehr von der Medianlinie ab als bei den bisher beschriebenen Arten. Auch ist ihre Lappung durch zahlreiche tiefe Einschnitte bedeutend stärker und die Lappen auch kleiner. Jeder Hoden besitzt eine ovale Gestalt; der ventrale Pol ist etwas mehr nach vorn und der dorsale etwas mehr nach hinten gerichtet. Der dorsoventrale (längste) Durchmesser des vordern Hodens beträgt 2,3—2,5 mm, der Quer- und Longitudinaldurchmesser nur 1,5—1,7 mm. Der hintere Hoden ist in der Regel etwas grösser als der vordere (vergl. Fig. 21 u. 22). Die Vesicula seminalis bildet einen rundlichen, 0,6—0,7 mm dieken Knäuel, welcher jedoch nicht hinter, sondern dorsal von der Pars musculosa gelegen ist, während die letztere ventral von der Vesicula seminalis, zwischen dieser und dem Endtheil des Die Paramphistomiden der Säugethiere. 537 Uterus, sehr stark geschlängelt verläuft (Fig. 22 u. 23). Ihre Wandung ist 0,045—0,05 mm dick und besteht, ähnlich wie bei P. streptocoelium, fast ausschliesslich aus Ringmuskelfasern, welche an der Peripherie von einer einfachen Längsmuskelfaser- schicht umgeben werden (Fig. 23. Die Pars prostatica (0,5—0,6 mm lang) ist in der Regel birnförmig erweitert und geht, sich trichterförmig verengend, in den Ductus ejaculatorius über. Auch den Ductus hermaphroditus fand ich bei den von mir näher untersuchten Thieren im Grunde der dicken Genitalpapille birn- förmig erweitert (Fig. 23). Die Dotterstöcke sind ähnlich wie bei P. cervi sehr reichlich entwickelt und dehnen sich auch auf die Bauch- und Rückenfiäche aus (Fig. 21). Sie erstrecken sich von der Gabelung des Darmes bis zum Saugnapfe, doch ist der eine, ähnlich wie bei P. strepto- coelium, stets etwas mehr nach vorn verschoben als der andere (Fig. 21); der eine reicht vom Hinterende des Pharynx bis zum vordern Rande des Saugnapfes, während der andere erst in der Höhe der Gabelstelle der Darmschenkel beginnt, dafür aber etwa bis zur Mitte des Saugnapfes reicht. Die Dotterstocksfollikel sind zu verschieden grossen Gruppen vereinigt, die in unregelmässiger Anordnung dicht neben einander gelagert sind. Der kuglige (0,6—0,7 mm im Durchmesser) Keimstock liegt 10—1,5 mm vor dem Saugnapfe und zwar viel weiter seitlich von der Medianlinie als bei den bisher beschriebenen Arten, median da- hinter die ovale, 0,6—0,7 mm lange und 0,4—0,5 mm breite Schalen- drüse (Fig. 22). Der aus ihrem ventralen Pole hervorgehende Uterus erweitert sich bald recht beträchtlich und schlängelt sich bis fast ganz dicht an die Ventralfläche heran, um dann median vom hintern Rande des hintern Hodens an die Rückenfläche zu gelangen und erst von hier ab ähnlich wie bei £. cervi unter ausgiebigen Schlänge- lungen, stark erweitert und mit Eiern voll gefüllt, zur Geschlechts- öffnung zu verlaufen. Der Längsdurchmesser der Eier beträgt 0,145—0,15 mm, ihr Querdurchmesser 0,075—0,05 mm. Sehr abweichend von den bisher beschriebenen Arten ist der Verlauf des Lavzee’schen Canals. Derselbe verläuft zwar in ähn- lieher Richtung wie bei P. cerri etwas dorsalwärts nach vorn, um seitlich die median gelegene Excretionsblase zu kreuzen. Nach der Kreuzung strebt er jedoch nicht wieder der Medianlinie zu, sondern mündet seitlich von ihr nach aussen (vgl. auch Fig. 27), im Niveau des vordern Randes des Keimstocks (Fig. 22). Die Ex- 538 F. FıscHoEDer, eretionsblase verhält sich ähnlich wie bei P. cerw. Der Ex- eretionsporus liegt in der Mittellinie der Rückenfläche, jedoch nur 0,25—0,3 mm hinter dem Niveau der Ausmündungsstelle des LAURER- schen Canals (Fig. 22). 9. Paramphistomum bothriophoron (M. Bar.) (Taf. 22, Fig. 24 und Taf. 23, Fig. 25—28.) 1892. _Amphistomum bothriophoron M. BRAUN, in: Verh. deutsch. zool. Ges., V. 2, p. 49—51. 1893. Amphistomum bothriophoron M. BRAUN, in: BRONN, Class. Ordn,, V. 4, Abth. 1a, p. 738. 1896. Amphistomaum bothriophoron OTTO, Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amphist., Inaug.-Diss., Leipzig, in: Zeitschr. Thiermed. pathol. Anat., V..22: 1901. Paramphistomum bothriophoron FISCHOEDER, Die Paramphistomiden d. Säugeth., in: Zool. Anz., V. 24, p. 370. 1902. Paramphistomum bothriophoron FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 21. In der zweiten Jahresversammlung der Deutschen Zoologischen Ge- sellschaft zu Berlin (1892) berichtete BRAUN über ein ihm von F. SIKORA aus Annanarivo auf Madagascar aus dem Magen von Dos taurus indıcus zugesandtes Amphistomum, welches sich durch den Besitz einer fast 0,5 mm grossen und von einem verdiekten Rande umgebenen Genital- öffnung auszeichnete. Diese führte in einen rundlichen Hohlraum, dessen Tiefe in dorsoventraler Richtung 0,7 mm und dessen Länge von vorn nach hinten 1,04 mm betrug. Aus der nähern Beschreibung des Hohl- raumes ist hervorzuheben, dass in der denselben umgebenden Musculatur zahlreiche Aequatorial- und Radiärfasern sich befinden und dass in dem den Eingang umgebenden Rande ein 0,2 mm dicker Ringmuskel verläuft. Im Grunde des Hohlraums liegt die kleine Genitalpapille. Eine eingehende anatomische und histologische Beschreibung des Thieres lieferte dann Orro (1896). Da jedoch meine Beobachtungen den An- gaben OTTOo’s nicht in allen Punkten entsprechen, so dürfte es nicht über- flüssig erscheinen, auf dieselben näher einzugehen und den Bau des Tkieres in vergleichender Weise noch ein mal zu besprechen. Meine Untersuchungen erstreckten sich auf: 1. 3 Stück mir gütigst von Herrn Prof. Braun überlassene Öriginalexemplare und 2 Schnittserien. 2. Ein als „Amphistomum bothriophoron Braun, Madag.“ be- zeichnetes Exemplar der Hamburger Sammlung. Von den 6,0—9,0 mm langen, gedrungenen Thieren sind 2 Stück stark und 2 Stück nur wenig ventralwärts gekrümmt. Ihre dorso- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 539 ventrale Abflachung ist bedeutend stärker als bei P. microbothrium. Der Dorsoventraldurchmesser verhält sich zum queren wie 3,0:5,5. Der grösste Querdurchmesser liegt ebenso wie bei P. microbothrium in der Mitte des Thieres. Er beträgt hier aber mehr als die Hälfte des Längsdurchmessers (3,5—5,0 mm) und nimmt sowohl nach vorn wie nach hinten im ähnlichen Verhältniss, jedoch langsamer, ab als bei der vorigen Art. In der Mitte der vordern Körperhälfte beträgt er noch etwas mehr als ein Drittel der Körperlänge, während er bis zur Höhe des endständigen Saugnapfes nur um etwa 1 mm ab- nimmt. Der meist abgeflachte Saugnapf ist etwas in den Leib hineingezogen. Sein grösster Durchmesser beträgt 1,6—1,8 mm bei einer Tiefe von 0,5—0,6 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4—0,5 mm. Die Cuticula ist 0,22—0.27 mm dick; Papillen am vordern Körperpole habe ich nicht bemerkt. Der Pharynx ist kuglig, 0,”—0,8 mm im Durchmesser, und der Oesophagus noch kürzer als bei P. microbothrium, 0,25—0,3 mm (Fig. 24 u. 25). Die 0,5—0,4 mm weiten Darmschenkel treten im rechten Winkel aus einander (Fig. 24) und endigen nach stark geschlängeltem Verlaufe mit ihren ventralwärts nach innen ge- richteten Enden kurz vor dem Saugnapf (Fig. 24). Die (05 mm im Durchmesser) Geschlechtsöffnung liegt in der Mitte der vordern Körperhälfte und führt in das von Braun beschriebene grosse Atrium. Die dasselbe umgebende Museulatur ist jedoch, abgesehen von einigen starken Bündeln (Fig. 25 u. 27), nicht kräftiger entwickelt als bei den bisher beschriebenen Arten, auch ist sie von dem sie umgebenden Parenchym nicht scharf abgegrenzt. Ebenso wenig zeigt der am Eingange zur Ge- schlechtsöffnung befindliche, 0,2 mm dicke Sphineter von den übrigen Ringmuskelfasern eine scharfe Abgrenzung, sondern er geht ähnlich wie bei P. mierobothrium ohne scharfe Grenzen in dieselbe über. Die im Grunde des Hohlraumes liegende Genitalpapille ragt nun nicht frei in denselben hinein, sondern sie befindet sich erst in einer rundlichen Vertiefung, welche ihrerseits wiederum von einer wulstigen Ringfalte umgeben wird (Fig. 25 u. 26), so dass eigentlich erst dieser, die Papille umgebende kleine Hohlraum dem Genitalatrium des Paramph. cervi und der meisten andern Paramphistomiden entspricht, während der erosse Hohlraum, aus welchem man durch eine kleine, kreisrunde Oeff- nung in das eigentliche kleine Atrium gelangt, eine Art Vorraum dar- stellt, wie er z. B. auch "bei Gastrothylax symethes ausgebildet und 540 F. FıscHoEDEr, bei P. streptocoelium sowie auch bei Stephanopharynz compactus durch die in der Atriumwandung auftretende Ringfalte angedeutet ist. Sämmtliche von mir untersuchten Exemplare haben nicht kuglige Hoden, wie es Orro (1896) angiebt, sondern die Hoden sind vielmehr in der Richtung von vorn nach hinten stark abgeplattet, fast scheibenförmig, und zeigen auch eine bedeutend stärkere und tiefere Lappung als die bisher beschriebenen Arten (Fig. 24 u. 25). Der Longitudinaldurchmesser des vordern Hodens beträgt 0,7—0,8 mm, der des hintern 0,3—1,00 mm, während der quere und der dorsoventrale Durchmesser bei beiden Hoden annähernd gleich (2,0 bis 2,3 mm) sind. Die Lage der Hoden ist genau so wie bei P. micro- bothrium. Die Vesicula seminalis liegt jedoch nicht wie bei letzterm dorsal, sondern ähnlich wie bei P. streptocoelium hinter der Pars musculosa (Fig. 25), und ist zu einem ovalen, 1,5 mm langen und 1,0 mm dicken Knäuel dicht verschlungen, aus dessen ventralwärts nach vorn gerichtetem Pole die kräftig entwickelte Pars musculosa hervorgeht. Diese ist von den vorigen Arten dadurch ausgezeichnet, dass sie nicht in langen Schlingen ver- läuft, sondern in gleicher Weise wie die Vesicula seminalis einen rundlichen (1,5—2,0 mm im Durchmesser), kurz geschlungenen Knäuel darstellt (Fig. 25). Auch ihre 0,04—0,045 dicke Muskel- wandung zeigt in so fern eine Verschiedenheit gegenüber allen bisher beschriebenen Arten, als sie nicht wie bei diesen in der Hauptmasse aus Ringfasern besteht, welche an der Peripherie von einer einfachen Längsfaserschicht umgeben werden, sondern die Ringfaserschicht ist nur 0,02—0,025 mm dick, während die Längs- faserschicht fast die gleiche Stärke (0,015—0,02 mm) besitzt und in kräftigen Bündeln angeordnet ist, welche die Ring- musculatur palissadenartig an der Peripherie umgeben (Fig. 25) und auf Schnitten in Form von Säulchen erscheinen (Fig. 28). Die Pars prostatica ist länger als bei den vorigen Arten (1,0—1,2 mm) und verläuft in fast dorsoventraler Richtung zur Genitalpapille, in welche sie als Ductus ejaculatorius (0,05—0,1 mm lang) eintritt und sich mit dem Metraterm zum Ductus herma- phroditicus verbindet (Fig. 25 u. 26). Die weiblichen Genitalorgane zeigen nur geringe Ab- weichungen von der vorigen Art. Die Dotterstöcke erstrecken sich von der Gabelung des Darms bis etwa zur Mitte des Saug- napfes (Fig. 24) und dehnen sich auch auf Bauch- und Rückenfläche aus. Der fast runde (0,8—1,0 mm im Durchmesser) Keimstock Die Paramphistomiden der Säugethiere. 541 liegt zwischen dem hintern Hoden und dem Saugnapf sehr nahe an der. Bauchfläche (Fig. 25 u. 27) und weicht so stark von der Medianlinie ab, dass sein lateraler Rand etwa nur 0,3 mm von dem Seitenrande des Körpers entfernt, und von diesem nur durch die dazwischen liegenden Dotterstöcke getrennt ist (Fig. 27). Aus seinem medianen Pole geht der Keimgang hervor, welcher in die etwas hinter dem Keimstock, aber in der Medianebene liegende (0,6—0,7 mm im Durchmesser) Schalendrüse eintritt (Fig. 25 u. 27) und, aus ihrem ventralen Pole als Uterus heraustretend, zunächst fast dicht an die Ventralfläche herangeht (Fig. 25), um sich dann der Rückenfläche zuzuwenden und wie bei der vorigen Art mit Eiern dicht gefüllt zur Genitalpapille zu verlaufen. Die Eier sind 0,125—0,135 mm lang und 0,065—0,07 mm breit. Der Laurer’sche Canal zieht gleich von seinem Ursprung an nach der dem Keimstock entgegengesetzten Seite herüber und er- reicht, nachdem er die Excretionsblase gekreuzt, ähnlich wie bei P. microbothrium, nicht die Mittellinie der Rückenfläche, sondern mündet ca. 0,5 mm seitlich von derselben (Fig. 25 u. 27) im Niveau des vordern Randes der Schalendrüse, während der Exceretions- porus ca. 0,2 mm vor der Ausmündung des Laurer’schen Canals, jedoch in der Mittellinie der Rückenfläche sich befindet (Fig. 25 u. 27). Die Excretionsblase hat eine mehr rundliche Gestalt und liegt vor dem Saugnapf, dicht an der Rückenfläche (Fig. 25 u. 27). 10. Paramphistomum calicophorum FIScHDR. (Taf. 23, Fig. 29 und Taf. 24, Fig. 30—35.) 1901. Paramphistomum calicophorum FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 370. 1902. Paramphistomum calicophorum FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 22. Diese Art ist nur in der Berliner Sammlung vertreten und zwar in folgenden Gläsern: 1. Glas No. F. 659 enthält 11 Stück. Aufschrift: „Amphistomum, ovis aries oder bos taurus, Queensland, ROLLE“. 2. Glas No. 3227 enthält nur 4 Stück. Aufschrift: „Dos taurus, Rumen, Capland, ÖstErrae G.“. 3. Glas No. 3389 enthält 46 Stück. Aufschrift: „Dos taurus, Intest., Ost-Afrika, Kawirondo, Kwa kitoto; O. Neumann 8. G .* 542 F. FıscHoEDer, 4. Glas No. 3388 enthält 31 Stück. Aufschrift: „Dos taurus 9; Stom., Ost-Afrika, Kawirondo, Kwa Mumia; OÖ. Neumann S. G.“ 5. Glas No. F. 1219 mit der Aufschrift: „Dos taurus 9, Stom., China, Canton Fu-mui; Missionär LEHMANN S.“ enthält neben 4 Stück Gasthrothylax elongatus POIRIER und 6 Stück Gastrothylax cobboldi Porkıer ca. 100 grössere Exemplare, welche zwar noch nicht ge- schlechtsreif sind und daher auch etwas schlanker erscheinen, im Uebrigen aber sa grosse Uebereinstimmung mit den zu 1—4 genannten reifen Exemplaren besitzen, dass ich sie für dieselbe Art halte. Auf einige unwesentliche Differenzen werde ich noch zurückkommen. Das Material ist stark geschrumpft, brüchig; trotz Behandlung mit Iod und Wochen langer Einwirkung von Kreosot lässt sich eine zur Untersuchung von Totalpräparaten nur wenig brauchbare Durchsichtigkeit erzielen, mit Ausnahme von einzelnen unreifen Exemplaren aus dem letzt genannten Glase. Dagegen ist es mir ge- lungen, von reifen Exemplaren aus dem Glase No. F. 659 für meine Zwecke einiger Maassen brauchbare Schnittserien anzufertigen. Die 10—15 mm langen Thiere sind entweder fast ganz gerade gestreckt (Fig. 29) oder nur schwach ventralwärts gekrümmt (Fig. 30) und zeigen, abgesehen von ihrer Grösse, auch in so fern ein gewisse Aehnlichkeit mit Paramphistomum bathycocotyle, als ihr breitester, beinahe die halbe Körperlänge betragender Querdurch- messer am hintersten Körperende auf der Höhe des Saugnapfes ge- lesen ist, von wo sich der Körper — besonders bei den reifen In- dividuen (Fig. 31) — nach vorn zu nur langsam verjüngt, so dass er in der Mitte der vordern Körperhälfte noch mehr als ein Viertel der Körperlänge beträgt. Auf Querschnitten erscheinen die T’hiere rundlich oder nur schwach, im Verhältniss wie 4:5, dorsoventral abge- flacht. Der endständige Saugnapf ist jedoch etwas kleiner als bei P. bathycothyle. Sein breitester Durchmesser beträgt nicht ganz ein Drittel der Körperlänge, 3,0—4,3 mm, bei einer Tiefe von 1,5 bis 20 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,8—1,0 mm. Die runde Oeffnung des Saugnapfes ist in der Regel klein, 0,6 bis 1,0 mm im Durchmesser. Die Körpercuticula 0,022—0,027 mm dick. Papillen am vordern Körperpole habe ich nicht vorgefunden. Eine verhältnissmässig kräftige Ausbildung besitzt der Pha- rynx, dessen Gestalt im vorgestreckten Zustande (Fig. 29) rundlich, oval (1,5—2,0 mm lang und 1,0—1,5 mm breit), und im zurück- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 543 gezogenen nach vorn stark verjüngt, birnförmig erscheint (Fig. 30 u.31). Der stark Sförmig gekrümmte, ca. Imm lange Oesophagus theilt sich in der Nähe der Rückenfläche vor der Genitalöffnung in die beiden Darmschenkel, welche in querer oder auch etwas nach vorn strebender Richtung (Fig. 29) aus einander treten, um bald unter einem fast rechten Winkel nach hinten umzubiegen und, stark geschlängelt, in einiger (0,6—0,5 mm) Entfernung von den Seitenrändern hinabsteigend, mit ihren dorsalwärts gerichteten Enden neben dem Grunde des Saugnapfes blind zu endigen (Fig. 29, 30 u. 31). Das Lumen der Darmschenkel beträgt nur 0,5—0,5 mm. Ganz eigenartige Verhältnisse weist die Genitalöffnung auf: In der Mitte der vordern Körperhälfte befindet sich eine napf- oder kelchartige Vertiefung, welche von einem wulstig ab- eerundeten Rande umgeben wird. Dieser Kelch ist bald mehr ab- geflacht, bis zu 2 mm im Querdurchmesser breit und die Ränder nur schwach hervortretend (Fig. 29 u. 33), bald ist er mehr (bis zu 1,0 mm) vertieft (Fig. 34 u. 35), nur etwa 1 mm breit und die Ränder bis 0,5—0,6 mm hoch. Bald tritt der Kelch, und zwar un- abhängig von seiner Tiefe, über die Körperoberfläche mehr hervor (Fig. 34), bald ist er tief in den Leib hineingezogen (Fig. 30). Umgeben wird er, wie das Genitalatrium bei P. microbothrium, von einer 0,3—0,4 mm dicken, aus Ring-, Radiär- und Meridional- fasern bestehenden Musculatur, die jedoch von der Umgebung nicht scharf abgegrenzt ist. Am Grunde des Kelches erhebt sich eine kräftige, eylindrische (Fig. 30, 35) oder auch an ihrem distalen Ende stempelartig verdickte (Fig. 34) Papille, welche unabhängig von der jeweiligen Configuration des Kelches bald mehr (Fig. 30) oder weniger (Fig. 23) tief zurückgezogen ist, bald mehr (Fig. 34) oder weniger (Fig. 35) weit aus dem Kelche heraus ragt. Sie erreicht eine Länge bis zu 1,2 mm bei einem Querdurch- messer von 0,5—0,6 mm. Das distale Ende der Papille ist ent- weder abgestutzt (Fig. 35) oder knopfartig abgerundet (Fig. 34) und zeigt auf der Spitze eine runde, 0,1—0,15 mm weite Oefinung (Fig. 35), die eigentliche Genitalöffnung, welche ähnlich wie bei P.cervi u.a. in ein flaches (0,3—0,5 mm im Durchmesser), im distalen Ende der Papille gelegenes Genitalatrium führt (Fig. 35). Am Grunde dieses kleinen Atriums befindet sich die eigentliche Genital- papille, welche von dem aus dem Ductus ejaculatorius und dem Metraterm hervorgegangenen Ductus hermaphroditieus durchbohrt wird (Fig. 35). Bei vorgestreckter Papille (Fig. 35) ist letzterer 544 F. FiscHoEDER, nur sehr kurz, während er bei zurückgezogener Papille (Fig. 30, 33) bedeutend länger und stark erweitert (Fig. 53) oder in Querfalten gelegt (Fig. 30) erscheint. Die Hoden liegen fast neben einander (Fig. 29, 30), der vordere etwa in der Mitte des Körpers, mehr dorsal, der hintere mehr ventral (Fig. 29, 30 u. 31). Bei den unreifen Individuen (Glas No. F.1219 d. Berl. Sammlung) fand ich sie mehr nach hinten verschoben (Fig. 29 u. 30) und beide in einer Flächenebene (Fig. 30) gelagert. Schon im jugendlichen (Fig. 29, 30 u. 32), noch mehr aber im ausgebildeten Zustande (Fig. 31) erscheinen die Hoden durch äusserst zahlreiche und tiefe Einschnitte noch weit stärker und feiner gelappt als bei P. bothrio- phoron. Bei reifen Individuen nehmen sie die ganze, stark verdickte, hintere Hälfte des Thieres bis dicht zum Saugnapfe ein (Fie. 31). Die Vesicula seminalis bildet nur einen kleinen rundlichen (ca. 1 mm im Durchmesser) Knäuel, welcher vor den Hoden dicht an der Dorsalfläche gelegen ist (Fig. 29, 30 u. 31). Dagegen ist die Pars musculosa äusserst kräftig entwickelt und nimmt den grössten Theil des Raumes zwischen den Hoden und der Geschlechts- öffnung ein (Fig. 29, 30 u. 31). Auch die Wandung der Pars musculosa ist dicker (0,06—0,07 mm) als bei allen übrigen Param- phistomiden, zeigt jedoch sonst einen ähnlichen Bau wie bei P. bothrio- phoron. Die Ringfaserschicht ist 0,045—0,055 mm, die Längsfaser- schicht aber nur 0,015—0,025 mm stark. Die Pars prostatica erreicht eine Länge bis zu 2,0 mm. Die Dotterstöcke erstrecken sich von der Mitte des Pharynx bis zum Grunde des Saugnapfes und verhalten sich im Uebrigen wie bei P. bothriophoron. Bei den geschlechtsunreifen Individuen (Fig. 29, 30 u. 32) sind sie noch sehr schwach entwickelt. Der fast runde (0,6—0,8 mm im Durchmesser) Keimstock liegt ähnlich wie bei P. bothriophoron sehr weit seitlich von der Medianlinie, und zwar stets auf derselben Seite wie der vordere Hoden. Bei den noch nicht geschlechtsreifen Individuen hat er meistens seine Lage zwischen dem vordern Hoden und dem Saugnapf, ungefähr in der Mitte zwischen der Bauch- und Rückenfläche des Thieres (Fig. 29, 30 u. 32), während er bei den geschlechtsreifen, mit grossen Hoden aus- gestatteten Individuen in der Regel mehr dorsalwärts nach hinten, neben den Grund des Saugnapfes, verschoben ist (Fig. 31). Die letzt genannte Lage des Keimstocks kommt jedoch auch bei manchen unreifen Individuen vor (Textfig. E). Median hinter dem Keimstock, jedoch auch noch seitlich von der Medianlinie (Fig. 32) Die Paramphistomiden der Säugethiere. 545 befindet sich die ovale (0,45—0,6 mm im Durchmesser) Schalen- drüse (Fig. 30 u. Textfig. E), aus deren ventralem Pole der Uterus hervorgeht. Dieser ist schon bei unreifen Thieren sehr lang und stark geschlängelt und verläuft im Uebrigen ähnlich wie bei Paramphistomum bothriophoron, doch biegt er, da die Hoden weit nach hinten verschoben sind, schon etwa in der Mitte der Rücken- Fig. E. Weibliche Genitalorgane von Paramphistomum calicophorum. Unreifes Exemplar aus Bos taurus, China. Berl. Samml. No. F. 1219. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Sn Saugnapf. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. fläche nach der Ventralfläche um und bildet in Folge dessen auch: noch an der Bauchfläche, zwischen den Hoden und der Genital- öffnung, sehr zahlreiche Schlängelungen (Fig. 30 u. 31). Bei den reifen Thieren ist der ganze Uterus stark mit Eiern gefüllt, welche einen Längsdurchmesser von 0,125—0,135 mm und einen Querdurchmesser von 0,065 bis 0,07 mm besitzen. 546 F. FiscHoEDer, Der Laurer’sche Canal kreuzt sich ebenso wie bei P. bothrio- phoron mit der Excretionsblase und erreicht auch hier nicht die Mittellinie der Rückenfläche, sondern mündet etwa 1,0—12 mm neben derselben, und zwar an derselben Seite, an welcher der Keim- stock gelegen ist, hinter dem Excretionsporus nach aussen. Die Exceretionsblase liegt dorsal vom Saugnapfe (Fig. 30, 31, 32 u. Textfig. E), zwischen den beiden blinden Enden der Darm- schenkel und mündet in der Mittellinie der Rückenfläche, vor der Mündung des LAaurer’schen Canals. In Bezug auf das Lageverhältniss des Excretionsporus und der Ausmündungsstelle des Laurer’schen Canals sind häufig gewisse Differenzen zwischen den reifen und unreifen Individuen zu ver- zeichnen, die jedoch auch mit der Entwicklung der Hoden und der damit verbundenen stärkern Ausdehnung der hintern Körperpartie in Verbindung gebracht werden können. Während nämlich bei den unreifen Thieren in der Regel die Excretionsblase etwa im Niveau des vordern Randes des Saugnapfes und der Laurer’sche Canal nur 0,3—0,4 mm dahinter ausmündet (Fig. 30, 32 u. Textfig. E), be- findet sich der Exeretionsporus bei den geschlechtsreifen Thieren meist viel weiter nach vorn, fast in der Höhe des vordern Randes des hintern Hodens (Fig. 31), und die Ausmündung des LAurEr’schen Canals 0,6—0,8 mm hinter dem Excretionsporus. 11. Paramphistomum cotylophorum FISCHDR. (Taf. 25, Fig. 36—39.) 1901. Paramphistomum cotylophorum FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden d. Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 370. 1902. Paramphistiomamn cotylophorum FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 23. Auch diese Art fand ich in folgenden 3 Gläsern der Berliner Sammlung vor: 1. Glas No. F. 852 mit der Bezeichnung: „Amphistomum spec. Bos taurus, Stom., Togo, Misahöhe, Baumann 8.“ enthält ca. 100 Exem- - plare. 2. Glas No. F. 785, nur 6 Stück enthaltend, trägt die Aufschrift: „Dos taurus, Intest., Togo, Misahöhe; Baumann S.“ 3. Glas No. F. 1706 mit der Aufschrift: „Amphistomum, Bos zebu, Stom., D. O.-Afrika, Langenburg; FÜLLEBORN $.“; in demselben befindet sich 1 Stück der Pansenwandung, an und zwischen deren Die Paramphistomiden der Säugethiere. 547 langen Zotten mehrere Exemplare fest anhaften, und ausserdem eine grössere Anzahl von losen Exemplaren. Auch dieses ganze Material verhält sich in Bezug auf seinen Erhaltungszustand ebenso wie das der vorigen Art. Die meisten Thiere sind nur 5—6 mm, einzelne jedoch auch 8 mm lang. Sie sind fast ganz gerade gestreckt (Fig. 36 u. 37), nur das hinterste Körperende zeigt eine deutliche Krümmung nach der Ventralfläche. Letztere ist nur wenig, die Dorsalfläche dagegen stärker gewölbt. Die meisten, jedoch nicht alle, Individuen zeigen eine schwache dorsoventrale Abflachung des Körpers; der dorsoventrale Durch- messer verhält sich zum queren wie 7:8 bis 4:5. Der grösste Querdurchmesser der Thiere liest im Anfange des hintern Körperdrittels. Er beträgt hier etwa die Hälfte der Körper- länge und nimmt nach vorn zu nur so langsam ab, dass er im hintern Theile des ersten Körperdrittels noch etwa ein Drittel des Längsdurchmessers beträgt. Das vorderste Körperende ist nur wenig verjüngt, das Hinterende des T'hieres erscheint dagegen halbkugel- förmig abgerundet und trägt den in der Regel tief in den Leib ein- gezogenen (Fig. 37), mit seiner runden 0,5—0,6 mm grossen Oeffnung, mehr ventralwärts gerichteten Saugnapf. Letzterer erscheint fast kugelförmig, 1,5—2,0 mm im Durchmesser. Seine Muskelwandung ist 0,25—0,3 mm dick, bei einer Tiefe von 1,0—1,3 mm. Der fast kuglige (0,6—1,0 mm im Durchmesser, Pharynx führt in den Sförmig gekrümmten, 1,0—12 mm langen Oeso- phagus, dessen Muskelwandung in seinem vordern Abschnitte nicht dicker ist als bei den andern Paramphistomiden (0,015 - 0,018 mm). Allmählich nimmt sie aber ähnlich wie bei P. dieranocoelium an Dicke zu. In der Mitte des Oesophagus beträgt sie schon 0,04 mm und erreicht gesen Ende derselben eine Stärke von 0,1 mm, wobei die Ringmusculatur 0,08—0.085 mm und die periphere Längsfaser- schicht nur 0,015—0,02 mm dick ist (Fig. 37 u. 389). In Folge dieser Verdickung der Muskelwandung erscheint der Oesophagus in seiner hintern Hälfte birnförmig verdickt (Fig. 37 u. 38), zumal auch sein Lumen nach hinten zu von 0,12 mm bis 0,25 mm (Fig. 38) zu- nimmt. In der Nähe der Rückenfläche geht der Oesophagus in die beiden Darmschenkel über, welche in einem halbkreisförmigen Bogen aus einander treten und in einer Entfernung von ca. 0,2 mm von den Seitenrändern des Körpers unter starker Schlängelung nach hinten verlaufen, um mit ihren dorsalwärts gebogenen Enden hinter 548 F. FiscHoEDER, der Mitte des Saugnapfes zu endigen (Fig. 39). Das Lumen der Darmschenkel beträgt 0,35 —0,45 mm. Die Geschlechtsöffnung liegt etwa in der Höhe der Gabel- stelle des Darmes, an der Grenze des vordern und mittlern Körper- drittels, und zeigt auch bei dieser Art in so fern besondere Verhält- nisse, als die das Genitalatrium umgebende Musculatur nicht nur dieselbe Anordnung zeigt wie die Saugnäpfe — Ring-, Radiär- und Medionalfasern —, sondern dass sie auch von dem sie um- sebenden Parenchym scharf abgegrenzt ist, so dass hier von einem Genitalnapf gesprochen werden muss,!) wie er bisher bei Am- phistomiden zwar noch nicht bekannt war, jedoch auch bei den meisten Arten der Gattung Cladorchis ausgebildet ist. Der Genitalnapf ist länglich oval; sein langer (dorsoventraler) Durchmesser beträgt 0,9—1,2 mm, der senkrecht auf ihm stehende 0,”—0,9 mm und die Dicke seiner Muskelwandung 0,18—0,25 mm. Der freie Rand des Genitalnapfes ragt in Form einer 0,2—0,24 mm dicken Ringwulst nach aussen hervor und umeiebt den rundlichen (0,15—0,2 mm im Durchmesser) oder querspaltförmigen (Fig. 36 u. 37) Eingang zur Höhlung des Napfes — zum Genitalatrium. Dieses hat die Form eines 0,6—0,3 mm tiefen Trichters, dessen dorsalwärts gerichtete Basis 0,5—0,7 mm weit ist (Fig. 37 u. 38). Im Centrum der Basis erhebt sich eine dünne, lang gestreckte, 1) Bei Distomen sind in letzter Zeit wiederholt Genitalnäpfe be- schrieben worden. Die meiste Aehnlichkeit mit dem hier vorliegenden hat der von Looss (Cassel 1894) bei Cotylogonimus fraternus und Cotylo- gonimus heterophyes beschriebene Genitalnapf. Nicht sieher ersichtlich ist jedoch, ob die Musculatur nach aussen durch ene Membran scharf abge- schlossen ist. Der von MüHuıns (1898) bei Oryptocotyle concarum und der von JAEGERSKIÖLD (1892) bei Uryplocotyle lingua angeführte Genital- napf scheint ebenfalls von dem ihn umgebenden Parenchym durch besonderes Bindegewebe nicht abgegrenzt zu sein. Was den von JaCcoBY (1899) und fast gleichzeitig von JAEGERSKIÖLD (1900) bei Pfiychogonimus megastomus beschriebenen Genitalnapf anbetrifft, so zeigt derselbe in so fern noch grössere Abweichungen, als er, abgesehen von dem Fehlen einer scharfen Abgrenzung, nicht einmal die Form eines einfachen Napfes besitzt, sondern durch eigenthümliche Faltenbildung eomplieirt erscheint. Auch der von Lüns (1900) bei Podocotyle furcatum beschriebene acces- sorische Saugnapf, der wohl zur Begattung in Beziehung steht, ist zwar ein wirklicher, scharf abgesetzter Napf, kann jedoch dem hier in Frage kommenden Genitalnapfe in so fern nicht gleichgestellt werden, als er nicht von dem Endabschnitt der Geschlechtscanäle durchbohrt ist, sondern hinter der Genitalöffnung seine Lage hat. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 549 kegelförmige Papille (Fig. 37 u. 38), welche mit ihrem distalen, ver- Jüngten Ende in der Regel bis in den Eingang zum Genitalnapfe hineinragt. Sie ist 0,6—0,8 mm lang, an der Basis 0,2—0,25 mm und an der Spitze 0,15—0,18 mm breit. Bei keinem einzigen der von mir untersuchten Exemplare habe ich einen Ductus herm- aphroditicus beobachtet, sondern ich habe immer gefunden, dass der Ductus ejaculatorius und das Metraterm zwar dicht neben einander, jedoch bis an die Spitze der Papille von einander vollständig ge- trennt verliefen und auch von einander gesondert ausmündeten (Fig. 37 u. 38). Trotzdem möchte ich doch annehmen, dass die Papille zurückgezogen werden kann und dass dann auch ähnlich wie bei den übrigen Paramphistominen ein Ductus hermaphro- diticus zu Stande kommen kann. Die Hoden liegen ähnlich wie bei F. calicophorum fast neben einander (Fig. 37), sind jedoch nicht so stark entwickelt; ihr Longi- tudinaldurchmesser beträgt etwa nur 0,6—0,8 mm und die zu letzterm senkrecht stehenden Durchmesser 1,0—1,5 mm. Auch die Lappung der Hoden ist nicht so fein wie bei P. calicophorum, sondern ähnlich wie bei P. bothriophoron (Fig. 37). In Bezug auf das Vas deferens steht P. cotylophorum dem P. bothriophoron am nächsten. Die Vesi- cula seminalis bildet einen ca. 0,5 mm dicken Knäuel, welcher nicht dorsal, sondern hinter der Pars musculosa zwischen den beiden Darmschenkeln gelegen ist (Fig. 37 u. 38). Ihre 0,045—0,05 mm dicke Wandung zeigt eine ähnliche Anordnung der Muskelfasern wie bei den beiden letzt genannten Arten. Die Ringfaserschicht ist 0,4—0,45 mm, die Längsfaserschicht nur 0,1—0,15 mm dick und ist ebenfalls in Bündeln angeordnet. Dagegen erscheint die Prostata ganz bedeutend schwächer entwickelt (Fig. 37 u. 38), wenigstens bei vorgestreckter Papille, während der Ductus ejaculatorius, wie erwähnt, verhältnissmässig lang (0,6—0,8 mm) erscheint. Die an beiden Seiten des Körpers liegenden Dotterstöcke reichen vom Pharynx bis zur Mitte des Saugnapfes und dehnen sich nur so weit auf die Dorsal- bezw. Ventralfläche aus, dass sie die seitlichen Viertel derselben einnehmen, während das Mittelfeld der Bauch- und Rückenfläche ganz frei von Dotterstockstollikeln bleibt und in Folge dessen an Totalpräparaten gegen die Seitenfelder fast geradlinig scharf abgegrenzt erscheint (Fig. 36). Der runde Keimstock zeichnet sich, abgesehen von seinem verhältnissmässig grossen Umfange (0,6—0,75 mm im Durchmesser), dadurch aus, dass er in Bezug auf sein Lageverhältniss im Körper Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 36 550 F. FıscHoeper, nicht eonstant ist, sondern noch grössere Differenzen aufweist als bei P. calicophorum. Bei dem einen Individuum liegt er dicht an der Bauchfläche unmittelbar vor dem Saugnapf (Textfig. E), bei dem andern wieder ziemlich dicht an der Rückenfläche (Fig. 37 u. 39), zwischen dieser und dem Grunde des Saugnapfes, ähnlich wie bei P. bothriophoron und P. calicophorum. Auch im Uebrigen zeigen die weiblichen Genitalorgane eine grosse Uebereinstimmung mit den beiden letzt genannten Arten (vergl. Fig. 29, 30, 21, 32, 37, 39 u. Textfig. E u. F). Fie. F. Weibliche Genitalorgane von Paramphistomum cotylophorum aus Bos taurus, Togo. Berl. Samml. No. F. 852. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Bf Bauchfläche. Sn Saugnapf. Dy Keimgang. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. Der Uterus ist stark geschlängelt und mit Eiern voll ge- füllt, deren Längsdurchmesser 0,125—0,155 mm und der Querdurch- messer 0,065 - 0,065 mm beträgt. Der Laurer’sche Canal ist je nach der Lage des Keimstocks einmal mehr (Textfig. F), das andere Mal weniger (Fig. 37 u. 39) lang und mündet etwa in der Höhe des vordern Randes des Saug- napfes 0,5—0,6 mm seitlich neben der Medianlinie. Der median liegende Excretionsporus befindet sich etwa 025 mm vor der Ausmündungsstelle des Laurer’schen Canals (Fig. 37 u. Textfig. F). Die Exeretionsblase liegt zwischen den beiden blinden Enden der Darmschenkel dicht an der Rückenfläche (H16."37, 390. Dextiie. F), De re ei see ee u Die Paramphistomiden der Säugethiere. 551 B. Genus Stephanopharyns FıscHpr., 1901. Körper gedrungen, wenig ventralwärts gekrümmt, in dorso- ventraler Richtung schwach abgeflacht, Vorder- und Hinterende ab- gerundet. Am Pharynx kurz vor seinem Uebergange in den Oesophagus eine ringförmige Ausstülpung, welche in dorsaler Richtung bedeutend geräumiger ist als in ventraler. Der Pharynx macht daher den Eindruck, als ob er an seinem hintern Ende einen dorsalwärts nach hinten herabhängenden Kragen oder Kranz be- sässe. Im Uebrigen steht Stephanopharynz der Gattung Paramphistomum sehr nahe. Darmschenkel lang und stark geschlängelt. Hoden kleinlappige. Pars musculosa kräftige ent- wickelt. Laurezr’scher Canal kreuzt sich nicht mit der Excretions- blase und mündet median vor dem ebenfalls median gelegenen Ex- cretionsporus. Typische und einzige Art: Stephanopharynx compactus FiISCHDR. Stephanopharynas compactus FISCHDR. Taf. 25, Fig. 40 —43. 1901. Stephanopharynxz compaectus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 370. 1902. Stephanopharynz compactus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 24. In einem Glase der Berliner Sammlung mit der Bezeichnung „Amphistoma comicum Ru». Nr. 2977 Bos taurus 2, Pansen, GURLT g.“ fand ich ausser 40 Exemplaren von Paramph. cervi, 3 Exemplaren von Oladorchis (Stichorchis) subtriquetrus und 2 Exemplaren von Gastrothylax spatiosus BrDs. ein stark geschrumpftes dunkelbraunes Exemplar, welches 4,8 mm lang, 3 mm breit und 2,5 mm dick war. Nach Auf- hellen in Kreosot konnte man nur den stark geschlängelten Darm 2 hinter einander liegende Hoden und die reichlich entwickelten Dotterstöcke erkennen. Auch ein anderes Glas derselben Sammlung (Nr. 2976) mit der Auf- schrift: „Dos taurus, Pansen, Afrika, SCHWEINFURTH S.“, enthielt ausser 7 nicht mehr bestimmbaren Bruchstücken, 7 Exemplaren von Gastro- thylax mancupatus und 17 Exemplaren von Gastrothylax gregarius Looss, 2 ähnliche, 5 mm lange, 3,0 mm breite und 2,5 mm dicke Thiere, von denen das eine (Fig. 41) beschädigt war. Nach Wochen langem Aufhellen in Kreosot wurden die innern Organe der beiden Exem- 36* 559 F. FiscHoEDER, plare so weit sichtbar, wie sie die beiden Abbildungen zeigen (Fig. 41 u. 42). Um aber über die Lage der Organe näher Aufschluss zu erlangen, habe ich das erst genannte Thier (Glas Nr. 2977) mit eütiger Erlaubniss des Herrn Prof. Braun zu einer Sagittalschnitt- serie (Fig. 42 u. 43) verarbeitet, so dass ich in der Lage bin, über den anatomischen Bau dieser interessanten Art nähere Angaben zu machen. Die in dorso-ventraler Richtung schwach abgeflachten Thiere sind nach der Bauchfläche zu etwas gekrümmt. Letztere erscheint daher in longitudinaler Richtung ausgehöhlt, in querer Richtung schwach gewölbt. Die Rückenfläche zeigt dagegen in beiden Rich- tungen eine sehr starke Wölbung und geht an den Seiten ohne scharfe Grenze in die Bauchfläche über. Den grössten Quer- und Dorsoventral-Durchmesser besitzen die Thiere etwa in der Mitte des Körpers. Von hier erscheint der Körper nach vorn zu fast halb- kugelförmig abgerundet, während das etwas verjüngte und stark dorsalwärts gekrümmte Hinterende den endständigen, weit offen (1,5—1,8 mm im Durchmesser) stehenden, von einem auffallend scharfen Rande (Fig. 41 u. 42) umgebenen, halbkugelförmigen Saug- napf trägt, dessen grösster Durchmesser ca. 2,0 mm ausmacht bei einer Tiefe von 1,0 und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4 bis 0,5 mm. Die in starke Querfalten gelegte Cuticula ist 0,027 bis 0,032 mm dick. Die eigenthümlichsten Verhältnisse zeigt das Thier am Pharynx. Die Mundöffnung führt in den musculösen Pharynx, welcher die Ge- stalt einer in longitudinaler Richtung abgeplatteten Kugel besitzt, deren Längsaxe 0,6 mm und deren Querdurchmesser 1,0—1,2 mm beträgt (Fig. 40 u. 41). Seine Muskelwandung ist 0,35—0,4 mm stark. Aus dem Grunde des Pharynx geht nun nicht, wie bei den übrigen Paramphistomiden, direct der Oesophagus hervor, sondern er bildet hier zunächst eine ringförmige Ausstülpung, die sich jedoch nicht nach allen Richtungen gleich weit erstreckt, sondern in dorsaler Richtung ihre grösste Ausdehnung hat (Fig. 41 u. 45). Hier reicht sie nicht nur bis dicht an die Rücken- fläche heran, sondern sie hängt sogar noch etwas nach hinten zu (Fig. 41 u. 45) herab. Ihre Ausdehnung in dorsaler Richtung be- trägt im Ganzen 1,5—1,8 mm, nimmt aber nach den Seiten und nach der Ventralfläche ganz gleichmässig immer mehr und mehr ab, so dass sie in ventraler Richtung nur noch etwa 0,2 mm beträgt Die Paramphistomiden der Säugethiere. 553 (Fig. 41 u. 45). Die Muskelwandung des Pharynx setzt sich nun auf die Ausstülpung in ähnlicher Weise fort, wie bei den Clador- chinen auf die Pharyneealtaschen; sie ist hier zwar nur 0,25 bis 0,53 mm stark, zeigt aber dieselbe Anordnung ihrer Fasern wie in der Pharynxwandung selbst. Der ovale Hohlraum des Pharynx (0,4 mm im Querdurchmesser) erfährt durch diese Ausstülpung eine ganz bedeutende Vergrösserung. An ihrem Ursprunge beginnt die Aus- stülpung nur mit einer ganz engen in der Pharynxwandung liegenden rinsförmigen Spalte (Fig. 43), die sich aber nach der Peripherie hin, besonders in dorsaler Richtung, ähnlich wie die Pharyngealtaschen der Cladorchinen erweitert und einen Durchmesser von 0,15 mm erreicht. Von aussen betrachtet macht es den Eindruck, als ob dem Pharynx kurz vor seinem Uebergange in den Oesophagus ein dorsalwärts nach hinten herabhängender oval ge- formter Kragen oder Kranz aufsässe, dessen langer (dorso- ventraler) Durchmesser 2,0—2,5 mm beträgt und daher den Dorso- ventraldurchmesser des Pharynx um mehr als das Doppelte über- trifft. Die Dicke (longitudinaler Durchmesser) des Kranzes beträgt an seinem ventralen Ende nur 0,25 mm, während sie am dorsalen Ende (0,6—0,7 mm ausmacht (Fig. 41 u. 43). Der Hohlraum des Pharynx erweitert sich am Ursprunge der Ausstülpung bis zu 0,55 mm im Durchmesser und geht dann, sich trichterförmig verengend, in einen engen (0,1—0,15 mm) Canal über, welcher je nach dem Öontractionszustande entweder in der Fort- setzung der Längsaxe des Pharynx (Fig. 43) oder etwas dorsal- wärts (Fig. 41) von ihr abweichend nach hinten verläuft *und in den Oesophagus übergeht (Fig. 41 u. 43). Dieser besitzt eine Länge von 0,75 mm und theilt sich in der Höhe der Genitalöffnung in die beiden Darmschenkel, welche in querer Richtung aus einander tretend zunächst etwas nach vorn (Fig. 40) verlaufen, um in der Nähe der Seitenflächen nach hinten umzubiegen und dann ausserordentlich stark (Fig. 41) geschlängelt nach hinten herab zu steigen, wo sie mit den dorsalwärts gerichteten blinden Enden dicht an der Rückenfläche hinter der Mitte des Saugnapfes endigen. In Bezug auf die Geschlechtsorgane schliesst sich Ste- phanopharynz der Gattung Paramphisiomum sehr eng an. Die am Ende des vordern Körperdrittels liegende, bei allen 3 Exemplaren weit offen stehende runde Genitalöffnung (Fig. 40, 41 u. 43) führt in ein geräumiges, 0,25 mm tiefes und 0,2 mm breites Atrium, welches ähnlich wie bei Paramphistomum streptocoelium durch eine 554 F. FiıscHoEDER, 0.08 mm hohe Rinefalte in eine ventrale grössere und in eine dorsale kleinere Abtheilung getheilt wird (Fig. 43). Die das Atrium umgebende Musculatur ist sehr kräftig entwickelt (0,2—025 mm dick), von dem sie umgebenden Parenchym jedoch nicht scharf ab- gegrenzt. Am Grunde des Atriums erhebt sich ähnlich wie bei P. streptocoelium eine sehr dünne, 0,2 mm lange Papille, welche, durch die Oeffnung der Ringfalte hindurch tretend, mit ihrem knopfartig verdiekten distalen Ende in die ventrale Abtheilung des Genitalatriums hineinragt (Fig. 43). Die beiden Hoden liegen hinter einander, nur wenig von der Medianlinie abweichend, der vordere genau in der Mitte des Körpers, der hintere zwischen dem erstern und dem Saugnapfe Sie sind durch zahlreiche und tiefe Einschnitte ähnlich wie bei P. bothrio- phoron fein gelappt und besitzen die Gestalt von zwei in longitudinaler Richtung, besonders aber an ihren ventralen Enden stark abge- platteten Scheiben, welche zwischen den beiden Darmschenkeln liesen und, im Gegensatz zu den andern Paramphistominen nicht der Bauch- sondern der Rückenfläche näher gelagert sind. Auf Sagittalschnitten erscheinen daher die Hoden in Form von zwei hinter einander liegenden spitzwinkligen Dreiecken (Fig. 42), welche mit ihrer 1,0—1,2 mm breiten Basis der Rückenfläche zugekehrt sind, während ihre ca. 2,0 mm von der Basis entfernten Spitzen der Bauchfläche zustreben. Die beiden Vasa efferentia vereinigen sich kurz hinter der Darmgabelung in der Nähe der Rückenfläche zur Vesicula seminalis, welche einen in dorsoventraler Rich- tun®& verlaufenden 1,0 mm langen und nur 0,25—0,3 mm dicken, dicht verschlungenen Knäuel darstellt (Fig. 42 u. 43). Aus ihrem distalen Pole geht die Pars musculosa hervor, deren Lumen bedeutend weiter ist als das der Vesicula seminalis (0,12—0,18 mm), und deren Muskelwandung 0,03—0,035 mm stark ist. Letztere be- steht aus einer centralen, 0,025—0,028 mm dicken Ringfaserschicht, und einer 0,003—-0,007 mm dicken peripheren Längsmuskelschicht, deren Fasern ähnlich wie bei P. bothriophoron in grössern Bündeln angeordnet die Ringmusculatur umgeben. Die Pars musculosa ist auch ähnlich wie bei P. bothriophoron sehr kurz geschlängelt (Fig. 43) und liegt ventral und etwas vor der Vesicula seminalis. Das distale, 0,5 mm lange Ende der Pars musculosa ist nur wenig geschlängelt und geht in dorsoventraler Richtung in die 0,4 mm lange Pars prostatica über, welche in derselben Richtung der Ge- schlechtsöffnung zustrebt und dann in den sehr kurzen (0,05 mm) BE Die Paramphistomiden der Säugethiere. 555 Duectus ejaculatorius übergeht, der sich am Grunde der Genital- papille mit dem Metraterum zum Ductus hermaphroditicus verbindet. Dieser ist in seinem Anfangstheile sehr stark erweitert (0,1 mm im Durchmesser), verengt sich aber bald trichterförmig (Fig. 43) und mündet auf der knopfartig verdickten Spitze der Papille in das Genitalatrium. Die weiblichen Genitalorgane bieten nichts Besonderes. Die sehr stark entwickelten Dotterstöcke dehnen sich von den Seitenflächen des Thieres sowohl auf die Bauch- als auch auf die Rückenfläche ziemlich weit aus und erstrecken sich vom Pharynx bis hinter die Mitte des Saugnapfes. Die Follikel sind zu ver- schieden grossen Gruppen vereinigt, welche in unregelmässiger An- ordnung sehr dicht an einander gelagert sind und daher die Durch- sichtigkeit der Totalpräparate sehr stark beeinträchtigen (Fig. 40 u. 41). Der birnförmige Keimstock, dessen langer Durchmesser 0,48 und der kurze 0,3 mm beträgt, liegt links hinter dem Grunde des Saugnapfes zwischen diesem und dem hintern Hoden, 0,5—0,6 mm von der Rückenfläche und 0,6—0,75 mm von der Medianlinie ent- fernt (Fig. 40). Fig. 6. Weibliche Genitalorgane von Stephanopharynx compactus aus Bos taurus. Berl. Samml. No. 2997. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Hhhinterer Hoden. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. Aus seinem dorsalwärts nach hinten gerichteten verjüngten Pole geht der Keimgang hervor (Textfig. G), welcher in die median hinter dem Keimstock, jedoch auch noch etwas links von der Median- J 556 F. FıscHoEDer, linie gelegene (Fig. 40 u. 42) Schalendrüse tritt. Der lange (dorso- ventrale) Durchmesser der letztern beträgt 0,3 mm, der Querdurchmesser 0,24 mm. Der aus dem ventralen Pole (Fig. 42 u. Textfig. G) der Schalendrüse hervorgehende Uterus tritt zunächst, sich lateral- wärts nach vorn wendend, an die Ventralfläche des Keimstocks (Textfig. @); hier wendet er sich ventralwärts und gelangt,’ links neben der Medianlinie zwischen dem hintern Hoden und dem Saug- napfe verlaufend, in die Nähe der Bauchfläche des Thieres, um dann wieder umzukehren und auf demselben Wege, jedoch mehr median verlaufend, an die Rückenfläche zu treten und von hier ab unter starken Schlängelungen wie bei der Gattung Paramphistomum weiter zu verlaufen (Fig. 42). In seinem ganzen Verlaufe ist er bei 2 Exemplaren stark erweitert und mit Eiern voll gefüllt, welche nur 0,115 bis 0,125 mm lang und 0,06—0,065 mm breit sind. Bei einem Exemplar (Fig. 41) ist dagegen sein zwischen dem vordern Hoden und dem Vas deferens verlaufender Endabschnitt nur schwach geschlängelt und enthält nur vereinzelte Eier. Aus dem Keimgange entspringt kurz vor seinem Eintritt in die Schalendrüse der Laurer’sche Canal (Fig. 42 u. Textfig. G), welcher, dorsalwärts und etwas nach vorn verlaufend, etwas vor dem hintern Rande des hintern Hodens in der Mittellinie der Rückenfläche nach aussen mündet. Eine Kreuzung zwischen dem Laurer’schen Canal und der Excretionsblase findet nicht statt. Letztere liegt viel- mehr dicht hinter den weiblichen Genitaldrüsen, und der aus ihr hervor- gehende Excretionscanal läuft fast parallel mit dem LAurer’schen Canal zur kückenfläche, um etwa 0,4 mm hinter demselben auszumünden (Fig. 42 u. Textfig. G). 0. Genus Gastrothylax PoirıEr, 1882 — 83. Charakterisirt durch den Besitz der Bauchtasche. Diese stellt einen an der Ventralfläche des Thieres gelegenen Hohlraum dar, welcher kurz hinter der Mundöffnung mit einem quer laufenden Spalt beginnt und sich bis in die Gegend des Saugnapfes erstreckt. Geräumigkeit und Querschnitt der Tasche bei den einzelnen Arten wechselnd. Der Körper meist lang gestreckt, sein Querschnitt mehr oder weniger rund, jedoch in der Regel durch die Form des Querschnitts der Bauchtasche beeinflusst. Farbe der lebenden Thiere roth. Cuticula 0,045—0,05 mm stark. Vorderende des Körpers zugespitzt, in der Regel gerade gestreckt, die die Mundöffnung tragende Spitze oft schwach dorsalwärts gekrümmt. Hinterende schwach verjüngt, eben- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 557 falls gerade gestreckt oder wenig ventralwärts geneigt, vor dem Saugnapf meist schwach eingeschnürt. Die engen (0,15—0,3 mm) Darmschenkel reichen entweder bis an die Hoden heran, oder sie endigen schon kurz hinter der Körpermitte. Genitalporus innerhalb der Bauchtasche, kurz hinter dem Eingang zur letzteren. Männ- liche und weibliche Genitaldrüsen unmittelbar vor dem Saugnapf. Hoden grob gelappt, den Seitenflächen dicht an- liegend oder mehr oder weniger in die Medianebene des Körpers verschoben, neben oder hinter einander. Keimstock und Schalen- drüse zwischen oder mehr dorsal hinter den Hoden. Uterus in der Nähe der Hoden in der Regel zunächst geknäult, dann meist nur wenig geschlängelt, ventral vom Vas deferens oder seltener daneben zur Genitalöffnung verlaufend. Dotterstöcke, reichlich entwickelt, erstrecken sich, mehr der Wandung der Bauchtasche als der äussern Körperwand anliegend, vom Pharynx bis zum Saugnapf und schlagen sich weniger auf die Dorsal- als vielmehr auf die Ventralfläche so weit um, dass an letzterer eine Trennung der beiden Dotterstöcke oft nicht möglich ist. Die Dotterstocksfollikel sind zu verhältnissmässig kleinen Gruppen vereinigt, welche zu mehr oder weniger dichten Netzen angeordnet sind. Kreuzung zwischen Excretionsblase und LAurer’schem Canal nicht vorhanden. Beide münden median, letzterer kurz vor dem Excretionsporus. Typische Art: Gasthrothylax erumenifer (CrerL. 1847). a) Querschnitt der Tasche dreieckig mit dorsal- wärts gerichteter Spitze. Uterus kreuzt sich mit dem Vas efferens. 1. Gastrothylax cerumenifer (ÜREPL.). (Taf. 26, Fig. 44—47.) 1847. Amphistomum erumeniferum OREPLIN, Beschr. zweier neuer Amphi- stomen-Arten a. d. Zebu-Ochsen, in: Arch. Naturg., Jg. 13, V.1, p. 30—33, tab. 2, fig. 1—5. 1882. Gastrothylax erumeniferum POIRIER, Descer. d. helm. nouv. de Palonia frontalis, in: Bull. Soc. philom. Paris (7), V. 7, 2, p. 73—79. 1895. Gastrothylax erumeniferum RAILLIET, Traite de Zool. med. et agric., ed. 2, Pars 1, Paris, p. 378—379. 1896. Gastrothylax erumenifer Orto, Beitr. z. Anat. u. Hist. d. Amphist. Inaug.-Diss. Leipzig, p. 10—13, in: Zeitschr. Thiermed. vgl. Pathol., Vu 22, 958 F. FiscHoEDER, 1898. Gastrothylax erumenifer BrRANDES, Die Gatt. Gastrothylax, in: Abh. naturf. Ges. Halle, V. 21, p. 216—219. 1901. Gastrothylax cerumenifer FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 375. 1902. Gastrothylax erumenifer FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 25. Im Jahre 1847 beschreibt ÜREPLIN ein ihm von GURLT aus dem Pansen eines Zebu zur Untersuchung übersandtes Amphistomum, welches er wegen des Besitzes einer geräumigen, an der Bauchfläche des Thieres gelegenen Höhle Amphist. erumentferum nannte. Nach OREPLIN beginnt die Tasche mit einer kurz hinter dem Vorderende gelegenen querspalt- förmigen Oeffnung und reicht bis zum „Boden“ des Saugnapfes. Die innere Wandung der Tasche geht an der Oefinung in die Körperhülle über. „Der Körperdurchschnitt ist stumpf dreieckig. Den obern Winkel dieses Dreiecks bildet der Rücken.“ Die Speiseröhre geht in die beiden Darmschenkel über, welche „schlangenförmig hin und her gebogen bis fast zum Boden des Saugnapfes“ laufen. Die Geschlechtsöffnung liegt auf oder kurz vor der Höhe der Gabelstelle des Darms. Von den männlichen Genitalorganen hat ÜREPLIN nur die rechts verlaufende „Samenblase* ge- sehen, liess es aber dahingestellt, ob der aus ihr hervorgehende Canal sich mit dem „Ausgangstheil“ des Eierschlauches zum „Cirrus“ verbindet oder neben ihm ausmündet. Dagegen hat er den Eierschlauch genau verfolgt und gesehen, dass er in seinem „hintersten Verlaufe“ rechts und in der „vordern Gegend“ links gelegen ist. Eine genauere Beschreibung dieses Thieres, welches inzwischen (1882) von POIRIER in die von ihm begründeten Gattung Gastrothylax eingereiht worden war, giebt erst Orro 1896. Seinen Untersuchungen lagen Exemplare zu Grunde, welche LUNGWITZ im Magen zweier zebuartiger Rinder (Kreuzungsproduct aus Zebu, Gayal und Yack) auf dem Schlacht- hofe zu Leipzig gefunden hatte. Nach OTTo ist der Oesophagus nur 1 mm lang; die Darmschenkel reichen bis an die Hoden heran, sie sind scheiben- förmig, gelappt und liegen „rechts und links im hintern Körperende“, der eine etwas mehr nach vorn als der andere. Das Vas efferens des hintern Hodens läuft „vor der Körpermitte* (nach der Abbildung fig. 3 jedoch genau in der Körpermitte) auf die andere Seite und kreuzt sich hierbei in der Medianlinie mit dem auf die andere Seite übertretenden Uterus. Die Pars prostatica ist „ziemlich lang“, der Ductus ejaculatorius mündet gemeinsam mit der Vagina in der Höhe der Gabelstelle des Darmes auf der Spitze der Geschlechtspapille.. Der Keimstock und die Schalendrüse liegen hinter dem vordern Hoden. In Bezug auf die Dotterstöcke sagt OTTO nur, dass sie „in den Seitentheilen des Thieres* liegen. Das von LUNGWITZ gesammelte Material hat auch BrAnDes (1898) untersucht, weicht aber sowohl im Text als auch in den Abbildungen in manchen Punkten ziemlich wesentlich von OTTO ab. So ist nach BRANDES der Oesophagus 3—4 Mal so lang wie der Pharynx. Nach der Abbildung (tab. 8 fig. 1) liegt die Genitalöffnung weit vor der Gabelstelle der Darm- schenkel „in sehr geringer Entfernung vom Pharynx“. „Eine Vereinigung Die Paramphistomiden der Säugethiere. 559 der beiden Canäle, wie sie OTTO abbildet, findet niemals statt.“ Die Kreuzung des Vas efferens und des Uterus liegt links von der Mittellinie und weiter nach hinten, als es OTTO angiebt und abbildet; die Pars pro- statica verläuft in der Medianlinie und ebenso, und zwar ventral von ihr, der Endtheil des Uterus. Der Keimstock „liegt ungefähr in der Medianlinie zwischen den beiden Hoden“, ventral davon die Schalendrüse; die Dotter- stöcke „in der ventralen und in den lateralen Wänden der Bauchtasche“. Unter dem mir zur Verfügung stehenden conservirten Material war Gastrothylax crumenifer nur in einem Glase der Wiener Samm- lung vertreten, welches 9 Exemplare enthielt und die Aufschrift „Amphrstomum erumeniferum CReEpL., Indischer Buckelochse, Pansen, Caleutta* — ohne Nummer — trug. Dagegen fand ich etwa 40 Stück dieser Art unter den aus dem Pansen des hier gefallenen, aus Ceylon importirten Dos kerabau stammenden Paramphistominen. Die erst genannten Thiere sind 12—18 mm lang, schlank, Hinterende meist ventralwärts gekrümmt, das vorderste Körperende gerade gestreckt oder schwach dorsalwärts geneigt. Die aus dem bos kerabau stammenden Thiere sind dagegen nur 9—15 mm lang, dafür aber etwas compacter gebaut. Entsprechend dem Querschnitt der Bauchtasche sind die Thiere abgerundet dreieckig (Fig. 46), im Hinterende aber fast ganz rund. Die Bauchfläche ist breit, in longi- tudinaler Richtung fast ganz gerade gestreckt (Fig. 45), während die schmale Rückenfläche von vorn nach hinten gleichmässig gewölbt erscheint. Den grössten Querdurchmesser besitzen die Thiere etwa an der Grenze des zweiten Körperdrittels, wo er je nach dem Üon- tractionszustande ein Drittel (Fig. 44) bis fast die Hälfte (Fig. 45) des Längsdurchmessers beträgt. Von hier ist der Körper nach vorn zu kegelförmig so zugespitzt, dass sein Querdurchmesser an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels nur noch ein Viertel (Fig. 44) bezw. ein Drittel (Fig. 45) der Körperlänge ausmacht. Nach hinten zu ist er nur wenig verjüngt, und das scharf abge- stutzte Hinterende trägt den meist tief in den Leib gezogenen Saugnapf, vor dem sich eine schwache Einschnürung des Körpers bemerkbar macht (Fig. 45). Der Saugnapf hat die Form einer Halbkugel, deren Durchmesser etwa ein Fünftel der Körperlänge (13 mm) ausmacht bei einer Tiefe von 1,0 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,5 mm. Die Bauchtasche beginnt 0,6—0,7 mm hinter dem vordern Ende, etwa in der Mitte des Pharynx (Fig. 45), und endet 0,2 bis 0,3 mm vor dem Saugnapf. Auf Querschnitten habe ich sie jedoch 560 F. FiscHorper, nicht in der Ausbreitung gefunden, wie es Branpes (1898) bei Gastro- thylax erumenifer (tab. 8 fig. 1a) angiebt, sondern ähnlich wie er sie bei Gastrothylax compressus (tab. 8, fig. 11) abbildet (vergl. Fig. 46a—c). Darnach ist die ventrale Wandung der Tasche, wie es auch OTTO (1896) angiebt, 0,5 mm stark, und die beiden lateralen sowie die dorsale Spitze der Tasche ist von der äussern Körperoberfläche 0,4 bis 0,5 mm entfernt. Die seitlichen Innenwandungen der Tasche verlaufen jedoch nicht parallel zur Körperoberfläche, sondern sie ragen in das Lumen der Tasche wulstartig hinein (Fig. 46 a—b), so dass jeder seitliche Körperwulst des Thieres 0,9—1,5 mm dick ist. Auf Grund meiner Untersuchungen kann ich daher einen der haupt- sächlichsten Braxpes’schen Unterschiede zwischen @. erumenifer und @. compressus als durchgreifend nicht bestätigen. Dass ich aber thatsächlich @. erumenifer und nicht @. compressus auf Querschnitten untersucht habe, geht daraus hervor, dass die Darmschenkel bei den mir vorliegenden Thieren bis hinter den vordern Rand der Hoden reichten (Fig. 45 u. 46), während sie nach BRAnDEs und auch nach meinen Untersuchungen bei @. compressus schon vor den Hoden endigen (Fig. 48 u. 49). Die Körpercuticula ist 0,04—0,5 mm dick; die am vordern Körperpole befindlichen Papillen erreichen eine Länge von 0,015 mm und sind an der Basis 0,005 mm breit. Der kuglige (0,75 mm im Durchmesser) oder ovale (1,0 mm lange und 0,5 mm breite) Pharynx führt in den gerade gestreckten (Fig. 45 u. 47) oder Sförmig gekrümmten Oesophagus. Bei den von mir untersuchten Exemplaren war er gegenüber den Angaben von BRANDES höchstens 1’/,mal so lang (Fig. 45) wie der Pharynx (12—15 mm). Die Darmschenkel treten in einem spitzen Winkel aus einander und steigen mit nach hinten zunehmender Schlängelung zu beiden Seiten der Tasche herab, um kurz hinter dem vordern Rande der Hoden an der lateralen Fläche derselben zu endigen (Fig. 44, 45 u. 46). Abgesehen von der Länge und der stärkern Schlängelung, unterscheiden sich die 0,3—0,4 mm weiten Darmschenkel des G. erumenifer auch noch dadurch von denjenigen des @. compressus, dass sie in ihrem Verlaufe sich mehr der Rücken- fläche nähern, etwa an der Grenze des dorsalen und mittlern Körper- drittels liegend, während sie bei @. compressus in der Mitte der Seiten- fläche verlaufen (vergl. Fig. 44, 45 u. 48, 49). Die Genitalöffnung liegt etwa 1 mm hinter dem Eingang zur Bauchtasche, an der dorsalen Wandung derselben. Ich habe sie Die Paramphistomiden der Säugethiere. 561 nicht wie Orro in der Höhe der Darmgabelung, auch nicht wie BRANDES, in sehr geringer Entfernung vom Pharynx, sondern stets etwa in der Mitte zwischen dem Pharynx und der Darmgabelung (Fig. 45 u. 47) angetroffen. Das kleine Genitalatrium (0,3 mm im Durchmesser) wird fast vollständig von der verhältnissmässig kräftigen Genitalpapille ausgefüllt (Fig. 47). Die beiden Hoden liegen dicht vor dem Saugnapf zu beiden Seiten der Tasche, dicht an der Seitenwandung des Körpers, der eine etwas mehr nach hinten als der andere. Sie haben die Gestalt von seitlich stark abgeflachten Kugeln und erscheinen durch zahl- reiche tiefe Einschnitte grob gelappt. Ihr kürzerer (Quer-)Durch- messer beträgt 0,6—0,75 mm, während die senkrecht auf diesem stehenden Durchmesser 1,0—1,2 mm ausmachen. Die in der Mitte der Lateralflächen der Hoden entspringenden Vasefferentia verlaufen zunächst zum dorsalen Rande der Hoden, um erst hier unter einem fast rechten Winkel nach vorn umzubiegen und dorsal von den Darmschenkeln nach vorn zu verlaufen. Während nun das aus dem vordern Hoden entspringende Vas efferens an derselben Seite ver- bleibt, wendet sich der aus dem hintern Hoden stammende Aus- führungscanal der Medianlinie zu, um dieselbe im hintern Ende des mittleren Körperdrittels zu kreuzen und auf die andere Körperseite zu treten, wo er sich sofort mit dem hier verlaufenden Vas efferens des vordern Hodens zum Vas defferens vereinigt. Dieses bildet zu- nächst einen 2,5—3,0 mm langen und 0,5—0,4 mm dicken Knäuel, welcher dorsal vom Darmschenkel nach vorn verläuft. Die Schlingen im hintern Drittel des Knäuels sind sehr kurz gewunden (Fig. 44 u. 45) und besitzen eine Wandung von nur 0,005 mm Stärke, während der übrige, vordere Theil des Knäuels aus etwas länger sewundenen Schlingen besteht, welche eine 0,03—0,035 mm dicke Muskelwandung besitzen. Diese besteht in der Hauptsache aus Ringfasern, welche an der Peripherie von einer dünnen Längs- muskelschicht umgeben werden. Der hintere dünnwandige Abschnitt des Knäuls stellt demnach die Vesicula seminalis dar, während sein vorderer mit stark muskulöser Wandung ausgestatteter Theil der Pars musculosa der beiden vorigen Gattungen gleich zu stellen ist, die sich aber in ihrem sonstigen Verlaufe von der Vesicula seminalis nicht so deutlich abhebt wie bei den meisten Arten der beiden vorigen Gattungen. Aus dem distalen Pole des Knäuls geht die 1,5—1,3 mm lange Pars prostatica hervor, welche, fast ohne Schlängelungen, zunächst neben der Medianlinie ver- 562 F. FıscHorper, läuft. dann aber, nachdem sie die Gabelstelle der Darmschenkel passirt ist, fast ganz in die Medianebene tritt und, ventral neben dem End- abschnitt des Uterus verlaufend, in den Ductus ejaculatorius über- geht. Dieser vereinigt sich, wie es auch Orro (1896) festgestellt hat. mit dem Metraterm zu dem in der Regel nur sehr kurzen (Fig. 47) Ductus hermaphroditicus, welcher auf der Spitze der Genitalpapille ausmündet. Die Dotterstöcke erstrecken sich vom Pharynx bis zum Saugnapf und umgeben, in weitmaschigen Netzen angeordnet, nicht nur die Seiten- sondern auch fast die ganze Bauchfläche der Bauch- tasche (Fig. 46). Die aus den Dottercanälen hervorgehenden queren Dottergänge verlaufen hinter der Bauchtasche dorsalwärts nach hinten, um sich zu dem etwas seitlich hinter der Schalendrüse ge- legenen Dotterreservoir zu vereinigen (Textäg. H). Der ovale (Durchmesser 0,24—0,3 mm) Keimstock liegt hinter den beiden Hoden etwa in der Höhe des vordern Randes des Saug- napfes (Fig. 45 u. Textfig. H), ziemlich dicht an der Rückenfläche und etwas seitlich neben der Medianebene. Der aus seinem medianwärts nach hinten gerichteten dorsalen Pole hervorgehende Keimgang tritt in die etwas kleinere, ovale, median und etwas hinter dem Keimstock gelegene Schalendrüse, um an ihrem ventralen Pole als Uterus hervorzugehen. Dieser verläuft zunächst in fast querer Richtung zum hintern Hoden, um sich median hinter demselben aufzuknäueln (Fig. 44) und dann wieder, fast quer verlaufend, an den vordern Hoden heran zu treten und, sich nach vorn wendend, an der Seitenfläche der Bauch- tasche, dorsal vom Vas efferens stark ge- schlängelt empor zu steigen. Kurz vor dem hintern Ende der Vesicula seminalis wendet er sich aber der Medianlinie zu und geht, sich mit dem Vas efferens des hintern Hodens kreuzend, auf die andere Fig. H. Körperseite über, auf welcher er in ‚ Weibliche Genitalorgane von ähnlicher Weise wie das Vas deferens, a nn 3 2 jedoch weniger stark geschlängelt, zur berg i. Pr. Nach Sagittalschnitten Genitalöffnung verläuft (Fig. 44). Bei EORENIBNLChE danzestellt. der Kreuzung liegt der Uterus dorsal Erklärung der Buchstaben siehe & A Textfig. A. und das Vas efferens ventral. Die Die Paramphistomiden der Säugethiere. 563 Kreuzungsstelle liegt etwas seitlich von der Medianlinie, 0,15 bis 0,2 mm hinter der Vesicula seminalis (Fig. 44). Die Eier sind 0,135 bis 0,145 mm lang und 0,065— 0,067 mm breit. Der aus dem Keim- gange kurz vor seinem Eintritt in die Schalendrüse entspringende Laurer’sche Canal verläuft dorsalwärts nach hinten und mündet in der Mitte der Rückenfläche kurz hinter dem hintern Rande des Keimstocks nach aussen. Die Excretionsblase liegt hinter dem Keimstock und der Schalendrüse, dorsal und etwas vor dem Saug- napf. Der KExcretionsporus befindet sich 0,3—0,4 mm hinter der Ausmündungsstelle des Laurer’schen Canals (Fig. 45 u. Textfig. H). 2. Gastrothylax compressus BRDS. (Taf. 26, Fig. 48 u. 49.) 1898. Gastrothylax compressus BRANDES, Die Gattung Gastrothylax, in: Abh. naturf. Ges. Halle, V. 21, p. 219—220. 1901. Gastrothylax compressus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 371. 1902. Gastrothylax compressus, FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 28. Von dieser Art hat BRANDES nur ein einziges Individuum untersucht, welches aus einem Glase der Wiener Sammlung mit der Bezeichnung: „Anı- phistum sp. aus Bos indieus 1847 D. 7“ stammte. Nach BRANDES ist der auffallendste Charakter dieser Art der „überaus spongiöse Bau der parenchy- matösen Grundsubstanz“. Im Uebrigen steht es dem @astrothylax erumenifer sehr nahe, unterscheidet sich jedoch von ihm, abgesehen von der Körper- grösse (8 mm lang und 5 mm breit), schon äusserlich dadurch, dass es viel gedrungener gebaut ist als @. crumenifer und dass der viel kleinere Saugnapf tief in das Innere des Körpers zurückgezogen ist. Auf dem Querschnitt erscheinen die die Bauchtasche umgebenden Wände viel dicker, so dass der Hohlraum der Tasche dreizipflig erscheint. Die Kreuzung des Uterus mit dem Vas efferens findet genau in der Mittellinie statt. „Der Oesophagus ist sehr kurz, und der Genitalporus liegt daher zwischen den Darmschenkeln.*“ Letztere haben ein weites Lumen, sind aber ziemlich kurz und reichen nach der Abbildung (tab. 8, fig. 10) nicht ganz bis zur Grenze des mittlern und hintern Körperdrittels. Mir stand anscheinend dasselbe Sammelglas zur Verfügung, aus welchem Branpes sein Material erhalten hatte. Es enthielt nur 4 Exemplare und trug dieselbe Aufschrift, wie es Branpes angiebt, mit dem Unterschied jedoch, dass es nicht als Amphistomum sp., sondern als „Amphistomum erumigerum?“ bezeichnet war. Von den 4 Exemplaren sind 3 noch nicht geschlechtsreif. Das 4. geschlechts- 564 F. FiscHoEDER, reife Thier ist sehr stark geschrumpft und daher zur Abbildung nicht ungeeignet. Wesen der geringen Anzahl der Exemplare musste von der Anfertigung von Schnittserien Abstand genommen werden. Die mir vorliegenden 9—11 mm langen Thiere besitzen eine mehr gedrungene, im Uebrigen aber der vorigen Art sehr ähn- liche Körpergestalt. Der etwa die Hälfte der Körperlänge be- tragende Breitendurchmesser liegt mehr nach vorn, etwa in der. Mitte des Körpers, und nimmt nach vorn und nach hinten nur so langsam ab, dass er in der Mitte der vordern wie der hintern Körperhälfte noch etwas über ein Drittel des Längsdurchmessers ausmacht. Der tief in den Leib hineingezogene, fast kuglige Saug- napf ist mit seiner runden, 0,5 mm weiten Oeffnung nach hinten gerichtet. Sein grösster Durchmesser beträgt etwa nur ein Sechstel der Körperlänge (1,5—1,5 mm). Die Bauchtasche verhält sich ähnlich wie bei @. erumenrfer, ihr Eingang ist aber nur 0,4—0,5 mm vom Vorderende entfernt. Die Lage der innern Organe bietet der vorigen Art gegen- über nur geringe Abweichungen. Der ovale Pharynx ist nur 0,6 bis 0,7 mm lang und ca. 0,5 mm breit; ebenso ist der Desophagus viel kürzer (0,4—0,5 mm) als bei @. erumenifer und erreicht nicht einmal die Länge des Pharynx. Auch die 0,3 mm breiten Darm- schenkel — und dadurch unterscheidet sich G@. compressus am wesentlichsten von @. erumenifer — reichen nicht bis an die Hoden heran (auch nicht bei dem geschlechtsreifen Exemplare), sondern sie endigen schon 0,3—0,5 mm vor dem vordern Rande der Hoden. Sie sind auch nicht so stark geschlängelt, sondern ver- laufen in fast gerader Richtung und genau in der Mitte zwischen der Bauch- und Rückenfläche (Fig. 48 u. 49) nach hinten, während sie bei @. erumenifer der Rückenfläche mehr genähert sind und stark geschlängelt verlaufen. Die Genitalöffnung befindet sich 0,8—0,9 mm hinter dem Eingange zur Bauchtasche, aber nicht, wie Branpes angiebt und abbildet, hinter der Gabelstelle des Darms, sondern schon etwa in der Höhe derselben. Die Hoden sind bei den 3 mm reifen Individuen nur schwach entwickelt (0,4—0,5 mm im Durchmesser), während sie bei dem reifen Thiere einen Durchmesser von 0,9—1,0 mm besitzen. Der Verlauf der Genitalcanäle ist im Wesentlichsten derselbe wie bei @. erumenifer. Die Kreuzung zwischen dem Vas efferens und dem Uterus findet jedoch, wie auch Branpes hervorhebt, genau in Ba N N Die Paramphistomiden der Säugethiere. 565 der Mittellinie (Fig. 48) statt, und zwar kurz hinter der Grenze der vordern und hintern Körperhälfte. Dem entsprechend ist auch die Entfernung zwischen dem Ursprung und der Ausmündungsstelle des Vas deferens viel kürzer. Der von der Vesicula seminalis und der Pars musculosa gebildete Knäul ist nur 1,85—2,0 mm und die Pars prostatica nur 1,0—1,2 mm lang. In Bezug auf die weiblichen Genitalorgane ist nur zu bemerken, dass der Uterus nicht so stark geschlängelt verläuft wie bei @. crumenifer, auch nicht bei dem zeschlechtsreifen Exem- plare. Die in nur geringer Menge vorhandenen Eier sind auch etwas kleiner, 0,015—0,125 mm lang und 0,06—0,65 mm breit. b) Querschnitt der Tasche dreieckig. Die dorsal- wärts gerichtete Spitze des Dreiecks ist jedoch gabel- förmig getheilt. 3. Gastrothylax gregarius Looss. 1896. Gastrothylax gregarius Looss, Faune paras. d. V’Egypte, Ps 9, tab. 1, fig. 1—3. 1896. Gastrothylau gregarius OTTO, Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amphist, Inaug.-Diss. Leipzig 1896, p. 10—13, in: Zeitschr. Thiermed. vgl. Path., V. 22. 1898. Gastrothylax gregarius BRANDES, Die Gattung Gastrothylax, in: Abh. naturf. Ges. Halle, V. 21, p. 222—223. 1901. Gastrothylax gregarius FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 371. 1902. Gastrothylax gregarius FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 28. Dieses Thier fand Looss im Pansen der ägyptischen Büffel stets in sehr grossen Mengen in Gemeinschaft mit Paramphistomum cervi, niemals dagegen bei dem gewöhnlichen Hausrinde. Das von Looss gesammelte Material haben später auch OTTo (1896) und BRANDES (1898) untersucht und beschrieben. Ihre Angaben stimmen im Wesentlichen mit denen von Looss (1896) überein. Danach steht der Hohlraum der Bauchtasche auf Querschnitten dem von (@. compressus am nächsten, unterscheidet sich jedoch dadurch, dass der dorsale Zipfel gabelförmig getheilt ist und dass in dieser Gabel der grösste Theil des Uterus und das Vas deferens verläuft. Die gestreckt verlaufenden Darm- schenkel endigen im Beginn des hintern Körperdrittels, die Genital- öffnung befindet sich vor der Gabelstelle der Darmschenkel, und die von einem niedrigen Walle umgebene Genitalpapille liegt nach BRANDES in einem geräumigen Atrium versteckt. Nach Looss und OTTO vereinigt sich der männliche und weibliche Leitungscanal zu einem gemeinschaftlichen Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 37 566 F. FıscHoEDER, Ausführungscanale, während BRANDES jeden besonders ausmünden lässt. Die voluminösen, stark gelappten Hoden liegen dicht vor dem Saugnapfe zu beiden Seiten des Thieres, der Keimstock in der Höhe des hintern Hodenrandes, dicht an der Dorsalfläche, links oder rechts von der Median- linie, median- und ventralwärts von ihm die Schalendrüse. Nach OTTO sind die Dotterstöcke „traubenartig geformte Körper“. Nach ‘den Abbildungen von OTTO und auch Looss sind die Dotterstocksfollikel zu grössern Gruppen vereinigt, welche, dicht an einander gelagert, ventral die Darmscheukel begleitend, nur bis zum vordern Hodenrande reichen und sich dorsalwärts um die blinden Enden der Darmschenkel nach vorn herumschlagen. BRANDES macht über die Dotterstöcke von G. gregarius keine Angaben. Mir standen zur Verfügung: a) Originalexemplare (gesammelt von Looss): 1. Eine grössere Anzahl von Exemplaren, welche Herr Dr. Lüne von Looss erhalten und mir freundlichst überlassen hat. 2. 2 Exemplare der Berliner Sammlung No. 3899. b) Ausserdem unter dem Material der Berliner Sammlung: 3. 1 Exemplar im Glase No. 3089; Aufschrift: „Darm der Denga- rinder (Afrika), SCHWEINFURTH S.“. Dieses Glas enthielt ausserdem noch 2 Exemplare von Gastrothylax mancupatus. 4. 17 Exemplare im Glase No. 2976; Aufschrift: „Dos taurus, Pansen, Afrika, SCHWEINFURTH S.“ Dieses Glas enthielt ausserdem noch 2 Stück Stephanopharynz compactus, 7 Stück Gastrothylax mancupatus und 5 unbestimmbare Bruchstücke. Meine nur an Totalpräparaten vorgenommenen Untersuchungen stimmen mit den angeführten literarischen Angaben überein. Nur die Dotterstöcke fand ich nicht in der Anordnung, wie sie Looss und Orro abbilden, sondern ebenso netzartig vertheilt wie bei den andern Arten der Gattung Gastrothylax. c) Querschnitt der Tasche rund. 4. Gastrothylax spatiosus BRDS. (Taf. 26, Fig. 50—54.) 1898. Gastrothylax spatiosus BRANDES, Die Gattung Gastrothylax, in: Abh. naturf. Ges. Halle, V. 21, p. 28—29. 1901. Gastrolhylax spatiosus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 371. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 567 1902. Gastrothylax spatiosus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 29. BRANDES (1898) beschreibt unter diesem Namen eine neue Art, welche aus einem Glase der Wiener Sammlung mit der Aufschrift: „Am- phistomum spec. aus Bos taurus, Dschidda“ stammte, und sich durch eine grosse Geräumigkeit der Bauchtasche auszeichnete.e Der Querschnitt der Tasche ist kreisrund. Nach den weitern Angaben von BRANDES ist der ovale Pharynx wenig musculös und der Oesophagus ganz kurz. Die an den Seiten der Dorsalwand verlaufenden Darmschenkel erstrecken sich durch die „ersten zwei Drittel des Thieres“. Die Hoden sind kuglig, eiförmig, ohne tiefe Einbuchtungen. Die kurze, kräftige Vesicula seminalis beginnt im vordern Körperviertel. Eine Pars prostatica wird weder er- wähnt noch abgebildet (tab. 7 fig. 16). Die Geschlechtsöffnung liegt „dicht unterhalb des Treffpunktes der Darmschenkel“, der Keimstock und die Schalendrüse ganz wie bei @. erumenifer und (G. compressus, nur der Uterus verläuft in seinem äussern Theile in der Mittellinie des Körpers. Mir stand anscheinend dasselbe Glas der Wiener Sammlung zur Verfügung, aus welchem Braxpes (nach einem beiliegenden Zettel) 6 Stück erhalten hat. Das Glas, No. 12107, trägt die Aufschrift: „Amphistomum, Rind, Dschidda“. Ausserdem fand ich 2 Exemplare von @. spatiosus im Sammel- glase No. 2977 der Berliner Sammlung. Dieses trug die Aufschrift: „Amphistoma conicum Ru». Bos taurus 2 Pansen“ und enthielt ausser- dem noch 34 Stück Paramph. cervi, 3 Stück Cladorchis (Stichorchis) subtriquetrus und 1 Stück Stephanopharynz compactus. Die Ergebnisse meiner sowohl an Totalpräparaten wie auch an Sagittal- und Querschnittserien vorgenommenen Untersuchungen weichen in manchen Punkten von den Angaben von BRANDESs ab. Die stark geschrumpften, 9—12 mm langen Thiere zeigen eine leichte Krümmung nach der Bauchfläche, besonders im hintern Körperdrittel (Fig. 54). Im Querschnitt sind sie, dem Querschnitt der Bauchtasche entsprechend, drehrund. Der Querdurchmesser be- trägt ein Viertel bis ein Drittel der Körperlänge und nimmt nach vorn sowohl wie nach hinten nur wenig ab. Nur das vorderste Körpersechstel ist stärker verjüngt und entweder gerade ge- streckt oder schwach dorsalwärts geneigt, während das hintere Körperviertel nur wenig schmäler ist und an seinem ventralwärts gekrümmten Ende den kleinen in der Regel tief in den Leib ge- zogenen, fast kugligen Saugnapf trägt. Der Durchmesser des letztern beträgt etwa nur ein Achtel bis ein Siebtel der Körper- I 568 F. FıscHorDen, länge (1,2—1,5 mm) bei einer Dicke der Muskelwandung von 0,3 bis 0,4 mm. Der Eingang zur Bauchtasche liegt 0,45—0,5 mm hinter der Mundöffnung und führt in den kegelförmigen Hohlraum der Tasche, welche am Hinterende quer abgestutzt erscheint. Sie hat eine so grosse Ausdehnung, dass der eigentliche Körper des Wurmes auf Querschnitten in Form eines Ringes erscheint, dessen Dicken- durchmesser nur 0,25—0,3 mm beträgt (Fig. 52) und auch an der Dorsalfläche kaum etwas stärker ist als an der Ventral- und an den Lateralflächen. Der meist kuglige (0,5—0,6 mm im Durchmesser) Pharynx (Fig. 51 u. 53) besitzt eine 0,2—0,25 mm dicke Muskelwandung und führt in den in der Regel ganz gerade nach hinten verlaufenden Oesophagus, der bei sämmtlichen von mir untersuchten Exem- plaren im Gegensatz zu den Angaben von Brannes (1898) stets länger war (Fig. 51 u. 53) als der Pharynx (0,7—0,9 mm). Ebenso habe ich die nur 0,1—0,12 mm dieke Darmschenkel niemals, wie es BrAnDes angiebt, an den „Seiten der Dorsalwand“ gesehen, sondern gefunden, dass sie, halbkreisförmig aus einander gehend, sofort an die Seitenflächen des Körpers treten und in fast gerader Richtung (Fig. 50 u. 51) genau in der Mitte der Seitenflächen hinabsteigen, um an der Grenze zwischen dem mittlern und hintern Körperdrittel zu endigen (Fig. 50 u. 51). Auch in Bezug auf die Lage der Genitalöffnung habe ich die Angaben von Branpes nicht bestätigen können. Dieselbe liegt nieht hinter, sondern vor der Gabelstelle des Darms, etwa in der Mitte des Oesophagus, 0,5—0,9 mm hinter dem Eingang zur Bauchtasche (Fig. 51, 52a u. 53). Das Genitalatrium und die kräftige Genitalpapille verhalten sich ähnlich wie bei @. erumenifer. Auch die Hoden liegen ähnlich wie bei letzterm dicht an den Seitenflächen des Körpers, der eine etwas mehr nach hinten und ventral, der andere etwas mehr nach vorn und dorsal (Fig. 54). Die Lappung ist jedoch, wie es auch Branpes angiebt, nur schwach, stärker dagegen die seitliche Abflachung. Ihr Querdurchmesser be- trägt nur 0,5—0,6 mm, während die auf diesem senkrecht stehenden 0,8—1,01 mm lang sind. Die Vasa efferentia verlaufen dorsal von den Darmschenkeln nach vorn, um dann in gleicher Weise wie die letztern bogenförmig nach innen umzubiegen und sich im An- fang des mittlern Körperdrittels genau in der Mittellinie der Rücken- fiäche zur Vesicula seminalis zu vereinigen (Fig. 50 u. 5l), Die Paramphistomiden der Säugethiere. 569 welche zusammen mit der Pars musculosa einen 2,0—2,4 mm langen und 0,5 mm dicken Knäul darstellt. Der vordere Abschnitt des Knäuls, die Pars musculosa, besitzt 0,025—0,03 mm dicke Wan- dungen und geht in die Pars prostatica (ef. 50, 51 u. 53) über, welche im Gegensatz zu den Angaben von BrAnpes eine Länge von 1,5—1,5 mm erreicht und in fast ganz gerader Richtung zur Genital- öffnung verläuft. In ihrem Verlaufe liegt sie dorsal und etwas rechts vom Endabschnitt des Uterus. Nach dem Passiren der Gabel- stelle der Darmschenkel verläuft sie zwischen dem Uterus und dem Oesophagus (Fig. 53). Die Dotterstöcke erstrecken sich auf die Bauch- und die beiden Seitenflächen des Thieres (Fig. 52). Sie bestehen aus sehr kleinen Gruppen, welche zu weitmaschigen Netzen angeordnet sind. Das Dotterreservoir (Fig. 54) liegt ventral hinter der Schalendrüse, und der aus ihm hervorgehende gemeinschaftliche Dottergang ver- läuft dorsalwärts nach vorn zum Keimleiter. Der sehr kleine (0,2—0,23 mm im Durchmesser) fast kuglige Keimstock liegt dicht hinter der Basis der Bauchtasche, etwas seitlich von der Medianlinie, in der Nähe des hintern Randes des vordern Hodens (Fig. 54). Der aus seiner medianen Fläche hervor- gehende Keimleiter tritt in die noch kleinere (0,15—0,17 mm im Durchmesser), ventral und etwas vor dem Keimstock gelegene Schalendrüse, aus deren ventralem Pol er als Anfangstheil des Uterus heraustritt (Fig. 54). Dieser wendet sich zunächst an der Medianfläche des vordern Hodens lateralwärts nach hinten, um dorsal und neben dem letztern einen rundlichen 0,5—0,6 mm grossen Knäul zu bilden (Fig. 50) und dann in der Mitte der Rückenfläche in fast ganz gerader Richtung nach vorn zu verlaufen (Fig. 50 u. 51). An der Vereinigungsstelle der Vas efferentia angelangt, verläuft er ventral vom Vas deferens, der Rückenwandung der Bauchtasche dicht anliegend (Fig. 51 u. 52b), um dann, in seinem Endabschnitt etwas seitlich, meist rechts, seltener links von der Pars prostatica (Fig. 50) gelegen, sich mit dem Duetus ejaculatorius zu dem kurzen Ductus hermaphroditicus zu vereinigen (Fig. 53). In seinem ganzen Verlaufe besitzt der Uterus nur ein verhältnissmässig sehr enges Lumen. Die vordern Abschnitte enthalten nur vereinzelte Eier, während die hintern mit einer reichlichern Anzahl ven 0,115 bis 0,125 mm langen und 0,06—0,065 mm breiten Eiern gefüllt sind. Der Laurer’sche Canal verläuft gleich von seinem Ursprung an in fast gerader Richtung dorsalwärts nach hinten (Fig. 51), um in 570 F. FıscHQEDrr, der Mittellinie der Rückenfläche etwa in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes nach aussen auszumünden. Die sehr grosse Excretionsblase liegt zwischen der Bauch- tasche und dem Saugnapf einerseits und den beiden Hoden andrer- seits (Fig. 52c u. 54). Sie reicht viel weiter nach der Ventral- fläche des Thieres als bei den vorigen Arten (Fig. 51) und mündet durch den verhältnissmässig langen, parallel mit dem LAurrr’schen Canal verlaufenden Excretionscanal 0,2—0,25 mm hinter der Aus- mündungsstelle des erstern nach aussen. d) Querschnitt der Tasche dreieckig, Spitze ventral- wärts gerichtet. 3. Gastrothylax sywethes FISCHDR. (Taf. 26, Fig. 55—56 u. Taf. 27, Fig. 57—58.) 1901. Gastrothylax synethes FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 371. 1902. (astrothylax symethes FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 29. Unter den im Pansen des hier verstorbenen, von der Insel Geylon importirten Dos kerabau vorgefundenen Paramphistomiden be- fand sich eine grössere Anzahl von Exemplaren, welche nicht nur in Bezug auf die dunkelrothe Körperfarbe, sondern auch in Bezug auf die Körpergestalt dem Gastrothylax erumenifer sehr ähnlich er- schienen und daher auch Anfangs für diese Art von mir angesehen wurden. Erst bei genauerer Betrachtung sah ich, dass die etwas kleinern (”—11 mm langen) Thiere mehr abgerundet und gerade umgekehrt wie @. erumenifer an der Bauchfläche schmäler, an der Rückenfläche dagegen breiter waren. Auf Querschnitten stellte es sich auch heraus, dass die Tasche die Gestalt eines mit der Spitze nach der Bauchfläche gerichteten gleichschenkligen Dreiecks besitzt, dessen Basis kürzer ist als die beiden Seiten. Die Länge der Basis verhält sich zur Länge der Schenkel wie 2:3 (Fig. 57). Die Winkel des Dreiecks sind 0,6 bis 0,65 mm von der Körperoberfläche entfernt, und der dorsale sowie die beiden seitlichen Körperwülste besitzen eine Dicke von 0,8 bis 1,0 mm (Fig. 57). Der Eingang zur Bauchtasche liegt weiter zurück als bei @. erumenifer, ca. 1,0 mm von der Mundöffnung entfernt und zwar hinter dem hintern Rande des Pharynx. Nach hinten zu Die Paramphistomiden der Säugethiere. 571 reicht die Tasche fast dicht bis zum Saugnapf, ist aber hier nicht wie bei @. spatiosus scharf abgestutzt, sondern ihr Lumen nimmt allmählich an Ausdehnung ab, so dass das Hinterende der Tasche nach der Bauchfläche zu verengt erscheint (Fig. 56 u. 57b). Der meist tief in den Leib gezogene Saugnapf ist halbkugel- förmig, seine runde Oeffnung (0,4—0,5 mm im Durchmesser) ein wenig ventralwärts gerichtet. Der grösste Durchmesser des Saug- napfes beträgt etwa ein Sechstel der Körperlänge, 1,5 mm bei einer Tiefe von 1,0 mm und eine Stärke der Muskelwandung von 0,5 mm. - Die Körpercuticula ist 0,045—0,05 mm dick. Die am vordern Körperpol befindlichen Papillen sind 0,015 mm lang und an der Basis 0,005 mm breit, während sie am Eingang zur Bauch- tasche bei derselben Länge eine Breite bis zu 0,012 mm erreichen. Der Pharynx ist rundlich (0,5—0,6 mm im Durchmesser) oder oval (0,75 mm lang und 0,4 mm breit), seine Muskelwandung 0,18 bis 0,22 mm dick. Aus seinem hintern Ende entspringt der dorsal- wärts nach hinten verlaufende Oesophagus, welcher an Länge den Pharynx nur wenig übertrifft (Fig. 55, 56 u. 58) und sich in der Nähe der Rückenfläche in die beiden Darmschenkel theilt. Diese treten in einem ungefähr rechten (Fig. 55) Winkel aus ein- ander und verlaufen dann ähnlich wie bei @. erumenifer, jedoch be- deutend stärker geschlängelt an den Seiten des Körpers nach hinten, um lateral hinter dem vordern Rande der Hoden zu endigen (Fig. 55 u. 57a u. b). Die Genitalöffnung liegt weiter nach hinten als bei den bisher beschriebenen Gastrothylax-Arten, ca. 1 mm hinter dem Ein- gang zur Bauchtasche (Fig. 56 u. 58), kurz hinter der Gabelstelle des Darms. Sie führt jedoch nicht direct in das Genitalatrium, sondern ähnlich wie bei Paramphistomum bothriophoron zunächst in einem rundlichen, 0,6 mm tiefen und 0,8 mm breiten Vorraum, welcher von einer 0,15—0,18 mm dicken Musculatur umgeben wird. Letztere besteht aus Ring-, Radiär- und Meridionalfasern, ist aber nach aussen nicht scharf abgegrenzt, so dass hier von einem Genital- napf nicht gesprochen werden kann. Der kreisrunde Eingang zum Vorraum besitzt einen Durchmesser von 0,3 mm und ist von einem 0,1 mm dicken Wulste umgeben, der aber einen Sphincter, wie dies bei Paramphistomum bothriophoron der Fall ist, nicht einschliesst. Am Grunde des Vorraums befindet sich eine zweite kreisrunde (0,15 mm im Durchmesser) Oeffnung, welche in einen kleinen Hohl- raum (Fig. 58) führt, wie bei P. bothriophoron (vergl. Fig. 25 u. 27). 572 F. FıscHorper, Dieser Hohlraum entspricht erst dem Genitalatrium des @. erumenmifer und der meisten andern Paramphistomiden. An seinem Grunde er- hebt sich die Genitalpapille, welche von dem aus dem Ductus eja- culatorius und dem Metraterm hervorgegangenen Ductus herma- phroditicus durchbohrt wird (Fig. 58). Die beiden Hoden liegen wie bei @. erumenifer dicht vor dem Saugnapf (Fig. 55, 56), zu beiden Seiten des hintersten Endes der Bauchtasche (Fig. 57b u. c), der Seitenwandung des Körpers dicht anliegend, der eine etwas mehr nach vorn und dorsal, der andere etwas mehr nach hinten und ventral (Fig. 55 u. 57b u. ce). Sie sind wie bei @. crumenifer seitlich zusammengedrückt, fast scheiben- förmig (0,85—1,0 mm im Durchmesser) und stark gelappt (Fig. 55, 56 u. 57). Die am hintern Ende der Lateralflächen der Hoden ent- springenden Vasa efferentia verlaufen zunächst dorsalwärts (Fig. 57 b), um dann fast rechtwinklig nach vorn umzubiegen und dorsal von den. Darmschenkeln zu verlaufen. An der Grenze der vordern und hintern Körperhälfte (Fig. 55, 56 u. 57 b) treten sie bogenförmig in der Medianlinie zusammen und bilden einen 1,5—2,0 mm langen und 0,35—0,4 mm dicken Knäul, welcher, der Rückenwandung der Bauch- tasche anlierend, sich meist etwas links, seltener rechts von der Medianlinie nach vorn hinzieht. Der weit grössere hintere dünn- wandige Abschnitt (12—15 mm) des Knäuls, die Vesicula seminalis, ist kurz geschlängelt, während der vordere Theil des- selben, die Pars musculosa, eine 0,35—0,4 mm dicke Muskel- wandung besitzt und stark geschlängelt erscheint (Fig. 55, 56 u. 58). Die 1,2—1,4 mm lange Pars prostatica verläuft in fast gerader Richtung dicht neben der Medianlinie und dorsal neben dem sie be- gleitenden Endabschnitt des Uterus nach vorn, um in den 0,15 bis 0,1 mm langen Ductus ejaculatorius über zu gehen und sich mit dem Metraterm zu vereinigen (Fig. 55, 56 u. 58). Die Dotterstöcke breiten sich an beiden Seiten der Bauch- tasche aus und stossen an der Ventralfläche fast ganz dicht an ein- ander, während sie auf die Dorsalfläche nur wenig herüberreichen. Die Dotterstocksfollikel bilden nur sehr kleine Gruppen, welche in zu ziemlich dichten Netzen angeordnet sind (Fig. 56). Die beiden queren Dottergänge (Textfig. J) bilden an ihrer Vereinigungsstelle ein ansehnliches Reservoir, welches etwas median hinter der Schalen- drüse gelegen (Textfig. J u. K u. Fig. 57c) und durch den verhält- nissmässig langen sgemeinschaftlichen Dottergang mit dem Keim- gange verbunden ist (Textfig. J u. K). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 573 Der birnförmige, 0,35 mm lange und 0,3 mm breite Keimstock liegt seitlich von der Medianlinie, dicht an der Rückenfläche des Körpers, in der Nähe des dorsalen Randes des vordern Hodens (Textfig. K), Der aus seinem dorsalen verjüngten Pole hervor- Fig. J. Weibliche Genitalorgane von Gastrothylaxc synethess aus Bos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Nach Querschnitten schematisch dargestellt. Dou rechter, Dgu linker querer Dottergang. Al linker Hoden. Ar rechter Hoden. Er- klärung der andern Buchstaben siehe Teext- fig. A. Fig. K. Weibliche Genitalorgane von Gastrothylax synethes aus Bos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Erklärung der Buchstaben siehe Textfig. A. Fig. K. gehende Keimgang tritt in einem nach der Ventralfläche offenen Bogen in die median hinter dem Keimstock gelegene ovale (0,25 mm breite und 0,3 mm lange) Schalendrüse, um aus ihrem ventralen Pole als Anfangstheil des Uterus hervor zu gehen (J u. K). Dieser wendet sich sofort dem ventralen Pol des Keimstocks zu und be- 574 F. FıscHoEDER, schreibt an seiner vordern Fläche unter starker Schlängelung zu- nächst einen nach hinten offnen Bogen (Textfig. K), um sich dann an seiner dorsalen Fläche nach hinten zu schlängeln und von hier auf die andere Seite, zum hintern Hoden herüber zu treten. Hier bildet er dicht an der Rückenfläche und zwar dorsal und median vom hintern ventralen Hoden einen dicht verschlungenen runden Knäul, welcher fast ebenso gross (ca. 1,0 mm im Durchmesser) ist wie der Hoden selbst, und schlängelt sich dann in der Mittellinie der Rückenfläche nach vorn (Fig. 55 u. 56). Von der Vereinigungsstelle der Vasa efferentia an ist er jedoch nur sehr wenig geschlängelt und begleitet das Vas deferens meist an seiner rechten (Fig. 55), selten an der linken Seite, um dann mehr ventral von der Pars prostatica (Fig. 56 u. 59) zur Genitalöffnung zu verlaufen. In seinem ganzen Verlaufe besitzt der Uterus nur ein enges Lumen, ist aber in allen Abschnitten mit Eiern voll gefüllt. Der Längs- durchmesser der letztern beträgt 0,115—0,125 mm, der Querdurch- messer 0,06—0,065 mm. Der aus dem Keimgang kurz vor seinem Eintritt in die Schalen- drüse entspringende LAaurzr’sche Canal schlängelt sich dorsalwärts nach hinten, um etwa im Niveau des hintern Randes des hintern Hodens in der Mittellinie der Rückenfläche nach aussen zu MungeL (Fig. 56 u. Textfig. J u. K). Die runde Excretionsblase liegt ähnlich wie bei @. eru- menifer dicht an der Rückenfläche, zwischen der Schalendrüse und dem Saugnapf (Fig. 56 u. Textfig. K). Der Excretionscanal ist kurz. Der Exceretionsporus liegt 0,5—-0,6 mm hinter der Ausmündungs- stelle des LAURER’schen Canais. 6. Gastrothylax elongatus POIRIER. (Taf. 27, Fig. 59—62.) 1883. Gastrothylax elongatum POTIRIER, Deser. d. Helm. nouv. d. Palonia frontalis, in: Bull. Soc. philom. Paris, (7), V. 7, No. 2 p. 73—79. 1898. (Gastrothylax elongatus BRANDES, Die Gattung Gastrothylax, in: Abh. naturf. Ges. Halle, V. 21, p. 223—225. 1901. Gastrothylax elongatus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 322. 1902. Gastrothylax elongalus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 30. Im Pansen eines von ‚Java stammenden Gayals (Palonia frontalis) fand POIRIER (1882) 2 Amphistomidenarten, welche ähnlich wie das Die Paramphistomiden der Säugethiere. 575 ÜREPLIN’sche Amph. erumeniferum durch den Besitz einer Bauchtasche ausgezeichnet waren und ihm daher Veranlassung zur Gründung der Gat- tung Gastrothylax gegeben haben. Die eine Art, die sich schon äusser- lich durch ihre Länge (bis 20 mm) auszeichnete, nannte er Gastrothylax elongatum, die andere @G. Cobboldiw. Im Bezug auf den anatomischen Bau zeigten beide Arten eine grosse Uebereinstimmung, insbesondere darin, dass die Hoden bei beiden nicht neben, sondern hinter einander lagen. Sie unterschieden sich aber hauptsächlich auch dadurch, dass bei @. elon- gatum die Darmschenkel schon in der Mitte des Körpers endigten, während sie bei der andern Art bis zum hintern Ende des Thierkörpers reichten. BRANDES (1898), welcher (7. elongatus in einem Sammelglase des Berliner Museums mit der Aufschrift: „Amphistomum sp.? aus Anoa depressicornis, Zool. Garten Berlin“ gefunden hatte, hat bei den gut con- servirten Thieren das Nervensystem genau studirt und beschrieben. Er bestätigt unter kurzer Beschreibung des Thieres die Angaben von POIRIER und hebt als den hauptsächlichsten Speciescharakter die Lage der Hoden hervor. Ich habe diese Art gefunden: 1. Zusammen mit @. cobboldi (ähnlich wie auch Po1RrıEr bei Palonia frontalis) und 6 andern Paramphistomidenarten im Pansen des hier verstorbenen von Ceylon stammenden Dos kerabau. 2. In dem von Braxpes revidirten Glase der Berliner Samm- lung; dasselbe trug die Aufschrift: „Amphistomum elongatum +:- BRDs.; Anoa depressicornis 9, ventric., Berlin Zool. Grtn. Nr. 1099“. 3. 1 Exemplar im Glase No. F 904 der Berliner Sammlung mit der Aufschrift: „Dos? (Afrika??) BorcHMmanNn G“. 4. 4 Exemplare im Glase No. F 1219 der Berliner Sammlung, welches neben 100 Stück Paramph. calicophorum 6 Stück @G. cob- boldi enthielt und die Aufschrift: „Dos taurus 2 Stom., China Canton Fu-mui, Missionär H. Leumann 8.“ trug. Die unter 1 genannten Thiere sind hell roth gefärbt und zeigen ebenso wie die andern mir vorliegenden conservirten Exemplare eine grosse Aehnlichkeit mit @. synethes. Der wesentlichste Unterschied besteht darin, dass sie sehr lang gestreckt sind und dass ihre Rückenfläche noch breiter erscheint als bei letzterm. Die Länge der Thiere schwankt zwischen 10 und 20 mm, die meisten sind jedoch 13—16 mm lang. Ihr grösster, nur etwas über ein Viertel der Körperlänge betragender Querdurchmesser nimmt nach vorn und hinten ziemlich gleichmässig, aber nur langsam ab. Das vorderste, schwach zugespitzte und die Mundöffnung tragende Ende ist in der Regel etwas dorsalwärts ge- krümmt (Fig. 60), während das den Saugnapf tragende, nur schwach verjüngte und häufig durch eine seichte Abschnürung abgesetzte 576 F. FıscHoEDEr, Hinterende bei den meisten Exemplaren gerade gestreckt, selten schwach ventralwärts gebogen erscheint (Fig. 59). Im Querschnitt ist der Körper vorn und hinten drehrund, in der Mitte dagegen, dem Querschnitt der Bauchtasche entsprechend, gleichschenklig drei- eckig mit abgerundeten Kanten. Der Durchmesser des meist kugligen und tief in den Leib ge- zogenen Saugnapfes (Fig. 60) beträgt etwa nur ein Achtel der Körperlänge, bei einer Tiefe von 0,6 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4 mm. Die den Körper bedeckende Cuticula ist wie bei den andern Gastrothylax-Arten 0,045—0,05 mm dick. Die am vordern Körperpol befindlichen Papillen erreichen dagegen eine weit grössere Länge (bis 0,03 mm) und sind an der Basis bis 0,01 mm breit. Die den Eingang zur Bauchtasche umgebenden Papillen haben eine ähnliche Form wie bei den übrigen Gastrothylax-Arten. Der Eingang zur Bauchtasche liegt 0,5—0,7 mm hinter der Mundöffnung in der Höhe der Mitte des Pharynx. Die Tasche selbst reicht aber nicht so weit nach hinten wie bei den vorigen Arten, sondern ihr an der Ventralfläche gelegenes querspaltförmiges Ende hört bereits (Fig. 60 u. 61c) etwa 1,0—12 mm vor dem Saugnapf auf, während die dorsale Taschenwandung sich schon etwa 2,0 mm vor dem Saugnapf in Form eines nach hinten sich stark verdiekenden keilförmigen Wulstes, in welchem die beiden Hoden gelegen sind, in den Hohlraum der Tasche hineinsenkt (vergl. Fig. 57, 61 a—c u. Textfig. L). Auf Querschnitten besitzt die Tasche die Form eines gleich- seitigen Dreiecks, dessen ventralwärts gerichtete Spitze etwa 0,25—0,3 mm von der Bauchfläche des Thieres abgelegen ist (Fig. 61), während die an der dorsalen und sich in den Hohlraum der Tasche etwas hineinsenkenden Basis gelegenen beiden Winkel etwa 0,35 bis 0,4 mm von der Körperoberfläche entfernt bleiben. Dadurch er- scheinen die beiden seitlichen Körperwülste etwas schmäler (0,45 bis 0,5 mm) als der 0,7—0,8 mm dicke Rückenwulst des Körpers (vergl. Fig. 60 u. 61a—c), welcher im Gegensatz zu den übrigen Gastrothylax-Arten mit Ausnahme der in den Seitenwülsten ge- legenen Dotterstöücke den ganzen übrigen Genitalapparat und die Verdauungsorgane beherbergt. Der ovale, 0,6—0,8 mm lange und 0,45—0,6 mm breite Pharynx geht in den nur ebenso langen (Fig. 59 u. 60) und nicht, wie BRANDES (1898) angiebt fast doppelt so langen Oesophagus über. Die Die Paramphistomiden der Säugethiere. 57T 0,24—0,26 mm breiten Darmschenkel treten in querer Richtung aus einander, biegen jedoch sofort nach hinten um und verlaufen im Gegensatz zu den übrigen Paramphistomiden an der Rücken- fläche des Thieres dicht neben der Medianlinie, nur 0,5—0,6 mm von einander entfernt, nach hinten, um schon im An- fange der hintern Körperhälfte zu endigen (Fig. 59). Die Genitalöffnung befindet sich 0,5—1,0 mm hinter dem Eingang zur Bauchtasche, vor der Gabelstelle der Darmschenkel (Fig. 59, 60a u. 61), auf einer halbkugelförmigen, 0,6—0,8 mm breiten Hervorwölbung (Fig. 62) und führt in ein ziemlich geräumiges, 0,2 bis 0,25 mm breites Atrium, an dessen Grunde sich die kräftige Genitalpapille erhebt. Letztere habe ich recht häufig aus dem Atrium in das Lumen der Bauchtasche weit hervorgestreckt ge- sehen, ohne dass dabei der Ductus hermaphroditicus ganz ausgestülpt war (Fig. 62). Die beiden Hoden liegen wie bei den übrigen Arten der Gat- tung Gastrothylax in der Nähe des Saugnapfes, jedoch nicht neben, sondern hinter bezw. unter einander in der Median- ebene des Körpers, der hintere ventral, dicht vor dem Grunde des Saugnapfes, etwas mehr rechts von der Medianlinie, der vordere dorsal, nur 0,2—0,25 mm von der Rückenfläche des Thieres entfernt und etwas mehr links von der Medianlinie (vergl. Fig. 60, 6lc u. Textfig. L). Beide Hoden sind stark gelappt und besitzen eine mehr ovale Form. Der Längsdurchmesser des hintern (1,0—1,2 mm) Hodens liegt ungefähr in der Richtung des Longitudinaldurchmessers des Körpers, während der Längsdurchmesser des vordern (0,8 bis 1,0 mm) Hodens im Allgemeinen dem Dorsoventraldurchmesser des Körpers entspricht, jedoch auch bald mehr nach vorn (Fig. 60), bald mehr nach hinten (Textfig. L) mit seinem dorsalen Ende von ihm abweicht. Die an den Lateralflächen der Hoden entspringenden Vasa efferentia ziehen, nur 0,4—0,5 mm von einander entfernt, zu beiden Seiten der Mittellinie der Rückenfläche nach vorn und vereinigen sich, nachdem sie noch eine kurze Strecke zwischen den beiden Darmschenkeln verlaufen sind, im Anfangstheil des mittlern Körperdrittels (Fig. 59, 60 u. 61b) zum Vas deferens, welches in ähnlicher Weise weiter verläuft wie bei @. symethes. Der von der Vesicula seminalis und Pars musculosa gebildete Knäul ist 2,0—2,5 mm lang; mehr als die vordere Hälfte desselben entfällt jedoch auf die nur schwächer geschlängelte, mit einer 0,025 bis 0,03 mm dicken Wandung ausgestattete Pars musculosa. Die 578 F. FıscHorDer, 1,2—1,5 mm lange Pars prostatica ist etwas mehr geschlängelt (Fig. 59, 60 u. 62) als bei den bisher beschriebenen Arten und ver- bindet sich, in den Ductus ejaculatorius übergehend, in der Genital- papille mit dem Metraterm zum Ductus hermaphroditicus. Die Dotterstöcke zeigen dem @. synethes gegenüber keine Abweichungen. Das Dotterreservoir liegt lateral hinter der Schalen- drüse. Die weiblichen Genitaldrüsen liegen in dem dorsalwärts nach hinten offenen Winkel, welcher von den beiden Hoden gebildet wird (Fig. 60 u. Textfig. L). Der fast kuglige Keimstock (0,3 Fig. L. Weibliche Genitalorgane von Gastrothylax elongatus aus Bos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Nach Sagittalschnitten schema- tisch dargestellt. Bt Bauchtasche. # Hoden. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. bis 0,35 mm im Durchmesser) liegt dorsal von der Schalendrüse, etwas seitlich von der Medianlinie dicht hinter und etwas median von dem meist nach hinten herabhängenden dorsalen Ende des vordern Hodens (Textfig.L). Der aus seinem medianen Pol hervorgehende Keim- gang tritt in einem dorsalwärts und hinten geschlossenen Bogen in die median und meist auch ventral vom Keimstock gelegene, fast ebenso grosse, aber mehr ovale Schalendrüse. Aus ihrem ventralen Pole Die Paramphistomiden der Säugethiere. 579 geht der Uterus hervor und macht zunächst in der Spitze des von den beiden Hoden gebildeten Winkels einige Windungen (Textfig. L), um dann auf die dem Keimstock entgegen gesetze Seite nach hinten zu treten und sich etwas seitlich von der Mittellinie und zwar dorsal hinter dem dorsalen Hoden, zwischen diesem, der Excretions- blase und der Rückenfläche, aufzuknäueln und von hier, der Median- linie zustrebend, an der Rückenfläche sich nach vorn zu schlängeln. In der Höhe der blinden Enden der Darmschenkel nehmen die Windungen aber ganz merklich ab, so dass der Uterus von hier ab nur sehr schwach geschlängelt und, der Wandung der Bauchtasche dicht anliegend (Fig. 60 u. 61 b), ventral und nur wenig rechts von dem ihn begleitenden Vas defferens zur Genitalöffnung verläuft. Das Lumen und der Füllungszustand des Uterus verhält sich ähnlich wie bei @G. synethes, doch sind die Eier etwas grösser als bei letzterm. Ihr Längsdurchmesser beträgt 0,125—0,135 mm und der quere 0,065 bis 0,07 mm. Der Laurzr’sche Canal ist zwar auch etwas ge- schlängelt, verläuft aber nicht so stark nach hinten wie bei G. synethes. Seine Ausmündungsstelle liegt daher auch mehr nach vorn, etwas vor dem hintern Rande des ventralen Hodens (Fig. 61 u. Textfig. L). Der Exeretionsporus befindet sich 0,6—0,7 mm weiter nach hinten. Die runde Excretionsblase liegt wie bei @. symethes dicht an der Rückenfläche. Sie grenzt nach hinten an den Saugnapf, ventral an den hintern Hoden (Fig. 59, 60 u. Textfig. L) und reicht nach vorn fast dicht an den Keimstock und die Schalen- drüse heran. 7. Gastrothylast cobboldi POIRIER. (Taf. 27, Fig. 63—66.) 1883. Gastrothylax Cobboldii POIRIER, Deseript. d. Helminthes nouv. du Palonia frontalis, in: Bull. Soc. philom. Paris, (7), V. 7, No. 2, p. 73—79. 1901. Gastrothylax cobboldi FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 372. 1902. Gastrothylax cobboldi FISCHORDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 31. Gastrothylax cobboldi war die zweite Gastrothylax-Art, welche POIRIER im Pansen des aus Java stammenden und in der Pariser Museumsmenagerie verstorbenen Gayals (Palonia frontalis) in zahlreichen Exemplaren gefunden hatte und welche sich von @. elongatus, abgesehen von der geringern Körpergrösse, hauptsächlich durch die Länge der Darmschenkel unterschied. 580 F. FiscHoEDER, Auch ich habe diese Art in grösserer Anzahl und zwar auch zusammen mit @. elongatus unter den im Pansen des von der Insel Ceylon stammenden und im hiesigen Thiergarten verendeten Dos kerabau vorgefundenen Paramphistomiden angetroffen. Ausserdem befanden sich 6 Exemplare im Glase No. F. 1219 der Berliner Sammlung mit der Aufschrift: „Bos taurus 2 Stom., China, Canton Fu-mui; H. LeH- MANN 8.“ Dasselbe enthielt ausserdem ebenfalls noch 4 Stück Gastrothylax elongatus und ca. 100 Stück Paramphistomum calıco- phorum. Die mir vorliegenden Thiere sind 8,0—10,0 mm lang und be- sitzen die Gestalt einer Birne (Fig. 63 u. 64), deren grösster, etwa an der Grenze des mittlern und hintern Körperdrittels liegender Durchmesser beinahe die Hälfte des Längsdurchmessers ausmacht (Fig. 63 u. 64). Das nach hinten zu nur wenig verschmälerte hinterste Körperdrittel zeigt etwa 1 mm vor dem hintern Körper- rande eine ringförmige Einschnürung, während der vordere Körper- theil ganz gleichmässig verjüngt erscheint und an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Körperdrittel noch einen Quer- durchmesser von etwa einem Drittel des Längsdurchmessers besitzt. In longitudinaler Richtung ist die Bauchfläche nur sehr wenig, die Rücken- und die beiden Seitenflächen dagegen viel stärker gewölbt. Auf Querschnitten erscheint der Körper nicht ganz der Bauchtasche entsprechend dreieckig, sondern mehr abgerundet und in querer Richtung etwas abgeflacht. Der Querdurchmesser verhält sich zum dorsoventralen wie 2,5:3. Der halbkugelförmige, ebenfalls tief eingezogene Saugnapf ist verhältnissmässig sehr kräftig entwickelt. Sein grösster Durch- messer beträgt etwa ein Viertel der Körperlänge (2,0 mm) bei einer Tiefe von 1,2 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,6 mm (Fig. 64). Die Körpercutieula ist 0,045—0,05 mm dick und die am vordern Körperpole befindlichen Papillen verhalten sich ähnlich wie bei @. sıymethes. Der Eingang zur Bauchtasche befindet sich etwa in der halben Höhe des Pharynx nur 0,4—0,5 mm hinter der Mundöffnung. Nach hinten zu reicht die Tasche an der Bauchfläche bis zum vordern Rande des Saugnapfes (Fig. 64). Von der Dorsalfläche und von hinten ragt dagegen in den hintern Theil der Tasche ein halb- kugelförmiger Zapfen hinein, in welchem die Genitaldrüsen, die männlichen sowohl wie die weiblichen, ihre Lage haben, so dass das Die Paramphistomiden der Säugethiere. 581 spaltförmige dorsale Hinterende der Tasche 1,2—1,5 mm vom vordern Rande des Saugnapfes entfernt ist (Fig. 64). Auf Querschnitten er- scheint die Bauchtasche in Form eines mit der Spitze ventralwärts gerichteten gleichschenkligen Dreiecks. Die Länge der Basis ver- hält sich zu der Länge der Schenkel wie 2:3. In der Höhe des Zapfens sind die Ecken abgerundet, so dass die Tasche mehr oval erscheint (vgl. Fig. 65a—c). Die Geräumigkeit der Tasche ist be- deutend geringer als bei @. symethes oder @. elongatus. Die Ecken der Tasche sind 0,6—0,9 mm (Fig. 65a—c) vom Körperrande ent- fernt, so dass die beiden seitlichen und besonders auch der dorsale Körperwulst viel dicker sind als bei den beiden letzt genannten Arten (1,0—1,3 mm). In der Höhe des Zapfens erscheint der Körper auf Querschnitten ähnlich wie bei @. spatiosus in Form eines Ringes, der aber bedeutend dicker (0,8—1,0 mm) ist als bei dem letztern (vgl. Fig. 52 u. 65a —c). Der verhältnissmässig Kräftig entwickelte Pharynx (0,6 bis 0,5 mm im Durchmesser) führt in den etwa ebenso langen Oeso- phagus, welcher sich kurz hinter der Genitalöffnunng in die beiden 0,3 mm weiten Darmschenkel theilt. Diese treten im rechten Winkel aus einander und verlaufen zunächst bis etwa zum Beginne des mittlern Körperdrittels, ähnlich wie bei @. elongatus, an der Rückenfläche des Körpers (Fig. 63). Von hier begeben sie sich zwar an die Seitenflächen des Thieres, halten sich jedoch bis zu ihren blinden Enden immer in der Nähe der Rückenfläche (vgl. Fig. 63, 64 u. 65). Sie sind in ihrem ganzen Verlaufe stark geschlängelt, stärker als bei den bisher beschriebenen Gastrothylax-Arten, und reichen auch weiter nach hinten als bei diesen, indem sie erst hinter der Excretionsblase, seitlich vom Grunde des Saugnapfes, endigen. Die Genitalorgane verhalten sich ähnlich wie bei @. elon- gatus. Etwa 1,0 mm hinter dem Eingang zur Bauchtasche kurz vor der Darmgabelung liegt die Genitalöffnung (Fig. 64 u. 66). Ihre Umgebung ragt jedoch über die Oberfläche nicht hervor wie bei @. elongatus. Das Genitalatrium ist nur klein und die Genitalpapille nur schwach entwickelt (Fig. 64 u. 66). Die kugligen, stark gelappten Hoden (0,85—1,0 mm im Durch- messer) liegen wie bei @. elongatus in der Medianebene des Körpers, am vordern Rande des in die Bauchtasche hinein ragenden Zapfens, der ventrale meist etwas mehr nach hinten und links, der dorsale etwas mehr nach vorn und rechts (Fig. 64, 65c und Textfig. M). Die an der lateralen Fläche der Hoden ent- Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 38 582 F. FiscHoEDER, springenden Vasa efferentia verlaufen zunächst in dorsaler Richtung, um dann an dem dorsalen spaltförmigen Ende der Bauch- tasche nach vorn umzubiegen und an der Dorsalfläche des Körpers, median von den Darmschenkeln (Fig. 65b u. ce) in gerader Richtung nach vorn zu steigen und sich an der Grenze zwischen der vordern und hintern Körperhälfte zum Vas deferens zu vereinigen. Letzteres zieht, zu einem 2,5—2,7 mm langen und 0,5—0,4 mm dicken Knäul verschlungen, in der Mitte der Rückenfläche nach vorn. Die hintere Hälfte des Knäuls ist dünnwandig und eng verschlungen (Vesicula seminalis), während seine vordere Hälfte, die Pars musculosa, nicht so stark geschlängelt ist und eine 0,025—0,03 mm dicke Muskelwandung besitzt. Aus dem distalen Ende des Knäuls geht die 1,2—1,5 mm lange Pars prostatica hervor, die in ihrem An- fangstheil etwas gewunden, dann aber in ziemlich gerader Richtung etwas rechts oder links von der Medianlinie zwischen dem Oeso- phagus und dem Metraterm zur Genitalöffnung verläuft, um in den Ductus ejaculatorius überzugehen und sich mit dem Metraterm zum Ductus hermaphroditicus zu vereinigen (Fig. 64 u. 66). Die Dotterstöcke bestehen aus ziemlich grossen Gruppen, welche in engen Maschen angeordnet, sich ähnlich wie bei den beiden vorigen Arten netzartig ausbreiten. Der ovale, 0,33 mm lange und 0,3 mm breite Keimstock liegt seitlich von der Medianlinie, dicht hinter und seitlich von dem dorsalen Hoden (Textfig. M). Die etwas kleinere ovale Schalendrüse median und etwas ventralwärts neben dem Keimstock (Fig. 64 u. Textfig. M). Sehr einfach ist der Verlauf des aus dem ventralen Pole der Schalendrüse hervorgehenden Uterus. Sofort nach dem Ver- lassen der Schalendrüse wendet sich derselbe kurz nach vorn, um dann zwischen dem dorsalen Hoden und den weiblichen Genitaldrüsen, einen nach hinten offenen halbkreisförmigen Bogen beschreibend, bis zur Höhe des Grundes des Saugnapfes nach hinten herab zu steigen und dann wieder in der Mitte der Rückenfläche nach vorn zu verlaufen. In der hintern Hälfte der Rückenfläche besitzt er ein weiteres Lumen als bei den vorigen Arten und ist auch stärker geschlängelt (Fig. 63 u. 64). Am hintern Ende der Vesicula seminalis angelangt, verengt er sich dagegen merklich und begleitet das Vas deferens in fast gerader Richtung ventral und etwas neben demselben verlaufend zur Genitalöffnung (Fig. 64 u. 66). In seinen hintern Abschnitten ist er stark mit Eiern angefüllt, welche etwas kleiner sind als bei den vorigen Arten. Ihr Längs- i | | Die Paramphistomiden der Säugethiere. 583 durchmesser beträgt nur 0,11—0,12 mm und der Querdurchmesser 0,06—0,065 mm. Der Laurer’sche Canal verläuft in fast gerader Richtung dorsalwärts nach hinten und mündet im Niveau der blinden Enden der Darmschenkel in der Mittellinie der Rückenfläche nach aussen (Fig. 64 u. Textfig. M). Fig. M. Weibliche Genitalorgane von Gastrothylax cobboldi aus Bos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Bt Bauchtasche. FH Hoden. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. Der Exceretionsporus befindet sich unmittelbar (0,1—0,12 mm) dahinter. Die Exeretionsblase ist langgezogen, ähnlich wie bei G. spatiosus, und reicht, dem Grunde des Saugnapfes dicht anliegend, mit ihrem ventralen Ende bis fast an die ventrale Spitze der Bauch- tasche heran (Fig. 64 u. Textfig. M). 38* 584 F. FıscHoEDer, 8. Gastrothylax mancupatus FISCHDR. (Taf. 27, Fig. 67—68 u. Taf. 28, Fig. 69-71.) 1901. Gastrothylax mancupatus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 371. 1902. Gastrothylax mancupatus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 31. Diese Art fand ich zwar nur in geringer Anzahl, jedoch in zahl- reichen Sammelgläsern des mir zur Verfügung stehenden Materials. Sowohl bei der äussern Besichtigung als auch bei der Untersuchung von Totalpräparaten zeigten die Thiere grosse Aehnlichkeit nicht nur mit @G. synethes, sondern auch mit @G. spatiosus, so dass es mir nicht möglich war, an Totalpräparaten die Thiere zu bestimmen. Herr Prof. Braun hatte daher die Güte, mir von einem aus dem Glase No. 2976 der Berliner Sammlung stammenden Exemplare die An- fertigung einer Querschnittserie zu gestatten, so dass ich in der Lage war, auch diese Art in Bezug auf ihren anatomischen Bau näher zu untersuchen. Ich fand von der Art: 1. 1'/, Stück im Glase No. 1100 der Berliner Sammlung; „Dos taurus, rumen, Dinka, SCHWEINFURTH $.“ 2. 2 Stück im Glase No. 3089 der Berliner Sammlung; „Darm der Dengarinder (Afrika), SCHWEINFURTH S.*, daneben 1 Exemplar von Gastrothylax gregarius. 3. 7 Stück im Glase No. 2976 der Berliner Sammlung; „Dos taurus, Pansen, Afrika; SCHWEINFURTH S.“, daneben noch: 17 Stück @G. gregarius 10088, 2 Stück Stephanopharynz compactus und 5 nicht mehr bestimmbare Bruchstücke. 4. 2 Stück im Glase No. 3306 der Berliner Sammlung mit der Aufschrift: „Amphistomum conicum Rup. Bos (Dinka-Rind), SCHWEIN- FURTH S., Fritsch G.“ 5. 2'/, Stück im Glase No. 1244 der Berliner Sammlung mit der Aufschrift: „Trematode, Aluadj in Dinka; Juni 1871. 6. Etwa 50 Stück im Glase No. 16518 der Hamburger Samm- lung mit der Aufschrift: „Madagascar, Nossi-b&6; O’SwAup leg. d.“ Die letzt genannten Exemplare sind nur 6—8 mm lang, sehr stark geschrumpft, hart und brüchig, und lassen sich trotz Wochen langer Behandlung mit Kreosot nur sehr wenig aufhellen. Die in der Berliner Sammlung befindlichen Exemplare sind dagegen meistens Die Paramphistomiden der Säugethiere. 585 8—11 mm lang, nicht so hart, dafür aber fast sämmtlich schwarz- braun gefärbt. Ihr längster, an der Grenze der vordern und hintern Körper- hälfte liegender Querdurchmesser beträgt etwas über ein Drittel der Körperlänge Er nimmt nach hinten nur so wenig ab, dass er in der Höhe des Saugnapfes noch etwas mehr als ein Viertel des Longitudinaldurchmessers ausmacht, während das vorderste Körper- viertel des Thieres stärker verjüngt ist. In longitudinaler Richtung sind alle vier Flächen der in der Regel gerade gestreckten Thiere fast gleichmässig gewölbt. Auf Querschnitten sind sie, der Bauchtasche entsprechend, in der vordern Hälfte, ähnlich wie @. synethes drei- eckig, in der hintern dagegen wie @. spatiosus rund. Der grösste Durchmesser des halbkugelförmigen Saugnapfes beträgt etwa ein Viertel der Körperlänge (1,3 mm) bei einer Tiefe von 0,5 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,4 mm. Die Körperecuticula ist 0,045—0,05 mm dick, und die am vordern Körperpole befindlichen Papillen besitzen eine Länge von 0,015—0,02 mm. Der Eingang zur Bauchtasche liegt sehr weit nach vorn, nur 0,25—0,355 mm hinter der Mundöffnung. Nach hinten zu reicht die Tasche bis dicht an den Saugnapf und besitzt hier mit der Tasche von @. cobboldi in so fern eine gewisse Aehnlichkeit, als auch bei @. mancupatus ein dem Segmente einer Kugel entsprechender Zapfen in dieselbe hineinragt, in welchem die männlichen und weib- lichen Genitalorgane liegen. Der Zapfen ragt aber im Gegensatz zur vorigen Art nicht so sehr von der Rückenfläche, sondern fast genau von hinten her hinein, so dass die Taschenhöhle nach hinten mit einem ringförmigen Spalte endigt, welcher sich an der Dorsal- und Ventralfläche weiter nach hinten erstreckt als an den beiden Seitenflächen (Fig. 68, 69c u. 71). Auf Querschnitten besitzt die Tasche die Form eines mit der Basis dorsalwärts gerichteten gleich- schenkligen Dreiecks, dessen Winkel sich aber in der hintern Körper- hälfte immer mehr, fast bis zu einem Kreise abrunden (Fig. 69a—e). Die Länge der Basis des Dreiecks verhält sich zur Länge der Schenkel wie 4:5. In Bezug auf die Geräumigkeit der Tasche steht @. mancupatus in der Mitte zwischen @. symethes und G. spatiosus. Die Ecken der Taschen sind nur 0,25—0,35 mm von der Körper- oberfläche entfernt, und die Seitenwülste des Körpers besitzen nur eine Dicke von 0,3—0.4 mm, während der Rückenwulst 0,4—0,5 mm 586 F. FıscHoEDer, dick ist (Fig. 68 u. 69a—c). Die Dicke des Körperringes in den hintern Abschnitten beträgt ebenfalls nur 0,4—0,5 mm. Der kuglige Pharynx ist verhältnissmässig kräftig entwickelt; sein Durchmesser beträgt 0,6—0,75 mm, und seine Muskelwandung ist 0,2—0,24 mm dick. Der Oesophagus ist etwas länger (0,75 bis 1,0 mm) als der Pharynx und theilt sich weit hinter der Genital- öffnung (Fig. 68, 69a u. 70) in die beiden 0,2—0,24 mm weiten Darmschenkel, welche ähnlich wie bei @. spatiosus, unter einem halbkreisförmigen Bogen (Fig. 67) aus einander tretend, sich sofort an die Seitenflächen des Körpers begeben, um in der Mitte derselben nach hinten zu verlaufen. Im Gegensatz zu @. spatiosus sind sie sehr stark geschlängelt und endigen erst im Niveau des vordern Randes des Saugnapfes, lateral von den Hoden (Fig. 67, 68 69c ua). Die Genitalöffnung liegt 0,7—0,8 mm hinter dem Eingang zur Bauchtasche, vor der Gabelstelle der Darmschenkel (Fig. 68 u. 70) und liegt auf einer ähnlichen Hervorragung wie bei @. elongatus, die jedoch an ihrer Oberfläche nicht glatt ist, sondern concentrisch geringelt erscheint (Fig. 70). Das Genitalatrium ist verhältniss- mässig klein und die Genitalpapille nur schwach entwickelt. Ganz eigenthümlich ist die Lage der Hoden. Sie liegen zwar auch wie bei @. cobboldi in dem in die Bauch- tasche von hinten her hineinragenden Zapfen, aber nicht in der Medianebene des Körpers, sondern neben ein- ander, der eine etwas weiter nach hinten und mehr ventral, der andere etwas weiter nach vorn und mehr dorsal, jedoch nicht dicht an einander, sondern der Zwischenraum zwischen ihnen beträgt noch 0,6—0,5 mm und dient zur Aufnahme der weiblichen Genital- drüsen. Die Hoden sind stark gelappt und wie bei @. synethes in der Querrichtung abgeflacht, scheibenförmig. Ihr kurzer (Quer-) Durchmesser beträgt 0,5—0,8 mm und die senkrecht auf diesem stehenden Durchmesser 1,5—15 mm. Die an ihrer Laterälfläche entspringenden Vasa efferentia wenden sich ähnlich wie bei @. cobboldi zunächst nach hinten, um dann nach vorn umzubiegen und schliesslich an den Seitenflächen des Körpers dorsal von den Darm- schenkeln weiter zu verlaufen (Fig. 69c). Im hintern Ende der vordern Körperhälfte vereinigen sie sich, bogenförmig zusammen- tretend, zur Vesicula seminalis, welche zusammen mit der kurzen und nur schwach geschlängelten, mit einer 0,02—0,025 mm dieken Muskelwandung ausgestatteten Pars musculosa einen 1,25 Die Paramphistomiden der Säugethiere. 587 bis 15 mm langen und nur 0,25—0,3 mm dicken Knäul bildet. Dieser zieht rechts oder links neben der Mittellinie der Dorsalfläche nach vorn und geht in die 1,0—1,2 mm lange Pars prostatica über, welche, in den Ductus ejaculatorius übergehend, sich mit dem Metraterm zu dem in der Regel birnföürmig erweiterten Ductus hermaphroditicus (Fig. 70) verbindet. Auch die Pars prostatica ver- läuft nicht in der Medianlinie, sondern dicht neben und dorsal von dem sie begleitenden Endabschnitt des Uterus (Fig. 67). Die Dotterstöcke bestehen aus verhältnissmässig grössern Gruppen, die, in dichtmaschigen Netzen angeordnet, sich nicht nur in den Seitenwülsten des Körpers ausbreiten, sondern auch auf die Rückenfläche erstrecken (Fig. 69b u. ec). Das Dotterreservoir be- findet sich zwischen den beiden Hoden etwas seitlich und ventral hinter der Schalendrüse (Fig. 71). Der birnförmige Keimstock (dorsoventraler Durchmesser 0,35 bis 0,4 mm, Querdurchmesser 0,22—0,25 mm) liegt etwas seitlich von der Medianlinie an der medianen Fläche des hintern Hodens, in der Nähe des dorsalen Randes desselben (Fig. 71). Der aus seinem ventralen Pole hervorgehende Keimgang tritt in einem Sförmig gekrümmten Bogen (Fig. 71) in den dorsalen Pol der ovalen 0,3 mm langen und 0,15 mm breiten Schalendrüse, welche ventral und etwas vor dem Keimstock gelegen ist (Fig. 71). Der Uterus tritt aus dem ventralen Pole der Schalendrüse hervor und wendet sich sofort dorsalwärts etwas nach vorn, um zwischen den beiden Hoden im vordern Ende des in die Bauch- tasche bineinragenden Zapfens (Fig. 69c u. 71) und zwar an der Seite des Keimstocks (Fig. 71) sich in einem nach hinten offenen Bogen nach hinten an die Rückenfläche des Thieres heranzuschlängeln und dann, sich nach vorn wendend, an dieser weiter zu ver- laufen. Bis zum hintern Ende der Vesicula seminalis bildet er in der Mitte der Rückenfläche, ähnlich wie bei @. cobboldi, ausgiebige Schlängelungen. Er ist hier stark erweitert und mit Eiern voll gefüllt. Alsdann weicht er von der Medianlinie etwas ab und be- gleitet in fast gerader Richtung das Vas deferens an seiner ven- tralen rechten oder linken Seite (Fig. 67, 68 u. 69b). Die Eier haben einen Längsdurchmesser von 0,125—0,155 mm und einen @Querdurchmesser von 0,065—0,07 mm. Der Verlauf des langen Laurer’schen Canals verhält sich ähn- lich wie bei @. cobboldi. Seine Ausmündungsstelle liegt etwas hinter dem Niveau der vordern Randes des Saugnapfes. Auch die Ex- 588 F. FiscHoEDEr, cretionsblase hat eine ähnliche Lage und Gestalt wie bei der vorigen Art (Fig. 68). Der Excretionsporus befindet sich 0,25 mm hinter der Ausmündungsstelle des LAaurer’schen Canals. ) Querschnitt der Tasche dreieckig mit ventral- wärts gerichteter, sehr stumpfer Spitzen; die beiden andern, der Basis anliegenden Winkel gabelförmig gsetheilt. 9. Gastrothylax minutus FISCHDR. (Taf. 28, Fig. 72—76.) 1901. Gastrothylau minutus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 372. 1902. Gastrothylax minutus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 33. Gastrothylax minutus ist die kleinste Art der Gattung Gastro- thylax. Sie ist nur in folgenden 2 Gläsern der Berliner Sammlung, aber in sehr zahlreichen Exemplaren vertreten: 1 Glas No. F. 754 trägt die Aufschrift: Amphistomum, Antilope, Kamerun, Jaunde (Aug. 1893); ZENKER S.“ 2. Glas No. F. 698 ist bezeichnet mit: „Amphistomum; Wasser- bock, Tragelaphus seryptus; Jaunde (Kamerun) 94; ZEnKEr S.“ Die Länge der Thiere schwankt zwischen 3 und 7 mm, die meisten sind jedoch 4—5 mm lang und haben ähnlich wie @. cobboldi eine birnförmige Gestalt, deren Querdurchmesser mehr als die Hälfte des Längsdurchmessers beträgt. Einige Exemplare sind mehr lang gestreckt und schlank. Der wesentlichste Unterschied in Bezug auf die Körpergestalt zwischen @. cobboldi und G. minutus besteht jedoch darin, dass letztere in dorsoventraler Richtung in der Regel stark abgeplattet sind. Auf Querschnitten erscheint das Thier daher meist in Form eines Querovals (Fig. 75 u. 76). Sein dorsoventraler Durchmesser verhält sich zum queren in der Körper- mitte wie 3:5, in der Höhe der Genitalöffnung und der Genital- drüsen wie 2:3 (Fig. 75a—c u. 76). Der Eingang zur Bauchtasche liest 0,4—0,5 mm hinter re Mundöffnung. An ihrem hintern Ende verhält sich die Tasche ebenso wie bei @. mancupatus. Auch hier ragt von hinten her ein Zapfen in dieselbe hinein, der jedoch bedeutend grösser ist als bei G. mancupatus (Fig. 72 u. 73). Auf Querschnitten erscheint die Die Paramphistomiden der Säugethiere. 589 Tasche sehr complieirt, lässt sich aber auf die Form eines Dreiecks zurückführen, dessen ventralwärts gerichtete Spitze sehr stumpf, mehr oder weniger abgerundet erscheint und dessen beide andern, der Basis anliegenden Winkel gabelförmig getheilt sind (vel. Fig. 75 u. 76). Die Geräumigkeit der Tasche ist sehr gering. In der Mittellinie der Ventralfläche reicht sie zwar bis auf 0,25—0,3 mm an die Oberfläche des Körpers heran, doch sind die Spitzen der beiden. dorsalen Gabeln 0,6—0,75 mm von derselben entfernt. Durch diese eigenthümliche Form der Tasche wird der Körper in 5 Wülste ge- theilt, nämlich in: einen dorsalen 0,5—1,0 mm dicken, in welchem hauptsächlich die Genitalleitungswege verlaufen, zwei laterale 0,5 bis 0,6 mm dicke, in denen sich die Darmschenkel hinschlängeln, und zwei ventrale 0,5—0,9 mm dicke, in welchen sich die Dotterstöcke ausbreiten (vgl. Fig. 72, 73 u. 75). Der Saugnapf ist fast kuglig, tief in den Leib hineingezogen. Sein Durchmesser beträgt etwas über ein Viertel der Körperlänge, 1,3 mm, bei einer Tiefe von 0,7 mm und einer Dicke der Muskel- wandung von 0,5 mm. Die Körpercuticula ist etwas dünner als bei den andern Gastrothylax-Arten, 0,04—0,045 mm, die Papillen am vordern Körper- pole sind jedoch auch bei @. minutus 0,015—0,017 mm lang. Der kuglige (0,5—0,6 mm im Durchmesser) oder schwach längs ovale Pharynx führt in den bedeutend kürzern (0,3—0,35 mm) Oesophagus (Fig. 73 u. 74), welcher in fast gerader Richtung nach hinten verläuft, um sich hinter der Genitalöffnung in die beiden Darmschenkel (Fig. 72, 73 u. 75a) zu theilen. Diese treten ähnlich wie bei @. cobboldi unter einem spitzen Winkel aus einander und begeben sich an die Seitenflächen des Körpers, um an diesen, jedoch der Rückenfläche mehr genähert, zwischen den beiden Spitzen der gabelförmig getheilten dorsalen Ecken der Bauchtasche (Fig. 75b) dicht an den Seitenflächen des Körpers nach hinten zu verlaufen und etwa im Niveau der Mitte der Hoden (vgl. Fig. 72, 75 c u. 76) zu endigen. In ihrem Verlaufe sind sie nur wenig ge- schlängelt (Fig. 72 u. 73). Ihr 0,2—0,25 mm weites Lumen er- scheint bei einigen Exemplaren (Fig. 72) in dorsoventraler Richtung stark abgeflacht und bis 0,4 mm breit. In Bezug auf die Genitalorgane schliesst sich @. minutus fast ganz dem @. mancupatus an. Die 0,6—0,7 mm hinter dem Eingange zur Bauchtasche liegende Genitalöffnung befindet sich ebenfalls auf einer etwa 0,6 mm breiten und 0,25 mm hohen rund- 590 F. FiscHOEDER, lichen Erhöhung, die aber noch sehr viel deutlicher als bei G. man- cupatus eine concentrische Ringelung ihrer Oberfläche erkennen lässt (Fig. 74). Am Grunde des verhältnissmässig geräumigen Atriums erhebt sich die kräftig entwickelte Genitalpapille, welche von dem Ductus hermaphroditicus durchbohrt wird. Bei einem Exemplar (Fig. 74) habe ich denselben bei vorgestreckter Papille ganz aus- sestülpt vorgefunden, so dass der Ductus ejaculatorius und das Metraterm auf der Spitze der Genitalpapille von einander gesondert in die Bauchtasche ausmündeten (vgl. auch Fig. 4 | Paramph. cerwi)). Die scheibenförmigen, stark gelappten Hoden sind verhältniss- mässig sehr gross (Fig. 72). Ihr kurzer (Quer-)Durchmesser beträgt 0,4—0,5 mm und die auf diesem senkrecht stehenden 0,7—0,3 mm. Auch bei @G. minutus liegen beide Hoden in dem in die Bauch- tasche hineinragenden Zapfen, jedoch verhältnissmässig weiter (0,6 bis 0,3 mm) aus einander als bei G. mancupatus, der eine mehr ventral und hinten, der andere mehr vorn und etwas dorsal (Fig. 72, de u. 76). Eine grössere Abweichung von @. mancupatus weisen die männ- lichen Leitungscanäle in so fern auf, als sich die Vasa efferentia schon, gleich nachdem sie hinter der dorsalen Spalte der Bauchtasche nach vorn umgebogen und an die Rückenfläche getreten sind, zum Vas deferens vereinigen. Dieses ist ausserordentlich stark ge- schlängelt und bildet einen 2.0—2,5 mm langen und 0,3—0,4 mm dicken Knäul, welcher in seinem ganzen Verlaufe nicht in der Medianlinie, sondern rechts oder links von derselben gelegen ist. Seine weit grössere Vorderhälfte wird von der Pars musculosa gebildet, deren Muskelwandung 0,025—0,03 mm dick ist (vel. Fig. 72 u. 75). Auffallend kurz (0,4—0,6 mm) ist die ebenfalls neben der Mittellinie (Fig. 72) und dorsal von dem auf der andern Seite der Medianebene sie begleitenden Metraterm verlaufende Pars pro- statica. Von den weiblichen Genitalorganen unterscheiden sich die Dotterstöcke am meisten nicht nur von denjenigen des @. mancupatus, sondern auch von denen der übrigen Arten dieser Gattung dadurch, dass sie ausserordentlich stark entwickelt sind (Fig. 75, 76). Die aus den Dotterstocksfollikeln bestehenden Gruppen sind nicht nur sehr gross, sondern auch dicht neben einander ge- lagert, lassen aber trotzdem noch die netzförmige Anordnung er- kennen. Die Lage des Dotterreservoirs, des birnförmigen (0,35 bis Die Paramphistomiden der Säugethiere. 591 0,538 mm langen und 0,18—0,22 breiten) Keimstocks und der ovalen 0,24—0,26 mm langen und 0,14—0,15 mm breiten Schalen- drüse ist dieselbe wie bei @. mancupatus (vgl. Fig. 76, 71, 73, 75e, 76 u. Textfig. N). Auch der Uterus zeigt einen ähnlichen Verlauf wie bei der letzt genannten Art, ist aber nicht nur in seinen hintern Abschnitten, sondern auch bis etwa zur Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels in der Regel weit stärker geschlängelt (vgl. Fig. 67, 68, 72 u. 73) und hält sich in seinem ganzen Verlaufe noch mehr seitlich vom Vas deferens. Die Eier sind im Verhältniss zur Körperlänge des Thieres sehr gross. Ihr Längsdurchmesser be- trägt wie bei @. mancupatus 0,125—0,135 mm, der Querdurchmesser 0,065—0,07 mm. Fig. N. Weibliche Genitalorgane von Gastrothylax minutus aus Antilope sp., Kamerun. Berl. Samml. No. F. 734. Nach Sagittalschnitten schema- tisch dargestellt. Erklärung der Buchstaben siehe Textfig. A u. L. Der lange Laurer’sche Canal (Fig. 73 u. Textfig. N) mündet etwas vor der Mitte des Saugnapfes in der Mittellinie der Rücken- fläche, und der Excretionsporus befindet sich 0,15 mm dahinter. Die Excretionsblase ist ähnlich wie bei @. cobboldi und G. maneu- patus lang gestreckt und reicht, dem Grunde des Saugnapfes an- liegend, bis dicht an die ventrale Spalte der Bauchtasche (vgl. Fig. 73, 19e u, Textne. N). 592 F. FıscHoeper, D. Species inquwirendae. 3 Arten von Säugethierparamphistomiden, nämlich: Amphistomum explanatum CrEPL. 1847, Amphistomum gigantocotyle Bros. (Orro 1896) und Paramph. sp. (S. 594) sind noch nicht so hinreichend be- kannt, dass sie dem aufgestellten System eingereiht werden könnten. Da sie aber Pharyngealtaschen anscheinend nicht be- sitzen, so will ich sie im Anschlusse an die Paramphistominen anführen, gleichzeitig jedoch hervorheben, dass sie, abgesehen von manchen anatomischen Abweichungen, sich dadurch von den Param- phistominen unterscheiden, dass der Wirth der erst ge- nannten Art zwar auch ein Paarhufer mit dreitheiligen Magen ist, aber nicht zu den Wiederkäuern gehört und dass die beiden andern Arten nicht in den Vormägen, sondern in den Gallenwegen von Wiederkäuern gefunden worden sind. 1. Amphistomum gigantocotyle BrDs. 1896. Amphistomum gigantocotyle BRDS. n. sp. in litt, OTTO, Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amphistomid., in: Zeitschr. Thiermed. vergl. Path., V. 22, p. 19-20. 1902. Amphistomum gigantocotyle FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 34. Die einzigen Angaben über dieses von BRANDES im Magen von Hippopotamus amphibius gefundene Thier stammen von OrTo (1896), be- ziehen sich jedoch nur auf die Untersuchung eines einzigen, stark ge- schrumpften und dazu noch „nicht völlig geschlechtsreifen* Exemplars. Die Hauptmasse des Körpers stellt der mächtig entwickelte Saugnapf dar, an dessen convexer Fläche der eigentliche Körper sitzt. Derselbe ist nach vorn zugespitzt und so stark nach der Bauchseite gekrümmt, dass die Mundöffnung dicht vor dem Saugnapf liegt. Im hiesigen Zoologischen Museum befinden sich 2 Exemplare dieser Art mit der Bezeichnung: „Amph. gigantocotyle BrDS., e ventrieulo Ahppo- potami amphibii Afrika, Dr. BUCHNER G.“. Das eine Exemplar ist 6 mm lang und 6 mm breit, das andere 7 mm lang und 5 mm breit, Die runde Oeffnung des halbkuglig ausgehöhlten Saugnapfes besitzt bei beiden Exemplaren einen Durchmesser von 3,0 mm. Etwa in der Mitte zwischen der Mundöffnung und dem vordern Rande des Saugnapfes liegt die von einem starken Ringwulste umgebene Genitalöffnung, aus welcher die schon mit blossem Auge deutlich erkennbare Papille herausragt. Das werthvolle Material durfte natürlich zur weitern Untersuchung nicht ver- wandt werden, so dass ich aus eigener Anschauung weitere Angaben nicht machen kann. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 593 Nach OTTO ist der Pharynx stark musculös, der Oesophagus kurz, die von ihrer Ursprungsstelle stark divergirenden Darmschenkel verlaufen an beiden Seiten des Thieres nach hinten. Etwa in der Mitte des Saugnapfes bemerkte OTTO nur einen seicht gekerbten Hoden, in der Mitte, des Rückens, links von der Medianebene die stark ge- schlängelte Samenblase, aus dem der „stark musculöse Ductus ejaculatorius“ hervorging, „welcher an seinem Endstück mit einer ziemlich langen Prostata umgeben war. Der Ductus ejaculatorius und die Vagina münden getrennt auf einer kleinen Papille.. Die Dotterstäcke erstrecken sich vom Kopfende bis an den Saugnapf. Der birnförmige Keimstock liegt direct hinter dem Hoden. Die Schalendrüse ist „ziemlich ansehnlich ent- wickelt“. Der aus „zahlreichen, auf einem Knäuel zusammengeballten Schlingen“ bestehende Uterus lieet in der Mitte des Rückens, rechts von der Medianebene und zieht von hier „in vielfachen Windungen“ zur Geschlechtsöffnung hin. 2. Amphistomum escplanatum CREPL. 1847. Amphistomum explanatuwm CREPLIN, Beschr. zweier neuen Amphi- stomen-Arten a. d. Zebu-Ochsen, in: Arch. Naturg., Jg. 13, V. 1, p- 34—35. 1850. Amphistomum explanatum DIESING, Syst. helm., V. 1, p. 402. 1897. Amphistomum explanatum RAILLIET et GOMY, Une nouv. affect. paras. des Bovines de Cochinchine, in: CR. Soc. Biol. Paris (seance du 26 juin). 1902. Amphistomum explanatum FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 34. Im Ductus hepaticus und in der Gallenblase eines Zeburindes fand GURLT im Jahre 1846 4 Amphistomen, die er zwar schon selbst als eine neue Art erkannte, jedoch noch zur Untersuchung an ÜREPLIN sandte. CREPLIN nannte sie Amphistomum esplanatum (1847). Seine Beschreibung bezieht sich jedoch, da er „zur Erforschung der innern Theile von diesen wenigen Exemplaren keins aufopfern“ durfte, nur auf die äussern Formverhältnisse. Darnach sind die Thiere 4—4°/, Linien lang und 1°/,—2 Linien breit, von hellbrauner Farbe und lanzettförmiger Form“; das Vorderende dünn, „das Hinterende breit, stumpf abgerundet, niedergedrückt“. Der bauchständige Saugnapf besitzt eine „kurz ellip- tische“, nach hinten verengte Oeffnung von 11/—1!/, Linien Länge und 5,—”/), Linien Breite. Der querlängliche Geschlechtsporus war °/, Linien, bei 1 Exemplar jedoch nur °/, Linien vom Vorderende entfernt. Die nächsten Angaben über das Vorkommen von Amphistomiden in den Gallenwegen stammen erst von RAILLIET u. GoMY (1897). Letzterer fand sie zunächst einige Male bei einem Rinde in Goap und dann bei allen in Saigon geschlachteten Rinderarten (Beufs du Cambadge, Buffle de l’Inde et parfois Zebus“). Die Beschreibung der äussern Formverhält- nisse der Thiere entspricht im Wesentlichen den Angaben ÜREPLIN’s. Darnach sind die weisslichen Thiere 10—13 mm lang und 4—5 mm 594 F. FrscuoeDer, breit. Der ca. 4 mm breite Saugnapf besitzt eine elliptische Oeffnung. Der quer ovale Genitalporus ist 1,5—1,8 mm vom Vorderende entfernt, die Eier 110—120 «u lang und 66—72 u breit. RAILLIET u. GoMY machen auch einige Angaben über den innern Bau des Thieres und heben besonders hervor, dass es nach demselben Typus gebaut zu sein scheint wie Amph. conicum. Die beiden blinden Darmschenkel endigen vor dem vordern Rande des Saugnapfes, die beiden stark gelappten Hoden liegen hinter einander in der Mitte des Körpers, der Keimstock dahinter im Niveau der blinden Enden der Darmschenkel, und die stark entwickelten zu beiden Seiten des Thieres liegenden Dotterstöcke, beginnen etwas hinter dem Pharynx nd reichen bis zum Saugnapf. Der stark mit Eiern gefüllte Uterus endlich verläuft stark geschlängelt in der Medianzone. Auf Grund der äussern Formverhältnisse und mit Rücksicht auf ihr Vor- kommen in den Gallenwegen halten RAILLIET u. GOMY die von ihnen ge- fundenen Thiere für identisch mit dem ÜREPLIN’schen Amphistomum explanatum. 3. Paramphistmum sp. (Taf. 28, Fig. 77 a u. b.) Unter dem mir zur Verfügung stehenden Material der Wiener Sammlung befand sich ein Glas — ohne Nummer — mit der Auf- schrift: „Amph. explanatum CrerL., Dos taurus (indieus), Caleutta“, welches nur ein der Fläche nach durchschnittenes, roth tingirtes Exemplar enthielt. Nach Fertigstellung der Arbeit habe ich Originalexemplare von Amph. explanatum erhalten. Ein Vergleich derselben mit dem mir vorliegenden Exemplar hat er- geben, dass dieses nicht Amph. explanatum, sondern eine neue Art ist. Weitere Mittheilungen behalte ich mir vor. Das in dorsoventraler Richtung stark abgeflachte 4,5 mm lange Thier ist von elliptischer Gestalt, vorn und hinten abgerundet. Der Querdurchmesser beträgt in der Mitte des Körpers 1,9 mm, in der Mitte der vordern Körperhälfte 15 mm und in der Mitte der hintern Körperhälfte 1,8 mm (Fig. 77a u. b). Der kleine Saug- napf erscheint von der Bauchfläche betrachtet rund, 1,0 mm im Durchmesser. Seine nach hinten zu etwas spitz zulaufende Oeffnung besitzt einen @Querdurchmesser von 0,3 mm und einen Längsdurch- messer von 0,53 mm (Fig. 77a). Die quer ovale (0,4 mm im Durch- messer) Mundöffnung führt in den kräftigen runden Pharynx, dessen Durchmesser 0,75 mm beträgt und aus dessen Grunde ein kurzer (0,25 mm) aber mit kräftiger (0,1 mm starker) Muskel- wandung ausgestattete Oesophagus hervorgeht. Dieser theilt sich in der Mitte der vordern Körperhälfte in die beiden Darm- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 595 schenkel, welche, in querer Richtung aus einander tretend, in einer Entfernung von 0,3 mm von den Seitenrändern rechtwinklig (Fig. 77b) nach hinten umbiegen, um dann in der Nähe der Rückenfläche schwach geschlängelt und parallel zu den Seitenflächen nach hinten zu verlaufen, wo sie in der Höhe des vordern Randes des Saug- napfes endigen. Ihr Lumen beträgt 0,25—0,3 mm. Die Genital- organe sind erst inder Anlage vorhanden. Etwas hinter der Mitte des Körpers bemerkt man an der Ventralfläche den vordern und 0,4 mm schräg rechts hinter ihm den hintern Hoden von un- regelmässig ovaler Gestalt. Vor dem vordern Hoden, jedoch etwas mehr dorsal, liegt die Vesicula seminalis in Form eines kurz geschlängelten (0,5 mm im Durchmesser) Knäuls, aus welcher die Pars musculosa hervorgeht. Das Vas deferens verläuft in langen Schlingen nicht nur in der dorsalen, sondern auch in der ventralen Hälfte des mir vorliegenden Exemplars (Fig. 77a u. b), zwischen den beiden Darmschenkeln einerseits und zwischen dem Uterus und der Geschlechtsöffnung anderseits. Letztere liegt am Ende des vordern Körperdrittels kurz hinter der Gabelstelle des Darms. Prostatadrüsen habe ich nicht bemerkt, ebenso wenig konnte ich feststellen, ob vor der Ausmündung eine Vereinigung des männlichen und weiblichen Leitungscanals vorhanden ist oder nicht. Lateral von den Darmschenkeln sieht man vereinzelte kleine Gruppen von Dotterstocksfollikeln in der ventralen Hälfte sowohl wie in der dorsalen (Fig. 77a u. b. Der Keimstock liegt zwischen dem hintern Hoden und dem Saugnapfe, rechts von der Medianlinie, dicht an der Bauchfläche, median hinter ihm die Schalendrüse (Fig. 77a). Der Uterus verläuft zunächst zur Ventralfläche (Fig. 77), um dann dorsalwärts nach hinten bis zur Mitte des Saugnapfes hinab zu Steigen und sich dann wieder an der Rückenfläche nach vorn zu schlängeln. Vor dem vordern Hoden tritt er an die Ventral- fläche und verläuft hier ventral vom Vas deferens zur Genitalöffnung (Bier 77a.u., b). II. Unterfamilie Cladorchinae. Paramphistomiden mit 2 Pharyngealtaschen. Körper mehr oder weniger stark abgeflacht, Saugnapf meist ausgesprochen bauch- ständig, selten endständig. Cuticula (mit Ausnahme von Üladorchis (Stichorchis) giganteus) nur 0,009—0,014 mm dick, häufig mit warzen- 596 F. FıscHoeper, artigen Anhängen ausgestattet; Hoden verästeltte Am Vas deferens fehlt die Pars musculosa; statt dessen ein musculöser Sack — Cirrusbeutel —, welcher den distalen Theil der Vesicula seminalis und die Prostata — so fern sie vorhanden — einschliesst. Bewohner des Dick-, seltener des Dünndarms ver- schiedener Säugethiere. A. Genus Cladorchis FiscHDr., 1901. Rückenfläche stärker gewölbt als Bauchfläche, Seitenflächen abgerundet. Pharynx mit Sphincter ausgestattet. Meist Genitalnapf vorhanden. Hoden stark verästelt, neben oder hinter einander. Cirrusbeutel allseitig geschlossen. Prostata kräftig entwickelt. Dotterstocksfollikel in der Regel zu unregel- mässig angeordneten, verschieden grossen Gruppen vereinigt. Mit Ausnahme von Oladorchis (Stichorchis) subtriquetrus Bewohner des Diekdarms von amerikanischen Hufthieren. a) Subgenus Cladorchis s. str. Körper von der Form einer an der Bauchfläche schwach ab- geflachten Birne. Saugnapf bauchständig. Sphincter im Pharynxnicht scharfbegrenzt, Hohlraum des Pharynx trichterförmig, Pharyngealtaschen kräftig entwickelt. Darm- schenkel stark geschlängelt, den Seitenflächen des Körpers - nicht dicht anliegend. Genitalnapf und Cirrusbeutel gross. Hoden neben einander im mittlern Körperdrittel. Verlauf des Uterus ähnlich wie bei Genus Paramphistomum. Dotterstöcke reich- lich entwickelt, auf Bauch- und Rückenfläche sich ausdehnend. Typische Art: Cladorchis (Oladorchis) pyriformis (Dies.). 1. Cladorchis (Cladorchis) pyriformis (Diks.). (Taf. 28, Fig. 78—79 u. Taf. 29, Fig. 80—81.) ‚1838. Amphistoma pyriforme DIESING, in: Ber. 15. Vers. Deutsch. Naturf. Aerzte, Prag, p. 189. 1839. Amphıstoma pyriforme DIESING, Nachtr. z. Monogr. d. Amphist., in: Ann. Wien. Mus. Naturg. p. 236. 1845. Amphistoma pyriforme DUJARDIN, Hist. nat. des helm. p. 334. 1850. Amphistomum pyriforme DiESING, Syst. Helm., V. 1, p. 403. 1901. Cladorchis pyriformis FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 373. 1902. Oladorchis pyriformis FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 36. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 597 Das von NATTERER zusammen mit Amph. asperum im Blinddarm von Tapirus americanus in grosser Anzahl gefundene Thier demonstrirte DIESING zuerst auf der 15. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Prag im Jahre 1838 und nannte es wegen seiner birnförmigen Körpergestalt _Imphistoma pyriforme. Eine kurze Beschreibung giebt er aber erst ein Jahre später (1839 p. 236) mit der Charakteristik „corpore pyriformi, ore orbiculari terminali, limbo acelabuli suetorüi ventralis pro- minulo*. Als wesentlichsten Unterschied zwischen Amph. pyriforme und 4. asperum hebt DiesınG hervor, dass der Saugnapf durch einen aufge- worfenen Rand begrenzt ist und dass seine innere Fläche „concav und glatt“ ist, während sie bei Amph. asperum Papillen trägt. Die von mir untersuchten Originalexemplare (Wiener Sammlung No. 989) entsprechen im Allgemeinen den Diesinge’schen Angaben. Die Körperlänge der Thiere schwankt zwischen 5 und 12 mm, die meisten sind jedoch ”—10 mm lang. Die Bauchfläche des birn- förmigen Körpers ist schwach abgeplattet. Den grössten Um- fang hat das Thier am hintern Ende des mittlern Körperdrittels, in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes, wo der dorsoventrale Durchmesser die Hälfte der Körperlänge ausmacht, während der Querdurchmesser hier ca. 1 mm länger ist. In der Höhe der Ge- schlechtsöffnung ist der Querschnitt fast kreisrund, sein Durch- messer beträgt hier etwa !/, der Körperlänge. Das hintere Körper- ende ist halbkugelförmig abgerundet, das vordere, mehr zugespitzte Ende schwach ventralwärts gekrümmt (Fig. 78 u. 79). Der kleine, ausgesprochen bauchständige (15—2,0 mm im Durchmesser) Saugnapf liegt ungefähr an der Grenze des mittlern und hintern Drittels der Bauchfläche. Er ist bei den meisten Exemplaren tief in den Leib hineingezogen (Fig. 79). Bei einzelnen Individuen ragt jedoch der die Oeffnung umgebende Rand etwas über die Bauch- fläche hervor. Die Entfernung des hintern Randes des Saugnapfes vom hintern Körperrande beträgt noch 1,0—1,5 mm. Die Oefinung des Saugnapfes ist rund, klein (0,5—0,7 mm im Durchmesser), seine Tiefe beträgt 1,0—1,5 mm bei einer Stärke der Muskelwandung von etwa 0,5 mm. Die ziemlich gut erhaltene, am Vorderende des Thieres in sanfte Querfalten gelegte Cuticula ist nur 0,009—0,014 mm dick und trägt um die querovale, meist weit (0,2-0,3 mm im Querdurchmesser) stehende Mundöffnung ähnliche, bis 0,015 mm hohe und an der Basis bis 0,012 mm dicke conische Papillen, wie sie auch bei den Paramphistominen vorkommen. Die Mundöffnung führt in den dorsoventral etwas abgeflachten Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 39 598 F. FiscHoEDer, 0,4—0,5 mm langen, am Eingang 0,2—0,2 mm breiten und nach hinten zu sich trichterförmig verengenden Hohlraum des Pharynx, welcher sich ausser in den ventralwärts nach hinten abgehenden Oesophagus noch in zwei zu beiden Seiten des letztern und etwas mehr dorsal verlaufende Blindsäcke fortsetzt (vgl. Fig. 79). Das Lumen dieser als Pharyngealtaschen bezeichneten, ca. 1 mm langen Blindsäcke hat an seinem Ursprunge denselben runden Quer- schnitt (ca. 0,03 mm) wie der Oesophagus (Fig. 81a), erweitert sich aber bald kolbenförmig: so weit, dass sein dorsoventraler Durchmesser bis 0,2 mm beträgt (Fig. 79 a—c). Von aussen betrachtet, stellen beide Pharyngealtaschen einen dorsalwärts nach hinten gerichteten Anhang dar, welcher den Pharynx an Länge um das Doppelte über- trifft. Derselbe ist dorsoventral etwas abgeflacht und besitzt an seinem Ursprunge dieselbe Breite wie der Pharynx. Sein hinteres abgerundetes Ende ist jedoch etwas breiter. In der Mittellinie der dorsalen sowohl wie der ventralen Fläche des Anhanges verläuft je eine seichte Längsrinne, welche der Grenze der beiden Taschen ent- spricht. Am hintern Ende vereinigen sich beide Rinnen und bilden hier eine etwas tiefere Furche, so dass das ganze Gebilde, von der Fläche gesehen, am Hinterende herzförmig eingeschnitten erscheint. Eine wirkliche Trennung der Wandungen beider Taschen besteht aber, wie man sich auf Querschnitten überzeugen kann (vgl. Fig. 8S1a—c), thatsächlich nicht. Nur von der hintern Furche ragt eine dünne Lage Bindegewebe zwischen die beiden Taschen (Fig. 81), die sich aber nur etwa 0,05 mm weit nach vorn erstreckt. Die Muskelwandung des Pharynx ist vorn nur etwa 0,1 mm stark, nimmt aber entsprechend der trichterförmigen Verengung des Lumens bei gleichbleibenden Durchmesser des Pharynx (Fig. 80) nach hinten gleichmässig zu (bis 0,5 mm) und geht dann unmittelbar auf die Pharyngealtaschen über, die sie in einer Stärke von 0,2 bis 025 mm umgiebt. Am vordern Rande des Pharynx bilden die Ringmuskelfasern einen der Innenwandung der letztern anliegenden Sphincter, der jedoch nach aussen nicht scharf begrenzt erscheint (Fig. 80). Vor dem Sphincter sitzt dem Pharynx, von diesem durch eine dünne Parenchymlage geschieden, eine etwa 0,2 mm hohe Muskelkappe auf, welche auf Längsschnitten die Form eines Dreiecks besitzt (Fig. 80) und dieselbe Anordnung der Muskelfasern aufweist wie der Pharynx selbst. Wie schon angedeutet, geht der Oesophagus nicht in der Fortsetzung der Längsaxe des Pharynx, sondern in mehr ventraler Die Paramphistomiden der Säugethiere. 599 Richtung aus dem letztern hervor (Fig. 79 u. 80). Er ist 1,0—12 lang und theilt sich kurz vor der Geschlechtsöffnung in die beiden dünnen (0,4—0,5 mm im Durchmesser) Darmschenkel, welche, unter einem sehr spitzen Winkel allmählich aus einander tretend, in der Mitte der Seitenflächen, jedoch etwa 1,0—1,5 mm vom Seiten- rande des Körpers entfernt (Fig. 78 u. 79), unter nach hinten zu- nehmender Schlängelung hinabsteigen und erst hinter dem Saug- napfe mit ihren blinden, nach innen gebogenen und oft kolbenartig erweiterten Enden dicht neben einander zu endigen (Fig. 78 u. 79). Die Geschlechtsöffnung befindet sich am hintersten Ende des vordern Körperdrittels, dicht hinter der Gabelung des Darms. Die sie umgebende Museulatur ist dadurch ausge- zeichnet, dass sie nicht nur dieselbe Anordnung zeigt wie in den Saugnäpfen — Ring-, Radiär- und Meridionalfasern —, sondern dass sie auch wie bei jenen von dem sie umgebenden Parenchym durch eine allseitig geschlossene Lage Bindegewebe scharf abgegrenzt ist, so dass hier von einem Genitalnapf (Fig. 79 u. 80) gesprochen werden muss, wie er bisher bei Amphi- stomen nicht bekannt war, jedoch von mir schon bei Paramphistomum cotylophorum beschrieben worden ist. Die Ringfasern häufen sich am ventralen Rande des Genitalnapfes zu einem Sphincter, der freilich nach aussen nicht scharf abgegrenzt ist, wie es bei Oladorchis (Stichorchis) giganteus der Fall ist (vgl. Fig. 80 u. 91). Der Hohl- raum des Genitalnapfes stellt das Genitalatrium dar, in dessen Grunde sich eine flache, breite Papille erhebt. Der Genitalnapf hat annähernd die Form einer Kugel, deren Durchmesser 0,7—1,0 mm beträgt; seine Muskelwandung ist 0,25—0,4 mm stark (Fig. 80). Die beiden Hoden liegen neben einander, im mittlern Körper- drittel, dicht an der Bauchfläche des Thieres, zwischen den beiden Darmschenkeln einerseits und dem Bauch- und Genitalnapf ander- seits. Jeder Hoden besteht aus einer grössern Anzahl von 0,2—0,4 mm dicken und bis zu 1 mm langen Schläuchen, welche aus einem langen Mittelstück hervorgehen und, sich mehrfach dichotomisch theilend, nach allen Richtungen des Körpers mehr oder weniger stark gewunden aus einander treten. Die aus dem Mittel- stück entspringenden Vasa efferentia verlaufen dorsalwärts nach vorn und vereinigen sich etwa in der Höhe des hintern Randes des Genitalnapfes zum Vas deferens. Dieses bildet zunächst die stark geschlängelte und prall mit Sperma gefüllte Vesicula seminalis, 29% 600 F. FıscHoEDer, welche einen 1,0—1,2 mm langen und 0,5—0,6 mm dicken Knäul darstellt (Fig. 79 u. 80). Während sich nun die Vesicula seminalis bei den Param- phistominen in die mit dicker Muskelwandung ausgestattete Pars musculosa fortsetzt, welche in ihrem weitern Verlauf von der Pro- stata umgeben als Pars prostatica in den Ductus ejaculatorius über- geht, tritt hier der aus der Vesicula seminalis hervorgehende zwar verengte, aber nicht besonders stark musculöse, äusserst kurze (Fig. 80) Leitungscanal in einen allseitig geschlossenen musculösen Sack hinein, welcher mit seinem distalen Ende unmittelbar an den Genitalnapf grenzt und als Cirrusbeutel in Anspruch genommen werden muss (Fig. 79 u. 80). Der Längsdurch- messer des ovalen Cirrusbeutels beträgt 0,5—1,0 mm, der Quer- durchmesser 0,6—0,75 mm. Gleich nach dem Eintritt in den Cirrus- beutel erweitert sich das Vas deferens wieder zu einem geschlängelten Canal, der in seinem Aussehen der eben besprochenen Sammelblase vollkommen entspricht und als Vesicula seminalis interna bezeichnet werden kann. Letztere nimmt die dorsale Hälfte des Cirrusbeutels ein, während die ventrale Hälfte derselben mit Pro- statadrüsen angefüllt ist (Fig. 79 u. 80. Aus der Vesicula seminalis interna geht ein enger Canal hervor, welcher in ziemlich gerader Richtung zwischen den Prostatadrüsen zum distalen Pole des Cirrusbeutels verläuft und daher als Pars prostatica be- zeichnet werden muss. Trotz des Vorhandenseins eines allseitig ge- schlossenen musculösen Cirrusbeutels ist jedoch ein eigentlicher Cirrus — wenn man als solchen den hervorstülpbaren Endabschnitt des männlichen Leitungscanals auffasst — nicht vorhanden, sondern die ca. 0,5 mm lange Pars prostatica reicht vielmehr bis an das distale Ende des Cirrusbeutels heran, und ihre Fortsetzung, der Duetusejaculatorius,liegtnicht mehrim Cirrusbeutel, sondern er tritt in den unmittelbar an den Cirrusbeutel grenzenden (senitalnapf hinein, in dessen Muskelwandung er sich nach einem 0,1—0,15 mm langen Verlaufe mit dem Metraterm zu einem ge- meinschaftlichen, 0,2—0,3 mm langen Ausführungscanale, dem Ductus hermaphroditicus, vereinigt. Dieser durchbohrt die Genitalpapille und mündet an der Spitze derselben in das Genital- atrium (Fig. 79 u. 80). Die beiden Dotterstöcke liegen an den Seitenflächen des Thieres zwischen diesen und den Darmschlingen und dehnen sich sowohl auf die Rücken- sowie auf die Bauchfläche recht weit aus (Fig. 78). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 601 Nach vorn reichen sie nicht ganz bis zur Höhe der Geschlechts- öffnung, nach hinten erstrecken sie sich dagegen bis hinter den Saugnapf. Die Dotterstocksfollikel sind zu sehr kleinen Gruppen vereinigt, welche theils unregelmässig zerstreut sind, theils in sich kreuzenden Reihen angeordnet liegen, ähnlich wie bei der Gattung Gastrothylax. Die queren Dottergänge vereinigen sich zu einem an- sehnlichen Dotterreservoir, welches hinter der Schalendrüse liegt (Textfig. OÖ). Der aus ihm hervorgehende gemeinschaftliche Dotter- gang durchbohrt die Schalendrüse an ihrer Dorsalfläche und mündet kurz hinter dem Ursprung des Laurer’schen Canals in den Keimgang. Der fast kuglige (0,4—0,5 mm im Durchmesser) Keimstock liegt im Niveau des vordern Randes des Saugnapfes dorsal von letzterm, nur wenig von der Mittellinie abweichend. Aus seinem dorsalen Pole entspringt der Keimgang, der in einem ventralwärts offenen Bogen in die dorsal und etwas hinter dem Keimstock ge- legene, 0,6—0,8 mm lange und 0,4—0,5 mm breite Schalendrüse tritt (siehe Textfig. O). Fig. 0. Weibliche Genitalorgane von Cladorchis pyriformis aus Tapirus ameri- canus. Wien. Samml. No. 989. Nach Sagittalschnitten schematisch dar- gestellt. Erklärung der Buchstaben siehe Textfig. A. Aus ihrem ventralen Pole geht der Uterus hervor, welcher nicht so weit wie bei den Arten der Gattung Paramphistomum zur Ventralfläche verläuft, sondern bald nach dem Verlassen der Schalendrüse dorsalwärts umbiegt (Textfig. O), um an die Rücken- fläche zu treten und dann in ähnlicher Weise weiter zu verlaufen wie bei den Arten der Gattung Paramphistomum. In der Höhe der Vesicula seminalis angelangt, wendet er sich plötzlich ventralwärts, 602 F. FiscHoEDER, je um unmittelbar hinter dieser und dem Cirrusbeutel zwischen den vordersten Schläuchen der Hoden stark geschlängelt (Fig. 79 u. 80) an die Bauchfläche zu treten und dann zum Genitalnapf zu ge- langen. In seinem ganzen Verlauf besitzt der Uterus nur ein ver- hältnissmässig enges Lumen, ist jedoch stark mit Eiern gefüllt, deren Längsdurchmesser 0,145—0,156 mm und der Querdurchmesser 0,072—0,08 mm beträgt. Vor dem Eintritt in die Schalendrüse zweigt sich aus dem Keimgang der Laurzr’sche Canal ab und verläuft sehr wenig ge- schlängelt zur Rückenfläche, in deren Mittellinie er etwas hinter dem Niveau seines Ursprunges nach aussen mündet (Fig. 79). Die grosse Excretionsblase liegt hinter den hintersten Uterusschlingen zwischen dem Saugnapf und der Rückenfläche (Fig. 79). Sie geht in einen 1,0—1,5 mm langen Canal aus, welcher zwischen den beiden blinden Enden der Darmschenkel nach hinten verläuft und weit hinter dem Niveau des hintern Randes des Saug- napfes in der Mittellinie der Rückenfläche ausmündet (Fig. 79). Eine Kreuzung zwischen der Excretionsblase und dem Laurer’schen Canal findet nicht statt, ebenso wenig bei den andern Oladorchinen. 2. Cladorchis (Cladorchis) asper (Diks.) (Taf. 29, Fig. 82—85.) 1838. Amphistoma asperum DIESING, in: Ber. 15. Vers. Deutsch. Naturf. Aerzte, Prag, p. 189. 1839. Amphistoma asperum DIESING, Nachtr. z. Monogr. d. Amphist,, in: Ann. Wien. Mus. Naturg., p. 236. 1845. _Amphistoma asperum DUJARDIN, Hist. nat. des Helm., p. 334, 1850. Amphistomum asperum DIESING, Syst. Helm., V. 1, p. 402. 1901. Cladorchis asper FISCHORDER, Die Paramphistomiden der Säuge- thiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 373. 1902. Oladorchis asper FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säuge- thiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 39. Auch diese Art wurde gleichzeitig mit Amphistomum pyriforme von DiEsınG zunächst in Prag demonstrirt und dann im Nachtrag zur Mono- graphie der Amphistomen äusserlich beschrieben. DiEsInG charakterisirt sie hier als „A. corpore conico basi obliquo, ore terminali orbieulari, ace- tabulo basilari aspero“ und hebt besonders hervor, dass der Saugnapf im Gegensatz zu Amph. pyriforme „mit einem schmalen Rande umgeben* ist und dass „die innere concave Fläche des Saugnapfes mit vielen kleinen Erhabenheiten besetzt“ ist, a nn Die Paramphistomiden der Säugethiere. 603 Meine Untersuchungen erstrecken sich auf: 1. die von NATTERER gleichzeitig mit COladorchis pyriformis im Cöcum des amerikanischen Tapirs gefundenen ÖOriginalexemplare (Wiener Sammlung Nr. 929). 2. 1 von Branpes der Berliner Sammlung No. 3073 abgegebenes Exemplar mit der Bezeichnung: „Amphistoma asperum D., Tapirus americ. Int., jung.“ 3. 1 von DızsiınG der Berliner Sammlung No. 2971 abgegebenes Exemplar mit der Aufschrift: „Amphistoma asperum Diıes.; Tapirus amerticanus, Int.“ Die äussere Körperform (Fig. 82 u. 83) der mir vorliegen- den Thiere ist der des Oladorchis pyriformis sehr ähnlich. Der wesent- lichste Unterschied besteht nur darin, dass der Saugnapf bedeutend grösser, die ganze Körperform etwas gedrungener und die dorso- ventrale Abflachung etwas stärker ist. Die Individuen sind im All- gemeinen etwas kleiner als bei der vorigen Art. Ihre Körperlänge schwankt zwischen 4 und 11 mm, die meisten sind jedoch 6—8 mm lang. Ein Unterschied zwischen den kleinen, speciell auch dem unter No. 3 genannten Exemplare und den grossen Thieren, wie ihn der daselbst gemachte Zusatz „jung“ voraussetzt, besteht nicht, denn auch die kleinsten Exemplare besitzen meistens gut ausge- bildete Geschlechtsorgane und reife Eier. Fast die ganze hintere Hälfte der Bauchfläche wird vom Saug- napf eingenommen, welcher von dem hintern und den beiden Seiten- rändern des Körpers etwa nur 0,5 überragt wird und, wie schon Dıessıng betont, dadurch ganz besonders ausgezeichnet ist, dass der Grund desselben mehr oder weniger stark nach aussen ausge- stülpt und mit kleinen, dicht neben einander stehenden Papillen besetzt ist (Fig. 82 u. 85). Dadurch gewinnt die innere Auskleidung des Saugnapfes eine rauhe Beschaffenheit, welche Dıesına veranlasst hat, das Thier „asperum“ zu nennen. Die von einem schmalen Rande umgebene grosse Oeffnung des Saugnapfes ist kreisrund, ihr Durchmesser 2,5—4,0 mm lang. Der Saugnapf selbst hat die Form einer eingetriebenen Halbkugel (Fig. 83), deren Durchmesser 3,0 bis 4,5 mm beträgt und deren Muskelwandung nur 0,4—0,6 mm dick ist. Die Papillen haben die Form von kurzen cylindrischen Er- höhungen, welche senkrecht auf ihrer Unterlage stehen und deren freie Enden abgerundet bezw. etwas kolbenförmig verdickt sind (Fig. 83 u. 85). Sie stehen in einer Entfernung von 0,07—0,1 mm von einander, und ihre Höhe beträgt 0,05—0,1 mm, ihr Querdurch- 604 F. FiscHoEDERr, messer 0,1—0,15 mm. Ueber den histologischen Bau der Papillen konnte ich natürlich an dem alten brüchigen Material nicht die gewünschte Auskunft erlangen. Ich habe nur feststellen können, dass die den Körper umgebende 0,009—0,014 mm dicke Cutieula sich in das Innere des Saugnapfes fortsetzt, hier aber nur noch eine Stärke von 0,004—0,005 mm besitzt. Im dieser Stärke setzt sie sich auch auf die Papillen, jedoch nur etwa bis zu ihrer halben Höhe fort. Hier wird sie plötzlich äusserst dünn, kaum 0,002 mm, und umgiebt als solche die distalen abgerundeten Enden der Papillen. Auch die unter der Körperecuticeula liegenden grossen, stark granulirten Zellen sind hier nur sehr schwach und spärlich entwickelt (Fig. 85). An ihrer Stelle findet sich dagegen eine 0,018—0,02 dicke Schicht von 0,007—0,009 mm grossen, polygonalen, dicht an einander gelagerten Zellen (Fig. 85 Zs), zwischen denen die einzelnen Fasern der Radiär- musculatur an die Outicula des Saugnapfes herantreten. Im Uebrigen ist auch die Musculatur des ganzen Saugnapfes, insbesondere die Radiärfasern, nicht nur in der Nähe der Papiilen, sondern auch in der Muskelwandung selbst viel schwächer entwickelt als bei den übrigen Paramphistomiden. Der geschilderte Bau der Papillen, ins- besondere die starke Verdünnung der Cuticula und das Auftreten der unter der letztern liegenden Zellenschicht, erinnern an den von Looss (1886), Orro (1886) und Braxpes (1898) beschriebenen Bau der Bauchtasche der Gattung Gastrothylax und des Zitzenapparats von Gastrodiscus aegyptiacus CoBB., mit dem Unterschiede jedoch, dass die Zellenschicht der Bauchtasche nicht aus palissadenartig neben ein- ander angeordneten, sondern polygonalen Zellen besteht. Es liegt daher die Vermuthung nahe, dass der Saugnapf bei Cladorchis asper neben seiner Function als Haftorgan auch zur Aufnahme der Nahrung dient, in derselben Weise, wie es von den genannten Autoren be- züglich der Bauchtasche von Gastrothylax und des Zitzenapparats von Gastrodisceus aegyptiacus angenommen wird. Auch der vordere Körperpol von Üladorchis asper ist mit Papillen besetzt. Diese haben eine conische Form, sind nur 0,015 mm lang, an der Basis 0,012 mm breit und zeigen denselben Bau, wie ihn auch die bei den meisten andern Paramphistomiden- arten an dieser Stelle vorkommenden Papillen aufweisen, welche 1) Die Papillen an der Ventralfläche der Gattung Homalogaster POIRIER und im Saugnapfe von Amphistomum papillatum CoBB. sind bisher noch nicht untersucht. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 605 besonders um die Mundöffnung in beträchtlicher Anzahl ange- häuft sind. Der Pharynx zeigt im Wesentlichen dieselben Verhältnisse wie bei der vorigen Art. Die Taschen sind jedoch grösser (Fig. 82 u. 85). Der Längsdurchmesser ihres Lumens beträgt 0,5—0,8 mm, der Querdurchmesser 0,3—0,4 mm, die Dicke der Muskelwandung 0,2—0,27” mm. Der am vordern Rande des Pharynx gelegene Sphineter ist deutlicher ausgeprägt als bei Cladorchis pyriformis, nimmt jedoch auch hier nicht die ganze Dicke der Muskelwandung des Pharynx ein, sondern stellt auch hier nur einen etwa 0,1 mm dicken Muskelring dar, welcher der Innenwandung des Pharynx an- liegt (Fig. 84) und auch nach aussen nicht scharf begrenzt ist. Die in ähnlicher Weise wie bei Olad. pyriformis dem Pharynx aufsitzende Muskelkappe (Fig. 84) ist 0,3—0,4 mm hoch. Der Oesophagus ist etwas länger als bei Oladorchis pyriformis (1,5—1,8 mm) (Fig. 83 u. 84). Dagegen verlaufen die Darmschenkel nicht bis zum hintersten Körperende, sondern endigen schon am Grunde des Saug- napfes. Sie ziehen zunächst in querer Richtung bis fast dicht an die Seitenflächen der Körper, biegen dann rechtwinklig nach hinten um (Fig. 32) und verlaufen unter Anfangs starker, dann aber ab- nehmender Schlängelung nach hinten (Fig. 82 u. 83). Die Genitalöffnung liegt etwas mehr nach vorn als bei Oladorchis pyriformis, etwa in der Mitte der vordern Körperhälfte (Fig. 82 u. 83). Der Genitalnapf ist grösser und in dorso- ventraler Richtung etwas abgeflacht. Sein dorsoventraler Durch- messer beträgt nur 0,7—0,8 mm und der senkrecht auf diesem stehende 1,0—1,2 mm. Die Muskelwandung ist 0,3—0,4 mm dick. Ein Sphineter am Eingang zum Atrium fehlt. Die Lage und Gestalt der Hoden ist wie bei der vorigen Art. Sie bestehen ebenfalls aus mehreren sich theilenden, 0,3—0,5 mm dicken und bis zu 1,0 mm langen Schläuchen, welche nach allen Richtungen divergiren (Fig. 82 u. 83). Die Vesicula seminalis externa hat die Form eines mehr kugligen Knäuls, dessen Durch- messer 1,0—1,2 mm beträgt und der wegen der grossen Ausdehnung des Cirrusbeutels bis dicht an der Rückenfläche heranreicht (Fig. 83 u. 84). Der Längendurchmesser des Cirrusbeutels beträgt 1,5 bis 2,0 mm. Die Vesicula seminalis interna füllt fast voll- ständig den Innenraum des Cirrusbeutels aus, und die Prostata ist nur auf etwa den achten, distalen Theil desselben beschränkt (Fig. 8 u. 84). Der aus der 0,1-0,15 mm langen (Fig. 83 606 F. FiscHoEDer, u. 84) Pars prostatica hervorgehende, ebenso kurze Ductus ejaculatorius vereinigt sich in der Muskelwandung des Genitalnapfes mit dem Metraterm zum gemeinschaftlichen Ausführungscanal, der auf der kräftigen Genitalpapille ausmündet. Die weiblichen Genitalorgane zeigen mit Ausnahme der Dotterstöcke fast keine Differenzen gegenüber Üladorchis pyri- formis. Diese erstrecken sich nur auf das mittlere Körperdrittel der beiden Seitenflächen und dehnen sich auch nur wenig auf die Bauch- und Rückenfläche aus (Fig. 82). Die Follikel bilden grössere Gruppen, welche unregelmässig, aber ziemlich dicht neben einander liegen. Wegen der Grösse des Saugnapfes liegt der Keimstock nicht im Niveau des vordern Randes, sondern etwas vor dem Grunde des Saugnapfes. Er ist ebenfalls fast kuglig, jedoch etwas grösser (0,5 bis 0,6 mm Durchmesser. Sein Lageverhältniss zur Schalen- drüse und dem Dotterreservoir ist dasselbe wie bei der erst- genannten Species (Textfig. P), ebenso die Grösse der Eier (0,145 Hie, m. Weibliche Genitalorgane von Cladorchis asper aus Tapirus americanus, Brasilien. Wien. Samml. No. 929. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Erklärung der Buchstaben siehe Textfig. A. bis 0,156 mm lang und 0,072—0,08 mm breit) und der Verlauf des Uterus. Auch der LAaurer’sche Canal mündet in der Höhe der Schalendrüse nach aussen; ich fand ihn jedoch bei allen von mir untersuchten Thieren stark (bis 0,1 mm) erweitert und mit Detritus- massen gefüllt. Die Exceretionsblase liegt dorsal vom Grunde des Saugnapfes, zwischen den beiden blinden Enden der Darmschenkel, und mündet etwas mehr nach vorn als bei der vorigen Art, im Niveau des hintern Randes der Oeffnung des Saug- napfes, nach aussen. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 607 b) Subgenus Taxorchis FIscHDr. Körper lang gestreckt, in der vordern Hälfte stark abgeplattet und breit, in der hintern mehr abgerundet. Saugnapf end- ständig, mit spaltförmiger Oeffnung. Darmschenkel breit, wenig geschlängelt, in der Nähe der Rückenfläche ver- laufend. Hoden neben einander im hintern Ende der vordern Körperhälfte Dotterstöcke auf je einen schmalen Längs- streifen in der Mitte der Seitenflächen beschränkt, vom Hoden bis zum Saugnapf reichend. Keimstock und Schalendrüse kurz vor dem Saugnapf. Der übrige Raum des Hinterkörpers, von den Hoden bis zum Saugnapf, wird fast ausschliesslich von dem ausser- ordentlich stark entwickelten Uterus eingenommen, welcher zunächst an der Rückenfläche bis zu den Hoden nach vorn verläuft, um dann in schräger Richtung nach hinten an die Bauch- fläche hinabzusteigen und an dieser wieder nach vorn zur Geschlechts- öffnung zu verlaufen. Typische und einzige Art: Cladorchis (Taxorchis) schistocotyle FiscHpkr. 3. Cladorchis (Taxorchis) schistolotyle FiscHDkr. (Taf. 29, Fig. 86—87 u. Taf. 30, Fig. 88.) 1901. (ladorchis (Taxorchis) schistocotyle FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 373. 1902. Cladorchis (Taxorchis) schistocotyle FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 40. In einem Glase der Wiener Sammlung (No. 955), welches die Bezeichnung ‚„Amphistomum giganteum D., Dicotyles torquatus“ trug, fand ich neben 26 Exemplaren von Cladorchis (Stichorchis) giganteus 2 Thiere, welche schon bei äusserer Betrachtung dadurch auffielen, dass sie nicht wie die übrigen Exemplare einen bauchständigen, sondern einen endständigen Saugnapf besassen, dessen nach hinten gerichtete Oeffnung einen dorsoventralen Spalt darstellte. Von der Seite betrachtet, haben die Thiere die Ge- stalt eines mit der Spitze nach vorn zugespitzten Keils, dessen hinterstes Körperfünftel etwas verjüngt ist (Fig. 87). Von der Bauch- bezw. Rückenfläche zeigen sie die Form einer Zunge, deren breitester Durchmesser an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels liegt (Fig. 86). Der Körper ist in seiner vordern Hälfte stark abgeflacht, rundet sich aber nach hinten zu mehr und 608 F. FiscHOEDER, mehr ab, so dass er am hintern Körperende fast rund erscheint (Fig. 88). Das eine Exemplar ist 20,5 mm lang. Den grössten Querdurchmesser besitzt es an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels. Er beträgt hier 7,0 mm, während der dorsoventrale Durchmesser an dieser Stelle nur 4,5 mm lang ist. Der grösste dorsoventrale Durchmesser liegt kurz vor dem Saugnapf, wo er dem Querdurchmesser gleich ist und 6,0 mm beträgt. Der Saugnapf hat fast die Form einer seitlich abgeplatteten Halbkugel, deren dorso- ventraler Durchmesser 4,0 mm, der Querdurchmesser nur 3,2 mm, der Longitudinaldurchmesser 4,0 mm lang, und deren Muskelwandung 0,5 mm dick ist (Fig. 87%). Die Oeffnung des Saugnapfes stellt einen Spalt dar, dessen dorsaler Rand abgerundet und der ventrale zugespitzt ist (Fig. 88). Der Längsdurchmesser der Oeffnung beträgt 4,0 mm, der Querdurch- messer 1,2 mm. Das zweite Exemplar (Fig. 86) ist 19,5 mm lang; sein breitester Querdurchmesser 8,5 mm und der dorsoventrale an dieser Stelle 5,0 mm. Die Grössenverhältnisse des hintern Körpertheils entsprechen denjenigen des ersten Exemplars. Die weitere Untersuchung der Thiere wurde, da von der An- fertigung von Schnittserien Abstand genommen werden musste, nur an Totalpräparaten nach Aufhellung in Kreosot vorgenommen. Das grössere Exemplar (Fig. 87) wurde vorher mit Parakarmin gefärbt. Die verhältnissmässig grosse Mundöffnung (1,5 mm im Durch- messer), führt in den 1,0 mm tiefen, napfförmigen (Fig. 86 u. 87) Pharynx, dessen Muskelwandung 0,5—0,7 mm stark ist. Einen Sphineter bezw. eine Muskelkappe am vordern Rande des Pharynx habe ich nicht wahrnehmen können. Die in der Verlängerung der Längsaxe des Pharynx liegenden (Fig. 87) Paryngealtaschen sind 1,5 mm lang und ihre Muskelwandung ca. 0,5 mm dick. Der 3,5 mm lange ODesophagus verläuft zunächst parallel zur Ventral- fläche nach hinten, um sich dann plötzlich unter einem rechten (Fig. 87) Winkel dorsalwärts zu wenden und fast dicht an der Rückenfläche im Niveau der Geschlechtsöffnung in die beiden Darm- schenkel überzugehen (Fig. 86 u. 87). Diese treten unter einem fast rechten Winkel aus einander und verlaufen dann nicht in der Mitte der Seitenflächen, sondern der Rückenfläche mehr genähert (Fig. 87) nach hinten, um mit ihren blinden, etwas verjüngten Enden etwa in der Höhe des vordren Randes des Saugnapfes zu endigen. Sie sind nur wenig geschlängelt, zeigen aber poschenartige Erwei- erungen und Einschnürungen und sind seitlich abgeflacht Die Paramphistomiden der Säugethiere. 609 (Fig. 86 u. 87). Ihr Querdurchmesser beträgt 0,6—1,0 mm und ihr Dorsoventraldurchmesser 1,0—2,5 mm. Die Genitalöffnung liegt ziemlich weit nach vorn, in der Höhe der Gabelstelle des Darms, 4,0 mm bezw. 4,5 mm vom vordern Körperende entfernt. Die das Genitalatrium umgebende Musculatur bildet ebenfalls einen fast kugligen Napf, dessen Durchmesser 1,3 bezw. 15 mm und dessen Dicke der Muskelwandung 0,6 mm beträgt. Ganz charakteristisch ist die Lage der Hoden. Sie liegen zwar wie bei den beiden vorigen Arten ebenfalls neben einander, nehmen jedoch nicht den ganzen Raum an der Bauchfläche vom Saugnapf bis zum Genitalnapf ein, sondern sie reichen nur etwa 4 mm weit hinter den Genitalnapf, während der hintere Theil des Körpers fast nur von Uterusschlingen eingenommen wird (Fig. 86 u. 87). Der linke Hoden liegt bei beiden Exemplaren et- was mehr nach vorn als der rechte. Die 1,0—1,5 mm langen und 0,5—0,6 mm breiten sich vielfach teilenden Hodenschläuche sind mit ihren Enden nicht nach der Mitte, sondern mehr nach der Peri- pherie des Körpers gerichtet (Fig. 86 u. 87), so dass zwischen den beiden Hoden ein 1,0—1,5 mm breiter Zwischenraum frei bleibt (Fig. 86), in welchem Uterusschlingen und wahrscheinlich auch die Samenblase — die ich jedoch nicht sehen konnte — ihre Lage haben. Der 15 mm lange Cirrusbeutel enthält ähnlich wie bei den vorigen Arten in seinem dorsalen Abschnitte die Vesicula semi- nalis interna, während sich in seinem distalen etwa dritten Theile die Prostatadrüsen befinden; die 04 mm lange Pars prostatica tritt als Ductus ejaculatorius aus dem Cırrusbeutel in den Genitalnapf, um sich mit dem Metraterm zum Ductus hermaphro- diticus zu vereinigen. Auch die weiblichen Genitalorgane bieten eine ganze Reihe von besondern Eigenthümlichkeiten. Die Dotterstöcke erstrecken sich nicht auf die ganze oder auf einen grössern Ab- schnitt der Seitenflächen aus, sondern jeder Dotterstock stellt nur einen 8 mm langen und 1,5 mm breiten Bandstreifen dar, welcher sich in der Mitte der Seitenfläche, also ventral und etwas lateral von dem Darmschenkel, zwischen dem Saugnapf und dem Hoden hin- zieht. Der linke Dotterstock liegt ähnlich wie der linke Hoden, etwas weiter nach vorn als der rechte (Fig. 86).. Die Dotterstocks- follikel sind zu verschieden grossen, mehr oder weniger zerstreut ge- lagerten Gruppen vereinigt. Der etwas ovale (0,9 mm lange und 610 F. FiscHoEDER, 0,5 mm breite) Keimstock liegt vor dem Grunde des Saugnapfes etwas näher der Bauchfläche, bei dem einen Exemplare links, bei dem andern rechts von der Medianlinie (Fig. 86 u. 87). An seiner medialen Seite, und zwar etwas mehr dorsal, ist die verhältnissmässig kleine (0,4 mm im Durchmesser) Schalendrüse erkennbar, aus deren ventralen Pole der stark mit Eiern gefüllte Uterus hervorgeht. Sein Verlauf ist ganz charakteristisch und weicht von allen übrigen Paramphistomiden sehr wesentlich ab. Nach seinem Austritt aus der Schalendrüse wendet er sich zunächst, ähnlich wie bei den beiden vorigen Arten, kurz dorsalwärts nach hinten, um an die Rücken- fläche zu gelangen (Fig. 8%). An dieser steigt er zwischen den beiden Darmschenkeln stark geschlängelt nach vorn bis zu den Hoden. Von hier wendet er sich aber nicht der Geschlechtsöffnung zu, sondern er steigt zunächst in schräger Richtung zwischen den beiden Dotterstöcken nochmals nach hinten herab, um in der Höhe des Keimstockes dicht vor dem Saugnapf an die Bauchfläche zu gelangen und an dieser unter Bildung von zahlreichen ausgiebigen Schlingen wieder nach vorn zu verlaufen und sich zwischen den beiden Hoden hindurch an den Genitalnapf heran zu schlängeln (Fig. 86 u. 87). Von der rechten Seite betrachtet, beschreibt der Uterus demnach die Figur eines N, welches fast den ganzen Raum zwischen den Hoden und dem Saugnapf einnimmt. In seinem ganzen Verlauf ist er sehr stark geschlängelt und mit Eiern vollgefüllt, deren Längsdurchmesser 0,145—0,156 mm, und deren Querdurchmesser 0,072—0,08 mm beträgt. c) Subgenus Stöichorchis FIScHDR. Körper gerade gestreckt, vorderes Körperdrittel merklich ver- jüngt, hinteres abgerundet. Saugnapf ausgesprochen bauch- ständig. Pharyngealtaschen klein. Sphincter im Pharynx aus zwei scharf begrenzten Muskelringen bestehend. Darmschenkel sehr wenig geschlängelt, mehr oder weniger dicht den Seitenwandungen des Körpers anliegend.e Genitalnapf vorhanden oder noch nicht ausgebildet. Hoden hinter einander zwischen Saugnapf und Genitalöffnung. Cirrusbeutel klein. Verlauf des Uterus wie bei der Gattung Paramphistomum. Typische Art: Oladorchis (Stichorchis) giganteus (Diss). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 611 4. Cladorchis (Stichorchis) giganteus (Dies.). (Taf. 30, Fig. 89—92,) 1835. Amphistoma giganteum DAIESING, Monogr. d. Gatt. Amph., in: Ann. Wien. Mus. Naturg., V. 1, p. 238—246 u. 248. 1845. Amphistoma giganteum DUJARDIN, Hist. nat. Helm., p. 333. 1850. Amphistomum giganteum DiEsInG, Syst. Helm., V. 1, p. 403. 1891. Cladorchis (Stichorchis) giganteus FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 373. 1902. Cladorehis (Stiehorchis) giganteus FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 41. Im Blinddarm von Dicotyles labiatus und Dicotyles torguatus fand NATTERER in den Jahren 1825—-1827 Amphistomen, welche DIESINnG wegen ihrer auffallenden Grösse Amphisioma giganteum nannte (1835) und sie charakterisirte als: „4A. corpore oblongo ovato compressiusculo transversum plicato postice incrassato, ore orbieulari terminali; acetabulo suctorio infero subovato*. Obgleich DIEsInG glaubte, dass die Gattung Amphistoma durch die Untersuchungen von Bosanus 1817 und 1821 (vergl. Olad. subiriquetrus) und LAURER 1830 (vergl. Paramph. cervi) „eine meisterhafte Vollendung“ gefunden hatte, so hat ihn doch die Grösse der neuen Art „angeeifert, zur eignen Belehrung den innern Bau dieser merkwürdigen Thiere noch anschaulicher zu machen“. Auf Grund seiner Untersuchungen hält er diese Art sowohl im äussern als auch im innern Bau für ein Mittelglied zwischen Amph. conicum und subtriguetrum. Seine Beschreibung des Amph. giganteum lehnt sich demnach auch, ohne etwas Neues zu bringen, an diejenige von BOJANUS und LAURER an. Recht eigenthümlich ist nur seine Auffassung über den Darmcanal und das „Gefässnetz“. Er ist geneigt, letzteres „dem Lymphsystem analog zu halten, welches aus dem Darmcanal entspringend, seinem organischen Zu- sammenhange nach nichts anderes ist, als ein in seine feinsten Veräste- lungen zerfallender Darmcanal“. Seitdem ist Amphistoma giganteum nicht wieder untersucht worden, Mir standen zur Verfügung: 1. die von NATTERER gesammelten Originalexemplare der Wiener Sammlung und zwar a) 30 Stück aus dem Cöcum von Dicotyles labiatus (No. 954). b) 26 Stück aus dem Cöcum von Dicotyles torguatus (No. 955).") 2. 1 Exemplar der Berliner Sammlung (No. 1273) mit der Auf- schrift: „Amphistoma giganteum Dres., Dicotyles albirostris, Int., DieEsine G.“ Die Grösse der mir vorliegenden Exemplare schwankt zwischen 10 u. 20 mm, bei den meisten beträgt sie jedoch 16—17 mm lang. Die 1) In diesem Glase befanden sich ausserdem noch 2 Exemplare von Oladorchis (Taxorchis) schistocotyle FISCHDR. 612 F. FıscHoEDER, _ Bauchfläche der lang gestreckten Tiere ist nur schwach, die Rücken- fläche stark gewölbt (Fig. 89 u. 90), die Seitenränder abgerundet. Der dorsoventrale Durchmesser verhält sich zum queren wie 6:7. Letzterer besitzt die grösste Länge an der Grenze des mittlern und und hintern Körperdrittels. Er beträgt hier etwas über ein Drittel der Körperlänge und nimmt nach vorn hin Anfangs nur langsam ab. An der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels macht er fast noch ein Drittel des Längsdurchmessers aus. Von hier ab ist das vordere Körperende merklich verjüngt (Fig. 89), während das nur schwach verschmälerte Hinterende abgerundet erscheint. Das letzte Viertel der Bauchfläche wird von dem halbkugelförmigen Saug- napfe eingenommen, dessen hinterer Rand 0,6—1,6 mm vom hintersten Körperende überragt wird (Fig. 89 u. 90). Der grösste Durchmesser des Saugnapfes beträgt 3,4—4,0 mm, seine Tiefe 1,0 bis 15 mm und die Dicke der Muskelwandung 0,75—1,0 mm. Der Durchmesser der kreisrunden Oeffnung des Saugnapfes ist 1,0 bis 1,5 mm lang. Die Körpercuticula ist stärker als bei den übrigen Clador- chinen 0,028—0,032 mm, so dass Ol. (Stich.) giganteus in dieser Be- ziehung den Paramphistominen näher steht. Der Pharynx ist fast kuglig, sein Längsdurchmesser beträgt 20—2,5 mm, der Querdurchmesser 1,5—2,0 mm. Die Muskelwandung des Pharynx ist nicht wie bei Oladorchis pyriformis und Cl. asper in ihren vorderen Abschnitten dünner und in den hintern dicker, sondern sie besitzt in allen ihren Theilen fast denselben (Fig. 89, 90 u. 91) Durch- messer (0,7—0,8 mm) und setzt sich nach hinten auf die Taschen fort, welche sie in einer Dicke von 0,3—0,4 mm umgiebt (Fig. 90 u. 91). Der bei Oladorchis pyriformis und Cl. asper beschriebene Sphincter des Pharynx ist bei dieser Art von der übrigen Pharyngealmuseulatur scharf abgegrenzt und besteht aus zwei concentrisch dicht hinter einander liegenden, aber von einander scharf ge- schiedenen 0,2—0,3 mm dicken Muskelringen, welche nicht nur wie bei Oladorchis pyriformis und Ol. asper der Innenwandung anliegen, sondern sich durch die ganze Dicke der Pharyngealmuseulatur, von der Innen- bis zur Aussenwand, erstrecken (Fig. 90 u. 91). Die vor dem Sphincter befindliche 0,6—0,8 mm hohe Muskel- kappe, welche auf Sagittalschnitten ebenfalls die Gestalt eines mit der Spitze nach vorn gerichteten Dreiecks besitzt, ist durch eines auch schon äusserlich wahrnehmbare Einschnürung vom Pharynx selbst abgesetzt. Die Pharyngealtaschen sind verhältnissmässig klein, Die Paramphistomiden der Säugethiere. 613 nur ein halbmal so lang wie der Pharynx. Ihr Innenraum ist 0,8— 1,0 mm lang und 0,3—0,4 mm weit. Der Sförmig gekrümmte, 2,0— 25 mm lange Oesophagus verläuft dorsalwärts nach hinten und theilt sich kurz vor der Geschlechtsöffnung in die beiden 0,7— 1,0 mm weiten Darmschenkel, welche in querer Richtung aus einander treten, um dann unter einem fast rechten Winkel nach hinten umzubiegen (Fig. 89) und, nur sehr wenig geschlängelt, mehr oder weniger dicht an der Seitenwandung des Körpers nach hinten zu ver- laufen und etwa in halber Höhe des Saugnapfes zu endigen (Fig. 89 u. 90). Die Genitalöffnung liegt an der Grenze des vordern und mittlern Körperdrittels. Die sie umgebende Musculatur bildet eben- falls einen nach aussen scharf abgegrenzten fast kugligen (1,0—1,5 mm Durchmesser) Napf, weicher bei manchen Individuen etwas über die Bauchfläche heraus ragt und entweder fast dicht verschlossen ist (Fig. 90 u. 91) oder bis 0,6 mm weit offen steht (Fig. 89). Aehnlich wie bei Cladorchis pyriformis besitzt auch der Genitalnapf von Clad. (Stich.) giganteus am Rande einen Sphincter, welcher aber hier in so fern vollkommener auftritt, als er einen ca. 0,2—0,25 mm dicken, nach aussen scharf begrenzten Muskelring darstellt (Fig. 90 wg). Die beiden Hoden liegen an der Bauchfläche des mittlern Körperdrittels fast genau hinter einander (Fig. 89 u. 90). Sie be- stehen aus einer grössern Anzahl von zwei- bis dreitheiligen Schläu- chen, welche eine Länge bis zu 3,5 mm und eine Dicke von 0,5 — 0,5 mm erreichen und sich, von einem Mittelstück ausgehend, nach allen Richtungen hinschlängeln. Zwischen den vordersten Schläuchen des vordern Hodens liegt die zu einem ovalen (1,5—2,0 mm langen und 1,0—1,2 mm breiten) Knäuel verschlungene Samenblase (Fig. 90), deren distales Ende in den Cirrusbeutel tritt und als Vesicula seminalis interna die dorsale Hälfte desselben ein- nimmt (Fig. 90 u. 91). Der Cirrusbeutel ist verhältnismässig nur klein. Sein dorsoventraler Durchmesser beträgt nur 1,0—1,5 mm, der senkrecht zu diesem stehende 0,6—0,8 mm. Die ganze ventrale Hälfte des Innenraumes des Beutels (Fig. 90 u. 91) ist von Prostata- drüsen angefüllt, welche die 0,5—0,7 mm lange Pars prostatica umgeben (Fig. 90 u. 91). In seinem weitern Verlaufe zeigt das Vas defe- rens von dem der drei vorigen Arten nur unwesentliche Abweichungen ; die Genitalpapille ist jedoch nur schwach entwickelt (Fig. 90 u. 91). Die Dotterstöcke begleiten die Darmschenkel von der Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 40 614 F. FiscHoEDER, Gabelung bis zu ihren blinden Enden. Dabei reicht der eine stets etwas mehr nach vorn als der andere (Fig. 89). Sie nehmen, ohne sich erheblich weit auf die Bauch- oder Rückenfläche zu erstrecken, die Seitentheile des Körpers ein. Die Dotterstocksfollikel sind zu (Gruppen von verschiedener Grösse vereinigt, die unregelmässig neben einander zerstreut liegen, aber an den Lateralflächen der Darm- schenkel (Fig. 92) nur in sehr spärlicher Anzahl vorkommen, so dass jeder Dotterstock in einen dorsalen und in einen lateralen Längsstreifen getheilt zu sein scheint, von denen der eine ventral und der andere dorsal vom Darmschenkel verläuft und nur durch ganz vereinzelte Gruppen (Fig. 92 rechts) mit dem andern in Ver- bindung steht. An der Innenfläche der Darmschenkel sind im Gegensatz zu Oladorchis (Taxorchis) subtriquetrus Dotter- stocksfollikel nicht vorhanden (vgl. Fig. 92 u. 95). Die aus je einem dorsalen und ventralen Aste hervorgehenden queren Dotter- gänge (Fig. 92) bilden an ihrer Vereinigungsstelle ein Reservoir, welches dorsal hinter der Schalendrüse seine Lage hat (Fig. 89, 90 u. 92). Der fast kuglige Keimstock liegt nahe an der Bauch- fläche zwischen dem hintern Hoden und dem Saugnapfe etwas rechts oder links von der Mittellinie, dorsal- und medianwärts von ihm (Fig. 89, 90 u. 92) die etwas kleinere Schalendrüse Der Uterus wendet sich nach seinem Austritt aus der Schalendrüse, ähnlich wie bei Cl. pyriformis und Cl. asper, in einem kurzen Bogen der Rückenfläche zu, um an dieser, stark geschlängelt (Fig. 90), nach vorn zu verlaufen. Alsdann wendet er sich zwischen den vordern Schläuchen des vordern Hodens, dicht hinter der Sammelblase und dem Cirrusbeutel verlaufend, der Bauchfläche zu, um in den Genital- napf zu treten, in dessen Wandung er sich mit dem Ductus ejacula- torius zum Ductus hermaphroditicus vereinigt. Er ist in seinem ganzen Verlaufe stark mit Eiern angefüllt, deren Längsdurch- messer 0,145—0,156 mm und deren Querdurchmesser 0,72—0,3 mm beträgt. Der Laurer’sche Canal verläuft in fast senkrechter Richtung zur Rückenfläche (Fig. 90), in deren Mittellinie er nach aussen mündet. Die Excretionsblase liegt zwischen den blinden Enden der beiden Darmschenkel und mündet etwa 3,0 mm hinter der Aus- mündungsstelle des Laurer’schen Canals in der Höhe des Grundes des Saugnapfes nach aussen. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 615 5. Cladorchis (Stichorchis) subtriquetrus (Run.). (Taf. 30, Fig. 93—96.) 1814. Amphisioma subtriquetrum RUDOLPHI, Erst. Nachtr. z. Naturg. d. Eingeweidewürmer, in: Mag. Ges. naturf. Frde., V. 6, p. 100. 1817. Distoma amphistomoides BOJANUS, Descer. d’un ver de la fam. de vers & sugoirs, trouv. dans le gros int. du Castor, in: Mem. Soc. Natural. Moscou, V. 5, p. 270—277. 1819. Amphistoma subtriquetrum RUDOLPHI, Ent. Syn., p. 90—92. 1821. Amphistoma sublriquetrum BOJANUS, Enthelm., in: Isis, V. 1, p. 1653—176. 1823. Amphistomum subtriguetrum WESTRUMB, Beitr. z. Kenntn. d. Gen“ Amph., in. lsis, 'V.>1,.p. 397. 1824. Amphistoma subtriquetrum BREMSER, Icon. Helm., tab. 8, fig. 32 bis 33. 1835. Amphistoma subtriquetrum DIESING, Monogr. d. Gatt. Amph., in: Ann. Wien. Mus. Naturg., V. 1, p. 248—249. 1845. Amphistoma subtriquetrum DUJARDIN, Hist. nat. des Helm., p. 33. 1850. Amphistomum subtriquetrum DIESING, Syst. Helm., V.1, p. 403. 1896. Amphistomum subtriquetrum OTTo, Beitr. z. Anat. u. Histol. d. Amph., in: Zeitschr. Thiermed., V. 22, p. 21—24. 1901. Oladorchis (Stichorchis) subtriqueirus FISCHOEDER, Die Paramphist. d. Säugeth., in: Zool. Anz., V. 24, p. 373. 1902. Oladorchis (Stichorchis) subtriquelrus FISCHOEDER, Die Paramphisto- miden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 42. Die ersten Angaben über dieses Thier stammen von RUDOLPHI. Derselbe erhielt im Jahre 1813 von WALTER eine grosse Anzahl in den Dünndärmen eines Bibers gefundener Würmer, welche er als eine neue Amphistomenart erkannte und sie wegen ihrer Körperform Amphistoma sub- triguetrum nannte. Eine genaue Untersuchung der schon längere Zeit in Spiritus conservirten Thiere konnte er jedoch nicht vornehmen und be- schränkte sich daher auf folgende Beschreibung: „Vermes duas ad tres cum dimidia lineas longi, albidi.. Corpus subtriquetrum, dorso conwvexo, subcarinato, ventre plano ; antrorsum rotundatum posteriora versus decrescens, apice postico obtusiusculo ... Porus anticus inferus!) ad quartam lineae partem ab apice distans, posticus terminalis!) ille amplus profundus orbieulatus margine intus verso aculwısculo; hie exiguus orbi- eularıs; ovula flavescentia totum fere corpus huyus tamen latera praesertim replent.“ Diese Angaben sind BOJANUS unbekannt geblieben, denn er be- richtet im Jahre 1817 von einer neuen Trematodenart, die er in den Dickdärmen eines Bibers gefunden hatte. Wegen seiner äussern Körper- form hielt er diesen Wurm zuerst für ein Amphistoma. Da jedoch sein 1) Im Originaltext nicht gesperrt. 40* 616 F. FıscHoEDEr, vorderer, kleinerer Saugnapf mit dem Verdauungscanal in Verbindung stand und der hintere grössere nicht ganz endständig war, so glaubte er ihn für ein Distomum ansehen zu müssen und nannte ihn Distoma am- phistomoides. Mit dieser dem neuen Thiere zugewiesenen Stellung schien jedoch BoJANnUs selbst nicht ganz zufrieden zu sein, sondern vielmehr anzunehmen, dass RUDOLPHI das Vorder- und Hinterende der Amphi- stomen „capite continuwo* verwechselt haben wird. Sollte dies — sagt BoJAnus — thatsächlich der Fall sein, dann würde allerdings kein Grund mehr vorliegen, das von ihm beschriebene Thier nicht zu den Amphistomen zu stellen. Die anatomische Beschreibung des Thieres, die er bei einer spätern Gelegenheit (1821) nochmals wiederholt, ist für da- malige Zeit so gut, dass es nicht überflüssig sein dürfte, sie hier inhalt- lich zu reproduciren. Danach befindet sich am Vorderende eine sack- förmige, mit dichten Wänden versehene Erweiterung, aus deren Grunde ein einfacher Canal (Öesophagus) hervorgeht, der sich alsbald in 2 Schläuche erweitert, die ihrerseits bis zum Hinterende verlaufen, wo sie, ohne zusammenzumünden und ohne sich zu verästeln, blind endigen. Die Hoden werden Büschelkörper genannt (vesiculae dichotomae), welche aus je 4 Paaren zweitheiliger Röhrchen zusammengesetzt sind. Aus der Mitte jedes Büschelkörpers geht je ein nach vorn verlaufender Schenkel hervor, die sich zu einem Knötchen (Cirrus) vereinigen, der seinerseits in den Genitalporus hineinragt. BOJANUS spricht die Vermuthung aus, dass die Büschelkörper die Samenbläschen, die Schenkel die Samengänge (ductus deferentes) und der Cirrus die Ruthe sein könnten. Die weiblichen Genitaltheile glaubt er deutlicher nachgewiesen zu haben: aus ein-m in der Gegend des Porus ventralis gelegenen, markig und weiss aussehenden, zuweilen auch wenige reife Eier enthaltenden Knoten, geht der gelbliche Eier enthaltende Eiergang hervor, der zwischen den beiden Darmschenkeln spiralförnig gewunden und dann zwischen den beiden Schenkeln des Cirrus zum Genitalporus verläuft, wo er mit einer kleinen Oefinung neben dem Cirrus endet. Die gelben kornförmigen Massen, welche sich neben dem Anfangstheil des Eileiters zu beiden Seiten des Thieres befinden, ist BOJANUS geneigt, für Eierkeime zu halten, obgleich es ihm nicht gelungen ist, ihren Zusammenhang mit dem Eiergang klar zu legen. Inzwischen hatte RUDOLPHI diese Parasiten selbst gefunden und, da sie noch frisch waren, aueh untersucht. Er bestätigt (1819) die Angaben von BoJanus in Bezug auf den Bau des Thieres, betont aber ausdrück- lich, dass es ein Amphistoma und nicht ein Distoma ist, weil der eine (kleinere) Porus am Vorderende und der andere (grössere) am hintern Ende gelegen ist, Der Umstand, dass der hintere Porus !/, Linie vom Hinterende entfernt ist, könne nicht ins Gewicht fallen, weil es auch bei Distomen vorkommt, dass der vordere Porus nicht ganz terminal liegt. Dieser Auffassung schliesst sich BoJAnus (1821) an und adoptirt nun auch den Namen Amphistoma subtriquetrum, indem er nochmals seine Beschreibung des Thieres wiederholt. Die in der Wiener Sammlung befindlichen Exemplare von Amph. subtriquelrum hat später (1823) auch WESTRUMB untersucht; von einer Beschreibung nimmt er aber Abstand, weil sich seine Befunde mit denen Die Paramphistomiden der Säugethiere. 617 von BOJANnUS und RuDoLPpHI deckten. Dagegen wiederholt DiEsinG (1835) das bis dahin Bekannte und fügt seinerseits noch hinzu, dass „unter der Haut schon bei mässiger Vergrösserung ein zierliches Gefässnetz erscheint, das die ganze Oberfläche des Leibes umgiebt.“ Eine erneute Unter- suchung des Thieres hat dann erst OrTTo (1896) vorgenommen und zwar an Exemplaren, welche Dr. FRIEDERICH in Dessau im Blinddarme eines Bibers gefunden und in conservirtem Zustande an LEUCKART gesandt hatte. Seine Angaben stimmen im Allgemeinen mit denen von BOJANUS und RUDOLPHI überein, doch hat er auch manche neue Thatsachen ermittelt, von denen hier nur auf die Pharyngealtaschen, den Sphincter im Pharynx und den Cirrusbeutel hingewiesen werden soll. Meine Untersuchungen erstreckten sich auf: 1. Zahlreiche Exemplare der Berliner Sammlung (No. 1356, 1357, 2294, 2978, 3072), sämmtlich bezeichnet als Amphist. subtriquetrum aus den Därmen von Castor fiber. 2. Mehrere Exemplare der Wiener Sammlung (No. 990) mit gleicher Bezeichnung. 3. 1 ebenso bezeichnetes Glas der von SiEesoLp’schen Helminthen- Sammlung und 1 Exemplar der Hamburger Sammlung. 4. 3 Exemplare in einem Glase der Berliner Sammlung, mit der Aufschrift: Amphistoma conicum Rup. Bos taurus') 9, Pansen, GurLT G., :No. 2997. Die Körperform (Fig. 93 u. 94) der mir vorliegenden, stark geschrumpften Thiere entspricht im Allgemeinen der Beschreibung Ruporpar's. Auffallend ist jedoch die ungemein starke Differenz in Bezug auf die Grösse der einzelnen Individuen. Während die kleinsten reife Eier enthaltenden Exemplare nur 4,0 mm lang sind, erreichen die grössten eine Länge von 12 mm. Die meisten sind jedoch 6—10 mm lang. Den grössten Körperumfang besitzen die Thiere in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes, wo der dorsoventrale Durchmesser ein Drittel und der Querdurchmesser fast die Hälfte der Körperlänge beträgt. In der Höhe der Ge- schlechtsöffnung (an der Grenze des ersten und zweiten Körper- viertels) ist der Querschnitt fast rund, sein Durchmesser beträgt hier etwa ein Fünftel bis ein Viertel der Körperlänge (Fig. 93 u. 94). Der längs ovale, dorsoventral schwach abgeplattete Saugnapf nimmt 1) Da Oladorchis (Stichorchis) subtriquetrus bisher nur beim Biber gefunden worden ist, so ist es doch wahrscheinlich, dass die 3 Exemplare nur durch Zufall in dieses Glas gelangt sind, zumal dasselbe Glas ausser- dem noch 40 Stück Paramphistomum cervi und 1 Stück Stephanopharynz compactus enthielt. 618 F. FiscHoEDEr, das hintere Drittel der Bauchfläche ein. Sein hinterer Rand ist etwa 1 mm vom Hinterende des Thieres entfernt, und sein Längs- durchmesser verhält sich zum queren wie 8:9 (Fig. 93). Bei 9 mm langen Individuen beträgt der Längsdurchmesser 2,6 mm bei einer Tiefe von 0,6 mm und bei einer Dicke der Muskelwandung von 0,8 mm. Die Oeffnung des Saugnapfes ist annähernd dreieckig (Fig. 93) mit nach hinten gerichteter Spitze, 1,5 mm lang und an der Basis 1,3 mm breit. Die Körpercuticula ist 0,009—0,014 mm dick. Ganz besondere Verhältnisse zeigt diese Art am Pharynx und unterscheidet sich dadurch nicht nur von den übrigen Cladorchinen, sondern auch von dem ihr am nächsten stehenden Oladorchis (Stich- orchis) giganteus. Die Pharyngealtaschen sind nämlich nur sehr schwach entwickelt und stellen nicht schon äusserlich erkenn- bare Anhänge des Pharynx dar, sondern sie liegen noch in der Muskelwandung des Pharynx versteckt, so dass sie auf die äussere Configuration desselben einen Einfluss nicht ausüben. Der Pharynx hat vielmehr wie bei den Paramphistominen äusserlich eine kuglige oder ovale Form, ist aber sehr kräftig entwickelt (Fig. 93 u. 94). Sein Durchmesser beträgt etwa ein Sechstel der Körperlänge, und seine Muskelwandung ist 0,6—1,0 mm dick. Den Innenraum des Pharynx habe ich nun nicht wie Orro (1896) 'spalt- förmig gefunden, sondern er hat auf Querschnitten die Form eines mit der Spitze ventralwärts gerichteten Dreiecks (Fig. 96), aus dessen beiden an der Basis gelegenen Winkeln die Pharyngealtaschen ihren Anfang nehmen. Diese stellen zwei etwa nur 0,5—0,6 mm lange Blind- säckchen dar, welche ähnlich wie die Pharyngealtaschen der übrigen Gladorchinen kolbenförmig erweitert (0,05—0,06 mm im Durchmesser) und dorsalwärts nach hinten gerichtet sind (Fig. 96), aber, wie schon erwähnt, in der Muskelwandung des Pharynx versteckt liegen und auf seine äussere Form einen Einfluss nicht ausüben. Im übrigen ist der Pharynx demjenigen von (lad. (Stichorchis) giganteus sehr ähnlich. Auch hier finden sich, wie auch Orro (1896) besonders hervorhebt, am Vorderende des Pharnx ein Sphincter, welcher ähnlich wie bei Clad. (Stichorchis) giganteus aus zwei von der Um- gebung und von einander scharf abgegrenzten 0,1—0,15 mm starken Muskelringen besteht, die die ganze Dicke der Muskelwandung ein- nehmen (Fig. 94). Die vor dem Sphincter befindliche 0,4—0,5 mm hohe Muskelkappe scheint dagegen Orro unbemerkt geblieben zu Die Paramphistomiden der Säugethiere. 619 sein, denn sie wird bei der Beschreibung des Pharynx nicht erwähnt und fehlt auch in der betreffenden Abbildung (Fig. 29). Aus dem Grunde des Pharynx, und zwar nur sehr wenig ventral- wärts von der Längsaxe desselben abweichend, geht der verhält- nissmässig sehr kurze (0,5—0,6 mm) Oesophagus hervor. Die etwa 1,0 mm weiten Darmschenkel treten in fast querer Richtung aus einander (Fig. 93), um dann nach hinten umzubiegen und, der Körperwandung dicht anliegend, an den Seitenflächen des Thieres, jedoch der Rückenfläche mehr genähert (Fig. 95) nach hinten zu verlaufen und hinter dem Saugnapfe (Fig. 93) dicht am hintern Körperrande blind zu endigen. Die Genitalöffnung liegt sehr viel mehr nach vorn als bei Clad. (Stichorchis) giganteus, etwas vor der Mitte des vordern Körper- drittels, in der Höhe des hintern Randes des Pharynx, und zeichnet sich von allen übrigen Arten der Gattung Cladorchis dadurch aus, dass die sie umgebende Musculatur zwar ebenfalls aus Ring-, Median- und Radiärfasern besteht, aber nur schwach (0,2—03 mm) entwickelt und von dem sie umgebenden Parenchym auch nicht scharf abge- grenzt. Zur Ausbildung eines Genitalnapfesistesdem- nach bei Oladorchis (Stichorchis) subtriquetrus noch nicht gekommen. Das Genitalatrium ist nur klein, und die Geschlechtspapille ist ähn- lich wie COlad. (Stichorchis) giganteus auch nur schwach entwickelt. Im Uebrigen zeigen die Genitalorgane, die männlichen so- wohl als auch die weiblichen mit Ausnahme der Dotterstöcke, eine fast vollständige Uebereinstimmung mit Clad. (Stichorchis) giganteus. Die hinter einander liegenden Hoden weichen zwar nur wenig, jedoch in der Regel etwas mehr von der Mittellinie ab als bei Ül. (Stich.) giganteus. Die Hodenschläuche erreichen eine Länge bis 15 mm und einen Querdurchmesser von 0,5—0,5 mm. Die Vesi- cula seminalis stellt einen bis 3,0 mm langen und 1,0 mm dieken Knäul dar, welcher sich zwischen den beiden Darmschenkeln in schräger Richtung von der Rückenfläche nach vorn zum Cirrus- beutel hinzieht (Fig. 93 u. 94). Dieser ist noch kleiner als bei Ol. (Stichorchis) giganteus. Sein Längsdurchmesser beträgt nur 0,5— 0,6 mm und der Querdurchmesser 0,3—0,4 mm. Die in der dorsalen Hälfte des Cirrusbeutels gelegene Vesicula seminalisinterna besitzt daher auch nur eine geringere Ausdehnung (Fig. 94), und die in der distalen Hälfte des Beutels befindlichen Prostata- drüsen habe ich bei den von mir untersuchten Exemplaren in weit spärlicherer Anzahl vorgefunden, als es Orro (Fig. 29) abbildet. Der 620 F. FiscHoEDER, aus der Pars prostatica hervorgehende Ductus ejaculatorius tritt aus dem distalen Pole des Cirrusbeutels in die die Genitalöffnung umgebende Musculatur und vereinigt sich nach einem etwa 0,15 mm langen Verlaufe am Grunde der Genitalpapille mit dem Metraterm zum Ductus hermaphroditicus. Die Dotterstöcke begleiten nicht wie bei Olad. (Stichorchis) giganteus die Darmschenkel in ihrem ganzen Verlaufe, sondern sie be- schränken sich fast ganz aufdie hintere Körperhälfte und sind in zwei Dreiecken angeordnet, welche mit ihrer breiten Basis an der Rückenfläche fast dicht an einander stossen, während die der Basis gegenüber liegenden stumpfen Winkel der Dreiecke sich auf die Ventralfläche herumschlagen und, etwa 2,0 mm von einander entfernt, am vordern Rande des Saugnapfes endigen (Fig. 93). Eigen- thümlich ist auch das Lageverhältniss zwischen den Dotterstöcken und den Darmschenkeln in so fern, als die letztern nicht median von den Dotterstöcken verlaufen, sondern sie schieben sich, wie es auch OrTro, ohne im Text darauf besonders hinzuweisen, abbildet, zwischen die Dotterstöcke und die äussere Körperwandung ein, so dass sie nicht median, sondern lateral von den Dotterstöcken liegen, zwischen diesen und der äussern Körperwandung, welch letzterer sie dicht (Fig. 95) anliegen und daher schon bei makroskopischer Be- trachtung der Thiere so leicht erkennbar sind, dass sie als äusseres Erkennungsmerkmal dieser Art benutzt werden können. Die queren Dottergänge vereinigen sich zu einem ansehnlichen Dotterreservoir, welches seitlich hinter der Schalendrüse gelegen ist (Fig. 95). Der birnförmige Keimstock liegt in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes rechts oder links von der Medianebene des Körpers, median hinter ihm die etwas kleinere Schalendrüse (Fig. 94 u. 95). Der aus ihrem ventralen Pole heraustretende Uterus steigt zu- nächst an der medianen Fläche des Keimstockes nach vorn (Fig. 94), um dann an seinem vordern Rande nach hinten umzubiegen und unter starken Windungen kurz vor der Ausmündungstelle des LAURER- schen Canals an die Dorsalfläche zu treten und wie bei der vorigen Art weiter zu verlaufen. Die Eier sind 0,156—0,166 mm lang und 0,09—0,095 mm breit. Der Laurer’sche Canal verläuft in ziemlich gerader Richtung zur Rückenfläche, in deren Mittellinie er kurz hinter dem Niveau des Keimstockes nach aussen mündet. Die kleine Excretions- blase liegt im hintern Körperende und mündet erst hinter dem Niveau des hintern Randes des Saugnapfes nach aussen (Fig. 94). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 621 B. Genus Chiorchis Fiscupr., 1901. Körper gerade gestreckt, Bauchfläche abgeflacht, Rückenfläche gewölbt, Seitenränder scharf. Saugnapf ausgesprochen bauchständig. Körpermusculatur sehr kräftig ent- wickelt. Der mit Sphincter ausgestattete Pharynx durch besondere Musculatur leicht beweglich. Pharyngealtaschen klein. Am Oeso- phagus unmittelbar vor der Gabelung der Darmschenkel eine bulbusartige Erweiterung mit stark musculöser Wan- dung. Darmschenkel fast ganz gerade verlaufend.. Genitalnapf nicht ausgebildet. Hoden hinter einander aus je vier Aesten bestehend, deren distale verdickte Enden in Form eines Kreuzes der Ventralfläche anliegen. Cirrusbeutel vorhanden, Dotterstocksfollikel zu kugligen, die Darmschenkel begleitenden Gruppen vereinigt. Keimstock an der Ventralfläche zwischen dem hintern Hoden und dem Saugnapfe. Verlauf des Uterus ähnlich wie bei den Paramphistomiden. Excretionsporus mit kräftigem Sphincter ausgestattet. Bewohner der Dünn- und Dickdärme von Meeres- säugethieren. Typische und einzige Art: Chiorchis fabaceus (Dies.). Chiorchis fabaceus (DiES.). (Taf. 31, Fig. 97—100.) 1838. Amphistoma fabaceum DIESING, in: Ber. 15. Vers. Deutsch. Naturf. Aerzte, Prag, p. 189. 1839. Amphistoma fabaceum DiEsinG, Nachtr. z. Monogr. d. Amphist., in: Ann. Wien. Mus., p. 236. 1845. Amphistoma fabaceum DUJARDIN, Hist. nat. des Helm. p. 334. 1850. Amphistomum fabaceum DIESING, Syst. Helm., V. 1, p. 493. 1901. Chiorchis fabaceus FISCHOEDER, Die Paramphist. d. Säugethiere, in: Zool. Anz., V. 24, p. 374. 1902. Chiorchis fabaceus FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säuge- thiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 44. Diese eigenthümliche Art charakterisirt Diesins (1839), nachdem er sie vorher (1838) gleichzeitig mit Cladorch. pyriformis und Oladorch. asper in Prag demonstrirt hatte, als: „4A. corpore ovato lamceolato, dorso convexo, abdomine piano, hinc inde (jwventute) convexiusculo, ore terminali orbieulari obsolete erenato acetabuli ventralis limbo parum prominuo*. DiEsınG giebt ferner an, dass die Hautfarbe dieses Thieres röthlich weiss ist und dass der cylindrische lang gestreckte Hals bei vielen Individuen ganz eingezogen ist, so dass „dieser Wurm die meiste Aehnlichkeit mit einer Kaffeebohne* hat. Diese Angaben Dırsıng’s beziehen sich auf 622 F. FiscHoEDERr, Exemplare, welche NATTERER zweimal in sehr grosser Anzahl (an 400 Individuen) bei „Manatus exunguwis NATT., am Ende des Dünndarms, be- sonders viele aber im Blinddarme, wo ihr eigentlicher Sitz zu sein scheint, und noch endlich am Anfange des Mastdarms frei“ gefunden hat. Mir standen zur Verfügung: 1. 5 Gläser der Wiener Sammlung No. 945, 946, 947, 948, 949, von denen jedes mehrere hundert Exemplare enthielt und die Auf- schrift trug: „Amph. fabaceum D. Manati australis er.“ 2. 1 von Diesine der Berliner Sammlung abgegebenes Exemplar mit der Aufschrift: „Amphistoma fabaceum Dies. Manatus exungwis“. No. 2974. 3. 1 von Branpes der Berliner Sammlung abgegebenes Exemplar mit gleicher Aufschrift. No 5074. 4. 1 Exemplar der Berliner Sammlung mit der Aufschrift: „Amphistoma fabaceum Diss., Manatus latirostris N. Amerika. CHAPMAN S., STILES G.“ No. 3210. j Die mir vorliegenden Thiere entsprechen in Bezug auf dieäussern Formenverhältnisse den Angaben Dizsıne’s. Nur wenige Exemplare zeigen den Pharynx im vorgestreckten Zustande. Bei solchen Individuen besteht in der Regel dann auch eine schwache Krümmung des Vorder- und Hinterendes nach der Rückenfläche, die mit einer leichten Wölbung der Bauchfläche verbunden ist. Bei den meisten Thhieren ist der Pharynx mehr oder weniger tief, bei einigen sogar bis fast dicht zur Gabelstelle des Darmes zurückge- zogen. Im Glase No. 949 der Wiener Sammlung zeigen sehr viele, und zwar meist die kleinern Exemplare, eine schwache Wölbung der Bauchfläche, welche Dırsına wahrscheinlich zu der Annahme veranlasst hat, dass die Bauchhöhle im jugendlichen Zustande ge- wölbt ist. Die nähere Untersuchung hat jedoch ergeben, dass sich diese Exemplare im Uebrigen von den andern nicht unterscheiden. Ihre Geschlechtsorgane sind gut entwickelt, und sie enthalten auch reife Eier. Die Länge der Thiere (bei schwach eingezogenem Pharynx) beträgt S—10 mm, doch finden sich auch Exemplare von nur 6 mm Länge, während andere wieder bis zu 14 mm lang sind. Den grössten dorsoventralen Durchmesser besitzen die Thiere etwa in der Mitte des Körpers. Er beträgt hier etwa '/, der Körperlänge und nimmt von hier nach hinten zu nur langsam, nach vorn da- gegen etwas schneller ab. Auch der Querdurchmesser hat seine grösste Länge in der Mitte des Körpers, wo er etwa die Hälfte der Körperlänge ausmacht und ihn ähnlicher Weise wie der Die Paramphistomiden der Säugethiere. 623 Querdurchmesser abnimmt. Das Vorderende ist demnach verjüngt, während das Hinterende des Thieres, von der Bauch- oder Rücken- fläche betrachtet, in Form eines Halbkreises abgerundet erscheint, dessen Durchmesser noch etwa ein Drittel der Körperlänge aus- macht (Fig. 92 u. 98). Im Centrum dieser Rundung liegt an der Bauchfläche der halbkugelförmige Saugnapf, dessen Durchmesser etwa ein Drittel des erst genannten Durchmessers beträgt. Er ist tief in den Körper hineingezogen und ragt nur mit seinem scharfen Rande über das Niveau der Bauchfläche heraus (Fig. 98). Seine Muskelwandung ist 0,5—0,8 mm stark, und seine kreisrunde Oefinung besitzt einen Durchmesser von 0,5—1,2 mm. Die Körpereuticula ist 0,009—0,014 mm dick. Eine der wesentlichsten Charaktermerkmale dieser Art die starke Ausbil- dung der Musculatur, auf. welche ich bei der Besprechung der ein- zelnen Organe noch zurückkommen werde. Hier verdient nur be- sonders hervorgehoben zu werden: zunächst der 0,032—0,036 mm dieke Hautmuskelschlauch, welcher aus vier Muskelschichten besteht ; an die Cutieula schliesst sich zunächst eine Ringmuskelschicht, da- rauf folet eine Lage Längsmuskelfasern, dann wiederum Ring- muskelfasern und dann erst die sich kreuzenden Diagonalfasern. Auch die an den Saugnapf herantretenden Muskelbündel sind sehr kräftig und schon an Totalpräparaten leicht erkennbar (Fig. 97). Noch mehr aber fallen die kräftigen Muskelbündel auf, welche an der Aussenwandung des Pharynx ihren Ursprung nehmen (Fig. 97 u. 99) und dann von einander divergirend nach hinten verlaufen, um in die Parenchymmusculatur überzugehen oder sich etwa in der Höhe der Geschlechtsöffnung mit dem Hautmuskelschlauche zu ver- binden. Solcher Muskelbündel, deren Querdurchmesser bis 0,01 mm beträgt, kann man auf kurz hinter dem Grunde des Pharynx ange- lexten Querschnitten bis zu 20 Stück zählen (Fig. 100a u. b). Das Vorhandensein dieser Musculatur erklärt auch die verschiedene Lagerung des Pharynx, welche bei den einzelnen Exemplaren vorgefunden wird. Der fast kuglige Pharynx besitzt einen Durch- messer von 0,5—0,7 mm und verhält sich in Bezug auf die Pharyn- gealtaschen ähnlich wie bei (lad. (Stichorchis) giganteus. Letztere sind zwar nur 0,23—0,3 mm lang und besitzen am Grunde nur ein 0,1—0,12 mm weites Lumen, stellen jedoch einen schon an Total- präparaten leicht erkennbaren Anhang des Pharynx dar (Fig. 97 u. 98). Die Muskelwandung des Pharynx ist 0,2—0,25 mm stark und geht unmittelbar in die Taschenwandung über (Fig. 99 u. 100a). Am 624 F. FıscHoEDer, vordern Rande des Pharynx vereinigen sich die Ringfasern zu einem 0,08 mm dieken Sphincter, der jedoch nicht scharf abgegrenzt ist. Eine vor dem Sphincter befindliche Muskelkappe, wie sie bei den vorigen Arten vorhanden ist, fehlt hier. Der Oesophagus ist verhältnissmässig sehr lang; er erreicht ein Drittel der Körperlänge und erscheint bei zurückgezogenem Pharynx stark geschlängelt (Fig. 99). Sein Lumen ist 0,2—0,25 mm weit (Fig. 98 u. 99), und seine 0,09 mm dicke Muskelwandung be- steht aus einer mehrschichtigen Ringmuskellage, welche von einer peripheren Längsmuskelschicht umgeben wird. Unmittelbar vor der Gabelstelle verdickt sie sich aber ganz plötzlich und bildet hier eine bulbusartige Auftreibung (Fig. 97, 98 u. 99), deren Muskel- wandung 0,2—0,25 mm stark ist und in der Hauptmasse aus Ring- fasern besteht, welche an der Innenfläche und an der Peripherie von je einer 0,04—0,05 mm dicken Längsmuskellage umgeben werden (Fig. 99). Als Ganzes betrachtet erscheint der Bulbus grösser alsder Pharynx. Sein Längsdurchmesser beträgt 1,0—13 mm und sein Querdurchmesser 0,6—0,8 mm (Fig. 98 u. 99). Aus dem Bulbus gehen die beiden Darmschenkel hervor, welche gabelförmig aus einander treten und in gerader Richtung fast parallel neben einander und ca. 1 mm vom Seitenrande des Körpers entfernt nach hinten verlaufen. Sie besitzen ein Lumen von 0,7—1,0 mm. Kurz vor dem Saugnapfe verengern sie sich aber ziemlich plötzlich und endigen ‘mit ihren etwas divergirenden und schwach gewundenen Enden zu beiden Seiten des Grundes des Saugnapfes (Fig. 97 u. 98). Die Geschleehtsöffnung liegt an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels in der Höhe der Gabelstelle des Darmes und wird von einem 0,15—0,2 mm nach aussen herausragenden und 0,07—0,1 mm dicken Rande umgeben (Fig. 98 u. 99). Das Genital- atrium wird fast vollständig von der stark entwickelten Genital- papille ausgefüllt (Fig. 98 u. 99), welche häufig durch die Genital- öffnung in Form eines Stempels nach aussen vorgestreckt ist (Fig. 98). Die das Atrium umgebende 0,1—0,14 mm dicke Musculatur ist von dem sie umgebenden Parenchym nicht scharf abgegrenzt, so dass hier von einem Genitalnapfe nicht gesprochen werden kann. Die beiden Hoden liegen fast genau hinter einander, der vor- dere in der Körpermitte, der hintere zwischen diesem und dem Saug- napfe. Jeder Hoden besteht aus vier kegelförmigen, 1,0—1,2 mm langen und an der Basis 0,3— 0,5 mm breiten Schläuchen, deren dorsalwärts gerichtete spitze Enden, gegen einander conver- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 625 girend, zwischen den beiden Darmschenkeln sich vereinigen, während die distalen, ventralwärts gerichteten breiten Enden dicht an der Bauchfläche blind endigen. Da die vier Schläuche jedes Hodens paarweise neben bezw. hinter einander liegen (Fig. 97 u. 98), so machen die beiden Hoden, von der Bauchfläche betrachtet (Fig. 97), den Eindruck von zwei diagonal gestellten hinter einander liegenden Kreuzfiguren oder von zwei vierblättrigen, weit geöffneten Blüthen (Fig. 97). Aus der Vereinigungsfläche der vier Schläuche sehen die Vasa efferentia hervor, welche zwischen den beiden Darmschenkeln dorsalwärts nach vorn verlaufen und etwa 0,7 mm hinter der Gabelstelle zum Vas deferens sich vereinigen. Dieses bildet zunächst die zu einem fast kugligen (0,6—0,3 mm im Durch- messer) Knäul verschlungene Vesicula seminalis, um dann sich verengend in den birmförmigen Cirrusbeutel zu treten, dessen Längsdurchmesser 1,0—1,2 mm, der Querdurchmesser 0,6 bis 0,7 mm beträgt und dessen distales, spitzes Ende unmittelbar an die den Genitalnapf umgebende Museulatur grenzt (Fig. 98 u. 99). Die Vesicula seminalis interna besitzt ein weit grösseres Lumen als die Vesicula seminalis externa und nimmt ähnlich wie bei Cladorchis asper fast den ganzen Innenraum des Cirrusbeutels ein, so dass die Prostatadrüsen etwa auf den achten, distalen, spitzen Theil des letztern beschränkt bleiben (Fig. 98 u. 99). Die 0,1—0,15 mm lange Pars prostatica tritt ähnlich wie bei Olad. (Stichorchis) subtriguetrus als Ductus ejaculatorius in die das Genitalatrium um- sebende Musculatur und verbindet sich nach sehr kurzem Verlaufe (0,08— 0,1 mm) mit dem Metraterm zum Ductus hermaphroditicus, den ich jedoch trotz weiter Vorstreckung der Papille niemals vollständig herausgestülpt gefunden habe (Fig. 95 u. 99). Die Dotterstöcke erstrecken sich vom hintern Ende des Oesophagus bis zur Mitte des Saugnapfes. Die Follikel sind zu fast kugligen, 0,1—0,15 mm grossen Gruppen vereinigt, welche die beiden Darmschenkel an ihrer ventralen und lateralen Fläche begleiten (Fig. 100c) und um je einen Dottercanal angeordnet sind, welcher in der Längsrichtung ventral neben dem Darmschenkel verläuft und von jeder Gruppe einen besondern Ausführungscanal aufnimmt. Die aus den Längscanälen hervorgehenden queren Dottergänge bilden an ihrer Vereinigungsstelle ein grosses (Textfig. @) Dotter- reservoir (dorsoventraler Durchmesser 0,25—0,3 mm, Querdurchmesser 0,1—0,15 mm), welches hinter dem Anfangsteile des Laurer’schen Canals dorsal von der Schalendrüse liegt und durch einen langen 626 F. FıscHoEDEr, (ca. 0,2 mm) gemeinschaftlichen Dottergang in den Keimgang mündet (Fig. 100c u. Textfig. Q). >=1U@, -En. K # R Sph. “ De Rf Fig. Q. Weibliche Genitalorgane von Ohiorchis fabaceus aus Manatus ecunguis, Brasilien. Wien. Samml. No. 946. Nach Sagittalschnitten schema- tisch dargestellt. Sph Sphineter. Erklärung der andern Buchstaben siehe Textfig. A. Der fast kuglige (0,4—0,5 mm im Durchmesser) Keimstock liegt fast genau in der Mittellinie des Körpers dicht an der Bauch- fläche desselben, in der Mitte zwischen dem hintern Rande des hintern Hodens und dem vordern Rande des Saugnapfes. Aus seinem medianen Pole entspringt der Keimleiter (vgl. Fig. 100c u. Textfig. Q), welcher in die dorsal und median vom Keimstock ge- lesene, 0,25—0,55 mm grosse Schalendrüse eintritt. Der aus ihrem hintern Pole heraustretende Uterus bildet sofort eine sehr starke Eweitertung, die stets prall mit Sperma gefüllt ist, so dass sie bei Untersuchung von Totalpräparaten wie ein Receptaculum seminis aussieht, welcher hinter der Schalendrüse und dem Dotterreservoir ge- legen ist (Fig. 98 u. Textfig. Q). Bald verengt er sich aber merklich und wendet sich am dorsalen Pole des Dotterreservoirs nach vorn, um zwischen den beiden Darmschenkeln nach vorn zu verlaufen. Hierbei zeigt er jedoch in so fern eine Abweichung von den meisten übrigen Paramphistomiden, als er nicht dicht an der Rückenfläche, sondern etwa 1 mm von dieser entfernt sich nach vorn schlängelt. Dann biegt er, in der Höhe des vordern Randes des vordern Hodens angelangt, sich plötzlich verengend, ventralwärts nach vorn um und tritt fast ohne Schlängelungen, hinter der Vesicula seminalis und dem Cirrusbeutel verlaufend, in die Genitalpapille, um sich mit dem Ductus ejaculatorius zu vereinigen. Während der erweiterte Anfangs- theil des Uterus nur ganz vereinzelte Eier enthält, ist das zwischen den Darmschenkeln verlaufende Mittelstück des Uterus in der Regel Die Paramphistomiden der Säugethiere. 627 stark mit Eiern gefüllt, welche einen Längsdurchmesser von 0,150 bis 0,156 mm und einen Querdurchmesser von 0,083—0,09 mm besitzen. Der Laurer’sche Canal verläuft in einem schwachen Bogen neben den Uterusschlingen (Fig. 100c) dorsalwärts nach vorn (Textfig. @), um dann schwach geschlängelt an die Rückenfläche zu treten, wo er in ihrer Mittellinie, etwa im Niveau des hintern Randes des hintern Hodens, ausmündet. Die Excretionsblase liegt hinter dem Laurer’schen Canal in der Nähe der Rücken- fläche des Thieres und ragt mit ihrem erweiterten Ende zwischen die Darmschenkel hinein. Ihre Wandung ist stark musculös, ebenso der aus der Blase hervorgehende etwa 0,5 mm lange Excretions- canal, welcher fast senkrecht zur Rückenfläche verläuft, in deren Mittellinie er ca. 0,5 mm hinter dem Laurer’schen Canal nach aussen mündet. Die Musculatur des Excretionscanals ist an der Mündungsstelle noch kräftiger entwickelt und bildet hier einen 0,03—0,04 mm dicken Sphincter (Textfig. Q). Die Körperober- fläche zeigt an dieser Stelle eine kleine Vertiefung, wodurch der Excretionsporus schon bei der äussern Besichtigung der Thiere leicht erkennbar ist. C. Genus Gastrodiscus') (LEuck. in litt.) Co. 1877. Körper zerfällt in Vorder- und Hintertheil. Ersterer schlank, fast eylindrisch, letzterer stark abgeflacht, scheibenförmig, an der Bauchfläche löftelartig ausgehöhlt. Saugnapf klein, bauchständig. Pharyngealtaschen klein. Genitalnapf nicht ausgebildet. Hoden schräg hinter einander. Cirrusbeutel nicht allseitig geschlossen. Keimstock plattgedrückt, gekerbt. Bewohner der Dünn- und Dick- därme der Gattung Equus in Indien und Aegypten und des Menschen (?) in Indien (Assam). Typische Art: Gastrodiscus aegyptiacus CosB. 1876. 1) Vertreter dieser und der nächstfolgenden Gattung Homalogaster habe ich nicht untersucht und beschränke mich daher auf eine kurze Zusammenstellung der wichtigsten Charaktere der beiden Gattungen und ihrer Arten nach den literarischen Angaben. 628 F. FiscHoEDEr, 1. Gastrodiscus aegyptiacus ÜCoBeg.!) 1876. Diplostoma aegyptiaca(!) COBBOLD, The Egyptian horse plague in relation to the question of parasitism, in: T'he Veterinarian, London, V. 49, p. 757. 1877 (März). Hemistoma sp. SONSINO, On the entozoa of the horse in relation to the late Egyptian equine plague, in: ibid., V. 50, p. 123, No. 8. 1877 (April). Gastrodiscus sonsinoi COBBOLD, Description of the new equine fluke, ibid., V. 50, p. 233—239. 1877 (April). Gastrodiscus polymastios (LEUCK. in litt.) COBBOLD, ibid, 1881. Gastrodiscus polymastos V. LEJTENYI, Ueber den Bau des Gastro- discus polymastos, Inaug.-Diss. Leipzig, Frankfurt. 1894. Gastrodiscus polymastos LEUCKART, Die Paras. d. Menschen. 2. Aufl, V. 1, Lief. 5, p. 448—464. 1896. _Gasirodiseus aegypliacus Lo0ss, Rech. sur la Faune parasit. de l’Egypte, p. 13--32, fig. 9—15. 1896. Gastrodiscus polymastos OTTO, Beitr. zur Anat. u. Histol. der Amphistom., Inaug.-Diss. Leipzig, in: Zeitschr. Thiermed. pathol. Ansat. N.222. 1902. Gastrodiseus polymastos FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 46. Mit Rücksicht auf die Einzelheiten der Arbeiten von v. LEJTENYI (1881), Orro (1896) und besonders von Looss (1896) kann von einer nähern Beschreibung des Thieres Abstand genommen werden. Das Vorderende ist klein, nach vorn zu verjüngt; das Hinterende bedeutend grösser, an der Bauchfläche stark ausgehöhlt und mit warzenartigen Papillen besetzt, Saugnapf klein. Darmschenkel bis zum Saugnapfe reichend. Genitalöffnung an der Grenze des Vorder- und Hinter- theils des Körpers, Genitalnapf nicht ausgebildet. Hoden schwach verästelt, schräg hinter einander im Hintertheil des Körpers. Cirrus- beutel ist nicht allseitig geschlossen, Prostatadrüsen nicht vorhanden. Keimstock platt gedrückt, gekerbt. Dotterstöcke begleiten die Darm- schenkel vom Oesophagus bis zum Saugnapfe. Vorkommen: Eguus caballus, E. mulus, E. zebra, Dünn- und Dickdärme. Aegypten, Deutsch Ost-Afrika, Indien, Guadalupe. l) Der von mir in meinen frühern Publieationen (Die Parampbisto- miden der Säugethiere, in: Zool. Anz. 1901, V. 24, p. 374 und Inaug.- Diss. Königsberg 1902, p. 46) angewandte Speciesname polymasios LEUCK. kann nicht aufrecht erhalten werden, weil der Name «aegyptiaeus Priorität hat ((1876). Die Paramphistomiden der Säugethiere. 629 v 2. Gastrodiscus (?) hominis (Lewis et CoNNEL1). 1876. Amphistomum hominis Lewis and MAcCoNnNELL, A new parasit affect. man,, in: Proc. Asiatic Soc. Bengal, Calcutta, p. 182, tab. 3. 1879. Amphistomum hominis COBBOLD, Parasites, a treat. on the entoz. of man and animals, London, p. 395. 1894. Amphisiomum hominis LEUCKART, Die Paras. d. Menschen, 2. Aufl., V. 1, Lief. 5, p. 450-459. 1895. Amphistomum (Gastrodiseus) hominis SONSINO, Del Gastrodise. del cavallo et alcuni Amphistomidi ete., in: Monit. zool. Ital., V. 6, p. 179— 188. 1902. Gastrodiseus (?) hominis FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 46. Die einzige Beschreibung dieses Thieres stammt von Lewis u. MacConsern (1876); sie ist nicht so eingehend und erschöpfend, dass man daraus die Zugehörigkeit dieser Art zur Gattung Gastro- discus ohne Weiteres folgern kann. Wenn ich sie aber nicht unter Species inquirendae, sondern hier einstelle, so folge ich L£euckArr (1894), welcher ausdrücklich betont, dass das Thier „zu den Arten mit löffelförmigem Hinterleibe“ cehört, die durch ihre Körperbildung so auffallend von den übrigen Amphistomen ab- weichen, dass man sie nicht mit Unrecht unter dem Genusnamen Gastrodiscus abgezweigt hat. Nach den unter Beifügung von Abbildungen gemachten An- gaben von Lewis u. MACConnELL ist das Vorderende des Thieres länger, der kreisrunde Hintertheil dagegen kleiner und nicht so stark ausgehöhlt wie bei Gastrodiscus aegyptiacus, und es fehlen warzen- artige Papillen an der Bauchfläche des Hintertheils.. Pharyngeal- taschen verhältnismässig klein, Darmgabelung vor dem Genitalporus, Darmschenkel bis etwa zur Mitte des Saugnapfes reichend, an- scheinend sehr wenig geschlängelt. Genitalporus in der Mitte des Vordertheils. Obgleich die Verfasser nur einen Hoden beschreiben, so scheint doch nach der Abbildung das Organ, welches als Keim- stock gedeutet wird, der zweite Hoden zu sein, während das Ovarium von Lewis u. MAcÜConseuLn wahrscheinlich übersehen worden ist. Nach der Abbildung sind die Hoden stark ausgebuchtet und liegen schräg hinter einander. Der Uterus ist sehr stark geschlängelt, die Eier 0,150 mm lang und 0,072 mm breit. Die Dotterstöcke zeigen ‚eine baumförmige Anordnung (a dendriform arrangement). Vorkommen: Homo sapiens, Blinddarm und Colon, in Indien (Assam). Zool. Jahrb. XVII. Abth. f. Syst. 41 630 F. FıscHoEDER, D. Genus Homalogaster POIRIER 1882—1883. Obgleich die zu dieser Gattung gehörigen Arten noch nicht genau bekannt sind, so erscheint mir doch nach den vorliegenden Angaben ihre Zugehörigkeit zu den Cladorchinen sehr wahrschein- lich. Ueber die Verästelungen der Hoden fehlen zwar bestimmte Angaben, doch ist das Vorhandensein von Pharyngealtaschen nach- gewiesen. Der Körper zerfällt in einen grössern vordern und einen kleinern hintern Theil. Ersterer oval, vorn zugespitzt, Rückenfläche gewölbt, Bauchfläche flach, mit in Längsreihen angeordneten warzenartigen Papillen besetzt. Das cylindrische Hinterende trägt den bauch- ständigen grossen Saugnapf. Bewohner der Dickdärme von Wieder- käuern. Typische Art: Homalogaster paloniae POIRIER 1882. 1. Homalogaster paloniqae POIRIER. 1882. Homalogaster paloniae POIRIER, Descript. d’Helm. nouv du Palonia frontalis, in: Bull. Soc. philom. Paris, (7), V. 7, p. 74—76. 1902. Homalogaster paloniae FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 47. Pharynx mit Taschen ausgestattet. ÖOesophagus 3 mm lang, Darmschenkel bis an das cylindrische Hinterende des Körpers reichend, Geschlechtsöffnung in der Höhe der Gabelstelle des Darmes. Die beiden Hoden in der vordern Körperhälfte schräg hinter ein- ander. Keimstock im Hinterende des Vordertheils. Dotterstöcke zu beiden Seiten des Körpers. Excretionsporus auf der Rückenfläche des Körpers. Gefunden: einmal (nur in 2 Exemplaren) im Dickdarm von Palonia frontalis (von Java stammend). 2. Homalogaster poirieri GiarD et BILLET. 1892. Homalogaster poirieri A. GIARD et A. BILLET, Sur quelgu. tre&mat. paras. d. boeufs du Tonkin, in: CR. Soc. Biol., Paris, (9), V.'4. p. 614-5615. 1902. Homalogaster poirieri FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 47. Bauchfläche ähnlich wie bei der vorigen Art mit warzenartigen Papillen besetzt. Saugnapf gross, Mundöffnnng von feinen finger- förmigen Papillen umgeben. Darmschenkel fast gerade gestreckt, Die Paramphistomiden der Säugethiere. 631 beinahe bis zum Saugnapf reichend. Geschlechtsöffnung kurz hinter dem Pharynx, Hoden gross, in je zwei Theile getheilt, so dass man 4 (?!) zu sehen glaubt. Jeder dieser Theile mit Einbuchtungen ver- sehen („a contours sinueux“). Uterus stark geschlängelt, Keimstock und Schalendrüse kurz vor dem Saugnapf. Dotterstöcke lateral von den Darmschenkeln. Vorkommen: Dickdarm der Rinder in Tonkin in sehr grossen Mengen. E. Species inquirendae. Die nachstehenden Arten sind in Bezug auf ihren innern Bau so gut wie gar nicht bekannt und können daher vorläufig in dem aufgestellten System nicht untergebracht werden. Mit Rücksicht darauf jedoch, dass sie sämmtlich Bewohner der Därme sind und einige auch in Bezug auf die äussern Formverhältnisse — Körper dorsoventral abgeflacht, Saugnapf bauchständig — den Üladorchinen gleichen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sie auch zu ihnen gehören, und zwar um so mehr, als bei einer dieser Arten, dem Amphistomum hawkesi, durch PıAnA u. Stazzı (1900) das Vorhandensein von 2 Pharyngealtaschen nachge- wiesen ist und nach der beigefügten Abbildung auch eine Verästelung der 2 oder 4 (?!) Hoden angenommen werden kann. Obwohl CoBBOoLD (1875) vorgeschlagen hat, alle von ihm neu aufgestellten indischen Am- phistomidenarten zu einem Originaltypus unter der Bezeichnung „Masuri“ }) zusammen zu fassen, und obgleich auch Sonsıno (1895) für diese Arten den Gattungsnamen Pseudodiscus vorgeschlagen hat, so will ich sie doch, da ihr Bau noch unbekannt ist, als Species inquirendae unter dem ur- sprünglichen Gattungsnamen Amphistomum aufführen. Ueber die von CoBBoLp aufgestellten Arten: 1. Amphistomum hawkesi CosB. 1875, 2. Amphistomum collinsi var. stanleyi CoBB. 1875, 3. Amphistomum collinsi CogsB. 1875, 4. Amphistomum tuberculatum Co». 1875, 5. Amphistomum ornatum CozgB. 1882, 6. Amphistomum papillatum CoB». 1882, finden sich Literaturangaben bei: 1875. COoBBOLD, On the destruct. of eleph. by paras. with rem. on two new spec. of entoz., in: The Veterinarian, V. 48, p. 733— 744. 1875. —-, Furth. rem. on paras. from the horse and eleph. with a notice of a new Amphist. from the ox., ibid., V. 48, p. 817. 1) Von den Eingeborenen so bezeichnet. 41* 632 F. FiscHorper, 1879. CoBBoLD, Parasites, a treat. on the entoz. of man and animals, London. 1879. —-, Introductory address., in: The Veterinarian, V. 52, p. 765. 1882. —, The paras. of eleph., in: Trans. Linn, Soc. London, (2), V.2, p. 223—258. 1895. Soxnsıno, Del Gastrod. de cavallo et alcun. Amphist. poco connosc. ete., in: Monit. zool. ital., V. 6, p. 179—188. 1900. Prana et Stazzı, Elminti intest. diuna Elefantessa, in: Arch. Parasitol., Paris, V. 3, No. 3, p. 519—523. 1902. FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 48—49. Die Thiere besitzen eine fleischrothe Farbe. Amph. hawkesi ' ist 10 mm lang und 6 mm breit, lebt in den Eingeweiden des Elephanten und unterscheidet sich von dem im Colon des Pferdes lebenden Amph. collinsi lediglich durch die Grösse, indem es nur 7 mm lang und 5 mm breit ist, wohingegen das ebenfalls im Colon des Pferdes lebende Amphistomum stanleyi ebenso gross ist wie Amph. . hawkest. CoBBOLD hält zunächst (1875) Amph. stanleyi für nichts weiter als eine grosse Abart des Amph collinsi, während er später (1879) und mit ihm auch Soxsıno (1895) nicht abgeneigt ist, das Amph. hawkesi, stanleyi und collinsi für eine und dieselbe Art zu halten. In wie weit dies be- rechtigt ist, lässt sich, da weder ÜOBBOLD noch SONSINO über den innern Bau der Thiere etwas Näheres angeben, nicht beurtheilen. Nach den An- gaben von PIANA u. SrAzzı, welche (1900) ein beim indischen Elephanten in grosser Anzahl gefundenes Thier unter der Bezeichnung Amphistomum hawkesi CoBB. unter Beifügung von Abbildungen beschreiben, geht hervor, dass diese Art Pharyngealtaschen besitzt. Die dünnen Darm- schenkel verlaufen bis zum Grunde des Saugnapfes.. Der Keimstock liegt unmittelbar vor dem Saugnapfe, etwas seitlich von der Medianlinie, median neben ihm die (irrthümlich für den Dotterstock gehaltene) Schalendrüse. Unsicher sind die Angaben in Bezug auf die Hoden. Während die Autoren nur von 2 Hoden sprechen, sieht es nach der Abbildung so aus, als ob 4 (?!) Hoden vorhanden wären, oder doch ähnliche Verhältnisse, wie sie GIARD u. BILLET (1892) bei Homalogasier povrieri beschreiben. Ueber Amphistomum tubereulatum giebt COBBOLD lediglich an (1875), dass er sie von SPONER HART aus den Eingeweiden eines Ochsen aus Calcutta erhalten hat. Auch über die beiden andern, aus den Eingeweiden des indi- schen Elephanten stammenden Arten Amph. ornatum CoBB. 1882 und A. papillatum CoBB. 1882 ist wenig bekannt. Sie besitzen ungefähr dieselbe Grösse und Gestalt wie Amph. collinsi, unterscheiden sich aber dadurch von einander, dass Amph. ornatum um den Mund auf Ring- falten angeordnete Papillen und an der Bauchfläche 2 Falten besitzt, die nach vorn spitzwinklig zusammenlaufen, während Amph. papillatum ähnlich wie Oladorchis asper (Dies. 1838) an der Innenfläche des Saugnapfes Papillen trägt. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 633 7. Amphistomum emarginatum Dies. 1839. Von dieser Art stand DIESING nur ein einziges von NATTERER im Darmcanal von Callithrix noctivaga NATT. zu Matogrosso (1828) gefundenes Exemplar zur Verfügung. Nach seiner Beschreibung (Nachtr. z. Monogr. d. Amph. 1838 p. 237) ist der Körper flach, elliptisch, etwas flach ge- drückt. Mundöffnung terminal. Saugnapf am Grunde der Bauchfläche, hinten ausgerandet. Unter dem mir zur Verfügung stehenden Material fand ich in einem Glase der Wiener Sammlung, welches die Bezeichnung: „Nr. 941, Amph. emarginatum, Callithrix noctivaga N.“ (— Nyetipithecus trivirgatus) trug, neben einem Zettel, nach welchem BRANDES ein Exemplar entnommen zu haben scheint, nur einen Saugnapf, dessen senkrecht auf einander stehende Durchmesser 0,7 mm bezw. 0,3 mm betrugen. Der Rand war in der Richtung des kürzern Durchmessers winkelförmig ausgebuchtet. 11I. Genus Balanorchis FıscHnr. 1901. Diese Gattung ist zwar ebenfalls durch den Besitz von Pharyngealtaschen ausgezeichnet, weicht jedoch im Uebrigen nicht nur in Bezug auf den Wohnsitz, sondern auch in seinem ganzen Bauplane so wesentlich von den Öladorchinen ab, dass sie diesen nicht eingereiht werden kann, sondern vorläufig isolirt stehen bleiben muss. Sehr kleine Thiere von fast rundem Querschnitt. Vorder- und Hinterende verjüngt, Saugnapf klein endständig. Darm- schenkel schwach geschlängelt, bis zum Saugnapf reichend. Genital- öffnung von einer musculösen Ringfalte umgeben. Hoden glatt, eichelförmig, dicht vor dem Saugnapf neben einander. Cirrusbeutel vorhanden, durch die Geschlechtsöffnung nach aussen herausstreckbar, enthält das nicht erweiterte, wenig ge- schlängelte Endstück des Vas deferens, welches aus dem Cirrus- beutel direct nach aussen ausmündet. Genitälpapille fehlt. Keimstock dorsal und vor einem der beiden Hoden. Uterus schwach entwickelt, vor dem Hoden verlaufend. Metra- term mündet gesondert von der Mündung des Vas deferens hinter dem Cirrusbeutel am hintern Rande der Genitalöffnung. Dotter- stocksfollikel zu kugligen Gruppen vereinigt, welche in je einer Sförmig gekrümmten Reihe die Darmschenkel begleiten. Bewohner der Vormägen von Cervus dichotomus in Brasilien. Typische und einzige Art: Balanorchis anastrophus FıscHpr. 1891. 654 F. FiscHoeDer, Balanorchis anastrophus FISCHDRr. (Taf. 31, Fig. 101—104.) 1835. Amphisloma conicum e. p. DIESING, Monogr. d. Gatt. Amphist., in: Ann. Mus. Naturg. Wien, V.1, p. 247, tab. 13, fig. 1 u.2. 1350. Amphistomum conicum e. p. DIESING, Syst. Helm., V.1, p. 401. 1901. Balanorchis anastrophus FISCHOEDER, Die Paramph. der Säugeth., in: Zool. Anz., V. 24, p. 374. 1902. Balanorchis anastrophus, FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere.. Inaug.-Diss. Königsberg, p. 50. Von dieser eigenthümlichen Art befanden sich 9 von NATTERER ge- sammelte Exemplare im Glase No. 1004 der Wiener Sammlung mit der Aufschrift: „Amph. conic. mit gewimperter Mundöffnung. Cervus dichot.“ Die äussern Formverhältnisse der mir vorliegenden Thiere entsprechen den fieg. 1 u. 2, tab. 13 der Diesing’schen Monographie der Amphistomen (1835), welche „Amphistomum comeum Rup. aus dem Pansen von Cervus dichotomus im jugendlichen Zustande mit Wimpern um die Mundöffnung“!) darstellen. Insbesondere stimmt überein die Grösse der Thiere (3—4 mm lang), die nur wenig gekrümmte vorn und hinten verjüngte Körpergestalt, der kleine (0,6—0,1 mm im Durchmesser) von einem kräftigen scharfen Rande umgebene — meist ausgestülpte — Saug- napf, die Lage der von einem scharf abgegrenzten Ringe umgebenen Ge- schlechtsöffnung, aus welcher ein ovales Gebilde weit herausragt, sowie schliesslich die die Mundöffnung umgebenden wimperartigen Anhänge. Im Text (p. 247) giebt DissingG an, dass er unter den im Falten- magen (Haube?) von Cervus dichotomus von NATTERER gesammelten Exemplaren von Amphistomum conicum „bei jungen Individuen den Mund- rand mit 12—15 Wimpern besetzt“ gefunden hat. DiıEsınG hat dem- nach diese Thiere für eine Jugendform von Amphistomum comium ge- halten, und dieser Irrthum hat ihn auch veranlasst (1850, p. 401) in die Charakteristik von Amphistomum conicum den Passus: „os terminale exiguum juventute ciliatum“!) aufzunehmen. Diese Angaben dürfen jedoch ebenso wenig auf Paramphistomum cervi bezogen werden wie die folgenden, welche DiEsInG in Bezug auf den Endabschnitt der männlichen Genitalcanäle macht, sondern sie müssen für Balanorchis anastrophus in Anspruch genommen werden. DIESING sagt: „Bei der Vergleichung des Amphistoma conicum aus dem Magen des grossen brasilianischen Hirsches (Üervus dichotomus) fanden wir aber ganz kleine Individuen, die uns die eigentliche Form des Penis recht deutlich machten und uns überzeugten, dass die gewöhnlich dafür ge- haltene Hervorragung noch nicht der eigentliche männliche Geschlechts- theil sei, denn erst aus dieser Papille tritt eine fadenförmige, gewöhnlich nach aufwärts gerichtete Ruthe, umgeben von einer wulstigen Vorhaut, 1) Im Originaltext nicht gesperrt. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 635 die am Grunde mit einem von der allgemeinen Bedeckung gebildeten und aufgeworfenen Rande umgeben ist, hervor“ (p. 243), und „nur bei kleinen Individuen fanden wir den männlichen Geschlechtsfaden ausgestreckt“ (p. 248). Die mir vorliegenden Thiere (Fig. 101 u. 102) sind nur 3,0 bis 4,0 mm lang und zeigen, abgesehen von der Grösse, eine gewisse äussere Aehnlichkeit mit Paramphistomum _streptocoelium. Der Körperquerschnitt ist rund. Der grösste Querdurchmesser liegt etwa an der Grenze des dritten und letzten Körperviertels, wo er etwa '/; der Körperlänge beträgt. Nach vorn zu nimmt er nur langsam ab und beträgt in der Mitte der vordern Körperhälfte noch etwa /, der Körperlänge. Von hier läuft das vorderste Körperende spitz zu und ist nur schwach ventralwärts geneigt, wohingegen das hintere Körperviertel mehr ventralwärts gekrümmt ist und, sich ver- jüngend, indenendständigenSaugnapfübergeht, dessen ventral- wärts nach hinten gerichtete, kreisrunde (ca. 0,4 mm im Durch- messer) Oefinung von einem 0,15 mm dicken, mit einem scharfen Rande versehenen (Fig. 102) Muskelring umgeben wird. Die Muskel- wandung des Saugnapfes nimmt von dem dünnen Rande nach dem Grunde des Saugnapfes bis zu 0,5 mm zu und zwar derart, dass nicht nur die äussere, sondern auch die innere Begrenzung des Grundes des Saugnapfes convex erscheint. Bei oberflächlicher Betrachtung bekommt man daher den Eindruck, als ob der Grund des Saug- napfes nach aussen ausgestülpt wäre (Fig. 102). Die Mundöffnung wird, wie schon Dissis« (1835) hervorhebt, von 12—15 Stück 0,055—0,07 mm langen und an der Basis 0,015 0,02 mm breiten Papillen umgeben. Ob sie aber wie bei den übrigen Paramphistomiden Sinnesorgane oder reine Cuticularbildungen (Stacheln) darstellen, konnte ich an dem ungemein schlecht er- haltenen Material nicht mehr feststellen. Die Mundöffnung führt in den nur 0,2 mm langen, trichter- förmigen Hohlraum des Pharynx, dessen Musculatur nur sehr schwach (0,015 mm dick) entwickelt ist und sich auch auf die Pharyngealtaschen fortsetzt. Diese sind dagegen verhältniss- mässig stark ausgebildet, zwei mal so lang (0,4 mm) wie der Pharynx selbst. Ihr am Grunde kolbenartig erweitertes Lumen erreicht einen Durchmesser von 0,1 mm. Eine ganz eigenthümliche und von den Cladorchinen abweichende Anordnung zeigt die Musculatur der Taschen (Fig. 104) in so fern, als sie aus verschiedenen, von ein- ander scharf abgegrenzten Partien besteht. Die vom Pharynx auf 636 F. FıscHoeper, die Taschen sich fortsetzende Musculatur liest an der Peripherie der Taschen und verhält sich ähnlich, wie es bei Oladorchis pyriformis beschrieben ist, namentlich auch bezüglich der zwischen den beiden Taschen befindlichen gemeinschaftlichen Muskelwandung. Diese äussere Wandmuseulatur wird nun nach innen zu noch durch besondere Muskelmassen verstärkt, welche dieselbe Anordnung ihrer Muskel- fasern zeigen wie die übrige Taschenmusculatur, aber dadurch aus- gezeichnet sind, dass sie an jeder Tasche in 3 von einander und auch von der übrigen Taschenmusculatur scharf abgegrenzten Längs- bündeln angeordnet sind. Die Bündel erscheinen auf Querschnitten. oval (Fig. 104). Die an den lateralen Flächen der Taschen ver- laufenden Bündel sind am dicksten (Dorsoventraldurchmesser 0,03 mm, Querdurchmesser 0,015 mm), während die an den ventralen und dorsalen Flächen gelegenen Bündel etwa nur ein halb mal so stark sind wie die lateralen (Fig. 104). Diese Muskelbündel erstrecken sich über die ganze Länge der Taschen hin und setzen sich auch auf die hintern Abschnitte des Pharynx fort. Sie ragen nicht nur in die äussere Muskelwandung, sondern auch in das Lumen der Taschen wulstartig hinein. Dadurch erscheint der Hohlraum der Taschen auf Querschnitten an den entsprechenden Stellen verengt. Da nun auch die äussere Muskelwandung der Taschen an den Stellen, wo die Längsbündel verlaufen, stark verdünnt, an den Ecken da- gegen, an denen die Bündel zusammenstossen, viel stärker (0,015 mm) ist, so erscheint auch die äussere Begrenzung der Taschen auf Quer- schnitten nicht oval oder rund, sondern in der Form eines Vierecks, dessen Seiten nach innen eingebogen und dessen Ecken abgerundet sind (vgl. Fig. 81 und 104). Der in fast gerader Richtung nach hinten verlaufende, 0,8 bis 1,0 mm lange und verhältnissmässig weite Oesophagus (Fig. 102 u. 105) theilt sich in der Mitte der vordern Körperhälfte in die beiden 0,15—0,2 mm weiten Darmschenkel, welche, unter einem spitzen Winkel aus einander gehend, sofort an die kückenfläche treten, um in einem ventralwärts offenen Bogen in die Mitte der Seitenflächen zu gelangen (Fig. 101 u. 102). Hier ziehen sie sich bis zum vordern Rande der Hoden hin, um dann an die dorsale Fläche der Hoden zu treten und, zwischen diesen und der kückenfläche des Körpers in fast gerader Richtung verlaufend, in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes zu endigen (Fig. 101 u. 102). Ganz besondere Eigenthümlichkeiten weisen die Genital- Die Paramphistomiden der Säugethiere. 637 organe auf£ Der Genitalporus liegt im hintern Ende der vordern Körperhälfte und stellt eine kreisrunde (0,3 mm im Durch- messer) Oeffinung dar, welche von einem 0,15 mm hohen und 0,08 bis 0,1 mm dicken Muskelringe, ähnlich wie auch die Oeffnung des Saugnapfes, umgeben wird (Fig. 102 u. 103). Die Hoden haben eine eichelförmige Gestalt und be- sitzen eine ganz glatte Oberfläche. Der eine ist stets etwas grösser als der andere, bald der rechte, bald der linke. Der Längs- durchmesser des grössern beträgt 1,0—1,2 mm, der des kleinern 0,8 bis 1,0 mm, während die Querdurchmesser (0,5 mm) und die Dorso- ventraldurchmesser (0,55 mm) bei beiden Hoden fast gleich lang sind. Beide Hoden liegen im hintersten Körperende un- mittelbar vor dem Saugnapf dicht neben einander, an der Ventralfläche des Thieres und auch ventral von den Darmschenkeln. Mit ihren hintern Enden reichen beide Hoden gleich weit nach hinten, während nach vorn der längere den kürzern um ca. 0,2 mm überragt (Fig. 101 u. 102). Die in der vordern Hälfte der Lateral- flächen der Hoden entspringenden Vasa efferentia verlaufen dorsalwärts nach vorn an der Innenfläche der Darmschenkel, um sich in der Höhe der Genitalöffnung zu der etwas erweiterten und zu einem rundlichen (ca. 0,15 mm im Durchmesser) Knäul ver- schlungenen Vesicula seminalis zu vereinigen. Aus ihrem distalen Pole geht ein enger (0,02—0.025 mm) Canal hervor, welcher sofort in einen allseitig geschlossenen musculösen Sack, den Cirrusbeutel, eintritt (Fig. 105). Dieser besitzt eine ovale Ge- stalt, ist 0,54—0,6 mm lang und 0,25—0,3 mm breit und ragt mit seinem distalen Ende 0,2—0,25 mm weit aus der Genitalöffnung nach aussen hervor, dieselbe fast ganz ausfüllend.. Das Vas de- ferens erweitert sich nun nicht wie bei den Cladorchinen nach seinem Eintritt in den Cirrusbeutel noch einmal zur Vesicula semi- nalis interna, sondern es behält bis zu seinem Austritt aus dem Beutel sein enges Lumen bei. Es beschreibt zunächst im distalen Ende des Cirrusbeutels einige Windungen, um dann in fast gerader Richtung nach dem distalen Pol des Beutels zu ver- laufen und aus ihm direct nach aussen auszumünden, ohne dass es zu einer Vereinigung zwischen ihm und dem Metraterm und auch zur Bildung einer Genitalpapille kommt. Der im Cirrusbeutel gerade verlaufende Endabschnitt des Vas deferens ist von einer grössern Anzahl von Zellen umgeben, die wohl als Prostatadrüsen auf- zufassen sind (Fig. 103). Ich habe an Schnittserien auch fest- 638 F. FıscHoEDER, stellen können, dass der Canal etwa 0,05 mm vor der Ausmündung in sich eingestülpt (Fig. 1035) war. Diese Thatsache in Verbindung mit den Angaben Dissıng’s, welcher, wie bereits erwähnt, den „männlichen Geschlechtsfaden herausgestreckt“*“ gesehen hat, be- rechtigen wohl zu der Annahme, dass das Endstück des männlichen Ausführungscanals ausgestülpt werden kann, so dass hier von einem wirklichen Cirrus gesprochen werden kann, wie er sonst bei den Säugethier-Paramphistomiden nicht bekannt ist. Ganz eigenthümlich ist auch die Anordnung der Dotter- stöcke. Die Dotterstocksfollikel jeder Seite sind zu 14—18 fast kuglisen (0,125—0,166 mm im Durchmesser) Gruppen vereinigt, welche in einer Sförmig gekrümmten Reihe den Darmschenkel be- gleiten. Jeder Dotterstock beginnt kurz hinter der Gabelstelle an der ventralen Fläche des Darmschenkels, wendet sich aber bald lateralwärts an die Dorsalfläche des letztern, um dann kurz hinter der Geschlechtsöffnung wieder an seine Ventralfläche zu treten. Am vordern Rande des Hodens begiebt er sich wieder dorsalwärts, um zwischen dem Darmschenkel und der Rückenfläche nach hinten zu verlaufen und schliesslich, wieder ventralwärts strebend, hinter dem hintern Rande des Hodens zu endigen (Fig. 101 u. 102). Die aus den vordern und hintern Dottercanälen hervorgehenden queren Dottergänge vereinigen sich zu einem dorsal vom vordern Ende des kleinern Hodens ge- legenen Dotterreservoir (Textfig. R), aus welchem der lange gemeinschaft- liche Dottergang hervorgeht. Dieser verläuft zunächst an der ventralen Fläche der Schalendrüse nach hinten, um von hinten her durch die Schalen- A drüse in den Keimgang zu treten Fig. R. . ” ” f 1 Weibliche Genitalorgane von Balan- (Textfig. R). orchis anastrophus aus (Cervus Der kuglige (0,25—0,3 mm im dichotomus, Brasilien. Wien. Samml. : - No. 1004. Nach Saeittalschnitten Puürchmesser) Keimstock liegt dorsal H a ralisch, a „, vom vordern Ende des kleinern Hodens, rklarung der u >) D . . . Textiig. Au, 60° dicht an der Rückenfläche des Thieres seitlich von der Medianlinie (Textfig. R). Aus seiner hintern Fläche entspringt der Keimgang, welcher, in einem nach vorn offenen Bogen medianwärts nach vorn verlaufend, Die Paramphistomiden der Säugethiere. 639 median und beinahe ganz von hinten her in die ovale (0,2—0,23 mm im Durchmesser) median hinter dem Keimstock gelegene Schalen- drüse eintritt. Der aus dem vordern Pol der Schalendrüse hervorgehende Uterus beschreibt zunächst an der medianen Fläche des Keim- stocks dorsal und vor dem kleinern Hoden einige Schlingen, tritt dann an die Mitte der Rückenfläche und schlängelt sich zwischen den beiden Vasa efferentia und den beiden Darmschenkeln zur Bauch- fläche des Thieres, um an der hintern Fläche des Cirrusbeutels zur Geschlechtsöffnung zu verlaufen. In den Cirrusbeutel tritt er nicht hinein und verbindet sich auch nicht mit dem männ- lichen Ausführungscanal zu einem gemeinschaftlichen Aus- führungsgang, sondern er mündet dicht hinter dem Cirrusbeutel am hintern Rande der Genitalöffnung, und zwar etwas neben der Median- linie (Fig. 101, 102 u. 103), nach aussen. Der Uterus hat demnach nur eine sehr geringe Ausdehnung, ist aber in seinem ganzen Ver- lauf mit Eiern vollgefüllt, deren Längsdurchmesser jedoch nur 0,125 bis 0,135 mm und deren Querdurchmesser 0,075—0,08 mm beträgt. Aus dem Keimgang entspringt kurz vor seinem Eintritt in die Schalendrüse der Laurer’sche Canal, welcher etwas zeschlängelt dorsalwärts nach hinten verläuft und etwa im Niveau der Mitte der Hoden in der Medianlinie des Rückens nach aussen mündet (Textfig. R). Die Excretionsblase liegt hinter dem LAaurer’schen Canal, zwischen den Hoden und der Rückenfläche des Thieres. Der aus ihr hervorgehende nach hinten gerichtete Canal mündet in der Höhe des hintern Randes der Hoden in der Mittellinie der Rückenfläche (Textfig. R) nach aussen. 640 F. FiscHoEDER, Anhang. Amphistomum lunatum Dizs. 1835. (Taf. 31, Fig. 105.) 1835. Amphistoma lunatum DIESING, Monogr. d. Gatt. Amphist., in: Ann. Wien. Mus. Naturg., p. 250. 1845. Amphistoma lunatum DUJARDIN, Hist. nat. des Helm., p. 335. 1850. Amphistomum lunatum DIESING, Syst. Helm., V. 1, ni 4095. 1902. Amphistomum lunatum FISCHOEDER, Die Paramphistomiden der Säugethiere, Inaug.-Diss. Königsberg, p. 53. Dieses Thier gehört wahrscheinlich nicht zu den Säugethier- Amphistomiden, sondern es ist wohl ausschliesslich ein Bewohner der Vögel. Da es aber von DıssınG (1835) unter den Amphistomen der Säugethiere genannt wird und ich auch Gelegenheit gehabt habe, von NATTERER gesammelte Originalexemplare zu untersuchen, so will ich unter Vorausschickung der literarischen Angaben die Resultate meiner allerdings nur an Totalpräparaten vorgenommenen Unter- suchungen kurz anführen. DiESING charakterisirt diese Art als: „4A. corpore subelliptico com- presso supra converiusculo, subtus plano,; ore subinfero orbieulari; acetabuli suctorü inferi limbo suborbieulari, basi coarclato, callo lunaeformi aucto* und sagt in Bezug auf den Wirth, dass „diese merkwürdige Art, die durch die auffallende Bildung des Saugnapfes eine besondere Abtheilung in der Gattung ausmacht“, NATTERER zuerst im Blinddarme eines Männchens von (ervus dichotomus und höchst sonderbarer Weise auch im Blinddarme von Anas melanotus, Anas ipecutiri und Himantopus wilsonii gefunden hat. Unerachtet der genauesten Vergleichung der Individuen aus Üervus dichotomus mit jenen von Anas melanotus, A. ipecutiri und Himantopus wil- sonü konnte er jedoch keine Verschiedenheit bemerken, und „dieses Bei- spiel des Vorkommens einer und derselben Art bei Säugethieren und Vögeln stände“ seines „Wissens als das erste da“. Im Jahre 1850 giebt er als weitern Wirth noch Anas moschata fer. an, ist hier jedoch schon geneigt anzunehmen, dass wohl die Angabe des Cervus dichotomus als Wirth von Amphistomum lhınatum auf irgend einen Irrthum bei der Etikettirung („lapsus calami“) zurückzuführen sein wird. Mir standen folgende Originalexemplare der Wiener Sammlung zur Verfügung: 1. 2 Stück mit der Aufschrift: „Amph. lunatum D., Cervi dicho- tomi coec.“ No.970. Das eine Exemplar ist fast ganz gerade gestreckt, nz Die Paramphistomiden der Säugethiere. 641 5,0 mm lang, sein grösster Querdurchmesser 1,6 mm. Das zweite Thier ist ventralwärts halbkreisförmig gekrümmt, nur 3,0 mm lang und 1,0 mm breit. 2. 2 Stück mit der Bezeichnung: „Amphist. lunatum, D. Anat. mosch. fer.“ No. 680. Eins von diesen Exemplaren ist 6,0 mm lang, 2,0 mm breit, gerade gestreckt, nur das Vorderende schwach ventral- wärts geneigt (s. Fig. 105). Das andere, 9,0 mm lange Exemplar ist im Ganzen schwach dorsalwärts gekrümmt, sein grösster Querdurch- messer beträgt 3,0 mm und der dorsoventrale 1,5 mm. Einen wesentlichen Unterschied zwischen den nach der Aufschrift von Cervus dichotomus und Anas moschata fer. stammenden Exemplaren habe ich nicht ermitteln können. Eine Verschiedenheit fand ich nur darin, dass bei den letztern beiden der Saugnapf durch eine vor dem- selben befindliche schwache Einschnürung des Körpers etwas abgesetzt erscheint, während die erstern beiden Exemplare eine derartige Einschnürung nicht zeigen. Dem entsprechend reichen die Darm- schenkel bei diesen auch bis fast an den vordern Rand des Saug- napfes heran, wohin gegen sie bei erstern schon etwa 0,8—1,0 mm vor dem Rande des Saugnapfes endigen. Die dorsoventral stark abgeplatteten Thiere haben eine lang gestreckte, zungenförmige Gestalt. Ihre Bauchfläche ist ähnlich wie bei Chiorchis fabaceus plan, die Rückenfläche schwach gewölbt, die Seitenränder scharf. Der breiteste, etwa ein Drittel der Körper- länge betragende Querdurchmesser liegt etwa in der Mitte des Thieres und nimmt sowohl nach vorn wie nach hinten nur langsam ab. In der Höhe der Geschlechtsöffnung sowie in der Höhe des vordern Randes des Saugnapfes beträgt er noch etwa ?°/, seiner ur- sprünglichen Länge. Der dorsoventrale Duchmesser beträgt nur !/, bis !/, des Querdurchmessers und nimmt nach vorn und hinten im gleichen Verhältniss ab wie der Querdurchmesser. Am hintern Ende der Bauchfiäche befindet sich die ganz ventral- wärts gerichtete, etwas in die Quere gezogene Oefinung des Saug- napfes, deren Längsdurchmesser 0,85—1,0 mm und deren Quer- durchmesser 1,0—1,2 mm beträgt. Der die Oeffnung umgebende, 0,15—0,2 mm starke Muskelrand ist, wie auch Diıesine (1835 p. 251) hervorhebt, dadurch ausgezeichnet, dass er hinten durch eine wulst- förmige Verdickung verstärkt wird, deren conisch verjüngte Enden sich vom Rande abheben und mit ihren ventralwärts gerichteten freien Spitzen den lateralen Körperrand um 0,06—0,08 mm nach aussen überragen (Fig. 105). Eine weitere Eigenthümlichkeit des 642 F. FıiscHOEDER, Saugnapfes besteht darin, dass der Grund desselben nicht gleich- mässig abgerundet ist, sondern die Form eines abgestutzten Kegels besitzt, welcher sich auch nicht senkrecht zu seiner Oeff- nung, also dorsalwärts, erhebt, sondern nach vorn gerichtet den vordern Rand des Saugnapfes um etwa 0,5 mm überragt (Fig. 105). Auch in Bezug auf die Mundöffnung besitzt Amphistomum lunatum in so fern eine besondere Eigenthümlichkeit, als die Oeffnung nicht terminal, sondern subterminal liegt (Fig. 105). Sie führt in den ovalen, ca. 0,5 mm langen und 0,4 mm breiten Pharynx, dessen Längsaxe auch nicht mit der Längsaxe des Körpers zu- sammenfällt, sondern dorsalwärts nach hinten gerichtet ist und dessen Muskelwandung 0,1—0,15 mm stark ist. Die Pharyngeal- taschen sind klein, 0,5—0,55 mm lang, ihr Lumen 0,1—0,12 mm breit, ihre Muskelwandung 0,08—0,1 mm dick. Der etwas dorsal- wärts nach hinten verlaufende 1,0—1,5 mm lange Oesophagus besitzt ähnlich wie Ohwiorchis fabaceus unmittelbar vor dem Ueber- gange in die beiden Darmschenkel eine bulbusartige muscu- löse Verdickung, deren Durchmesser etwa 0,2 mm beträgt. Die 0,12—0,18 mm weiten Darmschenkel treten in einem halbkreis- förmigen Bogen aus einander und verlaufen dann nur wenig ge- schlängelt parallel zu den Seitenrändern, etwa 0,5 mm von den- selben entfernt, nach hinten, um, mit ihren blinden verjüngten Enden etwas divergirend, bei den von Cervus dichotomus stammenden Exemplaren, wie schon erwähnt, fast dicht an den vordern Rand des Saugnapfes heran zu treten, während sie bei den von Anas moschata fer. stammenden beiden Thieren schon etwa 0,35—1,0 mm vor dem Saugnapfe endigen (Fig. 105). Die wenig auffallende Genitalöffnung liegt hinter der Gabelstelle der Darmschenkel in der Mitte der vordern Körper- öffnung. Die beiden rundlichen, ziemlich stark gelappten Hoden, deren Durchmesser etwa 0,5 mm beträgt, liegen fast genau hinter einander zwischen den beiden Darmschenkeln an der Bauchfläche des T'hieres, der hintere am hintern Ende der vordern Körperhälfte, der vordere dicht vor dem hintern. Den Verlauf der männlichen Leitungscanäle konnte ich wegen der dichten Uterusschlingen und der stark entwickelten Dotterstöcke nicht verfolgen. Letztere erstrecken sich vom Pharynx bis zum Grunde des Saugnapfes und liegen zu beiden Seiten der Darmschenkel, von wo sie sich sowohl auf die Rückenfläche als auch auf die Bauchfläche ausdehnen. Die ee ee Die Paramphistomiden der Säugethiere. 643 Dotterstocksfollikel sind zu verschieden grossen, aber verhältniss- mässig kleinen Gruppen vereinigt, welche in unregelmässiger An- ordnung dicht neben einander gelagert sind. Der Keimstock liest hinter dem hintern Hoden, ebenfalls an der Bauchfläche im vordern Ende der hintern Körperhälfte, etwas rechts von der Mittel- linie. Er ist von rundlicher Form (ca. 0,3 mm im Durchmesser), zeigt jedoch an der lateralen Fläche einen schwachen Einschnitt (Fig.105). Die Ausmündungsstelle des Laurer’schen Canals liegt etwas unter dem Niveau des Keimstockes. Die Schalendrüse habe ich nicht ge- sehen. Der Uterus steigt zunächst nach hinten, dann wendet er sich dorsalwärts, um an der Rückenfläche zwischen den Darm- schenkeln in starken Windungen nach vorn zu verlaufen, wobei er zwischen den vordern und den hintern Hoden mehr oder weniger zahlreiche, fast dicht bis an die Bauchfläche tretende Schlingen ent- sendet (Fig. 105). Vor dem vordern Hoden tritt er an die Ventral- fläche, an welcher er, noch immer stark geschlängelt, zur Genitalöffnung verläuft. In seinem ganzen Verlaufe ist er dicht mit Eiern ge- füllt, deren Längsdurchmesser 0,145—0,150 mm und der Querdurch- messer 0,072—0,075 mm beträgt. 644 F. FiıscHoEDEr, Literaturverzeichniss. 1754. DAUBENTON, L. J. M., Alleemeine Historie der Natur. Hamburg und Leipzig 1754, V. 2, Th. 2, p. 250, tab. 16, fig. 3. 1782. GOEZE, J. A. E.,, Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweide- würmer thierischer Körper, Blankenburg 1782, 4°, p.178u.179,tab. 15, fig. 22 0.0». 1782. FALK, N. D., Untersuchung der sog. 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Die Textfiguren sind mit Aus- nahme von Fig. J, welche aus Querschnitten combinirt ist, nach Sagittal- schnitten angefertigt. A Ausstülpung B Bulbus Bt Bauchtasche Bte Eingang zur Bauchtasche C’b Cirrusbeutel Cu Cutieula D Darmschenkel Db Gabelstelle des Darms De Ductus ejaculatorius Dg gemeinschaftlicher Dottergang Dh Ductus hermaphroditicus Drs Dotterreservoir Dst Dotterstöcke E Exeretionsblase Ep Exeretionsporus Et Epithel Ga Genitalatrıum @k Genitalkelch (Fn Genitalnapf Gp Genitalöffnung Gpl Genitalpapille Hh hinterer Hoden H linker Hoden Hr rechter Hoden Hv vorderer Hoden K Keimstock Kg Keimgang Le LAURER’scher Canal Lm Jängsmuskelfasern M Mundöffnung 650 Mb Muskelbündel Mf Muskelfasern Mr Muskelring Mt Metraterm Mw Muskelwandung O Oeffnung Oe Oesophagus Ph Pharynx Phk Muskelkappe Pht Pharyngealtasche Pm Pars musculosa Ppr Pars prostatica Ppl Papille F. FıscHoEDER, Pr Prostatadrüsen R Ringfalte Im Ringmuskelfasern Sdr Schalendrüse Sn Saugnapf Sph Sphincter Ut Uterus Vd Vas deferens Ve Vas efferens Vs Vesicula seminalis Vsi Vesicula seminalis interna Z Subeuticularzellen Zs Zellschicht Fig. 1—5. Paramphistomum cervi (ZED.). (Text S. 504—515.) Fig. 1. Bauchansicht, 13:1. Aus Dos taurus, Königsberg i. Pr., Schlachthof. Fig. 2. Rechte Hälfte, 13:1. Aus Bos taurus, Königsberg i. Pr. Der Keimstock (X) ist aus der linken Hälfte hinein gezeichnet. Fig. 3. Endabschnitte der Genitalleitungswege nach einem median halbirten Exemplare, 23:1. Aus Cervus elaphus, Wien. Samml., No. 932. Fig. 4 Genitalpapille mit ausgestülptem Ductus hermaproditicus, 44:1. Aus Dos tawrus, Königsberg i. Pr. (Schnittserie von Herrn Dr. LÜHr). Fig. 5. Sagittalschnitt durch den vordern Theil der Pharynxwandung mit Papillen an der Mundöffnung und im Pharynx, 127:1. Aus Bos taurus, Königsberg i. Pr. (Schnittserie von Herrn Prof. M. BRAUN). Fig. 6—7. Paramphistomum liorchrs FISCHDR. (Text S. 515—518.) Fig. 6. DBauchansicht, 13:1. Aus Cervus campestris, Brasilien. Typus. Wien. Samml., No. 935. Fig. 7. Linke Hälfte, 13:1. Aus Cervus simplieicornis, Brasilien. Wien. Samml., No. 934. Fig. 8—9. Paramphistomum bathycotyle FISCHDR. (Text S. 518—520.) | Aus Bos kerabau, Ceylon. Typus. Zool. Mus. zu Königsberg i. Pr. Fig. 8. Bauchansicht, 7,5:1. Fig. 9. Rechte Hälfte, 7,5:1. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 651 Fig. 10—11. Paramphistomum gracile FISCHDR. (Text S. 520—524.) Aus Bos »kerabau, Ceylon. Typus. Zool. Mus. zu Königsberg i. Pr. Fig. 10. Bauchansicht, 7,5:1. Fig. 11. Rechte Hälfte desselben Exemplars, 7,5:1. Der Keim- stock (X) ist von der linken Hälfte hinein gezeichnet. Fig. 12—14. Paramphistomum orthocoelium FISCHDR. (Text S. 524—528.) Aus Bos kerabau, Ceylon. Typus. Zool. Mus. zu Königsberg i. Pr. Fig. 12. Bauchansicht, 13:1. Fig. 13. Seitenansicht, 13:1. Fig. 14. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende, 27:1. Fig. 15—17. Paramphistomum dieranocoelium FISCHDR. (Text S. 528—531.) Aus Bos taurus indicus. Typus. Hygien. Institut der Thierärztl. Hochschule zu Berlin, No. G. 280. Fig. 15. Bauchansicht, 13:1. Fig. 16. Rechte Hälfte, 13:1. Fig. 17. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende, 27:1. Fig. 18—20. Paramphrstomum streptocoelium FISCHDR. (Text S. 531—534.) Aus Bos kerabau, Ceylon. Typus. Zool. Mus. zu Königsberg i. Pr. Fig. 18. Bauchansicht, 13:1. Fig. 19. Rechte Hälfte, 13:1. Fig. 20. Schnitt durch die Endabschnitte der Genitalleitungswege, 71:1. Uterus schematisirt. Fig. 21—23. Paramphistomum microbothrium FISCHDR. (Text S. 535—538) Aus Antilope dorcas. Fig. 21. Bauchansicht, 13:1. Wien. Samml., No. 933. Fig. 22. Rechte Hälfte, 13:1. Der Endabschnitt des LAURER’schen Canals (Le) ist aus der linken Hälfte hinein gezeichnet. Typus. Samml. d. Hyg. Inst. d. Thierärztl. Hochschule Berlin, No. G. 282. 652 F. FiscHoEDEr, Fig. 23. Sagittaler Medianschnitt in der Höhe der Genitalöffnung, 44:1. Uterus schematisch. Samml. des Hyg. Inst. d. Thierärztl. Hoch- schule zu Berlin, No. G. 282. Fig. 24—28. Paramphrstomum bothriophoron (M. BR.). (Text S. 538— 541.) Aus Bos taurus indieus, Madagascar. Typus. Zool. Mus. Königs- berg i. Pr. Fig. 24. Bauchansicht, 13:1. Das Thier ist um seine Längsaxe etwas gedreht. Fig. 25. Sagittaler Medianschnitt, 23:1. Genitalgänge combinirt. Fig. 26. Querschnitt in der Höhe der Genitalöffnung, 33:1. Fig. 27. Querschnitt in der Höhe des Keimstocks, 12:1. Genital- gänge combinirt. Fig. 28. Querschnitt durch die Pars musculosa und durch die Wandung der Vesicula seminalis, 86:1. Fig. 293—836. Paramphistomum calicophorum FISCHDR. (Text S. 541—547.) Fig. 29. Bauchansicht, 13:1. Unreifes, ganz gerade gestrecktes Exemplar mit weit geöfinetem Genitalkelch aus Dos taurus, China. Berl. Samml. No. F, 1219. Fig. 30. Rechte Hälfte, 13:1. Unreifes Exemplar aus demselben Glase. Vorderer Hoden und Keimstock aus der linken Hälfte hinein- gezeichnet. Fig. 31. Paratangentialschnitt, 13:1. Der punktirte Excretions- canal combinirt, auch der Exeretionsporus aus Nachbarschnitten einge- tragen. Reifes Exemplar aus Bos taurus, Queensland. Typus. Berl. Samml. No. F. 659. Fig. 32. Querschnitt in der Höhe der Keimstocks, 23:1. Genital- gänge combinirt. Unreifes Exemplar aus Bos taurus, China. Berl. Samml. No. E21} Fig. 33. Sagittalschnitt durch die Endabschnitte der Genitalcanäle, 44:1. Unreifes Thier aus demselben Glase mit stark zurückgezogener Papille. Fig. 34. Genitalkelch mit weit vorgestreckter Papille bei auffallendem Lichte gezeichnet, 13:1. Unreifes Thier aus demselben Glase. Fig. 55. Genitalkelch mit mässig vorgestreckter Papille.. Nach einem sagittal halbirten Exemplare, bei durchfallendem Lichte gezeichnet, 50:1. Reifes Thier aus Bos taurus, Queensland. Typus. Berl. Samnl. No. F. 659. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 653 Fig. 36—39. Paramphistomum cotylophorum FISCHDR. (Text S. 547—550.) Fig. 36. Bauchansicht, 13:1. Wenig durchsichtiges Exemplar aus bos taurus, Togo. Berl. Samml. No. F. 785. Fig. 37. Linke Hälfte, 13:1. Aus Bos xzebu, D. Ost-Afrika. Typus. Berl. Samml. No. 1706. Fig. 33. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 44:1. Aus Dos taurus, Togo. Berl. Samml. No. F. 852. Fig. 39. Querschnitt durch das Hinterende in der Höhe der weib- lichen Genitaldrüsen, 23:1. LAURER’scher und Excretionscanal combinirt. Aus Bos xebu, D. Ost-Afrika. Typus. Berl. Samml. No. 1706. Fig. 40—43. Stephanopharynz compactus FISCHDR. (Text S. 551—556.) Fig. 40. Bauchansicht, 18:1. Erstes Exemplar aus Bos taurus, Afrika, Berl. Samml. No. 2976. Fig. 41. Seitenansicht (Totalpräparat), 18:1. Zweites Exemplar aus demselben Glase. Fig. 42. Sagittalschnitt links neben der Medianebene, 23:1. LAURER’scher und Excretionscanal combinirt. Drittes Exemplar aus Bos taurus (Heimath?). Typus. Berl. Samml. No. 2977. Fig. 43. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende desselben Exemplars, 27:1. Fig. 44—47. Gastrothylax erumenifer (CREPL.). (Text S. 557—563.) Aus Dos kerabau, Ceylon. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Fig. 44. Rückenansicht, 7,5:1. Nach Abtragung der ventralen Taschenwandung. Fig. 45. Rechte Hälfte, 7,5 :1. Fig. 46a—c. Querschnitte, 7,5:1, in der Höhe: a) der Vesicula seminalis, b) der Hoden, c) der Schalendrüse. Fig, 47. Genitalöffnung eines median halbirten Exemplars 44:1. Fig. 48—49. Gastrothylax compressus BRDS. (Text S. 563—565.) Aus Bos indicus. Wien. Samml. 1847 D. 7. Fig. 48. Rückenansicht, 7,5 :1. Unreifes Exemplar. Fig. 49. Seitenansicht (Totalpräparat), 7,5: 1. Dasselbe Exemplar. 654 F. FiscHoEDER, Fig. 50—54. Gastrothylax spatiosus BRDS. (Text S. 566—570.) Aus Bos taurus, Dschidda.. Wien. Samml. No. 12107. Fig. 50. Rückenansicht, 7,5:1. Nach Abtragung der ventralen Taschenwandung. Fig. 51. Rechte Körperhälfte, 7,5 :1. Fig. 52a—c. Querschnitte, 7,5 :1, in der Höhe a) der Genital- öffnung, b) der Vesicula seminalis, c) der Genitaldrüsen. Fig. 53. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende, 27:1. Fig. 54. Querschnitt durch die Genitalorgane, 23:1. Fig. 55—58. Gastrothylax synethes FISCHDR. (Text S. 570— 574.) Aus Bos kerabau. Typus. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Fig. 55. Rückenansicht, 7,5:1. Nach Abtragung der ventralen Taschenwandung. Fig. 56. Linke Hälfte, 7,5:1. Der linke Dotterstock ist mit ge- zeichnet. Fig. 57a—c. Querschnitte, 7,5: 1, in der Höhe a) der Vereinigungs- stelle der Vasa efferentia, b) der Hoden, c) der Schalendrüse. Fig. 58. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende, 23:1, Uterus schematisch. Fig. 59—62. Gastrothylax elongatus POIRIER. (Text S. 574—579.) Aus Bos kerabau. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Fig. 59. Rükenansicht, 7,5 :1. Nach Abtragung der ventralen Wan- dung der Bauchtasche. Fig. 60. Rechte Hälfte, 7,5:1. Fig. 61a—c. Querschnitte, 7,5:1, in der Höhe a) der Genital- öffnung, b) der Vereinigungsstelle der Vasa efferentia, c) der Hoden. Fig. 62. Endabschnitte der Genitalleitungswege nach einem median halbirten Exemplare, 44:1. Ä Die Paramphistomiden der Säugethiere. 655 Fig. 63—66. Gastrothylax eobboldi POIRIER. (Text S. 579— 583.) Aus Bos kerabau. Zool. Mus. Königsberg i. Pr. Fig. 63. Rückenansicht, 7,5:1. Nach Abtragung der ventralen Taschenwandung. Fig. 64. Rechte Hälfte, 7,5 :1. Fig. 65a—c. Querschnitte, 7,5 : 1, in der Höhe a) des Uebergangs der Vesicula seminalis in die Pars musculosa, b) der Grenze zwischen dem mittlern und hintern Körperdrittel, ce) der Hoden. Fig. 66. Sagittaler Medianschnitt durch die Endabschnitte der Genitalcanäle, 44 : 1. Fig. 67—71. Gastrothylax mancupatus FISCHDR. (Text S. 584—588.) Fig. 67. Rückenansicht (Totalpräparat), 7,5:1. Aus Dos taurus, Afrika. Typus. Berl. Samml. No. 2976. Fig. 68. Rechte Hälfte, 7,5:1. (Wirth ?) Madagascar. Hamb. Samml. No. 16518. Fig. 69a—c. Querschnitte, 7,5: 1, in der Höhe a) der Genital- öffnung, b) des Uebergangs der Vesicula seminalis in die Pars musculosa, c) des vordern Randes der Hoden. Aus Dos taurus, Afrika. Typus. Berl. Samml. No. 2976. Fig. 70. Querschnitt Fig. 69a, 44 :1. Fig. 71. Querschnitt durch die männlichen und weiblichen Genital- organe desselben Exemplars, 23:1. Fig. 72—76. Gastrothylax minutus FISCHDR. (Text S. 588—591.) Fig. 72. NRückenansicht, 13:1. Nach Abtragung der ventralen Taschenwandung. Aus Anteope sp., Kamerun. Typus. Berl. Samnml. No. F. 734. Fig. 73. Rechte Hälfte, 13:1. Aus demselben Glase. Typus. Fig. 74. Endabschnitte der Genitalcanäle, 44 : 1, desselben Exemplars. Fig. 75a—c. Querschnitte, 13:1, in der Höhe a) der Genital- öffnung, b) der Vereinigungsstelle der Vasa efferentia, c) des Hinterendes der Bauchtasche. Aus Tragelaphus seriptus, Kamerun. Berl. Samnl. No. F. 698. Fig. 76. Querschnitt durch die Genitaldrüsen, 33:1. Aus Anti- lope sp., Kamerun. Typus. Berl. Samml. No. F. 734. 656 F. FiscHorDEr, Fig. 77a—b. Paramphistomum sp. (Text S. 594—595.) Fig. 77. Der Fläche nach durchschnittenes Exemplar aus Dos taurus indieus, 13 : 1, a) ventrale Hälfte von der Ventralfläche, b) dorsale Hälfte von der Schnittfläche gezeichnet. Wien. Samml., ohne Nummer. Fig. 78—81. Uladorchis (Oladorchis) pyriformis (DIES.). (Text S. 596—602.) Aus Tapirus americanus, Brasilien. Originalexemplare der Wien. Samml. No. 989. Fig. 78. Bauchansicht, 7,5: 1. Fig. 79. Linke Hälfte, 7,5 :1. Fig. 80. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 23:1. Genitalcanäle schematisirt. Fig. 8la—c. Querschnitte durch das vorderste Körperende eines stark geschrumpften Exemplars, 23:1, a) kurz hinter dem Ursprung der Pharyngealtaschen, b) in der Mitte der Pharyngealtaschen, c) kurz vor den blinden Enden der Pharyngealtaschen. Fig. 82—85. Cladorchis (Cladorchis) asper (DTES.). (Text S. 602—606.) Aus Tapirus americanus, Brasilien. Originalexemplare der Wien. Samml. No. 929. Fig. 82. Bauchansicht, 7,5 :1. Fig. 83. Linke Hälfte, 7,5 :1. Der Keimstock ist aus der rechten Hälfte hinein gezeichnet. Fig. 84. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 23:1. Genitalcanäle schematisirt. Fig. 85. Längsschnitt durch eine Papille aus dem Saugnapfe, 240 : 1. Fig. 86—88. Cladorchis (Taxorchis) schistocotyle FISCHDR. (Text S. 607—610.) Aus Tapirus americanus, Brasilien. Typus. Wien. Samml. No. 955. Fig. 86. Bauchansicht, 6:1. Erstes Exemplar. Fig. 87. Seitenansicht (Totalpräparat), 6: 1. Zweites Exemplar. Fig. 88. Saugnapf des zweiten Exemplars von hinten gesehen, 6:1. Bei auffallendem Lichte gezeichnet. Die Paramphistomiden der Säugethiere. 657 Fig. 89—92. Cladorchis (Stichorchis) giganteus (DIES.). (Text S. 611—614.) Aus Dieotyles torqualus, Brasilien. Originalexemplare der Wien. Samml. No. 955. Fig. 89. Bauchansicht, 6:1. Der Genitalnapf steht weit offen. Fig. 90. Seitenansicht, 6:1. Genitalnapf geschlossen. Fig. 91. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 13:1. Genitalcanäle schematisirt. Fig. 92. Querschnitt in der Höhe der weiblichen Geschlechtsdrüsen, 13:1. Genitaleanäle schematisirt. Fig. 93—96. Cladorchis (Stichorchis) subtriquetrus (RUD.). (Text S. 615—621.) Aus Castor fiber. Wien. Samml. No. 990. Stark geschrumpft. Fig. 93. Bauchansicht, 6:1. Fig. 94. Medianer Saeittalschnitt, 13:1. Der Keimstock, der An- fangstheil des Uterus und theilweise auch der LAURER’sche Canal sind aus benachbarten Schnitten hineingezeichnet. Fig. 95. Querschnitt in der Höhe der weiblichen Genitaldrüsen, i8.-T. Fig. 96. Querschnitt durch den Pharynx, 13:1. Pharyngeal- taschen schematisirt. Fig. 97—100. Chiorchis fabaceus (DIES.). (Text S. 621—627.) Aus Manalus australis. Wien. Samml. No. 945 u. 948. Fig. 97. Bauchansicht, 7,5 :1. Fig. 98. Seitenansicht, 13:1. Fig. 99. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 27:1, Genitalcanäle schematisirt. Fig. 100a—c. Querschnitte, 13:1, a) kurz hinter dem Ursprunge der Pharyngealtaschen die Lagerung der Muskelbündel zeigend, b) kurz vor dem blinden Ende der Pharyngealtaschen, c) in der Höhe der weib- lichen Genitaldrüsen. LAURER’scher Canal schematisirt. Fig. 101—104. Balanorchis anastrophus FISCHDR. (Text S. 634—639.) Originalexemplar aus Cervus dichotomus, Brasilien. Wien. Samml. No. 1004. 658 F. FiscHoEDer, Fig. 101. Bauchansicht, 23:1. Fig. 102. Seitenansicht (Totalpräparat) desselben Exemplars, 23:1. Fig. 103. Medianer Sagittalschnitt durch das Vorderende, 44:1. Endabschnitte der Genitalcanäle schematisirt. Fig. 104. Querschnitt in der Höhe der Pharyngealtaschen, 86:1. Die Anordnung der Musculatur zeigend. Fig. 105. Amphistomum lunatum (DIES.). (Text S. 640—643.) Originalexemplar aus Anas moschata fer., Brasilien. Wien. Samml. 0.680,97: Fig. 105. Bauchansicht, 18:1. Inhaltsübersicht. Einleitung I. System . II. Allgemeines über die > ERERED on EL der aus thiere. Bestimmungstabelle . Uebersicht über das on 3: Paramphistomiden 111. Specieller Theil 1. Unterfamilie Paramphisiominae . A. Genus EN an - ee RuD. e. p.) a) mit vollkommener al von LAURER- schem Canal und Excretionsblase . 1. Paramph. 2. Paramph. 3. Paramph. 4. Paramph. b) ohne Kreuzung cervi (ZED.) . liorchts FISCHDR. bathycotyle FISCHDR. . gracile FISCHDR. von LAURER’schem Canal und Excretionsblase Seite 485 487 490 492 498 5903 503 903 504 504 515 518 520 524 Die Paramphistomiden der Säugethiere. 659 Seite 5. Paramph. orthocoelium FISCHDR. 924 6. Paramph. dieranocoelium FISCHDR.. 528 7. Paramph. streptocoelium FISCHDR. . 531 c) mit unvollkommener Kreuzung von LAURER- schem Canal und Excretionsblase . 939 8. Paramph. microbothrium FISCHDR. . 535 9. Paramph. bothriophoron (M. BR.) 538 10. Paramph. calicophorum FISCHDR. 41 11. Paramph. cotylophorum FISCHDR. 547 B. Genus Stephanopharyns FISCHDR. .- 551 Stephanoph. compactus FISCHDR. Sol C. Genus Gastrothylasc POIRIER . 556 a) Querschnitt der Tasche dr ken mit due wärts gerichteter ungetheilter Spitze . 597 l. Gastroth. erumenifer (ÖREPL.) 557 2. Gastroth. compressus BRDS. 563 b) Querschnitt der Tasche dreieckig, a wärts gerichtete Spitze gabelförmig getheilt 565 3. Gastroth. gregarius Looss. 565 c) Querschnitt der Tasche rund 966 4. Gastroth. spatiosus BRDS. . .. 966 d) Querschnitt der Tasche dreieckig, mit ventral- wärts gerichteter Spitze . ea El) 5. Gastroth. synethes FISCHDR. . 570 6. Gastroih. elongatus POIRIER . 974 7. Gastroth. cobboldi POIRIER 579 8. Gastroth. mancupatus FISCHDR. . 584 e) Querschnitt der Tasche dreieckig, mit ventral- wärts gerichteter Spitze. Die beiden der Basis anliegenden Winkel gabelförmig getheilt I Er 588 9. Gastroth. minutus FISCHDR. 588 D. Species inquirendae . 592 1. Amphistomum 9 uahisronyl Base 592 2. Amphistiomum explanatum ÜREPL. 593 3. Paramphistomum sp. 594 II. Unterfamilie Oladorchinae . 595 A. Genus Cladorchis FiscHDr. 596 a) Subgenus Oladorchis s. A .. 596 1. Oladorchis Me) Ppyriformis Dres) 596 2. Oladorchis (Oladorchis) asper (Dies.) 602 660 F. Fıschoerper, Die Paramphistomiden der Säugethiere. b) Subgenus Taxorchis FISCHDR. x 3. Oladorchis (Taxorehis) schistocotyle FISCHDR. i c) Subgenus Stöchorchis FISCHDR. 4. Oladorchis (Stichorchis) giganteus DIES.) 2, ur eat RER re 5. Oladorchis (Stichorchis) subtriquetrus (Rup.) . B. Genus Chiorchis FISCHDR. . Ohiorchis fabaceus (DIES.) . ©. Genus Gastrodiscus (LEUCK. in litt.) CoBB. . l. Gastrodiscus aegyptiacus COBB. 2. Gastrodiscus (?) hominis (LEWIS and CONNELL) . 5 D. Genus Homalogaster POIRIER 1. Homalogaster paloniae POIRIER . 2. Homalogaster poirieri GIARD et BILLET E. Species inquirendae . Be. 1. Amphistomum hawkesi COB®. 2. Amphistomum collinst var. stanleyv CoBB. EN 05 Amphistomum collinst COBB. . . Amphistomum tuberculatum COBB. . . Amphistomum ornatum COBeE. . Amphistomum papillatum CoBB. . Amphistomum emarginatum DIES. . soo w III. Genus Balanorchis FISCHDR. Balanorchis anastrophus FISCHDR. Anhang AT ar ar Amphistomum lunatum DIES. Literaturverzeichniss N Erklärung der Abbildungen. Lippert & Co. (G. Pätz’sche Buchdr.), Naumburg a/S. Seite 607 607 610 6ll 615 621 621 627 628 629 630 630 630 651 631 631 631 631 631 631 633 633 634 639 640 644 649 Zoolog Jahrbucher. Ba.l 7,Abth f Syst. | N Gebauer gez Verl v. Gusta ‚Jena. Litk.Anstw.A Giltsch, Jena. \ Verl v GustavFisther, Jena. NiGebauer gez Zoolog. Jahrbücher, Bd.17.Abth. £ Syst. M.Gebauer gez. Verl.v. Gu aha wen, rss fa 13 AU F I cher, Jena. Lith.Anstv.A Gilisch, Jena. | Dst------- M Gebauer ez. 2 ‚ Verl.v. Gustav fischer Jena. Tr Na RE TA Tanın Lith.Anstv.A Giltsch, Jena Zoolog. Jahrbücher, Balz, Abth.f Syst. | Bar 2 ee MGebauer gez. J Verl.v.Gusta Taf. 22: er,Jena. Lith. Anst.v. A.Giltsch Jena. Zoolog. Jahrbücher, Bd.17, Abth.f Syst. | Tara. ... I MGebauer gez. erl.v. Gustav Fischer, Jena. | Lith.Anstv. A,Giltsch, Jena, Zoolog. Jahrbücher, Ba.IZAbUN.F. Syst. md | Verl,v. Gusta ena = v re ; Ba.IZAbth.T. Syst. Sem GustavFischer, Jena 5 = Verl.v aa a [4 M.Gebauer gez. “- u Zoolog. Jahrbücher,Bd.17,Abth.f. Syst. PiGebauer gez. Verlv.Gust Taf,24. IE ONE \ RP, RT \ DEN RT TER SS SI ze SS En . ER 2 R Jena. Lith.Anst.v. A Giltsch, Jena. .. Tl = fe BT IDEE UN 1.4 Juhrbücher. Ba. 17,.Abih.£ Syst. ustav Fischer Jena . lv.6G V er MiGebauer gez a Zoolog. Jahrbücher, Bd.17.4bth F. Syst. M Gebauer gez. Verl. v. Gust: 122: Fre‘ Ta N EI 1 nd Dee Me re GEGETE AR NIST 5 Zectl A Qltsch Jen Er Anstv ith T r Jena Zoolog. Jahrbücher, Bd.1ZAbth 1. Syst. meiste ERS ci nn f ZIP, =) DD Pre Verl v Gustav Fischer Jena M.Gebauer gez. = I Zoolog Jahrbücher, Bd.17. Abth.f Syst. ’ ' ' = - BEER, er RE ERT er N Pe. [ x \ LP PART N NR I Ti >) 17 L 3 M.Gebauer gez. 1a. 20, Dt sch, Jena. Gl A Lith.Anst.v „Jena. v. AGiltsch, Jena Lith. Anst 1 Verl v. Gustav Fischer, Jena. M.Gebauer gez. 4 “ Bd.17 Abth.f. Syst. =, ‚ Zoolog. Jahrbücher Gebauer gez, M TAR2L en ee ‚Sen M.Gebauer gez, Verl.v. GustavFischer, Jens h \L Giltsch, Jena y m ” Zoolog. Jahrbücher, Bd.17.Abth. £ Syst. f 2 en ge le Ka. Drs X on * u ANTTEnmnme Rt M.Gebauer gez. Taf: 28. er HZ Ze | Lith Anstv. A.Giltsch, Jena. ‚olog. Jahrbücher. Bd17Abth.F Syst. art MAG ner a J Lith Aust. AGiltsch, Jena Verl v Gustav Fischer, Jena. M-Gebauer gez. Zoolog. Jahrbücher, Bd.17.Abth. £ Syst. 2, Na ) Sf & MGebauer gez. Verl. v Gustav ena Lith.Anstv. A.Giltsch, Jena nn 2 AR Bi S MGebauer gez. Verl. v. Gustav Fischer, Jena, Lith Anstv. A Glltsch Jena - Zoolog Jahrbücher, Bd.17.Abth. f. Syst. M.Gebau ez ‚tavl Gebauer gez. Verl. v. Gustav So PRE-- en = vs \ Br: A Bi Ei N EAN Kerr R 5 Lith Anst.v_A.Giltsch ‚Jena ER Zoolog Jahrbücher, Bd.17.Abth.f Syst. Taf. 30. ‘ ‘ “* N PR N hie Pi P4 Kent M.Gebauer gez j Verl. v. Gustav Fischer, Jena, ; ! Lith Anst.v.A.Giltsch ‚Jena Zoolog Jahrbücher, Bd.17 Abth. f Syst. Verl.w. ebauer gez ir M DI ME Jena 7 1170) Giltsch ınstwA n ZI Lih Taf si. r Fa DE ee nn {1 B Bi N ER Fi EEE EBEN PT raper>2 \ —— — — ni Verl v. Gustav Fischer, Jens, RR a Ye r Be | | | 7 ff RD mr ER ale | | FISCHOEDER, B, Die Paramphistomiden der Säugethiere. Mit Tafel 20—31 Eu 17 er TR RES RE ee ...485 Seite Verlag von Güstav Plechenn in ‚Jena. Vor kurzem begannen zu ehe Wissenschaftliche Ergebnisse der Dentsehen Tieisee-Exnedition auf dem Dampfer „Valdivia‘“ 1898-1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von Carl Chun Professor der Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. Der Bericht über die ‚reichen wissenschaftlichen Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition wird von den naturwissenschaftlichen Forschern nicht nur Deutschlands, sondern auch des Auslandes mit -der grössten Spannung erwartet, insbesondere nachdem der Leiter der Expedition, Herr Professor Chun in Leipzig, durch sein Werk „Aus den Tiefen des Weltmeeres, Schilderungen von der deutschen Tiefsee-Expedition“ (zweite Auflage im Erscheinen) bereits darauf hingewiesen hat, welche umfassenden und wichtigen Bereicherungen unserer Kenntnisse auf biolo- gischem Gebiet zu erwarten sind. Die ausserordentliche Reichhaltigkeit des gewonnenen Materials über- stieg alle Erwartungen. Um dasselbe sobald als möglich der wissenschaft- lichen Welt nutzbar zu machen, ist die Bearbeitung desselben 61 Forschern übertragen worden, deren Abhandlungen nunmehr nach und nach erscheinen werden. Von der ersten Gruppe liegt die umfangreiche Oceanographie und maritime Meteorologie des Herrn Dr. Gerhard Schott fertig vor. Dieselbe erschien als erster Band des Unternehmens mit dem Nebentitel: Oceanographie und maritime Meteorologie Im Auftrage des Reichs-Marine-Amts .. . bearbeitet von Dr. @erhard Schott, Assistent bei der deutschen Seewarte in Hamburg, Mitglied der Expedition, Mit einem Atlas von 40 Tafeln (Karten, Profilen, Maschinenzeichnungen u. s. w.), 26 Tafeln (Temperatur-Diagrammen) und mit 35 Figuren im Text. Preis für Text und Atlas 120 Mark. Fortsetzung auf der 3. Umschlagseite. u RE N | ABTHEILUNG .. HERAUSGHEBEN IN GIESSEN. = _ SIEBZEHNTER BAND. Viertes bis. ‚sechstes Heft. MIT 12 TAFELN UND 17 ABBILDUNGEN | A Inhalt. ; Seite LivAnow, L., Die Hirudineen - Gattung Sa Vejd. Mit Tarsh IR Mar’, ER ZE BAE A DE ED MoROFF, TH,, Studien ulee DRG RDEHITRER: Mit Tafel 14-18: .. ..,363 STAFFORD, J., The American Ed of Distomum eygnoides. With plate 135 RR BR HENFLAE SB THILENIUS, G., Ergebnisse einer Ba dureh, Öbeänien N 425 ZIMMER, CARL, Die von Prof. Dr. THILENIUS gesammelten One ceen, Mit 22 Abbildungen im Text . . .'. 444 GOUGH, LEewıs Henry, On the Anomalous Snakes in ib0 Cöllechians of "the Zoological Tastehieie, Strassburg . 457 Ruzsky, M., Neue Ameisen aus Russland. Mit 8 Apbildunden u im Mext 469 Varlaeır von in Buster Fiachen ü in eat Vor kurzem begannen zu erscheinen: Wissenschaftliche Ergebnisse der Denisehen Tieisen-KApedition auf dem Dampfer „Valdivia‘“‘ 1898-1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von :Garlil Chun Professor der Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. Der Bericht über die reichen wissenschaftlichen Ergebnisse . der deutschen Tiefsee-Expedition wird von den naturwissenschaftlichen Forschern nicht nur Deutschlands, sondern auch des Auslandes mit der grössten Spannung erwartet, insbesondere nachdem der Leiter der Expedition, Herr Professor Chun in Leipzig, durch sein Werk „Aus den Tiefen des Weltmeeres, Schilderungen von der deutschen Tiefsee-Expedition“ (zweite Auflage im Erscheinen) bereits darauf hingewiesen hat, welche umfassenden und wichtigen Bereicherungen unserer Kenntnisse auf biolo- gischen Gebiet zu erwarten sind. Die ausserordentliche Reichhaltigkeit des gewonnenen Materials über- stieg alle Erwartungen, Um dasselbe sobald als möglich der wissenschaft- lichen Welt nutzbar zu machen, ist die Bearbeitung desselben 61 Forschern übertragen worden, deren Abhandlungen nunmehr nach und nach erscheinen werden. Fortsetzung auf der 3. Umschlagseite. ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER, — ABTHEILUNG FÜR SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. SIEBZEHNTER BAND. - Drittes Heft. MIT 7 TAFELN UND 30 ABBILDUNGEN IM TEXT. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. Ausgegeben am 18. December 1902. TUN Inhalt. Seite v. BUTTEL-REEPEN, H., Zur Kenntniss der Gruppe des Distomum clavatum, insbesondere des Dist. ampullaceum und des Dist. siemersi. Mit Tafel 6—10 und 8 Abbildungen im Text .°. 165 REH, L., Biologisch-statistische Untersuchungen an amerikanischen - Obst- Schildläuen . . EEE A AD Dvoke, Aborr, Die stachellosen Bienen (Melmons 1) von Parä. Mit Tafel 11 und 17 Abbildungen im Text. . SE TREE BoaAs, J. E. V., Triplotaenia mirabilis. Mit Tafel 12. . . 329 FOREL, A. ar H. Durour, Ueber die Empfindlichkeit der Ameisen für Ultra-violett und er sche Strahlen, . . RR Verlag von Gustav Fischer in Jena. Vor kurzem begannen zu erscheinen: Wissenschaftliche Engelnisse der Denisehen Tieisee-Expedition auf dem Dampfer „Valdivia“ 1898—1899 Im Auftrage des Reichsamts des Innern herausgegeben von Carl Chun Professor der Zoologie in Leipzig, Leiter der Expedition. Der Bericht über die reichen wissenschaftlichen Ergebnisse der deutschen Tiefsee-Expedition wird von den naturwissenschaftlichen Forschern nicht nur Deutschlands, sondern auch des Auslandes mit der grössten Spannung erwartet, insbesondere nachdem der Leiter der Expedition, Herr Professor Chun in Leipzig, durch sein Werk „Aus den Tiefen des Weltmeeres, Schilderungen von der deutschen Tiefsee-Expedition“ (zweite Auflage im Erscheinen) bereits darauf hingewiesen hat, welche umfassenden und wichtigen Bereicherungen unserer Kenntnisse auf biolo- gischen Gebiet zu erwarten sind, Die ausserordentliche Reichhaltigkeit des gewonnenen Materials über- stieg alle Erwartungen. Um dasselbe sobald als möglich der wissenschaft- lichen Welt nutzbar zu machen, ist die Bearbeitung desselben 61 Forschern übertragen worden, deren Abhandlungen nunmehr nach und. nach erscheinen werden. Fortsetzung auf der 3. Umschlagseite. Be nu ar ABTHEILUNG. FÜR & Se 2 - SYSTEMATIK, GEO GRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIER RB HERAUSGEGEBEN a $: VON \ PROF. DR. J. W. SPENGEL e IN GIESSEN. SIEBZEHNTER BBND. Zweites Heft. I | £ MIT 7 TAFELN UND 8 ABBILDUNGEN IM mn. > ee FBNA 2 nr i DR: VERLAG VON GUSTAY. FISCHER. 1902. | | 5 Ausgegeben. am 8 Fun ZWOLOGISCHE JAHRBÜCHER, ABTHEILUNG FUR = SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. SIEBZEHNTER BAND. Erstes Heft. MIT 5 TAFELN UND 5 ABBILDUNGEN IM TEXT. ASEMPER % Ä PNIS a De = er } e>> 77 eo Sr; JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1902. a. Ausgegeben’ am 10. Nöoyember 1902. Inhalt. Seite VOSSELER, J., Beiträge zur Faunistik und Biologie der Orthopteren Algeriens und Tunesiens. II. Theil. Mit Tafel 1—3 und 5 Ab- bildungen im Text 2,2% I k 1 WASsMANN, E., Termiten, Teriiitophilen ee Mrmekopiklene ge- sammelt auf Ceylon von Dr. W. Horn 1899. Mit Tafel 4 Und:D..r 2 N A de 99 _ Verlag von R. Friedländer & Sohn in Berlin N.W. 6. Soeben a : Zoologischer Jahresbericht «1901. Herausgegeben von der Zoologischen Station zu Neapel, redigiert von Prof. Paul Mayer. Preis: 24 Mark. Früher erschien : Jahresbericht für 1879-85 (statt 232 M.) für 116M., derselbe für 1886—1900 a Bd. 24 M. — Register 1886—90: 16 M. Berlin, 10. August 1902, Exportbuchhandlung J. Gamber, 2 Rue de l’Universite, Paris versendet gratis und franco seine monatlichen Antiquariats- und Neuigkeitskataloge. Lieferung aller neuen u. antiqu. Bücher billigst. Verlag von Gustav Fischer in Jena. Soeben erschien: Verhandlungen des V. Internationalen Zoologen-Kongresses zu Berlin 12, —16. August 1901. Mit 19 Tafeln und 116 Abbildungen im Text. Herausgegeben vom Generalsekretär des Kongresses Paul Matschie. Vorzugspreis bis zum 31. Dezember 1902: 30 Mark. Am I. Januar 1903 wird der Preis auf 40 Mark erhöht werden. DS” Die Benutzung des Werkes wird wesentlich erleichtert durch ein sorgfältiges Sach- und Namenregister, in welchem die neu beschriebenen Arten und neu eingeführten Termini erwähnt und alle für eine Tierklasse oder einen Zweig der Zoologie wichtigen Hinweise übersichtlich beieinander zusammengestellt sind. BD E17 UN 00806 2697