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■,. vUS,^
ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER
ABTHEILUNG
FÜR
SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE
DER THIERE.
HEßAUSGEGEBEN
VON
PROF. DR J. W. SPENGEL
IN GIESSEN.
ACHTZEHNTER BAND.
MIT 29 TAFELN UND 71 ABBILDUNGEN IM TEXT.
JENA,
VERLAG VON GUSTAV FISCHER.
1903.
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, vorbehalten.
6L B
Inhalt.
Erstes Heft
(ausgegeben am lo. März 1903).
Seite
Ostwald, "Wolfgang, Theoretische Planktonstudieu. Mit Tafel 1 — 4
und 2 Abbildungen im Text 1
Attems , Cael Graf, Beiträge zur Myriopodenkunde. Mit Tafel
5—11 63
Zweites Heft
(ausgegeben am 1. April 1903).
Attems, Cael Graf, Synopsis der Geophiliden. Mit Tafel 12 — 16 155
Palacky, J., Die Verbreitung der Ungulaten 303
Palacky, J., Die Verbreitung der Insectivoren 342
Drittes Heft
(ausgegeben, am 18. Mai 1903).
Endeelein, Günther, Zur Kenntniss amerikanischer Psociden.
Mit Tafel 17 u. 18. . . 351
Endeelein, Günthee, Zur Kenntniss europäischer Psociden. Mit
Tafel 19 und 9 Abbildungen im Text 365
VAN DouWE, C, Zur Kenntniss der Süsswasser-Harpacticiden Deutsch-
lands. Mit Tafel 20 383
E.UCKER , Augusta , Further Observations on Koenenia. With
plates 21—23 401
Viertes und fünftes Heft
(ausgegeben am HO. Mai 1908).
Michaelsen, "W., Die Oligochäten Nordost- Afrikas, nach den Aus-
beuten der Herren OscAE Neumann und Carlo Freiherr
VON Eelanger. Mit Tafel 24—27 435
Keaepelin, K., Scorpione und Solifugen Nordost - Afrikas , ge-
sammelt 1900 und 1901 von Caelo Freiherrn VON Erlangee
und OsCAE Neümann. Mit 3 Abbildungen im Text . . . 557
IV Inhalt.
Sechstes Heft
(ausgegeben am 15. .Juli 1903). Seite
Krumbach, Thilo, lieber die Grreifhaken der Chätognathen. Mit
20 Abbildungen im Text 579
Nielsen , J. C. , Ueber die Entwicklung von Bombylius pumilus
Meig,, einer Fliege, welche bei Oolletes daviesiana Smith
schmarotzt. Mit Tafel 28 und 1 Abbildung im Text . . . 647
Nielsen, J. C, Zur Lebensgeschichte des Haselbockkäfers (Oberea
linearis Fabr.)- Mit Tafel 29 659
Zimmer, Carl, Die Cumaceen des Museums für Naturkunde in Berlin.
Mit 30 Abbildungen im Text 665
GßÜNBERG, Carl, Zur Kenntniss der Odonatenfauna des ost-afrika-
nischen Seengebiets, Mit 6 Abbildungen im Text .... 695
BoTEZAT, Eugen, Zur Lebensgeschichte des Kolkraben .... 727
Nachdruck verboten.
Uebersetzungsrecht vorbehalten.
Theoretische Planktonstudien.
Von
Wolfgang Ostwald, Leipzig.
Mit 4 Ciirven iind 2 Abbildungen im Text.
I. lieber die Beziehungen des Planktons zu dem Gehalte des
Wassers an gelösten Stoffen.
Einleitung".
In einer frühem Arbeit ^) habe ich in sehr allgemeinen Zügen
darzulegen versucht, dass die Schwebefähigkeit des Planktons,
also seine Haupteigenschaft, von welcher fast alle übrigen Lebens-
eigenschaften desselben beeinflusst werden, abhängig ist von ge-
wissen Grössen, welche theilweise biologischer, theilweise aber rein
physikalisch-chemischer Natur sind. Die Abhängigkeit der Schwebe-
fähigkeit des Planktons, welch letztere wir zweckmässiger Weise
als eine Sinkgeschwindigkeit von minimalem Werthe auffassten,
von diesen Factoren Hess sich kurz so darstellen, dass
Schwebefähigkeit oder minimale Sinkgeschwindigkeit
Uebergewicht
Innere Reibung der Flüssigkeit X Formmderstand
war. Dabei bestand, um kurz zu wiederholen, das Uebergewicht,
die abwärts treibende Kraft, in der Diiferenz der specifischen Ge-
1) Biol. Ctrbl. 1902.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst.
2 WoLFGÄNG Ostwald,
wichte von Körper und Flüssigkeit, die innere ßeibiing der Flüssig-
keit in einer phj^sikalisch-cliemischen, experimentell messbaren
Grösse und endlich der Formwiderstand in Oberfiächengrösse
und Gestalt (resp. Verticalprojection) des sinkenden Körpers. In
Betreff der Einzelheiten muss ich auf meine frühere Arbeit ver-
weisen.
Yen diesen drei Factoren erwiesen sich das üebergewicht und
der Formwiderstand als abhängig vom Organismus selbst, während
die innere Reibung einen rein physikalisch-chemischen, vom Or-
ganismus unabhängigen, äussern Factor darstellte. Von den beiden
biologischen Factoren wieder war, wie eine nähere Untersuchung
zeigte, das Üebergewicht der Organismen (einzelne Special einrich-
tungen ausgenommen) verhältnissmässig sehr wenig veränderlich,
während wir vom Form widerst and gerade das Gegentheil zeigen
konnten. Es ergab sich nun. dass die innere Reibung des Wassers
bei Weitem der variabelste Factor der Schwebefähigkeit war. Um
nun bei Veränderungen der innern Reibung die Schwebefähigkeit
wieder her zu stellen oder, anders gesagt, die Sinkgeschwindigkeit
wieder auf ein Minimum zu reduciren, mussten die andern Factoren
in entgegengesetztem Sinne der Aenderung der innern Reibung ant-
worten; genauer gesagt, musste sich bei Herabsetzungen der
innern Reibung entw^eder das Üebergewicht verringern oder der
Formwiderstand vergrössern. Wegen der schon erwähnten ziemlich
grossen Constanz des Uebergewichts bestehen diese regulirenden
Antworten meist in Vergrösserungen des Form Widerstandes. Dabei
war natürlich zu unterscheiden zwischen einem Plankton, das. aus
der Summe von zu einer Zeit gefangenen oder in einem kleinern
Zeiträume beobachteten Plauktonorganismen bestand, also einem In-
dividuenplankton, und einem Planktonbegriff, welcher einen grössern
Zeitfactor besass, sich also aus Entwicklungen, Generationen etc.
zusammensetzte. Während regulirende Reactionen bei dem Indi-
viduenplankton nur in sehr seltenen Fällen vorkamen, die betreffen-
den Organismen in Folge der veränderten innern Reibung des
Wassers also passive Verticalbewegungen machen mussten, fanden
wir bei nur ganz allgemeiner flüchtiger Betrachtung bei Berück-
sichtigung des allgemeinern Planktonbegriffes eine Fülle von
regulirenden Reactionen des Formwiderstandes, die sich in Vervoll-
kommnungen der Schwebevorrichtungen, der ganzen Körpergestalt,
Verringerungen des Volumens und Verbesserung des Verhältnisses
von Volumen und Oberfläche etc. zeigten.
Theoretische Planktonstudien. 3
Was nun die Ursachen der Veränderung- der innern Reibung
anbetrifft, so gab ich in meiner frühern Arbeit schon an, dass es
ganz besonders zwei Factoren sind, welche die innere Reibung des
Wassers variiren lassen, einmal nämlich die Temperatur und
zweitens der Gehalt des Wassers an gelösten Stoffen.
Was den Teraperatureinfluss anbetrifft, so betrug derselbe pro
1" ca. 27o, d. h., wenn wir die innere Reibung des Wassers bei
0*^ = lOO setzen, so beträgt dieselbe bei 25" nur 50. ist also nur
halb so gross wie bei 0".
In ähnlich starkem Maasse beeinflussten auch die gelösten
Stoffe die innere Reibung; doch lagen hierüber in der phj^sikalisch-
chemischen Literatur lange nicht so ausführliche Messungen vor
wie bei dem Temperaturfactor.
In den folgenden Abhandlungen sollen zunächst die Fälle näher
untersucht werden, bei denen durch Variation des Gehaltes
an gelösten Stoffen Veränderungen der Schwebe-
bedingungen hervorgerufen werden. Weitere, bald
folgende Abhandlungen, sollen die analogen Verhältnisse bei Variation
der Temperatur zu ihrem Gegenstande haben. Dazu möchte ich
noch von vorn herein bemerken, dass bei Vergleichung der Menge
der Mannigfaltigkeiten, welche sich einerseits in Folge Variation
der innern Reibung des Wassers durch den Salzgehalt, andrerseits
durch Variation der Temperatur nachweisen lassen, die Reactionen
des Planktons auf Temperaturvariationen ganz unvergleich-
lich viel zahlreicher, verschiedenartiger und genauer definirbar sind
als im andern Falle. Doch hoffe ich, dass sich auch die zunächst
gewonnenen Resultate von einigem Nutzen erweisen werden.
Erste Abhandlung.
Ueber den Einfluss der gelösten Salze und Gase anf die innere
Reibung des Wassers.
Von
Wolf gang Ostwald und Alfred Genthe.
Es existiren in der physikalisch-chemischen Literatur eine
ganze Anzahl von Messungen des Einflusses von gelösten Stoffen
des Wassers auf die innere Reibung derselben. Zufälliger Weise
aber sind die Stoffe, die in biologischer Hinsicht am meisten in Be-
1*
4 Wolfgang Ostwald,
tracht kommen, nicht in genügender Weise untersucht worden.
Zwar sind, wie später näher zu erwähnen sein wird, speciell für
die innere Reibung von Na Cl-Lüsungen Messungen angestellt worden,
doch beziehen diese sich zunächst auf Normallösungen, die für
physikalische Betrachtungen unzweckmässige Maasse abgeben, und
ausserdem sind dieselben nicht vollständig.
Ebenso liegt nicht eine Messung über den etwaigen Einfluss
der gelösten Gase auf die innere Reibung vor. Wir entschlossen
uns daher, selbst die entsprechenden physikalisch-chemischen Unter-
suchungen auszuführen und die erforderlichen Curven und Tabellen
herzustellen.
Was unsern Arbeitsplan anbetrifft, so untersuchten wir zuerst
näher den Einfluss der hier in Betracht kommenden Salze. Dies
sind vor allen Dingen das Kochsalz, ferner noch die vier übrigen
in etwas grössern Procentsätzen im Meerwasser vorkommenden
Salze MgCla, KC, Mg SO, und CaSO,.^) Allerdings sind die pro-
centualen Beträge dieser vier letztern Salze im Verhältniss zum
NaCl sehr geringe, nach Forchhammer nämlich durchschnittlich
Mg GL
0,3239 «/o
Mg SO,
0,2196 %
Ca SO,
0,1350 %
KCl
0,0582 %
Indessen war ja nicht voraus zu sehen, ob der Einfluss dieser
Salze auf die innere Reibung entsprechend ihrer kleinen Quantität
ebenfalls gering ist, und deshalb erstrecken sich die Untersuchungen,
wenn auch naturgemäss nicht so ausführlich wie bei NaCl, auch
auf diese.
Ferner wurden dann Gaslösungen, und zwar solche von 0, N,
CO« und CH„ auf ihre innere Reibung untersucht.
Bevor wir indessen zur Mittheilung und Besprechung der ge-
wonnenen Resultate schreiten, wollen wir uns noch über unsere
Arbeitsmethodik etwas näher äussern.
Wir haben dabei namentlich im Auge, dass durch die Be-
schreibung des ziemlich einfachen Apparats und der wenigen
nöthigen Handgriffe auch andere Biologen im Stande sein werden, selbst
experimentell die innere Reibung von verschiedenen Wasserproben
1) Siehe Boguslawsky-Krümmel, Oceanographie, V. 2, p. 127.
Theoretische Planktonstudien. 5
ZU messen. Was den Nutzen und die Bedeutung dieser Messungen
betrifft so verweisen wir zunächst einmal auf die Abhandlung des
einen von uns (Zur Theorie des Planktons etc.. in : Biol. Ctrbl. 1902), sowie
auf die folgende zweite Abhandlung dieses Abschnittes: „Ueber den
Einfluss des Salzgehaltes der Gewässer auf das Plankton". Aller-
dings haben wir gerade durch das Messen der folgenden Curven die
e X pe r i m e n t e 1 1 e Feststellung der Innern Reibung weniger noth-
wendig gemacht; doch sind natürlich leicht anzustellende ex-
perimentelle Prüfungen der berechneten Grössen von grossem
Werthe.
Unter der Innern Reibung einer Flüssigkeit ver-
stehen wir, um etwas weiter auszuholen, die Reibung der
Flüssigkeitstheile an einander. Sie ist eine physikalisch-
chemische Grösse, die sich jeder Bewegung der Flüssigkeit hemmend
entgegen stellt. Die Grösse der Innern Reibung, die sich z. B. bei
der Betrachtung von Pech und Aether als ausserordentlich ver-
schieden ergiebt, kann nun auf mehrfache Art und Weise gemessen
werden. So z. B. ist die Geschwindigkeit eines sinkenden Körpers
ein Maass für dieselbe, und zwar ist bei Verwendung ein und des-
selben Körpers die innere Reibung umgekehrt proportio-
nal der Sinkgeschwindigkeit (natürlich unter Berücksichti-
gung des specifischen Gewichts). Bei diesem Vorgang findet näm-
lich durch das succesive Verdrängen des Wassers immer nur Reibung
der Flüssigkeitstheilchen an einander, nicht etwa ein Reiben des
festen Körpers an der Flüssigkeit statt. Denn wir rechnen es zui'
allgemeinen Definition einer Flüssigkeit, dass bei jeder beliebigen
Bewegung derselben, gleichgültig ob durch Strömung oder Ver-
drängung hervorgerufen, nur eine Verschiebung der Flüssigkeits-
theilchen und damit nur eine gegenseitige Reibung dieser
stattfindet.
Zunächst ist es für das Wesen des Vorgangs gleichgültig, ob
der Körper von der Flüssigkeit benetzt wird oder nicht; in beiden
Fällen findet nur eine Reibung der Flüssigkeitstheilchen an einander
statt. Was im Speciellen die Sinkgeschwindigkeit anbetrifft, so
wird diese bei benetzten und unbenetzten Körpern eine etwas ver-
schiedene sein, und zwar wird ein benetzter Körper gewöhnlich
langsamer fallen als ein unbenetzter wegen der grössern wirken-
den Oberfläche und der entsprechend grössern Reibungsarbeit.
Eine andere, experimentell viel leichter anzuwendende Methode
zur Messung der Innern Reibung besteht darin, dieAuslaufszeit eines
6
Wolfgang Ostwald,
bestimmten Volumens der Flüssigkeit zu bestimmen.
Ebenso wie die Sinkgeschwindigkeit ist auch die
Durchlaufszeit der Flüssigkeit proportional ihrer
innern Reibung (mit der entsprechenden Cor-
rection der Betheiligung des specifischen Gewichts).
Nach dieser Methode sind denn auch bei Weitem die
A "■ meisten aller Messungen der innern Reibung gemacht
worden, und auch wir haben sie für die folgenden
Untersuchungen angewendet. Der benutzte Apparat
ist ein im Laufe der letzten Jahre mehrfach abge-
änderter sog. OsTWA^LD'scher Apparat, wie er jetzt
im physikalisch-chemischen Institut zu Leipzig ange-
wendet wird, und besteht in der Hauptsache aus
einem Glasgefäss von nebenstehender Gestalt (siehe
Textfig. A).
A ist ein Rohr ^) von etwa 15 cm Länge und
1 cm Durchmesser, welches an seinem untern Ende
eine kuglige Anschwellung besitzt. An diese setzt sich
eine enge gebogene Röhre an, welche bei c in eine
Capillare mündet, die ebenfalls zu einer Kugel an-
schwillt. Oberhalb der Kugel befindet sich ein weiteres
Rohr, welches bei a eine Verengerung besitzt. An
dieser Stelle sowie an einer beliebigen Stelle anter-
Fig- A. -^oih der Kugel, etwa bei b, sind Marken angebracht.
Die Messung der Durchlaufszeit des bestimmten Volumens einer
Flüssigkeit geht nun auf folgende Weise vor sich. Mittels einer
Pipette füllt man ein für alle Messungen mit demselben Apparate
constantes Volumen der Flüssigkeit (etwa 2 — 3 ccm) in das weite
Rohr ein, wobei man zweckmässiger Weise die Pipette sehr weit
nach unten schiebt, so dass durch Benetzung der Seiten wände kein
Volumenverlust eintritt. Selbstverständlich steht dabei das Rohr
an einem kleinen passenden Stative in einem Wasserbad von con-
stanter Temperatur resp. in einem Thermostaten. Mit einem Gummi-
schlauch, der praktischer Weise an der Saugstelle mit einem Speichel-
fänger (etwa einem kurzen Rohr von grösserm Lumen) versehen ist,
saugt man die Flüssigkeit im rechten Schenkel in die Höhe, bis sie
sich über der obern Marke befindet. Dann entfernt man den
1) Diese Röhren sind zum Preise von 75 Pf. beim Glasbläser
GÖTZE, Leipzig, Härteistrasse, zu haben.
Theoretische Planktonstudien. 7
Gummischlaucli , um den Abfluss der Flüssigkeit durch Verände-
rungen der Luftzufuhr, die sich sehr leicht ergeben können, nicht
zu beeinträchtigen. Mittels einer Stechuhr misst man nun die
Durchlaufszeit der Flüssigkeit zwischen den beiden Marken. Es
ist zu beachten, dass in der Capillare nicht irgend welche kleine
Körperchen oder Luftblasen vorhanden sind, welch letztere sich
namentlich bei zu schnellem Aufsaugen der Flüssigkeit einstellen
und natürlich die Durchlaufszeit stark vergrössern. — Das Reinigen
des Apparats geschieht am besten unter stetiger Benutzung der
Saugpumpe. Man lässt erst destillirtes Wasser hindurchgehen und
trocknet den Apparat, indem man unter vorsichtigem Erwärmen
Luft hindurchsaugt.
Unsere Aufgabe bestand also darin, den Einfluss verschiedener
gelöster Stoffe, zunächst einmal der Salze, auf die innere Reibung
zu studiren. Dabei ist nun folgendes Allgemeingültige zu sagen:
Soweit die Untersuchungen bisher bekannt sind, hat sich bei Con-
stanz der chemischen Beschaffenheit der gelösten Stoffe immer
eine mit der Concentration der untersuchten Lösungen gleichsinnig
wachsende Erhöhung der Innern Reibung des Lösungsmittels er-
geben. Dieses allgemeine Gesetz hat sich, wie wir im Folgenden
sehen werden, bestätigt.
Ferner aber wissen wir, dass die innere Reibung einer Flüssig-
keit stark von der Temperatur beeinflusst wird, und zwar ver-
ändert sich die innere Reibung im umgekehrten Sinne wie die
Temperatur. Es ist daher zunächst unbedingt nöthig, um den
Concentrationseinfluss einer Lösung zu untersuchen, dass die
Messungen . bei constanter Temperatur geschehen. Wir erhalten dann
eine Concentrationscurve , welche den Einfluss des Salzgehaltes auf
die innere Reibung bei einer bestimmten Temperatur darstellt.
Nun ist es aber gar nicht vorauszusagen, ob der Concentrations-
einfluss bei allen Temperaturen der gleiche sein wird oder, mit
andern Worten, ob die Concentrationscurven bei vertschiedenen
Temperaturen parallel mit einander laufen. Es kann z. B. dieselbe
Concentration bei 0" und bei 30" einen sehr verschiedenen Einfluss
auf die innere Reibung besitzen. In der That ist dies auch, me
wir im Folgenden sehen werden, der Fall. Die Consequenz dieses
Verhaltens aber ist, wenn wir den Einfluss der Concentration mit
Berücksichtigung der Temperatur auf die innere Reibung graphisch
darstellen wollen, dass wir eine Raumcurve mit den drei Co-
ordinaten: Innere Reibung, Concentration, Temperatur construiren
8 Wolfgang Ostwald,
müssten. Die Schwierig-keiten und Unübersichtlichkeiten bei der
praktischen, biologischen Verwendung der gewonnenen Eesultate
liegen auf der Hand. Zum Glück aber ist die Abhängigkeit des
Concentrationseinflusses von der Temperatur, so weit wir dies fest-
stellen konnten, eine sehr stetige und nicht allzu grosse. Für die
praktischen Zwecke werden darum zunächst und in den meisten
Fällen 4 Ebenen, die wir parallel aus dieser Raumcurve heraus-
geschnitten haben, innerhalb der hier in Betracht kommenden ersten
30*^ genügen. Und zwar wählten wir diese Schnitte bei 0°, 10*^, 20"
und 30". Höher hinaufzusteigen ist einstweilen für biologische
Zwecke unnöthig.
Wir schreiten nun zur Besprechung der Einzeluntersuchungen.
Zunächst studirten wir den Einfluss des gelösten Kochsalzes auf die
innere Reibung. Es lagen uns hier in der Literatur Messungen
von Reyhee ^) und R. Lyle u. Richakd Hosking -) vor, die sich in-
dessen auf Normallösungen bezogen. Da für unsere physikalischen
Zwecke und der in der Oceanographie gebräuchlichen Ausdrucks-
weise entsprechend die nach Procenten berechneten Lösungen be-
quemer sind, untersuchten wir die innere Reibung von NaCl-Lösungen
noch einmal von Neuem nach diesem Maasstabe. Ausserdem waren
aber auch die vorhandenen Messungen nicht vollständig, namentlich
was die höhern Concentrationen anbetritft.
Bei der Herstellung der zu untersuchenden Lösungen in Pro-
centen musste besonders darauf geachtet werden, dass nur chemisch
reines, wasserfreies Salz verwendet wurde, resp. wurde durch Um-
rechnung des molecularen Krystallwassergehaltes des Salzes das Ge-
wicht des wasserfreien festgestellt. Ebenso wurde natürlich nur
destillirtes, ausgekochtes, d. h. gasarmes Wasser benutzt.
Die Berechnung der Innern Reibung der Kochsalzlösung geschah
nun auf folgende Weise : ^)
Ist T die Durchlaufszeit einer Flüssigkeitsmenge durch ein
Capillarrohr bei t", Tw die Durchflusszeit des gleichen Volumens
Wasser durch das gleiche Capillarrohr und unter gleichem Druck
bei 0", so ist die specifische Zähigkeit Zt der Flüssigkeit
1) In: Eeyher, Zeitschr. phys. Chemie 1888, No. 2, p. 774.
2) Thomas R. Lyle u. Richard Hosking, The temperature variations
of the specific molecular conductivity and of the fluidity of Sodium Chloride
Solutions, in: Phil. Mag. Journ. Sc. 1902, V. 3, No. 17, p. 437.
3) Landolt-Böknstein, Physikalisch- chemische Tabellen.
Theoretische Planktonstudien.
z 100 T
(Dieser Formel liegt die willkürliche, aber eingeführte Annahme
zu Grunde, dass die innere Reibung des reinen Wassers bei 0*>
gleich 100 absolute Reibuugseinheiten betrage.)
Zuerst musste also Tw die Durchlaufzeit des Wassers bei 0"
durch das betreffende Rohr, also, mit andern Worten, dieApparats-
con staute, festgestellt werden. Dies geschah natürlich, da alle
andern Messungen sich auf diese beziehen, mit möglichster Sorgfalt
und auf Grund zahlreicher Wiederholungen. Dann werden die ein-
zelnen Salzlösungen eingefüllt, die Durchlaufszeit gemessen und ihre
innere Reibung nach obiger Formel bestimmt. Dabei machten wir
später, als wir einige Uebung erlangt und wohl einige hundert Vor-
versuche angestellt hatten, für einen Werth ungefähr 10 — 20 Mes-
sungen, um die unvermeidbaren Versuchsfehler möglichst einzu-
schränken. Ferner maassen wir die Durchlaufszeit nicht ganz
genau bei 20*^, sondern wir fingen meist bei 20,1° an und maassen
dieselbe Lösung, bis die Temperatur auf 19,9'^ gesunken war.
Natürlich ist es unbedingt nöthig, für gute Circulation im
AVasserbad (durch Umrühren etc.) zu sorgen. — Wir bestimmten die
Zahlen zunächst auf 3 Decimalen genau.
Nun aber ist zu erwägen, dass die Durchlaufsgeschwindigkeit
des Flüssigkeitsvolumens auch abhängig ist vom specifischen Ge-
wicht der betreffenden Flüssigkeit, und zwar ist die Durchlaufs-
zeit umgekehrt proportional dem specifischen Gewicht der durch-
laufenden Flüssigkeit. Die gemessenen Zeiten sind darum von 4*^
an nach oben etwas zu klein. Wir müssen also eine Correction an-
stellen und die gewonnenen Durchlaufzeiten mit dem specifischen
Gedacht der betreffenden Salzlösungen multipliciren. Eigentlich
gälte diese Correctionsrechnung auch für die Messung der Apparats-
constante, da ja per definitionem nur Wasser von -4-4** C. das spe-
cifische Gewicht 1 besitzt; indessen ist der Einfluss der niedern
Temperatur zu klein, als dass er für uns praktisch in Betracht
käme.
Leider finden sich in der Literatur nur sehr wenige und un-
vollständige Angaben über die Aenderung des specifischen Gewichts
mit der Concentration. Wir mussten daher die mühsame Arbeit
unternehmen und selbst die nöthigen specifischen Gewichte messen.
Dazu kommt nun noch, dass ja auch das specifische Gewicht von
10
Wolfgang Ostwald,
der Temperatur abhängig ist und alle Messungen entsprechend auch
bei verschiedenen Temperaturen gemacht werden mussten. Natür-
lich wählten wir dieselben Temperaturen wie bei den Messungen
des Einflusses der Temperatur auf den Concentrationseinfluss, näm-
lich 0^', 10", 20'' und 30". Dabei wurden, weil die Genauigkeit für
unsere Zwecke gross genug erschien, immer nur Concentrationen im
Abstände von 5"/o, also 1, 5, 10, 15, 20, 25% und bei 20" concen-
trirte Salzlösung untersucht.
Die Bestimmung des speciflschen Gewichts geschah mit dem
OsTWALD'schen Pyknometer (siehe Fig. B).
Fig-. B.
Das sorgfältig gereinigte Gefäss wurde mit destillirtem Wasser
durch Ansaugen gefüllt und in ein Wasserbad von + 4" C. gebracht.
Nach ca. -^/^ Stunde wurde mit Hülfe von Fliesspapier, das an die
bei h befindliche Spitze gehalten wurde, der Meniscus im rechten
Schenkel genau auf die Marke a eingestellt. (Hierbei darf aber das
Pyknometer nicht aus dem Wasserbad genommen werden.) Nach
sorgfältigem äusserlichem Abtrocknen wurde das Gefäss auf einer
chemischen Waage gewogen. Dasselbe geschah dann mit einer Salz-
lösung. Ist nun p das Gewicht des leeren und vollständig trocknen
Pyknometers, po das des bei -]-4" C. mit Wasser gefüllten und end-
lich pt das Gewicht des mit einer Salzlösung bei einer Temperatur
von t" versehenen Pyknometers, so erhalten wir das speciflsche Ge-
wicht der Salzlösung bei dieser Temperatur durch folgenden Aus-
druck :
Theoretische Planktonstudien.
Z Pt — P
11
Po — P
Diese Methode ist, wie bekannt, eine ausserordentlich em-
pfindliche.
In folgenden Tabellen, in denen die Correctionsrechnung schon
angestellt ist, sind nun die Eesultate unserer Messungen enthalten.
A. Salze.
NaCl
In 100 Ge-
wichtstheilen
Lösung wasser-
o«
+ 10«
+ 200
+ 30«
freies Salz
1
100.32
72.85
56.58
45.36
5
104.20
77.308
60.21
48.727
10
111.91
84.536
65.945
53.945
15
126.18
95.02
75.235
60.73
20
150.31
112.02
87.44
70.628
25
183.48
134.64
103.63
83.74
26.52%
196.68
144.79
110.699
87.486
Hierzu siehe Taf. 1 — 4.
Ein Blick auf die Curven zeigt, dass der Concentrationseinfluss
auf die innere Eeibung ein stetig anwachsender ist. Ebenso
wächst der Temperatureinfluss auf den Concentrationseinfluss stetig,
soweit dies durch unsere Messungen festgestellt werden konnte.
Wollen wir einen Durch Schnitts wer th für die Zunahme
der Innern Reibung pro 1% haben, so müssen wir constatiren, dass
derselbe in Folge des Einflusses der Temperatur von 1,7 bis zu 3,6
schwankt. Den ersten 10° würde ungefähr eine Zunahme von 3
Einheiten entsprechen, den zweiten 10-' eine solche von ungefähr
2,5 Einheiten und den Temperaturen von 20 — 30" eine Durchschnitts-
zunahme von 2 Einheiten pro 1%.
IL Die übrigen Salze.
Der Einfluss der übrigen schon oben genannten Salze ist ent-
sprechend den geringen Concentrationen nicht erheblich. Die fol-
gende Tabelle enthält die Resultate bei einer Mitteltemperatur von
+ 20« C.
12
Wolfgang Ostwald,
In 100 Gewichtstheilen
Lösung wasserfreies Salz
200
CaSOi
0.2
57.610
MgSO,
0.25
57.454
MgCh
0.324
57.271
KCl
0.058o/o
56.373
Die hier ang-eführten Mengenverhältnisse beziehen sich aut
durchschnittliches Meerwasser.
B. Gase.
Folgende Messungen wurden an gesättigten Gaslösungen ange-
stellt. Diese erhielten wir theilweise mit Benutzung von Bomben,
theilweise wurde das Gas auf chemischem Wege hergestellt, wobei
natürlich für Eeinigung durch Waschen Sorge getragen wurde.
20"
N
0
CO2
CH4
57.181
55.620
56.571
56.075
Ausgekochtes destillirtes, also gasarmes Wasser hat bei 20"
eine innere Reibung von 56,2 Einheiten. Der Vergleich ergiebt also,
dass der Einfluss der gelösten Gase im Allgemeinen ein geringer ist,
namentlich wenn war berücksichtigen, dass es sich bei unsern Mes-
sungen um gesättigte Gaslösungen, also um Maximal werthe, handelt.
Den grössten Einfluss besitzt gelöster Stickstoff, der bei 4-20*^ im
Vergleich zu reinem Wasser eine Zunahme von einer Einheit er-
kennen lässt. Nun ist aber bekanntlich die Löslichkeit der Gase
auch eine Function der Temperatur, und zwar wdrd bei niederer
Temperatur mehr Gas gelöst als bei höherer. Doch ist hier zu be-
merken, dass dieses Gesetz nur für die Concentrationsp unkte
von Gaslösungen gilt, analog wie sich nur die Concentrations-
p unkte (resp. Lösungsgeschwindigkeiten) von Salzlösungen mit der
Temperatur verschieben. Im Ganzen aber ist doch der Einfluss ge-
löster Gase auf die innere Reibung, namentlich im Vergleich zu dem
Einfluss gelöster Salze, so gering, dass er nicht eine messende,
sondern nur eine abrundende Berücksichtigung, namentlich da es
sich um biologische Zwecke handelt, finden kann.
Theoretische Planktonstudien. 13
Anhang.
Anleitung zum Gebrauche der Tafeln.
Wie oben erwähnt wurde, sollen die ausführlich und hinreichend
genau dargestellten Curven dazu dienen, die innere Eeibung von in
der Natur vorkommenden Gewässern und Lösungen festzustellen,
wenn Temperatur und Gehalt an gelösten Stoffen gegeben ist.
Natürlich können und sollen die Berechnungen nach diesen Curven
nicht phj^sikalisch-chemische Genauigkeit haben, doch sind sie jeden-
falls für oceanographische Zwecke, und namentlich was die Ver-
breitung der pelagischen Organismen anbetrifft, hinreichend. Da
nun, wie gesagt, zu diesen Berechnungen die Kenntniss des Tem-
peratureinflusses unbedingt nöthig ist, haben wir den Curventafeln
noch eine Tabelle des Temperatureinflusses (nach Landold-Böenstein)
vorausgesetzt.
Die Berechnung der Werthe der Innern Reibung nach diesen
Curven geht in folgender Weise vor sich. Z. B.: Gegeben sind
Temperatur und Salzgehalt
T = 18,3 und C = 11,3%.
Zuerst bestimmen wir die innere Reibung dieser Flüssigkeit,
welche sie haben würde, wenn sie eine Nullconcentration be-
sässe, d. h. den Temperatur ein fluss allein. Nach der Tabelle
beträgt dieser mit Interpolation 58,58. Nun hätten wir noch die
eigentliche Aufgabe der Bestimmung des Einflusses des Salzgehaltes,
Dieser Einfluss ist, wie sich in voriger Abhandlung herausgestellt
hat, nicht - bei allen Temperaturen derselbe. Es ergiebt sich viel-
mehr, wie oben schon gesagt, eine Raumcurve mit den Coordinaten:
Innere Reibung, Concentration und Temperatur. Die 4 Tafeln
stellen nur Parallelschnitte innerhalb der ersten 30" dar. Da wir
nun aber keine Tafel besitzen, welche direct den Concentrations-
einfluss bei 18,3 zeigt, die Endwerthe aber, w^ollten wir z. B. die
20'^-Tafel benutzen, zu ungenau werden, so müssen wir folgendes
Interpolationsverfahren einschlagen.
Zunächst ist klar, dass der wirkliche Werth der verlangten
Grösse zwischen den Werthen liegen muss, welche einerseits die
10^-Tafel, andrerseits die 20*^-Tafel angiebt. ^) Nehmen wir nun an,
1) Die Tafeln sind so eingerichtet, dass die eingeklammerten Zahlen
14 Wolfgang Ostwald,
dass die Zunahme des Concentrationseinflusses auf die innere Reibung
mit der Temperatur pro 1" immer dieselbe ist (was innerhalb von
je 10'' so ziemlich gut mit der Wirklichkeit übereinstimmt), so er-
halten wir diesen Durchschnittswerth der Zunahme pro l*' selbst
dadurch, dass wir die Differenz der beiden aus Tafel II und
Tafel III gewonnenen Werthe durch 10 dividiren. Das Resultat
war also der durchschnittliche Werth des Unterschiedes des Salz-
einflusses pro l*' innerhalb 10 — 20°. Wenn wir nun für Temperaturen
oberhalb 15" interpoliren woUen, so subtrahiren wir von dem bei
20" gefundenen Werthe soviel durchschnittliche Einzelzunahmen,
so viel die gesuchte Temperatur weniger beträgt als 20". Haben
wir aber für Werthe unterhalb 15" zu interpoliren, so werden
umgekehrt so viel Einzelzunahmen pro 1", wie die gesuchte Tem-
peratur höher ist als 10", zu dem in der 10"-Tafel gefundenen Werthe
hinzu gezählt. Dabei werden die Zahlen oberhalb 15" etwas zu
gross, die unterhalb 15" aber etwas zu klein sein, da die Zunahme
pro 1" eben bei tiefern Temperaturen grösser ist als bei hohen.
Es wird also zweckmässig sein, schon hier in dem gedachten Sinne
wenigstens auf die erste Decimale abzurunden. Der Temperatur
15" selbst wird darum auch nicht genau die Hälfte der Differenz
der 10"- und 20"- Werthe entsprechen, sondern auch diese Zahl wird
durch Abrundung nach oben richtiger. — Dieselben Erwägungen
gelten natürlich mutatis mutandis auch für die andern Temperaturen.
Ich glaube, dass dieses Interpolationsverfahren so einfach ist, dass
eine Formulirung desselben mit allgemeinen Zeichen unter-
bleiben kann.
Für unsern speciellen Fall sieht nun die Rechnung folgender
maassen aus:.
Werth für 11,3"; auf der 20" Tafel = 11,7
IAO 1F,0
Differenz = 4,3.
Durchschnittliche Zunahme pro 1" = 0,43,
Differenz der Temperaturen = 20 — 18,3 = 1,7,
Zunahme für die Differenz = 0,43 X 1,7 = 0,73,
Salzeinfluss bei 18,3" = 11,7 -{- 0,73 = 12,43,
die Zunahmen der Innern Reibung in Folge des Salzgehaltes angeben,
während die andern, nicht eingeklammerten Zahlen die absoluten
"Werthe der innern Reibung zeigen.
Theoretische Planktonstudien. 15
Gesammte innere Reibung = Temperatureinfluss -j- Salzeinfluss
= 58,58 + 12,43 = 71,01 = 71.
Der experimentell gemessene Werth derselben Lösung bei
gleicher Temperatur betrug nun 71,7, war also, wie vorauszusehen
war, etwas höher als der berechnete, wenn schon auch hier noch
unvermeidliche Versuchsfehler mitspielen können. Jedenfalls ist be-
treffs der Genauigkeit dieser Berechnungsmethode zu sagen, dass
sie nur die Einheiten der innern Eeibung einigermaassen sicher
giebt. Zu einem gewichtigen Theile liegt dies einmal auch an der
Mangelhaftigkeit der vorhandenen Messungen über den Einfluss der
T e m p e r a t u r allein auf die innere Reibung, wie dies besonders bei
dem Versuche, die vorhandenen Zahlen graphisch darzustellen, an der
jedenfalls nicht der Wirklichkeit entsprechenden Unregelmässigkeit der
Curve zu Tage tritt ; dann aber ist für die Genauigkeit der Decimale
der Gasgehalt in Betracht zu ziehen. Aus zwei Gründen aber ist diese
Methode einstweilen doch für uns brauchbar; erstens darum, weil
die Einheit der innern Reibung eine verhältnissmässig klein ge-
wählte Grösse ist (einer Veränderung um 1" oder 1% entsprechen
ca. 2 — 3 Einheiten der innern Reibung), und zweitens, weil die
oceanographischen resp. biographischen etc. Anwendungen, die nun
mittels dieser Tafeln gemacht werden sollen, nothwendiger Weise
auch wegen der Unsicherheit der oceanographischen Teniperatur-
und Salzgehaltmessungen in Bezug namentlich auch auf Jahreszeiten,
Tageszeiten, Witterung etc. einstweilen nur Ueberschlagsresultate,
deren Hauptzweck nur in der Darstellung des gegenseitigen Ver-
hältnisses liegt, sein können. Für später haben wir, namentlich der
eine von uns, sehr wohl in Aussicht genommen, zunächst eine
genaue Curve des Temperatureinflusses und dann weitere Parallel-
schnitte durch die Raum curve, vielleicht von 2 zu 2 oder 2,5 zu
2,5" darzustellen, welche dann eine feinere Anwendung erlauben
würden, falls ihnen gegenüber dann auch sichere oeeanographische
Daten geboten werden können.
16 Wolfgang Ostwald,
Zweite Abhandlung.
lieber den Einfluss des Salzgehaltes der Gewässer auf das
Plankton.
Von
Wolfgang Ostwald.
Inhalt.
I. Einleitung.
II. Allgemeine physikalisch-chemische Einflüsse verschieden concen-
trirter Salzlösungen.
III. Einflüsse wechselnder Concentrationen auf das Individuenplankton.
IV. Einflüsse wechselnder Concentrationen auf das Plankton im all-
meinen Sinne.
V. Anhang: Weitere physiologische Einflüsse wechselnder Concen-
trationen.
1. Einleitung-.
Wir haben in voriger Abhandlung den Einfluss verschiedener
gelöster Stoffe des Wassers auf die innere Reibung desselben näher
studirt und sind dabei zu dem Schlüsse gekommen, dass unter den
biologisch in Frage kommenden Stoffen vor allen Dingen das Koch-
salz einen solchen Einfluss besitzt. Dies rührte namentlich auch
daher, dass das Kochsalz ziemlich der einzige Stoff ist, der (von
Gasen natürlich abgesehen) in einer grössern Menge in Wasser ge-
löst vorkommt, doch so, dass ein Plankton immer noch zu existiren
vermag. Zwar finden sich ja noch Gewässer, wie z. B. das Todte Meer,
mit 24,2 % MgClg und 10 7o CaCl sowie heisse Quellen mit ziemlich
hohem Gehalte an kohlensaurem Kalke, in denen noch Organismen
existiren, doch kann man erstens bei diesen Fällen nicht von einem
eigentlichen Plankton, sondern nur von einigen wenigen limne-
tischen Formen und Individuen sprechen. Ausserdem aber werden
wir später noch einen zweiten Grund zu erwähnen haben, warum
diese Beispiele für uns erst in zweiter Linie in Betracht kommen.
Immerhin aber werden sich bei weiterer Untersuchung noch Nach-
träge und Erweiterungen der folgenden Betrachtungen, in Bezug
nämlich auf andere gelöste Salze, ergeben. Einstweilen aber wollen
wir nur die Einflüsse des NaCl betrachten.
Zunächst müssen wir etwas klarer definiren. welche Einflüsse
Theoretische Planktonstudien. 17
das NaCl auf das Plaukton wir hier untersuchen wollen. Es ist
klar, dass das Kochsalz in g-rösserer oder geringerer Menge die
Lebenserscheinungen des Planktons nicht nur in so fern beeinflusst,
dass es die innere Reibung des Wassers und damit die Schwebe-
fähigkeit des Planktons erhöht, sondern dass das NaCl auch bei
andern Lebensgeschehnissen desselben, namentlich auch bei der Er-
nährung, eine grosse Eolle spielt, Ueber den Stoffwechsel des
Planktons wie überhaupt über den der niedern Thiere wissen wir
bekanntlich ausserordentlich wenig; Vermuthungen und Theorien
lassen sich dem entsprechend in Folge Mangels an Thatsachen nicht
aufstellen. Diese wichtigen Einflüsse des NaCl auf den Stoffwechsel
wollen und können wir also nicht in unsere theoretischen Betrach-
tungen ziehen.
Indessen ist doch zu bemerken, dass die Eolle, welche das
NaCl in der Planktonbiologie in Bezug auf die Ernährung
spielt, von untergeordneter Bedeutung ist als der Einfluss, den das
NaCl auf die innere Reibung und entsprechend die Schwebe-
fähigkeit besitzt. Ich sage dabei ausdrücklich in der „Plankton-
biologie", da in einer andern, z. B. allgemeinern, Biologie die Er-
nährung eine viel wichtigere Stellung einnimmt als die Orientirung
der Organismen im Räume. Beim Plankton aber ist die Schwebe-
fähigkeit die wesentlichste, charakteristischste Eigen-
schaft dieser Organismengruppe, welche überhaupt erst zu einer
Zusammenfassung der betreffenden, diese Eigenschaft aufweisenden
Lebewesen und zur Bezeichnung dieser Zusammenfassung mit einem
gemeinsamen Namen Anlass gegeben hat. Fast alle andern Lebens-
eigenschaften des Planktons zeigen die correlative Veränderung,
welche in Folge der Entwicklung gerade dieser Lebenseigenschaft,
der Schwebefähigkeit im Wasser, im Laufe der Anpassung hervor-
gerufen worden sind. Ferner spricht vielleicht für den ungleich
wichtigern Einfluss des Salzes auf die innere Reibung des Wassers
resp. Schwebefähigkeit der Organismen die z. B. von Möbius ^) auf
faunistischen Grundlagen aufgestellte Ansicht, dass nämlich ein
Heruntergehen des Salzgehaltes viel verderblicher auf die Lebens-
erscheinungen der Meerthiere einwirke als ein Steigen desselben.
Ferner gehört hier eventuell auch die Thatsache hin, dass das Mittel-
ländische und Rothe Meer bei einem extremen Salzgehalte auch einen
1) MÖBIUS, in: Tageblatt Naturforsch. -Vers,, Hamburg 1876, p. 21,
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 2
18 Wolfgang Ostwald,
relativ sehr grossen Reichthum an Organismen, speciell auch an pelagi-
schen, aufweisen. Allerdings ist von andrer, botanischer Seite dasGegen-
theil behauptet worden, dass z. B. Diatomeen ein Sinken des Salz-
gehaltes leichter ertragen als ein Steigen u. s. w. Wie dem nun
im Speciellen auch sei, so wird doch jedenfalls ein grosser Theil
des verderblichen Einflusses niederer Concentrationen , gerade was
das Plankton anbetrifft, auf die verringerte, ungünstigere Schw^ebe-
fähigkeit zurückzuführen sein . Im Folgenden werden wir
uns. der Wichtigkeit gerade der genannten Lebens-
eigenschaft für das Plankton entsprechend, der Haupt-
sache nach mit den Einflüssen des wechselnden Salz-
gehaltes der Gew^ässer auf die Schw^ebefähigkeit des
Planktons beschäftigen, und zwar mit den in voriger Ab-
handlungen gewonnenen Resultaten über den Einfluss des NaCl auf
die innere Reibung des Wassers sowie mit einigen schon früher^)
angegebenen Gedanken und Daten als Grundlage.
Nun ist indessen zu berücktichtigen, dass der Salzgehalt des
Wassers durchaus nicht der einzige Factor ist, welcher die Schwebe-
fähigkeit des Planktons und speciell die innere Reibung des Wassers
verändern kann. Es werden jedes Mal zu gleicher Zeit noch
andere Factoren die Sclnvebefähigkeit beeinflussen. Namentlich aber
gilt dies, wie schon an andern Orten betont wurde, in besonders
hohem Maasse für die Temperatur. Wie wir uns erinnern, betrug
der Einfluss der Temperatur, wenn wir die Grösse der Innern Reibung
bei 0*^ gleich 100 Einheiten setzten, bei 25'^ nur 50 Einheiten, d. h.
also die innere Reibung, damit aber auch Schwebefähigkeit des
Planktons nahm pro P^ um ca. 2% ab. Es kann also eine Salz-
lösung von höherer Temperatur sehr gut eine geringere innere
Reibung besitzen als reines Wasser bei tieferer Temperatur. Dieses
Verhalten ist selbstverständlich bei jedem Einzelfall in vollem Um-
fange in Betracht zu ziehen. Aus diesem Grunde aber kommen,
wie schon oben angedeutet wurde, heisse Quellen, welche sehr oft
einen höhern Salzgehalt besitzen als gewöhnlich, zunächst für die
Schwebegeschehnisse nicht in Betracht, da sich ja die Erhöhung der
Innern Reibung in Folge der gelösten Stoffe durch die Verminderung
derselben durch die hohe Temperatur theilweise oder ganz wieder
compensirt. Ferner aber ist die Veränderung des Concentrations-
punktes der Lösungen so beschaffen, dass der letztere sich gleich-
1) In: Biol. Ctrbl. 1902.
Theoretische Planktonstudien. 19
sinnig mit der Temperatur verändert, also bei steigender Tem-
peratur auch steigt, so dass im Allgemeinen auch nur Gewässer mit
höherer Temperatur einen sehr hohen Salzgehalt, speciell von sonst
nur wenig löslichen Stoifen, haben werden. Was dies letzte anbe-
trifft, so kann es nur die Ansicht befestigen, dass andere Salze
ausser den in voriger Abhandlung genannten und insbesondere
ausser dem Na Gl nur eine sehr untergeordnete Eolle bei der
Variation der Schwebefähigkeit des Planktons spielen werden.
Neben der Temperatur nun werden natürlich auch hier wie bei
allen biologischen Geschehnissen überhaupt Ernährung, Fortpflanzung,
Beziehungen der einzelnen Planktonorganismen unter einander etc.
ihre mehr oder minder wichtige, die einzelnen theoretischen Aus-
einandersetzungen complicirende Rolle spielen. Auf einige dieser
Beziehungen, welche sich in Folge wechselnder Salzconcentrationen
ergaben, werden wir unter V. Anhang später noch zurück-
kommen.
In der That aber ist die Verknüpfung der einzelnen Lebens-
erscheinungen unter Umständen so innig, dass es in manchen Fällen
schwer zu entscheiden ist, welchem Factor mau die oder jene Re-
action des Planktons zuzuschreiben hat. In folgenden theoretischen,
d. h. das bisher Bekannte mit Hülfe von einigen physikalisch-
chemischen Begriffen und Gesetzen bearbeitenden Betrachtungen
sollen daher nur diejenigen Thatsachen näher untersucht werden,
welche mehr oder weniger wahrscheinlich dem wechselnden
Salzgehalte des Wassers zuzuschreiben sind oder welche bereits
experimentell auf diesen Factor zurückgeführt worden sind.
Natürlich sind die letztern die ungleich werth vollem ; doch sind
auch die erstem Thatsachen, weil überhaupt Wa h r s c h e i n 1 i c h -
k e i t füi' ihre obigen empirischen Principien entsprechende Deutung
vorhanden ist, sämmtlich prüfbar^), und zwar zum grossen
Theile schon jetzt durch das Experiment. Wenn ich im Folgenden
nun ebenso viel Fragen stelle, wie Antworten gebe, so möge man es
mir eben wegen der Neuheit einer derartigen Betrachtungsweise zu
gute halten. Es ist ja überdies nicht das Charakteristicum einer
nutzlosen wissenschaftlichen Arbeit, neue Probleme aufgestellt zu
haben, vorausgesetzt, dass dieselben einiger Maassen scharf de-
finirt sind.
1) Vgl. Wo. Ostwald, lieber die Bildung wissenschaftl. Begriffe,
in: Ann. Naturphilos,, V. 1, 1902.
•20 Wolfgang Ostwald,
Nachdem wir mm näher angegeben haben, welche Einflüsse
auf die Schwebebedingungen wir hier untersuchen wollen, bleibt
uns noch übrig, nachzusehen, welcher Art die Reactionen des
Planktons sein können, welche von Salzconcentrations-Aenderungen
des Wassers ausgelöst werden. Der allgemeine Sinn dieser
Frage ergiebt sich aus dem Folgenden. Je nach der ver-
schiedenen Berücksichtigung des Zeitfactors haben wir nämlich
zwei Planktonbegriffe von einander zu trennen. Den einen Begriff,
bei welchem der Zeitfactor nur eine geringe, untergeordnete Rolle
spielt, wollen wir das Individuenplankton nennen, den andern
mit der entgegengesetzten Zeiteigenschaft das Plankton im all-
gemeinern Sinne. Unter dem ersten Begriff verstehe ich z. B. die
Summe der mit einem Fange gemachten Organismen oder auch die
Summe der Organismen, die an einem Tage in einem Gewässer zu finden
sind etc. Unter Plankton im allgemeinern Sinne dagegen wollen wir
die Summe von Entwicklungen, Generationen, Varietäten, Arten etc.
zusammenfassen, welche wir beispielsweise in einem Jahre oder
Halbjahre beobachten. Wir können, wie leicht ersichtlich ist, den
Unterschied zwischen beiden Begriffen, den wir als in einer Differenz
des Zeitfactors bestehend definirt haben, auch so ausdrücken, dass
bei dem zweiten Begriffe, dem Plankton im allgemeinern Sinne, die
Anpassungsfähigkeit der Organismen eine viel grössere Rolle
spielt als bei dem Individuenplankton. Auch bei dem letztern ist natür-
lich und experimentell nachgewiesener Maassen eine Anpassungs-
fähigkeit vorhanden, nur, parallel mit dem Verhalten des Zeit-
factors, in bedeutend geringerm Maasse. AVir werden indessen
sehen, dass die Reactionen der Individuen beider Begriffe im All-
gemeinen sehr verschiedenartig sind.
n. Allgemeine physikalisch-chemische Einflüsse
verschieden concentrirter Salzlösungen.
Bevor wir zur Betrachtung der Reactionen des Planktons auf
Veränderungen der Innern Reibung des Wassers in Folge von Con-
centrations-Schwankungen eingehen , müssen wir uns zunächst noch
kurz mit den Einflüssen von Salzlösungen beschäftigen, welche wir
wahrnehmen, wenn wir sowohl Zeitfactor als auch räumliche Orien-
tirung ausser Betracht lassen. Unter diesen allgemeinen Reactionen,
welche jeder Organismus, der sich im Wasser befindet, in grösserm
oder kleinerm Maasse aufzeigt, kommen für uns besonders in Be-
Theoretische Planktonstudien. 21
traclit die osmotischen Erscheinungen. Sie werden bedingt ein-
mal durch das Vorhandensein halbdurchlässiger Membranen bei
Organismen und zweitens durch das Bestehen von osmotischen Druck-
diifereuzen der gelösten Stoffe innerhalb und ausserhalb der Mem-
branen, d. h. speciell der Zellwände. Wir haben also zunächst die
osmotischen Wirkungen von Salzlösungen verschiedener Concentration,
natürlich immer nur so weit, als sie für Schwebegeschehnisse in
Frage kommen, zu betrachten. Ferner aber können für den F'all,
dass die betreffenden Planktonorganismen ganz oder theilweise eine
oberflächliche, d. h. den Einflüssen des Wassers etc. direct aus-
gesetzte flüssige oder halb flüssige Schicht besitzen, Erschei-
nungen in Folge von Salzconcentrations-Aenderungen des umgebenden
Wassers hervorgerufen werden, welche wir als Ob er flächen -
spannungs-Aenderungen bezeichnen und welche ebenfalls eventuell
für Schwebegeschehnisse in Betracht kommen können. Auf diese
werden Avir sodann kurz eingehen.
Gemäss unserer oben besprochenen Schwebeformel können nun
diejenigen osmotischen Einflüsse, welche wir hier berücksichtigen
wollen, nur bestehen in Aenderungen des specifischen resp.
Uebergewichts der Organismen oder in Aenderungen ihres
Form wid er Standes. Alle andern in Folge von Veränderungen
der osmotischen Verhältnisse der Zellen und ihrer Umgebung ein-
tretenden Geschehnisse, Avie z. B. die Plasmolyse genannten Form-
veränderungen etc. des protoplasmatischen Inhaltes u. s. w., haben
bei der Betrachtung des Salzeinflusses auf die Schwebefähig-
keit des Planktons nur so viel Bedeutung, als sie sich unter die
beiden Begriffe: Aenderungen des Uebergewichts und Aenderungen
des FormAAäderstandes subsummiren lassen. Selbstverständlich wird
eine Aenderung dieser beiden Eigenschaften beinahe bei jeder
Veränderung der Planktonorganismen überhaupt stattfinden, Avenn
auch in sehr verschieden hohem Grade; indessen Averden wir doch
geAvisse, die genannten beiden Factoren besonders stark beeinflussende
Eigenschaften der Planktonorganismen hervorheben können.
Gehen wir der Einfachheit halber von einem einzelligen Orga-
nismus, etwa einer Noctütica aus, welche in einem Meerwasser von
mittlerer Salzconcentration gelebt hat. Bringen wir diese Zelle nun
in Süsswasser, so findet, abgesehen von einem Sinken auf den
Boden, worauf wir später noch eingehen Averden, Folgendes statt.
Gemäss der Differenz des osmotischen Drucks ausserhalb und inner-
halb der Zellen geschieht in der Art, Avie es bekanntlich von
22 Wolfgang Ostwald,
Pfeffer, de Vries, Massart etc. eingehend studirt worden ist,
seitens der salzreichern Zelle eine Wasser aufnähme und eventuell
eine Salzabgabe.^j Zu gleicher Zeit aber beobachtet man unter der
Voraussetzung, dass die Zellmembran nicht starr, sondern mehr oder
weniger elastisch ist, eine verschieden intensive Quellung oder
Volumenvergrösserung, damit aber zugleich auch eine Abnahme
des specifischen Gewichts. Denn obgleich sich ja auch das ab-
solute Gewicht des Organismus verändert, nämlich zunimmt, so
ist doch das specifische Gewicht, der Quotient aus absolutem
Gewicht und Volumen, kleiner, da das specifische Gewicht des auf-
genommenen Wassers ja gleich 1 ist. Wie wir aber sehen, sind
hier Aenderungen des specifischen Gewichts eng mit Variationen
des Formwiderstandes verbunden. Und zwar sind beide Aen-
derungen der durch die geringere Salzconcentration des Aussen-
wassers bewirkten kleinern Innern Reibung compensatorisch
entgegen wirkende, d. h. beide Veränderungen suchen die Schwebe-
fähigkeit wieder zu erhöhen, obgleich dazu der Beitrag der Ober-
flächen v er gros serung ein sehr geringer sein wird, falls er
überhaupt vorhanden ist, da umgekehrt bei grössern Volumina,
speciell bei kugligen Körpern, das Verhältniss von Oberfläche zu
Volumen ja viel ungünstiger ist als bei kleinern Körpern. — Diese
Quellung wird nun so lange vor sich gehen,' bis entweder die
Elasticitätsgrenze der Zellmembran erreicht ist, d. h. bis dieselbe
platzt, oder bis die Concentrationen der gelösten Stolfe innerhalb
und ausserhalb der Zelle in einem solchen Verhältniss zu einander
stehen, dass keine Aufnahme oder Abgabe von Wasser und Salz
in Folge dieser einen bekannten Ursache, des Concentrations-Unter-
schiedes von innen und aussen, stattfindet. Bekanntlich bezeichnet
man diesen Zustand der Lösungen innerhalb und ausserhalb der
Zelle als das tonische Gleichgewicht derselben.
Wenn wir umgekehrt dieselbe Zelle in eine concentrirtere Salz-
lösung bringen, so wird sie zunächst an der Oberfläche schwimmen
bleiben, worauf wir aber erst später eingehen wollen. Dann wird
ihr Wasser entzogen werden und zu gleicher Zeit erleidet auch ihr
Volum wie ihre Gestalt eine Veränderung, sie schrumpft (natürlich
1) Unter Umständen kann diese Wasseraufnahme im Gegensatz zu
dem gewöhnlichen Verhalten localisirt sein, wie es z. B. bei der von
Massart beobachteten Neubildung von Vacuolen in Folge geringer Salz-
concentrationen des Aussenwassers der Fall ist.
Theoretische Plauktonstudieu. 23
wieder eine elastische und weiche Beschaifenheit der Membran vor-
ausgesetzt) zusammen. Dieser Vorgang geht ebenfalls so lange vor
sich, bis ein tonisches Gleichgewicht von Aussenflüssigkeit und Zell-
saft erreicht ist. Der für uns nun in Betracht kommende Sinn
dieser Veränderung besteht darin, dass einerseits das speci fische
Gewicht der Zelle, obgleich das absolute Gewicht derselben ja
kleiner geworden ist, durch Wasserabgabe und eventuell auch durch
Salzaufnahme vergrössert wird, andrerseits aber durch die
Schrumpfung das Verhältniss von Oberfläche und Volumen günstiger
gestaltet wird.
Fassen war aus diesen Betrachtungen die für uns wichtigen Er-
gebnisse zusammen, so haben wir für die beiden P'actoren: speci-
fisches Gewicht und Formwiderstand bei genauerer Betrachtung fol-
gende osmotischen Einflüsse zu berücksichtigen:
I. Das specifische Gewicht der Planktonorganismen
wird im Allgemeinen bei stärkern Salzconcentrationen
des Wassers erhöht, bei schw'ä ehern erniedrigt. Doch
gilt dies natürlich einstw^eilen nur allgemein gesagt, d. h. den Sinn
der Beeinflussung des specifischen Gewichts durch Salzlösungen von
verschiedener Concentration betreffend. Sehr schwierig und zum
Theil wohl einstweilen überhaupt nicht sind die Aenderungen des
specifischen Gewichts der Zellen in Folge von Salzconcentrations-
Aenderungen d i r e c t nachzuw^eisen oder zahlen massig darzustellen.
Dieses ausgesprochene Bedenken gilt vor allen Dingen auch für die
scheinbar so genauen Methoden von Jensen ^) und Brandt -) zur Be-
stimmung des specifischen Gewichts einer Zelle, welche darin be-
stehen, dass entweder dem Wasser, in dem sich der Organismus be-
findet, so viel Salz zugesetzt oder das Wasser so weit abge-
kühlt wurde, bis die betreffende Zelle etc. im Schweben war. In
dem specifischen Gewicht der Salzlösung resp. des abgekühlten
Wassers glaubten nun Jensen und Brandt auch das specifische Ge-
wicht des schwebenden Organismus bekommen zu haben. Dabei
wurde indessen vollständig einmal der Formwäderstand des Körpers,
sodann aber besonders auch die innere Keibung der Flüssigkeit
ausser Acht gelassen; in Folge dessen bekamen beide ein etwas zu
kleines specifisches Gewicht. Ich werde noch an andern Orten
auf dieses Verfahren näher eingehen und auch eine Methode angeben,
1) Jensen, iu : Arch. ges. Pbysiol., V. 54, 1893.
2) Brandt, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst.
24 Wolfgang Ostwald,
von der ich bedeutend genauere Eesultate eiiioife. Einstweilen haben
wir noch kein genaueres Mittel, diese minutiösen Messungen mit
einiger Sicherheit ausführen zu können. Alle auf diese Verhältnisse
sich beziehenden Meinungen, z. B. die noch später zu besprechenden
Verwoen's von der Zeitdauer des Ausgleichs der specifischen
Gewichte von Organismus und Aussenwasser von wechselnder Con-
centration, stützen sich bis jetzt nur auf Vermuthungen. Wir wissen
nämlich nicht, dass, wenn nach einiger Zeit weder merkbare
Wasseraufnahme noch -Abgabe stattfindet, die Concentrationen
von Zellsaft und Aussenwasser sich ausgeglichen haben, sondern wir
Avissen nur, dass ein tonisches Gleichgewicht eingetreten ist.
Vielmehr kennen wir im Gegentheil sehr deutliche Erscheinungen,
nämlich die des Aufsp ei ehern s und Ausschliessens von
gewissen Stoffen, welche gerade das Gegentheil dieser Auffassung
zeigen.
Immerhin aber ist zu sagen, dass, da die osmotischen Reactionen
von Zellsaft und Aussenwasser ja im Sinne eines Concentrations-
Ausgleiches erfolgen, auch die nach Herstellung des tonischen Gleich-
gewichts vorhandene Differenz der specifischen Gewichte oft nicht
all zu viel abweichen wird von dem Uebergewicht des Organismus
auch in andern Salzlösungen. Zweitens verlaufen bei Concentrations-
Abnahme und -Zunahme die Veränderungen von absolutem Gewicht
und Volumen gleichsinnig, so dass in beiden Fällen die Tendenz
vorliegt, den Werth ihres Quotienten durch gleiche Veränderung
(nicht gleiche Zuuahme) zu erhalten. Und drittens endlich ist zu
berücksichtigen, was die Wichtigkeit der durch osmotische Eigen-
schaften bedingten Variationen des specifischen Gewichts der Or-
ganismen für unsere Betrachtung, d. h. bei Mitberücksichti-
gung der gleichzeitigen, durch dieselbe Concentrations-Aenderung ver-
ursachten Variationen des specifischen Gewichts des Aussenwassers und
der innern Reibung desselben, anbetrifft, dass die letztern beiden Eigen-
schaften ganz unvergleichbar leichter, d. h. stärker variiren, wie
wir dies namentlich für die innere Reibung in voriger Abhandlung
sahen. Im Vergleich zu diesen Aenderungen der Schwebebedin-
gungen werden die osmotischen Verhältnisse nur sehr wenig oder
gar nicht in Betracht kommen, namentlich nicht bei so allgemeinen,
theoretischen Feststellungen, wie wir sie uns hier vorgenommen
haben, da sie unterhalb unserer Fehlergrenze liegen. Wir werden
bei Einzelfällen so wie so bis jetzt nur von dem Sinne einer der-
artigen, durch osmotische Ursachen bedingten Variation des speci-
Theoretische Planktonstudien. 25
fischen Gewichts sprechen können, ohne einen deutlichen oder g-ar
messbaren Unterschied nachweisen zu können.
IL Bei der Variation des Form wider Standes in Folge
osmotischer Einflüsse liegen die Verhältnisse nicht so einfach. Hier
ist vor allen Dingen das Verhältniss von Oberfläche zu Volumen
zu berücksichtigen. Es ergiebt sich nämlich, dass für unsere Be-
trachtung-, für den Formwiderstand unserer Schwebeformel, nicht die
absolute Oberflächengrösse, sondern nur die relative, d. h. auf das
Volumen sich beziehende in Frag-e kommt, wie dies ja leicht an Bei-
spielen (schwebende Splitterchen von Glas oder Stäubchen von
Platinmohr etc.) zu zeigen ist. Allerdings ist dieses Verhältniss
nur in seltenen Fällen, nämlich nur bei sehr einfach gestalteten,
mathematisch bestimmbaren Körpern berechenbar; doch lassen sich
wenigstens einige Annäherungsformen, wie Kugel, Cylinder, Kegel
etc. verwenden. — Es wird vortheilhaft sein, für diesen Quotienten
von Oberfläche und Volumen einen besondern Namen zu w^ählen, da
er in der Biologie schon vielfach Anwendung gefunden hat und
insbesondere noch finden wird. Nichts liegt aber näher, als diesen
Begriff, der vollständig analog dem specifischen Gewicht gebildet
worden ist, als die relative oder speci fische Oberfläche
eines Körpers zu bezeichnen.
Dieser Begriff" nun erleichtert uns etwas die Discussion der
osmotischen Variationen des Formwiderstandes. Denn jetzt können
wir einfach sagen, dass bei stärkern Salzconcentrationen
auch die specifische Oberfläche grösser ist, bei
schwächern aber geringer.
Im Einzelnen wachsen zunächst bei schwächerer Con-
centration sowohl Zähler als Nenner des Bruches, wobei aber
aus zweierlei Gründen der Nenner stärker zunimmt als der Zähler.
Einmal nämlich ist die Oberflächengrösse der Zelle wegen der end-
lichen Elasticität der Zellmembran beschränkt, und bei jeder stärkern
anormalen Volumenvergrösserung in Folge übermässiger Wasserauf-
nahme wird die absolute Oberfläche immer ihre kleinstmögliche
Grösse aufweisen; damit werden z. B. etwaige Eunzeln etc., welche
unter Umständen sehr beträchtliche Formwiderstände abgeben
können, zum Theil geglättet werden. Zweitens aber wächst bei
einein Körper von ungefähr Kugelgestalt die Oberfläche bekanntlich
sehr viel langsamer als das Volumen und zwar so, dass, wenn die
Radien arithmetisch wachsen, die Volumina der Kugeln also im
Cubus derselben sich vergrössern, die Oberflächen nur im
26 Wolfgang Ostwald,
Quadrat der Radien grösser werden. — Aus diesen beiden
Gründen wächst im Allg-emeinen bei schwächerer Concentration des
Aussenwassers der Nenner des Bruches, das Volumen, schneller als
der Zähler, die Oberfläche, und mithin ward in diesem Fall der
"Werth des ganzen Bruches, die specifische Oberfläche, eine ge-
ringere.
Ungefähr das Umgekehrte ist bei Beeinflussung von stärkern
Concentrationen, also bei Schrumpfungen in Folge von Wasser-
abgabe, der Fall. Während hier die absolute Oberfläche, die Zell-
membran, sich im Allgemeinen nur wenig verkleinert, sondern un-
gefähr constant bleibt, verkleinert sich dagegen sehr nachdrücklich
das Volumen, wobei nun die specifische Oberfläche nicht nur
wegen der annähernden Constanz der absoluten Oberfläche, sondern
ausserdem noch wegen der in der Gestalt der Kugel begründeten
Zunahme der specifischen Oberfläche bei Abnahme des Radius einen
höhern Werth erreicht.
Es lässt sich also zusammenfassen : I m A 1 1 g e m e i n e n w ä c h s t
die specifische Oberfläche bei stärkerer Salzcon-
centration des Aussenwassers und nimmt ab bei
schwächere r.
Die specifische Oberfläche ist indessen nicht der einzige Factor
des Formwiderstandes, sondern es kommt, me ich es an anderer
Stelle aus einander zu setzen versuchte, vor allen Dingen auch noch
die Grösse der Verticalproj ection bei Schwebevorgängen in
Betracht. Bei einem so einfachen Körper wie die Kugel wächst
die Verticalprojection, also der Flächeninhalt eines grössten Kugel-
kreises, proportional dem Radius. Doch besitzt dieser Factor des
Formmderstandes gerade bei regelmässig gestalteten Körpern meist
einen sehr viel geringern Einfluss auf die Schwebevorgänge als bei
uuregelmässig gestalteten; bei den letztern aber ist einstweilen ein
feinerer Vergleich, wie ein solcher bei Variationen dieser Form-
widerstandsgrösse in Folge von osmotischen Einflüssen statt-
finden müsste, wie aus mehreren Gründen leicht zu ersehen ist, un-
möglich.
Im Allgemeinen nun ist von diesen osmotischen Wirkungen
verschieden starker Salzlösungen zu sagen, dass sie für unsere Be-
trachtung der Schwebevorgänge des Planktons aus folgenden
Gründen nur berichtigend und erst in zweiter Linie in Frage
kommen : Einmal sind die Variationen des specifischen Gewichts und
des Formwiderstandes, der beiden biologischen Factoren, an und für
Theoretische Plauktonstudien. 27
sich schon nicht sehr beträchtliche, worauf schon früher hingewiesen
wurde. Zweitens sind sie im Vergleich mit den Variationen,
welche der dritte, „äussere" Factor, die innere Reibung-, gleich-
zeitig mit ihnen und bei gleicher Concentrations-Aenderung durch-
macht, noch bedeutend weniger von Einfluss. Diese Unproportionalität
ergiebt sich leicht durch Heranziehen voiiger Abhandlung. Drittens
aber ist zu berücksichtigen, dass die osmotischen Wirkungen in
Folge von Concentrations-Aenderungen in viel engern Grenzen vor sich
gehen werden als die durch denselben Grund hervorgerufenen
Variationen der Innern Reibung. Denn entweder tritt bei zu
schwacher Aussenconcentration in Folge übermässiger Quellung
ein Platzen der Zellmembran und damit der Tod der betreifenden
Zelle, resp. bei zu starker Aussenconcentration eine zu intensive
Schrumpfung oder durch übermässige Salzaufnahme hervorgerufene
Vergiftung und damit Vernichtung ein. oder aber die Zelle reagirt
bei gewissen extremen Concentrationsgraden nicht mehr osmotisch,
d. h nimmt weder Wasser auf, noch giebt sie solches ab. Es werden
z. B. durchaus nicht alle Organismen durch übermässige Salzcon-
ceutration des Aussenwassers durch Plasmolyse oder, im entgegen-
gesetzten Falle, durch übermässige Quellung und Sprengung der
Zellmembranen getötet. Selbstverständlich aber werden diese Ex-
treme auch auf die andern Lebenserscheinungen der betrefi'enden
Organismen unter Umständen äusserst schädlich einwirken, ohne dass
dies indessen nur auf Grund der hier beschriebenen osmotischen
Erscheinungen der Fall sein muss.
Aus diesen drei Gründen werden wir also nur in seltnem
Fällen bei Betrachtung der Schwebegeschehnisse des Planktons mit
den durch Salzconcentrations- Aenderungen hervorgerufenen osmotischen
Wirkungen zu thun haben. Stossen wii- indessen doch auf derartige,
deutliche Erscheinungen, so werden wir den Vortheil haben, die-
selben, falls es nämlich Avirklich osmotische Erscheinungen sind,
mehr oder weniger gut „causal" erklären zu können. Denn be-
kanntlich können wir diese Vorgänge auch mit Anorganismen künst-
lich darstellen und unter physikalisch-chemische Gesetze und
Theorien einreihen, welch letzteres Verfahren man insbesondere
„causal erklären" zu nennen pflegt.
Bei dieser Betrachtung der osmotischen Variationen des Form-
widerstandes haben wir stillschweigend die Annahme gemacht, dass
das Protoplasma der kugiigen Zelle sowie insbesondere aber die
Zellmembran überall von gleicher Beschaffenheit ist und dass speciell
28 Wolfgang Ostwald,
die Elasticität der Zellhaiit überall gleiclimässig ist. Beides ist
nun durchaus nicht nöthig ; vielmehr ist es der bei weitem häufigere
Fall, dass sowohl Protoplasma als auch Zellmembran ihre deutlichen
allgemeinern phj^sikalischen und chemischen Verschiedenheiten be-
sitzen. Derartige Verschiedenheiten finden wir z. B. bei den ein-
zelligen Formen, welche dem Protoplasma den Aus- und Eintritt an
gewissen Stellen, Lücken der Zellmembran gestatten, wie z. B. bei
vielen Protozoen etc.
Ferner ergeben sich besonders noch Verschiedenheiten in der
mehr flüssigen oder mehr halbflüssigen Formart des Protoplasmas
und in der wechselnden localen chemischen Beschaffenheit desselben.
Sobald wir es nun aber mit flüssigen oder halbflüssigen, dem Aussen-
wasser frei ausgesetzten Körperstellen zu thun haben, tritt neben
den osmotischen Erscheinungen, welche ja eine Zellmembran zur
Voraussetzung haben, eine andere Gruppe physikalisch-chemisch
definirbarer Erscheinungen auf, welche wir als Oberflächen-
span n u n g s - Erscheinungen bezeichnen.
Unter der Eigenschaft der Oberflächenspannung flüssiger und
halbflüssiger Körper verstehen wir nun die Tendenz beliebiger
Volumina derselben, ein Minimum von absoluter Oberfläche zu er-
reichen. Derjenige Körper, der die relativ geringste Oberfläche oder
die geringste speciflsche Oberfläche besitzt, ist bekanntlich die Kugel ;
deshalb bezeichnet man auch unter dem Namen Oberflächenspannung
das Bestreben flüssiger oder halbflüssiger Körper, die Kugelgestalt
anzunehmen. Was nun die Abhängigkeit der Oberflächenspannung,
z. B. einer solchen Substanz, wie sie das Protoplasma darstellt, von
der chemischen Beschaffenheit des. umgebenden Wassers anbetrifft,
so ist darüber Folgendes zu sagen: Wie besonders von Quinke,
Ehümblee und Bernstein an Anorganismen, z. B. Quecksilber- oder
Chloroformtropfen, eingehend erläutert worden ist, können durch
locale Verschiedenheiten des reagirenden Protoplasmas oder umgekehrt
der Umgebung local verschiedenartige oder verschieden starke
physikalisch-chemische Vorgänge, wie z. B. electromotorische Kräfte,
Salzbildung, Aenderungen der Formart, locale Gerinnung etc., die
aber sämmtlich locale Aenderungen der Oberflächenspannung mit
bedingen, eintreten. Diese locale Variation der Oberflächenspannung
wird sich aber so zeigen, dass Stellen mit niederer Oberflächen-
spannung z. B. in Gestalt mannigfacher Pseudopodien sich hervor-
wölben werden oder dass die Nach bar st eilen von Oberflächen-
theilen, welche durch irgend welche Vorgänge eine kleinere Ober-
Theoretische Planktonstudien. 29
flächenspannung erhalten, sich vorwölben, um z. B. die durch den
betreffenden Vorgang- hervorgerufene Aenderung- der Kugelgestalt
und Vergröserung der Oberfläche wieder zu compensiren.
Es ist sicher, dass auch derartige Oberflächenspannungs-
Erscheinungen wesentlich auf die Maasszahlen des speciflschen Ge-
wichts und insbesondere des Formwiderstandes einwirken werden.
Doch lässt sich, wie zu ersehen ist, wegen der ausserordentlichen
Mannigfaltigkeit der möglichen Fälle nichts allgemein Gültiges
sagen. Ausserdem sind diese Erscheinungen noch nicht von der
Wichtigkeit wie die osmotischen, weil nur ein Bruchtheil der
Planktonorganismen frei nach aussen tretendes Protoplasma besitzt,
während beinahe alle eine Zellmembran besitzen und daher fast
sämmtlich osmotischen Einflüssen ausgesetzt sind. Doch werden
nähere, namentlich von systematischen physikalisch-chemischen Ge-
sichtspunkten ausgehende Untersuchungen sicherlich auch die ge-
schilderten Erscheinungen bei Veränderung der Salzconcentration
des Aussenwassers und bei Planktonorganismen ergeben. Die hierher
gehörigen Versuche von Zacharias, Veeworn und andern über künst-
liche Pseudopodienbilduug etc. benutzen einstweilen noch ziemlich
willkürliche Mittel zur Hervorbringung dieser Erscheinungen, wie
dies ja aber auch aus der Complicirtheit des Problems begreif-
lich ist.
Osmotische Erscheinungen sowie Aenderungen der Oberflächen-
spannung werden die hauptsächlichsten allgemeinen physikalisch-
chemischen Einflüsse sein, welche ohne Gefährdung des Lebens und
ohne weitgehendere Berücksichtigung der Zeit und der räumlichen
Orientirung auf das specifische Gewicht und den Formwiderstand
werden einwirken können. Selbstverständlich sind sie nicht die
einzigen, sondern nur die hauptsächlichen und etwas schärfer definir-
baren.
Bevor wir nun zu den speciellen Einflüssen verschiedener Salz-
concentrationen auf das Plankton eingehen, möchte ich im Anschluss
an die eben entwickelten allgemeinen physikalisch-chemischen Ein-
flüsse eine Beobachtung erwähnen, die ziemlich häufig von den in
Neapel arbeitenden Zoologen und Physiologen gemacht worden ist.
Es handelt sich nämlich darum, dass manche Thiere — bei näherer
Untersuchung wird es sich wahrscheinlich zeigen, dass es ziemlich
30
WoLFGANQ Ostwald,
viele sind — in der Gefangenschaft in den Aqnarien der Station
sich nnter Umständen stark verkleinern. Dies giebt z. B, Ver-
woEN von Ctenophoren an und fügt als Beispiel hinzu, dass sich die
Körperläng-e einer Beroe von 2 cm innerhalb 10 Tagen in einem
Glase auf 6 mm reducirte. Sehr schöne analoge ganze Versuchsreihen
giebt Brandt \) für die extracapsuläre Gallertschicht von Eadiolarien
an. Allgemein sagt er: Ausnahmslos trat bei Culturversuchen an
coloniebildenden Eadiolarien die auffallende Erscheinung ein, dass
schon nach wenigen Tagen die Consistenz der Gallerte erheblich ab-
genommen hatte und dass im Verlauf von einigen Vv'ochen die
Gallertsubstanz fast vollständig geschwunden war. Am lehrreichsten
aber ist vielleicht folgende Versuchstabelle Brandt's über die
Regeneration des aboperirten Extracapsulariums von ThalassicoUa
mideafa resp. über die Sinkgeschwindigkeit derselben, die ich darum
unverkürzt citire.
p. 41:
Tag
Dicke des Gallert-
Für 1 flm nötig-
saums (mm)
(Secundeu)
1
0
10
2
0,19
g
3
0,60
30
4
0.64
35
5
0,71
24
6
0,91
55
7
1,03
66
8
1,16
60
9
1,06
58
10
0,98
45
11
0,94
38
12
0,94
38 ( Wasser
? ge-
60 [ wechselt
13
9
14
0,9
„Vom 8. Tage nahm — in Folge ungünstiger Bedingungen — die
Dicke des Gallertsaumes ab und in ungefähr dem gleichen Grade
die Sinkgeschwindigkeit zu, doch zeigt die absteigende Reihe be-
merkenswerthe Verschiedenheiten gegenüber der aufsteigenden.
Besonders auffallend war die Verschiedenheit der Sinkgeschwindig-
keit bei fast gleicher Dicke des Extracapsulariums am 6., 12. und
14. Tage. Das Beispiel zeigt, dass nicht nur die Dicke, sondern
1) Brandt, in: Zool. Jahrb., V. 9, Syst., 1895, p. 38.
Theoretische Planktonstudien. 31
auch die Beschaffenheit des Gallertmantels, die wiederum von
den Culturbedingungen abhängig ist, in Betracht kommt."
Ich könnte noch einige andere hierher gehörige Beobachtungen
anführen, z. B. die Bemerkung Bkandt's, dass eine Radiolariencolonie,
nachdem sie durch mechanische Reizung ihre Yacuolen verloren, ihr
Volumen verkleinert und dem entsprechend untergesunken war, am
dritten Versuchstage wieder an der Oberfläche schwebte, „obgleich
weder die Vacuolen vollzählig vorhanden waren noch das Gesammt-
volum und die Dicke des Gallertmantels so gross wie bei Beginn
geworden war" u. s. w. Doch genügen, wie ich glaube, die auf-
gezählten Beispiele vollständig, um die Theorie der Erscheinungen
abzuleiten, die sich dem Leser bei Betrachtung der Letztern unter
den oben geschilderten allgemeinen physikalisch-chemischen Gesichts-
punkten von selbst aufdrängen wird. Es ist nämlich im hohen
Grade wahrscheinlich, dass sowohl das von Verworn an Ctenophoren
als auch von Brandt an Radiolarien in mannigfacher Weise be-
obachtete Schi-umpfen der Organismen einfach eine osmotische,
wasserentziehende Folge des durch Verdunstung stärker con-
centrirten Meerwassers ist. Zufälliger Weise giebt sowohl Ver-
worn als auch Brandt an , dass ihre Versuche in Gläsern statt-
fanden, d. h. in solchen Gefässen, welche ziemlich sicher keinen
Constanten Durchfluss von frischem Meerwasser haben werden. Ja,
ich erinnere mich, bei einem Autor, dessen Namen ich aber nicht
wieder habe finden können, die Angabe gelesen zu haben, dass auch
in den grossen Aquarien der Station, welche ununterbrochen mit
frischem Meerwasser gespeist werden, doch das Wasser einen etwas
höhern Salzgehalt besitzt als das hineingeleitete Meerwasser selbst.
Ich nehme darum an, dass den betreffenden Organismen in der oben
geschilderten, insbesondere von Maupas bekannt gemachten Art
durch die etwas stärkere Aussenconcentration Wasser entzogen
worden und dadurch die Schrumpfung zu Stande gekommen ist.
Fast zur Sicherheit erhebt diese Annahme die citirte Versuchsreihe
Brandt's, bei der zunächst die Dicke des regenerirenden Extra-
capsulariums bis zum 9. Tage stieg, dann aber merkwürdiger Weise
bis zum 13. wieder abnahm. Am 14. Tage aber, bei Wasserwechsel,
scheint, wie aus der beträchtlichen Abnahme der Sinkgeschwindigkeit
hervorzugehen scheint, wieder eine stärkere Zunahme stattgefunden
zu haben, obgleich Brandt die Dicke des Extracapsulariums nicht
genau angiebt, sondern nur 0,9, ohne zweite Decimale, schreibt.
Diese zweite Decimale kann aber sehr gut eine 8 oder 9 gewesen
32 Wolfgang Ostwald,
sein, so dass der abnorm geringen Sinkgescliwindig-keit auch eine
analoge Verdickung des Gallertmantels entsprechen würde.
Was die von Brandt schon hervorgehobene Unregelmässigkeit
bei fast gleicher Dicke des Exstracapsulariums anbetrifft, die theil-
weise vollständig der entwickelten Theorie der Erscheinungen sowie
auch der Lehre von der Zunahme der Innern Eeibung mit steigen-
der Concentration sowie der entsprechenden Abnahme der Sink-
geschwindigkeit zu widersprechen scheint, so ist zunächst
zu erwähnen, dass vollständig die Temperatur des AVassers
ausser Acht gelassen worden ist. Dieser Temperaturcoefficient
aber ist nicht nur viel variabler als der geschilderte allge-
meine osmotische Einfluss auf die Schwebefähigkeit resp. Sink-
geschwindigkeit, sondern er ist auch noch , wie wir in voriger Ab-
handlung sahen, etwas variabler als der Concentrationscoefficient
der Innern Reibung, mithin also der wichtigste weil variabelste
Factor unserer Schwebeformel überhaupt. Auf ihn wäre also zu
allererst zu achten gewesen. Ausserdem aber wird die Temperatur
bei den geschilderten Versuchsbedingungen auch that sächlich in viel
weitern Grenzen haben variiren können als der Concentrations-
einfluss. Nach der Tabelle könnte man vielleicht annehmen, w^eil
ja auch schon das Maximum der Dicke des Extracapsulariums nicht
dem Minimum der Sinkgeschwindigkeit entspricht, dass ungefähr
vom 7. Tage an das Versuchsgefäss eine andere wärmere Stellung
bekam, ein wärmerer Umschlag der Witterung eintrat oder auch zu
andrer Tageszeit gemessen wurde etc. Nachträgliche Correctionen
sind ja meistens ziemlich nutzlos; doch sieht man aus dem Ge-
schilderten, dass die Versuche über Sinkgeschwindigkeiten, nament-
lich wenn dieselben zahlenmässige Resultate ergeben sollen, noth-
w^endiger Weise in einem Thermostaten und mit constant schwim-
mendem Aräometer gemacht werden müssen. Ich hoffe an andrer
Stelle möglichst einfache derartige Apparate beschreiben zu können.
Weiterhin wird es darum in diesem speciellen Falle wichtiger
sein, den Hauptfactor der Sinkgeschwindigkeit weniger in der „Be-
schaffenheit" des Extracapsulariums als vielmehr in den „Cultur-
bedingungen" Brandt's zu suchen. Natürlich wird auch der Gallert-
mantel ein etwas andrer, den oben angeführten allgemeinen physi-
kalisch-chemischen Gesetzen entsprechende Consistenz sowohl bei
Concentrations-Aenderungen als auch, wie noch nicht erwähnt wurde,
aber wahrscheinlich ist, bei Variationen der Temperatur annehmen.
Doch kommen die letztern einstweilen für uns nicht in Betracht.
(0»
Theoretische Planktonstudien. 33
Dass ausserdem die Gallertsubstanz des Extracapsulariums osmotisch
ziemlich empfindlich ist, lehrt die Bemerkung- Bkandt's, dass sie
sich in Meerwasser nur schwer, nach Tagen, „löst", d.h. wohl hier:
verwest, während sie in destillirtem Wasser sofort stark aufquillt
und verschwindet.
III. Einflüsse wechselnder Concentrationen auf das
I n d i V i d u e n p 1 a n k 1 0 n.
Wir kommen nun zur Betrachtung- der speciellen Einflüsse
verschiedener Salzconcentrationen auf das Plankton und zwar zu-
nächst auf das Individuenplankton. Da dies letztere, wenige
Ausnahmen bei Seite gelassen, dadurch charakterisirt ist, dass es
auf Aenderungen der Innern Reibung durch entsprechende com-
pensirende Veränderungen des Uebergewichts oder des Formwider-
standes nicht oder doch nur sehr unvollkommen antworten kann, so
werden diese Reactionen. wie schon an andern Orten aus einander
gesetzt wurde, in passiven Wanderungen bestehen müssen.
Hier müssen bei Betrachtung des Einflusses verschiedener Salz-
concentrationen natürlich ganz analoge Verhältnisse vorliegen wie
bei den passiven Bewegungen, welche durch Variation der innern
Reibung in Folge von Temperaturänderungen zu Stande kommen. ^)
Dass zunächst die verschiedenen Salzconcentrationen des Wassers
wirklich die räumliche Orientirung des Planktons beeinflussen, dass
also die physikalisch-chemischen Gesetze für beliebige Körper auch
in dem Sonderfalle, dass die letztern Organismen sind, gelten, be-
weisen unter anderm eine grosse Anzahl von in der Literatur be-
schriebenen, wenn auch nicht zu unseru Zwecken angestellten Ver-
suchen, von denen hier einige angeführt werden sollen. Dabei wird
zuerst nur eine Reihe von Thatsachen aufgezählt und dann erst eine
zusammenfassende Deutung und Besprechung derselben gegeben
werden.
Verwoen-) hat z. B. festgestellt, dass Ctenophoren in einem
Versuchsgefäss bei Verdünnung des Seewassers nach unten sinken
1) Einige weitere Details über derartige Temperatureinflüsse sind
in meiner citirten Abhandlung in : Biol. Ctrbl. enthalten ; die ausführliche
Behandlung der Temperatureinflüsse, die in der Art, wie hier die Salz-
einflüsse geschildert werden, gegeben werden soll, steht noch aus.
2) Verwobn, in: Arch. ges. Physiol., V. 53, 1895.
Zool. Jahrb. Bd. XVIII. Abth. f. Syst. 3
34 Wolfgang Ostwald.
und dort längere Zeit liegen bleiben, bevor sie wieder an die
Oberfläche steigen. Umgekehrt kamen bei stärkern Concentrationen
die Rippenquallen ziemlich schnell nach oben und blieben m e h r e r e
Tage oben, bis sie sich wieder gleichmässiger vertheilten. — Etwas
Aehnliches theilte mir Prof. Chux freundlichst mündlich mit. Eines
Tages waren in einem Neapeler Bassin, das Ctenophoren enthielt,
sämmtliche Thiere auf den Boden gesunken und lagen dort breit
und dicht dem Boden augedrückt. Bei der Untersuchung der Ur-
sache dieses merkwürdigen Verhaltens stellte sich heraus, dass in
das Bassin Süsswasser gekommen war und dass diesem Grunde die
merkwürdige Stellung der Ctenophoren zuzuschreiben war.
Weitere ähnliche Versuche liegen z. B. von Meter u. Möbius ^)
vor. Diese nahmen verschiedene Thiere, darunter auch Wirbel-
thiere wie SyngnafJms-Arteii, Gasterosteus sjnnachia, ferner aber auch
Falaemon squilla etc. etc. und setzten diese aus dem Ostseewasser,
in dem sie gefangen waren, in Wasser von höherer Salzconcentration,
z. B. in Nordseewasser. Die Resultate waren ähnlich denen Ver-
worn's: Die genannten pelagischen Thiere schwammen hart an der
Oberfläche und konnten trotz heftiger Anstrengungen zunächst nicht
in die Tiefe gehen. Wie lange dieser Zustand dauert, wurde uicht
festgestellt; später lebten sie in Nordsee w asser eben so gut wie in
Ostseewasser.
Bei diesen aus einer grossen Auswahl herausgegriifenen Ver-
suchen kommt nun jedes mal ein Factor in Betracht, der störend
auf die Deutung einwirkt, indem er die Verhältnisse stark compli-
cirt. Dies ist die Eigenbewegung der genannten Organismen.
Es liegen indessen in der Literatur auch eine ganze Anzahl von
zum Theil äusserst genauen Beobachtungen vor, welche sich auf das
Flottiren im eigentlichen Sinne organisirter Körper, nämlich auf
das Schweben von Fisch eiern bei verschiedenen Concentrationen des
Seewassers beziehen. Hier sind sogar Zahlen festgestellt worden,
wie z. B. Hensen -) gefunden hat, dass die Eier von Plafessa nur
bei Concentrationen, die höher als 1,7 % sind, schweben, bei niedrigem
aber untersinken. Aehnliche Verhältnisse bei andern Fischeiern
ergaben die namentlich von nordischen Forschern, Sars, Malmgren
etc., augestellten Untersuchungen.
Was nun die Deutung der angeführten Beobachtungen an-
1) Meyer u. Möbius, Fauna der Kieler Bucht, V. 1, p. XXX.
2) Hensen, in: Bar. Comm. wiss. Unters, deutsch. Meere.
Theoretische Planktonstudien. 35
betrifft, so haben auch die frühern Beobachter, obgleich ihnen der
Begriff der innern Eeibung noch fremd war, eine Erklärung gegeben.
Und zwar führen sie sämmtlich diese Erscheinungen auf Unterschiede
im specifischen Gemcht der Organismen und des Wassers, aber auch
nur auf Uebergewichts- resp. Untergewichtserscheinungen zurück.
Manche Autoren , z. B. Yerworn , schreiben fernerhin den wirklich
pelagischen, d. h. ohne Eigenbewegung flottirenden Organismen, z. B.
Radiolarien, eine sehr grosse Willkür in der Fähigkeit, ihr speci-
flsches Gewicht selbstthätig zu verändern, zu ; letzterer meint sogar,
alle die Erscheinungen der verschiedenen räumlichen Orientirung,
wie sie am sinnfälligsten in den periodischen Wanderungen zu Tage
treten, nur auf diese „willkürlichen" Ueber- und Untergewichts-
bewegungen zurückführen zu können, ohne dass er indessen diese
Theorie in ihren nothwendigen Einzelheiten (erklärlicher Weise)
ausführt. Brandt, der bei weitem am genauesten die Schwebe-
erscheinungen, insbesondere auch unter etwas vereinfachten Ver-
hältnissen, nämlich au physikalischen Modellen, untersucht hat, ist
nun zu folgenden Resultaten über die Abhängigkeit der Schwebe-
und Sinkerscheinungen von dem Unterschiede der specifischen Ge-
wichte von Körper und Flüssigkeit gekommen: Die Glaskugeln, mit
welchen er experimentirte , schlössen eine Luftblase ein. welche es
ermöglichten, dass die Kugeln bei irgend einer Temperatur schwebten.
Diese Schwebetemperatur aber wurde so festgestellt, dass die Kugeln
in Wasser von einer mittlem Temperatur (ca. 40—50°) gebracht
wurden und nun beim Erkalten des Wassers diejenige Temperatur
festgestellt wurde, bei welcher die Sinkgeschwindigkeit der Kugel
ein Minimum erreicht hatte, so dass sie schwebte. War dieser
Punkt erreicht, so wurde das specifische Gewicht der Kugel dem
des Wassers gleich gesetzt und gemäss den physikalischen Tabellen
der Variation des specifischen Gewichts des Wassers mit der Tempe-
ratur bestimmt. Brandt untersuchte nun ferner, wie gross die
Differenz der specifischen Gerichte, also das Uebergewicht, sein
musste, um eben ein merkbares Untersinken zur Folge zu haben,
und kam zu dem Resultate, dass hierzu bei seinen Kugeln ein Unter-
schied von 0,0001—0.0002 hinreichte. Auf die weitern Einzelheiten
der Versuche sowie auf die Genauigkeit dieser Methode zur Be-
stimmung des specifischen Gewichts will ich hier nicht eingehen,
namentlich da diese Dinge nicht eigentlich zu dem Thema, was wir
hier behandeln wollen, gehören. Eine genaue Inhaltsangabe und Be-
sprechung wird bei der Behandlung der Temperatureinflüsse auf
3*
36 Wolfgang Ostwald,
das Plankton folgen. Dasjenige, was für uns auch hier in Betracht
kommt, ist der Umstand, dass bei diesen wie bei den schon früher
erwähnten analogen Versuchen von Jensen mit Salzlösungen voll-
ständig sowohl der Formwiderstand als auch besonders die innere
Reibung ausser Acht gelassen wurde. Ueber die Rolle des Form-
widerstandes wollen wir uns hier nicht weiter äussern; seine
Wichtigkeit erhellt z. B. aus der Thatsache, dass sehr feiner Sand
schwebt, d. h. das Wasser auf längere Zeit milchig trübt, während
ein Stück Kieselstein augenscheinlich bei demselben üebergewicht
rasch sinkt. Ich glaube, dass diese Ueberlegung eine ziemlich nahe
liegende ist, während indessen die Vernachlässigung der Innern
Reibung des Wassers, dieses wohl definirten, angewendeten und auf
seine Zweckmässigkeit hin geprüften Begriffes, folgender Umstand
erklärlicher macht. Betrachten wir nämlich den Einfluss beider
Factoren, der Temperatur und des Salzgehaltes, sowohl auf das
speciflsche Gewicht als auch auf die innere Reibung, so lässt sich
feststellen, dass die Grössen beider Eigenschaften sich gleich-
sinnig verändern. Indessen besteht diese Analogie nur in der
Richtung der Beeinflussung durch diese beiden Factoren, wie ge-
sagt, nur im Sinne. Es folgt aber aus dieser Gleichsinnigkeit noch
durchaus nicht eine Proportionalität oder gar eine Paral-
lelität der Veränderungen der Innern Reibung und des speci-
fischen Gewichts in Folge derselben Einflüsse. Vielmehr ändert sich
die innere Reibung viel stärker sowohl bei Temperatur- als auch
Salzconcentrations-Variationen gegenüber den gleichzeitigen Aende-
rungen des specifischen Gewichts. Ja, wenn wir die uns hier eigent-
lich besonders interessirenden Verhältnisse chemisch verschiedener
Flüssigkeiten in Bezug auf gleichzeitige Variation von innerer
Reibung und speciflschem Gewicht heranziehen, so ist die Un-
proportionalität der Aenderungen der beiden genannten Eigen-
schaften noch viel auffallender. Wir kennen nämlich Fälle, in denen
bei Verminderung des specifischen Gewichts eine Erhöhung
der Innern Reibung stattfindet, wo also nicht einmal mehr Gleich-
sinnigkeit der Variation besteht. Dies ist z. B. der Fall für
ein Gemisch von Alkohol und Wasser (Aerhenius). i) Allerdings
kommen für biologische Zwecke meistens nur Salz- und Gaslösungen
in Betracht, bei denen eine Gleichsinnigkeit der Aenderungen von
speciflschem Gewicht und innerer Reibung wohl meistens besteht,
1) Arhhenius, in: Z. phys. Chemie, V. 18.
Theoretische Planktonstudien. 37
obschon z. B. die innere Eeibung von NSg-Lösungen geringer ist
als die reinen Wassers. Dieser Gleichsinnigkeit aber der Aendernng
beider Eigenschaften der meisten Flüssigkeiten ist es nnn jedenfalls
zuzuschreiben, dass die Nothwendigkeit der Trennung beider und
die Berechtigung ihrer Selbständigkeit nicht erkannt würde. ^)
Wie schon bemerkt, bestellt nun die Unproportionalität der
Aenderung von innerer Reibung und specifischem Gewicht darin, dass
sich die innere Reibung in bedeutend stärkerm Maasse,
sowohl bei Variation der Temperatur als auch hier, bei Aende-
rung der Salzconcentration, ändert als das specifische
Gewicht. Und zwar ändert sich die innere Reibung mit der
Temperatur innerhalb der ersten 40*^, wie schon melirmals erwähnt
^iirde, durchschnittlich pro 1" um 2"/y. Rechnen wir nun auch die
Abnahme des specifischen Gewichts des Wassers mit der Temperatur
pro 1" durchschnittlich nach Procenten um und gehen wir dabei der
Einfachheit halber von 4" aus, so erhalten wir ungefähr in den ge-
nannten Grenzen eine Aenderung pro 1*^ von 0,02 — 0,03%. Es er-
giebt sich also, dass der Einfluss der Temperatui- auf die innere
Reibung circa 100 mal so gross ist wie der Einfluss auf das
specifische Gemcht. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so deutlich,
liegen die Verhältnisse bei verschieden stai-ken Salzconcentrationen
des Wassers. Aus den Tabellen der vorigen Abhandlung ergiebt
sich zunächst, dass bei 0" die Aenderung der innern Reibung pro
l'Vo NaCl ungefähr 3,6% beträgt, bei 30" aber nur ungefähr 1.7 ^/o-
Die Aenderung des specifischen Gewichts auf der andern Seite be-
trägt pro 1% Salz ungetähr 0,06 — 0,07%. Auch hier aber sehen wir. dass
bei derselben Variation des Salzgehaltes die innere Reibung eine
ungefähr 30 mal so grosse Aenderung erfährt wie das specifische Ge-
wicht der Lösung.
Nun aber ist aus der oben angeführten Schwebeformel zu er-
sehen, dass die Sinkgeschmndigkeit direct proportional (resp. um-
gekehrt) sowohl dem Uebergewicht als auch der innern Rei-
bung ist. Da die Variabilität der innern Reibung, wie die obige
Ueberlegung ergiebt, ca. 100 resp. 30 mal so gross ist wie die des
specifischen Gewichts, so wird auch der Einfluss der innern Reibung
1) Dieselbe Verwechslung liegt der sonst ziemlich tief eindringenden
Arbeit von Wesenberg-Lund, Von dem Abhängigkeitsverhältniss zwischen
dem Bau der Planktonorganismen und dem spec. Gewicht des Süsswassers,
in: Biol. Ctrbl. 1900, zu Grunde.
38 Wolfgang Ostwäld,
auf die Sinkg-eschwiiidigkeit bei derselben Variation der Temperatur
resp. Conceutration so viel Mal grösser sein als der des Ueber-
gewichts. Mit andern Worten, die Aenderungen der Sinkgeschwindigkeit,
mithin auch die der Schwebefähigkeit, sind bei Temperaturvariationen
zu ca. 100 minus 1 und bei Salzconcentrations-Aenderungen bis zu ca. 30
minus 1 Theilen der Aenderung der innern Eeibung und nur zu einem
Theile der Aenderung des Uebergewichts zuzuschreiben. Diese Un-
gleichheit der Einflüsse ist nun natürlich auch bei den BßANDT'schen
Versuchen zu berücksichtigen. Hier ist die Aenderung des speci
fischen Gewichts praktisch schon beinahe zu vernachlässigen, so
dass die Thatsache, dass bei einer Temperaturerhöhung von noch
nicht P eine bemerkbare Sinkgeschwindigkeit auftritt, zu weitaus
dem grössten Theile nur der veränderten innern Reibung zuzu-
schreiben ist.
Ich möchte nun diesen Ausführungen noch hinzufügen, dass
man sich durch eine äusserst einfache Probe überzeugen kann, ob
thatsächlich nur eine so minimale Aenderung des UebergeT\1chts um
0,0002 Einheiten eine merkbare Aenderung der Sinkgeschwindigkeit
hervorrufen kann. Ist nämlich dies wirklich der Fall, so müsste
z. B. bei den BEAXDT'schen Versuchen bei einer Abkühlung des
Wassers um weitere 0,2—0,6", die also ebenfalls einer Aenderung des
Uebergewichts um 0,0002 entsprechen würde, sofort ein Auftrieb
stattfinden, da nun die Differenz ja eine negative ist. Dies ist
aber durchaus nicht der Fall, vielmehr zeigen die analogen Versuche
von Hensen mit Salzlösungen, dass die Fischeier auch bei mehreren
höhern Concentrationen schwebten, d. h. auch nicht an die Ober-
fläche getrieben wurden. Diese Probe zeigt leicht die Bedeutung
der innern Reibung resp. des Formwiderstandes.
In einem noch grössern Maasse aber spielt die innere Reibung
bei schwebenden Organismen die verhältnissmässig viel wichtigere
Rolle, weil die Organismen sowohl zum Theil ausserordentlich
wasserhaltig sind, als auch auf Aenderungen speciell der Salzcon-
centration des Aussenwassers mit gleichsinnigen, wenn auch nicht
mit proportionalen oder parallelen Aendei'ungen ihres Salzgehaltes
reagiren. Die Wege, auf denen dies geschieht, nämlich die osmoti-
schen Eigenschaften der Organismen, haben wir im vorigen Ab-
schnitt zu skizziren versucht. Durch diesen Umstand aber wird
bei einer Salzconcentrations-Aenderung des Aussenwassers sich das
Uebergewicht bei sinkenden oder schwebenden Körpern in noch
viel geringerm Maasse ändern als bei Anorganismen mit annähernd
Theoretische Planktonstudien. 39
constantem eigenen specifischen Gewicht, z. B. bei Glaskugeln. Um-
gekehrt also wird dadurch der Einfluss der innern Reibung auf die
Sinkgeschwindigkeit verhältnissmässig noch grösser werden, so
dass die Aenderungen des specifischen Gewichts, namentlich bei ge-
ringern Concentrations-Aenderungen , w^ie sie für uns besonders in
Betracht kommen, praktisch fast ganz ausser Betracht fallen
werden.
Unter diesen Gesichtspunkten nun sind auch die oben ge-
schilderten Versuche zu betrachten und zu deuten. Selbstverständ-
lich werden die positiven oder negativen Differenzen der specifischen
Gewichte, also der Abtrieb und Auftrieb der Organismen, ihre Rolle,
die wir allerdings bis jetzt noch nicht näher messen können, spielen;
doch wird, wie gesagt, in den meisten Fällen dieser Einfluss auf die
Sinkgeschwindigkeit gegenüber dem der innern Reibung unver-
hältnissmässig klein und darum vielfach zu vernachlässigen sein.
Wir werden also die oben angeführten Veränderungen der Schwebe-
fähigkeit mit Recht zu ihrem grössten Theile den Aenderungen der
innern Reibung, welche in ihrem Effecte auf die Schwebefähigkeit
gleichsinnig mit den Aenderungen des specifischen Gewichts ver-
laufen, zuschreiben.
Gehen wir zur nähern Betrachtung der Concentrationseinflüsse
auf das Individuenplankton ein, so ei'strecken sich diese, wie schon
früher erwähnt, ganz besonders auf die r ä u m 1 i c h e 0 r i e n t i r u n g
des Planktons. Natürlich zeigen sich diese Einflüsse unmittelbar
nur an den Variationen der Sinkgeschwindigkeit resp. Schwebe-
fähigkeit. Bei weiterer, allgemeinerer Betrachtung indessen werden
wir auf passive Wanderungen geführt, bei welchen wir wiederum
verticale und horizontale unterscheiden können. Als Ergebniss
dieser passiven Bewegungen haben wir dann die Verth eilung
des Planktons in Hinblick auf Variationen des Salzgehaltes zu be-
handeln.
Was nun erstens passive Verticalbewegungen in Folge
von Concentrations-Aenderungen anbetrifft, so werden directe Wande-
rungen des Planktons aus diesen Gründen in der freien Natur wohl
sehr selten oder doch wenigstens nicht sehr ausgedehnt sein. Da-
gegen können Concentrations-Aenderungen des Wassers sehr gut andere
Verticalbewegungen modificiren, insbesondere auch abschwächen.
40 Wolfgang Ostwald,
Betrachten wir z. B. die Abwärts wan der ung-en des Hocliseeplanktous
bei Sonnenschein oder in den Mittagsstunden, die mit sehr grosser
Wahrscheinlichkeit (siehe meine cit. Abhandlung im Biol. Ctrbl.)
auf die durch Temperaturerhöhung- hervorgerufene Abnahme der
inneru Reibung des Oberflächen wassers oder, anders gesagt, auf die
Zunahme der Sinkgeschwindigkeit zurückzuführen sind, so können
wii' folgende Betheiligung der Salzconcentration des Wassers theo-
retisch ableiten. Durch die Erwärmung des Oberflächenwassers und
durch die gleichzeitige, hierdurch bedingte stärkere Verdunstung
desselben wird nämlich auch die Salzconcentration des Oberflächen-
wassers eine andere, sie wird grösser. Wenn nun schon namentlich
wegen des grössern specifischen Gewichts concentrirterer Salz-
lösungen sehr schnell ein Ausgleich der Concentrationen stattfindet,
so wird dieser Umstand doch mehr oder weniger der passiven
Bewegung nach abwärts hemmend entgegentreten. Ferner kann
eine concentrirtere und folglich auch specifisch schwerere Salz-
lösung die Verticalbewegungen des Planktons auch von der andern
Seite her beschränken, indem nämlich die Planktonorganismen
bei ihrem Abtrieb früher an einen Punkt gelangen, bei dem die
innere Reibung in Folge der grössern Salzconcentration und trotz
einer verhältnissmässig hohen Temperatur so gross ist, dass die
Sinkgeschwindigkeit wieder gleich einem Minimum wird. Eine
höhere Salzconcentration des Wassers, ganz gleichgültig, wie sie
entstanden ist, ob durch Lösung von Bodensalzen und langsame
Diffusion von unten nach oben oder durch Herabsinken des durch
Sonnenwärme concentrirter gewordenen Ob erflächen wassers , wird
also die Ausgiebigkeit oder Weite der Verticalwanderungen
des Planktons beschränken. Dies könnte z. B. an den Wanderungs-
wegen der einzelnen resp. derselben Planktonorganismen in ver-
schiedenen Meeren von diflferirendem Salzgehalt geprüft werden,
oder umgekehrt könnten Verschiedenheiten, die sich betreffs dieses
Punktes ergeben, zum Theil, wenn auch nicht gänzlich, nämlich
nur bei einigermaassen constanten Temperaturverhältnisseu etc., auf
diese Weise erklärt werden. Ein solches Beispiel bestände in der
Nord- und Ostsee, welche ungefähr dieselbe geographische Breite
und auch sonst in einigen ihrer Theile nicht allzusehr verschiedene
klimatische Verhältnisse besitzen. Doch habe ich in der Literatur
bis jetzt nicht vergleichbare Angaben über die Weite der täglichen
etc. Verticalwanderungen ein und derselben Species finden können,
doch hoffe ich dass nähere Untersuchungen in der Nord- und Ost-
Theoretische Planktonstudien. 41
see, die ja nicht allzu schwierig anzustellen sind, diese theoretischen
Forderungen einmal rechtfertigen werden.
Diese Beschränkungen der Ausgiebigkeit der periodischen
Vertical Wanderungen in Folge eines grössern Salzgehaltes müssen
sich nun sowohl auf die täglichen wie auf die jährlichen Wande-
rungen beziehen. Der Einfluss speciell auf die jährlichen Perioden
besteht auch hier in der Beschränkung sowohl des Frülijahrs-
als auch des Herbstmaximums des Auftriebes. Mit andern Worten
wird zunächst in salzreichern Gewässern das Herbstmaximum
später auftreten als in salzarmem. Dies scheint vielleicht durch
die Thatsache bestätigt zu werden, dass in der westlichen Ost-
see das Maximum der Heringe, welches wahrscheinlich auch
einem Maximum des Planktons entsprechen wird, nach Heincke,
Hensen etc. später vorhanden ist als in dem östlichen, salz-
armen Theile derselben. Für das Frühjahrsmaximum liegen in-
dessen die Verhältnisse viel complicirter, wie dies theils ans meiner
frühern Arbeit hervorgeht, theils noch gezeigt werden soll. Voraus-
gesetzt aber sind bei solchen Vergleichen natürlich immer wieder
zw^ei Wasserbecken, welche nicht nur gleichen Temperaturwechsel
etc. besitzen, sondern auch von ungefähr gleicher Grösse und Tiefe
sind. Draussen in der freien Natur werden diese Einflüsse natür-
lich nicht so deutlich und exact definir- und vergleichbar sein wie
in diesen theoretischen Auseinandersetzungen auf dem Papiere.
Doch haben auch die letztern als Grundschemata ihren wissen-
schaftlichen Werth.
Auf denselben Einfluss der verschiedenen Salzconcentrationen
wäre der Umstand bei sonst gleichen Verhältnissen zurückzuführen,
dass das Plankton sich in concentrirtern Salzgewässern sich länger
an der Oberfläche und kürzer in der Tiefe befindet. Diesem physi-
kalisch-chemisch nothwendigen Verhalten werden sich auch Plankton-
organismen von salzreichern Gewässern zum Theil haben biologisch
anpassen müssen, indem sie nämlich, weil sie ja somit länger dem
Einfluss des Sonnenlichts und der Sonnenwärme ausgesetzt waren,
höhere Temperaturen und grössere Lichtstärken er-
tragen lernten. Auf die interessanten physiologischen Folgerungen
und Wirkungen dieser Umstände werden wir später (im Anhang)
noch einzugehen haben.
Nicht sehr viel ergiebigere Eesultate erhalten wir, wenn mr
die Folgen der passiven Verticalbewegungen, die verticale Ver-
breitung des Planktons unter dem Einfluss wechselnder Salz-
42 Woi.fgang Ostwald,
coucentrationen untersuchen. Zunächst ist schon oftmals festgestellt
worden, dass unter dem Eiufluss besonderer klimatischer Bedingungen
unregelmässige Quellen, Strömungen oder auch vor allen Dingen
vSchichtungen von salzreichem und salzarmem AVasser in den Oceanen
vorkommen. Solche sehr unregelmässige Schichtungen und Schwan-
kungen des Salzgehaltes finden sich beispielsweise, wie eine genauere
Untersuchung ergeben hat, auch in der Kieler Bucht (siehe Meter
u. MÖBius, Fauna der Kieler Bucht. V. 2, Einleitung, 1872). Ein
weiteres hierher gehöriges Beispiel stellt der Tanganykasee dar,
welcher seinem Ursprung gemäss in der Tiefe Salzwasser und eine
marine Fauna, in den Oberflächenschichten dagegen Süsswasser und
Süsswasserformen besitzt. Doch verwischen einerseits hier Tem-
peraturverhältnisse, die ja in der freien Natur noch viel wichtiger,
weil variabler sind, sowie andere klimatische und topographische
Factoren diese durch die verschiedenen Coucentrationen bedingten
Schichtungen, andrerseits aber erleiden die betretfenden Organismen
bei zu starkem Wechsel des Salzgehaltes morphologische Aende-
rungen. die dann in den meisten Fällen die Existenzfähigkeit der
Organismen stark herabsetzen oder überhaupt vernichten. Die über-
lebenden, vererbbaren morphologischen Veränderungen jedoch in
Folge der Variationen des Salzgehaltes wollen wir später, bei der
Besprechung der genannten Einflüsse auf den a 1 1 g e m e i n e r n Be-
griff des Planktons, welcher natürlich und insbesondere auch die
Eigenschaft der Anpassung mit enthält, näher untersuchen. Schich-
tungen aber von geringerer Differenz des Salzgehaltes, wie sie bei
nähern Untersuchungen sich schon mehrfach gezeigt haben, werden
sehr gut ihrer verschiedenen Innern Eeibung entsprechende Schich-
tungen und Sortirungen auch des Planktons nach Arten, Individuen,
Entwicklungsstufen, Grössen, specifischen Gewichten, aber auch
Lebensweisen, Stoffwechselarten etc. verursachen.
Im Einzelnen können beispielsweise auch Meeresorganismen,
welche in einem salzreichen Meere an der Oberfläche leben, in
weniger salzreichen Meeren in der Tiefe vorkommen; oder aber es
können als Folge dieser Verhältnisse Organismen in salzreichern
Gewässern eine höhere optimale Temperatur besitzen als solche aus
Gewässern mit niedrigerer Concentration etc.
Für den erstem Fall, die ungleiche verticale Vertheilung des
Planktons in Folge von Concentrationsschichten, gelten folgende
Beispiele :
Es ist darauf hingewiesen worden (in letzter Zeit besonders von
Theoretische Planktonstudien. 43
Chi-n und ScHEviPER anlässlich der auf der Deutschen Tiefsee-
Expedition ang-estellten Beobachtungen), dass die pelagische Flora
des Eismeeres ihr j\raximum erst in einer Tiefe von 40—80 m be-
sitzt. Es ist aber nicht einzusehen, warum gerade diese räumliche
Orientirung vorhanden ist, da das Optimum dieser Organismen aller
Erfahrang nach doch höher, d. h. weiter an der Oberfläche, der
grössern Lichtintensität und Assimilationsfähigkeit entsprechend,
liegen sollte. Chun hat nun als Grund für dieses Verhalten die
durch das Abschmelzen des treibenden Eises bedingte geringe Salz-
concentration an der Oberfläche dieser Meerestheile angegeben. Diese
Ansicht findet nun eine weitere Stütze durch die ebenfalls von
Chux auf der Deutschen Tiefsee-Expedition gemachten Beobachtung,
dass in der Nähe von Eisbergen sich das Plankton in merklich
tiefern Schichten aufhält als gewöhnlich.
Dem zweiten, eigentlich nicht an dieser Stelle zu besprechenden
Fall würde es vielleicht entsprechen, wenn nachgewiesen würde,
dass salzreichere tropische Seen planktonreicher sind als salzarme.
Vielleicht wird hierdurch die Seltsamkeit der von Kochet d'Heei-
couRT ^) gefundenen Thatsache, dass in einem Gewässer von 44" C.
noch Fische von 1 — 2 cm Länge existirten, wobei das Wasser („ob-
wohl" nach Schiviaeda) salzig war, eben durch die letztere Eigen-
schaft des Wassers etwas gemildert.
Wie ersichtlich, ergeben sich aber namentlich durch Combination
der Salzconcentrationen mit andern Factoren. insbesondere mit der Tem-
peratur, eine Fülle von verschiedenartigen Lebensbedingungen, welche
sämmtlich auch ihren gewichtigen Einfluss auf die räumliche Orientirung
des Planktons besitzen. Die einzelnen Fälle und Möglichkeiten heraus
zu schälen, muss natürlich Einzelstudien über die verticale Ver-
breitung einzelner Organismen oder Organismengruppen überlassen
werden. Doch wird indessen die Berücksichtigung allein des Salz-
gehaltes wegen der vei'hältnissmässig grossen Constanz derselben in
den vergleichbaren Fällen wahrscheinlich nur zu wenigen und un-
sichern Eesultaten führen. Wie wir gleich \\ieder zu betonen
haben werden, ist es bei der Betrachtung der Verbreitung der
Organismen, sowohl der verticalen als auch der horizontalen, schon
wegen der grossen Allgemeinheit derartiger Untersuchungen kaum
lohnend, die einzelnen Factoren auf ihren Einfluss hin zu
1) Röchet d'Hericourt, cit. nach Schmaeda: Thiergeographie,
V. 1, p. 98.
44 Wolfgang Ostwald,
untersuchen, sondern zweckmässiger Weise studirt man hier den
Einfluss der wechselnden gesammten innern Reibung, die sich
eben aus den Einflüssen der Temperatur und des Salzgehaltes zu-
sammensetzt.
Dies w^aren einige Fälle, bei denen die verticalen Be-
wegungen des Planktons resp. seine v e r t i c a 1 e Verbreitung unter dem
Einfluss der verschiedenen Salzconcentrationen und der ihnen parallel
gehenden Schwebefähigkeits -Veränderungen betrachtet wurden;
es ist ersichtlich, dass diese Einflüsse in einem wenigstens gleichen,
wahrscheinlich aber in einem etwas grössern Maasse auch bei den
horizontalen Bewegungen des Planktons und seiner horizontalen
Verbreitung in Frage kommen werden. Nur sind hier die andern
Factoren. welche dem Einfluss der Salzconcentration hemmend oder
unterstützend entgegen treten, also Temperatur, Winde, Strömungen
etc., sicherlich noch wichtiger, d. h. aber, die Verschiedenheiten in
der horizontalen Bewegung und Verbreitung sind hier mit ent-
sprechend noch geringerer Sicherheit den einzelnen Factoren der
innern Reibung, Temperatur und Salzgehalt zuzuschreiben, als es
schon bei der Betrachtung der verticalen räumlichen Orientirung
der Fall war. Vor allen Dingen sind alle Vergleiche von ein-
zelnen Gewässern mit Vorsicht anzustellen, da ja die Dimensionen
der Wasserbecken, die geographische Lage etc. immer mit hinein
spielen. Jedenfalls aber wird es einstweilen bei dem Stande
unserer oceanograpliischen und biologischen Kenntnisse zweckmässiger
sein, wenn wir, wie schon erwähnt, bei der praktischen Betrachtung
von verticalen und horizontalen Wanderungen und Verbreitungen
alle beide Factoren , Temperatur und Salzgehalt, z u s a m m e n ,
also einfach nur die gesammte innere Reibung und nicht
einen einzelnen Coefficienten derselben berücksichtigen, namentlich
auch darum, weil das Verhältniss der beiden Factoren zu einander
ein ausserordentlich leicht wechselndes ist und darum die Fehler-
grenzen bei Einzelberechnungen grösser werden. Natürlich aber ist
es eine sehr interessante biologische Aufgabe, die allgemein biolo-
gischen und speciell physiologischen Verhältnisse der Plankton-
organismen, welche diesem wechselnden Verhältniss von Temperatur
und Salzgehalt bei gleicher Summe, gleicher gesammten innern
Reibung und Schwebefähigkeit entsprechen, zu untersuchen. Doch
ist dieses Problem einstweilen noch ein ziemlich schwieriges und
setzt zum Theil die Lösung der einfachem, geschilderten Aufgaben
voraus.
Theoretische Planktonstudien. 45
Wollen wir jedoch, wie es unsern theoretische n Betrach-
tungen entspricht, den Sinn speciell des Einflusses des wechselnden
Salzgehaltes auf die horizontalen Wanderungen und Verbreitungen
des Planktons untersuchen, so folgt aus der entwickelten physi-
kalisch-chemischen Schwebetheorie Folgendes : Nehmen wir zunächst
eine vollständig gleichmässige Vertretung des Planktons an, so
wird sich im Laufe der Zeit das Plankton bei irgend welchen will-
kürlichen oder unwillkürlichen Horizontalbewegungen an den con-
centrirten Stellen des Meerwassers ansammeln, vorausgesetzt natür-
lich, dass Temperaturen, Winde etc. überall constant sind. Dabei
muss man sich diese Ansammlung nicht etwa besonders gewaltsam
oder activ vorstellen; das Plankton wird vielmehr einfach an
Stellen grösserer Reibung festgehalten werden. Diese Ansammlung
wird noch in so fern biologisch unterstützt, indem nämlich Plankton-
organismen, welche sich in Wasser von grösserer innerer Reibung
bei Constanz der sonstigen Lebensbedingungen aufhalten, bessere
Lebensbedingungen mannigfacher Art , z. B. geringere Energie-
ausgabe für die active Eigenbewegung zur Erhaltung der optimalen
räumlichen Orientirung, ferner ein in Folge der geringern Aus-
dehnung der Temperaturwanderungen grösseres Quantum Sonnen-
licht und -wärme etc. erlangen. Natürlich dart wie überhaupt
jeder physikalisch-chemische Factor der Lebensbedingungen, auch
die Salzconcentration nicht über eine gewisse Grenze gehen, da
sonst alle Vortheile der Existenz in Folge der grossen Reibung
und der entsprechend hohen Schwebefälligkeit durch die schädliche
Wirkung eines Uebermaasses von Salz, welch letztere zuerst meist
in der oben geschilderten Schrumpfung und Wasserentziehung, dann
aber auch in Störungen des Stoffwechsels bestehen wird, wieder
verloren gehen.
In dem Sinne dieser Auseinandersetzungen ist, um ein Beispiel
zu geben, wahrscheinlich zum Theil auch der bedeutend grössere Reich-
thum an Plankton der westlichen Ostsee und der Nordsee gegenüber der
östlichen Ostsee zu deuten, wie ja von je her, insbesondere auch
von Meyer u. Möbius, Hensen etc., speciell dem verschiedenen Salz-
gehalt diese ungleiche Verbreitung des Planktons zugeschrieben
worden ist. Nur darf man nicht vergessen, dass das NaCl, wie oben
schon betont wurde, nicht nur auf die Schwebefähigkeit des Plank-
tons, sondern auch auf andere Lebenseigenschaften desselben, speciell
auf den Stoffwechsel, einen Einfluss besitzt, so dass bei der Ver-
breitung des Planktons auch diesem Factor eine wichtige Rolle zu-
46 Wolfgang Ostwald,
kommt und dass ferner auch klimatische etc. Verschiedenheiten wohl
zu berücksichtigen sind. Dies lehrt uns insbesondere auch die That-
sache, dass ja auch andere Organismen, welche keine pelagische
Lebensweise führen, in den östlichen Theilen der Ostsee quantitativ
wie qualitativ viel kümmerlicher vorhanden sind als in der west-
lichen Ostsee. Immerhin aber werden wir bei der horizontalen Ver-
breitung speciell des Planktons der ungleichen Innern Reibung einen
nicht zu unterschätzenden Einfluss zuzuschreiben haben.
Wie wichtig indessen beide Factoren, Salzgehalt und Temperatur,
zusammengenommen für die horizontale Bewegung und Verbreitung
sein können, lehren die Jahrhunderte hindurch betriebenen Unter-
suchungen über die Wanderungen etc. des Nektons, speciell der
Heringe. Nach diesen Untersuchungen sind die wahrscheinlichsten
und maassgebendsten Factoren für das Kommen und Ausbleiben der
Schwärme, gleichgültig, ob wir dabei das Mittelglied der als
Nahrung dienenden Copepodenschwärme berücksichtigen oder nicht,
der Salzgehalt des Wassers und die Temperatur. So weit mir nun
die Einzelheiten bekannt sind, scheint diese bisherige Erkenntniss
mit den hier entwickelten theoretischen Ansichten in dem Sinne
übereinzustimmen, dass z. B. die Schwärme, sei es nun zunächst nur
der Copepoden oder aber beider Organismeuarten zusammen, bei
einer zu geringen Innern Reibung des Wassers in den betreffenden
Meerestheilen ausbleiben. So weisen z. B. Römer u. Schaudikn ^)
darauf hin, dass in dem relativ warmen Sommer des Jahres 1898
an der Murmanküste sowohl Plankton-, insbesondere Copepoden-
schwärme, als aber auch Heringsschwärme ausblieben. „Hierfür sind
zweifellos die abnorm hohen Temperaturen des Meerwassers, welche
im Sommer 1898 bis zu 14*^ C. betragen hatten, verantwortlich zu
machen." Ich denke nun, dass nicht nur die Temperatur, sondern
beinahe ebenso der wechselnde Salzgehalt liier mit hinein spielen
wird, und ich hoffe, in nächster Zeit die ausserordentlich umfang-
reiche Literatur unter diesen Gesichtspunkten durchstudiren zu
können. Zu diesem Zwecke wird es wohl unerlässlich, aber auch
für das Studium der horizontalen Orientirung des Planktons über-
haupt von ziemlichem Nutzen sein, wenn zunächst die entsprechenden
Karten der Innern Reibung nach „Isotriben" und zwar zu ver-
schiedenen Jahreszeiten und in Bezug auf verschiedene Tiefen
mittels obiger Tabellen berechnet und gezeichnet werden. Auch
1) EÖMEK u. ScHAUDiNN, Fauna Arctica, V. 1, p. 55.
Theoretische Planktonstudien. 47
hiervon habe ich einen Theil selbst in Angriff genommen. — Ich
möchte übrigens dabei betonen, dass mittels der in voriger Ab-
handlung erläuterten Berechnungsmethode auch die auf biologischen
Expeditionen wie auch sonst noch gemessenen oceanographischen
Daten eine etwas nähere, concretere biologische Verwendung
finden. Es liegt hier ein ganz ungeheurer Stoff vor, der natürlich
nur sehr langsam zu verarbeiten ist, weshalb ich es nicht unter-
lassen möchte, Forscher, die sich für die hier entwickelten Dinge
interessiren, ausdrücklich aufzufordern, mit Hand ans Werk zu
legen, um etwas genauere und weitere Resultate zu erhalten.
Was die andern Wanderungen des Nektons, insbesondere die
merkwürdigen Wanderungen aus Süsswasser und Meerwasser und
umgekehrt, anbetrifft, so müssen auch diese besondern, eingehenden
Untersuchungen vorbehalten werden, namentlich da auch hier Tem-
peratur (Jahreszeiten) sowie speciell biologische Factoren, wie Fort-
pflanzung, stark in Frage kommen, so dass das Endergebniss sicher
die Eesultante sehr vieler Einflüsse ist. Hier sollen, wie gesagt,
nur diejenigen Planktonthatsachen näher behandelt werden,
welche hauptsächlich einem speciellen Einfluss des Salzgehaltes
des Wassers zuzuschreiben sind.
IV. Einflüsse verschiedener Salzconcentrationen auf
das Plankton im allgemeinern Sinne.
In diesem Abschnitt soll es unsere Aufgabe sein, die Einflüsse
wechselnder Salzconcentrationen auf das Plankton im allge-
meinern Sinne, d. h. auf die Summe von Generationen, Entwick-
lungsstufen, Arten und Varietäten etc. etc., welche man gemeinhin
Plankton zu nennen pflegt, zu untersuchen. Die für uns hauptsäch-
lich in Betracht kommende Eigenschaft dieses allgemeinern Be-
griffes ist zunächst die grössere Variabilität der einzelnen
Lebenseigenschaften sowie dem entsprechend auch die grössere An-
passungsfähigkeit derselben. Beide genannten Eigenschaften
sind schon beim Individuenplankton vorhanden, jedoch in sehr viel
geringerer Ausdehnung. Diese grössere Variabilität und Anpassungs-
fähigkeit, welche also in den Antworten der für die Sinkvorgänge
in Betracht kommenden Eigenschaften des Planktons auf Aende-
rungen der Innern Eeibung des Wassers zu Tage treten soll, kann
sich nun unserer Schwebeformel entsprechend beziehen entweder
auf das Uebergewicht oder den Formwiderstand. Das heisst,
48 Wolfgang Ostwald,
die Reactionen, mit welchen das Plankton im allgemeinern Sinne
auf Veränderungen der Schwebebedingungen, insbesondere auf un-
günstige, antworten kann, um wieder das Optimum der Schwebe-
fälligkeit zu erreichen, können zunächst und in letzter Linie nur
bestehen in Variationen des Uebergewichts oder des Formwider-
standes, speciell in der Herabsetzung des erstem und in der Er-
höhung des letztern. Es ist zu berücksichtigen, dass hier nur die
Schwebevorgänge an und für sich in Betracht kommen, d. h.
dass hier nur die Mittel betrachtet werden sollen, mit welchen die
Sinkgeschwindigkeit wieder zu einem Minimum reducirt wird. In
welchem Verhältniss aber bei Erreichung dieses Zieles die einzelnen
mitwirkenden Factoren zu einander stehen, und namentlich, welche
physiologischen und allgemein biologischen Verschieden-
heiten diesen verschiedenen Zusammensetzungen des Endergebnisses,
diesem verschiedenen Verhältniss der einzelnen betheiligten Factoren
entsprechen, kommt erst in zweiter Linie in Betracht. Hierauf
wurde schon früher einmal hingewiesen, und ebenfalls wurde schon
betont, dass namentlich eben die Betrachtung der andern Lebens-
eigenschaften des Planktons ausser seiner räumlichen Orientirung,
also z. B. der Fortpflanzungsweise oder der Wachsthumsdauer sowie
der Complicirtheit und morphologischen Deutung der Entwicklung
etc. etc., zum Theil interessante Resultate ergeben. Dieselben
werden zum Theil später, zum Theil im Anhang kurz geschildert
werden.
Was nun die Rolle dieser beiden Factoren, Uebergewicht und
Formwiderstand, bei den Reactionen des Planktons auf Aenderungen
der Innern Reibung des AVassers anbetriift, so fällt dabei unbedingt
die grössere dem Formwiderstand zu. Einmal nämlich sind be-
merkenswerthe Aenderungen des speciflscheu Gewichts von Plankton-
orgauismen, sei es nun mit oder ohne Berücksichtigung der Zeit
und der Anpassungsfähigkeit, überhaupt noch nicht beobachtet
worden, und dann sind sie wegen der Structur und chemischen Zu-
sammensetzung der Mehrzahl der Planktonorganismen, wie auch
schon früher hervorgehoben wurde, ziemlich unwahrscheinlich.
Speciell gilt dies auch für etwaige Variationen des Uebergewichts
unter dem Einflüsse wechselnder Salzconcentrationen. Wie wir oben
anlässlich der Betrachtung der allgemeinen physikalisch-chemischen
Einflüsse verschiedener Salzconcentrationen auf das Plankton sahen,
verlaufen die Veränderungen des speciflscheu Gewichts von
schwebenden Organismen dem speciflscheu Gewicht der umgebenden
Theoretische Planktonstudien. 49
Salzlösungen im Allg-emeinen g-leiclisinnig-, für nicht zu weite Grenzen
wohl sogar einander proportional. Doch sind diese Variationen
Avohl meistens sehr unbedeutende. Immerhin aber ist es möglich,
dass später einmal durch genauere Messungen nachgewiesen werden
wird, dass diese Proportionalität der specifischen Gewichtsänderungen
keine all zu weit gehende ist und dass z. B. compensirende Ueber-
gewichts Variationen auch auf andern Wegen erfolgen können als
"durch Salzaufnahme oder Salzabgabe.
Falls also im Laufe der Generationen wirkliche Anpassung an
Veränderungen der Innern Reibung auftreten können, so werden sich
diese nur noch auf Variationen des Form Widerstandes be-
ziehen können. Aber in der That ist dieser Factor verhältniss-
mässig von einer solchen Veränderlichkeit, dass wir ihn bei der Be-
handlung der Schwebegeschehnisse dem „äussern" Factor, der Innern
Reibung, als den „biologischen" Factor geradezu entgegen setzen
können. Bevor wir aber auf die Variationen desselben unter dem
Einfluss verschiedener Salzconcentrationen eingehen, haben wir noch
folgende allgemeine Ueberlegungen anzustellen.
Zunächst müssen die Einflüsse verschiedener Salzconcentrationen,
welche Variationen des Formwiderstandes hervorbringen sollen, doch
so, dass die betreffenden Individuen noch lebensfähig sind, folgende
Eigenschaften besitzen :
1. Der Einfluss darf nicht zu stark sein und nicht zu plötz-
lich eintreten; speciell die Salzconcentrationen dürfen nicht einen
natürlich von Species zu Species verschiedenen Maximalunterschied
überschreiten, ohne dass nicht solche Reactionen eintreten, welche
-ein weiteres Existiren der betreffenden Organismen, insbesondere eine
Fortpflanzung derselben, wie wir sie ja nötliig haben, unmöglich
machen, resp. die Schnelligkeit der Concentrationsänderung darf eben-
falls nicht ein bestimmtes, von Fall zu Fall aber verschiedenes
]\taximum überschreiten, falls sie nicht im ausgesprochenen Sinne
schädlich wirken soll. Es ;ist ja im Gegentheil eine schon längst
bekannte Thatsache, dass, je geringer die Schnelligkeit der Con-
centrationsänderung ist, desto leichter die Anpassung der Organismen
erfolgt resp. die Möglichkeit einer Fortpflanzung wahrscheinlicher
wird, und dass ferner der Concentrations unterschied, den die
betreffenden Organismen ertragen können, mit der Langsamkeit
der Concentrationsänderung wächst. Dies beweisen unter anderm
auch die zahlreichen Versuche von Schmankewitsch, Plateau, Paul
Bert etc.
Zool. Jahrb. XYIII. Abth. f. Syst. 4
50 Wolfgang Ostwald,
2. Weiter haben wir zu unterscheiden zwischen Einflüssen, welche
nur kurze Zeit erfolg-en, und solchen, welche während der ganzen
Dauer der Fortpflanzung-. Entwicklung etc. erfolgen, constant sind
oder in constantem S i n n e sich ändern. Die erstem Einflüsse haben
wir hier wohl der Hauptsache nach auszuscheiden. Zwar ist es
keineswegs ausgeschlossen, dass plötzliche und starke Concentrations-
einflüsse Veränderungen des Formwiderstandes hervorrufen. So
giebt z. B. Schma^;kewitsch an, dass bei einem BrancMpiis, der in
den Salztümpeln Südrnsslands lebt, besonders häufig nach starken
Regengüssen eine eigenthümliche Gestaltsvariation, namentlich an
den äussern Geschlechtsorganen, zu constatiren ist. Doch kommen
bei der Betrachtung von Generationen etc. nur solche Formwider-
standsänderungen in Betracht, welche vererb bar sind, und der-
artige Abänderungen in Folge plötzlicher und starker Einflüsse,
welche man auch zu einem grossen Theile als Missbildnngen zu be-
zeichnen pflegt, scheinen sich in der Eegel nicht zu vererben,
wie denn auch Schmakkewitsch nirgends angiebt, dass diese
Variationen erblich wären. Werden aber solche Fälle, bei denen
eine Vererbung doch stattfindet, nachgewiesen, so haben wir sie
selbstverständlich auch in unsere Betrachtung zu ziehen, obschon
namentlich in der freien Natur solche erbliche Variationen in Folge
einmaliger jäher Salzconcentrationsänderung sehr selten sein werden.
Bei weitem in der Hauptsache werden wir es mit Einflüssen zu
thun haben, w^elche andauernd sind, d. h. sich wenigstens für die
Zeit einer Generation constant oder wenigstens gleichsinnig
verhalten. Dies sind bis jetzt auch die in der freien Natur be-
obachteten sowie experimentell festgestellten Fälle. M
Betrachten wir nun etwas näher die Aenderungen des Form-
widerstandes unter dem Einfluss wechselnder Salzconcentrationen.
Wie ich an einer andern Stelle -) ausführlicher aus einander gesetzt
habe, können wir unter dem Begriif Formwiderstand folgende Grössen
zusammenfassen: Specifische Oberfläche =^) und. kurz gesagt, „Pro-
jectionswerth" der Form des Organismus. Dieser letztere Name
1) Dieselben unter 2. geraachten allgemein ern Ueberlegungen gelten
übrigens mutatis mutandis auch für die oben erwähnten Variationen des
TJebergewichts in Folge der Concentrationsänderungen der umgebenden
Lösungen.
2) In: Biol. Ctrbl. 1902.
3) Im Biol. Ctrbl. habe ich einstweilen nur von „Oberflächengrösse"
gesprochen.
Theoretische Plauktonstudieu. 51
will die Thatsache bezeiclineii. dass es für die Scliwebevorgänge,
spec. die Sinkg-escliwindigkeit nicht gleicligültig- ist, ob z. B. Schwebe-
vorriclituiigen nach oben oder nach seitwärts ansgestreckt werden
etc., sondern dass sehr oft die Grösse der Verticalprojection ein
Maass für den grössern odei' kleinern. durch die verschiedene
Stellung der Organe variirenden Foi'm widerstand ist. Eine Messung
beider Grössen ist indessen bis jetzt so gut wie unmöglich; höchstens
für ganz einfache Formen, wie z. B. die Kugel, Hessen sich ein paar
zahlenmässige Angaben machen. Im Allgemeinen kann hier einst-
weilen nur der Augenschein und die ungefähre Schätzung ent-
scheiden.
Was nun speciell die Variationen des ,.Projectionswerthes" an-
belangt, so sind in der Literatur wohl kaum irgend w^elche Angaben
über derartige Fälle gemacht w^orden, namentlich da auf den Pro-
jectionswerth, w'eil dieser Begriff noch nicht gebildet w^ar, nicht ge-
achtet wurde. Oft oder immer aber werden Aenderungen der
specifischen Oberfläche auch mit Aenderungen des Projectionswerthes
verknüpft sein, so dass eine isolirte Betrachtung eines Factors da-
durch häufig noch erschwert wdrd. Immerhin werden sich wahr-
scheinlich bei specieller Untersuchung der Variationen des Form-
widerstandes des Planktons überhaupt unter dem Einflüsse wech-
selnder Concentrationen Fälle ergeben, welche besonders eine deut-
liche und specielle, z. B. alleinige Variation des Projectionswerthes
zeigen, wenn schon ich bis jetzt kein derartiges Beispiel aufzu-
zählen vermag.
Wir kämen also nun zur speciellern Betrachtung der durch
Salzconcentrationsänderungen hervorgebrachten Variationen der
specifischen Oberfläche. Da aber, wie gesagt, specifisciie
Oberfläche und Projectionswerth ausserordentlich eng. zusammen-
hängen, wir aber ferner beide noch nicht messen können, so
wollen wir im Folgenden ganz allgemein nur die Variation des
F 0 r m Av i d e r s t a n d e s behandeln und nur in speciellen Fällen auf
die besonders bemerkenswei'the Abänderung des einen oder des
andern Factors hinw^eisen.
Zunächst finden wir bei den Planktonorganismen zw^ei Wege
zur Veränderung des Form Widerstandes, welche beide wohl unge-
fähr im gleichen Maasse verwendet werden. Diese Veränderungen
des Formwiderstandes können aber bestehen
1. in Veränderungen des Volumens der Organismen;
2. in Veränderungen der absoluten Oberfläche.
4*
52 Wolfgang Ostwald,
Natürlich aber werden diese zwei Veränderungsrichtungen nie
vollständig einseitig vertreten sein, sondern schon aus den engen
Beziehungen zwischen Volumen und absoluter Oberfläche folgt die
Abhängigkeit und Gleichzeitigkeit beider Variationsmodi. Scheinbar
etwas einfacher sind die Variationen der ersten Richtung, da eine
Abänderung des Volumens oder dessen, was wir gewöhnlich als
„Grösse" bezeichnen, uns leichter ohne Beeinträchtigung der andern
Lebenseigenschaften zu erreichen scheint als eine Aenderung der
Gestalt. Doch gilt diese erstere Meinung nur innerhalb sehr be-
scheidener Grenzen, und wir werden später sehen, dass gerade die
Variationen, welche sich auf die Grösse oder das Volumen der Orga-
nismen beziehen, einmal wohl fast immer auf einem ganz besoudern
Wege erlangt werden, dann aber auch bemerkenswerthe physio-
logische Erscheinungen im Gefolge haben, also gar nicht so einfache
Geschehnisse darstellen.
Es ist nun weiter klar, dass eine solche Aenderung des Form-
widerstandes, wie sie hier für uns in Betracht kommt, das End-
ergebniss einer ganzen Reihe von Vorgängen, welche in Folge von Salz-
concentrationsänderungen hervorgerufen werden, darstellt. Nament-
lich ist ersichtlich, dass bei solchen Gestaltveränderungen der Orga-
nismen, wenn wir die durch osmotische etc. Eigenschaften der Zellen etc.
hervorgerufenen einstweilen bei Seite lassen, Stoffwechsel- und
Wachsth ums Vorgänge unbedingt nöthig, ja die primären
Erscheinungen sind. Es ist mm ferner nur ein besonderer Fall,
Avenn diese Aenderungen des Formwiderstandes, die eben im An-
schluss an Veränderungen der Stoifwechsel- und Wachsthums-
geschehnisse in Folge von Concentrationsänderuugen entstehen, der
Definition und der specifischen Lebensweise des Planktons ent-
sprechend auch zweckmässige sind, d.h. wenn einer Abnahme
der Innern Reibung durch Erniedrigung des Salzgehalts auch eine
Zunahme des P^orm Widerstandes entspricht und umgekehrt. Um-
gedreht aber ist für den Fall, dass ein und dieselbe Planktonspecies
in verschieden concentrirten Gewässern existirt, zu folgern, dass
diese eventuellen allgemeinen Veränderungen des Form Widerstandes,
falls nicht andere, insbesondere physiologische und allgemein bio-
logische, Verschiedenheiten zwischen den Bewohnern verschieden
concentrirter Gewässer entstanden sind, im obigen Sinne zweck-
mässig sind. Denn falls wir z. B. theoretisch annehmen würden,
es seien thatsächlich keine physiologischen etc. Verschiedenheiten
vorhanden, so müssten die Reactionen des Formwiderstandes
Theoretische Planktonstudien. 53
zweckmässige (im obigen Sinne) sein, weil die betreffenden Orga-
nismen andernfalls aus dem Plankton ausscheiden würden. Es wird
also bei der Veränderung der Scliwebefähigkeit in Folge von C*on-
centrationsänderungen jedes mal, Avie auch schon oben angedeutet
wurde, ein Compromiss einerseits zwischen den physiologischen
und allgemein biologischen Eigenschaften des Planktons, auf welche
wir noch weiter unten zu sprechen kommen, und andrerseits dem
Formwiderstand stattfinden, dessen Endergebniss wieder einem
Optimum der Lebensbedingungen und Lebens thätigkeiten
entsprechen wird. Findet aber dabei auch eine Variation des Form-
widerstandes statt, so wird jedenfalls auch natürliche Zuchtwahl
hier in Form einer ganz passiven Auslese der schwebefähigsten
Individuen ihre Eolle spielen.
Weiterhin ist zu bemerken, dass die Variationen des Form-
widerstandes nicht nach beiden Seiten hin gleich häufig und weit-
gehend sind. Vielmehr finden diese Variationen, wenn wir natürlich
die Voraussetzung machen, dass sämmtliche sonstige Lebensvorgänge
ungestört und gleich ergiebig bleiben, dass also das Optimum w^irk-
lich wieder erreicht worden ist, viel häufiger in der Eichtung einer
Vergrösserung des Formwiderstandes statt als umgekehrt. In
der That ist z. B. eine directe Keduction des Formwiderstandes in
Folge einer directen Eeduction der Körpergrösse, welcher Abände-
rungsmodus zu zwei (mathematisch) ähnlichen, aber nicht con-
grnenten Organismenformen führen würde, sicher äusserst selten;
ich habe z. B. bis jetzt kein einziges derartiges Beispiel feststellen
können, ^\o\ü aber findet in so fern eine x4npassung an eine
grössere, anormale innere Eeibung und weiter eine Verminderung des
Formwiderstandes statt, als einfach beim Wachsthum und der Ent-
wicklung der Individuen von vorn herein nicht mehr an Formwider-
stand entwickelt wird, als zur Schwebefähigkeit nöthig ist, oder mit
andern Worten, da ja in weitaus den meisten Fällen die Ver-
grösserung des Formwiderstandes der Organismen mit ihrer Ent-
wicklung gleichsinnig vor sich geht, indem die Organismen einfach
auf einer frühern Entwicklungsstufe stehen bleiben. Doch werden
wir weiter unten noch genauer auf diese Verhältnisse zu sprechen
kommen.
Zuerst haben wir noch einige Worte über die allgemeinen phy-
sikalisch-chemischen, speciell osmotischen Einflüsse verschiedener
Salzconcentrationen auf den Formwiderstand der Planktonorganismen
zu sagen. Diese Einflüsse nun sind, wie oben schon bemerkt wurde,
54 Wolfgang Ostwald.
in der Tliat zweckmässige, d. h. bei Abnahme der Concentration
findet durch Wasseraufnahme und Quellung eine Vergrösserung ^
des Form Widerstandes statt, während der letztere bei Z u n a h m e der I
Concentration entsprechend durch Schrumpfung, wenn auch vielleicht 1
nicht ganz so stark wie im entgegengesetzten Falle, eine com- l
pensirende Aenderung, eine Abnahme erfährt. '■]
Aber auch betreffs der Veränderungen des Formwiderstandes. !
wie solche sich unter Berücksichtigung des AVachsthums, der Ent- \
Wicklung etc. constatiren lassen, führt die finale Untersuchung zu
positiven Eesultaten, wie dies aber dem oben angeführten Begriffe -
der natürlichen Auswahl der schwebefähigsten Organismen zu Folge !
wohl erklärlich ist. ^
Hierher gehören nun vor allen Dingen die bekannten classischen
Beispiele, welche wir Schmanke witsch ^) verdanken. Diese bis jetzt
ganz einzeln dastehenden Versuche, welche noch dadurch doppelten ,i
Wertli besitzen, dass ihnen fast durchweg eine Reihe in der freien [
Natur verlaufender Processe parallel ging, erstrecken sich be- I
kanntlich besonders auf niedere Crustaceen : Ärtemia-BrancMpus, \
sowie weniger ausführlich auf Copepoden und Cladoceren. Je nach '
der Concentration des Salzwassers, in Avelchem diese Thiere lebten,
haben sich nun eine Reihe merkwürdiger Gestaltveränderungen so- •
wohl in der freien Natur nachweisen als auch künstlich durch Zucht
hervorbringen lassen. l
Betrachten wir zunächst die Variationen, w^elche bei Ab- j
nähme der Concentration entstanden. Wie oben aus einander ge- |
setzt, kann eine finale Variation des Formwiderstandes, speciell |
der specifischen Oberfläche, auf zweierlei Weise erreicht werden, ein-
mal nämlich durch Vergrösserung der absoluten Oberfläche und
zweitens einfach durch Verkleinerung des gesammten Volumens, i
Für den erstem, häufigem Variationsmodus finden sich nun bei :
ScHMAXKEwiTscH wuuderhübsche Beispiele. So gelang es ihm. die i
in ziemlich concentrirtem Salzwasser lebende Artcmia mühcmsenü zu- ^
nächst in die Artcmia salina, sodann aber sogar in das verwandte j
Genus Branchipus durch künstliche Zucht umzuwandeln, indem er j
nur nach und nach die Concentration des Wassers verringerte. Dei- ^
nun sofort in die Augen fallende Unterschied dieser drei Arten be- \
steht darin, dass die Art des süssen Wassers, also das Genus 1
1) ScHMANKEWiTSCH , iu : Z. wiss. Zool., V. 22, 25 Suppl. u. 29. 1
Theoretische Ph\nktonstndien. 55
Branchipus (in diesem wieder besonders die Art Branchipm spinosus)
bei weitem den grössten Formwiderstand besitzt. Im Einzelnen
zeigt sich dies namentlich darin, dass Branchipus im Gegensatz zu
den Artemien noch ein neuntes Segment aufweist, eine unter Um-
ständen (bei Br. spinosus) extreme Anzahl von Borsten, grössere
Schwanzlappen, grössere Kiemenblätter etc. besitzt, während die
Artemien, speciell Ärtemia mühausenii, wie gesagt nur 8 Segmente
hat, sehr viel spärlicher mit Borsten und Dornen besetzt ist, kleinere
Schwanzlappen und Kiemenblätter hat u. s. w. Ganz analoge
Variationen erhielt Schmankewitsch bei Copepoden und Cladoceren.
bei welchen namentlich die Länge der Antennen- oder Schwanz-
borsten von Siisswasser- und Salzwasserexemplaren erhebliche Diffe-
renzen aufwiesen, doch regelmässig so, dass die Süsswasserexemplare
die längern Borsten etc., mithin auch immer einen grössern Form-
Aviderstand besassen. Auf weitere Einzelheiten muss hier verzichtet
werden; ausserdem sind die behandelten Beispiele ja sehr bekannt.
Aber freilich sind diese Beispiele an niedern Crustaceen bis in ihre
kleinsten Einzelheiten hinein so eclatant, dass ihnen bis jetzt sicher
nicht ebenbürtige und gleich deutliche an die Seite gesetzt werden
können. Namentlich sind sie auch so ziemlich die einzigen Fälle,
bei welchen eine bemerkenswerthe Formänderung überhaupt in
Folge von Salzconcentrationsänderungen des umgebenden Wassers
festgestellt worden sind. Von sonstigen hierher gehörigen Bei-
spielen ist vielleicht fast nur die besonders von Schutt betonte
Thatsache zu nennen, dass den Diatomeen der Hochsee im Gegensatz
zu denen des Grundes und vor allen Dingen zu vielen planktonischen
des Süsswassers eine Gallerthaut oder Gallerteinbettung fehlt. Das
einzige Beispiel, so viel ich weiss, welches cum granu salis gegen
diese Regel verstösst, ist die Cladopyxis der Ostsee.
Was den zweiten Modus der Vergrösserung der specifischen
Oberfläche, nämlich die Verringerung des Gesammtvolumens an-
betrifft, so lässt sich vielleicht wieder die Thatsache final darauf
zurückführen, dass die Planktonformen der östlichen Ostsee auch
kleiner sind als die der westlichen sowie der Nordsee, besonders
weil die klimatischen Verhältnisse nicht sehr verschieden sind.
Indessen ist es wohl hier ganz besonders hervortretend, wie eng die
Schwebeeigenschaft der Planktonorganismen auch mit ihrem Stoff-
wechsel etc. zusammenhängen kann, da ja auch eine grosse Anzahl
nicht planktonischer Formen diese Verringerung des Volumens erleiden.
Es ist also wieder nur ein einzelner besonderer Fall, wenn diese
56 Wolfgang Ostwald,
durch den modiflcirten Stoffwechsel hervorgerufene Variation den
betreffenden Org'anismen erhaltungsgemäss ist und darum final er-
klärt werden kann, wie es eben hier möglich ist.
Was nun aber die causale, d. h. physikalisch-chemische Er-
klärung dieser final erklärten Erscheinungen anbetrifft, so wissen
wir einstweilen hiervon noch sehr wenig. Ein Beispiel, an das wir uns
wegen seiner Einfachheit vielleicht zunächst halten können, besteht
in der merkwürdigen, von Sempera) beobachteten Thatsache, dass
die Gehäuse von Neritina im Süsswasser häufig Stacheln bilden und
sich damit der verwandten Untergattung Clüon nähern, während
sie im Salzwasser vollständig glatt sind. Hier ist also ein Beispiel,
wo eine Vergrösserung des Formwiderstandes im Süsswasser, d. h.
im Wasser von geringerer innerer Reibung, auch bei einem nicht
planktonischen Organismus stattfindet. Ferner aber wird wahr-
scheinlich für die causale Erklärung der Erscheinungen das Studium
von niedersten einzelligen Organismen mit dem relativ grössten Er-
folge einsetzen können.
Wir haben eben die Variationen des Formwiderstandes bei Ab-
nahme der Salzconcentration näher betrachtet; wenden wir uns nun
zu den entsprechenden Erscheinungen bei einer Zunahme des
Salzgehaltes. Zunächst gehört eine Gruppe von Thatsachen hierher,
die auch im vorigen Abschnitt behandelt worden sind, die Er-
scheinung nämlich, dass in salzreichern Gewässern grössere
Planktonformen zu existiren vermögen als in salzarmem. Nament-
lich deutlich wird dieser Unterschied, wenn wir einfach summa
summarum die Grösse der Organismen von Süsswasser- und Hoch-
seeplankton mit einander vergleichen. So existiren z. B. nur 1 oder
2 Arten winziger Süsswasser-Acalephen, während die Cycmea arctica
des Oceans, obgleich sie ja auch durch die niedrige Temperatur in
besonders günstigen Schwebeverhältnissen lebt, einen Schirmdurch-
messer von 2 m und über 40 m Tentakellänge erreicht etc. Eben-
falls hierher gehört die Abgabe Brauer's, dass Branchiptts bei
künstlicher Züchtung in Salzwasser merklich grösser wird als seine
Verwandten des Süsswassers.
Im Speciellen aber ist zu bemerken, dass, wie auch schon oben
angedeutet wurde, die Variationen des Formwiderstandes bei Zu-
nahme des Salzgehalts und der Schwebefähigkeit meist viel weniger
deutlich und weitgehend sind. Dies hängt zum grossen Theile wohl
1) Semper, Die natürl. Existenzbedingungen der Thiere, V. 1, p. 286.
Theoretische Planktonstudien. 57
damit zusammen, dass die Schwebebedingungen im seltensten Falle
z u günstige sein werden, dass also eine noch so übermässige Ent-
wicklung des Formwiderstandes nur in den seltensten Fällen das
Uebergewicht des specifisch schwereren Organismus compensiren
kann, und dass so gut wie nie ein Untergewicht, d. h. ein passiver
Auftrieb entstehen wird (Organismen mit Gasapparaten natürlich
ausgenommen). Nun widerspricht es aber ^einer Eigenschaft der
Organismen, der wir oftmals begegnen können, im gegebenen
Falle eine unnütze Menge von Foi-m widerstand in Gestalt z. B.
von Schwebeborsten etc. bestehen zu lassen; vielmehr „suchen" die
Organismen in Analogie mit den anorganischen Erscheinungen in
der Mehrzahl der Fälle das geringste Kraftmaass resp. den kürzesten
Weg aus; besser gesagt, unnütze Dinge degeneriren, wenn auch
nicht immer, so doch häufig. Nun aber findet, wie oben schon an-
gedeutet wurde, in den seltensten Fällen, wieder einer Eigenthümlich-
keit der Organismen entsprechend, eine directe Keduction des
Formwiderstandes statt, also eine Verkleinerung mit allen Einzel-
heiten, also selbst nicht oder kaum z. B. eine directe Verkürzung
oder Verminderung von Schwebeborsten bei ungefährer Behaltung
der sonstigen Körpergrösse. Vielmehr bewirkt eine höhere Salz-
concentration in (scheinbar) vielen Fällen einfach nur ein Zurück-
bleiben in der Entwicklung, so dass die Individuen aus salz-
reichern Gewässern weiter nichts als Entwicklungsstadien, „zurück-
gehaltene" Formen von Bewohnern salzärmerer Gewässer darstellen.
Zu diesen Schlüssen wird namentlich auch Schmankewitsch bei
allen seinen untersuchten Formen: Daphnia, Cyclops, Branchipus-
Artemia geführt. So heisst es z. B. von Daphnia rectirostris resp.
ihren Salzwasservarietäten ^) :
„Die Süss Wasserexemplare dieser Art haben je-
doch in ihrer Jugend eine Periode, während welcher
sie sowohl in dieser'-) wie auch in andern Beziehungen
den reifen Salzseeexemplaren ähnlich sind."
Ferner von Cyclops hremcaudatus : „Ueberhaupt zeigen die
reifen Exemplare der veränderten Generationen der
Cyclops brevicaudatus in den wenig salzigen Pfützen
fast dasselbe Verhältniss der Körpertheile, wie die
1) SCHMAXKEWITSCH, 1. c, V. 25, p. 432 ff.
2) Gemeint sind hier die Längen der Antennenborsten sowie ihre
Anordnung.
58 Wolfgang Ostwald,
jungen, noch nicht ganz reifen Exemplare der reinen
Süsswasserg-enerationen dieser Art; die reifen Exem-
plare der besagten Varietät entsprechen in dieser
Beziehung den jungem Exemplaren der Art selbst".
Dieselben, d. h. analoge. Resultate finden sich, nur nicht so kurz
zusammengefasst, bei Branchipus-Ariemia. — Dieser merkwürdigen
Erscheinung liegt neben gewissen, später zu besprechenden, physio-
logischen Eigenschaften dieses allgemeine Gesetz zu Grunde, dass
mit ganz wenig Ausnahmen die Entwicklung des Form Widerstandes,
namentlich wenn der letztere in Gliedmaassen, Borsten, Dornen etc.
besteht, gleichsinnig vor sich geht mit der Gesammtentwicklung
des Organismus. Ferner aber ist nicht zu bestreiten, dass dieser
Weg sicherlich der einfachste ist, der dahin führt, eine überflüssige
]\Ieng*e von Form widerstand zu: vermeiden.')
1) Ich möchte nicht unterlassen, an dieser Stelle auf die wunder-
hübsche Parallele hinzuweisen, welche die Betrachtung des Temperatur-
einflusses allein, also z. B. beim Süsswasserplankton, in Bezug auf einen
ähnlichen Anpassungsmodus ergiebt. Aus mehreren Gründen ist es sehr
wahrscheinlich (siehe auch betreffs des Folgenden meine citirte Abhand-
lung in: Biol. Ctrbl.), dass z. B. die Bosminen Einwanderer von kältern,
nordischen Gewässern resp. Relicte der Glacialzeit darstellen. Hierfür
spricht z. B. das Maximum ihres Auftretens, ihrer Entwicklung, Grösse
etc. innerhalb der Wintermonate. Erst nachträglich hat eine Anpassung
an den wärmern Sommer etc., der ja nach vielen Beziehungen günstigere
Existenzbedingungen bietet, stattgefunden. Nun ist es aber wegen der
höhern Temperatur des Sommerwassers unbedingt nöthig, dass, um eine
Schwebefähigkeit zu erzielen, specifisches Gewicht oder (wie wahrschein-
licher ist) der Formwiderstand geändert wurden. Dies letztere ist nun
auch der Fall, und zwar wurde ein grösserer Formwiderstand wesentlich
durch Vergrösserung der specifischeu Oberfläche, d. h. des Ver-
hältnisses von Oberfläche zu Volumen, erlangt. Die Art und Weise aber,
wie dies geschah, bietet nun eben die Analogie zu den oben besprochenen
Erscheinungen, indem nämlich die kleinen Sommerexemplare oder Varie-
täten der Bosminen einfach Eutwicklungsstadien , welche in Folge der
günstigen Beeinflussung der höhern Temperatur frühzeitig geschlechtsreif
werden konnten, darstellen. Zu ebendemselben, letztern Schlüsse kommt
auch Steuer (in: Zool. Jahrb., V. 15, Syst., 1901), unabhängig indessen
von den hier entwickelten allgemeinen Begriffen und Forderungen,
und verwendet seine Resultate als Beweis für die nordische Herkunft der
Bosminen.
Theoretische Planktonstudieii. 59
V. Anhang-: Weitere physiologische Einflüsse
wechselnder C o n c e n t r a t i o n e n.
Es ist in den vorherg-ehenden Abschnitten mehrmals betont
Avorden, dass Veränderungen der räumlichen Orientirung des Plank-
tons, der Variation der Gestalt (des Formwiderstandes) resp. des
specifischen Gewichts nicht die einzigen Eesultate sind, welche in
Folge von Veränderungen der Innern Reibung durch wechselnden
Salzgehalt des Wassers sich ergeben. Aus der bekannten vielfachen
Verknüpftheit der Eigenschaften der Organismen folgt vielmehr um-
gekehrt von vorn herein, dass sich diese Einflüsse auch in andern
Eigenschaften, welche nicht direct, sondern nur mehr oder weniger
indirect mit der Schwebefähigkeit des Planktons in Verbindung
stehen, bemerkbar machen, wie dies bei näherer Betrachtung in der
That auch der Fall ist. Folgende Einzelheiten der Beeinflussung
noch anderer Lebenseigenschaften als der oben geschilderten möchte
ich nun hervorheben.
Am nächsten liegt es, eine weitere und näher definirbare Be-
einflussung des Stoffwechsels seitens der verschiedenen Salz-
concentrationen zu suchen, da es ja sicher ist, dass auch die oben
geschilderten Formveränderungen und eventuellen Variationen des
specifischen Gewichts auf das Engste mit Stoffwechselvorgängen ver-
knüpft sind. Doch kann ich in Bezug hierauf nur das schon oben
Gesagte wiederholen, dass wir in den Stoffwechsel der niedern
Organismen spec. der Thiere bekanntermaassen einen so unge-
nügenden Einblick haben, dass sich bis jetzt etwas Näheres
über den Sinn der Beeinflussung wechselnder Salzconcentrationen
nicht sagen lässt. — Verwandt indessen mit diesen nocli zu suchen-
den Beziehungen zwischen Stoffwechsel und Salzgehalt (resp. innerer
Reibung unter Berücksichtigung des Salzgehaltes) ist vielleicht
folgende Erscheinung.
1. ScHMANKEwiTscH ^), dem wir übrigens fast sämmtliche jetzt
zu besprechende physiologische resp. allgemein biologische Be-
obachtungen verdanken, hat beobachtet, dass die Individuen von
BmncMims, welche im Sommer und bei starker Salzconcentration in
den Salzseen Süd-Russlands leben, von dunkler, rothbrauner Farbe
sind, während die Individuen der Herbstgeneration, welche in einem
durch die heftigen Regengüsse dieser Zeit stark verdünntem Salz-
1) ScHMANKEwrrcH, in: Z. wiss. Zool, V. 22, p. 293.
60 Wolfgang Ostwald,
Wasser leben, grau bis vollständig farblos werden. Es ist nun wohl
ziemlich wahrscheinlich, dass die Bildung dieser Körperfarbe ab-
hängig ist insbesondere von der Menge des einwirkenden Sonnen-
lichts. Dies beträgt nun an und für sich im Sommer schon viel
mehr als im Herbst. Doch glaube ich, dass dieser Unterschied in
der Intensität der Beleuchtung zu einem noch sehr wesentlichen
Theile dadurch hergestellt wird, dass die BrancMpus des Sommers
ja auch in einem Wasser von bedeutend stärkerer innerer Reibung
leben als die des Herbstes, d. h. dass ihre Bewegungen passiv in
der Art beeinflusst werden, dass sie in dem oben geschilderten
Sinne länger an der Oberfläche und kürzer in der Tiefe sich auf-
halten werden. Natürlich ist dies nur eine Vermuthung, die aber
vielleicht im Freien näher geprüft werden könnte.
2. Eine zweite eigenthümliche Beobachtung von Schmankewitsch.
die scheinbar den oben aufgestellten allgemeinen theoretischen Ge-
danken widerspricht, lässt sich vielleicht folgendermaassen erklären.
Schmankewitsch stellte fest, dass die Artemien, welche in einem
Wasser von stärkerm Salzgehalt lebten, eine tiefere optimale
Temperatur besitzen, und umgekehrt. Diese Thatsache nun lässt
sich, wie ich glaube, gut in der ..phänologischen" Weise der
Botaniker deuten. Es ist wohl als einigermaassen sicher anzu-
nehmen, dass die salzwasserbewohnenden Artemien Einwanderer vom
Süsswasser aus sind. Als solche kamen sie nun in ein Wasser von
grösserer Tragfähigkeit als bisher, waren also damit einer grössern
ErAvärmung an der Oberfläche des Wassers ausgesetzt. Der be-
kannten, den Organismen insbesondere eigenthümlichen dynamischen
Stabilität entsprechend, werden nun diejenigen Individuen des Salz-
wassers bessere Existenzbedingungen gefunden haben und bei er-
neutem Einwandern finden, welche in kühlere Gewässer resp.
Wasserschichten gelangt sind. Um ein Uebermaass von Sonnen-
wärme zu vermeiden, werden also die Bewohner von salzreichern
Gewässern eine niedrigere optimale Temperatur besitzen müssen als
die Individuen, welche salzarmes Wasser bewohnen, und würden
damit eine niedere Stufe der Anpassung an concentrirtere Gewässer
darstellen, deren weitere Vervollkommnung in einer Anpassung auch
an die höhere Temperatur salzreicherer Gewässer bestehen würde. —
Das Umgekehrte ist nun darum der Fall, weil innerhalb gewisser
Grenzen (welche durch ein Compromiss mit der Schwebefähigkeit
gezogen werden) eine höhere Temperatur bekanntermaassen die
Theoretische Plauktoustudien. ß\
Lebensvorgäiig-e wie fast alle pliysikalisch-chemisclien Processe be-
schleunigt.
3. Endlich glaube ich, dass unter Berücksichtigung der ver-
mehrten Innern Eeibung salzreicher Gewässer auch auf die Fort-
pflanzungsweisen mancher Planktonorganismen einiges Licht ge-
worfen wird. Ich deutete in meiner frühern Arbeit schon an, dass
sich bei den analogen Verhältnissen der Variation der Innern
Reibung allein mit der Temperatur z. B. die Dissogonie von
Bolina und Eucharis vielleicht so deuten Hess, dass nur die jugend-
lichen Stadien gerade dieser beiden Formen, welche einzig von
allen Ctenophoren, speciell auch Lobaten, im Sommer an der Ober-
fläche des Mittelländischen Meeres bleiben (resp. bleiben können),
der die Fortpflanzung bekanntermaassen stark beschleunigenden
grössern Sommerwärme ausgesetzt sind und darum die erwähnte,
ungewöhnliche Vermehrung zeigen. Ich glaube nun, dass sich ähn-
liche Beziehungen auch z. B. zwischen der parthenogenetischen Fort-
pflanzungsweise und dem Salzgehalte des AVassers, wenn wir dabei
die innere Reibung und ihre Folgen berücksichtigen, werden fest-
stellen lassen. Allerdings sind hierzu noch neue umfassende experi-
mentelle Untersuchungen unbedingt nöthig, da die bisherigen An-
gaben noch ziemlich wenig mit einander überein stimmen.
Ich möchte betonen, dass diese hier im Anhang gemachten Er-
örterungen nothwendiger AVeise wegen der theilweisen Unbestimmt-
heit etc. der zu Grunde liegenden Beobachtungen und wegen der
Neuheit der Betrachtungsweise nur den Charakter von Aphorismen
haben können. Doch wollte ich nicht unterlassen, darauf hin zu
deuten, dass meines Erachtens bei näherer Untersuchung auch
auf derartige Probleme durch Einführung des Begriffs der Innern
Reibung und der oben aus einander gesetzten, allgemein physikalisch-
chemischen Gedanken einiges Licht geworfen oder doch wenigstens
eine neue Betrachtungsweise gewonnen werden kann.
62
WoLFGAXG Ostwald. Theoretische Planktonstiidien.
Ein flu SS der Temperatur auf die innere Reibung
des Wassers.
Innere
Innere
Temperatiir
Reibung-
Temperatur
Eeibnng
1"
95.3
21°
54,9
90
92:3
22°
53.6
3»
89,5
23°
52:3
40
86.5
24°
51,2
5
84:6
25°
49,9
6«
82.0
26°
48:8
7«
79.4
27°
47,7
8°
77:3
28°
46,7
90
75.3
29°
45.8
10"
73:3
.30°
44;9
11«
71.0
31°
44,0
12'>
68,7
32°
43.0
13«
66.4
33°
42,3
14°
64.2
340
41,5
150
63.6
35°
40,7
le-'
62.0
36°
39,9
170
60;5
37°
39.0
18*>
59.0
3S°
38,3
19»
57.6
39°
37.5
20«
56.2
40°
36,7
Nachdruck verboten.
Uebersetzungsreckt vorbehalten.
Beiträge zur MyriopodenkuDde.
Von
Dr. Carl Graf Attems, Wien.
Hierzu Taf. 5-11.
Inhaltsübersicht.
I. Myriopoden, gesammelt von Dr. Möller auf Java. Mit Taf. 5 u. 6.
II. Reiseausbeute der Herren Dr. MiCHAELSEN, Dr. Plate, Dr. BÜEGER
und Dr. SCHAUIXSLA>,D. Hit Taf. 7.
III. Drei neue Arten und Synopsis der Gattung (Jlnstupua.
IV. Synopsis der Gattung ( 'ryptops.
V. Neue paläarkti;;che Alyriopoden nebst Beschreibung einiger mangel-
haft gekannter Arten. Mit Taf. 8 — 11.
I. Myriopoden.
Gesammelt von H. Dr. Hjalmar Möller auf Java.
(Taf. 5 u. 6.)
Die vollständige Liste dieser Sammlung ist folgende :
1. Scuiigera clnnifera "WoOD. Salak, 1000 m.
2. Lifliobiits sp. Tjibodas.
3. JIccistocephalus piindifrons Newp. Boyor, Tjibodas.
4. Orphnaeu.9 hrevUabiahis Newp. Salak, Tjibodas.
5. Hiinantosoma porosum PocoCK. Tjibodas,
6. Ofocrijptops hnonicus Kohlrausch. Tjibodas.
7. Crj/ptops nifigalopcra Haase fi. rar. jaramca. Salak.
64 Carl Attems,
8. Scolopendra siihspinipcs Kohle. Buitenzorg, Tjibodas.
9. Scolopendra dchaani Beandt. Buitenzorg, Palabobao Eatoe.
10. Scolopendra gracillwia Att. Buitenzorg.
11. Heierostoma ruhripcs Bebt. Salak, 700 m.
12. Otostigma spinosnm POCOCK. Boyor, Tjisalak, Tjibodas, Gedeh.
13. Ofosiifpna orienfale PocoCK. Salak, 1000 m, Tjibodas.
14. OUMigiiui (jeopldlinum Haase. Salak, 1000 m.
15. Zephronia ruficeps PocoCK. Tjibodas.
16. Sirongylosoma javanicum n. sp. Tjibodas.
17. Strongglosoma trichonotum n. sp. Gedeh.
18. Orthomorpha coarctata Sauss. Buitenzorg.
19. Orthomorpha hisulcaia Poe. Tjibodas.
20. Orthomorplia pijgmaea Poc. Salak, 700 m, Boyor.
21. Enplosomides mölleri n. g. n. sp. Tjibodas. '
22. Prionopeltis teniiipes Poe. Tjisaroa, Tjibodas, Palaboban Ratoe,
Gedeh, Boyor.
23. Platgrhaeus fuscus H. u. S. Palabohan Eatoe, Salak, Tjibodas.
24. Platgrhaeus flavisternus Poe. Tjibodas, Gedeh.
25. Doratodesnnis armatus Poe. Tjibodas.
26. Aporodesmus iveheri Poc. Tjibodas, 1500 m, Boyor.
27. Caynhalopsis dentata Poe. Tjibodas.
28. Cambalops/s tjampeana n. sp. Tjampea-Grotte.
29. Spirobolus hulbiferus n. sp. Boyor.
30. Trigonoiulus goesi PocoCK. Tjibodas, Boyor.
31. Spirostreptus mölleri n. sp. Boyor, Buitenzorg.
32. Spirostreptus coalitus n. sp. Tjibodas.
33. Spirostreptus immanis n. sp. Palabohan Ratoe.
34. Spirostreptus hoyoricus n. sp. Boyor.
35. Spirostreptus coniferus n. sp. Boyor, Sandbai, Tjibodas.
36. Spirostreptus tjisaroanus n. sp. Tjisaroa.
LithoMus sp.
In Möller's Sammlung fand sich auch ein $ einer vermutMich
neuen Lithohius- Art; zu einer Diagnose genügt dieses Material nicht.
Farbe lichtbraun, Länge 18 mm. 20 Antennenglieder, 4-|-5 sehr
kleine Kieferfusshüftzähne, die Zahnränder gewölbt mit kleiner
Mittelkerbe. 6 Ocellen in 2 Reihen. Rücken sehr glatt und glänzend.
Alle Rückenschilde ohne Hintereckszähne, bis zum 11. abgerundet,
dann leicht winklig. Hinterrand des 15. Schildes ganz seicht aus-
geschnitten, die übrigen gerade. 3-|-3 Genitalsporen, Genitalklaue
mit 2 fast gleich grossen Zähnchen. 3, 4. 5, 4 Hüftporen in einer
Reihe. Die hintern Beinpaare fehlen.
Fundort: Tjibodas, 1400 m (1 $).
Beiträge zur Myriopodenkuude. 65
Hiniantosoma porosuiu Pocock.
(Taf. 5, Fig. 1).
Farbe: Eücken dunkler, Bauch lichter gelbbraun.
Länge 42 mm. 61 Beinpaare (2 $). Pocock giebt 59 Bein-
paare und 26 mm Länge an.
Oberlippe mit dem Kopfschild verwachsen und aus einem relativ
schmalen Stück bestehend, dessen Eänder sehr lang gefranst sind.
Fulcrum gross. Mandibel mit einem Kammblatt. 1. Maxille ohne
Tasterlappen, 2. und 3. Glied (Aussenlade) getrennt. Innenlade ab-
gesetzt, beide zerstreut und kräftig beborstet. Die Hüften der 2,
.Maxille vollkommen verwachsen, die Endkralle ringsum büschlig be-
borstet (Fig. 1).
Kieferfusshüfte sehr lang und breit, mit feinen Chitinlinien. Die
Glieder innen sehr kurz, ohne Zahnvorsprünge. Die Endkralle sehr
lang und dünn, schwach gekrümmt, innen glatt.
Antennen ziemlich dick, der ganzen Länge nach gleich stark.
Stirn nicht durch eine Furche abgesetzt.
Basalschild von vorn nach hinten sehr kurz, aber breit, bis an
den Seitenrand des Körpers reichend.
Körper spärlich, sehr fein und kurz behaart, Beine relativ reich-
lich beborstet.
Rückenschilde leicht runzlig, ungefurcht; dorsale Zwischen-
segmente gut entwickelt; ventrale Zwischensegmente nur sehr
schmal, die vordem als ganz schmale Streifen in der Mitte fast oder
ganz zusammen stossend, die 5 hintersten nur kleine Seitenzwickel.
Das vordere Porenfeld der Bauchschilde beginnt mit einigen
Poren auf dem 3. Segment, ist rund oder etwas quer oval, besteht
voll entwickelt aus ca. 36 Poren und reicht bis zum vorletzten bein-
tragenden Segment. Das hintere Porenfeld reicht vom 1. bis vorletzten
Segment und ist ein fast die ganze Breite des Schildes einnehmendes
queres Band, das etwas vom Hinterrand abgerückt ist.
Fundort: Tjibodas, 1500 m.
Cryptops ^negaloimrus Haase, var, Javanica n.
Länge 11 mm.
Farbe: Kopf, Analsegment und Beine gelb; Rücken und Seiten
gelb mit einer schwarzen Zeichnung in Form von zusammenhängenden
Flecken und Strichen.
Zool. Jahrb. XVIII. Abtli. f. Syst. 5
Q Carl Attems,
Kieferfusshüfte mit fast geradem, in der Mitte nur sehr schwach
eing-ekerbtem. nnbeborsteten Yorderrand. Antennen mit Ausnahme
der ersten Glieder dicht behaart, zwischen den Haaren Quirle
grösserer Borsten. Kopfschild ohne Furchen, hinten vom ersten
Rückenschild überdeckt.
Rücken und Bauch weitschiclitig- und lang' beborstet. Die ge-
wöhnlichen 4 Furchen der Rückenschilde seicht, die seitlichen
kurze, seichte Mulden. Furchenkreuz der Bauchschilde schwach
ausgeprägt, letzter Bauchschild nach hinten ein wenig verschmälert
und abgerundet.
Jederseits 12 relativ grosse Pleuralporen in einem ovalen Feld,
das nach hinten nur wenig über die Mitte der ganzen Pleuren-
länge reicht.
1. und 2. Glied der Analbeine weitschichtig beborstet, in der
Mitte unten kein breiter unbeborsteter Streif. 3. Glied mit 4,
4. Glied mit 2 Sägezähnchen.
Fundort: Salak.
Stroiif/f/Josoina javanicnm n. sp»
(Taf. 5. Fig. 2, 3.)
Schwarzbraun, die Seitenbeulen, Ventralplatten und Beine mit
Ausnahme der dunklen Endglieder hellgelb; Kopf sammt Antennen
dunkelbraun.
Länge 27 mm, Breite 2V4 nim.
Antennen und Beine lang und schlank.
Scheitel nackt, mit tiefer Mittel furche , Vorderkopf spärlich
beborstet.
Halsschild glatt, quer elliptisch, seitlich abgerundet.
Ringe zwischen Pro- und Metazoniten stark eingeschnürt; die
Seitenbeulen gut entwickelt, dorsal durch eine Furche begrenzt.
Kiel 2 vorn spitzlappig vorgezogen.
Metazoniten 5 — 17 mit seichter Querfurche. Metazoniten
hinter der Querfurche seitlich längs gerunzelt, Körper im Uebrigen
glatt und unbehaart. Quernaht bis in die Höhe der Beulen sehr
kräftig längs gefurcht.
Pleuralkiel auf den vordersten Segmenten klein, aber deutlich;
wird dann zu einem spitzen Zähnchen am Hinterrand, das bis zum
8. Segment sichtbar ist.
Ventralplatte 5 mit einem sehr langen, zungenförmigen. von
Beiträge zur Myriopodenkimde. 67
vorn Dach hinten platt gedrückten abgerundeten Vorsprung zwischen
den vordem Beinen. Die andern Ventralplatten ohne Fortsätze,
([uadratisch, mit Kreuzeindruck, fast unbehaart.
Analschuppe mit 2 grössern Borsten warzen, daher zweizipflig
aussehend. Schwänzchen unten ausgehöhlt, relativ bi'eit.
Die Co})ulationsfüsse ähneln denen von Orfhoniorpha coarcfafa.
Hüfte lang, cylindrisch. schlank. Schenkel kurz, eiförmig, stark
beborstet. Tibia lang, dünn, cylindrisch, gekrümmt, trägt am Ende
den Samenrinnenfortsatz, eine dünne zugespitzte Geissei. die vom
Tarsaltheil umscheidet wird. Tarsus ein ziemlich breites am Ende
abgerundetes hohles Blatt, auf der Hohlseite der Krümmung ein
Vorsprung, in dem die für das Ende des Samenrinnenfortsatzes be-
stimmte Rinne endigt; darunter ein kurzer Vorsprung (Fig. 2, 3).
Fundort : Tjibodas.
Diese Art kommt in meiner Tabelle zu Str. hataviae, von dem
sie sich durch das Fehlen der 2 grossen Hörner unterhalb der
Theilungsstelle in Hauptast (= Tibialfortsatz ) und Nebenast (= Tarsus)
unterscheidet.
Stronffijlosoma trlchonotum n. s/j,
(Tafel 5, Fig. 4.)
Farbe dunkel braun, Beine gelblich.
Grösse dieselbe wie bei Str. italkum.
Die Ringe sind an der Pro- und Metazonitengrenze stark ein-
geschnürt, die Quernaht ist glatt. Metazoniten mit 'tiefer Quer-
furche und 2 Querreihen borstentragender Körnchen; die vordere
Reihe der Körnchen wird auf den Segmenten der hintern Körper-
hälfte undeutlich, und es bleiben nur mehr die Härchen übrig. Die
Seitenbeulen für Strongylosoma wohl entwickelt, alle hinten abge-
rundet.
Kein Pleuralkiel; Ventralplatten quadratisch, spärlich behaart,
die 5. mit kleinem, conischem Fortsatz zwischen den Beinen des
voi'dern Paares. Analschuppe bogig abgerundet.
Die Copulationsfüsse gleichen denen von Str. ivjgmaeum Poe.
Die Tibia trägt am Ende den sichelförmig gekrümmten, schlanken
und spitzen Samenrinnenast, der sich eng an den Arm h des Tarsus
anlegt; letzterer ist in 4 grössere Arme und einen kurzen breiten
Lappen (e) getheilt (Fig. 4).
Fundort: Gedeh, 2000 m (1 J)-
68 Carl Attesis.
Trotz der Aelmlichkeit der Copulationsfüsse mit denen von
Str. pygmacnm kann iridionoinm nicht mit pijgmaeum identiscli sein,
da letzterer dornfürmige Hinterecken der Kiele hat, bei trichonoium
aber alle Kiele abgerundet sind.
Haplosomides n. g.
20 Ennipfsegmente; in allen übrigen Punkten mit Haphsoimi
übereinstimmend {Haplosoma hat bekanntlich 19 ßumpfsegmente).
Haplosomides mölleri n. sp.
Farbe : Backen, Hinterkopf. Halsschild. 2. Segment. Analsegment
und Beine gelbAveiss, Antennen an der Spitze verdunkelt, Vorder-
kopf und 3. — 19. Segment dunkel braun.
Länge 7 mm, Breite 1 mm.
Kopfschild kurz und dicht behaart ; Antennen kurz, dick, keulig.
Halsschild schmäler als Kopf sammt Backen, seitlich breit ab-
gerundet, im Ganzen etwa quer elliptisch.
Der Rumpf ist dicht mit mikroskopisch kleinen Wärzchen be-
deckt, die Metazoniten ausserdem mit den von Haplosoma bekannten
2gliedrigen Borsten. Rumpf rosenkranzförmig, die ]\Ietazoniten mit
viel grossem! Durchmesser als die Prozoniten.
Saftlöcher klein, aber deutlich zu sehen, auf dem 5.. 7., 9., 10.,
13., 15.— 19. Segment.
Analsegment wie bei Haplosoma: ein sehr kurzes, abwärts ge-
richtetes Schwänzchen, das die Analklappen kaum überragt.
Fundort : Tjibodas 1500 m (12); 1 pull, von 19 Segmenten,
weisslicli, Metazoniten sehr dicht behaart.
Canihalop}sis fjainpeana n. sj).
(Taf. 6. Fig. 28—37.)
Farbe nach einer Angabe auf der Etikette im Leben weiss.
(Jetzt sind die Thiere mehr oder weniger dunkel braun gefärbt,
vermuthlich durch den eigenen Drüsensaft.)
Länge i 18—30 mm. ? bis 37 mm. Breite ^ 1— l^i mm,
$ bis l-''4 mm. Rumpfsegmente bei i 50—65, bei 5 bis 72.
Oberlippe mit 7 stumpfen Zähnen in einer ziemlich tiefen Bucht
und einer Querreihe kräftiger Borsten. Vordertheil des Kopfschildes
reichlich beborstet; Scheitelfurche nicht vorhanden. Antennen kurz
Beiträge zur Myriopodenkimde. 69
und dick mit 4 Sinneskegeln auf dem Endgliede. 3 gleich grosse
Ocellen in einer Querreihe.
Mandibel mit 5 wohl ausgebildeten Kammblättern und je einem
kleinen am Anfang und Ende dieser Reihe. Zahnplatte mit 10—12
Zähnchen, Eckzahn kräftig.
Gnathochilariura (Fig. 33) bei S und 2 gleich: das Kinn trennt
die Zungenblätter vollständig; die Stipites erreichen die basale
Querspange gerade noch, ihre Zahnlappen sind relativ lang und
schlank: der eine Zahnlappen des Zungenblattes ist kurz und breit
mit sehr kurzen Zäpfchen.
HypoStoma querspangenförmig mit aufwärts gebogenen Seiten-
enden.
Halsschild quer elliptisch mit einer seitlichen Einkerbung vor
dem Seitenende, glatt, nur seitlich einige Längsstriche.
Zweites Segment nur schwach und undeutlich gekielt, das dritte
etwas deutlicher; vom 4. an sind die Kiele gut ausgebildet. Es
sind dorsal 5 Kiele vorhanden, dann kommen die porentragenden
Kiele und unter ihnen jederseits noch 7 Kiele, die ventralwärts
immer niedriger werden; im Ganzen sind also 21 Kiele vorhanden.
Die Kiele nehmen die ganze Länge des Metazoniten ein, und ihr
Hinterende ragt zahnartig über den Hinterrand des Metazoniten
hinaus. Die Metazoniten sind durch eine feine Querfurche in 2
gleiche Hälften getheilt; diese Furche ist besonders auf den ver-
tieften Furchen zwischen den Kielen deutlich und theilt die Kiele
selbst nicht ganz bis zur Basis herab. Die Oberfläche des Körpers
ist unbehaart, glatt und glänzend, mit einer ungemein feinen
Körnelung.
Die Saftlücher beginnen auf dem 5. Segment : die Yorderhälfte
des Kieles, auf der sie liegen, vor der erwähnten Querfurche, ist zu
einer rundlichen Beiile vergrössert. Das 2. Segment vor dem Anal-
segment hat keine Poren mehr.
Ein Streif des Prozoniten vor der Quernaht ist dicht längs ge-
furcht, die Furchen vorn durch bogige Querfurchen mit einander
verbunden. Im üebrigen sind die Prozoniten glatt.
Analsegment ganz glatt; Dorsaltheil hinten ganz abgerundet
ohne Spur eines ,.Schwänzchens", aber im Ganzen etwas dachig über
die Klappen vorgezogen, weiter als bei schwänzchenlosen Iidics- Arten
z. B. Die Klappen gut gewölbt; der etwas eingesenkte Rand fein
gesäumt, Schuppe sehi- kurz, viel breiter als lang, der Hinterrand
ganz o-erade.
70 Carl Attems,
Die Vertheihing- der Beinpaare auf die vordem 8eg*mente ist
die gleiche wie bei Ghjplmilus und dieselbe bei S und 5. Die
Yentraleuden der Eückeuspange des 2. Segments sind einander ge-
nähert, ohne sich jedoch ganz zu erreichen; oral von ihnen sind die
ersten 2 Beinpaare inserirt; in der, von den einander berührenden
und durch ein fibröses Band mit einander verbundenen Ventialenden
der 3. Eückeuspange gebildeten, nach vorn oifenen Bucht liegt das
3. Beinpaar. Die Yentralenden der 4. Rückenspange legen sich über
einander und verwachsen, die Naht bleibt aber sichtbar. Dieses 4.
Segment ist fusslos. doch ist vorn der halbrunde Ausschnitt wie bei
den beintragenden Segmenten zu sehen. Vom 5. Segment an sind
die A^entralplatten mit der Eückeuspange verwachsen, und die Einge
haben je 2 Beinpaare.
Das 1. Beinpaar des 5 (Fig. 34) ist sehr reducirt die Ventral-
platte und die Tracheentaschen sind zu einem Stück verschmolzen,
und dieses ist eng mit den einander in der Mitte berührenden Basen
der seitlich verbreiterten Hüften verbunden. 6 Beinglieder vor-
handen. 2. Beinpaar ebenfalls 6gliedrig. die Hüften länger und
schlanker, aber noch mit einer basalen seitlichen Verbreiterung.
Tracheentaschen und Ventralplatte wie beim 1. Beinpaar zu einem
Stück verschmolzen. Die Unterseite der Beinglieder, besonders der
letzten 3, kräftig beborstet. Vom 3. Beinpaar an ist ein kleiner
Trochanter vorhanden, die Beine somit Tgliedrig. Das 1. Beinpaar
des S (Fig. 35, 36) ist eigenthümlich verändert. Die Ventralplatte
verschmilzt mit den Tracheentaschen zu einem Stück und trägt in
der Mitte einen sich gabelnden Fortsatz, dessen beide Aeste hakig
eingebogen sind. Die Coxen sind sehr gross, besonders sehr ver-
breitert und haben aussen eine Gruppe von Borsten; das 2. (End-j
Glied ist klein, stumpf conisch und trägt ebenfalls einige Borsten.
Das 2. Beinpaar des i (Fig. 37) gleicht einigermaassen dem 1. des i.
Die Ventralenden des Copulationsringes sind völlig mit einander
verwachsen.
Vorderes Paar der Copulationsfüsse (Fig. 28, 29, 30), Ventral-
platte und Tracheentaschen sind zu einem Stück verschmolzen; die
Ventralplatte ist zum Theil dünnhäutig; jederseits ist der Eand zu
einem starken Stab verdickt, der median mit dem der andern Seite
gelenkig verbunden und mit der Tracheentasche verschmolzen ist;
letztere hat einen kurzen Innenarm. Der Copulationsfuss ist 2gliedrig;
das erste Glied, die Hüfte (c), ist an der Basis breit und abgerundet
und endet in 2 Arme, einen etwas längern medialen {A), der einige
Beiträge zur Myriopodenkiinde. 71
kräftige Borsten und eine fein geriefte Lamelle (L) hat. und einen
kürzern lateralen (B). Neben letztern ist das 2. Glied, das Feniur (Fi,
inserirt. das ihm in der Form gleicht, nur etwas länger ist: es trägt
einige Borsten; seine Basis ist durch eine Bucht in 2 Ai-me getheilt.
Hinteres Copulationsfusspaar (Fig. 30. 31). Die Tentralplatte
ist eine zarte Querspange, die Tracheentaschen verwachsen mit ihren
Innenarmen und sind weder mit der Ventralplatte noch mit der
Hüfte fest verbunden, sondern nur in fibröser Verbindung. Die
Copulationsfüsse sind kurz und dick; an der Basis hängen beide
durch eine schmale Bucht zusammen: das verschmälerte Ende ist
hakig nach innen eingekrümmt und trägt einen mit mehreren Borsten
versehenen Haken («) und einen wieder distal gerichteten Stachel
(h): das eingekrümmte Ende ist grubig vertieft. ]\Iedial befindet
sich ein mit langen Borsten besetztes Kissen (cj; lateral ist durch
eine Furche ein Abschnitt abgesetzt ul): zwischen c und d sieht
man eine dickwandige Blase durchschimmern (S). In der basalen
Hälfte befinden sich 2 Gruppen von kurzen, dicken Stacheln oder
Kegeln \K).
Fundort: Tjampea, in einer dunklen Grotte.
SjJii'oholus hiübiferus n. sp,
(Tafel 5. Fig. 5—9.)
Farbe schwarzbraun bis schwarz. Beine rothbraun.
Länge ca. 30 — 40 mm. (Diese sowie die Segmentzahl nicht
mehr genau fest zu stellen, da alle Exemplare in zahh-eiche Stücke
zerfallen sind.i
Breite nicht ganz 2 mm.
3-J-3 Labialgrübchen: ausserdem der gewöhnliche Besatz von
Borsten längs des ganzen Oberlippenrandes; Kopf sonst ganz unbe-
haart und glatt.
Augen dreieckig: die Ocellen sehr flach, in ca. 5 Querreihen zu
2. 4. 5. 6. 7.
Scheitelfurche kaum bemerkbar. Antennen sehr kurz und dick.
Halsschild jederseits in einen recht schlanken, abgerundeten
Lappen mit fein gesäumten Rändern ausgezogen. Ganz glatt.
Prozoniten so weit sie fi-ei sind, mit groben, aber seichten
Grübchen dicht bedeckt. Metazoniten dorsal spiegelglatt: erst weit
unterhalb der Saftlöcher beginnt eine feine über die Pro- und Meta-
zoniten sich erstreckende Längsstreifung. Die Quernaht ist zwar
72 Carl Attems,
rings herum deutlich und die Ringe an ihrer Stelle auch ein wenig
eingeschnürt, aber sie ist keine scharfe Linie, sondern mehr grubig.
Saftlöcher sehr klein, ungefähr in der Mitte zwischen Quernaht
und Hinterrand gelegen.
Analsegment ganz ohne Schwänzchen, hinten abgerundet, die
Klappen flach gewölbt, ihre Ränder gar nicht gewulstet, etwas ein-
gesenkt. Schuppe breit abgerundet.
Keine Scobina.
Hüften des 5. Beinpaares beim S mit je einem runden, knopf-
artigen, nach vorn gerichteten Vorsprung.
Jede Hälfte des vordem Copulationsfusspaares (Fig. 5, 6, 7, 8)
besteht aus zwei nur lose mit einander verbundenen Theilen, 1. einem
kurzen, platt gedrückten Rohr, das in eine breite, abgerundete Platte
übergeht. Aussen an der Basis setzt sich ein langer im Halbkreis
gebogener Stab (m) an. Dieser Theil (A) entspricht der Lamina
interna bei Trigonoiulus. 2. einem schlanken viel längern Theil {B)^
der nach der Mitte rechtwinklig nach innen umbiegt; das Ende
trägt verschiedene Lappen (Fig. 8). Die Tracheentasche articulirt
mit der Basis dieses, der Lamina externa von Trigonoiulus ent-
sprechenden Theiles.
Der hintere Copulationsfuss (Fig. 3) ist sehr einfach gestaltet
und fast ganz zwischen den 2 Theilen des vordem verborgen. An
der etwas verbreiterten Basis sieht man unter einem vorragenden
kleinen Lappen eine blasenartige Grube, von der aus eine feine
Rinne bis an das Ende der dünnen, fein zugespitzten Sichel in die
der Copulationsfuss ausläuft, zieht. Die Tracheentasche ist gelenkig
mit der Basis verbunden.
Fundort: Boyor.
Spirostreptus inöUeri n. si>»
(Tafel 5, Fig. 15—19.)
Farbe: Eingeschachtelter Theil der Prozoniten licht chitingelb^
der freie Theil der Prozoniten und die ganzen Metazoniten schwarz-
braun. Beine braungelb. Vorderkopf, Antennen und die Seiten-
ränder des Halsschildes kastanienbraun.
Länge 140 mm. Dicke 10,5—11 mm.
Kopfschild glatt; eine feine Scheitelfurche hört zwischen den
innern Augenwinkeln auf; daselbst keine Querfurche. 4 — 6 Labial-
grübchen oberhalb der 3 langen, spitzen Zähne der Oberlippe. Die
Beiträge zur Myriopodeiikunde. 73
Seiten der letztern mit einer Reihe kleinerer Borsten grübchen.
Augen unregelmässig quer oval, die einzeln deutlich unterscheidbaren
Ocellen in 6—7 Querreihen.
Halsschild seitlich eckig-lappig ; beim S ist das Vorderende pro-
uoncirter als beim % bei dem es mehr abgeschliffen ist, und der
Vorderrand vom untern Augenwinkel an und der Seitenrand sind
wulstig gesäumt. Nahe dem Hinterrand eine Anzahl grober, un-
regelmässiger Furchen und feiner Kritzel.
Der eingeschachtelte Theil der Prozoniten ist unregelmässig
quer gestreift, in den Furchen feine Punkte in gleichen Abständen.
Der freie Theil der Prozoniten und der Rücken der Metazoniten
spiegelglatt; letztere unterhalb der Saftlöcher, ventral zunehmend,
stärker längs gefurcht; die Furchen sehr regelmässig.
Saftlöcher in der Linie der vollständigen und feinen Quernaht
gelegen; letztere vor dem Saftloch nach vorn ausgebogen, so dass
sie das Saftloch nicht berührt.
Ventralplatten glatt. Stigmen schmal, querschlitzförmig.
Schwänzchen ziemlich lang, die Spitze aufwärts gebogen.
Klappen mit hohen dickwulstigen Rändern, ohne Borsten. Schuppe
flach dreieckig.
Der mediale Lappen des vordem Copulationsfusses ist sehr lang,
und die Austrittsstelle des hintern Copulationsfusses aus der Röhre
des vordem erreicht nicht einmal die Hälfte der Länge des letztern.
Das Ende des medialen Lappen ist nach hinten gerichtet und
plattig; die Platte steht beiläufig in der Längsaxe des Körpers und
ist abgestumpft eckig. Der laterale Lappen ist nur durch einen
ganz kurzen abgerundeten Vorsprung vertreten (Fig. 15, 16).
Der basale Theil des hintern Copulationsfusses ist spiralig ein-
gedreht. Am Beginn des 1. Knies steht der erste lange Spiess, der
bei einem S von Buitenzorg zweispitzig ist. Von hier an ist das
Ende zu einer Kreiswindung zusammen gerollt. Nach der 1. Hälfte
der Kreiswindung entspringt ein kräftiges Hörnchen, mit dessen
Basis ein kleiner, dünner, abgerundeter Lappen in Verbindung steht,
und auf der entgegengesetzten Seite ein langer, schlanker Spiess.
Dann verbreitert sich das Ende zu einer dünnen, breit abgerundeten
Platte, die am Endrand ca. 7 schwarze, spitze Dörnchen trägt
(Fig. 17, 18, 19).
Fundort: Boyor, Buitenzorg.
74 Carl Attems,
Hplrostreptus coalltus tt. sp.
(Taf. 5. Fig. 26, 27.)
Farbe in Folge der schlechten (-onservirung nicht mehr deut-
lich erkennbar, dunkelbraun und olivengrün quer geringelt. Hinter-
rand der Metazoniten rothbraun.
cJ Länge 125 mm. Breite 7 — 8 mm. $ Länge 135 mm, Breite
9 mm.
Segmentzahl 59 {■^,, $) und 63 (S)-
Kopfschild sehr glatt, mit einer feinen bis in die Höhe der
Augen reichenden Scheitelfurche. 2 -j- 2 Labialgrübchen.
Vordereck des Halsschildes beim S rechtwinklig, dicker ge-
wulstet als beim $. Der Kand von der Höhe der Augen bis zum
Hintereck wulstig. Seitenrand gerade. Längs des Hinterrandes in
den Seiten einige kurze Furchen.
Prozoniten durch eine feine, nicht ganz gerade Querlinie in
2 Theile getheilt; der vordere, % der Prozonitenlänge einnehmend,
mit feinen Querriefen, die öfter unterbrochen und in regelmässigen
Abständen punktirt sind; der hintere Abschnitt glatt. Metazoniten
dorsal glatt, oberhalb der Saftlöcher einige kurze Längsfurchen,
die aber nicht einmal bis zur Mitte reichen. Unterhalb der Saft-
löcher beginnt die normale Längsstreifung ; ventral wulstet sich der
untere Rand dieser Streifen zu einem kleinen Kiel auf. Saftlöcher
um das Doppelte des eignen Durchmessers hinter der nach vorn an-
gebogenen Qnernaht gelegen. Quernaht scharf.
Analsegment mit relativ langem, spitzen, aufwärts gebogenen
Schwänzchen. Klappen mit hoch aufgewulsteten aber nicht scharf
abgesetzten Rändern. Schuppe dreieckig, mit dem Ringtheil ganz
verwachsen.
Stigmen quer schlitzförmig, Ventralplatten glatt.
S Die zwei vorletzten Tarsalglieder mit sehr grossem Polster.
Hüften des hintern Beinpaares jedes Ringes der hintern Körper-
hälfte mit ganz kurzen Kegeln.
Der vordere Copulatiousfuss bildet wie gewöhnlich eine Röhre
zur Aufnahme des hintern. Der vordere mediane Rand erhebt sich
in einen abgerundeten Lappen, der durch eine runde Bucht von
einem kürzern schlanken lateralen Lappen getrennt ist. Der den
aboralen Abschluss der Röhre bildende Theil ist breit abgerundet
Beiträge zur Mj'riopodenkunde. 75
und trägt die Tracheeiitasche. Hinterer Copulationsfuss schlank;
der s])iralig gewundene Basaltheil steckt bis zum 1. Haken in der Eöhre
des vordem Copulationsfusses. Bald nach diesem Haken macht er
einen rechten "Winkel nach aussen, um dann wieder im Bogen median-
wärts umzubiegen. In dieser Biegung steht der 2. grosse Haken.
Die Endplatte trägt seitlich die Hakenborstenreihe und von der
Mitte der Fläche löst sich ein langer Stachel los. Von der Basis
des Fusses bis auf die Platte verläuft eine feine Rinne (Fig. 26. 27).
Fundort : 'l'jibodas.
Spirostreptus ininianis n. sp.
(Taf. 5, Fig. 20—23.)
Farbe schwarzbraun; Vorderrand des Kopfschildes, der ganze
Saum des Halsschildes, Hinterrand der übrigen Segmente und des
Analsegments und das Schwänzchen rothbraun. Beine braungelb.
Länge 23 cm, Bi'eite 15 mm; 63 Rumpfsegmente.
Kopfschild ganz unbehaart, glatt, nur der Hinterrand längs ge-
rieft ; 4 sehr undeutliche Labralgräbchen, ausserdem die gewöhn-
lichen Borsten am Rande der Oberlippe; letztere mit 3 stumpfen
Zähnen. Eine feine Scheitelfurche zieht bis zwischen die Augen ;
letztere dreieckig mit dem spitzen Winkel innen; der Zwischen-
raum zwischen den Innenwinkeln grösser als der Querdurchmesser
eines Auges. Die einzelnen Ocellen sehr deutlich convex.
Halsschild eckig. Vordereck fast. Hintereck ganz rechtwinklig
der Rand von unterhalb der Augen an bis zum Hintereck wulstig
gesäumt, der Wulst aber nicht sehr dick ; nahe dem Hintereck einige
grubige Eindrücke.
Vordere 2 Drittel jedes Prozoniten mit unregelmässigen, punk-
tirten Querriefen.
Metazoniten dorsal ganz glatt; erst weit unterhalb der Saft-
löcher einige Längsfurchen und ganz ventral kleine Kiele.
Saftloch weiter, als der eigne Durchmesser beträgt, hinter der
vor dem Saftloch ziemlich stark nach vorn ausbiegenden Quernaht
gelegen.
Schwänzchen kurz, aufwärts gebogen, von den Analklappen deutlich
abstehend, aber die Mitte des Klappenrandes nach hinten nicht über-
ragend. Klappen mit sehr hohen wulstigen Rändern, die aber
nicht scharf abgesetzt sind. Analschuppe mit dem Ringtheil ver-
wachsen, in der Mitte eckig vorspringend.
76 Carl Attems,
Stigmen schmal, quer sclilitzförmig- ; Ventralplatten glatt; die
Hüften aller Beine ohne Kegel, die 2 vorletzten Tarsen mit grossen
Polstern.
Copulationsfüsse, vorderes Paar (Fig. 20, 21): der Innenlappen
ist lang, mit einem Zahn oder Spiess am Ende und lateral in eine
grosse Platte ausgezogen, deren Ausseneck ebenfalls zugespitzt ist.
Die laterale Begrenzung des Schlitzes, in dem die Basis des hintern
Copulationsfusses darin steckt, bildet keinen vorspringenden Lappen.
Die Basis des hintern Copulationsfusses stösst mit der des
vordem zusammen, und an der Vereinigungsstelle articulirt die ein-
zige Tracheentasche jeder Seite.
Hinteres Paar (Fig. 22, 23) Basaltheil schlank, spiralig ge-
wunden ; im Knie der ersten Biegung steht ein dicker Lappen, dessen
Vorderrand durch eine Bucht in 2 an der Spitze schwarze Zähne
getheilt ist. Nach der ersten Biegung geht der bisher cylindrische
Copulationsfuss in eine massig breite, gewundene Platte über, deren
Endrand den gewöhnlichen Kamm schwarzer Hakenborsten trägt.
Von ihrer Unterseite löst sich ein spitzer, lamellöser Lappen los,
und auf der entgegengesetzten Seite sitzt ein langer, spitzer, dünner,
sichelförmiger Dorn.
Fundort: Palabohan Ratoe, Südküste (1 S)-
Spii'ostreptus hoyoriciis n. sp.
(Tafel 5, Fig. 24, 25.)
Farbe* schwarzbraun bis schwarz, der Hinterrand der Metazoniteu
etwas aufgehellt, ohne aber scharf gesäumt zu sein. Antennen,.
Beine und die innere Hälfte der Analklappen gelbbraun.
Länge 16 cm. Breite 10.5 mm. 61 Rumpfsegmente.
3-J-3 Labialgrübchen, die gewöhnliche Oberlippenborstenreihe,.
eine feine Scheitelfurche. Kopfschild im üebrigen glatt und glänzend,
unbehaart.
Halsschild seitlich nur wenig eckig, indem das Vordereck ab-
gerundet ist. Von der Höhe der Augen bis zum Hintereck ein
dicker Randwulst; neben demselben nur 2 ganz kurze Längsfurchen.
Hinterrand neben dem Hintereck ganz seicht abgebuchtet.
Vordere zwei Drittel der Prozoniten mit punktirten Querstreifen.
Metazoniten dorsal ganz glatt, weit unterhalb der Saftlöcher
fein längs gerippt. Quernaht vollständig, aber seicht und fein, vor
Beiträge zur Myriopodenkunde. 77
dem Saftloch nach vorn ausgebogen, so dass letzteres um mehr als
den Porendurchmesser von ihm abgerückt erscheint.
Schwänzchen aufwärts gebogen, die Mitte des Aualklappeurandes
überragend. Klappenränder hochwulstig. Schuppe mit dem Eing-
theil verwachsen.
Ventralplatten glatt, Stigmen quer schlitzförmig.
Die 2 vorletzten Beinglieder mit grossen zahnartig vorspringen-
den Polstern. Die Hüften ohne Kegel.
Innenlappen des vordem Copulationsfusses ziemlich breit, sein
Endrand durch eine runde Bucht in 2 Lappen getheilt, von denen
der innere abgerundet, der äussere spitz ist. Der Seitenrand der
Innenlappen ist in der Mitte eingebuchtet, der Innenrand ist fast
gerade.
Der Aussenlappen bildet keinen Vorsprung neben der Austritts-
stelle des hintern Copulationsfusses (Fig. 24).
Am ersten Knie des hintern Copulationsfusses befinden sich
2 grosse, kräftige, spitze am Ende schw^arze Fortsätze, ein längerer,
quer median gerichteter und aussen ein kürzerer, zur Basis herab
gerichteter. Dann wird der Copulationsfuss zu einer mehrfach ge-
wundenen Platte, von der sich noch ein dritter schlanker Dorn los-
löst. Das Ende ist in 2 Lamellen getheilt, eine mit dem Borsten-
kamm und eine glatte, mehr eingerollte (Fig. 25).
Fundort: Boyor (1 S)-
Spirostrepfus coniferus n. «/>.
(Tat: 5, Fig. 10, IL)
Farbe schwarzbraun bis schwarz. Antennen rothbraun. Füsse
gelbbraun. Länge ca. 80 — 90 mm. Breite 5,8 — 6.3 mm. Erwachsene
S mit 54 und 55 Rumpf Segmenten.
Kopfschild glatt , 3 + 3 Labralgrübchen , eine feine scharfe
Scheitelfurche; die Augen um den Durchmesser eines Auges von
einander entfernt. Antennen kurz und dick.
Vorder- und Hiuterecken des Halsschildes fast rechtwinklig,
Seitenrand gerade, Vorderrand von der Höhe der Augen und Seiten-
rand wulstig gesäumt ; in den Seiten 2 — 3 kräftige Furchen, die fast
den Vorderrand erreichen; dazwischen ein paar kürzere.
Körper im Allgemeinen sehr glatt und glänzend. Prozoniten
in ihrem vordem Theil mit ganz unregelmässigen, punktirten Quer-
stricheln. Die Quernaht sehr kräftig, hinter ihr der Beginn von
78 Carl Attems,
ganz kurzen Läno^sfurclien. Bei den Saftlöchern beginnen relativ
gut ausgeprägte Längsstreifen, die ventral nach und nach in kleine
Kiele übergehen. Saftlöcher winzig klein, etwas von der Naht nach
hinten abgerückt.
Stigmen quer oval.
Schwänzchen lang. Die Spitze aufwärts gebogen, die Anal-
klappen massig gewölbt, die Ränder nicht stark aufgewulstet. Die
Schuppe deutlich vom Eingtheil getrennt.
Vom ca. 20. Segmente an haben die Hüften des hintern Bein-
paares einen kleinen nach hinten gerichteten Kegel.
Vorderes Copulationsfusspaar (Fig. 10) im Ganzen kurz und
breit; Innenlappen etwas nach aussen gel)ogen und kellenförmig
ausgehöhlt und abgerundet, in der Mitte des Endrandes ein stumpfer
Zacken. Lateral von dem die Rinne zur Aufnahme des hintern
Copulationsfusses bildenden Theil ragt ein kurzer, dicker runder
Lappen auf
Basis des hintern Copulationsfusses spiralig gedreht ; am 1. Knie
aussen ein langer, schlanker schwach gekrümmter Dorn und innen
ein kurzer, gerader, am Ende mehrzähniger Fortsatz. Vor dem
Uebergang in die Endplatte ein dreieckiger spitzer Zahn. Die End-
platte einfach, ohne abgetrennte Lamelle, seitlich an ihr ca. 7 dunkle
Hakenborsten (Fig. 11).
Fundorte: Salak, Boj^or, Südküste bei Tjibodak, Palabohan
Ratoe und Sandbai.
Si)lrostreptus tjisaroaiius ii. s/y.
(Tafel I, Fig. 12—14.)
Farbe : Kopf vorn bis zwischen die Antennen und letztere roth-
braun, Scheitel, Halsschild und die ganzen Metazoniten dunkel braun
bis schwarzbraun; Prozoniten gelbbraun, der Rumpf daher lebhaft
quer geringelt. Analsegment dunkel rothbraun. Beine gelbbraun
bis röthlichbraun.
Länge 80—100 mm. Breite ^ 7 mm, $ 7^2—9 mm. S mit 56
Segmenten.
Kopfschild glatt; Scheitelfurche, Augen und Antennen wie bei
Spirostr. coniferus. 3 -|- 3 Labialgrübchen ; die äussern sehr klein
und weit von den 4 andern entfernt.
Halsschild beim S eckig, beim $ das Vordereck etwas mehr ab-
gerundet, der Rand von der Höhe dei' Augen an bis zum Hintereck
Beiträge zur Myriopodenkuiide. 79
dickwulstig-; in den Seiten 4 — 5 abwechselnd kürzere und längere
Furchen.
Prozoniten vorn mit unreg-elmässigen, fein punktirten Quer-
stricheln. Der übrige Theil der Prozoniten und der Metazoniten
vor der Quernaht spiegelglatt. Hinter der Quernaht beginnen feine,
äusserst kurze Längsfiirchen. Ein gutes Stück ventral vor den
Saftlüchern beginnt die Längsstreifung der Metazoniten, die weiter
ventral in feine Kiele übergeht. Saftlöcher sehr klein. Abstand
von der Quernaht grösser als der eigene Durchmesser.
Schwänzchen relativ lang, die Spitze aufwärts gebogen; die
Klappen schwach gewölbt. Die Ränder hochwulstig, aber nicht
scharf gegen die Fläche abgesetzt. Schuppe nicht mit dem Ring-
theil verwachsen.
S, Hüfte des hintern Beinpaares der Ringe der hintern Körper-
hälfte mit einem kleinen nach hinten gerichteten Kegel; beim $ nur
Andeutungen davon.
Die 2 vorletzten Tarsen des S mit Polstern.
Der Innenlappen des vordem Copulationsfusspaares (Fig. 14) ist
eine nach aussen gewendete und gedrehte, am Ende gerade ab-
geschnittene glatte Lamelle ; durch eine runde Bucht getrennt, lateral
davon ein ähnlicher, aber kleinerer und mehr runder Fortsatz. Um
diesen Forsatz schlingt sich der Haken am ersten Knie des hintern
Copulationsfusses herum, daneben hat der hintere Copulationsfuss
nur noch einen runden Höcker und weiterhin einen geraden Dorn;
dann geht er in die einfache Endplatte über, die an der Seite 5—6
Hakenborsten hat (Fig. 12, 13).
Fundort: Tjisaroa.
II. Myriopoden
aus der Reiseausbeute der Herren Dr. Michaelsen, Dr. Plate,
Dr. Bürger und Dr. Schauinsland.
(Tafel 7.)
Die genannten Herren haben mir bereits vor längerer Zeit das
auf ihren Reisen gesammelte Myripodenmaterial zur Bearbeitung
übergeben, und ich habe die in den Sammlungen enthaltenen Poly-
desmiden in meinem System der Polydesmiden (in: Denkschr. Akad.
Wiss. Wien) schon publicirt. Die neuen Scolopendriden sind in den
nachfolgenden Capiteln III und IV beschrieben, während die Geophiliden
80 » Cael Attems,
in einer im nächsten Heft dieser Zeitschrift erscheinenden Arbeit be-
handelt werden. Hier gebe ich den Rest sowie ein vollständiges
Verzeichniss der mir übergebenen Sammlungen. Die Diplopoden
von Dr. 0. Bürger's Reise hat bereits früher F. Silvestiu bearbeitet.
Verzeichniss der von Dr. W. Michaelsen in Chile
gesammelten Myriopoden.
Otosiigina inerme Pocock. Buenos Aires.
OtosHgma brasiliense Mein. Montevideo, Cerro, unter Steinen.
Otostigma niichaelseni n. sp. Valparaiso, Salto und Gärten; Quilpue.
Ofostigma platei n. sp. Valparaiso.
Cryptops abhreviatus n. sp. Valdivia, Estancilla; Insel Teja.
Cryptops triseiratus n. sp. Valdivia.
Geophilus iPacliipnerium) corraUnus n. sp. Valdivia, Putabla und
Estancilla, Valparaiso Salto und Vina del mar, Corral.
Geophilus [Eurytion) metopias n. sp. Corral.
Geopliüus [Eurytion) michaelseni n. sp. Valparaiso, Vina del mar
und Gärten.
Geop)Jiilus {Eurytion) modcratiis n. sp. Quilpue.
Strongylosoma concolor Gervais. Valdivia, Putabla.
Strang, ccarinatum Att. Valdivia, Estancilla.
Strang, rahustum Att. Valparaiso, Gärten, Quilpue.
Strang, parvulum Att. Buenos Aires.
Änaulacodesmus Icvissinius Att. Valdivia.
Pleonarams paehyskdes Att.
Myrmekia karykina Att. Valj)araiso, Vina del mar.
Oligodesmus nitidus Att. Valparaiso.
Leptadesmus (Odantopcltis) jmlydesnioides Att. Valdivia. j
Leptod. (Odontop.) niichaelscni Att. Quilpue. |
Leptad. [Odontop.) gayanus Gar. Valdivia.
Micraparus granidatus Att. Valdivia, Insel Tega.
Spirostreptus eallectivus n. sp, Quilpue.
Verzeichniss der von Prof. L. Plate in Südamerika
gesammelten Myriopoden.
Scolopendra chilensis Mein. Tumbes.
Otostigma platei n. sp. Quilpue.
Cryptops abbreviatus n. sp. Corral.
Geophilus {Geophilus) laticallis n. sp. Juan Fernandez.
Geophilus {Pachymerium) corralinus n. sp. Corral.
Geophilus {Eurytion) metopias n. sp. Corral.
Strongylosoma areatmn Att, Corral.
Strongylosoma enrrates Att. Corral. *
Strongylosoma ecarcinatum Att. Corral.
I
Beiträge zur Myriopodeukunde. Q\
Strongylosovia rohustuDi Att. Quilpue, unter Steinen.
Fleonaraiiis pacJiyskeles Att. Tumbes.
Ancadacodcsiiius Icrissinnis Att. Corral, Tumbes.
OrÜ/o))>orpJta gracilis KocH.
Leptodesmiis rermiformis Satjss. Beide ohne nähern Fundort.
Leptodesmus gayanus GrEEV. Corral.
Leplodesmus polydesmoides Att. Corral.
Leptodesinus mkhaelseni Att. Quilpue.
Blnniuhis pnlcheUiis Leach. Garten von Cavancha (viele).
Der Fund dieses bisher nur aus Europa bekannten Diplopoden,
dessen Copulationsfüsse ich genau mit denen der einheimischen
übereinstimmend fand (vgl. Taf. 7, Fig. 15, 16), ist wohl der
auffallendste.
Spirostrcptus colledivus )i. sp. Quilpue.
Verzeichniss der von Prof. 0, BÜRGER in Südamerika
gesammelten Chilopoden.
Scolopendra iiiorsiians L. Orocue, Villavicencio.
Scolopendra snhspinipes Leach. Port of Spain, Trinidad.
Scolopendra prasina Koch. Port of Spain, Trinidad.
Bhysida immarginata Porat. Bodega central, Bucarawinga-Hafen.
Otostigina sidccäum Mein.
1. Paramo von Bogota, Weg nach Choxichi. 2. Pedrigal 2700
' bis 2800 m. 3. La Union Chingara 2400 — 2500 m. 4. Strand
der Lagune von Fuquene, unter Steinen. 5. Alto von Sibate,
Paramo von Furagasuga. 6. Paramo des Monserrate, 3400 m.
7. Ubate, 8. Eingang des Boqueron Bogota. 9. Alto von Sibate,
2800 m.
Die Bauchschilde sind ganz ungefurcht ; nur das kleine Mittel-
grübchen ist vorhanden. Meinert sagt von seinen Exemplaren :
,.mediis obscure vel obscurissirae trisulcatis".
Otostigina bürgeri n. sp. Villavicencio.
Neuportia ernsti POCOCK. Paramo des Monserrate 2300 m, Los
Pacharitos, Ubate 3000 m, Strand der Lagune von Fuquene,
unter Steinen, Pedrigal 2700—2800 m.
Newportia longitarsis Newp. Alto von Sibade 2800 m, Paramo bei
Furagasuga, Paramo von Bogota, ^eg nach Choxichi , Lusa,
Tierra negro.
Verzeichniss der von Prof. Dr. SCHAUINSLAND
gesammelten Myriopoden.
1. Sei ff ige in forceps E,AF. Vancouver.
2. Lähfjbms asperatus KoCH. Oahu, Maluhia.
3. Scolojiendra sidispinipes Leach. Honolulu.
Zool. Jahrb. XVHI. Abth. f. Syst. 6
82 Carl Attems,
4. Cryptops poIyodo>ifus n. sp. Chatham, Stepliens-Insel.
5. Grophilus {ParJnjmrrhim) schauinshnirli h. sp. Chatham, Stephens- j
Insel. I
6. Ortlioviorphii . Fahrt nach Portland ($).
Eine neue Camlialideu-Oattimg.
Ueber die Familie der Camhalidae habe ich bereits berichtet.^)
Die hier neu dazu kommende Gattung {Dimerogomis) ist durch den
Besitz eines Paares von Flagellen an den vordem Copulationsfüssen.
gerade wie beispielsweise lulus, ausgezeichnet. Den Cambaliden-
gattungen, über deren Copulationsfüsse wir Genaueres wissen, fehlen
Flagella. und ich theile die Familie der Camhalidae auf Grund dieses
Merkmales, so wie ich es seiner Zeit bei den lulidae i. e. S. that. in
2 Unterfamilien :
1. Unterfamilie : Glyphiocambalinae m. ohne Flagellum.
Gattungen : Ghjplihüns, Agastroplms, Hijpocambala.
2. Unterfamilie: Masfigommhalinae m. mit Flagellum.
Gattung : Dimerogomis.
Ueber die Copulationsfüsse von Camhala, TrichocambaJa, Iido-
morplia und Nannolene wissen wir noch nichts.
Bemerkenswerth ist auch, dass bei den beiden Gattungen Cam-
hala und Glyphiulus, die stark gekielte Metazoniten haben, die Saft-
löcher auf dem 5. Segment, bei den andern Gattungen mit glatten
Metazoniten dagegen ""erst auf dem 6. Segment beginnen, und es
wird sich vielleicht später als nothwendig herausstellen, auch in
dieser Beziehung eine Unterabtheilung vorzunehmen; da sich aber
die Copulationsfüsse von Glyphiulus nicht wesentlich von denen von
Agasirophns (aus der 2. Gruppe mit glatten Segmenten) unterscheiden
und Camhala in dieser Beziehung noch unbekannt ist, sehe ich vor-
läufig noch von einer solchen Theilung ab.
Das 1. Beinpaar des S ist bei den verschiedenen Gattungen recht
variabel: sehr reducirt ist es nur bei Glyplmdus; bei den übrigen
1) Vgl. Attems, Brauer's Myr.-Ausbeute a. d. Seychellen, in
Zool. Jahrb., V. 13, Syst., 1900, p. 146.
Beiträge zur Myriopodenkiinde. 83
ist es 4 — 6glieclrig-; einzelne dieser Glieder können stark ver-
dickt sein.
Ich vermuthete 1. c, dass aucli Canibalopsis zu den Cambalidae
oeliöre: nachdem ich aber kürzlich eine Art dieser Gattung unter-
sucht habe, sehe ich. dass sie bei den TrachinJidae einzureihen ist.
Im Nachfolgenden sei eine Uebersicht der Gattungen gegeben,
soweit eine solche bei der unzulänglichen Beschreibung der Hälfte
der Gattungen eben möglich ist.
1 a. Rücken und Seiten der Metazoniten mit mehreren Reihen grober
Tuberkel oder mit Längskielen; die Saftlöcher beginnen auf
dem 5. Segment.
2a. Halsschild glatt, Ocellen in einer einzigen Querreihe; 1. Bein-
paar des cC 6gliedrig Cambala Gray,
2b. Halschild mit Längskielen; Ocellen mehrreihig in einem
runden Haufen; 1. Beinpaar des S auf 2 mit der Yentralplatte
verschmolzene Hörnchen reducirt Glyphiulus Gervais.
1 b. Metazoniten dorsal glatt. Die Saftlöcher beginnen auf dem
6. Segment.
3a. Ocellen fehlen; Rücken mit Querreihen von Borsten
TrichocanibaJu Silv.
3b. Ocellen vorhanden; Rücken ohne Querreihen von Borsten.
4 a. 1. Beinpaar des S 4gliedrig, 2. Beinpaar ögiiedrig
lidomorpha Pürat
4 b. 1. Beinpaar des c^ 5 — 6gliedrig; 2. Beinpaar 6gliedrig.
5a. 1. Beinpaar des c? ögiiedrig.
6a. Mandibel mit 5 Kammblättern. Oberlippe 5 zähnig;
1. Beinpaar des S mit Hörnchen auf (der Yentralplatte
und) der Hüfte Hypovamhala Silv.
6b. 3Iandibel mit 6 Kaminblättern; 1. Beinpaar des $ ohne
solche Hörnchen auf der Hüfte Agastraphus Att.
5b. 1. Beinpaar des S ögiiedrig.
7 a. 6 Kammblätter, die Basalglieder des 1. Beinpaares des S
nicht verändert. (Vordere Copulationsfüsse?)
Nannolene Bollm.
7b. 9 Kammblätter; die ßasalglieder des \. Beinpaares des S
stark verbreitert. Vordere ( 'opulationsfüsse mit Flagellum
Dimerogonus n. g.
34 Cakl Attems.
Dirne rofionus u. (f.
Ocellen zahlreich, mehrreihig.
Scheitelborsten fehlen.
Oberlippenrand 3 zähnig.
Mandibel mit 9 Kammblättern.
Gnathochilarinm wie bei Ghjplüidus und Agastroplius : Die Stipites
und die Zuugenblätter sind durch das Mentum und das davon ge-
schiedene Promentum vollkommen getrennt. Promentum ohne Längs-
theilung.
Halsschild glatt : Rumpfsegmente ohne erhabene Kiele : die Meta-
zoniten sind nur ventral fein längs gefurcht (etwa wie bei BJaniuhis .
sonst glatt.
Saftlöcher weit hinter der Quernaht gelegen, beginnen auf dem
6. Segment.
Analsegment ohne vorragendes Schwänzchen.
1. Beinpaar des c? 6gliedrig. Einige Basalglieder stark ver-
breitert, das Endglied klauenlos.
Vordere Copulationsfdsse 2gliedrig: das Basalglied (= Hüftej
gross, plattig. mit einem Flagellum; das 2. Glied (= Schenkel)
kleiner, mehr lateral inserirt.
Hintere Copulationsfüsse mehr oder weniger deutlich 2gliedri|
Heimath: Australien, Neuseeland.
Dimei'Offonus oroph'dus n. sp.
(Tafel 7, Fig. 1—6.)
Prozoniten erdbraun, auf der Rückenmitte ein schwarzbrauner
Fleck: Metazoniten oben bis unter die Saftlöcher herab, schwarz-
braun, auf der Rückenmitte ein erdbrauner Querstreif darin: in der
Umgebung der Saftlöcher ein schwarzbrauner Fleck. Beine leicht
bräunlichgelb, die Spitze ins Rosenrothe ziehend.
54 Rumpfsegmente. Körper sehr glatt und glänzend. Ringe
zwischen Pro- und ^Metazoniten leicht eingeschnürt. Xaht auch
dorsal sehr deutlich. Saftlöcher in der Glitte zwischen Quernaht
und Hinterrand, sehr klein, beginnen auf dem 6. Segment.
Der eingeschachtelte Theil der Prozoniten mit sehr feinen Ring-
furchen, der freie Theil ganz glatt. Metazoniten nur ventral, weit
unterhalb der Saftlöcher beginnend, weitschichtig, aber fein längs
gefurcht, sonst spiegelglatt.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 35
Ocellen in einem quer ovalen, innen spitz ausgezogenen Haufen,
in 5 Querreihen zu 6. 7. 9. 9. 11. Die Innenwinkel der Augen
sind durch eine Querlinie verbunden, von deren Mitte nach hinten
die kräftige Scheiteli'urche abgeht. Vorderrand des glatten Kopf-
.•),
von dem aus sich eine bezahnte Leiste schräg nach aussen und
basalwärts zieht. Das Ende ist schräg abgeschnitten und mit langen
dünnen Borsten besetzt. Auf der Medialseite dieses Endlappens ist
das 2. Glied inserirt. Es beginnt mit breiter Basis, wird dann
schlank und ist am Ende hakig nach aussen umgebogen (Fig. 5).
Fundort: Blaue Berge bei Sydney. (1 J)-
TUmer Off onus Insulanus n. sj).
(Tafel 7, Fig. 7— U.)
c?. Farbe: Der eingeschachtelte Theil der Prozoniten ist
schwarz. Der Rücken ist bis zur Höhe der Saftlöcher gelb und
schwarz quer gestreift, indem der Vorderrand des sichtbaren Theiles
Beiträge zur Myriopoclenkuiide. 87
des Pi'ozoniten schmal gelb, der übrige Theil des Prozoniten und
die vordere Hälfte des Metazoiiiten schwarz, die hintere Hälfte des
Metazoniten wieder gelb ist. Oberhalb des Saftloches hat der Ring
seiner ganzen Länge nach einen gelben Streif, unterhalb des Saft-
loches ist er schwarz mit einigen gelben Flecken nahe dem Saft-
loch. Die Farben vertheilung ist übrigens keine ganz regelmässige.
Füsse lichtgelb. Analklappen bräunlich.
Länge 30 mm. Breite 2\l^ mm, 52 Eumpfsegmente.
Kopfschild glatt, unbehaart, eine Scheitelfurche vorhanden;
zwischen den Innern Augenwinkeln eine Quer furche. Gnathochilarium
wie bei D. orophihis.
Ca. 15 Ocellen in 2 — 3 Eeihen, einen queren halbmondförmigen
Haufen hinter der Antennenwurzel bildend.
Halsschild seitlich breit dreieckig, symmetrisch.
Die Einge sind zwischen Pro- und Metazoniten leicht einge-
schnürt, die Quernaht ist seicht und auf dem Eücken nicht scharf,
sondern mehr grubenartig.
Der eingeschachtelte Theil der Prozoniten ist fein und dicht
quer gestreift, der freie Theil ist glatt; ebenso die Metazoniten mit
Ausnahme der Ventralseite, welche fein und etwas weitschichtig
längs gefurcht ist; die Furchen biegen vorn dorsalwärts in die
Quernaht um. Die Saftlöcher sind klein und liegen in der Mitte
zwischen Quernaht und Hinterrand des Metazoniten.
Dorsaltheil des Analsegments abgerundet, ganz ohne Schwänz-
chen; Analklappen kuglig gewölbt, glatt und glänzend, ganz unbe-
haart, der Eand eingesenkt und fein gesäumt. Analschuppe flach
bogig gerundet.
1. Beinpaar des S 6gliedrig; die Ventralplatte ist eine kleine
gebogene Spange, die seitlich von den ersten Beingliedern weit über-
ragt wird; sie trägt die kurzen Stummel der Tracheentaschenreste.
Das erste Beinglied ist sehr gross, seitlich viel länger als median;
das zweite ist eine immer noch grosse Scheibe; das 3., 4. und 5.
Glied haben die Gestalt gewöhnlichei" Beinglieder; das 6. ist ein
Zäpfchen ohne Kralle (Fig. 14).
2. Beinpaar von normaler Gestalt, 6gliedrig. Der Penis liegt
ihm dicht an; er ist zweitheilig; jede Hälfte basal kuglig ange-
schwollen und in eine am Ende mit Borsten besetzte Eöhre aus-
laufend.
Die Eänder der Copulationsringe sind nicht verwachsen, sondern
nur durch fibröse Bändchen verbunden.
88 Cael Attems,
Vorderes Paar der Copulationsfüsse (Fig. 7, 8, 9, 10). Die wohl
entwickelte Yentralplatte ist mit den Tracheentasclien zu einem
Stück verschmolzen. Die Tracheentaschen haben noch einen kräftigen
Innenast, aber keine Tracheen mehr. Die Ventralplatte schiebt sich
mit einem breiten quer abgeschnittenen Lappen zwischen die Basen
der Copulationsfüsse hinein. Letztere sind 2gliedrig. Das Basal-
glied ist das weitaus grössere; in der Mitte seiner Innenseite ist
das kräftige Flagellum inserirt. Das Ende ist in 3 Aeste gespalten :
der mediane ist ein schlanker gerader Zipfel, der mittlere ein zarter
zugespitzter Lappen, der eine feine Einne enthält, der laterale ein
dicker Kolben, auf dessen Ende ein kleiner, dicht bestachelter Höcker
aufgesetzt ist. Das Flagellum ist von der für lulus typischen Form.
Das 2. Glied, ein dicker, am Ende schräg abgeschnittener Zapfen,
ist lateral vom Flagellum inserirt. Nach innen zu hat es einen
kräftigen Vorsprung, Sehnenansatz. In der Mitte des Innenrandes 2,
am Ende eine Reihe grosser Borsten.
Hinteres Paar (Fig. 11, 12, 13) rundlich, an der Basis etwas
dicker; auf der Medialseite eine tiefe Rinne bildend, in der eine
Reihe kurzer, dicker Borsten steht. Am Ende befindet sich ein
fingerförmiger, flacher Lappen, der nur mehr undeutlich gegen das
Basalstück abgesetzt ist und dem Seitenarm von B. orophilus ent-
spricht. Neben seiner Basis steht ein Büschel grosser langer Borsten
auf einer rundlichen Vortreibung. Aussen in der Mitte ein kleines
Büschel kurzer Borsten. Die vordere Kante, welche die Rinne be-
grenzt, geht direct in den Rand des Endlappens über; auf der
aboralen Seite ist eher noch eine Abgrenzung zwischen Endlappeu
und Basaltheil erkennbar.
Fundort: Stephens Island. (Dr. Schauinslakd coli. 1 3).
Spirostreptiis eollectivus n, sp.
(Tafel 7. Fig. 17-19.)
Kopf braun; Antennen schwarzbraun; Analsegment ebenso; der
eingeschachtelte Theil des Prozoniten und ein ziemlich breiter Saum
am Hinterrand des Metazoniten braungelb, das Uebrige schwarz-
braun bis schwarz. In toto sieht man den vordem gelben Theil des
Prozoniten natürlich nicht, und die Thiere erscheinen nur schmal
quer geringelt.
Länge c? ca. 65 mm, $ ca. 80 mm. Breite S 37 mm, $ 4 mm.
S mit 62—64 Rumpfsegmenten, die grössten $ mit 64.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 89
Oberlippenrand mit 4 Grübchen, von denen eins fehlen kann,
darüber fein gerunzelt; die übrige Fläche des Kopfschildes ganz
glatt, unbehaart, die Scheitelfurche kurz und sehr seicht. Ocellen
deutlich convex, in 6 Querreihen einen quer elliptischen Haufen
bildend.
Halsschild bei S und 4^ gleich; Seitenlappen eckig, vorn und
seitlich fein gesäumt und innerhalb vom Saum mit einem Wulst, der
vorn dick, seitlich dünn ist.
Eingeschachtelter Theil des Prozoniten fein quer gefurcht; der
freie Theil und der ganze Metazonit fein nadelrissig oder äusserst
fein lederartig gerunzelt; die Metazoniten auf der Ventralseite fein,
weitschichtig und regelmässig längsgefiircht. Quernaht scharf über
den ganzen Eücken; auf der Ventralseite bis zur Höhe der Saft-
löcher hinauf von kleinen Pünktchen begleitet. Die Saftlöcher sehr
klein, weit hinter der Naht, fast in der Mitte zwischen ihr und
Hinterrand.
Dorsaltheil des Analsegments hinten stumpfwinklig, gar nicht
vorragend ; Analklappen glatt, unbehaart, der Rand dick aufgewulstet.
Schuppe flach bogig abgerundet.
S Vorletztes Glied aller Beine mit einem massig grossen Polster.
Gnatliochilarium ohne Besonderheiten.
Copulationsfüsse (Tafel 7, Fig. 17 — 19): der vordere bildet
wieder eine innen oifene Scheide für den Basaltheil des hintern,
sein Ende ist auf der Hinterseite dicht beborstet (a); die Vorder-
seite hat lateral einen abstehenden Zipfel (L). Vom hintern Copu-
lationsfuss spaltet sich gleich beim Austritt aus der Scheide des
vordem eine lange, schlanke Geissei ab (/') ; an der Biegungsstelle (b)
noch schlank, cj^lindrisch, wird er nach und nach breiter und geht
in eine recht complicirte Endplatte über; an letzterer unterscheiden
wir eine gezahnte Lamelle (s), die sich unter den Theil (r) fort-
setzt; der Aussenrand der breit abgerundeten Platte (p) klappt sich
nach innen ein und endet mit einem schlanken Sförmig gekrümmten
Zipfel (r), bis zu dessen Spitze die feine, von der Basis des Fusses
an zu verfolgende Rinne geht. Ueber den Zusammenhang und die
Gestalt der Basen der beiden Copulationsfusspaare giebt am besten
Fig. 17 Aufschluss. Sowohl der vordere als der hintere Fuss gehen
an der Basis in eine breite Platte über {m vorderer, n hinterer);
beide Platten hängen an ihren Lateralenden zusammen (bei c). In
der Figur ist der hintere C'opulationfuss aus der Scheide des vordem
herausgezogen und lateralwärts umgeklappt; in der natürlichen
90 Carl Attems,
Lage lieg-en beide Platten übereinander. Am vorderen Copulations-
fuss sitzt eine kleine gebogene Traclieeutasclie; die Ventralplatte (v)
ist sehr klein ; beide vordere Copnlationsfüsse sind durch eine
schmale Brücke mit einander verwachsen. R ist der Schlitz des
vordem Fnsses in dem der hintere darin steckt (Fig. 18. 19).
Fundorte: Valparaiso, Salto; Quilpue; Quilpue, Pefia bianca
(Dr. Michaelsen). Quilpue (Dr. Plate).
Nannölene niffrescens n. sp.
Es liegen mir 2 5? von Corral vor, das eine von Dr. Michaelsex,
das andere von Dr. Plate gesammelt. Ersteres hat 58 Segmente,
letzteres 52. Breite 2 mm.
Farbe: Kopf dunkel braun, gelbbaun raarmorirt. Antennen bei
dem Exemplar mit 52 Segmenten weissgelb, beim andern sind die
einzelnen Antennenglieder bis auf einen hellen Endring braun. Hals-
schild in der Mitte gelbbraun, schwarzbraun marmorirt. rings herum
breit schwarz gesäumt. Vorderrand davor noch schmal gelb ein-
gefasst. Rumpf schiefergrau bis schwarz. Die hintere Hälfte jedes
Metazoniten gelblich. Analsegment sehr dunkel; Beine dunkel-
braun.
Die Saftlöcher sind i-echt gross und liegen etwa in der
Mitte zmschen Quernaht und Hinterrand. Sie beginnen bei dem +
von 52 Segmenten auf dem 6. Segment ; bei dem andern beiderseitig
auf dem 9. Segment. Letzteres wohl nur eine Abnormität.
Rumpf unbehaart. Sculptur wie bei Blaniulns. die Metazoniten
ventral fein längs gefurcht, im Uebrigen glatt. An der Quernaht
eine deutliche Einschnürung. Der eingeschachtelte Theil des Pro-
zoniten mit regelmässigen Ringfurchen.
Analsegment ganz ohne Schwänzchen: Dorsaltheil hinten ab-
gerundet.
Klappen fein gesäumt, Schuppe bogig abgerundet und mit
2 Borsten.
Halsschild seitlich schräg abgestutzt, Vorderseite abgerundet
seitlich einige Längsfurchen.
Scheitelborsten fehlen. Ocellen recht flach, ca. 30 in 4 Quer-
reihen.
Die angegebenen Unterschiede zwischen den 2 untersuchten
Stücken scheinen mir nur individuelle Variationen zu sein. Eine
genaue Feststellung der Art wird erst nach Bekanntwerden des d
Beiträge zur Myriopodenkunde. 91
möglich sein; ich bemerke übrigens, dass bisher noch keine einzige
Namwlenc im männlichen Geschlecht genau beschrieben wurde.
Faraiitlus oref/onensis n. sp.
Farbe rothbraun, die Beine heller, mehr röthlichgelb.
2 ad: Länge 75 mm, Breite 6 mm, 57 Eumpfsegmente.
Der ganze Körper unbehaart mit Ausnahme der Borsten auf
der Unterseite der Beine.
Kopfschild mit feinen Kritzeln, glänzend. Scheitelgriibchen und
-Borsten fehlen. Antennen schlank. Ocellen sehr zahlreich in einem
quer ovalen Haufen. Beide Augen durch eine grobe Furche oder
Grube mit einander verbunden. Von der ]\Iitte derselben geht die
feine Scheitelfurche nach hinten ab.
Halsschild seitlich allmählich verschmälert und abgestumpft.
Yorderrand des Seitenlappens schmal gesäumt, daneben eine kräftige
Furche.
Die Prozoniten haben auf ihrer vordem Hälfte feine Eing-
furchen. die sich auf der Yentralseite in schräge Längsfurchen ver-
wandeln, die bis zum Hinterrand des Prozoniten ziehen. Die Meta-
zoniten sind ungemein fein gerunzelt, dabei aber sehr glänzend. Weit
unterhalb der Saftlöcher beginnt eine feine und weitschichtige Längs-
furchung. Die Saftlöcher beginnen auf dem 6. Segment. Das erste
liegt in der Linie der Quernaht, die aber vor ihm nach vorn aus-
biegt. Die folgenden rücken mehr von der Quernaht nach hinten
ab; auf den hintern Segmenten sind sie um das P,;, fache des Poren-
ringdurchmessers von der Quernaht entfernt.
Analsegment mit einem kurzen, dachigen, abgerundeten Schwänz-
chen, welches die Analklappen ein wenig überragt. Analklappen
stark gewölbt. Die eingesenkten Ränder schmal wulstig gesäumt,
mit feinen Kritzeln. Analschuppe dreieckig.
Das Gnathochilarium ist genau so, wie Saussüke und Hoibert
es für das v' beschrieben. Mandibel mit 10 Kammblättern.
Die Vertheilung der Beinpaare auf die vordem Segmente ist
anders als die genannten Autoren sie angeben. Auch hier ist das
erste Segment, dessen Rücken der Halsschild ist, fusslos. Das 2., 3.
und 4. Segment haben je ein Beinpaar, und vom 5. Segment
an haben alle Ringe zwei Beinpaare. Die ventralen Enden der
Rückenspange des 2., 3. und 4. Segments berühren sich ohne
jedoch zu verwachsen: sie schliessen hinter der zugehörigen
Ventralplatte zusammen, die auf diesen Segmenten nicht mit der
92 Cakl Attems,
Rückeiispange verwäclist. Die Ventralplatte des 4. Segments schliesst
sich eng" an den Ausschnitt, der im ventralen Theil der Rücken-
spange für sie ausgespart ist, an. Die Ventralplatten des 3. und
2. Segments liegen etwas weniger eng der Rückenspange an, doch
kann auch hier kein Zweifel darüber sein, zu welchem Segment sie
und die ihnen eingelenkten Beinpaare gehören. Vom 5. Ring an,
von dem an die Ventralplatten fest mit der Rückenspange ver-
w^achsen, sieht man die ventralen Enden der Rückenspange eben-
falls caudal von der Doppelventralplatte sich über einander legen
und so das Loch für die Insertion des hintern Beinpaars von hinten
her begrenzen.
1. Beiupaar des $ 6gliedrig, die Hüfte basal seitlich stark ver-
breitert. Ventralplatte 2theilig. jederseits eine zarte ungefähr quer
rechteckige Platte.
Fundort: Oregon. Fahrt nach Portland. (2 $$, J S juv., Dr.
SCHAUIXSLAXD COU.)
LithohiKS aspevatus L. Koch.
1878, in : Verh. zool.-bot. Ges. Wien, V. 27, p. 788.
Dunkel braun.
Kopfschild kurz und breit. Antennen 20gliedrig. Für die ge-
ringe Gliederzahl ziemlich lang. l-\-l Kieferfusshüftzähne. 23
Ocellen in 4, mit Ausnahme der obersten, die grössern Ocellen ent-
haltenden Reihe etwas unregelmässigen Läugsreihen.
Rückenschilde gerunzelt, unbehaart, glänzend; 7., 9., 11. und 13.
mit Zähnen im Hintereck. 3. und 5. hinten leicht ausgeschnitten.
Hüftporen zahlreich, klein, rund.
Analbeine lang und schlank; 4. Glied endwärts ein wenig kolbig
verdickt und mit einer sehr deutlichen flachen Grube auf der Ober-
seite. Hüfte mit einem Seitendorn. Endkralle kräftig. Bedornung-
1-2^ Q^ 2, 1, 0 1, 0, 3, 1, 0
0, 1. 3, 1, 0. ^^- ^^i"p^^^ ö,172,~i;"ö:
Fundort: Oahu, Maluhia (Dr. Schauinslakd coli.}. 1 S-
III. Drei neue Otostif/iti ff -Xrien. l
In der Biologia Centrali Americana hat Pocock versucht, die
Gattung Otostigma in 2 Gattungen zu zerspalten, indem er die
Beiträge zur Myriopodenkuude. 93
amerikauischeu Arten in eine neue Gattung- ..Parotostignms" stellt,
die er durch unbedornte Analbeinschenkel und ..posteriorly truncate
anal pleurae*' charakterisirt. Dass beide Merkmale nicht immer
zusammentreffen, zeigt die neue Art 0. bürgen. Uebrigens kommen
auch in Südamerika Arten mit bedorntem Analbeinschenkel vor,
0. platei und michaelseni. Ich halte es daher der Bedeutung des
einzig übrig bleibenden Unterscheidungsmerkmales entsi3rechender,
die beiden Gruppen als Untergattungen derselben Gattung zu be-
trachten.
Heymoxs hat in seiner Entwicklungsgeschichte des Scolopenders
nachgewiesen, dass die sog. Analbein„pleuren" die ersten beiden
Glieder der Endbeine darstellen, und wir werden dieses Yer-
schmelzungsprodukt daher künftighin mit ihm „Basalglied" der End-
beine nennen.
Um die systematische Stellung der 3 neuen Arten besser zu
präcisiren, gebe ich nachfolgende Uebersicht, die hauptsächlich nach
den Beschreibungen zusammengestellt ist.
Synopsis der Gattung Otostigma.
1 a. Schenkel der Endbeine mit Dornen (subg. Otostigma s. str.).
2 a. Ventralplatten glatt oder punktirt, eventuell gefurcht, aber
immer ohne grobe Körnelung.
3 a. Rückenschilde mit mehreren fein bedornten Längskielen.
4a. Ockergelb; Ventralplatten grob eingestochen, punktirt
scahrum Poeat
4b. Oliveubraun oder olivengrün; Veutralplatten glatt oder
schwach punktirt.
5 a. Letzter Rückenschild am Ende tief eingedrückt ; 18 — 23
Antennenglieder; Fortsatz des Endbeinbasalgliedes mit
6 — 7 Dornen im Ganzen; vorletztes Glied des 20. Bein-
paares ohne Sporn carinatum Pokat
ruguhsum Porat
5b. Letzter Rückenschild nicht eingedrückt; 17 Antennen-
glieder; Fortsatz des Endbeinbasalgliedes mit 2—3
Dornen im Ganzen ; vorletztes Glied des 20. Beinpaares
mit Sporn seijcheUarum Attems
3 b. Rückenschilde ohne bedornte Längskiele
6 a. Rückenscliilde, wenigstens die hintern, mit Dornen oder
härchentragenden Körnchen.
94 Cabl Attems,
7 a. .Tederseits 3 — 4 Kieferlusshüftzäliiie. vorletztes Glied des
20. Beinpaares mit 1 Dorn imndivenire Tömüsv.
morsiians Poe.
7 b. Jederseits 6 — 7 Kieferfusshüftzäline ; vorletztes Glied des
20. Beinpaares ohne Dorn Joriae Silv.
6 b. Rückenschilde ohne Dornen oder Haare.
8 a. Eückenschilde stark nnd breit runzelig' eingedrückt.
9 a. Dunkel braun. Endbeine lang und schlank mit be-
sporntera Tarsus mdalJicnm Haase
9b. Olivengrün. Endbeine kurz und dick, mit unbesporutem
Tarsus ceylonicum Haase
8b. Rückenschilde ausser den feinen Längsfurchen glatt;
(eventuell seitlich von den Längsfurchen ganz seicht ge-
runzelt).
10 a. Antennen sehr lang, wenigstens 24gliedrig
longicornc Töiiösv,
10 b. Antennen kürzer, höchstens 22gliedrig.
11 a. Rückenschilde, ausser dem letzten, ungerandet.
12a. Endbeine lang und schlank; der proximale der 2
Dornen des Endbeinschenkels oben innen bedeutend
grösser als alle andern; im Ganzen 7 — 10 Dornen
auf dem Schenkel; vorletztes Glied des 1. — 19. Bein-
paares mit 1 Sporn spinicauda Xewp.
12 b. Endbeine kurz und dick: der proximale Dorn nicht
grösser als die andern: Schenkel mit 18 Dornen;
vorletztes Glied des 1 . — 20. Beinpaares ohne Sporn
mklmelseni n. sp,
IIb. Rückenschilde vom 7.— 15. an gerandet.
13 a. Jederseits 7 — 10 Kieferfusshüftzähne ; die Dornen
am Fortsatz des Endbeinbasalgliedes undeutlich
nudtidens Haase
13b. Jederseits 3—4 Kieferfusshüftzähne; die Dornen
des Endbeinbasalgliedes deutlich.
14a. Vorletztes Glied des 20. Beinpaares ohne Sporn.
loa. Vorletztes Glied der übrigen Beinpaare auch
ohne Sporn.
16 a. Schenkel der Endbeine oben innen mit End-
fortsatz, der 1 — 2 Dornen trägt.
Beiträge zur Myriopodeukunde. 95
17a. Eückenscliilde leicht runzlig: Fortsatz des
Eiulbeinbasalgliedes mit 2 Dornen. Sclienkel-
fortsatz mit 1 Dorn uudum Poe.
17b. Eückenscliilde ganz glatt; Fortsatz des End-
beinbasalgliedes mit 5 Dornen. Schenkelfort-
satz mit 2 Dornen pJafei n. sp.
16 b. Schenkel der Endbeine ohne Dorn oder Fort-
satz am Ende faeniatum Poe.
15 b. Vorletztes Glied des 1.— 18. Beinpaares mit 1 Sporn
splendens Poe.
cuneivenfris Pok.
oiceni Poe.
geopJiilinum Haase
14 b. Vorletztes Glied des 20. Beinpaares mit Sporn.
18 a. Endbeinscheukel mit über 25 Dornen
aculeafion Haase
18 b. Endbeinschenkel mit höchstens 15 Dornen.
19 a. Vorletztes Glied der Endbeine mit Sporn.
20 a. Endbeinbasalglied am Ende mit 2, seitlich mit
1 Dorn spi)iosH))i Porat
nemorense Silv.
20 b. Endbeinbasalglied am Ende mit 1, seitlich mit
2 Dornen discretum Silv.
19 b. Vorletztes Glied der Endbeine ohne Sporn.
21 a. Basalglied der Endbeine mit 2 Dornen
seitlich Orientale Meixert
feae Poe.
21b. Basalglied der Endbeine mit 1 Dorn seitlich
angnsticeps Poe.
laiidens Poe.
niasense Silv.
modigJiani Siev.
2 b. Ventralplatten grob gekörnelt.
22 a Beine fein grün bespritzt, vorletztes Paar ohne Tarsalsporn.
sehr schlank fnhercidatum var. sionofroniou Haase
22b. Beine einfarbig gelb oder verwaschen grün gebändert; vor-
letztes Paar mit Tarsalsporn; hinten verbreitert.
23 a. Körperform hinten stark verbreitert, Endbeinschenkel
mit 15 Dornen in 3 Reihen tuhercidatum Kohlr.
96 Carl Attems.
23b. Körperform hinten kaum verbreitert; Endbeinschenkel
mit 12 — 13 Dornen in 4 Reihen
Orientale var. aspersnm Haase
Ib. Schenkel der Endbeine ohne Dornen (subg. Parofostiipmis Poe).
24 a. Endbeinschenkel mit grösserm Anhang.
25 a. Dieser Anhang entspringt von der Basis des Schenkels
und ist länger als der Schenkel selbst, durch eine Furche
gegen ihn abgesetzt scabricauda Sauss.
25 b. Dieser Anhang entspringt vom 1. Viertel des Schenkels.
ist so lang oder kürzer wie der Schenkel, nicht durch eine
Furche abgesetzt.
26 a. Der Anhang ist so lang wie der Schenkel ; vorletztes Glied
der Endbeine nicht zu sammengedrückt göldn Brölem.
26b. Der Anhang ist kürzer als der Schenkel; vorletztes Glied
der Endbeiue zusammengedrückt gymnopus Sily.
24 b. Endbeinschenkel ohne Anhang.
27 a. Fortsatz des Endbeinbasalgliedes mit 2 Dornen am Ende.
28 a. Nur der letzte Rückenschild seitlich gerandet. Zahn-
platte der Kieferfüsse rudimentär, ohne Zähne; vor-
letztes Glied des 19. und 20. Beinpaares ohne Sporn
produdum Kaesch
28 b. Rückenschilde vom 7. an gerandet. Jederseits 4 gut
entwickelte Kieferfusshüftzähue ; vorletztes Glied des
19. Beinpaares mit 2, des 20. Beinpaares mit 1 Dorn
bürgeri n. sp.
27 b. Basalglied der Endbeine ohne Dornen.
29 a. Mehrere hintere Rückenschilde seitlich gerandet.
30 a. Rückenschilde mit scharf bedorntenKielen
inennis Porat
30 b. Rückenschilde ohne bedornte Kiele (können in der
hintern Körperhälfte behaart oder gleichmässig be-
dornt sein.)
31a. Rückenschilde vorn glatt, in der hintern Körper-
hälfte behaart oder bedornt.
32a. Hintere Rückenschilde behaart; 21 Antennen-
giieder occidenfale Mein.
32 b. Hintere Rückenschilde bedornt ; 17 Antennenglieder.
33 a. Die 2 ersten Rückenschilde nicht gerandet
brasL'ense Mein.
> I
Beiträge zur Myriopodeukunde. 97
33 b. Die 8 ersten Rückenschilde nicht gerandet
spiculiferum Poe.
31b. ßückenschilde (mit 2 feinen Längsfurchen, sonst)
glatt.
34 a. Basalglied der Endbeine hinten breit gestutzt,
gerundet JcervüJei Karsch
34 b. Basalglied der Endbeine hinten winklig aus-
gezogen.
35 a. Rückenschilde vom 10. an gerandet. die 2 ersten
Glieder der Endbeine keulenförmig
sulcatum Mein.
35 b. Rückenschilde vom 6. an gerandet. Endbeine
sehr schlank inermipes Por.
29 b. Nur der letzte Rückenschild seitlich gerandet.
36 a. Rückenschilde glatt Umbafum Mein.
36 b. Rückenschilde fein granulirt denticulatum Poe.
Anm. : Nicht aufnehmen konnte ich: niuticum Kahsch, politum
Karsch, ruficeps Poe.
OtostUfina inlchaelseni n, sp.
Farbe dunkel olivengrün bis olivenbraun. Grösstes Exemplar
50 mm lang ohne Analbeine.
Antennen 17gliedrig, bis zur Mitte des 4. Segmentes reichend.
4 + 4 mehr oder weniger verwachsene Kieferfusshüftzähne. Der
Schenkelzahn gross mit kleinen Nebenzähnchen, so lang wie die
Hüftzähne. Kopfschild fein eingestochen punktirt. 1. Rückenschild
ganz glatt, 2. mit schwacher Andeutung von 2 Längsfurchen,
3. mit sehr feinen Längsfurchen. 4.— 20. mit gut ausgebildeten
2 Längsfurchen. 21. mit einer einzigen medianen Furche. Alle
Rückenschilde ausser dem letzten ungerandet. Im Uebrigen sind
die Rückenschilde spiegelglatt und glänzend.
2. — 20. Ventralplatte mit 2 kräftigen Längsfurchen und da-
zwischen 2 äusserst seichten Grübchen. Sonst spiegelglatt. 21. Ven-
tralplatte nach hinten verschmälert und abgerundet. Das vorletzte
Glied aller Beinpaare ohne Sporn.
Basalanhänge der Endbeine sehr lang und schlank, am Ende
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 7
98 Carl Attems,
4 Dornen, in der Mitte der Aussenseite und auf der Seitenkante je
ein Dorn.
Analbeine recht dick mit kurzen Gliedern. Schenkel oben und
innen mit 2 Dornen, unten und innen 16 Dornen. Schenkelfortsatz
mit 2 Dornen am Ende.
Fundort: Valparaiso, Salto und Gärten (Dr. Michaelsex coli. ,;
Mai 1893).
OtostUjnta j^latei n. sp.
Farbe: Kopf, erster Eückenschild und Hinterende rothbraun,
der übrige Eücken dunkel olivenbraun. Unterseite schmutzig braun.
Länge ohne Analbeine 45 mm.
Antennen ISgliedrig, zurückgelegt fast bis zum Hinterrand des
4. Segments reichend. 4 + 4 Kieferfusshüftzähne ; der Schenkelzahn
überragt die Hüftzähne sehr merklich. Die Furchung der Rücken-
schilde beginnt auf dem 4. Segment, der 21. hat nur eine mediane
feine Furche. Die seitliche Eandung beginnt auf dem 15. Segment.
Im Uebrigen sind die Rückenschilde ganz glatt.
2. — 20. Ventralplatte mit 2 kräftigen Längsfuchen und da-
zwischen 2 Grübchen, einem vordem tiefern und hintern seichtem.
21. Ventralplatte nach hinten verschmälert und abgerundet.
Ba.salanhänge der Endbeine lang und schlank, nahe der Spitze
5 Dornen, etwas weiter proximal innen und aussen je 1 Dorn, an
der Obern Kante 1 Dorn.
Vorletztes Glied aller Beinpaare ohne Sporn.
Analbeinglieder kurz und ziemlich dick. Schenkelfortsatz mit
2 Dornen, oben und innen auf dem Schenkel 2 Dornen, unten und
innen viele, ca. 20 ohne regelmässige Anordnung.
Fundort : Quilpue, unter Steinen. (Dr. Plate coli. August 1894.)
Valparaiso. Vina del mar (Dr. Michaelsen coli. 9. Juni 1898).
Otostifftiia bürr/eri n. sp.
Antennen 21gliedrig; 4 4-4 sehr deutlich abgegrenzte Kiefer-
fusshüftzähne. Rückenschilde fein punktirt, 5.— 19. mit 2 feinen
Längsfurclien, die Seitenrandung beginnt auf dem 7. Im Uebrigen
.sind sie glatt, ohne Kiele.
Ventralplatten fein punktirt, sonst ganz platt. Die letzte ist
sehr schmal, nach hinten verjüngt, Hinterrand deutlich eingebuchtet.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 99
Vorletztes Glied des 1.— 17. Beinpaares mit 2 Dornen, letztes
Glied mit 1 Dorn 20. Beinpaar mit je 1 Dorn auf dem vorletzten
und letzten Glied. Die Analbeine fehlen bei allen Individuen bis
auf ein einziges Sclienkelglied. Dieses hat keine Dornen und An-
hänge.
Basalglied der Endbeine nicht aufgeblasen, ihre ganze Unter-
seite dicht mit kleinen Poren bedeckt. Die Anhänge kegelförmig
mit 2 Dornen am Ende.
Fundort: Villavicencio. (Dr. Bürciek coli.).
Alphabetisches Verzeicbniss der 0 f os (/' rj )JHt - Arten,
nebst Angabe ihrer Verbreitung.
0. arulcai/nji Haase. Java, Hongkong.
0. angi(stice]>i< PocOCK (9) ') p. 62. New Britain.
0. hmsUirnse Meinert (1) p. 189. Eahia, Lagoa Santa.
0. biirgeri Att. Colombia.
0. ertr'mntiDii PoRAT (1) p. 20, Meikert (2) p. 185, Haase p. 68.
Syn. : Branchiotreiua muliimrhiaUiin Kohlrausch p. 71. China,
Japan, Nicobaren, Birma, Sumatra.
var. msidarc Haase. Sullivan Island, King Island.
0. rcj/lojiicum Haase p. 69, Pocock (2) p. 415. Ceylon, Birma.
0. CHHciventris Porat (2) p. 10. (3) p. 14. Kamerun.
0. dcutindatum PocoCK (7) p. 25. Guatemala.
0. discrehim SiLV. (1) p. 628. Neu Guinea.
0. feac PocoCK (2) p. 416. Birma.
0. gcophilimn)) Haase p. 77, Pocock (2) p. 414. Java, Birma.
0. ißblli Brölemann p. 249. Venezuela, Brasilien (Parä).
0. gynniopus Silvestri (3) p. 135. Giuba.
0. inernie PoRAT (1) p. 23, BRr)LEMANX p. 267. Buenos Aires,
Colonie Tovar (Venezuela).
0. incritilpes Porat (2) p. 11. Kamerun.
0. kerrilki Karsch (3) p. 29. Ecuador.
0. latidei/s Pocock (6) p. 313. Java.
0. linihntuDi Meikert (1) p. 120. Brasilien (Buenos Aires).
(). longicorne Tömösvary p. 66, Haase p. 74. Borneo.
0. loriae SiLVESTRi (1) p. 627. Neu Guinea.
0. metaUicuvi Haase p. 70. Insel Sangir.
0. wiclmclseni Att. Chile.
0. modiglianii Silvestri (2) p. 715. Mentavei, Sumatra.
0. iiiorsi'fcüis Pocock (1) p. 246. Madras.
Ü. niultidens Haase p. 75. Celebes.
1) Die eingeklammerten Zahlen beziehen sich auf die gleichen des
Literaturverzeichnisses.
7*
100 Carl Attems
0. Diuticnm Karsch (3) p. 31. Peru.
0. neinorense Silvestri (2) p. 716. Sumatra.
0. niaseiise Silvestri (2) p. 715. Nias.
0. nudum Pocock (1) p. 247, (8) p. 436. Madras.
0. occidcntale Meinert (2) p. 185, Haiti.
0. Orientale Porat (1) p. 19, Haase p. 73, Karsch (1).
Syn. : Bmucl/iofroiia astenon, b/zonicinu, calcitrcms Kohlrausch
p. 72, 73.
Oiosiifjiiia luzo)/ieu)n Meinert (2) p. 184. Sehr weit
verbreitet. Marschall-Inseln, Manila, Flores, Seychellen,
Bombay.
var. acutideas Haase. var. aspersnm Haase.
O. oivenii Pocock (4) p. 319. Owens Island, Mergui.
0. platei Att. Chile.
0. j)oUlimi Karsch (1) p. 219, Haase p. 75. China.
0. produdum Karsch (3) p. 30, Verhoeff (1) p. 199.
Syn.: 0, incime Karsch (2) p. 55. St. Thome.
■0. puncfivenire Tömösvary p. 66, Haase p. 72, Pocock (9) p. 61. \
Borneo, New Britain. |
0. ruficeps PoCOCK (1) p. 247, Madras. ]
0. rufßdosum Porat (1) p. 21, Pocock (2) p. 413. Mauritius, '
Seychellen, Birma.
O. scahricauda Humb. et Sauss., Sauss. et Humb.
Syn. : 0. appendiculatns PoRAT (1) p. 23. Rio de Janeiro
Guatemala.
O. scahnun Porat (1) p. 20, China. .|
0. seycliellaruni Attems. Seychellen, tl
0, spicnliferum PoCOCK (5) p. 461. St. Vincent. 'j
O. spinicauda Newport, Pocock (3). ]
Syn. : 0. deserti Meinert (1) p. 121.
O. Innetanum Verhoeff (2) p. 433. Algier, Tunis.
O. spinosum Porat (1) p. 22, Haase p, 71, Pocock (2) p, 414.
Java, Sumatra, Borneo. '
0. splendens PocoCK (1) p, 245. Madras. \|
O. sulcatiim Meinert (1) p. 121. Montevideo, Santa Fe. - ;
O. taeniatum Pocock (8) p. 435. Merifano, 0. -Afrika. j
O. tuherculatum Kohlrausch p. 76, Haase p. 76. Australien. \
var. simiatranum Haase p. 76, Sumatra, j
I
Beiträge zur Myriopodenkunde. 101
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3. 1888. 2 neue Myriopoden von Ecuador, in : Berlin, entom.
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2. 1886. Myr. Mus. Cantabrigensis, in: Proc. Amer. phil. Soc,
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2. 1891. On the Myr. of Burma. II. Chilopoda, in: Ann
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8. 1896. On the Scorpiones Centip. and Millip. obt. by
Dr. Gregory on his exped. to M. Kenia, E. Africa, in : Ann.
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102 Carl Attems,
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SiLVESTRi. 1. 1895. Chilopodi e Dipl. della Papuasia , in: Ann. Mus.
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TÖMÖSVARY, 1885. Myr. a Xanto in Asia detecta, in: Term. Füzetek.,
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VerhOEFF, 1. 1892. Möller's Myr. - Ausbeute auf St. Thorae , in:
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2. 1901. Beitr. z. Kenntn. pal. Myr. 16, in: Nova Acta Acad.
Leop. Card. V. 77.
IV. Synopsis der Gattung: Cryxttops.
1 a. 1. Tarsus der Endbeine ohne Sägezähnchen und mit feinen
Borsten.
2 a. 2. Tarsus der Endbeine mit 4 Zähnchen, Kopfschild mit 2 Längs-
furchen cuUratus Koch
2 b. 2. Tarsus ., ,, ohne „ Kopfschild ohne Längs-
furchen smngnyi Leach
Ib. 1. Tarsus der Endbeine mit Sägezähnchen.
3 a. Kopfschild ohne Längsfurchen ^) 4.
4 a. 1. Tarsus der Endbeine mit zaWreichen. in mehreren Reihen
neben einander stehenden Zähnchen polyodontus n. sp.
4 b. 1. Tarsus der Endbeine mit einer einzigen Reihe von
Zähnchen 5.
5 a. Rücken gelb mit 2 parallelen schwarzen Streifen
hivittatus Poe.
5 b. Rücken einfarbig gelb oder braun.
6 a. Tibia und 1. Tarsus, eventuell auch Schenkel der End-
beine oben am Ende mit 1 —2 Dornen 7.
7 a. Endbeine oben mit 1, 2, 2 Dornen, ^) unten mit 0, 0,
1) Bei pwicfahis finden sich zuweilen 2, aber immer sehr feine, kaum
merkliche Furchen.
1) Nämlich 1 auf dem Schenkel, je 2 auf der Tibia und dem
1. Tarsus.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 103
13, 7 Zälincheii. 1. Rückenschild glatt, Kieferfusshüften
vorn mit 12 — 13 langen Dornen biscarensis Mein.
7 b. Endbeine oben mit 0, 1, 2 Dornen, unten 0, 0, 6—8, 3 Zälm-
clien; 1. Rückenscliild mit 2 vorn zusammenstossenden
Furchen. Kieferfusshüften mit 2 -|- 2 Borsten am Vorder-
rand unguiciüatus n. sp.
6 b. Alle Glieder der Endbeine oben ohne Dornen 8.
8 a. Rückenschilde mit je 6 Längsfurchen 9.
9a. Letzter Rückenschild hinten abgerundet; seine Seiten-
ränder gebogen ; Poren des Endbeinbasalgliedes ver-
schieden gross, ungeordnet; die 2 — 3 ersten und die
2 letzten Rückenschilde ohne Furchen fiir Mein.
9 b. Letzter Rückenschild hinten tief eingebuchtet ; Seiten-
ränder gerade; Endbeinbasalglied mit wenigen grossen,
in Reihen geordneten Poren; 1. und letzter Rücken-
schild ungefurcht sulcatus Mein.
8 b. Jeder Rückenschild mit 2 — 4 Furchen 10.
10 a. Endbeinbasalglied mit wenigen grossen Poren 11.
IIa. Letzter Bauchschild hinten wenig verschmälert,
mediane Rückenfurchen beginnen auf dem 3. Seg-
ment, undeutlich ausgeprägt, laterale halbmond-
förmige Eindrücke megaJoporus Haase
IIb. Letzter Bauchschild sehr verschmälert, vom 2. Seg-
ment an je 2 Rückenfurchen patagonicus Mein.
11 c. Letzter Bauchschild seitlich abgerundet, verschmälert,
hinten abgestutzt. Rückenschilde vom 6. an mit je
4 Furchen galaiheae Mein.
10 b. Endbeinbasalglied mit vielen kleinen oder kleinen und
grossen Poren 12.
12 a. Kopfschild hinten vom 1. Rückenschild bedeckt, Basal-
schild nicht sichtbar 13.
13 a. Tibia der Endbeine unten am Ende mit 3 Zähnchen
iriserratus n. sp.
13 b. Tibia der Endbeine unten am Ende mit 1 Zähn-
chen 14.
13 c. Tibia der Endbeine unten am Ende ohne Zähn-
chen 17.
104 Carl Attems,
14 a. Ventralplatten mit tiefer Querfurche ohne Längsfurche
modiglianii Silv.
14 b. Ventralplatten mit Kreuzfurchen 15.
15a. Eückenschilde mit tiefen lateralen gebog-enen Furchen; die
sehr abgekürzten Medianfurchen nur vom Hinterrand an
ein Stück sichtbar abhreviatus n. sp.
15 b. Medianfurchen vollständig (Eückenschilde mit 4 Furchen) 16.
16 a. VordeiTand der Kieferfusshüften fast gerade, mit 4 -|- 4
Borsten, Schenkel und Tibia der Analbeine mit feinen,
langen Borstenhaaren, 7 -\- ö Säge zähnchen doriae Poe.
16 b. Vorderrand der Kieferfusshüften bogig mit 8 -]- 8 Borsten,
Schenkel und Tibia der Endbeine mit kräftigen Stiften
und Borsten, 6 -|- 3 Sägezähnchen hrasüiensis Att.
. 17 a. Querfurche der Bauchschilde kaum sichtbar attantis Poe.
17 b. Querfurche der Bauchschilde deutlich 18.
18 a. Endbeine mit 5 -f- 2 Sägezähnen loriae Silv.
18 b. Endbeine mit 7 — 10 + 3 — 6 Sägezähnen
hortensis LEAen
12 b. Kopfschild hinten vom ersten Eückenschild nicht bedeckt, Basal-
schild sichtbar 19.
19 a. Tibia der Analbeine auf der Unterseite mit einem Zähnchen
detedus Silv.
19b. Tibia der Analbeine auf der Unterseite ohne Zähnchen 20.
20 a. 3. Tarsale der Analbeine am Grunde mit einem Zahn
corcyraeus Verh.
20 b. 3. Tarsale am Grunde ohne Zahn 21.
21 a. Seiten des Labrum eingeschnitten medius Verh.
21b. Seiten des Labrum nicht eingeschnitten 22.
22 a. Neben der Säge des 1. Tarsus keine Borsten
lusitanicus Verh.
22 b. Neben der Säge des 1. Tarsus sind Borsten 23.
23 a. Eücken- und Bauchschilde kräftig punktirt
punctatiis Koeii f. gen.
23 b. Eücken- und Bauch Schilde schwach oder gar nicht
punktirt 24.
24 a. Analbeine und Antennen sehr lang und dünn
punctaUis vor. lahyrinthiaca Att.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 105
24 b. Analbeine und Antennen von normaler Länge 25
25 a. 1. Rückenscliild ohne Furchen
puncfatus var. pimica Silv.
25 b. 1. Rückenschild mit 2 convergirenden Furchen
punciatus var. levigata Att.
3 b. Kopfschild mit 2 Längsfurchen.
26 a. Alle Rückenschilde mit 2 Furchen, welche sich auf den
Kopfschild fortsetzen 27.
27 a. 20. Beinpaar sehr dick crassipes Silv.
27 b. 20. Beinpaar von normaler Grösse 28.
28 a. Die Furchen des Kopfschildes reichen bis an dessen
Vorderrand. 1. Rückenschild ohne vordere Querfurche
haasei nom. nov})
28 b. Die Furchen des Kopfschildes reichen nur bis zur
Mitte. 1. Rückenschild mit winkeliger vorderer Quer-
furche, an dessen AVinkel die Längsfurchen stossen
feae Poe.
26 b. 1. oder 1. und 2., zuweilen auch 3. Rückenschild un-
gefurcht.
29a. 1. und 2. Glied der Endbeine oben gefurcht; letzter
Bauchschild quadratisch hinten kaum verschmälert
capivarae Poe.
29b. 1. und 2. Glied der Endbeine nicht gefurcht; letzter
Bauchschild trapezisch, hinten deutlich verschmälert 30.
30 a. Längsfurche der Ventralplatten nur vor der Quer-
furche ausgeprägt; feiner punktirt und behaart
spimpes Poe.
30b. Furchenkreuz der Ventralplatten vollständig; dicht
und grob punktirt und behaart setosus Poe.
In die Tabelle konnten folgende Arten wegen ungenügender Be-
schreibung nicht aufgenommen werden : armatus Silv., australis Newp.,
inermipes Poe., monilis Gekv., ruficeps Poe., validus Mein., hidenti-
culatus SSELIW.
1) Für snlrafus Haase, welcher Name bereits von Meinert ver-
geben war.
106 Carl Attems,
Neue Arten:
Cfiiptoj^s imlijoilontus ii, sp.
Farbe: Kopf sammt Antennen, erstes Eumpfseg-ment , Anal-
segment und Analbeine roth, der übrige Körper dunkel braun.
Länge des grössten Exemplars, ohne Analbeine 28 mm. j
Antennen perlschnurförmig. Die basalen 4 Glieder langborstig, '1
die andern dicht und kurz behaart. Endglied oval und nicht länger |
als die vorangehenden. Kopfschild furchenlos, fein behaart; der i
Hinterrand wird vom ersten Rückenschild überdeckt. — Vorderrand j
der Kieferfusshüfte ganz gerade und ohne Borsten. 1
Erster Rückenschild mit y förmigem Eindruck. Alle Rücken-
schilde sehr fein behaart und nicht stark punktirt. Es sind die
gewöhnlichen 4 Furchen vorhanden; die 2 medianen sind fein und
gerade, beginnen auf dem 5. Segment und sind auf dem 5. — 7. Seg-
ment abgekürzt, d. h. sie reichen vom Hinterrand bis nicht einmal j
zur Mitte des Segments. Vom 8. Segment an reichen sie vom '
Vorder- bis zum Hinterrand. Die seitlichen Furchen sind sehr kurz i
und bogig mit der Convexität nach aussen. Sie beginnen auf dem j
3. Segment, andeutungsweise schon auf dem 2. Segment. Auf dem
19. Segment sind alle 4 Furchen schon undeutlich, die 2 letzten sind '<
ganz glatt. Der letzte hat wulstig verdickte Seitenränder. |
Ventralplatten reichlich behaart, unpunktirt mit Furchenkreuz,
das auf dem drittletzten sehr undeutlich ist und auf den 2 letzten
ganz fehlt. Letzter Bauchschild trapezförmig, nach hinten ver- \
schmälert, Hinterecken abgerundet, Hinterrand etwas convex. \
Stigmen längs oval. |
Analbeine: Basalglied unten und aussen mit zahlreichen Poren, j
ohne Dornen am Ende. Alle Glieder auf der Oberseite ungefurcht, i
abgerundet. Unterseite : 1. Glied mit einem stumpfen Kiel. 2. Glied
mit einem etwas schärferen Kiel, beide mit feinen, kurzen Borsten
und dicken Stacheln nicht sehr dicht besetzt. 2. Glied ausserdem ;
mit einem kurzen dicken Zähnchen in der distalen Hälfte. 3. Glied '
mit einem Kiel, deren Rand seiner ganzen Länge nach mit zahl- >
reichen kleinen Zähnchen besetzt ist, die in mehreren Reihen neben
einander stehen, und zwar nimmt die Breite dieses bezahnten Streifen ;
distalwärts zu, so dass hier etwa 4 Reihen neben einander stehen, i
4. Glied an der Basis ausgehöhlt, distal davon mit einem kurzen, j
aber hohen, mit 6 in einer Reihe stehenden Sägezähnchen besetzten i
Kiel. 5. Glied ebenfalls an der Basis ausgehöhlt, die letzten '^^ ge-
Beiträge zur Mj'riopodenkunde. 107
kielt, ohne Zähnchen. Die Aushöhlung- der Glieder an ihrer Basis
sind nothwendig- um das Einkrümmen der Analbeine zu ermöglichen.
Fundort: Chatham. Stephens Insel. (Schauinsland coli.).
Ot'ißptojts nbbreviatus ii. sj).
Farbe: gelbbraun.
Länge ohne Analbeine 31—34 mm. Breite 3 mm.
Vorderrand beider Kieferfusshüften eine gerade Linie bildend,
ohne Mittelkerbe und ohne Borsten.
Kopfschild glatt, ungefurcht, hinten vom ersten Eückenschild
überdeckt.
Rücken glatt und glänzend, sehr spärlich und fein behaart. Die
ersten 3 Rückenschilde ganz ungefurcht; auf dem 4. beginnt die
Fui'chung; die 2 medianen der 4 Furchen sind nur ganz kurze
Striche die am Hinterrand beginnen und sehr bald enden ; die 2 seit-
lichen Furchen sind breit und bogig. Der 19., 20. und 21. Rücken-
schild sind wieder ungefurcht. Der 21. ist gerandet, die übrigen
nicht.
Bauchschilde glatt und glänzend, ohne Punktirung, fein und
spärlich behaart, mit Ausnahme der 2 letzten mit einem Furchen-
kreuz; letzter trapezförmig, hinten deutlich verschmälert und gerade
abgestutzt. Stigmen längs oval.
Basalglied der Analbeine mit zahlreichen kleinen Poren.
Vom 18. an sind die Beinpaare immer stärker verdickt.
Oberseite der Analbeine fein behaart, ohne Furchen oder dergl.
Unterseite des 1. und 2. Gliedes mit langen dünnen Borsten, ohne
die so häufig vorkommenden dicken Stiften, 3., 4. und 5. Glied noch
dünnborstiger. 2. Glied innen und unten am Ende mit einem kleinen
spitzen schwarzen Zähnchen. Der distale Endrand des 3. Gliedes
bildet jederseits einen schwarzen stumpfen Höcker. Säge des
3. Gliedes aus 12, die des 4. Gliedes 4 grossen Zähnchen bestehend.
Letztes Glied messerartig.
Fundorte: Valdivia. Estancilla, Insel Teja. (Dr. Michaelsen
coli.). Corral. (Dr. Plate coli.).
Cryptops trlserratus n. sp.
Einfarbig braungelb. Länge ohne Analbeine 28 mm. Breite
2,5 mm. Der ganze Körper ist reichlich behaart, besonders dicht
die Ventralseite der hinteren Körperhälfte. Die Haare sind kurz
und dünn.
108 Cakl Attems,
Kopfscliild so breit -^ie lan^, also relativ breit, furchenloSy
hinten vom ersten Eückenschild überdeckt.
Erster Eückenschild ung-efurcht. Die Furchung beginnt auf den
weiteren Segmenten ganz allmählich. Die zwei mittlem Furchen
jedes Schildes sind fein und gerade und sind in ihrer vordem
Hälfte oft sehr undeutlich. Die gebogenen seitlichen Furchen sind
recht undeutlich, breit, aber nicht tief. Letzter Rückenschild gerandet.
Bauchschilde bis incl. 19. mit Furchenkreuz. 20. und 21. ohne
Furchen, letzterer trapezförmig, die Hinterecken etwas abgerundet.
Analbeine. Die kleinen Poren des Basalgliedes lassen einen
Streifen schräg von vorn oben, nach unten hinten, frei, dazwischen
stehen Dörnchen. Die Glieder der Analbeine sind reichlich behaart und
beborstet, besonders auf der Unterseite, wo kein Streif von ihnen
frei bleibt. Die Haare sind relativ dünn. 2. Glied am Ende der
Unterseite mit 3 kleinen Sägezähnchen fein ungewöhnliches Merk-
mal). Der Endrand des 3. und 4. Gliedes trägt links und rechts
oben je einen stumpfen, schwarzen zahnartigen Höcker. 3. Glied mit
einer die ganze Länge des Gliedes einnehmenden Säge von vielen
(z. B. 12) Zähnchen. 4. Glied mit 4 Zähnchen. Unterseite dea
5. Gliedes messerartig zugeschärft.
Fundort: Valdivia (Michaelsen coli.).
Cryptoiy.s unffuieuJatus n. sp.
(Taf. 7 Fig. 20.)
Farbe: Kopf sammt Kieferfüssen braungelb, der übrige Körper
sehr blass gelb. Länge ohne Analbeine 23 — 24 mm.
Kopfschild etwas länger als breit, vorn abgerundet, hinten ge-
rade abgeschnitten, furchenlos. Antennen ITgliedrig, die ersten
4 Glieder mit wenigen langen starken Borsten, die folgenden (ylieder
dicht und fein behaart und ausserdem in der basalen Hälfte mit
einem Kranz längerer Borsten.
Kieferfusshüften ziemlich lang, länger als bei hortensis. der
Vorderrand scharfkantig; auf der Unterseite vor dieser Kante jeder-
seits 2 starke Borsten. Inneni-and aller Glieder ungezähnt.
Präbasalschild deutlich sichtbar; Basalschild mit 2 kräftigen
schrägen Furchen, die am Vorderrand des Basalschildes zusammen-
stossen.
2. Rückenschild fast furchenlos. Vom 3. beginnt die regelmässige
Beiträge zur Myriopodenkiinde. 109
Furchung-: 2 mittlere lange gerade und jederseits eine kurze gebogene
Furche.
Ventralplatten rechteckig, bedeutend länger als breit; mit Aus-
nahme der 1. und letzten mit Furchenkreuz, das die Ränder nicht
nanz erreicht. Auf dem zweit- und drittletzten Segment ist das
Furchenkreuz nur sehr schwach ausgeprägt. Letzter Bauchschild
trapezförmig, hinten schmäler. Letzter Eückenschild 5 eckig, mit der
Spitze zwischen die Basen der Analbeine eindringend.
Die Zwischeusegmente sind dorsal überall gut ausgebildet, ventral
dagegen nur seitlich als kurze 3 eckige Zwickel sichtbar.
Der ganze Körper incl. Kopf sehr spärlich beborstet und ganz
unpunktirt.
Stigmen längs oval.
Beine mit kräftigen abstehenden Borsten. Endklaue einfach.
Vorletztes Beinpaar etwas verdickt; Unterseite des 3. Gliedes stärker
behaart als sonst.
Sehr charakteristisch sind die Endbeine bew^ehrt (cf. Taf. 3
Fig. 20): 1. und 2. Glied auf der Unterseite ausser den starken
Borsten, die auch die übrigen Beine haben, mit kräftigen, spitzen
Stacheln. 2. Glied am Ende oben mit einem sehr kleinen Nagel
3. Glied am Ende oben lateral mit einem kräftigen nach abwärts
gekrümmten Nagel, medial mit einem ähnlichen, aber viel kleineren
Dorn; Unterseite mit 6 — 8 kleinen Sägezähnchen. 4. Glied unten
mit 3 Zähnen, die grösser sind als die des 3. Gliedes und von denen
die 2 proximalen an der Basis mit einander verwachsen sind. End-
glied unten messerartig zugeschärft.
Fundort: Corfu. bei Pelleka an der Westküste.
Verzeichniss der Cr j/p top s- Arten , nach zoo
geographischen Regionen geordnet.
Paläarktische Region.
Cr. aüanfis PocoCK (3).i) Madeira,
Cr. bidenticulahis Sseliwanoff. Russland.
Cr. hiscarciisis Meinekt (1). Biscra.
Cr. canariensis Latzel (3). Teneriffa.
Cr. caltratus C. Koch (1, 2), Latzel (1). Deutschland.
Cr. hortensis Leach, Latzel (1). "Weit verbreitet.
1) Diese Zahlen beziehen sich auf die gleichen des Literaturverzeich-
nisses,
110 Carl Attems,
nir. paiicidens Latzel (2). Hamburg, Normandie,
Bourbonnais.
r
sehr kurze, die des 13. in deutliche Zähne ausgezogen; die der ;
übrigen abgerundet. «
Ventralplatten glatt, fein behaart. ]
Hüftporen kreisrund, 4, 6, 6, 4.
Analbeine lang und kräftig; Hüfte ohne Seitendorn, Klaue ein- i
fach, Bedornung unten 0, 1, 3, 3, 1, die des 14. Beinpaares ebenso.
$ mit 2 -hl (! Abnormität) Genitalsporen. Genitalklaue breit, .
dreilappig.
Fundort: Bad Tusnäd, SO. Siebenbürgen. (1 \). ,
Diese Art ist am nächsten mit horealis Mein, verwandt, von
dem sie sich aber unterscheidet durch Farbe, Grösse, einfache Anal- |
beinklaue, grössere Ocellenzahl. Das bisher unbekannte 6 wird i
vielleicht eine noch bessere Unterscheidung ergeben. ■
\
4. Lithohhis podoUes n. sp. \
Farbe: Kopf mit Ausnahme eines verwaschenen dunkel braunen i
Fleckens hinten, Antennen und Analbeine schön rothgelb; Rücken \
schmutzig licht kastanienbraun, Bauch und Beine gelbbraun.
Länge ohne Analbeine 8 mm, Breite 1 mm, Körper parallelrandig. j
Antennen 20gliedrig, kurz, 2-J-2 kräftige Kieferfusshüftzähne. j
Ocellen schwarz, flach, in einem ovalen Haufen in 3 Längs-
reihen, ca. 12, wegen ihrer Flachheit nicht leicht zählbar. j
Beiträge zur Myriopodenkiinde. 115
Rückenschilde leicht runzlig-, fast nackt, nur wenige winzige
Härchen. Hinterecken aller Schilde abgerundet. Hinterrand des 8.,
10., 12. und 14. seicht ausgeschnitten.
Hüftporen rund, 2 — 3 auf jeder der 4 letzten Hüften.
14. Beinpaar verdickt. Bedornung unten 0, 1. 3, 3, 1.
Analbeinglietler bis inclus. 5. recht dick, Hüfte ohne Seitendorn,
Endklaue einfach. 5. Glied mit einem muldenförmigen Eindruck auf
der Oberseite. Bedornung ' ^ ' o' ö'~f> > von den 2 Dornen des 4.
U, 1, o, ^, U
Gliedes ist einer sehr gross, der andere sehr klein.
Fundort: Välaszut bei Klausenburg (Siebenbürgen). 1 S-
5. Lithohius intrepidus n. suhsp, swula.
Farbe sehr dunkel braun. Antennen spitzen und die letzten Beine
etwas gelblich.
Länge 8 mm.
5 Ocellen in 2 Längsreihen (3, 2.). 29 Antennenglieder, 2 -}~ 2
Kieferfusshüftzähne.
Rücken glatt und glänzend, Rücken- und Bauchschilde fast un-
behaart. 9.. 11., 13. Eückenschild mit sehr kleinen Zähnen, 1. — 8.
hinten abgerundet, 12. und 14. hinten nicht eingebuchtet.
Hüftporen rund in geringer Zahl.
Analbeine und 14. Beinpaar ohne besondere Auszeichnung.
Analbeinhüfte ohne Seitendorn. Endklaue mit deutlicher Neben-
klaue.
Bedornung unten 0, 0, 1, 1, 0.
Fundort: Taormina, Sicilien, 1 S.
Die hauptsächlichsten Unterschiede von intrepidus sind:
intrepidus subsp. sicula
Antennen lang mit 41—50 Gliedern, Antennen kurz mit 29 Gliedern
Bedornung der Analbeine unten 0. 1, 0, 0, 1, 1, 0.
2-3,1—3,0.
6. LifJiobius ionicus Silvestri.
Verhoeff hat diese Art zur Vertreterin einer Sectio „Ileuro-
UthoMus^' gemacht und sagt: „Die Pleuren des Endbein Segmentes
des S mit einem nach hinten vorragenden, starken Fortsatz"'. Nun
gehören aber diese gewiss sehr auffälligen Fortsätze der 15. Dorsal-
8*
116 Cael Attems.
platte und nicht den Pleuien an. was ich hier corrigirend bemerken
möchte.
Ebenso ist Silvestri's Angabe, dass das 4. Glied der Aualbeüie
ein Knöpfchen besitzt, nnrichtig: das 5. Glied vielmehr hat innen-
oben am Ende ein rundes Knöpfchen.
Farbe heller oder dnnkler brann. manchmal sehi- dunkel, fast
schwai^braun : Fiihlerspitze röthlich.
Eiickenschilde etwas grubig uneben, besonders von der 12. an.
dabei aber glänzend, sehr spärlich behaart. Ventralplatten ziemlich
behaart. Hüfte aller Beine unterseits reichlich behaart.
Antennen 40 gliedrig. aber sehr kurz, nur wenig den HinteiTand
des 4. Eückenschildes überragend.
Fundorte: Corfn: Hagia Deka. Kastrades, Pelleka. J^Zante
(SiLTzsTBij. PatraS; Eagusa i^Vebhoeitj.]
7. Lithohliis corcyraeus Vebhoeft.
Die Zahl der letzten Beinpaare. an denen Hüftseitendornen vor-
kommen, schwankt bei Individuen von derselben Localität: ebenso
das TorhandenseiQ oder Fehlen einer Xebeuklaue an den Anal-
beinen.
In den von mir auf Corfu erbeuteten Exemplaren verhält es
sich so :
Beinpaare mit
Hüftseitendorn
Analbeine
Pantokrator
Hochebene: 2 x:
2 ]
etzte
mit Xebenklaue
2 2:
3
..
ohne
^
r
r 2^62:
8
r
mit
_
Hagia Deka
1 i 2 2:
2
..
mit
^
r
2^1$:
3
r
mit
^
Kastrades:
1 d^ 1 2:
3
r
mit
r>
^
1^11:
3
..
ohne
«
PeUeka :
4:? 1 2:
3
„
theiLs
mit. theils
ohne Nebenklaue.
8. Lithohius hispanicus Melneet.
187.3, in: Xaturhist. Tidsskr. (3), Y. 8. Myr. :Mus. Haun., H.
Farbe sehr blass, erdbraun, Kopfspitze ein wenig verdunkelt.
Länge ohne Analbeine 11.5 mm. sehr schlank.
8 OceUen in 3 Längsreihen Toben) 4. 3. 1. f unten i.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 117
23 Antennenglieder.
Rücken massig behaart, sehr glatt und glänzend, Hinterecken der
Schilde 9. 11, 13 winklig, die übrigen abgerundet.
Hüftlöcher rund 2. 3, 3, 2.
Analbeine und 14. Beinpaar merklich verdickt, beim S ohne
Auszeichnung.
Hüfte der Analbeine ohne Seitendorn : Klaue einfach. Bedor-
nuug der Analbeine unten 0. 1, 3. 1. 0. des 14. Beinpaares 0. 1. 3. 3. 2.
Fundort: Zaghouan. Tunis, 1 c?-
9. LltJiobius (hibtus Tömöstaey.
1880, in: Zool. Aoz.. p. 618.
1889. Dadat, Myriopoda Regni Hungariae, p. 97.
Licht braungelb, Eückenmitte etwas verdunkelt, ein schwärz-
licher vorn spitzer, hinten breiter Fleck auf jedem Schild.
Länge 13 — 15 mm.
44 Antennenglieder, Antennen massig lang, bis zum Hinterrand
des 6. Schildes reichend.
20 Ocellen in ovalem Haufen, unregelmässige Querreihen bil-
dend zu 2, 3. 4, 5, 5, 2. Normal mit 2 + 2 Kieferfusshüftzähnen.
1 ^ hatte 3 + 8, ein anderes 0 + 4.
Rückenschild glatt, alle ohne Hintereckzähue. der 1.— 8. hinten
abgerundet, der 9., 11., 12., 13.. 14. etwas winklig, Hinterrand des 8.,
10., 12, ganz seicht ausgeschnitten. Ventralplatten glatt, ohne Ein-
druck, spärlich behaart.
Hüftporen lang gestreckt, knöpf loch förmig wie bei vaJidus. zu
4, 5, 5, 6.
Analbeine: Bedormmg unten 0, 1, 3. 3, 1. Hüfte ohne Seiten-
dorn. ebenso die vorangehenden Beinpaare. Klaue einfach. ^ ohne
besondere Auszeichnung.
$ Genitalklaue breit, di-eispitzig. 2 + 2 kmze kräftige Genital-
sporen.
Fundort: Tirol: Umgebung der Yajolett- und Grasleitenhütte im
Rosengarten. [Ungarn, Tömösvary, Dadat.]
10. I*Tatydes}iiiis mediterraneus Daday.
(Taf. 9 Fig. 37—45.)
Der ziemlich gleichmässig gewölbte Kopfschild verengt sich
hinten plötzlich zur dorsalen Umrandung des Hinterhauptloches. Er
11g Cabl Attems, 9|
ist dorsal glatt, dabei dicht und fein behaart, lateral ausserdem mit -
niedrigen runden A^'ärzchen bedeckt. Der Vordertheil ist eigenthümlich •!
abgesetzt und in der Mitte etwas vertieft. Unter demselben liegen
quer zur Läng'saxe des Körpers die Mandibeln, die auf 2gliedrigen 1
Backen aufsitzen. Das Basalglied der Balken trägt noch die Spur j
einer Angel, die aber nur unvollständig von ihm abgesetzt ist. Das i
distale Backenglied schiebt sich etwas unter den ventralen Rand des ;
Kopf Schildes hinunter, so dass man ohne Präparation wenig davon 1
sieht. Die Mandibel (Fig. 43) selbst hat alle Theile einer typischen 1
Chilognathenmandibel : beweglichen Eckzahn, Zahnplatte, Kammblätter, <
Haarpolster. Eeibeplatte. Die Zahl der Kammblätter dürfte 3—4 i
betragen. Im Innern befindet sich ein complicirtes Epipharyngeal- i
gerüst. Die Gestalt des Gnathochilariums ist aus der beigegebenen ,
Fig. 39 ersichtlich. j
Die Unterseite der Kiele ist dicht mit kleinen Börstchen be- i
deckt, im Uebrigen glatt; der Best der Unterseite bis zum Ventral- !
rand der Rückenspange ist dicht mit kleinen Wärzchen besetzt; nur -j
die aufgeworfenen Ränder des 7. Ringes haben ausser den Wärzchen |
auch Borsten.
Die Saftlöcher beginnen auf dem 5. Segment, auf welchem Seg- i
ment sie etwas weiter oralwärts liegen als auf den folgenden; sie {
sind überall winzig klein und münden ganz seitlich. j
Die Stigmen beginnen auf der Ventralplatte des 3. Beinpaares.
Das Analsegment besteht aus einem ventral geschlossenen Ring i
ohne Naht und 2 Klappen; eine Analschuppe fehlt (Fig. 38j.
Vom 2. Segment an sind die Rückenspangen durch eine sehr
deutliche mediane Längsnaht getheilt.
Von den grossen Rückentuberkeln sind auf dem 4. Segment 1
schon 2 Querreihen zu je 6 mit aller Deutlichkeit ausgebildet; auf i
dem 3. Segment sind sie noch unklar begrenzt. Auf den Segmenten i
2—5 stehen die 4 medianen Tuberkel Utäher gegen die Mitte und
sind relativ grösser.
Die Entscheidung der Frage bezüglich der Vertheilung der Bein- '
paare auf den vordem Segmenten begegnet einigen Schwierigkeiten.
Die Ventralplatten, an denen die Beine articuliren, bleiben in jedem '
Doppelsegment unter einander unabhängig und verschmelzen auch '
nicht mit der Rückenspange, und da bei den Diplopoden kleinere j
oder grössere gegenseitige Lageverschiebungen dieser beiden Theile, i
Rückenspange und Ventralplatte, eintreten können, ist es nicht immer
leicht zu sagen, zu welchem Segment eine Ventralplatte gehört. :
Beiträge zur Myriopodenkunde. 119
Bekanntlich finden sich bei PJcdydesmus 8 Laufbeinpaare vor dem
1. Copulationsfnsspaar, und dies hat zu irrthümlichen Deutungen
Anlass gegeben, da man annahm, dass das 1. Copulationsfnsspaar
von Plofydesmus dem 1. Copulationstusspaar der übrigen Diplo-
poden homolog sei, d. h. das 1. Beiupaar des 7. Ringes vorstelle.
Erst Cook V) hat 1896 die Ansicht aufgestellt, dass bei Siphonotus das
vordere Copulationsfusspaar das 2. Beinpaar des 7. Ringes und das
hintere Copulationsfusspaar das 1. Beinpaar des 8. Ringes sei. Zu
demselben Ergebnis war ich schon, bevor ich Cook's Arbeit gelesen
hatte, bei Plafijäesmus gekommen. Mit den weitern Ausführungen
Cook's. dass nämlich das 1. — 5. Segment je ein Beinpaar haben und
erst vom 6. an die Doppelsegmente beginnen, bin ich aber nicht ein-
verstanden. Es ist vielmehr das 1. Segment fusslos, das 2.,
3. und 4. haben je 1 Beinpaar, das 5. und die folgenden je 2 Bein-
paare.
An das Gnathochilarium schliesst sich ein deutliches „Hypostoraa"
der Autoren an, eine Platte, die wir schon in andern Gruppen als
Ventralplatte des 1. Segments, deren Rückentheil der sogenannte
Halsschild ist, erkannt haben. Dieses Segment bleibt fusslos.
Bei denjenigen Diplopoden, bei denen die Yentralplatten mit der
Rückenspange verwachsen, sahen wir. dass letztere hinter der oder
den Ventralplatten von jeder Seite einen Lappen gegen die Mitte
vortreibt, der mit dem der andern Seite verwachsen kann, so dass
also die Ventralplatte in einer nach vorn, oralwärts, oifenen Bucht
des ventralen Theiles der Rückenspange liegen. Die eben erwähnten
ventral zusammenschliessenden Lappen sind hier, bei PJatydesmus,
nur durch kleine spitze Zipfel augedeutet, die nur wenig zwischen
je zwei hinter einander liegende Ventralplatten sich hineinschieben,
aber doch ganz deutlich die Zugehörigkeit der Ventralplatte an^
zeigen, in der oben geschilderten Weise; wir sehen, dass das 4. und
5. Beinpaar zusammen gehören zum 5. Segment.
Zwischen den Ventralplatten der ersten 4 (einfachen^ Segmente
und zwischen der 4. und 5. ist ein Zwischenraum, w^ährend alle nach-
folgenden eng an einander schliessen. Das Hypostoma hat ganz die
Form wie in andern Gruppen; eine ähnliche Gestalt hat auch die
2. Ventralplatte, nur ist sie weniger breit, die 3. ist vorn noch etwas
breiter als hinten, die 4. ist fast quadratisch, die folgenden sind quer
1) Cook, 1896, in: Amer. Naturalist., V. 30, p. 839.
120 Carl Attems,
rechteckig, etwas breiter als lang (Fig. 37). Von der 3. an haben
sie vorn einen starken Längskiel.
Das 1. Beinpaar ist ßgliedrig: das 1. Glied hat vorn ein kleines
Zäpfchen, das Endglied hat unten eine Reihe stumpfer Borsten oder
Stiften.
Das 2. Beinpaar gleicht dem 1., nur münden an den Hüften die i
Samenffäng-e. Ein Penis ist also nicht vorhanden. Vom 3. Paare an !
sind die Beine 7gliedrig. Hüften mit grossen Hüftsäckchen. End- >
glied ohne Borstenkamm. Die Endkralle aller Beine, auch des 1. j
und 2. Paares, ist normal. '
Vorderes Paar der Copulationsfüsse [= 2. Beinpaar des 7. Einges j
(Fig. 41, 44)] deutlich ögliedrig. Ventralplatte mit medianem Vor- i
Sprung. 1. Glied innen stark vortretend, mit mehreren kräftigen :,
Borsten. 2. Glied ein sehr kleiner Ring. 3. Glied gross, rundlich, f
4. Glied quer oval, an seinem Ende ist das 5. hakenartig eingeschlagene
Glied eingesenkt. Innen mehrere Stacheln, die nur von der Hinter-
seite deutlich sichtbar sind. Samenrinne nicht bemerkt. ;
Hinteres Paar der Copulationsfüsse (= 1. Beinpaar des 8. Ringes 1
[Fig. 45]) deutlich 7gliedrig und noch ganz lauf beinartig. Die ein-
zelnen Glieder sind gestaltlich wenig verändert ; nur liegt das ganze j
Bein in einer zum Gehen nicht geeigneten Lage nach einwärts ge- j
krümmt und an die Bauchfläche angedrückt. Hüftglied innen etwas j
aufgetrieben und papillös. Endglied mit 2 glasigen, wenig gekrümmten
Haken und einem Borstenbüschel. i
Ein S hat 31 Segmente, ein anderes 38 Segmente. Letzteres
hat hinter den Copulationsfüssen noch 57 Beinpaare, welche Zahl
auch für die oben gegebene Vertheilung der Beinpaare spricht, denn
es würde in dem Falle, als man das 2. Copulationsfusspaar noch zum
7. Ring rechnet, auf das drittletzte Segment nur ein Beinpaar ent-
fallen. Doch kann man sehr deutlich sehen, dass es 2 Beinpaare
trägt und nur das vorletzte Segment fusslos ist. Die ventralen
Enden der Rückenspange schliessen in der Medianlinie zusammen,
ohne zu verwachsen. Eine Ventralplatte ist nicht vorhanden.
Fundort: Corfu; in einem Eichenhaine bei Pelleka, im todten
Laub zwischen Steinen.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 121
11. Glonieris lyronihiens n. sp.
(Taf. 8, Fig. 1.)
Farbe: lichter oder dunkler braim bis schwarzbraun, mit 4
Eeihen hellerer Streifen von weisslichgelber Farbe. Die mittlem
Streifen haben unreg-elraässig gezackte Ränder und sind in jedem
Segment öfter auch sanduhrförmig- ; in der Mitte jedes dieser Flecken
befindet sich ein runder oder quer ovaler orangegelber Fleck. Die
Seitenstreifen erreichen entweder den Seitenrand ganz, was seltner
der Fall ist, oder der Seitenlappen des Segments hat einen schmalen
dunkel braunen Saum.
Grösse von GJ. hexasiiclm.
Brustschild mit 4, seltner 5 Furchen, von denen die 2. durch-
läuft.
Analsegment der grössern $ unmerklich eingebuchtet, ohne
Höcker oder Eindruck.
Copulationsfüsse (Fig. 1) : Der Mittellappen der Ventralplatte {M)
ist ungewöhnlich lang und überragt ein wenig die Seitenzipfel [Z),
was bei keiner andern Form der Fall ist. Die Seitentheile {L) sind
aussen nicht hervorgewölbt und gegen die Endzipfel kaum abgesetzt.
Letzere (Z) sind sehr schlank und nur in der basalen Hälfte mit
einigen wenigen kurzen Borsten versehen. Sonst stimmen die Copu-
lationsfüsse mit denen von connexa (Fig. 2) überein.
Ausschnitt in der Ventralplatte des 19. Beinpaares breit. Die
Zäpfchen am Schenkelglied deutlich (während sie bei connexa sehr
klein sind).
Fundort: Bad Tusnad, SO. Siebenbürgen (8 SS, 19 ??).
12. Stronr/t/losoma tvoj)iferuni n. sj)-
(Taf. 8, Fig. 3, 4.)
S Grundfarbe licht rothbraun, die Metazoniten mit Ausnahme
der Mittellinie und der Kiele licht gelblich, die Grenzen ver-
schwommen.
Länge 17 mm. Breite 1,5 mm.
Kopfschild glatt, spärlich behaart, Scheitelfurche scharf. An-
tennen leicht keulig. Halsschild lang, aber etwas schmäler als der
Kopf sammt Backen, stark gewölbt. Die Seiten herabgebogen.
2., 3. und 4. Segment kürzer und etwas schmäler als die fol-
genden.
122 Carl Attems.
'i
Die Kiele sind gut entwickelt, dick wulstig-, etwa wie bei Orfho-
morpho (jraciUs. Kiel 2 tiefer ventral als die übrigen, sein Vorder-
und Hintereck abgestumpft rechtwinklig. Vordereck der übrigen Kiele ^
stark abgerundet, Seitenränder glatt. Hintereck vorn abgerundet, \
auf den hintern Segmenten stumpfzackig, nur auf dem 18. Segment
einen kurzen, spitzen Zahn bildend. Kiel 19 nur ein winziger Wulst.
Die kleinen Saftlöcher liegen ganz seitlich, nahe dem Hintereck. ^
Prozoniten ganz glatt. Metazoniten mit 3 Querreihen winziger, '
nur unter dem Mikroskop deutlicher Härchen. 5. — 18. mit einer ^
sehr deutlichen Querfurche. 2. — 4. mit einer mittlem Längsfurche, j
Ventralplatten quadratisch, spärlich behaart. Die 5. mit einem |
zungenförmigen grossen Fortsatz zwischen den Beinen des vordem l
Paares. Alle übrigen ohne Fortsätze. %
Schwänzchen schlank, cylindrisch, zugespitzt, ziemlich lang, mit
einigen Borsten. Analschuppe spitzbogig.
Ein leistenförmiger Pleuralkiel vorhanden, der sich erst auf dem
16. oder 17. Segment verliert.
3. Glied des 3. und 4. Beinpaares angeschwollen und mit einem
behaarten Zäpfchen auf der Mitte der Unterseite. Endglied aller
Beine mit einer dichten Bürste, die andern Glieder spärlich be-
borstet.
Die Copulationsfüsse erinnern ganz auffallend an die von Trachij'
desnius simoni. Hüfte kurz, eiförmig, beborstet. Die Tibia ist ge-
rade, cylindrisch und geht am Ende in den spitzen, die Samenrinne
führenden gebogenen Ast über. Der Tarsus ist ein breites, gegen ;
die Tibia deutlich abgesetztes Blatt; an der lateralen Seite steht j
ein spitzer Stachel (St) ; das mediale Eck des Endrandes {m) springt i
in einen Zipfel vor, das laterale (l) ist kurzhakig (Fig. 3, 4).
Fundort: Philippeville, Algier (Keäpelin coli. 22. März 1901). j
)
•5
13. Stronffijlosoina palUpes suhsp. wernerl n. *
Während bei der f. gen. von Str. pallipes die Quernaht zwischen i
Pro- und Metazoniten geperlt ist, was besonders in den Seiten deut- j
lieh hervortritt, und der „Innenast" des Copulationsfusses ganz unge- ;
zähnelt ist. ist die Quernaht bei der siibsp. u-enieri ganz ungeperlt '
und der Inneuast des Copulationsfusses gezähnelt.
Die suhsp. iverneri tritt in Kleinasien in 2 Varietäten auf:
Beiträge zur Myriopodenkuude. 123
Str. pallipes wenieri var. magnesiaca n.
Farbe: S fest einferbig scliwarzbraiin; '+' etwas heller, nämlich
dunkel braun mit einem über den ganzen Rücken verlaufenden
schwarzbraunen Längsstrich ; hintere Hälfte jedes Metazoniten eben-
falls schwarzbraun.
Länge S V ca. 20 mm. Breite S 2,5, $ 3 mm. Gestalt dick
und plump.
Halsschild seitlich breit abgerundet, fein gesäumt. Kopf und
Eücken unbehaart; Körper überhaupt glatt.
Die Seitenbeulen der Metazoniten sind zwar etwas stärker als
bei der f. gen. und dorsal schärfer durch eine Furche begrenzt,
bleiben aber immer noch klein und rundlich. Die Querfurche der
Metazoniten ist ungemein seicht, kaum bemerkbar. Quernaht ganz
ungeperlt. Ventralplatten quadratisch, kreuzförmig eingedrückt, be-
haart, keine mit Fortsatz; ebenso hat keines der vordem Beine des
c^ einen Fortsatz. Pleuralkiel auf den vordem Segmenten sehr
deutlich und bis incl. 16. Segment zu sehen.
Die Copulationsfüsse unterscheiden sich von denen des typischen
pallipes dadurch, dass der Innenast (= Tarsus) hier gezähnelt ist.
Fundort: Magnesia (Dr. AVeener coli.).
Strongylosoma pallipes werneri var. tenuis. n.
In Gestalt und Farbe gleicht er ganz dem tjq^ischen pallipes.
auch die Querfuche der Metazoniten ist deutlich wie dort; aber der
Innenast des Copulationsfusses und die Quernaht ist wie bei der
var. magnesiaca, mit der er auch in allem Uebrigen übereinstimmt.
Fundort: Kleinasien (Dr. Werner).
Mit den 4 von Veehoeff aus Kleinasien beschriebenen Strongylo-
somen kann die subsp. tverneri schon deswegen nicht zusammenfallen,
weil hier das 3. Beinpaar keinen Höcker auf dem 4. Gliede hat.
14. Stroiif/ijlosoma italicuni n. var. lyunica.
Die Exemplare von Tunis (Tunis, Medjez el Bab, Bou Kurnine)
haben breitere Kiele und eine viel ausgesprochenere Behaarung als
die Süd-italienischen; sie haben 2 Querreihen von Borsten auf den
Metazoniten, eine vor und eine hinter der Querfurche. In den
€opulationsfüssen sind keine Unterschiede wahrzunehmen.
124 Carl Attems,
15. Polyde.sinKs niontenef/rinits n. sp,
(Taf. 8, Fig-. 7 \\. 8.)
Farbe dunkel braun; einzelne Kiele scheinen beller g-ewesen zu'
sein, doch ist das wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht j
sicher zu sagen. j
Länge 12 mm. Breite 1.7 mm. S und 5 gleich gross.
Kopf spärlich behaart. Halsschild bedeutend schmäler als der j
Kopf, quer elliptisch, seitlich ganz abgerundet, Sculptur nicht sehr I
deutlich. \
Die Kiele sind rund, besonders die ersten 6; das Vordereck ist i
auf allen Segmenten rund, das Hintereck auf den vordem ebenfalls; I
von der Körpermitte an bildet es einen stumpfen Zacken, der erst j^
vom ca. 16. Segment an etwas spitzer wird. Der Seitenrand ist 'j
convex und nicht eigentlich gezähnt, indem die Kerben sich mehr i
auf der Oberseite in einem kleinen Wulst befinden. Sculptur der |
Metazoniten ziemlich derb, in der ersten Reihe nur die Mittelfurche, 1
2. und 3. Felderreihe gut ausgebildet. Beule gross. Fingerwulst
schwach; Oberfläche im Uebrigen glatt und glänzend. Auf den
Beulen und in den Kerben sehr kleine spitze Borsten.
Die Copulationsfüsse gehören zu denen, bei welchen das Haar- :
polster auf dem Hauptast, distal von der Abspaltung des Nebenastes, '
sitzt. Schenkel relativ schwach beborstet. Hauptast am Ende ;
2 lappig und leicht hakig eingekrümmt. Der Nebenast beginnt mit
einer kleinen Einschnürung, das Ende ist 2 hakig (Fig. 7, 8).
Fundort: Vada ribnica, Podgorica, Montenegro.
j
16. Brach ydesmus spinosus n. sp.
(Tafel 8, Fig. 18, 19). ■
Einfarbig weiss, Länge 6,5 mm. Breite 0,5 mm.
Kopf dicht, kurz und fein behaart. Halsschild schmal, quer
elliptisch, seitlich ganz abgerundet; mit 3 Querreihen feiner, spitzer |
Borsten. 1
Rücken glänzend, mit sehr flacher Sculptur, massig gewölbt, die
Kiele von mittlerer Breite. Vordereck der Kiele abgerundet, nur
auf den ersten 2 Segmenten eckig, Seitenrand leicht convex, auf den i
vordersten Kielen ziemlich kräftig gezähnt, je weiter nach hinten .j
desto weniger tief sind die Kerben; Hintereck der vordem Kiele ;
rechtwinklig, hinten spitz zackig. In den Kerben des Kielseiten-
randes und auf den Beulen des Rückens feine, stumpfe Borsten. "*
Beiträge zur Myriopodenkunde. 125
Die Copulationsfüsse älinelu denen von nemUanus. Der Schenkel
ist wie gewöhnlich verdickt und beborstet; auf seiner Innenseite er-
]iebt sich eine durchsichtige, distal einen stumpfen Zacken bildende
Lamelle; auf der Aussenseite sitzen neben dieser Lamelle eine An-
zahl starrer, spitzer Stifte, viel dicker als die übrigen Borsten. Der
Tilüaltheil des Copulationsfiisses springt auf der Oralseite in einen
grossen runden Lappen vor; am Ende ein ähnlicher, aber etwas
eckigerer Lappen. Distal vom Haarpolster stehen auf der Aboral-
seite 2 Zähne, von denen der proximale der kleinere ist ; neben dem
Haarpolster und knapp unter ihm sitzen 2 kleine, gerade Zähnchen
(Fig. 18, 19).
Fundort: Sljemegebirge bei Agram, Wald in halber Höhe des
Berges (October 1901).
17. Braehydesmus corfiiiatus n. sp,
(Tafel 8, Fig. 9—11.)
Farbe rothbraun.
Länge 13—13,5 mm. Breite 1,8—2 mm. S sichtlich schlanker
als die $, bei gleicher Länge.
Kopf sehr kurz und fein behaart. Halsschild bedeutend schmäler
als der Kopf, seitlich vollkommen abgerundet, ohne Spur von Hinter-
ecken.
Rückensculptur sehr derb. Beim S ist in der ersten Felder-
reihe nur die Mittelfurche deutlich; beim $ ist es auf den hintern
Segmenten ebenso ; auf den Segmenten der vordem Körperhälfte sind
aber 4 Tuberkel deutlich ausgeprägt. Die Oberfläche ist im Uebrigen
glatt und glänzend. Die Borsten auf den Tuberkeln und in den
Kielrandkerben sind winzig klein und keulig.
Die Kiele gehören zum runden Typus, der Zacken des Hinter-
ecks ist erst vom 16. Segment an spitzer. Der Seitenrand ist
convex und mit sehr seichten Kerben versehen.
Ventralplatten quer eingedrückt und etwas zerstreut behaart.
Die Copulationsfüsse sind sehr auffallend gekennzeichnet durch
das Vorhandensein eines grossen lateralen Seiteuastes, der wie ein
geki"ümmter Finger neben dem übrigen Copulationsfuss emporragt.
Sie sind von mittlerer Breite, am Beginne des Tibialtheiles etwas
eingeschnürt, in der Höhe des Haarpolsters dadurch, dass die Oral-
seite rund bauchig vortritt, am breitesten. Die Beborstung reicht bis
an den Beginn dieser Ausbauchung, also recht weit. Auf der Caudal-
126 Cakl Attems,
Seite befindet sich ein breiter Lappen mit fein gezälmter Kante.
Unterhalb des Haarpolsters und etwas medial von demselben sitzt
ein schlanker spitzer Stachel; knapp oberhalb des Haarpolsters ein
breiter zweispitziger Zahn. Auf der Lateralseite entspringt ungefähr
in der Höhe des Haarpolsters der schon erwähnte grosse Seitenarm.
Das Ende ist in 2 Aeste gespalten, einen medialen, dessen basal-
wärts gerichtete Kante gezähnt ist, und einen lateralen, glatten,
hakig eingekrümmten (Fig. 9, 10, 11).
Fundort: Podgorica, Montenegro.
18. Brach i/desmns uncinatus u, sp.
(Taf. 8, Fig. 5, 6.)
Einfarbig weiss.
Länge 5,5—6 mm. Breite 0,9 mm, ohne Kiele 0,55 mm.
Kopf dicht und fein behaart. Halsschild sehr schmal, ungefähr
halbmondförmig, der Hinterrand ganz seicht eingebuchtet, die Hinter-
ecken abgerundet; 3 Querreihen längerer Borsten. Die Felderung
der Metazoniten ist entsprechend der Kleinheit des Thieres eine
äusserst seichte, und die Tuberkel sind kaum zu erkennen. Deutlich
sind dagegen die 3 Querreihen von spitzen Börstchen. Die Kiele
sind ziemlich schmal und im Ganzen rund. Nur der 2. und 3. mit
deutlich ausgeprägten Vorderecken; vom 5. an ist letzteres ganz ab-
gerundet. Das Hintereck bildet erst vom 16. an einen kurzen Zahn,
vorher ist es rechtwinklig. Der Seitenrand ist auf den vordem
Kielen ziemlich grob gezähnt; auf den folgenden 2 — 3 kleine Kerben,
in jeder ein spitzes Börstchen.
Ventralplatten spärlich behaart.
Copulationsfiisse sehr kurz und breit. Der orale Rand hat nahe
dem Ende einen spitzen, krummen Zahn. Dadurch nähern sich die
Copulationsfiisse denen von reversus. bei dem auch die Spitze in dem-
selben Sinn gekrümmt ist, während bei allen andern Brachydesmen die
Zähne und Dornen nach der Caudalseite gerichtet sind. Der caudale
Rand ist etwa in der Mitte in einen grossen, dreieckigen, ab-
gestumpften Lappen ausgezogen; lateral davon eine Gruppe starker,
stumpfer Stifte; ausserdem die gewöhnliche Beborstung. Knapp
unterhalb des Haarpolsters ein kleiner spitzer Zahn und oberhalb
des Polsters ein etwas grösserer und ganz distal ein noch stärkerer
Zahn. Alle diese 3 Zähne sind caudalwärts gerichtet (Fig. 5, 6).
Fundort: Bosnien, Bjelasnica, oberster Buchenwald, Herzegowina,
Prenj, Glogovoplateau, Buchenwald.
Beiträge zur Myriopodenkunde. 127
Aelmelt am meisten nemüanus, bei dem abei- der breite Lappen
auf der Caudalseite des Copulationsfusses und der Zahn unterhalb des
Haarpolsters fehlen.
19. Orohainosoma eyanopidurn n. sp.
(Taf. 8, Fig. 12—17.)
Erdbraun. 8—10 mm lang, 1 mm dick, 30 Eumpfsegmente.
16 Ocellen in einem Dreieck, in Querreihen (vorn) 1, 2, o, 4, 3,
2, 1 (hinten).
Kopfschild vorn reichlich behaart. Scheitel nackt. Oberfläche
des Körpers glatt, unter dem Mikroskop sehr fein chagrinirt aus-
sehend. Seitliche Auftreibungen der Metazoniten klein, knötchen-
artig, die Borsten auf den Warzen massig gross, abstehend.
Gnathochilarium ohne Promentnm, Mentum vorn abgerundet;
; die Lappen der Zungenblätter mit je 1 Zäpfchen, die Lappen der
i Stipites mit je 10 Zäpfchen.
i : Der Körper in der Gegend des 7. Ringes nur wenig auf-
getrieben. Ränder des Copulationsringes einfach abgerundet.
1. Beinpaar: Ventralplatte klein, schwach, ungetheilt, mit den
Tracheentaschen verschmolzen, seitlich mit aufragenden Läppchen
Die Beine Ögliedrig. Endglied mit dichtem Stachelborstenkamm.
2. Beinpaar wie das erste : Die Hüfte mit grosser Ausmündungs-
öifnung der Geschlechtsdrüsen.
3. — 7. Beinpaar massig verdickt, zwischen die Hüften schiebt
.sich ein schlanker Fortsatz der Ventralplatte ein; die Glieder mit
wenigen, langen Borsten, besonders grosse auf den innen etwas her-
vorgewölbten Hüften. Endglied lang; etwas mehr als die distale
Hälfte mit dichtem Papillenbesatz auf der Sohle.
8. Beinpaar: Der mediane Fortsatz der Ventralplatte, der sich
sonst keilartig zwischen die nahestehenden Hüften einschiebt, hat
sich hier in 2 getheilt, welche medial von den weit von einander
entfernten Hüften sitzen. Die Mitte zwischen den Fortsätzen gerade.
Hüften gross und dick, mit grossem Coxalsack und grossem, knopf-
artig verdicktem Fortsatz distal davon, der eine lange, peitschen-
artig eingekrümmte Borste am Ende trägt. Die 6 folgenden Glieder
viel schwächer, kürzer und dünner als auf allen andern Beinen.
Etwa 10 von den 40 auf den Copulationsring folgenden Bein-
paaren mit Coxalsäcken. Vordere Copiüationsfüsse [1. Beinpaar des
7. Ringes (Fig. 13. 14, 15, 17)]: sie articuliren in den Seitentheilen
128 Carl Attems, ,
1
der grossen zwischen sie aufragenden, vorn und hinten grosse Vor-
sprünge (>», n) bildenden Ventialplatte. Jeder besteht aus einem
recht complicirten Stück : An der Basis befindet sich ein dickes Polster
mit schwach behaartem Innenrand (/.•), Aveiter stehen 3 Haken («, ö, c); ;
das Ende ist eine in schwer zu beschreibender Weise gewundene ,
Lamelle, welche einen complicirten Aufsatz trägt. |
Die Theile desselben sind: ein grosser Dorn (D), ein rundes 1
Kissen (P), das in Verbindung mit einem 2. (0) steht, welches einen |
kleinen Dorn (Z) trägt; dann ein queres, kahnförmiges Gebilde (il), :
das eine Anzahl nach innen zusammengeneigter glasheller Dornen (G) \
trägt (Fig. 17), zwischen denen sich auch einige kurze Zäpfchen
finden. Im Endtheile sieht man eine Rinne (Sr). ,
Hintere Copulationsfüsse (Fig. 12, 16) : Die Ventralplatte ist zum [
Theil dünnhäutig (v); in der Mitte des membranösen Theiles setzen i
sich 2 kräftig chitinisirte divergirende Spangen {v. sp) an, deren |
medial mit einander verbundene Enden hakig nach aussen umgebogen ;
sind. Lateral sieht man die Rudimente der Tracheen taschen und
die Coxen articuliren mit den Seitenspangen (Fig. 12).
Coxa und Femur sind unvollständig von einander getrennt. i
Die Coxa hat 6 Fortsätze : a) hohlkellenartig ganz lateral, b) eine '
zarte, durchsichtige, leicht gestreifte Lamelle, mit der Basis von a i
verbunden, c) kurz, cyliudrisch, am Ende eingedrückt, d) ähnlich '
wie b, nur schmäler, e) ein durchsichtiges Polster, f) ein Hörnchen !
neben der Basis von a.
Der Femur ist ganz auswärts gerichtet, am Ende beborstet und
trägt das kleine ebenfalls recht borstige 3. Glied (5 Fig. 16).
Heimath: Tirol (der genaue Fundort mir leider nicht bekannt,
wahrscheinlich Grödenerthal).
20. Ceratosonia elaphvofi Att, suhsp. latlfoliuni n.
(Taf. 8, Fig. 21—23.)
Der Rand des Copulationsringes hat in der Mitte einen spitzen,
nach hinten gerichteten Zahn, der keine Nebenzähnchen besitzt. Bei
elaphron ist er medialwärts gerichtet und hinten meist mit Neben-
zähnchen versehen. Das Ende des Coxalfortsatzes des vordem
Copulationsfusses ist eine in der Sagittalebene stehende Platte, deren
Endrand fein gezähnt ist; das orale Eck bildet nicht einen grossen
vogelschnabelartigen Haken wie bei elaphron (Fig. 20), sondern ist
ein kurzes Zähnchen (Fig. 21, 22).
Beiträge ziir Myriopodenkunde. 129
In allen übrigen Merkmalen stimmt diese subspecies mit elophron
überein.
Die Ventralplatte des hintern Copnlationsfusses springt in der
Mitte breit kielartig- vor und trägt jederseits einen der kegligen
Copulationsfüsse. Letztere bestehen aus einem dicken Basalglied mit
einer grossen Borste und einem ganz kleinen 2. Glied, das am Ende
des 1. inserirt ist und seinerseits wieder eine winzige Kralle mit
einer Nebenborste trägt (Fig. 23).
Fundort: Göstinger Thal bei Graz (April 1901) unter nassem
Buchenlaub.
21. LfjsiopetaJiiiii [AcaHthopetaluni] haaiatuiit it. sj).
(Taf. 8, Fig. 24—27.)
Braun mit etwas dunklerm Hinterrand der Metazoniten, Beine
gelblich.
Länge 45 mm. Breite 3 mm. 46 Rumpfsegmente (2 SS^ 1 +)•
Die Rippen auf den Metazoniten sind massig derb; bevor sie
die Quernaht erreichen, w^erden sie zu ganz feinen erhabenen Leisten,
die sich auch auf die Prozoniten fortsetzen: Die Saftlöcher liegen
zwischen zwei Rippen, nahe dem Vorderende der Vertiefung zwischen
denselben. 4 — 5 Endsegmente ohne Saftlöcher.
Stirn des J tief eingedrückt, glatt.
S 1. — 3. Beinpaar mit einem starken Borstenkamm auf der Sohle
des ungetheilten Endgliedes. Vom 4. Beinpaar an ist das Endglied
getheilt, also achtgliedrig. Das proximale dieser 2 Glieder hat unter-
seits eben solche lange Borsten wie die vorangehenden Glieder; die
Sohle des distalen ist kissenartig hervorgewölbt und trägt kurze
Borsten. Hüfte des 4. Beinpaares innen rechtwinklig. Hüfte des
5. Beinpaares innen mit einem dicken, kiäftigen Haken, wie bei
L. minotauri. Hüfte des 6. Beinpaares innen eckig, glatt. Das 7. Glied
mit einem relativ grossen Höcker auf der Unterseite. Hüfte des
7. Beinpaares mit grossem, breiten, runden jFortsatz mit Drüsen-
säckchen; am Innenrand bildet der Fortsatz einen schwarzbraunen
hakigen Knopf, der bei minotauri fehlt (Fig. 271 7. Glied mit einem
kleinen Höcker auf der Unterseite.
Die Copulationsfüsse (Fig. 24, 25) erinnern sehr an die von L. mmo-
ionri. Vom Innenrand des Hüftfortsatzes löst sich ein kleiner
daumenartiger, spitzer Zipfel los. Fortsatz selbst lang, schlank,
schräg nach innen gerichtet. Die Spitze gekrümmt (Fig. 26).
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Svst. 9
130 Cael Attems,
Telepodit (Fig-. 24, 25) : Sclienkeltheil innen mit einem breiten,
abg-erimdeten. nach innen gerichteten Lappen und darüber mit einem
lang-en Hörnchen, das mit seiner Spitze tief in die Höhlung- des
Tibialtheiles hineinragt. Auf der Aussenseite ragt der Schenkel-
theil kolbig vor und ist dicht und lang beborstet. An der Basis
des Tibialtheiles entspringt der Canalast; am Beginn desselben ein
nach aussen gerichtetes Zäpfchen und weiter oben ein ähnliches,
distal gerichtetes. Der Tibialtheil ist ein grosses hohles Blatt, von
dem sich ein grosser spitzer Haken loslöst; die Ränder des Blattes
sind eingeschlagen und bergen in ihrer Höhlung das Ende des
Canalastes; letzterer gleicht dem von minoicmri.
Fundoi-t: Kleinasien. (Dr. Wernek.)
22. Lysiopetalum (Schizoj^etfiluni) isotropuni u. .stj>.
(Taf. 8, Fig. 28; Taf. 9, Fig. 29-83.)
Farbe dunkel braun mit einem gelblichen Streifen auf der Rücken-
mitte und einem eben solchen in den Flanken.
Breite 2.2 mm ; S 45 Rumpfsegmente.
Die Rippen der Metazoniten sind unter einander gleich gross,
recht kräftig; sie beginnen am Hinterrand des Metazoniten erreichen
aber nicht die Quernaht, sondern der vorderste schmale Streif des
Metazoniten hat auf je 1 Rippe 2 ganz feine Leisten. Die Pro-
zoniten wieder haben noch feinere Leisten in derselben Zahl wie
die gi'oben Rippen der Metazoniten. Die kleinen Saftlöcher liegen
zwischen je 2 Rippen, nahe ihrem Vorderende. 4 Endsegmente
sind porenlos. Abgesehen von den Rippen ist die Oberfläche matt,
fein körnig-rauh.
Analsegment deutlich vorragend, glatt.
Stirn des S tief eingedrückt, glatt, unbehaart.
Sohle des Endgliedes des 1. — 3. Beinpaares mit starrem Borsten-
kamm. Endglied des 1. — 7. Beinpaares nicht in 2 Abschnitte ge-
theilt; basale Hälfte des Endgliedes des 4. — 7. Beinpaares mit langen,
dünnen Borsten, distale Hälfte mit dicken, stumpfen Stiften. Hüfte
des 4. Beinpaares (Fig. 33) innen mit einem graden, am Ende hakig
gekrümmten Fortsatz; Hüfte (Fig. 32) des 5. und 6. Beinpaares mit
einem glasigen, dicken Dorn und einer mit kleinen Warzen be-
deckten Auftreibung. Oberseite des 3. Gliedes des 6. Beinpaares an
der Basis zäpfchenartig vorragend, Hüfte des 7. Beinpaares rund
aufgetrieben und mit ebenso grossem Drüsensäckchen wie die fol-
Beiträge zur Myriopodenkmide. 131
geil den Beinpaare; sonst ohne Besonderheiten ; Ventralplatte ohne
die von Verhoeff beschriebenen Spiesse.
Copulationsfüsse : Ventralplatte breit abgeschnitten, die Ecken
abgerundet.
Hülte mit zwei Fortsätzen, einem Innern aus dicker Basis ent-
springenden am Ende schlank zugespitzten und einem äussern, breiten,
platteuartigen, der am Ende und aussen dicht und lang beborstet
ist (Fig. 29, 30).
Von dem Telepodit löst sich sehr bald der Canalast los; der
ganz frei neben dem Haupttheil emporragt und so lang wie dieser
ist. Nahe seiner Basis ein schwarzer Zipfel. Das Ende des Canal-
astes gabelt sich in 5 Zacken, 2 grössere (i, 2) und 3 kleinere (.5, 4, 5) ;
2 davon kreuzen sich (5, 4), von denen einer (4) zweispitzig ist; der
dritte kleine (5) führt die Samenrinne (Fig. 28).
Das Ende des Tibialtheiles ist ebenfalls in mehrere Aeste zer-
spalten: medial ein dicker Kolben [m) der einen stumpfen Zapfen
und 2 gelenkig angesetzte schlanke Spiesse trägt; ausserdem ist er
sehr fein bedornt; lateral ein mit mehreren grossen, stumpfen Borsten
besetzter schlanker Zapfen (?) und ein zweiter ähnlicher kürzerer (e),
der mit einem gekrümmten Lappen {d) in Verbindung steht (Fig. 31).
Fundort: Ajassoluk (Dr. Weener),
Diese Art ist vom verwandten L. scabratttm Koch leicht da-
durch zu unterscheiden, dass hier die Eippen alle gleich gross sind
und nicht stärkere und schwächere abwechseln. Die Copulations-
füsse sind auch genügend verschieden.
«
23. Lysioi^etalinn {CaUipodelhi) camaldnlense n. sp.
(Taf. 9, Fig. 34—36.)
Farbe wie bei L. fasciatum : dunkel braun bis schwarzbraun mit
2 ziemlich breiten rothgelben Längsbinden auf dem Rücken, die das
Vorderende jedoch nicht erreichen, Füsse und Bauch braungelb.
Länge bis 27 mm. Breite 2 mm. Erwachsene S mit 38 Rumpf-
segmenten.
Stirn des S tief eingedrückt und fein behaart. Beim '^ ist die
Stirn gewölbt.
Prozoniten dorsal glatt, ventral sehr fein längs gestreift.
Die Kiele der Metazoniten sind niedrig und verflachen sich
nach vorn ganz, so dass der vorderste Theil des Metazoniten nur
mehr fein gestreift ist; die Streifen sind Fortsetzungen der Furchen
9"
132 Carl Attems,
zwischen den Kielen. Manche Kiele erreichen nicht ganz den
Hinterrand des Metazoniten. Jeder Kiel trägt am Hinterende ein
kleines Börstchen. Die Saftlöcher sind sehr klein und liegen
zwischen zwei Kielen, ungefähr in der Mitte des Metazoniten. also
weit von der Quernaht entfernt.
Analsegment vorragend.
5. 1. und 2. Beinpaar 6gliedrig. mit einem starren Borsten-
kamm auf der Sohle des Endgliedes. 3. Beinpaar Tgliedrig. sonst
Avie das 1. und 2., mit eben solchem Borstenkamm des ungetheilten
Endgliedes. Vom 4. Beinpaar an ist das Endglied in 2 Glieder ge-
theilt. Auf dem 4. — 7. Beinpaar ist die Sohle polsterartig verdickt
und fein behaart, ohne Borstenkamm. Hüfte des 4. und 5. Bein-
paares innen mit kleinen kegligen Spitzen. 3. Glied dorsal etwas
vorgewölbt. 3. Glied des 6. Beinpaares dorsal noch stärker vor-
gewölbt, auf der Unterseite nahe der Basis ein kleiner Höcker.
Hüfte des 7. Beinpaares innen mit ziemlich grossem, runden Vor-
sprung und kleinem Hüftsäckchen. 3. Glied dorsal wieder stark
vorgewölbt.
8. Beinpaar. Hüften innen ziemlich stark vorspringend ; 3. Glied
auf der Unterseite mit kleinem Höcker. Endglied ohne Sohlenpolster
wie alle folgenden Paare.
Die Hervorwölbung der Hüften wird auf den folgenden Bein-
paaren immer geringer; der Höcker auf der Unterseite des 3. Gliedes
bleibt der gleiche.
Copulationsfüsse : Hüftfortsatz sehr lang, so dass er fast die
Länge des ganzen Copulationsfusses erreicht ; das Ende schwach
bogig nach aussen gekrümmt, kreuzt sich also nicht mit dem der
andern Seite.
Telepodit (Fig. 34, 35. 36). Der Schenkel hat in einiger Ent-
fernung von (der Basis einen breiten, abgerundet dreieckigen Lappen.
Gelenkhöcker; in der Mitte einen grossen, starken, geraden, ein-
wärts gerichteten Stachel. Am Ende des Schenkels sitzen 5 Arme.
1. Der Canalast {1} mit der Samenrinne. Anfangs quer medial.
dann im Bogen umbiegend distal gerichtet. 2. Mit der Basis des
Canalastes verbunden ist die Basis eines lateral weit vorragenden
schlanken Hornes (2). dessen Ende sich in eine Krümmung eines der
Aeste von 4 hineinlegt. 3. Dem basalen Quertheil des Canalastes
eng anliegend ein dicker Querbalken (.3), der reichlich beborstet ist.
Lateral ragt ein Zipfel etwas vor und trägt winklig gestellte, lange,
schlanke Spiesse. Aehnliche sitzen an der Basis. Distal ist er dicht
Beiträge zur Myriopodeukunde. I33
mit etwas kurzem Stacheln besetzt. 4. Nahe der Basis dieses Armes
ein verästelter Fortsatz ; der Arm theilt sich bald in 2 Aeste, einen
einwärts gerichteten halbrinnenartigen nnd am Ende in mehrere
Spitzen zerschlissenen Ast {4a). der nahe seinem Beginn einen
kräftigen Seitenhaken hat und einen lateral gerichteten Ast (4b\
I der mit seinem eingekrümmten Ende den Ai-m 2 umgreift. 5. Der
sog. Tibialtheil [Ti) Verhoeff's, eine breite Platte, deren medialer
Eand basal ein dicht bestacheltes Polster und distal davon einen
' lateral umgeschlagenen kräftigen Lappen (L) trägt, der das Ende
des C'analastes umgreift und am freien Eand einen regelmässigen
Kamm von schlanken Blättchen und mehrere kräftige Dornen trägt.
Fundort: Buschwald bei C'amaldoli (Neapel) in todtem Laub.
*24. JBi'acht/luliis recticauda n. sjj.
(Taf. 10, Fig. 53—58.)
Farbe : Rücken auf gelbbraunem Grund mit 3 schwarzbraunen
Längsstreifen; der mittlere schmäler und schärfer, die seitlichen
etwas verwaschen. Der gelbbraune Grund ist selbst sehr fein
dunkel braun marmorirt, so dass die Längsstreifen dadurch noch un-
deutlicher werden. Kopf gelbbraun, dunkel marmorirt; zwischen den
schwarzen Augen eine schwarze Binde. Antennen rauchbrauu.
Füsse licht braungelb.
Ocellen zahlreich, einzeln deutlich unterscheidbar, in einem
ovalen Haufen. T.^eber der 3zälmigen Oberlippe eine Querreihe von
6 stumpfen Stiftchen und darüber eine Borstenreihe.
Halsschild seitlich breit abgerundet. Prozoniten glatt. Meta-
zouiten seicht, aber dicht gefurcht, am Hinterrand mit kurzen ab-
stehenden l'ilien, die nur caudalwärts etwas länger werden. Saft-
löcher sehr klein, knapp hinter der geraden Quernaht liegend, diese
von hinten her berührend. Schwänzchen ganz gerade, recht lang
und spitz. Spitze der Analschuppe dornartig etwas nach hinten
vorragend, deutlich von den Klappen abstehend, daneben 2 lange
Borsten. Analklappenränder nicht gewulstet, mit wenigen langen
Borsten.
$. Backen des S mit etwas spitzem, deutlichem Lappen. Die
Hüften des 2. Beinpaares bilden keinen auffälligen Vorsprung, und
von einer Hüftdrüse und deren Ausmünduug konnte ich nichts sehen.
Das vorletzte und drittletzte Glied haben sehr grosse gestrichelte
Polster.
134 Carl Attems,
Copulationsfüsse: beide Paare sind lang- und schlank, die Vorder
blätter ein wenig- länger als die Hinterblätter. i
Vorderes Paar (Fig. 53). Im Profil (Fig. 55) erscheinen sie '
Sförmig gekrümmt. Eine Ventralplatte ist nicht mehr vorhanden^ ■
sondern die Basen der Hüften sind median verwachsen. Die Tracheen- ]
taschen sitzen dem lateralen Rand der Hüftbasis, schräg nach innen j
gerichtet, auf. Ausser mehreren kleinen sind 5 stärkere Muskel- 1
bündel vorhanden; ein queres, das durch seine Contraction die ]
vordem Copulationsfüsse aus einander treibt, indem es sich an den ;
lateralen, in das Körperinnere hineinragenden Hebelfortsatz anheftet, l
Ein zweites Paar ist jederseits an der Mitte der Hüftbasis inserirt i
und ein drittes schwächeres nahe der Auheftungsstelle der Tracheen- j
taschen. Die Vorderblätter sind schlank, nur in der Mitte der End- j
hälfte stärker verbreitert, das Ende ist abgerundet. Distal vom i
Ursprung des Flagellums verläuft eine schräge Falte von aussen \
basal nach innen distal. An der lateralen Seitenausbuchtung der
Endhälfte stehen einige unregelmässige Zähne, eben solche finden |
sich auch in der Mitte der Vorderseite. Das dünne Flagellum ist ;
von normaler Länge. \
Am hintern Copulationsfuss (Fig. 54, 55, 56, 58) ist eine Tren- ;
nung in Mittelblatt und secundäres Hinterblatt in so fern angedeutet, ;
als der laterale Theil des (primären) Hinterblattes, der sich ■
direct in die Tracheentasche fortsetzt, durch eine Falte gegen den
medialen Theil abgesetzt ist und aus anders gefärbtem, graulichem :
Chitin besteht. Das Ende dieses Mittelblattabschnittes (m), das von ;
zahlreichen kleinen runden Poren durchbohrt ist, ist nur auf eine
kurze Strecke als schlanker Zipfel frei. Es ist der „Aussenarnr' i
(A) auf Verhoeff's Figuren von andern Brachyiidns- Arten. !
An diesen Mittelabschnitt setzt sich, wie gesagt, fast seiner ■
ganzen Länge nach angeheftet, das secundäre Hinterblatt an; die i
beiderseitigen Basen verwachsen in der Mediane zu einer grossen \
weiten zarthäutigen Mulde. In letzterer erhebt sich jederseits ein >:
rundes kugliges Polster (K) mit zahlreichen Poren. Distal vom ;
Polster befindet sich ein schlanker Kegel (pr), an dessen Spitze sich ,
die Ausmündung des ihn durchbohrenden Prostata-Ausführungsganges ,
befindet (Fig. 57). In den aus der Mulde entspringenden Falten j
beginnt die Samenrinne, die bis zum Ende des secundären Hinter- ,;
blattes verläuft. Letzteres ist zweigespalten in einen kräftigen ]
lateral gekrümmten Haken {u) und eine Halbrinne, die auf ihrer j
Beiträge zur Myriopodeiikunde 135
jledialseite ein zartes gefranstes Läppchen (t) trägt, das von aussen
nicht sichtbar ist (Fig. 56, 58).
Fundort: Corfu, unterer Theil des Pantokrator, Pelleka, Halb-
insel Kastrades.
"25. J^racfif/infus latesquarnosiis ^i. sp.
(Taf. 10, Fig. 62—65.)
Fai'be sehr dunkel, schiefergrau bis schwarz, übrigens nicht
nielir ganz deutlich erkennbar.
Länge bis 28 mm. Breite 2^/0 — 3 mm. 51 - 53 Rumpfsegmente (S).
Keine Scheitelborsten. Ocellen in 6 Querreihen, sehr flach und
schwer zählbar. Halsschild seitlich breit abgerundet, mit mehreren
Stricheln längs des Hinterrandes. Prozoniten ungemein fein gerunzelt.
Fuichung der Metazoniten ziemlich eng und seicht. Hinterrand sehr
spärlich behaart. Saftlöcher ein wenig von der schwach nach vorn
ausbiegenden Quernaht abgerückt.
Schwänzchen gerade, spitz, von mittlerer Länge. Analschuppe
breit, ihr Hinterrand vei'dickt und quer abgeschnitten (gutes Merk-
mal). Analklappen längs des Randes fein behaart, die Fläche nur
sehr weitschichtig.
5 : Backen nach unten rundlappig ausgezogen, 1. Beinpaar ein
typischer Haken. Hüften des 2. Beinpaares ohne Besonderheiten,
nicht vorragend, auf den 2 vorletzten Gliedern grosse Polster.
Vordere Copulationsfüsse (Fig. 62) massig schlank, nur die Basis
sehr breit, das Uebrige bis nahe zum Ende gleich breit, erst das
Ende abgerundet und verschmälert, der Aussenrand nach innen ge-
schlagen, rundlappig, das Ende ohne Haken oder dergl. Auf der
Hinterseite eine schräge Kante. Flagella von gewöhnlicher Form
und Länge, lang und dünn, die Spitze mit ungemein feinen Wider-
liäkchen.
Hintere Copulationsfüsse (Fig. 63, 64, 65). Die Basen der secun-
dären Hinterblätter verwachsen zu der gewöhnlichen weichhäutigen
Mulde B, aus der sich jederseits ein kurzer, breiter Zapfen (Z), er-
hebt. Man kann am Hinterblatt zwar die zwei Abschnitte, dem spätem
Mittelblatt und secundären Hinterblatt entsprechend, unterscheiden,
die Theilung in dieselben ist aber niclit weit vorgeschritten.
Der Mittelblattabschnitt (MN), dem Vorderblatt zugekehrt, be-
steht aus einem mit feinen Dörnchen besetzten Kolben (M), an den
sich eine am Rande gefranste dünne Lamelle (iV) anschliesst. Er
I
136 Carl ättems,
steht in Verbindung mit einem am weitesten caudal befindlichen
Theile P, der als zungenfürmiges Blatt hinten aufragt. Medial zu
setzt sich das weichhäutige secundäre Hinterblatt an (H), in dessen
Rinne das Flagellum steckt; sein Endrand ist vielfach gefaltet und
mit feinen Härchen versehen ; der aborale Rand trägt einen grössern
spitzen Stachel (d) und eine Reihe kleiner Dornen distal daran.
Fundort: Tripolitsa, Arkadien (Dr. Werker coli).
•20. Brachy iulus tciijf/etanus n. s2J.
(Taf. 10, Fig. 59-61.)
Farbe: graubraun mit einem undeutlichen dunklen Längsstriche j
auf dem Rücken und je einem in den Seiten.
Grösse eines mittelgrossen Chromatomlus. Breite 2 mm. 54 Rumpf- i
Segmente. Scheitel mit 2 Borsten, sonst unbehaart. Augen schwai-z. 1
Die einzelnen Ocellen sehr flach und schwer unterscheidbar.
Halsschild seitlich spitz, mit mehreren kurzen Furchenstrichen !
am Hinterrand. j
Prozoniten ganz glatt. Metazoniten eng und derb gefurcht, |
Hinterrand mit winzigen Härchen. Saftlöcher winzig klein, knapp '
hinter der Naht. |
Schwänzchen ganz gerade, ziemlich lang und spitz. Analschuppe !
spitz, die Spitze etwas abstehend, Klappenränder beborstet.
S Backen nach unten in einen grossen, abgerundeten Lappen j
ausgezogen. ||
1. Beinpaar ein typischer Haken; vom 2. Beinpaar an starke 1
Tarsalpolster. '
2. Hüfte ohne Besonderheiten.
Vordere Copulationsfüsse (Fig. 61) ziemlich breit, bis zum Ende
fast gleich breit; am Ende schräg nach aussen abgeschnitten, lateral •
ganz abgerundet, medial ein kleines, abgerundetes Läppchen bildend, j
Am Medialrand etwas distal von der Mitte ein kleines, basalwärts \
gerichtetes Zähnchen (Z). \
Hintere Copulationsfüsse (Fig. 60): Die Theilung in Mittelblatt ;
und secundäres Hinterblatt ist sehr unvollkommen, als Homologon !
des Mittelblattes werden wir einen kräftigen Haken (m) deuten, der i
am meisten lateral von den 3 Endabschuitten des Hinterblattes '
liegt. Der Prostatagang (Pr) endet an der Spitze eines langen, i
schlanken Zapfens (p), der die andern Theile auch das Vorderblatt, j
weit überragt und am Ende fein behaart ist. j
Beiträge zur Myriopodenknnde. 137
Medial und caudal von diesen, beiden Theilen liegt der diitte.
eine runde Platte (c).
Die Basen beider secundären Hinterblätter verwachsen wieder
zu einer zartliäutigen Mulde (B). Die Ränder sind weiterhin einge-
schlagen, und es ist eine Art Scheide für das Flagellum gebildet;
in dieser Höhlung verläuft auch der Prostatagang (Fr). Der mediale
eingeschlagene Rand trägt ein kleines Spitzchen (s).
Fundort: Ladhä. Taygetos (Dr. Weenee coli.).
27. CyJhidfoiuJus fulviceps Latzel-Attems.
Latzel hat im 2. Bd. seiner Myr. der öst.-ung. Mon. unter dem
Namen Tuhis Juridus var. fulviceps einen luliden beschrieben, aller-
dings sehr kurz, und die Copulationslüsse abgebildet. Verhoeff
glaubte später dieselbe Form gefunden zu haben und nannte sie
Mus fulviceps, erkannte dann aber, dass diese von ihm gefundenen
Thiere mit lulus allobrogicus Br()lemann identisch seien und Latzel's
fulviceps etwas anderes ist. Latzel's Beschreibung ist allerdings
nicht ausführlich, aber w^as er angiebt sowie die Zeichnungen der
Copulationsfüsse stimmen mit von mir gefundenen luliden aus Tirol,
woher auch Latzel's Exemplare waren, überein, so dass ich meine
Funde als Cijlindroiulus fulviceps deutete und genau beschrieb sowie
abbildete. Ein Jahr darauf beschreibt nun Verhoeff genau dieselbe
Art unter dem Namen Cylindroiidus partenlärchianus, giebt aber selbst
an ,,= fulviceps Attems", was ja stimmt; aber weiter ,,non = fulvi-
ceps Latzel!" Wer ihm das verrathen hat, weiss man trotz des
Ausrufungszeichen nicht, denn gegen meine Synonymie spricht gar
nichts, wohl aber viel dafür. Die Synonymie der 2 Arten ist nach
mir folgende:
L Cylindroiulus fulviceps (Latzel) Attems.
1884. hdus luridus var. fulviceps Latzel. Myr. d. öst.-ung. Mon., V. 2.
1900. ('i/liiidroiuhis ftdviceps Attems, lieber die Färbung von Glomeris
etc., in: Arch. Naturg., p. 305, tab. 1 fig. 8, tab. 2 fig. 16—18.
1901. Cylindroiidus partenkircluanns Verhoeff , Beitr. z. Kenntn. pal.
Myr/ XIX., ibid., p. 234, tab. 11, fig. 23—25.
Tirol, Süd-Bayern.
2. Cylindroiulus allobrogicus Brölemann.
1896. Materiaux . . ., in : Feuille jeunes Natur. (3) 26, No. 309.
1894. hdus fulviceps VerbüeFF, Dipl. d. Schweiz, in: Berlin, entomol.
Zeitschr., V. 39, p. 295.
;[38 Carl Attems,
1896. Julii!^ [riiliiuJrohdns) alloJtnM/iri/s VebhOEFF , Beitr. z. Kenntn.
pal, Myr. IV, in: Arch. Naturg., p. 230.
1899. Iiihis allohrofiiciis RoTHENBÜHLER, in: Revue Suisse Zool., V. 6,
p. 250.
Savoyen: Alpes maritimes; Schweiz: Zermatt. Genf, Wallis.
Cottisclie Alpen.
28. Cfflhi(Jroiult(s (Jeuheli n. sp.
(Taf. 11, Fig. 76.) f
Farbe: lichter oder dunkler erdbraun, die Saftlöcher als schwarze 'f
Flecken hervorstechend, an LeptopMjllum nanuni erinnernd. |j
Läng-e 2 11 mm, Breite V 1 iitim^ relativ plump, (? viel kleiner, jj
Rumpfseg-mente bei S 37, bei ? 41. !
Scheitelgrübchen fehlen; Ocellen sehr flach und verschwommen,, t
erst nach Auskochen in Kalilauge zählbar (ca. 13 — 14). Kopfschild
und Metazoniten ganz unbehaart. Gnathochilarium mit einigen Borsten, 'i
Halsschild seitlich verschmälert und abgerundet, mit einigen
Furchen, die den Vorderrand nicht erreichen, die Fläche eingestochen, i
punktirt und mit ganz kurzen Längsstricheln, ähnlich wie das Anal- :f
Segment. j
Prozoniten ganz glatt; Metazoniten weitschichtig, aber derb 'i
und sehr regelmässig gefurcht, die Furchen um etwa V« ihrer Länge !
von einander entfernt. Hinterrand der Metazoniten vom Halsschild i
bis zum vorletzten Segment auffallend fein geperlt. Saftlöcher knapp |
hinter der ein wenig oder gar nicht nach vorn ausgebuchteten Qiiernaht. i
Dorsaltheil des Analsegmentes dicht mit kurzen Längsstricheln .<
bedeckt; Schwänzchen im Querschnitt rund, an der Basis ziemlich !
dick, rasch sich zuspitzend, schwach abwärts gebogen, Analklappen ■
glatt, mit einigen Borsten, die Ränder fein wulstig gesäumt. Schuppe j
bogig abgerundet, gar nicht vorragend.
6: Backen rundlappig vorspringend. Häkchen des 1. Beinpaares '."
sehr klein, rund, ohne Aussenecke. 2. Beinpaar ohne Tarsalpolster. ]
überhaupt ohne besondere Auszeichnung; Penis am Ende gegabelt, j
die Hälften kurz und breit, nicht zipfelförmig. 3. Beinpaar mit sehr
kleinen Tarsalpolstern; 4.— 7. Beinpaar mit wohl entwickelten Polstern 1
auf den 2 vorletzten Gliedern.
Copulationsfüsse (Fig. 16): Vorderblätter kurz und breit, etwas
kürzer als die Mittelblätter, durch einen nach hinten ragenden. |
grossen, breiten, abgerundeten Lappen mit ihnen verbunden. Mittel- \
I *
y
Beiträge zur Myriopodenkunde. 139
blätter am Ende gegen die Vorderblätter zu rundlappig vorspringend,
weit von den Hinterblättern abgespreitzt.
Der Basaltbeil, = Hüfte, der secundären Hinterblätter ragt auf der
aboralen Seite in einen kurzen, kräftigen geraden Fortsatz auf, der
kaum halb so lang ist wie das Ende des Hinterblattes; letzteres ist
sehr einfach gestaltet; nahe der Basis ein wenig eingeschnürt, end-
wärts wieder schwach verbreitert und in zwei kurze Theile gespalten,
einen mehr oral gelegenen, kurzen, stumpfen, breiten Haken und den
aboralen faltigen Theil, auf dem die Samenrinne endet, deren Mündung
von kleinen Zipfeln umgeben ist.
Fundort : Fuchsbank, Schneckenberg bei Kronstadt (Deubel coll.j.
Aehnelt am meisten dem C. horvathi Verh.. von dem er sich durch
die weniger weitschichtige Furchung der Metazoniten und die Ge-
stalt der Hinterblätter unterscheidet. Veehoeff hat es leider unter-
lassen, eine Abbildung der Copulationsfüsse seiner Art zu geben, die
bei dieser Gattung, in der sich die Arten oft nur durch kleine,
schwer zu beschreibende Verschiedenheiten in der Form der Copu-
lationsfüsse unterscheiden, besonders wichtig ist.
'20. Ct/lindroiulus hyperopheriis it. sp.
(Taf 11, Fig. 85—88.)
Farbe: fleischfarben, licht gelblich oder röthlich braun, die
vordem Segmente und der Kopf dunkel marmorirt, ein feiner, etwas
verwaschener schwärzlicher Streif auf der Eückenmitte; die Saft-
löcher als lebhafte Flecken hervorstechend.
Länge S 8 mm, $ 10 mm, Breite S 1 mm, ? IVs m^-
Zahl der Rumpfsegmente bei den 3 erwachsenen S' 38, 39, 40,
?: 40. 41.
Kopfschild glatt und unbehaart, Scheitel ohne Borstengrübchen,
Ocellen schwarz, aber flach, so dass sie nicht mehr deutlich unter-
scheidbar sind, in einem ovalen Haufen. Die Antennen sind aus-
gezeichnet durch eine ungewöhnlich starke Entwicklung der Sinnes-
zäpfchen auf dem 5. und 6. Glied, die verschieden gross sind (Fig. 86).
Halsschild seitlich breit abgerundet, längs des ganzen Hinter-
randes mit kurzen, feinen und seichten, weitschichtig gestellten
Längsfurchen, entsprechend der Furchung der übrigen Segmente.
Prozoniten ganz glatt; Metazoniten sehr regelmässig und derb
weitschichtig gefurcht, ihr Hinterrand fein geperlt, so dass 2 Perlen
140 Carl Attems,
auf eine Furche kommen. Rücken ganz unbehaart; Saftlöcher knapp
hinter der gei-aden Quernaht, dieselbe von hinten berührend.
Schwänzchen an der Basis eingeschnürt, das Ende dick kolbig;
Klajipen halbkuglig hervorgewölbt mit schwach gewulsteten Rändern,
Schuppe flach bogig abgerundet, das ganze Analsegment mit sehr
wenigen Borsten (Fig. 85).
Die SS haben 5, die ?.|l 3 fusslose Endsegmente.
S: Backen mit kurzem, abgerundetem Vorsprung nach unten.
1. Beinpaar gewöhnliche i'unde Haken. Vom 2. Beinpaar an kleine
Tarsalpolster auf den 2 vorletzten Gliedern.
Copulationsfüsse : Vorderblätter kurz und breit, endwärts ver-
jüngt und zugespitzt; lateral ein breiter, abgerundeter, nach hinten
gerichteter Lappen. Mittelblätter so lang wie die vordem und mit
ihnen durch beiderseitige Fortsätze fest zusammen hängend (Fig. 87).
Secundäre Hinterblätter: von der ovalen Hüftplatte, die hinten
einen kräftigen dreieckigen Vorsprung (a) hat, erhebt sich der einfach
gestaltete Endtheil = Schenkel (H). der ein hohl gebogenes Blatt dar-
stellt, in dessen Höhlung die Sameurinne verläuft, deren Blase am
Grunde des Schenkeltheiles liegt. Das Ende des Blattes ist durch eine
Bucht in 2 Lappen getheilt : der hintere, auf dem die Samenrinne endet,
hat 2 kleine Zipfel x, darunter ein Dörnchen und ist fein gefältelt;
der vordere (0) trägt ca. 6 in einem Kreis gestellte kleine Dornen
(Fig. 88).
Fundort: Zelesnica, waldiges Thal nördlich von der Ivanscica
bei Warasdin, Croatien. October 1900. 3 SS ad. 1 S juv., 7 $$.
Diese Art ist am nächsten verwandt mit C. silvarum Mein., von
dem sie sich unterscheidet: durch die flachen, verschwommenen
Ocellen (dort deutlich convex), die weitschichtige, dicke Furchung
der Metazoniten, und die Gestalt der hintern Blätter der Copulations-
füsse. insbesondere durch den Besitz von Dörnchen daselbst. In
meiner Tabelle der CyUndroiuIus- Arten ^) wäre er bei 16 a einzureihen.
30. lulus {Lejytoinlus) naxmlitanus n, sp.
(Taf. 9, Fig. 46—51, Taf. 10, Fig. 52.)
Farbe: Rücken schwarz, Seiten und Bauch gelbbraun.
Länge: S 20, $ 35 mm. Breite: S 1,5, $ 2 mm.
1) Attems, Ueber die Färbung von Glomeris etc., in: Arch. Naturg.,
Jg. 1900, p. 310.
Beiträge zur Myriopodenkiinde. 141
S mit 53, 54, 57 und 58 Rumpfseg-menten.
Ocellen in einem dreieckigen Haufen, sehr flach und ver-
schwommen, einzeln nicht deutlich unterscheidbar. Kopfschild g'latt.
Halsschild seitlich abgerundet, ganz ohne Furchen, der Vorder-
rand vom untern Augenwinkel an und der Seitenrand gesäumt.
Prozoniten spiegelglatt; Fiirchung der Metazoniten massig eng
und recht seicht. Hinterrand aller JVIetazoniten mit abstehenden,
weisslichen Cilien. Saftlöcher recht weit hinter der Quernaht.
Dorsaltheil des Analsegments mit langem, geraden, spitzen und
>f'hlanken Schwänzchen, dessen Spitze krallenartig etwas herunter
uekrümmt ist. Analschuppe mit abstehender krallenartiger Spitze;
ladurcli unterscheidet sich diese Art von allen (mir bekannten)
Indern LeptoMns. Klappen lang und reichlich behaart (Fig. 49).
c^. Endhaken des 1. Beinpaares auf der Aussenseite der Krüm-
nung ohne Höcker; das Ende papillös. Hüfte des 2. Beinpaares
nit einem massig breiten etwas nach vorn und oben gekrümmten
[nnenfortsatz. Aussen ein langer schlanker Drüsenfortsatz mit
)apillösem Ende (Fig. 52). Alle Beine ohne Tarsalpolster.
Die Copulationsfüsse ähneln am meisten denen von 1. proximus
Vr-^rKc und sind in allen Theilen breit und kurz.
Vorderblatt (Fig. 47) kurz, breit, am Ende abgerundet, innen
nit einem grossen dreieckigen, breiten Zahn. In der Umgebun'g
1er sehr kleinen ovalen Fenestra Drüsenporen. Das Ende ebenso
Ale das des Mittelblattes mit schuppiger Structur. Flagellum von
lormaler Länge, dünn auslaufend, ohne Widerhäkchen am Ende.
Mittelblatt (Fig. 48) etwas kürzer als das Vorderblatt, das
|Rnde abgerundet und schuppig. Es geht unmittelbar in die
Pracheentaschen über.
Die Ventralplatte des hintern Copulationsfusspaares ist sehr
leutlich entwickelt, in der Mitte eingebuchtet, nach dem Körper-
innern zu allmählich in eine hj^aline Lamelle übergehend. Der
IJasaltlieil des secundären Hinterblattes, der nicht ohne Weiteres
ils Hüfte bezeichnet werden kann, da das Mittelblatt ein Theil von
ihm ist, trägt 3 Arme: 1. das Schutzblatt, das die beiden andern
nach hinten zu bedeckt; es ist breit abgerundet, der Endrand auf
kurzer Strecke fein gezähnelt. der Aussenrand etwas eingeschlagen,
l. das Rinnenblatt, das in der Längsrichtung des Körpers steht;
-ein Rand ist fein gestrichelt, es führt die Samenrinne. 3. Oral
vom Schutz- und Rinnenblatt und medial von letzterm eine breite
iiohle Lamelle mit der Höhlung nach aussen, deren Spitze mit der
142 Carl Attems,
des Rinnenblattes ungefähr zusammenstösst. An der Basis innen
sitzt ein Stachel (Fig. 50, 51).
Fundort : Mte. Faito auf der Sorrentinischen Halbinsel (mehrere
(5c? und $?).
31. lulus {Leptoiulus) aletnannieus Verh.
Verhoeff will 3 Eassen dieser Art unterscheiden (cf. Verhoeff,
Beitr. zur Kenntn. pal. Myr. IX, in: Arch. Naturg., Jg. 1899, p. 203).
Er sagt:
„Zwischen den beiden Hauptfortsätzen des Rinnenblattes der
Hinterblätter befindet sich kein Lappenfortsatz. Velum in
mehrere Spitzen zerschlitzt: luhis alemannicus, simplex Verh.
zwischen den beiden Hauptfortsätzen ist ein kürzerer Fortsatz
vorhanden, Velum entweder als ein krummer Stachel ausgebildet
oder höchstens noch mit einem Nebenspitzchen :
I'ulus alemannicus Verh, und
lulus alemannicus hakonyensis Verh.".
Es liegen mir jedoch Exemplare aus dem Zillerthal, Zillergrund
in Tirol vor, bei denen ein solcher lappenartiger Fortsatz vorhanden
und das Velum in 3 gleich grosse Spitzen zertheilt ist. Auf diese
kleinlichen und so sehr variablen Unterschiede hin etwa noch eine
4. Subspecies aufbauen zu wollen, erscheint mir nicht angezeigt;
man kann so wenig differente Formen höchstens als Varietäten einer
Art betrachten, und ich nenne die Form aus dem Zillergrund: lulus
{Leptoiulus) alemannicus var. processualis.
32. Zliteif/er foetidus C. Koch.
Ich habe die Copulationsfüsse von Thieren aus Siebenbürgen unter-
sucht und genau mit den westlicheren (Niederösterreichern) überein-
stimmend gefunden. Insbesondere findet sich bei letztern auch der Haken-
fortsatz am Ende der Vorderblätter. Verhoeff's suhsp. transsilvanicus
(in: Beitr. z. Kenntn. pal. Myr. IX, in: Arch. Naturg. Jg. 1899 p. 191)
ist somit einzuziehen.
33. LeptoplijfUiim pelidmmi Latz, und sUfrlciini Verh.
(Tafel 10, Fig. 66, 67).
L. Stijricum muss thatsächlich als eigene Art betrachtet werden, l \
aber die von Verhoeff gegebene Unterscheidung ist nicht ganz ' i
richtig. Das Vorderblatt ist nicht kürzer als das Mittelblatt, \
Beiträge zur Myriopodenkunde. 143
sondern umgekehrt länger; allerdings ist es relativ ein wenig länger
als bei pelidnum. Das Ende des Mittelblattes ist anders gestaltet
als bei pdidmini; es ist schlank zugespitzt und hakig gegen das
Vorderblatt gekrümmt, während es bei ijelidnurn gerade und am
Knde gerade abgeschnitten ist. Das Vprderblatt ist etwas breiter
als bei 'pelidnum.
34. 8vJi lxophull}iin (Bothroiitlus) punic}nn Br()lemann.
(Taf. 11, Fig. 77—81.)
Unter den von mir in Tunis gesammelten Exemplaren fand sich
auch ein Schalt- c? von 44 Segmenten. Die Backen desselben sind
massig nach unten vorgezogen. 1. Beinpaar 5 gliedrig, die Hüften
sehr gross und seitlich plattig verbreitert, die übrigen Glieder kurz
und dick, das Endglied an der Basis angeschwollen, eine deutliche
Endklaue vorhanden (Fig. 80).
Das Yorderblatt des Copulationsfusses besteht noch aus 2 Glie-
dern, indem der Endzipfel deutlich gegen die breite Basalplatte ab-
gesetzt ist. Das Hinterblatt ist sehr einfach, eine am Ende winklig
verjüngte Platte (Fig. 81). Die Copulationsfüsse des Erwachseneu
sind zwar von Bkölemakn schon beschrieben und abgebildet worden,
aber in nicht ganz genügender Weise.
Vorderes Paar: Bis zu % <^ei' Länge breit und parallelraudig,
dann trennt eine runde Bucht einen medialen Lappen (J), von einem
lateralen (P). Ersterer ist so breit wie die Hälfte der basalen -/s?
gekrümmt und abgerundet. An seiner Basis steht ein gerader Zahn {Z)
und lateral von diesem ein Borstenbüschel (Fig. 79).
Hinteres Paar: Das Mittelblatt ist gross, Sförmig gekrümmt,
mit einem kleinen Seitenlappen; es ist mit der Tracheentasche ver-
wachsen. Das secundäre Hinterblatt steht an zwei Stellen mit ihm in
Verbindung, lateral wird diese Verbindung durch einen kleinen,
dicken Querbalken [a) hergestellt, medial gehen beide bei h in ein-
ander über. Das secundäre Hinterblatt ist in 2 Abschnitte, einen
lateralen Arm {E) und einen medialen Theil [Sr -\- B -\- B) ge-
theilt. Der mediale zerfällt wieder in 3 Theile: 1. eine lange,
schmale, nach aussen gekrümmte Rinne (Ar), 2. einen kürzern
Ast {B) der in seinem Innern einen Canal enthält und mittels eines
papillösen Polsterchens endet, 3. einen bell förmigen Ast (D) mit fein
gezähnten Rändern. Der laterale Ast H ist hohl-blattförmig, die
Ränder stellenweise gezähnt. Medial von H erhebt sich ein vier-
144 Cari. Attems,
eckiger Lappen (L). Der gTOSse Spermaballen {Sp) wird in die weite
grubige Höhlung an der Basis des hintern Copulationsfusses auf-
genommen (Fig. 77, 78).
85. Schf^ophijllmn (Botfiroluliis) di]}Jurum ^i. sp.
(Taf. 11, Fig. 71, 72.)
Farbe: Prozoniten und vordere Hälfte jedes Metazoniten oliven-
braun bis schwarzbraun, hintere Hälfte jedes Metazoniten goldgellj,
der Rumpf daher lebhaft quer geringelt.
Halsschild ringsum gelb gesäumt. Antennen und Kopf dunkel-
braun, Analsegment dunkelbraun. Die Spitze des Schwänzchens
gelblich, Beine rothbraun.
S mit 49—51, v mit 50—51 Segmenten. Dicke 4 mm ; Pro-
portionen wie gewöhnlich. Kopf glatt, unbehaart, ohne Scheitelborsten,
Augen quer oval, die einzelnen Ocellen deutlich unterscheidbar. An-
tennen ziemlich schlank, zurückgelegt, den Hinterrand des 2. Seg-
ments ein wenig überragend.
Halsschild seitlich verschmälert und abgestumpft, mehrere kräf-
tige, kurze Furchen. Der Rand von den Augen an fein gesäumt.
Körper unbehaart mit Ausnahme der fein und kurz behaarten
Analklappen.
Die Ringe zwischen Pro- und Metazoniten nicht eingeschnürt.
Prozoniten mit zahlreichen unregelmässigen schrägen und Längs-
stricheln, von denen die mittlem mit denen der andern Seite zu
nach hinten offenen Bogen zusammenfliessen. Metazoniten ziemlich (1
dicht und sehr seicht gefurcht. Zwischen den vollständigen Furchen
finden sich auch einzelne kürzere. Die kleinern Saftlöcher liegen ||
auf den vordem Segmenten sehr nahe der ein wenig nach vorn aus- i;
biegenden Quernaht, dieselbe jedoch nicht ganz erreichend, auf den [1
hintern Segmenten entfernen sie sich etwas weiter von ihr.
Schwänzchen massig lang, gerade, spitz, unterseits ausgehöhlt.
Die Analschuppe ist in eine Spitze ausgezogen, welche der Gestalt
nach dem Schwänzchen ähnelt, nur kürzer ist als dieses. Anal-
klappen massig gewölbt, mit schmalem Randwulst.
Backen des S mit breitem runden Lappen.
Ventrale Ränder des Copulationsringes nicht verwachsen.
Copulationsfüsse, vorderes Paar (Fig. 71) an der Basis am brei-
testen, endwärts allmählich sich verjüngend und in einen schlanken
einwärts gekrümmten Haken endigend, der Innenrand concav, der
Beiträge zur Myrioitodenkiinde. 145
Aussenrand in der Mitte convex. Von der Ventralplatte ist jeder-
seits nur ein mit der Traclieentasclie halb verschmolzenes dreieckiges
l'lättchen übrig, das mit dem der andern Seite nicht verbunden ist.
Die beiden Copulationsfüsse divergiren ziemlich stark.
Hinteres Paar (Fig. 72) Mittelblatt (31) mit der Ventralplatte
und den Tracheentaschen zu einem Stück verschmolzen. Es ist ein
kräftiger, einwärts gekrümmter Stab, der in der Mitte seiner Aussen-
seite ein Höckerchen hat. Das Hinterblatt steht mit dem Mittel-
hlatt nahe der Medianlinie in Verbindung. Es bestellt aus 3 Theilen,
zwei schlanken, gegen einander gekrümmten Haken (A, B), welche
den dritten Theil (0) zwischen sich fassen. Letztere führt die
Samenrinne auf einem spitzen, nahe dem Ende mit Wärzchen be-
setzten, gekrümmten Lappen. Während A und B kräftig chitinisirt
sind, ist C mehr dünn, lamellös. Vom Medialast A zieht eine ge-
zähnelte Lamelle bis zu einem schlanken Zacken (Z). Die Basis des
lateralen Armes B bildet einen kräftigen, einwärts gekrümmten
Haken (.9).
Fundort: Granada, Andalusien (Kräpeljn coli.).
36. Schiisophylluni {BotJerolulus) tetuanum n, sp,
(Taf. 10, Fig. 73—75.)
Farbe ^, • Antennen und Kopf mit Ausnahme des schwarzen
Scheitels rothbraun. Rücken fast schwarz, die Seiten der Meta-
zoniten, ein Stück unterhalb der Saftlöcher beginnend gelb, Anal-
segment schwarz, Beine hellgelb. Die 2i sind heller gefärbt : Meta-
znuiten rothbraun. Prozoniten gelblich, daher quer geringelt; in der
Mitte ein feiner dunkler Längsstrich. Seiten gelb.
Reife dS mit 45 — 47 Rumpfsegmenten.
Kopfschild glatt, Scheitelfurche sehr seicht, keine Scheitelgrübchen.
Ocellen deutlich convex; Oberlippenrand mit den gewöhnlichen
(5 P)0rsten grub c h en .
Backen des S mit ziemlich grossem, runden Lappen.
Halsschildseiten symmetrisch verschmälert und abgerundet, mit
einigen Furchen.
Eingeschachtelter Theil der Prozoniten glatt, der freie Theil un-
regelniässig und sehr fein längsgestrichelt. Metazoniten seicht und
ziemlich dicht längs gefurcht; Rücken der vordersten Segmente fast
glatt. Saftlöcher etwas von der Naht nach hinten abgerückt, aber
nicht so viel, wie der Porendurchmesser beträgt.
Zool. Jabrb. XVIII. Abtli. f. Syst. 10
146 Carl Attems,
Aiialsegment: Dorsaltheil glatt und unbehaart; Schwänzchen von
mittlerer Läiioe. g-erade, sehr spitz. Klappen rund gewölbt, nur der
ßand fein behaait; Schuppe gross, spitz, die Spitze ähnlich vorragend
wie das Schwänzchen, also an diplnrum erinnernd.
Copulationsfiisse (Fig. 73 —75), vorderes Paar (Fig. 74), sehr ein-
fach gestaltet, Innenrand ungefähr in der Mitte seicht eingebuchtet,
so dass die Innenränder hier am weitesten klaffen; Endrand schräg
nach aussen abgeschnitten.
Hinteres Paar : Mittelblatt [M) viel kürzer als der längste Theil
des Hinterblattes, eine breite, am Endrand mit einem stumpfen
Zähnchen versehene Platte. Das secundäre Hinterblatt ist in mehrere
Theile zerspalten : 1. einen schlanken, fast geraden Ast mit der Samen-
rinne {Sr)\ 2. ein grosses hohles Blatt, dessen Endrand in sehr zier-
licher Weise gezähnt und gezackt ist [Fig. 73, 75 (-B)]; 3. von letz-
terem löst sich ein kräftiger Zacken (Z) los. Das Mittelblatt und
der Ast 2 des Hinterblattes fassen den Ast 1 zwischen sich (Fig. 75).
Fundort: Tetuan . Marocco (Steindachner coli. Wien. Hof-
museum).
37. Ffwhijlulus {DollchoiuJiis) insNlaris Hröl. nov. suhsp.
X>enicilli(ta.
(Tafel 10, Fig. 68-70.)
Schieferschwarz; die Seiten des Kopfes, der Halsschild und die
Flanken licht gelblichbraun marmorirt.
Länge ca. 26 mm. Breite 2 mm. S mit 50 Segmenten.
Kopfschild spiegelglatt. Oberlippenrand mit einer Reihe von 4
bis 6 Borsten. Scheitelbürsten fehlen.
Halsschildseiten mit einigen kurzen Furchen. Furchung- der
Metazoniten seicht und weitschichtig-. Saftlöcher von der Quernaht
um etwa den eigenen Durchmesser abgerückt.
Dorsaltheil des Analsegments mit einem stumpfen, kaum ein
wenig vorstehenden Spitzchen, glatt, unbehaart. Klappen zerstreut
behaart, ihr Rand nicht wulstig-. Schuppe bogig- abgerundet, nicht
vorstehend.
Backen des i mit einem kaum nennenswerthen Knoten ; eigent-
liche Lappen kann man es nicht nennen. Vorletztes Glied der Beine
mit einem Polster; drittletztes ohne solches.
Vordere Copulationsfüsse (Fig. 68) für einen Dolichmtlus sehr
lang und schlank, in der Mitte breiter, endwärts allmählich sich zu-
Beiträge zur Myriopodenkimde. J47
spitzend. Die mediale RHiidverdickung- verläuft distal ganz all-
mählich, ohne ein vorspringendes Zäpfchen zu bilden. Lateral davon
ist das Blatt grubig- hohl, und ein rundlicher Wulst begrenzt diese
Grube nach aussen. Vor dem Ende 2 stumpfe Haken, einer am
Innenrand, der zweite auf der Fläche. Keine Borstengruppen.
Der Mittelblattabschnitt [M) ist etwa bis zur Hälfte der ganzen
Hinterblattlänge abgespalten und ist ein schlanker Spiess. Das
secundäre Hinterblatt verschmälert sich endwärts allmählich; vor
dem Ende bildet eine von aussen nach innen eingeschlagene Lamelle
einen Zacken (Fig. 69a). Das Ende ist ein kräftiger Zapfen mit
einem pinselartigen Härchenbesatz am Ende. (Brölemann sagt von
insularis ausdrücklich, dass die Spitze schlank und haarlos sei).
Auf der Medialseite ragt die gewöhnliche zarte, fein gestrichelte
Lamelle (L) vor, die sich mit der der andern Seite theilweise deckt
(Fig. 70).
Fundort: Tenerifa. nahe dem Gipfel der Mesa del cantivo, unter
Steinen. (Piof. 0. Simoky coli.. Wiener Hofmuseum). 1 (5^, 1 2.
*58. PacJn/iulu.s (Dofichoinliis) conthientalis n. sp.
(Tafel 11, Fig. 82—84.)
Mit Ausnahme der schwarzen Augen und grauschwarzen An-
tennen gleichmässig gelblichweiss. (Vielleicht jedoch sind die Thiere
ausgebleicht.)
Länge bis 40 mm. Breite S 2,4 mm, v 2,7 mm.
Reife $i mit 56 und 57 Segmenten, $+' mit 65 Segmenten.
Oberlippenrand mit den gewöhnlichen Borstengrübchen, Scheitel-
furche sehr fein; 2 Scheitelborsten vorhanden; Kopf im Uebrigen
glatt. Ocellen wenig zahlreich, in einem kleinen quer ovalen Feld;
deutlich convex.
Halsschild seitlich breit, schräg abgeschnitten, mit einigen
kurzen groben Furchen.
Der ganze Körper sehr glänzend; Prozoniten spiegelglatt; Meta-
zoniten seicht und ziemlich eng gefurcht, ihr Hinterrand mit sehr
feinen kurzen Härchen. Das Hinterende des Körpers reichlich lang-
borstig. Die Saftlöcher liegen auf den vordem Segmenten knapp
hinter der Quernaht, weiter hinten rücken sie von ihr ab und sind
schliesslich fast um den Porendurchmesser von ihr entfernt.
Dorsaltheil des Analsegments hinten stumpfwinklig, aber gar
nicht vorragend; die Klappen gut gewölbt, ihr Rand gar nicht auf-
gewulstet; Schuppe spitzbogig.
10*
148 Carl Attems,
S. Die Backen mit einem kurzen, breiten, runden Lappen.
Vorletztes Glied der Beine mit einem deutlichen Polster, drittletztes
Glied nur mit einer unbedeutenden, durchsichtigen Verdickung der
Sohle. Erstes Beinpaar normal, ein rundes Häkchen. Ränder des
Copulationsringes nach abwärts gebogen und löffelförmig abgerundet.
Copulationsfüsse. Vorderblätter (Fig. 82) ziemlich lang und
schlank, in der basalen Hälfte etwas eingeschnürt; die für DoUeho-
iulus charakteristische Verbreiterung des Endes ist hier nur sehr
schwach ausgeprägt; endwärts wieder verschmälert und abgerundet.
Auffallend stark entwickelt ist der eingeschlagene Medialrand (iV),
der grösser ist als bei den Verwandten; er endet abgerundet und
trägt keine Borsten. Vor dem Ende des Blattes sitzt ein kleiner,
basal gerichteter Zahn mit einem runden Läppchen medial davon.
Der Mittelblattabschnitt {m) ist nicht ganz bis zur Hälfte der
ganzen Länge des Hinterblattes von letzterm abgespalten; am Be-
ginn durch eine breite Bucht vom eigentlichen Hinterblatt getrennt,
das Ende einwärts geneigt, mit einem Läppchen. Am eigentlichen
Hinterblatt ragt noch basal von der Abtrennung des Mittelblattes
eine kräftig chitinisirte Lamelle {K) nach einwärts. Der Medial-
rand geht wie gewöhnlich in eine fein geriefte hyaline Lamelle [L]
aus. Das Ende des Hinterblattes ist zum Theil fein behaart, und
man sieht die in einer kleinen Halbrinne endigende Samenrinne bis
zum Ende verlaufen (Fig. 83, 84).
Fundort: Lenkoran, Caucasus. (Wien. Hofmuseum).
Diese Art gehört in die Sectio Nanopachyiuli mihi.
Beiträge zur Myriopodeiiknndp. 149
Erkläi'UMü: der Abbild iiimeii.
Tafel 5.
Fig. 5. lIi))ianfos-f)ii/// /toivs/iii/ Poe. Tjiboila.s.
Endklaue der 2. MaxLIle.
Fig. 2, o. Sfronqijlosoma javaniciihi Att. Tjihodas.
Copulationsfuss.
Fig. 4. Sironr/i/losoiua trichnnotum Att. Gedeh.
Copulationsfuss.
Fig. 5 — 9. Spiroholus bulbiferus Att. Boyor.
Fig. 5. Vorderer Copulationsfuss, in Kalilauge macerirt, bei
X abgeschnitten.
Fig. 6. Basis des vorigen, aus einander gezogen.
Fig. 7. Vorderer Copulationsfuss, unmacerirt.
Fig. 8. Das Ende des Tbeiles B desselben von der andern
Seite.
Fig. 9. Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 10, 11. Spirostreptus coniferus Att.
Fig. 10. Vorderer Copulationsfuss.
Fig. 11. Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 12 — 14. Spirostreptus tjisarocnms Att.
Fig. 12. Endplatte des hintern Copulationsfusses.
Fig. 1 3. Basaltheil des hintern Copulationsfusses.
Fig. 14. Vorderer Copulationsfuss (A) mit dem darin stecken-
den hintern Copulationsfuss (H).
Fig. 15 — 19. Spirostrcpüis möUeri Att.
Fig. 15. Vorderer Copulationsfuss von der Aboralseite.
Fig. 16. Spitze des Vorderblattes, von der Seite.
Fig. 17 u. 18. Hinterer Copulationsfuss. Boyor.
lÖO Oari, Attkmr,
Fig. 19. Spitze des hintern Copulationsfnsses eines c^ von i
Buitenzorg. |[
Fig. 20 — 23. Spirosfrcptns imnianis Att.
Fig. 20. Vorderblatt von der Oralseite.
Fig. 21. Dasselbe (^I) von der Aboralseite, mit dem hintern
Copulationsfuss (//).
Fig. 22 u. 23. Ende des hintern Copulationsfusses.
Fig. 24, 25. Sj)>rostrrpf>/.'i hoj/o7'icns Att.
Fig. 24. Linke Hälfte des Cojiulationsapparates, Aburalseite.
Fig. 25. Hinterer Copulationsfuss isolirt.
Fig. 20, 27. Spirosfreptiis coaliius Att.
Fig. 26. Linke Hälfte des Copulationsapparates, Aboralseite.
Fig. 27. Rechte Hälfte desselben, Oralseite.
Tafel 6.
Fig. 28 — 37. rawhaJnpsi« tjampeana Att.
Fig. 28. Vorderes Copulationsfusspaar.
Fig. 29, 30. Das Ende desselben, stärker vergrössert, von
beiden Seiten.
Fig. 3L Hinterer Copulationsfuss, von vorn.
Fig. 32. Derselbe im Profil.
Fig. 33. Gnathochilarium des c?-
Fig. 34. 1. Beinpaar des 5-
Fig. 35. 1. Beinpaar des S-
Fig. 36, Ein Theil des letztern, stärker vergrössert.
Fig. 37. 2. Beinpaar des ^.
Tafel 7.
Fig. 1 — 6, Dimerogotms orophilus n. sp.
Fig. 1. Rechter vorderer Copulationsfuss von der aboralen ic
Seite.
Fig. 2, Gnathochilarium des S'
Fig. 3, Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 4 u. 5. Ende des vorigen, stärker vergrössert, von vorn
und hinten.
Fig. 6. 1. Beinpaar des J".
Fig. 7 — 14. Dimerogoni/s insulanus n. sp.
Fig. 7, Spitze eines vordem Copulationsfnsses von vorn.
Fig. 8. Vorderes Copulationsfusspaar von vorn.
Fig. 9. Spitze eines vordem Copulationsfusses von hinten.
Fig. 10. Vorderes Copulationsfusspaar von hinten.
Fig. 11, 12, 13. Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 14. 1. Beinpaar des ^.
Beiträge zur Myriopodenknnde. 151
Fio-. 15, 16. Blaniulus pulchellus Leach; Garten von Cavancha.
Hinterer Copulationsfuss.
Fii^. 17 — 19. Spirosfrepius colkctmis n. sp.
Fig. 17. Basaltheil der Copulationsfüsse nach dem Aus-
kochen in Kalilauge ; der hintere Copulationsfuss aus
der Scheide des vordem hei-ausgezogen und lateralwärts
umgeklappt.
Fig. 18. Copulationsfüsse einer Seite.
Fig. 19. Endhälfte des vorigen, stärker vergrössert.
Fig. 20. Oryptops uiiguicidatus ii. sp. Corfu.
Ein Endbein.
Tafel 8.
Fig. 1. flloiucris proniineiis n. sp. Tusuäd.
Copulationsfüsse.
Fig. 2. (ilomeris connexa Kocir. Vihorlat. Ungarn.
Copulationsfüsse.
Fig. 3 u. 4. Strongylosoyna iroplfern))! )>. sp.
Fig. 3. Linker Copulationsfuss von innen.
Fig. 4. Endhälfte des vorigen stärker vergrössert.
Fig. 5 u. 6. Brachydesmus uncinatus ii. sp.
Copulationsfuss von der Medial- (5) und Lateralseite (f)).
Fig. 7 u. 8. Polydesmus montencgrinus n. sp.
Fig. 7. Copulationsfuss, von aussen.
Fig. 8. Ende des vorigen, stärker vergrössert.
Fig. 9 — 11. Brachydesmus comnatus n. sp.
Fig. 9. Rechter Copulationsfuss, von hinten gesehen.
Fig. 10. Linker Copulationsfuss von aussen.
Fig. 11. Rechter Copulationsfuss von innen.
Fig. 12 — 17. Orohainosoina cyanopidum }t. sp.
Fig. 12. Basaltheile des hintern Copulationsfusspaares.
Fig. 13. Ende des vordem Copulationsfusses.
Fig. 14. Ein vorderer t'Opulationsfuss mit der Ventralplatte.
Fig. 15. Derselbe von der andern Seite.
Fig. 16. Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 17. Ende des vordem Copulationsfusses.
Fig. 18 u. 19. Brachydesmus sjnnosus n. sp.
Copulationsfuss von innen (18) und aussen (19).
Fig. 20. Ceratosoma elaphron Att.
Coxalfortsatz des vordem Coimlationsfusses.
1^2 Carl Attems,
Fi"-. 21 — 23. Ceratosoma ela^ihron suhsj). latifolium n.
Fig. 21 u. 22. Coxalfortsatz des vordem Copulatiousfusses.
Fig. 2.'). Hinteres Copulationsfusspaar. j
Fig. 24—27. Lysiopetalum hamaium n. sp. \
Fig. 24 u. 25. Endhälfte des Telepodits von 2 Seiten ge- ;
sehen.
Fig. 26. Hüftfortsatz des Copulationsfasses.
Fig. 27. Hüfte des 7. Beinpaares des ,-'[. |
Fig. 28. Lysiopetalum isotropum n. sp. |
Ende des Canalastes. !
Tafel 9. 1
Fig. 2!) — 33. LysiopeUihrin isotropion it. sp.
Fig. 29. Ventralplatte, Hüfte und Basis des Telepodits.
Fig. 30. Veutralplatte , Tracheentasche und Hüfte von der jl
andern Seite. j ;
Fig. 31. Ende des Tlbialtheiles des Copulationsfusses.
Fig. 32. Basalglieder des 5. Beinpaares des /T.
Fig. 33. Basalglieder des 4. Beinpaares des ^5,
Fig. 34 — 36. Lysiopetalum camaldulense ii. sp.
Fig. 34. Ast 4 a des Telepodits.
Fig. 35 u. 36. Telepodit von vorn und hinten.
Fig. 37 — 45. Flatydesnms mediterrane iis Dad. J.
Fig. 37. Vorderende des S'- Ventralseite.
Fig. 38. Hinterende desselben.
Fig. 39. Gnathochilarium.
Fig. 40. Der ganze Kopf von der Ventralseite.
(hl Gnathochilarium. U!) Oberlippe. JA/ Mandibel.
A)it Antenne.
Fig. 41. Ein vorderer Copulationsfuss mit der Veutralplatte
von vorn gesehn.
Fig. 42. 2. Beinpaar.
Fig. 43. Mandibel.
Fig. 43. Vordere Copulationsfüsse, von hinten.
Fig. 45. Hinterer Copulationsfuss.
Fig. 46—51. Ldus napolitanus n. sp.
Fig. 46. Copulationsfüsse, Profil von aussen.
Fig. 47. Vorderblatt.
Fig. 48. Mittelblatt.
Fig. 49. Analsegment.
Fig. 50. Hinterblatt von hinten. i|
Flg. 51. Hinterblatt von vorn. *
* , I
.1
.1
Beiträge zur Myriopodenkunde. 153
Tafel 10.
Fig. 52. 7. (Leptoiulus) napolitanus n. sp.
Hüfte des 2. Beinpaares des (J.
Fig. 53 — 58. Brachyiulus recticauda n. sp.
Fig. 53. Vorderblätter.
Fig. 54. Hinterblätter.
Fig. 55. Vorderblatt {Ä) und Hinterblatt {H) im Profil.
Fig. 56. Ende des Hinterblattes, stärker vergrössert, Aussen-
ansicht.
Fig. 57. Basaltheil der Hinterblätter.
Fig. 58. Ende des Hinterblattes, von hinten gesehen.
Fig. 59 — 61. Brachyiulus taygetanus n. sp.
Fig. 59. Hinterer Copulationsfuss von vorn.
Fig. 60. Ende desselben von hinten.
Fig. 61. Vorderblatt (Ä) , p und c Theile des Hinterblattes.
Fig. 62 — 65, Brachyiulus latesquamosus n. sp.
Fig. 62. Vorderblatt von hinten.
Fig. 63. Hinterblatt von hinten.
Fig. 64. Hinterblatt von vorn.
Fig. 65. Ende eines Hinterblattes, die Theile aus einander
gezogen.
Fig. 66. Leptophylluni styricum Verh., Plawutsch bei Graz.
Ä Vorderblatt, M Mittelblatt.
Fig. 67. Leptophylluni pelidnum Latzel, Feldbach.
Bezeichnung wie bei Fig. 66.
Fig. 68 — 70. Pachyiulus insularis Bköl. n. siibsp. penieillafa.
Fig. 68. Vorderblatt.
Fig. 69. Ende des Hinterblattes.
Fig. 70. Das ganze Hinterblatt, M Mittelblattabschnitt.
Fig. 71 u. 72. Schizophylhi7n diplurum n. sp.
Fig. 71. Vorderblatt.
Fig. 72. Mittelblatt und Hinterblatt.
Fig. 73 — 75. Schizophyllum tetuanum n. sp.
Fig. 73. Ende des Blattes B des Hinterblattes.
Fig. 74. Vorderblatt.
Fig. 75. Mittelblatt (M) und Hinterblatt mit den Theilen
Sr B und Z.
154 Oäel Attems, Beiträge zur Myriopodenkunde.
Tafel 11.
Fig. 76. Cylindrohdus deubeli n. sp.
CopulatioDsfüsse, Profil.
Pig. 77 — 81. Schizophyllum punicum Beölem.
Fig. 77. Hinterer Copulationsfuss (Mittelblatt M und Hinter-
blatt) von der aboralen Seite.
Fiff. 78. Derselbe von vorn gesebn.
Fig. 79. Vorderblatt, aborale Seite. ^
Fig. 80. Erstes Beinpaar eines „Scbaltmänncbens".
Fig. 81. Copulationsfüsse eines Schaltmänncbens.
Fig. 82 — 84. PacJiyiulus (Dolichoiulus) continentalis n. sp.
Fig. 82. Vorderblatt, aborale Seite.
Fig. 83. Hinterblatt, )ji Mittelblatt.
Fig. 84. Ende des vorigen, stärker vergrössert.
Fig. 85 — 88. Oylindroiuhis hyperopherus n. sp.
Fig. 85. Analsegment mit dem kolbigen Schwänzchen.
Fig. 86. Ende einer Antenne.
Fig. 87. Vorderblatt und Mittelblatt, Profil.
Fig. 88. Hinterblatt.
Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a,S.
Xachdruck verboten.
Uebersetziingsrecht vorbehalten.
Synopsis der Geophiliden.
Von
Dr. Carl Graf Attems.
Mit Tafel 12—16.
Einleitung.
Diese Synopsis der Geophiliden sollte ursprünglich nur eine Zu-
sammenstellung der paläarktischen Arten sein, und erst die Schwierig-
keiten, dieselben auf Grund der existirenden Literatur in natürlicher
Weise zu gruppiren, haben mich veranlasst, die Gesammtheit dieser
Familie in Betracht zu ziehen, so weit mii- dies eben möglich war:
ich habe aus allen grössern Gruppen Vertreter untersucht, musste
mich aber bei einer Anzahl exotischer Gattungen, von denen ich mir
kein Material verschaffen konnte, begnügen, die Literatur anzuführen.
Die Gattungen habe ich alle aufgenommen, ebenso die nm- halbwegs
gut beschriebenen Ai'ten; von der Citirimg mancher alter Art-
beschreibungen, die heute nicht mehi- wieder zu erkennen sind, habe
ich Abstand genommen. Ebenso ist die Literatur zumeist nur dann
citirt, wenn sie Beschreibungen enthält; unwichtigere Schriften und
solche, die nur Fundortsangaben enthalten, habe ich meist weg-
gelassen. Die Bestimmungstabellen musste ich öfters auf die palä-
arktischen Arten beschränken.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 11
156 Carl Attems,
Einig-e Worte zur äussern Morphologie.
In dieser Beziehung' kann ich mich kürzer fassen, da schon
Vieles bekannt ist, insbesondere durch Meinert's und Latzel's
Schriften, und es nicht im Plane der vorliegenden Arbeit liegt, eine
vergleichend anatomische Beschreibung der Geophiliden zu geben,
sondern nur eine systematische Uebersicht über dieselben beabsichtigt
ist. Zum Verständnisse des Chilopodenkörpers hat in neuester Zeit
Heymons ^) durch seine Entwicklungsgeschichte des Scolopenders in
ganz ausserordentlicher Weise beigetragen, und ich muss auf diese
werthvolle Publication im Nächstfolgenden noch oft zurückkommen.
Der Kopf
An der Zusammensetzung des Kopfes der Chilopoden betheiligen
sich das Acron und eine Anzahl von Metameren.
Das Acron, Homologon des Prostomiums der Anneliden, bleibt
am erwachsenen Thier als Clypeus und Oberlippe erhalten.
Von Metameren betheiligen sich bei (aeophiliden vier an der
Bildung des Kopfes. Das Präantennensegment scheint nach den An-
gaben der Embryologen bei Geophiliden zu fehlen. Das 1. Metamer
ist somit das Antennensegment; das 2. das Intercalarsegment, von
dem am erwachsenen Thier freilich nichts mehr zu sehen ist. auf
dessen Existenz aber während der Embryonal entwicklung 2 Höcker
zwischen Antennen und Mandibeln hinweisen.-) Das 3. ist das
Mandibelsegment, das 4. das 1. Maxillensegment.
Das 2. Maxillensegment kann bei Geophiliden nicht ohne Weiteres
zum Kopf dazu gerechnet werden, da seine Dorsalplatte bei vielen
Arten als gesonderter Schild hinter dem Kopfschild sichtbar ist und
in denjenigen Fällen, in denen sie nicht mehr sichtbar ist, wohl
durch die an einander rückenden Platten des Kopfschildes und Basal-
schildes von der Oberfläche verdrängt wird, ohne aber mit dem Kopf-
schild zu verschmelzen.
Clypeus und Oberlippe.
Der Clypeus, der mittlere Theil der Ventralseite des Kopf-
schildes zwischen Stirnrand und Oberlippe, ist gegen die Seiten Zeit
1) ß. Heymons, Die Entwicklungsgeschichte der Scolopender , in:
Zoologica (Chun), Heft 33, 1901.
2) Vgl. ZOGRAEF , Materialien zur Embryonalentwicklung von Geo-
philns 1883 (sec. Heymons, p. 65).
Synoi3SJis der Geoplnliden. 257
Lebens durch eine feine Furche abgesetzt und trägt meist einige
Borsten.
Am hintern Eande des Clypeus setzt sich die systematisch wicli-
tige Oberlippe, oder Labrum, an. Sie zeigt bei den Geophiliden
\erschiedene Grade der Ausbildung. Als Grundform für die Chilopoden
müssen wir die aus einem Stück bestehende, in der Mitte eingebuchtete
und gezähnte Oberlippe ansehen ; in dieser Gestalt findet sie sich bei
den Scutigeriden. Lithobiiden, Scolopendriden und unter den Geophiliden
bei den Denfifolmiae, Oryinae und Gonibregmatinae. Bei den Pecfini-
foJiinoc und Mccisfocqjhalinac theilt sich die Oberlippe in 3 Ab-
schnitte: der mittlere Abschnitt bleibt meist sehr klein und ist zu-
meist mit einigen kurzen, kräftigen Zähnen versehen, während die
Seitentheile meist mit langen, dünnen Fransen besetzt sind. Es
kann aber der Mitteltheil auch nur ein ganz schmales keilförmiges
Stück sein oder (bei Scolioplanes) zu einer grossen, die Seitentheile
weit übertreffenden Platte werden. An die Seiten der Oberlippe
schliessen sich in allen Fällen die Fulcren an, etwa hammerförmige
(Gebilde: von einem Querbalken, der die Fortsetzung der Seiten der
( »berlippe bildet, geht ein gebogener Chitinstab nach dem Innern.
Bei einer Anzahl von Gattungen aus verschiedeneu Gruppen
• lialJopMUnae, Pedinifoliinae) verkümmert die Oberlippe mehr oder
weniger.
Die auf die Ventralseite umgeschlagenen Seiten des Kopfschildes
zeigen bei den Mecistocephdlmae die Eigenthümlichkeit, dass der Rand
zu einer kräftigen, vorn zackig vorragenden Leiste sich verdickt.
Der Antheil des 1. Metamers am Kopfschild, der sogenannte
Stirnschild ist bei vielen Arten durch eine feine Furche, die Stirn-
naht, abgegrenzt; eine weitere Gliederung der Dorsalseite des Kopf-
schildes ist nicht bemerkbar.
Mandibular Segment.
Die ursprüngliche Form der Chilopodenmandibel ist mit einer
Zahnplatte und einer Anzahl von Wimperkämmen, den Kammblättern,
versehen ; so ist es bei den Scutigeriden, Lithobiiden, Scolopendriden
und unter den Geophiliden bei einem Theil der Dcntifolnnac, den
Hinianfariini. Bei den übrigen Geophiliden macht sich eine Eeduction
der Mandibeln bemerkbar, indem das Zahnblatt verschwindet (Orijinae,
MecistocephaJmac); die Kammblätter können bis auf eines verschwinden:
Schetichjlini, BallopMlini, Fectinifoliinae und Gonibregmatinae.
Die Ventralplatte des Mandibularsegments ist der Hypopharynx,
11*
158 Cakl Attems,
wie Heymons an Scolopcndra gezeigt hat. Bei den Geophiliden ist
von einem solchen meist nicht viel zu sehen. Gut ausgebildet ist
er bei den Gonibregmatinae, wo er von Pocock für einen Theil der
Mandibeln selbst gehalten wurde, indem Pocock annahm, dass die
Mandibeln zweiästig seien (es wäre das ein bei den Chilopoden ganz
einzig' dastehender Fall) und die beiden Innenäste mit einander
verschmelzen. Sonst sah ich ihn noch bei GeopJiüiis perforatus Haase
deutlich; er kommt aber auch sonst vor.
1. Maxille.
Von der Ventralplatte dieses Segments ist nichts mehr zu sehen,
sie dürfte als schwache, schmale Querspange ganz mit der Hüftplatte
verschmelzen.
Die beiden Hüften bleiben nur bei den MecistocephaUnae getrennt;
bei Himantariiini erhält sich noch der Rest einer Verwachsungsnaht, ij
bei den übrigen verwachsen sie zu einer einheitlichen Hüftplatte. Ü
Am distalen Rande innen hat jede Hüfte einen Fortsatz, die Innen- |j
lade; beide Fortsätze liegen nahe neben einander und haben meist B
die Gestalt eines dreieckigen oder abgerundeten Lappen. Sie können p
durch eine Furche mehr oder weniger scharf gegen die Hüftplatte \
abgegrenzt sein, worauf sich der in den Diagnosen oft wiederkehrende i
Ausdruck „Innenlade abgesetzt" oder „nicht abgesetzt" bezieht. \
VEimoEEF (8, p. 393) wendet sich gegen den Namen Innenlade und l
schlägt vor, sie Coxosternallappen zu nennen. Ich behalte die Be- |)
Zeichnung Innenlade, die lange eingebürgert ist und über den morpho- <
logischen Werth nichts, also auch nichts Falsches, aussagt, bei, weil i
es wünschenswerth ist, für diese Gebilde eine kurze Bezeichnung im ^
Gegensatz zu den lateralen Hüftfortsätzen, die gerade so gut „Coxo- ,f
sternallappen" sind, zu haben. Lateral haben die Hüften jederseits i;
oft einen schlanken zipfel artigen, meist behaarten Fortsatz, und dann !
sitzt meist auch ein ähnlicher auf der Aussenseite des 2. Gliedes; i
diese Fortsätze heissen Tasterlappen und zwar Tasterlappen der .•
Hüfte (Tc) und Tasterlappen des 2. Gliedes (Tn).
Auf die Hüfte folgen noch 2 Glieder, die zusammen früher als I
Aussenlade bezeichnet wurden. Diese beiden Glieder können auch ij
mit einander verschmelzen. Dass in solchen Fällen nicht etwa eines !
der beiden Glieder verloren geht, wie manche Autoren annehmen, i
geht daraus hervor, dass der Tasterlappen des 2. Gliedes, der bei i
den Formen, bei denen 2. und 3. Glied deutlich getrennt sind, stets 1
am Ende der Aussenseite des 2. Gliedes sitzt, bei denjenigen Arten, i
Synopsis der Geophilideu. 159
bei denen beide Glieder verschmolzen sind, in der Mitte der Ausseu-
seite dieses Verwachsimg-sproducts sitzt.
2. Maxille.
Der Basaltheil wird wieder von einer grossen, durch das Ver-
Avachsen der beiden Hüften gebildeten Platte gebildet. Ich halte
es nicht für augebracht, diese Platte bei den Geophilideu nach
Analogie der Scolopeudriden Sternocoxalplatte zu nennen, denn in
vielen Fällen sieht man noch die Eeste der verkümmerten Ventral-
platte deutlich getrennt von der Hüftplatte der Basis der letztern
angeheftet. Der Grad des Verwachsens der beiden Hüften ist ein
verschiedener; bald ist die Platte in der Mitte nur seicht einge-
Inichtet, bald ist die Verbindungsbrücke nur ganz schmal und be-
steht ausserdem aus hellerm, weichen Chitin, während die Seiten
dunkelgelb und hart sind; manchmal kann sogar noch eine deut-
liche Mediannaht übrig bleiben.
Auf die Hüftplatte folgen jederseits noch 3 Glieder, deren
letztes fast immer eine Kralle trägt. Nachdem Heymons nachge-
wiesen hat, dass die Krallen der Beine und Kieferfüsse am Embrj'o
selbständige Glieder sind, müssten wir die 2. Maxille eigentlich als
ögliedrig bezeichnen. Am ausgebildeten Thier sieht man aber von
der Eigenschaft der Kralle als selbständiges Glied nichts mehr,
weder hier an den 2. Maxillen noch an den andern Gliedmaassen,
und in den Diagnosen wird das letzte Glied immer als „Kralle"
schlechtweg und Anhängsel des eigentlich vorletzten, also in den
I )iagnosen „letzten Gliedes" beschrieben, da dies dem Bilde, das wir
;im ausgebildeten Thiere vor Augen haben, besser entspricht.
Die Kralle ist meist glatt und einfach; sie kann aber auch
löftelf()rmig ausgebildet sein und ihr Rand eine Anzahl von Spitzen
tragen, in w^elchem Falle sie „gekämmt" heisst.
Der Rückenschild des 2. Maxillarsegments ist nur manchmal
sichtbar und heisst Präbasalschild.
Kieferfus Segment.
An demselben unterscheiden wir zunächst den Rückenschild,
Basalschild genannt, die Pleuren und die eigentlichen Kieferfüsse.
Der Basaltheil der letztern hat schon zu Polemiken Anlass ge-
geben. Früher wurde er allgemein als verwachsene Hüften auf-
gefasst.
Verhoeff versuchte ihn als Ventralplatte zu erklären, wo-
150 Carl Attejis,
o-eg-en ich iiiicli wieder wendete und die Hüftnatur von neuem
lierA'orliob. |
Heymons hat auf Grund der embrj^ologischen Befunde gezeigt, I
dass er aus den zwei Hüften und der Ventralplatte besteht. Er sagt p. 65 : "(
„Der betreffende Abschnitt kommt entwicklungsgeschichtlich durch il
Vereinigung der basalen Beinglieder mit dem Sternit zu Stande, ij
Da das in die Sternocoxalplatte der Maxillipeden eingeschmolzene 'i
Sternit nur klein und unscheinbar bleibt, so ist es zweifellos, dass !n
die von Attems gegebene Erklärung im Grossen und Ganzen schon i|
das Richtige getroffen hat, während die Darstellung von Verh(ieff, b
der zu Folge das Kieferfussegment der Chilopoden ,eine noch ziem- p
lieh normale Bauchplatte hat', nicht als zutreffend angesehen
werden kann."
Bei einer erneuten Untersuchung fand ich nun auch an er-
wachsenen Geophiliden diese Erklärung Heymons' bestätigt. An
den Kieferfüssen von GeopJiilus electricus L. lässt sich noch sehr
deutlich die Ventralplatte unterscheiden (cf. Taf. 15, Fig. 42). Sie
ist schmal, zungenförmig, hinten verbreitert und rings von den vor
und hinter ihr zusamnienstossenden Hüften eingeschlossen (w). Da
sie nicht bis an den Vorderrand der Sternocoxalplatte reicht, sind
auch die Zähne am Vorderrande der letztern Hüftbildungen, wie
schon Heymons (p. 66) hervorhebt, und nicht Ventralplattenzähne, |
wie Veehoefe meint. Auch die Pleuren der Kieferfüsse von Gcoph. l
electricus berühren sich in der Medianlinie. Der Basaltheil der \
Sternocoxalplatte und der Pleuren ist unter der Ventralplatte des «
ersten Rumpfsegments versteckt.
Die Hüften haben oft ein Paar Chitinlinien, die eigentlich keine ^r
Besonderheiten der Kieferfusshüften sind, denn alle Hüften sind aus i
zwei Halbringen zusammengesetzt, und diese Chitinlinien sind nur die li
laterale resp. hier ventrale Naht, an der beide Halbringe zusammen-
stossen. Sie können ganz oder theilweise verschwinden und geben i
ein gutes system^atisches Merkmal. fl
Auf die Sternocoxalplatte folgt jederseits ein grosser Schenkel. J
2 kleine Glieder, die lateral nicht geschlossen sind und das Krallen- '
glied, das aus 2 Gliedern, dem 5. und dem 6. Glied, verschmolzen ist. ^
Verhoeff (8, p. 385) glaubt, dass bei Geophiliden das Krallenglied I
entwicklungsgeschichtlich einem einzigen Glied entspricht; doch ist i
hier nur das basale (5.) der beiden ursprünglichen Glieder sehr kurz ; i
innen hat es oft einen Zahn, den ,.Basalzahn". Beide Glieder sind i
am erwachsenen Thier so zu einem Ganzen verschmolzen, dass ich i
Synopsis der Geophiliden. 161
wieder die Bezeichnung; Krallenglied oder Klauenglied für diese
Einheit in den Beschreibungen vorziehe.
R u m p f.
Bekanntlich besteht der äussere Panzer jedes Runipfsegments
aus dem Dorsalschild, dem davor gelegenen dorsalen Zwischenschild,
der Ventralplatte, den vor ihr gelegenen 2 ventralen Zwischen-
schilden und den die Seiten zwischen Dorsal- und Ventralplatte aus-
füllenden Pleuren, in welchen die Beine inserirt sind.
Die Rückenschilde w^eisen fast durchgängig 2 parallele Furchen
auf, die nur selten ganz fehlen ; öfters auf dem 1. oder einigen der
ersten Segmente. Heymons hat nachgewiesen, dass die Dreitheilung
der Rücken- und Bauchplatten bei Scolopeiulm als dauerndes
Zeichen ihrer dereinstigen primären Zusammensetzung aus den
paarigen Tergit- resp. Sternitanlagen und der Membrana dorsalis
resp. ventralis betrachtet werden kann. So wird es auch bei den
Geophiliden sein, jedenfalls bezüglich dei' Dorsalschilde. Die Ventral-
platten haben seltener dem Seitenrand parallele Furchen, und
dann verlaufen sie so nahe dem Seitenrand, dass es fraglich ist, ob
sie die ursprüngliche Grenze zwischen lateralen Sternitanlagen, die
in diesem Falle sehr klein wären, und Membrana dorsalis ausdrücken.
Die dorsalen und ventralen Zwischenschilde, Abgliederungen der
Hauptschilde, fehlen immer dem 1. Rumpfsegment. „Erstes" Rumpf-
segment nenne ich der Einfachheit halber das erste beintragende
Segment; streng genommen müsste man auch das Kieferfussegment
und 2. Maxillensegment zum Rumpf rechnen, da sie ja nicht in die
Bildung des Kopfschildes eingehen.
An die Ventralplatteu grenzen jederseits 2 Platten an, die ich
ventrale Pleuren nenne; jede ist ungefähr dreieckig, und sie um-
greifen die Ventralseite der Beinbasis. Ihre Deutung ist eine ver-
schiedene. Verhoeff wdll sie als Hüften aufgefasst wissen; doch
spricht ihre Gestalt, flächenhafte Gebilde, welche auf grosse Strecken
hin die Körperwandung bilden, ebenso wenig dafür wie der Um-
stand, dass das erste Beinglied nach meiner Auffassung (2. Glied
nach Verhoeff) aus. 2 Halbringen zusammengesetzt ist, w^as bekannt-
lich schon lange als typische Form der Chilopodenhüfte erkannt
wurde, nie dagegen beim Trochanter oder 2. Glied beobachtet
wurde (vgl. Taf. 15, Fig. 43).
Die Zahl der Pleuralplatten, die sich zwischen Dorsalschild und
ventralen Pleuren ausbilden, ist je nach den Gattungen recht ver-
162 Carl Attems,
schieden und systematisch verwerthbar. Immer ist eine Reihe gut
aus,o-ebildet. die in den meisten Fällen direct an den Dorsalschild h
angrenzt und von denen eine Platte, der Athemschild, das Stigma 5
trägt. Vor dem Athemschild liegt das meist grosse Präscutellum, f
an das dorsal der dorsale und ventral der ventrale Zwischenschild 1
anstossen; zuweilen (gewisse Oryinae) verschmelzen Athemschild und .j
Präscutellum. Hinter dem Athemschild findet sich meist das Post- ^
scutelluni. Bei den Himaniarnni und Oryinae schieben sich zwischen j
diese Reihe von Pleuralplatten und den Rückenschild ein oder mehrere i
Reihen von Schilden ein, die ich Zwischenpleuren nenne. Ventral ii
von der den Athemschild führenden Reihe sind auch noch Platten^ u
aber in recht wechselnder Weise, ausgebildet. ''
Die Ventralplatten sind von grosser systematischer Bedeutung, <
einmal wegen gewisser Sculptureigenthümlichkeiten, die an ihnen i
auftreten können. Gruben am Vorderrande, Zapfen am Hinterrande, \
Medianfurchen, Behaarung, Seitenrandfurchen, hufeisenförmige und 1
stigmenähnliche Gruben der Himantariinae, und dann wegen der {
Porenfelder. Letztere sind theils scharf umgrenzt, von regelmässiger jr
runder oder ovaler etc. Form (dies bei Himantariinae, gewissen
PecUnifoliinae), theils ohne scharfe Grenzen und von mehr unregel-
mässiger Gestalt.
E n d b e i n s e g m e n t.
Das Endbeinsegment unterscheidet sich von den andern Rumpf- 1
Segmenten dadurch, dass ihm die Pleuren fehlen; der ganze Raum (
zwischen dem Dorsal- und Ventralschild wird von den grossen Hüften i
eingenommen. Die Hüften besitzen zumeist eine grössere oder ge- p
ringere Anzahl von Drüsen, die durch die „Hüftporen" ausmünden. Ig
Als das Ursprüngliche werden wir anzunehmen haben, dass die >i
Drüsen jede für sich frei an der Oberfläche münden; so ist es bei i
Scolopendriden, Lithobiiden und auch bei vielen Geophiliden. Bei i
einer Anzahl von Geophiliden münden die Drüsen, zu Gruppen ver- i
einigt, erst in den Boden einer tiefen Grube oder Tasche. Beide il
Fälle können innerhalb derselben Gattung vorkommen (z. B. Geo- 'i
phüus). Auch dieses Verhältniss ist systematisch von Wichtigkeit j
und bei der Beschreibung der Gattungen und Arten näher erörtert, i
Die Endbeine sind meistens 7gliedrig (die Endkralle dabei nicht als l
Glied gezählt), selten 6gliedrig. j
Synopsis der Geophiliden. 163
Genital- und Analseg-ment.
Die Erkenntniss der einzelnen Theile dieser beiden Segmente
bietet wegen der Kleinheit und Zartheit der Objecte ziemliche
Schwierigkeiten, und man muss sich eine geeignete Art aussuchen,
wenn man zur Klarheit kommen will. Sehr deutlich sind die dies-
bezüglichen Verhältnisse z. B. bei Bothriogaster tJiesci Att., und ich
habe das Nähere bereits in den Myriopoden von Kreta (Attems 9)
veröffentlicht. Männchen und Weibchen sind verschieden gebaut.
Beide stimmen darin überein, dass sich vom Dorsalschild des Genital-
segments kein dorsaler Zwischenschild abtrennt, sondern der Dorsal-
ischild des Genital- und des Endbeinsegments stossen an einander.
1 Der ventrale Zwischenschild dagegen ist wohl entwickelt ; so fasste
ich wenigstens die Platte auf, welche unmittelbar auf die Ventral-
platte des Endbeinsegments folgt. Heymons hat nun nachgewiesen,
dass bei ScoJopendra zwischen Endbeinsegment und Analsegment
oder Telson 2 Segmente vorhanden sind, die er Prägenitalsegment und
Genitalsegment nennt. Als ich Bothriogaster thcsei beschrieb, kannte
ich Heymons' Publication noch nicht, und es ist ja möglich, dass die
von mir als ventraler Zwischenschild des Genitalsegments gedeutete
Platte den Rest eines Prägenitalsegments darstellt, dem aber jeden-
falls ein Rückenschild fehlt. Beim Weibchen ist die Ventralplatte
des Genitalsegments {G V) gross und breit, bis an die Seiten des
Segments reichend, so dass von den kleinen Pleuren auf der Ventral-
seite nichts sichtbar ist. Hinten sitzen in seichten Ausschnitten die
kurzen, eingliedrigen Genitalanhänge. Beim Männchen ist die Ventral-
platte des Genitalsegments viel schmäler, besonders vorn, und lässt
zu beiden Seiten die grossen Pleuren sehen. Hinten sind die
2gliedrigen Genitalanhänge inserirt. Zwischen beiden Genital-
anhängen ragt der Penis hervor, der aus 2 in einander steckenden
Röhren besteht ; die innere theilt sich nach vorn zu in 2 neben ein-
ander liegende Röhren. Ein Penis wurde meines Wissens bei
Geophiliden bisher nicht beobachtet.
Das Analsegment ist beim Weibchen deutlicher ausgebildet als
beim Männchen. Der Dorsalschild liegt zum Theil unter dem Dorsal-
schild des Genitalsegments. Die Ventralplatte ist gross und trägt
hinten 2 Platten, den laminae adanales Heymons' entsprechend.
Beim Männchen ist die Dorsalplatte sehr klein und verschwindet fast
unter der vorangehenden. Die Ventralplatte wird von den Genital-
anhängen und dem Penis fast ganz verdeckt. Klappen sah ich keine.
]^ß4 Carl Attems,
Bisherige systematische Eiiitheilung-en.
Bisher haben zwei Autoren den Versuch gemacht, die Familie der ;;
Geophiliden in Unterabtheilungen zu zerlegen: Cook (3) und Ver- sj
HOEFF (8). I
Cook giebt den Geophiliden den Rang einer SuperfamiliCj und !
unterscheidet innerhalb derselben 9 Familien : Gonibregmatidae, Oryi- fj
dae, Hwianfanidac, Disargidac, Ballophüidae, Schendylidac, Dignatho- ''
dontidac, Gcophilidae, DiceJlophüidcie. Von diesen sind nach meiner ij
Meinung natürliche Gruppen die Oryidae und DiceUophiUdae (= Mecisto- ^
cepludinac). die ich freilich nur als Subfamilien betrachte. Die Goni- i
hregmatidae müssen wohl mit den Disargidae vereinigt werden ; ebenso i
sind die Himantariidae , Ballophilidae und Schendylidac nur Unter- ii
gruppen meiner Subfamilie Dentifoliinae, und die DignatJiodontidae ^'
und GeophiUdac lassen sich gar nicht trennen, ich fasse sie unter ti
der Subfamilie Fectiniföliinac zusammen. Im Uebrigen ist diese erste -,i
Bearbeitung des Geophilidensystems nicht schlecht, wenn sich auch i
manche Unrichtigkeiten eingeschlichen haben ; so stellt Cook Choma- \\
tobius H. et S. zu den Himantariidae, während es nur ein Synonym |i
von Orphnaeus (Oryidae) ist; 3Iesocanthus wird bei den Ballophilidae ii
aufgeführt, die 1 Zahnblatt haben, während Mesocantlms keines hat \
und ebenfalls besser zu den Oryidae passt. :
Das Anführen einer Anzahl neuer Gattungsnamen, für welche <
keine oder ganz ungenügende Diagnosen vorliegen {Disargus, Schiso- \
tacnia, Tomotaenia, Piestophilus etc.), ist nicht zu billigen. Bezüglich I
der Priorität mancher Gattungsnamen, z. B. Mecistocephalus, Ldnotaenia, p
Lamnonyx. stimme ich auch nicht mit Cook überein. 1^
Die zweite Gruppenbildung innerhalb der Geophiliden hat Vee- t^
HOEFF (8) vorgenommen. Er wendet sich zunächst gegen die CooK'sche 1
Zertheilung in 9 Familien und hält selbst 3 Unterfamilien für natur- »^
gemäss: 1. Geophilinae mit den 2 Tribus Geophilini und Schendylini, jf
2. Mecistocephalinae, 3. Himantariinae. |,
Bezüglich dieser 3 Gruppen bemerke ich 1 : Die Vereinigung der i
Geophilini und Schendylini ist eine ganz unnatürliche, basirt auf das h
Merkmal : Mandibel mit nur einem Karamblatt gegenüber den anderen fi
2 Gruppen, die mehrere Kammblätter an den Mandibeln haben. (
Dabei ist die Gestalt der Oberlippe gar nicht berücksichtigt, die bei (
Scliendylidae und Geophilidae grundverschieden ist, und ausserdem (
scheint Verhoeff die Ballophilidae und Gonibregmatidae, die auch nur [j
ein Kammblatt haben, nicht zu kennen. Seine ganze üebersicht i
Synopsis der Geophilideu. Ig5
leidet überhaupt sehr unter dem Mangel, dass er nur die palä-
aiktischen Geophiliden berücksichtigt hat.
2. Die Medstocephdmae : Ihre Charakterisirung : Mandibel „mit"
Zalinblatt, ist falsch, sie haben kein Zahnblatt an den Mandibeln,
Cook's Diagnose dieser Gruppe war weit besser; er erwähnt z, B.
auch das systematisch so werthvolle Merkmal des Xichtverwachsens
der Hüften der 1. Maxille, das Verh(jeff nicht kennt.
3. Die Himantariinae werden in 5 Tribus getheilt, von denen
zunächst einmal die Orijini auszuscheiden sind. Sie haben kein Zahn-
blatt an den Mandibeln. Ueber die andern Tribus siehe den Ab-
schnitt Himantarnnac.
Im Ganzen ist also Yeehoeff's Arbeit der CooK'schen gegen-
iiber kein Fortschritt.
Nun einige Worte über die Anwendung des Prioritätsprincips.
Bezüglich der Geltung der Gattungsnamen der Geophiliden gebe ich
Latzel (1, p. 16) vollkommen Recht. Selbstverständlich ist das
Prioritätsprincip streng zu wahren, aber nicht so auszulegen, wie
manche Autoren das in neuester Zeit thun. Ich halte mich an die
Nomenclaturregeln der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, deren
v; -2 besagt: ..Als wissenschaftlicher Name ist nur derjenige zulässig,
welcher in Begleitung einer in Worten oder Abbildungen bestehenden,
nicht misszudeutenden Kennzeichnung durch den Druck
veröifentlicht wurde." Die alten Beschreibungen Newport's, C. Koch's,
Leach's etc. sind auch für die damalige Zeit sehr mangelhaft und
die Diagnosen der Gattungen, in welchen die heterogensten Arten
vereinigt werden, ganz unbrauchbar. Erst Meinert hat angefangen,
Klarheit zu schaffen, natürlich und scharf umgrenzte Gattungen auf-
zustellen, ihm sind andere nachgefolgt, und es ist natürlich, dass wir
uns an die einzig brauchbare Xomenclatur dieser Autoren halten.
In neuerer Zeit versuchen manche Autoren die alten, nur von völlig
unbrauchbaren Beschreibungen begleiteten Xamen wieder zu Ehren
zu bringen, theils durch spitzfindige, aber nicht zwingende Deuteleien,
theils dadurch, dass sie die Originalexemplare der alten Autoren
wieder vornehmen, constatiren, dass eine gute, neue Beschreibung
mit dieser T3'pe übereinstimmt, und verlangen jetzt, der neue Name
solle dem alten weichen. Das widerspricht aber geradezu dem oben
citirten Paragraphen der Nomenclaturregeln, die aufgestellt wurden,
um die Erinnerung an das Verdienst, eine neue Form entdeckt und
zuerst beschrieben zu haben, zu wahren und um Verwirrungen in
der Nomenclatur hintanzuhalten. Es ist aber kein Verdienst, ein
\QQ Carl Attems,
Thier so zu beschreiben, dass nie Jemand es danach wieder erkennt,
und der Umstand, dass der Autor einer solch miserablen Beschreibung-
das Thier dann in einem Museum deponirt, kann auch kein (irund
sein, diesen Namen für sacrosanct zu erklären. Die Rumpelkammer
ist ein o^anz angemessener Aufenthalt für solche Erzeugnisse. Das
ganz unberechtigte Wiederausgraben alter Namen ist keine An-
wendung des Prioritätsprincips und richtet nur Verwirrung an. Ich
habe Obiges ausdrücklich betont, um die Divergenz der in manchen
Fällen angewandten Sj^nonymie mit der anderer Autoren zu motiviren.
Die Unterfamilien der Geophilideii. '
I. Bentifoliinac.
Mandibel mit einem Zahnblatt und einem oder mehreren Kamm-
blättern. Oberlippe ungetheilt, eingebuchtet und gezähnt,
selten (BallopJiiUni) verkümmert. Hüften der 1. Maxille ver-
wachsen.
II. Oryinac.
Mandibel mit mehreren Kammblättern; Oberlippe ungetheilt,
eingebuchtet und gezähnt; Hüften der 1. Maxille verwachsen.
Ventralporen in 2 Querbändern, 4 Feldern oder in einem ge-
schlossenen Viereck.
III. 3IecisiocephaUnae.
Mandibel mit mehreren Kammblättern; Oberlippe Stheilig;
Hüften der 1. Maxille nicht verwachsen.
IV. PedinifoUinae.
Mandibel mit einem Kammblatt; Oberlippe Stheilig, manchmal
verkümmert; Hüften der 1. Maxille verwachsen.
V. Gonibrcgmalmac.
Mandibel mit einem Kammblatt; Hypopharynx stark entwickelt;
Oberlippe ungetheilt, vorgewölbt und gezähnt. Hüften der
1. Maxille verwachsen.
Systematisches Verzeichniss der Gattungen und der
paläarktischen Arten. ^)
I. Subfamilie Z>entifolHnae mihi.
1. Sectio. Hiviantariini.
\
1) Die Arten in alphabetischer Reihenfolge; die ganz zweifelhaften
Arten am Schluss.
Synopsis der Geophiliden. J^ß7
Himantarium C. Koch
filnm Mein.
gabricUs. L.
hispanicimi Mein.
— var. africana Att.
rugulosum C. KoCH
superhum Mein.
? caldariu))! Mein.
Haplophihis! Verh., Cook.
(Hmidiatvs (Mein.).
— var. nngusta Latz.
mediterrancus (Mein.)
— var. teniiis Latzel
sardous Veeh.
Stigmatogaster Latzel.
gracilis (Mein.)
subterrancus (Leach)
Boihriogaster Sseliwanoff.
affhiis SsEL.
— graeca Vekh.
— — var. pelopomiesiaca Verh.
affinis judaka Verh.
— phoenicea Verh.
— tiineiana Verh.
eggptiacHs Att.
meinerii SsEL.
porig er a Verh.
signatus Kessl.
taeniatus Mein.
thesei Att.
Pohjporogaster Verh.
tiüieiarmru Verh.
Poli/echinogaster.
fossulatwn Verh.
Sectio. Ballophilini.
Ballophilus Ck.
Thalthyhins Att.
ItjiphiJus Ck.
IHplethrinis Ck.
Sectio. Schendylini.
1. Tribus. Schendglini s. str. •
Schendgla Bergs, et Mein.
1. Subg. Schendyla s. str. Verh.
arinata BrÖL.
aitemsi Verh.
maroccana Att.
tnediterranea SiLV.
montana Att.
Ißg Carl Attems,
Srhcnd/jla nemorensis C. Koch
ivalachiea Yebh.
2. Subg. Ilnploschendyla Verh.
Jnrbarica (Mein.)
Pedinii(nrjuis Bollm.
riiropacus Att.
X((unojihiliis Bollm. Ck.
ariachae Att.
rximitis Mein.
Seheiidjjlops Ck.
Cdcnophilus Ck.
Holitys Ck.
2. Tribus. Esrari/ini.
Esmr/jiis Ck. et CoLL.
Eitcmtoinjx Poe.
II. Subfam. Ort/liiae,
()r;i((. Mein.
harharini (Gerv.)
Parorya Ck.
Orphnaens Mein.
Aspidopkres Porat
Ctoiorija Ck.
Heniorya Ck.
XotipJnUdes Latzel
Pentorya Ck.
Mrsocnnthus Mein.
rt/fct(.v Mein.
grm,iunhi.s SiLV.
porosus SsEiiiw.
III. Subfam. Mecistocejjhalinae.
Mrcislocephnlns Newp.
rarmolcHsis C. Koch
(juildiujji Newp. ^)
indccorus Att.
meinerti Ssel.
LaDn/nirifX Ck.
pinviifro)!,!^ Newp.^)
Megethmus Ck.
IV. Subfam. JPectinifoliinae.
(leophüns Leach
1. Subgenus. (jeopliilus mihi
aleator Poc.
arayoniens Dad.
1) Eigentlich tropisch, in das paläarktische Gebiet nur eingeschleppt.
Synopsis der Geophiliden. 169
GeopJnlus arenarms Mein.
austriaciis Mein.
bosnicnsis Verh.
carpophagus Leach
caucasicus SsELiw.
cispadaims SiLV.
coujungens Verh.
crihelliger Verh.
— roiterrihellafris Verh.
eledricits L.
— var. alpestris Verh.
flan'dua C. KoCH
— sUjricns Att.
— pol/jfriehiis Att.
— eschcrichii Verh.
— irchoviccnsw Verh.
(janonotns Att.
ip-acilis Mein.
haasei Sseliw.
hispaniciis Mein.
infossulatus Att.
latzeli Sseliw.
linearis C. KoCH
— (isiae Diinoris Verh.
longicornis Leach.
— iriv. austriaca Latzel
— pscudotruncorum Verh.
hiridus Mein.
mndcirae Latzel
minutns Sseliw.
naxius Verh.
nesiotes Att.
— pellekana Att.
oligopus Att.
oricntalis SsELlW.
ormanyensis Att.
palpiger Att.
poseidonis Verh.
proxiinus C. Koch
— var. alpiiins MEIN.
— rhenanus Verh.
pnsillus Mein.
— pmsillif rater Verh.
pygmacHs Latzel
romanns SiLV.
Sibiriens Stuxb.
sorrentinus Att.
strictus Latzel
170
Cakl Attems,
Geophilus studeri Rothenb.
transnionfamis SsEL.
tnmcorum Bekgs. et Mein.
ungtiicHlatus Dad.
mnciguerrae SiLV.
zograffi Brölem.
2. Subgenus. Mcsogeopldlus Verh.
haldeusis Verh.
3. Subgenus. Eurijgeophilus Verh.
mulüstUiger Verh.
pinguis Brölem.
4. Subgenus. Pleurogeophilus Verh.
gorizensis Latzel
herreg ovinensis Verh.
mediierraneus Mein.
5. Subgenus. Enrytion.
6. Subgenus. Pacliymerium C. KocH
agricola Att.
atticus Verh.
brevicornis Newp., Luc.
caticasicus Att.
ferrnginens C, KoCH
hirsutus PoRAT
pilosus Mein.
syriacus Att.
7. Subgenus. Aporophilus Att.
graiitii Poc.
Scolioplanes Mein.
acmninatus Leach
crassipes C. Koch
— var. her ceg ovinensis Verh.
maritimus Leach
sacoUnensis Mein.
jyusülus SsELiw.
Sibiriens SsELiw.
sidcafns SsELiw.
Insigniporus Att.
sturanyi Att.
EryÜiophilus Ck.
Piestophilus Ck.
Simophilus SiLV.
frenum (Mein.)
Dignathodon Mein.
niicrocepfialum Luc.
Henia C. Koch
athcnarum Poc.
bicarinata Mein.
bicotiica Att.
Synopsis der Geophiliden. 171
oinita Att.
devia C, Koch
idomenei Att.
ilhjrica Mein.
minor L. KoCH
puMiella Mein.
taiüica SsELiN.
Chaetechelyne Mein.
brevis SiLV.
circula Att.
moniana Mein.
— ohlongocribeUata Verh.
vesuviana Newp.
Diplochora Att.
Geophagus Att.
Äphiloclon SiLV.
Maoriella Att.
V. Subfamilie. Gotiihreffnuitiilae Ck.
Gonibreg malus NE^vp.
Himantosoma Poc.
Disargns Ck.
Ungenügend charaktei-isirte Grattungen;
AgatJwtus Bollm.
ChomatophÜKs Poe.
Meinertophilns SiLV.
Nothobius Ck.
Schixotnenia Ck.
StyloJaemus Karsch
TaenioUnum Poc.
Tomotaenia Ck.
lylonyx Ck.
I. Subfamilie. Dentifoliinae mihi.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, eingebuchtet und gezähnt;
selten (bei den BaJhphUini) rudimentär.
Mandibel mit einem Zahnblatt (das manchmal unvollkommen in
3 Abtheilungen zerfällt) und einem oder mehreren Kammblättern.
pHüften der 1. ]\[axille verwachsen.
Ich theile diese Unterfamilie in folgende 3 Sectionen:
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Svst. 12
ll
J72 Carl Attems,
1. Himant ariini.
Antennen kurz, dick, pfriemenförmig, endwärts zugespitzt.
Mandibel mit mehreren Kammblättern und 1 Zalinblatt.
Oberlippe gut entwickelt.
Zwisclieni)leuren öfters vorhanden.
Kieferfüsse immer mit Chitinlinien.
Endbeinhüften mit vielen auf die ganze Fläche zerstreuten
Poren, oder letztere münden in Taschen oder Gruben, oder sie fehlen
ganz.
Körper ohne dunkles Pigment.
2. Ballophilini.
Antennen lang, an der Basis dünn, endwärts kolbig verdickt.
Mandibel mit einem Kammblatt und einem Zalinblatt.
Oberlippe rudimentär.
Zwischenpleuren fehlen stets.
Endbeinhüften mit je 2 grossen Poren.
Ventrales Porenfeld median, rund oder oval, etwas erhaben.
Körper sehr dunkel gefärbt.
3. S c h e n d y 1 i n i.
Antennen dünn, fadenförmig.
Mandibel mit 1 Keimblatt und 1 Zahnblatt, das manchmal in 3
Abschnitte getheilt ist.
Oberlippe gut entwickelt.
Zwischenpleuren fehlen stets.
Endbeinhüften mit je 2 grossen Poren oder mit vielen kleinern
Poren.
Körper hellgelb oder weisslich.
1. Himantariini.
Antennen kurz, dick, pfriemenförmig.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, in der Mitte eingebuchtet,
gezähnt.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und mehreren Kamniblättern.
1. Maxille ohne Tasterlappen. Innenlade nur bei Himantarium
deutlich abgesetzt.
2. und 3. Glied getrennt oder verschmolzen.
Ooxen der 2. Maxillen vollständig oder unvollständig verwachsen.
Synopsis der Geophiliden. 173
Kieferfüsse schwach; Chitinlinien fast immer vorhanden, voll-
ständig.
Zuweilen 1 oder mehrere Reihen von Zwischenpleuren vorhanden.
Ventralporen in einem runden, scharf umgrenzten, auffallenden
medianen Feld. Einige vordere Ventralplatten ausserdem zuweilen
mit 1 oder 2 Eindrücken.
Endbeine Tgliedrig; Hüftporen entweder auf die ganze Fläche
vertheilt und frei mündend oder in 1 — 2 Gruppen vereinigt in
Taschen mündend oder ganz fehlend.
Analporen fehlen.
Männliche Genitalanhänge 2 gliedrig.
Ueber sieht der Gattungen.
1 a. Endbeinhüften ganz ohne Poren; einige Segmente der hintern
Körperhälfte mit Spiessen und Nadeln Polyechinogasfer Verh.
Ib. Endbeinhüften mit Poren; keine solchen Spiesse und Nadeln
vorhanden.
2 a. Endbeinhüften mit zahlreichen, einzeln und frei mündenden
Poren auf der ganzen Fläche.
3a. Keine Zwischenpleuren; die Ventralplatte trennt die End-
beinhüften völlig Haplophilus Verh.
3b. 1 — 3 Reihen von Zwischenpleuren; die Endbeinhüften
stossen hinten zusammen Himanfarimn C. Koch
2 b. Die Drüsen der Endbeinhüften sind jederseits zu 1 — 2 Gruppen
vereinigt, welche in je eine tiefe Grube münden, die sich
durch einen Spalt nach aussen öffnet.
4 a. Auf gewissen vordem Ventralplatten i hufeisenförmiger "oder
runder oder 2 stigmenähnliche Eindrücke.
5 a. 1 medianer hufeisenförmiger oder runder Eindruck ; Rücken-
schilde ungefurcht Bothriogasfer Sseliw.
5 b. 2 stigmenähnliche Grübchen ; Rückenschilde doppelfurchig
Stigmatogaster Latzel
4 b. Alle Ventralplatten ohne solche Eindrücke
Polyporogasfer Verh.
Hhnantarium C. Koch.
C. Koch (3) i), p. 82 u. 176; Bergsce et Meinert, p. 106; Meinert
(1), p. 23, (2) p. 147, (3) p. 227; Latzel (1), p. 214.
1) Diese Zahlen beziehen sich auf die gleichen des Literatur-
12*
]^74 Carl Attbms,
Körper „vorn und hinten massig verschmälert, riemenförmig,
kräftig, schmal". Kopf klein, kurz, breiter als lang. Antennen sehr
kurz, dick, pfriemenförmig. Oberlippe in der Mitte glatt, seitlich
kräftig gezähnt. Mandibel mit 1 Zahnblatt und mehreren Kamm-
blättern.
1. Maxille: Hüften mit Nahtresten in der Mitte. Innenlade
deutlich abgesetzt, 2. und 3. Glied verwachsen. Klaue der 2. Maxille
ausgehöhlt und stumpf. Kieferfüsse ganz unter dem Kopfschild ver-
borgen, klein; Hüften mit vollständigen Chitinlinien; alle Glieder
ohne Zahnbildungen. Basalschild sehr breit. Präbasalschild nicht
sichtbar. 2 — 3 Reihen von Zwischenpleuren. Ventralporen in einem
runden, scharf begrenzten Mittelfeld auf fast allen Segmenten.
Endbeinsegment; Ventralplatte sehr klein, dreieckig, die Hüften
berühren sich hinter ihr; sie sind sehr aufgetrieben und oben und
unten dicht mit zahlreichen frei mündenden Poren bedeckt. End-
beine Tgliedrig, ohne Endkralle.
Analporen fehlen.
Ueber sieht der paläarktischen Arten.
la. Rückenschild des Endbeinsegments in den Seiten aufgetrieben
und porös.
2 a. 133 — 173 Beinpaare, Ventralplatten sehr fein eingestochen
punktirt; Analsegment ganz schwach behaart gahrielis L.
2 b. 97 — 119 Beinpaare, Ventralplatten gerunzelt oder stärker
punktirt; Analsegment stärker behaart ruyulosum Koch
Ib. Rückenschild des Endbeinsegments glatt. '
3 a. Porenfeld der vordem Ventralplatten quer gestreckt.
4 a. Die Ventralporen fehlen auf dem Segment vor dem End-
beinsegment. Länge 37 mm ßum Mein.
4 b. Die Ventralplatten fehlen nur auf dem Endbeinsegment.
Länge über 85 mm superhum Mein.
3 b. Porenfeld rund.
5 a. Hauptschilde des Rückens mit schwachen Spuren von 2
Längsfurchen, Rücken sonst ganz glatt. 111 Beinpaare.
Stirn nicht abgesetzt. Körperlänge 102 mm, relativ breit
hispanicum Mein.
5 b. Haupt- und Zwischenschilde des Rückens zwischen 2 Längs- i
I
Verzeichnisses am Schlüsse ; wo von einem Autor nur ein Werk citirt ist, j
habe ich nur die pag. angegeben.
Synopsis der Geophüiden. 175
furchen gerunzelt. 121 — 125 Beinpaare. Stirn durch eine
feine Furche deutlich abgesetzt. Körperlänge bis 130 mm,
dabei schlanker hispanicum var. africana Att.
Hhnantarium r/abrielis L.
C. Koch (3), p. 176, (4) p. 91; Meinert (1), p. 23; Latzel (1),
p. 215 (woselbst die ältere Literatur); Berlese fasc. 48, No. 6 etc.
Die sonst völlig genügende Beschreibung dieser Art bedarf nur
hinsichtlich der Mundtheile einiger Ergänzungen : Oberlippe tief ein-
gebuchtet, in der Mitte zahnlos; die Seiten mit kräftigen, sehr
spitzen Zähnchen. Hüften der 1. Maxille nur durch eine schmale
Brücke zusammenhängend und noch Spuren der Verwachsungsnaht
zeigend. Innenlade deutlich abgesetzt, abgerundet. 2. und 3. Glied
mit einander verwachsen; von der Aussenseite der basalen Hälfte
entspringt ein kurzer, kräftiger, zugespitzter Tasterlappen. Hüften
der 2. Maxille völlig verwachsen; Klaue stumpf, breit löffeiförmig
ausgehöhlt, fein gerieft, aber nicht gekämmt.
Oesterreich (Görz, Istrien, Fiume, Dalmatien, Herzegowina).
Rumänien, Türkei, Kleinasien, Corfu, Zante, Samsun am Schwarzen
Meer, Italien. Sardinien, Sicilien, Algier.
Hiniaiitaritim ruf/ulostini C. Koch.
C. Koch (2), p. 224, (4) p. 100; Lucas (1), p. 347; Meinert (1),
p. 25 ; Berlese fasc. 57, No. 1.
Italien, Sicilien, Sardinien, Algier, Tunis.
Hitnantarium hispanicum Mein.
Meinert (1), p. 29.
Granada, Spanien.
H. hispanicum var. africana Att.
Attems (5), p. 292.
Tunis, Sicilien (Taormina).
Hlmanta/riuin superbum Mein.
Meinert (1), p. 28.
MeJ)iertophiJus superhns Silvestri (7), p. 9.
Spanien, Sicilien, Sardinien.
1 76 Carl Atxems,
Hiniantariiitn flliitn Mein.
Meinert (Ij, p. 33.
Spanien, Algier, Sicilien (Palermo).
Hhnantariiini caldariiini Mein.
Meinert (2), p. 148.
Kopenhagen, botanischer Garten.
Die Zugehörigkeit dieser Art zur Gattung Himantarium erscheint
mir fraglich.
Himantarium taeniatum Mein.
Meinert (2), p. 149.
Aegypten.
Ist eine JBothriogaster-Art.
Ausserp aläark tische Arten.
(Ob alle auch in diese Gattung gehören, erscheint fraglich.)
HifnantaritiJii doriae Poe.
PococK (6). p. 427.
Moulmein (Birma).
Himantarium indiciini Mein.
Meinert (3j, p. 228; Haase (3), p. 113.
Koolloo, King Island.
Himantarium insigne Mein.
Meinert (3), p. 227; Haase (3), p. 113.
Koolloo.
Himantarium laticeps Wood.
Wood (1), p. 49, (2) p. 186; Meinert (3) p. 230.
Texas.
Synopsis der Geophiliden. 177
Himantarmni taenioj>se Mein.
Meinert (3), p. 229.
Syn. : Strigamia tacniopsis Wood (1), p. 48, (2) p. 185.
8an Diego, Cal.
Himantarium gestriVococK (4) von Ligurien ist kein Himantarium,
da die Zwischenpleuren fehlen. Seine Stellung ist vorläufig nicht
zu bestimmen.
HaplophiluH Vekhoeff-Cook.
(Taf. 12. Fig. 4—6.)
Hftjtloi/asfcr Verhoeff (2): Udjtlojiliiiiis Cook (4), p. 6.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, in der Mitte tief ein-
gebuchtet, der freie Rand gezähnt.
Mandibel mit (4? — ) 7 Kammblättern, einem Zahnblatt mit
wenigen, stumpfen Zähnen und darunter einem zahnartigen Vorsprung
des Mandibelstammes. Aussen ein zahnartiger Gelenkshöcker.
1. Maxille: Innenlade nicht abgesetzt; Coxen mit rudimentären,
2. Glied mit kurzen, spitzen Tasterlappen. 2. und 3. Glied deutlich
getrennt. Coxen der 2. Maxille nur unvollständig verwachsen. Klaue
gerade glatt.
Kieferfüsse mit oder ohne Chitinlinien.
Die Ventralplatten der vordem Körperhälfte mit scharf um-
grenztem, medianen, runden Porenfeld; hintere Ventralplatten mit
oder ohne Porenfeld.
Zwischenpleuren fehlen.
Endbeinsegment: Die Ventralplatte trennt die Hüften vollständig;
Endbeine 7gliedrig, Hüften mit zahlreichen, frei mündenden Poren
oben seitlich und unten. In ihrer Vertheilung ist in so fern eine An-
näherung an Stigmatofiaster zu bemerken, als eine leichte Vertiefung
dorsal neben dem Rande der Rückenplatte besonders reichlich mit
Poren besetzt ist. Endglied ohne Kralle.
Ueber sieht der Arten.
1 a. Porenfeld der Ventralplatten nur auf den Segmenten der vordem
Körperhälfte, bis ca. 58 — 62 Segment, vorhanden.
2 a. Chitinlinien vorhanden, Porenfeld nur wenig breiter als lang,
178 Carl Attems,
Ventralplatte des Endbeinsegmentes breit trapeziscli, ungefähr
so lang wie vorn breit dimidiatm Mein.
3 a. Länge des S bis 120 mm, des ? bis HO mm, Breite des ?
2.1 mm, 133 — 145 ßeinpaare forma gen.
3 b. Länge 28 — 85 mm, Breite 0,5 — 1,5 mm, 127—129 Beinpaare
var. angustum Latzel
2b. Chitinlinien fehlen, Porenfeld doppelt so breit wie lang; Ven-
tralplatte des Endbeinsegments äusserst schmal, mit einer
tiefen Rinne sardous Verh.
1 b. Porenfeld auch auf den Segmenten der hintern Körperhälfte, rund
mediterraneus Mein.
3 a. Länge des S bis 105 mm, $ bis 122 mm. Breite des ? 2,4 mm,
3 mit 113 — 133, ? mit 119 — 139 Beinpaaren for. gen.
3 b. Länge bis 140 mm, Breite 1,5 — 2,1 mm. 141 — 161 Beinpaare
var. tenuis Latzel.
HaploiyJiihis diniidiatus (Mein.).
(Taf. 12, Fig. 4—6.)
Himantariiini dimidiatum Meineet (1), p. 30 ; Latzel (7).
Haplogasfer dimidiahim Verhoeff (2) ; Brölemann (8).
Canaren; Madeira; Azoren, Portugal; Spanien; Marocco; Tetuan
(Hofmus.); Algier; Messina; Mte. Faito bei Neapel (Att.).
H. diniidiatus v€ir. atufusta Ijatzel.
Latzel (4), p. 173.
Süd-Frankreich (Banyuls, Port Vendres, Cap. Cerbere), Algier.
Haplophilus saj'doiis Verh.
Verhoeff (8), p. 4n.
Sardinien.
Haplophilus mediterraneus (Mein.).
HiniCDitarinm meditcrraneuni Meinert (1), p. 29.
Algier (Batna, Bona, Constantine), Tunis, Spanien (Granada, y
Menzibar, Aragonien), Frankreich, Sicilien.
Synopsis der Geophiiiden. 179
H. inediterraneus var. tenuis Latz.
Latzel (4), p. 174.
Tunis. Nord- und Mittel-Frankreich.
Stif/matof/aster Latzel.
(Taf. 12, Fig-. 1—3.)
Latzel (1), p. 211 : Verhoeff (8), p. 42.
Kopf klein. Antennen sehr kurz, pfriemenförmig-.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, eing-ebuchtet und g-ezähnt.
Mandibel mit 1 Zalmblatt und mehreren Kammblättern.
1. Maxille: Coxen ohne Tasterlappen, 2. Glied mit sehr kleinen
Tasterlappen; 2. und 3. Glied deutlich g-etrennt; Innenlade gTOss.
aber nicht abgesetzt. Coxen der 2. Maxille g-anz verwachsen; End-
kralle gross, einfach, fast ganz g'erade.
Chitinlinien der Kieferfüsse vollständig.
Basalschild sehr breit.
Fast alle Ventralplatten mit medianem scharf abgegrenzten Poren-
"■pld; einige vordere ausserdem mit je 2 stigmenähnlichen Grübchen
seitwärts. Keine Zwischenpleuren ; Athemschild viel kleiner als das
Präscutellum. Endbeine Tgliedrig, Hüften massig aufgetrieben, durch
lie Ventralplatte vollständig getrennt; die Poren münden in eine
tiefe Grube, welche sich durch einen Längsspalt auf der Dorsalseite
lieben dem Rückenschild öffnet. Endklaue fehlt.
Analporen fehlen.
Genitalanhänge des c? 2giiedrig, des $ Igliedrig.
St if/ Diatogaster f/racilis Mein.
(Taf. 12. Fig. 1—3.)
Uiniantariin)) (/rdcile Meinert (1), p. 32.
^ti(j)i/ntof/nsfcr graciUs Latzel (1), p. 212; Beelese, fasc. 46, No. 7:
Verhoeff (1), p. 356.
Oesterreich (Dalmatien, Küstenland, Süd-Tirol), Italien, Sardinien,
Sicilien. Frankreich. Spanien, Algier, Zante.
Stif/niatof/aster subterraneus Leach.
'iropJiihis subterraneiis Leach., Newpqrt.
Hi)ua}itmiuyn suhterranenm Bergsce og Meinert, p. 105 ; Meinert (1),
p. 31; Latzel (3), p. 260.
Kopenhagen. Hamburg, Frankreich (Languedoc, Ahusquy, Caen).
180 Cael Attems,
Bothriof/aster Ssel. ,
SsELiWANOFF (1), p. 620; Verhoeff (3), p. 3, (8) p. 405. ||
Antennen kurz, an der Basis dick, endwärts verdünnt. 1 1
Kopf klein, hinten am breitesten. !.f
. Oberlippe ans einem Stück bestehend, eingebuchtet und gezähnt, i
1. Maxille: Innenlade nicht abgesetzt; 2. und 3. Glied getrennt; |
Tasterlappen fehlen. !'^
2. Maxille ; Coxen ganz verwachsen. Endglied mit grosser, aus-
gehöhlter, einfacher Kralle.
Chitinlinie der Kieferfüsse vollständig, die Eudklauen schwach,
die ganzen Kieferfüsse klein.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und mehreren Kammblättern.
Präbasalschild nicht sichtbar. Basalschild sehr breit, in der
Gestalt den folgenden Rückenschilden gleichend.
Rückenschilde ungefurcht.
Zwischenpleuren fehlen. Athemschild viel kleiner als das Prä-
scutellum. Ventralporen in einem runden oder nierenförmigen r
Mittelfeld auf fast allen Segmenten. Auf bestimmten Segmenten ^
der vordem Körperhälfte ein runder oder hufeisenförmiger Eindruck
nahe dem Vorderrand. f^.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit, trapezisch, in der Mitte -}
der Länge nach eingedrückt. Endbeine 7 gliedrig, beim S merklich ^
dicker, Hüften mit je 2 tiefen durch eine Spalte sich öffnenden
Taschen, in welche die Poren münden. Endglied ohne Kralle.
Analporen fehlen.
Bothriof/aster afflnls Ssel.
SsELiWANOFF (1), p. 621, (3) p. 103; Verhoeff (3), p. 3, (8) p. 409. (f
Griechenland, Kleinasien (Brussa, Cilicien, Skutari), Palästina,
Syrien, Cypern, Kaukasus.
B. affinis suhsp, graeca Verh.
Vekhoeff (8), p. 410.
Peleponnes, Attika.
Mit der varietas peleponnesiaca Verh.
Synopsis der Geophilideu. \^l
' £. afßnis suhsp. judaica Vekh.
Veehoeff (8), p. 410.
Jerusalem.
B. afflnis suhsp. phoenicea Verh.
Veehoeff (8), p. 410.
Jaifa.
jB. afflnis suhsp. tunetcma Verh.
Verhoeff (5), p. 365, (8) p. 410.
Tunis.
Bothrioffaster thesei Att.
Attems (3).
Kreta.
Bothriof/aster effiji^tiacus Att.
Attems (2), p. 25.
Cairo.
Bothriogaster porlgera Verh.
Verhoeff (8), p. 409.
Jerusalem.
Bothriogaster meinerti Ssel.
SSELIWANOFF (1), p. 621.
Bothriogaster signatus Kessler.
SSELIWANOFF (1), p. 621, (3) p. 101.
Jerusalem, Palästina (Porat), Samarkand, Taschkent.
Diese beiden letzt genannten sollen = affinis sein. Ich kenne
sie nicht.
Bothriogaster taeniatus Mein.
Himantarium taeniatum Meinert (2), p. 149.
Vadi Ali (Aegypten).
182 Carl Attems,
Polyporoffaster Verhoeff.
Verhoeff (5), p. 364.
Antennen gedrungen, Endglied ausgehöhlt.
Oberlippe aus einem Stück, die Seiten fein gezähnt.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und 4—5 Kammblättern.
1. Maxille ohne Tasterlappen; 2. und 3. Glied getrennt. Klaue
der 2. Maxille einfach.
Chitinlinien der Kieferfüsse vollständig; die Kieferfusspleuren
reichen an die basale Hälfte der Chitinlinien heran; m. a. W. die
Grenze zwischen Kieferfusspleuren und Hüfte triift auf die Mitte
der Ohitinlinie auf, so dass der Theil der Hüfte lateral von der
Chitinlinie nur bis zur Hälfte der Länge der letztern reicht.
Alle Ventralplatten ausser der letzten mit scharf begrenztem,
mittlem Porenfeld. Erste Ventralplatte mit Porenfeld. (Verhoeff's
gegentheilige Angabe falsch).
Endbeine 7gliedrig, Hüften mit in eine durch einen Spalt sich
öifnende Grube dicht beisammen mündenden Poren. Keine Endkralle.
Analporen fehlen.
Genitalanhänge des $ und $ (?) 2gliedrig.
Folf/porof/aster tiinetanuni Verh.
Verhoeff (5), p. 364.
Tunis.
JPolyechinof/aster Verhoeff,
Verhoeff (5), p. 365.
Antennen gedrungen; Endglied ausgehöhlt.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und mehreren Kammblättern.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, die Seiten fein gezähnt, i
1. Maxille ohne Tasterlappen; 2. und 3. Glied getrennt. '
Klaue der 2. Maxille einfach. i
Keine Zwischenpleuren.
Alle Ventralplatten ausser der 1. und letzten mit scharf be- -(
grenztem medianen Porenfeld; auf den Ventralplatten und Pleuren ^
mehrerer Segmente der hintern Körperhälfte Büschel spiessförmiger >;
Nadeln. Endbeine Tgliedrig, Hüften ohne Drüsen, keine Endkralle, i
Analporen fehlen. J
[Ich kenne diese Gattung selbst nicht.] |
Synopsis des Geophiliden. 183
JPoli/echinof/aster fossulatuni Verh.
Vekhoeff (5), p. 365.
Tunis.
2. Ballophilini.
Syn. : Ballophilidae Cook (3), p. 69 ex. p.
Körper sehr dunkel g-efärbt, grünlich, violett oder braun.
Antennen lang-, keulig- verdickt.
Oberlippe ganz rudimentär.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und 1 Kammblatt.
Klaue der 2. Maxille ausgehöhlt und gekrümmt.
Chitinlinien vollständig oder fehlend.
Basalschild gross und breit. Präbasalschild nicht sichtbar.
Rückenschilde ungefurcht.
Ventralporen in einem auffallenden, scharf begrenzten, mittlem
Feld oder in 2 Feldern neben einander.
Keine Zwischenpleuren.
Endbeine Tgliedrig, Hüfte mit je 2 sehr grossen Poren.
Uebersicht der Gattungen.
la. Kieferfüsse ohne Chitinlinien, Analporen vorhanden. Porenfeld
der Ventralplatten quer elliptisch, deutlich erhaben
BaJlopliilus Ck.
Ib. Kieferfüsse mit Chitinlinien, Analporen fehlen.
2 a. Ventralporen in 2 runden Feldern neben einander. Antennen
am Ende wenig verdickt Biplethmus Ck.
2b. Ventralporen in einem einzigen Feld; Antennen stark keulig
verdickt.
3 a. Ventrales Porenfeld quer elliptisch oder bisquitförmig,
Ventralplatte des Endbeinsegments trapezförmig, hinten
wenig schmäler als vorn Thalthyhius Att.
3 b. Ventrales Porenfeld fast kreisförmig, Ventralplatte des
Endbeinsegments fast dreieckig Ityphilus Ck.
Tlialthyhius Att.
IAttems (6), p. 139.
Körperfarbe grünschwarz.
184 Carl Attems.
Kopf ziemlich gross, rundlich: hinter dem Basalschild ist der ii
Körper halsartig verengt. ' '
Antennen lang, keulig verdickt.
Oberlippe ganz rudimentär.
1. Maxille ohne Tasterlappen: lunenlade deutlich abgesetzt; 2. il
und 3. Glied getrennt. Klaue der 2. Maxille gross, ausgehöhlt und ,i
gefranst.
Chitinlinien vollständig.
Basalschild gi'oss und breit; Präbasalschüd nicht sichtbar.
Rückenschilde ungefurcht, grob gi-anulii-t. j
Fast alle Veutralplatten mit grossem, quer ovalen, etwas er- ,]
habenen schwarzen Poreufeld. 'j
Endbeinsegment: Veutralplatte gross, trapezförmig, hinten wenig \
verschmälert. Hüfte mit 2 sehr grossen Poren. Endbeine 7 gliedrig. ij
Analporen fehlen. I
Heimath: Seychellen.
ThaWujhius melanostigma Att.
Attems (6), p. 140.
Mähe. Seychellen.
ItypJiilus Ck.
Cook (6), p. 306.
Diese Gattung fällt möglicher "Weise mit ThaWujhius zusammen;
ich kenne sie selbst nicht.
ItliyjyliiluH lilacinus Ck.
Cook (6), p. 306.
Sugar Loaf Key, Florida.
Dipl etil mus Ck.
Cook (6). p. 306.
Cook giebt weder eine Genusdiagnose noch eine Artbeschreibung; i\
er führt nur die Gattung in seiner Tabelle auf und zeichnet einzelne |
Theile der typischen Art. l
DipJethmus mexicanus Ck.
Mexico.
k\
Synopsis der Geophiliden. jg5
BaUojfh Ulis Ck.
Cook (3), p. 70 (ohne jegliche Diagno-e mir der Name angeführt!) (6)
p. 306.
(Es gilt das oben für Diplethmus Gesagte aucli liier.)
Ballophilus clai'i'cornis Ck. Nomen nndumi
Liberia.
3. S c li e n d y 1 i u i.
Antennen dünn fadenförmig.
Oberlippe ans einem Stück bestehend, in der Mitte eingebuchtet
und gezähnt, die Seiten gefranst.
Maudibel mit einem Kammblatt und einem, manchmal in 3 Ab-
schnitte getheilten Zahnblatt.
1. Maxille mit oder ohne Tasterlappen.
Klaue der 2. Maxille einfach oder gekämmt.
Kieferfüsse mit oder ohne Chitinlinien; die Pleuren nicht ganz
vom Basalschild verdeckt, von der Dorsalseite zum grossen Theil
sichtbar.
Basalschild massig breit, trapezförmig.
Zwischenpleuren fehlen.
Ventralporen in 1 — 2 runden oder ovalen, wenig auffälligen und
nicht scharf begTenzten Feldern, dem Hinterrande genähert, oder
fehlend. Endbeine 6 — Tgliedrig. Hüfte mit 2 grossen Poren oder
(selten I mit vielen Poren.
U eher sieht der Gattungen.
I. Endbeinhüften mit 2 grossen Poren oder porenlos: Chitiulinien
fehlen oder nur andeutungsweise vorhanden (^letzteres selten)
Schendylini mihi,
la. Endbeine 6gliedrig Nunnophilus Bollm.
Ib. Endbeine Tgliedrig.
2 a. Veutralporen in einem einzigen Feld oder ganz fehlend.
3 a. Hüftplatten der 1. und 2. Maxille nicht mit einander ver-
wachsen ; Zahnblatt der Mandibel ungetheilt
Schendyla Bergs, et Mein.
a. Ventralplatte des Endbeinsegments so lang oder nur
186 Cakl Attems,
ganz wenig kürzer als vorn breit, unter ihren Seiten-
rändern j euerseits 2 grosse Hüftporen
suhg. Schendyla Verh.
ß. Ventralplatte des Endbeinsegments vorn wenigstens
doppelt so breit wie lang, keine Hüftporen
subg. Haploschendijla Verh.
3 b. Hüftplatten der 1. und 2. Maxillen mit einander verwachsen,
Zahnblatt der Mandibel in 3 Abschnitte zerlegt ■
Pediniunguis Bollm.
2 b. Ventralporen in 2 kreisförmigen Feldern angeordnet
Schendylops Ck.
II. Endbeinhüften mit vielen Poren; Chitinlinien vorhanden
E s c a r y i n i mihi
a. Ventralporen fehlen; Zahnblatt der Mandibel 3theilig, Rücken-
schilde ungefurcht Escarijus Cook
b. Ventralporen vorhanden; Zahnblatt ungetheilt, Rückenschilde
tief 2 furchig Eucratonyx Poe.
Schendffla Bergsce et Mein.
Bergsce et Meinert, p. 103; Meinert (1), p. 54; Latzel (1), p. 196;
Cook and Cüllins, p. 386.
Antennen fadenförmig.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, in der Mitte eingebuchtet
und gezähnt.
Mandibel mit 1 Kammblatt und 1 Zahnblatt.
1. Maxille ohne Tasterlappen; 2. und 3. Glied getrennt. Innen-
lade abgesetzt.
Klaue der 2. Maxille einfach oder gekämmt.
Kieferfusshüften lang, ohne Chitinlinien, Pleuren gross, oben
stark über die Seiten des Kopfschildes hinausragend.
Basalschild ziemlich breit, trapezförmig, Präbasalschild sichtbar
oder nicht sichtbar.
Rückenschilde 2 furchig, sonst glatt.
Ventralplatten mit meist längs ovalem Porenfeld auf der vordem
Körperhälfte oder ohne Poien.
Keine Zwischenpleuren.
Endbeinsegment; Ventralplatte gross, stumpf 3eckig oder trapez-
förmig.
Endbeine Tgliedrig, Hüfte mit 2 grossen Poren. Das Endglied
zuweilen sehr klein.
Synopsis der Geophiliden. j!g7
Analporen vorhanden oder fehlend.
Heimath: Paläarktische Eegion, Amerika.
Subgenus Schendyla Verh.
Veehoeff (6), p. 485.
Ventralplatte des Endbeinsegments so lang oder nur ganz wenig
kürzer als vorn breit, unter ihren Seitenrändern mit 2 -|- 2 grossen
Hüftdrüsen.
Uebersicht der Arten.
a. Ventralporen fehlen ganz.
2 a. Schenkel der Kieferfüsse mit sehr grossem spitzen Zahn innen ;
vordere Ventralplatten nur mit 2 — 3 Paar Borsten
armafa Bkölem.
2b. Schenkelzahn der Kieferfüsse kleiner; Behaarung des ganzen
Körpers intensiver, insbesondere die vordem Ventralplatten
auf der ganzen Fläche dicht behaart montana Att.
Ib. Vordere Ventralplatten mit Porenfeld.
3 a. Letztes Glied der Endbeine ganz kurz und dünn, die übrigen
Glieder in beiden Geschlechtern, besonders beim S, stark verdickt.
4 a. Klaue dei- 2. Maxille glatt, Ventralporen vom 2. bis höchstens
14. Segment.
5a. J mit 35 Beinpaaren; 2. — 9. Ventralplatte mit spärlichen
Drüsen; Endglied der Endbeine ausserordentlich klein
walacMca Vekh.
5b. (5 mit 39 — 107 Beinpaaren; 2. — 14. Segment mit deutlichem,
grössern Porenfeld; Endglied der Endbeine etwas grösser.
6 a, Die vordem Ventralplatten nur sehr schwach behaart,
jede meist nur mit 2 Borsten jederseits; Porenfeld längs
oval in der Mitte eingeschnürt nemorensis Koch
6 b. Vordere Ventralplatten stärker behaart ; Porenfeld einfach
längs oval mediterranea Silv.
4b. Klaue der 2. Maxille gekämmt; Porenfeld vom 2. — 25. Segment
attemsi Verh.
3 b. 1. — 5. Glied der Endbeine dick, die 2 letzten Glieder lang und
dünn; Ventralporen auf dem 1. — 20. Segment; Klaue der
2. Maxille gekämmt maroccana n. sp.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 13
188 Carl Attems,
ScUendyla monUma Att.
Attems (1), p. 54; Verhoeff (1), p. 355; Silvestei (6), p. 153;
(12), p. 12.
Oesterreich (Steiermark, Niederösterreich), Ungarn (Croatien,
Siebenbürgen), Bosnien, Herzegowina; Sicilien; Tunis. — Santiago
(Quinta normal), Chile.
Sehendyla arvnata Beöl.
Brölemann (9).
Seealpen.
Sehendyla neiriorensis C. Koch.
Geophihis 7iemorensis C, Koch (l); Latzel (1), p. 198 ex. p. (daselbst
die ältere SyBonymie) ; Bergsce et Meinert, p. 105; Meinert (1),
p. 56 ; Attems (1), p. 53 ; Cook and Collins, p. 386.
Bezüglich der altern Fundortangaben muss man etwas vorsichtig
sein, weil diese Art früher vielfach mit montana Att. zusammen-
geworfen wurde.
Skandinavien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Oesterreich-
Ungarn, Italien, Sicilien, Algier, Azoren — Nordamerika, New York.
Ich selbst kenne sie von: Oesterreich-Ungarn (Steiermark, Nieder-
österreich, Tirol, Istrien, Dalmatien, Mähren, Croatien, West-Ungarn,
Ost-Ungarn, Siebenbürgen), Italien (Neapel, S. Eemo), Dänemark.
Sehendyla walaehiea Verh.
Verhoeff (6), p. 485.
Rumänien.
Sehendyla niediterranea Silv.
SlLVESTRI (7), p. 10.
Sicilien, Sardinien.
Sehendyla attemsi Verh.
Verhoeff (6), p. 486.
Saida, Oran,
Synopsis der Geophiliden. \QQ
ScJieiuli/la maroccana n, sp,
(Taf. 13, Fi^. 19, 20.)
Farbe: Kopf mit Ausnahme der Antennen rotlibraun, letztere
und der Rumpf braungelb, nach hinten lichter werdend.
Länge 37 mm. 61 Beinpaare (S). Vorderende nicht, Hinterende
stark verschmälert.
Antennen ziemlich lang, endwärts ein wenig vei-dünnt, massig
beborstet.
Kopfschild länger als breit, Vorder- und Hinterrand gerade, die
4 Ecken abgestumpft; Stirn nicht abgesetzt.
Oberlippe ziemlich gross, einheitlich, in der Mitte eingebuchtet,
der ganze freie Rand gezähnt, die mittlem- Zähne mehr kurz und
stumpf, die seitlichen lang, spitz und etwas gekrümmt.
Zahnblatt der Mandibel mit 8 Zähnen; wenn man will, kann
man eine Theilung des Zahnblattes in 2 Abschnitte annehmen, die
Theilung ist aber kaum angedeutet. Gegen das Kammblatt zu 3,
basalwärts 5 Zähne; die Zähne sehr kräftig und spitz.
1. Maxille (Fig. 20) : Hüften aussen mit einem kräftigen 3 eckigen,
fein geschuppten Lappen; 2. Glied mit breit abgerundetem, fein be-
stacheltem Tasterlappen; 2. und 3. Glied deutlich getrennt; 3. Glied
breit abgerundet; Innenlade schlank, nicht abgesetzt.
Die Hüften der 1. und 2. Maxille sind völlig getrennt.
Hüften der 2. Maxille (Fig. 19) ganz verwachsen ohne Spur
einer Naht; au der Basis jederseits ein nicht ganz geschlossener
ilicker Ring; die Pleuren noch gut sichtbar. Klaue gekämmt, die
Kammzähne lang.
Kieferfüsse ohne Chitinlinien, die Klauen überragen geschlossen
ein wenig den Stirnrand. Vorderrand der Kieferfusshüfte mit tiefem
Einschnitt, wodurch jederseits ein breiter, abgerundeter, an den
Rändern schwarz gefärbter Lappen entsteht. Die Fläche sehr zer-
streut und schwach beborstet. Schenkel lang, innen am Ende mit
einem Zähnchen; die folgenden Glieder zahnlos, Klaue innen glatt.
Die Grenze zwischen Kieferfusspleuren und Hüfte verläuft schräg
wie bei GeopMlus.
Basalschild trapezisch, hinten nicht ganz so breit wie der Rücken-
schild des 2. beintragenden Segments. Präbasalschild nicht sichtbar.
Die Kieferfüsse sind von oben zum grossen Theil sichtbar.
Rückenschilde doppelfurchig ; die vordem fast nackt, die hintern
13*
190 Carl Attems,
spärlich behaart. Letzter Eückenschild breiter als lang', Hinterrand
schwach bogig, Hinterecken breit abgerundet.
Ventralplatten sehr spärlich behaart ; die erste so gross wie die
folgenden, vorn auf breite Strecke an die Kieferfüsse anstossend,
die Pleuren sind nur kleine seitliche Zwickel; sie sind erst vom 14.
oder 15. Segment an der ganzen Breite nach sichtbar; auf den
vordem Segmenten werden sie durch einen stumpfen Vorsprung des
Hinterrandes der Hauptschilde getrennt. Die 1. — 20. mit einem runden,
sehr unscheinbaren Poi'enfeld knapp vor dem Hinterrande; alle mit
einem deutlichen Längsgrübchen in der Mitte.
Endbeinsegment: Ventralplatte trapezisch, vorn sehr breit, breiter
als lang, hinten noch so breit wie die vorangehende ; sie bedeckt die
Hüftporen ganz. Endbeine 7gliedrig, bedeutend länger und dicker
als die übrigen Beine, reichlich beborstet; Hüfte nicht aufgetrieben,
mit 2 grossen verdeckten Poren. Glieder 2 — 5 dick, die 2 letzten
dünn, Endglied etwas länger und dünner als das 6., ohne Kralle.
Anal- und Genitalsegment reichlich und lang beborstet.
Fundort: Tetuan (Marocco).
Schendylci? perforatus McNeill.
McNeill (1), p. 325.
Florida, Nordamerika.
Zweifelhafte Art.
Subgenus Haj^loseliendijfa Verh.
Verhoefe (6), p. 485.
„Ventralplatte des Endbeinsegments vorn wenigstens doppelt so
breit wie lang; Hüftdrüsen fehlen.''
Schendf/fff barbaria (Mein.).
Oeopitilus barharicHs Mein. (1), p. 7L
Narui()p1iihi>i harbarirns Silvestri (6), p. 153.
Schendiihi barbarica Verhoeef (6), p. 624, (8) p. 454.
Algier, Tunis, Madeira, Patras.
Pect in in i u/uis B ollm.
BOLLMANN, p. 113, 167; CooK and COLLINS, p. 388.
Antennen fadenförmig.
Synopsis der Geophiliden. 191
Oberlippe aus einem Stück bestehend, tief eingebuchtet, in der
Mitte gezähnt. Mandibel mit 1 Kammblatt und einem in 3 Ab-
schnitte zertheilten Zahnblatt. Hüftplatten der beiden Maxillen-
paare mit einander verwachsen. 1. Maxille mit 2 Paar Taster-
lappen. Endklaue der 2. Maxille löffeiförmig ausgehöhlt und gekämmt.
Kieferfüsse ohne Chitinlinien oder dieselben sehr undeutlich aus-
geprägt. Basalschild ziemlich breit, trapezförmig, Präbasalschild
sichtbar oder nicht sichtbar.
Rückenschilde doppelfurchig, im Uebrigen glatt.
Ventralplatten mit i-undem kleinen Porenfeld in der hintern
Hälfte der Platte.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit. Endbeine Tgliedrig, Hüfte
ohne oder mit 2 grossen Poren. Endglied ohne Kralle oder nur mit
Rudiment einer solchen.
Analporen fehlen.
cT Genitalanhänge 2gliedrig.
Heimath: Paläarktische Region, Amerika.
üeb er sieht der Arten.
1 a. Endbeinhüften ganz ohne Poren, Kopfschild viel länger als breit,
die Ventralporen reichen vom 2. bis ca. 28. Segment
europaeus n. sp.
Ib. Endbeinhüften mit je 2 grossen Poren; Kopfschild ungefähr so
lang wie breit; die Ventralporen auf fast allen Segmenten vor-
handen.
2 a. Einfarbig gelb, Kopfschild vorn und hinten gerade, seitlich
gewölbt, Präbasalschild nicht sichtbar. 3. Abtheilung des
Zahnblattes der Mandibel mit 8 Zähnen plusiodontus n. sp.
2 b. Rücken mit einer getheilten dunklen Längsbinde. Kopfschild
vorn abgerundet, hinten verschmälert und etwas eingebuchtet;
Praebasalschild sichtbar; 3. Abtheilung des Zahnblattes mit
2 Zähnen americanus Cook.
Pectiniunffuis euroi^aeus n. .sp.
(Tafel 13, Fig. 15—17.)
Farbe braungelb. Kopf kastanienbraun.
Länge des grössten S 65 mm. Körper in der Mitte am breite-
sten, vorn wenig, hinten etwas mehr verschmälert. S mit 53, 55
und 57 Beinpaaren.
192 Carl Attbms,
Oberlippe in fester Verbindung mit dem Kopfschild, aber die [i
Naht noch sehr deutlich, aus einem Stück bestehend, in der Mitte
tief eingebuchtet, der freie Rand mit einwärts gerichteten Säge-
zähnchen. Seitlich schliessen sich die Fulcrae an.
Mandibel mit einem Zahnblatt, das aus 3 Abtheilungen zu je
3 Zähnen besteht und 1 Kammblatt.
Die Hüftplatten beider Maxillenpaare sind unvollständig mit
einander verwachsen.
1. Maxille mit 2 Paaren von Tasterlappen. Innenlade ein-
gliedrig, deutlich abgesetzt, Aussenlade 2gliedrig. Klaue der 2,
Maxille gekämmt.
Kieferfüsse: Hüften ohne ('hitinlinien, Vorderrand mit tiefer
Kerbe, ohne Zähne. Schenkel innen mit einem kleinen Zähnchen,
die übrigen Glieder ohne Zähne. Krallen innen glatt, überragen
ein wenig den Stirnrand.
Kopfschild viel länger als breit, fast längs oval, glatt und
glänzend, lässt einen grossen Theil der Kieferfüsse frei. Stirn nicht
abgesetzt. Präbasalschild nicht sichtbar. Basalschild trapezförmig,
vorn so breit als der Hintertheil des Kopfschildes, hinten nicht ganz
den Seitenrand des Körpers erreichend.
Antennen kurz, schnurförmig oder endwärts eher etwas verdünnt.
Rückenschilde unbehaart, glatt, doppelfurchig; jede Furche vorn
nach aussen umbiegend und hinten mit der andern durch eine
parallel dem Hinterrand ziehende Furche verbunden.
2. bis ungefähr 25. Ventralplatte mit einem quer ovalen Poren-
feld vor dem Hinterrand; die folgenden Ventralplatten ohne Poren.
In der Mitte ein seichtes Längsgrübchen. In der vordem Körper-
hälfte sind die Ventralplatten ungefähr quadratisch, hinten werden
sie bedeutend länger als breit.
Ventralplatte des Endbeinsegments sehr breit, nach hinten etwas
verengt, aber der gerade Hinterrand ist immer noch viel breiter als
der vorangehende Bauchschild. Endbeine 7gliedrig, beim S massig
verdickt; Hüfte ohne Poren, nicht aufgetrieben. Endglied ohne
Kralle.
Keine Analporen vorhanden. Genitalanhänge des S 2gliedrig.
Stigmen schwach längs oval, fast rund.
Hinterende vom Endbeinsegment an mit schüttern langen Borsten,
die Endbeine ausserdem dicht kurz behaart.
Fundort: Korfu.
1
Synopsis der Geophiliden. 193
Fectiniungiiis plusiodontus n, sp.
(Tafel 13, Fig. 18.)
Einfarbig bräunlichgelb.
Länge des grössten Exemplars 33 mm ; S mit 45 und 47, $ mit
43 und 53 Beinpaaren.
Kopfscliild ungefähr so lang wie breit, Vorder- und Hinterrand
gerade, letzterer breit, Seitenränder gewölbt. Basalschild breit,
trapezförmig, hinten gerade so breit wie der 2. Rückenschild; Prä-
basalschild nicht sichtbar.
Antennen schlank, von mittlerer Länge.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, gezähnt. Mandibel mit
1 Kammblatt und 1 Zalmblatt, dass in ganz undeutlicher Weise in
3 Abschnitte, mit (Kammblatt) 3, 3, 8 (basal) Zähnen getheilt ist.
Seitlicli mit grossem, zahnartigen Gelenkshöcker. 1. Mandibel mit
2 Paar schlanken, zugespitzten Tasterlappen.
Innenlade klein und undeutlich abgesetzt. 2. und 3. Glied ge-
trennt, breit und abgerundet. Hüften ohne Spur einer Mediannaht.
Sie verwachsen mit der Sternocoxalplatte der 2, Maxille. Klaue der
2. Maxille ausgehöhlt, der Eand gekämmt. Die Kieferfüsse sind von
der Dorsalseite zum grossen Theil sichtbar. Der Stirnrand reicht
bis au die Basis der Endkralle. Hüften mit feinen, sehr undeutlich
ausgeprägten Chitinlinien. Alle Glieder ohne Zahnbildungen. Kralle
innen glatt.
Der ganze Körper incl. Kopfschild und Kieferfüsse zerstreut
behaart.
Die vordem Ventralplatten sind annähernd quadratisch, die
hintern länger als breit. Die ersten 10 Ventralplatten haben am
Hinterrande einen kleinen, unter die folgende Ventralplatte sich
schiebenden Vorsprung.
Die Ventralporen liegen in einem kleinen, runden Feld in der
hintern Hälfte, vom Hinterrand etwas abgerückt. Sie reichen vom
1. bis vorletzten beintragenden Segment.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit, Hinterrand seicht ausge-
schnitten. Endbeine 7gliedrig, Hüfte mit 2 grossen Drüsen, die
sich durch je einen grossen Porus öifnen. Jede Drüse ist gelappt,
was an 3IaorieUa mihi erinnert. Die Unterseite der Hüfte hinter
der Ventralplatte ist polsterartig aufgetrieben und dicht behaart,
beim S stärker als beim % sonst sind die Hüften nur spärlich be-
haart, die andern Glieder dagegen reichlich.
294 Carl Attems.
Endglied ohne Kralle (nur die Andeutung- eines Restes be-
merkbar).
Analporen fehlen.
Fundort : Santa Catharina. Blumenau, Brasilien (Hofmus. Wien),
Pectiniungiiis anieficanus Bollm.
BoLLMANN, p. 113; Cook and Collins, p. 389.
Golf von Californien, Pichilingue Bay.
P. aniericanus var. chazalici Bröl.
Schendyla aiuerieana var. chazalici BeÖlemann (7), p. 90.
Columbien (Gairaca, Santa Martha).
Nannophiliis Bollm.-Cook.
Xanttopus BoLLMANN, p. 103, 167.
Xaimophilns Cook (3), p. 73.
Mandibel mit 1 Zahnblatt und 1 Kammblatt.
Klaue der 2. Maxille gekämmt.
Chitinlinien fehlen.
Rückenschilde doppel furchig.
Ventralplatten mit medianem runden Porenfeld.
Endbeinsegment: Ventralplatte sehr breit; Endbeine 6gliedrig.
Hüfte mit 2 grossen Poren, die unter dem Rande der Ventralplatte
liegen. Endglied ohne Kralle.
Analporen fehlen.
Heimath: Circummediterrane Subregion, Südamerika.
BoLLMANN gründete diese Gattung für Schendyla eximia Mein.
Nannophilus exittiius (Mein.).
Schendyla eximia Mein. (1), p. 57; Latzel (7); Silvestri (6).
Algier, Tunis, Sicilien (Messina, Palermo), Madeira.
Wannophilus ariadnae Att.
Attems (9).
Kreta, Korfu.
Ob folgende südamerikanische Arten wirklich hierher gehören,
ist nicht ganz sicher.
Synopsis der Geophiliden. 195
Wannophilus borellii Silv.
Geophihis borrlli Silvestki (4), p. 2.
Nannophihis horelli Silvestei (8).
Paraguay.
Nannox)hilus bollvkirms Silv.
SlLVESTRI (8).
Bolivia, Caiza.
Nannophilus brasilfamis Silv.
Silvestei (9), p. 346.
Brasilien.
Nannophilus longitarsis Silv.
ai
Paraguay.
GeojjJiilus longitarsis Silvestei (4), p. 3
Nannophihis longitarsis Silveetei (8).
Nannophiliis paraffuciyensis Silv.
Paraguay.
Geophilus paraguayensis Silvestei (3), p. 768
Nannophilus paraguayensis Silvestei (8).
Schendylops Ck.
Cook (6), p. 305.
Schendylops f/randidieri Ck.
In: GrRANDiDiEE, Histoire 1897, V. 27, tab. 12, fig. 8 — 8g.
Madagascar.
Ctetiophilus Ck.
kCooK (3), p. 71, (6) p. 305.
Ctenophilus africanus Ck.
Beschreibung fehlt.
Liberia.
J96 Carl Attems,
Holitys Ck.
Cook (6), p. 304.
Holitys neoniexicanus Cook.
New Mexico.
Beschreibung fehlt.
Escaryus Cook et Collins.
Cook and Collins, p. 391.
Antennen fadenförmig.
Oberlippe in der Mitte tief eingebuchtet und gezähnt.
Mandibel mit einem in 3 Abschnitte getheilten Zahnblatt und
1 Kammblatt; Gelenkscondylus vorhanden.
Hüften der 1. Maxille ganz verwachsen; 2 Paar kleine Taster-
lappen vorhanden.
Klaue der 2. Maxille gekämmt, aber nicht ausgehöhlt.
Kieferfüsse mit Chitinlinien (nach den Abbildungen zu urtheilen,
sind dieselben nur sehr kurz und schwach).
Rückenschilde ungefurcht.
Ventralporen fehlen.
Endbeinsegment: Ventralplatte ziemlich schmal, hinten wenig
verjüngt.
Endbeine 7gliedrig, Hüften mit zahlreichen regellos vertheilten
Poren; Endkralle gross.
Analporen vorhanden.
Heimath: Nordamerika, O.-Sibirien.
Eacarytis phyJlophilus Cook et Coll.
Cook and Collins, p. 392.
Syracuse, New York,
Escaf'yus Über Cook et Coll.
Cook and Collins, p. 394.
Onondaga, New York.
Synopsis der Geophüiden. 197
JEscaryus Sibiriens Ck.
Cook, p. 304.
Wladiwostock.
Nach Cook u. Collins' Annahme gehört auch folgende Art
hierher.
Geo2)hilus ui'himis Mein.
Meinert (3), p. 218.
Cambridge, Massachusets.
Eum'citonyx Pocock.
1898. In: A. Willey, Zoological results, pt. 1, p. 66,
Antennen pfriemenförmig.
Kopfschild die Kieferfüsse verdeckend; Stirnfurche schwach.
Basalschild fast so breit wie der Kopf, aber die Kieferfusspleuren
nicht bedeckend.
Oberlippe frei, aus einem Stück bestehend, in der Mitte ein-
gebuchtet, gezähnt.
Mandibel mit 1 Kammblatt und 1 Zahnblatt.
1. Maxille: Coxen und 2. Glied mit kleinem, spitzen Taster-
lappen: Innenlappen und 3. Glied deutlich abgesetzt.
Coxen dei- 2. Maxille nur durch eine schmale Brücke zusammen-
hängend.
Klaue kräftig, gekämmt.
Kieferfüsse mit Chitinlinien.
Rückenschilde tief 2 furchig.
Bauchporen in einem unregelmässigen hintern Querband, einige
zerstreute auch in der Mitte und vorn.
Keine Zwischenpleuren.
Endbeinhüften massig aufgetrieben, mit ziemlich grossen Poren
bedeckt.
Keine Endklaue.
Eucratonf/x Jianiatus Poe.
PococK (3), p. 66.
New Britain.
198 Carl Attems,
JEhicratonyx meinerti Poe.
PocüCK (13), p. 66.
Syn. : lIhnantarnDit »leinnii PocoCK (3), p. 289, (6) p. 426.
Sullivan Island, Mergiü; Birma (Great Cocos Isl., Reef Isl.,
Moulmeiii Palon).
IL Subfamilie: Oi'f/inae.
Syn.: Orijidae Cook (3), p. 66.
Antennen kurz, an der Basis dick und mehr oder weniger platt
gedrückt, endwärts zugespitzt.
Kopf ziemlicli klein, bedeckt die Kieferfüsse.
Basalscliild breit, Präbasalschild nicht sichtbar.
Oberlippe ungetheilt, gezähnt.
Mandibel mit mehreren (4—8) Kanimblättern, ohne Zahnblatt.
1. Maxille mit 2 Paar Tasterlappen; 2. und 3. Glied getrennt
oder verschmolzen. Die Hüften ganz verwachsen.
Kralle der 2, Maxille einfach oder gekämmt.
Kieferfüsse ziemlich klein, ohne Chitinlinien, alle Glieder ohne
Zähne.
Rückenschilde doppelfurchig.
1—3 Reihen von Zwischenpleuren vorhanden. Athemschild und
Präscutellum getrennt oder (selten) verschmolzen.
Ventralporen stets vorhanden in 4 getrennten Haufen, einer in
jedem Eck oder in 2 hinter einander gelegenen Querbändern, die
seitlich verbunden sein können.
Endbeine 6- oder 7gliedrig. Hüfte ohne Poren; Endkralle fehlt.
Analporen fehlen.
Ueber sieht der Gattungen.
Ib. Endbeine 6gliedrig.
2a. Klaue der 2. Maxille hohl, nicht gekämmt; Ventralporen in
einem Viereck (2 breite Querbänder seitlich verbunden)
Notiphilides Latzel
2b. Klaue der 2. Maxille gekämmt (Ventralporen?)
Pentorya Cook
Ib. Endbeine Tgliedrig.
Synopsis der Geophiliden. 199
3 a. Atliemschild und Präscutellum verschmolzen ; 7 — 8 Kammblätter.
Ventralporen in 2 sehr unscheinbaren Querbändern
Orya Mein.
3 b. Athenischild und Präscutellum getrennt. 4 — 5 Kammblätter.
4 a. Ventralporen in 4 runden Haufen oder in einem Viereck.
5 a. 1 Reihe von Zwischenpleuren Orphnaeus Mein.
5 b. 2 — 3 Reihen von Zwischenpleuren Aspidopleres Poeat
Ctcnorya Cook
4 b. Ventralporen in 2 Querbändern Heniorya Cook.
Oi'f/(( Meinert.
(Tai 12, Fig. 11—14.)
Meineet (1), p. 14.
Antennen kurz, endwärts zugespitzt.
Kopf ziemlich klein, Stirn abgesetzt.
Basalschild breit, Präbasalschild nicht sichtbar.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, in der Mitte ganz mit
dem Kopfschild verwachsen, seitlich durch eine Naht davon getrennt;
gezähnt und eingebuchtet.
Mandibel mit 7 — 8 Kammblättern.
1. Maxille: Alle Theile sehr kurz und breit, mit 2 Paar Taster-
lappen ; Innenlade deutlich abgesetzt, das Ende häutig. 2. und 3. Glied
getrennt, Ende des 3. Gliedes membranös wie die Innenlade.
Hüften der 2. Maxille breit verwachsen, jede mit einem knopf-
lochartigen Einschnitt innen. Endkralle löffeiförmig ausgehöhlt, aber
nicht gekämmt.
Kieferfüsse ohne Chitinlinien, alle Glieder ohne Zähne.
Rückenschilde doppelfurchig.
Zwischenpleuren vorhanden; Atliemschild mit dem Präscutellum
verschmolzen.
Ventralporen sehr klein und schwer zu sehen, in 2 Querbändern.
Endbeinsegment: Ventralplatte kurz und breit, quer rechteckig
oder trapezisch.
Endbeine 7 gliedrig, klein und schwach, Hüfte ohne Poren. Keine
Endkralle.
Analporen fehlen.
Heimath: Circummediterrane Subregion, westl. Theil.
200 Carl Attems,
Orya barharica Gerv.
(ieophibis barbaricns Geevais, Lucas; (ieophihis fusatus C. Koch (3),
p. 178.
Hhnantarium fiisdtiuti. C. Koch (4), p. 90 ; Onja barharica Meinert (1),
p. 16.
Algier, Tunis, südl. Spanien. — Marocco (Hofmus. Wien).
P€ivo7*ya Ck.
Cook (5).
Diese Gattung wird von Cook zu kurz besclirieben, als dass
man sich ein Bild davon machen könnte. Er stellt sie als näclist-
verwandt mit Orya hin.
Orphnaeiis Mein.
Meinert (1), p. 17, (3) p. 230.
Syn. : Chomatobins Humbert et Saussure, p. 209 : Saüssure et Humbert,
p. 145.
Antennen kurz, an der Basis etwas dicker als am Ende.
Stirn nicht abgesetzt.
Kopf ziemlich klein. Basalschild sehr breit, nach vorn wenig
verengt.
Präbasalschild nicht sichtbar.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, gezähnt, in der Mitte
eingebuchtet und mit dem Kopfschild verwachsen, seitlich frei.
Mandibel mit 4 — 5 Kammblättern.
1. Maxille mit 2 Paar langer schlanker Tasterlappen; Innen-
lade deutlich abgesetzt, 2. und 3. Glied nicht getrennt.
Endkralle der 2. Maxille einfach oder gekämmt.
Kieferfüsse ohne Chitinlinien, alle Glieder ohne Zähne.
Rückenschilde 2 furchig, leicht runzlig.
Eine Reihe von Zwischenpleuren. Athemschild und Präscutellum
deutlich getrennt; letzteres grösser als der Athemschild.
Ventralporen in 4 rundlichen Haufen, je einer nahe jedem Eck,
oder in einem geschlossenen Viereck, dessen Mitte frei bleibt.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit, trapezisch. Endbeine 7-
gliedrig, Hüfte ohne Poren. Keine Endkralle
Analporen fehlen.
Männliche Genitalanhänge 2gliedrig.
Synopsis der Geophilideu. 201
Uebersicht der Arten.
la. Ventralplatte des Endbeinsegments schmal und lang-. 127 Bein-
paare mexicanus Humb. et Sauss.
Ib. Ventralplatte des Endbeinsegments kurz und breit, 73 — 113 Bein-
paare.
2 a. Ventralporen in 4 getrennten Haufen brevilabiatus Newp.
2 b. Ventralporen in einem geschlossenen Viereck.
3 a. Ventralplatte des Endbeinsegments hinten gerade abge-
schnitten, die Zwischenpleuren beginnen ca. vom 10. Segment
73 — 89 ßeinpaare hrasüianus Humb. et Sauss.
a. Einfarbig gelb, 81 — 85 Beinpaare f. gen.
ß. Mit schwarzer Fleckung, 73 — 75 Beinpaare
var. nigropicfa mihi.
3 b. Ventralplatte des Endbeinsegmentes hinten eingebuchtet.
Die Zwischenpleuren beginnen erst in der Körpermitte,
113 Beinpaare hohlsi n. sp.
Orphnaeus brevilabiatus Newp.
Newport; Haase (3), p. 111; POCOCK (12).
Syn. : Orplinaeus Uvidns Meinert (1), p. 19, (3) p. 231.
Orya xanti Tömösvary (2), p. 64.
Java, Celebes, Flores, Borneo, — Yokohama (Wien. Hofmus.). —
Mergui-Archipel. — Sandwich-Inseln, Gesellschafts-Inseln. — Vene-
zuela, Centralamerika. — Kamerun.
Orphnaeus brasilianus (Humbert et Saussure).
Chomatobius brasilianus Humbert et Saussure, p. 205; Saussure et
Humbert, p. 146.
Orphnaeus brasiliensis Meinert (1), p. 20, (3) p. 232.
Die von Saussure u. Humbert herstammenden Exemplare von
^^Chomatobius brasiliamis^^ des Hofmuseums stimmen ganz mit Meinert's
Beschreibungen überein. Nachfolgend eine Ergänzung der Diagnose :
Einfarbig gelb. 81 — 89 Beinpaare.
Kopfschild kurz, fast breiter als lang, etwas herzförmig, vorn
zugespitzt.
Antennen kurz, von massiger Dicke, endwärts verdünnt ; zurück-
gelegt bis zum Hinterrand des 2. Segments reichend.
Oberlippe aus einem Stück bestehend, in der Mitte schmal (von
202 Cakl Attkms,
vorn nach hinten), ganz mit dem Kopfschild verwachsen und sehr
fein gezähnt oder gefranst; die Seitenflügel sind halb abgesetzt,
etwas breiter und glattrandig.
Mandibel mit 4 wohl entwickelten und 1 — 2 rudimentären
Kammblättern.
1. Maxille mit 2 Paar relativ grosser Tasterlappen; Innenlade
deutlich abgesetzt, kurz, rundlich; 2. und 3. Glied verwachsen.
Hüften der 2. Maxille vollständig und breit verwachsen, ohne
starke Einschnürung in der Mitte. An der Basis innen jederseits
ein knopflochförmiger Spalt. Klaue mit mehreren sehr kurzen
Kammzähnen.
Kieferfüsse ohne Chitinlinien und Zahnbildungen; die Hüften
vorn seicht eingebuchtet; Klaue kurz, kräftig, gekrümmt, innen
glatt; den Stirnrand bei Weitem nicht erreichend.
Basalschild breit, von der Gestalt und Grösse des 3. Rücken-
schildes; Präbasalschild nicht sichtbar.
2. Rückenschild breiter und daher tiefer ventral herabreichend
als die beiden angrenzenden Schilde.
Rückenschilde mit unregelmässigen seichten Grübchen; die 2
Furchen sehr seicht.
Die dorsalen Zwischenschilde beginnen erst zwischen 3. und 4.
Segment als ganz schmale Streifen und bleiben bis zum Hinterende j-;
sehr klein. j!
Die Zwischenpleuren , eine Reihe, beginnen ganz allmählich, i
ca. vom 10. Segment an sind sie deutlich. Athemschild ziemlich ,.
gross, dreieckig, in der untern Spitze liegt das Stigma; Präscutellum h
grösser als der Athemschild. ^.
Die vordem Ventralplatten sind quer rechteckig, die hintern '1
quadratisch oder etwas länger als breit. Die Ventralporen sind in i
einem geschlossenen, die Mitte frei lassenden Viereck angeordnet; \i
sie reichen vom 1. bis vorletzten beintragenden Segment.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit, trapezförmig, hinten gerade !'i
abgeschnitten. Endbeine 7gliedrig, Hüfte glatt, unbehaart, nicht i
aufgetrieben; die Endglieder auch beim S nur wenig dicker als die i
der andern Beine. Endkralle fehlt.
Analporen fehlen.
Fundort: Rio de Janeiro, Panama, Nicaragua, Rio Negro.
Synopsis der Geophiliden. 203
Orphriaeus bt'asilianuSf subsjy* nigropictus n,
S mit 73 und 75 Beinpaaren.
Farbe: Kopf, Basalschild, 1. Rückenschild, Anal- und Genital-
segment einfarbig- rothgelb. Auf dem 3. Segment beginnt eine
hübsche Zeichnung : Grundfarbe gelb, in der Rückenmitte ein grosser,
schwarzgrüner Fleck, der vorn verbreitert ist und in seiner Mitte
hinten einen gelben Fleck hat; dieser vergrössert sich nach hinten
zu allmählich, und vom 23. Segment an theilt er den schwarzgrünen
Fleck in 2 Streifen. Die Seitenränder der Rückenschilde und die
Reihe der Pleuralschilde, in denen der Athemschild liegt, schwarz-
grün marmorirt. Zwischenpleuren gelb.
Rückenschild des Endbeinsegments sehr kurz, viel breiter als
laug, hinten stumpf vorspringend. Ventralplatte klein, ungefähr so
lang wie breit, hinten wenig verschmälert.
Dorsal- und Ventralschild des Genitalsegments sehr gross;
Genitalanhänge des S 2gliedrig, das Endglied winzig klein gegen-
über dem grossen, dick kegelförmigen Basalglied.
Die ventralen Zwischenschilde bilden kleine seitliche Zwickel;
erst auf den letzten Segmenten sind sie auch in der Mitte sichtbar.
Präscutellum grösser als der Athemschild.
Im Uebrigen mit der Stammform übereinstimmend.
Fundort: Venezuela, Madagascar.
Or'phnaetis bohlsi n. sp.
Einfarbig braungelb, Länge 88 mm. Breite 2,6 mm. S mit
113 Beinpaaren.
Präbasalschild nicht sichtbar; Basalschild breit, wie bei 0.
hrasiliamis, auch die Kieferfüsse.
Die Ventralporen liegen in 2 breiten Querbändern hinter einander,
die durch schmale seitliche Brücken in einander übergehen ; die Quer-
bänder sind so breit, dass zwischen ihnen nur ein schmaler Raum
porenlos bleibt.
Rückenschilde doppelfurchig, lateral von den Furchen seicht ge-
runzelt. Athemschild und Präscutellum geschieden; letzteres nur
sehr wenig grösser als der Athemschild. Die Zwischenpleuren (eine
Reihe) beginnen erst in der Körpermitte; vorne fehlen sie ganz.
Endbeinsegment: Ventralplatte sehr kurz und breit, Hinterrand
seicht eingebuchtet. Endbeine massig verdickt, Unterseite dicht be-
haart. Hüfte klein, porenlos, Endglied ohne Kralle.
Zool. Jahrb. XVIII. Abtb. f. Syst. 14
204 Carl Attems,
Fiindon: Paraguay, unter einer alten Palme in der Erde (1 S)-
Dr. BoHLs leg.
Diese Art scheint mit Orphnaeus polypodus Silvestei Aehnlich-
keit zu haben; Silvestei giebt jedoch an: „Jaminae ventrales poris
indistincfis^^ und hat mit gewohnter Genauigkeit 112 Beinpaare gezählt!
Orphnaeus nieocicanus (Sauss.).
Geophiliis mexicamis Saussuee, p. 390.
Chomatohitis mexicanus Saussuee et Humbeet, p. 145; Pocock (12)^
p. 40.
Mexico, Cordova — San Diego, Texas.
OriyJinaeus polifpodus Silv.
Silvestei (3), p. 768.
Paraguay.
Aspidopleres Poeat.
1893. Myriopoder fran Vest- och Sydafrika, in: Bih. Svensk. Akad.
Handl., V. 18, p. 14.
Antennen kurz, dick, an der Basis platt gedrückt.
Klaue der 2. Maxille gekämmt.
Rückenschilde 2 furchig, dazwischen zuweilen eine 3. Vertiefung.
2 Reihen von Z wisch enpleuren.
Athemschild und Präscutellum getrennt; ersterer fast so gross \
wie letzteres.
Ventralporen in 4 Haufen angeordnet.
Endbeinsegment: Ventralplatte breit, quer (breiter als lang).
Endbeine 7gliedrig. ohne Endkralle. Hüfte ohne Poren.
Heimath: Afrika.
Aspidoplef'es intercalatus Poe.
Orphnaeus (Aspidopleres) intercalatus Poeat (3), p. 15.
Damaraland.
Aspidopleres fusatus Poe.
Orphnaeus {Aspidopleres) fusatus Poeat (4), p. 18.
non Syn. : fliu/antariun) fusatum C. KoCH, wie PoEAT glaubt; dieser =
(Jnja harharicei Mein.
Kamerun.
Synopsis der Geophiliden. 205
Ctenori/a Ck.
Cook (5).
Ctenort/a jonibene Ck.
Cook (5).
Jombeue Range. O.-Afrika.
Es wird nur der Name citirt.
Heniorya Ck.
Cook (5).
Heniort/a lonf/issinia Ck.
Cook (5).
Auch ein nomen nudum.
Brasilien.
Notiphilides Latzel.
Latzel (1), p. 20, (2) p. 546; Meinert (3), p. 233.
Kopfschild klein, die Mundtlieile ganz bedeckend.
Antennen kurz, sehr dick, zugespitzt.
Oberlippe ungetheilt, in der Mitte vorgezogen und nicht aus-
gebuchtet, seitlich dicht und fein gezähnt.
Mandibel mit mehreren Kammblättern.
1. Maxille mit 2 Paar Tasterlappen, Innenlade deutlich abgesetzt,
2. und 3. Glied getrennt.
Klaue der 2. Maxille gross ausgehöhlt.
Kieferfiisse ohne Chilinlinien. Alle Glieder ohne Zähne.
Rückenschilde doppelfurchig.
1 — 3 Reihen von Zwischenpleuren vorhanden. Auf den vorder-
sten Segmenten ist nur ein Zwischenschild vorhanden, der die ganze
Länge des Segments einnimmt; weiter hinten schiebt sich in der
hintern Hälfte des Segments ein kleiner Schild zwischen den grossen
Zwischenpleuralschild und Rückenschild ein, später kommt noch ein
2. kleiner Schild in der vordem Hälfte dazu, und noch weiter hinten
tritt auch ventral vom grossen Schild ein kleiner auf, so dass dann
3 Reihen vorhanden sind; in jedem Segment oben 2 kleine hinter
einander, ein grosser in der Mitte und ein kleiner unten. Athem-
schild und Präscutellum nur durch eine sehr seichte feine Linie
getrennt.
14*
206 Cael Attems,
Die Yentralporen nehmen den grössten Tlieil der ganzen Ventral-
platten ein, sie stehen in 2 breiten, seitlich mit einander verbundenen
Querbändern, also eigentlich in einem Viereck.
Endbeine 6gliedrig, Hüften ohne Poren. Endkralle nicht vor-
handen.
Heimath: Central- und Südamerika.
Notiphilides niaximiliani (Humb. et Sauss.)
Notiphilus maximüiani Humbert et Saussuke, p. 205; Saussüre et
HuMBEßT, p. 241; Meinert (3), p. 233; Pocock (12).
Guatemala, Mexico, Venezuela, Columbien, Trinidad.
Pentor'ya Ck.
Cook (5).
Pentor i/a afra Ck.
Cook (5).
Ohne Beschreibung.
An die Oryinae schliesst sich am besten Mesocanthus an, das
aber nicht ganz in den Rahmen dieser Gruppe passt, da Chitin-
linien vorhanden sind, Zwischenpleuren fehlen und die Ventralporen
nur in einem Querband stehen. Da ich die Gattung nicht selbst
kenne, stelle ich sie nur provisorisch hierher.
Mesocantlms Meinert.
Meinert (1), p. 34.
Antennen kurz, dick, zugespitzt, etwas platt gedrückt.
Stirnschild nicht abgesetzt.
Basalschild breit, Seitenränder fast parallel, Präbasalschild nicht
sichtbar.
Oberlippe ungetheilt, eingebuchtet, seitlich schwach gezähnt.
Mandibel mit 5 Kammblättern.
1. Maxille ohne Tasterlappen, Innenlade deutlich abgesetzt; 2.
und 3. Glied getrennt.
Kieferfüsse mit Chitinlinien, ohne Zahnbildungeu.
Rückenschilde runzlig.
Keine Zwischenpleuren; Athemschild viel kleiner als das Prä-
scuteUum.
Synopsis der Geophiliden. 207
Ventralporen in 1 (?) queren Band.
Endbeinsegment: Ventralplatte vorn breit, nach hinten stark
verschmälert, dreieckig- oder trapezisch. Endbeine Tgiiedrig-, Hüften
ohne Poren, Endkralle fehlt.
Analporen fehlen.
Männliche Genitalanhänge 2gliedrig'.
Heimath: Paläarktische Region.
Mesocanthus alb^is Mein.
Meinert (1), p. 35.
Tunis.
Mesocanthus f/emdnatus Silv.
SlLVESTRI (2).
Transkaspien.
Mesocanthus porosus Ssel.
SSELIWANOFE (2) (3), p. 105.
Turkestan.
Diese Art scheint nicht zu Mesocanthus zu gehören.
in. Subfamilie: Mecistocephalinae Verh.
Syn. : Farn. DicellophiUdae Co(3K (2), p. 61, (3) p. 73.
Subfam. MecistocephalinaG Verhoeff (8).
Kopfschild lang und schmal, die Kieferfüsse nur wenig be-
deckend.
Antennen fadenförmig.
Oberlippe dreitheilig, der Mitteltheil klein, gezähnt, die Seiten-
theile gefranst oder glatt. Mandibel mit mehreren Kammblättern,
von denen eins zahnblattähnlich werden kann.
Hüften der 1. Maxille nicht verwachsen; 2. und 3. Glied ver-
schmolzen, Enden desselben und der Innenlade hyaline Lappen.
Kieferfüsse sehr kräftig, Hüften ohne C'hitinlinien ; die Pleuren
erreichen den Schenkel nicht, die Grenze zwischen ihnen und der
Hüfte verläuft bogig schräg von hinten unten nach vorn oben.
Basalschild sehr schmal; Präbasalschild nicht sichtbar.
Zwischenpleuren fehlen.
Ventralporen fehlen.
208 Carl Attems,
Endbeine 7gliedrig-. Hüfte mit zahlreichen frei mündenden
Poren auf der ganzen Fläche.
Körper vorn am breitesten, hinten sehr verschmälert.
Segmentzahl bei den einzelnen Arten meist constant.
Der Name Dkellophilinae Ck. hätte die Priorität; da aber die
typische Gattung Bicellophüus Ck. als Synonym von Mecistocephalus
von der Bildfläche verschwindet, muss auch der Gruppenname ge-
ändert werden.
lieber sieht der Gattungen.
la. Hüften der Endbeine sehr vergrössert, nach vorn über das
vorangehende Segment hinausreichend. Die hintern Schilde
eigenthümlich verändert Megethmus Ck.
Ib. Endbeinhüften normal, nicht über das Endbeinsegment hinaus-
reichend.
2 a. Auf der Ventralseite des Kopfschildes nahe dem Vordereck
kein kegelförmiger Zahn ; Seitentheile der Oberlippe gefranst ;
keines der Kammblätter der Mandibel wird zahnblattartig
Mecistocephalus Newp.
2 b. Auf der Ventralseite des Kopfschildes nahe dem Vordereck
ein kräftiger schwarzer Zahn; Seitentheile der Oberlippe glatt;
das unterste Kammblatt wird zahnblattartig Lamnonyx Ck.
Mecistocexjiialus Newp.
Newport (1), p. 178, (2) p. 276; Meineet (1), p. 92; Latzel (1),
p. 160; H.iASE (3).
Dicellopliü'us Cook (3), p. 61.
Körper vorn am breitesten, nach hinten stark verschmälert.
Kopf gross, Kopfschild viel länger als breit.
Antennen lang, fadenföi-mig.
Oberlippe dreitheilig, der Mitteltheil klein und gezähnt, die
Seitentheile gefranst.
Die ventralen Seitenränder des Kopfschildes bilden eine dunkel
gefärbte Leiste, die vorn etwas verbreitert ist und zackig vorragt;
medial von diesem Zahn ist noch ein 2. kleines Läppchen; von
letzterm beginnt eine feine Furche, die nach vorn zieht und die
Seiten vom Mitteltheil des ventralen Abschnittes des Kopfschildes
trennt. Der Mitteltheil ist dicht beborstet.
Mandibel mit mehreren Kammblättern, der Stamm reichlich be-
haart.
Synopsis der Geophiliden. 209
1. Maxille: die Hüften sind nicht verwachsen, sondern ihre
lunenränder legen sich nur eng- an einander. Innenlade deutlich ab-
gesetzt; sie besteht aus einem fast dreieckigen, kurzen, sehr breiten,
stärker chitinisirten Basaltheil und einem daran sitzenden hyalinen,
schräg nach innen gerichteten Lappen. 2. und 3. Glied verschmolzen,
basale Hälfte mit einigen starken Borsten. Eudhälfte hyalin.
Tasterlappen fehlen. Kieferfüsse gross, Chitinlinien fehlen. Die
Hüften trennen die Pleuren auch dorsal vom Schenkel ab. Die
Grenze zwischen Pleuren und Hüfte verläuft sehr schräg von unten
hinten nach oben vorn.
Basalschild schmal, Präbasalschild nicht sichtbar.
ßückenschilde doppelfurchig.
Ventralporen fehlen.
Endbeinsegment: Ventralplatte fast dreieckig. Die Hüften sehr
gross, allseitig mit zahlreichen, frei mündenden Poren bedeckt. Die
andern 6 Glieder schlank.
Analporen vorhanden.
Mecistocephalus carnlolensls (C. Koch).
Cli/iopodes carniolensis C. KoCH (3), p. 185.
Mrcistocephahis carniolensis Meineet (1), p. 94; Latzel (1), p. 162;
Attbms (1), p. 21.
Geophüns apfelbecki Verhoeff (4), p. 348.
Geophilus apfelbecJci suhsp. diversipoms Verhoeff (4), p. 348.
Oesterreich (Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, Istrien), Ungarn
(Croatien, N.-Ungarn, Banat, Siebenbürgen), Bosnien, Lombardei.
Ob die andern bisher als Mecistocephalus bekannten Arten auch
auf den restriugirten Gattungsbegriff passen, muss erst untersucht
werden.
Mecistocephalus f/uildingi Newp.
Newport (2), p. 429 ; Meineet (1). p. 96 ; Latzel (6) ; Pocück (9),
p. 470.
St. Vincent, Jamaica, Cuba, St. Croix. — Hamburg (eingeschleppt).
Mecistocephalus indecorus Att.
Attems (8).
Peking. China.
210 Carl Atte>is.
Jlecistocephal US meinei'ti Ssel.
SSELIWAXOFF (2) (3), p. 73.
Taschkent
Jlecistocephalus hveviceps Meln.
Medtebt (3). p. 214.
Massachusets.
JlecistocepJiaJus Umcitus Wood.
Wood (1), p. 12. (2) p. 177.
Califomien.
Mecistocephalus tnelanonotus Wood.
Wood (1), p. 4L (2> p. 177.
Georgia.
Lanuionyx Ck.
Cook {2j, p. 61.
Oberlippe 3 theüig ; Alitteltheü sehr schmal, keilfönnig zugespitzt,
die Seitentheile ganz glatt.
Mandibel mit 8 — 10 Kammblättern, von denen das unterste zahn-
blattähnlich wird, dadurch dass seine Lamellen ktirz und kräftig sind.
Hüften der 1. Maxille nicht verwachsen, nur eng an einander
liegend: Innenlade und die verwachsenen 2. und .3. Glieder mit langen
hyalinen Anhängen. Keine Tasterlappen.
Hüften und Ventralplatte der 2. Maxille verwachsen. 2. Glied
lang und schlank.
Seitenrand des Kopfschildes, da wo er die Begrenzung der Oeff-
nung. in der die Mundtheile Kegen. büdet, nach vom zackig vor-
springend. Am Clypeus nahe dem Vordereck ein kegelförmiger Zahn.
Im Uebrigen mit Mecistocephalus übereinstimmend.
Cook gab als Typus dieser Gattung L. Jeonensis Ck. an. von
dem aber gar keine Beschreibung existirt. Er führt weiter unter
den sonst noch hierher gehörigen Arten carniolensis C. Koch an
erster Stelle an: diese Art gehört aber nicht in diese Gattung, tmd
es wäre der Xame Lamnonyx daher eigentlich zu streichen. Um die
in dieser Gruppe recht grosse XamensverwiiTung nicht noch mehr
Synopsis der Geophiliden. 211
ZU vergrössern, behalte ich ihn bei und setze als Typus den all-
bekannten Mecistocephahis ptmciifrons Newp., nach dem obige Genus-
diagnose gemacht ist.
Latnnomyx piincti/'rons (Newp.).
(Taf. 16. Fig. 55, 56, 58, 59.)
Mecistocephahis pundifrons Newpobt (1), p. 179, (2) p. 429; Meinert
(1), p. 97, (3) p. 213; Haase (3), p. 110: PocoCK (6j, p. 423.
(Daselbst ausführliche Synonymie).
MeristoeepJialus sulcicolUs Tömösvary (2), p. 64.
Mecistoceplialus heros Meinert (3), p. 214.
Zur Ergänzung des oben in der Genusdiagnose Mitgetheilten
diene Folgendes: Die Seitenränder des ventralen Theiles des Kopf-
schildes, welche die Oeflfnung begrenzen, in der die Mundtheile liegen,
sind leistenartig verdickt, und das Vorderende dieser Leiste bildet
einen Zacken ; von diesem zieht eine feine Furche nach vorn, welche
den Clypeus begrenzt. Am Vorderende des Seitentheiles des Kopf-
schildes, neben dem Clypeus, sitzt ein kräftiger schwarzer Kegel.
Welche der beiden Bildungen, letztgenannten Kegel oder den Zacken
am Ende der Leiste, Cook unter chitinous callosity meint, ist nicht
ofanz klar; da er sie auch Mecistocephcdus carniolensis zuspricht, der
nur den Zacken am Ende der Seitenrandleiste hat, scheint es fast,
er meint diesen.
Die Hüften der 1. Maxille sind gar nicht verwachsen, sondern
legen sich nur eng an einander; die Innenlade ist deutlich abgesetzt,
breit abgerundet .3 eckig mit einem langen, schlanken hyalinen
Lappenanhaug. 2. und 3. Glied mit einander verschmolzen, das
Ende ist ein ganz ähnlicher hyaliner Lappen "^xie an der Innenlade.
Die Hüften sind breit und bilden lateral von der Basis des 2. Gliedes
nnen eckigen Vorsprung. Tasterlappen fehlen. Die Hüften und die
Ventralplatte der 2. Maxille sind verwachsen, aber die Grenzen der
omponenten sind noch sichtbar. Die Ventralplatte bildet vorn einen
iiedialen abgerundeten Kiel zwischen den beiden Hüften und ist
>tark beborstet. Die Hüften sind auch beborstet. Das 2. Glied ist
ang, schlank und etwas gebogen; 3. und 4. Glied lang borstig: die
\ndkralle ist sehr klein und verschwindet ganz unter den langen
iijrsten.
Verbreitung: Beinahe überall in der orientalischen Eegion:
•Jocotra (PococK und Wiener Hofmuseum). Rodriguez. Madagascar.
Bermudas, Somaliland. Kamerun. Neuguinea, Xeubritannien, Venezuela.
212 Carl Attems,
Einer der gemeinsten tropischen Cliilopoden. — Madeira (Brölemann),
Goolis Mountains (Poe).
Lamnonyx j^^nf^tJ/rons var. (flahrtdovsalis Att.
Attems (6), p. 138.
Seychellen.
Larnnonyx tahitiensis (Wood).
]\[ecisiocephalus lahiticnsis "WooD (1), p. 43 ; Haase (3), p. 108.
Viti Levu, O.-Tahiti, Olinda, Australien.
Das Wiener Hofmuseum hat eines der von Haase untersuchten
Exemplare, und ich konnte die Zugehörigkeit zu Lamnonyx constatiren.
Cook [(2) p. 61] giebt weiter folgende Arten als hierher gehörig
an. was man jedoch, nachdem er auch carniolensis hierher zieht, mit
einiger Eeserve aufnehmen wird.
Meclstocephalus castaneiceps Haase.
Haase (3), p. 109 ; Pocock (2), p. 558, (6) p. 424.
Pulo Edam-Insel an der N.-Küste von Java, Christmas Island,
Table Island (Andamans),
Mecistocephalus (jiffas Haase.
Haase (3), p. 105.
Neuguinea.
llecistocejyJialus gigas var, cyclops Bröl.
Brölemann, in: Mem. Soc. zool. France 1895, p. 528.
Seychellen.
31ecistocephalus japonicus Mein.
Meinert (2), p. 142; Haase (3), p. 112.
Nangasaki.
3Ieeistocephalus 2)unctilahru}ii Newp.
Newport (1), p. 179.
Synopsis der Geophiliden. 213
3J€cistoc€phalus spissus Wood.
Wood (1), p. 43; Haase (3), p. 101; Pocock (6), p. 424, (10) p. 317.
Burma, Sumatra.
31ecistoceplialus temiiculus (L. Koch).
Geoph'dus tennicidns L. Koch (2), p. 794.
Mecistoceplialus tenuiculus Haase (3), p. 103.
Japan.
Von folgenden Arten ist es bis zu einer Nachuntersuchung- un-
gewiss, in welche der beiden Gattungen, Mecistocephalus oder Lamnonyx,
sie gehören.
Mecistocephalus forcatus Mc Neill.
McNeill (2), p. 333.
Indiana, Nordamerika.
31ecistocephalus lifiiensis Poe.
PococK (13), p. 63.
Lifu. Lo3^alty-Insel.
Mecistocephalus inirandus Poe.
PococK (11), p. 352.
Great Loo Choo.
Ich finde keinen Unterschied von japonicus Mein.
Geophilus polyporus Haase.
Haase (3), p. 116.
D'Urville-Insel.
3Iecistocephalus sinithii Poe.
POCOCK (11), p. 351.
Ningpo.
31ecistocephalus niUlepinictatus (Gerv.).
Geophilus millepunctutus Gervais, Silvestri (12), p. 8.
Chile.
214 Carl Attems,
Mecistocephulus x^ortefi Silv.
Selvestei (12), p. 3.
Chile.
Letztere beiden Arten sind vielleicht Pachymerium.
Mecistocephalus strigosus McN.
McNeill (2), p. 332.
Indiana.
MecAstocejyhalus unibraticus McN.
McNeill (2), p. 332.
Indiana.
Mef/etJinius Ck.
Cook (2), p. 61.
Megethnius niict'oporus (Haase).
Mecistocephahis microporus Haase (3), p. 115.
Luzon. 'j
Weffetlinius Jiuttoni (Poe).
Himaniarhim femiqineimi Hutton, in : Ann. Mag. nat. Hist. (4), V. 20, I
p. 115. ■ '■
Geophihis Imttoni POCOCK (7), p. 223. .,
I
Wellington, Neuseeland. i
IV. Subfamilie : Peetinifoliinae tniliL
Syn. : (ieophüidae -\- Dignathodontidae Cook (3).
Geophilidae Veehoeff (8) ex. p.
Antennen fadenförmig-, selten ein wenig keulig, mittellang bis lang, i
Kopfschild klein bis gross ; die Kieferfüsse von oben zum grossen i
Theile sichtbar bis ganz darunter verborgen.
Oberlippe 3theilig, der Mitteltheil gezähnt, die Seitentheile ge- j
franst, manchmal ganz verkümmert. Mandibel mit einem Kammblatt. ;
1. Maxille mit oder ohne Tasterlappen, die Hüften ganz ver- '
schmolzen, die Hüften der 2. Maxille nur ausnahmsweise nicht ganz i
Synopsis der Geophiliden. 215
verwachsen. Kieferfüsse mit oder ohne Chitinlinien. Yentralporen
sehr verschieden; in einem unscheinbaren queren Band oder rund-
lichen Feld vor dem Hinterrande oder in einem scharf begrenzten
rundlichen Mittelfeld oder ganz fehlend.
Zwischenpleuren fehlen stets.
Endbeine 6- oder Tgliedrig-, Hüften mit oder ohne Poren.
Ueb ersieht der Gattungen.
la. Die Endbeinhüftdrüsen haben keine kräftig- chitinisirten End-
ausführung-sgänge ; sie sind auf jeder Hüfte in 2 Gruppen ver-
einig't, die durch je einen grossen Porus nach aussen münden
Maoriella n. g.
Ib. Die Endbeinhüftdrüsen münden durch einen kräftig- chitinisirten
Endausführungsgang entweder direct nach aussen oder mit andern
vereinigt in eine gemeinsame Grube, die sich durch einen Spalt
öffnet.
2 a. Oberlippe verkümmert.
3a. Ventralporen fehlen; 2. Maxille ohne Endklaue
Aplnlodon Silv.
3b. Ventralporen vorhanden; 2. Maxille mit Endklaue.
4 a. Ventralporen in einem scharf begrenzten runden oder
ovalen Mittelfeld; Hüftporen der Endbeine zu Gruppen
vereinigt in Gruben mündend. Klaue der 2. Maxille sehr
klein, einfach CJiaetechelyne Mein.
4 b. Ventralporen in einem unscheinbaren Querband vor dem
Hinterrande; Hüften der Endbeine mit zahlreichen, frei
mündenden Poren auf der ganzen Fläche. Klaue der
2. Maxille gekämmt Geophagus Att.
4 c. Ventralporen in 2 vertieften Feldern neben einander vor
dem Hinterrande. Hüftporen in einem Streif längs dem
Seitenrande der Ventralplatte frei mündend; Klaue der
2. Maxille einfach Diplochora n. g.
2 b. Oberlippe gut entwickelt.
5 a. Endbeine ßgliedrig- Henia C. Koch.
5 b. Endbeine Tgiiedrig'.
6 a. Kieferfussklaue vor der Spitze mit 2 langen, spitzen
Zähnen ; Ventralporen fehlen ; Kopf sehr klein, Antennen
schwach, keulig- Dignathodon Mein.
6 b. Kieferfussklaue 1 spitzig, Fühler endwärts gleich dick
oder eher etwas verdünnt.
216 Carl Attems,
7 a. Klaue der Kieferfüsse mit auffallend grossem Basal- ';
zahn; Mitteltheil der Oberlippe sehr gross, die Zähne {
nach vorn gerichtet Scolioplanes Mein.
7 b. Kieferfussklaue mit kleinem oder ohne Basalzahn;
Mitteltheil der Oberlippe klein, die Zähne nach hinten
gerichtet.
8 a. Coxen der 2. Maxille unvollkommen verwachsen mit ji
deutlich erhaltener Mediannaht; Ventralplatte des i
Endbeinsegments ungewöhnlich breit, quer- recht- \
eckig (Ventralporen auf den vorderen Segmenten l
in einem scharf umgrenzten runden Medianfeld). ;|
Sehr zahlreiche Beinpaare Insigniporus n. g.
8 b. Coxen der 2. Maxille völlig verwachsen ohne Spur
einer Naht. Ventralplatte des Endbeinsegments
meist nur massig breit trapezförmig.
9a. Glied 3 — 5 der Endbeine auffallend verdickt;
Glied 6 und 7 plötzlich ganz dünn
Erithophilus Cook.
9 b. Die letzten 2 Glieder der Endbeine nicht plötzlich
verdünnt GeopMlus Leach.
Geojihilus Leach.
Leach, p. 384; Beegsce et Meineet, p. 86; Meinert (1), p. 58. (2)
p. 143, (3) p. 215; Latzel (1), p. 165.
Syn.: Scnipaeus Beegsce et Mein.; Artkronomalus Newpüet ex. p. ;
Clinopodes C. Koch ex. p. ; Necrophloeojohagiis NEwrOET ; Poahius
C. Koch; Stenotaenia C. Koch ex, p.
Körper nach vorn wenig, seltener gar nicht, nach hinten meist
deutlich verschmälert. Kopf massig gross bis ziemlich klein, Fühler
sehr lang bis sehr kurz, dünn, fadenförmig.
Oberlippe Stheilig, stets gut entwickelt, der mittlere Theil ge-
zähnt und sehr klein, die Seiten theile gefranst.
1. Maxille mit oder ohne Tasterlappen ; Innenlade meist deutlich
abgesetzt. 2. und 3. Glied meist deutlich getrennt.
Coxen der 2, Maxille ganz verwachsen, Endglied mit kräftiger
Kralle. Kieferfüsse von oben immer zum Theil sichtbar, gross, die
Hüften mit oder ohne Chitinlinie. Die Grenzen zwischen Hüften und
Pleuren der Kieferfüsse schräg oder parallel zur Längsaxe.
Basalschild trapezförmig, breit oder schmal. Präbasalschild zu-
Synopsis der Geophiliden. 217
weilen sichtbar. Eückenschilde 2 furchig, glatt. Zwischenpleuren
fehlen.
Ventralporen vorhanden oder fehlend; in ersterem Falle meist
in einem nicht scharf begrenzten Querband vor dem Hinterrand,
seltener in einem rundlichen Feld, das sich in 2 neben einander
theilen kann. Zuweilen in 4 Häufchen angeordnet.
Endbeinsegment: Ventralplatte sehr breit bis schmal, Hüften
porenlos oder mit Poren, die entweder einzeln münden oder in
Gruppen vereinigt in Gruben, ersteres häufiger. Endbeine Tgliedrig,
nie besonders verdickt. Endglied mit oder ohne Kralle. Analporen
vorhanden oder fehlend.
Fast über die ganze Erde verbreitet.
Die Untergattungen von Geophilus.
la. Ventralplatten mit vielen kurzen Stacheln, Sammelbläschen der
Giftdrüsen aus 2 Abschnitten bestehend, Körper auffallend breit
Eurygeophüus Verh.
Ib. Ventralplatten ohne Stacheln.
2 a. Hüften der Endbeine ganz ohne Poren Aporophüus mihi.
2 b. Hüftporen vorhanden.
3a. Kieferfussschenkel stets ohne Zahn; Klauenglied der Kiefer-
füsse ohne oder mit kleinem Basalzahn. Basalschild nie
sehr schmal, meist breit, die Grenze zwischen Kieferfuss-
hüften und Pleuren verläuft schräg von unten hinten nach
oben vorn.
4 a. Endbeinhüftporen nur ventral, zugehörige Ventralplatte
breit.
5 a. Ventralplatte des Endbeinsegments 3 eckig, so lang wie
breit; die Hüften der Endbeine berühren sich hinten
fast, Chitinlinien fehlen; Kieferfüsse ganz ohne Zahn,
Klauen auffallend schlank Mesogeophilus Verh.
5 b. Ventralplatte des Endbeinsegments breit, hinten gerade
abgeschnitten oder etwas gerundet, die Hüften ganz
trennend, Chitinlinien vorhanden ; Basalzahn der Kiefer-
füsse oft vorhanden GeopMhis s. str.
4b. Hüftporen zahlreich auf der ganzen Fläche, auch dorsal;
Ventralplatte des Endbeinsegments schmal
Tieurogeophilus Verh.
3 b. Kieferfüsse mit kräftigen Zähnen am Schenkel, Vorderrand
der Hüften und Klauenglied; die Grenze zwischen Kiefer-
218 Cakl Attems,
fusshüften und Pleuren verläuft seitlich, parallel der Körper-
län^saxe. Basalscliild sehr schmal.
6a. Ventralplatte des Endbeiuseg-ments schmal; Hüften
mit zahlreichen frei mündenden Poren oben und unten
Pachymeriimi Koch.
6b. Ventralplatte des Endbeinsegments sehr breit; Hüft-
poren ventral und dorsal oder nur ventral
Eurytion mihi.
Subgenus Geox)hilus mihi.
Kopfschild gewöhnlich etwas länger als breit, selten breiter als
lang.
Oberlippe 3theilig, der mittlere, gezähnte Theil sehr schmal, die
Seitentheile gefranst.
Die 2 Paar Tasterlappen der 1. Maxille können manchmal ganz
fehlen oder in verschiedener Weise reducirt sein. Innenlade meist
deutlich abgesetzt; 2. und 3. Glied deutlich getrennt.
Coxen der 2. Maxille ganz verwachsen, Endglied mit kräftiger,
einfacher Kralle.
Chitinlinien stets vorhanden, meist abgekürzt; Hüften der Kiefer-
füsse vorn zuweilen mit 2 Höckerchen. Schenkel immer ohne Zahn,
Klaue häufig mit kleinem Basalzahn, zuweilen innen gekerbt.
Basalschild ziemlich breit, trapezförmig; Präbasalschild meist
nicht sichtbar.
Ventralporen in einem queren Band vor dem Hinterrand, seltener
in einem mehr rundlichen Feld, manchmal auf die vordere oder
seltener auf die hintere Körperhälfte beschränkt; sehr selten ganz
fehlend. Endbeinhüften mit Drüsen, die entweder jede für sich,
und zwar meist in einem unregelmässigen Streif neben und theilweise
unter dem Seitenrande der Ventralplatte, oder in Gruben münden.
Ventralplatte des Endbeinsegments breit.
Analporen vorhanden oder fehlend.
Ueb ersieht der Arten:
1 a. Endbeine mit Kralle.
2 a. Alle Ventralplatten ohne Poren.
3 a. 37 — 41 Beinpaare, Endbeinhüfte mit 2—3 grossen Poren,
Kieferfussklauen glatt, Analporen vorhanden
fruncorum Bekgs. et Mein. |i
3 b. 67 — 71 Beinpaare, Endbeinhüfte mit einem Büschel von
Synopsis der Geophüiden. 219
Poren vorn und einem einzelnen Porus hinten, Kieferfuss-
klauen gesägt, Analporen fehlen conjungens Verh.
[Hierher auch tenebroms Mein.].
2 b. Einige oder alle Ventralplatten mit Porenfeld.
4 a. Kopfschild deutlich breiter als lang.
5 a. Analporen fehlen hispanicus Mein.
5 b. Analporen vorhanden.
6a. Tasterlappen der 1. Maxille bis auf Eeste fehlend; 75 bis
79 Beinpaare linearis asiae minoris Verh.
6 b. Tasterlappen der 1. Maxille gut entwickelt.
7 a. $ mit 73—77 Beinpaaren. Analporen nicht sichtbar
(immer?) linearis C. Koch
7 b. V mit 85 Beinpaaren. Analporen gross naxius Verh.
4 b. Kopfschild so lang oder länger als breit.
8 a. Einige der vordem Ventralplatten mit einem Zäpfchen
am Hinterrande und einer dunkel gefärbten Quergrube
am Vorderrande.
9 a. Chitinlinien vollständig. Endbeinhüftporen zum Theil
dorsal gelegen eledricus L.
9 b. Chitinlinien abgekürzt, Endbeinhüftporen nur auf der
Ventralseite.
10 a. Die Drüsen der Endbeinhüfte münden in eine tiefe
Grube, die sich durch einen Spalt neben dem Rande
der Ventralplatte öifnet.
IIa. Analporen vorhanden, S mit 51 Beinpaaren
poseidonis Verh.
IIb. Analporen fehlen, S mit 61 Beinpaaren
xylophagus n. sp.
10 b. Die Drüsen der Endbeinhüfte münden einzeln, frei
oder von der Ventralplatte bedeckt.
[Hierher auch louisianae Brölem.]
12 a. Statt der Klaue der 2. Maxille ein mit einer
Borste versehenes Zäpfchen. 1. Maxille ohne
Tasterlappen oligopus Att.
12b. 2. Maxille mit einer Endklaue Avie gewöhnlich;
1. Maxille mit Tasterlappen.
13 a. Die Ventralporen reichen von vorn bis zum
vorletzten beintragenden Segment.
14 a. Die Gruben der vordem Ventralplatten sind nur
etwas über ein Drittel so breit wie die ganze
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 15
220 Carl Attems,
Ventralplatte, das Zäpfchen am Hinterrande
ißt sehr g^i^oss und stumpf. Ventralporen in
einem gleich breiten Band, das fast die
Seitenränder erreicht, die ventralen Pleuren
mit Poren, Präbasalschild deutlich sichtbar;
Kieferfussklaue meist ganz ohne Basalzahn
carpophagus Leach.
14 b. Die Gruben am Vorderrande der Ventral-
platten fast so breit wie die ganze Platte;
Zäpfchen am Hinterrande klein und spitz;
Ventralporen in einem quer elliptischen Feld,
das die Seiten bei weitem nicht erreicht;
ventrale Pleuren ohne Poren. Präbasalschild
nicht sichtbar; Kieferfussklaue immer mit
Basalzahn proximus C. Koch
13 b. Die Ventralporen siud nur auf der vordem Körperhälfte vor-
handen.
15 a. Kieferfussklaue innen gekerbt. 41 — 43 Beinpaare. Prä-
basalschild sichtbar.
16 a. Analporen vorhanden nesiotes Att.
16 b. Analporen fehlen nesiotes subsp. pellehana n.
15b. Kieferfussklaue innen glatt; 47 und mehr Beiupaare.
17 a. Analporen vorhanden.
18 a. Präbasalschild sichtbar, die Kieferfüsse überragen den
Seiteni'and ein wenig, Basalzahn der Kieferfussklaue
sehr klein, die Endbeinhüftporen alle unter dem Rande
der Ventralplatte Jcohelfi n. sp.
18 b. Präbasalschild nicht sichtbar ; die Kieferfüsse erreichen
den Stirnrand kaum, ihr Basalzahn grösser; Endbein-
hüftporen zum Theil frei auf der Unterseite
studeri Rothenb.
17 b. Analporen fehlen.
19 a. Ventralporen in einem runden Feld oder Rhombus,
Präbasalschild nicht sichtbar ganonotus Att.
19b. Ventralporen in einem queren Band; Präbasalschild
sichtbar infossiilatus Kti.
8 b. Alle vordem Ventralplatten ohne auffallende Gruben am Vorder-
rand, meist auch ohne Zäpfchen am Hinterrand; wenn vor-
handen, ist letzteres breit, kurz und nicht dunkler gefärbt.
I
I
■%iiopsis der Geophiliden. 221
20 a. 31 — ^39 ilBempaare; Endbeinhüfte mit 3-=4' grossen Poren.
21a. 31—^5 Beinpaare, Analporen fehlen ptisillus Mbin.-^
21b. 39 E«inpaare, Analporen vorbanden
ptisinus-pusülifrater VeHö;:
20 b. 45 oder iinehr Beinpaare.
22 a. Die }5ndbeinhüÄporen münden alle in eine gemeinsamie
«Grrube^ die sich durch einen Spalt nach aussen öffnet
laticoUis n. sp.-
zograffi. Brölem.
22 b. Bie Endibeinhüftiärüsen münden jede für sich nach aussen. -
23 a. Ajialpot'en vorhanden.
24 a. Stiim durch eine Furche abgesetzt Iwidus Mein.-
24 b. ^irn nicht al^esetzt.
25 a, Jedierseits nur 1 grosser Endbeinhüftporus
romanus Silv.
25 b. Jederseits wenigstens 4 Endbeinhüftporen
26 a. ßhitinliuien vollständig.
27 a. Klaue der Kieferfüsse mit deutlichem Basalzahn
arenarius Mein.
27 b. Klaue der Kieferfüsse ohne Basalzahn.
28a. Kieferfussklaue innen gesägt; Körper sehr
reichlich behaart ; nur die hintersten Ventral-
platten mit Porenfeld hosniensis Verh.
28b. Kieferfussklaue innen glatt; Körperbehaarung
spärlich.
29 a. 1. bis vorletzte Ventralplatte mit nindem
Porenfeld sorrcntinus n. sp,
29 b. Ventralporen bis ca. 24. Segment in einem
dreieckigen Feld, dann folgen noch einige
Segmente mit 2 Porenfeldchen neben ein-
ander, dann verschwinden die Poren ganz
crihelUger Verh.
29c. 1.— 21. Ventralplatte mit rundem Porenfeld;
ebenso die drittletzte und vorletzte ; auf den
Segmenten dazwischen 2 kleine Porenfelder
neben einander ormanyensis n. sp.
26 b. Chitinlinien abgekürzt.
30 a. Kieferfussklaue innen gekerbt.
31a. Antennen sehr lang und dünn; alle Ventral-
platten mit Poren.
15*
,t
222 Carl Attems,
32 a. 49 — 55 Beinpaare longicornis.
32 b. 43 — 49 Beinpaare longicornis var. austriaca Latz.
31b. Antennen massig lang; mittlere und hintere Ventral-
platten ohne Poren pusillus styricus Verh.
30 b. Kieferfussklauen glatt, Fühler massig lang
pygmaeus Latz.
23 b. Analporen fehlen.
33 a. Chitinlinien abgekürzt, Endbeinhüfte mit 2 Poren, 45 Bein-
paare madeirae Latz.
33 b. Chitinlinien vollständig.
34 a. Endbeinhüfte mit 1 grossen Porus; 61 Beinpaare
aragonicus Dad.
34 b. Endbeinhüfte mit 5 oder mehr Poren
[Hierher auch niordax Mein.]
35 a. Kopfschild viel länger als breit ; die Kieferfüsse reichen
bis zum Ende des 1. Antennengliedes; Kralle mit
deutlichem Basalzahn t/ropicm Bröl.
35b. Kopfschild nicht oder nur wenig länger als breit; die
Kieferfüsse erreichen den Stirnrand nicht; Kralle ohne
Basalzahn.
36 a. 49 Beinpaare : 1. Maxille mit 2 Paar kleiner schlanker
Tasterlappen ; Genital- und Analsegment ungewöhn-
lich reich beborstet palpiger n. sp.
36b. 61 — 65 Beinpaare; Coxen der 1. Maxille ohne Taster-
lappen, 2. Glied mit rudimentären Tasterlappen;
Hinterende massig beborstet
crihelliger antecribellatus Verh.
Ib. Endbeine ohne Kralle.
37 a. Kopfschild so lang wie breit.
38 a. Kieferfusshüfte vorn mit 2 Zähnchen, Analporen vorhanden
flavidtis C. KooH
39 a. Die letzten 7—8 Segmente vor dem Endbeinsegment mit
schmalem Querband von Poren.
40 a. Alle Ventralplatten sehr spärlich beborstet oder ganz
nackt.
41a. Die vordem Ventralplatten eingestochen punktirt,
oft grob ; 61 — 75 Beinpaare flavidus C. K. f. gen.
41b. Alle Ventralplatten glatt; die 6—8 vordersten am
Vorder- und Hinterrand mit je einer Querreihe von
stärkern Börstchen; 53 — 55 Beinpaare
flavidus suhsp. styricus Att.
Synopsis der Geophiliden. 223
40b. 1.— 7. Ventralplatte dicht behaart und glatt; 8.— 18.
eingestochen punktirt; 63 Beinpaare
flavidus suhsp. pohßricJms n.
39 b. Die letzten 7—8 Ventralplatten vor dem Endbeinsegment
mit sehr grossem Porenfeld, das nach vorn bis über die
Mitte reicht; vordere Ventralplatten fast glatt oder
zerstreut punktirt. mit 2 Querreihen von Börstchen.
42 a. 63 — 73 Beinpaare flavidus stibsij. escJierichü Veeh.
42 b. 51 — 59 Beinpaare flavidus sitbs^J. irehevicensis Veeh.
38b. Kieferfusshüfte vorn ohne Zähnchen; Analporen fehlen
dnponfi Silv.
[Hierher? aleator Poe]
37 b. Kopfschild länger als breit.
43 a. Analporen vorhanden.
44a. Kieferfussklaue ohne Basalzahn; 77 Beinpaare; 12 End-
beinhüftporen. Vordere Stigmen länglich, die übrigen
klein, rundlich stridus Latzel.
44 b. Kieferfussklaue mit grossem Basalzahn. 43 — 45 Bein-
paare quadrisidcatus Por.
44 c. Kieferfussklaue mit kleinem Basalzahn. 57 — 61 Bein-
paare.
45 a. 3—4 Endbeinhüftporen, Stigmen gross, rund
fjracilis Mein.
45 b. Viele Endbeinhüftporen, die in 2 Gruben münden
latro Mein.
43 b. Analporen fehlen.
46 a. 3. — 15. Segment mit Sculptur wie bei carpopliagus. 14
Endbeinhüftporen virginiensis Bollm.
46 b. Vordere Segmente ohne crtr^op/mhilus Silv.
SiLVESTRI (7), p. 3.
Für Himantarium swperhum Mein.
yotoblus Ck.
Cook (6), p. 303.
Cook hat im Hamburger Museum ein Thier gefunden, das er
für identisch mit Chomatobius mexicanus H. et Sauss. hält. Auf
letztere Beschreibung passt aber nicht Sseliwanoff's CJiom. mexicanus.
Daher schlägt er für diese Art den Namen vor:
Notohius californicus Ck.
Cook (6), p. 303, olme Beschreibung.
Syn. : Ghomatohius mexicanus Sseliwanoff (2), p. 24.
Californien.
Schizotaeitia Ck.
Cook (3), p. 73.
Schi^otaenia prof/natha Ck.
Cook (3), p. 73. Nur der Name citii-t; nomen nudum !
Liberia.
Schi^otaenia f/racilis (Gerv.).
SiLVESTRI (12), p. 10.
Chile.
StyloUienius Karsch.
Karsch (1), p. 9 ; Cook (3), p. 68.
Sti/lolaenius perlpateticus Karsch.
Karsch (1), p. 9.
Tripolis.
Synopsis der Geophiliden. 291
Taeniolinuni Poe.
PococK (9), p. 471.
Taeniolinuni setosuni Poe.
PococK (9), p. 472.
St. Vincent.
Toniotaenia Ck.
Cook (1), p. 866.
Ohne jegliche Diagnose, für Strigamia (= Scolioplanes) parviceps
WOOT).
Tylonyx Ck.
Cook (6), p. 308.
Tylonyx tanipae Ck.
Ohne Beschreibung.
Tampa.
292
Cäel Attems,
Alphabetisches Verzeichniss der bisher aufgestellten Gattungen
und ihrer Synonyma.
■t. 'S
? Agafhotus Bollm.
Äphilodon Silvestri
Subg. Ap 0 r o]3 h i J v s Att.
Arthronomahis Newp. = Geophiliis
Leach
As'pidopleres Poeat
Ballophilns Ck.
Bothriogastcr SsELiw.
Chaetechely n e Mein.
Chomatobius HuMB. et Sauss, =
Orphnaeus Mein.
? Chovmtophilus Poc.
C/inopodes C. Koch = Geophilus
Leach -|- Mecistoceplialus Newp.
Ctenophilus Ck.
Ctenorya Ck.
Dicellophüus Ck. = Mecisiocephalus
Newp.
Dignathodon Mein.
D ipletlimus Ck.
D iplocJior a Att.
Disargus Ck.
Erithophilus Ck.
Esearyus Ck. et Coll.
Eucratonyx Poe.
Subg. Eurygeophihis Veeh.
Subg. Eurytion Att.
Geophagus Att.
Geophilus Leach
Subg. Geophilus Verh.
G 0 11 / h r e g m a i n s Newp.
Hap) I op li i l u s Verh.
Subg. Hapl oschendyla Verh.
Hcnia C. Koch
/// m a n t a r i um C. KoCH
Himantosoma Poc.
?ifo%6- Ck.
Ins i gniporu s Att.
Ityphilus Ck.
L a ni n o ii y x Ck.
Linotaenia C. Koch = Scolioplanes
Mein.
Maortell a Att.
Mecistocephalus Newp.
Mecistoceplmlus Ck. = Geophilus
Leach
Me g eth m u s Ck.
Meinertia Bollm. = Henia C. Koch
? Meinertophilus SiLV.
Mc socant h u s Mein.
Subg. Meso geophilus Verh.
Nantioj)hilus Bollm.
Necrophloeophag}ts Newp. = Geo-
philus Leach
No t ip hilides L atzel
Notlphilus C. Koch = Bothriogaster
SSELIW.
? Xotobius Ck.
Synopsis der Geophiliden.
293
Orinonms Att. = fleopldlus Leach
ex p.
0 rp Jt nae /i s Mein.
Orya Mein.
Subg. Pachy »i er i II lu KoCH
Parorya Ck.
Pectmiuug uis Bollm.
Pen t orya Ck.
P i rsto p h i l II s Ck .
Subg. Pleurogeopliilus Veeh.
Poohiif.s C. Koch = GeopJiilus Leach
Polycricus HuMB. et Sauss. = Subg.
Pachy merhmi Koch
Pol yechino g aste r Verh.
Polyp oro gast er Verh.
Schendyla Bergs, et Mein.
Subg. Schendyla Verh.
S (' h e n d y lops Ck.
? Schi\otaein'a Ck.
Scnipaeus Bergs, et Mein. = Geo-
philus Leach
Sco Hop laues Mein.
Smtophüus Mein. = Henia C. Koch
Siviophihi s SiLV
Steuotaef/ia C. KocH :^ Scolioplanes
Mein. -|- (Teophüus Leach
St ig m ato gaste r L atzel
Strigamia Wood = Scolioplanes
C. Koch
Siylolaenins C. Karsch
? Taeniolinum Poe.
Thal thyb ins Att.
? Tomotaenin Ck.
? Tijlonyx Ck.
ff
294 Carl Attkms,
I
LiieraturTerzeichniss. ? l
\' i'
Attems , 1. 1895. Die Myriopoden Steiermarks, in: SB. Akad. Wiss.
"Wien.
2. 1896, Beschreibung der von Stuhlmann in 0. -Afrika
ges. Myr., in: Mitth. naturh. Mus. Hamburg, V. 13.
3. 1897. Myr. von Kükenthal's Reise, in: Abb. Senckenb.
nat. Ges. Frankfurt, V. 23.
4. 1897. Myi-. der Hamburg. Magelhaens. Sammebeise , in:
Ergebn. Hamb. Magelb. Sammelreise.
5. 1899. Neues über pal. Myr., in: Zool, Jahrb., V. 12,
Syst.
6. 1900. Dr. Brauer's Myr.- Ausbeute auf den Seychellen, i
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Verhoeff, 1 .
2.
Wood,
1.
2,
I
Synopsis der Geophiliden.
299
Erklärung der Abbildungen.
Auf allen Figuren bedeutet :
A Kopfschild
Ap Analporen
A/it Antenne
AS Athemschild
^4 V Ventralplatte des Analsegments
B Basalschild
C Hüfte
CliL Chitinlinie
d Krallenglied der 2. Maxille
EB Endbein Segment
EBC Hüfte der Endbeine
EBD Dorsalschild des Endbeinseg-
ments
EBD' dorsaler Zwischenschild des
Endbeinsegments
EBV Ventralplatte des Endbein-
segments
EBV' ventraler Zwischenschild des
Endbeinsegments
F Stirnschild
Ful Fulcren der Oberlippe
G Genitalanhänge
Gl) Dorsalplatte des Grenitalsegments
^' 1 Ventralj^latte des Grenitalsegments
(tV' ventraler Zwischenschild des
Genitalsegments
Bl'h Hypopharynx
/'/// hyaliner Endlappen der Glieder
der 1. Maxille
.' Innenlade
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst.
KF Kieferfuss
KFH Kieferfusshüfte
KFPI Kieferfusspleuren
Kb Kammblatt der Mandibel
L Oberlippe
Lm Mitteltheil der Oberlippe
LI Seitentheile der Oberlippe
Md Mandibel
Mx.I 1. Maxille
Mx. II 2. Maxille
n 2. Glied der 1. Maxille
0 3. Glied der 1. Maxille
)W diese Glieder verwachsen
Ph Präbasalschild
PI Pleuren
r. PI ventrale Pleuren
Sp OefFnung der Drüsenporentasche
der Eudbeinhüfte
67 Stigma
Tc Tasterlappen der Hüfte der
1. Maxille
Tn Tasterlappen des 2. Gliedes der
1. Maxille
V Ventralplatte
Z Zahnblatt der Mandibel
Zpl Zwischenpleuren
Zw Zwischenschild
V. Zw ventraler Zwischenschild
(/ Zw dorsaler Zwischenschild.
20
300 Carl Attems,
Tafel 12.
Fig. 1 — 3. St(f/)na(f)/jasfer (/nirilis Ltzl. '^ (Venedig).
Fig. 1. Hinterende, Ventralseite.
Fig. 2. Hinterende, Dorsalseite.
Fig. 3. Rechte Hälfte beider Maxillen, von vorn.
Fig. 4 — 6. Haplophibts dinridiatus' Mein. (Tenerifa).
Fig. 4. 1. Maxille.
Fig. 5. Eine Hälfte der vorigenj stärker vergrössert.
Fig. 6. Mandibel.
Fig. 7 — 10. Hi))iaii.foso)iia porosiiin Poc. (Java).
Fig. 7. Oberlippe.
Fig. 8. Vorderende, Ventralseite. |'|
Fig. 9. 1. Maxille. i'
Fig. 10. Mandibel und Hypopharynx.
Fig. 1 1 — 14. Orifit barharica Mein. (Algier).
Fig. 11. Oberlippe.
Fig. 12. Hälfte der 2. Maxille.
Fig. 13. 1. Maxille von hinten.
Fig. 14. 1. Maxille von vorn.
Tafel 13.
Fig. 15 — 17. FfcU)tiin/(/i(is europaois Att. (5 (Korfu).
Fig. 15. Hiaterende. Ventralseite.
Fig. 16. Beide Maxillenpaare.
Fig. 17. Oberlippe mit einem Theil des Clypeus.
Fig. 18. Ffct'niiiDifiitis phisiodontuf! Att.
Ende der Mandibel.
Fig. 19. 20. Schcndyla »inroccaita Att. (Tetuan).
Fig. 19. ^ Hälfte der 2. Maxille.
Fig. 20. Hälfte der 1. Maxille.
Fig. 21, 22. I)if\
Equiden mit Frofohippiis, die Suiden mit Listriodon, die Flusspferde ':>
(s. w.), die Cameliden mit Eoauchenia (s. w.), die Hirsche, Giraffen, ' i
Antilopen, so dass die Fauna ein ganz modernes Gepräge hat. i
Die alten Familien sind theils schon ausgestorben — (wie die >]
Tillodontien schon im Oligocän von Patagonien) — so Ancylopoda .'
(im Oligocän von Patagonien (bis auf die Ohalicotheriden), Ambly- ',
poda, Condylarthra, Paläosyopinen, Hyracotherinen, Pantolestiden, g
Anoplotheriden, Dichobuninen, Xiphodontiden, oder sie sterben jetzt 3
mit einzelnen Vertretern ab: Protypotherien (1 im Oligocän, 1 •■.
Miocän in Argentinien. Hegetotheriden (3 Miocän von Argentinien, %
1 noch pliocän), Nesodontien (1 miocän in Argentinien), Astra- ||
potheriden (2 im Oligocän Frankreichs — die übrigen altern in d
Patagonien — s. o.), Homalodontheriden (1 Oligocän von Patagonien), 'i
Proterotheriden (7 aus 38) im Miocän von Argentinien, Hyraco- -9
dontiden (6 aus 23 im Miocän Nordwest-Amerikas), Amynodontiden /i
(2 im Miocän von Dakota [IJ, Frankreich [1]), endlich Lophiodontidea '«
(2 im Miocän Nordwest-Amerikas und Leptotraguliden (1 sp. noch a
in Wyoming). ' j
Eine nicht geringe Zahl jetzt ausgestorbener Sippen ist noch im i
Miocän zahlreich vertreten, ja reichen theil weise ins Pliocän — so ^
Xotodontiden (4 Oligocän, 2 Miocän von Argentinien), die dem Miocän iä
eignen Titanotheriden (23 Nordwest - Amerika und Bulgarien, 1 |
Pikermi), dann Paläotheriden (2 Oligocän, 20 Miocän, 3 in Nordwest- i
Amerika), Anthracotherinen (von 44 15 Oligocän, Miocän 24 — 2
Pliocän in Indien (s. w.), Merycopotamineen (5 miocän, 3 auch pliocän \
in Indien (s. w), Achänodontinen (von 18 13 miocän (s. w.), Hypo- \
therinen (von 44 29 miocän, 1 auch oligocän, 1 noch pliocän (s. w.), h
die dem Miocän ganz eignen Agriochörinen (11, s. w.), Oreodontiden ,A
(33 miocän bis auf 2 pliocän), Poebrotherinen (4 exclusiv, Nordwest-
Amerika), Caenotherinen (11, 9 miocän in Europa), und die ihm
ganz exclusiv angehörigen Leptomerychinen (11 miocän von Nord-
amerika). Der geographische Hauptunterschied liegt aber in der
Versclüebung der Schöpfungscentren. Patagonien tritt zurück und
Europa in die erste Reihe, wobei die Mitte nnd der Süden an Be-
deutung gewinnen — endlich hat Asien — in den erhaltenen Resten
Die Verbreitung- der Uugiilateii. oll
— eine Rolle, die neue Entdeckungen vielleicht noch verstärken
Averden, denn da ist noch Raum, obwohl z. B. selbst in Böhmen in
der Neuzeit manches gefunden wurde, was bei Trouessart noch fehlt.
So hat Argentinien mit Patagonien nur mehr 9 Typotheriden
(die noch ins Pliocän übergehen), noch 19 Toxodontiden (1 in Bolivien),
davon 13 oligocän, 1 sp. Toxodon ensenadensis auch noch im Pliocän
(11 sp.), 1 Ancylopode (Colpodon propinqmis im Oligocän von Pata-
gonien). Mastodon argentinus (noch im Pliocän von Catamarca), 2
Mesorhinen, 4 Macraucheniden (3 noch später pliocän, 1 Bolivia),
7 Proterotheriden, Hipphaplus enirerianus (das erste dortige oligocäne
Pferd), Eoauclicnia primitiva (das erste Lama). Lama weddelii (oberes
Miocän), lujanensis. Cariacus avius (der erste Hirsch); aber weder
Antilopen noch Boviden etc. Im Ganzen sind nur 48 sp. bekannt,
was gegen den frühern Reichthum absticht. ^)
Leider haben wir aus Brasilien und Mittel-Amerika keine fossilen
miocänen Ungulaten, und aus Mexico (9 sp., bei Trouessart meist
pleistocän oder pliocän) und Elcuador so wenig überhaupt, dass sich
daraus ebenso wenig Schlüsse ziehen lassen, wie aus dem bisherigen
Mangel derselben auf den Antillen.
Die nordwestamerikanischen miocänen Ungulaten beginnen mit
3 Ghalicotheriden (Canada? — Oregon als Moropus — früher als
Edentat gedeutet). Die Mastodonten treten hier später auf, ausser
hrevidens Cüpe (Montana), erst im Pliocän, auch die folgenden
Familien fehlen, Diplacodus avus (Paleosypin) in Dakota. Dagegen
sind die Titanotheriden hier zu Hause (21 von 23, 2 europäisch),
von Canada (4) und Oregon (1) über Dakota (7j, Nebraska (1) nach
Colorado (10).
Die Hyracodontinen haben hier 6 sp. (Colorado, Nebraska, Oregon),
«die Amynodontinen 1 (Dakota).
Acerathermm ist durch 12 sp. vertreten, von Canada und Oregon
»bis Colorado, weiter die Rhinocerotiden durch Dicerathcrium (3,
pdie 4 sp. in Frankreich), aber die echten Nashörner fehlen.
Die Tapiriden beginnen mit 2 Colodon (Dakota, Oregon). 3
\Isectolophus (Dakota), 1 (von 2) Tapiravus, während der lebende
1) Wir bemerken ausdriicklicli, dass wir uns der Kürze und Ver-
ständlichkeit halber exclusiv an TroUESSART halten, trotzdem wir seine
Lücken, so z. B. selbst bei BlanfORD etc., wohl kennen — aber wir
fühlen uns nicht berufen, ihn zu ergänzen und verbessern — das ist keine
geographische Aufgabe, und könnte nur verwirren. Citius emerget veritas
ex errore quam ex coufusione (ßlTTER ex Baco).
312 -T- Palacky,
amerikanische (J. a.) Südamerika angehört und seinen Ahnen im
pliocänen Antacodon cindus Argentiniens haben kann,
Reich sind die Paläotheriden und die Ahnen der Pferde über-
haupt, obwohl dann kein Pferd von den Europäern im 16. Jahr-
hundert in Amerika vorgefunden wurde. Es sind hier exchisiv das
genus Mesohippns. 3 oligocän (Dakota), 6 miocän (Canada, Nebraska,
Oregon, C-olorado, Uta, Texas, ferner excl. Miohipjnis (8, Oregon [7],
Montana, Nebraska, ÄncJiitJierium (3 Oregon, Colorado, Montana), excl.
der Monotyp BesmatMppus (Montana) und A:nchippus texamis — also
22 Paläotherinen von 47, von Equiden das genas Proioliippus excl.
12, Oregon 2, Nebraska 4, Kansas 1, Wyoming 1, Montana 2, Colo-
rado 4. Texas 4, Mexico 2 (bis Veracruz) und vom grossen genus
Hipparion 11 sp. (aus 23, das ja später bis China und Indien reichte);
in Oregon 4, Florida 1, Nebraska 4, Dakota 1, Kansas 9, Colorado 3,
Montana 1, Neumexico 2, Mexico 3; Im Ganzen sind also 57 Ahnen
der Pferde hier gewesen, die erst im Pleistocän ausstarben und zwar
in Gegenden, die von der Eiszeit nicht direct zu leiden hatten, ein
Beleg mehr, dass grosse Variation oft Erschöpfung zur Folge hat.
Ferner sind hier 5 Anthracotherien (Dakota), ebendort das genus
Elomeryx (2), 3 Hyopotamus, von Achaenodontiden 10 Elotherien (von
Canada, New-Jersey, Dakota (4), Nebraska bis Colorado 2), in Oregon
das monotype gemis BoocJioerus, von Hyotherinen beide sp. LepfocJwerus
(Dakota), beide Perchoerus (1 Dakota, 1 New-Jersey), die monotypen
g. Nanohyus (Dakota), Chaenohijus (Oregon), TJiinotherium, dann excl.
Boihrolahis (6 — 4 Oregon), Thinolnjus (5 — 2 Oregon. 2 Dakota,
1 New-Jersey); somit 39 Ahnen der hier später fehlenden Schweine.
Die Flusspferde fehlten hier stets. Dagegen sind die Oreodontiden
hauptsächlich hier — von 45 sp. alle (41 bis auf die bereits er-
wähnten 2 eocänen und 2 pliocänen) — Dakota 10, Oregon 12, Mon-
tana 8, Wyoming 5, Nebraska 10, Colorado 3, Neumexico 1), so dass
die Sippe hier beginnt und ausstirbt. Von Leptotragulinen ist hier l
Stiharus (mon.) oUusilohus in Wyoming — ferner die ganze Sippe der !;
Poebrotherinen (3 g. 4 sp.), in Oregon, Dakota (2), Nebraska, Wyo- , j;
ming, Colorado. Von den Protolabinen ist nur Proiolahis fransmontmius \
in Oregon — so dass die Lamas nur 6 Ahnen zählen (gegen 5 im ;
Eocän). Die Anoplotheriden fehlen, sowie die echten Traguliden, die ■
hier durch die ausgestorbenen endemischen Protoceratiden (2 g., 3 sp.
Dakota), und Leptomerychinen (3 g., 8 sp. — Canada 3) vertreten sind, l
Die Hirsche treten durch einen Cervuliden Blastomeryx (3 in -
Montana, Colorado, Neumexico, Texas) auf, während die echten
Die A'^erbreitaiig der üiignlaten. 313
Cerviden noch fehlen, sowie die Giraffiden, Antilocapriden und merk-
würdiger Weise alle Boviden, Schafe, Ziegen, Antilopen, so dass sich
schon hier eine grosse Differenz mit Europa ergiebt. Immer ist die
Zahl von 210 sp. eine stattliche und bisher unerreichte. Eine auf-
fällige Divergenz mit Südamerika und der alten Welt liegt darin,
dass beinahe alle Formen ausgestorben sind, selbst die reichsten —
die Ahnen der Pferde und Schweine — während in der geringen
Zahl der argentinischen miocänen sp. schon 2 Lamas auftreten. Mit
der alten AVeit ist der Unterschied gewaltig — durch die hier
fehlenden Nashörner, Flusspferde, Giraffen, Hirsche, Boviden — so
dass nur in den ausgestorbenen Sippen wie Chalicotherien, Tita-
notherien, Tapirinen, Cameliden mehr Aehnlichkeit hervortritt. Aller-
dings sind die meisten Beste nur aus dem Nordwesten — der Nord-
osten kann ja einige andere Arten besessen haben, die sich so wenig
erhielten wie die in Mittel- und Südamerika (ausserhalb Patagonien).
Aber besonders zahlreich dürfte sie nicht gewesen sein, da gerade
der Nordosten Amerikas paläontologisch gut bekannt ist. Auch in
der alten Welt ist unsere Kenntniss ja noch ungenügend.
So fehlen uns mit Ausnahme des schon erwähnten Hijrax von
Samos alle fossilen Hj'raciden, die wir in Afrika suchen möchten.
Erst die Chalicotheriden (7 altweltlichj treten mit 5 sp. in Europa
auf, denen 2 sp. in Asien {smense pliocän und sivolense) gegenüber-
stehen. Frankreich hat 3 sp. (2 eocän), Deutschland 2, pentelicum
von Pikermi ist auch in Samos und (v. haUavarense) Ungarn. Noch
mehr zeigen die Homogenität der alten Welt die Dinotherien (hier
endemisch), 2 in Indien (bis ins Pliocän), giganteuni von Deutschland.
Frankreich, Spanien, Schweiz, durch Oesterreich, Ungarn, Eumänien
bis Eussland, Samos, Pikermi.
Besonders reich sind die Mastodonten — 6 Mastodon und Stegodon
difti während die eigentlichen Elephanten erst im Pliocän auftreten.
Die weitverbreitetste sp. ist M. angustidens Indien, Tunis, Frank-
reich, Deutschland, Böhmen. Schweiz, Steiermark etc. (= pyrenaicus,
arvernemis, palaeiiHlicus).
Aber auch 31. iuricensis reicht nach Tunis und Russland, und
von den beiden sp. Pikermis reicht M. penielicus nach Ungarn und
Maragha. Stegodon difti des Pliocäns Indochinas erscheint schon im
obern Miocän. — M. pandionis ist im Miocän Indiens und Chinas,
-1/. faJconeri bloss in Indien (Sind, Pendjab).
Das Titanotlierium ruiuedcum (Bulgariens) wurde schon erwähnt.
Die Rhinocerotiden beginnen mit 9 Aceratherien Europas und
314 J- Palacky.
2 Asiens. Letztere sind A. hhmforäi in Persien, Belutschistan, Indien,
China nnd A. perimensc in Indien (Sivalik, Insel Perim bis Birma,
in China pliocän). Die enropäischen Aceratherien sind in Frank-
reich (6), Deutschland (5), Böhmen, Oesterreich (in Steiermark end.
austriacum Peters in Eibiswald), Italien bis Pikermi.
DicerafJwrium pJeuroccros ist in Süd-Frankreich (s. o.). Aber von
echten Rhinocerossen sind in Europa im Miocän 6 — ^ 4 in Frank-
reich, sansaniensis auch in Steiermark, pachygnathus in Ungaiii, Pikermi,
Sanios, schleiermacheri ('4703 Trouessart) von Süd-Deutschland über
Pikei'mi und Samos bis Marag'ha — pliocän in Central- Frankreich und
England.
Die echten Tapire erscheinen mit 3 sp. in Deutschland und 1
in Steiermark — 1 end. in Ungarn.
Die Paläotherinen sind nur durch 1 sp. AncMtherium aurelianense
vertreten in Spanien {ezquerrae), Frankreich, Deutschland, Oesterreich.
Die echten Pferde beginnen mit Hipparion gracile K.\up (9 Sj^nonyme),
das von England und Frankreich (Leberon), Spanien, Deutschland,
Süd-Russland, Pikermi nach Nord-Afrika und Maragha reicht. Das
indische miocäne Pferd {Equus sivalcnsis Falconer) erreichte damals
die Mongolei.
Ungemein reich sind die Anthracotherien (alle bis auf 11) [16 sp.
(incl. oligocän 5) — 6 in Italien. 6 in Frankreich, 4 Schweiz], Böhmen,
Deutschland 2, Wight 1, Dalmatien 2, Steiermark 4. Auch Hyopoiamm
(s. 0.) hat hier 10 sp. — 9 oligocän in Europa (Wigth 4, Frank-
reich 6, Deutschland 1, Schweiz 4) — 1 miocän in Indien.
Brachypodus hat 1 sp. onoideus (5009 Tr.) im Miocän von Frank-
reich und Deutschland. 1 giganteus Lydekker in Indien. Thamnasto-
gnathus (mon. qtierctji) ist im Oligocän von Frankreich, Uhagaihcrium
frohnstettense im Miocän Süd-Deutschlands. Eine eocäne Sippe Indiens,
die im Pliocän dort ausstirbt, sind die Merycopotaminen, 3 g. 5 sp.
Die Achänodontinen sind noch durch Elofherium magnum (Eng-
land, Wight, Frankreich, Deutschland) vertreten, die Hyotherinen
durch 6 sp. Palaeochoerus (alle Frankreich, Schweiz 2, Deutschland 2,
Italien 1), B Hi/otherium (2 Frankreich und Deutschland, 1 Indien)
und Chocrofhermm mamillatum von Sansan.
Die echten Schweine beginnen mit Listriodon (3 — 2 Indien,
1 Frankreich, Schweiz, Deutschland), den 2 Monotypen Indiens Hippo-
hyiis (sivalensis) und Sanitherium {schlagintwmfi), endlich 12 sp. (5 Indien.
2 Persien, 1 China, 3 Frankreich, 2 Deutschland, 1 Pikermi und
Samos, 1 Süd-Italien, 1 England).
I
Die Verbreitung der üngulaten. 315
Die Flusspferde haben nur 2 miocäne sp. in Sivalik (sivalensis)
und Birma (iraoadictis), ein Factum, woraus viel falsche Schlüsse
gezogen wurden und das sich durch die ungenügende Kenntniss des
afrikanischen Miocäns von selbst aufstellt, denn das Pliocän von
Algier hat schon 4 sp. Die Cameliden fehlen, sowie Ancylotherinen,
Dichobuninen, dagegen sind die 7 Caenotherien (5 Frankreich, 1 Deutsch-
land. 1 Schweiz). Plesiomeryx gracilis aus Central-Frankreich, aber
keine Xiphodontiden mehr.
Die Traguliden beginnen mit dem untermiocänen Lophionieryx
dialaniati Central-Frankreichs (auch Eocän Süd-Frankreichs), dem mon.
Gelocus communis (Central-Frankreich. Schweiz), Siraguhgimihus (mon.)
samaniensis (Frankreich), den Dorcatherien (6 — 3 Indien, 2 Frank-
reich. 2 Deutschland, 1 Schweiz. 1 Steiermark) — um in West- Afrika
und Indomalaisien sich bis jetzt zu erhalten. Aehnlich sind die
Cervulinen. Nicht weniger als 8 g. 27 sp. sind hier, von denen
Cervulus ausfralis ins Pliocän von Frankreich hinüberreicht, sonst 23
in Frankreich. Schweiz 7, Deutschland 9, Steiermark 3. Auch sie
leben noch in Indochina und Malaisien fort.
Die echten Hirsche fehlen bis auf Palaeocervtis (5 in Sansan).
Reich sind dagegen die Giraffiden (7 g. 14 sp. mon. 11 g. 19 sp.) —
also die Mehrzahl aller. Doch fällt diese Mehrzahl auf den Orient,
Indien 5, Yünnan 1. Pikermi 6, Maragha 3, Samos 1 — um sich in
Afrika in 2 Monotypen (Giraffe und Ocapia) zu erhalten. Die Anti-
lopen beginnen mit Helicoceras rotundicornis (Weithoeer) in Pikermi
und ]\laragha, Aniidorcas rotlii in Pikermi, atropatenes (Maragha),
Gazella deperdita (Leberon, Pikermi, Samos, Maragha), dem genus
Protragoccros (5 — 3 Frankreich, je 1 Schweiz, Deutschland [1],
Steiermark, Spanien) und Tragoceros (21) — (valenciennesi in Pikermi
und Süd-Frankreich — amalfheus vom Leberon und Pikermi bis Ungarn,
Samos, Maragha), Hippotragus fraasi in Süd-Deutschland, ferner den
gen. Protoryx (4 Samos, 2 Maragha, 1 Pikermi) und Paleoryx (3 —
2 Pikermi. 1 Samos, 2 Maragha), Tragelapkus jägeri (Süddeutschland),
Protmgelaphus sliouzesii Dames (Maragha, Pikermi), dann Prostrepsiceros
(2 Maragha, 1 auf Samos, Pikermi), endlich CriotJierium argaMdes
(mon. Samos), — also 21. Weder Schafe, noch Ziegen, noch Ochsen
erreichen das Miocän. Die miocänen Antilopen sind meist Vorläufer
afrikanischer lebender Arten: Antidorcas vom Springbock, sp. Hippo-
tragus, Oryx, Tragelaphus, dem Kudti — nur Criotheriuni ausgenommen.
Es sind also in der alten Welt 188 sp. miocäne Säugethiere (alle
endemisch) bekannt, also nicht viel weniger als in Nordamerika, aber
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Svst. 21
316 J- Palacky,
in grösserer Mannigfaltigkeit, da die Ahnen der Pferde und die
Oreodontiden dort fast die Hälfte aller sp. ausmachen, iluch sind
mehr grosse Thiere hier als in Nordamerika, Avoraus auf eine grössere
Ueppigkeit der Vegetation, besonders im damaligen mediterranen
Gebiet von Concud bis China geschlossen werden kann als im bereits
continentalen trockenen Nordwest-Amerika. Es zeigt sich eine Zone
grosser Herbivoren von Spanien bis China und Malaisien, die noch
im Pliocän anhält, ja relativ intensiver erscheint, um erst mit der
Eiszeit zu verschwinden.
Der Unterschied zwischen der alten und neuen Welt ist hier
im Miocän sehr prägnant im Gegensatze zum Eocän.
Speciell sind es die Dinotherien und Mastodonten, die echten
Nashörner und Tapire, Pferde und Schweine. Traguliden, Hirsche,
Giraffen und Antilopen, die der miocäneu Thierwelt Europas ein so
modernes Aussehen verleihen.
Diese Differenzirung setzt sich im Pliocän fort, dessen Fauna
fast die heutige ist, bis auf die ausgestorbenen grossen Herbivoren
der Mitte des alten Continents — wo die Trockenheit so viel
Schaden anrichtete wie im Norden die Eiszeit. Doch ist sie schon
ärmer an sp. (295). So sind in Patagonien und Argentinien noch
ein Hegetotherid, aus den Typotheriden : Pachyrucos (?) honaerensis (A),
und 4 eigentliche Typotheriden (alle Argentinien). Von den Toxo-
dontiden ist Enfrigonodon lujanensis in Argentinien und 8 Toxodon,
von denen T. ensenadensis auch schon im Miocän lebte, T. expansidens
im Pliocän von Brasilien.
Besonders reich sind die Mastodonten in Argentinien (5), die
auf ein feuchteres Klima mit grossem Waldwuchs an Stelle der
Steppe (Buenos Ayres, S. Fe, Catamai'ca) schliessen lassen. M. andium
war in Ecuador, Peru, Bolivien, Chile. M. Immholdtii war aber auch
in Uruguay, Paraguay, Brasilien und Neugrenada {andium Falconek).
M. argcnfinus lebte schon im Obermiocän. Die Mastodonten erhielten
sich noch im Pleistocän — wodurch z. B. die Erhaltung des Tarijaschen
Ex. von 31. andium erklärlich ist — , wie sie als Leichen im Norden
durch das Eis conservirt wurden. Macrauclwnia (s. o.) hat 3 sp. in
Argentinien und Bolivien (1), Diasiomicodon (mon.) htjancnsis in Ar-
gentinien. Die Titanotheriden fehlen, aber die Rhinocerotiden sind
noch durch Plicatodon perrarus vertreten, sowie die Tapirinen durch
Anfaodon cindus; die echten Tapire kommen später. Reicher sind
die Equiden: 6 Hipindion, 2 davon auch in Bi'asilien, 2 Bolivien,
1 Uruguay, 2 Hipphaplus in Argentinien, und noch 2 Equus {curvidem
Die Verbreitung- der Ungulaten. 317
auch in Brasilien). Die Schweine fehlen noch. Bicotylus stenocephalus
ist erst in Süd-Brasilien im Pleistocän, wie labiatus in Argentinien.
Flusspferde und Oreudontiden fehlen, die Cameliden vertreten
4 g. und 12 sp., von denen Profanchenia reissii, der Ahn der Lamas
von Ecuador über Peru Argentinien erreicht. 4 Lamas sind aus dem
noch heute in den Anden lebenden genus.
Die Tiaguliden und Cervuliden fehlen, von den Hirschen treten
Cariacus (10) ensenadensis und 5 andere sp. auf, also eine amerikanische
Form, schon aus dem Miocän (C. avius, s. w.) bekannt — endlich aus
den Blastoceren 4 sp. — einer südamerikanischen Sippe.
Alle Boviden fehlen.
Die bisher bekannten 57 sp. haben noch ältere Formen, wie
Toxodon, 3IacraucJiema, — die Vertreter der Pferde und Rhinocerotiden,
aber bereits eine locale Specialisation durch die Lamas und Hirsche.
Mit Nordamerika ist wenig Aehnlichkeit, ausser einigen Cariaais,
und es ist darum an die so beliebten Hin- und Herwanderungen um
so weniger zu denken, als alle Zwischenglieder in Mexico und den
Antillen fehlen (die Pferde sind ja in Amerika ausgestorben (s. w^),
so wie die Pcdauchenia im pleistocänen Mexico, die jünger ist als
die pliocänen Protauchenia. Nord- und Südamerika gingen von
jeher eigene Wege.
Das n 0 r d a m e r i k a n i s c h e Pliocän hat weder Typotherien
noch Toxodontiden. Moropus elatus ist in Nebraska. Mastodon hat
hier 10 sp. ~ in Colorado, Nebraska, Kansas, Montana, Neumexico,
Texas, Californien, Mexico, aber auch Florida — deren Nachkommen
noch im Pleistocän (s. w.) lebten.
Nicht weniger als 10 Aceratherien lebten im Pliocän von Nord-
amerika (Florida, Oregon. Neumexico), Teleoccras (mon. major) in
Nebraska. Die Tapirinen fehlen ganz — ein Grund gegen die Her-
kunft der neotropischen Thiere vom Norden. Von Paläoth erinen sind
1 3 hier — Andiippus hremdens in Oregon. HyoMppns (affinis mon.) und
iParahippus (cognatus m.) in Niobrara. Von Pferden sind da beide
\PlioJiipjms in Nebraska, 2 Hippidion in Texas, 3 Hipporion (1 in
Süd-Karolina, 1 in Oregon, 1 in Florida) und 11 Pferde (2 Oregon,
10 Texas, 1 Nebraska, Kentucky, Pennsylvanien, 4 Mexico). Die
Dicotylinen beginnen mit 8 Platyfjomis (Oregon 2, Pennsylvanien,
Wyoming, Nebraska, Kansas, Texas, Mexico), P. comprcssns (Leconte.
Mexico), Harlanus americanus (Georgien) und Dicotylus serns.
Die Oreodontiden haben noch 2 Vertreter: Meryhytts major
21*
318 J- Palacky.
(Nebraska) und Oreodou coenopus (Wyoming), womit die Familie aus-
stirbt.
Die Protolabinen sind liauptsächlicli hier (4 g. 15. sp. — Virginia,
Oregon 2, Nebraska 3. Colorado 3, Dakota, Texas 4, Neumexico 3). —
Selbst die Camelinen haben noch 10 Vertreter (California 1, Neu-
mexico 1, Texas 3, Oregon 2, Mexico 1, Florida 3, Colorado 1) —
darunter 4 Lamas.
Anoplotheriden und Traguliden fehlen ; von Cervuliden sind aber
Blastomeryx gemmifer (Colorado, Neumexico, Texas alle 4), Cosoryx
(Neumexico, 1 auch Colorado und Nebraska) da. Von Hirschen ist
Cervus forfis der einzige Vertreter. Antilopen, Ziegen, Schafe fehlen,
aber von Ochsen ist hier Biso7i ferox und alleni.
Die Zahl der sp. ist auf 87 gesunken — ein Beweis der Ab-
nahme der schöpferischen Thätigkeit. Nicht weniger als 78 sp. ge-
hören dort jetzt ausgestorbenen g. an — ein Beweis der Continuität
älterer Formen in Nordamerika. Nur Dicotyles, Lama, Cervus und
Bison leben noch heute — die ersten beiden ausserhalb des Gebietes
— doch nicht so weit wie Equus — der in Amerika unerklärlicher
Weise verschwand. Es ist ein alterthümlicher Zug in den pliocänen
Ungulaten Nordamerikas unverkennbar.
Ein ganz anderes Bild liefert das altweltliche Pliocän, das ganz
modern aussieht.
In China hat sich das einzige ChaUcofherium (Ch. sinense Owen)
erhalten.
Von Mastodonten sind nicht weniger als 10 — 11 hier. Da \
Trouessart den (pleistocänen) M. ohiofims nach Pavlov mit den i
russischen (podolischen) giganteus Cuv. (6 Synonyme) als americanus ^
vereint, hätten wir dann hier das seltene Beispiel eines circumpolaren '^
Mastodonten. Europa hat 4 sp.: longirostris (England — Baltavär),
borsoni (Oesterreich, Ungarn, Russland, Italien, Algier (?), mddachi
(Nordost-Deutschland), arvernensis (England, Italien, Frankreich [noch k
Bresse], Croatien, Süd-ßusslandj. Indien hat 31. sivalensis, perimensis >i
(auch Persien, Yünnan), punjabensis, cautteyi (auch Persien), laüdens ^
(auch Birma und Borneo — endlich Java 1 (indesc.) sp. j
Alle Stegodonten (9) sind indomalayisch — 6 hier — davon j
3 in Indien, 4 Java, 2—3 Philippien, 2 China, 1 Japan, 1 Birma. 1
Auch von den eigentlichen Elephanten sind noch 4 pliocän — \
planifrons, hysudricus (Java nach Martin), in Indien, meridionalis in »i
England— Italien, Algier, antiquus (England — Italien [Rom— Av entin], »
Russland, Spanien, Marokko).
Die Verbreitung der Ungulaten. 319
Es sind somit hier 20 sp. Elepliantiden (von 60). Es haben
sich noch 4 Aceratlieriiim erhalten (2 in Frankreich, 1 in Persien,
1 in China). — Daneben 7 Nashörner (2 China, 2 Indien, 1 Persien
[Maragha], 3 Frankreich, 3 Italien).
Auch noch 3 Tapire lebten (in Frankreich 2, Italien 2, China 1).
Ebenso erhielten sich noch 6 Hipparion, von denen gracüe aus
dem Obermiocän herüberreicht (England, Spanien, Griechenland, Süd-
Russland, Persien), 2 in Indien, 1 in China und Maragha (richtJiofeni),
1 in Süd-Frankreich, 1 in der Krim.
Der Monotyp Hippodactijlus (anfilopmus) gehört Maragha und
Siwalik an.
Von Pferden sind da 4 — von denen sivaJensis auch im Miocän
von Indien war, qrtaggoides (Italien, auch im Pleistocän von Ungarn),
namadkus in Indien und China (in Indien auch pleistocän) und
endlich stenonis in England, Frankreich, Italien und Nord-Afrika.
Von Anthracotherien ist A. süistrense in Indien, sowie hyopota-
maidcs, von ]\Ierycopotamien. Merycopofanms dissimiUs, nanns, pusühis
Indiens (aus dem Miocän herübergekommen).
Von Hyotherinen erhielt sich Hyothermni perimense nur dort und
von Suideu in Indien ( ?) Sanifhermni sclüagintiveiti (aus dem Miocän).
Alle andern Suiden sind pleistocän — wobei wir bemerken, dass
diese Grenzen oft recht arbiträr sind.
Von Flusspferden ist H. hipponensis Gaudry in Algier, sowie
sirensis, icosicnsis, annectens eben dort. — Das noch lebende war auch
schon im Pliocän von Europa (Rom als major) und Pleistocän von
Italien, England, Portugal.
Die echten Kamele haben 2 sp. im Siwalik.
Tragnhcs hat ebenfalls eine sp. im Siwalik, das Moschusthier
1 in Indien, Palaeomerijx 1 sp. in Indien, 1 in China. Cervidus australis
(des Miocän) lebte noch im Pliocän von Central- und Süd-Frankreich.
Das an Hirschen so reiche China (bis 16 sp. heute beschrieben)
hatte schon 2 pliocäne Hirsche {orientalis und leptodus), dann das
Indische Pliocän 4 (auch im Siwalik), Frankreich 10, von denen 3
auch in Italien, 2 in England lebten, ja der heutige Hirsch, der bei
Trouessart 16 fossile Synonyme zählt und der das Pleistocän durch-
lebte, war von Irland bis Italien und Nord-Afrika verbreitet. Eng-
land hat 7, Italien 4, Deutschland (?) 3.
Zahlreich sind die pliocänen Reste (6 in Frankreich, 1 auch in
Italien).
Im Ganzen kommen im altweltlichen Pliocän also 35 sp. fossiler
320 J- Palacky,
Hirsche (Cerviden lat. s.) vor — von denen 26 in Europa — meist
in West-Europa (7 England, 18 Frankreich) lebten.
Von Giraffiden sind 2 pliocän in Indien {Bramatherium perimense,
VishnutJierium iravadictim), 1 in Algier (Libytliermm maurusicum).
Bnhalus paJaeindkus ist in Indien, sowie Damaliscus halieri, Tetra-
ceros daviesi und 3 Kobus — von denen ferner 1 in China, 1 in
Algier vorkommt. Gazella hat hier 8 pliocäne sp. {deperdita aus dem
Miocän), 2 in Italien, je 1 Indien, Algier, Frankreich und England
end., 1 in Persien. Hippotragus hat 2 pliocäne sp. — 1 in Indien,
1 in Frankreich und Italien, Pakworyx hat 4 — 2 in Italien,
1 Indien, 1 Frankreich und Spanien. 1 Boselaplms ist im Pendjab.
1 Sepsiceros in Indien (Perim). Ferner sind 2 Paleoreas (1 Algier,
1 Italien, Frankreich). Oreas hat 1 sp. in Indien, Hemitragus dort 2
Capra roseti ist in Frankreich, 1 Ziege im Siwalik, sowie Bucapra
daviesü.
2 Anoa sind im Siwalik, sowie Amphihos acuticornis und 2 Buffelus,
von denen B. palaeindimis auch in Java und Sumatra auftritt. —
2 sp. von Büifeln auch in China.
Leptohos faJconeri ist im Sivvalik, elatus in Spanien, Italien, Frank-
reich, 1 Bihos in China, Bison sivalensis dort, in Java (v.) und China
— endlich hat Indien 3 Bos, China 1, Java 1.
Es sind somit 48 Boviden im altweltlichen Pliocän — von denen
26 in Indien, 6 in China lebten — während Europa nur 10 hat —
Algier bereits 3, Java 3.
Es sind somit 151 sp. pliocäner Ungulaten in der alten Welt
bekannt, wozu noch aus Afrika und Asien wenigstens etwas zu-
kommen könnte. —
Flusspferd und Hirsch sind die ältesten noch lebenden sp. der
Ungulaten.
Europa hat nur 59 sp. — tritt somit gegen Indien zurück, das
61 zählt, was hauptsächlich Siwalik betrifft. Als neue Vaterländer
treten Malaisien 7, China 19, Algier 8 auf.
Gegenüber Nordamerika ist der Charakter ganz modern: Ele-
phanten, Nashörner, Tapire, Pferde. Flusspferde, Kamele, Hirsche,
Büffel, Gazellen, Antilopen, Ziegen, Anoas, Ochsen, kurz die moderne
paläotropische Fauna, der gegenüber die wenigen altern Remanenzen
Hipparion, AnfhracotJierium etc. ebenso wenig ins Gewicht fallen, wie
umgedreht im nordamerikanischen Pliocän die vier schon erwähnten
lebenden genera. Anders sind die Verhältnisse im Pleistocän,
dessen Grenzen nach der heutigen Zeit oft noch schwerer zu be-
I
Die Verbreitung der Ungulateu. 321
Stimmen sind als die zwischen Miocän und Pliocän. Wir haben das
Oligocän zum Miocän geschlagen, da es nicht alle Autoren scheiden.
Aber die Grenze zwischen Pleistocän und heutiger Fauna sind noch
schwerer zu ziehen. Wir werden darum das Pleistocän mit der
heutigen Fauna gemeinsam behandeln.
In allgemeinen Zügen entspricht das Pleistocän auch der heutigen
Fauna, nur einzelne Faunen, wie Madagascar, West-Europa etc. haben
grössere Differenzen.
Um nur das Wesentlichste anzuführen, verschwinden die Ele-
phanten im Mittelmeergebiet und Australien (Queensland, Notelephas
(i'istralis), sowäe das Mammuth im Norden, die Rhinocerosse in
Algier, Europa bis Sibirien, die Pferde in Amerika, die Flusspferde
in Indien. Europa. Algier, Madagascar, die Lamas in Argentinien,
die Kamele in Sibirien, die Antilocapriden in Brasilien, die Schafe
in Nordwest-Europa u. s. w.
Um Wiederholungen thunlichst zu vermeiden, werden wir die
13 Sippen der lebenden Ungulateu kurz skizziren (die Boviden
sensu lat.).
1. Die Hyraciden (Procaviiden), (19 sp., 2 g.) sind heute
afrikanisch vom Cap bis Süd-Aegypten(l) bis auf H. syriacus in Syrien,
Palästina, Sinai, Arabien (v. jajakari). Abyssinien hat 3, das Cap 2,
\\'est- Afrika 5, Ost-Afrika 7, das Somaliland 2, Central-Afrika 2.
* ienau ist die Nordostgrenze nicht bekannt, da sie in wüste Gegenden
fällt. Den miocänen Hyrax fraasi von Samos kennt Haacke noch nicht
']'. 525).
2. Die Elephanten erhielten sich nur in 2 sp. der afrikani-
M hen und indischen, doch starb das Mammuth erst zur Eiszeit aus,
^\ ie seine Reste z. B. bei Berlin, Frankreich — abgesehen von Sibirien
und die Abbildungen desselben von Menschenhand zeigen. Aus-
I gestorben sind ferner chilensis, holivianus und maderianus (Argent.),
alle im Pleistocän. Der indische geht vom Tarai und Dekan über
Hinterindien nach Bprneo, Sumatra und Ceylon, während er noch im
Pleistocän in Java (Martin), Armenien (armeniacus) und Australien
Notelephas australis), als namadicus in China und Japan, als antiquus,
melifcnus in Europa und Nord- Afrika war. Als colomhi {primigeniiis
Oope) in Nordamerika lebte er noch in Mexico, sowie M. shepardi
auch Californien), florid.anus (dort); rugosidens in Süd-Carolina. Der
ifrikanische Elephant, heute zwischen dem Senegal, dem Cap (ge-
vchützt am Knysna) und Habesch, lebte in Rom (Clerici), als priscus
n Spanien, Sicüien, Algier, Tunis, während Algier noch end. sp.
322 J. Palacky,
jolensis, atlanticiis im Pleistocän, Sardinien damals E. lamarmorae
besass. Malta hatte 2 verkümmerte Zwergformen : mnaiclriensis und
meUtensis mit Nord- Afrika gemein. In Indien lebten noch 2 pliocäne
sp. planifrons und hysudricus im Pleistocän, der letztere damals auch
in Java (Martin). Von Nofelephas australis in Queensland s. o.
Das Mammuth reichte von England und Italien bis Alaska —
vielleiclit gehört E. colomhi (nach Cope) hierher.
In der C^olumbischen Ausstellung in Genua war ein Mastodon
sp. aus Honduras (Eigenthum des Colleg. de Propaganda fide). das
wohl pleistocän war.
Haackb ignorirt die Pyrotherien (p. 526).
3. Die Rhinoce rosse erhielten sich in ähnlicher Weise in
Afrika und Indomalaisien. Im Norden starben sie ebenfalls später
aus als andere Ungulaten, als R. merckii, antiqiiitatis (ticliorhinus aud.) im
Pleistocän von Europa (Berlin, auch z. B. auf Elfenbeinschnitzereien
abgebildet) und Sibirien, im Pleistocän von England als etruscus,
Jiemitoechus, megarhinus, im südrussischen Pleistocän als leptorhinus, als
maurifanicus, suhinermis im Pleistocän von Algier, im Siwalik als
palaeindicus^ am Nerbudda als namadicus. Ja der Norden hatte noch
ein pleistocänes genus ElasmotJwnum sibiricum vom Rhein bis Sibirien.
Heute ist B. sumatrensis in Hinterindien, Chittagong, Borneo, Sumatra,
R. sondaicus in Hinterindien und Java (ab Sunderlands) — nicht in
Sumatra, Borneo — R. unicornis in Vorderindien bis Nepal, Assam
und bicornis in Ostafrika von Cordofan, Sennar, Abyssinien (bis
2300 m), Somaliland zum Limpopo und Angola. R. simus [osivellü)
westlicher von Galabat bis zum Maschona- und Katferland, früher auch
im Betschuanaland (am Ngamisee und in Mozambik). In Guinea fehlt
das Nashorn (Büttikofer), ebenso am Congo (Trouessaut). In wie
weit hierbei Nahrungsverhältnisse im Spiele sind, können wir noch
nicht angeben.
4. Die Tapire dagegen haben sich im neotropischen Gebiete
besser erhalten. In Indien blieb eine einzige sp., die im Pleistocän
noch in Java und Sumatra war, nur noch jetzt in Hinterindien
(Tenasserim von 15** n. B. südlich, Malakka, Sumatra, Slam).
In Südamerika waren im Pleistocän von Brasilien 4 sp., 3 starben
aus, aber T. americanus erhielt sich von Guayana durch Brasilien bis
Paraguay in Nord- Argentinien (Corrientes. Ohaco), dagegen T. pin-
chaque {roulini) im Westen an den Anden (bis 7 — 8000), von Columbien
durch Ecuador bis Peru. Das subgenus Elasmognathus, in Nord- [
amerika noch im Pleistocän als T. haysii, erhielt sich in Mittel-
Die Yerbreituno- der Ungiilaten. 323
amerika in 2 sp.. bairdi selbst noch in Süd-Mexiko (Oaxaca), sonst
bis Panama. Sie brauclien feuchte Wälder mit reichlicher Pflanzen-
iiahrung.
5. Eigenthümlich ist das Yerhältniss der fossilen Pferde zu
den lebenden. Trotz der Ueberzahl der fossilen Pferde sp. in Amerika
— von eig-entlichen Equiden (60 gegen 11) lebte doch kein Pferd
vor dem 16. Jahrhundert. Pleistocän waren noch 10 sp. im Norden,
H im Süden (Brasilien, Ecuador, Argentinien 1), davon 9 in Texas,
4 in Mexico. Aber auch in der alten Welt lebten im Pleistocän
9 sp., davon stenonis, quoggoides in Ungarn, namadicus in Indien,
onager und hemippus in Persien, atlanticus in Algier und Südwest-
Euroita, der Esel in Europa, das Pferd in Europa und Nord-Asien
(England bis Alaska, Persien) und der jetzt asiatische E. hemioniis
in Deutschland und Süd-Russland. Das Wildpferd hat der Mensch
in historischer Zeit vernichtet, aber Asien behielt eigenthümlich 5
Arten (mit Kiang s. w.), Afrika 6 sp. (den Esel, der für Arabien
[Murray] wild angegeben wird, eingerechnet), wobei E. hurchelU bei
Trouessart 10 subsp. und 7 Synonyme hat.
C^entral-Asien ist am reichsten an Individuen (Prevalsky), E.
prevalskii Songarien zwischen Altai und Tianschan, Jäang in West-
tibet von Jarkaud bis Caschmir, hemionus in den Steppen Mongoliens,
Transbaikaliens, Turkestans, Tibets (?), bis Transkaukasiens. Zwei
west-asiatische sp. schliessen an, im Südosten E. onager von Afghanistan
bis Eadjuntana und im Südwesten der Wlldesel der syro-arabischen
Wüste E. hemippus (Palmyra — Bagdad). Die Wildpferde Afrikas
beginnen im Nordosten, Nubien, Sennär (afncamis), wo im Danakie-
gebiet die v. somaliensis bis in die Gallaländer reicht, während im
Somaliland und von Schoa bis zum Gallaland E. greyi bis in 1000 m
Höhe auftritt. Das mittlere Süd-Afrika belebt E. hurchclU von Rudolf-
I und Stefaniesee, zum Kenia v. grantii, über das Seengebiet {v. craivshayi
Tanganyika, Maero), v. mariae Tanganyika-Nyanza, Uganda, v. böhmi
Kilimandjaro, Uganda, Nyanza Tanganyika. Ugogo zum Zambesi,
I wo V. zambeziensis und südlicher {v. seelosii Matabele, Maschonal., v. trans-
\"aaUensis. Zambezi, Transvaal, Matabele, v. chapmam Transvaal,
am Okavango, v. aahJbergi Zulul., Transvaal, v. autiquornm Kalabari,
iGrarip), bis die sp. im Betschuanaland und am Garip abschliesst.
Dem Süden gehören an das Zebra (4953 Trouessart) von
Mossamedes und dem Cunene durch die Damara. und Namaqual. zum
r.'athlambagebirge und das Quagga (Garip, West-Griqualand bis in
'lie Tapcolonie).
324 J. Palacky,
Auffällig" ist, dass der pliocäue E. qtiaggoides Forsyth Major
in Italien, die subsj). affinis Woldeich in Ungarn lebten.
Die polj'phyletische Abstammung des Pferdes wird wohl schon
allgemein angenommen.
6. Die Dicotyles-Arten, die noch pleistocän in Nordamerika
{nasutus) und Brasilien {sienocephakis) lebten, erhielten sich in 3 sp.
lebend: 1 angulata Cope (Texas-Sonora var.), 2 tajasu L. von Arkansas
(Redriver) durch Mexico und Central-Amerika, sowie von Trinidad
durch Columbien, Brasilien, Peru bis Paraguay, Argentinien, Pata-
gonien, am Rio Negro (die v. torquata Leidy war pleistocän in Dakota
und Nebraska), 3 lahiatus von Guatemala und Honduras über Nica-
ragua. Costarica, in Trinidad, Columbien. Peru, Brasilien, Paraguay,
während sie pleistocän in Argentinien lebte. Pleistocän war noch
Platygomts compressus von New York bis Ohio, Illinois, Kentucky,
Mexico (nicht bei Teouessart).
7. Die Schweine erhielten sich noch in 24 Arten und 4 Genera
lebend. Pleistocän waren das gemeine Schwein in Europa (auch in
einer Zwergvarietät) und Indien, das Torfschwein in Europa, Sus
cristatus in Indien, Sus verrucosus in Java, Phacochoerus aethiopicus
m Süd- Afrika — ■ entsprechend der heutigen Verbreitung. Europa hat
jetzt nur das ^^^ildschwein, Asien (14) dieses und 13 eigene sp. (s. w.),
Afrika Wildschwein und 8 eigene sp., Neu-Guinea 2, von denen 1 niger
auch in Ceram, Tei'uate, Tidor (s. w.). Das Wildschwein, das heute
als Hausthier eine Weltverbreitung hat — selbst in Oceanien als
Hausthier der Polynesier zeitlich eindrang, reicht von England zum
Amur, Jarkaud, Tianschan, Turkestan, Afghanistan, Belutschistan,
Persien, Kleinasien, Syrien, Aegypten, Algier — in einer domesticirten
var. (pliciceps) noch Japan und China. Die beiden sp. von Neu-
Guinea erreichen: papuensis die Luisiaden {niger s. o.). Am reichsten
ist Malaisien 8 : S. vittatus (Java, Sumatra, Banka, Flores), timorwnsis
(dort), harbafus (Borneo bis 1330 m, Palawan, Calamianes), verrucosus
(Java, Celebes, Batjan, Amboina, Ceram, Borneo, Saleyer, Philipinenj,
minutus (Mindanao), niger (s. o.), longirostris (Borneo, Java), habirussa
(alfura Lesson, Celebes, Sulu, Buru, und S. (Porcnla) faivanus (For-
mosa — domesticirt in China [Amoy]). Japan hat S. leucomystax,
West-China S. moupinensis, die Andamanen S. andamanensis. Indien
hat S. cristatus: Dekan (Himalaja-Comorin, Ceylon, Birma, Mergui.
Tenasserim), Porcula (Sus) sahiana : Terai von Nepal, Sikkim, Butan.
Anam.
Afrika hat 2 Genera endemisch : Potamochoerus (5 — Madagascar
Die Verbreitung der Uugulaten. 325
larvatus, chaeropotamus) Ost- Afrika vom Kilimandjaro bis zum Cap —
Zanzibar, Uganda, Nyassa (wo endemisch P. johnstoni), Angola, dann
porcus (pcnicillatus) im Westen (Senegal- Angola bis Monbiittu), hassama
im Norden (Kordofan, Abyssinien) und PhacocJioerus 2 — africanus
von Abyssinien zum Kilimandjaro, Zambesi, Senegal und aethiopicus
südlich vom Zambesi im Kalferland, Damara und Cap d. g. H. —
dann endlich Sus scnnarensis (Sennaar, Kordofan, Sudan) und das Wild-
schwein im Norden (s. o.).
8. Das Flusspferd ist heute mit 2 sp. auf Mittel- und Süd-
Afrika, soweit Flüsse gehen und es nicht vom Menschen ausgerottet
ist, beschränkt, war aber noch im Pleistocän von Madagascar (2 sp.),
von Indien 2 sp. — bis hoch im Norden, Java, Sumatra und ganz
West-Europa — nicht nur die lebende sp. ampJiihius, sondern im Mittel-
meergebiet mit 2 ausgestorbenen sp. in Malta (2), Sicilien, Süd-
Frankreich. Candia. Während Ä. Ubcriensis nur in Guinea bekannt
ist, reicht H. amphihms vom Senegal zum Cap und nach Abyssinien.
Es reichte bis England, Irland und Deutschland noch in den spätesten
Zeiten (red crag z. B.) bis zur Eiszeit, ein Beweis des Zusammen-
hanges der europäischen und afrikanischen Fauna. Die Wüstenzone
hat dann die Grenze gebildet.
9. Die C a m e 1 i d e n erhielten sich an 2 Orten : den Anden und
dem altweltlichen Wüstengürtel — allerdings so selten, dass erst
Przewalski wirklich wilde Kamele sah und das Dromedar überhaupt
noch nicht wild gefunden w^urde — nur pleistocän in Algier. Das
Alter der Domesticirung des Kamels ist uns nicht bekannt.
Pleistocäne ausgestorbene Kamelarten (sibiricus und hnöblochi)
waren in Sibirien, die letzten auch in Ost-Russland an der Wolga — ■
das asiatische Kamel, wild am Lobnor — findet sich gezähmt von
West- China durch Mongolien nach Turkestan, Afghanistan, Persien
und Südwest-Sibirien.
Das Dromedar beginnt in Afghanistan und Nordwest-Indien, ist
typisch in Arabien und Syrien, dann durch Aegypten, Nubien bis
Abyssinien und Nord-Afrika durch die Sahara (späte Einwanderung)
bis in den Sudan. Noch zur Römerzeit fehlte es in der Sahara und
kam wohl von Arabien her. Die amerikanischen Cameliden erhielten
sich nur in 2 — 4 Arten auf den Anden : Huanaco, Lama und Alpaca —
die Troue>;saet (5260) in eine sp. zusammenzieht — und Vicunna. Im
Pleistocän war das Lama fossil in Brasilien (neben 2 ausgestorbenen
Arten) und Argentinien, wo noch 4 fossile Lamas und 2 monotype
ausgestorbene genera {Stüauchenia oiveni und Mesolama angustimaxiUä)
326 J- Palacky,
neben Palaeolama mesoUtJnca — also 8 sp. lebten — neben Lama und
Vicunna (v. minufa Bürmeister). Sie scheinen in einer grossen Sint-
fluth ertrunken zu sein. Das Vicunna rettete sich auf die Anden
— von Bolivien (bis 4300 m) bis Süd-Ecuador. Das (gezähmte) Alpaca
lebt in Peru und Bolivien, das gezähmte Lama ebendort bis Chile,
Argentinien und West-Brasilien, das wilde Huanaco aber erhielt sich
in den Anden von Fuegien bis Ecuador — in Patagonien, Chile, Peru.
Auch hier ist das Alter der Zähmung unbekannt — wie die An-
fänge der dortigen Cultur.
10. Die T r a g u 1 i d e n haben heute eine seltsame Verbreitung —
in West- Afrika und Indomalaisien. Und zwar lebt in West- Afrika nur
Hyomoschus aquaticMs vom Senegal durch Guinea zum Congo (im Norden).
Tragnlus lebt in Indomalaisien in 5 sp. T. meninna war in Indien
pleistocän und erhielt sich im Dekan und Ceylon. Tr. nopu lebt in
Süd-Tenasserim, Malakka, Sumatra, Java, Banka, Borneo ; Tr. stavleyanus
in Malakka und Java, nigricans blos auf den Philippinen (Balaban),
Tr. javanicus endlich von Siam, Cochinchina, Kambodja durch Süd-
Tenasserim, Malakka, Mergui — Singapor bis Sumatra, Java, Borneo.
11. Die C er vi den theilt Trouessart in 4 Sippen, von denen
der hornlose Hydropotes inermis nur in Korea und Süd-China lebt.
Die Moschusthiere (pliocän in Indien) leben nur noch in 2 sp.:
sifanicus in Kansu und M. moschifcrns in ganz Ost-Asien vom Amur,
Süd-Sibirien, Transbaikalien, Mongolien, Tibet, im Himalaja (Butan,
Gilgit) bis Cochinchina in den Bergen — so bis Ladak, Sikkim,
Simla etc.
Die Cervuliden (pleistocän noch in Indien) sind nur in 8 sp.
in Südost-Asien erhalten — zumeist in China 6 {Elaphodus [2] und
3 sp. Cervidus exdusiv). C. munfjac, die verbreitetste sp., reicht vom
Dekan, Ceylon, Himalaja (Kaschmir, Nepal) über Birma, Yünnan,
Malakka, Hainan nach Sumatra, Java, Borneo. Borneo hat eine end.
sp. pleiharicus, Birma und Tenasserim die zweite (feae).
Subkosmopolitisch sind die eigentlichen Hirsche (143 sp.) incl.
der fossilen sp. (76), so dass auch hier mehr fossile als lebende sp.
aufgestellt sind. Selbstverständlich fehlen sie als Waldtliiere in Steppen
und Wüsten — ebenso Australien, dem östlichen Oceanien (östlich von
Guam) etc.
Trouessart hat nur 8 g.. von denen Cervalces (aniericanus) nur
im Pleistocän von New Jersey lebte, Palaeocervus (wie oben) nur im
Miocän von Sansan, so dass nur Cervus (67 sp.). Alces (5), das Renn-
thier (4 sp.), Eeli (14), Cariacus (45) und Pudua (2 sp.) bleiben. Beide
jj
Die Verbreitung der Ungulaten. 327
letztere gen. sind exclusiv amerikanisch, Capreolus altweltlich, das
Rennthier circumpolar. Bei Cervus überwiegen die alt weltlichen sp.
so, dass nur das Wapiti (mit 2 sp., 1 fossil) nordamerikauisch ist.
Akes hat 3 amerikanische sp. (2 pleistocän im Norden), 2 europäische
(1 pliocän) — in Ex. mag es verkehrt sein. Von Cervus sind nicht
weniger als 34 sp. (fossil) ausgestorben, davon 20 pliocän (s. o.) —
also die Mehrzahl. Das Wapiti war schon pleistocän in Nordamerika.
Sonst sind 6 sp., die pleistocän waren, noch erhalten (s. w.).
Die Sippe Rusa der Hirsche ist südost-asiatisch — ausser 2 plio-
cänen chinesischen sp. war naniadicus im Pleistocän Indiens, ebenso
der noch lebende pornmis und arisfotelis. Und zwar sind beide zuletzt
genannte sp. — porcimis im Norden (Pendjab, Gangesthal bis Anam,
Birma und wieder Sind), arisfofeUs im Himalaja, Dekan, Ceylon,
Anam, Birma, Slam, Malakka, v. equinus Sumatra, Borneo. Die
Mehrzahl der sp. ist in Malaisien 5: arisfofeUs (s. o.), hroohei Borneo,
hippelaphus Java, Boineo. Timor. Celebes, Buru, Amboina. Molukken,
hihlii Molukken, lepidus Java — und auf den Philippinen : pMlip^nnus,
nigricans, alfredi, sfeeri — woran sich swinhoei von Formosa und
der östlichste aller Hirsche der alten Welt — marianus auf Guam
anschliessen.
Auch die 2. Sippe Rucervus (4) ist ganz indisch (1 pliocän),
duvauceli im Terai, Butan, Asam, Bengalen, scliomburf/M Yünnan,
Birma, Siam, Schanstaaten, eldii in Birma-Malakka, Pegu, Martaban,
Tenasserim, Manipur, Siam, Kambodja, Hainan.
Die 3. Sippe Elaphurus (mon. davidianus) ist nord- chinesisch ( Peking-
Mandschurienj.
Die 4. Sippe (und jetzt sp.) Axis war im europäischen Pliocän
(red crag, Auvergne-ZiTTEL mit 13 sp.), wo sie ausstarb, im Pleistocän
von Indien und Java wieder erschien und jetzt als 1 sp. von Ceylon
Ms Nepal. Anam — eingeführt in Malakka und Sumatra lebt.
Die 5. Sippe Pseudaxis (5) ist ost-asiatisch — alle in China, sika
auch in Japan, am Ussuri, faevanus bloss in Formosa. horfuJorum aus
' den Gärten von Peking bekannt, aloirosfris am Kukunor. in Tibet,
im Nanschan, mandarinus (36 sp. Heude) in Central- China.
Die 6. Sippe Eucfenoceros (mon.) starb im Pliocän von Frank-
reich aus.
Die verbreitetste Sippe ist die 7.: Sfrongtjloceros (10), von der
2. sp. im Pleistocän von Algier und 1 im Pliocän von Nordamerika
ausstarben. Doch fällt die Mehrzahl der sp. (5) auf Asien, von denen
unser Hirsch nur noch Cilicien, den Kaukasus und Talysch erreicht.
328 J. Palacky,
Insbesondere sind afßnis Hodgson in Tibet, Sikim, Butan, caschmirianm
Falkoner in Kaschmir, Afghanistan, Turkestan, im Tarimbecken,
Jarkand, Tibet. Balkh, Herat (Jäte), xanthopygus vom Kaukasus und
Altai über Baikalien, Daurien zur Lena, nach AVitim, zum Amur
uud Nord-China, endlich maral in Süd-Russland, Krim, Kaukasus,
Transkaukasien und Nord-Persien, Tianschan und Altai — i)leistocän
nach Neheing in Deutschland, Frankreich und in Sibirien bis Neu-
sibirien. Die V. lühdorfi lebt in Nordmanschurien. Unser Hirsch lebt
in Kleinasien (Ismid. Marasch, Cilicien-Darnford) und als v. barbarus
in den Wäldern von Algier und Tunis, v. mediterranea in Corsica und
Sardinien.
Das Wapiti lebt in Nordost- Amerika östlich der Felsengebirge
bis zum 27^ n. ßr., Minnesota, Dakota, Nebraska, Canada, Alleganies etc.
Die Westseite hat C. roosnelti Merriam von Vancouver durch Washington,
Oregon bis Californien.
Die 8. Sippe Eucladoceros (5 pliocän von Frankreich, England
und Italien) starb mit C. macroglocliir Pomel im Pleistocän von
Frankreich aus.
Von der 9. Sippe der Dammhirsche waren 2 pliocän, 1 in Frank-
reich und Deutschland, 1 in England, 5 pleistocän, 3 in England
(1 davon auch in Italien, 1 in Norddeutschland und der lebende
Dammhirsch in Belgien, Frankreich, Italien. Heute reicht er von
Palästina, Algier, Tunis, Rhodus , Kleinasien (Adalia, Darnford),
Griechenland, Sardinien, Spanien nach Süd-Europa und ist bis nach
England und Skandinavien eingeführt worden. Die zweite sp. meso-
potamicus ist in Mesopotamien, Luristan. Khuzistan (Brooke).
Endlich die 10. Sippe der Riesenhirsche (3) ist gleichfalls im
Pleistocän von Europa verbreitet gewesen und ausgestorben — gastaldi
in Italien, dawldnsü in England und der irische Riesenhirsch von
England bis Frankreich, Italien, Deutschland (Braunschvveig, Rix-
dorf), Oesterreich (? islcmdicus Blumenbach). Russland (Zittel). Hier
hat wohl der Mensch die Schuld.
Älces bildet bei manchen Autoren nur eine sp. Bei Trouessart
ist der östliche, der schon pleistocän in Deutschland und Italien
war, als 5489 {machlis Ogilby) von Skandinavien und Finnland bis
Preussen, Lithauen, Sibirien, im Gebirge bis zum Amur und Ussuri,
getrennt von dem westlichen 5491 americanus Jardine, der gleich-
falls pleistocän in Nordamerika war (wie 2 andere sp.), aber die
einzige pliocäne sp. latifrons war in England und Deutschland, und
erstreckt sich heute vom 65*^ n. Br. und Alaska durch Canada bis
l
Ui.
Die Verbreitung der Uugulateu. 329
Columbia, Ontario. Maine und auf die Berge von Vermont, Hampshire
und des nördlichen New York.
Es sind somit in Asien 27 lebende sp., Afrika 2 (Norden), Europa
3, Amerika 3. China ist das reichste Land (s. o.), 16 werden citirt.
Das Eennthier ist früher als eine circumpolare sp. angesehen
worden. Tkouessakt trennt 2 nordamerikanische sp. ab: terraenovae
(Bungs) in Neufundland und den ('aribü von L'anada (Ontario) bis
in die nördlichen Vereinigten Staaten. Das Eennthier lebte schon
im Pleistocän von Europa (z. B. Berlin, Böhmen) bis zu den Alpen
und Pyrenäen und zugleich in Frankreich der ausgestorbene
Ranyifcr martialis. Heute ist es noch arktisch circumpolär in Nord-
amerika, in Nord-Canada, den Barrengrounds, am Churchillfluss,
Sklavensee und nördlicher, in Grönland, in Sibirien (70" bis zum 90.*^
n. Br. herab (Lena), in Spitzbergen. Nowoja Semlja, Lappland, ist
aber in Irland eingetührt worden.
Die Rehe haben eine einzige lebende sp., das Reh neben
dem asiatischen Capreolns pyganjus (Kaukasus, China, Gebirge von
Süd-Sibirien, Mandschurien (Chingan). 2 pleistocäne Rehe sind. in
Italien ausgestorben, und das lebende Reh war schon pleistocän in
Europa, wo es jetzt von 58" n. Br. zum Mittelmeer reicht, Irland
fehlt, aber von Cilicien über Italien, Griechenland, den Kaukasus,
Libanon und den Eiburs in Nord-Persien erreicht. Die Rehe waren
ja miocän und pliocän in Europa (s. o.) bis Samos.
Von den letzten zwei amerikanischen g. der Hirsche ist Pndua
andin (Chile 1, Ecuador 1), aber Cariacus ist in ganz Amerika von
Canada bis Magellanien in 22 lebenden sp. verbreitet. Er begann
dm Miocän von Argentinien, hatte 8 ausgestorbene sp. im Pliocän
daselbst, 5 im argentinischen Pleistocän, 2 in Ecuador, 3 in Nord-
amerika, die alle ausgestorben, aber virginianus aus dem Pleistocän
kler Us erhielt sich dort von Canada bis Californien, Mexico —
ilurch Texas, Colorado, Idaho, Dakota, Kansas, Missouri bis Carolina.
Nordamerika hat sonst 8 sp. : osceola in Florida, leucnrus in
")regon, Californien, Columbia, couesi in Sonora, colunibianns in den
;iscade mountains, Columbia, Washington, Oregon, Californien,
HMrotis in Missouri, Oregon, Californien, Colorado, Arizona. West-
Texas, Nord-Mexico, mexicanus dort im Centrum und Süden und
\nttel- Amerika bis Panama, endlich trtici in Süd- Mexico und Costarica;
ler neotropische C. ruflmts erreicht Mexico und Mittel-Amerika von
I Brasilien durch Ecuador und Columbien. Ebenso erreicht der süd-
imerikanische C. nemorivagus die Antillen (Trinidad), der durch
330 J- Pälacky,
Columbieii, Ecuador, Peru, Guyana, Brasilien, Argentinien (bis
Tucuman — Waldgrenze) streicht.
Alle übrigen sp. sind südamerikanisch: pernmanns in Peru,
Ecuador, Bolivia, similis in C/Olumbia, gijmnoiis in Columbien, Venezuela,
Neugrenada, yucatanensis (Filippi) in Chile, paludosus in Guyana, Bra-
silien bis Paraguaj^ und Argentinien, sißvestris in Brasilien, campestris
dort in Paraguay, x4rgentinien, Patagonien bis zum 41** s. Br.,
antisiensis in den Anden von Ecuador, Peru, Bolivia, chüensis in
den Anden von Chile und Patagonien bis Magellanien, rnfus in ij
Guyana, Brasilien, Peru, Paraguay, Argentinien, im Chaco, bis Tucuman, j
stipercüiaris in Nord-Brasilien, ivhäelyi in Peru, nanus in Süd- und |;
Central- Brasilien. 1'
Brasilien hat somit 8 sp. \\
Man sieht, wie die grossen südamerikanischen Wälder der Ent- i
Wicklung der Hirsche ebenso günstig sind wie die asiatischen — j--
während sie in Afrika und Australien fehlen. '
12. Die Giraffe und die ihr verwandte bei Trouessart noch i
fehlende Ocapia (johnstoni ScLATER-Semlikisee) sind die letzten Aeste -i
einer einst im Miocän besonders (s. o.) zahlreichen (17 ausgestorbene r{
sp.) Familie, die im Pleistocän noch nicht gefunden wurde. Die A
Giraffe reicht vom Sennaar und Senegal durch die Savannen zum Cap '
(Kordofan). Abyssinien. Galla und Somaliländer. Natal etc., fehlt aber 1
dem Congo und Mozambik (wohl ausgerottet) und den Waldländera. «j
13. Die Antilocapriden waren mit 4 sp. (Platathermm] m
pleistocän, 1 in Argentinien, 3 in Süd-Brasilien (2 Leptotherium). Die I
AntiJocapra amerkana gehört dem Felsengebirge an vom obern Missouri, ji
Montana, Idaho, Californien, Texas bis Sonora, Chihahua, Tamaulipas. \
wo sie die Ziegen und Gemsen ersetzt.
14. Die Boviden umfassen 4 gewöhnlich getrennte Gruppen: q
Antilopen, Ziegen, Schafe und Ochsen, die wir darum separat be
handeln wollen.
a) Die Antilopen haben bei Trouessart 8 Sippen (incl. Haplo
cerus), 43 g. 226 sp., von denen aber 9 g. 73 sp. (19 pleistocän) aus- \^
gestorben sind. Pleistocän waren 4 noch lebende sp. (s. vv.). i )|
Die meisten ausgestorbenen pleistocänen sp. hat Algier, 16! f
Die Hauptmasse der sp. ist in Afrika 133 (einige ?) incl. dei J
ausgestorbenen fossilen 20 — sodann mit folgenden 5 Ausnahmen i
Buhalus hoselaphus geht von Marokko, Tunis, der Sahara nacl
Aegypten. Syrien, Arabien, Gazella clorcas Marokko, Sahura, Algier \
Tunis, Nubien, Aegypten, Syrien, Kleinasien (bei Tarsus), G. arabic t
i
Die Verbreitung der Ungulaten. 331
iiiNord-Aegypten ist?), G.isabella Aegypten,Nubien, Sennaar, Kordofan,
Abyssinien — Arabia petrea, {Oryx) leucoryx Sennaar, Nubien, Kordofan,
Palästina, Süd-Sj^ien, Addax nasomaciüata Marokko, Tunis, Algier
(Sahara), Nubien, Dongola, Syrien, Arabien.
Asien hat 65 incl. der ausgestorbenen 32, Amerika nur den
Haplocerus montanus, der auch als Schaf (Ord.) oder Ziege geführt
wird. Europa hat heute nur 2 von 33, alle andern sind ausgestorben :
Gemse und Saiga.
Die Gemse ist heute im Gebirge von Mittel- und Süd-Europa
(Cantabrien, Pyrenäen, Alpen, Abruzzen [? ausgerottet], Dalmatien,
Bosnien, Griechenland, Siebenbürgen, Karpathen), dann im Kaukasus
und Taurus und war pleistocän in Frankreich, Belgien, Schweiz,
Deutschland, Mähren.
Gleicher Weise war die Saiga im Pleistocän von Europa (Eng-
land. Frankreich, Belgien, Deutschland, Mähren, Polen und in Sibirien
bis Neusibirien, auf der Insel Ljächow und erhielt sich in den Steppen
von Südost-Europa, Süd-Persien, Taurien, Astrachan bis zum Kaukasus,
Turkestan, Kirgisenland, Sibirien bis zum Altai und Irtysch.
Pleistocän waren noch 3 Gazellen in Frankreich, 1 in Italien —
eine geringe Zahl gegenüber Pikermi und Samos!
Die Gemse der Rockymountains Haploceros montanus geht vom
36.'- n. Br. zum 62." Columbia, Alaska, Californien, Oregon,
Washington, Idaho.
Von den 8 Sippen der Antilopinen hatte Indien 2 pliocäne
Bubalinen, die ausstarben, und hat nur im Südw^est (s. o.) Boselaplms.
Von den Cephalophinen hatte Indien 1 pliocäne und hat noch
die lebende sp. Tefraceros quadricornis (Multan-Dekan , Himalaja,
Comorin, Nepal, Sind, Nilgeries, Pulney). Die Nesoiraginen sind nur
afrikanisch. Die Cervicaprinen (1 Maragha, 3 pliocän Indien,
1 China), sind in Asien ausgestorben.
Reicher sind die Antilopinen (1 miocän, 2 pliocän, 2 pleistocän.
Pantholops himdesiensis in Tibet und die noch in Indien lebende
Antilope cervicapra (Pendjab, Comorin, Dekan, Anam), die Saiga (s. o.),
Pantholops hodgsomi in Tibet, Jarkand, Ladak, Sikkim, Gasella dorcas
(s. 0.) arahica (Arabien, Sinai, Syrien), isahella (s. o.), und 3 endemische
sp.: picticauda Tibet, Ladak (5000 m), Sikkim, prevalsUi (Kansu).
niasl-atensis Maslat, marica Oman, fuscifrons Nord-Belutschistan, henneti
Ost-Persien, Belutschistan,Sind, Dekan, bis zum Kistna, Aden, gutturosa
Pallas (in Süd-Sibirien ausgerottet), Mongolien, Nord-China, Peking,
Transbaikalien, subgutturosa von Tiflis bis Tibet, Gebirge von Ispahan.
Zool. Jahrb. Bd. XVIII. Abth. f. Syst. 22
332 J Palacky,
Transkaspien, Turkestan, Jarkand, Kaschgar, Afghanistan, Herat-
(Yate), Nord-Belutschistan, Kandahar, Mesopotamien.
Es ist das einst europäische g-enus GaseUa (8 sp. von 42) heute
mit 10 in Asien und 17 in Afrika erhalten. 8 sp. starben in Algier
aus, 3 in Asien.
Die Hippotrag-ineen haben nur die 3 erwähnten, auch in Afrika
lebenden leucoryx und 0. heafrix (Arabien), addax. 10 sp. sind in
Asien ausgestorben (s. o.).
Die Tragelaphinen hatten 8 ausgestorbene sp. in Asien {JBoselaphus
namadicns pleistocän in Indien), und erhielten eine einzige lebende
sp. Boselaphus tragocamehis (Dekan, bis Labore und Guzurat).
Es sind daher die eigentlichen Antilopen in Asien im Rückgang
(19 statt 34) und fast auf den Südwesten eingeschränkt.
Dagegen sind die Gemsen (Rupicaprinen) hier in Asien am jj
reichsten entwickelt — alle (20) sp. bis auf Haploceros — endemisch j;
bis auf die auch europäische Gemse. Und zwar hat der Himalaja 8 '•
find. Mupin 3 end.). China 9 (1 end, Formosa), Japan 1. Nemorhaedus :
huhalinus erreicht im Hiniala3^a 4000 m, N. poral 3350 m. Hinter- '
Indien erreichen 3 sp.. N. sumatrensis erreicht über Malakka Sumatra, i
N. candains im Norden den Amur (von Peking). Heude machte aus i
N. maritinms 13 Varietäten. In Afrika fehlten sie stets. Die afrika- *(
nisciien Antilopen sind natürlich im Steppengebiet zahlreicher als in i
der Wüste und im Wald. So hat das Somaliland 18, der Senegal -j
14 — 15 (? Cephaloplms quadriscopa Smlth, das Ex. unbekannt wo), 0
Guinea 18 — der Osten von Afrika 39, x4.byssinien 15. Sennaar 11, j
Deutsch Ost- Afrika bei Matschie 35. Südosten Dekan 22, Kordofan 4
10 — Kilimandjaro 17, Mozambik 8, Peters 22. am Cap (einige 1
[5] vertilgt) noch 12 (Buckley nur 8), Transvaal 13. Zululand 8.
Natal 19, Süd- Afrika (sensu lat.) 37, Kamerun 9, Congo 10, Liberia 11
(Büttikofer), Angola 13, Damaraland 8, West-Afrika 34, Central- i
Afrika (oberer Nil) 19. Südl. mittleres Zambesi 26. Nord-Afrika 3
(Kobelt) 5, coli. BoTTEGo (II) 7. am Jubafluss 2. Algier 5, Marokko 5, il
Aegypten 4, Nubien 7, wobei natürlich die Fehlergrenze noch gross js
ist. Wir können nachstehende geographische Gruppen unterscheiden o
(der Kürze halber ohne genera — Antilope):
1. Die Nord-afrikanische: addax, leucoryx. mohr (end. Marokko, i
Senegal), rufina, loderi [arabica), cuvieri, dorcas, boselaphus 8.
2. Nordost-afrikanische: tora, simynei (5894), neiimanni (5599), ;!
htmteri (Somalil.), tiang, abyssinica, montana (5640), haggardi, scdüana. -^
swaynei (5656), philippi, güntJieri, defassa (auch im Osten), maria, i
Die Verbreitimg- der Ung-ulaten. 333
leucotis, isahelJa, Icptoceros, levipes, nieJannra, spelei (Somaliland), pehelni
(Somaliland). dania, sömmeringi, clarJcei (Somalil.). megahfis (Somalil.),
hakeri, heisa, imherbis (bis zum Kilimandscharo) 28.
3. Nordwest (Seneg-al. Guinea, Sudan, Kamerun. Gabun): major
(5592). nUjrifrons (auch Loango — Kamerun), Jcorrigtmi, sylvicuUrix
(auch Angola), leucogaster, dorsalis, ogilhyi, calUpygus, ritfUafus, doriae,
niger (5625). maxivelli. melanorhoeus (auch Angola. Zanzibar v.),
coronaius, nigrkauda, pygmaea, onctuosus, Kob. (?), annuUpes, redunca,
riififroris, koba, gasetta (5765), euryceros. gratus, obscurus, derhyanus
- 25-27.
4. Nördliche Mitte incl. der Seen (Waldg-ebiet) : cokei, jaksoni,
jimela, alboßibatiis, spadix, aeqttatoriaUs, neumanni (5644), sharpei, kirhi
(5653 Somali — ügogo). crawshayi, tlwmasi. senganus, bohor, chanleri,
granfi, fhomsoni, callotis =17 — ungerechnet die weiter verbreiteten
(s. w.).
5. Ost- Afrika (Küste bis zur Südeckei lirJifensfäni, tanrinus, nata-
lensis, liarveyi, scoparia, hastafa 5638, melanotis, moschatus, living-
stonianiis, eUipsiprymnus, fidvortifula, capreolus, melampus (bis zum
Weissen Nil), walleri (Somaliland — Kilimandjaro. Küste), equinns
(Weisser Nil — Transvaal. Limpopo), angasi, — bei sehr strittigen
Grenzen (16).
a) Südwest-Afrika: caama, pygargus (fast ausgerottet), albifrons,
hmatus, gmi, damarensis, penricei, vardoni, lecJiei, petersi, euchore, lenco-
phetis (Cap — ausgerottet — Angola), capensis. spekei 5780 — Uganda
Congo, Ngami, Zambesi.
Weiter verbreitet sind die übrigen 8 sp. (5629): nionficola (Cap —
Luanda, Nyassa, Zambesi, Transvaal, Mozambik, Zululand), grimmia
Somalil., Gallal. — Kilimandjaro (3300 m), Uganda, Nyassa, Mozambik,
Zambesi. Transvaal. Kalihari — Cap, Damara, Angola, saJtafor Abyssi-
nien, Somaliland — Cap, Ugogo, Nyassa. Zambesi, Mozambik, Natal.
Zululand, campestris Cap — Zambesi, Angola, Natal, Nyassa, Transvaal,
arundinmn (eJeofragus) Nyassa — Cap, Angola — Zambesi, Transvaal,
Okavango, Ngami etc., niger (5752 — Kordofan — Zambesi, Angola,
Mozambik, Uganda, kudu (strepsiceros), Somaliland, Abyssinien, 2700 m,
Sennaar. Kordofan. BogosL. Tanganyika, Ugogo, Kilimandjaro, Zambesi,
Congo, Mossamedes (am Cap ausgerottet), canna oberer Nil — Cap
(einst), Angola, Sobat, Zambesi. Uganda, Nyassa — ausgerottet im
: Süden und Westen (Angola).
Mehr ins Detail einzugehen, hiesse den Leser zu sehr ermüden.
lEs giebt wenig endemische locale sp.. am Senegal 6 — (3?) — im
334 J- Palacky,
SoDialiland 8 (Maximum), Nj^assa 2, Gabun 2, Algier 1 — also beinahe
mehr in der Nordecke. So lange die Paläontologie Central-Afrikas
ein so weisses Blatt bietet, wie jetzt, sind Speculationen über den
Ursprung verfrüht. Die Menge pleistocäner sp. in Algier zeigt auf
afrikanischen Ursprung — sind doch fast ebenso viele sp. dort aus-
gestoi'ben, wie in Indien leben. Die BLANroRD'sche Lieblingsansicht,
Alles in Indien (resp. im Dekan) entstehen zu lassen, findet keine
Stütze in den Thatsachen. Dekan war stets ein kleines Land gegen-
über dem Koloss Afrika, von dem nur wenig seit der ältesten Zeit
je vom Meere bedeckt war, während der ganze Norden von Indien
junges Schwemmland ist. Nur die Gemsen könnten (jung) asiatisch sein.
b) Die Ziegen (gen 1171—1173 sp. 5814—5838) 21—7 ausge-
storben), sind bei Trouessart mit den Schafen vereint, was wir aus
geographischen Gründen hier vermeiden wollen, da die geologische
Geschichte beider verschieden scheint (s. w.), obwohl beide jetzt fast
convergiren. Die Ziegen beginnen im Pliocän an zwei Orten: im
Siwalik {Buca/pra daviesii (mon. end.), Capra falconeri (noch lebend
s. w.), Hemitragus sivalensis (und perimensis) und wieder in Frank-
reich {C. rozeti). Im Pleistocän sind sie {hircus) in Europa endemisch
— cebennarum, corsica, die lebende pijrenaica in Gibraltar, caucasica
in England — der Steinbock auch in Mittel-Europa bis Frankreich.
Lebend erhalten sie sich zahlreicher fast nur in Central-Asien und
im Mittelmeerbecken, wo die Hausziege in Kleinasien Hausthier
wurde. Die Mehrzahl der sp. ist asiatisch — 12 lebende sp. —
1 mit Nord- Afrika, 1 mit Europa gemein. Afrika hat 2 sp.. 1 end.,
Europa 4 (3 end.), Amerika fehlen sie.
Und zwar sind die asiatischen sp. end. yayakari, mengest Arabien^
dawergnei Kaschmir, caucasica (jetzt nur dort, sowie sewersowi, und
cylindricornis, jenilaica (Himalaya 2330 m) und liylocrius (Ghat,
Nilgeries), falconeri im West-Himalaya und Afghanistan bis in die
Suleimankette, sihirica in Centralasien, Tibet, Himalaya, Nepal,
Gilgit, Kaschgar, Tianschan, Altai, Sajang, Baikalien. Die afrikanische
nuhiana am Sinai, in Palästina, Arabien, Syrien, die gemeine euro-
päische aegagrus von Kleiuasien, Taurus, Adalia, dem Kaukasus, i
Ararat, Persien, Transkaspien durch Belutschistau, Afghanistan nach
Nord-Indien. Afrika hat die eudem. walie in Abyssinien (bis 3700 mj,
und die nuhiana in den Gebirgen am Rothen Meer bis zum 24**
n. Br. (Ost-Egypten, Nubien beden. auct.). Europa hat den Steinbock
der Alpen, der ausstirbt, 1826 in den Pyrenäen (Reclus), (geschont nur
am Monte Rosa von der italienischen Regierung), und aegagrus in Greta
Die Verbreitung- der Ungulaten. 335
und var. dorcas auf der Insel Java (bei Euböa), v. picfa (Ehrhaed)
auf Creta und Antimelos. Es ist kein nordischer Ursprung zu er-
kennen, ja nicht einmal ein postglaciales Verbreitungscentrum, da
im Pleistocän England noch subtropische Thiere (s. o.) nährte, z. B.
das Ehinoceros, das noch von modernen Kräutern lebte. Dem Hoch-
wald müssen sie ausweichen und bleiben im Buschwald — für die
Steppe fehlt ihnen die Flüchtigkeit. Ghats und Nilgeries hatten
hochnordische Verbindung.
c) Anders steht es bei den Schafen — wozu Trouessart auch
den Moschusochsen gesellt (gen. 1174. 1175 sp. 5836—5862). Auch
hier fällt die Mehrzahl der sp. nach Asien — 18 lebende (von 21
lebenden, 3 ausgestorben). Amerika hat 1 (s. w), Afrika 1, Europa
1 — 2 (s. w.). Pleistocän waren in Europa der jetzt afrikanische
tragelophits (in Höhlen der Pyrenäen), 0. savini in England, argaloides
in Mähren, antiqua Pomel in Süd-Frankreich, nivicola in Neusibirien
(oder horecdis), mamillaris in Nordamerika, das Schaf in England —
der Mosclmsochse in Europa, Asien und Amerika, herunter nach
Süden bis Böhmen, Frankreich, Deutschland, England, Russland,
Sibirien. Neusibirien (wo er dann fehlt ~ offenbar in der Eiszeit
nach Süden gewandert), homhifrons (als Bos priscus Rütimeyer) in
Kentucky und Arkansas — also 5 ganz ausgestorbene und 3 noch
lebende Arten. Die Hauptmasse der Arten fällt jetzt nach Central-
Asien 10, und zwar hat Tibet end. 0. dalaüamae, mit Ladak und
Gilgit, 0. vignei, mit dem Central-Himalaya bis Sikkim, Ladak,
Rupschu, dem Kuenlun 0. hodysoni, während 0. amnion (s. w.) nur den
Nordrand, Ovis nahoor (s. w.) vom Nordosten und Osten den Osten
erreicht. Nordwestlich sind 0. nigrimontana (Karatau, Turkestan
bis 2330 m), lidnsii (ebendort), poln (Pamir, Tianschan, Altyntag,
Gilgit, Naryn, Kaschgar, Issikul, Süd-Gobi, endlich arlMl (Turkestan,
Transbaikalien, Aralocaspische Steppe, anatölica Cilicien bis zum
Araxesthal, gmelini (Persien, Transkaukasien, Kurdistan, Ararat,
Marasch [Daneüed], Armenien), eines (Kleinasien, in Europa als
gezähmt eingeführt), 0. cydoceros Cind, Pendjab. Afghanistan,
Beludschistan, Persien. Dem Norden gehören an 0. tmhoor Ladak,
Lobnor, Kukunor, Alaska, Mupin, Kansu, Ost-Tibet, Nanschan,
Nubra, Sikkim, ammon Altai, Baikalieu. Sajangebirge, Irkutsk,
Hoanglio, Jantsekiang, Nord-Tibet, juhata Peking, danvinü Süd-Gobi,
nivicola Jenissey — Stanovoj (67*^ n. Br.), Kamtschatka, horealis (Nord-
Sibirien, Janamündung, 70*^ n. Br., Chatanga). Ganz isolirt sind
ophion auf Cyprus, dann musimon in Corsica und Sardinien, trage-
336 .T. Pälacky,
laphus Marokko. Algier (Gebirge), Tunis, Tuaregk, Fezzan bis Aegypten,
Nubieii bis zum 24" n. Br. Amerika hat 0. cervina (canadensis) vom
31" zum 68'' n. Br., östliche Rockymountaiiis in Neumexico (Rio Grande
do Sul), Sonora, Colorado. Nebraska, Dakota. Missouri, am Yellowstone
bis Canada, CJalifornien, Oregon, Washington, 0. nelsoni Texas, Nevada,
Californien (überall im Gebirge), 0. dalli in Alaska.
Eigenthümlich ist die heutige Verbreitung des Moschusochsen
von Grönland und den arktischen Inseln Nordamerikas über die
Barrengrounds, der Hudsonsbay bis Nordwest-Canada und zum
Mackenziefluss, einst bis Alaska. Waiiim er im Osten ausstarb, ist
uns nicht erklärlich, da er am Südrand des grossen europäischen
Gletschers in der Eiszeit war und dort eher Nahrung fand, als
im arktischen Amerika, wo er sich erhalten hat.
d) Eigenthümlich ist die Verbreitung der Anoa, von der 2 sp.
antilopimi und triqxctrirornis in den Siwaliks pliocän waren, sauteng
pleistocän in Java, während sich nur A. depressicornis in Celebes
am Leben erhielt.
e) Die eigentlichen Boviden sind altweltlich. Jedes der einer
lebenden genera ist anders verbreitet. Sie beginnen im Pliocän der
Siwaliks mit Bujfelus platycerus {sivalensis), dort in Indien, Java,
Sumatra mit palaeindicus, mit 2 sp. in China, mit B. p>allam im
Pleistocän von Danzig, B. antiqims in Nord- Afrika, haini in Algier,
mit dem ausgestorbenen Genus Leptobos im Pliocän der Siwalik,
L. falconeri, mit L. elatus {etruscus, concudensis) im Pliocän Frank-
reichs, Italiens und Spaniens, fraseri im Pleistocän Indiens, mit
Bibos mit 2 im Pleistocän von China, poleoyaurus im Pleistocän von
Indien, sondaicus im Pleistocän von Java und Sumatra, Bison mva-
lensis im Pliocän von Indien, Java, China, 2 sp. im Pliocän und 3
im Pleistocän von Nordamerika, honasus im Pleistocän von Europa
(England, Deutschland, Italien, Süd-Frankreich) und Sibirien (Neu-
sibirien), endlich mit 8 fossilen sp. Bos: 3 Pliocän von Indien.
1 ( 'hina, Java, 1 Pleistocän von Indien, 1 dort in Java, 2 in Algier
und 4 fossilen var. des Rindes in Europa (England, Irland, Mittel-
meer, Russlaud, Algier). Es stehen also 31 fossilen sp. 16 lebende
gegenüber, wobei alle Notizen aus Mittel- und Süd-Afrika fehlen.
Heute haben Asien 10, vom domesticirten Rinde abgesehen,
Afrika 4 (incl. des vielleicht eingeführten Büffels), Europa, Büffel.
Rind (eingeführt) und honasus (im Aussterben, geschützt im Walde
von Bialowes), früher in Mittel-Europa, sowie 3 fossile var. der Rinder,
primigenins, longifrons, hracliyceros. Das hornlose englische Rind
Die Verbreitung der Ungulateu. 337
(Durhani) ist bemerkenswerth, sowie die (verwilderten) Einder von
Chillingham (nach Lydekker von wdlden Ochsen abstammend).
Der Schwerpunkt liegt in Indien, das alle die 5 sp. hat — den
Büffel von Ceylon bis Nepal, Birma, Indochina, gcmrus Dekan — Birma,
Tenasserim, Assam,/Vowtofe Indochina, sondakus ^h^w^ort und Malaisien
(.Tava. Bali, Borneo. Timor); dann Bihos indicus Belutschistan. Persien.
Arabien, halbwild Dekan, Indochina, Malaisien, Japan. Die Philip-
pinen haben 2 end. sp. mindorensis und möUendorffi. Central-Asien hat
den Yak (Tibet. 2000 m). Ladak, Karakorum. Himalaja, Sikkim — ge-
zähmt, Tibet, Mongolien, Turkestan, Transbaikalien) und Poephayus
i)tuttn^ im Nanschan. Der Kaukasus hat auch den Bonasus.
Afrika besitzt den Buffalus pnmüus (der Büffel ist im Norden
wohl eingeführt) vom Senegal und Guinea zum Congo und Gabun,
Loango, B. aeqiiinocUalis im Nordosten, Nubien, Abyssinien, Kordofan,
Ost-Sudan. B. caffer im ganzen tropischen Gebiet von Kordofan,
Abyssinien bis Angola. Cap der guten Hoffnung und den (?) ein-
geführten Bihos (Buckelochse) indicus v. africanus in Mittel- Afrika,
Gallaland — Natal. Madagascar.
Amerika hat nur den von Menschenhand aussterbenden Bison
mnericanus (geschützt am A^ellowstone, Athabasca).
Resume. Die Hyraciden bilden theilweise als Felsenbewohner
(Höhlenthiere) eine separate biologische Gruppe.
Ebenso sind die Flusspferde eine ganz isolirte Gruppe der Wasser-
bewohner. Die zwei Hauptgruppen sind Waldthiere (Elephanten,
Rhinocerosse, Tapire. Dicotyliden), Schweine (mit Vorliebe für das
Wasser), Traguliden, Hirsche, Ziegen und Schafe (Niederwaldthiere
und Ochsen) und Steppenthiere (Pferde, Cameliden, Giraffen, Anti-
lopen). Die montanen Formen (südamerikanische Cameliden, Antilo-
capriden etc.) sind spätere Anpassungen. Insbesondere in der Wüsten-
zone der alten W^elt sind Antilopiden in der Anpassung bemerkens-
werth. Immer ist das Bedürfniss nach vegetabilischer Nahrung sehr
intensiv — im Maximum bei den Elephanten (2 Mctr. Heuwerth
täglich), und bedingt die Existenz, so wurden Hyraciden zu Baum-
thieren, die Gemsen erhielten sich concurrenzlos auf Bergweiden,
sowie in Tibet massenhafte Ungulaten in Bergsteppen (Pkevalski u. A.).
— Heute ist die grösste Artenzahl in Afrika (s. o.).
Eine geographische Gesamtevolution lässt sich aus den bis-
herigen Daten nicht ableiten. Wenn Ameghino auch in der Kreide
von Patagonien von Phenacodontiden, Notohippiden, Macraucheniden
si>richt, so sind doch im Eocän dort schon andere Formen — die
338 J- Paläcky.
Condylarthra fehlen etc. (s. o.) und die ganze weitere Entwicklung
geschah anderswo, ja die altern Formen leben in Nordamerika länger
( Amblypoda etc.), welches sich ganz selbständig reich entwickelt (im
Westen bloss erhalten). Die Aehnlichkeit mit West-Europa des
Eocäns (Condylarthra, Titanotheriden, Lopliiodontiden etc.) ist ent-
sprechend andern Thiergruppen, ersti-eckt sich aber nicht auf die
Species. Leider fehlen aus Asien und Afrika die eocänen Ungulaten
ganz. West-Europa hat eine reiche selbstständige Eocänfauna mit
den ersten noch lebenden Familien (Tapiriden und Tragulidenj.
Noch moderner ist Europa im Miocän. Während Argentinien
ausser Lama und Cariacus nur ausgestorbene Formen hat. in Nord-
amerika die reichen Suiten der Pferde und Schweine später aus-
starben und nur ein Cervulid vorkommt, kommen in Europa Nas-
hörner, Tapire, Schweine, Hirsche, Giraffen, Antilopen — in Asien
Hyrax und Flusspferde vor — in grösserer Mannigfaltigkeit (s. o.).
Im Pliocän erreichen die Herbivoren ihren Culminationspunkt in der
mittlem Zone der alten Welt.
In Patagonien und Argentinien ist das Pliocän noch sehr
archaisch, ja selbst Nordamerika war damals noch archaischer.
78 sp. von 87 gehören ausgestorbenen Genera an, und nur 2 Genera
haben sich dort ei'halten {Cervus und Bison).
Das palaeogeische Pliocän dagegen hat den grössten Reichthum
an Probosciden (4 Elephanten), 4 Tapire, 4 Pferde, 5 Flusspferde
(das noch lebende aber in Europa), Kamele, Tragulus, Moschus, Cervulus,
Hirsche, Rehe, Ziegen. Anoa. Ochsen, Antilopen (s. o.).
Die Savannen und Steppen waren wohl in der alten Welt trüber
— durch die frühere und energischere Desiccation, weshalb die
Schafe, Ziegen und Antilopen sich so üppig entwickelten. Ob in
Afrika der Variationsprocess der so zahlreichen Antilopen alt oder
jung ist, lässt sich nicht entscheiden. Ebenso fehlt es an Gründen
für das Maximum der Hirsche in China.
Der Eiszeit trotzten Mastodonten. Nashörner, Flusspferde etc.
lange und energisch — doch vernichtete sie die grossen Herbivoren
auch in den dem Eise fernen Gegenden, jedoch in ungleicher Weise
Steppenthiere weniger als die Waldthiere — durch Nahrungsmangel.
Das allmähliche Verkümmern der grossen miocänen Herbivoren
durch Nahrungsmangel ist bei den Elephanten in Malta (3' hoch)
(Ltdekkek) und Gibraltar am bekanntesten, bei den domesticirten
ist z. B. der Shetlandpony und das cholmogorische Rind anzuführen.
Plötzliche Katastrophen, wie sie die argentinischen Säugethiere,
Die Verbreituug" der Ungulaten. 339
die sibirischen Mammuthe u. A. betrafen — durch Wasser oder Eis —
sind mehr local gewesen — man denke z. B. an das Flusspferd in
Leh, in Madagaskar.
Im Allgemeinen sind bei den ungulaten weniger Remanenzen
als bei andern Gruppen, z. B. Atfen oder Fledermäusen — etwa
Gemse. Steinbock, Kamel. Moschusochse, Yak ausgenommen. Ziegen
und Schafe machten wohl die allmähliche postpliocäne Hebung der
Gebirge mit, da Steppe und Bergweide ähneln.
ZiTTEL hat schon darauf aufmerksam gemacht, dass im Miocän
die Gegenden nördlich und südlich sich unterscheiden — dort in
Pikermi Giraffen und Antilopen (Steppenthiere), nördlich der Alpen
Hirsche (Waldthiere) wohl durch die beginnende Desiccation der
Continente. Ebenso bemerkt er, dass von den 75 Genera der Sivalik-
fauna 37 in Europa leben.
Nach der Configuration der Meere und Länder ist an eine
Wanderung der pliocänen Fauna nach Afrika und Indien (Scott
Elliot verlegt den Zusammenhang Afrikas und Indiens in die Zeit
des nubischen Sandsteins (vor der grossen Desiccation beider Conti-
nente) aus Europa nicht zu denken. Zur Eiszeit mögen einzelne
Thiere ins Mittelmeerbecken geflohen sein, aber es waren nur einzelne
Formen wie bei den Vögeln etc.
Schon ZiTTEL war der Mangel der Ungulaten in Madagaskar
auffällig, woher wir nur ein ausgestorbenes Flusspferd kennen —
vielleicht findet man noch mehr in den Torfsümpfen des Centrums.
Lydekkee hat schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Hirsch-
geweihe erst im Pliocän beginnen, dass die Eennthierkuh Geweihe
trägt und dass die amerikanische Antilope die Hörner abwirft. Es
ist nicht klar, ob und wie das mit dem Schwinden der Wälder zu-
sammenhängt.
Auf Lydekker's Stammbäume der einzelnen sp. — da dies keine
geographische Frage — sei nur hingewiesen.
Als obere Grenze giebt er bei Pantkolops liodgsoni 15000' an,
bei OmpoZ« 16000' (wie das Alpacca) an, Blaneord bei Ovis nahura
16000', beim Yak 20000, PanfhoJops 18000' wie bei Ga^ella pkficauda,
Moschus 12 000' etc. Auffällig ist das Fehlen des Moschusochsen in
Spitzbergen und Franz Josephsland schon Lydekker gewesen, da
, er doch in Grinnelland, Sabineinsel, (einst) pleistocän in Nord-Sibirien,
, England, Frankreich, Böhmen etc. gewesen — er zog sich auf die
i Barrengrounds von Nordamerika zurück — wohl als Flechten- und
Moosfresser.
340 J- Palacky,
Der amerikaiiisclie Bison ist seit 1882 bekanntlich nur in ge-
schützten Expl. (Yellowstone reserv.) erhalten — sowie der Alpen-
steinbock (vom Monte Rosa). Auf die Ausrottung zahlreicher Anti-
lopen etc. in der Capcolonie wollen wir hier nicht eingehen.
ZiTTEL bemerkt, dass das Eennthier den Pfahlbauten fehlt, ob-
wohl es in Deutschland noch zu Cäsar's Zeit, in Schottland noch im
12. Jahrhundert lebte, und z. B. in Schussenried, bei Prag etc.
häufig vorkam.
Auf Haacke's Abstammungen einzugehen, scheint uns vergebliche
Mühe — de partipris muss Alles paläarktisch sein, ob anderswo auch
mehr und frühere Arten vorkommen (z. B. S. 538, 531). Ein palä-
arktisches Festland grösser als Nordamerika hat es vor der Eiszeit
nie gegeben. Das central-sibirische Festland, dessen Flora wenigstens
relativ gut bekannt ist, hatte keine Verbindung, weder im Westen
mit dem Ural, noch im Süden über den Hanhei hinaus. Europa be- ji
stand bis zur Eiszeit aus einzelnen nord-afrikanischen Inseln. Amerika i:
hatte den compacten hudsonischen Schild, aber nicht dort haben [)
sich die meisten Fossilien erhalten, sondern auf der Ost- und Süd- 'l
Seite des Felsengebirges. Von Europa kommt nur der Westen früher •-,
geologisch in Betracht. Verlässt man den Boden der Thatsachen — -
so ist jede Polemik unnütz. Die Paläontologie Sibiriens ist ja kein H
weisses Blatt mehr, und wenn die Juraflora (und marine Fauna) y
sich so gut erhielt, hätten sich auch die spätem Schichten nach- \
weisen lassen. Warum die Verbindung Nordamerikas mit Asien i
immer nur eine vorübergehende gewesen sein soll (p. 530) — wissen n
wir nicht, die Fische, die so zahlreichen ähnlichen Pflanzen beweisen a
das Gegentheil. Europa hing mit Asien vor dem Einsturz des £
Aegäischen Meeresbodens zusammen, nicht aber im Norden, wo die r
Seen — heute nur kümmerliche, vertrocknende Reste — zusammen- .$
hingen. j *
Es lohnt wohl nicht der Mühe, alle Mängel bei Haacke aufzu- • 1
decken - so nur z. B. (p. 544), dass die Ziegen erst diluvial i
seien — Capra falconeri, roseti etc. sind ja pliocän — und den Siwalik i
hat wohl Niemand noch diluvial genannt. Alle grossen Säugethier- i
gruppen müssen aus dem Norden der alten Welt stammen — der
Bien muss! Dagegen sei es erlaubt, auf die geistreiche Skizze ;
Rütimeyer's nur hinzuweisen — wenn auch damals die südameri- i
kanischen Fossilien unbekannt waren (1867 Herkunft unserer Thier- l
weit). So der Hinweis auf den Reichthum der Bohnerze an Huf- ^
thieren (p. 26, 36—40, davon 15 c. als Wiederkäuer. 42 (S. 53) in i
Die Yerbreitimg der Uugulateu. 341
der Tabelle). Dichohune sei der Vorläufer des Hyomoschus (p. 27).
p. 33 werden an 30 Pachydermen in den Schweizer Bolm erzen (in
der Tabelle 10) angegeben, in der Molasse 39 (40 S. 32). In-
teressant ist das Zunehmen der Fleischfresser in späterer Zeit —
während die grossen Herbivoren in der Mitte zwischen Eocän und
Pliocän dominiren. Die Aehnlichkeit zwischen Afrika und den
Herbivoren des europäischen Eocäns (S. 27) wird betont und p. 34
vertheidigt. Der Unterschied zwischen AVald- uud Steppenthieren
wird p. 34 durchgeführt. Die Schweine waren von jeher Kosmo-
politen (p. 35). Die Entdeckung der argentinischen Fossilien hat
die Partie über Amerika antiquirt — ebenso die Ableugnung der Ab-
nahme der sp. in der Gegenwart (p. 40), nur die Abnahme der Dickhäuter
(p. 26) ist richtig angegeben. Die Zunahme der Wiederkäuer, die
xerophile Nahrung besser vertragen, gegenüber den auf hygrophile
Nahrung angewiesenen Pachj^dermen, ist in der Desiccation des
Continents begründet. Interessant ist p. 33 die Bemerkung über die
Veränderung der Zähne bei Säugethieren (und Fischen), wozu auch
das Aussterben der bezahnten Vögel kommt. Aber dies Alles lese
man dort nach.
Afrika hat somit heute das Maximum der Hufthiere durch die
Antilopen, exclusiv Giraffen, Flusspferde — 165 sp. von 301 und
die grösste Menge von Exemplaren; dann kommt Asien 137 sp.
{Anoa end., durch die Hirsche), Amerika nur 40 sp. (end. durch das
Aussterben der Pferde. Europa 17 (nur 4 end.)
I
Nachdruck verboten.
lieber setzungsrecht vorbehalten.
Die Verbreitung der Insectivoren. * ^
Von
Prof. Dr. J. Palacky.
Vorgelegt in der Sitzung der K. Böhm. Ges. Wiss. Prag,
am 27. Juni 1902.
Die Insectivora bilden eine der kleinsten Säug-ethiergruppen —
bei Trouessart haben sie incl. des aberranten Galeopitherus (2). 72 g. if
346 sp., von denen — trotz des hohen Alters der Gruppe, relativ \
wenige — nämlich 75 (70 excl.) fossil sind (incl. des problematischen {
Necrolcsfes patagonicus Ameghino aus dem Eocän von Patagonien), ,
und 4 davon leben auch heute noch. Bedeutender ist die Zahl der 1
ausgestorbenen Genera — 32 — weil sie meist Monotype wai-en (24). ' i
Die Hauptmasse bilden grosse Genera: Sorex 44, Crocidura 90, die
fast allein die Hälfte aller sp. ausmachen, dann Erinaceus 22,
Blarina 16, Talpa (21). Von noch lebenden g. sind nur 26 sp. fossil, i
4 Erinaceus, 9 Sorex (1 noch lebend), 3 Crocidura (1 noch lebend, i
s. w.), 6 Myogale (2 dto.), 9 Talpa.
Die einzige grössere Sippe der Ictophiden ist ausgestorben (13 g. .
18 sp. — incl. Necrolesfes) — sonst die Dimyliden (2 g. 2 sp. des j
Miocäns von Deutschland, 1 auch Schweiz und Süd-Frankreich i
= ? Necrolestes). Die Ictophiden sind zugleich die älteste Sippe, sie be- <
ginnen im Eocän von Wyoming (8 g. 10 sp.) und Neumexico (1 g. |
2 sp. einerseits, andrerseits im Eocän von Frankreich (Rheiras. '
Diacodon pomelii), so dass Diacodon 2 sp. in Nordamerika, (Neu- i
mexico), 1 in Frankreich zählt. In Amerika erhalten sie sich im !
Die Verbreitung der lusectivoren. 343
Miocäii des Nordwesten (4 g. 4 sp. und zwar 2 in Dakota (darunter
1 sp. des eocänen Mops (aus Wyoming). 2 in Colorado (g-. monot).
Im Uebrig-en theilt Trouessaet die lebenden Insectivora in
Arctogeae (Dilambdodonta Gill) und Notog'eae (Zalambdodonta Gill).
Die ersten weitaus zalilreicliern umfassen die 6 Sippen der Tupaiiden
(5 g. 19 sp.), Maerosceliden (4 g-. 22 sp.), Erinaceiden (6 g-. 32 sp.),
Dimyliden (s. o.), Soriciden (8 g-. 69 sp.) und Crocidurinen (6 g'. 100 sp.)
und Talpiden [incl. Myog-alineen (8 g'. 16 sp.) — 18 g. 50 sp.]. Die
zweiten haben 4 Sippen (10 g. 31 sp.) und zwar die Potamogaliden
(2 g. 3 sp. afrikanisch — s. w.) die Solenodontiden (1 g. 2 sp. der
Antillen), die Centetiden (6 g. 17 sp. Madagascars) und die Chryso-
chloriden (2 g. 9 sp. Afrikas).
Geographisch ist diese Eintheilung unhaltbar, denn die iVntillen
gehören nicht zur Südhälfte, die Maerosceliden gehen bis zum Cap
der guten Hoffnung, die Crociduren ins Transvaal, Natal, Cap etc.,
ebenso die Maerosceliden (s. w.). Auf der Südhälfte sind sie noch
nicht fossil gefunden w^orden — überhaupt keine Notogeae noch als
fossil. Fossilien aus Madagascar oder Patagonien würden ein anderes
Licht auf die Stammesgeschichte der Familie werfen. Aber bis jetzt
können wir nur das anführen, was bekannt ist.
Die Kleinheit der fossilen Eeste mag Ursache sein, dass wir die
Insectivora fossil nur aus einem beschränkten Rayon kennen —
West-Europa und Nordwest-Amerika. So sind z. B. bei Rütimeyer
in Egerkingen die 3 schweizerischen Dimylodon (miocän bei Trouessart)
und Netirogynmurus cmßuxi, Amphidosoiherium cayluxi. In Rheims sind
Adapisorex (3 excl.) und Adapisoriculus (1 mon.) und Diacodon pomelii.
Im nordamerikanischen Eocän sind ausser den bereits erwähnten
Ictophiden noch der Monotyp Tdlpavus {nitidus). Das süd-französische
Eocän ist dagegen reich (4) Neurogymmirus (1 auch Schw^eiz, 1 Eng-
land), Tetracns (nanus mon. end.), Sorex primaevus, JSecrosorex quercyi
mon. end., Myxomygale antiq^tia (mon. end.) = 9 sp. mehr Campto-
iherium (mon. end. elcgans).
Noch reicher als das Eocän (36) ist das Miocän (39) — wo auch
die Verbreitung weiter geht : 3 gen. mon. der Tupaiiden (heute indo-
malaiisch) — davon 2 auch in Deutschland — (Lartet hat noch
4 mehr), aus den heute afrikanischen Maerosceliden Pseudorhynchocyon
'■(ußuxi in Süd-Frankreich, 4 Erinacem in Europa (2 Frankreich, 2 Deutsch-
land. 1 Schweiz [oeningensis\). 2 Paleoerinaeeus (Frankreich. Dimylus
,[s. 0.]). 6 Sorex (4 Frankreich, 2 Deutschland, 1 Steiermark) — Proto-
^orex (mon. crassus ist in Dakota) — Crocidura schlössen (Frankreich,
344 J- Palacky, k
Deutschland), 5 Myogalidcn (beide Scaptogale, 3 Myogalc), 7 Talpa \
(6 Frankreich. 1 Deutschland, 1 auch Schweiz), und die 4 bereits i
erwähnten Ictopsiden.
Das Pliocän fällt dageg-en sehr ab (4) : Sorex mimitus in Frank- ■
reich, ebendort 1 Crocidura (Deperet) und Mijogale antiqua, ebenso !
dort 1 TaJpa — das ist Alles. ■
Das Pleistocän ist ebenso arm (7) : Erinaceus europaeus (Schmerling, i
Pomel), in Illinois Anomodon snyderi (m. c), Sorex similis (Sardinien), 1
Crocidura rnssola v. (Europa), Myogale moschuta f. magna (in England, ]
Deutschland. Belgien), pyrenaica f. fossilis (Central-Europa), Scalops
(Nordamerika), — doch dürften hier noch einzelne sp. nachkommen.
Am reichsten von bekannten Fundorten war einst Sansan (12 bei i
Filhol!). — Grive St. Albans hat bei Depeeet nur 2 — Ceenay 5, j
RüussiLLON bei Deperet 2.
Heute ist Amerika nicht das reichste Land — es hat 60 (77
incl. fossile) sp., gegen 266 der alten Welt. Nur die Soricinen und
Talpiden sind beiden Erdhälften gemeinsam. Von den ersten sind
von 69 sp. (61 leb.) 12 altweltlich (aber die meisten MERRiAMs'scheu ;
sp. sind jung?), von den zweiten 26 von 36. Von den 10 noch '
lebenden Sippen sind altweltlich Gakoxnihecus (2), Tupaiiden (19), l
Macrosceliden (22), Erinaceiden (33), Crocidurinen (101), Myogalinen i
(14), Potamogalinen (3), Centetiden (17 — madagassisch) und Chryso- \
Chloriden (9).
Nicht immer war das Verhältniss so — im Eocän hatte Amerika fj
noch 13 sp. gegen 18 in Europa (Frankreich 3, auch in der Schweiz »
(2), 1 in England. Im Miocän war aber schon das heutige Ver- ;/
liältniss. Es hängt dies wohl mit den zahlreichen Wäldern Amerikas \
zusammen, die der Entwicklung der wühlenden Thiere ungünstiger i
sind als Steppen, Wiesen und Buschwerk. Im Allgemeinen sind sie ■
in den Tropen selten bis auf die Notogeae. Auffällig ist ihr Fehlen ^
in Brasilien, Patagonien bis auf den Necrolestes patagonims und n
Argentinien. Die Notogeae erhielten sich kümmerlich in geologisch ^
alten Ländern : Afrika, Madagascar, Antillen. Erwähnen müssen wir, , j
dass CoPE die Ictopsiden zu den Creodonten stellt. Lydekkee er- i
klärt (p. 611), dass man sie fossil von den Lemuren kaum unter- i
scheiden könne — als Uebergangsformen. Leche findet in GaJeo- i
pithecus den Uebergang zu den Chiropteren, wohin man ihn auch stellte ;
Lydekkee stellt hierher nicht nur die Lepticiden, selbst Miaäs \
die CoPE und Teouessaet bei den Creodonten hat.
Nach der Lebensweise sind es Baumthiere (Tupaiiden), Wasser,, 4|
1
i
Die Verbreitung der Insectivoren. 345
thiere {PofamogaJe), Wiihltliiere (Maulwürfe) und Laufthiere, nur
GaJeopithecus ist ja ein Flugthier.
Dass die heute indomalaischen Tupaiiden ihre Vorfahren im
west-europäischen Miocän haben, wurde bereits erwähnt. Heute sind
sie zumeist in Borneo, von den 16 lebenden sp. sind dort 11 — davon
6 endemisch — 4 mit Sumatra, 3 mit Java, 2 mit Banka g-emein,
1 weit verbreitet in Malaisien und T. ferrnginca auch in Hinterindien
bis Yünnan und zu den Khasiabergen. Bhamo, Dargiling, (nach Elliot
Andamanen), selbst auf den Philippinen. Hinterindien hat 3 (2 end.j,
die Philippinen 2 (1 end.), die Nikobaren (1 end.). Vorderindien hat
Tupaja elliofi, deren Vorhandensein in Ceylon Blanford verneint,
TßouEssART bezAveifelt.
Bei diesen wehrlosen Baumthieren kann wohl selbst der ver-
bissenste Migrationist keine Wanderung von Frankreich nach Indien
zu einer Zeit supponiren, wo Meere, Steppen und Wüsten sie so
trennten wie heute. Die nächstfolgende Sippe der Macrosceliden
(22 sp.) hat einen Monotyp im französischen Miocän (Pseudorhyn-
chocyon cayluxi) und ist sonst afrikanisch, von Algier und Tunis
{M. roseti) bis zum Cap der guten Hoffnung (2), 13 im Osten (1 end.
im Somaliland), der Rest im Innern und Südwesten (Angola und
Damaraland zu 1 end.). Guinea fehlen sie. Mosambik hat 4 sp., das
Kafferland 3, Zanzibar 2, das Rovumaland 2, Mombasa 2. Bütti-
KOFEK hat sie nicht in Liberia. Matschie hat 6 sp,, deren 2 ausser-
halb des Gebiets, — endemisch Rhyncliocyon stulilnianni im Urwald.
Thomas hat am Nyassa nur 1 (Rhynchocyon cirnei), der nördlichste
ist im Centrum M. fmcipcs (Njamjamland). Abj^ssinien fehlen sie so-
ll wie den Inseln.
Die Igel (Erinaceiden) zählen bei Trouessart 32 sp., davon 12
nur fossil — eocän und miocän von Europa. Der gemeine Igel war
fossil im Pleistocän von Europa. Aber während heute die ganze
'^il)pe altweltlich ist, war Anomodon snyderi (Leconte) im Pleistocän
*'on Illinois. Heute leben nun mehr 2 gen. (von 6), die malaische
'Tymnuni (3 sp. von Tenasserim bis Borneo (2, 1 end.), Java, Sumatra
2i. von denen G. suilla v. dorsalis am Kinabalü 2500 m erreicht
iiul der Igel (23 sp., 4 fossil) in der ganzen alten Welt (ohne die
nseln). Afrika hat die Mehrzahl der sp., 10, davon adansoni des
•Senegals auch auf den Cap Verden (Jirugi?) — meistens im Centrum
Sudan 3, 1 end.), am Cap der guten Hoffnung 2, Aegypten 2,
I Senegal 3, Somaliland 1 (end. sclafcri), Sahara 1 end. {deserti), Ber-
)erei 1 end. (Marokko — Tripolis;. Weitere Verbreitung haben
*
346 -l^- Pälacky,
diadcmatus Kordofan — Senegal — Ca}), alhiveniris Aegypteii, Senegal,
Mosambik, frontalis Guinea — Cap, Kafferland. Europa hat 2 sp. ,
mit Asien gemein, aber keine endemisch. i
Asien hat 9 sp. von Sibirien bis Ceylon und Ost-China und zwar ]
4 sp. in Indien, 1 in Maskat end., 2 in Afghanistan, davon aJbulus j
auch in Jarkand und macracanthus in Persien und die beiden eure- j
päischen, aurifus (Süd -Europa von Sibirien und Mongolien bis Meso-
potamien), und den gemeinen Igel von Irland und Skandinavien bis j
Italien, Palästina und Peking (nicht in Nord- Afrika). Die zahl- j
reichste Sippe, die mit 170 sp. allein die Hälfte aller Insectivora i
ausmacht, ist die der Soriciden (Soricinen 69 (61) und Crociduriden '■
(101). Hier sind nur 9 sp. Sorex fossil und 1 lebend und fossil in j
Europa (2 eocän in Süd-Frankreich), 6 miocän (Frankreich, Deutsch-
land, Steiermark) und pliocän (minutus). 1 pleistocän in Sardinien, i
1 miocän in Dakota, von Crocidura 2 sp. in Frankreich, 1 miocän i
(auch in Deutschland), 1 pliocän, 1 pleistocän in Europa {Cr. russula i
s. prisca).
Hier ist Nordamerika reich bei den Soricinen: 33 Sorex, 16
Blarina (incl. Central- Amerika, aber ohne pyrrlionota in Surinam).
Und zwar fällt die Majorität auf den Westen Nordamerikas — j-
der allein 34 sp. end. besitzt. Alaska hat schon 5 sp. {S. hydro- fi
dromus [Aleuten], stagnicola, personaüis (bis zum 67*^ n. Br.) und '%
ohscurus V. aJascensis und S. pribilovensis (dort end.). In Labrador be- I
ginnen sie mit S. alhiharhis, in der Hudsonbay mit S. palustris, ,
stagnicola, in Canada mit S. richardsoni (bei Teouessart, ex Dobson, <
V. aranei). fumeus, personahis, hoyi, palustris, alhiharhis. Die Blarinen t
beginnen südlicher mit B. hrevicauda in Neuschottland. j
Am reichsten ist Mexico mit 16 sp. (alle im Gebirge 12 end. — i
alticola am Popocatepetl in 4000 m — 9 sp. über 3000 m hoch. l
Noch Central- Amerika hat 4 sp. (2 end., Guatemala und Costarica). i
Californien hat 10, Oregon 6. Der Eest vertheilt sich auf die ßocky- »
mountains, Nevada 1, Montana 2. Utah, Colorado 1, Utah 1, Idaho 1 t
Anders im Osten, wo weiter verbreitete sp. auftreten, S. fumeus Ontario \
Tennesee, personatus (s. o.) bis Dakota, Idaho, Nordcarolina, Bl. brevi- \\
cauda Manitoba — Floiida, ^^«r?;« New Jersey — Alabama.
Wenn man ^S'. araneus nach Dobson mit S. richardsoni vereint i
und S. personatus mit minutus L., hat man dann 2 circumpolar« j
Arten — aber Trouessaet stimmt selbst darin Dobson nicht zu ;
S. richardsoni (1030 Tr.) ist auf den Norden, Alaska, Canada bii |
Alberta, Saskatschawan, Manitoba, Minnesota beschränkt, S. minutu. \
Die Verbreitung- der Insectivoren. 347
(1036) aber reicht von Alaska und Canada bis Idaho, Dakota, Nord-
carolina, Teunessee. S. palustris ist mit dem Typ in Canada, von der
Hudsonbay bis Minnesota und Rockymountains, die v. navigator von
Brit.-Columbien bis Süd-Colorado und Californien, und S. Jioyi reicht von
Canada bis Maine, Wisconsin, Dakota, während S. alhiharhis vom Norden
her nur Pennsylvanien erreicht. Die Aleghanis besitzen S. longirostris,
Blarina parva (Nebraska, Texas, New Jersey, Alabama) — Florida 2
(B. floridana end. und v. peninsulae von B. hrevicauda). Der Dismal-
swamp hat end. BJ. fehnalestes, S. fischeri. Bl. brevicauda reicht von
Neuschottland bis Florida, Arkansas, Nebraska, Manitoba.
Arm ist dagegen die alte Welt — in der die Spitzmäuse noch
nicht so tief gegen Süden herabgehen. Die Südgrenze ist China
{Soricidus caudatus, Nord-Indien Himalaya {Soricnlus nigrescens) bis
Dargiling (3). Soricidus luisutus am Senegal (Rochebrune). Endemische
Formen sind S. cylindricauda und Soriculus quadraticauda in Mupin,
ungnicnluius in Sachalin, Soricidus nigrescens in Indien, macrurus
Dargiling, caudatus Indien, China. Ausser diesen giebt es nur weit
verbreitete paläarktische Formen: Crossopus fodiens (Schottland —
Amur), S. niimdus (Irland — Persien — Amur), araneus Lappland
— Amur, Turkestan, Griechenland — nur alpinus gehört den Bergen
Europas an (Harz — Pyrenäen — Karpathen). S. minutus war als
■exilis PoMEL im Pliocän Frankreichs.
Anders steht es bei den Crocidurineen.
Hier ist Afrika reich (54) — das end. g. Notiosorex (4, 1 Süd-
Afrika. 3 Kamerun), 47 Crocidura sp. end., 3 gemein mit Asien —
das 4 end. g. (6 sp.) und 39 sp. end. Crociduren. Mit Afrika und Asien
gemein. Europa besitzt nur 2 etrusca, — eine tropische Remanenz
in Italien, Süd -Frankreich — sonst bis Tunis, Algier, Aden,
und C. russula Ladak — Sahara.
Von den endemischen afrikanischen Crociduren sind im Süden
10, im Westen 16 (Senegal — Coango), in Mittel- Afrika 7, Ost- Afrika
(Somali — Zanzibar 10), 2 in Madagascar, 1 auf den Comoren, je 1
auf S. Thome und Fernando Po, C. caerulea (= capensis) soll aus Indien
nach Ascension, Mauritius, Bourbon und dem Cap der guten Hoifnung
eingewandert sein — findet sich auch in Madagascar, Schoa, Ost-
Aegypten. C. russida findet sich in der Sahara und Algier, Tunis
sowie etrusca. Am weitesten reicht von den sp. C. flavescens (Aegypten
schon als Mumie) vom Cap der guten Hoifnung über den obern Nil.
Aegypten, Natal und Kafferland.
In Asien (48) sind die meisten sp. in Indien (14) und Malaisien
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 23
348 J- Palacky,
( 20 ) — Borneo hat 5. Sumatra 5, 6 Java. 6 Ceylon — in Timor nocli
3 (end.), Ternate 2. Pliilijjpinen 1, Japan 4. Sehr weit verbreitete
sp. sind C. nmrina von Japan, China, im Himalaya, bis Ceylon.
Indien (beide) bis Afghanistan (Süden) — in Sikkim bis 2800 m —
vor allem C. caerulea (= capensis) von Amboina bis Birma, Ceylon,
Palästina, Arabien und Afrika (s. o.).
Besonders bemerkenswerth sind die endemischen asiatischen
genera: XecfogaJe monotyp Tibet, West-China, Amirosorcx (2 West-
China, Nord-Birma), Chimarogale (2 — 1 Japan, 1 Ost-Himalaja bis
Birma), Borneo (am Kinabalu), und Biplomerodon (monotyp, russische
Steppe bis Bokhara). Eine auffällige Verbreitung hat Cr. fumigata
Tiflis, Teheran, Simla, Kiangsi (China). Wir erwähnten bereits beide
europäische sp., die mit Rücksicht auf die 2 miocänen französischen
sp. (1 auch in Deutschland) als Remanenzen gelten können : C. etrusca
Savi (die Dobson vereinigt mit der madagascariensis, der capischen
gracüis, der indischen peroffefi) in Süd-Europa (Frankreich, Italien,
Sicilien bis Algier, Tunis, Aden) und aranea (Tr. als S. russulus)
von Schottland, Nord- Russland, Nord-Sibirien bis Berberei, Sahara,
Kleinasien, Kaukasus. Palästina, Aden, Turkestan), die als prisca im
Pleistocän von Europa lebte.
Endlich die Talpid en, die letzte Sippe der Arctogeae, haben
bei Teouessakt 18 g. 50 sp., von denen aber (7 g. excl.) 10 g. und
26 sp. (24 excl.) fossil sind, so dass die Sippe eher im Rückgang ist.
Fossil und lebend sind Myogale moschafa, pleistocän in Europa von
England bis Deutschland, und der Desman (M. pyrenaica) in Central-
Euroi)a. Die erste Art erhielt sich in Südost-Russland (Don, Wolga)
bis Südwest-Sibirien, Bokhara — die zweite in den Landes, Pyrenäen
bis Spanien und Portugal (Norden).
Die ausgestorbenen Maulwürfe beginnen schon zahlreich im
Eocän (alle 3 Adapisorex und der Monotyp. Adapisorkmhis bei Rheims,
CampfotJieriuni elegans in Süd- Frankreich, im AmpMdozothermm caijluxi
(auch Schweiz) und Myxomygale (antiqua). — dann Talpavus niiidtis
in Nordamerika. Reich sind sie noch im europäischen Miocän (7 Talpa
in Frankreich, Deutschland, Schweiz, 3 Myogale und beide Scaptogale
unten in Frankreich). Im Pliocän sind nur mehr 1 Myogale (Frank-
reich), 2 TaljKi (1 dort. 1 in Sardinien).
Im Pleistocän finden wir noch einen ausgestorbenen Scalops
in Nordamerika (Cope).
Das merkwürdigste ist der Reichthum Ostasiens an eigenthiim-
lichen Formen: 4 Monotypen, Uropsüus {soricipes M. Edw.), Mupin,
■n
I
Die Verbreitung der Insectivoren. 349
UrotricJius (talpoides) und Dymecodon ipilirostris) (beide in Japan),
Scaptonyx {fusckanda, Kiikunor, Setschuen) und 7 aus den 10 asiatischen
Maulwürfen: ivogura Japan und Formosa, moscJiata China, Mongolia,
lepiura (liina, lomjirostris Tibet, rohusia Wladiwostock, eiiropaea
(= misura) Japan und Jeucura in Hinterindien (Sylhet, Khasia,
Tenasserim), wozu in Syrien und Kleinasien noch davidiana, altaica
dort, und im Himalaja (Kaschmir — Assam) micrura kommen, so dass
Asien mit 14 sp. das reichste Land ist. Afrika fehlen sie. Europa
hat ausser den erwähnten 2 Myogale endemisch nur T. coeca im
Süden (Eumänien, Griechenland), der gemeine Maulwurf reicht von
Schottland und Skandinavien nach Italien, Sibirien, Nepal.
In Nordamerika ist ein Monotyp der Myogalinen, Neurotrichus
(Cascadents, California, Texas), dann 4 endem. gen. (8 sp., ausser 1 ?),
Sccdops (3 von Canada, 50^ n. Br. bis Florida, Texas, Nebraska, über
die Prairien bis Michigan), Scapanus (3 im Westen Nordamerikas
von Washington, Oregon bis Californien, Neumexico), Parasccüops im
Nordosten. New York bis Virginia, Connecticut, Maine, Ohio, Penn-
sylvanien und Condylnra {rristata, von der Hudsonsbay, Neuschott-
land, Washington bis Carolina, Tennesee). Es ist daher die Sippe der
Maulwürfe mit ostasiati?chen Maximum, die Myogalineen zeigen
auf flühern weitere gleichmässige Verbreitung. Warum aber gerade
Ostasien die reichste Entwicklung birgt, ist wegen Mangels an
Fossilien dort nicht aufzuklären. Ebenso wenig wissen wir, warum
sie in den Tropen so selten sind, da sie doch z. B. in Mexico noch
so zahlreich sind, Indien, Malaisien, Guinea, den Antillen nicht fehlen,
ja da doch die Macrosceliden den ganzen afrikanischen Continent
beherrschen und im französischen Miocän lebten.
Die Notogeae Trouessart's (Zalambdodonta Gült's) bestehen
heute aus 4 Sippen, von denen die Centetiden in Madagascar (6 g.
17 sp.) die zahlreichste ist.
Auch die Chrysochloriden sind süd-afrikanisch (19 sp.) vom Ugogo
I und dem Congo südlich zum Cap der guten Hoffnung (2) — im
.Maximum im Kafferland (4), Natal (2), Damaraland 1, Angola (1),
iMozambik (1).
Auch die 3. Sippe ist afrikanisch — die Potamogaliden (2) in
West-Afrika, Guinea — Congo, Angola.
Von den 4 Sippen ist nur eine neotropisch, der Solenodon mit
. |1 sp. in Haiti, 1 in Cuba, ein so seltenes Beispiel der Aehnlichkeit
lier Antillen mit West- Afrika.
Leider lässt uns hier die Paläontologie gänzlich im Stiche —
23*
1
350 J- Palacky, Die Verbreitung der lusectivoren.
denn keine sp. ist fossil und die Ictopliiden heranzuziehen, dürfte bei
dem Zustand der Reste (Zähne) ziemlich schwer fallen.
Es bieten somit die Insectivoren ein ganz eig-enes Bild, das am
ersten noch den Salamandriden ähnelt. Geologisch alt, fast kosmo-
politisch, aber mit entschiedener Ueberzahl der nordischen sp.. sind
sie doch nicht arktisch, wohl aber montan, denn keine sp. verträgt
den arktischen Winter. Zwischen den einzelnen Sippen sind keine
Brücken — auffällig ist der Reichthum in Madagascar und Ost-
Asien. Afrika ist mit 115 sp. der reichste Continent und übertrifft
Amerika (60 sp.), Europa 12 sp. (nur 3 endemisch) und selbst Asien
(96), wo die Crocidurineen fast gleich stehen (48 zu 54). Eigenthümlich
ist die Mischform Galeopitliecus, die als Affe, Chiropter und Insectivor
beschrieben wurde. Ebenso ist der Reichthum an montanen Formen
in Nordwest- Amerika nur bei den Nagern noch stärker
Lippert v. |i
(Fig. 2.) !)
Oberlippe fast quadratisch, vorn wenig eingebuchtet, röthlich j
schwarzbraun. Maxillartaster braun, Endglied schwarz. Clipeolus 'j
rothbraun. Clipeus schwarzbraun, breit gelbbraun gerandet, wenig i
gewölbt, ohne Längslinien. Stirn schwarzbraun. Ocellen rothbraun, j
Scheitel gelbbraun, Naht deutlich. Augen schwarz, beim S massig i
gross, beim $ ziemlich klein; Innenrand nach hinten zu stark di- '
vergirend. Fühler um ^2 ^^'^^ länger als die Vorderflügel ; beim S lang J
und abstehend pubescirt, beim V nur sehr fein behaart; die beiden ^
Basalglieder und das 3. Glied gelbbraun, äusserste Spitze des letztern i
dunkelbraun, die übrigen Glieder tief schwarz.
Thorax gelbbraun. Abdomen braun. Beine gelbbraun, äusserste i
Spitze der Schienen und die Tarsen braun. Verhältniss der Hinter- i
tarsenglieder 2:1. '
Vorderflügel schwarzbraun gezeichnet, wie aus Fig. 2 [S) er- i
sichtlich; die Zeichnung des ? ist etwas blasser, die hellen Stellen '
Zur Kenntuiss amerikanischer Psociden. 353
etwas ausgedehnter und mehr hyalin als beim S- Die Adern der
Basalhälfte braungelb, der distalen Hälfte schwarzbraun. Ptero-
stigma 3 eckig und intensiv dunkelbraun mit Ausnahme der beiden
Enden, die gelblich sind. Areola postica 3 eckig mit sehr schmalem
Vertex. Die 1. Medianzelle (Ji",j sehr lang. Die Radialgabelzelle sehr
schmal und 3 mal so lang wie der Stiel. Die Subcosta endet mitten
in der Costalzelle. Hinterflügel schwach schwarzbraun beraucht, an
der Basis dunkler; Adern dunkelbraun.
Vorderflügellänge S 7 mm. $ 9^'., mm. Flügelspannung S 16 mm,
$ 21 mm.
Brasilien, Espiritu Santo (Prov. Santa Leopoldina). 1 , 1 ?.
Coli. Dr. 0. Staudingp:r.
Diese auffällige Species erinnert in Grösse und Zeichnung etwas
an Cerasfipsocus coloratm Kolbe und infectus (Mac Lachl.), die beide
gleichfalls der neotropischen Region angehören.
JPsocus Simplex n, sp.
(Fig. 3.)
Kopf bräunlich gelb, Maxillartaster mit schwarzem Endglied.
Oberlippe kurz, vorn kaum eingebuchtet. Clipeolus bräunlich. Clipeus
klein, stark gewölbt, mit mittlerm bräunlichen Längsstreif. Scheitel
ebenso mit mittlerm bräunlichem Längsstreif; Ocellen schwarz,
Scheitelnaht vorn undeutlich, hinten sehr scharf und breit. Augen
gross, schwarzbraun; Innenrand nach hinten zu divergirend. Fühler
von Vorderflügellänge; dicht, lang und abstehend behaart (S), schwarz-
braun, die beiden Basalglieder und -'3 des 3. Gliedes bräunlich gelb.
Thorax und Abdomen braun. Beine gelbbraun, Tarsen dunkler.
1. Hintertarsenglied mit ca. 25 Borsten mit Basalctenidien. Kralle
lang mit einem grossen Zahn, ^,'3 vor der Spitze. Verhältniss der
Hintertarsenglieder 37-2 : 1-
Vorderflügel röthlich braun, mit hyalinem Fleck in der Mitte
der Analzelle. Adern braun, mit Ausnahme der Adern im Scheitel
ier Radialgabel und der Innern Hälfte der Areola postica; die Um-
gebung dieser Stellen auch hyalin. Pterostigma stark abgerundet,
etwas dunkler. Areola postica mit massig breitem Vertex; cu^
demlich lang. Hinterflügel hyalin, schwach bräunlich angehaucht.
Vorderflügellänge 3V2 ^^- Flügelspannung 8 mm.
Brasilien. Porto Allegro. 1 S- Hensel, Sammler.
24*
354 Günther Enderlein,
Dendronetira n» g.
{Fig. 12-15.)
Das Geäder unterscheidet sich von dem der Gattung Epipsocus
Hag. vor Allem durch die Anwesenheit einer 2. kurzen Axillaris,
ähnlich wie sie bei der Gattung Ptüoneura Enderl. 1900 vorkommt,
sowie dadurch, dass alle Aeste der Apicalhälfte des Vorderflügels,
also rj, die beiden Gabeläste des Radius, die Aeste der Media und
c»i, sowie der ganze Aussenrand des Vorderflügels zwischen äusserm
Ende des Pterostigmas und innerm Ende der Areola postica mit mehr
oder weniger kurzen Queraderstummeln, die hier und da auch kurze
Gabelungen aufweisen, besetzt sind, die dem Geäder ein dendritisches
Aussehen verleihen; diese kurzen Quer äderchen sind beim 1. Radial-
ast (rJ nur an der hintern Seite, während die übrigen Adern sie
an beiden Seiten, vielfach alternirend gestellt, tragen. Ebenso ist
der Aussenrand der Hinterflügel zwischen rä+s und cu mit solchen
Aderstummeln besetzt, ferner das Ende der Media mit einem nach
vorn gerichteten Stummel. Die Anzahl und Anordnung aller dieser
Aderstummel ist gewissen Variationen unterworfen. Die Areola
postica ist gross, 3 eckig, am Scheitel etwa rechtwinklig, der 2. Cubital-
ast (cM.^) ist sehr kurz, fast fehlend. Die Adern des Vorder- und
Hinterflügels auf beiden Seiten lang behaart, ebenso sehr dicht der
Flügelrand. Im Hinterflügel ist der Radius mit einer kurzen sehr
lang gestielten Gabel, die Media ungegabelt.
Oberkiefer (Fig. 12) stark asymmetrisch. Die beiden Innern Laden
der Maxille (Fig. 13 und 14) erscheinen ebenfalls etwas asymmetrisch,
sie verbreitern sich stark nach vorn und besitzen 7 — 10 unregel-
mässige abgestumpfte Zähne.
Unterlippe (Fig. 15) mit 1 gliedrigen (resp. undeutlich 2 gliedrigen
— das 1. Glied ist ziemlich rudimentär — ) behaarten Tastern (U)
(ausser den Tasthaareu am Ende), Lobus externus (?e) sehr dicht und
äusserst fein behaart (ausser den Tasthaaren am Ende), Lobus internus
(li) schmal, stark zugespitzt und fast farblos. Ein von den Lobi externi
ausgehender feiner Lappen ist mit langen Haaren bewimpert. Das
Ende der Coxalleiste umfasst den als äussern Theil des Coxopodits
der Maxille aufzufassenden Lobus externus (le) mit 3 Chitinleisten,
von denen sich 2 nach oben, eine nach unten wendet.
Hypopharynx (Zunge) (hy) typisch, ebenso der Chitinfaden chf,
der zunächst in der ventralen Wand des Oesophagus (uoe) liegt, um
sich dann zu theilen und je einen Cliitinfaden in die beiden Hälften
Zi\Y Keuntniss amerikanischer Psociden. 355
der Zunge (hj) zu entsenden, der sich zunächst etwas gewunden auf
der dorsalen Wand bis zum vordem Ende und von hier aus auf der
ventralen Wand bis fast an das hintere Ende der Zunge erstreckt,
und so ein elastisches Stützgerüst der Zunge darstellt.
Diese auffällige und schöne Gattung vermittelt eine Verbindung
der sehr extrem entwickelten und isolirt stehenden Gattung Ptüoneura
Enderl. 1900 mit Epipsocus Hag. 1866 und gehört mit diesen zu
den Ptilopsocinen.
Es ist dies wieder ein Fall von auffälliger Multiramie, welche
bei den Psociden nur durch wenige Gattungen vertreten ist und
zwar durch Calopsocus Hag. aus Indien und Ceylon, Neurosema Mac
Lachl. aus Neuguinea, Dicfyopsocus Enderl. aus Südamerika, Neuro-
sfignia Enderl. und Ptiloneura Enderl. aus Peru.
Dendroneura rarnulosa n. sp.
(Fig. 12-15.)
Kopf gelbbraun mit ziemlich dichter und langer gelblicher Be-
haarung, dunkelbraun ist je ein massig breiter Längsstreifen in der
Mitte jeder Scheitelhälfte, ferner das Hinterhaupt und der obere
Theil der Schläfen. Röthlich braun ist das Labrum, der Clipeolus
und der Olipeus. Der Clipeolus ist breit und massig lang, sowie
wulstig vorgewölbt. Maxillartaster braun. Ocellen rothbraun, die
hintern gross, die vordem mit kaum halb so grossem Durchmesser.
Hinterhauptskante abgerundet, Schläfen schmal, Augen ziemlich gross,
Scheitelnaht ziemlich scharf Fühler gelbbraun, die beiden Basal-
glieder röthlich braun, lang und ziemlich dicht behaart, die geraden
Haare stehen durchschnittlich etwa in einem Winkel von 45'' ab.
Thorax und Abdomen bräunlich, Meso- und Metanotum mit einer
bräunlich gelben medianen Längslinie. Beine hell gelbbraun, Tarsen etc.
fehlen, doch sind bestimmt 2gliedrige Tarsen anzunehmen.
Flügel hyalin. Adern gelb, braun gefleckt. Die Aderstummel
des Vorder- und Hinterflügels braun und lang behaart. Behaarung
der Adern sehr lang; der Flügelrand sehr dicht, die Adern massig
'licht behaart. Analis der Vorderflügel mit wenigen Haaren. Analis
und Axillaris der Hinterflügel unbehaart, ebenso die Basalhälften der
I übrigen Adern. Subcosta im Vorderflügel nicht angedeutet, im Hinter-
flügel erkennbar. Nodulus mit einer deutlichen gekrümmten Haft-
borste. Membran intensiv grün bis röthlich irisirend.
356 Günther Enderlein, At
3)1
Vorderflügellänge 4 mm.
Peru (Departement Cuzco), Callanga. 1 Exemplar. 0. Gaelepp,
Sammler.
Callanga liegt in einer Höhe von ungefähr 1500 m über dem j
Meere im Thale des Piüipiüi, eines Nebenflusses des Madre de Dies. !
Diese Angabe ist auch als Nachtrag und Verbesserung zu meiner I
Arbeit über die Psocidenfauna Perus ^) anzusehen. ^ .
i
Caecilius Cürtius 1837. ,>.socus spheciophilu.-i n. sp.
'Tig. 4—8.)
Kopf graugelb mit einigen schwarzen Pigmentkörnern auf dem
vordem Theil des Scheitels und spärlich pubescirt. Die beiden Zähne
der innern Maxille sehr spitz und lang (Fig. T. Clipeus massig
gross und schwach gewölbt. Scheitelnaht deutlich, doch wenig scharf.
Ocellen nur durch 3 schwächer chitinisirte hyaline Punkte ange-
deutet. Antennen fehlen, doch sind einige Glieder an einer Xymphen-
haut erhalten, wonach sie von normaler Länge sind. Sie düi'ften
wohL wie bei den verwandten Gattungen, vielgliedrig sein. Thorax
graugelb. Beine fehlen, doch fanden sich an einigen Xymphen-
häuten die Beine erhalten, wonach die Tai-sen Sgliedrig sind:
Fig. 8 zeigt einen Mittelfuss einer Xymphenhaut. Krallen ungezähnt.
Flügel hyalin, nur äusserst schwach bräunlich gelb angehaucht.
■ !ern hell bräunlich gelb. Yorderflügel (Fig. 4) aussen stark ab-
imdet Adern und Band des Vorderflügels einreihig und ziemlich
\ eit stehend borstig behaart, mit Ausnahme der Basalhälfte des
Hiuterrandes. der Subcosta. der das Pterostis^ma innen begrenzenden
Querader, der Querader zwischen Eadialramus und Media und der
Analis. Die Eandbehaarung der distalen Vorderflügelhälfte stärker
imd borstiger: innerhalb derselben noch eine zweite Eeihe feinerer
Behaarung. Stiel der Eadialgabel etwa l^o mm der Gabellänge.
^Tiel der Cubitalgabel sehr ktu'z. Flügelmembran nur sehr spärlich
uikroskopisch punktirt. Vorderer Ast der Eadialgabel (r-^-z) des
Rinterflügels endet nicht im Vorderrande. sondern im Aussenrande-
Vorderflügellänge 0.8 mm. Flügelspannung noch nicht 2 mm.
Peru. Aus einem von Otto Gaelepp im Marcapatathal
'^ einer Höhe von ca. 1000 m gefundenen Wespennest, das nach den
:h darin enthaltenen Wespen dem in Südamerika weiter ver-
leiteten Chmiergus apicaJis Fabk. angehört.
Dieses winzige Thierchen wurde in einigen Exemplaren und in
^iner grössern Anzahl von Bruchstücken tbes. Vorderfügeln i und
Xymphenhäuten aus dem erwähnten Wespennest herausgeschüttelt.
Ob es von Schimmelpilzen oder von andern pflanzlichen Bestand-
theilen des Nestes lebt, ist zweifelhaft. Ein späteres Einnisten dieser
nteressanten Form in das Wespennest, etwa beim Verpacken des-
360 Günther Enderlein,
selben, ist ausgeschlossen, da es sich in andern, in gleichem Behälter
verpackten Nestern anderer Wespenformen nicht fand.
I
2. Zwei neue uordamerikanische Troetes-Arteu.
Troctes Büem. 1839.
Troetes needhami n. sp.
(Fig. 16, 22 lind 23.)
Körper gross und schlank, gänzlich braun; Tarsen und Antennen
etwas blasser, die Häute zwischen den Segmenten des Abdomens
blass weisslich, ebenso die ganze Unterseite des Thorax und Ab-
domens. Kopf kurz; hinten gerade, nicht eingebuchtet, Augen sehr
klein, schwarz, mit sehr wenigen Ommatidien. Oberkiefer (Fig. 23)
stark asymmetrisch, stark gezähnt. Innere Lade der Maxille (Fig. 16)
3 zähnig, der mittlere Zahn mit dem äussern bis kurz vors Ende
vereinigt. Antennen mit ziemlich langen Gliedern. Verhältniss der
Glieder 1:2:3:4:5:6:7:8:9:10:11:12:13:14:15 = 7:9:12:13:12:
12:10:10:9:9:9:9:8:8:8; die beiden Basalglieder dick. Das 3. bis
letzte (15.) Glied mit feinen hyalinen (gelenkigen) Querringen eng und
unregelmässig geringelt, jedes dieser 13 Glieder mit einem Kranz
von einigen sehr langen, geraden, abstehenden Haaren vor dem
Ende.
Hinterschenkel (Fig. 22) schlank und ziemlich schmal ohne
irgend welchen Höcker an der Basis oder an der Aussenseite;
Hinterschiene und Fuss (Fig. 22) verhältnissmässig gedrungen.
Schiene mit 4 sehr langen abstehenden Borsten und am Ende der
Innenseite mit einem kurzen dicken Dorn, der bei allen andern
Arten fehlt, resp. nur als Haar ausgebildet ist.
Abdomen lang gestreckt, Verhältniss der Breite zur Länge:
1:2.6. Von den 9 Abdominalsegmenten ist das 1. das kürzeste und
schmälste. Das letzte ist sehr lang, am Aussen- und Hinterrande
mit sehr langen Haaren massig dicht besetzt und lässt deutlich seine
Zusammensetzung aus 2 Segmenten erkennen, aus einem kürzern
vordem und einem längern hintern. ^
Körperlänge 2^/4 mm. Abdominallänge 1.4 mm.
Grösste Hinterschenkellänge 0.4 mm.
I
I
Zur Kenutuiss amerikanischer Psociden. 361
Nordamerika. Illinois. Anderson in der Nähe von Virginia.
17. Sept. 1902. Unter Ahornrinde. Gesammelt von Prof. James
G. Needilvm.
Diese Species ist in Folge ihrer Grösse und schlanken Form,
sowie durch das Fehlen des Höckers an der Aussenseite der Hinter-
schenkel und durch die Anwesenheit des kurzen Dorns an der
Innenseite des Endes der Hinterschiene ziemlich isolirt stehend.
Gewidmet wurde diese Art Herrn Prof. James G. Needham,
der die Freundlichkeit hatte, gelegentlich eines Aufenthaltes in
seiner Heimath mir eine grössere Anzahl Psociden in Alkohol zu
sammeln, unter denen sich diese sowie die folgende noch unbekannte
Art der Gattung Troctes Buem. in grösserer Anzahl fand.
Troctes bicoJor n. sp.
(Fig. 17 und 20.)
Körper klein und ziemlich gedrungen, braun, Schienen und
Tarsen gelbbraun, der ganze Thorax blass gelblich. Kopf ziemlich
kurz, hinten gerade abgeschnitten, nicht eingebuchtet. Augen ziem-
lich klein, schwarz. Innere Maxille (Fig. 17) 3 zähnig, der mittlere
Zahn liegt ein wenig dem äussern an, ist aber viel kürzer als
dieser. Verhältniss der Fühlerglieder 1:2:3:4:5:6:7:8:9:10:11:
12:13:14:15 = 5:7:6:8:11:10:8:8:7:7:6:6:6:6:7. Das 3. bis
letzte (15.) Glied mit feinen hyalinen Querringen ziemlich weit und
parallel und regelmässig geringelt, jedes dieser 13 Glieder vor dem
Ende mit einem Kranz von einigen massig langen anliegenden
Haaren.
Hinterschenkel (Fig. 20) massig breit, mit einem Höcker auf der
Aussenseite, die ziemlich gleichmässig abgerundet ist und keine Ecke
bildet. Verhältniss der Breite des Abdomens zur Länge 1:1,6.
1 Abdominalsegment kurz; letztes ziemlich lang, borstig behaart.
Körperlänge IV^ mm. Abdominal länge 0,65 mm.
Abdominalbreite 0,4 mm. Grösste Hiuterscheukellänge 0,3 mm.
N 0 r d a m e r i k a. Illinois. Anderson in der Nähe von Virginia.
17. Sept. 1902. Unter Ahornrinde. Gesammelt von Prof. James
G. Needham.
Diese Art steht dem Troctes silvarum Kolbe nahe, diese ist je-
doch etwas grösser und robuster, gänzlich braun und mit breitern
Hinterschenkeln (Fig. 19), bei dem der Höcker der Aussenseite mehr
einen Winkel bildet. Der blass gelbe Thorax ist für Troctes
hicolor n. sp. sehr charakteristisch. Der Hinterschenkel von Troctes
362 Günther Enderlein,
äivinatorius Müll. (Fig. 21) hat einen mehr zahnartigen Höcker auf
der Aussenseite, der mittelste Zahn der innern Maxille (Fig. 18) ist
ziemlich isolirt stehend. Das Verhältniss der Fühlerglieder ist bei
Troctes süvarum Kolbe und äivinatorius Müll, bei gleicher Einheit
wie bei den Diagnosen von Troctes needJiami n. sp. und bicolor n. sp,
folgendes: „bei Troctes silvarum Kolbe" 5:7:7:8:10:10:9:8:8:8:6:
6:6:6:7; bei „Troctes dwinatorius Wüiä.:' 7:8:9—13:11—18:18:18:
13:13:11:8:7:7:7:7:7. Die Querringelung des 3. bis letzten (15.)
Antennengliedes bei Troctes süvarum Kolbe ist ziemlich eng, aber
regelmässig und meist parallel, Haarkranz vor dem Ende jedes
dieser 13 Glieder mit sehr feinen und ziemlich kurzen Haaren.
Die Anzahl von 15 Antennengliedern scheint bei allen Arten
der Gattung Troctes Burm. 1839 völlig constant zu sein. Ebenso
haben die Krallen aller dieser Arten ein feines spitzes Zähnchen vor
der Spitze. Die Antenne von Troctes purpurea (Aaeon) 1884 (Phila-
delphia) giebt der Autor als fraglich 17gliedrig an.
Zur Kenntniss amerikanischer Psociden. 363
Erklärung der Abbildungen.
Tafel 17.
Fig. 1. hchnopteryx cineta n. sj). cj. 8:1.
Fig. 2. Psocus hrasllianus n. sp. cj. 8:1.
Fig. 3. Psocus Simplex n. sp. (J. 8:1.
Fig. 4. Deipnopsoeiis spheciophilus n. g. n. sp. Vorder- und Hinter-
flügel. 60 : 1.
Fig. 5. Desgl. Linker und rechter Oberkiefer. 160 : 1.
Fig. 6. Desgl. ßandader vom Vorderrande des Vorderflügels mit
mikroskopisch feinen schuppenartigen Gebilden. Sehr stark vergrössert.
Fig. 7. Desgl. Innere Maxilie. 160 : 1.
Fig. 8. Desgl. Mittelfuss einer Nymphenhaut. 160 : 1.
Fig. 9. Hemicaecilius bogotaniis n. g. n. sp. 17 : 1.
Fig. 10. Caecilnis thietnei n. sp. 17 : 1.
Fig. 11. Caecilius pubes n. sp. 17 : l.
Tafel 18.
Fig. 12. Dcndroneura ranmlosa n. g. n. sp. Rechter und linker
Oberkiefer, von oben. 160 : 1.
Fig. 13 u. 14. Desgl. Hechte und linke innere Maxillarlade. 160 : 1.
Fig. 15. Desgl. Unterlippe, Zunge und vorderer Theil des Ten-
toriums. Von oben gesehen. 160 : 1.
chf Chitinfaden, in der ventralen Wand {uoe) des Oesophagus
liegend , der sich nach vorn zu spaltet , um das Stützgerüst
I der Zunge (////) zu bilden, cl Coxalleiste. hg Hypopharynx
I (Zunge), le Lobus externus. // Lohns internus. It Labialtaster.
r Rudiment des 1. LabialtastergUeds. t Vorderer Theil des
I
364 Günther Enderlbin, Zur Kenntniss amerikanisclier Psocideu.
Tentoriums. iirini Untere Grenze der Mundhöhle. itoe Untere
Wand des Oesophagus.
Fig. 16. TroHes nrrdltami n. sp. Rechte innere Maxille. 160 : 1.
Fig. 17. TroHes hirolor n. sp. Rechte innere Maxille. 160 : 1.
Fig. 18. Trodes divinntorkisMxjlÄj. Rechte innere Maxille. 160:1.
Fig. 19. Trodes silvartini Kolbe. Rechtes Hinterbein. 60 : 1.
Fig. 20. Trodes hicolor n. sp. Rechtes Hinterbein. 60 : 1.
Fig. 21. Trodes divinatorius Müll. Rechtes Hinterbein. 60:1.
Fig. 22. Trodes needhami n. sp. Rechtes Hinterbein. 60 : 1.
Fig. 23. Desgl. Rechter und linker Oberkiefer. Von oben ge-
sehen. 160 : 1.
Nachdruck verboten,
üebersetzungurecht vorbehalten.
Zur Kenntniss europäischer Psociden.
Von
Dr. Günther Enderlein in Berlin.
Hierzu Tafel 19 und 9 Abbildungen im Text.
Inlialt.
1. TIrhohia KoLBE — Cerobasis KoLBE — Hijprretrs Kolbe, eine Ent-
wicklungsreihe von Hyperetes guestfalicus Kolbe 1880.
2. Zur Psocidenfauna Rügens.
3. Zur Psocidenfauna von Dänemark und Schweden.
l. Tichohia Kolbe — Cerohasis Kolbe — Hfiperetes Kolbe,
eine Entwicklungsreihe von Hifpet'etes guestfalicus Kolbe 1880.
Schon im Jahre 1900 fiel mir in der Berliner Gegend auf, dass
ich nie Larven und Nymphen von Hijperetes guestfalicus Kolbe fand,
dass vielmehr die Exemplare, welche ich hierfür hielt, auf die
Diagnosen der Gattungen Cerohasis Kolbe 1882 und Tichohia Kolbe
1882 passten. Zugleich bemerkte ich. dass sich Hupereies guestfalicus
Kolbe 1880 keineswegs bloss auf Nadelholz beschränkt, sondern sich
auch auf mancherlei Laubholz in grosser Menge, ähnlich wie auf
Nadelholz, fand. Um über die biologischen Verhältnisse dieser
3 Gattungen sichern Aufschluss zu erlangen, sammelte ich im
Sommer und Herbst 1901 sowohl bei Berlin und Leipzig als auch
auf Rügen, in Schweden und Dänemark eine grosse Menge von
biologischem Material in Alkohol, und zwar isolirte ich das Fang-
ergebniss von jedem Fundort, Aufenthaltsort und jedem Baum in
besondere Glasröhrchen, so dass mir ein Vergleichsmaterial von
vielen Hunderten von Exemplaren zur Verfügung steht. Es stellte
' sich zunächst dabei heraus, dass Hyperetes guestfalicus Kolbe ein
überall ausserordentlich häufiges und verbreitetes Insect ist, er fand
T1
366 Günther Enderlein,
sich an: Kiefer, Fichte, Tanne, Lärche, Eiche, Aspe, Flieder (Sam-
bucus), Vogelbeerbaum, Obstbäumen, an Planken, Zaunspfählen und
Mauern und dürfte sich auch noch an weitern Localitäten finden.
Massenhaft lebt er besonders an Nadelholz, Eiche und Aspe. Er
bevorzugt vor allem solche Bäume etc., die dicht mit Flechten oder
mit feinem Moos überzogen sind, da die Nahrung der Psociden be-
sonders aus Schimmel- und ßostpilzen, Algen und Flechten besteht.
An der Hand dieses Materials konnte ich nun nachweisen, dass
die Gattungen Ticliohia Kolbe und Cerohasis Kolbe Entwicklungs-
stadien von Hyperetes guestfalicus Kolbe sind, und zwar entspricht
erstere dem Larvenstadium, letztere dem Nymphen- i
Stadium. Selbst wenn sich nicht die verschiedenen Entwicklungs-
stadien zu einer Reihe aneinanderfügten, wie es thatsächlich der
Fall ist, wäre ein xAufrechterhalten der Gattungen Tichohia K. und U
Cerohasis K. schon deshalb nicht möglich, weil sich alle 3 Formen \
ohne weitere Glieder immer zusammen fanden. Es müsste mir dann, i|
bei einer solchen Annahme, trotz des umfangreichen Materials nicht '.l
geglückt sein, auch nur eine einzige Larve und Nymphe von Hyperetes \\
guestfalicus K. zu erbeuten. ^\
I
Die Larve von Hyperetes guestfalicus Kolbe. \^
Tchohia nlipDiaiis KOLBE , in: Entomol. Nachr., Berlin 1882, No. 15. i
p. 212. :
Tichobia alteriiaits Kolbe, Kolbe (Rostock), Neuropt. germanica, 1888, .
p. 178.
Hyperetes guestfalicus Kolbe, Larve, m. j
Kolbe, 1882, 1. c. :
„Tichobia; n. g. Ätropinarum. Antemiae Marticulatac. Pal- \
porum articulus ultdmus securiformis. Maxillarum mala interior apice i
trifida. Tarsi triarticulatae. Appendices dorsales squamiformes desunt. a
Palpi non calcarati;
alternans. Flavicanti-alhida, capite thoraceque ferrugineis. Pedes \
grisei. Long. corp. 1^!^ mm. , ,
Ziemlich selten, an Mauern bei Oeding in Westfalen." '
Junge Larven von etwa -^,4 mm Länge sind noch sehr blass mit •
schwach rostbraunem Kopf und Thorax. Erst später tritt diese <
Färbung stärker hervor. Die Augen sind grauschwarz mit grau- \
grünlichem Anflug, wie auch bei der Nymphe und Imago. Di( ,
Mundtheile sind schon sehr ähnlich denen der Nymphe und Imago 2
nur die innere Maxille, die bei der Imago 4 zähnig und in Fig. "i i
i
i
Zur Kennt niss europäischer Psociden. 367
abgebildet ist, zeigt eine geringe Differenz, indem der 3. Zahn, von
innen aus gezählt, der bei der Imago nur klein und als Anhang des
2. ausgebildet ist, noch sehr minimal entwickelt und nur als schwache
Ausbuchtung an der Aussenseite des 2. Zahnes zu erkennen ist.
„Maxillarum mala interior apice triflda" ist daher nicht als unrichtig
zu bezeichnen. Die Fühler sind 14gliedrig (Textfig. A), die beiden
Basalglieder schwach rostbräunlich angehaucht. Bei jungen Stücken
beträgt die Fühlerlänge 0,55 mm und erreicht bis zur Häutung vor
dem Nymphenstadium allmählich eine Länge von circa 0,75 mm.
Vor dieser Häutung sieht man durch die Haut des 4., 5., 6. und 8.
Gliedes (zuweilen statt des 8. auch des 7. Gliedes), die schon vorher
eine grössere Länge aufweisen als die übrigen Glieder, eine mittlere
Querfurchung, die einer spätem Teilung jedes dieser Glieder voraus-
geht (Textfig. B). Zuweilen findet sich auch eine Larve, die —
wenigstens auf einer Seite — 15 Fühlerglieder besitzt, doch tritt
dies nur sehr vereinzelt auf. Der 4gliedrige Maxillartaster mit
beilförmigem Endglied, wie bei Njnnphe und Imago; bei Nymphe
und Imago steht auf dem 2. und 3. Glied je eine stärkere Borste,
diese ist bei der Larve nur sehr schwach und haarartig ausgebildet
{„Fdlpi non calcaraU^'-). Die Tarsen sind 2gliedrig. Kolbe giebt
allerdings für Tichohia 3gliedrige Tarsen an; es dürfte dies so zu
erklären sein, dass Kolbe schon erwachsene Larven zur Verfügung
gehabt hat (wofür auch die Grössenangabe IVo mm spricht), die eine
schwache Furche an der späteren Theilungsstelle des 2. Tarsengliedes
aufweisen. Andernfalls wäre auch ein Irrthum dadurch möglich,
dass die Zwischenhaut zwischen Schiene und 1. Tarsenglied bei unserm
Thier ungewöhnlich lang ausgebildet ist, oder dass das stark ent-
Avickelte Empodium als Glied angesehen wurde.
Die Nymphe von Hyperetes guesifalicus Kolbe.
I erobasis nmraria KOLBE, in: Entomol. Nachr., Berlin 1882, No. 15,
p. 212.
' 'erohasis uniraria Kolbe, Kolbe (Rostock), Neuropt. german., 1888, p. 190.
''rrobasis )iinraria Kolbe, Reuter , Corrod. Feunica, in: Act. Soc.
Faun. Flor. Fenn. 1893, p. 17, 38 u. 39, Fig. 9.
''croba.sis niuraria KoLBE, Reuter, ibid. 1899, V. 17, No. 3, p. 6.
Hi/perefes f/upstfalicus Kolbe, Nymphe, m,
KoLBE, 1882, 1. c:
„Cerohasis ; n.g.Atropinarum. Antennae 18 articiilatae. Palporum
articulus ultinms securiformis. Maxillarum mala interior apice quadridens.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 25
368
Günther Enderlein,
Tarsi 3 articulaii. Appendices dorsales squamiformes desunt. Palpi in (
articulis secundo terUoque extus calcarati Ovariorum foUicula utrinque \
quinque. ^
Eine mit Jli/percfes, der 1879 von mir bei Münster in Westfalen auf
Pinus und Abies entdeckten Gattung, sehr nahe verwandte Atropinen-
form. Aber die Fühler sind 18-, bei Ilijperrtes 23 gliedrig. Der Körper j
ist gewölbt, bei Hijperdes mehr abgeflacht. Ferner leben sie ausserhalb I
Vi >3
Fig. A. Fig. B. Fig. C. Fig. D. Fig. E.
Linke Antenne der verschiedeneu Stadien von Hyperetes gnestfaliois Kolbe. 60 : 1. ,
Fig. A und B Larve (= Tichobia Kolbe), Fig. C uud D Nymphe (= Gero- '
basis Kolbe), Fig. E Imago {== Hyperetes Kolbe). j j
der Waldungen an hölzernen und steinernen Mauern. Ich hatte diese \
kleinen flügellosen Psociden schon früher beobachtet, aber der Aehnlich- i
keit wegen für Hjiperetes gehalten , bis eine mikroskopische Untersuchung \
mich belehrte , dass es eine neue Art und sogar eine neue Grattung sei. \
Hier folgt die Beschreibung der Species : |
muraria. Ferruginea-grisea, supra sfriis maciüisque variegata i
capite tJioraceque concoloribus, octdis viridi-griseis ; pdlpis pallide ferru- \
Zur Keuntniss europäischer Psociden. 369
gineis, articiilo ultimo apice fusco. Antcnnae pallidae, articulis duohus
basalihus hrunneis, apice fuscis, articulis 5 sequentibus medio constrictis,
albidis, apice fuscis, ultimis 11 tote hrunneis, simpliciformihus. Long,
corp. 2 mm.
Häufig an Mauern bei Oeding in Westfalen während des Sommers."
Junge Nymphen noch blasser, später schärfer gezeichnet und
nähern sich schon sehr der Zeichnung der Imago. Innere Maxille
schon deutlich 4 zähnig, der äusserste Zahn am Ende mit breiter
und gebogener Kante, wie es bei der Image (Fig. 7) der Fall ist.
Die Tarsen sind zwar noch deutlich 2gliedrig, doch sieht man, be-
sonders bei altern Stücken, in dem letzten Tarsenglied sehr scharf
2 Glieder liegen, das 2. und 3. Tarsenglied der Image (cf. ,.^Tarsi
.H articulati^^).
Fühler ISgliedrig (Textfig. C), indem sich die in der Mitte quer
gefurchten Glieder der Fühler des vorhergehenden Larvenstadiums
zu je 2 Gliedern entwickelt haben. In einzelnen Fällen findet sich
der eine der beiden Fühler 17- oder 19gliedrig. Die Länge der
Fühler beträgt Anfangs ca. 0,8 mm und erreicht am Ende des
Nymphenstadiums eine Länge von ca. 0,95 mm, wobei auch die
Fühlerstärke sich beträchtlich vergrössert. Vor der letzten Häutung
zur Imago tritt im 3.-7. Glied je eine mittlere Querfurche auf, bis
man schliesslich durch die dünne Chitinmembran jedes dieser Glieder
2 Glieder hindurch scheinen sieht (Textfig. D), die dem 3. — 12. An-
tennenglied der Imago entsprechen. Ein solches Stadium hat auch
JKoLBE bei der Diagnose der Gattung Cerobasis vorgelegen, wie aus
•der Angabe: „articulis r> sequentibus medio constrictis'-^ ersichtlich ist.
Die Imago von Hyperetes g uestfalicus KuLBh;.
iHyperetes (jurslfalkns KoLBE, Mouogr. deutsch. Psoc. , in : Jahresber.
Westfäl. Ver. Wiss. Kunst 1880, p. 132, fig. 22.
iUyperrtfs pinicola KoLBE i. 1., Rostock: Entomol. Nachr. Berlin, 1881,
No. 15, Jg. 7, p. 227.
hyperetes iessräatus Hagen, in: Stett. entomol. Z., 1883, p. 316 (Nord-
amerika).
flyperetcs guestfalicus KoLBE, Hagen, ibid., 1883, p. 319.
^hipereUx guestfalicus KoLBE, Kolbe. in: Entomol. Nachr. Berlin, 1884,
p. 84—87.
liiperptrs fcftsuhiUis Hag., Kulbe, ibid., 1884, p. 85.
Iliperetrs guestfalirusKoij'BE, KoijBi:(R,ostock, Neuropt. gerra.), 1888, p. 190.
Inperde.s guesffalicn.s KoIjBB, Loens, in : Stett. entomol. Z., 1889, p. 332.
Iljperefes qnestfalicus Kolbe, Tetens, in: Entomol. Nachr. 1891, p. 372
(P- 4).
25*
370 Günther Enderlein, !
Hyperetes guestfalir/is KoiuBi:, MacLachlAN, in: Entomol. monthl. Mag. (2), j
Y. 9 (34), Nov. 1898, p. 247—248. |
Hijperetes (pi.rsffa!ic>(s KoIjB'E. MacLachlan, ibid. (2), V. 11 (36), 1900, j
p. 88 u. 114. I
KoLBE, 1880 1. c: I
„Hyperefes , n. g. Corpus alis alarumque rudimentis desfitutum.
Antennae 23 articidatae. Caput magnum, oculis proniinentihiis. Pdlpi
hreves, articulo ultimo hrevi, securiformi. Mandibulae hreves, hiapicales, .1
intus vdlde sinuatae, hasi deute niolente instructae. Labrum tenue,
semicirculare. Meso- et Metathorax separati. Abdomen segmentis novem
constitutum.
Diese Gattung ist auf eine neue, von mir in 'Westfalen an ver- j
schiedenen Orten gefundene Species gegründet. Sie unterscheidet sich
von den beiden andern Gattungen durch die 23gliedrigen Antennen und i
den quergerieften Mahlzahu an der Basis der Mandibeln ; von Troctes im \
Besondern durch die vorstehenden grössern Augen, das beilförmige End-
glied der Kieferpalpen , den getrennten Meso- und Metathorax und das
9gliedrige Abdomen; und von Afropos durch die Abwesenheit der Flügel -
rudimente und die halbkreisförmige Oberlippe. Noch abweichender ist i
die Lebensweise.
guestfalicus n. sp. — Fusco-rufescenti-albidtis, mas femina
pallidior. Caput magnum, vertice albido, maculis duobus longitudinaUbus l
signaturaque media exigua fuscis ; fronte nigra, basi medio albo, antennis (i
corpore paulo brevioribus, pilosidis, articido sectmdo apice emarginato; j
labro semicircidari, albo; palpis albidis, articido ultimo fusculo, securi- (
formi. Thorax rufo-albidus, stria utrimque laterali fusca; metathorace ;
Stria longitudinali media, brevi, obscura instructo : protliorace metathorace ■}
patdo longiore, hoc illo latiore. Pcdes albidi, femoribus apice annulo ■, p
fusco ornatis, tibiis fusco-maciüatis, tarsis albidis. Abdomen fusco-
alboque variegatum; supra, praesertim utrimque, maculis rufis, fuscis.
albis, squamidiformibus, densa seriatis : fasciis duabus mediis longitudi-
naUbus rufo-pallidis vel albidis, lateribus fusculus; subtus alho-griseum.
— Long. corp. 2 mm. i
Häufig auf Abies excelsa bei Münster, Wolbeck, Oeding und ai
andern Orten Westfalens von Ende September bis Anfang Novembei
1879 gefunden. Wir klopften die Thiere in Menge von den hohei
Aesten in einen untergehaltenen Schirm. Ihr Lauf ist schnell unc
huschend."
Trotzdem Kolbe das völlige Fehlen von Flügelrudimenten be
sonders hervorhebt, besitzen alle Exemplare ein deutliches eiförmige
!.i
Zur Kenntniss europäischer Psociden. 371
Rudiment des Vorderflüg-els {Fig. 13), das allerdings ziemlich klein
ist und nur die Länge von etwa V20 ^01 erreicht. Es trägt einige
borstenartige Haare auf der Aussenseite. Im Vergleich zu Atropos
Leach sind also die Flügelrudimente sehr klein und nicht schuppen-
förmig und der Gegensatz von Hijperetes Kolbe und Atropos Leach
ist weniger scharf. Die innere Maxille (Fig. 7) ist vierzähnig, das
Ende des äussersten Zahnes mit breiter gebogener Kante. Ober-
kiefer (Fig. 8j stark asymmetrisch. Unterlippe (Fig. 11) mit 2 deutlich
2gliedrigen Tastern (die Figur zeigt fälschlich nur 1 Glied); etwas
kleiner als diese sind die ebenfalls am Ende mit Tasthaaren besetzten
Lobi externi, während die zwischen ihnen liegenden äusserst kleinen
Lobi interni (Spinnapparat) unbehaart sind. Sie sind in Fig. 11
nicht eingezeichnet. Tarsen Sgliedrig. Der Fühler (Textfig. E)
ist jetzt deutlich 23gliedrig. Die einzelnen Glieder sind bedeutend
gestreckter, als dies bei dem vorhergehenden Nymphenstadium der
FaU ist, indem sich jedes einzelne Glied stark in die Länge streckt
und dadurch an Dicke einbüsst. Der Fühler ist daher wesentlich
dünner und erreicht eine Länge von etwa 1^/2 mm. Wie die Text-
figur erkennen lässt, entsteht durch Theilung des 3.-7. Fühlergliedes
der Nymphe das 3. — 12. Glied der Imago.
Die Körperlänge der Larve beträgt bis IV4 mm, die der Nymphe
1 —2 mm, die der Imago 2 mm. LIebrigens findet sich schon Anfang
Juli eine erste Generation von Hyperetes guestfalicus Kolbe, doch ist
dieselbe weniger häufig. Ob sich nur zwei oder mehrere Generationen
entwickeln, konnte nicht festgestellt werden, doch finden sich die
Thiere in grosser Anzahl noch bis zum ersten Frost, also zuweilen
bis in den November hinein. Nachgewiesen wurde Hyperetes guest-
falicus Kolbe bisher aus Westfalen (Kolbe), Berlin (Kolbe, Tetens),
Pommern (Loens), Ostpreussen (Hagen), Sachsen (Rostock), P'innland
(ReutekJ, England (Mac Lachlan), Nordamerika (Hagen) und von
mir ebenfalls aus Sachsen (Leipzig und Tharandt bei Dresden) und
bei Berlin, ferner aus Rügen, Dänemark (Umgebung von Kopenhagen)
und Süd-Schweden, und er dürfte daher wohl über ganz Nord- und
Mittel-Europa und Nordamerika verbreitet sein.
2. Zur Psocideii-Fauna Rügens.
Eine Bearbeitung der Psociden von Rügen wurde bisher noch
nicht unternommen, und ich benutze daher das von mir dort im
372 Günther Enderlein,
<
Herbst 1901 gesammelte Material an Psociden zu einer Zusammen- '
Stellung der beobachteten Formen. Im Wesentlichen weicht zwar
in systematischer Beziehung die Fauna nicht von der des übrigen
Nord-Deutschlands ab. mit Ausnahme von einer neuen Art, die mög- |
lieber Weise auch weiter verbreitet sein dürfte, aber sie bietet in I
biologischer Beziehung einige interessante Sonderheiten. Da über i
die Anzahl der Generationen, die Erscheinungszeit und die Lebens- i
weise der einzelnen Arten noch Weniges bekannt ist (cf. G. Endeklein, j
Psociden, Sammelanleitung in : Entomol. Jahrb. Krancher 1902), füge j
ich bei jeder Art entsprechende Notizen bei. Es fehlen bei dieser Zu- i
sammenstellung alle diejenigen Formen, die im Juli und August j
sowie im Spätherbst, Ende September bis November, auftreten. \
Die Zahlen in den Klammern bedeuten die Anzahl der er- '
beuteten Stücke. Fehlt diese Angabe, so war die Species häufiger. ;
Aniphff/erontia Kolbe, 1880. \
i
bifascicita L. Göhren. 80. 8. bis 4. 9. An Eiche, Haselstrauch,
Sanddorn (am Strande), besonders häufig an Aspe in den Dünen.
Auch an Planken. — Sassnitz 5. 9.; 12. 9. Eiche.
variegatff L\iR. Göhren. 30.8. Eiche (1); 31. 8. Aspe (2). 1. 9. [
Eiche in den Dünen (1). ^
I
Psociis Latr., 1791. I
■ I
iiehulosusST-Evn. Göhren. 30.8. Eiche (1): 31. 8. Aspe (1), Sand- i
dorn (2): 1. 9. Eiche in den Dünen. \
long l cor iilsFxBR. Göhren. 30. 8.. 31. 8.. 4. 9. Eiche in den Dünen, i
bipunctatits L. Göhren. 30. 8. Eiche (einzeln); 31. 8. bis 3. 9. j
Aspe in den Dünen (nicht selten).
Bei Berlin wurde diese wenig verbreitete und seltene !
Species von mir nur an Eichen gefunden und zwar besonders i
an solchen, die in der Nähe von Chausseen standen und stark I
verstaubt waren.
Graphopsocus Kolbe. 1880.
criiciatms L. Göhren. 4. 9. Haselstrauch (1).
var. hrevipennlH n.
Syn, : Tcrafnpsorus maenlipciinis Reutek, Corrod. fennica , in : Act. Soc. j
Faun. Flor. Fenn., V. 9, 1894, p. 28, 29, 43, 44, fig. 5. j
Zur Keuntniss europäischer Psociden. 373
(IrapJiopsoriis rr/iciat/is L. rar., MacLachlan, Eutomol. monthly Mag
(2), V. 11 (36), 1900, p. 6.
Die Flügel sind stark verkürzt und das Geäder daher etwas
verschoben. Dies veranlasste Reutee die Gattung Tcmtopsocus auf
solchen Stücken zu begründen, deren Hinfälligkeit schon Mac
Lachlan nachwies. Uebrigens findet sich die Kurzflüglichkeit nur
bei Weibchen, wie dies auch bei andern Arten, die zuweilen
kurzflüglige Exemplare aufweisen, der Fall ist.
Göhren. 30. 8. Haselstrauch (1), Sanddorn (1);
Binz. 3. 9. (1).
Steno2)socus Hag., 1866.
iinmaculatus Steph. Göhren. 30. 8. Haselstrauch (2).
Caeeillus Curt, 1837.
fuscoiyterus Latr. Göhren. 1. 9. Fichte (6).
pieetis KoLBE. Göhren. 2. 9. An jungen Fichten. S und $.
var, hrevipennis n.
V. Durch starke Verkürzung der Flügel wird auch das Geäder
etwas verändert, besonders die Adern der Flügelspitze, die theil-
weise verloren gehen. Das Geäder ist bei den verschiedenen Exem-
plaren sehr mannigfaltig. Die Varietät erscheint überall unter der
Stammform, jedoch nur bei weiblichen Exemplaren, und ist meist
seltner als die normal geflügelte. Eigenthümlicher Weise findet sich
diese kurz geflügelte Form nur an niedrigem Fichtengebüsch oder
ganz jungen Fichten, während an höhern Fichtenstämmchen schon
immer die geflügelte Form anzutrefi"en ist. In Göhren fand sich die
Stammform selten vor, die var. brevipennis war jedoch an jungen
Fichten meist ausserordentlich häufig.
Göhren. 2.-4. 9. An jungen Fichten.
flavUJus Curt. Göhren. 30. 8. Haselstrauch (2), 1. 9. Fichte (7).
Haselstrauch (1).
obsoletiis Stbvh. Göhren. 1.9. An jungen Fichten. 2.9. Fichten.
374 Günther Enderlein,
Pterodela Kolbe, 1880.
pedicularia L. Göhren. 30. u. 31. 8. Eiche (3). 1. 9. Eiche (1).
liviila n. sp. (Fig. 3, 4, 6 und 9j.
Der ganze Körper hell gelb; Augen schwarz, Ocellen röthlich.
Die Hinterleibsspitze des S mit 2 kurzen, spitzen, nach oben ge-
bogenen Analdornen (Fig. 4). 2. Tarsenglied blass bräunlich grau.
Die ersten Hintertarsenglieder mit 14 — 15 ($) oder 12 (j) Borsten mit
Basalctenidien, die 4—5 letzten Borsten sind ohne solche. Verhält-
niss der Hintertarsenglieder 3:1.
Flügel (Fig. 9) hyalin. Adern hell gelb. Stigmasack gross.
3 eckig. Areola postica halbkreisförmig. Verhältniss der Länge des
Stieles der Gabelzelle zur Gabelzelle selbst 5 : 4.
Vorderflügellänge 1,6 mm. Flügelspannung ca. 2 mm.
Rügen, Göhren. An mit Flechten dicht bewachsenen Eichen in
den Dünen am Badestrand. Einzeln, doch nicht selten. 31. 8. bis
4. 9. Ol. 3 SS uiid 18 ?+.
Zur Sicherung der Art untersuchte ich von ihr und den beiden
bisher bekannten Arten Fterodela pedicularia L. (Vorderflügellänge
1,6 — 1'74 inm) und quercus Kolbe (Vorderflügellänge 2^2 n^mi die
Sexualorgane des S- Es fand sich, dass die Gonapophysen von Pt.
pedicularia L. einen einfachen un verzweigten Haken darstellen (Fig. 1).
Die von Ft. quercus Kolbe sind dagegen mit kurzer Eudgabel, deren
Aeste stark verbreitert sind (Fig. 2), während Ft. livida n. sp. eine
längere Endgabelung der Gonapophysen zeigt, deren beide Aeste
ziemlich dünn ausgebildet sind (Fig. 3). Ebenso sind die Valvae der
beiden Arten mit gegabelten Gonapophysen verschieden. Die von
Ft. quercus Kolbe (Fig. 5) sind aussen unbehaart, innen am Ende
dicht und fein pubescirt, während diejenigen von Ft. livida n. sp.
(Fig. 6) aussen mit 2 Borsten besetzt sind, während die Innenseite
mit 7 — 8 Zähnchen versehen ist. In der Bildung der Gonapophysen
ähnelt die kleine Fterodela livida n. sp. (mit 1,6 mm Vorderflügel-
länge) mehr unserer grössten Art, der Ft. quercus Kolbe mit 2,5 mm
Vorderflügellänge.
Fterodela quercus Kolbe, ebenfalls von Eiche, ist viel grösser,
rostbraun, das Abdomen mit rothbraunen Querstreifen. Verhältniss
der Länge der Radialgabel zu der des Stieles 1 : 1. Areola postica
mit schwach steilerem Scheitel. Das 1. Hintertarsenglied mit 19 Borsten
mit Basalctenidien, auch die letzte mit solchen. Verhältniss der
Hintei'tarsenglieder 3 : 1. Vorderflügellänge 2V2 mm.
Zur Kenntniss europäischer Psociden.
375
LepteUa Reuter, 1894.
helvimaciila Enderl. 1901.
In: Zool. Jahrb., V. 14, Syst., 1901, p. 539 u. 540, tab. 35,
fig. 1—4.
Diese von mir nur in einzelnen Stücken bei Berlin gefundene
Art der bisher nur aus Finnland bekannten Gattung fand ich ziemlich
häufig in Göhren auf Rügen an den Zweigen dünner, dicht mit
Flechten bewachsenen Eichenstämmchen und an Eichengebüsch in
den Dünen in der Nähe des Badestrandes. Es scheint somit diese
isolirt stehende Form mehr dei' Strandfauna anzugehören, da sie in
einiger Entfernung von der Küste schon sehr selten anzutreifen war.
Auch der Fundort bei Berlin (Tegel) war in der Nähe des Tegeler
Sees an einer feuchten Waldwiese mit fliessendem Bach. Ein S zu
erbeuten, ist mir nicht gelungen. Es ist leicht möglich, dass die SS
dieser Gattung geflügelt sind.
Rügen, Göhren. 30. 8. bis 4. 9. 1901. Ca. 50—60 ??. An
Eichen in den Dünen.
Fie-. F.
Fiff. G.
Fig. J.
Fig. H.
Da mir in Folge dieser günstigen Beute zum ersten Mal ein
nösseres Material der Gattung LcpteUa Reuter zur Verfügung steht,
:'üge ich hier noch einige Ergänzungen zur Gattungsdiagnose hinzu.
Der Oberkiefer (Textflg. J, Vergr. 160 : 1) ist stark asymmetrisch.
Die Kauplatte des linken Oberkiefers stark nach innen vorstehend,
.'or ihr ein grosser gebogener Zahn. Die Kauplatte des rechten
376 Günther Endkrlein,
Oberkiefers mit mehreren Reihen deutlicher Höcker, ohne Zahn vor
derselben. Die Oberlippe (Textfig. F, 60 : 1) in der Mitte schwach
eingebuchtet, fein unregelmässig zackig. Die Unterlippe (Textfig. G.
Yergr. 160 : 1) mit 2 eingliedrigen Tastern, die gleichmässig mit
Tasthaaren besetzt sind. Die beiden äussern Lobi sind etwas kleiner
als diese, die beiden innern (der Spinnapparat) sehr winzig, kurz
und spitz. Die innere Maxiile (Textfig. H, 400:1) am Ende schwach
eingebuchtet, w^odurch 2 ziemlich scharfe Eckzähne entstehen, die an
ihren Innenseiten je einen schwach angedeuteten welligen Zahn tragen.
JPerijJSOCUS Hag., 1866.
)<\ibpupUlatus MacLachlan. Göhren. 1. 9.: 4. 9. Eiche (8).
albof/uttafns Dalm. Göhren. 30. 8. Eiche. 2. 9. Fichte (5).
2}haeo2)tertis Steph. Göhren. 30. 8. Eiche. Aspe.
4. 9.
Elipsocus Hag., 1866.
Diese Psocidengattung mit 3 Tarsengliedern zeigt in der Pu-
bescirung des Hinterflügelrandes ein sicheres und constantes Charac-
teristicum. Da der ausserordentlich bedeutende Sexualdimorphismus
bisher nicht bekannt war, wurden die verschiedenen Geschlechter
theilweise als verschiedene Arten beschrieben. Diese sind daher zu
vereinigen, wie z. ß. Elipsocus mochinsi Tetens 1891 {S} und west-
woodi MacLachlan 1867 (^) als Elipsocus ivesfivoodi MacLachlan.
Die SS haben wesentlich grössere Augen, ein w-enig längere Fühler
mit etwas stärkerer Pubescenz und weichen in der P'lügelfärbung
völlig von dem $ ab, indem ihnen die Zeichnung des 2 uieist völlig
fehlt oder dieselbe doch nur theilw^eise schwach angedeutet ist. Die
Flügelzeichnung der $i {hjalimis Steph.. ivcstwoodi M'Lachl. und
ahictis Kolbe) und die Färbung der Adern resp. der Membran [west-
woodi M'Lachl.) bei den SS ist im Leben und bei Stücken, die eines
natürlichen Todes gestorben sind oder wenigstens nur mit einer
Pincette getödtet wurden, grauschwarz. Diese Färbung verwandelt
sich bei Anwendung von schwefliger Säure, Cyankali etc.. in ein
mehr oder weniger blasses Braun, und es sind die meisten Diagnosen
nach solchen Stücken angefertigt worden.
Uebrigens hat Kolbe sowohl in seiner Monographie der deutschen
Psociden als auch in der Bearbeitung der Psociden, in: Rostock.
Neuropt. german. Elipsocus westwoodi MacLachl. und hyalinus Steph.
Zur Kenutuiss eiiropäischer Psociden. 377
verwechselt; die Diagnose von hyalinus passt genau auf ivesUcoodi,
und die Diagnose von wesfivoodi passt annähernd' auf 5c? von hyalimis;
die Angabe der braunen Hinterleibsfärbung dürfte jedenfalls dann
darauf zurückzuführen sein, dass ihm trocken präparirte Exemplare
mit eingeschrumpftem Hinterleib vorgelegen haben. Andernfalls hat
KoTiBE überhaupt nur Exemplare von wcstivoodi M'Lachl. für die
Diagnosen beider Arten zur Verfügung gehabt. Eine gute und er-
kenntliche Diagnose des Elips. hyalinus Steph. findet sich nur von
MacLachlan, in: Entomol. monthly Mag., V. 3, 1867, p. 275.
hf/aJimis (Steph. 1836), MacLachlan 1867 (Fig. 14: c?; 15: ?).
I\^oeus hi/alimis Stephens, 111. of Brit. Ent. Mand., V. 6 (1835—37),
1836, p. 123.
Psocn.s bipwu'taius Stephens, Syst. Cat. of Brit. Ins. 1829, p. 313.
Psoctis sexpimciüHis Stephens, ibid., 1829, p. 313.
Psocus bipuiictatus Steph., 111. of Brit. Ent. Mand., V. 6 (1835—37),
1836, p. 123.
Psocus .sexpimdafus Steph., ibid., V. 6 (1835—37), 1836, p. 123.
Psocus scxpunclatns Curtis, Brit. Entomol. 1837, p. 648.
PsocKs hyalinus Steph., Hagen. Entomol. Ann. 1861, p. 26.
Caecilius Ityaliuiis Steph., Hagen, Psoc. Syn. syn. , in: SB. zool.-bot.
Ges. Wien, 1866, p. 205.
EUpsocus hyidi)ius Steph., MacLachlan, in: Entomol. monthly Mag.,
V. 3, 1867, p. 275.
EUpsocus hyriUntis Steph., MacLaghlan, Neur. Brit., 1870, p. 4.
Elipsoc}(s tccsfivoodi MacLachl., Kolbe, Monogr. d. deutsch. Psoc. 1880,
p. 115 (c?).
EUpsocus liyaUiius Steph., ROSTOCK, Neur. germ. 1888, p. 170.
EU])socus u-cslu-oodi MacLachl., Kolbe (Rostock, Neur. germ.), 1888.
p. 183 {$).
EUpsocus ]ii/aUnus Steph., Loens , in: Stettin, entomol. Z. 1889,
p. 331.'
EUpsocus I/)/al/itus Steph., Tetens , in: Entomol. Nachr. 1891, p. 372
(p. 41
EUpsocus hrcrtsfylus Reuter, Corrod. Fennica, 1894, p. 44, fig. 6 (j).
EUpsocus hyiiUuus Steph., King, in: Entomol. monthly Mag., V. 35.
1899, p. 80 — 83.
EUpsocus hyalinus Steph., Reuter, in : Act. Soc. Faun. Flor. Fennica,
V. 17,' 1899, p. 4.
Kopf braun, Wangen und Clipeolus blass. Schläfen schmal
(fehlen beim s)- Augen massig gross (beim S gross, vorstehend),
schwarz. Maxillartaster braun, mit dunklerer Spitze des Endgliedes.
Antennen braun, kürzer als die A^orderflügel. Die Fühler des S ein
wenig länger als die des ? und etwas dichter pubescirt.
378 Günther Enderlein,
Thorax braun. Beine braun. 1. Tarsenglied der Mittelbeiue
mit circa 14, der Hinterbeine mit 18 — 20 Borsten mit Basalctenidien,
Verhältniss der Hintertarsenglieder 4:1: Vj^.
Abdomen hell g-elb, Unterseite an den Seiten bräunlich, das 8. \
Segment des ^ und das 8. und 9. (letzte) des S ganz braun. Gonapo- !
physen des ^ löffelartig, weit abstehend und braun. j
Flügel hyalin. Ein Fleck am distalen Ende der Zelle R, die !
Endspitze der Zelle An, die Basalliälfte der Zelle Ax. ein Fleck am '
Scheitel der Areola postica und die Spitzenhälfte des Pterostigmas \
scharf grauschwärzlich, ebenso ein schmaler Streifen längs des Hinter- ;
randes des Pterostigmas, Im Hinterflügel ist nur die Snbcostalzelle i
und die Analzelle schwach grau beraucht. Adern grauschwärzlich, ;
Stigmasack etwas dunkler. Beim S findet sich nur die Färbung j
des Pterostigmas sowie eine schwache Andeutung der Zeichnung in
der Spitze der Zelle An und des Fleckes am Scheitel der Areola I
postica. doch können letztere auch ganz fehlen. Adern und Rand ;
der Vorderflügel einreihig behaart, Pterostigma massig dicht pubescirt. i
Im Hinterflügel nur der Flügelrand an der Radialgabelzelle pubescirt ;
(Gattungscharacteristicum). Areola postica besonders beim $ sehr
steil. Länge der Gabelzelle gleich der des Stieles.
Yorderflügellänge 2^/^ — 2V2 mm. Flügelspannung 5^4— ö'V^ nim. J
Rügen, Göhren. An dicht mit Flechten bewachsenen Aspen (Populus ;
tremula) in den Dünen am Badestrand. 30. 8. bis 4. 9. Ol. 4 SS, '.\
20 $$. Nur 2 Colonien gefunden, sonst nicht weiter. '
Dieses seltene Thier wurde von Tetens auch bei Berlin gefunden i
und ist wohl weit verbreitet, doch ist selten eine Colonie zu finden. ^
Die Diagnose von Elipsocus hrevistißus Reuter 1894 passt völlig auf ,,
das S von Elips. hyaUnus St., beide dürften wohl identisch sein. \
ivestwoofU Mac Lachlan, 1867 (Fig. 12: $). l|
Elipsocus wcsiwoodi Mac Lachlan, in: Entomol. monthly Mag., V. 3, I
1867, p. 274. i
Fsocus 4 niacidatus Latr. , Westwood , Introd. to the Mod. Class. of |
Ins. 1852—53, V. 2, p. 19, f. 59 (8—9).
Psoeiis qiiadrimaculatus Latr., Bukmeister, Handbuch, 1859, p. 779. I
Psociis quadrimacidatus Latr., Hagen, in: Entomol. Ann. 1861, ^. 24. !
Elipsocus qnadriniaculaiiis'WESTv;'., Hagen, Proc. Syn. syn. 1866, p. 207. i
Elipsocus westwoodi McL., Mac Lachlan, Neur. Brit., 1870, p. 4.
Elipsocus westwoodi Meli., Spangberg, Psoc. Suec. et Fenn. 1878, p. 22, j
fig. 12. I
Elipsocus htjalinus Stephens, Kolbe, Monogr. deutsch. Psoc. 1880,
p. 114, fig. 7 ($).
Zur Kenntniss europäischer Psociden. 379
Elipsocus wcdwoodi Mc L. Rostock, Neur. germ. 1888, p. 170.
Elipsocus hijüliiuis Steph., Kolbe (in: Rostock, Neur. germ.), 1880.
p. 184 (?).
Elipfioms weshvoodi McLachl., Tetens , in: Entomol. Nachr. 1891,
p. 372 (p. 4) ($).
Elipsocus mochinsi Tetens, ibid., 1891, p. 372 u. 379 (p. 4 u. 11) {$).
Elipsocus icesticoodi McLachl., Reutee, Corrod. Fenn. 1894, p. 15 u. 33.
Elipsocus ivestwoodi McLachl., Reuter, in: Act. Faun. Flor. Fennica,
V. 17. 1899, p. 4.
Bei dieser Art sind die Flügel stets grau getrübt (Fig. 12: 2).
Der Yorderflügel ist beim $ mit mehr oder weniger starker grau
bis grauschwarzer Zeichnung, die beim S stets fehlt. Ist die
Färbung des ? sehr intensiv, so treten in den Zellen R, Cu^, M^,
J£, und Mo^ augenartige Zeichnungen auf (Fig. 12). Die Areola
postica ist grösser und weniger steil, wie bei hyalinus und der
Hinterleib ist stets braungrau bis schwarz.
Vorderflügellänge 2% mm. Ueberall häufig auf Laubholz.
Göhren. 31. 8. bis 4. 9. Häufig an Haselstrauch, Eiche und Sand-
dorn. Sassnitz. 5. 9. Eiche (1).
Elipsocus moebiusi Tetens, 1891, von dem die Typen sich im
kgl. zoologischen Museum zu Berlin befinden, ist das Männchen zu
Elipsocus ivestwoodi MacLachlan.
Im Vergleich hierzu füge ich noch eine kurze Beschreibung von
Elipsocus ahietis Kolbe an, die auf Rügen wohl auch sicher vor-
kommen wird, aber nicht erbeutet worden ist, da dieses Thier erst
Ende September bis November entwickelt ist. Es ist überall häufig
auf Nadelholz zu finden.
Flügel hyalin, $ mit ähnlicher Zeichnung wie Elipsocus hyalinus
Steph., doch fehlt stets der Fleck am Scheitel der Areola postica.
Die Flügel des S sind völlig hyalin, ohne jede Zeichnung, nur das
Pterostigma ist grau. Die Areola postica ist hoch und ziemlich
spitz, doch am Scheitel abgerundet. Das Abdomen ist stets braun
bis braunschwarz mit gelblichen bis gelblich-braunen oder röthlich-
I braunen Flecken seitlich der Mittellinie auf den 2 oder 3 ersten
Segmenten. Vorderflügellänge 3 mm.
I Philotai'HUS Kolbe, 1880.
faviceps Steph. Göhren. 30. 8. Eiche, Sanddorn (häufig). 1. 9.
Eiehe (2).
380 Günther Enderlein,
Hf/2)et'etes Kolbe, 1880.
ffuestfalicus Kolbe, 1880.
(= Cerohasis mwaria Kolbe 1882; = Tichobia alter nans Kolbe 1882.
cf. S. 317—323 in vorliegender Arbeit.)
Göhreu. 30. 8. bis 4. 9. Ol. Sehr häufig- und überall. An
Kiefer. Fichte, Tanne, Lärche, Eiche, Aspe, Flieder, Vogelbeerbaum,
Obstbäumen, an Planken, Zaunpfählen und Mauern. Sassnitz.
12. 9. Ol.
Troctes Bükm., 1839.
divinatorius Müll. Göhren. 3. 9. Im Zimmer.
3. Zur Psociden-Fauna Yon Dänemark und Schweden.
Die wenigen Psocidenformen, die ich in Dänemark und Süd-
Schweden Anfang- September 1901 erbeutete, stelle ich nur kurz zu-
sammen, da einiges faunistisch Interessante darunter sich findet, i
Dieser kleine Beitrag umfasst nur 11 Arten. Gesammelt wurde bei
Kopenhagen, Klampenborg und Skodsborg in Dänemark, Malmö, i
Trelleborg, Svedala und Böckebergslätt in Schweden.
Arnphifferontia hifasciata L. Klampenborg b. Kopenhagen. |
9. 9. Trelleborg. 6. 9. Planke. Malmö (Hafen). 10. 9. Planke. \
Graphopsocus cruciattis L. Klampenborg. 9. 9. Fichte (3). \
Skodsborg. 9. 9. Laubholz (1). Böckebergslätt. 10. 9. Laub- J
holz (10). Svedala. 11. 9.
Steno2)SOCus imniaculatus Steph. Klampenborg. 9. 9. Böcke- i
bergslätt. 10. 9. {;
Caeeilius piceus Kolbe. Klampenborg. 9. 9. Fichte (1).
Caecilius obsoletus Steph. Klampenborg. 9. 9. Fichte (häufig).
Skodsborg. 9. 9. Böckebergslätt. 10. 9. Fichte (häufig).
Cfiecilius atricomis Mac Lachlan. Klampenborg. 9. 9. Am <
Rand eines grossen Sumpfes auf Sumpfpflanzen. 1 S und 1 ?. |
ab. pedunculatiis ii. Eben angeführtes S weicht auf beiden Seiten (
im Geäder völlig ab, indem die Areola gestielt ist, d. h. dass 1
zwischen Scheitel derselben und Media eine Querader ausgebildet I
ist. Der Scheitel der Areola prostica ist daher nicht abgerundet, i
Zur Kenutniss europäischer Psociden. 381
sondern eckig, die Areola postica selbst fast dreieckig. Während
jedoch bei der rechten Seite der Querast direct in die Media (m)
mündet, endet er auf der linken Seite in den 3. Medianast (m.^).
Caecüius africornis Mac Lachlan war bisher nur aus England
bekannt und von Tetens (in: Entomol. Nachr. Berlin, 1891, p. 380)
in einem Falle bei Berlin (am Lietzensee bei Charlottenburg auf
Fenn. 3. 9. 1889) nachgewiesen. Dieses interessante Thier fand ich
ebenfalls bei Berlin (Finkenkrug. 25. 8. 1901. 9 Stück; 29. 9. 1901.
1 $) an Phragmites am Rande eines Sumpfes, und zwar be-
sonders an dürren Exemplaren, die 2 Exemplare von Kopenhagen
(Klampenborg. 9. 9. 1901. 1 c?, 1 ?) stammten ebenfalls vom Rande
eines Sumpfes, ferner erhielt ich durch Herrn Prof. Dr. Dahl
1 c? aus Dahme in Holstein, das sich oberhalb der Wurzeln von
Strandhafei- in den Dünen am Strand aufhielt, und schliesslich
1 Exemplar aus Leipzig, das Herr Alex Reichert an einem Fenster
seiner Wohnung im August 1901 erbeutete. Somit dürfte dieses
seltene und einzelne 'J'hier eine weite Verbreitung haben.
Pterodela peiHcnlavia L. Klampenborg. 9. 9. Fichte. Skods-
borg. 9. 9. Laubholz, ßöckebergslätt. 10. 9. Eiche (häufig).
var. brerfj^cnnis n. ßöckebergslätt. 10. 9. Eiche. +\
Die Flügel sind theilweise stark reducirt, ebenso ist das
Geäder der Spitzenhälfte der Vorderflügel unvollständig. Bei
einigen Exemplaren fehlt nur m.. der Vorderflügel, diese er-
innern dadurch an die chilenische ah. giardi Enderl. 1901, die
jedoch normale Flügellänge aufweist. Auch bei Leipzig fand
ich schon diese kurz geflügelte P^orm.
iP^ripsoeus suhpupillatus Mac Lachlak. Klampenborg. 9. 9.
Fichte (häufig). Böckebergslätt. 10. 9. (1).
\Peripsoeus 2^f*ff^opt€i'iis Steph, Klampenborg. 9. 9. Fichte.
Trelleborg. 6. 9. Böckebergstätt. 10. 9.
Phifotarsus ßaviceps Steph. Böckebergslätt. 10. 9.
Uy per et es f/iiestfalicus Kolbe.
= CerobaMft mnraria Kolbb; = Tichobia alfm/ans Kolbe: cf. S. 317 — 323
in vorliegender Arbeit).
Klampenborg. 9. 9. Fichte (häufig). Böckebergslätt. 10. 9.
Kiefer (häufig).
382 Günther Endeelein, Zur Kenntniss europäischer Psociden.
Erklärung der Abbildungen. ij
Tafel 19.
Pterodela pedicidaria L. $. Gonapophyse. 160:1.
Pterodela qucrcus KoLBE. $. Gonapophyse. 160:1.
Pterodela livida n. sp. $. Gonapophyse. 160:1.
Desgl. (^. Ende des Abdomens, q Gonapophyseu ; f Valvae
160:1.
Pterodela quercus KoLBE. $. Valva. 160 : 1.
Pterodela livida n. sp. $. Valva. 160: 1.
Ilijperetes guestfalicus Kolbe. Hechte innere Maxille. 160 : 1.
Desgl. Oberkiefer. 160 : 1.
Pterodela lirida n. sp. Vorder- und Hinterflügel. 20 : 1.
Pterodela pedicularia L. J. Penis, 400 : 1.
Hijperetes giiestfalicxs Kolbe. Unterlippe. Die Taster j
sind fälschlich 1 gliedrig angegeben, sie sind deutlich 2 gliedrig. Die :
kleinen, spitzen und unbehaarten Lobi interni liegen zwischen den Lobi (
externi und sind in die Figur nicht eingezeichnet. 160 : 1.
Fig. 12. Elipsocns westwoodi M-AdjACKL. '+. Vorder- und Hinter- ;
flügel. 20 : 1. i^
Fig. 13. Hqpereies gnestfalieus Kolbe. Rudiment des Vorder- jj
flügels. 160 : 1. '
Fig. 14. Elipsoeus hyalinus Steph. $. 20 : 1.
Fig. 15. Desgl. ?. 20 : 1.
Fig.
1.
Fig.
2.
Fig.
3.
Fig.
4.
(Forcipes^
.
Fig.
5.
Fig.
6.
Fig.
7.
Fig.
8.
Fig.
9.
Fig.
10
Fig.
11
I 1
I
Ueberselzungsreeht vorbehalten.
Nachdruck verboten.
Zur Kenntniss der Süsswasser-Harpacticideo
Deutschlands.
Von
C. van Doiiwe, München.
Hierzu Tafel 20.
I. Systematischer Theil.
Subfam. Canfkocamptinae Brady.
Genus Canthocamptus Westwood.
Ccinthocampt'ns gracilis Saes. ^)
1862. Sars, Oversigt af de indenlandske Ferskvandscopepoder, in: Forh.
Vedensk. Selsk. Christiania.
1893. Meazek, Prispevky k poznani sladkovodnich Copepodu, in : Yestnik
Kral, ceske spol. nauk. Trida math. prir.
Die sich nach hinten fast unmerklich verschmälernden Körper-
segmente verleihen dem Tliiere bei einer Gesammtläng-e von ca. 1 mm
€ine aussergewöhnliche Schlankheit, wodurch es sich in auffallender
Weise von den bisher bekannten deutschen Harpacticidenformen
unterscheidet (Fig. 1).
1) Der Liebenswürdigkeit des Herrn Prof. Saes in Christiania ver-
danke ich eine Copie der bisher leider nicht veröflFentlichten Zeichnungen
■des Weibchens. Das Männchen von Canth. graciUs hat Sars ebenso wie
-Mrazek, nicht zu Gesicht bekommen.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 26
384 ' C. VAN DOUWE,
Cephalothorax. Das erste Segment gegen die folgenden nur
sehr wenig verbreitert; letztere von annähernd gleicher Länge.
Sämmtliche Segmente ohne charakteristische Ornamentik; die glatten
Hinterränder ohne seitliche Verlängerung.
Das Rostrum klein und spitzig.
Die Abdominalsegmente, die nach hinten an Länge und
Breite ein wenig abnehmen, sind an den Hinterrändern ebenfalls glatt.
Während die dorsale Seite der Segmente ohne jede Bewehrung
ist, treten über den ventralen Hinterrändern am 2. und 3. Segment
beim Weibchen, bzw. 2. bis 4. Segment beim Männchen die im Genus
bekannten Dornenreihen auf. Dieselben ziehen sich beim Männchen
über die ganze Ventralfläche der Segmente hinweg (Fig. 3); beim
Weibchen jedoch ist die Dornenreihe am 2. Segment 3 mal unter-
brochen, so dass also zwischen den lateralen Dornen 3 schmale
Dörnchenreihen stehen. Die Bedornung des 3. weiblichen Segments
erleidet keine Unterbrechung.
Bei vielen Exemplaren ist mir die unterschiedliche Grösse der
einzelnen Dornen aufgefallen.
Am letzten Segmente des Männchen sitzen lateral, kurz über
dem Hinterrande je 3 Dornen (Fig. 3); beim Weibchen fehlt diese
Bewehrung.
Neben dem ventralen Einschnitt stehen sich in beiden Ge-
schlechtern auf einem kleinen Höcker 2 Sinnesdornen gegenüber.
Der Einschnitt selbst ist unbewehrt. Das schwach bogige Anal-
operculum ist am Rande mit einer grossen Anzahl zarter, dicht
stehender Börstchen eingesäumt (Fig. 2). ^)
Die männlichen Genitalklappen tragen jederseits 2 lange Borsten.
Die Furcaläste sind in beiden Geschlechtern gleich gebaut
und bewehrt, etwa 3 mal so lang wie breit, im proximalen Theil des
Innenrandes gewölbt, gegen das Ende kaum verschmälert, weit von
einander inserirt und fast parallel. Der Innenrand vollständig un-
bewehrt. Die obere Aussenrandborste sehr hoch eingesetzt; die im
untern Drittel stehende zweite Aussenrandborste starr nach unten
gerichtet; über letzterer einige kleine Dörnchen.
Von den 3 Terminalborsten ist die innerste klein, die mittlere
etwa 4 mal so lang: wie die äussere. Letztere, in bedeutendem Maasse ;
1) Im Gegensatze zur Diagnose von Sars. Bei der Zartheit der
nur bei guter Beleuchtung deutlicli sichtbaren Aualbewehrung ist ein
Uebersehen wohl entschuldbar.
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlauds. 385
aber die mittlere Borste (Fig. 2) ist an der Einleiikungssteile kolben-
artig verbreitert. Die Befiederung" der mittlem Borste sehr zart,
die der äussern etwas kräftiger,
Vorderantennen Sgliedrig und schlank; der Sinneskolben
des 4. Segments erreicht die Spitze des letzten Antennengliedes;
eigenthümlich für das Männchen ist die nach hinten hängende beutei-
förmige Verbreiterung des 4. Segments, deren Form am besten aus
der Zeichnung entnommen werden kann (Fig. 4); sonst zeigen die
Vorderantennen in Bau und Bewehrung keine vom Genuscharakter
abweichenden Verhältnisse.^) Hinterantennen breit, Sgliedrig.
Der Nebenast (Fig. 5) in der Mitte verbreitert, plattenförmig, mit
4 annähernd gleich langen Borsten, von denen 2 an der Spitze, 2 am
hintern Eande inserirt sind. Eine der Apicaldornen ist sehr kräftig
und lein befiedert.
Die Mund werk zeuge weichen in ihrem Bau nicht von den
im Genus bekannten Verhältnissen ab; Mandibularpalpus 2gliedrig,
an der Spitze des letzten Gliedes drei Borsten, etwas unterhalb eine
Borste.
Die Seh w i m m f ü s s e sind gleichfalls sehr schlank gebaut ; der
Innenast des 1. Fusses Sgliedrig-), der des 2.-4. Fusses 2gliedrig;
alle Aussenäste Sgliedrig. Am ersten Fusspaar (Fig. 6), das in
beiden Geschlechtern gleich gebaut ist, überragt der Innenast den
Aussenast um die Länge des letzten Segments; das 1. Segment, das
längste, ist auch breiter als die beiden folgenden, welche sehr schmal
und von gleicher Länge sind ; etwas unterhalb der Mitte des Innen-
randes des 1. Segments eine lange befiederte Borste; Aussenränder
der S Segmente in ihrer ganzen Länge zart bedornt; am Innenrand
des 1. und 2. Segments einige Dornen. — Der Aussenast besteht aus
' 3 breiten, ziemlich gleich langen Segmenten ; die apicalen Eckdornen
des Aussenrandes und der am Innenrand des 2. Segments lang und
'kräftig; am Ende des letzten Segments eine steife und 2 gekniete
1) Mrazek hat diese beuteltörmige Erweiterung nur bei den Arten
itmit gezähnelten Hinterrändern der Körpersegiuente gefunden ; die bei
Canili. i/raeilis vorliegenden Verhältnisse würden also eine Ausnahme von
iidieser Angabe bilden.
2) Mit dieser Angabe befinde ich mich im Widerspruche mit der
^piagnose von Sars , in der die Zweigliedrigkeit aller Innenäste betont
rd. Die Trennungsstelle des 2. vom B. Innenastgliede ist allerdings
icht ganz so markant, wie dies beim 1. und 2. Gliede der Fall ist,
loch ist dieselbe stets deutlich wahrnehmbar und schon durch die hier
iuftretende Innenrandborste charakterisirt.
26*
386 C. VAN DOUWE,
Borsten von ungleielier Länge; die Aussenränder sind bedornt, am
Inuenrand des 2. Segments einige kleine Dornen.
Das zweite und dritte Fusspaar ist beim Weibclien von
gleichem Bau ; hinsiclitlicli der Bewehrung ist ein Unterschied jedoch
in so fern vorhanden, als am 2. Fusspaar der Innenrand des
3. Aussenastsegments nur 1 Borste, am correspondirenden Gliede des
3. Fusses 2 Borsten vorhanden sind; ebenso trägt der Innenrand des
2. Innenastgliedes am 2. bzw. 3. Fuss 2 bzw. 3 Borsten.
Während die Aussenäste der genannten 2 Fusspaare beim
Männchen mit denjenigen beim Weibchen übereinstimmen, weisen
die Innenäste bei ersteren bedeutende Abweichungen auf. An den-
jenigen des 2. Fusses (Fig. 7) ist — am 2. Segmente — ausser den
beiden gleich langen Fiederborsten nur eine bedornte Innenrandborste
geblieben; am 3. Fusse (Fig. 8) ist das 1. Glied in einen gelenkigen,
geschwungenen Dorn ausgezogen, dessen Länge das Endglied um
das Doppelte übertriift ; letzteres ist an seinen Rändern bauchig auf-
getrieben und trägt 2 befiederte Apicalborsten, von denen die äussere
etwa doppelt so lang ist wie die innere. Im obeni Theile dieses
Gliedes habe ich stets 2 grosse Fettkugeln bemerkt.
Das vierte Fusspaar (Fig. 9) ist ausserordentlich charakteristisch
gebaut; es ist, was den Aussenast betrifft, das längste von allen;
ausserdem sind dessen Segmente sehr schlank und das letzte —
was für die Art charakteristisch ist — stets in einen stumpfen fc
Winkel nach Innen gebogen. 1
Interessante sexuelle Differenzen finden sich bei diesem Fusspaar «
und zwar sowohl am Aussen- als auch am Innenast; während an ij
ersterem der obere Aussenranddorn des letzten Segments beim j
Weibchen (Fig. 10) schlank und spitz ist, modificirt sich derselbe []
beim Männchen zu der in Fig. 9 in starker Vergrösserung (Obj. 7 :
Oc. 3) wiedergegebenen kantig modellirten Zapfenform. Umgekehrt ]
trägt der Innenast des Weibchens (Fig. 11) eine beim Männchen {
nicht vorhandene zweite Innenrandborste, die eine, von sonst keiner i
Art bekannte sägeförmige Auszackung besitzt. Dem Männchen fehlt ■ ;
ferner der innere apicale Eckdorn des 1. Innenastgliedes. !
Das fünfte Fusspaar des Weibchens (Fig. 12j zeigt keine auf- i
fallenden Verhältnisse im Bau, die Art der Bewehrung ist am Besten i
der Zeichnung zu entnehmen. Die innere der beiden Apicalborsten i
des Endgliedes fand ich stets nur auf der Innenseite zart bedornt.' i,
1) Ich gebe zu, dass eine zweizeilige Bedornung der fraglichen Borstt; I
i
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands. 387
Weitaus das ^rösste Interesse beansprucht der 5. Fuss des Männchens
(Fig. 13).
Wir finden hier den im Genus bisher einzig dastehenden Fall,
dass die beiden mitsammen verschmolzenen ßasalsegmente einen voll-
kommen glatten Ring bilden, ohne jede Verbreiterung und Bewehrung,
während das Endsegment wohlausgebildet ist und 4 Borsten trägt.
Die Oviducte reichen bis zum Hinterrande des letzten Abdo-
minalsegments.
Die Spermatophore, flaschenförmig, bleibt oft am Genital-
porus hängen.
Der Eier sack ist lang und schmal und enthielt bei den von
mir untersuchten Thieren fast stets zehn grosse Eier in paarweiser
Anordnung.
Grösse des Weibchens 1 mm, Männchen etwas kleiner.
Färbung: Die mir zahlreich vorgelegenen Thiere waren farblos
bis auf das 1. Cephalothoraxsegment, das stets eine lebhaft ziegel-
rothe Färbung besass, durch welche die Art in dem jeweiligen Unter-
suchungsmaterial ohne Weiteres erkannt zu werden vermochte.-^)
Das leichteste Erkennungsmerkmal der Art bildet wohl,
neben dem auffallend schlanken Habitus, Länge und Haltung des
4. Fusspaares, ausserdem beim Männchen der Bau des 5. Fusses.
Vorkommen: Norwegen, Böhmen; in Deutschland bisher die
oberbayerischen Moore.
Canthocamptus wierisejskli Meazek.
1892. Meazek, Beitrag z. Kenntniss der Harpacticidenfauna des Süss-
wassers, in: Zool. Jahrb., V. 7, Syst.
1893. Meazek, Prispevky k poznani sladkovodnich Copepodu , in:
Vestnik kral. ceske spol. nauk. Trida math.-prir.
lieber das Vorkommen dieser Art im deutschen Faunengebiet
habe ich kurz bereits im Zoolog. Anz., V. 23. No. 608 berichtet.
Nachdem sich, wie dort angeführt, die von Meazek im „Beitrag
zur Kenntniss etc." gegebene Beschreibung und Zeichnung des
Weibchens auf ein noch unentwickeltes Thier bezieht und die Be-
vorhanden ist; die 2. Dornenreihe dürfte aber jeden Falls dann derart
inserirt sein , dass sie sich im optischen Querschnitt des Präparats der
Ansicht entzieht.
1) Diese Angabe bezieht sich freilich nur auf das lebende Material ;
in Alkohol oder Formal verschwand der rothe Farbstoff sehr bald.
388 C. VAN DOÜWE,
•I
riclitigung- dieses Versehens in der vorcitirten böhmisch geschriebenen
Abhandhing' enthalten ist, möge durch das Folg-ende die vom Autor
in der vorliegenden Zeitschrift veröif entlichte Beschreibung des ,
Weibchens ergänzt bezw. berichtigt werden.
Das 1. Cephalothorax-Segment etwas breiter als die folgenden
und etwa so lang wie die übrigen 4 Segmente zusammen; die letztern i
sind relativ kurz und ziemlich von gleicher Breite. Der ganze Habitus i
hat etwas Gedrungenes. Die dorsalen Hinterränder aller Segmente j
fein und unregelmässig ausgezackt. i
Das Abdomen so lang wie der Vorderleib; 1. Segment so lang :
wie die beiden folgenden, unter sich gleich langen Segmente; das j
letzte Segment das kürzeste. Die Hinterränder (mit Ausnahme des '
letzten Segments) dorsal und ventral ausgezackt, aber viel gröber \
und regelmässiger, als dies beim Vorderleib der Fall ist.
Die Anal klappe bleibt ganz schmal, flach und unbedornt.
Die Furcalglieder (Fig. 14) divergent und von der Länge
des letzten Abdomen-Segments sind beiderseitlich gewölbt und zu- j
gespitzt. Der am Aussen- bezw. Innenrande des Gliedes sitzende
chitinige Zapfen bildet das Hauptmerkmal der Art und ist am besten
aus der beigegebenen Abbildung ersichtlich.^)
Auf der ventralen Fläche jedes Furcalastes wie auf dem letzten
Abdomen-Segmente sitzt je ein zarter, aber deutlich sichtbarer Sinnes-
zapfen, j
Von den 3 Furcalborsten ist nur die mittelste entwickelt und t
an ihrer Basis kolbig angeschwollen; die beiden eckständigen sind ;,
kurz, aber charakteristisch gebogen, die äussere nur am Aussen- 3
rande bedornt, die innere glatt.
Die Vorderantennen 7giiedrig und schlank gebaut, der !|
Sinneskolben des 4. Segments etwas gebogen und das letzte Segment <
gut überragend.
Hinsichtlich der übrigen weiblichen Extremitäten wird auf die ■>
der böhmischen Arbeit beigegebenen Tafeln 6 und 7, die vollkommen i
genaue Zeichnungen enthalten, verwiesen.
Grösse: ca. 0,6 mm (excl. Furcalborsten).
Färbung: ein schwaches Horngelb.
E r k e n n u n g s m e r k m a 1 e : die chai-akteristische Form der
1) In der in der böhmischen Arbeit M.'s enthaltenen Zeichnung i
ist der eigenthümliehe Bau der Furca nicht deutlich genug wieder- i
gegeben.
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands. 389
weiblichen Furca, das beutelartig verbreiterte 4. Segment der männ-
lichen Vorderantennen.
Vorkommen: Böhmen; in Deutschland bisher in einem Quell-
sumpfe des Isarthales bei München.
CaTithocamptus veJdovsUyi Meazek.
1893. Mbazek, Prispevky k poznaui sladkovodnich Copep., in: Vestnik
Kral, ceske spol. nauk Trida math.-priv.
1897. ScOüEriELD , Verzeichniss der Entomostraken von Plön, in:
Forscliungsberichte aus biol. Stat. Plön, Theil 5.
Diese von Scourfield im Material aus dem Plöner See ge-
fundene Species war für die deutsche Fauna thatsächlich neu.^)
Ich habe sie unter den C'opepoden der oberbayerischen Moore in
zahlreichen Exemplaren wiedergefunden.
Ergänzend zur lateinischen Diagnose in der vorcitirten Arbeit
Mräzek's sei nachfolgende Beschreibung:
Gephalothorax: Die Hinterränder der Segmente unbewehrt.
Abdomen: Die 3 letzten Segmente von ziemlich gleicher Länge ;
am 1. Segmente des Weibchens ist die Verschmelzungsstelle der 2
ehemals selbständigen Ringe durch eine lateral beginnende und
dorsal übergreifende minutiöse Dornenreihe angedeutet. Die Hinter-
ränder aller 4 Segmente des Weibchens sind lateral mit starken
Dornen bewehrt; über den ventralen Rand des 3. Segments zieht
sich eine ununterbrochene Reihe Dornen, welche aber zarter und
viel kürzer sind als die Seitendornen; alle Hinterränder ungezackt.
Der Ventralhiuterrand des 2. — 4. Segments beim Männchen ist gleich
dem des 3. weiblichen Segments mit einer ununterbrochenen Dornen-
reihe bewehrt; der Hinten and des letzten männlichen Segments ist
mit sehr starken Dornen bewehrt.
Neben dem Genitalporus des Weibchens jederseits eine schräge
Reihe zarter Dornen.
Der Rand der weiblichen x\nalklappe trägt durchweg 10, der
des Männchens 8 starke Dornen.-)
1) ScoüRFlELD hatte seine Angabe : „neu zum Faunengebiete Deutsch-
lauds" mit einem V versehen.
2) Mkazek gibt in der Diagnose und in der Zeichnung des Ab-
domens 8 Zähne an, was nach den mir vorgelegenen Thieren nur für das
Männchen zutrifft.
390 C. VAN DOUWE,
Die Furca ist in beiden Geschlechtern sehr abweichend und
besonders beim Weibchen ausserordentlich charakteristisch gebaut.
Die Zeichnung der weiblichen Furca in M.'s Arbeit giebt alle
Details vorzüglich wieder.
Die Furca, wie überhaupt der Bau des Abdomens beim Männchen
ähnelt in so überrascliender Weise den entsprechenden Verhältnissen
beim Männchen von Canth. mintdus Claus, dass hinsichtlich der
Form und der Bewehrung der männlichen Furca unserer Art auf
das Männchen von C. mimdus verwiesen werden kann.
Die Vorderantennen sind Sgliedrig und besonders beim
Weibchen schlank gebaut; der Sinneskolben des 4. Segments er-
reicht die Endspitze des letzten Antennengliedes nicht.
Gleichwie die Form und die Bewehrung der Hinterantennen
derjenigen vom C. mimdus gleicht, so auch der Bau der ersten 4 Fuss-
paare und zwar in beiden Geschlechtern. Diese Uebereinstimmung
erstreckt sich sogar auf die sexuellen Eigenthümlichkeiten beim
Innenaste des 3. und 4. männlichen Fusses.
Beim Bau des fünften Fusses (Fig. 17 u. 18j machen sich
jedoch gegenüber der bisher angezogenen Species kleine Unterschiede
bemerkbar.^)
Die S p e r m a 1 0 p h 0 r e ist klein und flaschenförmig mit kurzem,
kaum gebogenem Halse ; dieselbe habe ich nie am Weibchen hängend
gefunden.
Eib allen relativ klein, nicht über das vorletzte Segment reichend.
Färbung: Die untersuchten Thiere meist grau und ohne rothen
Fetttropfen.
Grösse: Weibchen 1 mm und etwas darüber.
Das leichteste E r k e n n u n g s m e r k m a 1 ist die weibliche Furca ;
zur Untersuchung der Männchen habe ich mich stets der in Copula
angetroifenen Thiere bedient.
Vorkommen: Böhmen; in Deutschland bisher: im Plöner See
und vielen Pfützen der oberbaj^erischen Moore.
1) Hinsichtlich des weiblichen 5. Fusses allerdings nicht in dem
Maasse, wie dies die Zeichnung von Mrazek (tab. 7, fig. 4) ersehen lässt.
Ohne die Richtigkeit der Zeichnung des bewährten Forschers im Ge-
ringsten anzuzweifeln, — seine bekannte Genauigkeit auf diesem Gebiete
schützt ihn davor — sei bemerkt, dass ich die in meiner Figur wieder-
gegebenen Formverhältnisse bei allen aus den diesseitigen Fundorten
untersuchten Thieren habe feststellen können.
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands. 391
Canthoca itiptus ciispidfftiis Scioieil.
J893. ScHMElL, Copepoden des Rhätikon - Gebirges, in: Abb. naturf
Ges. Halle, V. 19.
Die für unser Faimeiigebiet neue Art habe ich zahlreich in
einer nassen Wiese des Isarthales bei München wiedergefunden. Die
untersuchten Thiere stimmten im Bau vollkommen mit den von
ScHMEiL aus dem Rhätikon beschriebenen Exemplaren überein.
Die von dem g-enannten Forsclier vermuthete 2 zeilige Bedornung
der 3. Borste am Basalsegmente des 5. weiblichen Fusses habe ich
mehrfach deutlich wahrnehmen können.^)
Bei dieser Borste ist mir auch eine im obern Drittel vorhandene,
zwar sehr stumpfwinklige, aber deutliche Knickung nach aussen auf-
gefallen; SciQiEiL giebt hierüber nichts an, jedoch habe ich diese
Eigenthümlichkeit bei allen hiesigen Exemplaren constatiren können.
Im Eib allen fand ich stets nur 2, aber ziemlich grosse Eier.
Vorkommen ausser Deutschland: Schweiz, Böhmen.
Genus Moraria Scott. 2)
Moraria schniellii n. sp.
Dem ganzen Thiere (Fig. 19) wird durch die sich nur wenig
und sehr gleichmässig verschmälernden Körpersegmente ein ziemlich
schlankes Aussehen verliehen.
C e p h a 1 0 1 h 0 r a X. Demselben fehlt, mit Ausnahme einer gleich-
massigen Punktirung des gesammten Panzers, jede Ornamentik. Die
hintern Enden der Segmentplatten sind breit abgerundet und nicht
nach hinten verlängert; Dornenreihen und Auszackungen sind nicht
vorhanden.
Das Rostrum (Fig. 21j bildet die dem Genus eigenthümliche
mächtig entwickelte Platte; es ist fast IV2 mal so lang wie an
seiner Basis breit, zugespitzt und schmal abgerundet; der Spitze sitzt
ein scharf abgesetzter, zapfenförmig gebildeter Vorsprung auf.
1) Bezieht sich auf die Anmerkung 1 auf p. 39 der vorcitirten
Arbeit Schmkil's.
2) Ueber den Gattungsnamen Momrin an Stelle der von Mkazkk
aufgestellten Bezeichnung Ophiocaniptus siehe ScHMKlL, Deutscbl. frei-
lebende Süssw.-Copepoden. 3. Centropagidae , in: Bibl. zool. , Heft 21,
p. 9, Fussnote 1.
\
}
392 C. VAN DOUWK, .'
A b d 0 m e n. Die Seg-mente nacli hinten au Länge und Breite
nur sehr wenig- ahnehmend, sind an ihren Hiuterrändern — dorsal j
und ventral — ung-ezähnt. Am 2. und 3. Seg-ment beim Weibchen, |
bezw. 2.-4. beim Männchen befindet sich über dem ventralen Hinter- j
rande eine Reihe ziemlich kräftigter Dornen ; diese Dornenreihe zieht \
sich in beiden Geschlechtern ■ — mit Ausnahme des 3. Seg-ments beim ]
Männchen, bezw. 2. beim Weibchen — über die ganze Bauchfläche
hinweg; an den vorgenannten Segmenten nimmt die Bedornung nur i
etwa % fler Bauchfläche ein, so zwar, dass zwischen der ventralen
Eeihe und den lateral sitzenden Dornen ein kurzer, freier Zwischen- ;
räum verbleibt. Eine weitere Ausschmückung wird den beiden
mittlem Abdominalgliedern des Weibchens, bezw. dem 3. und 4. des
Männchens dadurch zu Tlieil, dass sich unterhalb des oberu (vordem) I
Segmentrandes (Fig. 20) eine Reihe feinster Dörnchen ansetzt, welche j
sich aber nicht über die ganze Unterseite erstreckt, sondern in ihrer
Ausdehnung dem Dornenbesatze des 2. weiblichen (bezw. 3. mann- j
liehen) Segments entspricht. '
Der Hinterrand des letzten Segments trägt ventral in beiden
Geschlechtern über der Einlenkungsstelle der Furcalglieder einen
dicht stehenden Dornenbesatz, der sich auch auf die dorsale Seite >|
erstreckt, hier aber unvermittelt in einen nur bei guter Beleuchtung |
und Lagerung sichtbaren Dörnchenrand übergeht. Der ventrale \
Einschnitt bleibt unbewehrt.
Der freie Rand der An alklappe ist schwach entwickelt, also
in keine dem Genus sonst zukömmliche Spitze ausgezogen und voll- \
kommen glatt. |
Die männliche Geni talklappe trägt jederseits 3 Borsten,
von denen die mittlere die längste ist und die beiden übrigen |
gleich lang sind. Seitwärts von der Genitalöfl:nung des Weibchens li
sitzt je eine kurze, aber lang und dicht befiederte Borste, welche j
nach Innen gebogen ist. ||
Für ca. Die in beiden Geschlechtern der Form nach überein- ii
stimmend gebauten Glieder sind ziemlich weit von einander inserirt'j
und divergiren stark. Sie sind länger als das letzte Abdominal- I
Segment und etwa 2 mal so lang wie breit, nach dem Ende zu nm"
wenig verschmälert. Am ersten und zweiten Drittel des Aussen- ;
randes jedes Furcalzweiges stehen 2 starke, gleich lange Borsten. -
unter der Einlenkungsstelle der obern auch noch ein kleiner Dorn .
(Fig. 20). 1
Hinsichtlich des Innenrandes macht sich ein geschlechtliche! i
kj
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands. 393
Unterschied bemerkbar, indem beim Weibchen, abweichend von den
bisher bekannten Arten der Gattung, etwas unterhalb der Mitte des
Innenrandes eine aus 4 kurzen, breiten Dornen bestehende Be-
wehrung- auftritt, welche dem Männchen an der gleichen Stelle
fehlt. Von der dorsalen Seite gesehen und bei schwacher Ver-
grösserung (Fig. 19) macht es den Eindruck, als ob hier ein dorn-
artiger Auswuchs, ähnlich demjenigen bei Canth. wierzejsUi vor-
handen wäre; in der Seitenlage der Furca sind jedoch die 4, in
einem flachen Bogen an einander gereihten Dornen unschwer zu
sehen. Der ventrale Rand trägt einige Dornen über der Ansatz-
stelle der 3 Apicalborsten. Von letztern, welche neben einander
eingelenkt sind, ist die mittlere die längste, etwa so lang wie der
ganze Hinterleib sammt Furca und wie die äussere, halb so lange,
schwach befiedert; die innerste Borste bleibt klein und dornen-
förmig.
Die Vorder an tennen entsprechen in ihrer Bewehrung denen
von Moraria sarsii. Die Tgliedrige Antenne des Weibchens ist be-
sonders in ihren 2 proximalen Gliedern kräftig. Der Sinneskolben
des 4. Gliedes kräftig, erreicht aber nicht das Endglied.
Die Greifantenne des Männchens (Fig. 23) sehr musculös, das 3.
und 4. Glied sehr breit, der Unterrand der 4 ersten Segmente
kräftig beborstet; Sinneskolben des 4. säbelförmig gekrümmt.
Die Hinterantenne breit 3gliedrig; der Nebenast trägt 4
Borsten (Fig. 24) 2 an der Spitze, eine unterhalb und eine noch
tiefer inserirt; letztere ist die stärkste und charakteristisch gedornt.
M u n d w e r k z e u g e : Mandibel wie bei Moraria sarsii (Fig. 22).
Der Palpus 2gliedrig; das Grundglied bildet an der Einlenkungs-
stelle des 2. einen daumen artigen Vorsprung, auf dem ein paar ganz
feine Härchen sitzen; Endglied 3 verschieden lange Borsten. Die
beiden Maxillarfüsse entsprechen dem Genus Canthocamptus.
Die Schwimmfüsse sind relativ kurz und in den einzelnen
Segmenten breit, die Aussenäste 3-, die Innenäste 2gliedrig.
Am ersten Fusspaar (Fig. 25), das in beiden Geschlechtern
gleich gebaut ist, sind Innen- und Aussenast von gleicher Länge;
das 1. Segment des Innenastes sehr kräftig und breit, am Aussen-
rande gewölbt und so lang wie die beiden Aussenastsegmente, das
2. Segment dagegen auffallend schmäler, Aussenrand concav ge-
bogen; bei beiden Segmenten ist die Innenrandborste in der Mitte
lies betr. Gliedes inserirt; über der Borste des 2. Gliedes sitzt ein
kleiner Dorn; am Apicalende neben der langen schwach geknieten
i
394 C. VAN DOXJWE,
i
Borste ein kräftiger, etwa halb so langer Dorn, dessen Spitze etwas i
nach aussen gekrümmt erscheint; der Aussenrand des 1. Segments |
einige Dornen. i
Der Aussenast besteht aus 3 gleich langen und sehr breiten *
Gliedern mit der beim Genus üblichen Bewehrung; eine Bedornung \
der Innenränder ist nicht vorhanden. ]
Beim Weibchen sind die 3 folgenden Fusspaare von gleichem \
Bau; das letzte Aussenastglied des 4. Fusses trägt abweichend von ;
dem homologen Gliede am 2. und 3. Fusse in der Mitte des Innen- .1
randes eine lange geschwungene Fiederborste. i
Beim Männchen sind die Aussenäste des 2. — 4. Fusses über- \
einstimmend mit denjenigen des Weibchens gebaut. Die Innenäste,
welche bei allen 3 Fusspaaren kurz bleiben, zeigen nachstehende
Verhältnisse. Am zweiten Fusse (Fig. 26) ist das 1. Segment j
sehr breit, am Aussenrande mit 1, am Innenraude mit 2 Dornen be- j
wehrt; das Endglied schmäler, conisch zugespitzt, trägt an seiner j
Spitze 2 befiederte Borsten von ungleicher Länge. Der Innenast des 1
dritten Fusses (Fig. 27) ist besonders an den Innenrändern der i
beiden Glieder stark chitinisirt; in das 1. breite Glied ist das 2. ,
äusserst charakteristisch eingelenkt ; an seiner obern Innern Ecke mit Ij
einer gelenkkopfförmigen Verbreiterung beginnend, ist dessen Innen- '
rand in eine schwach gebogene Verlängerung ausgezogen, welche die I
Spitze der längsten der beiden Endborsten erreicht. Das 1. Glied :
des vierten Fusses (Fig. 28) ist conform demjenigen des 3. Fusses,
der Aussenranddorn aber klein und der des Inneni'andes sehr lang. |
Das Endglied verläuft in der ersten Hälfte gleich breit, spitzt sich [
aber dann rasch kegelförmig zu, um in einen kräftigen, an der Basis \
knopfförmig verdickten Dorn zu endigen; etwas oberhalb desselben *i
am Innenrande sitzt eine die Länge des Gliedes erreichende, nach ■<
innen gebogene Borste mit einzeiliger Befiederung; Innen- und Aussen- i
rand tragen ausserdem einige Dornen.
Das fünfte Fusspaar des Weibchens (Fig. 30) ist in seinem i|
Basalgliede stark nach unten verlängert und überragt noch ein :>
wenig das Endglied; ersteres trägt 6 Borsten, von denen die beiden j
innersten klein bleiben, die 3 folgenden aber gut entwickelt sind; :
die kürzere (6.) Aussenrandborste ist stark befiedert. Charakteristisch i
für die Art sind die bei den zwischen der 2. und 3. und der 3. und
4. Borste sitzenden kurzen aber kräftigen Dornen. Das Endglied ist i
lang und schmal oval und trägt an seinem Innenrande eine dichte i
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands. 395
Dornenreihe; die Beborstung- ist am besten aus der Zeichnung- er-
sichtlich.
Der 5. Fuss des Männchens (Fig. 31) ist in seinem Basalgliede
stark ausgezogen, das 2 kräftige befiederte Dornen trägt; das End-
glied, klein und schmal, besitzt fünf Borsten, von denen zwei dem
Innen-, 2 dem Aussenrande angehören, während die längste Borste
auf der Spitze steht.
Grösse ca. 0,5 mm beim Weibchen, Männchen kleiner.
Färbung: ein lichtes Grau.
Erkennungsmerkmale: Die Innenrandborste der weiblichen
Furca, der charakteristische Bau des dritten Innenastsegments beim
Männchen, das 5. Fusspaar des Weibchens.
Die neue Art, die ich in den oberbayrischen Mooren zahlreich
gefunden habe, erlaube ich mir nach meinem hochverehrten Freund,
Herrn Dr. Otto Schmeil zu benennen, durch dessen werthvollen
Rath meine Untersuchungen mannigfache Förderung erhalten haben.
IL Das von Schmeil in seiner Copepoden-Monographie : 2. Theil :
Harpacticidae aufgeführte
Yerzeichniss
der in den süssen Gewässern Deutschlands nachgewiesenen Sub-
familien, Gattungen und Arten ergänzt sich nach dem Stand der
heutigen Kenntnisse wie folgt:
A. Subfam. Cantliocaniptinae Bradt.
I. Gen. Canthocanijytus Westwood.
staphylimis JuRlNE.
minntus Claus.
crassus Sars.
Jiortli u )nbricus Bradt .
trtsphiosiis Brady.
fo}iiiiiaHs Rehberg,
p/j(/maens Sars.
■^sclioclcri Schmeil.
hidens Schmeil.
cejdovshji Mrazek,
wierzejskii Mrazek.
1.
Canih.
2.
«
3.
r
4.
?■
5.
n
6.
)?
r-
1 .
n
8.
))
9.
n
10.
))
11.
gC)g C. VAN DOUWE,
12. laiilJi. fjr/ieilis Saes.
13. „ nis/.iddllts SCHMEIL.
14.V „ palustrift BnAVY.^)
n. Geu. y^itocrtt Boek.
1, Nil. hihernica Beady.
2. „ Simplex Schmeil. -)
III. (xen. Moraria Scott.
1. J/. sarsii Mkazek.
2. „ iNuscicola Richters. '^)
3. „ srhmeiln n. sp.
IV. Gen. Laophonte Philipi.
L. molinmrd Blanchaed et Richard. -)
V. Gen. Apsteiiiia Schmeil. -)
A. rapien.s SCHMEIL.
VI. Gen. Wolter storffia Schmeil. 2)
1. ir. fonfliiens ScHMEiL.
2. W. hlanchardi Richard.
B. Subfam. ZiOiiffipediinae Boek.
I. Gen. l^ctlnosonia Boek.
7^1?/. edirnrdsi RlCILiRD.
II. Gen. Pliyllof/nathopus Mrazek.
Phijllog. rif/meri AfAUPAS. ^)
1) Hartwig, Die freilebenden Copepoden der Provinz Brandenburg,
in: Forsch. Ber. biol. Stat. Plön, Theil 8, p. 59.
2) Schmeil, Einige neue Harpacticidenformen des Süsswassers, in:
Z. Naturwis8. Halle, V. 67, 1894. — Dees,, Neue Spaltfusskrebse der
Fauna der Provinz Sachsen, ibid., V. 68, 1895.
3) Richters, Beitr. z. Kenntniss der Fauna der Umgebung von
Prankfurt a. M., in: Ber. Senckenberg. naturf. Ges. Frankfurt, 1900.
Süsswasser-Harpiicticiden Deutschlands. 397
III. Biolog:ische Bemerkungen.
Was den Aufenthaltsort der Harpacticiden anbetrifft, sehen wir
die Gruppe den verschiedensten Lebensbeding-ungen angepasst. Wir
finden sie in den grossen A^'asseransammlungen — hier freilich nur
in der Litoralzone — wir finden sie, und zwar vorzugsweise, in den
Moospolstern kleiner Quellsümpfe und in den ganz flachen, mit
Sumpfflora bedeckten Wiesenbächen, wir begegnen ihr aber auch,
wie die interessante Arbeit von Richters gezeigt hat ^) in den spär-
lichen Mooskrusten der dem Sonnenbrande ausgesetzten Felsen.
Aus diesen Beobachtungen ein amphibisches Leben der Harpacti-
ciden im Sinne des Wortes zu folgern, wäre allerdings nicht richtig,
denn zu dem Zeitpunkte, wo ein für die verschiedenen Arten ver-
schieden hoher Grad von Feuchtigkeit dem Aufenthaltsorte entschwindet,
sehen sich auch die Organe unserer niederen Krebse zur Einstellung
ihrer Thätigkeit gezwungen: die Thiere verfallen in den von
Zacharias mit zutreffendem Worte „Trockenstarre" genannten Zu-
stand, über dessen Wesen z. Z. nichts bekannt ist und über dessen
Dauer genauere Beobachtungen nur von Claus und Schmeil bei
Diaptomiden und Cyclopiden vorliegen. -)
Unsere grossen Formen finden wir, entsprechend ihren morpho-
logischen Verhältnissen, natürlich auch in den grossen Wasser-
ansammlungen (Ca)ith. stapJujUnus, Canfh. northumhricus, Canth. crassus).
Die robuste Körperform, die relativ langen Schwimmbeine, der reiche
Dornenbesatz würden diesen Formen die Existenz in ,. engen*' Ver-
hältnissen erschweren; die kleinen Arten hingegen, wie die Ange-
hörigen des Genus Moraria, entsprechend ihrem schwächeren Kör])er-
bau und den kürzeren Gliedern (Innenäste der Fusspaare 2gliedrig!)
treten uns zumeist an Stellen mit reichem Pflanzenwuchs entgegen
so z. B. am Eande der Wiesenbäche, in submersen Moosrasen.
Das Bedürfniss nach einem bestimmten Grad von Feuchtigkeit
geht innerhalb der Gruppe soweit, dass nach meinen Beobachtungen
einzelne Arten ihre ganz bestimmten Wirthspflanzen (wenn
dieser Ausdruck erlaubt ist) bevorzugen.
1) Siehe S. 396, Anm. 3.
2) Hinsichtlich des Cfutth. nortJniinhricKs: , dessen Auftreten an ein
' und demselben Fundorte während eines Jahres ich seiner Zeit controlireu
konnte, habe ich im Zool. Anz. 1899 berichtet, dass diese Species eine
Trockenperiode von über 5 Monaten übersteht.
398 C. VAN DOUWE,
So lebt z. B. Canfh. zscIioJikci in der Nälie Münchens vorzugs-
weise in Hypnum crista-castrensis L. einer Moosform, die die vor-
ragenden Steine am Rande von Quellbächen in verfilzten, stark in-
crustirten Polstern besiedelt; an solchen Localitäten habe ich diesen
Canthocamptus nie umsonst gesucht.
Ein bedeutend geringeres Feuchtigkeitsbedürfniss scheint Canth.
pygmaeus zu besitzen. Wenn wir das in oiFenen Brunnenschächten '
unter überhängenden Felswänden und oft hoch über der Spritzzone :
der Bäche wachsende hübsche Lebermoos Fegatella conica Corda, ,
in dem manchmal keine Spur von Wasser wahrnehmbar ist, auf !
seine Fauna untersuchen, dürfen wir aller Orts fast gewiss sein, *
diesen sonst so seltenen Harpacticiden zu entdecken. 1 1
Den Canth. wierzejskü habe ich bis jetzt nur an dem unter- "^
getaucht wachsenden Mastigobryum trilobatum N. ab E. gefunden.^) i
Bieten sich uns so die verschiedensten Localitäten als Fundstellen (
unserer Gruppe dar, ist es ein Bedürfniss vor Allem, das aller Orts \
erfüllt sein muss : es muss lebender Pflanzenwuchs und hierdurch i
veranlasste rege Sauerstoffentwicklung vorhanden sein. Es beruht j
sicher auf irrthümlicher Beobachtung, zu behaupten — wie dies viel- ■
fach geschieht — dass die Harpacticiden auch im Schlamme leben. |
Mrazek, wohl der erfahrenste Kenner der Gruppe, hat vollkommen |
zutreffend darauf hingewiesen, dass klares Wasser und die Abwesen- j
heit von Fäulniss erregenden Stoffen ein Lebensbedürfniss dieser
niedern Krebse sei. Nichts anderes als Sauerstoffhunger kann auch i
die Ursache davon sein, dass Harpacticiden, mit einer Portion Boden- |
grund (also zumeist Schlamm) in hohe Glasgefässe gebracht, inner- '^.
halb weniger Stunden die Oberfläche des Wassers aufsuchen und ,
sich hier zumeist in der durch Adhäsion an der Glaswand gebildeten i
Ringschichte aufhalten; wenn wir nach längerm Stehenlassen der j
Bodensatz solcher Gefässe untersuchen, werden wir wahrscheinlicl \
nur wenige Harpacticiden darin vorfinden, vielleicht den als gan2 j
schlechten Schwimmer bekannten Canth. tvierzejsJcii, diesen aber dam i
sicher todt. '
Dafür, dass unsere Thiere keine eigentlichen Schlammbewohne i
1) Damit soll selbstverständlich nicht behauptet werden, dass dies
Arten nur auf der angegebenen Pflanze zu finden seien. Dagege; i
sprechen ja schon die von den frühern Autoren angeführten Fundstellen (
Die Bestimmung der genannten Moose verdanke ich Herrn Dr. HegJ
Oustos am K. Botanischen Garten in München. ,•
Süsswasser-Harpacticiden Deutschlauds. 399
sind, spricht auch die weitere, schon von Mrazek erwähnte Beob-
achtung-, dass die Harpacticiden nur selten von Ektoparasiten heim-
gesucht sind; während die sich auch in faulenden Wassern noch
haltenden Cyclopiden von Parasiten oft theilweise überwachsen
sind, habe ich eine derartige Beobachtung mit Consequenz nur beim
Canth. gracilis maclien können, der in sehr vielen Fällen eine grosse
Suctorie (Metacinefa mystacina) jederseits an den Furcalästen trug.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Svst. 27
I
400 C". vAy DorwE, Süsswasser-Harpacticiden Deutschlands.
Erklärung der Abbildungen. ^)
Tafel 20. -i
t !
Canthocamptus graciUs Saes. ' |
Fig. 1. "Weibchen,
Fig. 2. Letztes Abdominalsegment mit Furca, dorsale Seite (5). i
Fig. 3. Abdomen, ventrale Seite {^). j
Fig. 4. Vorderantenne (^). ,
Fig. 5. Xebenast der Hinterantenne (5).
Fig. 6. 1. Fuss (5).
Fig. 7. Innenast des 2. Fusses (cj).
Fig. 8. Innenast des 3. Fusses ((J). j
Fig. 9. 4. Fuss {S). . \
Fig. 10. Letztes Aussenastglied des 4. Fusses ($). i
Fig. 11. Innenast des 4. Fusses (J). 1
Fig. 12. 5. Fuss (?i. :
Fig. 13. 5. Fuss (;5)'
Canthocamptus ivierzejskii Meazek. '
Fig. 14. 3. u. 4. Abdomen-Segment mit Furca, ventrale Seite (2). j
Fig. 15. Yorderantenne (cjj. I
Fig. 16. Hinterer Maxillarfuss (2). 1
i
Canthocamj)tus vejdovskyi Mrazek.
Fig. 17. 5. Fuss (cJ).
Fig. 18. 5. Fuss ($).
Moraria schmeUii w. sp.
Fig. 19. "Weibchen, dorsale Seite.
Fig. 20. Abdomen mit Furca, ventrale Seite (^).
Fig. 21. Rostrum (i). j
Fig. 22. Mandibel (J). |
Fig. 23. A'orderantenne {$) (nach einem in copula gewesenen Thiere). \
Fig. 24. Hinterantenne-Nebenast (5).
Fig. 25. 1. Fuss (2).
Fig. 26. Innenast des 2. Fusses {$).
Fig. 27. Innenast des 3. Fusses {$). j
Fig. 28. Innenast des 4. Fusses {^).
Fig. 29. 4. Fuss ($).
Fig. 30. 5. Fuss (o).
Fig. 31. 5. Fuss (;J). (
1) Sämmtliche Zeichnungen wurden unter Benutzung LEiTZ'scher {
Objective mit dem Zeichenocular (II) dieser Firma angefertigt.
XacJidruch verboten.
Uehersetzungsrecht vorbehalten.
f urther Observations on Koenenia.
Augnsta Rucker,
Instrnctor in Zoology, UniversiTv of Texas.
(Contributions from tlie Zoological Laboratory of tlie I'niversitv
of^Texas.)
"With plates 21-23.
I. Historieal Notes.
"W'heii I began work ou the Texan Koenenia in the fall of 1900
I liad expected to cousider the internal anatomy onlv. thinking tliat
the external specific characters had ah'eady been described. first by
B. GßASsi ^) ; second by Ha^'sex t^- Sökensex -) : and third by
\V. M. Wheelee. •^) Scarcely had I taken np this work wheu I
perceived that Dr. AVheelek in discovering this Arachnid in Anstin
had had the good forttine to find an entu-ely uew species. At the
1) B. Grassi . I progenitori dei Miriapodi e degli Insetti, ilem. V,
Intorno ad un nuovo Aracuide Artrogastro (^Koenenia mirabilis) rappre-
sentante di un nuovo ordine (Microthelyphomda), in: Bull. Soc. entomol.
Italiana, Anno 18, Firenze 1886. p. 153 — 172.
2) The Order Palpearradi Thor. (Koenenia mirabilis Grassi) and its
relationship to tlie other Arachnidee, in: Entomol. Tidsskr., p. 223 — 240,
Ajg. 18, H. 4. 1897.
3) A Singular Arachnid (Koenenia mirabilis GrasSI) occurring iu
Texas, in: Amer. Naturalist. 1900.
402 AuGusTA Rucker,
very beginuing- ot a ratlier imsuccessful attempt to get a great number
of specimens befoi-e g"iving tlie fixed character of the species, I
observed that I liad two distinct tj^pes in my collectioii. One set
had prominent and pecnliar appendag-es around the reproductive
orifice while the reproductive appendages in the other set were not
so prominent and did not possess papillae. In all other respects
the animals were similar. I naturally concluded that I had both
sexes of Koenenm and subsequent sectioning showed this to be true.
These results, which I did not start out to get and which I happened
to obtain, I included in a few notes on the internal anatomy. i)
Again, in carrying out further investigations on the internal
anatomy, together with observations concerning the Variation of
characters which might be considered specific, where only one or
two specimens were to be had, I have obtained some very interesting
results in quite another direction , . . the post-embryonic develop-
ment, which may be expected to throw some light on the pliylo-
genetic position of the Koenenia. I have likewise been able through
study of the living animal, to verify some of my former results,
which were arrived at by means of sections and whole mounts, and
which have been unduly criticised by H. M. Hansen, in : The Entomol.
Tidsskr., 1901, Something further can be added in regard to the
habits of these animals and the best methods for collecting, when
special fixing fluids are desired which cannot be handled on the field.
Before going further in my results, I feel that I must, in justice
to myself and the work which I have undertaken, consider some of
the criticisms made by Dr. Hansen in his paper "On six species of
Koenenia". Dr. Hansen begins his six-paged Postscript by
saying I had "kindly" sent him a copy of my separate and he
would insert a review of it. He then quotes from my paper: "We
have been more fortunate than Drs. Hansen & Sörensen in being
able to distinguish the two sexes. It hardly seems possible that
the males of Grassi's species could be so rare when they are so
abundant in our species". That it was surprise on my part that
the European observers had not been so fortunate as we were. and
that there was no doubt entert ained of Dr. Hansen's ability, goes
without saying. No one could believe that a young worker in scienee.
would be so presumptive as to doubt the ability of a man so renowned
as Prof, B. Grassi, or of men who have done such meritorious work
1) The Texan Koenenia, in: Amer. Naturalist, May 1901.
Further Observations on Koeneuia. 403
as Ha^'sen & SöKENSEN. Dl". Wheeler most kindly read and made
many valuable correctious on my paper before it went to press and
he saw no intended slur in the above lines; yet Dr. Hansen says
"Tliis mode of writing is. speaking- gently, ratlier bold". Truly one
is thankful that the gentleman restrained himself and only spoke
"gently". Dr. Hansen certainly misunderstood my thought. or rather
my English, for he adds "Bnt if I shonld obtain new material with
males and females of K. mirabilis (or any other of my species), I
think to be able to distinguish the sexes."
However, from the very outset of Drs. Hansen's & Sörensen's
paper I was so convinced that they had individuals of one sex only
that I have kept a tabulated account of the sex of the individnals
taken around Austin, thinking that I might, since material was more
accessible to nie, find that the males and females appeared at dif-
ferent times . which wonld explain the failure of the European col-
lectors to find the males of these small creatui-es.
Dr. Hansen's criticism on points relating to the external
anatomy need not be dAvelt on at all since they will be taken up
later, having been revised and corrected after diligent observations
on a considerable amount of material. He goes further, however,
and touches on the internal anatomy of this form on which he has not
given any study as yet, and says, "In flg. 5, she has drawn 4 pairs of
dorso-ventral muscles; without dissection I have been able to dis-
cern five pairs in K. wheeleri (which has three pairs of sacs)". If
fig. 5 did not show all the five muscles, fig. 6 does, which is a
drawing through the same region of the male; but fig. 5 does show
all five muscles as any one can see who cares to take the trouble
to look. Furthermore, on p. 629 of my reprint it is stated "Just
as there is a pair of dorso-ventral muscles for each pair of lung-
sacs (there are three pairs of sacs) there is also a corresponding
pair for the reproductive appendages of each segment".
In regard to the digestive tract, Dr. Hansen writes, presumedly
in great haste, "Miss E. mentions a pair of small diverticula from
the thoracic and five pairs of large diverticula from the abdominal
part of the intestine, and furthermore she writes: 'The intestine
and the diverticula are invariably filled with food particles, which
have the appearences of yolk granules'. Dr. Sörensen has asked
me to State that at least as to the diverticula in the abdomen this
is certainly incorrect (and I share bis opinion). In his extensive
treatise on the anatomy of OpDiones Laniatores [in : Xaturh. Tidsskr.,
404 AüGÜSTA RUCKEE,
(3), V. 12, 1879] he has proved (p. 170—171) that tlie four pairs of
large diverticula in Op. Laniatores are glands and not besides reser-
voirs for food". Undoubtedl}' tlie diverticula in Koenenia are glan-
dulär but certainl}' not more so than any other region of the mid-
gut; tliis whole region from tlie oesopliageal ring anteriorly to tlie
bind gut posteriorly. presents the same glandulär structure. Indeed,
in Koenenia these simple diverticula in the abdomen seem nierely to
have been produced by the flattening of the mid-gut dorso-ventrally
through the great development of the reproductive organs; and in
the process of spreading, the intestine was constricted laterally at
regulär intervals by the dorso-ventral muscles. A most primitive
condition is thus found in the digestive tract of Koenenia which, as
we should expect, presents a still simpler condition in the younger
stages, where the reproductive organs are not developed. It is such
a simple arrangement for digestion that I was not at all surprised
when I beheld food particles driven from the thoracic diverticula
through the straight course of the intestine, into first one and then
another of the abdominal diverticula. Dr. Wheeler and myself
have Seen this course taken by the food through the intestine in
specimens that were brought immediately from the field into the
laboratory. The condition of the intestine in Koenenia corrol)()rates
Bernakd's Statements concerning (rrt/cofZes, p. 359^): "'The distinction
offen drawn between the mit-gut diverticula in the cephalothorax
and the "liver" diverticula in the abdomen is erroneous. As I have
shown elsewhere the epithelium of these diverticula throughout the
whole mid-gut is essentially similar and is throughout digestive in
its fuuction. The differences which appear in the epithelia of the
cephalothoracic portions of the mid-gut and of the abdominal are
not differences of kind : they are due to the fact that the latter have
more food pumped into them to digest. The diverticula throughout
the Arachnida are typically mere extensions of the digestive surface,
and are nowhere converted into hepatic or pancreatic glands". Thus
Dr. Hansen's concluding sentence, expressing the opposite of Bernakd's
view, "We think that the diverticula in question never contain food
particles in any order of Arachnida" is proved to be untrue at least
for the Orders to which Koenenia and Galeodes belong.
Any of the above criticisms of Dr. Hansen might have been
entirely ignored. since honest results will always speak for themselves
1) H. M. Bernard, Comparative morphology of the Galeodidae,
in: Trans. Linn. Soc. London, V. 6, part 4, 1896. ♦
t
Further Observations ou Koenenia. 405
but tliere are critical remarks that cannot be faced too squarely or
raet too boldly, When I wrote "A 3'Ouiig- Danish zoologist has
recently foimd in Siam a distinct species of Koenenia, which Dr.
Ha>isen is to describe", I was not aware tliat this bit of information
was a secret existing between Dr. Hansen, the Danish investigator
and Dr. Wheelee, not to be divulged nntil Dr. Hansen liimself
was ready to electrify the world with it. That it was contained
in a letter was not impressed on my mind when I included it in my
paper, and it might as well have been left out, thoug-h one would
think that the chief merit of my paper lay in the news this extract
contained, for Dr. Hansen writes, "But when the author publishes
this extract from one of my letters as a contribution to the knowledge
of the distribution of the order, it had been proper to publish more
details from my letters to Prof. AVheeler and herseif". I have never
received a letter from Dr. Hansen. In one letter to Dr. Wheelee
I remember he was so kind as to offer some sugg-estions about
obtaining specimens of Thelijphonus which he thought should be
studied in comparison with Koenenia. The only other letter to
Dr. Wheelee of which I am cognizant I think would not improve
any contribution sent out from the University of Texas; in fact
I do not think it -'would have been proper" to have published
anything from it since it was consumed partially in telling
what he was going to do and what he did not wish others
to do; and partially in giving a list of animals to be collected
here in Texas and sent to him ... he did not say for the same
reward that I have received for the Koenenia which I collected
and gave Dr. Wheelee to send him, or for the same reward
that Mr. Böener received for furnishing him the only perfect
specimens of K. mirahilis which he has seen. There is only one
reward to be had and which is always expected under such condi-
tions, and that is the just consideration of results. When Dr. Hansen
concludes his postscript by "Perhaps these critical remarks will be
found a little too lengthy. But I have wished that the base which
I hoped to have laid down for the systematic study of the forms of
this difftcult Order should be as solid as possible in all respects",
he seems not to understand that I too and scores of others have
this interest at heart as much as he. We merely wish to do our
part in laying the foundation, when the material at hand makes it
most expedient for us to do so, but we do not feel equal to doing this
without the goodwill, the aid, and the special direction of those more
406 AUGTJSTA RüCKEK,
skilled in such undertakings. In undertaking any piece of research
not only just comments and careful criticisms are expected and
desired; but even severe criticism born of the desire to help is invited.
AVe who are comparatively new in scientific investigation realize the
great need of such supervision and criticism as only the true scientists
can give, who with DAnwiN-like persistance and patience in their
broad field of work have lost sight of the ego in the sciamus.
May we ahvays have guidance from such a source, but may \ve be
delivered from criticism begotten of ill-will and suspicion.
IL 01)servatious on the Behavior and Striictiire of the Living
Koeiienia.
Owing to a dronght throughout Texas for over a year's duration,
in all the collecting done only two Koenenia were found and I had
to content myself with a study of Thelyphonus and Galeodes. Two
genera of the Solpugida seem to thrive in the hot and dry places
around Austin but not in such abundance as they occur in Brewster,
Jeff Davis and other Counties of the Trans-Pecos. It was not tili
the 14th of March, 1902 after the very slight spring rains which
occurred about Austin, that we succeeded in finding Koenenia again,
and then after a continual search of a whole afternoon, in which
two of US were engaged, we found only five Koenenia. These five
specimens were taken along a gulley on the Whitis place within
three blocks of the University. From this time on two of us have
searched diligently whenever the couditions were favorable. Until
April 13th, a month later, there were only slight rains in this locality
and because of lack of surface moisture only a few Koenenia were
found. Those that were taken came from Waller Creek, which did
not dry up like the other streams in and around Austin because it
was supplied with water from ponds on the State Insane Asylum
grounds. Under these couditions a whole afternoon of collecting
rarely revealed more than six specimens.
While collecting in this region of Waller Creek it occurred to
me that I might take specimens alive to the laboratory and tliere
observe them with the aid of the microscope. I could be sure then
that I did not have to deal with the problem of shrinkage which
seemed to be causing some misunderstanding. It was very easy to
pick up the little animals on the point of a delicate brush and float
them off into water in a half-filled bottle. When the water was
Fnrtlier Observations on Koeuenia. 407
poured from the bottle into a stender-disli in tlie laboratory the
Koenenia remained floating and were tlien g^ently picked up with a
briish and placed in a g-lass cell by the side of a piece of raoist
lilter paper. whicli was then covered over. With a number eight
ocular and a three objective they could be observed to great advantage
as they ran around. Often they would become quiet and remain so
for an hour, tlnis enabling- one to use the camera lucida in sketching
them. When the aninial was quiet for a long- time there was no
trace of life save a slight peristaltic movement of the intestine
(while even this sometimes ceased), and a rythmic-pnlsation on either
side of the head near the origin of the second pair of appendages,
or pedipalps.
Just what is tlie function of these pulsating bodies I am unable
to say. They are in the region of and seem to be surrounded by
the coxal glands. Sections through this region reveal alniost nothing,
so delicate is tlie tissue which is found there. In some of the living
speeimens examined, no clear line of deraarcation could be made out
between this pulsating area and the thoracic diverticula of the in-
testine, while in other regions the digestive tract stood out in great
clearness and we were able to see particles churning around in its
yellowish* confines. I have followed with my eye food particles in
their course from the thoracic diverticula, through the straight course
of the intestine into the abdomen, where they were sent into first
one and then another of the abdominal diverticula. These diverticula,
it seems, vary in number as well as in size, for the anterior pair is
sometimes absent or it is sometimes represented by one diverticulum
and not by a pair. The camera sketch that I made of a female
Koenenia shows this condition of the digestive tract. The ovary in
the same specimen showed up large and clear. The sketch in which
this Organ is shown brings out the longitudinal furrow on the ventral
side, made by the contraction of the ventral and dorsoventral muscles.
j This furrowed condition was most common in the living animal of
both sexes. I have never seen the lung-sacs protruded in any but
dead speeimens. The festes do not show their paired condition in
the living animal, in fact, it was difflcult to make these organs out
jbecause of the minuteness of their structure and their failure
to take stains. It is only with the use of Zenker's fluid, a mixture
'of acetic acid, corrosive Sublimate and Müller's fluid and followed
iby Iron Haematoxylin and Orange G stains, that I have succeeded
in observing the true State of affairs. The festes are more like
408 AuGusTA Rucker.
those of the Galeodes though oii a small scale; they consist of very
small, and much convoluted tiibiiles. There is a pair of tliese testi-
ciüar tubules, oue on eitlier side of the abdomen. The Contents in
the living specimens lock not unlike the contents of the ovary, which
consist princii)ally of yolk bodies. But I do not wish to give any
further notes on the internal anatomy of Koenenia nntil time permits
nie to study it extensively and in comparison with the corresponding
Organs in Thclyphonus and Galcodes, on which I am engaged. Like-
wise for comparison dissection should be made and sections had of
all of the other Orders of the Arachnida, which occnr here so abiiu-
dantly. For the present it will suffice to give some account of the
occurrence and habits of Koenenia together with the specific and
variable characters of the adult, with notes on the ontogeny.
Up to the present time so far as is known to me. it has been
stated that Koenenia ai'e always found under stones of a definite
degree of moisture. That they are positively hydrotropic is evident
from their disappearance during drought, and appearance only after
a rain. They are likewise decidely positive in their stereotropic
reaction, but the moisture Stimulus m.ust of a necessity be the stronger
one. When there was only an irregulär surface moisture the animals
were found under the rough and porous Austin and Dallas limestone,
which not only held the moisture perfectl}^ but, in the crevices
formed by their decay and Splitting, afforded perfect conditions for
Koenenia to take up their abode away from the light, which they
shun as do the Solpugida. On picking up small stones the Koenenia
immediately ran to the edge and down on the other side, which
was now turned from the light. Dr. Wheeler who has most kindly
collected a great number of the Solpugida for me teils me that they
react in exactly the same way to light. ^) It seemed plausible to
1) Hunger does not necessarily cliange Koenenia from negative to
positive heliotropism , since its food is obtained Underground ; but in the |
case of Galeodes I believe it to be difFerent, from observing their behavior j
in several instances. In our sitting-room a ypecimen of (JoJecjdes was \ \
captured standing where the 16 power electric light shone füll on it.
That it was hungry was evident from the fact that as soon as it was |
captured, which was about 11, P. M. it attacked and ate a June beetle j
{Lacltnosterna, farcla) larger than itself. Nothing more was ofFered it that I
night but next morning it ate three flies and five leaf-chafers and then
retired to a dark place under a piece of folded paper and remained quiet. |
Whenever it was dislodged from its resting place and exposed to the light |
it again sought the dark imder the paper. Another specimen, brought i
Fnrther Observations on Koeneuia. 409
me tliat Koenenia made to react to these strong- geotropic and stereo-
tropic Stimuli iieed not necessarily always be found under stones it
tlie soil presented tlie proper hydrotropic Stimuli. These animals
undeniably leave tlie stones and go down tliroug-li the soil Avhen tlie
groimd becomes dry on the surface. I had never found them under
these conditions. however. until the morning- of May 13th. We had
been having good rains about Austin and the moisture seemed
equally distributed throughout the surface to a depth of several feet.
I Avas expecting to find a great number of specimens and was dis-
appointed on taking up stones to find nothing. On dig-ging up a
small trowel of dirt at randoni, I was surprised and delighted to see
two of the little animals moving swiftly and gracefully around through
the soil. Following this plan of searching we succeeded in a short
time in capturing thirty-seven specimens; of these only five came
from under the stones. For the few days that this small area was
blessed with moisture Koenenia were found in the soil.
That the animals are attected b}" the rains and also by another
Stimulus due either to heat or to the conditions of the sexual organs
at certain periods, the following table will show. The table was at
first arranged to give the sexes so far as they could be determined
when the animals were examined alive immediately after capture.
Offen the inales when alive contract their reproductive appendages
to a certain extent so that the striking contour. which they usually
present in dead specimens, was lost. When it became so evident
that the sexes always appeared together and when other forms
began to appear I ceased to record the number of each sex, and
gave my whole attention to the other forms. In all my collecting,
however where more than two specimens were obtained I never
failed but on one occasion to take individuals of both sexes, as the
table (page 410) will show.
After the 19th day of May it again became too dry for collecting.
A few specimens might have been obtained where the ground was
not thoroughly dry but the heat was too great and the "red-bugs"
too numerous for field work. These periodic droughts for the last
two years have made a systematic collection for Information on the
life-history of Koenenia a hopeless task. That the appearance of
these animals on the surface does not depend on the rainfall alone
is shown from the fact that in April after a seveie rainstorm which
in by a friead , who captured it on her dresser near a large window, at
8 A. M. behaved in the same wav.
410
AuGUSTA Rucker,
Time
No. No.
takeii of males
No.
of females
Unde-
termined
Stage
Stage
II
Stage
Male' F^;
male
Nov. 1901.
2 1
1
—
—
—
1902
March 14
5
2
3
—
—
„ 15
5 1 1
4
—
—
—
—
—
„ 16 h 1)
29
11
18
—
—
—
—
„ 21
6
4
2
—
—
—
„ 22
o
1
4
—
—
—
—
—
April 8
11
3
8
—
—
—
—
—
.. 12
4
0
9
0
4
—
—
—
—
—
7
2
_.
_
_
„ 13 r'')
—
—
—
—
—
—
—
—
„ 16
14
4
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1
—
—
—
—
, 17
5
1
4
—
—
—
—
—
,. 17
8 : 3
3
2
—
—
—
—
„ 21
1 —
1
—
—
—
—
—
,. 25
14 7
6
1
—
—
—
—
„ 26
9 3
0
—
—
1
—
—
Mav 1
7. 1 2
1
—
4
—
—
—
„ 2,3,&4r
— —
—
—
—
—
—
—
„ i
14 of both sexes
—
—
—
—
—
—
„ 5 li
91 „ „
—
—
31
—
1
—
„ 7
21 „ „ „
—
—
0
—
1
1
„ 8
57 „ „ ,-
—
—
28
1
1
—
„ 10
39 „ „ ),
—
—
15
—
—
1
„ 13
42 „ „ „
—
—
12
—
—
1
„ 19
13 „
n H
—
—
4
—
1
left tlie grouncl in sneli a condition tliat it was irapossible to collect
for three days, only fifteen specimens were to be had wliile in May
they appeared in tlie greatest abnndance.
At tliis time when specimens were easy to obtain I placed a
nnmber nnliarmed and wliole, even to tlie flagellum, in a large open
moutlied vial witli a little moist soil and a few damp stones. I was
tlms able to observe tliem somewhat more closely as they darted
abont through tlie crevices, rnnning from tlie liglit whenever they
happened to appear in it. For a clearer view of them, I placed some
of the specimens with moist earth in a very flat culture dish, with
a secure cover. I was then able with a reading lens to observe the
little creatnres as they ran around gently waving their long delicate
tliird pair of appendages, while nsing the pedipalpi as true Walking
members. Sometimes the flagellum was lifted high over the head.
1) h, indicates the results of a whole day's collecting.
2) r, indicates heavy rain fall.
Further Observations ou Koenenia. ;411
and sometimes not only tlie flagellum but the abdomen would be
bent back so that only the liead and thorax remained parallel with
the surface on which they walked. This gave the animal the ludi-
crous appearance of attempting to stand on its head. The Koenenia
seemed very sensitive to the approach of other individnals of the
some species. They would dart apart, when with the lens I could
not see that they liad tonched, as if each had received a shock. The
warning- of approach must have been given by the delicate sensory
hairs on the third pair of appendages. which are evidently extremely
sensitive. Offen when one of these little aninials was running. the
flagellum dragged, seeming- to hug the soll. The long- setae on the
organ probably served them in making their position more secure.
This was noticed most particularly when catching- them with a brush;
if the flagellum touched the hairs of the brush and lay parallel
with the hairs, much shaking was necessary to dislodge the animal,
while in several cases I have been forced to cut a few hairs of this
brush and leave them with the Koenenia. These setae have more
power of movement than one might suspect. On dropping a live
specimen in a 8yracuse watch-glass containing alcohol, I have seen
the animal in its death struggles. throw the long plumulose setae
down tili they lay pressed for their whole length. save the bent
area near the tip. against the flagellum. In this condition the
flagellum sometimes breaks off and the hairs remain in the appressed
Position. Offen, however. the hairs return to the normal position or
are thrown far forward making anteriorly an acute angle with the
flagellum.
While the aninials were running about the motion of the cheli-
cerae could not be observed but when a live specimen was placed
under the microscope the movements of these appendag-es were
I extremely interesting. There was almost perpetual motion of the
movable distal Joint — as automatic as the avicularia of Bugula
but much more rapid. Occasionally it would grasp one chelicera with
the other very much in the manner of a person wringing- his hands.
There was another movement in which the two distal joints were
drawn up under the mouth, and then to all appearances the comb-like
hairs, projecting over the mouth from the basal Joint of the
chelicera, were drawn through the teeth of the claws. Up to this
time I have not had the good fortune to see Koenenia use these
appendages in obtaining food. The chelicerae like the corresponding-
appendages in the spiders, harvestmen, many Acarids and the Solpugida,
412 Atjgusta Kucker,
are orgaiis for seizing, since they liave not been supplemented by
the pedipalps whicli function in tbis capacity for the other Orders
of tbe Aracbinida. We niaj" say tbat tbe chelicera in Koenenia re-
presents the primative type of tbat organ as found in tbe Solimgida\
for according- to Pocock tbe definitely marked off area in the GaJeo-
didac represents tbe rudiment of tbe proximal Joint, whicb was
present on tbe cbelicerae of tbe ancestral form. Tbese two distal
joints in Koenenia are more like tbe corresponding appendages in
Galeodes tban in any other arachnid. In regard to tbe metamerism
of Koenenia a study of tbe liviiig animal leads one to claim for it
a Position nearer to tbe GaJeodidac tban to any otber order of the
Arachnida. Mr. Böener in bis most interesting paper on Koenenia ^)
advances tbe theory tbat tbe tborax possesses tbree segments instead
of two as was beretofore believed. He Claims for the tborax the
Segment whicb carries tbe second pair of legs together with the
Segments tbat carry the two remaining pairs of legs. A nnmber of
times I have followed with tbe use of tbe microscope one of tbese
little animals rnnning along tbe edge of a piece of filter paper with
its side turned toward me. Whenever tbis aspect of the living
animal was presented tbe true segmented condition of tbe tborax
was most evident. I sncceeded in getting a sketch of one wiiich
became perfectly quiet in tbis position of tbe tboi-ax and in the
Position, of whicb I have already spoken, wiiere the abdomen is
elevated so tbat its long axis is almost at right angles to tbe surface
on whicb tbe legs rest. In tbis instance a fall side view of the
entire animal is not obtained, for tbe bead is sligbtly tnrned so tbat
a tbree quarters view of it appears. One could bardlj'^ believe fi'om
seeing tbe dead specimens tbat the living animal could assume such
an appearance yet I have seen tbis a number of times and have called
Dr. Wheeler's attention to tbis most convincing point in regard to
the living Koenenia.
Not only does the thoracic region but also the bead become clearer
in studying the living animal. The true shape of the bead of tbis
delicate little creature is lost with the use of alcohol thougb the alcohol
may be rather weak (not above 70 ^1^^,). Tbe beak of the thin carapace
has its sides puffed out through osmotic pressure and the contraction
of certain of tbe bead muscles so tbat its edge presents a curve
instead of an angle. The anterior sensory bairs in their natural
1) Zur äussern Morphologie von Koenenia mirabilis Grassi ,. io •
Zool. Anz., Sept. 1901.
Further Observations on Koenenia. 413
Position are entirely covered by the beak wliile they lie in a line
almost parallel to the long axis of the animal's bocly. The lateral
sensory hairs arise not above bnt on the underside of the carapace
which is more curved laterally. Their position is so very near the
line of greatest projection that the tips extend from beneath so that
they can be seen directly from above. Specimens first examined in
this condition, when put in alcohol have a swollen appearance, so
that the frontal hairs project upwards. This change is brought aboiU
by the elevation of the ventral surface of the beak, on which the
Organs are situated, due to a shortening and swelling of the anterior
region of the head. The rounding off of the anterior head region
and obliteration of the sharp line between the ventral and dorsal
surface of the carapace, likewise, elevate the lateral organs tili they
appear above the carapace. This slight contraction was noticed in
the few perfectly preserved specimens of K. mirahilis which Dr.
SiLVESTEi kindly sent me in exchange for specimens of K. ivheeleri.
III. Yariable aud Fixed Characters.
From observations on the living Koenenia it is necessary to
turn to the results obtained in the examination of many Koenenia,
for Information in regard to variable and fixed characters. It seeraed
highly probable to me that among animals of Koenenia'^ Position
there would be many points of Variation which might be taken for
specific characters when only a few specimens were studied, as I
had done in considering the various organs of K. ivheeleri. During
all my collecting as an active help, likewise in this direction, I was
continnally on the lookout for K. parvuJa which was the name I had
given to a species, so far represented by a Single specimen, the re-
productive appendages and flagellum of which were described by
Dr. Wheeler (p. 845).
By April 12th I had collected about seventy-five specimens, all
undoubtedly belonging to the one species. Later collecting, as the
above table shows, brought out variations so great in my material,
variations that had been given by Hansen as specific characters,
that I was at first inclined to think, on superficial examination, that
I had not only one but several new species. Abundant material,
with more careful examination and comparison soon proved to me
ithat I had merely different stages of the one species, Koenenia
^wheeJeril Before describing these three developmental stages it would
be best to record very briefly the specific characters of our only
414 AuGUSTA Rucker,
Texaii form, so far as knowii ^), and to give the variations occurring i
in wliat have been thouglit to be the fixed characters of the species. {
1. One of the first and most interesting characters that has
hitherto been overlooked and which appears to be araong the oldest
phylogenetically and most permanent, since it appears in the j-onngest
and oldest stages, is the segmental arrangement of the fixed number
of setae on the cephalo-thoracic carapace. There are fiye rows of \
these, the Ist consisting of a pair just back of, to tlie outside of, i
and almost on a line with the base of the median sensory hairs. '
The second row, consisting of two pairs, is slightly arched and runs ;
over the head on a line with the origin of the second pair of appen- {
dages. The third row consists of the same number and is parallel ;
to the second row. The fourth row of three pairs of setae is
parallel to the other rows and appears on a line half way between
the third and fourth pairs of appendages. While the fifth row,
consisting of two pairs, is parallel to the others and half way be- >
tween the fourth and fifth pairs of appendages.
In connection with these fixed hairs of K. ivheeleri it might be j
well to mention a peculiarity of the anterior sensory Organs which i
seems to appear in no other species. This is a short bridge er
Siamese-twin like connection between the two organs near their \
tip. Owing to the difficulty of seeing this connection except in most ^l
favorable specimens which have been flattened dorso-ventrally through j
cover-glass pressure, I cannot say of a certainity that such a con- .
dition always exists, though I am certain that these organs rarely ^
eyer become separated in the region where this bridge was seen to j
exist in other sensory organs. -) "^
2. Another fixed feature is the very large liollow pair of setae ^
on the outside of the third metatarsal joints of the first pair of ;
legs. This hair has more the appearance of a large bifurcated seta ^
with the rami glued together by a transparent jelly. The hair is j
flat and offen slightly curled, its walls are heavily chitinized and |
seem to be marked with peculiar pits and niinute hairs. This is i
1) Shortly after this paper was sent to the publisher I received a
number of specimens of a uew species of a Kocncnla which was taken in
in Bonham, Texas. This species I have described in a paper, entitled A
new Koenenia from Texas , which is soon to appear in the Quarterly
Journal of Microscopical Science.
2) Later examination of these organs in a glycerin preparation revealed
clearly one pair of these sensory organs which were not connected near the tip.
Furtlier Observatious ou Koeuenia. 415
larger tlian aiiy spine of K. mirabüis and is by far tlie largest
seta found oii Koenenia uiieeJeri. This too is foiind on the youngest
stage of our species, though it may be easily overlooked from the
fact that its flat surface is often applied close to the appendage.
3. The Position of two groups of setae, which are arranged in a line
diagonally across the ventral surface of the proximal Joint of the
chelicerae, is another characteristic of Koenenia wheeJeri which occurs
in the earliest known stage. The first and most anteriorly arranged
of the two groups consists of three rather stiff, blunt setae which
are delicately plumiüose and project across and under the mouth.
The second group consists of two larger and one very small and
more pointed setae which possess for almost their entire length on
their inner side a line of secondary hairs. These setae likewise
project forward and diagonally under the mouth.
4. The terminal joints of the chelicerae represent a condition
which to judge from the description given by Dr. Hansen of other
species, must be entirely characteristic of the Texan form. This is
the arrangement of the teetli on both the movable and flxed joint.^)
After examining the largest specimens to be had in glycerine, in
KOH, and tlien stained and mounted in baisam. I feel satisfied that
the true state of affairs is revealed in the results given below.
Looking down on the chelicerae from above, when they are stretched
out, one sees a small row of denticles which begins near the
level of the second tooth from the distal end aud runs parallel with
the eight large teeth, and merges into that row at its proximal
I termination, wliere on the fixed Joint, the two ridges dwindle into a
'Serratien, that is continued further into the end near the spot where
a seta is given off. On the movable Joint this Serratien is absent
and the two rows end with an obtuse angular projection. These
' denticles are not projections of the teeth but arise from a distinct
1 ridge, which lies close against the base of the teeth. The alternating
arrangement of the teeth and the denticles is quite evident and it
is this that gives the zigzag appearance to the teeth when looking
straight down on them.
5. In those specimens which I have examined for this purpose
I have always found six hairs on either side of the labrum arising
from the edge, projecting over the mouth and overlapping the
^) In my previous paper I had thought that the row of denticles on
he movable Joint were not denticles but the reflection of light from the
lollowed bases of the large teeth.
Zool. Jahrb. Bd. XVIII. Abth. f. Syst. 28
I
416 AUGUSTA EUCKER,
labium. The outerraost of tliese hairs, sometimes biit not usiially,
Stands off by itself wliile tlie otlier five arise close together in a
line. These hairs are just half the length of the corresponding hairs
in Kocnenia mirahilis.
6. The arrangenient of the three pairs of hairs on the ventral
surface of the fourtli and fifth segments of the abdomen is character-
istic and unvarying- in the adnlt of our species. These hairs are
usually much long:er in the males than in the females. They are
likewise longer and more slender than the hairs of the ventral
region of either the fonrth or fifth Segments of K. mirahilis.
7. The four lateral sense organs, first correctly described by
Hansen, are characteristic of onr Texan species alone. That these
four hairs appear only in the adult may perhaps acconnt for the
fact that there is a retardation sometimes and only three put in
their appearance. This happened in the type specimen, whicli I
described in my former paper. It likewise happened in one specimen
which was sectioued. In this case the organ could only appear to
the most donbting Thomas as three circles pressed closely together.
Another specimen liad four hairs on one side and three on the other.
It is very difficult to count the lateral sensory organs and I have
not examined as many of the adult Koenenia for these variations
as I have for other characteristics which can be made out on speci-
mens without the use of KOH. That there are exceptions to the
usual number of hairs is evident from the three cases mentioned.
8. The reproductive appendages were naturally left for the last
since the specific characters were taken up in the order in which
they appear ontogenetically, Eighteen specimens of each sex were
cleaned in potassium hydrate and these with many glycerine and
baisam preparations, together with fresh animals, were used in a
re-examiuation of these appendages. I had not before laid very
much stress on the exact number and arrangenient of the setae over
the region of the appendages since they were not so important as
the structure of the appendages themselves and were probably not
characteristic features, but to my surprise I found not a singie ex-
ception to the fixed number of the setae and their regulär arrange-
nient. With this knowledge and cognisauce of the fact from my
former experience that the appendages are extremely • difficult to
make out, especially when one has only a few specimens, I have
drawn these regions with the utmost care, believing that the drawings
will teil more than pages of text. In the male the appendages of
Further Observations on Koeneuia. 4]^ 7
the second segmeiit consist of two pairs of larg-e conical papillae,
eacli terminating- in a plumulose curvecl seta aud foiir pairs of small
papillae. These papillae are obliquely truncated and on the slantin^
end, but not at the tip, is a plumulose seta. Underneath these
papillae and arising- from the same seg-ment is a pair of triangulär
plates. A section of these plates would likewise appear triang-ular
with the inner edg-e slig-htly concave and irregulär. The appendages
are armed with flve pairs of plumulose setae. The large and thick
pair of appendages of the third segment present a broad and ex-
tended anterior surface and a very short posterior surface. These
are armed each with flve setae on or near their tips while a pair
of small setae arise high up at the point where the appendages
merge into the body wall. The rough edges of the posterior pair
of appendages of the second segment and those of the third segment
appear to possess partial perforations near their margin. There is
a row of ten setae which arise on the ridge of tlie second segment
from wdiich the papillae project; anterior to this row, there is another
one of ouly four setae.
In the female the appendages themselves are easil}^ understood.
The second segment becomes prolonged on the ventral side posteriorly
into a triangulär Aap. This unpaired appendage possesses six rows
of hairs, the rows themselves being arranged in pairs. Both of the
upperraost row" of four setae run in such a way as to form the
sides of an inverted V. The middle rows consist of four setae each,
which converge as they run down forming a V, minus a seta for
the apex. The remaining row^s, of three hairs each, follow fairly
closely the edge of the appendage. This makes in all for this organ
i eleven pairs of plumulose setae, wdiereas in my formed paper I
j figured only nine pairs, yet Dr. Hansen says "the figure of the
I anterior genital lobe in the female is not correct, the essential fault
I is that too numerous setae have been drawn". The pairs of appen-
' dages for the third segment are very mach like the corresponding
' ones in the male. They possess, projecting from their under surface,
two pairs of setae somewhat larger than the other setae belonging
to these appendages. From their sides, near where the appendages
■ j merge into the body-wall, there is, just as in the male, a pair of
;| setae, one for either side.
il Just the opposite to the definite condition found in the chaeto-
[ taxy of the reproductive appendages is the condition observed
I I on the flagellum of Koenenia. This organ is liable to injury and
28*
418 AuGusTA Rucker,
is easily broken and consequently more easily regenerated and more
liable to Variation. The flagellum is a little more complicated than
one mig-lit think at first siglit. Witli longitudinal sections of dis-
tended and contracted specimens, on which to make observations,
tlie difficulty soon disappears. Macroscopically this appendage is
Seen to be made up of from seven to seventeeu Segments according
to tlie indivual. Out of sixty complete flagella the number of Seg-
ments was as follows.
1 flagellum had 17 joints
37 flagella
„ 16
10 „
„ 15
5 „
„ 14
1 flagellum
„ 13
1 „
„ 12
2 flagella
„ 9
3 „
„ 7
I
Thus sixteen is seen to be the number of joints which occurs j
oftenest in the flagellum, if we consider the first small segment a |
true Joint, which it undoubtedly is. The cylindrical wall of this '
small segment is more heavily chitinized than any of the other 1
Segments of the flagellum. There is a thickening around its entire |
anterior rim, which thus has the form of a ring ; on the upper surface
this thickening is not confiued to the edge but extends slightly forward |l
and also backward for almost the whole length of the Joint. In the \
edge of this thickening, in the mid-dorsal line, is a sligth groove i
into which fits the point of a chitinized plow-share-shaped projection ^
which extends from the roof of the last segment of the body. This :
furnishes a pivot by means of which the heavy muscles situated in
the last segment of the body, are able to raise the flagellum. The A
distal edge of this segment has smoother setae, two short ones on |
the dorsal and two longer ones on the ventral side. It has no whorl |
of plumulose setae as have all the other true segments. These plumu- <
lose setae are situated about one tliird of the length of the segment i
from the distal end. The second, third, fourth, sixtli, eighth and i
tenth Segments have in addition prominent smooth setae near their f
posterior termination. The terminal Joint usually has near its apex <
a second whorl of plumulose setae. That there is great Variation i
in the size of this Joint and arrangement of the setae can be seen i
in an examination of the following table and of the Agares of plate 22. ^
The flagella of only adiilt vspecimens are considered in the table.
Further Observatious on Koenenia.
419
No. of
flagella
No. of
seg-meuts
No. with
1 whorl
Terminal segment
No. with Irregulär
2 whorls arraiigement
1
17
1
37
16
5
31
1
10
15
3
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2
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1
1
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3
7
3
—
—
In a perfectly relaxed flagellum as Dr. Hansen lias already
sliown, subjoiiits are seen to occur at the proximal ends of all tliose
joints tliat are preceeded by a Joint with smooth setae. Tliis ap-
pearance of the subjoint is produced by a thickened ring of chitin
which marks olf tliis small area from the remaining- Joint. I caunot
See any reason, however, for believing- that there is a further division,
which Dr. Hansen considers as the apical subjoint. The figure of
a section through the contracted flagellum as well as the other
figures of the flagellum in Plate 22 will show that in K. tvheeleri
there is no such subjoint, unless the articulating membrane be con-
sidered as such. The smooth setae, however, belong to the more
thickly chitinized wall at its line of union with this thin membrane;
and I have never seen, in the most contracted flagellum, that these
setae appear to originate as an inner ring. In more than two hundred
specimens each with a portion of a flagellum, the breaking never
oecured in the region between the smooth and the plumulose setae
of the same segment but always below the smooth setae in the thin
membrane. When the flagellum is very much contracted the thin
articulating portion of the wall is doubled back into the Joint, since
it is attached to the subjoint, which is pulled in by small muscles
arising from the sides of the main Joint and inserted on it. It does
not seem possible in the contraction of a flagellum that this thin
I membrane could stand the strain of a pull so hard as to double in
the comparatively tliick chitinous wall on which the smooth setae
arise. The remaining joints, which have not the proximal subjoint,
flare out at their proximal end after fitting into the preceeding Joint,
''I which they are attached. This membranous portion of the wall
of the preceeding segment is attached along the line following the
ileast circumference of the succeeding Joint.
It would be a waste of energy to measure any, or all of the joints
420 AXTGUSTA EUCKER,
of tlie flagellum for cliaracters indicative of tlie species since these
joints Vary in length and thickness as do tlie joints of tlie head and
thoracic appendages tliough to a much greater extent. The drawings
of this appendage, Avhich are all made to the sanie scale, woiild show
the uselessness of snch a procedure. The second Joint in one flagel-
Inm is twice as long as tliick while in another it is fonr times as
long as thick. The difference is even greater in the terminal Joint.
All conditions of Variation in size appear among these joints.
As variable, and more so. than the size of the joints in the
flagellum is the nnmber of short setae on the sternum of the cephalo-
thorax of Koenenia. Sometimes twelve and never less for the adult,
sometimes thirteen, sometimes fourteen. offen fifteen, and sometimes
sixteen hairs were present. These setae were arranged in a
posterior (sometimes very irregnlar) row across the sternum.
Anterior to this were two rows running posteriorly and slightly
diägonally to form a V.
I
IT. Post-emll)ryonic Stages.
AVhen I began collecting for this piece of work I would havc [
been very much surprised if I had been told that the above points '
laid down as characteristic of the species were more important than j
the three pairs of hing sacs, or the group of sense organs on each \
side of the head. I would liave been still moi-e surprised if I had i|
been told that I could not recognize a younger ontogenetic stages of
Koenenia when I was on the lookout for'them at all times. To be
sure they would be smaller, the number of hairs usually met witli '
in the adult would not be present, and the reproductive appendages i
would be poorly developed. Yet the lung sacs, the stiif hairs on the .\
third metatarsal Joint and the lateral sensory organs would be '
present. However, if the metatarsal seta failed, the lateral sensory
hairs and the condition presented by the lung sacs of the third, i
fourth and fifth segments would be evidence enough. Tims with /;
implicit faith in these abdominal appendages as a guide for the '
younger stages of Koenenia, I continued collecting.
Material obtained on April 26th revealed a very active specimen ■;
which, because of its size, lack of certain hairs, the peculiar appear- j
ance of the reproductive organs, and the stiif seta on the third i
metatarsal Joint, which did not fail, I believed to be a youngei
stage of the Texan Koenenia — but one glance at the condition oi
Further Observations on Koenenia. 421
the ATutral surface of the sixtli segment revealed the fact that no
limg' sacs were preseiit. Witli all the reverence of a collector who has
only one speciraeii of a iiew species. and isuncertain of obtainiiig others,
I put it aside after making- out all I could of its external characters
without tlioroug-hly ridding- its exoskeleton of all its soft Contents.
A few days later in one afternoon I obtained four small specimens
whicli the microscope revealed to be our long lost K. parvuJa, flagellum
and all, and without a Single lung sac, while the reproductive
appeudages seemed to Surround two apertures, instead of one. On
the heels of this discovery came another specimen of the t^^pe which
had only two pairs of lung sacs, and several entirely new types.
These last and larger specimens appeared entirely alike except for
the reproductive organs, which had sonie striking differences. There
was something suspiciously familiär about them when I set about to
make a thorough comparison of all the new specimens. As soon as
KOH was used on K. pannüa a lack of the reproductive orifice was
shown, the same happened for the first new specimen I found and
then it was evident, without further examination at the time, that
I had three diiferent stages in the post-embryonic development of
K. ivheeleri of which in the last stage, I knew I was so fortunate as
to have both mal es and females. Taking these up in the order in
which they appear ontogenetically I v/ill give a description of the
three stages.
1. First known Stage (K. parviila).
About ninety specimens were obtained from Waller Creek, and
in Pease Park, the first ones being taken in the former locality May 1.
Head. The anterior sensorj^ hairs sometimes show the con-
necting bridge near their apex. Only one lateral sensory organ.
The number and arrangement of the setae of the carapace the same
as in the adult. The mouth shows the same condition of the labrum
as Seen in the adult, wliich is not a poor Imitation on a diminutive
Scale of the labrum of a locust. The labrum possesses on the margin
of eacli side three slightly curved setae, which in the closed mouth
overlap the labium. The peculiar furrowed appearance across the
labium which appears more pronounced in the adult, seems under
the highest power of the microscope, to be produced by rows of
the most delicate hairs. The sternum of the cephalothorax has only
three setae arranged in an inverted V.
Chelicerae. These appendages have the row of teeth and
422 AuGUSTA Rücker.
the row of denticles on the distal joints. The number of teeth is
seven; tlie flrst tootli far ontstrips the others in size; especially, is
this the case on the movable Joint wliich is strongly curved. The
proximal Joint possesses the two groups, consisting- of three stiff setae
and three comb-like setae on its ventral surface in a diagonal line.
Appendages. The remaining appendages are like those of
the adult save the first pair of legs. In this appendage:
1. Second tarsus has one long sensory hair arising from a sac-
like base on its upper side.
2. Fourth metatarsus has a long sensory hair on the upper side.
3. Second metatarsus has two tactile hairs, one on the upper
and one on the outer or posterior surface.
4. The first metatarsal Joint is lacking in the two tactile hairs
which that Joint possesses in tlie adult.
5. The tibia has one tactile hair on its upper surface near its
proximal attachment.
6. The third metatarsal Joint has on its outer surface and near
its distal limit the large flat, hollow seta.
7. Bifurcated hairs present on both tarsus and metatarsus.
8. The metatarsus of the last leg has on its posterior surface
a hollow stiff hair, slightly larger than the other setae of that Joint.
This seta is present thi'oughout all the stages and in the adult.
Abdomen. On the ventral surface of the fourth, fifth and
sixth Segments there are no hing sacs or even any traces of these
appendages on the chitinous wall. On the fourth and flfth segments,
six small setae are found which complete the whorl of setae ofthose
Segments. On the sixth segment there are present four setae, or
from their Situation, one might say two pairs of setae.
Reproductive Appendages. On the ventral surface of the
second segment of a live individual or of one killed with weak
alcohol there is seen a slight projection of its posterior edge. This
projection shows a slight bifurcation along its median line, while
on either side but further forward are two pairs of setae. The third
segment, likewise possesses an appendage of this character. Each
of the two appendages, however, overlaps an aperture instead of
surrounding the one orifice, yet it was this that, to a great extent,
made me think it was not an immature stage of K. wlieeleri but a
sexually mature form. Treatment with potassium hydrate however,
revealed a most surprising fact — these orifices were not openings for
the emission of the reproductive contents but through them the hing
Further Observations oft Koeueuia. 423
sacs were everted ! Since tliere was iio pairecl openiiig-, as might be
expected these sacs were not paired, yet tlieir tips sliowed a bifurcated
condition. which gave eacli sac tlie appearance of a pair of sacs
witli one moiitli.
F 1 a g e 1 1 u m. This appendage consists invariably of seven joints.
The second, third and fourtli only possessing a Avhirl of smooth setae.
While tlie first small Joint lias the four smooth setae, with size and
arrangement relatively the same as in the adult. All but this little
first Joint possesses a whorl of plumulose setae, and in this respect
no Variation occurs in the terminal Joint. In connection with the
consideration of this type of flagellum, it is well to speak of the
three rather interesting cases of retardation of development, which
came under my notice. At different times wiien collecting I obtained
three unusually large adult K. wheehri (one male and two females),
which had only seven joints to the flagellum. These Üagella con-
formed in every way to those of the flrst known post-embryonic
stage, except in size.
2. Second Stage.
Only two specimens of this stage of K. ivheeleri Avere obtained;
the first was captured April 6th, even before I had taken a Single
specimen of the flrst stage. This individual had no flagellum, while
the other one taken May 8th was perfect.
He ad. Labrum with four pairs of setae projecting over the
mouth. There are two pairs of lateral sense organs, while the
number and arrangement of the dorsal cephalo-thoracic hairs are
as in the adult. There are seven cephalo-thoracic sternal setae, four
of which are in a transverse row, while the remaining three are
anterior to these and in the position to form a V.
Chelicerae. These first appendages have the seven teeth
and the regulär arrangement of the denticles. The movable Joint is
not as much curved as the corresponding one in the first stage and
its first tooth is not so large in proportion to the other teeth.
First pair of Appendages. These appendages which
according to their position, are known as the first pair of legs,
function entirely as pedipalps.
1. The second tarsal Joint has one long tactile hair arising on
its Upper surface.
2. Fourth metatarsal Joint with one of these tactile hairs on
the Upper surface.
424 AuGüSTA Rücker,
3. Second metatarsus witli two of tliese hairs wliich arise one
on the Upper and one on tlie posterior or onter surface.
4. Tlie first metatarsus lias only one tactile oi'gan which is
situated near its distal end on the anterior surface.
5. The tibia possesses one of these tactile organs on its outer
surface and about one third of its length from the distal end.
6. The third metatarsal Joint bears on its outer surface, near
its distal end, the large flat and hollow seta.
7. Bifurcated hairs are present on both tarsus and first, second,
and fourth metatarsus. I was able to distinguish on one specimen,
which was particularly favorable, four bifurcated hairs, three on
the inner surface and one on the upper surface of the terminal Joint
of the tarsus.
8. The metatarsus of the last leg has the hollow stiff sen-
sory seta.
Abdomen. Two pairs of lung sacs are found on the ventral
surface of the fourth and fifth Segments of the abdomen. Eight
hairs, instead of six, are present on both segments, but on the fourth
they are crowded close together in two groups of four hairs each,
which act as a protection over the slits of the lung sacs. In the
fifth Segments there are two groups, each of three hairs, which act
for protection, while to the outside and in line with these is a fourth
hair. The ventral surface of the sixth segment has eight hairs but \
uo trace of lung sacs.
Reproductive Appendages. In reality these appendages j
first make their appearance at this stage, since the appendages which i
appeared in the preceeding stage were nothing more than slight ,
flaps over the orifice of the lung sacs. There is very little to these ^i
external organs. for the second segment, simply a pair of small flaps i
with a papilla-like tip. These appendages possess two setae each, ;
at the point where they have their origin from the body wall. The ]
third segment has just underneath and on a line with these small i
triangulär projections of the second segment, a pair of shght \
papillae — so slight that in a distended specimen they disappear — ti
each tipped with a small seta. !
Flagellum. Of this appendage a description must be given j
from observations made on only one specimen. The flagellum has i
twelve joints ; the second, third, fourth, sixth, eight and tenth joints j
have the regulär whorls of smooth setae; all of the joints, save the )
first, have the one whorl of plumulose setae. I was rather surprised
Fnrther Observations oii Koenenia. 425
wlieii I found tliis perfect specimen after liaviiig obtained several
of the later stage wliicli did not possess so many joints in the
flagellnm. Tlie explanation is, probably, tliat the longer appendage,
wliicli was more liable to injury, liad been broken and liad only partly
regeuerated.
3. Last Stage.
Eiglit specimens in all represent the number of individuals in
my possession which were on the treshhold of matnrity. Three of
these are males and five are females. The first one of this stage was
taken on April 16th, On the day I captured this specimen I was
hastily examining the material which I had just brought in and was
tabnlating it when I ran upon one individual smaller than the
others, which sported a raost curious flagellum. This appendage was
made up of ten joints and the ninth presented a condition I have
never seen before nor since. for it appeared made np of two fused
Segments. This was evidently merely an anomaly and represented
nothing of importance. When I finished examination of this curious
organ I turned to the body to which it belonged and found I was
unable to obtain a clear view of the region of the second and third
abdominal segmeuts so I put it aside for later and more rainute
examination, assigning it in the table to the undetermined column.
Later it proved to be an immature female of the last stage.
Cephalothorax. The labrum has five pairs of short curved
setae. This is the number characteristic of K. mirabiUs. Three
pairs of lateral sense organs are present. In one individual there
was an exception, for the right side had three of these sensory
Organs while the left bore only two. The arrangement of the dorsal
cephalothoracic hair is normal. The sternal cephalothoracic setae
are arranged in a transverse row of six (soraetimes five), which is
usually irregulär near the mid ventral line, and two anterior rows,
which are arranged to form a Y with the seta of the apex some-
tinies merging into the transverse row at its region of irregularity.
Five of the individuals of this stage of development had eleven
setae. two had ten, and one had only nine.
The chelicerae, like those of the adult, possess eight teeth, and
eight fairly good sized denticles. which on the fixed Joint terminate
in serrations.
The Appendages. Since all of the appendages outside of
426 AUGUSTA EüCKER,
the chelicerae^i have been described so miniitelj^ by Dr. Hansen
and since they do not possess points, apart from those dwelt on
already. cliaracteristic of the species, unless it be in the relative
proportious of the joints (which I doubt), I did not g-ive any space
to them in enumerating the characters of the adult K. ivheeJeri.
Every thing said about the appendages in the last stage represents
the exact condition found in the adnlt.
First pair of Legs.
1. The second tarsal Joint has one tactile hair on its upper
surface and slightly posterior.
2. The foiirth metatarsus Joint likewise is in possession of one
of these organs on its posterior surface.
3. The second metatarsus holds two of these organs on the the
posterior surface, one being a little more ventrally situated than its
fellow.
4. The flrst metatarsus advances one step beyond stage two
and two steps beyond the first stage and carries two of these long
tactile hairs on its upper surface.
5. The tibia has one tactile hair in its usual place.
6. The outer surface of the third metatarsus has the large hollow
seta near its distal end.
7. Bifurcated hairs are preseut on the metatarsus and tarsus.
8. The metatarsus of the last leg has the stiff hollow seta.
A b d 0 m e n. The hing sacs are present on the fourth, fifth and
sixth Segments. Over the appertures of these sacs three plumulose
setae (a portion of the segmental whorl) project, The third and
fourth Segments which in the adult possess three pairs of long setae,
situated between the hing sacs, at this stage have oiily a Single
pair. The sixth segment presents the same appearance as is seen
in the adult except there seems not to be as much of a grouping
of the four pairs of setae in the region anterior to the hing sacs.
Reproductive Appendages. In the male the prolonged
ventral projection of the second segment has become split at the
tip dorso-ventrally and then divided symmetrically into a right and
left portion. This gives the appearance at this stage of two pairs
1 ) I believe that Dr. Hansen who was the first to point out the two
kinds of teeth on the fixed proximal Joint of the chelicera is entirely
nustaken as to the origin of the smaller teeth. These denticles are not
branches of the teeth as he has figured them but arise from a distinct
outer ridge.
Furtlier Observations on Koeneiiia. 427
of appendages. The anterior and broader pair has an irregulär
inner edge and is armed with three pairs of plumulose setae. It is
tliis region witli its irregularities whicli gives rise to the papillary
appendages. while the short triangulär and distinctly paired projections,
with their two pairs of setae, form the long triangulär pair of ap-
pendages. An inverted-shaped row of six setae extends over the
breadth of the anterior appendage — about the line of its union with
the body-wall. The appendages of the third segment at this stage
are slight elevations that remind one of diminutive oyster Shells
or highly magnified grains of potato starch. At their onter limit
each one possesses a seta.
The female appendages are much simpler and are surprisingly
like the corresponding appendage of K. mirahüis. The ventral portion
of the second segment is prolonged posteriorly and grooved in the
mid-ventral line, giving a slightly paired condition to this orgau.
Two pairs of short stout setae, rather characteristic of K. mirabilis,
are found on its posterior edge in the region of the groove. Higher
up a pair of setae arise while still further anteriorlj^ along the
curved line between the appendage posteriorly and the body-wall
anteriorly runs a curved row of six setae corresponding in number
and Position to those of the male appendage. The pair of appendages
of the third segment is exactly like the corresponding pair in the
male, even to the number and position of the setae.
Flagelliim. Out of the collection of eight specimens, re-
presenting this last stage, four had perfect tlagella, while one had
ten joiuts of its flagellum which showed that it had been broken
at the distal end of the tenth Joint. These flagella represent the
most varied condition in the number of joints and arrangement of
setae of the Joint. Because of the Variation it seems best to give
a hurried description of each flagellum of the specimens in the order
in which they were taken.
1. Female. Flagellum 10 jointed, terminal Joint with une whorl
of setae; the ninth segment presented an anomolous condition of
two fused joints each of which was equipped with a whorl of plumu-
lose setae.
2. Male. Flagellum 9 jointed, terminal Joint with two Avhorls.
Seventh segment with a whorl of smooth setae besides the belt of
plumulose ones.
3. Male. Flagellum, though broken between the tenth and
eleventh segment, with normal arrangement of setae.
428 AUGUSTA RuCKEK, "Ji
1
4. Male. Flagellum 9 jointed, terminal jomt with one wliorl,
eiglitli Segment without tlie M^horl and witli just two of the smooth 1
setae on tlie upper snrface, while tlie seventli segment had this wliorl.
5. Female. Flagellum 12 jointed, terminal Joint with the two
whorls of plumulose setae and the other joints in every respect I
normal. !
From this it is seen that very little definite Information can be :
had in regard to this appendage of the last stage, until more material l
has been obtained. It lias seemed probable that this caudal appen- l
dage would have nearly reached its limit in the number of joints \
for this stage just preceeding the adult, since in most respects the !
animal is in the condition of the adult. ^}
I f<
y. Couclusion. * i
i
In completing this piece of work on Koenenia ivlieeleri I would |
express my disappointment in failing to gain more Information on its |
life history. This could not be done, because of the great gaps in periods j
of collecting which were due to lack of rains. Nothing can be done
on the embryology until something further is known of their habits (
or until a suitable nest provided with proper food can be devised \
for keeping the animals indefinitely where they can live and breed ||
as if unconfined. I believe, however, that a little Information has ,i
been obtained in regard to the habits and especially in regard to I
the post-embryonic development of this interesting Arachnid of the \
Order Microthelyphonida. This Information, viewed in the light of <-
the biogenetic law, will enable us to say which of the species of .,
Koenenia has gone farthest in its development. From a study of '•
the reproductive appendages it was seen that the female of Ä'. ivhecleri i
passed through a stage in which the adult female of K. mirabüis i
remains throughout life. From tliis fact we might perhaps expect
the appendages of the still unknown male of K. mirabüis to be like i
those of the last stage in the male of K. wheeleri. It is with great j
interest I await the finding of this sex of the European species. \
1) After this paper was sent to the publisher I obtained more
material in further collecting, which furnished definite Information in regard
to the flagellum. On Aug. 5th, I took eight specimens of the last stage,
three of which possessed perfect flagella. The flagellum in all three cases
was made up of fourteen joints ; the last or terminal Joint was furnished
with two whorls of plumulose setae.
Further Observations on Koeuenia. 429
K. wlieeleri likewise possesses the greatest number of lateral sense
Organs. It is tlie appearance of the abdominal sacs in K. wlieeleri
and K. chüensis that is difficult of explanation. Wliy these organs
slionld seem to be so absolntely essential in two species of a family
when they do not even appear in the others is somewhat singiüar
to say the least. That they are so essential to K. ivJieeleri, I take
it, is shown from the fact that in the very small specimens of
K.parvula they appear in the place of the reproductive appendages
but function in their own capacity. When they are crowded out
from these two segments they appear on the foiirth and fifth segments
and as the animal grows larger, to maturity, these appendages appear
likewise on the sixth segment. If such organs are respiratory in
function why should they not appear in all the other species, which
live under the same conditions?
In conclusion I wish to thank Dr. AVheelek, under wliose
direction I was given courage to continue my work, for the aid so
freely and untiringly given me, and for a collection of Solpu-
(jida made in the Trans-Pecos region. To my friend and co-worker,
Miss HoLLiDAY, and to my friends, the Misses Rhine, I am greatly
indebted for much of my material which was taken at a time when
it was anything but pleasant to collect in Central Texas.
Austin, July 3, 1902.
430 ÄUGTJSTA EUCKER,
Literature.
1896. Beenaed, H, M., The comparative morpholog}' of the Galeodidae, i
in: Trans. Linn. Soc. London, Zool. Y. 6, p. 305 — 417. J
1901. BÖENEE, Cael, Zur äussern Morphologie von Koenenia mirabilis I
Geassi, in: Zool. Anz., V. 24, No. 652, p. 538 — 556, 16. Sept. ii
1885. Geassi, Battista, Intorno ad un nuovo Aracnide artrogastro 1
(Koenenia mirabilis) che crediamo rappresentante d'un nuovo ordine ;
(Micro thelyphonida), in: Nat. Sicil., Anno 4, p. 127 — 133.
1886. — , Progenitori dei MiriajDodi e degli Insetti. Mem. Y. Intorno i
ad un nuovo Arachnide Artrogastro (Koenenia mirabilis) rappresen- i
tante di un nuovo ordine (Microthelyphonida), in : Bull. Soc. entomol. i
Ital., p. 153—172. *
1897. Hansen, H. J. and Söeensen, W., The order Palpigradi Thor. I
(Koenenia mirabilis Geassi) and its relationship to the other Arach- i
nida, in: Entomol. Tidsskr., p. 223 — 240.
1901. Hansen, H. J., On six species of Koenenia, with remarks on the
Order Palpigradi. ibid., p. 203—231. i
1894. Laueie, M., The morphology of the Pedipalpi, in: J. Linn. Soc. !
London, Zool., Y. 24, p. 19—48.
1893. PoCOCK, B. .T. , Morphology of the Ai-achnida , in: Ann. Mag. |
nat. Hist., (6), Y. 11, No. 61, p. 1—19. |
1901. Buckee, A., The Texan Koenenia, in: Amer. Naturahst, Y. 35,
p. 615—630, Aug.
1900. Wheelee , "VT. M. , A singular Arachnid (Koenenia mirabilis
Geassi) occurring in Texas, ibid., Y. 34, p. 837—850, Xov.
Fnrther Observations on Koeuenia. 431
Descriptioii of Plate.
Plate 21.
Fig. 1. Ventral surface of the first known stage {K. parvula)
of A'. ivheclerl. Camera drawing witli No. 8 ocular and 3 objective,
reduced one half. The ttree sternal cephalothoracic hairs are shown in their
normal position. The abdomen shows the bifurcated lung-sacs, on segments
two and three, thrown out on treatment with KOH.
Fig. 2. Ventral surface of the abdomen of the second known
stage of K. icJicelcri. Drawn on the same scale and with earae reduction
as Fig. 1. The lung-sacs are absent on segments two and three, which now
possess very rudimentary repx'oductive appendages. Segments four and
five at this stage possess the paired lung-sacs over each of which project
three setae.
Fig. 3. Ventral surface of the abdomen of the third and last
stage in the development of the naale of K. ivheeleri before the adult is
reached. Drawing on the same scale and with the same reduction as
Fig. l and Fig. 2. The lung-sacs now appear on all three of the ab-
dominal segments as is the condition in the adult. Only one pair of the
long hairs is present on the ventral surface between the lung-sacs of seg-
ments four and five. Segments two and three show prominent reproductive
appendages with a great incx'ease in the number of setae.
Fig. 4. Ventral surface of the abdomen of the third and last
stage in the development of the female of K. ivheeleri before the adult
is reached. Drawn on the same scale and with the same reduction as the
preceeding figures. The abdomen presents the same appearance, beyond
the second segment as in Fig. 3 except that the ventral hairs between
the lung-sacs are shorter. The reproductive appendages of segments three
are quite similar , while segment two in this figure shows an appendage
much like the female of K, ivheeleri. Fig. 4 was not as much flattened
through pressure as Fig. 3, which gives it a narrower appearance.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 29
432 AuGUSTA Rucker,
Fig. 5. Ventral surface of tbe abdomen of the adult female of
K. tchcclrri; drawn to the sarne scale and with the same reduction as the
four preceeding figures. In all five drawing the transversa anal slit is
shown on the ventral surface of the last segment of the abdomen.
Fig. 6. Side view of the appendages of the second and third ab-
dominal Segments of the first stage (/i. parrula) (8 oc, 7 obj. 1/2 re-
duction). The appendages show a slightly swollen condition due to
alcohol.
Fig. 7. Lateral sensory organ of the same stage (to the same scale).
Fig. 8. Frontal sensory organ of the same stage from au alcoholic
glycerine preparations (to the same scale).
Fig. 9. Frontal sensory organs of the same stage from a specimen
cleaned in KOH (to the same scale).
Fig. 10. Side view (8 oc, 7 obj., 1/2 reduction) of segments two,
three and four of the second stage of the post-embryonic developnient
of K. ivlieeleri.
Fig. 11. Cephalo-sterual hairs of same stage (same scale).
Fig. 12. Frontal sensory organs of K. viirabilis (8 oc, 7 obj., 1/2
reduction). Projecting from the tip of each organ was seen a delicate hair.
Fig. 13. Third left metatarsal Joint seen from above (8 oc, 7 obj.,
1/2 reduction) and showing the large flat hollow seta , which has a base
not unlike that of the frontal sensory organs.
Fig. 14. Ventral view of appendages of second and third abdominal
Segments of the first stage (K. parvida) (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 15. Cephalothoracic sternal hairs of stage 3 (8 oc, 7 obj.,
1/2 reduction).
Fig. 16. ßeproductive appendages of the last stage before maturity
of the male of A'. irJiederi (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 17. Side view of reproductive appendages of adult male (1 oc,
7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 18. Front view (a little to the right of the front) of the sarae
appendages (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 19. a) Front view of the first appendage of the second seg-
ment of the same. b) Front view (appendages slightly rolled to the
left) of the second appendage of the second segment which is paired.
c) Front view of the appendages of the third segment of the male of
A'. wheeJeri.
Fig. 20. Front view of reproductive appendages of the second and
third abdominal segments of the last stage of the female (1 oc, 7 obj.,
1/2 reduction).
Fig. 21. Front view of female appendages in the adult (to same scale).
Fig. 22. Side view of the same.
Fnrther Observatious on Koeueiiia. 433
Fig. 23. Front view of the female appendages of K. mimhUis wbich
have beeu flattened through pressure (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Figs. 24 and 25. Frontal and lateral seusory oi'gans of third
stage. KOH preparation (8 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Plate 22,
Fig. 26. Extended flagellum, baisam preparation, of an adult male
K. irhcderi (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction). Segments 1 — 10 inclusive are
normal. The smootb setae are only drawn in one plane, except in the
second segment. This flagellum lacks the regulär joints 11, 12, and 13,
which are like joints 5, 7, and 9, though somewhat narrower in the per-
fectly normal appendage.
Fig. 27. Flagellum of female A'. whcehri of the last stage (1 oc,
7 obj., 1/2 reduction). Cleaned with KOH. An air bubble was in
flagellum and when cover glass was accidently dropped on it, the breaking
took place as is shown in the figure. a) The articulating membrane which
doubles in on contraction ; b) the cuff that fits over the following sub-
Joint ; c) Seg. 7 is abnormal in that it has smooth setae, while seg. 8
is abnormal in that it has only two smooth setae.
Fig. 28. Flagellum of youngest known stage of A'. icheckri.
The first Joint is not shown as is the case also in Fig. 27.
Fig. 29. Last three joints of flagellum showing the usual terrai-
uation (1 oc, 3 obj., 1/2 reduction).
Fig. 30. Terminal joints sometimes seen on a flagellum that has
sixteen joints, which this one has (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 31. Terminal Joint showing great size and irregulär ai'range-
ment of setae (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Figs. 32, 33 and 34. Cephalothoracic sternal hairs present on dif-
ferent individuals of both sex.
Fig. 35. Section through terminal portion of the fourth Joint and
all of the fifth of a coutracted flagellum. The camera was used as is the
case in all the drawings and the utmost care taken with the aid of 8
ocular and 7 objective, to show the relative thickness of chitin and the
manner of union of the joints (reduced 1/2).
Fig. 36. Section through joints 7 and 8 of a completely relaxed
flagellum (8 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 37. The three proximal joints of a greatly contracted specimen
(1 oc, 7 obj.).
Fig. 38. Posterior end of the abdomen showing the anus and the
three proximal joints of the uplifted flagellum. (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 39. Side view of last abdominal segment and fii'st Joint of
flagellum. Through the chitinous walls of the two segments can be seen
the plow-share-shaped thickening of the abdominal segment and the
434 AuGUSTA Rucker, Further Observations on Koenenia.
ring-like thickening ou the anterior rim of the first segraent of the flagellum
(8 oc, 7 obj., 1/2 reduction).
Fig. 40. Dorsal view of the same showing the dorsal transverse
thickening from which the pointed piece of last the abdominal Segment
projects.
Fig. 41. Third metatarsal Joint of the fi^t^t stage, the chitinous wall
of which beiug thin permits a clear view of the cnidoblast-like affair, from
which the long tacticle hair projects.
Plate 23.
Fig. 42. Side view of cephalothorax to show segmentation aud
arrangement of its setae as well as the setae on the proximal Joint of the
appendages (1 oc, 7 obj., 1/2 reduction). Alcoholic specimen,
Fig. 43. Sketch of a live male Kocuraia to show segmentation of
the animal and the peculiar position often taken in which the abdomen
is lifted almost at right angles to the cephalothorax (8 oc, 3 obj.,
1/2 reduction).
Fig. 44. Mouth and a portion of the proximal Joint of the left
chelicera of the youngest known stage of K. wheelcri (8 oc, 7 obj.,
1/2 reduction).
Fig. 45. Mouth of the stage just before maturity with the same
raagnification as Fig. 44.
Fig. 46. Distal joints of the chelicerae of the last stage before
maturity. The same condition of these two joints holds for the adult
(8 oc, 3 obj., 1/2 reduction).
Fig. 47. Dorsal view of a living and contracted specimen of adult
K. wlicfleri (8 oc, 3 obj., 1/2 reduction). Segmentation of the cephalo-
thorax is quite pronounced.
Fig. 48. Dorsal view of a living and contracted specimen of the
adult K. wheeleri (8 oc, 3 obj., 1/2 reduction). The segmentation of the
thorax is here quite pronounced.
Fig. 49. Three quarters view of a living adult Koenenia. In this
is Seen the glandulär portion of the intestine or the raid-gut area, which
showed perfectly in this clear specimen (8 oc, 3 obj., 1/2 reduction).
Fig. 50. The abdomen sketched from a living animal in which the
ovaries were well developed and quite pronounced.
Ijippeit & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.}, Naumburg a. ?.
üeberselzungsrecht vorbehalten .
Nachdruck verboten.
Die Oligochäten Nordost -Afrikas,
nach den Ausbeuten der Herren Oscar Neumann und
Caelo Freiherr von Erlangee.
Von
Dr. W. Michaelseii in Hamburg.
Hierzu Tafel 24-27.
Bei seiner Expedition durch das tropische Nordost-Afrika hat
Herr Oscae Neumann, meinem ihm vor seiner Abreise geäusserten
Wunsche entsprechend, auch den Oligochäten eingehende Beachtung
geschenkt. Eine ungemein reiche und, wie zu erwarten war, inter-
essante Oligochätenausbeute ist das Ergebniss seiner eifrigen Sammel-
thätigkeit. Eine schätzenswerthe Ergänzung erfährt dieses Material
durch die aus dem gleichen Gebiet stammende Oligochätenausbeute
der Expedition des Herrn Carlo Freiherrn v. Erlangee, deren Be-
schreibung ich mit gütiger Erlaubniss dieses Forschers hier anfüge,
ebenso wie die auf der gemeinsamen Eeise von den beiden Afrika-
' forschem erbeuteten Arten. Das vorliegende Material setzt sich
demnach aus 3 verschiedenen Ausbeuten zusammen.
Von Herrn 0. Neumann auf der Eeise von Adis-Abeba nach
Faschoda gesammelt:
DicJiogaster aeqvatorialis Michlsn. rar. , D. holrrui Michlsn. var.,
U. kaffaensis n. sp., D. modesta n. .>^/?., D. gofaensis n. .ip., D. dokoensis
I. sp. , D. cidtrifera n. sp., D. Utiäfera n. sp., D. gardullaensis n. sp.,
^). parva (Michlsn.).
Zool. Jahrb. XVIIL Abtb. f. Syst. 30
436 W. Michaelsen,
Pygmacodrüns iicuntcunii n. sp.
Metschaina sudorict n. sp.
Stuh/mmmia asj/mmetrira ii. sp.
Malodrilns neiiDiannl n. sp., M. (janhillaoisis n. sp. m.
Kaffania nciimanni n. sp.
Eminoscolex kaffaensis n. sp., E. silrestris )i. sp., E. variabilis u. sp., \
E. affvnis n. sp., E. vwnianus n. sp., E. atcr n. sp. |
Gardullaria armaia n. sp.
Neumanniella siphonochaeia n. sp., N. fenuis n. sp., X. pnJhda n. sp., \
N. gracilis n. sp. \
Telcndribis parims it. sp., T. furnigatus n. sp., T. rosae n. sp., T. i
ragazzii Rosa, forma typica und var. ii. papillata. J
Teleutoreutits neiimanni n. sp. ':
Alma sp. ' I
Von Herrn Carlo Freiherrn v. Erlanger auf der Reise von j
Adis-Abeba bis Kismaju gesammelt:
Dichogaster bolaui (Michlsn.) rar., D. erlangeri n. sp. \
Telendrilus erlangeri n. sp., T. abasiensis n. sp., T. annulieysiis it. sj)., |
T. suctorius n. sp. \
Auf der gemeinschaftlichen Reise beider Herren von Zeila bis
Adis-Abeba gesammelt:
Friederieia liwnicola Bretsch.
Dichogaster midataerms n. sp.
Pygmaeodrilus neunianni n. sp.
Metschaina suctoria n. sp.
Teleudrilus diddaensis n. sp., T. arnssiensis n. sp., T. cllenbechi n. sp.,
T. galla n. sp., T. beddardi n, sp.
Wir kennen bisher aus dem zu erörternden Gebiet nur zwei
Oligochäten-Arten, die von Rosa^) beschriebenen Arten Teleudrilus
ragazm und Dichogaster scioana (Acanthodrilus scioanus Rosa). Durch
das neue, sich auf 46 Arten (darunter 40 neue) vertheilende Material,
in dem nur eine der beiden altbekannten RosA'schen Arten vertreten
ist, steigt die Zahl der Oligochäten-Arten unseres Gebietes auf 47.
Das ist eine Anzahl, die einen ausreichenden Schluss auf den Cha-
rakter der Oligochätenfauna dieses Gebietes ermöglicht. Das für die
Oligochätenforschung in Betracht kommende Gebiet stellt einen
Wförmigen Landstreifen dar; die Endpunkte desselben liegen öst-
licherseits in der Landschaft Harar an den Oberläufen der links-
1) D. Rosa, Lombrichi dello Scioa, in : Ann. Mus. Genova, V. 26, \
p. 511f. i
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 437
seitigen Nebenflüsse des Wabbi, westlicherseits in der Gurafarda-
Kette, einem Waldgebirge, durchströmt von dem westwärts zum
Sobat und Weissen Nil abfliessenden Gelo. Die mittlere Spitze des
WStreifens ragt nordwärts bis in das Herz des Staates Schoa
(Quellgebiet des Hauasch) hinein, während die untern Winkel bis
zum Daroli. einem rechtsseitigen Nebenfluss des Wabbi, bezw. bis
zum Gandjule-See im Gebiet des zum Stephanie-See abfliessenden
Sagan, nach Süden reichen.
Das ganze Gebiet zerfällt nach Maassgabe der Flussysteme in
3 Hauptabtheilungen. Vom Osten kommend treffen wir zu-
nächst auf das Gebiet der ostwärts abfliessenden Ströme, des südost-
wärts dem Indischen Ocean zuströmenden Wabbi (Webbi Schebeli)
und des nordostwärts dem Golf von Aden zuströmenden Hauasch
(weder der Hauasch noch der Wabbi erreichen zur Zeit den Ocean ;
beide versickern im Wüstensande eine kurze Strecke entfernt vom
Ocean). An dieses Gebiet schliesst sich dann westlich das der ab-
flusslosen Seen der Galla-Länder an ; es sind das im Norden zunächst
die sich um den Alutu-Berg herumgruppirenden kleineren, durch
kurze Flussläufe zusammenhängenden Arussi-Seen, dann der an-
scheinend gesonderte Abassi-See, weiter südwärts der durch den
Sagan zum Stephanie-See abfliessende Abbaja- und Gandjule-See
und schliesslich westlich vom Stephanie-See der hauptsächlich vom
Omo und seinen Zuflüssen gespeiste Eudolf-See. An dieses Gebiet
reiht sich schliesslich westlich das Gebiet des westwärts zum Weissen
Nil abfliessenden Sobat durch seinen Quellstrom, den Gelo, an. Diese
Hauptabtheilungen, zum Theil auch die durch die Hauptströme ge-
bildeten Unterabtheilungen, zeigen bedeutsame Unterschiede in dem
Charakter ihrer Oligochätenfauna, unbeschadet des allgemeinen Cha-
rakters, der dieses engere Gebiet als einen Theil des grossen tropisch-
afrikanischen Gebietes kennzeichnet.
Ich lasse zunächst eine Tabelle der nach Untersuchung des
neuen Materials bekannten Oligochäten dieses engern Gebietes sammt
Angabe des Flussgebietes, dem ihr Fundort angehört, und der
weitern Verbreitung der betreffenden Gattung und Unterfamilie,
folgen :
Fam. Enchytraeidae.
Gen. Frideviciu Fast kosmopolitisch (durch
Verschleppung !)
F. Immicola Bretsh. Wabbi-G. Europa (Schweiz)
30*
438
W. Michaelsen,
Farn. Megascolecidae.
Subfam, Trigastrinae
Gen. DicJiOf/ftster
D. aeqiiatorialh (Mich.) Sagan-d.
D.hol(mi(Kic^ii^^.)vcir. Sagan-G., "Wabbi-G.
D. Icaffaensis n. sp.
D. modesta n. sp.
D. scioana (Rosa)
D. gofaensis n. sp.
D. dokocnsis n. sp.
D. cultrifera n. sp.
D. lüuifera n. sp.
D. gard,idlaensis n. sp.
D. erlangeri n. sp.
D. mulataensis n. sj).
D. parva (Michlsn.)
Subfam. OcnerodriUnae.
Gen. Pyfpnaeodrilus
P. neumanni n. sp.
Omo-G.
Sagan-G., Omo-G.,
Gelo-G.
Hauascli-G.
Omo-G.
Omo-G.
Omo-G.
? (muthmaassHcb
Hauascb-G.)
Sagan-G.
Abbassi-See-G.
Wabbi-G.
Sagan-G.
Centralamerika , West-
indien, Tropisches Afrika,
Vorderindien
Centralamerika , West-
indien, Tropisches Afrika,
? Vorderindien
Oberes Nil-G.
Tropisch circummundan
(durch Verschleppung!)
Obere? Nil-G.
Tropisches u. subtropisches
Amerika und Afrika
Oberes Nil-G. , Unteres
Sambesi-G.
Wabbi-G.,? Hauasch G.
Stefanie-See-G.
Subfam, Eiidrüinae.
Gen. Metschaina
M. SKctoria it. sp.
Gen. StnJi Unannia
ehr brüchig sind.
450 ^^^- Michaelsen,
Aeusseres: Die Länge des vStückes beträgt 90 mm, die
Dicke 2 bis 37-5 mni, die Segmentzahl 145. Die Färbung ist
gleiclimässig bleich grau. Der Kopf ist pro-epilobisch. Die Borsten
sind ziemlich gross, eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz
ist etwas grösser als die mittlere laterale («« = ca. % bc\ die
dorsal-mediane ist am Vorderkörper etwa gleich % des Körper-
umfanges, am Hinterkörper nur wenig grösser als der halbe Körper-
umfang (cid = ^7 — ^4 u). Der erste Rückenporus liegt auf
Intersegmentalfurche % (?) oder %.
Der Gürtel beginnt am 12. Segment; er schien nur in den
vordem Partien ausgebildet zu sein. Die Prostataporen,2 Paar am
17. und 19. Segment in den Borstenlinien ah, liegen auf stark erhabenen
Papillen, die paarweise durch einen queren Wall verbunden sind;
die S a ra e n r i n n e n sind nur im vertieften Grunde zwischen den
beiden Papillen einer Seite erkennbar und hier ganz gerade gestreckt.
Die vier Papillen liegen auf einem gemeinsamen ventral-medianen,
tief eingesenkten Geschlechtsfeld, das, am 18. Segment verengt,
einen breit bisquitförmigen Umriss hat. Die beiden unscheinbaren
weiblichen Poren, punktförmige Löcher, liegen schräg vor und
medial von den Borsten a des 14. Segments. Zwei Paar Samen-
taschenporen liegen auf Intersegmentalfurche 78 und % in den
Borstenlinien ab; hinter denen des vordem und vor denen des hintern
Paares trägt das 8. Segment je einen Querwulst.
Innere Organisation: Die beiden Muskelmagen sind
kräftig; in den Segmenten 15, 16 und 17 finden sich 3 Paar Kalk-
drüsen, die ventral getrennt, dorsal mit einander verwachsen zu
sein scheinen. Der Mitteldarm trägt eine dicke, cylindrische Tj'phlo-
solis, die etwa im 22. Segment (genau liess sich die Segmentnummer
nicht feststellen) plötzlich beginnt. Postclitellial besitzt jedes Segment
jederseits 4 bis 6 Mikronephridien, die von der Bauchseite
gegen die Rückenseite an Grösse zunehmen.
Die Prostaten sind auf das Segment ihrer Ausmündung be-
schränkt ; ihr Drüsentheil ist massig dick schlauchförmig, unregel-
mässig geschlängelt oder gewunden ; ihr Ausführungsgang ist sehr ^
dünn, etwa V4 so lang wie der Drüsentheil, ebenfalls unregelmässig
gewunden. Die Penialborsten (Fig. 8) sind ca. 1,2 mm lang
und proximal 40 f.i dick, distal sehr schwach, nur am äussersten
Ende etwas deutlicher verjüngt; sie sind mit Ausnahme der Enden
fast gerade gestreckt ; das distale Ende ist sehr schwach abgebogen ;
es bildet mit den Mittelpartien der Borste einen abgerundeten Winkel
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 451
von etwa 150". Die Axe des distalen Endes erscheint grob längs-
gefasert, die Spitze ist abgestutzt und die centralen Partien der
Abstutzungsfläclie etwas eingesenkt. Das äussere Ende ist mit zer-
streuten, sehr feinen Querstrichelchen verziert; bei sehr starker
Vergrösserung lösen sich diese Querstrichelchen in Reihen äusserst
feiner Zähne auf.
Die S a m e n t a s c h e n bestehen aus einer sackförmigen Ampulle
und einem scharf abgesetzten, wenig kürzern, engern Ausführungs-
gaug; ein kugliges, einkammeriges , sehr kurz und ziemlich eng
gestieltes Divertikel mündet etwas proximal von der Mitte in den
Ausführungsgang ein.
Fundnotiz: Omo- Gebiet, Landschaft Doko oder Malo,
in ca. 2500 m Höhe; Auf. Febr. Ol (Coli. 0. Neumann).
DieJiofjaster citltrifera n. sp,
(Taf. 24, Fig. 6, 7.)
Diagnose: Borstendistanz aa .:= hc, dd = ca. "'Z- ti. Gürtel ring-
förmig, am 13. — 19. Segm. {■^= 7). $ Poren und Samentaschenporen, je
2 Paar, zwischen den Borstenlinien a und h ; Samenrinnen medial convex.
Muskelmagen klein; Kalkdrüsen 3 Paar, im 15. — 17. Segm., gleich gross,
nierenförmig , getrennt. Postclitellial 5 oder 6 Micronephridien jederseits
in einem Segm., von unten nach oben an Grösse zunehmend. Prostaten
mit langem , engem Ausfübrnngsgaug. Penialborsten gertenförmig , ca.
2,2 mm lang und proximal 30 f.i dick, distal verjüngt, mit winzigen, an-
liegenden zerstreuten Dornen besetzt ; äusserste distale Spitze zurück-
gebogen und an der convexen Seite in einen breiten Saum ausgezogen,
messerförmig. Samentaschen mit langem , sehr engem, gewundenem Aus-
führungsgaug , in dessen äusserstes proximales Ende ein dick eiförmiges,
einkammeriges, ungestieltes Divertikel einmündet.
Vorliegend ein einziges Exemplar.
Aeusseres: Die Dimensionen des Stückes sind gering; es
ist nur 28 mm lang bei einer Dicke von IV2 bis Vf^ mm. Die
Segmentzahl beträgt 94. Die Färbung ist gleichmässig gelbgrau.
Der Kopf ist pro-epilobisch. Die Borsten sind massig zart,
ziemlich eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist an-
nähernd gleich der mittlem lateralen {aa = hc) , die dorsal-mediane
etwas grösser als der halbe Körperumfang {cid = ca. ^Z, u). Der
erste Rücken porus liegt auf Intersegmentalfurche %.
Der Gürtel ist ringförmig, aber ventral etwas schwächer ent-
wickelt; er erstreckt sich über die 7 Segmente 13 bis 19. Zwei
Paar Prostataporen liegen am 17. und 19. Segment zwischen
Zool. Jahrb. XVIII. Abtb. f. Syst. 31
452 ^^ • Michaelsen,
den Borstenlinien a und h. Die Samen rinnen, scliarfe Furchen
im Grunde breiterer, undeutlich begrenzter grabenförmiger Ein-
senkungen, sind gebogen, medial convex. Zwei Paar feine, schlitz-
förmige Same n t a s c h e n p o r e n liegen auf Intersegmentalfui'che
% und % zwischen den Borstenlinien a und h.
Innere Organisation: l)ie Dissepimente der Samen-
taschen- und Hodensegmente sind schwach verdickt. Zwei ziemlich
kleine, aber deutlich von den benachbarten Oesophaguspartien
sich abhebende Muskelmagen finden sich im 5. und 6. Segment,
3 Paar Kalkdrüsen im 15., 16. und 17.; die Kalkdrüsen sind voll-
ständig von einander gesondert, gleich gross, nierenförmig, an der
convexen Seite durch einige (3 — 5) flache Querfurchen schwach ein-
geschnitten. Der Mitteldarm trägt eine dicke, geschlängelte, runzelige
Typhi OSO lis. Postclitellial finden sich in jedem Segment jeder-
seits 5 oder 6 Mikronephridien, die von der ventralen Medianlinie
nach oben zu an Grösse zunehmen; stellenweise bilden sie mehr
oder weniger regelmässige Längsreihen.
Die Prostaten sind auf das Segment ihrer Ausmündung (und
das folgende?) beschränkt; sie bestehen aus einem dick schlauch-
förmigen, unregelmässig geschlängelten und eingeschnürten Drüsen-
theil und einem sehr dünnen, nur wenig kürzern musculös glänzenden
Ausführungsgang. Die Penialborsten (Fig. 6), meist 3 in einem
Penialborstensack, sind schlank, w^asserhell, gertenförmig, stark ge-
bogen, ca. 2,2 mm lang und im Maximum, proximal, 30 i-i dick;
distal werden sie etwas dünner ; das äusserste distale Ende ist scharf
zurückgebogen und an der convexen Seite der Krümmung in einen
breiten messerförmigen Saum ausgezogen ; die Schneide dieses ca. 40 (i
breiten Saumes ist fast halbkreisförmig ; die distale Hälfte der Penial-
borste, mit Ausnahme der äussersten distalen, messerförmigen Partie,
ist mit zerstreuten, winzigen, eng anliegenden spitzen Dornen besetzt;
die Basis dieser Dorne ist kaum Ve so breit wde der Durchmesser
der Borste.
Samentaschen (Fig. 7) mit unregelmässig sackförmiger, un-
regelmässig eingeschnürter Ampulle, die sich distal etwas verengt,
um in den sehr eng schlauchförmigen, ungefähi- ebenso langen, ge-
wundenen Ausführungsgang überzugehen. Nahe der Grenze von
Ampulle und Aiisführungsgang, am äussersten proximalen Ende des
letztern, sitzt ein kleines, dick eiförmiges, fast kugliges, ein-
kammeriges, ungestieltes Divertikel.
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 453
Fuiidiiotiz: Omo-Gebiet, West-Kaffa, Sclienna bis
Tschukka, in ca. 2300 m Höhe; 13,14. Ol (Coli. 0. Neumakn).
Dichof/aster littii/era n. sjk
(Taf. 24, Fig. 5.)
Diagnose: Borstendistanz aa = he, dd = '/jo *'• Muskelniagen
kräftig; 3 Paar schlank nierenförmige Kalkdrüsen im 15. — 17. SeQ^m.
2 Paar Prostaten auf das Segm. ihrer Ausraündung beschränkt, mit ge-
schlängeltem Drüsentheil und ca. ^/^ so langem Ausführungsgang. Penial-
borsten ca. 2,2 mm lang, proximal ca. 24 /<, distal ca. 10 (.i dick, gerten-
förmig, distal krummstabförmig gebogen, in der distalen Hälfte mit ziemlich
groben, ziemlich stumpfen, eng anliegenden, unterhalb narbiger Vertiefungen
in 4 ('?) unregelmässigen Längsreihen stehenden Dornen verziert ; Dorne
gegen das distale Ende zerstreut und spärlicher , am krummstabförmigen
Ende ganz schwindend. 2 Paar Samentaschen mit kleiner AmpuUe und
ca. 4 mal so langem, dünn schlauchförmigen Ausführungsgang, in dessen
proximales Ende ein fast kugliges, einkammeriges, kurz und eng gestieltes,
etwas abwärts geneigtes Divertikel einmündet.
Vorlieg'end ein einziges Exemplar.
Aeusseres: Das Stück ist 35 mm lang, 27:? bis 2Vo mm
dick und seine Segmentzahl beträgt 87. Die Färbung ist
im Allgemeinen grünlich-gelb bis bräunlich-gelb; das Kopfende ist
schwach röthlich-grau. Der Kopf ist pro-epilobisch. Die Borsten
sind zart, eng gepaart. Die ventral-mediane Borstendistanz ist an-
nähernd gleich der mittlem lateralen {aa = hc\ die dorsal-mediane
ist fast gleich ^/^ des Umfanges {dd = '/lo ^0- Der erste Rücken-
porus findet sich auf Intersegmentalfurche %.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 8 Segmente
13—20. Zwei Paar Prostataporen liegen am 17. und 19. Segment
in den Borstenlinien ah, auf kleinen, schwach erhabenen Papillen,
die in wenig umfangreichern Grübchen liegen. Die Samenrinnen
sind fast gerade, im Bereich des 18. Segments der ventralen Median-
linie sehr w^enig genähert. Zwei Paar Samentaschenporen finden
sich auf Intersegmentalfurche '/s und % in den Borstenlinien ah.
Innere Organisation: Die Dissepimente ^/^o bis ^^i^
sind schwach verdickt, besonders deutlich die mittlem derselben.
Zwei kräftige 3Iuskelmagen gehören anscheinend den Segmenten
6 und 7 an. 3 Paar schlanke nierenförmige, an den convexen Eän-
dern mit 3 oder 4 scharfen Einkerbungen versehene Kalkdrüsen
finden sich im 15., 16. und 17. Segment ; sie scheinen vollständig von
einander gesondert zusein. DieMikronephridien stehen postclitellial
31*
L
454 ^^- Michaelsen, i
in 6 unregelmässigeii Läiigslinien ; sie nelimen in den Querreihen
von der Bauchseite gegen die Rückenseite an Grösse zu.
Die Prostaten sind ganz auf das Segment ilirer Ausmünduiig j
beschränkt; ihr Drüsentheil ist dick schlauchförmig, unregelmässig I
geschlängelt ; ihr Ausführungsgang ist ungefähr ^ '^ so lang und halb
so dick wie der Drüsentheil. Die Penialborsten (Fig. 7), ca. 3 ,
in je einem Borstensack, sind sehr lang und schlank, gertenartig,
leicht gebogen; eine ausgebildete Borste erwies sich als ca. 2,2 mm j
lang bei einer maximalen Dicke von 24 /< am proximalen Ende; |
gegen das distale Ende verringert sich die Dicke allmählich bis auf |
etwa 10 i-t ; das distale Ende ist krummstabfürmig zurück- und die j
äusserste, massig scharfe Spitze wieder vorgebogen. Die distale i
Hälfte der Penialborste ist mit ziemlich kräftigen, ziemlich stumpfen, '
eng anliegenden, unterhalb einer narbigen Vertiefung stehenden !
Dornen besetzt, die wie die jungen, kaum vortretenden Knospen i
eines Zweiges aussehen; im Allgemeinen stehen diese Dorne dicht i
in einigen (4?) unregelmässigen Längsreihen; gegen das distale Ende (
werden sie spärlicher und zerstreut, um das letzte, krummstabförmige i
distale Ende ganz frei zu lassen. i
Die S am entaschen bestehen aus einer verhältnissmässig \
kleinen, ovalen Ampulle und einem ca. 4 mal so langen, schlauch- I
förmigen, distal etwas verjüngten Ausführungsgang, in dessen proxi-
males Ende ein fast kugliges, einkammeriges, kurz und eng ge- \
stieltes Divertikel einmündet; der kurze Divertikelstiel ist etwas ii
gebogen, so dass das Divertikel etwas abwärts geneigt erscheint. !
F u n d n 0 1 i z : ?, muthmaassl. S c h o a nahe Adis Abeba (in Gesell-
Schaft von Teleudrilus rmjaszii Rosa f. typica) (Coli. 0. Neumann). ,
'J
\
Dichof/aster gardullaensis n, sj).
(Taf. 24, Fig. 3.) \
Diagnose: Boi'stendistaiiz aa = bc, dd = ca. -/., u. Gürtel ain j
13. Segm. ringförmig, vom 13. — 20. Segm. (:=; 8). 2 Paar Prostata- )
poren und 2 Paar Samentaschenporen in den Borstenlinien ab ; Samen- ;
rinnen schwach geschweift, am 18. Segm. medial, am 17. und 19. Segm :
lateral convex. Muskelmagen kräftig ; 3 Paar nierenförmige, fast gleicl j
grosse Kalkdrüsen im 15. — 17. Segm. Mikronephridien postclitellial jeder j
seits in 6 uicht ganz regelmässigen Längslinien. Prostaten mit sehr engem |
gewundenen Ausführungsgau g; Penialborsten ca. 1,5 mm lang und proxima i
40 fi dick, distal schwach verjüngt, mit sehr zarten , etwas abstehenden
kurzen, sehr spitzen Dornen besetzt; äusserste distale Spitze hakenförmif
zurückgebogen. Samentaschen mit grossem spindelförmigen , in der Mitt \
Die Olig-ochäten Xordost-Afrikas. 455
stark verdickten Ausführungsgang, in dessen Mitte etwa ein fast kugliges,
einkammeriges, kurz und eng gestieltes Divertikel einmündet.
Vorliegend ein einziges, gesclilechtsreifes Stück.
Aensseres: Die Länge beträgt 40 mm, die maximale Dicke
3 V:; mm, die S e g m e n t z a h 1 106, Die Färbung ist im Allgemeinen
gelbgrau, am Kopfende aschgrau. Der Kopf ist pro-epilobisch ; eine
mediane Längsfurclie zieht sich vom Hinterende der dorsal-medianen
!2
Ausbuchtung des Koptlappens bis an die Intersegmentalfurche
nach hinten. Die Borsten sind massig zart, eng gepaart; die
ventral - mediane Borsten distanz ist gleich der mittlem lateralen
(aa = hc), die dorsal -mediane ungefähr gleich zwei Dritteln des
ganzen Körperumfanges (da = ca. % u). Der erste Rückenporus
liegt ^^^f Intersegmentalfurche "' «.
Der Gürtel ist wenigstens am 13. Segment ringförmig, an den
folgenden Segmenten ventral zum mindesten schwächer entwickelt;
er erstreckt sich über die 8 Segmente 13 — 20. Zwei Paar
Prostataporen liegen am 17, und 19. Segment in den Borsten-
linien ah\ die Samen rinnen sind schwach geschweift, am 18. Seg-
ment medial, am 17. und 19. Segment lateral convex; sie liegen in
einem gemeinsamen, eingesenkten, rechteckigen Geschlechtsfeld,
das sich über Segment 17 — 19 und lateral nicht ganz bis an die
Borstenlinien c erstreckt. Zwei Paar Samentaschenporen liegen auf
Intersegmentalfurche ' « und * c, in den Borstenlinien ab.
Innere Organisation: Die Dissepimente der Samen-
taschen- und Hodensegmente sind massig stark verdickt. Zwei
kräftige Muskelmagen gehören anscheinend dem 6. und 7. (5. und
6,?) Segment an. Drei Paar vollständig von einander getrennte
platt nierenförmige, fast gleich grosse, in der Reihe von vorn nach
hinten nur sehr wenig an Grösse zunehmende Kalkdrüsen finden
sich im 15. bis 17. Segment. Der Mitteldarm trägt eine massig
grosse, saumförmige Typhlosolis. Die M i k r o n e p h r i d i e n stehen
postclitellial jederseits in 6 nicht immer ganz regelmässigen Längs-
linien ; sie nehmen von den ventralen nach den dorsalen an Grösse zu.
Die Prostaten sind auf das Segment ihrer Ausmündung be-
sclu'änkt; sie bestehen aus einem dick schlauchförmigen, geschlän-
gelten Drüsentheil und einem sehr eng schlauchförmigen, gewundenen
Ausführungsgang, der etwa ^/g so lang wie der Drüsentheil ist. Die
l'enial borsten (Fig. 3) sind ungefähr 1.5 mm lang und proximal
a. 40 /.i dick, distal schwach verjüngt, mit Ausnahme der äussersten
fanden fast gerade gestreckt; das äusserste distale Ende ist haken-
456 W. Michaelsen,
förmig zurückgebogen ; das distale Drittel ist mit sehr zarten, etwas
abstehenden, sehr spitzen, aber kurzen Dornen besetzt, deren Basis
etwa nur ^j^, so breit ist wie der Durchmesser der Borste. Die
innere Structur der Borste lässt sie schwach ringelig erscheinen.
Die Sam entaschen bestehen aus einer länglichen Ampulle
und einem die Ampulle an Grösse übertreffenden, in der Mitte stark
verdickten, an den Enden dünneren, spindelförmigen Ausführungs-
gang, in dessen Mitte ungefähr ein fast kugliges, einkammeriges,
kurz und eng gestieltes Divertikel einmündet.
Fundnotiz: Sag an -Gebiet, Landschaft G a r d u 1 1 a , in
2600—3000 m Höhe; 12.— 13.;i. Ol (Coli. 0. Neumann).
DicJiogaster' erJanf/eri n. sp. *
(Taf. 24, Fig. 11.)
Diagnose: Borstendistanz aa = hc, dd = ca. -,,, v. Gürtel ring-
förmig, am 13. — 20. Segm. (= 8). Prostataporen, 2 Paar, und Samen-
taschenporen, 2 Paar, dicht lateral von den Borstenlinien h ; Samenrinneu
medial convex. Muskelmagen ziemlich klein. 3 Paar nierenförmige, gleich
grosse Kalkdrüsen im 15. — 11. Segm. Postclitellial jederseits etwa 7 Mikro-
nephridien in einem Segm., die untersten und zweituntersten sehr klein.
Penialborsten ca. 1,6 mm lang und in der Mitte ca. 24 f.i dick, distal
stark verjüngt, scharf zugespitzt, peitschenartig gewellt oder geschlängelt,
mit einer unregelmässigen , sich auf der Convexität hinziehenden Doppel-
reihe ziemlich grober, etwas abstehender Dornen, die am proximalen Ende
narbenförmiger Vertiefungen stehen. Samentasclien mit massig langem,
unregelmässig cylindrischen Ausführungsgang , in dessen proximales Ende
ein eiokammeriges, birnförmiges, kurz und massig eng gestieltes, herab-
gebogenes Divertikel einmündet.
Vorliegend zwei Exemplare, von denen eines etwas lädirt ist.
Aeusseres: Die Länge beträgt 45 und 62 mm, die Dicke
272 — 4 mm, bezw. 2 — 3 mm, die Segmentzahl ca. 130. Die
Färbung ist gleichmässig braun, vorn mehr grau. Der K 0 p f ist
pro-epilobisch. Die Borsten sind zart, eng gepaart; die ventral-
mediane Borstendistanz ist gleich der mittlem lateralen [aa = bc);
die dorsal - mediane annähernd gleich zwei Dritteln des Körper-
umfanges {dd = ca. % u). Der erste Rückenporus liegt auf
Litersegmentalfurche %.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 8 Seg-
mente 13—20. Zwei Paar Prostataporen liegen am 17. und
19. Segment dicht lateral an den Borstenlinien b, also etwas mehr
lateral, als es bei den meisten Arten der Gattung Dichogaster ge-
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 457
fuiuleii ist. Die Samenrinnen sind medial convex. Die weib-
liclien Poren liegen dicht medial von den Borstenlinien a, sehr
Avenig- vor der Borstenzone des 14. Segments. Zwei Paar Samen-
taschenporen liegen auf Intersegmentalfurche Vs und ^9 dicht
lateral an den Borstenlinien h, so dicht, dass ihr augenföi-miger Hof
medial noch etwas über die Borstenlinie b hinweg ragt.
Innere Organisation: Die Dissepimente der Samen-
taschen- und Hodensegmente sind etwas verstärkt. Die beiden
Mnskelmagen sind ziemlich klein. Im 15., 16. und 17. Segment
findet sich je ein Paar nierenförmige Kalkdrüsen; dieselben sind
gleich gross, vollständig von einander getrennt. Der Mitteldarm
trägt etwa vom 27. Segment an eine dicke, im Querschnitt drei-
seitige, geschlängelte, runzelige Typhlosolis. Postclitellial finden
sich in einem Segment jederseits ca. 7 Mikronephridien; die
vier (zwei jederseits) der ventralen Medianlinie zunächst stehenden
sind viel kleiner als die übrigen, unter sich fast gleich grossen; an-
scheinend sind diese kleinern durch Theilung eines normal grossen
Mikronephridions entstanden. Die Mikronephridien stehen ziemlich
unregelmässig, nur stellenweise zu Längsreihen geordnet.
Die Prostaten bestehen aus einem dick schlauchförmigen, un-
regelmässig zusammengelegten Drüsentheil und einem etwa ^^ so
langen, sehr engen Ausführungsgang ; sie sind aut das Segment ihrer
Ausmündung beschränkt. Die Penialborsten (Fig. 11) sind ca.
1,6 mm lang und in der Mitte ca. 24 u dick; die proximalen zwei
Drittel sind nur schwach und einfach gebogen; das distale Drittel
ist gegen die scharfe Spitze stark verjüngt und peitschenartig ge-
wellt oder geschlängelt; auf der von diesen wenigen, ziemlich un-
regelmässigen Schlängelungen gebildeten, unregelmässig spiralig ver-
laufenden Convexität zieht sich eine schmale, unregelmässig doppel-
reihige Gruppe von ziemlich starken, etwas abstehenden Dornen hin ;
diese Dornen stehen am proximalen Endenarbenförmiger Vertiefungen;
das äusserste distale Ende der Penialborste ist glatt.
Die Samen taschen bestehen aus einer länglichen, uuregel-
mässig gedrehten oder gebogenen Ampulle und einem kürzeren, etwas
engern , unregelmässig cylindrischen Ausführungsgang, in dessen
proximales Ende ein birnförmiges, kurz und massig eng gestieltes,
herabgebogenes, einkammeriges Divertikel einmündet.
F u n d n 0 1 i z : A b a s s i - S e e , Landschaft S i d a m 0 , in ca. 2000 m
Höhe ; Anf Dec. 00 (Coli. C. von Erlaxger).
458 W. Michaelsen,
Dlchoffaster inulataensis n. sj).
(Taf. 24, Fig. 1, 2.)
Diagnose: Borstendistanz aa = hc, dd = ca. ^/,; ii. Gürtel ring-
förmig, am 13. — 19. Segm. (= 9). Prostataporen, 2 Paar, in den Borsten-
linien a, Samentaschenporen, 2 Paar, in den Borstenlinien ah; Samen-
rinnen stark gebogen, medial convex. Muskelmagen gross ; 3 Paar uieren-
förmige, von einander getrennte Kalkdrüsen im 15. — 17. Segm. Prostaten
mit sehr langem, gewundenem, fast geknäuelten Drüsentheil und langem,
sehr engem, gewundenen Ausführungsgang; Penialborstensäcke lang band-
förmig, die eines Paares in der proximalen Hälfte zusammengewachsen (
und dorsal-median im Segm. ihrer Ausmündung durch einen ßetractor an ;
der Leibeswand befestigt ; Penialborsteu ca. 11 mm lang, proximal 48/<, distal (
1 8 ;tf dick, stark gebogen, zum Theil spiralfederartig, in der distalen Hälfte mit [
weit zerstreuten, eng anliegenden kleinen Spitzen verziert; distales Ende
kurz dreiseitig schaufeiförmig abgeplattet , distale Kante abgestutzt oder
seicht ausgeschnitten, eine Ecke gerundet, die andere in einen schlanken,
etwas gebogenen Zahn ausgezogen. Samentaschen mit kleiner (ca. 1 mm
langer) birnförmiger Ampulle und sehr langem (ca. 8 — 10 mm), sehr
dünnem (ca. 0,2 mm), geknäueltem Ausführungsgang; ein kurz gestielt
birnförmiges, 4 kammeriges Divertikel, dessen Samenkämmerchen vollständig \
mit einander verwachsen sind , aber äusserlich als starke Aufbeulungen
hervortreten, mündet in das distale Ende der Ampulle ein.
Vorliegend viele Exemplare. \
Aeusseres: Die Dimensionen schwanken zwischen folgen- i
den Grenzen: Länge 30 — 60 mm, maximale Dicke 3—4^., mm, jl
Segmentzahl 95 — 110. Die Färbnng der conservirten Thiere I:
ist schmutzig gelbbraun oder grünlich-braun bis braun ; das Kopfende t
ist heller, gelbgrau; der Darminhalt, die Mikronephridien und das ;
Rückengefäss schimmern durch die dünne aber zähe Haut hindurch. '
Die lebenden Thiere sind, nach einer höchst wahrscheinlich auf die '•
Thiere dieser Art bezüglichen Notiz des Sammlers, grün gewesen. <.
Der Kopf ist pro-epi- bis tanylobisch; eine mediane Längsfurche I
zieht sich vom Hinterrande der dorsalen Kopflappenausbuchtnng bis |
zur Intersegmentalfurche ^o hiw. Die Borsten sind zart, eng ge- j
paart; die veutral-mediane Borstendistanz ist annähernd gleich der *
mittlem lateralen {aa = bc), die dorsal-mediane ist ungefähr gleich i
% des ganzen Körperumfanges {dd = -/o «). Der erste Rücken- \
porus findet sich auf Intersegmentalfurche '' q. '
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 7 Seg- ;
mente 13 — 19. Die Rückenporen und Borsten sind auch in der i
Gürtelregion erkennbar; die Intersegmentalfurchen sind hier, mit
Ausnahme der Ventralseite, meist ausgelöscht. Zwei Paar Prostata-
Die Oligocbäteu Nordost-Afrikas. 459
poreii lieg-en am 17. und 19. Segment in den Borstenlinien, auf
queren, median verschmolzenen, aber hier niedrig'ern Papillen, die
ihrerseits paarweise auf je einem queren, eing-esenkten Geschlechts-
feld stehen; die Geschlechtsfelder sind median verbunden und werden
von einem mehr oder w^euiger deutlichen, gemeinsamen, bisquit-
förmigen Wall eingefasst. Die Samen rinnen sind stark gebogen,
medial convex. Die ventrale Partie der Mittelzone des 18. Segments
ist meist furchenai'tig vertieft. In seltenen Fällen sind die Geschlechts-
felder nicht eingesenkt, sondern erhaben, bei stärkerer, spaltartiger
Vertiefung der ]\Iittelzone des 18. Segments und Ausglättung der
wallartigen Umrandung. Die männlichen Poren glaube ich an
der Kreuzung der Saraenrinnen und der furchenartigen Mittelzone
des 18. Segments erkannt zu haben. Die weiblichen Poren
liegen etwas medial von den Borsten a des 14. Segments, sehr dicht
vor der Borstenzone, fast in derselben. Zwei Paar S a m e n t a s c h e u -
poren liegen auf Intersegmentalfurche 'g und ^g in den Borsten-
linien ab.
Innere Organisation: Die Dissepimente 's bis ^^/j^
sind verdickt, die äussern nur sehr schwach, die mittlem graduell
etwas stärker, am stärksten, massig stark, die Dissepimente ^%,
und '^/j.i. Zwei grosse Muskelmagen liegen in den Segmenten
6 und 7 (?). drei Paar ungefähr gleich grosse, vollständig von ein-
ander getrennte, nierenförmige. mehrmals in der Längsrichtung ein-
gekerbte oder eingeschnittene Kalkdrüsen in den Segmenten 15,
16 und 17. Der Mitteldarm trägt eine grosse, saumförmige Typhlo-
solis.
Die Prostaten bestehen aus einem sehr langen, unregelmässig
gewundeneu, fast geknäuelteu Drüsentheil und einem viel kürzern,
aber auch noch ziemlich langen (ca. 5 mm), sehr dünnen (0.22 mm),
scharf abgesetzten, gewundenen musculösen Ausführungsgang. Der
iPenialborstenapparat hat sehr grosse Dimensionen angenommen ;
' die Penialborstensäcke sind lang bandförmig, in weiten, glatten Curven
»•ewunden ; die eines Paares trelfen oberhalb des Darmes zusammen
und verlaufen dann noch eine lange Strecke gemeinsam, um sich
schliesslich vermittels eines dicken (bei den untersuchten Exemplaren
:ontrahirten) Retractors dorsal-median in dem Segmeute ihrer Aus-
nündung an die Leibeswand anzuheften. Die Penialborsten
Fig. 2) sind ungemein lang und schlank; eine ausgewachsene Borste
vies die Länge von 11 mm auf bei einer Dicke von 48 /< am proxi-
nalen Ende, von 28 i-i in der Mitte und von 10 ^i dicht unterhalb
460 W. Michaelsen,
des distalen Endes; sie sind stark g-ebog-en, weite, gleiclimässige
Curven beschreibend, etwa wie Tlieile einer Spiralfeder (etwa V!^
Windungen umfassend), die auf verschiedene Weise aus ihrer Ebene
herausgebogen, zum Theil auch zurückgebogen sind. Die distale
Hälfte der Penialborste ist mit weit zerstreuten, eng anliegenden,
kleinen, spitzen Zähnen verziert; das äusserste distale Ende zeigt
eine auffallend uns3-mmetrische, bei allen untersuchten Borsten gleich-
artige, also wohl constante Gestaltung: Es ist kurz dreiseitig--
schaufelförmig abgeplattet, von 10 bis zu 28 //-verbreitert; die distale
Schaufelkante ist gerade abgestutzt oder seicht ausgeschnitten; die
eine Ecke der Schaufel ist abgerundet, die andere in einen schlanken,
spitzen Zahn ausgezogen, der etwas gebogen ist, und zwar lateral
convex.
Eine sehr charakteristische Gestalt zeigen auch die Samen-
t a s c h e n (Fig. 1) : ihre Ampulle ist verhältnissmässig klein, etwa 1 mm
lang, birnförmig; ihr musculöser Ausführ uugsgang ist ungemein lang
und dünn, etwa 8 — 10 mm lang bei einer Dicke von nur 0,2 mm,
zusammengeknäuelt; es ist wohl anzunehmen, dass sich das Verhältniss
zwischen Länge und Dicke des Ausführungsganges bei der Contraction
sehr stark ändert ; in das distale Ende der Ampulle mündet ein kurz
gestieltes, birnförmiges Divertikel; das Divertikel ist mehrkammerig;
€S enthält bei den untersuchten Stücken ausnahmslos vier verschieden
grosse Samenkämmerchen, die vollständig mit einander verwachsen
sind, aber äusserlich als starke Aufbeulungen hervortreten.
Fundnotiz: Wabbi-Gebiet, Berg Gara Mulata in der
Landschaft Harar, in ca. 3000—3200 m Höhe; 22./3. 00 (Coli. C. von
Erlax&er et 0. Neumakn).
Dichogaster parva (Michlsn.).
F u n d n 0 1 i z : S a g a n - G e b i et , G a n d j u 1 e - S e e, unter Steinen
am Ufer, in 1700 m Höhe; 4./L Ol (Coli. 0. Neumann).
Subfam. Ocnerodrilinae.
Gen. Pygmaeodrilus Michlsn.
Pi/f/i)iaeo(1riltfs neumaniii n. sp.
(Taf. 24, Fig. 13.) I i
Diagnose: Borstendistanz na = ca. bc, dd = ca. ^j^ u. Gürtel \
ringförmig, am 13.— '/..19. Segm. (= 6V2). S Poren an Stelle der i
Die Oligoehäteu Nordost- Afrikas. 461
fehlenden Borsten ah des 17. Segments; Sameutaschenporen auf Intseffiutf.
*/g dicht lateral an den Borstenlinien a. Prostaten lang schlauchförmig
stark gewunden, mit kürzerm, engerm, distal etwas verdicktem Ausführunfs-
gang; distale Samenleiterenden nicht verdickt. Samentaschen mit läng-
licher Ampulle und viel kürzerm, wenig engerm, schwach abijesetztem
Ausführungsgang in den 3 oder 4 sehr kleine oder winzige blasenförmige
Divertikel einmünden.
Vorliegend ziemlich viele Exemplare, von denen jedoch mir
wenige vollständig geschlechtsreif sind.
A e II s s e r 6 s : Die Thiere sind 20—25 mm lang und 1 '/^ — Vj^ mm
dick. Ihre Färbung ist im Allgemeinen gelblich-grau : verschiedene
Organe schimmern weisslich, der Darminhalt grau durch die Körper-
wand hindurch. Der Kopf ist epilobisch (ca. V.,). Die Borsten
sind zart, eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist an-
näliernd gleich der mittlem lateralen [aa = ca. Je), die dorsal-
mediane ungefähr gleich dem halben Körperumfang {dd = ca. ^i^ u).
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 6'/.,
Segmente 13 — ^'.^lO; er ist hinten ziemlich undeutlich begrenzt. Die
m ä n n 1 i c h e n Poren liegen auf winzigen, queren Papillen an Stelle
der fehlenden ventralen Borsten des 17. Segments; die Samen-
taschenporen, winzige Quersclilitze , liegen auf Intersegmental-
furche ^c, dicht lateral an den Borstenlinien «; sie erreichen mit
ihren lateralen Enden fast, aber nicht ganz, die Borstenlinien h.
Innere Organisation: Es ist keine Spur eines Muskel-
magens erkennbar; die Chj^Iustaschen im 9. Segment sind
gross, birnförmig; ihr Lumen ist durch Längswände, die central
manchmal zusammen stossen, stark verengt oder getheilt; die Chj'lus-
taschen entspringen seitlich am Oesophagus, und ihre dickern freien
Enden sind nach vorn hingebogen.
Zwei Paar grosse Hoden ragen vom ventralen Rande der Dis-
sepimente 7io und ^7ii frei in die Segmeute 10 und 11 hinein; ein
Paar Samensäcke sitzen an der Hinterseite des Dissepiments ^Vi2;
sie bestehen aus einer Anzahl kleiner, locker zusammenhängender
Theilstücke; im 9. Segment habe ich keine Samensäcke auffinden
können. Zwei Paar Samentrichter liegen frei im 10. und 11.
Segment; die distalen Enden der Samenleiter sind zart, nicht
verdickt. Die Prostaten sind lang schlauchförmig, stark gewunden,
anscheinend das Segment ihrer Ausmündung nicht (jedenfalls nicht
weit) überschreitend; der Ausführungsgang ist viel kürzer und dünner
als der Drüsentheil , aber noch beträchtlich lang , schaif abgesetzt,
distal etwas verdickt.
462 W. MiCIIAELSEN, i
1
Die grossen Ovarien im 13. Segment tragen viele verhältniss-
mässig grosse Eizellen; die Eitrichter, an der Vorderseite des '
Dissepiments '^/j^, sind gross. Die S am entaschen (Fig. 13), im ,
9. Segment gelegen, bestehen aus einer länglichen Ampulle und einem '
viel kurzem, aber nur wenig engern. schwach abgesetzten Aus-
führungsgang; in den Ausführungsgang münden 3 oder 4, etwas ver-
schieden grosse, sehr kleine oder winzige blasenförmige Divertikel \
ein; die Ampulle der Samentaschen ist von einer zart granulirten,
eiweissartigen Masse erfüllt; die aufgespeicherten Samenmassen finden ;
sich wenigstens der Hauptsache nach in dem etwas erweiterten :
Lumen des Ausführungsganges; die Divertikel enthalten anscheinend !
keine Samenmassen, jedenfalls nur einen geringen Theil derselben. I
Es ist nicht mit Sicherheit festzustellen, ob auch die unreifen |
Stücke von Schoa und dem Mole-Fluss dieser Art angehören. ^) •
Fundnotizen: Wabbi-Gebiet, Gara Mulata in der *
Landschaft Harar, in 3000—3200 m Höhe; 22.-28./7. 00 (Coli. ;
0. Neümann et C. VON Eklanger). Wabbi-Gebiet, Nordwest- \
Arussi-Galla, Hochebene Didda, in 2900 — 3100 m Höhe,
unter Steinen neben Regentümpeln; 27. — 28.7. 00 (Coli. C. von Er-
langer et 0. Neumann). ? H a u a s c h - G e b i e t , Schoa, M o t s c h o -
Fall, ca. 2500 m Höhe; 7,8. 00 (Coli. C. von Erlanger et 0. Neu-
aiANN). ? Stefanie-See-Gebiet, Adoshebai-Thal, am Mole-
Fluss, in ca. 1800 m Höhe; 17.— 18.1. Ol (Coli. 0. Neümann).
Subfam. Endrilinae.
Gen. 3Ietschaina n. '^om. ^ Porus geht
ein dicklieber breiter Vv^ulst (Penis) schräg nach vorn und rechts, bei
voller Ausbildung bis Intsegmtf. ^'^jg: vorn auf diesem Penialwulst der
Porus einer Bursa propulsoria, mit dem J Porus durch eine auf der Höhe
des Penialwulstes entlang laufenden Samenrinne verbunden. Samentaschen-
porus auf Intsegmtf. ^^i^^. Muskelmagen kräftig. Prostaten lang, schwach
glänzend, distal kaum merklich verengt, ohne deutlichen Ausführungsgang.
Penialborsten fehlen. Musculöse Bursa propidsoria in die Innenhöhlung
des Penialwulstes eingebettet; proximales Ende nach hinten nur wenig
aus dieser Höhlung hervorragend. Samentaschen-Atrium polsterförmig,
kreisrund, mit dicker, drüsig-musculöser Wandung ; Samentasche lang,
distal weit, proximal verengt, unregelmässig zusammengelegt und weit nach
hinten reichend ; schräg rechts hinter der Samentasche ein kurz und dick
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 32
468 ^^ • MlCHAELSEN,
schlauchförmiges cölomatisches Divertikel aus dem Atrialraum der Samen-
tasche entspringend ; rechtsseitiger geschlossener Eitrichter klein, einfach,
dick schlauchförmig, von einem lockern Eiersack überdeckt und durch
einen langen, engen, gewundenen A'erbindungsschlauch mit der Basis des
cölomatischen Divertikels der Samentasche in Communication gesetzt.
Eitrichter und damit zusammenhängeudo Organe der linken Körperseite
fehlend.
Diese interessante Art ist dnrch ziemlich viele, meist leider un-
reife oder halbreife Exemplare in der Coli. Neumakjs's vertreten.
Aeusseres: Die Körpergestalt ist sehr charakteristisch.
Die Thiere sind ungemein dünn und schlank. Die Dimensionen
der wenigen geschlechtsreifen Stücke sind kaum verschieden ; dieselben
sind ungefähr 90 mm lang bei der verhältnissmässig geringen Dicke
von 2 mm. Die Segmentzahl beträgt ungefähr 160. Die Thiere
scheinen pigmentlos zu sein; die Färbung der in Formol conser-
virten Stücke ist milchig grau, die der in Alkohol conservirten gelblich
grau bis graubraun. Die Haut ist dünn und durchscheinend, aber
sehr hart. Der Kopf ist epilobisch (V^)- ^^^ Borsten sind sehr
eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist gleich der
mittlem lateralen, die dorsal-mediane gleich dem halben Körper-
umfang (aa = bc, dd = ^/.j u).
Der Gürtel ist sattelförmig, durch eine schmale, ventral-mediane
gürtellose Partie, etwas schmäler als die ventral-mediane Borsten-
distanz, unterbrochen. Er erstreckt sich über die 4 Segmente 14 — 17.
Ein männlicher Porus, ein kleiner Querschlitz mit gekerbten
Rändern, liegt ventral-median auf der Intersegmentalfurche ^'/is-
Von der Region des männlichen Porus geht ein breiter Penial-
wulst schräg nach vorn und zur rechten Seite, bei voller Aus-
bildung ungefähr bis zur Intersegmentalfurche ^"'/ae; dicht hinter
dem gerundeten Vorderende dieses Penialwulstes liegt auf demselben
eine Oeffnung. durch die eine Bursa propulsoria ausmündet;
eine Samenrinne läuft auf der Höhe des Penialwulstes entlaug,
den männlichen Porus mit der Oeffnung der Bursa propulsoria ver-
bindend. Dieser Penialwulst, der fast halb so breit wie dei' Körper
des Thieres und etwas länger als breit ist, verleiht der GestaltuDg
dieser Region ein unsymmetrisches, gebuckeltes Aussehen. Bei nicht
vollständig geschlechtsreifen Thieren ist dieser Penialwulst kleiner
und weniger stark erhaben und die Entfernung zwischen dem männ-
lichen Porus und der Oeffnung der Bursa propulsoria entsprechend
geringer. Ein winziger quer ovaler Samen taschenporus mit
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 469
schmalem, weisslichem. etwas eingekerbtem Ringwall liegt ventral-
median auf der Intersegmentalfurche ^7]4-
Innere Organisation: Die Dissepimente ^1- — ^V^g sind
verdickt, die äussern derselben nur sehr schwach, die mittlem
graduell stärker, am stärksten, aber immer nur noch massig stark,
die Dissepimente % und ^/i,,; das Dissepiment ^'q ist zart. Ein
kräftiger Muskelmagen liegt im 5. Segment. Der Oesophagus
trägt weder Chylustaschen noch Kalkdrüsen.
2 Paar Hoden ragen vom ventralen Eande der Dissepimente
7io und ^7ii fr^i ^^ *^i^ Segmente 10 und 11 hinein. Ihnen gegen-
über, vor der ventralen Partie der Dissepimente ^^^ und ^^^gj finden
sich 2 Paar ebenfalls freie Samentrichter. 2 Paar einfache
Samensäcke ragen von Dissepiment ^%j und ^Vj., in die Segmente
11 und 12 hinein. Die Prostaten sind lang schlauchförmig, schwach
glänzend; sie ragen in geringen, unregelmässigen "Windungen durch
mehrere Segmente nach hinten; ihre distalen Enden sind kaum
merklich verengt und quer gegen die Mediane umgebogen, um durch
den gemeinsamen ventral-medianen männlichen Porus auszumünden;
eigentliche Ausführungsgänge fehlen den Prostaten. Penialborsten
sowie Copulatioustaschen und andere sonst vielfach mit dem
distalen Prostatenende verbundene Organe sind nicht vorhanden,
wohl aber eine gesondert von den Prostaten durch den Porus am
Vorderraude des Penialwulstes ausmündende Bursa propulsoria;
dieselbe ist sackförmig und schmiegt sich eng in die Innenseite der
Höhlung des Penialwulstes ein. ist also wie jener unsymmetrisch ge-
lagert; ihr etwas spitziges proximales Ende ragt ungefähr bis an
die distalen Enden der Prostaten nach hinten. Die Wandung der
Bursa propulsoria ist stark musculös, glänzend, durch Fasern an die
Leibeswand angeheftet.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 12) ist in noch
weit höherem Grade unsj^mmetrisch als der männliche, bei dem sich
die Asymmetrie auf den Penialwulst und die Lage der damit zu-
sammenhängenden Bursa propulsoria beschränkt. Beim weiblichen
Geschlechtsapparat wird die Asymmetrie durch einseitigen Ausfall
wesentlicher Organe hervorgerufen. Durch den Samentaschenporus
gelangt man in ein Samen taschenatrium (Fig. 12 at) mit stark
drüsiger Wandung, das, nach der Eröffnung des Thieres betrachtet
wie ein kreisrundes, ziemlich flaches Polster aussieht. Aus diesem
Atrium entspringen unsymmetrisch sclu'äg hinter einander 2 Säcke.
Der vordere, eine unpaarige (cölomatische ?) Samentasche (Fig. 12 5^),
32*
470 W. MlCHAELSEN,
entspringt im Centrum des atrialen Polsters. Diese »Samentasclie ist
gross, lang sackförmig, imregelmässig zusammengelegt, in der distalen
Hälfte etwas erweitert, in der proximalen Hälfte allmählich verengt;
sie ragt, nachdem sie von ihrem Ursprung aus dem atrialen Polster
zunächst etwas nach vorn geht, mit ihrem proximalen Ende bis über
die Ausmündungszone der Prostaten nach hinten. Schräg rechts
hinter der Samentasche entspringt der zweite, viel kürzere, dick
schlauchförmige, etwas geknickte, glatte Sack (Fig. 12 dv), der als
cölomatisches Divertikel bezeichnet werden mag, aus dem
atrialen Raum der Samentasche. Ein langer, enger Verbindungs-
schlauch (Fig. 12^5) entspringt aus der Basis des cölomatischen
Divertikels und führt in unregelmässigen Windungen zu einem rechts-
seitigen „geschlossenen Eitrichter" ^) (Fig. 12 et) hin. Der
letztere ist nur klein, durch eine geringe Verdickung und schleifen-
artige Zusammenfaltung des proximalen Eileiterendes gebildet, fast
ganz überdeckt durch einen grossen, lockeren, fast traubigen E i e r -
sack (Fig. 12 es); er mündet durch einen ziemlich kurzen und dicken,
gerade gestreckten Eileiter (Fig. 12 eJ) an der rechten Körper-
seite aus. Eileiter, Eitrichter, Eiersack, Verbindungsschlauch
und cölomatisches Divertikel der linken Körperseite fehlen. Die
Ovarien sind nicht erkannt worden; vielleicht sind sie mit der
vordem Partie des Samentaschenatriums, das nicht ganz das Aussehen
einer einfachen Tasche hat, verwachsen (Fig. 12 ov?).
Fundnotizen: Omo- Gebiet, Süd-Kaffa, Buka und
Wori, ca. 2800 m hoch; 4. und 5./3. Ol (Coli. 0. Neumann).
1) Als „geschlossenen Eitrichter" bezeichne ich jetzt eine
für die meisten Eudrilinen charakteristische Bildung, die ich früher unter
der Bezeichnung „Eitrichterblase" mit andern Bildungen zusammen gefasst
habe. Nur bei wenigen Eudrilinen-Gattungen , so bei Eudriloides, Platy-
drilus, Metschaina, eröffnen sich die Eitrichter in die allgemeine Leibes-
höhle des 13. Segments. Bei den meisten Gattungen dieser Unterfamilie
kleiden die Eitrichter zum Theil das Lumen der Eiersäcke aus, während
sie sich im TJebrigen zu einem kleinen von der allgemeinen Leibeshöhle
abgesonderten Raum zusammen schliessen. Diese proximal sich au die
meist schon vorher etwas verdickten Eileiter anschliessenden , die Eier-
säcke tragenden Ei trichterräume bezeichne ich als „geschlossene Eitrichter".
Dieselben können direct oder durch Dazwischenlagerung von Schläuchen
mit andern Räumen des weiblichen Geschlechtsapparates, mit den Samen-
taschen, cölomatischen Divertikeln. Ovarialblasen, in Communication gesetzt
oder, manchmal anscheinend ohne Bildung einer Communication, von diesen
Räumen umschlossen sein.
i
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 471
Gen. Jlalodrilus n. von vorn nach hinten durchsetzend, in die
Samensäcke des 11. bezw. 12. Segments hinein. Die distalen Enden
der Samenleiter münden in das äusserste proximale Ende von einem
Paar Prostaten ein. Die Prostaten (Fig. 14pr) sind dick schlauch-
förmig, zu einem engen Kreise zusammengebogen, und zwar so, dass sie
ganz vor der Zone der männlichen Poren, ihre beiden Enden un-
gefähr über den männlichen Poren zu liegen kommen; das Lumen
der Prostaten ist einfach, ziemlich eng, abgeplattet ; es ist von einem
sehr zarten Cjiinderepithel ausgekleidet; auf diese Epithelschicht
folgt eine dichte Drüsenschicht und diese ist wieder von einer starken
Muskelschicht umkleidet; die Muskelschicht besteht hauptsächlich
aus Ringmuskeln ; es sind nur spärliche Längsmuskeln in die Schicht
eingewebt. Distal verengen sich die Prostaten zu einem dünnen,
ziemlich kurzen Ausführungsgang, der in das proximale Ende je
einer grossen, dick schlauchförmigen Penistasche (Fig. 14 j^^)
übei'geht. Die Penistasche ist zu einem Kreis zusammengebogen, der
mit dem Kreis der betreffenden Prostata zusammen eine „8" be-
schreibt; ihre Wandung ist stark musculös, aber nur massig dick;
das weite Lumen wird ganz von einem langen, schlauchförmigen
Penis erfüllt, der in ihr zu einigen engen Schlängelungen zusammen-
gedrängt und an ihrem innersten (eingezogen pi'oximalen, ausgestülpt
distalen) Ende befestigt ist; der Penis wird in ganzer Länge von
einem feinen Canal, der Fortsetzung des Prostatencanals, durchzogen.
Der ganze Prostaten-Penis- Apparat ist durch zahlreiche Bindegewebs-
stränge und Muskeln zusammen- und an die Leibeswand angeheftet.
Zweifellos ist der Penis in ganzer Länge ausstreckbar; ich glaube
annehmen zu dürfen, dass auch die Penistasche noch mit ausgestülpt
474 W. Michaelsen,
und im ausgestülpten Zustande durcli die Prostata, die gerade in
dieselbe hineinpassen würde, ausgefüllt wird. Die ganze Anlage
scheint darauf hinzudeuten. Eine Zerrung der am proximalen Ende
des Penis in denselben einmündenden Samenleiter würde jedenfalls
nicht dabei eintreten, da das proximale Ende der Prostata schon in
der Ruhelage dicht über dem männlichen Porus liegt und seine
Lage kaum geändert würde, wenn die Prostata durch Drehung um
das Centrum des von ihr beschriebenen Kreises in die sich aus-
stülpende Penistasche hineingezogen würde. Penialborsten fehlen.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 15, 16) zeigt fol-
gende eigenthümliche Gestaltung: er ist^ wie auch der männliche
Apparat, vollständig getrennt paarig. Jeder weibliche Porus (ver-
schmolzener Eileiter-Samentaschenporus ?) führt in einen dick schlauch-
förmigen, musculösen S a m e n t a s c h e n - A t r i a 1 r a u m (Fig. 15, 16asf),
der ziemlich stark und nicht ganz einfach gebogen ist ; proximal ver-
einigt sich derselbe spitzwinklig convergent mit dem dickern Ende
eines kürzern. conischen, ebenfalls musculösen Ganges, dessen dünneres,
freies Ende einen grossen, fast kugligeu Ei er sack (Fig. 15, 16 es)
trägt, und der demnach als Eiersack träger (Fig. 15, IQ est) be-
zeichnet werden kann; wahrscheinlich ist dieser Eiersackträger dem
Eileiter anderer Endrilinen homolog. Samentaschen-Ausführungsgang
und Eiersackträger münden gemeinsam in das distale Ende einer
lang und dick schlauchförmigen, dünnwandigen S am entasche
(Fig. 15, 16 5^) ein, die sich zurück biegt und sich über das distale
Ende des Samentaschen-Atrialraumes hinüberlegt. An der Hinter-
seite des Dissepiments ^-/is dicht über dessen ventralem Rande sitzt
jederseits eine massig grosse Ov arialblase (Fig. 15, 16 oh), in
deren basalen Winkelraum sich ein kleines 0 varium einschmiegt; der
übrige, grössere Raum der Ovarialblase wird von Theilen des Ne-
phridiums des 13. Segments ausgefüllt. Nach hinten zieht sich die
Ovarialblase zu einem etwas engeren, sehr kurzen Ovarialschlauch
(Fig. 15, 16 os) aus, der, nach hinten und medial verlaufend, in das
dickere Ende des Eiersackträgers (Eileiters?) einmündet; innerhalb
des Eiersackträgers verläuft dann die Fortsetzung des Ovarial-
schlauches als massig breiter, scharf begrenzter (von einer zarten
Haut ausgekleideter ?) Spaltcanal gegen das freie, dünnere Ende des
Eiersackträgers hin, mündet aber, bevor er den Eiersack erreicht,
in das centrale Lumen des Eiersackträgers ein ; im Querschnitt durch
die dickere Hälfte des Eiersackträgers zeigt dieser Spaltcanal einen
viertelmondförmigen Umriss ; die concave Seite des Umrisses ist dem
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 475
centralen Lumen zugewendet; dieses centrale Lumen des Eiersack-
trägers ist durch Falten eingeengt und mit einem regelmässigen,
dichten Spermatozoenbesatz ausgekleidet; die in Pikrokarmin sich
intensiv färbenden Spermatozoenköpfe sind der Wandung des Lumens
zugewendet, während die Schwänzchen in das Lumen hineinragen.
Dieser Theil des weiblichen Geschlechtsapparates erinnert hierdurch
an die proximalen Enden der Eileiter gewisser Polijforeufus-Avten,
die in allerdings gesonderten Kämmerchen ebenfalls einen derartigen
Spermatozoenvorrath enthalten ; wahrscheinlich ist also das proximale
Ende des Eiersackträgers ein stark umgewandelter Eileiter.
Fundnotizen: Omo- Gebiet, Süd-Ivaffa, Wori, ca.
2000m hoch; 5,3. Ol (Coli. 0. Neumann). Omo-Gebiet, Kaffa,
Anderatscha, ca. 2600 ra hoch; März Ol (Coli. 0. Xeumann).
Omo-Gebiet, Landschaft Doko oder Malo, ca. 2500 m hoch;
Febr. Ol (Coli. 0. Neumann).
Malodrilus f/ardullaensis n. sp,
(Taf. 24, Fig. 18-20.)
Diagnose: Borsten gleichmässig zart; Borstendistanz aa =^ be, ab
= -/g aa, cd = % ab, dd ( ^j^ ii. Gürtel ringförmig, vom 14. — 17.
Segm. (= 4). (J Boren vor den ventralen Borstenpaaren; Samentaschen-
(Eileiter-)Boren am 14. Segm. zwischen den Borstenlinien a und b. Samen-
magazine hirsekornförmige Knäule der nur schwach erweiterten Samenleiter.
Prostaten lang und dick schlauchförmig, eng Uförmig zusammengelegt,
durch eine grosse , rundlich polsterförmige Copulationstasche ausmündend.
Samentaschen- Atrialraum aufgeblasen. Eiersackträger (Eileiter?) distal sehr
eng schlauchförmig, proximal musculös verdickt, einen anfangs mnsculösen,
später dünnwandigen und erweiterten Ovarialschlauch zur Ovarialblase ent-
sendend. Eiersack sammt dem proximalen Ende des Eiersackträgers in
den Atrialraum der Samentasche eingesenkt, umhüllt von Drüsenschläucheu,
die sich vom Eiersackträger abzweigen und in das Lumen des Samentaschen-
Atrialraumes einmünden.
Vorliegend ein einziges geschlechtsreifes Exemplar.
Aeusseres: Das Thier ist 82 mm lang, 5 mm dick und
seine Segment zahl beträgt 127. Es ist dorsal dunkel violett-grau
pigmentirt; am Vorderkörper umfasst diese Pigmentirung, ventral
etwas schwächer ausgeprägt, den ganzen Körperumfang; am Mittel-
und Hinterkörper geht sie, seitlich sanft abgetönt, bis zu den Borsten-
linien h. Der Kopf ist epi-(tany-)lobisch, bei dem vorliegenden
Stück unsymmetrisch, in so fern sich die linke Grenzlinie des dorsalen
Kopflappenfortsatzes bis zur Intersegmentalfurche V^ erstreckt, wäh-
rend die rechte in der Mitte des ersten Segments endet; eine Quer-
476 W. Michaelsen, .
fiirclie in der Mitte des ersten Segments begrenzt (bezw. theilt) den i
dorsalen Kopflappenfortsatz. Die Borsten sind gleiclimässig stark,
ventral sehr weit, lateral massig eng gepaart. Im Allgemeinen ist j
die mittlere laterale Borstendistanz gleich der ventral-medianen .
(aa = hc\ die Weite der ventralen Paare um ^3 geringer [ah = j
-/g ««), die Weite der lateralen Paare % so gross wie die der ven- ;
tralen {cd = % ab) und die dorsal-mediane Borstendistanz etwas
geringer als der halbe Ivörperumfang {cid ■' ^/^ m). Gegen die mann- 1
liehen Poren, und zwar ein Paar Segmente vor und hinter denselben i
beginnend, verringert sich die Weite der ventralen Paare beträchtlich. :
Ein ringförmiger Gürtel erstreckt sich über die 4 Segmente ;
14 — 17. Ein Paar männliche Poren, feine Querschlitze auf !
kleinen augenförmigen Höfen, liegen auf Intersegmentalfurche ^'/jg |
vor den ventralen Borstenpaaren; die Enden der Querschlitze liegen \
fast genau in den Borstenlinien a und h. Ein Paar weibliche ;
Poren (verschmolzene Samentaschen- und Eileiterporen) ''
finden sich am 14. Segment ebenfalls in den Linien der ventralen !
Borstenpaare; sie haben ungefähr das gleiche Aussehen wie die :
männlichen Poren. i
Innere Organisation: Die Dissepimente %—'''^\r?, sind j
sehr schwach verdickt. Ein massig kräftiger, cylindrischer Muskel- ]
magen liegt im 6. (5.?) Segment. In den Segmenten 9, 10 und 11 \
trägt der Oesophagus je eine unpaarige, ovale, ventrale Chylustasche i
und im 13. Segment lateral ein Paar längliche Ivalkdrüsen.
Im 10. und 11. Segment verdicken sich die Samenleiter zu j
Same n m a g a z i n e n ; dieselben sind, ausgestreckt, lang spindel- :
förmig, unregelmässig zusammengelegt zu einer hirsekornförmigen i
Masse; sie gehen nicht direct in die Samentrichter über, sondern \
durch Vermittlung eines langhalsförmigen Stückes, das das Aussehen »j
der Samenleiter unverändert behalten hat. Testikelblasen sind !
nicht vorhanden. Die Samen tri cht er münden, nachdem das hals- i
förmige Zwischenstück das Dissepiment ^7ii bezw. ^Vi2 von vom ;
nach hinten durchbohrt hat, in die lang sackförmigen, etwas ge- ;
knickten Samen sacke des 11. und 12. Segments ein. Die Samen- <
leiter einer Seite verlaufen in ganzer Länge gesondert von ein- i
ander; der eine mündet in das proximale Ende, der andere eine \
kurze Strecke weiter distal in die Prostata der betreffenden Seite .;
ein. Die Prostaten (Fig. 18pr) sind lang und dick schlauch- i
förmig, zu einer langen, ^w^ U förmigen Schleife zusammengelegt, und
zwar so, dass das proximale Ende gerade über dem distalen Ende liegt,
■!
Die Oligochäteu Nordost-Afrikas. 477
während die Schleife weit über den Ort der Ansmündnng- liinaus
gerade nach hinten ragt. Das Lumen der Prostaten ist einfach, im
Querschnitt eng' spaltförmig oder dreispitzig sternförmig, von einer
zarten Cylinderepithelschicht ausgekleidet. Auf diese innerste Schicht
folgt eine dicke Drüsenschicht und zu äusserst eine dünne Lage von
Ringmuskeln. Distal verengen sich die Prostaten plötzlich zu einem
dünnen, kurzen Ausführungsgang (Fig. 18«^), der durch eine grosse,
rundlich-polsterförmige Copulationstasche ausmündet. Das Lumen der
Copulationstasche (Fig. 18 A-^) ist fast ganz von einem läng-
lichen, zapfenförmigen, undurchbohrten Penis erfüllt. Penial-
borsten fehlen.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 19, 20) zeigt
eine der absonderlichsten Complicationen , die ich bei Eudrilinen
kennen gelernt habe, und stellt zugleich eine der schwierigsten
illustrativen Aufgaben dar. Es sind nämlich gewisse bei andern
Formen frei in die Leibeshöhle hinein ragende Organe in das Innere
der Samentasche eingesenkt, erst an Schnittserien feststellbar. In
Fig. 18 stellte ich den weiblichen Geschlechtsapparat einer Seite —
diese Organe sind vollständig getrennt paarig — in situ dar. An
dieser Figur ist aber wenig zu erkennen, ich versuchte deshalb in
der stark schematisirten Fig. 19 durch Zerrung der Theile und theil-
weise Einzeichnung des optischen Längsschnittes den Verlauf und
die Lage der verschiedenen Theile dieses Apparats etwas deutlicher
zur Anschauung zu bringen. Durch den Samentaschenporus (^ P.)
gelangt man direct in den Atrialrauni einer grossen Samen-
tasche (asf). Die Wandung des Atrialraums ist dick, drüsig, in
zahlreiche, unregelmässig verlaufende, enge Falten gelegt, die sich
zum Theil zu kurzen, cylindrischen Röhren oder Blindsäckchen zu-
sammenschliessen. Nach hinten geht der Atrialrauni unter schwacher
Verengung in die dünnwandige, zusammengeknickte Samentasche (st)
über. An der Grenze von Atrialraum und Samentasche ['? ^)] ent-
1) Es ist mir leider nicht gelungen, die Einmündung dieses Schlauches
in die Samentasche mit voller Sicherheit festzustellen. Bei der Heraus-
nahme des ganzen weiblichen Apparates löste sich das distale Ende des
Schlauches durch einen gewaltsamen Missgriff von der Sameutasche , an
der es angeheftet war oder in die es einmündete, los. Da dieses distale
Ende in situ zwischen der Samentasche und der Leibeswand des 14. Seg-
ments, an die sich die Samentasche anschmiegte, lag, so ist es nicht ganz
ausgeschlossen, dass es an jener Stelle durch die Leibeswand nach aussen
— nicht durch die Wand der Samentasche in diese hinein — mündete.
Ein Porus war jeden Falls an dieser Stelle der Leibeswand nicht zu er-
478 ^^^- Michaelsen, ■;
spring-t ein Anfangs feiner, allmälilicli sich erweiternder und scliliess- ,
lieh dick musculös werdender Schlauch (est), dessen Wandung- im j
proximalen, dickern Tlieil mit Spermatozoen besetzt ist; dieser !
schlauch ist wohl dem von vorn herein dick musculösen Eiersackträger .
— Fig. 15, IQ est — des M. neumanni und den Eileitern anderer :
Eudrilinen homolog zu erachten; ich bezeichne ihn deshalb ebenfalls als 1
Eier sack trag er. Der Eiersackträger geht eng an den Atrial-
raum der Samentasche angeschmiegt, nach vorn, biegt hier (in der ;
Nähe der Ovarialblase) , wo er seine grösste Dicke erlaugt hat, in '
Uförmiger Krümmung nach hinten zurück und theilt sich bald darauf
in zwei Aeste. Der eine Ast, der als das proximale Ende des ;
Eiersackträgers anzusehen ist, dringt bald in die Wandung des Sam en-
taschen-Atrialraumes ein und wächst an der Innenseite derselben,
das Lumen des Atrialraumes zum grossen Theil füllend, zu einem ]
dicken Körper aus, und zwar in folgender Art : Der ausserhalb der j
Samentasche noch musculöse Eiersackträger theilt sich mehrfach und j
geht in ein Labyrinth Anfangs enger Schläuche mit drüsiger Wandung j
über. Diese D r ü s e n s c h 1 ä u c h e sind eng und kurz geschlängelt ]
und anscheinend verschlungen (?); die mittlem derselben bleiben eng, j
theilen sich weiter und gehen dann bald in einen E i e r s a c k (es) j
von normaler Structur über; die äussern Drüsenschläuche umhüllen]
eng diese Innern sammt dem Eiersack ; sie erweitern sich dabei stark 1
{dr) und münden durch massig grosse Oeffnungen schliesslich — dieser
ganze Eiersackkörper liegt ja innei'halb des Samentaschen-Atrial- I
raums — in das Lumen des Samentaschen- Atrialraums ein. Das
sich in Pikrokarmin stark färbende Secret dieser Drüsenschläuche '
füllt die dicken Enden derselben aus und findet sich auch in dem
Lumen des Samentaschen-Atrialraums. In Schnittserien kann man
das fixirte Einfliessen des Secrets aus den Drüsenschläuchen in den I
Samentaschen-Atrialraum deutlich erkennen. Der zweite Ast des Eier- i
sackträgers, dem 0 v a r i a 1 s c h 1 a u c h des M. neumanni (Fig. 15, 16 os)
homolog zu erachten, erweitert sich nach seiner Abspaltung von dem j
Eiersackträger bald zu einem dünnwandigen Schlauche {os) und scliliess- ;
lieh zu einer grossen, dünnwandigen Ovarialblase. Diese Ovarial- j
blase (Fig. 19, 20 o&) legt sich an die Oberseite der vordem Partie |
des Samentaschen-Atrialraums an ; sie ist nach vorn in einen engern, \
kurzen schlauchförmigen Theil ausgezogen, der sich schliesslich an
kennen ; doch ist auch bei manchen andern Eudrilinen der weibliche Porus
schwer nachweisbar.
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 479
die ventrale Partie des Dissepiments '-/,.;, den ursprünglichen Ort
des Ovars, ansetzt. Die Eigenthümlichkeit dieses weiblichen Ge-
schlechtsapparats liegt hauptsächlich darin, dass der Eiersack nicht
frei ist, wie noch bei M. neiinumni, sondern in den Atriairaura der
Samentasche hineinragt. Eine ähnliche Verwachsung zwischen
Samentasche und Eiersack kommt meines Wissens nur bei Nemerto-
ärilus grisens Michlsx. und bei Libijodrilus violaceus Bedd. vor. Bei
Betrachtung des ganzen Apparats in situ scheint er mit dem des
3Ialodrilus ncumanni nichts gemein zu haben, schon deshalb nicht,
weil man nichts von dem Eiersack sieht; und doch sind diese Organe
bei den beiden Arten dieser Gattung im Princip nicht so sehr ver-
schieden. Man könnte sich den weiblichen Geschlechtsapparat des
M. gardiülaensis aus dem des M. neumanni durch Zerrung der ver-
schiedenen Theile und durch Ineinanderwachsung entstanden denken.
Man denke sich bei M. neumanni den Atrialraum der Samentasche
aufgebläht, den Eiersackträger distal stark verengt und verlängert
und dann den Eiersack sammt dem proximalen Theil seines Trägers
in den Atrialraum der Samentasche eingesenkt, so würde man eine
Bildung erhalten, die der von M. gardunaensis ähnlich ist.
Fundnotiz: Sagan-Gebiet, Landschaft Gardulla; ca.
2800—3000 m Höhe; 13.— 16./1. Ol (Coli. 0. Neümann).
Gen. Kfiffania n» ff.
Diagnose: Borsten ventral weit, lateral eng gepaart, (J Porus und
Samentaschenporus uniDaarig, ventral-median , ersterer auf oder in der
Nähe der Intsegmtf. ^ '/is , letzterer auf Intsegmtf. ^'*/j5 ; $ Poren fehlen
oder mit den Samentasclienporen verschmolzen (?). Muskelmagen im 5.,
3 Paar unpaarige ventrale Chylustaschen im 9. — 11., 1 Paar Kalkdrüsen
im 13. Segm., 2 Paar Hoden, in Testikelblasen eingeschlossen; proximale
Enden der Samenleiter zu Samenmagazinen erweitert. Penialborsten fehlen.
Eileiter anscheinend abortirt; Samentaschenporus in zwei äusserlich glatte
Säcke (Samentaschen, verwachsen mit Eitrichterblasen ?) mit complicirtera,
durch Faltenbildung eingeengtem und getheilten Lumen einführend; diese
Säcke tragen je einen Eiersack und commuuiciren einerseits mit einem
Paar Ovarialblasen, andrerseits mit einem Paar cölomatischer Divertikel,
die auch unter einander in directer Communication stehen.
Die neue Gattung Kaffania gehört zu der Section der Eudri-
lacea. Da nur ein einziges, schlecht erhaltenes Exemplar der typi-
schen Art untersucht werden konnte, so konnte die Diagnose der
Gattung leider nicht vollkommen klar dargestellt werden. Das
Fehlen von eigentlichen Eileitern erinnert an die G&ttüTig Eudrüus;
480 W. Michaelsen,
doch unterscheidet sich Kaffania von dieser letztern Gattung scharf
durch die Unpaarigkeit des einzigen in den weiblichen Geschlechts-
apparat einführenden Porus.
Kaffcniia netimanni n. sj),
(Taf. 24, Fig-. 17.)
Diagnose: Borsten gleichmässig gross; Borstendistanz aa = 2 ab
= ^/g hc = 5 cd, dd = ca. ^U fi- S Porus ungefähr auf der Zone der
Intsegmtf. -^''^g, auf einem ovalen ^ Geschlechtsfeld, das etwas länger als
breit ist und die ganze Länge der Segm. 17 und 18 einnimmt. Samen-
taschenporen klein, auf Intsegmtf. ^^/jr,. Samensäcke des 12. Segm. sehr
gross, viel grösser als die des 11. Segm. Prostaten lang und schlank
birnförmig, distal verengt, ohne abgesetzten Ausführungsgang, gemeinsam
mit einer vor ihrem distalen Ende liegenden eiförmigen Bursa propulsoria
ausmündend. Distales Samentaschen-Ende , sich sofort gabelnd, in die
hintere Partie (Samentasche) von zwei länglichen, in der Mitte verengten
Blasen einführend ; in die mittlere, verengte Partie dieser Blasen mündet
je ein eiförmiger Eiersack ein ; die angeschwollene vordere Partie der Säcke
(Eitrichterblase) mündet in das vordere , quere Verbindungsstück von
einem Paar schlanker, hinten angeschwollener cölomatischer Divertikel.
Ovarien am Dissep. ^-/jg , eng umhüllt von Ovarialblasen, die, sich etwas
verengend, nach hinten führen und hier mit der vordem Partie (Eitrichter-
blasen?) der Samentaschen-Eitrichterblasen in Verbindung treten.
Da nur ein einziges nicht gut conservirtes Exemplar dieser Art
vorliegt, so müssen leider manche Punkte der Organisation unauf-
geklärt bleiben.
Aeusseres: Das Originalstück zeigt folgende Dimensionen:
Länge 65 mm, Dicke 2 — 2^/« mm. Die Segmentzahl beträgt ca. 180.
Die Färbung ist rein weiss; jegliches Hautpigment scheint zu
fehlen. Der Kopf ist epilobisch (%). Die Borsten sind in ganzer
Körperlänge annähernd gleichartig, massig gross ; die ventralen Paare
sind halb so weit, die lateralen Paare nur V5 so weit wie die ventral-
mediane Borstendistanz {aa = 2 a& = 5 cd); die mittlere laterale
Borstendistanz ist etwas kleiner als die ventral-mediane (aa = •^/g hc);
die dorsal- mediane ist ungefähr gleich dem halben Körperumfaug
(dd = ca. 1/2 u).
Der Gürtel ist noch nicht ausgebildet. Ein ovales, erhabenes
männliches Geschlechtsfeld, dessen längerer Durchmesser in
der Längsrichtung des Körpers liegt, nimmt die ganze Länge der
beiden Segmente 17 und 18 ein; der Rand dieses Geschlechtsfeldes
ist weisslich, wallartig; der Innenraum erscheint drüsig, grau und
trägt ventral-median etwa in der Zone der Intersegmentalfurche ^'/as
Die Oligocliäteu Nordost-Afrikas. 48J^
den mäiinliclien Porus. Der männliclie Porus liegt im Schnitt-
punkt zweier kleiner Spalten, einer queren und einer medianen, die
zusammen ein Kreuz mit verlängertem vordem Balken darstellen.
Ein kleiner, ziemlich unscheinbarer Samentaschen porus liegt
ventral-median auf Intersegmentalfurche ^^/j^. Aeussere Puber-
tätsorgane sind nicht ausgebildet.
Innere Organisation: Die Disse])imente 7-— 'V12 sind
verdickt, die äussern derselben nur sehr schwach, die mittlem gra-
duell etwas stärker. Ein kräftiger Muskelmagen liegt im
5. Segment. Im 9., 10. und 11. Segment trägt der Oesophagus je
eine kleine, ovale, unpaarige ventrale Chj^lustasche uud im
13. Segment ein Paar grosse, einige Male eingeschnittene Kalk-
d r ü s e n.
Zwei Paar Hoden im 10. und 11. Segment sind von 2 Paar
grossen Testikelblasen eingeschlossen, die durch die Dis-
sepimente ^"/u und ^7i2 hindurch mit 2 Paar Samentaschen im
11. und 12. Segment in Communication gesetzt sind. Die proximalen
Enden der Samenleiter sind im 10. und 11. Segment zu grossen,
eiförmigen Samenmagazinen angeschwollen; die aus diesen
Samenmagazinen entspringenden Samen triebt er münden in die
Testikelblasen ein. Die Prostaten sind lang und schlank birn-
förmig, distal verengt, aber ohne scharf abgesetzten Ausführungs-
gang; sie sind äusserlich glatt, nicht glänzend, sondern drüsig-matt;
ihre drüsige Wandung treibt zahlreiche dicke, kurze Zotten in das
Lumen hinein. Mit den beiden Prostaten mündet gemeinsam eine
eiförmige Bursa p r 0 p u 1 s 0 r i a aus ; dieselbe ragt von dem Punkte
der Ausmündung nach vorn und ist fest an die Leibes wand ange-
legt, sich einschmiegend in die schwache Ausbeulung, die dem vordem
Theil des äussern, erhabenenen männlichen Geschlechtsfeldes ent-
spricht. Penialborsten fehlen.
Die Bedeutung der verschiedenen Abtheilungen des weib-
lichen Geschlechtsapparats (Fig. 17) ist mJr nicht voll-
ständig klar geworden. Ein sehr kurzer, durch den Samentaschen-
porus ausmündender Schlauch (Fig. 17 «0 (Atrial räum der
Samentaschen?) führt, sich sofort gabelnd, in den hintern Theil
von 2 länglichen, in der Mitte etwas verengten Blasen (S am en-
taschen, verwachsen mit den Eitrichterblasen?) ein.
Der hintere, angeschwollene Theil dieser Blasen (Fig. 17^0 ist wohl
als Samentasche zu bezeichnen. In das durch Falten (Ei-
trichter?) unvollkommen von der hintern und vordem Partie ab-
482 ^ ■ Michaelsen,
gesonderte verengte Mittelstück dieser Blasen mündet je ein dem
hintern Tlieil frei aufgelagerter eiförmiger Eier sack (Fig. 17 es)
ein. Lateral von diesen Blasen liegen zwei schlanke cölomatische j
Divertikel (Fig. 11 dv), deren hintere Theile angeschwollen sind i
und, jene Samentaschen-Eitrichterblasen weit überragend, hinten '
blind enden, während ihre vordem Theile, sich etwas verengend, :
sich gegen einander und gegen die ]\rediane hin biegen und, dicht vor !
dem vordem Ende jener Samentaschen-Eitrichterblasen, in einander i
übergehen. Das vordere Ende der Samentaschen-Eitrichterblasen
mündet in jene cölomatischen Divertikel ein. Vor dem vordem Ver- ;
bindungsstück der cölomatischen Divertikel liegen ein Paar grosse i
lamellöse Ovarien am Dissepiment ^'^is ^^^^^ ^^S nnihüllt von I
Ov arialblasen. Diese Ovarialblasen treten nach hinten, sich :
schwach verengend, an die vordere Partie der Samentaschen-Eitrichter- |
blasen heran und verwachsen hier mit denselben; ob dabei eine l
Communication gebildet wird, Hess sich nicht nachweisen. Von Ei- \
leitern war keine Spur zu erkennen. '•
Fundnotiz: Omo-Gebiet, Süd-Kaffa, Dereta-Berge, \
in ca. 2900 m Höhe; 3./3. Ol (Coli. 0. Neumann). d
Gen. Uininoscolex Michlsn. |
Die Diagnose der Gattung Eminoscolex, wie- ich sie im „Thier- j
reich. Lief. 10, Oligochaeta p. 406" formulirt habe, bedarf in Folge j
der Aufnahme mehrerer neuer Arten einer gründlichen Umformung, j
Sie mag wie folgt gefasst werden: \
I
Diagnose: Borsten ventral sehr weit, lateral enger gepaart. Gürtel
(auch bei E, ioreutiis Michlsn,?) riogförmig. S Poren paarig, meist auf
Intsegmtf. -"^'/j^y, selten (individuell) ^^it* Samentaschenporen, wenn vor-
handen, paarig, auf Intsegmtf. ^-/^^ (auch bei E. riridcsfeyhs MiCHLSN.?).
Muskelmagen im 5. (stets?), unpaarige, ventrale Chylustaschen im 9. — 11.
und ein Paar Kalkdrüsen im 13. Segm. Holoandrisch ; Samenmagazine
vorhanden. Prostaten durch eine Copulationstasche ausmündend ; Penial-
borsten fehlen. Ovarien von Ovarialblasen umschlossen , die nach hinten
in Eitrichterblasen übergehen und direct oder durch Verbindungsschläuche
mit den Samentaschen in Communication treten oder dieselben umhüllen.
Samentaschen ganz paarig oder, den Darm ringförmig umfassend, proximal
verschmolzen.
JEminoscolex li^ajfaensis n, sj),
(Taf. 25, Fig. 32, 33.)
Diagnose: Borstendistanz aa ^ bc = % ab = ^^s "'') dd ( '^j^u. )
Gürtel am 14. — 17. Segm. (= 4). S Poren auf Intsegmtf. ^'/is zwischen
Die Olig-ochiiten Nordost-Afrikas.
483
Borstenlinie a und ^; Samentaschenporen auf Intsegmtf. ^~ .. dicht medial
an Borstenlinie h. Samenmagazine linsenförmige Knäule der schwach er-
weiterten Samenleiter. Prostaten mit lang cylindrischem, Uförraiff ge-
bogenem Drüsentheil und kurzem, sehr engem, scharf abgesetzten Aus-
führungsgang, der neben einer schlauchförmigen Bursa propulsoria in eine
grosse birnförmige Copulationstasche einmündet. Samentaschen lang und
dick schlauchförmig, mit kurzem, engem musculösen Ausführungsgan«-.
Geschlossener Eitrichter mit ovalem Eiersack einerseits durch einen langen
geraden Eileiter ausmündend, andrerseits durch einen kurzen, breiten Ver-
binduugsschlauch mit dem distalen Ende der Samentaschen-Ampulle in
Verbindung gesetzt; Ovarialblase durch einen sehr km-zen, engen Stiel
ebenfalls in das distale Ende der Samentaschen-Ampulle einmündend.
Vorliegend 2 Stücke, ein halb reifes, ohne Gürtel, und ein voll-
ständig- geschlechtsreifes.
Aeusseres: Das letztere Stück zeigt folgende Dimensionen:
Länge 90 mm, maximale Dicke, neben dem Gürtel, 6 mm, Segment-
zahl 118. Da sein Hinterende regenerirt ist, so darf wohl an-
genommen werden, dass seine ursprüngliche Länge etwas grösser
war. Das etwas kleinere halb reife Stück -besteht aus ca. 140 Seg-
meuten. Die Färbung beruht auf einer violett bis bläulich-grauen
Pigmentirung, die am Vorderkörper den ganzen Körperumfang, im
Uebrigen aber nur die Eückenseite bis etwa zu den Borstenlinien c
einnimmt; ein deutlich irisirender Glanz verbindet sich mit dieser
Pigmentirung. Der Kopf ist epilobisch (^/.,); die Segmente sind
einfach, gewölbt. Die Borsten sind gleichmässig zart, ventral weit,
lateral massig eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist
ungefähr gleich der mittlem lateralen {aa = bc). die AVeite der
ventralen Paare ist ungefähr ''/s so gross wie jene (ab = % aa);
die lateralen Paare sind annähernd halb so weit wie die ventralen
(cd = ca. V-, «^) ; die dorsal-mediane Borstendistanz ist wenig kleiner
als der halbe Körperumfang (cid V2 ^O- Die Nephr idialporen
liegen zwischen den Borstenliuien c und d.
Der Gürtel erstreckt sich über die 4 Segmente 14 — 17; er ist
ringförmig und lässt die Intersegmentalfurchen, Borsten und Nephridial-
poren schwach erkennbar bleiben; die Pigmentirung erscheint am
Gürtel verfärbt, gelblich-braun. Die männlichen Poren, sehr
feine Querschlitze, liegen auf Intersegmentalfurche ^" jg zwischen den
Borstenlinien a und />, die erstem mit ihrem medialen Ende er-
reichend, nicht aber mit ihrem lateralen Ende die Borstenlinien b-
Ein Paar feine weibliche Poren finden sich auf Intersegmental-
furche 1*,. zwischen den Borstenlinien c und d, dicht vor den
Zool. Jaliib. XYIII. Abth. f. Syst.
33
484 W. Michaelsen,
Xepliridialporen des 15. Segments. Ein Paar feine S a m e n t a s c h e n -
poren liegen auf Intersegmentalfurche ^-'13 dicht medial an den
Borstenlinien h.
Innere Organisation: Die Dissepimente ^'^—'^"1^^ sind
verdickt, das erste nur sehr schwach, die folgenden graduell stärker,
die Dissepimente "■ ,, und ^^/^o am stärksten; das Dissepiment ^^/^g
ist massig stark verdickt, das Dissepiment % ist vorhanden, aber
zart. Ein massig kräftiger, cylindrischer Muskelmagen liegt im
5. Segment. In den Segmenten 9, 10 und 11 trägt der Oesophagus
je eine ventrale Chylustasche und im 13. Segment ein Paar breit
bohnenförmige laterale K a 1 k d r ü s e n.
Testikelblasen scheinen zu fehlen. Die S a m e n m a g a z i n e
im 10. und 11. Segment sind massig starke, zu einer linsenförmigen
Masse zusammengeknäuelte Erweiterungen der Samenleiter. Sie münden,
sich nach hinten zurückbiegend, in die einfach sackförmigen Samen-
säcke des 11. und 12. Segments ein. Die Samenleiter münden in
das proximale Ende der Prostaten ein. Die Prostaten (Fig. 32)
besitzen einen grossen, cylindrischen, Uförmig gebogenen Drüsentheil,
der äusserlich ganz glatt, musculös glänzend erscheint; das Lumen
der Prostaten ist eng, einfach, die Drüsenschicht dick. Distal geht
der Drüsentheil in scharfer Absetzung in einen sehr engen, kurzen
Ausführungsgang über, der in den distalen Theil einer schlauch-
förmigen, musculösen, stark glänzenden Bursa propulsoria ein-
mündet. Das äusserste distale Ende der Bursa propulsoria erweitert
sich zu einer umgekehrt birnförmigen Copulationstasche.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 33) ist voll-
ständig getrennt paarig; er zeigt folgende Gestaltung: Eine lang
und dick schlauchförmige, bei dem vorliegenden Stück knieförmig
gebogene S am entasche [st) mündet durch einen proximal sehr
engen, distal wieder etw^as dickern, kurzen, gebogenen musculösen
Ausführungsgang {ag) aus. Dicht vor dem Uebergang in diesen
Ausführungsgang hat die Ampulle der Samentasche eine schwache
distal gerichtete Aussackung, aus der vorn eine kurz und eng ge-
stielte, ovale Ovarialblase [oh) hervorgeht, während die hintere
Partie der Aussackung sich etw^as verengt und als kurzer Schlauch
[OS) in einigen kurzen Schlängelungen, die aber durch die musculöse
Bekleidung des Schlauches ausgeglichen werden, zu der dem distalen
Ende der Samentasche nahe liegenden geschlossenenEitrichter
hinführt; derselbe besitzt ein verengtes, spiralig gewundenes Lumen
und trägt an der Hinterseite einen eiförmigen Ei er sack {es); er
Die Oligocliäten Nordost-Afrikas. 435
geht lateral in den langen, engen, gerade gestreckten Eileiter (el)
über. Sa menkämm ereilen sind nicht vorhanden, weder freie
noch in der Wandung des proximalen Eileiters eingeschlossene.
Fundnotiz: Omo-Gebiet, Kaffa, Anderatscha, ca.
2600 m Höhe; März Ol (Coli. 0. Neumaknj.
Mminoscoleoc silvestfis n, sj),
(Taf. 25, Fig. 30, 31.)
Diagnose: Borstendistanz aa = he = ^„ aa = 3 cd, cid ^ V ^
nh gegen die c^ Poren sehr verringert. Gürtel am 14. — 17. Segm. (=4).
iJ; Poren auf Intsegmtf. ^'/^^ dicht oberhalb der Borstenlinien a, Saraen-
taschenporen auf Intsegmtf. ^'j^s dicht unterhalb der Borstenlinien /;.
Samenmagazine linsenförmige Knäule der nur schwach erweiterten Samen-
leiter. Prostaten auf das 17. Segm. beschränkt, mit schlauchförmigem
Drüsentheil und musculösem Ausführungsgang, der in der Mitte sehr dick,
au den Enden sehr dünn , mit den Enden vollständig zusammengebogen
ist ; Copulationstasche gross , mit massig grossem, undurchbohrtem Penis.
Ovarium und Eitrichter von einer gemeinsamen Ovarial-Eitrichterblase um-
hüllt ; Eileiter vor dem Eintritt in die letztere mit dick birnförmigem,
freiem Samenkämmerchen ; Eiersack frei aus der Ovarial-Eitrichterblase
hervortretend ; Samentaschen mit langem, engem Ausführungsgang und an-
nähernd ebenso langer birnförmiger Ampulle ; ein gerader, enger, ziemlich
kurzer Verbindungsschlauch geht vom distalen Ende der Samentaschen-
Ampulle nach dem hintern Ende der Medialseite der Ovarial-Eitrichterblase.
Vorliegend mehrere, zum Theil geschlechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die Dimensionen der gesclileclitsreifen Stücke
sind etwas verschieden; ihre Länge beträgt 50—80 mm, ihre maxi-
male Dicke 2—3 mm; ihre Segmentzahl schwankt zwischen 124
und 180. Ihre Färbung ist ein dorsal am Vorderkörper ziemlich
dunkles Rauchbraun, das sowohl nach hinten wie gegen die Bauch-
seite sanft abgetönt ist ; manchmal ist dem Eauchbraun ein schwach
violetter Ton beigemischt. Der Kopf ist epilobisch (-;5); die Seiten-
ränder des hinten durch eine zarte Querfurche abgeschlossenen
dorsalen Kopflappenfortsatzes convergiren nach hinten. Die Borsten
sind gleichmässig und massig gross, ventral weit, lateral massig eng
gepaart. Am Mittel- und Hinterkörper sind die ventralen Paare
^/ä so weit wie die ventral-mediane Borstendistanz {ab = % aa),
1 fast doppelt so gross wie die Weite der lateralen Paare {ab < 2 cd);
' die mittlem lateralen Borstendistanzen sind gleich der ventral-
medianen {aa == bc) ; die dorsal-mediane ßorstendistanz ist ein sehr
Geringes kleiner als der halbe Körperumfang {dd ' \ u). Etwa
vom 30. Segment an gegen die männlichen Poren ist die Weite der
33*
486 W. Michaelsen,
ventralen Paare deutlich verringert zu Gunsten der mittlem lateralen 1
Borstendistanz; am 18. Segment sind die ventralen Paare kaum \
weiter als die lateralen ; gegen die Mitte des anteclitellialen Körper- ,\
tlieils erweitern sich die ventralen Paare wieder etwas, ohne jedoch ]
das Maximum vom Mittelkörper zu erreichen. Die Nephridial- ]
poren liegen zwischen den Borstenlinien c und d. '
Ein ringförmiger, durch hellere Färbung auffallender Gürtel |
erstreckt sich über die 4 Segmente 14—17; er lässt die Borsten *'
Intersegmentalfurchen und Nephridialporen erkennbar bleiben. Die ■;
männlichen Poren, massig grosse, durch Falteu oder Wülste
verschlossene Löcher, liegen auf Intersegmentalfurche ^'^g dicht
oberhalb der Borstenlinien a. die Borstenlinien h nicht ganz er- j
reichend. Die weiblichen Poren sind zart; sie finden sich auf i
Intersegmentalfurche ^^/i5 dicht und gerade vor den Nephridialporen '
des 15. Segments. Auch die S a m e n t a s c h e n p o r e n sind unschein- !
bar, nur als winzige, weissliche quer gestreckte Flecke erkennbar;
sie liegen auf Intersegmentalfurche ^^1^^ dicht unterhalb der Borsten-
linien b.
Innere Organisation: Das D i s s e p i m e n t * ^ ist das erste
vollständig ausgebildete; die Dissepimente % — ^7i3 sind schwach '
verdickt, am deutlichsten das Dissepiment ^^/jo, die übrigen stufen- i
weise weniger. Ein kleiner, aber kräftiger Muskelmagen liegt !
im 5. Segment. In den Segmenten 9, 10 und 11 trägt der Oesophagus
ventral je eine eiförmige Chj^lustasche, im 13. Segment ein Paar
ziemlich grosse schwach eingeschnittene Kalk drüsen. Am Anfang i
des 16. Segments geht der enge Oesophagus plötzlich in den weiteü i
M i 1 1 e 1 d a r m über. Die letzten Herzen finden sich im 11 . Segment.
Von den Hoden war bei dem daraufhin untersuchten Stück keine l
deutliche Spur zu erkennen; sie scheinen sich ganz aufgelöst zu |
haben. 2 Paar kleine, länglich sackförmige Samen sacke ragen j
von Dissepiment ^^1-^-^ und "/^2 in das 11. bezw. das 12. Segment j
hinein. Das proximale Ende der Samenleiter erweitert sich etwas,
legt sich zu einem linsenförmigen Knäuel, dem Samenmagazin,
zusammen; das äusserste proximale Ende ist wieder verengt; es
durchbohrt das Dissepiment ^%]^ bezw. ^^/lo von vorn nach hinten j
und geht dann in den S am entrichte r über. Die Samentricliter
sind in die Samensäcke eingeschlossen. Die Samenleiter einer i
Seite sind eng an einander gelegt ohne zu verschmelzen; sie treten 1
gemeinsam, aber unverschmolzen in das proximale Ende einer massig ^
grossen, dick schlauchförmigen, gebogenen oder gewundenen Prostata
Die Olig-ochäten Nordost-Afrikas. 487
(Fig. 30) ein. Die Prostaten sind ganz auf das 17. Segment be-
schränkt; die Wandung des Drüsentheils ist dick und drüsig, das
Lumen einfach und eng. Distal verengt sich der Drüsentheil der
Prostaten sehr und geht dann sofort in einen musculösen Ausfülirungs-
gang über: dieser Ausführungsgang würde gestreckt eine dick
spindelförmige Gestalt annehmen; er ist aber so stark zusammen
gebogen, dass seine Enden neben einander zu liegen kommen. Das
distale Ende des Ausführungsganges mündet in eine grosse, dick
polsterförmige Copulationstasche ein. Das Lumen der Copu-
lationstasche ist durch Faltenbildung sowie durch einen länglichen,
kegelförmigen Wulst, einen Penis, stark eingeengt. Die Einmündung
der Prostata in die Copulationstasche liegt dicht an der Basis des
Penis. Zweifellos sind die Copulationstaschen ausstülpbar; bei der
Ausstülpung würde der Penis hei'vortreteu.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 31) ist voll-
ständig getrennt paarig. Der Apparat einer Seite zeigt folgende
Gestaltung: Jedes der am Dissepiment ^-)^., sitzenden grossen
Ovarien (ov) ist von einer dünnhäutigen, unregelmässig ovalen
Blase, einer 0 varial-Eitr ich ter blase {oeb), umhüllt. Das
Lumen dieser Blase stellt einen Theil der Leibeshöhle dar; es ent-
hält den grössten Theil des betreffenden Nephridiums. Durch den
weiblichen Porus gelangt man in einen schlanken, schwach und
regelmässig gebogenen Eileiter (el), der proximal in das hintere
Ende der Ovarial-Eitrichterblase eintritt und sich hier zu einem
grossen, zusammen gerollten, nicht ganz geschlossenen Ei triebt er
(et) erweitert; dieser Eitrichter öffnet sich einerseits durch einen
langen Spalt in die Ovarial-Eitrichterblase, andrerseits entsendet er
einen kurzen Canal. der aus der Ovarial-Eitrichterblase heraustritt
und sich dann sofort zu einem ovalen Eiersack {es) erweitert,
\üY dem Eintritt in die Ovarial-Eitrichterblase mündet ein freies,
dick birnförmiges Sam enkämmerchen (sJc) in den Eileiter ein.
Der Sanientaschenporus führt in einen langen, dünnen, etwas ge-
bogenen oder schwach gewundenen Samentaschen- Ausfüh-
rungsgang, der sich proximal zu einer lang sackförmigen oder
dick schlauchförmigen Ampulle erweitert. Aus dem distalen Ende
ider Ampulle entspringt ein enger Verbindungsschlauch, der
nach dem hintern Ende der Ovarial-Eitrichterblase hinführt und
dicht neben dem Eileiter in dieselbe einmündet.
Variation: Als Varietät der soeben beschriebenen Art sehe
eine von Süd-Kaffa stammende Form an, die geringe Abweichungen
11
488 W. Michaelsen,
zeigt : Die Verringei'ung der Borstendistanz ah gegen die männlichen
Poren ist nicht so scharf ausgesprochen wie bei der typischen Form.
Die Ampulle der Samentaschen ist sehr lang; auch der Driisentheil
der Prostaten ist fast viermal so lang wie bei der typischen Form.
Fundnotizen: Gelo-Gebiet, Maschango. Wald der
Gurafarda, westlich der Kette, ca. 12—1300 m Höhe; 29./4. Ol
(typische Form) (Coli. 0. Neumann). Omo- Gebiet, Süd-Kaffa,
Dereta-Berge, ca. 2900 m Höhe; 3./3. Ol (Varietät) (Coli. 0. Neu-
mann).
Eminoscolex variabilis n. sjJ.
(Taf. 25, Fig. 26, 27.)
Diagnose: Borstendistanz aa == *;., ab = />c = 2 cfl , dd ^
^/., « ; rd) gegen die $ Poren kaum merklich verringert. Gürtel vom
14. — 17. Segm. (= 4). (J Poren in den Borstenlinien a auf Intsegmtf.
^^Ix-, oder ^7j8, Saraentaschenporen, nur zeitweilig vorhanden, auf Intsegmtf.
^^/jo zwischen den Boi-stenlinien r und d. Samenmagazine durch enge
Windung des nur wenig erweiterten proximalen Samenleiterendes gebildet.
Prostaten lang schlauchförmig, glatt, musculös glänzend, distal zu einem
ca. ^/^ der ganzen Länge einnehmenden, besonders distal sehr dünnen
Ausfüllungsgang verengt, durch eine kleine, einen coniscben Penis ent-
haltende Copulationstasche ausmündend. Ovarien und geschlossene Eitrichter
umhüllt von gemeinsamen Ovarial - Eitrichterblasen ; in Jüngern Stadien
schlauchförmige, dünnwandige Samentaschen median über dem Darm sich
vereinend ; ein Verbindungsschlauch geht jederseits vom distalen Ende der
Samentasche zur Ovarial-Eitrichterblase ; in altern Stadien distales Ende
der Samentaschen geschwunden, proximales zu einem grossen, unpaarigen,
dorsalen Sack erweitert ; Eileiter schlank, vor dem Uebergang in den
Eitrichter mit einem freien Samenkämmerchen ; Eiersack an der freien
Hinterseite des Eitrichters.
Vorliegend 5 geschlechtsreife Stücke, die in der Lage der männ-
lichen Poren eine gewisse Variabilität zeigen.
Aeusseres: Die Dimensionen derselben sind wenig ver-
schieden. Hire Länge beträgt ca. 75 mm, ihre maximale Dicke
2^2 — 3 mm; gegen das Hinterende nimmt die Dicke gleichmässig ab.
Die Segmentzahl beträgt ca. 130. Die Färbung ist vorn dorsal
hell violettgrau. Der Kopf ist epilobisch {^i^ und mehr, fast tany-
lobisch); die Seitenränder des dorsalen Kopflappenfortsatzes conver-
giren nach hinten. Die Borsten sind gleichmässig, massig stark,
ventral weit, lateral massig eng gepaart. Die ventral-mediane
Borstendistanz ist annähernd gleich den mittlem lateralen [aa = hc),
etwa um ein Drittel grösser als die Weite der ventralen Paare
{aa = ^/g ah), ungefähr doppelt so gross wie die Weite der lateralen
Die Oligochäteu Nordost-Afrikas. 489
Paare {hc = 2 cd); die dorsal-mediane Borstendistaiiz ist annähernd
gleich dem halben Körperumfang-, höchstens ein sehr Geringes kleiner
{dd < ^/2 w). Gegen die männlichen Poren sind die ventralen Paare
(ab) sehr schwach verengt. Die N e p h r i d i a 1 p o r e n liegen zwischen
den Borstenlinien c und d, den letztern genähert.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 4 Seg-
mente 14—17. Die männlichen Poren liegen in den Borsten-
linien a, bei 4 Exemplaren auf der Intersegmentalfurche ^*^/,-, also
um eines Segments Länge weiter vorn als bei den übrigen Arten
der Gattung Eminoscolex; bei einem dieser 4 Exemplare fand sich
auf Intersegmentalfurche ^7i8 iii den Borstenlinien a, also genau an
dem Platz, wo bei dieser Gattung normaler Weise die männlichen
Poren liegen, ein Paar winzige, augenförmige Papillen, anscheinend
ein Paar rudimentäre männliche Poren, denen aber, wie die Section
ergab, keine Spur von ausführenden Organen, Copulationstaschen oder
Prostaten, entspricht. Die Verschiebung der männlichen Poren um
eines Segments Länge nach vorn ist zweifellos ursprünglich eine
Abnormität, die, wie das Vorhandensein von überzähligen rudimen-
tären männlichen Poren an normaler Stelle zeigt, noch nicht sehr
lange für diese Art fest geworden sein kann. Diese Ueberlegung
führte mich dahin, ein 5., in Gesellschaft der 4 andern gefundenes
Exemplar, mit männlichen Poren auf Intersegmentalfurche ^'^g, dieser
Art zuzuordnen, trotzdem es in noch einem weitern Punkte, dem
Vorhandensein von Samentaschen, von jenen 4 Exemplaren abweicht.
Die muthmaassliche Bedeutungslosigkeit dieser letztern Abweichung
für die Sj^stematik soll unten erörtert werden. Ein kurzer, conischer
Penis, an der Basis von einem kleinen Ringwall umgeben, ragt mehr
oder weniger weit — manchmal gar nicht — aus den männlichen
Poren hervor. Die weiblichen Poren liegen auf Intersegmental-
furche ^^/i5 vor dem Nephridialporen. Samentaschenporen sind
nur bei dem einen Stück (mit männlichen Poren auf Intersegmental-
furche ^7i^) erkannt worden, und zwar liegen sie auf Intersegmental-
furche ^"^/-ig zwischen den Borstenlinien c und d; die 4 andern Stücke
besitzen anscheinend keine Samentaschen. Die Borsten a des 13.
Segments stehen auf flachen, mehr oder weniger deutlichen Papillen.
Innere Organisation: Es finden sich 3 unpaarige, ventrale
Chylusta sehen in den Segmenten 9, 10 und 11, sowie ein Paar
kleine Kalkdrüsen im 13. Segment.
Die Same n m a g a z i n e werden durch massig starke Erweiterung
und unregelmässige Zusammenwindung der immer noch schlauch-
490 W. Michaelsen,
förmigen proximalen Samenleiterenden g-ebildet. Die Samen-
trichter ragen in die grossen, sackförmigen Samen sacke des
11. und 12. Segments hinein. Die Prostaten (Fig. 27) sind lang
schlauchförmig, einmal zusammen gelegt, im Uebrigen gerade ge-
streckt; sie bilden eine gerade nach hinten ragende enge Schleife.
Die Prostaten scheinen keinen besondern Drüsentheil zu besitzen;
sie sind ganz glatt, musculös glänzend; distal verengen sie sich
massig schnell zu einem ziemlich langen, ca. ^,4 der ganzen Länge
einnehmenden, besonders distal sehr engen Ausführungsgang, der
durch eine ziemlich kleine Copulationstasche ausmündet. Die
Copulationstasche enthält einen kleinen, conischen, durchbohrten
Penis, den sie nach der Ausstülpung als Eingwall umgiebt.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 26) zeigt bei
den vorliegenden 5 Stücken zwei verschiedene Arten der Organi-
sation, die auf den ersten Blick eine Zusammenfassung auszuschliessen
schienen. Es handelt sich hierbei zweifellos nur um verschiedene
Entwicklungsstadien; es stellen, um den Unterschied vorweg anzu-
geben, die Samentaschen bei dieser Art eine vorübergehende, nach
Ausübung ihrer Function wieder verschwindende Bildung dar. Beide
Formen des weiblichen Geschlechtsapparats zeigen folgende gemein-
samen Elemente: Ein Paar grosse Ovarien (Fig. 26 ov) hängen
vom ventralen Eand des Dissepimeuts ^7] 3 {ds ^-/ig) in das 13. Seg-
ment hinein. Ihnen gegenüber, an der Vorderseite des Dissepiments
^^/'i4 liegt je ein grosser, geschlossener Ei tri cht er (et); derselbe
geht in einen schlanken, schwach gebogenen Eileiter (el) über,
der hinten am 15. Segm. ausmündet und dicht vor seinem Ueber-
gang in den Eitrichter ein annähernd kugliges, freies S amen-
kämm er chen (sie) trägt. Der Eitrichter trägt an seiner Hinter-
seite ferner einen grossen, ovalen, frei in das 14. Segment hinein-
ragenden Eiersack (es). Die Ovarien und Eitrichter scheinen von
einer gemeinsamen , unpaarigen (?) 0 v a r i a 1 - E i t r i c h t e r b 1 a s e
(oeh) umschlossen zu sein. Bei dem Stück mit Samentaschenporen
gelangt man durch diese letztern in einen langen, dünnwandigen,
massig weiten S am entaschenschlauch (st), der, einige unregel-
niässige und geringe Windungen beschreibend, den Darm halbring-
förmig umfasst; dicht oberhalb der Ausmündungsenden dieses Samen-
taschenschlauches entspringt aus ihm jederseits ein Anfangs ziemlich
weiter, bald enger werdender Verbindungsschlauch (vs), der
medial verläuft und proximal anscheinend mit der Ovarial-Eitrichter-
blase zusammenhängt. (Es darf nach Analogie verwandter Arten
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 491
wohl ang-enommen werden, dass er in dieselbe einmündet.) Bei den
Stücken ohne Samentaschenporen sind die distalen Enden des durch
mediane Verschmelzung- unpaarig gewordenen Samentaschenschlauches
geschwunden, die Verbindungsstücke und die übrig gebliebenen
proximalen Theile des Samentaschenschlauches sind stark erweitert;
die letztern bilden einen grossen, unpaarigen Sack dorsal vom Darm.
F u n d n 0 1 i z : 0 m o - G e b i e t , S ü d - K a f f a , Dereta-Berge,
ca. 2900 m Höhe; 3./3. Ol (Coli. 0. Neümann).
Eminoscölex nffinis n, sp.
(Taf. 25, Fig. 34.)
Diagnose: Borstendistanz aa ^= ^/o ab = bc = ca. 2 cd, dd =
ca, ^/o u ; cd) gegen die ^ Poren kaum merklich verringert. (^ Poren in
den Boi'stenlinien a auf Intsegmtf. ^'/^g» Samentaschenporen in den Borsten-
linien b auf Intsegmtf, ^'"'jo. Samenmagazine durch enge Windungen des
nur wenig erweiterten proximalen Samenleiterendes gebildet. Prostaten
ziemlich lang, schlauchförmig , glatt, musculös glänzend , distal zu einem
ca. ^/'^ der ganzen Länge einnehmenden, besonders distal sehr dünnen Aus-
führungsgang verengt, durch eine Copulationstasche ausmündend. Ovarien
und geschlossene Eitrichter umhüllt von einer gemeinsamen , unpaarigen
Ovarial-Eitrichterblase. Samentaschen schlauchförmig, unregelmässig dick,
stellenweise ziemlich stark angeschwollen, median über dem Darm sich ver-
einend , durch einen dicht oberhalb ihres, distalen Endes entspringenden,
kurzen Verbindungsschlauch mit der Ovarial-Eitrichterblase communicirend ;
Eileiter ziemlich schlank, vor dem TJebergang in den Eitrichter mit einem
freien Samenkämmerchen ; Eiersack frei an der freien Hinterseite des
Eitrichters.
Vorliegend 3 Exemplare von 2 verschiedenen Fundorten. Das
einzige Stück von Buka-Wori weicht von den beiden andern in so fern
ab, als es viel kleinere Copulationstaschen besitzt. Da weitere Unter-
schiede nicht aufzufinden waren, so halte ich diese Abweichung für
eine nur geringfügige Varietät. Die betreffende Form von Buka-
Wori mag als „var. parvicijstis^^ bezeichnet werden.
Aeusseres: Die Dimensionen Hessen sich nur an den
beiden Stücken der typischen Form nachweisen, da das dritte Stück,
var. parvicystis, unvollständig war. Die Länge beträgt 55 und 80 mm,
die maximale Dicke 2^/^ und 3^2 mm, die Segment zahl 112
und 115. Das Exemplar der var. parvicystis zeigte eine maximale
Dicke von nur 2V4 mm. Die Färbung ist dorsal am Vorderende
violettgrau, am Mittel- und Hinterkörper mehr rauchgran. Der
Kopf ist epilobisch (^2 — ^4). Die Borsten sind gleichmässig,
massig stark, ventral weit, lateral massig eng gepaart; die ventral-
492 W. Michaelsen,
mediane Borsteudistanz ist annäliernd gleich der mittlem lateralen,
nur wenig- grösser als die Weite der ventralen Paare, ungefähr
doppelt so gross wie die der lateralen {aa = hc = "* .5 ah = ca. 2 cd)-^
die dorsal-mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben
Körperumfang {dd = ca. Y2 '^0- Die Nephridialporen liegen
zwischen den Borsteulinien c und d.
Der Gürtel ist nur bei einem Stück der typischen Form aus-
gebildet; er ist ringförmig und erstreckt sich über die 4 Segmente
14 — 17. Die m ä n n 1 i c h e n P 0 r e n liegen auf Intersegmentalfurche
^ 7i8 in den Borstenlinien a. Die weiblichen Poren liegen lateral
auf Intersegmentalfurche ^*i5, die Samentaschenporen auf
Intersegmentalfurche ^'-/lo in den Borstenlinien h. Die ventralen
Borstenpaare des 13. Segments stehen auf mehr oder weniger deut-
lichen, manchmal etwas erhabenen, undeutlich begrenzten Drüsen-
höfe n.
Innere Organisation: Es flndeu sich 3 unpaarige ventrale
Chylustaschen im 9., 10. und 11. sowie ein Paar Kalkdrüsen
im 13. Segment.
Die Samenmagazine werden von schwachen Erweiterungen
der unregelmässig gewundenen und zusammen gelegten proximalen
Samenleiterenden gebildet; die Samen triebt er ragen in die
grossen, einfach sackförmigen Samensäcke des 11. und 12. Seg-
ments hinein. Die Prostaten gleichen im Allgemeinen denen von
E. variahüis (vgl. Fig. 27), doch sind sie bei der hier in Eede stehen-
den Art, E. affinis, etwas kürzer und dicker; sie sind schlauch-
förmig, zu einer engen, meist gerade nach hinten gestreckten Schleife
zusammen gelegt, glatt, musculös glänzend; distal verengen sie sich
zu einem massig langen, sehr dünnen Ausführungsgang, der
durch eine Copulationstasche ausmündet. Die Copulationstasche
ist bei der typischen Form sehr gross, bei der var. panncystis klein.
Ich glaube nicht, dass dieser Unterschied nur auf einem verschiedenen
Reifezustand beruht, denn bei dem einen noch gürtellosen, also noch
nicht vollständig reifen Stück der typischen Form hat sie bereits die
volle Grösse erlangt.
Der weibliche Geschlechtsapparat ähnelt dem des E.
variahilis, doch ist entsprechend der Annäherung der Samentaschen-
poren au die ventrale Medianlinie der Verbindungsschlauch zwischen
der Samentaschen- und der Ovarial-Eitrichterblase verkürzt. Fig. 34
stellt den weiblichen Geschlechtsapparat der var. parvicystis dar; der
der typischen Form scheint vollkommen mit demselben übereinzu-
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 493
stimmen. Die beiden Ovarien (ov) und die ihnen gegenüber
liegenden geschlossenen Ei trieb ter sind umhüllt von einer zarten,
unpaarigen, gemeinsamen Ovarial-Eitrichter blase {oeb —
linksseitig zum Theil abgehoben, um die von ihr eingeschlossenen
Ovarien und Eitrichter zur deutlichem Anschauung zu bringen).
Die schlauchförmigen, unregelmässig angeschwollenen Samen-
taschen (st) vereinen sich oberhalb des Darmes, den sie halbring-
förmig umfassen. Dicht oberhalb ihres distalen Endes entspringt
aus ihnen ein kurzer Verbindungsschlauch (vs), der in die
Ovarial-Eitrichterblase einmündet. Die Eileiter (el) sind massig
schlank und tragen dicht vor ihrem Uebergang in die Eitrichter
ein freies, dick birnförmiges S amenkämm er chen (5Ä-). An der
freien Hinterseite der Eitrichter sitzt ein freier, in die Leibeshöhle
des 14. Segments hinein ragender Eier sack (es).
Fundnotizen: Omo-Gebiet, West-Kaffa. Tschukka,
2200—2300 m Höhe; 13.4. Ol (typische Form) (Coli. 0. Neü3iann).
Omo-Gebiet, Kaffa, Buka und Wori; 4.3.01 {Y?iY. jjannci/sfis)
(Coli. 0. Neumann).
Eminoscolex moiitanus ii. sp.
(Tai 25, Fig. 28.)
Diagnose: Borstendistanz aa und ab gegen die r? Poren stark (?)
verringert. Gürtel am 13. oder 14. — 17. Segm. (= 4 oder 5). J; Poren
auf Intsegmtf. ^^/.,g zwischen den Borstenlinien a und 5 ; Samentaschenporen
auf Intsegmtf. ^- jg in den Borstenlinien b. Samenmagazine stark er-
weitert, einmal zusammen gelegt ; Prostaten mit langem, schlauchförmigem
Drüsentheil, kurzem, engem Verbindungsstück und kleinem, dick eiförmigem
musculösen Ausführungsgang ; Copulationstasche gross, lateral in eine cjdin-
drische Bursa propulsoria ausgezogen. Ovarien und geschlossene Eitrichter
umhüllt von einer gemeinsamen, unpaarigen Ovarial-Eitrichterblase ; Samen-
taschen schlauchförmig, unregelmässig dick, stellenweise stark angeschwollen
(median über dem Darm sich vereinend?), durch einen dicht oberhalb ihres
distalen Endes entspringenden, kurzen Verbindungsschlauch mit der Ovarial-
Eitrichterblase communicirend ; Eileiter ziemlich schlank, vor dem Ueber-
gang in den Eitrichter mit einem freien Samenkämmerchen ; Eiersack frei
an der freien Hinterseite des Eitrichters.
Vorliegend 2 Exemplare, die leider halb eingetrocknet und in
Folge dessen stark geschrumpft waren. Es sind demgemäss die An-
gaben über die Borstenanordnung nicht ganz sicher.
A e u s s e r e s : Die Dimensionen der beiden Stücke sind etwas
verschieden ; das grössere ist 75 mm lang, im Maximum 2 ' ., mm
494 W. MiCHAELSEK,
dick und bestellt ans 110 Segmenten; das kleinere Stück ist nur
50 mm lang bei einer maximalen Dicke von 2 mm: das Hinterende
ist stark verjüngt pfriemförmig. Die Färbung ist dorsal dunkel
violettbraun. Der Kopf ist epilobisch (ca. 's. fast tanylobiscli) ;
die Seitenränder des schlanken, hinten offenen dorsalen Kopflappen-
fortsatzes convergiren nach hinten. Die Borsten sind gleichmässig,
massig stark, ventral weit, lateral enger gepaart; gegen die Samen-
taschenporen und die männlichen Poren scheinen die ventral-mediane
Borstendistanz und die Weite der ventralen Paare stark verringert
zu sein.
Der Gürtel ist ringförmig; er erstreckt sich über die 4 oder
5 Segmente 14 oder 13—17; bei dem grössern Exemplar war auch
das 13. Segment modificirt. allerdings schwächer als die übrigen.
Die männlichen Poren liegen auf Intersegmentalfurche ^''-^g
zwischen den Borsteulinien a und h, die S a m e n t a s c h e n p o r e n
auf Intersegmentalfurche ^-13 in den Borstenliuien h.
Innere Organisation: Die Organisation des Darms scheint
mit der bei verwandten Arten übereinzustimmen; um die Stücke
nicht unnöthig zu zerstückeln, begnügte ich mich mit der Feststellung,
dass die hinterste unpaarige ventrale C h y 1 u s t a s c h e im 11. Segment
und ein Paar Kalkdrüsen im 13. Segment sich findet.
Die S a m e n m a g a z i n e werden von den ziemlich stark er-
weiterten, einmal eng schleifenförmig zusammen gelegten proximalen
Samenleitereuden gebildet; die Samentrichter liegen in den
grossen, sackförmigen Samen sacken des 11. und 12. Segments.
Besonders charakteristisch für diese Art ist die Gestaltung des
distalen männlichen Ausführungsapparats (Fig. 28). Die Samen-
leiter treten dicht an einander geschmiegt in das proximale Ende
des Drüsentheils der Prostata ein; dieser Drüsentheil ist lang und
ziemlich dick schlauchförmig, unregelmässig gewunden; er verengt
sich distal zu einem kurzen, sehr dünnen Verbindungsstück, das in
einen kleinen, eiförmigen, musculösen, glänzenden Ausführungsgaug
übergeht ; der Ausführungsgang mündet durch eine Copulations-
tasche aus; diese Copulationstasche ist lateral in eine cylindrische,
musculöse, schwach glänzende Bursa propulsoria ausgezogen,
die ungefähr so dick wie der Ausführungsgang der Prostata und
nicht ganz 3 mal so lang ist.
Der weibliche Geschlechtsap parat gleicht im Wesent-
lichen dem von E. ccffinis (vgl. Fig. 34), so dass ich auf eine be-
sondere Abbildung und Beschreibung desselben verzichten kann. Es
Die Oligochäten Xordost-Afrikas. 495
ist mir jedoch niclit ganz klar geworden, ob die Samentasclieu-
schläuche auch bei E. monianus oberhalb des Darmes verschmelzen.
Fnndnotiz: Omo-Gebiet, Süd-Kaffa, Dereta-Berge,
ca. 2900 m Höhe : 2. 3. Ol (Coli. 0. Neumaxx).
Eminoscolex ater a. sp.
(Taf. 25. Fig. 29.)
Diagnose: Borstendistanz an = ^, ah = ^- he = 3 cd, dd
^ o a ; ab gegen die ^ Poren schwach verringert. Gürtel am 14. — 17.
Segm. (= 4). $ Poren auf Intsegmtf. ^'^g in den BorstenlLnien a,
Samentascbenporen, nur vorübergehend vorhanden, auf Intsegmtf. ^'"13 in
den Borstenliuien h. Samenmagazine durch enge "Windungen des nur
wenig erweiterten proximalen Samenleitereiides gebildet. Prostaten mit
dick schlauchförmigem, zu einer engen Schleife zusammen gelegten Drüsen-
theil , der durch ein kurzes , sehr enges Yerbindungsstück in den mus-
culösen, glänzenden, eiförmigen Ausführungsgang übergeht ; dieser durch
eine kleine Copulationstasche ausmündend. Ovarien und geschlossene
Eitrichter umhüllt von einer gemeinsamen, unpaarigen Ovarial-Eitricbter-
blase. Samentaschen durch einen kurzen, dicht über ihrem distalen Ende
entspringenden Terbindungsschlauch mit der Ovarial-Eitrichterblase com-
municirend, schlauchförmig, oberhalb des Darmes sich vereinend; in altern
Stadien fehlen die distalen Ausmündungsenden, während die Yerbindungs-
schläuche und die dorsalen Partien der Samentaschenschläuche stark an-
schwellen, die letztern zu einem grossen, unpaarigen, dorsalen Sack;
Eileiter schlank , vor dem Uebergang in die Eitrichter mit einem freien,
dick birnförmigen Samenkämmerchen ; Eiersack frei an der freien Hinter-
seite des Samentrichters.
Vorliegend viele, zum Theil geschlechtsreife Exemplare.
A e u s s e r e s : Die Dimensionen schwanken zwischen folgen-
den Grenzen : das grösste Stück ist 72 mm lang, im Maximum 3 mm
dick und besteht aus 132 Segmenten; das kleinste geschlechtsreife
Stück ist 45 mm lang, 2'-.. mm dick und besteht aus 110 Segmenten.
Die Färbung ist dorsal am Vorderkörper dunkel violettgrau; dieselbe
geht anteclitellial gegen die Bauchseite in ein helleres Kauchbrann über,
ebenso dorsal gegen den Mittel- und Hinterkörper, an denen die Bauch-
seitehell gelblich-grau ist. Der Kopf ist epilobisch i^' ^ — ^ g) ; die Seiten-
ränder des hinten oifenen dorsalen Kopflappenfortsatzes convergiren
nach hinten. Die Borsten sind gleichmässig, massig stark, ventral
weit, lateral massig eng gepaart; die veutral-mediane Borstendistanz
ist etwas grösser als die mittlere laterale {aa = ''5 hc). um die
Hälfte grösser als die Weite der ventralen Paare {aa = '^ ^ ob), un-
gefähr 3 mal so gross wie die der lateralen Paare {aa = 8 cd)\
496 ^- Michaelsen,
die dorsal-mediane Borstendistanz ist etwas kleiner als der halbe
Körperumfang- (cid / ^4 ti). Gegen die männlichen Poren ist die
Weite der ventralen Paare schwach verringert. Die Nephridial-
poren liegen zwischen den Borstenlinien c und d.
Der durch hellere Färbung markirte Gürtel ist ringförmig und
erstreckt sich über die 4 Segmente 14 — 17; die Intersegmental-
furchen und Nephridialporen sind in der Gürtelregion deutlich er-
kennbar, die Borsten nur undeutlich. Die männlichen Poren
liegen auf Intersegmen talfurche ^'/is i^^ ^gi^ Borstenlinien a, die
weiblichen Poren auf Intersegmentalfurche ^^1^^ dicht vor den
Nephridialporen des 15. Segments. Nur an einem Exemplar waren
Samentaschenporen erkennbar, und zwar auf Intersegraental-
furche ^^/^g in den Borstenlinien b. Die Umgebung der ventralen
Borstenpaare {ab) oder nur der medialen Borsten (a) der ventralen
Paare ist häufig drüsig, manchmal fast papillenartig.
Innere Organisation: Die Dissepimente % — ^Vi« sind
etwas verdickt, die äussern nur sehr schwach, die Dissepimente ''s
und % am stärksten, wenn gleich auch nocli ziemlich schwach. Ein
massig grosser M u s k e 1 m a g e n findet sich im 5., je eine unpaarige
ventrale Chylustasche im 9., 10. und 11., und ein Paar ziemlich
grosse Kalkdrüsen im 13. Segment.
Testikelblasen fehlen. Die Samen mag azine im 10. und
11. Segment werden durch massig starke Erweiterung der in un-
regelmässigen Windungen zusammen gelegten proximalen Samenleiter-
enden gebildet; die äussersten proximalen Enden sind wieder ver-
engt und bilden ein halsartiges, das Dissepiment ^%i resp. ^7i2 von
vorn nach hinten durchbohrendes Verbindungsstück zwischen den
Samenmagazinen und den in den grossen Samensäcken des 11.
und 12. Segments eingeschlossenen S a m e n t r i c h t e r n. Die S a m e n -
leiter treten dicht an einander geschmiegt, aber un verschmolzen,
in das proximale Ende des Prostatadrüsentheils ein. Die Prostaten
(Fig. 29) sind lang schlauchförmig, in einen proximalen weisslichen
Drüsentheil und einen distalen, glatten, musculösen Ausführungsgang
gesondert; der Drüsentheil ist mehr oder weniger lang, dick schlauch-
förmig, zu einer engen, meist gerade nach hinten gestreckten Schleife
zusammengelegt; in jüugerm Stadium sind die Schleifenäste gerade
gestreckt, in älterm Stadium unregelmässig eingeschnürt; distal geht
der Drüsentheil in ein kurzes, sehr enges Verbindungsstück, und
dieses letztere wieder in einen kurzen, dicken, eiförmigen musculösen
Ausführungsgang über; dieser Ausführungsgang mündet, sich distal
Die Olig-ochäten Nordost-Afrikas. 497
verengend, durch eine kleine Copulationstasche aus, die nicht
grösser als der musculöse Ausführungsgang ist. Der männliche Aus-
fiihrungsapparat gleiclit im Wesentlichen dem von E. silvestris. doch
ist bei E. afer der musculöse Ausführungsgang nicht zusammen-
gebogen und die Copulationstasche viel kleiner.
Der weibliche Geschlechtsapparat zeigt bei verschiedenen
anscheinend gleicherweise geschlechtsreifen Stücken zwei verschiedene
Ausbildungsstadien, je nachdem ein Samentaschen- Ausführungsgang
vorhanden ist — anscheinend ein nach kurzer Zeit vorübergehender
Zustand — oder nicht. Die Ovarien und die ihnen gegenüber
liegenden geschlossenen Eitrichter sind von einer gemein-
samen, unpaarigen, ventral-medianen Ovarial-Eitrichterblase einge-
schlossen; an Querschnitten erkennt man, dass diese Ovarial-
Eitrichterblase durch mediane Verschmelzung paariger Theilstücke
entstanden ist; es sind noch bedeutende Theile einer medianen, in
der Mitte durchbrochenen Scheidewand vorhanden. Durch die nur
bei einem Stück vorhandenen Samentaschenporen gelangt man in
weite, dünnwandige Schläuche, die oberhalb des Darmes, den sie
halbringförmig umfassen, verschmelzen; dicht über den distalen
Enden dieses Schlauches entspringt jederseits ein kurzer ziemlich
enger Verbindungsschlauch, der seitlich in die Ovarial-
Eitrichterblase einmündet. Bei den Stücken ohne Samentaschen-
poren ist das distale Ende der Samentaschenschläuche geschwunden
und lediglich die Verbindungsschläuche sammt den grössern proxi-
malen Theilen der Samentaschenschläuche erhalten geblieben; zu-
gleich sind diese Theile, besonders dorsal, stark angeschwollen und
bilden einen breiten, seitlich und oberhalb des Darmes liegenden
Sack. Die freie Hinterseite der Eitrichter trägt einen unregel-
mässig eiförmigen, frei in die Leibeshöhle hineinragenden Eier sack;
die Eileiter sind schlank und tragen dicht vor ihrem üebergang
in die Eitrichter je ein freies, dick birnförmiges Samenkämmer-
chen. Der weibliche Geschlechtsapparat stimmt im Wesentlichen
mit dem von E. affwis überein ; ich kann deshalb unter Hinweisung
auf die Abbildung dieses letztern (Fig. 34) auf eine besondere Illu-
strirung verzichten.
Fundnotizen: Gelo-Gebiet, Maschango, W^ald der
Gurafarda, westlich der Kette, ca. 1200— 1300 m Höhe; 29./4. Ol
(Coli. 0. Neumann). Omo-Gebiet, West-Kaffa, Tschukka,
2200—2300 m Höhe; 13./4. Ol (Coli. 0. Neümann). Omo-Gebiet,
Anderatscha, ca. 2600 m Höhe; 12.— 13./3. Ol (Coli. 0. Neumann).
\
498 W. Michaelsen,
Gen. Gardullaria n, (f.
Diagnose: Borsten ventral sehr weit , lateral enger gepaart. $
Poren paarig; auf Intsegmtf. ^" j^j, Samentascheni^oren jDaarig-, auf Intsegmtf.
^■-'jo. Muskelmagen im 5., unpaarige ventrale Chylustaschen im 9., 10.
und 11., ein Paar Kalkdrüsen im 13. Segm. Holoandrisch. Samenmagazine
vorhanden; Prostaten schlauchförmig (direct ausmündend?, Copulations-
taschen fehlend oder klein?); Penialborsten vorhanden. Ovarien von
Ovarialblasen umhüllt , in welche die geschlossenen Eitiüchter, die einen
Eiersack tragen , einmünden ; eine fast in ganzer Länge unpaarige unter
dem Darm liegende Samentasche mündet , sich distal theilend , durch ein
Paar Atrialräume aus ; Ovarialblasen mit den Samentaschen in Verbindung
stehend (unter zeitweiliger Communication?).
Ich stelle die Gattung GardtiUaria für eine Art auf, die ein ver-
bindendes Glied zwischen den Geittimg;en Eminoscolex imd NeumanmeUa
darstellt. Sie hat mit der erstem die getrennt-paario-e Ausmündung
der Prostaten und Samentaschen gemein, mit der letztern die Un-
paarigkeit der Samentasche. Sie unterscheidet sich von Eminoscolex
ausserdem durch den Besitz von Penialborsten, die bei einer Neu-
manmelJa-Art vorkommen, bei den andern Arten dieser Gattung
ebenfalls fehlen.
Gardnllarla armafa n. sp.
(Taf 25, Fig. 23-25j.
Diagnose: Borstendistanz aa = ^/g ab = '7.3 bc = '/g '"''/> (^^
( ^/g u. S Poren auf Intsegmtf. ^',jg in den Borstenlinien a; Samen-
taschenjDoren auf Intsegmtf. ^-/j,, in den Borstenlinien a. Samenmagazine
hirsekornförmig. Prostaten einfach schlauchförmig , Copulationstaschen,
wenigstens im halb reifen Stadium nicht deutlich ausgebildet. Penialborsten
ca. 2^2 mm lang und proximal ca. 0,18 mm breit, bestehend aus zwei
säbelförmigen Platten, die mit den Kanten der concaven Krümmung spitz-
winklig zusammenstossen und distal in einen gemeinsamen compacten,
scharfen , gerade vorgestreckten Zahn auslaufen. Atriale Samentaschen-
räume schräg medial und nach hinten zusammentretend zur Bildung der
medianen, weit nach hinten reichenden Samentasche ; Ovarialblasen unter-
halb und oberhalb des Darms, den sie ringförmig umfassen, verschmolzen,
ventral jederseits angeschwollen , einen Spaltraum in die Wandung (zeit-
weilig bis in das Lumen durchbrechend?) der atrialen Samentaschenräume
entsendend ; geschlossene Eitrichter durch kurze Eileiter ausmündend, mit
nierenförmigem Eiersack an der Hinterseite, proximal in ganzer Breite in
die Hinterseite der Ovarialblasen-Anschwellungen einmündend.
Vorliegend 6 Exemplare, von denen keins vollständig geschlechts-
reif, die Hälfte unreif, die Hälfte halb reif ist.
Die Olig-ochäten Nordost-Afrikas. 49g
Aeiisseres: Das grösste. halbreife Exemplar ist 40 mm lang-
und im Maximum SV., mm breit und 2 mm hoch; seine Segment-
zahl beträgt 118. Die Färbung ist braun, dorsal dunkler, be-
sonders am Vorderkörper, ventral am Mittel- und Hinterkörper heller,
gelbbraun. Der Kopf ist epilobisch (ca. %). Die Borsten sind
gleichmässig, massig stark, ventral weit, lateral massig weit gepaart;
die ventral- mediane ist nicht ganz doppelt so gross wie die Weite
der ventralen Paare [aa r= s^., ah)-^ um die Hälfte grösser als die
mittlere laterale {aa = % bc), etwas mehr als doppelt so gross wie
die Weite der lateralen Paare (aa = ^^ cd); die dorsal-mediane
Borstendistanz ist etwas kleiner als 'der halbe Körperumfang
(dd / V2 ^O- Die Nephridialporen liegen zwischen den Borsten-
linien c und d, den erstem sehr wenig näher als den letztern.
Die männlichen Poren liegen auf Intersegmentalfurche ^^/js
in den Borstenlinien a, auf einem gemeinsamen, ventral-medianen
Querschlitz; bei einem Exemplar ragt je eine sehr kurze stummei-
förmige Ausstülpung aus den männlichen Poren hervor. Die weib-
lichen Poren sind unscheinbar; sie liegen auf Intersegmental-
furche ^^^5 zwischen den Borstenlinien c und d. Die Samen-
t a s c h e n p 0 r e n finden sich auf InteTsegmentalfurche ^-/'i 3 "^ ^^^^
Borstenlinien «; sie sind manchmal von einem gemeinsamen Drüsen-
wall umgeben, der die ganze Länge der Segmente 12 und 13 ein-
nimmt und lateral nicht ganz bis an die Borstenlinien b reicht.
Innere Organisation: Das Dissepiment % ist das erste
deutlich ausgebildete; es ist sehr zart; die folgenden Dissepimente
nehmen allmählich an Stärke zu, bis sie — Dissepiment ^"/u und
11/
'12 — massig stark sind; die folgenden sind wieder zart. Ein
kräftiger, sehr grosser Muskelmagen findet sich im 5., je eine
unpaarige ventrale Chylustasche im 9., 10. und 11., sowie ein
Paar grosse Kalkdrüsen im 13. Segment.
2 Paar Hoden ragen vom ventralen Rand der Dissepimente
"i„ und ^%i in die Segmente 10 und 11 hinein; die Samen-
magazine sind im ausgebildeten Zustand sehr gross, hirsekorn-
förmig ; bei dem untersuchten Exemplar waren nur die des 2. Paares
vollkommen ausgebildet und mit Sperma gefüllt, die des 1. Paares
im 10. Segment anscheinend noch ganz unfertig; die Samen-
trichter ragen, das Dissepiment ^%i bezw. ^^12 ^'oi^ vorn nach
hinten durchbohrend, in die Samensäcke des 11 bezw. 12. Segments
hinein; die Samen sacke des 2. Paares im 12. Segment waren bei
dem untersuchten Exemplar viel grösser als die des 1. im 11. Seg-
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 34
500 ^^- Michaelsen,
ment ; die vergTösserten Samensäcke des hintern Paares ragten durch
einige Segmente nach hinten. Die Prostaten waren bei dem unter-
suchten (halbreifen ! ) Stück einfach schlauchförmig, in ganzer Länge
gleichmässig und schwach muscnlös glänzend; sie schienen direct,
ohne Verengung und ohne Zwischenlagerung einer Copulations-
tasche auszumünden, doch ist das vielleicht nur ein Zustand der
Unreife. Da bei einem Exemplar die distalen Enden des männlichen
Ausführung'sapparats etwas ausgestülpt waren, so ist wohl anzu-
nehmen, dass sie — unausgestülpt — eine Copulatiönstasche dar-
stellen; es muss dahingestellt bleiben, ob diese muthmaassliche Copu-
latiönstasche sich bei weilerer Ausreifung stärker von den eigent-
lichen Prostaten modüiciren würde. Jede Prostata ist mit einem
Penialborstensack ausgestattet, deren jeder eine einzige Penial-
borste von sekr charakteristischer Form enthält. Die Penialborste
(Fig. 24, 25) setzt sich aus zwei dünnen, proximal ziemlich breiten,
distal verschmälerten, säbelförmig gebogenen Platten zusammen, die
mit den Kanten der concaven Krümmung spitzwinklig an einander
geheftet sind; die distalen Enden der beiden Platten fliessen in einen
compacten, scharfen, gerade vorgestreckten Zahn zusammen; die
Länge einer solchen Penialborste beträgt ca. 2^ ^ ^Qi, die grösste
Breite am proximalen Ende ca. 0,18 mm : die Penialborste ist wasser-
liell: eine äussere Ornamentirung fehlt.
Der weibliche G e s c h 1 e c h t s a p p a r a t (Fig. 23) zeichnet
sich durch eine ziemlich weitgehende mediane Verschmelzung ver-
schiedener Organe aus. Durch die Samentaschenporen gelangt man
in niedrige atriale Räume mit schwach musculöser Wandung («/),
die schräg gegen die Mediane und nach hinten zusammentreten und
sich in eine mediane, breite, sehr dünn wandige S a m e n t a s c h e (.sf) fort-
setzen; dieselbe geht unterhalb des Darmes, intersegmental etwas
eingeschnürt, gerade nach hinten, bis nahe an die Prostaten. In
dem Winkel zwischen den beiden an einander stossenden atrialen
Samentaschenräumen entspringt ein Paar median verschmolzene
Ovarialblasen, die sich sofort zu umfangreichen, je ein sehr
grosses Ovarium (ov) enthaltenden Schläuchen erweitern : die Ovarial-
blasen setzen sich nach oben, sich wieder verengend, noch weiter
fort, um schliesslich sich oberhalb des Darmes, den sie ringförmig
umfassen, zu vereinen; die untere Wand des erweiterten ventralen
Endes der Ovarialblasen ist dem atrialen Samentaschenraum fest an-
gelegt und mit ihm verwachsen: das Lumen der Ovarialblasen ent-
sendet hier einen spaltförmigen Ast in die Wandung des atrialen
Die Oligochäteu Nordost-Afrikas. 501
Samentasclienraums liineiii: bei dem imtersiichten Stück zog sich
dieser mit der Ovarialblase commimicireude Spaltraum eine beträcht-
liche Strecke innerhalb der Wandung" des atrialen Samentaschen-
raums hin, verlor sich dann aber, ohne in jenen Eaum einzumünden;
ich glaube annehmen zu dürfen, dass eine Communication zwischen
Ovarialblasen und atrialen Samentaschenräumen nur zeitweilig aus-
gebildet ist. Diuxh die weiblichen Poren gelangt man in kurze,
uuregelmässig verbogene Eileiter {el), die sich proximal zu ge-
schlossenen Ei trichtern {d) erweitern; die Eitrichter tragen
an der Hinterseite einen nierenförmigen E i e r s a c k (c5) und münden
proximal in ganzer Breite in die Hinterseite der erweiterten ventralen
Ovarialblasen ein.
Fundnotiz: Sagan-Gebiet, Landschaft G a r d u 1 1 a . in 2600
bis 3000 m Höhe; 12.— 13. 1. Ol (Coli. 0. Xeoiaxx).
Gen. Neunianniella n. g.
Diagnose: Borsten ventral sehr weit , lateral enger gepaart. ^
Porus unpaarig, ventral-median auf Intsegmtf. ^"j^ oder hinten am 17.
Segm. ; Samentaschenporus unpaarig, ventral-median auf Intsegmtf. ^'^^^
oder am 13. Segm. Muskelmagen im 5. (oder 6.?), unjjaarige ventrale
Chylustaschen im 9. — 11. oder im 8. — 10., ein Paar Kalkdrüsen im
13. Segm. Holoandrisch. Samenmagazine vorhanden. Ovarien von
Ovarialblasen bezw. Ovarial-Eitrichterblasen umschlossen, die zugleich auch
die geschlossenen Eitrichter umhüllen oder einen Ovarialschlauch zu denselben
entsenden; ein freier Eiersack an der Hinterseite der geschlossenen Eitrichter ;
Samentasche ganz unpaarig: ihr distales Ende von den Ovarial-Eitrichter-
blasen mit umhüllt oder durch je einen Verbindungsschlauch mit den
Eitrichtern in Communication gesetzt.
Die für mehrere neue Arten aufgestellte Gattung NeumannieJla
unterscheidet sich von den verwandten Gattungen Eminoscolex, Gar-
dullaria und Teleudrüus durch die vollständige Unpaarigkeit der
Samentasche. Die Gattung Teleudrüus stimmt mit ihr in der Un-
paarigkeit der Samentaschen- sowie der Prostatenausmünduug über-
ein, die Gattung GarduUaria in der Unpaarigkeit der Samentaschen-
ampulle.
yeumanuiella sixthonochcieta n. sp,
(Taf. 25, Fig. 35, 36.)
Diagnose: Borstendistanz aa = '^ o ab = ^i^ bc , cd = -/. ab,
dd = 1 2 'h gegen den ^ Porus aa etwas verringert zu Gunsten von bc.
Gürtel ringförmig, vom 14. — 17. Segm. (= 4). ^ Porus auf Intsegmtf.
^'/jg, ein grosser Querspalt mit ^vulstigen Rändern, die bis zur Borsten-
34*
502 ^- 3&CHA£L5Ey.
linie o. reichen: Samentaschenpoms ventral-median am 13. Segm. in der
Borstenzone (oder selir dicht davor?). Samenmagazine spindelförmig, ge-
boeen. Prostaten dick schlauchförmig . wenig gebogen, äusserhch glatt,
schwach glänzend, nur am äussersten distalen Ende schwach verjüngt.
durch eine sehr kleine, gemeinsame Copulationsta^che, die fast ganz von
einem dicken , kurzen . breit conischen Penis ausgefallt ist , ausmündend.
3Jit ihnen ein Paar lange Penialborstensäcke . proximal an der seitlichen
Leibeswand befestigt, ausmündend. Peniaiborsten ca. 3^ ^ mm lan? und
0.07 mm dick, einfach gebogen, von der Gestalt einer durch einen Längs-
schlitz im proximalen und mittlem Theil geöfeieten Bohre . deren Lumen
dicht unter dem sehr schwach verdickten . gerundeten distalen Ende nach
aussen mündet. Der Samentaschenj>orus führt in einen dicken . ovalen,
musculösen, von einem musculösen Wulst fast ganz atisgefüllten AtriaJraum ;
aus dessen hinterm Pol entspringt der Anfangs schlanke, schlauchförmige
mittlere Theü der Samentasche, der weit nach hinten ragt tmd sich proximal
sackförmig erweitert: Eüeiter gerade gestreckt, in kleine geschlossene
Eitrichter mit nierenförmigem Eiersack übergehend : wenig gebogene Yer-
bindung^chläuche zwischen Eitrichtem und Samentasche (?). Ovarien von
Ovarialblasen umhüllt, die direct. ohne Vermittlung eines engem Ovarial-
schlauches (?) mit den Eitrichterblasen in Verbindung stehen.
Vorliegend ein geschlechtsreifes und ein jugendliches Stück.
Aeusseres: Das gescUechtsreife Stück ist 7.5 mm lang. 6 mm
breit, aber nur 3 mm dick ' dorso-rentrale Dimension;: seine Seg-
mentzahl beträgt 175. Die Dorsalseite zeigt eine tief dunkle,
Iturpume, fast schwarze Färbung, die anteclitellial gegen die
Bauchseite in einen rauchbraunen Ton übergeht, während sie am
Mittel- und Hioterkurper seitlich ziemlich scharf begrenzt in eine
gelbliche Färbung der Bauchseite übergeht. Der Kopf ist epilobisch
(ca. ' e) : der schmale dorsale Köpflappenfortsatz ist durch zTsei Quer-
forchen getheilt. Der Körper ist ix»stclitellial stark abgeplattet.
Die Borsten sind massig stark, ventral sehr weit lateral massig
eng gepaart Die Weite der yentralen Paare kommt der mittlem
lateralen Borstendistanz annähernd gleich und ist etwa "-.. so gi'oss
wie die ventral-mediane Borstendistanz <«a = '^, a-& = -^^ hc): die
lateralen Paare sind ungefähr - ^ .so weit T^ie die ventralen {cd = - .- ab) ;
die dorsal-mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben
Köi-perumfang dd = ^ , u). Gegen das 17. Segment verringert sich
die ventral-mediane Borstendistanz sehr wenig zu Gunsten der mittlem
lateralen. Die Xephridialporen liegen in den Borstenlinien cd.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt .sich über die 4 Seg-
mente 14 — 17. Er läs.st die IntersegmentalfarcheD, Bor.sten und
Xephridialporen fast unverändert deutlich bleiben. Der männliche
Porus Uegt ventral-median auf Intersegmentalfurche ^'igl ^r r®"
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 503
präsentii't sich als grosser Querschlitz mit Tvallförmigen Eändem.
deren zusammenstossende Enden bis an die Borstenlinien a reichen.
Die weiblichen Poren liegen auf Intersegmentalfui'che ^*i5 in
den Borstenlinien cd. der Samentaschenporus ventral-median
am 13. Segment, in der Borstenzone, wenn nicht sehr dicht davor
(?. Haut hier etwas verzerrt l
Innere Organisation: Die Dissepimente % — ^\o sind
verdickt, das erste nur schwach, die übrigen stark, die der Hoden-
segmente sogar sehr stark. Der Muskelmagen liegt im 5. Segment :
je eine grosse, breit tascheuförmige. unpaarige Chylustasche
hängt im 9.. 10. und 11. Segment ventral am Oesophagus : die Kalk-
drüsen sind nicht erkannt worden (entsprechende Darmpartie bei
der Präparation zerstört Ii: zweifellos stimmt X siphonochaeta in dieser
Beziehung mit seinen Gattungsgenossen überein (1 Paar im 13.
Segment).
Hoden und Testikel blasen sind nicht erkannt worden.
Die proximalen Samenleiterenden sind im 10. tind 11. Segment zu
spindelförmigen, gebogenen Samenmagazinen angeschwollen. Die
Samentrichter ragen in die Samensäcke des 11. und 12. Segments
hinein. Die Samensäcke des 11. Segments sind kurz und breit,
die des 12. Segments schmal und lang, schlauchförmig. Die Pro-
staten sind dick schlaucliförmig. etwas gebogen, äusserüch glatt,
schwach glänzend, musculös : ihr Lumen scheint einfach zu sein ; sich
am äussersten distalen Ende schwach verengend, gehen sie in querer
Eichtung gerade auf einander zu. um sich median zu vereinen und
dtu'ch eine gemeinsame kleine Copulationstasche atiszumündeu.
Die Copulationstasche liegt bei der Betrachtung des dorsal geöffneten
Thieres ganz versteckt unter den distalen Enden der Prostaten: sie
ist fast ganz von einem kurzen, dicken, breit conischen Penis aus-
gefüllt, der zweifellos mit der Copulationstasche ausstülpbar und
auch wohl zu schlankerer Gestaltung dehnbar ist. In die Copulations-
tasche münden auch ein Paar lange, schlanke Penialborsten-
säcke ein. deren proximales Ende weiter hinten an die seitliche
Leibeswand angeheftet ist. Jeder Penialborstensack enthält 2 Penial-
borsten ^Fig. 36^ : dieselben sind etwa 3 ' ., mm lang und 0.7 mm
dick, einfach gebogen, von der Gestalt einer in der proximalen und
mittlem Partie dm'ch einen Längsschlitz geöffneten Eöhre: das
Lumen der Eöhre mündet sehr dicht unter dem sehr schwach ver-
dickten, gerundeten distalen Ende an der concaven Seite der Borste
aus. Bei einer dieser Penialborsten war das distale Liuuen von
504 ^^ • Michaelsex,
einer körneligen Masse erfüllt, die, lierausgepresst, als bröckeliger ;
Faden ans der Borsten öifnung hervorragte: wahrscheinlich ist diese i
körnelige Masse ein Drnsensecret. das bei der Begattnng als Reiz- 1
mittel dient. i
Durch den Samentaschenporns am 13. Segment gelangt man in ■
einen grossen, ovalen, stark mnscnlösen Atrialraum (Fig. 3b af) der \
Samentasche, dessen Lumen fast ganz von einem halbeiförmigen i
musculösen Wulst, einer Verdickung der dorsalen AVandung, aus- j
gefüllt ist ; hinten geht der Atrialraum in einen schlanken, schlauch- j
förmigen Mitteltheil (Fig. 3ömt) über; das distale Ende dieses Mittel- ;
theils ist in einigen breiten Windungen fest an die Hinterseite des ]
Atrialraums angelegt und angeheftet : im Uebrigen geht der schlanke
Mitteltheil gerade nach hinten, zwängt sich unter einer der beiden ]
Prostaten hindurch, um sich schliesslich hinter derselben zu einem J
grossen Sack (Fig. 35a^jf) zu erweitern. Von den weiblichen Poren *
fülü-en massig lange und massig schlanke, gerade gestreckte Ei- j
1 e i t e r (Fig. 35 el) schräg nach vorn und medianwärts in die kleinen :r!
geschlossenen Eit rieht er (Fig. 35ef) mit engem, gewundenem -,
Lumen ein ; die Eitrichter tragen einen massig grossen, nierenförmigen :
E i e r s a c k (Fig. 35 es) ; ein enger, seh wach gebogener V e r b i n d u n gs - j
schlauch (Fig. 3övs) scheint von den Eitrichtern zur Samentasche
hinzuführen, unter (in?) deren Atrialraum er verschwindet (ein- <
mündet?); diese Verbindungsschläuche sind nicht ganz deutlich er- |
kaunt worden; vielleicht handelte es sich bei deu betreffenden Eil- 1
düngen nur um Faserstränge. Fetzen oder Theilstücke des Dissepi- !
ments ^-Vj^. Ein Paar grosse Ovarien (Fig. 35 o?;) hängen ziemlich
dicht vor den Eitrichtern an der Hinterseite des Dissepiments ^-y^; '
sie sind von zarten Häuteu, Ovarialb lasen (Fig. äöob), umhüllt,
die anscheinend dii-ect mit den Eitrichtern in Verbindung stehen.
Fundnotiz: Sagan- Gebiet. Landschaft Gardulla, in
2600—3000 m Höhe; 13.-16.1. Ol (Coli. 0. Neumaxx). ;
NeumantiieUa temiis n. sp.
(Taf. 26, Fig. 39, 40.)
Diagnose: Borstendistanz aa = hc = •' ., ab ^= ca. 6 cd, dd =■
ca. ". ti. J; Porus auf Intsegmtf. ^'^g (auf der Spitze eines kleinen,
zapfenförmigen Penis); ein ^ Geschlechtsfeld ist nicht markirt. Samen-
taschenporus ventral-median auf Intsegmtf. ^'^4. Samenmagazine schlauch-
förmig (nm- ungefüllt?). Nur eine unpaarige Prostata, schlauchförmig;
Drüsentheil äusserlich glatt , nach schwacher Verengung in den kürzern,
etwas dickern, Uförmig gebogenen Ausführungsgang übergehend ; dieser
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 505
durch eine kleine Copulationstasche mit Penis ausmündend. Samentasche
schlank, schlauchförmig, distal schwach verbreitert. Eileiter schlank, gerade ge-
streckt, in einen grossen geschlossenen Eitrichter mit engem, gewundenemLumen
übergehend; Eiersack klein, bohnenlörmig , dem Eitrichter fest angelegt:
Yerbindungsschläuche(? , zusammengelegtes Dissejjiment ^^ n':') zwischen
Eitrichtern und Samentasche schlank , bogentörmig , etwas distal von der
Mitte der Samentasche seitlich au dieselbe angelegt (und in sie über-
gehend?). Ovarien gross, von Ovarialblasen umschlossen, durch lange
Bindegewebssträuge mit Dissepiment """j:;. durch weite(?), kurze Ovarial-
schläuche mit den Eitrichtern (und der Samentasche?) in Verbindung
gesetzt.
Vorliegend ein einziges, ansclieinend noch nicht ganz geschlechts-
reifes, gürtelloses Exemplar.
Aeusseres: Das Stück ist 78 mm lang und l^o — - mm dick,
also verhältnissmässig dünn: seine Segmentzahl beträgt 118.
Die Färbung des conservirten Thieres ist ventral und lateral
schmutzig gelbgrau, dorsal vorn bläulich-grau, seitlich sanft abgetönt,
am Mittel- und Hiuterkörper rauchbraun. Der Kopf ist epilobisch
(-/s). Die Borsten sind massig zart, ventral sehr weit, lateral eng
gepaart. Die ventral-mediane Borstendistanz ist gleich der mittlem
lateralen und etwa um die Hälfte grösser als die Weite der ventralen
Paare; die lateralen Paare sind ca. ^^ so weit wie die ventralen
(aa = hc ^^ ^2 ^^; ^^^ = ca. ^4 ah); die dorsal-mediane Borsten-
distanz ist etwas geringer als der halbe Körperumfang (dd = ca. - 5 u).
Die N e p h r i d i a 1 p 0 r e n liegen in den Borstenlinien cd.
Der Gürtel ist nicht ausgebildet. Ein männlicher Porus
liegt an der Spitze eines kleinen zapfenförmigeu Penis, der ventral-
median auf Intersegmentalfurche ^^is steht. Ein besonderes männ-
liches Geschlechtsfeld ist nicht ausgebildet. Der kleine Samen-
tasche n p 0 r u s liegt ventral-median auf Intersegmentalfurche ^'' j^.
Innere Organisation: Die Dissepiment e '^- — ^'j^ sind
schwach verdickt, die ersten sehr schwach, die folgenden gTaduell
etwas stärker, ^^ j., wieder etwas schwächer. Das Dissepiment ^g
ist zart. Ein krättiger Muskelmagen findet sich im 5. Segment,
3 grosse unpaarige, ventrale, eiförmige Chylustaschen im 9., 10.
und 11., ein Paar massig grosse Kalkdrüsen im 13. Segment.
Das Rückengefäss ist einfach. Im 10. und 11. Segment finden
sich je ein Paar sehr stark angeschwollene Herzen.
Zwei Paar Hoden (eingeschlossen in Testikelblasen?)
hängen vom ventralen Rand der Dissepimente ®jo und ^^.j in die
Segmente 10 und 11, 2 Paar einfache Samensäcke von Dissepi-
506 W. JMiCHAELSEN, ]
ment ^"/n ^^^ ^^ 12 ii^ ^^^ Segmente 11 imd 12 liiuein. Die proxi- j
malen Enden der Samenleiter in Segment 10 und 11 sind etwas
verdickt, aber noch schlauchförmig, nicht angeschwollen ; sie repräsen-
tiren unvollkommene (nur ungefüllte?) Samenmagazine. Sich
zurückbiegend und die Dissepimente ^*- ^^ und ^^ ^2 zum zweiten Male j
durchsetzend, treten sie in die Samensäcke des 11. und 12. Segments
ein, sich hier sofort zum Samen tri cht er erweiternd. Es ist nur
eine einzige, unsymmetrische Prostata (Fig. 40) zur Ausbildung 3
gelangt; dieselbe ist laug und dünn, schlauchförmig, etwa 3^., mm ;
lang; der Drüsentheil (Fig. 40 ^^r) ist ca. 2^., mm lang und 0,16 mm
dick; er beschreibt eine weite Sförmige Windung; der Drüsentheil 1
ist äusserlich glatt; vom Hauptlumen gehen viele kurze und mehr j
oder weniger enge Höhlungen in die dicke Wandung hinein. Der j
Drüsentheil geht distal, sich verengend, in den etwas dickern und i
ca. 1 mm langen musculösen Ausführungsgang (Fig. ^Oag) über; 1
dieser letztere ist zu einer Uförmigen Schleife zusammengepresst \
und eng an die Seitenwand einer kleinen Copulationstasche (Fig. 40 ]
U) angelegt; er tritt, sich verengend, in diese Copulationstasche \
ein und beschreibt innerhalb desselben einige enge Schlängelungen j
und mündet schliesslich durch den Penis (Fig. 40 p) aus. Wahr- \
scheinlich ist der Penis noch viel weiter ausstreckbar als bei dem j
untersuchten Stück; es ist wohl anzunehmen, dass bei vollständiger j
Erection der in der Copulationstasche enthaltene Theil des Aus- i
führungsganges vollkommen gerade gestreckt wird. Die Samenleiter 1
beider Seiten treten, von vorn her kommend, an die distale Partie '
des Drüsentheüs heran, der der linken Seite direct, der andere, nach-
dem er sich unter dem musculösen Ausführungsgang hindurch ge-
zwängt hat, um zu dem linksseitig hingebogenen distalen Drüsen-
theilende der Prostata hin zu gelangen.
Der Samentaschenporus führt direct in eine lang und dünn
schlauchförmige, distal sehr schwach verbreiterte, proximal allmäh-
lich und schwach verjüngte Samentasche (Fig. 39 st) ein; die
distale Hälfte der Samentasche verläuft median unterhalb des Bauch-
stranges gerade nach hinten; die proximale Hälfte tritt unter dem
Bauchstrang hervor zur Seite und ist unregelmässig geknickt und |
gebogen. Von den weiblichen Poren (lateral auf Intersegmental-
furche ^^j^) führen schlanke, gerade gestreckte Eileiter (Fig. 39
eT) zu den grossen, länglichen geschlossenen Eitrichtern
(Fig. 39 ei'); das Lumen der Eitrichter ist eng und gewunden; je
ein kleiner, bohnenförmiger Eier sack (Fig. 39 es) ist mit der !
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 507
Breitseite fest an die Hinterseite dei' Eitrichter angelegt. Vom ven-
tralen Rand des Dissepiments ^-j^. führen ein Paar lange Binde-
gewebsstränge (Fig. 39 hg) zu einem Paar ziemlich dicht vor den
Eitrichtern liegenden Ovarien (Fig. 39 or) hin; die letztern sind
gross, büschelig, von Ovari alblasen (Fig. 39 oh) umschlossen.
Von den Ovarialblasen ziehen sich zarte Häute zu den Eitrichtern
(und der Samentasehe ?) hin; manchmal schien es mir, als sei ein
kurzer, engerer 0 v a r i a 1 s c h 1 a u c h (Fig. 39 os) zwischen einem
Ovarium und dem betreffenden Eitrichter ausgespannt; es liess sich
das jedoch bei der Zartheit der Häute (z. Th. vielleicht nur Fetzen
des Dissepiments ^^n?) nicht ganz sicher feststellen. Von der
Medialseite der Eitrichter scheint dann noch je ein enger Ver-
bindungsschlauch (Fig. 39 vs) in einfachem Bogen zur Sam en-
tasche hin zu gehen; der mediale Ast dieses nicht sicher erkannten
Verbindungsschlauches schmiegt sich seitlich an die distale Samen-
taschenhälfte an und scheint schliesslich etwas distal von der Mitte
der Samentasche in dieselbe einzumünden; vielleicht werden diese
Verbindungsschläuche nur durch Zusammenlegung des bei der Prä-
paration seitlich gespannten Dissepiments ^-^^^ vorgetäuscht.
Fundnotiz: Ha nasch- Gebiet. Schoa, Ejere in der
Landschaft M e t s c h a , in 2700—3000 m Höhe ; 17, 9. 00 (Coli. 0. Xeu-
mann).
IXeuniannieUa paUlda n. s^k
(Fig. 25. Fig. 47, 48.)
Diagnose: Borstendistanz aa = 2 ab = -^ ., hc = ca. 8 cd; (hl
^= ca. ^/o «. Gürtel ringförmig, vom 14. — 17. Segm. (= 4). (5" Ge-
schlechtsfeld kreisrund, ventral-median am 17. und ^ g 1^- Segm., -^ Porus
im Centrum desselben, auf Intsegmtf. -"'-ig. Samentaschenporus ventral-
median auf Intsegmtf. ^'^,4, ein bogenförmiger, hinten convexer Schlitz,
dahinter ein kleines Pubertätsfeld durch Zurückweichen des Gürtels ge-
bildet. Prostaten mit massig dick schlauchförmigem, distal stark verengten
Drüsentheil und einem gemeinsamen, musculösen Ausführungsgang, der
sich distal zu einer dick zwiebeiförmigen, musculösen Copulationstasche er-
weitert. Eileiter gerade gestreckt , schlank , in sehr kleine geschlossene
Eitrichter mit viel grösserm Eiersack übergehend. Samentasehe einfach,
dick schlauchförmig, distal schwach erweitert. Dissepiment ^- j.. theil-
weise mit Dissepiment ^^^^ zu einer kleinen Kammer verwachsen, die die
geschlossenen Eitrichter und die eng daran gedrückten Ovarien sowie auch
den distalen Theil der Samentasche in sich fasst. Besondere Ovarialblasen
und Verbindunafsschläuche zwischen Eitrichtern und Samentasche fehlen.
508 W. Michaelsen,
Vorliegend 2 vielleicht iiiclit vollkommen geschlechtsreife
Exemplare.
Aeusseres: Das gTösste Stück ist 95 mm lang. 6 bis 8 mm
dick und besteht aus ca. 154 Segmenten. Die conservirten Thiere
sind vollkommen p i g m e n 1 1 o s , weiss und grau oder gelblich. Der
Kopf ist prolobisch bezw. undeutlich epilobisch. Die Borsten sind
ventral sehr weit, lateral eng gepaart; die ventral-mediane Borsten-
distanz ist etwas grösser als die mittlem lateralen, ungefähr nui'
doppelt so gross wie die Weite der ventralen Paare {aa ^2 ah:^ ^i^ bc)-
die lateralen Paare sind kaum ^/^ so weit wie die ventralen {ah =
ca. 4 cd); die dorsal-mediane Borstendistanz ist annähernd gleich
dem halben Körperumfang (dd = ca. ^ ., u).
Der Gürtel ist stark erhaben, ringförmig und erstreckt sich
über die 4 Segmente 14 — 17. Bei einem Stück liegt ein schwach ein-
gesenktes, kreisrundes, ventral-medianes männliches Geschlechts-
feld am 17. Segment und der vordem Hälfte des 18. Im Centrum
desselben, auf Intersegmentalfurche ^7i8j ventral-median, liegt der
männliche Porus. Ein unpaariger Samentaschenporus,
ein bogenförmiger, hinten convexer Schlitz, liegt ventral-median auf
Intersegmentalfurche ^'^j^. Hinter demselben an der vordem Hälfte
des 14. Segments, wird durch Zurückweichen des Gürtels ein kleines
Pubertätsfeld gebildet. Die w e i b 1 i c h e n P o r e n liegen hinten
am 14. Segment in den Borstenlinien cd.
Innere Organisation: Die Dissepimente % — ^^j« sind
stark verdickt. Der Darm bildet sich im 5. Segment zu einem
kräftigen, kugligen Muskelmagen um und trägt im 8., 9. und
10. (!) Segment je eine unpaarige ventrale Chj'lustasche sowie
im 13. Segment ein Paar Kalk drüsen. Das Rücken gefäss ist,
wenigstens im Vorderkörper, segmental verdoppelt, intersegmental
einfach. 2 Paar stark angeschwollene, glatte Herzen finden sich
im 10. und 11. Segment.
Ein Paar grosse Samensäcke, deren untere Partie schwach
abgeschnürt erscheint, ragen vom Dissepiment '"/^i und "/i.^ in das
11. und 12. Segment hinein. Vor denselben, hinten im 10. und 11.
Segment, finden sich je ein Paar kleine Samen magazine, die
angeschwollenen proximalen Enden der Samenleiter. Die Prostaten
(Fig. 48 pr) besitzen einen dick schlauchförmigen Drüsentheil,
der äusserlich glatt ist und dessen massig weites Lumen nicht ganz
gleichmässig erscheint. Distal verengen sich die Drüsentheile und
vereinen sich median zu einem gemeinsamen, wieder etwas dickem,
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 509
glänzenden, musculösen Aiisfülirnng-sgang (Fig. 48 ar/); dieser
erweitert sich distal ziemlich schnell zu einer dick zwiebeiförmigen,
musculösen Copulationstasche (Fig. 48 li) ; der Ausführungsgang
ist eng an die Copulationstasche herangebogen. Die Samenleiter
(Fig. A8sl) treten dicht proximal von der Vereinigungsstelle der
Prostatadrüsentheile an diese letztern heran. Penialborsten fehlen.
Der weiblicheGeschlechtsapparat (Fig. 47) zeigt fol-
gende Gestaltung: Durch den Samentaschenporus gelangt man in
eine einfache, dick schlauchförmige, distal etwas erweiterte, sich
proximal allmählich etwas verengende Samentasche (Fig. 47 5^);
dieselbe geht von der Ausmündungsstelle Anfangs gerade nach hinten,
später, proximal, biegt sie sich zur Seite. Jederseits führt ein
gerade gestreckter, schlanker Eileiter (Fig. 47 el), von den Aveib-
lichen Poren zu einem sehr kleinen geschlossenen Eitrichter
(Fig. 47 et), der in geringer Entfernung neben dem distalen Ende
der Samentasche am Dissepiment ^-^jj haftet und einen ihn an Grösse
weit übertreif enden Eiersack (Fig. 47 es) trägt. Dicht vor dem
geschlossenen Eitrichter, ziemlich hoch an der Hinterseite des Dis-
sepiments ^%:>, sitzt ein grosses, büscheliges Ovarium (Fig. 47 ow).
Besondere Ovarialblasen und Ova riaisch lau che sind nicht
erkannt worden; doch scheint durch theilweise Verwachsung des
Dissepiments ^^/j., mit dem Dissepiment ^''/i^ eine enge Kammer ge-
bildet zu sein, in der, eng an einander gepresst, die Eitrichter und
Ovarien liegen und die auch das distale Ende der Samentasche in
sich fasst; auch Verbindungsschläuche zwischen den Eitrichtern und
der Samentasche scheinen zu fehlen.
Fundnotizen: Gelo-Gebiet, Landschaft Binesso, Gajin,
in ca. 2000 m Höhe; 22,/4. Ol (Coli. 0. Neumann). Hauasch-
Gebiet, Schoa, am Motscho-Fall, in ca. 2500 m Höhe ; 7.8.00
(Coli. 0. Neumann).
NeutnannieUa f/i'acilis n, sp.
(Taf. 25, Fig. 45.)
Diagnose: Borstendistanz aa = bc = '^j^ ah = ca. 3 cd, dd
< ^o "' Gürtel am 14. —18. Segm. (= 5) nur am Hinterrande deutlich
ringförmig. S Porus ventral- median , hinten am 17. Segm., im Centrum
eines gi-ossen, quer ovalen Gesclilechtsfeldes, das fast die ganze Länge des
17. sowie die vordere Hälfte des 18. Segm. einnimmt und seitlich etwas
über die Borstenlinien h hinausragt. Auf dem Geschlechtsfeld eine Anzahl
(ca. 18) winziger Papillen, die in meist (?) regelmässigem Doppelkranze
510 ^V- Michaelsen,
(je 2 auf einem Radius) den J Porus umgeben. Samentascheuporus
ventral-median am 13. Segm. , ein feiner Längsspalt auf undeutlicher
Papille. Prostaten lang und dick, schlauchförmig, eng geschlängelt, ganz
drüsig, ohne deutlich gesonderten Ausführungsgaug und ohne Copulations-
tasche. Samentasche birnförmig, unsymmetrisch zur linken Seite geneigt,
durch einen kleinen, gauz in der Leibeswand verborgenen, zapfenförmigen
Stiel ausmündend. Vom distalen Ende der Samentasche führen ein Paar
lange, enge, unregelmässig gewundene Verbindungsschläuche nach den ge-
schlossenen Eitrichter hin , in deren Vorderseite sie unter schwacher Er-
weiterung einmünden ; Eitrichter mit nierenförmigem Eiersack. Ovarial-
blasen durch kaum engere Ovarialschläuche mit den Eitrichtern in Ver-
bindung gesetzt.
4 zum Tlieil gut conservirte Stücke vorliegend.
A e u s s e r e s : N. gracUis hat eine zierliche Gestalt; die beiden
intacten Stücke (den beiden übrigen fehlt das Hinterende) zeigen
folgende Dimensionen: Sie sind 36 mid 60 mm lang, IV2 nnd
2 bis 3 mm dick; ihre Segment zahl beträgt 111 bezvv. 130. Die
F ä r b n u g der conservirten Thiere ist bleich gran, zart chamois-gelb
oder (nachträglich verdunkelt?) braun. Es scheint jegliches Haut-
pigment zu fehlen. Der Kopf ist epilobisch (^/o). Die Borsten sind
ventral sehr weit, lateral massig weit gepaart; die ventral-mediane
Borstendistanz ist ungefähr gleich der mittlem lateralen («« = hc) ;
die Weite der ventralen Paare ist ca. % so gross wie die ventral-
mediane Borstendistanz {ah = % ad) ; die Weite der lateralen Paare
ist etwas variabel, annähernd halb so gross wie die der ventralen
Paare {cd = ca. ^ .^ ah) ; die dorsal-mediane Borstendistanz ist wenig
kleiner als der halbe Körperumfang {dd ( ^.^ ^i). Die ventralen
Borsten des Vorderkörpers tragen an der convexen Seite des distalen
Endes einen kleinen höckerförmigen Zahn oder eine kleine C'rista.
Der Gürtel erstreckt sich über die 5 Segmente 14 — 18. Er
ist nur an der hintern Hälfte des 18. Segments ringförmig, weiter
vorn ventral im Bereich der Borstenlinien h unterbrochen oder
mindestens schwächer entwickelt, und zwar ist bei gut conservirten
Thieren dieses gürtellose oder durch schwächere Drüsenbildung aus-
gezeichnete ventral-mediane Feld seitlich in scharfer Linie abgesetzt.
Der männliche Porus liegt ventral-median auf der hintern
Hälfte des 17. Segments, im Centrum eines grossen Geschlechtsfeldes;
er erscheint meist als einfaches Loch auf kleiner Papille; in einem
Falle ragte ein winziger Zapfen, ein Penis, aus demselben etwas
hervor. Das männliche Geschlechtsfeld ist quer elliptisch,
flach, manchmal schwach eingesenkt, von einem glatten, schmalen
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 5X1
Wall umgeben. Es nimmt fast die ganze Länge des 17. Segments
sowie die vordere Hälfte des 18. Segments ein und ragt seitlich etwas
über die Borstenlinien h hinaus. Das männliche Geschlechtsfeld
trägt eine Anzahl fca. 18) winziger Papillen, die in meist (?)
regelmässigem Doppelkranze, zu je zweien auf einem und demselben
Kadius stehend, den männlichen Porus umgeben. Bei den 2 weniger
gut conservirten Stücken schien der Papillenkranz nicht ganz diese
Regelmässigkeit der Anordnung zu besitzen. Ein unpaariger S am en-
tasche nporus, ein feiner Längsspalt, liegt ventral-median am
13. Segment, auf einer quer elliptischen, undeutlich begrenzten, die
ganze Länge des 13. Segments einnehmenden Papille. Die weib-
lichen Poren (lateral am 14. Segment?) sind nicht deutlich er-
kannt worden.
Innere Organisation: Das Dissepiment 7? ist zart; die
Dissepimente "% — ^7i3 sind schwach verdickt, am deutlichsten die
Dissepimente ^"/n und ^Vi2- I^^^ 6- (?) Segment bildet sich der Oeso-
phagus zu einem massig grossen, ziemlich schlanken, aber dick-
Avandigen Muskelmagen um; im 9., 10. und 11. Segment trägt
er je eine längliche ventrale ChjMustasche und im 13. Segment
ein Paar grosse Kalkdrüsen.
Zwei Paar grosse Hoden liegen ventral im 10. und 11. Segment.
Ihnen gegenüber verdicken sich die proximalen Enden der Samen-
leiter zu je einem Samenmagazin; dieselben schienen bei dem
untersuchten Stück noch nicht gefüllt, nur durch Verdickung der
Samenleiterwandung gebildet zu sein. 2 Paar mehrfach einge-
schnittene Samen Säcke ragen von den Dissepimenten ^•'/u und
^^12 in die Segmente 11 und 12 hinein. Die Prostaten sind lang
und dick schlauchförmig, eng und etwas unregelmässig geschlängelt
und ragen durch mehrere Segmente nach hinten ; ihre Wandung ist
ziemlich dick und drüsig, äusserlich glatt, anscheinend ganz ohne
Muskelelemente. Die Prostaten münden ohne deutlichen Ausfühi'ungs-
gang, aber sich stark verengend, durch den gemeinsamen männlichen
Porus aus. Eine Copulationstasche ist nicht ausgebildet.
Penialborsten fehlen.
Der Samentaschenporus am 13. Segment führt durch einen im
■ Bereich der Leibeswand sehr engen Canal in eine unpaarige, un-
I regelmässig birnförmige S a m e n t a s c h e (Fig. 45 5/) ein ; diese Samen-
\\ tasche, deren Wandung bei beiden untersuchten Stücken stark colla-
■{ birt, längsgefaltet, erschien, ragte, den median verlaufenden Bauch-
strang umgehend, beide Male in die linke Körperseite hinein. Vom
(
512 W. Michaelsen,
distalen Ende der Samentasche geht jederseits ein langer, enger,
vielfach und unregelmässig geschlängelt er Verbindungsschlauch
(Fig. 4:0 vs) zur Seite; sich etwas erweiternd, gehen diese Schläuche
schliesslich in die geschlossenen Eit rieht er (Fig. 45 er) mit
engem, gewundenem Lumen über. Die Eitrichter tragen je einen
nierenförmigen E i er s a c k (Fig. 45 es) und münden durch die schlanken,
gerade gestreckten Eileiter (Fig. 45e/j an den seitlichen Körper-
wänden aus. Ein Paar kleine Ovarien (Fig. 45 ov) sitzen ziemlich
hoch an der Hinterseite des Dissepiments ^- 1-, in nicht sehr weiter
Entfernung von den Eitrichtern, eng umhüllt von Ovar ialb lasen
die durch je einen kaum engeren, ziemlich kurzen Ovarial-
schlauch (Fig. 45o.s) mit den Eitrichtern in Communication ge-
setzt sind.
Fundnotizen: Omo-Gebiet. Süd-Kaffa. Godat in der
Landschaft Gofa, Djala, ca. 2800 m hoch; 1./2. Ol (Coli 0. Neu-
mann). Omo-Gebiet, Landschaft D o k o oder M a 1 o , in ca. 2500 m
Höhe ; Febr. Ol (Coli. 0. Xeumann). Omo-Gebiet, Kaffa, Ande-
ratscha, in ca. 2600 m Höhe; März Ol (Coli. 0. NEuaiANN).
Gen. Teleudrilus Rosa.
Die grosse Zahl neuer Arten dieser Gattung bedingt eine be-
trächtliche Aenderung in der Diagnose derselben:
Diagnose: Borsten ventral sehr weit, lateral enger gepaart. ^
Porus unpaarig, ventral-median am 17., 18. oder 19. Segm. oder auf
Intsegmtf. ^'/jg oder ^^/jc,. Samentaschenporus unpaarig, ventral-median
auf Intsegmtf. ^-/^o oder ^^/^^ (oder -^^Äi^ V). Muskelmagen im 5. (selten
im 6.?), je eine unpaarige ventrale Chylustasche im 9., 10. und 11.,
sowie ein Paar Kalkdrüsen im 13. Segm. Holoandrisch. Samenmagazine
vorhanden. Prostaten schlauchförmig. Samentaschen paarig . distal sich
vereinend, proximal blind endend oder oberhalb des Darmes verschmelzend
und dann den Darm ringförmig umfassend ; geschlossene Eitrichter mit
freiem Eiersack, direct oder durch Vermittlung je eines Verbindungs-
schlauches in die Samentaschen einmündend. Ovarien von Ovarialblasen
umschlossen, den Samentaschen angelagert oder auch durch Ovarialschläuche
mit den Samentaschen, den Verbindungsschläuchen oder den geschlossenen
Eitrichtern in Communication gesetzt.
Teleudrilus diddaensis n. sp,
(Taf. 26, Fig. 46.)
Diagnose: Borstendistanz aa ^= ^/g ab = ^'^ bc = 4: cd, dd vorn
gleich ca. ^'^j hinten gleich ca. ^/- n. Gürtel ringförmig, am 14. — 18.
I
Die Oligochäten Xordost-AMkas. 513
Segm. (= 5). ^" Porus auf Intsegmtf. ^'i,;. mit kleinem Drüsenhof;
Samentasehenporus auf Intsegmtf. ^"^14. Samenmagazine wur^tförmig,
schwach gebogen, in die Testikelblasen ihres Segm. einmündend. Prostaten
dick wurstföi'mig. unregelmässig gebogen, sehr schwach glänzend, fast ganz
drüsig , distal schwach verengt, seitlich in eine grosse, musculöse , dick
polsterförmige Copulationstasche einmündend. Samentaschen dorsal ver-
schmolzen . den Darm ringförmig umfassend , ohne deutlichen Atriivlraum,
fast direct ausmündend. Ovarien winzig . jederseits an eine etwas vor-
springende Knickung des Samentaschenringes angelegt, eng umschlossen
von Ovarialblasen. die mit Dissepiment ^"-j., in (directer?) Verbindung
stehen; Eileiter gerade, schlank, proximal verdickt (ohne Samenkämmer-
chen ? ) ; Eiersäcke eiförmig : geschlossene Eitrichter proximal in enge,
schlanke , nur sehr schwach gebogene Verbindungsschläuche übergehend,
die ziemlich dicht hinter den Stellen der Ovarien in den Samentaschen-
ring einmünden.
Vorliegend einige wenige, zum Tlieil gescblechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die geschlechtsreifen Stücke sind 35 bis 52 mm
lang bei einer maximalen Dicke von 3 ' .> — 4 mm. Die Segment-
zahl scbwankt zwiscben sebr naben Grenzen: sie beträgt 115
bis 120. Die Färbung ist am Mittel- und Hinterkörper dorsal, in
den Borstenlinien d. ziemlicb scbarf abgesebnitten, violett rotb oder
mancbmal bräunlicb-rotb : das Kopfende ist mebr grau. Der Kopf
ist epilobiscb (^ca. ^,4); der ziemlicb breite dorsale Kopflappenfortsatz
ist bluten durcb eine Querfurcbe begrenzt. Die Borsten sind
gleicbmässig zart: die ventral-mediane Borstendistanz ist um ein
Drittel grösser als die Weite der ventralen Paare [im = ^ ^ ab), um
ein Viertel kleiner als die mittlere laterale Borstendistanz (ab =
^ji hc); die lateralen Paare sind ungefähr ^3 so weit wie die ven-
tralen (ab = 3 cd) : die dorsal-mediane Borstendistanz ist am Vorder-
körper ungefähr gleicb dem halben Körperumfang (vorn dd = ca. ^ ., n\
am Hiuterkörper deutlicb kleiner (hinten dd = ca. •' - u). Die X e -
phridialporen liegen zwischen den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel ist ringförmig, ventral etwas schwächer ausgebildet;
er erstreckt sich über die 5 Segmente 14 — 18; Intersegmentalfui-cben,
Borsten und Nephridialporen sind auch am Gürtel erkennbar. Der
männliche Porus. ein kleiner Querscblitz mit quer ovalem, flachem
Drüsenhof. liegt auf Intei-segmentalfurche ^'js, der unscheinbare
Samentasehenporus auf Intersegmentalfurche ^'^i^; die weib-
lichen Poren finden sich auf Intersegmentalfurche ^* ^^ in den
Borstenlinien cd.
Innere Organisation: Das Dissepiment ^-j.. und einige
vorhergehende sind schwach verdickt. Der Muskelmagen ist
514 W. Michaelsen,
sehr klein ; es findet sich je eine nnpaarige ventrale C h y 1 u s t a s c h e
im 9., 10. nnd 11. Segment und ein Paar massig grosse Kalk-
drüsen im 13. Segment; dieselben sind bohnenförmig, durch zwei
ziemlich tiefe Längseinschnitte ungleich getheilt.
In den Segmenten 10 und 11 liegen je zwei grosse dickliche ;
T e s t i k e 1 b 1 a s e n , in den Segmenten 1 1 und 12 je zwei dick zungen- i
förmige Samensäcke; die Samenmagazine sind dick wurst- I
förmig, sehr schwach und gleichmässig gebogen; die Samentrichter
sind in die Testikelblasen (nicht, wie bei andern Teletidrüns- Arten, j
in die Samensäcke des folgenden Segments) eingesenkt. Die Pro- |
s t a t e n sind dick wurstförmig, unregelmässig gebogen, sehr schwach 1
glänzend, fast ganz drüsig; distal münden sie unter starker aber ;
sehr kurzer Verengung direct in die Seiten einer grossen, medianen, !
dick polsterförmigen, musculösen Copulationstasche ein. ;
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 46) zeigt fol- 1
gende Gestaltung: Die Samentaschen (Fig. 46 st) bilden durch
ventral- und dorsal-mediane Verwachsung einen den Darm um- '
fassenden, ziemlich gleichmässig dicken, ventral etwas nach hinten i
abgebogenen Eing, der ventral-median fast direct (Fig. 46 sf2)), ohne j
deutlichen Atrialraum oder Ausführungsgang, ausmündet; an der !
Vorderseite des Samentaschenringes, dicht latei-al von der etwas
nach hinten verschobenen ventralen Abbiegung, an den Buckeln, :
die durch diese Abbiegung gebildet werden, sitzt jederseits ein win- .;
ziges, fast halbkugliges 0 v a r i u m (Fig. 46 ov), von einer 0 v a r i a 1 - i
blase (Fig. 46 ob) eng umschlossen; an den Ovarialblasen hingen
bei dem untersuchten Stück Bindegewebsfetzen, die andrerseits mit
dem Dissepiment ^-/jo zusammenhängen; ich glaube mich nicht zu I
irren, wenn ich diese Fetzen für losgerissene Theile dieses Dissepi-
ments halte; vielleicht aber sind es besondere Bindegewebsstränge, \
die die Ovarien mit dem Ort ihrer Entstehung verbinden ; die Ovarial- |
blasen scheinen direct mit dem Samentaschenring zu communiciren.
Die Eileiter (Fig. el) sind schlank, proximal verdickt und zurück- I
gebogen; es scheinen in diesem verdickten Theil keine Samen- ^
kämmerchen vorzukommen, wenigstens konnte ich in einem Auf-
hellungspräparat nichts derartiges erkennen; die einfachen ge-
schlossenen Ei triebt er (Fig. 46 et) tragen je einen kleinen
eiförmigen Ei er sack (Fig. 46 es) und gehen dann proximal, sich
zur Mediane hinbiegend, in die schlanken, wenig gebogenen Ver-
bin d u n g s s c h 1 ä u c h e (Fig. 46 vs) über ; diese Verbindungsschläuche
y
Die Oligochäteu Nordost- Afrika». 515
inüuden ziemlich dicht hinter dem Ort der Ovarien in die Innen-
seite des Samentaschenringes ein.
F u n d n 0 1 i z : W a b b i - G e b i e t , N 0 r d w e s t - A r u s s i , H 0 c h -
ebene der Landschaft Didda, 2800 — 3100 ra lioch, unter Steinen
neben Regentümpeln ; 27.— 28./7. 00 (Coli. C. von Erlanger etO. Neu-
mann).
Teleiidrilus parvus n. sp,
(Taf. 26, Fig. 49.)
Diagnose: Borsteudistanz aa = ^ ., ab .<; bc, cd = ^/.^ ab, dd =
' .-, /f. Gürtel ringförmig, am 14. — 16. Segm, (= 5). (J Porus auf
Intsegmtf. ■*', jj^, Samentaschenporus (nur zeitweilig ausgebildet'?) auf oder
nahe der Intsegmtf. ^^/j^. Muskelmagen sehr klein. Samenmagazine
eiförmig. Prostaten ganz drüsig, breit geschlängelt, ohne deutlichen Aus-
führungsgang, unter Verengung direct in eine grosse, mediane, dick polster-
förmige, kreisrunde Copulationstasche einmündend. Samentaschen zungen-
förmig, distale Partien verengt, ein medianes, fast cylindrisches Verbindungs-
stück bildend , ohne deutlichen Atrialraum , direct (wenn überhaupt)
ausmündend. Eileiter proximal verdickt, mit wenigen, kleinen Samen-
kämmerchen ; Eiersäcke nieren- oder eiförmig; Verbindungsschläuche lang,
je eine lange Schleife bildend, Anfangs mastdarmförmig , weiterhin enger,
glatt, das mediane Samentaschen-Verbindungsstück überspanneud und in
die Vorderkante der Samentaschen etwas lateral von der Mediane ein-
mündend. Ovarien in einer Einbeulung an der Unterseite der Samen-
taschen etwas lateral von der Einmündung der Verbindungsschläuche ver-
borgen.
Vorliegend 8, zum Theil geschlechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die geschlechtsreifen Stücke sind 27 bis 38 mm
lang- und ca. IVo — 2 mm dick. Ihre Segmentzahl beträgt 105
bis 110. Die Thiere sind dorsal bis zu den Borstenlinien d im All-
gemeinen ziemlich intensiv rothbraun oder rauchbraun, auteclitellial
mehr violettbraun gefärbt; die Pigmentirung ist in den Borsten-
linien d verhältnissmässig scharf begrenzt. Am Vorderkörper ist
auch die Bauchseite schwach pigmentirt mit Ausnahme der nächsten
Umgebung der Borsten, die durch hellere Flecken markirt erscheinen.
Der Kopf ist epilobisch (Vg — '/o)- Die Borsten sind gleichmässig,
massig stark, ventral weit, lateral massig eng gepaart. Die ventral-
mediane Borstendistanz ist gleich der mittlem lateralen oder ein
sehr Geringes kleiner {aa < hc), etwa um die Hälfte grösser als die
Weite der ventralen Paare {aa = ca. ^2 ^^); ^i^ lateralen Paare
sind ungefähr halb so weit wie die ventralen {ah = ca. 2 cd). Die
dorsal-mediane Borstendistanz ist annähernd gleich dem halben
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 35
516 W- Mjchaelsex,
Körperumfang (dd = ca. '', ^*)- ^^^ Nepliridialporen liegen
zwischen den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 5 Seg-
mente 14 — 18: am 14. und 18. Segment ist er jedoch etwas schwächer
ausgeprägt. Intersegmentalfurchen. Borsten und Xephridialporen sind
auch am Gürtel erkennbar. Der männliche Porus liegt ventral-
median auf Intersegmentalfurche ^' i^. meist auf einer kleinen oder
grössern Papille, die im extremen Falle als kegelförmiger Penis
mit ellipsoidischer Grundfläche, die die ganze Länge der Segmente
17 und 18 einnimmt und etwas breiter als lang ist, in die Erscheinung
tritt. Der unscheinbare, äusserlich kaum erkennbare, häufig an-
scheinend fehlende Samentaschenporus liegt auf oder in der
Xähe der Intersegmentalfurche ^-^/ji. Die weiblichen Poren,
äusserlich ebenfalls nicht erkennbar, finden sich auf Intersegmental-
furche ^^/i5 in den ßorstenlinien cd oder sehr nahe dieser Stelle.
Innere Organisation: Die Dissepimente ^- — ^-jg sind
etwas verdickt, die extremen nur schwach, die .mittlem massig stark.
Ein kleiner Muskelmagen, der nur wenig dicker als die an-
grenzenden Oesophaguspartien ist, liegt im 5. Segment, je eine un-
paarige ventrale Chylustasche im 9.. 10. und 11. Segment und
ein Paar ziemlich kleine Kalkdrüsen im 13. Segment.
Die Samenmagazine im 10. und 11. Segment sind eiförmig.
Die Samensäcke im 11. und 12. Segment sind sackförmig, unten
dicker als oben. Die Prostaten sind lang und massig dick schlauch-
förmig, ganz drüsig und ragen in ziemlich breiten, eng auf einander
folgenden Schlängelungen durch etwa 10 Segmente nach hinten. Sie
besitzen keinen deutlichen Ausführungsgang, sondern münden unter
beträchtlicher Verengung direct hinten-seitlich in eine grosse, polster-
förmige, kreisrunde mediane Copulationstasche ein.
Der weibliche Geschlechts apparat (Fig. 49) zeigt fol-
gende Gestaltung: Die Samentaschen (st) sind zungenförmig.
distal verschmälert, ein kurzes, fast cylindrisches Verbindungsstück
büdend. Das mediane Verbindungsstück ist in sehr geringer
Erstreckung mit der Leibeswand verwachsen; eine Ausmündung war
an dem Schnittserienpräparat an dieser Stelle jedoch nicht zu er-
kennen. Die Ausmündung der Samentaschen scheint bei dieser Art
wie bei andern Eudrilinen nur zeitweilig ausgebildet zu werden.
Die Eileiter sind schlank, fast gerade, proximal verdickt und mit
wenigen, kleinen, ganz in der dicken Wandung verborgenen, gemein-
sam in das Lumen einmündenden Samenkämmerchen versehen.
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 517
Die kleinen geschlossenen Eitrichter (et) tragen je einen
nierenförmigen oder eiförmigen Eier sack [es\. Die aus den ge-
schlossenen Eitrichtern hervorgehenden Verbindungsschläuche
sind Anfangs unregelmässig eingeschnürt und aufgebläht, mastdarm-
förmig. weiterhin enger und glatt. Sie legen sich Anfangs fest um
den Eiersackstiel herum, beschreiben dann eine lange, enge, gebogene
Schleife und gehen schliesslich, das mediane Samentaschen- Verbindungs-
stück überspannend, nach vorn, um hier unter starker Erweiterung
in die vordere Kante der Samentaschen, etwas lateral von der
^lediane. einzumünden. Die Ovarien (ov) sind bei Betrachtung des
iutacten Geschlechtsapparats nicht zu erkennen. Sie liegen ein-
gesenkt in eine Einbeulung der Samentaschen, an deren Unterseite,
etwas weiter lateral als die an der Vorderseite befindliche Ein-
mündung der Verbindungsschläuche. Aeusserlich ist die Einbeulung
diu'ch eine Haut (Ov arialblase) geschlossen, die durch Binde-
gewebsfäden mit dem Entstehungsort der Ovarien in Verbindung
gestanden haben mag. Eine Communication zwischen dem Raum
der Ovarien und der Samentasche schien nicht zu existiren.
Fundnotiz: ?. muthmaasslich Schoa nahe Adis Abeba
(in Gesellschaft von TeleudrUm ragazzii Rosa f. typica) [QoW. 0. Xeu-
maxn).
Teleudrilus erJanr/eri ii. S2).
(Taf. 27, Fig. 59. 60.)
Diagnose: Borsten a und b , besonders die erstem, anteclitellial
vergrössert ; vorn Borstendistanz aa ^= ca. "/. ab = ca. - .. bc = ca.
2^/.T cd, hinten aa ^ ^o nb = h<- ^ ^ cd , dd '^ ^ ^ u. ^ Perus ata
18. Segm.. Samentaschenpoius auf Intsegmtf. ^'" j^. Muskelmagen ziemlich
klein. Samenmagaziue eiförmig. Prostaten mit dickem, langem, mastdarm-
förmigem Drüsentheil und scharf abgesetztem . kurzem und engem Aus-
führungsgang, in eine kleine mediane Copulationstasche einmündend. Samen-
taschen schlauchförmig , dorsal verschmolzen , den Darm ringförmig
umfassend, durch einen länglichen, medianen Atrialraum ausmündend :
Ovarialblasen durch einen scharf abgesetzten , engen Ovarialschlauch in
die distalen Enden des Samentaschenringes einmündend. Eileiter schlank ;
geschlossene Eitrichter je einen sitzenden, unregelmässig gestalteten
Eiersack tragend . proximal in einen massig langen, wenig gebogenen
engen Verbindungsschlauch übergehend, der schräg gegenüber dem Ovarial-
schlauch der betreffenden Seite in den Samentaschenring einmündet.
Vorliegend 6. zum Theil geschlechtsreife Stücke.
Aeusseres: Die gesclilechtsreifen Stücke zeigen folgende
Dimensionen. Länge 60 — 90 mm, maximale Dicke 4 — 5 mm.
35*
I
1
518 W. Michaelsen,
Die S e g m e n t z a h 1 schwankt zwischen 1 50 und 165. Die Färbung-
ist an der Rückenseite dunkel violett-braun, fast schwarz; am
Vorderkörper geht diese Rückenfärbung gegen die Bauchseite in
ein ziemlich dunkles Grau über; die Umgebung der Borstenpaare
ist pigmentlos, besonders deutlich hervortretend an den vergrösserten
Borsten des Vorderkörpers; hier treten in Folge dessen 3 dunklere
Längsbinden entsprechend den Borsten Zwischenräumen aa und bc
deutlich hervor; am Mittel- und Hinterkörper ist die Rücken-
färbung seitlich, in den Borstenlinien d, scharf abgegrenzt. Der
Kopf ist meist deutlich tanylobisch; manchmal lassen sich jedoch
die nach hinten convergirenden Seitenränder des dorsalen Kopf-
lappenfortsatzes, der meist 2 scharfe Querfurchen aufweist, nicht
ganz bis an die Intersegmentalfurche ^/o verfolgen, so dass der
Kopf als epilobisch (ca. %) bezeichnet werden muss. Die Borsten
sind ventral sehr weit, lateral massig eng gepaart; die ventral-
mediane Borstendistanz ist am Vorderkörper kleiner als die
mittlere laterale (vorn aa = ^/^ bc), am Hinterkörper ungefähr ebenso
gross wie diese (hinten aa = bc); die Weite der ventralen Paare
ist am Vorderkörper etwa um ^s kleiner als die mittlere laterale,
nur wenig kleiner als die ventral-mediane Borstendistanz (vorn ab
=^ ca. % bc = ca. ^Iq aa), hinten ungefähr - o so gross (etwas un-
regelmässig) wie jene (hinten ah = -/.. aa = -/.. bc); die "Weite der
lateralen Paare ist ungefähr halb so gross wie die der ventralen
(^cd = ca. ^2 ^^); die dorsal-mediane Borstendistanz ist nur sehr
wenig kleiner als der halbe Körperumfang oder ebenso gross {dd <;
.^,2 u). Die Grösse der Borsten ist verschieden; anteclitellian sind
die ventralen Borsten vergrössert, besonders die medialen («), die
lateralen zart; nach hinten zu gleicht sich der Unterschied aus;
am Hinterkörper sind alle Borsten massig gross. Die Borsten sind
distal deutlich ornamentirt, mit unregelmässigen zackigen Quer-
strichelchen, die sich distal zu Ringeln zusammen schliessen, versehen.
Die Nephridialporen liegen zwischen den Borstenlinien c und d
den letztern etwas genähert.
Der Gürtel ist bei den vorliegenden Stücken nur schwach
ausgeprägt, an den Segmenten 15 — 17 ziemlich deutlich, am 14. Seg-
ment meist undeutlich; die Haut der Ventralseite von Segment 18,
17 und 16, weniger deutlich die des 15. und 14. Segments, ist drüsig,
etwas verdickt. Ein unpaariger männlicher Perus, als quer
gestreckte Einsenkung mit gekerbtem Rande erkennbar, liegt ventral-
median am 18. Segment; ein unpaariger Samentaschenporus
Die Oligocliäten Nordost-Afrikas. 519
findet sicli A'entral-median auf Intersegmentalfiirche ^"^i^; er ist sehr
unscheinbar, meist äusserlicli nicht erkennbar, manchmal durch eine
schwache Modification der Haut vor und hinter der Intersegmental-
furche ^-/j., markirt. Die weiblichen Poren (lateral auf Intersegmental-
furche ^^15?) waren äusserlich nicht deutlich nachweisbar.
Innere Organisation: Die Dissepimente % — ^Vi-^ sind
verdickt, das erste massig stark, die übrigen graduell stärker bis
sehr stark. Es finden sich ein ziemlich kleiner, tonnenförmiger
Muskelmagen im 5. Segment, 3 unpaarige ventrale Chylus-
taschen im 9.. 10. und 11. und ein Paar dick bohnenförmige
Kalkdrüsen im 13. Segment.
Die Samenmagazine im 10. und 11. Segment sind eiförmig;
die Samensäcke im 11. und 12. Segment einfach sackförmig. Die
Samen tri cht er sind klein, trompetenförmig mit eingekerbtem
Rande. Die Prostaten bestehen aus einem langen und dicken,
segmental eingeschnürten, mastdarmförmigen Drüsentheil und einem
scharf abgesetzten, kurzen und engen Ausführungsgang ; der Drüsen-
theil ist dickwandig, seine Wandung fast ganz drüsig, anscheinend
ohne Musculatur, sein Lumen einfach, im Querschnitt sternförmig;
der Drüsentheil ist der Hauptsache nach gerade nach hinten ge-
streckt; sein vorderes Ende ist etwas nach hinten zurückgebogen;
die Ausführungsgänge der Prostaten münden seitlich in eine kleine,
mediane Copulationstasche mit innen faltiger Wandung ein.
Der weibliche G e s c h 1 e c h t s a p p a r a t ist in Fig. 59 und 60
dargestellt. Durch den unscheinbaren Samentaschenporus gelangt
man in einen länglichen Atrialraum (at), aus dem seitlich die schlauch-
förmigen S am entaschen (st) entspringen, die den Darm ringförmig
umfassen. Die Ovarien (ov) sind gross, eng umschlossen von
Ovarial blasen, die sich nach hinten in scharf abgesetzte, massig
lange und enge, etwas verbogene Ovarial schlau che {os) fort-
setzen ; diese Ovarialschläuche münden ziemlich dicht lateral von der
Mediane in die Samentaschen bezw. in den Samentaschenring ein.
Aus den weiblichen Poren gelangt man in schlanke, gerade gestreckte
Eileiter (e?), die sich proximal zu einem dick schlauchförmigen,
2 mal eng umgebogenen geschlossenen Eitrichter (et) er-
weitern; die Eitrichter tragen einen sitzenden, unregelmässig ge-
stalteten, das proximale Ende des Eileiters etwas umwallenden
Eier sack (es) und setzten sich schliesslich in einen engen, massig
langen Verbin du ngsschl auch (i7.§) fort, der dem Ovarialschlauch
schräg gegenüber in den Samentaschenring einmündet.
520 W. Michaelsen, '
Fundiiotiz: Abassi-See, Landschaft S i d a m o , in ca. 2000 m
Höhe; Anfang Dec. 00 (Coli. C. von Erlakgek).
Teleudrilus asslmlHs n. sp. ;
(Taf. 27. Fig-. 50.) ;
Diagnose: Borstendistanz aa = ^i^ ab = hc ^ 3 nl, dd <^ ^/.^ u. j
Gürtel ringförmig, am 14. — 17. Segm. (= 4). c? Porus am 18. Segm., I
davor, an der vordem Hälfte des 18. Segm., eine quer ovale Papille ; j
Ventralseite der Segm. 13, (14), 18, 19 u. 20 drüsig verdickt. Samen- j
taschenporus (nur zeitweilig ausgebildet '?J auf Intsegmtf. ^'^jn- Muskel-
magen ziemlich klein. Samenraagazine einfach, eiförmig. Prostaten dick ]
wurstförmig, mastdarmartig aufgebläht und eingeschnürt, schwach glänzend,
distal verengt, ohne deutlichen Ausführungsgang, median zusammentretend
und ohne jegliche Copulationstasche direct ausmündend. Samentaschen i
einen einfachen , ventral-median verengten , den Darm umfassenden Ring i
bildend; Ovarialschläuche in den Samentaschenring etwas lateral von der ]
ventral-medianen Verengung einmündend; Eileiter gerade, proximal verdickt j
und mit einem Samenkämmerchen in der verdickten Wandung ; grosse ge- !
schlossene Eitrichter mit grossem Eiersack ; Verbindungsschläuche eng,
massig lang, am proximalen Ende der Eitrichter entspringend und dicht \
lateral von der ventral-medianen engsten Partie schräg gegenüber den Ovarial- i
Schläuchen in den Samentaschenring einmündend. ;
Vorliegend einige wenige Exemplare, die sämmtlich geschleclits- |
reif sind. Ich hielt diese Thiere Anfangs für Exemplare des T. \
beddardi Michlsn., so sehr gleichen sie im Habitus dieser an dem !
gleichen Fundort angetroffenen Art; selbst einige ganz specielle 1
Charaktere des äussern Geschlechtsapparats, so die drüsige Be- j
schaffenheit der Ventralseite von einigen an den Gürtel angrenzen- I
den Segmenten (hier Segment 13, 18, 19 und 20, bei T. beddardi \
Segment 18 — 22), lassen beide Arten ähnlich erscheinen. Dem gegen- '
über finden sich sehr wesentliche Unterschiede in der innern Organi-
sation, die nicht nur eine Vereinigung beider Arten ausschliessen,
sondern auch dieselben als durchaus nicht nahe mit einander ver-
wandt erscheinen lassen. 1
Aeusseres: Die Thiere besitzen eine Länge von ca. 50 mm I
bei einer maximalen Dicke von 3 mm. Die Segmentzahl be- ■
trägt nngefähr 120. Die Färbung ist am Mittelkörper dorsal in ;;
den Borstenlinien d scharf abgeschnitten, dunkel rauchbraun, fast :
schwarz ; am Kopfende geht diese Färbung in ein helleres, irisirendes ;
Blaugrau über. Der Kopf ist epilobisch (ca. Vo)- Die Borsten .
sind gleichmässig, massig stark, ventral weit, lateral massig eng ge- i
i
Die Oligochäteu Nordost-Afrikas. 521
paart; die veiitral-mediaue ßorstendistanz ist annähenid gleich der
mittlem lateralen (aa = bc), um die Hälfte grösser als die ^Veite
der ventralen Paare [aa = -'/o ah); die lateralen Paare sind an-
näherd halb so weit wie die ventralen {ah = 2 cd); die dorsal-
mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben Körper-
urafang, am Vorderkörper vielleicht ein sehr geringes kleiner (cid
< ^'2 ^)- Die Nephridialporen liegen zwischen den Borsten-
linien c und d.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 4 Seg-
mente 14 — 17; am 14. Segment ist er manchmal schwächer aus-
geprägt. Die Intersegmentalfurchen . besonders scharf ^*/j.-, die
Borsten und Nephridialporen sind in der Gürtelregion deutlich ge-
blieben. Ein unpaariger männlicher Porus liegt in einem engen
Querschlitz ventral - median am 18. Segment; dicht vor dem Quer-
schlitz des männlichen Porus, an der vordem Hälfte des 18. Seg-
ments, liegt eine ventral-mediane quer ovale Papille; eine ähnliche
Papille liegt manchmal — nicht constant — an der vordem Hälfte
des 19. Segments. Die Ventralseite der Segmente 13, (14, falls der
Gürtel hier schwächer ausgeprägt ist), 18, 19 und 20 ist drüsig
verdickt. Die weiblichen Poren liegen auf Intersegmentalfurche
^^15 in den Borstenlinien cd. Ein unpaariger Samentaschen-
porus — nur selten deutlich erkennbar, vielleicht nur zeitweilig
ausgebildet — liegt auf Intersegmentalfurche ^'\^.
Innere Organisation: Das Dissepiment % ist kaum
merklich verdickt, die folgenden graduell etwas stärker, aber auch
noch ziemlich schwach, am deutlichsten noch die Dissepimente ^%i
bis ^'^/ig. Ein ziemlich kleiner, tonnenförmiger Muskelmagen
liegt im 5. Segment; in den Segmenten 9, 10 und 11 trägt der Oeso-
phagus je eine unpaarige ventrale Chy Ins tasch e, im 13. Segment
ein Paar Kalkdrüsen.
Die Hoden waren bei den untersuchten Thieren ganz ge-
schwunden; Testikelblasen fehlen. Die Samenmagazine
sind einfach eiförmig; die Samen tri cht er ragen in die lang und
schmal sackförmigen Samensacke des 11. und 12. Segments hinein.
Die Prostaten sind dick wurstförmig, raastdarmförmig aufgebläht
und eingeschnürt, unregelmässig gebogen; ihre Oberfläche ist glatt,
schwach glänzend (schwach musculös?), ihre Wandung dick, drüsig,
ihr Lumen einfach, durch Faltenbildung der Wandung verengt.
Distal verengen sich die Prostaten stark, ohne einen deutlichen Aus-
führungsgang zu bilden; sie treten median zusammen und münden
522 ^- Michaelsex.
gemeinsam direct. ohne Dazwischenlagerimg einer Copnlations-
tasche. aus.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 50) zeigt fol-
gende Gestaltung: Die Samentaschen (Fig. bO st) bilden einen
einfachen, den Darm umfassenden, dorsal und lateral weit schlauch-
förmigen, ventral verengten Ring, der ventral-median über der
Intersegmentalfurche ^-'14 an die Leibeswand angeheftet ist. ohne
jedoch bei dem untersuchten Exemplar hier eine Ausmündung er- 1
kennen zu lassen: zweifellos ist der Samentaschenporus. bei einem !
einzigen Exemplar an dieser Stelle erkannt, eine vorübergehende i
Bildung. Die Ovarien (Fig. 50oy). am ventralen Rande des Dissepi- !
ments ^-/is- sind von Ov arialblasen (Fig. öOoh) eng umhüllt; ,
diese Ovarialblasen setzen sich in enge Ovarialschläuche !
(Fig. 50 05) fort, die andrerseits in die Vorderseite des Samentaschen-
ringes lateral von der ventral-medianen Verengung desselben ein-
münden. Die massig schlanken, gerade gestreckten Eileiter
(Fig. öOel) sind proximal verdickt, und ihre dicke Wandung enthält |
hier ein ziemlich grosses, äusserlich nicht hervortretendes Samen-
kämmerchen; proximal gehen sie in dicke geschlossene Ei- ;
trichter (Fig. 50 ff) über, die an der Hinterseite einen grossen, |
gerundet halbkugligen Eiersack (Fig. 50 es) tragen ; proximal 1
setzen sich die geschlossenen Eitrichter in enge, massig lange Ver-
bindungsschläuche (Fig. 50 vs) fort, die etwas lateral von der ;
Mediane in die Hinterseite des Samentaschenringes einmünden und j
zwar schräg gegenüber der Einmündung der Ovarialschläuche. etwas j
weiter medial. Die Eitrichter und Verbindungsschläuche sind von I
einem Häutchen (dem Dissepiment ^'^14?) eng umhüllt und gegen i
den Samentaschenring angepresst: erst nach Zerreissung dieses 1
Häutchens (das in der Abbildung Fig. 50 abpräparirt erscheint ) sind
diese Organe deutlich erkennbar.
Fundnotiz: Wabbi-Gebiet. Berg Gara Mulatta in der ;
Landschaft Harar, in 3000—3200 m Höhe; 28.3. 00 (CoU. C. von
Eelanger et 0. Xeumanx).
Teletiflrilus funin/atiis n. sp,
(Taf. 26. Fig. 42—44.)
//.
Diagnose: Borstendistanz aa = ^;.j ab = hc =^ 4 cd, dd
Gürtel ringtörmig, am 14. — 18. Segm. (= 5). S Porus am 18. Segm., ,
Samentaschenporus auf Intsegmtf. '*/j. (?). Muskelmagen gross. Pro- «j
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 523
staten gauz drüsig, dick und kurz schlauchförmig, durch eine kleine, fast
kuglige mediane Copulationstasche ausmündend. Borsten a und weniger
stark Borsten h des 18. Segm. zu Geschlechtsborsten umgewandelt, plump,
0,9 bezw. 0,53 mm lang und 100 bezw. 70 j.i dick, distal schwach ver-
jüngt und schwach gebogen, nicht ornamentirt. Samentaschen schlank,
birnförmig , durch ein gemeinsames , platt ovales , medianes Atrium aus-
mündend. Eileiter schlank, mit einem sehr langen , proximal schwach er-
weiterten Samenkämmerchen , das parallel dicht neben dem Lumen des
Eileiters innerhalb dessen Wandung verläuft ; Eiersäcke unregelmässig
nierenförmig ; geschlossene Eitrichter proximal direct ohne Dazwischen-
lagerung eines Verbindungsschlauches in die Samentaschen einmündend.
Ovarien gross , von Ovarialblasen umschlossen , vor den distalen Partien
der Samentaschen gelegen ; Ovarialblasen seitlich und nach vorn in eine
lange Verengung ausgezogen, die sich an Dissepiment ^'-^-^ ansetzt,
andrerseits in eine kleine Vorwölbung an der Vorderseite der Samentaschen
einmündend.
Vorliegend 2 geschlechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die Stücke sind 32 und 39 mm lang- und 2 bis
2"„ mm dick; ihre Segmentzahl beträgt 84 bezw. 122. Die in
den Borstenlinien d ziemlich scharf abgesetzte Rückenfärbiing ist
rauchgrau, anteclitellial mit schwach violetter Tönung: anteclitellial
ist auch die Bauchseite mit Ausnahme kleiner, hell hervortretender
Borstenfleckchen schwach grau gefärbt. Der Kopf ist undeutlich
epilobisch (ca. % ?). Die Borsten sind gleichmässig, massig stark,
ventral sehr weit, lateral eng gepaart; die ventral-mediane Borsten-
distanz ist ungefähr gleich der mittlem lateralen {aa = hc), nur
um etwa ^ ., grösser als die Weite der ventralen Paare (ah = -^ \ aa) ;
die lateralen Paare sind etwa ^ .. so weit wie die ventralen {ab =
3 cd); die dorsal-mediane Borstendistanz ist sehr wenig kleiner als
der halbe Körperumfang {dd ^ ., 'u). Die Nephridialporen
liegen zwischen den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel ist ringförmig, ventral schwächer ausgeprägt; er
erstreckt sich über die 5 Segmente 14—18; am 14. Segment ist der
Gürtel nicht so stark ausgebildet wie an den folgenden Segmenten.
Der männliche Porus liegt ventral-median am 18. Segment, der
Samentaschenporus anscheinend auf Intersegmentalfurche ^^/ig^
Die weiblichen Poren, lateral auf Intersegmentalfurche ^^ 15 (?).
sind nicht deutlich erkannt worden.
Innere Organisation: Das Dissepiment '^ . ist schwach
verdickt; die folgenden sind etwas stärker. Ein grosser Muskel-
magen liegt im 5. Segment, je eine unpaarige ventrale Chylus-
tasche im 9.. 10. und 11. Segment und ein Paar grosse, platt
524 ^^- Michaelsen,
nierenförmige. am convexen Rande eingekerbte Kalkdrüsen im
13. Segment.
Die Samen mag azine sind bei der Präparation leider verloren
gegangen, bevor ich ihre Gestaltung festgestellt hatte. Die Samen-
säcke sind verhältnissmässig schlank, fast schlauchförmig. Die
Prostaten (Fig. 44 2>^) sind ziemlich dick und kurz schlauchförmig,
segmental — sie erstrecken sich durch etwa 4 Segmente — schwach
eingekerbt, ganz drüsig; sie münden ohne gesonderten Ausführungs-
gang aber unter starker Verengung hinten-seitlich in eine kleine,
fast kuglige mediane musculöse Copulationstasche (Fig. 44 M )
ein. Von der Basis der Copulationstasche strahlen starke Muskel-
bündel, Retractoren (Fig. 44 rt), zur seitlichen Leibeswand.
Zwischen diesen Retractoren ragen die grossen Borstensäcke a und b
des 18. Segments hindurch in die Leibeshöhle hinein. Die Borsten
a und b des 18. Segments sind modificirt, zu Geschlechtsborsten
(Fig. 43. 44 gb a, b) umgewandelt ; sie sind stark vergrössert, be-
sonders die Borsten «, etwas weniger die Borsten b, plump von
Gestalt. Die Geschlechtsborsten a sind ca. 0,9 mm lang und 100 i^i
dick, die Geschlechtsborsten b ca. 0,53 mm lang und 70 f.i dick; sie
sind distal schwach verjüngt und schwach gebogen; sie sind grob
ringel- und längsfaserig, nicht ornamentirt. Als Penialborsten können
diese Geschlechtsborsten nicht wohl bezeichnet werden, da sie ihre
normale Stellung fast unverändert beibehalten haben und nicht so
eng an die Ausmündung der Prostaten angeschlossen sind wie die
eigentlichen Penialborsten anderer Oligochäten.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 42) zeigt fol-
gende Gestaltung: Durch den Samentaschenporus gelangt man in
ein flach-ovales A t r i u m mit musculöser Wandung {at). Die Samen-
ta sehen [si) sind schlank birnförmig; sie ragen proximal zur Seite
und treffen distal median auf einander um gemeinsam in die Vorder-
seite jenes medianen Atriums einzumünden-. Die schlanken Eileiter
{el) sind proximal verdickt, und in der Wandung dieses verdickten
Theiles verläuft parallel und dicht neben dem eigentlichen Eileiter
ein langes, schlauchförmiges, proximal etwas erweitertes und blind
endigendes, etwas distal von der Mitte des Eileiters in dessen Lumen
einmündendes Samenkämmerchen. Die erweiterten Eileiter
gehen dann in die geschlossenen Ei triebt er (et) über, die
einen unregelmässig nierenförmigen Eiersack {es) tragen; die ge-
schlossenen Eitrichter münden schliesslich direct, ohne Dazwischen-
lagerung eines deutlichen Verbindungsschlauches, in die Samen-
Die Oligocliäten Nordost-Afrikas. 525
tasclien, ziemlich weit proximal von deren Einmündung in das mediane
Atrium. Die grossen, fast kugligen Ovarien (ov), von Ovarial-
blasen (ph) umschlossen, liegen dicht vor den Samentaschen gegen-
über der Einmündung der Eitrichter in dieselben; die Ovari al-
blasen ziehen sich einerseits, sich verengend, seitlich und nach
vorn bis an den ventralen Rand des Dissepiments ^-/is ^i^.; andrer-
seits münden sie in eine kurze, etwas weiter medial liegende Vor-
wölbung an der Vorderseite der Samentaschen ein.
F u n d n 0 1 i z : '?, m u t h m a a s s 1 i c h S c h o a nahe A d i s Abeba
(in der Gesellschaft von Teleudrüus ragazdi Rosa f. typica) (Coli.
0. Neujmakk).
Tefeudrihis abassieusis n. sp.
(Taf. 27. Fig. 54, 55.)
Diagnose: Borsteudistauz aa = ca. '^/^ nh = he = ca. 3 cd,
dd ^l„ u. Uiirtel ringförmig (?) am 14. — 17. Segm. (= 4). :$ Porus
am 18. Segm., auf einem eingesenkten, hinten offenen Geschlechtsfeld;
quer ovales Pubertätsfeld ventral-median am 17. Segm.; Samentaschen-
porus auf Intsegmtf. ^'Vi^- Samenmagazine dick oval, fast kuglig. Pro-
staten dick wurstförmig , eng und kurz geschlängelt oder eingeschnürt,
ganz drüsig , distal nur sehr schwach verengt und direcfc durch eine ge-
meinsame , eiförmige , musculöse Copulatioustasche ausmündend. Samen-
taschen ringförmig verwachsen , den Darm umfassend , durch einen sehr
kurzen, eng schlauchförmigen unpaarigen Ausführungsgang und einen sehr
kleinen, fast kugligen musculösen Atrialraum ausmündend ; Eileiter schlank ;
geschlossene Eitrichter mit unregelmässig gestaltetem Eiersack, proximal
in einen langen, breiten Verbindungsschlauch übergehend, der zu einer frei
aufwärts ragenden Schleife eng zusammen gelegt ist ; Verbindungsschläuche
und kurze , enge Ovarialschläuche dicht neben einander ventral-lateral in
den Samentaschenring einmündend.
Vorliegend 2 Exemplare, von denen jedoch nur eins vollständig ist.
Aeusseres: Die Dimensionen sind bei dieser Art nur
gering; das vollständige Stück ist 37 mm lang und Vj.-, — 272 mm
dick; das unvollständige Stück scheint noch etwas kleiner gewesen
zu sein; die Segmentzahl des vollständigen Stückes beträgt 111.
Die Färbung ist ventral hell kastanienbraun; gegen den Rücken
vertieft sich diese Färbung, besonders am Vorderkörper, wo sie in
ein dunkles, fast schwarzes Violett-braun übergeht; das Kopfende
bis etwa zum 4. Segment ist dunkel aschgrau. Der Kopf ist epi-
lobisch (ca. %). Die Borsten sind gleichmässig, massig stark,
ventral weit, lateral massig eng gepaart; die ventral-mediane ßorsten-
distanz ist gleich der mittlem lateralen {aa = hc). ungefähr um die
526 W. Michaelsen,
Hälfte grösser als die Weite der ventralen Paare {aa = ca. ^ ._, ab\
imgefälir 3 mal so gross wie die der lateralen Paare {aa ==^ ca. 3 cd) ;
die dorsal-mediane Borstendistanz ist etwas kleiner als der halbe
Körperumfang {dd ■'' \_, u). Die Nephridialporen liegen zwischen
den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel ist nur am kleinern Exemplar ausgebildet; er ist
ringförmig (?) und erstreckt sich über die 4 Segmente 14—17. Ein
unpaariger männlicher Perus liegt ventral-median am 18. Seg-
ment in einem breiten, drüsig erscheinenden, eingesenkten Ge-
schlecht sfeld, das auch noch auf das 19. Segment hinübergeht,
und hinten offen, seitlich und vorn durch einen breiten, massig hohen
Wall begrenzt ist; ein von einem ähnlichen Wall eingeschlossenes,
quer ovales Pubertätsfeld findet sich ventral-median am 17. Seg-
ment. Ein unpaariger S a m e n t a s c h e n p o r u s liegt ventral-median
auf Intersegmentalfurche ^ "/14. Die w e i b 1 i c h e n P 0 r e n liegen auf
Intersegmentalfurche ^^/^^ in den Linien der Nephridialporen.
Innere Organisation: Auf eine Untersuchung des vordem
Dar m abschnittes habe ich verzichtet, um das einzige vollständige Stück
nicht unnöthig zu beschädigen; es darf wohl angenommen werden,
dass diese Art im AVesentlichen mit den nahe verwandten aus dem
Abassi-See übereinstimmt; die letzte ventrale, unpaarige Chj^lus-
tasche liegt im 11. Segment, ein Paar Kalkdrüsen im 13.
Die Samenmagazine sind dick oval, fast kuglig; die Samen -
triebt er ragen in die einfach sackförmigen Samensäcke des
11. und 12. Segments hinein. Die Prostaten (Fig. 55) sind dick
wurstförmig, eng und kurz geschlängelt oder eingeschnürt, ganz drüsig,
anscheinend ohne Musculatur ; sie münden, sich nur distal sehr schwach
verengend, direct, ohne Dazwischentreten eines deutlichen Ausführungs
ganges, seitlich in eine dick eiförmige, musculöse gemeinsame
Copulationstasche ein; die Ausmündung der Copulationstasche findet
sich an der Unterseite in der hintern Hälfte.
Der weibliche Geschlechtsapparat (Fig. 54) ist haupt-
sächlich durch die auffallende Ausbildung der Verbindungsschläuche
zwischen den Eitrichtern und Samentaschen charakterisirt. Durch
den Samentaschenporus gelaugt man in einen sehr kleinen, fast
kugligen musculösen Samen t asch en-A tri alraum (Fig. 54 «0
und aus diesem in einen unpaarigen, medianen, kurzen, eng schlauch-
förmigen S amen taschen- Ausführungsgang (Fig. 54 ag\ der
seinerseits in die ventral sowie dorsal verschmolzenen, den Darm
ringförmig umfassenden, schlauchförmigen Samen taschen oder
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 527
den Samentasclienring- (Fig-. 54 st) einmündet. Die Eileiter
(Fig. 54 ei) sind schlank, fast gerade; die geschlossenen Eitrichter
(Fig. 54 et) tragen an der Hinterseite einen nnregelmässig gestalteten
Eiersack (Fig. 54 es): die proximal aus den Eitrichtern hervor-
gehenden V e r b i n d u n g s s c h 1 ä u c h e (Fig. 54 os i sind auffallend
gross, breit, drüsig, zu je einer langen, frei in die Höhe ragenden
Schleife eng zusammengelegt; sie münden ventral-lateral in den
Samentaschenring ein. in der Nähe der Stellen, an denen die von
den grossen Ovarialb lasen (Fig. 54 ob) herkommenden, ziemlich
kurzen und engen 0 v a r i a 1 s c h 1 ä u c h e (Fig. 54 os) einmünden. Die
Ovarialblasen sind fast ganz von den grossen Ovarien ausgefüllt.
Fundnotiz: Abassi-See. Landschaft S i d a m o, in ca. 2000 m
Höhe; Anf. Dec. 00 (Coli. C. vox Eklanger).
Teleiidrilus armssiensls u. sp,
(Taf. 26, Fig. 41.)
Diagnose: Borstendistanz aa = ^/^ ab = ^/g be = ca. 3 cd,
dd ^1^ ?/. Gürtel ringförmig, am 14. — 17. Segm. (= 4). Kreisrundes
^ Geschlechtspolster veutral-raedian am 17. — 18. Segm.; ^ Porus ein
Längsschlitz auf der hintern Hälfte des Geschlechtspolsters, am 18. Segm.
Samentaschenporus auf Intsegmtf. ^"''n- Muskelmageu ziemlich gross.
Samenmagazine sehr klein , nur wenig länger als dick. Prostaten dick
wurstförmig , distal nur schwach verengt , ganz drüsig ; Copulationstasche
klein, nui" wenig breiter als die distalen Prostata-Enden. Sameutaschen zu
einem den Darm umfassenden ßing verwachsen , fast direct ausmündend ;
Eileiter schlank , gerade , proximal verdickt und hier mit einem grossen,
birnförmigen, äusserlich nicht borvortretenden Samenkämmerchen in der
Wandung ; Eiersäcke unregelmässig nierenförmig ; Verbindungsschläuche
ziemlich lang, zu einer frei abstehenden Schleife eng zusammengelegt, weit,
mastdarmartig aufgebläht und eingeschnürt, etwas lateral von der Mediane
in den Samentaschenring einmündend. Ovarien klein, am Dissepiment
■^-,3; Ovarialschläuche laug und eng, in die Verbindungsscbläuche, dicht
vor dem TJebergang in die geschlossenen Eitrichter, einmündend.
Vorliegend 2 geschlechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die Länge beträgt 50 und 55 mm, die maximale
Dicke 3 bezw. 'S^l.. mm, die Segmentzahl 124 bezw. 147. Die
Färbung ist dorsal verschieden dunkel rauchbraun. Der Kopf
ist epilobisch (ca. -^4); der ziemlich breite dorsale Kopflappenfortsatz
ist hinten diu'ch eine etwas gerundete, hinten convexe Querfurche
abgeschlos.sen. Die Borsten sind gleichmässig zart, ventral sehr
weit, lateral massig eng gepaart ; die ventral-mediane Borstendistanz
ist nur um ein Viertel grösser als die Weite der ventralen Paare
528 ^ • Michaelsex.
(aa = *L ab), um ein Viertel kleiner als die mittlere laterale Borsten-
distanz iaa = '^ \^ bc); die lateralen Paare sind ungefähr halb so weit i
wie die ventralen {ab = 2 cd): die dorsal-mediane Borstendistanz |
ist etwas kleiner als der halbe Körpernmfang (dd V., u). Die j
Xephridialporeu liegen zwischen den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel erstreckt sich über die 4 Segmente 14—17: er ist <
ringtormig, aber am 14. Segment ventral schwächer, wenn überhaupt,
ausgebildet: die IntersegmentaLfurchen. Borsten und Xephridialporeu j
sind auch am Güitel erkennbar. Am 17. und 18. Segment findet |
sich ein fast kreisrundes, ventral-medianes männliches Ge- I
schlechtspolster: der männliche P o r u s . ein grosser
medianer Längsspalt, erstreckt sich über die hintere Hälfte des ;
Gesclilechtspolsters. nimmt also ungefähr die ganze Länge des ■
18. Segments ein: die eigentliche Ausmündung der Copulationstasche i
scheint im vordem Theile dieses Längsspaltes, also etwa dicht
hinter der im Bereich des männlichen Geschlechtspolsters aus- i
gelöschten IntersegmentalfruThe ^' ^^ zu liegen. Ein unscheinbarer !
Samentaschenporus liegt ventral-median auf Intersegmental- '
furche ^^n. Die äusserlich nicht erkannten weiblichen Poren ,
finden sich nach Maassgabe der Lage des distalen Eileiterendes
zwischen den Borstenlinien c und d auf IntersegmentalfiUThe ^*i5.
Innere Organisation: Dissepiment ^-,,3 und einige vor- ■
hergehende sind schwach verdickt. Der Muskelmagen, im 6. (?) ^
Segment gelegen, ist ziemücli gross: es findet sich je eine ventrale \
unpaarige Chylustasche im 9.. 10. und 11.. sowie ein Paar ziemlich \
kleine Kalkdrüsen im 13. Segment.
Testikelblasen fehlen. Die Samenmagazine sind sehr
klein, nur wenig länger als dick: die Samentrichter münden in
die zungenförmigen Samensäcke des 11. und 12. Segments ein.
Die Prostaten sind dick wurstförmig. proximal eingebogen, distal
schwach verengt, ganz drüsig: sie münden schräg seitlich hinten in !
eiue kleine, ungefähr halbkuglige musculöse Copulationstasche ,
ein: die Copulationstasche ist nur wenig breiter als die distalen 1
Prostata-Enden und in Folge dessen nui' schwach marktit.
Der weibliche Geschlechtsapparat ist bei einem Exem-
plar normal ausgebildet, bei dem andern Exemplar (Fig. 41) durch 1
Abortirung der Ausführungsapparate 1 Eileiter. Eitrichter mit Eiersack, '
Verbindungsschlauch und Ovarialschlauch) einer Seite unsymmetrisch, ,
nur einseitig vollständig. Die Samentaschen ( Fig. 41 st) sind zu i
einem den Dann umfassenden Einge verwachsen : der Samentaschenring i,
Die Oligöchäten Nordo-t-Afrikas. 529
ist ventral etwas verengt und zeigt im Uebrigen starke Ansbachtungen.
verbunden mit Anschwellungen und daz\\isclien liesrenden Ein-
schnürungen: er mündet fast direct, ohne Dazwischenlaorerung eines
deutlichen Ausführungsganges oder Atrialraumes. aus. Die Eileiter
(Fig. 41 e^ sind schlank, gerade gestreckt, proximal verdickt; in der
dicken Wandung dieses proximalen Eileitertheiles findet sich ein
einziges, grosses, birnförmiges. äusserlich nicht hervortretendes
Samenkämmerchen; die geschlossenen Eitricht er «Fig.
■il et) tragen einen unregelmässig nierenft3rmigen Eiersack iFig.
•41 e^) und gehen proximal in die ziemlich langen Verbindungs-
schläuche (Fig. 41r.§i über; die Verbiudungsschläuche sind weit,
mastdarmartig aufgebläht und eingeschnürt, zu einer massig langen,
frei vorragenden Schleife fest zusammengelegt; sie münden dicht
lateral von der medianen Verengung in den Samentaschenring ein.
Die kleinen Ovarien iTig. 41 or;, an der Hinterseite des Dissepi-
ments^-13 gelegen, sind von Ovar ialbl äsen (Fig. 4Iöi) umhüllt:
die Ovarialblasen setzen sich nach hinten in lange, enge, gerade
gestreckte Ovarialschläuche (Fig. 41 051 fort, die in die Ver-
bindungsschläuche, dicht vor dem Uebergang in die geschlossenen
Eitrichter. einmünden.
Fundnotiz: Wabbi-Gebiet, Nord west-Arussi Galla.
Hochebene der Landschaft Didda. 2800—3100 m hoch, unter
Steinen neben Eegentümpeln : 27. — 28.7. 00 (Coli. 0. Neoiaxx et
C. VON EßLAXGEE».
TeJeudrilus aunulicystis n. sp.
(Taf. 27. Fig. 53.)
Diagnose: Borstendistanz oa = ca. '^ ^ ab = bc = ca. 4: al,
ild ^ .-, u. Gürtel am 14. — 17. Segm. (=^ 4). f Perus am 18. Segm..
ein Längsschlitz; Samentaschenporus auf Intsegmtf. ^"^ ^^. Muskelmagen
gTO^-s. Samenmagazine dick eiförmig. Prostaten mit dick wurstformigem.
unregelmässig Yerbogenem Driisentheil ohne deutliche ilusculatur, distal zu
einem kurzen, nicht scharf abgesetzten Ausführungsgang verengt : mediane
Copulationstasche massig gross, halbkugelformig, musculös. Samentaschen
ringförmig verwachsen, den Darm umfassend, direct. ohne deutlichen
Atrialraum ausmündend : Eileiter schlank . gerade : geschlossene Eitrichter
an der Hinterseite einen nierenförmisen Eiersack tragend, an der Vorder-
seite durch einen breiten, kurzen, unregeimässig eingeschnürten Verbindungs-
schlauch jederseits in die ventralen Partien des Samentaschenringes ein-
mündend, proximal, sich verengend, in die Ovarialschläuche übergehend,
die. den Samentaschenring etwas lateral von der ventralen Mediane über-
spannend, zu den annähernd halbkugHgen Ovarialblasen hinführen : Ovarial-
530 ^^ • Michaelsen. j
blasen durch einen queren Schlauch auch direct mit einander communi- !
cirend. \
Vorliegend 3 Exemplare, von denen jedoch nur eins vollkommen \
gesclilechtsreif zu sein scheint. i
Aeusseres: Das geschlechtsreife Stück ist 50 mm lang- und ;
2^3 — 3 mm dick; seine Segmentzahl beträgt 143. Die Fär- ;
bung der conservirten Thiere ist dorsal am Vorderkörper violett-
grau, am Vorderkörper etwas dunkler als am Hinterkörper, gegen |
die Bauchseite am Vorderkörper sanft abgetönt, weiter hinten seit- :
lieh, in den Borstenlinien d, ziemlich scharf begrenzt. Die Färbung i
ist viel heller als die des nahe verwandten, an dem gleichen Fund- |
ort gesammelten T. erlangen. Der Kopf ist epilobisch (^2 — ^li)'i \
der hinten offene dorsale Kopflappenfortsatz zeigt constant (?, bei I
den 3 vorliegenden Stücken) zwei deutliche Querfurchen. Die i
Borsten sind gleichmässig, massig zart, ventral weit, lateral eng |
gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist annähernd gleich \
der mittlem lateralen {aa = bc), etwa um die Hälfte grösser als die i
Weite der ventralen Paare (aa = ca. '^/o ab), ungefähr 4 mal so ,
gross wie die lateralen Paare [aa = ca. 5 cd); die dorsal-mediane i
Borstendistanz ist sehr wenig kleinei" als der halbe Körperumfang i
(dd ^2 ^0- Die Nephridialporen liegen zwischen den Borsten- j
linien c und d. '
Der Gürtel scheint undeutlich ringförmig, ventral anscheinend ■
nur schwach ausgeprägt zu sein (in Folge der Pigmentlosigkeit hier '
nicht deutlich erkennbar?); er erstreckt sich über die 4 Segmente
14 — 17 und lässt die Intersegmentalfurchen, Nephridialporen und
Borsten unverändert deutlich bleiben. Ein unpaariger männlicher i
Porus, ein scharfer Längsschlitz, findet sich ventral-median am \
18. Segment, auf einer queren, undeutlich begrenzten, drüsigen Er- ;
habenheit; eine ähnliche drüsige Erhabenheit, ein undeutlich be-
grenztes Drüsenpolster, findet sich dicht vor dem männlichen
Porus am 17. Segment. Die weiblichen Poren liegen lateral
(zwischen Borstenlinien c nnd d?) auf Intersegmentalfurche ^^li^; ein
unpaariger Samentaschenporus, ein sehr kurzer Längsschlitz i
auf winziger, querer Papille, liegt ventral-median auf Intersegmental-
furche ^■''/i4.
Innere Organisation: Die Dissepimente ^/g — ^-/i2 sind
verstärkt, die letzten ziemlich stark, die vordem graduell etwas i
weniger stark. Ein kräftiger Muskelmagen findet sich im 5., je ';
Die Olig'ochäteu Nordost-Afrikas. . 531
eine unpaarige ventrale Chj' Ins ta sehe im 9., 10. und 11. und ein
Paar Kalkdrüsen im 13. Segment.
Testikelblasen scheinen zu fehlen. Die S a m e n m a g a z i n e
im 10. und 11. Segment sind dick eiförmig bis fast kuglig; die aus
ihnen hervorgehenden Sament rieht er ragen, das Dissepiment
^7ii bezw. ^Vi2 von vorn nach hinten durchbohrend, in die einfach
sackförmigen Samensäcke des 11. und 12. Segments hinein. Die
Prostaten besitzen einen dick wurstförmigen, unregelmässig ver-
bogenen Drüsentheil, der anscheinend — er zeigt keine Spur eines
Muskelglanzes — jeglicher Musculatur entbehrt; distal verengt sich
der Drüsentheil zu einem kurzen, nicht scharf abgesetzten Aus-
führungsgang. Die Ausführuugsgänge münden seitlich in die Basis
einer medianen, halbkugelförmigen, massig grossen, ca. 0,9 mm dicken,
musculös glänzenden Copulationstasche ein.
Der w e i b 1 i c h e G e s c h 1 e c h t s a p p a r a t (Fig. 53j ähnelt sehr
dem von T. erlangen, weicht jedoch (Hauptunterschied von dieser
Art!) im Verlauf der Ovarialschläuche und dem Aussehen der Ver-
bindungsschläuche wesentlich von dieser Art ab. Durch den Samen-
taschenporus gelangt man, anscheinend ohne Vermittlung eines
medianen atrialen Eaumes, in die schlauchförmigen, dorsal ver-
schmolzenen, den Darm ringförmig umfassenden Samentaschen (Fig.
53 5f); das ventrale Stück dieses Samentaschenringes, das quer über
dem Samentaschenporus unterhalb des Bauchstranges liegt, ist gleich-
massig cylindrisch, glatt, die lateralen und dorsalen Theile (diese letztern
in Fig. 53 abgeschnitten) sind dagegen unregelmässig angeschwollen
und verengt, auch etwas verbogen. Durch die weiblichen Poren
gelangt man in schlanke, gerade gestreckte Eileiter (Fig. 53 el)\, die
geschlossenen Eitrichter (Fig. b'^et) tragen an ihrer Hinter-
seite je einen nierenförmigen Eier sack (Fig. 53 e^), während ihre
Vorderseite in einen kurzen, breiten, unregelmässig eingeschnürten
bezw. kurz und eng geschlängelten Verbindungsschlauch
(Fig. 53vs) tibergellt; diese kaum noch schlauchförmig zu nennenden
Verbindungsschläuche sind jederseits in ganzer Breite dem Samen-
taschenringe angelegt und münden etwas lateral von der ventral-
medianen Partie desselben in ihn ein. Das proximale Ende der
geschlossenen Eitrichter verengt sich zu einem 0 varialschlauch
(Fig. 53 os\ der die ventralen Partien des Samentaschenringes jeder-
seits etwas lateral von der Mediane überspannt und dann in je eine
unregelmässig halbkuglige Ovarialblase (Fig. 53 ob\ an der
Hinterseite der ventralen Partie des Dissepiraents ^-13, einmündet;
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 36
532 • W. Michaelsen,
die Ovarialblasen sind fast ganz von einem 0 v a r i u m (Fig. 53 ov)
erfüllt. Ein enger, querer Communicationsschlauch (Fig. 53 hs)
stellt auch eine directe Verbindung zwischen den beiden Ovarial-
blasen her.
Fundnotiz: Abassi-See, Landschaft S i d a m o , in ca. 2000 m
Höhe; Anf Dec. 00 (Coli. C. von Erlanger).
Teleiidrilus siictoritis n. sjy.
(Taf. 27, Fig. 51, 52.)
Diagnose: Borstendistanz oa ^= ca. ^/^ ab = he = ca. 4 cd, ild
■^ ^!o II- S Porus am 18. Segment; mediane Samenrinne vom Hinter-
rande des 18. Segments nach vorn gehend, in einem Pubertätsgrübchen
hinter der Mittelzone des 14. Segments endend.. Vordere 3 Viertel der
Ventralseite des 14. Segments von einem saugscheibenförraigen Geschlechts-
feld eingenommen , das lateral oberhalb der Borstenlinien b von viertelmond-
förmigen Wällen begrenzt ist ; diese letztern an den Enden medial einge-
bogen, besonders weit an den vordem. Samentaschenporus auf Intsegmtf. ^'^^^4.
Samenmagazine gross, blasig (?). Prostaten mit dick schlauchförmigem, ge-
schlängelten oder gewundeneu Drüsentheil und etwa ^/^ so langem, dünnen,
ziemlich scharf abgesetzten Ausführungsgang, der seitlich in die Basis
einer ziemlich grossen, medianen, musculösen Copulationstasche einmündet.
Samentaschen (proximal verschmolzen , ringförmig den Darm umfassend, ?)
ventral-median verengt, ein etwas musculöses, cylindrisches Verbinduujjs-
stück bildend, direct, ohne deutlichen Ausführungsgang oder Atrialraum
ausmündend. Eileiter schlank ; geschlossene Eitrichter an der Hinterseite
einen Eiersack tragend, proximal direct in das mediane Samentaschen-
Verbindungsstück einmündend und dicht neben dieser Einmündung einen
Ovarialschlauch vorn zu den (median an einander stossenden ?) Ovarial-
blasen entsendend.
Vorliegend ein einziges, geschlechtsreifes Exemplar.
Aeusseres: Das vorliegende Stück ist 60 mm lang und im
Maximum 4 mm dick; in Folge unregelmässiger Contraction stellen-
weise, besonders in der Gürtelregion, viel dünner. Seine Segment-
zahl beträgt 138. Die Färbung ist durchweg gelblich-grau, eine
Pigmentirung scheint vollständig zu fehlen. Der Kopf ist epilobisch
(Vo). Die Borsten sind gleichmässig, massig stark, ventral sehr weit,
lateral ziemlich eng gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist
annähernd gleich der mittlem lateralen, ungefähr um die Hälfte
grösser als die Weite der ventralen Paare, ungefähr 4 mal so gross
vrie die der lateralen Paare («a ^=: ca. % «& = &c = ca. 4 cd) ; die
dorsal-mediane Borstendistanz ist etwas kleiner als der halbe Körper-
umfang (cid / ^/g u). Die Nephridialporen liegen in den Borsten-
linien cd.
Die Oligocbäten Nordost-Afrikas. 533
Der Gürtel ist ring-förmig; er beg-innt scharf abgesetzt mit
dem 14. Segment; seine hintere Grenze ist nicht deutlich erkennbar;
am 17. Segment ist er noch deutlich ausgeprägt; an der Ventralseite
scheint auch das 18. Segment noch zur Gürtelregion zu gehören,
während dieses Segment dorsal kaum modificirt ist. Der Gürtel er-
streckt sich also mindestens über 4, vielleicht über 5 Segmente. Die
Intersegmentalfurchen sind in der Gürtelregion scharf ausgeprägt,
nicht so die Borsten und Nephridialporen. Ein unpaariger männ-
licher Porus liegt ventral-median am 18. Segment, in einer
scharfen, schmalen Samen rinne, die sich median vom Hinterrande
des 18. Segments bis an den Hinterrand des 14. Segments hinzieht;
hier erweitert und verflacht sie sich etwas und endet schliesslich in
einer kleinen x-förmigen Pubertätsgrube, die ventral-median
hinter der Mittelzone des 14. Segments liegt. Die vordem 3 Viertel
der Ventralseite des 14. Segments sind von einem queren, saug-
scheiben artigen G e s c h 1 e c h t s f e 1 d eingenommen ; dieses Geschlechts-
feld ist seitlich oberhalb der Borstenlinien h von weisslichen, viertel-
mondförmigen Wällen begrenzt; die hintern Enden dieser Wälle sind
einwärts (medial) gebogen und enden neben dem xförmigen Pubertäts-
grübchen; auch die vordem Enden sind eingebogen; sie verlaufen
zuerst quer medial, biegen sich dann, eben bevor sie median an
einander stossen, nach hinten um. In dem Winkel zwischen diesen
vordem medialen Enden der Geschlechtsfeldumwallung, ventral-
median auf Intersegmentalfurche '7i^, liegt ein unpaariger, ziemlich
unscheinbarer Samentaschenporus. Die weiblichen Poren
liegen auf Intersegmentalfurche ^Vi.^ iii den Borstenlinien cd.
Innere Organisation: Die Dissepimente % — ^Vi.> sind
verdickt, die hintern derselben ziemlich stark. Ein Muskelmagen
scheint dem 5. Segment anzugehören; in den Segmenten 9, 10 und 11
findet sich je eine unpaarige ventrale Chylustasche, im 13. Seg-
ment ein Paar Kalkdrüsen.
Zwei Paar Hoden finden sich im 10. und 11. Segment. Samen-
magazine sind nicht mit Sicherheit nachgewiesen worden. Im
10. Segment fand sich ein Paar grosser, fast kugliger, samensack-
artiger Blasen, die wahrscheinlich als Samenmagazine gedeutet
werden müssen (wahrscheinlich sind ähnliche Blasen des 11. Segments
ohne nähere Untersuchung abpräparirt, in der Meinung, dass es
Theile der Samen sacke seien). Die Samen sacke im 11. und
12. Segment sind sackförmig. Die Prostaten (Fig. 52) bestehen
aus einem dick schlauchförmigen, weisslichen, regelmässig geschlän-
36*
534 W. Michaelsen.
gelten oder unregelmässig' gewundenen Drüsentheil und einem kürzern,
aber noch beträchtlich langen (nach Schätzung etwa ^/^ so langen),
dünnern, ziemlich scharf abgesetzten Ausführungsgang. Die Aus-
führungsgänge münden seitlich in die Basis einer ziemlich grossen,
musculösen Copulationstasche ein.
Der weibliche Geschlechtsapparat ist in Fig. 51 zur
Darstellung gebracht. Durch den Samentaschenporus gelangt man
in ein cjiindrisches, glattes, musculöses Samentaschen- Ver-
bindungsstück, das seitlich ziemlich scharf abgesetzt, in die
erweiterten Ampullen (Fig. bist) übergeht. Es liess sich nicht
feststellen, ob diese Ampullen sich oberhalb des Darmes vereinen,
denselben ringförmig umfassend ; da beide proximalen Ampullenenden
bei der ersten Besichtigung abgerissen erschienen, so ist es zu ver-
muthen. Die Eileiter sind schlank, fast gerade gestreckt; die
geschlossenen Ei tri cht er (Fig. 51 e;') tragen an ihrer Hinter-
seite einen ovalen bis fast kugligen Eiersack (Fig. 51 es). Das
proximale Ende der Eitrichter mündet direct, ohne Dazwischentreten
eines Yerbindungsschlauches, in das mediane Samentaschen- Verbin-
dungsstück ein und entsendet dicht neben dieser Einmündung noch
je einen dünnen Ovarialschlauch (Fig. 51 os); diese gehen, das
Samentaschen- Verbindungsstück überspannend, nach vorn, um bald
in die Ov arialblasen einzumünden. Es liess sich nicht fest-
stellen, ob die Ovarialblasen median verschmelzen oder an einander
stossen oder durch einen Communicationsschlauch (wie bei T. annuU-
cystis) mit einander in Verbindung gesetzt sind. Die Ovarien
(Fig. 51 ov) sind jedenfalls vollständig getrennt paarig.
Fundnotiz: Abassi-See, Landschaft Sidamo, in ca. 2000 m
Höhe; Auf. Dec. 00 (Coli. C. von Eelangeu).
Teleudrilus suctoritis Michlsn., var.?
Diagnose: (^ Porus am 17. Segm. (constant?); saug-scheibenförmiges
Pubertätsfeld am 16. Segm. Copulationstasche nicht deutlich ausgebildet
(?, nur in Folge der Unreifheit Vj. Im Uebrigen wie die typische Form.
Vorliegend ein nicht ganz reifes, unvollständiges Stück, welches
vielleicht als Repräsentant einer Varietät von T. sudorius an-
gesehen werden muss. Die hauptsächlichste Abweichung des kleinen,
2 mm dicken, gleichmässig braunen Stückes liegt in der Lage des
männlichen Porus am 17. Segment; bei der typischen Form,
sowie bei einigen andern Telendrüns-Arten, findet er sich am
18. Segment. Da bei einer Art der nahe verwandten Gattung
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 535
Eminoscolex (E. variahiUs Michi^sx.) eine ähnliche Abweicliung" als
Variabilität gedeutet werden musste, so mag auch in diesem Falle
an eine Variation ohne besondere systematische Bedeutung gedacht
werden. Es kommt aber noch eine andere Abweichung hinzu, nämlich
die Lage des saugscheibenartigen P u b 8 r t ä t s fe 1 d e s am 16. Segment.
Da der Eudriline Stnhimanma variahüis Michlsn. eine starke Varia-
bilität in der Lage des äussern Pubertätsorgans und dem entsprechend
in der Länge der Samenrinne aufweist, so mag auch diese Ab-
weichung der Varietät nur eine Variabilität anzeigen. Das an-
scheinende Fehlen einer Copula tionstasche ist vielleicht als
Zustand der Unreiflieit zu deuten.
Fundnotiz:Abassi-See. Landschaft S i d a m o . in ca. 2000 m
Höhe: Anf. Dec. 00 (Coli. C. vox Erlaxger).
Teleiidt'ilus ellenhechi ii. sp,
(Taf. 27, Fig. 61, 62.)
Diagnose: Borstendistanz am Mittel- und Hinterkörper: na =
' ., ah = -^ ^ ho = 4 cd, gegen den ^ Porus aa verringert bis aa = ah,
am Vorderkörper aa wieder etwas erweitert ; dd = ^,o a. Gürtel ring-
förmig, am 14. — 17. Segm. (= 4). S Porus auf Intsegintf. -"^jf, , am
Ende eines eingesenkten (-xeschlechtsfeldes, das sich über Segm. ^ g ^^ ^^d
18 (und 19 yj erstreckt; Pubertätspapille ventral-median am 19. Segm.
Samentascheuporus auf Intsegmtf. ^'^j^. Muskelmagen massig gross. Samen-
magazine ziemlich dick , eng UfÖrmig gebogen. Prostaten dick wurst-
förmig. einmal umgebogen, ganz drüsig , distal etwas verengt, gemeinsam
in die Vorderseite einer breit und kurz sackförmigen musculösen Copulations-
tasche einmündend. Samentaschen keulenförmig, durch ein enges dorsales
Vei'bindungsstück ringförmig geschlossen , den Darm umfassend , durch
einen sehr kurzen, nicht besonders scharf markirten gemeinsamen Atrial-
raum ausmündend. Eileiter schlank, gerade, proximal verdickt und mit
o oder 4 ganz in der Wandung verborgenen , gemeinsam in das Lumen
einmündenden Samenkämmerchen ; geschlossene Eitrichter mit unregel-
mässig gestaltetem Eiersack; Verbindungsscbläuche au> den Eitrichtern
entspringend , anfangs aufgebläht , mit faltiger, aussen eng beuliger Wan-
dung, dann verengt und sehr kurz und breit geschlängelt, in diesen Partien
fest um die Eitrichter herumgelegt , weiterhin glatt , sich bald erweiternd
und in die basalen Partien der Samentaschen , nicht weit oberhalb des
medianen Atrialraumes, einmündend ; Ovarialblasen in enge Ovarialschläuche
übergehend , die in die erw^eiterten Partien der Verbindungsschläuche,
nicht weit von deren Uebergang in die eng geschlängelten Partien, ein-
münden.
Vorliegend mehrere, theilweise geschlechtsreife Exemplare.
Aeusseres: Die Geschlechtsreifen Stücke weisen folgende
536 ^- MlCHAELSEX.
Dimensionen auf: Länge 95 bis 135 mm. maximale Dicke 5 bis
6V.2 nim; die Segmentzahl beträgt 208 bis 224. Die Färbung
ist dorsal, in den Borstenlinien d. ziemlich scharf abgeschnitten,
dunkel purpiu-braun. fast schwarz, ventral graubraun; das Vorder-
ende bis etwa zum Gürtel ist grau, dorsal stark irisirend. Der
Kopf ist epilobisch (^ o — - ^ )• Die Borsten sind gleichmässig. massig
stark: sie sind ventral sehr weit, lateral eng gepaart: die ventral-
mediane Borstendistanz ist am Hinter- und ]\Iittelkörper nur um
etwa ^ 3 grösser als die Weite der ventralen Paare (hinten aa =
■*., ab), etwas kleiner als die mittlere laterale Borstendistanz (hinten
«a = ^4 bc): gegen den männlichen Porus verringert sie sich, bis
sie etwa gleich der AVeite der ventralen Paare ist (am 20. Segment
aa = ab ^ -'.. hc), nach vorn wird sie dann wieder etwas grösser:
die lateralen Paare sind ungefähr ^.. so weit wie die ventralen
(ab ^= 3 cd): die dorsal-mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich
dem halben Körperumfaug \dd = \., u): am Hinterende zeigt die
Borstenanordnung vielfache Unregelmässigkeiten. Die X e p h r i d i a 1 -
poren liegen zwischen den Borstenlinien c und d.
Der Gürtel ist ringförmig und erstreckt sich über die 4 Seg-
mente 14 — 17: die Intersegmentalfurchen. Borsten und Xephridial-
poren sind am Gürtel erkennbar. Ein unpaariger männlicher
Porus. ein grosser Querschlitz, liegt ventral-median auf Inter-
segmentalfurche ^^jg. am Hinterende eines eingesenkten medianen
Geschlechtsfeldes, das. meist etwas länger als breit, sich von
der Mitte des 17. bis zum Ende des 18. Segments ei'streckt —
eigentlich bis ans Ende des 19.. doch ist es im Bereiche des 19. Seg-
ments durch eine grosse, kreisrund-polsterförmige oder quer ovale
Puber tätspapille ganz ausgefüllt. Die weiblichen Poren,
auf Intersegmentalfui'che ^^,^5 in den Borstenlinien a&, sind unschein-
bar. Ein unpaariger Samentaschenporus liegt ventral-median
auf Intersegmentalfurche ^-'/ii.
Innere Organisation: Die Dissepimente 'e — ^''m sind
verdickt, das erste (-'/e) und letzte (^-/is) ziemlich stark, die übrigen
sehr stark. Ein massig grosser, tonnenförmiger Muskelmagen
findet sich im 5. Segment, je eine unpaarige ventrale Chj'lus-
tasche im 9., 10. und 11. Segment und ein Paar grosse, unregel-
mässig nierenförmige, unregelmässig eingeschnittene Kalkdrüsen
im 13. Segment. Das Eückengefäss ist an einigen Segmenten
der Samensackregion segmental verdoppelt, intersegmental einfach;
die letzten rosenki-anzförmigen Herzen liegen im 11. Segment.
Die Oligochäten Xorclost-Afrikas. 537
Die Hoden waren bei dem untersuchten Stück ganz geschwunden ;
Testikelblasen fehlen; 2 Paar länglich zungenförmige Samen-
säcke ragen von den Dissepimenten ^-'/n und ^^'^.^ i^ die Segmente
11 und 12 hinein. Die Samenmagazine sind eng Uförmig ge-
bogen, ziemlich dick, die Samentrichter ragen in die Samensäcke
hinein. Die Prostaten sind sehr dick wurstförmig, einmal um-
geknickt, ganz drüsig, anscheinend ohne Musculatur; ihre Oberfläche
ist weitmaschig-netzförmig gefurcht, ihr Lumen einfach, durch Zotten
und Falten verengt; distal verengen sich die Prostaten etwas und ver-
einen sich median, um gemeinsam in die Vorderseite einer grossen, muscu-
lösen, breit und kurz sackförmigen Copulationstasche einzumünden;
die Ausmündung der Copulationstasche ist nach hinten gerichtet.
Der weibliche G es chlechtsap parat (Fig. 61, 62) zeigt fol-
gende Gestaltung: Durch den Samentaschenporus gelangt man in
einen sehr kurzen, dick schlauchförmigen medianen Samentascheni-aum.
einen nicht besonders scharf markirten Atrial räum (af), der fast
sofort in zwei quer aus einander gehende, sich nach oben umbiegende,
proximal stark keulenförmig verdickte Sa m entaschen übergeht;
diese Samentaschen umfassen den Darm und sind dorsal-median
durch ein enges, ziemlich kurzes Verbindungsstück in Communication
gesetzt, also ringförmig geschlossen. Die Eileiter (e?) sind schlank,
gerade gestreckt; proximal verdickt sich ihre Wandung stark; hier
münden drei oder vier ganz in der dicken Wandung verborgene
Samenkämm er chen (sJc) durch ein gemeinsames Ausmündungs-
stück in das Lumen der Eileiter ein. Sich lateral zurückbiegend,
gehen die Eileiter dann in die geschlossenenEit richte r über,
die je einen unregelmässig gestalteten, platten Ei er sack (es) tragen.
(In Fig. 62 ist der Eiersack, der den darunter liegenden Eitrichter
verdecken würde, abgetragen ; bei es ist die Verbindungsstelle zwischen
Eiersack und dem geschlossenen Eitrichter markirt). Am proximalen
Ende gehen die geschlossenen Eitrichter in die Verbindungs-
schläuche [vs] über. Die Verbindungsschläuche sind Anfangs
(vs') sehr dick, etwas aufgebläht; ihre Wandung zeigt hier viele
eng beulige Auftreibungen und dazwischen in das Lumen einragende
Falten; stellenweise sieht dieser Theil des Verbindungsschlauches
fast wie ein Säugethiergehirn mit engen Windungen aus. Weiter-
hin (vs") verengen sich die Verbindungsschläuche und legen sich in
einige sehr kurze, breite Schlängelungen zusammen; ihr Samen-
taschenende {vs"') ist wieder etwas erweitert, glattwandig, schwach
und unregelmässig gebogen; es mündet in die basalen Tlieile der
538 ^- MlCHAELSEX.
Samentaschen etwas lateral von dem medianen Atrialraum ein. Die
ersten aufgeblähten und die mittlem geschlängelten Partien der
Yerbindungsschlänche sind fest um den geschlossenen Eitrichter
sammt dem proximalen Theil des Eileiters herumgewunden. Die
Ovarien [ov) liegen am ventralen Eand des Dissepimeuts ^-53 fest
an die Hinterseite desselben angepresst und von Ovari alblasen
eng umschlossen ; . die Ovarialblasen gehen nach hinten in enge
Ovarials c blanche (05 ' über. die. die basalen Partien der Samen-
taschen überspannend, in das erweiterte glatte Ende der Verbindungs-
schläuche einmünden, nicht sehr weit von deren Uebergang in die
geschlängelte Partie.
Fundnotiz: AVabbi-CTebiet. Berg Gara ^Mulatta in der
Landschaft Harar, in 3000—3200 m Höhe: 28.3. 00 (Coli. C. vo^-
Eela>-gek et 0. XEr:*iA>-:s'i.
TeJeudvilus rosae n, »p.
(Taf. 27, Fig. 57.)
Diagnose: Borstendistanz aa = hc = - ., (am Gürtel = ^ ^ j ah ;
cd = ^ ., ah, dd ^= ca. ^5 n. ^ Geschlechtsfeld am * ., 18. und 19. Segm.,
vom durch einen nach vom convexen bogenförmigen Wall, an dessen
Enden auf -winzigen Papillen die Borsten a des 18. Segm. stehen, hinten
durch einen etwas grossem . nach hinten convexen bogenförmigen Wall
abgeschlossen, seitlich nicht scharf begrenzt; f Porus am 19. Segm.. auf
der hintern Partie des Geschlechtsfeldes ; Samentaschenporus klein, auf
Intsegmtf. ^'^i^- Muskelmagen massig gross. Samenmagazine nicht an-
geschwollen . nur durch Verdickung der Samenleiterwandung gebildet,
schlauchförmig, etwas geschlängelt. Prostaten klein, gemeinsam mit einer
errossen medianen Bursa propulsoria in die eiförmige Copulationstasche ein-
mündend. Samentaschen schlank, bimförmig. direct lohne deutlichen Aus-
führungsgang oder Atriah-aumj ausmündend ; Ovarien gross ; Ovarialschläuche
enc, sich vor dem Eintritt in die Eitrichter etwas erweiternd; Eiersäcke
oval: geschlossene Eitrichter einerseits durch schlanke, gerade gestreckte
Eileiter ausmündend, andrerseits direct in die Samentaschen, denen sie
eng angelegt sind, übergehend (?).
Vorliegend 2 geschlechtsreife Stücke und 1 halb reifes.
Aeusseres: Das einzige vollständige geschlechtsreife Stück
ist 125 mm lang und 2 — 2'., mm dick. Seine Segmentzahl
beträgt ca. 140. Die Färbung der conservii^ten Thiere ist im
Allgemeinen gelblich grau; dazu kommt dorsal am Vorderkörper
eine seitlich sanft abgetönte, bläulich graue Pigmentirung. Der
Kopf ist epilobisch f-3— %). Die Borsten sind massig gross,
ventral sehr weit, lateral massig eng gepaart; die ventral-mediane
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 539
Borsteüdistanz ist ungefähr gleich der mittlem lateralen, um die
Hälfte grösser als die Weite der renti-alen Paare, in der Gürtel-
gegend etwas verringert i,a« = 6c = -3 — ^^ ab): die lateralen Paare
sind etwa halb so weit wie die venti^alen (cd = ca. ^., ab): die
dorsal-mediane Borstendistanz ist etwas geringer als der halbe
Körperumfang \dd = ca. -5 u). Die Xephridialporen liegen
vor den lateralen Borstenpaaren.
Der Gürtel ist ringförmig und ersti-eckt sich über die 4 Seg-
mente 14 — 17: am vordem Theil des 14. Segments ist er schwächer
ausgeprägt: er lässt die Intersegmentalfurchen erkennbar bleiben,
während die Borsten und Xephridialporen undeutlich werden. Ein
unpaariger, augenförmiger männlicher Porus liegt ventral-
median am 19. Segment, auf einem Geschlechtsfeld, welches
hinten, in der hintern Partie des 19. Segments, durch einen bogen-
förmigen, nach liinten convexen Wall, und ebenso nach vom. in der
Borstenzone des 18. Segments, dtux-h einen etwas kleinern. vom con-
vexen bogenförmigen Wall abgeschlossen ist, während es seitlich
offen, nicht scharf begrenzt, ist. Die Borsten a des 18. Segments
stehen auf winzigen Papülen attf den Enden des vordem bogen-
förmigen WaU es. Ein sehr kleiner, augenföraiiger Same nta sehen -
porus liegt ventral-median auf lutersegmentalfmx-he ^'^in-
Innere Organisation: Die Dissepimente *- — ^"-^g sind
verdickt, die äussern derselben schwach, die mittlem graduell stäi^ker.
am stärksten Dissepiment %« ii^d ^"n- ^^^ Dissepiment % ist
zait. Ein massig grosser Muskelmagen liegt im 5. Segment:
3 unpaarige ovale Chylustaschen im 9.. 10. und 11. Segment,
ein Paar etwas eingeschnittene Kalkdrüsen im 13. Segment. Die
letzten Herzen finden sich im 11. Segment.
Zwei Paai' Hoden, vorn ventral im 10. und 11. Segment, sind
eingeschlossen in
ein Folytoreutus aus dieser Form. j
Teleutoreutus neunianni n. sp, i
(Ta£ 26. Fig. 37, 38.) ;
Diagnose: Borstendistanz an :^ bc = ^ ., ab = cd, dd = ca.
^ ., V. Eingesenktes Geschlechtsfeld am 18. Segm., vorn etwas von einem )
verdickten '^all überragt, mit in der Längsrichtung gestreckter, meist 1
zwei Anschwellungen zeigender Papille , die vorn den Samentaschenporus,
hiaten den ^ Porus trägt. Quer ovales eingesenktes Pubertätsfeld mit
Greschlechtsborstenporen in den Seitenwinkeln am 19., und manchmal ein !
zweites am 23. Segm. Geschlechtsborsten ca. 3,8 mm lang . proximal ]
0,1 mm dick, gerade gestreckt, distal schwach lanzettförmig verbreitert, i
zweikantig, besonders deutbch in der distalen Hälfte eng und scharf ge-
ringelt : Eingelkanten mit äusserst zarten, eng an einander gestellten
Spitzchen (Faserenden) besetzt, an den beiden Kanten der lanzettförmigen 1
Verbreiterung in etwas vortretende Zähne auslaufend. Prostaten mit dickem, i
wurstförmigen Drüsentheil, der äusserKch glatt ist, innerlich zahlreiche Fal- \
tungen der "Wandung zeigt, mit dünnerm, kürzerm, scharf nach hinten umge-
bogenen Ausführongsgang ; Ausführungsgänge gemeinsam durch eine fast
kuglige, musculöse Bursa propulsoria ausmündend. Ovarien von Ovarialblasen
umhüllt, die, sich zu Ovarialschläuchen verengend, nach hinten an die ge-
schlossenen Eitrichter herantreten : Eiersack fast kuglig : Eileiter schlank ; ein
Paar schlank birnförmige Samentaschen vereinen sich zu einem kurz schlauch-
förmigen, unpaarigen, nach hinten zxmi Samentaschenporus führenden Aus-
führungsgang ; je ein langer, enger Yerbindungsschlauch entspringt am
medialen Ende der geschlossenen Eitrichter dicht neben dem Ovarial- i
schlauch und führt in unregelmässigen kleinen Schlängelungen und Win-
dungen nach hinten, um hier in die distalen Enden der Samentaschen, |
etwas lateral von ihrer medianen Vereinigung, einzutreten. !
Es liegen mehrere nicht besonders gut conservirte Stücke dieser '
Art zur Untersuchung vor.
Aeusseres: Ein vollständiges, geschlechtsreifes Stück zeigte i
folgende Dimension en: 130 mm Länge und 3 — 5 mm Dicke. Seine |
Segmentzahl betrug 164. Die Färbung des Rückens ist am i
Vorderkörper bläulich-grau, weiter hinten mehr bräunlich; sie ist j
am Vorderkörper gegen die Bauchseite sanft abgetönt, weiter hinten
ziemlich scharf begi^enzt. Der Kopf ist epilobiscli (ca. -5). Die [
Borsten sind ventral sehr weit gepaart, lateral ziemlich eng ge- j,
paart. Die ventral-mediane Borstendistanz und die mittlere laterale j;
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 549
Borstendistauz sind etwa um die Hälfte grösser als die Weite der
ventralen Paare (aa = de = % ab); die lateralen Paare sind un-
gefähr halb so weit wie die ventralen (cd = ^ .-, ah): die dorsal-
mediane Borstendistanz ist ungefähr gleich dem halben Körperumfang
(dd = ca. ^JJ u). Die Nephridialporen liegen in den Borsten-
linien cd.
Der Gürtel ist opak weiss, ziemlich stark erhaben und lässt
die Intersegmentalfurchen, Borsten und Nephridialporen schwach er-
kennbar bleiben. Er ist ringförmig und erstreckt sich über die
5 Segmente 14 — 18. Das 18. Segment zeigt ventral-median eine
Ein Senkung, die von einem mehr oder weniger stark erhabenen
Wall eingefasst ist: dieser Wall ist gerundet rechteckig; seine
bogenförmige Vorderpartie liegt auf dem 17. Segment, seine hintere
Partie tritt* auf das 19. Segment über, hier ein quer ovales, in der
Mitte schwach eingesenktes Pubertätsfeld mit umfassend. Die
Vorderpartie des hufeisenförmigen Walles ist ventral-median etwas
stärker verdickt und hängt etwas nach hinten über, den vordem
Theil des eingesenkten Geschlechtsfeldes am 18. Segment über-
deckend. Dieses Geschlechtsfeld zeigt ventral-median eine in
der Längsrichtung gestreckte Papille, die vorn und hinten meist
etwas angeschwollen erscheint. Diese Papille trägt an den ange-
schwollenen Partien je einen feinen Porus. Wie eine Schnittserie
ergab, ist der vordere Porus der Samentaschenporus. der
hintere der m ä n n 1 i c h e P o r u s. Die weiblicheuPoren. lateral
am 14. Segment (?). sind nicht deutlich erkannt worden. Das von
dem Geschlechtswall mit umfasste Pubertätsfeld des 19. Segments
zeigt in den Seitenwinkelu je einen deutlichen Porus. einen Ge-
schlechtsborstenporus. Bei 3 Exemplaren zeigt sich ein ähn-
liches, von einem Wall eingefasstes, eingesenktes Pubertätsfeld mit
Geschlechtsborstenporen am 23. Segment; bei den meisten Exemplaren
war keine Spur eines solchen isolirten Pubertätsfeldes vorhanden.
Innere Organisation: Die Dissepimente *c, — ^^j., sind
stark verdickt, einige vorhergehende sowie das Dissepiment ^-13
etwas schwächer. Es finden sich ein kräftiger Muskelmageu im
6. (?) und 3 unpaarige, ventrale Chj'lustaschen im 9., 10. und
11. Segment, sowie ein Paar Kalkdrüseu im 13.
Die vordem männlichen Geschlechtsorgane besitzen
die für die Gattung PoJytorcutns charakteristische Gestaltung. Die
Samenmagazine sind dick eiförmig. Die Samensäcke im 11.
und 12. Segment sind fast kuglig. Testikelblasen fehlen. Die
37*
550 ^^^- Michaelsen,
Prostaten (Fig. 31 pr) besitzen einen dicken, wurstförmigen i
Drüsentlieil, der äiisserlich glatt erscheint, dessen drüsige Wandung >
aber gegen das Lumen zahlreiche Fältelungen bildet. Die Aus-
führungsgänge der Prostaten sind etwa ^/g so lang wie die Drüsen- <
theile und zugleich sehr viel dünner; sie sind im spitzen Winkel ;
zurückgebügen und vereinen sich median, um gemeinsam durch eine
fast kuglige Bursa propulsoria (Fig.Slbp) auszumünden. Wäh- '
rend die Bursa propulsoria eine stark musculöse '\^^andung besitzt, ;
lassen sich an der Prostata keine musculösen Elemente erkennen, ;
weder am Drüsentheil noch am Ausführungsgange. Die Samenleiter !
(Fig. 31 sT) münden nahe dem distalen Ende in den Drüsentheil der
Prostaten ein.
Die Ovarien (Fig. 31 ov) sind von je einer zarten Ovarial- j
blase (Fig. 37 ob) umhüllt. Die Ovarialblasen führen, sich zu \
Ovarial schlau eben (Fig. os) verengend, nach hinten zu den !
geschlossenen Eitrichtern hin. Diese letzteren tragen einen I
kleinen nierenförmigen Eier sack (Fig. 31 es) und münden durch \
schlanke, fast gerade gestreckte Eileiter (Fig. 31 el) an der seit- i
liehen Leibeswand aus. Medial entspringt aus den Eitrichtern je j
ein enger, langer Verbindungs schlauch, der in mehr oder j
"weniger starken Schlängelungen, manchmal sogar unter Schleifen- j
bildung, nach hinten geht, um hier in die dünnen medialen Enden ;
der Samentaschen einzumünden. Ein Paar grosse, schlank birn- j
förmige, manchmal verschieden stark ausgebildete Samentaschen !
(Fig. 31 sf) vereinigen sich, nachdem sie eben vorher jene von den i
Eitrichtern herkommenden Verbindungsschläuche aufgenommen haben, t<
ventral-median etwa im 17. Segment. Aus ihrer Vereinigung ent- j
steht ein kurzer, schlauchförmiger, unpaariger Ausführungsgang |
(Fig. 37«^), der. nach hinten gehend, unter der Bursa propulsoria i
verschwindet und, wie eine Schnittserie ergab, dicht vor der Mündung :
jener Bursa, dem männlichen Porus, ausmündet. !
Dem Pubertätsfeld am 19. Segment entspricht ein ovales
Drüsenpolster (Fig. 31 pp) an der Lmenseite der Leibesw^and,
dicht hinter der Bursa propulsoria. Aus den seitlichen Theilen dieses i
Drüsenpolsters ragt jederseits ein starker Geschlechtsborsten- I
sack (Fig. 37 gb) nach hinten. Die Geschlechtsborsten (Fig. 38)
sind ungefähr 3,8 mm lang und im Maximum, proximal, 0,1 mm dick,
gerade gestreckt, distal Anfangs verjüngt, am letzten distalen Sechstel
der Länge lanzettförmig verbreitert, zweikantig. Die distale Hälfte,
weniger deutlich auch die proximale Hälfte der Borste, zeigt eine '
Die Oligochäteu Nordost- Afrikas. 551
zierliche, dichte Ringelung-, die sich gegen das lanzettförmige Ende
verstärkt und deren einzelne Glieder gegen die Kanten der lanzett-
förmigen Verbreiterung in etwas vortretende Zähne auslaufen. Die
Ringelstreifen sind mit äusserst zarten, schlanken, eng an einander
gestellten Spitzen (Faserenden?) besetzt; dieselben sind besonders
deutlich an der Mittelpartie der Borste zu erkennen, wo die Ringe-
lung zarter ist. Den zuweilen auftretenden Pubertätsfeldern am
23. Segment entsprechen ähnliche Drüsenpolster mit CTCSchlechts-
borsten.
Fundnotiz: Omo-Gebiet, Süd-Kaffa. Landschaft Doko
oder Malo, in ca. 2500 m Höhe; Febr. Ol (Coli. 0. Neumaxn).
Fam. Glossoscolecidae.
Gen. Alma Geube.
Alma sp.
Fundnotiz: Sagan- Gebiet, Landschaft Gardulla, in
2600—3000 m Höhe; 13.— 16./L Ol (Coli. 0. Neumann).
Bemerkungen: Vorliegend 3 Vorderenden einer nicht voll-
kommen geschlechtsreifen, unbestimmbaren Alma-Art. Die maximale
Dicke der Stücke beträgt ca. 5 mm. Die Farbe der conservirten
Thiere ist gelblich- weiss. Der Kopf ist zygolobisch, der Kopf-
lappen klein, die Segmente des V o r d e r k ö r p e r s sind undeutlich
drei-ringlig. Der Mittel kör per ist kantig; der Querschnitt hat
die Gestalt eines fast quadratischen Trapezes mit abgestutzten Ecken.
Die Borsten sind gross, zart ornajuentirt, mit breiten blattnarben-
förmigen Querstricheln versehen, am Vorderkörper weit, am Mittel-
körper enger gepaart; die ventral-mediane Borstendistanz ist gleich
den mittlem lateralen, die dorsal-mediane wenig grössei' (aa = bc =
ca. 7s ^^j ^^ = ^^^ ^ ^!-2 ^^)-
Am 19. Segment erkennt man im Bereich der Borstenlinien a
und h, die erstere medial, die letztere lateral etwas überragend,
1 Paar quere Papillen, die Anlagen der Geschlechtslappen.
552 ^^^- Michaelsen,
Erklärung der Abbildungen.
Wiederkehrende Bezeichnungen :
ds Dissepiment os Ovarialschlauch
dr Divertikel ov Ovarium
el Eileiter sk Samenkämmerchen
es Eiersack st Samentasche
et Eitrichter stp Samentaschenporus
ob Ovarialblase vs Verbindungsschlauch
orb Ovarial-Eitrichterblase
Tafel 24.
Fig. 1. Dichogaster mulataensis n. sp. Samentasche, 10:1.
Fig. 2. Dichogaster yrmlataensis n. sp. Distales Ende einer Penial-
borste, 300 : 1. i
Fig. 3. Dichogaster garduUaensis n. sp. Penialborste, 60 : 1 ; a Stück
von der distalen Hälfte derselben, 135 : 1.
Fig. 4. Dichogaster gofaensis n. sp. Penialborste, 65 : 1 ; a Stück von i
der distalen Hälfte derselben, 250 : 1. I
Fig. 5. Dichogaster lituifera n. sp. Distales Ende einer Penial-
borste, 200: 1, i
Fig. 6. Dichogaster cidtrifera n. sp. Penialborste 30 : 1 ; a distales j
Ende derselben, 200 : 1. j
Fig. 7. Dichogaster cultrifera n. sp. Samentasche, 12:1. i
Fig. 8. Dichogaster dokoensis n. sp. Distales Ende einer Penial- |
börste, 140 : 1. ;
Fig. 9. Dichogaster modesta n. sp. Distales Ende einer Penial- I
börste, 125 : 1. !
Fig. 10. Dichogaster kaffaensis n. sp. Penialborste, 60 : 1 ; a Stück |
von der distalen Hälfte derselben, 160:1. |
Die Oligochäten Nordost- Afrikas. 553
Fig. 11. Dkhogaster erlanyeri n. sp. Penialborste, 45 : 1 ; a distales
Ende derselben, 90 : 1.
Fig. 12. Stuhlmannia asijuimetrica n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 14:1,
at Atrialraum der Samentasche.
Fig. 13. Pijgmaeodrikis neumanni n. sp. Samentasche, 25 : 1.
Fig. 14. Malodrihis neumanni n. sp. Männlicher Ausführapparat, 7:1.
pr Prostata, pt Copulations- oder Penistasche, sl Samenleiter.
Fig. 15. Malodrüus neumanni n. sp. "Weiblicher Geschlechts-
apparat, 14:1,
ast Ausführungsgang der Samentasche, est Eiersackstiel oder
-träger.
Fig. 16. Malodrihis nemnanni n. sp. "Weiblicher Geschlechtsapparat
im optischen Schnitt, etwas schematisch, 14 : 1.
Buchstabenbezeichnung wie bei Fig. 15.
Fig. 17. Kaffania neumanni n. sp. "Weibhcher Geschlechtsapparat, 15 : 1.
at Atrialraum der Samentaschen.
Fig. 18. Malodrihis gardullaensis n. sp. Männlicher Ausführ-
apparat, 5:1.
ag Ausführungsgang der Prostata, kt Copulationstasche, pr Pro-
stata, sl Samenleiter.
Fig. 19. Malodrihis gardullaensis n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 10 : 1.
ast Atrialraum der Samentasche, est Eiersackstiel oder -träger.
Fig. 20. Malodrihis gardullaensis }i. sj/. Weiblicher Geschlechts-
apparat im optischen Schnitt, stark schematisch, 20 : 1.
ast Atrialraum der Samentasche, dr Eiersackdrüsen, est Eier-
sackstiel oder -träger.
Tafel 25.
Fig. 21. Metschaina sucforia n. sp. Penialborste, 100 : 1 ; a distales
Ende derselben in der Flächenansicht, 100 : 1.
Fig. 22. Metschaina snctoria n. sp. Weiblicher Geschlechtsapparat
(rechte Seite zum Theil weggelassen), 20 : 1.
Fig. 23. Gardullaria armata n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 24 : 1.
at Atrialraum der Samentasche.
Fig. 24. Gardullaria armata n. sp. Distales Ende einer Penial-
borste, 90 : 1.
Fig. 25. Gardullaria armata n. sp. Penialborste, 25 : 1.
554 ^^ • Mtchaelsen,
Fig. 26. Eminoscolex variahilis n. sp. Weiblicher Q-eschlechts-
apparat, 15:1.
Fig. 27. Eminoscolex variahilh n. sp. Männlicher Ausführapparat, 5:1,
Fig. 28. Eminoscolex monfanus n. sp. ,. „ 3:1.
Fig. 29. Eminoscolex ater n. sp. „ ,, 3:1.
Fig. 30. Eminoscolex silrcsfris n. sp. „ ,, 8:1.
Fig. 31. Eminoscolex silvesiris n. sp. Weiblicher G-eschlechts-
apparat, 30 : 1.
ag Ausführungsgang oder Atrialrauna der Samentasche,
Fig. 32. Eminoscolex kaffaensis n. sp. Männlicher Ausführapparat,
4 : 1.
Fig. 33. Eminoscolex kaffaensis n. sp. Weiblicher Greschlechts-
apparat (das proximale Ende der Samentasche ist abgeschnitten), 25 : 1.
ag Ausführungsgang oder Atrialraum der Samentasche.
Fig. 34. Eminoscolex affinis n. sp. rar. parvicystis. Weiblicher Ge-
schlechtsapparat (linkerseits ist ein Theil der Ovarialblasenwand abge-
deckt, 20: 1,
Fig. 35. Neumanniella siphonochcieta n. sp. Weiblicher G-eschlechts-
apparat, 15 : 1.
apt Ampull entheil der Samentasche, at Atrialraum der Samen-
tasche, mt mittlerer Theil der Samentasche.
Fig. 36. Xeumanniella siphonocliaeta n. sp. Distales Ende einer
Penialborste, 169 : 1,
Tafel 26.
Fig. 37. Telndorciihis neiunanni n. s}». Weiblicher Geschlechts-
apparat und männlicher Ausführapparat, 10 : 1.
ag Ausführungsgang der Samentaschen , bp Bursa propulsoria,
gh Geschlechtsborstensack, pp Pubertätspolster, ^^r Prostata.
Fig. 38. TeleutoreuUis neumanni n. sji. Distales Ende einer Ge-
schlechtsborste, 40 : 1 ; a Stück desselben, 100 : 1.
Fig. 39. Nenmanniella tenuis n. sji. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 40 : 1.
hg Bindegewebsstränge zwischen dem Ovarium und dem
Sprossungsort desselben,
Fig. 40. Neumamiiella tenuis n. sp. Männlicher Ausführapparät, 35 : 1.
ag Ausführungsgang der Prostata, kt Copulationstasche, p Penis,
pr Prostata, sl Samenleiter,
Fig. 41. Telcudrilus arussiensis n. sp. Weiblicher Geschlechtsapparat
(die Samentaschen sind abgeschnitten), 30 : 1 ,
sip Auf den Samentaschenporus hinweisend.
'Ü
Die Oligochäten Nordost-Afrikas. 555
Fig. 42. TeleudriJus fumigatus n. sp. Weiblicher Geschlechtsapparat
(linke Seite fortgelassen), 22 : 1.
at Atrialraum der Samentaschen.
Fig. 43. Teleudrdus fumigatus u. sp. Geschlechtsborste a, 5U : 1,
Fig. 44. Teleudrihis fumigatus n. sp. Männlicher Ausführapparat, 16:1.
gb a, b Geschlechtsborste a, b, kl Copulationstasche , ]»■ Pro-
stata, rt ßetractoren.
Fig. 45. Neumanniella gracilis n. sj). Weiblicher Geschlechts-
apparat, 20 : 1.
stp Samentaschenporus.
Fig. 46. Teleudrihis diddaensis n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat (rechtsseitiger Theil und proximaler Theil der linksseitigen Samen-
tasche fortgelassen), 16 : 1.
stp Samentaschenporus.
Fig. 47, Neumanniella pallida n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 10 : 1.
Fig. 48. Neumanniella pallida n. sp. Männlicher Ausführapparat, 6:1.
kl Copulationstasche, j)r Prostata, sl Samenleiter.
Fig. 49. Teleudrilus parvus n. sp. Weiblicher Geschlechtsapparat
(die linksseitige Samentasche ist durch einen Querschnitt abgelöst, um die
Lage des ursprünglich verborgenen Ovarium zu zeigen), 35 : 1.
Tafel 27.
Fig. 50. Teleudrilus assimilis n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 8:1.
Fig. 51. Teleudrilus suctorius n. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat, 15:1.
ag Ausführungsgang der Samentasche.
Fig. 52. Teleudrilus suctorius n. sp. Männlicher Ausführapparat, 6:1.
Fig. 53. Teleiulrilus annuUcystis )i. sp. Weiblicher Geschlechts-
apparat (die dorsale Partie des Samentaschenringes ist abgeschnitten), 15:1.
ks Communicationsschlauch zwischen den beiden Ovarial-
blasen.
Fig. 54. Teleudrilus abassiensis n. sp. Weiblicher Geschlechts-
appai-at (die rechte Hälfte ist fortgelassen), 20: 1.
ag Ausführungsgang der Samentaschen, al Atrialraum der
Samentaschen.
Fig. 55. Teleudrilus abassiensis n. sp. Männlicher Ausführapparat, 6:1.
Fig. 56. Teleudrilus beddardi n. sp. Weiblicher Geschlechtsapparat
von der Unterseite. 20 : 1.
556 ^- Michaelsen, Die Oligochäten Nordost-Afrikas.
Fig. 57. TelciidriJus rosae n. sp. "Weiblicher Geschlechtsapparat von
der Unterseite, 20 : 1.
Fig. 58. Teleudrilus galla n. sp. "Weiblicher G-eschlechtsapparat
(die rechte Hälfte ist fortgelassen), 20 : 1.
Fig. 59. Teleudrilus erlangen n. sp. "Weiblicher Geschlechts-
apparat, 9:1.
at Atrialraum der Samentaschen.
Fig. 60. Teleudrilus erlanger i n. sp. Theil des weiblichen Geschlechts-
apparates von der Unterseite, 9:1.
Fig. 61. Teleudrilus ellenbecki n. spj. "Weiblicher Geschlechts-
apparat, 8:1.
Fig. 62. Teleudrilus ellenbecki n. sp. Rechtsseitiger Theil des weib-
lichen Geschlechtsapparates im optischen Schnitt, etwas schematisch, 14 : 1.
i;
Nachdruck verboten.
Uebersetzungsrecht vorbehalten.
Scorpione und Solifugen Nordost -Afrikas,
gesammelt 1900 und 1901 von Carlo Freiherrn
VON Eklaxoee und Oscar Neumanx.
Von
Prof. Dr. K. Kraepeliu in Hamburg.
Hierzu 3 Abbildungen im Text.
Das vorliegende ]\Iaterial setzt sich zusammen aus 3 ver-
schiedenen Ausbeuten, nämlich
1. der gemeinsamen Reiseausbeute der Herren Carlo Freiherr
von Eelanger und Oscar Xeumanx (im Texte citirt : v. E. et X/i
auf dem Wege von Zeyla bis Adis Abeba (9 Arten resp. Formen);
2. der Ausbeute des Herrn von Eelanger (im Texte citirt:
V. Eel.). unter Beihülfe des Herrn Dr. Ellenbeck, auf der Eoute
von Adis Abeba bis Kismayu (13 Arten resp. Formen);
3. der Ausbeute des Herrn 0, Xeol^nn (im Texte citirt: Xeum.)
auf der Route von Adis Abeba bis zum weissen Xil (5 Arten resp.
Formen).
Da die Scorpione und Solifugen Xordost-Afrikas gerade in den
letzten Jahi^en wiederholt Gegenstand eingehender Untersuchung^)
1) POCOCK, ß. J., Eeport upon Scorpions, Spiders etc. obtained by>
Mr. and Mrs. E. Lord Philipps in the Goolis Mountains inland of Berbera.
in: Ann. Mag. nat. Hist., (6), V. 18, p. 178—189, 1896. PococK, R. J.,
in: DoN.ALDSON Smith, Through Unknown African Countries , 1897,
p. 404. PocoCK, R. J., Chilopoda and Arachnida, in: On a collection
of Insects and Arachnids made in 1895 and 1897 by Mr. C. V. A, Peel
in Somaliland, in: Proc. zool. Soc. London, 1900, p. 48 — 63.
558 ^- Kräepelin,
gewesen, so war von vorn herein nicht zu erwarten, class diese Aus-
beuten das Faunenbild jenes Gebiets wesentlich verändern Avürden;
immerhin lieferten sie einige neue Formen, während sie für andere
die Handhabe zu mancherlei kritischen Besprechungen boten. In
einzelnen Fällen habe ich auch fremdes Material zu diesen Be-
sprechungen herangezogen.
Scorpiones.
Gen. Buthus Leach.
1. JButhus occitunus (Am.) vai\ her'herensis Poe.
B. occiionus s^ibsp. herbcrensis Poe, in: Proc. zool. Soc, London, 1900,
p. 56.
Fundorte: Dadab, Jan. 1900 (2 Ex.; v. E. et N.); Artu, 25. Febr.
1900 (1 Ex.; V. E. et N.); Bellana, 4. März 1900 (5 Ex.; v. E. et N.).
2. Buthus occitanus (Am.) forma ^ei/lensLs Poe.
B. occitanus sttbsp. zejjloisis Poe, in: Proc. zool. Soc. London, 1900,
p. 56.
Fundort: Dadab, Jan. 1900 (3 Ex.; v. E. et N.).
Beide Formen scheinen sich nach dem mir vorliegenden Material
vom typischen B. occitanus vornehmlich dadurch zu unterscheiden,
dass bei ihnen die beiden hintern Längskiele der Dorsalfläche des
Unterarms sehr deutlich und perlschnurartig gekörnt sind und so
dem Vorderrandkiel an Stärke kaum nachstehen, während für ge-
wöhnlich jene beiden Kiele — namentlich der hintere, etwas tiefer
stehende Längskiel, der distal bogig in den vordem Hinterrandkiel
einlenkt — nur schwach kerbig eingeschnitten oder gar nur als fast
glatte Leisten entwickelt sind. Es verdient jedoch bemerkt zu
werden, dass auch jüngere Exemplare der Hauptform diese perl-
schnurartige Ausbildung jener Keile nicht selten zeigen. Von Pocock
wird sodann augenscheinlich das Vorhandensein gekörnter Handkiele
als charakteristisch angesehen. Dem gegenüber bemerke ich, dass
auch dieses Merkmal nur bedingten Werth hat, in so fern z. B. bei den
mir vorliegenden Exemplaren von B. herberensis der Fingerkiel nur
bei der Hälfte der Exemplare perlschnurartig, bei drei andern als
mit feinen Eauhheiten besetzte Leiste, bei einem so gut wie nicht
entwickelt ist, während die 3 Exemplare von B. zeylensis ähnliche
Scorpioue imd Solifugeii Nordost-Afrikas. 559
Verschiedenheiten zeigen. Beim normalen B. occifanns aus Algier
ist aber, wenigstens im jugendlichen Alter, der Handkiel als leisten-
förmige Crista ebenfalls erhalten, ja bei einigen ist sogar eine aus-
gesprochene Körnelung desselben wahrzunehmen.
Sind somit die soeben besprochenen Merkmale kaum geeignet,
die beiden von Pocock unterschiedenen Formen schärfer vom nor-
malen B. occitanus abzugrenzen, so gilt dasselbe von den für die
einzelne Subspecies angegebenen Charaktermerkmalen. Am ehesten
könnte man sich noch entschliessen, die Subspecies berberemis anzu-
erkennen und zwar in erster Linie wegen der dunklen Färbung der
Kiele an der Dorsalfläche von Oberarm, Unterarm und Schenkeln
der Beine, die sehr in die Augen fällt. Dennoch ist zu bemerken,
dass die mir vorliegenden Exemplare auch in dieser Hinsicht erheb-
liche Abstufungen zeigen und dass ich andrerseits über Exemplare
der typischen Form vom Senegal und aus Algier verfüge, welche
z. Th. ebenfalls diese dunklen Kiele besitzen, sowie in ausgeprägter
Weise die dunkle Berauchung am Ende der Oberschenkel und dem
Grunde der Patella.
Die Subspecies seylensis soll vor allem durch die stärkere
Körnelung der Anteocular-Area gekennzeichnet sein, die sogar als
Körnchenlinie über den Superciliarwulst nach hinten sich fortsetzt.
Ich finde dieses Merkmal indess nur bei 2 der mir zu Gebote
stehenden Exemplare, während beim 3. jene Area fast ungekörnt ist
und vor allem auch keine Körnchenreihe über den Superciliarwulst
nach hinten sendet. Wenn ich hinzufüge, dass andrerseits nun auch
bei 2 Exemplaren der Form berberensis der Augenhügel nicht zer-
streut, sondern dicht gekörnelt ist, sowie dass ich z. B. bei einigen
Exemplaren vom Senegal bei dichter Körnelung der Area auch die
Furche zwischen den Superciliarwülsten dicht mit Körnchen besetzt
sehe, so wird man den Schluss gerechtfertigt finden, dass die Auf-
stellung jener beiden „Subspecies" zum mindesten aufrecht schwachen
Füssen steht. Der Versuch, die Formen und Localrassen einer weit
verbreiteten Art festzustellen, sollte m. E. im Allgemeinen nur unter-
nommen werden, wenn man über ein so ausgiebiges Material ver-
fügt, dass man die gesamte Variationsweite der Art übersehen kann.
3. Bntlms eniini Poe.
B. emini Poe, in: Ann. Mag. nat. Hist. 1890, p. 98.
Fundorte : Zwischen Zeyla und Adis Abeba (2 Ex. ; v. E. et N.) ;
Harar, 11. Apr. 1900 (1 Ex.; v. E. et N.); Akaki, Nov. 1900 (10 Ex.;
560 K. Kräepelin,
V. Erl.); Ostufer des Abbaja-Sees, 26. u. 27. Dec. 1900 (10 Expl.;
V. Erl.); Ginir, Febr. u. März 1901 (7 Ex.; v. Erl.); Wabbi Daroli
(Arrussi), Febr. 1901 (8 Ex.; v. Erl.); Webi Mane, Ende März 1901
(3 Ex.; V. Erl.); Adosliebai am Mole-Fluss, 18. Jan. 1901 (2 Ex.;
NeU3I.).
Nachdem es mir wieder zweifelhaft geworden, ob der B. friUneatus
Pet. vom Zambesi und der B. conspersus Thor, aus Catfraria. beide
durch das nach hinten nicht verschmälerte 5. Caudalsegment charak-
terisirt. mit der von Deutsch Ost- Afrika bis in den Norden des
Somalilandes und in die Erythräa verbreiteten Art wirklich identisch
ist, glaube ich bis auf Weiteres den Namen B. emini Poe. für diesen
letztern Formenkreis in Anwendung bringen zu sollen. Das mir {
vorliegende reiche Material, auch aus Schoa und der Erythräa, lässt I
erkennen, dass die Art namentlich in Bezug auf Färbung, Körnelung ^
der Cristen und des Superciliarwulstes, Zahl der Schrägreihen des j
beweglichen Fingers, Längenverhältnisse der einzelnen Glieder etc. |
ganz ausserordentlich variabel ist, so dass es vielleicht später einmal |
möglich sein wird, verschiedene, sich schärfer abhebende Formen- ,
gruppen zu unterscheiden. Für jetzt will ich nur in Bezug auf die :
Färbung darauf hinweisen, dass die mehr südlichen Exemplare !
(Deutsch Ost-Afrika, Massai-Steppe, Kilimandjaro etc.) wohl durch- '
gehends auf dem Truncus die von Thorell auch für B. conspersus :
geschilderten 5 Fleckenreihen (3 im Verlauf der Dorsalkiele, 1 an i
jeder Seite) zeigen, während die Exemplare des Somalilandes, Schoas j
und der Erythräa oft bis auf den Eand durchaus einfarbig dunkel '
braun erscheinen, ohne dass jedoch in diesen Gegenden die heilern \
Formen mit Fleckenreihen völlig vermisst würden. Vielmehr finde j
ich fast in jedem Glase neben der Hauptmasse dunkel gefärbter J
auch einige, bei denen zunächst hellere Stellen zwischen den noch J
breit dunkel gesäumten Cristen auftreten, bis schliesslich hie und da ]
— so z. B. bei Exemplaren von Webi Mane — die Bindenzeichnung |
ganz wie bei den südlichem Exemplaren zum Ausdruck kommt. Die i
sonstige Variation soll hier nur zur Beurtheilung der Selbständigkeit '
der folgenden Form in Betracht gezogen werden. |i
4. Huthus emini Poe. rar. j^oUjstk'tHS Poe. i
B. pol/jstidus Poe., in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), V. 18, 1896, p. 178. !
Fundort: Sso-omadu. 22. Febr. 1900 (1 Ex.; v. E. et N.).
Ausser dem einzigen auf diesen Reisen erbeuteten Exemplar \
liegt mir noch eine Anzahl anderer von Assab und Obok vor. Pocock i
Scorpione und Solifugen Nordost-Afrikas. 561
zählt am citirteu Ort eine ganze Reihe von Unterschieden dieser
Form von der vorhergehenden auf, spricht aber in einer spätem
Publication (in : Proc. zool. Soc. London, 1900, p. 57) die Meinung aus,
dass B. emini und B. polysiidus vielleicht als Subspecies einer und
derselben Art angehören. Ich glaube, dass der Autor hiermit das
Richtige getroffen hat. Von den als Unterschiede aufgeführten
Merkmalen können wir zunächst die grobe Körnelung des Truncus
bei B. emini und die abweichende Ausbildung der Schrägreihen —
12 bei B. polysiidus, 13 bei B. emini — als keineswegs immer zu-
treffend bei Seite lassen. Aber auch die Unterschiede in den Maassen
entsprechen durchaus nicht immer den Angaben Pocock's. Ich habe
mir die Mühe genommen, eine grosse Zahl von Exemplaren hierauf
hin zu messen, will aber von den Resultaten nur kurz Folgendes
hier anführen. Das Verhältniss der Höhe der Blase zu ihrer Breite
ist bei B. polysiidus, wie Pocock richtig angiebt, meist 1:1; aber
auch bei B. emini zeigt sich dasselbe Verhältniss durchaus nicht
selten, während in andern Fällen die Breite die Höhe nur um ein
recht Geringes übertrifft, und zwar im Höchstfalle um Yö (2,4 : 2 mm) ;
das normale Verhältniss dürfte etwa 3,2 oder 3,4 : 3 sein. Das Ver-
hältniss der Länge der Hinterhand zur Länge des beweglichen
Fingers schwankt bei B. polysiidus zwischen 1 : 1,57 und 1 : 2, bei
B. emini zwischen 1 : 1,1 {S) und 1 : 1,88; im Allgemeinen also
kann man sagen, dass B. polysiidus verhältnissmässig längere Finger
hat, während im Einzelfalle dieses Criterium häufig genug im Stiche
lässt. Aehnlich, wenn auch nicht ganz so schlimm, steht es mit
dem Verhältniss der Breite des 5. Caudalsegments zu dessen Länge.
Dasselbe schwankt bei B. polysticiiis zwischen 1 : 2 und 1 : 2,27, bei
B. emini zwischen 1 : 1,7 und 1 : 2,1, so dass in der That in vielen
Fällen schon aus dem Verhältniss der Breite zur Länge des 5. Caudal-
segments auf die Zugehörigkeit zu der einen oder zur andern Form
geschlossen werden kann. Dasselbe gilt von dem Verhältniss der
Höhe zur Länge des 4. Caudalsegments. Dasselbe schwankt bei
B. polysiidus zwischen 1 : 1,67 bis 1 : 2, bei B. emini zwischen 1 : 1,43
bis 1 : 1.8. Immerhin lassen alle diese Daten erkennen, dass von
einer wirklich scharfen und unter allen Umständen sichern Scheidung
der beiden Formen durch die Maassverhältnisse einzelner Körper-
theile nicht wohl die Rede sein kann. Ungleich charakteristischer
scheint mir vielmehr der Unterschied in der Färbung zu sein.
Während dieselbe bei B. emini in den oben angegebenen Grenzen
variirt, sind die 5 schwarzen Fleckenreihen bei B. polysiidus schon
562 K. Kraepelin,
i
auf dem Truncus auf schmale Striche reducirt; die Cauda aber zeigt j
unterseits nicht mehr geschwärzte Längskiele, sondern der Haupt-
sache nach nur noch schwarze Punktreihen, die sich unter der Lupe
als ringförmige Umrandungen von Haargruben darstellen. Diese !
schwarzen Haargrubenringe sind sehr auffallend, auch an den Seiten 1
des 5. Caudalsegments, auf der Oberfläche des Armes und an der
Hinterfläche der Hand, doch verdient es bemerkt zu werden, dass ;
auch bei Exemplaren von B. emini sowohl die tlieilweise Auflösung |
der Caudallinien in Haarringe wie auch das stärkere Hervortreten j
der letztern auf Arm und Hand nicht selten zu beobachten ist. Die
stärkere Ausbildung eines Enddorns an den Dorsalkielen bei B. emini .
ist gewiss mit Recht von Pocock erwähnt worden, lässt aber eben-
falls sehr verschiedene Abstufungen erkennen. Fast noch prägnanter '
erscheint die Körnelung oder Crenulirung des Superciliarwulstes bei >
B. polystidus, während derselbe bei B. emini, wenigstens unmittelbar I
über den Augen, meist glatt und gewulstet ist. Berücksichtigt man '
die Summe aller dieser Unterschiede, so wird die Entscheidung über <
die Zugehörigkeit eines vorliegenden Exemplars wohl kaum je auf
Schwierigkeiten stossen; dennoch scheint mir die Differenzirung der j
beiden Formen zur Zeit noch nicht so Aveit gediehen, dass inter- i
mediäre Formen als völlig ausgeschlossen gelten müssten. |
I
Gen. Farabuthiis Poe. \\
I
5. JParaMitMis liosoma (Hempr. Ehbg.). |1
i
Androdomis liosoma H. E., Symb. phys. Scorp. No. 10. j
Fundorte: Dadab, Jan. 1900 (2 Expl.; v. E. et N.); Bellana, ;
4. März 1900 (3 Expl.; v. E. et N.); Gara Muleta, 21.— 27. März '
1900 (1 Expl.; V. E. et N.); Webi Mane, Ende März 1901 (1 Expl.; ,
V. Erl.). ,- ^
6. Farabufhus graninianus Poe.
P. granimanus Poe., in: J. Linn. Soc. London, Y. 25, 1895, p. 311. j
Fundort: Dadab, Ende Januar 1900 (3 ?; v. E. et N.).
Die Selbständigkeit dieser Art dürfte nicht ganz zweifellos sein.
Die vorliegenden Exemplare entsprechen zwar in der Granulirung
der Hand und des Unterarms wie in den Maassen der Caudal-
segmente den Angaben Pocock's; dagegen liegt mir von Djedda ein ,;
Exemplar vor, das ich entschieden als Uebergangsform zum typischen II
Scorpioue und Solifugen Nordost-Afrikas. 563
P. Jiosoma anzusehen gezwiingen bin. Der Unterarm dieses Exem-
plars ist dorsal noch dicht gekörnt, die Hand aber ist glatt und
lässt nur an ihrer Innern Wölbung einige wenige Körnchen er-
kennen. Die Breite des 4. Caudalsegments zur Länge des 3. ver-
hält sich wie 1 : 1,32 gegenüber 1 : 1,2 bei P. liosoma und 1 : 1,3 beim
typischen P. granimanus.
Gen. ButheoJus E. Sim,
7. Butheolus arlstMis E. Sim.
B. aristidis E. SiM., in: Ann. Mus. civ. Genova, V. 18, 1882, p. 258.
Fundort: Lasman, Febr. 1900 (1 Expl.; v. E. et N.).
Schon BiRULA (in: Ann. Mus. zool. Acad. St. Petersbourg, 1898,
p. 282) stellt die Vermuthung auf, dass B. aristidis E. Sem. mit
B. melmiunis (Kesslee) nicht identisch sei, wenngleich die von ihm
nach Simon's Diagnose construirten Unterschiede keineswegs stich-
haltig sind. Leider ist auch das mir zu Gebote stehende Material
nicht ausreichend, um einen ausgiebigen Vergleich der Yariations-
weite der in Rede stehenden Formen durchführen zu können. So
viel aber lässt sich mit Sicherheit ersehen, dass Exemplare
von Krasnowarsk in Transkaspien (typische var. conckmi E. Sim.
von B. mdanurufi) sich auffallend von den mir vorliegenden ägypti-
schen und Somali-Formen durch die Schrägreihen des beweglichen
Fingers unterscheiden. Bei jenen tritt nur das Grundkörnchen jeder
Schrägreihe durch Grösse etwas hervor, steht aber sonst fast ganz
in der Mittellinie der Schneide, so dass also äussere Seiten-
körnchen vermisst werden, während bei den afrikanischen, als B.
aristidis anzusprechenden Exemplaren ausser dem grössern Grund-
körnchen jeder Schrägreihe noch ein deutliches äusseres Seiten-
körnchen zu erkennen ist. Als weiterer, wenn vielleicht auch nicht
durchgreifender Unterschied des asiatischen B. melamirus von dem
afrikanischen B. aristidis dürfte dann noch hervorzuheben sein, dass
bei jenem namentlich im 5. Caudalsegment unter gleichzeitigem Ver-
schwinden der Dorsalcrista die grossgrubige Punktirung weit auf
die Dorsalrinne übergreift, während bei B. aristidis, unter Erhaltung
der Dorsalcrista, dies nicht oder nur in bescheidenem Maasse der
Fall ist.
Bemerken möchte ich bei dieser Gelegenheit, dass weiteres
Material des 1898 von mir beschriebenen B. ferrugineus mich zu
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 38
564 K. Kraepelin,
der Erkenntniss geführt hat. dass diese Form niclit der Gatt.
Buiheolus. sondern der Gatt. XanobufJms ^) Poe. angehört und, so weit
aus der Beschreibung zu ersehen, mit N. anäersoni Poe. identisch
ist. Dagegen liegt mir eine neue Art der Gatt. ButJieolus aus
Maskat vor, deren Beschreibung ich in der Anmerkung -) folgen
1) Als Hauptmerkmal der Gatt. Xauobiifhus gegenüber der Gatt.
Butheolus ist das Fehlen des Zahns an der Unterseite des unbeweglichen
Mandibularfingers anzusehen , daneben die flachere Stirn und das Fehlen
einer Verbreiterung der Cauda bis zum 4. Segment. Die Ausbildung der
Körnchenreihen auf der Schneide des beweglichen Scheerenfingers schliesst
sich aber durchaus an die Verhältnisse bei afrikanischen Butltrolus an:
Xeben einem auffallend grossen Grundkörnchen jeder Schrägreihe findet
sich aussen- und innenseits je ein starkes Seitenkörnchen. Die äussern
Seitenkörnchen zeigen sich nur in der Endhälfte , die innern fast bis
zum Grunde der Schneide.
2) ButJieolus {/labi'lfrons }l. sp. Truncus und Cauda dunkel
braun bis dunkel grün. Grundglieder der Beine und Arme rothbraun,
Hand , Tibien und Tarsen der Beine gelbroth bis gelb. Superciliarwulst
bis zum Stirnrande und dieser selbst bis zu den Ecken völlig glatt und
glänzend , höchstens einige wenige Körnchen in der Stirngrube zwischen
den Superciliarwulsten ; Seiten und Hinterhälfte des Cephalothorax körnig.
Abdomen oberseits feinkörnig, mit schwachem, glattem Mediankiel und An-
deutung von 2 ebenfalls glatten Seitenkielen ; 5. Abdominalsegment unter-
seits an den Seiten dichtkömig, die 2 Mediankiele aber glatt und unge-
kömt. Cauda im 1. Segment unterseits mit deutlichen Medial- und Lateral-
kielen , im 2. Segment mit deutlichen Medialkielen , während die untern
Lateralkiele der Hauptsache nach nur durch den Gegensatz von opaker
Unterfläche und glänzender Seitenfläche markirt sind; im 3. Segment nur
mit untern Medialkielen, ohne untere Lateralkiele ; 4. Segment ohne
Medial- und untere Lateralkiele; 5. Segment ohne Medialkiele, während
die Lateralkiele in der Endhälfte durch crenulirten Absatz angedeutet
sind. Obere Lateralkiele finden sich nur im 1. Caudalsegment körnig an-
gedeutet ; die Dorsalkiele hingegen bilden in allen Segmenten eine meist
körnige und nur im 5. Segment fast leistenartig verschmelzende Um-
randung der Seitenflächen. Im 1. Caudalsegment sind Unter- und Seiten-
flächen körnig, im 2. und 3. nur die Unterfläche, während die Seiten-
flächen grossgrubig punktirt sind ; 4. und 5. Caudalsegment unten und an
den Seiten nui* grossgrubig punktirt. Die Dorsalfläche aller Segmente ist
ziemlich dicht gekörnt , sowohl in der Medianrinne wie namentlich am
hmtern Absturz der Segmente , auch das 4. (ähnlich wie bei B. I.irolor,
Gegensatz zu B. }iifihmurvn, nristidis etc.). Der Humerus ist auf der Ober-
fläche sparsam gekörnt , Unterarm dorsal ungekörnt , mit glatten Kielen,
Hand glatt, mit einzelnen Grubenpunkten. Beweglicher Finger mit 8
Schrägreihen, aussen und innen mit Seitenkörnchen, etwa P ., ™al so lang
wie die Hinterhand. Coxen des 2. Beinpaares dicht mit spitzen Körnchen
besetzt, die des 3. und 4. Beinpaares vorn mit 3 — 4 Reihen äusserst
Scorpione und Solifugen Nordost-Afrikas. 565
lasse. Unter Berücksichtig-ung des von Pocock (in: Bull. Liverpool
Mus., V. 2. Xo. 1, p. 8) neu beschriebenen B. visulan's, für den aller-
dings gerade einige der wichtigsten Merkmale nicht präcisirt sind,
und mit Beiseitelassung der 3 zweifelhaften Arten — B. concMni
E. Snr., von Bieula inzwischen als Varietät von B. melanurus an-
gesprochen. B. flavescens Poe. und lifforalis Pavesi — würden sich
die bisher beschriebenen Butheolus-ArteTi etwa folgendermaassen
gruppiren lassen :
A. Alle Caudalflächen . auch die des 4. und 5. Segments, nur ge-
körnt, nicht grubig punktirt B. thalassinus Poe.
B. Wenigstens das 4. und 5. Caudalsegment unten oder an den
Seiten grob grubig nadelstichig.
I. Coxa des 2. Beinpaares glatt und glänzend , Coxen des 3.
und 4. Beinpaares nur von einer glatten oder crenulirten
Leiste umzogen. Cauda ganz oder doch in den 3 ersten
Segmenten gelb.
a) 4. und 5. Caudalsegment schwarzbraun. 4. Caudalsegment
ohne untere Medial- und Lateralkiele, ohne Körnelung,
nur grob punktirt. Truucus deutlich dreikielig. Eiune
der Dorsalfläche der Cauda in allen Segmenten grob-
körnig B. hicolor Poe.
b) Cauda einfarbig gelb. 4. Caudalsegment mit 4 körnigen
Kielen, die Fläche körnig-runzlig-grubig. Truncus ein-
kielig. Rinne der Dorsalfläche der Cauda im 4. und
5. Segment feinkörnig B. pallidiis Poe.
IL Coxa des 2. Beinpaares mehr oder weniger dicht gekörnt,
die des 3. und 4. Beinpaares von in 2 — 4 Eeihen gestellten
Körnchen umrandet. Cauda einfarbig dunkel.
a) Dorsalfläche der Cauda glatt oder nur in den vordem
Segmenten mit einzelnen Körnchen, ihr hinterer Absturz
im 3. und 4. Segment aber durchaus glatt und ungekörnt.
Stirn vor dem Superciliarwulst körnig. Medialkiele des
5. Adominalsegments uuterseits feinkörnig.
1. Truncus 3 — 6 kielig (?). Dorsalkiele der Cauda glatt
B. insularis Poe.
dicht gestellter Körnchen berandet. Zahl der Kammzähne 19 — 21, meist
20. Länge des Truncus zur Cauda = 12 : 18 mm.
Mascat (Museum Paris). M. ilAlNDROX leg.
38*
566 K. Kraepelin, i
2. Trimcus einkielig. Dorsalkiele der Cauda körnig-. j
et) Beweglicher Finger nur mit grösserm CTrundkörnchen
der Schrägreihen, aber ohne äussere Seitenkörnchen.
Die Punktirung des 5. Caudalsegments greift unter
theil weisem Verschwinden des Dorsalkiels weit auf j
die Dorsalfläche über B. melanurus (Kessler). !
ß) Beweglicher Finger ausser dem grössern Grund- ;
körnchen jeder Schrägreihe noch mit je einem :
äussern Seitenkörnchen. Die Punktirung des 5. \
Caudalsegments greift, unter Erhaltung des Dorsal- :
kiels, nicht oder nur wenig auf die Dorsalfläche '
über B. aristidis E. Sim. i
b) Dorsalfläche der Cauda in allen Segmenten körnig, nament- ;
lieh der hintere Absturz derselben im 3. und 4. Segment |
deutlich körnig. Stirn vor den Superciliarwülsten in j
ganzer Ausdehnung glatt und ungekörnt, höchstens in ;
der Grube zwischen den beiden Wülsten einzelne kleine '
Körnchen. Medialkiele des 5. Abdominalsegments unter- I
seits durchaus glatt und ungekörnt. Truncus mit 3 |
kaum erhabenen und daher sehr undeutlichen glatten
Kielen oberseits B. glabrifrons Krpln. j
i
Gen. V7'oplectes Pet. ,
"i
8. TJroplectes fischerl Karsch. =
U. fischeri KaesCH, in: Mitth. München, entomol. Ver. , V. 3, 1879, j
p. 124. j
1
Fundorte: Ginir, Febr. und März 1901 (1 cJ, 2 ??; v. Erl.); j
Nähe von Segirso am Ganale, Mai 1901 (1 S; v. Erl.).
Die Exemplare entsprechen in der Färbung der typischen Form. I
die mir übrigens durch zahlreiche Uebergänge mit den beiden von |
PococK unterschiedenen Farbenvarietäten verbunden zu sein scheint, j
Als bemerkenswerth möchte ich nur hervorheben, dass namentlich \
bei dem S von Ginir die sonst so charakteristische, grossgrubige
Punktirung des 5. Caudalsegments bis auf einzelne schwache Grüb-
chen fast völlig verschwunden ist. Auch das eine $ zeigt hierin !
eine auffallende Reduction, während die beiden andern Exemplare ,
normal sind. i
Scorpione uucl Solifugen Nordost-Afrikas. 567
Gen. Pandiiins Thorell.
9. Pandhius exitkilis (Poe).
Scorpio c.ritialif! Poc, iu : Ann. Mag. nat. Eist. (6), Y. 2, p. 249 (1888).
Fundort: Artii, 26. Febr. 1900 (1 $ ad.; v. E. et X.); Bellana,
4. März 1900 (1 juv.; v. E. et N.).
Von P. meidensis Kaesch ist diese Art leicht dadurch zu unter-
scheiden, dass die Tarsenloben jederseits nur 3 Dornen, statt 4,
tragen. Schwieriger zu beantworten ist die Frage, ob wir den
P. arahicus (Krpln.) als specifisch verschieden von P. exitialis anzu-
sehen haben. Abgesehen von der heilern Färbung und der grössern
Zahl der Kanimzähne — beides bei einem einzelnen Individuum
wenig beweisend — scheint sich P. arahicus besonders dadurch von
P. exitialis zu unterscheiden, dass die Dorsalfläche der Cauda vom
1. — 5. Caudalsegment, und ebenso die Blase an den Seiten, dicht
grobkörnig ist, während beide Organe bei P. exitialis glatt sein sollen.
Das vorliegende erwachsene Exemplar von Artu (Länge des Truncus:
Cauda = 51,5 : 51,5), das in Färbung und beträchtlicher Breite der
Blase an P. exitialis sich anschliesst, zeigt nun die Seite der Blase
gekörnt, während von den Dorsalflächen der Cauda nur die des 4.
und 5. Segments, erstere schwach, letztere stärker, mit isolirten
Körnchen besetzt sind. Da überdies die Zahl der Kammzähne nur
17, 18 gegen 22, 23 von P. exitialis beträgt, so könnte man versucht
sein, an eine neue Form zu denken, doch scheint es mir bei dem
heutigen Stande unserer Kenntnisse richtiger, das vorliegende Indivi-
duum vielmehr als eine Mittelstufe zwischen den beiden in Rede
stehenden „Arten" und somit als weitern Beweis ihrer nahen Zu-
sammengehörigkeit, wenn nicht Identität, anzusehen. Das jüngere
Exemplar (Truncus: Cauda = 22:21) von Bellana zeigt auf der
Dorsalfläche der Cauda noch keine Spur von Körnelung; auch die
Blase ist an den Seiten fast glatt.
Erwähnen will ich im Anschluss hieran, dass mir aus dieser
exitialis- oder meidensis-GYW])^&, welche mir vor allem durch die
2 abgekürzten Körnchenstreifen auf der Mittelfläche der Unterhand
charakterisirt scheint, eine weitere Form aus der Erythräa in einem
leider noch sehr jugendlichen Individuum vorliegt, das zweifellos als
Vertreter einer neuen Art aufgefasst werden muss. Das charakte-
ristische Merkmal für dieselbe ist, dass nur der Innenlobus des
Tarsus an der Spitze einen starken Dorn trägt, während der Aussen-
568 K. Kraepelin,
lobus nur mit einer schwachen Borste besetzt ist, so dass an dieser
Seite der Lobus nur 2 Dornen aufweist gegen 3 auf der Gegenseite.
Als weiterer Unterschied gegenüber der meidensis-Grui^pe ist das
Fehlen der Körnelung an der Unterfläche des Oberarms hervor-
zuheben. Einen Namen für diese Art möchte ich des dürftigen
Untersuchungsmaterials wegen vorläufig nicht schaffen.
10. I*a7idinus sniithi Poe.
Pandinus smithi Poc, in: Donaldson Smith, Through IJnknown African
Countries, p. 198 (1897).
Fundort: Ginir, Febr. u. März 1901 (16 Expl.; v. Eel.); Wabbi
Daroli, Febr. 1901 (3 Expl.; v. Eel.).
Nur bei wenigen der mir vorliegenden 19 Exemplare finde ich
die Bedornung der Tarsen-Endloben so, wie Pocock sie angiebt, dass
nämlich die Spitze des Lobus von Borsten eingenommen werde. Das
ist unter den Exemplaren von Ginir (abgesehen von ganz jugend-
lichen Individuen) nur einmal an beiden, einmal an einem Hinter-
beine der Fall, während bei allen übrigen Exemplaren die Spitze
des Lobus wenigstens innenseits von einem Dorn eingenommen wird,
der durchaus die Stärke und Kegelform der übrigen Lobendornen
hat, während aussenseits die Spitze von einem Gebilde eingenommen
wird, das in Bezug auf Dicke und Länge zwischen der benachbarten
Borste und den dann folgenden Dornen ungefähr die Mitte hält,
je nach Belieben also als schwächerer Dorn oder als stärkere Borste
angesprochen werden kann. Die von Pocock in seiner Bestimmungs-
tabelle (in: Proc. zool. Soc. London 1900, p. 62) gegebene Unter-
scheidung — 4 Lobendornen für P. meidensis; 3 Lobendornen für
P. smifhi — trifft daher in der Mehrzahl der mir vorliegenden Fälle
nicht zu; vielmehr wird man dem P. sniifhi in der Regel innenseits 4,
aussenseits 3 oder 3V2 Dornen zusprechen müssen. Ebenso wenig
steht die Gesammtzahl der Tarsendornen mit den von Pocock hierfüi'
gemachten Angaben (innen 9, aussen 6) in Einklang. In der Regel
zähle ich innen 8, aussen 5, in seltenern Fällen 9, 5 oder 8, 6 bis
herab zu 7, 4. Endlich ist noch zu erwähnen, dass auch das Ver-
hältniss der Handbreite zur Länge des Cephalothorax durchaus nicht
immer der Angabe Pocock's entspricht. Nur bei einem Viertel der
untersuchten Exemplare finde ich die Handbreite etwas grösser als
die Cephalothoraxlänge (z.B. 17,2:16,5 bis 14,5:14); bei allen
übrigen war sie entweder gleich (z. B. 16 : 16) oder sogar kleiner als
Scorpione und Solifugen Nordost- Afrikas. 569
die Cephalothoraxlänge (z. B. 14,5 : 15). Namentlich bei allen jungen
Individuen war dieses Verhältniss die Regel und konnte bis zu dem
Verliältniss 3,2 : 6 herab verfolgt werden. Es dürfte schon aus
diesen wenigen Daten erhellen, wie misslich es oft ist, auf Grund
eines zu geringen Materials Bestimmungstabellen aufzustellen. Die
Zahl der Kammzähne schwankte bei den untersuchten Exemplaren
zwischen 17 und 22.
11. Pandlnus grefforyi (Poe).
Scorpio (jreqor/i Poc, in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), V. 17, p. 432.
Fundort: Harar, April 1900 (10 semi-ad.; v. E. et N.); Ginir,
März 1901 (1 S ad.; v. Erl.).
A\'ährend die bisherigen Fundorte des P. gregoryi ziemlich unter
dem Aequator im britischen Ost- Afrika liegen, beweisen die oben
genannten, zwischen dem 7. und 10. Grade nördl. Breite gelegenen
Localitäten, dass dieser Art ein viel grösserer Verbreitungsbezirk
zukommt, als bisher angenommen wurde, und dass sie demnach die-
selben Gebiete bewohnt wie die ihr nahe verwandten P. paUidus
und P. phülipsi. Dennoch scheint mir das vorliegende Material zu
beweisen, dass zum mindesten P. gregoryi und P. paUidus. abgesehen
von Jugendformen, in der Regel recht gut unterschieden werden
können, w^ährend in Betreff der Verschiedenheit von P. pallidus und
phülipsi die Acten jedenfalls noch nicht geschlossen sind, trotzdem
mir seit kurzem auch ein grösseres Exemplar von P. pallidus zur
Verfügung steht. Da auch der P smithi in diese Gruppe ohne ab-
gekürzte Körnchenkiele der Mittelfläche der Unterhand gehört, so
will ich, auch in Hinblick auf die oben hervorgehobene, zu enge
Fassung der Charaktere von P. smitlii in der neuen PococK'schen
Tabelle, versuchen, den derzeitigen Stand unserer Kenntnisse der
betreffenden Formen nochmals zusammen zu stellen:
A. Mittelaugen in der Mitte des Cephalothorax. Tarseuloben
jederseits nur mit 2 Dornen ; Totalzahl der Dornen des End-
tarsus innenseits 4( — 5), aussen 3. (Hierher das Gros der
afrikanischen Pandinus-kviery.)
B. Mittelaugen hinter der Mitte des Cephalothorax. Tarsenendloben
wenigstens einerseits mit 3 starken Dornen; Gesammtzahl der
Dornen des Endtarsus innenseits 6 — 9, aussenseits 4 — 6.
I. Handunterfläche mit 2 parallelen abgekürzten Körnchen-
570 K. Kraepelin,
kielen. Oberarm iinterseits meist mit grossen Tnberkeln.
Tarsenlobus stets wenigstens einerseits mit starkem Dorn
an der Spitze. (Hierher P. meidensis, exitialis, arahicus und
die neue Form [vgl. S. 567] aus der Erythräa.)
IL Handuntertiäche ohne 2 parallele abgekürzte Körnchen-
reihen. Oberarm unterseits stets glatt. Tarsenloben mit
oder ohne Dorn an der Spitze (wenn ohne Dorn, so steht
hierfür eine Borste).
a) Hinterrand des Handballens von einer dichten Reihe fast
aufrechter, kegelförmiger Tuberkel umsäumt ; alle Tuberkel
der Handoberfläche, auch die des Ballens, völlig isolirt
und kegelförmig; Hand dicht lang rothborstig. Tarsen-
loben meist auch an der Spitze, wenigstens innen, mit
starkem Dorn, aussen mit starker Dornborste, die aber
zarter als die übrigen Lobendornen P. smiihi Poe.
b) Hinterrand des Handballens glatt oder nur mit wenigen
flachen und runden Tuberkeln; Tuberkel wenigstens des
Handballens niedrig und mit Neigung zum Zusammen-
fliessen. Hand nur zerstreut rothborstig. Tarsenloben
an der Spitze nur mit Borsten, selten die Endborste am
Grunde dornartig verdickt.
1. Die Buckel der Handoberfläche sind deutlich nadel-
stichig punktirt (bei juv. sehr zerstreut); die Buckel
fliessen auf dem Handballen derartig zusammen, dass
nur seichte Gruben zwischen dem flachen Netzwerk
bleiben ; am Hinterrande des Ballens nur ein erhabener,
kaum gekerbter Wulst. Cephalothorax auch um den
Augenhügel so deutlich und unter der Lupe sichtbai"
punktirt wie auf den Stirnloben. Tarsenloben an der
Spitze stets nur mit Borste P. gregoryi Poe.
2. Die Buckel der Hand sind nicht nadelstichig punktirt
und auch auf dem Handballen noch ziemlich von
einander isolirt ; am Hinterrande des Handballens eine
Crista von ziemlich getrennten, runden Buckeln.
Cephalothorax höchstens auf den Stirnloben fein nadel-
stichig; um den Augenhügel ist eine Punktirung mit
der Lupe nicht erkennbar.^)
1) Da mir ein Exemplar von P. pJullipsi nicht zu Gebote steht, so
Scorpione und Solifugen Nordost- Afrikas. 571
a) Die Borste an der Spitze des Tarsenlobus ist schlank
und nicht dornig; Hand fast so breit, wie der be-
wegliche Finger lang (z. B. Handbr. : Fingerl. =
10 : 11) P. pallidus Kepln.
ß) Die Borste an der Spitze des Tarsenlobus ist am
Grunde fast dornig (bei adult), trägt aber eine
fadenförmige Spitze; Hand erheblich schmäler als
der bewegliche Finger lang (z. B. Handbr. : Fingerl.
= 8,5 : 11) P. phillipsi Poe.
Die artliche Verschiedenheit von P. pallidus und P. pJiillipsi
muss nach wie vor als sehr fraglich erscheinen. Dass bei einer und
dei'selben Species das Chitinhaar an der Spitze des Tarsenlobus bald
als typischer Dorn, bald nur als Borste ausgebildet sein kann, lehren
die oben geschilderten Befunde an dem bei Ginir gesammelten Ma-
teriale von P. smithi auf das Unzweifelhafteste. Giebt doch auch
PococK ausdrücklich an, dass die von ihm untersuchten jugendlichen
Exemplare von P. pMUipsi an der Lobenspitze nur eine Borste, statt
des Dorns, tragen. In Bezug auf das Verhältniss der Handbreite
zur Länge des beweglichen Fingers zeigt zwar das mir sonst noch
zur Verfügung stehende ]\Iaterial von P. palUdus kaum Abweichungen
von den durch Pocock angegebenen Zahlen — meine Messungen
ergeben die Verhältnisse 6,3 : 7; 7:8; 8,5 : 9; 9 : 10; 9,1 : 10,1; 11,5
: 12; immerhin darf man nicht vergessen, dass es sich nur um eine
Diiferenz von Vjo IMillimeter gegenüber P. pMUipsi handelt, die, falls
thatsächlicli weitere Unterschiede nicht existiren, ganz wohl auf
individuelle Variation zurückgeführt werden könnte.
Solifugae.
Gen. Galeodes Ol., em. Koch.
1. Galeodes arabs C. L. Koch.
Cr. arabs C. L. Koch, in: Arch. Naturg., Jg. 8, V. 1, p. 353.
Fundorte: Mane-Fluss, März 1901 (1 $ juv.; v. Erl.); Webi Mane,
muss ich es unentschieden lassen , ob diese von P. pallidus entnommenen
Merkmale genau auf P. philUpsl passen.
572 K. Kraepelin,
Ende März 1901 (6, V, juv.; v. Erl.); Segirso, 22. April 1901 (2 $?,
3 juv.; V. Erl.).
Gen. Paragaleodes Krpln.
2. ParagaJeodes erlange fi n. si7.
Fundort: Akaki, Ende Oct. 1901 (1 c?; v. Erl.).
Mandibeln und C'ephalothorax oberseits nebst dem Augenliügel
gleichfarbig schwarz, mit kurzen, feinen, grauen Härchen und da-
zwischen mit längern, grauen Borsten besetzt; Abdomen oberseits
mit breiter, glänzend schwarzer, spärlich grau beborsteter Mittel-
binde, an den Seiten dicht grauhaarig, so dass die dunkle Chitin-
haut völlig verdeckt wird. Unterseite des Vorderkörpers (Coxen etc.)
gelblich, Abdomen weisslich, aber an den Seiten der letzten Segmente
schwärzlich. Maxillarpalpen und Beine schwarz, ziemlich kurz grau-
haarig, nur die Tarsen etwas heller.
Dorsaler Oberkieferfinger nur proximal vom Flagellum mit etwa
9 — 10 weissen, an der Spitze schwach röthlichen Cylinderborsten ;
die 3 ersten Zähne der Schneide fast gleich gross. Ventraler Ober-
kieferfinger mit 3 kleinen Zwischenzähnen. 5. Abdominalsegment
unterseits am Rande mit 10 röthlichen, ziemlich breit lanzettlichen
Tubenborsten; dazu jederseits auf der Fläche mit 2 lang faden-
förmigen, weissen Tubenborsten, wie solche auch auf dem 6. und
7. Segment auftreten. Dornborsten an der Ventralseite der Maxillar-
palpen weiss, am Schenkel nur am distalen Ende, an der Tibia in
Reihen zu 4 — 5; am Protarsus oberseits 4 kurze Dornen in der
Endhälfte, unterseits 5, der proximale im Grund drittel. Protarsus
des 4. Beinpaares mit 2, 2, 1 Dornen, Tarsen mit röthlichen, lanzett-
lichen, am Grunde etwas verschmälerten, am Ende gerundet zu-
gespitzten Tubenborsten, zu 2—4 in jeder Reihe. Lanzette des
Flagellums länger als der Stiel. Truncuslänge 19 mm. Verhältniss
der Tibienlänge des Maxillarpalpus zur Breite des Cephalothorax wie
6,5 : 5 mm.
Von allen bekannten Paragaleodes-Arien sofort durch das ein-
farbige Schwarz der gesammten Körperoberseite und der Glied-
maassen zu unterscheiden, sowie durch die 3 Zwischenzähnchen des
ventralen Oberkieferfingers. Durch die Tubenborsten der Tarsen
des 4. Beinpaares und die Bedornung des Metatarsus desselben Bein-
paares schliesst sich die Art an P. tuneümus an, von dem sie jedoch
Scorpioue und Solifugen Nordost-Afrikas. 573
auch durch Zahl und Färbung der Bauchtubenborsten, die andere
Form der Tarsen-Tubenborsten etc. unterschieden ist.
Gen. Mhar/odes Poe.
3. Hhagodes oruatus Poe. var.
R. oruatus Poe., in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), V. 16, p. 93,
Fundort: Segirso, 22. April 1901 (1 (?; v. Ekl.).
Das vorliegende Exemplar führt so recht vor Augen, me miss-
lich es ist, Varietäten auf abweichende Färbung einzelner Exemplare
zu gründen, wie es von Pocock bei dieser Art geschehen ist. In
Hinblick auf das Fehlen eines schwarzen Seitenfleckes an den Man-
dibeln raüsste das Exemplar der var. philUpsi Poe. zugeordnet werden;
dem würde auch die einfach gelbe Färbung der Beine, ohne Spur
von schwarzer Eingelung an den Schenkeln, entsprechen. An die
Hauptform und die var. sniitln Poe. hingegen schliesst sich das
Exemplar durch die Färbung des Metatarsus der Maxillarpalpen an,
der in der Grundhälfte gelb, gegen das Ende aber lebhaft braun-
roth gefärbt ist (bei var. plnlUim in ganzer Länge rothbraun). Der
gelbe Fleck an den Seiten des Cephalothorax ist auf eine schmale
gelbe Berandung der seitlichen Gelenkfurche reducirt, wodurch
wieder eine Annäherung an die Hauptform und eine Abweichung
von der var. smitM gegeben ist, von denen beiden das Exemplar
aber, wie schon hervorgehoben, durch das Fehlen des schwarzen
Seitenflecks an den Mandibeln unterschieden ist. Kurz gesagt: das
vorliegende Stück steht in Bezug auf seine Färbung so sehr in der
Mitte zwischen den von Pocock unterschiedenen 3 Formen, dass nur
übrig bleibt, entweder eine neue Varietät aufzustellen, oder aber
die von Pocock beschriebenen Zustände lediglich als einige der
mannigfachen Farbencombinationen aufzufassen, in denen Bhagodes
ornatus auftreten kann.
Gen. Solpuffa A. Lcht. em. C. L. Koch.
4. Solpiiffa nasuta Karsch.
S. nasiiia Karsch, in: Arch. Naturg., Jg. 46, V. 1, p. 238.
Fundort: Ostufer des Abaja-Sees, 26. Dec. 1900 (1 $; Nettm.);
Mole n. Schumbola-Thal, 17.— 20. Jan. 1901 (1 $; Neüm.j.
574 K. Kbaepelin,
5. Solpuffa iJa7'kinsoni Poe,
S. 'parkinsoni Poe, in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), V. 20, p. 263.
Fundort: Gara Miüata, in ca. 2500 m Höhe, 20. März 1900
(1 (J; Neum.).
Das Exemplar stimmt, abgesehen von der augenscheinlich etwas
dunklern Färbung, ganz mit dem von Pocock beschriebenen Tj^pus
überein, entbehrt also des von mir (in : Thierreich, Palpigradi und Soli-
fugae, p. 74) erwähnten und gezeichneten Zahns an der Unterseite
des Enddrittels des Flagellum, wo die dorsale Crista nach Durch-
querung der medialen Fläche am Unterrade endigt. An dieser Stelle
ist bei dem vorliegenden Exemplar nur eine leichte winklige Knickung
bemerkbar.
6. Solpuf/a parTxinsoni Poe. var. neumanni n. var.
Fundort: Adoshebai, 18. Jan. 1901 (2 SS; Neum.).
Die beiden Exemplare unterscheiden sich zunächst durch eine
dunkle, fast schwärzliche Färbung der gesammten Truncusoberseite
von der Hauptform; auch die Gliedmaassen sind dorsal deutlich be-
raucht. Wesentlicher indess scheint mir die bei beiden Exemplaren
durchaus übereinstimmende, von der typischen S. ixirUnsoni nicht
unwesentlich abweichende Form des Flagellums. Während dasselbe
bei der Hauptform von der Seite gesehen eine ununterbrochene
dorsale Relieflinie zeigt, die nur im Enddrittel sanft geschweift ist,
beobachtet man bei der var. neumanni nach dem bogenförmigen An-
stieg des Grundtheils eine stark chitinisirte, kammartige Verdickung
etwa in der Mitte des Flagellums, von der aus die Dorsallinie fast
absatzartig in 2 deutlichen, auf einander folgenden Concavbogen
nach hinten zieht (Textflg. A). Der herabgeschlagene Endlappen
Fig. A.
des Flagellums ist sehr winzig, wie dies aber auch wohl beim
Originalexemplar PoeocK's der Fall war. Weitere Unterschiede,
die eine völlige Abtrennung der Form von S. parkinsoni rechtfertigen
könnten, waren nicht zu bemerken.
Scorpione und Solifugen Nordost-Afrikas. 575
7. Solpuffo ohseura Kepln.?
S. obscura Kepln., in: Mitth. Mus. Hamburg, V. 16, p. 217.
Fundort : Erer-Thal in der Nähe von Havar, 20. Mai 1900 (1 $ ;
Neum.).
Das Exemplar ist leider zu defect, um eine sichere Bestimmung
zu ermöglichen.
Gen. Zeriassa Poe.
8. Zeriassa ruspolH (Pav.).
(Viiienfis ruspolü Pav., in: Ann. Mus. civ. Genova, V. 38, 1897, p. 159.
Fundort: Mane-Fluss, März 1901 (1 ?; v. Ekl.).
Das Exemplar stimmt durchaus mit der Beschreibung Pavesi's
überein. Eine sichere Scheidung von Z. cimeicornis (Puec.) aus Süd-
Rhodesia wird indess erst möglich sein, wenn von beiden Arten
auch das andere Geschlecht — ? von Z. cimeicornis, s von Z. ruspolii
— aufgefunden sein wird. Das Abdomen des vorliegenden Exem-
plars ist einfarbig erdfarben, entbehrt also des für Z. cuneicornis an-
gegebenen schwarzen Randstreifens. An den Palpen ist nicht nur
Tibia und Metatarsus, sondern auch der Femur im Enddrittel
dunkel. Das Verhältniss der Tibienlänge des Maxillarpalpus zur
Breite des Cephalothorax ist 4 : 4,5; Gesammtlänge des Truncus
17 mm.
Gen. Gluvio2)sis Kepln.
9. Gluviopsis rufescens (Poe.) var, niffvipaJpis (Poe.).
Pamdeohis mgripnlpis Poe., in: Donaldson Smith, Through Unknown
African Countries, 1897, p. 395.
Fundorte: Segirso, 22. April 1901 (1 ?; v. Eel.); Madscha-Nora
am Ganale, 15. Juni 1901 (1 $; v. Erl.).
Ausser der Färbung konnte ich Unterschiede von der Haupt-
form nicht entdecken. Cephalothorax und Oberkiefer sind gelb, der
Mittelstreif des Abdomens nur mit Spuren des braunen Pigments.
Die vom Enddrittel des Femur bis zur Spitze braunrothen Maxillar-
palpen contrastiren auffallend mit den gelben, nur am Metatarsus
des 1. Paares schwach berauchten Beinen. Bei dem Exemplar von
576 K- Kraepelix.
Segirso ist übrigens die Tibia in den Grund-Zweidritteln deutlich
heller und leitet so zu Formen mit gelber Tibia über.
Gen. Daesia Karsch.
10. Daesia ehrenbergi (Kaesch).
Bitoyi c hrenhergii KxusCE. in: Arch. Xaturg., Jg. 46. V. 1. p. 240.
Fundort: Segirso, Apr.— Mai 1901 (1 2; v. Erl.).
Bei der Geringfügigkeit der Unterschiede in den Charakteren
der "Weibchen kann die Bestimmung nicht als ganz sicher gelten,
zumal Maxillarpalpen und Beine ofienbar stärker beraucht sind als
die mir vorliegenden Vergleichsexemplare aus Aegypten. Jedenfalls
ist aber der Metatarsus des Maxillarpalpus völlig ohne Dornen, und
auch die Bezahnung der Mandibularfinger entspricht durchaus der-
jenigen von D. ehreuhergi.
11. Daesia hrunnipes (Poe.)?
Biion hnomipes Poe, in: Ann. Mag. nat. Hist. (6), V. 18. p. 185.
Fundort: Ginir-Dana, März— Mai 1901 (1 ~inkurvi
'Z.£a$etikurve
k Xjia.kiii'kurvi
Fig. H.
Die Curveiipaare.
Die erste Basencurve und die erste Spitzencurve (Textfig. H d)
bilden jederseits ein Curvenpaar. Ihre Scheitel liegen entgegen-
gesetzt, und ihre Aeste streben auf einander zu. Der Zusammen-
schluss geschieht um die Haken des Systems herum.
Ein zweites Paar bilden die beiden zweiten Spitzencurven
(Textfig. H i), die rechte und die linke zusammen. Der Zusammen-
schluss vollzieht sich um den Mund herum.
602 Thilo Kbumbach,
Ein drittes Paar bilden die beiden zweiten Basencurven (Text-
fig. H c). Ihr Zusammenschluss liegt bei rinnenförmigem Haken-
felde in der Unendlichkeit, bei rückenartig aufgewölbtem Haken-
felde (allgemein gesprochen) in einem Querschnitte des Kopfes.
Eine Seh aar von Curvenpaaren aber bilden die Hakencurven
(Textfig. H d). Jedes Paar besteht aus einem Haken von links und
dem entsprechenden von rechts. Der Zusammenschluss vollzieht sich
vor dem Mundfelde des Kopfes.
Genau betrachtet heisst das : es liegen Curvenpaare i n a 1 1 e n drei
Eichtungen des Raumes: rechts und links, senkrecht, an den
Seiten des Kopfes — das erste Paar ; vorn, rechtwinklig und quer dazu —
das zweite Paar ; hinten, ebenfalls quer dazu — das dritte Paar ; und
von oben nach unten, unter allen möglichen Winkeln — die vierten
Paare. In dieser Orientirung allein schon liegt die
enorme Leistungsfähigkeit der ganzen Curvencombi-
n a t i 0 n begründe t.
9. Ehe wir zum Schlüsse eilen, noch ein paar Züge zur Kenntniss
des Zusammenschlusses der Paare unter sich.
Das Paar der zweiten Basencurven liegt nur im Stadium der
höchsten Expansion des Kopfes in einem Querschnitte des Kopfes.
Wenn der Kopf in Ruhe ist, so convergiren die beiden Ebenen
(durch jede Curve geht, das ist leicht einzusehen, eine besondere
Ebene) nach vorn und schneiden sich in einer Linie, die durch den
Mund geht und auf der Längsaxe des Thieres senkrecht steht.
Das Paar der zweiten Spitzencurven liegt ebenfalls nur im
Stadium der höchsten Expansion der Haken (die nicht nothwendig
auch die des Kopfes ist) in einer einzigen Ebene, der Ebene nämlich,
die vor dem Munde senkrecht zur Längsaxe der Sagitta steht. In
andern Stadien steht jeder Paarung in einer Ebene für sich, und
diese zwei Ebenen convergiren nach hinten und schneiden sich in
einer Linie, die durch den Mund geht und auf der Längsaxe des
Thieres senkrecht steht.
Das ist genau das Verhalten der zweiten Basencurven. nur in
der umgekehrten Richtung.
Die beiden Paare schliessen sich — und das ist das neue in
unsrer Erkenntniss — zu einem Paare höherer Ordnung zu-
sammen, und es besteht zwischen ihnen diese Beziehung:
Wenn die Paarlinge (Glieder) jedes Paares unter sich in einer
einzigen Ebene liegen, wenn überdies diese beiden Hauptebenen j
parallel sind, so befindet sich der Greifapparat im Stadium der!
lieber die Greifhaken der Chätognathen. 603
höchsten aller Expansionen, mit andern Worten: die Haken laden
am weitesten zum Angriff aus, mit noch andern Worten: die Haken
stehen im negativen Ruhestadium, noch anders ausgedrückt: die
Haken können keine mechanische Leistung vollbringen. Sobald aber
die zwei Hauptebenen brechen, d. h. sobald die Theilebenen selb-
ständig werden und das Convergiren beginnt — sobald beginnt die
Leistungsfähigkeit des Systems. Und die Actionstärke nimmt zu,
bis die Glieder der beiden ersten Curvenpaare wechselweise zu ein-
ander parallel stehen (L Basencurve rechts und L Spitzencurve links,
und umgekehrt).
Doch genug. Der Faden könnte noch ein gut Stück weiter
gesponnen werden, um immer wieder das Resultat zu zeigen, dass
nach dem hier realisirten Plane mit dem geringsten Verbrauch an
Mitteln durch die Anordnung in Curven die erstaunlich hohe Leistung
erzielt ist.
Die Frage ist auch noch mancher Vertiefung fähig. Wir sehen, dass
hier ein Problem steckt, wissen wohl auch, wo wir seine Lösung zu
suchen haben, doch von der Fülle der Beziehungen, die hier sorg-
fältiger Studien harren, geht uns eben erst eine Ahnung auf. Sobald
erst das Material sich genauem Messungen günstiger stellt, dürfte
auch eine eingehendere mathematische Analyse des Curvensystems
möfflich sein.
Bis jetzt war die Function der Greifhaken erschlossen, daher
ist es nun nöthig, aus der Literatur die Beobachtungen zusammen zu
stellen, die die Thätigkeit der Haken an lebenden Sagitten ver-
folgt haben. Charles Dakavin 1844 ist unter allen Forschern der-
jenige, der diesen Dingen am liebevollsten nachgegangen ist. Er
schildert die Thätigkeit der Greifhaken so : Der Kopf ist, im ruhenden
Zustande, ein wenig abgeplattet und abgestutzt kegelförmig [wie ein
Haifischkopf geformt, Kr.] ; wenn er sich in Thätigkeit befindet, nimmt
der hintere Tlieil desselben die Gestalt eines Halbmondes oder Hufeisens
an [Stadium der grössten Expansion, Kr.], in dessen Concavität die
der Länge nach gefaltete Mundöifuung liegt. An jedem Schenkel
des fleischigen Hufeisens ist ein aus 8 starken, gekrümmten, leicht
hakenförmigen Zähnen [Greifhaken, Kr.] bestehender Kamm befestigt.
Wenn das Thier lebhaft ist, so schlägt es diese borstenartigen Zähne
604 Thtlo Kruslbach,
beständig- vor seinem Munde zusammen. 8ind sie zusammeng-eschlagen
und befindet sich der Kopf im Zustande der Unthätigkeit, so scheinen
sie dem Munde weit näher zu liegen, als wenn im Zustande der
Thätigkeit deren fleischige Basis ausgebreitet ist. Die mittlem
Zähne sind die längsten; ausser ihrer Thätigkeit beim Zusammen-
schlagen und der Bewegungsfähigkeit ihrer fleischigen Basis kann
jeder Zahn sich für sich seitlich seinen Nachbarn nähern oder von
ihnen entfernen. Die Mundöfthung liegt auf der schrägen Oberfläche
eines zwischen den fleischigen Schenkeln hervortretenden Theiles
[sie ist also so orientirt wie der Mund des Haifisches, nur dass sie
meist in der Längsaxe des Wurmes steht, nicht quer wie dort, Kr.].
Dicht am Munde befinden sich noch 2 Reihen sehr winziger Zähne
Diese 2 Reihen winziger Zähne [Vorderzähne und Hinterzähne, Ke.]
ragen nach innen und, in Bezug auf die Zähne der beiden Kämme,
in transversaler Richtung hervor, so dass, wenn die letztern über
dem Munde zusammengeschlagen sind, die winzigen Zähne sich mit
ihnen kreuzen und so das Entweichen irgend eines zwischen den
langem krummen Zähnen [Greifhaken, Kr.] gefassten Gegenstandes
wirksam verhindern.
Shipley (9) 1901 erzählt über die Nahrung unserer Thiere:
The food of the Chaetoguatha consists of floating Diatoms, Infusoria?
small larvae, and such Copepods as Calanus finmarcMcus, and small
Amphipods as Phoxus plumosus. At times they also devour small
larval or post-larval fishes, and owing to their incredible numbers
they doubtless do considerable damage to sea fisheries. It is also
recorded that they eat one another, and specimens have been taken
which have ingested the whole body of another Sagitta except the
head, which hangs out of the mouth of the eater, and gives it the
appearance of a double-headed monster. Diese Leidenschaft, die
eigne Art selbst nicht zu schonen, hat Conant (10) 1897 im Scherz
gedeutet: The eating one another seenis to be done purely out ot
natural depravity, for it occurs when plenty of the usual food, small
tow-stuff". is present.
Mit diesen Schilderungen stimmt denn auch wieder überein,
was mir ein Präparat gezeigt hat. Eine Sagitta furcata ist eben
dabei zwei von ihres Gleichen zu verschlingen.
Eine kleinere Sagitta hat sie an dem Schwänze gepackt,
und eine ihr an Körpergrösse gleiche Sag. furcata würgt sie mit dem
Kopfe voran in den Schlund. Der Mund ist unmässig weit auf-
gerissen. Die Greif haken der linken Seite packen das kleine Thier,
I
lieber die Greifhaken der Chätomiathen.
605
die der rechten halten das andere fest. Die Vorderzähne stehen
wie starre Spiesse nach vorn. Die Hinterzähne sind nacli unten
geschlag-en wie die Zähne einer Egge und verhindern das Entschlüpfen
der beiden Beutethiere. Weil die Zähne hohl sind, sehr scharfe
Zacken haben und (wie ich deutlich in einem Präparat von SagiUa
serrafodenfafa sah) einen Stoif aus dem ('anal entleeren, deute ich
sie als Giftzähne. Demgemäss ist ihre Wirkung abzuschätzen.
III. Ueber die Entwicklung des Greifhakensystems.
Es sind nur wenige Sätze, die ich über dieses Thema mittheilen
kann. Die Literatur versagt so vollständig, dass nirgends eine An-
knüpfung möglich ist, geschweige denn eine Fortführung früher be-
gonnener Untersuchungen.
1. Jenes wichtige Gesetz von der Beständigkeit der Spitzencurven
(s. Abschu. B I 2 ; II 2, 4 u. 5) bringt das erste Licht in die Entwicklung
des Greifhakensystems. Es giebt einen
guten Maasstab ab für dieBeurtheilung
der Reife eines GreifJiakens. Bricht
nämlich, wenn man sich die 1. (oder
auch die 2.) Curve durch Verfolgung
der Spitzen herstellt, die Curve an
einer Stelle plötzlich ab (Textfig. J
rechts bei 6 !), so ist man auf einen un-
reifen, noch nicht functionsfähigen
Haken gestossen, denn die Thatsache,
dass die Haken 2 Curvenzügen ge-
horchen (der ersten Spitzen- und der
ersten Basencurve), bedeutet mit
andern Worten, dass sie unter ein-
ander in bestimmten Proportionen
stehen. Ein Greifhaken, der noch nicht
in die Spitzencurve hineingewachsen
ist, steht noch nicht in der nöthigen Proportion zu den übrigen.
Solange er die Proportion noch nicht erreicht hat, functionirt er
auch noch nicht, und so lange ist e r n o c h e i n j u n g e r H a k e n.
Weil also in den Spitzencurven, so zu sagen, ein Maasstab für das
Wachsthum der Haken gegeben ist, darf man sie wohl auch als
Wachsthums curven bezeichnen.
2. Solche Haken, die den Curvenlauf stören, stehen aber nur
auf dem vordem (obern) Theile des Greifhakenfeldes. Also sind die
Fig-. J.
Die "2. Spitzencurve als Wachs-
thumscnrve.
606 Thilo Krumbach,
hintern Haken die altern, zuerst entstandenen, die vordem die
Jüngern. Neubildung von Greifhaken findet nur vorn, entlang der
dorsalen Stützplatte, statt. In dieser Beobachtung liegt auch der
Grund, weshalb der unterste Haken als erster, der vorderste als
letzter gezählt wird (Abschn. B I 5 Anm.).
3. Wie die Beobachtung lehrt, erreicht jede Chätognathen-Species
ein bestimmtes Maximum an Hakenzahl. Das Maximum hängt, so
rauss man wohl annehmen, von dem jeweilig am Kopfe verfügbaren
Räume, also von der Ausbildung der Kopfform ab. Das aber ist
eine Grösse, über deren Werth wir bis jetzt noch gar nichts wissen.
Namentlich auch wissen wir nichts über die Etappen, in denen das
Wachsthum des Kopfes von der Larve an bis zum ausgebildeten
Thiere fortschreitet. Und das ist einer der Gründe, weshalb wir
noch nicht sagen können, welcher der Haken als erster erscheint.
Beobachtet sind immer nur eine gewisse Anzahl von Haken, zu
denen sich in der eben entwickelten Weise neue hinzugesellen
(s. Abschn. A III Zus. 6).
Zusatz. Missbildungeu sind selten bei Sagittengreifliaken.
Es sind vorwiegend Verbiegungen der Haken oder schorfartige Aus-
wüchse. Wenn sie auftreten, so befallen sie meist alle Haken
zugleich.
Technisches.
1. Von dem Vorhandensein eines Oberhäutchens habe ich mich zu-
erst bei der Behandlung der Haken mit Liquor natrii hypochlorici über-
zeugt : das Oberhäutchen löste sich ab. Später habe ich es durch Zer-
drücken der Haken und auf Querschnitten wiedergefunden.
2. Die Verwandtschaft der beiden Pfeilerstücke mit der Spitze Hess
sich zuerst vermuthen aus der gleich intensiven Färbbarkeit ihrer Bau-
elemente durch Säurefuchsin (in Alkohol gelöstem), sowie durch Anilin-
schwarz (über dessen Herstellung aus Anilinchlorhydrat und Kalium-
bichromat siehe Bethe , in: Zool. Jahrb., V. 8, Anat., p. 545 u.
546). Querschnitte von Köpfen , in denen ich Anilinschwarz erzeugt
hatte, haben mir dann auch gezeigt , dass die dorsalen Stützplatten aus
denselben Elementen bestehen und — dass die Epidermis allen diesen
Stücken aufliegt. Ohne die Färbung mit Anilinschwarz wäre die Er-
mittlung dieser Angaben nicht möglich gewesen. Mit Borax-Karmin oder
andern Karminen gefärbte Schnitte Hessen von der Structur der Hartstoff-
elemente gar nichts erkennen.
3. Das Spiralfasermaterial färbte sich nur mit Congoroth (in Wasser
gelöstem). Das Oberhäutchen war gar nicht färbbar, seine natürliche Farbe
machte es ohnehin deutlich genug. Später ist es mir jedoch auch noch gelungen,
das Spiralfasermaterial mit (in Alkohol gelöstem) Bleu de Lyon zu färben;
aber die Tönung zeigte sich erst nach Wochen langer Einwirkung der Farbe.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 607
4. Die Sprödigkeit der Spiralfasern hat stets verhindert , dass auf
Schnitten absolut klare Bilder entstanden : Bruchstellen und Knickungen
an den Haken zeigten die Fasern immer am deutlichsten.
Historisches.
A. Der einzelne Greifhaken,
I. Die Beschreibung des Grr e if haken s , seine Theile
und seine Gestalt.
Maktinus Slabbee (1769 — 1778), der naive und begeisterte hollän-
dische Beobachter, der am 10. Juli 1768 unsre Thierchen in zwei nur
vier Linien langen Exemplaren entdeckt und untersucht hat, hat die
Greifhaken noch nicht gekannt. Wohl ist ihm die Bewegbarkeit des
Kopfes im Gegensatz zur Starrheit des Leibes aufgefallen , doch bekennt
er: Aan deze Kop heb ik geen de minste kentekenen van Oogen gewaar
kunnen worden, noch ook in zyn bewegen eenige uitsteeksels van Tantjes
of Zuigertjes, of iets dergelyks. Ebenso wenig hat SCORESBY, der 1820
zwei nordische Sagitten abbildete , aber nicht beschrieb , auch nicht be-
nannte, die Greifhaken gesehen. QuOY u. Gaimaed (1827) geben die
erste Kunde von der Existenz dieser Organe. Bei ihrer Fleche deux-
points aus der Strasse von Gibraltar, bei der sie 2 Kiefer vermuthen,
haben sie auch zwei Dinge wie Palpen gesehen (2 sortes de palpes striees).
Sie zeichnen an die Krümmung eines Hakens die Spitzen der übrigen, als
ob sie Zinken eines Kammes wären, rechts 9, links 10. Wenn man be-
denkt, dass sie diese Beobachtung bei einer sehr kleinen Art (unserer
Sagitfa bipundata — wie man, jedoch mit wenig Grund, annimmt — ) und nur
bei geringer Vergrösserung gemacht haben, so ist das immerhin eine be-
achtenswerthe Leistung. Doch „erst d'OrbiGNY (1835 — 1843) nimmt in
die Charakteristik der Sagitten die Bewaffnung des Kopfes mit grossen
langen Zähnen auf" (Hertwig). Im selben Jahre noch (1843) hat
FORBES von appendices courbes, raides, erectiles suivant le desir de l'ani-
mal gesprochen, die er an jpder Seite des Kopfes wahrgenommen hat.
Ein Jahr später bereits (1844) weiss AuGUST Krohn die ersten Nach-
richten über den Bau der Greifhaken beizubringen. Die Häkchen, schreibt
er, bestehen aus äusserst zarten, der Länge nach verlaufenden Horn-
fibrillen. Ihre Basis ist hohl und enthält eine in Weingeist sich weiss
trübende Substanz, wahrscheinlich eine Art Keirapulpe, die zur Regene-
ration der Häkchen , wenn diese abgenutzt oder verstümmelt sind, be-
stimmt sein möchte. Etwas mehr noch als dieser Text von Krohn bieten
seine Zeichnungen. Man kann dort am Grunde der Haken schon den
innern Pfeiler erkennen. Eine Auskerbung, die 3 der Häkchen in fig. 6 am
Grande ihres Rückens zeigen, darf man wohl auf Conto des Lithographen
setzen, wenn auch die französische Ausgabe der Tafel denselben Fehler ent-
hält. Das Jahr 1844 war fruchtbar: es Hess in dieser Sache zuletzt noch
einen der grössten aller Beobachter zu Worte kommen , den 33jährigen
Charles Darwin. Der hat als Erster gesehen, wie der immer bewegte
Kopf häufig die Form eines Hufeisens annimmt und dann sehr deutlich
608 Thilo Krumbach,
jederseits einen Kamm von 8 starken, gekrümmten, leicht hakenförmigen
Zähnen in Thätigkeit zeigt (siehe dies. Arb. Abschn. B II 2. Hälfte).
Gegenüber diesen eingehenden Beobachtungen kann es nicht als Fortschritt
erscheinen, wenn WiLMS (1846) von den Greifhaken sagt, dass sie lang
sind, bräunlich von Farbe , gebogen , zugespitzt und leicht in die Augen
fallen, wobei er überdies in seinen Abbildungen sehr summarisch verfährt.
1849 begegnen wir dem ersten Versuche, mit der Kenntniss der
Greifhaken etwas über die Stellung der Sagitten im System auszumachen.
Oksted schreibt (1849); Der wesentliche Unterschied zwischen der Sngitia
und der Plianoglene wie der AnrjniUula ist der , dass sie to ßsekker
hornagtige Hager besitzt. Im zweiten Jahr darauf erstrebte HuXLEY
Aehnliches , wenn er (1852) die Armature of the mouth in Beziehung
setzen wollte zu den Krallenfüssen gewisser Tardigraden , um dort die
Sagitten anzureihen. Neue Kenntnisse über den Bau der Greifhaken
haben diese Jahre jedoch nicht gebracht, und es scheint , als habe man
in jener Zeit wenig Gewicht auf diese Gebilde gelegt. Die wunderschönen
Stiche, die SouLEYET (1852) auf der tab. 1 Vers in den figg. 5 und 6
gegeben hat, wenigstens sind unbeachtet geblieben, und es sind doch gerade
diese Abbildungen, — die die Krümmung des Schaftes in bis dahin unerreichter
Treue wiedergeben, die die Spitzen als Sondergebilde (freilich aufgesetzte)
darstellen , die den Schneidenpfeiler und etwas von seiner Musculatur
kennen — bis auf MöBlUS (1875) nicht übertroffen worden. Weniger hat
Souletet's Text gegeben. Die "Wendung Ics crochets . . . sont aplatis
giebt das einzige Neue über die Form der Greif haken und ihren Bau
wieder. Wenn man MÖHirs' Abbildung des Greifhakens einer Sagitta
hipnnctata aufmerksam betrachtet , so kann man darauf alle wesentlichen
Theile (so wie wir sie heute kennen) wiederfinden : die beiden Pfeiler [er
nennt sie Flügel, fasst sie aber als hohl auf] und die gesonderte Spitze;
selbst die Gliederung des Pulpacanals in seine drei Theile giebt dieses
Bild wieder. Die Beschreibung freilich geht nicht so weit. In der
Zeichnung des Hakens einer KroJnüa hamala tritt zum ersten Male die
Andeutung der Spiralstructur des Schaftes auf, eine Thatsache , die
nur Hertwig (1880) noch einmal und in derselben AVeise beobachtet hat,
aber auch nicht in Worte fasst. 0. Hertwig hat 1880 die Kennt-
niss der Bauelemente des Greif haken s durch folgende Schilderung be-
reichert : Die Greif haken sind an der stark verbreiterten Wurzel etwas
ausgehöhlt und sitzen mit derselben einer Schicht schmaler, cylindrischer
Zellen, ihrer Matrix, auf. . . . Sie sind cuticulare Producte der Epi-
dermis. Diesen Angaben über die Pulpa entspricht aber nur die fig. 10
seiner tab. 1.; die figg. 11 und 13 zeigen, dass die Pulpa bis in die
Spitze hinaufreicht. Grassi, der nächste Monograph der Chätognathen,
äussert sich darüber (1883) bestimmt: Questa midolla riproduce iu
piccolo la forma dell' uncino e s'estende per quasi tutta la sua lunghezza.
La sostanza midollare — fügt er über ihre Herkunft hinzu — mi parve
continua con l'epitelio subc'i.ticolare. Der Körper (des Schaftes) be-
steht nach ihm aus einer sostanza corticale {= überhäutchen -|- Faser-
schichtj und einer sostanza midollare. Ausserdem hat mau corpo und
punta zu unterscheiden. Seine Abbildungen zeigen die Spitze als durch-
Ueber die Greifhaken der Chätoguatlien. 609
sichtig, klar und damit also in der Farbe vom Schaft unterschieden. Die
beiden Pfeiler bildet er auch ab , scheint sie aber nicht als wesentliche
Bestandtheile des Hakens zu betrachten. GoUERET, der dritte Monograph
der Sagitten aus jener Zeit (1884), unterscheidet Körper und Spitze. Der
Körper besteht au8 corticaler und medullärer Partie , die Spitze, die
homogen erscheint , nur aus einer corticalen Partie. GoUßRET schreibt
ihr also keine Pulpa zu.
Mit 0. Hertwig, Geassi und Goürret schliesst die Geschichte der
Greifhaken im Wesentlichen ab. Neues ist darüber bis zum heutigen
Tage nicht erschienen. Steodtmann (1892) stützt sich gerade in dieser
Frage ganz auf jene Autoren (0. Heetwig und Grassi) , und was er
Eigenes beibringt , ist nur ein kleiner, aber bedeutungsvoller Beitrag zur
Keuntniss der jungen Haken bei Krolinin lia^naln. Man dai'f es daher als
einen Ausdruck unsres bisherigen Wissens über die Greifhaken der
Sagitten betrachten . wenn Strodtmann schreibt : Die Greithaken be-
stehen aus einer blätterigen, chitinigen Masse mit innerer Medullarsubstanz,
welche ganz bis in die Spitze hinauf reicht. Die Farbe der Greifhaken
ist gelblich mit Ausnahme der fast überall deutlich abgesetzten Spitze,
welche durchsichtig klar ist.
IL Ueber die functionelle Gestaltung des Greifhakens
liegen ausgesprochene Gedanken nicht vor. Die Grundform wird gewöhn-
lich als gebogen, cvirved. courbe, arque, scythe-shaped, sensenförmig, sichel-
förmig, selbst als triangulaire angegeben, meist aber durch das Wort Haken
oder Häkchen als genügend charakterisirt angesehen,
III. Noch gar nichts war bisher über die Entwicklung des
Hakens beigebracht worden. Nur einmal, bei Leidy (1882), kommt das
Wort unreifer Haken vor. Es wird aber weder eine Erläuterung noch
ein Schluss daran geknüpft.
B. Das Greifhakensystem.
I — II. Ueber die Anordnung in Curven hat keiner der frühern
Autoren gesprochen. Entweder heisst es : die Haken stehen in einer
schrägen ßeihe (HertwiG 1880) oder: jederseits eine einfache Reihe
in einer Bogenlinie über und zum Theil hinter einander gelagerter Häk-
chen (Krohn 1844). Bestimmteres wird nirgends gesagt. Dagegen
kann man auf einer Zeichnung von Steinhaus (1896) (der besten aller
Abbildungen , die je von einem Sagittenkopfe gegeben worden sind —
seiner fig. 4) die 2. Spitzencurve in in ihrer Eigenschaft als Wachsthums-
curve studiren.
III. Ueber die Entwicklung des Systems giebt es nur diese
Angaben: Gegenbaue (1856): Der Körper der jungen Sagitta . . . ent-
behrt . . . noch der Häkchen, die nicht einmal angedeutet siud; Hertwig
(1880): Während der ersten 10 Tage nach dem Ausschlüpfen treten auch
die Greifhaken als dünne, gebogene Borsten auf; Hensen (1881): Nach
5 — 6 Tagen beginnen die Kieferborsten bemerklich zu werden ; Geassi
1883 : Quaudo l'aniraale abandona Tuovo, possiede giä alcuni gracili uncini.
610 Thilo Krumbach,
C. Vergleichung der Greifhaken mit den Haken, Stacheln und
Dornen nahestehender Thiergruppen.
Bei der Bearbeitung dieses Capitels bin ich ganz auf die
Literatur angewiesen gewesen, so dass es verständlich erscheint,
wenn manche Resultate einen empfindlichen Grad von üngewissheit
aufweisen. Hätten wir eine vergleichende Morphologie
über d a s I n t e g u m e n t auch n u r d e r W ü r m e r z. B., s o h ä 1 1 e
sich auf viel gewisserer Basis und mit viel grösserer
Sicherheit über diese Dinge reden lassen.
1. Turbellarien.
1. L. V. Geaff , Euantia spinifera , der Repräsentant einer neuen Poly-
cladenfamilie, 1 Tafel. Graz, Verlag des naturwiss. Vereins Steier-
mark, 1889.
An dem Körperrande einer Triester Dendrocöle, Enantia spini-
fera, hat v. Gkaff „Chitinstacheln von der Form der Rosenstacheln"
entdeckt. Diese Stacheln bestehen aus einer verbreiterten Basis
und einer schmälern, hohlen Spitze. Die jüngsten Stacheln sind
einfache hohle Dütchen, in welche eine Hautpapille fast bis zur
Spitze hineinragt. Darauf bildet sich die basale Ausbreitung, die
sich aus Palissaden zusammensetzt, die von Epidermiszellen her-
kommen. Inzwischen retrahirt sich die Hautpapille und der Hohl-
stachel bleibt von nun an glasartig und durchsichtig. Die grössern
(altern) Stacheln lösen sich bei Druck etc. leicht ab und werden
bald durch neue ersetzt.
Gemeinsames: Die Basalplatte entspricht nach Structur und
Herkunft (?) den Pfeilerstückeu, der Hohlstachel dem Schaft und
die Hautpapille der Pulpa — nur dass eben bei der Enantia alle
Bildungen primitiver sind.
Unterschiede: Stellung an dem Körper eines ungegliederten
Wurmes ohne Leibeshöhle. Nur für kurze Zeit berechnete Functions-
fähigkeit, dann Vernichtung und Ersatz. Daher keine bleibende
Pulpa. Nichtausbildung einer gesonderten Spitze. Keine Muskeln
am Grunde des Stachels. Entstehung aller Theile aus einer ein-
zelligen Gewebsschicht.
Ergebniss: Der Stachel der Enantia gleicht einem Sagitten-
greifhaken von allereinfachster Form und ohne Bewegbarkeit.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. QU
2. Neiuertinen.
1. BÜRGER, Nemertini, in: Bronn, Klass. Ordn., V. 4, Suppl., Lief. 10 — 13,
p. 216—222, 228—230, 1898.
„Der Rüssel g-ewisser Nemertinen (fast aller Metanemertinen)
besitzt einen Waffen ap parat, der aus spitzen Stacheln be-
steht" .... In dem Rüssel von Neniertopsis z. B. „sehen wir die
Mitte des Trichters einen stiletförmigen Stachel einnehmen. Er
sitzt fest auf einem abgestumpften, langen, dunklen Kegel, der aus
einer körnigen Masse gebildet ist — das Angriifsstilet. . Ausser
diesem Stachel sehen wir noch ebenso gestaltete Stacheln in der
Wand des Rüssels liegen — die Reservestilete. . . . Das körnige,
kegelförmige Fundament des Angriffsstilets bezeichnen wir als seine
Basis .... dieselbe stellt . . eine Pyramide vor, die aus feinsten
Secretkörnchen geformt wurde. Die Basis widersteht Färbemitteln
nicht und tingirt sich besonders mit demselben Farbstoffe, den auch
die Körner des peripheren Drüsenzellkranzes begierig annehmen . .
Ausserdem heften sich die Ausführgänge der Drüsenzellbündel des
Drüsenzellkranzes an die Basis des Angriffsstilets an." Daraus folgt,
„dass die Basis des Angriffsstilets aus dem Secret des im Diaphragma
enthaltenen Drüsenzellkranzes gebildet ist."
„Das Angriffsstilet ist solid und besteht aus einer centralen,
längsstreifigen, meist gut färbbaren Masse, welche von einem hell-
glänzenden, structurlosen und Farbstoffe nicht aufnehmenden Schmelz
überzogen ist. Das fertige Reservestilet ist wie das Angriffsstilet
gebaut" (ob. 1).
Gemeinsames. Die centrale, längsstreifige, meist gut färb-
bare Masse ist der Schaftkörper, der structurlose, hellglänzende
Schmelz das Oberhäutchen. Die Basis dürfte den Pfeilerstücken
entsprechen.
Unterschiede. Die Basis ist aus Körnern gebildet und nicht
aus Säulchen. Ob die Pulpa etwa dem im Diaphragma enthaltenen
Drüsenzellenkranze entspricht, wage ich nicht zu entscheiden.
Ergebniss. Es geschieht daher weniger auf Grund dieser
Angaben als nach einem Analogieschlüsse, wenn icli das Stilet und
seine Basis für dem Schaft und den Pfeilern des Greifhakens ent-
sprechend erkläre.
Die Verhältnisse liegen noch nicht ganz offen da. Man ver-
gleiche dazu die gegentheiligen Behauptungen Montgomert's bei
Bürger (ob. 1) p. 230.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 41
612 Thilo Keumbach,
3. Trematoden.
1. Braun, in: Bronn, Klass. Ord., V. 4, Abth. 1 a, p. 427 u. tab. 29,
fig. 1, 1879—1893.
2. Ziegler,, Bucephalus und Gasterostomum , in: Z. wiss. Zool., V. 39,
p. 537 — 571 u. tab. 33, fig. 14, 1883.
a) Ueber den Sclinppenstachel von Distomum hepaticum giebt
E. H. Ziegler (ob. 2) eine Abbildung- und kurze Beschreibung. Da
aber über die Bildung und den Aufbau des Stachels noch nichts
ausgemacht ist, kann ich ihn nur vermuthuugsweise zum Vergleich
heranziehen. Gewiss ist, dass der Stachel pfriemförmig ist und Zeit
seines Lebens eine dünne Decke über sich behält.
b) Die „Zähnchen" „bei Trisiomnm papülosum sind (ob. 1) deutlich
geschichtet, im Innern hohl und sitzen mit verbreiterter Basis in der
„Subcuticularschicht" ; feine Muskelzüge umspinnen sie, so dass sie
wohl bewegt werden können" (Taschenbekg, nach ob. 1).
c) Aehnliches wie v. Gräfe bei Enantia gesehen hat, weiss
Braun (s. ob. 1 p. 428), der als erster und einziger die Genese dieser
Cuticularbildungen bei Trematoden verfolgt hat, von jungen Polj^sto-
meen zu berichten. Er sah ,,um die Basaltheile der grossen Haken
der Schwanzscheibe eine Schicht hoher Cylinderzellen", „die sich
nach innen ganz scharf von dem Parenchym abgrenzt, jedoch mit
der Oberfläche nicht mehr in deutlicher Verbindung steht; bei aus-
gewachsenen Zellen sind höchstens Spuren solcher Zellen nach-
zuweisen." Diese Zellen deutet er als Reste des Hautepithels und
als ]\ratrix für die Haken.
Gemeinsames. Es sind hiernach 3 Hakentypen bei den
Trematoden realisirt: Typus a sitzt unter der Hautoberfläche,
Typus b ist mit der Spitze durchgebrochen, Typus c sitzt auf
der Haut. Proportional damit complicirt sich ihr Bau und wächst
ihre Vergleichbarkeit: Typus a entspricht vermuthlich nur dem
Schafte, dem Schaft ohne Rinde und Pulpa; Typusb erinnert durch
Basis und Hohlstachel an Pfeiler und Schaft, und seine Verbindung
mit Musculatnr, die ihn selbständiger macht und ihm mehr Gepräge
giebt (vielleicht dilferenzirtere Structur), führt ihn um noch einen
Schritt näher heran; für Typus c aber scheint (so weit das die Be-
schreibung sagen konnte) in vollem Umfange das zu gelten, was für
Enantia gesagt ist.
Unterschiede. Zugehörigkeit zu dem Körper von Würmern
ohne innere Gliederung und ohne Leibeshöhle. Keine gesonderte
Ueber die Greif haken der Chätognathen. 613
Spitze. Keine bleibende Pulpa. Sehr geringe Activität. Entstehung
der vorhandenen Theile in umgekehrter Reihenfolge.
Ergebnis s. Die Trematodenstacheln stellen den Schaft des
Sagittenhakens nebst dessen Pfeilern dar.
4. Cestoden.
1. Pagenstecher, AUg. ZooL, V. 4, p. 283, 1881.
2. Braun, in: Buonn, Klass. Ordn., Y. 4, Abth. 1 b, Cestodes, p. 1213
u. tab. 36, 1894—1900.
„An dem fertigen Haken unterscheidet man den frei vorstehenden
mehr oder weniger sichelförmig gebogenen Theil als Hakenfortsatz.
Der der Haut angewachsene oder in ihr steckende Theil zerfällt in
den quer gestellten mittlem Zahnfortsatz und den gestreckten oder
gekrümmten dem Hakenfortsatz gegenüber in die Länge sich un-
gleich stellenden Wurzelfortsatz (s. ob. 1). „Die Bildungsgeschichte"
zeigt „zuerst die Spitze als biegsame zarte Tute", die vom Epithel
herkommt, darauf das Wurzelstück und die Zahnfortsätze, endlich
Verschmelzung aller Theile. Die Spitzen (Krallen bei Leuckart)
„erscheinen als hohle, dünnhäutige Kegel, die in ähnlicher Weise
wie die Hörn er der Cavicornier auf dem Knochenfortsatze des Stirn-
beins, auf einer conischen Verlängerung der Hautschicht aufsitzen."
„Erst nach einiger Zeit," nachdem die jungen Spitzen „inzwischen
zu der Grösse der späteren Sichel am Haken ausgewachsen sind,
beginnt die Verdickung der Krallenwand und zwar durch Auflagerung
an der Innern Fläche." „Das Wachsen der Kralle geschieht durch
Neubildung an ihrem Basalende, so dass also die Spitze der älteste
Theil ist. Die Wurzel- und Zahnfortsätze entstehen also erst, wenn
die Sichel ihre vollständige Grösse erreicht hat ; bemerkenswerth ist
also, dass die Sohle der Haken nicht im Zusammenhange mit
der Sichel, sondern unabhängig von derselben auftritt, - und zwar
zuerst in Form eines hufeisenförmigen Halbringes, der dem Rande
des vordem Wurzelfortsatzes anliegt und erst allmählich durch
Wachsthum sowohl der Länge wie der Breite nach seine spätere
Bildung annimmt und die Basalöffnung überbrückt" (s. ob. 2
p. 1212-1213j.
Gemeinsames. Wurzelstück und Zahnfortsätze dürften den
Pfeilern entsprechen, ihre Entstehungsgeschichte wenigstens spricht
sehr dafür; wieweit auch die Structur dieser Theile übereinstimmt,
müssen künftige Forschungen zeigen. Der Hakenfortsatz (Sichel,
41*
614 Thilo Krumbach,
Kralle) entspricht ganz dem Schafte, und wie dieser verdankt er
seine Entstehung einer Pulpa (die aber nicht perennirt).
Unterschiede. Es treten hier dieselben Unterschiede auf,
die schon die Trematoden zeigen.
Ergebniss. Der Cestodenhaken entspricht in einfachster
Form dem Schafte des Sagittenhakens nebst dessen Pfeilerstücken.
5. Nematoden.
1. Schneider, Monographie der Nematoden, p. 233, tab. 1 u. 2, 1866.
2. Vogt u. Yung, Lehrb. der prakt. vergl. Anat., V. 1, p. 357 — 358,
1888.
Die „Lippen" von Ascaris zeigen aussen den Bau der allge-
meinen Hautschicht. Innen haben sie eine Pulpa mit Nerven und
Tastpapillen , die zur äussern Oberfläche durchbrechen. Sie stehen
mit Muskeln in Verbindung. — Die Oesophaguszähne von Pelodera,
Oxysoma, Oxyuris, die Spicula der Ascariden und ähnliche Gebilde
habe ich nur deshalb nicht zur Vergleichung herangezogen, weil
mir darüber weder genügende Beschreibungen noch einigermaassen
eingehende Abbildungen zur Verfügung standen.
Gemeinsames. Die „Zwei"schichtigkeit der Chitinhülle der
Lippen bietet fast ganz dasselbe Bild, das bei den Chätognathen-
haken der Schaft mit Oberhäutchen und Spiralfaserschicht bietet.
Selbst in der Farbe entsprechen die Schichten einander. Weitere
Uebereinstimraungen bieten die Pulpa und die Muskeln.
Unterschiede. Tastpapillen und Nerven sind (bis jetzt) bei
den Sagittenhaken (noch) nicht bekannt. Die ^scam-Lippen sind ohne
Basaltheile (= den Pfeilern) und ohne gesonderte Spitze.
Ergebniss. Die Lippen entsprechen dem Schafte,
6. Acanthocephalen.
1. Kaiser, Die Acanthocephalen und ihre Entwicklung, in: Bibliotheca
zooL, V. 2, 1893.
2. Hamann, Monographie der Acanthocephalen, in: Jena. Z. Naturw.,
V. 25, p. 167—173, tab. 11, 1891.
Die Rüsselhaken der Acanthocephalen bestehen aus einer
Cuticular kappe, einer hyalinen oder sehr feinkörnigen mittlem
Schicht, der „Haken rinde" (ob. 1), und einem „nach hinten sich
verdickenden, flachen Streifen einer grobkörnigen und anscheinend sehr
weichen Substanz — einem weichen Füllsel" (s. ob. 1). Die
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 615
„Wurzelfortsätze, die (1) imd (2) abbilden, scheinen lediglich der
mittlem Schicht anzugehören (der Haken,.rinde") und auch ebenso
structurirt zu sein.
Gemeinsames. Die Cuticularkappe entspricht dem Ober-
häutchen, die hj^aline, mittlere Schicht (die Hakenrinde nach Kaiser)
dem Schaftkörper und das weiche Füllsel der Pulpa. Für die Be-
wegung sorgen hier wie dort basal angreifende Muskeln.
Unterschiede. Die Rüsselhaken haben keine Pfeilerstücke
und auch keine gesonderte Spitze.
Ergebniss. Die Rüsselhaken entsprechen dem Schafte der
Chätognathenhaken.
7. Gephyreeu.
1. Pagenstecher, Allg. Zool., V. 4, ip. 316, 1881.
2. Delage et Herouard, Traite de Zoologie concrete, V. 5, Les Ver-
midiens, p. 4 — 46, 1897.
Le Corps est recouvert diine mince cuticule chitineuse au-dessous
de laquelle se trouve un epiderme ä cellules cylindriques dont le
pied se prolonge dans le derme sous-jacent (ob. 2). „Die Cuticula
verstärkt sich bedeutend auf gewissen papillären Erhebungen der
Haut und bildet so vorzüglich auf der Aussenwand des Rüssels der
Sipunkeln harte Spitzen und selbst Haken, auf der Haut der Phas-
colosomen Körner, auf der des Friapuhis kleine Spitzen, bei HaU-
crypfus Dornen, . . . über der Rüsselbasis und am Hinterrande von
AsindosipJion schildartige Platten, am Hinterende von EcMurus
2 dorsale Borstenkränze. In alle sich erhebenden Cuticularbildungen
tritt bis zu einem gewissen Grade die Subcuticula, auch das Binde-
gewebe der Haut mit ein, dieselben sind also an der Wurzel hohl.
Um die Haken der hintern Kränze der Echiureu senkt sich die
Haut in Einstülpungen taschenartig ein, so auch in höherm Grade
für das grosse Hakenpaar am Vorderbauche aller Gephyrei chaeti-
feri, welches durch goldgelbe Farbe auffällt. Sonst geben feine
Linien und die Schichtung der Cuticula irisirenden Glanz" (ob. 1).
„Auf die Stellen mit Chitinhartgebilden, Haken u. dgl." wirken
Muskeln, „indem sie dieselben aus einander weichend umgreifen"
(ob. 1).
Gemeinsames. Bei der verhältnissmässig geringen Grösse
dieser Gephyreenorgane und bei den wenigen histologischen Auf-
schlüssen, die wir über sie haben, ist es im Grunde nur Ver-
muthung. wenn ich den Hartkörper dem Schafte des Chätognathen-
Q\Q Thilo Krumbach,
greifhakens und die subcuticiilare Papille seiner Pulpa gleichsetze
und sonst nur
Unterschiede finde.
Ergebniss. Die Haken und die Zähnchen der Gephyreen
entsprechen dem Schafte des Sagittengreifhakens sammt der Pulpa.
8. Aiiiielideii.
1. K. Camillo ScHNElDEK, Lehrb. der vergl. Histol., p. 380 u. p. 393,
1902.
2. Eisig, Monographie der Capitelliden des Golfes von Neapel, p. 100,
104, 182, 220, 266, 565, tab. 12, 13, 33 u. 36, 1887.
3. Hatschek, Lehrb. der Zool., Lief. 3, p. 415—417, 1887.
Die Borsten der Anneliden (Polj^chäten wie Oligochäten) „werden
als cuticulare Bildungen betrachtet, nicht nur wegen ihrer chitin-
ähnlichen Beschaifenheit, sondern auch wegen ihrer Entstehung.
Ihre Bildung geschieht in Follikeln (Säcken), welche auf Ein-
wucherungen des äussern Epithels zurückgeführt worden sind; jede
Borste wird von einer einzigen Bildungszelle (oder mehreren nach
ob. 1) ausgeschieden, bei ihrem Wachsthum durchbricht sie den
Follikel und ragt durch den Follikelhals über die Oberfläche der
Haut empor; die Borsten werden zeitweilig abgestossen, und es treten
neue Ersatzborsten für sie ein. — Die Follikel ragen tief in das Innere
des Körpers ein und erhalten einen Peritonealüberzug ; dieselben sind
ferner mit speciellen Muskelgruppen versehen, die zur Bewegung der
Borsten oder Borstengruppen dienen" (ob. 3). Neuere Untersuchungen
(ob. 2 u. 1) haben ferner festgestellt, dass die Borsten aus zu Stäben
gewordenen Cuticularfibrillen bestehen, die durch Kittsubstanzen zu-
sammengehalten werden. In der Regel sind sie solide (ob. 3) oder
mit Mark gefüllt (ob. 2 u. 1), selten aber (bei den Amphinomiden)
„hohl, kalkig und von spröder Beschaffenheit" (ob. 3). An der Bil-
dung der Follikelwand betheiligt sich die Cuticula der Oberfläche
nicht (ob. 1).
Gemeinsames. Entstehung in Follikeln. Gesetzmässige Ver-
theilung an gegliedertem Körper. Ausrüstung mit Musculatur zu
beliebiger Bewegung. Uebereinstimmung in der Structur der Greif-
hakens pitze und der ganzen Borste der i^nneliden. Ausgehen
von einer Pulpa (= Bildungszellenj, die bei hohlen Borsten entweder
perennirt (= Mark) oder sich zurückzieht, bei soliden Borsten am
Follikelkopf liegen bleibt.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 617
Unterschiede. Die Borsten der Anneliden haben keine
Pfeilerstücke und keinen Schaft.
Ergebniss. Die ganze Borste stelle ich der Spitze des
Greifhakens gleich. Das Pulpastück der Spitze entspricht den
Bildung-szellen der Borsten.
9. Kiuorhynchia {Echlnoderes).
1. Belage et HeroUARD , Traite de Zoologie concrete, V. 5, Les Yer-
inidiens, p. 251, 1897.
2. Die übrige hier verglichene Literatur siehe bei (oben 1) p. 346 — 347.
Etwas näher als den Nematoden, so meinen Delage u. Herouard,
stehen die Chätognathen den Echinoderes, qui ont une armature
bnccale analogue et presentent aussi un commencement de segmen-
tation du corps. Jedoch hat mich die gesammte Literatur (ob. 1 u. 2)
über den Bau der Stacheln nicht orientiren können. Man erfährt
nirgends, ob ausser der Cuticula noch andere Gewebe an den Stacheln
betheiligt sind, auch nicht ob die Stacheln mit Muskeln verbunden
sind und also etwa selbständig, ohne den gesammten Rüssel, beweg-
lich sind.
Gemeinsames und Unterschiede. Zur Vergleichung
bleibt also nur ihre Stellung am vordem Körperende.
Ergebnis. Die Frage, welche Theile des Sagitten-Greifhakens
in den Echinoderes-lld,\iQ\\ wieder zu finden sind — etwa der Schaft
— ist noch nicht spruchreif.
10. Mollusken.
1. Thiele, Beitr. z. vergl. Anat. d. Amphineuren, in: Z. wiss. Zeel.,
V. 58, 1894.
2. Pagenstecher, Allg. Zool., V. 2, p. 72, 1877.
3. SlMROTH, Mollusca, 1. Abth. : Amphineura und Scaphopoda, in:
Bronn, Klass. Ordn., V. 3, p. 144, 149, 151, tab. 11, 8, 6, 5, 1 ;
p. 407—409; 331, 303, 283, 258, tab. 20, 1892 — 1894.
4. Lang, Lehrb. d. vergl. Anat. d. wirbellosen Thiere, 2. Aufl., ]\Iollusca,
bearb. von Hescheler, p. 46—52, 282—288, 1900.
5. SiMROTH, Mollusca, in: Bronn, Klass. Ordn., V. 3, Lief. 53 — 57,
p. 450—455, 457—483, 1901.
6. Rottmann, Ueber die Embryonaleutwicklung der Radula bei den
Mollusken, I. Die Entw. d. Radula bei den Cephalopoden, in: Z.
wiss. Zool, V. 70, 1901.
7. K. C. Schneider, Lehrb. d. vergl. Histol. d. Thiere, p. 520 — 531,
561—564, Jena 1902.
618 Thilo Krumbach,
a) Die Kiefer. !
Beispiel: Prosobraiicliia. „Der Kiefer ... ist ... die |
mehr oder weniger scharf umschriebene locale Verdickung der cuti- ;
cularen Mundhöhlenauskleidung." Es „sondern die entsprechenden ]
Epithelzellen, jede für sich, ein cuticulares Säulchen oder Stäbchen 1
ab, das oft noch durch Schichtung die Periodicität der Entstehung ;
bezeugt. Die Stäbchen, aussen von der allgemeinen Cuticula über- '
zogen (Dybowski), legen sich zu einem zierlichen Mosaik zusammen,
dessen einzelne Steinchen meist rhombischen Querschnitt und Um- ;
riss haben." „In Fällen von . . . Weiterbildung sind die Stäbchen ;
völlig mit einander verschmolzen, so dass die Mosaikzeichnung ver- \
schwindet." „Im Allgemeinen liegt jederseits in der Mundhöhle ein i
Feld, in welchem die Zellen längere Conchin-(Chitin- ?)Stäbchen ab- j
sondern, so zwar, dass diese Stäbchen von hinten nach vorn an \
Länge zunehmen und in regelrechter Reihe geordnet sind. Die I
Eeihen gehen streng parallel von oben schräg nach vorn und unten, j
So kommt es, dass jeder Kiefer nach hinten immer blasser wird und
allmählich in die allgemeine Cuticula ausklingt." — „Es fehlt bis '
jetzt noch an einer übersichtlichen Bearbeitung des Kiefers. Man ,
muss viele Einzelangaben zusammensuchen" (ob. 5). m
b) D i e R a d u 1 a z ä h n c h e n. ;
Beispiel: Cephalopoda. Die Zähne der Radula sind „als •
eine Verdickung der Cuticula anzusehen" und zwar der Cuticula, \
die das untere Epithel der Radulatasche bedeckt. Jeder Zahn besteht i
aus dem Zahnkörper und der Fussplatte. Der Zahnkörper wieder be- <
steht aus dem Zahnrücken (Oberhäutchen, um auch hier diesen Begriff
einzuführen) und dem eigentlichen Körper. Gebildet wird der Zahn
von besondern Epithelzellen, den Odontoblasten. „Die Bildung der
Radula beginnt mit der Ausscheidung einer feinen cuticularen Platte, j
der Basalmembran (oder Radularplatte), durch die gesammten Zellen j
des basalen Epithels. Hinten im Taschengrunde, genau in der Median- !
linie, erfährt dieselbe eine Emporwölbung, unter welcher eine Ab- ^
Scheidung neuer Substanz durch die Odontoblasten, d. h. die im Fundus :
der Tasche gelegenen Epithelzellen, erfolgt. Die weitere Entwicklung
geht dann in der Weise vor sich, dass beständig hinten durch neue <
Odontoblastenpolster weitere Zähne ausgeschieden werden. Die ver-
brauchten Zahnpolster rücken gemeinsam mit den Zähnen nach vorn
vor. . . . Die Bildung eines jeden Zahnes beginnt mit der
Abscheidung einer feinen Lamelle, welche nach vorn und zu beiden j
Seiten in die Basalmembran übergeht. Sie bildet den Zahnrücken.
Ueber die Greif haken der Chätognathen. 619
Sodann folgt die Anssdieidung- des eigentlichen Zahnkörpers und
seiner Fussplatte (Basalmembran) durch die Odontoblasten , beide
Theile entstehen gleichzeitig und sind von Anfang an innig ver-
bunden." . . . ,.Irgend welches Auftragen von Substanz [gegen die
altern Autoren] durch die Zellen des obern Epithels der Radula-
tasche auf die Zähne „findet nicht statt'' (ob. 6). [NB. Ich habe
um so weniger gezaudert, diese neuste Darstellung der Radula an-
zunehmen und als typisch zu betrachten, als sich mir beim Studium
der altern Autoren (siehe darüber die Zusammenfassung in ob. 3,
4 u. 5) ernste Zweifel über die Eichtigkeit der Beobachtungen auf-
gedrängt hatten. Es erstreckten sich diese Zweifel namentlich aut
die Betheiligung des Deckenepithels (der Radulatasche) an der Bil-
dung des Zahnschmelzes (Zahnrückens, Oberhäutchens) und auf die
gesammte Entstehungsweise der Basalmembran. Und gerade in der
Aufklärung dieser Verhältnisse erblicke ich das hauptsächlichste
Verdienst der RoTTMANN'schen Arbeit] Zur Vollendung des Ge-
sammtbildes des Eadulazahnes führen als weiteres
Beispiel die Solenogastres. Es zeigt die Radula der
Solenogastres (ob. 1) ,.einige Neigung zur Rückbildung. . . . Am besten
ausgebildet ist sie in der Gattung Proneonienio, ferner kommt sie vor
bei Paramenia, Macellomenia etc." „Nach Hubrecht hat die Radula
von Proneomenia shtiferi eine Basalmembran ; Heuscher hat ihr Vor-
handensein nicht ausdrücklich betont. Bei Proneomenia vagans habe
ich keine einheitliche Membran gesehen. . . . Das scheint mir eine sehr
bemerkenswerthe Thatsache zu sein, dass der Radula der Soleno-
gastres häufig eine Basalmembran fehlt, sobald sie mehr
als eine Reihe von Zähnen hat" (Thiele). — Bei Chaefoderma
(s. ob. 3j besteht die Radula „aus einem einzigen Stachel oder Zahne,
dessen Basis die ganze Radulatasche ausfüllt; er stellt indess nur
eine locale Verdickung der Cuticula der Zunge dar, wie Wiren die
Umgebung nennt, einer Cuticula, die um so dicker wird, je mehr sie
sich dem Zahne nähert, mit dem sie in mittlerer Höhe zusammen-
hängt. . . . Unter dem Zahne bildet das Epithel ein dickeres
Polster von Odontoblasten, welche ihn erzeugen. Uebrigens macht
die Cuticula durchaus den Eindruck von Chitin, sie ist deutlich ge-
schichtet und senkrecht dazu gestreift, am klarsten im untern Theile
des Zahnes, der aussen braun, im Innern blass aussieht."
c) Die Kalkspicula.
Beispiel: Solenogastres. „Der Körper ist von einer sehr
mächtigen Cuticularschicht umhüllt. . . . Durchsetzt wird diese
620 Thilo Krumbach,
Schicht von zahlreichen Kalkstacheln, welche in 2 verschiedenen
Formen auftreten. Die einen sind ziemlich klein, hohl, an beiden
Enden zugespitzt, meist etwas gebogen, die andern sind bedeutend
grösser, nur an einem Ende zugespitzt, am andern etwas gerundet . .
Diese beiden Stachelarten sind auch verschieden angeordnet, die
kleinen liegen tangential oder schräg in der Cuticularschicht, während
die grossen senkrecht in derselben stecken und mit ihren Spitzen
über diese hinausragen . . . "Wiederholt habe ich die grossen
radiären Stacheln mit ihrem unteren Ende in einer starken Ein-
senkung der Hypodermis stecken gesehen, deren Grund eine ziemlich
grosse Zelle bildete. Am nächsten liegt doch jedenfalls die An-
nahme, dass solch ein Spiculum noch in Bildung begriffen ist und
dass die Basalzelle seine Mutterzelle darstellt . . Diese Zelle dürfte
später degeneriren, während der Stachel allmählich nach aussen vor-
geschoben wird"' (Thiele). „Wo die Cuticula dünn bleibt (ob. 2),
stehen die Kalkspicula auf ihr, oder sind genauer in feine Lücken
eingepflanzt; wo sie sich verdickt, wird sie von den Spiculis durch-
setzt, so dass diese oft kaum darüber hervorragen . . . Im All-
gemeinen bestehen sie aus Calciumcarbonat, das mit organischer
Grundsubstanz versehen ist . . Bei sehr starker Vergrösserung er-
kennt man deutlich eine concentrische Längs- und eine parallele
Querstreifung" . . . „Die Bildung der Spicula birgt noch eine Reihe
von Problemen (ob. 3). Bei Bhopalomenia treten die Spicula zunächst
als Zellhauben auf der Epithelschicht auf; doch ist nicht klar, in
wie weit Wanderzellen, in wie weit Epithelzellen selbst in Frage
kommen. Die Haube verlängert sich, indem von der Zelle her neue
Kalklamellen sich anfügen. So bekommt sie bald eine conische Form
mit einer Innern Höhlung. Allmählich werden die Stacheln lang
nadeiförmig, endlich wird die Höhlung auch von unten her geschlosssen,
wobei auch das untere Ende sich zuspitzt. Damit verlieren die
Nadeln ihren Zusammenhang mit dem Epithel." Bei andern Gat-
tungen „scheinen mehrere Epithelzellen an der Bildung des Spiculums .
sich zu betheiligen, und ferner bleibt der Zusammenhang zwischen
Stachel und Epithel dauernd gewahrt."
Beispiel: Polyplacophora. „An den Cylinderstacheln
(ob. 3) unterscheidet Blumrich den kalkigen Schaft, den Chitin -
becher und den Chitinring. . . . Der Chitinbecher läuft in das
Stachelhäutchen aus, das den (kalkigen) Schaft rings einhüllt ...
Der Becher kann sich unten verjüngt in einen Chitinzapfen fort-
setzen, der in den Ring hineinpasst. . . . Der Chitinring, braun wie
lieber die Greifhaken der Chätognathen. 621
der Becher, setzt sich aus mehreren bis vielen Stücken zusammen.
Er kann auch fehlen, aber nie bei kräftig entwickeltem Becher.
Bei den Schuppenstacheln ist der dem Schafte der Cylinder-
stacheln entsprechende kalkige Theil breit und flach. Den Chitin-
becher vertritt eine rautenförmig-e chitinige Basal platte, deren
Unterseite an dem einen stumpfen Winkel einen kleinen . . . Zapfen
trägt. An der proximalen Fläche schliesst sich an die Basalplatte . . .
eine gelblich glänzende Seitenplatte an, deren Chitin deutlich zer-
fasert ist. Die Grundmasse des kalkigen Theiles zeigt bei Jüngern
Schuppen ebenfalls eine aufstrebende Faserung. „Alle Stacheln sind
durch einen hellen Plasmafaden mit je einer Epithelpapille verbunden.
Zu einer Papille gehört immer nur ein einziger entwickelter Stachel ;
wohl aber kann sie ausserdem noch einen in Bildung begriifenen
Stachel umschliessen." . . . „Die meisten Cylinderstacheln entstehen
von einer Bildungszelle aus, die Schuppen aber und die Glieder-
stacheln von Ckitonellus von vielen, von denen aber keine besonders
hervortritt."
Gemeinsames.
a) Der Kiefer zeigt in seiner Structur (parallele Säulchen)
und in deren Herkunft (aus epithelialen Zellen, und zwar Ektoderm-
zellen) entschieden Uebereinstimmung mit den Pfeilerstücken der
Chätognathenhaken (und damit mit der Basalplatte der Turbellarien).
b) Die Radulazähnchen erinnern mit ihrem Aufbau aus
Fussplatte und Zahnkörper wiederum an die Turbellarien, ferner an
die Nemertinen (vielleicht auch an die Cestoden und Acanthocephalen).
Mit diesen beiden Gruppen haben sie auch die Gliederung des Zahn-
körpers in „Rücken" und „eigentlichen Körper" (Cuticularkappe und
hyaline Schicht) gemeinsam. Vom Sagittenhaken entwickeln sie also
Pfeiler und Schaft (ohne Spitze). \\'enn das richtig aufgefasst ist
— weil wir über die Structur nichts Näheres wissen, ist ein Irrthum
möglich — , so müssen die Odontoblasten die Pulpa darstellen. Die
frühere Auffassung von dem Verharren der Odontoblasten im Grunde
der Radulatasche bot dieser Gleichsetzung Schwierigkeiten. Rott-
mann's Untersuchung hat hier freie Bahn geschaifen.
c) Die Spicula und die Stacheln sind Gebilde von ver-
schiedenem Werthe. In die erste Gruppe stelle ich die Spicula
der Solenogastres und lege Gewicht darauf, dass sie in Taschen oder
Lücken der Cuticula stecken und an deren Grunde entstehen. Da-
mit nähern sie sich dem Bilde, das die Borsten follikel der Anneliden
bieten. Hier wie dort wird die Pulpa durch eine geringe Anzahl
622 Thilo Krümbach,
von Bildungszellen (eine oder mehrere) vertreten, und hier wie dort
kann das Hartgebilde hohl oder solid sein. Der Anklang an die
Entstehung der Greifhaken ist damit deutlich ausgesprochen.
Die zweite Gruppe umfasst die Stacheln der Polyplacophora.
Diese Stacheln haben eine so durchgebildete Gliederung, dass sie
kaum noch anders wo Anschluss finden als bei den Sagitten-Greif-
haken selbst. Ich erkenne in dem Kalkschaft mit dem Stachel-
häutchen (nebst Chitinbecher und Chitinzapfen) die Spiralschicht
und das Oberhäutchen wieder und sehe in der Bildungszelle die
Pulpa. Ausserdem erscheint es mir möglich, in dem Chitinringe die
Pfeilerstücke wieder zu erkennen.
Die Vergleichung mit dem Schuppenstachel folgt daraus ohne
Weiteres.
Unterschiede..
a) Kiefer. Vom Pfeiler der Sagittenhaken unterscheidet sich
der Schneckenkiefer durch den Ueberzug, mit dem ihn die „allge-
meine Cuticula" versieht. Das ist (wenn die Beobachtung richtig ist)
aber lediglich eine durch die starke mechanische Beanspruchung er-
worbene Eigenschaft. Auf derselben Linie ist das Yerständniss für
die Verschmelzung der Stäbchen zu suchen. Weil aber gerade
diese Verhältnisse noch nicht völlig geklärt sind, werde ich den
Kiefer für meine Schlüsse nur mit Vorsicht benutzen.
b) R a d u 1 a z ä h n c h e n. Dass die Radula der Solenogastres keine
Basalmembran hat, erscheint mir nicht als Rückbildung, sondern als
eine ursprüngliche Eigenschaft. Die Basalmembran tritt erst dann
auf, wenn grössere Leistungen von der Radula verlangt werden.
Auch trotz des Mangels einer Basalmembran kann in diesem ur-
sprünglichen Stadium der Zahnkörper ein Oberhäutchen tragen (nur
haben ydv noch keine Nachricht darüber; im andern Falle würde
der Radulazahn einer Proneomenia dem Chitinstachel der Turbellarien
noch näher gerückt sein). Für ursprünglich halte ich diese Er-
scheinungen schon deshalb, w-eil die Solenogastres Thiere mit z. Th.
freier (nicht cuticularisirter) Epidermis sind und weil selbst bei den
Cephalopoden noch die Zähnchen von einem freien Epithel gebildet
werden: im Fundus der Radulatasche , da also wo jeder Zahn ge-
bildet wird, ist das Epithel immer frei, nie gebunden.
c) S p i c u 1 a , S t a c h e 1 n. Ein schwer wiegender LTnterschied zwischen
allen Hakengebilden und diesen Stacheln ist deren Bildung aus
Kalksalzen. Das darf aber als secundäre Erwerbung angesehen
werden, weil ausserdem die (sonst übliche) organische Grundsubstanz
Ueber die Greifhakeu der Chätognathen. 623
auch vorhanden ist. Die Spicula und die Stacheln stehen nie mit
Muskeln in Verbindung. Dass sie hier und da den Zusammenhang
mit ihrer Pulpa aufgeben, ist gleichfalls nur Charakter zweiten
Grades.
Ergebnisse.
a) Der Kiefer entspricht dem Pfeiler,
b) das Radulazähnchen dem Schaft nebst Pfeilern und Pulpa.
c) die Spicula der Solenogastres sind den Greifhakenspitzen
gleich (s. u. 8. Anneliden !). und die Stacheln entsprechen dem Hakenschafte.
11. Protracheateii.
1. K. C. Schneider, Lehrb. d. vergl, Histol. d. Thiere, p. 440, 451.
1902.
Peripafus hat an den Enden seiner Extremitäten bewegliche
Krallen. „Die Krallen werden von einer grossen Anzahl stark ver-
längerter Deckzellen gebildet . . . Man beobachtet hier mehrere
Cuticularlagen über einander, die durch schmale Lücken getrennt
sind, aber an der Krallenbasis in die umgebende einfache Cuticula
übergehen. Die untern Lagen stellen Reservekrallen vor, die wohl
zum Ersatz, bei Abnützung der äussern, bestimmt sind, vielleicht
aber auch nur zur Verstärkung dienen" (ob. 1).
Gemeinsames. Die Deckzellen stellen die Pulpa dar, und
die Cuticularkappen den Schaft.
Unterschiede. Alle übrigen Theile des Greif hakens sind
hier nicht vorhanden.
E r g e b n i s s. Die Kralle entspricht dem Schafte des Greifhakens.
Auf diesem Wege könnte man vielleicht noch weiter gehen. Bei
den Tracheaten dürften einzig die Krallen der Füsse als Aehn-
lichkeiten in Betracht kommen. Das wären erstaunlich wenig Be-
ziehungen, und doch giebt es gerade in dieser Thiergruppe einen
überraschenden Ausblick: wer kühnern Gedankenflug nicht scheut,
geht vielleicht gern der von Lang z. B. so eifrig vertretenen Idee
nach, der zu Folge eine „ziemlich sicher nachgewiesene Homologie
der Schleimdrüsen und Coxaldrüse von Pcripatus^^ und eine ,. Homo-
logie dieser Hautdrüse mit den Borstendrüsen der Annulaten" be-
steht und wonach auch „die Spinndrüsen in die Kategorie der
Coxaldrüsen und parapodialen Borstendrüsen'' gehören (1. Aufl. d.
Anat. d. Wirbellosen, p. 445, 451, 467, 472).
624 Thilo Krümbach,
Vergleichbar scheint auch endlich der Stachel der Echino-
dermen zu sein (s. Lang, 1. Aufl. p. 478—479). Man darf hier
vielleicht ausser an den Aufbau aus Schichten, auch an das von
H. Ludwig aufg'efundene Gesetz denken : der Stachel Wcächst in einer
rechtsgewundenen Spirale (in: Bronn, Klass. Ord., V. 2, 3. Abth.,
p. 541—543).
Anmerkungsweise will ich endlich noch einer Ansicht gedenken,
die allerdings nicht streng in diesen Eahmen gehört, aber doch be-
sprochen werden muss, weil sie den Charakter der Greifhaken als
Haken in gewisser Beziehung in Frage stellt. Karl Camillo
Schneider sagt in seiner Vergleichenden Histologie 1902 p. 227:
Unter der Falte (gemeint ist die Kopfkappe) entspringen mächtige
Kiefern, die ihrer Lage und paarigen Anordnung nach vielleicht auf
den Tentakelapparat der Tentakulaten zu beziehen sind. Das
ist eine Idee, die fraglos werth ist, gründlich erörtert zu werden
und die in ihrem ganzen Umfange nur nach tiefer eindringenden
histologischen und entwicklungsgeschichtlichen Studien erörtert werden
kann. Wenn ich aber dennoch, und zwar auf Grund dessen, was
ich über die Entwicklung und den Bau der Greifhaken ermittelt
habe, urtheilen darf, so muss ich sagen: die Greifliaken sind Hart-
gebilde, wie sie nahestehende Thiergruppen auch haben, und zwar
sind sie das vom ersten Anfang an. Spuren, die auf eine ehemals
anders gerichtete Entwicklungsbahn deuteten, sah ich nirgends.
Schon die Thatsache allein, dass der Haken im Grunde eines Follikels
entsteht, scheint mir den Gedanken an eine Homologisiruug mit
Tentakeln auszuschliessen.
Sclilüsse.
L Rein morphologisch betrachtet und lediglich auf die
Würmer exemplificirt, ergeben sich folgende Sätze:
1. Die Betrachtung lehrt mit aller Deutlichkeit, dass unter allen
hakentragenden Würmern die Chätognathen den höchstdifferenzirten
Hakentypus haben, dass in den verschiedenen Abtheilungen der
Würmer zwar Einzelheiten ihres Bauplanes erreicht werden
(und zwar in verschiedenem Grade der Ausbildung), nie aber die
ganze Höhe ihrer Architektonik erklommen wird.
2. Im Einzelnen hat sich gezeigt
Ueber die Greifhaken der Cliätognatheu. 625
a) dass Würmer, die eine Cuticula haben, T heile des Chäto-
gnathenhakentypiis ausbilden können und zwar entweder den Schaft
(mit oder ohne perennirender Pulpa): Nematoden, Acanthocephalen,
Gephj^reen, Echinoderes, oder die Spitze: Anneliden;
b) dass Würmer mit freier (oder ehemals freier) Epidermis:
Turbellarien, Xemertinen, (Trematoden, Cestoden) den Haken en
miniature und — der Höhe ihrer sonstigen Entwicklung gemäss —
in primitivster Form darstellen;
c) dass bei cuticulatragenden Würmern das dem Schafte ent-
sprechende Stück durch Erhebung der Bildungsmasse über die Ober-
fläche: Nematoden, Echinoderes, Gephyreen (?), und das der Spitze
entsprechende Stück im Grunde eines Follikels erzeugt wird, dessen
Wände cuticulafrei sind: Anneliden (Solenogastres !).
IL Mehr biologisch und allgemeiner gefasst, ergeben
sich diese Sätze:
1. a) Es erscheinen die dem Greifhaken verwandten Hartgebilde
hier an die Gegenwart eines bestimmten Gewebes gebunden — der
freien Epidermis, und es kommt nur auf die Höhe der Organi-
sation an. die ein Thier sonst noch erreicht, ob der biologisch
irgendwie geforderte Abkömmling des Epiderms in primitiver Gestalt
oder in hoch diflferenzirter Form erscheint. [Primitiv: Turbellarien,
Nemertinen, (Cestoden, Acanthocephalen); differenzirter : Solenogastres-
Radulazahn, Prosobranchier-Radulazahn ; hoch differenzirt: Sagitten-
greifhaken.]
b) Wird eine Epidermis durch Ausbildung einer Cuticula nach
aussen hin gefestigt, so verliert sie die Fähigheit, sämtliche Theile
des Greifhakens zu bilden, — das „Urbild" ganz herzustellen. Sie
begnügt sich mit der Herausbildung des Haupttheils, des ihrem
eignen Plane am meisten verwandten Schaftstückes [Trematoden,
Nematoden, Gephyreen, Echinoderes, Cylinderstacheln und Schuppen-
stacheln der Polyplacophoren (?), Krallen von Peripaius und der
Tracheaten ('?), Stacheln der Echinodermen (?)].
c) Als Zwischenstufe kann hier der Versuch eines cuticularisirten
Integuments gelten, allein die Spitze des typischen Hakens her-
zustellen. Dann wird die Bildung des Organs in einen Follikel ver-
legt, an dessen Wandung aber die Cuticula selbst sich nicht betheiligt.
[Anneliden, Spicula der Solenogastres: bis dahin, wo die Bildungs-
zellen liegen, reicht in beiden Fällen die Cuticula nicht.]
626 Thilo Krumbach,
2. a) Der Kopf der Sagitten ist in bemerkenswerther Weise von
den beiden übrigen Körperabschnitten unterschieden. Schwanz und
Rumpf bestehen lediglich aus dem tj^pischen Hautmuskelschlauch der
Würmer: im Kopfe gesellt sich dazu — ein Hautskelet.
b) Das ist von ganz eminenter Bedeutung: denn zu einem Haut-
skelet gehört (Arthropoden!) eine auf bestimmte Sonderwirkungen
(Einzelleistungen) hin differenzirte Musculatur. Mit andern Worten:
ein Hautskelet verlangt die Auflösung des Haut-
mus k e 1 s c h 1 a u c h e s in E i n z e 1 m u s k e 1 n (21). Diese Forderung
aber ist (worauf allerdings noch keiner aufmerksam gemacht hat)
im Sagittenkopfe in der erstaunlichsten Weise erfüllt. (S. Abschn.
A 3, Anm.).
c) Ja noch mehr: die Musculatur des Hautmuskelschlauches,
die im Kopfe also nunmehr in gesonderten Muskeln auftritt, ist
quergestreifte Musculatur. Sie hat also bereits die Stufe der
höchsten Vollendung erstiegen, deren die Muskelfaser fähig ist.
d) Jetzt nun löst sich das Eäthsel, warum sonst so niedrig
stehende Thiere wie die Sagitten zu so hoch differenzirten und so
ausserordentlich leistungsfähigen Organen kommen, auf die einfachste
Weise : 1. Weil sie eine freie Epidermis haben, 2. weil sie unter der
Epidermis ein Skelet haben, und 3. weil der gemeinsame Abkömmling
von Epiderm und Skelet (der Greif haken also) an quergestreifte
Musculatur gebunden ist.
Das aber ist eine Complication, die sonst nirgends im Thierreich
vorkommt.
3. Zum Schluss noch ein paar Antworten auf eine Xebenfrage : Warum
verschwinden „Pfeiler" und „Spitzen" bei höher stehenden Wirbellosen?
a) Nicht nur, wenn eine sehr dicke Cuticula auftritt (Mollusken-
stacheln), oder wenn sich in der Cutis Kalk ablagert (Echinodermen),
sondern auch beim Uebergange ins Landleben {Peripafus, Tracheaten).
Die zu zarte Structur hält alsdann nicht mehr zusammen. —
Gegen diese Auffassung spricht nicht etwa der Schneckenkiefer,
denn der wird durch die Speicheldrüsen stetig feucht gehalten, und
pflegt sich überdies entweder durch eine Cuticularhülle oder durch
Verschmelzung der Elemente zu festigen.
b) Die „Spitze" namentlich verschwindet auch schon bei stän-
digem Leben im Wasser — dann nämlich, wenn der Haken an-
dauernde Eeibungen ausführen muss (Radula) oder energische Stösse
auszutheilen hat (Nemertinen-Stilet).
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 627
Wenn diese Untersuchung etwas gezeitigt hat, das ganz all-
gemein gilt, so ist es ein neues Stück Einsicht in die Einheit, die
in den Grundzügen der thierischen Organisation herrscht. Ueber
die verwandtschaftlichen Beziehungen der Chätognathen aber ist
kein entscheidendes Wort gesprochen worden ^) — es sei denn dies :
noch immer steht diese kleine Gruppe wie eine einsame Felshöhe
im weiten Meere, zu der es zwar Richtlinien die Fülle, aber noch
immer keinen Weg giebt.
2. Theil.
Von dem Werthe der Greifhakeu für die Kenntniss
der Arten.
Was mich veranlasst hat. an diese allgemeinen anatomischen
Erörterungen ein der Systematik dienendes Capitel anzuschliessen,
ist die Ueberzeugung, dass die Kenntniss des Baues der Greifhaken
zur Festigung der Artdefinitionen ganz Erhebliches beitragen kann.
Allerdings beziehen sich meine Ermittelungen vorerst nur auf 9 Arten,
und ich bin ferne davon, zu behaupten, dass auch alle übrigen Arten
ebenso klar darstellbare Unterschiede aufweisen müssten — wenn-
gleich das wahrscheinlich ist. Für jene 9 Arten aber gilt ohne
Einschränkung der Satz: An einem einzigen gut ausge-
bildeten Haken bereits — am leichtesten an einem der
jüngsten, dem drittletzten etwa — kann man mit
Sicherheit die Art erkennen. Und wenn einem sonst
keine Art - Charaktere zugänglich sind: ein einziger Greifhaken
schon entscheidet über die Zugehörigkeit des Exemplars zu seiner
Species.
Die Greifhaken der von mir untersuchten 9 Chätognathen-Arten
treten nach der Form ihrer Spitzen und dem Grade der Krümmung
ihres Schaftes zwanglos zu vier Gruppen zusammen.
1) Die freie Epidermis ist Turbellarien- und Nemertinen-Charakter,
die quergestreifte Mu:^culatur und das Kopfskelet sind Arthropoden-
Charaktere. Siehe auch (6), (6 a), (7), (8). (11).
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst. 42
628
Thilo Keümbcah,
1. Gruppe. Spitze mit ovaler Basis, streng kegelförmig;
die Pulpa steht im Kreuzungsp unkte der beiden Axen,
also im Mittelpunkte der Basis. Schaft aus beinahe
geradem untern T heile im obern Drittel sehr stark
g e k r ü m m t.
1. Sagltta hipunctata Quoy et Gaimard.
1. Literatur.
Beschreibungen :
1874. MöBlüS, Vermes, p. 158.
Abbildungen :
1874. MÖBlUS, Vermes, tab. 3, fig. 17.
1901. KÜKENTHAL, Zool. Prakt., 2. Aufl., fig, 74.
2. Eigne Beobachtungen. F o r m (Textfig. K). Zierliche Haken
A'On ovalem Querschnitt. Daher die Pulpa streng in der Mitte des
ganzen Gebildes. Die Spitze ist bis zu einem
Drittel ihrer Höhe dem Schafte eingepflanzt.
Ueber den ganzen Schaft läuft, meist genau in
der Mitte zwischen Schneide und Rücken, eine
feine Kante (Furche?), oft auf jeder Seiten-
fläche eine.
Zahl. Die Autoren, die bisher die Art be-
obachtet haben, geben folgende Zahlen: Langer-
HAKS (1880) 5—7, AiDA (1897) 6—7, Hertwig
(1880), Grassi (1883), Strodtmann (1892), Stein-
haus (1896) 8 — 10, Lecckart u. Pagenstecher
(1858) in der Regel 9, Krohn (1853) 9—11. Ich
habe gefunden: 13 mal rechts 8, links 8, 4 mal
r. 9, 1. 9,- 44 mal r. 10, 1. 10, 4 mal r. 11, 1. 11,
2 mal r. 8, 1. 7, 2 mal r. 8, 1. 9, 5 mal r. 10, 1. 9,
1 mal r. 11, 1. 12, 1 mal r. 10, 1. 8.
3. Herkunft. Hafen von Messina, Golf von
Neapel, Helgoland.
Fig. K.
Sag. hipunctata.
2. SpadeUa draco Krohn.
1. Literatur.
Beschreibungen : fehlen.
Abbildungen: fehlen.
Ueber die Greifliakeu der Chätognathen.
629
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textfig. L). Im ganzen Habitus
der Sagiffo, hipunciata auf den ersten Blick sehr ähnlich. Aber
dadurch, dass die Schneide mit einer sehr breiten, blattartig
dünnen C'rista versehen ist (der breitesten
aller Cristen unter den 9 Arten), immer
von Sagitta bipnncfata zu unterscheiden.
Spitze bis zu ^j^ oder % ihrer Höhe ein-
gepflanzt; ihre Pulpa erreicht höchstens
die Mitte der Höhe (bei Sag. hip. geht sie
darüber hinaus). Die Crista reicht stets bis
an das obere Schaftende hinauf. Bei altern
Haken weist sie unten eine sehr feine
Zähnelung auf. Die Zähnchen sind fein
bedornt und nehmen nach oben hin an
Grösse stetig ab, bis sie . (schon weit unter
der Spitze) ganz verstreichen. Einzelne
Spiralfasern zweigen sich vom Schafte ab
und heften damit die Crista diesem fester Fig. L.
an. Oberhäutchen am Rücken dick. ^P- draco.
Zahl. Die Literatur giebt an: Strodtmann (1892) u. Stein-
haus (1896) 9—10, Krohn (1853), LANaERHANS (1880), Hertwig
(1880) 10.
Ich habe gezählt: 4 mal rechts 8, links 8, 1 mal r. 9, 1. 9,
1 mal r. 10, 1. 10, 1 mal r. 7, 1. 7 ; 1 mal r. 9, 1. 8.
3. Herkunft. Hafen von Messina.
A 1 1 g e m e i n e s ü b e r No. 1 u n d 2. Beide Arten sind ausserordent-
lich zarte, zierliche Thiere, und beide sind mit einem Epidermis-
wulste versehen.
1. Der Epidermiswulst ist das grosszellige, leichte, wabige Ge-
webe, das den Körper besonders am Halse und am Rumpfe umgiebt.
Bei der Spadella draco ist er an den Seiten des Rumpfes geradezu
zu mächtigen Hohlräumen, Gasbehältern. Luftsäcken geworden, so
dass die Deutung, dass man's in diesem Organe mit einem Apparate
zu thun habe, der das Schwimmen erleichtere, wohl kaum fehlgeht.
Der Epidermiswulst, der bei der Sagitta hipundata Kopf, Hals und
Vorderrumpf umgiebt, leistet höchstens dem Grade nach weniger
als jener vollkommene Schwimm „ring", erleichtert aber sicherlich
dem Körper das Schwimmen.
2. Mit dieser Verminderung des specifischen Gewichts geht eine
zartere Ausbildung der Musculatur parallel. So feine Gruppen von
42*
630 Thilo Krumbach,
Längsmuskelu, wie diese 2 Arten besitzen, haben die übrigen 7 nicht
aufzuweisen. Es hat aber auch keine dieser 7 Arten einen so aus-
geprägten Epidermiswulst wie diese beiden: Epidermiswulst und
zartere Ausbiklung der Musculatur gehören zusammen.
3. Die Greifhaken der beiden Arten sind äusserst zierlich, viel
zierlicher als die der nächsten 3 Gruppen. Ausserdem stehen sie,
was auch nicht wieder vorkommt, auf rinnenförmigen Hakenfeldern.
Damit sind die Drehpunkte ihrer Greifhakensysteme einander näher
gerückt, und das dürfte ihre Wirksamkeit beim Greifen etwas ge-
ringer machen gegenüber den Haken, die auf her vorgewölbtem
Hakenfelde stehen (s. Einl. S. 582). Die beiden Arten sind — so
darf man wohl aus der Reihe dieser Thatsachen schliessen — zu
verhältnissmässig gering activer Lebensweise genöthigt.
2. Gruppe. Spitze mit ovaler Basis; ihr convexerContur
nimmt die stärkere Krümmung des Schaftrückens auf,
der concave führt die sanftere Krümmung der Schneide
fort. Die Vereinigung der beiden Conturen — der
Gipfel der „Spitze" — liegt in der Verlängerung der
Concaven, manchmal neigt er sich etwas (ventral-
wärts) darüber hinaus; Pulpa auf der langen Axe der
Spitzenbasis ein wenig dorsal wärts (gegen den dor-
salen Brennpunkt hin) verschoben. Schaft von seiner
Basis an gleichmässig und leicht gekrümmt.
3. Sagitta furcata Steinhaus.
1 . Literatur.
Beschreibungen : fehlen.
Abbildungen :
1896. Steinhaus, Verbr. d. Chätogn., tab. 1, fig. 4 u. 5, Habitusbild
des Kopfes.
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textfig. M und N). Spitzen- f
basis und Schaftrand divergiren stark nach innen, d. h. der Becher, J
in dem die Spitze sitzt, ist am Rücken niedriger als an der Schneide, |
er hat einen schief zu seinem Boden verlaufenden Rand. Der f
Winkel, den die Pulpa bei ihrem Eintritt in die Spitze mit dem .1;
dorsalwärts gelegenen Stück der Längsaxe der Basis bildet, ist ent-
weder ein spitzer oder ein stumpfer AVinkel (in Textfig. M ein stumpfer).
Wenn man sich alle Spitzen eines Systems auf dieses Verhalten hin
betrachtet, so findet man stets einen der folgenden 3 Fälle realisirt:
Ueber die Greifhaken der Chätognathen.
631
a) alle diese Winkel sind stumpfe,
b) bei den ältesten Haken sind diese Winkel stumpf, bei den
jüngsten spitz, — der rechte Winkel wird bei dieser Wandlung über-
schlagen,
c) die ältesten Haken haben spitze Winkel, die jüngsten stumpfe,
— und wieder wird der rechte Winkel überschlagen.
Der Umschwung bei Fall b und c vollzieht sich gewöhnlich bei
einem der mittlem Haken.
Fig. M.
Sag. furcata.
Fig. N.
Sag. furcata. Ganzer Grh.
Die Spitze des 1. Greifliakens ist kaum halb so gross wie die
des letzten. Die Pulpa verläuft im Schaft dicht unter dem Rücken,
der Querschnitt des Schaftes ist also schlank keilförmig. Bei ein-
zelnen Exemplaren biegt sie von der Spitze her plötzlich nach dem
Rücken zu um, d. h. dann: der Querschnitt geht vom ovalen zum
keilförmigen über. Die Pulpahöhle (Textfig. N) beginnt zu ihrer
Zeit (wie üblich) in der Höhe des Schneidenpfeilers und reicht all-
mählich bis in das obere Drittel des Schaftes. Sie ist von unver-
kennbarer Gestalt : gurkenförmig (s. diese Abb., 1. Th., A I 4). Aeltere
Haken haben eine schmale Crista.
632
Thilo Krumbach,
Zahl. Steinhaus (1898), der Entdecker und bisher einzige
Kenner der Art, giebt 8 Haken für sie an. Meine Zählungen
haben ergeben: 17 mal rechts 8, links 8, 10 mal r. 9, 1. 9, 3 mal
r. 7, 1. 7, 3 mal r. 9, 1. 8. 1 mal r. 8, 1. 9, 1 mal r. 8, 1. 7, 2 mal
r. 10, 1. 10.
3. Herkunft. Hafen von Messina, was um so merkwürdiger ist,
als der Entdecker der Art sie im südlichen Atlantischen Ocean ge-
funden hat.
4. Sayitta enflata (Gkassi).
1. Literatur.
Beschreibungen : fehlen.
Abbildungen : fehlen.
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textflg. 0). Spitze nbasis
und oberer Schaftrand convergiren nach innen, d. h. der
Becher, in dem die Spitze sitzt, hat dorsal-
wärts einen höher vom Boden entfernten
Eand als ventralwärts. Spitzenbasis ventral-
wärts oft stufenförmig. Die Spitzen der
altern Haken schlanker als die der Jüngern
(vordem). Der Querschnitt des Schaftes
mehr oval, nicht so schlank keilförmig wie
bei der vorigen Art. Daher also die Pulpa
breiter als der ßest der Schneide. Aeltere
Haken mit Crista. Pulpahöhle durch grosse
Maschen gebildet.
Sagitfa enflata ist eine in ihrer Haken-
form merkwürdig variable Art ; meine Schil-
derung umfasst jedoch alle Schwankungen.
Zahl. Gkassi (1883) hat beobachtet 9,
Strodtmann (1892) 8—9, Aida (1897) 9-10.
Meine Zählungen haben festgestellt: 2 mal
rechts 7, links 7, 1 mal r. 8, 1. 8, 3 mal
r. 9, 1. 9, 2 mal r. 10, 1. 10, 3 mal r. 7, 1. 8,
2 mal r. 10, 1. 11, 1 mal r. 10, 1. 9.
3. Herkunft. Hafen von Messina, Golf von Neapel.
Allgemeines über No. 3 u n d 4. Beide Arten haben gemein-
sam, dass ihre Hakensj^steme ganz aus dem Kopfe herausgehoben
sind, nicht in Rinnen stehen wie bei No. 1 und 2.
Fig. 0.
Sag. enflata.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen.
633
B. Gruppe. Spitze mit breiterer ovaler Basis; die Pulpa
steht nur etwas dorsalwärts vom Kreuzungspunkte
der Axen. Die Spitzenbasis und der dorsale Contur
stossen unter nahezu rechtem Winkel zusammen; der
Winkel zwischen dem ventralen Contur und der Basis
ist ein spitzer. Schaft unterhalb der Spitze durch eine
m a s s i g- e , k u r z e C r i s t a verbreitert. D e r R a n d d e r Ch^ i s t a
führt den Contur der ventralen Spitzenseite ein Stück
weiter und biegt dann plötzlich, brüsk, nach der
Schneide um. Schaft vom Grunde aus gleich massig-
und stark gekrümmt.
5. Sagitta hexaptera d'Orbigny.
1 . Literatur.
Beschreibungen :
. Strodtmann, D. Syst. d. Chätog., p. 341.
Abbildungen :
. Grassi, Chetognati, tab. 12, fig. 10 u. 11.
Strodtmann, D. Syst. d. Chaetog., tab. 17, fig. 1.
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textflg. P). Spitzen von
zweierlei Gestalt: die altern (ersten) Haken haben schmale, schlanke
1892.
1883.
1892.
Fig. P.
Sag. hexaptera.
Aelterer (erster) Grh. jüngerer (letzter) Grh.
(und kleine) Spitzen, die jüng-ern (spätem) breite, kurze (und massige)
Spitzen. So bei jungen Thieren. —
634
Thilo Krumbach,
Bei alten Exemplaren verliert sich allmählich die schlanke
Spitzenform, und es tritt deutlich die Neigung auf, einen einzigen
Spitzentypus herauszubilden, und zwar den, den die Jüngern Greifhaken
bereits angenommen haben. Aeltere Haken bilden unten und zwar
nur unten eine schmale, aber kräftige Crista. Die Spitze ist nicht
immer so tief eingepflanzt wie auf der Abbildung; dann aber ist
der Boden des Bechers so mannigfach ausmodellirt, dass die Ver-
festigung der Spitze keinen Schaden erleidet.
Zahl. Die frühern Autoren haben angegeben : Daewin (1844) 8,
Keohn's Abbildung (1844) 5, Grassi (1883) 6—7, Strodtmann (1892)
jederseits etwa 7, Steinhaus (1896) 6 — 7, Aida (1897) gleich den
europäischen Autoren. Ich habe gesehen: 9 mal rechts 7, links 7,
3 mal r. 8, 1. 8, 1 mal r. 6, 1. 6, 3 mal r. 8, 1. 7, 1 mal r. 6, 1. 7.
3. Herkunft. Hafen von Messina, Golf von Neapel, Meer um
Spitzbergen.
6. Safßitta magna Langerhans.
1. Literatur.
Beschreibungen : fehlen.
Abbildungen : fehlen.
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textfig. Q). Die Greifhaken
sind viel zarter, schlanker und feiner als die der Sagitta hexaptera
Erster G-rh.
Fig. Q.
Sag. magna.
mittlerer Grh.
letzter Grh.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 635
von gleicher Grösse. Unter dieser Voraussetzung gilt : die erwachsene
Sagitta magna beharrt auf dem Standpunkte der jungen Sagitta
hexaptera. Haken 1 hat keine Crista unterhalb der Spitze und sieht
fast aus wie ein Greifhaken aus der ersten Gruppe (Sag. hipimdata
namentlich). Die Pulpa reicht bei allen Haken höher hinauf als
bei Sagiffa hexaptera.
Zahl. Die frühern Autoren geben an: Langeehans (1880j 7 — 9,
Gbassi (1883) 10—13.
Meine Exemplare Aviesen auf (ich habe nicht alle, die ich unter-
suchte, auf die Hakenzahl hin angesehen): 3 mal rechts 8, links 8,
1 mal r. 9, 1. 7.
3. Herkunft. Hafen von Messina.
Allgemeines über No. 5 und 6. Sagitta hexaptera und Sagitta
magna stehen sich auch in ihren übrigen Merkmalen so nahe
wie sonst nicht wieder zwei Arten. Eigentlich weichen sie nur
in der Zahl der Haken und Zähne und in der Körpergrösse
von einander ab, also in sehr variabeln Merkmalen. Ich vermuthe
daher, dass Sagitta magna nur eine Varietät von Sagitta hexaptera
ist. Die Entscheidung darüber wird nur
der fällen können, der beide Arten er-
beutet, beobachtet und studirt.
2. Der eigenthümliche Linienzug,
den die Spitze zusammen mit dem ver-
breiterten obern Ende des Schaftes
bildet, erinnert (als Ganzes genommen)
lebhaft an die Form der Eckzähne
unserer Eaubthiere (Textfig. R). Ich
vermuthe daher in beiden Gebilden die-
selbe biologische Bedeutung und möchte
deren Verständniss aus der Construction
der amerikanischen Axt herleiten. Die
Backen diesei' Axtform laufen nicht wie
die der deutschen Axt streng keilförmig -^^S- ■^•
nach der Schneide, sondern einwärts ge- -^^^^^^ "'^t"''^^' Eckzahn eines
T^Q-p+l-j ovo
bogen (vielleicht parabolisch gekrümmt ?).
Diese Gestaltung ermöglicht „wuchtigen Einhieb, sowie erleichterte
Lockerung zum Rückschwung" ; sie schaift — so sagt Kapp, dessen
Buche (20) ich diese Kenntniss verdanke — „das Doppelte und
Dreifache einer Tagesarbeit im Vergleich zur deutschen".
636 Thilo Krumbach,
Der Eckzahn des Raubtliiers zeigt diese Bildung wenigstens
auf der Rückseite, da, wo er eine scharfe und deutliche Crista aus-
gebildet hat^ mit der er sich eine plötzlich verbreiterte Basis
schafft.
Die Bedeutung dieses Baues scheint mir nun die zu sein: ist
die Beute nicht schon auf den ersten Hieb sicher genug gepackt, so
muss das Gebiss mit kurzem und leichtem Ruck aus der Wunde
herausgehoben werden können, damit es sofort aufs Neue und besser
zupacken kann. Genau dasselbe thun die Chätognathen, von denen
Pagenstecher (und er meint damit gerade die grossen Arten) sagt,
dass sie „gierige Räuber" sind, „welche vorzüglich den . . pelagischen
Larven höherer Krebse nachstellen und solche bis zu einer so be-
deutenden Grösse zusammengeschlagen in ihrem Verdauungscanal
unterbringen, dass der Körper davon aufgetrieben erscheint", und
von denen er beobachtet hat, dass sie sich mit ihren Haken gerade
wie Firolaschnecken überall anhängen (22). (Vergleiche über den
Zahnbau der Wirbelthiere auch Gebhardt's Untersuchung (23).)
4. Gruppe. Spitze nach innen umgebogen, gekniet
(hakenförmig); ihre Basis mehr oder weniger oval, die
Pulpa steht etwa zwischen dem Mittelpunkte der
grossen Axe und deren dorsalwärts gelegenem Brenn-
punkte; die Pulpa reicht immer nur bis zum Knie der
gerade, Spitze, nie macht sie die Krümmung mit.
Schaft fast nur wenig gekrümmt.
7. Sagitta serratodentata Krohn.
1 . Litteratur.
Beschreibungen :
1853. Krohn, Bau d. Gatt. Sagitta, p. 272.
1880. Hertwig, Die Chätognathen, p. 260.
1892. Strodtmann, Syst. d. Chätog., p. 347.
Abbildungen :
1853. Krohn, Bau d. Gatt. Sagitta, tab. 12, fig. 4.
1880. Hertwig, Die Chätognathen, tab. 9, fig. 11 u. 12.
1892. Strodtmann, Syst. d. Chätog., tab. 17, fig. 2.
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textfig. S). Breite, schwere
Haken. Die Gestalt der Spitze bewegt sich zwischen den in der
Abbildung angegebenen beiden Extremen. Schaft an der Schneide
Ueber die Greifhaken der Chätognathen.
637
mit einer Leiste aus knötchenartigen Anschwellungen. Zähnchen
versehen, die nach unten gerichtet sind und von oben nach unten
hin immer weiter aus einander rücken. An den altern Haken ver-
streichen sie dort ganz. Das oberste aller Zälmchen der Leiste
sitzt stets noch oberhalb der Spitzenbasis dicht unter dem Schaft-
rande. (Vergleiche damit das in allen
Stücken entgegengesetzte Verhalten
der Zähnelung an der Schneide von
SpadeIJa draco.)
Der Querschnitt des Schaftes ist
lang-keilförmig. A eitere Haken haben
unten eine deutliche Crista. In diesem
Falle verlegt ihr Querschnitt seine
grösste Queraxe nach der Schneide
zu, so dass der basale Theil des
Hakens kolbig angeschwollen erscheint.
Pulpahöhle dem Eücken näher als der
Schneide und in der Form wie in
dem Schema Textfig. B (siehe vorn
im 1. Theil).
Zahl. Nur 4 Forscher von den
10, die die Art gesehen haben, machen
Angaben über die Zahl der Haken
Hertwig (1880) 8, Grassi (1883), Strodtmann (1892), Steinhaus
(1896) 6-8.
Ich habe gezählt: 40 mal rechts 6, links 6, 10 mal r. 7, 1. 7,
4 mal r. 8, 1. 8, 2 mal r. 5, 1. 5, 2 mal r. 5, 1. 6, 1 mal r. 7, 1. 8, 1 mal
r. 6, 1. 8, 3 mal r. 7, 1. 6.
3. Herkunft. Hafen von Messina, Golf von Neapel.
Fig. S.
Sag. serratodentata.
2 Spitzentypen.
8. Saf/itta minima (Gbassi).
L Literatur.
Beschreibungen :
1883. Grassi, Chetognati, p. 15.
1892. Strodtmann, Syst. d. Chätog., p. 348.
1897. AlDA, Chaetognaths, p. 15.
Abbildungen :
1883. Grassi, Chetognati, tab. 1, fig. 14.
638
Thilo Krümeach,
2. Eigne Beobachtungen. Form (Textfig. T). Schlanke, lange
Haken mit schlanken Spitzen, die nur wenig eingepflanzt sind. Im
Fig. T.
Sag. minima. 2 Spitzentypen.
Verhältniss zu dem kleinen zierlichen Kopfe machen die Greifhaken
den Eindruck einer schweren Bewaffnung. Im basalen Theile sind
sie kolbig aufgetrieben. In der Farbe nur unmerklich gelb getönt
und nahezu von demselben Lichtbrechungsindex wie die Spitzen.
Im Halstheil der Pulpa tritt oft dicht unterhalb der Spitze eine
Anschwellung ein, die auf den ersten Blick den Eindruck macht,
als reiche der basale Pulpatheil so hoch hinauf. Uebrigens nimmt
die Pulpa einen recht grossen Raum ein. Die Spitze ist an ihrem
Gipfel manchmal wie ein Haken gekrümmt. Aida (1897) sagt von
seinen japanischen Exemplaren : the top of the seizing hook is strongly
curved inwards. Aeltere Haken haben eine ganz schmale, feine
Crista. Die Haken eines Systems sind von nahezu gleicher Grösse,
die Spitzencurve verläuft also flach.
Zahl. Gkassi (1883) und Strodtmann (1892) geben beide die
Zahl auf 6—7 an Ich habe gesehen: 18 mal rechts 7, links 7,
5 mal r. 6, 1. 6, 3 mal r. 8, 1. 8.
3. Herkunft. Hafen von Messina, Golf von Neapel.
Ueber die Greifhaken der Chätognathen.
639
9. KroJinia hnmata (Möbiüs).
1. Litteratur.
Beschreibungen :
1874. MÖBlUS, Vermes, p. 158.
1880. Hertwig, Chätognathen, p. 268. "
1892. Strodtmann, Die Syst. d. Chätog., p. 351.
Abbildungen :
1874. MÖBIÜS, Vermes, tab. 3, fig. 15 u. fig. 14.
1880. Hertwig, Chätognathen, tab. 9, fig. 11 u. 13.
1892. Strodtmann, Die Syst. d. Chätog., tab. 17, fig. 3 — 4.
2. Eigne Beobachtungen. Form d e r ä 1 1 e r n H a k e n (Textfig. ü).
Massige, schwere Haken von breit ovalem Querschnitte und kräftig gelb-
licher, selbst bräunlicher Farbe. Die Spitzen-
form bewegt sich zwischen den beiden Ex-
tremen, die die Figur angiebt. Der Pulpa
steht ein unverhältnissmässig weiter Canal
zur Verfügung, den sie daher auch nie aus-
zufüllen vermag. Ihre Hauptmasse hält sich
in der Mitte und heftet sich nur durch körnig-
wabige Ausläufer an die Canalwand an. Der
Schaft zeigt an der Schneide oben eine leichte
nach aussen hervortretende Curve. Unten
schwillt er an und verlegt damit die Quer-
axe des Querschnitts nach der Schneidenseite.
Unterhalb der Spitze haben die Jüngern Haken
eine kolbige Anschwellung des Pulpacanals
wie Sagitta minima. Bei den altern Haken
desselben Sj'Stems ist diese Anschwellung
wieder ausgeglichen. Wenn man lediglich
nach dem Pulpage webe urtheilt und nicht
nach der AVandung des Canals, so kann man
den Eindruck gewinnen, als bewege sich die
Pulpa in sehr unsichern Formen. Bei manchen ^i^^- /'«'»« ^«- 2 Spitzentypen.
Haken biegt sie von der Spitze her nach dem Rücken zu aus.
Die Spitze wird von dem Schafte ausserordentlich fest um-
schlossen, namentlich von dessen Rücken breit unterstützt. Spitzen-
basis und Schaftrand convergiren nach innen.
Form der Greifhaken bei jungen Thieren. Strodtmann
(1892) hat an den Greifhaken jüngerer Individuen eine eigenartige
Fig. U.
640 Thilo Krumbach,
Entdeckung gemacht. Er fand, „dass der innere Rand fast der
ganzen Länge nach mit feinen Zähnchen besetzt ist" und fügt
hinzu: „Sobald die Thiere älter werden, verlieren die grössern
Greifhaken die Zähnchen und die Spitze (die bis jetzt lang gestreckt
war) erhält ihre charakteristische kniefönnig umgebogene Gestalt,
die kleinern dagegen behalten noch ziemlich lauge die Zähnchen".
Mir haben 3 junge Exemplare vorgelegen, die mir an eiuzelnen
Haken noch Reste dieser Zähnelung zeigten. Die Zähne, die nichts
gemein haben mit den (knöpfchenartigen) Zähnchen der Sagitta
serrafodenfafa, wohl aber an die (allerdings sehr viel zartern und
eine Alterserscheinung darstellenden) Zähnchen der SpadeUa draco
erinnern, gleichen breiten Zinken eines Kammes, die man sich aller-
dings schräg sitzend zu denken hat. Hinzufügen kann ich noch,
dass sich solch ein mit Zähnchen versehener Greifhaken von dem
altern auch noch durch wellige Krümmungen seines Schaftes unter-
scheidet. Zu den übrigen Angaben Strodtmann's und zu seinen
Deutungen vermag ich nicht Stellung zu nehmen, weil es mir, wie
gesagt, an ausreichendem Material gemangelt hat.
Zahl. Die frühern Autoren Mübius (1874), Hektwig (1880),
Steodtmann (1892), Steinhaus (1896) geben die Zahl der Greif-
haken auf 8 — 9 an. Meine Zählungen haben ergeben: 4 mal rechts
9, links 9, 1 mal r. 10, 1. 10, 1 mal r. 8, 1. 8, 2 mal r. 6, 1. 6 (junge
Thiere).
3. Herkunft. Meer um Spitzbergen.
Allgemeines über No. 7, 8 und 9.
1. Die Chätognathen mit diesem Hakentypus sind Thiere von
auffallend kräftiger Körpermusculatur, sind geradezu ins Grobe ge-
ratene Thiere, und nie haben sie einen Epidermiswulst. Wenn es
also richtig ist, dass (wie ich bei Sagitta hipundata und SpadeUa draco
bemerkt habe) der Epidermiswulst ein Schwimmring ist, auf dessen
Kosten die Körpermusculatur zarter ausgebildet werden konnte, so
spricht hier die grobe Musculatur bei Abwesenheit eines Epidermis-
wulstes auch ihrerseits für die Richtigkeit jener Auffassung.
2. Wie dort bei Gruppe 1, so drängt sich auch hier noch ein
zweiter Schluss auf die Lebensweise der Thiere auf. Zu straffer,
starker Musculatur sind schwere, breite, lange Haken gegeben. Das
Räuberleben also (Räuber sind sie ja alle) vermögen diese 3 Arten
in viel activerer Form zu führen als z. B. die Sag. hipundata und
die SpadeUa draco. Sie sind durch den gröbern Bau ihres Haut-
muskelschlauchs widerstandsfähiger und durch den Mangel des
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 641
Epidermwulstes selbständiger in ihren Bewegungen. (Siehe auch
das Vorkommen der Krohnia hamafa in bedeutenden Tiefen.)
Von den 31 Chätognathen-Arten, die nach Steinhaus (1900) als
bekannt gelten dürfen, sind ihren Greifhaken nach ausser
diesen 9 soeben eingehender geschilderten Arten bisher charakterisirt
worden: Krohnia foliacea und Krohnia pacifica von Aida (1897),
Krohnia subtiUs durch Grassi (1883) und Stkodtmann (1892), Sngitta
lyra durch Grassi (1883), Spadella marioni von Gourret (1884) und
Sagitta hecloti und Spadella vougai durch Beraneck (1895) — zu-
sammen also noch 7 Arten. Wenn auch diese Schilderungen nur
w^enig Einzelheiten bringen, so gewähren sie doch immerhin ein
Bild von den Haken. Ueber die Greifhaken der 15 übrigen Arten
jedoch fehlt noch jede Auskunft.
Breslau, im September 1902.
642 Thilo Kbumbach,
Nachtrag.
Seit dem Abschluss meines Manuscriptes hat L. Doncaster in
zwei Arbeiten (11 u. 25) die eben erörterten Thatsachen und Probleme
gestreift. Weil er mit seinen Beobachtungen um ein gutes Stück weiter
gekommen ist als die Frühern , mögen seine Angaben hier im Wortlaut
folgen.
1. Auf Schnitten durch den Koj^f einer 3 Tage alten Larve hat er
(11) gefunden, that the epidermis is thickened under the hood ; this con-
dition, fährt er fort, persists in the adult in the anterior part of the head,
and, since the thickening is in just the region from which the hooks grow out,
it is possible that it is connected with their formation. Mit diesem Funde
und den daran geknüpften Vermuthungen bestätigt er meine Angaben und
Schlüsse, die sich im 1. Theil unter A III, S. 592—593 u. Einl. S. 582
finden.
2. In Bezug auf die Zahl der Grreif haben bemerkt er (25) über die
Sag. trieuspidata : it was found that while the typical nmuber of hooks is
8, one specimen had only 4, another 5, and others 7 on each side. Viel
wichtiger — aber mir einstweilen noch undeutbar, weil ich die Art nicht
kenne — ist eine Beobachtung (25), die possibly indicates that the hooks
are lost to some extent at maturity. The species in question was Sag.
lyra, ein Thier, das Grassi nur sehr selten geschlechtsreif gefunden hat,
das auch Doncaster im „Auftrieb" und in geringen Tiefen unreif fand,
at depths of 400 and 1000 metres aber in Mengen geschlechtsreif er-
beutete. Those frora the greater depth were remarkable in that a large
Proportion had only 3 hooks on each side instead of 7 , although others
were nearly or quite mature with the normal 7 hooks. These examples
had otherwise all the characters of 5. Igra, except that the head was per-
haps shorter and broader than usual. These facts seem to indicate that
either there are 2 closely allied species or varieties included under the
name S. lyra , or that when maturity is reached , 4 out of the 7 hooks
on each side are, in some cases at least, lost. — Die Frage, ob Species,
Ueber die Greifhaken der Chätognathen. 643
ob Varietät, Hesse sich vielleicht durch die Form der Grreifhaken ent-
scheiden , wenn sich's eben nicht doch um Alterserscheinungen handelt.
3. Ein paar seiner Bemerkungen über die Entwicklung des Greif-
hakensystems ergänzen die frühern Beobachtungen (s. Hist. B III) in er-
freulicher Weise. Under the hood, so berichtet er (11) von der 3 — 4 Tage
alten Larve, 4 or 5 small hooks make their appearance, the most posterior
of which is the longest, while the front one is hardly visible ; as they in-
crease in size new ones begin to grow in front, until the normal number
for the species is reached (vgl. B III 1 — 3).
4. Für die im 2. Theile meiner Untersuchung nachgewiesene Corre-
lation zwischen Epidermiswulst, Musculatur und Greifhaken sprechen auch
Doncaster's neue Arten (25) Sag. ferox, pohjodo^i und scjttata.
Zum Schluss noch
5. eine Bemei-kung allgemeinerer Art. Wenn künftige Forschungen
erwiesen haben werden , dass die in Abschn. C gegebenen Anregungen
und Versuche, gewisse Integumentgebilde — die Haken und Stacheln —
als einander verwandt zu betrachten, Erfolg hatten, dann werden die
Greifhaken der unscheinbaren Chätognathengruppe für unsre morphologische
Kenntniss grosser Gruppen der Wirbellosen von entscheidender Bedeutung
werden. Schon jetzt lässt sich sagen , dass dann z. B. die gründlichen
Bemühungen JoH. Thiele's (26), die Solenogastren als „eine mit den
Gordiiden und Anneliden nächst verwandte Gruppe von Würmern" zu
erweisen, eine neue und sichere Stütze finden werden (vgl. C 10 und die
Schlüsse I 2 ; II 1 a u. c).
Breslau, 23. Mai 1903.
Zool. Jahrb. XVIII. Abth. f. Syst.
43
644 Thilo Kextmbach,
Literatur.
i
Die Titel der von mir benutzten Literatur über die Chätognatheü
findet mau :
1. bis zum Jahre 1892 bei Stkodtma^;x, Die Systematik der Chäto-
gnatben und die Verbreitung der einzelnen Arten im nordatlantischen
Ocean, in: Arch. Naturg., Jg. 1892, V. 1, p. 372—376.
2. bis 1806 bei Steinhaus, Die Verbreitung der Chätognathen im süd-
atlantischen und indischen Ocean. Dissert., Kiel 1896, p. 11 — 13.
3. bis 1900 bei Steinhaus, Chätognathen, in: Hamb. Magelh. Sammel-
reise, Hamburg 1900, p. 10. (Sehr sorgfältiges Verzeichniss.)
Auf diese Verzeichnisse beziehe ich mich und trage hier nur nach,
was inzwischen erschienen ist oder was ich über einzelne Werke zu be-
merken habe.
4. MaeTIXUS Slabber, Natuurkundige Verlustigingen, beheizende micro-
scopise Waarneemingen van in- en uitlandse Water- en Land-
Dieren, 1. — 18. Stukje. Te Harlem , By J. Bosch, 1769—1778.
6. Stukje, Derde Waarneeming van den Zee-Worin, genaamd Sagitta
of Pyl. Diese holländische Ausgabe ist besser als die vielbenutzte
deutsche.
5. ScOEESBY. Seit Keohn 1844 in den Anat.-phys. Beobachtungen
über die Sagitta bipunctata, p. 3, Anm. *) geschrieben hatte: Ich
verdanke den Nachweis , dass ScoEESBY ein sehr ähnliches Thier
in der nördlichen Polarzone angetroffen und in seinem Werke
(Account of the arctic regions , V. 2, tab. 16, fig. 1 u. 2) ab-
gebildet, einer gütigen Mittheilung des Herrn Prof. ESCHRICHT —
scheint kein Bearbeiter der Sagitten das Werk wieder eingesehen zu
haben. Es bietet auch in der That nichts für die Naturgeschichte
Ueber die Greifhaken der Chätoguathen. 645
der Sagitten. Scokesby's Text enthält nicht einmal das Wort
Sagitta, und zu den 2 Figuren auf tab. 16 bemerkt die Explanation
of the Plates nur Natural size. Das in fig. l dargestellte 37 mm
lange Thier, das mit einer Schwanzflosse, einem schnabelförmig ver-
längerten Kopfe und 2 Dingen wie Augen ausgestattet ist, könnte
Sag if tri hcrajitfra sein. Fig. 2 . ein 31 mm langes Thier, deute ich
wegen seiner herzförmigen Schwanzflosse, eines Paares Seitenflossen
und seines Gesammthabitus mit grösserer Bestimmtheit als Krohnia
hcunafa. Beide Thiere zählt er zu der principal food of the whale.
6. SiMROTH, Entstehung der Laudthiere, p. 35, 65, 165, Leipzig 1891.
6a. Zieglee , H. E., lieber den derzeitigen Stand der Cölomfrage, in:
Yerh. Deutsch, zool. Ges., 1898, p. 31 u. 65 — 66.
7. Delage et Heeouard, Traite de Zoologie concrete, V. 2, Les Ver-
midiens. Chsetognathes, p. 243 — 251, Paris 1897.
8. Düxcastee , L., Notes on the developraent of Sagitta, in : Proc.
Cambridge phil. Soc, V. 11, pai-t 4, Cambridge 5. Febr. 1902.
9. Shipley, Thread Worms and Sagitta, in: Cambridge nat. Hist., Y. 2,
p. 186—194, 534, London 1901.
10. Sch:xeidee, Karl Camillo, Lehrb, d. vergl. Histologie der Thiere,
p. 226, 135, 693, Jena 1902.
11. DONCASTER . L., On the development of Sagitta; with notes on the
anatomy of the adult, in: Quart. J. microsc. Sc. (N. S.), V. 46,
part 2, p. 351—398, 3 Tafeln, 1902.
12. BoTHERT, lieber den Bau der Membran der pflanzlichen Gefässe, in:
Anz. Akad. AViss. Krakau, p. 11 — 28, 1897.
13. Pax, Pea^tl's Lehrb. d. Botanik, 11. Aufl., p. 93, Leipzig 1900.
14. Steasbueger, Noll, Schenck u. Schimper, Lehrb. d. Botanik f.
Hochschulen, 5. Aufl., p. 56, Jena 1902.
15. WiLK, Dr. E., Die Synthese im naturgesch. Unterricht, in: Pädagog.
j\Iagazin. Heft 63, p. 25, Fussnote, Langensalza 1895.
16. Peter, Dr. Karl, Die Entwicklung und functionelle Gestaltung des
Schädels von Ichthyophis glutinosus , in : Morph. Jahrb., Y. 25,
p. 599 — 601 Anm., 1898.
17. Galilei, G. , Unterredungen und mathematische Demonstrationen
über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze be-
treffend, Zweiter Tag (1638), in: Ostwald's Klassiker der exacten
Wissenschaften, No. 11, p. 117—125, 139, 1890.
18. Glaser u. Klotz , Leben und Eigenthümlichkeiten der niedern
Thierwelt, 2. Theil. p. 43, Leipzig 1882. Enthält gelegentlich einer
Erörterung über die Conchospirale ein treffendes AVort über die
Mathematik in der organ. Natur : „So anerkennenswerth es ist, wenn
sich der Mathematiker mit diesem Gegenstande befasste , so gelang
es doch nicht ganz, das gewünschte Ziel zu erreichen ; absolute
Genauigkeit darf man eben bei organischen Körperu nicht verlangen.
Aeusserte doch ein hochberühmter Mathematiker gesprächs-
43=«
646 Thilo Krumbach, lieber die Greifhaken der Chätognathen.
weise : Die Mathematik solle noch erfunden werden, die aul organische
Körper eine unmittelbare Anwendung finden kann."
19. VoNDEELiNN, Statik für Hoch- und Tiefbautechniker, 2. Aufl.,
Stuttgart 1902.
20. Kapp, Philosophie der Technik, Braunschweig 1877.
21. Gegenbauk, Vergl. Anatomie der "Wirbelthiere mit Berücksichtigung
der Wirbellosen. Die Capitel : Integument und Hautmuskelschlauch,
V. 1 (bes. p. 603), 1898.
22. Pagenstechek , H. A. , Allgemeine Zoologie, 2. Th. , p. 71 — 72,
1877.
23. Gebhaedt, W., Ueber den functionellen Bau einiger Zähne, Theil 2,
in: Arch. Entw. Mechan., V. 10, p. 263—268, 335—340, 1900.
24. CoNANT, Notes on the Chaetognaths, in: John Hopkins Univ.
Circulars, June 1896, p. 83.
25. Doncastee, L., Chaetognatha, with a note on the Variation and
distribution of the group, in: The Fauna and Geography Df the
Maldive and Lacadive Archipelagoes, V. 1, part 2, 1902.
26. Thiele, Joh., Die systematische Stellung der Solenogastren und die
Phylogenie der Mollusken, in : Z. wiss. Zool., V. 72, p. 433 — 455,
1902.
r
Ueberselzungsrech t vorbehalten.
Nachdruck verboten.
lieber die EntwickluDg von Bombylius pumilus Meig,
einer Fliege, welche bei Oolletes daviesana Smith
schmarotzt.
Von
J. C. Nielsen, Kopenhagen.
Hierzu Tafel 28.
Colhies daviesana Smith ist eine in Dänemark sehr gemeine
Biene, die im Hochsommer fliegt. Ihre Nester werden in senkrechten
Thonwänden oder in Erdabhängen angelegt; besonders vorgezogene
Stellen sind die Erdklumpen, welche die Wurzeln umgewehter
Tannen umgeben ; doch nur, wenn jene Bäume so gefallen sind, dass
die Wurzeln gegen Süden liegen. Das Weibchen gräbt einen Stollen
schräg in die Erde hinab bis zu einer Tiefe von 10 cm. Den
innersten Theil dieses Stollens bekleidet es mit einem Drüsensecret,
das, an der Luft erstarrend, ein wasserdichtes Rohr im Stollen bildet.
Das Secret ist in erstarrtem Zustand so fein, dass es von Reaumur
mit den silberglänzenden Spuren, welche die Waldschnecken nach
sich ziehen, verglichen worden ist.
Im Rohre führt das Weibchen aus dem gleichen Stoffe eine
Reihe Zellen auf, welche frei, ohne mit einander verbunden zu sein,
liegen, dergestalt, dass sich ein leerer Raum zwischen dem Deckel-
chen jeder Zelle und dem Boden der folgenden befindet.
648 J- C. Nielsen,
Die Zellen sind nngefähr 8 — 11 mm lang und 4 — 5 mm breit,
die innerste ist eiförmig, ihr Boden abgerundet, die folgenden aber,
deren Boden und Decke flach sind, cylindrisch.
In die Zellen giesst die Biene eine dickflüssige Masse aus
stark mit Honig angefeuchtetem Blüthenstaub bestehend ; damit wird
die unterste Hälfte der Zelle angefüllt. Das Ei wird auf die Futter-
masse gelegt oder vielleicht eher an der Gallenwand befestigt. Wenn
die Larve aus dem Ei gekommen, fängt sie an, das Futter zu fressen,
solchergestalt, dass sie den Futterklumpen aushöhlt, der an den
Zellenwänden schon starr zu werden beginnt.
Während ihrer Entwicklung schiebt die Larve nun einen Theil
der Futtermasse längs deu Seiten und an der Zellendecke empor,
wo er fest sitzen bleibt und eine feste Hülle um die Larve bildet.
Es wird also nicht das ganze Futter zur Entwicklung verbraucht.
In dieser Hülle ruht die Larve bis Juni und verpuppt sich
darauf. Die Innenseiten der Zellenwände werden mit den Excre-
menten beschmiert, so dass die Wände, welche zuvor gelb waren,
nun die Farbe wechseln und schwarzbraun werden.
Die Larve ist also von drei Schichten beschützt, zu äusserst
von den Zellen, in der Mitte vor dem Blüthenstaube und innen von
den Excrementen. Die Entwicklung war im Juli beendigt.
CoUefes ist von Raubthieren und Schmarotzern sehr geplagt;
unter den ersten habe ich hier in Dänemark vorzüglich eine braune
EIater-L?iVYe bemerkt, welche, indem sie mit der äussersten Zelle an-
fängt und sich nach uud nach den Weg durch die ganze Reihe
bahnt, alle Bienenlarven auffrisst. Dieses Thier ernährt sich nicht
durch Auffressen des Futters der Bienenlarven, wogegen Forßcula
nach F. Smith in England das Futter und vielleicht auch die Larven
fressen soll.
Unter den Schmarotzern kann man zwei Gruppen unterscheiden.
Die eine besteht aus Futter Schmarotzern, zu denen die Bienen
Epeolus proclucfus und Coelioxijs rufescens gehören. Die Larven dieser
zwei Bienenarten tödten die Wirthlarve, während dieselbe noch ganz
jung ist oder im Ei, und ernähren sich dann von dem eingesammelten
Futter.
Coelioxys ist ziemlich selten, wogegen die Larve von Epeölus,
welche eine sehr merkwürdige plattgedrückte Form mit stark her-
vorragenden Stigmen hat, wenigstens in einem Drittel der Zellen
überall vorzukommen scheint. Die Larven dieser Arten fressen im
Gegensatze zur Co??e^e5-Larve das ganze Futter auf. Die Zellen,
Bombylius pumilus Meig. 649
welche von den erwähnten Larven bew^ohnt sind, sind deswegen
leicht daran zu erkennen, dass sie weiss und durchsichtig sind. Die
Larve von Epeolus stösst ihre Excremente als runde Kügelchen aus,
welche sie zu einer Hülle um sich zusammenscharrt.
Zur zweiten Gruppe, den echten Schmarotzern, gehört die Fliege
BomhjHns pumilus Meig, welche die Bienenlarve erst dann, wenn
dieselbe ausgewachsen, aussaugt. Weil ihre Lebensgeschichte bisher
unbekannt war, soll sie hier zum Gegenstand einer Untersuchung
gemacht werden.^)
Das Mateiial ist in der nächsten Umgegend von Frederiksborg
(Seeland) gesammelt. Die Fliegenlarven w^urden in sehr vielen Zellen
von ColJeies-lj^YY^w und auch auf den Epeolus-ljduYYQw gefunden.
Hier liegt also der Fall vor, dass ein Schmarotzer sowohl die Wirth-
larve als den Futterschmarotzer angreift.
Am 19. April ward eine grössere Anzahl Colletes-Z^Wew, von
denen einige am 25. April geöffnet wurden, gesammelt. Auf der
Innenseite mehrerer Zellen kroch eine ca. l^o Dim lange, gelbe Larve
umher. Sie hatten ihren Kopf in Löcher des Blüthenstaubs einge-
bohrt und Sassen dort, wenn sie nicht gestört wurden, unbeweglich;
sonst aber zogen sie den Kopf zurück und bewegten den Vorderleib
hin und her. In ihren Darmcanal wurden grosse Klumpen Blüthen-
staub gefunden, wegen ihrer röthlichen Farbe durch die Haut hin-
durch scheinend. Die Larve lebt demnach in ihi'em ersten
Stadium von Blüthenstaub (Fig. 1).
In der Zeit von 14 Tagen bis 3 Wochen wuchs die Larve bis
zu einer Länge von ca. 2 — 2^2 mm heran. Gleichzeitig veränderte
sich auch die Form, indem der Leib in der Mitte am dicksten
ward, gleichmässig gegen die Enden hin abnehmend, und einge-
schnürte Segmentränder bekam. Auch die Farbe hatte sich aus dem
rothgelben ins weisse geändert (Fig. 2). Der Leib war aus 13 Seg-
menten zusammengesetzt, von denen das erste, der Kopf, ins zweite
hineingezogen werden konnte. Es war mit 2 stärker entwickelten
Leisten sowohl auf der obern als auch auf der untern Seite, welche
sich als sog. Chitingräten durchs folgende Glied erstreckten, schwach
chitinisirt.
Von den Mundtheilen lassen sich nur 2 krumme und glatte
Mundhaken, welche die Larve dazu gebrauchte, die zusammen-
1) Herr Alfken in Bremen theilt mir mit, dass er eine Miltogramma-
Art aus den Zellen von CoUetes daricsaua gezogen hat.
650 J- C. Nielsen,
gepressteii Klumpen von Blüthenstaub aus einander zu pflügen, und
ein taster- oder fühlerartiges Organ, welches keulenförmig war und
auf der untern Seite mit Borsten versehen, erkennen (Fig. 3). Dieses
Organ ist vielleicht ein Palpus raaxillaris. Es fungirt wahrscheinlich
als Sinnesorgan, mit welchem die Larve, indem sie die Zellenwände
auf dieselbe Weise, wie es die Insecten mit ihren Fühlern zu thun
pflegen, berührte. Von den 3 auf den Kopf folgenden Segmenten
war ein jedes mit 2 langen Borsten versehen, die nach beiden Seiten
ausgestreckt zum Anklammern benutzt wurden.
Das folgende Segment war einfach, wohingegen in dem Gelenk
zwischen dem 6. und 7., 7. und 8., 8. und 9., 9. und 10. und 10. und
11. Segment je 2 kleine Fusstummel gefunden wurden, die in die
weiche Gelenkhaut einziehbar waren. Sie waren weder mit Dornen
noch mit Borsten versehen, aber an den Eändern fand sich ein
Lippenkranz, womit sie sich an die Unebenheiten des Bodens fest-
klammerten. Das 11. Segment war einfach; das 12. trug auf der
untern Seite 2 grössere Fusstummel, welche sich nicht hinziehen
Hessen, und auf der obern Seite 2 kegelförmige Erhebungen, deren
Spitzen die einfachen Stigmen trugen. Von denselben gingen
2 Tracheen aus, die sich bis in die ersten Segmente erstreckten, wo
sie sich, ohne in ein Stigma auszumünden, verzweigten.
Nach Obigem ist die Larve also metapneu tisch.
Hinter den Stigmen sass eine grosse, birnförmige, luftgefüllte
Blase, deren Ausführungsgang in die kegelförmige Erhebung empor-
stieg (Fig. 4). Die Ausführungsöfi'nung selbst gelang es mir aber
nicht zu finden. Dass dieselbe indessen mit der äussern Luft in
Verbindung stand, ward mir durch folgenden Versuch einleuchtend.
Ich legte das Thier in Wasser unter einem Deckglase, auf welches
ich einen leisen Druck ausübte; wenn ich den Druck wiederum auf-
hob, fand es sich, dass sich die Blase und der vorderste Theil der
Tracheen mit Wasser füllten (Fig. 4).
Das letzte Segment trug nach hinten 2 braune Zapfen, von
denen ein jeder mit einer sehr langen Borste versehen war.
Wenn die Fliegenlarve eine Länge von 2 mm erreicht hat, greift
sie die Bienenlarve an. Bisweilen triff"t es aber ein, dass die Fliegen-
larve an diesem Zeitpunkte stirbt, indem die Bienenlarve die Wände
der Zelle mit den Excrementen beschmiert und dabei gleichzeitig
die kleine Fliegenlarve mit diesen überdeckt, so dass dieselbe, nach-
dem sie eine Zeit lang gezappelt, stirbt.
Hieraus darf man jedoch nicht schliessen, dass das erste Stadium
Bombylius pumihis Meig. 651
der Fliegenlarve immer dann, wenn die Bienenlarve ihre Excremente
entleert, beendigt ist. Dies ist keineswegs der Fall. Die Fliegen-
larve frisst anch vom Blüthenstaiib, nachdem sie die Excremente,
durch welche sie den Kopf steckt, um das Futter zu erreichen,
durchbohrt hat. Bisweilen fanden sich in derselben Zelle 2 — 3 Larven,
unter denen die eine stets die andere vernichtete, ehe sie in das
zweite Stadium überging.
Wenn die Fliegenlarve auf die Bienenlarve hinübergekommen
war, kroch sie dort einige Zeit umher und bohrte ihre Mundhaken
in die Haut der Bienenlarve ein, um dort eine Stelle, wo sie sich
festhalten könnte, zu finden. Ein Stück von der Haut zeigt mehrere
braune Flecken, in deren Mitte 2 kleine Löcher, durch welche die
Mundhaken gestochen waren (Fig. 9). Die braunen Flecken, die
jene Löcher umgeben, entstehen vielleicht durch eine Art Entzündung,
die durch den Biss verursacht wird. Die Fliegenlarve heftete sich
immer in der Nähe der Stigmen fest, sei es, weil die Haut hier
dünner war, oder aus andern Ursachen.
Wenn sie sich festgesetzt hatte, häutete sie sich und kam nun
in einer ganz veränderten Gestalt zum Vorschein. Der Leib, immer
aus 13 Segmenten zusammengesetzt, hatte jetzt alle Borsten und
Fusstummel verloren; er war rund mit deutlich getrennten Gliedern.
Der Kopf war gross mit einer Einbiegung in der Mitte, wo sich der
Mund befand.
Das letzte Segment war zugespitzt, mit kleinen Warzen versehen.
Die Mundhaken glichen mit ihren Widerhaken beinahe Pfeil-
spitzen (Fig. 8). Die Ursache dieses Baues muss wahrscheinlich
darin gesucht werden, dass die Larve ohne solche Widerhaken sich
nicht an der Bienenlarve würde festhalten können, denn sonst fehlt
es ihr an Mitteln sich festzuheften. Das taster- oder fühlerartige
Organ ist nun etwas kleiner und sitzend geworden, auch die Borsten
sind verkürzt und auf den äussersten Theil angesammelt (Fig. 5).
Das Organ ist jetzt auf einer Chitinplatte, deren Mitte weich-
häutig ist (dem Kiefer), eingelenkt.
Während des Wachsthums ändert es noch einmal seine Form
und ergiebt sich gegen das Ende des zweiten Stadiums als ein
kleiner Chitinstab (Fig. 6).
Die Larve ist nun amphipneutisch geworden, indem sich ein
Paar Stigmen an dem hintersten Theil des zweiten Segments ge-
öffnet haben. Das hinterste Paar findet sich noch hinten auf dem
12. Segment. Die beiden Paare sind fingerblätterig, und in den
652 J- C. Nielsen,
Spitzen der Blätter sind feine Löcher für die Luft. Die Anzahl der
Blätter war sehr bedeutend in den hintersten Stigmen, wo sie zwei
regelmässig-e Kränze bildeten, in den vordem dagegen fanden sich
nur 6, welche Zahl jedoch allmählich, als die Larve wuchs, sich bis
auf 7 oder 8 vermehrte.
Die Farbe der Stigmen war dunkel braun. Im vordersten Theil
des Leibes fanden sich ein Paar sackförmge Speicheldrüsen, deren
fadenförmiger Ausführungsgang in den Pharynx ausmündete.
Im hintersten Tlieil des Darmcanals lagen die röthlichen Pollen-
körner, und der oberste Theil war mit den aufgelösten Organen der
Bienenlarve gefüllt.
Die Farbe der Larve war weiss mit durchscheinenden Fett-
körnern. Der Kopf hatte eine hellere und durchsichtigere Farbe als
der übrige Theil des Leibes.
Die Schmarotzerlarve lag quer auf der Bienenlarve, dergestalt,
dass man, dieselbe von hinten betrachtend, rechts ihren Kopf und
links ihren After sah.
Im Laufe dieses Stadiums, das ungefähr 14 Tage dauert, er-
reicht die Fliegenlarve eine Länge von 8 — 9 mm.
Die ColJefes-hRYYe wird nach und nach schlaff und ihre Haut
sehr runzlig. Sie war jedoch beständig lebend. Dies geht aus der
Farbe hervor, denn diese ist, so lange das Thier am Leben ist, hell
weiss, wird aber einige Stunden nach dem Tode dunkel. Die Bienen-
larve aber behielt bis zuletzt die weisse Farbe. Nachdem die Fliegen-
larve eine Länge von 8 — 9 mm erreicht hatte, häutete sie sich und
trat nun in einer ganz veränderten Form hervor (Fig. 10).
Die Segmente hatten nun erweiterte Seitenlappen bekommen,
und die Larve war etAvas hinter der Mitte am breitesten. Die Ober-
seite war gewölbt, die Unterseite aber beinahe flach. Das erste
Glied war an der Bauchseite tief ins zweite Glied eingestochen, an
der Rückenseite aber frei.
Die Vorderecken des zweiten Gliedes waren sehr stark vor-
gezogen, und in einer kleinen Vertiefung der Hinterecken fand sich
das erste Paar Stigmen. Das zweite Paar sass auf dem 12. Segment.
Die Stigmen waren schalenförmig und das Peritrem theilweise ge-
zahnt. Die Zahl der Zacken war am grössten am ersten Paar,
ca. 12 — 13, am hintersten kaum grösser als 9. Dieses war rund,
mit der AthemöflPnung in der Mitte, jene aber fächerförmig mit
dem Loch an der Spitze (Fig. 12). Die Mundtheile hatten ihre
Form nicht geändert, sondern waren nur stärker chitinisirt und
Bombylius pumilus Meig. 653
dunkler geworden (Fig. 11). Ueber den Mundtheilen fanden sich
zwei kurze eingliederige Fühler.
Die Larve sog nun die Colletes-h&rye ganz aus und wuchs
gleichzeitig zu einer Länge von 10 — 12 mm heran. Die Haut der
Bienenlarve wurde hinter der Fliegenlarve zusammengedrückt, und
jene nahm ihren Platz in der Zelle ganz ein.
Ich hatte 2 Stellen von Collefes, jeden mit 3 Zellen in schmalen
Gläsern liegend. Die Zellen hatte ich auf der einen Seite geöffnet,
um die Entwicklung der Insassen näher zu verfolgen.
No. 1 BomhyUus a Bomh. b Bomb, c
Xo. 2 CoUetes a CoJlet. b Bombylius
In No. 1 wurden die CoUetes-LsLYveTi gleichzeitig ausgesogen.
Bombylius Xo. a verpuppte sich dann und. entwickelte sich als S-
Combylius Xo. 2 durchbrach aber die Scheidewand zAvischen Xo. c
und Xo. b, griff Xo. b an und sog ihn im Laufe von 2 Tagen aus.
verpuppte sich dann und entwickelte sich als 2.
In No. 2 geschah dasselbe, nur wurde hier noch eine CoJJetes-
Larve anstatt einer BombyUHs-Ija.r\e aufgefressen.
Dies zeigt also einen Unterschied zwischen den einzelnen Larven ;
es ist mir aber sehr zweifelhaft, ob dies ein Geschlechtsunterschied
ist. Wenn man eine grosse Reihe von Bombylius überblickt, findet
man keinen deutlichen Unterschied in der Grösse zwischen Männchen
und Weibchen, wie bei den meisten andern Insecteu. Es finden sich
Männchen, die eben so gross wie die grössten Weibchen sind, und
Zwergexemplare jedes Geschlechts. Ich nehme deshalb an, dass es
auf einem Zufall beruht, dass meine Bombylius-LsirxeTi, welche
2 Larven aussogen, sich zu ^x entwickelten; ich meine, dass sowohl
2 als S entweder 1 oder 2 Larven auffressen können und dass jedes
Geschlecht sich mit einer begnügen kann.
Die Beobachtung, dass ein Schmarotzer zu seiner Entwicklung
der Insassen mehrerer Zellen bedarf, hat schon Beauregard \i ge-
macht. Genannter Verfasser sah, dass diejenigen Lytfa vesicatoria-
Larven, die sich in den Xestern der kleinen CoUetes si(/nafa ent-
wickeln, durch mehi'ere Zellen dringen, um hinreichendes Futter zu
bekommen, während diejenigen, die in den Zellen der grossen CoUetes
cunicularius und Jlagachile sp. leben, dies nicht thun. Auch sah er.
dass. wenn sich die 2. Larvenform der Lytta-Larve zum 2. Mal
1) Beauregard, Les insectes vesicants. Paris 1890, p. 292 — 302.
654 J- C. Nielsen,
häutete, die Larve derber und fester wird. Dies geschieht im Labo-
ratorium zu derselben Zeit, wo das Futter der Zelle, in welcher die
Larve liegt, ganz aufgefressen ist. Beaueegakd schliesst dann, dass
die derbe Larvenform die Bedeutung hat, der Larve das Eindringen
in die folgenden Zellen zu erleichtern. — Nachdem wir nun die Ent-
wicklung der Bomhylius-h?iY\Q kennen gelernt haben, verstehen wir auch
die Ursachen der verschiedenen Larvenformen. Ln ersten Stadium muss
die Larve in die Zelle eindringen und einen Platz auf der Bienen-
larve suchen; deshalb ist sie mit Bewegungsmitteln, Borsten und
Fusstummeln, versehen. Das zweite Stadium dagegen ist der Er-
nährung gewidmet, und die Larve bewegt sich gar nicht, deswegen
sind die Bewegungsmittel verschwunden, und die Larve hält sich
nur vermittels der Widerecken der Mundhaken fest. Im 3. Stadium
ist die Bewegung wieder theilweise nothwendig, daher ist die Larve
mit erweiterten Seitenzapfen versehen, womit sich die Larven in
den Zellen vorschieben. —
Nach dem Ende der Mahlzeit ruhte die Larve ca. 14 Tage und
verpuppte sich dann. Die Mumienpuppe hat eine Länge von
8 — 10 mm (Fig. 13). Die Farbe ist weiss. Der Kopf trägt 4 Paar
Dornen, ein Paar auf der Stirn, ein Paar jederseits auf den Wangen
und ein Paar über dem Mund. An der Basis der mittlem Dornen
sass ein astförmiger, beweglicher Chitinenstab ; dieser ist vielleicht
ein Sinnesorgan, welches der Puppe nützlich ist, wenn sie aus der
Zelle dringt (Fig. 16). Der Thorax ist glatt und ohne Dornen. Am
Vorderrande steht jederseits das Stigma. Die Flügelscheiden sowie
die der Beine erreichen den Hinterrand des 4. Abdominalsegments.
Das Abdomen ist an der Spitze gekrümmt und von 9 Segmenten
gebildet. Das 1. Segment trägt eine Reihe sehr lange Borsten, und
und am Rücken der folgenden Segmente finden sich eine Reihe pech-
braune Chitinleisten, deren Spitzen hakenförmig hervorgezogen sind.
Die Haken sind am grössten in der Mitte des 2. Segments und
werden dann nach den Seiten und nach hinten kleiner und kleiner.
Zwischen den Haken stehen lange Borsten (Fig. 15).
Das letzte Segment trägt 3 Paar Dornen, 1 nach oben und 2
nach unten.
Segment 1 bis 7 tragen Stigmen von derselben Gestalt und
Färbung wie die des Mesothorax (Fig. 14). Die starke Bedornung
ist für die Puppe von grosser Bedeutung, indem sie sich durch diese
einen Weg nach aussen bohrt. Der entwickelte Bombylius pumilus
Bombylius pumilus Meig.
655
ist eine kleine und feine Fliege mit sehr schwachen Beinen und einer
hoch entwickelten Haarbekleidung-. Dieser ist zum Herumflieg-en
auf den Blumen im Sonnenschein, aber gar nicht dazu, sich durch
eine Erdschicht von einer Dicke von mehreren Centimetern zu bohren,
gebildet.
Diese Arbeit fällt also der Puppe zu.
Mit der Bedornung des Kopfes durchbohrt sie die Erde, indem
sie sich mit den Dornen des letzten Abdominalsegments vorschiebt.
^::^^>
Fig. A.
Nest von Colletes daviesana Sm.
Ans einer Zelle hat sich eine Bombylius-F'O'p-pe herausgebohrt.
Auf diese Weise gelangt sie in kurzer Zeit an die Oberfläche der
Erde, wo sie vermittels der Bedornung der Hinterleibsegmente fest-
steckt, während der Kopf und der Thorax frei hervorragen (Text-
fig. A). Nun spaltet die Nymphenhaut längs der Mittellinie des
Kopfes und um die Augen, und ein Spalt bildet sich der Länge des
Thorax nach. Die Fliege verlässt die Nymphenhaut durch sehr
starke Krümmungen des Hinterleibes. In Bezug auf die Bedornung
des Hinterleibes ist die Puppe von Bombylius pumilus den von ver-
schiedenen Verfassern beschriebenen Puppen von Bombylius major,
von Ärgyromoeba, von Anthrax und von Systoechus oreas ganz
ähnlich.
Dagegen zeigen beinahe alle die beschriebenen Puppen Ver-
schiedenheiten in der Bedornung des Kopfes. Am ähnlichsten ist
656 J- C'. Nielsen,
die Puppe von Bomb, pumilus der von Riley ^) beschriebenen Puppe
von Sysfoechus orcas, während die Puppen der übrigen Arten eine
viel stärkere Bedornung- besitzen.
Rücksichtlich dieses Verhältnisses haben die Stellen, wo die
Entwicklung' stattfindet, ilire sehr grosse Bedeutung, denn es ist ein-
leuchtend, dass einer Puppe, die, wie die von Bomhylius pumilus nur
durch lockere Erde sich durchzubohren hat, die starke Bedornung
der Argyromoeha. die sicli durch die steinharten Lehmzellen der
Chalicodoma muraria hindurch arbeiten muss, nicht nöthig ist.
Dass dagegen die Bedornung des Hinterleibes bei allen Arten
dieselbe ist, hat seine Ursachen darin, dass die Haken bei allen
Arten dieselbe Function haben.
Während des Herausbohrens der Puppe haben die Haken gar
keine Bedeutung, denn dann schiebt sich die Puppe nur vermittels
der Bedornung des letzten Hinterleibssegments hervor; wenn die
Puppe aber an die Oberfläche gekommen ist, treten erst die Haken
in Wirksamkeit, indem die Puppe damit, so zu sagen, vor Anker
liegt. Hiermit steht auch in Verbindung, dass die Haken, die nach
vorn gerichtet sind, viel grösser und stärker sind als die, welche
nach hinten gerichtet sind.
Jene sollen die Puppe sich ganz aus der Erde herauszubohren
verhindern, während die Fliege vermittels der starken Krümmungen
des Hinterleibes die N y m p h e n h a u t verlässt.
Wo die Eier abgelegt werden, weiss ich nicht, doch nehme ich
an, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass dieselben wie bei Bombylius
major-) und Argyromoeha trifasciata'-^) im Sommer an der Oberfläche
der Erde abgelegt werden und dass die Eier oder neugeborene
Larven, wie es bei Sitaris humeralis *) geschieht, überwintern und
dann im Frühling in die Zellen hineindringen.
Das kann ich aber mit Sicherheit sagen, dass die jungen Larven
in die Zellen von aussen hineindringen. Ich habe nämlich in CoUetes-
Zellen, die im Winter oder im ersten Frühling gesammelt wurden^
weder Eier noch neugeborene Larven von Bombylius gefunden, wo-
1) In: 2. Rep. U. 8. entomol. Commission on the Rocky Mountain
Locust. 1878 — 1879.
2) Algeknoün Chapman, On the economy of Bombylius major, in :
Entomol. month. Mag., V. 14, 1878.
3) Fabre , Souvenir entomologiques , 3. ser ,.Le dimorphisnie
larvaire".
4) Fabre, Nouv. Souv. entomol. „La larve primaire des Sitaris".
Bombylius piimilus Meig. 657
gegen diese in Zellen, welche ich Mitte April herausgegraben hatte,
sehr häufig auftraten.
Ich nehme an, dass Bombylius pumilus eng an die Nester von
CoUefes gebunden ist, indem es in den Zellen andrer solitärer Bienen
den Blüthenstaub. welchen die junge Larve im ersten Stadium frisst,
nicht findet.
In der Literatur findet sich keine Mittheilung über Bombylius
pumilus Smith. Goebel ^) giebt an , dass er einen kleinen unbe-
stimmten Bombylius aus den Nestern von Colletes fodiens gezogen hat.
Vielleicht ist diese Bombylius pumilus.
1) In : Stettin, eutomol. Z., V. 37,
658 J- C. Nielsen, Bombylius pumilus Meio.
Erklärung der Abbildungen.
Tafel 28.
Fig. 1. Neugeborne Larve. 40 : 1.
Fig. 2. Larve am Ende des ersten Stadiums. 40 : 1.
Fig. 3. Kiefertaster im ersten Stadium. 390 : 1.
Fig. 4. Stigma im ersten Stadium. 390 : 1.
Fig. 5. Kiefer und Taster am Anfang des zweiten Stadiums. 390 : 1.
Fig. 6. Kiefer und Taster am Ende des zweiten Stadiums. 70 : 1.
Fig. 7. Die Larve im zweiten Stadium. 20 : L
Fig. 8. Ein Mundhaken. 390 : L
Fig. 9. Ein Stück der Haut der CoUeies-Jjarve mit Marken von .•
Bissen der Fliegenlarve. 70 : 1. l
Fig. 10. Die Larve im dritten Stadium; a die After Öffnung. 6:1. ]
Fig. 11. Das Gesicht der Larve; a Oberlippe, b Mundhaken, e J
Kiefern, d Antennen. 47 : 1. ^"
Fig. 12. Das vorderste Stigma; a die Athemöffnung.
Die Puppe. 6:1.
Ein Stigma der Puppe ; a die Athemöffnung.
Haken des zweiten Abdominalsegments. 40 : 1.
Die mittlem Dornen des Kopfes ; a der bewegliche Chitin-
Fig.
13.
Fig.
14.
Fig.
15.
Fig.
16.
stab
. 47
: 1.
Nachdruck verboten.
UebersetziingsrecJit vorbehalten.
Zur Lebensgeschichte des Haselbockkäfers
(Oberea linearis Fabr.).
Von
J. C. Nielsen, Kopenhagen.
Hierzu Tafel 29.
In der Literatur finden sich mehrere Mittheilungen über Bock-
käfer, die das Holz für die neugeborne Larve zubereiten. Die Arten,
welche alle zu derselben Familiengruppe, den Lamiiden, gehören,
sind diejenigen, die vollkommen gesundes Material zur Eiablage
benutzen, aber nach dem Eierlegen dies in abgestorbenen oder
kränklichen Zustand bringen. Der amerikanische Oncoderes cingulatus
Say ^) legt die Eier in lebende Aeste, welche das Weibchen unter-
halb der Stelle, wo das Ei abgelegt ist, umringelt, so dass der Ast
abstirbt und zur Erde fällt, wo dann die Larve ihre Entwicklung
im todten Aste durchmacht.
Das Weibchen des Oncoderes amputatur F. '-) dagegen umriugelt
den Ast oberhalb der Stelle, wo das Ei abgelegt ist. Hier ist
das Verhältniss ein anderes. Der Ast stirbt nicht, sondern wird in
1) ScHEFFEE , Notes and observations on the Girdler (Oncideres
ungulata Say), in: Insect Life, V. 7, 1895, p. 345; 5. Report TJ. 8.
entomol. Comm. 1886, p. 288.
2) GuiLDlNG, The natural history of Lamia amputator F., in : Trans.
Linn. Soc. London, V. 13, 1822, p. 604.
Zool. Jabvb. XVIII. Abtb. f. Syst. 44
660 -T- C. Nielsen,
einen pathologischen Zustand, der für die Larve passend ist, ver-
setzt.^) Neuerdings hat Boas -) einen Fall von Brutpflege bei Saperda
populnea beschrieben. Diese Art nagt vor der Ablage des Eies eine
ganz schmale hufeisenförmige Furche in die Rinde hinein. Das Ei
wird am untern Ende des Hufeisens in der Mitte der Furche ab-
gelegt. Hier wird der Ast oberlialb der Furche wahrscheinlich
weniger saftreich.
Im Folgenden soll ein Fall von Brutpflege bei dem Haselbock-
käfer, Oherea Jinearis F., beschrieben werden, doch will ich erst das,
was ich in der Literatur über diese Art gefunden habe, kurz er-
wähnen. Schon RüSEL von Rosenhof '^) macht einige Mittheilungen
darüber. In den Arbeiten von Ratzebukg (Forstinsecten, Wald-
verderber) ;wird Oherea kurz besprochen. Er sagt, dass die Eier an
kleine, schwärzliche, benagte Stellen abgelegt werden; von diesen
führen feine Löcher in die Markröhre, in welche sich die junge
Larve hineinnagt. Auch sah er, dass die Excremente durch feine
Löcher ausgestossen wurden. Altum^) hat die Art sowohl auf
Hasel als auf Hainbuche, Weiss- und Schwarzerle, und Taschen-
berct ^'•) auf Ostrya vulg. gefunden. In Judeich u. Nitsche's Lehr-
buch der mitteleuropäischen Forst-Insectenkunde findet sich nur eine
Compilation der frühern Beobachtungen, wogegen Eckstein ^) schreibt,
dass die junge Larve einen die Saftzufuhr abschneidenden ringsum
verlaufenden Gang unter der Rinde nagt, um in dem nun ab-
sterbenden Zweig ab- und dann aufwärts zu steigen und sich dort
zu entwickeln.
Weitere Berichte über den Haselbockkäfer finden sich, meines
Wissens, nicht, und sie sind alle mit meinen Beobachtungen völlig
unübereinstimmend.
W^ährend einer entomologischen Reise, die ich im Sommer 1902
unternahm, fand ich den Haselbockkäfer bei Rörvig (auf Seeland).
1) Im hiesigen Zoologischen Museum habe ich einige grössere Aeste
aus Venezuela, die von Arten der Gattung llmisionia Say umringelt sind,
gesehen. Wo das Ei abgelegt war, konnte ich aber nicht finden.
2) Boas, Heber einen Fall von Brutpflege bei einem Bockkäfer, in:
Zool. Jahrb., V. 13, Syst., 1900, p. 247.
3) RoESEL VON Rosenhoe, Insekten- Belustigungen , V. 2, p. 21,
1749.
4) Altum, Der Haselbockkäfer, in: Z. Forst- u. Jagdwesen, V. 11,
79, p. 328.
5) Taschenberg, Praktische Insectenkunde, V. 2, 1879, p. 260.
6) Eckstein, Forstliche Zoologie, 1897, p. 440.
Zur Lebensgeschichte des Haselbockkäfers. 661
Die Mämiclieii waren schon am 20. Juli gemein, während ich am
24. Juli das erste Weibchen sali; diese wurden nun zahlreicher,
während die Männchen nach der Begattung- starben. Diese fand
ähnlich wie bei Saperda popttlnea auf den Gabelzacken statt.
Nach der Begattung klammert sich das Weibchen an einen
grünen jungen Trieb, bohrt mit seiner sehr verschiebbaren Lege-
röhre ein Loch in die Einde und legt ein Ei zwischen der Einde
und dem Holze ab. Das Ei wird nicht unmittelbar bei dem Loch
abgelegt, sondern mehrere Millimeter emporgeschoben, so dass eine
Höhle von 6 mm Länge entsteht, welche einerseits durch die Einde
und andrerseits durch eine dünne Holzschicht begrenzt ist. Die
Einde an dieser Stelle verwelkt, und es entstehen kleine dunkle
Stellen an denjenigen Trieben, welche mit Eiern versehen sind.
Unter der abgestorbenen Einde bilden sich nach und nach Avulstige
Ueberwallungsränder, die zuletzt das Ei ganz einschliessen.
Nach der Eiablage kriecht das Weibchen einige Millimeter auf
dem Triebe empor und umringelt den Trieb dergestalt, dass die
Einde und ein Theil des Holzes durchbissen wird. Der über dem
Eingel gelegene Theil des Triebes verwelkt und wird vom Winde
herabgeweht. Hierdurch erreicht vielleicht das Weibchen, dass der
Trieb für die jungen Larven als Futter besser geeignet wird. In
allen von mir beobachteten Fällen wurde das Ei erst abgelegt und
der Trieb dann umringelt.
Ich habe einige Triebe gefunden, die zwar umringelt waren,
wo aber kein Ei abgelegt war. Vielleicht rühren diese von Weibchen
her, deren Eierstöcke leer sind, aber deren Fortpflanzungsinstinct
noch rege ist. Diese Weibchen entsprechen also Bienen- oder Grab-
wespenmüttern, welche alle ihre Eier abgelegt hätten, aber fort-
während Nester anlegten und Zellen verproviantirten , aber diese
verschliessen, ohne ein Ei auf dem Futter abzulegen. Der Eingel
ist nicht immer regelmässig. Das Weibchen nagt an mehreren
Stellen in die Einde hinein, giebt es aber auf, ehe es einen voll-
ständigen Eingel nagt. Die Wunden zeigen dann in kurzer Zeit
wulstige Ueberwallungsränder. Nur ausnahmsweise habe ich an
demselben Triebe zwei oder mehrere Eier abgelegt gesehen. Das
Ei ist weiss, länglich oval, ca. 3 mm lang. Nach Verlauf von un-
gefähr 14 Tagen entwickelt sich die junge Larve. Diese ist nach
dem gewöhnlichen Typus der Lamiiden gebaut, 3 mm lang, etwas
deprimirt. llire Farbe ist weiss. Der Prothorax ist unverhältniss-
mässig gross und trägt am Hinterrande eine grosse ^fenge von
44*
662 J- ^- Nielsen.
Chitiiikörnern. die nach hinten gekehrt sind nnd welche bei der Be-
"wegnng der Larven von Bedentung- sind.
Die Meso- und Metathoraxsegmeute sind kurz, ein wenig schmaler
als das Prothoraxsegment. Es finden sich 10 Abdominalsegmente.
Das letzte ist am Ende mit Borsten stark versehen; solche stehen
auch an den Rändern des ganzen Leibes. Die Larve durchbohrt
die dünne Holzschicht und gelangt in das Mark hinein. Sie nagt
einen schmalen Gang aufwärts bis zur Stelle, wo der Trieb durch-
bissen ist. Der Koth wird dann durch ein Loch in der Spitze des
Triebes herausgestossen und das Loch wieder geschlossen. Die Larve
kehrt nun zurück und frisst abwärts, indem sie nicht nur das Mark,
sondern auch das Holz frisst. Solche Triebspitzen, von denen nur
die Rinde übrig ist, werden oft vom Winde abgeweht. Wenn solches
geschieht, kriecht immer die Larve zur Spitze des Triebes empor
und verstopft das Loch mit Holzspänen. — Allmählich dringt die
Larve in das mehrjährige Holz hinein. Der Larvengang läuft bald
gekrümmt, indem die Larve das Holz bis zur Rinde abnagt, bald
aber ist er vollständig gerade, indem die Larve der Markröhre folgt.
Die Larve kehrt vielmals um und nagt wechselweise aufwärts
und abwärts. Deshalb ist auch der fertige Larvengang immer von
derselben Breite, ca. 3 mm. Der Koth wird durch kleine Löcher
hinausgestossen, ähnlich wie bei manchen holzbewohnenden Schmet-
terlingsraupen, Cosstis ligniperda und Sesia splieciformis.
Die Löcher finden sich am häufigsten bei den Seitenästen an-
gesammelt. Wenn der Larvengang dicht unter der Rinde liegt,
finden sich nur Löcher in der Rinde. Liegt ei' aber tiefer im Holze,
so hat die Larve grössere kegelförmige Vertiefungen, die nach aussen
führen, genagt.
Oft sieht man plötzlich eine grosse Menge von Koth aus einem
Ast herabfallen; wird dieser dann geöff"net, so findet man den After
der Larve in die kegelförmige Oeflfnung hineingestochen. Nach dem
Gebrauch werden die Löcher sorgfältig geschlossen. Der Larven-
gang erreicht eine sehr beträchtliche Länge und endet am häufigsten
dicht über dem Boden.
Die Puppenhöhle liegt meistens neben einem Seitenast und wird^
auf folgende Weise von der Larve hergestellt. Sie pfropft dei
Larvengang über und untei' sich mit Koth voll und nagt einen sehr
unregelmässigen Ausfühiiingsgang in die Gabelsäcke. Dieser wird
auch sorgfältig geschlossen.
Ziir Lebensgeschichte des Haselbockkäfers. 663
Die Entwicklung- ist eine 2jälirig'e. Ich fand nämlich Ende Juli
sowohl Eier als grosse Larven, die ich als einjährige ansehe.
Die (Teneration kann man also folgender Maassen darstellen.
Frühling So m m e r
Herbst
Wintt
1900
Ei, junge Larve
Larve
Larve
1901
Larve Larve
Larve
Larve
1902
Puppe Lnago.
Hier soll nur eine kurze Beschreibung der einjährigen Larve
folgen. ') Unter den Larven, die ich im Monat August sammelte,
hatte die grösste eine Länge von 25 mm, die kleinste von 19 mm.
Die Farbe war wachsgelb. Der Leib in den Gelenken stark ein-
geschnitten, schwach behaart. An den Seiten theilt eine Falte die
Rückenseite von der Bauchseite ab. Der Prothorax war nur wenig
breiter als der übrige Leib, der stärker chitinisirte Hinterrand war
ähnlich wie bei der neugeborenen Larve dicht mit Körnchen besetzt.
Die Meso- und Metathorax-Segmente waren sehr kurz, dagegen die
mittlem Abdominalsegmente länger als breit. Das Metathorax-
Segment und die Abdominalsegmente trugen mit Ausnahme der
3 letzten auf der Rückenseite grosse Gangknochen, die auf den
ersten Segmenten 2 getheilt und auf den folgenden 4 oder 6 getheilt
waren. Auf der Bauchseite sassen Gangknochen an den 2 letzten
Thoraxsegmenten und an den Abdominalsegmenten mit Ausnahme
der 3 letzten. Dieselben waren der Quere nach 2getheilt mit
2 Längseindrücken an den Seiten. Sie waren mit feinen Körnchen
versehen, die bei stai'ker Vergrösserung deutlich waren. Dieselben
waren spitz, nach hinten gekehrt. Die Stigmen sind wie gewöhnlich
bei den Bockkäferlarven spaltförmig. Augen nicht sichtbar.
1) Die Larve ist von Taschenbekg (Praktische Insectenkunde, V. 2,
p. 262) und Pp:reis (Larvas des Coleopteres) beschrieben.
664 ■^- ^- ^'IELSE^^ Zur Lebeusg-eschiclite des Haselbock käfers.
Erkläriiua: der Abijiltluiiffeii.
Fig. 1. Junger Haselzweig , von Oberea linf<'tri>: umringelt. 1:1.
a das Loch, durch welches das Ei abgelegt ist.
Fig. 2. Ast, der mehrmals benagt ist. 1:1.
Fig. 3. Ast mit Ei durchschnitten. 3:1.
Fig. 4. Ast mit Larvengang; a die Auswurfslöcher für den Koth. 1:1.
Fig. 5. Larvengang (schem.V 1:1.
Fig. 6. Neugeborne Larve. 40 : 1.
Fig. 7. Einjährige Larve. 5:1.
Kachdruck verboten.
Uebersetstmgsrecht vorbehalten .
Die Gumaceen des Museums für Naturkunde in Berlin.
Von
Dr. Carl Zimmer.
(Aus dem Zoolog. Institute der Universität Breslau.)
Hierzu 30 Abbildungen im Text.
Familie Cumidae.
Sowohl beim i Avie beim S haben die 4 letzten Gangfusspaare
keinen Exopoditen. Das $ mit 5 Paar Pleopoden. Kein Telson.
Aeusserer Uropodenast mit 2, innerer mit 1 oder 2 Gliedern.
7 Gattungen: Cuma, IpMnoe, Cydaspis. Cijdaspoides , Eociima,
Cumopsis, Sfephanomma.
Gattung Cnnui M. Edw.
1828. ('un/a MilneEdwakds, in: Aun. Sc. uat., V. 13, p. 294.
1. Cuma edwardsii Goodsie.
1843. CiDna edwardsii GOODSIE, in: Edinburgh new phil. J. , V. 34,
p. 123—125, tab. 2, fig. 1—13. 18, tab. 4, fig. 11.
1853. Cuma audouinii Bell, British stalk-eyed Crustacea, p. 328, 329
(Textfig.).
Fundort: Kattegat.
Verbreitung : Britische Gewässer, Norwegische Süd- und südliche
Westküste, Küste von Frankreich, Mittelmeer.
Tiefenverbreituns- 0 — 14 Faden.
J
666
Carl Zimmer,
2. Cimia piilex n. sjJ.
(Textfig. A— C.)
Weibchen: Der Thorax ist eine Kleinigkeit länger als das
Abdomen nnd der Carapax etwas länger als die freien Thorakal-
segmente. Seine grösste Breite ist gleich seiner Höhe und beträgt
^=5?^.
Fig. B.
Fig. A. Ciima pulex n. sp. 9 Seitenansicht.
Fig. B. „ „ „ Vorderkörper von oben.
Fig. C. ,. „ „ Uropod.
Fig. A.
Fig. C.
etwas über die Hälfte seiner Länge. Die Pseudorostrallappen treten
nur w^enig vor dem Ocellarlobus zusammen, so dass das Pseudo-
rostrum nur sehr kurz ist. Am Hinterrande zeigt der Carapax einen
schmalen, etwas abgeschnürten und gegen den Haupttheü abgesetzten
Streifen, der aber fest mit ihm verwachsen ist. Es ist dies offenbar
Die Cumaceeu des Museum.s für Naturkunde iu Berliu. 667
die ADdeutimg des ersten gaiigfiisstragenden Segments, das bei den
meisten Cumaceen-Gattnngen frei, bei Cxma aber in den Carapax
einbezogen ist. Das erste freie Thorakalsegment ist lang, fast ein
Drittel so lang wie der Carapax. Die übrigen drei sind kürzer nnd
durch ziemlich bedeutende Zwischenräume von einander getrennt.
Die Thorakalsegmente werden nach hinten zu schmäler, das letzte
ist nicht breiter als das erste Abdominalsegment, so dass das Ab-
domen nicht deutlich vom Thorax abgesetzt ist. Die erste Antenne
ist kurz und reicht nur wenig über die Spitze des Pseudorostrums
heraus. Auch das erste Gangt'usspaar ist kurz und überragt das
Pseudorostrum nur mit seinem letzten Gliede.
Die Uropoden sind etwas länger als die letzten beiden Abdominal-
giieder zusammen. Das Stammglied ist etwa so lang wie das
5. Abdominalglied und hat am Innenrande eine feine stumpfe
Zähnelung.
Die Aeste — unter sich von gleicher Lauge — sind etwa -^'^
so lang wie das Stammglied.
Der äussere Ast hat etwa 6 Borsten an der Innenseite des
distalen Gliedes und 2 Endborsten. Der Innenast ist eingliedrig und
hat einen starken Enddorn und an der Innenseite noch 5 Dornen.
Zwischen diesen ist die Innenseite gezähnelt.
Das Integument der Oberseite des Thorax ist dicht mit Grübchen
versehen.
lieber den Körper verläuft eine Mittelcrista. Die Lateralcrista,
die bei der typischen Art, Cuma scorpioides (Moxt.), so deutlich über
den ganzen Thorax hin ausgeprägt ist, findet sich hier nur auf den
freien Thorakalsegmenten und im vordersten Theil des Carapax
deutlich vor. Im Uebrigen ist sie auf dem Carapax nur schwach
angedeutet.
Die Farbe ist bräunlich weiss, i) die Länge etwa 3' g Dißi-
Während bei den übrigen bisher bekannten Arten der Gattung
Cuma der Innenast der Uropoden 2gliedrig ist, findet sich bei
Cuma scorpioides Munt, und bei der vorliegenden Form nur 1 Glied.
Von Cuma scorpioides ist die neue Art leicht durch die Grössen-
verhältnisse der einzelnen Glieder der Uropoden und durch die ge-
1) Hierzu sei bemerkt, dass die Berliner Cumaceen in Folge des
Korkverschlusses der Gläser mehr oder weniger gebräunt sind. Die an-
gegebenen Farben der neuen Arten sind also wobl nicht die natürlichen,
sondern eben die der vorhandenen Exemplare.
668 C'aKL ZntMER.
ringere Ausbildimg der Lateralcrista auf dem Thorax zu uuter-
scheiden.
Ein "Weibchen von Enosinia 3—12 Fd. : Hiluendoep. Sammler.
Gattung Iphinoe Sp. Bäte.
1856. Iphinoe Sp. Bäte, in: Ann. Mag. nat. Hist. (2'. V. IS. p. 187.
3. Iphinoe trispinoMi (GtJODsiB).
1843. Cuma irispinosa GOODSIK. in: Edinburgh new phil. J.. Y. 34.
p. 126, tab. 3, fig. 1—7. " i
1856. Halia irispinosa Sp. Bäte, in: Ann. Mag. rat. Hist. (2). V. 17.
p. 460, tab. 14, fig. 5. " ' ^
1856. Iph'nwp irispinosa Sp. Bäte, ibid. (2). V. 18, p. 187. *
1856. Venilia gracilis Sp. Bäte, ibid. (2). V. 17. p. 460 — 464. tab. 15. i
. fig- 7 (J). ^
1856. Cyrianassa gracilis Sp. Bäte. ibid. '2). T. 18. p. 187. ^
1869. Iphinoe gracilis Nobmax. in: Eep. Brit. Assoc. 1868, p. 272. 273. l
Fundort: Nordsee.
Verbreitung: Kattegat. südl. "Westküste von Norwegen. Britische •
Gewässer. Küste von Frankreich. '.
TiefenYerbreitung 4 — 17 F. 0 J
Gattung Cyvlaspis G. 0. Saes.
i
1865, Cgclaspis G. 0. Saes, in: Forh. ^ id. Selsk. Chiistiania. Jg. 1864. |
p. 206, 207. I
I
4. CijeJaspls fiff/us <.. Zenoier. '
1902. O^claspis argiis C. Zi^emee. in: Zool. Jahrb., V. 17. Syst., i
p. 444—447 Fig. A— C. ' j
Fundoit: Plentvbai. Australien.
Originalexemplar.
5. CycJaspjis histviata C. ZniiiEE.
1902. Cyclaspis bisiriata Q. Zoemee. in: Zool. Jahrb.. V. 17. Syst.,
p. 447—449, Fig. D— F.
Fundort: Plentvbai. Australien.
Originalexemplar.
Die Cumaceen des Museums für NAtuikunfle in Berlin. ö69
Gattimg" Eoidma Marcusex.
1894. Eo'-unw üarcusex, iu: SB. naturf. Frde. Berliu. Xo. 7. 1894,
Sitzung V. 17. Juli 1894, p. 170—171.
4 freie Thorakalseg-mente hinter dem Carapax. Dieser Ist flach-
gedrückt, schildförmig ausgebreitet. Die Basipoditeu des ersten
Gangfusspaares sind ebenfalls flach und sehr breit, die übrigen
distalen Glieder des 1. Gangfusspaares sind dünn und zart. Das
2. Gaugfusspaar ist ausserordentlich klein, fast rudimentär. I)ie
üropoden sind ziemlich kurz, der Aussenast 2-. der Innenast 1 gliedrig.
6. Eocuina hihfemlovji Maecusex.
(Textfig. D— H.
1894. Eoc-iima hilgendorfi IIabcusex, 1. c.
1894. Eociima hilgendorfi Hilgexdorf. ibid.. p. 171—172.
Leider sind die Originalexemplare dieser interessanten Art nicht
mehr zu erhalten, und ich konnte nur die beiden nachträglich aiü-
gefundenen Exemplare, ein i und ein ^. die Hilgexborf 1. c. er-
wähnt, untersuchen. Es war daher nicht möglich, ein Thier zu zer-
gliedern, so dass ich mich auf die Beschreibung dessen beschränken
muss, was man am unzergliederten Thiere sieht.
Männchen: Der Thorax ist kürzer als das Abdomen mit Aus-
schluss der Üropoden. Der Carapax erreicht etwa die 1 ' ., lache
Länge der freien Thorakalsegmente. Er ist ausserordentlich stark
doreo-yentral zusammengedrückt und in die Breite gezogen. An
Gestalt gleicht er etwa einem Wappenschilde, das aber unten nicht
in eine Spitze ausgeht, sondern abgerundet ist. Bei den Pseudo-
rostrallappen ist der bekannte Ausschnitt des Vorderrandes sehr
tief und gross. Da aber die Pseudorostrallappen gewissermaassen
bis fast zm- Horizontalebene in die Höhe geklappt sind, ist dieser
Ausschnitt jederseits iu der Aufsicht völlig sichtbar und bildet die
ausgeschnittenen Ecken des Wappenschildes. Es entstehen so
4 hornartig ausgezogene Ecken, die ..vordem und liintem Hörner"
nach Marcusex. Die Pseudorostrallappen treten vor dem Ocellar-
lobus noch eine ziemlich lange Strecke zusammen: da aber ihr
Vorderrand abgeschrägt ist. kommt es nicht mehr zur Bildung eines
scheinbaren Eostrums. Ocellar- und Frontallobus sind gut aus-
gebildet. Auf ersterm stehen 3 Paar Linsen, eins am Vorderrande
in der Mitte und je eins hinten seitlich. Die beiden Linsen je eines
670
Cabl Zimmer,
Paares stehen sehr dicht bei einander, nur durch einen ganz engen
Streifen getrennt. Am hintern Ende der Grenzlinien des Frontal-
lobns jederseits findet sich ein grübchenförmiger Eindruck. Hinter
diesem beginnt ein Längskiel, der bis zum Hinterrande des Carapax
verläuft und noch auf den ersten 3 freien Thorakalsegmenten mehr
Fi?. D.
Fio. E.
Fig. D. Eocuma hügendorfi Makcusen. cf.
Fig. E. „ „ „ Seitenansicht.
Fig. F. „ „ ,, Letztes Abdominalsegment
und Uropod.
Fig. F.
oder weniger deutlich zu finden ist. Vom Ocellarlobus aus verläuft
eine nicht sehr scharfe Mittelcrista über den ganzen Körper bis
etwas über die Mitte des letzten Abdominalsegments. Auf dem
Carapax ist sie vorn und hinten etwas hijher als in der Mitte.
Hinten auf dem Carapax läuft in einem nach hinten offenen Bogen
vom einen Seitenkiel bis zum andern eine Linie, offenbar der Ver-
wachsungsstreifen des Carapax mit dem ersten gangfusstragenden
Die Cumaceeu des Museums für Naturkunde iu Berlin.
671
Thorakalseg'mente, das bei den meisten Cumaceen noch frei ist. Das
erste freie Thorakalsegment ist schmal, deutlich vom Carapax ab-
gesetzt. Nach hinten zu verschmälert sich der Thorax noch mehr
und geht dann ohne Absatz in das sich ebenfalls verschmälernde
Abdomen über. Das 2. Thorakalsegment liegt viel tiefer als seine
Nachbarsegmente. Es ist dadurch der Körper in den ersten 3 Tho-
rakalsegmenten äusserst beweglich, und der ganze Hinterkörper kann
weit nach oben geschlagen werden (cf. Textfig. E).
Fig. G.
Eocuma hilgendorfi Maecusen a^. Vorderkörper von unten.
Ein Anblick des Thieres von unten (Textfig. G) giebt Aufschluss
über manche Eigenthümlichkeiten im Bau der Gliedmaassen. Wir
sehen, dass die Basipoditen des 1. Gangfusspaares ausserordentlich
stark verbreitert sind und in der Mittellinie fast in ihrer ganzen
Länge an einander stossen. Am Vorderrande lassen sie zwischen sich
einen tiefen Ausschnitt frei. Die übrigen distalen Glieder sind dann,
namentlich im Verhältniss zu den Basipoditen sehr dünn und zart.
672
Carl Zimmer,
Den Vorderraiid der Pseudorostrallappen überragen sie mit dem
letzten und dem halben vorletzten Gliede. Der Exopodit ist ziemlich
klein und schwach. In dem oben erwähnten tiefen Ausschnitt der
Fig. H.
Eoc.niiia Jnhjendoyfi Marcusen 9- Vorderkörper von unten.
Basipoditen stehen die gleichen Glieder des 3. Kieferfusses, die eben-
falls sehr stark flächenhaft ausgebildet sind, auch in der Mittellinie
zusammenstossen und auch vorn einen tiefen Ausschnitt lassen. In
diesem Ausschnitte, sich gleichsam fest an die Basipoditen anlehnend,
stehen die Ischiopoditen und j\reropoditen. ebenfalls kräftig und stark
ausgebreitet. Die Meropoditen lassen wieder einen tiefen Ausschnitt j
vorn frei, in denen dann die 3 letzten Glieder der Extremität stehen, j
Davor sehen wir die 1. Antennen. Das erste Stammglied ist stark, j
die beiden nächsten etwas schwächer, der Aussenast nicht sehr laug, I
der Innenast nur knopfförmig. Von den übrigen Extremitäten des |
Die rnmaceeii des Museums für Naturkunde in llerlin. 673
Carapax war am iinzergliederten Tliiere ebenso wenig- wie vom Exo-
poditen des 3. Kieferfiisses etwas zu seilen. Vor den Antennen sieht
man die Oeffnungen der Kiemenliöhlen. Die Endlamellen der Exo-
poditen des ersten Kieferfusses, die gewöhnlich zu ihnen herausragen,
sind beim vorliegenden Exemplare entweder zurückgezogen oder ab-
gebrochen (beim 4: sind sie vorhanden — Textfig. H).
Das 1. freie Thorakalsegment ist auf der Unterseite dicht an
den Cai-apax angefügt, vielleicht sogar mit ihm verwachsen. Die
Trennungslinie ist nur an den Seiten deutlicher, in der Mitte jedoch
nur sehr schwach sichtbar. Dieses Segment trägt die äusserst
kurzen zweiten Gangfüsse. Die 3 letzten Gangfusspaare sind wieder
bedeutend länger.
Die Uropoden sind ungefähr so lang wie das 5. Abdominal-
segment. Das Stammglied ist sehr kurz, nur weiiig länger i'ls der
3. Theil der Aeste. Diese sind unter sich von annähernd gleicher
Länge. Am Innenrande des Stammgliedes sowohl, wie des Innen-
astes steht eine Bürste aus feinen Haaren und einige Fiederborsten,
deren Zahl sich nicht mehr mit Sicherheit angeben lässt, da offenbai"
einige abgebrochen sind. Auch am Innenrande des Aussenastes steht
eine Fiederborste.
Das Weibchen gleicht im allgemeinen Baue dem Männchen, nur
dass ihm natürlich die 5 Paar Pleopoden fehlen. Ferner zeigen
sich auf der Unterseite des Carapax einige Verschiedenheiten: Die
Basipoditen des 1. Gangfusspaares stossen in der Mittellinie nicht
mehr zusammen. Das 1. freie Thorakalsegment ist auch auf der
Unterseite deutlich vom Carapax abgesetzt.
Das Auge des Weibchens hat dieselbe Anordnung wie das des
Männchens, nur ist es nicht so deutlich ausgebildet.
Die Farbe ist weiss, die Länge des Männchens etwa 10 mm.
Das Weibchen ist eine Kleinigkeit länger. Beide scheinen noch
nicht völlig erwachsen zu sein.
Der Fundort ist Enosima, 3—12 Faden, der Sammler Hilgkx-
DORF.
Familie Lampropidae.
Beim i das letzte Gangfusspaar ohne, das 3. und 4. mit rudi-
mentären Exopoditen. Beim S das letzte Gangfusspaar ohne Exopo-
diten. Pleoi)oden fehlen dem ,^ ganz oder sind an den ersten 3 Ab-
674 Carl Zimmer.
dominalsegmenten vorhanden. Telson vorhanden, mit mehr als
2 Enddornen. Anssenast der Uropoden 2-, Innenast Sgliedrig.
3 Gattungen: Lamprops, Hemüamprops, Paralamprops.
Gattung- Laniprops G. 0. Sars.
1863. Lampvops 0, Saks, in: Nyt Mag. Naturvid., V. 12, p. 239.
7. Lamprops fasciata G. 0. Saks.
1863. Lfunprops fasckda G. 0. Sars, in: Nyt Mag. Naturvid., V. 12,
p. 236—240.
Fundort : Kattegat.
Verbreitung: Norwegische Küste bis Malangerfjord nördlich,
Kattegat, Nordsee, Britische Gewässer (Firth of Clyde).
Tiefen Verbreitung : 1 — 20 Faden.
Familie Leuconidae.
Beim $ die beiden letzten, beim S das letzte Gangfusspaar ohne
Exopoditen. SS, 2 $?); Juni 98 (1 S,
3 $v); 26. Juli bis 8. August 98 (1 ?); 3. September bis 3. October
98 (1 S).
9. Pseudafßrion inelanicteruni (Selys).
Fundort: Langenburg, 4 Exemplare.
Flugzeiten: 1. Februar bis 14. März 98 (1 S, 1 $); 3. Sep-
tember bis 3. October 98 (2 SS).
10. Pseudafßvion deckeni (Geest.),
Fundorte: Langenburg und Kassiabona, 12 Exemplare.
Flugzeiten: März 98 (1 9); Mai bis 7. August 98 (4 ??);
1. bis 25. Juli 98 (2 ?$); 26. Juli bis 8. August 98 (1 ?); 3. Sep-
tember bis 3. October 98 (1 $); 15. August bis 15. September 99
(2 $i); 10. bis 12. October 99 (1 $).
700 Karl Grünberg,
11, Fseiulafßi'ion lindicuni K.
SB. Ges. naturf. Fr. Berlin, 1902, No. 9, p. 230,
Maasse: Körperlänge 39 — 40, des Abdomens 32 — 33, eines
Hinterflügels 21,5 — 23 mm.
Im Zeichnungscharakter zeigt die Art grosse Aehnlichkeit mit
Pseudagrion iorridum Selys und nuhicum Selys \), kommt aber in
ihrer Körpergrösse den Arten der melanictermn-Gn\])\)e gleich.
S. Oberlippe und Stirn grün, zwischen den Facettenaugen
eine schmale schwarze Querbinde, welche die hintern Ocellen
im Bogen umzieht. Vor dem vordem Ocellus und zu beiden Seiten
desselben ein kleiner rhombischer schwarzer Fleck. Die grossen
Flecken hinter den Facettenaugen von derselben Farbe wie Ober-
lippe und Stirn, am Hinterande schwarz umsäumt.
Prothorax grün, in den Vertiefungen schwärzlich.
Thorax comp lex grün, die Mittellängskante des Eückens und
eine durchlaufende, hinten und vorn etwas nach einwärts vor-
springende Schulterstrieme jederseits schwarz.
Beine vorwiegend gelb, alle Schenkel auf der Oberseite
schwärzlich, alle Cilien schwarz.
Flügel vollkommen farblos, Pterostigma schwärzlich mit sehr
feiner lichter Umfassungslinie einwärts von der dunkeln Randlinie
und mit dunklem Adernetze, nicht ganz eine Zelle deckend. Das
basale Postcostaläderchen liegt in beiden Flügeln näher der 1. als
der 2, Antenodalquerader; an ihm entspringt der hintere Sector
des Dreiecks. Vordere Seite des Vierecks im Vorderflügel gleich ^/g,
im Hinterflügel nicht ganz gleich der Hälfte der Hinterseite. Im
Vorderflügel 10 und 1 oder 2 halbe, im Hinterflügel 9 und 1 oder
2 halbe Postnodalqueradern.
Grundfarbe des Abdomens grünlich-grau. An der Wurzel
des 1. Segments ein schwarzer Fleck, vor dem Hinterrand eine feine
schwarze Querlinie. Auf dem Rücken des 2. Segments ein recht-
eckiger schwarzer Fleck, der vom Vorderrand bis in die Nähe des
Hinterrandes reicht, mit dem er durch einen schmalen Stiel ver-
bunden ist. In dem schwarzen Fleck ein lang ovaler grünlicher
Kernfleck, 3. — 6, Segment auf dem Rücken mit einer nur den Vorder-
1) In dem Odonaten-Katalog vonKiRBY fehlt vollständig das Pseudar/rion
spernatiim Selys, in: Ann, Mus. civ. Stör. nat. Genova, V. 16, 1880/81,
p. 223 {S, ^).
Odonateufauna des ost-afrikanischen Seeugebiets. 701
rand frei lassenden, am Hinterrand über die Seiten rundlich er-
weiterten, schwarz - gTünen metallischen Längsbinde. Rücken des
7. Segments ganz von derselben bedeckt. 8. und 9. Segment bläulich ;
10. Segment auf dem Rücken schwarz. Hinterrand und Seiten
bläulich.
Obere Analanhänge etwas kürzer als das Endsegment,
gerade nach hinten gerichtet, am freien Ende flach gegabelt; obere
Gabelarme kurz und sehr breit, untere bedeutend schmäler, die
obern etwas überragend und leicht nach unten gebogen.
$. Dem c? ähnlich gezeichnet, aber die Beine fast in ganzer
Ausdehnung gelblich, nur die Schenkel aussen mit einer feinen
schwarzen Längslinie auf der Spitzenhälfte. Die schwarze Rücken-
linie auf dem 2. Abdominalsegment viel schmäler als beim S, bis
zum Hinterrand reichend und vor demselben zu beiden Seiten flügel-
artig erweitert; ohne hellen Kern und seitlich metallisch grün be-
grenzt. Das 8. Abdominalsegment auf dem Rücken fast ganz metallisch
grün mit auf der Mitte schmalem, jederseits erweitertem bläulichem
Hinterrande; Rücken des 9. Segments bläulich, am Vorderrande
jederseits mit einem nach hinten zugespitzten, etwa bis zur Mitte
reichenden schwarzgrünem Fleck. 10. Segment oben ganz bläulich.
Im Vorderflügel 9 und 1 oder 2 halbe, im Hinterflügel 8 und 1 halbe
postnodale Querader.
Fundort: Lindi, nur 1 (?; es befindet sich jedoch in der
Sammlung des Berliner Zoologischen Museums noch ein älteres Paar
aus Ost-Afrika ohne genaue Fundortsangabe, von Dr. Stuhlmann.
Flugzeit: Februar bis 8. April 97 (1 S)-
12. 3Iicronympha Senegal ensis (Ramb.).
Fundort: Langenburg, 8 Exemplare.
Flugzeiten: 1. Februar bis 15. März 98 (3 SS, 1 $); 1. bis
25. Juli 98 (1 S)\ 26. Juli bis 8. August 98 (2 SS)-, 9.— 19. August
98 (1 ?).
13. MicronipnpJia bilobata Grünb.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 231.
Maasse: Körperlänge 30, des Abdomens 23,5, der Hinter-
flügel 16,5 mm.
S. Oberlippe blaugrün mit schwarzer Basis , E p i s t o m
schwarz mit breit blaugrünem Vorderrand. Stirn vor den Antennen
702 Karl Grünberg,
oTün. hinter denselben schwarz. Erstes Antennenglied grün, die
übrigen schwarz. Hinter den Facettenaugen jederseits ein grosser
blaugrüner Fleck, beide Flecke hinter den Ocellen durch eine schmale
Querlinie verbunden.
Fig. C.
Yordereude des Mesothorax von Micronympha bilohata
von oben gesehen.
Prothorax an den Seiten grün, oben schwarz, jederseits mit
einem grünen Fleck; Hinterraud einfach, etwas aufgebogen.
Thoraxcomplex bis zur ersten Pleuralnaht schwarz, jeder-
seits mit grüner Schulterstrieme ; an den Seiten bläulich-grün ; unter-
halb der Vorderflügel an der ersten Pleuralnaht eine kurze nach
vorn spitz zulaufende schwarze Strieme, unter derselben an der untern
Pleuralnaht ein kleiner schwarzer Fleck.
Am Vorderrande des Mesothorax zwei eigenthümliche lappen-
förmige Anhänge (Textfig. C), sj^mmetrisch zur Rückenlängskante,
seitlich gerichtet und schräg aufgebogen, von schwarzer Farbe. Bei
den übrigen Arten der Gattung 3Ikromjmplm sind diese Anhänge
ebenfalls angedeutet, bei der vorliegenden jedoch besonders stark
ausgebildet.
Hüftglieder, Schenkelringe und Oberschenkel der Beine grün,
letztere an der Aussenseite schwarz ; Cilien schwarz. Unterschenkel
braun, aussen schwarz; Tarsenglieder braun, Klauen vor der Spitze
mit einem Zahn,
Flügel hj^alin, Aderung schwarz; Pterostigma schwarz mit
schmaler gelblicher Umrandung innerhalb der schwarzen Umfassungs-
linie, nicht ganz eine Zelle bedeckend. Im Vorderflügel 10, im
Hinterflügel 8 — 9 Postnodalqueradern.
Abdomen vom 1. bis zur Basis des 3. Segments hellblau,
3. — 7. Segment röthlich-gelb. 1. Segment oberseits mit einem von
der Basis bis zur Rückenmitte reichenden rechteckigen, schwarzen
Fleck. Rücken des 2. Segments mit einem breiten schwarzen Längs-
band, welches vor der Mitte und vor der Spitze eingeschnürt ist.
3. — 7. Segment oberseits schwarz mit etwas grünlichem Metallglanz.
Odonateufaima des ost-afrikanischen Seeugebiets. 703
Nur an der Basis greift die helle Grundfarbe mit einem schmalen,
in der Mitte unterbrochenen Ring- auf die Rückenseite über. 8. — 10.
Segment blau; 9. Segment oberseits auf der hintern Hälfte mit einer
am Vorderrand durch die blaue Grundfarbe breit eingebuchteten
schwarzen Querbinde. 10. Segment an der Basis breit schwarz, die
schwarze Zeichnung nach der Mitte des Hinterrandes zu vei'jüngt.
Rückenzäpfchen des 10. Segments eingeschnitten, mit bräunlich-
gelben Spitzen.
Fig. D.
Aualanbäiige vou Micronympha bilohata von der Seite.
Obere A n a 1 a n h ä n g e (Textfig. D) annähernd von der Länge
des 10. Abdominalsegments, oben schwarz, unten braungelb; breit,
cjiindrisch, gespalten; oberer Ast fast die ganze Dicke der An-
hänge ausmachend, abgerundet, bräunlich-gelb; unterer Ast eine
nur wenig vorspringende Spitze bildend, das Ende des obern Astes
nicht erreichend.
Untere A n h ä n g e kurz, nur die halbe Länge der obern er-
reichend, gegabelt, mit weit divergirenden Aesten.
$ unbekannt.
Fundort: Muna Rupira's (Ukinga), 1 Exemplar.
Flugzeit: 20. September 99 (1 S).
14. llesocnemis sinffularis K.
Fundort: Langenburg, 8 Exemplare.
Flugzeiten: 1. Februar bis 15. März 98 (3 SS, 1 ?); 1. bis
25. Juli 98 (1 S) ; 26. Juli bis 8. August 98 (2 SS) ; 9.— 19. August
98 (1 ?).
15. Disparoneura niutata Selys.
Der vordere Sector des Dreiecks mündet im Yorderflügel 3 — 3^/.2.
im Hinterflügel 4 (oder fast 4) bis 4^ ._, Zellen auswärts von der
vom Nodus zum Hinterrand ziehenden Rippe.
704 Karl Grünberg,
Fundort: Langenburg, 3 Exemplare.
Flugzeiten: 15. April 98 (1 $); 25. Juli bis 8. August 98
(1 $); 29. November 99 (1 S).
16. Disparoneura eeUulavis K.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 232.
M a a s s e : $ bis zum Hinterrande des 6. Abdominalsegments 32,
Abdomen bis dahin 25,2, Hinterflügel 21,6 mm lang.
Kopf dunkel, etwas blau bereift, vorn zwischen dem Epistom
und den Facettenaugen breit gelb, auf dem Ocellenfeld ausgedehnt
gelblich.
Prothorax jederseits breit gelb.
Thoraxcomplex bis zur obern Pleuralnaht schwarz gefärbt
mit schmaler gelber durchlaufender Schulterstrieme ; die Seiten unter
der obern Pleuralnaht gelblich.
Beine gelb, wenig dunkelfleckig, Cilien und Tarsen schwarz.
Abdomen sehr schlank, bis zu dem 7. Segment gelbbraun,
nur ein breiter Saum am Hinterrande des 3. — 6. Segments dunkler;
über den Rücken der Segmente 2 — 6 verläuft eine feine helle Mittel-
längslinie, neben welcher am Grunde der Segmente 3—6 jederseits
ein weissliches Fleckchen sich befindet.
Analanhänge unbekannt. —
Das Pterostigma deckt eine Zelle. Im Vorderflügel 14, im
Hinterflügel 12 Postnodalqueradern. Der hintere Sector des Dreiecks
entspringt eine beträchtliche Strecke einwärts von dem basalen
Postcostaläderchen und erreicht im Vorderflügel nicht nur die zum
Hinterrand laufende Verlängerung der Aussenseite des Vierecks,
sondern geht noch eine kleine Strecke über sie hinaus, um mit dem
Flügelhinterrande eine winzige Zelle zu bilden. Im Hinterflügel
erreicht der hintere Sector des Dreiecks genau die Verlängerung
der Aussenseite des Vierecks, entsendet aber vorher eine kleine
Querader zum Flügelhinterrande und bildet so mit demselben 2 kleine
Zellen.
Nach DE Selys' Beschreibung seiner Disparoneura- k.vi&n. könnte
hier B. vittata in Frage kommen; aber bei D. cellularis reicht der
vordere Sector des Dreiecks im Vorderflügel 4—472, im Hinterflügel
sogar 5—6 Zellen über die den Nodus mit dem Hinterrande ver-
bindende Rippe hinaus, das Ocellenfeld ist hell, und die Beine sind
Odoiiateufauna des ost-afrikanischen Seengebiets. 705
vorherrschend gelb gefärbt, der Schenkelrücken mit einer Reihe
dnnkler Flecke versehen.
$ unbekannt.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 22. November bis 7. December 98 (1 S, Torso:
Abdominalsegmente 7 — 10 fehlen).
Disparoneura abboffi Calv. (vom Kilimandjaro) ist nach der Be-
schreibung Calvert's („the lower sector of the triangle ending near
the middle of the vein one cell after that which terminates the
Space under the quadrilateral") keine Disparoneura, sondern eine
echte Chlorocneniis im Sinne von de Selts, konnte aber des über-
einstimmenden Ursprungs ihres Subnodal- und Mediansectors wegen
einzig mit Disparoneura subnodalis Selys verglichen werden.
17. CJilorocueinis abhotti (Calv.)
Es ist überaus wahrscheinlich, dass diese zierliche ost-afrikanische
Chlorocneniis- kvi nur als eine Localvarietät der west-afrikanischen
Chi. elongata Selys aufzufassen ist. Nur in einigen Zeichnungs-
charakteren sind kleine Unterschiede vorhanden. Bei den im Berliner
Museum befindlichen west-afrikanischen Exemplaren von CM. elongata
ist der gelbe Fleck auf dem Rücken des 9. Abdominalsegments auf
die hintere Hälfte beschränkt, erheblich kürzer als bei Chi. abbotti
und vorn gerundet; die Oberschenkel sind am Grunde nie in so aus-
gedehntem Maasse gelb. Bei den ost-afrikanischen Exemplaren da-
gegen zieht sich der gelbe Fleck auf dem Rücken des 9. Abdominal-
segments winkelig weiter nach vorn, ^j de Selys' Angabe jedoch,
dass bei Chi. elongata die gelbe Querbinde der Stirn auf ihrer Mitte
unterbrochen sei, konnte ich nur bei einem einzigen Exemplar be-
stätigt finden ; bei allen übrigen fehlt diese ohnehin schwache Unter-
brechung ganz, oder sie ist nur durch eine mehr oder weniger tiefe
Einkerbung angedeutet.
Bei einem Exemplar von ChJ. abbotti geht im rechten Vorder-
flügel der hintere Sector des Dreiecks nicht über den Aussenrand
1) Damit in Uebereinstimmung sagt DE Selys von Chlorociionis
elongata „la seconde moitie du 9iue en dessus et le dessus du lOme
jaunes"; und Calvert von Cltlorocnemis abhotti „apical dorsum of 9
with a triangulär spot whose truncated apex, directed forward, is distant
from the base of the segraent by about one-fourth the segmental length".
706 Karl Grünberg,
des Vierecks hinaus, sondern endig-t an der von dem letzteren zum
Hinterrande abgehenden Querader {DisiKironenra-ChMakter).
Fundort: Lang-enburg, 4 Exemplare.
Flugzeiten: 26. Juli bis 8. August 98 (1 S, Torso); 2. October
bis 4. November 98 (2 S3)] 3. November 99 (1 i).
18. ChJoroeneniis inepta K.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 233.
Maasse: Körperlänge S 42, Abdomen 36, Hinterflügel 22.5 mm.
Ein einzelnes, sehr merkwürdiges Stück; es hebt den Haupt-
unterschied auf, welchen de Selys für seine beiden Gattungen Bis-
paroueura und Chlorocnemis geltend machte, und lässt es nothwendig
erscheinen, diese beiden natürlichen Gattungen in andrer Weise zu
charakterisiren.
Ein augenfälliger Unterschied in der Zeichnung der ChJorocneniis
inepta und der von Calvert als Disparoneura beschriebenen Chloro-
cnemis abhotti ist nicht ausfindig zu machen; wenn hier dennoch
beide getrennt gehalten werden, so geschieht es auf Grund folgender
Unterscheidungsmerkmale:
1. alle Flügel sind hyalin ohne gelblichen Anflug;
2. der hintere Sector des Dreiecks entspringt im Yorderflügel
unmittelbar am basalen Postcostaläderchen ;
3. der hintere Sector des Dreiecks mündet im Vorderflügel
symmetrisch in der Mitte der vom Aussenrande des Vierecks
zum Hinterrand ziehenden Rippe (der Bisparon€nra-G\[M2i\tQv nach
DE Selys), im Hinterflügel dagegen symmetrisch in der Mitte
der auf das Viereck nach aussen folgenden Querrippe (der Chloro-
cwemis-Charakter nach de Selys). Wenn bei Chlorocnemis abhotti
im Vorderflügel der i)?6fp«rowmra-Charakter auftritt, so scheint er
nur unsymmetrisch vorzukommen; ein Beispiel dafür erwähnt
Calvekt selbst vom Kilimandjaro ^), und ein zweites liegt, wie oben
erwähnt, von Langenburg vor.
2 unbekannt.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 3. September bis 3. October 98 (1 J).
1) Calvert, East African Odonata, collected by Doctor "W. L. I
Abbott, in: Proc. U. S. nation. Mus., V. 18, No. 1046, p. 141 nota 1.
Odoiiatenfauua des ost-afrikauisclieu Seengebiets. 707
Die Gattiing-en Disparoneura Selys und
ChJorocn emis Selys.
Die afrikanischen Arten der Gattung- Chlorocncmis Selys sind
alle dadurch ausgezeiclinet, dass nicht ihr Subnodalsector,
sondern ihr M e d i a n s e c t o r in der Verläng'eruug- der vom Nodus
ausgehenden Ader liegt, der Subnodalsector dagegen eine Strecke
weiter auswärts seinen Ursprung nimmt; ein gleiches Verhalten mit
CMorocncmis zeigen von den mir bekannten äthiopischen Caena-
grioniden nur noch Allocncims SbijYs imd ChJorolcstes Sj^i^ys. Dem
gegenüber liegt bei fast allen als Disparoneura aufgefassten Ai'ten
der Ursprung des S u b n o d a 1 s e c t o r s genau in der Ver-
längerung der vom Nodus ausgehenden Ader und der
Ursprung des Mediansectors eine Strecke näher der
F 1 ü g e 1 w u r z e 1 ; nur eine einzige von de Selys als Disparoneura
beschriebene Ai't, D. suhnodalis Selys, macht von diesem Verhalten
eine Ausnahme: ihr Subnodalsector und ihr Mediansector wurzeln
bei ihr genau so wie bei Chlorocnemis. Würde man geneigt sein,
dieser Ursprungsweise der genannten Sectoren ebenso gewichtige
generische Bedeutung beizulegen wie der Lauge des hintern Sectors
des Dreiecks (bei Disparoneura reicht er nach pe Selys genau so
weit nach aussen wie das Viereck, bei Chlorocnemis eine Zelle über
das Viereck hinaus), so wäre eine Abzweigung der Disparoneura suh-
noclalis Selys als Tj^pe einer zwischen Disparoneura und Clüorocnemis
vermittelnden selbständigen Gattung gerechtfertigt. Nun ist aber
die Länge des hintern Sectors des Dreiecks kein constantes Merkmal,
der L'^rsprung des Subnodalsectors und des Mediansectors dagegen
sind constante Charaktere. Es wäre daher richtiger, Disparoneura
suhnoddlis Selys als eine echte ChJorocnemis-Art anzusehen und nur
den verschiedenen Ursprung des Subnodal- und Mediansectors als
Gattungscharaktere für Disparoneura und Chlorocnemis in Anspruch
zu nehmen.
II. Anisoptera (Rectibranchiata).
Familie Aeschnidae.
19. Hemianax ephippi(ßer (Bukm.).
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 23. November 97 bis 1. Februar 98 (1 S).
Zool. Jabrb. XVIIL Abtli. f. Syst. 47
708 Karl Grünberg,
20. Anax iniperator Leach.
Fundort: Laiigenbiirg, 2 Exemplare.
Flugzeiten: 18. bis 19. Mai 98 (1 $); 13. December 99 {1 s).
21. Anaoc rutheffordi M'.L.
Fundort: Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeiten: 27. November 99 (1 $); 1- bis 2. Januar 1900
(1 s).
22. Anax tvistis Hagen.
Fundort: Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeit: 23. December 97 bis 1. Februar 98 (1 S, 1 ?).
23. Gynacantha bisjnna Ramb.
Fundort: Lindi, 4 Exemplare.
Flugzeit: Februar bis 8. April 97 (4 $$).
Da das $ dieser Art zwar gelegentlich erwähnt wurde (von
Geestaecker\ aber unbeschrieben blieb, so soll hier eine genaue
Beschreibung der 4 Exemplare von Lindi folgen , in der Voraus-
setzung, dass es sich wirklich um $ der G. hispina Ramb. handelt.
$. Maasse: Gesammtlänge 77, Abdomen ohne die Analanhänge
55,5, Analanhänge etwas über 6 mm, Hinterflügel 55 mm.
Flügel in ihrer ganzen Ausdehnung bräunlich gelb gefärbt. Im
Vorderflügel: 23 — 29 Antenodalqueradern, ausser der ersten die
7., 8., 9. oder 10. verdickt; 17 — 19 Postnodalqueradern ; Pterostigma
5 mm lang; Medianraum leer oder auch unsymmetrisch mit einer
Querader, Basalraum ausser dem getlieilten Innern Dreieck mit
4—6 Queradern; Dreiecke 6 — 9 zellig, Supratriangularraum mit
6—9 Queradern ; Subnodalsector 2 — 3 Zellen einwärts vom Innenrand
des Pterostigmas gegabelt, zwischen dem Gabelpunkt und dem hinter
demselben verlaufenden Schaltsector 4—6 Zellen, zwischen den Gabel-
ästen 5 — 6 Marginalzellen ; Discoidalfeld mit 10—13 Marginalzellen.
Im Hinterflügel: 18 — 22 Antenodalqueradern, ausser der ersten
die 8., 9. oder 11. verdickt, 19 — 22 Postnodalqueradern ; Medianraum
leer, Basalraum ausser dem getheilten Innern Dreieck mit 4 — 6 Quer-
adern; Dreieck 6— 7 zellig, Supratriangularraum durch 6 Qiieradern
getheilt; Subnodalsector 4 (—5) Zellen einwärts vom Innenraud des
Pterostigmas gegabelt, zwischen dem Gabelpunkt und dem hinter
Odouatenfauna des ost-afrikanischeu Seengebiets. 709
demselben verlaufenden Schaltsector 5( — 6) Zellen, zwischen den
Gabelästen 4 — 6 Marginalzellen ; Discoidalfeld mit 11 — 17 (meist
14 — 16) Marginalzellen ; Pterostigma nicht ganz 4,5 mm lang.
Hinterleib am 2. Segment etwas aufgeblasen, ausgesprochen
cylindrisch, am 3. Segment nur ganz schwach comprimirt.
Obere A n a 1 a n h ä n g e schmal, hinter der Mitte am breitesten,
in eine scharfe Spitze auslaufend; länger als das 9. Abdominal-
segment, aber kürzer als die beiden Endsegmente (9 u. 10) zusammen.
Es folgt hier noch die Beschreibung eines im Wiener Hofmuseum
befindlichen S Exemplars von Gynacantha von der Insel Sansibar,
dessen Identität mit G. hispina Ramb, überaus wahrscheinlich ist.
Die Beschreibung wurde von Prof. Karsch gelegentlich eines Aufent-
halts in Wien aufgenommen.
,,S: Gelbbraun, Beine braungelb, einfarbig. Stirn oben und vorn
runzlig grob punktirt. Schenkel unten an beiden Rändern sägeartig
gezähnt. Hinterleib am Grunde schwach verdickt, Oehrchen ziemlich
viereckig, am Aussenrande mit 4 spitzen Hakenzähnchen besetzt, das
3. Segment vor der Mitte etwas comprimirt und daher eingeschnürt.
Obere Analanhänge etwas länger als die beiden Endsegmente des
Hinterleibs zusammen, bis zur Mitte ihrer Länge gerade, alsdann
nach innen offen gebogen, die innere Ausbiegung gewimpert, so dass
die Anhänge hier breit erscheinen, und am Ende von innen und
vorn nach aussen und hinten schräg abgeschnitten.
„Flügel im Subcostalfeld und im Basalraum wurzelwärts bis zur
1. Querader etwas gebräunt. Im Vorderflügel 24 und 26 Ante-
nodalqueradern, die 1. und 8. verdickt, keinebasaleSubcostal-
qu er ad er, 17 — 19 Postnodalqueradern, alle durchlaufend. Median-
raum" leer, Basalraum mit 8 Queradern, das innere Dreieck getheilt,
das Dreieck 9 zellig, der Supratriangularraum durch 7 und 8 Adern
getheilt, der Subnodalsector 2 Zellen einwärts vom Innenrand des
Pterostigmas gegabelt, zwischen dem Gabelpuukt und dem Schalt-
sector 5 Zellen, zwischen den [Gabelästen 6—7 Marginalzellen, im
Discoidalfeld 12 Marginalzellen. Im Hinterflügel 20 und 21
Antenodalqueradern, die 1. und 10. verdickt, keine basale Sub-
c 0 s t a 1 q u e r a d e r , 20 Postnodalqueradern, alle durchlaufend ; Median-
raum leer, Basalraum mit 6 Queradern, das innere Dreieck getheilt ;
Dreieck 6 — 8 zellig, Supratriangularraum durch 5 — 7 Adern getheilt ;
Subnodalsector 3 Zellen diesseits des Pterostigmas gegabelt, zwischen
dem Gabelpunkt und dem Schaltsector 5 Zellen, zwischen den Gabel-
47*
710 Kakl Grünberg,
ästen 7 — 8 Marginalzellen. Im Discoidalfeld 13 — 16 Marginalzelleu;
A n a 1 d r e i e c k 4 z e 1 1 i g.
„Zwischen den Sectoren des Dreiecks liegt im Vorderflügel
Anfangs eine Zellenreihe und saumwärts 4 mal 2 Zellen; im Hinter-
flügel vom Anfang bis zum Saum nur eine Zellenreihe. Hinter dem
Pterostigma befinden sich im Yorderflügel 6, im Hinterflügel 5 Zellen.
„Länge des Leibes 72,5, des Hinterleibes mit den Anhängen 58,
eines obern Analanhanges beinahe 7, des untern 2.5 mm ; Breite des
Hinterflügels am Nodus 10.1 mm; Länge des Pterostigmas im Yorder-
flügel 5, im Hinterflügel 4,1 mm."
24. Gfpiacantha villosa Geünb.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin 1902, No. 9, p. 233.
Maasse: Körperlänge 78.2 mm. Abdomen mit obern Anal-
anhängen ()0, Hinterflügel 53,5 mm.
$. Oberlippe, Epistom und Stirn bräunlich-gelb, letztere
grob runzlig punktirt; die schwarze Mittelstrieme auf der Oberseite
vorn verbreitert, undeutlich Tförmig; Stirn dünn schwarz behaart.
Hinterhaupt klein, hellgelb, etwas vorragend.
Thorax oberseits dunkelbraun, unterseits heller; dicht und
lang behaart; Behaarung der Oberseite schwärzlich, an den Seiten
unter der ersten Pleuralnaht und an der Unterseite bräunlich.
Beine rothbraun, einfarbig; Cilien von derselben Farbe.
Flügel in ihrer ganzen Ausdehnung leicht bräunlich getrübt,
im Costal- und Subcostalraum sowie im Basalraum bis zur 1. Quer-
ader braun gefärbt. Aderung schwärzlich und ziemlich sperrig. Im
Vorderflügel: 25 — 27 antenodale, 17 postnodale Queradern ^);
Subcostalraum mit basaler Q u e r a d e r ; Medianraum frei,
Basalraum mit 5 Queradern, inneres Dreieck 2 zellig; Flügeldreieck
7 — 8 zellig, im Supratriangularraum 5 — 6 Queradern; Subnodalsector
2 — 3 Zellen vor dem Pterostigma gegabelt. Gabelpunkt 5 Zellen von
dem Schaltsector entfernt, zwischen den Gabelästen 5 Eandzellen;
im Discoidalfeld 11 Randzellen; Pterostigma 4,6 mm lang, 5 Zellen
bedeckend, braun. Im Hinterflügel: 20 antenodale, 20 — 21 post-
nodale Queradern; Subcostalraum mit basaler Quer ad er;
Medianraum frei, Basalraum mit 5 Queraderu. inneres Dreieck 2zeUig;
Flügeldreieck 6 zellig, im Supratriangularraum 5—6 Queraderu.
1) Die äussere Hälfte des linken Vorderflügels ist beschädigt.
Odonateiifauiia des ost-afrikauisclieu Seengebiets. 711
Subnodalsector 4 Zellen vor dem Pterostigma gegabelt, Gabelpunkt
5 Zellen von dem Sclialtsector entfernt, zwischen den Gabelästen
6 — 7 Eandzellen; im Discoidalfeld 12—13 Eandzelleu; Pterostigma
5 mm lang, 4 — 5 Zellen bedeckend, braun; Analdreieck vi er-
zeilig; Membranula klein, weiss; grösste Breite der Hinterfliigel
15,4 mm.
Zwischen den Sectoren des Dreiecks in den Vorder- und Hinter-
flügeln nur eine Zellenreihe, ausnahmsweise an 2 Stellen 2 Zellen
doppelt.
Abdomen dunkel schwarz-braun, ohne lichtere Stellen, am
Grunde aufgeblasen ; 3. Segment vor der Mitte bis zur Hälfte seiner
Breite zusammengedrückt; Oehrchen vierseitig, am Hinterrande mit
4 nach innen gerichteten schwärzlichen Zähnchen. Farbe des
8. — 10. Segments etwas heller als die der übrigen Segmente;
3. — 7. Segment mit einem wohl ausgebildeten Rückenkiel; auf dem
8. und 9. Segment ist derselbe undeutlich, auf dem 10. gut aus-
gebildet und vor dem Hinterrand besonders stark erhöht.
Obere A n a 1 a n h ä n g e 7 mm lang, etwas länger als die beiden
Endsegmente des Abdomens zusammen; dunkelbraun, schlank, mit
geradem Aussenrande; Innenrand nahe der Basis mit einem nach
unten gerichteten höckerartigen Vorsprung; bis zur Mitte verbreitern
sich die Anhänge, sind jenseits der Mitte eingeschnürt, dann wieder
verbreitert und endlich nach aussen schräg abgeschnitten. Innen-
rand nahe der Basis dünn, auf der Endhälfte dicht und lang behaart.
Untere A n a 1 a n h ä n g e nur 2,2 nnn lang, dreieckig, zugespitzt,
hellbraun mit schwarzem aufgewulstetem Rande.
$ unbekannt.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 12. December 99 (1 6)-
25. Gfjnacantha mandevica K.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin 1902, No. 9, p. 234.
In der Sammlung des Zoologischen Museums zu Berlin befindet
sich noch ein einzelnes $ einer ost-afrikanischen Gynacaniha-Art aus
Ukami, Mandera (Dr. Stuhl^iaxn), welches sich auf ein bekanntes
5 nicht beziehen lässt und dessen Beschreibung daher unter obigem
Namen hier ebenfalls Platz finden mag.
?. Maasse: Körperlänge 67, Abdomen ohne Analanhänge 47,
Analanhänge 5, Hinterflügel 40 mm lang.
Flügel glasig, Wurzeltheil des Subcostalfeldes und Basalraum
712 Karl Grünberg,
etwas g'elblicli. Im V ord erflüg-el: 16 Antenodalqueradern, 1. und
6. Ader verdickt, 12 Postnodalqueradern ; Mediauraum frei, Basal-
raiim ausser dem getheilten innern Dreieck mit 4 Queradern; Drei-
eck 4 zellig', im Supratriangularraum 4 Queradern; Subnodalsector
gleicli einwärts vom Innenrand des Pterostigmas gegabelt, zwischen
dem Gabelpunkt und dem hinter ihm verlaufenden Schaltsector
4 Zellen, zwischen den Gabelästen 6 MarginalzeJlen ; im Discoidal-
feld 14 Margin alzellen. Im Hinterflügel: 11— 12 Antenodalquer-
adern, die 1. und 6. oder die 1. und 7. verdickt, 13 — 15 Postnodal-
queradern ; Medianraum leer, Basalraum ausser dem getheilten innern
Dreieck mit 3 — 4 Queradern; Dreieck 4 — 5 zellig, Supratriangular-
raum mit 4 Queradern; Subnodalsector 1—2 Zellen einwärts vom
Pterostigma gegabelt, zwischen dem Gabelpunkt und dem hinter
ihm verlaufenden Schaltsector 4 Zellen, zwischen den Gabelästen
6 Marginalzellen, im Discoidalfeld 14 — 15 Marginalzellen. Grösste
Breite der Hinterflügel 13 mm.
ObereAnalan hänge kurz vor dem Hinterrande am breitesten,
am Hinterrande gerundet, etwas kürzer als die beiden Endsegmente
(9 und 10) des Abdomens zusammen.
Das einzige vorliegende Exemplar ist noch unausgefärbt, gelb-
braun, das Pterostigma bräunlich-gelb; 2. Abdominalsegment hinten
verjüngt, 3. stark comprimirt; Eücken des 3. — 7. Segments hinter
und längs der Querfurche jederseits mit einem kleinen, am Mittel-
kiele hakenförmig nach hinten umgebogenen hellgelben Fleckchen
und am Hinterrande jederseits noch ein rundlich- vierseitiger gelber
Fleck.
Diese Art zeichnet sich durch ein auffallend sperriges Geäder
aus : sie besitzt eine allen andern bekannten afrikanischen Gynacaniha-
Arten gegenüber äusserst geringe Zahl von Antenodal- und Post-
nodalqueradern und bildet eine Gruppe für sich allein.
Fundort: Ukami ( Mandera).
Flugzeit: Mai bis August 1894.
Bis zur Gegenwart sind nunmehr 8 afrikanische GynacantJm-
Arten beschrieben worden :
A. Nur das $ bekannt; Zahl der Antenodalqueradern gering (im
Yorderflügel 16 — 17, im Hinterflügel 11— 12) 1. G. mcmderka li.
B. Das S bekannt; Zahl der Antenodalqueradern grösser; Anal-
dreieck im Hinterflügel des d 3, 4 oder 6 zellig.
a) Analdreieck 3 zellig 2. G. hullata K.
Oclonateufauna des ost-afrikauiscbeu Seeugebiets. 713
b) Analdreieck 4zellig' 3. G. bispina Ramb.
4. G. vesiculafa K.
5. G. cylmdrata K.
6. G. villosa Gkünb.
7. G. quadrina M'L.
(=:? africana P alis.)
c) Aiialdreieck 6 zellig 8. G. sextans M'L,
Familie GompJiidae.
26. Ictinus ferox Ramb.
Fundort: Neu - Helgoland (N. Nyassa-See) und Kassiabona,
3 Exemplare.
Flugzeiten: 10. bis 12. October 99 {^iS); December 99 ( 1 c?j.
27. Ifotoffoniphus nijassicus Grünb.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 234.
Maasse: Körperlänge 38, Abdomen 28, Hinterflügel 25 mm.
$, Oberlippe, Epistom und Stirn einfarbig oliveubraun,
Unterlippe gelbbraun; Ocellenfeld und Hinterhaupt schwarz.
Thorax oberseits und seitlich schwarz, mit breiter, vorn und
hinten abgekürzter grünlich - gelber Schulterstrieme; vor derselben,
am Yorderrande des Thorax, jederseits eine gleichfarbige Querstrieme.
Von den Flügelwurzeln zu den Hüften ziehen 2 breite grünliche,
an den Rändern verwaschene Binden. Unterseite des Thorax
bräunlich.
Beine schwarz, Oberschenkel an der Innenseite bräunlich.
Flügel hyalin mit ganz leichter schwärzlicher Trübung.
Aderung schwarz; Pterostigma braun. Basalzelle ausser der das
innere Dreieck abschliessenden Ader mit 2 Queradern (im rechten
Hinterflügel nur eine). Die Membranula fehlt bis auf ganz winzige
Reste.
Abdomen schwarz; 1. — 8. Segment an der Basis und an den
Seiten mit braunen Ringen und Flecken; 9. und 10. Segment ganz
schwarz.
Obere Analanhänge schwarz mit brauner Spitze.
cJ unbekannt.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: November 99 (1 $j.
( 14 Karl Grünberg,
Familie LiheUiüidae.
28. Oi'thefniiii trinacria (Selys).
F u n d ort: Laiigenburg, 2 Exemplare.
Flugzeiten: 1. Februar bis 15. März 98 (1 ^); 9. August bis
7. October 98 (1 S).
29. 0)'thetruii( contractuni (Ramb.),
Orthetrum contractu)/} Calveet , in : Trans. Amer. entomol. Soc. Phila-
delphia, V. 25, 1898, p. 96.
Die vorliegenden Stücke passen fast vollständig zu Calvert's
Beschreibung bis auf die Angabe, dass zwischen dem Subnodalsector
und dem hinter ihm liegenden Schaltsector zwei Reihen von
Zellen sich finden sollen, während nur eine Reihe vorhanden
ist; da dieser Charakter sich als sehr unbeständig erweist, so dürften
die vorliegenden Stücke dessenungeachtet zu der von Calvert als
Orthetrum contractuni (Ramb.) charakterisirten Species gehören.
Fundorte: Massasi, Langenburg und Muna Rupira's, 5 Exem-
plare.
Flugzeiten: Massasi 22. April 97 (3 SS) ; Langenburg 8. August
98 (1 unreifes c^); Muna Rupira's 22. October 99 (1 S).
30. Oi'fhetru))i chrijsostiffnia (Burm.).
Fundort: Muna Rupira's, 2 Exemplare.
Flugzeit: 20. September 99 (1 S, 1 ?)•
31. OrtJietruni hrachlale (Palis.).
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 1. November 99 (1 $).
32. Orthetrum caffrum (Bürm.).
OrtheiriDn caffnim Calvert, in: Trans. Amer. entomol. Soc, Philadelphia,
V. 25, 1898, p. 99.
Fundorte: Lindi — Massasi, Sengua— Uudi's Dorf und Langen-
burg, 11 Exemplare.
Flugzeiten: 14., 15. und 17. April 97 {?> SS Lindi— Massasi) ;
14. Mai bis 6. Juni 97 (1 ? Sengua); Mai bis 7. August 98 (1 d);
Oclonatenfanna des ost-afrikaiiischeii Seengebiets. 715
1. bis 25. Juli 98 (1 S, 1 ?); 26. Juli bis 8. August 98 (1 6); 2. bis
4. October 98 (1 S); 23. December 97 bis 1. Februar 98 (1 S Langen-
burg); 18. Mai 99 (1 ?).
33. Ortlietruni ahhottl Calv.
Orthetrum ahhotti Calvert, in : Trans. Amer. entomol. Soc. Philadelphia,
y. 25, 1898, p. 100.
Das erste wohl erhaltene Exemplar im Besitze des Berliner
Museums ; es ist erheblich kleiner und zierlicher als Orth. contradum
und caffrum, und Calvert's Beschreibung passt genau auf dasselbe.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 17. April 98 (1 d).
34. Atoconeura biordinata K.
Fundort: Bulongwe, 1 Exemplar.
Flugzeit: 27. September 99 (1 $).
35. Acisonia ascalttphoides Eamb.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 23. December 97 bis 1. Februar 98 (1 2).
36, Cacerffates leucostictus (Bürm.).
Fundort: Langenburg, 11 Exemplare.
Flugzeiten: 1. Februar bis 15. März 98 (2 SS); 9. August
bis 7. October 98 (1 S) ; 22. November bis 7. December 98 (Mirambo.
1 S)\ Mai bis Juli 99 (2 SS)\ 16. Juni 99 (4 SS)] 18. Juni 99 (1 S).
37. Cacerffates iKirtitus K.
? Trifhcmis lacustris W. F. Kirby, iu : Trans, zool. Soc. London, V. 12,
1890, p. 329 {S, Wadelai).
Zonothras/js partitus K. , in: Eatomol. Z. Stettin, V. 51, 1890, p. 297
((5", Benne).
Fundort: Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeiten: 22. December 97 bis 1. Februar 98 (1 S, ohne
Kopf); 1. Februar bis 15. März 98 (1 S).
716 Karl Geünberg,
38. Olpoffastra füllehomi K.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 235.
Pscudfnuacromia iorrida ? Brauer, in litt. $ nee $ Nubia, Marno : Mus.
Vindobon.
M a a s s e : Körperläiige S 49, ? 52,5 mm; Hinterleib S 32, $ 34,5,
Hinterflüg-el S 37, $ 40 mm lang.
Kopf vorn und oben bräunlich-gelb, die Vertiefungen um den
Ocellenwulst metallisch blau; Scheiteldreieck beim cj - bräunlich-gelb,
beim $ dunkelblau; Hinterhaupt schwärzlich mit grossen gelblichen
Flecken.
Prothorax braun, Mittellappen beim offenbar wenig ausge-
färbten S gelblich.
Thoraxcomplex beim $ tief metallisch blau, mit scharfen
gelblichen Zeichnungen; beim S sind dieselben Zeichnungen aus-
gedehnter, aber ihre Begrenzung ist weniger scharf; vorn auf dem
Rücken jederseits eine breite, hinten abgekürzte Schulterstrieme,
beide Schulterstriemen nach hinten convergirend ; beim S ist auch
die Mittellängslinie gelblich; jederseits verläuft eine aus 3 Flecken
zusammengesetzte Zackenstrieme von der Hüfte der ]\Iittelbeine zum
Yorderrande der Yorderflügel. eine Zackenstrieme dicht vor der Naht
zur Vorderflügelwurzel und endlich eine Zackenstrieme von der Hüfte
der Hinterbeine zum Vorderrande der Hiuterflügel ; auch der Hinter-
rand der Pleuren ist breit gelb gesäumt; Sterna vorwiegend gelblich
mit schwarzen Querbinden.
Beine dunkelbraun ; Hinterschenkel wie bei Olpogastra luguhris K.
bewehrt; Unterseite der Hinterschienen aussen mit 8 sehr starken
Stacheln besetzt. Hintertarsen kürzer als die halbe Hinterschiene,
aber länger als ^3 derselben; zweites Tarsenglied der Hinterbeine
kürzer als das Krallengiied.
Flügel hyalin, klar, Aderung beim ausgefärbten $ vorherrschend
dunkel; beim weniger ausgefärbten d z. Th. gelblich, Hinterflügel
am Analrande mit einem dunkel rothbraunen Fleck, welcher im
Basalraum nicht ganz die Querader erreicht und hinter demselben
eine Zelle fast ausfüllt. Im Vor der flu gel 11 ^2 — 13^2 antenodale,
8 — 9 postnodale Queradern ; Dreieck 2 zellig, inneres Dreieck 3 zellig,
Supratriangularraum beim S unsymmetrisch mit einer dem Aussen-
winkel sehr nahe gerückten (abnormen) Querader; Discoidalfeld mit
5 — 7 Marginalzellen ; Pterostigma dunkelbraun, beim $ 4, beim ?
fast 5 mm lang. Im Hinter flügel 9 — 10 antenodale, 9 — 10 post-
Odonateufauna des ost-afrikanisclien Seeugebiets. 717
nodale Qiieradern; Dreieck und Supratriangularraum img-etheilt, kein
inneres Dreieck. Discoidalfeld mit 11 Marginalzellen beim S uiid
12 — 14 beim 2. Membrannla schwärzlich. In beiden Flügelpaaren
liegt der Arculus zwischen der 1. und 2. Antenodalquerader. der 2.
etwas näher gerückt als der 1.; im Hinterflügel liegt die Innenseite
des Dreiecks in der Verlängerung des Arculus, die beiden Sectoren
entspringen in einem Punkte im Hinterwinkel des Dreiecks. Grösste
Breite der Hinterflügel beim S H, beim $ 12,5 mm.
Hinterleib beim S und $ am Grunde nur massig stark auf-
getrieben, am 3. Segment comprimirt, hinter der Mitte deprirairt;
Genitalien des S am 2. Segment deutlich, ihr Hamulus gross, krallen-
förmig gebogen. Farbe des Hinterleibs beim S schwarz, alle Seg-
meute auf dem Eücken mit rüthlich-gelber Mittellängslinie sowie mit
einem breiten röthlich-gelben Ringe; derselbe ist auf dem Rücken
der Segmeute 4—7 in der Mitte fast ganz unterbrochen, bildet auf
dem Rücken des 8. Segments nur einen kleinen Randfleck und wird
auf dem 9. und 10. Segment fast ganz von der schwarzen Grund-
farbe verdrängt. Bei dem vorwiegend schwarzglänzenden Hinterleib
des $ erscheinen die röthlich-gelben Fleckenzeichnungen des f mehr
reducirt.
Diese durch die Bedornung ihrer Beine an OrtJwtrum erinnernde,
aber wegen ihrer auf den Costalraum beschränkten letzten Antenodal-
querader im Yorderflügel von demselben weit getrennte Art unter-
scheidet sich von OJpogastra luguhris K. nicht nur durch viel weniger
stark verdickte Hinterleibsbasis, sondern auch durch ihren nicht flachen,
scharfrandigen, vielmehr regelmässig gewölbten Stirnfortsatz ; sie wurde
daher hier nur sehr ungern bei Olpogastra belassen, doch existirt
kein anderes Genus, welchem sie sich unterordnen liesse. Es liegt
nur ein Paar vor: das $ vom Nyassalande (Dr. Fülleboris), das S
aus Nubien; dieses entstammt der Ausbeute Maeno's und gelangte
durch die Gefälligkeit des Herrn Prof F. Brauer tauschweise in den
Bestand des Berliner i\Iuseums. Es trägt von Brauer's Hand die
Bezeichnung „Psetidomacromia? torrida Kieby" ; bei Pseudomacromia
W. KiRBY sind aber die Hinterschienen dicht und äusserst zart bedornt.
Fundort: Langenburg, 1 Exemplar.
Flugzeit: 9. bis 19. August 98 (1 $).
39. JPseudomacroiilia torrida W. Kirby.
Das erste unzweifelhafte (d) Exemplar \onPseudomacromm torrida
des Berliner Museums. Das früher von Prof. Karsch zu dieser Art
718 Karl Grünberg,
gestellte, schlecht erhaltene (cJ) Exemplar von Togo (in: Berlin, entomol.
Z., Vol. 38, 1883, p. 21) gehört zu der von Sjöstedt neuerdings be-
schriebenen Schizothemis i) flavicosta (in : Bih. Svensk Vet. Akad. Handl.,
V. 25. 1899, Afd. 4. No. 2, p. 24).
Fundort: Massasi, 1 Exemplar.
Flugzeit; 22. AprD 97 (1 S)-
1) Sjöstedt ist der Angabe von Kaesch, dass Psewlomacromia
W. Kjrby gespaltene Krallen besitze, mit Recht entgegen getreten. Seine
Behauptung jedoch, die amerikanische Gattung MacrotJiouis würde in der
Alten Welt nicht durch Pseudomacromia, sondern durch Schizothemis
und Zijfjonijx vertreten , wird durch 2 5? ^'^^ Psciidomacromia torrida
"W. KiEBY von Teneriffa widerlegt, welche, von Herrn Prof. Beauer in
"Wien bestimmt, durch dessen Gefälligkeit tauschweise in den Bestand des
Berliner Zoologischen Museums übergingen. Ungeachtet ihrer gezähnten
Kralleu dürfte nämlich Psei(do))iacroi)iia W. Kirby identisch sein mit
Schixotheuüs Sjöst. und Zi/grmi/x K. und diese wieder mit ZygonjjX
SelyS; allerhöchstens könnten diese Namen als Untergattungsnamen
Verwendung finden. Es folgt hier ein alphabetisches Verzeichniss der
Zygoiiijx-Arten :
africaiia Brauer {Tramca) Si iii: Verh. zool. bot. Ges. Wien, V. 17,
1867, p. 814: Sierra Leone.
Eine Notiz von Prof. Karsch über diese Art hat folgenden
Wortlaut: „Ist nicht Trcnuea, auch nicht Trithcmis , da der
Nodalsector tief wellig, sondern Pscudomacroiniu, hat jedoch den
Zahn der gespaltenen Klauen kurz. Sehr auffallend durch die
bis zur Dreieckspitze braune Hinterflügelwurzel ; 18 '/g Antenodal-
queradern im Vorderflügel, 3 Reihen Discoidalzellen mit 4 Marginal-
zellen ; Dreieck nur im Vorderflügel getheilt".
donaldsoui Calvert [Psendomacromia) (^ , in: Proc. Acad. nat. Sc.
Philadelphia, 1899, p. 235, tab. 10, fig. 5: Stony brook (Afr.
sept. or.).
flavirosta SjÖST. (Sehixofheiins) ^, in: Bih. Svensk. Vet. Akad.
Handl., V. 25, Afd. 4, No. 2, 1899, p. 24: Kongo.
hoffmanni Brauer, in litt. (Trauiea) $ : Sierra Leone.
Ueber diese Art notirte Prof. Karsch : „Sehr grosse Art,
Flügel hyalin, gelblich , Wurzel der Hinterflügel mit tiefbraunem
Fleck an der Membranula; 9V.i — IIV2 Antenodalqueradern im
Vorderflügel " .
„Ob '^ von flavicosta?^
hova Ramb. (LibeUula) ^, Hist. nat. Ins. Nevr. Paris 1842, p. 92:
Madagascar.
ida Selys (Zijf/onyx) cj $, in : CR. Soc. entomol. Belgique, V. 35,
1891, p. CCXXX: Java (Tengger).
Iris Selys [Zygonyx) $, ibid., p. CCXXXI: Bengalia (Panihas).
hictifcra Selys (? Zt/gom/x ^, in: Ann. Soc. entomol. Belgique,
V. 12, 1869, p. 96: Seychellen.
Odouatenfauna des üst-afrikanischeu Seeugebiets. 719
40. Hemistujnm albipnncta (Ramb.).
Fundort: Laiigenbnrg-, 9 Exemplare.
a) Forma typica:
Flug- zeit eil: Mai bis 7. August 98 (1 S, 1 v); 1- bis 26. Juli
98 (2 SS)\ 3. September bis 3. October 98 (1 S).
b) Aherr. diffinis (Selys):
LibeUida diffinis Selys, in: Pollex et V.^n Dam, Faune Madagascar,
Ins. 1877. p. 17 (Senegal).
Flugzeiten: 1. bis 26. Juli 98 (1 $); 9. August bis 7. October
98 (1 S)\ 2. October bis 4. November 98 (1 ?); 3. November 99 (1 $|
41. DipUicodes lefevrei (Ramb.).
Fundort: Langenburg und Lindi, 12 Exemplare.
Flugzeiten: Februar bis 8. April 97 (1 S*, 1 $*); Mai bis
7. August. 98 (2 c?c?*); Juni 98 (1 ?*); 1. bis 26. Juli 98 (2 S6*,
1 i); 2. October bis 4. November 98 (1 (?*, 1 S); 29. November 99
(1 i).
Die mit einem * versehenen Stücke zeigen Nannophyen-Charakter.
d. li. das bei den übrigen Stücken normale Vorderflügeldreieck ist
ein Viereck.
a. Bei 6 SS und 4 $? ist das innere Dreieck des Vorderflügels
symmetrisch getheilt. nur bei einem S ist diese Theilung rechts nur
angedeutet und links das innere Dreieck ganz ungetheilt; 9 Stücke
luriosa K. (Pseudomarromia) S ?> iii : Berlin, entomol. Z. , V. 38,
1893, p. 21 nota 1): Java = Zygoinjxida Selys 1891.
pretiosa K. (^Fscrtdomac-ro)nia) $, in: Entomol. Nachr., V. 17, 1891,
p. 74, tab. 2 : Camerun sept.
speciosa K. (Pseudontacromia) $, ibid., p. 74: Camerun sept.
forrida "W. Kirby {Psciidomacromid) $ 5 , in : Trans, zool. See.
London, V. 12, 1890, p. 340, tab. 52, fig. 7 {S): Sierra Leone,
Abyssinia, Natal, Teneriffa.
Zu Ziygonyx Selys würden gehören : ida und ins ; zu Scliixo-
themis SJÖST. flavicoda, liova, pretiosa und speciosa; zu Pseudo-
mocrotjiia W. Kjrby nur torrida, zu Schi'xofhcmis K. nur lucti-
fera: africana , donaldsoni uud hojf'manni bedürften noch der
Nachprüfung.
720 Karl Grünberg,
von Langenburg weisen T^/cj Antenodalqueradern im Vorderflügel
auf, die beiden übrigen unsymmetrisch TY, und S^,- ^^^ Vorder-
flüg-el der S sind nur am äussersten Grunde gelb-braun gefärbt.
b) Ein völlig aberrantes ? von Lindi-Massasi, am 14. April 97,
verdient besondere Beachtung; vielleicht ist es ein Bastard, vielleicht
atavistisch belastet. Es weist 9 Antenodalqueradern im Vorderflügel
auf, die letzte derselben bleibt nicht wie bei den normalen Exemplaren
auf den Costalraum beschränkt, sondern setzt auf den Subcostalraum
fort. Der Arculus liegt in allen Flügeln in der Verlängerung der
2. Antenodalquerader (sonst zwischen der 1. und 2.), das Vorder-
flügeldreieck ist regelmässig, breit und ungetheilt, das innere Drei-
eck leer; im Hinterflügel entspringen die beiden Sectoren des Drei-
ecks in einem Punkte im Hinterwinkel des Dreiecks. Ungeachtet
aller dieser, zum Theil den generischen Kennzeichen widersprechen-
den Eigenschaften ist das Stück nirgends anders unterzubringen als
bei Diplacodes Icfevrei (Ramb).
42. Dljylacodes (s2y. incertci).
Fundort: Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeit: 1. Februar bis 15. März 98 (1 cJ); 15. März bis
23. April 98 (1 $).
Das S weist nur 67.2 Antenodalqueradern im Vorderflügel auf;
es ist erheblich kleiner als die typischen Stücke von Diplacodes
kfevrei (Ramb.), aber ebenso gefärbt.
Das $ hat 87.2 Antenodalqueradern im Vorderflügel; die beiden
Dreieckssectoren des Hinterflügels entspringen im Gegensatz zu dem
Hauptcharakter des Genus Diplacodes gemeinsam im Hiuterwinkel
des Dreiecks.
43. Di2)lacodes exul (Selys).
Fundort: Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeit: 15. März bis 23. April 98 (2 SSl
Die vorliegenden beiden Männchen weisen nur 67.2 Antenodal-
queradern im Vorderflügel auf. und ihre Vorderflügel sind bis zum
Aussenrande des Dreiecks gelblich gefärbt.
Es muss zweifelhaft bleiben, ob diese Art wirklich den echten
Diplacodes exul (Selys) darstellt, de Selys' dürftige Beschreibung
seines exul unter Diplax trivialis Ramb. in: Ann. Soc. entomol.
Belgique, V. 27, 1883, p. 96 lautet:
Odoiiatenfaiina des ost-afrikanischeu Seeugebiets. 721
..NB. — Dans l'Afrique aiistrale existe iine espece nouvelle qui
y ressemble, mais clont la reticulation est plus simple, le triaugle
discoiclal des alles superieures et rinterne etant libres, et siiivis de
deiix rangs de cellules. Je le iiomme Biplax exul. Je ne connais
que la femelle."
44. Tvitheniis arteriosa (Buem.).
Fundorte: Massasi, Langenburg, 6 Exemplare.
Flugzeiten: 22. April 97 (Massasi, 1 S). — 1. bis 26. Juli 98
(1 d, 1 ?); 26. Juli bis 8. August 98 (1 S, 1 ?), (Langenburg). —
26. Januar bis 5. Februar 99 (1 $) (Wiedhafen).
45. CrocotJiemis erythvaea (Brülle).
Fundorte: Langenburg, Mtira's Dorf, Itende-See und Muna
Rupira's (Ukinga), 12 Exemplare.
Flugzeiten: Langenburg: 1. Februar bis 15. März 98 (1 cJ);
Mai bis 7. August 98 (1 c?); 1. bis 26. Juli 98 (2 SS, 1 ?); 23. Juli
98 (1 d, 1 ?); 8. August 98 (1 S)\ 3. September bis 3. October 98
(1 S). — Mtira's Dorf: 14. bis 21. Juli 97 (1 S). — Irende-See:
13. bis 14. October 99 (1 S). — ^luna Eupira's: 19. September 99
a ^)-
46. UrotJieniis edwardsi (Selys).
Fundort: Lindi, 2 Exemplare.
Flugzeit: Februar bis 8. April 98 (2 $?).
47. Traniea basilavis (Brauer).
Fundorte: Lindi und Langenburg, 2 Exemplare.
Flugzeiten: Februar bis 8. April 97 (1 ?, Lindi); 26. Januar
bis 5. Februar 99 (1 S, Langenburg (Wiedhafen)).
48. Hhijotheinis seniihyalina (Desj.).
Fundorte: Langenburg und Cassiabona, 3 Exemplare.
Flugzeiten: Mai bis 7. August 98 (1 $); 20. August bis
1. September 98 (1 J, Langenburg). — 15. Februar 99 (1 $, Cassia-
bona).
722 Karl Grünberg,
49. Pantala ßat'escens (F.).
Fundorte: Lindi und Laug-enburg. 15 Exemplare.
Flugzeiten: Lindi: 2. bis 8. April 97 (2 S$). — Langenburg:
23. December 97 bis 1. Februar 98 (2 SS, 3 $$); 1. Februar bis
14. März 98 (2 SS, 1 ?); 15. März bis 23. April 98 (1 S); 12. April 98
(1 S); Mai bis 7. August 98 (1 $); 27. October bis 15. November 98
(1 ?); Mtte Januar 99 (1 S, AViedhafen).
50. PalpopJeura lucia (Drltiy).
Fundorte: Lindi, Massasi und Langenburg, 21 Exemplare.
Flugzeiten: Lindi: Februar bis 8. April 97 (1 S, 2 $$). —
Lindi— Massasi : 16. April 97 (1 S). — Massasi: 22. April 97 (1 S,
2 ?$). — Langenburg: 23. December 97 bis 1. Februar 98 (4 SS);
15. März bis 23. April 98 (1 5, 1 ?); Mai bis 7. August 98 (1 S,
2 ??); Juni 98 (2 SS, 1 ?); 8. August 98 (1 S)\ 20. August bis
1. September 98 (1 S).
51. FaJpojiJeura callista Grükb.
In: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1902, No. 9, p. 236.
Syn. : (?) Palpopleura iiicunda "W. Klrby , nee Ra:mb. , in : Sj-n. Cat. of
Neuroptera Odonata, London 1890, p. 9 ; Trans, zool. Soc. London,
V. 12, 1890, p. 243; Ann. Mag. nat. Hist. (7), V. 2 , p. 232,
1898.
Nach DE Selys (in: Pollen et vak Dam, Eechercbes sur la
Faune de Madagascar, Ins. p. 15, Leide 1877) ist Palpopleura iucunda
Eamb. = ? P. sexmaciüata F. von China. Der Irrthum Raüibur's ist
auf eine Verwechslung des Vaterlands zurückzuführen.
Maasse: Körperlänge: S 23,8—25,5, ? 23-23,6 mm; des Ab-
domens: S 14—15,7, 5 13,5—13,7 mm; Hinterflügel: S 17—18, $
17,5—18,1 mm.
S. Oberlippe und Stirn gelb, das Feld vor den Ocellen
glänzend metallisch blau.
Prothorax dunkel braun, am Hinterraude mit einer breiten
flachen Einbuchtung und mit langen feinen weisslichen Haaren
besetzt.
T h 0 r a X c 0 m p 1 e x oberseits chocoladebraun mit dichter, langer.
weisslicher Behaarung ; die braune Eückenfärbung wird seitlich durch
Odonateufauiia des ost-afrikauischeu Seeugebiets. 723
eine breite, zur Basis der Vorderflügel gehende schwarze Strieme
begrenzt. Seiten und Unterseite des Thorax grünlich-g'elb mit zwei
seitlichen schräg nach hinten aufsteigenden schwarzen Striemen und
einer kurzen ebensolchen an der Unterseite.
Beine vorwiegend gelb; Innenseite der Oberschenkel am distalen
Ende dunkel braun, Tibien und Tarsen an der Innenseite von der-
selben Farbe.
Flügel glashell; an der Basis aller Flügel ein grosser, aus
3 Theilen bestehender schwarzer Fleck (Textfig. E); der vordere
Fig. E.
Palpopleura callista Grünb. c/'.
Theil erfüllt den Subcostalraum bis in die Nähe des Nodus und greift
auf eine Anzahl Zellen des Costalraums über, ohne jedoch den
Flügelvorderrand zu erreichen ; der mittlere Theil bedeckt die vordere
Strecke zwischen den Sectoren des Ai'culus, im Yorderflügel in be-
deutend grösserer Ausdehnung als im Hinterflügel ; der hintere Theil
bedeckt den Basalraum soAvie eine Anzahl der hinter und neben
demselben liegenden Zellen ; im Vorderflügel greift er auf die voi-dere
Zelle des 3getheilten Dreiecks über, im Hinterflügel bedeckt er
dasselbe ganz. Im Innern des Basalflecks sind alle Adern des Netz-
werks gelb gefärbt. Der Nodus ist im Vorderflügel von einem kleinen
Zool. Jahrb. XVIII. .\btli. f. Syst. •i'^
724
Karl Grünbkrg,
schwärzlichen Fleck umgeben, welcher im Hinterflüg-el nur schwach
angedeutet ist. Pterostigma im Vorderflügel 2.3, im Hinterflüg-el
2,8 mm lang, aussen schwarz, innen dunkel braun. Zwischen Xodus
und Pterostigma ein ganz verschwommener, wenig umfangreicher
gelblicher Fleck.
Abdomen oberseits schwarz mit hellblauer Bestäubung, unter-
seits bräunlich gelb, Analanhänge schwarz.
$. Oberlippe und Stirn gelb, Scheitel hellbraun.
Fig. F.
Pal]popleura calUsfa Grüxb. 9-
Prothorax und Thorax oberseits braun, mit langer weisslicher
Behaarung wie beim S- Seiten und Unterseite des Thorax gelb, die
schwarzen Striemen ebenfalls wie beim S-
Beine gelb mit schwarzen Cilien; Tarsenglieder schwärzlich.
Flügel glashell (Textfig. F); Basalfleck ähnlich wie beim S,
aber grösser und von dunkel brauner Farbe, auf gelbem Grunde ; er
erstreckt sich vom Yorderrand bis in die Nähe des Hinterrandes,
das Flügeldreieck auch im Vorderflügel ganz einschliessend. Nodus
schwarz umsäumt wie beim ^. Hinter der Flügelmitte ein grosser
4seitiger dunkel brauner Fleck mit breitem gelbem Rand; Flügel-
Odonateufaima des ost-afrikauischen Seeugebiets. 725
g'eäder innerhalb aller Flecke von hell gelbliche]- Farbe. Pterostigma
im Vordertlügel 2.3, im Hinterflüg-el 2,6 mm; aussen schwarz, innen
weiss.
Abdomen oberseits hell braun mit einer mittlem und zwei seit-
lichen schwarzen Längsstreifen; Unterseite gelblich-braun mit breiter
schwarzer Mittellinie.
Obere Anal a n h ä n o- e schwa-rz. untere braun.
In den Grössenverhältnissen wie in der Körperfärbuug zeigt
diese Art zwar grosse Uebereinstimmung mit der asiatischen Palpo-
pleum sexmacuJata F., doch verhält sich, abgesehen von einigen
morphologischen Verschiedenheiten . die Flügelzeichnung , welche
scheinbar sehr constant ist, in verschiedenen wesentlichen Punkten
anders.
Bei P. caUista ist der Prothorax (besonders der des ii am
Hinterrand weniger tief eingebuchtet und das Pterostigma ist kleiner
als bei sexmaciüata.
Ferner ist bei cdlUstu der Thorax des S oberseits dunkler ge-
färbt.
Die Einbuchtung am Vorderrand der Vorderflügel ist bei sex-
macuJata sehr klein und undeutlich, bei calUsta dagegen sehr deutlich.
Dieser Unterschied zwischen der afrikanischen und asiatischen Art
war auch Kikby bereits aufgefallen (in: Trans, zool. Soc. Lond.,
V. 12, 1890. p. 273).
Bei beiden Geschlechtern von sexmaciüata sind im Costalfeld die
beiden nach aussen auf den Nodus folgenden Zellen vollkommen
schwarz.
Beim $ von caUista ist der Basalfleck der Flügel viel grösser
als beim 2 von sexmaciüata.
Der beim $ von caUista immer vorhandene dunkel braune Fleck
auf der äussern Flügelhälfte fehlt bei den im Berliner Museum be-
findlichen 4 $9 von sexmaciüata ganz.
Die Hinterflügel von sexmaciüata sind in beiden Geschlechtern
bis zum Pterostigma gelb gefärbt; das S von caUista dagegen zeigt
nur am Vorderrande aller Flügel eine wenig umfangreiche gelbliche
Trübung, während beim 2 die gelbe Färbung auf die Flügel^nirzel
und die Ränder der dunkeln Flecke beschränkt ist.
4S*
726 Karl Grünberg. Odonatenfauua des ost-afrikainscben Seeugebiets.
Fundort: Muna Eupira's (Ukinga;, 3 Exemplare.
Flugzeit: 15. und 20. September 99 (2 ^S. 1 x).
In der Sammlung des Berliner Zoologischen Museums be-
finden sich ferner noch 2 22 von der Delagoabai sowie 1 2 vom
Zambesi.
Die von Kieby als Falpopleura iucunda E-oib. aufgeführte Art
ist bekannt von Delagoabai, Knysna und Pretoria.
Nachdruck verboten.
Uebersetzutiasrecht vorbehalten .
Zur Lebensgeschichte des Kolkraben.
(Beobachtungen über eine besondere Geistesthätigkeit und
die Wahl des Xistplatzes.)
Von
Dr. Eugen Botezat in Czernowitz (Bukowina).
Der Kolkrabe zeichnet sich durch zahlreiche Eigenschaften aus.
welche ihn zu einem inerkwürdigen , ja sogar sprüchw^örtlich und
symbolisch bekannten Vogel gestempelt haben. ..Er ist einer der
klügsten Vögel", wie es in Naoiann's „Naturgeschichte der Vögel
Mitteleuropas" (neue Ausgabe) heisst. was unter anderm auch dadurch
bestätigt wird, dass ein Rabe 75 Wörter hat sprechen können (in :
„Die gefiederte Welt", 1898, Xo. 7).
Interessant sind in „Beeioi's Thierleben" die Belege, welche für
seine ausserordentliche „List und Verschlagenheit", aber auch für
seineu Mut beim Jagen und Ergreifen grosser oder flinker und
bissiger Tiere sprechen. Nicht minder überraschend ist die Be-
merkung in Naumann's Naturgeschichte: ,.Die Schalthiere soll er
aus der Höhe auf Steine und Felsen [oder Eis] herabfallen lassen,
um ihre Schalen zu zerbrechen und so zu dem Innern zu gelangen."
wobei der neue Bearbeiter bemerkt: „Er thut dies thatsächlich. wie
neuere Beobachtungen zur Genüge bewiesen haben. Von den Farüer
Avird berichtet, dass er dasselbe Manöver auch mit Eatteu austührt,
um sie zu töten."
Diesen Merkwürdigkeiten kann ich eine neue hinzufügen, welche
ich selbst deutlich beobachtet habe.
Es war im November des Jahres 1895. Ich befand mich in
meinem Heimatsorte Tereblestie (romanisch T e r e b 1 e c e a). einem
in der Nähe der Stadt Sereth gelegenen Dorfe. in Begleitung
meines Schwagers M. Deacixschi, auf einer Feldjagd. Da be-
728 Eugen Botezat,
merkten wir. in der Nähe des die Ebene durchschneidenden
Flusses angelangt, dass sich dortselbst zahlreiche Krähen umher-
tmnmelten. Näher angekommen konnten wir auch einzelne Kolkraben
unterscheiden. Einer von diesen fiel uns durch sein aussergewöhn-
liches Betragen bald auf. Er stürzte sich nämlich von einer ge-
wissen Höhe gegen das Wasser, flog unmittelbar über demselben
etwa 100 m dahin und zwar den Fluss hinab, erhob sich wieder bis
zu einer Höhe von ungefähr 100 m, stürzte sich hierauf abermals
hinab und wiederholte überhaupt dieses eigenthümliche Älanöver
viele Male hinter einander. Während ich ihn ins Auge nahm, kam
ich rasch näher, um zu sehen, w^as die Ursache dieses absonderlichen
Flugmanövers des ßaben sein möchte. Das Annähern gelang mir
ganz gut, da der Rabe nicht rasch vorwärts kam, weil er über dem
Wasser nur langsam flog und zum Erheben und Herabstürzen des-
selben auch eine gewisse Zeit nöthig war. So kam ich nahe genug,
um unterscheiden zu können, dass der Rabe einen Gegenstand in
den Klauen hielt. Während er aber über dem Wasser dahinflog,
streckte er die Beine so w^eit als möglich nach abAvärts und senkte
den in den Fängen befindlichen Gegenstand ins Wasser, während er
in dieser Stellung weiter flog. Dies alles habe ich sehr deutlich
wahrgenommen. Lange Zeit konnte er es jedoch allem Anscheine
nach nicht aushalten, denn er erhob sich ja, wie erw^ähnt, wieder in
die Luft. Ueber dem Wasser flog er mit sehr raschen und
kurzen Flügelschlägen, nach Art der rüttelnden Falken. Von
meiner und meines Genossen Annäherung schien er nicht viel Notiz
zu nehmen, wiewohl seine übrigen Kameraden weiter geflogen
waren. Endlich flog er wieder empor und beabsichtigte nach links
abzuziehen. Ich schoss nun nach ihm, um den Gegenstand seines
Besitzes kennen zu lernen, fehlte ihn jedoch, da er sich recht hoch
erhoben hatte; er hingegen Hess den Gegenstand auf die Haide
fallen. Wir sprangen hinzu und gewahrten ein nasses, aber noch
ganz warmes, also eben getödtetes Wiesel, welches mehrere Stich-
wunden am Körper hatte, die jedenfalls von den Klauen des Raben
herrührten. Nun wurde uns das eigenartige Benehmen des Raben
klar. Er tauchte das Wiesel ins Wasser, um es zu tödten, da er
am Lande mit diesem überaus bissigen und flinken Tliier nicht so
leicht hat fertig werden können, und wiederholte das L^ntertauchen
desselben so lange, bis es endlich todt war.
Diese Beobachtung mag für die besondere Verschlagenheit des
Vogels einen neuen Beweis liefern.
Zur Lebeusgeschichte des Kolkraben. 729
Da liier nun einmal vom Kolkraben die Eede ist, so dürfte es
nicht uninteressant sein, einzelne Beobachtungen in Bezug- auf die
"Wahl seines Nistplatzes, welche mit den allg-emein gültigen (jedoch
älteren) Anschauungen in Widerspruch stehen, mitzutheilen.
Nach Naumann nistet der Eabe „selten in einem einsamen Feld-
holze und sucht in kleinen AVäldern die weniger von Menschen be-
suchten Gegenden, wo die höchsten Bäume stehen'-'. Doch sind dem
neuen Bearbeiter „derartige Ausnahmen aus neuester Zeit mehrfach
bekannt gew^orden". Diese letzteren vollauf zu bestätigen, bin ich
durch die Aufzeichnung der folgenden Beobachtung und Erfahrung
in der Lage.
In der oben erwähnten Ebene, in unmittelbarer Nähe des
Serethflusses, liegt ein Wäldchen, ein stattlicher ülmenbestand unter-
mischt mit uralten Linden und Avenigen Eichen. Im Süden grenzt
es dicht an einen Morast mit Schilf und niederen Weidenbeständen,
das alte Bett des Serethflusses.
Dieses Wäldchen, unter dem Namen „Prisaea" — rumänische
Bezeichnung für „Bienenstand", da sich hier ein solcher thatsächlich
seit je her befindet — weithin bekannt, ist seit langer Zeit im
Besitze unserer Familie, weshalb ich die Möglichkeit hatte, es schon
seit meiner Kindheit gründlich zu kennen. Es bildet die Herberge
und Niststätte einer ganzen Vogelwelt: Nebel-, Saat- und Raben-
krähe. Dohle, Sperber, Thurm-, Röthel- und Rothfussfalke, Pirol, Staar.
Wiedehopf und noch einer fast unendlichen Reihe kleinerer Vögel
der verschiedensten Gruppen. Im Schilf brüten alljährlich Enten,
Teich- und Rohrhühner sowie Rohrsänger, dann die Rohr- und
Kornweihe. Auch die grosse und kleine Rohrdommel, der graue,
der Silber- und Purpurreiher sind hier zu finden. In den Auen sind
namentlich Elstern und Nachtigallen sehr zahlreich.
In diesem Feldholze brütet nun auch alljährlich auf einer
mächtigen alten Linde im Osten des Wäldchens ein Rabenpaar,
welches ich seit meiner Kindheit, den 70er Jahren, selbst kenne,
kleine Mutter und mein Onkel N. Jekemievici-Dubäu versichern mir,
von dem Rabenpaar und dessen Horst noch seit den 40er Jahren Kennt-
niss zu haben, ebenso der dort seit 40 Jahren wohnende Bienen- und
Wald- bezw. Feldhüter. Trotzdem sich in der Nähe des Gehölzes schon
zahlreiche Menschen angesiedelt haben, welche Ansiedelung den oben
genannten Namen des Wäldchens führt, trotzdem das letztere häufig
besucht wird und trotzdem schon sehr oft dem Rabenpaar das Gelege
entweder theilweise oder auch vollständig weggenommen wurde — ich
730 Eugen Botezat,
selbst habe dies in der Knabenzeit zu wiederholten ]\Ialen gethan — ,
ja sogar der Horst schon hänfig zerstört worden ist, kehrt doch das
Paar alljährlich znrück. Ob es sich hier nm ein nnd dasselbe Paar
handelt, kann ich allerdings nicht versichern, doch lässt sich dies
mit vollem Grund daraus schliessen, dass die im nächstfolgenden
Jahre wiederkehrenden Raben immer denselben Horst beziehen oder,
falls dieser zerstört ist, an derselben Stelle einen neuen aufbauen.
Auch in diesem Jahre hat sich das Paar eingefunden.
Noch eine Merkwürdigkeit wird von Naumann erwähnt, nämlich
dass dort, wo ein Rabenpaar sich eingenistet hat, keine Krähen,
namentlich keine Saatkrähen, nisten. Auch dies wird vom neuen
Bearbeiter Thienemann durch Anführung einer Mittheilung von
RoHWEDER widerlegt fp. 91), dem auch ich mich anschliessen kann. Die
Anzahl der in dem genannten Wäldchen nistenden Krähen ist nämlich
keine geringe (in manchen Frühjahren auch gegen 30 Horste), von
denen etliche auch in unmittelbarer Nähe des Rabenhorstes nisten,
aber sie wie auch die Falken werden von den Raben unbehelligt
gelassen. Im Gegentheil kommt es nur allzu oft vor, dass sich die
Krähen unter einander sehr heftig streiten und unter Umständen
auch wohl ausgiebig rut)fen. Ebenso ist es mir nicht bekannt, dass
etwa die Raben beunruhigt werden.
Im Forstbezirke 0 u'c i u r m a r e (in der Nähe von C z e r n o w i t z)
nistet ein Rabenpaar. In unmittelbarer Nähe desselben ein rother
Milan, etwas entfernter mehrere Bussarde, ein Sperber und ein
Habicht. Zwar habe ich im Vereine mit dem dortigen Forstverwalter
Herrn J. v. Cuparencu die Raben mit den Milans manchen Strauss
in den Lüften ausfechten gesehen, aber trotzdem nisten diese Vögel
weiter neben einander.
Wenn auch die vorstehenden Beobachtungen unser Wissen über
die Lebensweise der Kolkraben nicht wesentlich bereichert haben,
indem ähnliche Fälle, wie sie hier verzeichnet worden sind, nach
dem Angeführten aus neuerer Zeit bekannt wurden, sind doch Be-
obachtungen und Mittheilungen über das Leben der Thiere aus
diesen Gegenden meines Wissens noch nicht gemacht worden, mit
Ausnahme etwa der offlciellen ornithologischen Berichte seitens des
Forst- und Jagdpersonals, welche namentlich den Zug und Strich der
Vögel zum Gegenstand haben. Hauptsächlich deswegen erachte ich
die angeführten Beobachtungen der Veröffentlichung für werth.
Czernowitz, im November 1902.
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