\. ■'•**,:'■ ;>-•■'-■ L4j m7 "' k'^^A r,> -;^ 'V-.' »^ '■ ATl'K''. ZOOLOGISCHE JAHRBÜCHER ABTHEILUNG FUß SYSTEMATIK, GEOGRAPHIE UND BIOLOGIE DER THIERE. HERAUSGEGEBEN VON PROF. DR. J. W. SPENGEL IN GIESSEN. ZWANZIGSTER BAND. MIT 25 TAFELN UND 140 ABBILDUNGEN. JENA, VERLAG VON GUSTAV FISCHER. 1904. Alle Rechte, uanientlich das der Uebersetzune', vorbehalten. Ib ^ -/ K Inhalt. Seite Erstes Heft. Ausgegeben am 2. Mai 1904.) Spengel, .1. W., Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. II. Ptychodera flava von Funafuti (Ellice-Gruppe). Mit Tafel 1 u. 2 und 2 Abbildungen im Text 1 RÖSSIG, Heineich, Von welchen Organen der Gallwespenlarven geht der Reiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? Mit Tafel 3 — 6 19 Zweites Heft. (Ausgegeben am 6. Mai 1904.) Shitkow , B. M. , Ueber einen neuen Hirsch aus Turkestan. Mit 5 Abbildungen im Text 91 Enuerlein, Günther, Die von Herrn Prof. Dr. Friede. Dahl im Bismarck-Archipel gesammelten Copeognathen. Mit Tafel 7 105 Attems , Carl , Central- und hoch-asiatische Myriopoden. Mit Tafel 8 und 9 113 Fuhrmann, 0., Ein getrenntgeschlechtiger Cestode. Mit Tafel 10. 131 Wandolleck, Benno, Eine bucklige Testudo graeca L. Mit 4 Ab- bildungen im Text 151 Drittes Heft. (Ausgegeben am 21. Jlai 1904.) Martin, Rudolf, Die vergleichende Osteologie der Columbiformes. Mit Tafel 11—12 und 96 Abbildungen im Text 167 Viertes Heft. (Ausgegeben am 2:i. Juni 1904.) HOLMGREN, Nils, Ameisen (Formica exsecta Nyl.) als Hügelbildner in Sümpfen. Mit 14 Abbildungen im Text 353 IV Inhalt. Seite Thiele, Joh.. lieber eine von Herrn O. Neumann gefundene Phyllo- poden-Art. Mit Tafel 13 371 LOMAN, J. C. C, Beiträge zur Kenntiiiss der Fauna von Süd-Afrika. V. PycDOgoniden aus der Capcolonie und Natal. Mit Tafel 14 375 Schnee, Paul, Die Landfauna der Marschall-Inseln 387 Spengel, J. "W., Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. IV. Einige weitere Beobachtungen an Ptychodera erythraea. Mit 2 Abbildungen im Text 413 Fünftes Heft. (Ausgegeben am IG. Juli 1904.) Enderlein, Günthee, Die Gattung Braunsia Krieche 429 FlSCHOEDER, ¥., Beschreibung dreier Paramphistomiden-Ai-ten aus Säugethieren. Mit Tafel 15 — 16 und 3 Abbildungen im Text 453 Mell, Camillo, Die von Oscar Neumann in Nordost-Afrika ge- sammelten Landplanarien. Mit Tafel 17 471 Volz, Walter, Schlangen von Palembang (Sumatra) 491 Yolz, Walter, Zur Kenntniss der Suiden Sumatras, Mit Tafel 18, 1 Karte und 2 Abbildungen im Text 509 MacCallum, W. G., Echinostomum garzettae n. sp 541 Sechstes Heft. (Ausgegeben am 31. August 1904.) Looss, A., Zur Kenntniss des Baues der Filaria loa GuYOT. Mit Tafel 19 549 Stingelin, Theodor, Entomostraken, gesammelt von Dr. G, Hag- MANN im Mündungsgebiet des Amazonas. Mit Tafel 20 und 1 Kärtchen im Text 575 VON WisSEL, CuRT , Pacifische Chitonen der Sammlungen SCHAU- INSLAND und Thilenius nebst einem Anhang über drei neu- seeländische Species der Gattung Oncidiella. Mit Tafel 21 bis 25 und 10 Abbildungen im Text 591 FoREL, Aug.. In und mit Pflanzen lebende Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru 677 /^* Nachdruck verboten. Ueberselzungsrecht vorbehalten. Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. IL Ptychodera flava von Funafuti (Ellice-Gruppe). Von Prof. Dr. J. W. Spengel in Giessen. Mit Taf. 1 u. 2 und 2 Abbildungen im Text. Kurze Zeit, iiaclidem mein voriger Aufsatz (1903) zum Druck befördert war, erhielt ich durch die Güte des Herrn Jas. P. Hill einige Exemplare der von Mr. Hedley auf Funafuti, einer der Inseln der Ellice-Gruppe, gesammelten und von \\'illey für identisch mit der von ihm bei Neucaledonien gefundenen Ptychodera flava Eschsch. er- klärten Enteropneusten. Ich bin dadurch erfreulicherweise in den Stand gesetzt worden, die in jener Abhandlung von mir aufgeworfene Frage, ob auch die auf Funafuti vorkommende Form der Ft. flava, wie ich es für diejenige von Laysan nachgewiesen habe, verschieden ist von der Pt. flava caledoniensis. Das Material, das mir zur Untersuchung vorgelegen hat und von dem ich den grössten Theil in Schnittserien zerlegt habe, umfasst: 1. 1 vollständiges, aber mehrfach gekrümmtes Exemplar, dessen Gesammtlänge sich auf ungefähr 75 mm berechnet (No. 1 ). 2. 1 Exemplar von etwa der gleichen Grö!5se, dem jedoch die ( 'audalregion fehlt (No. 2). Da es etwas weniger gekrümmt war, wurde es zur Herstellung einer Querschnittserie benutzt. 3. ein 18 mm langes Bruchstück, das Pvichel, Kragen und ein 9 mm langes Stück des Thorax umfasst (No. 3). Die Eichel und der Kragen Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Sy.st. 1 2 J. W. Spengel, waren fast IVs^H'^^l so gross wie bei No. 1 und 2, das Thier dürfte danach über 10 cm lang gewesen sein. Daran wurde zunächst durch Präparation das traubige Organ der Eichelbasis freigelegt (Fig. B), darauf durch Entfernung einer Pleure der Kiementheil des Thorax, der eine Länge von 7 mm hatte. 4. u. 5. 2 Yorderkörper kleinerer Individuen, beide (No. 4 u. 5) Eichel, Kragen und ca. 12mm des Thorax enthaltend. Nr. 4, das nahezu gerade war, wurde in Querschnitte zerlegt, während vom vordem Theil von No. 5 Sagittalabschnitte angefertigt wurden. 6. — 8. waren 3 Bruchstücke, und zwar No. 6 ein ca 38 mm langer Abschnitt von der Genitalregion bis zum After; ca. 4 mm hinter dem Vorderende, die demnach auf die Genitalregion fallen, beginnen die Lebersäckchen. No. 7 enthält nur das Hintei-ende der Genitalregion und ca. 11 mm von der Leberregion. No. 8 ist die ab- gelöste Caudalregion eines kleinen Individuums. Nach den an diesem Material sich ergebenden Maassen bleibt die Art auf Funafuti kleiner niclit nur als Pt. fl. laijsanica, die über 25 cm lang wird, sondern auch als Pf. fl. caledoniensis, für die Willey ein mittleres Maass von 125 mm und Maximalmaasse von 175—200 mm angiebt. Die Eichel ist 3— 6 mm lang, 3—4 mm breit; der Kragen hat im Maximum (No. 3) 5 mm Länge und Breite, bei No. 1 und 2 etwa 5 mm Länge und Breite, bei No. 4 und 5 ca. 3"o mm; natur- gemäss bleiben auch diese Maasse hinter denen der beiden andern Formen zurück. Am Thorax sind die Genitalpleuren, die hinter dem Kragen zusammenstossen, meistens so weit über die Rückenseite zu- sammengeschlagen, dass das Kiemenfeld verdeckt ist. Bei No. 3, wo ich eine der Pleuren abtrug, Avar das letztere ca. 7 mm lang; bei dem kleinern Individuum wichen die Pleuren aus einander, die Länge des Kiemenfeldes betrug ca. 4 mm. Bei No. 2 berechne ich sie nach der Schnittserie auf ca. 5 mm. Das Maass des Kiemen- feldes ist also ziemlich gleichmässig und zwar sehr gering, weit mehr Willey's „brachybranchiater" Form von Pf. fl. caledoniensis ent- sprechend als der „makrobranchiaten" oder Pf. fl. laijsanica. Die Genitalpleuren sind bei den grössern Individuen ca. 5 mm breit und um den als „free pharynx" Willey's vorspringenden die Kiemen enthaltenden T h o r a x a b s c h n i 1 1 , der eine Breite von etwa 2 mm hat, meistens so zusammenrollt, dass dieser Körpertheil mit jenen ungefähr cylindrisch erscheint und eine Breite von fast 5 mm zeigt. In Bezug auf die rasche Verminderung ihrer Breite hinter den Kiemen und ihre Fortsetzung verhalten sie sich wie bei den Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 3 zwei andern Formen. Die Ausdehnung des postbranchialen Thorax- abschnittes aber oder der Genitalregion verhält sich nicht bei allen Individuen gleich. Bei No. 1 ist zwischen dem Trennnngspuukt der Pleuren, der um einige mm hinter dem Ende der Kiemen ge- legen sein möchte, und deu vordersten Lebersäckchen eine Strecke von etwa 10 mm vorhanden (so dass auf den ganzen Thorax ca. 20 mm kommen). Bei No. 2 treten dagegen die vordersten Leber- säckchen bereits zwischen den Pleuren, die ca. 9 mm hinter dem Kragen aus einander weichen, hervor. Da von dieser Länge reich- lich 5 mm auf die Kiemenregion entfallen, bleiben für die Genital- region kaum 4 mm, was auch die Schnittserie bestätigt. Da bei den Jüngern Individuen No. 4 und 5 ebenfalls je eine etwa 10 mm lange Kiemenregion vorhanden ist, an deren Hinterende sich noch keine Lebersäckchen finden, so scheint dieses längere Maass die Regel bei dieser Form, wie bei den zwei andern, zu sein. Dabei muss man allerdings berücksichtigen (s. weiter unten), dass den vordersten Lebersäckchen ein Abschnitt voraufgeht, in welchem Leberanfänge im Darm vorhanden sind, die äusserlich nicht hervortreten, die obige Begrenzung der Leberregion nach vorn hin nach den Lebersäckchen also einigermaassen willkürlich ist. Zu No. 2 mit der kurzen Genitalregion möchte ich bemerken, dass nachWiLLEY's Abbildungeines „brachybranchiaten" Individuums (tab. 26, fig. 3) nicht nur die Kiemenregion (die hier durch die Pleuren ganz verdeckt ist), sondern der ganze Thorax, also auch die Genitalregion, sehr kurz ist. Die Länge des Thorax, vom Kragen bis zu den vordersten Lebersäckchen, berechnet sich nach der 6fach vergrösserten Abbildung auf ca. 2^2 mni! Ein ähnlich geringes ]\Iaass habe ich bei der Form von Funafuti nicht getroffen. Was die Leberregion anbetrifft, so beginnt diese äusserlich immer mit einer Doppelreihe einfacher, ungelappter Lebersäckchen von 5 — 6 mm Länge; dann folgen gelappte Säckchen von erheb- licherer Grösse, in einer Ausdehnung, die bei No. 1 und 2 8 — 10 mm, bei No. 6 nur 3 mm beträgt, und daran schliessen sich wieder ein- fache, ungelappte, die nach einem Verlauf von etwa 8 mm in die Querwülste der Haut ohne scharfe Grenze übergehen. Neben den vordem einfachen Lebersäckchen tritt jederseits eine Reihe von lateralen Lebersäckchen auf, die zunächst und in der Gegend der gelappten durch die Fortsetzung der Genitalpleure von der Hauptreihe getrennt ist. Gegen das Hinterende der gelappten Säckchen scheint bei No. 1 die Pleure aufzuhören, doch zeigt sich 1* 4 J. W. Spengel, gegen Ende der ungelappten, wo diese in Folge der Krümmung des Präparats auf der linken Seite etwas aus einander geschoben sind, noch eine zarte, aber deutliche Fortsetzung in Form einer feinen Linie. Die Fortsetzung der Pleuren erstreckt sich demnach bei dieser Form bis ans Hinterende der Leberregion. Bei No. 2 kommt sie allerdings hinter den gelappten Säckcheu, gegen deren Hinter- ende sie sehr schmal wird, nicht mehr zum Vorschein. Ueber den Hinterkörper habe ich nur zu bemerken, dass die Caudalregion etwas verbreitert und ein wenig abgeflacht ist. Sie erreicht bei No. 1 12, bei No. 6 7 mm Länge, während die offenbar einem Jüngern Individuum angehörige isolirte (No. 8) nur 5 mm lang ist. Gegen den weiten After hin findet wie gewöhnlich eine Ver- jüngung statt. Haut. Die Epidermis weist auf der ventralen Seite des Thorax ziem- lich regelmässige quere Drüsenwülste auf; auf der ventralen (äussern) Seite der Genitalpleuren sind diese z. Th. gegabelt, z. Th. durch eingeschaltete Wülste ergänzt. Auf der dorsalen (innern) Seite finden sich kleine, meist rundliche, z. Th. längliche und un- regelmässig gestaltete Wülste. Auf dem Kiemenfeld liegen zwischen den Kiemeuporen 3 Längsreihen von Wülsten, deren mittlere dem Rückennerven entspricht. In der Genitalregion werden die lateralen etwas schmäler, und ungefähr ebenso treten sie hinter der Leberregion wieder zum Vorschein, um dann allmählich ■p. ~~^ in die dorsalen ziemlich regelmässigen Querwülste des Abdomens überzugehen. Auf dessen ventraler Seite sind die Querwülste meist sehr regelmässig, ziemlich weit von ein- ander entfernt. Gegen die dorsale Seite hin aber verästeln sie sich, und die Aeste verschmelzen vielfach mit den angrenzenden ; hie und da schalten sich auch Wülste ein, und die Fortsetzung auf die dor- sale Seite ist meist sehr unregelmässig (Fig. A). Die Eichel. In den meisten Theilen der Eichel scheint, soweit das spärliche Material es zu beurtheilen gestaltet, eine Uebereinstimmung mit Pt. fl. cälcdoniensis zu bestehen. Das gilt zunächst von der Form des Eicheldarms, der Herzblase, des Eichelskelets und des ventralen Eichelseptums. Bei der unvermeidlichen Ver- Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 5 scliiedenlieit in der Richtung- der Querschnitte — vgl. 1903, p. 285 — und der unvollkommen gerathenen Orientirung- der Sagittalschnitte, bei der auch Verbiegungen des conservirten Objects recht störend einwirken, lässt es sich nicht entscheiden, ob den thatsächlich an- getroffenen Unterschieden eine Bedeutung beizumessen ist. In Be- zug auf die Herzblase muss ich nur bemerken, dass ich die in deren Hinterzipfel bei Pt. fl. caledoniensis und Iwjsanica angetroffenen Quer- muskelfasern (1903, p. 285) bei der Form von Funafuti auf keiner der beiden Quersclmittserien angetroffen habe. In Bezug- auf die Ausbildung- des traubig-en Organs steht die Form von Funafuti nicht nur gegen Pt. fl. Iwjsanica sehr erheb- lich, sondern auch gegen caledoniensis zurück, soweit nach dem vor- liegenden Material ein ürtheil berechtigt ist. Auch bei dem grössten Individuum (No. 3), an dem ich durch Präparation das Organ frei- gelegt habe, war dieses sehr klein und wies nur je einen bläschen- förmigen Vorsprung rechts und links auf (Fig. B). Die Schnitte haben dies bestätigt, doch ergaben Sagittal- schnitte (Fig. 11) nur gegenüber Pt. fl. Jaysanica (1903, tab. 24, flg. 4) ein charakte- ristisches Bild, das den Unterschied hervor- treten lässt. Ein Vergleich von Quer- schnitten (Fig. 13) mit solchen von Pt. fl. caledoniensis ist mir leider nicht möglich, da das zur Anfertigung solcher benutzte Exem- plar letzterer Art noch ziemlich klein war '-«<.. und ein noch schwaches traubiges Organ besitzt (ähnlich auch die von Willey ab- t^. gebildeten Querschnitte, tab. 28, flg. 2 u. 3). Bei dem jugendlichen Individuum No. 4 hat die Bildung von Aus- stülpungen aus der Tasche, die nur eine mediane Falte entsendet, noch nicht begonnen. Zu einem etwas nähern Eingehen nöthigen mich die Eichel- pf orten, deren Verhalten ich abweichend von dem bei Ft. fl. cale- doniensis sowohl wie Pt. fl. laysanica finde. In Bezug auf diese habe ich (1903, p. 202) angegeben, dass ich A\'illi>:y's Angabe für erstere Form bestätigen kann, wonach m der Regel die eine Pforte nicht nur kleiner bleibt als die andere, sondern keinen Zusammenhang mit dem Cölom der Eichel besitzt, dass dagegen bei der Form von Laysan beide Pforten mit dem (.'ölom in offener Verbindung stehen (Fig. 10). Ich füge hinzu, dass ein Grössenunterschied — der bei 6 J. W. Spengel, JFV. fl. caleäonknsis sehr beträchtlich ist — hier, wenn überhaupt vor- handen, nur sehr geringfügig ist (Fig. 9). Bei beiden Arten sind im Uebrigen die Pforten ganz symmetrisch zu den übrigen Organen der Eichelbasis gelegen und ihre innern Theile, welche sich mit den hintern Taschen des Eichelcöloms verbinden, verhalten sich gleich und ebenfalls symmetrisch. Nur die Strecke, wo bei Pt. fl. caledo- niensis das „Verbindungsstück" ausgefallen ist, verhält sich auf der einen Seite abweichend. Ganz anders die Form von Funafuti. Am ausgeprägtesten ist darin No. 4, das ich, auch weil es viel besser erhalten ist, zuerst schildern will. Wir gehen von den 2 Kragen- poren (Fig. 1) aus, die ungefähr in der gleichen Höhe gelegen und von den sehr günstig gerichteten Schnitten beide getroffen sind. Es fällt sogleich der erhebliche Unterschied in der Grösse in die Augen, der linke ist ungefähr halb so gross wie der rechte. Beide sind sehr gross: wie AVilley (1899, p. 231) sagt, in this species the terminal vesicle of the dorsal canals do not open to the exterior by a narrow minute pore, bnt they nsually open bodily by a wide orifice, equal in breadth to their own diameter. Gehen wir nun zu dem ersten Schnitt vor der Mündung — 3 Schnitte weiter nach vorn (Fig. 2) — so sehen wir den Unterschied im Querdurchmesser der Pforten sehr deutlich und zugleich eine dadurch bedingte unsymmetrische Lage dieser und auch des zwischen ihnen gelegenen dorsalen Gefäss- stammes, der zu beiden Seiten von den Perihämalräumen umfasst wird, nach links verschoben. Auch die Herzblase (Ji) ist von dieser Asymmetrie berührt. Die weitere Verfolgung der Schnitte nach vorn nun lehrt uns, dass die linke Pforte nicht nur in der Quer-, sondern auch in der Längsrichtung viel kleiner ist als die rechte. 3 Schnitte weiter nach vorn ist ihr Lumen fast verschwunden, im 4. (Fig. 4) bereits nur noch ein ganz kleines Oval (ijcl) mit einigen Kernen, ohne deutliches Lumen, kaum zu unterscheiden von einigen zelligen Einschlüssen des es von oben und unten berührenden chondroiden Gew^ebes. Die rechte Pforte (per) ist dagegen noch von unvermin- derter Grösse untl bleibt nahezu ebenso, bis 5 Schnitte weiter beide, der noch erheblich kleiner gew^ordene und von Zellen ganz aus- gefüllte Querschnitt der linken und die rechte Pforte durch ihr „Verbindungsstück" mit ihrer „hintern Eicheltasche" in Zusammen- hang treten (Fig. 5). Aehnliche Verhältnisse, nur etwas w^eiter ausgeprägt, habe ich auf der Querschnittserie des altern Individuums, No. 2, getroffen (Fig. 6). Die linke Pforte, die auch hier bedeutend kleiner als die Neue Beitriige zur Kenntniss der Euteropneusten. 7 rechte ist, wird gegen die Eichel liin weniger reducirt und scheint — das Exemplar ist nicht so gut erhalten — ihr Lumen beizu- behalten, bis sie, fast genau auf gleicher Höhe mit der rechten, in das Eichelcölom übergeht. Zum Vergleich gebe ich noch je zwei Abbildungen von Ft. fl. laysanka (Fig. 9, 10) und caledonicnsis (Fig. 7, 8). Von erstem zeigt Fig. 7 die symmetrische Lage und annähei'ud gleiche Grösse der beiden Eichelporen, Fig. 10 die durchaus symmeti'ische Vereini- gung der beiden gleich grossen Eichelpfurten mit ihren Oölomtaschen. Von Pt. fl. caledoniensis habe ich eine Abbildung der Poren, die sich ähnlich wie bei der Form von Funafuti verhalten und bei Willey (tab. 28, fig. 2) sich findet, für überflüssig gehalten. Bei dem zur Darstellung verwendeten Individuum war die linke Pforte die grössere. Fig. 7 zeigt beide in wesentlich symmetrischer Lage, etwa in ihrer grössten ciueren Ausdehnung. Die rechte schwindet dann, bezw. ist unter den Einschlüssen des sie umgebenden chondroiden Ge- webes nicht mehr zu unterscheiden — durch 5 Schnitte von je 15 i^i hindurch — , und dann sieht man in Fig. 8 ihr A^erbindungsstück sich auf gleicher Höhe wie die Pforte der linken Seite mit ihrer Cölomtasche vereinigen. Der Kragen. Im Bau des Kragenmarks finde ich nichts von den beiden andern Formen Abweichendes. Von Wurzeln des Kragenmarks, deren bei Pf. fl. caledoniensis meistens 3, bei Pt. fl. laysanica gewöhnlich 4 vorhanden sind, habe ich bei der Form von Funafuti an 4 Exemplaren nie mehr als zwei gefunden, und zwar besass das jugendliche Exemplar No. 4 eine, das in Querschnitte zerlegte erwachsene No. 2 zwei, während die zur Anfertigung von Sagittalschnitten verwendeten, das grösste, No. 3, und das dem jugendlichen No. 4 gleichende Individuum No. 5, gar keine hatte. Letzterer Fall ist bei einer Ptychoderide noch niemals zur Beobachtung gekommen. Da bei zwei Individuen die "W'uizeln ganz felilen, so ist es wohl ausgeschlossen, dass es sich um Thiere handelt, bei denen die Bildung der Wurzeln durch irgend einen Zufall unterbliel)en ist; es scheint vielmehr, dass bei dieser Form die Zahl der Wurzeln, die überhaupt sehr gering ist, bis zum voll- ständigen Mangel zurück gehen kann. Die Exemplare weisen im Uebrigen nichts Abnormes auf Was die vorhandenen Wurzeln anbetrittt, so will ich darüber 8 J. W. Spengel, folgende Einzelheiten niittheilen. Bei No. 2 ist die vordere Wurzel ziemlich kurz und vereinigt sich mit der Haut 12 Schnitte hinter ihrem Ursprung aus dem Kragenmark, während die zweite, welche 3 Schnitte vor der Insertionsstelle der ersten entspringt, sehr schräg nach hinten verläuft und erst 31 Schnitte weiter mit der Haut in Zusammenhang tritt. Bei Nr. 4 ist die einzige Wurzel sehr kurz, ihr Ursprung dagegen sehr ausgedehnt, indem er sich über 6 Schnitte erstreckt, mit deren 2 hintersten die Insertion zusammenfällt. Bei No. 2 liegt der Vorderrand des dorsalen Kragenseptums ein beträcht- liches Stück hinter dieser Wurzel, die also ihrerseits ganz frei ist, bei No. 2 bleibt die vordere frei, während mit der hintern das Septum beginnt. Bei No. 3 ist ein normales Septum vorhanden, ob- wohl Wurzeln fehlen. Der Bau der Wurzeln ist wesentlich ebenso wie bei den andern Formen. Jede enthält eine grosse Anzahl kleiner, von radiären Zellen umstellter Markhöhlen und äusserlich eine Schicht von Nerven- fasern, welche in die der Kragenhaut übergehen. Am Ursprung aus dem Kragenmark enthält jede einen grossen Klumpen bräunlicher Pigmentkügelchen, was ich bei den andern Formen nicht getroifen habe. Vor den Wurzeln sind, wie bei den andern Formen, auf der dorsalen Seite des Rückenstranges zahlreiche Gefässfalten vorhanden, die auf den Querschnitten oft als kleine Bäumchen erscheinen. Sehr eigenthümliche Verhältnisse bietet das ventrale Septum des Kragens mit seinen Gefässen dar, die, wie ich jetzt sehe, z. Th. auch bei Pt. fl. caledoniensis und Pt. fl. Imjsanka bestehen. Ein bisher bei andern Ptychoderiden nicht gefundener Zustand ist es, dass der dem Schlund zugekehrte Abschnitt des Septums einen mit Quermusculatur ausgestatteten Gefäss- stamm enthält. Dieser ist nach vorn nicht nur bis zur Theilung und zum Ringgefäss des Kragens vorhanden, sondern an Stelle des dieses meist darstellenden Gefässgefleclites ist rechts und links eine von einem Gefässgeflecht begleitete Fortsetzung des Gefässtammes vorhanden , und erst im Eichelhals, wenn die Gefässe sich beiderseits an den Hals des Eicheldarms legen, verschwindet die Musculatur derselben. Bei allen Formen ist an Stelle eines vollständigen Septums eine, namentlich gegen das hintere Ende des Kragens oft sehr hohe und der Haut sich nähernde, Gefässfalte vorhanden (vgl. 1903, p. 291). Bei der Form aus Funafuti finde ich sie besonders hoch, hinten als Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 9 vollständiges Septiim ausgebildet und auch weiter vorn an mehreren Stellen mit der Haut zusammenhängend, wenn auch hie und da unterbrochen. Dass wir es hier thatsächlich mit einem Septum zu thun haben, ist nach diesen Beobachtungen kaum zu bezweifeln, und wenn Willey schreibt, perhaps the vascular fold suspended from the basement-membrane of the throat-epithelium in Ft. flava is to be interpreted as an incomplete ventral septum, but there is reason for supposing that it would be more correct to treat the ventral vascular complex and the ventral septum as two distinct structures which may or may not, coincide, so scheint mir diese Ansicht bis jetzt einer Grundlage zu entbehren, indem alle Beobachtungen für das Gegentheil sprechen. Die Kiemenregion. Die Kiemen stimmen, abgesehen von ihrer oben erwähnten geringern Ausdehnung, in allen wesentlichen Punkten mit denen von PL fl. caledoniensis überein. Dies gilt auch von der Zahl und dem Abstand der Synaptikel, deren ich etwa 17 — 18 an den höchst entwickelten Kiemen finde. Auch der p o s t b r a n c h i a 1 e K i e m e n - darm weist die gleichen Verhältnisse auf Dagegen scheinen die dort vorhandenen die dorsalen Cölomkammern durchziehenden Gefässe sich abweichend zu verhalten. Leider sind die Theile hier in Folge der Contraction der Musculatur ziemlich stark verschoben, so dass sich die Verhältnisse nicht vollständig haben aufklären lassen. So viel ich gesehen habe, entspringen etwa an der hintern Grenze des postbranchialen Darms zwei mit musculösen Wandungen versehene Gefässe aus dem Rückengefässtamm, verlaufen eine kurze Strecke schräg nach hinten, dann ziemlich quer, dem Lateralseptum dicht angelagert, und setzen sich dann in der Längsrichtung an diesem weit fort, um sich in abermaligem seitlichen Verlauf schliesslich mit dem Längsgefäss des Septums zu verbinden. Die Gefässverbindung ist hier demnach nicht nur einfacher als bei den zwei andern Formen, sondern kommt vor Allem auch weiter nach hinten zu liegen. Die Gonaden standen nur bei dem grössten Individuum auf der Höhe der geschlechtlichen Entwicklung, und zwar waren es mit Spermatozoen angefüllte Hoden. Neben diesen und deren Bildungs- zellen waren noch beträchtliche ^fengen der Klumpen von „Dotter- körnchen-' vorhanden. Das etwas kleinere Individuum (No. 2) war ebenfalls ein Männchen, doch war es noch nicht zur Bildung von fertigen Spermatozoen gekommen, sondern es lagen nur Häufchen 10 J. W. Spengel, von Samenbildungszellen hie und da zwischen den die Gonaden fast ganz ausfüllenden „üottermassen". Bei den noch kleinern Individuen No. 4 und 5 traf ich zwischen den letztern dann und wann junge Genitalzellen, von denen sich indessen nirgends entscheiden Hess, ob es Ei- oder Samenbildungszellen waren. Unter solchen Umständen kann ich nicht angeben, welche Grösse die reifen Eier haben. Leider bin ich aber auch ausser Stande, das entsprechende Maass für die beiden andern Formen anzugeben und damit eine in meinem vorigen Aufsatz gelassene Lücke auszufüllen. Denn keines der untersuchten Exemplare von Pt. fl. Imjsamca besass reife Eier; bei den meisten waren in den Gonaden neben den „Dottermassen" nur junge Genital- zellen vorhanden, die nur bei einzelnen in deutlich erkennbare Samen- bildungszellen übergingen, nirgends aber in Eizellen, Unter den geschnittenen Individuen von Pt. fl. caJcdoniensis, von denen die meisten auch auf einer Stufe sehr geringer geschlechtlicher Ent- wicklung sich befanden, war ein Weibchen mit recht zahlreichen reifen, von einer Membran umschlossenen Eiern. Während aber für solche WiLLEY (1899, p. 241) einen Durchmesser von 0,06 mm an- giebt und eine frühere Angabe (1896) von 0,006 durch einen lapsus calami erklärt, finde ich einen solchen von 0,1 mm (Keimbläschen 0,043, Keimfleck 0,007). Nach meinen Beobachtungen sind die Eier auf dem Schnittpräparat also um mehr als die Hälfte grösser als nach Willey's vermuthlich noch frischem Object gemachten Angaben. Die Leberregion. An dem histologisch sehr gut erhaltenen Material habe ich auf das Verhalten der Leber an ihrem Vorderende etwas näher ein- gehen können und bin im Stande, die Angabe Willey's (1899, p. 242), dass „the first few hepatic diverticula are internal and do not cause elevations of the integument" wesentlich bestätigen oder vielmehr etwas erweitern zu können. Auf einer Serie von Querschnitten durch No. 4 fiel mir auf, dass in der hintern Hälfte der Genitalregion, wo noch keine Lebersäckchen vorhanden sind, ein ganz charakteristisches Leberepithel mit den grünlich-bräunlichen Pigmentkörnern im freien ^) Theil der Zellen auftritt. Bei einer nähern Untersuchung ergab sich, 1) WiLLEY bezeichnet (1. c.) diesen Theil der Zellen als „peripheral"' ; dieser Ausdruck scheint mir irreleitend. Am Darmepithel liegt das freie Ende der Zellen natürlich nicht peripherisch, sondern „centrad", um Schulze's Bezeichnungsweise zu verwenden. Nene Beiträge zur Kenntniss der Enteropiieusten. H dass diese Zellen den Grund und die Wände von Querfalten an der dorsalen Seite des Darms einnahmen, während auf der Höhe zwischen je 2 Falten ein pig-mentloses Epithel diese Falten trennte. Um dieses Verhalten zu bestätigen, habe ich Sagittalschnitte durch das einem augenscheinlich etwa gleich alten Individuum angehörige Bruchstück No. 5 angefertigt und dabei diese Falten sehr wohl und regelmässig ausgebildet angetrotfen. Es zeigt sich aber, dass nicht nur „die ersten wenigen" Leberdivertikel innerlich sind, sondern dass solche bei einem Individuum, das ungefähr 20 Kiemenpaare in einer Länge von etwas über 2 mm besass, bereits ungefähr 1 mm hinter dem postbranchialen Kiemendarm beginnen und erst nach Verlauf von 4 — 5 mm in die ersten äusserlichen Lebersäckchen übergehen. Dicht vor diesen innern Anfängen der Leber beginnen die beiden Wimp er- furchen mit ihrem Deckwulst. Die einige mm darauf beginnende Hauptregion der Leber mit ihren grossen Säckchen, deren Wände wie bei den 2 andern Formen reich quer gefaltet sind, scheint auch im Uebrigen mit Pt. fl. cale- doniensis übereinzustimmen, indem wie bei dieser sich der zwischen den Lebersäckchen gelegene Streifen der Eückenhaut zu einem hohen Kiel erhebt (vgl. 1903, tab. 27. fig. 41) und die Pleuren in den inter- sacculären Zwischenräumen als sehr hohe Leisten hervortreten. In diesen finde ich nur noch schwach entwickelte Gonaden, während bei Pt. fl. laysanka noch grössere vorhanden sind. In der Gegend der hintern, einfachen Lebersäckchen finde ich auf den Querschnitten keine Spur der Pleuren mehr, vielmehr zeigen diese, wie es auch von aussen zu sehen war, die „lateralen Leber- säckchen" — diese verhalten sich bei allen 3 Formen gleich — den medialen Hauptsäckchen unmittelbar angelagert. Ueber das A b d o m e n habe ich nichts Besonderes zu bemerken, über die Caudalregion aber erwähne ich, dass die Wimper- furchen, die bei den 2 andern Furchen mit dem Ende des Abdomens Halt machen, an dem untersuchten Exemplar der Form von Funafuti eine Strecke weit in die Caudalregion hinein reichen und dort noch auf Schnitten vorhanden sind, welche an ihrer ventralen Seite bereits das „Pygochord" aufweisen. Das „Pygochord" (Willey) habe ich auf einer Serie von Querschnitten durch die am besten erhaltene Caudalregion von No. 6 untersucht. Ich kann danach zunächst bestätigen, dass es sich nicht um ein ununterbrochenes Gebilde handelt. Es sind vielmehr auch hier 3 durch Zwischenräume von einander o^etrennte Stücke vorhanden 12 J- W. Spengel, und zwar ein grösseres, das den vordem Theil des Schwanzes ein- nimmt und sich über ca. 2 mm erstreckt, dann ein ganz kleines Stück, das nur auf 5 Schnitten ä 15 /* vorhanden und dabei unvoll- ständig, d. h. keine zusammenhängende Platte, sondern durchbrochen ist, und endlich ein drittes kleines Stück, durch einige 30 Schnitte verfolgbar, kurz vor dem After, das aber eine Strecke vor diesem wieder aufhört. Der „Endknopf oder das distale Stück hat meistens etwas grössere Ausdehnung. Am vordem Stück beginnt er nicht nur zu- erst, sondern ragt auch hinten etwa 10 Schnitte über den vollstän- digen Theil der Platte hinaus. Ebenso beginnt der Endknopf des 2. Stücks etwa 10 Schnitte vor der übrigen Platte, aber nicht am Darm, sondern an der Haut, um nach 15 Schnitten wieder zu enden. Schliesslich beginnt auch das 3. Stück mit einem Endknopf an der Haut, der erst auf dem 15. Schnitt mit einem vollständigen „Pj'go- chord" in Zusammenhang tritt und andrerseits nach hinten sich über dieses hinaus fortsetzt. Ebenso erstreckt sich der dorsale Theil der Pygochorde über diese hinaus, oft in Form einzelner Zellen, die den Darm berühren. Dabei verhält sich der dem Endknopf anliegende ventrale Gefässtamm in so fern eigenthümlich, als er, ziemlich genau mit jenem zusammen, als solcher aufhört und wieder auftritt, während auf den dazwischen gelegenen Strecken nur gewöhnliche Hautgefässe vorhanden sind. Bei Pt. fl. caledoniensis und laijsanica tritt ein solcher streckenweiser Schwund des Bauchgefässtammes nach meinen Prä- paraten nicht ein; dieser bleibt dort vielmehr auch an den Stellen erhalten, wo der Endknopf fehlt. Ferner gestatten mir meine Beobachtungen, einen wenigstens ziemlich wahrscheinlichen Schluss in Bezug auf die Entsteinmgs- und Wachsthumsweise dieses in Bezug auf seine Function räthselhaften Gebildes zu ziehen. Ich wiederhole zunächst einige der bereits in meiner vorigen Abhandlung (1903) citirten Worte Willey's: As a rule tlie pygochord retains its connection with the gut-epithelium, but at irregulär intervals the basement-membrane is continued across the line of junction so as to completely separate the pygochordal tissue from the wall of the gut. The dilated distal end is some- times shut off from the rest of the band, and the band itself is some- times constricted by transverse fusions of the basement-membrane. Sometimes the band presents a remarkable moniliform appearance Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 13 diie to this fusion of the basement-membrane at different levels (tab. 29, fig. 15 a). Nach meinen Beobachtungen ist das, was Willey als die Regel hinstellt, nämlich der unmittelbare Uebergang des Darmepithels in das Gewebe des „Pygochords", die Ausnahme, die Abtrennung des- selben durch die Grenzmembran und das perlschnurförmige Aussehen des quergeschnittenen Bandes in Folge der streckenweisen Verbin- dung der beiderseitigen Grenzmembran, was Willey als einen bis- weilen vorkommenden Fall schildert, dagegen das vorherrschende Verhalten. Ich bin geneigt, aus meinen Befunden zu schliessen, dass ein successives Hervortreten der Substanz des „Pygochords" aus dem Darmepithel und ein Abschliessen der fertig gebildeten Stücke durch die Grenzmembran stattfindet, dass also die wenigen Fälle, in denen das an das Darmepithel angrenzende Stück des Pygochords — immer nur dieses! — ohne Unterbrechung in jenes übergeht, ein im Stadium der Entstehung fixirtes unfertiges Stück des „Pygochords" ist. Am vordersten Ende besteht das „Pygochord" ausschliesslich aus einem rundlichen Körper, der sich weiter hinten als das „erweiterte distale Ende" darstellt. Auf dem vordersten Schnitt, der diesen Körper getroffen hat, geht er noch ohne Grenze in das Darmepithel über, während er im nächsten und den folgenden durch die Grenzmembran davon abgetrennt ist. Weiter nach hinten kommen dann 1 oder 2, schliesslich mehrere Stücke hinzu, meistens von Grenzmembran um- schlossen und gegen das Darmepithel abgegrenzt, so das perlschnur- förmige Aussehen darbietend. Hin und wieder trifft man das an den Darm angrenzende Stück noch in dessen Epithel übergehend. Dass wir die Entstehungsart des „Pygochords" aus den Beobachtungen richtig abgelesen haben, ist um so wahrscheinlicher, als eine andere kaum zu denken ist. Für den nachträglichen Zerfall eines ursprüng- lich einheitlichen Bandes durch stellenweises Zusammentreten der beiderseitigen Grenzmembranen scheint mir nichts zu sprechen. Ob dem erweiterten distalen Ende eine besondere Bedeutung zukommt, vermag ich nicht zu entscheiden. Thatsächlich erweist es sich einer- seits am Vorderende als das zuerst aus dem Darmepithel austretende Stück ; andrerseits aber vermisst man es auf weiter nach hinten ge- legenen Theilen bisweilen als einen vom übrigen Pygochord durch stärkern Umfang ausgezeichnetes Endstück. 14 J- W. Spengel, Aus obiger Darstellung der äussern Gestalt und des Baues der Enteropneusten von Funafiiti geht hervor, dass diese Form nicht, wie WiLLEY und J. P. Hill (1898, p. 205) auf Grund ihrer augen- scheinlich nicht sehr genauen Vergleichung behauptet hatten, mit der von "Willey bei Neucaledonien gefundenen Art identisch ist, sondern sich in mehreren Punkten davon unterscheidet, wenngleich beide mit einander in vielen ihrer Merkmale übereinstimmen. Es haben sich folgende Unterschiede ergeben: 1. Die Form scheint kleiner zu bleiben als P^. fl. caledonienm, denn unter den mir vorliegenden Exemplaren dürfte das durch ein vorderes Bruchstück vertretene höchstens 100 mm gemessen haben, während das grösste vollständige 75 mm lang war, wohingegen Pf. ß. caledoniensis 125 — 200 mm misst (gegen mehr als 230 mm bei Pt. fl. laysanica). 2. Das „traubige Organ" des Eichelhalses trug bei dem grössten Exemplar nur zwei bläschenförmige Ausstülpungen, gegen etwa sieben bei Pt. fl. caledoniensis und ca. 20 bei Pt. fl. laysanica. Unsere Form bleibt also erheblich gegen jene beiden in dieser Be- ziehung zurück. 3. Von den zwei E i c h e 1 p f o r t e n , die wie bei Pt. fl. caledoniensis sehr ungleich gross sind,^) ist die rechte durch besondere Geräumig- keit ausgezeichnet und ruft durch ihre Anwesenheit eine asymme- trische Lage der Organe des Eichelhalses hervor. 4. Die Zahl der Wurzeln des Kragenmarks beträgt 0 — 2, gegen 2 — 3 bei Pt. fl. caledoniensis und 3—4 bei Pt. fl. laysanica. 5. Die K i e m e n r e g i 0 n erreicht nur eine Länge bis zu 7 mm, gegen 6 — 15 bei Willey's Exemplaren von der Isle of Pines, bis 29 bei solchen von Lifu, und bei Pt. fl. laysanica je nach der Grösse der Exemplare 12 — 27 mm. 6. Die W i m p e r f u r c h e n des Darms mit ihren D e c k w ü 1 s t e n reichen bis ins Vorderende der Caudalregion. Diese Eigenthümlichkeiten, abgesehen von der 3. und 5., be- zeichnen alle ein Zurückbleiben auf einer niedern Entwicklungsstufe und würden grossen Theils in Zusammenhang mit der unter 1 auf- geführten geringen Körpergrösse stehen. Für die Entscheidung der 1) In der Aufzählung der Unterschiede zwischen Fl. fl. caledoniensis und laysanica (1903, p. 230) habe ich vergessen zu erwähnen, dass bei letzterer Form beide Eichelpforten ungefähr gleich gross sind und beide mit den hintern Taschen des Eichelcöloms in offner Verbindung stehen. Neue Beiträge zur Keinitniss der Entero])neusten. 15 Frage, ob die Form von Fiinafuti von den zwei andern verschieden ist, würde es also von grösster Wichtigkeit sein zu wissen, ob die gefundenen Exemplare wirklich annähernd die dort vorkommende volle Grösse haben. Dass dies thatsächlich der Fall ist, dafür spricht Hill's Angabe, the specimens obtained by ]\[r. Hedley do not exceed 3 inches in length, was auf die von mir gemessenen 75 mm fast genau liinaus kommt. Ferner aber kann es wohl kaum zweifelhaft sein, dass die angetroffenen Unterschiede schon bei Individuen vorhanden sind, welche die vollen Maasse noch nicht erreicht haben. Dass dies für Pt. fl. laijsanica gilt, ist sicher, denn das in meinem vorigen Aufsatz von mir beschriebene ganz junge Exemplar übertraf mit seiner Länge von 85 mm bereits das längste Exemplar der Form von Funafuti. Auch für Ft. fl. caleäoniensis ist es zutreffend. Das traubige Organ war schon bei einem Individuum dieser Form, dessen Eichel und Kragen kleiner waren als bei dem Individuum No. 3 von Funafuti, reicher entwickelt als bei diesem. Und unter den in Bezug auf das Verhalten der Kragenmarkswurzeln untersuchten Individuen von Vi. fl. caleäoniensis, bei denen ich 3 Wurzeln gefunden habe, war keines grösser als meine Exemplare von Funafuti, die trotzdem höchstens 2 Wurzeln aufgewiesen haben. Für die Länge der Kiemenregion vermag ich allerdings aus den vorliegenden Be- obachtungen einen sichern Schluss nicht zu ziehen, zumal da diese nach den Angaben Yon Willet, auch abgesehen von der „brachy- branchiaten" Form, so grossen Schwankungen unterliegt. Dennoch darf deren geringes Maass, das bei keinem bisher beobachteten In- dividuum übei'schritten wird, gegenüber der bei Pt. fl. calcdonietisis in der Regel angetroffenen längern Kiemenregion neben den andern ^Merkmalen als charakteristisch hingestellt werden. Zu den bisher besprochenen Unterschieden wird vielleicht später, wenn Untersuchungen an reicherm Material meine Beobachtungen (S. 9) über das Verhalten der Gefässverbindungen am Hinterende des postbranchialen Kiemendarms bestätigen sollten, darin ein Merkmal hinzukommen , das die Form von Funafuti den beiden andern noch schärfer gegenüberstellt. Die Erstreckung der Wimper- furche des Darms bis in die Caudalregion, eine zwar an sich geringfügige Erscheinung, würde sich als eine Besonderheit an- schliessen. Einstweilen dürfte es das Richtigste sein, die Form von Funa- futi ebenfalls als eine Unterart der im Pacifischen Ocean weit ver- breiteten Ptychoclera flava zu betrachten und sie zur Unterscheidung \Q J. W. Spengel, von Ft. fl. calcdoniensis mit Ft. //. laysanica als Ftychodera flava funa- futica zu bezeichnen. Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass zwar die Insel Funafuti — ca. S'/o" S- B- — geographisch zwischen Laysan — ca. 26 ^ N. B. — und Neucaledonien — etwas über 20 " S. B. — gelegen ist, dass Ft. fl. funafutica aber nach ihren Merkmalen nicht in dem Sinne eine Zwäschenform zwischen den flava-Formen jener beiden Orte darstellt, als sie durch Umwandlung der nördlichen in die süd- liche oder umgekehrt entstanden sein könnte, denn statt einer Mittel- zahl von blasigen Fortsätzen des traubigen Organs und von Kragen- markswurzeln hat sie weniger als jene beiden Formen, wie auch in der Körpergrösse. Sie w^ürde vielmehr eine Ausgangs form darstellen können, von der die nördliche und die südliche Form ver- schieden von einander, aber beide durch eine fortschreitende Aus- bildung in diesen Theilen wie in der Grösse sich differenzirt haben. Andrerseits würde sie gewissermaassen als eine Hemmungsbil- dung betrachtet werden können, die auf Funafuti unter gewissen, vielleicht ungünstigen Lebensbedingungen zu Stande gekommen ist; namentlich der mehrfach vorkommende Mangel der den Ptychoderiden sonst niemals fehlenden Kragenmarkswurzeln würde einer derartigen Auffassung: das Wort reden. Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 17 Erklärunff der Al)])ildun£ren. iva Kragencölom h Herzblase (Pericardialblase) (Uv Eicbeldarra ^;c Eichelporen, pcl linke, cJi dorsale Eicheltaschen j^cr rechte chv ventrale Eicheltasche, das „trau- sv ventrales Eichelseptum. bige Organ" bildend. Tafel 1. Fig. 1 — 6. Ptychodcra JInrn fiinnfufica. Fig. 1. Querschnitt durch den Hals der Eichel eines Jüngern Indi- viduums (Xo. 4), durch die Poren der Eichelpforten. 105 : 1. Fig. 2. Dorsaler Theil des 3. darauf folgenden Schnitts durch die Eichelpforten. 105 : 1. Fig. 3. Dorsaler Theil des 4. auf vorigen folgenden Schnitts. Die linke Eichelpforte {pcJ) ist zu einem kleinen ovalen Körper ohne Lumen reducirt. 105 ; 1. Fig. 4. Dorsaler Theil des 2. auf vorigen folgenden Schnitts. Auf beiden Seiten sind die dorsalen Eicheltaschen {eh) angeschnitten. 105:1. Fig. 5. Dorsaler Theil des 3. auf vorigen folgenden Sclinitts. Beide Eichelpforten stehen mit den Eicheltaschen in Verbindung. 105: 1. Fig. 6. Dorsaler Theil eines nahezu dem vou Fig. 5 entsprechenden Querschnitts durch den Eichelhals eines der grössten Individuen (No. 2). Die linke Eichelpforte {pd), die sich in Folge einer kleinen Al)\veichung der Schnittrichtung von der rein transversalen erst auf dem folgenden (nicht abgebildeten) Schnitte mit der hintern Eicheltasche verbindet, ist bei diesem Individuum etwas grösser und hat bis zu ihrer Verbindung mit der Eicheltasche ein offnes Lumen. 58 : 1. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 2 18 J. W. Spengel, Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusteu. Fig. 7 u. 8. Pti/rhoricra flnrn calrdoniensis. Fig. 7. Dorsaler Theil eines Querschnitts durch den Eichelhals, dicht vor den Eichelporen, durch die Eichelpforten, von denen hier die linke die grössere ist. 58 : 1. Fig. 8. Dorsaler Theil eines Quer.schnitts aus derselben Reihe, weiter vorn, etwa Fig. 5 entsprechend. Beide Eichelpforten, von denen die rechte auf den zwischengelegenen (nicht abgebildeten) Schnitten unter den Einschlüssen des chondroiden Gewebes nicht zu unterscheiden war, treten mit den Eicheltaschen in Zusainmenhaug. 58 : 1. Tafel 2. Fig. 9 u. 10. Pli)r]iodcra flava laijsanica. Fig. 9. Querschnitt durch den Eichelhals, durch die Poren der Eichel- pforten, die von annähernd gleicher Grösse sind ; etwa der Fig. 1 ent- sprechend. 58 : 1. Fig. 10. Dorsaler Theil eines Querschnitts aus derselben Reihe, etwa Fig. 5 und 6 entsprechend; die Eichelpforten verbinden sich mit den Eicheltaschen. 58 : 1. Fig. 11. Stück eines Sagittalschnitts durch den Eichelhals einer Pt. fl. fuuafutica, welcher die ventrale Eicheltasche {ehv) in ihrer grössten Ausdehnung getroffen hat. 58 : 1. Fig. 12. Entsprechendes Stück eines derartigen Schnittes von Pt. fl. calcdo)iirnsis, das die ventrale Eicheltasche (traubiges Organ) unter den von mir untersuchten Exemplaren in der grössten Ausdehnung zeigt. Die Eichel war bei diesem Individuum stark geneigt und die Schnittrichtung nicht genau sagittal. 58 : 1. Fig. 13. Ventrales Stück eines Querschnitts durch den Eichelhals von Pt. fl. funafutica (No. 2), die ventrale Eicheltasche (traubiges Organ) in ihrer grössten Ausdehnung, mit 2 bläschenförmigen Ausstülpungen. 58: 1. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten . Von welchen Organen der Gallwespenlarven geht der Keiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? U n t e r s u c h II 11 g- der D r ü s e ii o r g* a ii e der Gallwespen- larveiij zugleich ein Beitrag zur postembryonalen Entwicklung derselben. Von Heinrich ßössig in Clausthal. (Aus dem Zoologischen Institut in Freiburg i. B.) Hierzu Taf. 3-6. Inhaltsverzeichniss. Seite I. Gegenwärtiger Stand der Gallenforschung 19 II. Beobachtete Arten von Cynipiden 26 III. Fixhungä- und Untersuchungsmethoden 28 IV. Aeussere Gestalt der Cyuipidenlarven 29 V. Innere Organe 31 1. Speicheldrüsen 32 2. Oenocyten 41 3. Malpighische Gefässe 62 4. Epithel des Enddarms 67 VI. Gewonnene Resultate 68 VII. Discussion der TJntersuchungsergtbnisse 70 I. Gegeuwjirtiger Stand der Gallenforschung. Ueber Gallwespen und ihre Gallen sind in den letzten 25 Jahren ausser systematischen Arbeiten zwei bedeutende Abhandlungen ver- 2* 20 Heinkich Rössig, öffentliclit worden. Es sind die Untersuchungen von Adler und Beyeeinck. Ersterer hatte Zuchtversuche mit Gallwespen ange- stellt und war dabei zu dem überraschenden Resultate gelangt, dass bei einer ganzen Anzahl von Arten ein ausgesprochener Generations- wechsel vorkommt, indem die Frühlingsgeueration aus Männchen und AVeibchen, die Herbstgeneration nur aus Weibchen besteht. Beide Generationen veranlassen Gallbildung, die Gallen besitzen aber ganz verschiedene Gestalt. Diese Entdeckung veröffentlichte Adler im Jahre 1880. Die Arbeit von Beyerinck erschien zwei Jahre später. B. unter- suchte die Entwicklung der Gallen vom botanischen Standpunkte aus und beobachtete hauptsächlich die Veränderungen, welche in den einzelnen Zellenschichten der Galle während ihres Wachsthums vor sich gehen. Adler sowohl als Beyerinck haben gelegentlich auch andere Fragen berücksichtigt, auch die hier behandelte: Woher stammt der Reiz, der das Pflanzengewebe zum Wuchern bringt? Da Gallbildung nicht nur bei Gallwespen, sondern auch bei einer Anzahl anderer Hymenopteren und vielen andern Insecten, bei Milben und Nema- toden vorkommt, wird die Antwort kaum überall die gleiche sein können. Was darüber bekannt ist, möge kurz erwähnt werden. Am klarsten liegt der Vorgang bei einer Tenthredinide, Nematus välUsnierii, bei welcher Adler ^) den Vorgang näher beobachtete. „Die Wespe, mit einem feinen, sägeartigen Stachel ausgerüstet, schneidet in die zarten Blättchen der Endtriebe von Salix amyg- dalina ein und schiebt ihre Eier in die geöifnete Wunde. In die Wunde des Blattes fliesst gleichzeitig von dem Drüsensecret etwas hinein. Schon wenige Stunden nach der Verletzung nimmt die Blattfläche ein anderes Aussehen an, und es beginnt eine reichliche Neubildung von Zellen, die bald zu einer umschriebenen Verdickung der Blattfläche führt. Nach Verlauf von etwa 14 Tagen ist die bohnenförmige, grünlich-röthliche Galle vollständig ausgewachsen. Oeffnet man sie jetzt, so liegt in dem kleinen centralen Hohlraum immer noch das Ei, die embryonale Entwicklung ist noch nicht vollendet; erst nach 3 Wochen schlüpft die Larve aus. Sie findet rings um sich das fertige Ernährungsmaterial vor. In diesem Falle wird also durch die von der Wespe bewirkte Verwundung und ein 1) lieber den Geuerationswecbsel der Eichengallwespeu, p. 208 f. Von welchen Organen geht der Reiz zur Bildung- der Pflanzengalle aus? 21 eingeträufeltes Gift sofort die Zellenthätigkeit zur Gallenbildung angeregt." Bei gallenerzengenden Cecidomyia-Xrten kann von einer Ver- wundung der Pflanzenzelle nicht die Rede sein, weil ihnen ein Stachel fehlt. Sie können mit ihrer vorstreckbaren Legeröhre das Ei nur in sich öffnende Knospen schieben; die ausschlüpfende Larve ruft erst die Gallenbildung hervor. Die Cjaiipiden besitzen zwar einen ziemlich kräftigen Lege- bohrer, mit welchem sie das Pflanzengewebe verletzen, um in das- selbe ihre Eier hineinzuschieben. Zugleich tritt etwas Drüsensecret in den Stichcanal. Letzteres scheint aber nur die Wirkung zu haben, dass es die Eier, resp. den Eistiel, mit dem Pflanzengewebe verklebt, allenfalls den Stichcanal schliesst. Bei Biorhisa aptera Bosc, welche ihre Eier in grosser Masse, bis 180, in eine einzige Knosi)e ablegt, überdeckt das Secret, das nach dem Ablegen aller Eier hervorfliesst, die ganze Eiersamnilung wie mit einer Decke und verklebt sie mit dem Endabschnitt der Knospe. Weitere Wirkung scheint es nicht zu üben, denn irgend eine Reaction des Pflanzen- gewebes ist nie beobachtet woi'den. Auch hat Bf.yerixck das Secret gesammelt, eingetrocknet und so in A\'unden von jungen Pflanzen eingeschoben, ohne irgend einen Einfluss auf die Pflanzen constatiren zu können. „Bei meiner Versuchsanstellung war es ein Leichtes, den Schleim von der Legeröhrenspitze des Thieres auf eine feine Nadel zu über- nehmen. Es ergab sich als eine neutral reagierende, geruch- und geschmacklose Substanz, welche, der Luft ausgesetzt, ziemlich lange dehnbar blieb, aber später vertrocknete und sich bräunte. Kleine Stückchen dieser Substanz brachte ich in jugendliche, schnell wachsende Gewebspartien von Tulpen und Erbsen, welche ich gerade cultivirte, doch traten dadurch keine andern Gewebsverände- rungen auf, als diejenigen, welche die Verwundungen an sich zur Folge haben." Beykrikck, p. 68. Adler Avie auch Beyerinck, die beiden einzigen Forscher, welche mit Versuchen darüber, wie die Galle zu Stande kommt, sich beschäftigt haben, stinnnen darin überein, dass sie bei den C3'ni- piden einen Einfluss des stechenden Wespenweibchens bestimmt aus- schliessen und die Bildung der Galle allein der Wirkung der sich entwickelnden ^^'espenlarve zuschreiben. Beide Forscher stimmen ferner darin überein, dass eine Gallenbildung, so verschieden auch die Form der Galle sein mag, oder die Stelle, wo sie sich entwickelt, 22 Heinrich Rössig, ob Wurzel, Stamm, Knospe oder Blatt, immer nur von einem Mutter- boden ausgehen kann, dem Cambiumring-e, „der Zone bildungsfähig-er Zellen, die von den feinsten "Wurzelfasern beginnend bis in die Blattfläclien hinaufsteigt und wie ein Schlauch die Pflanze umhüllt." Adler, p. 207. Beyerinck sagt das Gleiche. ..Auf die Frage nach der Natur der pflanzlichen Gewebe, welche sich für die Gallenbildung eignen, lässt sich im Allgemeinen von den Cynipidengallen sagen, dass die- selben sich aus solchen Geweben entwickeln, in welchen die Zell- theilung sicher noch fortdauert, oder aus Geweben, bei w^elchen das Bestehen der Zelltheilung zwar nicht bewiesen, aber doch höchst wahrscheinlich ist . . . Betreffs der Eiablage ist es eine ausnahms- lose Eegel, dass dieselbe an die Oberfläche oder innerhalb noch wachsender Gewebe stattfindet. Beyerinck, p. 180 f. Dasselbe bestätigt Eübsaamen 1899 in üebereinstimmung mit Thomas 1901 von den Gallen der Gallmücken. Eübsaamen, p. 568. Eine Differenz besteht zwischen den beiden erstgenannten Forschern über den Zeitpunkt, wann eine Zellvermehrung und -Ver- grösserung in der Nähe der Larve einsetzt. Adler nimmt auf Grund seiner Beol)achtungen an, dass erst die ausschlüpfende Larve die Wucherung der Zellen auslöst. Im Gegensatz dazu stellt Beyerinck wenigstens bei einigen Arten fest, dass bereits die in der Eihaut noch eingeschlossene Larve ihren Einfluss auf die umgebenden Zellen geltend macht. Adler (Ueber den Generationswechsel etc., p. 209 f.) schreibt über Trigonaspis crusfalis: „Wenn von dieser Wespe im Mai Blätter an- gestochen sind, so vergehen Monate, bevor eine Spur von Gallen- bildung zu bemerken ist. Die Wespe schneidet mit ihrem ziemlich kräftigen Stachel in die Blattrippen hinein und hinterlässt dadurch eine deutliche Spur, wo ein Ei abgesetzt w^urde. Man kann, von dieser geführt, leicht einige Eier aufsuchen; erst im September schlüpfen die Larven aus und dann beginnt die Gallenbildung. Natürlich wird es von Interesse sein, den Zeitpunkt wahrzu- nehmen, wo die Larve dem Ei entschlüpft und die Gallenbildung einleitet. Leider ist dies recht schwierig. Mag das Ei in einer Knospe oder in einem Blatte eingeschlossen sein, stets ist es dem Blicke entzogen, und es hält schwer, den Moment abzupassen, wo die Larve ausschlüpft. Es ist mir gelungen einige Male bei Neuroferus laevmsculus und Biorhim aptcra dieses Stadium zu beobachten. In dem Augenblicke nun, w^o die Larve die Eihaut durchbrochen hat Von welchen Organen geht der Reiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? 23 und zum ersten Male mit den feinen Kiefern die nächstgelegenen Zellen verwundet, beginnt eine rapide Zellenwuclierung. Dieselbe geht so rasch von Statten, dass, während die Larve noch mit dem Hinterleibsende in der Eihaut steckt, vorn bereits eine wallartige Wucherung von Zellen sich erhebt." Letzteres leugnet Beyerixck bestimmt. ..Einige Autoren, sagt er, haben in dem Nagen der Gallenlarven einen Reiz sehen wollen, welcher, nach ihrer Ansicht, die pflanzlichen Gewebe afficiren und möglicher Weise zur Wucherung bringen könnte. — Freilich besitzen die Cynipidenlarven selbst schon dann, wenn dieselben noch als voll- kommen kugelförmige Tliiere innerhalb der Eischale eingeschlossen sind, feine Chitinkiefer, allein zu dieser Zeit, wenn von einem Zer- nagen der pflanzlichen Zellen natürlich keine Rede sein kann, ist das Wachsthum des Gallplastems (,.Plastenr' nennt B. das vom gewöhn- lichen Meristem durch vei"schiedene Besonderheiten abweichende Meristem der Gallen) schon in vollem Flusse. Bei den Rhodites- Arien liegt überdies das Kopfende der in der Eischale eingeschlossenen Larve noch gänzlich frei in der Luft am Stielende des Eies, w^enn das Hinterende des Thieres schon im Gallplastem vergraben ist. Dem Frasse an und für sich kann man demnach keine Bedeutung bei der Gallenbildung zuerkennen", p. 180. Andrerseits macht sich die Wirkung des Reizes, der zur Gallen- bildung führt, durch verschiedene, als leblos zu betrachtende Zell- resp. Gewebsschichten geltend. Bei den Bhodites-Arten, orthospinae im Speciellen, durch die Eischale, Kittmasse und die der Larve anliegende Zellenschicht. Bei andern Gallen befinden sich zwischen dem lebenden Thiere und der lebenden Pflanzensubstanz nur Zellen- wand und Eischale; allein es können sich, wie z. B. bei der fenni- nalis-GsWe zwischen denselben auch noch abgestorbene Gewebs- schichten vorfinden, welche die Gallenbildung keineswegs beeinträch- tigen. Diesen Thatsachen gegenüber ist der Schluss, die Gallwirkung werde durch eine vom Gallenthiere ausgesonderte flüssige Substanz verursacht, kaum abweisbar, p. 178. Ferner erwähnt B., dass bei Eichencynipiden die EiuAvirkung des Thieres auf das Pflanzenge webe kürzere Zeit dauert als bei den Pthodife.s'- und Aular-Avten. Letztere entwickeln sich langsamer. Im März resp. April fliegen bereits die Wespen, aber bei ihnen erwächst im Laufe des Jahres nur eine Generation, während bei den Eichen- cynipiden deren zwei vorkommen. Für die Thatsache, dass der Reiz der Gallenbildung von der 24 Heinrich Rössig, lebenden Larve ausgeht, und zwar nicht nur durch eine einmalige Einwirkung-, sondern durch eine länger andauernde hervorgerufen wird, spricht die von B. und allen Forschern und Sammlern fest- gestellte Wahrnehmung, dass die Galle nur dann normal sich ent- wickelt, wenn die Gallenlarve am Leben bleibt. Stirbt sie frühzeitig, wie es geschehen kann, wenn Parasiten ihre Eier in die Galle legen, oder wird bei Aphiden- und Cecidomyiden-Gallen, welche Anfangs offen sind, das Gallenthier künstlich entfernt, so hört das Wachsthum auf, die Galle bleibt klein. Beyerinck, p. 179, Eiedel, p. 6. Die Galle von Apliüotrix siehokU wird durch Schmarotzer so in ihrem Wachsthum zurückgehalten und in ihrer Structur und Gestalt verändert, dass man sie sogar für eine besondere Art gehalten hat, Adlee, p, 212. Umgekehrt kann man die entgegengesetzte Wahriiehmung machen, dass, wenn eine Cynipiden-Galle von andern, schmarotzenden Cj-ni- piden zur Eiablage benutzt wurde, die Galle über die normale Grösse hinauswächst, z. B. glandulae, oder abnorm und unregelmässig, höckerig, aber grösser wird, eine bei Rhodites cgkinteriae bekannte Erscheinung, Hier giebt sich offenbar die Summe der von mehreren ähnlich ge- bauten Larven hervorgebrachten Eeize in einer vermehrten Zell- wucherung zu erkennen (vgl. Eiedel, p. 62), Von Interesse ist das ungleichmässige Wachsthum von Galle und Larve. Manche Arten der Herbstgeneration entwickeln sich ei'st ziemlich spät im Herbst ; von Knospengallen z. B. : autumnalis, globuli, von Blattgallen: ostrens, rennm, nuniisntafis, laevinsculiis, lenticnlaris ; ihre Gallen leben noch weiter und entwickeln sich fort, während sie am Boden liegen. Bei den 3 zuletzt genannten wird hierbei die Stärke, welche reichlich zur Zeit des Abfallens in der Gallenrinde abgesetzt ist, aufgebraucht, und die Gallen wachsen dabei bedeutend.^) „Die zur Erde gefallene leuticularis-GidllQ vergrössert sich hauptsäch- lich in Folge Dehnung der sclerotischen Zellen." -) „Zur Zeit, wenn diese Gallen im Herbst von den Blättern abgeworfen werden, sind die darin eingeschlossenen Larven noch mikroskopisch klein, genau kugelförmig und allseitig mit dem Nahrungsgewebe der Larven- kammer in Berührung; erst nachdem die Gallen zur Erde gefallen sind, wachsen die Thiere schnell weiter," ^) Dieses ungleichmässige Wachsthum zwischen Larve und Galle 1) Beyerinck, 1. c, p, 43. 2) Derselbe, p. 84. Vou welchen Orgauen geht der Reiz znr Bildung der Pflanzengalle aus? 25 kommt nicht nur bei der Herbstgeneration vor, sondern mehr oder wenig-er auch bei den Frühlings- resp. Sommergallen. Von der grossen Cijnips koIlani-GaWe sagt B. : „So lange die Dicke der Galle noch nicht grösser ist als 9 mm, d. h. bis ungefähr Ende Juli, bleibt die Grösse der J:ollarii-LavYe nahezu stationär ... Zu Ende des Monats Juli wird das bis dahin so langsame ^^'achstllum der Larve ausser- ordentlich intensiv und das gefrässige Thier verspeist dann in kurzer Zeit das primäre Xahrungsgewebe und die Krystall schiebt voll- ständig ...■'') Im Laufe der vorliegenden Untersuchung ergab sich Gelegenheit, dasselbe Verhalten an der Art Dryophania divisa Hto. sicher nach- zuweisen. Die Galle erscheint Mitte Juni auf den Rippen der Blatt- unterseite und erreicht einen Durchmesser von 5 — 7 mm. Gegen Ende Juli ist sie ausgewachsen. Die junge Larve misst ca. 500 /<, bald etwas mehr, bald weniger. Ende Juli hat sie erst 785—800 /< erreicht, Mitte August schon 3—4 mm, Ende August ist die Wespe bereits ausgebildet. Während also in den ersten 6 Wochen die Larve nur um 300 // wächst, nimmt ihre Länge innerhalb der folgenden 14 Tage um mindestens 2 mm zu. Dasselbe anfänglich verzögerte, später rapide fortschreitende Wachsthum scheint bei Anärkus curvafor Htg., Neuroterus haccanim L. und Dnjophanta folii L. vorzukommen und darf vielleicht bei allen Cynipiden als vorhanden angesehen werden. Eine Erklärung dieser Erscheinung bei Drijophanta divisa Htg., Cynips lioUarii Htg. etc. scheint mir nahe liegend. So lange die Galle wächst, nimmt die Larve nur wenig an Grösse zu, erst wenn die Galle ihre normale Grösse ganz oder zum grössern Theil erreicht hat, nimmt die Larve die jetzt reichlich vorhandene Nahrungsmenge gierig auf. assimilirt sie schnell und wächst dabei ebenso schnell unter reichlicher Bildung von Fettgewebe. Das Alles erklärt sich einfach unter der Annahme, dass während der ersten Entwickluugsperiode der grösste Theil der aufgenommenen Nahrung nicht dem Aufbau des Larvenkörpers zu Statten kommt, sondern durch die Körperorgane in flüssige Stoife umgesetzt eben jenes Secret bildet, das den Reiz zur Gallenbildung liefert. Die Richtigkeit dieser Annahme vorausgesetzt, dürfte man weiter folgern, dass entwedei- besondere, bei andern Lisecten-, spec. Hvmenopteren- larven sich nicht tliidende Organe bis zu diesem Zeitpunkt bei den 1) Beyeiunck, 1. c, p. 148. 2(5 Heiniuch Rössig, Cynipidenlarven vorhanden sind, oder falls der Reiz von Organen ausgellt, die auch sonst vorhanden sind, diese irgend welche Be- sonderheiten zeigen dürften, sowohl nach ihrem Bau und Aussehen und ihrem sonstigen ^'erhalten in verschiedenen Perioden derselben Larve als auch im A'ergleich mit den Larven von andern Hymen- opteren. Derartige Erwägungen gaben den Anlass zu der vorliegen- den Untersuchung. Dieselbe befasst sich daher naturgemäss zu- nächst mit den Drüsenorganen der jungen Larve, verfolgt aber auch deren Entwicklung bis zur Puppe und zieht andere Insecten-, be- sonders Hymenopterenlarven zum Vergleich heran. Meinem verehrten Lehrer Herrn Geheimrath Prof Dr. Weismann, der mich zu diesen Untersuchungen angeregt und sie während ihrer Ausführung im Zoologischen Institute zu Freiburg i. B. mit lebhaftem Interesse verfolgt und durch manchen scliätzenswerthen Eath gefördert hat, verfehle ich nicht an dieser Stelle auch öffentlich meinen Dank auszusprechen. Desgleichen gebe ich meiner Erkenntlichkeit Ausdruck gegen den Privatdocenten Herrn Dr. K. Guenther, der als früherer Assi- stent des Zoologischen Institutes meine ersten Arbeiten daselbst leitete, sowie gegen den Herrn Privatdocenten Dr. A. Petrunkewitsch, der durch freundliches Entgegenkommen sein Wohlwollen bei den verschiedensten Anlässen mir erwiesen hat. II. Beobachtete Cynipideu-Arten. Seit Juni 1902 wurden von mir bei Freiburg i. B. (F.) folgende Arten von Cynipiden gefunden, deren verschiedene ich auch bei Bregenz am Bodensee (B.) während der Monate August und September feststellen konnte. Das Datum bezeichnet den Tag, an welchem die betr. Galle zuerst aufgenommen wurde. 1. Aiidricus autioinialis Htg. ^) Sternwald, Hirzbg. , Schlossbg. F. Oct. Häufig. 2. Awlricus albopiDidatus Schlechtd. F. Scblossb. April. Einige Exemplare. 3. Ändricus ccdlidoma Htg. Sternwald , Louisenböbe , F. Wenige Exemplare. Juli, Aug. 4. Ändricus rurvator Htg. Um F. nicht selten. April. 1) Die Arten wurden bestimmt nach EiEDEL, Galleu und Gallwespen (cf. Literaturverzeicbniss). Von welchen Organen geht der Reiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? 27 5. Amlriciis frrnndatrix Htg. Schönb., F. Juli. Hecken bei B. Aug. Vereinzelt. 6. Atidriciis glandulär Htg. Hirzbg., F. Nicht selten. Oct. Schönbg. 7. Aiidricus (jhthuU Htg. Hirzbg., F. Nicht selten. Oct., Novbr. B. einzeln. Sept. 8. Andricits ittflcdor Htg. Schlossbg., F. Mai. Einige. Sternwald. 9. AiidricKs ))irdj)ig}u'/ Adl. Littenweiler, F. Oct. Einzeln. 10. Andricus oslrrus Gm. Achufer, Rieden, B. Aug. Gartengebüsch in F., Schlossbg. Oct. Zerstreut. 11. AiidricKs radicis Fabricius. Leere Gallen am Weggehänge: St. Ottilien, Au, F. 12. Andricu!< solitarius FoüSCOLOMBE. Louisenhöhe, F. Aug. (Puppen). 13. Andricus testarcipcs Htg. Schönbg. Gärten, F. Juli. (Puppen). 14. Andricus trilineatus Htg. Innengalle der voraufgehenden Art. 15. Aidax hieracii Htg. Leere Gallen bei Ebnet und Sassbach, F. 16. Biorhiza lermiiinlis Fbr. Bei F. überall, häufig auf einer Eiche am Hirzberg. April. 17. C/juij).'^ koUarii Htg. Lorettobg., F. 1 Expl. Oct. Mooswald bei Lehen mehrere Exemplare. 18. DiaMrophus rnbi Htg. Herdern, Sternwald, F. Nicht selten. Novbr. 19. Dryoplianta disticha Htg. F. Vereinzelt zwischen der folgenden Art. 20. Drijophnnia divisa Htg. F. Ueberall im schattigen Eichengebüsch. Häufigste Art. B. weniger häufig. Juni — Sept. 21. Dnjophaida folii L. F. und B. Juli — Oct, Nicht selten. 22. Drijopltauta longiventris Htg. Ebnet, F. Juli. Sternwald. Nur wenige Exemplare. 23. Dri/opJicmla verrucosa ScHL. Schlossbg., F. Mai. 24. Kenrotcrus aprilinns GiR, Schlossbg., F. April. Häufig, 25. Xcirroicnis haccarum L. Schlossbg., F. Mai. 26. Xenroferns lenticularis Olivier. F. und B. Nicht selten. Sept. 27. Xeiiroicrus funiipennis Htg. Lorettobg., Hirzbg. etc. F. Häufig. Oct. 28. Neuroterns nnmisnialis Olivier. B. Einmal. Sept. Viele auf einem Blatt. 29. Pcdiaspia pseudophdani Mayr. Kybfelsen, F. Juli. 30. lUiodites eglanteriae Htg. Merzenhausen, Hirzbg., F., B. In den Hecken von Rieden nicht selten. Aug. 3 1 . liliodiles spinusissiitvic Gir. Au bei F. Oct. Einige Stücke. 32. Rliodites rosae L. F. nicht selten; Eisenbahndamm gegen Uffhausen, Fuchsköpfle, Tunibcrg. B. am Pfänder. 33. Tri(jo>ias])is rcninti Gm. Schönbg., Schloasbg. F. Oct. 28 Heinrich Rössig, Parasitäre Cynipiden wurden gefunden in den Galleu von Drijophanta divisa und folii; Andricus cKihminaJis, gjandulae, glohuli, malpigliii ; Blioditcs cgJanicriae und rosae. Von Gallfliegen habe ich Hormomyia fagi Htg. zum Vergleich herangezogen, von Aphiden Aphis mali Fabr. und zwar die Stamm- mutter und Weibchen. III. Fixiriiiigs- und Untersiichuiigsmethoden. Als Fixirungsfltissigkeit habe ich zumeist Sublimat verwendet und zwar nach Gilson mit der von Petkunkewitsch ') vorgeschlagenen Modification. Bei jungen Larven wurde dasselbe Anfangs kalt in Anwendung gebracht. Es lieferte gute Bilder, nur sind die Thiere geschrumpft. Bei erwachsenen Larven und später auch bei jungen verwendete ich es nur heiss, liess es einige Secunden einwirken und setzte dann kaltes zu. Da bei grössern Larven die derbe Cuticula das Fixirmittel auch so nicht gut durchliess, wurden sie noch mit einer feinen Nadel angestochen. Die so behandelten Larven erwiesen sich als gut fixirt und für die weitere Behandlung durchaus brauchbar. Mit Osmiumgemischen nach Flemminq und Vom Rath habe ich gelegentlich, vornehmlich junge Larven, fixirt. Die erhaltenen Bilder waren aber wenig nach Wunsch, die Innenorgane sehen aus wie verwelkt. Je nach der Grösse verblieben die Larven 2—12 Stunden im Sublimat, das dann mit 70 % Alkohol ausgewaschen wurde, dem etwas lod zugesetzt war. Gehärtet wurden dann die Objecte mit Alkohol von 96 '7o i^i^id 100 %, darauf durch Xylol in Paraffin über- tragen. Für junge Larven genügte ein Belassen von V2 — ^ Stunde im flüssigen Paraffin, für grössere waren wegen des reichlich vor- handenen Fettkörpers mehrere Stunden erforderlich. Zur Untersuchung wurden Längs- und Querschnitte angefertigt, erstere sowohl sagittal als frontal. Die Dicke der Schnitte wurde nach Bedarf hergestellt, bei kleinern Objecten von 2V2— 5 /.i, bei grössern von 5—10 /<. Schnitte von 7 /< Hessen sich auch bei grössern Larven gut anfertigen und bei stärkerer Vergrösserung untersuchen. Eine Schnittdicke von 15 fi wurde angewendet bei erwachsenen Wespen, deren hartes Chitin feinere Schnitte nicht ge- 1) PetrunkewitscH, Dr. Das Schicksal der Richtungskörper etc., in: Zool. Jahrb., V. 14, Anat., 1901, p. 575. Von welchen Organen geht der Reiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? 29 stattete, sowie iu solchen Fällen, wo es nur auf Uebersichtsbilder ankam. Aufgeklebt wurden die erhaltenen Schnittserien mit Gljcerin- Eiweiss, zuweist aber mit Wasser, dann gefärbt und in Canada- balsam eingebettet. Färbemittel waren in den meisten Fällen Böhmer's Hämatoxylin mit nachfolgender Pikrokarmin-Behandlung. Diese Doppelfärbung Hess die einzelnen Elemente genügend scharf hervortreten. In besondei'n Fällen wurden auch andere Farbstoffe in Anwendung gebracht : Hämalaun, Muchhämatein und ]\Iucikarmin, Fuchsin, Bismarkbraun, Eosin, Saffranin, Pikro-Nigrosin, Berlinerblau IV. Aeussere Gestalt der Larven. A. Berlese 1902 hat dieselbe beschrieben und abgebildet für Cynips tozae, aber die jüngste Larve, welche er untersuchte, war 3 mm lang. Schon diese Angabe (ganz junge Larven sind nur 400 bis 500 u lang), sowie die beigegebene flg. 65, auf welcher der mit Nahrung vollgestopfte Magen fast das ganze Thier einnimmt, zeigen, dass die ..junge" Larve, wie er die abgebildete nennt, ilim nicht zu Gesicht gekommen ist. Für die während der Puppenreife bis zum ausgewachsenen Thier vorkommenden Veränderungen der Ge- stalt verweise ich aber auf die Ausführungen und Zeichnungen von Beelese, da die von mir gemachten Beobachtungen sich im Wesent- lichen damit decken. Die jungen Larven sind an der Bauchseite sehr stark einge- krümmt, fast kugelförmig (Taf. 3, Fig. 6 a und 7 a). Der Rücken ist stark gewölbt. Kopf und Füsse fehlen. Der Körper besteht aus 12 Ringeln, von denen die 2 ersten die grössten sind und allein etwa ein Drittel der gesammten Körperlänge einnehmen. (Bei dieser Längenangabe und auch bei spätem ist nicht der Rücken-Umfang, sondern die grösste Sehne gemessen.) An äusserlich wahrnehmbaren Organen besitzt die kleine Larve nur die 2 spitzen Zähnchen aus braungelbem Chitin, die von je 2 kräftigen Muskeln beAvegt werden. Beobachtet man die aus der Galle genommene Larve unter dem Mikroskop, so sieht man dieselbe zuweilen eine doppelte Bewegung ausführen, aber immer sehr träge. Einmal krümmt sie die Bauch- seite stärker ein, um sich dann wieder zu strecken, und dann bewegt sie die kleinen Chitinkiefer, die sich rhytlimisch öftnen und schliessen. Wenn die zangenartig über einander greifenden Spitzen sich ge- 30 Heinrich Rössig, schlössen haben, werden beide Kiefer nach rückwärts und innen ge- zogen, während gleichzeitig die Unterlippe stärker sich vorwölbt. Letztere bildet, wie auch die Oberlippe, einen ovalen Wulst. Zwischen beiden liegen rechts und links die Chitinzähnchen, in der Mitte die Mundüftnung. Die beiden Wülste dienen offenbar als Widerlager, wenn die Zähnchen in die Pflanzenzellen sich eingebohrt haben und durch die erfolgende Rückwärtsbewegung die angebohrten Zellen ab- reissen. Beyekinck spricht zwar die Vermuthung aus ^}, dass die junge Larve durch Endosmose sich nähren könnte, weil das primäre Nahrungsgewebe allseitig mit der Oberfläche des kugligen Larven- körpers in Berührung sei. Diese Annahme ist wohl unhaltbar. Der Magen selbst der jüngsten Thiere enthält Nahrung mit Spuren fester Bestandtheile. Diese sind zwar bei der jungen Larve, wie sich er- warten lässt, feiner, unterscheiden sich aber nicht wesentlich von dem Mageninhalte der altern Larve. Wenn man diesen Mageninhalt auch als breiig bezeichnen will, so kann man doch jedenfalls nicht mit Kessler (1895) spre'chen von einem „breiigen Nahrungsstoff, der das Thier unmittelbar umgiebt" -) und es auch bei „weiter fortge- schrittener Entwicklung noch auf endosmotischem Wege" ernährt. Die Muskelcontraction, welche das Schliessen der Zähnchen und das Abreissen der Nahrungstheilchen von der Gallenwand bewirkt, dürfte zugleich das Hervorpressen des Speicheldrüsen - Secrets be- sorgen. Es liegt nämlich, wie auch die Fig. 3, 14 und 15 zeigen, die Ausführöffnung der Speicheldrüsen so, dass dieselbe bei geschlos- senen, zurückgezogenen Zähnchen und vorgewölbter Unterlippe un- gefähr die Mitte des entstehenden Wulstes bildet. Nun sah ich mehrmals unter dem Mikroskop bei einer eben aus der Galle ge- nommenen, noch nicht 1 mm grossen Larve von Dryophanta divisa Htg., von jenem Wulste der Unterlippe aus einen hellen Strahl bei Bewegungen der Larve aufleuchten, der mich sofort an das Bild er- innerte, das man erhält, wenn gereizte Ameisen im Sonnenschein ihre Ameisensäure ausspritzen, nur schwächer war natürlich der Strahl. Als ich dann, um den Zweifel auszuschliessen, ob ich nicht etwa durch einen blossen Lichtreflex auf der glatten Epidermis irre ge- führt sei, durch Heben und Senken des Tubus die Larve, welche noch dieselbe Lage einnahm und die gleichen Bewegungen ausführte, weiter beobachtete, konnte ich nichts Aehnliches mehr feststellen. 1) Beyeeinck, p. 147. 2) Kessler, p. 18. Von welchen Organen geht der Reiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? 31 Y. Iimen-Orü^aiie im Allgemeinen. Die Untersucluiiig- der iimern Larvenorgane durch Präparation in toto war wegen der geringen Grösse der jungen Larven, die nur etwa V2 ^"^ beträgt, ausgeschlossen. Sie wurden daher in Schnitten von 2^2 — 5 fi untersucht. Im Allgemeinen darf gesagt werden, dass alle Organe sehr weich und nachgiebig sind. Das zeigen Schnitte durch junge Larven, die mit kaltem Sublimat fixirt wurden, bei denen die Organe Gelegen- heit hatten zum Schrumpfen. Dort erscheinen die Innenorgane: Speicheldrüsen, Magenwand, Oenocyten, MALPiGHi'sche Gefässe ge- legentlich stark in einander gepresst und in der verschiedensten Weise eingeschnürt und verbogen (vgl. Fig. 4, 5, 29). Auch sind Zellgrenzen nicht immer deutlich festzustellen, wohl aber der Um- riss der Zellkerne. Die Zellkerne sind in allen larvalen Organen verhältnissmässig gross, enthalten in einer wenig gefärbten, fast hj'alinen Grundmasse meist zahlreiche deutlich getrennte, wie es scheint, durch feinstes Netzwerk hier und da verbundene, zuweilen (ob in Folge mangelhafter Fixirung?) zu kleinern Klümpchen ver- schmolzene Chromatinkörnchen. Da bei zahlreichen Larven der Insecten Hautdrüsen vorkommen (vgl. BoiuiEiiT 1891), welche die verschiedenartigsten Functionen übernehmen, lag die Vermuthung nahe, dass vielleicht auch bei den Cynipidenlarven solche zu finden sein möchten und, da sie dem Pflanzengewebe direct gegenüber liegen würden, den Reiz zur Gallen- bildung ausüben könnten. So wenigstens könnte es sein bei den Gallen mit engem Wohnraum der Larven. Es scheint die Mehrzahl zu sein. Anfangs liegen ja alle direct zwischen und an den Zellen der Pflanze. Bei Drijophania divisa Htg. aber erweitert sich der Innenraum der Galle bald bedeutend. Wenn der Querdurchmesser der Galle 3^/., mm erreicht hat, beträgt der Querdurchnitt des Innern Hohlraumes 2Vo mm. Die darin liegende kleine Larve ist aber nur ^2 nini lang. Die Untersuchung ergab aber, dass Hautdrüsen nicht vorhanden sind. Weder sind die Hypodermiszellen im allgemeinen irgend wie auffallig modificirt, noch finden sich unter ihnen einzelne, die durch ihre Grösse ausgezeichnet w^ären. Riesenzellen, die der Körperwand nahe lagen, vgl. Fig. 2, 4, zeigten keinen Ausführgang und stellten sich später als Oenocyten heraus. Es blieb daher zunächst Nichts übrig, als an jene Drüsenorgane zu denken, die durch einen Ausführ- 32 HElNRtCH ßÖSSIG, gang' mit der Aussenseite des Körpers in Verbindung- stehen. Als solche aber kommen in Betracht : am vordem Körperende die Speichel- drüsen, am hintern das Epithel des Enddarms und die Malpighi- schen Gefässe. Der Mitteldarm mit seinem grosszelligen Epithel kommt nicht in Frage, weil derselbe hinten blind geschlossen ist und bis zum Ende der Larvenzeit geschlossen bleibt. Dagegen mussten jedenfalls die in der Leibeshöhle liegenden Oenocyten wegen ihrer auffälligen Grösse noch mit berücksichtigt werden. 1. Speicheldrüsen. Sie sind paarweise vorhanden, haben je einen besondern Aus- führungsgang, münden aber durch ein uupaares, gemeinsames, kurzes Endstück der letztern nach aussen auf der Unterlippe (Fig. 13). Sie liegen im vordem Drittel des Larvenkörpers, rechts und links neben und etwas unter dem Mitteldarm, umgeben vom Fettkörper. Li der jungen Larve stösst ihr distales Ende bald direct an die Oenocyten, bald an die MALPiGHi'schen Gefässe. Die Seitenwand berührt sich öfter mit der Wand des Mitteldarmes. Von der Hypodermis scheinen sie regelmässig durch einiges Fettgewebe getrennt zu sein. Ihre Gestalt ist die eines ovalen bis rundlichen Säckchens, doch weicht sie in einzelnen Arten etwas ab. Sie wird länger bei Rhodites rosae L., noch mehr bei Diastroplms rtibi Htg. und schliess- lich schlauchförmig bei inquilinen Cynipiden [Synergus?]. Bei jungen Brijoplumia divisa-\j2ivyt\\ von 460 i-i Länge erreicht die Speicheldrüse einen Längsdurchmesser von 73 /<. Die Breite ist 38 /<. Tunica propria und Litima sind sehr fein. Die oft von Secret bedeckte Intima ist nur wo dieses fehlt mit Sicherheit nachzuweisen. Die Epithelschicht besteht aus nicht zahlreichen, meist ziemlich grossen Drüsenzellen, die mehr breit als hoch (vom Lumen der Drüse aus gerechnet), mit ihrer oft etwas vorgewölbten Breitseite dem Lumen zugekehrt sind. Hier und da erscheinen dazwischen auch noch etwas kleinere Zellen. Km medianer Längsschnitt trifft ihrer insgesammt etwa 10, meist aber weniger, ein Querschnitt nur 3 — 5 (Fig. 10, 13, 11, 12). Die Grösse der Zellen beträgt in der Längs- axe der Drüse etwa 25 ,«, senkrecht dazu 14 //. Die entsprechenden Maasse des Zellkernes sind im Durchschnitt 14 /f und 11 //. Wird die Länge, wie es bei seitlicher Pressung vorkommt, beträchtlicher, so wird die Breite entsprechend geringer. Das Zellplasma erscheint homogen. Es nimmt Farbstoffe gut an, färbt sich aber nicht ganz so tief wie die MALPiGHi'schen Gefässe, mit denen es sonst viel Vou welchen Orgaueu geht der Reiz zur Bilduug der Pflauzengalle ans? 33 Aehnliclikeit hat bei Färbung- mit Hämatoxylin. Bei einigen Zellen erscheint es in der Nähe der Kerne etwas tiefer violett gefärbt als in seinen Randpartien. Der ziemlich giosse Zellkern liegt ungefähr in der Mitte des Plasmas. Er ist rund bis oval, sogar länglich und erreicht etwa den halben Durchmesser der Zelle. Seine Grundsubstanz, das Paranuclein, ist hell und fast durchsichtig, so dass die lebhaft gefärbten Chromatinkörnchen deutlich zu unterscheiden sind und in ihm zu schwimmen scheinen. Das Lumen der Drüse ist deutlich. Es enthält immer Spuren gefärbten Secrets, bald mehr, bald weniger. Hämatoxylin färbt dieses nicht, wohl aber Eosin und Pikrokarmin. Zuweilen liegt es nur als ein dünner Ueberziig in der Nähe der Zellen (Fig. 11), ein andermal füllt es das Säckchen vollständig aus. Letzteres ist z. B. der Fall bei der Fig. 12, die einer c^msa-Larve vom 27. Juli angehört. Die Gallen waren am 24. gesammelt, blieben aber bis zum 27. liegen und waren schon stark gew^elkt. Die Larven wurden dann nach Vom Eath iixirt. Das Secret ist mit Karmin lebhaft roth gefärbt und zeigt bei diesem Präparate netzförmig-schaumige Structur. Zumeist erscheint es (nach Sublimatüxii-ungj fädig bis deutlich netzförmig mit Körnchen an den Kreuzungspunkten der Fädchen. So ist es beson- ders bei den jüngsten Larven (Fig. 10, 11). An der rotlien Färbung leicht kenntlich, lässt es sich auf manchen Schnitten noch ziemlich weit in den Ausführungsgang verfolgen, fast bis zur Stelle, wo die beiderseitigen Ausführgänge zusanimentretfen. In dem vordem ge- meinsamen Abschnitte habe ich niemals Secret wahrgenommen. Der Ausführgang der Speicheldrüsen (Fig. 10) erreicht etwa die Ijänge dieser selbst. Er ist schwach aufwärts und zur Mittellinie des Thieres hin gebogen und vereinigt sich vor dem Unterschlund- ganglion mit dem anderseitigen Gange zu einem kurzen, gemeinschaft- lichen P^ndstück. Die 3 Lagen sind deutlicher als in der Drüse zu eikennen, die Epithellage ist aber bedeutend geringer entwickelt. Die Zellen und ihre Kerne sind nicht viel grösser als z. B. bei der Hypodermis, rundlich oder oval, 2^1-^ — 7 /< lang. Da Zellplasnia wenig vorhanden ist, beziehen sich diese Angaben fast ausschliesslich auf die Zellkerne, deren Nucleinkörnclien deutlich isolirt und scharf ge- färbt sind. Das Lumen des Ganges schwankt zwischen 3 und 5 f.i und wird auf dt^ni (Querschnitt von zumeist 4 Zellen umgeben. Eine secernirende Tliätiiikcit dai-f man diesem Abscimitte füglich ab- sprechen. Von diesem der Üi'üse anliegenden paarigen Abschnitte des Aus- Zool. Jahrb. XX. Abtli. f. Syst. 3 34 Heinrich Eössig, fiihrgano-es uiitersclieidet sich dentlicli das nach Vereinigung* der 2 Ausführgäiige entstehende kurze unpaare Endstück. Anfangs liegen die Zellkerne hier nur stark angehäuft, erscheinen aber sonst nicht abweichend von denen des voraufgehenden Abschnittes. Aber schon bald wird Gestalt und Structur der Zellen dieses Abschnittes eine andere. Zelle und Kerne werden spindelförmig und stellen sich mit ihrer Längsaxe fast senkrecht zum Lumen des Ausführungsganges. Auch stehen sie dicht gedrängt. So erscheint dieser Abschnitt dicker und, wie Längsschnitte zeigen, spindelföi-mig. Auch zeigt er wohl (Fig. 15) ein vergrössertes, säckchenförmig erweitertes Lumen. Bei der Frage nach der Bedeutung dieser Verdickung Hess die Lage derselben trotz der structurellen Verschiedenheit an einen discreten Vergleich mit der „Fadenpresse" der Spinnerraupen denken. Aber es ist mir nicht gelungen, eine Eingmusculatur aufzufinden. Da dieser Abschnitt aber offenbar dazu bestimmt ist, der Entleerung des Secrets zu dienen, so müssen wir annehmen, dass bei den Contrac- tionen der Zahn- und Lippenmuskeln dieses verdickte Stück einem lebhaftem Drucke seitens der Gewebe ausgesetzt ist, so dass recht wohl das in ihm angesammelte Secret in einem kleinen Strahl aus- gepresst werden kann. Mit dem Wachsthum der Larve nimmt auch die Grösse der Speicheldrüsen zu, behält aber dieselben Maasse relativ zur Körper- grösse bei. Das Wachsthum ist daher in den ersten AVochen kaum zu bemerken. Erst nach 4 Wochen etwa hat die Drüse die doppelte Länge erreicht, aber nicht durch Vermehrung, sondern durch Ver- grösserung der vorhandenen Zellen, die ihren runden bis ovalen Kern und ihr sonstiges Aussehen behalten, wie zuvor. Nur der Kerninhalt wird nach einiger Zeit etwas heller, wohl schon in Vor- bereitung der folgenden auffallenden Aenderung der Gestalt, die sich vollzieht zur Zeit, wo die Larve aufhört Nahrung zu sich zu nehmen. Es sind die ersten Anzeichen der beginnenden Degeneration, die in erster Linie die Gestalt und das Aussehen des Zellkerns treffen. Derselbe verliert mehr und mehr seine ovale Form und wird stark verästelt. Es löst sich, scheint es, die Kernmembran an der dem Drüsenlumen zugekehrten Seite, die Kernmasse treibt viele spitze Fortsätze hervor in der Richtung zur Drüsenmitte, während die dem Lumen abgekehrte Seite noch ihre Membran und rundliche Gestalt behält. Der Kern hat jetzt Körbchenform. Je nach der Richtung, in welcher er vom Schnitte getroffen wird, ist sein Bild verschieden. Mediane Längsschnitte geben halbmondförmige Figuren Von welchen Organen geht der Reiz zur Bihlung der Pflanzengalle aus? 35 mit g-ezälmteiii Iiineiiraiide, FroDtalschnitte solclie mit durclibroclienen und mannigfach verzweigten Kernen (Fig. 13). Wieder etwas später beginnen die scharfen Fortsätze sich zu verlieren, Kern und Plasma werden sich ähnlicher in der Färbung. Das Plasma ist violett, nur etwas heller als die mehr blauschwarzen Kernmassen, deren einige in ihren mittlem Partien nur Pikrin aufgenommen haben. Das Plasma ist homogen, aber von zahllosen grossem und kleinern Vacuolen durchsetzt. Diese liegen mehr in der vom Lumen der Drüse abgewendeten Theile, aber nicht ausschliesslich. Zuweilen enthält auch der Kern, dessen Chromatin mehr und mehr verklumpt, solche Vacuolen, besonders in seinen Randpartien. Färbbares Secret habe ich in diesen Stadien und später im Lumen des Drüsen- säckchens nicht mehr gefunden. ^\'ährend dann die Vacuolen mehr und mehr sich verlieren, schrumpfen auch die Zellen nach und nach zusammen. Fig. 14. Jetzt verschwindet auch das Lumen, das Säckchen fällt zusammen, Fig. 16, nur unbestimmte Ueberreste des frühern Epithels liegen noch darin. In dieser Zeit beginnen aber die Imaginalscheiben des künftigen Kopfes lebhaft zu wachsen. Die Mundanlagen schieben sich vor. Da nun das vordere Ende der Speicheldrüsen, das Endstück des Ausführganges, an diesen fest geheftet bleibt, und andrerseits die Propria der Speicheldrüsen und ihre Verbindung mit dem Kücken der Larve sich erhält, so werden die Speicheldrüsen jetzt zu einem dünnen, engen Rohr ausgezogen, das nur da, wo noch Kernreste in ihm liegen, etwas erweitert ist. cf. Fig. 19 d. Die Veränderungen am Ausführgange sind nicht bedeutend. Die Intima, welche zu beträchtlicher Dicke herangewachsen war und sich in Ringfalten gelegt hatte, Fig. 13, verschwindet zwar gleichzeitig. Das Epithel aber bleibt und vermehrt sich, wie die Menge der nachher zu findenden Zellkerne beweist. Der von KowALEwsKY (1887) für die Museiden nachgewiesene Imaginalring, von dem die Neubildung des Speicheldrüsenepithels ausgeht, findet sich also, wie Fig. 19 a zeigt, auch bei den Cynipiden. In der Pupi)e und der eben ausgeschlüpften Wespe, liegen die Speicheldrüsen im vordem Abschnitte des Thorax, rechts und links oben, vor den Flügeln. Sie bilden, wie Fig. 20 u. 21 zeigen, auch jetzt Säckchen. Der Längsdurchmesser beträgt etwa 225 /<. ^lan findet noch grosse Klumpen einer dunklen I^lasse im Drüsenlumen. Nach ihrem Aussehen sind es die letzten Reste der larvalen Drüsen- 3* 36 Heinrich Rössig, kerne, die noch nicht völlig- aufgelöst sind. Der Zellenbelag der Drüsen- wand ist jetzt nicht verschieden von dem des Ausführganges, beide sind klein. Die Zellen sind mehr breit als hoch, sonst nicht typisch. Ein Blick auf dieselben lässt erkennen, dass sie nicht mehr die Be- deutung haben im Leben der Wespe, wie die Speicheldrüsen mit ihren grossen Zellen in der Larve. Thatsächlich ist es ja auch zweifelhaft, ob das ausgewachsene Thier Nahrung aufnimmt, da viele Arten, sobald sie die Galle verlassen haben, sich zur Eiablage auf die Knospen begeben und schon bei dieser Arbeit absterben, so dass man im Herbst die Thiere in der Stellung, die sie beim Stechen einzunehmen pflegen, todt auf den Knospen finden kann. Flüssig- keiten werden sicher aufgenommen. Als ich, um Eosenbedeguare feucht zu erhalten, in den Gazekasten Wasser einspritzte, tranken schon ausgeschlüpfte Wespen begierig von den Tröpfchen. Phagocytose habe ich, soweit die Speicheldrüsen in Frage kommen, nicht beobachtet. Wohl habe ich bei Larven von Diastro- phus ruhi und lihodifes rosae, die dicht vor der Verpuppung standen, reichlich Phagocyten in der Leibeshöhle gefunden, auch in der Nähe der Speicheldrüsen, aber ich habe sie niemals in die Drüse eindringen sehen. Bei den am häufigsten untersuchten Museiden haben sich mit Ausnahme von Kowalewsky (1887) alle Autoren des 19. Jahrh. gegen eine Phagocytose ausgesprochen oder lassen sie doch nur in be- schränktem Maasse zu. Nach den Arbeiten der letzten Jahre von Kellog (1901) und Vaney (1902) scheint es, als ob sie auf bestimmte Arten beschränkt sei. Ersterer fand sie bei Holorusia nicht, bei Bkpharocera sehr lebhaft. Vakey fand bei Chironomus keine, bei Simulia fast keine, sehr lebhafte hei Gastmphikts. Dabei constatiren beide, dass die Arten, bei denen sie vorkommt, sich langsamer ent- wickeln als jene, bei denen sie fehlt, dass also die von Van Rees ausgesprochene Annahme, dass eine Intervention der Phagocyten durch die längere oder kürzere Zeit der Puppenruhe bedingt sein möchte, nicht zuzutreffen scheine. Die zahlreich vorhandenen Phago- cyten bei Diastroplms ruhi und jRhodites rosae, bei denen im Laufe eines Jahres nur eine Generation erwächst, sprechen ebenfalls gegen diese Annahme. Soweit andere Hymenopteren in Frage kommen, sagt Kakawaiew (1898) von Lasius, dass keine Phagocytose vorhanden. x4nglas (1900) fand Leukocyten bei den von ihm untersuchten Hymenopteren, aber immer nur in geringer Zahl und sagt von ihnen: „On ne peut Von welchen Organen geht der Eeiz zur Bildung der Pflanzengalle aus? 37 jamais constater qu'ils agissent comme phagocytes." Wo ich sie fand, waren sie immer sehr zahlreich vorhanden, lagen z. B. in Haufen in der Nähe der Hypodermis, der Larvenmuskeln, des Mitteldarmes Da an diesen Stellen die Hj^podermiszellen, die Muscularis des jMittel- darmes verschwunden waren, die ]\Iuskeln der Körperseite gleich- falls, darf man wohl mit Recht auf eine Betheiligung der Leukocyten schliessen. I m a g i n a 1 e K 0 p f d r ü s e n. Es ist aus den Untersuchungen von ScHiEMENz (1883) und Bokdas (1895) bekannt, dass die Imagines der Hymenopteren in Kopf und Thorax eine grössere Anzahl von Drüsen besitzen, die bei andern Insecten nicht vorkommen. Ersterer wies bei der Honigbiene 5 Systeme nach, die er mit römischen Ziffern bezeichnet. Nr. I — IV sind paarig vorhanden, V ist unpaar. Bokdas bestätigt diese Angaben und dehnt sie auf eine grössere Anzahl von Hymenopteren aus. Nach ihm besitzen die Bombus-Arten die meisten Drüsensysterae, 9 an der Zahl, die der Verfasser mit besondern Namen belegt. Alle andern untersuchten Arten haben weniger, aber doch keine weniger als 5. Cynipiden sind von B. nicht untersucht. Die verschiedenen Drüsengruppen sind zum Theil als imaginale Ab- zweigungen der larvalen Speicheldrüsen und ihrer Ausführgänge an- zusehen, theils aber sind es vollständige Neubildungen. Die von mir untersuchten Cynipiden besitzen nur 2 Paar von Drüsen: das aus der larvalen Drüse hervorgehende Thoraxdrüsen- paar und ein neu entstehendes Paar von Kopfdrüsen, das vor dem Obersehlundganglion, zwischen Antennen und ^Mandibeln, gelegen ist. Jede Drüse hat ihren besondern Ausführgang, dessen Oeffnung in der Falte des Mandibulargelenkes liegt. Sagittalschnitte durch diese Drüse und den Ausführgang geben die Figg. 22 und 23 wieder. Sie sind einer Puppe von Neuroterus trkolor Htü. entnommen, die dem Ausschlüpfen nahe ist, w^eil bei den erwachsenen Wespen das feste Chitin des Kopfes die Schnitte fast immer lädirte. Dort scheint nur eine einfache Epithelzellenlage vorhanden zu sein, es ist daher nicht ausgeschlossen, dass die auf Fig. 22 im Innern der Drüse liegenden Kerne später noch zwischen die F]pithellage einwandern. In den Drüsenzellen sind die Kerne deutlich und haben körniges Chromatin. Sie liegen der Peripherie der Drüse genähert. Secret ist in der Drüse noch nicht zu bemerken. Feinste Fädchen, welche gelegent- lich die Zellen verbinden, scheinen dem Zellplasma anzugehören. Kräftigfe Tracheen und Nervenäste treten an die Drüse heran und 38 Heinrich Eössig, senden auch feine Fortsätze zwischen die Zellen derselben hinein. Der Ansführg-ang ist der Lage der Drüse entsprechend nnr kurz. Diese Kopfdrüse der Gallwespen entspricht der von Schiemenz als Sj^stem IV bezeichneten Drüse der Honigbiene. Sie w^ar von Wolf und GtEaber als Geruchsorgan gedeutet („Eiechschleimdrüse" Wolf's). Schiemenz stellt diese Bedeutung in Abrede und erklärt sie bei der Biene für eine Speicheldrüse. Boedas nennt sie glandes mandibulaires externes und sagt von ihnen : ,,Les glandes mandibulaires en forme de saccules ovoides, toujours tres nettes, tres characteristiques, se rencontrent chez töus les Hymenopteres et vont deboucher par nn canal tres court ä la base de la mandibule" p. 194. Letzteres trifft also auch für die von Boedas nicht untersuchten Cynipiden zu. Speicheldrüsen a' e r s c h i e d e n e r Arte n. Bei den Arten der Gattungen: Andriais, JBiorhüa, Cynips, Dryo- pJianta, Xexrofcrus und Trigonaspis hat die Speicheldrüse die Gestalt eines ovalen Säckchens. Sie wird länger bei Rhodifes rosae, mehr noch bei Biastroplms rnhi und vor allem bei den inquilinen Cyni- piden. Bei einer jungen rosae-Larve von 856 ,a Länge (es ist hier auch auf die mehr gestreckte Larven form hinzuweisen) erreicht das Säck- chen der Speicheldrüse 285 //, das ist % der Körperlänge. Es ist, wie Fig. 3 erkennen lässt, fast so lang wie der Mitteldarm, die Epithellage ist schwach entwickelt, Secret ist reichlich vorhanden und erscheint als feines schwach rosa gefärbtes Netzwerk. Bei diesen Abweichungen im Bau der Larve kann ich den Verdacht nicht unterdrücken, dass mir für die jüngsten Stadien nicht wirkliche ro5«i()iln\a Iniiiiiudis Fun. 470 /< lang. Sagittalschnitt. 70: 1. 88 Heinrich Rössig. Fig. 6 b. Tiefer liegender Schnitt derselben Larve. Sförmig ge- krümmte Malp. Gef. 70 : 1. Fig. 7 a und 7 b. Umi'isszeicbnung aus der Larve von Aiidrints fecundatrix Htg., 400 /< lang, 70 : 1. Lage wie bei 6 a und 6 b. Grössere Zellen der MALr. Gef. Fig. 8. Bioyhha iernu'nnJis Fbe. Querschnitt. Malp. Gef. sind 5 mal getroffen. 70 : 1. Fig. 9 a. Äjulricus osfreuf! GiR. 357 /ti lang. 7? Ring, welcher die Grösse des Innenraums der Galle angiebt. 70 : 1. Fig. 9 b. Dieselbe, 2 Zellen der Malp. Gef. und ein Oenocyt bei 300facher Vergrösserung. (M. G. 48 f.i, Oeu. 23 f.i). Fig. 10. Dryopliaiita divisn. 450 ^i lang. Speicheldrüse der linken Seite im Frontalschnitt. 450 : 1 . Fig. IL Drijopliauta divisa. Ende Juni. Speicheldrüse im Quer- schnitt. 450 : 1. ' Fig. 12. Drijoplxinta divisa. 21.11. Speicheldrüse. Sagittalschnitt. Mit schaumigem Secret gefüllt. 450:1. Fig. 13. Andricus glandulär, Htg. Erwachsene Larve, Frontalschnitt. Lage der Speicheldrüsen zum Mitteldarm und den Malp. Gef. zeigend. Speicheldrüse und Malp. Gef. mit verzweigten Kernen. 70 : 1. Tafel 4. Fig. 14. Audricas malpighii Adler. Speicheldrüse und Malp. Gef, vor dem Verfall. 70 : 1. Sagittalschnitt. Fig. 15. Andricus r/Iandulac Htg. Sagittaler Durchschnitt des GAG. 300 : 1. SjxlrÖ Mündung der Speicheldrüsen. Fig. 16. Tihodiics spinosissimae GiR. Sagittalschnitt. Zusammen- gefallenes Säckchen der Speicheldrüse. Kerne verklumpt. 70 : 1. Fig. 17. Inquiline von Andricus (jlohuU Htg. Sagittalschnitt durch 2 Zellen der Speicheldrüsen. Die hellen Querlinien dürften künstlich durch den Schnitt herbeigeführt sein. 300 : 1. Fig. 18. Andricus malpigliii Adl. Sagittalschnitt durch das Ende des Ausführganges der Speicheldrüsen. Mit Ringfalten der Intima. Ver- dickung des Endabschnittes fast verschwunden. 300 : 1. Fig. 19. Rhodites rosac L. Speicheldrüse (sagittal). Im zusammen- gefallenen Lumen Reste der larvalen Kernmassen (LK) und im vordem Abschnitte beginnende Regeneration des Epithels, d Combinirte Gesammt- ansicht, a, b, c Theile bei 300facher Vergr. Fig. 20. Dnjophanta folii L. Frontalschnitt. Imaginale Speichel- drüse. 150 : 1. Fig. 21 wie Fig. 20, mit larvalem Chromatinklumpen. Fig. 22. Ncurulevus Iricolor Htg. Sagittalschnitt durch die Kopf- drüse (System IV nach ScHiEMENZ) der Puppe. 300 : 1. Voll Avelcheii Organeu geht der Reiz zur Bildung der Priaiizengalle aus? 89 Fig. 23. Ausführgang zu Fig. 22. l)r Kopfdrüse. Miid Anlage der Mandibeln. 150 : 1. Fig. 24. Inquiline von Andriciis f/Iolnili, halbschematischer Sagittal- schnitt der Speicheldrüse. 70 ' 1. Fig. 25. Hormomijia fagi H.'i:(jr., 1070 ,u lang. Frontalsclinitt. 70:1. Fig. 26. Wie Fig. 25. Schematische Figur Lage und Grössen- verhältnisse der 3 Abschnitte der Speicheldrüse einer 6 mm langen Larve zeigend. Fig. 27 — 51. L arval- 0 enocy ten (Beschreibung im Text!). Fig. 27. Biorln'ui terunualis Fbi?. 460 (^i lang. Oenocyten 20 (.i, a mit Yacuolen, b mit 2 Kernen (?). 300: L Fig. 28. Dryophania divisa Htg. Vergr. aus der Fig. 2. Oen. 146 /<. Kern 70 ß. 450 : 1. Fig. 29. Drijophanfa divim Htg. Oen. den Malp. Gef. anliegend, durch den Längsmuskel der Körperseite fast durchschnürt. Fig. 30. Oen. mit pseudopodienartigen Fortsätzen, a Drijopltaiila divisa. 150:1. b liliodites rosae L. 300:1. c Aiidricus autumnalis Htg. 300:1. d — f Ändrims glaiidulae Ktg. Tafel 5. Fig. 31. Andriciis autiwnialis Htg. 300: 1 (cf. Text S. 55). Fig. 32. Ändricus cmtumiialis Htg. 450 : 1. Fig. 33. Dryophanta divisa Htg. 300 : 1. Fig. 34. Andriciis malpighii Adl. 300 : 1. Fig. 35. Desgl. Fig. 36 u. 37. Dryophania divisa Htg. 450: 1. Fig. 38. Inquil. v. Andriciis glohuli Htg. 300: 1. Fig. 30. Cynips kollarii Htg. Kernmembran aufgelöst. 300 : 1. Fig. 40. Ändricus mnJpiqliii Adl. Oen. getüllt mit Uratkrystallen. 850:1. Fig. 41 — 43. Inquilinen von RJioditcs cglanteriae Htg. bei Fig. 42 des Plasma durch Pikrin gelb gefärbt, 43 degenerirend. 300 : 1. Fig. 44. Vcspa crcthro. 1,5 mm lang. 300 : 1. Fig. 45. Tenthredinide {Nematus sp.?). 300:1. Fig. 46 — 49. Hormomyia fagi Htg. 46: Larve 1,07 mm. 49: Larve 6 mm. 300 : 1. Fig. 50. Aphis mali. a — e aus Embryonen, f — i aus dem erwach- senen $, 300 : 1. Fig. 51. Biorhiza (erniinalis Fbk. Junge Fettkörperzellen, durch mitotische Theilungen aus Hypodermiszellen entstehend. 5 sind auf der 90 H. EössiG, Reiz zur Bildung der Pflanzengalle. Figur vom Schnitt getroffen. .//''-; Junge Fettköri^erzellen. 550:1. Iniq Imaginalscheibe. Fig. 52. ÄudricHs glandulae Htg. Uebergangsstadien der jungen Fettkörperzellen in typische, a, b mit einer Vacuole, c, d mit 2, e mit 5 ; f, g mit 6 sind schon typische Fettkörperzellen. 300 : 1. Tafel 6. Fig. 53 — 59. RhodUcs rosae L. Imaginaloenocyten. 53 — 55 Um- risszeichnungen. Fig. 53 u. 54. Auf einander folgende Schnitte sagittal durch die Ventralseite der Abdominalringe. Stadium mit 3 Zellen. 300:1. Fig. 55 — 57. Desgl. mit Theilungsfiguren. 550 : 1. Fig. 58. Säckchen von Imaginaloenocyten einer Stigmenanlage ähn- lich. 70:1. Fig. 59. Syncytium frei im Fettgewebe des 1. Abdominalringes. 300: 1. Fig. 60 — 64. MALPiaHi'sche Ge fasse. Fig. 60. Biorliixa terminaUs Fbr. Querschnitt durch ein Malp. Gef. Eine Zelle mit Secret in Vacuolen. 550 : 1. Fig. 61. Rhodites rosae Jj. Umrisszeichnung, Grössenverhältniss der degenerirenden larvalen Malp. Gef. {LM) zu den fast ganz ausgebildeten imaginalen (AI/) darstellend. 70 : 1. Fig. 62. Rhodiies spinosissimae GiR. Schrägschnitt durch eine de- generirende Malp. Drüse, im Lumen eine vorgepresste Drüsenzelle. 300 : 1 . Fig. 63. Biorhiza terminalis Fbr. Frontalschnitt durch die Ver- bindungsstelle der Malp. Gef. und des Hinterdarmes, mit Anlagen junger imaginaler Malp. Gef. 300 : 1. Fig. 64. Biorhiza terminalis Fbr, Medianer Sagittalschnitt durch den Hinterdarm, Vergrösserung der Fig. 6 a. 550: 1. Fig. 65. Ändricus malpighii Adl. Sagittalschnitt durch den obern Abschnitt des Hinterdarms und den untern der Malp. Gef. lU Imaginal- ring der spätem imaginalen Malp. Gef. 120: 1. Fig. 66. Dieselbe Larve, gleicher Schnitt wie Fig. 65. Unterer Abschnitt des Enddarms mit den Rectalpapillen RP. 120:1. Lippeit & Co. (G. Pät/.'sche Buchdr.), Naumburg a. Ö. Ueberselzungsrecht vorbehalten . Nachdruck verboten. lieber einen neuen Hirsch aus Turkestan. Von B. M. Shitkow, PriA'atdoceiit an der Universität Moskau. Mit 5 Abbildungen im Text. Der Hirsch, welchem die folgende Abhandlung- gilt, war schon in der zoolog-ischen Literatur erwähnt und in Kürze beschrieben. Nach Hinweisen von Herrn Hagenheck, der das Thier im Moskauer Zoologischen Garten sah und dasselbe als eine noch nicht be- schriebene Art ansprach, brachte Lydekker in seinem bekannten Werk „The deer of all lands" ^) eine kurze Beschreibung dieses Hirsches. Lydekker führt folgende charakteristischen Merkmale dieser Form auf: Höhe des Thieres an den Sclmltern 4 Fuss; das Geweih nach seinem Allgemein typus ähnelt dem des „Shou" {Cervus affinis HoDGs.), indem es eine ebensolche Biegung nach vorn besitzt über der ]\littelsprosse wie bei letzterm. Normaler Weise aber hat das Geweih nur 4 Sprossen, da die Eissprosse fehlt. Der Kopf ist kurz und breit; die Färbung aschgrau (..ashygray") mit gelblicher Schattirung. Ueber den Rücken geht ein schwarzer Riemen. Der wenig scharf hervortretende Spiegel umschliesst den Schwanz. Lydekker hält es für möglich, dass dieser Hirsch eine kleine west- liche Varietät des Cervus affinis darstellt. „Diese Angaben und die ihnen beigegebene Photographie" — schliesst Herr Lydekker — „verdanke ich Mv. Cahl HACiKNUECK." 1) Lydekker, The deer of all lands, London 1898, p. 108. — The Bokhara-Deer, Cervus sp. 7ior.? Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 7 92 ' B- M. Shitkow, Der Hirsch, um den es sich handelt, wurde vom Generalgouver- neur von Turkestan dem Moskauer zoologischen Garten als Geschenk vor mehr als 10 Jahren übersandt. Später wurde vom General- gouverneur DucHowsKüi auch eine Hindin (Thier) dieser Art ge- schickt, die noch jetzt lebt und sich vier Jahre im Garten befindet. Was das Männchen anbelangt, so ging dasselbe im December 1902 ein, und der ausgestopfte Balg befindet sich jetzt im Zoologischen Museum der Universität Moskau. Dieser Balg diente auch als Material für die hier gebotene Beschreibung. Ausser dem Balge hatte ich auch 4 Geweihe zur Verfügung, von denen eines sich am Balge befindet, während die übrigen 3 die auf einander folgenden Geweihabwürfe der Jahre 1899, 1901 und 1902 darstellen. Die 1900 abgeworfenen Geweihe, wie die vor 1899 gewechselten, sind leider nicht erhalten. Uebrigens zeigen die von der Gartendirection mir gelieferten 3 Photographien, die zu verschiedenen Zeiten im Zoolo- gischen Garten aufgenommen wurden, dass der Typus und die Form des Geweihes, die Zahl der Sprossen auch früher dieselben waren wie an den Geweihabwürfen von 1899 — 1902. Jedenfalls repräsen- tiren die 4 Geweihserien ein nicht uninteressantes Material zur Beurtheilung der Beständigkeit der Grundzüge des Baues des Ge- weihes unseres Hirsches und der Bedeutung dieser oder jener Ver- änderungen in der Entwicklung und Vertheilung der Sprossen — und das um so eher, als das letzte Geweih (zum Theil auch die frühern) nicht vollkommen entwickelt erscheint und seinen Typus in Folge des schon eingetretenen senilen Marasmus des Thieres etwas verändert hat. Zur Beschreibung dieser Geweihserie gehen wir vor Allem nunmehr über. Sowohl die abgeworfenen als auch die am Balge befindlichen Geweihe fallen vor allen Dingen durch ihre hell leuchtend weisse Färbung in die Augen, durch die sie sich merklich von den eine dunkelgraue Färbung tragenden Geweihen der Edelhirsche und Wapitis unterscheiden. Viel auffallender als bei diesen letztern ist auch am Geweih des Turkestan-Hirsches die Furchung ausgeprägt, wobei die die Furchen begrenzenden und sich besonders längs der Innenseite des Gehörnes hinziehenden engen, zusammengedrückten niedrigen Kämmchen, an vielen Stellen unterbrochen, Erhebungen bilden, die im Kleinen den Perlen des Rehes ähneln {Cervus capreolus L.) Das Geweih erscheint daher sehr rauh. Alle 4 Geweihe besitzen an den Stangen je 4 Sprossen, welche Anzahl für diese Form typisch ist. Unten, kaum vom Rosenstock Ueber einen neuen Hirsch aus Tuikestan. 93 entfernt (fast unmittelbar über ihm), sind schräg nach oben und vorn die Augensprossen gerichtet. Die Augensprusse beider Stangen ist gut entwickelt; sie gehen einander parallel und sind somit derart gerichtet, dass beide einen rechten Winkel mit einer Linie bilden, die man über die obere Fläche des Kopfes über die Stirn und Schnauze des Hirsches geführt hat. Die Eissprossen fehlen. Annähernd in der Mitte der Länge der Geweihstange zweigt sich die im Vergleich zur Augensprosse schwach entwickelte Mittelsprosse ab. Die Krone des GewTihes bildet eine Gabel, deren innere Sprosse, die das Ende der Geweihstange dai-stellt, stärker entwickelt ist, die äussere aber — äussere Spitze der ersten Endgabel oder Spitze e nach Blasius' Terminologie ') — schwächer. Die Tlieile der Gabel haben das Bestreben, sich einander parallel zu entwickeln, und ent- fernen sich wenig von einander, indem sie annähernd einen Winkel von 45" bilden. Die Mittelsprosse hat ebenfalls eine aufwärts gehende Richtung, im Durchschnitt mit der Geweihstange einen kleinern Winkel bildend (etwa 60 "). als es gewöhnlich bei Edelhirschen der Fall ist. Die Ansätze aller drei Sprossen — der Augen-, Mittel- und äussern Gabelsprosse — liegen an der Oberfläche der Geweihstange, eine flach ansteigende Schraubenlinie bildend: die Augen sprosse' entspringt auf der Torderoberfläche der Stange, die Mittelsprosse an der vordem Seitenoberfläche, die Gabelsprosse von der Seiten- oder sogar hintern Seitenoberfläche. Die Axen des Gew^eihes sind in Gestalt eines ziemlich gleiclimässigen Bogens nach innen und vorn gebogen, so dass die Spitzen desselben sich einander nähern. Lidem ich zur Beschreibung der einzelnen Geweihe und Auf- führung von deren Maassen übergehe, muss ich Folgendes bemerken: Die Maasse am Geweih (der Stange und den Sprossen) wurden mit einem Bande an der Innern (concaven) Seite der Stangen und Sprossen genommen. Als Entfernung der Sprossen von einander wurde die Entfernung zwischen den auf der Innen-(Concav-)Seite der Stangen, zwischen der Glitte der Sprossenansätze ; gelegenen Punkte angenommen, indem das ]\Iaass längs der Oberfläche der Stange genommen wurde. Die Länge der Gabelsprossen wurde von den Punkten aus gei'echnet, die in der Mitte in der Gabelung (an der Linenoberfläche derselben) lagen. Alle ^laasse sind, wie bei 1) Naturgesch. der Säugethiere Deutschlands, p. 451. 94 B. M. Shitkow, den Angaben in Lydekker's Buch, in englischen Zoll gegeben. Folgendes die Maasse der drei Geweihabwürfe: Geweih No. 1 Geweih No. 2 rechts links rechts links Geweih No. 3 rechts links Länge der Stange vom Roseustockrande his zur Spitze Länge der Augensprosse Länge der Mittelsprosse Abstand zwischen Augen- und Mittelsprosse Abstand zwischen der Mitte des Mittel- sprosseu-Ansatzes his zur Mitte der Gabelung Innere Gahelsprosse (Stangenende) Aeussere Gabelsprosse Umfang der Stange am Rosenstock Umfang der Stange über der Mittelsprosse (2 Zoll über dem Ansatz derselben) Gerader Abstand vom Roseustockrande bis zur Geweihspitze (an der Sehne des Bogens) 39 15 38 15 8,5 9 18.5 12 11.5 7' 31 36,5 36 11,75 12 8,75 6,5 4 5,5 12.5 13.5 15,5 13 li;75 16,5 8.5 7 7 6.25 10,5 19,5 7,5 6,5 o,o 32.5 30,5 30,5 34 11,5 6,75 14,5 11.75 8 4,75 6,5 28 Geweih No. 1. Ueber eiueii neuen Hirsch aus Turkestau. 95 Das Geweih Xo. 1 (abgeworfen im März 1899j ist von den 4 mir zur Verfüg-ung: stehenden am stärksten entwickelt. Die Enden der Angensprossen sind etwa in der lialben Länge der Sprossen nach oben gebogen; diese selbst zweigen sich von den Stangen etwas über dem Rosenstock ab. Die Gabeltheile sind stark ent- wickelt und ziemlich gleichmässig-. Geweih No. 2. Das Geweih No. 2 (Abwarf vom 12. März 1901) ist etwas kürzer und schwächer als das vorhergehende und hat dabei, in Folge einer Veränderung der Lage der Mittelsprossen und äussern (iabelsprossen, bei gleicher Anzahl von Sprossen überhaupt, oiuen etwas veränderten Typus des Aufbaues. Die Mittelsprosse zweigt sich nämlich sehr nahe der Augensprosse — 4 Zoll an der lechten Stange und 5.5 an der linken — ab. Beide äussern Gabelsprossen liegen ebenfalls verhältnissmässig /u ualie nach den Ansätzen des Geweihes hin, so dass beide Gabeltheile ungleichmässig entwickelt sind. An der linken Stange dieses Geweihes z. B. (wo diese rngleichmässigkeit auffallender ausg'eprägt ist) hat die innere Gabelsprosse (Ende der Stange) eine Länge von 19.5 Zoll, die äussere nur 7.5 Zoll, und der Ansatz der letztern liegt an der Stange nur wenig höher als die Stelle, wo an normal gebauten Geweihen die Mittelsprosse ab- 96 B. ;\r. Shitkow, zweigt. Wenn man diesem Geweih die Mittelsprosse nehmen würde, so würde es nach seiner Form stark an das Geweih des indischen Cervus axis Erxl. erinnern. Das Geweih No. 3 (Abwarf vom März 1902) ist nach dem Tj^nis von Geweih No. 1 gebaut, aber nicht nur schwächer als dieses, sondern sogar als Geweih No. 2 entwickelt. Die Gesammtlänge des Geweihes ist wieder geringer (34 Zoll) und Mittel- wie Gabelsprossen Geweih No. 3. um ein Geringes schwächer ausgebildet. Dabei erweist sich bei einem Vergleich beider Stangen des Geweihes, dass die Mittelsprosse an der rechten Stange etwas derber und länger ist, die Gabelsprosse an derselben Stange aber relativ schwächer; sie sind kürzer (be- sonders die äussere) und dünner am Ansatz (an der rechten Stange hat der Ansatz der Innern Gabelsprosse, d. h. die Stange unmittelbar über der Gabeltheilung — an den beiden perpendiculär zu einander stehenden Durchmessern — eine Stärke von 3 und 3,8 cm, an der linken von 3,7 und 4,2 cm); die Sprossen bilden im Querschnitt ein unregelmässiges Oval und sind in der mit der Fläche der Gabel susammenfallenden Richtung zusammengedrückt. Das Gew^eih No. 4, das sich am Schädel (und Balge) des Hirsches befindet, ist vollkommen ausgezackt und besitzt nur Eeste des noch links 32,5 Zoll 11,75 „ 4,5 „ 12,5 „ 14 „ 7 „ 5,25 „ 6 „ 5 „ Ueber eiuen neuen Hirsch aus Tnrkestan. 97 nicht völlig abgefegten Bastes. Es giebt ein viel schärferes Bild von Altersatrophie als die beiden vorausgehenden Geweihe, Es ist in allen seinen Tlieilen kürzer und schwächer, mit unausgebildeten Gabeln. Nur seine Augensprossen sind genügend entwickelt, wobei die Enden derselben nach oben gerichtet sind, wie bei den übrigen Geweihen. Der Ansatz der ]\rittelsprossen und äussern Sprossen der nicht vollkoninien entAvickelten Gabeln ist normal, wie an den Ge- weihen No. 1 und 3. Hier die Maasse dieses Geweihes: rechts Länge der ganzen Geweihstange 32 Zoll ,, Augensprosse 12,5 „ „ ,, ]\rittelsprosse 7 „ Abstand zwischen der Mitte des Ansatzes der Augensprossen und Mittelsprossen 13,75 ,, „ der Mittelsprosse von der Gabelung 14 ,, Innere Gabelsprosse 4,75 „ Aeussere ,, 1,75 „ Umfang der Stange über den Eosenstock 6,25 „ „ ,, „ die Mittelsprosse 5,25 „ Abstand zwischen Rosenstock und Geweih- spitze, an der Sehne 27,5 „ 27,5 „ Bei einem Vergleich der beiden Stangen dieses Geweihes sehen wir abermals, dass die Gabeltheile an der Stange fast gar nicht zur Entwicklung gelangten, die etwas dicker und an der die Augen- sprosse, besonders aber die Mittelsprosse stärker ausgebildet ist. Die Entfernung der verschiedenen Punkte des am Balge gelassenen (Teweihes ist: Abstand der Spitzen (Krone) beider Stangen 21,75 Zoll, „ „ ,, der "Mittelsprossen (d. h. der Ab- stand der am weitesten von einander entfernten Geweihpunkte) 29,5 „ „ „ am weitesten von einander entfernten Punkte beider Stangen 27 „ „ „ Ansätze beider Stangen (der Rosenstock- ränder) 3 „ „ „ Augensprossenansätze 5 „ ,, „ Augensprossensi)itzen 6,5 „ Die Augensprossen beider Seiten sind nach ihrer Richtung eigentlich genau parallel, aber die aufwärts gerichteten Enden der- 98 B. M. Shitkow, selben sind ein wenig abgelenkt. \\'ie an den übrigen Geweihen erheben sich die Augensprossen schräg über der Stirn des Thieres und steil nach oben, annäliernd einen rechten Winkel mit der Linie bildend, die über die Stirn und die Schnauze des Hirsches geht. Ko^if des Cerpiis ]iagcnbcckil mit Geweih Xo. 4. Der Grad der Biegung der Geweihe des beschriebenen Hirsches kann, so scheint mir, ziemlich gut durch das Zahlenverhältniss aus- gedrückt werden, welches die Länge der Stange des Geweihes und die gerade Entfernung an der Sehne, die der Bogen der Stange bildet, vom Eosenstock zur Geweihspitze, mit einander ergeben. So ist die Biegung der rechten Stange von Geweih No. 1 durch das 39 Verhältniss 31 1,258 g-ekennzeichnet. Nennen wir dieses Vei" hältniss „lUegungsindex" des Geweihes. Bei einem solchen Zahlen- system, — das natürlich nicht die Form der Biegung ausdrückt, die Ueber einen iienen Hirsch ans Tnrkestan. 99 das Geweih bildet, wohl aber einen Begrilf giebt vom Grade der Biegung" der ganzen Geweihstange und g-estattet, einzelne Geweihe in dieser Beziehung mit einander zu vergleichen — würde der Grad der Biegung aller vier zu meiner Verfügung gewesenen Geweihe folgendermaassen durch diesen Index ausgedrückt werden können: von 1.258 (rechte Stange von Geweih No. 1) bis 1,164 (rechte Stange des Geweihes No. 4). Ich maass in derselben AA'eise 10 Geweihe von Hirschen aus der Gruppe der Edelhirsche und Wapiti (aus der Sammlung des Zoologischen Museums der Moskauer Universität) und erhielt Zahlen, die zwischen 1.062 und 1,166 schwankten, und nur in einem Falle 1.200 — wobei die grüssten Indices für das Geweih des Altai-Wapiti mit recht stark nach innen gebogener Geweihkrone (1,166) und für zwei Geweihe von kaukasischen Hirschen, bei denen in Folge Bildung einer wahren Krone das Geweihstangenende Sprosse d nach Blasius' Terminologie) steil nach innen gebogen ist. wodurch die Länge der Sehne l)edeutend verringert, der Index aller vergrössert wird, ungeaclitet der relativen Gradheit des Haupt- theiles der Stange (Indices 1,200 und 1,161) — erzielt wurden. Indem ich mich einer Ycrgleichung der einzelnen Geweilie zu- wende, muss ich vor Allem hervorheben, dass an allen 4 Geweihen die Biegungsindices vom ersten bis zum vierten Geweih im Allge- meinen kleiner werden, indem sie für die rechte und linke Stange ein und desselben Geweihes annähernd sich gleich bleiben (s. oben die Maasse), so dass an jedem Geweih beide Stangen etwa denselben Biegungsgrad besitzen. Eine Ausnahme bildet nur die relativ stark gestreckte linke Stange des Geweihes No. 1 mit einem Index von 1.17. Für das erste, dritte und vierte Geweih haben wir der Reihe nach für die rechte und linke Stange die Indices: 1.258 und 1.170: 1.214 und 1.204; 1,164 und 1.182. Die nach Lage der Sprossen ab- weichenden Stangen des zweiten Geweihes sind etwas gestreckter als die des dritten und haben die Indices 1,188 und 1,197. Zu gleicher Zeit erscheinen auch die bedeutendem Abweichungen im Bau des zweiten Geweihes, durch die es sich auszeichnet, coinci- diiend an den Stangen beider Seiten, so diese von den typischen Geweihen in derselben Richtung aberrant gestaltend, wobei die Aehnlichkeit und Symmetrie unter den Stangen beider Seiten ge- walirt bleiben. Dieser Umstand nimmt den Abweichungen im Auf- bautypus der Stangen d(Mi Chaiakter der Zufälligkeit und lässt in demselben bestimmte Variationen erblicken. Die beschriebene Geweihserie bildet, wie schon oben bemerkt 100 B. M. Shitkow, worden, das Bild einer fortschreitenden Nicht -Vollentwicklung- in Folge Alterns des Thieres. Das erste, im März 1899 abgeworfene Geweih, ist noch sehr mächtig entwickelt; die folgenden Geweihe verändern sich der Art, dass allmählicli die Länge und Stärke der Stangen abnimmt, wie auch der Sprossen. Die letztern zeigen je- doch das Bild einer gewissen Consequenz in der Entwicklung der Altersatro])hie. Die Augensprossen werden nur sehr wenig kürzer (es existirt ein Unterschied in der Länge derselben und zwischen dem ersten und den übrigen Geweihen) und sind sogar vollkommen entwickelt auch am letzten Geweih, um Einiges sogar in der Länge die Sprossen der beiden ersten Geweihe übertreffend. Die Mittel- sprossen verändern sich stärker, und am dritten, besonders aber am vierten Geweih sind sie schon bedeutend verkürzt und schwächer. Noch auffallender ist die mangelhafte Entwicklung der Gabel, deren äussere Sprossen am letzten Geweih nur 5,25 und 1,75 Zoll Länge aufweisen, so dass die rechte Gabel gar nicht entwickelt ist. Es ist von Interesse, den Umstand hervorzuheben, dass an diesem letzten Geweih die mangelhafte Gabelentwicklung an der Stange auftrat, die einen etwas stärkern Umfang und besser entwickelte Mittelsprosse besitzt, und umgekehrt — an der linken Stange ist bei geringer entwickelter Mittelsprosse relativ besser die Gabel aus- gebildet. Dasselbe Verhältniss der Sprossen, wenn auch weniger scharf ausgeprägt, zeigen die Maasse der Sprossen der übrigen Ge- weihe. Offenbar wird also vom Organismus eine annähernd be- stimmte Quantität plastischen Materials auf den Aufbau beider Stangen verwandt, und bei Mangel an diesem Material, in Folge dessen die mangelhafte Ausbildung der Geweihe im Alter auftritt (verbunden mit Abschwäcliung der geschlechtlichen Productions- fähigkeit des Thieres) erscheint bei annähernd normaler Ausbildung der einen Theile des Geweihes die mangelhafte der andern. Ein solches Bild der Geweihentwicklung bei Hirschen bietet in bedeu- tendem Maasse auch die von mir vorgenommene Wägung der drei Geweihabwürfe. Hierbei ist das Gewicht der rechten und linken Stange des ersten, zweiten und dritten Geweihes durch die Zahlen 2410 und 2400 g, 1610 und 1590 g, 1540 und 1580 g ausgedrückt. Nur bei diesem letzten (dritten) Geweih ist der Unterschied im Gewichte der rechten und linken Stange bis '4o des Gewichtes ge- stiegen. Bei dem ersten Geweih (normal und regelmässig ausge- bildet) kommt dieser Unterschied im Ganzen bloss V480 des Gewichtes desselben gleich. Ueber einen neuen Hirsch aus Turkestan. 101 Gehen wir niinmelir zur Beschreibung' der Färbung- und Grössen- maasse des Hirsches über, so ist die Allg-emeinfärbung des Rum})fes eine gTaulich-hell lehmgelbe mit stärkerer Beimischung von Grau in der Gegend des Oberarmes und der Schienen. Das Haar ist an einer Innenhälfte rauchgrau, an der Aussenhälfte (distalen Hälfte) lehmgelb. Die l'nterwolle ist el)enfalls rauchgrau. Längs dem Rückgrat von den Schultern bis zum Kreuz ist die grössere Hälfte der Haare dunkel rauchgrau gefärbt, und stellenweise sind nur die Spitzen lehmgelb. Daher schimmert hier dunkle Färbung durch die äussere gelbe Farbe hindui'ch, einen merkbaren, längs dem Rückgrat gehenden, unterbrochenen und an den Rändern verwaschenen (unklar gegen die umgebenden Partien begrenzten) Riemen bildend. Am Halse des Thieres fehlt jede Spur einer ^[ähne. Ein weniger als auf dem Rücken in die Augen springender dunkler Streifen mit unklaren Rändern zieht von den Schultern über den Hals, fast die ganze Breite des Kopfes zwischen den Ohren einnehmend, deren Basis und innere Muskelpartien hellweiss gezeichnet sind mit lehm- gelber Schattiruug. Das Maul und der ganze Kopf sowie der hintere Theil der obern Hälfte der Ohrmuscheln sind ersichtlich mehr grau; um die Augen ist ein helles Feld bemerkbar, das ziemlich scharf von einem grauen Augenbrauengebiet und den Wangen absticht. Mitten auf der Stirn zwischen den Augen befindet sich ein undeut- lich begrenzter lelimgrauer Flecken mit verwaschenen Rändern von hellerer P'arbe als die anliegenden Partien des Kopfes. Die Unter- lippe und das Kinn sind hell lehmweisslich. Die lehmige Fai^'be der Brust geht auf die untere Oberfläche des Kcirpers über und wird an der Grenze des Bauches allmählich dunkler und bildet einen dunkelbraunen Flecken, der die Mitte des Bauches einnimmt und scharf vom Weiss der hintein Partie des Bauches, der A\'eichengegend und innern Seite der Schenkel absticht. Der kleine Spiegel umfasst auch den Schwanz, über den aber vom Rücken aus ein hell lehmfarl)ener Streifen zieht, der nur wenig- dunkler ist als das umliegende helle Feld, aber dennoch bemerkbar den Obertheil des Spiegels in eine rechte und linke Hälfte theilt. P^twas unter dem Ansatz des Schwanzes ist die Breite des Spiegels S Zoll. Dieser rückt in stumpfem Winkel auf etwa ;V ., Zoll in den Rücken (vom Schwanzansatz gerechnet) hinein. Die Farbe des Spiegels ist hell lehmig-weiss, jedoch merklich, aber nicht scharf, heller als die Farbe des Rückens und der Seiten des Thieres, und unterscheidet sich von deren Farbe durch geringere Sättigung der 102 B. M. 8HITKOW, Lehmfarbe. Gegenüber der Mitte der Scliwanzlänge beginnen nach unten läng-s der Schenkel g'ehend zwei dnnkel graubraune Streifen, die von den Seiten den Schwanzspiegel begrenzen und von den Seiten allmählich in die grau lehm-gelbe Färbung der Schenkel übergehen. Nach unten reichen die dunklen Streifen bis an die Schienenregion, ebenfalls allmählich in eine dunklere (im Vergleich mit dem Rumpfe) Färbung der Schienen übergehend. Diese Streifen sind so gebildet, dass in ihrem Bereich zu den typisch gefärbten Haaren eine grosse Menge von Haaren mit dunklen Enden beige- mengt sind oder sogar ganz dunkel gefäi'bte. Nach innen von den beschriebenen Seitenstreifen liegt die reine weisse Färbung der Innentheile der Schenkel. Nach Maassen am gestopften Balg hat der Hirsch folgende Dimensionen : Höhe an den Schultern 3 Fuss 10 Zoll, Länge des Rumpfes (vom Rande der Oberlippe bis zur Schwanz Wurzel mit dem Bande ge- messen, 6 „ 6 „ „ des Kopfes von der Linie, die die Mitten der Roseustöcke verbindet, bis zum Oberlippen- rande 1 „ 3-''/^ „ Grösste Kopfbreite (Abstand zwischen den Augen- brauen mit dem Zirkel) — „ 8^/4 „ Länge des Ohres — „ 7^/2 ,, „ des Hinterfusses von der Ferse bis an die Spitzen der Afterhufe • 1 „ 6 „ Das jetzt im Zoologischen Garten noch lebende Tliier (Weibchen) ist um 2 Zoll kleiner als das Männchen. Seine Färbung hat eine grössere Beimengung von Grau zur Lehmfarbe der Wolle. Die Farbe bleibt im Sommer und Winter dieselbe. Der schwarze Rückenstreifen und am Halse ist auffallender als beim Hirsch, ebenso sind die dunklen Streifen, die den Schwanzspiegel umgrenzen, schärfer ausgesprochen. Diese Färbungseigen thümlichkeiten sind höchst wahr- scheinlich durch die grössere Jugend des Weibchens bedingt. Ein unbedeutender Unterschied liegt auch in der Färbung des Spiegels. Die Grenze zwischen dem obern Rande desselben und dem Rücken ist weniger klar als beim Männchen, da der Obertheil des Spiegels und der Schwanz von oben hier eine dunklere Schattirung in Lehm- gelb besitzen als beim Hirsch, die sich in der Sättigung der Farbe Ueber einen neuen Hirsch aus Turkestan. 103 dem Rücken und der Seiten nähern. Der Bauch besitzt keinen dunklen Flecken. Zu Ehren des .Mannes, der zuerst dieses Thier als noch unbe- schriebene Form erkannte, sclilaoe ich vor, den Turkestanhirscli CervKS hagenhechi zu nennen. Die 1^'eihe der aufgeführten Merk- male in der Färbung, dem Bau des Geweihes, ebenso wie die Maasse, scheiden (liesen Hii-sdi sehr .sdiarf von den asiatischen Varietäten des Wapiti, nähern ihn aber wieder einigen süd-asiatischen Hirschen. Die charakteristische Biegung der Stangen unseres Cervus Imjcnhechl 104 B- M. Shitkow, Ueber einen neuen Hirsch aus Turkestaii. veranlasste Lydekker diese Form dem Cervus affinis nahe zu stellen, der in Indien (Butlian, Nepal) vertreten ist. Aber ausser dem Vorhandensein der Eissprosse am Geweih des Cervus afßnis scheiden der grosse Wuchs des letztern (er kommt an Grösse dem Wapiti gleich), der scharf umgrenzte Caudalspiegel, die kurzen Ohren (ihre Länge ist = Vs der Kopflänge) und viele Merkmale im Bau und Form des Geweihes (so weit man darüber nach der Abbildung in Lydekker's Buch urtheilen kann) beide Formen scharf von einander. Viel näher steht er, meiner Ansicht nach, Cervus caslimirianus, der in Kashmir und Yarkand vorkommt. Dieser letztere Hirsch hat nach Lydekker's Beschreibung 4' — 4' 4" Höhe. Die Geweihstangen sind in der Eichtung zur mittlem Linie gebogen, so dass die Spitzen der beiden Stangen mehr oder weniger genähert sind. Die Augen- sprossen haben eine stark aufwärts steigende Tendenz. Die Ohr- länge kommt der halben Kopflänge gleich. Die Lippen, das Kinn nnd die Ohren sind innen weisslich. Die Mähne ist wenig bemerk- bar und nicht dunkler als der Eumpf. Soweit man nach der Ab- bildung urtheilen kann, sind auch die Geweihe dieses Hirsches in der allgemeinen Form viel ähnlicher denen des Cervus hagenheckii als diejenigen des „Shou" {Cervus affinis). Das Vorhandensein von 5 Sprossen (in Folge Existenz der Eissprossen) bei Cervus cashmiriamis wie auch die Färbung dieses Hirsches und ein grösserer Wuchs unterscheiden ihn gut von der eben neu beschriebenen Art.^) 1) Siehe die Zeichnung von Cervus cashmirianus und die Abbildungen der Geweihe dieses Hirsches und von Cervus affinis bei Lydekker 1. c, p. 83, 84 und 89. Kachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten . Die von Herrn Prof. Dr. Friedr. Dahl im ßismarck- Archipel gesammelten Copeognathen, n e b s t B e m e r k u n g- e n ü b e r d i e p h y s i 0 1 0 g i s c li e B e d e u t u n g- des S t i g" ra a s a c k e s. Von Dr. Güntber Eudeiieiu. Mit Taf. 7. Gelegentlich des Aufenthaltes im Bismarck- Archipel, besonders in Ealuni, wurden in den Jahren 1896 97 von Herrn Professor Dr. Fr. Dahl auch eine Anzahl von Copeognathen erbeutet. Die- selben befinden sieh im Berliner Zoologischen Museum und umfassen 7 Arten, darunter ist eine neue Art, der Typus einer noch un- bekannten Gattung-. Interessant ist ferner die Anwesenheit von Taeniostigma elornjatum (Hag.), Calopsocxs infelix Hag., Micropsocus icaterstradti Endeel. und Micropsocus myrmccophilus Enderl., die bisher^) nur aus Indien bekannt waren. Soa ddhlkoHi n. g. n. sp. scheint mir der Vertreter einer der alterthiimlichsten Copeognathen- Gattungen zu sein. Das gesammte Material ist in Alkohol conservirt und vorzüg- lich erhalten. 1) Günther Enderleix, Die Copeognathen des indo-australischon Faunengebietes, in: Ann. AIus. nation. Hungar., V. 1, 1903, p. 179 — 344, 12 Textfig., tal). 3 — 14. 106 Günther Enderlein, Farn. Psocklae. Su-bfam. Psocinae. Taeniostignia Enderl. 1901. Taeniostif/ma clonr/atunt (Hag. 1858). Ealum. Wald. 1 ?. Von Triumfetta rhomboidea Jacq., einer Tiliacee. 14. Mai 1896. Da ich früher nur trocknes Mateiial zur Verfügung hatte, er- kenne ich jetzt an diesem Alkohol-Exemplar, dass ich die beiden Geschlechter dieser Gattung- in der Monographie der indo- australi- schen Copeognathen verwechselt habe. Vorliegendes $ zeigt übrigens die gleiche Eingelung der Antennen, wie sie bei dem S bekannt ist ; es scheint so die Färbung der Fühler stark zu variiren. Farn. Caeciliidae. Subfam. CaJopsocinae. Cfdopsocus Hag. 1866. Cdlopsocus infelix Hag. 1858. (Fig. 1.) Ein männliches Exemplar unterscheidet sich von den mir be- kannten Stücken (einschliesslich der Typen) durch ein für diese Species ungewöhnlich regelmässiges Geäder (Fig. 1). Es dürfte dieses Stück in Betreff des Geäders dem Tj'pus der Art am nächsten kommen. Die beiden HAGEN'schen Typen haben stark anormales Ge- äder (vgl. 1. c, tab. 6, fig. 22 a). Von diesen Stücken weicht vor- liegendes Exemplar noch ab durch die braune Umsäumung der Adern der Basalhälfte des Vorderflügels, die bei den Typen nur schwach angedeutet ist, sowie durch den kürzern Stiel der Median- gabel der Hinterflügel (das Verhältniss des Stieles zu m^ ist bei den Typen etwa 1:1^2' t)6i vorliegendem Exemplar etwa l:o7o)- Unter Berücksichtigung der ausserordentlich starken individuellen Variation aller Copeognathen und ganz besonders dieser Art, ist es ganz un- möglich, in diesem Stück etwa eine besondere Art erblicken zu wollen, wenngleich auch innerhalb anderer Ordnungen die Ab- weichungen genügen würden, eine neue Gattung aufzustellen. Ich halte Im Bismarck-Archipel gesammelte Copeoguatheu. 107 es in Anbetracht der starken A'ariabilität dieser Art. die ja selbst auf beiden Seiten eines Individuums meist völlig verschiedenes Ge- äder aufweist, nicht einmal für angebracht, diese Form als besondere Varietät oder Aberration zu benennen. Als Ergänzung zu meiner frühern Artdiagnose füge ich noch hinzu : Fühler ISgliedrig, letztes Glied kurz und spitz. Trochanter in der Mitte eingeschnürt. Körper blass bräunlich. Beine blass ; Mittel- beine mit brauner Coxa und braunem Schenkel, Coxa, Trochanter und Schenkel der Hinterbeine braun, die Schiene derselben mit Aus- nahme des distalen Endes braun (bei den typischen Exemplaren ist die ganze Hinterschiene braun). 1. Hintertarsenglied mit 16 Cteni- dien, 2. mit 1 Ctenidium. Klauen ungezähnt. Verhältniss der Hinter- tarsenglieder 4:1. Körperlänge 3\o mm, Kopf breite ly, mm (einschliesslich der Augen), Fühlerlänge 4Y> nim, Vorderflügellänge 4^2 nim. Insel Raluan, eine in der Blanche-Bucht im Jahre 1878 durch submarine Erhebung in Folge vulkanischer Thätigkeit entstandene Insel. Auf Pflanzen. 1 S. 10. November 1896. Subfam. Caeciliinae. Caeciliiis Curt. 1837. Caecilius auf/ustus Endeel. 1903. Raluni. Grasland. An hohem Tropengras (sog. Alang-Alang) gekätschert. 4 $?. 21. Mai 1896. Ein Stück auf einer Seite mit einer interessanten Geäder- aberration: der Eadialramus des Vorderflügels ist ungegabelt. Diese Art wurde auf einem einzelnen von Neuguinea stammenden Männchen begründet. Subfam. Peripsocinac. lli'cropsocus Ekdkrl. 1901. 31icropsociis ivaterstradtl Enderl. 1901. Gunantambo. Von einem sumpfigen Brackwassergraben, am Eande mit Cyperngräsern (Cyperus), im Innern mit Algen. 1 (J. Zool. Jahil). XX. Abth. f. Syst. H 108 Günther Enderlein, 24. Februar 1897. (Das 1. Hintertarsenglied dieses Exemplars hat nur 11 Ctenidien.) Ealum. An Vogelleiche, anf einer Veranda, etwa 50 m vom Meeresufer. 1 ?. 29. Mai 1896. Ralum. Sumpftümpel mit Süss wasser, etwa 30 m vom Meeres- ufer entfernt, unter Büschen, ohne niedere Pflanzen, von Schweinen oft durchwühlt. 1 ? und 1 Larve. 29. December 1896. Mioko. An Vogelleiche auf Waldboden, etwa 200 m vom Meere. 1 S. 16. November 1896. Micropsociis wateräradfi scheint ein auf dem Inselgebiet von Neuguinea bis Borneo weit verbreitetes und häufiges Insect zu sein. Das Stück aus Neuguinea von Simbang am Huon-Golf in meiner Monographie war übrigens im August 1899 erbeutet. Beide Fänge an Vogelleichen sind in einem völlig durch Glas überwölbten Fangapparat für Aasinsecten ausgeführt, die beiden Thiere sind also nicht zufällig hinzugefallen! llicropsociis mprniecopJiilus Enderl. 1903. Mit einzelnen stärkern Borsten auf dem Kopfe. 1 Hintertarsen- glied mit 12 Ctenidien. Verhältniss des 1. — 13. Fühlergliedes = l'.l:3:VI^:VI.^: 1:1:1 ■.1:0,9: 0,8:0,9: 0,9. Vorderflügel etwas dunkler und schärfer gezeichnet, Cubitus im Vorderflügel ein wenig länger als bei den Typen und daher den Hinterrand weniger steil treffend. Radialramns und Media im Vorderflügel eine sehr kurze Strecke verschmolzen, wie übrigens auch bei einzelnen Exemplaren der T3^pen. Ralum. Von einer Baumwollenpflanze. 1 5. 8. Juni 1896. Die Originalstücke der Art stammen aus einem Ameisennest (von Cremastogasier rogenhoferi Mayr) von einem Baume aus Vorder- indien (Bombay). Trotz der angegebenen Verschiedenheit konnte ich mich nicht entschliessen, vorliegendes Stück als besondere Form aufzufassen, zumal ich keine weitern Unterschiede finden konnte. Im Bismarck-Archipel gesammelte Copeognathen. 109 Fam. Lepidopsocidae. Subfam. Perientominae. JPerieutoiiiiiui Hag. 1865. JPerientomMn biroianum Exderl. 1903. Raliim. Sumpftümpel mit Süss wasser, etwa 30 m vom Meeres- ufer entfernt, unter Büschen ohne weitere niedere Pflanzen, von Schweinen oft durchwühlt. 2 $?. 29. December 1896. Ralum. 1 $; ohne weitere Angaben. Die Flügel aller 3 2$ sind in gleicher Weise wie die Tj'pe sehr spärlich mit Schuppen besetzt, so dass es mir fast scheint, als wenn die A^orderflügel dieser Art überhaupt spärlicher beschuppt sind. Soa n, g,'^) Kopf dicht aber kurz behaart, Stirn mit einzelnen stärkern Borsten. Augen (Fig. 3) vorgewölbt, fein und dicht pubescirt. Die 3 Ocellen (Fig. 3) verhältnissmässig dicht zusammenstehend, der vordere Ocellus etwas kleiner. Labialtaster 2gliedrig. Maxillar- taster (Fig. 4) mit sehr kurzem 1. Glied und grossem dickem Endglied. Innere Lade der Maxille (Fig. 5) mit 3 Spitzen, von denen die äussere lang und spitz ist und weit von den übrigen ab- steht. Clypeolus rudimentär. Clypeus relativ klein. Scheitelnaht deutlich, ebenso die Naht zwischen Scheitel und Stirn. Schenkel und besonders Schienen (Fig. 7) mit schmalen, nach beiden Enden zugespitzten Schuppen besetzt, die unter die Behaarung ein- gestreut sind. Tarsen 3gliedrig. 1. Hintertarsenglied (Fig. 9) mit Ctenidien, die aus vielen feinen haarähnlichen Borsten zusammen- gesetzt sind. Antennen unvollständig, vermuthlich mehr als 20gliedrig, wie Ferientomuni Hag. Prothorax gross und breit. Yorderflügel (Fig. 2) hier und da mit einzelnen Schuppen; ob sie ursprünglich dichter beschuppt gewesen sind, ist nach dem ein- zelnen Weibchen in Alkohol nicht festzustellen. Die Form der Schuppen (Fig. 8j ist die der Gattung Amphientonium, an der Basis sind sie zugespitzt, am Ende ziemlich gerade abgeschnitten; die 1) O('ü0g = unverletzt (die Subcosta des Vorderflügels ist nicht in 2 Theile zerrissen wie bei allen übrigen Copeognathen). 8* 110 GiJNTHEK Enderlein, Längsriefung* ist fein imd eng. Hinterfliigel (Fig. 2) nur behaart, besonders an der Spitze sehr lang und dicht behaart. Form des Vorder- und Hinterflügels ziemlich breit, an der Spitze abgerundet; Vorderflügel an der Mündung von m^, Hinterflügel an der Mündung von ^44.5 kaum zugespitzt. Das Geäder des Vorderflügels (Fig. 2) weicht von dem der Gattung Perientomum Hag. nur dadurch ab, dass die Subcosta im Gegensatz zu allen bisher bekannten Copeognathen nicht in 2 T heile zerrissen ist; es setzt sich vielmehr am Ende des Basalstückes die Subcosta als eine Querader bis zu r^ fort, welche die Verbindung zu dem das Pterostigma vorn ab- schliessenden distalen Theil der Subcosta vermittelt. Die innere Zelle Rj erhält zugleich eine sechseckige Gestalt, wobei die äussere Seite sehr kurz ist. Stigmasack (Fig. 6) wie bei der Gattung Perientomum Hag. Geäder des Hinterflügels (Fig. 2) wie bei der- selben Gattung. Von Perientomum Hag. weicht Soa n. g. ab: durch die Stellung der Ocellen, die Flügelform, die ununterbrochene Subcosta des Vorderflügels und durch die Schuppenform. Soa dahliana n, sp. Kopf und Antennen hellbraun, Scheitel rost bräunlich. Maxillar- taster (Fig. 4) rostbraun, 1. Glied und die Basalhälfte des 2. Gliedes sehr blass; 2. — 4. Glied dicht behaart und mit einzelnen kräftigen und langen Borsten. Augen schwarzbraun, hell braun pubescirt. Der ganze Kopf fein pubescirt, Stirn mit einzelnen kräftigen Borsten. Scheitelnaht deutlich, Hinterhauptsrand in der Mitte etwas einge- buchtet. Thorax und Abdomen hell braun, Beine hell gelbbraun. Spitze der Schenkel und die Schienen (Fig. 7) ausser der Behaarung mit schmalen nach beiden Enden hin zugespitzten Schuppen besetzt. Hintertibia (Fig. 7) mit einzelnen laugen und kräftigen Borsten. 1. Hintertarsenglied mit 18 Ctenidien. Verhältniss des Hintertarsen- glieder 5:1:1. Klauen mit langem spitzem Zahn vor der Spitze, vor diesem noch ein undeutlicher stumpfer Zahn. Empodium mit Borste. Vorderflügel (Fig. 2) hell braun, x^dern braun. Randader stark, dicht mit Querreihen von zapfenartigen Haarbechern besetzt (wie Perientomum etc.). Rand massig lang behaart, eine breite Randzone kurz behaart, in derselben auch die Adern behaart. Einzelne Im Bismarek-Arclüpel gesammelte Copeognathen. 111 Scliuppeu (Fig. 8) hier und da erhalten; dieselben sind an der Basis zugespitzt, am Ende ziemlich gerade abgeschnitten. Stigmasack (Fig. 6) mit ca. 9 regelmässigen, stark vergrösserten und verdickten Theilen der Tracheenspirale. Hinterflügel (Fig. 2) hyalin, Vorderrandzone bräunlich ange- haucht. Adern braun. In der distalen Hälfte die Membran und die Adern behaart, ebenso am Hinterrande in Zelle Cu, An und Ax. Rand behaart, an Zelle By und B.^ sehr lang behaart. Am Hinter - rand des Basaldrittels der Axillarzelle eine lange Borste. Behaarung beider Flügel hell braun. Körperlänge 2 mm. Vorderflügellänge 2,3 mm. Ealum. An einer todten Krähe. 1 ?. 23. Mai 1896. Gewidmet wurde diese Art dem Sammler Herrn Professor Dr. Friede. Dahl. Bemerkimgeu über die physiologische Bedeiituiig des sogen. Stigmasackes. An dieser Stelle will ich noch kurz auf die physiologische Be- deutung des sogenannten Stigmasackes zu sprechen kommen. Der- selbe liegt bei allen Copeognathen auf der Unterseite des Vorder- flügels an der Basis des distalen Stückes der Subcosta oder am 1. Radialast (rj an der Abzweigungsstelle von sc; seine Form ist sehr mannigfaltig. Meist ist es ein chitinöser Zapfen, vielfach ist es eine starke Tracheenverdickung, die zuAveilen durch stark ver- grösserte, verdickte und losgerissene Theile der Tracheenspirale eine Form erhält, wie sie Fig. 6 von Soa n. y. zeigt und Avie sie sich auch bei den übrigen Lepidopsociden findet. Ueber seine Function sind bisher keine Vermuthungen ausgesprochen worden; wie ich mich jetzt an der Hand von lebendem und trocken conservirtem Material überzeugen konnte, stellt er ein vorderes Flügel- schloss dar, durch das die Vorder- und Hinterflügel in der Ruhe- lage an einander gehalten werden. Das hintere Flügelschloss liegt bekanntlich am Xodulus und übt seine Function beim Fluge aus. 112 Günther Enderlein, Im Bisraarck-Archipel gesammelte Copeognatben. Als Erg'änzuDg zu meinen morphologischen Untersuchung-en der Corrodentien (in: Zool. Anz., 1903, p. 423—437) füge ich hier in Form einer kurzen vorläufigen Notiz an, dass ich jetzt die Isopteren auf Grund von principiellen Unterschieden, besonders im Bau von Maxillen, Hypopharynx und Paraglossen, als selbständige sehr niedrig stehende Ordnung auffasse, so dass die Corrodentien nur noch die phj^logenetisch relativ höher stehenden Unterordnungen Copeognathen und Mallo- phagen umfassen. Erklärung der Al)bilduugeii. Tafel 7. Fig. 1. Calopsocus infelix Hag. S- Yordei-- und Hinterflügel. 20 : 1. Fig. 2. Soa dahliana ti. g. ii. sp. Vorder- und Hinterflügel. 25 : 1. Fig. 3. Desgl. Kopf von oben. 60 : 1. ok Oberkiefer. Fig. 4. Desgl. Maxillartaster. 160 : 1. Fig. 5. Desgl. Innere Lade der Maxille. 400 : 1. Fig. 6. Desgl. Stigmasack (vorderes Vorderflügelschloss). 400 : 1. Fig. 7. DesgL Hinterbein. 60:1. CO Coxa, tr Trochanter, /" Femur, t Tibia, 1 — 3 1 . — 3. Tarsen- glied. Fig. 8. Desgl. Schuppen vom Vorderflügel. 400 : 1. Fig. 9. Desgl. Ende des Hinterfusses. 400 : 1. Nachdncck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Central- und hoch-asiatische Myriopoden. Gesammelt im Jahre 1900 von Dr. von Almassy und Dr. VON S T U M M E E, Bearbeitet von Dr. Carl Graf Attems. Mit Tafel 8 und 9, Aus dem grossen central-asiatischen Gebiet ist bisher nur eine verschwindend kleine Zahl von Myriopoden bekannt, wie aus der unten gegebenen Liste ersichtlich ist, und es sind dies ausschliess- lich Chilopoden; wenn wir von einem „Callipus on'entaUs'-' Silv. aus Transkaspien absehen, wissen wir über Diplopoden aus diesen Gegenden gar nichts, und das ist mit Rücksicht auf den hohen "Werth dieser Thiergruppe zur Lösung thiergeographischer Fragen sehr zu bedauern. Die dankenswerthe Sammelthätigkeit der oben genannten Herren während ihrer Eeise in Turkestan bringt unsere Kenntnisse um einen kleinen Schritt weiter. Dass die Ausbeute keine reichere war, liegt wohl zum grössten Theil daran, dass die durchreisten Hochsteppen mit ihrer Dürre und Kahlheit alles eher als eine reiche Entfaltung der Feuchtigkeit liebenden Diplopoden- fauna begünstigen, und wir werden aus diesen öden Höhen wohl nie eine grössere Zahl von Myriopoden erwarten dürfen. Bei der derzeitigen noch mehr als lückenhaften Kenntniss so- wohl des in Betracht kommenden als der umliegenden Gebiete wäre es verfrüht, bezüglich der thiergeograpliischen Würdigung der Fauna mehr zu sagen, als dass sie ein ganz paläarktisches Gepräge 114 Carl Attems, zeigt, was ja auch nicht anders zu erwarten war. Nur die Gattung- Escanjus, sonst noch aus Sibirien und Nordamerika bekannt, macht eine Ausnahme. Natürlich sind die meisten Arten neu. Um mich niclit öfters wiederholen zu müssen, gebe ich zu- nächst ein Verzeichniss der Fundorte und Daten. Almaty-Pass, 3300 m, unter Steinen. 19. 7. Karakol-baschy, ca. 3000 ra, unter Steinen, auf Grasplätzen. Ara-bel (Syrt == Hochsteppe), bei 4000 m Seehöhe, unter Steinen am Wasser. 20./8. Tshakir-Korum, Plussthal, ca. 3200 m, auf steinigen Halden. 23./8. Kubergen-ty-Pass, Nordseite, über 4000 m, unter Steinen. 26./8. Karakol-Thal am Naryn, über 2500 m, unter Steinen. 28. /8. Sary-bel im Naryn-Thal, über 2500 m, unter Steinen. 29./8. Kurmenty-Pass, Südseite, unterhalb der Passliöhe, ca. 3600 m, unter Steinen. 31./8. Ar-tscbaly am gleichnamigen Fluss, ca. 3000 m, unter Steinen. 1./9. Tocor-Pass, Nordseite, obere Waldregion, unter Steinen und Baumrinden. 6,/9. Kok-dschajäk, untere Waldregion, unter Steinen. 10./9. Aksu-Thal bei Przewalsk, untere Waldregion, unter Baumrinden. 15./9. Kuru-Sai, an der Vereinigung des Sary-dschas und Küljü-Su. (Hochthal des Sary-dschas), ca. 2800 — 2900 m; alpine Hochsteppe. 18./8. Ottuk-Tasch, Nebenthal des Sary-dschas, ca. 3100 — 3200 m, enges Alpen- thal. 15./8. Etschkeli-Tasch, am Oberlauf des Sary-dschas, ca. 2980 — 3100 m, Hoch- steppe. 25./8. An den letztgenannten 3 Fundorten wurden die Thiere unter grossen Geschiebeblöcken an den steilen TJferrändern der Flüsse ge- fangen. Vegetation die der alpinen Hochsteppen, Klima ungemein trocken (Almassy). Przewalsk, ca. 1680 m. Frühjahr 1901. (Kuzulenko leg.) Bisher waren aus Central- Asien folgende Arten bekannt : Scntigera asiatica Sseliwanoff. 1884. Myr. d. Eussie, in: Hör. See. entoraol. Ross., V. 18. Taschkent. Lithohius alaicAis Teotzina. 1894. In: Hör. Soc. entomol. Ross., V. 28. Alai. Lithohius devertens Trotzina. 1. c. Alai. Central- und hoeh-asiatische Myrioporlen. 115 Lithobnis fcrganensis Tkotzina. 1. c. Alai. Lill/ol>ü(fi f/iganfeus Sseliavanoff. 1881. Neue Lithobiiden aus Sibirien und Central-Asien. in: Zool. Anz., Jg. 4, p. 15. Changai bei Uljassutai. LifJiobiiis /iiagniis Teützixä. 1894. In: Hör. Soc. entomol. Ross., V. 28. Alai. Liihohius pcAanhii. Sseliwa^'dff. 1881. in: Zool. Anz., Jg. 4, p. 15. Tian Schan. Litliobius riiicigucrrnc Silvestri. 1895. In: Zool. Anz., No. 474, p. 179. Transkaspien. Scolopcndra aralocuspica Kessler. 1874. Trudy Eussk. entomol. obscestva, V. 8, No. 1. 1884. SsELiWAXOFF, iu : Hor. Soc. entomol. Ross., V. 18. Samarkand, Ust Urt. Botliriogastcr signatns Kessler. 1. c. 1879. Sseliaa^^noff, in: Zool. Anz., No. 43, p. 621. 1884. Sseliavakoff, in: Hor. Soc. entomol, Ross., V. 18, p. 101. 1889. Dadaa', in: Term. rajzi füzetek., V. 12. Samarkand, Taschkent. Mesocanthus poros^is Sseliavanoff. 1881. In: Zapiski imp. ak. nauk. St. Petersbui'g. 1884. In: Hor. Soc. entomol. Ross., V. 18, p. 105. Turkestan. Mesocantlms gentinatus Silvestri. 1895. In: Zool. Anz., No. 474. Transkaspien. Mecistoccjtl/dlNs tiicii(crti Sseliwaxoff. 1881. In: Zapiski imp. ak. nauk. St. Petersburg. 1884. In: Hor. Soc. entomol. Ross., V. 18, p. 73. Taschkent. (IcopItUus Idlzeli Sseliavaxoff. 1881. In: Zapiski imp. ak. nauk. St. Petersburg, p. 7. 1889. Dauay, in: Terraesz. r. füzetek., V. 12. Tian Schan. GeophUus (Pachymermni) ferrugbievs C. Koch. Samarkand (Sseliavanoff 1884). 116 Carl Attems, Gcophüus (?) partliorum PocoCK. 1891. In: Ann. Mag. nat. Hist. (6), Y. 8, p. 218. Samarkand. Liste der Sammlung Aliniassy-Stummee: Lühobins cacodontus n. sp. LiUiohius magnus Trotz. Lithobius magnus var. pleodonta n. var. Litltobius jugorum n. sp. LifJiobius curtipes subsp. iurkestaniciis n. sub.y). Mecistocephalns edentulus n. sp. Escaryus retusidens n. sp. Escaryus retusidens var. oligopus n. var. Polydesmiis str'ongylosomoides n. sp. Polydesmus almassyi n. sp. Polydesnms stummeri n. sp. Tianella {n. g.) fastigata n. sp. Isobates sp. Ausserdem enthält die Sammlung eine nicht näher bestimmbare Chordeumide in 1 Exemplar (!j). Lithobius cacodontus n. sp, Farbe: Kopf sammt Kieferfüssen und Hinteren de kastanien- braun, der Rest des Eückens erdbraun, mit undeutlichem, ver- waschenem Längsstriche in der Mitte. Länge des grössten S ohne Endbeine 32 mm. Breite 3,2 mm. Körper ganz parallelrandig. Kopfschild sechsseitig mit abgerundeten Ecken, Seitenränder und Hinterrand gerade. 20 Antennenglieder, Antennen bis zum Hinterrand des 3. Rückenschildes reichend. Jederseits 5—6 schwarze Ocellen von ungleicher Grösse in einem unregelmässigen Haufen. Vorderrand der Kieferfnsshüfte breit, mit massig tiefer Mittelreihe und knapp neben derselben jederseits 2 winzige Zähnchen, der übrige grösste Theil des Hüftrandes zahnlos. Rückenschilde glatt, glänzend, seicht grubig uneben, zerstreut behaart, die Haare nur mikroskopisch klein. Alle Hinterecken ab- gerundet. Hinterrand des 10., 12., 14. und 15. Schildes in der Mitte rund ausgeschnitten. Ventralplatten des 12.— 15. Segments, das ganze 12. und 13. Beinpaar und die Basalglieder des 14. und 15. Beinpaares dicht kurz filzig- behaart. Central- und hoch-asiatische Myriopodeu. 117 Die 4 letzten Beinpaare mit je 3 kreisrunden, weit von einander entfernten Hüftporen. Bedornung- der Endbeine 7^-^r~J ^ ^, Hüften ohne Seitendorn, U. 1. o. ^. U Endklaue einfach. Beim S ist das 4. Glied oben ein wenig abge- flacht, das 5. Glied hat eine seichte Längsfurche. Vorsprünge an keinem Gliede. 14. Beinpaar ohne Besonderheiten, 2 mit 2-J-2 Genitalsporen; Spitze der Genitalklaue einfach. Fundorte : Ara-bel, Karakol-Thal. — Sary-bel, Kuru-Sai, Ottuk- Tasch, Etsch-keli-Tasch. Ziithohius Jugorum n, sp, Farbe bei Jungen blass erdbraun, Kopf etwas mehr röthlich; ältere sind ziemlich dunkel graubraun, mit einem ganz verwaschenen dunklen Längsstriche auf dem Rücken. Länge 29 mm. Breite 2,8 mm, paralleh-andig (ohne Einschnürung hinter dem Kopfe). Kopfschild rundlich; 20 Antennenglieder; 3 + 3 Kieferfusshüft- zähne; 5—6 Ocellen in einem unregelmässigen Haufen; 2—3 Ocellen bedeutend grösser als die andern. Rückenschilde glatt, Behaarung winzig, Ventralplatten auch fast nackt. Hinterecken aller Rückenschilde abgerundet; Hinterrand des 4., 6., 8., 10., 12., 14. und 15. Schildes sehr seicht eingebuchtet. Endbeine kurz und nicht oder (beim S) nur wenig verdickt; Hüften ohne Seitendorn. Endkralle einfach; Bedornung unten 0. 1. 3. 2. 0—2, 14. Beinpaar 0. 1. 3. 3. 1. 4. Glied der Endbeine beim c? oben mit einer sehr seichten Längsfurche. 4. 3. 3. 3 runde Hüftporen. Der Dorn auf der Unterseite des 5. Gliedes aller Beinpaare ist sehr gross, lang und stark. $ mit 2 + 2 Genitalsporen, die äussern bedeutend grösser als die Innern; Klaue einfach, spitz. Fundorte: Kubergen-ty-Pass, Kurmenty-Pass, Ar-tschal^^, Tocor- Pass, Przewalsk. 118 Carl Attems, Ziithohlus niar/nus Teotz. 1894. Trotzina, in: Hör. Soc. entomol. Eoss., V. 28. Ich beobachtete ständig 3-|-3 kleine, weit von einander ent- fernte Kieferfusshüftzähne ; manchmal seitlich davon noch An- deutungen einiger weiterer. Länge des grössten S ohne Endbeine 18 mm, $ 22 mm. 26 Antennenglieder. 4. 5. 5. 4 runde Hüftporen. Bedornung der Endbeine unten 0. 1. 3. 3. 1. 14. Beinpaar 0. 1. 3. 3. 3. ? mit 3-1-3, 3 + 4 oder 4 + 4 Genitalsporen. 5. Glied der Endbeine beim S mit einer kleinen heilem Auf- treibung auf der Innenseite. Fundorte: Aksu-Thal bei Przewalsk. — Alai (Trotzina). LithoMus magnus Trotz, i'ar. pleodonta n, var, Farbe: licht erdbraun, Kopf und Hinterende röthlich. Länge der grössten Exemplare ohne Endbeine 30 mm. Breite 3 mm. Körper parallelrandig. Vorderrand der Kieferfusshüfte schwach gebogen, mit 6 + 6, 6+7 oder 7 + 7 kleinen, stumpfen, schwarzen Zähnen; unterhalb des 3. oder 4. Zahnes jeder Seite steht auf der Fläche noch ein weiterer. Die ganze Zahnplatte reichlich behaart. Bei jungen Thieren 4 + 3 Zähne. 25 — 30 Antennenglieder; reichlich und kurz behaart, ohne längere Borsten. Kopfschild sechsseitig, mit abgerundeten Ecken, Hinterrand gerade, Seitenränder parallel. Jederseits 7 — 8 Ocellen in 2 Horizontalreihen, oben 4, unten 3-4. Rückenschilde glatt und glänzend, leicht grubig uneben und mit winzigen, zerstreuten Plärchen versehen. Alle Hinterecken ab- gerundet; der Hinterrand des 8., 10., 12., 14. und 15. Schildes seicht eingebuchtet. 6. 7. 7. 6 oder 7. 7. 7. 6 ovale Hüftporen. Bedornung der Endbeine ^ \ .^ » -.' — s des 14. Beinpaares U. 1. o. o. 1 — Z r^ ^ n o o- Hüften des 14. und 15. Beinpaares mit Seitendoru. Central- und hoch-asiatische Myriopodeu. 119 Kralle der Endbeine einfach. Endbeine des S lang" und dünn, das 5. Glied am Ende mit einem kleinen Knoten, sonst ohne Aus- zeichnung. X mit 3-|-3. 3-\-4: oder 4-|-5 Genitalsporen ; die lateralen die kleinsten; Genitalkralle kräftig-, einfach; Genitalsegment reichlich behaart. Fundort : Przewalsk. Lithohius curtipes siibsp. turUestanicus n. sitbsj). (Taf. 8, Fig. 21 Diese Subspecies unterscheidet sich von der f. gen. hauptsächlich durch die Gestalt des Fortsatzes auf dem ö. Glied der Endbeine. "Während er dort, beim T3^pus (cf. Fig. 1) ein Yorsprung auf der Innenseite des Gliedendes ist, ist er hier eine eiförmige, abgeschnürte Beule mit kraterartiger Vertiefung. (Fig. 2). Ausserdem haben die Endbeine weniger Dornen, nämlich: 1. 0. 2. 0. 0 .., ;, n ., 1. 0. 3. 1. 0 gegenüber der i. gen. mit 0. 1. 2. 1. 0 *= *= '^ 0. 1. 3. 2. 0—1" Scheint in den durchforschten Gegenden weitaus die häufigste LitJiohms- Art, resp. überhaupt Myriopodenart, zu sein; sie fand sich an folgenden Orten : AlmatT-Pass. Ara-bel. Tshakir-Korum, Sary-bel, Karakol-Thal, Kurmenty-Pass. Ar-tschaly, Tocor-Pass, Kok-dschajäk, Aksu-Thal, Kuru-Sai, Etschkeli-Tasch, Przewalsk. Mecistocephalus edentiiliis n. sp. Taf. 8, Fig. 7—12. Es lagen mir nur 2 kleine, wahrscheinlich junge Exemplare von blassgelber Farbe mit dunklem Kopfe vor. 41 Beinpaare. Kopfschild vorn bedeutend breiter als hinten; der fast gerade Vorderrand mit einer deutlichen Mittelkerbe; die Vorderecken ganz abgerundet. Hinterecken stumpfwinklig; die Fläche sehr spärlich beborstet. Antennen kurz; die 5 Basalglieder zerstreut und lang beborstet; vom ca. 6. Glied an werden die Borsten zahlreicher und kürzer; der Uebergang ist ein allmählicher. Auf der Unterseite des Kopfschildes vorn ist keinerlei Zahn- oder Zackenbildung zu bemerken; eine schräge Linie grenzt den Mitteltheil der Ventralseite des Kopfschildes von den Seitentheilen ab: sie beginnt an den Aussenecken der Mundtheile und geht zum 120 Carl Attems, Vordereck des ganzen Kopfschildes (Fig. 11). Der Mitteltlieil ist massig beborstet. Die Leiste, welche die Mundöffnung seitlich be- grenzt, springt vorn zackig vor. Oberlippe dreitheilig; Mitteltheil ein kräftiger Kegel, Seiten- theile glatt, ohne Zähne oder Fransen, seitlich zugespitzt; Fulkren klein (Fig. 10). Von den Mandibeln habe ich an dem einzigen Präparate nichts gesehen; vielleicht sind sie ganz dünn, hyalin. 1. Maxille: Die „Innenlade" ist ziemlich deutlich abgesetzt; sie trägt innen kleine Stacheln und läuft in einen schlanken, abge- rundeten hyalinen Lappen aus ; ein ähnlicher, aber längerer hyaliner Lappen endigt auch das mit dem 2. verwachsene 3. Glied. Taster- lappen fehlen (Fig. 12). Kieferfusshüfte recht lang, Vorderrand mit 2 stumpfen braunen Zähnen; der Schenkel (-[- Trochanter) reicht innen bis an den Stirn- rand, aussen überragt er ihn bedeutend. Am Ende ein grosser, ge- rader, spitzer, endwärts gerichteter dunkelbrauner Zahn. 3. und 4. Glied innen ohne Zahn, Krallenglied mit spitzem Basalzahn. Kralle innen ganz fein gekerbt, mit einem winzigen Härchen in jeder Kerbe Alle Glieder beborstet (Fig. 7, 8). Rückenschilde massig beborstet, am Hinterende sogar reichlich, Basalschild schmal und sehr kurz. Ventralplatten länger als breit; an den Rändern fein beborstet, auch auf der Fläche zerstreute winzige Härchen. 1. Ventralplatte gross, trapezisch, fast ihrer ganzen Breite nach an die Kieferfuss- hüfte anstossend. Ventrale Zwischenschilde des 1. — 9. Segments in der Mitte unter den Hauptplatten gelegen, auf dem 10. — 12. Segment in der Mitte frei liegend, beide Hälften aber nicht verwachsen, vom 13. Segment au verwachsen sie. Rückenschild des Endbeinsegments gross, länger als die andern, hinten schwach bogig. Auf der Hüfte sind von oben keine Poren sichtbar; unten und seitlich zahlreiche kleine, gleichmässig vertheilte Poren. Die A^entralplatte ist vorn breit, die Ränder convergiren im Bogen zu einer abgestumpften Spitze. Die ganzen Endbeine wenig verdickt, zerstreut beborstet, ohne Kralle. Analporen nicht ge- sehen. Fundort: Przewalsk. Central- und hoch-asiatische Myriopoden. 121 Escaryus retusidens n, sj)* Tafel 8. Fig. 4—6. Kopfschild kastanienbraun, Antennen und der übrige Körper gelb. Länge der grössten Exemplare 38 mm. Breite 1,2 mm. S mit 49—53. 2 mit 51 und 53 Beinpaaren. Kopfschild länger als breit, die Ecken ganz abgerundet, Seiten- ränder gewölbt. Hinterrand gerade; Antennen schlank und ziemlich lang, bis zum 6. Segment reichend, reichlich beborstet, die End- glieder etwas dichter, aber in der Borstengrösse ist kein merklicher Unterschied zwischen Basal- und Endgliedern. Letztes Glied löffei- förmig ausgehöhlt. Präbasalschild nicht sichtbar; Basalschild breit, hinten bis an den Seiteurand des Körpers reichend. Seitenränder nach vorn con- vergirend ; die Kieferfusspleuren endigen, von oben gesehen, hinten spitz. Oberlippe ungetheilt, in der Mitte nicht eingebuchtet, mit 15 sehr kräftigen Zähnen, nur die seitlichen spitz, die andern ganz ab- gerundet (Fig. 5). Mandibel mit einem Zahnblatt und einem Kammblatt; die Zähne des Zahnblattes sind laug, spitz und etwas ungleich stark, aber gleich lang. 1. Maxille: Innenlade (= Medialfortsatz der Hüften) nicht ab- gesetzt; laterales Eck der Hüften breit, stumpflappig vorspringend, aber keinen eigentlichen Tasterlappen bildend, fein bestachelt; 2. Glied mit einem kurzen, zapfenartigen, fein bestachelten Taster- lappen; 3. Glied lappig abgerundet, mit 3 Borsten. Hüften der 2. Maxille ganz verwachsen, die Glieder mit wenigen aber kräftigen Borsten; Endkralle kräftig, der Rand mit Fransen besetzt („gekämmt"), Kieferfüsse den Stirnrand bei Weitem nicht erreichend; Hüften mit tiefer Mittelkerbe, die Seiten neben der Kerbe geschwärzt, aber keinen eigentlichen Zahn bildend; keine Chitinlinien; 2., 3. und 4. Glied innen mit sehr kleinem Zahnhöcker, der eigentlich nur auf dem 4. Glied deutlich ist; Krallenglied ganz ohne ßasalzahn; Kralle kräftig, gut gebogen, innen glatt (Fig. 6). Rückenschilde mit zerstreuten kurzen Borsten. 1. Ventralplatte quer rechteckig, mit abgerundeten Ecken; die Pleuren trennen sie nicht von der Kieferfusshüfte. Der Hinterrand der ersten 12 Ventralplatten bildet einen kleinen Vorsprung, dem ein seichtes Grübchen am Vorderrand des folgenden Schildes ent- ]^22 Carl Attems, spricht; diese Theile sind aber nicht durch dunklere Färbung auf- fallend wie bei manchen GeopMlus und überhaupt schwach ent- wickelt. Die vordem Ventralplatten sind quadratisch, die hintern etwas länger als breit, alle fein und zerstreut behaart. Die ven- tralen Zwischenschilde sind auf den ersten 15 Segmenten in der Mitte getheilt, dann verwachsen sie völlig. Ventralporen fehlen ganz. Endbeinsegment (Fig. 4). Rückenschild gross, lang, hinten ver- schmälert und abgerundet, Ventralplatte trapezisch, etwas länger als breit, vorn breit; beim S hinten stärker verjüngt als beim $ und in der hintern Hälfte dicht beborstet, beim $ hier nicht stärker be- haart. Hüften massig aufgetrieben, ventral und seitlich mit zahl- reichen, ungleich grossen und unregelmässig vertheilten Poren, die am obern Eande der Hüften und längs des Ventralplattenrandes am zahlreichsten stehen; sie reichen in der distalen Hälfte bis zum Medialrand. Die Tgiiedrigen Endbeine sind beim S ziemlich ver- dickt und sehr reichlich behaart, beim ? nur wenig dicker als die übrigen Beine und schwächer behaart. Genital- und Analsegment reichlich behaart. Genitalanhänge in beiden Geschlechtern gross, 2gliedrig, beim $ bedeutend dicker und kürzer als beim d. Anal- poren fehlen. Fundorte : Przewalsk. Ausser den oben beschriebenen, über 30 Exemplaren mit 49 — 53 Beinpaaren, liegen mir noch je ein ? von Karakol-Thal und Kurmenty-Pass mit 41 Beinpaaren vor; ferner 4 Exemplare mit 35 Beinpaaren, nämlich ein $ vom Aksu-Thal und 1 S und 2 ? von Karakol-baschy. Ich bezeichne letztere als JExari/tis vetusidens vcir, oligopus und bemerke, dass sie sich sonst durch gar nichts von der f. gen. unterscheiden ausser eben durch die Beinzahl. Anschliessend an diese neue Art gebe ich eine erweiterte Diagnose des Escaryus sihiricus Ck., da Cook's Beschreibung nicht genügend ist und man versucht sein könnte, beide Arten für identisch zu halten; Herr Director Kräpelin hatte die Freundlichkeit, mir Cook's Originalexemplare, im Besitze des Hamburger Museums, zu leihen. Escarijus Sibiriens Ck. Tafel 8, Fig. 3. Kopfschild nur unmerklich länger als breit; Hinterrand sehr seicht eingebuchtet; Vorderrand gewölbt und im Bogen ohne sicht- bares Eck in den Seitenrand übergehend. Antennen schlank, zurück- Central- und hocl»-asiatisclie Mj-riopoden. 123 gelegt, bis zum 2. beintragenden Segment reichend; die Endglieder dicht und kurz, die Basalglieder weit schwächer und länger behaart ; der Uebergang ganz allmählich, die Haare alle fein. Oberlippe ungetheilt, im Ganzen vorgewölbt, die Mitte nur sehr seicht eingebuchtet; in der Mitte sind die Zähne kurz und stumpf, seitlich laufen sie in lange Fransen aus. Mandibel mit einem ungetheilten Zahnblatt und einem Kammblatt. 1. Maxille: Innenlade nicht abgesetzt; Basalglied (Hüften) und 2. Glied mit langen, schlanken, behaarten Tasterlappen. Hüften der 2. Maxille ganz verwachsen, alle Glieder lang und dicht beborstet, die Kralle mit Kammborsten. Die Kieferfüsse erreichen geschlossen den Stirnrand; Hüften kurz und breit, ohne Zähne am Vorderrand, Schenkel mit schwachem Innenhöcker, die andern Glieder, auch die Endkralle, ganz ohne Zahnbildung; Kralle innen glatt. Präbasalschild nicht sichtbar; Basalschild ziemlich kurz, aber breit; hinten nicht bis an den Seitenrand des Körpers reichend, daher sehen die Kieferfusspleuren von oben hinten abgestutzt aus, da sie den Rüekenschild des 1. beintragenden Segments nicht nur mit der Spitze berühren. Rückenschild des 1. beintragenden Segments sehr gross, etwas breiter und merklich länger als die folgenden. Rücken- schilde ungefurcht und fast unbehaart. Die 1. Ventralplatte wird nur seitlich durch die 1. Pleuren von den Kieferfusshüften getrennt, in der Mitte berührt sie sie. Ventral- platten ohne Poren, spärlich mit winzigen Härchen versehen. Die vordem sind breiter als lang, später quadratisch, die allerletzten sind etwas länger als breit. Auf der 3. — 14. bildet der Hinterrand einen kleineu Vorsprung, dem ein Eindruck am Vorderrand der nach- folgenden entspricht; die Zwischenschilde verwachsen erst von ca. dem 15. Segment an zu einer Querplatte. Endbeinsegment (Fig. 3): Dorsalschild lang, hinten nur wenig verschmälert, die Ecken abgerundet; Ventralplatte sehr lang und schmal, 2 mal so lang wie breit, rechteckig; Hüften sehr gross, un- behaart und nicht stark aufgetrieben, fast 2 mal so lang wie die Ventralplatte; mit Ausnahme der durch eine bogige Furche abge- setzten distalen Hälfte der Dorsalseite ganz mit grossem Poren dicht bedeckt ; die Poren reichen auf der Ventralseite in der distalen Hälfte nicht bis zum JVIedialrand. Die ganzen 7gliedrigen Endbeine sind beim $ spärlich behaart; beim S sind sie stark verdickt und dicht, aber sehr kurz behaart. Endglied mit kleiner Kralle. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 9 124 Carl Attems, Analporen fehlen. Fundort : Wladiwostok. Auch die Genusdiag-nose von Escarytis bedarf einiger Berichtigungen : Cook uud Collins geben an. dass Chitinlinien auf den Kiefer- fusshüften vorhanden sind; bei den 2 von mir untersuchten Arten (sibiricus Cook (!) und retusidens n. sp.) fehlen sie, und auf den Zeich- nungen von phißlopliilus uud liher findet man auch keine. Eine Theilung des Zahnblattes der Mandibeln ist bei sibiricus und retusidens nicht zu sehen und dürfte, nach den Zeichnungen zu schliessen, auch bei phyllopMIus kaum angedeutet sein. Der Präbasalschild ist bei sibiricus und retusidens nicht sichtbar. Polydesnius stroiu/ylosonioides n. sp. Taf. 9, Fig. 16, 17. Farbe braungelb oder erdbraun ; bei manchen Exemplaren bleiben die Prozoniten ganz licht braungelb, während die Metazoniten erd- braun verdunkelt und dabei licht marmorirt sind; bei andern ist der Rücken der Prozoniten ebenfalls erdbraun; immer aber sind die Metazoniten dunkler als die Prozoniten. Der ganze Körper ist glänzend. Länge 11 mm. Breite 1,3 mm. Körper ganz Sfrongijlosoma-ö.vtig] rosenkranzförmig, indem die Einge in der Quernaht stark eingeschnürt sind und die Prozoniten einen bedeutend kleinern Durchmesser als die Metazoniten haben; letztere sind in den Seiten rund aufgetrieben an Stelle der Kiele. Die Oberfläche der Prozoniten ist sehr fein chagrinirt; die Metazoniten haben eine ganz undeutliche Felderung, durch die 2 Querreihen von Beulen angedeutet sind. Erst bei stärkerer Ver- grösserung sieht man 3 Querreihen spitzer Härchen. Copulationsfüsse (Fig. 16, 17): lang, schlank, sichelförmig ge- krümmt. Der Schenkeltheil birnförmig angeschwollen und stark be- borstet. Das Ende gabelt sich in Hauptast (Ä) und Nebenast (B). Der Hauptast trägt das kleine unscheinbare Haarpolster und im Innern die Samenblase mit dem Ende der Samenrinne. Unterhalb des Haarpolsters steht ein schlanker gerader Spiess (Z); das Ende des Hauptastes ist hakig eingekrümmt und in mehrere Spitzen zer- theilt; der Nebenast (B) ist eine breite gebogene, abgestumpfte Lamelle. Unterhalb der Theilungsstelle in Haupt- und Nebenast 1 Central- und hoch-asiatische Myriopoden. 125 löst sich vom Copulationsfiiss ein am Eande mit 6 stumpfen Kerb- zälmen versehener und am Ende stumpfhakig eingekrümmter Ast (C) los. und noch weiter proximal steht ein basalwärts gerichteter Zahn (ä). Fundorte: Kok-dschajäk, Przewalsk. Folydesmus alnictsst/i n, sp. Taf. 9, Fig. 13-15. Erdbraun. Rückenmitte und Hinterrand der Metazoniten etwas verdunkelt; die ganze Oberfläche matt, nicht glänzend. Breite beim S 1;5, $ 2 mm. (Länge nicht mehr genau messbar). Kopf mit winzigen Härchen, Rumpf unbehaart. Halsschild so bi-eit wie der folgende Rückenschild, seitlich ab- gerundet. Die Kiele sind nur auf den vordersten Segmenten deutlich ; vom 5. Segment an haben die Metazoniten wohl einen grössern Umfang als die Prozoniten und sind in den Seiten etwas aufgetrieben, aber die ganze Gestalt erinnert, abgesehen von der Felderung des Rückens der Metazoniten, eher an ein Strongylosoma; Ringe in der Quernaht stark eingeschnürt. Die Beulen der hintersten Reihe sind deutlich ausgeprägt; es sind ihrer 8, da die Seitenbeulen, an denen auch die Poren münden, völlig den übrigen gleichen. Die Beulen ragen als kleine Zacken über den Hinterrand des Metazoniten vor. Die 2 vordem Beulen- reihen sind nur durch eine schwache, undeutliche Felderung ange- deutet. Copulationsfüsse (Fig. 13, 14, 15). Der Theil vom Schenkel an im Ganzen gerade. Auf den keglig angeschwollenen Schenkel folgt eine halsartig eingeschnürte Stelle, bis zu deren Ende die starke Beborstung auf der Hohlseite reicht. Die convexe Aussenseite bildet hier einen abgerundeten Vorsprung [v] ; von hier an bildet das Ende ein grosses hohles Blatt, deren eine Kante in einen langen, schlanken bogig gekrümmten Geiselast ig) ausgeht, die andere in 2 kräftige Zacken, einen geraden plattigen (a) und einen spitzen hakigen [h). Diese Kante bildet unterhalb der zwei Zacken ein rundes Knie (/:), und unterhalb desselben erhebt sich im Innern des hohlen Blattes der Höcker, auf dessen Spitze die Samenblase nach aussen mündet. Die Oeifnung ist nicht von Haaren umstellt, sonst aber ist die Samen- rinne und Samenblase wie bei unsern einheimischen Pol3'desmen. Fundorte: Almatj^-Pass, Aksu-Thal bei Przewalsk. 9* 126 Carl Attems, Polijdesmus sttnnmeri u. sp. Taf. 9, Fig-. 18. Schmutzig gelb weiss, Kopf und die ersten 4—5 Segmente rotli- bräunlicli; der Darm schimmert schwarz durch. Länge 8 mm. Breite 0.6 — 0,7 mm. Kopf mit schütteren, kleinen spitzen Härchen versehen. Hals- schild bedeutend schmäler als der Kopf und die folgenden Rücken- schilde, seitlich gleichmässig verschmälert und abgerundet. Der Eücken ist stark gewölbt, die schmalen Kiele folgen dieser \Yölbung. Das Vordereck aller Kiele ist abgerundet, der Seitenrand convex und nicht gekerbt, das Hintereck auf den vordem und mittlem Segmenten auch abgerundet, erst auf den hintern Segmenten bildet es einen stumpfen Zacken. Die Prozoniten sind fein chagrinirt, die j\[etazoniten glänzend; die Sculptiir ist sehr schwach, nur auf den vordersten Segmenten sind die Querreihen der Beulen angedeutet; 3 Querreihen winziger, spitzer Borsten, die in der hintersten Reihe noch am stärksten sind. Copulationsfüsse (Fig. 18). Die Umgebung der Grube, in der die Samenrinne beginnt, auf der Innenseite des Schenkels ist kuglig hervorgewölbt. Xm. Ende des beborsteten Schenkeltheils auf der Hohlseite der Krümmung steht eine stumpfe Doppelzacke. Der folgende Abschnitt ist sichelförmig gekrümmt und in 2 annähernd gleich grosse Aeste gespalten; der eine {Ä) ist auf der Hohlseite fein gerieft, sonst glatt, der andere (B) ist schlanker und ringsum mit Börstchen besetzt. An der Gabelungsstelle beider mündet die Samenblase, auch bei dieser Art ohne Haarpolster um die Mündung. An der Grenze zwischen beborstetem Schenkel und Endabschnitt steht eine gezackte Leiste, die auf der Hohlseite im Profil als Doppelzacken erscheint. Fundort: Aksu-Thal bei Przewalsk. TianeUa n. g. Gehört in die Subfamilie Pseudocleiclinae der Chordeumidae. Ausser durch die allgemein dieser Gruppe zukommenden Merk- male ist die Gattung durch Folgendes gekennzeichnet: 30 Rumpfsegmente; kleine Kiele vorhanden, Körper hinten stark verjüngt. S: Endhälfte der Sohle des Endgliedes der Beinpaare 3 — 7 mit Central- und lioch-asiatische Myriopodeu. 127 Papillen : 3. — 6. Beinpaar massig- verdickt ; 7. Beinpaar schlank, die Hüften desselben mit beborsteteu Haken. 9. Beinpaar mit grossen Hüttliürnern. 8. und 9. Beinpaar mit Hüftsäckchen. Als Copulationsfüsse dienen beide Beinpaare des 7. Rinoes ; doch ist das 2. Paar noch sehr lauf beinähnlich, ögliedrig. ohne Drüse, Hüfte mit grossem Innenfortsatz. Basalgiieder der vordem Copulationsfüsse (= Hüften) nur lose mit einander verbunden, tragen mehrere Fortsätze und ein Borsten- bündel. 2. Glied (= Femur) von einfacher Gestalt. Tracheentaschen sehr stark entwickelt, gelenkig mit der Basis der Copulationsfüsse verbunden. Heimath: Central-Asien. TianeUa fastiffata n. sp, Taf. 9, Fig. 19-26. In Farbe und Gestalt sehr an unsere Heteroporatien erinnernd; Grundfarbe graubraun; auf der Rückenmitte eine feine braungelbe Längslinie, ein verwaschener, etwas breiterer, ebenso gefärbter Streif in der Höhe der innersten und mittlem Borstenwarzen. Bauch gelb- braun, Kopf und Antennen von der Grundfarbe (graubraun). Grösse eines Heteroporaiia mutahile. Länge ca. 12 mm. Breite 1,7 mm. 20 Segmente. Körper hinten sehr stark verdünnt. Kopf sehr fein und reichlich behaart; Antennen lang und schlank. Jederseits gegen 25 Ocellen in einem dreieckigen Haufen, in ca. 6 unregelmässigen Längsreihen. Oberfläche des Körpers unter dem Mikroskop fein körnig rauh erscheinend, wenig glänzend. Rücken gewölbt, die Kiele nicht gross, aber doch deutlich aus- geprägt, etwas oberhalb der Mitte der Höhe angesetzt. In der Quernaht und zwischen den Segmeuten nur sehr schwache Ein- schnürungen. Jederseits 3 Borsten warzen ; die 2 Innern stehen in einer Querlinie, die äussere etwas dahinter; die abstehenden Borsten sind weiss, lang und spitz (Fig. 25, 26). c? : 1. und 2. Beinpaar normal, mit Borstenkamm auf der Sohle des Endgliedes. 3. — 6. Beinpaar massig verdickt; die Endhälfte der Sohle des Endgliedes trägt Papillen. 7. Beinpaar schlank, so wie die Beinpaare hinter dem Copulationsringe ; Hüften innen mit einem einwärts gekrümmten, mehrere Borsten tragenden, kleinen Haken 128 Carl Attems, (Fig-. 22); Endglied am Ende mit Papillen. 8. und 9. Beinpaar mit grossen Hüftsäcken, das 9. ausserdem mit einem langen Hörn auf der Hüfte (Fig. 24). Ränder des Copulationsringes einfach, ohne Zahnbildungen. Copulationsfüsse, vorderes Paar (Fig. 19, 20, 21). Ventralplatte eine zarte Querspange; die beiderseitigen Hüften sind nur lose mit einander verwachsen; jede besteht aus häutigen Polstern mit mehreren Erhebungen (a, h, c) und trägt ein Bündel von Hakenborsten ili) und lateral von demselben einen starken Haken, dessen Rand in eine gefranste Lamelle ausgezogen ist (g). Von den Erhebungen der Hüfte ist der eine [ä) kuglig und trägt eine Anzahl zarter Borsten- haare; der zweite {h) ist mehr in die Länge gezogen und dicht mit zarten Haaren bedeckt. Die Tracheentaschen sind sehr stark entwickelt und stehen in gelenkiger Verbindung mit der Basis der Copulationsfüsse; median- wärts umgreift letztere ein schalenartiger Fortsatz (m). Der Schenkel (F) ist kräftig chitinisirt und von einfacher Ge- stalt, ein starkes Blatt mit zum Theil schuppiger Structur. das aussen einen eckigen Fortsatz {z) hat; das Ende ist kurz zweihörnig; die Basis umgreift theilweise die weichhäutige Hüfte und trägt an einer Stelle ein kleines Bündel langer, starker Borsten {l). Das hintere Paar der Copulationsfüsse (Fig. 23) ist ögliedrig und gleicht noch sehr einem gewöhnlichen Lauf beinpaar. Das 1. Glied hat einen grossen kegelförmigen Innenfortsatz, der am Ende in 2 Stifte ausgeht und eine Borste trägt; das 2. Glied ist in der Endhälfte etwas verdickt und nach aussen gekrümmt; 3. Glied lang. 4. Glied kurz, beide cylindrisch ; 5. Glied kegelförmig, mit einer kleinen Kralle ; alle Glieder massig beborstet. Fundort: Aksu-Thal bei Przewalsk. Isobates (?) »p. Das einzige mir vorliegende Exemplar, ein % gestattet keine ge- nügende Beschreibung; selbst die Einreihung in die Gattung Isobates bleibt etwas zweifelhaft. In Gestalt und Sculptur stimmt es mit unsenn J. varicornis überein; 48 Segmente. Rücken lebhaft quer geringelt, indem die hintere Hälfte jedes Metazoniten schwarzbraun, das übrige licht- gelb ist. Cential- iiml hocli-asiatiscLe Myriopoden. 129 Erklärung der AbMlduugen. Tafel 8. Fig. 1. LiÜiohius curtiprs C. KoCH. Latzel's Originalexemplar, $. 5. Glied des Endbeiaes. Fig. 2. LiiJtohius curtipes suhsp. tnrkcstanicus n. suhsp. $. 5. Glied des Endbeines. Fig. 3. Escarijus Sibiriens Cook (Cook's Originalexemplar aus Wladi- wostok). Hinterende des $. Ventralseite. Fig. 4 — 6. Escanjus rehisidrns n. sp. Fig. 4. Hinteren de des ^. Yentralseite. Fig. 5. Oberlippe. Fig. 6. Kieferfüsse. Fig. 7 — 12. Mecistocephalus edcnJulus n. sp. Fig. 7. Ein Kieferfuss. Fig. 8. Vorderende, Ventralseite. Fig. 9. Vorderende, Dorsalseite. Fig. 10. Oberlippe. Fig. 1 1 . Ventralseite des Kopfes nach Entfernung der Mund- theile. Fig. 12. Die 2 Maxillenpaare. Tafel 9. Fig. 13 — 15. Pohjdcsimts ahnassyi n. sp. Fig. 13. Copulationsfuss, Medialseite. Fig. 14 u. 15. Lateralseite. Fig. 14 das Ende stärker vergr. 130 Carl Attems, Central- uud hoch-asiatische Myriopoden, Fig. 16 u. 17. rohidrsmiis fifronrji/JoffODwidc.s n. sp. Fig. 16. Copulationsfuss, Lateralseite. Fig. 17. Copulationsfuss, Medialseite. Fig. 18. P<)liji/rs)u/is siummcri n. sp. Copulationsfuss. Fig. 19 — 26. Tianella fasligala n. sp. Fig. 19 — 21. Vorderes Copulationsfusspaar. Fig. 22. Hüften des 7. Beinpaares des (5. Fig. 23. Ein hinterer Copulationsfuss. Fig. 24. 9. Laufbein (2. Paar des 8, Einges). Fig. 25. Rechte Hälfte zweier mittlerer üückenschiide Fig. 26. 10. Segment, Linke Hälfte. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Ein getrenntgeschlechtiger Cestode. Von Dr. 0. Fiilirinanu, Akademie Neuchätel. Mit Taf. 10. Der in mehrfacher Hinsicht überaus interessante und eig-en- thümliche Cestode gehört in das von mir begründete Genus Dioi- cocestu.s, für welches ich bereits früher 2 Arten kurz beschrieben habe. ^) Der Typus des Genus Dioicocestus paronai Fuhrmann stammt aus PJegadis guarrmna (Lin.), die andere Species, Dioicocestus aspera (Mehlis), beherbergt Podiceps griscigena Bodd. Die dritte, neue, Art wurde in Podiceps dominicus (L.) gefunden, dessen Heimath die Antillen, Mexico, Centralamerika und das südliche Südamerika sind. 2 Exemplare dieser Taenie, ein Männchen und ein Weibchen, fanden sich in der Sammlung des Britischen Museums, mehrere Pärchen in der so reichen Helminthologischen Sammlung des ^Yiener Hofmuseums, deren Vogelcestoden mir in überaus liberaler Weise von Prof. E. VON Marenzeller zur Bestimmung überlassen wurden. Die Londoner Exemplare waren mit dem Namen T. scolopendra Dies. bezeichnet, und es fand sich ausserdem noch, da diese Taenie schon äusserlich nicht die geringste Aehnlichkeit mit oben genanntem Cestoden besitzt, der von Prof. R. Blancharü, welchei- die Sammlung ebenfalls gesehen, herrührende, aber nie publicirte Name T. belli 1) Fl'HUMAXX, 0.. Zur Kenutniss der Acoleinae, in: Ctrbl. Bakt., V. 28, l'JOO, p. 363. ' 132 0. Fuhrmann, n. sp. Die Cestodeii des Wiener ]\riiseiiiiis waren mit dem wolil von DiEsiNG (?) stammenden Namen T. erytliroccphala bezeichnet; eine Beschreibung unter diesem Namen ist nie erfolgt. Wir nennen diesen Cestoden auf Grund des Fehlens der Saugnäpfe Dioicocestus acotyhis n. sp. Schon äusserlich sind die männlichen und weiblichen Exemplare dieses Cestoden leicht erkennbar, so dass also ein wirklicher ge- schlechtlicher Dimorphismus besteht, der übrigens auch bei den beiden andern Arten, D. paronai und B. aspera, von mir beobachtet wurde. Derselbe ist namentlich deutlich sichtbar an den beiden Londoner Exemplaren, die, wie aus nachfolgender Beschreibung her- vorgeht, einen ausgezeichneten Erhaltungszustand aufweisen. Das männliche Exemplar besitzt eine Länge von 4,5 cm bei einer grössten Breite von 2^-2 mm und einer Dicke von 1 mm, während das grössere Weibchen mehr als doppelt so lang (10 cm), 4 mm breit und 2 mm dick ist. Was das Männchen ebenfalls leicht kenntlich macht, sind die beiderseits weit hervorstehenden Cirri. Die AViener Exemplare sind weniger contrahirt, da sie wohl in todtem Zustande in die Con- servirungsflüssigskeit kamen, deshalb ist ihre Länge bedeutender; das Weibchen misst 19 cm bei einer Breite von 3,5 mm, das Männchen, das viel dünner, 13 cm bei 2 mm Breite. Die Strobila ist sehr kurzgliedrig; die Gliederung beginnt beim Männchen 1 mm, beim Weibchen 1,4 mm hinter dem Scolex. Der Kopf zeigt eine überaus interessante Eigenthümlichkeit. Obwohl die Anatomie dieses Cestoden auffallend mit den beiden andern Arten übereinstimmt und D. aspera ^) sehr starke Saugnäpfe und ein grosses von doppeltem Muskelsack umgebenes Rostellum besitzt (s. Fig. 1), zeigt sich bei unserer Art ein vollkommener Mangel an äussern Sauggruben, und auch das Rostellum scheint rudimentär zu sein. So erhalten wir eine äussere Form des Scolex, wie sie sich etwa bei den Bothrio- cephaliden Schistocephahis und namentlich Ligula findet (Fig. 2). 1) Bei J). paronni ist der Scolex abgerissen, was uns zeigt, auch hier die Haftorgane sehr stark entwickelt sein müssen. Allerdings findet sich die Wundstelle vollkommen verheilt mit Neugewebe; die Cuticula ist an der Stelle normal ausgebildet, doch zeigt sich kein Wasser- gefässnetz , noch Bildung eines cephalischen Centralnervensystems , wohl aber gehen, namentlich beim Männchen, die embryonal entwickelten Ge- schlechtsorgane bis ans vorderste Ende der Strobila. Es scheint also der Scolex im Wirth , vielleicht durch starke Darmcontraction , abgerissen und die Wunde verheilt zu sein. Ein getrenntgeschlechtiger Cestode. 133 Da das Nervensystem und ^^'assergefäss3^stem in vollkommener Ent- wicklung vorhanden, ist es ausgeschlossen, anzunehmen, dass der Scolex abgerissen sei, um so mehr, als ein grosses rudimentäres Rostellum. als einziger Rest früherer Bewaffnung, deutlich sichtbar ist. Der Scolex ist nicht deutlich vom Halstheil abgesetzt, sondern es endigt die Strobila am Vorderende wie z. B. bei Lignla, indem sie sich ziemlich rasch verschmälert und zungenformig. mehr oder weniger breit abgerundet, endigt. Auf der Höhe des Centralnerven- systems ist der Scolex ca. 0,4 — 0,5 mm breit. Die Länge des unge- gliederten Theiles. den man als Hals auffassen kann, der aber äusserlich vom Scolex nicht abzutrennen ist, habe ich bereits oben angegeben; er zeigt unregelmässige oberflächliche Falten. ObAVohl der Scolex von dem von D. aspera total verschieden, stelle ich diese Art trotzdem in dasselbe Genus, da uns die anatomische Gleichheit systematisch wichtiger erscheint als die Verschiedenheit im Bau des Kopfes, die wohl meist grösstentheils adaptiver Natur. Wollte man bei PseudophyJHdae und Cijdoplußlidae hauptsächlich den Bau des Scolex bei der Bildung der Genera berücksichtigen, so kämen oft anatomisch total verschiedene Formen zusammen, wie ich dies andern Orts gezeigt habe.^) Wenn wir nun nach der Ursache der Rückbildung der Haftorgaue des Scolex fragen, so können wir dieselbe vielleicht zum Theil in der Structur des Darmes des Wirthes finden, welcher durch seine grossen Darmzotten der kiirz- gliedrigen, mit vorstehenden Rändern ausgestatteten Strobila auch ohne Saugnäpfe ein Ausstossen aus dem Darme verhindern. In der Structur der Cuticula, Subcuticula, des Parenchj^ms, des Nervensystems, Excretionssystems sowie der Musculatur sind zwischen den beiden Geschlechtern keine wesentlichen Unterschiede zu finden, so dass wir diese Organe für ]\[ännclien und Weibchen zusammen besprechen können. Cuticula und Subcuticula zeigen nichts Besonderes, ebenso ist das Parenchym ähnlich wie bei andern Cestoden entwickelt. Im Rindenparenchym liegen wenige kleine Kalkkörperchen. Aufgefallen sind mir ebendaselbst in grosser Zahl vorhandene, eigen- thümliche plasmareiche Zellen, welche namentlich am Hinterende der Proglottis in mehreren Lagen das periphere Rindenparenchym erfüllten. Es scheinen birnförmige Zellen zu sein, deren basaler breiter Theil allein deutlich sichtbar, weil stärker sich färbend als 1) FrpiRMANX , 0., Sur un nouveau Bothricephalide d'oiseau , iu Arch. l'arasitol., V. 5, 1902. 134 0. FCHRMANN, das umgebende Parencliym, während der sich verjüngende, immer der Cuticuhi zugekehrte Theil der Zelle wegen seiner Farblosigkeit, oder weil er sehr schief verläuft, weder auf Quer- noch auf Längs- schnitten in seiner ganzen Ausdehnung zu erkennen ist. üeber die Natur dieser Zellen, ob Myoblasten oder Drüsenzellen, vermag ich nichts auszusagen. Das Nervensystem besteht im Scolex aus 2 mächtigen Ganglien, welche durch eine das rudimentäre Rostellum umfassende Ringcommissur verbunden sind. Von den beiden Ganglien gehen Nerven nach vorn sow'ie die beiden Hauptlängsnerven ab. An ihrem Ur- sprung entspringt ebenfalls das beiderseitige dorsale und ventrale Begleitnervenpaar. Die beiden dorsalen und ventralen zu beiden Seiten der Medianlinie verlaufenden Längsnerven sind ebenfalls, wenigstens in den jungen Gliedern, sehr leicht, ohne besondere Technik sichtbar; sie liegen am Innern Rande des innern Längs- muskelsystems, also zwischen diesem und den starken Transversal- muskeln, während die übrigen Längsnerven im Markparenchym sich finden. Die Muskelbündel, die diese 4 Nerven berühren, sind auf- fallend schwächer als die umliegenden, haben also durch die An- wesenheit dieser Nerven eine Reduction in ihrem Querschnitt er- fahren. Das Wassergef ässystem besteht im Scolex aus 3 Gefäss- ringen, von w^elchen der obere engste das obere Ende des Eostellums umfasst, die beiden andern in der Mitte und am hintern Ende des obigen Organs gelegen sind. Diese 3 Ringe, von welchen der erstere kreisrund, der zweite und dritte dem Querschnitt des Scolex entsprechend oval und fast gleich gross sind, sind durch zahlreiche, nicht sehr regelmässig vertheilte Commissuren unter einander ver- bunden. Vom untern Gefässring gehen nun die beiden ventralen und dorsalen, die Strobila durchziehenden Längsgefässe ab. Die erstem sind am Hinterende jeder Proglottis durch ein feines Quer- gefäss verbunden. Das ventrale Gefäss ist wie fast immer etwas weiter als das dorsale; sie liegen beide über einander, ziemlich weit vom Rande entfernt (s. Fig. 6). Die Structur dieser Gefässe zeigt nichts Besonderes; eine deutliche Cuticula kleidet sie aus, der nach augsen dicht gedrängt deutliche Zellen anliegen, welche zum Theil die Primitivzellen der Wimpertrichter darstellen. Nur wenige von der Körpermusculatur , namentlich den Dorsoventralmuskeln, ab- stammende Fasern legen sich allerdings nur lose den Excretions- gefässen an. Ein getreniitgeschlechtig-er Cestode. 135 Ganz besonders interessant ist, dass, ohne specielle Färbetechnik, die Wimpertrichter in grosser Zahl leicht sichtbar sind. Sie nm- «reben, zu Dutzenden auf einem Querschnitt sichtbar, die Längsg-efässe, lieg'en aucli zwischen den nahen Läng-smuskelbündeln und sclieinen in kleinen Gruppen direct in sie zu münden (Fig. 6). Hier haben sich also diese als Drüsenzellen aufzufassenden Gebilde noch nicht sehr weit von ihrem Entstehungsort entfernt, wie dies im Gegensatz zu andern Cestoden meist der Fall. In der Region zwischen zwei Gliedern fehlen sie vollkommen. Die den Wimpertrichter bedeckende Zelle lässt keine Ausläufer sehen, diese sind wohl contraliirt. Die Zelle hat einen Durchmesser von 0,006 mm und einen 0,003 mm grossen sich dunkler färbenden Kern mit deutlichem Eeticulum von Chromatin. Der Trichter ist 0,009 mm lang und zeigt überall auf Längsschnitten in der Mitte eine deutliche Verdickung der Wandung (s. Fig. 4), die wie eine gestreckt spindelförmige Muskelfaser aussieht. Ob diese Verdickung nun, wie Bugge ^) meint, von Chitin Stäbchen herrührt, die in der Wandung liegen, oder ob es contractile und leicht contrahirte Fibrillen sind, wie es bei diesem Cestoden den Anschein hat, vermag ich nicht zu entscheiden. Die Wimperflamme besteht überaus deutlich aus feinen zusammen geklebten Cilien und ist 0,0075 mm lang. Sehr hübsch lässt sich auch die Entstehung der Wimpertrichtei' verfolgen, und deren Studium bestätigt die An- gaben der interessanten Arbeit Bügge's. Wir finden nämlich häufig um das Hauptwassergefäss herum grössere, den zelligen Belag der Cuticula desselben bildende Zellen, die sich ablösend wohl theilen und so je 3 Wimpertrichter bilden, welche man häufig noch mit ihrem Protoplasmaleib vereinigt antrifft. Ueberaus interessant ist die Disposition der Musculatur, nicht nur der Strobila, sondern in noch höherm Grade die des Scolex, in welchem das Verschwinden der Saugnäpfe natürlich nicht geringe Veränderungen der gerade durch die Haftorgane so complicirten Scolexmusculatur hervorgerufen. Unter der Cuticula der Strobila liegt ein deutliches System von äussern C^uer- und Innern Längsfasern, w^elches in den reifen Gliedern am stärksten entwickelt ist. Die Musculatur des Parenchyms zeichnet sich durch eine ungemein starke Entwicklung aus, die wie bei den subcuticularen Muskeln im hintern Theil der Strobila am bedeutendsten ; 1) Bugge, Georg , Zur Kenntciss des Excretionsgefäss-Systems der Cestoden und Trematoden, in: Zool. Jahrb., V. 16, Anat., 1902. 136 0- Fuhrmann, ausserdem besitzt sie eine Disposition, die vollkommen anders ist als bei den meisten Cestoden. Wir linden sonst gewöhnlich bei Taenien eine innere Transversalmuscnlatur und ausserhalb dieser eine oder mehrere Lagen von Längsmuskelbündeln. Bei den Dioicocestus- Arten sowie auch bei den von mir geschaffenen Genera Aroleus, Biplophalhis und Gyrocoelki, die zusammen die Familie der Acoleinae bilden, finden wir 2 Längs- und 3 Transversalmuskel- Systeme, welche mit einander a 1 1 e r n i r e n. Nach innen gelegen, das Einden- vom Markparenchym trennend, liegt eine überaus mächtige Transversalmuscnlatur. Auf sie folgen nach aussen grosse Längsmuskelbündel von ovalem Querschnitt, welche häufig in einige kleinere Muskelbündel aufgelöst sein können, also von sehr ungleicher Grösse sind. Die grössern zählen 80 — 100 feine Fasern. Nach dem Rande zu werden diese Muskelbündel sehr rasch kleiner, indem sie zunächst nur noch 50, dann 40, 20 und schliesslich nur noch ca. 8 Fasern haben. Eigenthümlich ist, doch findet sich diese Erscheinung auch bei andern Acoleinae, dass sich von dieser Längsmusculatur einige (3—4) kleinere Bündel abgelöst haben, um sich den im Mark- parenchym gelegenen Längsnerven anzulegen. Nach aussen von dieser Längsmuskelzone folgt nun das zweite System von Querfasern von geringerer Mächtigkeit. Ausserhalb von ihnen eine zweite Lage von Längsmuskelbündeln, die etwa doppelt so zahlreich, aber nur bis ca. 40 Fasern besitzen. Diese Bündel sind von viel regel- mässigerer Grösse, nehmen aber auch nahe dem Eande an Grösse ab, Nach aussen von diesem Längsmuskelsystem liegt nun eine schwache, aber sehr deutliche Transversalmuskellage. Lateral sehen wir auf Querschnitten namentlich die Innern Transversalmuskeln, weniger die mittlem zwischen den Längsbündeln durch ausstrahlen; während Längsschnitte zeigen, dass die Längsbündel jeder Schicht nicht etwa isolirt die ganze Strobila durchziehen, sondern durch zahlreiche Anastomosen unter einander verbunden sind. Die feinen Dorso- ventralfasern besitzen grosse Myoblasten und sind überaus zahlreich. Die Musculatur der Strobila ist also, wie wir gesehen haben, eine überaus complicirte und mächtige. Ganz besonders interessant ist es nun, diese Muskulatur bei ihrem Eintritt in den Scolex zu ver- folgen. Bei andern Taenien ist es namentlich die Existenz der 4 mächtigen Saugnäpfe, welche eine complicirte Umstellung der Mus- culatur zur Folge hat, die für die Anoplocephaliden von Luhe ^) in 1) LUHE, Max, Zur Morphologie des Taenieuscolex, Inaug.-Diss., Königsberg 1894. Ein g-etreimtgeschlechtiger Cestode. 137 eingehender Weise studirt wurde. Da mm bei diesem Cestoden die Saiignäpfe nur noch auf Schnitten als schwache Rudimente sichtbar sind, ist zu erwarten, dass die Musculatur des Scolex eine be- deutende Vereinfachung erfahren, die noch bedeutend grösser wäre, wenn nicht ein mäclitiges Eostellnm im Centrum des Scolex läge. Ausserdem finden wir, wie schon beschrieben, in ihm ein mächtig entwickeltes Nervensystem und eiu aus zum Theil weiten Gefässen bestellendes Gefässkörbchen, so dass für die Musculatur des Scolex nur noch wenig Platz übrig bleibt, um so mehr, als der Scolex sehr kurz, kaum 0,2 mm lang, ist bei einem Durchmesser von nur 0,48 mm. Schon der hintere Theil des Eostellums liegt in der dichten embryonalen Zellenmasse des Markparenchyms des Halses, welche die Wachsthums- zone der Strobila und die Bildungsstätte der Anlage der Geschlechts- organe ist. Verfolgt man nun die verschiedenen Muskelschichten der Strobila im Hals des Cestoden, so bemerkt man, dass die äussere Transversal- musculatur und die äussern Längsmuskelbündel sich der Cuticula anlegen und zur Subcuticularmusculatur des Scolex werden. Die mittlere Transversalmuskelschicht verschwindet im Hals. So haben wir also bereits direct hinter dem sehr kurzen Scolex die für alle übrigen Taenien geltende Muskeldisposition, welche besteht aus Innern Transversal- und äussern Längsmuskelfasern. Letztere sind in kleine Bündel vereinigt, deren Faserzahl bei Eintritt in den Scolex eine sehr geringe ist. Es sind also die oben für die Strobila geschilderten eigenthüm- lichen Muskelverhältnisse, eine in der Strobila selbst entstandene Complication, vrelche ihren Ursprung in ihr und nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, im Scolex hat, welcher nur die allen Taenien typischen j\Inskelsysteme zeigt. Verfolgen wir nun die Quer- und Längsschnitte des Scolex, so sehen wir Folgendes: Die auf Null reducirte Rolle der Saugnäpfe hat zur Folge, dass die Längsmusculatur ungestört an der Peripherie des Scolex zum Scheitel aufsteigt. Die Transversalmusculatur scheint sehr wenig entwickelt, und man bemerkt nur wenige Fasern. Auf der Höhe des Rostellums sieht man eine sehr grosse Zahl von Längsfasern von der oben genannten peripheren Musculatur sich ablösen und sich dem Rostellum zuwenden, wo sie sich an dessen vordem Theil und nicht etwa am Hinterende desselben fixiren oder wenigstens anzulegen scheinen. Dabei müssen die Fasern durch die Lücken des stark entwickelten Wassergefässkörbchens dringen, welches das Rostellum vollkommen 138 0. Fuhrmann, umhüllt. Das mächtige Rostelliim. das stark entwickelte Wasser- g'efässystem mit seinen zum Tlieil sehr weiten Gefässen sowie das wohl ausgebildete Nervensystem lassen nur eine schmale periphere Parenchymzone frei, in welcher eben die oben erwähnte Musculatur aufsteigt (s. Fig. 3). Die am Rostellum sich anlegenden Längs- muskeln entfernen sich sofort wieder von diesem und strahlen nach dem Vorderende des Scolex aus. Das schon oft erwähnte Rostellum, das dem Volumen nach sehr gut entwickelt ist, scheint aber, wenn wir seine Structur näher be- trachten, in Reduction begriifen zu sein. Bei Dioicocestus aspera, der anatomisch obiger Art sehr nahe steht und von welchem ich den Scolex genauer kenne, finden wir folgende Verhältnisse (s. Fig. 1): Der Scolex besitzt einen Durch- messer von 0,76 mm, die 4 starken Saugnäpfe sind 0,2 mm gross. Das Rostellum, auf welches es hier hauptsächlich ankommt, zeigt die- selbe Structur wie bei vielen Vogeltaenien (Taenia porosa, T. undulata etc.): es besteht aus zwei in einander geschachtelten Muskelsäcken, von welchen der innere das eigentliche vorstülpbare hakentragende Rostellum bildet. Dieser grosse innere Sack ist kegelförmig, 0,66 mm lang und zeigt am hakentragenden Ende einen Durchmesser von 0,28 mm. Der äussere, sehr w^eite Muskelsack dient dem erstem als Receptaculum, wenn er zurückgezogen ist. Ganz anders liegen die Verhältnisse bei dem anatomisch fast identischen D. acofylus (s. Fig. 8). Hier ist das Rostellum ebenfalls verhältnissmässig gross, indem es in contrahirtem Zustande einen Durchmesser von 0,12 mm zeigt. In dem einen sehr gut conservirten Exemplar zeigt das Rostellum nur eine sehr dicke homogene, mit Eosin sich dunkelroth färbende Wandung, in welcher man von Muskel- fasern nichts unterscheiden kann, mit Ausnahme der von aussen an- liegenden Parenchymmuskeln. Im Innern findet sich ein unregel- mässiger Hohlraum. An einem andern, sehr mangelhaft conservirten Exemplar lassen sich im selben Organ, allerdings nicht sehr deutlich, ein zweiter (innerer) Muskelsack unterscheiden, der aber vom äussern vollkommen umschlossen scheint. Obwohl das Rostellum überall ganz zurückgezogen und oben erwähntes Exemplar sehr gut er- halten war, Hessen sich keine Haken erkennen, so dass also das Rostellum vielleicht unbewaftnet ist. Dieser Umstand wie die Structur, vielleicht auch die Verschiedenheit des Baues bei ver- schiedenen Exemplaren scheinen darauf hinzuweisen, dass wir es mit einem in Reduction begriffenen Orsran zu thun haben. Diese An- Ein getrenntgeschlechtiger Cestode. 1H9 sieht bedarf aber einer Bestätio-uno- durcli Studium einer gTössern Anzahl i>ut conservirter Exemplare. Während Avii- aussen keine Spur von den 4Saug-näpfen sehen, zeiovn lückenlose Serienschnitte an den Stellen, wo dieBothridien sein sollten. dass trotzdem 4 kleine Bläschen von 0.08 mm Durchmesser vorhanden sind, welche aber keine Spur von Saug-napfstructur mehr aufweisen. Es haben diese Rudimente auch, wie wir schon oben bemerkt, keinen P^influss auf die äusserst einfach disponirte Scolexmusculatur. Bei Betrachtung- der Geschlechtsorgane zeigt sich als auffallendes Moment, dass die männlichen und weiblichen Organe in verschiedenen Individuen sich finden und also bei Cestoden der auch l)ei Turbellarien und Trematoden seltene Fall der Getrenutgeschlechtigkeit eintritt. Wir finden also bei unserer Species sowie den früher schon von uns kurz beschriebenen Arten /). aspera und I). paronai, auch äusserlich leicht zu unterscheidende, männliche und weibliche Individuen. Das 3Iiliinclieii. Die Geschlechtsorgane des Männchens sind wie bei den beiden andern Dioicoccsfics-Arten doppelt, was eine besonders auffallende Eigenthiimlichkeit ist. da die weiblichen Geschlechtsdrüsen sowohl als auch deren Ausführgänge einfach sind. Die Zahl der Hoden ist eine sehr bedeutende, indem ich auf einem Flächenschnitt durch eine junge Proglottis ca. 150 solcher zählte. Doch macht diese Zahl keinen Anspruch auf Genauigkeit, indem die Hoden hier nicht wie bei andern Cestoden sphärische oder ovale Bläschen sind, sondern eine wirre, das ganze Markparenchyni erfüllende blasse von schlauch- oder keulenförmigen männ- lichen Geschlechtsdrüsen bilden. Die Hoden zeigen auch nicht die üblichen feinen Yasa efferentia, sondern münden direct oder mit weiten Gängen in das Vas deferens. Eine Theilung der Hoden in zwei die beiden Copulationsorgane versorgende Gruppen ist nicht sicht])ar. Während man bei andern Cestoden in den Hoden- bläschen geschlechtsreifer Proglottiden Spermamutterzellen. 'I'ochter- zellen.moi'ularartige Haufen von Spermatiden sowie fadenförmige spei-- mat<>zoi(h'n in derselben Proglottis, oft in demselben Hodenbläschen finden kann, liegen l)ei Dioirorcsimwotißxfi die Verhältnisse ganz anders. Die wenigen ursprünglichen Spermamutterzellen theilen sich in allen Hoden gleichzeitig in Tochter- und Enkelzellen, und die kleine Spermatidenzelle bleibt als solche ohne weitere l'm- Zf.ol .Irtliiii. W. .\l)tli. f. Svst. 1" 140 f^- Führmann, bilduiig im Hoden. Spermatozoideu werden in ihm e b e n s 0 w e n i g w i e in d e r V e s i c u 1 a s e m i n a 1 i s des C i r r u s - beut eis gesehen. Die Speimatiden gelangen als solche durch das Vas deferens in die Ve s i c u 1 a s e m i n a 1 i s des Penis und werden so durch dieses musculöse Organ in das Receptaculum seminis des Weibchens gepresst. wo dann erst deutliche fadenförmige Spermatozoideu am Innern Ende des Samenbehälters sichtbar sind. Diese Sperma- tidenzellen zeigen allerdings bereits das künftige Spermatozoid. das. wie der junge Embryo eines Fisches auf der Keimblase, so auf der blass gefärbten Zelle als dunkler kurzer Faden aufgespannt erscheint. Dieses bei Cestoden einzig dastehende Verhalten hat zur Folge, dass die Hoden sehr schnell und gleichzeitig ihre Producte gebildet und auch die Geschlechtsdrüsen sehr bald vollständig verschwinden. So kommt es, dass der grösste Theil der Proglottiden der Strobila des Männchens ohne Geschlechtsdrüsen und nur die mächtigen Penis- taschen und ein Theil des Vas deferens bestehen bleiben. Ja sogar dieVesicula seminalis ist meist leer, was sonst bei den meisten Cestoden nicht einmal in den letzten Proglottiden der Fall ist. Da wo sich noch Spermatidenreste linden, zeigen sich oft entwickelte Spermatozoideu, die aber wohl nicht mehr Verwendung finden. Das Vas deferens geht ganz gerade von der Mitte des Gliedes aus nach dem Proglottidenrande. Es ist ein weiter C'anal, von starker Cuticula ausgekleidet. In ganz jungen Gliedern sieht man, dass dasselbe ursprünglich von einem Plattenepithel ausgekleidet war. Vor dem Eintritt in die Vagina ist der Samencanal von blasigen Zellen umhüllt, die wohl Prostatazellen darstellen. In dieser Region findet sich auch auf der Dorsalseite des Vas deferens ein blindsack- artiger Anhang, der sich dunkelblau färbt und vielleicht eine Drüse darstellt (s. Fig. 6). Der Cirrusbeutel ist in ausgewachsenem Zu- stande 0,44 mm lang bei einem Durchmesser von 0,18 mm. Er ist gebildet von einem starken Muskelsack, dessen P'asern in der Längs- richtung verlaufend sich leicht kreuzen; eigentliche Ringmuskeln sind also nicht vorhanden. Innerhalb dieser Musculatur fehlt eiue deutliche Membran und findet sich sofort das von Muskelfasern durchquerte Parenchym. Diese Muskelfasern verlaufen von der Wandung der ]\Iuskeltasche schief nach aussen, wo sie sich am Cirrus anheften und so die Retractoren des mächtigen Copulations- organs darstellen. Der Penis ist wie bei allen Acoleinae ein über- aus stark entwickeltes Organ, mit sehr grossen Haken bewaffnet, deren Basaltheile in der dicken Wanduno* stecken. Während sonst Ein getrenntgesehlechtiger Cestode. 141 die Bewaifniing- des Cirrus aus einfachen Borsten oder kurzen conischen Häkchen gebildet ist, sehen wir diese Gebikle in der Familie der Acoleinae sich bedeutend difierenziren, indem sie nicht nur an Grösse zunehmen, sondern auch ihre Form compliciren, so dass dieselbe eine für die einzelnen Arten charakteristische wird. Bei Dioicoccstus acotylus, wie übrigens auch z. B. bei Gyrocoelia hrenis Fuhkmann, zeigen die Haken grosse Aehnlichkeit mit den Hostellarhaken der Davaineen, welche unter allen Taenien meiner Ansicht nach die primitivsten Hakenformen an ihrem Kostellum zeigen. Das Basalstück der grössten Penishaken ist 0,018 mm lang, der aus der Cuticula hervorstehende Hakentheil zeigt eine Länge von 0,01 mm. Die Haken zeigen, wie zu erwarten, eine bestimmte Dis- position, welche sehr an die der Haken des Rüssels der Echino- rhynchen erinnert. Auf einem ausgestülpten. 0,3 mm langen und genau längs geschnittenen Cirrus zählte ich ca. 45 hinter einander liegende Haken. Vorn waren sie am kleinsten, in der Mitte am grössten, während sie im letzten Viertel ebenfalls wieder etwas kleiner sind. Das in den Cirrusbeutel eintretende Vas deferens zeigt sofort eine Erweiterung zu einer mehr oder weniger grossen Vesicula seminalis interna. Der ganze im Cirrusbeutel ge- legene Tlieil des Vas deferens, also auch die V^esicula und der Penis, sind von einer sehr deutlichen Ring- und äussern Längsmusculatur umhüllt. Es sind also Cirrusbeutel und Penis sehr contractu. Durch eine Structureigenthümlichkeit zeichnet sich der Cirrusbeutel dieses (.'estoden aus. Ausserhalb seiner Musculatur findet sich eine doppelte Lage dicht gedrängter grosser Zellen mit deutlichem weitmaschigem K'eticulum im Protoplasma. Diese Fmhüllung setzt sich auch ein wenig auf das austretende Vas deferens fort. Wenn diese Zellen Myoblasten sind, wie ich solche schon öfteis dem Cirrusbeutel anliegend ge- sehen, so sind dieselben von ungewöhnlicher Structur. Nach aussen von ihnen, den Cirrusbeutel und aucli auf eine kurze Strecke das austretende Vas deferens umhüllend, findet sich eine starke Schicht von feinen Längsfibrillen (s. Fig. 6). Wenn wir nun einen Blick werfen auf die Entwicklung des Cirrusbeutels, so sehen wir. dass in ganz jungen Gliedern das Vas deferens in demselben gebildet wird von deutlichen cubischen Epithelzellen, die namentlich gross sind in der Gegend, wo die Haken entstehen. Dieses Epithel wird zu einem cylindrischen, das ganz an das Darmepithel eines Vertebraten erinnert, nur mit dem 10* 142 0- FUHRJIANN. wichtigen Unterschiede, dass merkwürdiger \\'eise dei- Kern der holien prismatisclien Zellen nicht an der Basis der Zelle, sondern an dem gegen das Lumen gekehrten Ende desselben gelegen ist. An der Basis der Zellen findet sich eine starke Membran, während dem Lumen des V a s deferens zu die Zellen ohne Zellmembran zu sein scheinen. Sollte sich die dicke Cuticula von der Basis der Zellen aus bilden? Aus einem Theil dieser Epithelzellen entstehen auch die grossen Penishaken, verfolgen konnte ich den Process leider nicht. Zwischen dieser Epithelschicht und der Oberfläche der Cirrus- beutelanlage liegen dicht gedrängt die embryonalen Parenchvmzellen. aus welchen die den Penis umhüllende Musculatur. die vom Penis zum Muskelsack ziehenden Fasern sowie die Cirrusbeutelmusculatur entstehen, letztere wohl von der bereits bestehenden äussern doppelten Zellenlage gebildet. Retractoren der beiderseitigen Penistaschen halie ich nicht ge- sehen, wohl aber finden sich zahlreiche Fasern, welche von der ganzen Oberfläche der Penistasche schief nach dem Rande der Proglottis verlaufen (s. Fig. 6) und so als Propulsoren desselben functioniren. Im Ruhezustand liegt der Cirrusbeutel ca. 0,25 mm vom Proglittidenrand entfernt, während, wenn dei- Cirrus ausgestülpt ist. in Folge der Contraction der oben genannten Muskeln die Ge- nitalkloake ganz verschwunden oder sogar selbst ausgestülpt ist. Noch besonders zu bemerken ist, dass das Vas deferens zwischen den beiden Wassergefässen und zwischen dem dorsalen Begleitnerven und dem Hauptlängsnerven hindurch zum Rande verläuft. Das Weibchen. Das ^\'eibchen, oft bedeutend länger und immer doppelt so dick wie das Männchen, zeigt als besondere zunächst auffallende Eigen- thümlichkeit , dass die Geschlechtsdrüsen und Leitwege einfach sind, während, wie wir gesehen haben, beim Männchen doppelte Geschlechtsorgane sich finden. Ebenfalls sehr be- merkenswerth ist. dass die zum Rande verlaufende Vagina nnregel- mässig abwechselnd links oder rechts verläuft, ohne aber, wie wir sehen werden, auszumünden. Die Geschlechtsdrüsen liegen dem Rande, nach welchem die Vagina verläuft, etwas genähert, was aber nur in den jüngsten Proglottiden deutlich zum Ausdruck kommt. Das Ovarium ist ca. 1,1 mm l)reit; auf (Querschnitten sehen wir, dass dasselbe aus wenig Ein getreiiiitg-eschlechtiger Cestode. 148 verzweigten dorsoveiitral verlaufenden Eiscliläuchen bestellt, welche sich auf der Ventralfläche alle vereiniii-en und so die ganze Höhe des Markparenehyras ausfüllen. Der Dotterstock ist etwas dorsal gelegen, 0.34 mm breit und ebenfalls tief gelappt. Die Anlage des Ovariums und des Dotterstockes ist eine netzförmige, und man sieht sehr deutlich in dem die Maschen ausfüllenden Parenchj^m dicht gedrängt die dorsoventralen Muskelfasern durchziehen. Eigentlich sollte man von 2 Ovarien sprechen, denn, wie ich auch schon bei mehreren andern Taenien deutlich beobachten konnte, ist das Mittel- stück, welches die seitlichen Theile des Ovariums verbindet, wie dies auch Leuckaet annimmt, nur leitender Theil und nicht, wie das sonst häufig der Fall ist, von Eiern erfüllt, ein Theil des Ovariums. Hier stellt das Mittelstück 2 tricliterf(">rmige im Oocapt sich ver- einigende Oviducte dar. welche eine aus Plattenepithel bestehende \\'andung zu besitzen scheinen und die reifen Eier, welche von den seitlichen Ovarien sich loslösen, auffangen und zum nnpaaren Oviduct leiten. So gemahnen diese (Tebilde ganz an die Oviducte der \ev- tebraten. da man die epitheliale Wandung der Trichter nicht auf die Keimstöcke weiter verfolgen kann. Der Oocapt ist trichter- förmig mit einem Durchmesser von 0,045 und zeigt eine deutliche epitheliale Auskleidung ohne musculöse Umhüllung, so dass er also nicht als eine Ai't Aspirationspumpe functionirt wie bei andern Cestoden. Der Oviduct ist sehr kurz, nur 0,6 mm lang, und verläuft von dem Trichter aus, der auf der Dorsalseite der Verbindungscanäle der Ovarien liegt, fast horizontal zur Vereinigungsstelle mit der Vagina. Von dieser Stelle an verläuft der Oviduct dorsalwärts, doch ganz nahe der Vagina mündet in ihn der herabsteigende Dotter- gang. Eine sog. Schalendrüse scheint hier wie auch bei I). (ispera zu fehlen, während sie bei D. paronai nur sehr schwach ausgebildet zu l)cstclien scheint. Ein Fehlen der Schalendrüse wird auch von Davainea j)ro(jlottina (s. JBlakchakd) und Davainea strufhionis [y. Lixstow^) an- gegeben, doch sind diese Angaben nicht der Wirklichkeit entsprechend, wohl aber scheint diese Drüse hier zu fehlen. I^ebrigens scheint mir die Bezeichnung Schalendrüse für dieses Organ niclit zutreffend, da diese Drüse wohl nichts bei der Schalenbildung zu thun hat. Die Hüllen der Eier werden vielmehr von dem jungen Embryo selbst gebildet, wde solches namentlich auch die neuern Untersuchungen von Saint Remy des Eingeheuden nachgewiesen wurde. Vielleicht ist das Secret dieser Drüse schleimiger Natur und bestimmt, den ]^44 *^- FCHUMANN, Eiern den Weg durcli den meist engen und langen Uterincanal zu erleichtern. Der Fteringang, der bis dort ganz dorsal verlaufen, wendet sich dann direct um. um in zahlreichen Windungen ganz ventral zu ziehen, wo er in den in jugendlichem Alter unter den Ovarien ge- legenen Uterus einmündet. Derselbe ist Anfangs ein einfacher quer verlaufender Schlauch. Alle Geschlechtsgänge, auch der Dottergang, sind von einem flachen Epithel ausgekleidet. Im Oviduct und Uterus- gang sieht man immer zahlreiche Eier zum Uterus wandern, wobei sie letztern sehr erweitern, indem die Eizellen oft nicht einzeln, sondern bis 14, sogar bis 25 zusammen dem Uterus zuwandern. Die Eizellen zeigen schon im Oviduct einen grossen Kern mit Kern- körperchen; im umgebenden Protoplasma liegen grössere mit Häm- alaun und auch mit Eosin sich stärker färbende Massen, welche wohl Reservesubstanzen darstellen. Im Uterusgang treffen wir ferner sehr kleine, 0,003 mm grosse Dotterzellen mit dunklem Kern und hellem Plasma, welche oft die Eizellen umgeben oder auch allein dem Uterus zuwandern. Die Vagina, das eigenthümlichste Organ dieses Cestoden, ver- läuft vom Oviduct in fast gerader Linie nach dem Proglottidenrande. um aber, nachdem sie zwischen den beiden Längswassergefässen und zwischen dem Hauptlängsnerven und dem dorsalen Begleitnerven durchgezogen, sofort blind zu endigen, in einer Distanz von 0,9 mm vom Proglottidenrande. An ihrem Beginn ganz nahe dem Oviduct zeigt die Vagina ein spindelförmiges R e c e p t a c u 1 u m s e m i n i s , prall ge- füllt von Spermatiden. Doch wenn die Spermatidenmasse gross ist, verlängert sich das Receptaculum schlauchfiirmig bis ganz nahe dem Längsnerven, von wo an dann auf einer ganz kurzen Strecke die bis dahin dünnwandige Vagina ihre Wandung stark verdickt und sodann plötzlich in einen kleinen wandungslosen unregelmässig conturirten Parenchymraum mündet. Der Raum zwischen dem Ende der Vagina und der Oberfläche der Proglottis wird erfüllt von einer eigenthümlich diiferenzirten kegelförmigen Parenchymmasse. Die- selbe ist fibrillär struirt. die Fasern verlaufen in der Längsaxe. Diese mächtige, schon durch ihre Färbung leicht auffallende Masse drängt die Parenchymmusculatur vollkommen l)ei Seite. Trotzdem die Vagina durch dieses Gewebe verschlossen, flnden wir doch immer die Vagina von Spermatiden erfüllt, ebenso den kleinen endständigen Parencliymraum. Die Begattung findet also, und zwar sehr früh, so statt, dass der Penis in die Parenchymmasse eindringt, indem er die Cuticula durchbricht und bis zur Vagina vordringt. Nach dem Ein getrenntgesclilechtig-er Cestode. 145 Zurückziehen des Penis verwächst dann die entstandene Wunde, was eine leichte Veränderung in der Structur des Parenchyms zur Folge hat und namentlich deutlich an der Cuticula sichtbar wird, die nun sehr zart und lange viel dünner bleibt als die der Umgebung. Das sich rasch entwickelnde Wundgewebe umwächst oft kleine Sperma- tidenhäufchen, welche dann ganz isolirt in dem Parenchymkegel liegen. Da die Glieder des Weibchens sehr kurz sind, so braucht der mächtige Penis des Männchens sich nur mit seinen spitzen Haken am Rande einzubohren und trifft so fast mit absoluter Sicherheit die Vagina. Eline leicht papillenartige Vorwölbung erleichtert noch das Auffinden der betreffenden Stelle. Wie schon bei Beschreibung des Männchens bemerkt, werden die männlichen Geschlechtsproducte in Form von Spermatiden (Fig. 7) und nicht von Spermatozoen in den weiblichen Geschlechtsgang in- jicirt. und so finden wir im Receptaculum seminis nicht fadenförmige Spermatozoen. sondern kleine runde Zellen. Da die Begattung immer nur im vordem Theil der Strobila in den ganz jungen Pro- glottiden mit noch unentwickelten Ovarien vor sich geht, sehen wir noch lange nur derartige Zellen in der Vagina. Mit dem Heran- reifen der weiblichen Geschlechtsproducte treten dann auch am medianen Ende des Receptaculum seminis, also in der Nähe des Oviducts. stark gefärbte kurze fadenförmige Spermatozoen auf. und so verändert sich dann die ganze Zellenmasse in gestreckt spindel- förmige Samenfäden. Der Uterus, der Anfangs ein unter dem Ovarium quer verlaufender Schlauch war, wird immer weiter und füllt schliesslich das ganze Markparenchym sackförmig aus, während die Geschlechtsdrüsen vollständig verschwinden. Auf Quer- und Flächen- schnitten sieht man, dass zahlreiche Pfeiler und dünne unvollständige Scheidewände die Uterushöhle vertical durchziehen, welche aus Resten von Parenchym und namentlich aus dichtgedrängten Dorsoventral- muskeln bestehen. Die reifen Eier zeigen nichts Besonderes, sie sind von 3 Hüllen umgeben, einer an die sechshakige Oncosphäre anliegenden (0,02 mm Durchmesser), einer zweiten dickern mit einem Durch- messer von 0.025 mm und einer äussern weiten, gefalteten und sehr zarten Schale. Immer sind die Eier aller Proglottiden befruchtet, trotz der Hindernisse und Schwierigkeiten, welche der Begattung in den Weg gelegt werden. 146 0. Fuhrmann, Allffemeiues. Der oben näher beschriebenen Cestode ist anatomisch sehr nahe verwandt mit den beiden andern von mir gefundenen Arten des Genns, zeigt aber bedeutende Unterschiede im Bau des Scolex. Derselbe besitzt eine für CyclophyUidae einzig dastehende Erscheinung, indem am wohl entwickelten Scolex die 4 Saugnäpfe äusserlich ver- schwinden und nur noch auf Schnittserien als kleine, functionslose Rudimente sich erkennen lassen. Dieselbe Regression scheint eben- falls am Rostellum eintreten zu wollen, indem das mit weitem Muskelsack umgebene wohl entwickelte Rostellum, wie wir es bei Dioicocesfus aspera finden, sich bedeutend vereinfacht und offenbar auch seine Bewaffnung verloren hat. Trotz dieser scheinbar syste- matisch wichtigen Unterschiede stelle ich, mich auf die Anatomie stützend, diese Art in das Genus Dioicocesfus. Auffallend an den Arten dieses Genus ist besonders der Um- stand, dass die Männchen, welche auch äusserlich von den Weibchen verschieden sind, doppelte Copulationsorgane besitzen, die Genitalien der Weibchen dagegen einfach sind. Durch die Verdoppelung der Cirri wird wohl die Wahrscheinlichkeit der in Folge des Fehlens der Vaginalöftnung ziemlich schwierigen Befruchtung der Eier er- höht, und in der That findet man fast nie unbefruchtete Eier in den Uteri des Weibchens. Dass diese Disposition wohl nicht die primäre ist, zeigt eine Beobachtung an Dioicocesfus aspera, wo aus- nahmsweise bei einem Männchen 136 auf einander folgende Pro- glottiden nur einfache Copulationsorgane besassen, die wie die Vagina beim Weibchen unregelniässig abwechselnd links und rechts gelegen waren. Nur die jüngsten hinter dem Scolex gelegenen Glieder (53) zeigten bei diesem Exemplar doppelte Cirrusbeutel in jeder Progiottis. Das Vorkommen im Wirthe zeigt bei den 3 Arten des Genus Dioicocesfus eine auffallende interessante Eigenthümlichkeit, indem diese Cestoden immer nur paarweise in ihrem Wirthe vorkommen, und mit zwei Ausnahmen immer nur je ein Pärchen. Männchen und Weibchen, im Darme des betreffenden Vogels angetroffen wurden.^) Dieser Umstand erschwert die Erklärung der Entwick- 1) A^'on Dioicoccstus paroivii Fuhkmanx aus J'lci/adis ;/U((ra/nia (LiN,) Ein getreimtg-eschlechtig-er Cestode. 147 lung- bedeutend, denn es ist nicht ohne Weiteres verständlich, wie so sich von den mit dem Zwischenwiith gefressenen Larven meist nur zwei oder weniger Paare von Individuen entwickeln, von welchen die einen Männchen, die andern ebenso viele Weibchen sind. In den Eihüllen fand ich immer nur eine Oncosphäre und nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, zwei. Alle Embryonen sind übrigens identisch in Grösse und Gestalt. Wie ist es nun möglich, dass dieser Cestode immer paarweise im Wirthe vorkommt? Um diese eigenthümliche Ersclieinung zu erklären, scheint mir nur eine Annahme möglich zu sein, dass nämlich die aus dem Ei im Zwischenwirth sich entwickelnde Larve, statt wie bei den meisten Cestoden nur einen oder wie bei Coeimrus und Echinococcus Hunderte von Scoleces zu bilden, nur zwei Köpfe bildet, von welchen der eine im Wirthe das Männchen, der andere das Weib- chen hervorbringt. Verhält sich die Entwicklung wirklich so, Avie wir vermuthen, so hätten wir hier die interessante Thatsache, dass in der aus einer Eizelle gebildeten Larve die weiblichen und männlichen Determinanten sich trennen und an zwei Punkten der Larve zwei verschieden geschlechtige Individuen hervorsprossen lassen. Leider sind diese Cestoden zu selten und der Zwischenwirth derselben unbekannt, um diese gewiss interessante Frage experi- mentell aufklären zu können. Dem anatomischen Bau zu Folge müssen wir diese Cestoden wegen der eigenthümlichen Disposition der Musculatur der Strobila und dem ^Mangel einer weiblichen Geschlechtsöftnung in die von mir begründete Familie der Acolciuae stellen. Da Bioicocestus arotylns der functionirenden Saugnäpfe entbehrt (geographische Verbreitung : Mexico und Südamerika) habe ich 1 mal 1 Pärchen von Herrn Prof. Paroxa erhalten. Von Dioicoccsius aspfni (Mehlis) aus Podicrjis ijrisciyeua BoDl). (geographische Verbreitung : Europa , Mittehneerländer und West-Asien) habe ich 3 mal je 1 Pcärchen und 1 mal 4 Weibchen und 3 Männchen gesehen , wobei es in diesem letztern Falle wohl möglich , dass das eine der Männchen aus dem sehr alten und macerirten Material abhanden ge- kommen ist oder nur in Fragmenten vorhanden war. Von Dinicocpstiis Kroli/his Fnimr.vxN aus Podiceps ilominicus (L.) (geographische Verbreitung: Haiti, Jamaica, Cuba, Centralamerika, Süd- amerika bis Patagonien) habe ich 1 mal 1 Pärchen , ein anderes mal mehrere Pärchen zusammen zur Besichtigung erhalten. 148 0- Fuhrmann. und ein in Regression begriffenes Rostelluni besitzt, muss die Diagnose dieser CestodengTuppe jetzt einfach lauten: A c 0 1 e i n a e. K u r z g- 1 i e d r i g e d i c k e C e s t o d e n mit einer aus zwei Längs- und drei mit erstem a 1 1 e r n i r e n d e n Q u e r m u s k e 1 s y s t e m e n b e s t e li e n d e n P a r e n c h y m m u s c u - latui- der Strobila. Weibliche Geschlechtsöffnung fehlt. Cirrus immer sehr gross und stark bewaffnet. W i r t h e : Vö g e 1 (Ärdeiformcs und ( 'ohimhifonrws). Xeuchatel. 11. December 1903. Ein eetreuntireschlechtie-er Cestorle. 149 Erklärung der Abbildinigeu. Tafel 10. Fig. 1. Scolex von Diolcocestiis aspera (Mehlisi. Fig. 2. Scolex von Dioicocestus acot;jlns Fuhrmakn. ir Wassergefä.^system, A^ Längsnerv. Fig. 3. Flächenschnitt durch den Scolex von D. arolijUis. Ho ßostellum, J\' Nervensystem mit dem das Rostellum um- fassenden Nervenring, \V "Wassergefässystem, Läogsgefäss, R^ oberer Grefässring, 74 mittlerer Gefässring, R., unterer Gefässring, L.l/ Längsmusculatur, rtLJ/nach dem Scheitel peripher aufsteigende Längsmuskelu, rLM nach dem Rostellum ziehende Längsmuskeln, pL}[ vom Rostellum nach dem ^'orderende ausstrahlende Muskeln. Fig. 4. "Wimperflamme des Excretionssystems. Fig. 5. Querschnitt durch ein dorsales Längsgefäss des Excretions- systems umgeben von einer zelligen Hülle und den zahlreichen Wimper- flammen, Fig. 6. Theil eines Querschnittes durch ein Männchen von ]). acot>jlifs. Pc eigenthümliche plasmareiche Zellen, ILM innere Längsmuskel- bündel. aLM äussere Längsmuskelbündel, ^T^f innere Transversal musculatur, niTM mittlere Transversalrausculatur, aTM äussere Transversalmusculatur, T)M Dorsoventralmusculatur, P Propulsoren des Cirrusbeutels, N Hauptlängsnerv, vPn ventraler Begleitnerv, dl'>n dorsaler Begleitnerv, r TT' ventrales Längsgefäss des Excretions- systems, dW dorsales Längsgefäss, A' Wiraperflammen, C Cirrus, S Samenleiter, Vs Vesicula seminalis, Vd Yas deferens, D Drüsen- säckchen?. .1/ Musculatur des Cirrusbeutels, Z zelliger Belag de> Cirrusbeutels, /•' äussere Längsfibrillenschicht, R Retractoren des Cirrus, 150 ^'' Fuhrmann, Ein g-etrenutgeschlechtiger Cestode. Fig. 7. Spermatidenzelle. Fig. 8 und Fig. 9. Haken de^ Cirrus. Fig. 10. Theil eines Flächenschnittes durch die Strobila des Weib- chens von D. (icofijlu-s. Ov Ovarium, Do Dottersack, l!f Receptaculum seminis, V Va- gina, 1' eigenthümlich difFerenzirte Parenchymmasse vor der ver- schlossenen Vagina, U Uterus, W Wassergefäss, iV Nerv. Fig. 11. Reconstruction zweier Querschnitte des Weibchens von 1). acotylns. Ov Ovarium, Od Oocapt, Ov(l Oviduct, Do Dotterstock, Dg Dottergang, Ufi Uteringang, U Uterus, V Vagina, Rc Keceptaculum seminis. Kachdruck r erboten. Uehersetsnngsrecht rorbelicdlen. Eine bucklige Testudo graeca L. Von Dr. Benno Wandolleck in Dresden. Mit 4 Abbildungen im Text. In dem Dresdener Zoologischen Garten lebte eine Zeit lang- eine Landschildkröte von sehr anffallender Form, die von dem Geschenk- geber als Testudo marginaia bezeichnet worden war. Nach dem Ab- leben kam das Thier in meine Hände. Da ich Zweifel an der Richtigkeit der Art hegte, controllirte ich die Bestimmnng nnd fand, dass es sich keinesw^egs um Testudo marffinata Schöpf, sondern nur um eine monströs veränderte Testtido graeca L. handelte. Die auffallende ]\[onstrosität erscheint mir genügend interessant. um sie allgemein bekannt zu geben. Das 'J'hier (Carapax) ist 15 cm lang, kann also als etwas über halb ausgewachsen gelten, aber während bei einem normalen Thier das Yerhältniss der Länge zur Breite sich ungefähr wie 2 : 1,5 stellt, hat hier die Breite stark zugenommen, so dass sie gleich der Länge geworden ist. Dadurch bildet der Umriss fast eine Kreislinie, und das Thier sieht von oben wie breit gequetscht aus (Fig. A). Das Auffallendste an der äussern Erscheinung des Thieres aber ist der Verlauf der beiden Mittellinien des Carapax. Bei einem normalen Thier bildet jede einen einfachen, nicht allzu stark gewölbten Bogen, hier jedoch zeigen sie vor resp. hinter der Mitte eine stark bucklige Ausbiegung, die sich förmlich thurmartig ül)er die normale Linie erhebt (Fig. B). 152 Benno \\'andüi,i,eck, Auch sonst bietet der Anblick von vorn resp. von liinten ein abweichendes Bild, da die Seiten sehr stark wulstig- g-ekrüninit sind und sich nirgends eine winklige Absetzung- zum Plastron findet. Der Carapax g-elit einfach bog'enförmig in das Plastron über (Fig-. C). An dem Plastron selbst ist auffällig, dass die Längsmittellinie hauptsächlich vorn stark aufwärts gekrümmt ist und nirgends in ihrem Verlaufe wie bei normalen Exemplaren horizontal genannt werden kann iFis-. 11). Fiy. A. Aulsiclit. Das Thier war ein Weibchen, hatte an allen Füssen nur 4 Zehen, und der Schwanznagel war sehr kurz. Es war mit einer grossen Anzahl anderer Testudo f/raeca als Speiseschildkröte feil- gehalten und von dem Geschenkgeber des Zoologischen Gartens als vermeintliche Testudo »larginata erstanden worden. Die eigenthümliche Missbildung prägt sich nun am deutlichsten in der Form und Ausbildung der einzelnen Schilder aus. Es muss daher bei der Beschreibung der einzelnen Schilder immer das normale Schild als Vergleich herangezogen werden. Ich werde die Eine bucklige Testudo graeca L. 153 BeSclireibimg' des normalen V(ii'ani>elien lassen nnd mich dabei der Herpeloluoia enropaea von Sciikkibeh bedienen. Fig. B. Seiteuansiclit. 1. Vertebralia. normal: „Von den 5 Vertebralen ist das 1. fünfeckig, bei Jüngern Thieren immer dentlich. bei erwachsenen oft aber kaum breiter als lang-, seine Hinterseite am kürzesten und ziemlich gerade, alle andern Ausieht von liinten. Seiten geschwungen, die zwei vordem in einem sehr stumpfen, in seinem Zusammenstosse mit dem Nuchale kurz abgestutzten Winkel convergiiend. Die H folgenden Vertebralen sind etwas kürzer, sechs- 5^54 Benno ^^'AM)OLLl•;cK. eckig', das mittlere davon immer, das 2. und 4. gewitlmlich breiter als lang-, an allen die unter sehr stumpfen Winkeln zusammen- stossenden Aussenseiten am kürzesten und ziemlich gleich lang, das o. ziemlich gleich breit, das 2. nach voi-n. das 4. nach hinten ver- schmälert; das letzte Wirbelschild ist endlich das grösste. nach rückwärts bedeutend erweitert, im Grunde eigentlich ungleichseitig sechseckig, obwohl es durch die drei unter äusserst stumpfen oder fast verschwindenden Winkeln zusammenstossenden Margin alrän der im Ganzen mehr den Eindruck eines Trapezes mit gerundeter Hinter- seite macht." Anormal (Fig. A): Die Grundform des 1. Vertebrale ist auch hier ein Fünfeck, aber seine ganze Form ist von der des normalen so verschieden, dass man darüber die Fünfeckigkeit aus dem Gesicht verliert. Es macht mehr den Eindruck eines Trapezes, dessen breiteste Seite in der Mitte zu eijiem schmalen Zipfel vorgezogen ist. Die hintere Seite ist die kleinste, die vordere ist 2^-2 mal so gross wie die hintere. Die seitlichen Begrenzungen sind fast gerade, jede ungefähr ^4 ^^ lang wie die vordere Seite und kaum ge- schwaingen. Die 3 mittlem Vertebralia sind das Auffallendste an der äussern Erscheinung des ganzen Thiei'es. sie haben zwar auch die für das normale Thier gegebene P'orm bewahrt, sind aber ganz klein geblieben, so dass das 2. und 3. zusammen noch nicht so lang wie das 1. sind und alle 3 an Flächeninhalt das 1. nicht erreichen. Sie erheben sich über alle Schilder und bilden zusammen eine kurze starke AVölbung. Von diesen dreien ist Nr. 1 das grösste, Nr. 3 das kleinste Schild (Fig. A, Fig. B). Das lelzte Wirbelschild ist bei diesem Exemplar nicht das grösste. es erreicht nur '% der Grösse von 1 und ist vielleicht in seinem Flächeninhalt so gross wie 2 und 3 zusammen. Wenn man das Ganze als ein Trapez nimmt, d. h. die hintere Begrenzung als eine Seite, so ist beim normalen Thier die vordere Seite ungefähr 3 mal, bei diesem Stück jedoch mehr als 4 mal in der hintern Seite enthalten. Man kann auch hier die hintere Seite viel eher als gerade Linie denn als eine gernndete betrachten. Costalia normal: ..Ton den 4 Oostalpaaren ist das erste trapezo- idisch, deutlich breiter als lang, sein gebogener Aussenrand der grösste, sein Innenrand der kleinste, die an das erste Vertebrale stossende Seite kürzer als die hinterste; von seinen 4 Winkeln ist der hintere und äusserste nahezu ein rechter, der an die gemein- schaftliche Naht der 2 ersten Vertebralen grenzende der stumpfeste. Eine bucklige Testudo graeca L. 155 Die 2 folg-enclen Costalen sind im (Tanzen ziemlich gleich gross, nicht ganz doppelt so breit wie lang und quer fünfeckig, ihre unter sehr stumpfen Winkeln zusammenstossenden Innenseiten die kürzesten, ihre auf die Axe des Körpers ziemlich rechtwinklig gerichteten Vorder- und Hinterseiten am längsten. Das letzte Costale ist endlich bedeutend verkleinert, deutlich breiter als lang und trapezoidisch, nach aussen massig erweitert, sein Vorderrand etwas grösser als der hintere." Bei Betrachtung der Costalia muss vor Allem, abgesehen von der bei ihnen allen am Ende des ersten Drittels ihrer Breitenaus- dehnung liegende Knickung nach innen, die ihre Convexität verur- sacht, die im Verhältniss zur Länge ausserordentliche Verbreiterung auffallen. Die Art der Begrenzung der Schilder stimmt im All- gemeinen mit der für die normalen ('ostalia gegebenen Definition überein, das Verhältniss der Breite zur Länge stellt sich aber folgendem! aassen dar (Fig. A. Bj. Beim normalen Thier ist die obere Länge des \. Costale ungefähr 2'/3 mal in der Länge des Hinterrandes, also in der Gesammtbreite des Costale, enthalten, bei diesem Stück 5 mal. Am 2. Costale 1% mal normal, hier SV« mal, am 3. Costale normal Vj^, hier 3^^, am 4. Costale 2 mal normal, hier 4^/^ mal. Beim normalen Thier bildet das erste und letzte Costale Trapeze, die beiden mittlem längliche Rechtecke. Diese Formation der Schilder zeigt sich auch hier bis zu dem oben erwähnten Knick, von wo ab alle Costalia trapezoidale Form annehmen. Darin liegt natürlich der Grund, dass der Unterrand sehr viel grösser ist als der Oberrand. Beim 1. Costale ist er 5^2 mal, beim 2. 1=^/4 mal, beim 3. 2V4, beim 4. 2-^/4 mal so gross. Auch die Marginalia entsprechen in ihrer allgemeinen Form der der normalen, sie fallen nur dadurch auf, dass die mittlem sehr stark gewölbt sind und ihre Bogenlinie fast ganz ohne Grat in den Bogen der Schilder des Plastrons übergeht, auch ist die Breite der Schilder im Verhältniss zu ihrer Länge grösser als beim normalen Thier. ScHREiBEK giebt an, dass das Nuchale bis doppelt so lang wie breit sei, hier ist es 2V.> mal so lang. Eine auffallende Veränderung seiner Längen- und Breitenver- liältnisse hat nur das letzte Marginale, das 3. Marginofemorale er- litten (Fig. G). In der gewöhnlichen Ausbildung ist dieses Schild meist ziemlich so lang wie breit, und die Breite überragt die Länge Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. • H 156 Benno Wandolleck, höchstens um t;in g-aiiz Geringes, hier aber ist die Länge 4 mal in der Breite enthalten, was dieses Schild gegenüber den andern fast ganz verschwinden lässt. Das stets aus zwei Platten verschmolzene Supracaudale ist lang zu nennen; beim normalen Thier ist die Mittellinie ungefähr so lang wie die Hälfte des Hinterrandes, liier überragt sie sie um '/.,. An der rechten obern Ecke des Supracaudale betindet sich ein kleines accessorisches Schildchen. Die Axillaria sind nicht wie beim normalen Thier dreieckig, sondern fast rechteckig, lang und schmal, ungefähr 4 mal so lang wie breit. Die Inguinalia fehlen als selbständige Schilder, d. h. sie sind mit dem vorletzten Margino-laterale verschmolzen. Eine sehr auffällige Abweichung von dem Gewöhnlichen zeigt die Hornbekleiduug noch in Bezug auf die sog. Anwachsstreifen. Bei einem normalen Stück bemerkt man, dass die Anwachsstreifen bei allen Schildern mit Ausnahme der Lateralia geschlossene, con- centrische Curven bilden. Das ist am Ausgesprochendsten bei den Vertebralien, und hier fällt der Mittelpunkt der concentrischen „Kreise" sehr nahe an den Mittelpunkt der Schilder selbst. Bei dem 1. und 2. liegt er mehr nach hinten, bei dem 4. und 5. mehr nach vorn, und nur im 3. Vertebrale fallen die Mittelpunkte zu- sammen. Das vorliegende Exemplar besitzt nur auf dem ersten und letzten Vertebrale Anwachsstreifen, die 3 mittlem Schilder sind voll- kommen glatt, und nur das 2. lässt noch geringe Spuren von An- wachsstreifen erkennen. Auf dem 1. Vertebrale sind die Streifen des Hinterrandes und der Seitenränder auch kaum zu bemerken, dafür aber von der Mitte ab die des Vorderrandes sehr stark und deutlich. Das 5. Vertebrale besitzt am Voi'derrand und den Seitenrändern keine Streifen, da- gegen vom ersten Viertel seiner Länge ab zahlreiche und tiefe Anwachsstreifen, die dem Hinterrande parallel laufen. Aehnlich verhalten sich die Costalia. Obgleich sie noch wie das 1. Vertebrale in ihrem obern Viertel fast verlöschte Streifen an dem obern und den Seitenrändern zeigen, so sind doch die eigenthüm- lichen wie Diagonalen des Schildes aussehenden Linien gänzlich ver- schwunden. Diese Linien entstehen beim normalen Thiere dadurch, dass die Pocken der Anwachsstreifen alle auf den Diagonalen des Schildes liefen. Eine bucklige Testudo graeca L. 157 Die Marginalia untersclieiden sich in Bezug auf ihre Anwachs- streifen durch nichts von denen eines normalen 1'hieres. Es war als sicher anzunehmen, dass eine so auffallend gebildete Schale auch mit Abnorm alitäten im Skelet verknüpft sein würde und dass hauptsächlich in den Skelettheilen, die mit dem Carapax eng verbunden sind, nämlich an den Rippen und der Wirbelsäule, auch Veränderungen sich finden würden. Der anatomische Befund zeigte denn auch sehr deutlich die bedeutende Antheilnahme der "\\'irbelsäule an der Verbildung. Alle andern Skelettheile wiesen nichts Besonderes auf, und nur der mittlere Theil der Wirbelsäule wai' auffallend verändert und aus der normalen Lage gerückt. Es wird vielleicht am Platze sein, wenn ich hier zuerst einmal eine kurze Uebersicht über die normalen Verhältnisse der Rücken- wirbelsäule bei Testndo gebe. In der Projection von oben gesehen, hat die Rückenwirbelsäule einen geraden Verlauf und besteht aus 8 Wirbeln, deren Grösse bis zum 3. zu und von dort wieder constant abnimmt, so dass der 1. die Hälfte des 3., der 8. ungefähr den vierten Theil des 3. ausmacht. Der optische Durchschnitt von Nr. 1—6 ist biconcav, von 7 und 8 hanimerförmig. Die Rippenansätze sind bei 1, 7, 8 vertebral, bei 2 — 6 intervertebral. Zu jedem Axiale gehört ein von seinem vordersten Theile (bei 2—6) entspringender Rückenbogen, dessen Dornfortsatz die Verbindung der Wirbelsäule mit den Neuralia her- stellt. Die Rückenbogen sind bei Wirbel 2 — 6 so gelagert, dass sie intervertebral stehen, d. h. dass ihr vorderer Theil auf das nächst vorhergehende Axiale übergreift. Die Axialien sind in ihrer Anlage von ganz geringer Mächtigkeit und bilden nur flache Halbröhren, der geschlossene Wirbelcanal kommt allein dadurch zu Stande, dass schon sehr früh die zwischen zwei Bogen liegende, also eigentlich intervertebrale Bindegewebssubstanz verknöchert, mit dem Axiale verwächst und so ein geschlossenes knöchernes Rohr bildet. Durch die intervertebrale Lage der Rückenbogen kommt so die vertebrale dieser veiknöcherten Bindegewebspartie zu Stande. Zwischen zwei auf einander folgenden Dornfortsätzen, der eben erwähnten Ver- knöcherung und dem Carapax spannt sich eine nicht verknöchernde bindegewebige Haut aus. In dem verknöcherten Bindegewebstheil liegt jederseits das Loch für den abzweigenden Nerven. Bei den \A'irbeln, bei denen die Rückeiibogen vertebral stehen, ergibt sich die Modification von selbst so, dass bei jedem Axiale je 2 durch 11=^ j^58 Benno Wandolleck, den Bogen getrennte Partien verknöchern und mit Axiale und Bogen verwachsen. Die soeben geschiklerten normalen Verhältnisse Avaren nun bei dem vorliegenden Thiere in ganz bedeutender Weise gestört. Während der knöcherne Carapax und die ihn mit bildenden Rippen innerhalb einer sich deutlich kennzeichnenden mittlem Partie, offenbar von einer bestimmten Zeit des Lebens ab, eine so gut wie vollkommene Wachsthumshemmung erkennen lassen, war die Wirbelsäule dieser Hemmung nicht unterworfen, sie wuchs weiter und war in Folge des beschränkten Raumes genöthigt, aus dem geraden Verlauf heraus zu treten und Ausbiegungen, ja förmliche Faltungen zu bilden. Ein Herausschieben oder eine Verlängerung in dem geraden Verlaufe war kaum ausführbar, da der 1. Rücken- wirbel und die Sacralwirbel mit ihren starken Rippen sehr viel fester mit dem knöchernen Carapax verbunden sind als die andern Rückenwirbel, und weil die Befestigungspunkte jener Wirbel noch innerhalb der Zone der Wachsthumshemmung liegen. Die übrigen haarfeinen Rippen setzten jedoch kaum einer Verschiebung grössern Widerstand entgegen, und so tritt dann in erster Linie eine starke Lageveränderung der Axialia ein. Die mit den Axialia zusammen den Wirbelcanal bildende verknöcherte Bindegewebssubstanz ver- sucht, um diesen Ausdruck zu gebrauchen, der Bewegung der Axialia zu folgen, ihre feste Lage zwischen den Rückenbogen lässt das aber nicht in so bedeutender Weise zu, der Zug ist aber stark genug, um auch die Rückenbogen und ihre Fortsätze in Mitleiden- schaft zu ziehen. Während das mit dem Carapax verwachsene Ende unverrückbar fest bleibt, treten die übrigen Theile aus der Sagittal- ebene heraus, indem sie den Axialia zu folgen trachten, stehen sie jetzt gekreuzt und regellos schief nach vorn oder hinten geneigt. Es hat sogar, wie wir später bei der genauen Beschreibung sehen werden, den Anschein, als ob es bei manchen Wirbeln zu einer be- deutend geringern Verknöcherung jenes ßindegewebs-Halbrohres ge- kommen wäre, da die Seiten fast vollkommen offen geblieben sind. Zu jedem Wirbel gehört ein Rippenpaar, das meist intervertebral an den Rückenbogen ansetzt. Diese Regel ist stark gestört, so dass es den Anschein hat, als ob mancher Wirbel zwei, ein anderer da- gegen gar keine zugehörigen Rippen hätte. Es liegt das an der soeben geschilderten Verschiebung der Bestandtheile der Wirbel. Bei der Mehrzahl der Wirbel ist, wie schon gesagt, der Rippen- ansatz in normalem Zustande intervertebral. Diese Regel ist nur Eine bucklige Testiido oraeca L. 159 beim 2. Eippenpaar eing-elialteu. Die übrigen Rippen stehen fast überall in gar keiner Verbindnng mit den Axialien nnd sind ohne Naht mit den Dornfortsätzen verwachsen. Da die Ansätze resp. Verwachsungen sich naturgemäss am untersten Ende der Fortsätze an den Rückenbogen befinden und diese Stellen durch die Schlängelung der Axialia in sehr verschiedenen Ebenen liegen, so sind auch die Rippen des- selben Paares ganz verschieden lang und total unsymmetrisch. Ich will nun zur genauen Be- schreibung der Rückenwirbelsäule über- gehen (Fig. D). Der 1. Rückenwirbel hat noch die normale Form und Lage, nur ist er grösser und verhältnissmässig stärker als gewöhnlich, ebenso ist das zuge- hörige Rippenpaar normal und sym- metrisch. Der 2. Rückenwirbel ist stark ver- längert, so dass er der längste der ganzen Reihe Avird. Gleich hinter dem Ansatz wird er sehr schmal und hoch, tritt ein wenig nach rechts aus der Geraden, um dann mit einem starken Bogen weit nach links heraus zu biegen. Dabei wird er selbst so unsymmetrisch, dass der hintere Rand links mehr nach hinten gezogen ist als rechts Biegung ist auch der sonst durch das Axiale verdeckte, aus ver- knöchertem Bindegewebe bestehende Theil in der Aufsicht von unten auf der linken Seite sichtbar geworden. Man kann an dem Wirbel nirgends eine Naht zwischen diesem Theile und dem Axiale bemerken, auch der Wirbelcanal ist nicht rund, sondern länglich birnförmig und sehr geräumig. Der ganze Wirbel erscheint wie seitlich zusammengedrückt. Das Rippenpaar setzt noch normal an und hat auch sonst den normalen Verlauf, nur ist die rechte Rippe kürzer und schwächer. Auch der 2. Rückenbogen nebst P'ortsatz sind normal. Die Nervenlöcher des 2. Wirbels sind normal und liegen noch so gut wie symmetrisch. An dem letzten Ende, dem Fig. D. Schema des Verlaufs der Wirbel- säule. dl—dS Rückenwirbel 1—8. sl u. s2 Sacralwirbel 1 u. 2. cdl — S Dorsalrippen 1 — 8. csl, 2 Sacral- rippen 1, 2. In Folge dieser 160 Benno Wandolleck. starken Bogen des 2. Rückenwirbels beginnt nun die eigentliche Verbildung. Der 3. Eiickenbogen steht nämlich nicht mehr inter- vertebral zwischen dem 2. und 3. Rückenwirbel, sondern noch voll- kommen unter dem 2., der Fortsatz ist etwas schraubig gedreht und stark nach hinten geneigt. Diese Neigung nach hinten hat einen bedeutenden Einfluss auf den Verlauf des 3. Rippenpaares ausgeübt. Die Ansätze dieses Paares an den Carapax oder vielmehr die Aus- gänge von dort sind normal und symmetrisch, da ja auch der Carapax normal angelegt wurde. Er blieb aber mit den Rippen im Wachs- thuni zurück, während die haarfeinen freien Rippen dem nach hinten weiter fortschreitenden Wachsthum der Wirbelsäule folgen, ihre Ansatzstelle an die AMrbelsäule rückte nach hinten, und dadurch ward ihr Verlauf, anstatt ein senkrecht zur Sagittalebene stehender, ein in sehr spitzem Winkel auf diese treffender. Sie sind auch durch den starken Zug ganz aus der Verbindung mit dem Axiale heraus gekommen und sind fest und nahtlos mit dem untersten Tlieile des Dornfortsatzes verwachsen. Diese Stellen liegen noch vollkommen unter dem 2. Rückenwirbel, so dass es den Anschein hat, als ob zwei Rippen])aare zu diesem Wirbel gehörten. Das Axiale des 3. Rückenwirbels ist kaum halb so gross wie das des 2., es liegt ganz ausserhalb der verticalen Mittelebene, und zwar ist es nacli links heraus gedrängt, da es die Richtung des letzten Endes des 2. Wirbels beibehält. Es hat den Anschein, als ob es hinten vollkommen geschlossen wäre und als ob der nächste Rückenwirbel an seiner rechten Seite articulire. Dieses Aussehen zeigt aber nur das Product der scharfen Biegung, die der Wirbel an seinem hintersten Ende erlitten hat. Angemessen dem schrägen Abschlüsse des 2. Wirbels ist auch der Vorderrand des 3. schräg, und zwar reicht er rechts v>-eiter nach vorn als links. Die Nerven- löcher, wenn man die rechts und links am Wirbel liegenden Oetf- nungen so bezeichnen kann, haben eine sehr verschiedene Ausbildung; das rechte ist rund, klein und liegt hoch oben und ganz vorn, das linke liegt auch sehr weit vorn, aber auf der halben Höhe des Wirbels, ist länglich und favSt halb so gross wie das ganze Axiale. Es hat den Anschein , als ob auf der linken Seite eine bedeutend geringere Verknöcherung der intervertebralen Bindesubstanz ein- getreten ist und daher der Rückenmarkscanal weit offen steht. Dieser Wirbel, der der 3. ist, steht vollkommen auf dem 4. Rücken- bogen und dessen Fortsatz, die beide sehr verbreitert sind, so dass Eine bucklige Testudo graeca L. 161 unter ihm kein sogenanntes Foramen arcuale liegt, das zu ihm ge- hörende Foramen liegt intervertebral zwischen 2. und 3. Wirbel. Durch die auffallende Kürze des 3. "Wirbels ist es nun wieder trotz der starken Verbildung möglich geworden, dass der 4. Rücken- bogen Avieder intervertebral zwischen ?>. und 4. Wirbel steht. Der 4. Rückenbogen mit seinem Fortsatz ist sehr hoch, breit und auch schraubig gedreht. Jederseits ist ein starker Längsgrat entwickelt, an dessen unterm Theil das 4. Rippenpaar ansetzt. Der Ausgang dieses Paares vom Carapax ist normal, doch sein Verlauf ähnelt dem des vorigen Paares, sie stehen in spitzem Winkel zur Sagittal- ebene. Die linke Rippe ist viel kürzer als die rechte , und ihi" Ansatz an den Bogen liegt ein Stück vor dem der andern. Die stärkste Verbildung zeigt nun der 4. Rückenwirbel: Er ist so deformirt, dass er einen Theil eines Kreisbogens beschreibt, dabei liegt sein vorderes Ende bedeutend höher als sein hinteres, und er ist so verdreht, dass sein vorderes Ende wie schräg abgestutzt er- scheint. Das rechte Nervenloch ist gross, senkrecht gestellt und schlitzförmig, es weist direct nach vorn, das linke jedoch ötfnet sich nach hinten und oben. Die Kürze des 3. Rückenwirbels, die es möglich macht, dass dieser Wirbel ganz auf dem 4. Rückenbogen steht und doch noch Platz für den vordem Theil des 4. Rücken- wirbels übrig lässt, hat es verursacht, dass in der Stellung des Rückenbogens und des Fortsatzes zum 4. Wirbel wieder das normale Verhältniss eingetreten ist. Der 4. ^^lrbel sitzt vorn auf dem 4., hinten auf dem 5. Rückenbogen, und unter seiner Mitte liegt das Foramen arcuale. Das hintere Ende des 4. Wirbels ist rechts länger als links und ist an dieser Seite tief ausgerandet, so dass ein 2 mm langes und ebenso breites Pseudonervenloch entsteht. Irgend einem Zweck kann diese grosse Oeffnung nicht dienen, sie ist eben auch nichts weiter als eine grosse, nicht verknöcherte Partie des in der Anlage intervertebralen J3indegewebes, wodurch wiederum ein Theil des Rückenmarkscanais offen steht. Es wird natürlich im Leben hier durch Bindegewebe geschlossen ge- wesen sein. Der 5. Rückenwirbel behält ähnlich wie der 3. die ihm vom letzten Ende des vorhergehenden Wirbels ertheilte Richtung bei. Er liegt dem 3. ziemlich parallel und ist auch ähnlich wie jener am hintern Ende wie geschlossen; das Axiale des 6. Wirbels setzt sich auch rechts seitlich an das 5. an. Der Vorderrand des ^\'irbels ist dort links, wo das grosse Loch des 4. liegt, etwas ausgerandet, 162 Benno Wandolleck, SO dass dadurch das Loch noch vergrössert wird und ein wenig auf den 5. Wirbel hinübergeht. Die Nervenlöcher liegen so unsym- metrisch am AMibel. dass eine durch beide gelegte Sonde senkrecht auf der Sagittalebene des Körpers steht. Der 5. Rückenbogen mit dem Fortsatz ist hoch und schlank, steht intervertebral und ist ein wenig schraubig gedreht, wodurch der x4nsatz der linken Eippe vor dem der rechten liegt. In Folge dieser Drehung ist die rechte Rippe des 5. Rippenpaares auch kürzer als die linke. Dadurch, dass Rückenbogen und Fortsatz intervertebral stehen, liegt auch der An- satz der Rippen intervertebral, ja der der rechten Seite hat fast die normale Ansetzung, wogegen die linke Rippe höher herauf ansetzt und dort fest mit dem Dornfortsatz verwachsen ist, der auch hier eine starke Crista entwickelt hat. Der 6. Rückenwirbel ist wieder sehr auffallend deformirt. Seine Richtung bildet mit der des vorigen Wirbels einen rechten Winkel. Das Axiale ist eigentlich nichts mehr als kaum eine Halbröhre, die sich rechts etwas höher als links erhebt. Es ist ganz kurz, seine Länge beträgt nur höchstens den dritten Theil des 2. Axiale. Ein geschlossener Wirbelcanal ist nicht vorhanden, die Verknöcherung des intervertebralen Bindegewebes ist nur so weit gegangen, um eine schmale Brücke zwischen dem 6. und 7. Rückenbogen herzu- stellen, die dadurch nahtlos verbunden sind. Das Auffallendste aber ist, dass das Axiale auch nur auf der rechten Seite mit dem 6. und 7. Rückenbogen in Verbindung steht und auch hier nur mit höchst schmalen Brücken, auf der linken Seite aber klafft eine grosse Oeff- nung. In Folge dessen müssen natürlich auch diese Oetfnungen, die gewissermaassen die Nervenlöcher repräsentiren, von sehr unregel- mässiger, unsymmetrischer Gestalt sein; so liegt auch die linke Oeffnung bedeutend tiefer als die rechte. Der 6. Dornfortsatz ist der schlankste von allen, er ist nach hinten gebeugt, aber kaum schraubig gedreht, wie seine Vorgänger. Der vordere Rand ist ganz gerade, der hintere dagegen beschreibt einen Bogen, was durch die intervertebrale Verknöcherung geschieht und Avodurch der Zusammen- schluss des 6. und 7. Rückenb.ogens bewirkt wird. Dadurch entsteht auch ein normales, allerdings schon fast intervertebral (nach 7 zu) liegendes Foramen arcuale. Das 6. Rippenpaar setzt sich nahtlos an den 6. Rückenfortsatz an, es ist sehr schräg nach vorn gerichtet, die rechte Rippe ist be- deutend länger als die linke. AVar der 0. WirbelkiU-per eine Halbröhre, so ist der 7. einer Eiue bncklige Testiulo graeca L. 163 nacli hinten spitz auslaufenden Scliuppe vergleichbar, die sich mit dem hintern Theil ein wenig- auf den 8. A\^irbel hinaufgeschoben hat. Auch hier kann man eigentlich nur von einem Axiale reden, denn beiderseitig- ist der Wirbel vollkommen olfen, diese Oeffnung-en liegen fast intervertebral. Die Eichtung- des Axiale liegt ziemlich in der Sagittalebene des Körpers; vorn ist es sehr viel breiter und massiver als hinten, weil der zug-ehörig-e Eückenbogen mit starken Gi-aten dort mit dem Axiale verwachsen ist. Dadurch wird seine Form unreg-elmässig Tförmig, weil diese Grate des Rückenbogens nach hinten ziehen. Diese Grate sind eigentlicli nichts weiter als die spangenförmig gewordenen Ansätze der Rippen. Der Rückenfortsatz ist niedrig und stark, und die intervertebrale Bindegewebsverknöche- rung hat wohl nur dazu beigetragen, dass sich der 7. Rückenbogen muldenartig nach hinten verlängerte, ohne aber einen geschlossenen Canal zu Stande zu bringen. Die Continuität des obern Halbrohres des Wirbelcanals zwischen Rückenbogen 7 und 8 wird nur dadurch zu Stande gebracht, dass sich der Rückenbogen 8, der nach vorn geneigt ist, in eine starke Auswandung der muldenartigen Ver- längerung des Rückenbogen 7 hineinlegt. Durch diese Anordnung rücken die beiden Rückenbogen mit ihren Fortsätzen sehr nahe an einander und wird das Foramen arcuale zu einer recht geringen Oettiiung. Der Wirbel 7 steht ganz auf dem 7. Rückenbogen. Die Rippen stehen in sehr spitzen Winkeln zur Sagittalebene des Körpers und die linke ist kürzer als die rechte. Der 8. Rückenwirbel hat eine etwas regelmässigere Form als der 7. Er kommt einem gleichseitigen Dreieck nahe, dessen Spitze an den 1. Sacralwirbel anstösst und dessen Basis sich unter den Hinterrand der 7. Axiale geschoben hat. Diese Lage kommt daher, dass sich der 8. Rückenbogen in die Ausbuchtung des 7. gelegt hat, und so ist das mit ihm verwachsene 8. Axiale unter den Hinterrand des 7. gerathen. An diesem Wirbel ist die Verknöcherung des intervertebralen Bindegewebes wieder eine etwas umfangreichere, so dass wenigstens bis ungefähr zur Hälfte ein geschlossenes Rohr entsteht. Dieser Theil ist aber deutlich durch Nähte gegen das Axiale und den 8. Rückenbogen sowie gegen den Rückenbogen des 1. Sacrahvirbels abgesetzt. Nach hinten ist der Rückenmarkscan al wieder weit otfen. Das horizontal liegende 8. Rippenpaar setzt sich sehr breit an den Rückenbogen und das verknöcherte Bindegewebe an. Die Rippen selbst weichen sehr von den normalen ab. Die ].g4 Benno Wanüolleck, normalen sind wie ihre meisten Vorgänger feine, dünne, kurze Spängelchen, die von einer mässiofen kegelförmigen Erhebung- des knöchernen Carapax aus zur Wirbelsäule gehen. Nicht so bei diesem Exemplar, hier sind es breite kräftige Spangen von ziemlicher Länge, ihr breiter Ansatz an die Wirbelsäule ist schon erwähnt worden, noch auffallender ist aber ihr Ausgang vom Carapax. Dieser erhebt sich nämlich hier zu einer hohen, massigen breiten Crista, von der die 8. Dorsal- und die 1. und 2. Sacralrippe ausgehen. Die Crista verläuft in der Richtung der 8. Dorsalrippe, mit der sie auch naht- los vereinigt ist, wogegen die Sacralrippen sich mit Nähten an- setzen. Der 8. Rückenbogen und sein Fortsatz sind stark und niedrig, ihre eigenthümliche Lage zum 7. ist bereits geschildert worden. Auch der 1. und 2. Sacralwirbel sind bei der Deformation in Mitleidenschaft gezogen, und daher müssen sie ebenfalls noch hier betrachtet werden. In normalem Zustande sind die Wirbel gross und stark und bilden bis auf eine jederseits liegende grössere intervertebrale Oeffnung ein geschlossenes Rohr. Die Rückenbogen stehen vertebral, und die Dornfortsätze schliessen sich mit einer Naht an den Carapax an. Unten stossen die Axialia breit zusammen, oben die Rückenbogen, eine Verknöcherung von Bindegewebe scheint kaum bei dem Aufbau der Wirbel betheiligt zu sein. Die Wirbel haben T- oder Hammer- form, die Naht, die die Grenze von Axiale und Rückenbogen be- zeichnet, ist deutlich zu erkennen und schneidet unterhalb des ver- längerten Rippenansatzes durch. Ihre Rippen sind nicht besonders kräftig, stehen am Carapax von einander getrennt und sind mit ihm nahtlos verbunden. Der 1. Rückenfortsatz ist kurz und breit, der 2. nach oben zu spitzer und im Ganzen schmäler. Das Foramen arcuale ist ziemlich gross und dreieckig. Was die allgemeine Form betriift, so ist jeder der beiden Sacral- wirbel kleiner als die des normalen Thieres, dafür aber höher, so dass der Wirbelcanal ein ovalerer wird. Es resultirt daraus auch, dass die Wirbel nicht so breit sind. Die Ansätze für die Rippen sind nicht so stark ausgezogen wie beim normalen Thier. Das Axiale des 1. Sacralwirbels hat ungefähr die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Basis nach vorn, dessen Spitze nach hinten gerichtet ist. Es erreicht mit dieser Spitze nicht den 2. Sacralwirbel, wogegen es mit dem Vorderrande den letzten Rücken- wirbel berührt. Die intervertebraleri Löcher sind sehr weit und Eine bucklige Testudo graeca L. 165 gTOSs, SO dass das erste Axiale dagegen fast verschwindet, auch die Berührung- mit dem obern Bogen ist sehr viel geringer als beim normalen. Der 2. Sacralwirbel ist kürzer und breiter, auch ist seine Ver- bindung mit dem Rückenbogen eine breitere, er nähert sich schon mehr der P^orm des normalen. Die Rückenfortsätze beider Wirbel sind kurz und breit, sie sitzen dem knöchernen Carapax auch mit einer Naht an, doch bildet der Carapax bei jedem Fortsatz eine kleine Erhebung. Das Auffallendste ist, wie schon erwähnt, die Erhebung des Carapax als Ansatz für das letzte Dorsal- und die beiden Sacral- Rippenpaare. Während beim normalen Thier die Rippen dem Carapax nahtlos aufgewachsen sind und in ihrer Richtung stark divergiren, liegen sie hier mit Nähten an einander und laufen zu- erst fast parallel. Sie sind auch stärker und fester als beim normalen Thier. Es hat fast den Anschein, als ob diese Partie ge- wissermaassen als Widerlager dem grössern Druck der nach Aus- dehnung strebenden Wirbelsäule entsprechend verstärkt worden wäre. Damit ist der dem Carapax ansitzende anormale Theil der Wirbelsäule besprochen; von dem knöchernen Carapax ist nur noch zu sagen, dass er fast ganz nahtlos ist, nur das Vertebrale 2 und 3 ist durch Nähte bezeichnet, ebenso ist die Naht erhalten, die die Costalia von den Marginalia trennt, sowie die Nähte der Marginalia. Sonst ist alles eine feste gleichmässige Knochenkapsel, was ja auch mit den äussern deformirten Theilen übereinstimmt. Ueberblicken wir noch einmal im Ganzen die Verbildung des knöchernen Carapax und der Wirbelsäule, so finden wir ein fast gänzliches Verschwinden der Nähte, eine Faltung und Verlängerung der Rückenwirbel, die geringere Verknöcherungen und starke Ver- biegungen der Rückenfoi-tsätze zur Folge hat, sowie eine ganz auf- fällige Zerrung und Verbiegung der freien Rippen. Die Rippen standen unter einer gewissen Spannung, denn als einige der sehr schräg stehenden an der Wirbelsäule durchbrochen wurden, federte der Rest zu einer Lage zurück, die senkrechter auf der Sagittalebene stand. Die an vielen Stellen der Wirbelsäule fehlende Knochensubstanz scheint ganz zur Verfestigung des mittlem C'arapax und zum Auf- bau jener die 3 Rippenpaare tragenden Widerlager aufgebraucht zu sein. 16ß Benno Wandolleck, Eine bucklige Testudo graeca L. Es wäre wohl ein müssiges Vornehmen, wollte man sich über die Ursachen dieser merkwürdigen Verbildung- in Betrachtungen er- gehen. Es bleibt nur die Ursache der Wachsthumshemmung, die durch irgend einen äussern oder Innern Umstand zu einer be- stimmten Zeit des Lebens hervorgerufen wurde und dabei die Ver- bildung erzeugte. I Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die vergleichende Osteologie der Columbiformes unter besonderer Berücksichtigung- von Didunculus s t r i g* i r 0 s t r i s. Ein Beitrag zur Stammesgeschiclite der Tauben. Von Rudolf 3Iartin in Basel. Mit Taf. 11—12 und 96 Abbildungen im Text. Inbaltsver zeich niss. Seite A. Allgemeine Einleitung 168 B. Specieller Theil. Osteologie der Tauben 174 1. Der Schädel 175 2. Die Wirbelsäule und die Rippen 215 3. Der Brustgürtel 226 4. Das Becken 257 5. Die freie Extremität 299 a) vordere Extremität 300 b) hintere Extremität 313 C. Allgemeiner Theil. Einleitung 328 Systematik 334 Stammesgeschichte 342 Die secundären Modificationen 346 Tabellarische Zusammenstellung der vorgeschlagenen Syste- matik 348 Anhang. Proportionen von Scapula und Coracoid Tab. I Proportionen des Brustbeins Tab. II Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 1^ 158 Rudolf Martin, Einleitung. Die vergleichend anatomische Behandlung- der Yögel und speciell der Tauben ist verhältnissmässig- neu und deshalb noch wenig' weit gediehen. AVohl wurden die Vögel von den vergleichenden Anatomen in den Kreis ihrer Betrachtung aufgenommen, aber bloss als Vertreter derOlasse; wohl führte Fürhringer auf Grund der Morphologie des vordem Extremitätengürtels eine consequente Systematik der Gruppe durch, doch erlaubten Zweck und Umfang des Werkes nicht, auch näher auf kleinere Einheiten einzutreten. Der Forscher ist sich darüber vollkommen klar, bemerkt er doch gelegentlich der Be- urtheilung der verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der Tauben^) . . .: ,,lm Uebrigen kann ich nur den Wunsch aussprechen, dass eine baldige Zukunft zu befriedigenden und allgemeiner an- erkannten taxonomischen Resultaten führen möge." Dieser Wunsch ist aber nicht erfüllt worden; 14 Jahre später lesen wir bei dem- selben Autor"-): „Ein gutes, natürliches Sj'stem der ColumUdae ist noch Desiderat." Eine eingehende Zusammenfassung der anatomischen Daten wird uns 1891 von H. Gadow =^) vorgelegt. Der systematische Theil scheint von Fürbringer, welcher überhaupt auf dem Gebiete der Vertebratenanatomie die Führung übernommen hat, inspirirt zu sein. Das Versprechen, dem AVunsche Fürbringer's nachkommen zu wollen, müsste als Anmaassung ausgelegt werden, denn die vor- liegende Arbeit wird dieser grossen Aufgabe lange nicht gerecht. Wenn ich dennoch nicht zaudere, diese Stückarbeit der Oeffentlieh- keit zu übergeben, so geschieht dies bloss, um einen Anfang in der Beantwortung der schwebenden Frage zu machen und um einen Grundstein für den weitem Ausbau der Systematik der Tauben zu legen. Meine Resultate dürfen deshalb keineswegs als definitive auf- gefasst werden; sie sind vielmehr provisorisch und müssen eventuell einer tiefer dringenden Untersuchung der Musculatur und Einge- weide (besonders der Darmlagerung) weichen. Das Gebiet war, eben als teriu incognita, ein überaus ver- 1) Beiträge zur Morphologie und Systematik der Vögel, 1888, p. 1284. 2) In: Jena. Z. Naturw., 1902, p. 681. 3) In: Bronn, Class. Ordn. Thierreich, V. 6, Abth. 4, Vögel, 1891. Die vergleichende Osteologie der Columbiforraes. 169 lockendes, zumal es so eng- an die auf Thierzucht g-erichteten Be- mühungen des Menschen anschliesst, sogar no- h theihveise von ihm umschlossen wird. Es wird auch leiclit verständlich, warum am frühesten und am eingehendsten den domesticirten Tauben Auf- inerksamkeit geschenkt wurde, die wiklen aber nur selten und erst spät in den Kreis dei- Untersuchung aufgenommen wurden. Es war mir daher sehr erwünscht, als mir das von Herrn Prof. Thilenius von Breslau in Samoa gesammelte reiche Material von Jüidunciüus strigirostris zur Bearbeitung überlassen wurde. Herr Prof. RuD. BüKCKHARDT hatte die Güte, mir dasselbe zur Unter- suchung zuzustellen, sowie mir bei der Beschaifiing weitern Materials l)ehülflich zu sein. Zunächst war also beabsichtigt, Didunculus allein der Betrach- tung zu unterziehen, wobei der individuellen Variation ein specielles Augenmerk geschenkt werden sollte. Die Aufgabe versprach, da über die systematische Stellung von Diduncuhis noch grosse Zweifel herrschen und von der Anatomie die werthvollsten Aufschlüsse zu erwarten waren, eine äusserst lohnende zu sein. Bekanntlich wird Diduncuhis den übrigen Tauben bald zu-, bald abgerückt; gewöhnlich wird ihm eine grosse Selbständigkeit ge- schenkt. A. Newton ') ist geneigt, ihn mit Otidiphaps zu einer Familie zu vereinigen und diese den übrigen Columhae gegenüber zustellen. Fürbeinger '-) äussert sich, nachdem er einen Ueber- blick über die mit dem Systeme wechselnde Stellung der Samoa- taube gegeben hat, dahin, dass Didimeuhis wohl zu weit von den übrigen Tauben abgerückt werde, seine Ausnahmestellung nicht verdiene. ■"') Es Hess sich ferner erwarten, dass das Studium dieser aberranten Form auch einiges Licht auf die Anatomie der Columhae überhaupt, der unter ähnlichen Bedingungen lebenden Formen speciell (Goura, Cahenas, OtidipJiaps), zu wei'fen im Stande sein werde. Jeden Falls war es wünschenswerth. ja absolut nothwendig, ein weiteres Material zur Untersuchung beizuziehen, denn einerseits be- durfte ich Anhaltspunkte zur Beuitlieilung von Didiotculus selbst, andrerseits war es von nicht geringem Interesse, parallel gehende 1) Dictiouary of Birds, London 1898 — 96. 2) Moiphol. u. Syst. der Vögel, 1888, p. 1280. 3) Ibid., p. 1284. 12* 170 Rudolf Martin, Transformationen als Folgen einer Anpassung- an ein und dieselbe Lebensweise zu veifolgen. Die Gelegenheit zu weitern Untersuchungen blieb nicht lange aus ; durch die Güte der Herren Prof. Dr. Reichenow in Berlin und Dr. Wunderlich, Director des Zoologischen Gartens in Köln, ge- langte ich in den Besitz eines schönen, in Spiritus conservirten Ver- gieichsmaterials. Leidei- fehlten die für mich interessantesten Formen : Goiira und Otidiplmps. Die Untersuchung überschritt nochmals die gezogenen Grenzen, denn schon ein flüchtiger Ueberblick über die reichen Collectionen des Britischen Museums lehrte mich, dass es ganz unstatthaft wäre, die Treronidae allein zur Vergleichung beizuziehen, wie dies zu Be- ginn beabsichtigt war, da sich Diäuriculus am ehesten von ihnen ableiten zu lassen schien. Diesem Umstand zu Folge sah ich mich veranlasst, meinen Standpunkt zu ändern, d. h. Didunculus nicht als bevorzugtes Glied der Columbae, sondern als gewöhnliche Taube zu betrachten, m. a. W., ich begann den Entwurf einer vergleichenden Behand- lung — die Bezeichnung Monographie ist nicht am Platze — der Tauben. Das ^[aterial schränkte die Absicht von selbst ein; ich musste erkennen, dass zu einer allgemein vergleichend anatomischen Unter- suchung die verhältnissmässig w^enigen und mangelhaft erhaltenen Spirituspräparate nicht hinreichend waren ; dagegen lieferte mir das Britische Museum für das Skelet eine reiche Ausbeute. Es handelt sich also zunächst um eine genaue Darstellung der osteologischen Verhältnisse der Tauben und speciell von Didunculus, da ich in dieser Hinsicht Herrn Prof. Thilenius gegenüber meiner Verpflichtung nachkommen möchte; ferner soll der individuellen Variation, soweit das Material die Beobachtung derselben ermöglicht, besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden. Zur bildlichen Darstellung der Skeletelemente wairde erst ein Versuch auf photographischem Wege gemacht. Ich Hess die Auf- nahmen in halber natürlicher Grösse auf doppelte vergrössern, er- hielt aber so starke Verzerrungen, dass ich von dieser IMethode abliess und der Zeichnung den Vorzug gab ; so konnten auch Details, über welche die Photographie hinweg geht, Berücksichtigung finden. Ueber den Umfang des der vorliegenden Abhandlung zu Grunde liegenden Materials giebt das am Schlüsse der Einleitung zusammen- gestellte Verzeichniss den gewünschten Aufschluss. Die vergleichende Osteologie der Coliiiiibiformes. 171 Es sei hier noch bemerkt, dass zur Beurtlieilung; der geiietischen, mithin systematischen Zusammenhänge, wo immer mög-lich, auch die Anatomie der Weichtheile zu Rathe gezogen wurde, ein unumgäng- liches Mittel zur Entdeckung der natürlichen Entwicklungsbahnen. Ich muss gestehen, dass dies in etwas mangelhafter Weise geschehen ist; da aber nicht erwartet werden darf, dass in nächster Zeit ein vollkommeneres Material zusammengetragen wird, scheint mir die Verölfentlichung der vorliegenden Daten, so provisorisch sie auch sind, berechtigt. Endlich ein ^^'ort zur Nomenclatur! — Wenn ich mich im Folgenden nicht der Gattungsnamen des Katalogs des Britischen !\luseums bediene, so geschieht dies in ganz bestimmter Absicht. Dort wird die Systematik und Charakterisirung der Gattung und Art auf Grund rein äusserer Eigenthümlichkeiten durchgeführt. Diese Unterscheidungsmerkmale aber genügen nicht, wie aus dem Verlaufe meiner TIntersuchungen hervorgeht, zur Umgrenzung der Familien und Unterfamilien. Hierfür hat die Anatomie aufzukommen. Bei Anwendung derselben brechen die Scheidewände zwischen den zahllosen Gattungen und Untergattungen, welche auf Grund der äussern Erscheinung errichtet sind, zusammen, weshalb ich mich denn auch veranlasst sehe, ihre Zahl auf Grund der anatomischen Merkmale zu reduciren. Es schliesst in folgender Abhandlung Carpophagd sämmtliche Untergattungen der Unterfamilie ein ; das (ileiche gilt für Trcron nach Ausschluss von Vinago und für Columbd nach Ausschluss von Edopistes und Macropygia. Bei den Peristeridae fallen die Unter- gattungen ebenfalls weg, doch kann die Reduction. der schwankenden Körpergrösse wegen, nicht so weit durchgeführt werden wie bei den übrigen Familien. Durch die Verminderung der Gattungsnamen lioife ich eine grössere Uebersichtlichkeit zu gewinnen, zugleich aber auch der natürlichen Entwicklungsgeschichte der Tauben näher zu bleiben und die genetischen Einheiten schärfer zusammenzufassen. Zur Orientirung führe ich im folgenden ^laterialverzeichniss die Untergattungen in Klammern an, halte mich im Uebrigen auch an die Systematik des Katalogs des Britischen Museums. 172 Rudolf Martik. I. Trrrouidd 1. Ticron {]^/)hi(/(i) cnlni 2. 1', {Splii iKirrrcKs) sphrnurus 3. )i ,. oxijiirus 4. n nip(tlciifchneidet. entspringt eine scharfe abwärts und vorwärts verlaufende, gegen das Dorsum sellae turcicae sich verlierende Kante, welche die dorsale Fläche der Knochenmasse von der medialen trennt; jene bildet den Boden der Grube für den Lohns opticus, diese, durch einen horizontalen Wall in einen obern. dem Prooticum. und einen untern, dem Opisthoticum angehörenden Theil geschieden, weist nahe dem obern Rande 2 grössere Gruben auf. Die hintere derselben, die bedeutend tiefere, wird vom medialen Bogengänge umzogen und stellt die Flocculus grübe dar; die vordere ist tlacher, dreieckig, beherbergt 3 Foramina und ist als Ausmündung des Meatus internus aufzufassen. Das grösste der 3 Foramina, das in der Regel vorn oben gelegen ist, nimmt den Haupttheil des Nerv, acusticus-l- facialis auf, das untere vordere den X. Cochleae und das hintere untere die Nerven zum Vestibül um. Das Opisthoticum allein ist relativ klein und depress. Es l)ildet den untern Theil des caudalen Bogenganges; seine Grenze gegen das Occipitale laterale wird stets durch den Austritt des Nerv, vagus gekennzeichnet. Das Prooticum beträgt ca. 'V.^— -/:; der gesammten Masse der Periotica; von den übrig bleibenden /- 5 resp. V:j dürfte das Opisth- oticum wiederum ca. -/g ausmachen, so dass für das Epoticum — wie schon gesagt — ein minimaler Rest übrig bleibt. 13* 18(3 IJrDOi.F Mauti.v. Den auffälligstini Tlieil des Temporale bildet das S qua mos um. das einen nicht unbedeutenden Brufhtheil der Schädeloberfläclie aus- macht. Ks ist von annähernd i'echtAvinkliji--dreieckigei' (restalt. wobei der rechte ^^'inkel vorn unten zu liegen kommt. Sein rostraler Rand stösst dorsal erst mit dem intraorbitalen Frontale (siehe Frontale) zusannnen und bildet mit diesem zusammen einen Tlieil des hintern obern Orbitarandes. Die dorsale Spitze, welche sich zwischen das i n t r a - un d e x t r a o r 1 > i t a 1 e Frontale eindrängt, ist dui'ch eine kleine Prominenz am Augenhöhlenrande markirt. Beim erwachsenen BUhmculns und bei Treromnae ist der \^orderran(l des Squamosum stark aufgebogen und springt lamellen- oder kamm- artig seitlich vor. Das Siiuamosum wird also zunächst dui'ch einen Zwickel des Frontale vom Alis})henoid getrennt: mit diesem kommt es erst wenig oberhalb des Processus postorbit alis in Berührung: die Naht streicht dann gegen die äussere Gelenkgrube für das Quadrat um und findet am Rande der Fossa t ympan ica ihr Ende. Die Länge der Sutur zwischen intraorbitalem Frontale und Squamosum "wird also einerseits durch die oben erwähnte Prominenz, andrerseits durch die Basis des Processus postorbitalis bezeichnet: die Naht folgt ohne Ausnahme dem Orbitalrande. Der ventrale Rand des Squamosum umgrenzt mit seinem rostralen ^;., die Fossa tympanica dorsal und deckt die Gelenkgrube für den äussern Kopf des Quadratum nach aussen ein. Die caudalen -(. treten mit dem Prooticum, das hier an die Schädeloberfläclie tritt, in einer Sutur zusammen; die Sutur wird durch den lateralen V.i der Lambdoidcrist a markirt. Die Verwachsung von Squamosum und Prooticum erstreckt sich jedoch nicht nui' über die caudalen % des Yentralrandes des erstem, sondern umfasst die ganze Innenseite dieses Randes; die dorsale laterale Zone des Prooticums wird also vom Scjuamosum dachziegelartig eingedeckt. Der Hinterrand endlich überlagert: 1. mit seinem dorsalen ^'.. den hintei'sten Abschnitt des lateralen Randes des extraorbitalen Frontale und 2. mit den ventralen - .j den ganzen lateralen Rand des Parieta ] e. das durch das Schuppenbein vom Orbitalrande gänzlich abgedrängt wird. ]\I(>glicher Weise stösst beim erwachsenen Thier die hintere Die vergleichende Osteolog-ie der (nlunibitVirmesi. 187 Ecke des Squamosimi an das Supraoccipitale: sicher constatiren konnte ich aber ein solches Verhalten nicht. Der Processus postorbitalis fehlt nie. obwohl er in der Regel keine ausnehmende »Stärke erreiclit. Didunciilus. Ijidiis und Fezopliaps machen eine Ausnahme. Der Fortsatz ist ziemlich steil abwärts gerichtet (ca. unter HO " zur Schädelbasis, doch kann der Winkel geleg-entlich auch abnehmen). In den meisten Fällen endet der Proc. postorbitalis frei: nui- bei Dichtnc/ilits und hnclist ausnahmsweise auch bei andern Formen spannt sich eine Knocheubrücke zwischen seinem distalen Ende und dem P r o c e s s u s z y g o m a t i c n s {Sfaruoeiats. Lepfopfila). Wenn eine solche Brücke vorgefunden wird, die Fossa temporalis also zu einem Foramen geschlossen wird, so coincidirt dies immer mit Formen, welche durcli enge Schläfengrube ausgezeichnet sind. Der Processus z 5' g o m a t i c u s s q u a m 0 s i fehlt den meisten Tauben. Ei- ist sehr stark bei Didunailus, schwächer bei Dkhi.'^ und Fesophaps, schwach bei LepfoptiJa, Stamoenas, Geophaps (fig. 5, tab. 5 in Stkickland u. Melville); angedeutet ist er bei Goura; sonst fehlt er gänzlich. Uebrigens unterliegt • sein Erscheinen und Ver- schwinden bei den Perisferidae einer beträchtlichen Variation: er erlangt aber nie eine morphologische Bedeutung. Bei Didiinadns ist er seitlich comprimirt. sein Unterrand bildet die Verlängerung des Ventralrandes des Squamosura nach vorn, sein (»berrand läuft fast horizontal und verliert sich nach hinten all- niählicli in der Aussenfläche des Schuppenbeines, die Fossa tempo- ralis ventral begrenzend; die Verbindung mit dem Proc. postorbitalis wird erst im Alter, dann aber regelmässig, hergestellt. Die Gestalt des Fortsatzes bei den übrigen damit versehenen Formen schliesst sich unmittell)ar an die. welche für Didunculus be- schrieben wurde, an, natürlicli entsprechend dem betretf'enden Stärke- grade nioditicirt. Als von grosser Wichtigkeit erweist sich die Fossa tempo- ralis. welche jeweilen für die Familie charakteristisch ist. Sie wird nacli oben und vorn durch den Proc. postorbitalis, nach unten durcli die durch den Quadratumkopf verursachte Ausbuchtung, resp. den Oberrand des Proc. zygomaticus, im Uebrigeu durch die Muskellinie des Musculus temporalis umgrenzt (Textfig. B — F). Bei sämmtlichen Peristeridae, bei welchen der Proc. postorbitalis äusserst nahe an das (^uadratum gerückt ist. ist die Grube sehr eng. und der Muse, temporalis greift nicht oder nur selir wenig auf die 188 RuDüi.i' Mahtin. Aussenfläche des Schuppenbeiiies über: zunächst an die Peristeriden scliliessen sich die PfiJopodimic an. Kine weitere Stufe wird durch die Colnmhidae eing-enommen. Hier erscheint die Grube erweitert, und der Unterrand des Proc. postorbitalis wird durch eine Ivreisförniig-e Muskellinie, welche un- gefähr die Mitte der Grube als (Zentrum hat. mit der Anschwellung- über dem Quadratumkopt verbunden. Der Schläfenmuskel greift also merklich auf die Aussentläche des Schädels über. Hier g-Iiedert sich aucli Calooias an. Eine dritte Stufe endlich stellen die Carpophmjiuae und Tnro- niiiac dar. bei welchen die Schläfengrube äusserst stark erweitert, die Muskellinie Aveit nach hinten ausgreifend ist. -^ Fig. E. Fig. F. Musculus t e m !> 0 r a 1 i s. 1:1. Fig. B. Fhaps lipliotefs. Fig. ('. Cohimha livia. Fig. D. Gonra roronafa.'^) Fig. E. Trerou rcrnaus. Fig. F. Cnrpophaga ruhricera. Es ist wohl möglich, dass die beiden Gruppen ihrerseits wieder aus einauder zu halten sind ; jedenfalls glaube ich nicht an sehr nahe! Beziehung-en zwischen Carpopliaginae imd Treroninae; doch davon später!^ Bei Treroninae folgt die Muskellinie erst dem Dorsalrande der Fossa tympanica. dann den lateralen -/-, der Lambdoidcrista, biegt scharf nach vorn um und erreicht in einem Bogen von oben her die Basis des Proc. postorbitalis; die ganze umgrenzte Fläche ist ein- gesenkt. Der M. temporalis erhält auf diese Weise eine aussei-- ordentlich grosse, nach hinten ausgreifende Ansatzfläche. Gonra dürfte sich am ehesten den Carpophaginae anschliessen lassen, die bedeutend von deii Treroninae abweichen können; Avir begegnen einer Stufenleiter, welche von einer treroninen Fossa temporalis (z. P). (^arpophaqa nihr/rera) zu Verhältnissen führt, wie sie im Folgenden kurz skizzirt weixlen sollen. 1) Der Muskel ist hei (laitni auf Grund des Verlaufes der iMuskel- linie recoustruirt. Die vergleichende Osteologie der rolunilnt'urmes. \Q\) Bei diesen Kndformen (z. B. Corp. oceanira) ist die Aiisatzflächt:' des M. temporalis gegenüber Ircron eingeschränkt, gegenüber Colitmha erweitert. Die Muskellinie beg-innt am Rande der Fossa tympanica an der Stelle, an welcher die Lambdoidcrista auf ihn ausläuft. Sie hat die Form einer Kreislinie, ähnlich wie bei Columba. doch mit grösserm Radius gezogen, und ti-iift dorsal die Basis des Vorder- randes des P(»storbitalfortsatzes. Diduncidus besitzt eine gegen Erwartung kleine Schläfengrube und eine wenig auf die Schädeloberfläche übergreifende ]\[uskellinie; auch hier bildet diese einen Kreisbogen, der den Unter rand des Postorbitalfortsatzes mit dem nahe gelegenen Oberrand des Proc. zygoraaticus verbindet. Didns mit dem sehr starken Schnabel zeigt am ehesten Ver- hältnisse, wie wir sie bei Treroninae angetroffen haben, nur dass die Grube stärker dorsal als caudal ausgreift und etwas tiefer ist. Bei Fezophapft hat die Vergrösserung der Teniporalgrube ihr Maximum erreicht, wie ein Blick auf fig. 149. tab. 12 in Xkwtox's Osteology of the Solitaire etc. uns lehrt. Kinige Textfiguren sollen das Ge- sagte veranschaulichen. Es wurde bereits hervorgehoben, dass die vordere untere Ecke des Squamosum die äussere Gelenkfläche für das Quadratum über- deckt und dass diese Stelle etwas aufgetrieben sei; man hat sie deshalb als Prominentia sciuamosi bezeichnet. Bei den Tauben ist diese stets unbedeutend, kann auch ganz fehlen {Carpoplxiiininr. Didnncnlns etc.). Mehr Bedeutung erlangt bei Didunculus ein hinter der Stelle, wo sonst die Prominentia squamosi zu liegen pflegt, abwärts ge- richteter kleiner Fortsatz, der, seitlich comprimirt, vom Rande in die Fossa tympanica vorsteht, von grosser Constanz ist und selbst dem vorliegenden Jungen nicht abgeht. Unmittelbar rostral und medial von diesem Fortsatz liegt eine Oetthung: die Ausmündung des im Squamosum und zwischen ihm und dem Prootictim gelegenen Recessns tympanicus superior. Dieses Foramen bestimmt die Grenze von Squamosum und Perioticum s. Petrosum und trennt zugleich die beiden Gelenkflächen für das Quadratum.') A\'ir w^erden später noch von einem weitern Re- cessns tymj»anicus zu sprechen haben. 1 ) Die mediale Gelenkfläche dieses Knochens liegt luimittelbar medial von dem Foramen , ist kleiner als die äussere und gehih't voll- kommen dem Prooticum an, wäre also dort aufzuführen gewesen. 190 RiDOLF Martin. Am Schädel der erwachsenen Taube sind die Grenzen des Schläfenbeins g-ehenoidfortsatz sich aufzubiegen und so — das Präsphenoid unten umfassend — sich zum eigentlichen kegelförmigen Eostrum zu schliessen. welches den vordem Theil der Orbitosphenoide stützt und sich seinerseits an den Ventralrand der verticalen Platte des E t h m 0 i d s anlegt. Seine Spitze überragt den Vorderrand dieses Knochens in der Regel l)ald mehr, bald weniger, erreicht bei den einen die Verbin- dungslinie der beiden hintern Enden der M a x i 1 1 o p a 1 a t i n a oder überschreitet sie rostral. je nachdem der Schädel gestreckt oder kurz ist. So greift das Sphenoidalrosti-um stets weit nach vorn bei Carpophuf/a und Goura; es bleibt zurück bei den Trcroninac, noch mehr bei IHdunndus: die übrigen Tauben i eilien sich zwischen diese beiden Endformen. Pezophaps steht Carpophaffa am nächsten; Didxs vermuthlich auch, doch ist am vollständigsteu Schädel die Spitze weggebroclien. so dass ein sicheres Urtheil ausgeschlossen bleil>t. Die PJifthinar iielien mit den Carpophaf/niac einig; die übrigen 194 Krixii.F !\Iaktin, Peristendae bleiben etwas zurück. Die ('olnmhidae nähern sich den Treronwac noch mehr, und diesen zunächst steht ^lacropygia. während Ecfopifffcs das andere Extrem innerhalb der Familie bildet. Das A 1 i s p h e n ü i d erscheint als Anhängsel des Basisphenoideum sui». Es bildet die ganze Hinterwand der Orbita, ohne jedoch bis auf dei-en Eand hinaus zu reichen, da sich zwischen diesen und seinen Ijateralrand das intraorbitale Frontale eindrängt. Die Grenze zwischen diesen beiden Knochen ist Zeit Lebens durch eine schwache Rinne angedeutet, welche gegen das Olfactorius- f 0 r a m e n — die äussere Ausmiin düng des 0 a n a 1 i s o 1 f a c t o r i u s — verläuft. Mit dem Squamosuni trifft das Alisphenoid im Postorbi- talfortsatz zusammen, den es an seiner Basis aufbauen hilft. Von hier wendet sich sein Aussenrand scharf einwärts, berührt das Foramen ovale, das zwischen ihm und dem Pro oti cum gelegen ist, stösst mit dem Sphenoidalrostrum, d. h. mit dessen caudaler Platte, in einer Naht zusammen und gelangt endlich an die untere äussere Ecke des Foramen lacerum anterius. Der mediale resp. vordere Rand ist. entsprechend der Yer- knöcherung, sehr variabel. Diese vollzieht sich erst s})ät und nur bis zu einem gewissen Grade. Vollständig verknöchert wird das Alisphenoid bei I)idu)iculns (aber auch hier nur beim erwachsenen, beim -hingen nur unvoll- ständig; vgl. Abbildungen), Didus, Pemphaps und oft auch bei Gourd angetroffen. Bei allen übrigen Tauben ist es dorsal unvollständig und wird bloss durch eine zähe ^Membran ersetzt, was zur Folge hat, dass hinter dem Austritt des N. olfactorius in die Orbita eine oft sehr weite Fontanelle persistirt. Aehnliches gilt bezüglich der untern medialen Ecke, welche auch nur bei Diduncuhis, Didus und Pesophaps im Alter vollständig ossiticirt, bei den beiden Riesentauben sogar durch einen Wulst verdickt ist. In diesen Fällen bildet diese Partie des Alisphenoids die laterale und dorsale Umgrenzung des For. opticum, von dem die übrigen Nervenlöcher abgespalten sind, während sie sonst mit ihm zu einem For amen lacerum anterius zusammenfliessen. Noch später') ossiticirt das Orbitosphenoid, ein ursprünglich paariger, aber secundär zu einer medianen Platte verschmolzener 1) Das Orbitosphenoid ist der am spätesten ossificirende Knochen des Schädels. Die vergleichende Osteologie der ('(dinubiforiiies. 195 Kiinclieii. Es wird vom Präsphenoid gestützt, erhält desliall) von Selekka die Bezeichnung- A 1 i h e 1 o i d e s. Mit dem ventralen Abschnitt seines caudalen Randes begrenzt es das For. opticum resp. lacerum ant. nach vorn, mit dem dorsalen Abschnitt verwächst es mit dem Alisplienoid. hilft dann die erwähnte Fontanelle, bei Dkhinodns, Didus und Vczopliapft den Austritt des N. olfactorius nach unten begrenzen. Das caudale '/.. seines Dorsalrandes ist in der Mehrzahl der Fälle frei und stellt die sog-. Crista g-alli dar: bei den drei besonders auf- g-efülirten. specialisirten Formen verwächst er aber in seiner ganzen A u s d e h n u n g- mit dem 1*' r o n t a 1 e . was bei den übrig-en Tauben nur auf dei' IStrecke der rosti'alen ■-'.; geschieht. Der '\'oi'derrand endlich verschmilzt, wie überall, vollständig mit dem Hinterm nd des Mesethm oid s. Beim erwachsenen Tliier. auch bei Bidunculns, Didus und Fe.to- l}haps'. ist der Dorsalrand des (»rbitosphenoids durch den Sulcus olf a et ori us mai-kirt Die Reilienfolge der Verschmelzungsprocesse des besprochenen Knochens ist immer die folgende: Mesethm oid, Präsphenoid. R 0 s t r u m s p h e n o i d a 1 e . A 1 i s p h e n o i d. Auch innerhalb des Orbitosphenoids können grosse Fontanellen auftreten, die mit dem For. lacerum ant. zusammenfiiessen. d) Os ethmoideum. (Textüg. Q u. R: ^Paf. 11. Fig. 1 u. 2.) \\'ie überall lässt sich auch hier eine verticale und eine liDri- zontale Platte unterscheiden; jene bildet den vordersten Rand des Augenhöhlenseptum und den obern hintern "J'heil der Nasenscheide- wand. Die horizontale Lamelle dient dem rostralen Rande des Frontale, den Procc. frontales nasalis et praemaxillae zur (Trundlage. \m jugendlichen Schädel «tjind die Verhältnisse die denkbar ein- fachsten : nichts als die beiden senkrecht zu einander stehenden Platten. Allerdings erhebt sich schon hier eine leichte Crista. welche die verticale Lamelle ziemlich genau in eine vordere und eine hiutere Hälfte tlieilt (die hintere ist in der Regel etwas schmäler, aber höher). Dorsal nimmt dieser Kamm an ILilie zu und stützt streberartig- gegen den hoi-izontalen Theil. ]^9ß Rudolf Maktin, Es fehlt also dem jungen Ethmoid tliatsächlicli nichts, was dem alten zukommt, obwohl die Anhänge sich erst in der Entwicklung befinden. Zunächst was die Grenzen des Ethmoids betrifft! Der Hinter- rand der verticalen Platte ist in der frühesten Jugend frei, steht fast senkrecht (nur wenig nach vorn geneigt) und verwächst schon ziemlich bald, d. h. wenn die Ossification des Orbitosphenoids bis zu einem gewissen Grade gediehen ist, mit dessen Rostralrand. Bevor das Thier ausgewachsen ist, lässt sich keine Spur einer Sutur mehr nachweisen. Der Ventralrand steht auf dem Rostrum sphenoidale auf und wird von diesem (siehe oben) nach vorn überragt. Rostral ist er aufgebogen und geht allmählich in den Rostralrand über, welcher der häutigen Nasenscheidewand eine Ansatzlinie abgiebt. Der Vorderrand ist im Alter häufig- etwas verdickt. Die horizontale Platte ist von der Form eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Grundlinie nach vorn gelegen ist. Die nach hinten gerichtete Spitze bildet einen ziemlich spitzen Winkel, während die lateralen Ecken bedeutend stumpfer sind. Die Schenkel des Dreiecks stossen mit den intraorbitalen Frontalia in Suturen zusammen. Die Basis ist etwas aufgebogen und frei. Die bereits in der Jugend etwas abwärts gekrümmten lateralen Ecken rollen sich im Laufe der Entwicklung ein und bilden so Dach und Aussenwand der Fossa olfactoria, welche durch die La- crymalia, wie später gezeigt werden soll, ergänzt wird. Zu- gleich stellen diese eingerollten Ecken eine Art Nasenmuschel dar. Die annähernd senkrechte Crista, welche, wie wir gesehen haben, am Nestlingsschädel die verticale Platte in zwei Hälften theilt, wächst im Laufe der Entwicklung zu einer nach vorn neigenden Lamina aus, welche besonders ventral eine bedeutende Hcihe erreicht. Wir wollen sie der Kürze halber Crista antorbitalis ^) nennen. Erst ist sie häutig mit dem medialen Rande des Lacrymale ver- bunden, wächst aber soweit aus, bis sie jenen Knochen erreicht und schliesslich innig mit ihm verschmilzt. Wo wir uns auch umsehen, bleibt eine Lücke ausgespart, durch die der N. olfactorius in die Nasenhöhle tritt; ventral und dorsal von dieser Stelle gedeiht der Verwachsungsprocess bis zum völligen Verschwinden 1) Ant-orbital plate Pycraft's , Praefrontale Suschkin's (zum Theil). Die verg-leicheude Osteologie der Colunibifurnies. 197 einer Naht. So wird am Schädel der erwachsenen Taube das (' a v u ni nasale mit Hülfe des Lac.rymale vollständig- nach hinten g-eschlossen : nur ventral besteht durch das ganze Leben eine weite Lücke in der knöchernen Umwandung. Ich hob diese Verhältnisse so eingehend hervor, weil Newton ein besonderes Gewicht auf die Gestalt der Nasenhöhle von Vczo- phaps legt. Der oberste Theil der Crista antorbitalis tritt zum vordersten Abschnitt des Seitenrandes der horizontalen Platte, m. a. ^^^ zum hintern Rande der Nasenmuschel in Bezieliung. Hier schliesst sich am ehesten an : e) Lac r y m a 1 e. (Taf. 11. Fig. 1 u. 2.) Zwischen dei' C r i s t a antorbitalis, der lateralen Vorderecke des Frontale und dem Joch bogen spannt sich am jugendlichen Schädel eine rechteckige Membran, in deren Lateralrand oder ilim doch nalie bald ein Knochenkern auftritt. Dieser wächst medial- wärts. aufwärts und abwärts, erst zu einer compacten Lamelle, aus, welche im Laufe der Entwicklung einen weitgehenden Durehlüftungs- process durchzumachen hat, um schliesslich die definitive Gestalt des Lacr3^male zu erlangen. Diese variirt bedeutend, lässt sich aber stets auf die eines von vorn nach hinten abgeplatteten und nach unten gerichteten Keiles zurückführen. Die Schneide dieses Keiles steigt medialwärts stärker oder schwächer an ; am stärksten bei Didunculus, wo das Lacrymale über- haupt einem Keductionsprocess anheim gefallen zu sein scheint. Es ist hier äusserst zart und leicht gebaut, hängt durch eine annähernd sagittal gestellte dünne und eingedrückte Lamelle mit der vordem äussern Ecke des Frontale und durch eine quere Platte mit der starken Crista antorbitalis, die eine compensirende Entwicklung zeigt, zusammen. Zwischen diesen beiden Fixpunkten ist eine Lücke ausgespart, durch welclie der ThiJinencanal seinen Weg zur Nasen- höhle findet. Bei allen andein Tauben, die Riesenformen von ^lauritius und Rodriguez niclit ausgeschlossen, ist das Lacrymale viel stiirker und seine Verbindung mit Frontale und E t h m o i d weit inniger. Von der äussern Ecke des Lacrvmale bis zum \entralen Ende der Crista 198 Rudolf Maktin. aiitorbitalis besteht ausser der Aussparung für den X. olfactorius keine weitere Lücke: dafür ist der Lateralrand des Lacrvmale ziemlich tief eingekerbt und gieht so eiu Lager für den Thränen- canal ah. Die mediale Kante des Knochens breitet sich dorsal zu einer kleinen Fläche aus. welche mit der Aussenfläche der Xasenmuschel verwächst. Die vordere ventrale Fläche ist unten rückwärts gekrümmt, und ihre tintere äussere Ecke steht gewöhnlich auf dem -lochbogen auf: oft kann sich auch ein Theil (und zwar bis zur Hälfte) des lateralen Randes dieser Fläche dem .Tochbogen eng anschmiegen. Der Aus- schlag der individuellen Variation ist auch in dieser Hinsicht so bedeutend, dass es mir nicht gelang, ein für Art. Gattung oder Familie charakteristisches Verhalten wahrzunehmen. Auf der vordem, ventralen Fläche liegt in deren oberer medialer Ecke ein imeumatisches Foramen von bedeutendem Umfang. welche> in die reiche Spongiosa dieses Knochens führt. Der laterale Kand des Lacrvmale stellt zugleich den untern Abschnitt des Vorderrandes der Augenhöhle dar. f) Frontale. Taf 11. Fig. 1. 2 u. 5; Textfig. Q und 1?. Die Frontalia stellen den grössern Theil des Schädeldaches dar, TN^elches bloss in seiner hintersten uiul vordersten Zone vom Parietale resp. Nasale eingenommen wird. Die riesige Ausdehnung des Frontale, durch welche die Parietalia so zusagen auf die Hinterfläche des Schädels geschoben werden, scheint mit der Erweiterung der ( >rbita in Zusammenhang zu bringen sein (natürlich kein si)ecifisch columbiner. sondern allgemein a vianer Oharakterzug). Die avianen Schädelvei'hältnisse l)ringen das Frontale mit einer grossen Anzahl Schädelknochen, gegenüber welchen Suturen gebildet werden, in Beziehung. Die Nähte sind theilweise ziemlich lange zu erkennen: am frühesten verschwindet die Sutura coronalis. ihr folgt die Sagittalnaht und dann successive die Suturen gegenüber Nasale, Lacrymale und Ethnmid. zuletzt endlich die übrigen intra- orbitalen Grenzlinien. Von vorn nach hinten gezählt stösst das Frontale bei den Tauben mit folgenden Knochen zusammen: l>ie vero-1 eich ende Osteologie der Coluiiiblfurmes. \QQ a) E X t r a 0 r b i t a 1 : P r a e in a x i 1 1 a . Nasale. L a c r v ni a 1 e . S q u a m 0 s u m , Parietal e. /t^) Intraorbit al : Etlimoid. Orbit osp Ueno id und Ali- .sphen oid. Wir haben von voin herein eine Facies parietalis und eine Facies i nt raorbi t alis zu unterscheiden. Jene besitzt ein sehr wechselndes Kelief. ist in der Jugend median als ein breites Thal eingesenkt, das jedoch mannigfaltig-e Abstufungen der Tiefe zeigt. Es beginnt auf dem Scheitel des Schädels und wird rostral etwas tiefer. Im Laufe der Entwicklung wird dieses Thal durch die Aus- bildung einer reichen Sj)ongiosa ausgetrieben, die Stirn also gewölbt (siehe z. B. lig. 6. tab. 10 bei Strickland u. ]\Ielville und unsere beistehenden Textfiguren). Andrerseits kann aber auch diese Spongiosa- entwieklung beschränkt werden {Peristeridan oder ganz unterbleiben ; in diesem Falle bleibt die Stirn Zeit Lebens median eingesenkt. Aber nicht genug: das Thal kann mit zunehmendem Alter eher noch ver- tieft, die embryonalen Charakterzüge also noch verschärft werden (am häufigsten bei Phahinae und Geopelia; individuelle ^'ariation spielt wohl eine grosse Eolle bezüglich dieser Veriiältnisse). Jedenfalls betrifft die Hervorwolbung der Stirn nur deren vordem Al)schnitt: die zwischen den Augenhöhlen gelegene Partie bleibt immer leicht concav oder wird höchstens eingeebnet. Didm verhält sich abweichend (fig. 1, tab. 9, Stiuckland u. Melvillej. Bei Didunculus sind die dorsalen Känder der Orbita aufgewölbt : ihnen nahe wird oft ein kleines Foramen angetroffen, an dessen Stelle aber auch eine Licisur treten kann. Eine solche scheint allen übrigen Tauben ebenfalls zuzukommen, wenigstens traf ich das Foramen anderwärts nie an. Von grosser mori)liologischer Be- deutung sind diese Dinge nicht. Die grösste Breite der Frontales deckt sich mit der Projection der Verbindungslinie der beiden hintersten Punkte der beiderseitigen Orbitae; die schmälste Stelle liegt zwischen den beiden dorsalsten Punkten der Augenhühlenränder ; nach vorn nimmt die Breite wieder zu. Die Seitenränder der extraorbitalen Frontales bilden also im Wesentlichen die dorsale l'mgrenzung der Augenhöhlen. Der Rostral- rand läuft von der Mitttdlinie ungetahr unter einem Winkel von 45" Uiich vorn und aussen, stösst also mit dem Lateralrand in einem spitzen ^^'ink(d zusanmicn. resp. geht durch eine scharfe Krümmung in ihn über. Diese vordere Aussenecke des Stirnbeins ist abwärts Zool. Jahrb. XX. Ahth. f. Syst. 1^ 200 RuDOi.v Mahtin. gekrümmt und bildet mit dem Nasale eine Bucht, in welche das Lacrymalc eingefügt ist (Taf. 11, Fig. 1 u. 2). Wir haben bereits gezeigt, dass der hintere Abschnitt des Lateralrandes des Stirnbeins durch das S(iuamosum vom hintern Orbitalrand abgedrängt wird; er stösst unter rechtem ^^'inkel mit dem Hinterrand des Knochens zusammen. Dieser bildet mit dem Parietale die jederseits schwach nach voiii concave C o r o n a 1 n a h t. Das in tra orbitale Frontale stellt das Orbitadach dar. Es l)ildet mit dem äussern Theil den scharfen Augenhöhlenrand, mit dem Squ am OS um deren Hinterrand abwärts bis zum Processus postorbitalis (siehe Squamosum). Des Verhaltens des medialen Randes wurde oben gedacht; ebenfalls des Fortsatzes, welcher das Alisi>henuid vom Schuppenbein abdrängt und jenes an der Bil- dung des Orbitarandes hindert. Auf das specielle Verhalten der die Stirn zusammensetzenden Knochen soll si)äter eingegangen werden. m g) Parietale. Die Parietalzone stellt ein breites Rechteck dar. welches in der Lambdoidcrista mit dem Occipitale. in der Coronalnaht mit dem Frontale und seitlich mit dem Hinterrand des Squamosum zusammenstösst. Der Vorderrand des Scheitelbeins stösst nicht nur einfach gegen den caudalen des Stirnbeins, sondern überlagert diesen; er ist in der Regel etwas Sförmig mit einer breiten, seichten lateralen, min- destens 7:; des Randes beanspruchenden Bucht und einer medialen. Avenig markanten Zunge. Die Sagittalnaht verschwindet in dieser Zone frühei' als in der frontalen. Von der Seite her schiebt sich das Squamosum ül)er die Aussen- tiäche des Lateralrandes des Scheitelbeins. Das Parietale bildet den ventralen Streifen der Hinterwand der Hemisphärenhöhle und den obern Theil der Cerebellumgruben- wand. Seine hintere laterale Ecke stösst noch ans Prooticum. Im Schädel einer ausgewachsenen Taube lassen sich die Grenzen des Parietale äusserlich nicht mehr allseitig feststellen; ein Sagittal- schnitt jedoch zeigt, dass es durch seine spongiöse Structur gegen- über den übrigen Knochen des Schädeldaches ausgezeichnet ist. Bei grossen Formen kann allerdings die Spongiosaentwicklung in die Die verg-leiclieucle Osteologie der Culumbifurmes. 201 Froiitalzone übergreifen, erreicht aber ihr Maximum stets in der medianeii Partie der Parietalia. Didufi. bei dem das o-anze Schädel- dach ausserordentlich aufgetrieben ist. macht eine Ausnahme, wälirend bei Femphaps die parietale Verdickung am stärksten ausgeprägt ist. (Abbildungen bei Steickland u. ]\Ielville, Owen. Nkavton etc.). Der Tent orialkamm läuft auf der InnenÜäche des Parietale gegen dessen Mittellinie aus. li) Praemaxilla. (Textfi--. (t, Q u. E; Taf. 11. Fig. l-ö.) Obwohl die Beziehungen der Praemaxilla zu den benachbarten Knochen stets dieselben bleiben, bestehen doch grosse Schwankungen in der Form, welche einerseits etwa durch Turtur oder Zcnaida oder sonst eine Ferisfcra-FoYm, andrerseits durch Didunculus begrenzt werden; sie äussern sich hauptsächlich in der relativen Masse und Form des Prämaxillenkiu'jjers. In allen Fällen ist dessen Spitze abwärts gebogen ; diese Biegung i'j-reicht ihr Maximum bei Didmicnlns. dann bei Colnmba oder Car- pophaga oder Otidiplmps. Die Peristeridae. mit Ausnahme der Phahmac? die Ptüopodwar und Tnroninae besitzen die am wenigsten ge- krümmten Prämaxillenkörper. Bezieht man die Länge des Zwischenkieferkörpers auf die Länae des Processus frontalis des bleichen Knochens, so er- oel)en sich ebenfalls grosse Differenzen. Das Terhältniss ist: I ', fi ir (Tonra. ]; ,. Carpoplta(i«?/^9 erweist sich darin pro- gressiver als Pesopliaps. n) Vomer. Sicher nachweisen konnte ich den Vomer nur bei Didimculiis, obwohl anzunehmen ist, dass seine eventuelle Entwicklung noch innerhalb des Rahmens der individuellen Variation, liegt. Möglicher ^^'eise werden seine letzten ßeste von den Hemipterygoiden auf- genommen. Bei Dkhiucidus ist der Vomer der Knochen, der am spätesten ossificirt. Er stellt eine längliche mediane Knochenplatte dar von unregelmässiger, am ehesten als dreieckig zu bezeichnender (Testalt, deren vordere, treie Spitze bis auf die Höhe der hintern Enden der M a X i 1 1 0 p a 1 a t i n a reicht (Fig. Rj. Zwischen den hintern Gaumenbeinenden ist diese Platte auf- getrieben und von schw'ammigem Bau. Ihre dorsale Kante schmiegt sich dem Sphenoidrostrum an. o) 0 s q u a d r a t u m. (Taf. 11, Fig. 1-4.) Zui' Form des proximalen Gelenktheils habe ich nichts W eiteres beizufügen. Zwischen beiden Gelenkköpfen liegt ein pneumatisches Foramen. 210 RrnöLK Martin, Der Knochen ersclieint gedreht nnd z^ya^ die Innenkante des Innern Gelenkkopfes nach vorn; sie wird zum Oberrand des Pro- cessus orbitalis. Der Lateralrand des lateralen Grelenkkopfes läuft direct abwärts gegen den Ansatz des Proc. jugalis, der bei IHdunculus bedeutende Stärke erreicht. Ueberliaupt ist das ganze Quadratum bei dieser Samoaform gekräftigt und contrastirt schon hierin bedeutend gegenüber dem Quadratum anderer Tauben. Als viel markanter ist die Form der Gelenkfläche für die j\Iandibel hervorzuheben. Bei allen normalen Tauben. Bidus und Pesophaps nicht aus- geschlossen, stellt diese Gelenkfläche einen quer gestellten Grat mit einem höhern medialen und einem niedrigem lateralen Gipfel \w. an die Lateralfläche des letztern ist der Proc. jugalis mit breiter Basis angeschlossen. Bei Diduncnlus treffen wir an Stelle dieses Grates eine lange von vorn nach hinten gestreckte Bahn; ihre Eichtung convergirt nach vorn unter ca. 30^' mit der Mittellinie. Ihrem medialen Eande läuft ein stärkerer runder Wulst, dem lateralen eine niedrigere Kante entlang, welche den beiden Gipfeln des Gelenkgrates der übrigen Tauben entsprechen. Das Verhältniss von Länge und Breite der gesammten Gelenkfläche beträgt 1,5. p) Mandibula. (Taf. 11. Fig. Ib— 4 b.) Hier können wir uns kurz fassen. Der Oberrand des Unter- schnabels ist dem Unterrand des Oberschnabels genau angei)asst. Auf die sog. ..Zähne", welche sich bei Diduncidus vorfinden, brauche ich nicht zurückzukommen, da sie zur Genüge bekannt sind. Es ist fast überflüssig zu sagen, dass die Gelenkfläche für das Q u a d r a t u m bei Diduncidus umgestaltet worden ist ; sie stellt sich in Form einer von vorn nach hinten auswärts verlaufenden Einne dar. Im engen Zusammenhange damit steht die Abweichung in der Form des hintern Endes des Mandibelastes, das einfach lamellen- förmig als die directe Fortsetzung der vordem Mandibelwand, deren medialer Fläche der Gelenkfortsatz anklebt, aufzufassen ist. Bei Didus stösst ebenfalls lateral eine Lamelle nach hinten, nicht aber bei andern Formen, bei denen die ]\randibel gerade oder doch nur sehr wenig schräg nach unten und vorn abgestutzt ist und durch eine dreieckige Fläche abgeschlossen wird (vgl. flg. 1. 2, 3 u. 4, tab. 9; Die vers;'leiclieiiile Osteologie fler Cülumbiformes. 211 flg. la— 5a, tab. 10, Stkickland u. Melville); diese Endfläche ist auch bei Bidns zu erkennen, nicht aber bei Didunculus. Hervorzuheben ist nocli, dass die Elemente der Mandibel bei g-rössern Formen, vor Allem bei Didus und Pesophaps, sehr spät und nur sehr unvollkommen verschmelzen, ja bei Dkhis überhaupt wohl kaum, da die Stücke stets getrennt aufgefunden werden: weiter scheint die Verwachsung bei Pezophaps gediehen zu sein. Die Länge der Symphyse wechselt mit der Schnabelfuiiu und ist bei Didio/culus relativ am längsten, bei Ptilopns und Pcrisferidac (mit Ausnahme xon Phaps) am kürzesten. Zunächst Didunculus stehen die T)rroiii)K(f. dann die Columhidac und die Phahinae; Carpophagwae. Goura und ()iUUpl«ips liegen den Piilopodinae etc. näher. 1. Der Schädel als Ganzes. Nach dieser vorangegangenen Detailbeschreibung habe ich noch einige A\'orte über den Schädel im Zusammenhange hinzuzufügen. Wie Avir gesehen haben, ergeben sich aus den Einzelheiten der verschiedenen Knochen keine oder doch nur wenige Anhaltspunkte zur Beurth eilung einer Form. Ich habe bis jetzt bloss den wich- tigsten Charakterzug hervorgehoben, die Fossa temporal is, auf welche ich kaum zurückzukommen habe. In zweiter Linie müssen wir dem Schnabel unsere Aufmerk- samkeit schenken, vor Allem seinei- Länge. Stärke und Stellung gegenüber dem Schädel. ]\ran kann da mindestens 6 Grundformen unterscheiden, die uns durch folgende Gattungen und Familien gegeben sind: 1. Carpopliaga mit Goura und Oiidiphaps. 2. Treron mit Didus und Pezophaps. 8. Columha. 4. Pcristeridac und Ptilopodinae. 5. Phaps. 6. Didunculus. Besser als eine lange Beschreibung führen die beigefügten Text- figuren (s. folgende Seite) das Gesagte vor Augen. Es geht daraus so viel hervor, dass Didunculus, was Schnabel- forni betrifft, trotz der Riesentauben, am weitesten vom generellen 'Jaubentypus abweicht. — Die grosse Aehnlichkeit zwischen Goura, Carpophatja und Ofidiphaps ist nicht zu verkennen, ebenso wenig die Gleichheit des Baui)lanes bei Treroninac und den beiden Riesen- 212 EüDOLi' Martin. tauben. Edopistcs schliesst sich an die Cohimbidae an, obwohl sein Schnabel wenig: schlanker ist. Feristcridac (nach Ausscheidung- der Phabinae) und Ptilopodmac stehen zweifellos einander nahe; Fliai^s lässt sich von hier aus ab- leiten, indem man sich den Peristeridenschnal)el stark verkürzt, dafür aber verstärkt denkt. Fiff. .7. Fiff. H. I Fi«-. K. Fis". L. Fia-. M. Fig. N. Fio-. 0. Fiir. P. Schuabelprof iL 1 : 1. Fig. H. Didunculus strigirostris. Fig. J. Carpojjhaga ocecmica. Fig. K. OtuUphaps nobilis. Fig. L. Goura coronata. Fig. M. Vinago calva.. Fig. N. Colnntha pdhimhd. Fig. 0. Tiirtiir furliir. Fig. P. Phaps lophofcs. Typisch ist die Stellung- des Schnabels für Carpophaga, Goura und Otidiphaps, auch ist die Art, wie er am Schädel ansetzt, sehr charakteristisch. Die Dorsalfläche des Schnabels geht fast direct in die Stirnfläche über, ein Verhalten, das theilweise auf die grosse Itie vfi-oleicliencle Osteoloffic der (\ilnmbifornie> 2ia verticale Höhe des Schnabels an seiner Basis, theihveise auf die Flachlieit der Stirn und auf die Abwärtsknickung- des ganzen Schnabels zurückzufüliren ist. Am ausg-ei»rägtesten sind diese ^'er- hältnisse bei Carpophaaa. Bei den übrigen Tauben liegt die (Tuuinentläche mit der Scliädel- basis annähernd in derselben horizontalen Ebene. Bevor ich noch speciell auf die Form der Stirn zu sprechen komme, sei noch auf die gegenseitigen Beziehungen tler vordem Schä(U^ldachknochen und ihre nachmalige rmgestaltung- hingewiesen. Fio-, Q. Fiy. H. Fiü'. Q. Sai;ittals(liiiitT dureh dvu voriU-ni Tlieil des Schädels des jniiii-eii Dididifiilitf;. 1:1. Fig. K. Saiiittalsrlniirr dni'eli den vnnleni Tlieil des Seliädels des erwacliseueu DidiDicuhts. 1:1. Der Vordenand des Frontale ist durch spongiösen Bau etwas verdickt und liegt dem hintern Theil der horizontalen Ethmoid- platte auf. Von vorn wächst der Processus frontalis prae- maxillae ebenfalls über diesen Knochen empor und stösst an den Stirnbeinrand, mit welcliem er verwächst. Diese Verhältnisse sind bloss in einem Sagittalschnitt zu erkennen, da sie von aussen durch eine dritte, oberflächliche Knochenlage, das Nasale, eingedeckt werden. Dieses wächst gewaltig aus, verwächst mit dem der andern Seite bis zur Schnabelbasis und legt sich caudal über die Naht zwischen Praemaxilla und Frontale, so dass zwischen diesem und dem Nasale weiter caudal eine oberflächliche Sutur gebildet wird, die dem V(n'derrand des Stiinbeins parallel verläuft. Dieser Bau ist an Jungen Schädeln deutlich zu erkennen, wird aber im Veidaufe der Entwicklung verwischt. Jede der di-ei Lagen, vor Allem aber das Nasale bei Dühni- culiis. das P^thmoid bei den übrigen Tauben, bildet reichliches spongiöses Gewebe aus, die drei ursprünglich compacten Platten ver- lici'cn ihre Selbständidvcit in der allgemeinen Knodienmasse. In 214 EuDOLF Martin, einigen Fällen lässt sich der Proc. frontalis piaemaxillae nuf-li eine Strecke weit verfolgen. Die Durchlüftnng greift auch in das Mesethmoid und in die Crista antorbitalis über; DklunaUns bleibt hierin am weitesten zurück (vgl. unsere Textfiguren sowie fig. 6. tab. 10, Strickland u. Melville). So kommt stets eine Auftreibung der Stirn zu Stande, welche ihr ]\Iaximum bei den Formen erreicht, bei denen das Nasale in hohem Grade pneumatisch ist, also bei Diduncuhis, Treron und ge- wissen Zuchtrassen (z. B. beim sog. „ägyptischen Möhrchen"). Carpophaga, Gonra und Otkliphaps bewahren eine sehr flache Stirn, obschon die Durchlüftung bei Carpophaga (die mir allein bei dieser Untersuchung zugänglich war), wenigstens in den tiefern Schichten, eine weitgehende ist. Nicht zu verwechseln mit der Auftreibung der Stirn ist deren Steilheit, wie sie bei den meisten Perisfcriäae angetroffen wird, trotz- dem oft noch ein tiefes medianes Thal Zeit Lebens bestehen bleibt, ein Zeichen der geringen Durchlüftung. Dieser Umstand ist mit der Schädelform im Allgemeinen in Zu- sammenhang zu bringen, denn es ist eine Thatsache, dass die Perisferidae stets einen hohen, aber kurzen Schädel besitzen und darin das eine Extrem vertreten, während die Carpophaginae mit ihren Nebenformen einen langen und stark depressen Kopf auf- weisen und somit das andei-e Extrem darstellen. Die Treroninae stehen den Peristeriden am nächsten, ihnen schliessen sich die übrigen Formen an. die eine Brücke hinüber zu den Carpophaginen bilden. Ausnahmestellungen nehmen die ausgestorbenen Riesentauben ein, welche eine ganz abnorme Art der Auftreibung des Schädel- daches aufweisen und uns so ganz eigenthümliche Schädelformen vorführen. Am frappantesten ist das Verhältniss der Maasse des Craniums zum Schnabel bei Bidus \) sowie die relative Kleinheit der Schädelhöhle bei dieser Taube. Hier wird am deutlichsten der hohe Grad der Specialisirung klar gelegt. Im Uebrigen sind diese Dinge genügend bekannt, so dass ich von einer weitern Beschreibung Um- gang nehmen kann. 1) Das Verhältniss der Länge der Schädelbat^is zur Länge der Ge- hirnaxe beträgt für Didus 4,5, während es sonst im höchsten Falle bis 2,8 (Crn-j/oj)hti//a riibriccrd) wachsen kann. Die vergleichende Osteolo<>:ie der Colninhiformes. 215 Dagegen, wenn K. Niiwtox und J. W. ('1;Ai;k behaupten, bei F€.~'>])haps sei die Gehirnaxe zur Basicranialaxe parallel, so niuss ich entschieden Einsprache erheben; der Winkel beträgt ca. 80". Die Basic ranialfläche^) variirt bedeutend von einer breit fünfeckigen {Di(hi)icnli(s. viele Pcrisfcridae. Carpophar/a rnhricera) bis zu einer schmal o^■alen oder schlank dreieckigen Fläche (die übrigen Tauben ). BemerkensAverth ist. dass z. B. Carpophaga occanica. aenea, pacifica etc. sich zu dieser, aber Carp. ruhricerft zu jener Gruppe schlägt. Die Xervenaustritte zeigen keine Eigentliinnliclikeiten gegenüber andei'U Viigeln. Hei DidxncuJus' wird der Austritt des X. trige- minus 1 stets vom Foramen lacerum auf. abgespalten: bei D/dus \un\ Pcmphaps existirt ein eigentliches Foranien opticuni. indem alle Nerven durch Knochenbrücken gesondert den Schädel verlassen. Die Schädelhöhle lässt erkennen, dass die Hemisphären das Mesencei)lial()n vollständig überdecken; ob dies bei Didits der Fall war. lässt die OwKx'sche Figur i^rem. on the Dodo etc.. tab. 11. tig. D nicht entscheiden: ich versäumte aber, den Scliädel d.-nauf hin zu pi'üfen. 2. Die Wirbelsäule. Die Wirbelsäule kann in Kürze abgethan werden, da sie den am wenigsten charakteristischen Theil des ganzen Skelets darstellt. Sie lässt. wie bei allen Vögeln, die Eintheilung in die vier grössteu Regionen zu. von denen die erste wiederum in die eigent- liche cervicale und die cervico-thorakale zerfallen kann, während innerhalb des Sacrums die üblichen Ab.schnitte unter- schieden werden mögen. Wie bereits FüiuiRixoEK betont hat. ist diese Eintheilung als eine rein praktische aufzufassen, da die Grenzen oft durch die individuelle Variation der Wirbelsäule entlang ver- schoben Averden kiümen. a) Die ("er vicalregion. Die ( "ervicalregion umfasst in der Regel 14 Wirbel; diese Zahl kann jedoch gelegentlich um 1 gesteigert werden, indem ein thora- kales Element durch den Verlust der Articulation seinei- Ripi)e mit dem Sternum einl)ezogen wird. Diese Erscheinung ist in (h^n meisten ]) Basicranialfliiche Basitemporal platc or snrface. Z(..,l. .Talivb. X\. Al.t)i. f Svst IT) 216 Rluolf Maktix. Fällen eine rein zufällige, d. li. eine ins Gebiet der individuellen Variation fallende, und deshalb nicht für eine Art oder Gattung- als Charakteristicum zu verwenden. Immerhin ist es interessant, dass gerade nur l)estimmte Gruppen von diesen Variationen heimgesucht wei'den. Die Cervicalregion betrug- nach gegebener Definition 15 bei je 1 Exemplar von Colnntha aquatrix, Carpoplmya aenea, Carp. bicolor, Carp. Jacernulafa, Trcrou {Sphenocercus) oxijura, Treron (Osmotreron) bicincfa, PUlopus roseicollis, P. ntelaiiorepJialus. P. mclanospilus und Alectroenas madaf/ascaricnsis- so- wie bei Goiira coroiiafa und G. vidoriae. ' Ob dies bei Goitra stets zutriift, vermag- ich nicht zu entscheiden, da mir bloss einzelne Exemplare zui' Verfügung stehen; die Wahrscheinlichkeit ist aber gross, da bei beiden in dieser Beziehung Uebereinstimmung herrscht. Ob man richtig handelt, diesen 15. AVirbel der Cervicalregion zuzuschlagen, bezweifle ich, da er stets mit den eigentlichen Thorakal- wirbeln ankylosirt ist. Der P^rage ist ihrer nicht fundamentalen Natur wegen wenig- Bedeutung- beizumessen; entscheidet man sich aber für die Vereinigung, so sollte auch der erste, eine freie Rippe tragende Sacralwirbel zur Thorakalregion gestellt werden, was wieder aus praktischen Gründen unbequem ist. Etwas erstaunt bin ich über die Bemerkungen Gadow's V) bezüg- lich der Halswirbelsäule der Tauben. Gadow schreibt Bidus und Pesophaps 13 echte Halswirbel zu, ebenso vielen Treron, Carpophaga und Goura, während Columha, Phaps und Didunculus nur 12 besitzen sollen. Bezüglich der 3 letztgenannten Genera bin ich mit Gadow voll- kommen einverstanden, auch trifft die von Gadow angegebene Zahl für Bidus und Pezophnps zu, doch möchte ich diesen noch Starnoenas zugesellen, während Treron, Carpophcuja und Goura ebenfalls bloss 12 Cervicalwirbel im engern Sinne besitzen. Eine Variation, d. h. eine Verschiebung der Grenze zwischen eigentlichen Cervical- und den Cervicodorsahvirbeln konnte ich nicht beobachten, obwohl sie, wie aus Gadow's speciellen Angaben hervorgehen mag, sehr wohl möglich ist. Was wir bei Gadow eben vermissen, ist, dass er die speciell beobachteten Verhältnisse gleich generalisirt, ohne auf die so charakteristischen columbinen Schwankungen Eücksicht zu nehmen. Auf das Verhalten der die Abschnitte bezeichnenden Rippen werde ich weiter unten einzutreten haben. 1) lu: Trans, zool. Soc. London, V. 13, Part 7. 1893 I>ie vergleichende Osteolooie der ( 'nlniiiliifnnnes. 9J7 Die echte C e r v i c a 1 r e g i o ii umfasst in der Regel die 1 2 ersten Wirbel und ist durch das Fehlen von freien Rii)i)en ausoe- zeiclmet ; die drei einzigen Ausnalimen wurden bereits oben anuetiilirt. Alle Cervicahvirbel tragen, mit Ausnahme der b(nden ersten — Atlas und Axis — verschmolzene Ripitenrudiniente, welche nach hinten sich mehr und mehi- dem \'erlialten einer freien Kippe nähern. Die Läng-e der Oervicalwirbelsäule ist als eine mittlere zu be- zeiclmen, doch wechselt sie etwas innerhalb der Ordnung, ohne je- doch für einzelne (Truj)pen charakteristisch zu werden. Dass natür- lich die Läng-e der Wirbelsäule von der grössern oder g-eringern Schlankheit der Wirl)el direct abhängig ist. braucht nach dem Vor- ausgeschickten kaum besonders hervorgehoben zu werden. So zeichnet sich Diduncnlus durch selir gedrungene Wirbel aus: namentlich sind die Xeuralbogen in der Axenrichtung schmal, wo- durcli die Postzj^gapophysen äusserst lang erscheinen, eine Thatsache. auf welche schon von frühern Autoren hingewiesen wurde, ohne dass aber die Ursache dieser Erscheinung namhatt gemacht worden wäre. Man könnte so zur Ansicht kommen, die Wirbel seien schlanker als bei den übrigen 'J'auben. obwohl gerade das Gegentheil der Fall ist. Auch rostral scheinen die Xeuralbogen von Didunculus tiefer ausge- schnitten zu sein und die Präzygapoph^'sen somit mehr prominent, als es sonst bei den Colnmhue zuzutreffen pflegt. IHüunculus schliessen sich die PtilopocUnac und Phabinae wohl am nächsten an. während sich die übrigen -Tauben mit schiankern Wirbelkörpern und breitern Xeuralbogen zu einer Gruppe zusammen- schliessen. Alle möglichen Grade von Schwankungen innerhalb Gattungen und Arten verwischen die Grenzen zwischen den beiden Typen. Der 5., (>. und 7. Wirbel sind stets die schlanksten: der 8. ist bereits wieder verkiiizt. und dies zeigt sich am deutlichsten hui Dichcn- riilm. während z. B. Carpophwia die Verkürzung selbst noch am 9. und 10. bedeutend weniger ausgeprägt zeigt. Die dem Rii)i>enköpfcheii und dem die Facette für dasselbe tragenden Höcker entsprechenden Tlieile zeigen nach ihrem Verhalten eine regionenweise Gliederung. Im vordem Abschnitt der Hals- wirbelsäule, mit Ausschluss der 3 ersten Wirbel, bilden diese lateral und ventral angehäuften Massen eine tiefe mediane, ventrale Kinne, deren ^^'andungen bereits in kleinen Lamellen ventral vor- ragen. Im hintern Abschnitt treten diese Lamellen durch Verengerung dei- Kinne allmählich in Berührung, eine Verschmelzung, welche an 218 Ri'DOi.i' Martin. der Basis begiimt. wird eingeleitet, bis schliesslich auch die Anfangs freien Enden der beiden Blätter verwachsen und so eine richtige Spina ventralis bilden. Diese g-reift nun mit ihrer Basis siiccessive nach hinten, so dass man bei einem Vergleich z. B. vom 8. und 11. Cervicahvirbel von Didmimliis kaum die homologen Ele- mente erkennen könnte. Diese Vorg-äng-e finden auf verschiedener Höhe der AA'irbelsäule statt. Am 9. "\Virl)el \ow Didtmculus fand ich die Rinne vollständig g-eschlossen und die beiden Lamellen nur noch an ihren Enden frei: doch war noch keine eigentliche Spina vorhanden; der 10. Wir])el war dann durch eine grosse, blattartig-e Spina ventralis ausge- zeichnet. Bei Phaps histrionica wurde die Verschmelzung- der beiden Blätter bereits am 8. und 9. AMrbel eingeleitet, indem die Kinne äusserst eng-, spaltartig, getrotten wurde; am 10. Wirbel war wieder- um eine starke Spina ventralis vorhanden. Bei den übrigen Arten von Fhaps traf ich die Massen am 10. Wirbel an der Basis ver- schmolzen, distal aber noch geti-ennt. Bei Zeuaida trkgt bereits der 10. AMrbel eine deutliche ventrale Spina, ebenso bei Turüir, Metrio- pelia, doch kann unter der Hand auch erst am 11. Wirbel die Ver- schmelzung zur ventralen Sj)ina vor sich gehen (1 Exemplar von Turtur hitorquatus). Bei Sfarnoenas verwachsen die lamellenartigen Massen bereits am 6. Cervicahvirbel distal und bilden so an diesem sowie an den 4 folgenden Canälchen. Am 10. Wirbel tritt eine Streckung hinzu, und der 11. ist durch eine massive Spina gekenn- zeichnet. Bei den Columhidae trägt in der Regel erst der 11. Wirbel einen ventralen Dorn, ebenso bei Corpophaga lacermdata, während beim Rest {Trerotiinae, Ptüopodinac, Carpopliaginae und Gouridae) stets schon der 10. durch einen solchen charakterisirt ist. Den Columhidae kommen gedrungene, relativ kurze Zj'gapo- physen zu; diesem Umstände verdanken die Cervicahvirbel ihre ge- drungene Gestalt. Bei den Gouridae ist der hintere Theil der Halswirbelsäule (vom 10. oder 11. Wirbel an) stark angeschwollen und contrastirt so stark vom vordem sehr schlanken Abschnitt. Edopistcs, und darin stimmt diese Form am ehesten mit den Fhabinae, überhaupt mit den Perisferidae überein, schliesst sich, in so fern das (repräge der Halswirbelsäule ins Auge gefasst wird, eher in der Nähe von Diduiicnlus an. Die Winkel, welche durch die Postzy gapoph ysen gebildet werden, sind bei Diduncuhis verhältnissmässig gross ; die Perisferidae Die vergleichende Osteologie der Colnmbit'ormes. 219 kommen Didunculus am nächsten, während sich der Rest der Tauben mehr von ihm entfernt. Diese Verhältnisse sind jedoch dem Winkel- maasse unzugänglich und zeigen zudem die feinsten Schattirungen. Als Regel kann gelten, dass der Winkel nach hinton mit der Länge der Apophysen abnimmt Die Neuralbogen tragen durchweg mediane, dorsale Taberanzen. die auf dem 2. und 3. Wirbel als kräftige Knorren ent- wickelt sind, während sie auf dem (i. — 12. fast verschwinden oder bloss als schwache Rauhigkeiten angetroffen werden. Die Diapophysen, wenn man überhaupt von solchen sprechen will, sind kurz und plump, nur als unbedeutende Höcker an den Präzygapophysen wurzelnd. An den voidern ^^'irbeln abwärts ge- richtet wendet sie sich am 11. wenig, am 12. stärker auswärts, unter gleichzeitiger Streckung und leitet so zu den folgenden, freie Rippen tragenden Wirbeln über. Die Costalfortsätze sind am o. Wirbel zu dessen Axe parallel (sie fehlen an Atlas und Axis) und nehmen von da an allmählich mit wachsender Grösse die Lage einer freien Rippe an, d. h. sie drehen sich abwärts. Zugleich werden sie schlanker; das roUum unterzieht sich vornehmlich einer Streckung und l)esitzt am Kippenrudiment des 12. Wirbels bereits die Form desjenigen der folgenden Rippe, zeigt aber grössere Stärke. Eine Erscheinung, welche nicht nur allein den Tauben, sondern den Vögeln im Allgemeinen zukommt und von Interesse sein dürfte, da sie eine unmittelbare Folge der mechanischen Bedingungen für die Bewegung des Halses ist, möchte ich hier erwähnen. Es ist dies die Stellung der Gelenkfacetten an den Präzygapophysen. Entsprechend der Sförmigen Krümmung des Halses liegen diese im vordem Abschnitt auf der dorsomedialen Fläche der Fortsätze und sind etwas nach vorn gerichtet, rücken aber dann gegen die Mitte des Halses allmählich in eine mehr caudale Lage, schauen direct dorsalwärts, etwa sehr wenig nach hinten (6., 7. und 8. Cervical- wirbel im vorliegenden Falle).; von da an, caudalwärts fortschreitend, kehren sie nach und nach in die ursprüngliche Lage zurück. Ich vermuthe. dass der Grad dieser Lagedifferenzen mit der Länge des Halses in Zusammenhang steht, doch hatte ich keine Gelegenheit, diese Vernuithung durch Messungen zu l)estätigen. Ohne Ausnahme trägt der 18. Wirbel ein freies Rippenpaar und ist deshalb als erster C e r v i c o - 1 h o r a k a 1 wirbel zu betrachten. Zu- gleich tritt an diesem Wirbel wieder zum ersten Mal eine ki'äftige, 220 EUDOI.F ]\Iahti.n. nach vorn hakenförmige Xeuralspina anf. die an Stärke hinter der des folgenden. 14. Wirbels etwas zurück bleibt, sonst aber gut mit ihr übereinstimmt. Die Hakenform ist am Dorn des 2. Cervico- dorsahvirbels weniger deutlich als an dem des ersten. In der allgemeinen Form gehört dieser 13. und somit auch der diesem unmittelbar gleichende 14. Wirbel unbedingt der Cervical- region an. Der hauptsächlichste Unterschied zwischen dieser und jenen beiden beruht, ausser im Vorhandensein von Eippen am 13. und 14. Wirbel, auf der guten Entwicklung der Diapophysen und dem kleinen transversalen Abstand der Postzygapophysen der Cervico- thorakal Wirbel. Die Articulationsfläche für das Capitulum costae liegt dem Vorderrand des Wirbelkörpers genähert und die für das Tuber- culum auf einem Höcker nahe der Extremität der Unterfläche der Diapophyse. Die Wirbel kör per der Halsregion sind allgemein avian und bedürfen deshalb keiner weiteren Erklärung. b) Die Thorakalregion. Die Thorakalregion umfasst 4 Wirbel, von denen die 3 ersten, seltener auch der 4. ankylosiren. Die 2 ersten sind durch hohe ventrale Dornen ausgezeichnet, die ebenfalls unter sich zu einer Crista verschmelzen. Diese fällt nach hinten rasch ab und setzt sich bloss als ventrale Kante auf dem 3. Dorsalwirbel fort. Die Kammhöhe der Crista kann, wie übrigens die Enden der Ventralspinae der Cervico-thorakalwirbel auch, ausgebreitet sein ; ich beobachtete dies namentlich bei Macropygia cniiliana und mehreren Carpo2ihaga- Arteu. doch untersteht der Grad der Ausbreitung einer grossen individuellen Variation. Die Crista selbst ist ebenfalls grossen Schwankungen unter- worfen, die allerdings von nur untergeordneter morphologischer Be- deutung sind. So können z. B. die Spinae ventrales der genannten Wirbel nur distal verschmelzen, so dass an ihrer Basis ein durch sehnige Membran geschlossenes Fenster zuiiick bleibt. Ferner variirt die Crista in der Höhe von Individuum zu Individuum, und endlich kann gelegentlich bloss der 1. Brustwirbel eine Spina tragen (1 Exemplar von Zenaida auriculafa). Die Art der Verschmelzung der Wirbel kann uns wenig sagen. Die vei'oleicheiide Osteologie der ('ohimWt'ornu'-^. 221 da sie vom Alter der Thiere in holiein Grade abliängio- ist. Sie beschränkt sich bei jünoern Thieren auf die \A'iibelköri)er, ergreift in der Folge die Neuralspinae, dann die ventralen Dornen, nnd zum 8chluss treten, durch die Ossification der Ligamente, selbst noch die Qnerfortsätze zu einander in Beziehung. Es ist von einigem Interesse, dass die feste Verschmelzung der 8 Thorakalwirbel lange der Vollendung des Synsacrums vorausgeht. Kine A'erschmelzung von bloss den beiden ersten Brustwirbeln 1 Exemplar von Fhaps cha/copfera), die Avohl ins Gebiet der Ab- normitäten zu verweisen ist, ist selten; viel häutiger wird eine Verwachsung aller 4 Brustwirbel angetroffen, eine Thatsache, die vermutlilich jeweilen mit dem hohen Alter der Thiere in Zusammen- hang steht. Die Wirbelköri)er dieser 3 ankylosirten Wirbel sind im Quei-- schnitt herzförmig. Die Nervenlöcher (Intervertebralforamina) der ganzen Prä- sacralregion sind gross, ebenso noch dasjenige zwischen dem 1. und 2. Sacralwirbel (im weitern Sinne); dadurch contrastiren sie gegen- über den doppelten, aber engen Löchern der Sacralregicm. Ihr üm- riss ist von rundlicher bis ovaler Gestalt. Der 4. Thorakalwirbel oder der 18. in der ganzen Serie ist in der Eegel frei, gleicht im Uebrigen aber unmittelbar dem 17. Wenn ich näher auf seine specielle Conflguration eintrete, so ge- schieht dies im Hinblick auf Gadow's ^) kurze Beschreibung dieses Skeletelements für Dkhis und eingedenk der wenigen, aber constanten Modificationen. welche der Wirbel, der in Frage steht, durch die Reihe der Tauben durchzumachen hat. Die hauptsächlichste Um- gestaltung zeigt, wie aus dem Folgenden hervoi'gehen mag, meinei" Ansicht nach, deutlich den Einfluss der ^Mechanik auf die Form. Die Proportionen des Wirbelköi-pers wechseln von Art zu Art; speciell die Articulationstiächen desselben, vorzüglich die caudale. unterliegen zahlreichen Schwankungen des Umrisses. Die vordere besitzt in der Kegel einen rechteckigen bis qua- dratischen Contur, die Breite dabei stets die Höhe übertreffend; am auffallendsten geschieht dies bei den Pfihipodinae, bei einigen Carpo- pha()i)iue sowie bei Goxridae. Es lässt sich aber keine scharfe Grenze ziehen, da sich die Carpop1iaga-Ari%\\ zu wechselnd verhalten 1) In: Trans, zool. Soc. London, V. 13, Part 7, 1893. 222 KUDOLF MaKTIN. iiiul da sich ferner der Messfehler bei .so kleinen gemessenen Strecken natui'gemäss dentlicher zur Geltung bringt. Ich möchte noch er- wähnen, dass sich Didnnvnlus an die Ptilopodinac anschliesst. Znm Eelief der Fläche kann nicht viel bemerkt werden, höchstens, dass die Tiefe der Concavität von Seite zu Seite und die Krümmung der Convexität in der verticalen Richtung variirt: dass die Gestalt der Fläche von einigem Eintluss ist, braucht kaum zu- gefügt zu werden. ßemerkenswerth ist die Hei'zform dieser Fläche bei Fesophaps, ähnlich der Form des Querschnitts der vorhergehenden Wirbel. Grösserer Mannigfaltigkeit begegnen wir bei der Untersuchung der hintern Sattelfläche, welche bald rechteckig, bald mehr quadratisch oder keilförmig ist. Die grösste Breite der Fläche liegt stets auf der Ver- bindungslinie ihi'er beiden dorsalen Ecken. Ihre Höhe kommt der grössten Breite näher als an der vordem Sattelfläche und ist wohl in der Mehrzahl der Fälle ihr gleich zu setzen; in wenigen Fällen (Treron (u'ijura, Macropygia und Gourä) übertrifft sie sogar diese um weniges, während sie bei den Pfilopodinae weit hinter ihr zurücksteht; an die Ftilopodinae reiht sich DiduncuJns. Die Form der Fläche selbst geht in den feinsten Abstufungen vom einen Tj'pus in den andern über, wobei die Keilform die häufigste ist. Die Zygapophysen sind meist schwach divergent, und die Gelenkfacetten sind an den rostralen dorsalwärts, an den caudalen ventralwärts gerichtet. Bemerkenswerth ist, dass sie bei Fezophaps an den Präzygapophysen stark einwärts gedreht sind, da man solche Verhältnisse sonst nirgends bei den Tauben in dem Maasse antrifft; selbst Didus verhält sich in dieser Beziehung normaler, auch lassen Goura und Didumulus keine Modificationen in dieser Richtung er- kennen, dagegen lässt Carpophaga solche Tendenz deutlich durch- blicken. Die Diapophysen des 18. Wirbels schliessen sich in ihrer Form der der vorhergehenden Querfortsätze an ; sie sind fast gerade, etwas nach rückwärts und eventuell distal aufwärts gebogen. Eine Ver- knöcherung der sehnigen Fasern, welche sie mit den Diapophysen der anliegenden Wirbel verbinden, wird oft bei alten Thieren beob- achtet. Es sei noch einer Abnormität gedacht, nämlich dass dieser AVirbel bei einem Exemplar von Phaps chalcoptcra mit zum Syn- sacrum verschmolzen war; bei Goura ist eine lockere Verwachsung mit diesem Regel. Die vergleichende Osteolugie der Colunibifi)niies. 228 Der Rückenmarks c anal im 4. Thoiakalwirbel ist bei der Mehrzahl der Tauben kreisrund oder leicht oval; in einem Falle (Aletirocnas ui<(äo. Die vergleichende Osteologie der ("uluinbifurnies. 231 indeiii die Linie erst stark markirt dem Dorsalrand der Scaimla folgt, dann pirttzlich nrnbiegt nnd znoieicli fast vollständig- verwischt wird. Die Ansbildiing- dieser Linie, wie überhaupt der Kauhigkeiten, Avird wohl nicht -zuletzt mit dem Alter der Thicre im Zusammen- hang stehen. 2. Der Dorsal ran d. Dei' vordere Abschnitt des Dorsalrandes ist gerundet, der hintere scharf. Kr läuft ununterbrochen von der am meisten vorragenden Ecke des Acromions bis zum hintern Knde des Schulterblattes. An seinem A'ordern Ende inserirt das Ligamentum acrocoraco- acromiale, und hinter dieser Stelle begrenzt er die proximale Grube der Lateralfläche dorsal. Von der Höhe des Hinterrandes des Gelenkfortsatzes ist er auf eine lange Strecke gerade und biegt erst weit hinten, jedenfalls erst im distalen ^ ,,, ventralwärts al). Eine Ausnahme bilden die Gonridae, bei welchen der Rand nach oben convex ist. Auch kiinnen anderwärts seltenere Ausnahmen auftreten, nämlich wenn die Scapula Säbelform angenommen hat (etwa bei Trcroii. doch beginnt in allen Fällen die Biegung erst hinter der ^Mitte). Das distale, ventralwärts gekrümmte Stück Avird \o\\ Vin- bkinctEk als Basis s c a p* u 1 a e beti-achtet. Diese ist bei den Tauben gut abgegrenzt: bloss bei säbelfiU-miger Scapula fällt eine sichere Ausgliederung dahin {Trcron hicincfa). Diese Ausnahmen nicht in Rücksicht gezogen, beträgt, wie Eürbringek bereits fest- gestellt hat, die Länge der Basis ' ^ bis -jr, der Länge des Dorsal- randes, ein Verhältniss, das selbst bei Individuen derselben Art nicht constant ist. Bei Pliaps ist die Basis nicht sehr scharf- abgetrennt, beträgt aber ca. - .-, des Dorsalrandes, w'ährend sonst das Verhältniss ^.. vorzuherrschen scheint. Bei Goiira ist die Basis. relativ kürzer (ca. %). 3. Die mediale Fläche. Die piediale Fläche ist bald gerundet, l)ald flach; in den meisten Fällen greift eine Aljplattung Platz. Beide Endformen weiden durch eine Stufenleiter verbunden. Die Räche ist gerundet bei: Biduuculns, Goura, Carpojiha- yinac. Ptüopodinae und Veristcridae mit Ausnahme aou I'Ikijis. Zuo]. .Jahil). XX. Alitli. l'. Svst. 1<> 232 ]\ri)tii,i' Martin. Die Fläclie ist eben bei: Treroninae und PJiahinae. Die Fläche ist coiicav bei: Pe.sophaps und Didm. Die Gruppen sind schwer aus einander zu halten, zumal sich sj^stematische Einheiten nicht durchweg gleichmässig- verhalten. So o-ehören einzelne Carpojihaf/a- Arten bereits der zweiten Gruppe an, während andrerseits Formen wie Vinago calva eher der ersten Gruppe zuzugesellen sind. Die Abplattung der MedialMche ist das Kesultat einer Anschwellung des ventralen Bandes, die dorsalwärts vorgreift; die ursprünglich i'unde bis ovale Form des Schulterblatt- hals-Querschnittes geht in eine dreieckige über, welche l)ei den Phühinae am charakteristischsten ausfällt. Die verbreiterte Fläche ist distal stets eben oder schwacli convex. Sie ist durchweg durch eine Anschwellung verstärkt, welche bald in die Mitte der Fläche gerückt, bald dem ventralen Bande genähert ist oder mit diesem zusammenfällt. Auch hinsichtlich dieses Verstärkungsbalkens kann ich kein Gesetz erkennen, immerhin scheint bei den Treronidac, mit Ausnahme der Ptüopodinae, die Mitte, bei den übrigen Tauben der ventrale Band verstärkt zu sein; bei den Ptilopoddvae breitet sich die Verstärkung gleichmässig über die ganze Fläche aus. Vorn, unmittelbar hinter dem Bande, welcher Gelenkprotuberanz und Acromion verl)indet, liegt bei vielen Tauben eine dreieckige Einsenkung, welche den Vorderrand der.. Medialfläche wallartig vor- springen lässt. Die Prägung dieser Grube wechselt rasch; bald ist sie allseitig deutlich begrenzt, bald werden die Begrenzungslinien nach hinten verwischt. Es scheint, dass sie bei kleinen Formen in Wegfall gerätli und nur den grössern zukommt. 4. Der Ventralrand. Der Ventralrand ist stets verdickt und gerundet. Er beginnt an der Basis der Gelenkprotuberanz und läuft dem Dorsalrand zu- nächst parallel nach hinten, divergirt aber dann allmählich, so dass die Verbreiterung der Scapula zu Stande kommt. Gleichzeitig schärft er sich nach hinten mehr und mehr zu. In der caudalsten Strecke seines Verlaufes convergirt er wieder mit dem hintern Abschnitt des Dorsalrandes — der Basis — und stösst mit diesem in einem spitzen Winkel zusammen, so die distale freie Ecke der Scapula bildend. Oft trägt der Ventralrand im proximalen ^3 ein kleines Tuberculum. auf welches namentlich bei Didus und Pcmpliaps Die vergieicheufle Osteologie der C'olmnbifoniies. . 238 aufmerksam g-emaclit wurde. Bei den Eiesentauben der rnjulagassi- sclieii Piüvinz ist es kräftig-, bei IHdus sogar spin aartig- entwickelt; es findet sich constant, aber schwach bei Didunculus und den PJiabinae. wechselnd bei den übrigen Tauben, wälii-cnd es den Gouridae constant fehlt. Da und dort tritt es plötzlich bei einer Art einer Gattung, bei einem Individuum einer Art auf und wird bei der nächsten Art. beim n;ichsten Individuum gänzlich vermisst. Der Verdickung des \'entralrandes verdankt die Aussenfläche der Scapula zum Theil ihre Concavität, welch.e durch die Ver- dickung des Dorsalrandes vervollständigt wird. 5. Proximales Ende. Das proximale Ende trägt stets ein gut entwickeltes . A er o - mion und eine stark vorspringende (Telenkpro tu beranz; beide sind durch den bald zugeschärften, bald breiten Vorderrand ver- bunden. CO Acromion. Die Höhe und Länge desselben wechselt. Seine allgemeine Gestalt ist die einer etwas gedrehten Platte, deren Aussenfläche mehr oder weniger eben, deren Innenfläche stets in hohem Grade convex vorgewölbt ist. In den meisten Fällen ist der Contur des Fortsatzes (von innen gesehen) dreieckig; die Basis des Dreiecks entspricht dem Vorder- rand, seine Schenkel dem Dorsal- resp. Ventralrand. Der Dorsalrand verläuft auf der Dorsalfläche des Dorsalrandes der Scapula überhaupt und ist stark gerundet. Die vordere, obere Ecke ist etwas ausgezogen und lateral wärts gegen das Acrocoracoid gekrümmt und mag deshalb als Processus a c r 0 c 0 r a c 0 i d e u s s c a p. bezeichnet werden. Dieser behält durch- weg die gleiche Gestalt bei. variirt höchstens bezüglich seiner gi'össern oder geringern Schlankheit. Die vordere, untere Ecke ist breit gei'undet und tritt zum Procoracoid in Beziehung, wie sich denn überhaupt der ganze l'nterrand des Acromions mit diesem verbindet. Der Dorsalrand der Scapula setzt in der obern Hälfte des Voiderrandes des Acromions an und wölbt die Medialfläche des Fortsatzes vor. Zwischen dem Dorsalrand des Acromions und dem der Scapula liegt eine ebene Strecke, sonst bilden beide fast einen einheitlichen Wulst. Dei- Ventralrand ist erst scharf, spaltet sich aber weiter hinten in 2 Aeste, von denen der eine sich in den Vorderrand der Scapula 16* 234 Ex'DOLF Martin. fortsetzt, der andere noch eine Strecke weit in der Ventralfläche des Knochens zn verfolgen ist. Durch ihn wird die hinter dem Vorderrand gelegene Grube (siehe oben) medial begrenzt. Durch dieses Verhalten des Unterrandes des Acromions kommt die J)rehuiig des Fortsatzes zu Stande. Die Länge des Acromions (vom Vorderrand der Scapula ge- messen) wechselt ziemlich stark; folgende Messungen mögen nls Be- leg beigefügt werden. 0,50 dv : Dicnncnlns. 0.52 — 0,58 dv: Carpophaginae. 0.58 — 0.64 dv : Cohimhidae, mit Ausnahme von Col. trocaz (0,53), Treroninae, mit Ausnahme von Vinago calva (0,56), Ptilopodinae, mit Ausnahme von Alectroenas (0,56). 0,66 — 0.76 dv: Pcristeriäae. mit Ausnahme von Turin r tigri- niis (0,6). 0,82—0,85 dv: Gouridae. Ausser den Gouridae besitzen also die Fcristrridae die längsten Acromialfortsätze und unter diesen wiederum Phaps; ihnen zunächst liegen in dieser Beziehung die Ptüojjodmac, deren Acromion die Länge von 0,62 dv meistens überschreitet, während sich die Mehr- zahl der Treromdoc um 0,6, die Colnmhidae um 0,59 gruppiren; die ( ■arpo2)Jiaginae bleiben stets unter 0,58, und Diduncnlns endlich weicht nur wenig von 0,50 ab. ß) Die Gelenk p r o t u b e r a n z. Der Gelenkfortsatz ist stark und wurzelt mit ziemlich breiter, flacher Basis am Ventralrand des Schulterblattes. Er ist fast direct auswärts gerichtet. Sein Ende ist ausgebreitet, nimmt gegenüber der Basis namentlich an Höhe zu, so dass der scapulare Theil der Gelenkpfanne für den Humerus an- nähernd halbkreisförmig ist. Der obere Rand der Gelenkfläche begrenzt die früher erwähnte Grube der Lateralfläche seitlich. Der hintere Rand, überhaupt der ganze caudale l'heil der Gelenkfläche springt stärker lateralwärts vor als die vordere Partie. Wenn man die Länge des Hinter- randes der Protuberanz durch dv ausdrückt, so erhält man ein Ver- hältniss. welches zwischen 0.24 und 0.44 (^^ und ■^^) schwankt. Die Strecke ist am längsten, m. a. W. die Protuberanz ist am stärksten l)rominent. bei den Perisferidae, speciell bei Phaps; dann folgen die Columbidae, PfiJopodinae und die übrigen Treronidae. Die Gouridae nehmen ung-efähr eine Mittelstelluna- ein. Die vergleichende Osteologie der t "olunibit'ormes. 235 Fig-. S. Fiy. W. Fi--. T. Fio-. X. Fig. U Fio-. Y. Fiy. V. Fi"-. Z. Fig-. A^ Fiy. E\ Fio-. B- Fig. F-. Fio-. (•■-. Fie-. (t-. Fio-. D-^. Fig. H-. Fia-. J'. Fig. K^ Fiß-. L- Fiy. M-. Fio-. X^ Fio-. 0'^ Fio-. p'. Fig. Q-. Fig. R'. L a t e r II 1 II n s i c li t des d i s t a 1 e n E n d e s des 1 i n k e n S c h it 1 1 e r b 1 a 1 1 e s. 1:1 Fig. 8. Didtmculus sfriyirostris. Fig. T. Carpophaga oceanica. Fig. U. Carpophaga larcyiiHlata. Fig. V. Carpophaga aenea. Fig. W. Cari)ophaga bicolor. Fig. X. Trcrnn cernans. Fig. Y. Treron biäncta. Fig. Z. SphcKOccrcits spliciiiinis. Fig. A". V'uHigo calra. Fig. B^. Pfilopns jambn. Fig. ('^ Fiilopus inelaHOHpilns. Fig. D*. PtUopus uielanoccpJiulm. Fig. E''^. Alectrocnas madagascariensis. Fig. F'. Fhaps rhidcoptcfa. Fig. G-. Phaps hiatrionica. Fig. H-. Phaps indica. Fig. J'-*. Metiio- pelia mclanoptera. Fig. K-. Turtnr vinaceus. Fig. L". Geopidia striata. Fig. M". Mairopggia emiliana. Fig. X^ Columha picaziiro. Fig. ü'^. Columha pJiaciiota. Fig. 1'-'. ColuHiha froraz. Fig. Q'-'. Kctopisfcs niigraturhis. Fig. R'^. (loura coronafa. 286 Rudolf Martin, Die Scapula verbindet sich durcli den Proc. acrocora- coideiis scap. mit dem Acrocoracoid, durch den Unterrand des Acromions und die Unteriläche des Vorderrandes der Scapula mit dem Procoi-acoid und durch die Gelenkprotuberanz mit dem Gelenk- fortsatz des Coracüids, resp. mit einer unter und medial von diesem gelegenen kleinen Fläche. 6. Distales Ende. Hier habe ich weiter nichts beizufügen und verweise auf die allgemeinen Bemerkungen über das Schulterblatt und auf die bei- gegebenen Figm-en (s. vor. Seite). b) Coracoideum. (Textfig. S-— r-.) Das Coracoid ist schlank und sein Hals rundlich. Die Breite des letztern erreicht eine mittlere Dorsalwirbellänge nie, sondern be- Eechtes ruracuid, a) Ventral-, b) Dorsalausicht. 1:1. Fig. S^. Didunculus Htriyirostrh. Fig. T^. Carpopliaga oceanica. Fig. U^. Phaps chalcopfera. Fig. V^. Ptilopxis roseicoUis. Fig. W^. Columha livia. Die vergleiebende Osteolugie der Culumbifornies. 237 trägt in den meisten Fällen bloss 0,5 — 0.6 dv; in wenigen Fällen werden diese Grenzen nicht erreicht oder überschritten: in jenem Falle belinden sich die Carpoplnuj'nuic (0,41 — 0.48 dv), in diesem etwa Columha Mvio, einzelne Peristerklae (vor allem Phaps) und die Gouridae. Andrerseits ist die Ausbreitung- des sternalen Endes eine be- deutende und beträgt mit Ausn;ihme von Macropugia und (itmm mehr als 2 dv. Die Beziehungen des Coracoids zu den benachbarten Knochen sind die normalen; es erübrigt uns nur noch, einige Bemerkungen ül)('r das gegenseitige Verhalten der paarigen Schultergürtelknochen zu machen: doch ziehe ich vor, diese an die Besprechung der Furcula anzuschliessen. 1. Proximales (scapulares) Ende. Der am meisten charakteristische Theil des Coracoids ist das starke Acrocoracoid, das die Gelenkfläche für den Humerus bedeutend überragt und rostro-medial gerichtet ist. Im Querschnitt ist das .\crocoracoid dreieckig, mit einer medio- dorsalen, einer lateralen und einer ventralen Fläche. Erstere ist in der Richtung der Axe des Knochens tief concav und umgrenzt das Fora men triosseum auf der lateralen Seite. Ivostral biegt sie scharf einwärts und sogar etwas rückwärts und bildet mit der stark medial gerichteten Endfläche dei- Acrocora- coids eine scharfe Kante und zugleich einen gegen das Schlüssel- bein vorspringenden Fortsatz, den Processus clavicularis s. furcalis). Die laterale Fläche beginnt am rostralen Rande der Gelenk- tläche für den Humerus und ist im Umriss am ehesten trapezförmig ( Basis = Kante mit der ventralen Fläche). Sie ist schwach concav und stösst mit der Endfläche unter rechtem Winkel zusammen. Ihre F'orm unterliegt einiger Variation, doch lässt sich stets mehr oder weniger deutlich das Trapez erkennen. Die ventrale Fläche ist die ununterbrochene Fortsetzung der Ventralfläche des Coracoids; sie biegt gegen das Ende zu schwach ventialwärts, so dass die Kante gegen die Findfläche zugeschärft wird. Die Endfläche ist sehr stark convex und entsprechend dem Quer- schnitt des Acrocoracoids dreieckig. Thr .\pex ist fast direct medial- wärts gerichtet, und ihre Ecken und Kanten, vor Allem die ventrale mediale, sind durch ihre Rauhigkeit ausgezeichnet. Eine Variation in den feinsten Schattirun^en wird auch hier 238 lii'uoLi-' ]\lAirriN. beobachtet und spricht sich vornehmlich in der grossem oder ge- ringern Schlankheit des Acrocoracoids aus. Sie wird in nicht ge- ringem Maasse durch die Körpergrüsse bedingt, dann auch — je- doch in letzter Linie — durch die Entwicklung der Flugmusculatur (Deltoides). Was die Neigung des iVcrocoracoids gegenüber der Axe des Knochens betrifft, so kann nur so viel festgestellt werden, dass sie bei Phahinae, überhaupt Pcristeridae, grösser ist als bei den übrigen Tauben und dass sich die Ptüopodinae auch in dieser Hinsicht (wenig- stens in der Jugend) hier anzuschliessen scheinen. Die Differenz ist jedoch nicht wesentlich, zumal noch innerhalb der Familie zahlreiche Abstufungen angetroffen werden ; auch lassen sich ausgewachsene Ptil opus- Arten durch dieses Merkmal nicht von gleich grossen Trero- ninae unterscheiden. Die G e 1 e n k f 1 ä c h e für den H u m e r u s ist halbmondförmig bis oval; ihre lange Axe liegt in der Richtung des Knochens. Das Labrum ventrale springt ziemlich stark vor. und seine Aussenfläche bildet mit der Ventralfläche des Knochens eine flache Rinne. Caudal geht die Gelenkfläche eben in die Lateralfläche des Cora- coids über, und rostral ist sie winklig von der Aussenfläche des Acrocoracoids abgegrenzt. Ihr dorsaler Rand bildet die ventrale Umgrenzung des Foramen triosseum; ihre rostrale Ecke ist dabei noch etwas dorsalwärts ausgezogen, während ihre caudale Ecke auf dem lateralen Rande der die Gelenkfläche für den Gelenkfortsatz der Scapula tragenden Pro tuberanz ausläuft. Diese Protuberanz liegt unmittelbar lateral und dorsal von der Basis des Vorderrandes des Procoracoids ; ihr Scheitel ragt als scharfe Ecke lateral- und dorsalwärts vor, und die dreieckige Gelenk- fläche ist nach vorn, oben und wenig aussen gerichtet. Ihre mediale Ecke zieht sich in den rostralen Rand des Procoracoids aus. Die Lage dieser Gelenkfläche gegenüber der für den Oberarmknochen ist bei verschiedenen Familien verschieden. Ein Querschnitt schneidet die beiden Flächen in Kanten, welche unter einem AMnkel von 185 0—140" zu einander geneigt sind bei: Peristeridae, Ptilopodinae, Didunculus. 155 «—165 -^ bei : . Treroninae, Carpophaginae, CoUimbidae, Gouridae. Das Zunächstliegende war. diese Thatsachen mit dem Neigungs- winkel von Scapula und C'oracoid in Zusammenhang zu bringen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht möglich war, denn der Die vergleichende Osteologie der < 'olumbifonnes. 239 zwischen beide» Knochen liegende A\'inkel kann der gleiche sein, die Stellung der beiden Flächen aber dennoch verschieden und nm- gekehrt. So bleibt keine andere Erklärung, als d a s s hier ein ziemlich c o n s t a n t e s F a ni i 1 i e n m e r k m a 1 vor- liegt, welches a n f Verwandtschaft z u r ü c k s c h 1 i e s s e n lässt. Fig-. X'-. Fig. Y^ Querschnitte durch die Coracoide (auf der Höhe des iinterii Endes der Gelenkfläche für den Humerus). 1 : 1. Fig. X^. Dicliinculus. Fig. Y'^ Carpophaija. Das Procoracoid wechselt sehr in seiner Gestalt, ohne sich auch nur innerhalb einer Art gleich zu erhalten. Es wurzelt stets mit breiter Basis auf der dorsomedialen Fläche des Coracoids, deren rostrales ^4 — ^'o umfassend. Es wendet sich zunächst ein- wärts, dann ventral und mit seinem oft zu einer Spitze ausgezogenen freien Ende noch wenig lateral. Das freie Ende unterliegt einer grossen Variation der Form; bald ist es — wie schon gesagt — zu einer schlanken, etwas rostral vorgreifenden Spitze verjüngt, bald erscheint diese Spitze abge- schnitten oder in einen gerundeten Lappen ausgebreitet. Das Einzige, was wenigstens bei ein und derselben Art eine gewisse Constanz zeigt, ist der rostrale Eand des Procoracoids, der direct vom Ver- halten der Scapula und der Furcula beeinflusst wird. Ueber diese Ver- hältnisse niögen die beigegebenen Figuren Aufschluss geben (S. 244). 2. Stern ales Ende. Mit der einzigen Ausnahme von Pezophaps wird das sternale Ende des Coracoids durch einen starken Processus lateralis verbreitert, so dass die medialen % des Hinterrandes des Coracoids durch die Gelenkcrista, der laterale ' '., dui'ch den caudalen Rand des genannten Fortsatzes gebildet wird. Die Gelenkcrista wechselt wenig. Ihre Kante ist nach hinten und oben concav, so dass in Folge dessen das Lahr um in- tern um concav, das L. externum convex erscheint. Lateral springt die Crista weiter nach hinten und stösst mit dem Hinterrand des Lateralfortsatzes in einer scharfen P^cke zusammen. 240 EUDOLF ^IaKTIN. Das innere Labrum ist das breitere und durchweg" siehe! förmig-, sein innerer Zipfel abgestutzt; das äussere ist schmal bandförmig, medial etwa doppelt so hoch wie lateral und sein rostaler Eand --förmig-, wobei die laterale Welle schwächer und kürzer ist als die mediale (ca. -- — % der Länge der Gelenkcrista ). Das äussere Labrum ist winklig- von der Ventralfläche des Knochens abgesetzt; nur selten {PhafJS) zieht sich eine seichte Einne 'seinem Rande entlang- und grenzt es so besser gegen den Haupttheil des Knochens ab. Das innere Labrum wird stets durch eine Grube von der Dorsalfläche des Knochens getrennt; nur da, wo es am weitesten oral vorgreift, beginnt ein Wall, welcher die erwähnte Grube medial begrenzt und oft eine kleine mediale von ihr ab- spaltet, die aber in den meisten Fällen durch spongiöse Anschwellung dieses Theiles ausgetrieben wird. Nur selten persistirt sie und zwar, wenn die Pneumacität des Knochens etwas zurückbleibt oder die Rauhigkeiten zum Ansatz der Ligamente durch ihre ungewcdmliche Entwicklung zu ihrer Bildung beitragen; in diesem Falle wird sie lateral durch den erwähnten Wall, rostral durch die rauhe vordere Kante der medialen Ecke, medial durch die Rauhigkeiten und caudal durch den Rand des Labrum internum begrenzt {Dkluncuhis. Phaps etc.: grosse Variation ! ). Die viel constantere laterale Grube nimmt etwas mehr als - .. der Hinterfläche des Coracoids ein; sie ist annähernd dreieckig, läuft einerseits auf den lateralen und hintern Rand des Processus lateralis aus und stösst andrerseits an den medialen Wall und den Rand des Labrum internum. Ihre grösste Tiefe liegt in der medio- caudalen Ecke, von welcher ausgehend Foramina pueumatica in den Knochen eindringen. Einzelne solcher Foramina liegen dem ganzen Rande des Labrums entlang, sind aber von geringer Constanz und können hier auch vollkommen fehlen. Dies trifft hauptsächlich für die Treronidae zu, etwa auch für DidrmcnJus, doch findet man dann in der Regel, dass eine Anzahl solcher Löcher nahe dem lateralen Ende der Gelenkcrista in einer Grube vereinigt liegt. Es scheint mir bemerkenswerth. dass die Foramina p n e u m a t i c a auf diese Stellen beschränkt bleiben und dem i)roximalen Theil des Coracoids gänzlich fehlen. Der Boden der Grube ist eben und trägt mehrere, vom medialen Rande ausgehende, nach hinten und aussen verlaufende Muskel- linien. Die Grösse und Form der Grube hängt natürlich von der Grösse Die veryleiclioiiile Osteulogie der Cnlniiihiforincs. 241 und Form des Pioc. lateralis ab. ihre laterale Begrenzuna' ist oft wenig- scharf. Der Processus lateralis ist dreieckii;-. Seine freie Kcke ist bald schlanker, bald stumpfer und in der Eegel ventral und rostral aufg-ebogen. zugleich mit einer Verdickung versehen. Im Uebrigen sind seine Ränder scharf, der hintere gerade, der vordere concav. Die Vorderfläche des Fortsatzes wird durch die Ventral- krümniung der freien Ecke schwach concav. Der Fortsatz ist in der Regel gross, zeigt jedoch bei Gonm und vor Allem bei Pezophüps eine starke Keduction, die in der Ke- duction des Musculus sterno-coracoide us ihre Erklärung findet. Bei den PUhpodiiiue und auch bei FJiaps liegt auf seiner Ventralfläche, rostral von seinem Hinterrand und unmittelbai' an seiner Basis, eine trichterartige Vertiefung-, die ich sonst nirgends, ausser bei JDiiluncuJm schwach angedeutet, voi-fand. Die mediale Ecke des sternalen Endes des Coracoids ist eben- falls schlank ausgezogen, aber stets, mit Ausnahme von Pcwphaps. abgestutzt. Diese Endfläche ist. entsprechend dem Querschnitt des Fortsatzes, rhombisch. In ihrer caudalen Ecke endet die Firste der Gelenkcrista. in ihrer dorsalen und ventralen die Ränder der beiden Labra und endlich in ihrer rostralen die erhöhte und scharfe Linea aspera der Dorsomedialfläche des Coracoids. welche in ihrem caudalen ^,5 den medialen Rand des Knochens, somit des Pi-ocessus medialis. bildet. Die dorsale Ecke der besprochenen Fläche trägt zudem oft \T)idHncnJHS, P/iaps. theilweise Treromnae. Columhidac etc.) eine dorsal vorragende Rauhigkeit. Bei Goura und Macropjjgia scheint der Proc. medialis durch Erhöhung der vordem Kante plumi)er. J^inzig in seiner Art ist das ^■erhalten des distalen Gelenkt lieils des Coracoids bei Pcsophaps. wo der Processus lateralis in Wegfall gerathen. der Proc. medialis aber an seiner Stelle lang und schlank entwickelt ist. Die Erklärung dürfte darin liegen, dass also einer- seits durch Reduction des Musculus sterno-coracoideus zu wenigen, wahrscheinlich sehnigen Fasern (Rauhigkeiten auf der Dorsalfiäche des Coracoids) der Proc. lateralis unterdrückt wurde. Zugleich geschah die Auswärtswanderung der Coracoide, und so kann man sich eine Ziehung des Processus medialis vorstellen. 3. Ventralflä che. Die Ventralfläche ist seitlich stark convex und geht uiiuiiicr- ))i(MlH'n in die ventrale Fläche des Acrocoracoids über. Distal 242 Rudolf .Martin. ^^■il■cl sie breiter und stösst mit dem äussern Labrum der Gelenk- erista in einer Kante zusammen, längs welcher sie etwa zu einem schwachen Suicus eingesenkt ist (s. oben), Entsprechend der geringen ]\rodellirung giebt diese Fläche keine systematischen Anhaltspunkte. Es sei noch die bald starke, bald auch Ins zum Verschwinden reducirte Linea aspera erwähnt, welche ungefähr in der Mitte des Knochens beginnt und gegen das laterale Ende der sternaleu Gelenkfläche verläuft, oft auch noch weiter lateral endet. Sie ist am deutlichsten bei PHIopodinae, Pliaps und Didimculns. aber auch hier nur im distalen '/o "^on grösserer Constanz. Die Ausbildung der Linie wechselt stark und wurde bei ein und derselben Art (z. ß. Didunrulns) einmal gut entwickelt angetroifen. das andere 'Mal Avar sie beinahe verwischt. 4. Dorsal fläche. Ebenso wenige Anhaltspunkte wie die ventrale bietet uns die dorsale Fläche. Sie ist etwas abgeflacht, doch stets noch convex. Medial wird sie durch eine von der Basis des Procoracoids aus- gehende starke rauhe Linie von einer schmälern medialen Fläche abgegrenzt, während sie lateral in einer distal (sternal) schärfer Averdenden Kante mit der ventralen Fläche zusammenstösst. Der- Hals des Coracoids erhält so einen dreieckigen Querschnitt, dessen Ecken jedoch gerundet sind. Im Fall einer Verbreiterung des Knochens (Phaps) geht diese Gestalt mehr und mehr verloren, indem mit der Verbreiterung eine Abplattung Hand in Hand geht. ßostral ist die Fläche in einer nach oben ansteigenden Kante vorgeknickt und stützt so die Gelenkfläche für die Gelenkprotuberanz der Scapula. Es braucht kaum noch darauf hingewiesen zu werden, dass die dorsale Grube des sternaleu Endes auch auf die Dorsalfläche des Halses übergreift und dort in der Regel durch einige Rauhigkeiten zur Inseition der Ligamente begrenzt wird. 5. M e d i a 1 e Fläche. Die mediale Fläche beginnt im C an alis triosseus und kann als caudale Verlängerung der medialen Fläche des Acrocoracoids aufgefasst werden. Sie hilft somit zunächst noch den Canal für die Endsehne des Muse, supraco racoideus begrenzen und ist auf dieser Strecke relativ scharf von der ventralen Fläche abgesetzt. Die vergleichende Osteologie der Coluiiibiformes. 243 Distal wird sie mit dieser confluent. eine Folge der starken Aus- wölbnng dei- erstlich scliwacli concaven Fläche. Dorsal bildet die stets vorhandene rauhe Linie eine Grenze zwischen den beiden an- stossenden Flächen. Gegen den P r o c e s s n s m e d i a 1 i s , respective gegen dessen ventrale P'läche länft diese Facette allmählich aus. (x Laterale Fl ä che. Die laterale Fläche, wenn man von einer solchen sprechen darf, ist auf die Strecke vom f'andalrand der (Gelenkpfanne bis etwa in die Mitte des ganzen Knochens beschränkt. Hier geht sie allmählich in die dorsale und ventrale Fläche über. c) F n r c n 1 a. Die Furcnla ist cm durch die ganze Ordnung wenig modificirter Knochen. Die einzige wesentliche Modification treffen wir bei Dkhis. wo eim' Auflösung der Furcnla zu Stande kommt. Sonst ist sie ein Uföi-miger Knochen, dessen freie Enden zur Verbindung mit den beiden andern paarigen Schnltergiirtelknochen zu kleinen Platten ausgewalzt sind, welche mehr oder weniger deut- lich die verschiedenen Fortsätze unterscheiden lassen. Der (Querschnitt ist im rostralen ' .. hoch oval, geht gegen die Mitte in einen rundlichen über, um im caudalen ' ^ breit oval zu werden. An der Unibiegestelle, also hauittsächlich median, ist die Furcnla am stärksten von oben nach unten abgeplattet und zwar so stark, dass eine vordere und eine hintere Kante entsteht. Es ist hier der Ort. der Verbindung von Scapula. Co- racoid und Furcnla zu gedenken. Die 3 Knochen bilden zu- sammen das F 0 r a m e n t r i o s s e u m. Der Unterrand des proximalen Theiles der Furcnla liegt stets dem Rostralrand des Procoracoids auf, während dessen rostrale Ecke durch Ligamente zum Acrocora- coid in Beziehung tritt, wobei sich die beiden Knochen direct be- rühren. Nicht so constant ist der directe Oontact von Furcnla und Scapula. und zwar steht er grossen Theils unter dem Einfluss der in- dividnellen Variation. Die beigegebenen Figuren geben am besten Aufschluss übei- die verschiedenen Formen der Gelenkbildung. Es sei noch bemerkt, dass sich bei einem Vergleich der FCrbring Kirschen Abbildungen (Morjjh. d. Vögel, tab. 2, flg. 59-^64) mit den unsrigen einige Differenzen herausstellen werden, welche wohl zum Theil auf die individuelle Variation, zum Theil vielleicht auch auf falsche Art- ■2U Rudolf Martin. bestiiiiiimng- zurückzuführen sind. Auch scheinen mir die Figuren Fi'RBiaNGEirs etwas zu stark schematisirt , um eine genaue Dai- stellung der thntsächlichen Verliältnisse zu o-eben. Fig. Z» Fio-. Fl Fio-. A' Fiff. Bl Fio-. (" Fio-. G\ Fis-. H" Fig. D'. Fiß-. E\ ^ Fiff. K^ Fio-. L^ Fio-. 3P. Fig. X'. E echtes Gelenk zwischen Coracoid, Schulterhlatt nnfl Furcula. 1:1. Fig. N* 1:2. Fig. ZI Didunculus striglrostris. Fig. A'\ Cnrpophaya oceanica. Fig. B^. Treron vernans. Fig. C'\ Ptüopas roseicolüs. Fig. Dl Spheiiocerciis spheimriis. Fig. E^. Carpophaga aenea. Fig. F^. Alectroenm madagascariemis. Fig. G''. Fhaps chal- coptera. Fig. H-'. MetriopeUa melaHojytera. Fig. J^. Turtur vinaceus. Fig. K" Macropggia cmiliana. Fig. L''. Columba aquatrix. Fig. M^. Edopistes migratorlus. Fig. N\ Goura coronata. Der Beschalfeuheit dieser Articulation darf der grossen Varia- bilität wegen nur wenig Werth beigemessen werden. d) Stern um. (Textfio-. O-'-W^ Im Sternum spricht sich eine gewisse Zusammengehörigkeit der r einzelnen Formen aus, sofern wir vom Xiphosternum absehen ji»: und bloss den rostralen Abschnitt, das Costosternum, in Berück- sichtigung ziehen. r>ie vero-leichende Osteclnu-if der ( (i!niMl)itoniie.s. 24Ö Fio-. p-'a. Fio-. P'b. Fiff. O'a. Fig-. g/'a. Fig. (fh. B|rnstbeine, &) Ventral-, b) Dorsalansicht (des proximalen Theilsl. 1:1. Fig. 0*. Columha livia. Fig. P*. Phaps chalcoptera. Fig. Q''. Sfarnoeiias ] ci/(inocephala. 246 Rudolf Maktin. Fio-. T\a. Fie-. T'b. Fiö'. El Fio-. S^a. Fia-. SM). Fio-. UM). Fig-. U^a. Brustbeine, a) Ventral-, b) Dorsal ansieht (des proximalen Theilsi. 1:1. Fig. R*. Goura coronata (nur Ventralansicht). \) Fig. S^. Treron ver7i(nis. Fig. T*. Carpophaga oceanica. Fig. U'l Ptilopns roseicollis. 1) Dorsalansicht s. OWEN, Memoir on the Dodo, tab. 12, fig. 3. Die vergleichende Osteolo^ie der Columbifonnes. 247 Fiff. V'b. Fig. V^a. Fig. W\ Brustbeine, a) Ventral-, b) Dorsalausiclit (des proximalen Theilsi Fig. V. Didunculus sfrigirostris. Fig. W^. Ptilopiis jamhu juv. 1 : 1. 1. Costosternum. Das Costosternum ist. wie Fürbringer darg-ethan liat. in Folge seiner Entstehungsweise von den Rippen aus auch in seinem spätem Gepräge in nicht geringem Maasse von diesen abhängig, d. h. es Avird kürzer oder länger sein, je nach der Zahl der mit ihm arti- culirenden Rippen. Die Schwankungen, welche uns in dieser Richtung bei den Tauben entgegentreten, liegen zwischen 2 und 5. Es da)-f gesagt werden, dass die individuellen Eigenarten nicht sehr Aveite Grenzen fordern . denn sie beschränken sich auf 1. Es gilt auch all- gemein, dass diese individuelle Variation in den Bereich der Cervico-dorsalrippen fällt und nur ansnahmsweise die Rippen des ersten zum Svnsacrum verschmolzenen Wirbels in Mitleidenschaft zieht. Wie FürrrinCtEr gezeigt hat. stehen die Cervico-dorsalrippen beim Embryo in ganz derselben Beziehung zum Brustbein, wie die sich später zu echten Rippen specialisirenden Knorpelspangen: die Loslösung vom Sternum geschieht erst secundär. und stets bleiben noch Reste des resorbirten Theiles persistirend : einerseits ein Theil Zool. .Taliib, XX. Abth. f. Syst. l"* 248 Rudolf Martin, des mit dem Brustbein versclimolzeneu Processus lateralis anterior und andrerseits die starken sehnigen Faserzüge, welche diesen mit den freien Enden der Halsrippen verbinden. Es kann nun der Fall eintreten, dass die letzte Halsrippe den gleichen Weg der Entwicklung einschlägt, wie die ihr caudal folgenden Eip])en, d. h. zur echten Eippe wird; ihr Sternocostale ist aber auf alle Fälle schwächer und articulirt stets am Hinterrand des Proc. late- i'alis ant. oder doch unmittelbar an seiner Wurzel. Dem entsprechend finden wir dort eine kleine Gelenkfacette, welche aber von den darauf folgenden leicht als accessorisch untei'schieden werden kann, indem sie bloss auf einer kleinen Warze an der Basis des Fortsatzes sitzt, während die andern Knochenbalken darstellen, welche zwischen die dorsale und ventrale Lamelle des Lateralrandes (siehe unten) eingespannt sind und Gruben zwischen sich einschliessen. So sehen wir denn, dass die individuelle Variation keinen oder doch nur sehr geringen Einfluss auf das Costosternum ausübt, der an dessen allgemeiner Configuration nichts zu ändern im Stande ist. Diese ist für die einzelnen Familien von ziemlicher Wichtigkeit und giebt uns ein Mittel zur Analyse und Synthese der Formen und Familien an die Hand. a) Der S Ulcus articularis coracoidei entspricht genau der Gelenkcrista des sternalen Endes des Ooracoids sowie der gegen- seitigen Stellung der Coracoide. Ihre Lage gegenüber der Mittel- linie wird also mit dem AVachsen des intercoracoidalen Winkels steiler werden. Doch sind diese Differenzen so gering, dass sie dem Auge entgehen und auch einer genauen Messung nicht zugänglich sind (Mangel an Anhaltspunkten). Würden auch solche vorliegen, so wären sie nicht ohne '\\^eiteres vergleichbar und zwar in An- betracht der Umgestaltungen während des postembryonalen Wachs- thums. Leider fehlt mir ein genügendes Material, um diese Ver- hältnisse festzulegen ; so viel ist jedoch sicher, dass die Steilheit mit dem Alter des Individuums abnimmt, ganz unabhängig von der Ge- staltung des äussern Labrums des Sulcus, welches in einem Fall von Pfüopus roseicoUis erst wenig steil zur Mittellinie geneigt ist, später stärker abtällt und zuletzt wieder der ursprünglichen Lage nahe kommt. Die beiderseitigen Sulci gehen entweder ununterbrochen in einander über oder sind durch eine mehr oder weniger tiefe De- pression in der Mittellinie getrennt. Je nachdem kann man zwei Gruppen aus einander halten. Zu jener sind die Treronidae nach Die verg-leidieutle Osteologie der Columbifonnes. 249 Ausschluss der Ptüopodinae, die Columhidae und die Peristeridae mit Ausnalime der Phahinae und eventuell der Zenaidinac zu stellen, zu dieser die Ptilopodinae, Phahinae (ev. Zenaidinae), Goxridae, I)i- dunculus und vor Allem die Didi. Seitlich g-eht die Rinne in die I m p r e s s i o s t e r n o - c o r a c o i d e a iil)er und ist an der Ueberg-ang-sstelle zumeist eingesenkt. Im Boden dieser Vertiefung liegen Foramina pneuniatica in wechselnder Zahl (v(m 1—3). ß) Das L a 1) r u m exte r n u m begrenzt den 8 n 1 c u s a r t i - cularis coracoidei nach aussen und fällt, bis zu einem gewissen Grade von der Neigung- des Sulcus unabhängig, bald steiler, bald weniger steil lateral ab. Auf einen bloss flüchtigen Blick möchte es scheinen, als ob der Winkel, den die Kante des Labrums mit der Mittellinie bildet, bei irhaps am kleinsten sei. Eine genaue Vergleichung lehrt jedoch, dass diese Täuschung- nur auf die relativ starke Entwicklung- der Spina externa zurückzuführen ist und dass im Gegentheil der wirkliche Winkel wenig spitz ist. Besser als Worte giebt beifolg-ende Zu- sammenstellung- die nöthige Auskunft. Der Winkel niisst: 48" bei Columha Jivia. 50" „ Treron vcrnans. 52" „ Carpophaga oceanim, Goura coronafa. 54" ,. Phaps chak'opfera. 57" .. l)idnuc}ih(s sfrigirosfris. (50" ,, Piilopns jamhu, Starnoenas njanocephala. 65" ,, Ptilopus roseicollis. Aus dieser Aufzählung ist wenigstens das zu entnehmen, dass mit der nöthigen Rücksicht auf die Variation innerhalb der Familie (z. B. Phaps-Starnoenas oder Treron-Carpophaga), welche oft sehr be- träclitlich sein kann, einerseits ein Complex von Tauben mit einem AVinkelbetrag, der unter 55" bleibt, und andrerseits ein solcher, bei dem dieser Werth 55" überschreitet, unterschieden werden kann. In der Regel ist der Winkel innerhalb einer Familie bis zu einem geAvissen Grade von der Körpergrösse des Thieres abhängig, d. h. er wächst mit der Körpergrösse. Eine Ausnahme macht hier Phaps chalcoptera ; diese ist, wie bereits oben bemerkt wurde, auf die überaus starke Entwicklung der Spina externa zurückzufüliren. Der laterale Rand des Labrums verlängert sich in den Hinter- rand der Impressio sterno-coracoidea einerseits und in die Linea 17* 250 RiDOM' Martin. supracora coidea andrerseits. Bald ist n- winklig- vom an- nähernd geraden Rostralrand abgesetzt, bald — nnd dies scheint häufiger der Fall zu sein — gelit er durch eine flachere oder schärfere Curve in diesen über. Kine Eegel ist nicht erkennbar. Median trägt das Labrum ext. entweder, und zwar bei der Mehrzahl der Tauben, eine kleine Spina externa oder eine flache Incisura. Die Spina externa erreicht nur bei Plia2)s eine bedeutende Grösse und ist sonst nur in Form einer dreikantigen, den Vorder- i-and des Labrums ca. 1 mm überragenden Pyramide ausgebildet. Bei den PtiJopodinae geräth sie in Wegfall und ist bei Dnhmailm sehr klein, oft auch ganz reducirt; jedenfalls herrscht in beiden Fällen die Einkerbung vor. Da. wo die Incisur an Stelle der Spina getreten ist, finden wir auf der Innenfläche des Labrums regelmässig eine runde Grube, welche sich gegen den Boden des Sulcus articularis cor. und von da auf die Ventralfläche der Spina interna auszieht und die beider- seitigen Gelenkgruben von einander trennt. In der Regel liegt am Boden dieser Grube ein Foramen pneumaticum. Eine ähnliche Depression fand ich auch bei andern Formen (Carp. aenea, Phaps histrionica etc.), doch ist sie sehi' wenig con- stant und erscheint oder verschwindet von einem Individuum zum andern. y) Labrum internum und Spina interna. Das Labrum internum überragt das Labrum externum um ein Bedeutendes und trägt ohne Ausnahme eine grosse mediane Spina interna. Lateral gelit der Rand des Labrums ohne Grenze in den ge- raden oder meist convexen Vorderrand des Processus lateralis anterior über. Entsprechend der Entwicklung der starken vom Sternum zum (Joracoid gespannten Ligamente und Membranen erfährt die Kante des Labrums und der Spina interna eine die Form wesentlich be- einflussende Modellirung, d. h. sie wird in kleinere und grössere Spinae ausgezogen, von denen jedoch nur die 2, in das Gebiet der Spina interna entfallenden, constant sind und von denen die Form der letztern abhängig ist. Der eigentliche Rand des Labrums bleibt glatt, und der Rest der unregelmässig auftretenden Rauhig- keiten ist auf den Rand des Costalfortsatzes beschränkt. Wenn wir die Spitzen der der Spina interna angehörenden Vor- Die vergleichende Osteologie der (ohiiubifürines. 251 spränge durch eine Gerade verbinden, so läuft deren caudale Ver- läng'ernng- dem lateralen Rande des Trabeculum laterale parallel oder trifft höchstens dessen Ende. Es ist damit gesagt, dass die iSpinae stets ungefähr gleich starke (im Verhältniss zur Körper- grössei Entwicklung erlangen und dass der seitliche Abfall der Spina interna durchweg ungefähr der gleiche bleibt, sofern es sich nicht um die extrem modificirten Taubenformen {Goura. DhIks etc.) handelt. r)ie grössere oder geringere Breite der Spina beruht daher in erster Linie auf der relativen Breite des Sternums. so dass die erwähnten (Geraden parallel verschoben werden. Immerhin darf man sich die Verhältnisse nicht so einfach vor- stellen, wie aus dem Gesagten hervorgehen möchte; ich muss hier beifügen, dass man eben nirgends geometrische Grundsätze aufstellen kann und Messungen nicht auf absolute Genauigkeit Anspruch er- heben können, sondern bloss einen approximativen Werth ausdrücken. Zudem stossen wir auf zahlreiche Ausnahmen, so dass überhaupt bloss von einer Regel, nicht aber von einem zwingenden Gesetze die Rede sein kann. So viel steht fest, dass die Spina interna für die Familie als Charakteristicum angesprochen werden darf. Ein Blick auf die Innentiäche (T)orsalfläclie) des Sternums genügt, zu zeigen, dass wir 2 ganz verschiedene Typen unterscheiden können, die der Kürze halber nach den hauptsächlichsten , durch sie charakterisirten Familien als columbiner und ptilo podiner Typus bezeichnet werden mögen. Der columbine Typus: Die Spina ist schlank und relativ lang. Sie ragt auf der Innenfläche (in Folge der später zu er- wähnenden Verdickung) als dreieckige bis rhombische Platte vor. In ihrem hintern Theile liegt ein sehr grosses Foramen pneu- m a t i c u m oder besser eine meist 4eckige Grube . . welche einen < omplex von Foramina aufnimmt, und theilt so die Platte in 2 seit- liche Balken, die gleichsam als Si)arren einerseits gegen die Innen- fläche des Sternums si)erren. andrerseits der Spina als Stütze dienen. Lateral von diesen Balken liegen nach hinten offene Gruben, welche durch den verstärkten Vorderrand und die aufgetriebenen Wurzeln der vorderen Lateralfoi'tsätze begrenzt werden. Diesem Typus ge- hören folgende Familien und L^nteifamilien an: ( 'olumhidac Perisieriduc Treroninae. 252 Rudolf Martin. Der p t i 1 0 p 0 d i 11 e Typus: Die Spina präsentirt sich auf der Innenseite des Brustbeines als rechteckig'e, oft fast als quadratische, scharf begrenzte Tafel. Der hintere Theil weist die gleichen Eigen- thümlichkeiten auf. wie wir sie oben beschrieben haben, nur dass noch regelmässig eine Depression, welche vom Foramen pneumaticum gegen den Rostralrand des P'ortsatzes zieht, dazu kommt. Hier sind die folgenden E'ormen unterzubringen: PfilopocUnae Didunculus Carpophaginae Gonridae. Es sei noch zugefügt, dass einzelne Arten, z. B. Sfanwenas cyanocephäla, Treron vernans, obwohl entschieden bei jener Gruppe unterzubringen, doch gegen diese neigen. Es kann kein Zweifel darüber herrschen, dass der Grad der Ausbildung des Flugvermögens einfiussreicli ist. Am besten wird dies durch Gonra deutlich gemacht. Dass dies aber nicht das ein- zige Moment ist, dafür sprechen die Pfilopodinae einerseits, die Pha- binae etc. andi'erseits. Einen Prüfstein für verwandtschaftliche Be- ziehungen daraus zu machen, kann ich mit Rücksicht auf andere, theilweise schon besprochene, theilweise noch zu nennende Eigeii- thümlichkeiten, die in entgegengesetztem Sinne sprechen, nicht. Aber als einfaches Unterscheidungsmittel dürften diese Verhältnisse gute Dienste leisten. ö) Der Processus lateralis anterior ist sehr plastisch und erleidet von Art zu Art, ja auch von Individuum zu Individuum Verschiebungen. Sein Vorderrand ist in der Regel coiivex und nur ausnahms- weise {Carpophaga oceanica, Macropygia emiUana, vielleicht in Folge individueller Variation) gerade. Er ist. wie oben angedeutet wurde, rauh, so dass er den tiefen sehnigen Fasern des Muse, sterno- coracoideus einen guten Ansatz bietet. Das Ende des Fortsatzes ist meist abgestutzt, oft mehr gerundet, oft mehr gerade und da und dort wenig concav; nur selten verjüngt es sich zu einer Spitze. Was die Richtung des Fortsatzes betrifft, kann als Regel gelten, dass sie zur Mittellinie senkrecht steht; das äussere Ende ist ge- wöhnlich rückwärts (caudal) abgebogen. Ausnahmsweise {Sfarnoenas) ragt der Fortsatz mehr nach vorn und auswärts. e) Der Costalrand verglichen mit dem ganzen Lateralrand Die vergleichende Osteologie der Columbiforiues. 253 des Brustbeines ist bei verscliiedenen Arten sehr verschieden hing-: das Nähere geht aus der beigefügten Maasstabelle hervor. Allgemein, Avenn man Ptilopm jamhu in Berücksiclitignng- zieht, geht aus der Zusammenstellung- hervor, dass das Yerliältnis von costalem Abschnitt zum ganzen l'ostalrand mit dem Alter abnimmt ; ferner, dass die Ptilopodinae relativ den kürzesten costalen Abschnitt unter allen Tauben aufweisen, der allerdings von vielen Pcrisfen'dae nur um Weniges übertrofiVn wird. Es beruht dies nicht allein auf der Verkürzung- des costalen Abschnittes durch Ausschaltung einer Kippe aus der Gruppe der ,.echten". sondern auch auf der Ver- längerung des Trabe cul um laterale (z. B. Zenaida aicricidata, 3fetriope!ia melanoptera) ; wo beide Ursachen zusammen wirken, wie beispielsweise bei den Ptilopodinae und Starnoenas cyanocephala. wird das Verhältniss um so kleiner ausfallen. Seinem Zwecke entsprechend breitet sich der costale Abschnitt des Lateralrandes aus und lässt dabei eine dorsale und eine ventrale (innere und äussere) Lamelle unterscheiden, zwischen denen die auf Balken liegenden Gelenkfacetten für die Eippen 2 — 5 Brücken bilden. So kommt es, dass zwischen den einzelnen Facetten tiefe Gruben zu liegen kommen. Die Spaltung des Eandes in- zwei Lamellen beginnt an der Basis des Hinterrandes des Lateralfortsatzes, bald allmählich, bald plötzlich, so dass die erste Gelenkfacette das eine Mal weniger deut- lich, das andere Mal schärfer gegen vorn abgesetzt ist. Obwohl zahlreiche Ausnahmen stattfinden, kann man doch eine gewisse Regelmässigkeit in dieser Hinsicht erkennen. Die Pfilo- podinac. Didunodus, einige Carpophaf/a- Arten und die Pcrisfcndae müssten der zweiten Grui)i)e zugezählt werden. Eine Grenze lässt sich abei' nicht ziehen. Diese Dinge stehen mit der Ausbildung der Eippen in engem Zusammenhange. Vor der ersten Gelenkfacette liegt in der Regel ein Foramen p n e u ni a t i c u m von geringer ( 'onstanz. Die Zahl der Rippenfacetten beträgt gewöhnlich 3 bis 4. Die erste ist oft klein und erreicht nicht immer die innere Lamelle, sondern sitzt bloss der äussern auf oder liegt ihr dorsal an. Die Mehrzahl der Tauben besitzt 3 Paar Gelenkfacetten; bei den Peristeridae scheinen 4 die Regel zu sein, doch tritft man auch gelegentlich eine Verminderung um eine, ja sogar zwei (so trägt das P)rustbein von Turfur tiyrinus bloss 3 Paar, das von 254 EUDOLF MaHTIN, Starnoenas cyanocephala etwa nur 2 Paar Facetten). Umgekehrt können einzelne CoJumba-Arten (Col. rnfina. palunibus , aquafrü-, phaenota und Edopisfes) 4 Paar Facetten tragen, von denen aller- dings das vorderste klein und als accessorisch sich erweist. Didun- ciihis ist durch 4 Paar ausgezeichnet, wie auch Fezophaps und Didus] bei letztem! ist die Fünfzahl aber ebenso häufig. Goura besitzt 3 Paare. Hinter der caudalen Eippenfacette fallen die beiden Lamellen des Sternalrandes ab; die äussere setzt sich in den Lateralrand des Trabeculum laterale fort, die innere verläuft in die Verdickung des- selben. t) Verstärkungen der Ränder des Costosternum. Der ganze rostrale und laterale Rand des Costosternums ist verdickt. Die Verstärkung beginnt an der Spina interna, biegt an der Basis des Lateralfortsatzes nach hinten um und breitet sich dann all- mählich aus, bis es zu einer Spaltung kommt. Der laterale Zweig läuft auf das Trabeculum laterale, der mediale folgt dem Innern Rande der Incisura lateralis. Im vordem Theile ist die Verstärkung nach hinten und gegen die Mitte stark abgehoben, so dass lateral von den Stützen der Spina interna die bereits genannten Gruben entstehen. Auf dem Lateral- fortsatz verliert sich die Verdickung allmählich. In den Gruben liegt eine x\.nzahl pneumatischer Foramen, die in den Randwulst einführen und deren Zahl starken Wechseln unterworfen ist. Ich zählte bis 10 einerseits, andrerseits aber nur 2; kein Individuum stimmt mit dem andern hierin überein. 2. X i p h 0 s t e r n u m. Die relative Grösse des Xiphosternums unterliegt mannigfaltigen Schwankungen, welche sich innerhalb der Grenzen 4,25 und 1,4 be- wegen (bezüglich der Länge des Costosternums). Ueber die Details orientirt man sich am besten an Hand der beigegebenen Tabelle. Es lassen sich schwerlich auf Grund des Xiphosternums scharf umgrenzte Gruppen zusammenfassen, denn die Uebergänge sind all- mählich und werden zudem durch die individuelle Variation und die Verschiebungen während des Wachsthums noch vollkommener verwischt. Die Differenzen betreffen in erster Linie die Umrisse und Pro- portionen. So sind im Allgemeinen die PlUopodinae und Carpo- Die vergleichende Osteulugie der C'olnuibifoniies. 255 phogiriae durch plumpe Xiphosterna ausg-ezeichnet; ihnen schliessen sich die Treroninae, dann die (Jolumbidae und Vhahinae an. welche zu den übrigen Peristeridae, die in Starnoenas gipfeln, überleiten. Auch Diduuculus und Gonra besitzen kurze äussere 'l'rabecula. wo- durch ein schlankes Xiphosternum zu Stande kommt. In der Eegel findet man eine grosse laterale und eine kleinere mediale Incisur. Diese ist eben so oft (namentlich im Alten zu einer Fenestra geschlossen. Bei Dkluncidus existirt gewöhnlich bloss eine grosse Incisur, doch constatirte ich in einem Falle eine Andeutung einer kleinen lateralen. Didus und Pesophaps weichen durch ihr fast ganzrandiges Xiphosternum ab. 3. Crista (Tarina) sterni (Textflg. X'^ u. Y"). Die Crista sterni ist im Grossen und Ganzen einförmig und läuft über die ganze Länge des Brustbeins. Fig. X^ P r o f i 1 a u s i c h t der Crista sterni 1 : 1 . rUdunculus sfrigirostris. Der Vorderrand bleibt (natürlich Didus und Pezophaps ausge- nommen, für welche ich auf die einschlägige Litei'atur verweise) Fig. Y^ Prüf il;i nsich t der ("rista sterni. 1 : 1. Carpophujia oceanica. 256 Rudolf Mahtin. (lurcli die Gruppe im Wesentlichen gleich. Er ist ziig-eschärft und concav. Der \'entialrand geht entweder continuirlich in ihn über, so dass seine Gestalt Sförniig wird, oder str»sst in einer stumi>fen Ecke mit ihm zusammen. Der Ventralrand ist stets verdickt und convex. Die Krümmung nimmt nach hinten ab. ja kann sogar in eine concave Linie über- gehen (Carpophaga ). Eine Verstärkung, die einerseits dem Rostralrand folgt, andrer- seits sich nach hinten und distal ausbreitet, sitzt der Wurzel des Vorderrandes nahe an. In diese Verstärkung führen die pneumatischen Foramina, welche oben bei Besprechung der Spina interna erwähnt wurden ; zahlreiche Canäle verbreiten sich von hier aus durch den ganzen Sternalkaram. Da und dort treten noch accessorische Luftlöcher in der Mittel- linie der Dorsalfläche des Xiphosternums auf, welche in den caudalen Theil der Garina führen. Bemerkenswerth ist die Reductionserscheinung der Carina bei Carpophaga. Dort erreicht dieselbe das hintere Sternalende nicht mehr, sondern verliert sich schon weiter vorn in der Ventral- fläche des Brustbeins. Die Reduction betrifft auch die Höhe der Carina; leider kommt dies in der Maasstabelle nicht zum Aus- druck, da gleichzeitig die Länge des ganzen Brustbeins vermindert worden ist. Erstaunlich ist die relativ hohe Crista bei Goura, ebenso bei Didunculus, während die ColumUdac im Allgemeinen niedrige Brust- beinkämme besitzen. Die L i n e a e s u p r a c 0 r a c 0 i d e a e verlaufen zur Basis der Carina entweder annähernd parallel [Colnmha, (kirpophaga, Goura imd PfiJopus jamht juv.) oder convergiren mit ihr. Ihr Ursprung wurde bereits oben angegeben. Von da verlaufen sie zum medialen Rande der Incisura lateralis und folgen diesem bis zum hintern Brustbeinrand oder verlieren sich bereits etwas vorher. Sie sind immer deutlich vorhanden. Die vergleichende Osteologie der ('(iliuiiliifdrnies. 25'! 4. Das Hcckeu. Giebt Ulis der .Schädel ein Mittel an die Hand, die Analyse der Tauben durchzuführen, so lehrt uns das Becken eine enge Geschlossen- heit der ganzen Oi-dnung. Zwei Factoren sind vor Allem in Rech- nung zu ziehen : einei-seits die verhältnissmässig geringen ^Moditicationen dieses Skelettheiles innerhalb der Ordnung und andrerseits die grosse Variation in der (Gattung und Species. Wir werden im Folgenden oft A^on diesen Verhältnissen zu i'eden haben, und ich erachte es daher für übei-flüssig. schon hier darauf einzutreten. a) Os sacrum. (Textflgg. A^— ^r^: Taf. 12, Fig. 7 u. 8.) Ueber die Gliederung dieses Abschnittes der Wirbelsäule, dessen Besprechung ich im Hinblick auf seine innigen Beziehungen zum Gürtel der hintern Extremität — eine schlechte Bezeichnung für das Becken eines Vogels — für diese Stelle gespart habe, ist schon oft gestritten woi-den. Ich muss mich vollständig mit Fi'RHKiNoioii ein- verstanden erklären, der sie als nicht von fundamentaler Bedeutung, sdudern als nur praktischen Zwecken dienend erachtet. Da uns zu- dem die Osteologie. wie gezeigt werden soll, keine Möglichkeit giebt, eine exacte Gliederung durchzuführen, so möchte man etwa die Frage aufwerfen: ist eine solche überhaupt zulässig; ist das Sacrum nicht vielmehr als solches ins Auge zu fassen? Eine kleine Abschweifung sei mir gestattet. — Was ist eigent- lich das Sacrum? Die Antwort liegt auf der Hand. Es ist eine Stütze der hintern Extremität und steht also im innigsten Zusammen- hang mit dieser. Eine Aenderung in der Art der Locomotion oder eher der Verwendung der Hinterextremität zieht ohne Ausnahme eine Modification des Beckens und somit des Sacrums nach sich. Es dürfte ausser allem Zweifel stehen, dass die hüjjfende Locomotion eines Vogels grössere Ansprüche an die Extiemität stellt als das Vorwärtsschieben des Körpers, wie wir es bei Reptilien antreifen. Somit muss man von vorn herein erwarten, dass sich das Becken fester mit der AMrbelsäuk' verbindet. Dass die den Sacralwirbeln der Reptilien homologen Elemente ebenfalls in dieses Sacrum einbezogen worden sind, ist nichts als natürlich, und so warf sich denn auch schon bald die Frage auf: sind 25s Rudolf Maktin, diese Elemente besonders gekennzeichnet? oder: wie kann ihre Ho- mologie nachgewiesen werden ? ') Es fehlt durchaus nicht an Versuchen, diese Frage zu lösen, und es ist interessant, dass alle Forscher darin einig gehen, die Osteologie könne nicht den gewünschten Aufschluss geben. Wir sehen, dass überall, wo ein ernst gemeinter Versuch gemacht wird, die Nerven- geflechte zu Hülfe gezogen werden. Ein erster solcher Versuch wird von Huxley -) gemacht; wir lesen auf p. 416 und 417: „Although all birds possess a remarkably large sacrum. the vertebrae through the intervertebral foraraina of which the loots of the sacral plexus (and, consequently, of the great sciatic nerve) pass. are not provided with expanded ribs abutting against the ilium externally and against the bodies of these verte- brae by their inner ends. „In recentReptiles, possessing well developed hind-limbs,the inter- vertebral foramina through whicli the roots of the sciatic nerve pass are wholly or in part bounded by vertebrae provided with thick and expanded ribs ; and these ribs are connected, more or less exten- sively, on the one band, with the bodies of these vertebrae and on the other with the iliac bones. The vertebrae in question, of which are ordinarily two, constitute the sacrum. In Birds the arches of the vertebrae which correspond with these in tlieir relation to the nerves (and therefore nuist be termed „sacral") give olf comparatively slender transverse processes which seem to answer to those which unite with the tubercles of the ribs in the dorsal region; and it is by these transverse processes only that they are connected with the ilia." Ich führe diese Stelle an, da mir scheint, es habe sich in (tegenbaur's ''') Uebersetzung ein Fehler eingeschlichen. Wenn dort slender mit schwach übersetzt wird, so ist die Bedeutung des englischen Wortes entstellt, und dann muss man auch zu Gegenbair's 1) Diese Frage muss natürlich auch bezüglich des Sacrums der specialisirten Reptilien (Dinosaurier, Theromorphen etc.) gestellt werden. Hier würde uns die Beantwortung derselben zu weit führen, und sie darf, da es sich blos um Analogien handelt, ausser Aclit gelassen werden. Immerhin lag mir daran, auf diese Formen aufmerksam zu machen. 2) Huxley, On the Classification of bii-ds, in: Proc. zool. Soc. London, 1867. .3) Beiträge zur Kenntniss des Beckens der Vögel , in : Jena. Z. Naturw.. V. B, 1871. Die vergleiclieiifle Osteolog-ie der rtilunil)if(irmes. 209 Auslegimo- dieses Citats aus Hlxley kommen. Mir scheint viel- mehr, dass gar kein ^^'idersl»ruch zwisolien den Ansichten Hixlky's und Gegenbauk's besteht, d. h. dass beide die beiden, resp. den einen Acetabularwirbel (der „Costalfortsätze" trägt) als ..primäre Sacral- wirbel" resp. als die Homuloga der rei)tilischen auffassen. GeCtExbai'k ^) sucht den Nachweis durch die ganze Classe der Vögel durchzuführen. m Auch ]\rivART u. Cj.arkf. ■-) stimmen mit d(^n uenannten Autuien überein. Bei Gadow '^) stellt sich eine Unsicherheit ein. Nachdem ei- (tEgenbaue die Homologie der Acetabularwirbel der Vögel mit den Acetabularwirbeln der Reptilien hat nachweisen lassen, spricht er s])äter 1». 407 und 408) wieder von einem oder sogar von ?> ..Sacralwirbeln". nies scheint mir absolut unzulässig und zwar aus folgenden. rein theoretischen Gründen: Steht man für die Homologie der reptilischen und avianen Sacrahvirbel ein — und dies scheint bei Gauow. nach der Art und Weise, wie er seinen Gewährsmann Gegenbalk citirt, der Fall zu sein, — so ist einmal die Zahl dieser Elemente auf 2 festgelegt. Andrerseits, sofern man solche Beziehungen in Abrede stellt, so niiissen. scharf genommen, alle zum Synsacrum verschmolzenen ^^'irbel als Sacrahvirbel bezeichnet werden: diejenigen, welche ihrer Lage nach in nähei-er Beziehung zum Acetabulum stehen (die also ,.dop- pelte Querfortsätze'' tragen), verdienen am ehesten die Bezeichnung Acetabularwirbel. ein Ausdruck, durch den von Gegexbauh*) ^eine primären Sacralwii-bel vorläufig charakterisirt werden. Die unsichere Meinungsäusserung Gadow's ist erklärlich, doch nicht erklärlich ist mir. dass er dabei stehen geblieben ist und nicht den geringsten Versuch gemacht hat. eine Erklärung der an- geführten schwankenden Verhältnisse zu geben. Ich verspare meine Meinungsäusserung auf den Schluss dieses Abschnittes, nachdem die speciellen Verhältnisse durchgemustert worden sind. Zuvor sei nni- noch auf eine weitere Krage hingewiesen, welche 1 ) op. c. 2) On the sacral plexus and sacral vertebrae of Lizzards aiid otlier vertobrata, in: Trans. Linn. Soc. London, 1879. 3) Vögel in: Broxx, Class. Ordn. Tiiierreich, V. 6, Abtli. 4, 1891. 4) op. c. 260 Rudolf Martin, wii zu verfolgen beabsichtigen: Was stellen die ventralen Schenkel der Querfortsätze, die Parapopliysen Owrn's, die wir in der Becken- zone der Wirbelsäule antreffen, dar? Die x4.nsicht der meisten Autoren geht dahin, sie seien Theile der eigentlichen Querfortsätze, wenigstens im vordersten Abschnitte, während sie an den Acetabularwirbeln Rippenrudiraente darstellen sollen (Gegen BAUE, op. cit.). Ich halte mich im Laufe der speciellen Beschreibung an Für- BRiN(iER ^) und unterscheide also : ,,S a c r a 1 e W i r b e 1 i m weit e r n Sinne (Sacrale Wirbel Owen's) : Alle das Vogelsacrum zusammensetzenden Wirbel. Dieselben ver- theilen sich in: a) Präsacrale Wirbel (Präsacrale Wirbel im Sinne von Gegenbaur), solche, welche vor den eigentlichen Sacral- wirbeln liegen und sich in wechselnder Anzahl aus AA'irbeln mit wahren Rippen (Dorsalen W. von Mivart), Wirbeln mit falschen Rippen (Dorso-lumbaren W. von Mivart) und Wirbeln ohne deutliche Rippen (Lumbaren W. von Mivart) zusammen- setzen können; b) Sacrale Wirbel im engei-n Sinne (Sacrale Wirbel im Sinne von Gegenbaur), Homologe der Sacralwirbel der Reptilien ; c) Post sacrale Wirbel (Postsacrale Wirbel im Sinne von Gegenbaur), solche, die auf die eigentlichen Sacralwirbel folgen (ungefähr den sacro-caudalen AMrbeln von Mivart entsprechend)." Die Rippen, welche den beiden vordem Abschnitten von a) an- gehören, sollen der Einheitlichkeit wegen als präsacrale Rippen be- zeichnet werden. Ferner, um vorläufig indifferent zu bleiben, lege ich den ventralen Schenkeln der Querfortsätze (Gegenbaur) die OwEN'sche Bezeichnung — Parapopliysen — bei, da Fragen theore- tischer Natur am besten nach Besprechung der speciellen Verhält- nisse in Discussion gezogen werden. Das Sacrum wird durch eine bald grössere, bald kleinere An- zahl Wirbel aufgebaut. Bei den recenten Tauben schwankt ihre Zahl von 13 — 16; bei Didus und Pezophctps zählte ich im Gegensatz zu den bisherigen Autoren 17. 1) Unters, zur Morph, u. Syst. der Vögel, 1888, p. 106. Die vergleichende Osteologie der Culuinbifurmes. 261 Die Zälilungen wurden dui'cliweji- nach den Intei-vertebralforamina durchü'eführt, und somit kann kein ZAveifel vorlieo-en. Dass es sich bei meiner Zählung nicht um individuelle Variation handelt, liegt auf der Hand, da ich das sämtliche Material, das in London nnrl Cambridge aufgestapelt liegt, darauf hin durchgesehen habe. Bis anhin wurde ein präsacraler Wirbel, wahrscheinlich der 5., über- zählt, da in diesem Abschnitt eine starke Verkürzung vorliegt. Ich bestreite nun gar nicht, dass nicht ab und zu bloss 16 Sacral- wirbel angetroifen werden können, denn es werden sich oft Differenzen von einem Element, das sich am caudalen Ende des Synsacrum an- oder abgliedert, finden. Das Wesentliche ist, dass die präsacrale Region um einen ^^*irbel reicher ist. als allgemein angenommen wird. Ich wollte diese Thatsache bloss constatiren, ohne ihr einen grössern Werth beizumessen. Das Minimum von 13 S a er al wirbeln erreichen diePfilopodhmc mit einigen Arten ; andere Arten besitzen bereits 14. Es ist hervor- zuheben, dass in diesem Falle der 14. Sacralwirbel stets vollständig über den Hinterrand der Hia vorragt und nur mit der vordem, äussern Ecke seiner Diapophj'se an die hintere, innere Ecke des ilium stösst; er verwächst oft erst im Alter mit dem Sj^nsacrum (Pfilopus roseicollis). Frülier verwächst er z. B. bei Pliloims meJano- cephalus, Ptil. melanospilus :, bei einem jungen PtUopus jamhu, bei dem auch noch einige Schädelnähte sichtbar w^aren, hat der Ver- schmelzungsprocess erst die Region vom 2. bis 11. Sacralwirbel in Mitleidenschaft gezogen; der erste und die hinter dem 11. gelegenen Elemente sind noch frei. Alectmenas besitzt Zeit Lebens bloss 13 Sacral- wirbel.^) Ob dieser 14. Sacralwirbel der Ptilopodiiiae als Neuerwerb auf- zufassen ist oder ol) wir einem in Zerfall begrilfenen Sacruni gegen- überstehen, lässt sich nicht ohne Weiteres entscheiden; wir müssen später auf diese Frage zurückkommen. Die grosse Mehrzahl der Tauben ist durch 14 Sacralwirbel ausgezeichnet. Ich kann davon Umgang nehmen, alle zu erwähnen, da diejenigen, die ein anderes Verhalten zeigen, dort aufgeführt werden. 15 Sacra) w ir bei kommen folgenden Formen zu: Starnoenas 1) Abnormer Weise beobachtete ich eine (hliniilxi aeuas mit nur 13 Sacralwirbeln. Man darf dieser Thatsache nur den Werth der indi- viduellen Variation beime.ssen. Ebenso 1 Exemplar von (J'irpouh'iiju (trnrn. 262 liUDOLl' MakTIN, cyanocephala, Columha maculosa, Col. albüineata. Col. frocas. CaJoenas nicobarica, Carpophaga oceanica und Bidunculus strigirostris. ^) In den meisten Fällen dürfte es sich um individuelle Variation handeln, zumal wir meistens bloss 5 freie Caudalwirbel antreffen, während sonst 6 die Regel ist, Columha oenas mit bloss 13 Sacralwirbeln aber deren 7 besitzt. Grössere Bedeutung" erlangt diese Zahl bezüglich Starnootas, Caloenas, Dklnnruhrs und Carpophaga oceanica, besonders weil bei diesen eine Vermehrung der Elemente um 1 im präaceta- bularen Abschnitte des vSacrums geschieht. Nur bei einem Skelete von Stamoenas cyanocephaJa und bei den Gonridae werden 16 Sacralwirbel gezählt. Bei jener geschieht die Angliederung eines Elements am caudalen Ende des Syn- sacrum. Für Bidus und Pesopliaps wurde die Zahl 17 angegeben. Ein ideales Sacrum — wenn dieser Ausdruck gestattet ist — besitzt Didnncnlus strigiostris. Wir werden uns also zunächst mit diesem befassen und zuweilen von hier aus die Modificationen durch die ganze Ordnung verfolgen. 1. Die präsacralen Wirbel. Der erste präsacrale Wirbel trägt durchweg ein Paar freier Rippen, die in dem entsprechenden Abschnitt zur Besprechung gekommen sind. Der Wirbelkörper ist im Querschnitt etwas oval, die längere Axe in der Horizontalen: nach hinten nimmt seine Höhe ab. Er ist in der Mitte eingeschnürt und sein vorderes Ende stärker aus- gebreitet als sein hinteres. Er trägt vorn eine Satteliläche zur Articulation mit dem 18. Wirbel; diese Fläche unterliegt bedeutenden Schwankungen. Bei Bidunculus ist sie stets breiter als hoch (4:3). rechteckig, bei andern Formen mehr quadratisch (z. B. Columha aJbilineafa, Turiur risorius, Carpopliaga aciwa); ein Bid.nnculus ähn- liches Verhalten zeigt Vinago calva. Treron oxyura, Ptilopus rosei- collis, Flil. mclauospiJus, Alcciroenas madagasraricusis. Herz- oder wappenschildförmig (wobei die grösste Breite der Höhe mindestens gleich kommt) ist diese Fläche bei den meisten Carpophaginac (in Folge der Ausbiklung einer ventralen Längskante im vordem Theile des Wirbelkörpers); breit niei-enförmig wird sie bei den meisten 1) In einem Falle bloss 14 beobachtet. Die vergieicheude Osteolooie der Cülnuibitnrmes. 263 Tnroninae aiigetroifen. trapezförmig bei den übri.oen Tauben (die Basis dorsal). Die Formen sind natürlich nicht scliarf von einander abzn- grenzen. denn von der breit rechteckigen zni' nierenförmigen und von dieser zur herz- und ([uadratförmigen Gestalt ist ein kleiner Schritt. Dagegen sind folgende Formen durch die ausnehmend grosse relative Höhe der vordem Sattelfläche des ersten Präsacral- wirbelkörpers scharf zu unterscheiden: Caloenas mcoharica, Gcnira und Pezophaps. während sie bei Didm ungefähr gleich hoch wie breit und wai)i)enschildförmig gestaltet ist. So schwankt natürlich auch die Form des Querschnittes des Wirbel körpers, denn der Umriss der Sattelfläclie stellt uns ja den vordersten derselben dar. Nach hinten nimmt aber ilii-e Aehnlich- keit zu. Am ventralen Rande der Sattelfläclie wurzelt stets ein ventral- wärts voiTagendes Tuberculum. Die Articulationsfläche zur Aufnahme desCapitulum costae sitzt auf einem Höcker an der Basis des Neuralbogens. Die Vorder- fläche dieses Höckers ist bei Dichmcnlns mit dem Vorderrande des Neuralbogens bündig und fällt sehr steil gegen diesen ab. Bei den meisten übrigen Tauben liegt das Tuberculum bedeutend weiter zurück (ungefähr in der Mitte des Bogens) und breitet sich, sanft abfallend, weit aus. Die Variation ist indess ziemlich gi'oss. und die Extreme stehen durch sie in ununterbrochener Verbindung. Die Präz ygapophysen zeigen nirgends ein besonders charak- teristisches Verhalten. Sie sind meist durch tiefe, eckige bis halb- kreisförmige Scharten vom AVirbelkörper getrennt und wurzeln — überflüssig zu sagen — am Vorderrande des dorsalen Bogens. Sie sind im Querschnitt am ehesten als halbmondfr>rmig zu bezeichnen, distal schwach vei'jüngt. Die ebene Fläche. Avelche die elliptische Gelenkfacette für die Postzygapophyse des 18. Wirbels trägt, ist nach innen und oben gewendet (bildet mit der Medianebene einen Winkel von ca. 45"). Die äussere und untere Fläche ist gewiUbt. Beide Präzygapophysen sind parallel vorwärts gerichtet. Eine reichliclie Variation macht sich auch an ihnen geltend; es sei hier nur bemerkt, dass die Fortsätze bei BidnucHlm relativ kurz und schwach sind und daher die Scharten zwischen ihnen und dem Wirbelkörper breit : ähnlich verhalten sich die meisten kleinen Taul)enformen. Zool. .Jahil). XX. Ahtli f. Syst. IH 264 Rudolf .Martin. Die laterale dorsale Kante der Präzygapophyse findet ihre Fort- setzung" in der vordem Kante der Diapopli3'se. die mediale ventrale breitet sich in der Wandung" des Rückenmarkscanais aus. Der Eückeumarkscanal ist im ersten Präsacralwirbel bei der Mehrzahl der Tauben kreisrund, selten seitlich scJiwacli compress; nur bei Pe^ophaps, Didus und Gonra besitzt er eine mehr schlitz- förmige Gestalt. Die Diapoph3\se ist gesondert, wenigstens an ihrem proximalen Abschnitte. Was ihre Richtung- betrifft, so stösst man auf einige Differenzen, allerdings von sehr geringer Constanz und deshall) auch von geringer Bedeutung. Bei Didimculus ist der Fortsatz tlirect auswärts g-erichtet, ebenso bei Goura, Caloenas, Didtis und Pezophaps. Bei allen andern Tauben läuft er auswärts und mehr oder weniger stark nach rückwärts. Dagegen herrscht voUständig-e Einheitlichkeit bezüglich der speciellen Coniiguration und des Verhaltens gegenüber der Diapo- physe des nächst folgenden Wirbels. Diduncnlus soll uns diese Verhältnisse vor Augen führen. Im proximalen Theile ist die Diapophyse dreikantig : eine rostrale, eine caudale und eine ventrale Kante. Diese entspringt am Tuber- culum. auf dem die Facette für das Capitulum costae gelegen ist, und trägt distal von der Mitte des Querfortsatzes die Gelenkfacette für das Tuberculum costae; zugleich nimmt ihre Höhe gegen die Mitte zu, so dass die Facette auf eine Lamelle zu liegen kommt. Die Länge der von vorn nach hinten schmalen Gelenkfläche beträgt ca. '/g der Diapophysenlänge. Die Höhe der Lamelle nimmt vom medialen zum lateralen Ende der Facette wieder ziemlich rasch ab und findet dort plötzlich ihr Ende. Durch dieses ^'erhalten der ventralen Kante erhält der Quer- schnitt der distalen Hälfte der Diapophyse Tform. Die so entstandene horizontale Lamelle breitet sich mit ihrem distalen Ende aus und verschmilzt einerseits durch ihre dorsale Fläche mit der ventralen des Hium und andrerseits durch ihre distale hintere Ecke mit der vordem distalen der Diapophyse des zweiten Präsacralwirbels. Die vordere Kante der Diapophyse trägt Rauhigkeiten, die meist in einen oder zwei Höcker angeordnet sind und den Ligamenten und tiefen sehnigen Fascien der Extensoren zum Ansatz zu dienen haben. Ln hohen Alter können die Ligamente ossificiren, wie man dies überhaupt in der Dorsalregion der Wirbelsäule oft antrifft, Die vero-leichende Osteolooie der Colninbifornies. 265 und wir seilen dann diese Höckei' da und dort in nadeltorniige Fort- sätze auswachsiMi. Aelinliclien Verknr»cherungsvorgängen ist es zuzuschrtnben, wenn bei Phaps chalcoptem der 18. Wirbel gänzlich mit dem Sacrum ver- wäclist, so dass wir eigentlich 15 Sacralwirbel. von denen die beiden ersten bewegliche Kippen tragen, zu zählen hätten. Icli ziehe je- doch vor, dies nicht zu tliun, da wir es oftenbar mit einem abnormen Vorgange zu tliun liaben. denn ein anderes Kxemplar zeigte ein \()llständig normales Verhalten. Die hintere Kante des Fortsatzes umschliesst mit der vordem der nächst folgenden Diapophyse ein in Grösse und Form sehr variables Fenster. Auf der vordem untern Fläche liegt, von einer Depression um- geben, ein äusserst schwankendes Foramen pneumaticum. Grössere (""onstanz besitzt das grössere pneumatische Foiamen. das auf der hintern Fläche unmittelbar der Basis der Diapophyse anliegt und auch noch auf den Wirbelkörper übergreift. Aber auch dieses Foramen kann gelegentlicli von seinem lateralen l>ande kleinere abspalten. Die Neuralspina ist mit denen der darauf folgenden Wiibel zur Crista sacralis verschmolzen, die weiter unten zui' Besprechung kommen soll. Hier sei bloss noch beigefügt, dass ihre dorsale, vordere Ecke über die Basis schwach vorragt und durch starke Ligamente mit der Xeuralspina des 18. AVirbels in Verbindung steht. An der Basis des Yorderrandes des Fortsatzes liegt eine Rauhig- keit, an der ebenfalls starke Bänder inseriren. I )ie 3 nächst folgenden ^Mrbel — 2. bis 4. präsacrale Wirbel — sind im Zusammenhange zu betrachten. Sie bilden eine Einheit, grenzen die F o s s a i 1 i a c a anterior nach vom ab und schliessen sich in ihrem Verhalten unmittelbar an den ersten Präsacralwirbel an. Die einzige Differenz besteht darin, dass sie keine fi'eien Rii)pen tragen und dass sie durch Körper, Neuralbogen und Xeuralspina mit dem 1. und 5. Präsacralwirbel und unter sich verschmelzen. Wir können uns also kurz damit befassen. Die Wirbelkörpei" sind spurlos verwachsen; nur die Grenze zwischen dem 1. und 2. präsacralen AVirbel wird durch eine bald stärkere, l)ald schwächere Rauhigkeit markirt. Die Körper sind gegenüber dem des ersten depresser, aber dafür breiter, und diese allmähliche Zunahme an Breite erstreckt sich bei Didunculus noch Übel- diese Region hinaus nach rückwärts; Depression und \ev- 18* 266 Rudolf BIaktin. breiterung' gehen stets Hand in Hand. Gleichzeitig entsteht ein sehr seichtes medianes Thal , das bei Didunculm auf der Ventralfläche des 2. Präsacralwirbels beginnt und auf dem 11. wieder aus- läuft. Die grösste Breite erreicht diese Grube auf dem 6. prä- sacralen Wirbel. Dieses Thal hat zur Folge, dass in dem ganzen Bereiche seines Verlaufes die lateralen Flächen der Wirbelköi'per von der ventralen kantig abgegrenzt werden, so dass ein im Querschnitt rechteckiger Balken zu Stande kommt. Ich habe später bei der Behandlung des Sacrum im Zusammenhang darauf zurück zu kommen. Die Wirbelkörper lassen also keine Abgrenzung dei- H in Bede stehenden Wirbel zu ; vielmehr ist es das Vorhandensein der P a r a p o - physen, welche diese Zone auszeichnet. Bei DiduuculKs ist in der Begel die Parapophyse des 2. präsacralen Wirbels am schwächsten; sie ist hier ein schwacher, rundlicher Stab, der an dei' Seitenfläche des zugehörigen Wirbelkörpers, genau an der Stelle, an der w^ir am ersten die Articulationsfläche für das Capitulum costae getroffen haben, wurzelt, sich distal ausbreitet und gegen die Ventralfläche des Ilium stützt. Dorsal stösst sie an das distale Ende der Diapo- physe. Die Länge der Parapophyse übertrifft die Länge des Rippen- halses der Präsacralrippe nur wenig. Dorsal ist die Knochenspange mit einer Kante versehen, welche sich gleich verhält wie die dor- sale Kante des Rippenhalses der Präsacralrippe. Die Parapophysen der folgenden 2 Wirbel zeigen, mit Ausnahme der grössern Stärke, absolut das gleiche Verhalten wie die des vor- hergehenden. Sie sind stärker abgeplattet und die dadurch ent- stehentlen Kanten mehr nach vorn. resp. nach hinten gerichtet, gleichen aber sonst auffallend einem Rippenhalse. Die vordere stösst mit ihrem distalen Ende stets, die hintere zuweilen, ausser an das Darmbein, an die ventrale Kante der Diapophyse. Die Richtung dieser Fortsätze bildet mit der Mittellinie einen nahezu rechten Winkel. Die Verbindungslinie der distalen Enden der o Parapophysen läuft mit der dorsalen Darmbeincrista parallel. Ln Allgemeinen kann das für Diäuncnliis Gesagte auf alle Columbae übertragen werden. Auf Modificationen, welche die Wirbel- körper betreffen, kommen wir besser bei Betrachtung des Sacrum im Zusammenhange zurück; hier sei bloss der vei'schiedenen Ent- wicklung der Parapophysen gedacht. Die vergleichende Osteolog-ie der ColunibitViniies. 267 Die Variation im gegenseitigen Stärkeverliältniss dieser Fort- sätze ist zwischen den extremsten Formen nicht grösser als inner- halb ein nnd derselben Art. Im beschriebenen Falle war die Para- pophyse des 4. Präsacralwirbels die stärkste. Schon bei Diduncnlus kann sie äusserst schwach werden, ja sogar ihre Verbindung mit dem Ilinm aufgeben ; den gleichen Schwankungen begegnet man bei den übrigen Tauben, ja sie können noch weiter gehen, indem die Parapophyse des 4. Präsacralwirbels gänzlicli in ^^^egfall geräth (Treron ni}ialensis, T. fulvicollis, Ptilopufi rosekollis, Colnmha oenas). Dieses Verhalten darf dem erstgeschilderten gegenüber, das un- bestritten der Mehrzalil der Individuen zukommt, als Ausnahme be- trachtet werden. Es wurde nie beobachtet, dass die Para])Ophyse des 2. präsacralen Wirbels an Stärke die des 3. übertraf, wohl aber, dass sie atrophirt war oder nur als fadenförmige Knochenbrücke l)ersistirte (Diduncnlus, Columha domestka). Bezüglich Bidus und Fczoplutps kann ich nichts Neues beibringen und ^'erweise auf die Arbeiten Owe>'s und Newton's. Weitere specielle Beispiele für diese Variation aufzuführen, dürfte beinahe übertiüssig sein. Ich konnte sie überall da, wo mir das genügende Material zur Verfügung gestanden hat {Didunculus. CarpophwiiL Treron. Colnmha, Phaps, Turtur), in gleicher Weise ver- folgen, so dass man sie allgemein den Columbae zuschreiben darf. Die Diapophysen der 3 Wirbel verhalten sich der des 1. Prä- sacralwirbels ähnlich, nur dass sie nach hinten ihre Selbständig- keit mehr und mehr einbüssen. indem die zwischen ihnen o-elegenen Foramina eingeschränkt werden. Dieser Vorgang beruht auf der Ausbreitung der horizontalen Lamelle des Fortsatzes auf Kosten der verticalen. die bereits oft an der Diapophyse des 4. Präsacralwirbels so stark reducirt ist, dass der Contact mit der Parapophyse vei'loren geht. So stellt die Diapophyse des 4. Präsacralwirbels den Ueber- gang zwischen tlenen der vorher gehenden und der folgenden Wirbel dar, von welch letztern sie kaum getrennt ist. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Querfortsätzen der in Frage stehenden und der caudal folgenden \\'irbel besteht in der Verlaufsrichtung, welche bei jenen zu derjenigen der Diapophyse des 1. Präsacralwirbels parallel ist, also zur Mittellinie annähernd senk- recht steht oder etwas nach vorn geneigt ist, während sie bei diesen stets nach rückAVärts abweicht. Der Uebergang ist kein allmäh- licher, sondern vollzieht sich phUzlich zwischen dem 4. und 5. prä- sacralen A\'irl)el. Bei Fezophaps, dessen 5. Präsacralwirbel oft mit 26g KuDOLi- Martin, einem Parapupliysenstummel . g-elegeiitlich auch mit einer schlanken Parapophyse ausgerüstet ist, zeigt sich die Zugehörigkeit dieses Wirbels zum ersten Abschnitt des Sacriim auch durch die Richtung der Diapophj'se. Einen Punkt bin ich noch gezwungen zu berühren, da Gegekbauk gelegentlich seiner Abhandlung über das Vogelbecken eingehend davon handelt: nämlich die Beziehungen der verticalen Lamelle oder — wenn man lieber will — der ventralen Kante der Diapophysen zur ganzen Diapophyse. Bekanntlich leitet Geüenbaur die Parapophyse aus einer Ab- spaltung dieser Kante von der horizontalen Platte des Querfortsatzes her. Folg-ender, bei Didimculns beobachteter Vorgang scheint mir gegen diese Ansicht zu sprechen. Am 1. Präsacralwirbel (mit beweglicher Rippe) wurde — bei 1 Exemplar — ein Foramen beobachtet, das die ventrale Kante der Diapophyse von der horizontalen Platte abtrennte. An allen unter- suchten Becken war dieses Foramen am 2. Präsacralwirbel grösser, am 3. und 4. wieder etwas kleiner. So müssen wir also einen dor- salen und einen ventralen Schenkel, die im proximalen ^'. oder der proximalen Hälfte getrennt verlaufen, distal versclimelzen. und zudem eine Parapophyse unterscheiden. Auch bei Carpophaga wurde die gleiche Erscheinung angetroffen. Diese Abspaltung von ventralen Trabekeln kann mehr oder minder deutlich im ganzen Bereiche des Synsacrum Platz greifen (1 Exemplar von Phaps cli(ücopfera), ungeachtet, ob Parapopliysen vorhanden sind oder nicht. Diese Thatsachen scheinen mir von nicht geringer Bedeutung für die Erklärung der Natur der Parapopliysen. von der später gehandelt werden soll. Aus der oben berührten Thatsache, dass eventuell die Parapo- physe des 4. Präsacralwirbels fehlen kann, geht hervor, dass dieser Wirbel bereits zum folgenden Abschnitt des Sacrum gezählt werden muss, dem Abschnitt, der bei dem absolut normalen vorliegenden Becken von BiduncMlus durch den 5. und 6. Präsacralwirbel zu- sammengesetzt wird. W^ir werden unten sehen, dass diese Region noch von anderer Seite Zutluss erhalten kann. Die Charakteristik dieser beiden Wirbel — des 5. und (>. Präsacral- wirbels — bei IHdimculus ist kurz zu erledigen: sie gleichen den vorhergehenden AMrbeln, sobald nmn sich dort die Parapophysen weggedacht hat. Die Wirbelkörper schliessen sich in der Form unmittelbar an Die vergleichende Osteolog-ie der ('(dmiibifdrines. 269 jene an. und an ihnen erreicht die Breite und die relative Depression des JSacralbalkens ihr Maximum. Bald stellt der 5., bald der 6. diese grüsste Breite dar: meistens lässt sich schwerlich ent- scheiden, welchem von beiden diese Rolle hauptsächlich zufällt. — So das Gros der ''J'auben! — Ausnahmsweise übernimmt der 4. Präsacralwirbel diese Kigeuschaft {CarpopluKjd occiuiira, Goura, Didtis und Pczophaps). Die 3 Grupi)en sind nicht scharf getrennt; allmäliliche Uebergäng-e leiten von dei' einen zur andern über. Dies lässt sich folgendermaassen darstellen: B. 5. — 5. = 6. — 4. 5. 6. — 4. = 5. 4. 5. Ein sicheres Büttel, diese beiden Wirbel von den vorhergehenden zu unterscheiden, giebt uns die Verlaufsrichtung der Querfortsätze, auf die bereits oben aufmerksam gemacht wurde. Sie bildet mit der i\Iittellinie einen nach hinten sich (»Ifnenden spitzen AMukel. Da- durch ist eine bedeutende Streckung des Fortsatzes nöthig geworden, um den Zusammenhang mit dem Darmbein aufrecht zu erhalten. Diese Streckung, verbunden mit einer Verbreiterung, Avird auf Kosten der ventralen Kante der Diapophyse, die wir weiter vorn stets angetroffen haben, bewerkstelligt. Die Diapo|)hyse besteht dann hauptsächlich aus einer fast papierdünnen horizontalen Lamelle, die durcli einen sehr schwachen ventralen Balken verstärkt wird: bei Foi'men mit breitem Sacrum (Carpophaga oceanica, Carp. Jacer- nulafa etc.) oder bei kleinen Formen kann sicli diese ventrale „Rippe" distal verlieren. Die horizontalen Platten der Diapophysen verschmelzen unter sich sowohl als mit der des 4. Präsacralwirbels und des „1. primären Sacralwirbels" ; minime unregelmässige Aussparungen gestatten den dorsalen Nervenfasern den Durchtritt. An einem Becken von Bichmculns beobachtete ich am 6. Sacral- wirbel. an der Stelle, wo am 2. I)is 4. die Parai)ophysen wurzeln, einen nadelföimigen, auswärts und wenig rückwärts gerichteten Fortsatz, der als reducirte Parapoi)hyse zu deuten ist. Die Spinalfortsätze betreffend sei hier bloss bemerkt, dass sie so gut wie gleich 0 sind, da, wie später gezeigt werden soll, hier die Erweiterung des Rückenmarkscanais liegt; die Reduction scheint vom K'ückenmarkscanal her vor sich gegangen zu sein, während die distalen Enden im Niveau der übrigen Neuralspinae festgehalten wurden. 270 EuDOLF Martin, 2. Die sacralen AVirbel. Der 7. und 8. Sacralwirbel sind bei Bidunculus sowohl in osteo- logischer Beziehung' als auch bezüglich der Nerven als primäre Sacralwirbel im GEUENBAiTK'schen Sinne zu bezeichnen. Bekanntlich bestimmte Gegenbaüe die primären Sacralwirbel, d. h. die den Sacralwirbeln der Reptilien homologen Elemente, durch ihre Lage zum Nervus sacraiis. Bei den Tauben tritt dieser Nerv zwischen dem 7. und 8. Sacralwirbel oder zwischen dem 25. und 26. Wirbel überhaupt aus, und somit wären also diese die primären Sacralwirbel.^) Bei Didunculus triift nun noch gewöhnlich zu, dass beide Parapo- physen tragen oder, nach Gegenbau k, Costalfortsätze. Diese Parapophysen, um vorläufig beim alten Ausdruck zu bleiben, entspringen an derselben Stelle des Wirbelkörpers, an der sie bei den vordem Präsacral wirbeln entspringen ; sie sind schlanke, gerade, rundliche und nach rückwärts gerichtete Knochenstäbe, welche sich distal ausbreiten und unter sich und mit den distalen Enden der Diaphysen verschmelzen. Sie stemmen gemeinsam gegen die ventrale Verdickung des Darmbeins. Ihre Länge übertriitt natürlich die der weiter vorn gelegenen Parapophysen — entsprechend der Verbreiterung des Heiligenbeins — bedeutend; zudem ist sie am 7. Sacralwirbel grösser als am 8. Die Wirbelkörper 'stimmen in ihrer Form noch mit den vorher- gehenden überein ; nur macht sich eine seitliche Compression geltend, mit der ein Höherwerden Hand in Hand geht. 1) Ich beobachtete allerdings in verschiedenen Fällen {Pluips lojihotrs, /'. /i/rtifa, Treroit. bicinrfa, Dlr/uiic/j/ns sfr/;jirostris 2 yQ, dass der 26. Spinal- nerv der letzte kräftige, zum Plexus ischiadicus gehende Nerv ist, dass aber noch eine feine, fadenförmige Wurzel vom 27. hinzutritt. Sie stellt gewöhnlich die Hälfte dieses Spinalnerven dar, dessen andere Hälfte zum Plexus pudendus geht. Es ist hervorzuheben , dass mit diesem Verhalten der Nerven stets auch eine osteologische Modification des Sacrum Hand in Hand geht, in so fern , al8 entweder die Costalfortsätze am 7. Sacralwirbel bloss ein- seitig ausgebildet sind, meistens aber ganz fehlen, was — wie unten ge- zeigt werden soll — auf eine Rückwärtswanderung des Beckens zurück- zuführen ist. Es ist somit anzunehmen , dass diese feine letzte Wurzel erst secundär zum PI. ischiadicus getreten ist und der letzte kräftige, zum Plexus gehende Nerv als Nerv, sacraiis anzusprechen ist. Bei Cnlocnns tritt sogar noch die Hälfte des 29. Spinalnerven zum Plex. ischiadicus, was bei der starken Specialisirung dieser Form nicht in Erstaunen setzen kann. Die veviileicbeiKle Osteolog-ie der Cülumliiformes. 2^1 Auch für die Diapophysen kann das für die voiiieruelienden Bemerkte Anwendnn»^- rinden; die ventralen ..Rippen" sind aber stärker ansgebildet, namentlich in der distalen Hälfte. Offenbar liegt hier eine Wirkung des Vorhandenseins der Parapophysen vor und zugleich der Lage und Function der Wirbel als Acetabular- wirbel. Diese primären Sacralwirbel liegen bei Didunnüus unmittelbar vor der Queraxe. die man sich durch die Acetabula gelegt denkt, und nicht hinter derselben, wie Gaüow allgemein anzunehmen ge- neigt ist. Aber nicht nur für BiduncnUis, sondern allgemein für die Tauben können der 7. und 8. Sacralwirbel ihrer Lage nach so bestimmt werden, nur dass sie g-eleg'entlich noch weiter nach vorn gerückt sind und so ihre Function als Acetabularwirbcl wenigstens theilweise aufgeben. Dadurch wird Ersatz von rückwärts nöthig, und dies ge- schieht in verschiedenen Stadien in verschiedenem Grade, die wir im Folgenden durchgehen wollen. Zuvor wird es jedoch gut sein, noch den einförmigen caudalen Abschnitt des Synsacriim der Betrachtung- zu unterziehen. 3. Die postsacralen A^'irbel. Die seitliche Compression der ^^'irbelkörper nimmt erst noch zu, d. h. bis ungefähr zum 10. Sacralwirbel; von hier hebt eine all- mähliclie Abflachung an, welche am letzten Sacralwirbel den Höhe- punkt erreicht. Zugleich läuft auf dem 10. oder 11. Sacralwirbel das Thal aus, dem der Balken in seinem vordem Abschnitt seine kantige Gestalt verdankt, und somit tritt zugleich eine Rundung ein. Der AVinkel der Abgangsrichtnng der Diapophysen. zu deren specieller Confignration ich nichts beizufügen habe, mit der !\littel- linie. der jedenfalls ein nach hinten sich öffnender s})itzer ist, nimmt bis zum 11. Sacralwirbel ab und nachher wieder zu und nähert sich am letzten wieder einem rechten. Gleichzeitig nimmt die Länge der Fortsätze nach hinten ab, d. h. bis zum 11. Sacralwirbel, nachher wieder wenig zu. So Dichuicitlusl Bei Carpophaga oceanica, Treroninae, Columba, Sfaniooias, Caloenas, (ronra maciit sich gegen das caudale Fnde keine Längenzunahme geltend; ebenso wenig bei JJidus und F<'^o})hctps. Diduucidus ähnlich verhalten sich die übrigen Tauben. Die Parapophysen sind bei Diduncidus, obwohl schwach, vor- handen; sie sind am 9. und 10. und eventuell am 11. Sacralwirbel 272 EcüOLF Martin. noch gesondert, candal aber versclimelzen sie mit der Diaphj'se. und daher rührt die anffallende Stärke der ventralen ,.Eippen" der 3 bis 4 caudalsten Diapoplij^sen. Oft sind die Parapophvsen jedoch im ganzen postsacralen Abschnitt des Beckens mit den zugeliörigen Querfortsätzen verwachsen, oft aucli noch weiter rückwärts discret. Es herrscht hier ein reiclier Wechsel von Individuum zu Individuum. Ihid nun zurück zu den Acetabularwirbeln! Dass das Vorhandensein von Parapophysen als Stützen des Ace- tabulum einer rein mechanischen Anforderung entspricht, dürfte offenbar sein, und primär existirt also auch hierin ein schwer- wiegender Grund für die Homologisirung dieser Elemente mit den Sacralwirbeln der Eeptilien. Nun wurde schon oft beobachtet und in der Literatur erwähnt, dass eventuell nur an einem, eventuell an drei Wirbeln solche Stützen angetroffen werden ^), und diese Thatsachen veranlassen Gadow, bald von einem, bald von drei primären Sacralwirbeln zu sprechen. Auch wurde schon eine Unterdrückung beider Parapophysenpaare con- statirt - ) {Buceros , Fica und gewisse Papageien ). Eis wäre also falsch, w^enn man ohne Weiteres aus der Lage der Paraphysen auf die primären Sacralwirbel schliessen wollte. Wir haben mit Hilfe der Nervengeflechte den 25. und 26. Wirl^el (resp. den 7. und 8. Sacralwirbel der recenten Tauben) als primäre Sacralwirbel bestimmt und gesehen, dass bei Diäunculus beide Parapophysen tragen; bei einem andern Exemplar fehlte das Parapo- physenpaar am 7. Sacralwirbel. und bei einem weitern war nur ein- seitig eine solche vorhanden. Am 7. und 8. Sacralwirbel wurden bei folgenden Formen Parapo- physen angetroffen: Treron nipalensis juv. Zenaida mirivuloia Carpophaga spüorrhoa Starnoenas cyanocepltala (1 ><)• „ hicolor. Am 7. einseitig, am 8. paarig: Carpophaga spüorrlwa flX) Carpophaga aenea (1 )'(). 1) op. c. Gadow. 2) op. c. MiVART u. Clarke. Die vergleiclieiKle Osteolooie der Cohinibifdrnies. 273 Am 7. i)aarig. am 8. fehlend : Carpophmja aenea ( 1 X)- Am 7. fehlend, am 8. ])aarig': Trero)? sp. vernans hicincid c/risfiraiida ,. fnIricoUis Vwago calva Piilopus roseicollis ,. jambu jiiv. melanocephalus niekinospilns A Jedroenas pulcherrima madagascariensis Meiriopelia ntclanoptera LepioptUa hraclujpiera Staruoenas cyaiwcephdla Columha domestica ,. liriü „ pJiaoiota oenas Carpophaga ((cnea ,. ridmcera ,, pacifica ,, hfcfuosa „ larennilafa Geopelii stricda Phaps rJndropfera ,. Jüsfrioiu'cd „ indica ,. Jophofes „ piccda Haplopelia larvata Columha palumhus ,. trocaz ,. rufina arjuafrix Jlacropijgia emUiana ,, afhica})illa Eciopistes migratorius. Am 8. schwach (s) oder einseitig (e), am 9. stark und ])aarij Cölnmha livia (s) Caloenas nicoharira (s oder e) ,, pkazuro (e) Gonra (partim). Marropjigia aJhicapüJa (s). Am 9. allein : Colnmhd niactdosa pjcasuro (dbiliuca Carpiophaga oceanica Goura (partim) Bidns Pezophaps. Bei Sfantoenas ajaitocc))/ia/a, welche sowohl am 7. als am 8. Sacral- Avirbel starke Parapophysen trägt, treten diese am 9. ebenfalls noch auffallend stark hervor. Es handelt sich bei dieser Znsammenstellung bloss um das markante Hervortreten ursprünglich discreter Elemente, die aber zum Theil mit den benachbarten Knochentheilen eine innige Verschmel- zung eingehen. Wir dürfen deshalb über die grosse Variabilität 271 Rudolf Martin, nicht im gei'ing'steii staunen und besonders, wenn wir die Sache etwas verfolg-en. Das A\'ichtigste geht bereits aus der Zusammen- stellung- selbst hervor, nämlich, dass eine ununterbrochene Reihe von einer P^ndform zur andern fuhrt. Wir haben ferner darauf hingewiesen, dass die Parapophysen Stützfunction haben: daraus folgt: sie wei'den sich bei stärkerer Beanspruchung verstärken. Damit ist alles gesagt. Eine Verschie- bung' der Acetabularregion des Beckens bürdet diese Function andern Parapopli3'sen auf. und diese beginnen sich zu entfalten, ganz gleich- gültig, welches ursprünglich die primären Sacralwirbel waren. Es ist aus später zu erläuternden Gründen anzunehmen, die Tauben seien — mit Ausnahme der Bidi und Didunculidac — eine monophyletische Gruppe. Die primären Sacralwirbel mussten also bei allen Tauben eine bestimmte Lage innerhalb der Wirbelreihe eingenommen haben. Sie waren, wie bereits angegeben, der 25. und 26. Wirbel. Auch hierin weicht Diduncidits nicht ab, ja hätte sogar noch das primitive Verhalten bewahrt. Die Mehrzahl der l^auben hat sich von diesem Typus nur wenig entfernt; meistens beschränkt sich die Abweichung auf das Skelet, denn ich konnte, wo ich Ge- legenheit hatte das Verhalten des Nervus sacralisM zu prüfen, beobachten, dass er in der Regel der letzte zum Plexus ischiadicus tretende Spinalnerv ist {Bidunmdus strigirosfris, Carpopliarja oceanU-a, Carp. ruhricera, Treron vernans, T. olax, PtiJopus jamhu, Colund^a domestica). Nur selten gesellte sich noch eine weitere feine Wurzel dazu (die erwähnten Fälle). Bezüglich Goura konnte ich mir keine Klarheit verschalfen, da mir das nöthige Material fehlte. Es fände also in den meisten Fällen eine kleine Rückwärtsver- schiebung des Beckens statt, auf die wohl die Stützelemente, noch nicht aber die Nervengeflechte reagirt haben. Diese Verschiebung ist ganz deutlich ; bei Bidnnciüus z. B. läuft die Axe durch die beiden Acetabula unmittelbar hinter dem 8., bei Treron vernans quer über den 9. und bei Carpophaga oceanica hinter dem 9. Sacralwirbel durch Ich glaube, diese Beispiele illustriren das Gesagte zur Genüge. Gegenbaue und nach ihm Gadow beurtheilen die Parapophjsen der präsacralen Wirbel als ventrale Schenkel der Diapophysen, von denen sie sich abspalten, in gleicher ^Veise, wie wir intermediäre Trabekel sich abspalten sahen. 1) Nervus sacralis = 26. Spinalnerv. Die verglek'heufle Ostedlogie der ('dluiiiliifunnes. 275 Sabatiek \) und später Fükbrixger in seiner Definition der Ab- schnitte des Sacruni erklären sich mit dieser Ansicht nicht einver- standen, und ich kann ihnen nur beistimmen, die Parapophysen sämmtlicher Sacralwirbel, nicht nur. wie Gegen baih. die der pri- mären, als rudimentäre Rippen zu betrachten. Wir haben gesehen, dass Abspaltungen von den Diapopln^sen vorkommen, dass diese aber nie eine bedeutende Grösse erreichen. Auch entspricht das Verhalten der Para])ophysen so sehr dem- jenigen einer Rippe, dass kaum ein Zweifel über ihre Natur herrschen kann. Die Parapophyse ist daher gleich dem Capitulum. Colin ni u n d T u b e r c u 1 u m <• o s t a e. Das S a c r u m als Ganzes stellt eine rhombische, von vorn nach hinten oben convexe Platte dar. Die schmälste Stelle ihres präacetabularen Theiles liegt auf der Höhe des 8. Sacralwirbels. die des postacetabularen Abschnittes auf der Höhe des 11.. und von da laufen die Ränder ungefähr parallel oder divergiren schwach nach hinten (siehe Diapophj^sen der postsacralen Wirbel). Die breiteste Stelle liegt über dem Vorderrande der Acetabula. Uuregelmässig brechen zwischen den verwachsenen Diapophysen Foramina verschiedener Grösse durch. Die Xeuralspinae sämmtlicher Sacralwirbel verschmelzen zu einer medianen ('i'ista; diese ist über den 3 ersten Sacralwirbeln schmal und hoch, laraellenlörmig. mit 2 dorsalen Kanten, die eine dorsale Facette von den Lateraltlächen abgrenzen. Nach hinten divergiren die Kanten und laufen zur Crista dorsalis des Dai'mbeins parallel, bis sie sich noch im vordem Drittel des Kreuzbeins verlieren. Zu- gleich breitet sich die Crista aus und gleicht eher einem breiten Wall, der nach hinten zu allmählich an Breite und Höhe abnimmt, an Schäi'fe aber zu. Die niedrigste Stelle der Crista liegt etwa über dem 10. oder 11. Sacralwirbel, nachher erhöht sie sich wieder um Weniges. Das vordere Drittel des Knochens ist zu beiden Seiten des Kammes etwas rinnenförmig und dient den Extensores trunci zum Ursprung. Auch das caudale Drittel trägt Rauhigkeiten, an denen die Schwanzmuskeln gute Ansatzstellen finden. 1) Coniparaison des ceintures thoracique et pelviecne daiis la serie des vertebres, in : ]\Iem. Acad. Sc. Lett. Montpellier, Sect. Sciences, V, •*, 1876—1879. 276 Rudolf Maktin, Die Proportionen des Sacriim unterliegen einigen Schwankungen, die aus den Figuren und der folgenden Tabelle ersichtlich werden. Die Zahlen geben den Breitenlängenin dex: Difhoicultts sfriffirosfrif^ 0,4 Ptilopus! roseicoUü juv. 0,57 ., rosei colli s adult. 0,57—0.55 ,, miianocephalus 0,51 „ melanospüus 0,52 Akctroenas niadaf/oscariensis 0.54 ,. pnlcherrima 0,54 Treron oxyura 0,54 ,. spliennra 0.58-0,57 „ sp. 0,56 „ grisekauda 0,51 .. ftüvicollis 0.56 vernans 0.52 ,. hicincta 0.50 Vinago ccdva 0,54 Cnrpophaga ocecniica 0,52 aenea 0,52 „ hicolor 0,47 ,, luctuosa 0,47 ,, lacernulata 0,52 ,, spilorrhoa 0,50 Ph((ps chalcopfcra 0.54 ,, hisfrionica 0,54 „ indica 0,61 Turtiir ■mnaceus 0.50 Geopelia striata 0,51 Metnopelia melanoptera 0,56 Starnoenas cyanocephala 0.47 Columha picasuro 0,53 „ phaenota 0,44 ,, nifma 0,52 ., trocaz 0,54 „ aquatrix 0,59 Macropijijia emilicma 0,58 Ectopistcs migrcdorius 0,57 Caloeiias nicobarica 0,41 Goura 0.37 Die vergleichende Osteologie der ColuiDbifornies. 277 Didus ca. 0.34 Pemphaps ,, 0,29 Die gTosse Variation ist direct ersiclitlich und erfordert keine weitere Erklärung; sie zeigt auch wiederum, dass der Kreis der Species oder des Genus einen Durchmesser hat, welcher — nach Ausscheidung- der aberrantesten Formen — der Strecke oder den Strecken, auf welchen sich die Tauben vertheilen, gleichkommt. Der Rückenmarkscan al (Texttig-. Z") beginnt im 1. Sacral- wirbel als rundliches Eolir (nur bei Didns. Pezopliaps und Goimi seitlich stark comprimirt), erweitert sich im 5. und 6. Sacralwirbel plötzlich, aber nur in der verticalen Eiclitung ( dies hat die Reduction Fig. 7J. Sagittalrichnit t durch das Sacrum von Diäancnlus strigirostris. 1 :1. oder besser Absorption der Neuralspinae dieser Wirbel zur Folge siehe oben) und verengert sich dann wieder, so dass im 8. Sacral- wirbel das ursprüngliche Lumen wieder erreicht wird ; dieses nimmt caudalwärts ganz allmählich ab ; sein Durchmesser ist bei der Aus- mündung aus dem letzten Sacralwirbel noch ca. Vs desjenigen im 1. Die Figur soll das Gesagte veranschaulichen; Variationen sind kaum merkbar. b ) 0 s i 1 e i. Es sei wiederum Didimculus als Ausgangsform gewählt! Der Abweichungen bei andern Formen wird am besten im Zusammen- hange gedacht, nachdem wir uns mit der Modellirung des Knochens bei einer Form bekannt gemacht haben. Der vordere, dorsal concave und der hintere, dorsal convexe Theil sind ungefähr gleich lang und durch eine nicht sehr scharfe Kante getrennt, welche von innen und von vorn nach aussen und hinten veiiäuft. Der Rostralrand des vordem Theiles ist nach vorn stark convex und etwas, namentlich im medialen Abschnitt, verdickt; er ist mit 278 ErDoi.K Mahtin, den Präzyg';ii)uj)hyseii des 1. Sacrahvirbels Iniiidig-. Er bildet keine ununterbrocliene Curve, sondern besteht aus einer medialen, ca. 7 nun lang-en geraden Strecke, die zum Vorderrand der Diapophyse des 1. Sacrahvirbels ungefähr parallel läuft, und einer lateralen Strecke, welche die mediale unter einem Winkel von etwas mehr als 90" trifft; ihre Länge steht nur wenig hinter der des medialen Abschnittes zurück. Diese beiden Strecken stossen sowohl medial als lateral Ecken bildend mit dem medialen resp. lateralen Rande des Darmbeins zusammen. Der mediale Rand des Darmbeins ist aufgebogen und bildet eine starke Crista dorsal is, welche die lateralen Drittel der Diapophj'sen der 4 ersten Sacralwirbel überdeckt, dann aber in ihrem caudalen Verlaufe rasch abfällt, so dass sie neben dem 6. Sacralwirl)el voUstäudig im Niveau der Sacralplatte eingeebnet ist. Denkt man sich die Crista emporgewachsen, bis sie die der andern Seite trifft, so entstünde ein ähnliches Gebilde, wie es uns von Didus und Fcso- phaps, nicht aber von Goum vor Augen geführt wird. Der Rand der Crista bildet eine nach oben und innen convexe, ununterbrochene Curve, die übei- dem 2. und 3. Präsacralwirbel am höchsten aufsteigt. Caudal wird die Fortsetzung der Crista dorsalis durch die mediale Begrenzungslinie der hintern Darmbeinhälfte gebildet. Durch die Crista dorsalis ilei wird die Rinne, die wir im vordem Tlieile des Sacrum erwähnt haben und in die wir die Rumpfstrecker eingebettet fanden, vervollständigt. Neben dem 5. Sacralwirbel spaltet sich lateral von der Christa dorsalis ilei eine Kante ab — die Crista transversa — , die schräg über den Knochen laufend zur Grenzlinie zwischen den beiden Hälften des Darmbeins wird. Diese Linie folgt erst dem Verlaufe dei- Crista dorsalis oder divergirt doch nur sehr wenig, bis zur vordem, distalen Ecke der Diapophj^se des ersten Acetabularwirbels. Von da biegt sie in schwaciier Curve stärker lateralwärts um und erreicht in einer Ver- laufsrichtung, die mit der Mittellinie einen Winkel von ca. 45" l)ildet, den lateralen Rand des Ilium, unmittelbar hinter und über dem Antitrochanter. Andrerseits wendet sich der mediale Rand des Darmbeins von dem genannten Punkte wieder einwärts und folgt dem lateralen Contur der hintern Sacralhälfte. mit diesem in der g-leichen Ebene Die vergleichende Osteolog-ie der Colurabiformes. 279 liegend. Der von der Crista dorsalis und vom hintern Abschnitt des medialen Randes des Ilium gebildete Winkel beträgt ca. 130". Die laterale Beg-renzungslinie ist vorwärts vom Acetabulnm an- nähernd gerade, eher wenig nach aussen concav. Sie trägt un- mittelbar hinter ilirer Mitte eine kleine Si)ina, welche der Spina pubis an Stärke mindestens gleichkommt. Hinter dieser Spina zweigt eine Kante oben vom Rande ab, welche bald ihre anfängliche Schärfe verliert, aber doch noch als Tangente an den obern Rand des Ace- tabulnm zu verfolgen ist. Diese Kante schliesst mit dem lateralen Rande, der in seiner directen Fortsetzung durch das Pubis gebildet wird und seinerseits die Tangente an den untern Rand der Gelenk- pfanne darstellt, die Acetab ular fläche (acetabular surfacei ein und grenzt sie von der dorsalen Iliumfläche ab. An dem Punkte, der dem Berührungspunkte der Tangente ent- spricht, biegt der laterale Darmbeinrand scharf um, folgt zunächst der vordem Umgrenzung des Acetabulum, dann der obern und hintern und wird so zugleich zum vordem Rande des breiten Pro- cessus ischiadicus. der eine innige Verwachsung mit dem Ischium eingeht und das Acetabulum vom E'oramen ischiadicum trennt. Der hintere Rand des Fortsatzes oder, mit andern Worten, der vordere und obere Rand des For. ischiadicum gehört dem lateralen Darmbeinrande au. der erst über das Foramen, dann caudal von diesem über das Sitzbein dachartig vorspringt. Der hinterste Abschnitt des Aussenrandes des Darmbeins con- vergirt schwach mit der Mittellinie, und zwar steigert sich die Con- vergenz etwas nach hinten. Er läuft mit dem caudalen Rande auf der Spitze einer Spina zusammen, welche sich bei Didnnculus durch ihre Schlankheit auszeichnet. Der caudale Rand des Ilium ist nach hinten und innen stark concav; er bildet aber keine continuirliche Curve, sondern ist in seinei' Mitte, d. h. an der Basis des medialen Randes der genannten Spina, geknickt. Der Uebergang des caudalen in den medialen Iliumrand erfolgt nicht sehr abrupt, sondern bloss in einer scharfen Biegung. Die vordere concave Beckenhälfte ist nicht geknickt, doch der Grad der Concavität ist grösser als der der Convexität der hintern Hälfte. Auch ist der vordere' Theil bedeutend schmäler als der hintere (ca. -/g). Dieser bildet einen breiten Rücken, welcher gegen die caudale Spina flach abfällt. Zool. Jahrb. XX. Abth- f. Syst. 1^ 280 fiUüoi.F Martin. Der AcetabulartiäclR' wurde bereits gedacht. Das Acetabulum ist kreisrund, tief, nach vorn, oben und unten durch stark prominente Ränder begrenzt, während es nach hinten offener ist, indem die äussere Fläche des Proc. ischiadicus, mit der Gelenkfläche des Antitrochanter in einer Ebene liegend, allmählich gegen die Tiefe der Gelenkpfanne abfällt. lieber und hinter dem Acetabulum liegt der Antitrochanter, dessen nierenförmige Gelenkfläche in einer gleichmässigen Neigung zur Tiefe der Gelenkpfanne steigt. Diese Gelenkfläche ist am Trockenskelet bloss durch ihre Politur von der in sie übergehenden Aussenfläche des Proc. ischiadicus zu unterscheiden. Der vordere Rand des Antitrochanter fällt ziemlich steil ab und geht in den obern Rand des Acetabulum über. Sein distaler Rand ist ziemlich lang, vom hintern, zur Medianebene senkrecht stehenden, scharf, vom vordem weniger scharf abgesetzt. Dadurch erhält der Antitrochanter eine charakteristische Ge- stalt, die keiner Variation unterworfen ist. Er ist scharf markirt und vorspringend, zugleich aber breit und eckig. Besser als eine weitere Beschreibung ist die Zeichnung Aufschluss zu geben im Stande. Die Ventralseite des Ilium bietet einen ganz andern Anblick. Die Innenfläche des präacetabularen Theils wird durch eine äusserst stark vorspringende Kante, welche der Linie der grössten Concavität der Aussenfläche entspricht, scharf in zwei Hälften ge- theilt: 1. eine laterale, horizontale, ebene und nach hinten verjüngte, welche bis zum Foramen obturatorium ununterbrochen ver- läuft und 2. eine mediale, windschiefe und hinten breiter werdende Pläche. Diese ist in die Innenfläche der Crista dorsalis fortgesetzt. Gegen die vordere Hälfte dieser Kante stützen die Costalfort- sätze der präsacralen Wirbel, während die entsprechenden Diapo- l)])3^sen dorsal von ihr mit der medialen Hälfte der Innenfläche des präacetabularen Ilium verw^achsen. Diese Kante setzt sich nach hinten als Trabekel, zwischen For. obturatorium und For. ischiadicum durchlaufend, fort und gelaugt so auf die Innenfläche des Sitzbeins, gegen dessen caudale, untere Fcke sie sich verliert. Unmittelbar vor dem Acetabulum trägt der Balken eine deutliche Kerbe, welche in eine Rinne bis zum For. obturatorium fortgesetzt ist ; beides rührt vom Nervus o b - turator her. Die höchste Höhe erreicht das Trabekel unmittelbar vor dem Die vergleichende Osteoiog-ie der Coluinbiformes. 281 Acetabuluni; es liegt dort auf seiner dorsalen Seite ein Recess, in dessen Tiefe einige pneumatische Foramina vereinigt liegen. Der Verlauf dieser Kante resp. Trabekels ist nicht ganz gerade; erst divergirt er nur wenig von der Mittellinie (bis zum Costalfort- satz des 4. Präsacralwirbels) und ist hier von der Länge der Costal- fortsätze bedingt; dann wendet er sich mehr auswärts und bildet den lateralen Rand der Fossa iliaca anterior zunächst, der Fossa iliaca posterior später. Vom Rippenfortsatz des 4. Sacralwirbel an rückwärts ist er annähernd gerade. Die mediale Fläche des vordem Darmbeinabschnitts ist schwach concav und bildet mit dem Sacrum zusammen die Fossa iliaca anterior, die vorn durch die Parapophyse des 4. Sacralwirbel, nach hinten durch diejenigen der Acetabularwirbel und deren Fort- setzung, d. h. durch einen transversalen AVall des Ilium, der zum hintern obern Rande des Acetabuluni läuft, begrenzt wird. Dieser Wall grenzt zudem die vordere Darmbeinhälfte von der hintern ab, entspricht also der Crista transversa der Aussenfläche. Hinter dem lateralen Ende dieses Walles, d. h. unter dem Anti- trochanter, liegen grosse pneumatische Foramina. Die Innenfläche der caudalen Hälfte wird durch die Crista ischio- sacr alis in einen grössern rostralen und einen kleinem caudalen Abschnitt getheilt. Jener, zusammen mit einem Theil des Sacrum, bildet den Boden der Fossa iliaca posterior, welche nach hinten durch den genannten Wall ihren Abschluss findet. Der Recess, auf Avelchen Gegenbaur ^) hauptsächlich aufmerksam macht, wird hier kaum angetroifen; eine Grube (welche zahlreiche Foramina beherbergt) unmittelbar hinter und über dem Iscliiadicusforamen darf füglich als ein Rest des Recesses angesprochen werden. Die Crista ischio-sacralis ist nur in der lateralen Hälfte deut- lich, medial breitet sie sich aus und ist bloss noch in einer relativ schwachen Verdickung des medialen Darmbeinrandes zu erkennen, die den Querfortsätzen des 12. bis 14. Sacralwirbel gegenübersteht. Auch hinter dem lateralen Theile der Crista liegt eine flache Grube, welche 3 bis mehr unregelmässige P'oramina aufnimmt. Die Grenze zwischen Hium und Ischium ist auf der Innenfläche des Beckens nicht zu erkennen. Soviel über Biduncuhtsl Die übrigen Tauben schliessen sich in der detaillirten Modellirung Didunculus unmittelbar an, und so war es 1) op. c. 19* 282 Rudolf Martin. mir — mit Ausnahme des Aiititrochaiiter — absolut unmöglich, ein Merkmal, welches eine gesetzmässige Umwandlung durchmacht, zu erkennen. Vielmehr greift die individuelle Variation weit aus und verAvischt die Grenzen zwischen Gattung (die ja bei osteolog-ischen Untersuchungen hier über- haupt ausser Betracht fällt), Unterfamilie und sogar Familie. Es sei hier bemerkt, dass bei den meisten recenten Formen — Goura und CaJoenas nicht ausgeschlossen — die vordere Iliumhälfte schärfer geknickt ist als bei Didtmculus; dadurch gewinnt auch die Crista transversa an Schärfe. Geopelia macht einzig eine Ausnahme. Die Crista dorsalis ilei ist gewöhnlich schwächer als bei Didmi- nihis; doch greift der Unterschied nicht durch. Die Abgrenzung der Acetabularfläche ist bald schärfer, bald weniger scharf, auch ohne Rücksicht auf die Art. Die Stellung dieser Fläche (und somit das Acetabulum) scheint mir bei Didumulus, Goura und den Riesentaul^en etwas steiler zu sein als bei den übrigen Formen; diesbezügliche Messungen auszu- führen, ist kaum möglich. Der Umriss des Ilium bedingt den Umriss des Beckens; ich komme daher lieber dort darauf zu sprechen. Hier sei noch dem Antitrochanter besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Der Antitrochanter ist entschieden der constanteste und somit wohl auch der conservativste Theil des ganzen Beckens. Newton ^) sucht durch die Stellung des Antitrochanter Peso- phaps von JDidns zu unterscheiden. Er sagt von Pemphaps: ,.. . . the tro.chanterian surface is narrower, more prominent, and directed more forward" als bei Didus. Diese Beobachtung triift in jedem Falle zu, so gross auch die Variabilität der übrigen Theile ist. Konnte also hier der Antitrochanter sogar zur Trennung von Gattungen (?) in x4nwendung kommen, wie viel mehr muss er nicht zur Unterscheidung von Familien beitragen können ! In der That lassen sich nach der Form des ^antitrochanter folgende Gruppen aus einander halten. 1. Typus: Der Antitrochanter breit und flach, wenig prominent; 1) On the osteology of the Solitaire, in: Phil. Trans. Roy. Soc. London 1868. Die vergleichende Osteologie der Col umbiform es. 283 auch nach hinten flach abfallend. Acetabulum von oben nicht sichtbar (Textfig-. A*— D*). Colu m hicla e. 2. Tj^pus: Der Antitrochanter schlank, nach vorn sanft in einer flachen concaven Curve, nach hinten steil abfallend; nicht sehr Fig. A^ Fig. B^ Fig. AJ Fig. C*. Fig. D*. Becken in Dorsalansicht. 1:1. ColHtnha albilineata. Fig. B*. Columba picazuro. Fig. C*. Ectopistes migratorius. Fig. D*. Macropygia emiliana. 284 Rudolf Martin, spitz. Seine Gelenkfläche oft, aber durchaus nicht immer stark aus- wärts und vorwärts gerichtet {Cmyophac/inae). Der vordere Rand Fig-. E*. B e c k e u in I» o r s a 1 a u s i c li t. Goura coronata. 1 : 1. vom distalen nicht scharf abgesetzt. Das Acetabulum von oben nur wenig sichtbar (N^ — R*). Treroninne, Carpoph cu^inae. Die vergleichende Osteologie der Coluiubiformes. 285 3. Typus: Der Antitrochanter schlank, vorn und hinten sehr steil abfallend; das Acetabulum ist daher von oben sehr gut siclitbai- Die Stellung- der Gelenkfacette ist etwas variabel, doch ist sie nie so stark auswärts g-edreht wie bei Carpophafjmac (Textfig-. G* — I*) — Peri^feridae {Älecirocuafi zeigt eine Annäherung an die Fip-. F*. Ym. G*. Becken in D o r s a 1 a n s i c h t Fig. F*. Caloenas nicobarica. Fig. G*. Metriopelia melanoptera . Fig. H*. Phaps chalcoptera. Treronidae. doch schneidet das Acetabulum den vordem Anti- trochanterrand tiefer ein (Textfig. K^ — M^) — Ftilopodinac. Die Riesen tauben, inclusive Goura (Textlig. E^) und Didim- •286 Rudolf Maktin, cid HS (Taf. 12, Fig-. 7. 8 u. 9), stehen diesem Typus am nächsten, während Coloenas (Textfig. F"*), die in vielen Beziehungen mit Gotira einig Fiff. K*. Fiff. L*. Fig. W Fiff. J^ Fig. P*. Beckeu in Do rsalau sieht. 1:1. Fig. J'. Starnoenas cyanocephala. Fig. K*. PHlopus roseicollis. Fig. L*. Ptilopus melanocephaluH (= roseicollis juv. ; das Becken von P. melanospilus ist nach vorn noch mehr verjüngt als die Figur zeigt). Fig. M^. Aledroenas madagascariensis. Fig. P*. Carpopliaga hicolor. Die veräleicheiule Osteologie der ( "olumbiformes. 287 Fio-. N^. Fio-. 0*. Fig. Q*. Fig-. R*. Becken in i ) o r s a 1 a ii s i c li t. 1:1. Fig-. X^. Treroii vernans. Fig. 0*. Vinayo calva. Fig-. Q*. ('arpophaija aenea. Fig-. R*. darpophaya oceanica. 288 RinoLi' Martin, g-elit, den Columhidac zugeliört. Es ist natürlich nicht nur möglich, sondern in gewissen Fällen Wcahrscheinlich {Goura), dass diese Trochant erform ein secundäier Erwerb ist. Am anschanliclisten werden diese Verhältnisse durch die Unu'iss- figuren der Becken wiedergegeben. Fio-. T^. Fig. S*. Becken in Dorsal ansieht. 1:8. Fig-. S^ Dklus ineiitus. Fig. T*. Pezophaps solitaria 9- c) Os ischii. Die beiden noch zu besprechenden Knochen sind die am wenigsten charakteristischen des Beckens: das Ischium und das P u b i s. Selbst auf die Gesammtform des Beckens wirken sie kaum modificirend ein : das Pubis ist absolut starr, das Ischium verändert seine Proportionen mit einer Verkürzung oder Streckung des post- acetabularen Darmbeinabschnittes. Der vordere Theil des Ischium bildet einen Abschnitt der hintern Umrandung des Acetabulum. Er stösst mit seiner untern Die verg-leicheiule Osteolog-ie der Columbifnrmes. 289 Ecke an das Piibis und mit seiner obern an den Proc. ischiadicus ilei. Seine lateiale Fläclie trägt eine tiefe Dei)ression, welche einerseits in den Grund des Acetabuluni ausläuft, andrerseits durch eine mehr oder weniger scharfe Kante, welche an der ^\'urzel des hintern Randes des Antitroclianter beginnt und schräg- nach hinten zum hintern Ende des For. obturatorium verläuft, begrenzt Avird. Diese Depression greift noch auf das Pubis über, solang-e dieses die vordere Ihnrandung- des For. obturatorium bildet. Das For. ischiadicum und obturatorium schnüren diesen vor- dersten Theil vom gTössern hintern ab. Wir bezeichnen der Kürze halber den vordem Theil als Kopf, den verengten als Hals, während der Rest den Haupttheil des Knochens darstellt. Der Hinterrand des Kopfes und der ünterrand des Halses stossen an das For. obturatorium von oben, der obere Rand des Halses an das For. ischiadium von unten, während dieses hinten vom Haupt- theil umrandet wird. Die vordere und obere Partie des Haupttheiles ist nach aussen concav. die hintere untere nach aussen convex. Der Haupttheil des Ischium stösst an das Darmbein ; bei Didun- culus. den Perisferidae, Columbidae, den meisten Ckirpophaginae und Goura von unten, während er bei den Treroninae mehr von der Seite au den lateralen Hiumrand stösst und so die beiden Knochen einen sehr stumpfen Winkel mit einander bilden. Es existirt jedoch be- züglich des Verhältnisses von Darmbein und Sitzbein eine grosse in- dividuelle Variation. Das Gleiche gilt für den meist ^förmigen ventralen Rand des Sitzbeines, der bald auf eine grössere oder kleinere Strecke, bald gar nicht mit dem Pubis verwächst. Bei Didumulus wurde stets eine solche Verschmelzung unmittelbar hinter dem For. obturatorium angetroffen, selten bei andern Tauben, jedenfalls erst bei alten Thieren. Sie kommt nie vor bei Didns und Fezophaps. Jedenfalls darf man kein grosses Gewicht auf das Vorhandensein oder Fehlen von solchen Verschmelzungen legen, da schliesslich von der Vereinigung durch straffes sehniges Bindegewebe bis zur Knochenbrücke ein kleiner Schritt ist. Der caudale Rand des Sitzbeines ist ausgeschnitten, aber auch dies ohne grosse Regelmässigkeit. Immerhin ist die Incisur bei verkürzter hinterer Beckenhälfte weniger tief als bei einer Streckung derselben ; doch gerade Goura besitzt eine flache Tncisur. Also von einem unfehlbaren Zusammenhang kann nicht die Rede sein. 290 Rudolf Maktin, Entspi'echeiid der Tiefe der Incisur ist die caiidale, ventrale Ecke des Ischium bald i)liimper. bald sclilauker. Auch hier wirkt die \'ariatioii im höchsten Grad. Die Incisur und der Zwischenraum zwischen dem Sitzbein und dem Schambein werden durch sehnige irembranen ül)erspannt. Die Innenfläche des 'Ischium wird durch den beim Darmbein erwähnten Wall der Länge nach durchsetzt. d) Os pubis. Der vordere, massivere Theil des Pubis. welcher den untern Theil des Acetabulum bildet und eine innige Verschmelzung- mit dem Ischium und Ilium eingeht, trägt eine laterale, ventrale Kaute, welche sich in die ventrale des caudalen Fortsatzes verlängert. Diese Kante trägt bei grössern l^ormen, die einen Musculus am- biens besitzen, die Spina pubis, welche stets sehr klein bleibt. Der caudale Fortsatz ist lateral coniprimirt, mit einer dorsalen und einer ventralen Kante, einer ebenen äussern und einer gewölbten Innern Fläche. Er umgrenzt zunächst das For. obturatorium unten und läuft dann dem ventralen Rande des Sitzbeines entlang, jedoch nicht parallel, sondern stets in einer nach unten convexen Curve. steigt gegen die distale Ischiumecke wieder auf und tritt mit diesei' bei extremen Formen, wie Didiis, Femphaps, Goura und Bidnncuhis. oft in engere Verbindung, doch ohne zu verschmelzen.^ Von da an ist der Knochen ein gerader oder sehr wenig ab- Avärts gebogener Stab, dessen Ende etwas verdickt ist und bald zu- gespitzt, bald abgestutzt erscheint. Die beiderseitigen Pubes divergiren bis zum hintern Sitzbeinende : von da an convergiren sie wieder in verschiedenem Maasse. e)DasBeckenalsGanzes. (Textfigg. A-»— T*; Taf. 12, Fig. 7, 8 u. 9.) Wii' sehen somit, dass der Umriss des Beckens wesentlich diircli Sacrum und Ilium bedingt wird und dass Ischium und Pubis bloss in der caudalen Hälfte die seitliche Abschliessung des Pelvis be- werkstelligen und deshalb auf die Gestalt dieses Skelettlieiles von nur geringem Einfluss sind. Betrachten wir ein Becken von oben, so sehen wir, dass der Umriss seiner Dorsalfläche, der dem Umriss des Beckens gleichzu- setzen ist. durch folgende Linie bezeichnet wird: Die vergleichende Osteologie der Culumbiformes. 291 Vorderer Sacralrand, Vorderrand des Ilium, Seitenrand desselben, Kante, welche die Acetubiilarfläche von der Dorsalfläche trennt. Antitrochantei-, Lateralrand der hintern Darmbein hälfte, Caudalrand vom Ilium und Sacrum. In erster Linie wird also die Form des Darmbeines die Form des Beckens bedingen, und wenn wir im Folg-enden vom Umriss des Beckens sprechen, so handeln wir ebenso «ut ^om Umriss des Darm- beins. Gleich hier verweise ich auf die beigegebenen Figuren, welche die Schwankungen deutlicher als jede Beschreibung- vor Augen führen. Es sei mir dcniu)ch gestattet, mit einigen Worten darauf zurück- zukommen. B e i e i n e r V e r g 1 e i c h u n g d e r F i g u r e n sowohl als des Materials selbst fallen zuerst die Schwankungen in der relativen Breite des Beckens, dann des Verhält- nisses der Länge der vordem Becken hälfte zur Länge der hintern und endlich die Mannigfaltigkeit in der hintern Beckentif fnun g auf. Dass das Sacrum einen nicht unbedeutenden Einfluss auf den Beckenumriss ausübt, bedarf kaum der Erörterung: ich verweise auf die angegebenen Verhältnisszahlen (S. 276 1. Dass aber das Sacrum nicht allein der moditicirende Theil ist. wird aus folgender Zusammen- stellung ersichtlich. Die Zahlen drücken die grösste Breite der Üorsalfläche bezüglich der Länge des Saci'um aus: Dichmcuhis sfrigirosfris 0,74 Ptilopus roseirolUs juv. 0,87 adult. 0,88(13S.W.)0.81(14S.W.i ,. melanocephahts 0,80 melanospüus 0,75 AlectroeiKis madagascanensis 0.84 ,. pnJcherrima 0,83 Treron oxijura 0,86 ,, sphennra 0.86 — 0.85 „ sp. 0,89 „ griseicauda 0,84 .. fidrkoUis 0.80 ,, vernans 0,78 ,. hicincia 0,78 Vinago calva 0,90 292 RCDOLF MaKTIN. ( 'arpophcff/a oceanica 0.89 ,. ((C)iea 0,88 hicolor 0,76 luctnosa 0,73 ,. Jacernulafa 0,87 spilorrhoa 0,81 J'liajis elialcopfcra 0.95 lii.strio)iic(i 0,94 „ indica 0,94 Turtnr cinaceus 0,82 ') Geopelia striata 0,80 1) Mefriopelia nielanoptera 0,93 Starnocnas cyai > occphala 0.75 1) Colxmha picasuro 0.89 .. pJiaenota 0.84 ,. ruflua 0.84 trocaz 0.86 uquatrix 0,93 Macropygia emiJiana 0,82 Ectopistes migratorius 0,88 Caloenas nicoharica 0,67 Goura 0,60 Didus 0,81 Pezophaps 0,71 Verg-leiclit man die beiden Tabellen, so wird der Zusammenhang der gesammten Breite der Dorsalfläche und der Breite des Sacrum klargelegt (man vergleiche z. B. Treron sp., V. calva, Phaps clialco- ptera, P. histrionica, P. indica, Metriopclia nielanoptera, Columha aqua- trix mit Diäuncnlus, Starnoenas, Caloenas, Goura, Didus und PccopJiaps). Man darf sich abei' nicht dazu verleiten lassen, auf Grund eines schmalen oder breiten Sacrum unbedingt auf ein schmales oder breites Becken zu schliessen; dass dies zu Irrthum führen würde, zeigen die mehr inditferenten Formen [Ptilopodinae, Treroninae, Carpo- phaginae und ColumUdae), obwohl auch hier der Zusammenhang bis zu einem gewissen Grade nachweisbar ist. Die beiden Endgiuppen — Peristeridae mit Ausnahme von Starnoenas einerseits, Didunculns, Starnoenas, Caloenas, Goura, Didus und Peso- 1) Der letzte Sacralwirbel ist prominent, und daher rührt das ab- errante Verhältniss. Die vergleichende Osteologie der C'olumbiforines. 293 pluq)s andrerseits — werden weit von einander abgerückt und zeigen verliältnissmässig' gering-e Schwankungen, denn Turfiir und Gcopclia, bei denen der letzte Sacralwirbel vollständig hinterhalb des caudalen Diumrandes liegt und deshalb wohl eher der ("audalregion zuzu- zählen ist, geben nach Abzug dieses Elementes ungefähr den nor- malen Werth für Peristcridac (höher als 0,9) und sind deshalb wohl umgrenzt. Die Werthe für die specialisirten Formen, die aber ja nicht als eine Gruppe von genetischem Zusammenhange aufgefasst werden dürfen, überschreiten den obern Grenzwerth von 0,74 nicht; Bidus ist einzig in dieser Hinsicht aberrant. Die übrigen Tauben sind nach dem Breitenindex des Beckens nicht aus einander zu halten ; ihr oberer Grenzwerth liegt nahe am untern der Perisferidac oder fällt sogar mit ihm zusammen {Viniujo calva), und ihr unterer nähert sich dem obern der aberranten Formen, obwohl nicht so stark wie der obere dem untern der Peristeriden. Weitere Grenzlinien sind nicht zulässig, wie die Tabelle selbst zeigt, da zudem die individuelle Variation in Rechnung gezogen werden muss. Diese erlangt noch einen weitern Spielraum, wenn wir statt der Länge des Sacrum, die ja ziemlich constant ist, die Länge des Darmbeins in Betracht ziehen. Am deutlichsten wird uns diese Variation vor Augen geführt, wenn wir den vordem Beckenrand in seinem Verhältniss zur Rippe des 18. Wirbels betrachten. Wir können hier 3 Stadien unter- scheiden, die ihrerseits durch eine ununterbrochene Kette von P]r- scheinungen in Verbindung stehen. Einige Beispiele mögen genügen: 1. Der Vor de rr and des Ilium reicht höchstens bis in den letzten I n t e r c o s t a 1 r a u m : Trcron sp., Carpoplmga oceanica, C. hkolor , C. aenca, PfilopHS roseicollis. 2. Der V o r d e r r a n d des 1 1 i u m s reicht bis zum H i n - t e r r a n d der Rippe des 18. Wirbels: Didnricidns sfrif/irostris, Treron fidvicollis, Carpophaga hi- color, Carp. aenea, Ptilopus roseicollis. 3. Der Vorderrand des Ilium reicht bis zum Vor- derrand der Rippe des 18. Wirbels: Didnnculus strigirosfris, Treron nipalensis juv., (Jarpophaga spilorrhoa. Diesen Verhültnissen darf keine zu grosse Bedeutung beigemessen 294 RuDOLi' Martin, werden, denn der vordere Darmbeinrand ist äusserst elastiscli ; bald ist er gleiclimässig gerundet und deshalb weniger weit vorgreifend, bald verläuft er in einer unregelmässigen Curve, an der die grösste Convexität einmal mehr medial oder mehr lateral gelegen ist, und daraus geht der gebrochene Vorderrand hervor, wie wir, ihn bei Didunculus angetroffen haben, und dies führt, wenn die Knickung stärker wird, zu einer Form wie Treron vernans (Fig. N"*) oder Alectroenas madagascariensis (Fig. M*) oder Carpophaga hicolor (Fig. P*), bei denen das Ilium vorn in eine Spitze ausläuft, die, meist verdickt, weit vorgreift, üebergänge zu diesen Extremformen bilden Coluniba albilineata (Fig. A''), C. picazuro (Fig. B^), Edopistes (Fig. C), Vinago calva (F'ig-. 0^). Eine besondere Modellirung dieses Eandes zeigen viele Perisieridae, bei denen er durch eine sehr scharfe Curve mit dem medialen Rande des Darmbeines zusammenhängt, stark nach hinten verläuft und meist ausgekerbt ist; er stösst dann mit dem Lateralrande in einer stumpfen oder scharfen Ecke zusammen (Vgl. Figg. G*, H' u. J'). Caloenas (Fig. F*) schliesst sich zunächst an Didunculns an, IHdns am ehesten an Siarnoenas ; Pemphaps, Gonru Macropygia und Ptüopus roseicollis weisen einen ziemlich gleichmässig gewölbten vordem Darmbeinrand auf (Figg. D^ E* u. T*). P^ine lateralwärts flacher werdende, aber continuirliche Curve zeigen Ptüopus melanoccphalus, P. roseicollis juv., Carpophaga aenea (Figg. K^. LS Q^). Ferner sei bemerkt, dass z. B. Treron nernans verschiedene dieser Stadien repräsentiren kann (ich erwähne diese Form speciell. weil mir hier ein reicheres Material vorliegt) und dass auch das Alter von nicht geringem Einfluss ist (Vgl. Figg. K* u. L', denn Ptü. roseicollis juv. ist in dieser Beziehung mit Piü. melanocephalm identisch). Ich halte es nicht für möglich, so variable Dinge systematisch verwenden zu können. Dem gleichen Grade der Variation begegnen wir. wenn wir dem Lateralrand der vordem Beckenhälfte unsere Aufmerksamkeit schenken. Die Variation liegt innerhalb der Grenzen, die einerseits durch Carpophaga oceanica oder VinagO calva, andrerseits durch Pe^o- phaps, Caloenas, Siarnoenas oder Didnncnlus gegeben sind. In diesem Falle sind die Ränder parallel oder sogar noch wenig nach hinten convergirend, in jenem Falle eine directe und ununterbrochene Curve vom Scheitel des Vorderrandes, welche nach hinten von der Mittel- linie stets divergirt. Die vergleichende Osteologie der Colnmbifdriues. 295 Zunächst an ('arpoplia;ia oceanica scliliesseii sich die übrigrii CarpopltofiiniU' und die Treromnac, dann Macropyifia : bei den Vtihi- podinac stellt sich bereits eine Abknickung- des lateralen Becken- randes vom vordem ein. welche bei den meisten Cohimhidae. nament- lich CoJnmha froca^, gesteigert wird; so gelangen wir zu den Peri- steridac. welche sich Starnoenas eng annähern ; hier ist auch ■DiduiiculHS und Caloenas aufzuführen. Pezophaps und Goura fehlt die Abknickung. doch sind die Ränder vollkommen i)arallel. was bei Didnfi nicht yanz der Fall ist. obwohl die Knickung angetroffen Avird. Auf die Form des An t i trochanter wurde bereits genügend eingetreten: ich weise hier darauf hin. dass sie auf den ßecken- umriss von Einfluss ist. Der S e i t e n r a n d der hintern B e c k e n h ä If t e zeigt weniger Mannigfaltigkeit als der der vordem. Er i.st mit wenigen Aus- nahmen fast gerade, wechselt jedoch in seiner A'erlaufsrichtung. Er läuft zur Mittellinie parallel oder convergiit sehr schwach bei Edopisics niitjnitorius, Goura. Calocnns, (^arpopluuja oceanica. Bei allen übrigen Tauben convergirt er mit der Mittellinie stark: diese Convergenz erreicht bei Vinago calva ihr ]\Iaximum. Vinago calca zeigt auch noch in einer andern Beziehung eine Abweichung, nämlich in der Ausbauchung der hintern Beckenhälfte. Auch Ptzophaps. wenigstens das Weibchen, zeigt eine ähnliche Aus- buchtung der Seitenränder der hintern Beckenhälfte, die aber nicht den Grad ei-reicht wie bei Vinago calva. So entsteht die breite, etwas kuglige Gestalt des Beckens von F. calva (Fig. 0^). Von grossem Einfluss auf die Beckenform ist das Yerhält- niss von vorderer und hinterer Hälfte dei' Dorsalfläche des Beckens. Als Länge der vordem Hälfte bezeichne ich das Loth im Apex des Vorderrandes des Darmbeins auf die Verbindungslinie der beiden Antitrochanter und als Länge der hintern Hälfte die Senkrechte in der caudalen. lateralen Ecke des Ilium auf die gleiche Gerade. Das Verhältniss der vordem zur hintern Strecke ist bei der Mehrzahl der Tauben grösser als 1 (1,2—1,5). Auch Didus und Pezophaps sind in dieser Beziehung zum Gros der Tauben zu schlagen (1,1 resp. 1,17); für Didioiculus ist das Verhältniss 1.01. Diesen Formen stehen Caloenas mit einem Werthe von 0,87 und Goura mit 0,77 gegenüber. Da zudem bei den zwei letztgenannttMi Formen und auch bei Didunculus das Becken relativ schmal ist, so wii-d der Futerschied von den übrigen Tauben ein äusserst scharfer. Zool. .laLib. XX. AMh. f. Sv.st. -0 296 Rui)Oi-F Maktin. Trotzclem Didus und Fczophaps im Werthe dieses Verhältnisses den übrigen Tauben näher stehen, so ist ihr Beckenumriss, besonders bei Pesophaps. ein sehr aberranter, doch in ganz anderer Richtung, als bei Goura, (Moenas und Didimculus (Textfig. E*, F^, S^, T* und Taf. 12, Fig. 8). Die hintere Beckenliälfte der beiden ausgestorbenen Formen bleibt der urspriinglichen Gestalt treu; die Modificationen be- schränken sich auf den vordem Abschnitt und modelten dafür diesen Theil um so intensiver um. Er erscheint — und dies gilt haupt- sächlich für Pesophaps — äusserst schmächtig ausgezogen; die Acetabularregion ist erweitert und prominenter als bei irgend einer Taube. Ich möchte aber gleich darauf hinweisen, dass die Difte- renzen zwischen Didus und Pezophaps ebenso gross sind wie zwischen jenem und z. B. einer grossen Carpophaga. Pesophaps hat sich weiter vom allgemeinen Typus entfernt als Didus, überhaupt ist die An- sicht Burckhardt's '), dass zwischen Didus und Pezophaps kein genetischer Zusammenhang bestehe, schon aus diesem Grunde ge- rechtfertigt, wenn nicht gegeben. Andrerseits weist auch Didus gegenüber Pesophaps einen Fort- schritt auf, nämlich die vollständige Verwachsung der Dorsalränder der Ilia, so dass die Crista dorsalis des Sacrum gänzlich überdacht wird, während sie bei Pesophaps noch auf eine kürzere oder längere Strecke sichtbar bleibt. Auch auf die Differenz in der Form des Antitrochanter, die — wie bereits gemeldet — schon von Newton hervorgehoben und systematisch verw^endet wird, möchte ich von Neuem aufmerksam machen. Das plötzliche Abbrechen der Darmbeincrista bei Peso- phaps^ ein bekanntlich selir constantes Merkmal, dürfte ebenfalls ins Gewicht fallen und — da ich nun gerade so weit gegangen bin — , so sei noch auf den nächsten Punkt gleich aufmerksam gemacht, auf den hintern Beckenausgang, der bei Pesophaps entschieden ge- spreizter ist als bei Didus, dank der Auswärtskrümmung der distalen Ecken der Sitzbeine, welche bei Didus etwas schwächer angetroifen wird. Im hintern Beckenrand mögen ebenfalls Differenzen liegen, aber — ganz abgesehen davon, dass diesen wenig Constanz zufallen dürfte — ist derselbe noch nie unbeschädigt gefunden worden, und 1) Das Problem d. autarkt. Schöpfungsceutr. etc., io: Zool. Jahrb., V. 15, Syst., 1902. Die vergleichende Osteoloyie iler t'olumbifoniies. 297 meine Fig-g'. S* und T^ sind also als eine Art Reconstinction nnd Combination der verschiedenen bei-eits existirenden Abbildimgen aufznfassen. Soviel stellt fest, dass die Becken der beiden Riesenfoimen der madagassisclien Provinz hoch specialisirte Formen sind und dass die Richtung der Specialisirung' auf den Laufvogel abzielt, ferner dass Fezophaps auf dieser Bahn weiter fortgeschritten ist als Didus. Fnd nun zurück zu den recenten Tauben! Der Hinterrand des Beckens resp. der Dorsalfläche desselben zeigt eine bedeutende Variation. Er ist concav, bald stärker, bald schwächer und läuft lateral auf die Caudalspina des Ilium hinaus. Je nachdem diese sclilank oder breit resp. reducirt ist, ist er gegen- über der medialen Kante der Spina gebrochen oder geht allmählich in sie über. Jenes Verhalten treffen wir eher bei Columhidae. Pcri- sieridae und Pfi/opodinac. dieses bei Treroninac, Carpophaf/inac, Caloenas, Goum, Didus und Fezophaps. Auch Diduncidus muss der zweiten Grupi)e angeschlossen werden. Man wird jedocli von einer grossen Zahl von Abweichungen überrascht, die meistens indi- vidueller Natur sind, so dass aus diesem Grunde dieses Merkmal seine Bedeutung verliert (Cohmiha picaznro, C. aJbüineata, Stanioenas, Pfdopiis roseicoUis und mdanocephcdus, Carpophaga aenea etc.). Der hintere Beckenrand verdankt seine Streckung der Reduction der Caudalspina des Darmbeins; um so mehr erhält man in diesem Falle den Eindruck, das Ilium sei hinten abgestutzt; das beste Bei- si)iel hierfür giebt Carpophaga oceanica. Zuweilen wird auch dieser Eindruck durch die Verjüngung der hintern Beckenhälfte verwischt (z. B. bei Ftilopus rosciconis). Ebenfalls abgestutzt erscheint das Darmbein bei Goum und (Jaloenas. Bevor wir zu den Seitenrändern des Beckens übergehen, sei noch kurz auf das Verhalten des letzten Sacralwirbels eingetreten. Entweder liegt dieser vollständig zwischen den Darmbeinen oder theilweise oder ganz hinter denselben. Bei der Mehrzahl der Tauben liegt er zwischen ihnen; folgende Formen machen eine Aus- nahme: Turtur vinaceus, Geopelia striata, Starnoenas cyanoccphala, Colnmha trocaz, Col. aquatrix, A/acropygia cmüiana und alle FtiJo- podinac mit 14 Sa er al wirb ein und bis zu einem gewiss?fü?M?c«7ws, vorzüglich aber bei Calnenas und Gonra\ auch die Phahinae schliessen sich Diänncuhis eng an. Bemerkenswert ist noch, dass die caudale Ecke des Knochens bei Diclus und Pezophaps schlank ausgezogen . weit über den Hinterrand des Darmbeins vorragt. Constant sind diese Verhältnisse nicht, wie ein Blick auf die Figuren lehren mag. ^^Tr sehen bei Goura und Caloenas die Steilstellung der Ischia am consequentesten durchgeführt, und man geht wohl nicht zu weit, daraus zu folgern, dass es sich um eine Festigung des Gerüstes handelt, denn wir sehen ja auch bei Diäus und Pesophaps wenigstens den vordem Theil vertical gestellt. Das Gleiche treffen wir bei Dklunciilus an. Bei allen diesen Formen nimmt auch die Acetabularfläche eine steile Stellung ein, der Antitrochanter ist verstärkt, die Dorsalkämrae der Darmbeine emporgewachsen, erreichen aber nur bei Goura den- jenigen des Heiligenbeins; das ganze Becken ist verschmälert und verlängert, die ventralen Stützbalken meist stark. Da Didunculus nun in allen diesen ■ Punkten mit den übrigen in dieser Richtung specialisirten Tauben einig geht, obwohl der Gi'ad der Transformation noch ein geringerer ist, so kann schon aus dem Becken auf eine Steigerung der Lauffähigkeit geschlossen werden, was uns die Extremität dann noch deutlicher darlegen kann. Auf das Pubis habe ich nicht speciell zurückzukommen; das Nöthige wurde bereits gesagt und ist aus den Abbildungen ersichtlich. Allgemein können wir sagen, das Becken sei durchweg ein ein- förmiges Gebilde, das durch diese seine Eigenschaft die engen Be- ziehungen, die innerhalb der Tauben herrschen, kundgiebt, immerhin abei" einige Avichtige Punkte für die Beurtheilnng der genetischen Verhältnisse liefert (Antitrochanter). Einige Formen zeigen eine Die vergleichende Osteulog'ie der Coliinibiformes. 299 analoge Umgestaltung- diueli den Erwerb oder besser die Steigerung" der Lautfähigkeit. Hier ist jedoch noch nicht der Ort zur P^rläuterung der Stammes- geschichte, die später im Zusammenhange zur Behandlung kommen ■wird. Endlich verdienen zwei weitere Punkte noch besonderes Interesse. Wir haben wiederholt gesagt, die Costalfortsätze, durch die man die primären Sacralwirbel von den übrigen unterscheiden wollte, seien bloss die Resultate der mechanischen Beanspruchung. Dass bei der Mehrzahl der Tauben die gleichen AMrbel in der ganzen Reihe Costalfortsätze tragen (zumeist der 26. Wirbel), erklärt sich aus der gleichen Lage des Beckens gegenüber der Wirbelsäule. Bei Cai-pophaga oceanicu sehen wir, dass das Ilium nur den hintern Rand der Diapophyse des L Sacralwirbels deckt, und zugleich, dass der 9. Sacralwirbel (27. Wirbel) mit Costalfortsätzen versehen ist. Offenbar handelt es sich hier um eine Rückwärtswanderung, was bereits früher constatirt wurde, allerdings auf anderm Wege (siehe Sacrum). Bezüglich der Sacralwirbelzahl der Ft/Iopodinae wurde hervor- gehoben, dass die Zahl l)eim Erwachsenen etwa auf 14 gesteigert wird, der 14. aber dann stets caudal über den Hinterrand des Darm- beins vorsteht. Es fragt sich, ob dieser 14. Sacralwirbel Neuerwerb ist. oder ob das Sacrum einen Verkürzungsprocess begonnen hat. Die Ilia sind in ihrer hintern Hälfte auffallend kurz und er- wecken den Eindruck, als seien sie ebenfalls der Verkürzung anheim gefallen, zumal dies bloss bei vollkommen ausgewachsenen Thieren deutlich wird, während jüngere Individuen noch vollständig normal proportionirten Beckenumriss aufweisen. In Folge dieser Verkürzung der Ilia kam der 14. Sacralwirbel ausser Function und begann, sich allmählich aus dem Synsacrum loszugliedern. Diese zweite Möglichkeit gewinnt durch das Verhalten der Ex- tremitäten an ^^'ahrscheinlichkeit. V. Die freie Extremität. Die Extremität als der peripherste Theil des Körpermechanismus muss naturgemäss am innigsten mit der Umgebung zusammenhängen, und es werden also an ihr am wenigsten verwandtschaftliche Be- ziehungen sich erkennen lassen, und noch weniger darf sie uns zum Zerschneiden von verwandtschaftlichen Banden verleiten. 300 Hri>oi.i' Maktix. Speciell Avas die Tauben betrifft, herrsclit i; rosse Einförmigkeit, oder es sind doch — nach Abzug- von Pczophaps und Didtis — die extremsten Formen duicli eine ununterbrochene Reihe verbunden. Die Diiferenzen beruhen — abgesehen von einigen äusserst flüssigen Details — auf den Maassverhältnissen sowohl zwischen den beiden Extreraitätenpaaren als auch zAvischen den einzelnen Zonen derselben Extremität. Nach dem Gesagten kann uns eine Beschreibung der Extremität einer beliebigen Form ein Bild von der Gesammtheit der Tauben geben, eine Maasstabelle die gründlichsten Differenzen vor Augen führen. Da uns nun stets die Ausgangsform der Arbeit. Bidnnculus. zunächst liegen muss. so wollen wir auch die Extremitäten von hier aus betrachten. a) Die vordere Extremität.') a) H u m e r u s. Der Knochen ist leicht Sförmig geschweift, mit einer starken proximalen Massenentfaltung; dies ist typisch columbin, nur dass die Schwingung des Knochens bei den generelleren Taubenformen stärker und vielleicht auch das Volumen der i)roximalen Masse relativ grösser ist. Auch hier zeichnen sich gute Flieger durch relativ kurzen Humerus aus (l)ezüglich LTnterarm -|- Hand). Dies ist mechanisch leicht zu erklären, denn der Humerus ist bei der Flugthätigkeit von untergeordneter Bedeutung, und je länger er ist, desto ungünstiger sind die Bedingungen für eine ausgiebige Muskelaction. Dass er beim Fluge unbedeutend ist, zeigt der Umstand, dass die functio- nirenden Schwingen auf Hand und Unterarm beschränkt sind. Messungen nach der FüRBEiN(iEE'schen Methode, d. h. bezüglich der mittlem Dorsalwirbellänge, ergeben folgende ßesultate: Goura coronafa 8.2 dv Didtmciihis strigirosfris 8.1 .. Phaps c]if(k'(>})fera 7,2 ,. „ Mstriomca 1.0 .. „ indica 6,8 ,. Turfnr vimtceus (5.83 .. 1) Die Orientirung ist nach dem ausgespannteu Fliioel. Die vei'g-leiclieude Osteologie der Oolumbifuniies. 301 Zenaida auriculafa 7.0 dv Geopclm striata 7.0 .. Metropelia melanoptera 6.5 .. Sfarnoenas cyanocephala 6,36 ,. Colnmha picasxro 6,5 ,. ,. trocas 6^8 '.. ., livia 7,0 .. ,. rufiua 6.6 .. Macropijgia eni i/ia > ? a 6.1 ,. Ectopistes migratorius 6,8 ,. Carpophaga aenea 6.5 „ ,. oceanica 6.93 ,. „ hicolor 7.0 , lacernulata 6,2 „ Treron oxyura 5.7 .. Vinago calva 6.0 „ Trcrou vernans 6,4 ,. ,, fidvicollis 6,0 „ ,. hidncta 6.3 ,. Ptilopns roseicollis 6,9 „ ,. melanocephalus 7,0 ,. „ melanospüus 6,0 „ Alectroenas madagascariensis 6.7 ,. (rhach.j Die Tabelle spricht für sich selbst, doch miiss ich dennoch mit eini- des Obei-arms antwortet. Das Caput humeri ist in der verticalen Richtung lang oval, ventral schlanker zulaufend als dorsal. Die Streckung in der Verticalen ist bei verschiedenen Formen bis zu einem verschiedenen Grade gediehen, und zwar kann die Regel gelten, dass gute Flieger einen längern Gelenkkopf besitzen als schlechte. Ein Versuch, nach diesen ^Verhältnissen zu gruppiren, muss fehlschlagen, da die Nuancirung zu fein und contiuuirlich ist und von einem Extrem ununterbrochen zum andern führt. Das Caput ist am niedrigsten, in der Axe des Knochens relativ am längsten bei den Riesentauben Didus und Pesophaps und bei Goura und Dichmcuhis; diesen schliesst sich Carpophaga zunächst an, dann Alectroenas, und diese leitet zu den übrigen Formen über, welche in dieser Beziehung etwa in den Peristeridae gipfeln [Phaps). Es verdient Erwähnung, dass sich bei einer Reduction des Caput die Gelenkfläche zuerst vom Tuberculum laterale zurückzieht. Auf der postaxialen Seite des Humerus greift sie stark distalwärts, während sie auf der präaxialen nur wenig ausholt und gerade abge- schnitten ist. Distal vom dorsalen Ende der Gelenkfläche liegt auf der postaxialen Seite des Humerus eine kräftige und stark vor- 1) On a chaoge in the habits of the Diduncnlus strigirost. in : Proc. zuol. Soc. London, 1875, p. 495 f. Die vergleichende üsteologie der ( 'olumbiforuies. 303 springende Kaulii;L;keit für die Insertion des ]\Inscnlus supra- coracoidens; sie ist in der Axenriclitung- das Knochens gestreckt. Das Tubercnlnm laterale steht in erster Linie mit der Masse des Mnsculus pectoralis in Zusammenhang. Es ist daher bei Carpophaginae (mit Ausnahme von Carp. aenea) klein und wenig gekrümmt. Stärker reduciit treifen wir es nur noch bei Pesophaps und Dithis, während es bei Goura und Didunculus stärkere Entwicklung zeigt. Das sicherste Merkmal der Keduction dieses Fortsatzes ist Aveniger seine Grösse als seine Stellung zur präaxialen Fläche des Knochens, mit der er stets eine Rinne bildet. Mit der Reduction wird diese Rinne flacher; m. a. W. der Fortsatz ist weniger ventral- wärts gekrümmt. Das Gesagte wird am besten durch die erstgenannten Tauben- formen illustrirt; Goura und Didunculus verhalten sich gleich wie das Gros der Ordnung, indem sie die typische Krümmung des Fort- satzes zeigen, mit der die Höhe der Garina sterni Hand in Hand geht. Die ventrale Fläche des Tubercnlnm laterale geht in die prä- axiale, die dorsale in die postaxiale Fläche des Humerus über. Die Kante, welche durch die beiden Flächen gebildet wird, die Crista lateralis, setzt sich als Linea a s p e r a bis zum lateralen Con- dylus der Trochlea fort und ist die einzige, die sich constant vor- tindet. während die andern von Individuum zu Individuum in ihrem Vorhandensein oder Fehlen wechseln. Der Fortsatz selbst fällt sehr steil gegen das Caput ab und setzt sich in die Kammlinie desselben fort. Allerdings bei Formen wie ('arpoplKKja, Didus und Pezophaps, gelegentlich auch Goura, ist die Neigung des medialen Randes des Tubercnlnm eine sanftei'e. eben auch im Zusammenhange mit der Reduction des Fortsatzes. Am T u b e r c u 1 u m mediale (s. p e c t o r a 1 e) lassen sich wenig und jedenfalls keine regelmässigen Modificationen erkennen. Es er- hält sich wohl entwickelt sell)st bei Didns und Pezophapf!, ja es er- scheint sogar schlanker und länger, wohl in Folge einer Reduction vom distalen Rande her und einer Abnahme der Dicke des Humerus- schaftes. Die Reduction ist bei CarpopJnuja viel weiter gediehen. Es ist stets durch eine tiefe Depression vom postaxialen Lappen der Gelenkfläche des Caput getrennt. Diese Grube läuft nach vorn und unten auf eine scharfe Kante aus, welche einerseits in scharfer Curve auf den vorragendsten Punkt des Tuberculum, andrerseits auf die Höhe des Caput zieht. Dieser Kante entlang liegt auf der 304 EUDOI.!' M.VHTl.N. rostralen Fläche des Knochens eine ziemlicli tiefe Rinne, welche in ihrem weitern Verlanl'e die präaxiale Fläche des Kopfes von der des Schaftes abgrenzt. Die Höhe des Tnbercnlnm mediale ist durch einen Kamm dar- gestellt, welcher von hinten innen nach vorn nnd aussen verläuft und distal concav ist. Distal ist das Tuberculum tief ausoehöhlt; im Grunde der Grube liegen mehrere F'oramina pnenmatica. Proximal ist die Höhlung durch das Tuberculum selbst und prä- und postaxial durch Kanten, die von den beiden Enden des Kammes des Höckers schwach convergirend dem Humerus entlang ziehen, begrenzt, während die distale Wandung durch die anliegende Humerusfläche geliefert wird. Die vordere der erwähnten Kanten ist die Crista medialis, welche sich gegen den Entepicondylus noch als stärkere oder schwächere Linie verfolgen lässt. Die hintere verliert sich bald in der entsprechenden Fläche des Humerus. Dagegen zweigt sich von ihr eine starke Linea aspera ab, welche gegen den lateralen Condylus der Trochlea gerichtet ist. Soviel allgemein! Eine reiche Variation lässt sich Betreffs der F 0 s s a pnenmatica erkennen. Diese ist bald tiefer, bald Aveniger tief und dies von Individuum zu Individuum. Die Masse der Spongiosa scheint zuweilen den Boden der Grube auszutreiben, und dies hat dann die Verminderung ihrer Tiefe zur Folge. Auch hinsichtlich der Anzahl der Foramina pnenmatica und ihrer gegenseitigen Lage lässt sich keine Regel geben; das eine Mal trifft man sie in grösserer, das andere Mal in kleinerer Anzahl; in diesem Falle besitzt dann ein einzelnes grössern Umfang und deutet so auf Verschmelzung mehrerer hin. Der Schaft des Humerus bedarf keiner langen Beschreibung. Seine allgemeine Gestalt ist durch die Sförmige Schwingung des gesammten Knochens bedingt, welche Dichts, Fes!ophaps und bis zu einem gewissen Grade Goura und Carpophaga fehlt; bei JH(hm- cuhis ist sie gut ausgeprägt, und die übrigen Tauben gleichen in dieser Hinsicht unmittelbar der Samoataube. Bezüglich der speciellen Modellirung des Schaftes wurde das Nöthigste gelegentlich angefühlt, nämlich die beiden rauhen Linien. Es sei noch hinzugefügt, dass die präaxiale Fläche flach ist, so dass der Humerus eine in der Richtung der Körperaxe vor sich ge- gangene Abplattung zeigt. Die hintere Fläche ist jedoch durchweg wohl gerundet und wird proximal durch eine rauhe Linie, welche Die vergleichende ( ).steologie der ('oliiml)if(irnies. 305 von der Insertionsrauliigkeit des Mnac. siipracoracoideus beg-iniit und zur liintern Kante des Tuberculum mediale verläuft, vom Caput ab- gegrenzt. Diese Linie dient dem Kapselband zur Insertion. Bei einem Exemplar von Didiwcnlns stiess ich auf eine grosse, dreieckige Oeifnung in der vordem Fläche des Schaftes, ungefähr am Ende des ])roximalen 7:; ^^^^ KnocluMis; es scheint eine patho- logische Bildung zu sein. Das Foramen nutritivuni des Knochens liegt auf der post- axialen Fläche, wenig pi'oxinial von der Mitte. Der distale G e 1 e n k t h e i 1 ist gegenüber d em Schafte aus- gebreitet und vorwärts gekrümmt. Zur Stellung der Gelenkcondy li kann ich nichts beifügen und verweise am besten auf Füebringer's allgemeines Capitel. Sie ist natürlich von der ]\lechanik des Flügels direct abliängig; immer- hin ist es von Interesse, dass die Axe des lateralen Condylus bei Bidns und Pcsopliaps zur Axe des Humerus weniger geneigt ist und die Verbreiterung des distalen Theiles des Schaftes vermisst wird; eine Expansion wird erst durch den Ansatz der Epicondyli verursacht. lieber der T röchle a liegt auf der Vorderfläche des Humerus eine besonders ventral gut begrenzte Grube, welche dem Ursprung des Musculus brachialis inferior dient. Sie ist schwach bei Didus und Pezoplutpf!. Auf ihrem ventralen Begrenzungswall liegt ein starkes Tuberculum. welches einen Theil des Entepicondylns dar- stellt. Die Grube zieht als breite Rinne zwischen diesem und dem medialen Gelenkcondylus durch bis zum distalen Rande des Humerus. Durch die schiefe Stellung des Condylus lateralis wird die Grube eingeengt. Der Epicondylus medialis ragt distal und caudal stark vor und steht durch einen Wall mit dem medialen Gelenkcondylus in Zusammenhang. Er trägt 3 rauhe Höcker: der erste liegt auf seiner distalen Fläche (allerdings noch stark auf die vordere über- greifend), der zweite und grösste wurde als auf dem medioventralen Begrenzungswall der Grube wurzelnd erwähnt, und der diitte und kleinste liegt proximal und ventral von diesem. Diese 3 Höcker schliessen eine seichte Einsenkung ein. Der Epicondylus lateralis ist einfach und sitzt auf der lateralen Fläche des lateralen Gelenkcondylus. Die Kammhöhe des lateralen Gelenkcondylus setzt sich in der postaxialen Humerusfläche als eine distal starke, sich aber noch im distalen Drittel verlierende rauhe Linie fort. Diese trifft die lauhe Linie, Avelche vom Tuber- 306 Rluolf Martin. culuiii mediale kommt, sofern diese stark üepi-ägt ist; in der Mehr- zahl der Fälle wird ein Verhalten angetroften, wie es eben ange- getrotfen worden ist. Die distale rauhe Linie bildet mit dem Ectepicondylns eine schmale Rinne und mit dem Entepicondyliis ein breites Thal, welches einerseits zwischen die beiden (lelenkoondyli hinausläuft, andrerseits in einen tiefen Eindruck hinter dem medialen Gelenkcondylus führt. Diese Rinnen dienen der Sehnenführnng. Ueber dem Ectepicondylns liegen im distalen Viertel des Humerus noch einige unbedeutende Tnberositäten. Bezüglich der Pneumatici tat des Humerus konnte ich keine wesentlichen Differenzen constatiren. Die Durchlüftung ist eine äusserst weit gediehene, und nur die Enden des Knochens sind mit sparsamer, aber doch für eine grosse Widerstandskraft bürgende Spongiosa ausgefüllt. Dklus und Pezophaps darauf hin zu unter- suchen, lag nicht in meiner Tompetenz. ,j) Der Unterarm. Der ITnterarm ist ohne Ausnahme länger als der Oberarm. Das Verhältniss der Uhia (inclusive Olecranum) zum Humerus = 1 beträgt bei der Mehrzahl der Tauben 1,10 bis 1,20. Die Fensfcridac vertheilen sich gleichmässig zwischen diesen Grenzen, ebenso die CoJumhidae (hier liegen Macropi/gia und Edopistes speciell der nutern Grenze näher, während die grossen CoJumha- Xvten höhere Werthe aufweisen); die Treroninae liegen in der Mitte, d.h. zwischen 1,12 und 1,16, während die Carpophoginae unbedingt der obern Grenze genähert sind (von 1,17 an). Ausserhalb der angegebenen Grenzen liegen nur einzelne wenige Formen und zwar tiefer die auch sonst aberrante Starnoenas rijam- cephaJa (1,05), und die obere Grenze wird erreicht von Bidunculiis, überschritten von Goura (1,23). Interessant sind die Verhältnisse, die wir bei den ausgestorbenen Riesentauben finden. AA'enn. wir die Länge der Ulna bezüglich des Humerus ausdrücken, so erhalten wir für Didus den Werth von nur 0,79, für Fezophaps 0,76. Es wird daraus ersichtlich, dass die Re- duction der Ulna, also des Unterarmes, überhaupt schneller fortge- schritten ist als die des Humerus. Weiter unten werde ich auf diese Verhältnisse zurückkommen. Es fragt sich, welches als das primitive Verhalten zu betrachten ist. Die Antwort ergiebt sich aus zwei Betrachtungen. Die vcrg-leiclieiule Osteologie der (Niluinbifoniies. 307 Hei einem juiig-eii Ptüopus jamhii hx der \\'ertli des obig-eii Ver- hältnisses 1,14. während er bei alten 1.16 bis 1,18 beträg-t; bei einer jung-en Chulcoph'ips hnlica ebenfalls 1,14. während bei alten Vcriste- ridae (allerdings andere Arten) die Werthe zwischen 1,15 und 1.18 sclnvanken iPhaps rltalroptem nimmt mit 1.10 eine Ausnahmestellung-. auf deren Charakter weiter unten eingetreten werden soll, eim. Ferner erhellt, wenn wir uns nach der Körperg'rösse fragen, dass den grossen Formen in der Regel ein längerer Humerus und Unter- arm zukommt als den kleinen der gleichen Unterabtheilungen; ohne Zweifel sind diese aber — einige Ausnahmen eingeräumt — die generellem Formen und jene schon als Specialisirungsproducte aufzu- fassen, für welche Ansicht auch die geographische Verbreitung spricht. Der Umstand ferner, dass Goxra gerade den längsten Unterarm unter den Tauben besitzt, beweist, mit den beiden übrigen Punkten zusammen genommen, dass die S treck nng des Ihiterarms ein s e c u n d ä r e r V o r g a n g innerhalb der G r u p p e de r C o - lum bae ist. ^^'ir haben bis jetzt bloss auf die Ulna Bezug genommen und deren Länge für die des Unterarmes gesetzt. Der Radius misst in Bezug auf die Ulna 0.86 [Phaps rhakoptera) bis 0,9 (Ptüopus, Carpophaga etc.). Die übrigen Formen liegen zwischen diesen engen Grenzen, und selbst für die Art kann kein bestimmter Zahlen werth gegeben werden. Für IHdnncuhis liegt er um 0,89 gruppirt. Die Unterarmknochen lassen sich kaum nach ihrer speciellen Moditication classiftciren. wenigstens konnte ich kein dnrchgreifendes Merkmal verfolgen. Ich muss zugestehen, dass etwelche Differenzen in dei' Modellirung des proximalen Theiles der Ulna angetroffen werden, z. B. dass die die Gelenkfläche für das Radiusköpfchen seitlich begrenzende Ecke mehr oder minder vorragend ist oder dass die Gelenkfläche für das Ellbogengelenk in ihren Umrissen etwas wechselt. Auch Betreifs des Radins können unwesentliche Unter- schiede namhaft gemacht werden; so vor Allem die Oonhguration des distalen Drittel. Der Querschnitt ist hier scharf dreieckig und die dorsocaudale Ecke etwas ausgezogen und rauh : ebenso trägt der präaxiale Rand eine Rauhigkeit, und so wird auf der dorsalen Fläche eine Rinne formirt. welche zur Führung der Endsehne des Ex- tensor cari)i radialis dient. Es kann als Regel gelten, dass bei guten Fliegern diese Rauhigkeiten stärker, die Rinne somit tiefer ist; da nun meist die kleinen Formen gute Flieger sind, so folgt daraus, dass bei ihnen die Extensorenrinne tiefer ist. Also ganz o08 KrnoLi' ]\Iaut]n. abgesehen von der Untergruppe, sehen wir solche Verhältnisse an verschiedenen Orten uns entgegentreten. Ferner mit der Fingmechanik im Zusammenhang stehend ist die Gestalt der Unterarmknüchen, im Besondern der Ulna. So sehen wir, dass die Fensteridae, die kleinen Trerou-Avien und die Pfilopodinae eine sehr stark gebogene Ulna besitzen, auf welche distal der Radius von vorn abgebogen ist. Diese Krümmung der l^nterarmknochen gipfelt in Phaps chalcoptera. Die proximalen % des Radius sind gerade, und die Biegung umfasst bloss das distale Drittel. Es ist klar, dass ein solcher Rahmen, ganz abgesehen davon, dass er eine grössere Ursprungsfläche für die distale Armmusculatur bildet, eine grössere Festigkeit besitzt und dem Fluge dienlicher ist als gerade Armknochen. Solche aber treffen wir bei grossen Taubenformen, zu denen ausser den Carpopha(jrnae (bei denen Carp. aenea allerdings eine Aus- nahme macht) auch die Columhidac zu zählen sind, bei welchen einzig Ectopistes und bis zu einem gewissen Grade Macropijgia Ausnahme- stellungen einnehmen; jene näliert sich in dieser Hinsicht sogar Phaps. und diese zeigt eine gleichmässige Krümmung der Ulna, während sie bei den übrigen Columha- Xvttw im proximalen Bereiche stärker ist als im distalen. Die Streckung der Unterarmknochen erreicht den höchsten Grad bei Didus und Pcsopliaps: diesen zunächst folgt Goura, dann die (Jarpophaginae und endlich Didimcnlns. Zum Schlüsse sei noch der Rauhigkeiten gedacht, welche von den Insertionen der Handschwingen herrühren. Wir finden deren zumeist 8, doch sind sie oft undeutlich, zumal an den beiden Enden, und der proximalste und distalste Abschnitt der Ulna ermangelt in der Regel solcher. Sie liegen zum grössten Theil auf der caudalen Fläche und greifen nur wenig und zwar im distalen Bereiche auf die dorsale über. Ferner ist die l'mgebung des Olecranum und die der distalen Trochlea zum Ansatz der Gelenkbänder rauh. Der Querschnitt der Ulna ist im proximalen und distalen Drittel dreieckig, im mittlem rundlich oval. Auch der Radius zeigt Rauhigkeiten dem Rande des Capitulura entlang, und diesem nahe liegt auf der rostro ventralen Fläche eine kleine ovale Tuberositas (für die Insertion der Endsehne des Biceps). Die Ulna ist circa doppelt so stark wie der Radius. Die veroleiebeiifle Osteologie der Columbiformes. 309 y) Die Hau d. Die Hand zeigt, der peripheren Lage entsprechend, eine grosse Plasticität, sowohl was die Detailstructur als auch die Proportionen betriftY. Wir haben schon gelegentlich der Besprechung des Ober- und Unterarmes darauf hingewiesen, dass beim Fluge die distalen Partien der vordem Extremität die hauptsächlichste Arbeit zu leisten haben und dass in Folge dieses Umstandes — auf den übrigens schon von anderer Seite hingewiesen worden ist — mit einer höhern Bean- spruchung die distalen Elemente an Dimension in erster Linie zu- nehmen, aber auch bei einer Verzichtleistung auf die Locomotion in der Luft zuerst der Reduction anheimfallen. Einige Zahlenverhältnisse mögen das Gesagte in frappanter Weise darthun. Die Länge der Hand (von der Wurzel des 3[eta- carpus 2 bis zur Spitze der Endphalange des zweiten Fingers ge- messen) giebt uns die Einheit, auf welche die Länge von Ulna -|- Humerus bezogen wird: Phaps chalcoptera 1,61 Tiirtur vinaceus 1,60 Zcnaida aiiriculata 1,62 (reopelia striata 1,86 Staruoenas cijanocepliala 1,71 Columha picazuro 1,51 „ rufina 1,63 Macropygia emiliana 1,75 Ectopistes mifjrafonus 1,45 Carpopliaga aenea 1,81 „ hkolor 1,80 Treron oxyura 1,78 Vinago calva 1.65 Treron vcrnnns 1,69 Ptilopus janihu juv. 1,81 ., roseicollis 1,89 ,, meUmoccphalns 2,0 Aledroenas madugascariensis 1,69 Didunculus strigirostris 1,89 Goura coronata 2,16 Caloenas nkobarica 1,69 Für Didns und Pczophaps vermag ich diese Verhältnisse nicht in den obigen Werthen darzuthun. da die vollständige Hand bis jetzt 310 Rl'DOLF MaHTIN. nicht bekannt ist. Wenn wir jedoch für P('.::opJuq)s an Stelle der Hand die Länge des Metacarpale 2 als Einheit setzen und die Summe der Längen von Ulna -|- Humei'us darauf beziehen, so gelangen wir zu dem Verhält niss 4.3 (für Didus beträgt der Werth ca. 4,0. Aber da ich es versäumt habe, die Messung an Originalen abzunehmen, so bin ich auf die Abbildungen Gadow's angewiesen, und sehr wahr- scheinlich übersteigt in Wirklichkeit der AVerth des Verhältnisses 4); das gleiche Verhältniss beträgt für Phaps chalcoptcm 3,15. für Co- Jumba picazuro 2,9, für Didmiciüus strigirostris 3,3 und für Goura vic- foriae 3,81. Es geht daraus hervor. T\^as übrigens von Anfang an zu erw'arten war, dass die Hand von Pezophaps und vermutlilich im gleichen Grade die von Didus das Maximum der Verkürzung inner- halb der Ordnung der Tauben erreicht. AutYallend ist die kurze Hand der Ptüopodinae. und es fragt sich auch hier wiederum, ob diese auf eine secundäre Verkürzung zurück- zuführen ist odei" ob sie eine ursi)rüngliche Erscheinung darstellt. Wie die Messung eines jungen Piü. jamhu zeigt , ist die Hand in der Jugend eher etwas länger. Leider steht mir kein Skelet eines erwachsenen Thieres derselben Art zur Verfügung, aber ich stehe nicht an, die vorliegende junge Form mit dem etwa gleich grossen (die erwachsenen Thiere verglichen) Ptil. roseicoUis zu ver- gleichen. Die Vergleichung zeigt nun zur Genüge, dass — vom Gesetze des P a r a 1 1 e 1 i s m u s der P h y 1 o - und 0 n - 1 0 g e n i e ausgehend — d i e V e r k ü r z u n g e i n e s e c u n d ä r e ist. In was der Grund dieser Rückbildung der Hand liegt, ist schwer zu sagen, da die PtiJopodinae vollständig flugfähige Thiere sind, und es wäre ein Fehler, aus diesen Dimensionen auf schlechte Flieger zu schliessen. Mir scheint, die geringe Körpergrösse spiele eiin wichtige Rolle bei dieser sonderbaren Erscheinung, und es liegt jü hier ein Fall der Analogie vor zwischen den PtiJopodmae und Geopelhi. einer Zwergform - wenn ich mich dieses Ausdrucks bedienen dart — unter den Peristeriden. Wir stossen hier auf einen AViders])rucli. indem wir diese kleinen Formen als degenerirt beti-achten müssen. während wir sonst gewohnt sind, von der kleinen Form, als dei' primitiven, auszugehen und von diesen die grossen Formen entstehen zu lassen. Es bleibt mir jedoch fraglich, ob wir die vor Allem bei Säugethieren gewonnene Anschauung, welche in der Hauptsache aut die eigentlichen Riesenvö.yel übertragen werden darf^ auch auf die generellen Vogelformen übertragen dürfen. Könnte es sich hier nicht vielmehr um eine secundäre Anpassung an ein bewegliches Leben Die vergleichende Osteologie der ("olnrabitormes. 311 handeln, als deren Folge die Reductiou der KörpergTösse und somit auch die des Flügels zu betrachten wäre? — Für eine solche spricht ja auch das Fehlen des Musculus ambiens und der Caeca bei PtUopodinae und GeopQlia; bei jenen ist zudem die Glandula uro- pygialis abwesend oder doch nur sehr schwach entwickelt^) Dies nur nebenbei; wir werden unten darauf zurückkommen. Kehren wir zurück zum Aufbau des Handskelets! Wir sind nicht im Stande, auch nur ein einziges Merkmal von grösserer oder kleinerer Constanz aufzuführen. Wohl bemerkt man, dass die Hand bald breiter bald schmäler ist (die einzige Strecke, die dies im Ver- hältniss zur Länge des Metacarp. 2 ausdrückt, ist der Abstand der beiden am weitesten von einander abliegenden Punkte der an ihren Enden verschmolzenen Metacarpalia 2 und 3j. Bei den Perisferidae schwankt dieses Yerhältniss von 3,7 bis 4,7, wobei Fhaps chalcopfera das Minimum darstellt (allerdings bei Starnoenas kann das Verhält- niss bis auf 3,()6 sinken) und das Maximum von T/(rtnr eri'eicht wird: Geopelia liegt bei 4,4; m. a. W. : die Hand ist am gedrungensten bei Phaps\ am schlanksten ])ei Tnrtnr (es ist aber bemerkensvverth. dass Phaps hisirionica bedeutend von Phops chalcoptera, mdica etc. abweicht und sich durch einen sehr schlanken Metacarpus aus- zeichnet : 4,5). Für die Colnmhidae sind die entsprechenden Grenzen durch Edopistes (4,1) und Columha Uvia oder Cohimha rufina (4.7) gegeben. Macropygia und Columha phaenofa liegen der untern Grenze näher als der obern. Die Amplitude der Variation ist hier bedeutend kleiner als bei den Peristeriden. Die Treronidae sind nach diesen Merkmalen deutlich in zwei Gruppen getrennt: 1. Die Treronmae -\- CarpopJiaginar und 2. die PtUopodinae. Für jene Gruppe sind die Grenzen durch Carpophaga aenea und Treron fulvicoJUs (4,0) einerseits und andrerseits durch Treron vernans (4,6) und Carpophaga lacernidafa (4.5) angedeutet. Auch hier muss erwähnt werden, dass die Schwankungen zwischen zwei nahe stehen- den Formen bedeutend sein können (z. B. Treron vernans 4,6 ; Treron 1) Die^ie Angaben entnehme ich Gakrod (in: Proc. zool. Soc. London, 187.3 u. 1874). Ich selbst hatte nicht Gelegenheit, diese Formen auf ihr diesbezügliches Verhalten zu prüfen; Ob die Bürzeldrüse bei (jcopcliii vorhanden ist , kann ich nicht sagen : es ist auch nur von ge- ringem Einfluss, da die beiden andern Merkmale von grösserer Trag- weite sind. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. ^1 312 RuDOLi- Martin. fulvicollis 4,0; T. hicincia 4.5; Vinayo calva 4,1 und 7\ oxijura 4.0; — Carpophaga aenea 4,0; C. hirolor 4,1; C. lacernulata 4,5). Die Ptilopodinae zeigen ein reg-elniässig-es Verhalten : 3.6 bis 3,8, während Alectroenas stark abweicht (4,4). Jedenfalls aber bestätigen diese Proportionen das oben Gesagte (bezüglich der secundären Ver- kürzung der Hand). Für Goiira beträgt der W'erth 4,5 und endlicli für Didunculus- 4,89. für T)id>is 4,6 und für Fezophaps 3,8. Die beiden letztern können natürlich nicht von gleicher Bedeutung sein wie die mehr oder weniger liugfähigen Tauben oder doch solche Tauben, welche erst kürzlich das Flugvermögen verloren haben, da die vordere Ex- tremität schon lange ihrer ursprünglichen Function enthoben und dalier weniger regelmässigen Agentien unterstellt war. Die Metacarpalia 1, 2 und 8 sind verschmolzen. Das erste legt sich mit der ganzen Länge seines caudalen Randes an den rosti"alen des zweiten; es trägt auf der Basis seinei' präaxialen Kante eine Protuberanz. die bald stärker, bald schwächer ist. Bei JDiduncnlus und Goura ist sie klein, ebenso bei einigen Carpophaginae (z. B. Carp. lacenmlata). Es finden natürlich alle Abstufungen statt, so dass diese Formen nicht isolirt dastehen. Bei Pezophaps tritt dann an Stelle der Protuberanz die bekannte mächtige Knochen- exostose, die nach den meisten Autoren (gestützt auf die Erzählung Legüats) dem Thiere als Waffe diente. Die Metacarpalia 2 und 3 sind, wie überall, mit den proximalen und distalen Enden verschmolzen. Ihre relative Stärke schwankt etwas, doch ist das zweite stets bedeutend stärker und runder als dass ungefähr von oben voi'n nach unten hinten abgeflachte Meta- carpale 3. Jenes ist gerade, dieses durchweg nach hinten convex gekrümmt. Der Grad der Krümmung hängt von den oben ange- führten Verhältnissen ab oder wohl eher umgekehrt, d. h. die Breite der Hand wächst mit der Krümmung des Metacarpale 3; somit kommt diese Krümmung bereits in den angegebenen Zahlen zum Ausdruck. Die Grundphalange des 2. Fingers ist pflugschaarartig und über- trifft in ihrer relativen Breite den gleichen Knochen der zunächst- stehenden Galliniformes. Eine Reduction in dieser Hinsicht ist kaum mit Sicherheit festzustellen, denn der Umriss befindet sich sehr im Schwanken; sollte sich aber die Verschmälerung bei Goura als constant erweisen, so wäre dies vermuthlich ausser JDidus und Die vero-leichende Osteologie rler Columbiforme.^. 313 Peziqthaps, die liier kaum der Erwähnung' bedürfen, der einzige Fall einer merklichen Rückbildung. Postaxial greift die Ausbreitung dieser Phalange in Form eines Fortsatzes in direct distaler Richtung vor. Die Länge und Form dieses Fortsatzes wechselt stark, doch kann immerhin (allerdings nur mit grosser Reserve) festgestellt werden, dass er bei Ferisfendae meist spitz zuläuft, bei Colmnhidac und dem Reste der Tauben ab- gestutzt erscheint. Edopistes zeichnet sich durch einen äusserst schlanken Fortsatz aus. Die FUJopodinae schliessen sich an die Peristeriden an ; auch zeigen die Treroninae schon nicht mehr immer die den Columbiden eigene Abstutzung. ^^'ie gesagt, diese Verhält- nisse wechseln und sind kaum aus einander zu halten. Bezüglich der Phalange 1 Dig. 3. und der Endphalange des 2. Fingers konnte ich keinen Wechsel, ausser in der Länge beob- achten. Diese kommt in Hinsicht auf Phal. 2 Dig. 2. in den obigen Längenverhältnissen wenigstens zum Theil zum Ausdruck. Endlich die Daumenphalange variirt ebenfalls in der relativen Länge. So sehen wir, dass die vordere Extremität füi- die engen Be- ziehungen der einzelnen Familien der Columbiformes eintritt, denn wir sind auf keine tiefer greifenden Differenzen gestossen. Die Verschiedenheiten, die wir angetrolfen haben, sind ohne Ausnahme secundärer Natur und stets auf den Mechanismus des Fluges zurück- zuführen. Jedenfalls geben sie uns kein Mittel an die Hand, die einzelnen Gruppen scharf und weit von einander zu trennen. b) Die hintere F^xtremität. Die hintere Extremität zeigt alle möglichen Grade der Ent- wicklung. Entsprechend der wenig l)evorzugten Locomotion auf dem Boden ist sie bei der ]\Iehrzalil der Tauben kurz und schwach, Avährend sie andrerseits bei einigen Formen an Höhe und Stärke zugenommen hat oder doch im Zunehmen begriffen ist. Welche relative Höhe die hintere Extremität haben mag, so ist ihre Modellirung in den Einzelheiten doch stets die gleiche. Wenn wir die einzelnen wenigen Differenzen abwägen, so dürften wir zu dem Schlüsse kommen, dass sie eben nicht von hohem Werte und für Verwandtschaft beweisend sind, sondern vielmehr an verschiedenen Orten können entstanden sein, wie ich schon zum öftern darauf hingewiesen habe, dass die Extremität sich in erster Linie an ihi'e Function anpasst. 21* ;-{14 IiLDOi.r Martin, tt) Das Femur. Am proximalen Theile des Femur können wir das Caput, die Gelenk fläche für den Antitrochanter und den Trochanter unterscheiden. Das Caput steht auf seinem schlanken Halse senkrecht zum Schafte des Knochens. Es ist kuglig. doch auf der proximalen und einwärts gerichteten Fläche etwas abgeplattet und trägt hier zwei mehr oder weniger deutlich von einander getrennte Gruben. Diese und in Folge dessen auch die Abflachung sind auf die Insertion des Ligamentum teres zurückzuführen. Durch diese Verhältnisse erhält die eigentliche Gelenkfläehe eine mehr sichelförmige Gestalt (wenn man sie sich in eine Ebene ausgerollt denkt), umgiebt so das Caput auf der distalen Seite und greift mit den beiden Hörnern auf die proximale Fläche, so dass die Insertionsgrube des Bandes vollständig von ihr umrandet ist. Die relative Grösse des Caput variirt etwas und ist bei den Erdtauben bedeutender als bei den übrigen. Man mag sich leicht davon überzeugen, indem man z. B. Didnnculns mit einer Treron vergleicht. Auch ist bei jenen die Kugelgestalt des Caput eine voll- ständigere, denn bei den gewöhnlichen Tauben ist es wenig zugespitzt. Die abweichende Gestaltung dieser Verhältnisse scheint sich bei Dkhwndus erst im Verlaufe des postembryonalen Wachsthums zu voll- ziehen, denn das vorliegende Junge schliesst sich direct an die übrigen Tauben an. Bei Goura, Didus und Pesophaps sind die Modificationen welche wir bei Didtmculus angetroffen haben, weiter getragen. Das Caput ist stets deutlich vom Collum abgesetzt, dessen Einschnürung auf der distalen und caudalen Seite am deutlichsten ist. Auf seiner proximalen Fläche fliessen die Gelenkflächen des Caput und diejenige für den Antitrochanter zusammen. Diese zeigt innerhalb der Ordnung einige nicht ausser Acht zu lassende Modi- ficationen, welche natürlich mit der Form des Antitrochanter in engsten Zusammenhang zu bringen sind. Diese Gelenkfläche hat bei den meisten Tauben die Form eines gleichschenkligen Dreiecks, dessen Basis dem Trochanter anliegt und dessen Spitze abgestutzt ist; hier stösst sie an die Crelenkfläche des Caput. Beinahe überall bleibt sie auf die proximale Seite des Collum beschränkt und greift höchstens sehr wenig auf seine Vorder- fläche. So bei allen Colnmhidae, Perisfcridac und Trcroriidae. während sie bei Didunculiis, hauptsächlich aber bei Goura, Didus und Pcso- pliaps nach hinten ausgreift und das Collum auf der Caudalfläche Die vergleichende Ostedlogie der <'oluinl)ifornies. ;-J15 umfasst; sie bedeckt den Streifen des proximalen Drittels derselben bei Colocnas, die proximale Hälfte bei Didimculus nnd Goura und die proximale Hälfte bis zwei Drittel bei Didus nnd Pesophaps. Am stärksten ist dieses caudale Ausgreifen entschieden bei Pe^ophaps-, und es entspricht dies ja auch der Stellung- des Antitrochanter. Die Ausbreitung der Gelenkfläche für den Antitrochanter nach rückwärts ist ein secundärer Vorgang, denn Biduucnlus zeigt in der .lugend ein gleiches Verhalten wie das Gros der Tauben. Die Gelenkfläche für den Antitrochanter ist stets über die i»ost- axiale Fläche des Femur überhängend, doch ist dieser „Ueberhang" — man gestatte mir diesen Ausdruck — bezüglich seiner Stärke sehr variabel, ohne sich dabei an die Gattung, ja nicht einmal an die Art zu halten. Unter ihnen liegt meistens ein kleines pneu- matisches Foramen, welches bald einfach, bald doppelt ist. Ich vermisste es bei Goura \ bei Didus ist es in eine grosse Anzahl P'oramina aufgelöst. Der Trochanter zeigt zwei Formen der Ausbildung, die eine Trennung zulassen. AVir können die beiden Tj'pen. um einen kurzen Ausdruck zu gewinnen, als den peristeriden und den trero- niden bezeichnen. Jener schliesst, ausser den als Peristeridae zusamraengefassten Tauben, auch Didiowidus, die Columhidae, Goxra, Didus und Pe,zo- phaps ein, dieser ausser den Treronidae noch Macropygia. Es bleibt sich gleich, welches Beispiel wir aus dem einen oder andern Tj'pus herausgreifen, um die Differenzen darznlegen, und so wählen wir für jenen Didunculus, für diesen z. B. Treron vcrnans. Didunctdus. obwohl in dieser Eichtung noch elier ein Anfangs- glied darstellend, lässt dennoch die Verhältnisse, die wir als den peristeriden Tj^pus bezeichnet haben, gut erkennen. Der Trochanter ragt als scharfe Schneide über die Gelenkfläche für den Anti- trochanter empor. Die Kammlinie ist die directe Fortsetzung der hintern und seitlichen Begrenzung dieser Gelenkfläche in präaxialer Richtung. Sie steigt von hinten nach vorn allmählich an, bis über den höchsten Punkt der Gelenkfläche, und fällt dann langsam (schwächer als die Gelenkfläche) wieder nach vorn ab; so erreicht diese Schneide erst vor der Gelenkfläche für den Antitrochanter ihre höchste Höhe, den Gipfelpunkt, von dem sie dann in scharfer Biegung abbricht und als prominente, allmählich sich abflachende Kante noch über den proximalen Drittel des Schaftes des Femur läuft. Sie lässt sich jedoch noch bis zum medialen distalen Gelenk- 31(3 Eui>uLi' .Maktin, con(l3''lus als schief über den Knochen laufende rauhe Linie ver- folgen. Die mediale Fläche des Trochanter ist stets concav; in der Tiefe der Concavität liegt g-elegentlich ein pneumatisches Foramen: dieses bleibt stets sehr klein und ist von äusserst geringer Constanz. Vom Gipfelpunkt des Trochanter läuft eine Kante gegen das Collum und verliert sich in der Mitte seiner Vorderfläche. Sie grenzt die Grube der medialen Trochanterfläche von der rostralen Fläche des Schaftes des Femur ab, sowie von der in diese über- gehenden medialen Fläche des vom Gipfelpunkt des Trochanter nach vorn absteigenden Kammes. Bei den übrigen Formen dieses Typus sind die beschriebenen Eigenthümlichkeiten noch schärfer ausgebildet; m. a. AV. der Tro- chanter erscheint noch höher. Zunächst Diduncuhfs, und diesen nicht übertreifend, stehen die Cohimbidac, dann folgen die Peristeridae, Goura und die Eiesentauben. Die ]\[odification. welche von Bidunaün^ zu diesen führt, beschränkt sich lediglich auf eine Grössenzunahme. Um so mehr contrastirt der treronide Typus. Der hintere Ansatz des Trochanter wird in gleicher Weise bewerkstelligt, wie oben beschrieben wurde; doch verläuft die Kammlinie zum lateralen Bande der Gelenkfläche für den Antitrochanter parallel und bricht mit dieser vorn ab. Die grösste Höhe des Trochanter liegt un- mittelbar über der grössten Höhe dieser Fläche und nicht nach vorn wie bei Didunculus etc. Der vordere Rand der Gelenkfläche für den Antitrochanter setzt sich als schwache Kante bis zum vordem Ende des Kammes des Trochanter fort. Durch ein solches Verhalten sind folgende Gruppen gekenn- zeichnet: Treronidae uiid Macropfjgiwac. Der Hauptunterschied zwischen den beiden Gruppen l)eruht in erster Linie auf einer Massen diiferenz, dann aber auch in der ver- schiedenen Gestaltung der Kammlinie. — Dass am Trochanter von Treronidae für die bei Bidimadus aufgeführte Concavität kein Platz ist, versteht sich von selbst. Die Aussenfläche des Trochanter ist i'auh; die Rauhigkeiten sind in 3 Höcker angeordnet, von denen der hinterste an der Basis des hintern Endes, der vorderste unter dem Gipfelpunkt des l'ro- chanter und der dritte in der Mitte zwischen beiden gelegen ist. Der Schaft des Knochens ist rundlich und zeigt bloss gegen seine Extremität eine schwache Modellirung. Die vergleichende Osteulogie der Colmubiturmes. 317 In erster Linie bewirkt die schon melirfacli erwähnte Kante des Trochanter einen dreieckigen Querschnitt im proximalen Drittel ; die Kante verliert sich in eine rauhe Linie, die zum medialen Condj'lus verläuft (siehe oben). Die Deutlichkeit dieser Linie wechselt innerhalb der Species. Der dreieckige Querschnitt des proximalen Theils wird ferner durch den Ansatz des Collum vervollständigt, indem die mediale Fläche herausgezerrt erscheint, was eine Abilachung auf der prä- und postaxialen Seite zur Folge hat. Im proximalen Viertheil dieser so entstandenen und gerundeten medialen Kante liegt eine Tuberosität, welche bei DidtmcuJus und Goura, namentlich bei Bidus und Pezo- phaps an Stärke gewinnt, während sie bei den übiigen Tauben kaum angedeutet ist. Mit grösster Eegelmässigkeit erscheint auf der postaxialen Femurliäche eine rauhe Linie, welche proximal unmittelbar an der Wurzel des Trochanter ansetzt, dann schräg über den Knochen zum medialen Condylus des distalen Gelenktheils verläuft. Ungefähr von ihrer Mitte spalten sich unregelmässige Rauhigkeiten ab, die sich gegen den lateralen Condylus ziehen. Einzig bei IHdus und Pezophaps ist diese Linie unregelmässig in einzelne Tuberositäten aufgelöst, welche netzartig den ganzen distalen Bereich des Knochens überspinnen. Eine kurze und zur Knochenaxe parallel verlaufende Linie setzt liier (bei Didus und Fcsophaps) unmittelbar hinter der erwähnten Rauhigkeit der medialen Kante des proximalen Theils an; sie er- reicht weder das proximale noch das distale Ende des Knochens. Das Foramen nutritivum des Femur liegt stets ungefähr in der Glitte der hintern Fläche des Schaftes, entweder auf oder doch in unmittelbarer Nachbarschaft der beschriebenen, quer über den Knochen lautenden Linea aspera. Der laterale Condylus des distalen Gelenktheils ist überall länger als der mediale. Der Unterschied ist aber gering, wenigstens wenn wir bloss die recenten Tauben ins Auge fassen. Anders gestalten sich die Verhältnisse bei den Riesentauben, bei denen der laterale Condylus stark über den medialen vorragt. Die Expansion des Gelenktheils ist eine wechselnde; jedenfalls dürften Didunculm und Goura in dieser Beziehung an der Spitze stehen, da sie die Eiesentauben noch übertreffen. Bei den übrigen Formen ist es schwer, Punkte zu markiren, da einerseits eine zu grosse Varia- bilität, andrerseits eine zu feine Abstufung existirt. 318 Rudolf Martin. Die Oondyli setzen vorn und hinten mittels Kanten am Schaft des Femur an. Diese convergiren proximal, die liintern stärker als die vordem. So kommt es vorn zur Bildung- eines Thals, hinten zur Bildung der Fovea poplitea. Jenes variirt in seiner Breite und Länge, doch sind die einzelnen Stufen nicht aus einander zu halten. Die Extreme werden am ehesten durch Ptilopus (Thal lang und schmal) und andrerseits durch Didunculus oder Goura unter den lebenden, durch Dichis, wenn Avir die Riesenformen mit einbeziehen, darg-estellt. Die Fovea p o p 1 i t e a ist durchweg ziemlich seicht und von der Gestalt eines g-leichschenkligen Dreiecks, dessen Basis der Gelenk- rolle anliegt und dessen Seiten relativ lang sind. Nur Didus und Pezophaps weichen, entsprechend der veränderten Lage der Gelenk- rolle, ab, indem das Dreieck in ein ungleichseitiges übergeführt wird. Die Grube ist auch bedeutend tiefer als bei recenten Tauben. In der Tiefe der Fovea liegt eine Anzahl pneumatischer Fora- mina. Auch wenn der laterale Condylus distal nur wenig vorragt, so trägt er auf seiner Hinterfläche doch stets eine Rolle, welche zwischen die Tibia und Fibula hineinragt und so bedeutend zur Festigung dieses Scharnirgelenks beiträgt, analog der Ausbildung eines Keils an den distalen Gelenkenden der Metapodien der Rumi- nantier und Pferde. Das Femur als solches zeigt bei allen Tauben eine Krümmung und zwar in zwei Richtungen: 1. es ist nach aussen convex und 2. in einer Sagittalebene sehr schwach ^förmig gekrümmt. Der distale Schenkel des S ist stäi-ker geschweift als der proximale ; der distale rückwärts concav. Didus und Pezophaps haben die zweite Krümmung fast ganz eingebüsst. bei Didimctilus ist sie sehr schwach. Der Verlust der Krümmung ist vielleicht auf ein Aufrichten der Extremität zurückzuführen. Was die Länge des Femur betrifft, mögen Zahlen Aufschluss geben, und damit diese einen Vergleich mit der voi'dern Extremität zulassen, so füge ich die Länge in Bezug auf die des Humerus bei. Diese Masseinheit sei mit h (= Humeruslänge) bezeichnet: Goura coronata (3.72 dv = 0,82 IHduneiüus strigirostris 7,7 „ = 0.95 Phaps chcdcoptera 6,26 „ = 0,87 .. histrionica 5,95 „ = 0,85 „ indica 5.98 „ = 0,88 Die veroleicheiide Osteologie der Cdlninbifürmes. 319 Turtur r'nmceus 5.94 clv ^= 0.87 li Zenaida auriadata 6,3 .. = 0.9 .. Geopelia striaia 6,65 ,. = 0.95 ,, Metriopelia mcJanoptera 6,56 „ = 1,01 ,, Sfarnoetias cyanocephala 6,67 ,, = 1,05 ,. Cdlnmha pkazuro 5,52 ,, = 0,85 ,. ,. trocaz 5,91 „ = 0,87 ,, hria 6.16 .. = 0,88 „ „ nißna 5,67 .. = 0.86 ,. Macropijgia emiliana 5,24 „ = 0,86 „ Edopistes migratonus 6,18 „ = 0,91 ,. CarpoplKiga aoica 5,33 ., =: 0,82 .. hicoJor 5.67 ,. = 0.81 ,. ,, Jacermdafa 5,33 ,. = 0,86 „ Treron o.rijura 5,53 „ = 0.97 .. Vinago ccäva 5,58 ,, = 0,93 ,, Treron vernam 5,63 „ = 0,88 „ .. fnJvü'oUis 6,06 „ = 1,01 i .. hicinda 5,73 „ = 0.91 „ Ptilopus roseicolUs 6,76 .. = 0,98 „ .. melanocephalus 6,72 „ = 0,96 „ „ melanospüns 6,06 „ = 1,01 ,. Aledroenas nt(idag'ie zu erwarten war, sind Diduncidns und Gonra durch die längsten Oberschenkelknochen ausgezeichnet. Für Didus beträgt seine Länge ca. 8,2 und für Pezophaps ca. 7,1. Hier kann natürlich nur von approximativen Werthen die Eede sein, da sie combinirten Skeleten entnommen sind. Einer weitern Erläuterung bedarf die Zusammenstellung nicht. ß) Die Tibia. Am Unterschenkel hat die gleichförmige Function alle Diffe- renzen verwischt, mit Ausnahme der einen, die mit der Körpergrösse in unmittelbarstem Zusammenhang steht: die schärfere ^Lodellirung bei grössern. die verschwommenere bei kleinen Foi-men. 320 ErDOi.F Mautin. Die Tibia ist nach vorn concav gekrüimnt; die Krümmung- ist in der Regel bei kleinen Formen etwas schwächer als bei grossen. Sie erreicht ihr IMaximum bei Didunculus. Die Riesentauben heben sich nicht von der Mehrzahl der übrigen Tauben ab. Die proximale Gelenkfläche ist viereckig. Auf der medialen Hälfte liegt eine Bahn, über welche der mediale Condylus des Femur beim Strecken und Beugen wegrollt. Sie ist in der Mitte emporgew()lbt und läuft vorn in eine stärkere, hinten in eine schwächere Grube. Bei kleinen Formen, wie Trcron, Geopelia, Pfilopus etc., kann die hintere Grube fehlen und durch eine ebene Fläche ersetzt sein. Lateral von der vordem Grube liegt ein tiefes Thal, welches nach aussen ausmündet. Es entspringt zwischen der beschriebenen Bahn des medialen Oond3'lus und dem Höcker, der mit dem lateralen Condylus articulirt. Das Thal ist bei grossen Formen tiefer als bei kleinen und an seiner Ausmündung überall mehr oder weniger deut- lich durch einen schwachen Wall gesperrt. Hinter und etwas lateral von diesem Thal liegt ein runder Höcker, der von der medialen Gleitbahn durch eine seichte Rinne getrennt ist. Dieser Höcker articulirt mit der medialen Fläche des lateralen Condylus des Femur. Er fällt stark nach aussen und hinten ab und bildet mit der Fibula zusammen eine Spalte, in welche die Rolle des Condjdns lateralis eingekeilt ist. Die Ausbildung der Crista externa und interna ist von nicht geringem Einfluss auf den Umriss der proximalen Gelenkfläche. In der Regel ist die Fläche tiefer als breit (Mehrzahl der Tauben inclusive Didus). Nur in wenigen Ausnahmen ist das Verliältniss ein umgekehrtes : zuerst und am regelmässigsten bei Fesophaps durch eine übermässige Entfaltung der Crista externa, welche die ganze vordere laterale Ecke der Fläche herauszerrt; ein ähnliches Ver- hältniss beobachtete ich bei einem jungen Ptüopus janihn, aber hier in Folge schwacher Elntwicklung der Crista interna. Werfen wir einen Blick auf die beiden Muskelkämme des proximalen Gelenktheiles ! Die Crista interna hat die Form eines gleichschenkligen Dreiecks mit breiter Basis, welche dem Knochen anliegt. Sie ist fast direct vorwärts gerichtet. Der obere Schenkel ist gegen die Basis zu stark verdickt und treibt die mediale vordere Ecke der proximalen Gelenkfläche nach oben vor. Die Länge der Crista be- L>ie ver.s'leichende Osteolog-ie der ('nluinbifonues. 321 trägt ca. \^ bis ^:^ der Länge der Tibia und ilire Hülie iiiiget'älir ^/4 ihrer Basis. Die Crista externa ist hauptsächlich an ihrem proximalen Rande sehr dick. Bei den meisten Tauben ist sie vorwärts aus- wärts gerichtet und bildet so mit der Crista interna eine tiefere, mit der Fibula eine sehr flache Rinne. Ihre Basis ist kürzer als die der Crista interna. Bei den Columhidae, Goura und einzelnen Peristeridae {I^irtur, Metriopeliä) sowie auch bei Fezop/iaps' ist sie fast direct auswärts g-erichtet und bildet so mit dei' Fibula eine tiefe Rinne. Der Schaft ist schlank, weist aber bei den Riesentauben eine bedeutende Stärkezunahme auf. Er trägt in seinem zweiten Sechstel auf der lateralen Fläche eine kammartige Tuberosität zum Ansatz der Fibula. Dadurch wird die vordere Fläche auf diese Ausdehnung etwas flach. Weiter distal ist der Schaft rundlich und zeigt erst wieder gegen den distalen Gelenktheil eine Ausbreitung. Zugleich entsteht auf seiner vordem Fläche, dem medialen Rande genähert, eine Rinne, welche in den Extensorencanal führt. Von der Crista interna läuft stets eine starke rauhe Linie, welche gelegentlich zu einer Kante anschwellen kann, gegen den medialen Condylus. Diese Kante beobachtete ich am stärksten bei Treron. Sie setzt sich in den die Extensorenrinne medial begren- zenden Wall fort und trägt hier einige besonders starke Rauhig- keiten. Li der Mitte des Schaftes ist die Kante stark gerundet. Sehr schwach wird sie bei Didunculus, Goura und IHdus angetroffen, während sie bei Pezopliaps gut markir.t ist. Unregelmässige Rauhigkeiten bedecken die ganze mediale und hintere Fläche des proximalen Vi c^er Tibia; nur eine rauhe Linie mehr auf der hintern Fläche ist von einiger Constanz. Sie setzt ungefäln- in der Mitte des postaxialen Randes der proximalen Ge- lenkfläche an, läuft direct abwärts und endet mit dem [)roximalen Drittel der Tibia. Auch von der Tuberositas fibularis läuft eine Linea aspera direct gegen den lateralen Gelenkcondylus. Der distale Gelenktheil zeigt kaum einige Modiücationen. Der laterale Condylus ragt gegenüber dem medialen schwach distal vor. Jener ist gewöhnlich bedeutend kleiner als der mediale. Eine Ausnahme machen IHdimcnlus und Goura. Bei rrzophaps ist die Grössendifferenz am stärksten, wo auch der mediale Condylus über 322 ßuDOLF Martin, den lateraleil prominiit. Ein ähnliches Verhalten zeigt Didus. Alle übrigen Tauben entsprechen dem zuerst Gesagten. Bei den TfiJopodmae scheint die Expansion des Gelenktheiles relativ am stärksten zu sein; doch missglückte ein Versuch, dies durch Messung- festzustellen, aus Mangel an Anhaltspunkten. Die Extensorenbrücke ist schmal, und ihr unterer Band fällt mit der Verbindungslinie der proximalsten Punkte der Condyli zu- sammen. Da und dort kann die Ausmündung des Canals auch tiefer in der Fossa intercondyloidea liegen; so vor Allem bei den Ptilopodinae: die Folge dieser Verlagerung ist. dass diese Oett'nung breit schlitzartig wird. Auch Diduucuhis kann ein ähnliches Ver- halten zeigen, denn innerhalb ein und derselben Art macht sich in dieser Hinsicht eine grosse Variabilität breit. Gute Beispiele liefern Didus und Pesophaps. Scharfe Grenzen lassen sich nicht ziehen, da eben keine solchen gegeben sind. Die Wälle, welche die Rinne, die zur Extensorenbrücke zieht, begrenzen, sind von rauher Beschaifenheit, namentlich der laterale. Den Ligamenten werden so gute Anhaltspunkte geliefert. Die seitlichen Flächen der Condyli sind etwas concav, und die mediale trägt einen ansehnlichen Höcker. Sie ist zudem bedeutend tiefer gehöhlt als die laterale. Zum Schlüsse noch einige Zahlen, welche über die Länge des Unterschenkels Aufschluss ertheilen mögen (f = Länge des Femurs): Gonra coronata 10,4 dv = 1,55 f Bidunculns strigirosfris 10.7 ,. = 1,39 .. Phaps chalcoptera • 8,2 ,. = 1,31 .. hisfrionica 7,9 11 = 1,33 .. ,. iiidica 9,1 11 = 1,53 „ Turfur vinaceus 7,7 11 = 1,30 „ Zenaida auriculata 8,1 ^. = 1,29 „ Geopelia striata 9,3 = 1,40 ,. Jletriopelia melanoptera 8,5 = 1,30 „ Sfanioenas cyanocephala ■ 9,6 )) = 1,45 .. Colnmha picamiro 7.5 11 = 1,37 „ ,. liria ' 8.5 ,, - 1,38 „ ,, rufina 7.3 = 1,29 „ Macmpygia cmiliana 6,7 11 = 1,29 „ Eciopisies mif/ratorius 8,7 11 = 1,41 „ Carpophaga aene'a 6.7 = 1,27 ,. 73 ,. = 1.29 Ü.5 ,. -1.22 6.8 „ -. 1,23 6,9 ,. ==1.25 7.3 „ = 1,H 7.5 ,. = 1.24 7,1 ,. =■ 1.25 S.4 . = 1.25 8,4 .. = 1.25 7.8 „ =^ 1.29 7.1 .. - 1.26 Die vergleichende Osteologie der CuluiuljitVirnies. 323 Carpophaga oceanica 7J dv -=- 1.30 f „ hicolor ,, lacrmulafd Treron oxijura Vinmjo cdlva Treron reriuois ftilvicollis hiciurtd Ti Uop i (S roscinijlis' „ mehmocephahis ,. melanospüus A lecfroohis niadctf/ascariensis y Fibula. Die Fibula beträgt die Hälfte bis zwei Drittel der Tibia. Ks ist kaum möglich, ilire Länge genau zu bestimmen, da sie. die Knochensubstanz allmählich verlierend, in einen sehnigen Strang- übergeht, der an einem kleinen Höcker der Lateraltläche des Con- dylus lateralis sich ansetzt. Das proximale Ende des Grilfelbeines ist verbreitert und trägt auf der medialen Seite die halbkreisförmige Gelenkfläche für die Rolle des Femur (siehe oben). Die hintere proximale Ecke ist dabei ausgezogen und spitz, während die vordere einen stumpfen Winkel darstellt. Der ganze proximale Theil- ist rauh und zeigt eine doppelte Krümmung: 1. nach der Seite concav der Tibia sich anschmiegend und 2. nach vorn convex. Sobald die Tuberosität der Tibia erreicht ist. wendet sich der Knochen wieder etwas auswärts, um dann gerade und mit dem Schienbein annähernd parallel ihren weitern Verlauf zu nehmen. Die hintere Kante der Fibula ist scharf und erhebt sich nahe dem untern Ende der Tuberositas fibularis. mit der sie eine innige Verbindung eingeht, doch ohne zu verschmelzen, in einem Vorsi)rung. an dem die Endsehne des Musculus iliofibularis inserirt. Die vordere Kante ist gerundet und knorrig. Die Verbindung mit der Tibia geschieht durch sehnige Faser- züge und ist namentlich proximal und dann zwischen der Tuberositas fibularis tibiae und der entsprechenden Stelle der Fibula eine sehr enge. Selten, z. B. bei Diduncnlns. kann es zu einer Verschmelzung kommen (wohl nur bei alten Thiereu). Bei Didiis oder Pcrophaps beobachtete ich nie eine solche, ebenso wenig bei andern 'l'auben. 324 Rudolf Martin. ö) ])er Metatarsus (siehe Abbildungen von Strickland u. Mp:lvilj.e, Owen, Newton etc.). Bezüg-lich der Bezeichnnngen am Metatarsus halten wir uns am ehesten an die von Owen^) für Pe^ophaps angewandten, ül)Wohl dort die Benennungen entschieden zu weit getrieben sind. Die Charakteristik, welche Owen für Fesophaps giebt, lässt sich fast unverändert auf alle Tauben übertragen. Natürlich sind die rauhen Linien und Cristae bei diesen weniger scharf als bei den Riesentauben ; das ist die einzige Differenz, welche mir bei der Ver- gleichung in die Augen fiel. Durchweg sind die Rauhigkeiten am Ec tometatarsns, von Owen als Crista ectometatarsalis bezeichnet, wenig oder kaum bemerkbar. Die Crista ectogastrocnemialis ist überall ziemlich scharf ; ebenso wird die Crista postin terossea nie vermisst. Die Linien und Vorsprünge des Innern Metatarsale zeigen keine wesentlichen Abweichungen von Fempliaps. Ich darf nicht versäumen, die Zahl und Anordnung der Selinen- canäle in dem plantaren Fortsatz des nach hinten gequetschten proximalen Endes des mittlem Metatarsale mit in Betracht zu ziehen. Einige Figuren können die Verhältnisse einfacher darlegen als eine Beschreibung. Der Grundplan bleibt stets der gleiche, nur ist er bald weiter, bald weniger weit ausgetragen. Das Verhalten dieser Fig. U^ Proximales Ende des 1. Metatarsus (von i)ben gesehen). 1:1. a. Caloenas nicobarica. b DkluncnluH Htr'igirostris. Sehnencanäle zeigt einige Constanz, doch kommen Abweichungen vor (z. B. beobachtete ich bei Treron vernans bald 2, bald 3 Canäle; ersteres scheint Regel zu sein). Auch sind die äussern Wandungen der äussern Canäle oft stark verdünnt, dass der nächste »Schritt zu einer Oeffnung des Canals führen muss (dies wurde bei Carpophaga und Treron beobachtet). Die Anordnung der Canäle ist stets die- selbe: 2 mediale, von denen der vordere der grössere und constantere 1) In: Trans, zool. Soc. London, 1872. I'ie versleichende Ostenloaie der Columbifornies. 325 ist. und 1 lateraler; dieser ist den grössten Sclnvaiikung-en unter- worfen. So lässt das proximale Ende und der Schalt in Hinsicht auf ihre specielle Structur keine gründlichen Ditferenzen erkennen; diese liegen vielmehr in der allgemeinen Gestaltung des Mittel- fusses. Doch bevor wir auf diese eingehen, sei mir gestattet, den distalen Gelenktheil, welcher uns auch einige Anhaltspunkte bieten kann, in Betrachtung zu ziehen. Der distale Theil des Metatarsus ist ausgebreitet und löst sich in die drei ]\retapodien auf, die je eine Gelenkrolle für die Grund- phalangen der drei vordem Zehen tragen. Diese drei (Telenkrollen liegen nie in einer Ebene, die zur Knochenaxe parallel ist; auch ragen sie distal ungleich weit vor (Taf. 12. Fig. 10). Der Grad dieser Xiveaudifferenzen wechselt, und zwar können folgende Stadien unterschieden werden (man denke sich das ganze Metatarsale auf eine Ebene durch die beiden vordersten Punkte des i)roximalen Endes der Metatarsalia 1 und 2 und durch den vordersten Punkt der mittlem distalen Trochlea gelegt): 1. Innere Trochlea stark plantar war ts gebogen: Pcristeridae, Ectopisfes, Ptilopodinae, Goura, Didunculus. 2. Mittlere Trochlea distal stark prominent: Feristeridae, CoJumbidae (Ausnahme: Macropygia), Goura, Didimcidus. 3. Aeussere Trochlea plantar war ts gekrümmt: Peristeridae schwach, Columbidae schwach, Treronidae schwach, Goura stark, Didunculus S(diwach. Die mediale Gelenkrolle trägt einen plantaren Fortsatz, dessen Aussenseite zur Aufnahme von Ligamenten gehöhlt ist. Die Axe dieser Innern Trochlea läuft von innen oben und hinten nach aussen, unten und vorn, d. h, gegen das Centrum der mittlem Trochlea. Die VorderHäche ist glatt und stellt einen Cylinder dar, der auf der Hinterseite eine breite Rinne trägt, welche ihre Entstehung der Anheftung des erwähnten plantaren Fortsatzes verdankt. Dieses zweite Metatarsale ist bis zum proximalen Rande der Trochlea mit dem dritten verschmolzen. Die mittlere Trochlea steht ([uer; auch sie gleicht mehr oder Aveniger einem Cylinder mit horizontaler Axe ; die Cylindertiäche ist iedoch tief eingeschnürt; die so entstandene Rinne beschränkt sich 326 Rudolf Martin, aber nicht nur auf die plantare Fläche der Eolle, sondern erstreckt sich auch noch über die ganze vordere Seite derselben. Die seit- lichen Flächen dieser Trochlea sind schwach concav. Der ganze Gelenktheil ist geg'enüber der Axe des Knochens schwach plantar- wärts gekrümmt. Die äussere Trochlea ist annäliernd das Spiegelbild der Innern ; sie divergirt nur wenig von der Knochenaxe nach aussen und hat die Form eines schief gedrückten Cylinders, der auf der Vorderfläche glatt, auf der Hinterfläche eingeschnürt ist. Sein lateraler, plantarer Rand ist zu einer Schneide ausgezogen. Das Metatarsale 4 ist schlank und trennt sich ungefähr zu Beginn des letzten Sechstel des Metatarsus; seine Trochlea steht jedoch durch eine starke Knochenbrücke mit der mittlem in Verbindung. So entsteht zwischen dem mittlem und äussern Mittelf ussknochen ein Canalis inter- osseus. der den ColimiUdae meist fehlt. Und nun noch ein Wort zur Gestaltung des Metatarsus im Allgemeinen ! Die relative Länge macht innerhalb der Ordnung starke Wechsel durch, wenn wir z. B. den Metatarsus von Treron auf der einen, den von Goura auf der andern Seite ins Auge fassen. Bei Treron ist er kurz und breit; proximal sind die Elemente durch grosse Foramina getrennt, und das mittlere Metatarsale kommt in grosser Ausdehnung auch proximal auf der Dorsalfläche zum Vorschein; es ist zudem bedeutend stärker als die seitlichen. Bei Carpophacia wird es bereits mehr plantarwärts gedrängt. Die Columhidae schliessen sich Treron an.. Auch distal sind die Elemente gut getrennt und stark divergirend. Mit andern Worten : dieser Metatarsus steht der ursprünglichen Form viel näher als der der übrigen Tauben. Didus schliesst sich diesem Typus an. während sich Pezophaps dem zweiten einreiht. Dies wird erklärlich, wenn wir uns das andere Extrem als eine Folge einer Streckung des Metatarsus vorstellen. Das mittlere Element wird proximal plantar hinausgequetscht und ist auf der Vorderfläche kaum mehr sichtbar; es bleibt auch hier den lateralen gegenüber bedeutend stärker, doch wird in Folge dieser Vorgänge die Gesammtbreite des proximalen Endes des Metatarsus geringer. Die Verschmelzung der drei Metatarsalia ist eine innigere, und die Foramina interossea sind bedeutend reducirt oder fehlend {Diännaüns). Die Divergenz der distalen Enden ist geringer als bei Trerou etc. Eine weitere Folge dieser Verschmälerung ist dann Die verg'Ieicheude Osteolog-ie der Colunibiformes. 327 das distale Heraustreten der mittlem Trochlea. die so gieiclisam dem mittlem Finger eine freiere Bewegung- verschafi't, die ohne Zweifel, Avenn diese Verschiebung- nicht geschehen wäre, beein- trächtigt würde. Diesem Typus sind die Peristeridae, Goura und DiduncuJus einzuverleiben. Das Metatarsale 1 (freie Hinterzehe) bedarf keiner weitern Erklärung; es zeigt stets dieselbe Form, über die tab. 11 in Stkk'kland u. Melyille Aufschluss geben kann. Einig-e Zahlen seien füi- die hauptsächlichsten Formen beigefügt : Goura coronata 7,7 dv. DidimrAÜus sfrüßrosfris 6,3 dv. Phaps clidlcopteru 4,3 dv. Columba picasuro 3,9 dv. Treron vernans 3,7 dv. €) Die P h a 1 a n g- e n. Die Phalangenformel ist stets 2, 3, 4, 5. Die (jrundph alange der Hinterzehe ist lang und übertritft die übrigen bis zu ^/g (Carpophaga). Die Differenz ist aber meistens g-eringer, indem sie in der Mehrzahl der Fälle ^j,, bis V^ beträgt. Bei Phaps chalcoptera wurde ein umgekehrtes Verhältniss angetroffen, denn dort übertraf die Grundphalange der zweiten Zehe die der ersten um \/,o ihrer Länge; dies ist aber der einzige derartig beob- achtete Fall. Bei Goura und Didimndns sind die Grundphalangen der 1. und 2. Zehe fast gleich lang; Vinago calva steht Carpophaga am nächsten. Die Grundphalange der 3. Zehe ist mit wenigen Ausnahmen die zweitlängste. Es wurde bereits von Newton darauf hingewiesen, dass sie bei Didm und Pezopliaps von der Grundphalange der 2. Zehe übertroffen wird und dies als Folge der intensivem Beanspruchung des Fusses erklärt. Wie dem sei, ich vermag kein Frtheil abzu- geben, doch kommt es mir eher absonderlich vor, dass hier in Folge der iSteigerung des Laufvermögens die 2. Zehe sollte verstärkt werden, während sonst die Laufvögel doch gerade zur Reduction dieser Zehe neigen. Thatsache ist, dass die Grundphalange der 2. Zehe die der 3. übertrifft; das Gleiche gilt für iJidmicidus und Goura sowie auch für die Peristeridae (mit Ausnahme von Mefriopelia) ] diesen zunächst folgen die verschiedenen Carpophaga- Arten, dann die übrigen Tauben ; die Treroninac und Pfdopodinae rücken am weitesten ab. Znol. Jahvli. XX. Abtli. f. Syst. 22 328 Rudolf Maktin. Ganz ungeachtet der relativen Länge der Grundphalangen ist die 2. Zehe die längste. Die 2. Phalange der 2. Zehe beträgt -/..j bis ^/.^ ihrer Grund- phalange; an der 3. Zehe ist dieses Yerhältniss ungefähr gleich, während die 3. Phalange dieser Zehe ca. % der Grundphalange ausmacht. Die Glieder der Aussenzehe sind kurz; ihre Grundphalange kommt der Länge der dritten der 3. Zehe am nächsten, die übrigen betragen -'/^ bis -.5 der entsprechenden (4 rund phalange. Die Endphalangen tragen die gewöhnlich starken Klauen, welche bei Carpophaga ihre beste Entwicklung erlangen. Allgemeiner T h e i 1. Eiiileitiiiii^. Nachdem wir uns nun eingehend mit den Formen und Form- veränderungen des Skelets befasst haben, stehen wir vor der Auf- gabe, entweder die vorliegenden Eesultate in einen genetischen Zu- sammenhang zu bringen oder sie physiologisch aus einander abzu- leiten. Die zweite Aufgabe mag dahingestellt bleiben; dagegen wird uns die erste für einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Forderung eines Stammbaums irgend einer Formengruppe deckt sich mit der einer natürlichen Systematik. Es fehlt durchaus nicht an Versuchen, diesen Ansprüchen für die Tauben zu genügen, und zwar suchten die verschiedenen Forscher jeweilen auf ver- schiedenen Wegen ihr Ziel zu erreichen oder gelangten durch ver- schiedene Abschätzung der einzelnen Merkmale zu verschiedenen Resultaten, so dass man beinahe sagen kann, die Zahl der Systeme komme der Zahl der Systematiker gleich. Immerhin lassen sich alle Systeme nach ihrer Grundlage in zwei Classen anordnen: während die altern Forscher und diejenigen, welche sich zu dieser Richtung noch heute bekennen, die äussere Form, hauptsächlich die Bildung des Rostrum com e um, der Füsse und die P'ärbung, als Eintheilungsprincip erwählten, sind auch einige Versuche gemacht worden, der Aufgabe mit Hilfe der Anatomie nahe zu treten. Die erstgenannte Gruppe beginnt mit Linke und gipfelt in den Systemen von K. Bowdler Shaepe und Salvadoki. während zuerst Die vergleichende Osteologie der Columbiformes. 329 Garrod iiiid Haswell auf Grund der Anatouiie ihre Sjsterae auf- zubauen bestrebt waren. In viel «Tösserm ^[aasstabe führte Für- BRixGER eine anatomiselie Gliederung- nicht nur der Tauben, sondern der Vögel übei'liaupt durch, und diesem Beispiel folgte auch Gadow, In neuester Zeit griff endlich Shuffeldt die Ordnung der Columbae wieder heraus, indem er sie vom Standpunkt des Osteologen be- trachtete. Der Grund zur anatomischen Behandlung der Vögel wurde l)ereits früher gelegt und zwar durch die vergleichend anatomischen Arbeiten von Huxley, Gegekbaur, Mivart und Clarke u. a. m. und entsprang in erster Linie aus der Tendenz, die Vögel mit den Beptilien in Beziehung zu bringen. Erst nach und nach machte sich das Bedürfniss geltend, einzelne abgeschlossene Formengruppen für sich zu betrachten, und daraus entstanden eben die Arbeiten von Garrod und Haswell, welche uns hier noch besonders inter- essiren weiden, da sie die Tauben zum Gegenstand haben. Kehren wir noch einmal zur ersten und alt hergebrachten Ai-t der Systeme zurück, so dürfen wir hier füglich diejenigen bis auf Fürrhinger und Gadow bei Seite lassen, da sie bei den beiden Autoren eine genügende Auseinandersetzung erfahren. Hier handelt es sich noch um die neueste Arbeit: das System, das Salvadori dem Kataloge des Britischen Museums (Tauben) zu Grunde gelegt hat und das im Wesentlichen an das System Sharpe's anschliesst. SALVADORfs System hat durch den Ort der Publicatiou wohl die rascheste und grösste Verbreitung erfahren; verfolgen wir auf- merksam die jeweiligen typischen Merkmale, so sehen wir zunächst, dass nothgedrungener Weise die Osteologie zur Trennung der Ord- nung in die Columbae und Didi beigezogen werden muss, also ein streng anatomisches Merkmal, gegen welches nichts einzuwenden bleibt. Die Unterordnung der Columhae wird ferner in 5 Familien ge- schieden, und zwar werden auf Grund des Nasenloches von Anfang an die Didiincnlidac bei Seite geschoben und den übrigen Familien gegenüber gestellt. Von diesen fallen zunächst die Goundac durch Besitz des Schopfes weg, dann werden die Fensferidac auf Grund des längern Metatarsus ausgefällt, und endlich bleiben noch die Tnromdac A'on den Colxndjiddc zu scheiden, was mittels dei- ausgebreiteten oder schmalen Zehensohle geschieht. Die einzelnen Familien werden nun in mehrere Unterfamilien 22* 330 Eldolf Martin. aufgetheilt, und zwar geschieht dies in verschiedenen Familien auf verschiedene Weise. Die Treronidae lassen nach dem Schnabelprofil (dessen Verschiedenheiten aber auf tief g-reifende osteologische Diiferenzen zurückzuführen sind) die 3 Unterfamilien der Treroninae, PiUopodinae und Carpoiihaginae unterscheiden, deren Gattungen und Arten durch die Färbung charakterisirt werden. Anders die Columhidae. bei denen die relative Schwanzlänge als geeignet erachtet wird, die Unterfamilien zu charakterisiren, resp. die Colnmhhme den Ilacropijgiinne und Ectopistinae gegenüber zu stellen. Diebeiden letztern werden durch die Schwanzbreite unterschieden. Für die Gattungen kommen dann in Betracht die Befiederung des Laufes, die relative Länge der ersten Hand- schwinge, die Stärke des Schnabels {Macropijgiinae) sowie die Gestalt des hintern Schwanzendes und das Vorhandensein oder Fehlen eines Schopfes {Macropijgiinae). Die Peristeridae werüen von Anfang an bloss durch die Grund - färbung charakterisirt und so in 6 Unterfamilien getheilt, von denen die der Geotrijgoninae die umfassendste ist. Die Gattungen und Arten werden dann an der Färbungsvariation erkannt. Für die Arten von Goura ist die Beschaffenheit des Schopfes und die Farbe charakteristisch. Es lässt sich nicht leugnen, dass Salvadobi durch diese Wahl der Merkmale und deren Combination dem Ornithologen einen guten Dienst geleistet hat. Die Schärfe der Diagnosen, die in dieser Be- ziehung sich vorth eilhaft von denen z. B. von J. V Carus unter- scheiden, macht das Werk zu einem vorzüglichen Bestimmungsbuch. Auch waren ja Salvadori die Hände gewissermaassen zum vorn herein gebunden, da er die Balgsammlung des Britischen Museum zu rein museologischen Zwecken zu bearbeiten hatte, also der Innern Anatomie keine Aufmerksamkeit zuwenden konnte. Immerhin muss darauf aufmerksam gemacht werden, wie un- gleich die gleichen Merkmale in verschiedenen Abtheilungen ver- wendet werden, dass wohl dem einen oder andern ein zu hoher Werth beigemessen wird und so zu tiefe Einschnitte in die Familien- verbände entstehen. Auch darf man nicht darüber hinweggehen, dass die Grenzen oft keine natürlichen sind, sondern heterogene Formen in sich aufnehmen müssen, während verwandte Formen in andere Verbände gesteckt werden. So spielen die Perisferidac, Die ver<;leiclieiule Osteologie der Colniiibifonnes. 331 speciell die Geotrijf/oninac, die Rolle des Keliiiclitkoi'bes. in dem alles, was sonst nirgends passen wollte, vereinigt zu finden ist. Soweit ist man mit blosser Zuhilfenahme der äussern ^ferkmale g-elangt, und es wirft sich ohne weiteres die Frage auf, ob auf dem Wege der Anatomie der Erfolg- ein grösserer oder kleinerer war. Die Antwort muss entschieden zu Ungunsten der Anatomie aus- fallen, doch ist das ungünstige Besultat nicht der Anatomie, sondern denen, die sie gehandhabt haben, zuzuschreiben, Gakkod, Haswell und Shuffeldt. Die umfassendem Arbeiten von Fühekingei; und Gadow fühle ich mich nicht berufen zu kritisiren, zumal sie nicht besonders auf die Columbiformes eintreten. Beide Autoi-en halten ihr Urteil zurück und stellen die Lösung der Aufgabe einer Taubensystematik der Anatomie der Zukunft anheim. Sie begnügen sich, bloss ihren Ver- muthungen Ausdruck zu geben, und somit wenden wir uns also direct den drei Forschern zu, welche die Tauben speciell zum Gegen- stand ihrer Untersuchungen gemacht haben. Der erste von ihnen, Garrod, hat die Frage am eingehendsten in Angriff genommen, doch sind auch seine Versuche zu wenig durchgreifend und die Merkmale nur einem oder wenigen Organen entnommen.^) So gelangte Gakeod dazu. Convergenzen mit genetischen Charakteren zu verwechseln. Wenn er z. B. auf Grund der Abwesenheit des Musculus ambiens Phlogoenas, Starnoenas, Geopelia, Ptüopns, Treron und Goura in eine Stammreihe anordnet, so ist auf den ersten Blick ersichtlich, dass wir es hier mit einer Versammlung von weit von einander abgelegenen Formen zu thun haben. Geopelia, welche osteologisch unbedingt den Peristeridae an- gehört, kann, was die Weichtheile betrifft, eben so gut durch Ver- lust des Ambiens von hier aus abgeleitet Averden. Wenn auch PhJogoenas und Starnoenas Caeca besitzen, so steht ihre Beziehung zu den Peristeriden doch ausser aller Frage, denn dass die eine oder andere Form alterthümliche ^\'erkzeuge, obwohl schon lange ausser Function gesetzt, bewahren kann, ist eine häufige Erscheinung (so machte mich z. B. Herr Dr. Hans Gadow auf ein Rudiment der Innenzehe beim Straussen aufmerksam, das sich seit der Tertiärzeit \Siruthio asiaticus] bis zum heutigen Tage unverändert erhalten hat. Herr Dr. Gadow gedenkt daiübei' noch eingehend zu berichten). 1) Muse. Ambiens, (.'aeca, Carotiden, Glandula uropygialis, Rectrices. 332 RcDOLF Martin, Eudlicli scheint mir Gaekod weit neben das Ziel geschossen zu haben, wenn er die Verlängerung des Darmes bei Didnnculus auf den Uebergang zur Fisch- und Molluskennahrung zurückführt, also auf den Uebergang von Fruchtnahrung auf Fleischnahrung! Wem ist aber nicht bekannt, dass carnivore Thiere sich gerade durch eine Verkürzung des Darmes auszeichnen? Im Uebrigen kann ich Gaeeod diese Behauptung auch positiv widerlegen , indem ich im Kröpfe von Diduncnlns stets Früchte vom Umfang sehr grosser Erbsen (eher noch grösser) und von auffallender Härte fand. Noch weniger glücklich sind die Versuche Haswell's und zwar hauptsächlich darum, weil er Eigenthümlichkeiten, welche einer ein- zigen Form entnommen waren , gleich auf die ganze Familie übertrug. Die neueste rein osteologische Beschreibung der Tauben, die, wenigstens nach dem anmaassenden Titel zu schliessen, die ganze Ordnung zu behandeln vorgiebt, befasst sich mit Pterodes, einigen nordamerikanischen Tauben und etwas mit DkhmcHlus , während man von der Existenz anderer Formen etwa durch einen Namen in Kenntniss gesetzt wird. Sie hat Shuffeldt zum Verfasser. Wie angedeutet, erreicht sie das ihr gesteckte Ziel nicht; offenbar hat dem Verfasser das nöthige Material gefehlt, respective die Fragestellung ist dem vorliegenden Materiale nicht angepasst worden. Das SHARPE-SATiVADoin'sche System, das Shuefeldt zum Schlüsse seiner Abhandlung anfügt, erfährt durch die vorhergehen- den Darlegungen weder eine bessere Begründung, noch geräth es ins Schwanken. Auch der Behauptung. Bidunculns stehe der Gattung Columha so nahe wie irgend einer andern Taube, fehlt ein genügen- der Beweis. Unsere Kenntniss der Anatomie, vor allem der natür- lichen Systematik der Tauben, wird also durch Shuffeldt nur wenig gefördert. Man ist somit weder auf die eine noch die andere Art den an uns gestellten Anforderungen gerecht geworden. Man wird eben auch hier trachten müssen, den von Fürbringer gebahnten Weg einzuschlagen, d. h. Summen von Merkmalen gegen einander ab- zuwägen. Ferner muss das Fundament eines möglichst natürlichen Systems auf der richtigen Werthschätzung der einzelnen Eigenthümlichkeiten aufgebaut werden. Gaddw ^) hat bereits versucht, diese nach ihrem 1) In: Bronn, Class. Ordn. etc., Theil 2. Die vergleichende Osteoloi^ie der Coluinbifonues. 333 sj'Stematisclien Wertlie tabellariscli zusammenzustellen; ich kann den Bemerkungen nur beipflichten und füge noch Folgendes zu. Wir haben im Laufe des speciellen l'heiles gesehen, dass einer- seits die individuelle Variation ^) äusserst weit ausgreift, dass aber andrerseits einzelne Skeletelemente oder Theile von solchen eine grosse Constanz aufweisen und sich nicht oder nur wenig modificirt durch ganze Formengrup}»en erhalten. Die Zahl dieser starren Ge- bilde ist allerdings gering, dennoch bin i(h der Ansicht, dass man, im Hinblick auf die Variabilität der übrigen Skelettheile, auf jene abstellen darf und ihnen einen hohen taxonomischen Werth bei- zulegen hat. Sie geben uns ein Mittel, die Familienverbände zu umgrenzen. Die m 3' 0 1 0 g i s c h e n E i g e n t h ü m 1 i c h k e i t e n führen uns in den einzelnen Familien noch weiter und gestatten uns oft die fortgeschrittenern Kiemente auszuscheiden. Es kann sich dabei natürlich nicht um die Vergleichung der ]\[usk einlassen handeln, da dies im vorliegenden Falle ein Unding ist, sondern bloss um einige der stärker variirenden Muskeln, also Ambiens und Latissimus dorsi posterior. Dass die Hautmuskeln ebenfalls von Bedeutung sind, möchte ich hier als Vermuthung aussprechen; leider war ich nicht in der Lage, sie zu untersuchen, da mein Material zum grössten Theil hierfür zu ungenügend conservirt war. Die Nervenge flechte von Arm und Bein, welche eingehend studirt wurden, sind zu veränderlich einerseits (nämlich in der Speciesj, zu constant andrerseits (in der Ordnung), um taxonomisch ins Gewicht zu fallen. Der Darm endlich ist von Aufenthaltsort und Ernährung zu abhängig, um eine allzu grosse systematische Bedeutung zu besitzen. Dagegen mag er für die Gattung und die Art seine Dienste leisten und so mit den Merkmalen der äussern Form und P^ärbung zu- sammen genommen zur letzten Aufspaltung der genetischen Ein- heiten in Anwendung kommen. 1) Es scheint , dass die individuelle Variation in den zwei Unter- ordnungen der Tauben aus verschiedenen (Quellen entspringt : bei den ('(ilionhiir aus der Indifferenz ihrer Organisation, bei den Diili gleichsam daraus, dass die Formen, dank ihrer hohen Specialisirung, ihre volle Ver- erbungskraft erschöpft haben und somit der Zufall ein freies Spiel be- kommt. 334 Rudolf Martin, Nachdem wir uns noch über diese einzelnen Punkte Rechen- schaft gegeben haben, dürfen wir einen Versuch, die stammesge- schichtlichen Daten in Zusammenhang zu bringen, wagen. Systematik. Durch die Anwendung dieser Mittel, nämlich der Anatomie, vorzüglich der Osteologie, sowie der äussern Eigenthümlichkeiten, werden innerhalb der Ordnung der Columbiformes verschiedene wesentliche Verschiebungen gegenüber frühern Systemen nöthig, welche in der Folge zur Besprechung kommen sollen. Seitdem die Zugehörigkeit der madagassischen Riesenformen zu den Tauben erkannt worden ist, hat man sie diesen in einer Unterordnung, Didi, gegenübergestellt, während man die übrigen Tauben in der Unterordnung der Columll)ae vereinigte. Diese Trennung muss auch heute noch mit Vorbehalt beibehalten werden, mit Vorbehalt nicht darum, weil die Ausscheidung nicht berechtigt wäre, sondern weil sie vielleicht nicht genügend ist. Wenn man nämlich JDidus und Pezophaps genau vergleicht, so häufen sich die Differenzen derart, dass man sich fragt, ob es nicht am Platze wäre, die Familie der Bididae weiter zu spalten, eventuell sogar die Unterordnung zu lösen. Rudolf Bürckhardt ^) ist auf deductivem Wege dazu gelangt, eine diesbezügliche Vermuthung auszusprechen, ohne auf die anatomische Begründung der Frage ein- zutreten. Die Ihiterschiede im Schädel möchte ich nicht zu hoch an- schlagen, obwohl die Umwandlung desselben bei den beiden in ganz verschiedener Weise geschieht. Die Schnabelform bietet keinen Anhaltspunkt, ebenso wenig die Schädelbasis (s. spec. Theil. S. 214 f., 183, auch S. 201). Die Wirbelsäule ist bei Didus gedrungener als bei Pczophaps, die Rippenzahl grösser. Bei Pczophaps zählt die Halswirbelsäule (indem ich die echten Cervical- und Cervico-thoraxwirbel zusammen- fasse) regelmässig 15 Elemente (wovon das 15. mit dem 1(1 und 17. verschmolzen), während JDidus in der Hälfte der Fälle bloss 14 zählt, dafür 5 echte Ri})penpaare. Dazu kommen die Differenzen in der Scapula und hauptsächlich im Coracoid, wobei besonders das Fehlen des Processus 1 a t e r a - 1) Problem d. antarkt. Schöpfungscentren etc., in : Zool. Jahrb., V. 15, Syst., 1902. Die vergleichende Osteologie der Oolunibiformes. 335 lis cor. ins Gewicht fällt, der jxi bei älmliclier Stellung- der Knochen bei Bidus wohl ausgebildet ist. Ferner sind die Unterschiede im Sternum nicht zu übergehen, noch weniger die im Becken, auf welche ja schon im speciellen Theil aufmerksam gemacht worden ist (s. spec. Theil S. 241 und S. 280 ff.). Endlich noch die bedeutendere Höhe der Hinterextremität bei Pezophops bei ähnlicher Lebensweise wie Bidus und die verschiedenen Verhältnisse innerhalb der Zonen der Extremität sind Ei-scheinungeu, denen in der Regel zu wenig Gewicht beigelegt wird. Auch verdient hier die Differenz der (Teschlechter bei Pe,~ophaps erwähnt zu werden, die bei Bidus nicht oder Jedenfalls nicht in dem Maasse beobachtet worden ist. Mögen nun auch einige dieser Unterschiede auf secundären ^'orgängen beruhen, so existiren andere, denen jedenfalls ein höherer A\'erth beizumessen ist (Schlankheit des ganzen Skelets von Pesophaps Coracoid, Sternum und Becken), so dass ich geneigt bin, anzunehmen, die beiden Formen haben schon von frühe an ihre be- sondere Entwicklung du i' c h g e m a c h t , oder, was n o c h wahrscheinlicher ist, sie seien niemals einig gegangen, sondern ihre bedeutende Körpergrösse sei eine Con- V e r g e n z e r s c h e i n u n g.' Man hat ja in neuerer Zeit zur Genüge die Erfahrung ge- macht, dass die Riesenvögel eine sehr heterogene Gesellschaft dar- stellen, und es ist desshalb in dieser Beziehung höchste Vorsicht angezeigt (vgl. Füebringee, Morph, etc., V. 2). Natürlich kann es sich bloss um Vermuthungen handeln, und absolut sichere Beweise sind ausgeschlossen. Immerhin möchte ich die beiden Formen in 2 Familien aus einander ziehen: Dididae und Pezophabidae. Den IHdi gegenüber stehen die Colunibae, welche sich durch- weg schon durch ihre geringere Körpergrösse von jenen abheben. Es kann sich hier nicht darum handeln, die Gliederung de^* reich verzweigten Stammes bis in die Spitzen der letzten Aeste und Aestchen zu verfolgen, da einerseits — nämlich bezüglich der äussern Merkmale — der SALVADOKi'sche Katalog befragt werden kann, andrerseits aber das erforderliche Material zur anatomischen Unter- suchung überhaupt fehlt und in seinem vollen Umfange auch nirgends aufzutreiben ist. In den folgenden Zeilen sollen nur die Familien und deren nächste Gliederung zur Besprechung gelangen. 2. )) 3. n 4. « -i 5. 5! J 6. » ' 7. ' 4. Familie: Gouridae 5. Familie: Didunciilidae. 336 Rudolf Maktin, Salvauoki und Sharpe unterscheiden bekanntlich: 1. Familie: Trcroiiidac 1. Unterfaniilie : Treroiiiiinc 2. „ PtilojiDtlinitr 3. „ Carji'ijihfif/i iiac 2. Familie: Colinvhidac 1. Unterfamilie: ('uluiubinar 2. „ Macropygiinna 3. „ Ecfopistiiiar 3. Familie : Pcrisferidar. 1. TJnterfamilie : Zciiaidiiido Turtiiriiiae (icü})(diinac Pcristcr'uiac PJiohinar Geofnjr/oniiiar Chloenadiiiae Sehen wir nun zunächst nach, wie sich das Skelet, als ein central gelegenes Organ, zu dieser Eintheilung verhält. Indem ich auf den speciellen Theil verweise, mache ich noch einmal darauf aufmerksam, dass nach Schädelbau, den Eigenthüm- lichkeiten im Schultergürtel und im Becken die nachfolgenden Haupt- gruppen zu unterscheiden sind, denen wir Familien- oder Unter- familienrang einzuräumen geneigt sind. Als weitere Belege seien ferner noch die der Anatomie der Weichtheile entnommenen Daten beigefügt. Eine erste Familie belegen wir mit dem Namen Columbidac und fassen sie gleich wie Salvadori und Sharpe, nur dass wir die I^nterfamilien wollen fallen lassen, indem Macropygia und Edopistcs als blosse Genera der Gattung Columba gegenüber stehen. Ferner geschieht ein Zuwachs von anderer Seite. Die Familie ist charakterisirt durch die Schnabelform, die mittelgrosse Fossa temporalis, eine schlanke Spina sterni interna, regelmässig ovalen Brustbeinumriss; das Brustbein greift weit unter das Becken nach hinten. P'erner ist der breite und wenig markante An titroch anter charakteristisch. In der Regel trägt der 8. Sacralwirbel Costalfortsätze ; oft vollzieht sich aber eine Rückwärtsverschiebuns: des Beckens, und dann trägt der 8. Sacral- Die vergleicheiHie Osteologie der Columbit'ornies. 337 Wirbel schwache oder nnpaarifje Costalfortsätze und der 9. starke, oder endlich der 9. trägt allein solche. Die Gelenktiäche füi- den Antitrochanter am ('oll um femoris ist vom peristeriden Tj'pus. Der Metatarsus ist kurz und breit. Der Muse, latissimus dorsi i)()sterior fehlt, der ]\1. ambiens ist vorhanden. Beide Merkmale haben die Columbiden mit den meisten Perisieridae gemein. Die iibrig-en Oberschenkel- muskeln geben keine weitern Anhaltspunkte. Das Vorhandensein der Caeca (nach Gakhod) isoliert die Gruppe von den Treroniucte. Carpophug'nme, Pfilopadinac, Gonridac. Didiincidits und den Pcristeridae mit Ausnahme der Gattungen Pklogoenas, Stanioenas und Turtur. Die Nervenplexus und Blutgefässe sind nicht besonders charakteristisch. Die Gattung Macropyr/ia umfasst kleinere Formen des austro- malayischen Archipels, der Papua-Inseln. Australiens und Poly- nesiens (Salomon-Inseln). Osteologisch ist die Gattung nicht von Cohimha zu trennen, ebenso wenig auf Grund der Myologie, so dass ich mich vollkommen berechtigt erachte, den Rang einer für sie errichteten Unterfamilie fallen zu lassen. Der Beckenumriss ist schlanker und mehr rautenförmig als bei Columha und Edopistcs. die hintere Extremität kürzer, sowie sich auch einige kleine Längenditferenzen im Brustgürtel und der vordem Extremität ergeben (Sternum relativ kürzer, ebenso der Flügel). Dazu kommen noch die Unterschiede im Federkleide, auf die ich nicht näher einzutreten habe, so dass die Gattung von ('ohonba und Edopistes wohl unterschieden ist und dennoch in den constantern Skeletpartien und anatomischen Eigenthümlichkeiten eng hier an- schliesst. Im Gegensatze zu Macropygia steht Ectopistes, der im ganzen Bau die schlankste Form in der Familie darstellt. Nicht nui- die Extremitäten, vor Allem die Hand und der Unterschenkel, sind gegenüber den übrigen Columbiden gestreckt, sondern auch, obwohl in geringerm Maasse. der Schnabel, während das Becken seine Plumpheit beibehält und sich im UnirLss vollständig der Gattung CV)7?o»i« anschliesst. Die weite continentale Verbreitung stellt wohl hohe Anforderungen an das J^'lugverm()gen, woraus die Streckung der Hand erklärt wird. Die Schlankheit des I\üri)ers geht Hand in Hand mit der Schlankheit des Schwanzes. 338 Rudolf Martin. Sind also die beiden alten Unterfamilien daliingefallen, so ist eine andere Form der Familie beizugesellen und ihrer starken Ab- weichung- wegen in einer besondern Unterfamilie unterzubringen. Die alte Unterfamilie der Colunihimw wäre also erweitert und den Caloenadinae mit den beiden bekannten Arten gegenüber gestellt. Diese nämlich weichen osteologisch bedeutend von den Peristcridac ab und nähern sich den Columbidac (Schädelbau. P^ossa temporalis, Brustbein). Das Becken und besonders der Antitrochanter haben eine kleine Umgestaltung erfahren, indem sie der höhern Bean- spruchung angepasst worden sind. Das Becken ist schlanker und der Antitrochanter breit (und tritt deshalb zu den Peristeridac in scharfen (Gegensatz), doch bedeutend markanter geworden, wie über- haupt die Modellirung des Beckens eine schärfere ist. Die hintere Extremität ist etwas gestreckt worden, während die Hand einer Verkürzung an heim gefallen ist. Die hintere Portion des Latissimus dorsi fehlt ebenfalls, wie auch der Ambiens vorhanden ist. Dies Alles zusammen genommen mit den äussern Merkmalen giebt beträchtliche Diiferenzen, welche den Subfamilienrang jeden- falls rechtfertigen. Die Caloenadinae haben schon einen beträchtlichen Grad der Selbständigkeit erreicht und sind wohl seit längerer Zeit eine be- sondere EntT\icklungsbahn, die zum Ratiten führen müsste. ge- schritten. Wir dürfen uns aber nicht verhehlen, dass gewisse Dinge am Skelet von CkUoenas, vor Allem die Schnabelstellung, auch Anklänge an Carpophaga zeigen. Die zweite Familie, die Peristeridae, umfasst ebenfalls zum grössten Teil die Formen, welche Salvadori dazu rechnet, mit Aus- schluss der Caloenadinae und Oiklipliaps. Andrerseits ist es wohl möglich, wenn nicht ersichtlich, dass eine andere reichere (^ruppe als Unterfamilie dazu geschlagen werden muss, nämlich die Ptilo- podinae. Die Formen, die Salvadori als Peristeridae zusammenfässt (nach Ausschluss der Caloenadinae und Ofidiphaps, was von jetzt an selbst- verständlich ist), sind ausgezeichnet durch den schlanken Schnabel (die Phahinae weichen ab, indem das Rostrum hier kräftig, aber sehr kurz ist), die kleine Fossa temporalis, die schlanke Spina Stern i interna, das leicht gebaute und in der hintern Hälfte Die verofleichende Osteologie der Columbifornies. 339 veiiäiigerte Stern um, welches somit weit unter dem Becken nach hinten ausgreift (weiter als bei Columbiden). Die Stellung der Ge- leukfläche für den Trochanter der Scapula am Coracoid ist stärker nach hinten gerichtet als bei Columhidae , Tnroninae und Carpo- phcujinae. Die Gestalt des Beckens wechselt ziemlich stark, doch ist die hintere Hälfte meist verkürzt und der vordere Theil schlanker zulaufend als bei Columhidae. Der Antitrochan ter ist durch seine Schlankheit und Prominenz charakteristisch. Die vordere Ex- tremität ist nie besonders gestreckt, zumal die Hand nie eine auf- fallende Länge erreicht, obwohl bei einigen Zwergformen eine auf- fallende Kürze (Gcopelia). Die hintere Extremität dagegen ist durch- weg relativ lang und sticht somit scharf von der der Columhidae und Treronidae ab. Die hintere Portion des Latissimus dorsi fehlt in der Kegel, wird aber da und dort angetroifen (z. B. Fhaps indica); der Mus- culus am biens ist gewöhnlich vorhanden, unterliegt aber secundär hier und da der Reduction [Gcopelia. Fhlogoenas. Starnoenas). Wenn nmn die Formen, denen er fehlt, betrachtet, so sieht man, dass sie meist — wie im specielleu Theile zu zeigen versucht worden ist — secundär specialisirt worden sind, und unsere Folgerungen werden also hier durch die ^lyologie bestätigt. Diese Formen aber auszu- scheiden, haben wir noch kein Pecht. Auch hier giebt uns die Veigleichung der Xervengeflechte keine Fingerzeige. Die weitere Gliederung der Familie geschieht in 2 Unter- familien, die Pcristerinae und die Fhahinae. Ofidiphaps scheide ich aus der Familie aus und bringe ihn anderwärts unter. Eine weitere Aufspaltung erlaul)t die Anatomie nicht. Die Peristerinae umfassen die SALVADOKi-SHARPE'schen Unter- familien 1—4 und 6 und sind durch die Schnabelform und die gewölbte Stirn ausgezeichnet. Diese erhalten sich durch alle Formen sehr constant, so constant sich auch bei den Phahinae der plumi)ere Schnabel und die median eingesenkte Stirn erhalten. Sonstige anatomische Differenzen kann ich nicht aufführen, denn ich hatte nur Gelegenheit, die Myologie der verschiedenen Pha)»i-\Yi(iW zu Studiren. Die dritte Familie vereinigt Formen, welche von Saiaadori in 3 Familien vertheilt wurden, nämlich die Carpophaginae. die Gouridac 340 Rl'dolf Martin, und Otidipliaps. Wir fassen sie nach der umfangreichsten und primi- tivsten Formengruppe als Carpophagidae zusammen. Die Familie weicht von allen übrigen Tauben durch die Stel- lung und Form des Schnabels ab, die nicht bloss äussere Er- scheinungen sind, sondern auf einer Ummodelung der ganzen vordem Schädelpartie beruhen. Die Fossa temporalis ist äusserst gross und zeigt Anklänge an die Treroninae. Die gegenseitige Stellung der Gelenkflächen für Humeruskopf und Scapula am Coracoid bildet einen sehr stumpfen Winkel. Die Spina sterni interna ist breit, Das Brustbein ist verschieden, soweit ich es aus eigener Anschauung kenne; ich werde gleich darauf zurück zu kommen haben. Das Becken ist bei Goura modificirt, bei Carpophaga aber breit, kräftig und der Antitroch anter auf breiter Basis sitzend. Die vordere Extremität zeigt bei Carpophaga keine wesentlichen Modi- ticationen, mit der Ausnahme, dass die Hand etwas verkürzt ist. Die hintere Extremität wechselt in der Länge beträchtlich. Was von myologischen Eigenthümlichkeiten den drei Formen- gruppen gemeinsam ist, kann ich nicht beurtheilen. Aus der Lite- ratur entnehme ich, dass der hintere Kopf des Latissimus dorsi bei Goura vorhanden ist, wie ich ihn auch bei Carpophaga con- statiren konnte. DerAmbiens M\\t Goura. mc\\i o^htv Carpophaga. Wie diese beiden Muskeln bei Ofid.iphaps ausgebildet sind, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Die Carpophagidae stellen die grössten heute lebenden Tauben- formen dar. Die Gliederung der Familie ist gegeben; wir unterscheiden 3 Unterfamilien : die Carpophaginae (im SALVADOEi'schen Sinne), die Gourinae (= Gouridae Salvadoei's) und die Otidiphabinae (= Oiidi- phahs). Die Carpophaginae zeichnen sich vor den beiden übrigen Unter- familien durch die niedrige, das hintere Ende des breiten Sternum nicht erreichende Carina sterni, die Plumpheit des Brust- beins (welches nicht bis auf die Höhe des Antitrochanter nach hinten greift) und des Beckens und die kurze hintere Extre- mität aus, was alles mit den äussern Merkmalen zusammen den Verband scharf umgrenzt. Die vordere Extremität ist noch wenig different. Die Gourinae sind hoch specialisirte Carpophaga-Y orm^w, die, ab- gesehen von der Körpergrösse. noch durch das lange, schlanke Sternum mit den kurzen und plumpen lateralen Trabekeln, die Die vergleicheiiile Osteologie der Coluuibifonnes. 341 hohe Crista sterni, das lange und si-hmale Becken mit den stärker prominenten An titrochant ern, die kurze Hand und end- lich durch die relativ bedeutendere Höhe der Hinterextremität aus- gezeichnet sind. Entsprechend der Körpergrüsse ist auch die Sculptur des Skelets eine schärfere. Für OfidipJiaps kann icli leider nichts beifügen, und seine Stellung ist eine etwas problematische. Der Gi'uiid, warum ich die Form hierher genommen, beruht auf der Stellung und Form des Schnabels, den Schädelmerkmalen etc., so viel eben davon in der nicht selir deutlichen Photographie auf tab. 8 in A. B. Meyer's Abbildungen von Vogelskeleten zu sehen ist. Die Treronidac schliessen, nachdem wir auch die Ftilopodinae aus- geschaltet haben und zwar auf Grund des schlanken, an Pcrisferidae erinnernden Schnabels, der kleinen F o s s a t e m !> o r a 1 i s , der abweichenden Stellung der (relenkflächen am Ooracoid, der Form der Spina sterni interna, des kurzen Xiphosternum mit den langen und schlanken äussern Trabekehi der geringen S acral - wirbelzahl, noch die einzige Unterfamilie der Treromnae ein. Diese ist durch das starke Rostrum, die äusserst grosse Fossa temporalis, das schlanke Brustbein mit der schlanken Spina interna, in der Eegel nicht sehr breites Becken (Aus- nahme Vinago calvu) und den ziemlich prominenten A n t i - t r 0 c h a n t e r ausgezeichnet. Der T r o c h a n t e r f e m o r i s ist nicht prominent und die hintere Extremität kurz, während die vordere eine mittellange Hand trägt. Der hintere Kopf des Latissimus dorsi ist wohl entwickelt, dagegen fehlt der Ambiens, ähnlich wie bei den Ffilopus- Arten auch. Es ist schwer, definitiv zu entscheiden, wo diese unterzubringen sind. Das Skelet zeigt viele Anklänge an die Fcristcridae, doch sind aucli solche an die Trerouidae nicht ganz in Abrede zu stellen (Troclianter femoris, kurze hintere Extremität etc.). Andere Eigenthümlichkeiten , wie das Vorhandensein des Muse, latissi- mus dorsi posterior und das Fehlen des AI u s c. a m b i e n s , weisen darauf hin, dass sie jedenfalls schon frühe einer von der der Peristcridae verschiedenen Entwicklungsbahn gefolgt sind. Die auffallend kurze Hand wiedei'um lässt darauf schliessen, dass sie zu den altern Formen in einem ähnlichen Verhältnisse stehen, wie 342 IvriHMK Mautw. (Vf>()jiW» -* ■X lOX iC iO X X -+ -f X -*> cc CO >o X CO CO "w ~t -f ^ ^ ■^ -(H -Tf -* -* -f ~f_ t,"**. 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"-1 ^_ >o p ;h CO 'm' cm" "> '"^ ^i c*! o-f '^i c^r r>i 7i~c>>f c>i cvf c*r -H cm' co" cm" :S >< :S O 1^ 93 - h5 CK c p -d Sr6 g ?0 1—1 05 CO ^ CM lO X >c CO in o; -^ CO ■ w P . cc P'C OJ p S ^ £ CO CO Cv] (>] '>\ Cl (M o^o'o'-o'öo" CO (>] CM CM C^l C*] CM o" c^'o'ö'o' d" o" ~''oö^ d~ :o3 1-5 CG -2 CO o öjo o ■TS P 05 CO o a p p a 1- -H —1 CD lO CD CD X Ol X Ph :cö p rt ce (U TC cc ^ -r ic >o -fi CO -+ -f CD -* .0 CO -f ■* lO >!0 s CO ce bß o a; C o"-'d"ööo" ö'o" 3 o-o^o^d^ cScSö d~ s • rH 1 :o P 02 g X :71 1— 1 CM ^^ 0^ T-J i'l O I^ X Oi X (^ — CM CO X -*^ -t lO C^l CO CO CD CO 1—' CM -HCOCO ^ X2 P s ' •" *\ r. r. 7 r *" r* p p h-l ^ «s CO 33 V P > X X JJ p "^ c^ -*^^_;(M__o^«q co_^ CO CD -* c- •* O t^ -t- .C^L-- lO :0 ."ti 3j ^ «d , rT » rf » d" CCT iO~ » C tdt6 GO 00 1—1 •* CO ? ^ X CM X >0 'O OS c^ Ol lO '^ l>- CO 05 Ol xoo r- :eö ^^ crj X c^ o X E^ X p- o- r- r^ c^ CD CD L^' X' X' c^ H^ •"^ cc 2 M «c g V s § ^ 2 b 1 "S Ö p %* -^ > -% f p tS ~ ij ■3 2 o C e s P-2 s^ 4) |5^ S-Co-S 2^ fe seicoll elanoc £ »1 <» 2§-1E2 =9 ^ -^ CI5 -S r" S Ö O r* CO -^ s gl a. p c K r p r §.2 O CO q Ä t^c^ ^ö S; ^ Die vergleichende Osteolugie der Culumbiformes. 351 ■cc^io^c-fini^rc GO 35 to cc :o t^ •>! X CO -* 7C ic ic 00 lO — (M OJ tH !M 3<1 (M !7J ^^ -M -rt ->] (M T-H ,-1 T-i Cv] T-i T-i T— I TC C^J r-cC'MiCX'CTC :d oaro:o?c -*:o com i> lO -* in iD iD CO ^ tcT ?o >o~co^io"c£rcd~;D~in~irrcirio' ^tTio" e 2 = .^ Jtä* irmi •*■ r^ «^ n n >. ,^ <*** «^ Ä^j^ r^ ö ^ «n *^ 352 RuDOi-F Martin, Die verg-leicheude Osteologie der Columbifonnes. Erklärung der Abl)ildniigeii. Tafel 11. Fig. 1. a Lateralansiclit des Schädels von Didunndus strigirustris juv. b „ der Mandibel ,, „ „ „ CS Crista sagittalis, cl Crista lambdoides, c/^ deren lateraler Ast, (12 deren medialer Ast, fot Fossa temporalis, jix Proc. zj'go- maticus squamosi, pi» Proc. postorbitalis, /. /'/ Foramen lacerum anterius, /'. oJ For. olfactorium, e. ao Crista autorbitalis, l Lacry- male. Fig. 2. a Lateralansicht des Schädels von Didiniculus strigirostris adult. b „ der Mandibel „ „ ,. „ Fig. 3. a Basalansicht des Schädels „ „ „ juv. b „ der IMandibel „ „ „ „ Fig. 4. a „ des Schädels „ „ „ adult. b „ der Mandibel „ „ „ „ Fig. 5. Dorsalansicht des Schädels von Diduncidus sfrigirosiris juv. Fig. 6. Rechtes Palatinum (2:1) von: a Treron vernans, b Plilojnis roseicollis, c Carjiojdiaga hicolor, d ('ar/)o/)Iiaga anim. Tafel 12. Fig. 7. Ventralansicht des Beckens von iJidunculns sfrigirostris. a präsacrale Wirbel, b sacrale Wirbel, c postsacrale Wirbel, d Crista ischio-sacralis, 1, 2, 3, f, II Costalfortsätze, /'. /. a Fossa iliaca anterior, /'. /. jt Fossa iliaca post., / Antitrochanter. Fig. 8. Dorsalansicht des Beckens von Dkhinculits strigirostris. Fig. 9. Lateralansicht „ „ „ „ „ Fig. 10. Distales Grelenkende des rechten Metatarsus von: a Car/>oj)haga aotea, b (lonra coronatn, c Pha/is chalcojitrra, d Cohortha liria. Lippert ii Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), Naumburg a. S. Nachdruck verboten . I'rt)cr.tctsH)ig.irecht rorhehullen. Ameisen (Formica exsecta Nyl.) als Hügelbildner in Sümpfen. Von >ils Hol in irren. (Aus dem Zootomischen Institut zu Stockholm.) Mit 14 Abbildungen im Text. Die vorliegenden Studien sind in den Sümpfen in der Umgebung von Aborrträsk im Gellivare Lappmark ausgeführt. Sie bean- spruchen nicht, etwas Vollständiges über den Gegenstand zu bieten, sondern sind nur die Eesultate einer ziemlich flüchtigen Unter- suchung, welche ich in meinen Mussestunden vorgenommen habe. Bei Durchwanderung der Sümi)fe bemerkte ich öfters Gegenden, wo Ameisenhaufen ' i in grosser ^lenge vorhanden waren. Es liegen diese (Tegenden gewöhnlich an den Rändern der Sümpfe, wo noch eine spärliche Nadelholzvegetation vorhanden ist. Aber auch dort, wo es keine andere Vegetation als die typische Sumpfvegetation giebt, traf ich oft solche durch Ameisenhaufen charakterisirte Gegenden an. Am zahlreichsten sind die Haufen aber da. wo ein Bächlein den Sumpf durchkreuzt. Ausserhalb der ihn kreuzenden 1 1 Nach Bestimmung von Herrn Dr. Gottfried Adler, welcher die fragliche Ameise gütigst bestimmt hat, stammen diese Amciscnliaufen von Fonnira exsex-tn Nyl. Zool. Jalirb. XX. .Xbtli. f Svst. -■! 354 XlI.S HüLMGKEX. Weide- (und Nadelholz izoiie stehen die Ameisenliaufen ziemlich dicht bei einander, so dass man von einem Punkte sogar bis 40 zählen kann. Die Fig. A ist nach einer Photographie reprodncirt. welche von einer solchen Gegend genommen ist. Im offenen Sumpf aber sind sie bei Weitem nicht so zahlreich. Die Lage der Ameisenhaufen ist. scheint es mir, bemerkens- Averth, indem sie nur selten auf den Sumpfhügeln gelegen sind. Im Allgemeinen liegen die Jüngern Haufen an der Basis der Hügel des Sumpfes, mit ihrer einen Seite mehr oder weniger gegen die Seite Yig. A. Partie des Sumpfes bei Aborrträsk. Gellivare. des Hügels gestützt, oder sie liegen frei im Sumpf. Sehr gewöhnlich trifft man Ameisenhaufen, welche zwischen zwei Hügeln gebaut sind. Allgemein verbreitet findet man Ameisenhaufen, welche isolirt im Sumpf liegen und sogar ringsum von Wasser umgeben sind. ' ) Die altern Ameisenhaufen stehen gewöhnlich y-anz isolirt. 1) Oft ist diese Thatsache so zu erklären, dass die Erosion von Hügeln, welche normal in solchen Sümpfen wie den Lappländischen vor- kommt, hier die umliegenden Sphagnumhügel zerstört hat, während die Ameisenhaufen von dieser Erosion unberührt geblieben sind. Ameisen als Hügelbildner in Sümpfen. 350 Die im Vorigen geschilderte Lage der jiingein Aineisenhaufen scheint aus der Annahme erklärlich zu sein, dass die Ameisen nicht riskiren. dass die in Vertiefungen der ["mgebung neu angebauten Haufen vom AMnde Aveggeführt werden, was sie ja mit den auf den Hügeln neu angelegten zweifelsohne thun. Die Thatsache, dass es auch auf den Sphagnumhügeln junge Ameisenhaufen giebt, lehrt uns aber, dass die geschützte Lage, welche die Ameisenhügel im All- gemeinen einnehmen, nicht ein Ausdruck der Litelligenz der genannten Ameise ist, sondern nur darauf beruht, dass der ^^lnd die ungeschützt liegenden verödet hat. Ehe ich auf das eigentliche Thema dieses Aufsatzes eingehe, will ich eine Beschreibung der Theile des Sumpfes bei Aborrträsk geben, an welchen meine Untersuchungen grössten Theils sich knüpfen. Im Norden wird der Sumpf von einöm kleinen See Namens Aborrträsk begrenzt. Seine östliche Grenze wird vom Gebirge Peltovare. seine westliche vom Bächlein Aborrträskbächen gebildet. In südlicher Eichtung erstreckt sich der Sumpf mit vielen Abbruchen bis zum See Harrejaur. Meine L-ntersuchungen beziehen sich aber nur auf die nördlichen Theile dieses Sumpfgebietes und zwar auf die Gegenden am östlichen Ufer des kleinen Bächleins und auf die Gegenden am Fusse des Peltovare. An dem Ufer des Bächleins besteht die Vegetation aus (xrau- weidegebüschen, mit Birke, Pichte und Kiefer (verkrüppelt) vermengt. Die Untervegetation besteht aus B e t u 1 a nana. E u b u s c h a m a e - morus, Eriophornm vaginatum, Andromeda poly- ph5'llos, Vaccinium m3'rtillus. verschiedenen nicht hügel- bildenden Moosarten, ferner als Grundvegetation aus Sphagnum- Arten. Die Breite des Gebiets der höhern Vegetation ist nicht gross, höchstens 20 m. Ausserhall) dieser Zone, welche ich die Weide zone nenne, fängt die Zone der Sphagnumhügel (Fig. A) an. Diese Hügel bilden in Folge von Frosionsvorgängen kein zusammenhängendes Bodenkleid. Die Hügel liegen nämlich in Eändern angeordnet, welche theils mit einander in Verbindung stehen, ein eingesclilossenes Feld zwischen sich tVei lassend, theils laufen sie im Sumpfe blind endend aus. Die Hügel sind als Hau])t- bestandtheil aus Sphagn um -Arten mit Betula nana gebildet. Ausserdem sind sie reichlich mit Polytrichum strictum (nicht in Beständen), b'ubus chamae morus, Occycoccus micro- carpa, Vaccinium myrtillus. uliginosum und vitis 24* 356 ^Jl-S HOLMGKKN. idaea, Andromeda polyphyllos, Tofieldia borealis, C a r e X c a e s p i t o s a , E r i o p h o r u m v a. g i n a t u in , K m p e t r u m , Salix repens etc. bekleidet. Auf den Hügelränderii kommen auch vereinzelte straucliige Birken, verkrüppelte Fichten und Kiefern vor. Die dritte Zone des Gebiets wird von dem wahren Sumpf (Region der erodirten S])liagnnm-Hüg'el [XilsenJj eingenommen. Sie macht theils den centralen Theil des Sumpfes aus, theils liegt sie zwischen den Hügelrändern und bildet, was man in Lappland mit „Blötmyr" bezeichnet hat. Diese Zone ist sehr feucht, an vielen Stellen un- betretbar. moorig. Die Vegetation besteht hauptsächlich aus lil r i o - phorum vaginatum undalpinum, Equisetum, Cornarum, Pinguicula. Pedicularis, Amblystegien etc. In der Nähe der Sphagnum-Hügel dringen bisweilen Betula nana. Em- petrum und Rubus chamaemorus in diese Zone hinein. In der W e i d e z o n e' sind die Ameisenhaufen ziemlich spärlich, erreichen aber, wenn vorhanden, eine bedeutende (xrösse (1 m und darüber). In der Sphagnum-Z one sind die Ameisenhaufen am zahlreichsten, werden jedoch nie hoch (60 cm). Im feuchten Moor sind die Haufen wieder spärlich und stehen meistens in der Xähe der Hügelränder. Hier erreichen sie keine bedeutendere Grösse (35—40 cm). Es sind hauptsächlich die Ameisenhaufen der zwei letzten Zonen, mit denen wir uns nun näher beschäftigen wollen. Ich wäll nun eine Reihe Ameisenhaufen beschreiben, um danach die Folgerungen zu ziehen, welche aus diesen Beschreibungen her- vorgehen. Ameisenhaufen A. Neu angebaut. Conisch. Höhe 10 cm. Durchschnitt 35 cm. Ameisen zahlreich. Lage zwischen 2 S p ha gnum- Hügeln. Grund wenig feucht. Baumaterial: Fichtennadeln, Blätter von Andromeda, Ledum occycoccus, Vaccinium myrtillus, Zweigchen von Andromeda, Betula nana, Vaccinium, Occycoccus etc. Div. zerschnittene Pflanzentheile, dürre Moossprösslinge, Excremente von Lämmern u. s. w. Vegetation auf dem Haufen fehlt. Vegetation in der Nähe: Sphagnum- Art en, Betula nana, Rubus chamaemorus etc., gewöhnliche Hügelpflanzen. Ameisenhaufen B (Fig. B). Ein wenig älter als der vorige. Conisch, radial symmetrisch. Maasse fehlen. Ameisen sehr zahl- reich. Ameisen als HügelbiMuei' in Sümpfen. 357 Lage zwischen S p h a g- ii u m - Hügeln mit R u b u s c h a ni a e - m 0 r n s , B e t u 1 a nana u. s. w. Baumaterial wie A. Vegetation auf dem Haufen: Von einer Seite ist Poly- trichum strictum in dichtem Bestand beinahe bis zur Mitte des Haufens hinaufgewachsen. Der Polyt rieh um -Teppich ist zungen- tTirmig und umfasst den Haufen nicht, sondern liegt nur an seiner einen Seite an. Im Pol}' tr ich um -Teppich wachsen spärliche Individuen von Andromeda, Rubus. Vaccinium myrtillus und vit i s idaea. og - - Fig. B. Ameisenhaufen B. Scheraatiscli von der einen Seite gesehen. o(j Obere Grenze des Polytriclmm-Teppicbs. Ameisenhaufen C (Fig. Ci. Ein wenig älter als der vorige. Höhe 30 cm. Länge 65 cm. Breite 50 cm. Ameisen sehr zahlreich. Fig. C. Optisclier Längsschnitt durch der Haufen C. = Polytrichum-Teppicli. Hl Ameisenhaufensubstauz. Bodengrund verlassener Theil des Haufens, luj Thitere Grenze der Haufensubstanz. Lage zwischen Sphagnum-Hügeln mit Betula nana. Rubus chamaemorus, Vaccinium myrtillus und uliginosum. Baumaterial wie A. Vegetation auf dem Haufen: Von einer Seite ist Poly- 858 Nils Holmgren, t lieh um strictiim auf den Ameisenhaufen eingedrungen und bildet hier einen zusammenhäng-enden . dicliten. grünen Teppich, welcher sich über die eine Seite des Haufens bis zum Gipfel er- streckt. In diesem Polyt rieh um -Bestand befinden sich spärliche ug Fiar. Da. Individuen von Rubus chamaemorus, Vacciuium myrtillus und uligi- nosum. Das Hinaufwachsen des Polytrichum hat bewirkt, dass der Haufen eine längliche Form angenommen hat, indem der Poly- h 09 - Fig. 1)., Ameisenhaufen D. a Längsschnitt durch den Haufen, h Der Haufen von oben gesehen, um die Ausdehnung der Xarbe zu illustriren. ug Untere Grenze der Haufen - Substanz. a—h Schnittebene. Uebrige Bezeichnungen wie vorher. Fig. Db. trichum- Teppich den Zuwachs des Haufens in zwei Dimensionen wesentlich gehemmt hat. Da der Haufen nicht in die Breite hat Avachsen können, hat er sich in die Länge ausgezogen oder ist, so zu sagen, nach der entgegengesetzten Seite übergeflossen. Ameisen als Hüoelbildner in Sümpfen. 359 Im Yorliandenseiii der P o 1 y t r i c li u in - Vegetation kann mau die Ursache suchen, dass der noch von Ameisen bewohnte Theil des Haufens sich nicht überall bis zum (4runde des Haufens erstreckt, sondern auf der Seite des Polj'tr ichum-Bestandes ein wenig oberhalb des Grundes aufhört. Dies wird aber unten besser illustrirt. Die Dicke des Polytrichum-Teppiclis beträgt basal 5—7 cm und läuft apicalwäits dünn aus. Ameisenhaufen D (Fig. Da. b). Ziemlich alt. Form cylin- drisch mit conischer Spitze (siehe die Figg. 1) a u. b). Höhe 55 cm. Länge nach der Schnittlinie 83 cm. Ameisen zahlreich. Lage zwischen kleinern Sphagnum-Hügeln mit Andromeda. Betula nana. Cornaruni. IJubus, Eriopliorum vagina- tum u. s. w. Baumaterial wie oben. Vegetation auf dem Haufen: Von Norden ist ein 9 cm dichter Polytrichum- Teppich mit Eriophorum vaginatum auf den Haufen hinaufgewachsen, welcher die nördliche Hälfte des- selben dicht umfasst. Dieser Teppich steigt bis 4iber die Mitte des Haufens empor und hat das „Ueberfliessen" der Ameisenhaufensubstanz nach Süden bewirkt. Von Süden ist ein dichter Bestand von Erio- phorum vaginatum den Haufen heraufgewachsen. Der von Ameisen bewohnte Bezirk des Haufens umfasst nicht einmal die obere Hälfte des Haufens, während die untere von den Ameisen aufgegeben worden ist. Man beachte auf der F'ig. 1) a, welche einen Durchschnitt des Haufens D vorstellt, wie die untere Grenze (ug) des bewohnten Theiles des Haufens von den obern Vegetations- ständen ausgehend, sich da senkt, wo die Vegetation des Haufens am wenigsten ausgebildet ist (Fig. Da u. b bei *). Die Länge der Ameisenhaufennarbe, wie ich nun die von oben sichtbare Partie des Ameisenhaufens nenne, beträgt 61 cm. An der Basis des Haufens sind ]\[oose, wie I )icranum sp.. Junger- mannia sp. vorhanden. Ameisenhaufen E (Fig. E). Ziemlich alt, cylindroconisch. Höhe 55 cm. Länge 89 cm. Breite 80 cm. Ameisen ziemlich zahlreich. Lage zwischen S ]) h a g n u m -H ü g • ■ 1 n . Baumaterial wie oben. Vegetation. Ein dichtei- Po ly tricli um -Teppich bekleidet den Fuss des Haufens bis auf 42 cm Höhe und lässt eine Narbe von 860 Nils Holmgukn. 58 cm Länge und 55 cm Breite frei. Im P ulyt rieh um -Bestand tindet man Eubus, Vaccinium uliginosum und Eriophorum vaginatum. Auf der Narbe wächst ein Gras. Calamagrustis lapponica. -" - og Fig. E. Ameisenhaufen E. Profil ist nicht genommen. Auf den Seiten ist der l'eppich niedriger, und die Ameisen- haufensubstanz ist nach diesen Seiten „übergeflossen". Fig. F. Ameisenhaufen F. a Längsschnitt durch den Haufen, h Photographie des Haufens, schräg von oben. Fig. Fa. Ameisenhaufen F (Fig. F a und b ( phot. )). Alt. cylindrisch. Höhe 47 cm. Durchschnitt ungefähr 54 cm. Die Seiten steigen bei- nahe vertical auf. und der Haufen ist apicalwärts scharf abge- schnitten. Ameisen ziemlicli zahlreich. Lage zwischen kleinern Hügeln mit Betula nana. Empe- t r u m , Eubus c h a m a e m o r u s . Grauweide, E r i o p h o r u m v a g i - natum. Andromeda und Vaccinium vitis idaea. Baumaterial wie oben. Der Haufen scheint nicht mehr an- gebaut zu werden, denn die Oberflächenschicht ist ziemlich fest. Vegetation. Die Seiten des Haufens sind mit einem 7 — 9 cm dicken, dichten Polytrichum- Teppich mit spärlichen Individuen von Kubus. Andromeda und Vaccinium vitis idaea. be- Ameisen als Hüijelljililiier iu .Siuuiifeii. 8H1 kleidet, welcher bis zur abgestutzten ISpitze des Hauteus liinaul reicht; er breitet sich sogar auf der einen Seite über die Spitze des Haufens hin aus (Fig. F b). Fi-. Fb. Ein Profilschnitt (Fig. F a) durch den Haufen zeigt, wie dei- noch bewohnte Tlieil desselben die Form eines umgewendeten Kegels hat. dessen Spitze da, wo der Teppich die geringste Ausbreitung besitzt, ein wenig zur Seite geschoben ist. Der nn bewohnte Tlieil ist sehr mächtig. — Die Ausdehnung der Narbe geht ans Fig. F b hervor. Ameisenhaufen G (Fig. G). Alt. Form cylindrisch. basal enger als in der Mitte. Höhe 35 cm. Länge 49 cm. Breite 43 cm. Am eisen arm. Lage. Im feuchten ^loor (ziemlich; isolirt. Vegetation im Moor in der nächsten Umgebung : Junge r m a n n i a sp.. P a 1 u d e 1 1 a S(iuarrosa. Mnium sp.. ('ornarum, Eriophorum vagina- tum, Pinguicula. Betula nana (spärlich) u. s. w. Banmaterial wie oben. Der Haufen wird nicht mehr an- gebaut, denn eine ziemlich dicke Oberflächenschicht ist ziem- lich fest. Vegetation: Ein dicker Poly trieb um -Teppich l)ekleidet den Hügel ringsum bis zum Gipfel, nur einen engen Keil auf der 362 XlLS HOI.MC.KKN. einen Seite von oben bis nahe der Basis frei lassend (siehe Fig. G). Die Länge der frei gelassenen Narbe beträgt 32 cm, die Breite 22 cm. Im Polytrichnm- Teppich sind spärliche Individuen von Cor- narum, Betula nana, i^h-iophoruni und basal Jungermannia vor- handen. Der noch bewohnte Theil des Haufens ist nicht gross, ^lan bemerke auf der Fig. G. dass die untere Grenzlinie des be- U(/ '0(J Fig. G. Ameisenhaufen G. Optischer Längsschnitt. Bezeichnungen wie oben. wohnten Theils da am tiefsten geht, wo die Narbe ihre grüsste Aus- dehnung hat. und dass der bewohnte Theil des Haufens nach der- jenigen Seite neigt, wo der Teppich am niedrigsten ist. An der Narbe wachsen Individuen von Carex caespitosa. Haufen H (Fig. H). Sehr alt. Form schief cylindrisch. siehe die Fig. H. Sichere Maasse fehlen (die Höhe liegt wohl zwischen 50 und 60 cm). Sehr Am eisen arm. og Fig. H. Ameisenhaufen H. Längsschnitt dui'cli den Haufen. Sphagn um- Bekleidung. Uebrige Bezeichnungen wie oben Ameisen als HüsrelbildiK^r in Sümpfen. 363 Lage zwischen 8 p h a g- ii u m - Hüg-t-ln ni it li e t u 1 a nana, Andromeda, Vaccininm myrtillus und uligiuosum. Enbns oha maemorus. Carex caespitosa. Erioi)hornm Vagina tum etc. Baumaterial wie oben, ^^'ird nicht mehr angel)aut. Vegetation: Ein dichter Poly tr ich um -Teppich bekleidet den Haufen von der Basis bis zur Spitze als dicke Lage (bis 10 cm). Ln Teppich befinden sich B e t n 1 a nana (Keimpflanze i, V a c c i n i u m vitis idaea, Mj-rtillus. Rubus. Cha maemorus, Andro- meda, ( ' a r e X caespitosa. Ferner bemerke man, dass basal wärts des Haufens Sphagnum eingedrungen ist und sich in dem basalen Theil des Teppichs mit Polytrichum strictum mischt. Die Narbe ist klein. Der bewohnte Theil des Haufens ist sehr unbedeutend und stellt einen niedrigen umgekehrten Conus dai-. dessen Spitze nach der Seite, wo der Teppich die kleinste Ausdehnung hat. verschoben ist (Fig. H). Ameisenhaufen .1 (Fig. Ja und b). Sehr alt. Form un- regelmässig. Von einer Seite scheint der Haufen cjiindrisch (Fig. J b), von der andern hat er die Form der Fig. J a. Die eine Seite steigt senkrecht auf, während die entgegengesetzte einen nahezu hoi-izontalen Absatz bildet. Höhe 35 cm. Länge 67 cm. Breite 47 cm. Ohne Ameisen, verlassen. Lage im feuchten Moor, isolirt. Die Vegetation in der nächsten Umgebung : B e t u 1 a n a na. E m p e t r u m , C o r n a r um. E i- i o - "7 Vig. J a. p h 0 r u m a 1 p i n u m und y a g i n a t u m . 1\ q u i s e t u m . I ) i c r a n u m . Amblystegien. Baumaterial wie oben. Der Haufen ist verlas.«;en und die Haufensubstanz ist fest zusammengedrückt. Vegetation: Ein fester, dichter, 10— 13 cm dicker Poly- 364 Nll.S Hoi..M(iKEN. t rieh u 111- Te])i)icli bekleidet den Haufen bis zur Spitze, eine Narbe von nur 10 cm Läng-e und 14 cm Breite frei lassend. Im Teppich sind Andromeda. CalomagTOstis lapponica. Em- petrum und ein kleiner Hutpilz. Auf der Narbe wachsen in trockner Haufensubstanz einige Flechtenindividuen (Cladonia sp.) Fig-. Jb. Fig-. J. Ameisenhaufen J. a Läugsdurehschnitt. liezeiclinungen wie oben, b Photographie des Haufens. Der zuletzt bewohnte Theil des Haufens ist sehr unbedeutend und stellt ein sphärisches Segment von geringer Höhe dar (Fig. J a), dessen krumme Fläche nach innen gerichtet ist. Die Haufensubstanz scheint nach den Seiten, da wo die Narbe ihre grösste Breite hat, einmal übergeflossen zu sein, dies ist aber wieder durch den Teppich ausgeebnet, so dass nunmehr nur eine schwache Andeutung eines „Ueberfliessens" bemerkbar ist. Ameisenhaufen K (Fig. K). Form halbkuglig. I\[aasse fehlen. Keine Ameisen. Lage im feuchten Moor, isolirt. Baumaterial nicht mehr bestimmbar, vermodert. Vegetation. Basal betindet sich eine nicht sehr hohe Lage von Sphagnum. Die Hauptmasse der Vegetation ist durch einen Polytr ich um -Teppich repräsent irt. Im Teppich sind Betula nana, Eubus chamaemorus und Vaccinium myrtillus reichlich vorhanden. Der Polytrichum -Teppich erstreckt sich Ameisen als Hü2:elbil(liier in Siimiifen. 365 über den o-auzeu Haufen, nur eine sehr unbedeutende Narbe frei lassend, welche ebenfalls mit zerstreuten Polytrichum -Individuen bedeckt ist. Die Narbe ist aber deutlich. Fig. K. Ameisenhaufen K. Scheniatiscli. n Xaibe. Bezeichnungen übrigens wie oben. Ameisenhaufen i?) L (Fig-. L). Es ist nicht mit Sicherheit festgestellt, dass dieser Haufen ein alter Ameisenhaufen ist. und ich führe ihn mit grosser Reserve an. Der Haufen ist halbkuslio-. Ohne Ameisen, ^[aasse fehlen. i^ig. L. Haufen L. Längsschnitt. :-5;' Polytrichum mit Suhaguum vermisclit. Uebrige Bezeichnungen wie oben. Lage im feuchten Moor, isolirt. Baumaterial nicht bestimmbar, vermodert. Vegetation. Von der einen Seite erstreckt sich von der Basis eine breite Zunge dicken Sph agn um -Teppichs über den Gipfel des Haufens herauf. Basal ist dieser Teppich ringsum vor- handen, erreicht aber keine bedeutendere Höhe. Die Partien des Haufens, "welche nicht mit Sph agn um bekleidet sind, sind von einem mit S p h a g n u m gemischten P ol y t r i c h u m - Tei)i)ich bedeckt. 3ö(i ^11'? Hoi.MCiREN. Uebrige \'egetatioii wird von Dicraiium sp. (reiclilicli). Kubus clia- maemorus, Betula nana. Salix repens. Andronieda, Erioplioruni vagi- natum etc. gebildet. Was es unsicher macht, dass wir es hier mit einem alten Ameisenhaufen zu tliun haben, ist imtürlich die vollständige Ab- wesenheit der Ameisenhaufennarbe, welche allein mit Sicherheit die Sache entscheiden kann. Ich gestehe, dass ich keine positiven Be- Aveise für die Gleichstellung dieses Haufens mit den vorigen an- führen kann, allein der Eindruck, den ich von diesem Hügel auf den Standort erhielt, war. dass hier ein alter Ameisenhaufen zu sehen sei. Meine subjective Auffassung ist. dass der Haufen L ein alter Ameisenhaufen ist. Ehe ich zu den Schlussfolgerungen übergehe, welche aus der obigen Materialsammlung zu ziehen sind, will ich der Verbreitung des Polytrichums im Sumpf überhaupt einige A^'orte widmen. P 0 1 y t r i c h u m s t r i c t n m kommt überhaupt nur da in Beständen vor, wo alte Baumstümpfe, vermodertes Holz vorhanden ist. Hier kann Poly trieb um Teppiche bilden, aber diese erreichen keine bedeutendere Ausdehnung und sind vor Allem ziemlich locker. Polytrichum erfordert, scheint es, verhältnissmässig trockene Standorte, um sich reichlich entwickeln zu können. Auf den S p h a g n u m - Hügeln kommt Polytrichum vor, bildet hier aber keine Teppiche, sondern ist im Sphagnum-Torf zerstreut. Auf alten vermoderten Baumstümpfen, wo es Poly trichum- Teppiche giebt, kann man eine kräftige Sphagnum-Invasion bemerken, welche das Polytrichum ausrottet. Da, wo Bäume vermodernd im Sumpf liegen, scheint Polytrichum vor Sphagnum hineinzukommen, wird aber bald von Sphagnum verdrängt. \) S c h 1 u s s f 0 1 g e r u n g e n. I. Die Ameisenhaufen in der Weidezone sind, wie oben hervor- gehoben, grösser, aber nicht so zahlreich wie die der Zone der Sphagnum -Hügel. Die überlegene Grösse beruht auf 1) Vgl. NjiiSox, A. Ameisen als Hngelbilduer in Süiuiifeii. 367 dem r e i c li 1 i c h e r 11 Z u g- a n g- zu 1 5 a u ni a t e r i a 1. Die geringere Anzahl der Haufen ist auf dieselbe zurückzuführen, indem eine grössere Zahl Ameisen auf einem verhältnissmässig kleinen Gebiet ihre Nahrung und das Baumaterial für den Haufen linden kann. Eine Auswanderung unter Gründung neuer Staaten ist da nicht in grösserm Maasstab von NiUhen . wo Nahrung und vor allem Bau- material reichlich vorhanden ist. Im reichlichen Zugang zu Bau- material ist auch die Erklärung der Thatsache zu suchen, dass in der Weidezone die Ameisenhaufen von Pol^'trichum strictum nicht überwachsen weiden. Denn hier vermögen die Ameisen durch foitg-esetzte Anbauung die P o 1 y t r i c h u m - Invasion zu hemmen. In der Zone der Sphagnum-Hügel aber giebt es nur wenig j^au- material. deshalb müssen die Ameisenstaaten kleinei' werden und Auswanderung in grösserm Maasstab vorkommen, in diesem Ver- liältniss ist die Trsache der geringern Grösse und der grössern Zahl der hier gelegenen Ameisenhaufen zu linden. Im feuchten Sumpf ist das Baumaterial verhältnissmässig sehr gering. Hier sind die Ameisenhaufen auch sowohl an Zahl wie an Grösse sehr gering. Für diese Fälle kommt noch hinzu, dass es im feuchten Sumpf nur spärlich Orte giebt. welche, der Feuchtigkeit wegen, eine Gründung eines Ameisenstaates erlauben, denn die Ameisen bedürfen bei Grundlegung ihrer Staaten einer einigermaassen trockenen Stelle. II. Die feuchte Lage der Ameisenhaufen ist die Ursache, dass die Ameisen im ^loor keine bestimmten, gros Sern, allgemeinen Fahrwege bei ihrem Ausfluge benutzen. Da wo der Fuss des Haufens von Wasser rings um- flossen ist, sind die Ameisen entweder ganz isolirt, oder sie können auf Pflanzen von Blatt zu Blatt klettern, bis sie festen Boden er- reichen. Im Allgemeinen werden solche Haufen nicht mehr an- gebaut. III. Auf den Ameisenluiufeii kommen Pflanzen ziemlich bald hinauf Die erste und Haupt Vegetation des Haufens ist Polytrichum strictum. welches einen dichten 'Peppich bildet. Die Bedingung fiir die Pol y t rieh um-I n vasion ist die relative Trockenheit des Haufens. Der Poly- trichum-Teppich breitet sich alhnählich über den Haufen aus. bis er ihn «anz bedeckt. 368 ^"'"^ Hdlmgrkn, IV. 1) i e übrige n P f 1 a n z e ii . w eiche auf de n A m eisen- haufen hin aufkommen, sind in der Reg'el alles solche, welche in dei' nächsten Nachbarschaft des Haufens wachsen. Nur selten findet man andere Pflanzen, und diese wachsen an der Narbe, wo sie als Same hingekommen sind und ein Keimbett gefunden haben. V. Die äussere Form des Ameisenhaufens beruht auf dem Polytrichum- Tepp ich. Dringt Polytrichum von einer Seite auf den Haufen ein, so ,,fliesst" die Haufensubstanz nach der entgegengesetzten Seite über, das heisst. der Haufen wird auf der entgegengesetzten Seite angebaut. Ferner bemerkt man, dass die Haufensubstanz sich immer in den Richtungen ausbreitet, wo der Teppich am niedrigsten reicht. Mit andern Worten: die Ameisen ziehen sich vor dem P o 1 y t r i c h u m - T e p p i c h z u r ü c k. VI. Eine Folge des im Paragraph V berichteten Verhältnisses ist, dass die basalen Partien des Ameisenhaufens, je nach der Ausbreitung des Teppichs, aufgegeben werden. Dies geschieht aber Schritt für Schritt. Die Ameisen verlassen die basalen Partien nicht eher, als bis ihnen der Teppich zu hoch kommt. Hieraus ist es erklärlich, dass die bewohn ten Partien des Haufens da am tiefsten in das Innere des Haufens hinein reichen, wo die Narbe ihre grössten Dimen- sionen hat. VII. Eine andere Folge der Poly trichum-In vasion ist, dass die Ameisen im Haufen durch Auswanderung bedeutend an Zahl reducirt werden, indem sie nicht Ge- legenheit haben, den Haufen neu anzubauen, während der bewohn- bare Theil immer kleiner wird. I n d i e s e m V e r h ä 1 1 n i s s k ö nn e n wir eine Ursache des Ameisenhaufen -Reichthums in der Zone der Sphagnum-H.ügel suchen. VIII. Die Ameisen hören, wenn der Teppich eine gewisse Höhe erreicht hat. auf, den Haufen aufzu- bauen. Dies folgt unmittelbar aus VII. IX. Der Polytrichum -Teppich verdrängt bei fortgesetzter Verbreitung die Ameisen gänzlich. X. Die scheinbare Abneigung, welche die Ameisen für die vom Polytrichum bedeckten Innern Partien Ameisen als Hügelbildner in Sümpfen. 369 des Haufens zeigen, wird durch das Verliältniss er- klärlich, dass Pol ytrich um Wasser an sich (zieht oder) festhält, so dass diese Partien ziemlich feucht und deshalb für die Ameisen als Wohn statte ung-e eignet w erde n. XI. Aus den Paragraphen V — X geht als allgemeine Schlussfolge- rung hervor, dass ein intensiver Kampf zwischen Poly- trichum und den Ameisen bestehen muss. Polytrichum geht aber hier immer siegreich aus dem Kampfe h e r A' 0 r. XII. A u f d e n a u s A m e i s e n h a u f e n hervorgegangenen P 0 1 y t r i c h u m - H ü g e 1 n dringt, schon ehe die Narbe ver- schlossen ist, Sphagnum oft basalwärts ein. Sphag- num verdrängt im Allgemeinen Polytrichum. So ge- schieht es sicher auch hier (in allen Fällen, wo die Poly- trichum-Hügel nicht erodirt werden). Dies giebt den Satz: XIII. Aus Polytrichum -Hügeln gehen durch Sphag- num - 1 n v a s i o n normale S p h a g n u m - H ü g e 1 hervor, welche somit d a s E n d i) r o d u c t d e r A m e i s e n h a u f e n sind. Aus den obigen Paragraphen geht als allgemeinste Schluss- folgerung hervor, dass die Ameisen bei der Hügelbildung in den fraglichen Sümpfen eine grosse Rolle spielen, indem ihre Haufen als Ansatzpunkte der Moos- und T 0 r f V e g e t a t i 0 n dienen. Endlich will ich einige flüchtige Wahrnehmungen über die Haufen von Formica rufa in Lappland ankniipfen. Während diese Haufen im mittlem Schweden (Upland) nur selten durch einge- drungene Vegetation charakterisirt werden, sind sie in Gellivare Lappmark oft, sogar in der Regel, von Pflanzen usurpirt. Diese Pflanzen sind gewöhnlich Vaccinium vitis idaea, myrtillus und uligi- nosum und Rubus chamaemorus. Das Pflanzenkleid kriecht von der Zoul. Jahrb. XX. Abth. f. Sy.st. 25 370 ^"iLS HoLMGREN. Ameiseii als Hiigellnldner in Sümpfen. Basis des Haufens aufwärts, indem es die Ameisen aufwärts ver- drängt. Man findet ziemlich oft solche Haufen, welche Dank den Pflanzen, welche den ganzen Haufen bedecken, von den Ameisen aufgegeben worden sind. Solche Haufen stehen gewöhnlich auf trocknem Boden und er- reichen oft eine Höhe von 2 m. Hier bilden sich also grosse einzelne Vaccinium-Hügel von stattlichen Dimensionen. Im Einzelnen habe ich die Frage hier nicht untersucht. Ich erwähne die Verhältnisse aber, um die Aufmerksamkeit auf diese Fragen zu lenken. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. lieber eine von Herrn 0. Neumann gefundene Phyllopoden-Art. Von Job. Thiele in Berlin. Mit Taf. 13. Von seiner letzten Expedition durch Abessynien hat Herr Oscak Xeumann auch einige Exemplare einer Ph341opoden-Art mitgebracht, die er mir zur Bestimmung- übergeben hat. Es stellte sich heraus, dass hier eine noch unbeschriebene Art der Gattung- Sfreptorephakts vorliegt, welche durch die scherenförmige 2. Antenne des Männchens charakterisirt wird, während der zwischen diesen gelegene Stirn- fortsatz unpaarig und meist kurz ist. Nur ausnahmsweise wird dieser zu einem langen Anhang, so bei Sfrepfocephalus prohoscidetts Feaüenfeld. wo er zum grössten Tlieil einfach und nur am Ende gegabelt ist. Die mir vorliegende Art zeigt eine noch weit stärkere Ent- wicklung des Stirn fortsatzes und ist dadurch von allen übrigen Arten der Gattung leicht zu unterscheiden. Die 4 männlichen untL 6 weiblichen Exemplare sind beim Trans- port auf Kamelen etwas beschädigt, besonders die Enden der Kiemen- füsse und die Furcalanhänge mehr oder weniger zerstossen. Streptoceplialns neHUianni n. sp. Die grössten der mir vorliegenden Exemjdare beider Geschlechter sind 18 mm lang, von ziemlich gedrungener Form. 25* 372 Jon. Thiele, Beim Alännclien sind die Greifantennen von mittlerer Länge. Ungefähr in der Mitte des Basaltheils entspringt die nach hinten gerichtete „Seitenborste" ; der mittlere emporgebogene Theil ist dünner und ungefähr halb so lang wie der Basaltheil. Der scheren- förmige Endtheil endlich, dessen Form am besten aus den Ab- bildungen (Fig. 1, 2) zu entnehmen ist, zeigt am Beginn eine knoten- förmige Anschwellung und verbreitert sich allmählich ein wenig. Der vordere Scherenast ist zunächst breit und einfach, innen deutlich ausgehöhlt und läuft in einen vordem, allmählich zugespitzten, län- gern und einen halb so langen hintern Fortsatz aus ; zwischen beiden findet sich eine dreieckige Platte, deren vorderer Rand concav und deren hinterer convex ist. Der kürzere hintere Scherenast ist im Ganzen einfach, zugespitzt, am Ende nach hinten umgebogen, sein vorderer Eand am Anfang durch eine schmale Lamelle, weiterhin durch einen kurzen fingerförmigen Fortsatz ausgezeichnet. Der Stirnfortsatz ist etwa so lang wie die Greifantenne bis zum Anfang der Schere. Ihr starker Anfangstheil ist geringelt und hinten mit einigen kleinen zapfenförmigen Auswüchsen versehen. AVeiter- hin zerfällt er in 3 Abschnitte, von denen der mittelste, der sich nach hinten spiralig gekrümmt hat, als die Fortsetzung des Anfangs- theils gelten kann, er ist hinten mit ziemlich grossen zugespitzten Zapfen besetzt, die nach dem Ende hin kleiner werden. Die Seiten - äste sind am Grunde breit und theilen sich bald in je 2 Endzweige, die auch gekrümmt und mit einigen kleinen Zapfen ausgestattet sind (Fig. 3). Ueber die übrigen Organe des Kopfes ist nichts besonderes zu bemerken. Die Kiemenfüsse haben die gewöhnliche Form, indessen über- ragt der Exopodit den Endopodit nur wenig. Die obern Lappen der Innenseite sind mit langen Borsten besetzt. Die Borsten an den Endopoditen der beiden ersten Füsse sind dünn und von ziemlich geringer Grösse, während an den übrigen Beinen an der untern, Innern Ecke 3 von ihnen zu kurzen, kräftigen, krallenartig gebogenen Dornen umgewandelt sind (Fig. 5). Ihnen schliessen sich am Innen- rande einige Börstchen, weiterhin kurze Dörnchen an, deren Zahl bei den verschiedenen Beinen wechselt. Solche Krallen sind wahrscheinlich für ein Umherkriechen auf dem Boden angepasst, und damit dürfte die geringe Länge des Exo- podits in Zusammenhang stehen ; ähnliche erwähnt Sars von Sfrepfo- cephaJus dregei, doch sind sie bei dieser Art nach der Innenseite hin Ueber eine von Herrn 0. Xeumann gefundene Phyllopoden-Art. 373 nicht so abgesetzt wie bei der hier beschriebenen. Am Exopodit gehen die lano-en Borsten, die den untern Theil des Randes besetzen, an der Aussenseite in kürzere Dornen über. Der Epipodit ist schmal und am Ende kurz zugespitzt, nur .beim hintersten Bein gezackt, dagegen trägt die Kiemenlamelle am Rande grössere und kleinere, sägezahnförmige Zacken (Fig. 6). Die Hiuterränder der auf die Geschlechtsorgane folgenden 5 Segmente tragen an der Ventralseite einige — meist "3 — Dornen. Das letzte Segment ist kurz, die Furcaläste, soweit die Reste es erkennen lassen, von der gewöhnlichen Form, beiderseits mit Borsten besetzt. Beim Weibchen ist die 2. Antenne eine Platte von massiger Breite, innen fast gerade, A'orn mit einer abgesetzten Spitze ver- sehen, in deren Umgebung einige kleine Börstcheu stehen, an der Aussenseite abgerundet (Fig. 4). Die Endopodite der Beine tragen ebensolche krallenförmige Borsten wie beim ^lännchen. Der Eiersack ist lang und hinten in eine einfache Spitze über der Mündung ausgezogen (Fig. 7). Die Dornen an den Rändern der Abdominalsegmente fehlen dem Weibchen. Fundort: Harro Rufa im Ennia Galla-Land (1. Juni 1900). H74 JoH. Thiele. Eiue von Herrn 0. Xecmann gefundene Phvllopoden-Art. Erklärimg der Abbildungen. Tafel 13. Fig. 1. Kopf eines Männchens in Seitenansicht. Fig. 2. Greifantenne desselben von der Innenseite gesehen. Fig. 3. Stirnfortsatz desselben unter Fortlassung des linken Seiten- astes. Fig. 4. 2. xA.ntenne eines Weibchens (Fig. 2 — 4 sind bei gleicher Vergrösserung gezeichnet). Fig. 5. Endopodit vom 3. Bein des Männchens. Fig. 6. E.and des Kiemenblattes von demselben Bein. Fisr. 7. Ende des Eiersackes vom Weibchen. Nachdruck verboten. UeberseUungsrecht vorbehalten. Beiträge zur Kenntüiss der Fauna von Süd-Afrika. E r g- e b n i s s e einer 1\ e i s e von Pro f. M a x We b e r im Jahre 1894. V. Pycnogoniden aus der Capcolonie und Natal. Bearbeitet von Dr. J. C. C. Lomaii in Amsterdam. Mit Tafel 14, Als icli, bei der Bearbeitung- der von der holländischen Siboga- Kxpedition gesammelten Pycnogoniden. auch das Material unserer ]\fuseen zur Yergleichung durchmustern konnte, kamen mir einige Gläschen in die Hände, welche die von Herrn Prof. Webek aus Süd-Afrika mitgebrachten Formen dieser Abtheilung enthielten. Ob- schon die Sammlung klein ist und aus nur vier Species besteht, sind diese doch sämmtlich wichtig und verdienen besprochen zu werden, da gerade aus dieser Gruppe fast keine süd-afrikanischen Thiere bekannt sind. Denn wenn man die in der Nähe von Süd- Afrika aus grösserer Tiefe gedredschten Pycnogoniden hier ausser Betracht lässt, so sind es eigentlich nur zwei Exemplare zweier ganz verschiedenen Gattungen, die uns als Bewohner des flachen Wassers von Hüek in seinem „Challenger Keport" beschrieben werden, und zwar Discoarachne breripes Hoek ') und Hannoniu tijpica Hoek -'}. 1) HoEK, in : Eep. sc. Res. Challenger, /ool., V. 3, PyeuogouideD, p. 74. 2) HuEK, I. c, p. 92. 37ß J- C. C. LOMAN, Von diesen Species hat Herr Prof. Weber viele Exemplare beiderlei Geschlechts erbeutet an der nämlichen Stelle bei Seapoint. Da aber die beiden Unica der Challenger-Expedition Weibchen sind, so haben die eiertragenden Männchen ]\ranches über die sj'stematische Stellung' dieser sehr eigenthümlichen Genera gelehrt. AVeiter ist Pycnogonum microps n. sp. ein typischer Vertreter seiner Gattung, der sich gerade durch den winzigen Augenhügel scharf von andern Flachwasserarten dieses Genus unterscheidet. Und nicht weniger typisch ist auch Ammothea hrcvkanäa n. sp., eine Art, welche die von Dohen seiner Zeit an mehreren Species begründeten generischen Merkmale vollends zur Schau trägt. Die vorliegende kleine Sammlung zeigt somit, dass neben ganz aberranten, endemischen Gattungen wie Biscoarachne und Hannonia in der Fauna Süd- Afrikas auch andere wie Ammothea und Pycnogonum vertreten sind, die eine Verbreitung über die ganze Erde haben. Die bekannten Arten dieser Genera stehen sich aber so nahe, dass es nur mit Hülfe genauer Abbildungen und ausführlicher Beschrei- bungen möglich ist sie auseinander zu halten. Animothea hrevicauda n. sp. Capcolonie, Port Elisabeth. 1 Expl. S- Von dieser sehr kleinen Art wurde nur ein männliches Exemplar gefunden, das aber völlig erwachsen zu sein scheint. Der Körper (Fig. 1) gleicht dem der Ammothea fibulifera Dohen in mancher Hinsicht, nicht nur in der allgemeinen Form, sondern auch in der Bewaffnung. Er ist scheibenförmig; die Seitenfortsätze liegen dicht an einander, nur durch einen engen Zwischenraum geschieden; sie sind aber nicht verschmolzen. Am breiten Vorderrand des 1. Segments steht der Augenhügel, zu dessen beiden Seiten über den Palpen ein starker Kegelhöcker. Der Augenhügel ist nicht besonders hoch, ein wenig nach vorn ge- neigt und trägt eine stumpfe Spitze zwischen den nahe liegenden Augen. Von den Segmentgrenzen sind nur zwei zu sehen, die zwischen dem 3. und 4. Segmente ist verschwunden, auch der Hinter- leib ist ohne Gelenk mit dem Rumpf verbunden. Das 2. Segment ist nur halb so lang wie das 1., die verwachsenen 3. und 4. Seg- mente sind zusammen etwas länger als das 2. Der Hinterleib ist Avohl sehr kurz, noch nicht einmal ganz so lang wie die neben ihm liegenden Seitenfortsätze des letzten Beinpaares, und nur wenig nach aufwärts gerichtet. Pycnogouideu ans der Capcolouie und Xatal. 377 Die Proboscis erreicht die Länge des Körpers; sie ist schlank und spindelförmig:, mit g-rossen Lippen. An der innern Reuse konnte ich 24 Borstenleisten zählen. Die rudimentären Cheliforen sind klein; das 1. Glied kaum 4 mal so lang- wie das 2.. das fast kugelrund ist und oben einen Einschnitt trägt (Fig-. 2). Die Palpen (Fig. 2) sind nur wenig länger als die Proboscis, gekniet. Sgliedrig. von ganz derselben Gestalt wie bei A.fihnlifera, das 4. Glied (Glied 5 und 6 nach Dohen also) zeigt die Andeutung einer Verwachsung aus zwei ungleichen Theilen. Die ■ Eierträger haben die typische Form und Bewatfnung der Gattung AmmotJiea und sind kaum von denen der A. fihulifera zu unterscheiden. Besonders ist die Bewaffnung mit Eichenl^lattstacheln ganz ähnlich (Fig. 3). Die Gehfüsse bilden gute Kennzeichen zur Unterscheidung der Art; ich fürchte aber, dass das unbekannte Weibchen dadurch nicht oder schwer zu unterscheiden sein wird, da die eigenthümlichen Auswüchse der basalen Fussglieder nur im männlichen Geschlecht gefunden werden, während sie bei den Weibchen Avenig entwickelt sind oder fehlen. Ammoihea hreiicauda S besitzt oben am distalen Ende der Seitenfortsätze aller Füsse jederseits 2 dicht neben ein- ander liegende Kegelhöcker, die meist deutlich auf ihrer Spitze einen kleinen Dorn tragen. Beachtung verdient, dass diese Höcker mehr oder weniger in der Richtung des Gliedes gewachsen sind und über das nächste Glied hinüber greifen (Fig. 4). nicht wie bei andern Ammuthea- Arten seitlich gestellt und gekrümmt sind. Dieselbe eigenthümliche Bewaffnung wiederholt sich am 1. Glied der Füsse, am 2. sind die Höcker schon weniger entwickelt, am 3. sind sie kaum sichtbar, aber es findet sich ein Höckerchen an der nach vorn gerichteten Seite dieses Abschnitts. Die sonstige Be- watfnung der Füsse ist der von A. fihulifera fast völlig gleich, nur der Tarsus trägt oben eine geringere Zahl (4—5) langer Dornen. Die Nebenkrallen erreichen die halbe Länge der Kralle selbst oder etwas darüber. Das Nervensystem bietet nichts Bemerkenswerthes; die Bauch- kette besteht aus 5 grossen, deutlich getrennten Ganglien, die al)er so nahe auf einander gerückt sind, dass die Längsconimissuren nicht zu sehen sind. Ein kleines, kugliges Adominalganglion liegt oben auf dem 5. Ganglion. Die männlichen Geschlecht söffnimg-en liegen aut besondeni 378 J- C- C. LOMAX, Höckern am 2. Gliede der letztern 2 Fasse (ein Merkmal der Gattungj. Bei unserer Art ist das 2. (41ied der betreffenden Ex- tremitäten kurz und der Geschlechtshöcker dick und kräftig- (Fig. 1 J). Die Kittdrüsen am 4. Gliede der Beine stimmen in Lage und Bau mit der von A. franciscana (I)ohen, Monographie, tab. 3, fig. 4) genau überein. Sogar der typische Dorn neben der Mündung fehlt auch bei A. hrevicauda nicht. Das einzige Exemplar trug keine Eierballen. Von andern verwandten Arten unterscheidet sich A. hrevicauda also durch den sehr kurzen Hinterleib, durch die geknieten Palpen, durch den ganz am Vorderrande stehenden Augenhügel von massiger Grösse und durch die verhältnissmässig kleinen Kegeldornen auf den Extremitäten. Maasse in mm. Proboscis : 0,7 Rumpf 1) :0,7 Abdomen : 0,08 3. Gehfuss : 3, — JPijcuof/ofiiun microps. Strand bei Illovo oder Isipungo-Natal. 1 Expl. 9. Das Exemplar (Fig. 5) hat die Gestalt ^Wqy Fucnogonum-kvtaw: die dicke Proboscis, den massiven, in Segmente gegliederten Körper, deren vorderes die Proboscis, wie ein Kragen den Hals, umfasst (Fig. 6), und die kurzen, plumpen, aber kräftigen Füsse. Am Rumpf, der durch deutliche Gelenke in 4 Segmente getheilt ist, sind die Seitenfortsätze ebenso breit wie die Segmente und fast gar nicht durch Furchen von denselben geschieden. Auf dem hintern Theil der vordem 3 Segmente findet sich ein medianer, stumpfer, dicker, aber niedriger Buckel; ausserdem tragen die Seitenfortsätze ähnliche, aber viel kleinere, und endlich liegt hinter dem Augen- hügel ein noch kleinerer. Dieser Augenhügel ist bei unserer Art 1) Beim Bestimmen der Körperlänge werden die seitlichen Fortsätze des letzten Beines mitgerechnet, wenn sie in der Richtung des Körpers, wie oft, nach hinten gewachsen sind, ebenso oft aber nicht berücksichtigt, wenn dieselben mehr seitlich gerichtet sind. Zur Vermeidung dieser TJn- genauigkeiten ziehe ich es vor, die Länge des Rumpfes immer von der Mitte des Vorderrandes bis zum Ursprung des Abdomens zu messen. Pycnogoniden aus der Capcoloiiie mul Xatal. 379 selir Avenig- entwickelt, die Augen nicht einmal mit der Lupe gut wahrzunehmen, aber bei stärkerer Vergrösserung erscheint er als eine geringe Erhabenheit, die 4 winzige Augen trägt. Im Uebrigen sind Körper und Füsse von ebenso rauher Oberfläche wie bei andern Arten der Gattung. Auch der kurze Hinterleib hat nichts Be- sonderes, ist im Gegentheil. wie oft. hinten gerade wie abgeschnitten. Die Proboscis ist von der Seite gesehen genau cylindrisch ( Fig. 6), zeigt aber von oben gesehen (Fig. 5) hinter der Mitte eine sehr leichte Einschnürung. Die Lippen scheinen klein zu sein. Das Lumen ist gross, tonnenförmig, denn die Reuse liegt ganz hinten. Die Extremitäten sind normal, haben zwar eine rauhe Ober- fläche, zeigen jedoch nirgends grössere Buckel. Kralle ohne Nebenki'allen. Unter dem Mikroskop ist die Haut des Körpers überall durch Leisten und Balken von sehr verschiedener Grösse netzförmig ge- kammert, genau so, wie es auch bei P. liftorale vorkommt. Die Ovarialmündungen glaube ich hinten auf der Oberseite des 2. Gliedes der Hinterfüsse gesehen zu haben, doch wai- diese Oetf- uung nicht scharf markirt, da das einzige Exemplar wohl noch nicht zur vollen Reife gekommen ist. Unterscheidungsmerkmale dieser Art sind der kleine Augenhügel und die fast vollkommen cj^liudrische Proboscis. M a a s s e in mm Proboscis : 1^2 Rumpf : 3 Hinterleib: Va LGehfuss:3V2 4. Gehfuss : 2% Disroartichnc hrei'ipes Huek. Seapoint (Tafel-Bai) bei Capstadt. 15 Expl. Von dieser merkwürdigen Art sammelte Herr Prof. W^eber 9 Weibchen und (5 ^lännchen, alte und junge, und da auch die von CoLE 1) beschriebenen 11 Exemplare am selben Ort gefangen wurden, so wäre eine nähere Besprechung eigentlich überflüssig. Die Be- 1) COLE, On Discoarachne brevipes HoEK, a Pycnogonid from South Africa, in: Zool. Jahrb., V. 15, Syst., p. 243. 380 J- ^'- C^- LOMAN fuiide I'ole's stimmen abei' mit den meinigen niclit überein, nnd es werden wichtige Fragen unbeantwortet gelassen, die ich hier nicht umgehen möchte. Zuerst einige statistische Angaben über die mir vorliegenden Exemplare. Die wichtige Beobachtung Cole's über die ('heliforen dieser Art ist ohne Zweifel ein Altersunterschied und stimmt überein mit dem ähnlichen Vorgang bei der Gattung A.mmoihea, deren zahl- reiche Synonyme sogar diesem späten Verlust der Cheliforen zuzu- schreiben sind. Den Genera Ammotlica und Discoarachne schliesst sich Niimphopsis Haswell an. wie aus dem Material der Siboga-Ex- pedition hervorgeht; nur ein sehr altes Männchen von iV. m^scos«.? (einer demnächst zu beschreibenden neuen Species aus dem indischen Archipel) besitzt scheerenlose Cheliforen, die übrigen behalten die Scheeren. wenn auch mehr oder weniger rudimentär, lange Zeit bei, und sogar eiertragenden Männchen fehlen sie nicht, obschon sie zu nutzlosen Ivörpertheilen herabgesunken sind, da ihre Muskeln atro- phirten. Wie Leach also in die Diagnose der von ihm ge- gründeten Gattung Ammothea die scheerentragenden Cheliforen auf- nimmt, so sagt auch Haswell i) in seiner Charakteristik von NympJiopsis : „First pair of appendages well developed, cheliform". Nach Obigem haben wir es hier mit einer Erscheinung zu thun, die bei mehreren Gattungen ähnlich verläuft, denn auch bei Ammoiliea fand ich einmal ein eiertragendes Männchen, wo die Scheere der Cheliforen noch nicht ganz verkümmert war. Nun sind weiter die 11 CoLE'schen Exemplare durchschnittlich kleiner (jünger) als die 16 WEBER'schen, die mit dem Typus von Hoek übereinstimmen. Untersuchen wir diese auf das Schwinden der Cheliforen, so er- giebt sich, daß die Weibchen diese Theile früher verlieren als die Männchen, Das jüngste Exemplar, mit schon vollständig gebildetem, sonder- barem Eierfuss und daher als Männchen zu erkennen, ist weisslich, durchsichtig und hat 2 gliedrige Cheliforen , die denen einer er- wachsenen Ammothea ähnlich sind (Fig. 7a). Bei vier er- wachsenen Männchen (darunter zwei eiertragend) sieht man sehr deutliche conische Rudimente (Fig. 7b), und nur einem, grossen, alten Männchen fehlen auch diese. Von den Weibchen fand ich nur eins (noch wohl nicht ganz 1) Haswell, Pycnogonida of the Australian coast, in : Proc. Linn. Soc. N. S. Wales, V. 9, 1884, p. 1025. Pycnogoniden aus der Capcolouie und Xatal. 381 geschlechtreif, obschon mit sicli entwickelnden Eiern in den Füssen) mit stummeiförmigen Cheliforen (Fig. 7 c), wie aucli Colk abbildet. Die acht andern zeigen keine S]tnr der ersten Extremität. Ich kann nicht glauben, dass die Exemplare von Colk zur vollkommenen Reife gekommen sind; sie sind zu klein. Wenn es bei ihm heisst^): „None of these t'emales is as large as that of the Challenger col- lection, the measurements of the largest averaging only obont 80",, of these given in that report. That they are mature, however, is evidenced by the fact that they contain füll sized ovarian eggs", so ist das kein Beweis, denn auch bei dem etwas Jüngern Weibchen finden sich bereits recht grosse Eier. Wahrscheinlich war auch das Originalexemplar der Challenger-Expedition noch nicht ganz er- wachsen, sonst hätte Hoek uns doch wohl beschrieben, dass die Ovarialschläuche sich bis an den Tarsus erstrecken und die ersten sechs Glieder der Füsse strotzend mit reifen Eiern angefüllt erscheinen, wie ich es an einigen alten weiblichen Indi- viduen feststellen konnte. Dass CoLE jüngere Thiere untersucht hat, dem schreibe ich auch den grossen Unterschied zu, der zwischen den von ihm ge- fundenen Eierträger und den sogleich zu beschreil)enden Extremi- täten der vollkommen erwachsenen Männchen besteht, lieber den Bau der weiblichen Eierfüsse sind Hoek, Cole und ich einig. Die Fig. 8 giebt uns nun die betreffende Extremität eines sehr alten eiertragenden Männchens wieder. Sie ist neungliedrig, trägt an den Gliedern 1—6 spärliche starre Haare, Glied 7 ist etwas dicker, mit rundlicher Spitze und trägt das etwas kleinere 8. Glied auf der Seite eingelenkt. Das letzte Glied ist noch kleiner, eiförmig, und sitzt mit dünnerm Halstlieil auf der Spitze des vorigen. Ein 10. Glied habe ich nicht finden können; wenn es da ist, ist es jeden- falls winzig klein und mit den vorangehenden unkenntlich ver- schmolzen. Vielleicht ist die Abbildung Cole's nach einem Jüngern Thiere entworfen und ist die Extremität einer Metamorphose unterworfen, deren Ende erst in hohem Alter erreicht wird. Denn die Gliederzahl ist nicht der einzige Unterschied, auch die Behaarung ist eine ganz andere. Während die basalen und mittlem Glieder nur spärlich behaart sind, ist Glied 7 mit über 20 langen starken Haaren ausgestattet, die vorzugsweise um die Spitze angesammelt sind, am 8. Glied zähle ich etwa 10 kaum kleinere und am End- 1) CoLE, 1. c, p. 244. 382 J- <^- C. LOMAN. giiede etwa 12 ähnliche. Das Ganze macht bestimmt den Eindruck eines Tastorgans. Ein ähnlich g-ebauter männlicher Eiertiäger scheint höchst selten zu sein. Nur für Trygacns wird dasselbe von Dohen ^) angegeben, doch sind hier die betreffenden weiblichen Extremitäten ebenfalls 9gliedrig und nicht wie bei Discoarachne normal lOgliedrig. Es kommen bis 10 Eierballen bei einem Männchen vor; der Durch- messer eines Eies ist nur 0,082 mm im Maximum (Fig. 11). Die ]\[ännchen der P.ycnogoniden unterscheiden sich ausserdem äusserlich durch zwei Eigenheiten, den Weibchen gegenüber, auf welche besonders Dohrn hingewiesen hat und die auch für die Systematik wichtig sind. Es sind dies die Lage der Hodenöffnungen und die Kittdrüsen. Besonders bei einer so aberranten Gattung wie Discoarachne war eine Untersuchung dieser Theile sehr erwünscht, und da CoLE über diesen Gegenstand gar keine Mittheilungen gemacht hat, ist eine nähere Betrachtung nicht überflüssig. Die männlichen Genitalöff nungen befinden sich am 2. Giiede der beiden letzten ß einpaare (Fig. 9), nicht auf eigenen Höckern wie bei Anniwf hea. aber doch am hintern Ende des Gliedes auf einer wenig vorragenden Ecke (gewissermaassen dem Rudiment eines Höckers), und von kräftigen kurzen Haaren so dicht umgeben, dass es äusserst schwer ist, die sehr kleine Oeffnung (S) zu entdecken. Fast immer ist es nur die borstige Spitze, die die Anwesenheit einer Oeffnung verräth. Die Kittdrüsen sind ganz anders gebaut als bei Ammothea. Zahlreiche Drüsenröhrchen münden hier in einer geräumigen, im distalen Theil des 4. Gliedes aller Füsse gelegenen Höhle (Fig. 10 h) von platt rundlich ovaler, unregelmässig zweilappiger Gestalt. Diese blasenartige Einsenkung liegt hart am Chitin der Körperwand und mündet durch eine kurze, weite Röhre oben, unweit der Spitze. Diese Form der Kittdrüsen ist höchst selten und wird nur noch bei der Gattung Trygaeus Dohrn gefunden. OoLE beschreibt eine Drüse im 2. Giiede aller Füsse beim Weibchen, die ich nicht habe finden können. Derartige Drüsen im weiblichen Körper, die, wie Cole vermuthet, einen ähnlichen Zweck haben wie die männlichen Kittdrüsen, sind bis heute nicht bekannt geworden. 1) Dohrn, Die Pantopoden des Golfes von Neapel, 1881, p. IGO, tab. 9, fig. 8. Pycuog'oiiiden aus der Capcolonie und Natal. 383 Naclulem wir also den Bau des niännliclieii Kör])ers besser kennen gelernt haben, können wir die Charaktere der Gattung aufstellen. J)is((KH'}ill(jbius picnis Ol. Sfi()jßha(jiis pandanlcoln EscHZ. Sharp. Trlhol'nnn fprrucjineuiii F. Cnodal sj). Familie < 'iirrnlii/iild'ie. ( 'rleathelcs hisidaris SciiT. Sphenophorus sukij/es Sharp. Eine Species. Zwei Species. Familie Toiincidne. Familie ( 'enii/ihi/cidar. 392 Paul Schnee. II. Hymeiioptera. V e s p ar i a.^) 1. Mauerwespe, häufig. 2. Blattschneidei', seltener. 3. Huugerwespe {Erania), Larve lebt in Blatta. 4. Schenkelwespe {Sniicra). Ameisen; det. Dr. G. Maye, "Wien. 1. Oihniomachus haematoda Linne. 2. Vollenhovia pedestris Sm. 3. ]\[onomorium destrudor Jerd. 4. Iridomijrmcx anceps RoG. subspec. papurunis Em. 5. Prenolepis cla>ide>tlma Mayr. 6. Plagiolepis lonyipes Jerd. 7. Gamponotiis niacjilains Fabr. suhsp. novae-hoUandiae Mayr. 8. Camponotus schneci Mayr.-) III. Lepidoptera. lieber die von Herrn Dr. Schnee auf Jaluit gesammelten Grosschmetterlinge. Von Dr. Seitz in Frankfurt a. M. Zum Verständniss der Zusammeiisetzuiig- der Falterfauna von Jaluit ist es nöthig. sich vorzuhalten, dass diese Thiere in ihrem biologisch wichtigsten Stande (als Imago) Luft thiere sind. Bei der Gewohnheit der meisten Tagfalter, den Begattungsact im Fluge vorzunehmen, machen die Thiere sich weit mehr von den Wind- verhältnissen abhängig als andere geflügelte Insecten, und da die Flachheit der Marschall-Inseln jeden AVindschutz ausschliesst, so würden Arten, die — wie viele Papilio und Pieriden — zur Be- gattung hoch in die Luft hinauf wirbeln, gerade im Fortpflanzungs- acte leicht weggeblasen. Eher schon müssen wir nach Arten suchen, die entweder sehr flugkräftig sind und dem Winde widerstehen können, oder nach solchen, die viel sitzen und beim Anheben des Sturmes sich niederfallen lassen. Solche zähen, starken oder sich schützenden Thiere haben dann aber — in Folge dieser Eigen- 1) Die betreffenden Gläser gingen beim Trausporte verloren, 2) G. Mayr, Hyraenopterologische Miscellen II, in: Verh. zool.-bot. Ges. Wien, 1903, p. 401—403. Die Lanilfamia der 3Iarschall-Inselii. 393 schalten — meist eine weite \'erbreitung- und können daher auch, im Falle localen Erlöschens auf den Inseln, A'on den benachbarten Eilandgruppen zuriickverschlagen werden. I. Rhopalücera. 1. Anoski xdexippiis L. Dieser Amerikaner, der Mitte vorigen Jahrhunderts die Wande- rung über die Sandwich-Inseln nach Australien vollendet hat, musste die Marschall-Inseln passiren. Er ist jetzt in der ganzen Südsee heimisch, scheint aber im eigentlichen Indien nur langsam und stockend einzudringen. Seine sehr schnell erfolgende Ausbreitung im östlichen Australien verlegten W. MacLeay und (i. Masters, wie mir mündlich mitgetheilt wurde, in die Zeit von 1865—70. Anno 1887 fand ich iien A. pJe.rippxs bei Sydney schon als dauernden Winterschmetterling und sehr gemein. Die Exemplare aus Jaluit gleichen ganz den Australiern und scheinen, wie auch die von Hono- lulu, von nordamerikanischem Typus, von den Südamerikanern deut- lich verschieden. Aus einer ziemlich detaillirten Lebensbeschreibung, die Herr Dr. Schnee an Ort und Stelle entwarf, geht hervor, dass auch die frühern Stände gleiches Aussehen und Verhalten zeigen wie in Amerika und Australien: Raupe gelb und schwarz, zebraartig ge- streift, mit je 2 weichen Tasthörnern am Vorder- und Hintertheil; an Asclepias curassavica (Cotton weed). Puppe eicheiförmig, frei aufgehängt, glasig grün mit goldner Querleiste und Goldpunkten; Verwandlung nach wenigen Tagen. A. plcxippus trägt eine unbeugsame Farben- und Zeichnungs- festigkeit überall auf seinen Wanderungen mit sich herum. Bei der eminenten Verbreitung der Art, die von Pernambuco und den Oana- rischen Inseln westwärts bis Süd- Asien und Australien reicht, würde jede andere Species gewiss ihr Kleid mehr verändern. Diese Hartnäckigkeit äussern Einflüssen gegenüber lässt auf ein beträchtliches Alter dieser Form einer sonst modernen (iruppe schliessen. Es ist dabei verwunderlich, dass erst neuerdings und, so zu sagen, unter den Augen der Forseher die Ausbreitung dieser Art begonnen hat, und dies legt den (bedanken nahe, dass der Schiffsverkehr das Vehikel zur Ausbreitung gestellt hat. Wenn thatsächlich im A\'esten Nord- amerikas A. pJexippus als Imago überwintert, so ist ein \'erkriechen 394 Paul Schnee, desselben in Schiffsräume (wie bei unsern Vanessa) leicht denkbar, und bei rasch fahrenden Dampfern ist eine Verschleppung* leicht möglicli. — Abel' auch ein zweiter Punkt muss bedacht werden: die Asclepias sind vorwiegend (Gartenpflanzen, und wir können auch annehmen, dass die Wanderung der Falter schon früher — durch Wind — stattgefunden, die Einbürgerung aber vor dem Import der Futterpflanze am Wanderziel unmöglich war. Ein genaues Studium der Einführungsdaten der verschiedenen Asclepiadeen dürfte hierfür den Schlüssel bieten. 2. Junonia vellida F. Von dieser Species fliegt auf Jaluit die lebhaft rothgefärbte taitische Form, wie sie auf den meisten der östlichen Südsee-Inseln heimisch ist. Von den typischen Australiern unterscheidet sich die .Taluitform leicht durch das brennende Orangeroth, das bei den mir vorliegenden Xeu-Süd-Wales-Thieren mehr durch Bräunlich- oder Ledergelb ersetzt ist. Diese lebhaft rothen Augenringe fliessen auf beiden Flügeln der Südseethiere breit zusammen, während die fest- ländischen Exemplare, wenigstens auf den Hinterflügeln, die beiden Augenringe durch eine schmale Brücke verbunden zeigen. Der Ueberblick über ein recht grosses, meist selbst gesammeltes Material ^) lässt mich an der Durchführbarkeit einer specifischen Trennung der verschiedenen orifhya-, vellida- und selbst clelia-Fonnen sowohl unter einander als auch von den neuweltlichen Formen (lamnia, coenia, livia etc.) zweifeln. Auf Anregung des Herrn Spengel in Giessen habe ich mich mit dem Sammeln wie Beobachten der hierher gehörigen Jnnonia speciell befasst und gerade unter den einzelnen Formen eine grosse Variabilität constatirt. Am con- stantesten sind noch die Zwergformen, wie die kleine, herrlich bhuie Form vom Nilghiri-Plateau, die rothe Uvia von den Bolivianischen Anden sowie die insulare taifica. Die grossen Formen der Ebene zeigen die weit gehendste Veränderlichkeit, am meisten die lavinia. Unter 74 Exemplaren, die sämmtlich in wenigen Tagen im Agricultur- park von Palermo (Argentinien) gefangen sind, finden sich kaum 2 völlig gleiche. Bald sind die Augen c'oe>?ia-artig erweitert, bald winzig verkleinert, zu Punkten, wie bei der livia] der vielfach herr- 1) Selbst gesammelte Stücke von folgenden Localitäten : Aden (Arabien), Kandy, Colombo (Ceylon), Coonoor (Nilghiris), Singapore, Hongkong, Sydney, Adelaide, Babia, Rio de Janeiro, Montevideo, ßuenos-Aires. Die Laiulfauna der ^[arücball-Iiiseli). 395 lieh m et all grüne Ciruiid wird zuweilen fast schwarz, manchmal rotli- braun oder, wie bei genovefa, von Erdgrau verdrängt. I )ie (meist 4) Augen aller Flügel finden sich bald verdoppelt, verzogen oder durch accessorische Fleckchen und Kingelchen vermehrt. Bei den Indiern findet sich das Blau der Oberseite bald mächtig vermehrt, bald re- ducirt oder auf das eine Geschlecht beschränkt. Die Unterseite zeigt — worauf auch Brandes aufmerksam macht — einen aus- gesprochenen Saison-Dimorphismus, indem sie zur nassen Jahreszeit scheckig- bunt und reich gezeichnet, zur Trockenzeit aber fahl und einfarbig ist. in Nachahmung eines dürren Blattes. Was schliesslich noch die Flügelform betrittt, die durch eine deutlich vorgezogene Spitze die lavinia noch am ersten ars dem genannten Formenkreis ausscheiden könnte, so ist eine totale Aenderung der Flügelgestalt und damit auch gewisser Distanzen im Geäder bei Junonia erwiesener Maassen eine Saisonfolge (wie bei -/. alniana-asterie), so dass sie als systematisches Kriterium hier nicht verwendet werden kann. In wie weit auch die afrikanischen Formen nur als Localfornien der einen, weit verbreiteten Species aufgefasst werden müssen, darüber würden wohl anatomische Untersuchungen Aufschluss geben. Ueber die Raupe der taitica-ä\m\k\\e\i rellida von daluit finde ich unter den mir freundlichst zur Verfügung gestellten biologischen Notizen des Herrn Dr. Schnee nichts bemerkt. Zweifellos ist sie graubraun mit kurzen, auf röthlich-braunen Flecken sich erhebenden Dornen und nährt sich von Scrophularieen, wenn solche auf den Inseln vorkommen, oder lässt sich wenigstens mit solchen aufziehen. 3. Htfpolhiinns bofina L. Diese Species vereinigt noch weit mehr P'ormen in sich als die vorige, und das Bestreben, jede Localvarietät zu benennen, hat hier mehr Verwirrung als Ordnung hervorgerufen. Unter den 11 Exem- plaren (4 SS, 7 $$), die mir von Jaluit vorliegen, sind auch nicht zwei einander völlig gleich. Die SS variiren in Größe und Gestalt der weißen Flecke, die ?$ wechseln in der Grundfarbe von schwarz- braun bis zu ganz lichtem Gelb weiss. A echte pallescens-F ormen und solche, die der iriaria des Hyp. mmppus^ zu ents])rechen scheinen, wechseln mit solchen, die in der Farbenzusammensteilung der australischen ange-Form gleichen und so in den auf den Samoa-Inseln gewöhnlichen Typus hinüberschlagen. Da an allen Orten der Erde, die wir als gemeinsamen Aufenthalt von llypolitunns und Danaiden kennen, die Weibchen der Ibfpolimnus die Danaiden copiren, so 396 Paul Schnee. köimten wir auch in der vollständig-en Vergilbung- vieler J •cilmt-bolina eine beginnende Miniicry erblicken, wenn wir nicht eben wüssten, dass das ]\rodell, die Anosia plcxijyims. auf der Insel in relativ später Zeit eingewandert Aväre. Wenn die amerikanische Anosia erst auf Jaluit eingetroffen ist, kurz vor dem sie sich in Australien aus- breitete, so hätte sie zur Umänderung erst eine sehr kurze Zeit — ca. 50 Jahre -r- gehabt, und es wäre sehr verständlich, wenn sich die neue Weibchenform noch nicht consolidirt hätte und darum jedes Exemplar einen andern Grad der Umwandlung zeigte. Aber selbst wann die Anosia auf Jaluit Aveit älter wäre, zugeflogen ist sie sicher; und eine Anpassung der Hjj2)oJimnas-'We\beY konnte nur stattfinden, wenn diese bereits eine Neigung zum Vergilben in hohem Maasse besass. Ich bin überzeugt, dass die bolinaAVeihev auch ohne Anwesenheit des Modells, wie dies auf andern Südsee-Inseln auch der Fall scheint, vereinzelt mit gelber Grundfarbe auftreten. Immerhin erstaunt es mich, dass sich unter einer grössei'n Anzahl io/ma- Weiber von den Samoa-Inseln bei völliger Uebereinstimmung der Männchen mit den Jaluit-Männchen nur schwarze Weibchen finden. Die Raupe beschreibt Herr Dr. Schnee in seinen Notizen, wie sie auch von andern boIina-Formev. bekannt ist, schwarz, mit roth- gelbem Kopf und ebensolchen Dornen. Die letztern nesseln , wie in den Aufzeichnungen steht „unbedeutend, wenn man mit dem Handrücken dagegen kommt" ; dieses leichte Prickeln verursachen auch unsre Vatiessa-JlRupen, und es scheint nur mechanische Wirkung der Dornen zu sein. Die Eaupen leben an Taro, Wedelia und sitzen an der Unterseite der Blätter. Die Lebensweise des Schmetterlings von Hrjpolimnas holina bietet manches Interessante. Auf Ceylon fand ich die Falter in der Trockenzeit bei Tag unter den überhängenden Farnwedeln an Weg- büschungen verborgen , vollständig wie Nachtfalter sich gebärdend. Durch Stockschläge in das Dickicht aufgescheucht, flogen sie eine kurze Strecke, um wieder ins Gebüsch einfällend sich zu verbergen, und so verhielten sich Männchen wie AVeibchen, ganz entgegengesetzt wie der gleichzeitig an denselben Localitäten fliegende Hypolimnas misippus, der munter im Sonnenschein umherflatterte und mit seinen lebhaften Farben kokettirte. Aus den Notizen des Herrn Dr. Schnee geht hervor, dass die Hyp. holina sich auch auf Jaluit auf der Unter- seite der Blätter birgt: „das Ansetzen an der Blattunterseite ist durch die täglichen, schweren Regen bedingt". Die Lamifauua der Marscliall-Inselii. 397 4. Badanud exvl antat ton Ls F. Auch diese Species ist eine sehr weit verbreitete, wenn wir die Formen alle in die Species einreihen, die ersichtlich nur locale Vertreter der Art sind. 'I'rotz der überaus grossen Constanz bei den Individuen aus einer Gegend ist die Art als solche doch wandel- bar. Ich traf die B. e.vclamafionis in großer Anzahl in den Gebirgen von Cej'lon an und (als B. dohmi) in Australien. Die Exemplare von Jaluit. deren mir 3 vorliegen, die ganz mit einander überein- stimmen, stehen bezüglich der Fensterflecke auf den Vorderflügeln zwischen den Ceyhinstücken und den Australiern, den letztern näher kommend. Bei den Männchen von Ceylon sind die Glasflecke der Vorderflügel oft zu kaum wahrnehmbaren Spuren reducirt. bei Australiern zeigen sie im Gegentheil zuweilen Neigung, zusammeu- zufliessen; bei Jaluit-Stücken sind sie stets gross und deutlich, aber scharf getrennt. Badamia cxcJamafionis ist ein äusserst kräftiger Flieger. Er ist tagmunter und schliesst in so fern biologisch an die Bhopalocampta (forcsfan, pisistrafus) an , während die dunkeln Ismcnc {oedipodea, etell-a etc.) den Tag verschlafen und meist aus den Gebüschen auf- gestört werden müssen. Gemeinsam mit Ismene, Bhopalocampta und manchen Hasova hat die Badamia die Eigenheit , dass sie sich auf die Unterseite der Zweigspitzen zu setzen pflegt. Sie fliegt völlig schnurrend, wie ein Nachtfalter; dass sie bei Tage Blumen besucht, habe ich nie beobachtet. Die Kaupe ist von dunkler Grundfarbe, gelb oder hell braun, zebraartig gestreift und erinnert dadurch stark an die Raupen der neotropischen Gattung 3Bjsoria, die Watson in seinem System der Hes])eiiden an das entgegengesetzte Ende dieser Familie stellt. So viel ich mich erinnere, sind die Raupen der benachbarten Gattungen wesentlich anders, so die Raupe der Ismene oedipodea, die schwarz mit gelbem Bauche und 2 Reihen gelber Fleckchen ist; die Jlasora- Raupen sind grün mit dunkler Sprossenzeichnung. Dagegen kehrt der Typus der Zeichnung, wie er sich bei den J5arfaMim- Raupen findet, auffallender Weise bei der (gänzlich unbehaarten) Raupe von Eaniis husiris — im tropischen Amerika — wieder. Die Puppe von B. exclamatioms ruht nach Dr. Schnek „ohne Gespinnst in der Erde". 398 Paul Schnee, Soweit die Tagfalter, die mir in der kleinen ( 'ollection zugingen. Aber bei der Constatirung- so wenig-er Arten sei nochmals daran erinnert, dass der Falterbestand der Marscliallinseln wohl ein in- constanter ist und dass sich vielleicht in andern Jahren noch andere Tagfalter dort zeig-en, die sich dann, wenn gewisse Winde zeitweise ausbleiben, wieder vermindern und endlich ganz verschwinden. Das Fehlen beisjiielsweise der PoJijommafus haefira lässt dies vermuthen. IL H e t e r 0 c e r a. 5. Cephonoiles pieus ('n. Die sehr schwierige Grni)pe. die man bis vor nicht langer Zeit mit den Haemorrhagia Geote [Hemaris Dalman) zusammengeworfen hatte, zeigt nach ihrer neusten — der ersten gründlichen — Be- arbeitung durch Rothschild u. Jordan folgendes Bild: eine Species — Cephonodcs lujJas L. — zieht über drei Welttheile (einen grossen Theil von Afrika, Asien und Australien) hinweg; und in diesem grossen Gebiet eingelagert, zum Theil insular, ti'aten dann weitere Formen auf. die sich mehrfach unter die Individuen der ersten Art einmischen und oft genau die gleichen Gewohnheiten, Erscheinungs- zeiten und Tummelplätze haben. Ein Dualismus der Hummel- schwärmer ist uns aus dem europäischen Gebiet, wo sich der Scabiosenschwärmer {Haem. tUyus L.) und der Geisblatt bewohnende Haem. fuciformis L. ganz ebenso verhalten, bekannt, und noch mehr aus Nordamerika, wo in ganz gleicher Weise an sehr vielen Orten eine rothrandige Haemorrhigia (der thyshe-Gr nippe) und eine grau- randige (der diffinis-Gvüp'pe) bei deutlich getrenntem Eaupenleben als Falter auffällig neben einander erscheinen. So treten an die Seite des echten Ceph. hijJas in Australien Ce2)]i. hingi McLeay, in Indian Ceph. pkus-^ selbst auf räumlich be- schränkten Inseln leben oft zwei Species Ceplwnodes friedlich bei einander: so C, lifuensis Rothsch. und C. simpJex Rothsch. (eine janus-Yorm) auf den Loyalitäts-Inseln, C. apus Boisd. und C. trochilns GuEK. auf Mauritius u. s. w. Ja, es tritt sogar zuweilen eine Haemorrhagia dualistisch zu einer C€2)honodes-¥ ovm, wo sich dann der bestäubte Flügelrand der erstem stark reducirt und der Körper streckt, als ob eine Aehnlichkeit mit der Cephoiiodes von einem bio- logischen Werthe für die Haemorrhagia wäre. — Chi lo sa ? In so fern bedaure ich es, dass in der mir überwiesenen Die Landfanna der Marschall-Inseln. 399 Collection von Jaluit- Faltern sich nur 1 Exemplar der Ccph. piciis befindet, das zudem noch stark defect mit völlig- zertrümmertem Kopf und gänzlich abgeschupptem Hinterleibe sich darstellt, so dass nicht einmal die P^irbung der Mittelsegmente mehr festgestellt werden kann. Die Raupen der Cephonodcf!. über die sich in den mir über- lassenen Notizen keine Bemerkungen finden, sind, soweit bekannt, grün mit weissem, durch eine dunkel grüne Mittellinie getheiltem Rücken, rothem Maul und gelben Stigmen; die Puppen sehr dunkel braun, fast schwarz, am Kopfende etwas gekielt. Bezüglich der Lebensweise verhalten sich die CepJionodes nicht nur unter sich, sondern auch mit den Haemorrhagia gleich; wie diese benützen sie — im Gegensatz zu den Macroßlossa — die Beine aus- giebig beim Besaugen der Blütlien und halten den Hinterleib stark nach unten gekrümmt, wobei sie mit demselben wippen, wie wenn sie stechen wollten. 6. Chrom is crotits Cn. Von diesem stattlichen Falter enthielt die .Taluit-Sammlung 2 Exemplare, die zu der schmalbindigen Form {Chr. eras Boisd.) ge- hören. Ganz übereinstimmende Exemplare erhielt ich durch Herrn Fk. Marquakdt von den Samoa-Inseln. und ebensolche enthält die Sammlung des Zoologischen Gartens in Frankfurt von Australien. Dieser Form steht der typische Chr. erofus gegenüber (Rothschild and .Tordax, Revision Sphing., p. 504), der auf den Andamanen. Ceylon, den Sunda-Inseln etc. lebt und breit gerandete Hinterflügel besitzt, während die der Form eras schmal dunkel gerandet sind. Aus den Notizen des Herrn Dr. Schnee ergiebt sich, dass die r//ro«//s-Exemplare aus Raupen gezüchtet sind. Von diesen sagt Dr. S., dass sie grün oder braun seien und bei der Verpuppung eines der untersten Blätter ihrer Futterpflanze zur Decke des Gesjünstes auf den Erdboden befestigen. Die Raupe selbst zeigt an den Seiten je 8 Augenfiecke. 7. Vtethi'lsa jfulc/icffa L. ^^'ie die früher erwähnten .laluitfalter, so zeigt auch diese Art eine ungeheure Verbreitung. Sie bewohnt nicht nur die ganze alte ^\'elt in ihren gemässigten und warmen Klimaten. sondern in den vicariirenden Formen auch die neue, von den vereinigten Staaten bis weit nach dem Süden des neotropischen Gebietes. Wenigstens 400 Paul Schnee, kann icli die amerikanischen Formen für nichts anders als vica- riirende Formen halten. Dyar, in seiner neusten Liste, reducirt die Neuweltler anf 2 gute Arten, U. ornafrix und helJa. Aber wenn man grosse Eeihen von beiden besichtigt, so zeigen beide Formen — Avenn auch nicht auf ein Individuum vereinigt — fast alle Zeichungs- motive der andern Form. So zeigt eine ü. ornafrix, die ich in Baliia fing — abei* auch nur eine von vielen — ganz den röthlichen Anflug und das reducirte Schwarz der Hinterflügel gewisser U. hcUa, und einer U. hella meiner Sammlung wiederum fehlt fast völlig die Vorderflügelzeichung, so dass sie vorne — besonders auf der Unter- seite — genau der U. ornafrix gleicht. Die U. hella wieder liefert einen unverkennbaren Uebergang zur U. pidchella, die dann ihrer- seits wieder stark variirt. Selbstgefangene U. ptdchella belinden sich in meiner Sammlung von folgenden Localitäten: Giessen (nörd- lichster Punkt), Darmstadt, Algier (Philippeville, Les-Lacs), Aegypten (Port Said, Suez), Aden. Ce3don (Colombo), Nilghiris (Coonoor), China (Kaulung, Hongkong), Japan (Kobe), Australien (Adelaide, Sydney). Bei der Frage, wie die verhältnissmässig schwächlichen Utetheisa zu einer so ungeheuren Verbreitung kommen konnten, muss zuerst ihre Fähigkeit, Schwärme zu bilden, in Betracht gezogen werden. Solche Üfefheisa-Schwärme sind wiederholt auf dem Meere beobachtet worden, und wenn auch, ebenso wie bei den Heuschreckenschwärmen, zahl- lose Idividuen untergehen, so braucht ja nur ein begattetes Weib- chen auf eine entfernte Insel geblasen zu werden, und die Art ist dort eingebürgert. Die Polyphagie — fast Pamphagie — der Eaupe sorgt dafür, das die Art erhalten bleibt, und eine relativ grosse ünempfindlichkeit gegenüber klimatischen Einflüssen lässt sie über- all ihre Bedingungen finden. Ich fand die ü. pukheJla in den feucht- warmen Niederungen von Ceylon ebenso, wie 7000 Fuss hoch in den Nilghiribergen, und wieder in der Sahara, wo sie zwischen den wenigen Salzkräutern umherflog, denen der brakische Sand ein Ge- deihen erlaubt. 8. Calof/ranima festiva Don. Diese schöne, über Indien und Australien verbreitete Art scheint auf Jaluit ziemlich häufig zu sein. Die von dort stammenden Exem- plare sind auf den Vorderflügeln blass gelb, und die Purpurbänder derselben, die bei australischen Stücken so herrlich und tief gefärbt sind, dass sie die lichte Grundfarbe fast auf die Hälfte der Flügel- fläche zurückdrängen, sind ziemlich matt und mehr in kleine, röthel- Die Lamlfauua der Marschall-Iuselu. 401 rothe Fleckchen aufgelöst, l^ebrig-eiis variiren die Falter von einer Localität beträchtlich. Die Raupe (vgl. Abbild, in: Iris 1897, tab. 8, fig-. 6) lebt im Innern von Taro, dessen Stengel sie ausfrisst. Sie ist oben gelb- braun, am Bauche röthlich und hat gelben Kopf und einen braunen Seitenstreif. Riebe sagt von ihr, dass sie einen sehr hohen Grad von Feuchtigkeit ohne Schaden zu ertragen vermöge (in : Iris. V. 10. p. 248), was auch für die nächst verwandten Gruppen von Faltern gilt. Uebrigens scheint auch die Raupe stark zu variiren und bald bunter, bald mehr einfarbig zu sein. Die Zeit dei- Puppenruhe giebt RiBBE auf 14 Tage an, was übrigens je nach Jahreszeit und Gegend grossen Schwankungen unterworfen ist. 9. Sieben Exemplare einer Noctua sind dermaassen abgeschuppt, und ihr Körper ist jeder Behaarung beraubt, dass von der ursprüng- lichen Färbung oder Zeichung nichts mehr zu sehen ist. ^^'ie es scheint, sind sie eine Weile in einer Flüssigkeit aufbewahrt oder darin getödtet und dann in so weichem Zustande in Düten verpackt worden, dass sie vollständig flach gedrückt sind. Trotzdem lässt sich aus den noch erkennbaren anatomischen Verhältnissen be- stimmen, dass es sich um eine Frodenia handelt. Es darf daher ge- schlossen werden, dass hier die in der Südsee verbreitete Pfodenia testaceoides vorliegt, und in den Resten findet sich nichts, was dem widerspräche. Die Prodenien gehören zu den individuenreichsten Thierformen in iliren Verbreitungsgebieten und haben grosse Ex- pansionsgelüste. Auf Schüfen gehören sie zu den gewöhnlichsten Erscheinungen und fliegen zuweilen so massenhaft an. dass alle Fugen, in welche sie sich mit Vorliebe hineinpressen, gefüllt sind. Bei Aden in Arabien beobachtete ich am 2. Juni 1891 Eulen in dichten Schwärmen, die fast zur Hälfte aus Prodenien bestanden. Die ersten Exemplare flogen auf dem Schifte bereits an. als das- selbe noch über 200 ]\Ieilen von der Küste entfernt war. lieber die Raupe der Frodenia von Jaluit wurden mir keine Beobachtungen zugesandt. Die Gestalt derselben dürfte Agrotis- artig oder J/awes/ra- artig sein, und ihre Lebensweise ist versteckt. Bei der Frodenia frwjiperda, die als Imago viel Aehnlichkeit mit der Frod. testaceoides. sowohl im Aussehen als auch in den Gewohn- heiten hat, beobachtete ich, dass ihre Raupen sich in frischem Kuh- dünger verpuppen. Beim Suchen nach Dungkäfern, in der Gegend von Santos in Brasilien, fand ich nämlich zahlreiche braune Püpp- chen lose eingebettet in den noch völlig weichen und feuchten Kuh- Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Svst. 27 402 Paul Schnee, dünger und sah auf den die grosse Schlächterei umgebenden Wagen Noctuenraupen sofort aus dem umgebenden Vegetationsrasen her- vorkriechen, sobald der Düngerhaufen abgelegt und so lange er noch warm war. Die Zucht der Püppchen ergab Frod. frugiperda und Prod. maera. 10. Lagojjtera niaf/lca Hbn. Dieser Falter verbreitet sich über ganz Indien und einen grossen Theil des australischen Gebietes. Unter einem ziemlich grossen Material meiner Sammlung stechen zwei Formen hervor: die süd- asiatische, bei der die schwarze, und eine australisch-polynesische, bei der die gelbe Farbe auf den Hinterflügeln dominirt. Die erste Form ist sehr gut repräsentirt in Exemplaren von Darjeeling. Hier sind die submarginalen Binden der Hinterflügel breit, tiefschwarz, und die (kürzere) Innenbinde ist vollständig, nach aussen scharf begrenzt und sendet bis in die Wurzel reichende, schwarze Strahlen aus. Auf der Unterseite sind die Hinterflügel, besonders am Apex, stark dunkel bestäubt. Die zweite Form zeigt reducirte schwarze Binden: Die Submarginalbinde der Hinterflügel bleibt überall weit vom Rande weg, zeigt verlaufene Grenzen nach dem Apex und verlischt im Analv*^inkel. Die Innenbinde ist stark verschmälert und die Basis rein gelb, ebenso auch die Hinterflügelunterseite, die nur selten schwache Spuren von dunkler Bestreuung zeigt. Die Exemplare von Jaluit sind ziemlich klein, während auf dem australischen Continent wahre Riesen vorkommen. Auch auf den Fidji-Inseln kommen noch sehr grosse Stücke vor. In der Färbung stehen die Marschall-Insel-Thiere zwischen den Vitianern und den Australiern in der Mitte. — Von der Raupe schreibt Dr. Schnee: „Die Raupe dieses Ordensbandes ist zweigartig braun; sie lässt sich, wenn entdeckt, an einem Faden herab, wobei sie sich ganz steif hält; die seitlichen Plecke sehen dann wie Löcher im Holzstück- chen aus." 11. Memif/ia frufßalis F. Kleine, sehr matt grau gefärbte Exemplare dieser über die ganze Südsee reichenden Art. Ein ziemlich gut erhaltenes $ zeigt keine Spur von dem über den Innenrand der Vorderflügel hin- ziehenden Längsschatten, und auch der vom Apex nach der Innen- randsmitte ziehende Schrägschatten ist wenig intensiv; der Innen- randspunkt am Ende des Basalfeldes fehlt vollständig. Ein zweites, Die Landfauna der Marschall-Inseln. 403 anscheinend männliches Exemplar ist ohne Kopf, Abdomen und Beine, so dass sich über die interessante Gestaltung der Hinterbeine des S nichts sagen lässt. 12. Noch eine Geometride betindet sich in 2 ziemlich undefinir- baren Exemplaren bei der Sammlung. Die schmutzig gelbe Grund- farbe dürfte im Leben blass gi-ün gewesen sein und, so viel sich bei der starken Flachgedrücktheit der Individuen aus der Flügelform schliessen lässt, handelt es sich dabei um eine jener weitverbreiteten Thalassodes- Arten, die sich auf zahlreichen Südsee-Inseln finden und als TJi. opalina Btlk., Th. saturafa Snell. etc. beschrieben worden sind. Genaueres lässt sich über diese Trümmer nicht wohl sagen. Dies ist in Kürze, was sich über die mir überwiesene Collection von Jaluitfaltern sagen lässt. Dass sie nicht vollständig ist, ergiebt sich aus dem in der Einleitung gesagten. So fehlt eine der inter- essantesten Arten — Herse convolvuli — vollständig. Rothschild u. Jordan sagen (Revis. Sphing. p. 15) dass, während die //. convol- vuli fast durch die ganze alte ^^'elt hin einen bestimmten Typus bewahrt, die Exemplare von Jaluit constant abweichen: sie sind klein und blass und von gelblichgrauer Färbung. IV. Diptera. 1. ..Brotfruchtfliegen", klein, gelb, treten im Juni an diesen Bäumen zahlreich auf. 2. grüne, glänzende Art. 3. Stubenfliege. 4. gr. Brummfliege. 5. eine Chalcidierart. Die mit den Hymenopteren zusammen verpackten Dipteren gingen theils verloren, resp. konnte eine Bestimmung nicht erzielt werden, indessen vermochte mir Herr Dr. Döxrrz, für welchen mein Vorgänger auf Jaluit im amtlichen Auftrage Mosquito (ad Malaria- forschung) gesammelt hatte, mitzutheilen, der dort häufigste Mosfiuito sei Stcgomijia fascüita F., ferner komme ein noch nicht näher be- stimmter Culex vor. Ich selbst beobachtete eine Tipula-kri häufig. V. Neuroptera, det. Dr. Kkmpny. Gutenstein (N.-Oesterreich). Florfliegen : Chri/sojKi JalHitanUf Kempny h. sp. Flügels])ann\veite 20 — 28 mm. Leicht gelbbraun, im Leben grünlich-gelb. 27* 404 Paul Schnee. Kopf mit einer rostrotlien Querlinie auf dem Vorderrande der Stirne und zwei nach aussen concaven Bogenlinien zwischen Stirn und Scheitel. Fühler viel länger als die Flügel, bräunlich, die ersten zwei Glieder lichter. Vorderflüg-el dreimal so lang- wie breit, an der Spitze elliptisch abgerundet. Hj^alin, Geäder licht gelbbraun (grün im Leben?), die Verzweigungen der Analadern schwarz. Die 1, Querader zwischen dem Sector radii und dem Cubitus anticus mündet innerhalb der ('ubitalzelle. Cubitus posticus an der Wurzel spindelförmig auf- geblasen. Ausführliche Beschreibung in: Verh. zool. bot. Ges. Wien, 1904, Heft 1. YI. GymiiO£;:iiatha, det. Kempny. Odon at a: 1. Pantola flavescens Beaur. 2. Diplax hipimctafa Brauer 3. Anax guttatus Ebr. Pantola ist ein Weltbürger in den Tropen der alten und neuen Welt. Diplax bipunctata wurde ursprünglich aus Tahiti beschrieben, ihr Vorkommen auf den Marschall-Inseln ist also nicht zu ver- wundern. Dagegen findet sich Änax gidtatus auf Java und in Ost- indien, ist also schon merkwürdiger. Er ist aber ein vorzüglicher Flieger und soll öfters Schüfe zum Ausruhen benutzen. Blatt i da e: 1 . Periplaneta orien ialis L. -f 2. Periplaneta sp. ? (schwarz, im Busche lebend). Saltatoria, det. Dr. Brunner v. Wattenwyl (Wien). 1. Locustina, sehr häufig. Ca. 3 cm lang, grün, von den Ein- geborenen celo genannt. (Die Exemplare gingen beim Transport durch Zerbrechen des Glases verloren.) 2. (Jrijllacris n. sp., nahestehend aurantiaca Br. aus Amboina und Neubritannien. Diese Form ist ei'st kürzlich eingeschleppt und hat noch nicht alle Inseln der Gruppe erreicht, auf Providence (Ujelang) z. B. fehlt sie. Forficulina: 1. Chelisoclies morio F. Weit verbreitet. 2. Kl. Forficulinen-Art. 2 $$. .syy. ? Lepismatina. ? Lepisma saccharwa L. -{- Die Laudfauua der Marschall-Iuselii. 405 Zoophthires. Pedicuhis capitis L. 7 Pedicubts jmhis L. 7, scheint nur gelegentlich eingeschleppt zu werden. Coccid ae. Mit diesen Thiereu ist es mir merkwürdig ergangen. Ich fand solche häufig an den Zweigen von Terminalia catappa L., besonders gut ausgebildete aber an den Früchten von Morinda citrifolia Lin., einem Krappgewäclise. Ich sammelte deshalb nur letztere. K. Xewstead, Grosvenor Museum, ehester, welcher die Thiere bestimmen wollte, glaubte darin bei makroskopischer Betrachtung eine Lccaniion- Art zu erkennen. Nach der mikroskopischen Untersuchung schrieb er mir aber, das scheinbare Tliier sei ein Auswuchs pflanzlicher Natur und fügte hinzu: „No one could be more astonished of this dis- coverj' than myself , as I had quite satisfied myself from a super- ficial examination that I had a species of Lecanium before me!" VoLKENs (botanische Zentralstelle für die Deutschen Kolonien), dem ich die Sache alsdann schickte, theilte mir mit, es sei ein fungus imperfectus, deren gebe es Hunderte, so dass eine Bestimmung des- halb nicht gut möglich sei. TU. Hemiptera. Leptocoris sp.? Angeblich drei sehr ähnliche Arten n. Beeddin (Berlin). Wahrscheinlich Hauptnahrung von Eiidynamis faitcnsis (Spakrm.). Eins dieser Thiere legte an der Wand eines gerade leer stehen- den Aquariums, wohl getäuscht durch das Grün einer im daneben stehendem Bassin befindlichen Ouvirandra, 17 länglich runde Eier ab. welche in 2 senkrecht über einander befindlichen Klumpen, einer neben dem andern, dort angeklebt wurden. Sie sahen zuerst weiss aus, wurden dann aber rüthlich-braun. Die erst gelegten hatten diese Farbe schon angenommen, während die letzten noch ganz weiss erschienen. Diese Ablage ging um 1 Uhr Mittags am 7. 6. 1902 vor sich. ]\röglicher Weise ist diese Species im Eizustand durch Schilfe oder durch treibende Stämme eingeschleppt worden. 406 Paul Schnee, G. Tausendfüsser. Myriopoda: Scolopendra morsüans L. Weit verbreitet. Trigonoiulus sp. ?. det, Dr. v. Attems (Wien), vielleicht der weit verbreitete 7V. goesi Porall, nicht sicher, da sich unter den gesammelten Stücken kein voll erwachsenes S befindet. H. Spinnenthiere. Arthrogastra, det. Prof. Dahl (Berlin). Scorpionidae : Iscmiefrns macidntus Geer = europneus L., weit ver- breitet, stammt wahrscheinlich aus Amerika. Pseudoscorpionidae : Chelifer sji.^) Araneina: 1. Epeira theisii Walk. 2. Heteropoda venaloria L.-|- 3. Thorellia ensifer (Thoe.) 4. Bavia sexpundata (DoL.) Die Spinnen sind oflFenbar sehr unvollständig gesammelt. A car ina. Trouihididae : 1, (weiss) ,sp.? verdorben. 2. (roth) sj). ? verdorben. Ixodidae: Rhipicephcdus scmgulneus Lateeille, det. Neumann (Tou- louse). Weit verbreitet. Aus dem Mittelmeergebiete stammend. Ist mit Schlachtvieh aus Sydney eingeschleppt. Ursprünglicher Wirth ist der Hund. I. Krebse, det. Dr. Doflein, München. Grapsus grapsus (L.). Land. Pachygrajjsus plicatiis (M. E.). Land. Cardiosoma hirtij^es Dana. Land. Geograpsus crinipes (Dana). Land und Strand. Uca tetragonon (Heebst). Innenstrand, besonders aber Mangrove. Ocypodn urvillei Guerin. Strand. Sesarmn oceanica de Man. Junge Exemplare, leben in den Blatt- achseln von Crinum asiaticum L., einer Amaryllidee. Sesarma rotundata Hess. Riff. 1) Wird in einer vom Berliner Museum für Naturkunde in Aussicht genommenen Publication des Herrn Prof. Dahl mit veröffentlicht werden. Die Landfauiia der Marschall-Inselu. 407 Lagune. Wurden an einem alten Wrack, welches einige hundert Meter vom Ufer ver- ankert lag, gefangen. Daira perkila (Hbst.) Xanflio erraratus rar sangiimea M. E. Fseudoxins caystrus Ai). et Wh. Pti/cliognatl/us harhafus (M. E,). (Schlammstrand V) Leiolophus planissimus (Hbst.). Riff? Eriphia laevimana (Latr.). Riff. D'apezia cyuiodoce (Hbst.). Riff. Paguriis puiictulalus Oliv. Land, Strand. Coenobita clypeatus Hbst. Land, Strand. Coenohita mgosns M. E. Land, Strand. Birgus latro L. '? Paliiiurus. \ y_j. , , ,, .-, c^ ,, \ reicht gesammelt. .-' bcyUarvs\ f ° GnaihophyUum prdliduni Ortmann. Riff. Atyoidd bisulcata Randall, 1 Exemplar. Brackwasser. Athanas sp.'^, wahrscheinlich n. s]). Brackwasser. Isopoda : Lygia, vielleicht L. hawaiensis Dana. Aussenstrand, auch an den Pandanus dort lebend. K. Würmer. Ich beobachtete eine Tulifex-Art, einen flach gedrückten, finger- langen Oligochäten mit drei rothen, resp. gelben Längsstreifen, sog. Regenwürmer, die mir übrigens mit den in Korallenblöcken am Strande bohrenden identisch zu sein schienen, sowie eine Urolahe. Als letztere glaube ich einen 2—3 cm langen, sehr dünnen, weissen Wurm ansehen zu dürfen, welcher bei Regenwetter an der nassen Rinde der Cocos herumkriecht, sich dabei an einem aus der Hinter- leibsspitze hervordringenden Faden festhaltend. Um die Bäume be- quemer besteigen zu können, haben die Eingeborenen in die Stämme Kerbe geschlagen, die durch Fäulniss des umgebenden Holzes zu hand- grossen Höhlen werden, in ihnen lebt der Wurm, der bei Feuchtig- keit herauskommt, um bald darauf in der nächsten Oeifnung zu ver- schwinden. Einmal sah ich 2 Exemplare aus einer Höhle heraus- kommen. Leider ist es mir nicht gelungen das Thier zu conserviren, die übrigen von mir gesammelten Würmer werden später veröffentlicht. 408 Paul Schnee, L, Weichthiere, det. Prof. 0. Boettgee (Frankfurt a. M.). Aus Jaluit 5 Arten, darunter eine neu. 1. Planaxis labiostis A. Ad, 2. Tornatellina vianücnsis Dohrn. 3. Suhulina octona (Chemn.). 4. Onchidium {verrucidatum Cuv. ?) det. Prof. Marxens (Berlin). Beschreibung einer neuen Melanie von den Marscliall - Inseln. Von Prof. Dr. 0. Boettger in Fi-ankfurt a. M. 5. 31elania {Plotia) schneei n. sp, Ch a r. Differt a M. ualanensi Fease insuJae Carolinarum JJalan f. dimidio minore, anfr. persistenühus 7 — 8 celerius accrescentibus, mediis infra suturam marginatam minus distinde nodulato-angulatis, ultimo multo minus et sulcato et costato, apert. superne magis acuminata. — T. parva conico-turrita, soJidula, nitiduJa, corneo-fusca, flammulis verti- calibus purpureis angustis, media parte anfractuum saepe ohsoletiorihus et nonnumquam fascia spirali lata hasali ornafa. Spira apice breviter erosa] anfr. persistentes 7 — 8 sat rapide accrescentes, convexi, initio spiraliter crebre et valide inciso-striati, nee non, praesertim in anfr. mediis, e sutura arcuatim plicati, plicis angustis, subdistantibus, paullo infra suturam nodtäo instar subangtdatis ; anfr. idtimus multo minus distinde et spiraliter et verticaliter ornatus, media parte laevigatus, % altitudinis testae subaequans. Sutura profunde impressa, sulco sat profundo marginata. Apert. ovata, superne acuminata, basi subrecedens, rotundata; perist. media parte protradum, marginibus dextro et basali incrassatulis, leviter undulatis; columella concava, parum torta, calloso- appressa. Alt. 14 — 15, diam. max. 5^2 — ^^ mm; alt. apert. .5^2 — ^A ?«^- apert. S^l^ — 3^1 ^ mm. Fundort: Jaluit (Marschall-Inseln), 37 Stücke. Bemerkungen: Die nächst verwandte und nächst wohnende M. ualanensis Pease ist um das Doppelte grösser, decollirt tiefer und behält die Verticalverzierung mit etwa 20 Rippen auch noch auf der Schlusswindung, während unsere Art ihre höchstens 15 Ripp- chen schon auf der vorletzten, meist aber schon auf der drittletzten Windung vollständig eingebüsst hat. Die Laudfauiia der Marscball-Iiiseln. 409 Charakteristisch für 31. schneei ist ausserdem, dass auch die Spiralsculptur, die auf den Mittelwindungen sehr scharf und deut- lich zu sehen ist, auf den letzten rnigängen nach der Mündung* hin allmählich an Intensität erheblich abnimmt und dass die 8piral- furchen auf allen Umgängen gegen die Mitte des Einzelumgangs weiter aus einander rücken, während sie unter der Naht und an der Basis enger gestellt sind. Besonders tief eingegraben zeigt sich die erste Spirale unter der Naht. liaiidschneckeii der Insel Nauru (Marschall-Iiiselii). Vou Prof. Dr. 0. Boettger in Frankfurt a. M. Die wenigen von Herrn Kaiser 1903 gesammelten und mir von Herrn Dr. med. Schnee zur Bestimmung übergebenen Arten von der Insel Nauru zeichnen sich durch auffallend geringe Grösse und durch fast durchweg einfarbige, grauweisse Schalenfärbung aus. Auffallend und originell ist wohl keine einzige davon zu nennen; alle schliessen sich mehr oder weniger bereits bekannten Formen des Carolinen- Archipels an, besonders Arten der Inseln Ponape und Ualan und zum Tlieil auch solchen des Gilbert- Archipels, die auch räumlich nicht all zu weit von der Marschall-Gruppe ent- fernt sind. Es ist darum augenscheinlich, dass alle Landschnecken von Nauru nicht als autochthon, sondern als eingeschleppt zu be- trachten sind und dass auch die heute von uns als eigenthümlich für die Insel betrachteten Species nichts weiter sind als durch lang andauernde Isolation verändei-te Formen der benachbarten specifischen Inselgruppen, die zudem von ihren Stammarten nur in wenigen Punkten abweichen und namentlich fast alle an Grösse und Intensität der Färbung Einbusse erlitten haben. A u f z ;l li 1 u u g d e r A r t e n. 1. Ti'ovhfnnorpJKt (Nif/ritelia) rontfgua Pse. r<(r. naurudiKf it. Char. Differt a hjpo insulae Ponape Carolinarum f. depressocon- vexa, minus clcvata, anfr. soliim .1^2 **^^ ^^" — '^' «"5"*^'' spirali prope nmhilicum magis praecipiti. AU. (>, diam. 11 mm; alt. apert. i, Icd. apert. '> mm. 410 Paul Schnee, Fundort: Nauru (Marschall-Inseln), nur ein todt gesammeltes Stück (Dr. med. Schnee comm. 1902). Bemerkungen: Diese Form ist nach directer Vergleichung von der auf Ponape (Carolinen) vorkommenden Tr. contigua Pse. nicht zu trennen und vermuthlich von einer der näher gelegenen Carolinen-Inseln hierher verschleppt. 2. Trochoiufjviyha {Niffvitella) insolata n, sp. C h a r. E grege T r. ni griteil ae (P.) insiüae Ponape CaroUnarum , sed t. mulfo minore, unicolore Cornea, umhilico dttplo minore. — T. parva late perforata, conoideo-depressa, solidiusctda, albido-cornea unicolor ; spira depresse conica laterihus convexis; apex ohhisulus. Anfr. 5 vix convexinsculi, lente accrescenfes, superne densissime regidariter costuJafo- striati, basi laeves; ulfimus hasi convexus, media parte acute carinatns, ^/g aUitudinis testae vix superans. Äpert. securiformis, ohliqua; perist. Simplex, margine supero antrorsum arcuato, acuto, hasali levissime in- crassato, subreflexo. Alt. 5^1^, diam. 9^'j^ mm; alt. apert. 4, lat. apert. 4% mm. Fundort: Nauru (Marschall-Inseln), ein noch nicht erwachsenes, todt gesammeltes (1902) und ein lebendes (1903) Stück. Bemerkungen: Diese Form liegt nur in einem, vielleicht nicht einmal völlig erwachsenen Stücke vor. Sie gehört in unmittel- bare Nähe von Tr. nigritella (P.), trennt sich aber von ihr durch die bleiche Färbung und den um die Hälfte engern Nabel so scharf von ihr, dass sie wohl als gute Art anzuerkennen sein dürfte. 3. Opeas f/racile (Hutton). Diese im tropischen Asien und auf den pacifischen Inseln Aveit verbreitete, wohl mit der Cultur der Banane verschleppte Art liegt von Nauru zahlreich vor. Ich vereinige mit ihr u. a. 0. indicnm (P.) und 0. souverbieanum (Gassies). Charakteristisch für die Stücke von Nauru ist, dass sie hier und da weisse, opake Streifen und Punkte auf der im Uebrigen glashellen Schale tragen. Ich lege darauf keinen besondern Werth, da diese Erscheinung auf der Art der Conservirung (mit Formol) beruhen kann. Ausgewachsene Stücke zeigen 8 deutlich convexe llmgänge und messen alt. 9V2— 10, diam. . 3—31/4 mm. Ich besitze die Art überdies von den Inseln Yap (Carolinen) und Art (Neucaledonien), von den Inseln Ternate, Flores und Formosa, Die Landfauna der Marschall-Iuseln. 411 von den Pliiüppinen-Inseln Mindanao. C'ebü, Lnzon und Paragua, von der chinesischen Insel Hainan, von Ceylon, vom Festland von Süd-Asien aus Siani. Barma, ]\radura und Bombay (Britisch-Indien) und von Lenkoran am Kaspisee. 4. Opeas heptaf/t/riDu h. ,sj>. Char. Differf a speciehus affinibits t. parva, pectiliariter cißimlrata, anfr. suhacqxaJibus, apicc ohfuso, sntura perprofimda. — T. parva per- forato-rimaia , subcijlindrato-suhulata , tenuis , sericina , cereo-hijulina ; spira subnlata, lentissime accrescens; apex obtusus. Anfr. 7 convexius- culi, subtus planiores, sntura perprofunda disjuncii, distincte sed ienuis- sime striati, Icnte accrescenies ; idiimns media parte levifer planatus, Vi altitudinis testae aequans. Apert. parva oblongo-ovalis ; perist. simplex acutum, margine dextro strictiuscuJo, columellari fornicatim brcvissime reflexo; columella leviter arcuata, concava. Alt. <)^l^, diam. max. 2 mm; alt. apert. i'/o. lat. apcrt. 1 mm. Fundort: Nauru (Marschall-Inseln), nur ein gutes Stück. Bemerkungen: Scheint dem mir fehlenden 0. tud-eri (P.) von „Sir Charles Hardy's Island", das überdies aus der Tuamotu- Gruppe, von Tahiti und von Guam (Marianen) angegeben wird, nahe zu stehen, ist aber von der Originaldiagnose Pfeiffer's abweichend durch den entschieden stumpf zu nennenden Wirbel, die 7 statt 9 Umgänge und durch den Breiten-Längenindex 1 : 3,06, während 0. tucl-eri (P.) 1 : 3,27 verlangt, also noch schlanker sein muss. Beide dürften sich aber besonders vor andern verwandten Arten durch walzenförmige Gestalt und auffallend niedrigen letzten Umgang aus- zeichnen. 5. Helicina suhsuturalia n, S2k Char. Äff'. H. sntura li v. Mrs., sed plus dimidio minor. — T. parva lentiformis, laeviuscula, cornco-flava atit ruhescens, fasciis 2, altera superiore ex alba et rubro articulata aut rubro flamnmlata suturali, altera inferiore minus distincta magis minusve lata rufo-brunnea basali picta; spira parum alta convexa; apex rix prominnlus. saepe obscurus. Anfr. 4 vix convexiusciUi, striatidi, spiraliter liaud lineolati, idtimus sat acute carinatus, subtus convexus, basi planatus, ad aperturam distincte descendens. '/- latitudinis testae aequans. Apert. perobliqua, sphaerico- triangularis ; perist. inrrassatum, margine supero strictiusculo, oblique descendente, patente, basali leviter expanso et vix reflexo, subangulatim 412 Paul Schnee. Die LaiKlIauua der Marschall-Inseln. hl columelJam brevem concavani trmiseunte ; calhis hasalis magniis lote cfftisus, bene ciramiscriptus, sed partim incrassatus. AU. 2^!^, diam. 4'/g mm; alt. apert. 2, laf. apert. l^j^ mm. Fundort: Nauru (Marschall-Inseln), häufig. Bemerkungen: Das durch seine ansprechende Färbung sehr ausgezeichnete Schneckchen hat viel Aehnlichkeit mit der mir aus Amboina vorliegenden Hei. snturalis v. Mts.. ist aber wesentlich kleiner und weniger scharf gekielt, und seine Mundränder sind weniger verdickt und umgeschlagen. Die Art mag mit Hei. sonata Lesson von Ualan (Carolinen), die ich nicht vergleichen kann und zu der wohl Hei. zigzag Pease als Synonym gehört, Beziehungen haben, doch wird deren Spira „vix convexa" genannt und ihr die Grösse „alt. 2, diam. 3W' (alt. 4, diam. 6^2 mm)" zugeschrieben. Auf der andern Seite ist Hei. oceanica Pse. von den Gilbert-Inseln ähnlich, aber erheblich flacher und zeigt nur Dimensionen von alt. 1^4. diam. 3 mm. Nachdruck verboten. TJebersetzvnfjsrecht vorbehalten . Neue Beiträge zur Keuntniss der Enteropneusten. IV. Ptychodera erythraea. Von Prof. Dr. J. W. Speiigel in Giessen. Mit 2 Abbildungen im Text. A\'ähreiid ich in meiner Monographie zur Untersnchiino- von Ptychodera erythraea. auf welche ich damals die Untergattung Chlanty- dothorax begründete, nur ein, obendrein unvollständiges, Exemplar verwenden konnte, hat sich inzwischen die Kenntniss der Gattung Ptychodera sehr vermehrt, hauptsächlich durch Willfa-'s Nachweis, dass auch Eschscholtz's Ptychodera flava (1825) dazu gehört, so dass den geltenden Nomenclaturregeln entsprechend der in meiner Mono- graphie tür BakmocjJossus clavigerus D. Ch. verwandte Name Ptycho- dera jener Gattung wiedergegeben werden musste (Spenuel 1901). Es wurde jetzt Pt. flava in ihren verschiedenen localen Formen oder nahe verwandten Arten am besten bekannt. Von den beiden in der Monograi)hie aufgestellten Arten blieb dagegen unsere Kenntniss wesentlich auf der damaligen Stufe, indem zwar von Pt. erythraea im Jahre 1902 Klixzinger eine nach dem lebenden Thier gefertigte Zeichnung veröffentlichte und einige Skizzen von verschiedenen Körpertheilen, allein nur nach seinen im Jahre 1872 am Rothen Meere bei Koseir angestellten flüchtigen Beobachtungen, während Pt. iChlamydothorax) bahameusis bis jetzt überhaupt nicht wieder angetroffen worden ist, auch nicht, als später T. H. Morgan und 414 -T. W. SrENGEL, E. A. Andeews auf den Bahamas Enteropneusten sammelten und dort eine Art fanden, die Willey 1899 als Pfychodera — nach geltender Nomenclatur Balanoglossus — himiniensis n. sp. beschrieben hat. Um so mehr war ich erfreut, als Herr Prof. Monticelli mir ein im Neapler Zoologischen Museum vorgefundenes Exemplar zur Bestimmung und eventuellen Untersuchung sandte, in dem ich so- gleich mit Sicherheit eine Ptychodera erythraea zu erkennen glaubte, obwohl sie bedeutend kleiner als das früher untersuchte Exemplar und von ganz andrer Farbe, nämlich von der bei Enteropneusten vorherrschenden gelblichen Färbung, war. Kurze Zeit darauf, als Herr Prof Klunzinger in der Deutschen Zoologischen Gesellschaft seinen oben erwähnten Vortrag hielt, aus dem hervorging, dass auch die von ihm gesehenen Thiere die gewöhnliche Färbung hatten, schwand mein letzter Zweifel an der Identität, und ich legte der Versammlung das Präparat mit einigen Bemerkungen vor (in: Verh. D. zool. Ges. 1902, p. 202). Während das zuerst von mir beschriebene, von Kowalevsky gesammelte, unvollständige Exemplar, dem die Eichel und fast das ganze Abdomen nebst Caudalregion fehlte, eine Länge von etwa 15 cm besass und Klunzinger's Exemplare 20 — 30 cm lang waren, hat das mir jetzt vorliegende ganz vollständige, in der Eegion der farbigen Lebersäckchen und etwas davor ein wenig beschädigte nur eine Gesamtlänge von 10 cm, war also unzweifelhaft noch bei weitem nicht ausgewachsen. Wir werden daher erwarten dürfen, dass gewisse Theile, von denen wir durch unsere Untersuchungen an andern Arten wissen , dass sie bei Jüngern Exemplaren weniger ausgebildet sind als bei alten, auch hier weniger reich entwickelt sein werden, besonders das „blumenkohlähnliche" oder „traubige" Organ an der ventralen Seite des Eichelhalses. Ich theile nun zunächst die Hauptmaasse mit. Die Eichel, nach Klunzinuer 1 cm lang und breit, finde ich ca. 6 mm lang und 7 mm breit; sie ist aber augenscheinlich etwas contrahirt. Der Kragen, nach Klunzinger ebenfalls 1 cm in der Länge und Breite, vorn etwas gefaltet, hat nur eine Länge von 5 mm und ist vorn, wo er ebenfalls einige Faltungen zeigt, wie hinten 7 mm breit, während er in der Mitte etwas eingeschnürt ist. Nahe am hintern Rande ist die von Kl. erwähnte tj^pische Ringfurche zu sehen. Was den nun folgenden Rumpf betriift, so ist dessen Eintheilung wie bei andern PtycJwdera- Arten in so fern mit Schwierigkeiten verknüpft, als die Genitalflügel (Pleuren) nicht an der vordem Grenze Neue Beiträge znr Kenntniss der Enteropneusten. 415 der Leberregion Halt machen. sonderiL sich noch eine Strecke weit in diese hinein erstrecken; ein genaues Maass kann ich wegen der erwähnten Verletzung der vordem Leberregion nicht angeben, doch dürfte sie reichlich 1 cm lang sein. Aber auch davon abgesehen, dürfte das an dem Object ermittelte Längenmaass der Kiemenregion in so fern nicht zuvei-lässig sein, als der die Kiemen bergende Ab- schnitt, der nach Klunzinger „einen ca. 9 — 10 cm langen, leicht hin und her gewundenen Cylinder darstellt", hier — und gleiches war bei dem KowALEvsKv'schen Exemplar der Fall — sehr stark ge- wunden ist, drei Ausbuchtungen nach links und zwei nach rechts macht (Fig. A). So kommen auf die ganze Länge der Kiemen- region nur etwa 13 mm, während der Kiemendarm gestreckt min- destens um ^4 mehr messen würde, Es fragt sich aber sehr, ob diese Schlängelung, durch die dieser Körpertheil an dem Präparat, wie Klunzinger sehr zutreifend bemerkt, fast den Eindruck eines zwischen den Genitalflügeln gelegenen Ringelwurms macht, erst im Tode, also wohl durch die Contraction der Längsmusculatur, ein- getreten ist. Da die doch damit mehr oder weniger fest ver- bundenen Theile des Körpers, die Genitalflügel sowohl wie der Bauch des Körpers, keine Krümmungen aufweisen, so ist doch wohl anzu- nehmen, dass bereits im Leben der Kiementheil des Thorax ziemlich stark geschlängelt verlaufen sein wird, wie ihn ja auch Kluxzinger's flg. 1, allerdings sehr viel w^eniger stark, zeigt. Auffallend bleibt mir die von diesem Beobachter angegebene grosse Länge von 9 — 10 cm, während ich auch an dem grossen KowALEvsKY'schen Exemplar nur eine solche von 4 cm gefunden habe. (Auf Klun- /inger's Abbildung ist das Hinterende der Kiemenregion nicht zu erkennen.) ^lit sammt den Genitalflügeln beträgt die grösste Breite des Thorax in der Kiemenregion ca. 9 mm. Diese sind zusammenge- schlagen. An ihrem Vorderende stehen sie kaum 1 mm aus einander, dann entfernen sie sich bis etwa zur Mitte der Kiemenregion auf ca. 4 mm und rücken darauf bis zu deren Hinterende wieder zu- sammen, so dass sie einander in der Genitalregion, in einer Aus- dehnung von etwa 6 mm, beiühi'en. In der Kiemenregion er- reichen sie, an Querschnitten durch dieselbe gemessen, eine grösste Breite von ungefähr 5 mm; gegen deren Hinterende nehmen sie etwa bis 4 mm ab und wei'den dann — die Beschädigung verhindert hiei- eine genaue Untersuchung — sehr viel niedriger; am Ueber- gang der gefärbten in die farblosen Lebersäckchen, wo sie wieder 416 J. W. Spengel, in gutem Zustande erhalten sind, haben sie nur noch eine Höhe von etwa 1 mm, um dann aufzuhören. Dass dies in der früher ange- gebenen Weise zu Stande kommt und durch das Verschwinden der / Fiff. A. Fi^.. B. Pleuren die lateralen mit den medialen Lebersäckchen zusammen- treten, werde ich später bei Schilderung der Leberregion zeigen. Ich gehe darauf an dieser Stelle um so weniger ein, als Klunzinger Nene Beiträge zur Kemitniss der Enteropneusten. 417 sagt, „eine seitliche Reihe von Knötchen, wie sie Spengel für die ganze Lebergegend beschreibt und abbildet, habe ich nicht bemerkt" und weder darin noch in Bezug auf die andern Lebertheile einen sichern Anhalt zur Bestimmung der normalen Länge giebt. Die- jenige der ganzen Leberregion giebt er auf 12 — 13 cm an. Ich bestimme deren Länge, so reichlich wie möglich gemessen, auf etwa 3,5 cm, wovon etwa 5 mm auf die Strecke der farbigen, 8 mm auf die der farblosen, aber gelappten und ziemlich langen Säckchen kommen, der Rest auf die kleinen medialen und lateralen (s. unten). Kluxzinger fand die grössten Lebersäckchen bis zu 5 mm lang; ich messe ca. 3. Wie er finde ich sie fingerfr)rmig und mit „fiederartigen Querfältchen" ausgestattet, d. h. Vorder- und Hinterfläche sind quer gefaltet. Da die Grenze gegen das Abdomen nicht scharf ist, so lässt sich auch dessen Länge einschliesslich der Caudalregion — Klunzinger bezeichnet beide Theile zusammen als Schwanz und giebt dafür eine Länge von 9 cm an — nur ungefähr auf knapp 3 cm angeben. Wie viel davon auf jeden der beiden Theile kommt, kann ich nicht sagen. Was die äusserlich wahrnehmbaren Merkmale betriift, so will ich zunächst bemerken, dass ich die Angabe von Klunzinger, eine dunkle gelbliche Linie in der Mittellinie der Bauchseite sei das ven- trale Blutgefäss (1902, p. 199), für einen Irrthum halten muss, ebenso wie verschiedene ähnliche Angaben von Willey. Ich halte es für undenkbar, dass einer der beiden Längsgefässtämme, die immer von dem Nervenstrange bedeckt sind, durch diesen hindurch sichtbar sei. Das mehrfach angegebene röthliche Aussehen rührt von Pigment her, das in den Zellen des Nervenstranges gelegen ist. Ferner erwähnt Kluxzinger für die Bauchseite der Kiemengegend: „seitlich ziehen mehrfach getheilte und unterbrochene Quermuskelbündel hin", sowie für den Schwanz: „Die Haut erscheint querstreifig durch die Quer- muskulatur". Es handelt sich in keinem dieser beiden Fälle um die Quernmsculatur, sondern um die Drüsenwülste der Epidermis, die an der ventralen Seite der Kiemenregion thatsächlich mehrfach getheilt und unterbrochen, in der Caudalregion ziemlich regelmässig quer angeordnet sind. Mit gütiger Erlaubniss des Herrn Collegen Monticelli habe ich von diesem Exemplare Schnitte angefertigt, und zwar habe ich den vordem Körperabschnitt, d. h. die P^ichel, den Kragen und ein Stück der Kiemenregion, ferner den Uebergang der letztern in die Genitalregion und endlich di«» Caudalregion in Querschnittserien, Zool. Jahrb. XX. Abtli. f. Svst. 28 418 J- W. Spengel. letztere wenigstens tlieilweise zerlegt. Leider Hess die Erhaltung recht viel zu wünscheu übrig. Zwai' Avar die Conservirung der Gewebe manchmal recht gut. aber an verschiedenen Stellen war der Körper zerfallen, die Schichten hatten sich z. Th. vou einander ab- gehoben, und einige Theile waren verkrümmt oder zusammengedrückt. So kann ich zu meinem Bedauern auch mit Hülfe dieses neuern Materials kein vollständiges Bild von der Organisation dieser Art geben, muss mich vielmehr damit begnügen, meine altern Angaben in einigen Punkten, wo es mir das Object gestattete, zu ergänzen. Die Eichel. Solche Mängel zeigt bereits die Eichel. Die Längsmusculatur ist stark geschrumpft und hat sich mit Ausnahme weniger ihrer äussersten Fasern von der Haut gel(>st und zurückgezogen, so dass diese als ein schlaffer Sack die Masse der erstem einschliesst. Die Querschnitte zeigen die Epidermis ziemlich gut erhalten, unter der Cuticula, die keine Wimpern mehr erkennen lässt, zunächst Drüsen- zellen, z. Th. im Hämatoxylin dunkel gefärbt, dann sehr zahlreiche und dicht gedrängte kleine Kerne, darauf eine kräftige Nervenfaser- schicht, diese von den vorhergehenden augenscheinlich durch eine starke „Membrana reticularis" getrennt, in der man kleine dunkle Kerne erkennt. Dann folgt eine dünne Grenzmembran und dieser noch überall dicht anliegend die Eingm usculatur, die eine etwa ebenso dicke Lage bildet wie die Nervenfaserschicht. An deren Innenfläche endlich trifft man rundliche bis birnförmige helle Zellen mit kleinem dunklen Kern und die oben erwähnten spärlichen Längs- muskelfasern, die von der geschrumpften Hauptmasse abgerissen sind. Die Längsmusculatur umschliesst einen ziemlich eng, n, dorsoventral gestreckten Hohlraum, dei", abgesehen von dem nur stellenweise erhaltenen Eesten einer Lage blasser rundlicher Zellen mit dunklem Kern, von Fasern begrenzt ist, die in radiären Zügen in die Masse der Muskelquerschnitte abschwenken und sich darin allmählich verlieren. Ventral und dorsal von der Höhle entsteht durch Durchflechtung zahlreicher von ihnen ein Filz. Es ist also eine ,.Aponeurose" vorhanden, wie sie ^^'ILLEY bei Ft. flava entdeckt hat (s. Spengel 1903, p. 279), mit dem einzigen Unterschiede, dass eine solche bei jener Art hauptsächlich an der dorsalen Seite, bei unsrer aber auf beiden Seiten ungefähr gleich entwickelt ist. Die centralen Organe sind stark deformirt und zum grossen Theil histologisch sehr schlecht erhalten. Eine Ausnahme macht nur Xeixe Beiträge zur Kenutui^s der Enteropneusteii. 419 die Splanchnotliek, die auf dem vordem Tlieil der Glomeruli geradezu ungewölinlieh gut conservirt ist und sich als ein sehr regel- mässiges, scharf begrenztes Epithel mit kleinen länglichen, senkrecht zur Unterlage gestellten dunklen Kernen erweist. Die Herzblase zeigt hinten die gewöhnliche Lage und Grösse. Weiter nach vorn ist sie nebst den anliegenden Theilen ganz ver- schoben und verzerrt. Dann wird sie auf dem Querschnitt rundlich und nimmt l)is zu ihrem Vorderende, das ungefähr auf gleicher Höhe wie das des Eicheldarms liegt, allmählich an Grösse ab. Die zelligen Bestandtheile ihrer Wände sind fast ganz zerstört, ihre queren Muskel- fasern an der dem centralen Blutraum zugekehrten Fläche sind viel- fach sehr deutlich zu sehen. Beide Seitenflächen der Herzblase sind grossentheils von den (Uomeruli bedeckt. Diese sind von geringer Grösse, trotz der Füllung ihrer Gefässbahnen mit Blut. Engere, senk- recht zu einem die Oberfläche der Herzblase überziehenden Blutsinus entspringende Bahnen sind ziemlich eng und gehen peripherisch in weniger zahlreiche, aber weitere über, von denen die am meisten ventral gelegenen, welche an den Eicheldarm grenzen, sich fast con- stant durch ihre besondere Weite auszeichnen. Der E i c h e 1 d a r m liat in seinem vordem Theil einen sehr kleinen, rundlichen Durchmesser. Etwas weiter nach hinten wird sein Quer- schnitt quer oval, bedeutend breiter als hoch. Ein Lumen ist auf dieser ganzen Strecke nirgends zu erkennen, aber auch nicht die charakteristische ..chordaähnliche" Structur. Dann folgt auch für diesen der verschobene und verzerrte Abschnitt, in dem er von den Querschnitten sehr schief getroffen ist. Hier war sicher ein Lumen mit gefalteten Wänden vorhanden. Der Uebergang in den weiten Abschnitt, in dem der Eicheldarm den ventralen Blindsack bildet, lässt sich aus dem angeführten (Grunde ebenso wenig verfolgen, und auch die Form des Blindsacks ist nicht festzustellen. Die Erhaltung des Gewebes ist hier sehr schlecht, nur in den Seitentaschen des Blindsacks zeigt sich das ziemlich niedrige Epithel, das deren laterale Wände bildet, einigermaassen gut erhalten. Der darauf folgende Halstheil des Eicheldarms zeigt den gewöhnlichen bogenförmigen Durchsclinitt, nahezu hufeisenföimig, aber mit ziemlich kurzen Schenkeln. Seine Wände sind grossen Theils nmcerirt. Er geht, allmählich an Breite zunehmend, bis zur l^^inmündung in die Mund- höhle. Von den dorsalen Eichel t aschen, die von einem gut er- haltenen Epithel mit kleinen rundlichen Kernen ausgekleidet sind, 28* 420 J. W. Spkngel, endigt die rechte blind. Die linke geht durch einen kurzen, offnen Verbindungsabschnitt in die einzige Eichelpforte über. Sie schiebt sich nahezu bis zur Mittellinie zwischen die Herzblase und die Epi- dermis und mündet dann ganz links aus, so dass der einzige Eichel- porus vollständig nach der linken Seite gewandt ist, also ganz wie bei dem ersten Exemplar (Monogr., tab. 11, flg. 4. ein von der hintern Fläche gesehener Schnitt). Er ist sehr weit, opens bodily, wie WiLLEY von Ft. flava sagt (1899, p. 231) und erstreckt sich über 17 Schnitte. Mit dem früher untersuchten stimmt das Object endlich überein in dem Verhalten des für die Art besonders bezeichnenden Organs, des „blumenkohlartigen" Körpers. Es zeigt genau die gleichen Beziehungen zu den übrigen Organen des Eichelhalses (ventrale Eicheltaschen, Eichel- skelet etc.), wie ich es früher eingehend beschrieben habe, und auch die gleiche Gestaltung mit zahlreichen bläschenartigen Ausstülpungen, deren Zahl zwar kleiner als bei dem damals untersuchten sehr grossen Individuum sind, aber immerhin bereits sehr erheblich, so dass die Querschnitte ganz ähnliche Bilder ergeben wie die früher abgebildeten (Monogr., tab. 11. flg. 2—6). Auch das Eichelskelet bietet keine Veranlassung zu einer er- neuten Beschreibung oder Abbildung. Das chondroide Gewebe zeigt die dort hervorgehobene reichliche Entwicklung. Der Kragen. Was ich über den Bau des Kragens meiner frühern Darstellung hinzuzufügen habe, ist sehr wenig. In Bezug auf die M u s c u 1 a t u r kann ich vollständig auf diese verweisen, ebenso wegen des Peri- pharyngealraums. Von den Kragensepten finde ich bei dem vorliegenden Individuum das dorsale kürzer: es ist nur etwa im hintern Viertel des Kragens als vollständige Scheidewand aus- gebildet; dann erleidet es am dorsalen Rande eine Unterbrechung und wird nun nach vorn hin allmählich kürzer, um ein gutes Stück hinter der „Wurzel" (s. u.) ganz zu verschwinden. Das ventrale, das ich früher nicht untersucht hal)e, ist von grösserer Längs- ausdehnung als jenes. Es nimmt fast die hintere Hälfte des Kragens ein, wird dann ebenfalls an seinem distalen Eande, also ventral, unterbrochen und geht etwa zwischen dem zweiten und erstem Drittel der Kragenlänge in das Ringgefäss über, durch das die Verbindung mit den abführenden Eichelgefässen besorgt wird. Dieses besteht aus einem stärkern Gefäss mit musculösen Wandungen Nene Beiträge zur Keimtiiiss der Euteruimeusten. 421 (Get'ässtamm) und eiiiig'en feinerii Canälchen, die netzig angeordnet zu sein scheinen. Die Krage n pf orten entsprechen meiner früliern Beschreibung; nur will ich erwähnen, dass die dorsale Falte aus einem Epithel besteht, das niedriger ist als das der gegenüberliegenden Wand und sich nur dadurch, und zwar sehr scharf und deutlich, ab- hebt, dass die beiderseits an dieselbe angrenzenden Theile des Epi- thels sehr niedrig sind. Der Rückenstrang ist dem des früher untersuchten Exem- plars sehr ähnlich, also aus zwei breiten Perihämalräumen gebildet, die im grössern hintern 'i'heil des Kragens eine tiefe, vom Kragen- mark ausgefüllte Kinne bilden. Letzteres erscheint daher hier sehr hoch und schmal, liat übrigens vielleicht noch eine postmortale Steigerung dieser Gestalt in Folge der schlechten Conservirung er- litten. Nach vorn zu wird die Rinne flacher, das eingeschlossene Kragenmark niedriger und breiter, so dass sich das Verhältniss der beiden Durchmesser ungefähr umgekehrt, so wie ich es auch früher gefunden habe. Nicht sicher kann ich mich dagegen über die Existenz eines durchgehenden Hohlraumes aussprechen, da die Er- haltung schlecht, der grössere Theil der zelligen A\'andungen zer- fallen ist. In diesen scheinen mir die Querschnitte, indem in einem Theil des Inhalts wohl die geschrumpfte und faltig zusammen- gefallene cuticulare Auskleidung zu erkennen ist, auf die Existenz eines solchen hinzuweisen, und sicher ist nicht nur, dass diese sowohl im vordersten wie im hintersten Theil vorhanden ist, wo die Wände ziemlich gut erhalten sind, sowie dass hier auch eine offene Ausmündung dieses Canals vorhanden ist. Vorn liegt diese, der sog. vordere Neuroporus, am Grunde der Furche zwischen der Vorder- wand des Kragens und dem Eichelhalse, ungefähr ^U mm hinter dem Hinterende des Eichelporus. Das Epithel der dorsalen Wand mit verhältnissmässig lockern Zellen ist hier ganz scharf unterschieden von dem durch seine sehr dicht stehenden Zellen sehr dunkel er- scheinenden Zellen der vordem Kragenwand, so dass die Existenz einer vordem Epidermistasche sicher ausgeschlossen werden kann. Hinten schliesst sich eine solche von geringer Tiefe an den Canal des Kragenmarks an, mit einer dorsalen Wand versehen, welche das gleiche an Drüsenzellen reiche Epithel besitzt wie das Hinterende des Kragens. Von Wurzeln finde ich bei diesem Individuum, während das andre deren 2 besass, nur eine. Leider ist deren Gewebe fast ganz zerfallen, so dass ich über die Existenz von Hohlräumen in ihrem 422 J. W. Spengel, Imiern nichts feststellen konnte. Das Gebilde entspringt in einer sehr grossen Längsausdehnung von Kragenmark, nämlich durch 14 Schnitte von je 15 u. nimmt nur einen kurzen Verlauf ein wenig nach hinten und verbindet sich durch 9 Schnitte mit der Epidermis. Die Wurzel ist also sehr dick. Ueber das Blutgefässystem des Kragens kann ich nur die frühern Angaben bestätigen (Monogr., p. 178). Der Rumpf. Auch über die Kiemenregion und im Besondern über den Kiemendarm habe ich meinen bisherigen Angaben nichts hinzuzu- fügen, in so fern finde ich einen CInterschied, als der Oesophagus, der bei dem früher untersuchten Individuum ungefähr von gleicher Grösse wie die Kiemendarmhöhle war, hier nur etwa ein Viertel der Grösse dieser auf dem Querschnitt hat. Ob dieses Verhältniss sich in den mittlem Theilen der Kiemenregion ändert, kann ich nicht sagen, da ich nur die vordem und die hintern in Schnitte zerlegt habe. Ferner ist die Kiemendarmhöhle etwas breiter als hoch, die sie einschliessenden Kiemen stark gekrümmt, und die Grenzwülste berühren einander fast, wenn sie auch etwas gegen einander ver- schoben sind. Dann will ich erwähnen, dass die Aussen wand der Kiemenzungen, ihr Boden, bisweilen eine Einfalfung zeigt. Ich habe mich inzwischen davon überzeugt, dass auf diese Erscheinung oder ihren Mangel — letztern habe ich früher (p. 18Ö) für Pf. erythraea hervorgehoben — kein Werth zu legen ist. Der Darm der Kiemeni'egion geht in den der Genitalregion durch einen postbranchialen Abschnitt über. Ich habe indessen bei der schlechten Erhaltung nicht viel mehr thun können, als die Anwesenheit der postbranchialen Rinne mit ilirem charakteristischen Epithel zu constatiren , während ich weder deren natürliche Form, die durch Krümmungen und Faltungen stark beeinträclitigt Avar, noch die nach meinen frühern Beobachtungen diesen Darmabschnitt umschlingende Musculatur. die nur in mehr oder weniger zerstörten Resten vorlag, noch die in dessen Bereiche auftretenden Blutgefässe habe beobachten können. Das Letztere wurde noch durch die An- wesenheit sehr zahlreicher brauner Körnermassen im Cölom, haupt- sächlich dorsal vom Darmcanal, erschwert, wie sie sich ähnlich auch an andern Stellen des Cöloms, in den Perihäraalcanälen , in den Genitalpleuren etc. bei diesem Exemplar finden. So habe ich von dem Thorax nur noch die Gonaden zu be- Neue Beiträge zur Kenntniss der Enteropneusten. 423 spreclien. deren weitaus grösster Theil auf die Kiemenregion fällt, während dieselben hinter dieser" rasch abnehmen. Nur ein kleines vorderstes Stück der Pleuren war von diesen ganz frei. Die dann zuerst in der Reihe auftretenden sind aber sehr klein und zugleich spärlich, so dass sie einander nicht berühren und bis zu 8 oder 10 auf den Querschnitt einer Pleura fallen. Sie liegen als kleine rund- liche Körper der Aussenseite des Lateralseptums an und durchbohren dieses mit ihrem ganz feinen Ausführungsgang, den man bis an die Epidermis verfolgen kann. Manche dieser Körper sind Blasen mit randständigen rundlichen Zellen, die einen kleinen Kern entlialten. und einem körnigen Inhalt, der den Kindruck eines in einer Flüssig- keit entstandenen Niederschlags macht. In andern, die etwas mehr nach dem Körper zu gelegen sind, finden sich aussei' den erwähnten Zellen einige Ballen der bekannten Dotterkliimpen, und in ver- einzelten endlich, und zwar in solchen, die ganz nahe der Basis einer Pleure gelegen sind, treten sehr kleine, dunkel blaue Kerne im Lumen der übrigens wie die zuletzt geschilderten erscheinenden Gonaden auf. Ich halte diese für Spermatiden, wenn es nicht gar schon fertige Spermatozoen mit runden Köpfen sind, deren Schwänze zer- stört sind oder sich der Beobachtung entziehen. Wir finden also nicht nur. dass die Gonaden gegen das Yorder- ende der Pleuren auf einer niedern Entwicklungsstufe stehen, sondern dass die auf einem Querschnitt gelegenen je nach ihrem Abstand vom Ursprung der Pleure an Reife abnehmen. Der gleiche Zustand zeigt sich auch am Hinterende des Thorax, wo aber die Entwicklung der Gonaden bedeutend weiter vorge- schritten ist, derart dass diese zahlreich sind — sei es nun, dass sie in grösserer Zahl vorhanden sind oder je eine Anzahl von kurzen Aesten erhalten haben, was ich aber nicht sicher entscheiden kann — und dicht gedrängt, so dass sie einander berühren. Das ist aber nur bis zu einem gewissen Abstand vom Ursprung einer Pleure der Fall; jenseits desselben liegen die Gonaden weiter aus einander, gegen das freie Ende fast genau so locker wie vorn. Und damit ist auch eine gegen den Ursprung im Ganzen zunehmende Reife verbunden : nahe diesem findet man Gonaden, die von Spermatozoen (oder Sperma- tiden s. 0.) strotzen und nur wenige Zellen und Dotterballen an der Wand tragen, weiter distal solche mit zahlreichen und zum Theil recht grossen Dotteiballen , während in dem kleinen Lumen hier und da Spermatozoen sichtbar sind, endlich ganz gegen den freien Rand der Pleure hii\ junge Gonaden, wie sie oben geschildert wurden. 424 J- W. Spengel, Die Gonaden sind von zahlreichen Blutg-efässen begleitet, die, namentlich an den jungen, sehr blutreich sind und allem Anscheine nach wesentlich der Länge nach verlaufen: auf den Querschnitten sieht man sämmtliche jungen Gonaden wie von einem Kranze von grossen Gefässdurchschnitten umgeben. Im Bereiche des postbranchialen Darms nimmt die Entwicklung der Gonaden wieder ab. Weitei- nach hinten habe ich sie nicht verfolgt. Es kann nach diesen Beobachtungen kaum zweifelhaft sein, dass auch bei Ft. eryfhraea der Ausgangspunkt für die Bildung der Gonaden in einem mittlem Theil der Kiemenregion zu suchen ist und dass sie sich von hier aus einerseits nach vorn, andrerseits nach hinten enttalten ; ferner dass innerhalb der Pleuren eine Entwicklung in distaler Richtung vor sich geht. Von einer erneuten Untersuchung der Leberregion und ihres üeberganges in die Abdominalregion auf Schnitten habe ich, nament- lich auch in Anbetracht des massigen Erhaltungszustandes, geglaubt abgeben zu können, nachdem es mir an dem ersten Exemplar der Art gelungen war, die hier in Frage kommenden Verhältnisse genügend aufzuklären. Ich beschränke mich auf die Beschreibung dessen, was äusserlich sichtbar ist, und beziehe mich auf eine Photographie, die mein College Herr Prof. Strahl so freundlich war für mich aufzu- nehmen und die in Fig. B, S. 416, wiedergegeben ist. Die auf =74 ihrer Grösse reducirte Photographie zeigte das Object in etwa 4facher Vergrösserung (Fig. B also etwa in 3facher). An ihrem Oberende sehen wir die grossen gelappten Lebersäckchen in ihrer unregel- mässigen Anordnung, daher scheinbar in mehr als zwei Längsreihen. Das letzte Stück der Pleure ist auf der rechten Seite unmittelbar seitlich von den Lebersäckchen zu sehen , leider nicht ganz scharf. Gegen ihr Hinterende treten lateral davon kleine Knötchen auf, und diese lassen sich als eine Längsreihe nach hinten verfolgen, jenseits des Hinterendes der Pleure unmittelbar den Lebersäckchen ange- lagert. Es entspricht je einem dieser ein Knötchen der lateralen Eeihe. Folgen wir diesen Doppelreihen nun weiter nach hinten, so sehen wir die Lebersäckchen allmählich an Grösse abnehmen, bald von etwa gleicher Grösse wie die lateralen werden und schliesslich ganz verschwinden, während die letztern sich etwa bis zu der Stelle fort erstrecken, wo eine Nadel in den Körper gesteckt ist, auf der Photographie etwa 6 cm (in Fig. B etwa 4 ^2 cm), am Object also etwa 1 7o cm weit, ohne wesentlich kleiner zu werden, bis sie zuletzt Neue Beiträge zur Keuutniss der Eiiteropiie\;stei). 425 allmälüicli verschwinden. Die lateralen Knötchen ssiiitl die „lateralen Lebersäckchen", also jene Aussackungen, auf deren Aelmlichkeit mit Lebersäckchen ich in meiner iMonographie (p. 183) hingewiesen und deren Auskleidung- mit Leberzellen ich für Pt. flava 1903 (p. 313j nachgewiesen habe. Weiter will ich die Photographie, die ja bis in die Einzelheiten ganz naturgetreu ist, benutzen, um daran das Verhalten der Drüsen Wülste der Haut zu erläutern. In der hintern Leber- region sieht man den dorsalen Nervenstrang von zwei Reihen von solchen begrenzt und kann sich, wenn man diese genauer ins Auge fasst, leicht davon überzeugen, dass sie keineswegs streng sym- metrisch angeordnet sind. Und was die seitlichen Drüsenwülste be- trifft, so sieht man zwar, besonders deutlich links, vorherrschend je einen derselben auf einen der lateralen Lebersäckchen übergehen, vereinzelt treten aber auch zwei gemeinsam an ein solches heran, und noch viel deutlicher sind Unterbi-echungen, Einschaltungen. Ab- weichungen von der queren Verlaufsrichtung und derartige Unregel- mässigkeiten gegen die Seite. Immerhin gehört auch Pt. erythraea zu den Arten, die in Folge verhältnissmässig regelmässig ange- ordneter Drüsenwülste eine Eingelung der Haut zeigen. In meinen Aufsätzen über die verschiedenen Formen von Pfycho- dera flava bin ich nicht auf eine Ansicht eingegangen, die Willey über angebliche Beziehungen der Wimperfurchen des Darms zu den Kiemen macht. Ich will die Gelegenheit, die mir die erneute Unter- suchung von Pt. erythraea bietet, um so lieber benutzen, dies hier nachzuholen, als bei dieser Art die in Frage kommenden Körper- theile besonders stark ausgebildet sind. Willey (1899, p. 299) be- merkt in seinem Capitel „Evidence of unlimited gill-slits" Folgendes. In the subgeuns Clüaniydothorax [= Ptychodera] (as shown by Spengel in Pt. erythraea and as I have found in Pt. flava), the ciliated groo- ves are not simple longitudinal furrows but undergo raetameric or interannular sacculations. [Dass diese nicht interannulär sind, son- dern den Ringelungen entsprechen, habe ich früher (1903, p. 312) schon dargelegt, kommt aber für die uns jetzt beschäftigende Frage nicht in Betracht]. These sacculations often approach very closely to the epidermis. They strongly resemble a gill-pouch betöre its Perforation to the exterior such as I have described it in Pt. flava. The medial covering-pad often suggests a tongue-bar (cf. tab. 29. fig. 12 — 14). It is not unlikely that these sacculations of the cilia- ted apparatus of the gut in the subgenus Chlamydothorax are homo- 426 J- ^^- Spengel, dynamoiis witli tlie gill-poucli diverticula of tlie gut and, iu this fiuality, are the vestiges of gill-slits which doubtless formerly exteu- ded throughoiit the greater part or the whole of the trimk. Pari passu with the phenomeiion of cephalization, a process which has ahvays been at work in the evolntion of Metazoa, the primarily unliniited-gill-clefts became limited to the anterior region of the trnnk." Wie mir scheint, sind unter Willey's zum Theil höchst gewagten Schlussfolgerungen nicht viele, Avelche eine so ungenügende Grund- lage haben. Den Ausgangspunkt der Behauptung, dass die Wimper- streifen ein Rudiment (vestigesj von Kiemen darstellten, welche in der hintern Körperregion vorhanden seien, bildet eine Aehnlich- keit, die ich als ganz oberflächlich und bedeutungslos bezeichnen muss, die ausschliesslich auf Querschnitten besteht, soweit sie über- haupt vorhanden ist, in ein Nichts aber zerfliesst, sobald man sich der räumlichen Verhältnisse bewusst ist. Von einer irgend wie tiefer gehenden Uebereinstimmung des Deckwulstes (covering päd), der, wie die Bezeichung für alle Ptychoderiden zutreffend sagt, ein Wulst, d. h. eine von höhern Zellen erzeugte Verdickung des Darm- epithels ist, mit der Zunge der Kiemen, die eine hohle ^Ausstülpung mit einem in mehrere charakterische Theile gesonderten Epithel (Rücken, Seiten, Boden etc.) ist, kann nicht im geringsten die Rede sein, ebenso wenig wie von einem nähern Vergleich zwischen dem unverkennbar durch seine besondere histologische Diiferenzirung als Organ der Darmwand charakterisirten Wimperstreifen und der Wand einer Kiementasche. Wie ich ferner für Pf. flava (1903) eingehend aus einander ge- setzt habe, ist es niclit der Wimperstreifen mit seinem Deckwulst, an dem hier die angeblich metameren Bildungen auftreten, sondern diese zeigen sich an andern Theilen der Darmwand, an „lateralen Lebersäckchen", die lateral von dem Wimperstreifen auftreten und in die dieser hineingezogen wird, bei Ft. flava caledoniensis, wie ich früher gezeigt habe, nur dieser, während der Deckwulst „am Ein- gange bleibt" (p. 314). Dagegen zeigen schon meine altern Beob- achtungen an Pt. erythraea (1893, tab. 11, fig. 19, 20) ganz deutlich, dass hier beide Theile zusammen weiter ins Innere, und zwar an der medialen Wand des lateralen Lebersäckchens bis fast an dessen Grund heran, rücken. Soweit also im Bereiche der lateralen Lebersäckchen überhaupt ein besonderes Verhalten des Wimperstreifens und des Deckwulstes Neue Beiträge zur Keuntniss der Enteropneusten. 427 vorliegt, beruht dieses nicht auf irgend einer Differenzirung dieser Theile selbst und im Besondern nicht auf einer auch nur von Ferne an die Kiemen erinnernden Difterenzirung, sondern es handelt sich um eine veränderte Lage, die in der Ausbildung der lateralen Leber- säckchen begründet ist. Und diese haben eben so wenig eine Be- ziehung morphologischer Art zu den Kiemen wie die medialen oder Haupt-Lebersäckchen, die ihrerseits ebenso nahe an die Epidermis herantj'eten, d. h. diese nach aussen vor sich herstülpen, wie die lateralen, von denen A\'illey dies ausdrücklich erwähnt und worin er einen Hinweis auf eine respiratorische Function sieht. Sein Ver- such, die „metamerischen Aussackungen der Wimperfurche" für die Lehre von der ursprünglichen unbegrenzten Ausdehnung der Kiemen durch den ganzen Körper der Enteropneusten zu verwerthen, muss mithin als gänzlich missglückt angesehen werden. Auf die andern Argumente, die AVilley dafür anführt, kann ich an dieser Stelle nicht eingehen. Die Caudalregi on habe ich zum grossen Theil in eine Quer- sclmittserie zerlegt, um die Existenz des bei dieser Art bisher noch unbekannten ..Pj'gochords" und sein Verhalten festzustellen. Wie zu erwarten war, ist es, wie bei allen bisher darauf hin untersuchten Ptychoderiden , auch hier vorhanden und gleicht im Wesentlichen dem von Ft. flava, wie ich es für verschiedene Formen derselben festgestellt habe. Es ist ein sehr dünnes Band, das sich gegen die Haut hin verdickt, auf Querschnitten unmittelbar über dem ventralen Gefässtamm eine knöpfchenartige Anschwellung zeigt. Ferner ei*- giebt sich, dass es wie bei der genannten Art nicht continuirlich ist, sondern mehrere Unterbrechungen aufweist. Auf die That- sache, dass auf den Querschnitten der Verlauf etwas geschlängelt ist, kann ich bei dem Erhaltungszustande des Objects, dessen Caudalregion ziemlich stark abgeplattet ist, keinen besondern Werth legen. Im Einzelnen kann ich folgende Beobachtungen mittheil eu. Ein perlschnurähnliches Aussehen, das durch zahlreiche Vereinigungen der beiderseitigen Grenzmembranen entsteht, finde ich nicht; nur hier und da kommen solche Verbindungen vor, und auch am Ur- sprung des Pygochords aus dem Darmcanale findet sich meist keine Abtrennung durch die Grenzmembran. In letztern geht das Pygochord gewöhnlich durch eine allmähliche Verbreiterung über. — An manchen Stellen ist das Pygochord sehr dünn, so dass die beiden Grenz- membranen nur durch eine dünne Protoplasmalage getrennt sind, in 428 J.W. Spekgel, Neue Beiträge zur Keuntiiiss der Enteropneusteu. der spärliche Kerne in ziemlich weiten Abständen liegen. An andern Stellen ist die Phitte dicker, die Kerne sind dann zahlreicher nnd dichter zusammengedrängt. — Ziemlich scharf von der Platte ge- schieden ist gewöhnlich der Endknopf. In ihm finden sich grössere und stets dunklere Kerne, bisweilen um ein kleines Lumen herum und dann deutlich ringförmig angeordnet; in andern Fällen ist ein solches nicht vorhanden, und ein continuirlicher Hohlraum scheint mir sicher nicht vorhanden zu sein. Nach dem ventralen Rande lassen die Kerne einen ziemlich breiten Saum frei, in dem sich eine Körnelung zeigt. Gut erhaltene Präparate von dieser Art mögen über den wahren Bau des Endknöpfchens Aufschluss geben und uns damit der Feststellung seiner Function auch etwas näher führen. Gewöhnlich sind die erwähnten grössern und dunklern Kerne auf das Endknöpfchen beschränkt. An einigen Punkten ~ ich habe deren 3 beobachtet — erstrecken sich aber solche Zellen in mehreren Schnitten weit in die höhern Theile der Pygochordplatte hinauf, deren charakteristische, meist in einer Reihe über einander gelegene Kerne ersetzend durch Stränge und Ballen, in denen immer eine Anzahl von Kernen neben einander gelegen ist. Auch hierüber ist näherer Aufschluss an besser erhaltenen Individuen zu erhoffen. Ich glaube nur behaupten zu können, dass keine Fortsetzung dieser Zellen des Endknöpfchens bis zum Darmcanal erfolgt; ich habe solche nie über mehr als die Hälfte des Pygochords hinauf dringen sehen. — End- lich habe ich zu erwähnen, dass das Endknöpfchen an den Punkten, wo das Pygochord unterbrochen ist, sich allein weiter ersti-eckt, nachdem die Platte verschwunden ist, dann aber schliesslicli auch ein Ende erreicht, so dass vollständige Lücken zu Stande kommen und zwar von verschiedener Ausdehnung, wie auch die Strecken, in denen das Pygochord vorhanden sind, länger oder kürzer sein können: das voi'derste ist sehr lang, dahinter folgen dann mehrere kürzere ; das hinterste Ende bleibt wieder frei davon. Hier und da ziehen sich Blutgefässe an einer Seite des Pygochords zur Darm- wand. Der Gefässtaram erleidet an den Stellen, wo das Pygochord fehlt, keine Unterbrechung. d. 22. Januar 1904. Lippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr), Naumburg a. S. Nachd ruck verboten . Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die Braconiden-G-attung Braunsia Kriechb. Von Dr. Günther Eiiderleiii in Berlin. Die von Kriechbaumer 1894 ') begründete Gattung- Braunsia, be- nannt nach dem H^'menopterologen Dr. med. Brauns in Süd-Afrika, ist in der vom Autor gegebenen Form unhaltbar. Das Flügelgeäder. das wohl bei der Einordnung der Gattung in die Subfamilie Affa- thidinae Verwendung linden darf und gerade für diese Subfamilie sehr charakteristische Eigenthümlichkeiten zeigt, ist zu einer Charak- teristik von Gattungen nur mit grösster Vorsicht zu verwerthen, da es gerade in den hierzu benutzten Einzelheiten sehr variabel ist. So variirt in der Gattung Braunsia bei Exemplaren einer Art und zuweilen auch an einem Individuum auf beiden Seiten die Form der 2. Cubitalzelle -), dieselbe ist 3-. 4- oder öeckig; an derselben kann der mehr oder weniger lange Aderstummel auch fehlen; vor Allem kommt es häufig vor, dass die für die Gattung vom Autor als wesentlich angegebene Querader zwischen 1. Cubitalzelle und 1. Discoidalzelle auf beiden Flügeln oder wenigstens auf einem völlig fehlt. Es bleibt somit als einziges constantes und sicheres Charak- teristicum für die Gattung Braunsia, das sie zugleich allen übrigen Agathidinen gegenüberstellt, die Längsriefung (resp. Anwesen- 1) in: Berlin, entomol. Zeitschr., V. '69, 1894, p. 63. 2) AsmiKAl) gieljt in seiner Classification of the Ichneumouoidea, Washington 1900, p. 1 27, fälschlich an, dass dieselbe (areolat) bei der Gattung liraimsi viUlig fehle. Zool. Jahrb. XX. Abtli. f. .Syst. 29 430 Günther Enderlein, heit von Längsleisten) des ersten Tergites und der ver- wachsenen 2. und 3. Tergite des Abdomens. Eine Zusammenstellung- aller übrigen unwesentlichem Charak- tere der Gattung Braunsia gebe ich in Folgendem: Maxillartaster ögliedrig '), Labialtaster Sgliedrig. Gesicht kurz. Ocellen erhaben stehend. Antennen ca. 40- und mehrgliedrig; 1. Glied sehr klein und kurz, so lang wie dick, unbehaart, 2. Glied gross und sehr dick und etwa doppelt so lang wie dick, 3. äusserst kurz. Die übrigen Glieder immer länger (meist 2—3 mal so lang) als dick. 2. und 3. Glied polirt glatt, spärlich behaart, die übrigen sehr dicht und kurz behaart ; zwischen den Haaren der Geisseiglieder machen sich helle Längslinien bemerkbar, die etwa von ^3 der Gliedlänge sind und sich uuregelmässig über jedes Glied vertheilen; sie stellen dünne Stellen der Chitinwandung dar. Die Anzahl der Fühlerglieder schwankt anscheinend etwa zwischen 36 und 54, die kleinen Arten haben meist eine geringe, die grossen eine grössere Anzahl, doch scheint sie selbst bei derselben Art zu schwanken. Thorax und Coxen glatt, meist polirt glatt. Antedorsum des Mesothorax in der Medianlinie mit 2 parallelen, meist dicht neben einander gelegenen tiefen Längsfurchen, die bei einigen Arten, be- sonders bei allen indischen Formen, fehlen. Vor dem Scutellum ein tief eingedrücktes rechteckiges Feld mit einigen kurzen Längs- furchen. Pleuren und Sternit gross ausgebildet, beide einen starken Höcker erzeugend. Die Quereindrücke der Pleuren sehr weit vorn, schräg nach vorn gerichtet und nur ein kleines Stück abschneidend. Mittelsegment mit 2 seitlichen, nach hinten zu etwas conver- girenden Längskielen und 1, 2 oder 3 medianen Längskielen, die theils durch Querkielen mit einander in Zusammenhang stehen; zu- weilen ist es auch ganz unregelmässig runzlig. Abdomen: 1. Tergit (morphologisch das 2.) nach hinten zu ver- breitert, mit scharf erhabenen, nach hinten zu divergirenden Längs- leisten, besonders in der hintern Hälfte; in der vordem Hälfte meist nur 3 Längsleisten, 2 seitliche und 1 mittlere. 2. und 3. Tergit völlig verwachsen ; an der Verwachsungsstelle eine scharfe, gebogene (nach hinten offene) Querfurche (Quereindruck); beide zusammen Vs 1) Die Agathidinen-Gattungen Af/afl/irsia Westw. und Ar/atliona Westw. sollen nach Westwoud 6gUedrige Maxillartaster besitzen. AsHMEAD 1. c. übernimmt dies auch von demselben. Nach den WestwoOD- schen Abbildungen scheint es sich mir aber bei dem winzigen 1. Glied um eine unrichtige Interpretation des Palpigers zu handeln. I Die Braconiden-Gattung Braixnsia Krieche. 431 länger als das 1. und nehmen ungefähr die Hälfte der ganzen Abdominallänge ein. Jedes dieser beiden Tergite ist durch einen geraden Quereindruck, der mehr oder weniger hinter der Mitte oder in der Mitte liegt, in zwei ungleiche Theile getheilt, die je 2 Tergite vortäuschen; hierdurch Hess sich Beulle verleiten, diese 4 Scheinstücke als Tergite von 4 Segmenten zu interpretiren. Dieses 2. und 8. Tergit ist in der ganzen Länge von gleicher Breite, nur hinten etwas verbreitert und an den Seiten nach unten gebogen, und dicht und tief längs gerieft, oder vielmehr dicht mit mehr oder weniger feinen bis groben Längsleisten (Längskielen) bedeckt, die im letzten Feld stark nach hinten divergiren; der äusserste Hinterrand ist häufig mehr oder weniger breit ungerieft. Diese 4 Felder behandle ich im Folgenden immer einheitlich, da die beiden Tergite so völlig verwachsen sind, dass man nur selten eine Spur einer Verwachsungslinie erkennen kann, und zwar als die 4 Felder des 2. und 3. Tergits (vergleichend morphologisch des 3. und 4. Tergits). Die 5—6 übrigen sichtbaren Tergite sehr kurz und polirt glatt. 7. Sternit (morphologisch das 8., Mittelsegment mitgezählt) beim $ stark schuppenartig verlängert, abstehend, als Schutz des Lege- rohres. Legerohr etwa von Abdominallänge. Hintertarsen etwa von Schienenlänge, 1. Hintertarsenglied so lang oder etwas länger als die 4 folgenden. Die kleine 2. Cubitalzelle im VorderÜügel 3-, 4- oder öeckig mit langem, kurzem oder ohne Aderstummel. 1. Cubitalzelle und 1. Discordalzelle durch eine deutliche Ader getrennt, dieselbe ist zuweilen nur als feine Linie angedeutet und fehlt häufig ganz. Es treten alle diese Adervariationen häufig bei ein und derselben Art auf und zuweilen auch an einem Individuum auf der linken und rechten Seite (vgl. Br. erlangen n. sp. etc.). In der Mitte des \'orderflügels hinter dem Pterostigma finden sich meist einige un- regelmässige hyaline Fleckchen. Körperlänge 5—13 mm. Vorder- flügellänge 4 — 12 mm. Die Originalbeschreibung der Gattung Braunsia Kriech baumer in: Berlin, entomol. Zeitschr., V. 39, 1894, p. 63, lautet : „Caput anfice visum trianguläre, supra msmn transversum, po)ie oculos oblique valde angustatum, ore rostrato. 29* 432 Günther Enderlein, Antennac setaceac, laminac frontis utrinque insidenics. Abdomen subsessile, elongatum, planum, medio aciailatum, segmentis secimdo et tertio pone medium arcuato-impressis'^), 2. apice, emarginafo. 3. hasi rotundaio. Alarum anticarum cellulae cnhitalis et discoidaUs interna distincte divisae, nerviis recurrens a celluJa cnhitali prima receptus. Hoc genus singidare Agathididas cum Eumicrodontidis jüngere videtur; caput magis iUis, nervi alarum indicati et forma corporis liis magis respondent."- Verbreitung. Die Gattung Brannsia war bisher nur aus Afrika bekannt. Auf Grund vorliegender Zusammenstellung- nach dem Material der Sammlung- des Königl. Zoolog. Museums zu Berlin wurde sie auch im paläarktischen Gebiet und zwar in Deutschland {Braunsia ger- manica n. sp.) und im indo-australischen Gebiet nachgewiesen. Die 24 bis jetzt bekannten Arten, von denen nur 19 vorliegen, vertheilen sich folgendermaassen auf die einzelnen Gebiete: Paläarktische Re- gion 1,' äthiopische Eegion 14 und indo-australische Region 9. In der nearktischen und neotropischen Region scheint die Gattung zu fehlen. Die Wirthe sind völlig unbekannt. Besti mm ungsta belle der vorliegenden Arten der Gattung Braunsia besonders nach morphologischen Merkmalen. 1 Antedorsum des Mesothorax mit 2 deutlichen medianen Längsfurchen 2 Antedorsum des Mesothorax ohne mediane Längsfiirchen 13 2 Mittelsegment oben mit 1 mittlem Längsleiste 3 „ „ „ 2 ,. Längsleisten 7 Q Q 3 Flügel braun einschliesslich des Basaldrittels 4 Flügel braun, Basaldrittel gelb erlangeri n. sp. 4 Flügel gelblich gefleckt 5 Flügel einfarbig braun 6 r» Yorderflügel mit kurzem gelblich hj^alinen Querfleck vor der Spitze reicherfi n. sp. 1) Haec impressio faclle pro limite segmenti haberi potest. Die Braconiden-GatUiiig Braunsia Krikchb. 433 Vorder- und Hintertlügel mit gelbem Fleck in der Mitte des Vorderrandes frkolor (Gerst,; 6 Thorax glänzend schwarz, mit Ausnahme des Prothorax fuscipennis n. sp. Thorax rostgelb congoensis n. sp. 7 Vorderllügel hell braun mit ockergelbem Basaldrittel und mittlerer ockergelber Querbinde Iriegcri n. sp. Vorderflügel bräunlichgelb-hj-alin, Pterostigma braun, Vorder- rand dunkel braun ochracca n. sp. {Br. hicolor (Bkulle) mit 3 mittlem Längsleisten auf dem Mittelsegment, von denen aber die mittelste sehr undeut- lich ist, wurde unter 8 eingeordnet.) 8 Mittelsegment mit 3 deutlichen mittlem Längsleisten 9 Mittelsegment mit 3 undeutlichen mittlem Längsleisten 12 9 Flügel braun einschliesslich des Basaldrittels 10 Flügel braun, Basaldrittel gelb analis Kkiechb. 10 Mitte des Vorderflügels mit gelblichem Fleck, Basis etwas blasser 1 1 Flügel einfarbig braun hicolor (Brülle) 11 1. Abdominaltergit ziemlich glatt polirt hilunata Enderl. 1. Abdominaltergit stark längsriefig fencstmfa Krieche. 12 Flügel dunkel braun, Kopf oben schwarz (grosse Form) occidenfalis n. sp. Flügel hell braun, Kopf rostgelb (kleine Form) nidamira n. sp. 13 Mittelsegment mit 2 oder 3 mittlem Längsleisten 14 Mittelsegment ohne Längsleisten, unregelmässig runzlig. Körper und Beine rostgelb, Flügel braun suhsukata n. sp. 14 Mit 2 mittlem Längsleisten 15 Mit 3 mittlem Längsleisten 16 15 Flügel schwarzbraun kriechbaumeri n. sp. Flügel hell ockergelb, Aussenrandzone bräunlich, eine mittlere Querbinde im Vorderflügel braun fasciata n. sp. 16 Flügel hyalin . 17 Flügel hell ockergelb, Aussenrandzone scliAvach bräunlich, ein massig grosser brauner Fleck hinter der Basis des Pterostigmas rauchbraun bimaculata n. sp. 17 Körper schwarz, Beine rostgelb (jcnmonra n. sp. Körper und Beine schwarz, Pro- und Mesothorax rostgelb cariosa n, sp. 434 Gunthar Enderlein, Bestimmungstabelle aller bekannten Arten der GrSittwng Braunsia Kb,ibcb.b. besonders nach F ä r b u n g s - m e r k m a 1 e n. 1 Flüg-el dunkel braun, mit oder ohne gelblichen Fleck vor der Spitze; Flügelbasis nicht gelblich 2 Flügel hyalin, blass bräunlich oder gelb ; mit oder ohne mehr oder weniger ausgedehnter dunkel brauner Färbung 12 2 Flügel einfarbig braun (nur einige hyaline Fleckchen hinter dem Pterostigma) 7 Vorderflügel mit gelblichem Querfleck vor der Spitze oder gelblichem Mittelfleck 3 3 Vorderflügel mit gelblichem Querfleck vor der Spitze 4 Vorderflügel mit gelblichem Mittelfleck 5 4 Thorax und Abdomen schwarz, Kopf. Prothorax rostgelb ruficeps Krieche. Abdomen schwarz, Thorax, Mittelsegment und Kopf rostgelb reicherfi n. sp. 5 Hinterflügel ungefleckt ß Hiuterflügel mit gelblichem Mittelfleck am Vorderrande fricolor Gerst. 6 1. Abdominaltergit ziemlich glatt polirt hilnncda Enderl. 1 Abdominaltergit stark längsriefig fenesfrata Krieche. 7 Körper schwarz, Prothorax und Kopf rostgelb fuscipennis n. sp. Thorax rostgelb 8 8 Mittelsegment rostgelb 9 Mittelsegment schwarz 11 9 Abdomen schwarz 10 Abdomen rostgelb mit schwarzer Spitze (Kopf schwarz) occidentalis n. sp. 10 Kopf rostgelb congoensis n. sp. Kopf schwarz occidentalis n. sp. var. obscurior n. 11 Mittelsegment mit 3 deutlichen mittlem Längsleisten. Flügel mit schwach violettem Glanz hicolor (Brülle) Mittelsegment mit 2 mittlem Längsleisten krieclibaumeri n. sp. 12 Flügel gelb, mit I/3 — % des distalen Flügeltheils braun oder ausserdem mit gelber mittlerer Querbinde 13 Flügel hell ockergelb, blass bräunlich oder hyalin 17 Die Bracouideii-Gattung' Braunsia Kriechb. 435 13 Flügel mit \,. — 7.. der Flügelläng-e braun, ohne gelbe mitt- lere Querbinde 14 Flügel -3 braun, durch die Mitte eine gelbe Querbinde 16 14 Nur die Spitze breit braun decepfor (Smith) Die Haltte oder mehr braun 15 15 -/s der Flügel braun erlangen n. sp. \.y der Flügel braun striata (Smith) 16 Die braune Zeichnung sehr scharf, Abdomen einfarbig rost- gelb Irki/eri n. sp. Nur die mittlere braune Binde der Yorderflügel scharf und dunkel braun, alles übrige verwaschen, Hinterflügel nur am Aussen- und Hinterrande braun angehaucht; Ab- dominalspitze schwarz fasciata n. sp. 17 Flügel hell ockergelb, Aussenrandzone schwach bräunlich, ein massig grosser brauner Fleck hinter der Basis des Pterostigmas rauchbraun oder nur das Ende des Ptero- stigma braun 18 Flügel einfarbig blass bräunlich oder hyalin 20 18 Vorderflügel hinter der Basis des Pterostigma mit einem braunen Fleck 19 Pterostigma am Ende braun (Körper röthlich, Abdomen dunkler; Mittelsegment mit 3 mittlem Längsleisten) tcrminalis (Brülle) 19 Körper rostfarben, Gesicht, Vorderbeine und Mittelcoxen blasser i^lavipennis (Smith) Körper rostfarben, Hinterbeine sammt den Coxen und Ab- domen vom 2. Segment ab schwarz bimaculata n. sp. 20 Flügel einfarbig blass bräunlich 21 Flügel hyalin farblos 23 21 Körper und Beine rostgelb 22 Körper und Beine rostgelb. Abdominalspitze schwarz melannra n. sp. 22 Pterostigma braun, Mittelsegment mit 2 mittlem Längs- leisten. Antedorsum des Mesothorax mit 2 deutlichen Längsfurchen ochracea n. sp. Antedorsum des Mesothorax ohne mediane Längsfurchen. Mittelsegment unregelmässig runzlig suhsukata n sp. 23 Körper und Beine schwarz, Pro- und Mesothorax rostgelb rariosa n. sjk Körper schwarz, Beine rostgelb germanica n. sp. 436 GÜNTHER Enderlein, P a 1 ä a r k t i s c h e Region: f/emianica n, ,s^>. Augeu massig gross, Schläfen schmal. Antennen dünn, etwas länger als die Vorderilügel ; 2. Basalglied ziemlich dick; Anzahl der Fühlerglieder etwa 36. Antedorsum des Mesothorax ohne Längs- furchen. Scutellnm sehr gross nnd nach hinten ausgedehnt. Mittel- segment sehr ranh quer runzlig, 3 mediane Längsleisten sind massig deutlich, auch die sonst sehr scharfen seitlichen Längsleisten haben etwas von ihrer Deutlichkeit eingebüsst. Abdomen: 1., 2. und 3. Tergit sehr fein und dicht längs- gerieft, die 4 Felder der beiden letztern annähernd gleich lang, das 1. etwas länger; das letzte mit Ausnahme des Vorderrandes glatt. 7. Sternit (cf. S. 431) gross, schuppenartig und stark zugespitzt. Legerohr fast von der Länge des Thorax und Abdomens zusammen. Vorderflügel mit ziemlich undeutlicher Querader zwischen 1. Cubital- und \. Discoidalzelle fast 3eckig, ohne Aderstummel. Schwarz, Coxen und Beine rostgelb. Flügel hyalin. Adern braun, Pterostigma gross, braun. Körperlänge 5 mm. Vorderflügellänge 47-2 mm. Flügelspannung 10 mm. Länge des Legerohres 4 mm. Pommern: Rügen. 1 $. Gesammelt von Eeichson (im Berliner Museum). Cat. No. 30452. A e t h i 0 p i s c h e Region: fuscipeiinis n. sp. Augen ziemlich gross, massig abstehend. Antennen etwas länger als die Vorderflügel, 2. Basalglied verhältnissmässig dünn. Schläfen sehr schmal. Die beiden Furchen des Antedorsum ziemlich seicht. Scutellnm höckerartig über das Postscutellum übergreifend. Mittel- segment polirt glatt, Medianleiste einfach. Abdomen: Die Längsleisten des 1. Tergits wenig scharf, in den vordem beiden Dritteln nur etwa 4 deutliche Leisten, davon die äussern stärker, hinteres Drittel polirt glatt, fast ohne Spuren von Leisten. 2. und 3. Tergit dicht mit feinen Längsleisteu, die etwas weniger gleichmässig angeordnet sind, als gewöhnlich. 1. und 3. Feld etwa 1^2 des 2. und 4. Fast % vom Ende des letzten Feldes polirt glatt. 4.-6. Segment verhältnissmässig gross. Die Braoouideii-Gattnug Brauiisia Kriechb. 437 Vorder flu gel: Zwischen 1, Cubital- und 1. Discoidalzelle keine Ader oder nur angedeutet. 2. Cubitalzelle kaum mit Ader- stummel. Glänzend und intensiv schwarz; Prothorax und Vorderbeine, Kopf ohne die Antennen und Ocellen rostgelb. Flügel schwarzbraun mit hyalinen Fleckchen hinter dem Pterostigma (in der 1. Cubital- zelle) und hinter der 2. Cubitalzelle. — Körperlänge 9 mm. Vorder- flügellänge 7^ o mm. Flügelspannung 17 mm. Kamerun. Barombi - Station. 1 S- Dr. Preuss Sammle.]-. Cat. No. 30441. i'upceps Krieche. Untinisia ruftccps KrieCHBAU3IER, in: Berliu. entomol. Zeitschr.. V. 39, 1894, p. 64. Guinea (Chama). Diese Species unterscheidet sich von Braunsia fuscipennis n. sp. durch das Vorhandensein eines gelblichen elliptischen Fleckes auf dem Vorderflügel. vouffoensis n. sp. Augen gi'oss, ziemlich abstehend; Schläfen schmal. Antennen massig dünn, etwas länger als die Vorderflügel, 2. Basalglied ziemlich dick; Anzahl der Fühlerglieder etwa 47. Die beiden Furchen des Antedorsums sehr tief. Scutellum erhaben, etwas nach hinten verlängert. Mittelsegment glatt mit unregelmässigen undeutlichen Runzeln, mittlere Leiste sehr scharf, vorn eine wenig scharfe Querleiste. Abdomen: 1. Tergit ziemlich kurz und gedrungen, hinten mit ca. 9 sehr scharfen, ziemlich weit abstehenden Leisten, von denen sich nur die mittelste und die beiden seitlichsten in die vordere Hälfte erstrecken und hier sein- scharf ausgeprägt sind. 2. und 3. Tergit mit scharfen und dicht stehenden Leisten, 1. und 3. Feld etwa Vjo des 2. und 4.; V:j vom Hinterrande des letzten Feldes })olirt glatt. Die 5 übrigen sichtbaren Segmente ziemlich lang. Vorderttügel mit undeutlicher Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle. 2. Cubitalzelle nur mit sehr kurzem Aderstummel. Rostgelb; Abdomen (Plenren rostgelbj, Antennen, Augen. Um- gebung der Ocellen, Hintercoxen und -beine schwarzbraun. Ocellen braun. Flügel dunkel braun mit hyalinen Fleckchen in der 438 Günther Enderlein, 1. Cubitalzelle hinter der Basis des Pterostignias und hinter der 2. Cubitalzelle. Körperlänge 97-2 mm- VorderflügeUäng-e 9 mm. Flüg-elspannung- 19^/3 mm. Congo- Gebiet. Chinchoxo. 1 6- Falkenstein Sammler. Cat. No. 30442. occifJ entcilis n, *;/>. Augen gross, etwas abstehend. Antennen dünn, etwas länger als die Vorderflügel ; 2. Basalglied ziemlich dünn: Anzahl der Fühler- glieder etwa 38—44. Schläfen ziemlich schmal. Die beiden Furchen des Antedorsums, des Mesothorax scharf. Scutellum etwas spitz nach hinten ausgezogen, doch hinten abgerundet. Mittelsegment polirt glatt; mittlere Leiste mehr oder weniger scharf und nicht ganz gerade verlaufend, seitlich dicht daneben je eine undeutliche Leiste, besonders hinten, die nur in gewisser Beleuchtung und un- deutlich erkennbar sind (also: undeutlich 31eistig); vorn ohne deut- liche Querleiste. Abdomen: 1. Tergit ziemlich lang und schlank, vordere Hälfte mit 2 seitlichen, scharfen Leisten, der Zwischenraum stark vertieft ; in der Mitte vom Hinterrand an eine weniger scharfe Leiste mit Ausnalnne des vordem Drittels; die übrige hintere Hälfte meist glatt polirt oder wenig runzlig; zuweilen ordnen sich die Runzeln undeutlich strahlig von der Mitte des Hinterrandes aus an. 2. und 3. Tergit mit massig scharfen und sehr dicht stehenden Leisten; das \. und 3. Feld doppelt so lang wie 2. und 4.; letzteres nur im vordem Drittel oder Viertel gerieft. Vorderflügel ohne Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidal- zelle oder nur undeutliche Spuren davon. 2. Cubitalzelle 4eckig. ohne Aderstummel oder nur mit geringen Spuren davon. Rostgelb ; Antennen, Kopf mit Ausnahme der Obei'lippe, des Clipeus und der Wangen, Hinterleibspitze vom 4. Feld des 2. Ter- gits ab (mit inbegriffen) und die Scheiden des Legerohrs schwarz. Hinterbeine mit Ausnahme der Coxen, zuweilen auch der Schenkel, braun. Flügel braun bis dunkel braun mit unbestimmten Fleckchen in der 1. Cubitalzelle hinter der Basis des Pterostignias und hinter der 2. Cubitalzelle. Körperlänge S H mm, § SV-, — 9\'., mm. Vorderflügellänge S 7 bis 77.2 inm, $ 77.2 — 8 V., mm. Länge des Legerohrs 8 mm. Die Biaconiden-Gattuug' Braimsia Kriechb. 439 AVest- Afrika. Tog-o: Misaliöhe, 10. 5. 1894. 1 S. E. Baumann Sammler. Bismarckburg'. October 1891, 1 S, R. Büttnee Sammler. Togo, Hinterland, 18. 6. 1889, 1 $, Eugen Kling Sammler. Congo -Gebiet: Chinchoxo, 1 $, Falkenstein Sammler. Brmmsia occidcntalis n. sp. ist der Braimsia conf/oensis n. sp. sehr ähnlich, unterscheidet sich jedoch von ihr duix-h die angegebenen Sculptnrunterschiede sowie durch die etwas schlankere Gestalt und durch den schwarzen Kopf. var. ohscnrior n. Unterscheidet sich von der Stammform nur durch den vüUig schwarzen Hinterleib und die braunen Hintercoxen. Guinea, S, Alexander von Homeyer Sammler. Kamerun, Lolodorf, 1 c?, L. Conradt Sammler; .launde- Station. 800 m. 1 c(, 1 ?, Gustav Zenker Sammler. Cat. No. 30443. reich erti n. sjj. Augen gross, etwas vorstehend. Antennen etwa von Vorder- ilügellänge. 2. Basalglied dick; Anzahl der Fühlerglieder etwa 38. Scheitel kurz und breit, Schläfen ziemlich breit. Die beiden Furchen des Antedorsums des Mesothorax scharf. Scutellum perlenartig er- haben. Mittelsegment polirt glatt, nur wenig und undeutlich rauh, mit 1 mittlem Längsleiste, vorn mit undeutlicher und unbestimmter Querleiste. A b d 0 m e n : 1. Tergit mit groben, 2. und 3. mit massig groben Längs- leisten. 1. und 3. Feld gleich lang und je doppelt so lang wie das 2. und 4. ; äusserster Hinterrand des letzten glatt. 7. Sternit (cf. S. 431) gross, abstehend. Legerohr fast von Körperlänge. Vorderflügel mit Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidal- zelle und Aderstummel an der 2. Cubitalzelle. Röthlich rostgelb; Augen, Antennen, Abdomen, Scheiden des Legerohrs, Hintercoxen und -beine schwarz. Ocellen. Tarsen der Mittelbeine und Trochanter der Hinterbeine braun. Flügel schwärzlich braun, kurzer Querfleck vor der Spitze gelb- lich hyalin. — durch ihn geht der Cubitus mitten hindurch — , und unbestimmte hyaline Flecke hintei- der Basis des Pterostigmas in der 1. Cubitalzelle und hinter der 2. Cubitalzelle. 440 GÜNTHEK EnDEKLBIN, KörpeiläDg-e lö mm. Vorderflügelläiige 10 mm. Flügelspannung 217-2 ^^- Länge des Legerohrs 9 mm. "West- Afrika, Togo. Misaliöhe. 15. 5. 1894. 1 $. E. Bau- mann Sammler. Cat. No. 30444. Gewidmet sei diese Art Freund Alex. Reichert in Leipzig zur Erinnerung an die mit ihm und dem jetzt in Villowmore (Süd-Afrika) weilenden entomologischen Collegen Herrn Dr. med. Hans Beauns, dem Pathen der Gattung Braunsia, einst unternommene entomolo- gische Excursion nach Thüringen. Mögen sich jetzt nach 10 Jahren in der Braunsia rächerti Endeelein wenigstens die Namen wieder einmal zusammenfinden. büunata Endeel, Braunsia bicolor Kriechbaumee, in: Berlin, entomol. Zeitschr., V. 3'J, 1894, p. 64 (nee hirolor Beulle 1846). Braunsia bilnnafa Endeel. Augen massig gross, wenig abstehend. Schläfen massig breit, abgerundet. Antennen massig dick, 2. Basalglied massig dick. Die beiden Furchen des Antedorsums des Mesothorax deutlich, ziemlich eng an einander gerückt. Scutellum sehr erhaben und sehr schmal. Mittelsegment ziemlich glatt mit 3 ziemlich scharfen medianen Längs- leisten in der ganzen Länge. Abdomen: 1. Tergit polirt glatt, vorn nur 2 wenig scharfe seitliche Längsleisten, hinten nur 1 mittlere deutlichere Leiste und wenige undeutliche Spuren von Leisten. 1. und 3. Feld des 2. und 3. Tergits ist doppelt so lang wie das 2. und 4.; Leisten eng, fein und massig scharf, Hinterhälfte des letzten Feldes glatt. Vorderflügel ohne oder mit undeutlicher x4.der zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle ; 2. Cubitalzelle 4eckig, ohne Aderstummel. Rostgelb; Scheitel, Hinterleibspitze vom 4. Feld des 2. Tergits aus und Scheiden des Legerohrs schwarz. Antennen braun, die beiden Basalglieder rostbraun. Hinterschienen und -tarsen etwas dunkler. Flügelfärbung wie bei Br. fenesfrata Keiechb., doch sind die hyalinen Flecke des Vorderflügels nicht ganz so scharf umgrenzt wie bei dieser. Körperlänge 8 mm. Vorderflügellänge 7 mm. Flügelspannung 15 mm. Länge des Legerohrs 8 mm. Senegal. 1 y. Buc^uet Sammler. Cat. No. 12541. Die Braconiden-Gattmig' Brauiisia Kriechb. 441 Die Originalstücke stammen ans Kamerun. Diese Species ist der ost-afrikanischen Br. fencstmta Kkiechb. sehr ähnlich, unterscheidet sich von ihr im Wesentlichen nur durch die Structur, besonders der des 1. Abdominalterg'ites. feneHtvata Kriechb. liranufiia fcnestndn Kriechbaumer, in: Berlin, entomol. Zeitschr., V. 39, 1894, p. 310. Angen massig gross, wenig- abstehend. Schläfen ziemlich breit und scharfkantig. Antennen massig- dick, 2. Basalglied massig dick. Die beiden Furchen des Antedorsums des Mesothorax deutlich, ziem- lich eng an einander gerückt. Scutellum ziemlich perlenartig. Mittel- segment stark runzlig, mit 3 medianen Längsleisten, die sich bald vereinigen und nur eine scharfe Leiste bilden. Abdomen: 1. Tergit lang und schlank, von der Mitte des Hinterrandes gehen etwas strahlig und ziemlich dicht feine Leisten aus; vorderes Drittel schmal, polirt glatt mit nur 2 scharfen seit- lichen Leisten, dazwischen etwas vertieft. Das 1. und 3. Feld des 2. und 3. Tergits doppelt so lang wie das 2. und 4. Leisten dicht und fein, hinteres Drittel des 4. Feldes glatt. Legerohr etwas länger als der Körper. Vorderflügel mit deutlichen Aderresten oder Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle, meist nur deutliche Seitenreste. 2. Cubitalzelle 4eckig ohne oder mit nur sehr kurzem Aderstummel. Bräunlich rostgelb; Augen, Fühler, Scheiden des Legerohrs schwarz; Hinterschienen und -tarsen braun. Flügel braun. Vorder- flügel mit grossem! hyalinen Mittelfleck zwischen proximaler Hälfte des Hinterrandes des Pterostigmas und dem Hinterrande des Flügels, der die 1. und 2. Cubitalzelle. das distale Ende der 1. Discoidal- zelle und das proximale Ende der 1. und 2. Hinterzelle ausfüllt; bei dem einen Stück ist die Basis der 2. Hinterzelle braun. Innerste Basis des Vorderflügels hyalin . ebenso hinteres Basal drittel der Hinterflügel. Adern braun, an den In'alinen Stellen gelblich. Ost- Afrika. Delagoa-Bai. 1 $. Xyassa-See, Langenburg. Juni-August 1898. 1 4*. Dr. Fi^lleborx Sammler. Cat. No. 30445. 44'2 Günther Enuerlein. ti'icolor (Geest.), Aqathis tricolor Gerstaeckek, in: Mooatsber. Akad. Wiss. Berlin, 1858, p. 264. Agathis trirohr Gerstaeckek, iu : Peters, Reise nach Mozambique, Zoo!., V. 5, 1862, p. 526, tab. 32, fig. 14 (nicht 15). Hrainisin tricolor (Gerst.) m. Diagnose nach den Typen Gerstaecker's : Allgen massig klein, wenig gewölbt. Schläfen breit, scharf- kantig. Antennen ziemlich dick, wenig länger als der Vorderflügel. Furchen des Antedorsums des Mesothorax scharf und ziemlich weit von einander gerückt. Scutellum ziemlich klein. Mittelsegment sehr stark und unregelmässig runzlig; unter dieser Runzelung ist schwer die in Einzahl vorhandene Medianleiste zu finden, da sie undeutlich ist. Abdomen: 1. Tergit kurz und nach hinten stark verbreitert, mit scharfen, wenig dicht angeordneten Längsleisten, von denen sich im vordem Drittel nur 2 seitliche und 1 mittlere erhalten, die hier sehr scharf sind. 2. und 3. Tergit dicht mit massig feinen Leisten besetzt. Die Längen der 4 Felder verhalten sich etwa wie 2:1:1^/2:1 \U ; hinteres Viertel des letzten glatt. Legerohr fast von Körperlänge. Vorderflügel mit undeutlicher Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle. 2. Cubitalzelle 4eckig ohne oder mit sehr kurzem Aderstummel. Bräunlich rostroth. Antennen, Scheiden des Legerohrs, Hinter- schienen und -tarsen schwarz, mit Ausnahme der proximalen Spitzen der Schienen. Flügel braun, Vorderflügel mit gelblich-hyalinem mittlem Fleck vom Vorderrand des Flügels ausgehend, das Ptero- stigma mit Ausnahme der beiden Enden ausfüllend und nach hinten zu sich verjüngend bis in die Mitte der Basis der 1. Hinterzelle. Ein gleicher etwas kleinerer hyaliner Fleck findet sich an der ent- sprechenden Stelle des Hinterflügels. Bei dem einen Exemplar findet sich noch ein kleinerer hyaliner Fleck dicht hinter der Cubitalader wenig ausserhalb der Mitte dei- 1. Hinterzelle des Vorderflügels. Körperlänge 8V2 mm. Vorderflügellänge 8V2 mm. Flügelspannung 19 mm. Länge des Legerohrs 8 mm. Mozambique. Inhambane. 2 ??. W. H. Peters Sammler. Cat. No. 12 540. erlangen' n. sj). Augen ziemlich gross, massig vorstehend. Antennen etwas länger als die Vorderflügel, 2. Basalglied sehr dick. Scutellum sehr erhaben. Die Braconiden-Gattuug- Braunsiu Krieche. 443 Mittelsegment mit 1 Medianleiste, ohne Querleisten, niii- mit feiner, massig scharfer Querriefung. Die Längsleisten des 1. Abdominaltergits vorn ziemlich grob und massig dicht, des 2. dichter und feiner; ein sehr schmaler Streif am Hinterrand des letzten Feldes glatt. 1. und 3. Feld des 2. und 3. Tergits von gleicher Länge und doppelt so lang wie das 2. und 4. Letztes Sternit vor der weiblichen Geschlechtsöffnung (7., cf. S. 431^ ziemlich lang. Legestachel etwas länger als der Hinterleib. Vorderflügel mit oder ohne Ader zwischen 1. Cubitalzelle und 1. Discoidalzelle. ohne Aderrest oder mit mehr oder weniger langem Aderstummel an der 2. Cubitalzelle. Bräunlich ockergelb; Augen, Ocellen, Antennen, Hinterschienen mit Ausnahme der äussersten Basis und Hintertarsen, Scheiden des Legerohrs. 3. bis letztes Abdominaltergit und 7. Sternit schwarz. Flügel braun. Basaldrittel ockergelb; die braune Färbung zieht sich am Hinterrand des Hinterflügels etwas nach der Basis zu. Vorderflügel mit kleinen lij^alinen bis gelblichen Fleckchen in der L Cubitalzelle, hinter der proximalen Basis des Pterostigmas und hinter der 2. Cubitalzelle. Körperlänge 11 mm. Vorderflügellänge 10 mm. Flügelspannung 22 mm. Länge des Legerohrs 8 — 8^2 nim. Ost- Afrika. 7 $, je 1 von: Somali, Dogge, 10. 5. 1901. Expedition des Frei- herr n VON Eelanger. Ost-Usambara, F. Fischer Sammler. Nj^assa-See, Langenburg, Juni 1 898 , Dr. Fülleborn Sammler. Kitui, J. M. HiLDEBKANDT Sammler. Mikindani, Reimer Sammler. U Samba ra und Bond ei. Februar und März 1880, C. W. Schmidt Sammler. Tanga, October 1902. Methner Sammler. Von Herrn Dr. Studt dem i\Iuseum geschenkt. Cat. Xo. 30446. (inalls Kriechb. BraiDisid niialis KeieCHBAUMER, in: Berlin, eutoniol. Zeitschr., \. 39, 1894, p. 809. Augen ziemlich gross, vorgewölbt. Antennen dick, 2. Basalglied gross nnd dick. Die beiden Furchen des Antedorsums des Meso- 444 Günther Ender lein, thorax sehr scharf. Sciitellum perlenartig', nur wenig- nach hinten ausgezogen, Mittelsegment schwach runzlig, hinten 8 scharfe mitt- lere Längsleisten, deren beide seitlichen in der Mitte durch 3—4 mehr oder weniger scharfe Querleisten abgebrochen werden, während die mittlere sich scharf bis zum Yorderrand erhält, Abdomen: 1. Tergit mit ziemlich groben Längsleisten. 2. und 3. Tergit mit scharfen, ziemlich kräftigen, sehr geraden Leisten massig dicht bedeckt; 1, und 3, Feld doppelt so lang wie das 2. und 4., letzteres im hintern Viertel glatt. Legerohr etwas kürzer als die Körperlänge. Vorderflügel mit oder ohne Ader zwischen 1, Cubital- und 1. Dis- coidalzelle. 2. Discoidalzelle 4eckig bis schwach öeckig, ohne oder mit kurzem Aderstummel. Ockergelb; Antennen, .iugen, Ocellen, 2. bis letztes Hinterleib- segment (zuweilen auch das 2, Tergit), Hinterschienen und -tarsen und Scheiden des Legerohrs schwarz, Mitteltarsen braun, Flügel braun ; Vorderflügel mit ockergelber Flügelbasis bis mehr als Vs der Länge (bis zum Ende der Medianzelle), die 1. Cubitalzelle ist ebenfalls ockergelb, hinter der 2, Cubitalzelle einige kleine hyaline Flecken, sowie ein mehr oder weniger grosser hyaliner Fleck vor der Flügelspitze in der Mitte der Länge der 3. Cubitalzelle. durch den die Cubitalader mitten hindurchgeht. Fast die ganze Basalhälfte des Hinterflügels ockergelb, Adern braun, an den hellen Stellen gelblich, Körperlänge S 10 mm. $ 11 '/a mm- Vorderflügellänge S 9'/2 mm, $ 11 mm. Flügelspannung c^ 20 mm, $ 22 mm. Länge des Legerohrs 97.2 iiiiTi- Deutsch Ost- Afrika. 1 ?. Dr. Feanz Stuhlmann Sammler. Nyassa-See, Langenburg, 26. 10, 1899, 1 S- Dr. Fülleboen Sammler. Bagamoyo, März 1892, 1 V'- Oberstabsarzt Dr. Steudel Sammler. Cat. No, 30436. krief/etH n. sp. Augen massig klein, ziemlich vorgewölbt. 2. Basalgiied der Antennen ziemlich klein. Schläfen sehr schmal. Längsfurchen des Antedorsums des Mesothorax scharf. Scutellum massig erhaben. Die Bracouiden-Gattuug- Braunsia Krieche. 445 Mittelsegment körnig- rauh mit 2 imdeiitliclien medianen Längsleisten und einem sehr undeutlichen Querkiel in der vordem Hälfte. Abdomen: Läng-sleisten des 1. Tergits ziemlich g-rob, des 2. und 3. sehr fein und dicht; Felderung- annähernd gleich lang; fast die Hälfte des Hinterrandes des letzten Feldes glatt. Vorderflügel ohne Ader zwischen 1. C'ubital- und 1. Discoidal- zelle oder nur schwach angedeutet. 2. Cubitalzelle ohne Ader- stummel. Eostgelb; Abdominalspitze etwas bräunlicher. Hinterschienen und -tarsen bräunlich; Augen, Ocellen und Antennen schwarz. Flügel hellbraun, Basaldrittel ockergelb, Vorderflügel mit mittlerer, ocker- g-elber Querbinde zwischen Pterostigma und Hinterrand, Hinterflügel mit ockergelbem Fleck an der entsprechenden Stelle des Vorder- randes. Körperlänge 7 Vo mm. Vorderflügellänge 6 '/o mm. Flügelspannung 14 mm. Deutsch 0 s t - A f r i k a. Mombassa. 2 SS- J- M. Hilde- BRAXDT Sammler. Cat. Xo. 30447. Gewidmet wurde diese Specie.s meinem verehrten Freund und entomologischen Collegen Herrn Prof. Dr. R. Keieobr in Leipzig. ochracea n. sp. Augen ziemlich klein, Schläfen breit. Antennen ziemlich dick, 2. Basalglied massig dick. Die beiden Furchen des Antedorsums des Mesothorax sehr dicht neben einander und sehr tief, so dass sie fast zu einer Längsfurche verschmelzen. Mittelsegment etwas rauh, mit 2 deutlichen mittlem Längsleisten, die nach vorn zu etwas con- vergiren und in der ]\Iitte durch eine Quei'leiste verbunden sind. Beine ziemlich kurz. Abdomen sehr kurz und gedrungen. \. Tergit mit vielen mehr oder weniger deutlichen Längsriefen. Die Riefen des 2. und 3. Ter- gits sehi' fein und dicht. Die 4 Felder annähernd gleich lang, das 1. etwas länger. Nur der äusserste Hinterrand des 4. Feldes etwas geglättet. Vorderflügel, ^^orderrandader sehr dick, besonders an der Basis. Ohne Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle. 2. Cubital- zelle spitz dreieckig, indem die beiden Cubitalqueradern vorn ver- schmelzen; ohne Aderstummel. Zool. .Talirb. XX. Abtli. f. Syst. ^^0 446 Günther Enderlein, Rostgelb ; Antennen, Aug-en nnd Ocellen schwarz. Flügel bräun- lich-gelb-hyalin, Pterostigma braun, Vorderrand des Vorderllügels dunkel braun. Kiirperlänge 7 mm. Vorderflügellänge 6 mm. Flügelspannung 13 mm. Capland. 1 S- Deege Sammler. Cat. No. 12063. suhsiilcata n. sp. Augen klein, Schläfen ziemlich breit. Antennen massig dünn; Anzahl der Fühlerglieder etwa 36. Thorax etwas rauh. Furchen des Antedorsums des Mesothorax fehlen. Scutellum massig gross, fast dreieckig. Mittelsegment fein runzlig rauh, ohne Längsleisten. Abdomen: 1. Tergit breit, gedrungen, sehr fein, dicht und undeutlich längsgerieft. 2. und 3. Tergit sehr fein, dicht und wenig deutlich längsgerieft, Hinterhälfte des 4. Feldes polirt glatt. Das 1. Feld etwas länger als jedes der gleich langen übrigen 3. 7. Sternit (cf. S. 431) lang, schmal und sehr spitz zulaufend. Legerohr fast von Körperlänge. Vorderflügel ohne Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidal- zelle. 2. Cubitalzelle dreieckig, ohne Aderstummel. Flügel braun, dunklere Färbung ist vor Allem diuxh eine starke und sehr dichte Pubesciruug der ganzen Flügelfläche verursacht. Rostgelb; Augen, Ocellen, Antennen, Scheiden des Legerohrs und die Krallen nebst Empodium schwarz. Letztes Tarsenglied bräunlich. Körperlänge 5 mm. Vorderflügellänge 4 mm. Flügelspannung 9 mm. Länge des Legerohrs 47-2 mni. Capland. 1 ?. Drege Sammler. Cat. No. 12067. nielanura n. sp. Augen klein, nicht abstehend. AVangen breit. Antennen massig dünn. Thorax etwas rauh. Furchen des Antedorsums des Meso- thorax deutlich. Scutellum gross, erhaben, fast 3eckig. Mittel- segment fein runzlig rauh, mit 3 feinen mittlem sehr undeutlichen Leisten. Abdomen: 1. Tergit breit und gedrungen, mit einigen wenig deutlichen Leisten. 2. und 3. Tergit äusserst fein längsgerieft; Die Bracouideu-Gattuu.o- Braunsia Kriechb. • 447 1. Feld etwas länger als jedes der gleich langen übrigen. Hinter- rand des letzten polirt glatt. Yorderflügel ohne Ader zwischen der 1. Cubital- und 1. Dis- coidalzelle. 2. Cubitalzelle 3eckig, ohne Aderstummel. Vorder- randader stark. Eostgelb; Antennen, Augen, Ocellen, 4. bis letztes Abdominal- segment. Hinterrand des 3. Tergits und sämmtliche letzten Tarsen- glieder schwarz. Flügel hell ])raun, kleine hyaline Fleckchen hinter der Basis des Pterostigmas und der 2. Cubitalzelle. Körperlänge 5 mm. VorderÜügellänge 4 mm. Flügelspannung 9 mm. Capland. 1 S. Deege Sammler. Cat. No. 12068. I n d 0 - a u s t r a 1 i s c h e Region: krlerhbaumeri n. »p. Augen massig gross, Schläfen breit. Antennen ziemlich dick, 2. Basalglied klein, fast kuglig; Anzahl der Fühlerglieder etwa 45. Thorax glatt. Furchen des Antedorsums des Mesothorax sehr un- deutlich oder bis auf geringe Reste verschwunden. Scutellum perlen- artig erhaben. Mittelsegment polirt glatt, mit 2 scharfen medianen Längsleisten, die hinten ziemlich weit von einander entfernt sind, nach vorn convergiren und kurz vor dem Yorderende sich treffen. Dicht am Vorderrand eine Querleiste. Abdomen: 1. Tergit mit scharfen, massig dicht gestellten Längsleisten in der ganzen Länge. Die Längsleisten des 2. und 3. Tergits sehr scharf und massig dicht angeordnet. Die 4 Felder annähernd gleich lang, L etwas länger; -/s des Endes des letzten polirt glatt. Vorderflügel. \. Cubital- und 1. Discoidalzelle verschmolzen. 2. Cubitalzelle vorn spitz, 4eckig (oder öeckig), mit ziemlich langem Aderstummel. Rostbraun; Augen, Antennen mit Ausnahme der beiden Basal- glieder, Mittelsegment, Hintercoxen und -beine, Abdomen mit Aus- nahme der Pleuren schwarz. Flügel dunkel braun, je ein hj-alines Fleckchen hinter der Basis des Pterostigmas und hinter der 2. Cu- bitalzelle. 30* 448 Günther Enderlein, Körperläiio^e 11^/., mm. Vorderflügellänge IVI^ mm. Flügel- spannung 25 mm. Sula Besi (auch Soela Besi), Insel östlich von Celebes. 2 SS- DoHERTY Sammler. Cat. No. 30448. Varietät: Seiten der Vorderhälfte des 1. Abdominaltergits hell gelb, ebenso das Vorderende. Mittelbeine mit den Coxen braun. Körperlänge 12 72 mm- Vorderflügellänge 13 mm. Flügelspan- nung 29 mm. Sumatra, Lahat. 1 S. Ditwaed Sammler. Cat. No. 18264. Gewidmet sei diese Art dem Andenken des Autors der Gattung. hiinaculata n, sp, Augen massig gross, Scliläfen breit. Antennen sehr dick; 2. Basalglied kurz und ziemlich dünn. Längsfurchen auf dem Antedorsum des Mesothorax fehlend, kaum Reste zu erkennen, Scutellum ziemlich gross, blasig gewölbt. Mittelsegment glatt, mit 3 ziemlich scharfen medianen Längsleisten, die sich hinten berühren und nach vorn divergiren; vor dem Vorderrand eine undeutliche Querleiste. Abdomen: 1. Tergit in der ganzen Länge mit scharfen ziem- lich weit gestellten Längsleisten. 2. und 3. Tergit mit scharfen, ziemlich dicht gestellten Längsleisten; die 4 Felder annähernd gleich lang, das 1. und 3. etwas länger, das letzte nur im 1. Drittel gerieft, das übrige glatt. Vorderflügel ohne Querader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoi- dalzelle. 2. Cubitalzelle 4eckig, vorn spitz, mit ziemlich langem Aderstummel. Eostgelb; Antennen mit Ausnahme der beiden Basalglieder, Ocellen, Scheiden des Legerohrs, Abdomen vom 2. Tergit (in- begriften) ab und die Hintercoxen und -beine schwarz. Aeusserstes Vorder- und Hinterende der Hintercoxa und Vorderende der Hinterschiene rostgelb. Flügel hell ockergelb, Aussenrandzone et- was bräunlich angehaucht. Adern gelb; ein massig grosser rauch- braun getrübter Fleck hinter der Basis des Pterostigmas. Körperlänge 10 7.3 mm. Vorderflügellänge 10 mm. Flügelspan- nung 22 mm. Länge des Legerohrs 8 mm. Java. 1 V- E coli. Dr. R. Krieger. Cat. No. 30449. Die Bracoiiideii-Gattuiig' Brauusia Krieche. 449 terniinalis (Beulle). Afj'/fhis lerminalis Beulle, in: Hist. Nat. Ins. Hym., 1846, p, 484. L'rauNsia tcnnmnlis (Brülle) ra. Diese auf den Moliikken (Buru-Insel) lebende Art scheint der Braunsia bimaculafa n. sp. älinlicli zu ' sein, unterscheidet sich aber von ihr durch das Fehlen des grossen braunen Fleckes in der Mitte des Vorderrandes der Vorderflüg-el hinter dem Pterostigma. flavipeiinis (S>uth), Agathis [lavipcnnis Smith, Journ. Linn. Soc. London, Zool., V. 7, 1863, p. 12. Acjathis siinthn D. T., Catal. Hym., V. 4, Bracon., 1898, p. 143. Braioisid flavipennü (Smith) m. Diese Species, deren Körperlänge ca. 14 mm beträgt, ist der Braunsia UmacuMa n. sp. ähnlich, doch ist die Körperfarbe ganz rostfarben, nur Gesicht, Vorderbeine und Mittelcoxen sind blasser. C e r a m. f'asciata n. sp. Antennen ziemlich dünn, 2. Basalg-lied massig dick, Schläfen ziemlich breit. Antedorsum des Mesothorax ohne Längsfurchen. Scutellum ziemlich flach. Mittelsegment mit 2 medianen Längs- leisten, die nach vorn zu convergiren imd am Vorderrand sich be- rühren. Vorn eine ziemlich deutliche Querleiste. A b d 0 m e n : 1. Tergit mit wenig scharfen, aber ziemlich dicht gestellten Längsleisten, vorn sind nur die beiden äussersten er- halten, die sehr scharf sind. 2. und 3. Tergit mit ziemlich scharfen und dichten Längsleisten; die 4 Felder annähernd gleich lang, 1. und 3. Axenig länger; letztes polirt glatt, nur am Vorderrande noch gerieft. ^'orderflügel. Zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle keine oder nur eine undeutliche Ader. 2. Cubitalzelle spitz 3eckig mit nur geringer Andeutung eines Aderstummels. Eostgelb ; Augen, Ocellen und Antennen (ohne die beiden Basal- glieder) braun; 4. bis letztes Abdominalsegment schwarz. Flügel hell ockergelb, Aussenrandzone bräunlich angehaucht, eine massig breite mittlere Querbinde des Vorderflügels zwischen Basis des Pterostigmas und Hinterrand braun. Körperlänge 9 mm. Vorderflügellänge 8 mm. Flügelspannung 17V.> mm. 450 Günther Enderlein, Lombok. Sapit, 2000'. Mai und Juni 1896. 1 c?. E coli. FEÜHSTORrEE. Cat. No. 30450. eariosa n. s^). Augen massig- gross, etwas abstehend, Schläfen ziemlich schmal. Antennen dünn, 2. Basalglied massig dick. Antedorsum des Meso- thorax ohne Längsfurchen. Scutellnm sehr gross und nach hinten ausgedehnt. Mittelsegment mit 3 ziemlich scharfen, aber nicht scharfkantigen mittlem Längsleisten; die lateralen Längsleisten massig scharf. Die Zwischenfelder unregelmässig runzlig (undeutlich querrunzlig). Abdomen: 1. Tergit fein und dicht längsgerieft, vorn wenig deutlich. 2. und 3. Tergit fein und dicht, aber scharf längsgerieft, 2.-3. Feld annähernd gleichlang, 1. doppelt so lang; letztes Feld polirt glatt, nur das vordere Drittel gerieft. Vorderllügel mit sehr undeutlicher Ader zwischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle. 2. Cubitalzelle vorn sehr spitz, 3eckig. Schwarz, Pro- und Mesothorax rostroth, Beine braun. Flügel hyalin, sehr schwach bräunlich angehaucht. Adern braun. Ptero- stigma gross, dunkelbraun. Körperlänge 5 mm. Vorderflügellänge 4 mm. Flügelspannung 9 mm. Ceylon. 1 S- Nietnee Sammler. Cat"! No. 11934. striata (Smith). Agathis striata Smith, in: Journ. Linn. Soc. London, V. 6, 1862, p. 66. Braunsia striata (Smith) m. Djilolo. In der Färbung der Br. erlangen n. sp. ähnlich, doch viel grösser als diese. deceptor (Smith). Agathis deceptor Smith, Journ. Linn. Soc. London, Zool. , V. 7, 1863, p. 12. Braunsia deccj)tor (Smith) m. Die Länge beträgt nach der Original-Diagnose 12 mm. Die Färbung ist der der Braunsia erlangeri n. sp. gleichfalls ähnlich, doch sind die gelblich hyalinen Flügel nur an der Spitze breit braun. Gera m. Die BracoDideu-Gattuug Braunsia Krieche. 451 bicolor (Brülle). Afjdihis hlcolor BßULLE, in: Hist. Nat. In^. Hym., 1846, p. 483. Ij'ni/nhsi'i bicolor (Brülle) m. Augen sehr gross, Schläfen massig breit. Antennen dick, etwas länger als die Vorderflügel, 2. Basalglied gross nnd dick; Anzahl der Fülllerglieder etwa 54. Die Längsfurchen des Antedorsums des Mesothorax fein und ziemlich stark einander genähert. Antodorsum vom Dorsum verhältnissmässig wenig abgesetzt, die Parapsiden- furchen -wenig scharf. Der polirt glatte Thorax ist überall fein und spärlich punktirt. Scutellum gross, nach hinten etwas ausgezogen. Mittelsegment mit 2 sehr scharfen medianen Längsleisten, die nach vorn convergiren, aber nicht zusammenstossen, dazwischen am Hinter- ende der Rest einer mittlem 3. Leiste. Die Felder zwischen den medianen und den seitlichen Läugsleisten dicht mit unregelmässigen scharfen Querleisten angefüllt. Abdomen: Die hintere Hälfte des 1. Tergits mit ziemlich weit stehenden, aber sehr scharfen Längsleisten, von denen die 3 schärfsten (2 seitliche und 1 mittlere) sich auf die vordere Hälfte bis zum Yorderrand erstrecken und hier auffallend hoch und scharf- kantig hervortreten, während die Zwischenfelder polirt glatt sind und die undeutlichen Erhebungen sich eher zu Andeutungen von Querleisten anordnen. 2. und 3. Tergit mit sehr scharfen, massig dicht angeordneten Leisten ; 1. und 3. Feld fast doppelt so lang wie das 2. und 4.; letzteres mit glattem Hinterende in V.-, seiner Länge. Vorderflügel ohne deutliche Ader zAvischen 1. Cubital- und 1. Discoidalzelle. 2. Cubitalzelle öeckig mit ziemlich langen Ader- stummel. Schwarz; Kopf, Pro- und Mesothorax, Vorder- und Mittelbeine rostgelb; Antennen mit Ausnahme der beiden Basalglieder, Augen und Ocellen braun. Flügel l)raun mit einem schwachen rothvioletten Schimmer, mit je einem unbestimmten hyalinen Fleckchen hinter der Basis des Pterostigmas und hinter der 2. Cubitalzelle. Kürperlänge 13 mm. Vorderflügellänge 12 mm. Flügelspannung 26 mm. Süd-Celebes. Samanga. November 181)5. 1 S- Coli. Fruh- STORFER. Cat. No. 30451. Vorliegendes Stück stimmt völlig mit der Beschreibung des aus Australien stammenden 15 mm langen Originalstückes überein. 452 GüNTHEK Endeelein, Die Bacoiiiden-Gattnug Braiiiisia Keiechb. Alphabetische Uebersicht über die Arteu der Oattimg Braunsia. analis Krieche. 1894 bicolor (Brülle 1846) (bicolor Kriechb. 1894 = bilu- nata Enberl.) bilunata Enderl. bimaculata n. sj). cariosa n, sp. congoensis n. sp. deceptor (Smith 1863) erlangeri n. sj). fasciata n. sp. fenestrata Krieche. 1894 flavipennis (Smith 1863) fuscipennis u. sp. germanica n. sp. krie ebb aumeri n. sjj. kriegeri n. sp. m elanura n. sp. 0 chrac 6 a //. sp. occidentalis n. sp. occidentalis rar. obscurior n. 1- e i c h e r t i n. s]). ruficeps Krieche. 1894 (smithii D. T. 1898 = flavi- pennis (Smith 1863) striata (Smith 1862) siib sul c ata n. sp. t er min all s (Brülle 1846) tricolor (Gerst. 1858) Seite Ost -Afrika 443 Australien und Celebes 451 "West- Afrika 440 Java 448 Ceylon Congo Ceram 450 437 450 Ost-Afrika 442 Lombok 449 Ost-Afrika 441 Ceram 449 Kamerun 436 Deutschland 436 Malayische Inseln 447 Ost- Afrika 444 Süd-Afrika 446 Süd-Afrika 445 West- Afrika 438 West- Afrika 439 Togo West- Afrika 439 437 Djilolo Süd-Afrika 450 446 Molukken 449 Ost-Afrika 442 Nachdruck verboten. Uebersetxuntjsrecht vorbehalten. Beschreibung dreier Paramphistomiden-Arten aus Säugethieren. Von Dr. F. Fischoeder, Kreisthierarzt in Königsberg' i. Pr. (Aus dem Zoologischen Museum in Königsberg- i. Pr.) Mit Taf. 15-16 und 3 Abbildungen im Text. Durch gütige Vermittelung des Herrn Prof. Dr. M. Bkaux und des Herrn Privatdocenten Dr. Luhe habe ich nach P'ertigstellung meiner Arbeit über „die Paramphistomiden der Säugethiere" (in: Zool. Jahrb., V. 17, Syst., 1903, p. 485—660) noch weiteres Material zur Bearbeitung erhalten, und zwar aus den Zoologischen Museen zu Berlin und Greifswald sowie aus der dem Herrn Prof. A. Railliet unterstehenden Sammlung der Ecole veterinaire in Alfort. Auch Herr Prof. Dr. Ostertag hat mir noch weiteres Material aus der Sammlung des hygienischen Instituts der Thierärztlichen Hochschule zu Berlin zur Verfügung gestellt. Den genannten Herren und den Verwaltungen der Museen spreche ich an dieser Stelle meinen ver- bindlichsten Dank aus, ebenso meinem hochverehrten Lehrer Herrn Prof. Dr. Bkaux für die mii- während meiner Arbeit zu Tlieil ge- wordene Unterstützung. Ueber die Ergebnisse meiner Untersuchungen habe ich (in: Ctrbl. Bakteriol. etc., Abth. 1, Originale, V. 35. 1904. p. 598 — 601) kurz berichtet und lasse hier, indem ich bezüglich der Literatur auf meine oben erwähnte Arbeit hinweise, die Beschreibung 454 ^- FiSCHOEDER, des bis dahin noch nicht näher untersuchten Paramphistomuni expla- naftim sowie der beiden von mir aufgestellten neuen Arten Pamniph. epicUtum und Paramph. scoliocoelium folgen: 1. Paramphistormifn expUtnatuni (Crepl,). (Taf. 15. Fig. 1—3.) Von dieser zunächst von Creplin (in: Arch. Naturg., Jg. 1847, V. 1, p. 34 — 35) und dann von Bailliet u. Gomy (in: CR. Soc. Biol. Paris 1897, 26 juin) den äussern Form Verhältnissen nach be- schriebenen Art standen mir zur Verfügung: 1. Ein von dem GuRLT'schen Funde stammendes Originalexemplar aus dem Zoologischen Museum zu Greifswald mit der Bezeichnung: „Amphistomum explanatum Gr.. E duct. hepatic. et ves. feil. Bovis fauri indici, Berlin, Gurlt". 2. Ein nach mündlicher Mittheilung von demselben Funde stammendes Exemplar aus dem hygienischen Institut der Thier- ärztlichen Hochschule zu Berlin mit der Bezeichnung: ,.Amphistoma explanatum aus den Gallengängen und der Gallenblase des Zebu, April, No. 3915; G 284; 1614." 3. 16 Exemplare aus der RAiLLiEx'schen Sammlung mit der Be- zeichnung: „Canaux biliaires de Buffelus indicus, Gonap pres Saigon ( Cochinchine), Gomy 1897." 4. 7 Exemplare in einem andern Glase derselben Sammlung und mit der gleichen Aufschrift wie zu 3. Das zu 1 genannte stark geschrumpfte Originalexemplar wurde nur als Totalpräparat nach Aufliellen in Kreosot untersucht und abgebildet, während das unter 2 genannte Thier sowie einzelne Exemplare aus der RAiLLiEx'schen Sammlung nach Färbung mit Parakarmin nicht nur an Totalpräparaten untersucht, sondern auch in Schnittserien zerlegt worden sind. Paramph. explanatum steht der Art P. hafhi/cotijle am nächsten. Die äussere Körpergestalt der 8 — 13 mm langen Thiere entspricht wie bei Paramph. haihycotyle in so fern der eines ventral wärts ge- krümmten Kegels, als auch hier der grösste Querdurchmesser des rhieres thatsächlich dicht am hintern Körperende gelegen ist. Er erreicht hier beinahe die Hälfte des Längsdurchmessers des Thieres und fällt mit dem Querdurchmesser des endständigen Saugnapfes zusammen. Von hier ab ist der in dorso ventraler Richtung etwas abgeflachte Körper, dessen dorsoventraler Durchmesser sich zum Pararaphistomiden-Arten aus Säugethieren. 455 queren etwa wie 5 : 7 verliält, gieichmässig" verjüngt. In der Mitte der vordem Körperhälfte beträgt der Querdurchmesser des Thieres etwa noch V4 i^^^d der dorsoventrale noch etwa ^/e des Längsdurcli- messers des Thieres. (Siehe Fig. 1 u. 2.) Der kräftig entwickelte Saugnapf erscheint in querer Rich- tung etwas zusammengedrückt. Bei dem 8 mm grossen Original- exemplare beträgt der Longitudinaldurchmesser des Saugnapfes 3,5 mm und der quere nur 3,0 mm, bei einer Tiefe von 1,5 mm und einer Dicke der Muskel wan düng von 0,6 mm. Auch die Oeifnung des Saugnapfes ist längs oval (Fig. 1), 2,3 mm lang und 1,7 mm breit. Die den Körper bedeckende C u t i c u 1 a ist nur 0,02 — 0,025 mm stark. Papillen oder ähnliche Bildungen waren weder am vordem Körperpole, noch um die Mundöffnung, noch im Pharynx erkennbar. Der Pharynx ist verhältnissmässig kräftiger entwickelt als bei Paramph. hathycohjle. Bei dem 8 mm langen Originalexemplare be- trägt sein Längsdurchmesser 1,0 mm, der quere 0,8 mm und die Dicke der Muskelwandung 0,25 — 0,3 mm. Der aus dem Pharynx hervorgehende Oesophagus ist dagegen bedeutend kürzer als bei P. hafhycoti/Jc; er erreicht etwa nur die halbe Länge des Pharynx und tlieilt sich in die beiden Darmschenkel, welche unter einem spitzen Winkel aus einander tretend (Fig. 1) an die Seitenflächen des Körpers gelangen und von diesen nur etwa 0,25—0,35 mm entfernt sich nach hinten schlängeln, um hier, nicht wie bei P. haihycotylc schon vor dem vordem Eande des Saugnapfes, sondern erst kurz vor dem Grunde des Saugnapfes mit ihren medianwärts gebogenen blinden Enden zu endigen. Das Lumen der Darmschenkel ist 0,35 — 0,45 mm weit (Fig. 1 u. 2). Wie bei P. hathycoiyU liegt auch hier die wenig auffallende Genitalöffnung etwa in der Mitte des vordem Körperdrittels, unmittelbar hinter der Gabelstelle der Darmschenkel. Auch das Genitalatrium ist nur sehr klein. Die dasselbe umgebende, von dem übrigen Körperparenchym wenig abgegrenzte Musculatur ist nur 0,08 — 0.1 mm stark, und die im Grunde des Atriums befindliche Papille ist ebenfalls nur äusserst schwach entwickelt. Die Genitalorgane sind in Folge der starken Entwicklung des Saugnapfes weit nach vorn verschoben. Die an der Bauch- wandung ziemlich dicht heranreichenden und mehr oder weniger stark gelappten Hoden liegen bedeutend mehr schräg hinter einander als bei P. hathycofi/Ic, der hintere dicht vor dem Sang- napfe, rechts oder links von der ]\redianlinie, der vordere unmittelbar 456 F. FiSCHOEDEK, davor, nach der andern Seite von der Medianlinie abweichend (Fig. 1). Die Gestalt der Hoden ist annähernd rundlich; der vordere ist in der Regel kleiner als der hintere. Bei dem 8,0 mm langen Original- exemplare ist der Querdurchmesser des hintern Hodens 1,8 mm, der longitudinale 1,5 und der dorso ventrale Durchmesser 1,7 mm lang, während der Querdurchmesser des vordem Hodens 1,1 mm, der longitudinale 1,2 mm und der dorsoventrale Durchmesser 1,3 mm beträgt (Fig. 1 u. 2). Die aus den Lateralflächen hervorgehenden Vasa efferentia vereinigen sich, nachdem sie den zwischen ihnen verlaufenden Uterus gekreuzt haben, in der Nähe der Rücken- fläche des Thieres zum gemeinschaftlichen Vas deferens. Dieses erweitert sich zunächst zu der in lang gewundenen Schlingen verlaufen- den Vesicula semin alis. Letztere stellt einen ovalen, 1,1 mm langen und ca. 0,3—0,4 mm dicken Knäuel dar, welcher mit seinem ventralen Ende etwas nach vorne gerichtet zwichen den beiden Darmschenkeln dicht hinter der Gabelung derselben gelegen ist. Der aus dem ventralen Pole der Vesicula seminalis hervorgehende musculöse mit einer 0,018 bis 0,02 mm dicken Muskelwandung ver- sehene Abschnitt des Vas deferens, die Pars musculosa, besitzt nur eine Länge von 0,4—0,6 mm, wohingegen die Pars prosta- tica etwas länger (0,65 — 0,7 mm) ist, so dass die diesen Theil um- gebende Prostata nicht wie bei P. hailiycotyle eine rundliche, sondern eine mehr ovale Form (Fig. 2) besitzt. Aus der Pars prostatica geht der nur 0,1 — 0,15 mm lange Ductus ejaculatorius hervor, der sich mit dem Metraterm zu dem nur eben so langen, auf der Spitze der Genitalpapille ausmündenden Ductus h e r m a p h r o d i t i - cus vereinigt (Fig. 2). Die weiblichen Genitalorgane zeigen eine noch grössere Aehnlichkeit mit denen von P. hathjcotyJe. Die Dotterstöcke, von denen der eine stets etwas mehr nach vorne verschoben ist als der andere, erstrecken sich vom Pharynx bis zum Saugnapfe und er- reichen nicht die blinden Enden der Darmschenkel. Dagegen dehnen sie sich auf die Bauch- und besonders auch auf die Rückenfläche des Thieres weiter aus als bei P. hathycofyle. Auch die aus den Dotterstocks- follikeln zusammengesetzten einzelnen Gruppen sind grösser und wenn auch unregelmässig, so doch bedeutend dichter an einander gelagert als bei der letzt genannten Art. Das aus der Vereinigung der beiden queren Dottergänge hervorgehende Dotterreservoir liegt dicht hinter der Schalendrüse (Textfig. A). Der ovale Keimstock ist kräftiger entwickelt als bei P. hathycotyU. Paramphistomiden-Arten ans Säugethiereu. 457 Sein dorsoventraler Durchmesser ist 0,8—0,9 mm und sein Querdurcli- messer 0,6—0,7 mm lang'. Der Keimstock liegt dicht vor dem Saug- napfe, an derselben Seite wie der vordere Hoden, in gleicher Höhe mit dem hintern Ende des hintern Hodens und weicht mehr lateral von der Medianlinie ab als bei P. hathijcoiijle (Fig. 3); aus seinem dorsalen Pole geht der Keimleiter hervor, welcher in einem ventral offenen Bogen in die median und etwas hinter dem Keimstock gelegene ovale, 0,5—0,6 mm lange und 0,35—0,4 mm breite Schalendrüse Fig-. A. Weibliche Geuitalorg-ane von FarampMstomum exjjlanatum aus Bnff'ehis indicus, Saigon, Sammlung von RAiLLiET-Alfort. Nach Sagittalschnitten schematisch dar- gestellt. Drs Dotterreservoir, E Excretionsblase, Ep Excretionsporns, Hh hinterer Hoden, K Keimstock, Kg Keimgang, Lc LAURER'scher Canal, Ef Rückenfläche. Sdr Schalen- drüse, S)i Saugnapf, Ut Uterus. eintritt. Unmittelbar nach dem Eintritt in die Schalendrüse nimmt der etwas erweiterte Keimgang den aus dem Dotterreservoir kom- menden gemeinschaftlichen Dottergang auf (Fig. 3 und Textiig. A) und, als Uterus aus dem ventralen Pole der Schalendrüse heraus- tretend, wendet er sidi zunächst gegen den hintern Hoden (Fig. 3), um dann in einem kurzen Bogen nach der andern Seite zu treten und vor dem Saugnapfe bis fast dicht an die Yentralfläche zu verlaufen (Fig. 1 u. 2). Von hier wendet er sich nach Bildung einer 458 ^- FiSCHOEDER, Uförmigen Schlinge dorsal wärts und gelangt an der Medianlläclie des hintern Hodens verlaufend an die Rückenfläche des Thieres, an der er stark erweitert und mit Eiern prall gefüllt sich nach vorn schlängelt, um dann vor dem hintern und median vom vordem Hoden der starken Schlängelungen wieder an die Ventralfläche zu treten (Fig. 1 u. 2), sich nach Bildung zahlreicher Schlingen zu verengen und dann in das Metraterm überzugehen, welches, hinter und etwas rechts von der Prostata verlaufend, sich mit dem Ductus ejacula- torius zum Ductus hermaphroditicus vereinigt (Fig. 2). In seinem ganzen Verlaufe ist der Uterus stark mit Eiern gefüllt, deren Längsdurchmesser 0,115 — 0,125 mm und deren Querdurchmesser 0,065 bis 0,075 mm beträgt. Kurz vor dem Eintritt in die Schalendrüse entspringt aus dem Keimleiter der LAURER'sche Canal, welcher zu- nächst etwas dorsalwärts nach vorne verläuft (Textflg. A), um dann nach Kreuzung mit der Excretionsblase in fast senkrechter Eichtung an die Rückenfläche zu treten, in deren Medianlinie er etwa in der Höhe des Keimstocks ausmündet (Textflg. A). Die Excretionsblase stellt ein langes Sammelgefäss dar, welches mit seinem blinden abgerundeten Ende am Grunde des Saug- napfes seinen Anfang nimmt und an der Rückenfläche des Thieres. zwischen dieser, dem Keimstock und der Schalendrüse verlaufend, in einen engen Canal ausgeht, welcher dorsal von den Uterusschlingen sich nach vorne hinzieht und ähnlich wie bei P. hathycotijle erst etwa der Höhe des hintern Randes des vordem Hodens, also erst am hintern Ende der vordem Körperhälfte , in der Mittellinie der Rückenfläche nach aussen mündet. An der Grenze des hintern und mittlem Drittels der Excretionsblase kommt die Kreuzung zwischen letzterer und dem LAUREE'schen Canal zu Stande und zwar in der Weise, dass der LAURER'sche Canal nach der Seite ausweicht, an der der hintere Hoden liegt, während die Excretionsblase an der Keimstockseite ihre Lage hat (Textflg. A u. Fig. 3). 2. Pavampliistonniirn epiclituiu Fischde. (Taf. 15, Fig. 4-6.) Im Glase No. G 280 des hygienischen Instituts der Thierärzt- lichen Hochschule zu Berlin befand sich neben mehreren Hunderten von Exemplaren von Farampli. dicranocoelinm Fischdr. auch ein 8 mm langes jugendliches Exemplar, welches eine gewisse Aehnlichkeit mit Paramph. cervi besass, sich jedoch schon äusserlich durch eine auf- Paramphistomideii-Arteu aus Säugethiereu. 459 fallend starke Krümmung des vordem Kürperviertels und durch die mehr nach hinten verschobene Lage der Genitalöffnung auszeichnete. Das Glas trug die Aufschrift: ,.Ä))ip]iisformu)i conicum aus dem Pansen eines Zebu {Bos faurns indicus)" und enthielt, wie mir nachträglich mitgetheilt worden ist, diejenigen Thiere, welche Guklt im Jahre 1846 gleichzeitig mit Amphistomum cnimemfermn Crepl. und Amphistomum explunatum Ckepl. gefunden und wovon er einige Exemplare an Ceeplin zur Untersuchung gesandt hatte (in : Arch. Naturg., Jg. 1847, V. 1, p. 30-35). Auch in der EAiLLiEx'schen Sammlung fand ich Vertreter dieser Art in zwei Gläsern und zwar: 1. SOKxemplare, neben 36 Stück Gastrothßax cohholdi und 20 Stück Pcmrmph. scoliocoeUwn, in einem (^lase mit der Aufschrift: „Reticulum et gouttiere oesophagienne de Bnffelus indicus, Saigon (Cochinchine), A. GoMY, 1897" und 2. 200 Exemplare in einem andern Glase, w^elches die gleiche Be- zeichnung trug und ausserdem noch 6 Exemplare von Faramphisf. caJicophorum, 81 Exemplare von Gastroth, cohholdi und 1 Exemplar von Gastrothylax crumenifer enthielt. Die 5—9 mm langen Thiere sind, wie schon erwähnt, in der Eegel in ihrem vordersten Körperviertel stark ventralwärts gebogen (Fig. 5\ während der übrige Körper gerade gestreckt erscheint. Die meisten Exemplare zeigen auch eine schwache AbÜachung des Körpers in dorsoventraler Richtung in dem Verhältniss wie etwa 6 : 7, in der vordem Körperhälfte weniger, in der hintern mehr. Aehnlich wie bei Faramphist. cervi besitzen die Thiere den grössten l'mfang an der Grenze zwischen dem zweiten und dritten Körperdrittel. Der Querdurchmesser beträgt hier etwas über ein Drittel der Körper- länge und nimmt nach vorne zu in der Weise gleichmässig ab, dass er zwischen dem ersten und zweiten Körperdrittel noch etwas über ein Viertel und in der Mitte des ersten Körperdrittels noch etwa ein Fünftel des Längsdurchmessers des Thieres ausmacht. Nach hinten zu ist F. cpiclitum weniger verjüngt als F. cervi. Auf der Höhe des Saugnapfes beträgt der Querdurchmesser des Thieres noch bei- nahe ein Drittel der Körperlänge. Die runde Oeffnung des end- ständigen Saugnapfes ist ventralwärts nach hinten gerichtet (Fig. 5). Bei 8,0 mm langen P^xemplaren beträgt der grösste Durch- messer des stark gewölbten Saugnapfes 1,8—2,0 mm bei einer Tiefe von 1,3 — 1,4 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,3—0,4 mm. Die den Körper umgebende Cuticula besitzt eine Stärke von 460 F. FiSCHOEDER, 0,022 — 0.03 mm und lässt weder am vordem Körperpole noch um die Mundötfnung nocli im Pharynx Papillen erkennen. Der Pharynx ist 0,6 — 0,9 mm lang' bei einem Qnerdurchmesser von 0,6 — 0,9 mm und einer Dicke der Muskelwandung- von 0.22 bis 0.3 mm. Der aus ihm hervorgehende, etwa eben so lange Oesophagus verläuft in der Richtung der Längsaxe des Pharynx (Fig. 5) nach hinten und geht in die beiden Darmschenkel über, welche, im spitzen AMnkel aus einander tretend (Fig. 4), sich an die Seitenflächen des Körpers begeben und hier stärker geschlängelt als bei Paramph. cervi nach hinten herabsteigen, um seitlich neben dem Grunde des Saugnapfes blind zu endigen. Sie besitzen ein Lumen von 0,3 bis 0,4 mm und streben, in ihrem Verlaufe etwa 0,5—0,6 mm von den Seitenrändern des Körpers entfernt, mehr der Rücken- als der Bauch- fläche des Körpers zu (Fig. 5). Die Genitalöffnung liegt an der Grenze des ersten und zweiten Körperdrittels, weit hinter der Gabelstelle der Darmscheukel. Die das Genitalatrium umgebende aus deutlichen Rings-, Radiär- und Meridionalfasern bestehende Musculatur ist zwar sehr stark (0.18 bis 0.2 mm) entwickelt, von dem Körperparenchym jedoch nicht so scharf abgesetzt, dass hier von einem Genitalnapf gesprochen werden könnte wie bei P. cotylophorum. Die im Grunde des kleinen Atriums sich erhebende Papille ist verhältnissmässig lang (0,25—0,28 mm) cylindrisch und ragt bei den meisten Exemplaren aus der Genital- öffnung nach aussen hervor (Fig. 5). Die Hoden liegen hinter einander, nur wenig von der Mittel- linie des Körpers abweichend und von der Bauch- und Rückenfläche des Thieres ziemlich gleich weit entfernt (Fig. 4 u. 5), der vordere etwas hinter der Grenze der vordem und der hintern Körper- hälfte, der hintere dicht dahinter, mit seinem hintern Rande jedoch noch 0,2 — 0,3 mm vom vordem Rande des Saugnapfes entfernt. Beide Hoden sind von ovaler Gestalt, der vordere etwas kleiner als der hintere. Der längste, dorsoventrale Durchmesser des vordem Hodens beträgt 1,8—2,2 mm, der longitudinale 0,9—1,2 mm und der quere 1,2—1,6 mm, während dieselben Durchmesser des hintern Hodens 2.1—2,5 mm, 0,7—0,1 mm und 1,6— 2,0 mm ausmachen. Die aus den Lateralflächen der beiden Hoden hervorgehenden Yasa effe- rentia vereinigen sich im vordem Theile des mittlem Körper dritteis, nachdem sie den vor dem vordem Hoden nach der Ventralfläche des Thieres zustrebenden Theil des Uterus gekreuzt haben, zum Vas d e f 6 r e n s. Sein erster, stark erweiterter Abschnitt, die V e s i c u 1 a Paianiphistomiden-Arteu aus Säugetbieren. 461 seminalis, stellt einen ovalen stark verschlungenen Knäuel dar (Fig-. 5), dessen dorso ventraler Durchmesser 0,8 — 1,0 mm und dessen senkrecht zu diesem stehenden 0,4—0,6 mm betragen. Aus dem distalen, ventralwärts nach vorne liegenden Pole der Vesicula semi- nalis gellt die mit einer 0,018—0,022 mm dicken ]\Iuskel\vandung ausgestattete, nur etwa 0,3—0,5 mm lange Pars musculosa hervor, welche in einem ventralwärts oifenen Bogen nach vorne ver- läuft, um in die in dorsoventraler Richtung fast ganz gerade ver- laufende Pars prostatica überzugehen. Die Prostata ist nicht wie bei Paramph. cervi rundlich, sondern länglich, 0,6—0,8 mm lang und 0,25 — 0,3 mm dick. Der letzte, ebenfalls gerade verlaufende und enge Abschnitt des Vas deferens, der Ductus ejaculatorius, besitzt eine Länge von 0,18—0,2 mm und vereinigt sich am Grunde der Genitalpapille mit dem Metraterm zu dem 0,25—0,28 mm langen Ductus hermaphroditicus, welcher die Genitalpapille in ihrer Längsaxe durchbohrt und auf ihrer distalen Spitze nach aussen aus- mündet. Die aus verschieden grossen, und zwar unregelmässig, aber doch ziemlich dicht an einander gelagerten Gruppen bestehenden Dotterstücke erstrecken sich vom Anfangstheil des Oesophagus bis hinter den Grund des Saugnapfes. Sie liegen zu beiden Seiten des Körpers, lateral von den Darm schenkein, und reichen bedeutend weiter als bei Paramph. cervi nicht nur auf die Bauch-, sondern auch auf die Eückenfläche des Thieres (Fig. 6). Besonders die letztere ist so stark von den Dotterstöcken besetzt, dass sie an Total- präparaten einen nur etwa 0,4—0,7 mm breiten median verlaufenden dotterstocksfreien Längsstreifen aufweist, welcher gegen die von den Dotterstöcken eingenommenen Seitenstreifen fast geradlinig und scharf abgegrenzt erscheint. Der ovale 0,5—0,7 mm lange und 0,4—0,5 mm breite Keim- stock liegt zwischen dem hintern Hoden und dem Grunde des Saugnapfes etwas näher der Rückenfläche des Thieres (Fig. 5) und weicht etwa 0,5 — 0,6 mm von der Medianlinie des Körpers nach derselben Seite wie der vordere Hoden ab (Fig. 4 u. 6). Aus seinem dorsalwärts nach hinten gerichteten Pole geht der Keimgang hervor, w^elchei- in einem ventralwärts offenen Bogen (Textfig. B), die median und hinter dem Keim stock liegende 0,4 — 0,6 mm lange und 0,25 bis 0,3 mm dicke Schalendrüse durchbohrend, an ihrem ventralen Pole als Uterus hervorgeht. Nach seinem Tlintritt in die Schalendrüse nimmt der Keimgang den langen, aus dem hinter der Schalendrüse Zool. Jahrb. XX. Abtli. f. Syst. 31 462 F. FiSCHOEDER, g-eleg'enen Dotterreservoir kommenden gemeinscliaftliclien Dottergang auf (Textfig. B ). Der Uterus wendet sich sofort nach seinem Aus- tritt aus der Schalendrüse lateralwärts zur Keimstockseite (Fig. 6), um dann an derselben dicht hinter dem Saugnapfe bis fast an die Bauchfläche zu verlaufen und sich nach Bildung einer Uförmigen Schlinge hinter dem hintern Hoden zur Rückenfläche zurückzubegeben. An dieser verläuft er ähnlich wie bei Paraph. cervi weiter, indem Fig-. B. Weibliche Genitalor^aiie von Paramphistomiini epiclifmn aus Bos tatirus indicus, Sammlung des lij'gienischen Instituts der Thierärztliclien Hochschule zu Berlin No. G. 280. Nach Sagittalschnitten schematisch dargestellt. Buchstahenerklärung wie bei Fig. A. er zwischen dem vordem Hoden und der Vesicula seminalis wieder an die Bauchfläche gelangt und hier nach Bildung mehrerer Windungen sich mit dem Ductus ejaculatorius vereinigt. In seinem ganzen Ver- laufe ist der Uterus im Allgemeinen nicht so stark erweitert und gewunden wie bei P. cervi, aber doch prall mit Eiern gefüllt, welche einen Längsdurchmesser von 0,145—0,155 mm und einen Querdurchmesser von 0,075—0,08 mm besitzen. Der aus dem Keim- gange kurz vor seinem Eintritt in die Schalendrüse entspringende Paramphistomiden-Arten aus Säugethieren. 463 LAUKER'sche Canal steigt zuerst, etwa bis zur halben Höhe des Keimstocks, nach vorne, um dann dorsal wärts und etwas nach hinten umzubiegen und nach Kreuzung der Excretionsblase . etwa in der Höhe seines Ursprunges, in der ]\[edianlinie der Rückenfläche nach aussen zu münden (Fig. 5 u. 6 u. Textfig. B). Die Excretions- blase beginnt mit ihrem blinden Ende hinter dem Grunde des iSaugnapfes und erstreckt sich an der Rückenfläche des Thieres nach vorn, um dann in einen 0,25—0,3 mm langen Canal auszugehen, der, etwa in der Höhe der Mitte des hintern Hodens, 0,5 — 0,6 mm vor dem LAuiiEK'schen Canal, in der Medianlinie ausmündet (Fig. 5). Bei der Kreuzung mit dem LAUEER'schen Canal, welche an der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Drittel der Excretionsblase zu Stande kommt (Fig. 5), verläuft letztere median, dorsal von der Schalendrüse, ersterer dagegen lateral, an der Keimstockseite des Thieres (Fig. 6). 3. I*aramphisto}nutn scoliocoeliutn Fischdr. (Taf. 16, Fig. 7—11.) Unter dem mir zur Verfügung stehenden RAiLLiET'schen Material fand ich in mehreren Gläsern kleine Thiere, welche sich im Gegen- satze zur vorigen Art durch ihre fast ganz gerade gestreckte Körpergestalt auszeichneten, und zwar: 1. 20 Stück in einem Glase unter zahlreichen Exemplaren von Paramphist. epiclitum und Gastroth, cohholdi mit der Aufschrift: „Re- ticulum et gouttiere oesophagienne de Buffelus indicus, Saigon (Co- chinchinai, A. Gomy 1897." 2. 2 Stück i]i einem andern Glase, welches die Bezeichnung; ..Rumen de Bujfelns indicus Xha-Trang (Annam), Ch. Cavie 19. 6. 1899" trug und ausserdem 3 Exemplare von Gastroth, cohholdi, ca. 200 Stück Gastroth. eJongatus, 10 Stück Gastr. minutus und ca. 50 beschädigte, nicht mehr bestimmbare Gastrothijlax- Arten enthielt. 3. 5 Stück in einem dritten Glase mit der Bezeichnung: „Rumen de JBos taurus, Nha-Trang (Annam), Ch. Cavie 1899." Ausserdem befanden sich in dem Glase noch 12 Stück Paramph. cotylophorum und 1 Stück Gastroth, mancupatus. 4. 20 Stück zum grössten Theil noch an einem Stück Pansen- schleimhaut anhaftende Exemjtlare in einem vierten Glase, welches die Aufschrift: „Rumen de Ilos tanrus (veau), Nha-Trang (Annam), Ch. Cavie, 23. 4. 1899" trug. 31* 464 ^- f ISCHOEDEE, Die in der Regel ganz gerade gestreckten Thiere besitzen meist eine Länge von 3,0 — 5,0 mm; einzelne reife Exemplare sind jedoch nur 2,0 mm, andere dagegen wieder bis 6,0 und 6,5 mm lang. Von der Ventralfläclie betrachtet erscheint ihre Gestalt längs-oval. Der längste Querdurchmesser der Thiere befindet sich in der Mitte des Thieres, wo er etwas über ein Drittel der Körperlänge beträgt und sowohl nach vorne vi^ie nach hinten nur sehr langsam abnimmt (Fig. 7 u, 8). Das Hinterende ist halbkreisförmig abgerundet, das Vorderende verhältnissmässig nur schwach verjüngt. Von der Seite betrachtet erscheint die Bauchfläche in der Längsrichtung fast ganz gerade, die Rückenfläche dagegen gleichmässig gewölbt (Fig. 9). Der grösste dorsoventrale Durchmesser des Thieres liegt ebenfalls in der Mitte des Körpers und besitzt hier etwa dieselbe Länge wie der Querdurchmesser. Er nimmt jedoch nach hinten und besonders auch nach vorn etwas schneller ab als der Querdurchmesser, so dass die Thiere im Querdurchschnitt in der Mitte des Körpers rund, im Vorder- und Hiuterende dagegen in dorsoventraler Richtung etwas abgeflacht erscheinen. Der grösste Durchmesser des end- ständigen Saugnapfes beträgt etwa Ve — Vs ^^^^ Körperlänge. Bei den 5,5 mm langen Thieren ist er 1,1 mm lang, bei einer Tiefe des Saugnapfes von 0,4 mm und einer Dicke der Muskelwandung von 0,2 mm. Die Oelfnung des Saugnapfes ist rund, 0,6 mm im Durchmesser (Fig. 7 — 9). Die Körpercuticula ist 0,02 — 0,025 mm dick. Papillen am vordem Körperpole, um die Mundöflfnung, oder im Pharj'nx sind nicht nachweisbar. Der längs ovale Pharynx ist kräftig entwickelt und bei vielen Exemplaren bis 0,4 mm tief eingezogen (Fig. 9 u. 10). Sein Längs- durchmesser^ ) beträgt 0,6— 0,7 mm, der Querdurchmesser 0,5 — 0,6 mm, und seine Muskel wandung ist 0,2— 0,25 mm stark. Der Oesopha- gus ist nur wenig länger als der Pharjmx. Er verläuft in einer starken Sförmigen Krümmung dorsalwärts nach hinten (Fig. 9) und zeigt eine ähnliche Anordnung der Musculatur wie bei Varamph. dicranocoelium und cotylophorum (Fig. 10). Die Muskelwandung ist im Anfangstheil des Oesophagus nicht dicker als bei den übrigen Paramphistomiden (0,015—0,018 mm), nimmt aber nach hinten schnell 1) Die nachstehend angegebenen Maasse beziehen sich auf 5,0 — 6,0 mm lange Exemplare, Paramphistomiden- Arten aus Säugethieren. 465 an Stärke zu. In der Mitte des Oesophagus ist sie schon 0.05 bis 0,06 mm dick, und am Ende desselben erreicht sie eine Stärke von 0,09 — 1,0 mm. Die Verdickung der Muskelwandung beruht auf einer starken Vermehrung der Ringmnsculatur, welche eine Stärke von 0,075 — 0,08 mm erreicht, während die periphere Längsmuskelschicht nur eine 0,01 — 0,015 besitzt. Da die Verdickung der Musculatur schon in der vordem Hälfte des Oesophagus stärker ist als bei P. cotylophono», so erscheint der Oesophagus nicht wie bei diesem erst in seiner hintern Hälfte, sondern im Ganzen birnförmig nach hinten verdickt (Fig. 7 — 10). Die beiden Darm Schenkel treten gabellörmig aus einander und verlaufen 0,7—0,8 mm von den Seiten- rändern des Körpers entfernt nach hinten, um dicht vor dem Saug- napfe blind zu endigen. In ihrem Verlaufe sind die etwa 0,25 bis 0,3 mm weiten Darmschenkel ziemlich stark, aber doch etwas weniger als bei P. streptocoelium geschlängelt (Fig. 7) und nähern sich ähn- lich wie bei P. dicranocoelmm weit mehr der Rücken- als der Bauch- fläche (Fig. 9). Die in der Regel weit offen stehende Genital Öffnung liegt etwas weiter nach vorn als bei den 3 andern eine Kreuzung zwischen dem LAUREE'schen Canale und der Excretionsblase nicht aufweisenden Arten, nämlich an der Grenze des ersten und zweiten Körperviertels, in der Höhe oder kurz hinter der Gabelstelle der Darmschenkel (Fig. 7—10). Die das etwa 0,25 mm tiefe Atrium umgebende Musculatur ist zwar 0,15—0,2 mm stark, von dem übrigen Parenchym aber nicht nicht scharf abgegrenzt (Fig. 10). Die im Grunde des Atriums sich erhebende Papille ist dick und kräftig, aber kurz und meist zurückgezogen (Fig. 10). Die Hoden liegen fast genau hinter einander, nur wenig von der Medianlinie abweichend, dicht an der Ventralfläche des Thieres (Fig. 7—9), der hintere an der Grenze des mittlem und hintern Körperdrittels. Die im jugendlichen Znstande auftretende starke Lappung der Hoden (Fig. 8) erscheint bei den reifen Thieren nicht mehr so tief (Fig. 7, 9u. 10). Beide Hoden besitzen in der Regel eine annähernd gleiche Grösse und eine ovale Gestalt, deren grösster, dorsoventraler Durch- messer 1,4—1,6 mm, der longitudinale 1,1 — 1,2 mm und der quere 1,2—1,4 mm beträgt. Bei jugendlichen Individuen (Fig. 8), selten bei reifen Exemplaren, sieht man auch, dass ähnlich wie bei P. strepfo- coelium die Grösse der Hoden nicht nur unter einander, sondei-n auch im A^erhältniss zur Grösse des Körpers grossen Schwankungen unterworfen ist. Die beiden sind den Lateralflächen der bei den Hoden 46ß F. FiSCHOEDER, entspringenden Vasa efferentia vereinig-en sich nach Kreuzung- mit dem vor dem vordem Hoden vertralwärts verlaufenden Uterus- abschnitte zum Vas deferens, welches sich sofort zurVesicula seminalis erweitert, die ihrerseits einen aus lang gewundenen Schlingen bestehenden 0,6 — 0,7 mm langen und 0,3—0,4 mm dicken Knäuel darstellt (Fig. 7 — 9). Aus seinem ventralwärts nach vorn ge- richteten Pole geht die mit einer0,025— 0,028mm dicken Muskelwandung ausgestattete Pars musculosa hervor ; diese besitzt eine Länge von 0,7 — 0,9 mm und verläuft in einer nach vorne offenen Uförmigen Schlinge (Fig. 9), um dann in die gerade verlaufende 0,25 — 0,28 mm lange Pars prostatica überzugehen, die von einer kugligen Prostata umgeben wird (Fig. 9 u. 10). Der äusserst kurze (0,1 mm) Ductus ejaculatorius vereinigt sich mit dem Metraterm zu dem 0,2— 0,23mm langen Ductus hermaphroditicus, welcher auf der Spitze der Genitalpapille in das Genitalatrium ausmündet (Fig. 10). Die Dotter Stöcke zeigen einen ähnlichen Bau wie die 3 andern Arten der Gruppe ohne Kreuzung zwischen Excretionsblase und Laukek- schem Canal und beschränken sich auch fast ausschliesslich auf die Seitentheile des Körpers, ohne merklich auf die Bauch- und Rückenfläche herüber zu reichen (Fig. 11). Sie beginnen vorne in der Höhe oder kurz hinter der Gabelstelle der Darmschenkel und reichen bis zum Grunde des Saugnapfes (Fig. 7 u. 8). Die Dotterstocksfollikel sind zu grössern (0,3—0,6 mm) Gruppen vereinigt, welche ziemlich dicht neben einander liegen (Fig. 7, 8 u. 11). Aus den beiden queren Dottergängen geht das dicht hinter der Schalendrüse gelegene Dotterreservoir hervor, aus welchem der gemeinschaftliche Dotter ganz entspringt, welcher seinerseits in den Keimgang führt (Fig. 9 und Textfig. C). Der Keimstock hat eine mehr ovale Form. Sein langer (dorsoventraler) Durchmesser beträgt 0,6 — 0,8 mm. die auf diesem senkrecht stehenden Durchmesser 0,3—0,4 mm. Er liegt zwischen dem hintern Hoden und dem Saugnapfe, dicht vor dem letztern, an derselben Seite wie der vordere Hoden, etwas näher der Rücken- als der Bauchfläche. Der aus seinem dorsalen Pole entspringende Keimgang durchbohrt nach Bildung eines ventral offenen Bogens die median und etwas ventral von dem Keimstocke gelegene, ebenfalls ovale 0,6—0,7 mm lange Schalendrüse in dorso- ventraler Richtung (Fig. 9 u. 11, und Textflg. C), um an ihrem ventralen Pole als Uterus hervorzutreten. Letzter biegt zunächst nach der Keimstockseite um, um an dieser an die Ventralfläche des Thieres zu treten und von hier nach Bildung Parampliistoiiiiden-Arten aus Säugethiereu. 467 einiger Windungen (Fig. 11) umzukehren und, hinter dem hintern Hoden verlaufend, an die Dorsalfläche des Thieres zu gelangen. An dieser schlängelt er sich nach vorn, um dann vor dem vordem Hoden, zwischen diesem und der Vesicula seminalis wieder an die Bauchtiäche des Thieres zu treten und hier unter schwachen Schlängelung-en zur Genitalöifnung zu gelangen, wo er sich mit dem Ductus ejaculatorius vereinigt. In seinem ganzen Verlaufe ist der Uterus ähnlich wie bei -F. orthocoelium und P. dicranocoelium nur wenig, wenn auch etwas stärker als bei diesen beiden Arten, ge- schlängelt und erweitert (Fig. 7, 9). Die Eier besitzen einen Längsdurchmesser von 0,135—0,145 mm und einen Querdurchmesser von 0.065-0.075 mm. * Drs -Sdr Fig. C. "Weibliche Genitalorgaue von Paramphistomnm scoliocoelium ans Buffelus indicus, Saigon, Sammlung von RAiLLiET-Alfort. Nach Sagittalschnitten schematisch dar- gestellt. Bf Bauchfläche. Erklärung der andern Buchstaben wie bei Fig. A. Der LAUKER'sche Canal verläuft in fast senkrechter Richtung zur Rückenfläche, in deren Mittellinie er etwa in der Höhe seines Ursprungs ausmündet. Eine Kreuzung zwischen dem LAUiiER'sOhen Canal und der Kxcretionsblase ündet nicht statt. Der Excretions- porus liegt vielmehr 0,5 — 0,6 mm hinter der Mündung des Laurek- schen ("anals. Die Excretionsbl ase stellt ein rundliches Gefäss dar, welches zwischen dem Keimstock und dem Öaugnapfe nahe an der Rückenfläche liegt und durch einen 0,25 —0,3 mm langen dorsal- 468 F. FiSCHOEDEK, wärts nach hinten verlaufenden Canal mit dem median gelegenen Excretionsporus in Verbindung steht (Fig. 9 u. 11 und Textfig. C). Paramphistomutn scoliocoelium besitzt eine grosse Aehnlichkeit mit dem von mir als Amphistomtim sp. (in: Zool. Jahrb., V. 17, Syst. 1903, p. 594) beschriebenen in einem Glase der Wiener Sammlung befind- lichen, aus Bos taurus indicus, Calcutta, stammenden, jugendlichen Exemplare, insbesondere in Bezug auf die Grösse und die Gestalt des Körpers, die stark entwickelte Musculatur des Oesophagus, die Länge sowie den Verlauf der Darmschenkel, und schliesslich auch in Bezug auf die Lage der Hoden und der weiblichen Genitalorgane. Da jedoch auch gewisse Diiferenzen, namentlich bezüglich der Grösse des Pharynx, der Länge des Oesophagus und der bei Amph. sp. anscheinend stärker entwickelten Pars musculosa bestehen, und da ich ferner auch keine Gelegenheit gehabt habe, so jugendliche Exemplare von P. scoliocoelium zu untersuchen, wie es das eine einzige, dazu noch der Fläche nach halbirte Exemplar von Amph. sp. war, so möchte ich vorläufig, obwohl ich es für sehr wahr- scheinlich halte, dennoch nicht mit Sicherheit behaupten, dass Amph. sp. und Paraniph. scoliocoelium eine und dieselbe Art ist. Paramphistomiden-Arten aus Säugethiereii. 469 Evkläruiig der Abbildungen. Die Figuren sind mit dem WiNKEL'schen Zeichenapparat für schwache Vergrösserungen skizzirt. Bei den Seitenansichten sind die Dotterstöcke nur soweit hineingezeichnet, als dies ohne Beeinträchtigung der Ueber- sichtlichkeit der übrigen Organe geschehen konnte. ( 'm Cuticula I) Darmschenkel I)b Gabelstelle des Darms De Ductus ejaculatorius Df/ gemeinschaftlicher Dottergang Dh Ductus hermaphroditicus Drs Dotterreservoir Dsf Dotterstöcke E Excretionsblase Ep Excretionsporus (r(i Genital atrium Gp Genitalporus (tj)! Genitalpapille Hh hinterer Hoden Hv vorderer Hoden K Keimstock Kg Keimgang Lc IjAUKER'scher Canal J/ Mundöffnung Mt Metraterm Or Oesophagus Ph Pharynx Pni Pars musculosa Ppr Pars prostatica Pr Prostatadrüsen Sdr Schalendrüse Sn Saugnapf Ut TJterus Vs Vesicula seminalis Tafel 15. Fig. 1 — 3. ]'iirtn)tpliisloiiiu7)i ea-phtuntion (ÜKErL.). (Text S. 453—458.) Fig. ]. Bauchansicht, 13 : 1, aus Bos taurtis indicus, Originalexeraplar. Zoologisches Museum Greifswald. Fig. 2. Seitenansicht (Totalpräparat), 13:1, dasselbe Exemplar. Fig. 3. Querschnitt in der Höhe des Keimstocks, 20 : 1, Genital- gänge combinirt. Aus Bnffrhis indicus, Saigon. Sammlung von Raillikt- Alfort. 470 ^- FiSCHOEDER, Fig. 4 — 6. Parrmtphistoumn/ epiclilimi Fischde. (Text S. 458—463.) Fig. 4. Bauchansicht, 13:1, aus Buffelus iiidicus, Saigon. Typus. Sammlung von RAILLIET-Alfort. Fig. 5. Linke Hälfte eines rechts neben der Medianlinie halbiiten Exemplars aus demselben Glase. 13:1, Fig. 6. Querschnitt in der Höhe des Keimstocks, 20 : 1, Genital- gänge combinirt. Aus Buffelus indicuSf Saigon. Sammlung von EaiI/LIET- Alfort. Tafel 16. Fig. 7 — 11. Faramphisiomuni scoliocoelnim Fischde. (Text S. 463—468.) Fig. 7, Bauchansicht, 15:1, aus D/iffelus indicus, Saigon, Typus. Sammlung von EAILLIET-Alfort. Fig. 8. Bauchansicht, 18 : 1, unreifes Exemplar aus Bos kiurus, Nha-Trang (Annam), Sammlung von E.AlLLlET-Alfort. Fig. 9. Eechte Hälfte eines links neben der Medianlinie halbirten Exemplars, 13:1, aus Bos taurus, Nha-Trang (Annam), Sammlung von EAILLIET-Alfort. Fig. 10. Sagittaler Medianschnitt durch das Vorderende, 30 : 1, aus Bos taii7'iis, Nha-Trang (Annam), Sammlung von EAILLIET-Alfort. Fig. 11. Querschnitt in der Höhe des Keimstocks, 25:1, Genital- gänge combinirt. Aus Bos tourus^ Nha-Trang (Annam). Sammlung von EAILLIET-Alfort. Nachdruck verboten. Uebersetzungsrecht vorbehalten. Die von Oscar Neumann in Nordost- Afrika gesammelten Landplanarien. Von Camillo 3Iell, Demonstrator d. Zool.-Zootoni. Instituts der Universität Graz. Mit Taf. 17. Vom Festlande Afrikas sind nur verhältnissmässig' wenig- Landplanarien, und diese meist nur nach Habitusbildern, bekannt. Aus der Familie der GcopJanidae kennen wir nur die Pelmatoplmut hneftueri Graff aus Togo an der Oberguineaküste nebst einer unbe- stimmbaren Species aus Sambesi. Von den Bipaliidac wurde bisher, mit Ausnahme des kosmopolitischen Placocephahis l-eivensis (Mos.) aus der Cap-Colonie, überhaupt nichts gefunden; die CotyJoplanidae sind durch Artiocotylns speciosus Graff vertreten. Das grösste Con- tingent stellen die jRhynchodemidae: AmUyplana notabilis Graff, zeuJccri Graff und elirenbenji Graff aus Kamerun ; AmUyplaim fusca (Mos.), hiysnensis Graff, flava (Mos.) und capensis Graff von der Cap-Colonie; Plafydemus africanus Graff vom Cap, Bolichoplana con- radti Graff aus Togo und Othdosoma symondsi J. E. Gray aus Gabun (AVest-Afrika). Von allen den angeführten Formen sind aber nur Artiocotylns speciosus, Amhhjplana notabilis und fusca, welch letztere aber nicht • geschlechtsreif war, sowie Flacocephalus Jceivcnsis anato- misch untersucht. Durch meinen verehrten Lehrer. Prof. L. v. Graff — welcher 472 Camillo Mell, mir ebenso wie Herr Prof. L. Böhmig bei Ausführung der folgenden Arbeit mit Rath und That zur Seite stand — wurde ich in die Lage versetzt, die von Herrn Oscae Neumann in Nordost-Afrika ge- sammelten Landplanarien, 4 Species aus der Familie der Bhjncho- demidae. anatomisch untersuchen zu können. Was die Bearbeitung der Formen anlangt, so fand ich es am vortheilhaftesten, jede Species für sich zu behandeln und vor Allem auf die Anatomie des Copula- tionsapparats näher einzugehen. Doch fanden auch die histologischen Details, so weit es die Conservirung zuliess, Berücksichtigung. Aniblyplana nigfescens n. sj)» (Fig. 1-3.) Das mir zur Verfügung stehende Exemplar ist 16 mm lang, er- reicht seine grösste Breite (2 mm) am Ende des ersten Drittels seiner Länge und verschmälert sich von da ab ganz allmählich zum stumpfen Hinterende. Vorn verengt sich der Körper rasch zu der als eine stumpfe Papille erscheinenden Spitze. Der Rücken ist schwach convex, dagegen wölben sich Seiten und Bauch in fast kreisförmigem Quersclmitte vor. In der Körpermitte beträgt die Dicke 1,27 mm und die Breite 1,3 mm. Die Rückenfläche (Fig. 1) hat eine matte gleichmässig schwarzbraune Färbung (das lebende Thier wird von Herrn 0. Neumann als schwarz bezeichnet), das Vorderende ist dunkel schwarz, so dass man die beiden Augen mit der Lupe nicht erkennen kann. Die vorgewölbte Ventralseite (Fig. 2) besitzt bis auf die nur wenig vorspringende, aber mit einer feinen medianen Furche versehene und bis 0,7 mm breite weissliche Kriechleiste einen gelblich-grauen Ton. Die Körperöffnungen sind auffallend weit nach vorn gerückt. Der Mund (Fig. 2 m) unserer Form liegt 4 mm vom Vorderende entfernt, also am Ende des ersten Körperviertels, 4 mm hinter dieser, also genau in der Mitte der Körperlänge, der Genital- l)orus (gö). I n t e g u m e n t. Das dorsale Epithel enthält in grösster Menge Chondrocysten von ei- bis wurstförmiger Gestalt, die in den ex- remsten Fällen die ganze Zellbreite und -höhe einnehmen können. Zwischen diesen sind auch einige Rhammiten zu beobachten. Beide Stäbchenarten gehen auf die Ventralfläche über. Erythrophiles wie cyanophiles Secret ist nur in der Epithelplattenschicht der Kriech- leiste in etwas grösserer Menge abgelagert. Musculatur. In Uebereinstimmung mit den übrigen anato- In Nordost-Afrika gesammelte Laudplauarien. 473 misch bekannte Amblyplanen ist bei einem sehr schwachen Haut- muskelsclilauch die Parenchymmusculatur gut, wenn auch nicht gerade kräftig- entwickelt. Auf einem Querschnitt bilden die schwachen, doch zahlreich vorhandenen Longitudinalbündel eine Eingzone um das centrale Parenchym. Ventral erscheint das System der Longitudinalfasern verstärkt, indem die einzelnen Bündel mäch- tiger sind, enger an einander gedrängt liegen und auch eine etwas höhere Schicht bilden. Die dorsoventralen und transversalen Bündel enthalten im Maximum 4 Fasern, die ihrerseits wieder viel zarter als die longitudinalen Kiemente sind. Die transvei'salen Muskeln treten nur ventral in etwas grösserer Menge auf und biegen dann sehr häulig schief zur Kriechleiste ab. V e r d a u u n g s a p p a r a t. Der verhältnissmässig kleine, 1,5 mm lange Pharynx ist cj^lindrisch mit nur wenig nach hinten abge- rückter dorsaler Insertion. Unter dem cubischen Epithel der Pharyngealtasche fand ich eine ganz unzweifelhafte Eigenmusculatur. die zunächst aus 6 — 8 unter dem Epithel verlaufenden Längsfaser- lagen besteht, auf die einige wenige Ringfasern folgen. Die Muscu- laris der Pharyngealtasche setzt sich in gleicher Mächtigkeit auf die Pharyngealfalte fort und bildet hier die äussere Muscularis unter dem eingesenkten Aussenepithel. Die innere Muscularis des Pharynx wird durch einige wenige, an das Epithel sich anschmiegende Längsmuskelfasern und einer darauf folgenden breiten Zone zarter, zu schwachen Bündeln gruppirter Ringfasern gebildet, welch letztere von mächtigen, regellos vertheilten Längsmuskeln durchflochteu wird. Die radiären Muskeln sowie die als Retractoren wirkenden Längs- bündel der Mittelschicht sind nur schwach ausgebildet. Nervensystem. Das Nervensystem zeigt den von mir bei Jjolirhoplcma voeJlsIioiri Graff ^) angegebenen Bau. Ganz vorn in rein seitlicher Lage treten die relativ grossen Augen auf, die mit einem langen, dütenförmigen Pigmentbecher versehen sind und durch kurze Nervi optici versorgt werden. Eine Sinneskante konnte ich nicht beobachten. Geschlechtsapparat. Die Hoden liegen in den seitlichen Köperpartien in einer dichtgedrängten Reihe jederseits über und nach aussen von den Längsnervenstämmen und stehen ventralwärts 1) C. Mell, Die Lanclplanarien der madagassischeu Subregion, in Abb. Senckenb. naturf. Ges. Frankfurt a. M., 1903, V. 27, Heft 2 p. 227—228. 474 Gamtllo Mell, mit den Vasa deferentia in directer Verbindung. Sie beginnen gleich hinter den Ovarien und reichen noch einige mm hinter den Pharynx. Die in die Länge gestreckten Ovarien treten 1 mm hinter der vordem Körperspitze auf und ruhen in einer kleinen dorsalen Ein- buchtung der Nervenstämme. Die Oviducte entspringen ventral aus ihrer Mitte und werden von einer aus Ijängs- und Eingfasern zu- sammengesetzten Muscularis umgeben, wobei die beiden Fasersj^steme jedoch nicht räumlich getrennt sind, sondern sich unter einander verflechten. Die Geschlechtsöifnung (Fig. 3 gö) führt durch ein spaltartig verengtes Atrium genitale commune {ag) in das dorsal aufsteigende, becherförmig sich erweiternde Atrium masculinum (am), in welches von oben her der plump birnförmige Penis (p) herabhängt. Das Epithel des Atrium commune ist cylindrisch, mit deutlichen Cilien besetzt, und beherbergt das Secret von erythrophilen Drüsen {agd). Das Atrium masculinum zeigt in seinem Anf angstheil dasselbe Epithel, gegen den Penis zu ist es cubisch, verliert seinen Cilien- besatz und wird in der nächsten Nähe der Penisinsertion sogar platt. Die Penisfalte selbst wird aussen von ganz platten, cilien- losen Zellen bekleidet. Die Musculatur des Atrium wird von Längsfasern gebildet, denen Ringfasern beigemischt sind. Gegen die Penisfalte hin tritt eine Scheidung der beiden Elemente in der Weise ein, dass sich die Ringfasern dem Epithel anlegen, während die Längsfasern nach innen folgen. Wie die Figur deutlich erkennen lässt, tritt diese so in zwei Schichten geschiedene Muscularis in die Penisfalte ein und bildet hier die äussere Muscularis (pm). Der an der Penisspitze mündende Ductus ejaculatorius (de) steigt im Penis dorsal auf, wobei sich sein Lumen erweitert. Aus dem Penis ausgetreten bildet er einen zur Bauchseite herabsteigenden Bogen, welcher an seinem Ende an- schwillt, so eine vom Ductus ejaculatorius nicht scharf abgesetzte Vesicula seminalis (vs) bildend. Das Epithel des Ductus sowohl wie das der Vesicula seminalis ist sehr hoch und wird vom Secrete erythrophiler Drüsen (eded) erfüllt, deren Ausführungsgänge seine Muscularis durchbrechen. In den ventral absteigenden Schenkel des Ductusrohrs, der Vesicula seminalis, ergiessen sich noch cyanophile Drüsen (cded), deren Leiber aber zum Theile schon ausserhalb der Muskelhülle (mh) zu liegen kommen; ihr sehr feinkörniges Secret nimmt bei einer Tinction mit Hämatoxylin-Eosin blauviolette Farbe an. In Nordost- Afrika gesammelte Landplanarien. 475 Die Muscularis des Ductus ejaculatorius nimmt an Mächtigkeit von der Penisspitze bis zur Sameiiblase (vs) allmälilich zu und ist an letzterer am kräftigsten. Sie besteht aus zwei einander innig durch- flechtenden Fasersystemen, die sich unter spitzem ^A'inkel schneiden, im Allgemeinen aber annähernd ringförmigen Verlauf zeigen (dm). Von der ventralen Seite empfängt die Vesicula seminalis die beiden, dicht neben einander einmündenden, in der Nähe des Genitalapparats zu falschen Samenblasen anschwellenden Vasa deferentia (vd), die kurz vor ihrer Einmündung eine aus verflochtenen Ring- und Längs- fasern bestehende Muscularis erhalten (vdm). Der gesammte Ductus ejaculatorius mit seiner Vesicula seminalis ist in einen Muskelfilz eingebettet (mh), dessen Elemente aus sehr feinen, nach allen Richtungen verlaufenden P'asern bestehen. Aus dieser Muskelmasse strahlen dann einzelne Fasern in das Mesencln'm aus, sich an den Hautmuskelschlauch der Rücken- wie der Bauch- seite inserirend. In der Mittelschicht des Penis (p) selbst sind feine radiäre sowie longitudinale Fasern vorhanden, welch letztere als Retractores wirken dürften. In die hintere Wand des Atrium commune mündet das röhren- förmige Atrium femininum (af), welches mit einer aus Längs- und Ringfasern gemischten Muscularis versehen ist. Es steigt unter einem Winkel von etwa 45'^ nach oben und hinten und erweitert sich schliesslich unvermittelt zu einem weiten, ovalen, horizontal gestellten Sack, dem Uterus (u). Dieser entbehrt einer Eigenmuscu- latur und ist durch ein hohes, in Zotten vorspringendes Epithel (uep) ausgezeichnet, welches von Secretkörnchen erfüllt Avird. Dieses Secret besitzt im basalen Theile der Zellen erj^throphilen , in ihren freien Enden cyanophilen Charakter und dürfte von den Epithelzellen selbst producirt werden. Vor der Einmündung in den Uterus empfängt das Atrium femininum von den Seiten her die beiden Oviducte (od), deren ganzer distaler Theil schon von der Höhe des Penis an bis zu ihrer Mündung Ausführungsgänge erj'throphiler Drüsen aufnimmt. Die Form dieser Drüsen wie auch ihr Secret weicht von den erythrophilen Körnerdrüsen der Haut in keiner Weise ab. Zwischen der Einmündungssteile der Oviducte und dem distalen Ende des Atrium femininum (af) und zwar ganz nahe der erstem zweigt sich von der Ventralseite des Atrium ein Canal (ca) ab, der, wie die Figur zeigt, schief nach vorn zum Genitalporus hinzieht, um schliesslich in die hintei-e Oircumferenz der Geschlechts- öffnung auszumünden. Während sein dem Atrium femininum zu- 476 Camillo Mell, nächst gelegenes Stück ein einfaches Eöhrchen darstellt, besitzt er im ganzen Umkreise der untern -^^ seiner Länge zahlreiche sich gabelnde Divertikel {cad}^ die wieder unter einander communiciren. Dieses ganze Canalsystem ist von einem cubischen, cilientragenden Epithel ausgekleidet, welches das Secret der zahlreichen erythrophilen Drüsen {cadr) aufnimmt, die in den das ganze verzweigte Canal- system umhüllenden Muskelfilz {ruf) eingelagert sind. Die damit gegebene Verdoppelung der vom Uterus zum Atrium commune führenden Communication erinnert an ähnliche Verhält- nisse bei Artiocotyhis speciosus Geaff. Wie bei dieser Species, so mündet auch bei der in Eede stehenden das beide Oviducte auf- nehmende Eohr oberhalb des fraglichen zweiten Canals in das Atrium commune. Während aber bei Ambl. nigrescens dieser zweite Canal von der ventralen (hintern) Fläche des die Oviducte auf- nehmenden Atrium genitale — Gkaff bezeichnet dasselbe^) als „Vagina" — entspringt, geht er bei Artiocohjliis von dessen dorsaler (vorderer) Fläche ab, und es rauss daher bei letzterer Species eine Kreuzung der beiden Kanäle -) erfolgen. Geaff bezeichnet den in Eede stehenden zweiten Canal als „Uterusstiel", ohne sich über seine Function auszusprechen, während ich glaube, dass er bei der vor- liegenden Species wahrscheinlich zur Eiablage dient. Die durch das Netz der Divertikel gegebene Erweiterungsfähigkeit des Haupt- canals sowie der Drüsenbesatz lassen es auch als möglich erscheinen, dass er mit der Bildung der Eischale in Beziehung stehe. Fundort: Bei Gardulla, im Moder des Urwaldes, ca. 2900 m hoch, am 20. December 1900 in einem einzigen Exemplare erbeutet. Arnhltfplana aherana n, sp, (Fig. 4-8.) Es liegen 4 Exemplare vor, die unter einander gut überein- stimmen. Das grösste, 36,5 mm lange Individuum (Fig. 4) erreicht seine Maximalbreite von 7 mm (bei einer Dicke von wenig mehr als 2 mm) ungefähr in der Mitte. Der Körper verjüngt sich an beiden Enden rasch zu einer stumpfen Spitze, der Vorderkörper ist schlanker und seine Spitze stumpfer gegenüber dem breitern Hinter- körper mit seinem mehr spitz zulaufenden Ende. Die Eückenfläche 1) L. V. Geaff, Monographie der Turbellarien. 11. Tricladida terricola (Landplanarieu), Leipzig 1899, p. 209, fig. 58. 2) Ibid. p. 211, fig. 59. Tu Xonlost-Afrika g-esamnielte Laiulpliinarien. 477 ist. Avie aus dem (Querschnitt (Fig-. 7) liervor.oeht, gewölbt, die Bauch- seite schwach coucav, die Seitentheile zug-erundet. Die im Leben ..lebhaft citronengelbe", an dem Spirituspräparate dagegen matt gelbe Dorsalfläche besitzt eine sehr feine, schwarze Medianlinie, die sich bis an die Körperenden verfolgen lässt. Das Vorderende ist gelblich- grau gefärbt und lässt die grossen, seitlich ein Stück hinter dem Vorderende angebrachten Augen als schwarze, von einem hellem Hof umrahmte Punkte deutlich hervortreten (Fig. 6«). Die Seiten- theile des Bauches — mit Ausnahme der hier nicht abgesetzten Seitenkante — sind dunkler (gelbbraun) pigmentirt (Fig. 5) als der Eücken. Die gelblich-weisse Kriechleiste (M) nimmt wenig mehr als \\ der Bauchbreite ein und ist nicht voi-gewölbt. Ca. 4 mm hinter dem Vorderende beginnt sie sich zu verschmälern und wird hier von dem grauen Pigmente eingefasst. welches sich in diesem Theile des Ktirpers vom Rücken auf den Bauch fortsetzt. Die Pharyngealöifnung ist 18,2 mm, die Geschlechtsöffnung 25 mm hinter dem Vorderende gelegen. Ein annäht^rnd gleich grosses Exemplar lässt die mediane dorsale Linie gar nicht erkennen, bei einem Dritten ist sie nur auf der vordem Spitze dunkel pigmentirt und weiter bis ins Ende der vordem Köri)erhälfte als matte Andeutung zu verfolgen, während das kleinste Exemplar (Länge desselben 28 mm) die schwarze Median- linie bloss an der vordem Körperspitze zwischen den Augen an- gedeutet hat. Bei diesen 3 Exemplaren sind die Enden des Körpers abgernndet und zwar das vordere breiter als das hintere. Bei allen dreien ist der Bauch nicht concav oder flach, sondern schwach vor- gewölbt. Das ersterwähnte lässt ferner die Seitenkanten bei der Beti-achtung von der Bauchseite dadurch deutlich hervortreten, dass sie von den dunkler pigmentirten Seitentheilen des Bauches durch eine seicht rinnenartige Vertiefung abgesetzt sind. 3[osELEY hat vom Cap der Guten Hotfnung einen Bhjndwdemns flavus beschrieben ^), welchen Graff in sein Genus Amhhjplana ein- reihte und in seiner Monographie der Landplanarien -) nach einem im British Museum aufbewahrten Exemplare genauer beschrieb und abbildete. Wenngleich diese Species in der Farbe mit der vor- 1) MosELEY, H. N., Notes on the structure of several forms of Land Planarians, with a description of two new genera and several now species, and a list of all species at present known, in : Microsc. Journ. (New ser.), V. 17, London 1877, p. 286, 28i», fig. 18, 20—24. 2) L. V. Gkaef, 1. c, p. 511, tab. 15, fig. 1—2. Zool. Jahrb. XX. Abtli. f. Syst. 32 478 Camillo Mell, lieg-enden einige Aehnliclikeit zeigt, so glaube icli sie einstweilen doch nicht mit derselben identificiren zu dürfen. Vor allem ist es die Körperform, die ganz erheblich abweicht. Während Graff die Ämhhjplana flava nach dem Spiritusexemplar als ,.fast drehrund, nur wenig dorsoventral comprimirt" beschreibt, besitzen meine Exemplare durchwegs bandartigen Charakter. Der Medianstreif, welcher bei dem von mir abgebildeten Thier nur äusserst fein ist und sich in dem dunkel pigmentirten Vorderende verliert, ist bei der Moseley- schen Form bei weitem kräftiger und erreicht nicht die vordere Spitze des Körpers. Diese ist bei A. flava viel heller gefärbt als der übrige Köiper. während bei unsern Formen gerade hier eine dunkle Pigmentirung auftritt. Ueberdies sind die von Moseley bei Bhynchodemus flaviis beobachteten stäbchenförmigen Körper, wie weiter unten ausgeführt wird, von den Rhabditen der Ämbhjpkma abemna verschieden. lieber Mund und Geschlechtsöifnung , deren Lage bei der Unterscheidung der Landplanarien meist sehr gute Dienste leistet, konnten die bisherigen Beschreibungen nichts ent- halten, Moseley erwähnt dieselben überhaupt nicht, und an Gkaef's Exemplaren waren diese Oeflfnungen nicht erkennbar. Bemerkt muss noch werden, dass die Fundorte der beiden Species von einander sehr weit entfernt sind. lutegument. Als Hauteinlagerungen finden wir zunächst Rham- miten, welche die Epithelhöhe etwas überschreiten, wellig verbogen und proximal in eine Spitze ausgezogen sind, während sie distal stumpf enden. Sie sind 32 /n lang, 2 /< breit. Das andere Extrem wird von nur ein Drittel so langen, aber dreimal so breiten Stäbchen repräsentirt die jedoch nicht wie die erstem gleichmässig dick, sondern mehr oder weniger spindelförmig gestaltet sind. Nie jedoch konnte ich so lange Fäden constatiren. wie sie Moseley ^) für seinen lUiyncho- demus flavus abgebildet hat, welche die Epithelzellenhöhe um das Drei- bis Fünffache überschreiten. Erythrophiles sowie in geringen Mengen auch cyanophiles Secret wird in die Epithelzellen in grossen Mengen abgelagert. Auch die, aus eingesenkten Zellen gebildete. Kriechleiste enthält das Secret dieser beiden Drüsen. Musculatur. Der Hautmuskelschlauch ist gegenüber der Amhlyphna nigrescens wesentlich verstärkt; die Längsmuskeln des- selben bilden sogar Bündel von 10 — 12 Fasern. Die Dorsoventral- und Transversalmuskeln der Leibesmusculatur sind mächtig ent- 1) Moseley. H. N., 1. c, p. 283, tab. 15, fig. 20—2 4. In Nordost-Afrika ffesamraelte Landplanarien. 479 wickelt und fasern sich an beiden Enden pinselförmig- auf Die lonyitudinalen, zu gewaltigen Bündeln gruppirten Parencliymmuskeln bilden eine geschlossene ventrale Zone, die bis in die Seitentheile des Thieres hinaufreicht und hier das Maximum der Entfaltung er- reicht. Diese Muskelzone nähert sich zu Seiten der Kriechleiste dem Hautmuskelschlauche, und die diesem zugewandte Hälfte der ein- zelnen Bündel enthält 3—6 mal stärkere, durchweg aus contractiler Substanz bestehende Fasern als der Rest des Bündels. Ungefähr in der Mitte dieser Bündel treten Fasern mit kleinem centralen Lumen auf; je weiter man nach oben kommt, desto grösser wird in den Fasern der mit Sarkoplasma erfüllte centi-ale Eaum, und die zu oberst gelagerten Fasern zeigen, gleich den übrigen musculösen Elementen, den gewöhnlichen Hirudineen-Typus mit nur rindenständig ausgebildeter contractiler Substanz. Dorsal treten die parenchymatösen Längs- muskelbündel nur vereinzelt auf und enthalten auch eine geringere Anzahl von Fasern. Da zu Seiten der Kriechleiste auch die Fasern des Hautmuskelschlauches compact werden, ist es hier zu einer localen Verstärkung der Musculatur gekommen, wodurch der Kriech- leiste eine ausgiebige Beweglichkeit garantirt wird. Verdauungsap parat. Der 4,2 mm lange Pharynx zeigt im Gegensatz zu allen bisher bekannten Rhynchodemiden, bei welchen ausschliesslich der cylindrische Pharynxtypus vertreten ist, den kragenförmigen Typus, mit der dorsalen Insertion in der Mitte der engen Phar^iigealtasche. Seine äussere ]\[uscularis besteht aus 4 — 5 dem Epithel anliegenden Längsfaserlagen mit darauf folgender schwacher Eingmuskelschichte. An die epitheliale Auskleidung des Pharynxlumens schmiegt sich eine schwache Längsmuskelschicht an, worauf eine, aus gewaltigen Ringfasern zusammengesetzte Zone kommt, welche von einigen Längsbündeln durchsetzt wird. Die radiären Muskeln der Mittelschicht sind gut entwickelt. Nervensystem. Das Gehirn erreicht seine grösste Breite, 0,42 mm. hinter der Körperspitze. Der Querschnitt des Gehirns beträgt hier 0,8 mm resp. 0,5 mm, bei einem Körperquerschnitt von 1,3 resp. 1 mm. Nach vorn verschmälert es sich ausserordentlich rasch, wobei die beiden Hälften zu einem einheitlichen, tief ge- lappten Gebilde verschmelzen, welches jedoch nicht wie gewöhnlich bis an das Vorderende zu verfolgen ist, sondern schon 0,17 mm hinter diesem sich in feine Nervenfasern auflöst. Die Augen, die einen Durchmesser von 168 /.i besitzen, sind wie bei Amhl. nigrescens mit einem dütenförmigen, 176 u langen Pigmentbecher versehen, vor 32* 430 Camillo Mell, welchem eine dünne, seitlich in Bindeg-ewebsfasern übergehende Cornealmembran liegt. Diejenigen Eetinazellen, die vor oder gleich neben der Oeffnung des Pigmentbechers liegen, setzen sich nach iVrt der Kolbenangen mit den Sehkolben in Verbindung- ohne den Becher zu durchbohren, ein Verhalten, wie es von A. Th. Schmidt M bei Dolichoplana voeltskoivi CIkaff, Bol. feildeni Geaff und Polycladus gayi Blanch. angegeben wird. Geschlechtsapparat. Die Hoden stellen bei dieser Form runde Bläschen dar, welche bemerkenswerther Weise rein ventral gelegen sind. Anf Querschnitten findet man sie jederseits in zwei Reihen ausserhalb der Längsnervenstämme und in gleicher Höhe mit diesen. Bezüglich der Ovarien und Oviducte war gegenüber der Amhhjplana nigrescens keine wesentliche Ditferenz zu constatiren. Auch der Copulationsapparat (Fig. 8), der eine Länge von 2 mm besitzt, ist dem der eben genannten Form ungemein ähnlich, und es soll daher genügen, nur die Unterschiede von jenem anzugeben. Voi- Allem fehlt der eigenthümliche, das Atrium femininum mit der Ge- schlechtsöffnung verbindende Ganal. Der Penis {p) ist schlank kegel- förmig und füllt das xA.trium fast vollständig ans. Die Vesicula seminalis {vs) ist kuglig aufgetrieben, die Endabschnitte der Vasa deferentia entbehren einer Musculatur. Die zahlreichen, in die Samenblase einmündenden cyanophilen Drüsen {cded) sind grösser als dort und liegen grösstentheils ausserhalb der allgemeinen Muskel- hülle. Als Unterschiede im weiblichen Apparat wäre hervorzuheben, dass der Uterus hier bedeutend kleiner ist und die Endabschnitte der Oviducte keine erj^throphilen Drüsen aufweisen. Auch fehlen der vorliegenden Art Atriumdrüsen. Fundort. Abera (Djamdjam) ca. 3100 m hoch, im Bambus- wald unter Baumrinde und Moder am 20. December 1900 von Herrn 0. Neumann gesammelt. Ainblyplana ^leunianni n. sp. (Fig. 9-12.) Das 15 mm lange Thier ist plump, nach vorn rascher zur ab- gerundeten Spitze verschmälert, während die Verschmälerung zu dem schiankern stumpfen Hinterende schon von der Mundregion 1) A. Th. Schmidt, Zur Kenntniss der Tricladen-Augen und der Anatomie von Polycladus gayi, in: Z. wiss. Zool. , V. 72, 1902, p. 206—214. In Nordost-Afrika gesammelte Laiuliilananeii. 481 beginnt (Fig-. 10). Seiner grüssten I^reite von 2.5 mm in der Körper- mitte entspricht eine Dicke von 1,4 mm, und die Seiten sind bald durch eine stum])t'e Kante (Fig. 11 ..^ von der als flaches Dach zur Kriechleiste abfallenchjn BanchÜäche abgesetzt, bald aber mit gleich- massiger Abrundung in dieselbe fortgesetzt (Fig. 11, links). Das lebende Thier wird von Herrn 0. Neumaxx als ,.matt gelb mit schwarzen Streifen" bezeichnet. An dem Spirituspräparate (Fig. 9) ist der Grundton matt hellgelb, trägt einen kräftigen schwarzbraunen Medianstreif, der gegen die Enden sich verschmälert, und überdies ist die gelbe Grundfarbe dorsal mit diffusem Pigmente unterlegt, welches sich nahe den Seitenrändern zu einem verwaschenen grauen Bande verdichtet, das gegen die Körperenden verschwindet. Die Grundfarbe des Bauches ist heller und zeigt eine graue Bewölkung bloss zu Seiten der schwach gewölbten weisslichen Kriechleiste (Fig. 10 u. 11), deren Breite in der Körpermitte etwas mehr als ein Viertheil der Bauchbreite einnimmt. Neben der Kriechleiste sieht man am Vorderende die beiden Augen durchschimmern. Die Mund- öffnung ())() ist 8 mm vom Vorderende entfernt, der Geschlechts- porus (gö) liegt 3 mm hinter dem ^lunde. Integument. Dorsal finden sich in grösster ^lenge spindel- förmige Chondrocysteu, deren Länge etwa - ;, der Zellhöhe beträgt. Daneben treten noch feine, geschlängelte Rhammiten auf, die auch im Epithel der ventralen Fläche vorkommen, während die Chondro- Cysten sich schon in den Seitentheilen verlieren. In der Epithelplattenschicht der Kriechleiste liegen unterhalb der Cilienfusstücke sehr kleine, 2 f.i lange und 1 /n breite Gebilde mehr oder weniger regelmässig angeordnet, welche mit ihrer Längs- axe senkrecht zur Oberfläche des Thieres stehen. Diese Gebilde sind als eine Khabditenform aufzufassen, die zweifellos ein Product des Epithels selbst darstellt. Aehnliches wurde von mir ^) schon bei Pelmafoplana maheensis (Gkaff) und Pehn. hraueri (Graff) gefunden, und ich habe diese Gebilde seiner Zeit als Degenerationsproducte von Rhabditen aufgefasst. Die genaue Xachprüliing der betreflenden Präparate führte mich alntv auch in diesem Falle zu der Ansicht, dass es sich nur um kleine, vom Kri('chleistene])ithel gebildete Rhabditen handelt. Bei den bisher bekannten Aiiih/uphoKi- XvteAi „fehlen der Kriechleiste die stäbchenförmigen Körper gänzlich".-) 1) ('. ilKLL, 1. c. p. 195 u. 203. 2) L. V. Graff, 1. c, p. 507. 482 Camillo Mell, M u s c u 1 a t u r. Der Haiitmuskelsclilaucli ist schwach und lässt in seiner Längsschicht nur ca. 4 Lagen von Fasern erkennen. Aber auch die Parenchyramusculatur fällt im Gegensatz zu andern Am- blyplanen durch die auffallend geringe Entwicklung ihrer Längs- rauskeln auf. Diese stellen nämlich nur ganz zarte, zu kleinen Bündeln vereinigte Fasern dar, die im gesammten Mesenchym sehr locker und unregelmässig vertheilt sind. Nur ventral rücken die Bündel etwas näher an einander, und die einzelnen Fasern weisen einen grössern Durchmesser auf. Die dorsoventralen wie trans- versalen Bündel -zeigen die für Amblyplanen gewöhnliche mächtige Entfaltung und fasern sich an beiden Enden pinselförmig auf. V er dauungsap parat. Der relativ kleine (1,5 mm lange und 0.9 mm breite) Pharynx ist rein cylindrisch und in der Ruhe horizontal gestellt; er füllt die Pharyngealtasche vollkommen aus. Während seine Aussenmusculatur mit derjenigen des Pharynx von Plafyd. monfamis n. sp. übereinstimmt, weicht die Muscularis dei- Linenschicht bedeutend ab. Auf eine schwache Längsmuskelschicht folgt nach innen eine 100 /< breite, aus dicken, unregelmässig liegenden Ringfasern gebildete Zone, welche gegen die Mittelschicht zu durch eine Schicht breiter Längsmuskelbündel abgegrenzt wird. Die zahlreich vorhandenen radiären Muskeln der Mittelschicht fasern sich unmittelbar vor der Ringmuskelzone auf und durchdringen diese mit ihren Fasern. Die nur ganz vereinzelten Längsmuskeln sind in der Mittelschicht unregelraässig vertheilt. G e s c h 1 e c h t s a p p a r a t. Die rundlichen , 2 m m hinter der Körperspitze liegenden Ovarien lagern dorsal den Längsnerven- stämmen auf und lassen ventral aus ihrer Mitte die mit einer schwachen Rihgmuscularis versehenen Oviducte abgehen, welche sich bald auf die Lateralseite der Nerven begeben und hier nach hinten ziehen. Etwa 1mm hinter den Eierstöcken treten die Hoden auf; sie liegen über und außerhalb der Nervenstämrae jederseits in zwei Reihen. Die median von den Oviducten verlaufenden Yasa deferentia schmiegen sich theils direct dem ventralen Rand der Testes an, theils sind sie mit diesen durch kurze Vasa efferentia verbunden. Das spaltartige Atrium genitale commune (Fig. \2ag) setzt sich direct in das becherförmige Atrium masculinum {am) fort. Das eingesenkte Kriechleistenepithel zieht sich nur eine ganz kleine Strecke weit auf das Atrium commune hinauf. Der weitaus grössere Theil wird von cylindrischen Zellen mit deutlichen Zellkernen und erythro- philem Secret der Atriumdrüsen {agä) ausgekleidet. Ein gleiches lu Xonlost-Afrika gesammelte Laudplanarien. 483 Epithel kleidet auch die Wandung- des Atrium masculinum aus, doch sind hier einmündende Drüsen nicht wahrzunehmen. Der Atrium- wandung anliegend findet sich eine breite ]\luskelschieht (niani), be- stehend aus Längsfasern, denen auch Eingmuskeln untermischt sind. Wie bei den vorher behandelten Ambh'planen tritt auch hier an der Penisbasis eine Scheidung der Elemente in eine äussere Ring- und innere Läng-smuskelschicht auf, welche die äussere Penismusculatur (p»/) bilden. Der Ductus ejaculatorius (de) bildet, wie die Figur zeigt, ein mächtiges, von einem hohen Epithel ausgekleidetes Eohr, welches Schlingen bildend nach vorn zieht, dann sich gegen die Bauchseite wendet und mit einem nach hinten umgebogenen Schenkel blind endet. Er wird von einer mächtigen Muscularis (dm) umgeben, welche sich aus zwei einander unter sehr spitzen Winkeln schneidenden Fasersystemen aufbaut, die nur wenig von einem ringftJrmigen Ver- laufe abweichen und der Ductusmusculatur der beiden oben be- schriebenen Amblyplanen entsprechen. Innerhalb des Penis nimmt diese Muscularis gegen die Penisspitze allmählich an Stärke ab. Die zwischen den Fasern auftretenden Lückenräume werden von den Ausführungsgängen der erythrophilen Ductusdrüsen (cded) erfüllt, deren Secret in ganz enormen Mengen in das Epithel entleert wird. Innerhalb des Penis sind zarte radiäre und longitudinale Fasern zu bemerken, von denen die letztern wohl als Retractoren wirken. Der gesammte Ductus ejaculatorius mit seiner Eigenrausculatur wird von einer zarten, aus vorwiegend längs verlaufenden Fasern zusannnen- gesetzten Muskelhülle (mh) umgeben. Die A'asa deferentia [rd) bilden in der Nähe des Copulationsapparats unmittelbar vor der Einmündung falsclic Samenl)lasen (ffZj) und öffnen sich von den Seiten her ein- ander g'egenüber in die Mitte der ventralen Ductusschlinge. Der weibliche Theil des Genitalapparats besteht aus einem schief nach oben und hinten ziehenden Canal, dem Atrium femininum («/), welcher mit cylindrischem Epithel ausgekleidet ist und eine, dem Atrium masculinum gleich gebaute Muscularis besitzt. Am Beginne der obern Hälfte des Atrium femininum mündet von hinten her der kurze, durch den Zusammeniluss der Oviducte (bei of/J gebildete Eiergang (äy) ein. während das dorsale Ende des weiblichen Atrium zu einer mächtigen ovalen Blase, dem horizontal nach hinten sich erstreckenden Uterus (u) anschwillt. Dieser besitzt keine Muscularis und ist lediglich aus einem Epithel [uep) hoher, weit in das Lumen vorspringender cylindrischer Zellen aufgebaut, die als Zotten in das 484 Camillo Mell, Lumen vorspringen und Avie bei AmU. niyrescens und aberana mit Secretkörnchen erfüllt sind. — Die ganze Configuration des männ- lichen Copulationsapparats der vorliegenden Species erinnert noch viel mehr als die der beiden letztgenannten an Amblyplcma notahilis Gkaff.i) Doch erscheint bei dieser der (sehr kleine) Uterus als eine Aussackung des Atrium niasculinum, in welches sich auch der Drüsengang, Mangels eines besondern Atrium femininum, ölfnet. Ein solches kommt allen 3 hier beschriebenen neuen Amhlyplana- Species zu, ist jedoch räumlich bei A. ahcmna minder umfangreich und weniger deutlich vom Atrium niasculinum separirt als bei A. nigrescens und neumanni. Fundort. Bei Abera (Djamdjam) ca. 3100m hoch, im Bambus- wald unter Baumrinde und Moder am 20. December 1900 in einem Exemplare gefunden. Tlatydernus niontamis n, sp. (Fig. 13-18.J Das grössere der beiden Exemplare erreicht eine Länge von 14 mm bei einer grössten Breite von 1,76 mm in der Pharyngeal- region. Nach vorn ist der Körper allmählich zu einer feinen stumpfen Spitze verjüngt (Fig. 13), wogegen sich das Hinterende rasch zu einer abgerundeten Spitze verschmälert. Höchst sonderbar sieht der Querschnitt aus. Gegen die Enden des Körpers quer oval (Fig. 17 und 18) mit bald dorsal, bald ventral stärkerer Convexität, ist der- selbe in der Mittelpartie der Körperlänge fast vierseitig, wie die hinter dem Pharynx genommene Fig. 15 zeigt. Der Rücken ist flach, mit stellenweise aufgewulsteten stumpfen Kanten und fällt ,mit fast senkrechten Seitentheilen zu dem gleichfalls flachen Bauche ab, dessen Seitenkanten aber abgerundet erscheinen. Dieser Querschnitt ist 1,76 mm breit und 0.88 mm hoch. Die Farbe des Rückens, beim lebenden Objecte als „schwarz" bezeichnet, ist bei den conservirten Exemplaren dunkel graubraun (Fig. 13) und nimmt im verjüngten Yorderkörper einen dunklern, fast schwarzen Ton an. Daselbst ist auch die Ventralfläche (Fig. 14) grau gefärbt, welche Färbung sich als seitliche Einfassung der Bauchseite fast 4 mm weit nach hinten erstreckt. Im Uebrigen erscheint die Bauchseite hell schmutzig-gelb 1) L. V. G-BAFF, 1. c, p. 206, Textfig. 56. In Nordost-Afrika gesainnielte Laudplaiiarieii. 485 und lässt eine etwas dunklere Medianlinie erkennen, die etwa dort beginnt, wo die graue Seiteneinfassung aufhört und sich bis aus Hinterende verfolgen lässt. Es ist diese Linie nichts anderes als die feine rinnenartige Einfaltung der Mitte der Kriechsohle (Fig. 15^) und die nächste Umgebung dieser Einfaltung, durch welche die Hauptmasse der Drüsen ausmündet. In dieser Mittellinie sind die Cilien, welche sonst auf der Kriechsohle gut erhalten sind (während sie im Reste des Epithels zerstört waren), etwas kürzer. Auf dem Fig. 15 dargestellten Querschnitte beträgt die Breite der Kriechsohle (Jcl) 0,75 mm, also ungefähr die Hälfte der Bauchbreite. Die beiden grossen Augen sind in den Seiten des Körpers (Fig. 18) 0,8 mm hinter dem Vorderende als weissliche Punkte zu erkennen, tler Mund mit dem etwas vorgestreckten Pharjiix (Fig. 14 ph) fand sich bei vorliegendem Exemplare 6.(5 mm vom Vorderende entfernt. Ein Geschlechtsporus war nicht zu erkennen. Integument. Als Hauteinlagerungen treten bloss Ehabditen auf, wurstförmige oder an den Enden verjüngte, spindelförmige. In der Kriechsohle fehlen sie gänzlich, dafür sind in deren ^littellinie Ausführungsgänge cyanophiler und erythrophiler Drüsen reichlich vorhanden, wälirend sonst nur spärliche erythrophile Drüsen zur Haut ausmünden. Die Drüsenkante ist nur schwach ausgebildet. Musculatur. Der Hautmuskelschlauch erscheint wie bei den übrigen Päd tjdoiius- Arten sehr mächtig ausgebildet. Die Ring- wie die Diagonalschicht enthalten mehrere Faserlagen. Die Längs- bündel bilden senkrecht zur Küri)eroberfläche gestellte, im Bereiche der Bauchlläche ganz gewaltig entwickelte Lamellen, ähnlich wie sie Gk.iff ^) von Plutydemus grandis (Spencer) und hderoUnecdus (Spexce«) abgebildet hat. In der Gegend der Drüsenkante fehlen sie jedoch nicht, sondern sind nur viel schwächer ausgebildet und stehen viel lockerer als an einer andern Stelle des Körpers. Ueber der ^Medianlinie der Kriechsohle sind im Gegensatz zu den be- kannten P^ormen die Längsmuskelbündel verschwunden, und an Stelle der, der Breite der ^Medianlinie entsprechenden 4 — 5 Bündel finden sich daselbst bloss einzelne zerstreute Längsmuskelfasern, während die übrigen Schichten des Hautmuskelschhiuches unverändert über diese Stelle hinweg ziehen. Auch in Bezug auf die Ausbildung der Leibesmusculatur schliesst sich Plidydemus monfanus den übrigen besser studirten Arten an. Die transversalen und dorsoventralen 1) L. V. GHAI-F, 1. c, p. 76, tab. 49, fig. 5—7; tab. 50. %. 12. 486 Camillo Mell, Fasern sind sehr kräftig und grnppiren sich zu Bündeln von 6 — 8 Fasern. Die longitudinalen Muskeln sind sehr zart, im gesammten Parenchym zerstreut und ihre Bündel setzen sich aus 3 — 4 Fasern zusammen. Auch die dem Nervenplexus dicht anliegende, den Platijdemus- Arten eigenthümliche Schicht dorsaler Transversal- muskeln, welche von einzelnen longitudinalen Fasern durchflochten wird, ist hier nachweisbar, wenngleich sie nur eine im Verhält- niss zu den oben genannten Species schwache Entwicklung er- fahren hat. Oberhalb der, der Längsmuskelbündel des Hautmuskelschlauches entbehrenden Stelle der Kriechsohle verdichtet sich die Leibes- musculatur zu einem schwachen Muskelfilz, der durch Muskelbündel verstärkt wird, die schief zur Längsrichtung und parallel zur Bauchfläche des Thieres verlaufen. In dem Filze sind sehr häufig die zur Kriechleiste absteigenden Schenkel der Transversalbündel zu bemerken. Im Vorderende gehen die Längsmuskellamellen des Hautmuskel- schlauchs um den ganzen Querschnitt des Thieres herum und fehlen nur über der Sinneskante; erst 2 mm hinter der Körperspitze weichen sie bauchseits median aus einander und gleichzeitig tritt der erwähnte Muskelfllz auf. Verdauungsapparat. Die Mimdöftnung führt in die Mitte der schlauchförmigen Pharyngealtasche. Der 1 mm lange Pharynx ist im Gegensatz zu allen übrigen mit einem cylindrischen, in der Euhe horizontal gestellten Pharynx ausgestatteten Platydemiden kragenförmig , mit der dorsalen Insertion genau über der in der Mitte der Pharyngealtasche angebrachten Mundöffnung. Auch die Anordnung der Musculatur zeigt Abweichungen, wie der Querschnitt durch die Falte (Fig. 16) erkennen lässt. Die Aussenschicht der- selben wird durch eine Epithelialschicht (epe) gebildet, deren Zell- leiber (ejjj) bis unter die Muscularis eingesenkt sind. Die letztere besteht aus einer doppelten Lage Längsmuskelfasern (mle) und einer ebenso breiten Zone von Ringmuskeln (mre). Die Muscularis der Innenschicht besteht aus einer lockern, einfachen Lage von Längsmuskeln (mli) und einer sehr breiten Ringfaserschicht (tnri), an welche sich nach innen noch eine lockere Lage starker Längs- fasern anlegt, gleich jenen, welche sich in der ganzen Mittelschicht des Pharynx besonders nahe der Aussenschicht vorfinden {Im, Inii). Die radiären Muskelbündel (rdm) sind wohl entwickelt, Nervensystem und Sinnesorgane. Schnitte aus der lu Nordost-Afrika gesammelte Laudplauarieu. 487 Körperspitze zeigen das Gehirn als eine einlieitliclie Punktsubstanz- masse, die, nmgeben von zahlreiclien Ganglienzellen, fast bis an den Hautmnskelschlauch den Querschnitt grössten Theils ausfüllt (Fig. 17). Die das Gehirn durchsetzenden dorsoventralen Muskelfasern con- vergiren je weiter nach hinten desto deutlicher zur Mitte der Bauchseite. Auf den weitern Schnitten tritt die angedeutete Zwei- theilung" immer deutlicher hervor. 0,22 mm hinter der Körperspitze schiebt sich zwischen die beiden Gehirnhälften mesenchymatöses Ge- webe ein. welches durch die dicht hinter einander liegenden Gehirn- Commissuren durchciuert wird. Ihre stärkste Entfaltung erreichen die Gehirnhälften ca. 0,25 mm hinter dem Vorderende (Fig. 18 ge), woselbst sie einen rundlichen, peripher gelappten Querschnitt dar- bieten. Hier treten auch die grossen, mit einem schalenförmigen Pigmentbecher (p) versehenen Augen («) auf. Der Opticus tritt von hinten an den Pigmentbecher heran und entspringt von dem dorsalen Theile einer mächtigen, queren Gehirn-Commissur. Die beiden Gehirnhälften bewahren ihre Maximalbreite in einer Aus- dehnung von etwa 3 mm, dann verjüngen sie sich ziemlich rasch und gehen in die weit von einander abgerückten Nervenstämme über, die anfänglich noch durch mittlere und ventrale Commissuren in Verbindung stehen. Auf Schnitten aus der mittlem Körperregion erscheinen die Nervenstämme auffallend klein, grenzen sich nur undeutlich vom mesenchjnnatösen Gewebe ab und werden durch feine, mittlere Commissuren verbunden. Auf denselben Schnitten, welche die beiden Optici zeig-en, geht an der lateroventralen Seite der Gehirnlappeu ein an seiner Frsprungs- stelle mit einem Ganglienzellenbelag versehener Nerv ab, welcher gegen die Uebergangsstelle der Bauch- in die Rückenfläche zieht und sich hier unter dem Epithel auffasert. Die Epithel zellen sind an dieser Stelle etwas unter das Niveau der übrigen eingesenkt und fallen sowohl durch den ]\[angel an Stäbchen und cyanophilem Secret auf wie auch durch den Besitz langer, sehr feiner Cilien. Es liegt hier zweifelsohne eine, der Grübchen entbehrende Sinneskante (Fig. 18 sk) vor. Sie beginnt etwa 0,22 mm hinter dem Vorderende und ist jederseits nicht länger als 1 mm. Von Geschlechtsorganen konnten nur die erste Anlage des Penis sowie die Hoden constatirt werden. Diese letztern be- ginnen ca. 3 mm hinter dem Vorderende und erscheinen unregel- mässig zweireihig angeordnet, indem nicht selten jederseits zwei auf 483 Camillo Mell, einem Querschnitte getroffen werden. Sie liegen zwischen dem Obern und äussern Rande der Längsnerven einer- und dem Darme andrerseits, innerhalb der äussern Ausstrahlung der mittlem Trans- versalmuskeln. Ventralwärts ziehen sich die Hodenfollikel in feine, dicht an der Aussenseite der Längsnerven herabsteigende Vasa efferentia aus, welche sich dann ein wenig medianwärts krümmen, um in die unter den Längsnerven liegenden Vasa defei-entia zu münden. Fundort. Diese Species wurde bei Abera (Djamdjam) ca. 3100 m hoch im Bambuswalde unter Baumstämmen und Moder von Herrn Neumann in 2 Exemplaren gefunden. Tu Noiflost-Afiika gesammelte Landplauaiieu. 489 Erklärung: der Al)l)ildiiiig:eii. B uchstab 8 nb ez e i ch nung in den Fi gg. 3, 8 und 12. of Atrium femininum (Kj Atrium genitale commune arjd Atriumdrüsen am Atrium masculinum ca Canal zwischen ckj und //ö cad Divertikel desselben cculr Drüsen der Divertikel cded Cyanophile Drüsen des Ductus ejaculatorius und der Samenblase de Ductus ejaculatorius dm, dop Epithel desselben cdrd Erythrophile Drüsen des Ductus ejaculatorius und der Samenblase cifi Eiergang gö GeschlechtsöfFnung id Dorsales Integument iv Ventrales Integument dm^ Muscularis desselben Im, hii^ Längsmuskeln schiebt des Pbarj^nx der Mittel- 7nai)i Muscularis des Atrium mascu- linum iiif Muskelfilz mir Ventrale Longitudinalmuskeln des Parenchyms od Oviduct od))/ Muscularis desselben odj^ Vereinigungsstelle der beiden Oviducte p Penis ]/))) Aeussere Muscularis des Penis i( Uterus iif/i Epithel desselben fd Vas deferens vdy Anschwellung desselben (falsche Samenblase) vd»i Muscularis des Vas deferens rs Samenblase. 63 Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. 1. Tafel 17. Fig. 1 — 3. A)i)hhjpl(i)Ki iiicprscois n. sp. Das Thier von oben betrachtet, 2:1. A'entraltläche desselben, 2:1. )>> Mund, //ö Geschlechtsporus. Halbschematischer Medianschnitt durch die Copulatiousorgane, 490 Camillo Mell, In Nordost-Afrika gesammelte Laiidplauarien. Fig. 4 — 8. Ämblyplana aherana n. sjj. Fig. 4. Dorsalfläche des grössten Exemplars, 1:1. Fig. 5. Bauchseite desselben, 1:1. vi Mund, r/ö Geschlechtsporus. Fig. 6. Vorderende von der Seite betrachtet, 8:1. a Auge. Fig. 7. Querschnitt aus der Körpermitte, 2:1. kl Kriechleiste. Fig. 8. Halbschematischer Medianschnitt durch die Copulations- organe, 35 : 1. Fig. 9 — 12. Ambljiplana neumanni )i. sp. Fig. 9. Das Thier von oben betrachtet, 2:1. Fig. 10. Ventralflcäche desselben, 2:1. ni Mund, gö Geschlechts- porus. Fig. 11. Querschnitt aus der Körpermitte, bei ^^ die Seitenkante ausgeprägt. Fig. 12. Halbschematischer Medianschnitt durch den Copulations- apparat, 56 : 1. Fig. 13 — 18. Flatiidcnms montami>< n. sp. Fig. 13. Dorsalfläche des Thieres, 2:1. Fig. 14. Bauchfläche desselben, 2:1. ph vorgestreckter Pharynx. Fig. 15. Querschnitt aus der Körpermitte, stark vergrössert. kl Kriechsohle, * mediane Rinne derselben. Fig. 16. Stück eines Querschnittes durch den Pharynx, 130 : 1 (Buchstabenbezeichnung s. S. 489). Fig. 17. Querschnitt durch das Vorderende, 95 : 1. Fig. 18. Querschnitt durch die Augenregion, a Auge, ge Gehirn, da Darm, p Pigmentbecher des Auges, sk Sinneskanten. Nachdruck verboten. Uehersetzuiujsrecht vorbehalten. Schlangen von Palembang (Sumatra). (Reise von Dr. Walter Yolz.) Von Dr. Walter Volz, Assistent am Zool. Institut der Universität Bern. Gleich wie meine zwei frühern Arbeiten ^), macht auch die nach- folgende Liste von Schlano-en aus Südost-Sumatra absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Da man aber noch wenig Arl)eiten hat, die sich speciell mit der Fauna der Residentschaft Palembang beschäftigen und überdies unter meinem Materiale vier Arten sind, die bis jetzt noch nicht von Sumatra bekannt wurden, so veröffent- liche ich die Liste gleichwohl. Das Material setzt sich zusammen aus zwei Sammlungen: die eine davon, bestehend aus 13 verschiedenen Arten, brachte Herr Privatdocent Dr. E. Kissling in Bern von einer Reise aus Sumatra zurück; die andere besteht aus 22 Arten und wurde von mir auf jener Insel zusammengebracht. Im Ganzen beträgt die Zahl der verschiedenen Species 29. 1) W. Volz, Tische von Sumatra, in: Zool. Jahrb., V. 19, Syst., 1903, p. 347 — 420. — W. Volz, Lacertilia von Palembang (Sumatra), ibid., p. 421—430. 492 Walter Volz, Farn. Boidae. Subfam. Fytlwninae. 1. Python reticulatus Schneid. Von dieser Schlange, die im ausgewachsenen Zustande bis zu 9 m Länge erreichen soll, sind 3 Exemplare in der Sammlung, alles nur kleine, leicht zu transportirende Stücke. 1 Expl. von Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 175 cm. Schwanz 20 cm, V. 313, Sc. 75. 2 Expl. von Tandjung laut (Volz 1901). Tot. Länge 100, Schwanz 14, Y. 304, Sc. 88 und Toi. Länge 90, Schwanz 12, V. 319. Sc. 88. Diese Eiesenschlange kommt allenthalben vor, sowohl in den Urwäldern als in der Nähe der Dörfer und sogar in diesen selbst.^) Die Malayen und namentlich die Javanen ergreifen das Thier ohne Furcht. Zum ersten Male traf ich diese Schlange am Oberlaufe des da- mals noch unbekannten Semangus-Flusses. Sie flüchtete sich vor uns in das Wasser und schwamm flussabwärts. Die Felderung auf ihrem Rücken täuschte ungeheure Schuppen vor, und die raschen Bewegungen Hessen sie viel grösser erscheinen, als sie war. Ich schätzte sie auf mindestens 5 m Länge, sie maass aber in Wirklich- keit nur 2,70 m. Diese Täuschung erklärte sich aber durch die be- deutende Dicke ; denn der grösste Durchmesser betrug nicht weniger als 25 cm. Diese Schlange war nämlich so vollgefressen, dass, als man ihr nach einigen Schüssen eine Schlinge um den Hals legte und sie daran durchs seichte Wasser zog, die Haut und der Darm platzten. Der Inhalt des letztern bestand aus einem Napu {Trmjuhis javanicus), dessen Schädel nach der Kloake zusah und fast von allem Fleisch entblösst war, während das hintere Körperende noch die Haare bedeckten. Ein anderes Mal fingen unsere Leute am obern Batang Leko- Fluss eine Python von genau 5 m Länge. Sie legten ihr erst eine Schlinge um den Hals, rollten sie auf und banden sie zusammen gleich einer Eolle Draht. Dann steckten sie eine Stange durch 1) In Bangkok (Siam) traf ich später im Hofe des Tempels "Wat Samplum einen frisch abgehauenen Kopf dieser Schlange, die sich dort aufgehalten hatte. Schlangen von Palenibang (Sumatra). 493 diesen Bund, und je zwei Mann trugen sie abwechselnd. Wir machten ihr einen Käfig- und gaben ihr einen Pariahhund. Sie Hess ilm aber ruhig-, doch als er nach einigen Stunden seine Furcht ver- loren hatte und beim Herumlaufen im Käfig- die Schlang-e berührte, biss sie ihn heftig, Hess ihn aber sogleich wieder los. Einem Huhn er- ging es ganz ähnlich, die Schlange frass es nicht, lieber welch riesige Kraft dieses 'i'hier verfügt, konnten Avir später sehen, als wir es in einer leeren Flaschenkiste zum Wintertransport unter- bringen wollten. Drei kräftige Javanen versuchten umsonst, sie in diesem Behälter unterzubringen; eine einzige Schlinge des Körpers, welche sie über den Kistenrand hinausstreckte, erforderte eine ganze Manneskraft, um wieder hineingestossen zu werden. Schliesslich gelang es uns zu fünfen, das Thier zu bewältigen. Bei einer andern Gelegenheit trafen wir im Walde einen grossen Python, der so vollgefressen war, dass er sich nur ganz langsam bewegen konnte. Er Hess sich, ohne Widerstand zu leisten, todt schiessen und es zeigte sich, dass er ein ziemlich grosses Wild- schwein gefressen hatte. Auch an Kidiangs {Cervulus munijac) soll er sich wagen und solclie selbst mit sammt dem Geweih hinunter- würgen. Dagegen halte ich die vielen Erzählungen, dass dieser Python auch den Menschen anfalle, für Erfindungen. Der malayische Name ist „Ular sawah". Farn. Ilysüdae. CjjJindrophis rufus Laub. 1 Expl. von Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 37 cm, Schwanz 7 mm. 1 Expl. von Benakat, Lematang ilir (Volz 1900), 19 Schuppen- reihen. Tot. Länge 22 cm, Schwanz 0,5 cm, V. 213, Sc. 7. Rechtes Parietalschild verschmolzen mit dem Supraoculare. Gefangen auf einem Waldweg. Die Malayen nennen diese Art „Ular kapala dua", die „Schlange mit zwei Köi)fen". weil bei flüch- tigem Besehen der vom Körper niclit abgesetzte Kopf sich von dem kurzen, dicken Schwanz nicht unterscheiden lässt. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 33 494 Walteh Volz, Farn. Coluhndae. AfjJfpha. Siibfam. Cohibrinac. 3. TropiiJonotds trianfßulifßef'us Boie. 1 Expl. Kertacljaja (Kissling 1902). Tot. Länge 75 cm. Schwanz 24 cm, Y. 141, Sc. 91. Die dunkeln, schwärzlichen Flecke sind auf das Vorderende des Körpers beschränkt; sie setzen sich z. Th. als schwarzer, hinterer Rand auf die Yentralschilder fort. Beiderseitig- auf der 5. und 6. Schuppenreihe (von unten gezählt) eine Reihe weisser Flecke in Ab- ständen von ca. 1 cm. Von 2 zu 2 Subcaudalschildern die Suturen dunkel. 4. Trojfidonotns vlttatus L. 1 Expl., Kertadjaja (Kissling 1902). Diese Art ist neu für Sumatra, bis jetzt war sie nur bekannt für Java und Celebes. Tot. Länge 50 cm, Schwanz 14,5 cm ; Temporalia 1 -]- 2. Aeusserste Schuppenreihe ungekielt. V. 140, Anale 2, Sc. 87. Oben braun, mit 5 schwarzen Längsstreifen; der äusserste, 3^/.. Schuppen breit, be- ginnt direct über den Ventralschildern, die an ihrem Seitenrande weiss gefärbt sind. Dann folgt ein l^o Schuppen breiter, brauner Längsstreif, hierauf ein l'/^ Schuppen breiter, schwarzer Längsstreif (welcher der typischen T. vittatus von Java fehlt); hierauf ein 2 Schuppen breiter, brauner Längsstreif und auf dem Rücken, in der Mittellinie, der 2 Schuppen breite Rückenlängsstreif. Die 2, der typischen Art fehlenden, mittlem Längslinien verschwinden in der Gegend über der Kloake. Ventralen weiss, an der Basis mit schwarzem Rande, . der sich gegen die Seiten hin bedeutend verbreitert. Kopf oben schwarz; Internasalia, Praefrontalia, Frenale und Praeocularia mit dunkel gelbem Fleck; Ober- und Unterlippe weiss, Suturen zwischen den einzelnen Lippenschildern schwarz. 5. Tvopidouotus cJirfjsargus Schlegel. 1 Expl. aus einem ,.Schürfloch" in der Nähe von Pagarkaja (Musi ilir) (Volz, 9.6. 1900). Tot. Länge 49 cm, Schwanz 12,5 cm. Schlangen von Palembang (Sumatra). 495 V. 138, Sc. 65. Internasale etwas kürzer als Praefrontale ; 1 Prae- ocnlare, 4 Postocnlaria; 9 obere Labialia, 4.. 5. und 6. ans Aug-e herantretend; 6 untere Labialia in Contact mit den vordem Kinn- schildern. Die deutlichen gelben Seitenflecke dunkel gerändert. Die dunkeln Flecke seitlich auf den Ventralschildern beginnen erst vom 30. Schild an regelmässig- aufzutreten. 6. Ti'oxndonotus maculatus Edeling. 1 Expl. aus einem ,,8chürfloch" bei Benakat (Lematang ilir), (VoLz 1900). Tot. Läng-e 18,5 cm, Schwanz 2,5 cm, V. 144, Sc. 38 (Schwanz nicht g-anz vollständig). 7. Mact'opistliodoii rJiodomclas Boie. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Läng-e 59 cm, Schwanz 11,5 cm. V. 140, Sc. 49. Die Reihe schAvarzer Punkte zu beiden Seiten des Bandes fehlt. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 44 cm, Schwanz 8 cm, V. 142, Sc. 51. In einiger Entfernung vom Kopfe ist je die zweite, schräge Schuppenreihe (von vorn unten nach hinten oben) hinten dunkel gerändert. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 50 cm, Schwanz 7 cm (vertrocknet). 1 Expl. Muara Rupit (Yolz 1901). Tot. Länge 51 cm, Schwanz 7 cm, V. 140, Sc. 32. 8. Coliiber oxtßcephalus Boie. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 145 cm, Schwanz 33,5 cm, V. 248, Sc. 125. Frontale kürzer als seine Distanz vom Vorderende des Kopfes oder vom Rostrale. Temporalia rechts 2 + 4. links 2-}- 3. 11 obere Labialia, 6 und 7 im Contact mit dem Auge. Schuppen in 25 Reihen. \'entral- und Subcaudalschilder mit starkem Lateralkiel. Schwanzschuppen Aveiss, mit braunem Rande. Suturen der Sub- caudalschilder unten dunkel, der Kiel weiss. 33* 496 Walter Volz, 9. Coluber nielaniirns Schlegel. 1 Expl. von Tandjimg laut (Volz 2. I. 1902). Tot. Länge 163 cm, Scliwanzlänge 38 cm, V. 211, Sc. 100. Auf dem Nacken 23, auf dem Körper 19 Scliuppenreihen. Diese Art erbeuteten wir innerhalb zweier Tage in 3 Exemplaren. Bei einem meiner Bekannten war Nachts eine solche Schlange in seinem Hause in einen Taubenkäfig eingedrungen und eben damit beschäftigt, einen der Vögel zu erwürgen, als sie überrascht und getödtet wurde. Ein anderes Exemplar hatte das Firstholz eines Hauses, das als Stall, Badekammer etc. diente, zum Aufenthalts- orte gewählt und stellte dort den Ratten nach. Da sie sich gelegent- lich im Badezimmer aufhielt, so wurde sie ebenfalls geschossen, weil man nicht wusste, ob es eine gefährliche Art war oder nicht. Am selben Tage brachte man mir eine derselben Species, von der die Malayen behaupteten, es sei eine jung« „Ular sawah" oder Python. Diese Schlange kann ausserordentlich gut und schnell klettern. 10. jDendrophis inctus Gmelin. 1 Expl. von Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 186,5 cm, Schwanz 35 cm, V. 156 i), Sc. 143. Ventralreihen der Schuppen bedeutend verbreitert, IVo — 2 mal so breit wie die zweitäusserste Schuppenreihe, also ähnlich wie bei D. formosus Boie. 16 cm hinter dem Vorderende des Körpers ist die Farbe oben broncebraun, die Ventral- und Bauchschilder sind schwarzgrün mit hellerm Rande; auf der äussersten Schuppenreihe verläuft eine mehr oder weniger deutliche weisse, nach unten dunkel begrenzte Linie. Dies ist die typische Färbung dieser Species, Weiter vorn ist aber der Körper oben und seitlich heller, fast weiss, mit deutlichen, von vorn oben nach hinten unten gerichteten, schwarzen Streifen, 45** zur Längsaxe des Körpers geneigt, be- ginnend an den Vertebralschildern und endigend an der schwarzen Linie der äussersten Schuppenreihe. Diese Schrägbänder sind nach vorn mehr und mehr verschwommen. Kopf von gewöhnlicher Färbung. Kopfschilder normal wie bei den übrigen Exemplaren von D. pictus. Auge kürzer als bei B. formosus Boie, der andern Art Sumatras. 1) Nach G-. A. Boulenger, Cat. Snakes Brit. Mus,, V. 2, 1894, p. 79, beträgt die Anzahl der Ventralen 165 — 190. Schlangen von Palembang (Sumatra). 497 1 Expl. von gleiclier Herkunft und ähnlicher Färbung wie das erste; vorderster Abschnitt des Körpers, mit Ausnahme der Vertebral- und Ventralschilder, fast weiss, die obere Hälfte der Schupi)en mit dunklerer Zeichnung. Tot. Länge 74 cm, Schwanz 27 cm, V. 155. Sc. 138. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 36 cm, Schwanz 10,5 cm, V. 130, Sc. 75. Oben braun, am Vorderrande mit alternirenden, dunklern Flecken ; Ventralschilder hell, an der (xrenze der Schuppen eine dunklere, namentlich am Sclnvanzende deutliche Begrenzungslinie. 1 Expl. Tandjung laut (Volz 1901). Tot. Länge 64 cm, Schwanz 16,5 cm, V. 174, Sc. 76. Oberseite dunkel, auf Vorderkörper und Kopf fast schwarz. Oberlippe, Kopfunterseite und Kehle gelb, nach hinten dunkler werdend. 1 Expl. Tandj. laut (Volz 1901). Tot. Länge 85 cm, Schwanz 26 cm, V. 174. Sc. 105. Von dunkler Färbung; gelbe Seitenlinie kaum angedeutet. 1 Expl. Tandj. laut (Volz 1902). Wie das vorige gefärbt. Tot. Länge 73 cm, Schwanz 24,5 cm, V. 179, Sc. 136. 11. AbUihes ballodirus Boie. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 36 cm, Schwanz 10,5 cm, V. 130, Sc. 75. Oben braun, am Vorderende mit alternirenden, dunklern Flecken, Ventralschilder hell, an der Grenze der Schuppen eine dunklere, namentlich am Schwanz deutliche Begrenzungslinie. 12. CataiiUfi'ia leucocephala Dum. u. Bibr. 1 Expl., gefangen auf der Strasse zwischen Supat und Dawas (Afd. Banju asin), (Volz 1901). Tot. Länge 30,5 cm, Schwanz 4,5 cm, V. 136, Sc. 34. Hintere Kinnschilder durch 2 hinter einander gelegene Schild- chen getrennt. Oberseite des Kopfes vom Auge nach vorn dunkel braun wie der Eücken, nach hinten bis zu der dritten Schuppen- reihe orangegelb. 498 Walter Volz, Opisthoglijpha. Subfam. Homälopsinae. 13. Hijpmrhina enhydris Schneid, ixtr. hilineata Geay. 1 Expl. Kertadjaja (Kissling 1902). Tot. Länge 52 cm, Schwanz 9,5 cm. V. 160. Sc. 58. 21 Schuppenreilien. Diese Art ist neu für Sumatra. 14. Cerberiis rhyncliopH Schneid. 1 Expl. Tandjung- laut (Yolz 1902). Tot. Länge 68 cm. Schwanz 13 cm, V. 142, Sc. 53. 15. Cantoria violacea Gieard. 1 Expl. Tandjung laut (Volz 1902). Tot. Länge 75 cm, Schwanz 10 cm, V. 273, Sc. 62. Diese seltene Schlange ist neu für Sumatra. Bis jetzt war sie bekannt von der Mündung des Mulmein-Flusses (Birmah), von Singa- pore und Borneo. Frontale gleich lang wie breit und wie sein Abstand vom Vorderende des Kopfes, kürzer als die Parietalen. Frenale gleich lang wie hoch. Auch die Hälfte des vierten, untern Labiale be- rührt die vordem Kinnschilder, letztere sind länger als die hintern. 19 Schuppenreihen. Küi'per oben schwarzgrau; von den weissen Querbändern sind nur schwache Spuren in Form einzelner weisser Fleckchen vor- handen, am deutlichsten am Halse. Kopf oben von gleicher Farbe wie der übrige Körper, unten bräunlich. Bauch einförmig weissgrau. Subfam. Dipsaäomorphinae. 16. Dipsadomorphiis dendrophilus Boie var. mela- notus Blke. 1 Expl. Tandjung laut (Volz 1902). Tot. Länge 175 cm, Schwanz 33 cm, V. 220, Sc. 95. Jederseits stehen 33 gelbe Flecken, die sich weder dorsal- noch ventralwärts berühren. Schlaugen von Palembang (Sumatra). 499 Dies ist eine der liäufigsteu Schlang'en. die ich wählend meines Aufenthalts in Sumatra antraf: jedoch sah ich sie nie draussen und am Tage, sie scheint viehnelir ein nächtliches Leben zu führen. Das erste Exemplar, das mir gebracht wurde, fing man im Walde nördlich von Benakat. Ein anwesender .lavane nahm sie furchtlos in die Hand. Namentlich die Hühnerställe erhalten von dieser Schlange Besuch, und öfters wurden wir Nachts vom Geschrei der geängstigten Hühner geweckt, die entweder vom Musang iPara- doxurm henuaphroditus) oder dieser Bipsaäomorphus- kvi belästigt worden waren. Einmal war eines der Hühner von der Schlange schon umschlungen, aber noch nicht erwürgt; später erholte es sich sogar von tlem Schreck. In der Nähe von Tandjung laut allein tödteten meine Leute von dieser Schlangenart in wenig Wochen 4 Stück. 17. Dij^sadoniorphtis }ürgii/)J//s /jnisiiix.s BoiE 70. Dipsadomorplnis niip-iccjis Gthu. 77. ,, fasciolntus FlsCH. 71. „ Jasjtifh'HsD.B. 78. Drgojdno/is ruhesccufi Gray. 72. „ dni/iirzi BoiE 79. Chrgsojirlea ornrda Shaw 73. „ rijinidoii Boie 80. ,. chrgsocJdora Rkixw. 1) Die fett gedruckten Arten sind neu für Sumatra. 508 Walter Yolz, Schlangen von Palembaug (Sumatra). P r 0 1 e r 0 g 1 y p h a. Subfara. IlijdropJi ii/iae. 81. Hydrus ]>latnrus L. 83. EnJn/drli/a ralakadieii BoiE 82. Hydrojihis faxciatus Schneid. Subfam. Elcqnnae. 84. Bnngarns fasciahts Schneid. 88. Naja hungariis Schleg. 85. „ candidiis L. 89. Callophis gracüis Geay. 86. „ flaviceps Reinh. 90. Doliopliis hivirgaüis BoiE 87. Naja irijnidians Meer. 91. „ intestinalis Laue. Farn. Aniblycepliatidae. 92. Amhlyceplialiis laevis Boie 93, AuMyceplmlus malaccanus Ptrs. Fam. Viper idae. Subfam. CrotaJinae. 94. Lachesis monticola Gthe. 95. „ purjntreoinacidatiis Geay. 96. „ gramineiis Shaw. 97. Lachesis snmatranus Rafel. 98. „ puniceus Boie 99. ,, borneensis Ptes. 100. „ iragleri Boie. Nachdruck verboten. Uebersetznnffsrecht vorbehalten . Zur Kenntniss der Suiden Sumatras. (Reise TOii Dr. Walter Yolz.) Von Dr. Walter Yolz, Assistent am Zoolog. Institut der Universität Bern. Mit Taf. 18, 1 Karte und 2 Abbildungen im Text. Eiuleituug. M Mehrere Forscher, die sich mit den Suiden Ostasiens be- schäftigten, drückten den Wunsch aus, man möchte doch diesen Thieren durch Anlage grösserer Sammlungen melir Aufmerksamkeit schenken. H. G. Stehlin (19)^) sagt z. B. in seinem grundlegenden "Werke (p. 486): ,,. . . Die heutige Vertheilung (von Babirusa) auf zwei oder mehrere Inseln ist sicher nicht durch Meeresfahrten, sondern durch Absenkung früherer Verbindungen zu erklären. „Es ist sehr wohl möglich, dass eine genaue rntersuchung der Verrucosusgruppe nach morphologischen und geographischen Ge- sichtspunkten zu ähnlichen bedeutsamen Winken über die spätere Geschichte des südost-asiatischen Archipels führen würde. Ich bin 1) Den Herren Prof. Dr. Th. Studer in Bern und Dr. H. G. Stehlin in Basel, welche mich mehrmals durch ihren geschätzten Rath sowie durch Ueberlassung einschlägiger Literatur unterstützten, danke ich an dieser Stelle auch öffentlich. 2) Die Zahlen hinter den Autornamen verweisen auf das hinten stehende Literaturverzeichniss. Zool. Jahrb. XX. Abtb. f. Syst. 34 510 Walter Volz, nicht in der Lage, liier auf diesen Punkt näher einzugehen, möchte aber doch nicht versäumen, nachdrücklich auf denselben hinzuweisen. Die Schweine bieten vor den übrigen Säugethiergeschlechtern der Region für eine solche Untersuchung den doppelten Vortheil, dass sie fast auf jeder Insel einen Vertreter haben und dass sie unge- wöhnlich rasch auf geographische Isolirung reagiren. Wenn irgendwo, so würde es sich daher hier verlohnen, einmal eine Materialsamm- lung in ganz grossem Stile zu veranstalten. Vermuthlich würde sich ergeben, dass sich die heutige Vertheilung dieser Inselschweine durch eine Ausstrahlung von zwei oder drei Centren erklären lässt, für welche ihrerseits dann vielleicht wieder eine Bevölkerung vom Continent aus während der Jüngern Pliocänzeit kann wahrscheinlich gemacht werden." Und Nehring (12) bemerkt in den „Schlussbetrachtungen" seiner Studie (p. 26). „. . . Ferner wäre es sehr wünschenswerth, dass die auf den einzelnen Inseln und Inselgruppen des malayischen Archipels vorkommenden Wildschweinarten genauer als bisher in Bezug auf ihre Artcharaktere studirt und beschrieben würden; erst dann wird es möglich sein, die geographische Verbreitung der einzelnen Arten sicher anzugeben und einigermaassen zuverlässige Vermuthungen über ihre Vorgeschichte aufzustellen. Es bietet sich hier der Forschung ein weites und interessantes Feld." Die eben citirten Wünsche der beiden Zoologen genügen mir zu der Annahme, dass auch eine kleine Arbeit wie die nachstehende den Thiergeographen nicht unerwünscht sein wird, obschon das Material, auf dass sie sich gründet, kein grosses ist. Allgemeines. Die Suiden Ostasiens zerfallen in 2 Gruppen, die kurzschädlige mttatus - Gnim^e und die langschnauzige verrucosus - Grümje. Auf dem den Sunda-Inseln zunächst gelegenen Theil des Festlandes, Hinterindien, lebt die zur Vittatus-Gruppe gehörige Art S. cristatns Wagn. und ein von Heude (2) unter dem Namen S. hucculentus be- schriebenes Schwein aus Cochinchina, von dem Stehlin (p. 473, dritte Fussnote) sagt, die Abbildung des Schädels stimme so sehr mit derjenigen des typischen Sus verrucosus aus Java überein, dass es nicht einmal als typische Varietät gelten könne. Heude (2) selbst erwähnt (p. 220), dass er 2 Schädel einer Sus-ki-i aus Cochin- china verglichen habe mit einem Schädel von S. verrucosus von Java I Suideu Sumatras. 511 und dabei grosse Aelinliclikeit zwischen beiden gefunden habe. Er schreibt: „Si ravenir demontre que nous avons lä une espece diöe- rente de celle qui represente le cräne similaire de Java, je la nomme *S. huccnlentns h cause du grand renflement des os jugaux et de la crete malaire." Heude erhielt unter 50 Schweineschädeln aus Cochinchina nur 2 dieser Art, woraus wohl geschlossen werden darf, dass das Thier daselbst selten ist. Von Borneo ist längst die langschnauzige Art S. harhatus Müll. et ScHLEG. bekannt. Nach Lydekfcer (4) p, 299 sollen ausserdem noch vorkommen S. longirostris Nheg, ^ ), S. vittatus Müll, et Schleg. und 'S', verrucosus Müll, et Schleg. Auf Java kommen die Hauptvertreter beider Gruppen. S. verru- cosus und S. vifiafus, vor. Dagegen scheint Celebes nur von einem zum langschnauzigen Tjq)us gehörigen Thier, Stts celehensis Müll. et Schleg. bewohnt zu sein. Diese Thatsachen sind längst bekannt, und da auch die grosse Verwandtschaft der Fauna von Hinterindien und Sumatra einerseits, Sumatra und Borneo andrerseits ebenso bekannt ist, so wundert es mich, dass nie Jemand die Frage aufgeworfen, ob denn nicht auch Sumatra ein zum langschnauzigen Typus gehörendes, lebendes Schwein aufzuweisen habe. Dubois ^) hat allerdings mitgetheilt, dass auch S. verrucosus, zwar fossil, auf Sumatra vorkomme, und Nehkixg (12) richtet die Frage (p. 27): „Wie viele Arten von Wildschweinen kommen auf Sumatra vor und wie ist die geographische Verbreitung der einzelnen Arten in horizontaler und vertikaler Eichtung? Ins- besondere wäre die Aufmerksamkeit auf S. longirostris zu richten." Fast scheint es mir aber, als hätte man von vorn herein, fussend auf die Thatsache, dass Borneo kaum ein grösseres Säugethier be- sitzt, das nicht auch in Sumatra, wenigstens in einer nahe ver- wandten Art vorkommt, annehmen können, ein S. harhatus ähnliches Thier müsste auch auf Sumatra leben. Es ist sicher, dass noch viele Thiere. die man jetzt für Borneo oder Sumatra endemisch annimmt, beide Inseln bewolinen. So wies 1) Die Art .S. loiiffirostris Nehring ist von SriLLXEU (18) längst gestrichen, resp. mit S. barhattis MÜLL, et SCHLEG. identificirt. Trotz- dem tritt sie in der Literatur stets noch auf, z. B. bei Lydekkek (4), Teouessakt (23), Miller (6) ; aus diesem Grunde muss ich sie auch gelegentlich noch erwähnen. 2) in: Natuurk. Tijdschr. Nederl. Indie, V. 51, 1891. 8i* 512 Walter Volz, ich z. B. ^) für die sumatranische Fauna die vorher nur aus Borneo bekannten Fische Corvina polycladiscus Blkr., Polynemiis macrononms Blkr., Syncqdnra panoides Blkr., Engraulis crocodUus Blkr. und die Eidechse -) Draco cornutns Günth. zum ersten Mal nach. Auch Arten, die nur von Borneo und Malakka bekannt waren, werden fast bei jeder neuen faunistischen Arbeit über Sumatra auch für diese Insel nachgewiesen, z. B. fand ich dort die vorher nur für Borneo und Malakka angeführte Schlange Cantoria violacea Girard. ^) AVas die Suiden anbelangt, so kannte man bis vor kurzem von Sumatra nur Sus vitiutns Müll. u. ScHLEa. Erst seit Anfang 1902 wissen wir durch Miller (6 u. 7), dass diese Insel auch ein langschnauziges, Sus harhcdns nahe verwandtes Schwein, Sus oi Miller, beherbergt. Ich werde weiter unten auf die Beschreibung dieses Thieres näher eingehen. Folgende Tabelle zeigt die Verbreitung der Suiden auf den grossen Sundainseln und den Gegenden des ihnen am nächsten ge- legenen Theils des Festlandes: yerr»cosHS-Gruppe vitfatHs-Gr\\\}])e Hinteriudieii S. biicculentus Heude = S. verru- cosus M. et S. S. cristatus Wagn. Borneo S. barbatus M. et S. = S. verru- cosus*) M. et S. s. vittatus M. et S. Sumatra S. barbatus M. et S. = S. oi Miller s. vittatiis M. et S. Java S. verrucosus M. et S. s. vittatus M. et S. Celebes S. celebensis M. et S. Specieller Theil. Gehen wir nun zur Besprechung der auf Sumatra heimischen Wildschweine über. 1) Volz, W., Fische von Sumatra, in: Zool. Jahrb., V. 19, Syst., 1903. 2) Volz, W., Lacertilia von Palembang (Sumatra), ibid. 3) Volz, W., Schlangen von Palembang (Sumatra), ibid., V. 20, 1904. 4) Nach Lydekker (4), p. 299, und auch nach "Wallace (vgl. L. Rütimeyer (22), ^. 471). v. Spillner (18), p. 84, sagt: „Absolut sicher ist das Vorkommen des Bartschweins (auf Borneo), weniger sicher das des Pustelschweins {S. rcrrucosnsy''^ Sniilen Snniatras. - 513 1. Sus rittatus Müll, et Schleg. Die typische Form von Sus uittaim^ bewolmt Sumatra. Boriieo und Java. Mehrere Naturforscher, so Rütimeykk und namentlicli F. Major vereinigen aber unter diesem Namen eine ganze Anzahl von Thiereu, welche von andern als gute Arten oder doch scharf umschriebene Varietäten aufgefasst werden. \) Rütimeyek (22) schreibt z. B. (p. 471): „Der ganze Süd- und Ostabhang von Asien, sowie die Kette der Sundainseln bis nach den ]\rolukkeu wird also als Wohnort von Sus riftatxs mit allerlei kleinen Abänderungen an- gesehen werden dürfen." Viel weiter geht F. Ma.jor (5), der sich p. 297 über die Verbreitung von S. viftafus folgendermaassen äussert: „Es ist ein und dieselbe Form von Wildschweinen, welche wir mit geringer Modification der Schädelbildung gegenwärtig von Sardinien bis Neu-Guinea und von Japan bis Südwest-Afrika (Damara) ver- breitet finden. Der Schwerpunkt ihrer Verbreitung liegt offenbar in der orientalischen und der äthiopischen Region, welche beide in ihrer ganzen Ausdehnung dieses Wildschwein zu beherbergen scheinen: ausserdem greift dieselbe Form aber über eiuestheils auf die paläarktische Region (Sardinien und Japan), andrerseits auf die australische Region (Neuguinea und umliegende Inseln)". Aus eigener Anschauung kenne ich nur Schädel von S. vif tat ks aus Java und Sumatra, die unzweifelhaft zu derselben Art gehören; nach p]insicht der einschlagen Literatur scheint es mir aber, dass Majok. wenn er selbst die afrikanischen und sardinischen Ange- hörigen des Genus Sus zu vittatus i-echnet, viel zu weit gegangen sei. Unser Thier, von den Malayen Sumatras Babi utan (Wald- schwein) genannt, ist über die ganze Insel verbreitet. Müller u. SciiLEOEL (8) und KfiNiNGSBERGER (3) geben von seiner Lebensweise gute Schilderungen, denen ich, fussend auf die Notizen meiner Tage- bücher, noch das Folgende beifüge: Das gewöhnliche Wildschwein ist in der Residenz Palembang das häufigste grosse Säugethier. Man findet es im tiefen Urwalde sowohl als auch in der Nähe menschlicher Ansiedelungen, am häufigsten nahe bei Tfianzungen. wo es am beijuemsten die ihm zu- sagende Nahrung findet. Feberall längs den ^^'egen im ^\'alde trifi't man seine Spuren, sowohl diejenigen seiner Hufe als nanientlich die 1) Heuuk (2) unterscheidet z. B. eine ganze Anzahl von verschiedenen Artea auf dem asiatischen Festlande. 514 Walter Volz. seines Eüssels. Wo die Erde feucht ist, wühlt das Thier tiefe Löcher, um Würmer und Wurzeln auszugraben. In den Feldern richtet es durch diese Wühlereien grossen Schaden an, und die hohen, mit vieler Mühe erstellten Zäune rings um die Ladangs, Sawahs und Pisangpflanzungen sind namentlich zum Schutze gegen die Schweine errichtet. Dem Keise stellen sie namentlich kurz vor der Reife nach. In dieser Zeit stellen die Malayen allerlei Lärm- instrumente in den Feldern auf, die theils von AVächtern mittels lauger Schnüre oder Eotantaue, theils durch den Wind bewegt werden, um die Schweine zu scheuchen. Auch allerlei unnütze Mittel werden von den Feldbesitzern angewandt, um sich gegen den Besuch dieser Thiere zu schützen. Sie stecken z. B. rings um die Felder kurze Stöcke in den Boden, deren oberes Ende sie in den Gegenden, wo sich natürliche Asphalttümpel befinden, mit Theer be- streichen; oder sie befestigen an diesen Stäben mittels Schnüren dürre Blätter, Stücke Baumrinde oder Tuchlappen, die durch den Wind hin und her bewegt werden und die „Babis" schrecken sollen. Gewöhnlich kümmern sich diese aber nicht viel darum, nicht viel mehr als um die Zaubersprüche, welche gelegentlich von besonders weisen Malayen gegen sie gebraucht werden, dringen in die Felder ein, und was sie nicht fressen oder durch Wühlen verderben, das zerstampfen sie. Den reifen Bananen stellen sie besonders gerne nach, schaden aber auch den jungen Pflänzlingen. Auch Zucker- rohr, Manihot (Ubi kaju) und andere Nutzpflanzen fressen sie sehr gerne. Kurz vor der Reisernte und während derselben wird man durch die Malayen beständig um Schiesspulver gebeten, um aus ihren alten, grossen Flinten auf in den Feldern marodirenden Schweine zu schiessen. Verlassene Ladanghäuser und sog. alte Rompoks werden von diesen Thieren ebenfalls gerne aufgesucht. Sie finden hier allerlei Abfälle, wühlen mit Vorliebe in der Reisspreu und fressen die Früchte der zurückgebliebenen Culturpflanzen, wie Gurken, Kürbisse etc. Auch in die Nähe der bewohnten Ortschaften wagen sie sich gerne und oft, da sie von den Malayen kaum ernstlich belästigt werden, weil dieselben als gläubige Muhamedaner nicht nur das Fleisch der Schweine verabscheuen, sondern sogar getödtete Thiere nicht einmal wegschaifen wollten, aus Furcht, sich durch Berührung zu verunreinigen. Mehrere Male hatte ich Gelegenheit, direct von meinem Hause in verschiedenen Ortschaften nach Schweinen zu scliiessen, und einer meiner Begleiter erlegte hinter unserm Wohn- Saiden Sumatras. 515 hause in Biiikii (Atel. Iliran) mit groben Schroten durch einen Schuss zwei dieser Thiere. Dann und wann sah ich sie auch sich unter die Karbaue (Wasserbüffel) mischen und ruhig zwischen diesen grossen Wiederkäuern herumgehen, während sich dieselben in ihren Tümpeln suhlten. Am häufigsten trifft man jedoch ihre Spuren an den da und dort im Walde gelegenen Morästen, sog. Subans, die auch von andern Säugern, namentlich Elefanten. Rhinoceros, Tapiren und Hirschen aufgesucht werden und die dem Jäger deshalb ge- wöhnlich günstige Stellen zum Anstand bieten. Beim Reisen im Innern des Landes trifft man oft mit den "\Mldschweinen zusammen. Die begleitenden Hunde stöbern sie allenthalben auf. Häufig sieht man sie die Strassen und Wege kreuzen oder denselben eine Strecke weit in gemüthlichem Trabe folgen, manchmal allein, gelegentlich in kleinen Trüppchen. Zur Zeit der Paarung, die wahrscheinlich nicht an so bestimmte Jahreszeiten gebunden ist wie in gemässigten Zonen, sind mehrere Thiere vereinigt. Die Männchen sind dabei sehr eifersüchtig auf einander. Ihr Grunzen und Quitschen verursacht einen solchen Lärm, dass man sie im Walde auf grosse Distanz hören kann. Ihre sonstige Vorsicht lassen sie dabei mehr ausser Acht als gewöhnlich. so dass man sich bis nahe an sie heranschleichen kann. „Da in dem heissen Erdgürtel die Zeit der Fortpflanzung der Thiere selten festen Regeln unterworfen ist", schreiben MIt^ler u. Schlegel (8) p. 172, „so findet man auch beinahe zu allen Zeiten des Jahres junge Schweine in den Wäldern; jedoch meist in der Trockenzeit während des Ostmonsuns; zwischen den Monaten April und October." Am 19. October 1900 traf ich zwischen ]\Iusi und Lematang in der Nähe von Kertaju eine Bache mit einigen ganz jungen Frisch- lingen. Anfangs Januar 1901 kaufte ich in Muara Lakitan (oberer Musi) ein Ferkel mit sehr deutlichen Längsstreifen. Am 3. Februar 1901 brachte man mir ein Ferkel, bei dem die Längsstreifung schon stark verschwommen war. Im dichten Walde stösst man liie und da auf die Lagerplätze der Schweine, rumali Imbi, ,.Schweinehäuser", wie sie die Malayen wohl auch nennen. Dieselben bestehen aus einem Gewirr von Aesten. welche zusammen einen flachen Kegel bilden, worunter sich das Schwein bergen kann. Das Dach dieser Schutzorte ist aber nicht wasserdicht. Wie ich schon andeutete, stellen die ]\[alaven den Schweinen 516 Walter Volz, nicht eigentlich nach. Die Kubus ^) jedoch jagen sie ihres Fleisches wegen. Ich selbst finde das Fleisch dieser Thiere recht schmack- haft, mein Urtheil darüber ist jedoch vielleicht deshalb kein maass- gebeiides, weil ich oft Wochen lang kein frisches Säugethierfleisch ei-- halten konnte und das Erbeuten eines Schweines dann jeAveilen ein kleines Fest war. Die Kubus fangen die Thiere in Schlingen. Auch die Malayeu erbeuten sie gelegentlich, aber nur zufällig. Sie spannen nämlich längs den Waldsäumen, welche ihre Reisfelder um- geben, Schlingen, um die Hirsche, welche kommen, um in den Pflanzungen zu äsen, abzufangen. In diese Fallen geraten manch- mal Schweine. Der ärgste Feind der Babis ist aber der Tiger, dessen Haupt- nahrung sie jedenfalls bilden. Im Tigerkoth sind, so zu sagen, stets Schweinehaare enthalten, und wenn man ein Aas findet, das den Ueberrest einer Tigermahlzeit bildet, so ist es fast immer dasjenige eines Schweines. Auch von den kleinen Blutegeln (Patjets) und be- sonders den Zecken haben die Thiere viel zu leiden. Letztere setzen sich namentlich an solchen Stellen des Körpers an, wo sie vom Rüssel nicht weggescheuert werden können, namentlich zwischen den Beinen, an der Kehle, dem Bauche und den Genitalien. Dabei erreichen sie oft den Umfang grosser Erbsen und verursachen dem Thiere jeden- falls grosses Unbehagen. Dass sich Sns vittatus zur Zähmung eignet, ist längst bekannt. Das Battak-Schwein ist ein ganz naher Verwandter davon. -) Nörd- lich vom Rawas in einer kleinen Colonie von Kubus traf ich eben- falls 2 zahme Babi utan, die von jung auf bei diesen Leuten gelebt haben und das Dörfchen nur zum Aufsuchen ihrer Nahrung verliessen. Ueber die Schweine gibt es bei den Malayen eine Menge von Sagen, nach einigen davon sind dieselben verzauberte Menschen. 1) Vgl. VoLZ, W., Lacertilia von Palembang (Sumatra), in: Zool. Jahrb., V. 19, Syst., 1903, p. 428, Anm. 1. 2) Vgl. darüber namentlich Otto (17), p. 97. Suideii Sumatra*. 517 Tabelle mit den absoluten Maassen von 4 männlichen Schädeln von Sits vitfatns von Sumatra (in mm). 1 1. 2. 3. 4. 1. Basalläng-e des Schädels 271 281 301 284 2. Profilläuge des Schädels bis luteniuixilhirspitze 317 329,5 357 328 3. Forameu maguum bis Vomei-Anfaug- 44 C?) 46 46,5 48 4. ,. „ „ Mitte d. Gaumeuausschnitts 82 82 86 86 5. Grüsste Breite dos Schädels au deu Jochbogeu 129,5 143 162 137 6. Grüsste Stirubreite (au deu Postorbital-Fortsätzen) 88,5 98 115 93,5 7. Kleinste „ au der oberu Thräueubeiuuaht 42 46 45 41.5 8. Kleinste Breite zwischen deu Scheitelleist eu 34 34,5 34 31' 9. Grösste Breite an den OccipitalHügelu 52,5 71,5 80 61,5 10. Breite der Nasalia au der hintern Spitze der Intermaxillaria 31 29 34 30.5 11. Gauineubreite zwischen Vorjoch von M, 22 21 28 25 12. )) » )5 11 ^M 28 30 31,5 30 13. n :; ?? » 1»3 33 35,5 36,5 34 U. Breite der Schnauze über Pg 50 52 54 52 15. Höhe des Occiput vom Unterraude des Foramen magnnm ab 101 109,5 123 108 16. Höhe des ganzen Schädels iucl. Unterkiefer 190 198 223 200 17. Lauge der Frontale und Parietale zusammen (Mittellinie) 170,5 179 9 176 18. 18a. Länge der Nasalia (Mittelliuie) Grösste Länge der Palatiua dicht neben der 139 142,5 •p 142 Mittellinie 47 40 40 50 18b. Länge des hinter M.^ liegenden Theils der Pala- tiua (Mittellinie) 00 5 14 10 19. (^uerdurchmesser der Orbita 37 40 47 42 20. Höhe des Lacrymale am Orbitalraude 21 24 V 25 21. „ „ „ über der Vorderecke der untern Naht 26 28 ? 27 22. Länge des Lacrymale am Unterrande 20 18 9 20 28' ,, „ „ am Oberraude 50 44 54 41 24. „ der ganzen oberu Backeuzahureihe 110 9 108,5 115 25. „ der 3 oberu .Molaren 66 66.5 65.5 68 26 „ von Fl, P.^ und P^; (Henskl) 33 39 38 :-i9 27. „ von M;, sup. (Mittelliuie) 29 31 32,5 30,5 28. Breite des Vorjochs von M.. suj). 22 24 20,5 22 29. Grösster Durchiuesser der oberu C'aniu-Alveole 20,5 25,5 28 18 30. Länge des Intermaxillare am Alveojarrande 57 62 68 57 31. „ „ Unterkiefers bis Hinterrand des Condylus 242 254 (?) 262 251 32. „ „ » „ hinter M., 165,5 165 (?) 168 167 33. Grösste Breite des Unterkiefers bis an die Condylen 115 122 135 118 34. Untere Backeuzaliureihe ohne P4 107 108,5 110 114 35. Länge der 3 unteru .Molaren (Mittellinie) 67 69 71 66.5 36. „ des .M;; inf. (Mittellinie) 32 34,5 37 30 37. Grösste Länge der Unterkiefer-Symphyse 64,5 71(?) 70 65,5 38. Basilarlänge 253 263 283 266 39. Palatalläuge 189 198 215 201 518 Walter Volz, Im Vorstehenden gebe ich eine Tabelle mit den ]\[aassen von 4 Schädeln von Sns vittafns, die alle von Snmatra stammen. Sie wird vielleicht einem spätern Bearbeiter der indo-malayisehen Sniden sein 3Iaterial vervollständigen helfen. Die Art der Messungs weise ist gen an dieselbe, wie sie Nehring (12) Tabelle II, p. 32 angewandt hat. Dazu füge ich noch die Basilarlänge nach Hexsel und die Palatallänge (vordere Spitze des Intennaxillare bis Hinterende des Palatinum, dicht neben der Mittellinie). Beschreibung der 4 Schädel. 1. Schädel eines fast ausgewachsenen Männchens, von Palem- bang, 1901. M^ u. « schon etwas abgekaut. Talon von M., sup. n. inf. erst kürzlich durchgebrochen. Eckzähne noch kurz (im Ver- gleich mit den 2 folgenden Exemplaren). P^ unten von Po nur durch einen 1 mm langen Zwischenraum getrennt. Alle Nähte noch sehr deutlich. Gesammelt von Dr. W. Volz. 2. Altes Männchen von Palembang, 1902, mit mächtigen untern Caninen. Die Backenzähne sind alle in Thätigkeit gewesen, die vordem z. Th. stark abgekaut. P^ oben fehlen spurlos; Pg oben stösst direct an die Alveole des Eckzahns. Unten ist P^ wohl ent- wickelt und stösst direct mit Po zusammen. Nähte deutlich. Gesammelt von Dr. E. Kissling, Privatdocent in Bern. 3. Altes Männchen von Sumatra, mit kräftigen Eckzähnen. Alle Zähne stark in Usur gewesen. P4 oben ausgefallen, ihre Al- veolen noch deutlich. P^ unten vorhanden, von Po durch einen 3 mm langen Abstand getrennt. Nähte der Knochen z. Th. nicht mehr sichtbar. 4. Junges Männchen von Sumatra, etwas jünger als das sub 1 beschriebene. Talon von M,, oben und unten noch in der Alveole. P^ unten von Pg durch einen Abstand von 10 mm getrennt. Nähte des Schädels sehr deutlich. 2. Sus harhatus MIjll. et Schleg. = Sns ol Miller (6 u. 7). Die weiten, fast flachen Gebiete an der Nordostküste der Resident- schaft Palembang waren bis vor wenigen Jahren fast unbekanntes Land. Sehr weit vom Meere weg machen sich im Innern längs den Flüssen die Gezeiten bemerkbar. Beiderseits von den Wasserläufen und Suiden Sumatras. 519 weit hinein vom Seestrand dehnen sich Sümpfe, bewachsen in der Nälie des Brackwassers von Mang-roven, Sonneratien und den lang- weiligen Nipapalmen, hinter welchen die schlanke Bajas- oder Xibung- palme ihre hell grünen ^^'edel erhebt, und dahinter und an den Ober- läufen der Flüsse, bis wohin das Meerwasser nicht mehr dringen kann, aber die Fluth die langsam abwärts fliessenden ^Vassermasse■n doch noch staut, dehnen sich die unendlichen Urwälder, für welche dei' herumschweifende Kubu das Wort „alas" gebraucht, was ungefähr „das unendliche Waldmeer" bedeutet. Die Menschen haben sich hier nur an ganz wenigen Stellen dauernd angesiedelt. Einige Malayen benutzen die spärlichen Plätze, wo sich das Land auch zur Regenzeit aus dem Meilen weit sich dehnenden Wasser erhebt, zum Anbau von Reis. Im Innern der Wälder nomadisiren kleine Horden der heidnischen Kubus; der Europäer hat bis vor wenigen Jahren seinen Fuss kaum in diese Wildnisse gesetzt. Erst vor kurzer Zeit drangen ^^'eisse bis an die Oberläufe der grossen Ströme, welche diese Einöden durchschneiden, hauptsächlich am Lalang bis hinüber auf das Gebiet des bis vor wenig Jahren noch unabhängigen Sultanats Djambi. Das Petroleum. in den Pliocänschichten , welche den Untergrund dieser Gegenden bilden, lockte sie hierher. Diesen kühnen Eindringlingen, zum grössten Theile Holländern, verdanken wir die Kenntniss jener Strecken. Wo sonst kaum halbwilde Menschen hinkamen, erheben sich jetzt europäische A\'ohnhäuser, welche eine Petroleum-Raffinerie umgeben, die mit allen Finessen der Technik ausgestattet ist. Wege entstanden, und das Land wurde so weit als nöthig genau karto- graphisch aufgenommen. Dabei wurde manche interessante geologische und geographische Thatsache gefunden; aber auch einige zoologisch nennenswerte Beobachtungen wurden gemacht. Dem holländischen Chefarzt einer grossen Petroleumunternehmung, Herrn Dr. A\'. Block, verdanke ich zwei Schädel einer bis dahin in der Residentschaft Palembang unbekannten Schweineart. Diese beiden werthvollen Ob- jecte, welche ich im Jahre 1902 bei Herrn Dr. Block in B ajung Lentjir am obern Lalang sah, stellte mir derselbe in liberalster Weise zur Verfügung und schenkte sie später dem Naturhistorischen Museum von Bern. Ich benutze auch hier die Gelegenheit, um Herrn Dr. Block dafür meinen besten Dank auszusprechen. Es war mir allerdings schon bekannt, bevor ich dieser beiden Schädel ansichtig wurde, dass ausser dem überall vorkommenden Sm vitfatus noch in einigen, der Küste nahe liegenden Stre(iken 520 Walter Volz, eine andere Scliweineart vorkommen soll. Schon im Jahre 1900 er- hielt ich durch Malayen, welche vom Musi oder Rawas aus nach Nordwest-Palembang gegangen waren, um in jenen Sumpfgebieten aus den dort häufigen Palaquium-Arten das werthvolle Guttapercha- Harz zu sammeln, von diesen Thieren Kunde. Sie berichteten von einem grossen Schweine von heller Körperfarbe, wie die „Schweine der Chinesen", die alljährlich einmal vom Meere her ins Innere wandern sollten. Diese Thiere heissen malayisch Nangwie; die Holländer, welche davon hörten, nennen sie „Strandvarkeu" oder Strandschweine. Herr Dr. Block schrieb mir über die Lebensweise dieser Schweine Folgendes : „Das Nangwie oder Strandvarkeu zieht vom Strande des Meeres nach dem Innern des Landes und zwar während der Monate No- vember, December und Januar ^) und geht wieder nach dem Meeres- strand in den Monaten Februar, März und April. Der Zug nach dem Innern wird, wenn man den Leuten hier glauben kann, verursacht durch die in dieser Zeit stattfindende Reife gewisser Früchte, es ist also eine Wanderung zu bessern Nahrungsplätzen.-) ^^'enn die Früchte^) alle aufgezehrt sind und die trockene Jahreszeit bevorsteht, so ziehen die Thiere wieder gegen den Strand hin. Die Zeit im Innern des Landes wird auch zur Paarung benutzt (bessere Ernährung ?). Dass man auch während der Jahreszeiten, wo die Nangwies am Meere leben, einige wenige Thiere im Innern antrifft, erklärt sich dadurcli, dass von den Jungen oder ganz alten einige zurückbleiben. Das Hin- und Herziehen der NangAvies geschieht in grossen 'i'ruppen, deren jede ein altes Männchen zum Führer hat. Letzterer geht erst allein über einen zu überschwimmenden Fluss; ist er auf der andern Seite desselben angelangt und wittert hier keine Gefahr, so stösst er einen lauten Schrei aus, worauf die Truppe folgt. In einer Truppe sind mehrere 100 Thiere vereinigt. Die Kubus, welche diese Schweine gerne essen, warten an ge- wissen Stellen in lautloser Stille den Uebergang des Führers ab. 1) Also während der ersten Hälfte der Regenzeit. 2) Beehm (Thierleben) erwähnt, dass auch unser europäisches Wild- schwein zur Zeit der Reife der Eicheln Wanderungen zu guten Nahrungs- plätzen unternimmt ; dieselben sind freilich nicht so regelmässig, wie beim Nangwie. 3) Bis jetzt ist nicht bekannt, was für Früchte es sind. Suiden Sumatras. 521 Erst wenn derselbe das Signal gegeben hat und den Uebergaug nicht nielir hindern kann, gehen die Kubus, mit Parangs ') bewaifnet. zum Angriff über. Gewöhnlicli wird der Ueberfall gemaclit, wenn I die Nangwies vom Lande zum ]\Ieere ziehen. Durch die reichliche Fütterung sind sie besser ernälirt und deshalb^sehr fett. Das Verbreitungsgebiet des Nangwies soll sich vom Norden nacli Süden vom Indragiri-Fluss bis zum ]\Iusi ziehen" (vgl, Kartenskizze). 1) Der Parang ist eiu Hackmesser, das den Malayeu zum Holzfällen etc., aber auch als Waffe dient. 522 Walter Volz, Mit dieser aiischaulicheii Schilderung, die uns Dr. Block giebt, stimmen die Nachrichten, welche ich selbst über das Thier einziehen konnte, überein. Jedenfalls ist sicher, dass die Nangwies grosse Wanderungen unternehmen und dass ihnen dabei zum Uebersclnvimmen kein Fluss zu breit ist. Ob aber ihre Wanderungen nur durch die Eeife gewisser Früchte oder noch durch andere Ursachen bedingt werden und ob sich dabei die Flussübergänge genau in der uns von Dr. Block geschilderten, ihm übrigens von Malayen oder Kubu erzählten Weise abspielen, bedarf noch weiterer Beobachtungen. Was übrigens das südliche Verbreitungsgebiet dieser Sus-Avt an- belangt, so kann man wohl den Musi, resp. dessen nijrdliches Zufluss- gebiet als Südgrenze angeben. Ich habe mehrere Jahre beiderseits von Musi und Rawas zugebracht, hörte jedoch nie, dass die Nangwies bis an einen dieser Flüsse vorgedrungen wären, dagegen bis an nördliche Nebenflüsse des Musi. In den Batang Leko, einen der grössten linksufrigeu Nebenflüsse des Musi, ergiesst sich weit oben der Sungei Kapas und in diesen wieder der Sungei Nangwie. Letz- terer ist deshalb wichtig, weil in seiner Nähe die vielumstrittene Grenze zwischen der Residentschaft Palembang und dem Sultanat Djambi verläuft. Jedenfalls deutet sein Name darauf hin, dass die Nangwies schon bis hierher kamen. Diese Schweine finden sich ferner zu gewissen Zeiten zwischen dem obern Batang Leko, resp. dessen linken Nebenflüssen und dem Lalang, welch letztern sie in ansehnlichen Schaaren überschwimmen, wie mir Augenzeugen be- richteten. Zur Zeit, als ich den Lalang befuhr, im Mai und Juni 1902, gab es dort keine Nangwies. Auch im untern Teile von Djambi sind diese Thiere wohlbekannt. Ihr Verbreitungsgebiet richtet sich vielleicht nach dem Vorhandensein einer uns unbekannten Nährpflanze. Bis ins Stromgebiet des eigentlichen Banju asin scheinen die Nangwies nicht einzudringen ^) (vgl. Kartenskizze). Ein mir bekannter Holländer, welcher einst eines dieser Thiere schoss, schilderte mir dasselbe als bedeutend grösser als Sus vittatus, namentlich hochbeiniger. Die Farbe des Körpers sei weiss oder hell. Verwundete Nangwies sollen nicht ungefährlich sein. Zum ersten Male wird in der Literatur diese Stts- Art erwähnt 1) Zur nähern Orieutirung ül:)er die geographischen Verhältnisse in der Residenz Palembang verweise ich auf eine Karte in: VoLZ, W., lieber die Verbreitung von Siamanga syndactylus und Hylebates agilis in der Residenz Palembang, in: Zool. Jahrb., V. 19, Syst., 1903, p. 670, Saiden Sumatras. 523 durch MiLLEK (6). Dr. Abbott erbeutete im September 1901 ein ausgewachsenes Männchen des Nang--oi-Schweines am Indragiri Fluss (Ost-Sumatra). Dasselbe wurde von Miller (6) als Sxs oi n. sp. be- schrieben. Dieser Name ist sehr unglücklich gewählt. Das Thier heisst malajdsch Nangwie nicht Nang-oi. Die malayischen Eigen- namen werden nicht nach chinesischer Art in einzelnen Silben ge- trennt geschrieben. Es hat ungefähr denselben Sinn, das Nangwie Sxs oi zu nennen, wie wenn man unsere Ziege Capra ge nennen würde. Jedenfalls ist sicher, dass Sus oi j\Iiller mit dem Nangwie der nördlichen Küstenstriche von Palembang identisch ist. Dass es keine unbeschriebene Art ist, zeigt die weiter unten folgende Be- schreibung und Vergleichung mit Sns harhaius Müll, et Schleg. von Borneo. Dass Abbott das Schwein am Indragiri-Fluss erbeutete, zeigt übrigens, dass Herr Dr. Block, resp. die von ihm ausgefragten Eingebornen völlig Recht hatten, wenn sie behaupten, dass diese Art bis an jenen Fluss vorkomme. Nach den Angaben Abbott's (vgl. Miller (7) p. 147) ist das Thier in den ^^'äldern und Sagopflanzungen längs den Ufern des Indragiri-Flusses häufig. Seine Fussspuren können von denjenigen von Sus vittatus in Folge ihrer bedeutendem Grösse stets unterschieden werden. Das durch Abbott gesammelte Exemplar stammt aus der Gegend von etwa 30 Meilen oberhalb der Gründung des Indragiri-Flusses. Herr G. Schneider in Basel, welcher den Indragiri-Fluss eben- falls befuhr, hörte von den Nangwies in jenen Gegenden auch sprechen. lieber seine bezüglichen Beobachtungen und Erfahrungen gedenkt er anderswo selbst zu berichten. Gehen wir nun zur Beschreibung des Thleres selbst über. Ich folge dabei vollständig der Arbeit Miller's (6), dem wir die einzigen Angaben über das Aeussere verdanken, und bringe dieselbe über- setzt in Sperrdruck und Anführungszeichen zum Abdruck, wo- bei ich jeweilen, wenn nöthig, meine eignen Befunde einfüge. Letztere vergleiche ich hauptsächlich mit den vorzüglichen Beschreibungen des Sus barbatus von Spillner (18). ,,U n t e r e i n i g e n S ä u g e t h i e r e n , w e 1 c h e V 0 n Dr. W. L. Ab- bott am Indragiri-Fluss, Ost-Sumatra, im September 1901 gesammelt und dem United States National Museum in ^^'ashington geschenkt wurden, befindet sich ein ausgewachsenes Männchen des Nang-oi, einer grossen Schweineart, welche dem borneensischen Sus harhat HS WC LLEH und Stis long i rostris 'Sehri^g verwandt 524 Walter Yolz, ist. Es ist von den Arten von Sus, welche bisher be- schrieben wurden, verschieden und mag- bezeichnet AY erden als Sus oi n. sp. „Beschreibung. — Aeusserlich am meisten Sus bar- bat us ähnlich, jedochKör per selbst spärlicher behaart (eine Mähne fehlt, und die Haut ist nirgends durch Borsten ganz verhüllt, ausgenommen im Gesicht), mit zwei gut entwickelten, warzigen Protuberanzen auf der Schnauze. Schädel im wesentlichen wie bei Sus Jongirostris. Zähne kleiner als bei Sus longirosiris oder Sus barbatus, der hintere untere Molar in der Grösse stark reducirt, fast wie bei Stts celebensis.^' Auf diese Punkte werde ich weiter unten des Näheren eingehen. „Aeussere Merkmale. — Der Leib und Hals sind spar- sam und gleichförmig mit schwarzen Borsten übersät, welche nirgends die gelblichweisse Haut verhüllen. Auf den Seiten und am Bauche sind sie sehr steif, dicht angedrückt und nach rückwärts gerichtet, un- gefähr 20mm lang und nahezu 5mm im Durchmesser. Auf den Beinen sind sie weniger grob und zahlreich genug, um einen erkennbaren dunkeln Schatten zu er- zeugen. Längs der Mittellinie von Hals und Rücken nehmen sie an Länge bis etwa 50 mm zu, ihr Durch- messer nimmt zu gleicher Zeit bis 3 mm ab. Die Haare 1) i 1 d e n k e i n e M ä h n e , aber durchweg, wo sie bei andern Schweinen vorkommt, sind die Haare weniger zer- streut und angepresst als anderswo. Sie sind schwarz, mit gelbbraun getupft. Kopf wie bei Sus barbatus (vgl. tab. 30 der Verband], over de natuurlijke geschie- denis d. Nederl. overzeesche b ez it t ingen), ausge- nommen, dass ungefähr in der Mitte zwischen Auge und Rüssel zwei gut entwickelte Warzen vorhanden sind, die 30mm in der Länge und 20mm in der Breite messen, dicht bedeckt mit steifen, geraden Borsten. Diese Borsten sowohl als die des obern Theils des Gesichtes sind einförmig gelblich- braun. Auf den Wangen sind sie stark mit schwarzen gemischt. Schwanz spärlich mit steifen, schwarzen Haaren be- Suiden Sumatras. 595 deckt, die etwa 25 mm lang sind. Sie verhüllen die Haut nirgends, jedoch sind sie am letzten Drittel längs den Seiten genügend dicht, um eine deutliche, flache Bürste zu bilden." Da ich die sumatranischen Bartschweine nicht von Ansehen kenne, so vergleiche ich die MiLLER'sche Beschreibung von Sus oi mit denjenigen, welche Müller u. Schlegel (8) sowie Spillxer (18 1 von S. barhatus geben. Dabei stellen sich keine so grossen Unter- schiede heraus, welche erlauben würden, die Thiere von Borneo von denjenigen Sumatras specifisch zu trennen, weil sie sich in Bezug auf Körperfärbung, Behaarung etc. stark genug unterscheiden würden. Das Aeussere variirt übrigens bei den einzelnen Sus-Arten sehr stark. RüTiMEYER (22) sagt darüber p. 470 bei Besprechung von S. rittatus: „Schon die geographische Verbreitung scheint dieser Form eine wichtige Rolle in der mit dem gemeinsamen Namen Sus bezeichneten Gruppe anzuweisen. Erwägt man, dass bei Dickhäutern aller Art manche Merkmale, die in vielen andern Thiergruppen nur geringen Schwankungen unterworfen sind, wie Körpergrösse , Be- schaifenheit des Haarkleides, ja selbst Hautfarbe so weitgehenden individuellen und localen Schwankungen unterworfen sind, dass sie ihren Wert zur Unterscheidung von Arten so viel als verlieren, so wird überhaupt das Bild der Vertheilung der in Rede stehenden Ab- theilung der Schweine ein sehr einfaches. „Abnahme der Körpergrösse ist die allgemeinste Veränderung, welche mit der Zertrennung auf das ost- und süd-asiatische Littoral einhergeht. Dazu kommen allerlei Haarzierden in Form von Mähnen oder sonstigen Haarbüscheln, sowie Entfärbungen, namentlich am Kopf; ferner Veränderungen der Statur, Hochbeinigkeit und der- gleichen, welchen man kaum andern als localen ^^'erth wird bei- messen können. Sogar die allgemeine Form des Kopfes, die durch Verkürzung oder Verlängerung des Gesichtsschädels sehr weitgehen- den Graden von Veränderung unterliegt, wird nach den lehrreichen Nachweisen von Natiiusius bei dieser ihre Nahrung durch ^Mihlen gewinnenden Thiergruppe nur mit grosser Vorsicht als Species-Merk- mal zu verwenden sein." Ueber die Form der Schädel äussern sich auf ähnliche \\'eise Müller u. Schlegel (8) p. 176 in Bezug auf S. verrucosus. Die Hauptunterschiede in der Behaarung, welche zwischen der sumatranischen und der borneensischen Form von S. barhatus be- stehen, sind etwa die folgenden: Zool. Jahrb. XX. khih- f. S.vst. ;35 526 Walter Volz, Eine eigentliche Mähne scheint der Sumatra-Form zn fehlen. Bei ihr sind die Borsten an den Seiten und am Bauche die stärksten, während nach Spillner (18) p. 90 „am stärksten die weissgrauen Borsten der markirten Stellen des Kopfes, zumal die des Backen- bartes" sind. Am Ende des Schwanzes bilden die Haare bei S. oi Miller „eine deutliche flache Bürste", Spillnee sagt vom S. har- batus von Borneo in Bezug auf diesen Punkt: „Die Extremitäten und der Schwanz sind tief schwarz, letzterer ist mit ebenso gefärbter starker Endquaste versehen". Als einen Hauptunterschied seines Sus oi von Sus harhatus macht Miller das Vorhandensein von 2 gut entwickelten, warzigen Pro- tuberanzen geltend. Es wurde allerdings früher angenommen, dass Gesichtswarzeu bei S. barhatus nicht vorkommen sollen. Nach NEHEiNa (13) p. 19 „besteht in der Behaarung und hinsichtlich des Vorhandenseins resp. Fehlens von Gesichtswarzen ein oifenbarer Unterschied zwischen S. longirostris und S. harbatns S. barbatus hat nach einer bestimmten brieflichen Mittheilung JeiNtink's an mich keine Gesichtswarzeu; S.' longirostris dagegen ist nach Grabowsky's Angabe mit solchen versehen". Auch nach Gray (1) p. 23 u. 32 besitzt S. barbatus keine Gesichts warzen. Im Gegensatz zu diesen bestimmt lautenden Aussagen berichtet nun v. Spillner (p. 89) das Folgende : „Am Oberkiefer vollzieht die Begrenzung der Querbinde ein Büschel dicht stehender, grau weisser, straffer Borsten oberhalb des Mundwinkels. Es ist dieselbe Stelle, an welcher bei den Arten mit Gesichts- warzen sich warzenähnliche Protuberanzen befinden. Auf Grund dieses Umstandes und der nahen Verwandtschaft, welche das Bartschwein der Schädelform nach mit den „verru- cosen" Schweinen hat, nahm ich Veranlassung, diese Stelle genauer zu untersuchen. Zu meiner eigenen Verwunderung konnte ich nun mit Sicherheit auf dem Grunde dieser dicht bewachsenen Stelle bei beiden Thieren eine warzenartige Auftreibung feststellen, die selbst bei den getrockneten Häuten nach allen Seiten hin scharf abgesetzt ist und sich deutlich von der übrigen Haut abhebt. Bei der Untersuchung einer halben, in Spiritus aufbewahrten Haut fand ich, dass die Warze bei den andern Präparaten stark geschrumpft war, ^) sie hat die ungefähre Grösse einer kleinen "Wall- 1) Wahrscheinlich kounteu diese AVarzeu, weil sie bei ausge^-topftca Suiden Sumatras. 527 nuss, ihre Höhe misst 13 nnu. am Grunde ist dieselbe 17 mm breit. ^) Meines Wissens ist für das Bartschwein etwas derartiges noch nicht festgestellt und ich gebe zu, dass bei einer oberflächlichen Be- sichtigung die Warzen nicht zu sehen sind, dieselben sind vielmehr sehr versteckt und schwer aufzufinden. Zweifellos trägt das Männ- chen diese Artcharaktere noch viel stärker ausgeprägt. Von andern Gesichtswarzen konnte ich auch nicht die Spur feststellen". Ebenso zeigten die Bastarde, welche aus Kreuzungen zwisclien Bartschweinen und Hausschweinen in der Versuchsanstalt des land- wirthschaftlichen Instituts zu Halle hervorgingen, in allen Fällen die (lesichtswarze deutlich. Schädel. — Der Schädel gleicht so auffallend dem- jenigen eines alten Männchens von Sus Jongirostris von Borneo, dass man leicht annehmen könnte, er ge- höre einem Individuum jener Art an. Es scheint mir hier der passende Ort, die 2 Schädel des Sumatranischen Bartschweines, die sich in meinen Händen befinden, zu beschreiben und sie zugleich mit den guten Angaben Nehrixg's und V. Spillner's zu vergleichen. Die oben citirten Worte Miller's über den Schädel genügen, um seinen äussern Habitus zu kennen, wenn man die Arbeiten Xehrinct's, welche über S. lom/irostris handeln, zur Hand nimmt. Es kann sich deshalb hier nur noch um Details handeln, die Miller in seiner Beschreibung versäumt hat, beizugeben; dabei verweise ich aber hauptsächlich auf die hinten angefügten Messtabellen. Die Basallänge (Entfernung zwischen dem untern Rande des Foramen magnum und der äussersten Spitze der Intermaxillaria) beträgt bei meinen sumatranischen männlichen Schädeln 898 resp. 438,5 mm, bei S. oi Mill. s von Indragiri 410 mm, bei S. longirosiris XiiRG. i von Borneo 401 mm, von Java 405 mm, bei S. harbatus M. et ScHL. S von Borneo 450, 431 resp. 400? mm. Die Kehldorne sind schräg nach voru geneigt, so dass der auf- steigende Ast des Unterkiefers dieselben fast gänzlich verdeckt. Das Verhältniss der Gesammtschädelhöhe zur Basallänge liegt Thierru stark schi-nmpfen, aus diesem (Ti-unde durch .Thntixk nicht mehr gesehen werden. 1) Vgl. die Maasse der Warzen bei einem uiiännl. >'. oi weiter oben. — Die von Sl'il.LXEK untersuchten Thiere waren AVeibchen. 35* 528 Walter Volz, innerhalb der Schwankung-en von S. harbafns; das eine Maass stimmt sog-ar genau überein mit den Verhältnissen, welche Spillner resp. Nehring angeben. 1 : 1,59 resp. 1 : 1,66. Auch bei diesen zwei Schädeln zeigt sich das schon von Spillner beobachtete Verhalten, wonach bei dem grössern Schädel die Breite der Occipitalflügel verhältnissmässig geringer ist als beim kleinern. Bei letztem! verhält sich die Breite der Occipitalflügel zur Profil- länge wie 1 : 6,60, beim grössern wie 1 : 7,00 {S. harhafus von Borneo 1 : 5,3—1 : 7,1). Die Profillinie der Sumatra-Schädel ist eine recht verschiedene. Bei dem kleinern, abgebildeten Thiere ist sie viel gestreckter und gerader als beim altern. Eine gerade Linie, über die höchsten Punkte der Profllcontur gelegt, ruht, mit Ausnahme von ca. 10 mm der vordersten, sehr schwach nach unten geneigten Spitze, während einer Strecke von etwa 4 cm auf den Nasalia auf. Dann bildet die Contur eine schwache Einsenkung nach unten, und 2 cm vor der engsten Stelle der Crista parietalis trifft? die Linie wieder auf den Schädel, mit dem sie bis zur engsten Stelle in Contact bleibt. Die tiefste Einsenkung auf den Stirnbeinen beträgt nur 8 mm. Die tiefste Stelle zwischen den Occipitalflügeln ist 15 mm von der ge- raden Linie entfernt. Das Profil dieses Schädels hat, von den mir bekannten Abbildungen von S. barbatus am meisten Aehulichkeit mit demjenigen von Müller u. Schlegel (8) tab. 31, fig. 5 ge- gebenen. Beim grössern Schädel ist die frontale und occipitale Einsenkung grösser und die Profillinie deshalb weniger gestreckt. Die über die obere Schädelcontur gelegte gerade Linie liegt vorn weniger lang auf und ebenfalls hinten , wo sie nicht mit der engsten Stelle der Crista parietalis zusammen-, sondern vor diese fällt. Der grösste Abstand vom Frontale zu dieser Linie beträgt 21 mm, der grösste Abstand von der Mitte der Occipitalflügel 29 mm. Diese Angaben bestätigen demnach ebenfalls die Ansicht Spillner's, dass das starke Variiren der Profillinie auch dem Bartschweine eigen sei. Die Länge der Nasenbeine verhält sich zur Gesammtprofillänge wie 1:2,14—1:2,20 (nach Miller 1:2), also wie bei S. barbatus von Borneo. Auch die sumatranischen Schädel lassen keine deut- liche Abgrenzung zwischen den Frontalia und Parietalia zu, da die betreffenden Nähte dicht verwachsen sind. Die Totallänge der Stirn- und Scheitelbeine zusammen beträgt beim kleinern Exemplare 243 mm, beim grössern 269 mm. Letztere Suideii Sumatras. 529 Zahl Übertrifft das grösste von Si'illnek angegebene ^[aass (252 mm), bleibt aber noch um 7 mm hinter dem grössten barhattis-Schädel der NEHRiNG'schen Sammlung (276 mm) zurück. Die geringe Breite der Crista sagittalis wird von Xeheinö (9) {). 349 und (10) p. 81 als ein besonderes Merkmal für sein S. lomji- rostris angeführt, und in der That sind bis dato noch von keinem S. harhatns so geringe Maasse gefunden worden. Si'iiiLXEK (18) p. 97 hat aber gezeigt, dass die Breite der Crista sagittalis eine sehr wechselnde ist. Er hat bei drei sehr alten männlichen Schädeln von S. harhatns 13, resp. 15 und 21 mm Breite des Kammes gemessen. Die von mir gefundenen Zahlen beim Bartschw'ein Sumatras stehen zwischen den geringsten Maassen von S. longirosfris (4 mm) und S. harhatns (13 mm) mit 6 mm Breite beim altern und 10 mm Breite beim Jüngern Schädel. Auch die Wölbung des Schädels zwischen den Jochbeinfortsätzen ist bei meinen sumatranischen Individuen bedeutender als bei S. scrofa ferus. Das Verhältniss der Breite der Stirn (zwischen den Jochbeinfortsätzen des Stirnbeins) zur Länge der obern Schädelpartie (Frontale und Parietale zusammen) ist 1 : 2,3 — 1 : 2,31 ; das Verhältniss der Stirnbreite zwischen den Thränenbeinrändern am Orbitalrande zur obern Schädelpartie gleich 1 : 3,20—1 : 3,28 {S. harhatns 1 : 2,9 bis 1:3,1); Verhältniss der Stirnbreite an den Postorbitalfortsätzen zur obern Protillänge des Schädels (Spitze der Nasalia bis Mitte des Occipitalkammes) ist gleich 1 : 4,29—1 : 4,34 {S. harhatns $ 1 : 4,4); Verhältniss dieser Stirnbreite zur Basallänge 1:3,77 — 1:3,78 {S, harhatns S 1 : 3,46 und 1 : 3,45). ^^^as Spillner p. 98 über die Supraorbitallöcher und die von diesen ausgehenden Rinnen aussagt, so gilt dies für die beiden Sumatraschädel ebenso wie für S. harhatns von Borneo. Breite der Nasalia am Hinterende der Intermaxillaria zur Länge der Nasalia wie 1 : 5,45—1 : 5,73. Was das Thränenbein anbelangt, so habe ich der Beschreibung Simma'ek"s nichts beizufügen. Dieselbe stimmt für die Form der Oberfläclie und der Konturen auch völlig für meine Schädel aus Palembang. Anschliessen möchte ich mich ferner auch vollständig seiner Ansicht, dass dieser Knochen lange nicht die grosse \\'ichtig- keit besitzt, die ihm einige Zoologen beimessen wollen. Folgende Tabelle zeigt die Verhältnisse für die beiden Schädel von S. harhatns und vier Schädel von S. vittatns von Sumatra: 530 Walteh Yolz, S. barbatus A. « » B- S. vittatns Volz „ „ KiSSLING „ „ B. 11 11 '-^ • Untere Obere 2) Höhe 1) Länge Länge i 29 33,5 59 31? 33,5 — 21 20 50 1 ! 24 18 44 y 9 54 25 20 51 1 : 1,15 : 2.03 1 : 1,08 : — 1 : 0.95 : 2,38 1 : 0;75 : 1,83 1 : 0,80 : 2,05 Auch was die Jochbeine betrifft, so sind keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Bartschweinen beider Insehi zu finden. Der geringste Abstand zwischen den Hamiili pterygoidei und den Bullae osseae auditoriae beträgt beim Jüngern Schädel 3 mm, beim altern 10 mm. Diese Maasse schwanken also noch etwas mehr als die von Spillnee angegebenen (6 — 11 mm). Bei meinen zwei Schädeln steht das Hinterende des letzten Backenzahns bedeutend vor dem vordem Orbitalrande (vgl. Fig. 1). Die starke Einsenkung des Gaumens macht sich hinter den obern Eckzähnen deutlich bemerkbar, wobei die entsprechende Wölbung der Nasalia jedoch nur beim altern der beiden Thiere zu sehen ist. Die Form der obern Backenzahnreihe ist ebenfalls wie bei S. barbatus von Borneo; jedoch ist ihre flacli Sförmige Gestalt beim altern der zwei Schädel weniger deutlich als beim i'ünoern (Fig. 2). Das Verhältniss der Distanz zwischen Forameu magnum und Mitte des Gaumenausschnittes zur Basallänge ist 1:4,87 — 1:4,91 {S. barbatus S 1 : 4,74) und zur Totallänge des knöchernen Gaumens (Palatallänge) gleich 1 : 3,92 (S. barbatus S 1 : 3,77). Palatallänge zur Basallänge wie 1 : 1,25 bei beiden Schädeln {S. barbatus eben- falls 1:1,25). Das Verhältniss der Länge des Intermaxillare am Alveolarrande zur Basallänge beträgt 1 : 4,21—1 : 4,37 (S. barbatus 1 : 4,36—1 : 4,8) und zur Proflllänge 1:4,85—1:5,07 {S. barbatus 1:4,9-1:6,1). Was den Bau der Palatina anbelangt, so stimmt derselbe voll- ständig überein mit dem der Bartschweine von Borneo. Die Krümmung nach oben beginnt hinter dem Hinterrande der letzten obern Molaren. Ebenfalls die Unterkieferverhältnisse sind ganz ähnliche. ..Zähne. — Die Zähne, mit Ausnahme der C aninen, sind sämmtlich kleiner und schmaler als diejenigen 1) Am Orbitalrande. 2) Inclusive verlängerter, vorderer Knochensplitter. I Suiden Sumatras. 531 von S. longirost ris. Obere Schneidezähne weit getrennt. Der zweite ist von beiden, dem ersten und dritten, d u r c h einen Z w i s c h e n r a u ni von 15 mm geschieden (b e i S. long irost ris ist die Distanz zwischen zweitem und erste m 5 mm und zwischen zweite m und d r i 1 1 e m n u r 2 mm). Letzter Höcker des hintern, obern Molaren weniger gross als die Hälfte des c orr es pon dir enden Zahns bei S. longirostris. Dritter unterer Molar nur aus 2 Qu er Jochen und einem Endhügel bestehend, die ganze Länge des Zahns bedeutend geringer als die- jenige der zwei davorstehenden Zähne zusammen. In der Form ähnelt er sehr der von Nehkinci gegebenen Figur desselben Zahns von S. ceJehensis (12) (tab. 2. fig. 8) und ist sehr verschieden von demjenigen von S. Jongirosiris un d S. cristafus. (Bei S. harhafus ist dieser Zahn, nach Neheing, von gewöhnlicher Form, d. h. mit drei Querjochen und einem Endhügel)." Die beiden mir aus Palembang zur Verfügung stehenden männ- lichen Schädel von S. harhaim gehören verschieden alten Thieren au. Der jüngere, abgebildete Schädel A zeigt alle Zähne in Usur. Je- doch sind die zwei hintersten Molaren noch gar nicht abgenutzt. Die ßezahnung des Oberkiefers ist vollständig (3 Incisiven und ein Canin fehlt, doch sind die Alveolen sehr deutlich). Am Unterkiefer sind alle Zähne erhalten mit Ausnahme des dritten Schneidezahns der linken Seite, der spurlos fehlt. Solches Fehlen von Zähnen be- richtet auch Spillnek (p. 105). Schädel B gehört einem sehr alten Keiler. Im Oberkiefer be- sitzt derselbe keinen Incisiven mehr; die Alveolen sind noch er- halten, aber z. Th. schon fast zugewuchert, namentlich die hintern. C^ muss vor langer Zeit verloren worden sein; die Alveole ist nur noch ein kleines Loch. Auch von der Molarreihe fehlen mehrere Zähne seit langer Zeit, die Alveolen sind theilweise verschwunden. Im Unterkiefer sind die zwei vordersten Schneidezahngrubenpaare noch sehr deutlich, die Zähne dazu können noch nicht lange fehlen, das hinterste Paar ist jedoch auch im Begriffe zuzuwuchern. Der rechte Eckzahn ist sehr stark abgenutzt. P4 fehlen vollständig und spurlos. Die übrigen untern Backenzähne sind alle vorhanden und bedeutend besser erhalten als die obern. Beim Jüngern Schädel, der namentlich mächtige Hauer zeigt, sind diese sowie die Schneidezähne schwarz, und beim alten Thiere 532 "Walter Volz, sind alle Zähne völlio- geschwärzt, besonders die Schneide- und Eck- zähne, ähnlich wie bei S. harhatus von Borneo (Spillnee p. 106). Molaren. — Molar 1 sup. misst beim kleinern Schädel 18 mm in der Länge, beim grössern 17 mm. Auch hier hat also der kleinere Schädel den längern, obern M^ {S. harhatus 18^20 mm). Ein in unserer Museumssammlung befindlicher Schädel von S. scrofa ferus zeigt rechts ebenfalls 18 mm, links 17 mm Länge. Die M^ inf. messen bei beiden Schädeln 17 — 17,5 mm {S. barhahts 17,5 — 11) mm). M.2 sup. misst in der Länge bei Schädel A 23,5 mm, bei Schädel B (dem altern) 22 mm; M._, inf. bei A 22 mm, bei B 21,5 mm. Während Mg sup. von demjenigen von S. harhatus Borneos nicht verschieden zu sein scheint, besteht zwischen M3 inf. der Individuen von Sumatra und von Borneo dadui-ch ein Unterschied, dass beim erstem nur 4 Haupthöcker und ein fünfter, hinterer Höcker vor- handen sind; zwisclien letzterm und dem zweiten Querjoch ist noch ein etwas niedrigerer, bieiter Höcker eingeschoben \) (vgl. Fig. 4). Dadurch ist der Zahn von dem des S. harhatus von Borneo und auch von dem von S. verrucosus von Java verschiedener, als letztere es von demjenigen von S. scrofa ferus sind. -) Diese Bauart von M., inf., welche nach Millee's und meinen Untersuchungen constant zu sein scheint, hat am meisten Aehnlichkeit mit derjenigen von S. celebensis Müll, et Schleg. (vgl. Nehking (12)) und der Varietät philippensis; ob aber dieses Merkmal bei der übrigen grossen Uebereinstimmung zwischen S. harhatus von Sumatra und S. harhatus von Borneo ge- nügt, um erstere Form als selbständige „gute Art" von der borneen- sischen zu trennen, muss ich spätem Untersuchungen überlassen. Die Form von M3 inf. meiner Schädel stimmt also mit der- jenigen von Bus oi aus Indragiri überein; dies ist jedoch nicht der Fall bezüglich der Längenverhältnisse, verglichen mit den der zwei davorstehenden Zähne (M^ und Mo). Während nämlich bei dem von Miller beschriebenen Thier die Länge von Mg inf. bedeutend ge- ringer ist als die von M^ und M« zusammen, zeigt ein Blick auf die S. 537 zusammengestellte Tabelle, dass bei beiden Schädeln von Palembang Mg fast genau gleich lang, resp. in zwei Fällen sogar ganz wenig länger ist als Mj -|- M«. Ganz gleiche Verhältnisse zeigen sich auch bei S. harhatus resp. S. longirostris.'^) Die Länge 1) VgL darüber auch weiter oben, S. 531 bei MiLLEB. 2) Stehlin (19), p. 70. 3) Nehking (12), Tabelle II, p. 32. Suideu Sumatras. 533 von M3 sup. ist 37, resp. 39—41 nun und die Länge der davor- stehenden zwei Molaren 38,5 resp. 37 — 39 mm. Neheixg (9) sagt, dass ,313 sup. bei S. Jotigirostris wesentlich kürzer ist als Mg + M^, (35 mm : 42 mni)". Uebrigens passt der Ausspruch Mi llek's, dass die Zähne von Sus oi, mit Ausnahme der Caninen, sämmtlich kleiner und schmaler seien als diejenigen von .S^. lou(jirostris, absolut nicht auf die zwei von mir untersuchten Tiere. Hier sind die Zahnver- hältnisse zur Basalaxe sämmtlich die gleichen wie die von Xeh- kixct (12) angegebenen. Sämmtliche obere Prämolaren stehen dicht zusammen. Bei Schädel A beträgt die. Distanz zwischen den Alveolarräudern von P.. und Pj inf. links 20 mm, rechts 17 mm. Querschnitte durch die rechten, uutern Cauinen, A vom Jüngern, B vom altern Individuum. Die Caninen sind, wie schon erwähnt, äusserst kräftig, ihr Querschnitt (Fig. A u. B) zeigt die für die verrncosus-(yY\\\)^& übliche Form. Die Maasse der Knochenkämme hinter den obei'n Caninen betraofen : Länge des Kammes Höhe des Kammes aussen Höhe des Kammes innen Entfernung" des innern Randes vom IntermaxiHare Breite des Schädels über den Kämmen. Daraus ergiebt sich, dass beim alten Thiere B diese Knochen- käuime bedeutend stärker ausgebildet sind als beim Jüngern Thiere A. Auch bei S. harhatus ist nach Spilj.nkk (p. 109) „die Ausbildung der Ivnochenkämme über den obern Eckzähnen der männlichen Thiere eine sehr veränderliche."' Die Richtung der Caninen verhält sich bei den Sumatra-Schädeln gleich wie bei *S. harhatus von Borneo (vgl. Taf. 18). Was die Incisiven betrifft, so glaubt Miller als einen Haupt- unterschied zwischen S. oi und S. lomjirostris anführen zu kitnnen. A B mm mm 75 100 37 51 15 21 12 20 83 H4 534 Walter Volz, dass bei ersterm die Sclineidezälme A'iel weiter g-etrennt seien als bei letzterm (vgl. weiter oben, S. 531). Spillnee (p. HO) sag-t über die Schneidezähne von S. harhafns: „Diese Zahnart variirt bei den verschiedenen Formen des Schweins sehr stark, so anch hier; ich verzichte desshalb darauf, eine Beschreibung- derselben zu g-eben." Bei Exemplar A von Sumatra beträgt die Distanz zwischen J^ und Jo sup. 8 mm, zwischen J., und J.. sup. 13 mm. Die entsprechen- den Maasse bei S. oi Miller sind je 15 mm. Im Folgenden gebe ich der Vollständigkeit halber noch den letzten Abschnitt der Arbeit Millee's (6) : „Maasse. — Aeussere Maasse des Typus: Totale Länge 1870mm; Kopf und Eumpf 1575; Schwanz 295; Schulter- höhe 850; Rumpfhöhe 800; Ohr vom Meatus 88; Ohr von der Spitze 97; Breite des Ohrs 75; Gewicht 113kg. Schädelmaasse des Typus: grösste Länge 480 (465), die Zahlen in Klammern beziehen sich auf ein ausge- wachsenes Männchen von S. Jongirostris; Basallänge 405 (390); Basila r länge (bis zur Spitze des Prä m axil- lare) 410 (397); Palatallänge bis zur Spitze des Prä- m a X i 1 1 a r e 330 (— ) ; Breite des Palatinums bei pml 50 (45); Breite an den Joch bogen 162 (148); geringste In- terorbitalbreite 80 (76); Länge der Nasalia 240 (230); grösste Breite beider Nasalia zusammen 38 (38); Höhe des Occiput (bis zum Unterrande des Foramen magnum 140 (140))." Dabei ist mir übrigens nicht klar, von wo Miller die Maasse für S. longirostris genommen hat. Mit obiger Beschreibung und Vergleichung der im Naturhisto- rischen Museum von Bern befindlichen zwei Schädel des lang- schnauzigen Schweins von Sumatra mit demjenigen von Borneo glaube ich genugsam bewiesen zu haben, dass S. oi Miller von Sumatra identisch ist mit S. harbatus Müller et Schlegel von Borneo, welches seinerseits wieder nichts anderes ist als S. lotigi- rosfris Nehring. Der einzige wirkliche Unterschied zwischen dem Sumatranischen und borneensischen Thiere besteht in der Ungleich- heit von M.. inf. Ueber diesen Punkt muss später noch mehr Klar- heit kommen. Durch die Steigerung des Verkehrs in NW. Palembang und die Suiden Sumatras. 535 demnächst zu erwartende Eröffnung des Handels im Sultanat Djambi werden watrsclieinlicli nacli und nach mehr Felle und Skelettheile des Nangwie nach Europa kommen als bisher. Ich vermuthe sogar, dass ich der Erste -war. welcher Scliädel dieses Thieres nach Europa brachte. Sie zu untersuchen ist von grossem Interesse, namentlich Avenn es Jemand thun kann, der zugleicli über Material aus Borneo verfügt. Das Vorkommen des BartschAveins ist bis jetzt unzweifelhaft festgestellt für Sumatra und Borneo. Wie wir weiter unten sehen werden, kommt auf Java S. barhatus resp. S. Jonfjirostris nicht vor. Das Verbreitungsgebiet ist also dasselbe wie dasjenige des Orang Utan. Die Frage, ob in Java ausser dem gewöhnlichen S. vittatus und dem etwas seitnern S, verrucosus noch eine dritte Art vorkomme, ist ziemlich viel discutirt worden. Xehring hat zuerst darauf aufmerk- sam gemacht, dass sich im Zoologischen Museum in (jöttingen ein Schädel des S. longirostris befindet, der aus Java stammt, resp. „stammen soll". Derselbe wurde von Dr. Schwartz w'ährend der Novara-Expedition in Java erworben, was jedoch noch lange nicht heissen will, dass derselbe auch wirklich aus Java stammt. Müller u. Schlegel (8j haben tab. 31, fig. 1 und 2 einen sehr lang- gestreckten Schädel von S. verrucosus abgebildet, den Nehring eben- falls als denjenigen eines S. longirosiris anspricht und dei- seine An- sicht, dieses Thier sei in Java heimisch, zu stützen scheint. Ausser diesen zwei Schädeln haben wir aber keine weitern Spuren für das Vorkommen von S. lomjirostris resp. S. harhaius auf Java, und es wäre sehr merkwürdig, wenn ein so grosses Thier bis jetzt auf dieser in jeder Hinsicht weitaus am besten untersuchten Insel in holländi- schem Besitze der Aufmerksamkeit der Forscher hätte entgehen kr>nnen. Spillxer (18) sagt, dass Dr. Krüger, welcher 5 Jahre lang in Tegal (Xordküste von Java) gelebt hat, sich bestimmt äussert, auf Java kämen nur zwei Formen von ^^■ildschweinen vor, nämlich S. riffafus und S. verrucosus. Eine Bestätigung dieser Aussage ver- danken wir Koningsberger (3), welcher, nachdem er die Lebens- weise von >S'. vittatus geschildert hat, folgendes mittheilt: .AXie aus dieser Beschreibung hervorgeht, sind die drei Eigen- schaften — die Dichtheit der Haarbedeckung, die Farbe der Haare und der Seitenstreif längs des Kopfes — die das Aeussere dieses Thieres bestimmen, im höchsten ^laasse der Veränderlichkeit unter- worfen, und es kann deshalb nicht anders sein, als (hiss die ver- schiedenen, denkbaren Extreme sehr stark auseinander laufen müssen. 536 Walter Volz, So sprechen viele Jäger von einem rotlien, langhaarigen Strand- scli weine, das ihrer Ansicht nach weder zu der Art vittatus, noch zu der sogleich zu beschreibenden und leicht zu erkennenden Art verrucosus gehören soll. Man braucht sich jedoch nur vorzustellen, dass bei der erstgenannten Art die Behaarung stark entwickelt ist, dass die Haare alle roth oder rothbraun von Farbe sind und dass der Seitenstreif längs des Kopfes undeutlich ist. um zu einer Form zu kommen, die vollständig der durch sie gegebenen Beschreibung ent- spricht. „Es ist in der That nicht unwahrscheinlich, dass der hier als Möglichkeit aufgestellte Fall in Wirklichkeit vorkommt. Sus vittatus ist auf Java sehr gemein und kommt sowohl nahe bei dem Meeres- strand als im Gebirge vor. Am erstgenannten Platze lebt das Thier zum grossen Theil von zahlreichen, mehr oder minder schlecht riechenden thierischen Abfällen, die gewöhnlich in ansehnlichen Mengen durch die See abgelagert werden, andrerseits von verschie- denen Meeresproducten, die von den Fischern im warmen Sand zum Trocknen gelegt werden. Im Binnenlande tritt seine omuivore Lebens- weise mehr zu Tage. . . . „Die Sundanesen besitzen für diese Thiere zwei Namen, bagong und bauen. Auch sie glauben hierdurch verschiedene Thierarten anzu- deuten; aber bei einer Nachfrage nach den Unterscheidungspunkten, die zwischen beiden bestehen sollen, schien es uns, dass auch hier aller Wahrscheinlichkeit nach die Veränderungen, welche durch das Vorkommen des Thieres bedingt sind, diese zwei Namen hervorgerufen haben. Der javanische Name ist tjeleng." Nach Dr. Keügee (Spillnee p. 118) variirt das Pustelschwein, S. verrucosus, sowohl in Grösse als in der Färbung ganz bedeutend. Er hat fast schwarze und wiederum hell rostfarbene, alte Thiere erlegt, wobei es sich seiner Ansicht nach lediglich um Localvaria- tionen handelt, die in der typischen Gestaltung der Gesichtswarzen etc. vollkommene Uebereinstimmung zeigen. Zum Schlüsse möchte ich mich den am Anfange dieses Aufsatzes geäusserten Wünschen Neheing's, Spillnee's und Stehlin's, es möchten zukünftige Reisende aus dem indo-australischen Archipel und vom Festlande möglichst ausgedehnte Sammlungen von Häuten und Skeleten der dortigen Suiden mitbringen, aufs lebhafteste an- schliessen. Suiden Suniatras. 537 Tabelle mit den absoluten Maassen von 2 männlichen Schädeln von Sks harhatus von Sumatra (in mml. 1- Basallänge des Schädels 2. Prolilläug-e des Schädels his Intennaxillarspitze 3. Foramen magniim bis Vonier-Aiifang- 4. „ „ ,, Mitte des Gauraenausschnitts 5. Grösste Breite des Schädels an den Jochhog-eu 6. „ Stirubreite (an den Postorbitalfortsätzen) 7. Kleinste Stirnbreite (an der obern Thräuenbeinnaht am Orbital- rande 8. Kleinste Breite zwischen den Scheitelleisten 9. Grösste Breite an den Occipitalflügeln 10. Breite der Nasalia an der hintern Spitze der Intermaxillaria 11. Gaumenhreite zwischen Vorjoch von Mg 12. ,. ,. ;, „ M, l*^' )• ;i » II Ps 14. Breite der Schnanze über Pg 15. Höhe des Occiput vom Unterrande des Forameu magnum ab 16. „ „ ganzen Schädels incl. Unterkiefer 17. Länge der Parietalia und Frontalia zusammen (Mittellinie) 18. „ „ Xasalia (Mittellinie) 18a. Grösste Länge der Palatina dicht neben der IMittellinie 18b. Länge des hinter M., liegenden Teils der Palatina in der Mittellinie 19. Qnerdurchmesser der Orbita 20. Höhe des Lacrymale am Orbitalrande 21. „ ,. ,. über der Vorderecke der untern Naht 22. Länge ,. ,, am Uuterrande 23. „ „ „ „ Oberrande 24. „ der ganzen oberu Backenzahnreihe 25. „ ,, 8 obern Molaren 26. „ von Pi, P., und P« (Hensel) 27. „ des Mg sup. (Mittellinie) 28. Breite des Vorjochs von Mg sup. 29. Längsdurchmesser der obern Canin- Alveole 30. Länge der lutermaxilla am Alveolenrande 31. „ des Unterkiefers bis Hinterraud des Condvlus :-^2. „ ,. „ „ hinter Mg 33. Grösste Unterkieferbreite an den Condylen 34. Untere Backenzahnreihe ohne Pi 35. Länge der 3 untern Molaren 36. Länge des Mg inf. (Mittellinie) 37. Grösste Länge der UnterKiefer-S3'mphy.se 38. Basilarlänge 39. Palatallänge 898 438,5 462 505 49 52 81 90 159 171 105,5 116 74 84 10 6 70 72 38,5 41 28 29 35 30 42 46 60 67 131 144 239 275 243 269 210 235 95 92 48,5 47 40 42 29 31? 27 26? 33,5 33.5 59 5 128,5 133 75j5 78 42 44 37 / r. 39 U. 41 21,5 / r. 23 \1. 22 28 31 91 104 349 385 237,5 260,5 184 138.5 126,5 /r.l27 \ 1.125 79 / r. 79 \\. 11 40 f r. 41 \ 1. .38 115 142 356 390 318 353 538 ' Waltee Volz, Literaturverzeichiiiss. 1. Gray, J., Synopsis of the species of Pigs {Siiidae), in: Proc. zool. Soc. London, 1868, p. 17—49. 2. Heude, P. M., Etüde sur les Suilliens de l'Asie Orientale, in: Mein. conc. l'Hist. nat. Empire chinois., V. 2, Chang-Hai 1888, p. 52 — 64, 85—115, 212—222. B. KONIXGSBEEGEK, J. C, De Zoogdieren van Java, in: Mededlg. uit s'Lands Plantentuin, V. 54, Batavia 1902, p, 1 — 71. 4. 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Torfschwein (Sus palustris RÜTIMEYEr), ibid., 1888, p. 9—16. Suiden Sumatras. 539 12. Nehring, A., Ueber Sus celebensis und Verwandte, in: Abb. Ber. zool. anthrop.-etbnogr. Mus. Dresden, 1888 — 89, p. 1 — 34. 13. — , Ueber Sus celebensis und Verwandte, in: SB. Ges. naturf. Frde. Berlin, 1889, p. 196. 14. — , Ueber einen Unterkiefer des Philippinen -Wildschweins, ibid., 1890, p. 8—11. 15. — , Säugetbiere von den Philippinen, namentlich der Palawan-Gruppe, ibid., 1894, p. 179—193. 16. — , Sus marcbei Huet und Tragulus nigricans Thomas, ibid., 1894, p. 219—226. 17. Otto, F., Osteologische Studien zur Geschichte des Torfschweins (Sus scrofa palustris Rütimeyer) und seiner Stellung innerhalb des Genus Sus, in: ßevue Suisse Zool., V. 9, 1901, p. 43 — 130. 18. Spillxer, R. V., Wissenschaftiiche Ergebnisse der im Hausthier- garten des landwirthschaftlichen Instituts angestellten Versuche der Kreuzung des bornesischen Wildschweins mit dem europäischen Wild- bzw. Hausschwein, in : Ber. physiol. 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Prof. of Piithology Johns Ho2)kms Univ. BiiUiiiiove. With 1 figure in text. Wliile in Benakat (Lematang-ilir) Eesidenz Palembaiig- in No- vember 1900 Dr. W. YoLz collected two specimens of a trematode worm from tlie intestine of Garzdta nk/ripes Tem:m. which he pre- served in formalin and on his return trip to Europe kindly presented to nie for study. After comparing- tliem cai-efully one was cut into serial sagittal sections and froni tlie study of tlie wliole worm and of the serial sections tlie following details as to tlie anatomical structure liave been made out. The worm is elongated measuring 10 mm in leiigth and 3 to 3.5 mm in width at its widest point a short distance behind the ventral sucker. In the hardened condition it is ([uite tightly curved ventrally on itself the dorsal surface being convex in both directions while the ventral is concave and groovelike. This is largely due to the fact that the central [»oition of the body is much thicker than the marginal portions whicli also curvc ventrally in the con- Zoül. Jaliili. XX. Al)tli f. .Syst •"' 542 W. G. MacCällum, tracted condition. The anterior extremity is coiiverted into a spread- ing- somewliat reniform structure whicli is flat ventrally and in the Center of whicli on the fiat side there is a small sucker which is perforated and constitutes the month. This expanded disc measures 1.4 mm transversely and .8 mm to 1.04 mm antero-posteriorly while the mouth sucker measures only .2 mm the actual orifice being- .16 mm in diameter. The margin of the disc is set with a Single row of chitinous spicules 47 in number as seen in the drawing. Those at the posterior angles of the disc are slightly inclined to double up as regards the line of insertion but in general they maintain one straight line. The spicules are straight and coni- cal but although they present but one form they are not all of the same size — the largest lateral ones measure .08 X -O-^ im^i while anteriorly there are four or five which are smaller measuring .03 X -015 mm. Otherwise the skin surface is entirely smooth and unarmed. As shown in the drawing there is a depression behind the head disc bounded at the sides by folds which run backward from its posterior angles and between which quite close to the anterior extremity lies the large ventral sucker. In the hardened worm this is quite deeply sunken between the neck-folds but doubtless the living- worm can protrude it to a certain extent. It is very mucli larger than the mouth sucker and its cavity extends in a backward direction. The orifice whicli is practically round measures .5 — .8 mm in diameter while the outer diameter of the sucker is 1.25—1.38 mm and its depth is 1.2 mm. In the i'eceding space between the acetabulum aiul the- reniform head disc there opens the genital cloaca, the orifice being situated just anterior to the acetabulum in the median line. The greater portiou of the body lies behind the acetabulum which reaches only 2 mm fi'om the anterior extremity. In the median line dorsally quite far back there may be found the niinute orifice of Lauker's canal while at a point just in front of the posterior end of the body and also dorsally there is the orifice of the excretory System. The worm is greyish-white in color, in the hardened section at least, and the vitellarium shows through as a blackish margiii which extends from the region of the acetabulum alniost to the posterior end although it is not continuous with that of the opposite side at the posterior extremity. In tlie median line behind tlie Echinostdiiinin yarzettae u. sp. 543 ventral sucker a quite large yellow area indicates tlic positioii of tlie Uterus filled vvitli eggs. The skiii as seeu in section exliibits a very dense liig-lily relrac- tive superficial layer of liomogeneous appearance wliile in tlie tliicker underlying layer there is a vertical striatiou ^\liicli witli some g-ranules and vacuoles g-ives tlie cuticle a considerable opaeity. The paren- chyma which supports the ergans is eomposed largely of stellate or branching cells with vesicular nuclei. The body musculature has the usual arrangenient. specially powerful doi-soventral and oblique bands being found in the anterior expansion \Yliere some fibrils run to each marginal spicule. The anterior or mouth sucker is a very weak structure, but it is eomposed of all the muscular layers usually found there — it communi- cates directly with the sliort prepharynx which is lined with cuticle and which enters the elliptical muscular pharynx. This structure which measures .24 X -34 mm gives directly into the relatively short Oesophagus which is surrounded by numerous glandlike cells possibly serving to secrete some dig-estive material. This in turn divides near the front of the acetabulum to give off the simple lateral in- testinal coeca which run to the posterior extremity of the bod}'. The coeca appear to possess a circular muscular coat only, with a smooth lining of rather high epithelial cells. In this instance they are entirely empty. The ventral sucker shows microscopically the usual cuticular liniiig-. radial and circular niuscle fibres and the large deeply staining cells among these fibres which have been so frequently described. Tiie sucker seems to be almost surrounded by a curious space or sac in the body parenchyma Avhich evidently constitutes part of the excretory System and will be referred to later. This excretory System is complicated and peculiar. At the posterior extremity in the median line there is a large tliin walled sac lined by a flattened epithelium which opens as stated above by means of a cuticle lined canal at a point on the dorsal surface just in front of the posterior end of the body. Anteriorly it is conti- nuous with widely ramifyiug sacs which penetrate every part of the body even pushing into the tliin lateral portions between the lobules of the vitellarium and the muscle bundles to approach the skin. They are also seen in the most anterior part of the body, in the head disc iutercalated in the meslies of the tissue, so that the whole body appears as a sponge-like mass. They are lined by a transparent 36* 544 W. G. MacCallum, thin layer of epithelial cells wliose outline can be made out only Avitli difflculty and wliose nuclei are very small and irregulär in form and size and in fact look like chroraatin grannies. Usually tliese cavities are empty but tliey may contain a coagulated fluid. It is one of these sacs tliat practically surrounds the large ventral sucker Avlnch appears almost to be suspended in it. Altliougli this is obviously the excretory apparatus it is diflicult to make it appear analogous in detail with that System in other trematodes for a search for ciliated funnels etc. in this connection has been unsuccessful. There exists however in the body a pair of structures Avhich may explain this lack and which otherwise would themselves be diflicult to explain. On each side of the large median excretory sac there is a pear-shaped thin-walled sac lined with epithelium like that of the central sac, the bnlbous end of which is directed forward; turning on itself posteriorly it gives off on its outer side a tube which ruus directly forward and soon divides into three branches each of which continues to run forward. In the sections at my disposal I cannot trace a communication between these lateral sacs and the median one — they lie almost directly in contact with it so that in passing from one section to the next, one sac disappears and the other begins, but the walls seem to be complete. No communication exists be- tween the lateral structures on tlie two sides — there are many sections through the median portion of the body Avhich contain no trace of either and no external opening can be found. It seems therefore most probable that other sections (perhaps transverse) might show a communication between the lateral sacs and the median one and tlius constitute one excretory System. The canals which run forward on each side from the point of branching are tortuous thick-walled tubes with cuticle-like lining and surrounded by a mantle of cells which look like secreting cells — one of the tubes especially on each side is thickly surrounded by these large pink- staining cells. These tubes run forward toward the anterior end of the body wliere they beconie very thin-walled and finally dis- appear in the parenchyma. Tliey are very little if at all branched but they are continuous with delicate thin-walled tubules which run backward through the parenchyma and which it is exceedingly difficult to trace. The limited amount of material is perlia])s the only excuse for so imperfect a study of these structures in which I have nowhere been successful in tracing out and describing the Echinostoniuni sfarzettae n. sj). 545 terminals of tlie flner tiil)ules nor in deciding- as to tlie oiitlet of tlie lateral reservoirs. The generative apparatiis caii be iiiore satisfactorily described, '{''here are two soniewliat irregulär or lobulated roimded testes lyiiig" posteriorly in tlie median line »me beliind tlie other. They measure about .6 mm in diameter and eacli gives off anteriorly a delicate vas deferens wbicli runs forward to tlie cirrus sac uniting with its fellow just before it reaclies tlie sac. The cirrus sac is a pear- shaped structure of connective tissue opening' anteriorly into tlie posterior dorsal angle of the cloaca whicli also receives the uterus and which as stated above opens just anterior to and above the ventral sucker. Tliis sac encloses another sac filled with spermato- zoa and iramediately surrounded by smooth muscle-fibres. Outside of this there is a mass of large cells with large vesicular nuclei — anteriorly this inner sac passes into the thick cuticle-lined ejaculalory duct which opens directly into the cloaca. This is so tortuous that it is apparently quite long and roughened internally by fissures in the cuticle — possibly the roughening is more apparent when it is everted: surrounding the duct are many small secretory cells. The ovary which is rather smaller than the lobes of the testis lies a little to one side in front of the testes and gives off from the middle of its posterior surface an oviduct with folded and ciliated wall which runs obliquely upw^ard and backw^ard to meet the some- what tortuous Lauker's canal which has been already mentioned. The resulting thick-walled tube continues dorsalwards embedded deeply in a mass of large cells with large vesicular nuclei — the Shell gland. — It soon receives the wide anterior Prolongation from the Union of the conducting trunks from the vitellarium — one from each side. Simultaneously it gives off the thick muscular tube which is the begining of the uterus and which soon widens and becoming abnndantly convoluted and filled with eggs occupies a large portion of the middle of the body bet^veen the ovary and ventral sucker. Near its begining this tube has a muscular diverticulnm wiiich is filled with spermatozoa. T^ike the cirrus sac the uterus opens anteriorly in front of the acetabulum in the genital cloaca. It is wide and thin-wailed up to the region of the acetabulum wliere it becomes a narrow thick-walled tube lined with cuticle. The eggs are elliptical in form with a fairly thick siiell and measure about .1 — .11 mm in lenyth bv .üö— .004 mm in breadtli. 54() W. (t. MacCai.lum, ^^^^A»*M/^^ / CS e^** — -**s — O. Lr L. ^ic. S The figure was drawn wity the camera lucida and is magnified 15 times. G. C Genital Cloaca. ('. S Cirrns Sac. Ut Uterus. L. C Laurer's Caual. 0. V Ovary. S. G Shell Gland. T. T Testes. Vif Vitellarinn). Ex. S Excretory Sac. L. Ex. S Lateral Excretory Sac. Eohinostoiimni gfarzettae n. sp. 547 The vitellarium is disposed in abundant lobules along- the sides of the body, the lateral (•ollecting- ducts imiting- at the level of the ovaiy to form trausverse ducts which uiiite and i)ass forward in the median line to meet the uterus. The central nervous System consists of ganglia lateral to the Pharynx with a heavy supra-pharyngeal commissure. Nerve trunks pass as usnal anteriorly and posteriorly from these ganglia i'unning back laterally throughout the body. AVith regard to the systeniatic position of this form I haA^e been at some pains to investigate all the described si)ecies of the genus Echinostomum into which, from the form of the head disc and the general arrangemeut of its organs. it undoubtedly falls. ^Fany of these are found in birds and even in the intestine of birds closely related to the host of our form but of the sixty-three species reviewed only a few are found to resemble it closely enougli to atford any possibility of identity with it. Several species E. dujardini, gadonim, labracis, pungeus, doacinum, ramosum and tahulafum could not be compared as the literature was not at hand but since these are chiefly forms parasitic in tishes and amphibians it is probable that the risk of error is slight. Of the others the type form E. echinatmn Zeder and its related forms seem to resemble it most closely. E. echinatum is found in various species of wild and domestic birds but it as well as E. dilafatum (which Stossich considers identical or synonymous) is found to be easily distinguishable in that it possesses only 87 spines in its cephalic disc arranged in part at least in a double row while this worm has 45 — 47 spicules arranged practic- ally in a single row. The general conformation and arrangement of the organs as well as the size and habitat are very similar indeed and we must consider these forms very closely related. Echinostomum recnrvatum Linst, of which 1 have had the opportunity of examining a specimen determined by Stossich agrees well also in its general structure and in the number and arrangement of its spines, but it cannot be confused with this form on account of its minute size 3 X -7 mm. The accessible descriptions of E. cinctum and E. nucmatum suggest a resemblance but E. cinctum ditfers in being ver}^ mucli smallei- and in being* possessed of a general covering of si)ines together with a head disc which is described as suborbicular by Diesixg. E. uncinatum is also possibly similar but from the vague description of Diesing it is seen to differ in possessing a flattened linear body 548 ^^- Gr. MacCalia'm, Echinostomuni g-arzettae n. sp. about 1.5 mm in width. All the other described forms seemed to differ very decidedly from tlie oiie linder consideration whicli appa- rently falls readily into the smaller gTonp of those closely related to E. echinatum. Wliile closely allied witli this form liowever it seems necessary to consider it distinct and to propose for it the name Echmostomum garzeitne. Lippeit & Co. (G. Pätz'selie Bucbilr.\ Naumliurg a. S. Ndchdriick verboten. UcbcrKctznngsrecht vorbehalten. Zur Kenntniss des Baues der Filaria loa Guyot. Von « Dr. A. Looss, School of Medicine, Cairo. Mit Taf. 19. Von befreundeter Seite waren mir vor einer Reihe von Jahren einig-e Exemplare der Filaria loa zum Geschenk gemacht worden; eine kürzlich vorgenommene Untersuchung- dieser Exemplare setzt mich in den Stand, unsere bisherigen Kenntnisse von dem anatomi- schen Bau dieses interessanten Parasiten in einigen Punkten zu vervollständigen. Mit dem Baue der Filaria loa haben sich bisher in der Haupt- sache nur vier Autoren beschäftigt, Maxson, Ludwig, E. Blanchard und OzzARD. Die Arbeit Mansox's ist mir leider nicht zugänglich, doch werden ihre Resultate von Blanchakd ausführlich reproducirt. Danach untersuchte Manson 1 Männchen und 1 Weibchen, die von Robertson aus dem Auge ein und derselben Patientin entfernt worden waren. Das Männchen ist 25—30 mm lang. 0,3 mm dick, cylindrisch, und nach beiden Enden, besonders aber nach hinten hin, verjüngt. Ein deutlicher Hals fehlt; dagegen zeigt der Körper 0,15 mm hinter der Kopfspitze eine schulterartige Verbreiterung, die durch den Ansatz starker Muskeln hervorgebracht Avird. Das Hinterende ist nicht spiralig eingerollt, sondern nur etwas ein- wärts gebogen und auf der Bauchseite anscheinend leicht aus- gehöhlt. Es trägt zwei seitliche HautHügel und auf der Bauchfläche Zool. Jalnb. XX. Al.Mi. f. Syst. 37 550 ^- Looss, jederseits 5 — . mit x\usiialime der letzten, die einfach conisch gestaltet ist — an ihren freien Enden kolbig- verdickte Papillen, die von vorn nach hinten zu an Grösse abnehmen. Die 3 vordersten sind präanal, dicht an einander liegend, die 4., von den vorhergehenden etwas weiter entfernt, ist adanal oder postanal und wie die hinterste, kleinste der Mittellinie etwas mehr genähert als die präanalen Papillen. Die Spicula sind dünn und von ungleicher Grösse; auf den Abbildungen erscheinen sie nach ihren freien Enden hin gleich- massig und sehr scharf zugespitzt. Die Haut ist nicht quergestreift, aber mit Ausnahme der vordersten und hintersten l^o iiini der Körperlänge äusserlich bedeckt von einer grossen Zahl uni-egel- mässig und in weiten Abständen vertheilter Höckerchen mit glatter Oberfläche, deren grösste auf dem Mittelkörper gelegen sind und hier ca. 0,012 mm Durchmesser bei ca. 0,004 mm Höhe besitzen. Am Kopfende ist ein kurzer „Pharynx" sichtbar, dessen Verbindung mit dem Darme aber nicht aufgefunden werden konnte. Das Weibchen war 32,5 mm lang bei einer Dicke von 0,5 mm, die nach hinten zu allmählich bis auf 0,1 mm abnahm ; das Schwanz- ende war gerade und breit abgerundet. Die übrige Organisation und die Höcker der Hautoberfläche entsprachen derjenigen des Männchens. Die Genitalwege waren vollgepfropft mit Embryonen auf allen Stadien der Entwicklung; im Morula-Stadium maassen die Eier 0,020 : 0,030 mm ; die ausgeschlüpften Embryonen waren 0,25 mm lang und anscheinend ohne „Scheide". Ludwig untersuchte 1 Exemplar, welches von Saemisch in Bonn aus dem Auge eines ehemaligen russischen Marineoffiziers entfernt worden war, der mehrere Male, zuletzt 4 Jahre vor dem Erscheinen des Wurmes, die afrikanische Westküste besucht hatte. Es handelte sich um ein AA^ibchen, dessen Grösse Saemisch während des Lebens, 1. e. vor der Extraction, auf 4 — 5 cm bei ca. 1 mm Dicke taxirt hatte und welches nach der Conservirung noch 41 mm Länge bei 0,5 mm Dicke besass. Bei der Extraction war es an mehreren Stellen ver- letzt woi'den , so dass grössere Theile des Darmes und besonders der Genitalröhren schlingenförmig nach aussen hervorgetreten waren. Das Vorderende zeigte sich nur wenig verjüngt und glatt abgerundet; das Hinterende war stärker verjüngt, stumpf zugespitzt und in der Medianebene leicht hakenförmig eingekrümmt. Eine deutliche Ringelung der Haut Hess sich auf dem Vorderende nicht bemerken, dagegen traten von der vordersten Verletzung (etwa dem Ende des ersten Viertels der Körpeiiänge) an in Abständen von 0,08 — Ol mm Biiu der Filaria loa Guyot. 551 Hilf einander folgende Einschnürungen der Haut auf, die nach hinten zu dicliter auf einander folgten, allmählich aber verstiichen, so dass das Hinterende wieder glatt war. Ausserdem wurden auf dem Vorderende auch Andeutungen einer ganz feinen, sehr dichten Längs- streifung, auf dem Hinterende ^Andeutungen einer gleichen Quer- streifung aufgefunden. Die Dicke der Haut wurde am Mund- und Schwanzende zu 0,007 mm, im Vorderkörper dagegen zu 0,018 mm gemessen. Die wärzchenförmigen Erhebungen der Cuticula, ihrer Natur nach Verdickungen der Cuticularsubstanz , fehlen auf den vordersten 3 Millimetern des Körpers, treten dann erst vereinzelt, später immer häufiger auf und reichen bis an das Schwänzende; ihre Vertheilung lässt keine bestimmte Eegel erkennen. Sie messen an ihrer Basis 0,011 — 0,018 mm und sind 0,007 mm hoch, ihre Ober- fläche glatt. Ein dem vordem Körperende entnommenes und ausgebreitetes Hautstück liess Seitenfelder von 0,04 — 0,054 mm Breite und starke Muskelzellen mit 0,014 — 0,018 mm grossen Kernen erkennen; im Hinterende stieg die Breite der Seitentelder auf 0,1 mm; deutliche, 0.007 — 0,009 mm grosse Kerne lagen in ihrer Substanz. Die terminal gelegene, winzige Mundöffnung, in deren Umgebung Papillen nicht aufzufinden waren, führt in einen dickwandigen Pharynx mit engem Lumen; im Darme zeigten sich helle, klumpige Massen aufgenommener Nahrung. Der After konnte mit Sicherheit nicht entdeckt werden; indessen nimmt der Autor eine etwa 2 mm vor der Schwanzspitze gelegene Eintiefung der Haut vermuthungs- weise als solchen in Anspruch. Ebenso wenig war eine Genitalöfifnung mit Sicherheit nachzu- weisen, und Ludwig nimmt deshalb an, dass die vorderste, an der Grenze des ersten und zweiten Körperviertels gelegene Bruchstelle derselben entspricht ; aus ihr hängt eine 3 mm lange, unpaare Vagina hervor, die sich am Ende in die beiden Uteri theilt. Die ^Mn- dungen der Genitalröhren durchziehen den ganzen Körper, nach vorn bis 0,47 mm hinter die Kopfspitze, nach hinten bis 2 mm vor das Schwanzende; ihre Gesammtlänge wird auf mindestens 10 cm für jede Röhre geschätzt, so dass der gesammte Genitalschlauch rund 5 mal so lang Avie der Körper ist. In histologischer Hinsicht geht die Vagina ohne Structuränderung in die paarigen Uteri über; die \\'and der letztern hat eine Dicke von 0,0095 mm, wovon 0,0036 mm auf eine äussere Bindegewebslage, 0,0058 mm auf das innere Epithel entfallen. Letzteres lässt keine Zellgrenzen, dagegen grosse Kerne 37* 552 A. Looss. von 0,0046 mm Durchmesser erkennen; in der äussern Lage bemerkt man feine, quer verlaufende Muskelfasern, die auf der Vagina an Stärke zunehmen, so dass die Dicke der Wand hier bis zu 0,014 mm beträgt. Das Innere der beiden Genitalschläuche und der Vagina ist überall erfüllt von der sich entwickelnden Nachkommenschaft. In den obern Enden, den Ovarien, finden sich die Eikeime, in den folgenden Abschnitten, die sich nur durch ihren Inhalt als Uteri darstellen, die verschiedenen Stadien der Embryonalentwicklung, und weiterhin dicht zusammengedrängt Unmengen von ausge- schlüpften Larven, die auch die ganze Vagina ausfüllen. Die reifen Eizellen sind ziemlich in die Länge gestreckt, 0,031 mm lang und 0,012 mm dick , mit grossem Kern und ohne Spur einer Hülle. Letztere bildet sich erst während der spätem Furchnngsstadien in Gestalt einer dünnen durchsichtigen Membran , die deshalb als Embryonalhülle, nicht als Eischale aufzufassen ist. Nach der Bildung der Hülle besitzen die Eier eine Grösse von 0,045 : 0.025 mm. Das Ausschlüpfen der zuletzt dicht in ihr aufgerollt liegenden Embryonen wird dadurch eingeleitet, dass diese letztern sich strecken und die Hülle ausdehnen, welche dabei schliesslich zu einem langen, schmalen, ungemein zarten Schlauche wird^). der die Embryonen noch eine 1) Dieser Vorgang ist in China an den Embryonen einer Filaria aus Corvus torquatiis (von spätem Autoren ,, Filaria corri iorquati Manson'S von Annett, Dutton u. Ellio,tt y^hilaria. corvi iorquatis'-^ Manson genannt, was aber nicht als wissenschaftlicher Name im Sinne der Nomen- claturgesetze gelten kann) bereits von Manson beobachtet worden, doch scheint der Autor das von Ludwig constatirte wichtige Factum, dass die sackartige Embryonalhülle von den Embryonen noch vor der Geburt ab- geworfen wird, übei'sehen zu haben, denn er identificirt diese Hülle der Embryonen mit der „Scheide", welche die im Blute kreisenden Larven mancher Filarien, vor allem der Filaria baucrofLi CoBB. umgiebt, die sich zweifellos aber erst während des Circulirens bildet. Vgl. hierüber Makson in: Davidson, Hygiene and diseases of warm climates , London 1893, p. 764. Die ursprüngliche Mittheilung j\rANSON's ist mir nicht zugänglich : sie soll von Cobbold (Observations ön Filariae, by Drs. Patrick Manson, John R. Somerville, Joseph Banceoft, .J. F. da Silva Lima, J. L. Paterson, P. S. de MagalhÄes, and J. Mortimer-Granville) im Journal of the Queckett micr. Club 1880 publicirt sein, doch wird der specielle Ort in der Literatur auf 3 verschiedene Weisen citirt. Hubee (Bibl. d. klin. Helm., p. 275) giebt „Vol. VI, No. 43, Mai" an. Annett, Dutton and Elliott (Malaria-Expedition, Part II, p. 21) nennen „vol. XI, p. 130", und Stiles and Hassall (Index-Catalogue etc., p. 277) citiren : No. „43, May, pp. 58 — 64". Was hiervon richtig ist, resp. wie die ver- Bau der Filaria loa Guyot. 553 Zeit lang umgiebt. dann aber zu Grunde geht, so dass diese am Ende völlig frei im untersten Theile der Uteri und in der Vagina liegen. Sie haben jetzt eine Länge von 0,253 — 0.2G3 mm und sind 0.0048 — 0.005 mm dick; ihr A'orderende ist kurz abgerundet, das Hinterende dagegen in einen pfriementörmigen Schwanz ausgezogen. Ihre dünne Haut ist vollkommen glatt; im Innern war bei den meisten Exemplaren 0.08 mm hinter dem Kopfe die Anlage der spätem Geschlechtsötfnung ^j und 0.043 mm vor dem Hinterende die Anlage des Afters zu erkennen. schiedenen Angaben sich zu einander verhalten, vermag ich nicht zu ent- scheiden. 1) Diese Deutung ist unzweifelhaft irrig. Nach dem, was ich von der Entwicklung der Nematoden bisher gesehen habe, wird die Genital- öffnung stets erst im vorletzten Entwicklungsstadium, das ist zwischen der dritten und vierten Häutung, angelegt. Das meines Wissens von SCHNEIDEH aufgestellte Gesetz, dass die Nematoden im Verlaufe ihrer Entwicklung 4 Häutungen durchmachen, finde ich, soweit meine persön- lichen Erfahrungen reichen, durchaus bestätigt. Bis zur dritten Häutung sind die Genitalorgane noch klein, erst wenig über die Anlage der Larve hinaus ent\A-ickelt und stehen noch nicht mit der Haut in Verbindung. Diese Verbindung wird erst im vierten (vorletzten) Stadium hergestellt, während dessen auch die Ausbildung der allgemeinen Gliederung des Genitalapparats erfolgt. Am Ende des vierten Stadiums wird, während die bisherige Haut sich abhebt, die definitive Körperhaut angelegt, mit der die Genitalorgane unter Bildung der Geschlechtsöffnung in Verbindung treten. Mit der vierten und letzten Häutung wird dann auch ihre Communication mit der Aussenwelt hergestellt, doch vergeht stets noch eine mehr oder minder lange Zeit, ehe die Geschlechtsproducte zur Reife gelangen und die Production der Eier erfolgt. Bei neugeborenen Larven kann deshalb von einer Anlage der spätem Genitalöffnung noch nicht wohl die Rede sein, bei denen der Fihiria loa ebenso wenig wie bei denen der Filaria liancrofti, bei welch letztern Maxsöx einen von ihm beobachteten hellen Fleck (.,Vspot" genannt) vermuthungsweise ebenfalls mit der spätem Genitalöffnung in Verbindung bringt. Schon der Umstand, dass der be- treffende Fleck nach Manson (und andern Autoren) constant ist, spricht gegen diese Deutung, da nicht alle Filarienlarven zu Weibchen mit vorn gelegener Genitalöffnung werden. Der ..Vspot" der Filaria baiarofti-Jjaryen entspricht nach eignen Beobachtungen vielmehr dem Nervensystem des er- wachsenen Thieres; ob dies auch für die von LuDWUf an den Filaria loa- Larven gesehene Structur gilt, vermag ich nicht zu sagen, da keine weitern Details gegeben sind. Da der Autor nur von einer Anlage der spätem Geschlechtsöffnung spricht, wahrscheinlich also bereits etwas einer Oeffnung Aehnliches gesehen hat, so liegt die ]\[öglichkeit vor, dass es sich in diesem Falle um den spätem Excretiousporus handelt, der bei den Larven der Filaria bancrofti in Gestalt einer kleinen dreieckigen, der 554 -^- Looss, Blanchard untersucht ein Männchen und ein Weibchen, die einige Zeit nach einander demselben Patienten, einem Missionar aus dem französischen Congogebiet, aus dem Auge extrahirt worden waren. Das Männchen ist 22 mm lang und in der mittlem Körper- region 0,435 mm dick. Die Haut, welche vorn 0,004 — 0,005 mm, weiter hinten 0,009 mm Durchmesser aufweist, entbehrt jeder Spur einer Querstreifung; die warzenförmigen Erhebungen fehlen auf dem ersten Fünftel der Körperlänge gänzlich und nehmen auf dem letzten allmählich ab, so dass ein 0,18 mm langes Endstück des Körpers von ihnen ebenfalls frei bleibt. Ihre Vertheilung ist unregelmässig, manchmal liegen sie zu mehreren dicht beisammen, nur durch einen schmalen Zwischenraum von 0,002 — 0.004 mm von einander getrennt. Sie erreichen an ihrer Basis bis zu 0.027 : 0.02 mm Durchmesser bei 0,009—0,012 mm Höhe. Gegen das Kopfende zu ist der Körper zuerst leicht verjüngt, dann plötzlich zu einem kurzen Conus mit quer abgeschnittener Vorderfläche zusammengezogen. Auf dieser liegt die kleine trichter- förmige Mundöifnung, die nur von der Haut gebildet wird und in ihrer Umgebung nichts von Papillen erkennen lässt. Sie führt in einen engen, geraden Oesophagus, der bis an die Basis des Mund- kegels zu verfolgen ist, von hier an aber durch dicke Muskelmassen verborgen wird. In der dorsalen und ventralen Medianlinie steht auf dem gleichen Niveau je ein kleiner, kegelförmiger Zapfen, ähn- lich denen, die auch bei verwandten Filarien-Arten auftreten. Die männliche Anogenitalöffnung liegt 0,082 mm vom Schwanz- ende entfernt; die Spicula (die in der Figur wie bei Manson sehr schlank, fast grätenartig gezeichnet sind und mit ihren Spitzen etwas nach aussen hervortreten) sind von ungefähr gleicher Länge und besonders gegen ihr verdünntes Ende hin eingebogen; die Schwanzpapillen findet Blaxchard im '\^>sentlichen wie ]\rAKS0N, nur ist die vierte nicht adanal, sondern distinct postanal; die 3 ersten berühren einander, die beiden letzten folgen in grössern, unter sich gleichen Zwischenräumen. Das Weibchen ist ein noch junges Thier von 20 mm Länge, aber bereits 0,54 mm Dicke in der Körpermitte; in den Eiröhren finden sich erst polyedrische Eizellen von 0,025—0,035 zu 0,015 bis Haut dicht angedrückten Höhlung kurz hinter dem Nervensystem gelegen und offenbar dasselbe Gebilde ist, welches NoE bei den Larven der Ftlaiia imnnlis als ..ghiandola anteriore" bezeichnet. Bau der Filaria loa Güyot. 555 0,020 mm Durchmesser. Die Cuticularhöcker sind sehr zalilreich, unregelmässig- vertheilt und finden sich bis auf die Kopfspitze hin ; häutig- bilden sie Gruppen. Am Kopfende ist der conisclie Aufsatz weniger ausgesprochen als beim ]\Iännchen, auch fehlen die beiden Cuticularzapfen, die bei diesem vorhanden waren. Vulva und Anus wurden mit Sicherheit nicht aufgefunden. OzzARD giebt, ohne die bereits vorhandene Literatur zu berück- sichtigen, eine kurze Beschreibung von 2 Männchen und 2 Weibchen, die von THo:\rpsTONE in Opobo. Süd-Xigeria. gesammelt und an ^f ^^•soN gesandt worden waren. Die Länge der Weibchen beträgt 50 bis 55 mm, die Maximaldicke von 0,55 mm wird bereits 0.6 mm hinter der Koi)fspitze erreicht; das Hinterende ist scharf gekrümmt und auf der Höhe des Afters 0,275 mm dick. Das Kopfende, auf dessen iS])itze die Cuticula sich etwas verdickt, ist unbewaffnet, hinter ihm keine halsartige Einschnürung vorhanden. Kleine, runde durch- sichtige Verdickungen oder Buckel sind über den grössern Theil der Körperhaut vertheilt, hören aber 0,6 mm vor der Schwanzspitze auf. Au dieser ist die Haut am dünnsten, trägt aber zwei seitliche Flügel, die über die Schwanzspitze in einander übergehen. Der After liegt auf einer Hervorragung. der ..Analpapille", 0,3 mm vor dem Körperende, die Geschlechtsötfnung 2,35 mm vom Kopfende ent- fernt. Zwei üterusschläuche durchlaufen die Länge des ' Körpers und endigen in Schlingen 1,2 mm vor der Schwanzspitze. Eine Grenze zwischen Oesophagus und Darm war nicht zu erkennen. Das Männchen ist 30 — 35 mm lang und ähnelt in Gestalt und Ko])fbildung dem Weibchen; die Hautbuckel sind weniger zahlreich, und das Schwanzende, am After noch 0.175 mm dick, ist nicht so stark gekrümmt wie bei diesem. Die Beschreibung der Papillen bietet gegenüber den Angaben der frühern Autoren nichts Neues. Das Vas deferens setzt sich in zwei undeutlich erkennbare Spicula, ein hinteres kurzes und ein vorderes längeres, fort, die nicht vor- gestreckt sind. Die Cuticula ist auf der Bauchseite des Schwanz- endes und über die Schwanzspitze hinweg verdickt. Der Darm endigt in einer ..Analpapille" 0,175 mm von der Schwanzspitze ent- fernt (demnach scheint der Autor anzunehmen, dass Darm und (4enital- organe, wie beim Weibchen, sejtarat nach aussen münden». Soweit die bisher vorliegenden Beschreibungen der Filaria loa, ^\'ie aus ihnen hervorgeht, herrscht unter den Autoren, von einigen olfenbar irrthiimlichen Deutungen Ozzaiuvs abgesehen, in Bezug auf die Form und die äussere Ausstattung des Körpers, ebenso über die 556 -^- Looss, Gestaltung- des männlichen Schwanzendes weitgehende Ueberein- stimmung-; betreffs der Innern Organisation dagegen lauten die An- gaben zum Theil unsicher, zum Theil fehlen sie ganz. Eigene Beol)aclituiigen. Ursprünglich standen mir 3 Exemplare zur Verfügung, doch ist im Laufe der Zeit eines davon, welches separat aufbewahrt wurde, durch Eintrocknen völlig unbrauchbar geworden ; die beiden übrigen sind Männchen und Weibchen und stammen von der Goldküste. Leider war nichts mehr über die nähern Umstände in Erfahrung zu bringen, unter denen sie erbeutet wurden, doch lässt die That- saclie, dass sie ohne Weiteres als Füaria loa bezeichnet waren, wohl mit Sicherheit auf ilire Herkunft aus dem menschlichen Auge schliessen, und ihre Organisation beweist, dass die ursprüngliche Bestimmung richtig ist. Beide Exemplare zeigten äusserlich keine Verletzung; da es schade gewesen wäre, sie zu zerschneiden, so wurden sie nur mittels der seit einigen Jahren von mir mit befriedigendem Er- folge angewandten Alkohol-Glycerinmethode in Glycerin aufgehellt und in toto untersucht. Nach längern Bemühungen gelang es auch, sie soweit zu strecken, dass sie unter dem Deckgiase gerollt und so von allen Seiten betrachtet werden konnten. Das- Männchen ist nahezu 33 mm lang und im Vorderkörper 0,4 mm dick; nach hinten zu nimmt der Durchmesser allmählich und ganz gleichmässig ab, so dass er dicht vor der vordersten Schwanzpapille nur noch 0,15 mm beträgt. Nach dem Kopfende zu ist eine allmähliche Verjüngung nicht nachweisbar oder wenigstens nur auf eine ganz kurze Strecke beschränkt, auf welche der conische etwa 0.05 mm hohe Kopfzapfen folgt. Bei der Aufhellung zeigt sich, dass dicht hinter diesem doch eine kleine Verletzung, augenschein- lich eine Quetschung durch eine Pincette, vorhanden ist, die zu einer geringen Deformation des unmittelbar auf den Kopfzapfen folgenden Körperabschnitt geführt hat. Das Weibchen ist voll- kommen intact und besitzt eine Länge von ein wenig über 52 mm; die Dicke des Körpers beträgt im Maximum 0,5 mm und nimmt, wie beim Männchen, nach hinten zu gleichmässig ab, so dass sie auf der Höhe des Anus noch ca. 0,17 mm beträgt. Der 0,07 mm hohe, an seiner Basis 0,19 mm breite Kopfzapfen ist gegen den übrigen Kör])er nicht durch eine Einkerbung abgesetzt (was ül)rigens in weniger ausgesprochenem Maasse auch für das Männchen gilt, wenn man dieses in der Eücken- oder Bauchlage betrachtet). Das Bau der Filaria loa Goyot. 557 Scliwanzende ist leicht kreisförmio- zusammengekrümmt und etwas hinter dem After breit abgerundet. Beide Exemphire sind geschleclitlich voll entwickelte Thiere und dürften ungefähr auch die normale Grösse der erwachsenen Füaria loa zur Schau tragen, jedenfalls stimmen die Maasse gut mit den von Ozzard beobachteten überein; nach einigen altern Autoren kann die Länge indessen, wenn anders es sich in den betreffenden Fällen nicht nur um Schätzungen handelt, noch weiter steigen; so nach Bachelor auf 2^ j Zoll (= ca. 57 mmi und nach Maukel (von Tkucy beschrieben) sogar auf 70 mm. Die Haut finde ich bei beiden (Teschlechtern auf dem grössten Theile des Körpers 0,009 — 0,01 mm dick, doch wird sie nach den Körperenden zu etwas dünner und besitzt auf dem Kopfzapfen und dem Schwanzende nur noch einen Durchmesser von 0,004 mm. Dies stimmt demnach vollkommen mit den von Blanchard gefundenen Massen überein , bleibt dagegen nicht unbedeutend hinter den von Ludwig gegebenen zurück; den muthmaasslichen Grund dieser Diffe- renz werden wir binnen kurzem sehen. Die Angabe Ozzard's, dass die Cuticula über die Kopfspitze hinweg etwas verdickt sei, steht mit den bisherigen Beobachtungen in AMderspruch. Ebenso wenig habe ich am Körperende des Weibchens etwas von den Hautflügeln entdecken können, die der Autor beschreibt. In Bezug auf die ^\'ärzchen der Haut habe ich dem Bekannten nichts Neues hinzuzu- fügen. Ich finde sie, wie Ozzard, beim ]\Iännchen auffallend weniger zahlreich als beim Weibchen, bei beiden Geschlechtern ausserdem überall durch grössere Entfernungen von einander getrennt; nur selten, dass man drei oder vier von ihnen einmal näher beisammen gelegen findet, doch beträgt auch dann ihre gegenseitige Entfernung noch das 4— 6 fache ihres Durchmessers. Die Yorderenden des Körpers bleiben bei beiden Geschlechtern von ihnen frei; beim Männchen treten die ersten vereinzelten etwa 2'/.2? beim Weibchen etwa 3-^/4 mm hinter der Kopfspitze auf. ^Veiter nach hinten zu werden sie allmählich zahlreicher, verschwinden beim Männchen aber wieder gänzlich ca. 1.2 mm vor der Schwanzspitze, während sie beim Weibchen sich bis zum äussersten KiU-perende, auf der Bauchseite bis hinter den After erstrecken. Ihre Grösse schwankt in ziemlich weiten (Frenzen, während ihre Höhe ungefähr der Dicke der Haut gleichkommt. Ihre Vertheilung über den Körper ist. worin alle Beobachter übereinstimmen, nicht an ein besonderes (lesetz ge- bunden, scheint überdies aber auch noch mit dem Altei- der Thiere 558 -^- Looss, zu wechseln, ^^'ie schon erwähnt, sind die ^^'ä^zcllen bei meinen Individuen, obwohl zahlreich, doch ziemlich zerstreut, und nur ge- legentlich liegen zwei oder oder drei in grösserer Nähe von einander; auch Ludwig, der ebenfalls ein erwachsenes Weibchen untersuchte, erwähnt nichts von Ansammlungen der Wärzchen in Gruppen. Solche fanden sich dagegen in den von Blanchard studirten Exemplaren und am ausgesprochensten bei dem jungen, erst 20 mm langen AA'eibchen, wo sie sogar auf dem Kopfende auftraten, welches bei altern Individuen bisher von ihnen frei gefunden worden ist. Nach dem, was wir zur Zeit über die Entwicklung der Nematoden wissen, müssen sie bei der letzten (4.) Häutung entstehen, mittels deren die Thiere ihre definitive Gestalt annehmen. Aller Wahr- scheinlichkeit nach bedecken sie hier ziemlich dicht und gleichmässig den ganzen Körper, rücken aber während des nach der letzten Häutung erfolgenden, intensiven und mit der Ausbildung der Geni- talien verbundenen AA'achsthums allmählich immer mehr aus einander, so dass sie bei erwachsenen Thieren schliesslich durch mehr oder minder weite Zwischenräume von einander getrennt erscheinen. Bei Untersuchung mit stärkern Vergrösserungen erkennt man im Innern der Haut eine äussere, anscheinend dichtere, und eine innere, anscheinend weniger dichte, weichere Schicht, die durch eine deutliche Grenzlinie von einander getrennt sind. In der vordem Körperhälfte verläuft diese Grenzlinie im Wesentlichen gerade und der äussern Oberfläche der Haut parallel ; nach hinten zu nimmt sie dagegen einen fein welligen Verlauf an, und im Schwanzende des Männchens verdichten sich die Wellen schliesslich zu minimalen Zacken, die rings um den Körper herum laufen und den Eindruck einer ausserordentlich feinen Querringelung hervorrufen (cf. Fig. 6) ; nur betrifft diese Ringelung nicht die ganze Haut, sondern bloss die innere der sie zusammensetzenden Schichten. Es erscheint mir kaum zweifelhaft, dass die von Ludwig im Hinterende des Weibchens beobachtete feine Querstreifung sich auf die hier beschriebene Strucfur der Haut bezieht; andrerseits zweifle ich, ob wir es hier mit etwas Normalem zu thun haben, und halte es für wahrschein- licher, dass die Ringelung nur der Ausdruck einer geringen Con- traction des Körpers ist, und das um so mehr, als sie hauptsächlich an den gekrümmten Körperstellen auftritt. Ein unzweifelhaftes Con- tractionsproduct sind, worauf bereits Blanchakd hinweist, die von Ludwig beschriebenen, in Abständen von 0,08—0,1 mm von einander verlaufenden Querringel. Der Hautmuskelschlauch der Nematoden. Bau der Filaria loa Guyot. 559 besonders aber der Filarien, hat meinen Erfahrungen nach im Leben und bei g-eschlechtsreifen Thieren einen ziemlich hohen Druck von Seiten der stark geschwollenen Genitalorg-ane auszuhalten ; wird er an irgend einer Stelle auch nur leicht verletzt, dann quellen die Cienitalschlingen mit augenscheinlicher Gewalt (der Darm viel weniger) nach aussen hervor, wie es bei dem von Ludwig unter- suchten Exemplare der Fall war. Der Hautmuskelschlauch con- trahirt sich allmählich, wobei sich die Haut nicht nur verdickt, sondern auch in Anfangs sehr regelmässige, eine Ringelung vor- täuschende Querfalten legt. Die von Ludwig gefundene, ungewöhn- liche Dicke der Haut glaube ich in dieser Weise erklären zu können. Lässt man derartig geplatzte Filarien in einer Flüssigkeit liegen, die sie nicht direct abtödtet, dann geht der Contractions- process weiter, und man findet am Ende nicht selten ein Convolut von Schlingen, denen an der Stelle, wo sie zusammenlaufen, ein kurzes, verscbrumpftes Etwas, der ursprüngliche Nematodenkörper anhängt. Von den 4 Läiigsbäiiderii sind nur die beiden lateralen von aussen sichtbar. Sie beginnen vorn ganz schmal (0.009 mm) an der Basis des Ivopfzapfezs (X. Jat Fig. 4), nehmen aber schnell, wenn auch nicht gleich massig, an Breite zu, so dass sie am Ende des Oesophagus beim Männchen bereits 0,063 mm . beim Weibchen 0.09 mm breit sind; bei letzterm steigt die Breite allmählich noch weiter bis auf 0,11 mm, um wie beim Männcheii gegen das Hinter- ende hin wieder ein wenig abzunehmen. Die Seitenbänder erreichen bei beiden Geschlechtern das äusserste Körperende. Im Ganzen ist ihre Breite nicht leicht mit Sicheilieit festzustellen, da sie unter der Haut ganz allmählich in die Subcuticula übergehen, also keine scharfen (irenzen darbieten, während sie nach innen zu von den darunterliegenden Genitalorganen verdunkelt werden ; im Allgemeinen ist ihr freies inneres Ende etwas breiter als ihre Ansatzstelle an der Haut. In ihrem Innern bemerkt man die bereits von Ludwig gesehenen Kerne, die in jeder Hälfte eines Seitenbandes je eine ziemlich regelmässige Längsreihe bilden. Ihre (irösse schwankt zwischen 0.008 und 0.012 mm, was mit den Befunden Ludwig's über- einstimmt. Von den beiden Medianlinien bemerkt man bei ober- flächlicher Einstellung nichts; auch in dem heilern Vorderende stossen die ]\hiskelzellen in der dorsalen und ventialen Mittellinie dicht an einander. Erst bei tieferer Einstellung zeigen sich körnige Streifen von etwa 0,018 — 0,021 mm Breite; die Medianbänder stehen 560 ^- Looss, deshalb, wie auch bei zahlreichen andern Nematoden, nur durch ein schmales Septum mit der Subcuticula in Verbindung-, während sie mit ihrem verbreiterten Ende in die Leibeshöhle vorspring-en. Vorn beg-innen sie. soweit sich erkennen liess, an der Basis des Koptzapfens; ihre hintere Endig'ung- war nicht festzustellen. Die MTisciilatur hat eine auffallend kräftige Entwicklung-, was zur Genüge die lebhaften Bewegungen erklären dürfte, von der alle Beobachter der lebenden Filaria loa zu berichten wissen. Im optischen Längsschnitt gesehen hat die Fibrillenscliicht der Muskel- zellen im Vorderkörper eine Dicke von rund 0,05 mm, und über der- selben liegt, in buckelförmige Erhebungen vorspringend und die grossen (0,014 mm) Muskelkerne enthaltend, eine Sarcoplasmalage von durchschnittlich ebenfalls 0,05 mm Dicke; die Musculatur allein nimmt also im Vorderkörper beinahe den halben Durchmesser des ganzen Körpers für sich in Anspruch. Nach hinten zu nimmt ihre Mächtig- keit allmählich ab, beträgt aber nahe am Schwanzende im Mittel immer noch 0,035 mm (l^^ibrillenschicht). Soweit sich feststellen liess, liegen etwa 8 Muskelzellen in jedem Quadranten des Körpers; sie sind ziemlich lang (1 mm) spindelförmig bei einer Breite von ca. 0,038 mm, und greifen tief zwischen die vor und hinter ihnen gelegenen hinein. Von jeder ]\luskelzelle treten anscheinend mehi-ere Sarcoplasmafortsätze an die Medianlinien heran; besonders stark sind diejenigen, welche sich direct an den Nervenring begeben. An der Basis des Kopfzapfens hört die Musculatur ziemlich plötzlich auf, doch setzen sich die Fibrillen, in jedem Quadranten fächerartig ausstrahlend, noch ein kurzes Stück in denselben hinein fort; die Seitentheile der 4 Fächer berühren sich in Punkten, die den 4 Längs- linien entsprechen. Der Umstand, dass der Kopfzapfen somit von ]\[uskeln frei ist, erklärt seine Durchsichtigkeit, die allen bisherigen Beobachtern das Erkennen der Mundöffnung und des an sie an- stossenden Anfangstheils des Oesophagus gestattete. Yerdauungstractus. Die Mundöffnung finde ich genau so, wie sie von Blanchard beschrieben worden ist, das heisst, sie re- präsentirt eine einfache Oeftnung in der Cuticula, die innen etwas enger als aussen, also leicht trichterförmig gestaltet ist und direct mit dem engen Lumen des Oesophagus in Verbindung tritt. Mund- papillen wurden von den bisherigen Beobachtern nicht aufge- funden ; die von Blanchard beschriebenen cuticularen Spitzchen, die ich bei dem Männchen, wenn auch sehi- klein, ebenfalls finde, bei dem Weibchen dagegen vermisse, können nicht als ^Mundpapillen Bau der Filaria loa Guvot. 561 aufgefasst werden, da ihre Lagerung- in der dorsalen und ventralen Mittellinie \) dieser Deutung- widerspricht. Bei den von mir unter- suchten Individuen habe ich Gebilde gesehen, die wohl ^lundpapillen sein dürften, doch ragen dieselben, wie es auch bei verwandten Arten vorkommt, nicht über das Niveau ihrer Umgebung hervor, wogegen ein deutlicher Nervenstrang von innen her an sie herantritt. Zwei ziemlich grosse und sehr deutliche Lateralpapillen finden sich etwas näher der Basis des Kopfkegels, während die etwas kleinern und weniger deutlichen 4 submedianen Papillen ein wenig- mehr nach der Spitze desselben hin liegen (Fig. 4). Von dem Oesophagus wird von den frühern Autoren nur der im Kopfzapfen gelegene Anfangstheil beschrieben; in Wirklichkeit ist das Speiserohr beim Männchen 0,9 mm, beim Weibchen 1,1 mm lang, von fast cylindrischer Gestalt, vorn 0,05, hinten 0,07 mm dick. Dicht an seinem Hinterende erkennt man auf der Dorsalseite zwischen den Muskelfasern, von einer spärlichen körnigen Masse umgeben, einen grossen ovalen Kern von ca. 0,03 : 0,017 mm Durcli- messer, offenbar den Kern einer dorsalen Oesophagusdrüse ; 2 kleinere, etwa halb so grosse und weniger deutliche Kerne liegen auf der Ventralseite, anscheinend die Kerne subventraler Oesophagusdrüsen. Auf der Dorsalseile ist ein Strang der körnigen Drüsensubstanz weit nach vorn zu verfolgen; die Drüsenmündungen dagegen waren nicht zu erkennen, dürften in Anbetracht des Fehlens einer eigent- lichen Mundhöhle aber im Innern des Oesophagus und wahrschein- lich auf dem Niveau des Nervenringes zu suchen sein. Am Ueber- gange in den Chylusdarm finden sich kleine Klappen, wie sie auch sonst bei Nematoden voi'konnnen. 1) In einer Beschreibung des Sfcpht/ruir/is- (loifnfxs Dies. (Onr preseut knowledge of the Kid ney- worin [Sclerostoma pinguicola] of Swine, in: Six- teenth annual Report of the Bureau of Animal Industry [1899J, Washington Dec. 1900, p. 612 — 637) schreibt Louise Taylor dem Genus ^^Sclerostonia-'- 6 Mundpapillen zu, ..von denen die dorsale und ventralt^ stärker hervor- treten als die vier submedianen". Hier liegt offenbar eine irrige Orien- tirung des Thierkörpers vor, denn die stärker entwickelten Papillen gehören den Latei'allinien, nicht den ]\ledianliiiien an. Es mag bei dieser Gelegen- heit erwähnt sein, dass ich die von der Autorin vorgenommene Namens- änderung nicht billigen kann; der „Kidney-worm" ist, wie aus der Be- schreibung ohne weiteres ersichtlich, weder ein „SdcroskDiKi^'', noch ein „Sfroiirj/jl.Hs''' in dem herkömmlichen Sinne dieser Namen, sondern eine eigene Gattung, deren Name Stf/il/auttnis früher oder später wieder her- gestellt werden muss. 562 ^^- Looss, Der Chylusdarm ist verhältnissmässig' schwach entwickelt und hat vorn eine \\'eite von 0,14 mm, die am Kürperende allmählich aber bis auf 0,025 mm gesunken ist. Sein Epithel besteht aus zahl- reichen, ziemlich kleinen Zellen, die nach hinten zu anscheinend eine verlängert spindelförmige Gestalt annehmen und mit ihrer innern Fläche leicht buckeiförmig- in das Lumen vorspring-en. Das Rectum ist nur kurz und sehr eng; die an seiner Verbindung- mit dem Chylusdarm bei andern Nematoden sehr gewöhnlich auftreten- den grossen Zellen (die „Analdrüsen" etc. der Autoren, nach meiner Auffassung die Zellen eines bindegewebigen, die Verbindung zwischen Chylusdarm und Eectum sichernden „Rectalligaments"'), sind mit Sicherheit nicht zu erkennen, aber jedenfalls vorhanden und nur sehr klein. Der After fällt beim Männchen mit der Genitalüffnung zusammen und liegt bei meinem Exemplare 0,084 mm vor dei- Schwanzspitze. Beim Weibchen vermuthet ihn Ludwig in einer ca. 2 mm vor dem Leibesende gelegenen Einsenkung der Haut, während Ozzabd ihn auf einer „Papille" 0,3 mm vor der Sch^'auz- spitze findet; bei dem von mir untersuchten Weibchen liegt der After, von deutlich entwickelten, etwas erhobenen Lippen begrenzt, nur 0,17 mm vor derselben (Fig. 7). Von der Dorsalwandung des Rectums strahlen wohl entwickelte Analmuskeln nach dem Rücken hin aus. Vom Excretionsapparat ist an dem ganzen Thiere nur wenig zu erkennen. Ein ausserordentlich kleiner und wenig markirter Excretionsporus findet sich beim Männchen 0,65, beim Weibchen 0,75 mm hinter der Kopfspitze in der ventralen Mittellinie (Ex Fig. 3; in Fig. 2 auf der rechten Seite dicht unter dem Strich von Oes gelegen). Ein mit einer dünnen, stark längsgefalteten Chitin- wand ausgekleideter Anfangstheil der Excretionsblase lässt sich von dem Porus aus eine kurze Strecke in das Innere des Körpers hinein verfolgen, entzieht sich dann aber der Beobachtung vollkommen. In den Seitenlinien bemerkt man auf derselben Höhe einen ge- schlängelten Excretionscanal von etwa 0,0085 mm Weite; doch ist seine Verbindung mit der Excretionsblase in keiner Weise zu er- mitteln; anscheinend liegen hier ähnliche Verhältnisse vor wie bei andern Nematoden (z. B. Ancylosformini), bei denen diese Verbindung durch eine membranlose Höhlung in der Trägerzelle der Excretions- blase hergestellt wird. Der Excretionscanal lässt sich von dem Niveau des Porus aus nach vorn sowohl wie nach hinten noch eine BiUi der Filaria loa Ctuyot. 563 Strecke weit verfolgen, wobei er allmählich etwas dünner wird, ent- zieht sich schliesslich aber der Beobachtung-. Vom Nervensystem {Nerv Fig-. 2 u. 3) ist noch weniger zu sehen. Ein ziemlich dicker (0,025 mm) Faserring umschliesst den Oesophagus etwas hinter der Basis des Kopfzapfens (0,20 mm beim Männchen, 0,25 mm beim \\'eibchen); an ihn treten von vorn, von den Seiten und schräg- von hinten sehr starke Sarcoplasmafortsätze der vordersten Körpermuskeln heran. Stärkere Nervenfaserzüge ver- laufen anscheinend in den Seitenlinien; es hat mir geschienen, als ob die letzten Ausläufer derselben beim Weibchen in einer jeder- seits dicht am Köi-perende gelegenen kleinen Papille endigten {Fap. Fig. 7), die aber, wie die Kopfpapillen . nicht über das Niveau der Haut hervortritt. Diese Papillen würden dann ähnlichen Papillen entsprechen, die beim Männchen an derselben Stelle, i. e. hinter der fünften (letzten) Schwanzpapille gelegen zu sein scheinen (cf. Pap. Fig. 5 u. 6), aber weniger an einer Erhebung der Haut als an einem feinen, an sie herantietenden Faserstrang kenntlich sind. Da die Structuren ziemlich zart sind und sich nicht genauer untersuchen lassen, auch weiteres ^Material zu einem Vergleiche fehlt, so kann ich nur auf die ^Möglichkeit hinweisen, dass es sich hier um distincte Papillen handelt. Von Halspapillen war nichts zu bemerken. Die Oeiütalorgaue nehmen fast den gesammten Innenraum des Körpers für sich in Anspruch und sind mit Unmengen von Keini- producten gefüllt; die Fi-uchtbarkeit dieser Filarien muss eine ganz kolossale sein. Männchen. Die bisherigen Beschreibungen enthalten fast nur Angaben über die äussern Sexualcharaktere. Soweit diese in Be- tracht kommen, stimmen meine Beobachtungen im A\'esentlichen mit dem bereits Bekannten überein. Das hintere Körperende ist nicht wie bei verwandten Formen spiralig eingerollt, und in der That fehlen der Filaria loa auch die schräg von den Seitenlinien nach dem Bauche ziehenden ]\Iuskelfasern (die musculi bursales Scuneider's), welche die Einrollung des Schwanzendes bedingen. Eine ventrale Aushöhlung des Endabschnittes des eigentlichen Körpers, wie sie Manson vermuthet. habe ich nicht gesehen, dagegen liegen die schmalen, aber ziemlich dicken seitlichen Hautflügel, in denen die Schwanzpapillen enthalten sind und die Manson bereits gesehen hat, der Bauchseite etwas näher als der Eückenseite und convergiren etwas nach letzterer, so dass dadurch thatsächlich eine leichte C'onca- vität der Bauchfläche als Ganzes zu Stande kommt. Die Hautflügel 564 '^- Looss, reifhen bis 0,7 mm vor die Schwanzspitze und sind an der breitesten Stelle 0,029 mm breit. Ozzard erwähnt sie niciit, beschreibt da- gegen eine Verdickung der Haut auf der Bauchseite: anscheinend hat er das Schwanzende nur von der Seite gesehen und die ventral- wärts vorspringenden Flügel für eine Hautverdickung gehalten (cf. Fig. 6). In Bezug auf die allgemeine Disposition der Scliwanz- papillen zeigt das von mir untersuchte Männclien eine Eigen- thünilichkeit , die ich in den altern Beschreibungen nicht erwähnt finde: die präanalen Papillen sind nämlich auf beiden Körperseiten ausgesprochen asymmetrisch angeordnet (Fig. 5). Aut der linken Seite entspricht das, was ich sehe, genau den Bildern, welche von Blanchard und Manson gegeben werden (Fig. 6), d. h. die vorderste, dickste Papille liegt ungefähr um die Länge des postanalen Körper- abschnittes vor der Anogenitalöffnung. Auf der rechten Seite da- gegen sind die 3 präanalen Papillen nicht nur dichter an einander, sondern auch ziemlich dicht an die erste postanale Papille heran- gerückt, dergestalt, dass die vorderste rechts mit der zweiten links und die dritte rechts mit der Anogenitalöffnung auf demselben Niveau liegen. Diese asymmetrische Anordnung der Papillen ist bei meinem Exemplare so deutlich ausgesprochen, dass ein Zweifel an der Thatsache selbst nicht möglich ist; die Frage bleibt nur, ob wir es hier mit einem normalen Verhalten oder mit einer ge- legentlichen Missbildung zu thun haben. Letzteres wäre sicher nicht undenkbar, doch halte ich es für unwahrscheinlich, da eine Anzahl von Nematoden mit theilweise asymmetrisch gestellten Schwanz- papillen bekannt sind , Füaria loa also ganz gut zu ihnen gehören kann. Trotzdem ich mich nur auf einen isolirten Befund stützen kann, bin ich deshalb eher zu der Annahme geneigt, dass die Be- obachtungen der altern Autoren über diesen Punkt unvollständig sind, und das um so mehr, als die Asymmetrie der Papillen deutlich nur bei einer Betrachtung des Schwanzendes von der Bauchseite in die Augen springt. Blanchard giebt nur eine Ansicht der Papillen der linken Seite, die mit dem, was ich gesehen, vollständig überein- stimmt. Liess sich das von ihm untersuchte Thier aus irgend welchen Gründen von der Bauchseite nicht betrachten, so würde es sich erklären, dass ihm die Asymmetrie entgangen ist. Manson hingegen giebt auch eine Skizze in der Bauchansicht, auf welcher die Papillen beiderseits symmetrisch angegeben sind. Da diese Figur aber (soweit aus der Reproduction bei Blanchard ersichtlich) ausdrücklich als schematisch bezeichnet ist, so glaube ich sie bis Bau der Filaria loa Guyot. 565 auf Weiteres nicht als Beleg für die thatsächliche Symmetrie der Papillen bei dem MANsoN'schen Exemplare betrachten zu müssen, f^eberdies beschreibt Manson die vierte Papille als „adanal oder postanal" ; für die linke Körperseite gilt dies, wie bereits Blanchard hervorhebt, zweifellos nicht; auf der rechten Seite dagegen liegen — bei meinem Exemplare wenigstens — die dritte und vierte Papille so (licht an einander, dass sie zur Noth beide als adanal bezeichnet Averden könnten. Die beiden postanalen Papillenpaare liegen sjmimetrisch und verlialten sich wie von den frühern Autoren beschrieben. Hinter dem letzten sehe ich auf jeder Körperseite noch einen feinen Faser- strang an die Haut heran treten, der die innere Begrenzung der- selben etwas buckeiförmig vortreibt, während der äussere Haut- contur glatt darüber hinwegzieht {Fap. Fig. 6). Allem Anschein nach handelt es sich hier um Nervenendigungen; ob dieselben aber als sechstes Paar den Schwanzpapillen zuzurechnen sind, muss ich bis auf Weiteres dahin gestellt sein lassen. Die Anogenitalöffnung liegt bei meinem Exemplare, wie schon erwähnt. 0.084 mm vor dem Leibesende, also genau so, wie es bereits Blanchakd angibt. Aus ihr ragen die Si)icula zur Hälfte hervor und zwar in der Weise, dass sie einander an der Oefthung kreuzen, indem das linke nach rechts, das rechte nach links gerichtet ist. Bei Anwendung stärkerer Vergrösserung und intensiver Durchleuchtung sind auch ihre im Innern des Körpers gelegenen Partien vollkommen deutlich zu erkennen; ich erwähne dies ausdrücklich, da meine Befunde hier wieder von den existiren- den Beschreibungen abweichen. Blanchakd sowohl wie Manson zeichnen die Spicula nicht nur ziemlich lang, sondern nach dem freien Ende zu auch stark verjüngt, so dass sie fast haarförmig enden; bestimmte Längenmaasse werden nicht gegeben, Manson schreibt ihnen eine „ungleiche". Blanchard „ungefähr die gleiche" Grösse zu ; in den von beiden Autoren gegebenen Zeichnungen liegen die vordem Enden durclischnittlich um die doppelte Länge des post- analen Körperabschnittes vor dei- Anogenitalöifnung. Bei meinem Exemplare sind die Spicula zunächst viel kürzer, und zwar ist das kleinere, im ganzen nur wenig gebogene 0,113 mm, das grössere 0,176 mm lang, und dabei so stark kreisförmig gebogen, dass seine Enden in gerader Linie 0,135 mm aus einander liegen. Sein Vorder- ende findet sich um reichlich die einfache Länge des postanalen Körperabschnittes vor der Anogenitalöffnung; das innere Ende des Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Svst. 38 566 *^- Lüoss, kleinem Spicuhims liegt mit dieser fast auf dem gleichen Niveau. Ferner finde ich beide Spicula in ganzer Ausdehnung fast gleich dick : 0.008 mm ; nur das längere wird gegen sein inneres Ende hin ein wenig breiter. Auf dem Querschnitt scheinen sie rinnenförmig ausgehöhlt zu sein; ihre freien Enden sind abgerundet, nur bei manchen Stellungen schien es, als ob sie mit leicht erhöhten Bändern in ein Gebilde ähnlich dem etwas nach abwärts gebogenen Ausguss z. B. einer i^bdampfschale oder eines Kruges ausliefen. Gegen das innere Ende hin nimmt namentlich das grössere Spiculum eine quer- gerippte Structur an. Ihre Scheiden sind in Folge der theilweisen Protrusion stark gefaltet; die an den Enden sich inserirenden, ziem- lich kräftigen Retractormuskeln laufen eine Strecke nach vorn und verlieren sich dann in der Körpermusculatur. Von der Umgebung der Anogenitalöffnung aus laufen fächer- artig ausstrahlende Muskelbündel nach dem Rücken zu, ähnlich den Analmuskeln des Weibchens; ihre Insertionspunkte Hessen sich mit Sicherheit nicht bestimmen. Die Innern männlichen Genitalien folgen dem gewöhn- lichen Bautypus, sind aber so stark mit den Geschlechtsproducten gefüllt, dass eine Abgrenzung einzelner Absclmitte niclit leicht möglich ist. Circa 0,15 mm vor der Anogenitalötfnung zeigt der männliche Leitungsapparat, der liier nur 0,04 zu 0,05 mm weit ist. eine leichte Einschnürung, durch welche ein etwa spindelförmig ge- stalteter Endabschnitt abgesondert wird (Fig. 5, 6); ob diesem eine besondere Bedeutung zukommt, vermag ich niclit zu sagen. Nach vorn hin nimmt der Leitungsweg mit der allmählich grösser werden- den Dicke des Körpers an Durchmesser zu; seine Wand besteht hier aus einem etwa 0,008 mm hohen, nicht sehr deutlichen Epithel, dem sich eine ungefähr gleich dicke Schicht scharf conturirter Ringmuskeln auflagert; in ihr finden sich von Zeit zu Zeit grosse Kerne, die Kerne der Matrixzellen dieser Musculatur. Ca. 2,35 mm vor der Geschlechtsöffnung zeigt der Canal eine zweite, deutliche Einschnürung, die nicht nur eine Faltenbildung zu sein scheint. Die Ringmusculatur ist hier merklich schwächer geworden, als sie weiter hinten war, setzt sich aber, immer mehr abnehmend, für eine kurze Strecke auch noch auf den folgenden Theil des Leitungs weges fort. Bis zu dem erwähnten Einschnitte glaube ich den Ductus ejaculatorius rechnen zu können; der nach vorn an ihn sich anschliessende Rest des Geuitalschlauches würde demnach als Hoden incl. Samenleiter zu betrachten sein. Er verläuft zunächst ohne Schlingenbildung, Bau der Filaria loa Guyot. 567 aber den ganzen Innenraum des Körpers ausfüllend und dicht mit Spermatozoen , resp. deren Entwicklung-sstadien gefüllt, nach vorn, dabei den Darm bald auf die reclite, bald auf die linke Seite drängend. Dieser wolil als Samenleiter zu deutende Theil hat eine Länge von reichlich 26 mm, nimmt also den bei weitem grössten Theil des Körpers ein. Etwa 4,5 mm vom Kopfende entfernt wird er zu dem etwas dünnern eigentlichen Hoden, welcher einige (in meinem Falle 2) Längsschlingen bildet und. allmählicli immer mehr an Durchmesser verlierend, bis in das Koi)fende hinaufsteigt, um am Nervenringe wieder nach liinten umzubiegen. Dieser rücklaufende Theil lässt sich mit Sicherheit bis an den Anfang des ('hjiusdarms ver- folgen, ohne dass hier sein Ende positiv zu sehen ist ; doch kann er keinesfalls viel weiter nacli hinten reichen. Hoden incl. Samenleiter besitzen eine Länge von rund 36 mm. der gesammte Genitalschlauch des Männchens mit Einschluss des Ductus ejaculatorius demnach ca. 39 mm, d. h. etwas mehr als die einfache Körperlänge. Der Inhalt des Genitalschla uches lässt sich nur schwer analysiren. Nahe seinem Innern Ende enthält er dicht gedrängte, kleine, körnige Zellen von in Folge der gegenseitigen Abplattung unregelmässiger Gestalt. Ob dieselben einer Rhachis aufsitzen, lässt sich nicht ermitteln; wenn es der Fall ist, dann verläuft diese Rhachis im Innern des Schlauches nicht gerade, sondern in mehr oder mindei' dichten Windungen. Etwa 4,5 mm hinter dem Kopf- ende, i. e. da, wo der dickere Samenleiter beginnt, liegen die Samen- elemente augenscheinlich frei, aber immer noch dicht gedrängt. Sie nehmen weiter nach hinten noch etwas an Grösse zu, bis sie ihr Maximum von ca. 0,012 mm Durchmesser erreichen. 14,5 mm hinter dem Kopfe sieht man zwischen ihnen, zuerst vereinzelt, später immer häufiger werdend, kleinere, etwa halb so grosse Elemente mit glänzendem Kern und schmalem Pi'otoplasmasaum auftreten, die schliesslich den alleinigen Inhalt des Genitalschlauches bilden. Es sind die reifen Samenelemente, einfach kugelige Zellen von 0,005 bis 0.006 mm Dui'chmesser. Weibchen. WW aus den Eingangs recapitulirten Angaben der altern Beobachter hervorgeht, ist die weibliche (Tenital Öffnung mit Sicherheit zuerst von Ozzaru aufgefunden worden, während Ludwig sie. da er sie sonst nicht zu entdecken vermochte, in der vordersten Risstelle des von ihm untersuchten Individuums, das ist, etwa an der Grenze des ersten und zweiten Viertels der Total- länge vermuthet hatte. Ich kann den Befund Ozzard's bestätigen, 38* 568 A- Looss, denn bei dem mir zur Verfügung- stehenden Weibchen liegt die GenitaUiffnung- 2,4 mm, also nur etwa den 22. Theil der Gesammt- länge, hinter dem Kopfende und ist, wenn es nur gelingt, das Thier in die Seitenlage zu bringen, ohne Weiteres in Gestalt eines queren, von etwas über das Niveau der Umgebung erhobenen Lippen be- grenzten Spaltes zu erkennen (Vulv. Fig. 2). Bei dieser Lage der Vulva lässt sich vorhersehen, dass auch Ludwki's x\ngabe über die vermuthliche Länge der Vagina (3 mm) niclit stimmen wird; in der That misst sie nicht 3. sondern fast genau 9 mm. Sie zieht in ziemlicli gerader Richtung längs der Bauchwand des Körpers hin und zerfällt am Ende in die beiden Uteri, die zuerst so dicht neben einander hinlaufen und dabei das Caliber der Vagina (0,1 mm) bei- behalten, dass die Gabelungsstelle nicht leicht zu sehen ist. Für eine Strecke von 18,5 mm setzen sie ihren Verlauf in derselben Weise, d. h. ohne irgend welche Schlingenbildung, nach hinten fort; dann biegt der eine nach vorn zurück, wobei seine Dicke schnell auf ungefähr das Doppelte (0,2 mm) steigt. Dieser vordere Uterus zieht in leichten, auf weite Entfernungen vertheilten Wellen nach vorn zurück, um 1,1 mm liinter der Kopfspitze, also fast genau am Ende des Oesophagus, wieder nach hinten zurück zu kehren, wobei er allmählich um ein geringes dünner wird. 12,8 mm hinter der vordem Umbiegungsstelle geht er dann, nachdem er zuerst eine schlanke, kolbenförmige Erweiterung von 0,18 mm Durchmesser, das Receptaculum seminis, gebildet hat, unvermittelt in einen dünnen, nur 0,06 mm weiten, 1,9 mm langen Canal, den Eileiter, über , der seinerseits ohne scharfe Grenze mit der eigentlichen E i - röhre in Verbindung tritt. Diese besitzt Anfangs eine Weite von 0,12 — 0,13 mm und zieht tlieils neben, theils über dem auf- steigenden Uterusast weiter, wobei sie immer schmäler wird und endlich etwa 1,7 mm vor der hintern Umbiegungsstelle desselben endigt {Ovar. a. Fig. 2). Dieses Ende ist deutlich kolbig verdickt, 0,025 mm im Durchmesser, gegen 0,016 mm Durchmesser der an- schliessenden Eiröhre. Die hintere Genital röhre verhält sich in Bezug auf ihre Gliederung genau wie die vordere, hat aber einen etwas abweichenden Verlauf. Wir hatten die beiden aus der Theilung der Vagina her- vorgehenden Uteri an der Stelle verlassen, wo der vordere nach vorn umbog, d. i, 18,5 mm hinter der Theilungsstelle, 27,5 mm hinter der Genitalöffnung und ca. 30 mm liinter der Kopfspitze. Der hintere Uterus setzt seinen Weg, ohne sein bisheriges Aussehen zu ver- Bau der Filaria loa Guyot. 569 ändern, von hier aus noch 3,9 mm weiter, d. i. bis 22,4 mm liintor die (Tabelung-sstelk\ fort, biegt jetzt nach A^orn um und schwillt dabei bis auf ca. 0.2 mm Dicke an. Dieser vorwärts laufende Theil ist aber nur kurz, denn er erreicht die Umbieo-ungsstelle des vordem Uterus nicht, kehi't vielmehr 0,2 mm vorher um, um nunmehr definitiv seinen Weg nach hinten zu nehmen. Hinter der Schleife steigt seine Weite für eine längere Strecke auf das .Afaximum von 0,27 mm. nimmt dann aber der zunehmenden Verschmächtigung des Körpers entsprechend allmählich ab. In einer Entfernung von 0,85 mm vor dem After angekommen, kehrt er nach vorn zurück, seinen bisherigen Verlauf mehrmals in leichten Wellenlinien kreuzend, um schliesslich wie der vordere Uterus ein Receptaculum seminis zu bilden und 8,2 mm vor seiner hintern Umbiegungsstelle in den hintern Eileiter überzugehen. Abweichend von dem vordem, der ziemlich gestreckt verlief bildet dieser hintere Eileiter eine Längsschlinge, biegt 1,8 mm vor dem Receptaculum definitiv nach hinten zurück und geht dabei in die Einihre über. Diese verläuft tlieils neben, tlieils über den beiden Schenkeln des hintern Uterus und endigt, ebenfalls kolbig verdickt, fast genau auf dem Niveau des Anus, nachdem sie un- mittelbar vorher noch eine kurze Längsschleife gebildet hat [Orar.p., Fig. 2 und 7). Rechnet man die Ausdehnung der (nlenitalröhren zusammen, so ergiebt sich für die vordere eine Gesammtlänge von ca. 74,5, für die hintere eine solche von ca. 68,5 mm. Addirt man hierzu die Länge der Vagina mit 9 mm, so erhält man als Totallänge des weib- lichen Geschlechtsapparates 152 mm, das ist rund 3mal die Länge des Thierkörpers. Dieses Resultat bleibt hinter dem von Ludwki berechneten (rund fünfmal die Länge des Thierkörpers) ziemlich beträchtlich zurück; indessen ist bei Beurtheilung dieser Diiferenz im Auge zu behalten, dass dem genannten Autor nur ein mehrfach verletztes und contrahirtes Thier zur Verfügung stand, dessen Genital- röhren zum grossem Theil nach aussen hervorgetreten waren, während der Körpei- sich contrahirt hatte. A\'eichen nun meine 1 Beobachtungen, soweit sie die Ausdehnung, die Anordnung und die Gliederung der Genitalridiien betreffen, von denen LrnwKi's mehrfach ab — Ditferenzen, die, wie gesagt, in dem ungünstigen Erhaltungszustand des LiDwui'schen Exemplars ihre Erklärung finden — so kann ich seine Aveitern Angaben über die histologische Structur und den Inhalt derselben Organe in allen wesentlichen Punkten bestätigen. An ihrem blinden Ende 570 -^- Looss, werden die Eiröhren bej^renzt von einer ziemlich (0,003 mm) dicken Membran, in der hier nnd da flach g-edrückte Kerne zu lieg-en scheinen ; im Innern finden sich dicht gedrängte, kleine runde Kerne von 0,005—0,006 mm Durchmesser, zwischen denen kaum Protoplasma zu erkennen ist. Eine besondere Terminalzelle ist an keiner der beiden Eiröhren zu unterscheiden. Weiter distalwärts lagern sich die Kerne in der Eiröhre lockerer, und ein dunkel körniges Plasma tritt zwischen ihnen auf; auch Zellgrenzen treten allmählich hervor, die Eikeime scheinen um eine Rhachis gruppirt zu sein. Sie haben von aussen, d. i. in der Richtung ihrer längern Axe, gesehen, jetzt einen Durchmesser von 0,007 — 0,008 mm. Etwa .5 mm von dem blinden Ende der Eiröhre entfernt scheinen sie bereits frei zu sein, nachdem man eine Strecke vorher mehrfach Bilder erhalten hat, die den Eindruck hervorrufen, als ob die Rhachis im Innern der Röhre in dichte Windungen gelegt sei; doch ist es schwierig, von aussen einen sichern Einblick in diese Verhältnisse zu gewinnen. Am Ende der Eiröhre angekommen haben die reifen Eizellen eine in Folge der gegenseitigen Pressung natürlich mannichfach wechselnde Gestalt bei durchschnittlich 0,029 mm Länge und 0,012 mm Breite und ent- halten einen grossen, ovalen Kern von 0,009 zu 0.007 mm Durch- messer mit einem grossen, glänzenden Kernkörperchen und kleinern Granulationen. Die äussere Begrenzung der ICiröhre ist noch die- selbe Membran wie zu Anfang. Am Uebergang in den Eileiter lagert sich ihr auf der Innen- seite ein bis zu 0,02 mm hohes, aus anscheinend cylindrischen Zellen bestehendes Epithel auf, das sich, etwas niedriger werdend, auch in das Receptaculum seminis fortsetzt. Dieses ist auf eine Strecke von 3,8 mm dicht gefüllt mit den hügligen Samenelementeu, zwischen denen man Anfangs, d. h. in der Nähe des Eileitereintritts, spärliche, später immer häufiger werdende Eizellen liegen sieht, die jetzt eine regelmässig ovale Gestalt von 0,029 mm Länge und 0,015 mm Breite annehmen. Weiter nach vorn zu verschwinden die Spermatozoen, und die Eier erfüllen jetzt eng an einander gelagert den ganzen Innenraum des Uterus. Die ersten Anzeichen der Furchung machen sieh erst verhältnissmässig weit vorn, etwa 6,2 mm vom Anfange des Receptaculums entfernt, geltend, und zwar dadurch, dass in den Eizellen plötzlich zwei deutliche Kerne auftreten, nach- dem eine Zeit lang der ursprünglich einfache Kern unsichtbar gewesen ist. Bau der Filaria loa Guyot. 571 Ein weiteres Eingehen anf das. was sich an den intacten Thieren von der Embryonalbiklnng' l)eobachten lässt, erscheint mir über- riüssig-. zumal die Bilder mit dem Fortschreiten des Entwicklnngs- processes immer schwerer analysirbar werden. Die von ihrer Hülle umschlossenen Embryonen finde ich, ehe sie die Hülle zu strecken beginnen, etwas kleiner als von Ludwig angegeben, nämlich 0,035 bis 0,37 zu 0.022 mm; Grössen von 0,045 zu 0.024 mm waren nirgends zu sehen. Die Länge der in der Vagina liegenden freien Embryonen ist ihrer dichten Gruppirung wegen nicht zu messen; ihre mittlere Dicke beträgt 0.0047 mm, was sich mit Ludwki's Befunden deckt. Die die Embryonen eine Zeit lang noch umgebende Embryonalhülle konnte namentlich an den Kopftheilen oft sehr deutlich als eine feine Kappe erkannt werden. Bei den weiter vorn in der Vagina liegenden Embryonen war sie nicht mehr zu entdecken, was also el)enfalls mit dem stimmt, was Ludwig berichtet. Ueber die histologische Structur der Genitalröhren ist noch nachzutragen, dass das Epithel, welches der Eigenmembran im Receptaculum seminis innen aufliegt, sich durch den ganzen Rest der Genitalröhre fortsetzt: in den stark erweiterten Theilen des Uterus wird es meist so gedehnt, dass seine Dicke auf die der Eigenmembran herabsinkt. In der Nähe derjenigen Stellen, wo die aus der Theilung der Vagina hervorgehenden primären Uterus- schenkel zum ersten ^Male umbiegen — es sind dies, nebenbei ge- sagt, dieselben Stellen, an denen im Innern zuerst gestreckte Em- bryonen auftreten — fängt eine ausserordentlich feine Muskellage an. auf der Aussenfläche der Tunica propria der Genitalröliren zu erscheinen. Die einzelne]i Fibrillen dieser Schicht bilden auf eine lange Strecke hin noch keinen geschlossenen Mantel, sondern laufen in einzelnen, durch grössere oder kleinere Zwischenräume von ein- ander getrennten Bündeln. In der Schicht, in der sie liegen, sieht man von Zeit zu Zeit Kerne, die Kerne der :\Iatrixzellen dieser Muskeln. Die hier beschriebene Structur behält die Wand bei einer im Allgemeinen constanten Gesammtdicke von 0.012 mm, wovon etwa die Hälfte auf das innere Epithel kommt, bis weit nach vorn bei. Gegen die Vereinigungsstelle zur Vagina hin rücken die ]\Iuskel- bündel dichter zusammen, nehmen auch etwas an Dicke zu, doch ist, wie bereits Ludwig hervorhebt, der Uebergang der Uteri in die gemeinsame Vagina ein ganz allmählicher und nicht von Aenderungen in der Structur der Wand begleitet. Etwa 8 mm vor der Vulva ist die Dicke der Wand auf 0.024 mm gestiegen; die Muskelschicht xr^o A. Looss, ist jetzt continuirlich, 0,012 mm, das Epithel 0,011 mm dick, die Muskelkerne sind ziemlich zahlreich. In der Nähe der Vulva end- lich finde ich die Wand 0,039 mm dick, wovon 0,02 mm auf die Musculatur und 0,017 mm auf das Epithel kommen; die Zellen des letztern springen, wie schon eine Strecke vorher, mehr oder minder erhaben in das Lumen vor. Bau der Filaria loa Guyot. 573 Literatiirverzeichniss. Eine ausführliche Zusammenstellung der bisher bekannt gewordenen Fälle von Filaria loa und der auf sie bezüglichen Literatur findet sich bei Blanchard. Die Arbeiten, auf die im Voraufgehenden speciell Bezug genommen wurde, sind : Annett, H. E., J. E. Button and J. H. Elliott, Report of the Ma- laria Expedition to Nigeria, Part II, Filariasis. Liverpool School of trop. Med., Memoir IV, London 1902. Bachelor, H. M., Filaria loa and Pulex penetrans, in : Bull. New York path. Soc. (2), V. 1, 1881, Febr.-March., p. 108—111, and Med. Record, New York, V. 19, 1881, p.470— 471. Blan'Chaed, B,., Nouveau cas de Filaria loa, in: Arch. ParasitoL, V. 2, 1899, p. 504—534. Ludwig, H. und Th. Saemisch, lieber Filaria loa Guyot im Auge des Menschen, in: Z. wiss. Zool., V. 60, 1895, Heft 4. Manson, P., in: Robertson, D. A., Gase of Filaria loa, in: Trans. ophthalm. Soc. London, V. 15, 1895. — , Tropical diseases etc., Revised enlarged edition, London, March 1903, p. 550. NOE, G., Sul ciclo evolutivo della Filaria bancrofti (CobboLD) e della Filaria immitis (Leidy), in: Ric. Lab. Anat. Roma e altri Lab. biol., V. 8, 1901, fasc. 3 e 4, p. 275—353. OzzABD, A. T., Filaria loa, in: Journ. trop. Med., V. 6, 1903, May 1, p. 139. Berichtigung hierzu von Thompstone, ibid., May 15, p. 160. Trucy, Gh., Remarques sur la filaire de Medine et en particulier sur son traitement. These Montpellier, 1873. 574 A. Looss, Bau der Filaria loa Guyot. Erklärung der Al)l>ilclnii^eii. Durchsehende B u c h s t a b e n b e z e i c h n u n ff : Ah Anus DcL ej Ductus ejaculatorius Ex Excretionsporus Int Chylusdarm L. lat Seitenlinie M. im Analmuskeln M. retr. sp Retractormuskeln der Spicula Nerv Centralnervensystem Oes Oesophagus Ovar, a vordere Eiröhre Ovar, p hintere Eiröhre Orid. a vorderer Eileiter Ovid. j) hinterer Eileiter Pap Papillen des Körperendes Pap. l laterale Kopfpapillen Pap. shni submediane Kopfpapillen Rec. s. a vorderes ) Receptaculum Ret. s. p hinteres j seminis Spie Spicula Test Hoden Ut* Gabelungsstelle der Vagina Ut. a vorderer Uterus Ut. j) hinterer Uterus Vulr weibliche Genitalöffnuna- Tafel 19. Fig. 1, Filaria loa. 2:1. a Männchen, b AVeibchen. Fig. 2. Männchen | 20 : 1. Das Arrangement des Körpers arbiträr, die Fig. 3. Weibchen j innern Organe genau nach Messung eingezeichnet. Fig. 4. Kopfspitze des Weibchens von der linken Seite. Fig. 5. Hinterende des Männchens von der Bauchfläche, bei Spic^ die innern Enden der beiden Spicula. Fig. 6. Dasselbe von der rechten Seite; das innere Ende des längern Spiculums liegt oben, das des kürzern unten. Fig. 7. Hinterende des Weibchens von der rechten Seite. Nachdruck verboten. T'cbersetzungsrecht vorbehallen. EntomostrakeD, gesammelt von Dr. G. Hag mann im Mündungsgebiet (1 e s A m a z 0 n a s. Bearbeitet von Dr. Theodor Sting:elin in Ölten (Schweiz). Mit Taf. 20 und 1 Kärtchen im Text. In einem von Herrn Dr. G. Hagmaxn am Museum Goeldi in Parä gesammelten und mir zur Bearbeitung übersandten Planktonmaterial aus dem Rio Arama g ran de und der Furo Sant Isabel im Mündungsgebiet des Amazonas fanden sich u. a. sechs Cladoceren- Arten sowie eine Centropagiden-Species. welche für die Kntomo- strakenkenntniss einige neue, sehr interessante Gesichtspunkte zu Tage förderten. Unter den sechs Cladoceren-Formen finden sich drei neue Arten. Zwei weitere Species haben auf der Erde eine weite Verbi-eitung. Die sechste Form gehört zu dem von J. Richard begründeten Genus Bosminopm und ist mit der aus Südamerika (La Plata) beschriebenen Species Bosmwopsi>< dtifcrsi zu identiticiren. — Die Centropagiden- Art gehört zum Genus l^seudodiapfonuis. Sie wurde im Jahre 1894 von F. Dahl aus diesem (itdiiete beschrieben und ist seither zum ersten mal wieder aufgefunden worden. Ich muss hier zunächst einige wichtige, erläuternde Bemerkungen über die oben genannten Fundorte vorausschicken. Aus Mittheilungen des Heini Dr. .1. Hrui:i> von Schartluiusen. 576 Theodor Stingelin, der mit Herrn Dr. Hagmann in Parä arbeitet und im Jahre 1891 zu einem Besuche in die Schweiz kam, hebe ich folgendes hervor: 1. Der Rio Aramä, im Westen der Insel Marajo [vgl. bei- liegenden Plan!], ist nicht ein eigentlicher Fluss, sondern eine Furo des Amazonas, d. h. ein natürlicher Canal von 100—300 m Breite und etwa 30 m Tiefe. In sein trübes, schmutziges Amazonassüss- wasser ergiessen sich noch einige Süsswasserflüsse ; so der Rio Aramä grande(I), der aus dem Innern der Insel Maraj 6 kommt. D/e Pfe//e ze/gen d/e Strömungs Verhältnisse be/ F/uf dn. <§■ vom Mündungsgebiet' des ^ Amazonas. nach 5kizze von D-^ Huber Para. Aequat-op dessen Wasser in stärkern Schichten dunkel braun bis schwarz er- scheint und darum „Schwarzwasser" genannt wird. In Folge der gegen die atlantische Küste vordringenden ]\Ieeresflut machen sich bis weit in den Rio Aramä grande hinauf Stauungen des Ama- zonassüsswassers geltend. Wir haben es darum trotz Ebbe und Fluth hier nur mit Süsswasserorganismen zu thun. — An der Stelle, wo gedredgt wurde, findet sich eine üppige Ufervegetation. Bäume treten bis ans Wasser hinan, und viele Wasserpflanzen wuchern am Strande. In den Dredgen fand sich darum vorwiegend pflanzlicher Detritus, Entoinostrakeu vom Müudvingsg-ebiet des Amazonas. 577 2. Die im Süden der Insel ^larajö g-eleg-ene. püanzenarme Furo Sant Isabel (II) g-eliört zum Aestuarium des Rio Parä und hat schwach brackisches Wasser, Aveil die Meeresflut, die beim Rio Para eintritt, bis zu dieser Furo vordrinot. I. Cladoeera. Farn. Holopedidae. ^ i 1. Holopedium amarajnirtfm n. .v/>. '^) (Taf. 20 Fig. 1 und 2.) Beschreibung des Weibchens. Die Körperforni erinnert im Allgemeinen an diejenig-e von Holopedmm gihherum. Der dreieck- förmige Kopf, dessen Länge ca. ^ .. der ganzen Köri)erlänge misst, ist vom Rumpfe durch eine breite Dorsalimpression abgegrenzt und an seinem Dorsalrande, über dem Auge, breit und tief eingebuchtet. Sein Ventralrand verläuft fast gerade nach hinten unten und «ndigt in einem schwach angedeuteten, stumpfen Rostrum, in Avelchem der viereckige, grosse Pigmentfleck liegt und vor welchem beider- seits die kurzen, distal schwach verbreiterten Tastantennen inserirt sind. Ausser den 4— 5 endständigen Riechstäbchen findet sich noch, wie bei H. gihherum, auf der Hinterseite dieser ersten Antennen eine kurze Sinnesborste. Ventraler und dorsaler Kopfrand laufen vorn in einen niedern, helmförmigen Vorsprung aus, in dessen Mitte das ziemlich grosse, linsen- und pigmentreiche Auge liegt. Die lange, schmale Oberlippe besitzt einen welligen Unterrand. Die Ruder- Antennen sind cylindrisch und emästig {Holopedidae .'). Ihr kräftiges, langes Basalstück ist proximal spiralig gekrümmt. Die beiden Glieder des Schwimmastes (der dem Dorsalaste der zweiästigen Cladoceren-Ruderantenne entspricht) sind ungefähr gleich lang. Nur das äussere Glied trägt distal auf der Hinterseite ein feines Haar, am Ende aV)er drei lange, dreigliedrige und fein gefiederte Schwimm- borsten. Der Rumpf ist von einer zarten, chitinösen, zweiklappigen 1) lieber die in Folge der Entdeckung von Ilolopediiim amaxoiiicum nöthig gewordene Abänderung der Familien- und (Jenusdiagnose vergleiche: 1904, Stlxgelin, Tu., Die Familie der Holopedidae, in: ßev. Suisse 2ool., V. 12, p. 53. 2) 1. c, p. 54. 578 Theodor Stingeltn, Schale umschlossen, deren Structur an diejenige der Sididen erinnert. Der dorsale Schalenrand ist hoch g-ewölbt, obgleich nicht in dem Maasse wie bei H. gihberum, wo die Körperhöhe die Ivörperlänge übertrifft. Im Bratsacke befinden sich meistens nur 1 — 2, höchstens aber 8 Embryonen. Hinten läuft der gleichmässig und schwach gebogene, glatte, unbeborstete ventrale Schalenrand mit dem dorsalen Schalen- rande in einen spitzen Winkel aus. Eine hyalin-gallertige, kuglige Körperhülle, wie bei Holopedium gibberum, konnte hier nicht nachgewiesen werden. Der Darm macht keine Schlinge und mündet hinter den Endkrallen des Postabdomens. Dieses ist für die neue Art besonders charakteristisch. Es ragt nur mit seinem Ende aus der Schale hervor, ist also kürzer als dasjenige von H. gibberum und misst ca. ^4 der Körperlänge oder 0,18 mm. Sein dorsaler Eand trägt nur 7 — 8 Stacheln statt 15—20 wie bei H. gibberum. Den fein bewimperten Endkrallen fehlt der Basalzahn. Die sehr langen, feinen, scheinbar Sgliedrigen Schwanzborsten sitzen wie bei H. gibberum auf einem langen, conischen Fortsatze. Die 6 Paar gleich gebauten, lamellösen Branchialfüsse (2.-5. Paar mit flaschenförmigen Branchial anhängen) ragen über die Schalen- klappen hinaus. Diese Krebse sind ganz durchsichtig, hyalin. Die Weibchen besitzen meistens nur 1—2 partlienogenetisch erzeugte Eier. Ihre Länge beträgt 0,7 — 0,75 mm, die Höhe im Mittel 0,55 mm. Dauereierweibchen und Männchen sind nicht gefunden worden. Fundort. Heri' Dr. G. Hagmann fing von dieser interessanten, neuen Art viele Exemplare am 28. Februar 1900 bei Ebbe im Rio A r a m a g r a n d e. Ein am gleichen Tage und an derselben Stelle bei Flut ge- dredgtes Material enthielt nur wenige Holopedien. Farn. Daphnidae. 2. Ceriodaplinift vigaudi Richard. 1894. C. r., RiCHAEl), .1., Sur quelques auimaux inferieurs des eaux douces du Tonkin, in: Mem. See. zool. France, V. 7, p. 239. 1894. C. r., Richard, J., Cladoceres recueillis par Barrois en Palaestine, en Syrie et en Egypte, in: Rev. biol. Nord France, V. 6, p. 370. 1895. C. r., Sars, G. 0., On some south-African Entomostraca raised from dried mud, in: Vidensk. Selsk. Skrift (I. math.-naturw. Cl.), No. 8, p. 12, tab. 2, fig. 9—15. Entimiüstraken vom Mündungsgebiet des Amazonas. 579 1898. C. cortuäd forma rü/audi, Daday, E., Mikroskopische Süsswasser- thiere aus Ceylon, in: Termes. Füzetek, V. 21 (Anhang), p. 60, fig. 30 a, c. 1901. ('. r., Sars, G. 0., Contributions to the knowledge of the fresh- water Entomostraca of South-America, in : Arch. Naturvid. Christiania, V. 23, p. 20. 1903. ' '. r., Ekmax, Svi;n, Cladoceren und freilebende Copepoden aus Aegypten und dem Sudan, in: JÄdKHSKiiiLi), Expedition 1901, No. 26, p. 5, fig. 4. Hauptmerkmale des Weibchens. Körperumrisse wie bei den meisten Ceriodaphnien oval-viereckig-. Kopf breit, niedergedrückt, mit s[)itzem. abwärts g-ericliteten Eostralfortsatz, der weit über die Tastantennen hinausragt. Ventralkopfrand schwach gebuchtet. Die Stirn gerundet, ohne Stirnfortsatz, umschliesst ein grosses, linsen- reiches Auge. Supraocularimpression breit, aber nur schwach concav. Dorsalimpression dagegen tief. Fornixränder einfach, Sförmig ge- bogen. Schalensculptur zart, weitmaschig reticulirt. Die freien Schalenränder fein und spärlich beborstet, vereinigen sich hinten über der Medianlinie in einer kurzen Spitze. Das Postabdomen, in ganzer Länge fast gleich breit, ist am distalen, schief abgestutzten und breit gerundeten Ende mit 5 — 6 Analzähnen bewehrt. Endkrallen glatt und ohne Nebenkamm. — Länge des '% nur 0.35 mm, Höhe 0,27 mm. Bemerkungen. Bei den von mir untersuchten Individuen kam nie ein Stirnhorn vor. Der hintere Schalenwinkel scheint mit- unter gespalten zu sein. Gleiches beobachtete Ekman. Mit G. 0. Sars theile ich die Ansicht, dass die vorliegende Art nicht — wie Daday vorschlägt — mit Ceriodaphnia cornuta Saes vereinigt werden kann, bevor noch anderweitige Beobachtungen die Ansicht Daday's unter- stützen. Fundort. Peinige junge Weibchen sowie ein Sommereier- weibchen mit 2 Eiern erbeutete Herr Dr. HAdMAXN am 6. März 1900 bei Fluth in der Furo Sant Isabel (Brackwasser!), sowie am 28. Februar 1900 im Rio Aramä grande. Verbreitung. Auch Saks erwähnt diese Art aus Brasilien (Saö Paulo und Itatiba). Sie kommt ferner vor in Afrika (Aegypten, ägyptischer Sudan, Capland), Asien (Palästina, Tonking, Sumatra, (Ceylon) sowie in Australien (Neuguinea). — In dem auf seine (Jladocerenfauna \\ohl durchforschten Europa wurde sie nie gefunden. 580 Theodor Stingelin, 3. MohtodajyJirna hrasiliensis h. sjt. (Taf. 20, Fig. 3, 4.) Beschreibung- des Weibchens. Die Körperform und be- sonders der Kopf erinnern sehr au Simocephalus vctulus. — Der Kopf misst I/4 der Körperlänge und ist durcli eine tiefe Dorsalimpression vom Rumpfe getrennt. Die Stirn ist gleichmässig gerundet und etwas vorspringend, weshalb der ventrale Kopfrand zwischen der Stirn und dem schwach angedeuteten Rostrum eine leichte Ein- buchtung zeigt. Die Kopfcontur über dem Auge ist schwach concav. Das Auge, ziemlich gross und linsenreich, liegt etwas vom Stirn- rande entfernt. Die ersten Antennen, relativ kurz und dick, sind beiderseits der Rosti-alprojection inserirt. In der Mitte ihrer Vorder- seiten findet sich eine Sinnesborste. Die Endpapillen erreichen ^/g der Antennenlänge. Der Stamm der schlanken Ruderantennen trägt seitlich, nahe der Basis, sowie distal zwischen den beiden Schwimm- ästen je eine 2gliedrige, befiederte Borste. Am 4gliedrigen Schwimmaste ist das 2. Glied mit einem Dorn, das 3. mit einer langen, 2gliedrigen Fiederborste, das Endglied mit 3 apicalen, 2gliedrigen Fiederborsten, einem kurzen seitlichen Dorn sowie mit einem feinen, Igliedrigen Börstchen bewehrt. Der Sgliedrige Schwimmast trägt am 1. Gliede eine kurze und am 2. Gliede eine lange, 2gliedrige Borste. Das Endglied zeigt hier dieselbe Bewehrung wie beim 4gliedrigen Schwimraaste. — Der sehr breite Fornix ist ähnlich geformt wie bei Simocephalus und zieht sich vom Stirnrande weg bis gegen die Dorsalimpression hin. Die Oberlippe ist ungefähr gleich lang wie der ventrale Kopfrand und von letzterm durch eine scharfe Incisur abgegrenzt. Eine Schalensculptur konnte nicht erkannt werden. Der schwach convexe, ventrale Schalenrand geht ohne Grenze in starkem Bogen in den Hinterrand über. Ersterer ist in ganzer Länge, letzterer nur zur Hälfte mit feinen Dornen bewehrt, zwischen denen noch Reihen feinster Härchen beobachtet wurden. Hinterei- und dorsaler Schalenrand stossen über der Medianlinie in einem rechten Winkel zusammen. Bei der Dorsalansicht des Thieres sieht man an dieser Stelle zwei gegen einander gekrümmte Zähne (Fig. 4). — Das Postabdomen, von den Schalenklappen ganz umschlossen, verjüngt sich vom Anus weg distalwärts sehr rasch. Es trägt ausser einem Gabeldorn noch 5 — 6 seitliche, bewimperte Zähne. Die End- krallen, äusserst zart beborstet, sind proximal mit einem aus 8 — 10 Entomostraken vom Müudungsg'ebiet des Amazonas. 581 feinen Zähnchen zusammeng-esetzten Xebenkamme ausgerüstet. Die sehr langen Schwanzborsten scheinen Igliedrig- zu sein. Der schlechte Erhaltungszustand der Abdominalfortsätze ermöglichte keinen ge- nauem Aufschluss über diese zarten Gebilde. Es scheinen ihrer zwei vorhanden gewesen zu sein. Die Länge eines Sommereierweibchens mit 8 Eiern betrug 0,7 mm. die Höhe 0,36 mm. Bemerkungen. Meines Wissens sind bis heute folgende Arten des Genus JtLoinodaphiiia Herrick (1887) = sj'n. Paramoina Sars (1888) beschrieben worden: 1. Moina macleaiiii'KniG 1853, Sars 1888, 1896, 1901^), aus Australien und Brasilien. 2. Moinn s^iJmincrrnKdn Brauy 1886, Daday 1898, aus Ceylon und Neuguinea. 3. M. alabaniensis Herrick 1887, aus Mexico. 4. M. mocquenisi Eichard 1892, aus Afrika (Cougo). Von MonociiJus lougkoUis Jurine (1820) aus der Umgebung von Genf wird A^ermuthet, dass er diesem Genus angehöre. Resultatlos haben sich mit dieser räthselhaften, für heutige Yergleichung ab- solut ungenügend diagnosticirten Form schon befasst: St. Hilaire 1860. Leydig 1860, Schödler 1877, Eylmann 1886 und Richard 1892. Schon die Erwägung, dass bis heute nirgends in Europa eine Moinodaphnia gefunden wurde, entkräftigt meiner Ansicht nach sehr die oben erwähnte Vermuthung genannter Forscher. Unsere neue Art steht der mexicanischen Form Moinodaphnia alahamensis Heerick am nächsten, ist aber durch eine Anzahl ab- weichender Merkmale leicht von jener zu unterscheiden. Es betrifft dies besonders die Grösse, den Bau der Tast- und Ruderantennen sowie die Bewehrung des Postabdomens. Fundort. "Wenige weibliche Exemplare, worunter bloss ein Sommereierweibchen, waren in einem Süsswasser-Planktonmaterial, das zur Zeit der Ebbe am 28. Februar 1900 im Rio Aramä grande gedredgt wurde, vorhanden. 1) Sars, G. 0., Contributions to the knowledge of the freshwater Entomostraca of South- America, Part. I, Cladocera, in : Arch. i\Iath. Naturvidenskab. Kristiania, V. 12, 1901, hält nun ^f. suhmiicronata und J/. }iioc(nicnjsi für identiscli mit .1/. macleaiji (Kikg). Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 39 582 Theodor Stingelin, Farn. Bosminidae. ^) 1. Genas Bosmina Baird : Aeusserer Ast der Ruderantennen 4gliedrig, innerer Ast Sgliedrig. 2. Genus Bosminopsis ~RiQ'h\ut> = sjn. Bosiiiinella D ad A.Y: Beide Aeste der Ruderantennen Sgliedrig. 4. Bosmina Jiaf/nianni n. sp. (Taf. 20, Fig. 5, 6.) Beschreibung des Weibchens. Der Körper hat, in der Seitenlage betrachtet, eine ovale Form und verjüngt sich nach hinten, wo er durch die Hinterränder transversal abgestutzt wird. Seine Länge, in der Längsaxe gemessen -), beträgt 0,4 — 0,42 mm ; die grösste Höhe, vor der Körpermitte, 0,28 — 0,3 mm (Fig. 5). Die in der hintern Hälfte meist gerade, bei Sommereierweibchen etwas convexe, bei jungen Weibchen aber stets concave dorsale Schalencontur geht nach vorn in regelmässiger Curve in den Kopfrand über. Die Stirncontur ist vor dem Auge nicht vorgewölbt. Das Eostrum, sehr kurz und stumpf, ist vom Stiel der ersten Antennen sehr deutlich abgegrenzt. Seine Länge erreicht kaum Ve d^i' ganzen Körperlänge. Das Auge ist sehr gross und mit 7 — 8 sehr deutlichen Eandlinsen versehen. Die Stirnborste sitzt nahe beim Ende des Rostrums. Der Stiel der ersten Antenne ist extrem kurz, nur 0,027 — 0,03 mm lang, d. i. bloss Vi 4 dßi' ganzen Körperlänge, während der beinahe gerade, am Yorderrande mit 9 — 10 Incisuren versehene Endtheil 0,14 mm oder ca. Vs ^^^^ Körperlänge misst. Bei jungen Weibchen (Fig. 6) sind die Antennen relativ länger und stark bogig nach hinten ge- krümmt. Die Antennenprojection (von der Antennenspitze vertical auf die Längsaxe des Körpers) beträgt bei erwachsenen Weibchen bloss Vi — Vs? hei jungen Weibchen ca. Va der ganzen Körperlänge. — Das dreieckige Schildchen ist dornförmig zugespitzt. Die Aeste der Ruderantennen reichen bei weitem nicht auf das Niveau des untern Schalenrandes hinab. Die Schalenklappen lassen bei erwachsenen Lidividuen keine Structur erkennen. Bei jungen Exemplaren hin- gegen wiesen Stirn, Rostrum und Ventralschalenrand mitunter eine 1) Familiendiagnose vgl. 1899 BüECKHARDT, G., Faunistische und systematische Studien über das Zooplankton der grössern Seen der Schweiz und ihrer Grenzgebiete, in: Bev. Suisse Zool., V. 7, p. 596. 2) Maasse nach der von G. Burckhardt, ibid., p. 513, tab. 19, fig. 21, tab. 20, fig. 9, vorgeschlagenen Weise! Entomostraken vom Mündungsgebiet des Amazonas. 583 feine Streifung' mit etliclien Queranastomosen auf. Die Mucronen erreichen bei erwachsenen ^^'eibchen im Mittel eine Länge von 0.8 mm oder Vs ? ^^^ j langen Weibchen aber bis % der Körperl äng-e (Fig. 6). Die Incisuren (0 — 3 bei erwachsenen, 3 — 7 bei jungen Thieren) befinden sich nicht wie gewöhnlich auf der ventralen, sondern auf der dorsalen Seite des Mucro. — Das Postabdomen zeigt die constanten ^lerkmale der corcgoni-lowji- spina-(yYW\)\)e. ^) Die Elndkrallen sind gleichmässig gebogen und proximal mit 6 — 8 schief stehenden Dörnchen versehen, die zum Theil auf das distale Ende des Krallenträgers übergehen. Der Körper dieser sehr durchsichtigen Thierchen ist schwach gelblich gefärbt. Doch fällt auf den ersten Blick, sowohl bei alten als bei jungen Individuen, eine nach Art der Ephippien scharf umgrenzte, dorsale Zone mit gelbbrauner Pigmentirung auf (vgl. Fig. 5 u. 6). Ein junges Weibchen mit abenteuerlich entwickeltem Mucro ist in Fig. 6 dargestellt. Die erste Antenne ist stark gekrümmt. Koi)f, Rostrum und die ventralen vordem Schalentheile sind zart ge- streift. Dorsal sieht man die sattelförmige, dunkler pigmentirte Zone. L. 0,23; Mucro 0,175 mm. Bemerkungen. Diese neue Art aus dem Amazonasgebiet, die ich nach meinem Freunde Dr. G. Hagmaxn benenne, hat grosse Aehnlichkeit mit gewissen Formen der von G. Bueckhaedt aufge- stellten 7ow^is;w?rt-Gruppe von Bosmiua coregoni Baied. '-) Was aber Bosmina hagmanni auf den ersten Blick von allen bisher bekannten Bosminen unterscheidet, ist die sehr abweichende Ausbildung der ]\[ucronen mit ihren dorsalen Incisuren sowie die eigenthümliche, ephippienartig begrenzte und dunkler pigmentirte dorsale Schalen- zone. Und da diese interessante Form meines Wissens auch die erste Bosmine ist, die in der tropischen Zone und speciell unter dem Aequator gefunden wurde ^), so glaube ich vollends richtig vor- zugehen , wenn ich dieselbe als nova species in die Wissenschaft einführe. Fundort. Diese neue Art fand sich in Dredgen aus dem Rio Arama grande vom 28. Februar 1900. Bei Ebbe wurden viele, bei Flut nur wenige Exemplare erbeutet. 1) Vgl. G. Bueckhaedt, 1. c, tab. 20, fig. 28. 2) ibid., p. 629. 3) G. 0. Saes hat sich noch jüngst in Zool. Jahrb., V. 19, Syst., p. 63 folgendermaassen geäussert: „Das Genus Bosmina scheint in den wärmern Gegenden derErde ganz und gar zu fehlen." 39* 584 Theodor Stingelin, 5. Sosniinojisis deitersi Eichaed. (Taf. 20. Fig. 7, 8, 9. 10.) 1895. Genus Bosniinopsis, Eichaed, Description d'un nouveau cladocere, in: Bull. Soc. zool. France, V. 20, p. 1 (sep.). .1895. Bosminopsis deitersi, Richaed, ibid., p. 1 — 3, fig. 1 — 4. Hauptmerkmale des Weibchens. Körper breit elliptisch. Der Kopf, ca. Vs ^^^^ Körperläng-e , ist vom Rumpfe durch eine ziemlich tiefe Dorsalimpression, die fast bis zur Mitte der dorsalen Körpercontur verlagert ist, abgegrenzt und nach Art der Bosminen in ein ventralwärts gerichtetes, sehr langes Rostrum verlängert, an welchem wie directe Fortsetzung die erste Antenne inserirt ist. Diese scheint 2gliedrig zu sein. Das distale Glied ist aber kaum halb so lang wie das proximale und nur undeutlich von letzterm getrennt. Einige winzige Protuberanzen an demselben dürften den Endpapillen entsprechen. Vor dem grossen, linsenreichen Auge ist der Stirnrand stark vorgewölbt. Ein Pigmentfleck ist nicht vor- handen. Die Stirnborste ist vom Auge doppelt so weit entfernt wie vom distalen Ende des Rostrums. Oberlippe wohl entwickelt (vgl. Fig. 8). — Beide Aeste der Ruderantennen sind 3gliedrig und apical mit je 3 feinen, langen Schwimmborsten ausgerüstet. Der ventrale Ast besitzt noch je eine Borste am 2. und am 1. Gliede. — Der bei eiertragenden Weibchen gleichmässig gewölbte, bei jungen Exemplaren stets gerade dorsale Schalenrand bildet mit dem geraden Hinterrande einen über der ^Medianlinie des Körpers gelegenen, vorspringenden Winkel, bei jungen Weibchen bisweilen sogar einen scharfen, weit abstehenden, nach hinten gerichteten Stachel. An der Stelle, wo der untere und der hintere Schalenrand zusammenstossen, ist stets ein deutlicher Mucro sichtbar, und davor steckt die auch bei den Bosminen vorkommende Borste. Junge Weibchen (Fig. 10) besitzen mitunter sehr lange, stiletförmig aus- gezogene Mucronen. — Die ventralen Schalenränder sind gleichmässig gebogen und mit winzigen, v/eit von einander entfernten Börstchen besetzt. Eine Schalensculptur ist nur bei stärkster Vergrösserung am Kopfe als äusserst zarte, weitmaschige Reticulation erkennbar. Der Darm ist einfach. Das Postabdomen verjüngt sich stark gegen sein freies Ende hin. Hinter den glatten Endkrallen bemerkt man an einem gerundeten, präanalen Vorsprunge seitlich beiderseits einen grossen, breiten Zahn und dahinter 4 — 5 feine Dornen. An Entomostraken vom Mündungsgebiet des Amazonas. 585 sie scliliesst sich noch eine Eeihe feinster Börstchen an, die auf die Anah'änder übergehen. Männchen unbekannt. Grösse: Soramereier- weibchen mit 1 — 2 Embryonen waren 0,25—0.3 mm lang und 1,8 bis 2.3 mm hoch. Bemerkungen. Die RiCHAED'sche Beschreibung von Bos- minopsis deifersi stimmt in den wesentlichsten Punkten mit meinen Beobachtungen überein. Da mir viele Exemplare zur Verfügung standen, konnte ich die Details genauer feststellen als Richakd, dem nur ein einziges und wahrscheinlich noch deformirtes (zerdrücktes?) Exemplar zur Verfügung stand. Aehnlich wie bei Bosniina haffmanni, so weichen auch hier alte und junge Individuen im K<"»rperbau (jft beträchtlich von einander ab. Da wir es ferner mit einer der kleinsten Cladoceren zu thun haben, bietet die Untersuchung der Details grosse Schwierigkeiten. Diesen genannten Umständen sind wahrscheinlich auch die folgenden Differenzen zuzuschreiben, die noch zwischen Richard's und meinen Beobachtungen bestehen : 1. Bei sehr starker Vergrösserung bemerkte ich in gewissen Lagen am Vorderrande des Rostrums ausser der Stirnborste noch 4—5 feine Dörnchen. 2. Der obere hintere Schalenwinkel liegt bei meinen Exemplaren immer über der Medianlinie des Körpers und ist stets schärfer aus- geprägt als bei der RiCHARü'schen Figur und Beschreibung; bei jungen Thieren ist er sogar in einen Stachel verlängert. 3. Am äussern Gliede der Tastantenne hat Richard keine Pro- tuberanzen (Endpapillen?) beobachtet. 4. Richard's Exemplar (ein Sommereierweibchen mit 4 Em- bryonen), das in Argentinien (La Plata) gefunden wurde, war 0,46 mm lang und 0,31 mm hoch. Meine im äquatorialen Südamerika gefundenen Exemplare maassen nur 0,25-0,3 mm und trugen höchstens 2 Embryonen. Verwandte Formen. Eine zweite Art dieses Genus. Bos- minopsis zcrnovi. wurde 1901 von A. Linko \) ebenfalls nach einem einzigen, nicht gut erhaltenen Exemplare aus dem Gouvernement Wjatka im Wolga-Kama-Stromgebiet beschrieben. W. Meissner hat dieselbe seither wieder massenhaft in schmutzigem Potamo- planktou der \\'olga bei Saratow gefunden.-) Es ist sehr zu 1) 1901 Bosniinopsis xrr/iori, Linko, A., Bosminopsis im europcäis^chen Kussland, in : Zool. Anz., V. 24, p. 345 (mit Textfig.). 2) 1902 B. j.. Meissner, W., Notiz über niedere Crustaceen des Wolga-Flusses bei Saratow, in: Zool. Anz., V. 26, p. 51. 536 Theodor Stingelin, wünschen, dass die interessante russische Form auf Grund des neuen häufigen Materials eine gründliche Nachprüfung erfahre. Nach LiNKo's Angaben soll die Dorsalimpression bei B. sernovi nur schwach angedeutet sein. Der Mucro und die davor sitzende Borste fehlen. Die 1. Antenne ist nur Igliedrig, die Stirn stärker vor- gewölbt. Das Postabdomen ist aber gleich gebaut wie bei B. deitersi. und die Grösse stimmt mit meiner B. deitersi aus dem Amazonas überein. Es scheint mir nicht unmöglich zu sein, dass sich Bosminopsis zernovi bloss als Varietät von B. deitersi herausstellen dürfte. Jüngst wurde sodann von Prof. E. von Daday in Budapest aus dem Oberlaufe des Paraguay- Flusses noch ein ueues Genus ^^BosminelW' der Familie der Bosminidae gemeldet. ^) — Aus einer vorläufigen Mittheilung sowie den beigegebenen Zeichnungen ist er- sichtlich, dass Daday's Bosminella anisiti in Form und Grösse mit meinen Exemplaren von Bosminopsis auffallend übereinstimmt. Es fehlt jedoch die Dorsalimpression. Die erste Antenne ist nicht seg- mentirt und sogar gänzlich mit dem Rostrum verschmolzen. Schalen- oberfläche, Rosti'um und Antenne sind deutlich hexagonal reticulirt. Es scheint mir, dass diese Merkmale nicht genügen für die Aufstellung eines neuen Genus, zumal da auch bei Bosminopsis sernovi die Dorsalimpression sehr reducirt ist und die 1. Antenne nur Igliedrig sein soll. Uebrigens ist die Abgliederung der 1. An- tenne vom Eostrum sowie die Segmentirung der Antenne selbst auch bei B. deitersi bald mehr oder weniger deutlich zu erkennen. So mag es auch um die Schalensculptur bestellt sein, wie ich bei B. deitersi selbst beobachtete. Ich halte darum Daday's Genus Bos- minella für identisch mit Bosminopsis Eichaed. Fundort. Bosminopsis deitersi wurde nur an einem Orte im Eio Aramä grande (bei Ebbe am 28. Februar 1900) gefunden und zwar in Begleitung der drei oben beschriebenen neuen Arten. Verbreitung des Genus. In Südamerika: La Plata, Paraguay, Amazonasmündung ; in Europa: Wolgastromgebiet. 1) 1903. Genus Bosminella und Bosnünelln anisiti, v. Daday, E., Eine neue Cladoceren- Gattung aus der Familie der Bosminiden, in: Zool. Anz., V. 26, p. 594, fig. 1—3. [Vorläufige Mittheilung.] ^ Entomostraken vom Mündungsgebiet des Amazonas. 587 Farn. Chydoridae. ^) 6. Dadaya macrops (Dadat). (Taf. 20, Fig. 11. 12.) 1898. Alona macrops, v. Daday, E., Mikroskopische Süsswasserthiere aus Ceylon, in: Termes. Füzetek, V. 21 (Anhang), p. 38, tal). 17a — e. 1901. Dadayn macrops, Saks, G. 0., Contributions to the knowledge of the freshwater Entom. of South-America, I. c, V. 23, p. 74, tab. 11, fig. 5, 5 a — 5 b. Sars hat diese eigenthümliche, durch die ausserge wohnliche Grösse von Auge und Pigmentfleck sowie die Lage und Läng-e der Tastantenuen von allen übrigen Alonen so verschiedene Art zum Repräsentanten eines neuen Genus erhoben. Beobachtungen. Die von mir untersuchten Exemplare stimmen in Form und Grösse mit den von Daday und Sars be- schriebenen Thieren überein. Länge: 0,36— 0.43 mm; Höhe: 0,25 bis 0,28 mm. Immerhin scheint auch hier der localen und individuellen Variation ein ordentlicher Spielraum eingeräumt zu sein. — So ist bei meinen Formen der Stirnrand vor dem Auge und dem Pigment- fleck kaum merklich vorgewölbt, weil diese Organe der Stirn nicht satt angepresst sind. Die Pigmentmasse von Auge und Pigment- fleck ist bei erwachsenen Weibchen gleich gross. Letzterer hat eine gestreckte, unregelmässig spindelförmige Gestalt. — Bei einigen Jüngern AVeibchen war das Auge bedeutend grösser als der Pigment- fleck. — Der Lippenanhkng ist ungefähr doppelt so lang wie die Tastantenne und gleich geformt, vorn wellig gebuchtet, unten spitz, aber weniger breit, als Daday zeichnet. Die Schalensculptur ist bei jungen Thieren deutlich hexagonal reticulirt. Parallel dem vordem, convexen Schalenrand laufen einige Transversalstreifen. 1) Der bisher gebräuchliche und allgemein bekannte Familienname Lyncridae muss laut persönlicher Mittheilung von G. 0. Sars (1904) durch den Namen Chydoridae ersetzt werden, weil der Name Lynceus von 0. Er. Müller zuerst dem Phyllopoden Lynceus brachyiirus, jetzt Limnetis Jirar-hyura, beigelegt wurde. — Aus demselben Grunde muss auch der Name der Subfaniilie Lyiiceinae sowie der Genusuame Lynceus, der ja bekanntlich in dem grossen neuen AVerke von LilljebürG ,.Cladocera Sueciae" weitgehende Verwendung findet, in Zukunft ganz in Wegfall kommen. Vgl. auch 1003 Sars, G. 0., in: Annuaire Mus. St. Petersbourg, V. 8, p. 181. 588 Theodor Stingelin, Am breit gerundeten, hintern untern Schalenwinkel, d. i. an der Uebergangsstelle vom borstentragenden Ventralschalenrand zum kahlen Hinterrande der Schale, tritt auch bei alten Weibchen bis- weilen ein äusserst feiner Dorn auf, der bei Jungen wiederum stärker entwickelt sein kann (Fig. 12). Der hintere untere Schalenwinkel ist somit nicht immer unbewehrt, wie Sars in seiner Genusdiagnose angiebt. In der Form stimmt das Postabdomen mit dem von Daday gezeichneten überein (Fig. 11). Die Dorsalränder sind auch mit je 18 einfachen Stacheln bewehrt. Hingegen erscheint der Postanal- höcker etwas höher, und die Endkralle weist nebst dem Basaldorn noch eine deutliche Bewimperung auf, während sie nach Daday kahl sein soll. Farbe braungelb. Männchen unbekannt. Fundort. Dadaya macrops wurde bei der Flut im bracki- schen Wasser der Furo S. Isabel den 6. März 1900 gefangen. Verbreitung. Ceylon (Daday); Itatiba-Brasilien (Saks) und Amazonasmündung. II. Copepoda. Fam. Ceniropa(jidae. 7. Pseudodiaptofiins f/rciciUs (Dahl). 1894. Weismanella qraciUs, Dahl, F., in: Ber. naturf. Ges. Freiburg i. Br., (N. f.), Y. 8, p. 20, tab. 1, fig. 12— U. 1898. PseHdodiapfomtis gracüis, Giesbrecht,_ W. u. 0. Schmeil, in: Das Thierreich, Lief. 6, Crustacea, p. 65. Das bei Fluth gesammelte Brackwasser - Plankton der Furo Sant Isabel vom 6. März 1900 enthielt auch Männchen und Weibchen von Pseudodiaptomus gracüis, welche Art im Jahre 1894 von Dahl aus dem Mündungsgebiet des Amazonas beschrieben wurde. — Da ich mich schon früher mit diesem Centropagiden-Genus be- fasste [1900, in: Rev. Suisse ZooL, V. 8, p. 20], fiel es mir nicht schwer, auch die vorliegende Form zu bestimmen. Entomostraken vom Mündungsgebiet des Amazonas. 589 Erklärimg der Abbilduugen. Tafel 20. Holopediiim amaxonicum Stingelin. Fig. 1. "Weibchen mit 2 Embryonen im Brutraume, von der rechten Seite. Di Dorsalimpression. Fig. 2. Postabdomen desselben Weibchens, stärker vergrössert. F conischer Fortsatz mit den Schwanzborsten. E bewimperte Endkrallen. Moinodaphnia hrasiliensis Stingelin, Fig. 3. "Weibchen, von der linken Seite. Die Ruderantennen sind weggelassen, damit der Bau des Kopfes besser zur Darstellung kommt. Fig. 4. Zähne am hintern obern Schalenwinkel, in der Dorsalansicht des Thieres gezeichnet. Bosmhia Jiagmanni Stingelin. Fig. 5. "Weibchen mit einem Embryo, von der linken Seite. ^[ Mucro. Fig. 6. Junges "Weibchen mit abnorm entwickeltem Mucro (J/) und seinen dorsalen Incisuren. Erste Antenne (J) gleichmässig stark zurückgebogen. Kopf und Ventralschalenrand gestreift. Auf dem Eücken die dunkler pigmentirte Zone. Bosminopsis drifrrsi Richard. Fig. 7. Erwachsenes "Weibchen, von rechts. Fig. 8. Kopf desselben "Weibchens, stärker vergrössert. Die Kopf- schale ist weitmaschig reticulirt. L Lippenanhang. /.' Rostrum. T 2g]ie- drige Tastantenne. 590 Theodor Stingelin, Entomostraken vom Müudimgsgebiet des Amazonas. Fig. 9. Postabdomen desselben Thieres. Fig. 10. Junges Weibchen mit stark verlängertem Mucro und dorn- förmig verlängertem obern Schalenwinkel. Dadaya macrops (Daday). Fig. 11. Postabdomen des "Weibchens. E bewimperte Endkralle. Fig. 12. Ventrale hintere Schalenecke mit feinem Dorn bewehrt. i Nachdruck verboten. Uehersetzungsrecht vorbehalten. Pacifische Chitonen der Sammlungen Schauinsland und Thilenius nebst einem Anhang über drei neuseeländische Species der Gattung" 0 n c i d i e 1 1 a. Ergebnisse einer Reise nach dem Pacific, Schauinsland 1896/97, Ergebnisse einer Reise durch Oceanien, Thilenius 1897/99. Von Dr. Curt Ton Wissel in Görlitz. Mit Taf. 21—25 und 10 Abbildungen im Text. Nachdem die vorliegende Arbeit, welche schwer unter der Un- gunst äusserer Umstände und wiederholt wiederkehrender Erkrankung des Verfassers gelitten hat, nun endlich zum Abschluss gebracht worden ist, fühle ich mich gedrungen, den Herren Prof. Schauinsland und Thilenius auch an diesem Ort nicht nur für die gütige Ueber- lassung des interessanten Materials, sondern auch für die grosse Geduld meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen, welche sie der durch die oben angeführten Gründe bedingten Langsamkeit der Bearbeitung entgegen gebracht haben. — Auch den Herren Proif. von Marxens. MÖBius und Franz Eilhard Schulze, vor allem aber Herrn Prof. Plate bin ich für vielfache freundliche Unterstützung sowie Herrn Dr. VON Rabenau, Director des Museums der hiesigen „Natur- forschenden Gesellschaft", für gütige Ueberlassung eines Arbeits- platzes im Saale dieses Instituts zu grossem Danke verpflichtet. Sachlich sei bemerkt, dass die Sammlung Schauinsland sich über zahlreichere Fundorte erstreckt und daher reicher an Arten 592 CURT VON WiSSEL, ist als die Sammlung Thilenius, durch welche sie jedoch, was Neu- seeland anlangt, auf das Vortheilhafteste ergänzt wird. Die Histologie wurde bei der Bearbeitung von Chiton sinclairi Gray und zum Theil bei der von Chiton canalicatus Qu. et G. und Chiton quoyi Deshayes berücksichtigt. Familie Ischnochitoninae. 1. ToiiiceUa lineata Wood. 6 Exemplare aus Bare Island von Herrn Prof. Schauinsland mitgebracht, deren grösstes eine Länge von H2 mm und eine Breite von 22 mm, das kleinste eine Länge von 23 mm und eine Breite von 15 mm aufwies. Pilsbry giebt eine zutreffende Beschreibung des äussern Habitus und der Färbung. Li den Insertionsplatten zählte ich bei der 1. Schulpe 9, den Mittelschulpen 1 und der 8. Schulpe 8 Schlitze. Die Anordnung der Kiemen ist merobranch und abanal, und zwar erstrecken sie sich nach vorn bis zum Litersegment 2 3, nach hinten bis zum Intersegment 7/8. Die Zahl der Kiemen betrug bei einem Thier von 25 mm Länge rechts 26, links 27. Der Nierenporus befand sich jederseits zwischen Kieme 1/2, der Geschlechtsporus zwischen Kieme 3/4. Der ]\[antel weist 3, wenn man will 4, Arten von Hartgebilden auf: 1. sehr kleine Eückenstacheln von 6 — 8 i-i Länge (Fig. la), mit welchen die Rückenfläche des Mantels dicht besäet ist. Die Form und Färbung dieser Stacheichen ist dieselbe, wie sie Plate (20, p. 130) für Tonicella marmorea beschreibt, nämlich spitz kegelförmig bis eiförmig mit glasheller Spitze, welche eine nur ganz feine Längs- strichelung aufweist, während die untere stumpfe Hälfte mit dunkel gelben Pigmentkörnchen erfüllt ist. Im Gegensatz zu der Angabe Pläte's für die Rückenstacheln von ToniceUa marmorea, dass der Becher nur schwach sei, erstreckt sich derselbe bei der mir vor- liegenden Art fast bis zum distalen Ende des Stachels, von dem er nur eine kleine Spitze von ca. V? l>is Vs der ganzen Stachellänge hervortreten lässt. Den winzigen Zapfen bekommt man nur in wenigen Fällen deutlich zu Gesicht. — Als zweite Art von Hartgebilden finden sich auch hier, ebenso wie bei Tonicella marmorea, kurze Chitinborsten von glasheller, homogener Beschaffenheit spärlich zwischen die Stacheln eingestreut. Die dritte und vierte Art bilden die Ventral- und die Pacifische Chitonen. 593 Kantenstacheln (Fi^. Ib); beide sind sclmpi)enförmig abgeplattet, erstere etwa 12 — 16 //, also ungefähr doppelt so lang wie die Rücken- stacheln, aber nur unerheblich breiter und daher mehr langgestreckt. Ihre Spitze ist stumpf al)gestutzt. und von ihr aus ist, wie bei den Eücken stacheln, nur viel schärfer markirt, eine Längsstrichelung bis etwa zur Mitte bemerkbar. Das basale Ende weist analog den Rückenstacheln ebenfalls ein braunes, körniges Pigment auf, nur sind die Körnchen hier kleiner und dünner gesäet. Der Becher ist bei diesen Stacheln nur klein und umgreift lediglich das stumpfe basale Ende des Stachels. Ein winzig kleiner Zapfen war ebenfalls nachweisbar. Die Kantenstacheln unterscheiden sich von den Ventral- stacheln nur durch ihre fast doppelte Länge, während die Gestalt und Structur im übrigen genau die gleiche ist. Die Lateralfalte weist keinerlei Besonderheiten auf. Sie ver- läuft ohne merkliche Anschwellung den Kiemen entlang, um nach dem After zu so weit schmäler und niedriger zu werden, dass sie am hintei'u Körperende beinahe verstreicht und eine eben nur angedeutete Erhebung die \'erbindung beider Seiten aufrecht erhält. Auch der Pharj'ngealapparat weist nichts von den gewöhnlichen Yerhältnissen Abweicliendes auf. Die Speicheldrüsen (Fig. 2, sal) sind verhältnissmässig klein. Sie zeigen in der Mitte eine allerdings nur flache Einschnürung, wodurch sie ein zweilappiges Aussehen gewinnen; sie münden in den vordem Theil des Lumens der ebenfalls nur kleinen Pharyngealdivertikel (div), doch wird ihre Mündung (o. sal) von dem Hauptlumen der Divertikel durch eine halbmond- förmig von aussen und hinten nach innen und vorn verlaufende Falte (P) der Dorsalwand unvollständig abgegrenzt. Das Dach des Phar3mx ist dünnhäutig und nicht drüsig, mit Ausnahme von 2 drüsigen Falten (/"), welche von dem hintern Drittel der Divertikel im Bogen nach der Mitte zu verlaufen und von da einander parallel ziehen, um sich an ihrem Ende in je 2 Theilfalten zu gabeln, welche bald in dem nicht drüsigen Epithel verstreichen. Von der Radula giebt Thiele eine Beschreibung nebst Ab- bildung (25, p. 390 u. fig. 3, tab. 32), welche sich jedoch mit den von mir gemachten Befunden nicht völlig deckt, so dass es mir zweifel- haft erscheint, ob thatsächlich Thiele dieselbe Art vorgelegen hat wie mir, zumal auch der Fundort, Californien, zum wenigsten die Annahme einer localen Varietät gerechtfertigt erscheinen lässt. So zeichnet und beschreibt Thiele den Rand des Mittelzahns als nur schwach ausgebogen, während ich (Fig. 3, m) eine, wenn auch 594 CüET VON WiSSEL, kleine, so doch sehr scharfe Ausbuchtung- in der Mitte desselben wahrnahm. Der Zwischenzahn (^) ferner ist bei meinem Exemplar bedeutend länger als bei dem Thiele's. Die übrigen Platten fand ich dagegen so, wie sie Thiele beschreibt. Die Form des Magens ist die „gewöhnliche", d. h. sie entspricht dem Schema IV, welches Plate (21, p. 439) als C/wYow- Typus be- zeichnet. Der Verlauf der Darmschlingen (Fig. 4, cP — d") ist ver- hältnissmässig wenig complicirt und entspricht dem Nuftalochiton- Typus Plate's (21, p. 445, 46): nach seinem Austritt aus dem Magen wendet sich der Darm auf der dorsalen Seite des Thieres zunächst nach rechts {cP\ biegt dann nach hinten um und zieht an der rechten Wand der Leibeshöhle entlang (f?-), um in deren hintern Drittel sich wiederum nach rechts und links zu wenden, mitten im Ein- geweideknäuel bis etwa zur Mitte der Leibeshöhle nach vorn zu ziehen [d'^) und hier eine zweite Schlinge nach rechts zu bilden, worauf er {d"^) sich nach vorn und links wendet, an der linken Leibeshöhlenwand dicht am Magen ein scharfes Knie nach hinten und unten macht, um an der ventralen Leibeshöhlenwand nach hinten zu ziehen {d'% hier noch einmal erst nach vorn und links {d% dann wieder nach hinten und nach der Mitte umzubiegen und endlich nach geradem Verlauf (rf^) im Anus zu endigen. Die Hauptnierengänge reichen bis zur Kopffussfurche, Fuss- nierengänge fehlen. Die Eischale konnte ich leider nicht in den Kreis meiner Unter- suchung ziehen, da sämmtliche secirten Thiere männlichen Geschlechts waren. 2. IschnocJiiton fructicosus Gould, Diesen IschnocJdfon hielt ich anfänglich mit der von Plate (20, p. 113 If.) beschriebenen neuen Art IscJmochiton varians für identisch, denn auch die mir vorliegende Species zeigt eine geradezu erstaunliche Variabilität in der Färbung und stimmt im Uebrigen in vielen Merkmalen mit IscJmochiton varians Plate überein: so in der ovalen vorn und hinten gleichmässig gerundeten Gestalt, in der Form der Schalen sowie der feinen Punktirung der Schalenoberfläche. Auch die angegebene Grösse von 21 mm Länge und 13 mm Breite des grössten Exemplars würde der der Mehrzahl der zahlreichen mir vorliegenden Thiere entsprechen, wenn sich gleich unter ihnen auch erheblich grössere fanden. — Die nähere Untersuchung ergab jedoch so viel Abweichungen, dass eine Identität beider Arten aus- geschlossen ist. So sagt Plate „die Schalen erscheinen dem blossen Pacifische Chitonen. 595 Auge abgesehen von den Zuwachslinien vollständig eben". Im Gegen- satz hierzu weisen bei IscJmochifon fructicosus die Seitenfelder eine Anzahl von Rippen auf, welche sich aus kleinen Buckeln zusammen- setzen und schon mit blossem Auge bequem gesehen werden können. Zweitens beträgt die Anzahl der Schlitze bei der 1. Schulpe nicht 13, sondern 10, bei der letzten nicht 12, sondern 9. In diesen Punkten, sowie in allen übrigen in Betracht kommenden Einzelheiten stimmen die mir vorliegenden Thiere mit der von Pilsbry (26, p. 91) als Ischnochifon fructicosus Goüld aufgeführten Art überein. Die un- wesentlichen Verschiedenheiten mit seiner Charakteristik hebe ich bei der Beschreibung hervor. Es lassen sich folgende Farbenvarietäten unterscheiden: 1. Graugrüne Schale mit zahlreichen kleinen, verwaschenen, dunklern oder weisslichen Flecken. Mantel blauschwarz oder grau mit blauschwarzen Bändern. Bei vielen Exemplaren spielt die Grundfarbe der Schalen mehr ins Bräunliche oder gar Gelbliche, während die Flecken dann moosgrün sind. Andere werden noch heller; ihre Schale ist im Grundton gelblich-weiss mit zahlreichen, meist längs gerichteten ockergelben Streifen, welche so sehr prävaliren können, dass der Totaleindruck in Bezug auf die Farbe des Thieres dunkel gelb ist. Andrerseits können die Streifen so spärlich auftreten, dass die Schale beinahe weiss erscheint. Alle diese von einander abzu- leitenden Varietäten besitzen einen mehr oder weniger dunklen Mantel. Ebenfalls wohl von den einfach graugrünen Exemplaren in ihrer Färbung ableitbar sind solche, welche auf graugrünem Grundton grosse weisse Partien aufweisen. In dieser Kategorie können wiederum 2 Modificationen unterschieden werden : a) der Kiel sämmt- licher Schulpen besitzt ein grösseres oder kleineres Viereck oder Dreieck, während die untern Partien dunkel gefärbt sind. Die grösste Ausdehnung hat das Weiss in der Eegel auf der 2. und 6. Schulpe. Oder b) die dunkle Farbe ist umgekehrt auf den Kiel beschränkt. Avährend der untere Theil der Schalen weisslich oder gelblich ist. Der Mantel ist in beiden Fällen bald hell, bald dunkel. Dem Fundort nach vertheilen sich die beschriebenen Varietäten folgendermaassen : zahl- reiche Exemplare sammelte Herr Prof. Thilenius in Tauranga auf Neuseeland, während Herr Prof. Schauinsland deren 10 von den Chatham-Inseln, 7 vom French-Pass (Cookstrasse) und 1 von Bare Island mitbrachte.^) 1) Bare Island ist, wie mir Herr Prof. SCHAUINSLAND mittheilt. 596 CURT VON WlSSEL, 2. Hell graue Schale mit dunkel grünen Flecken und Strichen, welche meist in der Längsrichtung des Thieres verlaufen; Mantel grau mit braunen Bändern ; gesammelt von Herrn Prof. Schauinsland am French-Pass 2 und bei den Chatham-Inseln 1 Exemplar. 3. Schale mit gelbgrauem oder blaugrauem Grundton und regel- mässigen braunen oder moosgrünen Längsstrichen. Diese Striche können entweder dick und wenig zahlreich sein (Fig. 5), dann finden sich deren nur 10 bis 11 auf der 1. und 8. Schulpe, welche ebenfalls in der Längsrichtung angeordnet sind, odei' sie sind sehr zahlreich und dünn (Fig. 6), und dann verlaufen sie auf der ersten und letzten Schulpe in vielen concentrischen Kreisen dem Schalenrand parallel. Der Mantel ist bräunlich bis schwärzlich. Derartig gefärbte Exemplare wiesen ebenfalls beide Sammlungen auf, und zwar stammen 8 Stück von den Chatham-Inseln, 2 vom French-Pass und 5 aus Tauranga. 4. Endlich finden sich unter den mir zur Verfügung stehenden Thieren ganz einfarbige, bei denen auf den Schalen jegliche Zeich- nung fehlt. So sind bei 8 von Herrn Prof. Schauinsland auf den Chatham-Inseln gesammelten Thieren die Schalen intensiv hell blau, bei einem von Herrn Prof. Thilenius in Tauranga mitge- brachten sind sie grünlich- weiss, bei einem andern eben daher gelblich- weiss und bei 3 weitern eben daher rein weiss; der Mantel ist bei allen hell bis weiss. Die Structur der Schalen wird von Pilsbey zutreffend ge- schildert. Die Seitenfelder weisen eine Anzahl von Eippen auf, welche sich aus kleinen Buckeln zusammensetzen und schon mit blossem Auge gut wahrgenommen werden können. Hierdurch sov/ie durch die schon oben angegebene abweichende Anzahl der Schlitze in den beiden Endschalen unterscheidet sich IscJinochiton frudicosus GouLD sogleich von Isclinochiton varians Plate. Uebrigens treten die Eippen bei Jüngern Tliieren stets deutlicher hervor als bei grössern und altern, bei welchen überhaupt die Schalen häufig erodirt sind. Die Zahl der Eippen giebt Pilsbey als zwischen 3 bis 6 wechselnd an. Ich zähle deren nach der nach den Seiten hin er- eine kleine Insel zwischen Vancouver Island und dem gegenüber- liegenden Festland von Nordwest-Amerika. Das Vorkommen ein und derselben Art auf Neuseeland, auf den etwa 600 Seemeilen süd- östlich davon liegenden Chatham-Inseln und dem Tausende von See- meilen entfernten Bare Island ist zweifellos thiergeographisch sehr merkwürdig. Pacifische Chitonen. 597 folgten liäufig-en Gabelung- meist mehr, nämlich 10 bis 11. Die Zwischenräume zwischen den Eippen sowie die Mittelfelder sind g'leichmässig und fein punktirt, und auf letztern ordnen sich die wie feine Nadelstiche aussehenden Punkte zu dünnen, sanft gebogenen Linien an. Hierin und in Bezug auf die starken Zuwachslinien der Seitenfelder, welche ungefähr rechtwinklig mit den schwachem der Mittelfelder zusammenstossen, stimmen Ischnorhifon frudicosus und varians also vollkommen überein. — Das Innere der Schalen giebt PiLSBRY als weiss, blau oder blaugrün an, mit einem schwarzen Halbmond auf der Endschale, was ich als zutreffend bestätigen kann. Die Grösse der mir vorliegenden Thiere schwankte von einer Länge von 32 mm und einer Breite von 16 mm bei dem grössten bis zu einer Länge von 6 mm und einer Breite von 4 mm bei dem kleinsten Exemplar. Die Hartgebilde des Mantels treten in nur 2, wenn man will 3, Arten auf, nämlicli 1. als kleine ovale Schuppen (Fig. 7 a), welche seine Dorsalfiäche dicht und lückenlos bedecken. Diese Schuppen sind in ihrer distalen Hälfte meist glasartig durchsichtig, in der basalen dagegen mit bräunlichen oder gelblichem Pigment durchsetzt. Ihre Oberfläche ist durch zahlreiche Längsfurchen in ebenso viele Säulchen getheilt, welche dem freien Rande ein aus- gezacktes Aussehen verleihen. — Die zweite Art von Hartgebilden des Mantels sind die platt cylindrischen und glashellen Ventralschuppen, welche keine weitern Besonderheiten aufweisen (Fig. 7b). Aus ihnen hervorgegangen sind die etwas längern, rundern und am distalen Ende ein wenig zugespitzten Eandstacheln (Fig. 7 c). Die Anordnung der Kiemen ist holobranch und adanal mit Zwischenraum. Ich zählte bei einem Exemplar recht 35, links 34, von denen vorn sowohl wie hinten die 3 letzten winzig klein waren, während als Maximalkiemen die 10. bis 13., von hinten an gerechnet, bezeichnet werden müssen. Die Geschlechtsöffnung fand ich rechts wie links zwischen Kieme 11 12, die Nierenöffnung rechts zwischen Kieme 9/10, links zwischen Kieme 7 8. — Ein zweites Exemplar wies rechts ebenfalls 35, links nur 31 Kiemen auf. Die Geschlechts- öflnung lag hier rechts wie links zwischen Kieme 10,11, die Nieren- öff"nung zwischen Kieme 7,8. Bezüglich der L a t e r a 1 f a 1 1 e hatte ich je nach dem Schwellungs- zustand bald den Eindruck, als ob sie mit einem typischen Lateral- lappen neben der hintersten Kieme endige, bald wiedeium zeigte sie in derselben Gegend nur eine kleine Anschwellung, ohne einen eigent- Zool. Jahrb. XX. Abth- f. Syst. 40 598 CüRT VON WiSSEL, liehen Lappen zu bilden. In beiden Fällen Hess sie sich jedoch als ein niedriger Saum bis hinter dem Anus herum verfolgen. Osphradien sind nicht vorhanden. Die Mittelplatte der Eadula (Fig. 8 m) ist vorn concav. der nach hinten umgebogene Eand ihrer Schneide ist gleichmässig ab- gerundet; die Zwischenplatte (^) hat vorn eine flache Einbuchtung; die Hakenplatte (h) weist bei schon stark thätigen Gliedern nur einen Zahn auf, doch zeigen erst im Entstehen begriffene Platten (h^), dass ursprünglich 2 gänzlich getrennte und gleich grosse Spitzen herauswachsen. Später bildet sich zwischen beiden eine Chitinbrücke. Dann bleibt die äussere Spitze im Wachsthum hinter der Innern mehr und mehr zurück, um schliesslich durch Abnutzung bis auf einen unbedeutenden Vorsprung gänzlich zu verschwinden. Der Seitenflügel ist klein und annähernd rechteckig mit geringer Ein- buchtung der hintern Kante. Die Seitenplatte (s) ist lang uud schmal. Die Darm Windungen (Fig. 9) entsprechen im AVesentlichen der Beschreibung und Abbildung, wie sie Plate für Ischnochifon varians giebt, sind also dem HanJeya-Tyims und zwar dem Seiten- zweig 1^ desselben (21, p. 446 ff.) zuzurechnen. Besonders hervor- gehoben sei noch, dass der erste, vom Magen aus rechts nach hinten verlaufende Abschnitt (d^) sich durch seine Dicke scharf gegen den zweiten {d-} absetzt, w^elcher an der linken Leibeshöhlen wand die erste Schlinge bildet, w^ährend d- seinerseits nach kurzem Verlauf eine beuteiförmige Auftreibung (li) zeigt, die sich bei mehreren darauf hin untersuchten Exemplaren an derselben Stelle vorfand, also für keine individuelle oder pathologische Abweichung gelten kann, deren Epithel sich jedoch histologisch von dem des übrigen Darms nicht unterschied. Bezüglich der Nieren konnte ich nur feststellen, dass die Hauptnierengänge nach vorn bis zur Kopffussfurche reichen, Fuss- nierengänge aber fehlen. Die Eischale (Fig. 10, a u. h) hat eine ähnliche Beschaffenheit, wie dies von Ihering für die von Chiton squamosus (15, p. 134 ff.) beschreibt, d. h. sie ist mit einem dichten Wald von Stacheln be- setzt. Bei der vorliegenden Art sind jedoch die Stacheln winzig klein und dünn, so dass man nur bei sehr starker Vergrösserung ein genaueres Bild von ihnen gewinnt. Sie erinnern dann auffällig an die erst halb erschlossene Blüthe einer Tulpe mit sehr dünnem Stiel (Fig. 10 b); in den weitaus meisten Fällen sind an dem Kelch nur 2 Zacken sichtbar, mitunter jedoch konnte ich auch deren 3 wahrnehmen, und ich vermuthe, dass die Zahl der Spitzen wohl Pacifische Chitonen. 599 ebenso wie bei Chiion sriuanwsus 5 betragen wird. AVie schon er- wähnt, ist der Stiel der Stacheln sehr dünn und verhältnissmässig- lang, wodurch er eine grosse Biegsamkeit erhält, so dass die Stacheln auf der Eioberfläche einen dichten Filz bilden, in welchem die einzelnen Stacheln sich nach allen Eichtungen hin neigen und unter einander kreuzen. An der Basis verbreitern sich die Stiele der Stacheln um ein weniges. Familie Mopaliidae. 3. 3IopalU( niuscosa Gould. Von dieser Species enthielt die Sammlung nur 1 männliches Exemplar, welches von Herrn Prof. Schauinsland von Bare Island mitgebracht wurde. Die Länge betrug 48 mm, die Breite 41 mm. PiLSBRY (26, p. 303 u. 304j giebt 5 sehr verschiedene Abbildungen derselben kvt, und es scheint danach hier eine besonders grosse Variabilität zu herrschen. Das mir vorliegende Exemplar ist stark erodirt, daher die Farbe der Schale nicht mehr festzustellen. Jeden- falls steht es der var. ivosnessenkii ferner als der typischen Form. — Die Insertionsplatten fand ich geschweifter, als sie Pilsbry abbildet. Im Uebrigen giebt Plate (21, p. 307 if.) eine sehr zutreffende Be- schreibung, die ich in fast allen Punkten bestätigen kann und auf welche ich daher verweise. An K i e m e n zählte ich rechts 38, links 37, also etwas weniger als Plate ; sie beginnen beim Intersegmentum 1/2. Die ersten 6 — 8 sind winzig klein und hell gelb gefärbt, von da an nach hinten ver- doppelt sich ihre Länge plötzlich , um nach hinten zu weiter con- tinuirlich an Grösse zuzunehmen und mit der zehntletzten Kieme ungefähr die beträchtliche Maximallänge von 5—6 mm zu erreichen. Von hier an nehmen die Kiemen wiederum continuirlich an Länge ab und endigen in der Querebene des Intersegmentums 6/7, sind also holobranch und abanal. — In Bezug auf die Lage der Pori des Geschlechtsapparats und der Niere liegt hier das seltene Verhalten vor, dass sich beide dicht neben einander in derselben Querebeue zwischen der letzten und vorletzten Kieme und zwar um 1 und IV2 nim nach innen von den Kiemen befinden. Die Lateralfalte bildet keine Lappen. Was den Pharjnigealapparat anlangt, so kann ich die Angaben Plate's ebenfalls bestätigen, doch fand ich, was Plate nicht er- wähnt, die Ventralfläche der Mundhöhle in zahlreiche drüsige Aus- 4Ü* ßOO CüET VON WiSSEL, sackuiigen ausgezogen (Fig. 11), welche ventral wärts das Subradular- organ verdecken. Die vorliegende Art verhält sich hierin also ebenso, wie dies Plate auch für Cryptoconchus porosus Bueeow beschrieben hat (21, p. 322). Die R a d u 1 a zeigt die Verhältnisse, wie sie Thiele (25. p. 396) für Mopalia Imiclsi schildert, aber auch die von diesem Autor für Mopalia muscosa dargestellten Zähne sind naturgetreu. Da im üebrigen beide Figuren einander sehr ähnlich sind, dürfte es sich thatsächlich, wie PiLSBRY will, um dieselbe Art in verschiedenen Varietäten handeln. Die Darm schlingen sind aus der Abbildung (Fig. 11) er- sichtlich, sie sind etwas complicirter. als dies Plate darstellt, ins- besondere bildet cP eine Schlinge mehr. Die H a u p t n i e r e n g ä n g e reichen nach vorn bis zur Kopffuss- furche, nach hinten jederseits bis zum After. Fussnierengänge fehlen. 4. CJiaetoxyleura Jiahni Rochebr. (^ Flaxiphora seiiger YouNG, Miss Cap Hörn). Zahlreiche Exemplare von T e One und Red Bluff auf den C h a t h a m - 1 n s e 1 n durch Herrn Prof. Schauinsland und 1 Exemplar von Neuseeland von Herrn Prof. Thilenius gesammelt. Diese Art hat eine grosse Aehnlichkeit mit der nachbeschriebenen Plaxipliora setiger King, so dass Plate (21, p. 291 Anm.) sogar bestimmt an- nimmt, es handle sich um ein und dieselbe Species. Leider stand mir von Flaxiphora setiger King nur ein und noch dazu stark ab- geriebenes Exemplar zur Verfügung, so dass ich in Bezug auf die Schale nicht in der Lage w^ar, ausschlaggebende Unterschiede fest- zustellen. Aber durch die Vergieichung der Hartgebilde des Mantels wird .jeder Zweifel an der Artverschiedenheit ausgeschlossen, wie ich weiter unten und bei Beschreibung von PJaxiplwra setiger King des weitern ausführen werde. Das grösste Exemplar hatte eine Länge von 33 mm und eine' Breite von 22 mm, das kleinste eine Länge von 5 mm und eine Breite von 3 mm. Die Färbung der Schalen ist sehr variabel, ent- spricht aber im AVesentlichen der Beschreibung und den Abbildungen Pilsbry's (26, tab. 67, Fig. 37, 38). Aus der Schilderung, wie sie Plate giebt und die für die vorliegende Art sehr zutreffend ist, geht hervor, dass die von diesem Forscher untersuchten Exemplare meiner Ansicht nach nicht Plaxipliora setiger King, sondern Chaeto- pleura lialmi Rochebr. waren. Die Grundfarbe der Schalen ist in den meisten Fällen gelbbraun oder auch graublau. Auf diesem Pacifische Chitonen. 601 Grunde weisen die meisten Schalen scliwarzbraune oder schwarz- grüne Läng-sstreifen namentlich im ^Mittelfelde auf. In vielen Fällen herrscht die Grundfarbe mehr vor. und die Streifen machen mehr den Eindruck von Spritzflecken , oder aber letztere werden breiter und breiter, so dass umgekehrt die Grundfarbe nur noch in Gestalt einiger kleiner Flecken zu Tage tritt und die Schale dann beinahe ganz braun oder schwarzgrün erscheint. Einige sehr kleine Exemplare hatten eine einfarbig weisslich graue Schale (Fig. 12). — Was die Sculptur der Schale anlangt, so ist die Beschreibung, welche Plate für FJaxipliora setiger Kino giebt, ebenfalls genau für die vorliegende Art zutreffend. Grössere Thiere haben meist stark abgeriebene Schalen, so dass ihre Sculptur hier weniger gut festgestellt werden kann als bei Jüngern und kleinern. — Die erste Schale weist 8 — 10 radiale Rippen auf. welche bei grossen Thieren mitunter sehr wenig hervorü'eten und eine in sich glatte Linie darstellen. Bei jungen Thieren jedoch erkennt man, dass sie sich ebenso wie die Diagonal- linien der ]\rittelschalen aus einer Eeihe von scharf ausgeprägten Buckeln zusammensetzen (Fig. 12). Ich muss hierin Plate (21, p. 291) widersprechen, welcher der Ansiclit ist, dass diese Buckel nie die Grösse erreichen, wie sie Rochebrune in einer Zeichnung von Chaeto- pleum halini darstellt, trotzdem ich diese Zeichnung nicht gesehen habe. Denn das sehr junge in meiner Zeichnung (Fig. 12) darge- stellte Exemplar zeigte die Buckel so stark hervortretend und scharf ausgeprägt, dass eine Steigerung in dieser Hinsicht kaum möglich ist. Auch die Beschreibung von Plate für den Mantel von Pla.iiphora setigerKi^G passt genau für den Mantel der hier behandelten Art, während der des einzigen von mir als FJaxwliora setiger King recognoscirten Exemplars in Bezug auf seine Hartgebilde von durchaus abweichen- der Beschaffenheit ist, wie noch bei Beschreibung dieser Species zu erörtern sein wird. — Hier, bei ChaefopJeura JiaJnn', habe ich wie Plate 3 Arten von Hartgebilden des ]\Iantels angetroffen, nämlich: 1. auf der Dorsalseite grosse Chitinborsten (Fig. 13 ho), welclie ein- mal in Büscheln intersegmental zwischen je 2 Schalen in geringem Abstand von denselben angeordnet sind, zweitens dünn verstreut und einzeln stehen oder auch zu kleinern Büscheln vereinigt auf die übrige Manteloberfläche vertheilt sind, und drittens dicht ge- drängt den Rand des Mantels wimperartig umsäumen. In die Spitze sämmtlicher Borsten, so weit sie unversehrt war, habe ich stets einen kleinen Kalkstachel eingelassen gefunden. Die Färbung der Borsten ist blass gelblich nach der Spitze zu heller Averdend. — Zwischen QQ2 CURT VON WiSSEL. diesen Borsten findet sich 2. eine grosse Menge kleiner, meist brauner, gelber oder auch ungefärbter Kalkstacheln (Fig. 13 u. 13a st), welche der Oberseite des Mantels die hellere oder dunklere braune Färbung verleihen. Diese Stacheln sind zwar sehr zahlreich, bedecken jedoch nicht die ganze Manteloberfläche. Sie stecken in kleinen Bechern, an denen ich einen Zapfen nicht entdecken konnte. Bisweilen können sie so klein sein, dass sie nur noch winzige runde Körnchen darstellen. Bei den grossem ist das braune oder gelbe Pigment stets auf die untern zwei Drittel beschränkt, während die Spitze der Stacheln farblos und glashell erscheint. Eine besondere Structur habe ich an den Stacheln nicht wahrgenommen. 3. Mit etwa 3 mal so langen dichtstehenden Kalkstacheln ist die Ventral- seite des Mantels besetzt (Fig. 13 st^). Die Stacheln sind meist von gelblicher bis bräunliclier Farbe, wennschon sich auch farblose in grosser Anzahl darunter finden. Am Mantelrande verdoppeln sie ihre Länge und bilden so nach aussen eine dichte Stach elpalissade, welche sich schützend über den Basaltheil der oben erwähnten rand- ständigen Chitinborsten legt. Vermuthlich haben wir in sämmtlichen Chitinborsten Tastwerkzeuge zu erblicken, und spätere Unter- suchungen würden festzustellen haben, ob sie mit einem Nerven in Verbindung stehen oder nicht. Auch die Ventral- und Eandstacheln besitzen einen kleinen Becher, welcher ebenfalls des Zapfens ent- behrt (Fig. 13b st^). Die Spitze der Stacheln hat eine zarte Längs- streifung. — "Wie der Leser sieht, deckt sich meine Beschreibung der Hartgebilde des Mantels der vorliegenden xlrt durchaus mit der Plate's für Plaxiphora setiger King. Kiemen waren jederseits 45—47 vorhanden, sie reichen von der Kopffussfurche an nach hinten bis zur Querebene des Afters, ohne an diesen heranzutreten. Die letzten waren stets die grössten, ihre Anordnung ist daher als holobranch und abanal zu bezeichnen. Der Nierenporus befand sich stets zwischen Kieme 1/2, der Genital- porus bei einem Exemplar links zwischen Kieme 5/6, rechts zwischen Kieme 3/4, bei einem andern rechts und links zwischen Kieme 3/4. Die Lateral falte ist breit, aber ohne Lappen. Osphradien fehlen. In Bezug auf die ßadula ist zu bemerken, dass die Mittel- platte (Fig. 14 m) von ansehnlicher Grösse und Breite ist und eine runde Schneide ohne Einbuchtungen besitzt. Die Zwischenplatte (^) ist 1^2 ^^^ *^o lang wie die Mittelplatte und hat einen zalin- artigen Vorsprung auf der Aussenseite. Die Hakenplatte (//) hat Pacifische Chitoueu. 603 3 Zähne, von denen der mittelste der längste ist. ihr Stiel besitzt einen kleinen Üügelartigen Fortsatz an seiner Innern .Seite. Die Seitenplatte (s) ist schmal und lang und wenig gebogen. Der Situs viscerum ist aus der Abbildung Fig. 15 ersicht- lich und schon von Plate (21. p. 195) richtig beschrieben worden. Ebenso wenig weiss ich der Schilderung Plate's bezüglich der übrigen Organsysteme etwas hinzuzusetzen. Auch die Schilderung, welche dieser Autor von der Eischale (21, p. 296 — 97) giebt, habe ich an meinen Präparaten durchaus bestätigt gefunden, begnüge mich daher damit, auf das genannte Werk hinzuweisen. 5. Plaxiphora setigev King (Emerton et Rossdell). 1 Exemplar vom French-Pass durch Herrn Prof. Schau- ixsLAND gesammelt. Die Länge betrug 45 mm, die Breite 33 mm. Die Structur der Schale war in Folge sehr starker Erosion nicht mehr zu erkennen, ihre Farbe scheint in der Hauptsache stahl- blau gewesen zu sein. Im Uebrigen passt die Beschreibung und Ab- bildung Pilsbry's (26, p. 316 — 17) ausgezeichnet. Wenn er den Mantel folgendermaassen charakterisirt : „Cxirdle rather wide, leatherj', having at each suture a small pore bearing several long corneous bristles, and with one or two more or less irregulär series of bristle- bearing pores on the surface of the girdle, and a more or less dense clothing of small soft hairs over its outer part", so passt diese Be- schreibung vollkommen zu den von mir gemachten Beobachtungen. Nur die letzte Angabe, die mehr oder weniger dichte Bedeckung mit dünnen weichen Haaren, trifft für mein Exemplar nicht zu, da dessen Mantel bis auf zwei Reihen von Borstenbüscheln und die wimper- artigen Randborsten durchaus glatt ist. Aber Pilsbry sagt in Bezug auf diesen Punkt selbst „more or less", und so kann diese geringe Abweichung nicht Ausschlag gebend für die Beurtheilung sein, ob wir hier eine andere Species vor uns haben oder nicht. Von Hartgebilden wies der Mantel 3, eventuell 4, Arten auf: nämlich 1. auf seiner Dorsalseite lange Chitinborsten (Fig. 16 h, h), welche sich folgendermaassen auf seiner Oberfläche vertheilen : a) In Poren intersegmental zwischen je 2 Schalen, sowie in 5 Poren im Umkreis vor der ersten und 2 Poren hinter der letzten Schale wurzelt je eine sehr starke und lange Borste, zuweilen finden sich auch deren zwei. — b) Ein zweiter borstentragender Porenkranz findet sich in einer Entfernung von ca. 2 mm vom Mantelrande. ß04 CUKT VON "WiSSEL, Diese Poren sind bei weitem zahlreicher und stehen auch dichter als die vorerwähnten den Schalenrand einfassenden. Sie stehen in Intervallen von 2^1^ his A^^j^ mm und auch in ihnen wurzeln je 1 bis 2 starke Borsten. Endlich findet sich noch c) in unmittelbarer Nähe des Mantelrandes ein dritter Kranz von Chitinborsten, welche aber bedeutend schwächer und kürzer sind als die beiden oben genannten Kategorien und in ihrer überwiegenden Mehrzahl auch nicht auf Poren wurzelnd regelmässig vertheilt sind, sondern vielmehr in un- gleich dichterer Anordnung den Rand wimperartig umsäumen. Einige dieser Eandborsten, es sind dies meist etwas stärkere, können wieder- um etwas mehr nach innen gerückt sein und aus Poren einzeln oder zu zweit entspringen. Sie bilden so eine vierte Eeihe, welche unge- fähr 1 mm vom Rande entfernt ist. Jedoch treten diese nur un- regelmässig auf. so dass man sie ebensogut auch den Randwimpern zuzählen kann. — Die Structur der Borsten ist dieselbe wie bei Chaetopleura hahni, aber sie tragen nur zum Theil an ihrer Spitze einen Kalkstachel, ein anderer Theil, und zwar ebensowohl grosse wie kleine, endigt mit unbewaffneter Spitze (Fig. 16 b, h). Die Wurzeln der Borsten senken sich tief in das darunter liegende Mantel- gewebe ein und stecken hier in einem weiten taschenförmigen Becher (&^, &^). Bei starker Vergrösserung zeigen die Borsten eine zarte Längs- sowohl wie Querstreifung, welche beide nach der farblosen Spitze zu allmählich verstreichen und undeutlich werden. — Die -zweite Sorte von Hartgebilden des Mantels wird durch kleine gelb- liche Kalkstacheln repräsentirt (Fig. 16 st), welche, soweit man von wirklich ausgebildeten Stacheln reden kann, ausschliesslich seiner Ventralseite angehören. Sie erreichen eine Länge von 20 — 24 /« und eine Breite von 6—8 //, nehmen aber nach dem Mandelrande zu ständig an Grösse ab, wo sie in ihrer Neuanlage nur kleine, runde, granulirte Körnchen von gelblicher Farbe repräsentiren (st^). An grössern Stacheln (Fig. 16 a sf) kann man deutlich einen kleinen farblosen Becher unterscheiden, welcher jedoch einen Zapfen ver- missen lässt. Das in diesem Becher steckende basale Ende des Stachels ist meist von dunkel gelber Farbe, welche nach der Mitte zu allmählich heller wird, während die Spitze des Stachels ganz farblos ist und eine zarte Längsriefung erkennen lässt. Die An- ordnung der Stacheln zeigt die Tendenz zu Bildung radiärer Reihen, doch bedecken sie nicht geschlossen die ganze Manteloberfläche, sondern lassen die Cuticula zwischen sich frei hervortreten. Während das Auftreten dieser Stacheln im ausgebildeten Zustand also ledig- Pacifische Chitonen. ß05 lieh auf die Veutralseite des Mantels beschränkt ist. fehlen sie in ihrer Erstanlage anch der Dorsalseite nicht. Äer bleiben sie je- doch auf dem Stadium der kleinen, runden, gelblichen Körnchen stehen (Fig. 16 sf~), als welche wir sie schon am Eande der Ventral- seite kennen gelernt haben (sP). Sie entwickeln sich auf der Dorsal- seite nicht mehr zu Stacheln, sondern sind offenbar rudimentär ge- worden. Ferner ist ihr Auftreten hier scheinbar ein spärlicheres als auf der Ventralseite, denn auf dem Rücken finden sie sich nur unregelmässig zerstreut. Denkt man sicli jedoch die Körnchen zu Stacheln von der Grösse der Bauchstacheln ausgewachsen, so erkennt man sogleich, dass ihre Häufigkeit der der Ventralstacheln kaum etwas nachgiebt, dass vielmehr die Erstanlage hier wie dort die gleiche ist. Die dritte Sorte von Hartgebilden ist der Ober- und Unterseite des Mantels in gleicher Weise gemeinsam. Es sind dies mikro- skopisch kleine, form- und farblose Kalkkörnchen (Fig. 16 Je, Je), welche auf der Ventralseite die Lücken zwischen den Stacheln ausfüllen, während sie auf der Dorsalseite in gleicher Weise zwischen den rudimentären Stacheln verstreut sintl. Auch der Cuticula der Chitin- borsten sind sie hier eingelagert. Da die rudimentären Stacheln sowohl wie die Kalkkörnchen erst bei stai^ker Vergrösserung sicht- bar werden, so macht die Manteloberfläche thatsächlich, wie Pilsbey sagt, einen glatten, lederartigen Eindruck. Die Zahl der Kiemen betrug rechts 47, links 49. Sie beginnen vorn an der Kopffussfurche und endigen hinten am Intersegment 6/7, und zwar sind die hintersten die grössten, so dass also ihre An- ordnung als holobranch und abanal zu bezeichnen ist. Die Ge- schlechtsöfihung befand sich rechts wie links zwischen Kieme 3/4. Die Lage des Nierenporus konnte ich nicht ermitteln. Die Lateralfalte ist massig breit und bildet keine Lateral- lappen. Nach hinten wird sie allmählich schmäler und betheiligt sich schliesslich an der Bildung des Sinus, in welchem sie ihr Ende findet, ohne dass ihre beiderseitigen Hälften in einander übergehen (Fig. 17 f). Der Schlundapparat bietet wenig Bemerk enswerthes dar. Erwähnt sei nur, dass die Speicheldrüsen ziemlich gross und in mehrere Lappen verästelt sind. Die R a d u 1 a ähnelt am meisten der Abbilduug, wie sie Thiele (25, tab. 32, 19 und 19 a) von PlaxipJiom biramosa giebt. Namentlich die Mittelplatte (Fig. 18 m) stimmt fast genau damit überein. Ihre 606 CURT VON WiSSEL, Kante ist Slappig- ausg-e buchtet, und die Schneide zeig't in der 3Iitte eine kleineJEinkerbimg. Auch die Zwischenplatte (5) zeigt Aehnlichkeit mit der von Thiele dargestellten, nur ist hier die Schneide gerader, und der Flügel ist auf die untere Hälfte be- schränkt. Die Hakenplatte (//) ist Szähnig, und zwar ist der oberste Zahn etwas schwächer als der unterste und der Mittelzahn weitaus der stärkste. Die Lagerung der Darmschlingen ist aus nebenstehender Textabbildung (Fig. A), in welcher der Darm als einfache Linie von der Bauchseite aus betrachtet dargestellt ist, zu er- sehen. Der Typus ist derselbe wie bei Chaetopleura haJini, mit dem Unter- schiede, dass bei dieser Art sich an cV sofort die hintei' dem Magen liegende Schlinge d^ und d^ an- V\l*4 ^^y / J schliesst, während hier der Darm \'\"^''^ / / zunächst eine weitere Schlinge, d^ und fF, beschreibt, ehe er den An- schluss an «?* erreicht. Die H a u p t n i e r e n g ä n g e reichen nach vorn bis zur Kopffuss- furche; Fussnierengänge fehlen. Die Eischale ist der der vorbeschriebenen Art durchaus gleich, so dass die Beschreibung Plate's derselben auch für die vorliegende Species maassgebend ist. Osphradien sind nicht vorhanden. 6. Flaxlpliora (fJauca Quoy et Gaimabd. Von dieser Art stand mir nur ein männliches Exemplar zur Verfügung, welches Herr Prof. Schauinsland vom French-Pass mitbrachte. Die Länge desselben betrug 28, die Breite 18 mm. Die Beschreibung Pilsbey's (26, p. 325 — 26) ist bis auf die Farbe des Gürtels in allen Punkten zutreffend. Bei meinem Exemplar ist der- selbe von blass gelblicher Farbe, vermuthlich weil der Alkohol den ursprünglichen Farbstoff ausgezogen hat. Der Mantel ist verhält- nissmässig breit und misst in der Mitte des Thieres jederseits 5 mm, während die Mittelschulpen nur 8 — 9 mm Breite haben. Die Schalen sind glatt und glänzend; die erste hat 8 Schlitze, die mittlem je Pacifische Chitonen. 607 einen; die grossen Insertionsplatten der letzten sind ohne Schlitze und vereinigen sich hinten zu einem dicken, in der Mitte zu einem Sinus ausgeschweiften Wall. Der Kiel der Schalen (Fig. 19) ist abgerundet und tritt wenig hervor; auch die Diagonallinien sind nur eben angedeutet. Ueberhaupt entbehrt die Schale, abgesehen von den schon mit Lupe deutlich sichtbaren Zuwachsliuien, jeglicher Sculptur. Die Farbe ist in der Hauptsache gleichmässig schwarz- braun, der Kiel heller braun, jederseits am Rande durch eine schmale olivgrüne Linie eingefasst. Auf den Seitenfeldern sind endlich noch kleine blaugrüne Flecke schon mit blossem Auge er- kennbar. Der Mantel ist oben wie unten hell weisslich-gelb. Seine Eückenseite ist in ganzer Ausdehnung gleichmässig mit kürzern und längern gelblichen Chitinborsten (Fig. 20 &, h und h\ h'^) besetzt, welche einzeln und zu Büscheln von 2—4 aus zahlreichen Poren hervorwachsen, so dass die Manteloberfläche ein spongiöses Aussehen erhält (Fig. 19). Am Mantelrande bilden diese Borsten, welche hier dünn und kurz sind, einen dichten AMmperkranz. Jede Borste trägt an ihrer Spitze einen kleinen Kalkstachel, während sie mit ihrer breiten Basis tief in das Mantelgewebe eingesenkt ist und in einer glashell durchscheinenden, becherartigen Tasche steckt (Fig. 20 h h), wie ich sie schon bei den Borsten von Flaxiphora setiger King beschrieben habe. Den Kalkstachel habe ich bei jeder unversehrten Borste nachweisen können, es scheint dem- nach hier keine stachellosen Borsten zu geben. Bei sehr kleinen Härchen (ö\ ft^) sieht man den Kalkstachel als kleines rundes Körnchen an ihrer Spitze im Entstehen begriifen, und auch die Basal- tasche ist hier nur klein und im Querschnitt halbmondförmig. Ausser den eben beschriebenen Borsten besitzt die Mantelober- seite noch eine zweite Art von Hartgebilden. Es sind dies winzig kleine Kalkstacheln, welche lose verstreut den Raum zwischen den Borsten ausfüllen (Fig. 20 st, st). Trotz ihrer geringen Grösse (ihre Länge variirt zwischen 3 — 4 (.i, ihre Breite zwischen 2 — 3 u) sind es doch, wie uns eine starke Vergrösserung lehrt, wohlausgebildete Stacheln, welche sowohl einen Schaft wie einen Becher erkennen lassen. Ein Zapfen liess sich jedoch an letzterm nicht nachweisen. Ab und zu findet sich zwischen diesen typischen Stacheln auch ein rundes, gelbliches Kalkkörnchen (Fig. 20 A-), welches hier wohl die Erstanlage eines Stachels, nicht, wie bei Pla.riphora setiger King, einen rudimentären Stachel vorstellt. Der Schaft jedes Stachels 6(38 CURT VON WiSSEL, lässt ein zart gelbliches Inneres erkennen, welches meist von einer glashellen Contur umgeben ist, mitunter sich jedoch auch bis zur Spitze erstreckt. — Die Ventralseite des Mantels weist nur eine Art von Hartgebilden auf, nämlich dicht gedrängt stehende, einander dachziegelartig deckende Kalkstacheln (Fig. 20 st^, sf^), welche eine Länge von 9 — 12 und eine Breite von 4 — 5 jf< aufweisen. Auch ihre Farbe ist blass gelblich, vorn laufen sie entweder spitz aus öder breit abgestutzt, doch ist es mir nicht klar geworden, ob es sich in letztem! Falle um die natürliche Endigung handelt oder ob nicht vielleicht die Spitze abgebrochen ist. Bei starker Vergrösserung lässt sich an jedem Stachel leicht eine Längsrief elung und ausserdem eine zarte Querstreifung erkennen (st^). Die Kiemen erstrecken sich von der Kopffussfurche nach hinten bis zum Intersegment 7/8, die letzten sind die grössten. Die Nieren- öffnung befand sich zwischen Kieme 1/2, die Geschlechtsöffnung zwischen Kieme 4/5, die Anordnung der Kiemen ist also holobranch und abanal. Die Lateral falte ist massig breit und zieht, ohne wesentlich schmäler zu werden, continuirlich hinter dem Anus herum. Die Radula (Fig. 21) hat eine Mittelplatte (m), deren Aussen- rand ebenso wie die Schneide einfach convex ist, ohne irgend welche Einkerbungen zu zeigen. Unter der Mitte verläuft eine schmale Basalleiste, welche die Platte nach hinten in Gestalt eines kleinen Dornes überragt. Die Zwischenplatte (s) ist l^/o mal so gross wie die Mittelplatte ; sie ist an ihrer Innenseite in ganzer Länge von einem flügelförniigen ,'' ..••••. Fortsatz umsäumt, während die Aussenseite einen solchen nur in ihrer hintern Hälfte trägt. Die Hakenplatte (/?) ist Szähnig und besitzt nur einen ganz kleinen Seitenflügel • [. •. i an ihrer Innern Kante. Die Seitenplatte (5) : gl I . r ,;""■./ I ist lang gestreckt und schmal. IM. ^^ :\ I^iö Darm Windungen (Textfig. B) l'^'J^5(/9 d^ (/' 1 haben im Wesentlichen denselben Verlauf \ I I '• •: .• / r wie bei Chaetopleura hahni, mit dem Unter- d'\ y' ''■■'■ Li/2 schiede, dass die erste dorsale Schlinge (fZ- .(/.-..,■••■ /^ i)is (pj zwar auch 2 Kreise beschreibt, da- bei aber sich noch 2 mal (cV' und d^), je 1 mal nach vorn und nach hinten ausbuchtet, so dass hier noch 2 weitere secundäre Fig. B. Schlingen entstehen. Pacifische Chitonen. 609 Die Hauptnierengänge reichen bis zur Kopffussfurclie. Fussnieren fehlen. Osphradien sind nicht vorhanden. 7. FJuxijihora ternitnalis (Cpr.) Smith (Quoy et Gaimard?) Von dieser Art standen mir 6 Exemplare zur Verfügung-, von denen je 3 der Sammlung von Herrn Prof. Schauinsland und Herrn Prof. Thilexius angeh(>rten, und zwar erbeutete ersterer sie auf den C h a t h a m - 1 n s e 1 n . letzterer in T a n r a n g a auf Neuseeland. — Das grösste Exemplar war 20 mm lang und 13 breit, das kleinste 12 mm lang und 6 breit. — Die Beschreibung von PiLsmjY (26, p. 326 — 27) ist zutreffend. Als besonders hervortretender Charakter ist bei den mir vorliegenden Thieren die für die Gattung Plaxiphora auffallende Breite der Schalen und dem entsprechend die geringe Ausdehnuug des Mantels hervorzuheben (Fig. 22). Es kommt näm- lich in der Mitte des Thieres -/g der Gesammtbreite auf die Schulpe und nur ^ ^ jederseits auf den Mantel. Die Schalen sind in ganzer Ausdehnung mit ziemlich groben, rnnden bis ovalen Pusteln bedeckt. Nur in Folge Abreibung derselben kann an den mittlem Schalen der Kiel glatt erscheinen. Die erste Schale hat 5 deutliche Rippen, welche ihrem Kand ein 5 lappiges Aussehen geben. Dagegen sind auf den Mittelschulpen die Diagonallinien nur angedeutet. Der Kiel ist gut ausgebildet. Die letzte Schale ist verhältnissmässig gross und breit, ihr Mucro liegt im ersten Drittel. Die Färbung der Schalen ist bei 4 der mir vorliegenden Exemplare, nämlich der 3 aus Neuseeland und 1 von den Chatham-Inseln, ungemein prächtig (Fig. 22), und zwar sind die Träger der Zeichnung die oben er- wähnten Pusteln, welche je nach der Region von grün, violett, carmoisinroth bis milchweiss variiren. Der Kiel ist meist intensiv carmoisinrotli und wird von einer schmalen, milchweissen Linie um- säumt. Die Mittelfelder sind meist intensiv moosgrün, mitunter auch hellgrün mit weisslichen Flecken; in den Aussenfeldern dagegen herrscht wieder die carmoisinrothe P'arbe vor, welche erst ganz am Hinterrande wiederum von grünen und weisslichen Pusteln umgrenzt wird. Auf der ersten Schulpe sind die 5 Rippen meist von weiss- licher Farbe, die ihnen benachbarten Pusteln spielen sodann nach carmoisinroth hinüber, während in der Mitte der Zwischenfelder wieder Grün vorlierrscht. Die letzte Schale hat ebenfalls einen rothen ]\Iucro und rothen Aussenrand, während das innere Drittel, die Mittelfelder, ebenfalls grün sind. — Die Farbe der Mantelober- 610 CURT VON WiSSEL, Seite ist braun und grau marmorirt, in jedem Intersegmentum be- findet sich ein mit blossem Auge nur wenig bemerkbares Stachel- bündel, ebenso deren 4 im Umkreis vor der ersten Schulpe, zusammen also 18. Die Färbung der Mantelunterseite ist, wie gewöhnlich, weisslich-gelb. — Die Farbe der Schalen der beiden andern von den C h a t h a m - 1 n s e 1 n stammenden Exemplare ist einheitlich graugrün, unter der Lupe werden spärliche moosgrüne Flecken sichtbar, während der Kiel hier ebenfalls von einer weisslichen Linie umsäumt ist. Im übrigen entspricht die Structur der Schalen genau dem oben Gesagten, wie auch der Mantel sich von dem der oben beschriebenen Farbenvarietät nicht unterscheidet. Die Hartgebilde der Manteloberseite sind sehr mannigfacher Art, aber sämmtlich Kalkgebilde (Fig. 23). Es lassen sich unter- scheiden: 1. dicke, platte Kalkstacheln (Ä-^), welche an ihrer Basis glashell durchsichtig sind, während im übrigen der Schaft zart längs- gestreift erscheint. Stets Hess sich an ihnen ein ebenfalls farbloser, durchsichtiger Becher nachweisen, dem jedoch ein Zapfen fehlte. Die überwiegende Mehrzahl dieser Schuppenstacheln war gerade gestreckt, doch waren auch solche, welche sich hakenförmig krümmten, nicht selten. Bisweilen, und es handelt sich wohl hier um junge Stacheln, hatten sie das Aussehen einer kleinen glashellen Kugel (Je-), an welcher sich aber ebenfalls schon ein Becher nachweisen Hess. Solch ein junger Stachel hatte einen Durchmesser von 30 fi, während ein vollständig ausgebildeter 120—130 i^i lang und 40 /t breit wird. Eine andere Art von Stacheln (Ic'-^) würde ich mit dem Jugendstadium der vorbeschriebenen für identisch halten, denn auch sie präsentiren sich im optischen Durchschnitt als kleine glashelle Kreise von derselben Grösse. Sie besitzen jedoch einen deutlichen Ring. Derartige Ringe (r, r) finden sich auch allein hier und da zwischen die Stacheln eingestreut. Sie sind ziemlich hoch, röhren- förmig ausgezogen und von bräunlich-gelber Farbe und setzen sich aus ca. 12 Theilstücken zusammen. Es war mir nicht möglich, fest- zustellen, ob die grossen Stacheln ursprünglich alle einen Ring hatten und ob sich derselbe nur abgestreift hatte, oder ob wir es hier mit 2 verschiedenen iVrten von Stacheln, solche mit und solche ohne Ring, zu thun haben. Für letztere Annahme spricht die Thatsache, dass ich an keinem ausgebildeten Stachel einen Ring nachweisen konnte und dass auch unter den kleinen die Mehrzahl ohne Ring ist. — Die dritte Art von Hartgebilden der Manteloberseite ist bei weitem die häufigste; es sind dies kleine Kalknadeln (n, n), welche Pacifische Chitonen. 611 unregelmässig' verstreut den Raum zwischen den grössern Scbuppen- stacheln einnehmen ; ihre Länge variirt von 8 — 24 //, ihre Breite von 2 — 3 f.1. Auch bei ihnen Hess sich ein Becher ohne Zapfen deutlich erkennen. Ein Theil dieser Kalknadeln ist glashell und farblos, ein anderer bräunlich-gelb, jene mit grauer, diese mit brauner Spitze, und zwar sind beide Färbungen so vertheilt, dass die braunspitzigen Stacheln in Zügen die farblosen durchsetzen und so dem Mantel das braun marmorirte Aussehen verleihen. — Alle die eben beschriebenen Harttheile sind in bunter Eeihe lose über die Manteloberfläche ver- theilt. Von derselben Art, wie die zuletzt genannten Kalknadeln, aber 4 — 5 mal so gross, sind die Stacheln, welche sich zu den oben erwähnten intersegmentalen Bündeln vereinigen {sf, st), nur dass sie ihrer Grösse entsprechend meist intensiver gelb bis braun gefärbt sind und keine dunklere Spitze haben. Ein Becher war auch bei ihnen deutlich zu erkennen. • Im Gegensatz zu der eben geschilderten grossen Mannigfaltigkeit der Harttheile der Manteloberseite, besitzt seine Yentralfläche nur eine Art, nämlich platte Schuppenstacheln {h*) von einer Länge bis 40 und einer Breite bis 16 /ti. Diese Schuppen sind offenbar dieselben Gebilde wie die grossen Schuppenstacheln (l-^) der Dorsalseite, denen sie bis auf die geringere Grösse durchaus gleichen. Sie bedecken die Mantelunterseite ziemlich dicht, aber doch nicht in völlig ge- schlossenen Eeihen. Die Anordnung der Kiemen ist merobranch und abanal, und zwar reichen sie vom Intersegment 4 5 bis zum Litersegment 6 7. Ich zählte jederseits 11, von denen die vorderste winzig klein war. Als Maximalkiemen sind die drei letzten zu bezeichnen. Die Xieren- öifnung lag jederseits zwischen Kieme 1/2, die Genitalöfifnung zwischen Kieme 2/3. Die Lateralfalte zieht ohne wesentliche Verschmälerung hinter dem After herum und bildet keine Laterallappen. In der Radula (Fig. 24) zeichnet sich die Mittelplatte {m) durch besondere Grösse aus, ihre Schneide ist einfach concav ohne Ausbuchtungen ; die Zwischenplatte (^) und die Hakenplatte (A) sind dagegen verhältnissmässig klein, die erstere zeigt ebenfalls eine glatte und nur wenig hervortretende Schneide und hat an der Aussen- ecke ihrer basalen Kante einen kurzen Fortsatz. Von den drei Zähnen der Hakeni)latte ist der mittelste sehr gross, während die beiden Eckzähne nur klein sind. 612 CüET VON WiSSEL, Die Darm Windungen (Textfig. C) sind sehr wenig- complicirt und gehören dem HanJeya-Tyims an, die dorsale Schlinge bildet jedoch an ihrem hintern Ende eine kleine Neben- schlinge (cP) nach vorn. Da die von mir secirten Thiere sämmtlich männlichen Geschlechts waren, konnte ich die Eischale nicht in den Kreis meiner Unter- suchuno' ziehen. Familie Amnilwclütinae. 8. Acantliochites ( Acanthochiton) spiculosus Eeeve var. astpif/er» Fig. C. 16 Exemplare von Herrn Prof. Thilenius auf Neuseeland und 5 von Herrn Pi'of. Schauinsland am French-Pass gesammelt. Das grösste Thier hatte eine Länge von 16 mm und eine Breite von 10 mm, das kleinste eine Länge von 7 mm und eine Breite, von 5 mm. Die Beschreibung von PiLSBEY (26, p. 22) ist sehr zutreffend. Schon bei ober- flächlicher Betrachtung fällt die langgestreckte und schmale Form dieser Species (Fig. 25) ins Auge, ebenso, wie auch Pilsbey hervorhebt, die sehr flache Gestalt der Schalen, welche einen aus- geprägten Kiel vermissen lassen. Ein ferneres Charakteristicum sind die mächtigen intersegmentalen Stachelbündel, sowie die ebenfalls sehr starke Stachelpalissade am Rande des Mantels. Die Grundfarbe des Mantels ist dunkel olivgrün, die der Schalen rosa mit braunem Kiel. Die Schalen sind mit kleinen, runden, weisslichen, bräunlichen oder auch olivgrünen Pusteln bedeckt, im übrigen aber so gut wie gar nicht sculpturirt, insbesondere sind auf den Mittelschulpen keine Diagouallinien ausgeprägt, und auf der ersten Schulpe lassen sich auch nur bei sehr jungen Thieren 5 flache Rippen erkennen. Die Hartgebilde des Mantels (Fig. 26) sind zwar, was ihre Grössen Verhältnisse anlangt, sehr variabel, doch haben wir es hier zweifellos bei allen mit ein und demselben Gebilde, dem einfachen unsculpturirten Kalkstachel, zu thun. Die Dorsalseite des Mantels ist. dicht mit diesen Stacheln besetzt, welche hier in der Länge von 4 — 20 fi variiren {sf^). In den meisten Fällen sind sie leicht ge- krümmt ; ihre Farbe ist hell grünlich-gelb ; bei starker Vergrösserung lässt sich an ihnen eine leichte Querringelung erkennen, welche der Pacifiscbe Chitonen. 613 Ausdruck der bei der Entwicklung des Stachels auf einander folgen- den Waclistliumsscliicliten ist; im Uebrigen ist die Oberfläche durch- aus glatt und ohne jede Sculptur. In etwas geringerer Anzahl kommen neben den eben beschriebenen ganz kleine, dicke Stacheln (st-) vor, welche meist eine schwarz-bräunliche Spitze haben, sonst sich aber von den erstem nicht unterscheiden. Die grossen inter- segmentalen Stachelbündel weisen zwei verschiedene Sorten von Stacheln auf. obwohl auch hier eine fundamentale Verschiedenheit beider von einander sowie von den gewöhnlichen Rückenstacheln nicht constatirt Averden kann. Die erste Sorte sind sehr lange und breite Kalkstacheln (st), deren basales Drittel tief blaugrün gefärbt ist, während sie nach der Spitze zu heller und heller werden. Auch bei diesen Stacheln liess sich eine deutliche Querringelung erkennen. Die zweite Sorte sind lange glashelle Nadeln (n). von denen stets eine grosse Zahl einen Stachel umgeben und welche diesem an Länge etwas nachstehen; die Messung ergab für die längsten Stacheln eine Länge von 240 //, für die längsten Nadeln eine solche von 200 f^i. Die Nadeln erscheinen durchaus aus einem Guss, und ich konnte hier auch keine Wachsthumslinien mehr erkennen. Schliesslich finden sich noch auf der Dorsalseite des Mantels zwischen den Stacheln eingestreut kleine Kalkkürnchen (Je) von verschiedener Gestalt, wie ich sie schon bei PJaxiphom setiger Kin& beschrieben habe. Die Ventralseite des Mantels wird bedeckt durch schuppenartig abge- plattete Stacheln {st'^), welche in ihrem Bau den Rückenstacheln durchaus gleichen, aber farblos sind. Ihre Länge beträgt bis zu 24 u. am Mantelrande (st*) erreichen sie jedoch die doppelte Grösse, nämlich bis 2,2 mm, und bilden hier die oben erwähnte, schon mit blossem Auge sichtbare, starke Stachelpalissade. Hier sind sie auch, wie die Rückenstacheln, blass grünlich-gelb gefärbt. An sämmtlichen Stacheln der Ober- wie der Unterseite des Mantels Hessen sich kleine Becher ohne Zapfen erkennen. Die Anordnung der Kiemen ist merobranch und adanal mit Zwischenraum; ihre Zahl betrug rechts wie links 20 — 21 und ZAvar waren die letzten die Maximalkiemen. Die Kiemenreihen erstrecken sich vom Intersegment 3/4 bis zum Intersegment 7,8. Der Niereu- porus lag jederseits zwischen Kieme 1/2, der Genitalporus zwischen Kieme 3/4. Die Lateralfalte ist verhältnissmässig breit und zieht, ohne Laterallappen zu bilden, aber auch ohne wesentliche Verschmälerung hinter dem After herum. Zool. Jahvb. XX. Abth. f. Syst. 41 Q1^ CURT VON WiSSEL, Ospliadien sind nicht vorhanden. Die Eadula zeichnet sich durch eine grosse Mittelplatte aus (Fig. 27 m), deren Schneide concav mit kleinem Vorsprung in der Mitte ist; die Zwischenplatte (^) ist P/^mal so gross wie die Mittel- platte mit kleiner, ungefärbter Schneide; die Hakenplatte (h) hat 3 annähernd gleich grosse Zähne und einen winzig kleinen Flügel an der innern Seite ihres Stieles; die Seitenplatte endlich (5) ist von rechtwinklig gebrochener Gestalt und hat eine ziemlich breite Schneide. Der Darmtr actus hat einen sehr einfachen Verlauf und ge- hört, wie man aus nebenstehender Textabbildung (Fig. D) ersieht, dem NuUalochiton -Ty])i\s an, d. h. er bildet eine grosse ventrale Schlinge (d^—d^), während die dorsale {d^ bis f?^) in Folge zu grosser Länge sich zu der Neben- schlinge {d^ — d^) einstülpt. Die H a u p t n i e r e n g ä n g e reichen bis zur Kopffussfurche, Fussnieren fehlen. Die secirten Thiere waren sämmtlich männ- lichen Geschlechts, und ich nahm davon Abstand lediglich der Untersuchung der Eischale weitere Fig. D. Exemplare zu opfern. 9. Acanthochites (AcanthoeJiitonJ hisulcatus Pilsbry. Von dieser Species standen mir 16 Exemplare zur Verfügung, von denen 13 Stück durch Herrn Prof. Schauinsland am French- Pass, 3 durch Herrn Prof. Thileniüs in Tauranga auf Neusee- land gesammelt wurden. — Die Beschreibung Pilsbry's (26, p. 28) ist zutreffend. Diese Art unterscheidet sich schon makroskopisch betrachtet von der vorigen durch ihre grössere Dicke, den nicht grünen, sondern bräunlich-gelben Mantel, die sehr viel kleinern und ebenfalls gelb- lichen intersegmentalen Stachelbündel, das Fehlen einer stark aus- geprägten Stachelpalissade am Mantelrand und die geringere Aus- dehnung der Tegmenta zu Gunsten des Mantels. Besonders auf- fallend aber ist die starke Wölbung des Rückens und die dadurch bedingte , im Gegensatz zu der vorher beschriebenen Art stehende, beträchtliche Dicke der Thiere, eine Eigenschaft, welche natürlich je nach der Blutschwellung individuell stärker oder schwächer aus- geprägt ist, immer aber als speciflsches Charakteristicum ins Auge Pacifische Chitonen. 615 fällt. So betrug- z. B. bei einem Tliier von 15 mm Länge die grösste Breite auf der Fussohle gemessen nur 11 mm, dieselbe Breite an dem sehr gewölbten Rücken dagegen 20 mm, die Dicke vom Kiel nach der Fussohle gemessen 8 mm. Wie schon gesagt, entfällt von der Breite des Rückens ein sehr beträchtlicher Theil auf den Mantel- rand, während die Ausdehnung der Tegmeuta sehr reducirt ist. So mass der Mantel bei dem in Rede stehenden Exemplar an der Stelle der grössten Breite von 20 mm, jederseits l^j^ mm, während für das Tegmentum der betreffenden, der vierten. Schale nur 5 mm übrig blieben. An den Tegmenta tritt der Kiel deutlich, aber nicht scharf hervor, die Färbung derselben ist meist grünlich-grau mit weiss- lichen Flecken, oder es herrscht umgekehrt die weissliche Farbe vor, und die Zeichnung ward von grau-grünlichen Flammenstrichen gebildet; in seitnern Fällen spielt die Grundfarbe der Tegmenta ins Rosa hinüber, und dann sind die Zeichnungsstreifen braun. Der Kiel ist selbst bei unbeschädigten Thiereu glatt, die Seitenfelder aber sind dicht mit jenen Pusteln besetzt, wie sie schon bei der vorher- gehenden Art beschrieben wurden. Die Form der Tegmenta ist in Folge des Ueberwachsens des Mantels, namentlich an ihrer vordem Hälfte, schmal herzförmig, und zwar mehr lang als breit. Die letzte Schulpe ist sehr klein und halbkreisförmig mit mittelständigem Mucro. Rippen und Diagonallinien sind nicht vorhanden oder doch nur bei ganz jungen Exemplaren auf der ersten Schulpe schwach angedeutet. Von Hartgebilden des Mantels Hessen sich auf der Dorsal- seite folgende Sorten unterscheiden: 1. schuppenförmig abgeplattete Kalkstacheln (Fig. 28 sf) von einer Länge von 18—34 /< und einer Breite von 6 — 8;«; ihr basales Ende ist glashell und unsculpturirt, während die distalen zwei Drittel fein längsgerieft und von blass bräunlich-gelber Farbe sind. Eine zweite Art von Hartgebilden wird durch kleine, dünne Kalknadeln (w). von annäliernd derselben Länge wie die Stacheln, jedoch viel dünner, repräsentirt; diese Nadeln sind ebenfalls farblos und meist unsculpturirt, nur an einzelnen derselben zeigte sich das Ende stecknadelkopfartig aufgetrieben und hier ebenfalls fein längsgerieft, so dass die Nadel eine grosse Aehn- lichkeit mit einer aus der Erde schiessenden Spargelpfeife hat. Mit diesen beiden Sorten von Stacheln ist die Manteloberseite dicht be- deckt, und von ihnen lassen sich wohl auch die beiden Stachelarten, welche die intersegmentalen Stachelbüschel zusammensetzen, her- leiten {st^ und n^). Auch hier, wie hei Acanfhochites spiculosus, wird 41* Q1Q Gurt von AVissel, jeder der grossen und dicken Stacheln (sf^) von einem Bündel von langen, feinen Nadeln (>?^) umgeben (b). Die Farlje der dicken Stacheln ist ebenfalls blass bräunlich-gelb, während die Nadeln wiederum farblos sind. — Die schuppenförmigen Ventralstacheln (st'^) endlich lassen sich unschwer mit den Eückenstacheln {sf) homologi- siren, sie unterscheiden sich A^on diesen nur dadurch, dass das glas- helle, basale Ende auf das letzte Fünftel beschränkt ist, und da- durch, dass, wie meist an der Unterseite des Mantels, der ganze Stachel farblos ist. Die Länge der Ventralstacheln variirt von 16 bis 32 1^1, während sie am Manteh-and die dreifache Grösse erreichen und hier ebenfalls, wie bei Acanthochites spicuJosus, einen Stachel- kranz bilden, der jedoch hier sehr viel schwächer ausgebildet ist. Einen Becher habe ich an keiner Sorte von Stacheln, weder bei denen der Rücken-, noch bei denen der Bauchseite, entdecken können. Die Anordnung der Kiemen ist merobranch und abanal, denn sie erstrecken sich vom Intersegment 3/4 bis zum Intersegment 6/7; die vordersten sind winzig klein, die hintersten die Maximalkiemen ; ich zählte rechts 30, links 27. Die Geschlechtsöffnung befand sich rechts zwischen Kieme 4/5, links zwischen Kieme 3/4, und zwar auf einer penisartig langausgezogenen Papille, wie sich denn auch sämmt- liche secirten Thiere als Männchen erwiesen. Der Nierenporus lag rechts wie links zwischen Kieme 1/2. Die Lateralfalte ist schmal, bildet keine Lappen und zieht continuirlich hinter dem After herum. Die Mittelplatte der R a d u 1 a (Fig. 29 m) ist breit, ihre Schneide concav mit mittlerer Vorwölbung; die Zwischenplatte (js) ist klein und schmal; die Hackenplatte (h) hat drei Zähne, von denen der mittelste die seitlichen an Grösse weit überragt. In Bezug auf den Pharyngealap parat ist zu bemerken, dass die Zuckerdrüsen sehr stark entwickelt sind und eine reiche Zottenbildung aufweisen. Der Verlauf der Darmschlingen ist genau derselbe wie bei Acanthochites spiculostis, und ebenso verhalten sich auch die Nieren bezüglich ihrer Ausdehnung. 10. Acanthochites ( Acanthochitou ) violacens Quoy et Gaimard. Ein männliches Exemplar von Herrn Prof. Schauinsland in Auckland gesammelt. — Pilsbry (26, V. 15, p. 39) giebt an, dass bezüglich der Ausdehnung des Mantels eine grosse Variabilität be- Pacifische Chitoneu. 617 stehe. — Plate (21, p, 315 ft'.) giebt von dieser Art eine aiistühr- liche Beschreibung von 4 Exemphiren, welche ebenso wie das eine mir vorliegende aus der Sammlung des Herrn Prof. Schauinsland stammten. Ich kann diese Beschreibung in allen Punkten, in welchen ich eine Nachuntersuchung machte, bestätigen und mich daher unter Verweisung auf das genannte Werk kurz fassen. — Das mir zur Verfügung stehende Tliier hatte eine Länge von 39 mm und eine grösste Breite von 22 mm, von welchen nur 8 mm auf das Tegmentum der betreffenden Schulpe, der fünften, kommen. Die Tegmenta sind also bei dieser Art noch mehr durch den Mantel verdrängt als bei der vorigen, und man kann in dieser Hinsicht bei den hier be- handelten Acanthochitinen genau die Tendenz des Mantels, die Schalen mehr und mehr zu überwuchern, verfolgen: Acantliochites spiculosus hat noch Schalen mit recht breiten Tegmenta und einen verhältnissmässig schmalen Mantelrand, bei Acantliochites bisulcatus macht der Mantel schon auf Kosten der Tegmenta Fortschritte, ein Verhältniss, welches bei der in Rede stehenden Art in noch ge- steigertem Maasse hervortritt und welches, wie wir sehen werden, bei der folgenden, Crijptoconclms porosus, nahezu zum Schluss des Mantels über den Schalen führt. — Die Manteloberseite ist, wie Plate es beschreibt, graugrün mit zerstreuten, gelblich-weisseu Punkten und Strichen, oder es herrscht mehr der gelblich-weisse Farbenton vor, während der grüne mehr oder weniger zurücktritt. Das mir vorliegende Exemplar (Fig. 30j weist diese letztere Mantel- färbung auf, indem die Manteloberseite hell gelblich-weiss erscheint. Der Mantel erscheint für das unbewaffnete Auge und auch unter Lupenvergrösserung glatt, abgesehen von den 18 auf je einer Warze stehenden Stachelbündeln, welche für die ganze Familie so charak- teristisch sind. Uebrigens machen bei dem mir vorliegenden Exemplar auch diese Hautwarzen den Eindruck der Rückbildung, denn sie zeigen sich lediglich als kleine, braune, granulirte Punkte. Gleich- wohl scheint es mir nicht plausibel, dass diese doch offenbar als Tastorgane functionirenden Gebilde sich bei einer Species rückbilden sollten, welche durch das Bestreben, die Schalen durch den Mantel überwuchern zu lassen, auch die Sinnesorgane der Tegmenta, die Aestheten, ausser Function setzen würde. Die Färbung der Schalen und ihre Sculptur sind von PiLSBRY richtig angegeben und aus der Abbildung (Fig. 30) ersicht- lich, während die Hartgebilde des Mantels von Plate in durchaus zutreffender Weise beschrieben werden. 618 CüRT VON WiSSEL, Kiemen zählte ich jederseits 32—33, von denen die vordersten winzig klein, die hintersten als Maxiraalkiemen zu bezeichnen sind. Sie zeichnen sich gegenüber denen andrer Arten durch verhältniss- mässige Breite aus. Der Nierenporus liegt, wie Plate schon fest- stellte, zwischen Kieme 1/2, den Genitalporus fand ich zwischen Kieme 4/5. In Bezug auf die Mundhöhle kann ich die Ausführungen Plate's noch dahin ergänzen, dass der Subradularsack, ähnlich wie dies Plate für Crupioconchus porosus beschreibt, in zwei drüsige Trauben ausgezogen ist (Fig. 31). DieKadula hat eine verhältnissmässig breite und herzförmige Mittelplatte (Fig. 32 m), deren Schneide eine concave Wölbung mit rundem Vorsprung in der Mitte besitzt und deren Basalplatte sich nach vorn in einen kleinen Dorn fortsetzt. Die Schneide der Zwischenplatte (s) ist glatt und hell; die Hakenplatte (//) hat a. 3 Zähne; von denen der mittelste der längste ist, auf der äussern Seite ihres Stieles findet sich ein kleiner flügelartiger Fortsatz; die Seiten- platte {s) hat einen sanft gebogenen Stiel und glatte Schneide. Die Lagerung der Dar m - schlingen ist aus nebenstehender Textabbildung (Fig. E a) ersichtlich, wobei noch hinzuzufügen ist, dass das zwischen p und p'^ gelegene Stück plötzlich nur die halbe Darm- dicke aufweist und durch 2 scharf ausgeprägte Einschnürungen (Fig. E l>) bei 2? i^iiid P^ scharf von dem Fig. E. Übrigen Darm abgesetzt ist. ..i-i-p' 11. Cryptoconchus (AcantJiochites) porosus (Bueeow). 12 Exemplare, welche Herr Prof. Thilenius in Tauranga auf Neuseeland gesammelt hat. Das grösste hatte eine Länge von 50 mm und eine Breite von 25 mm, das kleinste eine Länge von 20 mm bei einer Breite von 13 mm. — Die Färbung des Rückens wechselte von dunkel schwarzbraun bis weisslich-gelb. Wie die vorhergehende Art, so hat Plate (21, p. 319 ff.) auch diese Species ausführlich beschrieben, und ich kann seine treffliche Pacifische Chitonen. 619 Besclireibiing nur in allen Punkten bestätigen, ohne derselben etwas Wesentliches hinzufügen zu können. Die Radula ist von Thiele (25, p. 401) richtig* beschrieben und abgebildet. 12. KatJiarina ttinicata (Wood). Ein Exemplar aus Bare-Island von Herrn Prof. Schauins- land gesammelt. — Plate (21, p. 312 ff.) giebt auch von dieser Art eine genaue Beschreibung, welche ich ebenfalls als in allen Punkten richtig bestätigen kann. Auch die Beschreibung und die Abbildungen Pilsbry's (26, p. 41 — 42) sind zutreffend. Nur in der Färbung des Mantels weicht das mir vorliegende Exemplar von beiden vorge- nannten Schilderungen ab : dieser ist nicht einfarbig schwarz, sondern im vordem Drittel des Thieres weiss mit einzelnen braunschwarzen Strichen. Auf der linken Seite zieht sich das Weiss bis zum Hinter- ende, indem es ungefähr die äussere Hälfte des Mantels einnimmt, während die an die Schalen angrenzende Hälfte braunschwarz ist. Auf der rechten Seite herrscht in der hintern Hälfte die braun- sclnvarze Farbe vor, doch auch hier mit eingestreuten weissen Flecken, während die vordere Hälfte wiederum vorwiegend weiss ist. Die Schulpen waren sämmtlich stark erodirt. Die Länge des Thieres betrug 60 mm, seine Breite ca. 35 mm. Die Zahl der Kiemen betrug jederseits 54, ihre Anordnung ist holobranch und abanal; die vordersten sind winzig klein. Der Nierenporus lag rechts wie links zwischen Kieme 12, der Genitalporus zwischen Kieme 4 5. Im Uebrigen ist noch die starke Ausbildung der baumförmig ver- ästelten Speicheldrüsen, wie sie schon Plate beschreibt und abbildet, erwähnenswert. Die Kadula ist von Thiele (25, p. 397) richtig beschrieben worden. Familie Chitoninae. 13. Chiton squamosus (Lixne), Von dieser schon sehr bekannten Art standen mir 60 Exemplare zur Verfügung, welche von verschiedenen Oertlichkeiten herstammten, sich jedoch in allen äussern wie Innern Merkmalen durchaus glichen. Die meisten, nämlich 46, hat Herr Prof. Schauinsland vom French- Pass mitgebracht, je 3 wurden von diesem Forscher und von Herrn Q20 CURT VON WiSSEL, Prof. Thilenius auf Stephens -Island, 2 von Herrn Prof. Schauinsland auf den Chatham-Inseln, und je 3 von Herrn Prof. Thilenius auf Neuseeland und Mayor -Island gesammelt. Das grösste Tliier war 45 mm lang und 30 mm breit, das kleinste 13 mm lang und 8 mm breit. Habitus, Sclialen- und Mantelfärbung entsprechen der Be- schreibung Pilsbey's (26, p. 155—56). Bei einem Exemplar von 40 mm Länge und 21* mm Breite zählte ich rechts 38, links 37 Kiemen. Die Geschlechtöffnung befand sich rechts zwischen Kieme 12/13, links zwischen Kieme 11/12, der Nieren- porus jederseits eine Kieme weiter nach hinten. Die Anordnung der Kiemen ist holobranch und adanal mit Zwischenraum. Die Lateralfalte ist schmal und endet jederseits mit End- lappen hinter der letzten Kieme. Der Schlundapparat bietet nichts Be- in erkenswerthes dar. Die Eadula ist von Thiele (25, p. 361 u. tab. 30, lig. 1) richtig dargestellt. Die Darmschlingen sind die des CJiiton- Typus und aus nebenstehender Textabbildung (Fig. F) zu ersehen. Die eigenartigen Stacheln der Eihülle sind von V. Ihering (15) bereits eingehend beschrieben worden. Als Osphradium deute ich einen gelblichen Fig. F. Wulst, welcher seine stärkste Ausbildung oberhalb des Afters hat und von da nach beiden Seiten ver- läuft, um nach innen von den Kiemenreihen in Höhe der 5. — 6. Kieme zu verstreichen. 14. Chiton quoyi (Deshayes). Es standen mir 36 Exemplare zur Verfügung, von denen mir 24 durch Herrn Prof. Thilenius, 12 durch Herrn Prof. Schauinsland übermittelt wurden. Ersterer brachte sie aus Tauranga (Neu- seeland), letzterer vom F r e n c h - P a s s mit. Das grösste Exemplar war 25 mm lang und 23 mm breit, das kleinste 7 mm lang und 5 mm breit. Die Beschreibung von Pilsbey (26, p. 172) stimmt genau. Die Kiem. en sind holobranch und adanal mit Zwischenraum, und zwar zälüte ich rechts 35, links 39, von denen die 11.— 16. als Pacifische Chitonen. 621 die Maximalkiemen bezeichnet werden müssen. Die Geschlechts- öffnung befand sich rechts zwischen Kieme 10/11, links zwischen Kieme 9/10, die Nierenöffnung- jederseits 3 Kiemen weiter nach hinten. Die Lateralfalte ist schmal und endigt hinter der letzten Kieme jederseits mit einer ganz unbedeutenden Anschwellung, die man kaum als Laterallappen bezeichnen kann. Osphradien sind als kleine gelbliche Erhöhungen zu beiden Seiten des Afters vorhanden. Die Mittelplatte der Radula (Fig. 33, m) erinnert stark an den Längsdurchschnitt durch einen Steinpilz, ihre Schneide ist an der Aussenseite stark convex, an der Innenseite stark concav aus- gebuchtet, das hintere Ende ihrer Basalplatte hat rechts und links je einen kurzen und schmalen Seitenfortsatz; die Zwischenplatte (s) ist verhältnissmässig gross und besitzt eine gerade Schneide; die Hakenplatte (h) hat nur einen sehr langen und scharfen Zahn. Behufs histologischer Untersuchung wollte ich von einem kleinen Exemplar dieser Species eine Serie von Querschnitten anfertigen. Diese glückten jedoch nur in der vordersten Region, während der grösste Theil des Thieres sich als so brüchig erwies, dass die Schnitte imverwendbar waren. Da mir von den beiden folgenden Arten, Chiton smclairi und canalicafus, die Schnittserien besser glückten, so stand ich vom Schneiden eines weitern Exemplars der vorliegenden Art ab und beschränkte mich hier auf das, was ich eben an den mangelhaften Schnitten ermitteln konnte. Die meisten dieser Befunde deckten sich nun durchaus mit den an der folgenden Species ge- machten, weshalb ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die dort gemachten Angaben verweise. In einigen Punkten abweichend verhielt sich das Epithel der Mundhöhle, auf welches ich da- her auch hier des Nähern eingehen möchte: Die Mundhöhle wird, wie dies schon Plate (19, p. 61 ff.) schildert, durch 2 Paare nahe den Seiten von hinten nach vorn ziehende Längswülste (Fig. 34, tv, w, w^, w'^) in 3 Räume getheilt, einen grössern medianen und 2 schmale laterale. Die letztern beiden gehen nach hinten in die beiden sackförmigen Ausbuchtungen (s) der Mundluihle über. Der auch von Plate als inconstant auftretend geschilderte mittlere, dorsale Längswulst war nicht immer nachweisbar. Bei dem auf der Zeichnung wiedergegebenen Mundhöhlendach war er nur ganz kurz (w-): nach hinten gabelt er sich in 2 seitliche Arme, welche als Ringwulst die Subradularganglien (//) umfassen. Um die Ganglien herum befindet sich eine tiefe Furche (/) und ebenso vorn vor ir- 622 CüRT VON WiSSEL, eine Längsfnrche (ß). welche nach vorn in der Mittelfurche der Eadula ihre Fortsetzung findet. Diesen verschiedenen Regionen entsprechend ist das Epithel der Mundhöhle von ausserordentlich verschiedener Beschaffenheit : Da, wo das Mundrohr in die Mundhöhle einmündet, hat das Epithel der letztern noch denselben Charakter wie das des erstem, d. h. es ist ebenfalls ein mit intercellulären Zwischenräumen durchsetztes, hohes Cylinderepithel (Fig. 35, c/;), nur verdickt sich die Cuticula, wie dies schon von allen Autoren ange- geben wird, zu einer in der mittlem Region ungemein dicken Platte, welche nach beiden Seiten hin sich mehr und mehr verdünnt, um schliesslich in eine ganz dünne Schicht überzugehen, welche an den beiden äussern Längswülsten der Mundhöhle (Fig. 34 und 35, w, tv) ihr Ende finden. Diese ringförmige Cuticula (Fig. 35, c) lässt deutlich eine Schichtung der einzelnen Lamellen, wie sie nach ein- ander von den Zellen des Cylinderepithels ausgeschieden werden, erkennen. Die jüngste, den Zellen benachbarte Lamelle zeigt meist deutlich eine Querstrichelung, weil auf jeder Cylinderzelle noch deut- lich das von ihr ausgeschiedene Chitinprisma zu erkennen ist. Es ist klar, dass eine von einem so dicken Chitinpanzer umgebene Epithelfläche unmöglich der specielle Sitz von Geschmacksorganen sein kann, wie dies Hallee (10, p. 7) will, und ich habe dem ent- sprechend auch keinerlei Zellengruppen constatiren können, die den Sinneszellen der von diesem Autor geschilderten Geschmacksbecher entsprechen könnten. Lediglich vermuthungsweise möchte ich äußern, dass sich bei den Präparaten Haller's vielleicht der Chitinbelag beim Schneiden abgelöst hat und die Epithelzellen nunmehr mit den an ihnen haften gebliebenen, zuletzt ausgeschiedenen Chitinsäulchen den Eindruck von Sinneszellen vortäuschten. Das Plasma der Zellen dieses Cylinderepithels ist hell und feingekörnelt , der ovale und granulirte Kern liegt im basalen Drittel nahe der Mitte der Zelle. Dieses Epithel mit dem von ihm ausgeschiedenen Chitinbelag zieht sich auf der ventralen Fläche der Mundhöhle nach hinten bis auf ungefähr ein Drittel ihrer Länge aus, indem es sich gleichzeitig mehr und mehr verschmälert, und zwar derart, dass es in einer ovalen Grenz- linie endigt und sich in seiner hintern Partie mehr und mehr von den beiden äussern Längswülsten entfernt, an welche es in der Gegend des Mundrohres unmittelbar anstösst, oder mit andern Worten: es beschränkt sich nach hinten zu mehr und mehr auf die Mitte der ventralen Mundhöhlenfläche. Wie nach den Seiten hin, so verdünnt sich auch nach hinten zu die Cuticula allmählich, um Pacifische Chitonen. 623 schliesslich ganz in AVegfall zn kommen, und mit dem Schwinden der Ciiticnla ändert sich auch der Charakter des Epithels, und dieses nimmt eine durchaus drüsige Beschaffenheit an. Wie Plate (19, p. 62) dies schon zutreffend geschildert hat, bestehen die den Chitinring unmittelbar begrenzenden Längswülste (iv, w) aus zwei Sorten von Zellen, Drüsen- und Stützzellen. Auch die specielle histologische Beschreibung, wie sie Plate von beiden Zellsorten giebt, kann ich voll bestätigen. Die Drüsenzellen (d) waren von langgestreckt flaschenförmiger Gestalt, welche eine Differenzirung des Zelleibes in eine etwas ausgebauchte basale Hälfte mit wabigem Plasmanetz und eine meist helle distale Hälfte, welche wahrschein- lich lediglich als Ausführgang für den sich mit Hämatoxylin intensiv blau färbenden Schleim dient, erkennen Hess. Der verhältnissmässig kleine und runde Kern ist granulirt und findet sich meist im basalen Ende der Zelle, nur in vereinzelten Fällen rückt er bis zur Mitte der Zelle vor. "Weitaus die Mehrzahl aller Drüsenzellen waren übrigens entleert und dem entsprechend absolut farblos. Auch die mit kegelförmig den runden Kern umschliessender Verbreiterung endigenden Stützzellen (st) habe ich so angetroffen, wie sie Plate schildert. — Schliesslich lehrt noch ein Blick auf Fig. 35, dass das Epithel der Seitenräume (s) ein nichtdrüsiges flaches Plattenepithel ist, dessen Zellen keine sichtbaren Grenzen gegen einander aufwiesen. Dorsalwärts sind wiederum die beiden Längswülste {w, yr-), und zwar in der Gegend ihrer Vereinigung, getroffen. — Weiter nach hinten liegende Schnitte zeigen, dass sich auf der Ventralfläche der Mund- höhle mit dem Schwinden der Cuticula auch der Charakter des Epithels in so fern ändert, als dieses eine zum Theil drüsige Beschaffen- heit annimmt, d. h. es sind zwischen die typischen Epithelcylinder- zellen ziemlich häufig die schon oben beschriebenen flaschenförmigen Drüsenzellen eing-estreut. Das Epithel des medianen Raumes der Dorsalfläche der Mundhöhle endlich ist dasselbe wie das der Seiten- räume {s), also ein niedriges Plattenepithel, das des zweiten Paares Längswülste (Fig. 34 ic'^, ic'^) sowie des medianen Wulstes dagegen verhält sich ebenso wie das der äussern Wülste {w, w). Li Bezug auf das Subradularorgan selbst habe ich nichts Neues ermitteln können. In der Sinnesscheibe fand ich die drei Zellenelemente, Flimmer-, inditterente und die typischen Sinneszellen, wie sie Haller (10, p. 15 ff.) beschreibt, wieder, doch waren weder Flimmern noch Sinnesborsten mehr erhalten, dagegen die Cuticula 624 CURT VON WiSSEL, noch nachweisbar. Eine Subradulardrüse habe ich ebenso wenig- wie Plate entdecken können. Bezüglich des Pharynx und seiner Anhangsdrüsen giebt ein durch seinen vordersten Theil geführter Querschnitt (Fig. 36) Aus- kunft, welcher mittels Zeichenapparat wiedergegeben ist. Wie man sieht, sind die morphologischen Verhältnisse so, wie man sie als normale bezeichnen kann, d. h. .sämmtliche Anhangsdrüsen, welche auf dem Schnitt sichtbar sind, wie die linke Speicheldrüse (saJ), die Pharyngealdivertikel (div) und die Radulardivertikel (div'^), haben die gewohnte Ausdehnung und die tj^pische Lagerung, so dass ich ledig- lich die histologischen Verhältnisse einer nähern Erörterung zu unterziehen brauche: Die Mundhöhle (mh) ist auf diesem Schnitt in dem an ihrer Einmündung in den Pharynx gelegenen Theile ge- troffen, und wir sehen, dass sich ihr flaches Cylinderepithel direct in das höhere der Vorderwand des Pharynx, welche auf dem Schnitt in einer vorspringenden Falte getroffen ist, fortsetzt (e^j). Dieses Epithel ist ein reines Cylinderepithel und setzt sich unter Ausschluss jeglicher anderer, Drüsen- oder Stützzellelemente, lediglich aus schmalen Cylinderzellen zusammen, deren ovaler, granulirter Kern ungefähr in der Mitte der Zelle liegt. Nach dem Lumen des Pharynx zu liegt auf dem Epithel ein zartes Gerinnsel, welches wohl der Anwesenheit von Flimmern seine Entstehung verdankt, jedoch waren letztere nicht mehr deutlich nachzuweisen. Dorsalwärts daran an- schliessend öffnet sich die linke Speicheldrüse (sal) in den Pharynx. Die Zellen des letztern nehmen zunächst an Länge zu und differen- ziren sich im Lumen der Drüse zu zwei verschiedenen Sorten, näm- lich die eigentlichen Drüsenzellen (d) und dazwischen eingestreute fadenförmige Stützzellen (sf). Die erstem sind von flaschenförmiger Gestalt mit rundem, granulirten Kern im distalen Drittel der Zelle. Ausser solchen, welche ihre volle Ausbildung schon erreicht haben, finden sich hier und da solche eingestreut, welche erst im Entstehen begriffen sind und erst die halbe Grösse erreicht haben. Weitaus die meisten dieser Drüsenzellen hatten sich ihres Secrets entledigt und erschienen einfach weiss, doch gab es auch solche, welche in Folge des in ihnen enthaltenen Schleims eine dunkelblaue Häma- toxylinfärbung angenommen hatten. Zwischen die Drüsenzellen ein- gestreut finden sich in verschiedener Höhe zahlreiche spindelförmige Stützzellenkerne eingestreut, welche jedoch nie, wie dies Plate für die Speicheldrüse von Acanthopl. echin. schildert (19, p. 63), am distalen Ende kegelförmig heraustreten, sondern stets zwischen den Drüsen- Pacifische Chitonen. 625 Zellen eing^ekeilt siucL Endlich sei noch bemerkt, dass sich an dem Speicheldrüsenepithel ein dentlicher Flimmerbelag erhalten hatte. — An die Speicheldrüse nach anssen angrenzend ist auf dem Schnitt der vorderste Theil des linken Pharjmgealdivertikels getroffen. Es lassen sich hier zwei histologisch von einander abweichende Ab- schnitte unterscheiden: 1. an die Speicheldrüse anschliessend erstreckt sich nach links ein Epithelstreifen, der noch annähernd dieselbe Dicke hat wie das Speicheldrüsenepithel ; dieses Stück erstreckt sich von der Speicheldrüse bis zu dem Punkt, wo das Epithel in einem scharfen Knie dorsal wärts umbiegt. Diese Partie ist histo- logisch noch beinahe ebenso aufgebaut wie das Epithel der Speicliel- drüse, d. h. es besteht ebenso wie dieses aus den oben beschriebenen schmal flascheniürmigen Drüsenzellen mit dazwischen eingestreuten spindelförmigen Stützzellenkernen, auch ist es von einem feinen Ge- rinnsel umsäumt, welches auf einen Cilienbesatz schliessen lässt. Zu diesen schon bekannten Zellelementen tritt hier jedocli noch eine dritte Zellart. Es sind dies grosse rund flaschenförmige Drüsen- zellen (d^), welche mit einer Menge dunkel blau geiärbter Körnchen erfüllt sind. Wie wir später sehen werden, haben wir es hier mit Zellen zu thun, welche mit den für die Zuckerdrüsen typischen Körnchenzellen vollkommen identisch sind. Jedoch ist ihre Zahl hier zunächst eine verschwindend geringe, und dies sowie der Umstand, dass das Epithel von dem oben erwähnten Knie an eine durchgreifende Veränderung erfährt, veranlassen mich, das eben beschriebene Stück noch als zum Pharynx gehörig anzusehen und das Pharyngeal divertikel {div) erst von dieser Falte an zu rechneu. Von hier an, also in der Wandung des eigentlichen Pharyngeal- divertikels, wird das Epithel zu einem niedrigen Cylinderepithel, in welches hier und da die schon oben bescliriebenen Körnchen- zellen eingestreut sind. Andere Drüsenzellen und auch Stützzellen fehlen vollständig. Verfolgen wir von hier die Querschnittserie nach hinten, so sehen wir, dass die Histologie des Divertikels genau die- selbe ist wie die des Ausführganges der Zuckerdrüse, welclie in seinem luntern AMnkel neben dem Oesophagus in den Pharynx mündet. Nur auf der Falte, welche sich von der äussern ^\'an(l des Ausführganges der Zuckerdrüse beinahe bis zur gegenüber- liegenden "Wand erstreckt, ist das Epithel im Ganzen drüsiger und entspricht genau schon dem eigentlichen Zuckerdrüsenepithel, wie es sich an den Zotten des Drüsenkörpers vorfindet. Die Aussen- Wandungen des A u s f ü h r g a n g e s , das m ö c h t e ich noch- 626 CURT VON WiSSEL, mals liervorlieben, sind histologisch mit den Pharyngeal- divertikeln durchaus übereinstimmend. Aber auch topographisch scheinen mir die Zuckerdrüse und das Divertikel durchaus zusammen zu gehören, denn der Ausführgang der erstem mündet ja noch in den hin- ter s t e n Z i p fe 1 d e s 1 e t z t e r n e i n. "Wenn daher Plate (19, p. 63) die Yermuthung äussert, die Pharyngealdivertikel seien vielleicht ein zweites Paar Speicheldrüsen, wenn auch vielleicht ihr Secret ein von dem der eigentlichen Speicheldrüsen verschiedenes sein könne, so bin ich vielmehr geneigt, diese Divertikel in Beziehung zu den Z u c k e r d r ü s e n zu bringen und zwar als eine Erweiterung ihres Ausführganges zu be- trachten. Eine endgültige Klarheit über diesen Punkt werden wohl erst ontogenetische Untersuchungen bringen, speciell die Be- antwortung der Frage, ob die Zuckerdrüsen ektodermalen oder ento- dermalen Ursprungs sind. — Die AVandungen der Raduladivertikel (div'^) setzen sich ans einem niedrigen Cylinderepithel zusammen, welches von einer dünnen, nach dem Pharynx zu an Dicke allmäh- lich zunehmenden Cuticula überzogen ist. Ein gleiches Verhalten zeigt auch die Aussenwand des Pharynx. — Bezüglich der Radula- blasen (N) kann ich nur die Ausfüllrungen Plate's (19, p. 64, 65) bestätigen und bezüglich des Epithels der Zuckerdrüsen verweise ich auf die folgende Art, Chiton sinclmri, welche in diesem Punkt mit der in Eede stehenden übereinstimmt ■ und welche ich speciell zum Gegenstand der histologischen Untersuchung ge- macht habe. Der Verlauf der D a r m w i n d u n g e n ist aus nebenstehender Textabbildung (Fig. G) ersichtlich. Die Eischale ist mit einem dichten Wahl von Stacheln besetzt, welche den Eistacheln von Isclmoclnion frucficosus und Chiton squamosus sehr ähnlich sehen. Auch sie (Fig. 37) scheinen an ihrem distalen Ende 5 Zacken aufzuweisen, welche zusammen eine kelchartige Krone bilden. Dieser Kelch ist jedoch in der Mitte nicht napfartig ausgehöhlt, sondern es tritt im Centrum eine kleine Fiff. G. Pacifische Chitonen. 627 runde Kuppel hervor. An der Basis verbreitert sich der Stiel be- trächtlicli und sitzt so mit ziemlich breiter Fläche der Eihülle auf. Die Länge der Stacheln betrug im Maximum 50 //. 15. Chiton sinclairi (Gray). Es standen mir 6 Exemplare zur Verfügung, welche Herr Prof ScHAüiNSLAND tlieils am French-Pass, theils in Summer auf Neuseeland gesammelt hat. Das grösste Thier hatte eine Länge von 27 mm und eine Breite von 18 mm, das kleinste eine Länge von 5 mm und eine Breite von 2^4 "i^^i- — Die Beschreibung Pilsbry's ('26, p. 174) sowie seine Abbildungen (tab. 36, flg. 1 — 3) sind zutreffend. Der M a n t e 1 ist an seiner Oberseite dicht mit grossen, platten Schuppen l)edeckt, während an der Kante kleine, farblose Stacheln stehen und die Unterseite kleine dachziegelförmige Schuppen aufweist. Von den 40 — 41 Kiemen jederseits sind die 14. — 20. als jMaximalkiemen zu bezeichnen. Der Geschlechtsporus lag zwischen Kieme 9 10, der Nierenporus zwischen Kieme 6,7. Die Anordnung der Kiemen ist holobranch und adanal mit Zwischenraum. Die Lateral falte ist schmal und schwillt hinter der letzten Kieme jederseits zu einem kleinen Lappen an, setzt sich aber, darauf wieder dünner werdend, fort und zieht hinter dem After herum. Wie schon erwähnt, habe ich speciell diese Art zum Gegen- stand der histologischen Untersuchung gemacht und werde dalier der morphologischen Beschreibung eines jeden Theils stets sogleich seine Histologie folgen lassen. Die morphologischen Verhältnisse der Mundhöhle waren die typischen, dagegen wies ihre Histologie einige JVIodificationen von der der vorigen Art und auch gegenüber der Darstellung auf, welche Plate (17, p. 61 ff.) von der histologischen Beschaffenheit der Mund- höhle von Acanthopl. cchin. gegeben hat. Eis liess sich hier nämlich an der entleerten Drüsenzelle der Längswülste (Fig. 38 ic, iv) keine Differcnzirung in einen distalen, als eigentlichen Drüsenkörper functionirenden und einen basalen, lediglich als Eeservoir oder Aus- führgang aufzufassenden Theil erkennen. Die ganze Zelle (f^, d) war vielmehr von einem wabigen Plasma erfüllt, sie secernirt also in ihrer ganzen Ausdehnung. Ferner waren die Drüsenzellen hier von ganz verschiedener Grösse, indem sich zwischen den typischen, grossen, tlaschenförmig gestreckten auch solche von jeder andern Grösse fanden, welche jedenfalls P^ntwicklungsstadien von der ge- ß28 CüRT VON WiSSEL, wohnlichen C5iindrischen Epitlielzelle zur flaschenförmigen Drüsen- zelle darstellen. Die kleinsten nämlich sind noch hell und durch- sichtig, wie die Epithelzellen, die grössern aber weisen bereits die wabige Structur ' der oben beschriebenen grössten Zellen auf. Bei diesen letztern befindet sich der kleine, runde, granulirte Kern immer im distalen Ende der Zelle. Auch in Bezug auf die Stützzellen weist diese Art wesentliche Verschiedenheiten auf, da dieselben hier fast ganz fehlen. Nur sehr selten sieht man einen kleinen, spindelförmigen Kern (sf) zwischen die Drüsenzellen eingeklemmt, nie aber die von Plate beschriebenen kegelförmigen, den Kern umschliessenden Zelleiber, welche nach dem Lumen der Mundhöhle zu heraustreten. — Von nicht drüsiger Beschaffenheit ist der hinter dem Chitinring gelegene Theil des Mundhöhlenbodens. Dieser Theil umfasst nach vorn hufeisenförmig die mit Cuticula versehene Epithelschicht, wird seitlich von den Seitenwülsten begrenzt und zieht sich, kreisförmig endigend, bis unter das vordere Ende des Subradularorgans. Das Epithel besteht hier fast durchweg aus gewöhnlichen Cj'linderzellen (Fig. 38 r, r), in welche nur hier und da ein Stützzellenkern (st) eingestreut ist. Dieses Epithel zieht sich bis in die Gegend des hintern Randes des Subradularorgans, um im hintersten Winkel der Mundhöhle im An- schluss an die Seitenwülste wiederum drüsig zu werden. Das Dach der Seitenräume der Mundhöhle sowie deren mittlerer, zwischen den Wülsten gelegener Theil ist wiederum nicht drüsig und setzt sich hier ebenfalls aus dem niedrigen Plattenepithel zusammen, wie ich es schon für die gleichen Tlieile von Chiton quoiji beschrieben habe. Auch bezüglich des Subradularorgans selbst gilt das dort (lesagte. Die Speicheldrüsen sind nach Lage und Morphologie normal. Histologisch verhalten sie sich genau wie bei Chiton quoiji, entbehren also ebenfalls der am distalen Ende mit kegelförmiger Verbreiterung heraustretenden Stützzellen, wohingegen auch hier zwischen die Drüsen- zellen zahlreiche spindelförmige Stützzellenkerne eingestreut sind. Die Raduladivertikel weisen keinerlei Besonderheiten auf, ebenso wenig die Radulablasen. Um so bemerkenswerther dagegen ist der Umstand, dass die Pharyngealdivertikel hier voll- ständig fehlen. Der Pharynx weist vielmehr hier ein durchaus einheitliches Lumen von beinahe quadratischem Querschnitt auf, und zwar sind seine Seitenwände, also die Homologa der sonstigen Pharyngealdivertikel, entschieden nicht drüsiger Natur. Sie weisen nämlich genau dasselbe flaclie Cylinderepithel auf wie die Divertikel Pacifische Chitonen. 629 von Chiton quofji, wälirend lediglich in dem Dach des Pharynx, welches rechts und links durch eine deutliche Falte von den Seiten- wänden abgesetzt ist, zahlreiche Drüsenzellen vorkommen. Hier (Fig. 39) konnte ich zwei verschiedene Zellsorten unterscheiden, nämlich 1. die eben erwähnten Drüsenzellen (s, ^) und 2. minder häufig, aber ebenfalls noch recht zahlreich, lange, fadenförmige Stützzellen (^-S ^^). Die Drüsenzellen sind von lang flaschen- förmiger bis cylin drischer Gestalt und besitzen einen runden, stets endständigen Kern mit mehreren Xucleolen. Der Kern der Stütz- zellen dagegen ist lang spindelförmig und homogen gefärbt und nimmt in der Zelle meist eine mittlere Lage ein. Zwischen den einzelnen Zellen finden sich häufig intercelluläre Lücken. An einigen günstigen Stellen, in der Furche zwischen zwei Falten, konnte ich deutlich einen Flimmerbelag feststellen, dessen Ti'äger jedenfalls die fadenförmigen Stützzellen sind. Nach den Seiten hin werden die Zellen zunächst allmählich niedriger, um dann jedoch plötzlich unter Bildung der oben erwähnten Falten in das niedrige Cylinderepithel der Seitenwandungen überzugehen. — Die Ausführgänge der Zucker- drüsen münden, wie immer, rechts und links vom Oesophagus in den Pharynx, Ihr Epithel ist dasselbe niedrige Cylinderepithel, wie das der Pharynxseiten, nur ist hier hier und da eine Drüsenzelle, und zwar eine der für das Zuckerdrüsenepithel so charakteristischen Körnchenzellen, eingestreut. Da hingegen, wo sich das Epithel zu der Längsfalte des Ausführganges in dessen Lumen hinein vorstülpt, zeigt es bereits genau dieselbe Histologie wie der eigentliche Drüsen- körper. — Eine theoretische Bewerthung der hier eben erörterten Verhältnisse dürfte wohl der von mir bei Beschreibung der vorigen Art aufgestellten Hypo- these, die Pharyngealdivertikel seien als Erweite- rungen der Ausführgänge der Zuckerdrüsen anzusehen, wesentlich zur Stütze gereichen. Denn wenn die Di- vertikel lediglich Anhänge oder Reservoire der Z u c k e r d 1' ü s e n sind, dann i s t i h r g e 1 e g e n 1 1 i c h e s F e h 1 e n , wie es ja auch von Plate für mehrere Arten nachge- wiesen wurde, nicht besonders auffällig, was der Fall sein würde, ^^' e n n wir sie als ein besonderes Drüsen- 1) a a r mit selbständiger oder gar qualitativ von der der Speichel- und Zuckerdrüsen verschiedener Function auffassen. Dass auch die topographischen sowie die li istologischen Verhältnisse geeignet sind, diesemeine Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 42 630 CüRT VON WiSSEL, Ansicht zu bestätigen, wurde schon bei der Beschrei- bung von Chiton quoyi hervorgehoben und kann in vollem Umfange auch für die in Eede stehende Species aufrecht erhalten werdeu. Der Bau der Zuckerdrüse selbst bietet wenig Bemerkens- werthes, und es sei nur hervorgehoben, dass die schon oben er- wähnte Falte sich im Drüsenkörper beinahe bis zur gegenüber liegen- den Wand vorstülpt und eine reiche Zottenbildung aufweist. Ihre Verästelungen erfüllen im Verein mit den übrigen Eandzotten fast das ganze Lumen der Drüse, so dass von diesem nur schmale Spalt- räume übrig bleiben. — Was das eigentliche Drüsenepithel anlangt, so kann ich die von Plate (19, p. 63, 64) gegebene Schilderung fast durchweg bestätigen, und ich habe auch bei der vorliegenden Art beide von diesem Autor unterschiedenen Drüsenelemente, Körnchen und Tropfenzellen, nachweisen können (Fig. 40). Letztere jedoch waren ausserordentlich spärlich vertreten (^^) und enthielten auch nur sehr kleine Tropfen. Das Häufigkeitsverhältniss der Tropfen zu den Körnchenzellen ist durch die Figur (Fig. 40) annähernd richtig veranschaulicht. Die Kerne der Drüsenzellen liegen stets an deren äusserstem distalen Ende, sie sind rund, verhältnissmässig klein und granulirt. Die gelbbraunen Granula {g, g), wie sie Plate erwähnt, konnte ich auch beobachten, doch nur ausserhalb der Zellen im Lumen der Drüse den Drüsenzellen angelagert. Oft schieben sie sich auch etwas zwischen 2 Drüsenzellen, jedoch nur auf eine ganz kurze Strecke, nach innen hin ein. Zwischen diesen Drüsenzellen finden sich zahlreiche Kerne von Stützzellen von zweierlei Art, nämlich 1. lange, spindelförmige {sf, st), welche zwischen den Drüsen- zellen meist in mittlerer Höhe derselben eingeklemmt liegen, und 2. kreisrunde (st^, st^), welche zwischen 2 Drüsenzellen nach dem Lumen der Drüse zu heraustreten und genau so aussehen wie die Kerne der Drüsenzellen selbst. Wir haben also 3 Reihen von Kernen im Drüsenepithel: 1. distal die Kerne der Drüsenzellen selbst, 2. in verschiedener Höhe zwischen den Drüsenzellen spindelförmige Stütz- zellenkerne und 3. am Lumen der Drüse runde Stützzellenkerne. Die Radula (Fig. 41) zeichnet sich durch eine sehr schmale Mittelplatte (m) aus, deren Schneide concav ausgebuchtet ist und welche an der Basis 2 flügelartige Fortsätze besitzt, welche der ganzen Platte eine sanduhrförmige Gestalt verleihen; die Zwischen- platte (^) ist breit, aber nicht viel länger als die Mittelplatte, an der Innern, obern und an der äussern, untern Ecke weist sie je Pacifische Chitonen. 631 einen kleinen Vorsprung- auf; der Stiel der Hakenplatte (/?) ist kurz und schlank und besitzt aussen einen kleinen Flügelfortsatz; die Seitenplatte (s) ist reclitAvinklig- gebrochen und hat eine gerade Schneide. Der Oesophagus hat bei dieser Species, wie ich mich bei 2 Exemplaren überzeugte, kein cj'lindrisches Lumen. Er stellt viel- mehr eine sehr weite Röhre dar (Fig. 42), welche 2 grosse Falten aufweist. Die eine dieser Falten klemmt sich zwischen die beiden Zuckerdrüsen ein und zieht sich zwischen denselben ventralwärts bis zur Radulascheide, die zweite dagegen zieht sich nach der rechten Seite aus und drängt sich eine Strecke weit zwischen die rechte Zuckerdrüse und die dorsale Körperwand. Auf der linken Seite fehlt eine derartige Aussackung. — Zur Histologie bemerken sowohl Plate (19) wie Haller (10), dass wir es hier mit einem Flimmerepithel zu thun haben, und ersterer Autor setzt hinzu „die Cilien sind so derb, dass sie auch bei der C'onservirung sich er- halten*' (19, p. 66). Während ich diese Angabe bei CJiifon qiioyi und canalkatus bestätigt fand, glaube ich mich bei der in Rede stehenden Species überzeugt zu haben, dass die Verhältnisse wesent- lich andere sind. Das Epithel des Oesophagus (Fig. 42) wird hier nämlich in der Hauptsache von Cylinderzellen gebildet, deren Form von der cubischen bis zur fadenförmigen variirt, nämlich je nach dem Druck, welchen sie ihrer jeweiligen Lage entsprechend zu er- leiden haben. Cubisch erscheinen sie z. B. in den oben erwähnten beiden Falten, in welchen die Zellen der gegenüber liegenden Oeso- phagealwände durch die aussen anliegenden Zuckerüsen, resp. durch die rechte Zuckerdrüse und die dorsale Körperwand, fest auf einander gepresst werden. Sowie dieser Druck fortfällt, strecken sich die Zellen mehr und mehr in die Länge und nehmen entsprechend an Breite ab, bis sie in den Regionen des geringsten Druckes, im vor- liegenden Falle an der dorsalen und der linken Wand des Oeso- phagus, sich zu langen Fadenzellen ausdehnen. Hier kann man häufige intercelluläre Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen bemerken, und letztere weichen namentlich in ihren dem Lumen zu- gekehrten Enden aus einander, so dass es zunächst in der That aussieht, als hätten wir hier sehr derbe Cilien vor uns, während es in Wirklichkeit die fadenförmigen Zelleiber selbst sind, welche hier die Function von Cilien übernommen zu haben scheinen. Dass von Cilien selbst keine Spur vorhanden ist, zeigt sich einerseits be- sonders deutlich an den Zellen der medianen und rechten Falte. 632 CUBT VON WiSSEL, welche mit klarer, deutlicher Contur abschliesseii, und andrerseits spricht das Fehlen jeglichen Gerinseis, welches auf Wimpern hin- deuten könnte, für die Richtigkeit meiner Auffassung. Der Kern der Epithelzellen befindet sich stets in ihrem äussern Drittel, und auch er variirt in seiner Gestalt je nach derjenigen der zugehörigen Zelle; in den zusammengedrückten cubischen Zellen ist er oval bis rund, in den fadenförmigen dagegen ebenfalls stabförmig ausgezogen ; er enthält zahlreiche kleine Granula. — Ausser dieser Zellart findet sich, wie dies auch Plate angiebt, in sehr spärlicher Anzahl noch eine zweite, welche wir als Drüsenzellen anzusehen haben. Ihre Gestalt ist flaschenförmig, der Kern liegt am äussersten Ende und ist rund und granulirt. Das Plasma enthält zahlreiche runde Kügelchen, welche sich durch Hämatoxjdin sehr intensiv färben. Nach aussen wird der Oesoghagus von einer dünnen Bindegewebs- schicht mit spindelftirmigen, homogen gefärbten Kernen begrenzt. — Verfolgt man den Oesophagus nach hinten, so sieht man, dass seine rechte Falte in den Magen mündet, und wie deren dorsale und ventrale Wand in ihrem bisherigen Verlauf eng auf einander ge- presst waren, so sind sie dies auch da, wo die Falte in den Magen ausläuft, so dass die Magenöff'nung in dorsoventraler Richtung zwar eng, dagegen von vorn nach hinten nicht unbeträchtlich ist. Sie ist also bei der vorliegenden Species nicht eng, wie es Plate (19, p. 26) für Acanthpl. echin. angiebt, sondern ein breiter Spalt. Auch von einem Sphincter konnte ich hier keine Spur entdecken, sondern das den Oesophagus begrenzende Bindegewebe geht, ohne irgend eine Veränderung zu erleiden, continuirlich auf den Magen über. Das Epithel des Magens ist ein niedriges Cylinderepithel, dessen Zellen, ohne intercelluläre Lücken frei zu lassen, eng an einander schliessen (Fig. 43). Sie sind in allen Theilen des Magens von durch- aus gleicher Höhe. Den ovalen, granulirten Kern habe ich stets annähernd in der Mitte der Zelle gefunden. Er ist von einem schmalen, lichten Hof umgeben, während der ganze übrige Zell- leib dicht mit jenen kleinen grüngelben Granula erfüllt ist, welche auch Hallek (9, p. 26) erwähnt, nur mit dem Untei-schiede, dass dieser Autor dieselben bei conservirtem Material auf eine schmale Zone zwischen Kern und Distalfläche des Epithels beschränkt sein lässt. Auch Plate giebt für Acanfhopl. echin. an, dass die grüngelben Körnchen nur der distalen Hälfte der Zellen eingelagert sind. Die von letzterm Autor erwähnten Schleimzellen (19, p. 67) habe auch ich in namhafter Anzahl beol)achten können (Fig. 43, d, d). Sie sind Pacifische Chitouen. 633 in den meisten Fällen von dick flaschenförmiger Gestalt und färben sich durch Häraatoxylin intensiv blau. In den Fällen, in denen sie ihr Secret entleert haben, sind sie klar und hell, und man sieht als- dann, dass sie einen runden, g-ranulirten Kern aufweisen. In ein- zelnen Fällen reichen sie nicht bis an die distale Fläche des Epithels, sondern endigen bereits vor der mittlem Region, in Höhe der Kerne der gewöhnlichen Epithelzellen. Mitunter habe ich den Zelleib nicht rund, sondern zipfelförmig ausgezogen angetroften, ein Befund, welcher jedenfalls der durcli die (Jonservirung erzeugten Schrumpfung zuzu- schreiben ist. Endlich ist öfter nur der Zelleib und nicht auch der Ausführgang der Zelle durch den Schnitt getroffen, wodurch das Bild einer mehr oder minder kugeligen, grossen, hellen oder dunkel blau gefärbten Zelle mit grossem, runden, granulirten Kern hervor- gerufen wird. Auch derartige Zellabschnitte findet man in allen Höhen des Epithels. Ob wir es in diesen Schleimzellen mit einer besondern Art von Zellen oder, wie Plate will, nur mit in einem andern Stadium befindlichen Epithelzellen zu thun haben, möchte ich dahingestellt sein lassen, aber der Umstand, dass wir neben grossen, das distale Ende des Epithels erreichenden, auch kleine Schleimzellen von oft nur halber Länge antreffen, welche doch schon vollständig functionsfähig sind, scheint mir gegen die Auffassung Plate's zu sprechen. Ausser den typischen Epithelzellen und den Schleimzellen tritt ferner im Magenepithel noch eine dritte Zellart sporadisch zerstreut auf. Es siml dies kleine, helle, rundliche, oder amöboid ausgezackte Zellen mit rundem, intensiv und homogen ge- tarbten Kern (-?, z, z). In den weitaus meisten Fällen habe ich sie in der äussern Hälfte des Magenepithels zwischen die einzelnen Epithelzellen oder zwischen deren distalem Ende und der dünnen bindegewebigen Hülle des Magens eingeklemmt gefunden. Zweifels- ohne haben wir in ihnen eingewanderte Blutkörperchen vor uns. Nach innen wird das Magenepithel, wie dies auch Haller und Plate angeben, von einem zarten Cuticularsaum, welcher eine feine Querstrichelung aufweist, begrenzt (c). Dieser zeigte sich selbst da, wo er sich erhalten hatte, vielfach zerrissen, und die Risse ent- sprachen dann stets den Zellgrenzen des darunter liegenden Epithels, so dass das stehen gebliebene Stück der Cuticula der Zelle oder den Zellen, welchen es seine Entstehung verdankt, aufsitzt. Ueber dem Cuticularsaum konnte ich bisweilen ein feines Gerinnsel {g) beob- achten, welches auf das Vorhandensein von Cilien hindeutet, wofür auch die schon erwähnte Quersti-ichelung der Cuticula spricht. A\'enn g34 CUKT VON WlSSEL, Haller behauptet, in dem Mag-en oder wenigstens in dessen untern Abschnitt seien nie Speisereste (9, p. 26), so muss ich dem mit Plate durchaus widersprechen, denn auch ich habe darin nicht nur Leber- secret, sondern auch unzweideutige Nahrungsballen vorgefunden. Wesentlich verschieden von den Zellen des eigentlichen Magen- epithels sind diejenigen der Ausführgänge der Leber (Fig. 44, -?). Diese sind bedeutend in die Länge gestreckt und dafür beträchtlich schmäler als die Magenzellen. Auch schliessen sie nicht lückenlos zusammen, sondern lassen zahlreiche intercelluläre Spalträume zwischen sich frei; ihre Gestalt ist spitz kegelförmig mit verbrei- tertem distalen Ende; der kleine, längliche, granulirte Kern liegt am basalen Ende ; dieses ist auf eine Ausdehnung von einem Drittel der Zelle klar und hell, während das mittlere Zelldrittel fast aus- nahmslos eine sich mit Hämatoxylin intensiv färbende grobe Granu- lirung aufweist, welche wiederum im distalen Zelldrittel der zarten Granulirung Platz macht, Avelche durch die bereits bei Schilderung der Magenzellen erwähnten gelbgrünen Körnchen hervorgerufen wird. Die mittlere grobe Granulirung tritt so constant in jeder Zelle auf, dass es bei oberflächlicher Betrachtung fast den Anschein hat, als hätten wir hier eine zweite Reihe von Zellkernen vor uns, was natürlich histologisch unmöglich ist. In Wirklichkeit stellt diese grob granulirte Zone nichts anderes vor als ein durch die Conservi- rung auf den mittlem Theil der Zelle contrahirtes Drüsensecret. Die breiten distalen Enden der Zellen sind scharf abgeschnitten. Zwischen den basalen Enden auch dieser Zellen findet man die schon zwischen den Magenzellen auftretenden kleinen Blutzellen {h). Eine Cuticula ist nicht vorhanden, und auch einen Flimmerbelag habe ich nicht bemerken können. Da wo die Zellen des Ausführ- gangs der Leber an das eigentliche Leberepithel anstossen, werden sie plötzlich um ein Drittel kürzer, so dass, da die Länge der eigent- lichen Leberzellen noch beträchtlicher ist als die der Zellen des Ausführganges, eine schmale Rinne (r, r) gebildet wird, welche die Grenze zwischen Leber und Ausführgang markirt. Was die Leber- zellen selbst anlangt, so beschreiben Feenzel (7. p. 261) und Haller (9, p. 34 ff.) nur eine Art von solchen, nämlich die mit zahlreichen braungelben Tröpfchen erfüllten Drüsenzellen, während Plate (19, p. 67) noch auf eine zweite Zellart hinweist, welche auf dem Längs- schnitt von dreieckiger Gestalt sind, aber „mit ihrer nach innen gewandten Spitze das Lumen nicht erreichen, da sie nur etwa halb so hoch wie die benachbarten Zellen sind." Plate vermuthet, dass Pacifische Chitonen. 635 es sich hier um ein besonderes Element handelt, ohne jedoch eine definitive Ansicht äussern zu wollen. Auch ich habe diese zweite Zellart, welche sogar mit ziemlicher Häufigkeit (/\i auftritt, beob- achten können. Ihre Form ist nicht immer dreieckig, sondern kann auch rund und viereckig sein, immer aber sind diese Zellen, wie dies schon Plate angiebt, von höchstens der halben Länge der typischen Leberzellen, reichen also nie an das Lumen der Leberacini heran. Ebenso kann ich auch bestätigen, dass sie nie jene gelben Secrettröpfchen , sondern lediglich ein sich mit Hämatoxylin nur schwach färbendes Protoplasma mit sehr grossem runden, mittel- ständigen Kern enthalten. Dieser Kern ist ebenso granulirt wie der der eigentlichen Lebersecretzelle, aber immer von wenigstens doppelter Grösse des letztern. Die typischen Secretzellen (?) habe ich so angetroffen, wde sie von Haller und Plate beschrieben werden : der Kern ist stets basalständig, verhältnissmässig klein und fein granulirt. die gelbbraunen Secrettröpfchen häufen sich fast regelmässig im distalen Theile der Zelle in grösserer Menge in einem kleinen hellen Bläschen an, in w^elcher Form sie sich auch häufig im Lumen der xA.cini vorfinden. Auch die Leber, sowie jeder einzelne Lappen derselben, ist lediglich von einer dünnen bindegewebigen Hülle umschlossen. Der Darm (Textfig. H) hat folgenden Verlauf: nach seinem Aus- tritt aus dem Magen zieht er sich an der rechten Leibeshöhlenwand nach hinten bis nahezu an das hintere Ende der Leibeshöhle (cV), biegt hier nach links und vorn um und zieht dorsal von links hinten nach der Mitte vorn (d-), hier biegt er wiederum nach links, bildet, indem er sich kurz darauf scharf nach rechts und unten wendet, eine kleine Schlinge wendet sich ventralwärts, zieht an rechten Seite wiederum nach hinten biegt hier zum 2. Mal nach innen der 1. L'mbiegungsstelle nach vorn zieht ventralwärts des ersten nach aufsteigenden Schenkels nochmals nach vorn {d'^), biegt jedoch schon hinter der oben erwähnten kleinen Schlinge nach der Mitte um und läuft an der Ventralfiäche der Leibeshöhle etwas links nach hinten, um in der medianen Afteröffnung zu endigen ((?"). Der Ver- Fiff. H. 636 CüRT VON WiSSEL, lauf der Darmschlingen ist demnach ein wenig- complicirter und ge- hört dem Ch?fon-Ty])i\s an. Das Darmepithel besteht, wie dies von Plate und Hallee ge- schildert wird, aus hohen cylindrischen Zellen (Fig. 45). Im Gegen- satz zu der Schilderung Hallee's (9, p. 37) finde ich hier, dass das Epithel nicht w^ellenförmig ist, sondern durchaus eben das runde Darmlumen umschliesst. Hiervon macht nur der Enddarm eine Aus- nahme, indem hier, wie Haller dies schildert, Hügel mit höhern Zellen mit Thälern mit minder hohen gleichmässig abwechseln. Hier ist also das Epithel selbst von verschiedener Dicke und in sich wellenförmig. Wieder anders das Rectum, das Stück, welches in der hintern Körperwand liegt. Auch hier, wie im übrigen End- darm ist das Lumen des Darmes im Querschnitt sternförmig, aber hier sind die Epithelzellen wieder alle von gleicher Höhe, das Epithel bildet aber Falten, av eiche dadurch, dass die Mus- culatur der Körperwand in ihre nach aussen gekehrten Hohlräume eindringt, solid werden. — Die Zellen des Darmepithels sind, wie dies auch Haller und Plate angeben, hoch cylindrisch (Fig. 45). Auch hier erfüllen die grüngelben Kügelchen die ganze Zelle. Der ovale feingranulirte Kern ist annähernd mittelständig. An einzelnen Stellen fand ich ein Gerinnsel, welches auf Wimpern hinzudeuten schien, doch waren diese selbst nicht mehr erhalten. Die Zellen schliessen hier dicht an einander, ohne intercelluläre Lücken zu lassen, jedoch fand ich auch hier hier und da eine kleine helle Zelle von wechselnder Form mit stark und homogen gefärbtem Kern einge- klemmt (^, ^), wie ich sie schon bei Beschreibung des Magen- und des Leberepithels erwähnt habe und welche ich für Blutkörperchen anspreche. — Was im Darm auftretende Drüsenzellen anlangt, so weichen meine Befunde sowohl von der Schilderung Haller's wie von der Plate's ab. Haller sagt nämlich (9, p. 39), diese Zellen kämen bei Chitonen nur im Enddarm vor, während Plate (19, p. 68) sie, wenn auch in w^echselnder Häufigkeit, in allen Darmtheilen an- getrofi"en hat. Meine Präparate zeigen nun in dieser Hinsicht eine scharf gesonderte histologische Differenzirung der einzelnen Darm- abschuitte von einander, derart, dass sich die Schleimzellen in ihrem Vorkommen auf den Theil des Darmes beschränken, welchen ich in der Textfigur durch | || abgegrenzt habe. Hier aber bilden sie die das Darmepithel ausschliesslich zusammensetzende Zellart (Fig. 46). Es ist dies die hintere Hälfte der (vom Magen an ge- rechnet) 1. Darmschlinge. Wie Fig. 46 zeigt, liegt hier Schleimzelle Pacifische Chitonen. 637 neben Schleimzelle, während die andern Theile des Darmes (Fig*. 45) nicht eine einzige aufweisen. Das Protoplasma der Schleimzellen ist grob grannlirt nnd färbt sich intensiv mit Hämatoxylin; der runde granulirte Kern liegt stets am basalen Ende der Zelle. Auch hier wieder finde ich Blutkörperchen eingestreut. An ihren beiden Enden geht diese histologisch so scharf ausgeprägte Darmstrecke ziemlich unvermittelt in das gewöhnliche Darmepithel über. Eine zweite drüsig-e Zone tritt im Enddarm auf, da wo, wie oben ge- schildert, das Epithel durch ungleiche Höhe seiner Zellen wellen- förmig wird, also vor Eintritt des Darms in die Körperwand. Diese Region ist jedoch weit weniger scharf als Drüsenzone gekennzeichnet, denn es treten hier nur vereinzelte in das cylindrische Epithel ein- gestreute Drüsenzellen auf und zwar stets an den Stellen, wo durch Verkürzung der Zellen ein Thal gebildet wird. Des Oeftern bereits wurde in obiger Beschreibung des Ver- dauungstractus der den Oesophagus, den Magen und die Leberlappen nach aussen begrenzenden dünnen bindegewebigen Hülle gedacht. Diese bildet, wie erwähnt, ein äusserst dünnes Häutchen mit einer einschichtigen Lage kleiner, spindelförmiger und homogen gefärbter Kerne. Von den zahlreichen bindegewebigen bzw. musculösen Ele- menten, wie sie Plate für Acanfhpl. echin. (19, p. 73 ff.) beschreibt, war nicht eine Spur zu entdecken, und ebenso fehlt das interstitielle Bindegewebe, welches sich zwischen den Darmwindungen und Leber- lappen ausbreiten soll, vollständig. Es bestehen also in dieser Hin- sicht bei den einzelnen Species wesentliche Verschiedenheiten. Geschlechtsorgane. Bezüglich der Topographie von Hoden und Ovar weiss ich dem schon Bekannten nichts Neues hinzuzufügen. Die Geschlechtsdrüse ist an die Ventralwand der Aorta angeheftet und erstreckt sich vom Vorderende des Pericards an nach vorn bis in das 3. Segment hinein. Ein Befestigungsband, wie es Haller (9, p. 57) vom hintern sowohl wie vom vordem Ende der Keimdrüse ausgehen und an das Pericard einerseits, an das Zwerchfell andrerseits herantreten sah und welches er für ein rückgebildetes Leibeshöhlenepithel hält, konnte ich ebenso wenig wie Plate (19, p. 94, 95) beobachten. Ja bei der vorliegenden Species fehlen sogar die Bindegewebszüge, welche nach Plate bei Acanthopl. echin. vom hintern Ende des Geschlechtsorgans nach den umliegenden Organen, dem Rectum und der Leber, sowie an die Körperwand herantreten. Auch das Genitalorgan ist hier 638 CURT VON WlSSEL, vielmehr, wie alle übrigen Organe, von einer dünnen, binde- gewebigen Hülle umschlossen, welche aber keinerlei Verästelungen oder Ausstrahlungen durch die Leibeshöhle hindurch nach andern Körpertheilen entsendet. Auch der innere Bau der beiderlei Geschlechtsdrüsen weist nichts von den frühern Beschreibungen Abweichendes auf. Die Ventralfläche wie die beiden Seitenflächen sind dicht mit Falten besetzt, welche das Keim epithel tragen. Nur die dorsale Anheftungs- zone an die Aorta und ein schmaler Streifen rechts und links von derselben bis zu einer Längsfalte jederseits betheiligt sich, wie dies schon Plate richtig angiebt, nicht au der Hervorbringung der Ge- schlechtsproducte. sondern weist ein mit ziemlich derben Cilien be- setztes Flimmerepithel auf. Dorsalwärts von dieser P'alte münden die Ausführgänge der Geschlechtsdrüse in letztere ein und zwar in der Gegend des letzten hintern Anheftungspunktes an die Aorta, bzw. an das Pericard, wie Plate es schon angiebt. Nur in dem letzten freien Blindsack der Genitaldrüse betheiligt sich nach meinen Beobachtungen auch die dorsale Wand an der Bildung der Ge- schlechtsproducte, und hier ragen also auch von oben mit Keim- epithel besetzte Falten in das Lumen der Drüse hinein, welche allerdings stets kürzer bleiben als die der Ventralfläche und der Seitenwände. In Bezug auf die Oogenese kann ich die Angaben Gaenault's (8.) und Plate's (19.) durchweg bestätigen. In Fig. 47, a und h habe ich zwei verschieden grosse Eistadien von Chit. sindairi wieder- gegeben. Die Follikelmembran von « mit den ihr aussen angelagerten Kernen ist deutlich zu erkennen, w^ährend bei h auch die Eihaut bereits in beträchtlicher Dicke ausgeschieden ist. Diese aussen an- gelagerten Follikelzellkerne erscheinen in dem Stadium a gänzlich nackt, jedenfalls aber sind sie von einer ausserordentlich dünnen Plasmaschicht umgeben, die nur ihrer Zartheit wegen für das Auge nicht erkennbar wird. In dem vorgeschrittenen Stadium h dagegen wird jeder der hier bedeutend grössern Follikelkerne von einem hyalin durchscheinendem Hof umgeben, oder es ist ihm ein solches hyalin durchscheinendes Gebilde seitlich unmittelbar angelagert. Schon Plate (19, p. 97) hat nachgewiesen, dass wir es hier mit der Bildung, beziehungsweise mit der ersten Anlage der Eistacheln zu thun haben, von denen also jeder je einer Follikelzelle seinen Ur- sprung verdankt. Ob es bei der hier in Rede stehenden Art über- haupt zur Bildung solcher Stacheln kommt, oder ob es hier nicht Pacifische Chitoueu. 639 vielmehr mit der Bildung- der kleinen in Figur 47. h sichtbaren Kegelchen sein Bewenden hat. nniss ich dahin gestellt sein lassen. Da jedoch die Eier, welche jene Gebilde aufwiesen, schon eine sehr beträchtliche Grösse hatten und ihre Dotter auch schon g:anz hell und von jenen durch Hämatoxylin sich intensiv färbenden Kügelchen und Schollen völlig frei waren, glaube icli annehmen zu dürfen, dass sie schon ihre völlige Reife erlangt hatten und daher bei dieser Art überhaupt keine Stacheln, sondern eben nur jene kleinen, stumpfen Kegel besitzen, die wir demnach wohl als rudimentäre Stacheln aufzufassen haben. Was die eben erwähnten, sich durch Hämatox3'lin intensiv färbenden Kügelchen und Schollen anlangt, so schliesse ich mich der Ansicht (takxault's und Plate's an, dass wir es hier mit Albumiuaten zu thun haben, auf deren Kosten das Wachsthum des Eies vor sich geht: ihre Menge in noch jugendlichen und unent- wickelten Eiern, und ihr allmähliches Schwinden im Laufe der weitern Entwicklung spricht für die Richtigkeit der oben erwähnten Erklärung. In Jkzug- auf die Spermatogenese giebt Haller (9, p. 53) an, dass die Spermatozoenköpfe als helle Erhebungen der Kerne grosser Spermatoblastenzellen in grösserer Anzahl gleichzeitig auf- treten, während Plate (19, p. 100) diesen Bildungsmodus in Abrede stellt und die Spermatozoen vielmehr, ganz wie wir dies bei der Spermatogenese der Thiere überhaupt zu beobachten gewöhnt sind, dui'ch mehrere Zelltheilungen aus den ursprünglichen Mutterzellen hervorgehen lässt. Nach den Bildern, welche mir vorlagen, schliesse ich mich der Darstellung Plate's an, denn auch ich konnte deutlich die verschiedenen, durch wiederholte Theilungen aus einander her- vorgegangenen von aussen nach innen continuirlich an Grösse ab- nehmenden Kerngenerationen unterscheiden. Ein näheres Eingehen auf histologische Details erlaubte leider der Conservirungszustand meiner Präi)arate nicht. Die Lage des Oviducts und des Vas deferens ist dieselbe, wie sie Plate schon für AccmthopL echin. (19, p. 102) an- giebt, d. h. sie münden jederseits da in die Geschlechtsdrüse, wo sich deren hinterste Anheftungsstelle an die Aorta befindet, ziehen dann dem vordem Rande des Pericards folgend und von demselben zur Hälfte überlagert nach den Seiten, um in den Ge- schlechtspapillen ihre Ausmündung zu finden. — Das Vas deferens unterscheidet sich vom Oviduct sofort durch seine nur die Hälfte des Durchmessers des letztern betragrende Breite und durch seine 640 CURT VON WiSSEL, glatte, nicht faltige Wandung-, welche ein niedriges Flimmerepithel aufweist. — Die AVandung- des Eileiters besteht da, wo er in die Geschlechtsdrüse einmündet, ebenfalls aus einem niedrig-en Flimmer- epithel (Fig. 48 a), welches die Fortsetzung der nicht an der Ei- bildung betheiligten, mit Cilien besetzten, dorsalen Wandung des Ovars sowie der dorsalen Seite der lateralen Falte bildet. Die Zellen sind hier von niedriger, cubischer Gestalt, von hellem Plasma erfüllt, welches eine schwache Längsstreifung aufweist. Zwischen den einzelnen Zellen finden sich häufige iutercelluläre Spalträume. Der runde, granulirte Kern befindet sich in der Mitte der Zelle. Im weitern Verlauf des Eileiters verlängern sich diese Zellen mehr und mehr und gehen gleichzeitig Anastomosen mit einander ein. so dass das in Fig. 4:8 b wiedergegebene Bild entsteht. Hier finden sich Zellkerne in jeder Höhe der Zelle und in ungemein reicher Anzahl. Auch das Plasma dieser Zellen weist eine zarte Längs- streifung auf, sie sind also aus den in Fig. 48 a wiedergegebenen niedrigen Zellen durch Streckung und unvollkommene Theilung hervorgegangen, wodurch die zahlreichen Anastomosen erklärt wären. Auch hier wieder sind zwischen den einzelnen Zellen und Zellzügen zahlreiche iutercelluläre Lücken zu bemerken, so dass das ganze Epithel einen maschigen Charakter hat. Wie man aus Vorstehendem ersieht, ist eine eigentliche Grenze zwischen den Zellen der Innern Oviductmündung und denen der eigentlichen Mucosa, wie sie Plate für Acanfhpl. echin. (19, p. 103) beschreibt, hier nicht nachweisbar, sondern wir haben es hier, von den gleich zu erwähnenden Stütz- zellenkernen abgesehen, nur mit einer Zellart zu thun. Zwischen diesen Zellen finden sich nämlich häufig sehr intensiv gefärbte, lang- gestreckte, granulirte Zellkerne (Fig. 48 b, st, st), welche jedenfalls den Kernen der von Plate (19, p. 103) als Fadenzellen bezeichneten Elementen entsprechen. Den zu diesen Zellen gehörenden Plasma- körper habe ich nicht mehr wahrnehmen können, derselbe muss daher ausserordentlich dünn sein und den Kern als ganz schmaler Saum umgeben. Jedenfalls findet sich hier keine dem Lumen des Eileiters zugekehrte, kegelförmige Erweiterung des Zelleibes, wie sie Plate bei den Fadenzellen von Acanfhpl. echin. beschreibt. Ich bezweifle daher, dass diese Zellen bei der mir vorliegenden Species die Träger von Cilien sein können. Was die Wimperung des Ovi- (lucts überhaupt anlangt, so habe ich eine solche zweifellos an den beiderseitigen Ausmündungen in das Ovar einerseits und die Kiemen- rinne andrerseits nachweisen können. In der mittlem Partie des Pacdfische Chitonen. 641 Eileiters sehe ich ein dickes Geriusel den Zellen angelagert oder auch stellenweise etwas von ihnen abgehoben, über dessen Bedeutung ich keine definitiA^e Klarheit zu erlangen vermochte: es kann sich nämlich hier meiner Ansicht nach ebensowohl um sehr lange Cilien, wie auch lediglich um eine Schleimschicht handeln. Doch hat die erstere Annahme mehr Wahrscheinlichkeit, denn erstens ist diese Schicht sehr deutlicli quergestreift, was für ihre Zusammensetzung aus einzelnen mit einander verklebten Härchen sprechen würde, und zweitens geht sie continuirlich und deutlich in ilie Cilien des Anfang- und Endtheils des Oviducts über. Namentlich der letztere Grund ist für mich bestimmend, denn die Streifung könnte schliesslich auch dadurch zu Stande gekommen sein, dass in Folge des plötzlichen Absterbens des Thieres bei der Conservirung die ürüsenzellen ihren Schleim strahlenförmig hervorgeschossen haben und letzterer während dieses Hervorschiessens sofort geronnen und in diesem Zustande flxirt worden ist. Am Geschlechtsporus selbst werden die Oviduct- zellen plötzlicli kürzer und gehen aussen in das mit Drüsenzellen gemischte, flimmernde Cylinderepithel der Aussenfläche über (Fig. 48b). — Die bindegewebige Hülle der Geschlechtsdrüse habe ich von der gleichen Beschaffenheit gefunden wie die des gesammten Darm- €anals, d. h. sie bestand lediglich aus einer mehrfachen Lage lang gestreckter Fasern, in welche hier und da kleine spindelförmige Kerne eingestreut waren. Von Plasmazellen und sternförmigen Bindegewebszellen habe ich auch hier nichts beobachten können. Blutgefässystem. Dieses Organsystem hat Plate bei AccodhpJ. echin. in so aus- führlicher Weise beschrieben, dass er bezügiicli der Genauigkeit der Schilderung jedes einzelnen Abschnittes desselben seine Vorgänger weit hinter sich lässt. Ich werde mich daher im Laufe meiner Be- schreibung hauptsächlich auf die von Plate gemachten Angaben beziehen und mich darauf beschränken, da, wo ich eine Abweichung der von mir untersuchten Species konstatirt habe, dieselbe genauer zu charakterisiren, während ich im Uebrigen, um ^^'iederholungen zu vermeiden, auf das vortreffliche PLATE'sche Werk hinweise. Das Pericard hat die bekannte Lage und Ausdehnung, d. h. es heftet sich im Bereich der beiden letzten und theilweise des drittletzten Segments an die Rückenfläche der Leibeshöhle an. Nach vorn zu ist es in der Mitte spitz ausgezogen, um an dieser Spitze die Aorta austreten zu lassen. Von diesem mittlem, am meisten g42 CURT %'ON "WiSSEL, nach vorn zu gelegenen Punkte ziehen die beiden vordem Seiten- kanten des Pericards in, von vorn betrachtet, concaven Bogen nach den Seiten und hinten. Sie bedecken dabei zum Theil die beider- seitigen Ausführgänge der Geschleclitsdrüse, welclie ihneu genau parallel verlaufen und mit ihrer hintern Hälfte mit dem Pericard verwachsen sind. Von hier aus zieht das Pericard als ein dorso- ventral abgeplatteter Beutel bis zum Hinterende der Leibeshöhle; nach innen schlägt es sich auf den Herzmuskel und die Vorhöfe über, deren Mnsculatur es im vordem Theile von aussen bekleidet (Fig. 49). Die Herzkammer stellt liinten (Fig. 50, 51 vent) einen cylindrischen Schlauch dar, dessen Hinterende nicht ganz bis zum Hinterende des Pericards reicht ; vorn ( Fig. 49 vent) ist sie seitlich nach unten gezogen, ihr Querschnitt hat hier also die Gestalt eines nach unten offenen Hufeisens. Was die Verwachsung des Herzschlauchs mit der Eückenhaut anlangt, so giebt Plate an, dass dieselbe sich auf die ganze Länge desselben erstrecke und von hinten nach vorn zu an Breite zunehme. Nach meinen Befunden (Fig. 50, 51 venf) hängt sein hinterer Zipfel ohne dorsale Befestigung frei im Lumen des Pericards. — Die Vorkammern münden mit je 2 Ostien in die Kammer ein, welche gleichzeitig die einzigen Innern Befestigungen der Atrien bilden, wie dies Plate schon hervorgehoben hat. An der äussern Peripherie des Herzbeutels sind die Vorhöfe nach meinen Beobach- tungen nur 5 mal befestigt, nämlich an den Stellen der von Plate sogenannten constanten Atrialpori, durch welche das Blut aus der Branchialvene in die Atrien einströmt. Die kleinen, zahlreichen inconstanten Atrialpori Plate's habe ich an meinen Schnitten nicht nachweisen können, doch mag das vielleicht in der Kleinheit des Objects begründet sein und in der Unmöglichkeit, mangels lebenden Materials Injectionen ausführen zu können. Schiff (23) hat zu- erst und nach ihm auch Plate darauf hingewiesen, dass die beiden Atrien hinten in einander übergehen. Auch ich kann diese Angabe bestätigen, aber nach meinen Beobachtungen gehen die Vorhöfe nicht, wie die beiden genannten Forscher wollen, „hinter und über der Ventrikelspitze" (Plate 19, p. 108) in einander über, sondern sie senken sich vielmehr hinter dem zweiten Ostienpaare jederseits nach unten (Fig. 50 afr, atr), um sich ventralwärts von dem hintern Ventrikelzipfel mit einander zu vereinigen (Fig. 51, afr). Der Ver- einigungsgang zieht sich darauf unterhalb der Herzkammer zipfel- förmig nach hinten aus, um in dem hintern unpaaren constanten Atrialporus auszulaufen. Pacifische Chitonen. 643 Bezüg-lich der Histologie der eben beliaiidelten Organe ver- weise ich auf Fig. 49. Da sich Verschiedenheiten bezüglich frühern Beschreibungen, wie man sieht, nicht ergeben haben, verzichte ich auf eine weitere Erläuterung. Was die peripheren Theile des Blutgefässystems an- langt, so habe ich mich in Ermangelung lebenden ^Materials natürlich darauf beschränken müssen, die Angaben derjenigen Autoren, welchen ein solches zur Verfügung gestanden hat und welche durch In- jectionen des Kreislaufsystems dessen einzelne Theile am ganzen Thiere zur Anschauung bringen konnten, innerhalb der mir ge- zogenen Grenzen nachzuprüfen. Ich habe mich daher bemüht, auf den Schnitten die einzelnen Blutgefässe wiederzufinden, ihren Lauf zu verfolgen und da Stellung zu nehmen, wo es sich darum handelte, ein von einer Seite constatirtes, von anderer geläugnetes Gefäss zu ermitteln oder sein Nichtvorhandensein zu bestätigen. Selbstver- ständlich ist es mir nicht gelungen, auf diesem Wege auch alle die kleinen Gefässe zu beobachten, welche von der Aorta und der Arteria visceralis ausgehend die einzelnen Organe versorgen, die wichtigsten derselben aber habe ich doch sämmtlich feststellen können. — Aus dem Gesagten geht schon hervor, dass ich die vorzügliche Schilderung, welche Plate von den Kreislauforganen der Chitonen giebt, soweit ich dieselbe einer competenten Nachuntersuchung unterziehen konnte, durchweg bestätigen kann. Die Aorta zeigt bei ihrem Austritt aus der Herzkammer eine geringe bulböse Anschwellung, verschmälert sich aber bald, und zwar noch innerhalb des Pericards, zu ihrer definitiven Stärke. Im übrigen zeigte sie bezüglich ihres Verlaufes und ihres Lageverhältnisses zu den benachbarten Organen stets das typische, aus allen Beschreibungen genugsam bekannte Verhalten. Dorsalwärts ist sie dreimal befestigt und zwar an Intersegment 2, 3 und 4, ventralwärts ist sie, wie schon oben erwähnt mit der Geschlechtsdrüse, mit Ausnahme von deren vordersten und hintersten Zipfel, eng verwachsen. Vorn heftet sie sich an das die Kopfhöhle von dem übrigen Leibeslumen ab- grenzende Diaphragma an, in welchem sie mit etwas erweiterter Oeffnung endigt, so dass das Blut also in die als Sinus fungirende Kopfhöhle fällt. Auch die Visceralarterie habe ich nachweisen können, und auch hier kann ich die Schilderung Plate's durchaus bestätigen. Gleich der Aorta beginnt sie vorn in der Querebene des Zwerchfells und erscheint so als eine sehr lange Ausstülpung des letztern nach 644 CUET VON WiSSEL, hinten, in welche die Eadulascheide hineinragt. Letztere wird also von der Arteria yisceralis wie von einem Futteral umschlossen. Nach hinten zieht sich das Blutgefäss noch um ein beträchtliches Stück weiter hin, als die Eadulascheide reicht, und namentlich in diesem Theil ist ersteres verhältnissmässig' leicht nachzuweisen. Betrachtet man nämlich Querschnitte, auf welchen die Eadulascheide noch mitgetroffen ist, so ist es zu verstehen, dass Hallee (9, p. 59) das Vorhandensein der Visceral arterie leug-net und dass Schiff (2H) im Zweifel darüber geblieben ist, ob es sich nicht nur um Spalt- räume und nicht um ein festbegrenztes Gefäss handelt. Denn hier ist in der That meist nur ein seitlicher spaltartiger Eaum zwischen der Eadulascheide und den sie umgebenden Leberlappen bemerkbar. Da nun die Wandung der Arterie ausserordentlich dünn und, mit Ausnahme des erwähnten .seitlichen Spalts, fast immer fest mit dem Epithel der Eadulascheide verklebt ist, so ist man in der That zu- nächst geneigt, das Vorhandensein des Gefässes in Zweifel zu ziehen. In dieser Auffassung wird man in der Eegel noch dadurch bestärkt, dass die Arterienwandung eine täuschende Aehnlichkeit mit dem bindegewebigen Häutchen hat, welches die einzelnen Leberläppchen überzieht. Man hält sie also entweder lediglich für solch eine Grenz- membran oder aber, wenn man die Duplicität derselben bemerkt, für einen grössern Lebergang. Sowie man dagegen die Schnittserie über das hintere Ende der Eadulascheide hinaus verfolgt, wird, wie schon erwähnt, der wahre Sachverhalt klar, dass wir es mit einem Blutgefäss zu thun haben. In Bezug auf die von der Aorta abtretenden Gefässe kann ich eben- falls die Angaben Plate's nur bestätigen. Die Intersegmental- und Dorsalarterien habe ich wiederholt genau so constatiren können, wie sie Plate schildert, und beschränke mich daher auf diesen Hinweis. Ueber den Verlauf der Genitalarterien und ihr Verhalten zur Keimdrüse sind die verschiedensten Auffassungen geäussert worden : Ihr Entdecker Middendorf (16) und Schiff (23) lassen sie im Lumen der Geschlechtsdrüse zunächst jede „Zotte" umranden und darauf erst am Grunde dieser letztern, also in der Wand der Drüse, sich zu einem feinen Geflecht verästeln. Plate bestätigt zunächst die Angabe, dass die Genitalarterien erst durch die dorsale Wandung des Geschlechtsorgans in dieses eintreten, um im Lumen desselben sich zu verästeln. Aber er weicht darin von seinen Vorgängern ab, dass er erstens den Ausdruck „Zotte" beanstandet und statt dessen von ..Genitalfalten oder -Lamellen" spricht und zweitens die Blut- Pacifische Cliitoneu. 645 gefässe nach ihrer Verästelung- schon an der Spitze dieser Genital- lamellen in letztere eintreten lässt. Einen ganz abweichenden Stand- punkt nimmt Haller ein : dieser Forscher leugnet das Vorhandensein besonderer Genitalarterien überhaupt (9, p. 59). „Die untere Wand der Aorta soll nur an Stellen, wo sich die Geschlechtsdrüse faltet, oft durchbrochen sein, wodurch bewirkt wird, dass Blut in die primäre Leibeshöhle gelangen und die Geschlechtsdrüse umspülen kann." ..Dass die Falten und Stränge der Geschlechtsdrüse dabei eine geeignete Eolle spielen,-' fügt er hinzu, „braucht kaum erwähnt zu werden." Haller scheint danach folgende Auffassung zu haben: das Blut gelaugt durch Poren in der untern Aortenwand in die primäre Leibeshöhle und dringt, die Geschlechtsdrüse allseitig um- spülend, von aussen in das Linere der Falten ein. Es sind also keine eigentlichen Genitalarterien vorhanden, welche zunächst in das Lumen der Geschlechtsdrüse eindringen und hier erst, also von innen, wie dies Middendorf, Schiff und mit einer geringen Ab- weichung auch Plate angeben, in die Genitalfalten eintreten. Dieser letztern Auffassung schliesse auch ich mich an, denn ich habe wiederholt Genitalarterien durch die dorsale Wand des Geschlechts- organs in dieses eintreten, sich in seinem Lumen verästeln und die Verästelungen sich alsdann zwischen den Falten des Keimepithels verlieren sehen. Darüber, wo die Verzweigungen der Gefässe in die Keimwülste eintreten, ob an deren Spitze, wie dies Plate will, oder ei-st an ihrer Basis, nachdem sie sich in der Wand der Ge- schlechtsdrüse in ein Netzwerk aufgelöst haben, wie dies Midden- dorf und Schiff angeben, habe ich keine Klarheit erlangen können. Die Schnitte zeigen nämlich meist ein solches Gewirr von Keim- falten- und Gefässabschnitten, dass es ohne vorhergegangene Injection nicht mciglich ist, zu einem sichern Urtheil über das in Rede stehende Verhalten zu gelangen, weshalb ich meinerseits diese letztere Frage offen lassen muss. Bezüglich des S i n u s - u n d L a c u n e n s y s t e m s habe ich nichts Neues ermittelt, kann aber die ausführlichen Angaben Plate's in allen Punkten bestätigen. Das Nervensystem. Einen geschichtlichen Ueberblick über die das Nervensystem der Chitonen behandelnde Literatur hat erst kürzlich Plate in erschöpfender Weise gegeben, so dass ich in Bezug hierauf den Leser auf diese Arbeit hinweisen kann. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. 43 g^g CüKT VON WiSSKL, Wie zu erwarten war, haben nach so vielen g-ründlichen Be- arbeitungen dieses Organsystems meine Untersuchungen nicht viel Neues ergeben. Ich werde mich daher auch hier darauf beschränken, zu den über einzelne Punkte nocli bestehenden Oontroversen Stellung zu nehmen. Da ist zunächst die Frage von Interesse, ob der Schlundring, wie Haller (10, p. 4) dies will, nocli vollständig in der Leibes wand liegt oder, wie Plate (19, p. 157) angiebt, in der Leibeshöhle. Wie wir sehen werden, kann nur des letztern Angabe Anspruch auf Richtigkeit machen. Nach meinen Beobachtungen habe ich das Cerebralmark stets gänzlich frei in der Leibeshöhle angetroffen. Betrachtet man nämlich einen medianen Längsschnitt durch den vor dem Schlundkopf (Fig. 52) gelegenen Theil der Leibeshöhle, so sieht man, dass derselbe von annähernd dreieckiger Gestalt ist und von oben und vorn durch die musculöse Körperwandung des Vorderendes des Thieres, von unten theilweise durch die Musculatur der Mund- scheibe (ms), von hinten dagegen durch die des Schlundkopfes und des Mundrohres (mr) begrenzt wird. Dieser dreieckige Raum wird nur von zwei starken dorsoventralen Schalenmuskeln (sni) und zwei zur Buccalmusculatur geliörigen Muskelzügen {hm und hm'^) durch- zogen, von welchen der erstere (bm) den Schlundkopf mit dem vordersten Winkel der Leibeshöhlenwand verbindet und offenbar als Protractor des Schlundkopfes functionirt, während der letztere {bm^yäen Pharynx mit der Mundscheibe verbindet. Die vordere Ecke dieses Kopfhöhlen- dreiecks wird bis zu dem hintern dorsoventralen Muskel vollständig von reticulärem Bindegewebe (hi) erfüllt, derart, dass dasselbe sowohl den Raum zwischen der vordem Leibeswand und dem ersten Muskel, zwischem diesem und dem zweiten, sowie die schmalen Spalträume zwischen den Fasern jedes einzelnen Muskels ausfüllt, während der Raum zwischen dem zweiten Muskel einerseits und dem Schlund- kopf sowie den beiden Buccalmuskeln andrerseits weder von Muskel- fasern noch von Bindegewebe durchzogen ist. In diesem gänzlich freien Raum nun liegt das Cerebralmark (cer), und zwar bildet, wie dies schon Plate richtig dargestellt hat, sein Querschnitt ein Oval mit schräg nach oben und vorn und nach unten und hinten gestellten Polen, von denen der erstere sich an den hintern Dorsoventralmuskel anlehnt, während der leztere der Innern Mundscheibenwand aufliegt. Man ersieht also aus vorstehender Schilderung, dass das Cerebral- mark vollständig frei in der Leibeshöhle liegt, und es ist mir um so weniger erklärlich, wie Haller dasselbe noch in die Pacifiscbe Chitonen. 647 Körperwaiidung hinein verlegen kann, als es nach meiner Be- obachtung von dieser noch durch die beiden oben erwähnten Dorso- ventralmuskeln getrennt wird. Wenn Haller (10, p, 4) ferner an- giebt, dass der Schlundring auch von innen von ^ruskelbündeln der Leibeshöhlenwand bedeckt Avird. so kann ich ihm darin ebenfalls nicht beipflichten, denn nach meinen Beobachtungen liegen sämmt- liche Muskeln, welche man etwa noch als zur Leibeshöhlenwand gehörig betrachten könnte, vor dem Schlundring oder ausserhalb desselben. Hierin weicht meine Darstellung auch von der Plate's ab, denn auch diesei' Autor bringt in seiner tig. 13. tab. 1 (19) vor dem Nerveuring innerhalb der Leibeshöhle keinerlei von deren Wand gesonderte Muskelzüge zur Anschauung, sei es, dass diese von ihm übersehen worden, oder aber, dass sie bei Acanthpl. echin. mit der allgemeinen Musculatur der Leibeswand zu einem Ganzen verschmolzen sind. Ich habe diese beiden Muskelzüge auf Schnitten stets als von der eigentlichen Körperwand gesondert feststellen können. Hinter dem Markstrang befindet sich, wie erwähnt, nur die zum Schlundkopf gehörende sog. Buccalmusculatur, deren Vor- handensein aber zu der Täuschung, als liege der Schlundiing noch in der Körperwand, keinerlei Veranlassung geben kann. Von der obern Kante des Cerebralmarks zieht sich dorsalwärts an der hintern Kante des zweiten Dorsoventralmuskels entlang eine feine bindegewebige Haut (Fig. 52, hi^) bis zur Eückenwand der Leibeshöhle. Diese Haut endigt an der Dorsalkante des Markstranges, wie dies Plate schon betont, ohne sich ventralwärts bis zur Mund- scheibe fortzusetzen. Seitlich zieht diese Membran an zwei lateralen Dorsoventralmuskeln wiederum bis zur dorsalen Körperwand in die Höhe, wie dies ein Querschnitt (Fig. 53, hi^) aus der Gegend un- mittelbar vor dem Schlundring zeigt. Verfolgt man die Querschnitt- serie von hier aus um einige Schnitte nach hinten bis dahin, wo das Cerebralmark getroffen wird (Fig. 54, bi^), so sieht man, dass sich die in Rede stehende Haut mit dem allmählichen Verschwinden des medianen Muskels in immer breiterer Ausdehnung auf das Cerebralmark auflegt, bis schliesslich, noch etwas w^eiter nach hinten, dessen ganze Dorsalkante von ihr überzogen wird und somit dorsal- wärts vom Cerebralband ein vollständiger Abschluss der vordersten Ecke der Leibeshöhle von deren übrigem Lumen erzielt wird. Da- gegen bleibt ventralwärts vom Hirnmark, wie dies Plate schon nachgewiesen hat. die Communication offen. Bis hierher also stimmt meine Darstellung mit der Platk's in allen wesentlichen Punkten 43* g48 Cl'rt von Wissel, iiberein. Anders verhält es sich in Bezng auf die vom Cerebralmark austretenden Nerven. Von diesen unterscheidet Plate vier ver- schiedene Gruppen: eine dorsale Reihe, eine mediane und zwei ventrale, während Haller nur die dorsale und die beiden ventralen constatirt hat. Die Nerven der dorsalen Reihe treten nach Plate an der vordem dorsalen Kante des Markstranges aus, ziehen sich an der vordem Fläche der oben erwähnten Bindegewebsmembran entlang bis zur Kürperwand hin und innerviren nach Plate den Mantel, die Seitenwand und wahrscheinlich auch die Rückenwandung des ersten Segments. Die Nerven der medianen Reihe sind nach Plate die feinsten; er sagt von ihnen: „Erst auf Schnitten erweisen sie sich als echte Nerven, w^elche von der nach aussen gekehrten Fläche des Cerebralmarkes entspringen und die Seitenwand des Kopfes versorgen. Sie stehen meist in der mittlem Höhe der vordem und äussern Fläche des Gehirns, aber nicht genau in derselben Ebene." Was diese beiden Gruppen von Nerven betrifft, so weichen meine Beobachtungen wesentlich von denen Plate's ab. Bei genauer Durchsicht lückenloser Schnittserien habe ich nur eine Reihe von Nerven aus der dorsalen Hälfte des Schlundringes aus- treten sehen. Diese Nerven (Fig. 52, n) entspringen um ein weniges ventralwärts seiner vordem und obern Kante in wagerechter Reihe und annähernd gleicher Höhe und ziehen von dort durch die beiden dorsoventralen Muskelzüge und das Bindegewebe hindurch nach dem vordem Rand des Mantels, welchen sie innerviren. Hirer Lage nach würden sie also mehr der medianen als der dorsalen Nerven- reihe Plate's entsprechen. Auch ist ihre Stärke keineswegs so un- bedeutend, dass man sie leicht übersehen könnte. Von den nach Plate direkt am dorsalen Pol des Markstranges austretenden und an der äussern Fläche der oben erwähnten Bindegewebsmembran dorsalwärts verlaufenden Nerven habe ich dagegen nichts wahr- nehmen können, trotzdem dieselben stärker als die der medianen Reihe sein sollen. Ich kann daher nur annehmen, dass hier in der Verschiedenheit der Arten begründete Abweichungen obwalten und dass das von mir geschilderte Verhalten das ursprünglichere ist, während das von Plate beschriebene sich erst aus jenem abgeleitet hat. In Bezug auf die ventrale oder, wenn man will, die beiden ventralen Nervenreihen weiss ich den Angaben Plate's nichts Neues hinzuzufügen, kann dieselben vielmehr nur in allen Punkten be- stätigen. Diese Nerven (Fig. 52, n'^) entspringen entweder direct an der ventralen und hintern Kante des Schlundringes oder in ge- Pacifische Chitoueu. ß49 ringer Entfernung- oberliall) derselben an der nach hinten gekelirten Fläche und innerviren aucli nacli meinen Beobachtungen aus- schliesslich die ]\lundscheibe , in welche sie direct aus dem Markstrang heraus eintreten. Dagegen habe ich ebenso wenig wie Plate feststellen können, dass sie auch Zweige an zum Mund- und ßuccalapparat gehörige Theile abgeben, wie Hallku dies angiebt. Was die übrigen Lageverhältnisse des Centralnervensystems anlangt, so kann ich die Schilderung Plate's in allen wesentlichen Punkten bestätigen : Verfolgen wir das hufeisenförmig gebogene Centralmark in seinem weitern Verlaufe nach hinten, so sehen wir, dass dasselbe an beiden Seiten an Dicke zunimmt. Diese Dicken- zunahme erreicht ihr ]\Iaximum kurz vor der Stelle, an welcher die Trennung in das Lateralmark einerseits und das Pedal- plus Sub- cerebralmark andrerseits eintritt. Fig. 58 stellt einen Schnitt durch diese Partie des Cerebralmarkes dar, wobei zu bemerken ist, dass die Bezeichnungen pleur, ped und suhc hier, wie auch in Fig. 55, 56, 57, anticipirt worden sind, da wir ja correcter Weise hier nur von einem Cerebralmark sprechen können, weil die Trennung in Pleural-, Pedal- und Subcerebralmark erst weiter nach hinten erfolgt. Mit welchem ßecht diese Bezeichnungen für die einzelnen Theile schon hier Verwendung fanden, darauf werde ich weiter unten bei Schilde- rung der interessanten, schon von Plate hypothetisch verwertheten histologischen Structur näher eingehen. Wie man sieht, hat der Schnitt (Fig. 58) eine nach hinten zu verdickte, keulenförmige Ge- stalt. Unmittelbar hinter der dicksten Stelle findet die erste Spaltung des ]\Iarkstranges in der oben bezeichneten Weise statt, d. h. das äussere abgespaltene Drittel zieht als Lateralstrang nach hinten und bis zur Gegend der Kiemen an den Seiten des Thieres in die Höhe, während die restirenden zwei Drittel, d. i. Pedal- plus Subcerebralsti-ang, noch eine kurze Strecke verbunden in derselben Höhe wie vor Abgabe des Lateralmarkes verlaufen. Bald jedoch findet an diesem innern Theile des Markstranges die zweite Theiluug statt, deren eines Theilungsproduct, das Subcerebralmark, hinter der Mundröhre quer durch die Leibeshöhle hindurcli zieht, um sich mit seiner gegenseitigen Hälfte zu vereinigen, während das zweite, äussere Theilungsproduct, das Pedalmark, noch eine kurze Strecke frei durch die Leibesiiöhle nach hinten zieht, um sich darauf in die Muskelmasse des Fusses einzusenken. Noch an diesen frei in der Leibeshöhle liegenden Abschnitt des Pedalmarkes tritt das erste Lateropedalconnectiv heran, welches also, da auch das Lateralmark QqQ Cürt von Wissel, erst ein kleines Stück weiter nach hinten in die ]\Iuskelwandung der Körperseiten eintritt, völlig frei in der Leibeshöhle liegt. Direct an derselben Stelle, an welcher die Trennung in Pedal- und Subcerebralmark stattfindet, entspringen aus dem letztern ungefähr einander vis-ä-vis nach vorn und hinten zwei Nervenstränge, näm- lich nach vorn die Buccalcommissuren, welche an die dem Schlund- kopf direct unterhalb der Speicheldrüsen aufliegenden Buccalganglien herantreten, nach hinten die zum Subradularorgan ziehenden Sub- radularcommissuren. Haller weicht von dieser Schilderung in so fern ab, als er die Subcerebralcommissuren innen von und neben der Buccalcommissur aus dem Subcerebralmark austreten lässt, während Plate's Beschreibung in allen diesen Punkten mit der meinigen übereinstimmt. In Bezug auf die Buccalcommissuren sind nach ein- ander sehr verschiedene Auffassungen vertreten worden: Während nämlich schon Beandt (4) richtig zwei Commissuren zwischen den beiden Buccalganglien angiebt, leugneten v. Ihebing (13) und Haller (10) das Vorhandensein der vordem derselben, v. Iherikg (14) corrigirte diesen Irrthum allerdings später wieder. Ich meiner- seits habe stets beide Commissuren nachweisen können. Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, dass ich unter Buccalcommissuren nur die beiden Ganglienzellen enthaltenden Verbindungen der beiden Buccalganglien unter einander verstehe, während man die nur Nervenfasern enthaltende Verbindung des jederseitigen Buccal- ganglion mit dem Subcerebralstrang, welche Plate auch als Buccal- commissur bezeichnet, wohl correcter ein Connectiv nennt. Die Lage der Buccalganglien wurde schon oben angegeben. Von ihren beiden Commissuren ist die vordere die weitaus kürzere, indem sie die beiden Ganglien fast direct verbindet, abgesehen davon, dass sie, wie dies schon Plate angiebt, etwas nach vorn ausgebuciitet ist. Ebenso kann ich die Angabe Plate's bestätigen, dass aus der ausgebuchteten Mitte der Commissur zwei die Vorderwand der Mundhöhle ver- sorgende Nerven austreten, die beiden zartem dagegen, welche innen von den erstgenannten abgehen sollen, habe ich bei der vor- liegenden Species nicht feststellen können. Ebenso habe ich nur ein Paar nach hinten von der vordem Buccalcommissur abtretende Nerven beobachten können, nämlich diejenigen, welche nahe an den Buccalganglien entspringend nach hinten ziehen, um dann die Speicheldrüsen zu innerviren. Auch hier vermochte ich also das ausserdem noch von Plate beobachtete innere Nervenpaar, welches in das Dach des Pharynx eindringen soll, nicht aufzufinden. Dieses Pacifische Chitoueii. 651 negative Resultat hat wohl jedenfalls seinen Grund in den Grössen- unterschieden der beiderseits untersuchten Arten. Die hintere Buccal- commissur beschreibt einen weiten Bogen zwischen den Radula- und Pharyngealdivertikeln hindurch nach hinten, wo sie auf dem Pharynx aufliegend direct unter der Einmündungssteile des Oesophagus hin- durchzieht. Die von Plate namhaft gemachten, von dieser Commissur austretenden drei Nervenpaare habe auch ich sämmtlich nachweisen können: nämlich ein Paar, welches die Raduladivertikel versorgt und ungefähr in mittlerer Höhe jederseits aussen von der Commissur abgeht, zweitens, den beiden Nerven dieses Paares annähernd gegen- über die beiden Nerven des zweiten, die Pharyngealdivertikel ver- sorgenden Paares und endlich am hintern Ende zwei stärkere Nerven, welche an die Radulascheide und deren Muskulatur heran- treten. Ein weiterer, sehr starker Nerv schliesslich tritt jederseits aus dem Buccalganglion selbst aus und zwar in dem rechten Winkel, welchen die beiden Commissuren an ihrer Ursprungsstelle mit ein- ander bilden. Diese beiden Nerven laufen auf dem Pharynx unter- halb der Speicheldrüsen und der Schlundkopfdivertikel nach hinten, schlagen sich hinter den letztern nach oben auf die Dorsalseite des Oesophagus, wo sie sich jederseits der Mittellinie nähern, so dass es mir, ebenso wie Haller, schien, als wenn sie sich hier oberhalb des Oesophagus, ähnlich wie die beiden Seiten der oben bescliriebenen unteren Buccalcommissur unterhalb desselben, zu einer, dann dritten, Buccalcommissur vereinigten. Leider gaben die Schnitte gerade an dieser Stelle keine völlige Klarheit. Plate hat diese Nerven noch in der A\'andung des Oesophagus eine Strecke nach hinten verfolgt. Ich konnte nach ihrer, eben erAvähnten, grossen Annäherung an einander auf den folgenden Schnitten nichts mehr von ihnen ent- decken. Da sich aber wohl in diesem Punkte die verschiedenen Species durchaus gleich verhalten dürften, möchte auch ich diese Nerven vorläufig als Nerven und nicht als eine Commissur auffassen. Die gegenüber von den Buccalconnectiven aus dem Subcerebralmark austretenden Subradularconnective begeben sich in kurzem Bogen nach hinten auf die Dorsalfläche des Subradularorgans, um von oben jederseits in die beiden Ganglien des letztern einzutreten, welche durch eine kurze Commissur, nicht, wie von Ihering dies will, durch deren zwei mit einander verbunden sind. Was schliesslich die Lage der zwei Paar den Körper der Chitonen von vorn nach hinten durchziehenden Markstränge, des Pedal- und des Lateral- markes, anlangt, so kann ich selbstverständlich hier noch weniger g52 CURT VON WiSSEL, als bei den vorher behandelten Theilen des Centralnervensj^stems dem sclion Bekannten etwas Nenes hinznfüg'en nnd beg-nüg-e mich daher damit, die wesentlichsten Punkte nochmals hervorzuheben, resp, bei noch zweifelhaften, meine Befunde mitzutheilen : Das hintere Ende des Pedalmarkes scheint stets in mehrere dünne Fasern aus- zulaufen, welche mitunter durch Anastomosen mit einander in Ver- bindung treten, wie dies schon Plate für Acantliopl. echin. dargestellt hat. Auch die Angabe Plate's, dass die beiden Schenkel des Lateral- markes sich in unveränderter Dicke über dem Enddarm mit einander vereinigen, habe ich bestätigt gefunden. Was die von den Lateral- strängen abgehenden Nerven anlangt, so führt Plate ausser den beiden auch schon von frühern Autoren nachgewiesenen, zu jeder Kieme gehörigen Nerven noch zwei weitere an, welche er als obern und untern Mantelnerv bezeichnet. Ich habe diese beiden Nerven ebenfalls wiedergefunden, allein sie traten in den meisten Fällen nicht in derselben Querebene mit den Kiemennerven aus, wie Plate meint, sondern waren fast immer erst auf Querschnitten nachzuweisen, welche die Wurzeln der Kiemennerven nicht mehr zeigten. Zudem sind sie auch stets bedeutend seltener als die letztern, welche con- stant mit jeder Kieme auftreten. Das Gleiche lässt sich auch von den Lateropedalconnectiven sagen. Auch sie sind bei weitem nicht so zahlreich wie die Kiemen und deren Nerven, und auch bei ihnen habe ich nicht den Eindruck gewonnen, als wenn sie vorzugsweise mit den Kiemennerven correspondirten , denn die Fälle, wo dies stattfand, waren keineswegs häufiger als die gegentheiligen. Zu dem gleichen negativen Eesultat bin ich in Bezug auf das wechsel- seitige Verhalten der Pedalcommissuren zu den Lateropedalconnec- tiven gelangt, wenn auch hier ungleich häufiger aus den beiden oberen Kanten des im Querschnitt annähernd rechteckigen Pedal- stranges in derselben Ebene ein Connectiv und eine Commissur aus- tritt. Wie schon Plate hervorhebt, sind letztere ungleich häufiger als erstere. AVenn ich zum Schluss noch erwähne, dass ich die beiden Eeihen von Fussnerven, die äussere an der untern, äussern Kante, die innere an der untern, Innern Kante des erwähnten viereckigen Markquerschnitts, stets angetroften habe, dürfte alles auf die Topographie des Centralnervensystems sowie der von dem- selben ausstrahlenden Nerven Bezügliche erwähnt worden sein. Was die Histologie des Cerebralmarkes anlangt, so hat Plate zum ersten Mal auf die typische Anordnung der Ganglienzellen aufmerksam gemacht und auf dieselbe seine sehr interessante und, Pacifische Chitonen. 653 wie auch ich glaube, durchaus begründete Theorie über die Zusammen- setzung des Geliirns gestützt. Durchmustern wir nämlich eine Querschnittserie durch den Kopf eines Chitonen von vorn nach hinten, so erscheint auf dem ersten das Gehirn treffenden Schnitt dieses zunächst als ein in sich einheitliches Band mit dem typischen continuirlichen Kandbelag von Ganglienzellen, welche nach innen die Nervenfaserschicht umschliessen, in die nur sporadisch kleine Gruppen von Ganglienzellen eingestreut sind. Verfolgt man nun die Serie um einige Schnitte nach hinten, so wird unter diesem ersten Baude (Fig. 55, pkiir) ein zweiter Abschnitt sichtbar (ped), welcher zwar fest mit dem ersten zusammenhängt, sich aber doch histologisch deutlich durch seinen eignen Grenzbelag von Ganglienzellen als gleichwerthigen Abschnitt des gesammten Cerebralbandes kenn- zeichnet. Wieder weiter nach hinten (Fig. 56, ped) wächst dieser Abschnitt auf Kosten des ersten (i)leur) in die Breite, um ihn noch weiter nach hinten (Fig. 57, ped) in der Mitte ganz zu verdrängen, so dass sich derselbe {pleur, pleur) auf diesem Schnitt nunmehr nur noch an den beiden Seiten erhält. Auf demselben Schnitt aber wird ventralwärts ein dritter Abschnitt {suhc) sichtbar, welcher sich seiner- seits nach hinten zu verbreitert und, in derselben Weise wie vorher der Abschnitt ped den Abschnitt pJcur, nun den erstem verdrängt. In dieser Region sind war nun schon so weit nach hinten gekommen, dass das ({uer vor dem Schlundko])f durchziehende Hirn nicht mehr durch den Schnitt getroffen wird, sondern nur noch seine beiden seitlichen, nach hinten ziehenden Schenkel. Einen solchen schräg getroffenen Abschnitt stellt Fig. 58 dar, an welchem wir wiederum histologisch drei Theile {pleur, ped und sid)c) unterscheiden können, und zwar bilden diese drei Theile die directe Fortsetzung der in gleicher Weise bezeichneten Theile der Figg. 55 — 57. Andrerseits setzen sich diese drei unterschiedenen Abschnitte nach hinten con- tinuirlich in das spätere Pleural- bzw. Pedal- und Subcerebralmark fort. — Alle diese Verhältnisse hat schon Plate festgestellt und daraus den sehr folgerichtigen Schluss gezogen, dass das äusserlich durchaus einheitliche Cerebralmark (auch ich habe nicht einmal eine Furche an demselben wahrnehmen können) phylogenetisch aus mehreren ursprünglich getrennten Theilen entstanden ist, Plate nimmt deren zwei an: Es sollen nämlich sowohl die Pedal- wie die Lateralstränge je eine besondere vordere Bogencommissur gebildet haben, welche beide nur durch zahlreiche vordere Lateropedal- connective mit einander verbunden waren. Durch allmähliches g^^ CUET VON WiSSEL, Kürzerwerden dieser letztern wurden die beiden Bogencommissuren einander immer näher gerückt, um scliliesslich unter Verlust der Connectiye gänzlich mit einander zu verschmelzen. Das Snbcerebral- mark dagegen fasst Plate als ursprünglich erste Pedalcommissur auf. Dass dasselbe ursprünglich kein echter Markstrang gewesen sei, glaubt der genannte Forscher daraus schliessen zu müssen, dass der Ganglienzellenbelag an ihm nicht so dicht ist wie an den andern Theilen des Gehirnringes, welches Verhalten in Verbindung mit der Thatsache, dass eine grosse Anzahl von Nerven von dem Sub- cerebralstrang abtreten, schwer verständlich sei (19, p. 160). Mit Ausnahme dieser letzten, die genetische Bedeutung des Subcerebral- stranges betreffenden Hj^pothese schliesse ich mich ganz der Theorie Plate's an, nur möchte ich dem entsprechend das Cerebralmark nicht nur, wie Plate, aus zwei, sondern vielmehr aus drei, ur- sprünglich vollständig von einander getrennten Theilen entstanden wissen, nämlich zunächst aus den beiden schon von Plate ange- nommenen Bogencommissuren der Pedal- und Lateralsträuge und drittens aus der vordem Hälfte eines Markringes, dessen hintern Abschnitt eben das Subcerebralmark darstellt. Die Gründe, welche Plate von dieser Deutung abhielten, wurden schon oben angeführt. Es war vor Allem die angebliche Abnahme der Ganglienzellen bei doch zahlreich abtretenden Nerven, welche Plate die ursprüngliche Markstrangnatur des Subcerebralmarks unwahrscheinlich erscheinen liess. Dem gegenüber möchte ich bemerken, dass das spärlichere Auftreten der den Randsaum bildenden Ganglienzellen des Sub- cerebralstranges gegenüber denjenigen des Pedal- und Lateralmarks zwar nicht zu verkennen ist, dass aber andrerseits auch der in Fig. 57 mit siihc bezeichnete unterste Abschnitt, welcher ja, wie wir gesehen haben, die vordere continuirliche Fortsetzung des Sub- cerebralstranges ist, ebenfalls nicht mehr Ganglienzellen als dieser, dagegen weniger als die beiden andern Abschnitte {peä und pleur) aufweist. Diesem Abschnitt {snhc) gegenüber also, mit welchem zu- sammen es ja einen einheitlichen King bildet, hat das Cerebralmark in nichts seine histologische Structur geändert, und so darf man meiner Ansicht nach bei ihm weder von einer Vermehrung, noch von einer Verminderung der Ganglienzellen sprechen. Bei dieser Betrachtungsweise aber würde sich zwanglos die Wahrscheinlichkeit ergeben, dass das Gehirn sich nicht nur aus zwei, sondern aus drei ursprünglich getrennten und nur durch zahlreiche Connective mit einander verbundenen Theilen zusammensetzt, nämlich 1. und 2. aus Pacifische Chitouen. 655 den beiden schon von Plate angenommenen pedalen und lateralen Bogencommissuren und 3. aus der vordem Hälfte eines das Mund- rolir umfassenden Markringes, dessen hintere Hälfte das Subcerebralmark ist. Die sehematische Textfigur Plate's würde demnach nach meiner Auffassung die Ergänzung durch einen innersten Eing be- dürfen, wie dies auf nebenstehen- der Textabbildung (Fig. J) ange- deutet ist. In Bezug auf die übrigen Theile des l'entralnerveusj'Stems kann ich die histologischen Angaben der frühem Autoren nur bestätigen f'^"' und gehe deshalb nicht näher auf dieselben ein. Fig. J. 17. CJiiton canalicatiis Qüoy et Gaimard. Von dieser Species lagen mir zahlreiche Exemplare vor, welche ihrer grossen Mehrzahl nach von Herrn Prof. Thilenius in T a u r a n g a auf Neuseeland gesammelt wurden, während drei Stück von Herrn Prof. ScHAUiNSLAKD voui Freuch-Pass mitgebracht wurden. — Am bemerkenswerthesten ist an diesem Chiton die ungemein grosse Variabilität in der Farbe, welche durch Wort und Bild zu erschöpfen beinahe unmöglich ist, weshalb ich mich darauf beschränken muss, die häufigsten Farbenvarietäten zu beschreiben mit dem Hinweis darauf, dass dieselben ilirerseits wieder in schier zahllose Unter- varietäten zerfallen und andrerseits auch durch ebenso viele Zwischen- färbungen mit einander verbunden werden. Am häufigsten sind unter den mir vorliegenden sehr zahlreiclien Thieren solche von licht rosarother und solche von licht grüner Grund- farbe (Fig. 59, 60). Bei beiden kann die entsprechende Grundfarbe sich fast ausschliesslich über die gesammte Schale und den Mantel erstrecken, was jedoch der seltnere Fall ist. In den meisten Fällen macht sich vielmehr mehr oder weniger deutlich eine Zeiclmung in Folge Auftretens von anders gefärbten Partien bemerkbar: so ist sehr liäufig der Kiel bedeutend heller, wie dies bei der grünen Varietät (Fig. GOj wiedergegeben ist, und dann beiderseits von einer dunklern dreieckigen Zone eingefasst. Aber ebenso häufig und zwar ß56 C0RT VON WiSSEL, auch bei beiden Färbuugsvarietäten, ist der Kiel dunkel braunsclnvarz, wie dies bei Fig-. 59 wiedergegeben ist. Fast immer befindet sich am Hinterrande jedes Tegmentums eine Reihe von vier bis sechs bräunlichen Flecken (Fig. 59, 60). Ausser diesen beiden Hauptfärbungen kommen neue Variationen dadurch zu Stande, dass das Rosa, beziehungsweise das Grün noch mehr verblasst. Es resultiren daraus rein gelbe Thiere, manchmal mit etwas rosa Anflug, manchmal mit feinen grünen Spritzflecken besät. Oder aber das Schwarz des Kieles greift auch auf weitere Schalentheile über, es werden ganze Schulpen braunschwarz, wie dies auf Fig. 61 bei der ersten und letzten der Fall ist, ja es kann die ganze Schale braunschwarz sein, ein allerdings seltener Fall. Umgekehrt kommen auch, wenngleich ebenfalls selten, ganz hell gelbe oder auch weissgelbe Thiere vor, deren Schale nur mit kleinen grünlichen Flecken bedeckt ist. Eine besonders schöne Färbung zeigte das Exemplar, welches in Fig. 62 dargestellt ist: hier sind die erste und die letzte Schulpe ebenfalls fast ganz schAvarzbraun, welche Farbe auch die vordem Kielhälften der ]\Iittelschulpen sowie einen Streifen vor jeder Diagonallinie einnimmt. Der dazwischen liegende Theil der Mittelfelder ist grün, die Seitenfelder sind wiederum braun mit gelblich-rosarother Einfassung. — Die Grundfarbe der Manteloberseite entspricht fast immer der der Schalen, und zwar ist der Mantel entweder einfarbig, wie dies Fig. 59 zeigt, oder aber, und das ist der häufigere Fall, die Grundfarbe ist durch mehr oder weniger regelmässige Querbänder unterbrochen, wie dies die übrigen Figuren (60—62) zeigen. Die Sculptur der Schalen ist überall dieselbe und be- sonders durch die tiefen längsverlaufenden Riefen der Mittelfelder charakterisirt. Im üebrigen ist die Beschreibung Pilsbry's (26, p. 177) zutreffend. Die M e s s u n g ergab bei einem der grössten Thiere eine Länge von 23 mm und eine Breite von 12 mm, bei dem kleinsten eine Länge von 6 mm und eine Breite von 3 mm. Die Zahl der Kiemen beträgt jederseits 30—32, und zwar sind ca. die 12, — 20. als Maximalkiemen zu bezeichnen. Die Kiemen- reihen endigen vorn in der Querebene des 1. Intersegments und reichen nach hinten bis zur Querebene des Afters, ihre Anordnung ist also holobranch und adanal mit Zwischenraum. Die Genitalöffnung lag zwischen Kieme 7/8, die Nieren- öffnung zwischen Kieme 6/7. Pacifische Chitonen. 657 Die Lateralfalte ist schmal und endigt ohne Verbreiterung an der letzten Kieme. Osphradien sind vorhanden. Die Lagerung der Darmschlingen ist die des Chifon-Tjj^ns. Die Eadula (Fig. 63) hat eine sehr kleine und schmale Mittel- platte (m), deren Schneide in der Mitte einen kleinen Zapfen trägt. Ihre Basalplatte ist dagegen über noch ein mal so lang und wieder- holt genau ihre Form. Die Zwischenplatte (>) besitzt einen halb- kreisförmigen Flügelfortsatz nach innen. Die Hakenplatte (h) hat einen langen Stiel, welcher in seinem basalen Drittel eine kleine Hervorwölbung nach innen besitzt. Auch von dieser Species habe ich einige Exemplare der histo- logischen Untersuchung geopfert und fand ihre Histologie mit den bis- herigen Schilderungen mehr übereinstimmend als die vorigen. So wies hier der Oesophagus ein cylindrisches Lumen und echte Cilien auf. und im Darm Hessen sich zwei histologisch so scharf geschiedene Abschnitte, wie ich sie bei Chiton sindairi beschrieben habe, nicht feststellen. Vielmehr waren hier die Drüsenzellen im ganzen Verlauf des Darmcanals verstreut, traten aber dafür überall nur verhältnissmässig spärlich auf. Das Magen- sowohl wie das Darmepithel flimmert in allen seinen Theilen. Auffallender Weise fehlten den sehr kleinen und jugendlichen Exemplaren die Zuckerdrüsen gänzlich, aber in dem hintern "\Mnkel der Phar3'ngealdivertikel findet sich jederseits eine l)lind endende Ausstülpung, welche ein flaches cubisches Epithel aufweist, also jedenfalls die Erstanlage der Ausführgänge der Zuckerdrüsen repräsentirt. Diesem Befund nach würden sich die letztern erst im Verlauf der postembryonalen Entwicklung durch Ausstülpung der Divertikelwandung und darauf folgende Zottenbildung durch Ein- stülpung entwickeln. In Bezug auf die übrigen Organsysteme haben sich wesentliche Verschiedenheiten von den für Chiton sindairi gemachten Angaben nicht ergeben. Die Eischale ist mit einem dichten Wald von Stacheln be- setzt, welche denen von Chiton quoyi sehr ähnlich sind. Ihre Krone weist jedocli nicht 5, sondern 6 Zacken auf. Zwischen diesen scheint eine protoplasmatische Substanz enthalten zu sein, welche sich im C'entrum des Ziukenkranzes kuppeiförmig hervorwölbt und in welcher hell gelbe Pigmentkörnchen eing-ebettet sind. g58 CURT TON WiSSEL, Familie lAolophitrinae Pilsbry. 18. Onithochiton semisculptus Pilsbry. 6 Exemplare von Herrn Prof. Schautnsland auf den Chatliam- Inseln gesammelt. Das grösste hatte eine Länge von 33 mm und eine Breite von 29 mm, das kleinste eine Länge von 18 mm und eine Breite von 14 mm. Diese Species zeichnet sich also durch eine verhältnissmässig grosse Breite aus. Die Beschreibung von Pilsbry (26, p. 244—247) ist zutreffend. Die Schalen (Fig. 64) haben eine grosse Ausdehnung von rechts nach links, während der Mantelrand nur schmal ist. Es kommen z. B. bei dem Exemplar von 29 mm Breite jederseits nur 5 mm auf den Mantel, auf die entsprechende Schulpe, die 4., da- gegen 19 mm. Der Kiel tritt sehr scharf hervor, und der Mucro befindet sich bei sämmtlichen Schalen am Hinterrande. Die Diagonal- linien sind ebenfalls gut ausgeprägt und die erste Schale sowie die Seitenfelder der Mittelschalen fein radiär gefurcht. Die Färbung der Schalen ist in den meisten Fällen lichtgrün mit dicht an einander gereihten dunkel olivgrünen bis bräunlichen feinen Parallel- streifen, wie dies auf der Abbildung (Fig. 64) bei Schulpe 2 und 6 wiedergegeben ist. — In einzelnen Fällen kann auch der Grundton hell gelb bis weiss werden. — Während bei 3 der mir vorliegenden Exemplare sämmtliche Schulpen in der beschriebenen Weise gestreift sind, wird diese Zeichnung bei den 3 übrigen fast ganz von einem dunkel blauschwarzen Grundton verdrängt, welcher sie nur hier und da andeutungsweise hervortreten lässt (Fig. 64, Schulpe 1, 3, 4, 5, 7 und 8). Diese dunkle, beinahe einfarbig blauschwarze Färbung entsteht dadurch, dass die dunkeln Linien breiter und breiter werden und schliesslich den hell grünen oder gelben Grundton ganz oder beinahe ganz verdrängen. — Die Augenpunkte sind auf Scliulpe 1 in zahlreichen radiären Eeihen angeordnet, auf den übrigen Schulpen treten sie längs der Diagonallinien in doppelter bis dreifacher Reihe und ausserdem noch bisweilen in einer weitern Reihe im hintern Drittel der Seitenfelder auf. Die Färbung des Mantels ist gelb und braun marmorirt. Schon mit blossem Auge betrachtet erscheint er namentlich an seinen dunklen Partien wie mit feinem, weissem Mehlstaub bedeckt, was von den Spitzen der zahlreichen kleinen Kalkstacheln herrührt, welche seine Oberfläche bedecken. Diese Kalkstacheln (Fig. 65 a) sind Pacifische Chitonen. 659 theils ganz farblos, theils braun mit farbloser Spitze, und zwar wechseln Gruppen von farblosen mit solchen von braunen Stacheln unregelmässig ab, wo(lui:ch die oben erwähnte gelbbraun marmorirte Zeichnung des Mantels hervorgerufen wird. Einige wenige farblose Stacheln finden sich stets auch in den Complexen der braunen und umgekehrt. Die Länge der Stacheln beträgt im Maximum ca. 400 u und durchläuft von da alle Abstufungen bis zum Avinzigen kugel- förmigen Stachel von 66 n Durchmesser (Fig. 65 aj. Am Mantel- rand reihen sich die Stacheln eng an einander und bilden so eine dichte Palissade, ohne jedoch Avesentlich an Grösse zuzunehmen. An der Basis der Stacheln befand sich stets ein deutlicher Chitin- becher. Die Ventralfläch e des Mantels ist dicht mit kleinen Kalkschuppen bedeckt (Fig. 65 b). Die Länge dieser Schuppen beträgt ca. 120 f(, ihre Breite ca. 70 ft. Sie sind farblos und durch zarte, nach der Spitze zu convergirende Längsstreifen sculpturirt. Ihr basales Ende ist in der Mitte concav ausgebuchtet, und die Schuppen sind derart in dichten radiären Reihen angeordnet, dass stets die distale convexe Rundung einer Schuppe in die concave Ausbuchtung der vor ihr befindlichen eingelagert ist. In Bezug auf den äussern Habitus ist endlich noch zu be- merken, dass die Mundscheibe durch eine tiefe, halbkreisförmige Falte in zwei Theile zerlegt Avird. nämlich in die eigentliche Mund- scheibe und in einen halbkreisförmig sie umgebenden, hinten in zwei Zipfel auslaufenden Randstreifen. Die Anordnung der Kiemen ist holobranch und adanal mit Zwischenraum. Ihre Zahl beträgt jederseits 31 — 32, und man kann die 4. — 19. als Maximalkiemen bezeichnen. Die Lage der Geschlechts- und der Nierenöffnung ist in so fern als exceptionell zu bezeichnen, als beide sich nicht in der Querebene des Zwischenraums zweier Kiemen befinden ; GO ist viel- mehr der Kieme 8 nach innen zu direct angeheftet, während RO in Höhe der Basis der Kieme 5, jedoch ein ganzes Stück nach innen gerückt, liegt. Die Lateralfalte ist breit und bildet hinter der letzten Kieme zwei grosse, runde Latei-allappen, worauf sie als niedrige Leiste hinter dem After herumzieht. Die Radula (Fig. 66) hat Aehnlichkeit mit derjenigen von Onifhoch. nndnJatus und ruhiginosus. wie sie Thiele (25) auf tab. 30, fig. 38 und 39 abbildet. 660 CüRT VON WiSSEL, Fig. K. Der Verlauf der Dar m s c h 1 i n g- e n gehört dem Chifon-Tj\)i\s an und ist aus nebenstehender Textabbildung- (Fig. K) zu ersehen. Die Hauptnierengänge reichen vorn ,.••"''" bis zur Kopffussfurche. Fussnieren fehlen. Die Ermittlung der Beschaffenheit der Ei- schale muss ich spätem Untersuchern über- lassen, denn vier von den sechs mir vorliegen- den Exemplaren erwiesen sich als männlich, und ich trug Bedenken, die letzten zwei auch noch zu verletzen, wo es sich doch nur um eine verhältnissmässig nebensächliche Fest- stellung handelt. 19. Onithochifou niavfnoratus n. sj). Von dieser neuen Art stand mir nur ein weibliches Exemplar zur Verfügung, welches Herr Prof. Schauinsland am French-Pass gesammelt hat. Seine Länge betrug 11 mm, die Breite 5 mm. Der Habitus ist also schmal und lang. Die Färbung der Schalen (Fig. 67j ist hell rothbraun mit grössern und kleinern weisslichen Flecken vor allem auf den Kiel- und Mittelfeldern, welche der Schale ein marmorirtes Aussehen ver- leihen. Der stark ausgeprägte Kiel ist etwas heller braun gefärbt und jederseits von einem geflammten weissen Streifen eingefasst. Der Apex liegt am hintern Ende, bei der achten Schale im letzten Drittel. Auf der ersten Schale finden sich zahlreiche Augenflecke in radiären Reihen, während dieselben auf den übrigen Schalen auf eine meist einfache Reihe längs der Diagonallinie beschränkt sind. Der Mantel ist zart rosa gefärbt mit intersegmental angeordneten weissen Querstreifen. Bei starker Lupenvergrösserung lässt sich an ihm eine feine dunkle Granulirung wahrnehmen, die durch die Schuppen, mit welchen er dicht besetzt ist, hervorgerufen wird. Die Hartgebilde der Ventralseite des Mantels sind ge- nau dieselben, wie bei OnithocMton semiscnlpUts , nämlich kleine, platte, farblose Kalkschuppen (Fig. 68 a), deren distale Hälfte zart längsgerieft und deren basales Ende concav ausgebuchtet ist. Die Länge dieser Schüppchen beträgt hier jedoch nur 50 /< und nimmt nach dem Mantel hin bis zu 83 f^i zu (b). Bei diesen Randschuppen verstreichen die Längsriefen Avahrscheinlich durch die Reibung mit Pacifische Chitonen. ßßl der Unterlage, auf welche das Thier aiigesaug-t ist, mehr und mehr, so dass die grossem Eandschuppen meist in ganzer Ausdehnung glatt und glashell sind. Genau dieselben Kalkschuppen stellen auch das Hauptcontingent der Panzerung der Manteloberseite, nur sind sie hier meist in ihrer basalen Hälfte von gelbrosarot her Farbe (e, c, d). In Bezug auf die Grösse stehen sie den Ventralschuppen ungefähr gleich, doch wachsen sie sich häufig auch bis zu einer Länge von ca. 167 f.i aus. Ferner finden sich auch unter den ge- färbten farblose, jedoch in geringer Zahl eingestreut, während auf den schon erwähnten weissen intersegmentalen Querbändern diese letztern die Hauptmasse bilden. — Mit diesen Kalkschuppen ist die Manteloberfläche dicht bedeckt, während zwischen sie äusserst spär- lich eingestreut sich kleine, farblose Kalknadeln (e) von einer Länge Aon ca. 100 /t und einer Breite von ca. 17 (.i finden. Diese Nadeln Hessen an ihrer Basis stets einen deutlichen Chitinbecher erkennen, während ein solcher an den oben beschriebenen Kalkschuppen nicht nachzuweisen war. Die Hartelemente des Mantels sind ,:Dmit im wesent- lichen derselben Art wie bei Omthoddion semisculptus, aber ihre Yertheilung ist eine durchaus abweichende. Während nämlich bei letzterer Species die abgeplatteten Kalkschuppen durchaus auf die Ventralseite des Mantels beschränkt sind und die Dorsalseite aus- schliesslich mit einem dichten Panzer von Stacheln mit Becher be- setzt ist, treten diese letztern Hartgebilde bei Onithochiton manuoratus ganz in den Hintergrund, wohingegen die Kalkschuppen der Ventral- seite ihre Stelle auch auf dem Mantelrücken einnehmen und nur hier und da einige spärliche Beste der wohl ursprünglichen Stachel- bewattiiung übrig gelassen haben. Die Zahl der Kiemen betrug rechts 23, links 24 und ihre Anordnung ist dieselbe wie bei der vorhergehenden Art. Auch die Lateralfalte verhält sich ebenso wie bei Onitho- chiton scmisculptus, d. h. sie ist breit und bildet jederseits hinter der letzten Kieme einen grossen rundlichen Lappen. Die Radula (Fig. 69) hat eine verhältnissmässig kleine und dünne Mittelplatte (m) mit zwei grossen seitlichen Flügeln; die Zwischenplatte (^) ist ähnlich wie bei Omthochiton semisculptus und zeichnet sich hier ebenfalls durch grosse Länge aus; der Stiel der Hakenplatte (h) ist bedeutend dicker als bei der vorigen Art und besitzt einen rundlichen nach aussen sich abzweigenden Flügel; die Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. ■l-l gßO CURT VON WiSSEL, Seitenplatte (s) ist klein nnd von dreieckiger Gestalt, ihre Schneide ist sanft concav ausgebuchtet. Die Lage der D a r m s c h 1 i n g e n ist dieselbe wie bei der vorigen Art, und ich verweise deshalb auf die dort beigegebene Text- abbildung. Die H a u p t n i e r e n g ä n g e reichen vorn bis zur Kopffussfurche. Fussnieren fehlen. Das Ovar enthielt nur unreife Eier, so dass sich über die Ei- schale nichts ermitteln Hess. Muthmaasslich hatte ich also ein noch jugendliches Exemplar vor mir, und die Art dürfte vielleicht eine weit beträchtlichere Grösse erreichen als das Tliier, welches mir vorlag. Anhang. Unter dem mir von Herrn Prof. Schauinsland überlassenen Material fanden sich ausser Chitonen noch eine Anzahl Gläser mit Oucidiideu, und zwar gehörten dieselben 3 Species der Gattung Oitcidiella Gkay an. Da ich andern Orts (42j dieses Genus bereits ausführlich anatomisch und histologisch behandelt und wesentlich abweichende Beobachtungen an dem vorliegenden Material nicht gemacht habe, lasse ich unter Hinweis auf die genannte Arbeit hier nur die für die Systematik wichtigen Angaben folgen. 1. Oncidiella nigricans Quot et Gaimaed. Diese Species ist von zwei Autoren bereits kurz erwähnt, jedoch noch nicht auf ihre Anatomie hin untersucht worden. Zum ersten Male wird ihrer von Quoy u. Gaimard (41, p. 214) gedacht, welche ihre Länge auf nur 3 Linien angeben. In der sehr summarischen Beschreibung wird ausdrücklich hervorgehoben, dass die gesammelten Thiere trotz ihrer Kleinheit vermuthlich kein Jugendstadium repräsen- tirten, da sie in sehr grosser Menge an ihren Fundorten angetroffen worden seien. Diese Motivirung scheint mir jedoch sehr wenig stich- haltig, weil man wohl umgekehrt eher junge Thiere kurze Zeit nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei heerden weise antreffen wird, während sie als ausgewachsene Exemplare durch ihre Feinde und anderweitige Fährnisse mehr und mehr decimirt sein werden. — Die zweite Er- wähnung dieser Art thut Semper (39, p. 278—279, Fussnote), welcher sie als vermuthlich sehr nahe verwandt mit OncididJa patelMdes Q. et G. bezeichnet, was jedoch, wie wir weiter unten sehen werden, Pacifiscbe Chitouen. 663 niclit ziitriift. da die hier behandelte Art in Betreff ihrer Anatomie, namentlich des Geschlechtsapparats, eine durchaus gesonderte Stellung- in dem ganzen Genus einnimmt. Die mir vorliegenden 13 Exemplare zerfallen in 2 bezüglich des Fundorts sowohl als auch bezüglich ihrer Grösse und Färbung so scharf gesonderte Gruppen, dass ich nach der äussern Besichtigung fest überzeugt war, 2 verschiedene Species vor mir zu haben. Nichts desto weniger bewies das Eesultat der anatomischen Untersucliung unzweifelhaft, dass ich es lediglicli mit 2 verschiedenen Alters- stadien ein und derselben Art zu thun hatte. — Die Beschreibung, welche Quot u. Gaüiaed von dem Aeussern und speciell von der Färbung geben, passt merkwürdiger "Weise genau auf 2 Tliiere aus Auckland,. deren Grösse jedoch die von den genannten Autoren angegebene weit übertrifft. Diese beiden Thiere hatten nämlich die für Oncidiellen stattliche Länge von ca. 18 mm und eine Breite von ca. 13 mm. Umgekehrt wiesen die übrigen 11 Exemplare, welche vom French-Pass stammten, nur eine Länge von ca. 8 und eine Breite von 6 — 7 mm auf. Diese 11 kleinen Exemplare aber ver- hielten sich in ihrer Färbung durchaus abweichend von den beiden grossen aus Auckland stammenden Thieren. So passt die Cha- rakteristik ..Onchidium coi'pore minimo" zwar auf die erstere Gruppe, ..toto nigro" jedoch auf die beiden grossen Exemplare. Aller- dings wird zum Schluss noch hinzugefügt „dans (luelques individus la couleur noire passe au verdätre*'. welche Angabe sich schon eher mit der Färbung der kleinen in Einklang bringen lässt. So weit das mir vorliegende ^laterial in Betracht kommt, wird der Speciesnamen nur von den beiden grossen Exemplaren aus Auckland (Fig. 70) gerechtfertigt, denn deren Notum zeigt aller- dings eine, wenigstens für das unbewaffnete Auge, einheitlich grau- schwarze Färbung. Nimmt man jedoch eine Lupe zu Hilfe, so sieht man. dass auch bei ihnen bisweilen heller gewölkte Stellen vor- kommen. Der Tuberkelbesatz ist ein äusserst dichter, da sich zwischen je 2 grossen stets eine grosse Anzahl kleinerer Papillen befinden. Zwischen den Warzen ist die Rückenhaut mit einem dichten Netz von Runzeln bedeckt. Der Mantelrand ist verhältniss- mässig glatt und wenig gekerbt, und auch die die Mündungen der grossen Kanddrüsen bezeichnenden liellern Randflecken treten nur sehr unregelmässig und spärlich auf, da das schwarze Pigment auf dem weitaus grössten Theil der Peripherie so nahe an den Rand herantritt, dass nur ein ganz schmaler gelblicher Saum ül)rig bleibt. 44* gg^ CURT VON WiSSEL, Gänzlich abweichend ist die Färbung- der 11 kleinen Exemplare vom French-Pass (Fig-. 71), da hier der Eücken gelj und braun marmorirt oder gewölkt erscheint, und zwar kann sich die Färbung so aufhellen, dass die gelbe Farbe entschieden voilierrscht und nur ganz dünne, netzförmige Züge von schwarzbraunem Pigment den Rücken überziehen, was den Thieren eine grosse Aehnlichkeit mit OncidielJa reticulata Semper verleiht. Da jedoch Plate (17, p. 205 — 206) von der Anatomie dieser Species eine gänzlich ab- weichende Schilderung giebt, ist eine Identität völlig ausgeschlossen. — Die Rückenwarzen stehen bei diesen jugendlichen Thieren viel zerstreuter als bei den grossen. Das Auftreten der Randpapillen ist auch hier sehr unregelmässig, indem die dunkle Farbe bald mehr, bald weniger von ihnen bestehen lässt. — Der Fuss und die Hypo- nota sind verhältnissmässig hell; letztere haben an den Seiten eine ungefähre Breite von ^^ der Fussohle. Das Athemloch liegt median, seine Entfernung ist Vo = IV2 ii^^^ ^^ ^^i den grossen und V2 = % rnm bei den kleinen Exemplaren. — Das Peritoneum ist unpigmentirt. Bezüglich der Verdauungsorgane ist zu bemerken, dass die Speicheldrüsen einen etwas compactem Eindruck machen, als man dies sonst bei Oncidiellen gewöhnt ist, weil die Endlappen eine runde Gestalt haben und dicht gedrängt dem Ausführgang auf- sitzen. — Die Radulapapille ist winzig klein und ragt nicht über die Hinterbacken des Schlundkopfs hervor. — Der Rhachiszahn der Radula (Fig. 72 r) besitzt 2 dünne und sehr gerade gestreckte Seitenzähnclien, welche nach vorn in derselben Querebene endigen wie der Mittelhaken. Letzterer ist ebenfalls dünn und endigt mit breit abgestutzter Spitze. Die Pleuralzähne (]!) sind ebenfalls ver- hältnissmässig dünn, ihre innere Kante bildet mit dem Haiipthaken einen stumpfen Winkel. Die Formel lautet: 86, 1, 86. — Von dem Vorhandensein eines Kiefers habe ich mich auf Schnitten über- zeugt, doch ist derselbe so klein und hell, dass mii' eine Isolierung unter der Lupe nicht gelang. — Der Oesophagus war stark magenartig erweitert, zeigte aber sonst keine Besonderheit, i^uch der Magen hatte die für die Gattung charakteristische Gestalt und liess alle 4 Theile gut erkennen, wie ich sie schon in meiner frühern Arbeit für die dort behandelten Arten (42, tab. 35, fig. 13) dargestellt habe. • — Die Lage der 3 Leberportionen sowie ihrer Ausführ- gänge in den Magen ist die typische. Die Hinterleber ist ungefähr 1) In der Terminologie bin ich dem "Werk von Plate (17) gefolgt. Pacifische Chitonen. 665 halb so gross wie die unter sich annähernd gleich grossen beiden vordem Lebern. — Eine bemerkenswerthe Abweichung wies der Verlauf des Darmrohres auf, da liier zu der einfachen primären Schlinge, welche dem Darm aller übrigen darauf hin untersuchten Oncidiellen eigen ist. noch eine weitere secundäre hinzutritt: der Darm verläuft hier nämlich zunächst nach seinem Austritt aus dem Magen, wie gewöhnlich, an der Rückenfläche der Leibeshöhle nach vorn und rechts und biegt hier, an der Seitenwand angelangt, nach hinten um, zieht aber nun nicht, wie sonst, direct zum After, sondern wendet sich nach kurzem Verlauf nochmals nach vorn um und bildet so eine annähernd viereckige, zweite Schlinge, welche an der rechten Seitenwaud der Leibeshöhle lagert und über welche die Aorta hin- wegzieht. Hierauf wendet sich der Darm wiederum nach vorn und oben, bis er seinen ersten, vom Magen nach vorn laufenden Schenkel erreicht, zu welchem parallel er nunmehr an der Dorsalfläche der Leibeshöhle ziemlich geradlinig zum Anus zieht. Noch mehr als durch die soeben geschilderten Besonderheiten des Darmtractus nimmt diese Species durch die eigenartige Morpho- logie ihrer Geschlechtsorgane unser Interesse in Anspruch, wie aus Fig. 73 zu ersehen ist. Die Zwitterdrüse (.id) nebst Zwitter- gang zeigt noch die gewohnten Verhältnisse, auch die ziemlich grosse Vesicula seminalis {ves. sem) weist nichts Auffälliges auf. Ueber den besonderen Aufbau der Eiweissdrüsen [alh] habe ich keine volle Klarheit gewinnen können, ebenso wenig darüber, ob der Knäuel noch ein zweites Drüsenpaar enthielt, wie ich dies (42) p. 631 — 33 für OncidkUa marginata, coqidmhensis und juan-fernanäcmana be- schrieben habe. Die Drüsen schienen mir langgestreckt zu sein und sich aus länglichen, sich bisweilen dichotomisch verästelnden und einem gemeinsamen Ausführgang aufsitzenden Tubuli zusammen zu setzen. Die Appendixdrüse {app) ist enorm gross und von platt kreisförmiger Gestalt; sie hüllt in situ den ganzen Genitalcomplex von rechts und unten vollständig ein. An den nahe benachbarten Einmündungssteilen des Zwitterganges, der Appendix- und der Eiweissdrüsen beginnt, wie immer, der Spermoviduct (spov), w'elcher sich nach kurzem Verlauf in Oviduct {ov) und Vas deferens {väf) spaltet. Der Oviduct stellt gleich nach seiner Scheidung vom Vas deferens ein verhältnissmässig dünnes Rohr dar, welches jedoch nach kurzem Verlauf sich mit dem sehr dicken Ausführgang des Recepta- culum seminis (rec. sem) vereinigt. Dieses, und hierin liegt die hauptsächliche Abnormität der Morphologie der Sexualorgane, ver- gßß CrRT VON WiSSEL, einigt sich li i e r u ii d n i c h t e r s t d i c h t v o r d e r we i b 1 i c h e ii Geschleclitsöffnung- mit dem Oviduct. Von dieser Ver- einigungsstelle des Oviducts mit dem Ausführgang des Receptaculum semiuis an behält der gemeinsame, nun ebenfalls als Oviduct zu be- zeichnende, Gang (ov^) das Kaliber des Ausführganges des Recepta- culum seminis bei, um so nach der weiblichen Geschlechtsöffnung zu ziehen, üngeiähr im vordem Drittel seines Verlaufes trägt er einen ihn halbseitig umfassenden Wulst {mu), und diesem genau gegenüber mündet auch die schlauchförmige Oviductdrüse {ov. dr\ welche wir sonst ebenfalls erst am Ende und gegenüber dem Aus- führgang des Receptaculum seminis antreffen, in ihn ein. Der er- wähnte Wulst {mu) erweist sich auf Schnitten (Fig. 74, nm) als eine sehr dicke Muskelplatte von fast rein musculöser Beschaffenheit, denn die wenigen zwischen die Muskelfasern eingestreuten Binde- gewebszellen kommen fast gar nicht in Betracht. Erstere sind aus- schliesslich Ringmuskeln, bilden jedoch der Gestalt der Platte ent- sprechend nur Halbringe, welche sich in der Nähe der Spitzen des hier nur schmal sichelförmigen Lumens (l) inseriren. Nur im Centrum dieses Muskelhalbringes treten die musculösen Elemente gegenüber den bindegewebigen in den Hintergrund. Anders verhält sich die gegenüber liegende Halbseite, das eigentliche Oviductrohr: hier be- gegnen wir lediglich an der Peripherie einigen Muskeizügen, während der ganze übrige Theil seiner AVandung vorwiegend bindegewebiger Natur ist (Fig. 74). Ueber den Zweck der eben geschilderten Ein- richtung habe ich keine Klarheit gewinnen können, doch steht wohl so viel fest, dass sie zu einer zeitweiligen Schliessung des Oviduct- lumens dient. Dafür spricht auch das plötzliche Schmalwerden des letztern gerade an dieser Stelle, während es sonst überall eine stern- bis kreisförmige Form aufweist. Zur Eiablage kann diese Muskel- platte ihrer zu grossen Entfernung von der Geschleclitsöffnung wegen kaum in Beziehung gebracht werden. — Schliesslich sei noch be- merkt, dass das kugelförmige Receptaculum semiuis (rec. sem) mit ganz dünnem Hals in seinen iVusführgang ausmündet, welcher sich darauf schnell zu seiner definitiven Dicke erweitert. Der Penis hat an seinem Hinterende einen rundlichen Blind- sack, welcher mit zahlreichen Kalkconcretionen erfüllt ist; sein Retractor inserirt am hintern Leibeshöhlenende etwas links vom After. Die Lungenhöhle ist gut entwickelt, und ihre Wandung ist mit zahlreichen Blutgefässen versehen. Die Niere bildet nur wenig Lamellen. Pacifische Chitonen. 667 2. Oncidiella j^^t^nokles Qüoy et Gaimard. 1 gTOSses Exemplar von Auckland und 14 kleine von den C h a t li a m - 1 n s e 1 n. Das erstere hatte eine Länge von 12 und eine Breite von 10 mm , die letztern eine durchschnittliche Länge von 7—8 und eine Breite von 6 mm. Die Beschreibung von Quoy u. Gaimabd (41, p. 212 — 213) ist recht zutreffend , nur zähle ich stets mehr Randdrüseu, nämlich 19—20 (Fig. 75), welche im Gegensatz zu denen der vorigen Art gut ausgeprägt und sehr regelmässig an- geordnet sind, so dass der Mantelrand gekerbt erscheint. Auch die kleinen Thiere haben meist dieselbe Färbung und Zeichnung, nur eins ist ganz graugelb mit verschwommener grauer Wölkung. Der Eiugeweidesack tritt stets stark hervor, so dass die Thiere sehr hoch gewölbt erscheinen. — Die Ventralseite ist lehmfarben, also dunkler als bei der vorigen Art. Die Breite der Hyponota ist = ^/.2 der der Fussohle. Das Athemloch liegt median, und seine Ent- fernung ist ^o = 1 mm bei den grossen und \2 = ^l-i ii^^ii bei den kleinen Exemplaren. Das Peritoneum ist schwarz pigmentirt. Die Radulazähne (Fig. 76) zeichnen sich durch verhältniss- mässige Breite aus; der Mittelhaken des Rhachiszahns (r) ist breit und vorn abgerundet, seine Seitenhäkchen sind dagegen nur schmal und gebogen; die Pleuralzähne (x>) sind nach innen concav aus- gebuchtet, ihr Haupthaken ist breit, der Nebenhaken dagegen eben- falls nur schmal und leicht gebogen; Formel: 137, 1, 137. Ein Kiefer ist vorhanden. Er ist von dunkel brauner Farbe und an den Seiten sehr stark gebogen (Fig. 77). Die Radula Papille tritt ca. ^j^ mm hinter den Hinterbacken des Pharynx hervor. Oesophagus, Magen und Darm weisen nichts Besonderes auf. Die Hinterleber ist winzig klein, ihr eigentlicher Driisen- körper misst im Durchmesser nur ca. 1 mm, ist aber von dem Aus- führgang deutlich abgesetzt. Die beiden andern Leberportionen sind dagegen normal und annähernd gleich gross. Der Sexualknäuel bietet ebenfalls die für die Gattung typischen Verhältnisse dar. Die Vesicula seminalis ist als Blindsack gut ausgebildet und hat die gewöhnliche Lage. Das Receptaculum seminis mündet, wie bei fast allen Oncidiellen, dicht an der hier zu einer Papille erweiterten weiblichen Geschleclitsöffnung, ebenso ihm gegenüber die schlauchförmige Oviductdrüse. ggg CüKT VON WiSSEL, Der Retractor penis inserirt dicht vor der weiblichen Ge- schlechtsöifnuug". 3. Oncidiella flavescens n. s^). 16 Exemplare, theils von den Chatham-Inseln, theils aus Maunganni. — • Möglicher Weise ist diese Art identisch mit On- cidiuni incisum Q. et G. (41, p. 211), von der ich leider keine Ab- bildung sehen konnte. Die kurze Charakteristik : „0. corpore minimo, ■ovali, tuberculato, luteo-viridi, fusco mixto" würde auf die mir vor- liegenden Exemplare passen, wenn man in Betracht zieht, dass der Alkohol die gelb-grünliche Färbung sehr wohl in eine blass gelbe umwandeln kann. An Eanddrüsen zähle ich aber doppelt so viel wie angegeben, nämlich 19 — 24, so dass es immerhin w^ahrscheinlicher ist, dass es sich um eine neue Art handelt. — Wie schon erwähnt, ist die Grundfarbe des Notums überwiegend blass gelb. Bei den meisten Exemplaren finden sich nur ganz winzige und wenig zahl- reiche bräunliche bis schwärzliche Spritzflecken. Das in Fig. 78 wiedergegebene Thier nahm, w^as die Grösse und Häufigkeit dieser Flecken anlangt, ungefähr eine mittlere Stellung ein, da sowohl er- heblich dunklere Exemplare vorkommen als auch solche, welche bei- nahe einheitlich gelb sind. Stets aber, und auch bei den zuletzt genannten, ist der Mantelrand mit einem sehr regelmässigen Kranz von kleinen bräunlichen Eandflecken besetzt, welche wiederum die hell gelben Hervorwölbungen, auf denen die grossen Drüsen münden, zwischen sich fassen. Im Uebrigen macht die Rückenfläche einen sehr glatten Eindruck, da die Warzen nur wenig hervortreten und auch nicht sehr zahlreich sind. — Die Ventralfläche ist ebenfalls sehr hell weissgelb. Die durchschnittliche Länge der Thiere betrug 7-8 mm, ihre Breite ca. 6 mm. Die Fussohle ist sehr schmal, nämlich nur ebenso breit wie das jederseitige Hyponotum. Das Athemloch liegt median, seine Entfernung ist ^Z« = ^3 niM- — Das Peritoneum ist unpigmentirt. An dem Rhachiszahn der R a d u 1 a (Fig. 79 r) ist der Mittel- haken beträchtlich länger als die nur wenig gebogenen Seiten- häkchen. Bei den Pleuralzähnen {p) Hess sich sow^ohl am Haupt- wie am Seitenhäkchen eine zarte Längsriefelung unterscheiden. Auffällig sind die sehr langen Basalplatten. Die Formel lautet: 150, 1, 150. Ein Kiefer ist vorhanden, liess sich jedoch seiner sehr grossen Zartheit und fast glashellen Beschaffenheit wegen nur auf Schnitten Pacifische Chitonen. 669 feststellen, wodurch wiederum, wie icli schon andern Orts (42, p. 600—601) vermutlmngsweise aussprach, wahrscheinlich gemacht wird, da SS wohl alle Oncidiellen einen Kiefer besitzen und dass da, wo ein solcher bisher noch nicht gefunden wurde, lediglich der Mangel einer lückenlosen Schnitt- serie daran die Schuld trägt. Die E a d u 1 a p a p i 1 1 e tritt ca. V-2 "^«i ii^cli hinten aus dem Schlundkopf hervor. Der Darmtr actus weist keinerlei Besonderheiten auf. Auch die Geschlechtsorgane zeigen das normale Verhalten und gleichen beinahe völlig denen der vorigen Art, was auch für Lunge und Niere gilt. ß70 CuRT VON Wisset,, LiteraturTerzeicliniss. 1. Van Bemmelen, J. F. (1883), Zur Anatomie der Chitonen, in : Zool. Anz., Jg. 6, p. 340—344 u. 361—365. 2. 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Fig. 67. Tafel 21. Ischnochiton frudicosus Gould. 2:1. Ischnochiton fnidicosus Gould. 2:1. Chartojdeura hahni Rochebr. 2:1. Plnxiphora glauca Qu. et C-. 2^/2 : 1. riaxiphora tenninalis (Cpr.) Smith. 2^/2 : 1. AcGhthochites spiculosus Reeve. 2:1. Acanthochites rinlaceus Qu, et G. l^/g : 1. -62. Chiton cmiaV/'atus Qu. et G. 2^1 ^ : 1. Onithochiton semisculptus Pilsbey. 2:1. Onithochilon mnnnoreiis n. sp. 5:1. Tafel 22. Fig. 1. ToniceUa lineata "Wood. Zeiss Oc. 4, Obj. E. a Rücken- stachel, b Ventral- und Kantenstachel. Fig. 2. Tonicdia lineata "Wood. Lup.-Vergr. 6. Dach des Pharynx von innen. Fig. 3. Tonicella lineata AYgod. Zeiss Oc. 3, Obj. A. Radula. Fig. 4. Tonicella lineata "Wood. 4:1. Situs viscerum. Fig. 7. Ischnochiton frudicosus Gould. Zeiss Oc. 3, Obj. C. a Riickenschuppe, b Ventralschuppe, c Randstachel. Fig. 8. Isdinochiion fnidicosus Gould. Zeiss Oc. 3, Obj. C. Radula. Fig. 9. Ischnochiton frudicosus Gould. 3:1. Darmschlingen. Fig. 10. Isdüioddton frudicosus GouLD. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Stacheln der Eischale. Fig. 11. Mopalia (ciliata) muscosa Gould. 2:1. Situs viscei-um. Fig. 13. Chadopleiira hahni Rochebr. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Mantel- aus-chnitt. 574 ClTRT VON WiSSEL, Fig. 14. Chaetopleura hahni'RocsEB'R. Zeiss Oc, 3, Obj. A. Radula. Fig. 15, Chaetopleura liahni Eochebr. 5:1. Situs viscerum. Fig. 16. Plaxiphora setiger King. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Mantel- auBSchnitt. Fig. 17. Plaxiphora setiger King. 2:1. Hinteres Ende von unten. Fig. 18. Plaxiphora setiger King. Zeiss Oc. 3, Obj. A. Eadula. Fig. 20. Plaxiphora glanca Qu. et G. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Mantel- ausschuitt. Fig. 21. Plaxiphora glauca Qu. et G. Zeiss Oc. 3, Obj. A. ßadula. Tafel 23. Fig. 23. Plaxiphora terminalis (Cpr.) Smith. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Mantelausschnitt. Fig. 24. Plaxiphora terminalis (Cpe.) Smith. Zeiss Oc. 3, Obj. A. Radula. Fig. 26. Acanthochites spiculosus E,eeve. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Hartgebilde des Mantels. Fig. 27. Acanthochites spiculosus Reeve. Zeiss Oc. 3, Obj. A. B,adula. Fig. 28. Acanthochites bisulcatus Pilsbey. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Hartgebilde des Mantels. Fig. 29. AcanthocJiites bisulcatus Pilsbey. Zeiss Oc. 3, Obj. A. Radula. Fig. 31. Acanthochites violaceus Qu. et G. Lup.-Vergr. 6. Hinteres Ende des Subradularsacks. Fig. 32. Acanthochites violaceus Qu. et G. Zeiss Oc. 3, Obj. A. ßadula. Fig. 33. Chiton quoyi Deshayes. Zeiss Oc. 3, Obj. A. Eadula. Fig. 34. Chiton quoyi Deshayes. Lup.-Vergr. 6. Dach der Mund- höhle von innen. Fig. 35, Chiton quoyi Deshayes. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Quer- schnitt durch die Mundhöhle. Fig. 36. Chiton quoyi Deshayes, Zeiss Oc. 4, Obj. E, Schnitt durch eine Hälfte des Pharynx. Fig. 37. Chiton quoyi Deshayes. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Stachel der Eischale. Fig. 38. Chiton sinclairi Geay. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Querschnitt durch die Mundhöhle. Fig. 39. Chiton sinclairi Geay. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Querschnitt durch das Dach des Pharynx. Fig. 40. Chiton sinclairi Geay, Zeiss Oc. 4, Obj. E. Epithel der Zuckerdrüsen. Paciflsche C'hitoueu. 675 Zeiss Oc. 3, Obj. C. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Radula. Querscbnitt Fig. 41. Chiton Sinclair i Gray Fig. 42. Chiton sinclairi Geay. durch den Oesophagus. Fig. 43. Chiton sinclairi Gray. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Magenepithel. Fig. 44. Chiton sinclairi Gray. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Epithel der Leber und ihres Ausführganges. Tafel 24. Fig. 45. Ciiiton sinclairi Gray. Fig. 46. Chiton sinclairi Gray. Fig. 47. Chiton sinclairi Gray. Fig. 48. Chiton sinclairi Gray. Zeiss Oc 2, Obj. E. Darmepithel Zeiss Oc. 2, Obj. E. Darmepithel Zeiss Oc. 2, Obj. E. Eier. Zeiss Oc 4, Obj. E Zeiss Oc 4, Obj. E. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Zeiss Oc 4, Obj. E. Zeiss Oc 4, Obj. E. Epithel des Querschnitt Querschnitt Querschnitt Eileiters, a inneres Ende, b am Genitalporus. Fig. 49. Chiton sinclairi Gray. Zeiss Oc 4, Obj. E. durch Herz, Yorhöfe und Pericard. Fig. 50, Chiton sinclairi Gray. durch Herz, Vorhöfe und Pericard. Fig. 51. Chiton sinclairi Gray. durch Herz, Yorhöfe und Pericard. Fig. 52. (liiton sinclairi Gray. durch das vorderste Körperende. Fig. 53. Chiton sinclairi Gray. durch das vorderste Körperende. Fig. 54. Chiton sinclairi Gray. durch das vorderste Körperende. Fig. 55 — 58. Chiton sinclairi Gray. schnitte durch das Cerebralmark. Fig. 63. Chiton canalicatus Qu. et G. Zeiss Oc. 4, Obj. A. Radula, Fig. 65. Onithochiton semisculptus Pilsbey. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Hartgebilde des Mantels. Fig. 66. Onithochiton semisculptus Pilsbey. Zeiss Oc 3, Obj. A. Radula. Fig. 68. Onithochiton marmoreiis n. sp. Zeiss Oc 4, Obj. E. Hartgebilde des Mantels. Fig. 69. Onithochiton marmoreus n, sp. Zeiss Oc. 3, Obj. C. Radula. Längsschnitt Querschnitt Querschnitt Zeiss Oc 4, Obj. E. Quer- Tafel 25. Fig. Fig. 70. 71. Fig. Radula. 72. 1. Onridirlh nigricans Qu. et G. 3 Onciiliella nigricans Qu. et G. 3:1. Oncidietla nigricans Qu. et G. Zeiss Oc. 4, Obj. E. ß76 CuKT VON WissEL, Pacifisclie Chitonen. Fig. 73. Oncidiella nigricans Qu. et Gr. Lup.-^^^rgr. 12. Genital- Organe. Fig. 74. Oncidiella nigricans Qu. et G-. Zeiss Oc. 3, Obj. C. Quer- schnitt durch den Oviduct in der Höhe der Muskelplatte. Fig. 75, Oncidiella ])atelloides Qu. et G. 4:1. Fig. 76. Oncidiella jmielloides Qu. et G. Zeiss Oc, 4, Obj. E. Radula. Fig. 77. Oncidiella iKitclloides Qu. et G. Zeiss Oc. 3, Obj. C. Kiefer. Fig. 78. Oncidiella flavescens n. sp. 3:1. Fig. 79. Oncidiella flavescens n. sp. Zeiss Oc. 4, Obj. E. Radula. Nachdruck verboten. Ueberselziüigsrecht vorbehalten. In und mit Pflanzen lebende Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru, gesammelt von Herrn E. Ule und beschrieben von Aug. Forel in Chigny (Schweiz). Herr E. Ule hat als Botaniker die Pflanzen und besonders die Epiphyten des Amazonas-Gebiets erforscht. Hierbei hat er seine Aufmerksamkeit auf die mit den Pflanzen lebenden Ameisen ge- richtet und die sonderbare symbiotische Erscheinung- der Ameisen- gärten entdeckt (E. Ule. Ameisengärten im Amazonas-Gebiet, in: Engler's botan. Jahrb., V. 30, Heft 2, 1901). Bestimmte Epiphyten- Arten werden von bestimmten Ameisen im Ueberschwemmungsgebiet auf Baumäste gesät und mit Humus versehen. In den Wurzeln dieser Epiphyten bauen dann die Ameisen ihr Nest. Diese Ameisen sind Adeca ulei n. sp., traili Em., olitrix n. sp. und Camponotus femo- ndm F. Ich verweise auf Ule's Abhandlung und füge nur noch hinzu, dass Herr Ule ausserdem eine grosse Zahl hoch interessanter in Symbiose mit Pflanzen, meistens in deren Höhlen lebender Ameisen arten, besonders der Gattungen Azteca und Pseudomyrma, entdeckt hat. Im Folgenden gebe ich die Liste jener Ameisen-Arten mit der Beschreibung der neuen Formen. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Svst. 45 gY8 AüG. FOBEL, I. Myrmicinae. Cr'ijptocerus coniplanatiis Guerin r. ramipMJiis n. siibsp, 9. L. 5 — 5.3 mm. Ausser der geringem Grösse durch die stumpfen, gerundeten, durchaus nicht zahnartigen Vorderecken des Pronotums und Hinterecken des Kopfes vom t3^pischen complanatus verschieden. Statt 2 Dornen im Ganzen hat der Seitenrand der Basalfläche des Metanotums jederseits vorn 2 stumpfe, flache, lamellen- artige Zähne und hinten einen schmalen, dünnen, spitzen Dorn, der halb so lang ist wie die Basalfläche. Abdomen schmäler, viel länger als breit; sein lamellenartiger Vorderrand ist schwarz und nicht durchscheinend (rostfarbig und schwach durchscheinend beim typischen complanakis). Alles Andere, insbesondere auch Sculptur, Behaarung und Farbe, wie beim Typus der Art, aber die Basis der Stirnleisten ist schwarz und nicht rostfarbig. 21. L. 6 mm. Die Ecken des Kopfes und des Pronotums kaum stumpfer als beim Typus der Art und die Farbe kaum verschieden. Aber das Abdomen ist noch länglicher als beim v- Pronotum hinten mit einer in der Mitte abgeflachten und abgestumpften, aber nicht gänzlich unterbrochenen Querkante. Die Seitenränder der Basal- fläche des Metanotums bilden eine einzige, sehr convexe Ausbiegung, die hinten mit einem flachen, dreieckigen, wenig prominenten Zahn endigt. Abschüssige Fläche stark ausgehöhlt, von der Basalfläche durch eine scharfe, in der Mitte schmal ausgerandete Kante getrennt. Dornen der Knoten kürzer und stämmiger als beim v- Glänzend, fein genetzt, mit reichlichen, aber nicht dichten Grübchen besetzt, die jede ein viel weniger glänzendes und schuppen- artiges Haar enthalten als beim v (letzterer matt, mit schwächern zerstreuten Punkten). Auf dem Hinterleib schwächere, feinere zer- streute Punkte. Kopf viel grösser und besonders viel convexer als beim 9, aber sonst gleich geformt, ohne ausgebildete Scheibe, ähnlich wie bei pusülus, muUispinus u. dgl. Born Fim Jurua, Amazonas, in durchbohrten Zweigen von Platy- miscium ulei Haems. Gattung AUomerus Mayr. $ und S bisher unbekannt. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und ans Peru. 679 Alfonierus octoarticulatus Mayk. 5. L. 6 mm. Mandibelii özälmig-, breit, glänzend, reichlich punktirt. Fühler lOg-Iiedrig, sonst wie beim 9; die Bgliedrige Keule so lang- wie die üb r ige Geissei. Kopf mit geradem, breitem Hinterrand, schmäler vor den Augen, gleich massig breit hinter denselben. Die Augen sehr gross, etwas vor der Mitte, fast die Hälfte der Kopfseiten einnehmend. Clj'peus gross, dreieckig, etwas zwischen den Fühlern eingeschoben. Stirn- feld deutlich, dreieckig; Stirnrinne deutlich. Stirn- leisten kurz, gerade, divergirend. Der kurze Fühlerschaft erreicht kaum die hintern Ocellen. Thorax überall gerundet ; das Mesonotum erreicht den Vorderrand, ohne das Pronotum zu überwölben. Meta- notum mit 2 undeutlichen Beulen. Beide Stielchenglieder rundlich, etw^as breiter als lang, das erste massig dick und lang gestielt, unten ohne Zahn. Abdomen eiförmig, vorn nicht gestutzt. Mittel- und HinterschitMien mit kurzen unbefiederten Spornen. Flügel ohne Discoidalzelle. mit einer Cubitalzelle. Die Querrippe verbindet sich mit der Cubitalrippe an deren Theilungsstelle. Eadialzelle schwach offen Die Flügel sind pubescent, braun gefärbt, mit braunen Eippen und braunem Eandmal. Kopf matt, sehr dicht und sehr fein punktirt-genetzt, überdies dicht und etwas gröber längs gerunzelt. Einige Längsrunzeln auf das Scutellum und einige Quer- und Schrägrunzeln auf das Meta- notum. Der übrige Körper ziemlich glänzend und reichlich punktirt zwischen den Punkten mehr oder weniger glatt. Ziemlich reichlich gelblich, anliegend pubescent. Abstehende Behaarung am Körper fein, spitz, massig reichlich, bräunlich - gelb, am Fühlerschaft und an den Schienen fehlend. Röthlich-braun ; Oberseite des Kopfes und des Mesonotums, sowie der Hinterleib zum grossen Theil braun. S. L. 5,3 mm. Mandibeln breit, kurz, undeutlich özähnig. Fühler lang, fadenförmig, ISgliedrig. Ph-stes G e i s s e 1 g 1 i e d kurz, so dick wie lang; alle andern c y 1 i n d r i s c h , ziemlich gleich lang und so lang wie der Schaft. Kopf rundlich. Aeussere Genitalklappen länglich dreieckig, mit scharfer Spitze. Alles sonst wie 45» ggQ Aug. Forel, beim ?, aber die Knoten flacher und das Mesonotum ziemlich matt, dichter punktirt, theilweise gerunzelt; ebenso der übrige Thorax. Die gesperrt gedruckten Merkmale dürften einstweilen als Gattungsmerkmale gelten. Marary, Amazonas, September, in den Anschwellungen des Blatt- stieles der Tococa setifera Pilger n. sp. Auf der Etikette steht: Mit Ameise No. 2? — d. h. mit Pseudomyrma. Der Grössenabstand zwischen den v i^nd den geflügelten Ge- schlechtern ist gewaltig und erinnert an SoJenopsis. Vielleicht deutet die obige Bemerkung auf lestobiotische Sitten der Gattung ÄUomerus. Allonierus octoarticulatus Mayr va7\ septeniarticulatus Mayr. Saö Joaquim, ßio Negro, Amazonas, Februar, in den An- schwellungen des Blattstieles einer Rubiacee (Duroia saccifera Spruce). Das $ ist identisch mit demjenigen des octoarticulatus, kaum etwas heller und kleiner. Bei den 9 der gleichen Colonie sind die Fühler bald 7-, bald Sgliedrig, bald ist ein Glied der Geissei halb getheilt. Daraus geht für mich hervor, dass die Form A. septeni- articulatus als eigne Art nicht aufrecht erhalten werden kann, indem ausser der Zahl der Fülllerglieder kein scharfes Unterschieds- merkmal vorhanden ist. Solenopsls corticalis Forel v. cmia^onensis n, subsp, $. L. 1,4 — 1,5 mm. Etwas robuster und grösser als der Typus der Art. Kopf breiter, nur wenig länger als breit. Schaft länger, erreicht das hintere Fünftel oder Sechstel des Kopfes (bei corticalis- Typus höchstens das hintere Viertel). Thoraxeinschnürung eher etwas schwächer. Erster Stielchenknoten etwas länger gestielt und weniger dick (von vorn nach hinten mehr comprimirt); auch der zweite Knoten etwas länger. Vor Allem ist der Hinterleib vorn breiter, nicht verschmälert, wie dies beim Typus der corticalis der Fall ist. Farbe noch heller gelb, mit ganz undeutlicher, wolkiger oder fehlen- der Querbinde am Abdomen. Sonst ganz wie corticalis t. sp., be- sonders auch die Sculptur und die Behaarung. $. L. 3,4—3,5 mm. Die gleichen Unterschiede wie beim 9. Namentlich sind die Stielchenknoten sehr deutlich breiter als lang, der Thorax weniger schmal und der Hinterleib vorn nicht so schmal. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet uud aus Peru. 081 Etwas dunkler g-elb als der Typus von cortkalis. Flügelg-elenke, Ocellenfleck und fast der ganze Hinterleib braun. Cerro de Escaler, Peru. ca. 1300 m hoch, in zwiebelfijrmigen, durch die Blattscheiden gebildeten Hohlräumen einer neuen Tillandsia (Pseudocatopsis), von Herrn Ule gesammelt. PJieidoJe tnitnituJa Maye. i. -^1. Jurua Miry. Jurua, Amazonas, in den Anschwelhmgen der Tococa ulei Pilger n. sp. Der 2[. ist wohl etwas kleiner als Mayr's Typus (aus Teail's Reise), knapp 2.5 mm lang. Die Streifung des Kopfes erreicht auch seitlich nicht die Hinterhauptsecken, die ziemlich weit nach vorn glatt sind. Das Ende des sehr kurzen Fühlerschaftes stellt dem Auge nicht sehr fern, ungemein viel näher als der Hinterhaupts- ecke. Die scharf gerandete Basalfläche des Metanotums ist länger als die abschüssige und, obwohl concav, niclit in derselben Ebene liegend wie sie, wie es in Mayk's 1'ypns sein soll. Blass gelb ; Kopf und Thorax etwas dunkler gelb; Mandibeln etwas bräunlich-gelb. Sonst stimmt alles genau mit den Beschreibungen Mayk's und Emery's, auch die Kopfform mit Emery's Figur überein. Vielleicht liandelt es sicli um eine Varietät. Die starke Behaarung besonders an den Kopfseiten auffällig. PhehJole unnutula Maye r, foJicola ii. snbsj)* 4. L. 2— 2,3 mm. Kopf gut so breit vorn wie hinten, wo er stärker eingeschnitten ist als bei der typischen minufula. Pronotum mit 2 schmälern, aber viel deutlichem, stärker vorspringenden, zahn- artigen Höckern. Thoraxeinschnürung tiefer. Basalfläche des Meta- notums ebenso scharf gerandet und concav, aber mehr horizontal und in nur winzigen, stumpfen Zälinchen endend. Dagegen ist die etwas kürzere abschüssige Fläche recht steil, von der Basalfläche scharf getrennt. Im Uebrigen mit dem Typus der minuMa identisch. ^. L. 1,4—1,6 mm. Kopf fast so breit wie lang. Pronotum mit 2 sehr deutlichen Zähnchen an der Stelle der Höcker der 2}.. Metanotum mit 2 scharf gerandeten Flächen, die fast rechtwinklig getrennt sind, und mit deutlichen Zähnchen. Hell gelb; Mandibeln dunkler. Sonst wie die typische mhiutuJa, aber durch die Pronotum- zähne gut zu unterscheiden. 682 Aug. Foeel, $, L. 4,2 mm. Kopf bis nahe am Hiuterhauptsgelenk längs gerunzelt, wenig glänzend. Thorax so breit wie der Kopf. Metanotum mit 2 länglichen stumpfen Beulen. Flügel bräunlich. Körperfarbe braun, mit bräunlich-gelben Fühlern, Beinen, Oberkiefern und Körper- gelenken. Sonst wie der 2j_. Augen gross, nahe am Vorderrand des Kopfes. Pronotum ohne Höcker. S. L. 3 mm. Kopf rundlich eiförmig. Die Augen gross, er- reichen fast die Vorderecken. Kopf und Mesonotum matt, dicht und fein genetzt gerunzelt. Stark und lang anliegend pubescent und auch abstehend behaart. Kopf dunkel braun ; der übrige Körper ge- fleckt braun und gelb. Beine, Fühler und Oberkiefer braungelb. Sonst wie das $. Jurua Miry, Jurua. Juni 1901, in blasenförmigen Anschwellungen des Blattstieles von Maieta Poeppigii Mart. (das + allein in den Anschwellungen von Maieta guianensis Aubl., gehört jedoch zweifel- los dazu). Creniastogaster stollii Forel var, anuizonensis n. var, 5. L. 3,6—7 mm. Nur durch die schöne, dunklere, kastanien- braune Farbe, mit gelb gerandeten Hinterleibssegmenten, sowie durch die kräftigern Metanotumdornen von der Stammart unterschieden. Cachveira, Jurua, Amazonas, auf der Cecropia No. 5587 des Herrn Ule; Para (Prof. E. Goeldi). Die von Prof. Stoll, mit ihren einzig in ihrer Art dastehenden Cartonbauten in Guatemala zuerst entdeckte Stammart habe ich selbst bei Sta Marta in Columbien wieder gefunden und beobachtet, Stoll's Beobachtung bestätigend. Komisch ist es zu sehen, wie die grosse Ameise sich ängstlich in ihre aus grobem, deutlich sicht- baren Holzfasern bestehenden Cartongänge verkriecht, sobald man dieselben an einer Stelle demolirt. Sie züchtet in jenen Gängen Rindenblattläuse. Es ist nicht anzunehmen, dass die unbedeutende brasilianische Varietät andere Sitten habe. Creniastogaster laevis Mayr. $. Jurua Miry, Jurua, Amazonas, in den Anschwellungen von Maieta tococoides Cogn.; Cachveira, Jurua, in den x4.nschwellungen der Maieta juruensis Pilger n. sp. Zu Mayr's Beschreibung muss hinzugefügt werden, dass der Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 683 Scheitel und das Hinterhaupt einen mittlem Längseindruek haben. Die V sind schmutzig- gelb, bräunlich-g-elb oder gelbbräunlich. In Saö Joaquim; Rio NegTO, Amazonas, hat Herr Ule in An- schwellungen von Tococa guianensis Aubl. eine etwas gi-össere (fast 3 mm lange) und schlankere Varietät der Cr. laevis gesammelt, deren Seitenzahn am Mesonotum deutlicher ist. Creniastogaster limafa Smith. i. Jurua Mir}', Jurua. Amazonas. Zwischen Anthurium No. 5612 des Herrn Ule. Macht Ameisengärten nach Herrn Ule. Bates sagt von dieser Art, dass sie in durchbohrten drüsenartigen An- schwellungen der hängenden-Luftwurzeln einer Schmarotzerpflanze in Ega nistet (nach Smith). Creniastof/aster JimaUv Smith v. x>araMotica n. suhsp, \. L. 2,4 — 2,7 mm. Kleiner und dunkler gefärbt (dunkel braun bis schwarz) als die typische Jimata. Die Dornen des Metanotums sind viel kürzer; sie sind kürzer, manchmal nur halb so lang wie ihr Zwischenraum. Die Haare sind auch kürzer. Das 1. Stielchen- glied ist vorn weniger verschmälert und hinten weniger verdickt. Bei den Exemplaren aus Jurua ist er etwas oval geformt. Columbien, in Parabiose mit DoUchoderus dehilis Emery lebend. Para (Göldi). Costa Eica (Pittier). Jurua Miry, Jurua, Amazonas, zwischen den Blattscheiden von Tillandsia n. sp. No. 5734 von Herrn Ule. Nach Bates lebt die C. limafa i. sp. in Anschwellungen von den Luftwurzeln einer Epiphyte. Ich selbst habe diese Form zuerst mit Cr. hrasiliensis Mayr ver- wechselt, die jedoch in der Mesometanotalnaht 1 Zähnchen besitzt, das der Jimata abgeht. Die von Herrn Ule gesammelte Varietät der r. iMrabioHca hat eine derjenigen der hrasiliensis nahe kommende Stielchenform. Ich selbst fand in Columbien die Colonie dieser Rasse in Termitennestern, parabiotiscli mit Doliclioderns debilis lebend. Ich glaube nun nicht zu irren, indem ich sie als Rasse oder Subspecies zu Jimata stelle. Vielleicht ist aber Jjrasilicnsis auch nur Subspecies von Jimata. Pseudottujrnia Lunu. F. Smith hat eine grosse Zahl Arten dieser Gattung möglichst oberflächlicli, fast ausschliesslich nach dei- bei den verschiedenen Indi- ßg4 Aug. Fohel, viduen der gleichen Art ungemein variirenden Farbe beschrieben. Es folgt daraus, dass die Mehrzahl seiner Arten unentwirrbar ist. Was bis jetzt enträthselt werden konnte, ist von Mayr, Emery und mir klar- gestellt worden. Den Rest muss man ignoriren, oder man muss auf die Beschreibung und Neubenennung von Pseiidomynna- Arten ver- zichten. Ich will nun Ersteres thun. Pseudoniyvnia denäroica Forel var, eniarf/inata n. var. $. L. 5— 6 mm. Mit dem Typus der Art identisch, aber der Kopf ist breiter, so breit in der Mitte wie lang, und hinten ziemlich stark bogig eingeschnitten (beim Typus mit nur sehr schwach con- cavem Hinterrand. ?. L. 10—10.2 mm. Mandibeln Tzähnig, am basalen Drittel stark winklig gebrochen, an der Aussenfläche. vor dem Winkel, mit einem viel tiefern Quereindruck als bei der Stammart, grob längs gerunzelt. Clypeus mit sehr kurzem Lappen. Kopf so breit wie lang, hinten breiter und tief bogig eingeschnitten. Thorax schmäler als der Kopf Erster Stielchenknoten länger, vorn breiter, und viel weniger scharf gerandet als beim ^, unten mit 1 starken ge- krümmten Zahn. Mesonotum mit 2 braun gefärbten Längseindrückeu. Körperfarbe sonst schmutzig gelb, mit 2 bräunlichen Flecken an der Basis des Hinterleibes (der v ist braun). Flügel braungelblich an- gehaucht, fein pubescent. Sculptur, Behaarung etc. wie beim v- Mavany Jurua, Amazonas. September 1900, in hohlen Zweigen der Triplaris schomburgkiana Bth. Die tj'pische Art lebt auch in Triplaris-Arten. Pseudoniyrnia trij>lavidis n. sp, $. L. 4,4 — 4.8 mm. Mandibeln glänzend, mit wenigen Streifen, gerader gestreckt als bei arhoris-sandae. Clypeus höher, gekielt, und mehr gestutzt als bei arhoris-sanctae. 3.-9. Geisselglied mehr als 2 mal dicker als lang; die Geissei viel dicker und kürzer als bei arhoris-sandae und als bei deren Rasse symhiotka. Kopf schmäler als bei arhoris-sandae, wie bei der R. symhiotica. Thorax weniger gewölbt und breiter als bei arhoris-sandae, wie bei der R. symhiotica ziemlich flach, aber breiter und etwas schärfer gerandet und mit viel steilerer abschüssiger Fläche des Metanotums. Erster Knoten wie bei arhoris-sandae, kürzer und breiter als bei symhiotica und vorn etwas gerandet. Zweiter Knoten vorn weniger verschmälert. Ameiseu aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 685 Massig' glänzend; Kopf schwach glänzend; dichter und tiefer punktirt als bei arhoris-sandae und symbiotica. Abstehende Be- haarung wie bei diesen beiden. Die anliegende Pubescenz ist aber länger und dichter. Auf dem Hinterleib bildet sie einen grauen Ueberzug-, der die Sculptur zum Theil verdeckt. Schwarzbraun; Tarsen. Schienen. Fühler und Vordertheil des Kopfes rostfarbig; Oberkiefer braunroth; Schenkel braun. $, L. 7,5 — 8 mm. Viel schmäler als arhoris-sandae. Mandibeln länglicher, schmäler, schwach gebogen, durchaus nicht winklig ge- brochen und ohne Quereindruck an der Aussenseite (beides ist bei arhoris-sandae der Fall, wenn auch Aiel weniger als bei dendroica), mit ca. 6 Zähnen am Endrand und 3 Zähnen am Innenrand. Kopf länger als breit, hinten breiter, mit geradem Hinterrand (leicht concav bei arhoris-sandae). Thorax schmal, in der Mitte kaum breiter als vorn (viel breiter bei arhoris-sandae). Metanotum mit 2 scharf getrennten Flächen (obwohl mit gerundetem Uebergang); abschüssige Fläche fast senkrecht. Erster Knoten wie bei arhoris- sandae, aber der zweite vorn viel weniger und kaum verschmälert l'/g — 1"^ mal so breit wie lang. Bräunlich-schwarz ; Beine braun ; Oberkiefer, Fühler und Yorder- kopf rostfarbig. Flügel bräunlich-schwärzlich tingirt, mit schwarz- braunen Kippen und Eandmal. Behaarung und Sculptur wie beim v- ■S. L. ca. 5 mm. Kopf gerundet rechteckig, hinten breiter, mit deutlichem fast geraden Hinterrand, Fühler eher kurz; 3. bis letztes Geisselglied beiläufig 2 mal so lang wie dick. Thorax kaum breiter als der Kopf. Uebrigens wie das $ bezüglich Sculptur, Be- haarung und Farbe, aber die Oberkiefer, die Tarsen, der Schaft und das 1. Geisselglied hell gelb. Knoten niedriger, der erste unten mit einem kleinen Zahn, der bei der R. symbiotica der arhoris-sandae fehlt. Jurua Miry, Jurua, Amazonas, Juni 1901, in den hohlen Zweigen von Triplaris surinamensis Cham. Durch die Funde des Herrn üle erhärtet sich die Thatsache immer mehr, dass eine bestimmte Gruppe von Pscudo)nurma- Arten: arhoris-sandae'^) Em., dendroica Forel und friplaridis n. sp. symbio- 1) Die echte Pscuddiinjniia arlxjris-s/iiwhie Emery stammt aus Bolivien. Ich bal)e sie aber auch aus Colhiiiga , Peru, von Staudinger u. Bang Haas erhalten. Letztere Exemplare sind etwas dunkler, haben ein etwas breiteres und kürzeres zweites Stielchcnglied und sind etwas glänzender, mit noch schwächerer Sculptur als der Art-Typus. 686 Aug. Forel. tisch in den natürlichen Markhöhlen der Triplaris- Arten leben. Ich habe selbst 1896 in Columbien beobachtet, wie die Ps. arboris-sancfae r. symhiotka Aviithend jeden ang-reift nnd sticht, der den Banm be- rührt, wie ihre Brnt die Markhöhlen des ganzen frischen Baumes vom Stamm bis in die äussersten grünen Aeste ausfüllt und A\ie sie offenbar durch die Höhle eines kleinen verdorrten abgebrochenen Aestchens unten am Stamm in ihre zugleich so sichere und so ver- zweigte Wohnung zuerst gelangt. Prof. Göldi hat in Para experi- mentell gezeigt, wie eine Colonie der Pseudomyrma dendroica, die er mit ihrer Triplaris im botanischen Garten verpflanzt hatte, bald andere, noch unbewohnte Triplaris-Bäume besetzte (Foeel, in : Revue Suisse de Zoologie 1904). Das $ der Ps. triplaridis weicht von arhoris- sandae so ab, dass diese Form wohl besser als eigne Art zu be- trachten ist. Andrerseits ist der ^, von der Farbe abgesehen, der arboris-sanctae sehr ähnlich und ist die Gruppe sehr variabel. Aus den Angaben Huth's (Myrmecophile und myrmecophobe Pflanzen. Fbiedländer 1887) bezieht sich sicher Einiges auf Pseudo- myrma und Triplaris, obwohl er die Ameisen- Arten nicht kannte. Er spricht von den H()hlungen der Triplaris-Arten, die meistens schon nach den Angaben älterer Autoren von beissenden Ameisen bewohnt sind, die auf diese Weise die Pflanze erfolgreich schützen. JPseudoniyvnia Jatinoda Mayr r. taclUgaliae n. sitbsj), ^. L. 4,5 — 5 mm. Kopf länglich rechteckig, etwas länger und parallelrandiger als beim Arttypus und bei der var. nigrcscens Foe. Hinter der Fühlergrube ein schwacher Eindruck für den Schaft. Oberkiefer glänzend, mit wenig schwachen Streifen. Clypeus schwach gekielt, mit einem kurzen, rechteckigen Mittellappen, nicht undeut- lich dreieckig vorgezogen wie bei der Stammart und ihrer Varietät. Thorax noch stumpfer gerandet als bei denselben. Erster Knoten niedriger, länglicher, hinten viel schmäler, unten mit 1 Längsleiste, die vorn und hinten mit je 1 Zähnchen endigt (zwischen ihr und dem hintern Zähnchen 1 Intervall). Die v. nigrescens hat die Zähnchen, aber die Leiste ist undeutlicher. Der ganze Körper nur schwach glänzend (stark beim Arttypus), stark, und ziemlich dicht punktirt, etwas weniger abstehend behaart als bei der Stammart, dafür aber stark gelblich pubescent, so dass der graugelbe Flaum die Sculptur theilweise verdeckt, besonders auf dem Hinterleib. Fühlerschaft und Beine ebenfalls dicht punktirt. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. ßg7 wenig glänzend, stark piibescent, mit nur wenigen, kurzen ab- stehenden Härchen, die besonders auf den Schienen sehr spärlich und schief sind. Schmutzig gelbbraun; Vordertheil des Kopfes, Oberkiefer, Fühler, Tarsen, Hinterrand der Abdominalsegmente, Gelenke und theilweise die Knoten gelblicli. 9. L. 9 — 9,5 mm. Oberkiefer nahe der Basis winklig gebrochen und daselbst, vor der Knickung, an der AussenHäche quer eingedrückt und gerandet. bis zur Spitze längs gerunzelt, mit 2 Zälinen an der Spitze und sonst schneidigem Endrand. Der sehr stark und hoch gekielte ("lypeus hat voin 1 langen, weit vorspringenden, durch- scheinenden Vorderlappen, auf welchem sich der Kiel bis zum con- vexen Vorderrand fortsetzt. Kopf länglich rechteckig, um ^'5 länger als breit, hinten stark concav und nicht breiter als vorn. Zwischen den Augen je l rundlicher sehr deutlicher Eindruck für das Ende des Fühlerschaftes. Die Augen sind von der Hinterhauptsecke so entfernt wie ihre eigene Länge. Quer gestellt erreicht der Fühler- schaft gerade den Kopfrand und längs gestellt die Mitte des Kopfi^s. Pronotum vorn schmal, nach hinten verbreitert. Mesonotum knapp so breit wie iler Kopf. Thorax von vorn nach hinten gleichmässig gewölbt, mit kurzer abschüssiger Fläche des ^letanotums. 1. Knoten l^^mal so lang wie breit, hinten kaum breiter als vorn. Viel glänzender als der 5. Ziemlich stark und dicht punktirt. Beliaarung wie beim i, aber die Pubescenz weniger dicht. Braun- schwarz oder schwarzbraun; Wangen, Clj'peus, Fühlei-gruben, Fühler, Schienen, Tarsen, Gelenke und Ränder der Hinterleibssegmente gelbroth oder gelblich. Flügel schwarzbraun tingirt, mit schwarz- braunen Rippen und Randmal. S. L. 6,2 — 6,7 mm. Mandibeln glänzend, ziemlich glatt, mit schneidigem Kaurand. Clypeus rundum concav eingedrückt, mit einem convexen, ungekielten Mitteltheil, der nach vorn einen ge- rundet dreieckigen, vorspringenden ^littellappen bildet. Geissei- glieder nicht ganz 2 mal so lang wie dick; Schaft etwa so lang wie ein Geisseiglied. Kopf länglich oval, mit bis hinten convexen Rändern, hinten eng, mit einem scharfen, etwas concaven Hinterrand. Augen klein, kürzer als ihre Entfernung vom Hinterrand des Kopfes. Thorax wie beim + ; ]\[esonotum etwas breiter als der Kopf. Erster Knoten wie beim +, aber hinten nicht breiter als vorn, unten mit deutlicher Längsleiste und Zähnchen wie beim ^. Sculptur, Be- haarung, Farbe und Flügel wie beim $. aber die Flügel sind 688 Aug. Forel. kürzer und die hell gefärbten Theile blass g-elb, die Beine fast ganz gelb, die Geissei jedoch braun, ausser dem 1. Glied. Tarapoto. Amazonas, November 1902, in den blasenförmig an- geschwollenen Blattstielen und Zweigen des Blütenstandes von Tachigalia formicarum Harms n. sp. Ich stelle diese Form provisorisch als Subspecies oder Rasse zu latinoda Mate, bis man das ? und das S der typischen latinoda kennt, weil der Arbeiter der iacMgaliac dem der latinoda ungemein nahe steht. Das $ und das S sind dagegen durch die Bildung des Clypeus und der übrigen Kopf theile ungemein eigenthümlich. PseiidoiHyrnia caroli Foeel rar. sapii n, var. 9. L. 4,5 — 5,6 mm. Etwas schmäler als die Stammart. Vor allem ist der Kopf rechteckig, hinten nicht breiter als vorn (beim Typus von caroli ist er hinten breiter, mit hinten convexern Rändern). Der Clypeuslappen ist auch sehr kurz, aber mehr rechteckig. Die Farbe ist fast gleich, aber die heilern Theile sind mehr blass schmutzig gelb. Sonst ganz gleich wie der Typus von caroJi. $. L. 7,6—8,3 mm. Ungemein schmal; Kopf 0,8, Thorax 0,75 und Abdomen 1,2 mm breit an den breitesten Stellen. Die fast geraden Kiefern sind weder geknickt noch eingedrückt, mit 2 deut- lichen und 3 oder 4 undeutlichen Zähnen am Endrand und 1 Zahn am Innenrand, glänzend, mit einigen Streifen und Punkten auf der Endhälfte. Der rechteckige Kopf ist parallelrandig und sehr lang, etwa l'^i — 1% mal (fast 2 mal) so lang wie breit, hinten stark aus- gerandet. Clypeus mit einem rechteckigen, kurzen Lappen. Augen klein, nehmen etwas mehr als 7:? der Kopfseiten ein. Stirnrinne zum grössten Theil undeutlich. Der sehr kurze Fühlerschaft er- reicht nicht die Hälfte des Kopfes und kaum die Hälfte des Auges. Geisseiglieder kaum 2 mal so dick wie lang. Pronotum hinten nur wenig verbreitert. Thorax der Länge nach gleichmässig schwach gewölbt; abschüssige Metanotumfläche fast senkrecht, aber gerundet in die längere basale Fläche übergehend. Erstes Stielchenglied IV2 mal so lang wie hinten breit, vorn stark verschmälert, unten vorn mit einem starken Zahne, Alles andere wie beim $, aber der Hinterleib viel weniger pubescent. Flügel schwach gelblich ange- haucht, mit gelben Rippen und braunem Randmal. Dem $ der Stammart sehr älinlich. Bom Fim, Jurua, Amazonas, Nov. 1900, in den durchbohrten Zweigen von Sapium (Euphorbiacee) No. 5356 von Herrn Ule. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 689 JPseudonif/rina ulei n, sp. S. L. 4—5 mm. ^randibeln sehr nahe an der Basis winklig gebrochen, schwach gebogen, an der Endhälfte gestreift punktirt. Endrand schneidig, mit 1 oder 2 Zähnen an der Spitze und einem Zahn an der Basis. Innenrand mit 2 oder mehr Zähnen. Clypens ungekielt, mit einem kurzen rechteckigen Vorderlappen. Kopf 1% bis l'^/4 mal so lang wie breit, rechteckig, fast parallelrandig, vorn so breit wie hinten, hinten schwach concav; die Seiten ganz schwach convex. Die Augen stellen genau in der Mitte der Kopfseite, so weit vom Vorderrand wie vom Hinterrand und nehmen etwas mehr als das Drittel der Kopfseite ein. Der Schaft erreicht die Mitte der Kopflänge; die mittlem Geisselglieder sind nicht 2 mal so dick wie lang. Thorax wie bei der Ps. raroU, aber schmäler; die Basalfläche des ^Fetanotum mehr als 2 mal so lang wie breit (fast 2'/., mal). Erster Knoten ein klein wenig länger und zweiter Knoten vorn etwas mehr verschmälert; ebenso das 1. eigentliche Hinterleibssegment. Sculptur, Behaarung und Farbe genau wie bei der Ps. raroH var. sapii. $. L. 5,7 mm. Oberkiefer wie beim $, Clypeuslappen länger. Kopf gut 2 mal so lang wie breit, rechteckig, mit parallelen Seiten- rändern, hinten fast gerade und so breit wie vorn. Augen fast in der Mitte, etwas mehr als das Drittel der Kopfseiten einnehmend. Der Fiihlerschaft erreicht nach hinten nicht ganz die Hälfte des Kopfes. ^Mittlere Geisselglieder fast 2 mal so dick wie lang. Thorax noch schmäler als der Kopf; Basalfläche des Metanotums 2^4 mal so lang wie die abschüssige. Breite des Kopfes 0,65, des Thorax 0,6, des Hinterleibes 0,85 mm. Erstes Stielchenglied vorn stielartig ver- schmälert, hinten knotenförmig, hinten am breitesten, so breit wie die Hälfte der ganzen Länge des Gliedes. Zw^eites Glied gerundet dreieckig, hinten so breit wie die Länge des ganzen Gliedes (bildet ein gleichseitiges Dreieck). Sculptur. Farbe und Behaarung wie beim J, aber die Pubescenz viel spärlicher. Flügel wasserhell, mit blassen Rippen und blass braunem Eandmal. Ein einziges Exemplar. S. L. 6 mm. Oberkiefer mit schneidigem Kaurand, gestreift, mit etwas abgeflachter Endhälfte. Kopf hinten oval, vorn rechteckig, l^.mal so lang wie breit. Die Augen nehmen nicht die Hälfte der Kopfseiten ein. Erstes Geisseiglied länger als dick, zweites länger als der Schaft, fast 4 mal so lang wie dick. Thorax und Stielchen ähnlich wie beim ?, aber die Stielchenglieder flacher, das zweite länger als 690 Aug. Forei liinten breit. Aeussere Genitalklappen gross, breit, kurz, sehr ge- rundet. Farbe wie beim ?. Sculptur noch glatter, sehr glänzend. Abstehende Behaarung äusserst s])ärlich. Pubescenz sehr kurz und ziemlich zerstreut. Ein einziges Exemplar. Diese Art ($) differirt von der Ps. caroli wesentlich nur durch den noch viel längern Kopf (1-/3 — 1% mal so lang wie breit, bei caroli nur IV3 mal so lang wie breit), den schmälern Körper und die weniger dicken Fühler. Bei beiden Arten sind die Schenkel in der Mitte etwas verbreitert. Die Knickung der Mandibeln ganz nahe an der Basis ist beim l (nicht beim ^) von caroli auch angedeutet. Jurua Mir}', Jurua, Amazonas, August 1901, in Zweigen und Aesten von Coussapoa No. 5717 von Herrn Ule. Mit der filiformis F. verwandt. Die lange schmale Körperform dieser und anderer Arten V. Fsendomyrma, Adeca,^ Caniponotus etc. ist zweifellos ei^e Anpassung zur Wohnung in engen pflanzlichen Röhren (s. unten bei Adeca). Pseudomyrnia sericea Mayr vaj', cordiae n. var. L. 3,5 — 4,1 mm. Unterscheidet sich vom Typus der Art durch seine geringere Grösse, durch den Cl3'peus, dessen Vorderlappen kürzer, breiter und rechteckig ist, durch den etwas schmälern, l'/g mal so langen wie breiten Kopf sowie durch das 1. Stielchenglied, das oben viel gerundeter und weniger gerandet, dafür kürzer ist. 2. Stielchenglied umgekehrt weniger breit und vorn stärker ver- schmälert. Thorax oben etwas weniger flach. Schwarz ; Fühler, Beine, Oberkiefer und Vorderrand des Kopfes rothgelb oder gelbroth, Sculptur und Behaarung genau wie bei der Stammart. $. L. 6,8—7 mm. Kopf und Flügel fehlen. So weit vorhanden wie der ^. Tarapo, Peru, in den Anschwellungen der obern Verzweigungen von Cordia ind. — Von Herrn Ule gesammelt. Pseudomyj'ma sericea Mayr var. Jom/ior n. var, 9. L. 5,5 — 6 mm. Grösser als die Stammart. Kopf noch läng- licher, gut IV2 mal so lang wie breit. Clypeus wie bei var. cordiae. 1. Knoten dagegen fast so scharf gerandet wie bei der Stammart. Farbe wie bei v. cordiae, aber die Geissei, mit Ausnahme des 1. Gliedes, und theilweise die Beine braun. Der var. fortis Forel aus Mexico etwas ähnlich. Tarapoto, Peru, in durchbohrten Zw^eigen von Platymiscium stipulare Bth. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 691 I*seu(Joi}ifjrnif( serieea Mayr. i. Strauch l)ei Jurua Miry, .Tnrua, Juni 1901. in den an- geschwollenen Blüthenaxen und Zweigen von Pterocarpus ulei Hakms n. sp. Die ^ sind mit Ausnahme des mit rechteckigem kurzem Lappen versehenen Olypeus ziemlicli tj^pisch. Der Kopf ist um ca. ^'^ länger als breit, mit etwas convexeren Seiten als bei den obigen Varietäten. Die Seiten des Thorax und der Knoten sowie die abschüssige Fläche des Metanotums sind gelbroth ; sonst wie die andern. Solche Färbungen erwähnt bereits Mayr. Unter dem 1. Stielchenglied 1 Leiste und 2 Zähnchen. 5. L. 7—7.5 mm. Mandibeln nicht geknickt, mit einem schwachen Längseindruck aussen an der liasis, glänzend, fast glatt, nur gegen ihr Ende mit einigen kurzen groben Streifen. Kopf gut Vl^ mal so lang wie breit, hinten nicht breiter als vorn, und concav, mit sehr schwach convexen Seiten. Clypeus mehr dreieckig vorgezogen. Thorax noch schmäler als der Kopf. Pronotum, Scutellum und untere Hälfte des Metanotums gel])roth oder braun; sonst wie der i ge- färbt. Flügel wasseiiiell, irisirend, mit schmutzig gelben Rippen und braunem Randmal. Im Uebrigen wie der 5. — Kopf 1,0, Thorax 0,85, Abdomen 1.2 mm breit. IL Bolidioderinae. A^teca alfari Emery var, aequilata n. var. l. L. 2,6 — 4 mm. Unterscheidet sich von der typischen alfari durch die Kopfform. Der Kopf ist hinten kaum oder nur sehr wenig breiter als vorn, übrigens, wie beim Typus, um ca. V5 oder ^/^ länger als breit. Er ist grösser und rechteckiger, mit weniger gewölbten Seiten als bei der var. ovaticcps Fokkl aus Para. Farbe und Sculptur sind wie beim Arttypus und nicht \\\^ bei den Rassen lucida For. und JnriduJa For. Im Uebrigen wie der Arttypus. V. L. 7—7,4 mm. Kopf mehr rechteckig als bei der var. ovaticeps, mit weniger convexen Seiten; sonst ganz gleich. Flügel irisirend, gelbbräunlich angehaucht, mit braunem Randmal und bräunlich- gelben Rippen. S. L. 3,4 mm. Der Kopf ist hinter den Augen mehr vei'engt, mit deutlichem! Hinterrand als beim S der R. Incidula. wo er mehr 592 '^^^'- FOHEL, gerundet ist. Die Farbe ist gelb, wenig glänzend; die Exemplare scheinen aber noch nicht ganz reif zu sein. Sonst wie bei hiciäiüa, Avo das S aber schwarz und glänzend ist. Jurna Miry, Jurua, Juni 1901, in hohlen Internodien von Cecropia No. 5588 des Herrn Ule; Cacliveira Jurua, in hohlen Internodien der Cecropia No. 5587 von Herrn Ule. Azteca traili Emery. Unter der gleichen Nummer (51b) befindet sich ein % das ich nicht als zu dieser Art sicher gehörig zu betrachten wage, da es in einem andern Glas ist und mir abzuweichen scheint. Es ist 7,8 mm lang, dem $ von ^1. cdfari v. aequüata sehr ähnlich, aber mit ab- stehend behaarten Fühlern und Beinen. Schienen und Schenkel braun. Der Kopf mehr als ^4 (nicht ganz ^g) länger als breit (bei aequüata ^j^), rechteckig, hinten kaum breiter. Der Schaft erreicht nahezu den Hinterhauptsraud (es fehlt etwa ^/^o der Kopflänge, während er bei aequHata kaum das hintere Viertel überragt). Sonst alles ziemlich gleich. Den $ fand Herr Ule a) in Ameisengärten: 1. in Bom Fim, Jurua, Amazonas, zwischen Gesneriacee No. 5214, 2. in Saö Joachim, Bio Negro, zwischen der gleichen Ges- neriacee No. 5214, b) in Anschwellungen des Blattstiels von Tococa bullifera Mart et Sehr., in Manaos, Amazonas. Das $ stammt aus der No. von Saö Joachim. Alle 5 sind typisch, und ich kann keinen Unterschied zwischen denjenigen, die in der Anschwellung leben, und denjenigen der Ameisengärten finden. Azteca traili Em. v, filicis n. var. 9. L. 2,7 — 3,3 mm. Etwas grösser und dimorpher als die typische traili. Kopf etwas länglicher, besonders beim kleinen $. Das Stielchen ist etwas gestreckter; die Schuppe etwas niedriger, sehr stark nach vorn geneigt, die ganze Ameise etwas schlanker. Sonst gleich. Cerro de Ponasa, Peru, ca. 1100 m hoch im Gebirge. In einem Polypodium-artigen Farn mit Knollen, nach Art von Myrmecodia, auf einer Tococa mit Ameisengärten. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 693 Azteca traili Em. i«. tococae u, rar. L. 2,1 — 3 mm. Dimorpliismus Avie beim Arttj-pus. Der ebenso längliche Kopf ist vorn weniger verengt, hinten stärker ausgehöhlt. Die Oberkiefer sind dicker, stärker gekrümmt, massiver. Das Pro- mesonotum bildet eine viel stärkere C'ouvexität, etwa wie bei A. alfari Em., aber das Metanotum ist viel flacher als bei letzterer Art. Die Schuppe ist wenig geneigt, viel höher als beim Arttypus, fast senkrecht, ziemlich dick, hinten oben zugespitzt. Die abstehende Behaarung ist etwas spärlicher als beim Arttypus. Bei dieser Varietät liegen die Augen vor der Mitte der Kopf- seiten, beim Arttypus dagegen ziemlich genau in der Glitte. S. L. 2.7 — 3 mm. Kopf fast viereckig, mit sehi' deutlichem Hinterrand, so breit wie lang, vor den Augen aber enger. Die con- vexen. aber nicht grossen Augen nehmen weni^i- mehr als ^g der Kopfseiten ein. Mittlere Geisselglieder um wenig länger als dick. Fühlerschaft so dick wie lang. Erstes Geisseiglied kuglig. Zweites Geisselglied 1^ ., mal so lang wie dick, am dicksten von allen. Kiefer wie beim Arttypus. Glänzend, schwarzbraun, spärlich abstehend behaart; Schienen fast ohne abstehende Haare. Flügel bräunlich angehaucht, pubescent. Jurua Miry, Jurua, Amazonas. In den Anschwellungen von Tococa guianensis Aubl., von Herrn Ule gesammelt. Ich habe die 2 zuletzt beschriebenen Formen als Varietäten zu traili gestellt, obwohl sich Manches dagegen einwenden Hesse. Eine genauere Kenntniss der geflügelten Geschlechter wird die Sache später abklären, Emeky giebt die Kopfform des S des Arttypus nicht an. Azteca olitrix n. sp. .^. L. 2—3,2 mm. Gedrungener als imiU und dunkler gefärbt. Die Kopfform ist eigenthümlich. Beim ^ major ist der Kopf kaum länger als breit; seine hintern zwei stärkern Drittel bilden ein queres Rechteck, mit parallelen Seitenrändern. Von dem etwas vor dem Vorderrand der Augen gelegenen vordem etwas kleinern Drittel an verengt sich der Kopf rasch und stark. Hinterrand stark aus- gehölilt. Beim kleinen ; ist der Kopf ähnlich, aber weniger aus- gesprochen, etwas länger als breit. Kiefer breit, mit langem End- rand, glatt, fein punktirt. Der Fühlerschaft erreicht den Hinter- hauptsrand beim grossen >; . überragt ihn etwas beim kleinen. Zool. Jahrb. XX. Abth. f. Syst. -iö 694 '^^^ß- FOREL, Mittlere Geisselglieder so dick wie lang- (länger bei traili). Thorax wie bei der var. tococae der traili; Promesonotum eher weniger ge- wölbt, aber viel gewölbter als bei den andern Varietäten der traili. Schuppe niedrig, vorn convex, hinten flach, oben stumpf, stark ge- neigt, ähnlich wie bei der var. cordiae der ulei, unten hinten mit einem starken, durchscheinenden gerundeten Lappen. Behaarung und Sculptur wie bei der traili, aber die anliegende Pubescenz ist kürzer, etwas spärlicher. Braunschwarz oder schwärzlich-braun; Beine braun. Fühler und vorderes Drittel des Kopfes rostfarbig. Ende des Fühlerschafts bräunlich. Tarsen und Gelenke gelbröthlich. Beim kleinen 5 sind Kopf und Thorax hell braun. ?. L. 8 mm. Dem J der A. alfari v. aequilata sehr ähnlich. Namentlich ist die Kopfform gleich, aber der ganze Körper schmäler und, mit Einschluss der Schienen und des Fühlerschaftes, abstehend behaart. Die Punktirung ist schwächer und zerstreuter, der Körper daher viel glänzender, dagegen länger pubescent, besonders der Kopf. Die Schuppe ist viel stärker nach vorn geneigt, und das Stielchen trägt unten einen rundlichen, durchscheinenden, nach hinten gerichteten Lappen. Braunschwarz. Fühlergruben und Vorderecken des Kopfes schmutzig gelbbräunlich. Mandibeln schwarzbraun, Fühler, Tarsen, Stielchen sowie die Unterseite, das vordere Ende und die Hinterränder der Segmente des Abdomens gelb; nur das Ende des Fühlerschaftes bräunlich. Flügel bräunlich mit braunen Eippen und braunem Randmal. Jurua Miry, Jurua, Amazonas, Juli 1901, zwischen den Gesne- riaceen mit Gallen. No. 21b, Ameisengärten bildend. Diese Art steht jedenfalls traili und jelsMi sehr nahe. A^teca tilei n, sp, V. L. 2,3 — 4,8 mm. J major. Kopf gut 1.4 mm breit und fast ebenso lang, hinten tief ausgehöhlt und mit sehr stark convexen Seiten, fast wie bei A. lallemandi Foeel, vorn etwas schmäler als hinten. Kiefer breit, gekrümmt, mit Szähnigem Endrand und sehr fein gezähneltem Innenrand, sehr fein gerunzelt oder fast glatt, mit zerstreuten Punkten. Augen vor der Mitte. Der Fühlerschaft über- ragt deutlich den Kopfhinterrand. Alle Geisseiglieder etwas länger als dick. Promesonotum fast so gewölbt wie bei alfari. Basalfläche .des Metanotums niedriger, schwach gewölbt, doch nicht durch die Ameisen aiis dem Amazonas-Gebiet und ans Peru. 695 vorragenden Stigmen von der abschüssigen Fläche getrennt; die Stigmen liegen etwas weiter vorn nnd seitlich. Schnppe ungefähr wie bei imili^ aber höher, oben etwas dünner. Sculptur, Farbe und Behaarung wie bei imili-^ aber Stirn, Scheitel und Kiefer braun und die abstehende Behaarung etwas spärlicher. $ minor. Kopf etwas länger als breit, mit viel weniger con- vexen Seiten, länger als breit; der Schaft überragt den Hinterrand des Kopfes um fast ^/^ seiner Länge. Mandibeln röthlich. Sonst wie der grosse $. .Turua Miry, Jurua. Amazonas; zwischen der Gesneriacee No, 577b von Herrn Ule, Ameisengärten bauend. Auch mit A. schimperi Em. verwandt, die aber keine abstehende Behaarung der Tibien zeigt, weniger pubescent und schlanker ist. Azteca ulel v, cordlae n. var. Kleiner. L. 1,9—3,3 mm. Beim i major ist der Kopf so breit wie lang, etwa wie bei A. mi'dleri Em., beim $ minor länglich, hinten fast nicht breiter als vorn. Erstes Stielchenglied gestreckt. Schuppe niedriger als beim Typus, stärker geneigt als beim Typus und bei tmüL Stigmen wie bei traili, an der Ecke zwischen basalen und abschüssigen Fläche etwas hervorspringend. Das Promesonotum ist weniger gewölbt als beim Typus der Art, aber mehr als bei traili i. sp., sonst wie ulei. Marary Jurua, Amazonas; in den Zweiganschwellungen von Cordia nodosa. Diese Form ist schwierig. Man hätte sie auch als Varietät zu traili stellen können. Doch scheint sie mir eher zu ulei zu gehören ; vielleicht ist auch der grösste 9 nicht gesammelt worden. Azteca ulei v. nif/ricornis n. siibsp, 2'. L. 2,5—4 mm. V major. Kopf fast wie beim Arttypus, so breit wie lang, aber mit viel weniger convexen Seiten. Fühler etwas kürzer und massiver; der Schaft erreicht gerade den Hinterhauptrand ; vorletzte Geissel- glieder so dick wie lang. Thorax wie bei der var. cordmc, aber das Pronotum flacher, das ^[esonotum dagegen eher stärker gewölbt. Schuppe fast so hoch wie beim Arttypus. Abstehende Be- 46* 69 -^UG. FOREL, liaaruiig- viel spärlicher. Nur einzelne sehr zerstreute Haare am Körper sowie an den Schienen und an dem Fühl er Schaft. Farbloser, als der Typus von täei; Kiefer dunkler, bräunlich. Die Fühlergeissel, mit Ausnahme des 1. Gliedes, braun- schwarz. Die kurze, anliegende Pubescenz besonders am Kopf und an den Gliedern etwas dichter. 2 minor. Kopf länglicher und schmäler als bei nJei i. sp. Der Fühlerschaft überragt den Hinterrand um mehr als Y-, seiner Länge. Farbe des Körpers schwarzbraun, mit rüthlichem Vordertheil des Kopfes, Kiefer, Schaft und 1. Geisselglied. Beine braun. Cachveira, Jurua, Amazonas, in Zweiganschwellungen von Cordia nodosa. Die Rasse oder Subspecies nigricornis ist auch mit der A. lalle- mandi Foeel verwandt, die aber einen breitern Kopf, schlankere Fühler, eine oben dicke, stark gerundete und durchaus nicht scliarf- randige Schuppe hat, endlich Cartonnester baut und nicht in Inter- nodien oder Pflanzenhöhlen lebt. A^teca minor n. sj). 9. L. 2—2,4 mm. Kiefer mit 8 Zähnen. Der grössere $ mit gerundetem Kopf, so breit wie lang, mit sehr convexen Seiten, dem- jenigen der A. jelsh'd Em. ganz ähnlich, aber vorn weniger verengt. Beim kleinen 2 ist der Kopf etwas länger als breit, mit weniger convexen Seiten. Augen in der Mitte. Der Schaft überragt den Kopfhinterrand um ^/^ — '/'^ seiner Länge. Mittlere Geisselglieder so dick wie lang. Promesonotum recht schwach gewölbt. Metanotum flach; die Stigmen liegen an den Ecken beider Flächen. Abschüssige Fläche schief. Schuppe recht dick, niedrig, oben stumpf, gerundet. Ziemlich glänzend, nicht dicht punktirt. Ziemlich reichlich abstehend behaart, am ganzen Körper sowie an den Schienen und an dem Fühlerschaft. Ziemlich reichlich pubescent, ganz wie bei jelsUi. Schwarz oder schwarzbraun; vordere Hälfte des Kopfes, Kiefer, Fühlerschaft, 1. Geisseiglied und Tarsen gelbroth; Beine braun; der Rest der Geissei braunschwarz. ?. L. 7 mm. Dem 5 der A. olitrix und der A. alfari v. aeqtii- lata sehr ähnlich, aber kleiner und weniger schmal als olitrix ; die Kopfränder gerader als bei aequüata; Kopf übrigens gleich geformt. Der Schaft erreicht das 3. Viertel des Kopfes. Die Schuppe ziem- lich aufrecht, von der Seite besehen kegelförmig, viel niedriger als bei den beiden genannten Formen, oben etwas stumpfrandig. Glanz, Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 697 Sculptur, Behaarung und Pubescenz wie bei olitrix. Dunkel braun, auch die Geissei; Beine rothbrann. A'orderhälfte des Kopfes, Kiefer, Fühlerschaft, 1. Geisselglied und Tarsen rostfarbig. Hinterrand der Abdominalsegmente schmutzig- gelb. Flügel felilen, Jurua Miry, Jurua in hohlen Internodien von Cecropia. Schwierige Form, als eigne Art dubiös. Der olitrix sehr nahe stehend, aber auch der jcIskH, jedoch viel behaarter als letztere, mit anderer Schuppe und anilers gefärbt. Auch mit tondtizi Forel ver- wandt. Doch ist bei tonfluzi der Kojjf mehr dreieckig, der Thorax ganz oline Ausrandung und die Farbe anders. A^teca (luroiae n. sjf» l. L. 2,5 — 4 mm. Der nki r. nigricornis sehr ähnlich, aber der Fühlerschaft und die Schienen absolut ohne abstehende Haare. Der hinten tief ausgeschnittene Kopf des grossen i ist gut um Ve länger als breit und nähert sich dadurch etwas der A. hicolor Em.; Kopf- seiten massig convex. Der Fühlerschaft erreicht beim i major das hintere Siebtel des Kopfes und überragt fast den Hinterrand beim ^ minor. Die mittlem Geisselglieder so lang wie dick. Promeso- notum schwach gewölbt, beim i minor sogar sehr schwach, so dass die Thoraxeinschnüruug sehr gering wird. Stielchen wie bei ulei, aber etwas länger, mit sehr weit nach vorn gelegener Schuppe; diese ist dünner, höher und hat oben einen ganz dünnen, etwas nach liinten zurückgebogenen Rand, der zugespitzt endigt. Unten hinten hat das Stielchen einen gerundeten Lappen. Farbe gleich vertheilt wie bei tilei r. nigricornis^ aber dunkler. Beine (Tarsen oft ausgenommen). Oberseite des Kopfes, Thorax und Hinterleib schwärzlicli-braun oder dunkel braun. Vordere Hälfte des Kopfes (ausser der Stirne bei einer Varietät) und Kiefer röthlich, sowie auch der Fühlerschaft und das 1. Geisselglied. Pubescenz kürzer als bei uhi, aber ebenso dicht; Glanz gleich. Auf dem Köiper nur einige ganz zerstreute Borstenhaare. Schienen und Fühlerschaft nur anliegend pubescent. Bei Ja])uru, am Jurua sup., Amazonas, in den Anschwellungen der Zweige von Duroia hirsuta K. Sch. ; Jurua Miry, Jurua, in den Zweigen von Pouruma No. 5719 des Herrn Fle. Ich betrachte die Fxemplare aus Jaburu als die typischen, weil sie den grössten ^ ent- halten. Sie haben eine braune Stirn und bräunliche Tarsen. Diese Form ist sehr schwierig-. Sie ist einerseits der ulei (398 '^^"^- FOREL, r. nigricornis nahe stehend, andrerseits aber mit der hicolor Em. und mit der lallemandi Forel (siehe Bemerkung- zur nlei r. nigricornis), oder, besser gesagt, mit der Gruppe trigona-cliartifex verwandt, Azteca eineryi n, sp. $. L. 2,6 — 5 mm. 2 major. Kiefer mit 8 sehr scharfen Zähnen, gestreckt, wenig gekrümmt, mit etwas schiefem Endrand, an der Basis wenig glänzend und äusserst fein und dicht gestrichelt, gegen das Ende glatt, fein zerstreut punktirt. Kopf ca. um ^/^ länger als breit (1,15 mm breit und 1,7 mm lang), hinten tief eingeschnitten und kaum merklich breiter als vorn, mit massig convexen Seiten, sehr ähnlich geformt wie bei A. fheresiae, aber länger und schmäler. Augen eher klein, vor der ]\[itte, etwa am 2. Fünftel der Kopfseiten. Der Fühler- schaft erreicht knapp das hintere Fünftel des Kopfes. Geisseiglieder alle etwas länger als dick; die 4 vorletzten jedoch kaum merklich länger als dick. Pronotum ziemlich lang, vorn halsförmig, schwach gewölbt, nach hinten aufsteigend. Mesonotum bucklig. Thorax- einschnitt stark und breit, unten mit 2 etwas hervorragenden Stigmen. Basalfläche des Metanotums massig, aber deutlich gewölbt. Die Stigmen an den Seiten des Metanotums. Abschüssige Fläche fast so lang wie die basale, sehr gerundet in dieselbe übergehend. Schuppe stark geneigt, genau keilförmig, oben scharfrandig, mit kurzer vorderer und längerer hinterer Fläche, beide eben. Ziemlich dicht punktirt, massig glänzend. Körper zerstreut ab- stehend und kurz, aber reichlich, reifartig pubescent. Beine und Fühlerschaft nur pubescent und ohne abstehende Haare (höchstens 1 oder 2 Haare an den Hüften und Schenkeln). Kopf (mit den Kiefern, aber ohne den Vorderrand) und Hinter- leib, theilweise auch der Thorax braun. Der übrige Körper und die Glieder röthlich-braungelb. V minor. Kopf hinten breit concav, vorn verengt, weniger lang im Verhältniss als beim grossen 9, aber länger als bei hicolor. Der Fühlerschaft überragt ein wenig den Hinterhauptsrand. Sonst ziemlich wie der grosse 5, aber die Kiefer röthlich und die 10 letzten Geisselglieder braun. ?. L. 9 mm. Kiefer wie beim $, aber schimmernd, dicht und sehr fein genetzt. Der Kopf bildet ein sehr langes, durchaus gleichmässiges Kechteck, der nahezu 2 mal so lang wie breit ist (fast wie bei der Ä. angusticeps Em.). Der Vorderrand ist gerade, die Ameisen aus dem Amazouas-Gebiet imd aus Peru. 699 Seitenränder absolut parallel und der Hinterraud in der Mitte tief ausgebuclitet. Die Aug-en sind relativ kleiner als bei angiisficeps und liegen am vordem Viertel. Der Fühlerscliaft reicht bis zur hintern Ocelle. Die Geisselglieder etwas länger als dick ; die 4 vor- letzten fast so dick wie lang. Thorax von vorn nach hinten gleich- massig gewölbt; abschüssige Fläche des Metanotunis nur wenig kürzer als die Basalfläche. Schuppe leicht oder massig nach vorn geneigt, sehr hoch, dünn keilförmig-, oben ziemlich scharfrandig wie beim 9, vorn und liinten mit ebenen Fläclien. Dicht punktirt, massig glänzend; Kopf sehr dicht punktirt, schimmernd. Al)stehende Behaarung wie beim i. Aeusserst fein und ziemlich reichlich, reifartig pubescent. Bräunlich -schwarz; Fühler, Yorderrand des Kopfes, Tarsen und Gelenke gelblich-roth, fast rostfarbig. Kiefei' und Beine braun. Flügel fast wasserhell, mit blassen Rii)pen und Randmal. Cachveira Jurua, Amazonas, Mai lüOl, in den holileii Internodien der Cecropia sciodaphylla Mart. (No. 5512 des Herrn Ule). Diese schöne Art findet ihren Platz neben mayri, amfusticcps, theresiae und Jongiccps. Axteca lonfficeps Emery vcir, juruensis n. var. $. L. 2,2—3,4 mm. i major. Kiefer 7— Szähnig, stämmig, gekrümmt, glänzend, fein punktirt. Kopf IV2 nial so lang wie breit, hinten massig seicht aus- gerandet und wenig breiter als vorn, seitlich recht schwach convex, Augen etwas hinter dem vordem Drittel. Der Fühlerschaft erreicht das hintere Kopfdrittel. Drittes bis vorletztes Geisseiglied dicker als lang. Thorax kurz und breit. Pronotum viel breiter als lang. Promesonotum gewölbt. Einschniirung massig. Basalfläche des Metaiiotums massig gewölbt, nur Avenig länger als breit. Stielchen ziemlich kurz, mit ziemlich geneigter, ziemlich niedriger, oben stumpf gerundeter Schuppe. Beine ziemlich kurz. Ziemlich dicht punktirt, massig glänzend, recht dicht grau pubescent, recht spärlich abstehend behaart. Am Fühlerschaft einige, an den Schienen fast keine Borstenhaare. Braun. Beine, Fühlerschaft, 1. Geisseiglied und Vorderrand des Kopfes röthlich-braun. Hinterrand der AbdominaLsegmente schmutzig gelb. V minor, Kopf 173—!% mal so lang wie breit, hinten schwächer ausgerandet und vorn mehr verengt als beim grossen v- Der Fühler- 700 Aug. Forel. Schaft erreicht fast das hintere Viertel des Kopfes. Sonst genau •wie der grosse v- $. L. 5 — 5,2 mm. Kleiner als die tjqiische longiceps, stärker pubescent. Kopf im Verhältniss etwas schmäler und länger, 1,4 mm und 0,76 mm breit (bei lowjic.eps 1,5 mm lang und 0,9 mm breit), mit durchaus parallelen Seitenrändern (sehr leicht convex bei longi- ceps). Farbe wie beim Typus der Art. Abstehende Behaarung aber spärlicher als beim ^^. Schuppe nicht zugespitzt, aber oben fast scharf, kaum etwas gerundet. Flügel bräunlich. S. L. 2,9 mm. Kopf etwas länger als breit, gerundet vier- eckig. Schaft kaum länger als das erste kuglige Geisseiglied. Braun. Fühler, Kiefer und Beine schmutzig blassgelb. Sonst wie das $, so weit das einzige, schlecht conservirte, halb unreife Exemplar zu beurtheilen gestattet. Jurua Miry. Jurua, Amazonas. August 1901, in durchbohrten Aesten und Zweigen einer Leguminose (Swartzia). Da nur das $ von A, longiceps beschrieben ist, ist ihr Verhält- niss zur vorliegenden Form nicht völlig klar. Doch handelt es sich mindestens um eine Varietät. Aus Mexico besitze ich ein $ von longiceps, das ich für ziemlich typisch halte. Ar^teca coiissajjocte n. .si>. $. L. 2,6 — 3 mm. Wie es scheint nahezu monomorph. Kopf 1^2 nial so lang wie breit, nahezu genau wie bei longiceps v. juruensis $ major, aber hinten kaum breiter als vorn und kaum ausgerandet, mit etwas convexern Seiten. Der Schaft erreicht nicht das hintere Kopfdrittel, höchstens das dritte Fünftel. Kiefer weniger gekrümmt, mit schieferm Endrand. 2. Geisseiglied dicker als lang, 3. — 10. Glied 2 mal so dick wie lang ; Fühler gegen das Ende verdickt. Pronotum vorn ansteigend; dann ist der Thoraxrücken bis zur abschüssigen Metanotumfläche gleich hoch und schwach convex, fast geradlinig, nur sehr schwach zwischen Mesonotum und Metanotum ansgerandet. Namentlich steht die Basalfläche des Metanotum auf gleicher Höhe wie das Mesonotum. Abschüssige Fläche so lang wie die Basal- fläche, ziemlich steil. Schuppe nicht hoch, nach vorn geneigt, keil- förmig, aber mit stumpfem obern Rande. Beine kurz; die Schenkel, besonders die vordem, etwas verdickt, die vordem besonders ver- breitert (etwas abgeflacht). Sculptur der longiceps v. juruensis :, Pubescenz fast ebenso stark. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 701 Abstehende Behaarung: reichlicher am Körper. Schienen und Fühler- schaft mit einzelnen Borstenliaaren. Braun. Fühler, Kiefer, vorderes Viertel des Kopfes, Tarsen und Gelenke mehr gelbröthlich oder roströthlich. Hinterrand der Ab- dominalsegmente schmutzig gelb. A^on allen andern ^Ufeca-Arten durch die Thoraxform unter- schieden, ist übrigens diese Art mit schumanni, brevicornis, crassicornis und longkcps verwandt. Jurua Miry, Jurua, Amazonas; in den Zweigen und Aesten der Coussapoa, No. 5717 des Herrn Ule. A^^teca taclih/aliae n. sp. 9. L. 2,4— 3,3 mm. Kleiner 9 mit fast ebenso geformtem Kopf wie der grosse. Kiefer kurz, schwach gekrümmt, kurz gezähnt, fast so dick an der Basis wie am Ende, glatt, schwach punktirt. Kopf trapezförmig, hinten sehr breit, vorn stark verengt, fast so breit hinten wie lang, mit schwach concaven Seiten, hinten in der Mitte massig ausgebuchtet (beim kleinen ^ ist der Kopf hinten wenig concav und vorn stärker verengt). Der Fühlerschaft erreicht nicht ganz das hintere Sechstel des Kopfes. 3. — 10. Geisseiglied viel dicker, ca. IV2 mal so dick wie lang; Geissei gegen das Ende deutlich verdickt. Augen etwas vor der Mitte. Der ganze Kopf deutlich depress, mit sehr schwach convexer Oberseite, auch beim kleinen v. Der ganze Thorax sehr breit und kurz, sowohl dorsal als lateral eingeschnürt. Pronotum 3 mal so breit wie lang (beim ^ minor 2^3 mal). Mesonotum breiter als lang, massig convex. Basalfläche des Metanotums breiter als lang; abschüssige Fläche etwas kürzer als sie. Schuppe dick, niedrig, ziemlich stark nach vorn geneigt, oben ganz stumpf gerundet und fast so dick wie unten. Beine kurz; Schenkel etwas, aber nicht stark verdickt. Stark glänzend, glatt, sehr fein und weitläufig punktirt, massig pubescent und ziemlich reichlich kurz abstehend behaart, auch an den Schienen und am Fühlerschaft. Schwarz. Kiefer, Vorderecken des Kopfes, Basis des Schaftes und des 1. Geisseigliedes röthlich. Tarsen braungel blich, sowie die untere Hälfte der abschüssigen Fläche des Metanotums. Beim kleinen 9 sind die Kiefer bräunlich. Cerro de Escaler, Peru, im angeschwollenen Blattstiel von Tachi- galia ind. (auf dem Gebirge, ca. 1000 m hoch), von Herrn Ule ge- sammelt. 702 Aug. FoßEL, Sehr eigenthümliche, abweichende Art; Stückchen eines Carton- baues in der a-ou ihr bewohnten Anschwellung-.^) 1) At^teca eniinae n, sp. 5. L. 2,3- — ^3,2 mm. Kiefer schwach gebogen, ziemlich glatt. $ major. Kopf fast quadratisch, vorn etwas verengt, hinten massig concav, kaum länger als hinten breit, mit schwach convexen Kändern. Clypeus vorn nicht eingedrückt, mit dem Vorderrand in der Mitte deutlich convex. Augen etwas vor der llitte. Der Fühlerschaft erreicht gerade den Hinterhauptsrand. Alle mittlem Geisselglieder etwas dicker als lang. Thorax stämmig, kurz ; Promesonotum massig gewölbt ; Metanotum tiefer liegend und kaum gewölbt. Die Mesometanotalfurche nicht eingedrückt. Pronotum doppelt so breit wie lang. Basalfläche des Metanotums hinten so breit wie lang, vorn deutlich verengt. Schuppe ziemlich niedrig, stark geneigt, halb keilförmig, halb gerundet, vorn und hinten schwach convex, oben stumpf gerandet. Beine etwas (leicht) deprimirt, länger als bei tachigaliae. Dicht punktirt und schwach glänzend. Stark, ziemlich lang und nicht besonders fein anliegend pubescent, so dass die Sculptur theilweise ver- deckt wird, reichlich (auch an den Schienen und am Fühlerschaft) ab- stehend behaart. Ganz braun mit schwarzbraunem Hinterleib. V minor. Kopf um ^/^ länger als breit, hinten sehr schwach concav. Der Fühlerschaft überragt den Kopfhinterrand um etwa ^/g seiner Länge. Promesonotum weniger gewölbt ; Pronotum im Verhältniss schmäler. Körper etwas glänzender. Sonst wie der grosse i^. $. L. 7,5 — 8 mm. Kopf fast so breit wie lang, mit ziemlich stark convexen Seiten, in der Mitte am breitesten, hinten breit und schwach concav, vorn wenig enger als hinten. Der Fühlerschaft überragt kaum die hintern Ocellen. Vorderrand des Clypeus gerade. Schuppe keilförmig, nicht hoch, stark geneigt, mit leicht concaver hinterer Fläche. Kopf fast matt, sehr scharf und dicht punktirt. Körper sehr reichlich und lang braun abstehend behaart. Braunschwarz ; Beine und Kiefer braun ; Vorder- rand des Kopfes und der Kiefer röthlich. Flügel braun tiugirt und irisirend, mit braunen Eippen und Randmal. Sonst wie der grosse J^. (J. L. 4 — 4,2 mm. Die Kiefer bilden ein ungezähntes, spitzes Drei- eck und erreichen einander knapp in der Mitte. Kopf fast rund, etwas breiter als lang. Fühlerschaft ganz klein, breiter als lang; ebenso das 1. Geisseiglied. Die übrigen Geisseiglieder mit einer dichten wolligen Pubescenz bedeckt ; das 2. am längsten und breitesten, gegen die Spitze zu schmäler. Thorax ziemlich breit. Schuppe fast aufrecht, oben stumpf gerandet. Der Körper noch dichter und länger abstehend behaart als beim $, Haare dunkel braun, fast schwärzlich, an den Schienen jedoch etwas kürzer, spärlicher. Flügel nur schwach gelblich angehaucht. Sonst wie das $, aber ganz schwarz mit braunen Beinen und Fühlern. Chaüas Gudas, Costa Rica, von Herrn Pittier erhalten (meine Sammlung). Sehr eigenthümliche Art, mit piUieri verwandt, aber grösser. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 703 Die A^eca-Arten zeigen g-aiiz widersprechende Verhältnisse zwischen den Geschlechtern der gleichen Art, Bald ist der Kopf beim $ länger, bald umgekehrt ; ebenso wechseln die Verhältnisse zwischen den grossen und kleinen Arbeitern. Darauf hat zuerst Emery in seiner vorzüglichen ^fonographie der Gattung Azteca hin- gewiesen. Nach meiner Ansicht hängt dies mit der Lebensweise zusammen. Wie die £'«Yow- Arten die Räuber des Urwaldbodens und die Atta-kvi&ü. die Laubzerstörer des neotropischen Urwaldes sind, so sind die Azteca mit den Psexdomyrma so recht die Beherrscher der Bäume. Ich kenne keine einzige in der Erde wohnende jisteca (und nur eine Psemlomijnna, die 1\ elegans Sm.). Aber wie mannig- faltig gestaltet sich dafür das Baumleben dieser kleinen Affen unter den Ameisen, die da überall klettern und schlüpfen. Die einen bauen Cartonnester auf den Stämmen und Zweigen; die andern nisten in grossen Baumhöhlen. Andere {hypophijUd) nisten unter den dem Baumstamm sich anlegenden Blättern gewissi^- Schlingpflanzen, deren Ränder sie mit Carton verschliessen. Weitere wiederum be- nutzen die Höhlen todter Aestchen, während noch weitere den natürlichen Markraum lebender Cecropia- Arten und fernere sonstige Anschwellungen und Räumlichkeiten diverser Pflanzen bewohnen. Endlich hat Herr Ule die besonders von Azteca-kvi^w gesäten, be- stimmten Epiphyteu-Arten dienenden Ameisengärten entdeckt und beschrieben. Nun deutet nach meiner Ansicht der sehr lange, schmale Kopf des '^ und des grossen v vieler Astcca-Ävt^n wie auch vieler Fsemlomijrma-VoYiwtw (s. oben) auf sehr schmale röhrenförmige Wohnungen in Aestchen und Zweigchen. Der kleine v ist so wie so schmal genug und braucht diese für starke Muskeln dienende Ver- längerung des Kopfes nicht. Deshalb ist dann auch der Kopf beim Weibchen am längsten, weil das $ am grössten ist. Das fast hirn- und kieferlose Männchen braucht solches nicht. Ein flacher, depri- mirter Kopf und breite Schenkel deuten auf eine sehr abgeflachte "Wohnung {hypopltijlla) etc. Freilich giebt es andere Formverschieden- heiten {trigona und aurifa, beide Cartonnester bauende Arten), die sich so nicht erklären. Der Artenreichthum der Gattung Asteca scheint sehr gross zu sein. Alle haben an den Flügeln nur eine Cubitalzelle. Früher hatte man sonderbarer Weise diese kleinen Baumbewohner fast ganz übersehen. Eine kleine Probe des Ameisenbaumaterials eines Ameisen- gartens einer AMeca zwischen den Wurzeln der P^piphyten, die ich 704 -^^'^- FOREL. der Güte des Herrn Ule verdanke, sieht einem sehr lockern und bröckligen Anieisencarton äusserst ähnlich. In der That bestehen alle Uebergänge zwischen den lockreren Formen des Cartons und den einfach durch Adhärenz zusammenhaltenden Erd- oder Humus- partikelchen, die die Erdbauten so vieler Ameisen zusammensetzen. Es kommt schliesslich nur darauf an. ob die Ameisen etwas mehr oder weniger oder gar keinen Drüsenkitt dazu verwenden. Iir. Camponotinae, Mifvmelachista iiif/eUa Roger ^. Bocca do Tejo, Jurua, Amazonas, in Anschwellungen der Zweige von Duroia hirsuta H. Sch. Ich glaube in der Bestimmung nicht zu irren. JlijrnielacJiista ulei n. si). i. L. 2,8 — 3,2 mm. Kiefer schimmernd, dicht gestreift, vorn mit 4 starken, hinten mit noch 2 rudimentären Zähnen. Kopf gut so breit wie lang mit stark convexen Seiten, vorn etwas enger. Augen etwas vor der Mitte. Der Fühlerschaft erreicht knapp das hintere Sechstel des Kopfes. Fühler lOgliedrig; Glieder 3—6 der Geissei dicker als lang. Promesonotum stark gewölbt. Thorax- einschnürung eng, aber tief, mit vorspringenden Stigmen. Basal- tläche des Metanotums etwas breiter als lang, nach hinten aufsteigend, eher kürzer als die (ganze) abschüssige und durch eine fast winklige Curve von ihr getrennt. Schuppe dick, oben stumpfrandig, nach unten noch verdickt, doch etwas dünner als bei rudolphi und weniger hoch. Kopf glatt und glänzend. Thorax schimmernd, dicht gestreift. Schuppe genetzt. Hinterleib glänzend, seicht, aber sehr deutlich lederartig gerunzelt. Kurz, spitz und gelblich, massig reichlich ab- stehend behaart. An dem Fühlerschaft und den Schienen stehen die Haare schief. Schwarz. Fühler und Kiefer bräunlich. Tarsen und Gelenke gelblich. Cerro de Escaler, 1200 m hoch, Peru, in den Anschwellungen der Blüthenrispe der Melastomacee Xo. 6741 des Herrn Ule i) (Pterocladon sprucei Hook). 1) JlijrnieJachistci chilensis u. sp. \. L. 2,5 mm. Nahe sclniuiciniii Em. Kopf fast quadratisch, etwas länger als breit, vorn etwas verengt, mit fast geraden Rändern, hinten Ameisen aus dem Amazouas-Gebiet imd aus Peru. 705 TreiioJepis f'iüva Mayr. Sao Joariuim, Rio Xegro, Amazonas, zwischen den Blattsclieiden von Tillandsia paraensis Mez. 2 andere Stücke waren als Bente im Nest (in der bezügl. Anscliwelhmg- des Blattstieles einer Enbiacee) von AUomcrus odoariiculatus r. septemarticulatus als Bente von der kleinen Ameise geschleppt, die an ihren Beinen hingen. Diese in Brasilien wimmelnde Art nistet in allen möglichen fanlen Stämmen, nnter Blättern, Blattscheiden. Einde etc. Ihr Ver- hältniss znr Tillandsia ist rein znfällig. Cainponotus femorcitus Fab. c und $. Zwischen den Epiplwten Streptocalyx und Codonanthe, in :\Ianaos (Amazonas), im März 1903. grosse Ameisengärten bildend, von Herrn Ule gefunden. Die Einheimischen nennen jene Ameiseu- gärten Tracuä. sehr schwach concav, etwas abgeflacht. Augeu m der Mitte. Der Schaft erreicht nicht das hintere Kopfviertel. Pronotum gross, breit, ziemlich laug, nicässig gewölbt. Mesonotums gewölbt. Basalfläcbe des Metanotum horizontal, tiefer liegend, so breit wie lang, fast flach, länger als die steile, fast senkrechte abschüssige Fläche. Schuppe ziemlich dünn, sehr breit, oben seicbt ausgerandet, ähnlich wie bei schinwDtni, aber viel breiter. Geisseiglieder 3 — 6 eher breiter als laug. Glänzend, fast ganz glatt. Abdomen seicht genetzt. Fein und nicht reicblich abstehend behaart, auch an den Scbienen und an dem Fübler- schaft. Fast keine Pubescenz. Ziemlich hell braun ; Beine heller ; Abdomen dunkel braun. Fühler lOgliedrig. Valparaiso, Chili (HoFFMANX). In meiner Sammlung. Myinnelachista reetinota n. sp. Fühler lOgliedrig. Körperlänge und Kopfform wie bei der letzt ern, aber der Kopf weniger flach. Augen etwas hinter der Mitte. Der Fühler- schaft erreicht das hintere Viertel. Thorax ähnlich wie bei Iio/fmunni, aber kürzer, mit fast geradlinigem Rücken, ganz ohne Einschnürung. Mittelsegment sehr gross, nicht viel kürzer als die Basalfläche des Meta- notums. Letztere breiter als lang, gerundet in die abschüssige Fläche übergehend und nicht winklig wie bei der hoffnianni. Schuppe ähnhch wie bei rh/leusis-, aber schmäler, oben kaum ausgerandet. Der ganze Körper seicht, aber scharf genetzt, weniger glänzend als bei rhiloisis, mit ziemlich zerstreiiter, aber sehr deutlicher Pubescenz, fast ohne abstehende Haare. Fühlerschaft und Schienen nur anliegend behaart. Schwarzbraun. Fühler, Tarsen, Gelenke der Beine, Kiefer und Vordertheil des Kopfes röthlich. Valparaiso, Chili (Hoffmann), in meiner Sammlung. 706 -^UG. FOBEL, Das $ hat einen etwas weniger breiten Kopf als der von E^iery erhaltene Tj^pus. Sonst gleich, und auch gleich den Exemplaren des 5, die ich aus Parä von Prof. Göldi erhielt. Der einigermaassen an femoraius erinnernde C. rttfipes F. bildet nach V. Iheeing auch grosse, oft hängende Baumuester auf den Aesten im Ueberschwemmungsgebiet, aber diese sind einfache Carton- nester. Camimnotus ulei n. sp, \. L. 7,5 — 10 mm. Schmaler und länger als C. haUani Emery, von welchem er sich folgendermaassen unterscheidet: 9 major. Kopf rechteckig, gut Vs länger als breit, kaum oder nicht breiter hinten als vorn, im übrigen hinten wie bei hdlzani aus- gerandet. Oberkiefer kurz, dick, gebogen, 7zähnig. Clypeus scharf gekielt, sehr kurz gelappt ; dessen Mitteltheil kaum breiter vorn als hinten. Der Vorderrand des Lappens ist leicht und breit in der Mitte ausgerandet. Stirnleisten Sförmig, aber sehr wenig divergent, am hintern Ende kaum von einander entfernter als vorn. Der Schaft überragt das Hinterhaupt um gut ^/^ seiner Länge. Die sehr grossen Augen nehmen das 3. Viertel der Kopfseiten ein. Schuppe oben etwas dicker und Schienen um etwas mehr abgeflacht (weniger cylindrisch) als bei halzani. Farbe viel schmutziger und blasser gelb als bei jener Art. Scheitel, Vordertheil und Seiten des Kopfes, Fülllerschaft und Tarsen bräunlich; Schienen und Oberkiefer bräunlich roth. AVie bei hdlmni sieht man auf dem blassgelben Hinterleibe schwachgebräunte, undeutliche Querbinden. Thorax bräunlich-gelb. Im Uebrigen wie halsani, besonders die Sculptur und die Behaarung. Doch sind die grossen, haartragenden Punkte deutlicher und ist die Behaarung dichter und mehr braun gefärbt. V minor. Kopf rechteckiger als bei halmni, etwas breiter vorn als hinten, mit fast parallelen, kaum convexen Seiten und mit sehr deutlichem Hinterrand, indem die Kopfseiten hinter den Augen kaum convexer sind als vor denselben. Der Kopf bildet durchaus keine Hinterhauptsverengerung. Der Fühlerschaft überragt das Hinterhaupt um ein gutes Drittel seiner Länge. Mitte des Clypeus vorne breiter als beim grossen ^, sonst mit dem letztern identisch. ?. L. 10,5 — 11 mm. Thoraxrücken braun. Deutlich gezeichnete, breite, braune Querbinden auf den Hinterleibssegmenten. Flügel gelblich tingirt, mit gelben Rippen und gelbbraunem Randmal. Ameisen aus dem Amazonas-Gebiet und aus Peru. 707 Körper lang und schmal. Uebrigens dem grossen i gleich, mit ebenso rechteckigem Kopfe. Cerro de Escaler. 1300 m, :\Iärz 1903, in den hohlen Inter- nodien der Aeste der ("ecropia No. 6845 des Herrn Ule; Peru. Trotz der Formunterschiede des Kopfes, der an denjenigen der C. improprius Forel, orthoccphalus Emery etc. erinnert, ist diese Art dem C. haJzani Emery ungemein nahe verwandt. Herr Ule hat noch die Binoponera grandis Guerin, die Solenopsis geminaia F. und das Tapinoma melmwcephahim F. (letztere die Samm- lungen angreifende kosmopolitische Art) gesammelt. Diese Arten haben jedoch keine Beziehungen zu Pflanzen. Lippert iSi Co. (G. Pätz'sche Buclidr.), NaumbuiK a. S. Z,H)h(/../filiiliiul„r Bd.'Jü. Ahlli./:Sii.sl r.,n %v. :olog. Jahvlmcher Bd.20. Abth.rSijsl. TaC'l. f)A v-'-f 10 ßl h Wa Ziioloif. Jahrbücher Bd. ^OAbt/iXSjst. Zuolo,/. JuJubmJwrßil.i'OAbUi.r.Sysl. H Rossig di>l ülhograpkt vE SchaaUcr Zualuj. JalirhiirJitrßil. jnAbUij: Syst ■•; 1^^^ Fi,j.:il. rujis o Fuj.'lO. ^^^ /■■//. Füf.na \ ,^.>/. //■/ /"/V/. . V- •''■ /Y^r. ^. JÖOÖ Fi ff. 11. Fuj. /?. Verlag v Gustav Fischer. ,"i-na LitKAnatvK Wesser,JenaL y.,ml„,i.JnJ,,hi-i,hnBd.WAbth.f.Syst. Taf: .9. Zooloff. Jahrbücher Bd.WAhth.f. Syst. 7a/; H). /^ r^. S: Fif,. I. l^^ Fifj. 1U. Fig. i>. c ^ ^ "^' '*f Fig.. \± Fig..r Do Ug m \'f::\?4. V Gustav Fischer. Jensw.KVe35er,Jena. Zoolog. Jahi'üuiJi^rßd. :^OAbtA f'SysL Y' Tuf /J. k^' Fjf;. / X3 •r>^ A Tvy. ^ \ / Figr^. Flci- Y Fnt 7. h ruisLivrischeniu Zoohni Jdhrhurlur.Dil-dM'th.t'.Syst. Tar.. ///. ii5clicrjc:,s y.iwIiKi. Juliibiiclici: Uli MAliih.llSysL^ |f^ '£ o ZooUnj Juhrbücher. Bd.iO.Abth. f SysI . M Gcbducr gc; Verl V GuslavTischcr 7ooln^.JnhrbiiehrrM.20Mlh r \;sl I 2. 18. ! \ i" n. 15. l.'j ( ■^ '^c^ \M^ vd vdm Jim agd axj . Ca cad liW Cildl' Öd Znolog. Jahrb. Bd. 20. Abth. f. Sijst. Taf. 18. Verlau von Gustav Fischer in Jeiui. Crnvoiidnuk von J. 1$. übenieUer, München. Zoolog. Mirbächer.Bd.20.AbOi.r.SysL_ 2. -20 7.o..l„.t.hhrbw']„r lUli'ÖAhth rSjfsf. Liih.ArisivA Gillsch.Jena Zoolog. JahrbiirlierM.20. Ahthl Syst . TcLf. 21. v.Wissel gez Veri \' Gusiav Fischer Jena Iah Anis vACilisch. Jena, ♦1^ y\ looLog. Jahrbwcher,Bd20Abth.f: .Sysr /. Verl V, Gustav Fischer.Jena UlKAnst.v.A.GillscWena. ; .olon J/«//■ j* .5« pteur- IL«^^^ 9 ä pleur »'Wissel gej. Vf rh'- Gustav Fischer Jena lith. Ants, vA-Giltsoii. Jena Zoolog. Jahrbü-cher.BdJO.Abih r. Syst. 75 Taf. 2.1 W 77. T !'i f .'Wissel gez. Verl. v.Cuslav Fischer. lena Lilh.Anst A GiluchJena. 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