È\f:(4f,r.:'\ "\ \,' r. IfciRis:::::::; ■i'i'-,"Vi '^■xM 1 il ;:Ji;:j>lj: liiiiS:f:n^ S«te'^^ '■'■■■■ ■ ■ ■vr: Üi^i!:ÜJ Ilii^l'l'P^? Ki()i FOR THE PEOPLE FOR EDVCATION ' FORSCIENCE ! LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Bound ai 'A. M MU Zoologischer Anzeiger begründet von J. Victor Carus herausgegeben von Prof. Eugen Korschelt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. LVI. Band. Figuren im Text. Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1923 ii>-a"iai«-3 b ®^"™® ^" Bergen. S. 47. Ale. und Baihylaims antarcticus Gthr. (Mit | 3- Nachtrag zum Personalverzeichnis zoolo- 2 Figuren ) S 31 i g'scher Anstalten. S. 47. « c ji r, r^ \ • j rr,- i^ -x, \ ^- Kursc für exotische Patliologie usw. S. 48. 5. Spandi, Zur Kenntnis der Tierwelt vorüber- I gehender Gewässer. S. .36. III. Personal-Nachrichten. S. 48. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. IVeue Hydroiden der Deutschen Tiefsee-Expedition, nebst Bemerkungen über einige andre Formen. Von Prof. Dr. E. Stechow, München. Eingeg. 9. Juni 1922. Schon früher habe ich in dieser Zeitschrift (Bd. XXXVII, S. 193—197, 1911; Bd. LIII, S. 221—223 und S. 223 — 236, 1921) Diagnosen neuer Species aus dem Hydroidenmaterial der Deutschen Tiefsee-Expedition veröffentlicht. Im nachfolgenden bringe ich wie- derum Diagnosen neuer Species des Valdivia-Materials sowie neue Angaben über einige andre nicht oder wenig bekannte Genera und Species. Coryne (?) brevis nov. nom. Corynidae Species A, Hickson u. Gravely 1907, p. lo. Clavatella juv., Ritchie 1913c, p. 13, tìg. 1. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß Hickson und Ritchie dieselbe Species vor sich hatten, deren generische Zuge- hörigkeit allerdings ungewiß bleibt. Ich stelle sie einstweilen zu Coryne und nenne sie Coryne (?) hrevis. Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 1 Dicorf/ne valdiviae n. sp. Fundorte. Valdivia, Station 194 und 199. Im Nias-Siid- Kanal, West-Sumatra. 470 und 614 m tief. Auf 5 Exemplaren des Paguriden Parapylocheles scorpio Alcock (darunter Içf und 3QQ, s. H. Balss, Paguriden, in: Wiss. Ergebnisse d. Deutschen Tiefsee- Expedition Valdivia, Vol. 20, 2. Lfg., p. 90-91, tab. 10, fig. 1—2, 1912), und zwar hauptsächlich auf der Ober- und auf der Innenseite der Scheren, aber auch auf dem 1. und 2. Schreitfußpaar; auf den Scheren des größten Exemplares, des q^, so dicht, dati es wie eine Bürste aussieht und die ganzen Scherenfüße wie ein dichter hoher Pelz von der Oberseite vollständig verdeckt und unsichtbar macht, offenbar um sie zu maskieren. Außerdem auch außen auf dem Bambusrohr, in welchem die Paguriden wohnen, in dichten fertilen Kolonien. In voller Fortpflanzung am 1. und 2. Februar 1899. Trophosom. Hydrorhiza ein engmaschiges Netz bildend, mit starkem Periderm. Stamm monosiphon, baumförmig, reich verzweigt, nur 5 — 10 mm hoch, rauh, mit deutlichem Periderm, jedoch nicht geringelt. Zweige in der auch sonst beobachteten Weise zunächst im rechten Winkel aus dem Stamm entspringend, jedoch sofort um- biegend und dann aufwärts fast parallel mit dem Stamm verlaufend, oft ihrerseits mit Verzweigungen. Hydranten spindelförmig, mit 10 — 15 einreihig angeordneten fadenförmigen Tentakeln. Periderm an den Zweigen und Hydrantenstielen rauher als am Stamm infolge anhaftender Sandteilchen; am Hydranten aber geradezu dick auf- gequollen, und zwar an jeder Seite fast halb so dick wie der Hy- drant selbst, bis an den Mund und bis an die Mitte der Tentakel reichend, die Hydranten dadurch denen von Cytaeis {^Perigonimus*) vestita (AUm.) und Leuckartiara {* Ferigonimus'!^) gelatinosa (Duerden) fast gleichend. Gonosom. Zahlreiche Blastostyle am Stamm, in besonders großer Anzahl und Dichtigkeit jedoch an den oberen Zweigen. Ihre Stiele etwa von der halben Länge eines großen Hydranten; sie gabeln sich am oberen Ende mehrmals dichotom, etwa wie die von Branchiocerianthus, haben also keine durchgehende Hauptachse und kein Hypostom und tragen meist sehr viele (8 — 40) Gonophoren. Gonophoren eiförmig, an vorliegendem Material sehr jung, noch ohne erkennbaren medusoiden Bau, daher sich wohl zu Sporosacs ent- wickelnd. Periderm an den Gonophoren kaum erkennbar; auch an den Gonophorenstielen nirgends aufgequollen wie an den Hydranten. Dicke des Stammes 0,080 mm, Länge der Hydranten ohne Ten- takel etwa 0,320—0,560 mm, Dicke der Hydranten ohne das aufge- quoUene Periderm etwa 0,210 mm, mit demselben 0,320mm, Länge des unverzweigten Teiles der Blastostylstiele etwa 0,190 mm, Länge des einzelnen Gonophors 0,050— 0,060 mm. Diese Species erinnert durch ihr aufgequollenes Periderm leb- haft an Cytaeis {■»Perigonimus*-) vestita (Allman) und an Leuckar- tiara {»Perigommus«) gelatinosa (Duerden). Von beiden unterscheidet sie sich durch den Besitz der Blastostyle. Sie gehört vielmehr in die Nähe der Genera Dicoryne und Heterocordyle. Die Blastostyle dieser beiden Genera aber {Dicaryne conferta [Aider], Die. flexuosa G. O. Sars, Die. annulata v. Lendenfeld, Heterocordyle conybearei AUm.) sind unverzweigt und haben eine durchgehende Hauptachse, sind also nach einem ganz andern Plan gebaut; ihre Gonophoren bilden eine dichte Masse, die um eine Achse herum angeordnet ist und die den oberen Teil des Blastostyls völlig verdeckt. Hier da- gegen fehlt eine solche durchgehende Hauptachse, die Blastostyle sind durchsichtig und locker gebaut und bilden eine dichotom ver- ästelte Traube. Campaniilaria (?) antarctica nov. nom. Campanularia volubilis var. antarctica, Ritchie 1913 c. p. 22. fig. 6. Diese Species ist, wie sowohl die Theken als auch besonders die Form der Gonotheken zeigt, keinesfalls nur eine Varietät von Campanularia volubilis, sondern offenbar eine selbständige Art. C. volubilis ist außerdem eine arktisch circumpolare Species, deren Verbreitung nicht in die Tropen hineinreicht; in Europa ist sie bei England noch häufig, aber bereits im Mittelmeer sehr selten (vgl. Broch, 1918, S. 154; Stechow, 1919a, S. 156). Für die von Ritchie beschriebene Art führe ich daher den neuen Namen Campanularia antarctica om. (Gonosom unbekannt.) CampanulaHa (?) nodosa nov. nom. Campanularia sp., Ritchie 1907 b. p. 527. tab. 1. fig. 2. Diese antarktische Species ist offenbar mit keiner der sonst aus der Antarktis beschriebenen Campanularien identisch und dürfte eine eigne Art darstellen, die ich, da ihr Gonosom unbekannt ist, als Campanularia {?) nodosa bezeichne. Sie ähnelt der arktisch circumpolaren C. groenlandica Levinsen. Paracalix n. g. > Campanularia* pulcratheca Mulder et Trebilcock 1914 (p. 11, tab. 2, fig. 1 — 2) ist durch ihre in der Längsachse gebogenen, fast sackartig abgeknickten und somit bilateralen Theken so abweichend von den übrigen Campaìiularia s. str.-Arten, daß die Aufstellung 1* eines besonderen Genus, Paracalix, für sie gerechtfertigt erscheint. Die Bilateralität wird noch dadurch erhöht, daß die Theca dem Hydrocaulus exzentrisch ansitzt. Die Species heißt also: Paracalix pulcratheca (Mulder et Trebilcock 1914). Obelia (?) undotheca n. sp. Fundort. Awatscha, Ostküste von Kamtschatka, Beringsmeer. Den Rücken, den Kopf und die Beine von 2 Exemplaren der Krabbe Oregonia gracilis Dana dicht bedeckend. Trophosom. Wurzel unbekannt, ebenso die volle Größe, da alle Exemplare abgeschnittene und auf den Rücken der Krabbe in deren Spiralhaken hineingesteckte Zweige sind. Länge dieser Bruch- stücke bis 50 mm, monosiphon, gerade, von steifem Wuchs, wenig verzweigt, in lange Glieder geteilt; diese Glieder am proximalen Ende scharf geringelt. Periderm gut entwickelt, unten dunkelbraun, oben heller. Theken einzeln oder paarweise, alternierend rechts und links, an Stielen von 2— 4 fâcher Thekenlänge. Thekenstiele am Anfang und am Ende scharf geringelt, in der Mitte meist glatt. Theken tiefer als weit, glockenförmig. Diaphragma dünn, gerade, nicht schief wie bei Obelia dubia. Basalraum wie bei Laomedea. Thekenrand deutlich wellenförmig, mit 14 — 16 flachen Wellen. Theken ohne Längsstreifung. Polypen und Cönosark an sämtlichen Bruchstücken völlig abgestorben, daher auch nirgends eine Spur von Wurzelregene- ration. Länge der Stammglieder etwa 2 — 4 mm, Dicke der Stämme 0,2— 0,3 mm, Länge der Theken mit Basalraum etwa 0,600 mm, Breite etwa 0,360 mm. Gonotheken fehlen. Die Theken dieser Species zeigen eine große Ähnlichkeit mit O. dubia Nutting, die über den ganzen Indopazifik verbreitet zu sein scheint (Alaska, Chile, Südafrika). Doch ist 0. dubia, von der mir Vergleichsmaterial vorliegt, eine kleine, zarte, hyaline, biegsame Form, mit dünnem Periderm, keinem steifen Wuchs und von nur 5 — 25 mm Höhe; auch sind ihre Theken etwa ebenso tief als weit, ihre Thekenstiele in ganzer Länge geringelt und ihr Thekendia- phragma schief. Laomedea erythruea nov. nom. »Gampanularia denticulata<, Thornely 1908. p. 82. tab. 9. fig. 3. Non G. denticulata, Clark 1876b. p. 213. tab. 7. fig. 4. Fundort. Khor Shinab, Rotes Meer (Thornely 1908). Schon Fraser (1911, S. 29—30) hat darauf hingewiesen, daß Thornelys * Campanuloria denticidata" falsch bestimmt worden ist und tatsächlicli einer andern Species angehört. Dies ist zur Gewiß- heit geworden, seitdem Nutting (1915, p. 36, tab. 3, fig. 6—7) die bisher unbeschriebenen Gonotheken aus Alaska beschrieben hat; auch die Typusexemplare von C. denticulata Clark stammten von Alaska. Diese Gonotheken sehen nun ganz anders aus als die von Thornelys Material aus dem Roten Meer! Zudem ist Thornelys Material eine verzweigte, bisher anscheinend unbeschriebene Laomedea, Clarks Species von Alaska aber eine meist unverzweigte Campanularia. Für Thornelys Species (1908), die falsch bestimmt worden ist, führe ich daher den neuen Namen Laomedea erythraea nov. nom. ein. Auch mit Ciytia edwardsi Nuit, wie Fraser (1. c.) vermutete, stimmt die- selbe nicht überein (s. Stechow, 1913b, S. 69, Fig. 25). Hebella pusilla nov. nom. (ünbenannt). Nutting 1904, tab. 15, fig. 5 (der auf der Sertu- larella wachsende kleine Hydroid). Fundort. Westindien. Auf den Theken von SertulareUa quadrata Nutting. Nutting bildet (1. c.) eine Hebella ab, die er nicht beschreibt, Sie ähnelt Hebellopsis calcarata (A. Agassiz), scheint aber bauchiger und von andrer Thekenform zu sein wie jene. Ihr Thekenrand ist nicht im mindesten umgebogen. Stiel kurz. Diaphragma im Theken- boden scheint vorhanden. — Gonosom fehlt. Mit Hebella wesÜndica Stechow, 1921 (s. Nutting, 1904, tab. 27, fig. 2) ist die vorliegende Form keinesfalls identisch. Mgmun della valdiviae n. sp. Fundort. Yaldivia, Station 199. Im Nias- Süd-Kanal, West- Sumatra. 0° 15' N.B. 98«4'Ö.L. 470 m tief. Auf einem Stück Bambusrohr, das von dem Paguriden Parapylockeles scorpio Alcock bewohnt war. 2. Februar 1899. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig, an der Oberfläche des Bambusrohres herumlaufend. Hydrocauli unverzweigt, äußerst dünn und zart, nur 0,9 — 1 mm hoch, dicht über dem Ursprung mit 3 bis 4 Drehungen, im oberen Teil, nicht weit unter dem Hydranten, nochmals mit 2 — 3 Drehungen, nach oben ganz unmerklich in die völlig Campanulina-dirtigen Theken übergehend. Theken hoch gedeckelt, lang, nicht eiförmig wie bei Oplorhixa; ihre breiteste Stelle da, wo das Operculum beginnt. Operculum aus hohen, spitzen Zähnen bestehend, mit der Thekenwand keinen scharfen Rand bildend. Ein Diaphragma unterhalb des Hydranten nicht erkennbar, jedoch eine starke plötzliche Verdünnung des Cönosarks an der Grenze zwischen Hydrocaulus und Hydrant. Hydrocaulus nur 0,035 mm dick, Theca an der Basis des Operculums 0, 1 40 mm breit. Direkt an der Hydrorhiza einzelne keulenförmige, nur 0,045 mm lange, einkammerige, unbewegliche, leicht übersehbare Nemato- phoren; dieselben an der breitesten Stelle 0,020 mm dick, ihr Stiel 0,010 mm dick. Gonotheken fehlen. Von den beiden einzigen bisher bekannten Egmtrndella- Arten. (s. Stechow, 1921 e, S. 225 — 227) ist diese Species durchaus ver- schieden: Egmundella sKperba Stechow von St. Thomas, Westindien, hat sehr lange, völlig glatte und viel dickere Hydrocauli sowie schmale, zungenförmige, nicht verdickt keulenförmige Nematophoren; E. gracilis Stechow von Vancouver hat ebenfalls dickere und längere Hydrocauli und vor allem gänzlich andre, fast kugelige Nemato- phoren, die meist dem Hydrocaulus ansitzen. — Von Oplorhixa endlich unterscheidet sie sich auf den ersten Blick durch ihre lang- gestreckten, ohne Grenze in den Hydrocaulus übergehenden, nicht eiförmigen Theken. Zygophylax valdiviae n. sp. Fundort. Valdivia, Station 165. 7 km östlich von St. Paul, südlicher Indischer Ozean. 38°40'S.B., 77°39'Ö.L. 672 m tief. Auf Stämmen und Theken von Sertularella valdiviae n. sp. kletternd. Trophosom (Material äußerst spärlich). Hydrorhiza sich um die Sertularella-Theken herumschlingend, fadenförmig. Theken an kleinen, niedrigen Stämmen oder direkt an der Hydrorhiza. Stamm nur 2 mm hoch, äußerst zart, monosiphon, unverzweigt, an vor- liegendem Material mit 5 Theken, unregelmäßig gegliedert; das Glied jedesmal dicht über dem Ursprung einer Theca (aber nicht über jeder Theca). Theken alternierend, in 2 Reihen, die in einer Ebene liegen. Thekenstiele lang, dünn, ganz allmählich in die Theca über- gehend. Zwischen Stiel und Theca ein deutliches Diaphragma. Theken gestreckt, nur sehr wenig in sich gebogen. Thekenrand glatt, rund, ungedeckelt, oft mit mehreren Zuwachsstreifen. Hydranten mit etwa 7 Tentakeln. Ein einzelnes, deutliches, röhrenförmiges Nematophor, dessen Stiel verdünnt und abgesetzt ist, seitlich an der Basis des Theken- stieles, auch hier und da direkt an der Hydrorhiza. Dicke des Stammes an seiner Basis, nahe der Hydrorhiza, 0,040 mm, Dicke des Thekenstieles 0,030 mm, Länge des Theken- stieles vom Stamm bis zum Diaphragma 0,105 mm, Länge der Theca vom Diaphragma bis zum Thekenrand 0,300 mm, Breite der Theca an der Mündung 0,080 mm, Länge der Nematophoren 0,065 mm, Breite an ihrer Mündung 0,016 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species hat eine beträchtliche Ähnlichkeit mit Zygophylax {»Lictorellat) cervicornis (Nutting, 1905) von Hawaii. Doch hat diese Form der Hawaiischen Inseln etwas längere und breitere Theken, die deutlich in sich gebogen sind (vgl. die Maße bei Jäderholm, 1919, p. 10), einen polysiphonen Stamm, sowie Nematophoren von andrer, nicht röhrenförmiger Gestalt. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch mit Lictoreüa concinna Ritchie (1911, p. 823). J La foca benthophila nov. nom. ? Lafoea elegantula, Broch, 1903. p. 5. tab. 1. fig. 5—6. tab. 2. fig. 7—9. L. graeillima var. benthophila, Ritchie, 1909. p. 76. ?L. graeillima forma elegantula, Broch, 1909a. p. 157. fig. 18. L. graeillima, Ritchie, 1910 a. p. 8. L. graeillima, Vanhöffen, 1910. p. ol2. L. graeillima, Billard, 1914 b. p. 10. Fundorte. Valdivia, Station 165. St. Paul, südlicher Indischer Ozean. 672 m tief. — Station 256. Ostafrika. 1"49'N.B. 45029' Ö.L. 1134m tief. Mit Coppinien am 27. März 1899. Es erscheint mir ganz unmöglich, daß diese Form nur eine Varietät von Lafoea graeillima sein sollte, wegen ihrer ganz anders gestalteten Thekenstiele und wegen ihrer Größenverhältnisse. Die Thekenöffnungen betragen bei typischen Exemplaren von Lafoea graeillima von England .... 0,080— 0,110 mm, Ì bei L. graeillima von der Burdwoodbank (Ritchie) 0,110 - 1 - L. fruticosa von England .... 0,140 — 0,160 - - dem vorliegenden Material von Ostafrika 0,190 — 0,210 - | - »Z/. graeillima var. benthophila^n Ritchie 0,210 — 0,250 -. 1 Diese letzteren Maße betragen also mehr als das Doppelte der Maße der typischen Form. Das liegt weit außerhalb der Variations- breite. Es handelt sich hier wohl zweifellos um eine besondere Species. Ich gebe derselben den neuen Namen Lafoea benthophila. Die Maße, die Vanhöffen für seine Exemplare aus der Ant- arktis angibt, zeigen, daß auch er L. henthophila vor sich hatte, «benso Billard (1914b), desgleichen Ritchie (1910a) bei seinem Material aus dem Golf von Aden. Es ist möglich, daß diese Formen sämtlich identisch sind mit jG. elegantula Broch 1903 = L. graeillima forma elegantula Broch 1909 a. 8 Es sei übrigens darauf hingewiesen, daß L. fruticosa eine andre Thekenform hat als L. graciUima und L. henthophila: bei L. fruti- cosa sind die Theken nur etwa Slamai so lang als die Weite der Thekenmündung; die Theken von L. graciUima und L. benthophila dagegen sind länger, röhrenförmiger und etwa 5 — 6 mal so lang wie die Mündungsbreite der Theken. Di/niella n. g. Die Untersuchung von Material, das unzweifelhaft zu Thuiariû articulata (Pallas) gehört, ergab die bedeutsame Tatsache, daß diese Species einen abcaulinen Blindsack am Hydranten entbehrt^ daher nicht zu Thuiaria^ sondern zu der Subfamilie der Sertom- minae gehört. Da hier ein Genus für Formen mit T/^mana-artigem Deckelapparat fehlt, so stelle ich für solche das neue Genus Dy- mella auf. Genusdiagnose: Sertulariiden, deren Thekenrand ohne deutliche Zähne; Deckel abcaulin, aus 1 Klappe; Hydrant ohne abcaulinen Blindsack. Das vorliegende Material zeigt eine einfach fiederförmige, mono- siphone, 40 mm hohe Kolonie. Ciadien gegenständig, unregelmäßig gegliedert, an ihrem proximalen Ende mit sehr zahlreichen Gono- theken dicht bedeckt. Theken paarweise, völlig eingesenkt. Theken- rand ohne Zähne. Operculum aus einer abcaulinen Klappe. Gono- theken alle auf einer Seite des Stöckchens, länglich oval, 3 mm lang, oben quer abgeschnitten, mit weiter runder distaler Öffnung und eineii* Einschnürung dicht unterhalb der Mündung. Wahrscheinlich gehört noch manche andre »Thuiaria^^- Art zu Bymella^ da die meisten Autoren Angaben über den abcaulinen Blindsack des Hydranten fast immer vermissen lassen. Syni2ilectoscy2>hus paulensis n. sp. Fundort. Valdivia, Station 165. 7 km östlich von St. Paul, südlicher Indischer Ozean. 38" 40' S.B., 77" 39' Ö.L. 672 m tief. 3. Januar 1899. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig, die Unterlage vielfach umschlingend. Aus der Hydrorhiza eine Anzahl polysiphoner, 20 bis 35 mm hoher Stämmchen entspringend, die alternierend rechts und links ziemlich lange Ciadien abgeben. Verzweigung völlig in einer Ebene. Stamm und Ciadien mit streng alternierenden Theken be- setzt, regelmäßig, aber nicht sehr deutlich gegliedert, und zwar stets dicht oberhalb jeder Theca. Die beiden Thekenreihen einander nicht einseitig genähert, sondern völlig gegenüber und in einer Ebene 9 liegend. Ciadien stets unmittelbar unter einer Theca entspringend. Das Periderm an Stamm, Ciadien und Theken nicht besonders dick. Theken groß, schlank, glatt, ohne jede Andeutung einer Ringelung, ziemlich weit auseinander, zu etwa 1/3 oder 2/5 angewachsen, dann mit ihrer größeren Hälfte stark nach außen abgebogen, der freie Teil sich kaum wesentlich verjüngend; dort, wo die Theca sich vom Cladium abbiegt, ist sie am breitesten. Thekenrand mit drei Zähnen; der Rand durch vielfache Zuwachsstreifen meist stark ver- längert. Keine inneren Thekenzähne. Hydranten mit abcaulinem Blindsack, klein, in retrahiertem Zustande kaum die Hälfte der Theca ausfüllend. Dicke des monosiphonen Zweiges 0,3 mm, Länge des angewachsenen Thekenabschnittes 0,550—0,560 mm, Gesamtlänge der Theca an ihrer Außenseite gemessen 0,960 — 1,220 mm, Breite der Theca an der Mündung 0,450—0,470 mm, ihre Breite an der breitesten Stelle 0,510 mm. Gonotheken fehlen. Außerdem fand sich an demselben Fundort ein 25 mm langes unteres Stammstück mit anhängendem Wurzelplexus, sowie mit einem Cladium, das derselben Species angehört. Dies Stammstück ist 2 mm dick und sehr stark polysiphon. Da nun die ganze Hydrorhiza der anfangs beschriebenen Exemplare vollständig erhalten ist, ergibt sich also, daß diese Species stets polysiphon auftritt. [Neben den intakten großen Theken zeigen weite Teile der Kolonie Theken von der Gestalt, wie sie Bale (1915, Tab. 46, Fig. 1) für seine Sertularella undulata abbildet: Bald nach der Abbiegungsstelle vom Cladium haben sie eine plötzliche stufenförmige Einschnürung und von hier an distalwärts dünnes zartes Periderm. Trotzdem diese Thekenform nicht vereinzelt, sondern an weiten Strecken der Kolonie vorkommt, kann das nicht als die natürliche Gestalt angesehen werden, sondern ist offenbar nur eine Regeneration nach Beschädigung.] Diese Species erinnert in bezug auf die Form ihrer Theken be- sonders an Symplectoscyijhus exsertus (AUman 1888) von dem ant- arktischen Heard- Island. Sie unterscheidet sich aber von ihm durch das dauernde Auftreten von Polysiphonie der Stämme, durch die kleinen, völlig in die Theca zurückziehbaren Hydranten und durch ihr Vorkommen in warmem Wasser. 8. exsertus dagegen hat mono- siphone Stämme, sehr große, nicht in die Theken zurückziehbare Hydranten und ist eine Form des kalten Wassers. Ähnlichkeit besteht auch mit Symplectoscyphus ritchiei Briggs 1915b (= ^Sertularella'!. longitheca Bale var. robusta Ritchie 1911), ebenso mit Symplectoscyphus longitheca (Bale 1888). Mit ersterem stimmt die vorliegende Art in der Größe der Theken überein, unter- 10 scheidet sich von ihm aber durch die viel größere Länge des freien Thekenabschnittes. Mit letzterem umgekehrt stimmt sie in der Form der Theken, keineswegs aber in deren Größe überein (s. Ritchie, 1911, p. 840, bzw. p. 842). Unsre Species ist also offenbar von diesen beiden Arten spezifisch verschieden. Eine gewisse Ähnlichkeit besteht schließlich auch mit Symplec- toscyphus columnarius (Briggs 1914). Unsre Form unterscheidet sich von demselben aber durch ihren geschlossenen, nicht halboffenen Thekenboden. Sertularella st H ata n. sp. Fundort: Valdivia, Station 96, Agulhas-Bank, Südafrika. 80 m tief. Trophosom. Stamm bis 8mm lang, monosiphon, unverzweigt, zickzackförmig, deutlich und schräg gegliedert; 1 oder 2 Spiral- drehungen an seiner Basis über seinem Ursprung aus der Hydro- rhiza. Periderm von mittlerer Dicke. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene liegend. Theken streng alternierend, nicht beson- ders entfernt stehend, fast zur Hälfte ihrer Länge angewachsen, wenig bauchig, ohne Hals, sich gegen die Mündung hin gleichmäßig verjüngend, mit 7 — 8 scharfen Ringelungen, die sich auf die ganze Länge der Theca gleichmäßig verteilen, also nicht auf die distale Hälfte beschränkt sind. Mündung mit vier Zähnen, nicht erweitert und nicht so ausgesprochen viereckig wie bei der typischen S. tenella. Keine Zuwachsränder. Innere Thekenzähne fehlen völlig. Theken an der abcaulinen Seite 0,400 mm lang, Durchmesser an der breitesten Stelle 0,265 mm, an der Thekenmündung 0,180 mm, Höhe der Theken- rippen 0.025 mm, Dicke des Stammes 0,110 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species hat eine große Ähnlichkeit mit Sertularella an- gulosa Bale 1894, und ich würde sie wohl mit ihr identifiziert haben, wenn nicht Bale ausdrücklich drei deutliche innere Thekenzähne angäbe; solche sind hier aber bestimmt nicht vorhanden, da die mir vorliegenden Theken frei von Weichteilen und völlig durchsichtig sind. — Von 8. tenella unterscheidet sich unser Material durch größere Zahl und Schärfe der Ringelungen, durch die zur Hälfte angewachsenen Theken, die einen Thekenhals entbehren, sowie durch geringere Dimensionen der Theken. — Von 8. atlantica Stechow 1920 unterscheidet sich unsre Form durch zickzackförmigen Wuchs und die über die ganze Theca gleichmäßig verteilten Ringelungen, die nicht auf die freie Hälfte beschränkt sind. 11 Sertiilarella valdiviae n. sp. Fundort. Valdivia, Station 165. 7 km östHch von St. Paul, südlicher Indischer Ozean. 38"40'S.B., 77°39'Ö.L. 672 m tief. 3. Januar 1899. Auf Symplectoscyphus paulensis n. sp. kletternd. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig, sich um die Unterlage herumschlingend. Stamm dünn, zart, streng monosiphon, bis 40 mm hoch, in dem unteren Teil ohne Theken. Ciadien ziemlich lang, stets dicht neben einer Theca entspringend; Verzweigung oft auch fast dichotom aussehend. Von diesen Ciadien nehmen vielfach wiederum Ciadien 2. Ordnung ihren Ursprung. Stamm und Ciadien mit streng alternierenden Theken besetzt, regelmäßig gegliedert, und zwar dicht oberhalb jeder Theca. Die beiden Thekenreihen einander einseitig nur wenig genähert, fast in einer Ebene liegend. Periderm dünn und zart, nur in den unteren Teilen des Stammes etwas verdickt. Theken sehr weit auseinander, klein, glatt, nur an der oberen adcaulinen Seite mit zwei oder drei leicht angedeuteten Ringelungen, zur kleineren Hälfte angewachsen, mit der größeren Hälfte frei, der freie Teil sich etwas verjüngend. Dort, wo die Theca frei wird, ist sie am breitesten. Thekenrand mit vier deutlichen Zähnen und einem vierklappigen Opercularapparat. Keine inneren Thekenzähne. Hydranthen mit abcaulinem Blindsack, klein, mit 14 — 18 Tentakeln. Dicke des Stammes an seiqer Basis 0,170 mm, Dicke der Ciadien 0,130 mm, Länge des angewachsenen Thekenabschnittes 0,250 bis 0,260 mm, Länge des freien Thekenabschnittes an der adcaulinen Thekenseite 0,320 mm, Gesamtlänge der Theca an ihrer Außenseite gemessen 0,380— 0,450 mm, Breite der Theca an der Mündung 0,185 mm, ihre Breite an der breitesten Stelle 0,255 mm, Entfernung von der Basis einer Theca bis zu der Basis der nächstfolgenden Theca der andern Seite 1 mm. Gonosom. Gonotheken (Geschlecht nicht erkennbar) einzeln neben der Basis einer Theca entspringend, oft mehrere an einem Cladium, kurzgestielt, spindelförmig, äußerlich fast glatt, nur die distale Hälfte wellig mit vier bis sechs nicht scharfen Ringelungen, ohne Mündungsrohr und ohne alle Dornen und Spitzen am Apex und an ihrer ganzen Oberfläche, 0,950 mm lang und 0,400 — 0,480 mm breit, also etwas mehr als doppelt so lang wie breit. Diese Species erinnert durch die leichte Ringelung ihrer Theken außerordentlich an Sertularella conica Allman von Westindien und Westafrika. Sie unterscheidet sich von ihr indessen scharf durch die andre Gestalt ihrer stets dornenlosen Gonotheken, sowie durch ihre sehr viel kleineren Theken. 12 Sertularella cornuta nov. nom. ^Sertularella polyxonias \âr. cornuta^ Ritchie (1909 b, p. 525 und 1910a, p. 10, tab. 4, fig. 2) stellt offenbar keine Varietät von Sert, polyxoìiias, sondern eine besondere Species dar, die ich Sertularella cornuta nennen will; denn die von Ritchie abgebildete Form der Gonothek mit den nach der Seite gerichteten großen Dornen ist sonst noch nie bei der bekannten Se7-t. polyxonias beobachtet worden. ^Sertularella tuniida<^ Warren 1908. Sertularella tumida, Warren, 1908. p. 297. fig. 6 A, 6C. Ich weise darauf hin, daß es unmöglich ist, Sertularella tumida Warren 1908 von S. arbuscula (Lamouroux, 1816) = S. arborea Kirchenpauer 1884 p. 41 = S. crassipes Allman 1886 p. 133 = S. cuneata Allman 1886 p. 134 zu unterscheiden, und daß die- selbe jein einfaches Synonym ist (vgl. Marktanner 1890, p. 221; Hartlaub 1901, S. 73; Billard 1909d, p. 315). Die Species muß den Namen Sertularella arbuscula (Lamouroux 1816) führen. » Trideutata diver gens. <^ Es gibt jetzt nicht weniger als drei verschiedene Species unter dem Namen ^Ti'identata dirergens<: 1) Dynamena divergens Lamouroux, 1816 (p. 180, tab. 5, fig. 2). 2) Sertularia divergens Busk 1852 (necLamx.!). 3) Tliuiaria divergens Whitelegge 1899. Nach der heutigen Einteilung sind alle drei zu Tridentata zu stellen. 1) Tridentata divergens (Lamouroux 1816). Diese Form muß den Namen » divergens «^ beibehalten. Ob sie mit irgendeiner andern Species identisch ist, ist zurzeit noch strittig; jedenfalls darf der Name für keine andre Art verwendet werden. 2) Tr. xantha nov. nom. für Sertularia divergens Busk, 1852, p. 392 und Bale, 1884, p. 81. Von Bale (1913, p. 131) ist gezeigt worden, daß diese Form nicht mit der Lamourouxschen Species identisch ist, wie es Busk irrtümlicherweise annahm; dann darf sie aber auch den Namen »divergens< nicht weiter führen. Ich nenne sie Tr. xantha. 3) Tr. funafutlensls nov. nom. für Tliuiaria divergens White- legge, 1899, p. 372. Da auch diese Species zu Tridentata zu stellen ist, so muß für sie ein neuer Name aufgestellt werden, und ich führe für dieselbe die Bezeichnung Tr. funafutiensis ein. Diese beiden letzteren Species sind der von mir im Archiv f. Naturgeschichte, Jahrg. 88, 1922, Abt. A, 3. Heft, S. 149 — 150, ge- gebenen Liste der Trideutata-Arten noch hinzuzufügen. 13 Antenella africana nov. nom. Antenella quadriaurita forma africana, Broch, 1914. p. 26. Fundort. Valdivia, Station 100. Francis-Bucht, Südafrika. In voller Fortpflanzung am 29. Oktober 1898. Nur männliche Gonotheken liegen vor. Gonotheken (bisher unbekannt) zu ein oder zwei seitlich dicht unterhalb der Theken entspringend, mit zwei kurzen Gliedern beginnend, dann schnell an Breite zunehmend, etwas bauchig, oben breit abgeschnitten, mit zwei großen Nematophoren in ihrem unteren Teil. Periderm im unteren Teil, ebenso in den 2 Stielgliedern verdickt. Die jungen çj^ Gono- theken dagegen nicht so gleichmäßig breit, sondern spindelförmig. Länge der alten Gonotheken ohne Stiel 0,550 mm, größte Breite 0,260—0,300 mm. Ich möchte diese Form, die mit Broch s Antenella quadriaurita forma africana völlig übereinstimmt, für eine besondere Art ansehen, die ich Antenella africana nenne. Monothecella n. subg. Unter den Monotheca- Arten bilden einige Species durch die Be- sonderheit ihrer Nematophoren eine Gruppe für sich. Plumularia compressa Bale 1882, PL australis Kirchenpauer 1876 — Bale 1884 und PL aurita Bale 1888, die sämtlich bisher zu Monotheca gestellt wurden, unterscheiden sich von allen Monotheca- und Plumularia- Arten dadurch, daß ihre sämtlichen Nematophoren einkam- merig und unbeweglich sind. Diese 3 Species können daher weder bei Plumiflaria, noch bei Monotheca verbleiben. Wir haben hier auch in dem intrathekalen Septum einen Charakter, der zwar nicht ausschließlich, aber doch vorwiegend bei den Aglaopheniinen vor- kommt. Für diese 3 Species stelle ich daher das neue Genus oder Subgenus Monothecella auf. Als Genotype bestimme ich Plumularia compressa Bale 1882. Die Species heißen also: Monothecella com- pressa (Bale), M. australis (Kirchenpauer-Bale) und M. aurita (Bale). Plumularia flahellum (Allman 1883). Plmnularia flabellum. Allmau, 1883. p. 19. tab. 1. fig. 1—4. insignis, - 1883. p. 21. tab. 2. abietina, - 188.3. p. 21. tab. 3. insignis, Billard, 1910. p. 32, 34, 35. fig. 14—15. - , Bedot, 1921a. p. 28. Billard und Bedot sehen die 3 Formen, die Allman als drei verschiedene Species beschrieb, nur als Varietäten einer Art an, und zwar bezeichnen sie sie als Varietäten von Plumularixi insignis. Diese Namengebung ist entschieden unrichtig; denn da der Name 14 Plumularia flabellum die Seitenpriorität vor Plum, insignis hat, so heißt die Species selbst Plum, flabellum. Alle diese Formen sind daher als Varietäten von Plum, flabellum zu bezeichnen und müssen dementsprechend folgende Namen führen: Plumularia flabellum var. abietina Allman 1883, - - conjuncta Billard 1913, - - gracilis Billard 1913, - - insignis Allman 1883. Heterotheca Stechow 1921. In zwei bedeutsamen Arbeiten hat Bedot (1921, 1921a) eine Revision sämtlicher Plumulariiden gegeben. Diese Arbeiten haben in außerordentlich dankenswerter Weise zur Ordnung dieser arten- reichen Gruppe beigetragen. Wenn es nun auch zweifellos richtig ist, Polyplumaria, die keine caulinen Theken besitzt, von den Species generisch zu trennen, bei denen solche Theken vorkommen, so dürfte doch anderseits in der heutigen Abgrenzung zwischen Schixotricha und Thecocaulus noch ein schwacher Punkt bestehen. An dieser Stelle ist das natürliche System noch nicht gefunden. Es ist schließlich sehr künstlich, Formen wie Plumularia diaphana und Plum, liechteììsierni, bei denen eine Bifurkation der Ciadien unter sehr zahlreichen Kolonien kaum einmal vorkommt, deswegen zu Schixotricha zu stellen. Wissen wir doch nicht, ob wir in diesen Fällen nicht einfach eine Regeneration nach vorangegangener Ver- letzung vor uns haben. Anderseits stellt Bedot Plumularia poly- morpha zu Thecocaulus, obwohl Billard (1913, p. 24 und 26) angibt, daß von dem ersten hydrothekalen Gliede oft 2 Ciadien entspringen; nach diesem Charakter würde die Art zu Schixotricha gehören. Da sich also der Charakter der gegabelten oder ungegabelten Ciadien für die systematische Einteilung hier als nicht brauchbar erweist, so müssen wir nach einem andern Charakter suchen. Be- trachten wir nun einmal sämtliche Formen, die Bedot unter Theco- caulus und Schixotricha stellt, so sind unter ihnen 2 Gruppen er- kennbar, nämhch Plumularia-éàmìichB und solche, die eine Anzahl Aglaopheniinen-artiger Merkmale aufweisen. Die ersteren, für die Plumularia cathari/m als Genotype gelten mag, haben weitstehende Theken und stets bewegliche mesiale Nematophoren. Die letzteren, als deren Genotype ich PL sulcata aufstellte, haben oft dichtstehende Theken und stets unbewegliche mesiale Nematophoren; mit bloßem Auge sehen sie oft völlig Aglaojjhenia- artig aus. Für diese letztere Gruppe habe ich (1921c, S. 260) das Genus Heterotheca auf- gestellt. Zu Heterotheca bzw. Heteroplon gehören u. a.: H. armata 15 (Allm.), H. balei (Bartlett), H. concava (Bill.), H. crassa (Bill), H. diajphragmata (Bill.), H.jedani (Bill.), H. apposita (Mulder et Treb.), H. polymorpha (Bill.)? H. l'egressa (Bill.), H. valdiviae n. sp. (s. u.), H. bus/ci (Baie), H. campanula (Busk) [vielleicht auch H. liechten- sterni (Markt.)], H. simplex (Warren 1914], H. sidcata (Lamarck), H, xygocladia (Baie). In diese Gruppe gehören ebenfalls Plumularia aglao- pheniaformis Mulder et Treb., PL conspecta Bill, und PL heurteli Bill.; diese drei sind jedoch besser zu Gattya zu stellen. Die übrigen würden als Schixotricha zu bezeichnen sein, einerlei ob ihre Ciadien stets, oder nur oft, selten oder gar nicht gegabelt sind. So scheint dem unbeweglichen mesialen Nematophor, ein Merkmal, dem in neuerer Zeit von den Autoren weniger Gewicht beigelegt wurde, doch vielleicht eine gewisse Bedeutung zuzukommen. Ich will diese Einteilung, die bereits im August 1921, 1 Monat vor der Arbeit von Be dot, veröffentlicht wurde, nicht unbedingt als die richtigere hinstellen; welche von beiden mehr dem natürlichen System entspricht, kann erst durch weitere Forschungen festgestellt werden. Meteroplon valdiviae n. sp. Fundort. Valdivia, Station 99. Plettenberg-Bucht, Südafrika. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulhas-Bank, vorwiegend nach Osten fließend. 34°7' S.B. 23°28' Ö.L. 100 m tief. 28. Ok- tober 1898. Trophosom. Aussehen des ganzen Stockes Äglaophenia- artig. Stamm polysiphon, unten etwa 1 mm dick, vielfach verzweigt; vor- liegendes Exemplar ohne Wurzel 1 1 cm hoch. Zweige aus 2 bis 4 Röhren bestehend; letzte Verzweigungen undeutlich schräg gegliedert und die Ciadien tragend. Ciadien einander genähert, alternierend, einfach, nicht gegabelt, mit bis zu 7 Theken, am oberen Ende der Zweigglieder auf einem langen Fortsatz entspringend; zuerst ein thekenloses Glied, 'dann nur theken tragende Glieder (abgesehen von öfter vorkommenden kurzen Reparationsgliedern). An der Basis der Ciadien auf dem Zweig je eine Theca wie bei Thecocaulus. Gliederung der Ciadien scharf und schräg; Glieder kurz. Theken dicht stehend, Ys so lang wie die Ciadienglieder, becherförmig, etwas tiefer als weit, zu '^/^ ihrer Länge angewachsen, mit gerader Vorder- seite, ohne intrathekales Septum. Thekenrand fast gerade, jedoch rechts, links und vorn in der Mitte mit einer deutlichen wellenför- migen Erhebung, nicht senkrecht, sondern etwas schräg zum Cladium gerichtet. Mesiales Nematophor kurz, breit, unbeweglich, jedoch zweikammerig; ein ebensolches in dem Winkel zwischen Theken- rückwand und Cladium; das thekenlose Basalglied der Ciadien trägt 16 ein bewegliches Nematophor. Die zwei lateralen Nematophoren zweikammerig, beweglich, auf sehr hohen Fortsätzen neben der Theca entspringend, sehr groß, so lang wie die Theca selbst, nach oben gerichtet und daher bis zu dem mesialen Nematophor des nächst- folgenden Gliedes reichend. Die caulinen Theken mit nur einem sehr großen beweglichen lateralen Nematophor. Gonotheken fehlen. Plumularia polymorpha var. sibogae Billard 1913 dürfte die- jenige Form sein, die der vorliegenden Species am nächsten steht. Doch kann sie mit ihr nicht identifiziert werden, da Billards Species klein und monosiphon ist, da sie stets thekenlose, mit einem unbe- weglichen Nematophor besetzte Zwischenglieder hat und da dort das einzelne Nematophor zwischen Thekenrückwand und Cladium stark verkleinert ist. — Ahnlich große laterale Nematophoren hat auch Plumularia armata Allman 1883. Neniatophorus plinnosus (Bale 1882). Aglaophenia piumosa, Bale, 1884. p. 153. tab. 14. fig. 5; tab. 17. fig. 12. Fundort. Valdivia, Station 96. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulhas-Bank, Südafrika. 80 m tief. Wie die Thekenform dieser Species unzweifelhaft beweist, gehört sie nicht zu Aglaophenia^ sondern in die Verwandtschaft \on Lyto- carpus, und zwar hier in diejenige Gruppe, die Pseudocorbulae besitzt, also zu Nematopiiorus. Wie ich schon an andrer Stelle dar- gelegt habe, ist die bisher y>Lytocai^pus< genannte Gattung aufzu- teilen (Stechow, 1921e, S. 234), und zwar sind die Formen mit Pseudocorbulae Nematopiiorus zu nennen. Den übrigen dort ge- nannten Species ist also noch Aglaophenia piumosa Bale hinzuzufügen. Allen Autoren ist es bisher vöUig entgangen, daß sich unter den sogenannten »offenen Corbulae« von Aglaophenia ganz ver- schiedene Bildungen verbergen, und zwar lasseh sich (außer den offenen Corbulae von Thecocarpus) noch zweierlei Typen erkennen: 1) echte offene Corbulae von Arten aus der Verwandtschaft von Aglaophenia^ 2) Pseudocorbulae aus dem Genus Nematophorus. Die Ursache dieser Verwirrung ist, daß bei der Klassifikation der Aglaopheniinae bisher niemals auf die Thekenform, sondern stets einzig und allein nur auf das Gonosom geachtet wurde. Afflarla n. g. >Aglaophenia< septata Ritchie (1909b, p. 526; 1910a, p. 15 tab. 4, fig. 6 — 7) ist durch ihr eigentümliches Gonosom, das offenbai keine Corbula ist, so abweichend von allen andern Aglaophenia- 17 Arten, daß ich für sie ein besonderes Genus, Aglaria, aufstellen will. Die Species heißt also: Aglaria septata (Ritchie 1909). Dinotheca dofleini Stechow 1911. Von dieser höchst aberranten Form von unbekanntem Fundort, von der bisher nur ein Bruchstück vorlag, ist jetzt das Gonosom und der Fundort bekannt. Wie zu erwarten war und wie ich es schon (1911) vermutete, zeigt diese Species Beziehungen zu Clado- carpus. Mit Äglaophenia^ wie ein neuerer Autor meinte, hat sie dagegen keinerlei Verwandtschaft. Fundort. Valdivia, Station 252. Vor Ostafrika. 0° 24' S.B. 42°49'Ö.L. 1019 m tief. In voller Fortpflanzung am 25. März 1899. Trophosom. Wurzel im Sande steckend. Stamm polysiphon, unten fast 1mm dick, mit Wurzel 13 cm hoch, auch in seinem mitt- leren Teil noch aus mehreren Röhren bestehend, nur an dem oberen Ende monosiphon, unverzweigt, nur eine große Feder darstellend, in seinem oberen Drittel die Ciadien tragend. Gonosom. Phylactogonien paarig, seitlich neben der 1. Theca jedes Oladiums entspringend, unverzweigt, ohne Theken, ohne scharfe Gliederung, mit etwa 7 Paaren von Nematotheken besetzt. Diese Nematotheken lang, die distalen Paare dünner und schwächer als die proximalen, mit einer Öffnung an der Spitze und einer zweiten an ihrer Basis nach oben und vorn. Periderm in den basalen Teilen des Phylactogoniums verdickt, distalwärts schwächer werdend. Gono- theken linsenförmig, je eine zwischen dem ersten Nematothekenpaar jedes der beiden Phylactogonien. Diese erste Theca des Cladiums von andrer Gestalt als die übrigen: Der Schenkel der U-förmigen Theca, der den Bogengang enthalten sollte, ist nicht langerais der Schenkel mit der Thekenmündung; das emporgehobene spitze Basal- ende dieser Theca ist abgerundet, die scharfe Spitze fehlt, ebenso der ganze Bogengang, die Septenreihe und das Collare; sie ist also stark reduziert. Lytocarpia acuta nov. nom. Thecocarpus laxus, Billard, 1913. p. 98. Textfig. 87A— D. Non Aglaophenia laxa, Allman, 1876a. p. 275. tab. 21. fig. 5 — 7. Nach der Annahme von Bale (1915, p. 314) und Bedot (1921, p. 331—333) ist das Material, das Billard (1913) vor sich hatte, von ihm irrtümlicherweise mit Aglaophenia laxa Allman 1876 identifiziert worden und stellt tatsächlich eine neue, bis dahin unbe- schriebene Species dar. Nach den Internat. Nomenklaturregeln darf Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 2 18 für diese dann aber der Name *Thecocarpus laxus^ nicht stehen da auf einer irrtümlichen Identifizierung beruhend. 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Juni 1922. Die Gattung Wageneria wurde von Monticelli, 1892 c, S. 11 für Ligula proglottis Wgenr. aufgestellt und als sehr wahrscheinlich den sogenannten Cestodariern zugehörig betrachtet. Von Ben h am, 1901, S. 97 wurde sie (irrtümlich Wagneria genannt) direkt der Fa- milie Amphilinidae zugerechnet. Luhe, 1902a, S. 248 schloß sie jedoch wieder von den Cestodariern aus und stellte sie zu den Tetra- phylüdeen, und Odhner, 1904, S. 470 f. stimmte dieser Auffassung vollkommen bei. — Gelegentlich von Untersuchungen an Amphili- nideen, über die ich vor kurzem berichtet habe (1922), hatte ich da- her Veranlassung, mich auch mit der Frage der systematischen Stel- lung von Wageneria zu befassen. Soweit die Nichtzugehörigkeit von Wageneria zu den Cestodariern in Betracht kommt, sind die Ausführungen (S. 236 — 248), auf die Luhe seine Ansicht gründet, auch tatsächlich überzeugend. Unzu- treffend ist jedoch seine Zurechnung derselben zu den Tetraphyl- lideen, indem sie oder wenigstens die von Luhe 1. c. beschrie- bene und ihr zugerechnete Art W. porrecta sowie W. im^iudens L. Cohn in Wirklichkeit in die Ordnung Trypa- norhyncha gehört. 21 Die Gattung Wageneria umfaßt derzeit folgende 3 Arten: 1) Wageneria proglottis (Wgenr.). Ligula proglottis Wagener, 1854, S. 23 (Intest, crass, von Scymnus nicaeensis [= Scymnorhinus licha (Bonnat.)]; Nizza); Wageneria proglottis Monticelli, 1892 c, S. 11; W[agneria] [errore pro: W[ageneria]] proglottis Benham, 1901, S. 97. 2) Wageneria porrecta Lhe. Wageii&ria porrecta Luhe, 1902a, S. 248 (cf. S. 237) (Spiral- darm von Squatina squatina (L.); Triest). 3) Wageneria impudent L. Cohn. Monostomum impudens Creplin, 1846, S. 149 [nom. nud.] (Int[est.] von Squalus griseus [= Hexanchus griseus (Bonnat.)]) ; Wageneria impudens L. Cohn, 1902b, S. 53 (Intestina von Squalus griseus [= Hexanchus griseus (Bonnat.)]); Wag[eneria] aculeata L. Cohn, 1902b, S. 58 [nom. nud.; offenbar errore pro: Wag. impudens (cf. S. 54)]. Typus der Gattung ist natürlich W. proglottis (Wag.). Da diese Art aber leider höchst unzulänglich bekannt ist, gehe ich bei der Erörterung der systematischen Stellung des Genus zunächst von der weitaus am besten bekannten Art desselben, nämhch W. porrecta Lhe., aus. Daß diese Species, wie gesagt, nicht zu den Tetraphyllideen, sondern zu den Trypanorhyncha gehört, ergibt sich mit Sicherheit aus der Gesamtheit der folgenden Charaktere: 1) Die Hoden reichen [fast] bis an das Hinterende der Proglottis. 2) Die Vasa efferentia vereinigen sich in, bzw. unmittelbar vor dem Niveau des Keimstocks zum Vas deferens. [Luhe weist (S. 241 f.) zwar darauf hin, daß dies auch unter den Tetraphyllideen bei * Tetrabothrium crispum Zsch.« der Fall sei; wie aber Pintner, 1913, S. 223 f. nachgewiesen hat, gehören die freien Proglottiden, die Zschokke, 1888, S. 298—305, Tab. VIII, Fig. 122—126 beschrieb und abbildete und auf einen von ihm vermutungsweise (s. S. 294) mit Tetr. crispum Molin identifizierten Cestoden bezog, in Wirklichkeit gar nicht zu einem Tetraphylliden, sondern zu einem Trypanorhynchen (und zwar wahrscheinlich zu Lakistorhynchus benedenii (Crety)). Und nur auf solche losgelösten Proglottiden beziehen sich die Abbildungen und Angaben Zschokkes, auf die sich der oben angeführte Hinweis Luhes gründet.] 3) Der längsverlaufende Teil des Vas deferens zieht nicht von vorn nach hinten, sondern von hinten nach vorn. 4) Die Endabschnitte der männlichen Leitungswege und der Vagins^ 22 überkreuzen einander nicht, während eine solche Überkreuzung für die Tetraphyllideen sehr charakteristisch ist. 5) Die Mündung der Vagina liegt ventral von und nach der Abbildung (S. 240) augen- scheinlich auch etwas hinter der des Cirrus. 6) Die Vitellarien sind sehr stark entwickelt, cylindrisch angeordnet und erstrecken sich fast über den ganzen Umfang der Proglottis, wie es bei allen Trypanorhynchen, aber bei keinem einzigen Tetra- phyllideen der Fall ist, bei welch letzteren sie (außer höchstens am Hinterende der Glieder) stets auf die Seitenteile jener be- schränkt sind. [Luhe, S. 240 f. gibt zwar an, daß sich eine ähn- liche Ausbildung der Dotterstöcke auch unter den Tetraphyllideen bei ■»Tetrabothrium crispum Zsch.« finde; doch gilt hier genau dasselbe, was ich oben sub 2) über den analogen Hinweis Luhes auf diese Form sagte. Ebenso gibt Braun, 1897, S. 1432 unter Berufung auf Lönn- berg, 1893 von den Dotterstöcken der Tetraphyllidee Onchobothrium schixacanthwn an: »sie nehmen die ganzen Flächen der Glieder ein und dann lassen sie ein Feld um die Genitalpori frei; manchmal aber fehlen sie auf der Fläche der Genitalöffnungen ganze. Hier ist aber Braun ein Versehen unterlaufen. Denn Lönnberg sagt (S. 10) ausdrücklich: Die Dotterstöcke liegen »ganz lateral und dringen nicht medianwärts hinein. Um die [natürlich randständigen] Ge- schlechtsöffnungen lassen sie ein Feld offen, und ich habe sogar ge- sehen, daß Dotterstöcke auf der Seite der Genitalöffnungen bisweilen vollständig fehlen.« Hieraus, wie aus der beigegebenen Abbildung (Fig. 2) geht klar hervor, daß die Dotterstöcke von Onchobothrium schixacanfhum in Wirklichkeit ausschließlich auf die Seitenteile der Proglottiden beschränkt sind.] 7) >Die für den Tetraphylliden-Uterus so charakteristischen seitlichen Aussackungen fehlen vollkommen«, wie Luhe, S. 243 selbst bemerkt. — Erwähnt sei auch, daß Luhe, S. 248 von der Gattung Wageneria sagt: »Verhältnismäßig am nächsten verwandt scheint sie mir mit jener Art zu sein, welche Zschokke unter dem Namen Tetrabothriuni crispum beschrieben hat und welche ich oben mehrfach zum Vergleiche herangezogen habe«. Dieses sein Urteil über die Verwandtschaftsverhältnisse von Wage- neria gründete Luhe selbstverständlich in erster Linie auf die von ihm selbst untersuchte und viel vollständiger bekannte Art Wageneria porrecta und nicht auf die ganz ungenügend beschriebene W. pro- glottis (jene ist es ja auch, bei deren Beschreibung er die oben ge- nannte Art zum Vergleich heranzieht). Die von Zschokke auf die von ihm vermutungsweise mit Tetr. c?'ispu7n identifizierte Art bezogenen freien Proglottiden (und nur diese zog Luhe zum Vergleich heran [s. oben] und nur auf sie konnte sich sein Urteil über die Verwandt- 23 Schaft von Wageneria mit jener Form gründen, da ja von Wagenerm ausschließlich einzelne Proglottiden bekannt waren) gehören aber in Wirklichkeit zu einem Trypanorhynchen (s. oben, S. 21). Somit steht auch jenes Urteil Luhes über die relativ nächste Verwandt- schaft von Wageneria der Sache nach im vollen Einklang mit der oben dargelegten Zugehörigkeit von W. porrecta zu den Trypano- rhyncha. Was nun den Typus der Gattung, W. proglottis (Wgenr.), be- trifft, so ist er, wie bereits erwähnt, höchst unzulänglich bekannt. Bin Urteil über seine systematische Stellung ist daher sehr schwierig. Immerhin kann gesagt werden, daß nichts vorliegt, was gegen die Trypanorhynchennatur auch dieser Art sprechen würde, wohl aber manches, was für sie spricht. Und zwar sind dies folgende Um- stände: 1) Ihre allgemeine Übereinstimmung mit W. porrecta, die Luhe, S. 246 f. dargelegt hat und die so groß ist, daß er (S. 248) es nur für wahrscheinlich hält, »daß beide Formen doch nicht völlig identisch sind«, sondern die von ihm gefundene eine neue Art der Gattung Wageneria darstellt. »Für den Fall, daß diese An- schauung sich bestätigen sollte,* schlägt er für sie den Namen W. porrecta vor. 2) Die Dotterstöcke erstrecken sich augenscheinlich auch bei W. proglottis über fast den ganzen Umfang der Proglottis. Auf Tab. 1, Fig. 12b zeichnet Wagener sie nicht ein. Ebensowenig sind sie aber bei der auf Tab. 20, Fig. 250 abgebildeten Proglottis eines ^Tetrarhynchus aus Raja megarhynchus* dargestellt, dagegen stets bei den reifen Proglottiden von Tetraphyllideen, wo sie auf die Seitenteile beschränkt sind (Tab. 21, Fig. 265; Tab. 22, Fig. 275, 277 u. 278). Da sie natürlich auch in den beiden ersteren Fällen vorhanden gewesen sein müssen, so ist ihr Fehlen in den betreffen- den Abbildungen wohl nur so zu erklären, daß sie entweder gerade wegen ihrer Ausbreitung über fast die ganze Gliedfiäche wenig als besondere Differenzierung hervortraten, oder Wagener sie absichtlich weggelassen hat, um nicht durch sie alle andern Organisationsver- hältnisse fast völlig zu verdecken. Und in voller Übereinstimmung mit dieser Auffassung steht, daß Wagen er (S. 23) von Ligula pro- glottis sagt, daß er viele Fetttropfen von sehr verschiedener Größe bei ihr gefunden hat. Denn diese Fetttropfen sind offenbar identisch mit den » fetttropf enähnliche[n] Gebilde[n]<, die Wagener (S. 17) im all- gemeinen Teil der Arbeit als Inhalt der »dunklen Flecke« anführt, die (oder dunkle baumförmige Figuren) er ihrerseits den Cestoden ganz allgemein zuschreibt und die, wie er anführt, van Ben e den als Hautdrüsen, Siebold aber als Dotterstock betrachtet. Dieser letzteren Auffassung neigt mit Recht anscheinend auch Wag en er 24 zu. Endlich spricht auch der Umstand, daß Monticelli nach seiner eignen Angabe (1892 c^ S. 11) bei der Untersuchung des Typus von Ligula proglottis nicht viel über dessen Organisation erkennen konnte, in gewissem Maße dafür, daß die Dotterstöcke sich über die ganze Fläche des Gliedes erstrecken. Denn gerade dieses Verhalten der Dotterstöcke macht bei den Trypanorhynchen Totalpräparate sehr undurchsichtig und erschwert im Gegensatz zu den Verhältnissen bei allen andern Cestoden das Studium derselben sehr, worauf bereits der ausgezeichnete Trypanorhynchenkenner Pintner (1912, S. 7761) hingewiesen hat. 3) Die Form ihrer Eier erinnert sehr an die der Eier mancher Trypanorhynchen. Wagener sagt von ihnen: >Jeder Pol der Eier war in eine kurze, stumpfe Spitze ausgezogen, die eine stets länger als die andere. « Und wenn wir die von ihm auf Tab. 1, Fig. 13 gegebene Abbildung eines solchen Eies mit denen der zweifel- losen Trypanorhyncheneier auf Tab. 16, Fig. 209 und besonders auf Tab. 20, Fig. 251 vergleichen, so springt die Ähnlichkeit sofort in die Augen. 4) Endlich kommt ein so geringes Verhältnis der Breite zur Länge der Proglottis wie 1 : 20 — 24, wie es sich nach den Angaben Wageners (S. 23) für die größten von ihm gefundenen Exemplare unsrer Art ergibt, meines Wissens bei Tetraphyllideen nie vor. Unter den Trypanorhynchen dagegen finden wir ein wenigstens zum Teil in diesen Rahmen hineinfallendes Verhältnis bei W. poirecta (0,21 bis 0,48 mm Breite bei einer Länge von 4^5 — 7 mm). — Daß die Hoden {»vésicules transparentes* — m, bzw. m' bei Wagen er, S. 63, Tab. 1, Fig. 12 b) wenigstens nach dieser Abbildung nicht wie meistens bei den Trypanorhynchen bis (fast) an das Hinterende der Proglottis reichen, spricht keineswegs gegen die Zurechnung von W. proglottis zu diesen. Denn abgesehen davon, daß dies ja nicht bei allen Trypanorhynchen der Fall ist, kann es sich bei dem in dieser Figur dargestellten Objekt sehr wohl um eine primäre Endproglottis ge- handelt haben; und im hinteren Ende dieser fehlen die Hoden (wie die Geschlechtsorgane überhaupt) auch sonst bei Trypanorhynchen (s. Pintner, 1909, S. [113]f.). Für diese letztere Auffassung würde auch der Umstand sprechen, daß sich die Excretionsgefäße auf dieser Abbildung nahe dem Hinterende zu einem unpaaren Kanal vereinigen, der dann am Hinterende ausmündet. (Allerdings gibt Wagener dasselbe Verhalten für alle Exemplare von Ligula proglottis an und bildet es auch bei einem andern solchen ab (Fig. 11); und es ist ge- wiß nicht anzunehmen, daß die augenscheinlich ziemlich zahlreichen ihm vorgelegenen Exemplare lauter Endproglottiden gewesen sein sollten. Diese Schwierigkeit besteht aber natürlich genau ebenso, wenn man W. proglottis mit Luhe den Tetraphyllideen zurechnen 25 wollte, und kann daher keineswegs etwa zugunsten dieser letzteren systematischen Ansicht geltend gemacht werden.) Kein Zweifel kann ferner meiner Meinung nach darüber bestehen, daß W. impudens L. Cohn zu den Trypanorhynchen und nicht zu den Tetraphyllideen gehört. Dies ergibt sich aus folgenden Momenten: 1) Sie ist, wie Cohn, 1902b, S. 53 angibt, mit W. porrecta (sowie mit W. proglottis) nahe verwandt. 2) Die Endabschnitte der männ- lichen Leitungswege und der Vagina überkreuzen einander nach S. 54, Fig. AI nicht (vgl. oben S. 21, sub 4). 3) Die Mündung der Va- gina liegt nach derselben Abbildung dicht hinter der des Cirrus. 4) »Die Dotterstöcke verhalten sich genau ebenso, wie es Luhe für Wag. porrecta angiebt* (Cohn, S. 56) (vgl. das oben S. 22, sub 6) Gesagte). Alle drei bisher aufgestellten Arten von Wageneria sind also mit Sicherheit [W. porrecta und W. impudens) oder mindestens mit sehr großer Wahrscheinlichkeit {W. proglottis) nicht den Tetraphyl- lideen, sondern den Trypanorhynchen zuzurechnen. Ebensowenig wie in der Zurechnung von Wageneria zu den Tetraphyllideen kann ich Luhe beistimmen, wenn er (S. 245) sagt: »Aber auch abgesehen von Van Beneden ist diese selbe Wageneria augenscheinlich mehrfach gefunden worden. Ich glaube nämlich alle Litteratur- Angaben über die als Cephalocotyleum squali squatinae be- zeichnete, sich durch ihre verhältnismäßig große Länge auszeichnende Tetraphylliden-Proglottis auf die von mir gefundene Wageneria be- ziehen zu dürfen«. Als solche Literaturangaben führt Luhe nämlich neben Rudolphi, dessen aus wenigen Worten bestehende Beschrei- bungen naturgemäß keine genügende Grundlage für eine auch nur einigermaßen gesicherte Deutung bieten, weshalb ich auf die betref- fenden Formen nicht weiter eingehen will, und Diesing, der sich dabei lediglich auf Rudolphi und dessen Gewährsmann Kedi stützt, Zschokke, 1888, S. 364 — 366 (»Cephalocotyleum Squali squatinae et Rajarum«) an. Die von Zschokke unter diesen Bezeichnungen beschriebenen Formen sind aber keineswegs mit der von Luhe gefundenen identisch oder auch nur kongenerisch. Es geht dies schon daraus klar hervor, daß die Dotterstöcke bei ihnen nach den Beschreibungen und der Abbildung Zschokkes (Tab. IX, Fig. 156) außer höchstens im Hinterende des Gliedes streng auf dessen Seitenteile beschränkt sind, wozu noch kommt, daß die Hoden sich bei ihnen offenbar nur im vorderen Teile der Proglottis finden — beides im direkten Gegensatz zu dem Verhalten bei W. porrecta (s. oben S. 22, 21 sub 6) und 1). Zugleich ergibt sich hieraus, daß die gedachten Proglottiden überhaupt nicht von Trypa- 26 norhynchen stammen können; vielmehr warZschokke augenschein- lich im Recht, als er sie auf Tetraphyllideen bezog. Was endlich die spezielle Beziehung der einzelnen Arten von Wageneria auf bestimmte Trypanorhynchenarten betrifft, so ist sie derzeit wohl überhaupt nicht möglich. — Da sowohl die Scoleces als die Ketten jener durchweg gänzlich unbekannt und auch die ein- zelnen Proglottiden außer bei W. porrecta sehr ungenügend bekannt sind, so läßt sich ferner gegenwärtig natürlich kein auch nur einiger- maßen gesichertes Urteil darüber abgeben, ob oder inwieweit sie tat- sächlich untereinander kongenerisch sind. Immerhin geht jedoch aus den Beschreibungen der betreffenden Autoren klar hervor, daß es durchweg Formen sind, deren Ketten nach der von Pintner, 1913, S. 181 in äußerst dankenswerter Weise eingeführten präzisen Terminologie, die nur leider bisher viel zu wenig Anwendung ge- funden hat, als hyperapolytisch (bei W. impudens vielleicht als euapolytisch) zu bezeichnen sind. (Betreffs W. porrecta s. dies- bezüglich Luhe, S. 243.) Für das endgültige Schicksal des Namens Wageneria wird selbst- verständlich die seinerzeitige Identifizierung der einzigen ursprüng- lichen und daher typischen Art dieser Gattung, W. proglottis (Wgenr.), maßgebend sein. Schon jetzt kann jedoch gesagt werden, daß die genannte Species offenbar in keines der Genera fällt, die Pintner, 1913, S. 226 — 244 gekennzeichnet hat, noch in eines der Genera Abothros Welch oder Otobothrium Linton, und noch weniger natür- lich in die Gattung Dibothriorhynchus Blainv. (= Coenomorphus Lönnbg., wie Braun, 1900a, S. 1723f. in wohl überzeugender Weise nachgewiesen hat). Und da sich bei der zu erwartenden natürlichen Einteilung der Trypanorhynchen , zu der Pintner 1, c. ja bereits die ersten vielversprechenden Schritte unternommen hat, die Zahl der innerhalb dieser zu unterscheidenden Gattungen ganz unzweifel- haft um ein Vielfaches erhöhen wird, so spricht die Wahrschein- lichkeit sehr dafür, daß auch dann der Name Wageneria als gültiger Gattungsname bestehen bleiben wird. Wir können also mit großer Wahrscheinlichkeit Wageneria Montic. als ein eig- nes, bisher nur in einzelnen Proglottiden bekanntes Ge- nus hyper- (oder? eu)apolytischer Trypanorhynchen an- führen. Verzeichnis der zitierten Literatur. , Benham, W. B. (1901), The Platyhelmia, Mesozoa, and Nemertini. (In: A TreaÜKe on Zoology. Edited by K. Ray Lankester. Part IV.) Braun, M. (1897), Vermes, Lief. 48— 55. (In: Dr. H. G. Bronn's Klassen und Ordnungen des Thier-Reichs, wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild. 4, Abth. I. a.) 27 Braun, M. (1900a\ Vermes, Lief. 59—62. (In: Dr. H. G. Bronn's Klassen und Ordnungen des Thier- Reichs, wissenschaftlich dargestellt in Wort und Bild, 4, Abth. I. b.) Cohn, L. (1902b), Zur Kenntnis des Genus Wageneria Monticelli und anderer Cestoden. (Centrbl. Bakt., Parasitk. Infkrankh., 1. Abt., 33, Orig., p. 53- 60.) Creplin, [F. C] (1846), Nachträge zu Gurlt's Verzeichniss der Thiere, bei welchen Entozoen gefunden worden sind. (Arch. Natgesch., 12. Jahrg., 1, p. 129-160.) Lönnberg, E. (1893), Bemerkung über einige Cestoden. (Bih. Svenska Vet.- Akad. Handl. 18, Afd. IV, No. 6.) Luhe, M. (1902a), Urogonoporus armatus ein eigentümlicher Cestode aus Acan- thias, mit anschließenden Bemerkungen über die sogenannten Lesto- darier. (Arch. Parasit. 5, p. 209—250, tab. I.) Monticelli, F. S. (1892c), Appunti sui Gestodaria[.] (Atti Accad. Sci. Fis. Mat. [Napoli] (2) 5, No. 6.) Odhner, T. (1904\ Urogonoporus armatus Luhe, 1902 die reifen Proglottiden von Trilocularia gracilis Olsson, 1869. (Arch. Parasit. 8, p. 465—471.) Pintner, T. (1909), Das ursprüngliche Hinterende einiger Rhynchobothrien- ketten. (Arb. Zool. Inst. Univ. Wien 18, p. (113j— (132), tab. VII- Vili.) (1912), Eigentümlichkeiten des Sexualapparates der Tetrarhynchen. (Verh. VIII. Internat. Zool.-Kongr. Graz 1910, 1912, p. 776—780.) (1913), Vorarbeiten zu einer Monographie der Tetrarchynchoideen. (Sitzber. math.-natwiss. Kl. kais. Akad. Wiss. 122, Abt. I, p. 171—253, 4 tab.) Poche, F. (1922), Zur Kenntnis der Ampliilinidea. (Zool. Anz. 54, p. 276-287.) Wagener, G. R. (1854), Die Entwicklung der Cestoden, nach eigenen Unter- suchungen. (Verh. Leopold.-Carol Akad. Natforsch. Nov. Act. Acad. Leopold.-Carol. Nat. Curios. 24, Suppl.) Zschokke, F. (1888), Recherches sur la structure anatomique et histologique des Cestodes[.] (Mém. Inst. Nat. Genev. 17, 1886—1889, 396 p., tab. 1— IX.) 3. Die bei uns vorkommenden Arten des Genus Leydigia Kurz. Von H. Spandi, Klosterneuburg b. Wien. (Mit 2 Figuren.) Eingeg. 1. Juli 1922. Obwohl die an so vielen Orten eingetroffenen Vertreter der oben genannten Gattung, L. hydigii u. L. acantJwcercoides, wiederholt in verschiedenen Publikationen erwähnt wurden, sind bis auf den heutigen Tag die Kenntnisse über diese beiden Formen sehr gering. Es hat dies wohl vor allem darin seinen Grund, daß diese Cladoceren meist nur hie und da auftreten, so daß eine genaue Beobachtung in der Natur auf die größten Hindernisse stößt. Ich habe nun bei meinen Untersuchungen der mittel- und südmährischen Gewässer Gelegen- heit gehabt, zwei Stellen ausfindig zu machen, die es ermöglichten, sich durch wiederholtes Aufsuchen der Örtlichkeiten über die Lebens- weise, Biologie und andre Details dieser seltenen Arten eingehend zu informieren. 28 1) Leydigia leydigii Schoedler. Fundorte: Schwarza-Fluß bei Brunn I.— XIIJ. 2) Teich bei Schloß Eichhorn (NW von Brunn) IV.— XI. : 3) Steindammteich (Nimmersatt) in Mähren V. — X. Schalenumriß; Den Zeichnungen der Autoren wie Daday, Hellich, Lilljeborgu. a. m. zufolge scheint die Gestalt der Schale bedeutenden Schwankungen zu unterliegen. Die von mir an drei weit voneinander liegenden Fundorten gesammelten Tiere sind be- züglich der Gestalt vollkommen übereinstimmend und entsprecheû alle der in Fig. la wiedergegebenen Zeichnung. Trotzdem mir ein sehr reichhaltiges Material vorlag, konnte ich niemals Formen auf- finden, die den Zeichnungen Lilljeborgs oder gar Dadays ent- sprochen hätten. Die Schale erreicht in dem rückwärtigen oberen Winkel ihre größte Höhe und fällt in einem Bogen gegen das Kopf- ende hin ab. Der genannte Schalenwinkel ist schwach gerundet, Fig. Ib. Fig. la. der Hinterrand fällt nach rückwärts unten ab, und verläuft in einem großen Bogen in den Unterrand. Letzterer ist schwach bogig und zeigt bei den von mir gefundenen Tieren niemals jene auffallende Durchbiegung wie sie Lilljeborg zeichnet. Borsten und Struktur der Schale: Der Unterrand ist bei allen Exemplaren mit zahlreichen z. T. befiederten Borsten versehen, die besonders gegen den rückwärtigen Teil des Schalenunterrandes an Länge zunehmen. Bei den meisten Exemplaren geht diese Be- wehrung bis in die Hälfte des unteren rückwärtigen Schalenwinkels, wo sie dann plötzlich absetzt und einer Anzahl kleinster Härchen Platz macht, die Hellich in seiner Cladocerenarbeit als » Zähnchen ^ beschreibt. Niemals fand ich jedoch Tiere, deren Borsten am Unter- rande so bald absetzen, wie es die Zeichnung Hellichs aufweist. Der hintere Schalenrand ist bei meinen Tieren noch an der Innen- seite mit nach innen gerichteten feinen Zähnchen besetzt (Fig. Ib^ Ï Die römischen Zahlen bedeuten die entsprechenden Monate. 29 Die Schale ist fein gestreift, gekörn elt oder ganz glatt, doch sind Übergänge zwischen den einzelnen Schalenstrukturen sehr häufig. Das Abdomen: Der Hinterkörper stimmt vollkommen mit den Zeichnungen Lilljeborgs überein und weist bei meinen Tieren keinerlei Unterschiede auf. Das Auge ist klein und besitzt nur wenige Kristallkörper. (Nach meinen Beobachtungen 1 — 4.) Der Pigmentfleck, dessen Form drei- oder viereckig, manchmal auch nierenförmig ist, übertrifft das Auge um das 2 — 3 fache in der Größe. Die Größe beträgt 0,9 — 1 mm beim Q, beim cT 0,6 — 0,8 mm. Die Farbe ist gelblich bis rötlichgelb. Vorkommen und Biologie: Leydigia leydigü traf ich an allen drei oben genannten Fundorten in großer Menge im Schlamme, der stets mulmartig oder fein krümelig war. Im Schloßteich in Eichhorn fand ich diese Art im Schlamme in einer Tiefe von 10 bis 15 cm. Nach meinen Beobachtungen sind beide Formen außer- ordentlich empfindlich gegen H2S, was auch der Grund für ihr seltenes Auftreten sein dürfte. Am Ufer des Steindammteiches fand ich diese Art stets mit L. acanth. vergesellschaftet. Vollständiges Überwintern beobachtete ich nur in der Schwarza bei Brunn. Leyd. leydigii ist hier rein dicyklisch, und zwar liegt die erste Geschlechtsperiode im Mai bis Juni, die zweite im September bis Oktober. Die Ephippien sind gelb bis braungelb (auch manchmal lehmgelb) gefärbt und enthalten nur ein Ei. çf waren sehr zahl- reich, was als eine seltene Erscheinung bezeichnet werden muß. Ebenfalls reine Dicyklie zeigte Leyd. leydigii im Schloßteich von Eichhorn, während ich im Steindammteich im Mai und Juni nur wenige çf und Ephipp. Q antraf. Ahnliche Beobachtungen machte 0. Herr, der im Juni 2 ç^ fing und erst wieder im September bis Oktober ç^ feststellte. 2) Leydigia acanthocercoides Fischer. Fundort: Steindammteich (Nimmersatt) in Südmähren IV. — XI. Schalenumriß: Im Gegensatz zu meinen Beobachtungen an Jjeydigia leydigii fand ich die Form der Schale ziemlich schwankend. In Fig. 2a ist einer der am häufigsten vorkommenden Umrisse ge- zeichnet, der durch den außerordentlich großen Verbindungsbogen zwischen Hinterrand und Unterrand auffällig ist. Eine andre nicht minder interessante Form des Hinterrandes mit seinen Übergängen ist in Fig. 2b abgebildet. Neben diesen Formen fing ich noch mehr- mals Tiere, deren Schalenumriß vollkommen der Lilljeborg'schen Zeichnung von Alona qtmdrangularis glich. 30 Borsten und Struktur der Schale: Die Bewehrung der Schale entspricht vollkommen den Beobachtungen bei L. leydigii und weist nur den Unterschied auf, daß die Innenseite des Schal en- hinterrandes nicht gezähnelt ist. Die Schale ist teils fein gekörnelt, teils mit ineinander verlaufenden Wellenlinien versehen, manchmal aber auch ganz glatt. Parallele Längsstreifung fand ich nur höchst selten. Das Abdomen entspricht vollkommen wie bei L. leydigii den Angaben und Zeichnungen Lilljeborgs, doch ist die Abdominal- kralle sehr deutlich gestrichelt. Bei manchen Tieren fand ich direkt Spuren eines Basalkammes, doch traf ich kein Exemplar, das bezüglich dieser Erscheinung mit der Zeichnung Dad ay's übereingestimmt hätte. Das Auge: "Wie bei L. leydigii klein, besitzt nur wenige Kristall- körper. Der Pigmentfleck ebenfalls 2 — 3 mal so groß wie das Auge, Fig. 2. Größe: Diese ist sehr schwankend und beträgt beim Q 1 — 15 mm, beim (J' 0,7 — 1 mm. Farbe: Wechselnd, und zwar gelb bis lebhaft orangerot, doch treten beide Färbungen zu gleicher Zeit von April bis November auf. Vorkommen und Biologie: Angetroffen habe ich L. acantho- cercoides bisher nur im Steindammteich, hier aber in großen Mengen. Sie ist hier besonders am Rande sehr häufig. Ihre größte Entfaltung ist im Juli bis Oktober. Ephippial-Q und ç^ traf ich bisher nur im Oktober und November, beide in großer Anzahl. Das Ephippium ist braungelb bis orangerot gefärbt, enthält wie bei L. leydigii nur ein Ei, das aber verhältnismäßig groß ist. Die Art ist nach meinen Beobachtungen rein monocyklisch. In der Literatur fand ich nur zwei Angaben über Ephippial-$ und Ephippien. Die eine von Keilhack (Zur Cladocerenfauna der Mark Brandenburg) und eine sehr interessante Mitteilung Eynards [Cladocères du lac du parc de la Tête d'or du Jardin Botanique 31 de Lyon d'une Lone situé à la Pape (Rone) et du Lac du Bourget (Savoie)]. Letzterer Autor fand in einem kleinen Bassin eines Ge- wächshauses, dessen Wasser ständig- über 20" C warm war, ç^ und Èphipp.-Ç von L. acanthocercoides in Gemeinschaft mit Iliocryptus agüis Kurz und Chydorus sphaericus 0. F.M. Die Befunde Eynards sind so merkwürdig, daß ich sie hier kurz wiedergebe: 1. Dezember: Die (j^ sind sehr zahlreich und machen die Hälfte aller Tiere aus. Es werden im Bassin angetroffen: Q mit Jungfern- eiern, Q mit Ephippien und Jungtiere beiderlei Geschlechts. 18. Jänner: Die rf haben an Zahl abgenommen, die Ephipp.-Q sind zahlreicher geworden, Jungtiere männlichen Geschlechts nicht vorhanden. Daday beschreibt in seiner Monographie der Cladoceren Ungarns eine ALona balatonica, die als eine Leydigia angesprochen werden muß und von Daday zwischen Leyd. ley digit und L. acanthocei'coides gestellt wird. Am nächsten steht diese Art der L. acanthocercoides^ doch unterscheidet sie sich vor allem ganz besonders von der eigen- tümlichen Bewehrung der I. Antenne, die eigentlich das Hauptmerk- mal dieser Art bildet. Soweit mir die Literatur bekannt ist, wurde sie bis jetzt nur in Ungarn beobachtet, und es wäre daher notwendig, bei weiteren Funden von Leydigia auf die I. A. ganz besonders zu achten, um die Artberechtigung dieser Form festzulegen. 4. Das Gehirn von Macrurus petersoni Ale. und Bathylagus antarcticus Gthr. (Ein Beitrag zur Kenntnis der Morphologie des Tiefsee- fischgehirns.) Von Dr. Helmuth Lissner, Leipzig. (Aus dem Zoolog. Institut der Universität Leipzig.) (Mit 2 Figuren.) Eingeg. 12. August 1922. Die wenigen Gehirne von Tiefseeteleostiern, die bisher beschrieben worden sind, zeigen sämtlich beträchtliche Besonderheiten und Ab- weichungen vom Typus des normalen Teleostiergehirns. Sie besitzen dennoch selbstverständlich morphologisch die gleichen Grundlagen wie die Hirne nichtabyssaler Fische; nur ist bisher nicht der Ver- such gemacht worden, jene Hirnformen irgendwie in die Typen der Hirne oberflächlich lebender Knochenfische einzureihen, bzw. deren Entstehung aus ihnen abzuleiten. Vorhegende Studie soll ein erster Versuch in dieser Hinsicht sein. — Das Material hierzu verdanke ich der Freudlichkeit der Herren Prof. Meisenheimer und Dr. Grimpe 32 in Leipzig; und zwar handelt es sich hier um zwei Tief Seefische, die insofern von besonderem Interesse sind, als ihre Hirne fast völlig normal gestaltet sind und die Tiere zwei gut bekannten Knochen- fischgruppen angehören, deren Gehirne ich in einer größeren Arbeit untersucht habe (Wiss. Meeresunters. Kiel und Helgoland, Neue Folge, XIV. Bd., Abt. Helgoland, Heft 2, im Druck). Ich beginne mit der Beschreibung des relativ einfachen Gehirns von Macrurus petersoni Alcock und schicke voraus, was Brauer (Wiss. Ergebn. d. Deutschen Tiefsee-Expedition, Bd. XVj, S. 260) über dieses Tier angibt: Wird häufig im Indik mit dem Trawl gefangen in durchschnittlich 600 m Tiefe (mi. 296, ma. 1019 m). vm hyp. s.v. Fig. 1 a. Macrurus petersoni Ale. Von der Seite. 7 : 1. Bachstabenerklärung im Text; die römischen Zahlen entsprechen den Hirnnerven.) Rostral beginnend findet man am Gehirn von M. petersoni auf- fallend schwache, gestielte Bulbi olfacto ri i, die durch sehr zarte Tractus olfactorii mit dem Vorderhirn in Verbindung stehen. Von oben her gesehen sind die Corpora striata kegelig, hochgewölbt, gefurcht und von normaler Größe; deutlich hebt sich auf ihnen das Epistriatum ab. Die wohlentwickelte Epiphyse verbreitert sich distal stark. Die dann folgenden Lobi optici sind ungefähr normal- groß und weichen caudal in der Mittellinie etwas auseinander; sie sind dadurch ausgezeichnet, daß sie schräg von vorn-unten nach hinten-oben gelagert sind (vgl. Fig. la). Das ist wohl zurückzuführen auf die Form des Kleinhirns, das als mächtiger, sich allmählich verdickender Zapfen fast senkrecht in die Höhe steigt. Nur distal ist es leicht in schwacher Kurve nach hinten gebogen, so daß es ganz wenig überhängt. Seine Eminentiae granuläres {em.gr.) sind stattlich. 33 ungefähr schlank-bohnen förmig. An der Hinterfläche zeigt das Klein- hirn einen kräftigen, zweigeteilten Arcus cerebellaris [arccer.) zum Ansatz des Ependyms ; die Valvula cerebelli ist ziemlich klein. Auf der Medulla oblongata fallen zwei zuerst sehr breite, nach hinten aber sich verschmälernde und median sich berührende Wülste auf, welche die von der Cerebellarleiste bedeckten Nuclei n. acustici [n.ac.) repräsentieren. Die dahinter liegende, nicht sehr scharf be- grenzte Anschwellung der Medulla stellt die Lobi vagales [l.vag.) dar, die zwischen sich die obere Öffnung der ßautengrube fassen. Letztere ist klein und zweigeteilt, weil sich die Lobi vagales an einer Stelle in der Medianen berühren. — - Betrachtet man die Ventralseite des Hirns^ (vgl. Fig. Ib), so sieht man die langen, rundlichen N. optici sich einfach kreuzen. Hinter ihnen liegt ein kräftiges Infundibulum, das an seiner Stirnfläche die zapfen- artige, kegelige Hypophyse [hyp.] und hinten einen sehr gut ent- wickelten, fast halbkugeligen Sac- cus vasculosus [s.v.] trägt. Fast kugelig, mit einer leichten Einker- bung dorsolateral (Oculomotorius furche) sind auch die starken Lobi inferiores. Kommen wir nun zur Diskus- sion dieser Befunde, so müssen wir vergleichen mit den Hirnen ver- wandter Formen, d. h. besonders der Gadiden, in deren Nähe die Macruriden ja gehören. Bei M. petersoni finden wir, genau wie bei den Gadiden, gestielte Bulbi olfactorii; als Besonderheit dieses Hirns könnte man vielleicht die sehr schwache Ausbildung dieser Bulbi ansehen. Über die (im Verhältnis zum Gesamthirn ansehnlichen) Cor- pora striata ist nichts zu sagen; sie sind ja bei den meisten Gadiden gut entwickelt. Auch das relativ kleine Tectum opticum bietet außer einer leichten UnvoUständigkeit im hinteren Abschnitt der Median- linie ebenfalls nichts Neues. Beachtenswert könnte aber die Form des Cerebellums sein. Jedoch auch hier läßt sich leicht die Beziehung zu den Gadiden knüpfen. Die meisten Gadiden haben ein langes, zungenf örmiges , weit nach hinten überhängendes Kleinhirn. Eine Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 8 Fig. Ib. M. petersoni AÌC. Von oben. 7:1. 34 Ausnahme macht nur Merluccius vulga?'is, bei dem es kurz und zapfenförmig ist, also große Ähnlichkeit mit dem von Macrurus hat. Dennoch steht das Kleinhirn unsres Macrurus dem der übrigen Ga- diden näher, da es deutlicher als das von Merluccius nach hinten überhängt. Auf der Medulla halte ich für wiclitig die gute Aus- bildung und scharfe Abgrenzung des Nucleus n. acustici, wohingegen auf der Ventralseite des Hirns die massigen, fast kugeligen Lobi inferiores sowie der Saccus vasculosus auffallen, wenn auch bei diesen die Form nicht wesentlich von derjenigen der Gadiden abweicht. Die Nervenabgänge entsprechen durchaus der Norm. Aus der Hirnform läßt sich für die Lebensweise von M. peter- soni die Tiefen-, also Dämmerform durch die schwachen Lobi optici nachweisen. Aus der Verbindung eines starken Cerebellums mit großen Nuclei acustici und stattlichem Saccus vasculosus (der meiner Ansicht nach ein physiologisches Ausgleichsorgan für Druckdifferenzen ist) möchte ich annehmen, daß M. petersoni wandert, und zwar so- wohl vertikal wie horizontal. Über Bathylagus antarcücus Gthr. gibt Brauer (1. c. , S. 12) folgendes an: Das Tier lebt bathypelagisch und wurde mit dem Verlikalnetz gefangen auf Stat. 136 der »Valdivia« zwischen Bouvet- Insel und Enderby-Land unter 55" 57' 2" S 16" 14' 9" E; die Boden- tiefe an dieser Stelle betrug 5000 m. Hirnuntersuchung: Kräftige, rundhche Bulbi olfactorii sitzen auf kegeligen, gut gewölbten, sonst aber kaum skulpturierten Corpora striata. Die Epiphyse ist kurz, distal leicht verdickt. Von bemerkenswerter Größe und Länge sind die Lobi optici (s. Fig. 2a u. b), die seitlich eine leichte Einziehung aufweisen und in der Mittellinie nach hinten zu weit auseinander weichen, um das sich einschiebende Kleinhirn zu umfassen. Dadurch werden auf ein kurzes Stück auch die Tori longitudinales von oben sichtbar. Das Klein- hirn [cer.) nun, das sich nach vorn stumpf zwischen die Lobi optici einschiebt, ist ungewöhnlich reich skulpturiert. An den vorderen, unpaaren, zwischen die Lobi optici geschobenen Höcker schließt sich nach hinten ein Paar von Höckern an. Nach außen zu werden diese drei Höcker umgeben von einem paarig angelegten Wulst, der erst ganz schmal und spitz, dann sich allmählich verdickend von vorn- oben nach hinten-unten zieht, um schließlich mit einem Knick auf die Medulla oblongata überzugreifen, wo er sich wieder etwas ver- schmälert. Das Verhalten dieses Wulstes auf der Medulla gibt uns Auskunft über seine Bedeutung. Es dürfte bekannt sein, daß bei den Knochenfischen eine Leiste Molekularschicht vorn Kleinhirn her 35 auf die Medulla oblongata zieht und den Nucleus n. acustici über- deckt. Dieser Wulst dürfte demnach nichts andres sein, als die Crista cerebellaris [c. ce?'.), wie diese Leiste Molekularschicht genannt wird, und die hier nur sehr scharf herausgehoben ist. Daher kommt es wohl auch, daß hier das Cerebellum selbst so stark modelliert ist. Lateral von dieser Crista liegt abermals ein kräftiger (paariger) Wulst, der von oben nach unten zieht, die Eminentia granulans {em.gr.). Auf der Medulla oblongata liegen die beiden schon vorhin beschriebenen Wülste, in denen außer der Cerebellarleiste die Nuclei acustici und dahinter zum Teil wohl auch die Lobi vagales ent- halten sind. Da die beiden Wülste sich in der Medianlinie berühren, teilen sie die Öffnung des Ventrikels in zwei Teile, einen vorderen, der unmittelbar hinter und unter dem Corpus cerebelli liegt, und einen hinteren, dessen E,and verdickt ist. — Auf der Ventralseite des Hirns sieht man lateral über dem Ursprung der Nervi optici Fig. 2 a. Fig. 2b. em gr. c.cer. S*Z\ yàunJS t^^vs vis IZ X em.ffr ■c.cer. (nac -f-nvoff.) Fig. 2. Bathylagus antarcticus Gthr. a. von der Seite; b. von oben; 7:1. einen paarigen Lobus ans Tectum opticum geschmiegt, der offenbar zu diesem gehört. Die Sehnerven selbst sind, in merkwürdigem Gegensatz zu dem starken Tectum dünn. Infundibulum und Hypophyse bieten nichts Besonderes, Zu erwähnen ist aber der kleine, ungefähr spindelförmige Saccus vasculosus, der auf den Lobi inferiores ruht. Diese sind recht gut entwickelt und zeigen eine tiefe Oculomotoriusfurche {fov.n.lll)^ welche große Lobi laterales von ihnen abgrenzt. Allerdings ist diese Furche nicht ein Werk des Nervus III allein; vielmehr ist es die ganze mäclitige Trigeminus- Facialisgruppe, die schräg über den Lobus inferior zieht und ihn hinten seitlich eindrückt. Der Ursprung der Nerven ist normal; alle sind sehr stark. Vergleicht man wieder dieses Gehirn mit dem einer Bathylagus verwandten Teleostiergruppe — hier sind es die Salmoniden — , so findet man, in Übereinstimmung mit dem Befunde bei diesen, sitzende Bulbi olfactorii. Am interessantesten aber ist das Tectum opticum, 3* 36 denn es stimmt in hohem Maße mit dem von Osmerus und Clupea überein, und zwar sowohl in der Größe, als auch in der schwachen lateralen Einziehung (die bei Clupea dann zu einer tiefen Furche wird) und in der leichten Unvollständigkeit im hinteren Teile der Medianlinie, eine Unvollständigkeit, die besonders schön Clupea zeigt. Auch das kurze, blockartige, nach hinten nicht überhängende Cere- bellum mit den starken Eminentiae granuläres findet man bei Clupea und Osmerus wieder. Eine Besonderheit des Bathylagus-CQrQ\)e]\.\ïms, dürfte wohl nur die scharfe Ausprägung der Cerebellarleiste sein. Dahingegen stimmen die Lobi inferiores von Bathylagus wieder sehr gut überein mit denen von Clupea^ da auch hier die tiefe Oculo- motoriusfurche vorhanden ist. Die Lebensweise dieses Tieres ist einigermaßen bekannt. Brauer nennt es, wie wir sahen, bathypelagisch. Darauf deutet auch die starke Ausbildung des Nucleus n. acustici; aus der Form des Tectum opticum möchte ich auf einen Räuber schließen. Ich fasse die Ergebnisse dieser Studie, wie folgt, zusammen: Das Gehirn der Tiefseefische stimmt im Prinzip durchaus überein mit dem der Oberflächenfische; die starken Umänderungen, wie sie insbesondere Trojan zeigt, brauchen wohl im allgemeinen nicht als die Regel angesehen zu werden. "Wenn infolge der Lebensweise Ver- änderungen am Gehirn auftreten, so werden sie sich zuerst am Klein- hirn, das für die Locomotion wichtig ist, und an der Medulla, dann am Tectum opticum ausprägen. 5. Zur Kenntnis der Tierwelt vorübergehender Gewässer. Von H. Spandi, Klosterneuburg b. Wien. Eingeg. 1. Juli 1922. Trotzdem heute bereits die Tier- und Pflanzenwelt der verschieden- artigsten Gewässertypen durchgeforscht wurde, sind merkwürdiger- weise die vorübergehenden Tümpel und Laken nur wenig berücksichtigt worden, was auch die Ursache ist, daß wir namentlich bezüglich der Fauna dieser Gewässer nur wenige Anhaltspunkte besitzen. Schon seit längerer Zeit untersuchte ich in der Umgebung Brunns die zahlreichen vorübergehenden Tümpel und habe gefunden, daß sich bei dieser Gewässerform mehrere Typen unterscheiden lassen, auf die ich weiter unten näher eingehen will. a. Tümpel auf dem >Gelben Berge« bei Brunn. (Dauer des Wasserstandes je nach der Witterung von Mai — Oktober.) 1) Stylongclda mytüus Ehrbg. Selten und nur in manchen Jahren angetroffen. Mai — Oktober. 37 2) Phaenocora galiciana O. Schm. Nur ein einziges Mal habe ich bis jetzt in der heißen Jahreszeit in einem vorübergehenden Ge- wässer Turbellarien getroffen. Mitte Juli 1919 fand ich nach einem langen Regen wieder Wasser in der oben genannten Stelle, und etwa 14 Tage später traf ich im Schlamme der fast ausgetrockneten Pfütze viele Phaenocora galiciana O. Schm, Ich habe seit dieser Zeit immer wieder nachgeforscht, konnte aber nichts mehr finden. 3) Triarthra longiseta Ehrbg. Diese Form trat im August und September 1920 und 1921 in ungeheueren Mengen auf, so daß sie an manchen Stellen im Wasser »Wolken« bildete. 4) Polyarthra trigla Ehrbg. Sehr häufig, auffallend groß (200 bis 250/f), stets mit T. longiseta vergemeinschaftet. September 1921. 5) Pleurotrocha constricta Ehrbg. Zahlreich; außerordentlich lebhaft schwimmend. August 1920. 6) Brachionus urceolaris O. F. M. var. rubens Ehrbg. Diese sonst als selten bezeichnete Art bildet in der Umgebung Brunns das Charak- teristikum aller vorübergehenden Gewässer von Mitte Mai bis Anfang Oktober. Ich fand dieses ßädertier fast nur an Cladoceren. 7) Moina rectirostris Leydig. In riesiger Menge von Juni bis Oktober. Fast alle Tiere waren mit dem oben genannten Brachionus über und über bedeckt, so daß sich die Krebschen nur schlecht bewegen konnten. 8j Cyclops serrulatus Fischer. Hier und da vereinzelt. Zu Zeiten länger andauernden Wasserstandes häufig. Frühjahr bis Herbst. 9) Cyclocypris laevis 0. F. M. — Vävra. Wie Cyclops serrulatus. 10) Herpetocypris reptans Baird. Im Jahre 1920 traf ich diese Art im Juli hier und da in wenigen Exemplaren an. In früheren Jahren fand man auch noch im Frühjahr Branchipus schäfferi Fischer und Cyxicus tetracerus Krynicki in großen Mengen an, doch wurden sie seit 1915 nicht mehr gefunden. b. Tümpel bei Komein bei Brunn. (Dauer des Wasserstandes Mai — Juni 1921.) 1) Brachionus urceolaris O. F. M. war rubens Ehrbg. In großer Menge meist an Moina sitzend, doch auch freischwimmend. 2) Branchipus schäfferi Fischer. In ungeheurer Menge. An diesem Orte machte ich die Beobachtung, daß diesen Tieren durch den auch hier vorkommenden Ostracoden Cyclocypris laevis ein ge- fährlicher Feind erwachsen war. An manchem Branchipus saßen 20 — 25 Ostracoden an den Schwimmfüßen und den Kiemenanhängen fest und schienen daran zu fressen, denn die angefallenen Tiere 38 sanken nach und nach zu Boden und verendeten, worauf sie von den Ostracoden fast vollkommen aufgefressen wurden. Versuche, die ich zu Hause unternahm, hatten alle dasselbe Resultat. 3) Moina rectirostris Leydig. 4) Moina macrocopa Straus. Beide Arten waren in großer Menge und in großen Exemplaren vorhanden, rf waren sehr zahlreich. Q, mit Dauereiern nur sehr wenige. 5) Cydocypris laevis 0. F. M — Vavra. Sehr zahlreich. Beob- achtungen bereits bei Branchipus angeführt. c. Tümpel im Obrawa-Tal bei Brunn. (Dauer des Wasserstandes Mitte September— Oktober 1921.) 1) Spirostomum ambiguum Ehrbg. 2) Spirostomum teres Clap. u. Lach. Zahlreich. Beide Arten an in den Tümpeln hineingewehten faulenden Blättern. 3) Eosphora digitata Ehrhg. In großen Mengen. Diese räuberische Art hielt ich in Kulturschalen lange am Leben. Sie überwältigte selbst große Spirostomum und scheint überhaupt nur selten vegeta- bilische Nahrung aufzunehmen. 4) Oordius aquaticus L. 3 Exemplare 23, 30 und 37 cm lang. Alle sehr lebhaft umherschwimmend. 5) Moina macrocopa Straus. Sehr zahlreich. (J^ häufig. Ç mit Dauereiern außerordentlich zahlreich. 6) Cyclops strenuus Fischer. Wenige Exemplare. d. Regenlake nächst Hussowitz bei Brunn. (Dauer des Wasserstandes September [2. — 17.] 1921.) 1) Arcella vulgaris Ehrbg. Viele Exemplare an einem im Wasser liegenden Stück Holz. 2) Spirostomum ambiguum Ehrbg. Wie Arcella vulgaris. 3) Annuraea aculcata Ehrbg. var. valga Ehrbg. Große Mengen. 4) Moina rectirostris Leydig. Vereinzelte Tiere. e. Tümpel bei Schloß Eichhorn NW. von Brunn. Dauer des Wasserstandes August — September 1920. 1) Brachlonus urceolaris O. F. M. war rubens Ehrbg. Sehr zahlreich an Moina. 2) Moina rectirostris Leydig. Massenhaft. Sehr große Exemplare. cy häufig, 2 mit Dauereiern zahlreich. 3) Cyclops serrulatus Fischer. Zahlreich. 4) NotodromasmonachaO.'F.M. Massenhaft. Zahllose Exemplare 39 lagen am Rande des Tümpels im Schlamme regungslos, doch lebten sie, wie ich mich überzeugte, noch alle. 5) Anopheles bifurcatus L. 6) Anopheles macidipennis Meig. In dem reinen klaren Wasser lebten viele Larven dieser beiden Mücken, wohl schon eine dritte Generation. Ebenfalls anzutreffen sind diese Arten in einem nahe liegenden toten Flußarm der Schwarza. 7) Ceratopogon sp. Häufig, doch als Larve nicht bestimmbar. Habe ich hier meine Befunde mitgeteilt, die nur von Gewässern stammen, die nur in der warmen und wärmsten Zeit des Jahres durch heftige Regengüsse entstanden sind, so weisen die im Frühjahr sich nach der Schneeschmelze und durch Überschwemmungen bilden- den Tümpel eine wesentlich andre Fauna auf. Unter den Crustaceen sind es die Euphyllopoden i, unter den Rhabdocoelen die Gattungen Balyella {Vortex), Phaenocora (Dendrostoma), Mesostomum, Gyratrix, Opistomum, Typhloplana, Typhloplanella usw., von denen viele Arten als reine Frühlingsformen anzusprechen sind. Außerdem trifft man einzelne Copepoden, Rotatorien u. a. Organismen, die aber nicht für diese Gewässerform charakteristisch sind. Besonders reichhaltig ist die Fauna der im Inundationsgebiete liegenden Tümpel, die durch Überschwemmungen entstanden sind und oft erst im Laufe einiger Wochen oder sogar Monate austrocknen. Es darf einen auch nicht wundern, wenn in diesen Wassersammlungen oft Tiere gefunden werden, die unbedingt nicht zur Fauna vorüber- gehender Gewässer zu zählen sind. So fand ich z. B. einmal in einem von der Überschwemmung der Thaga zurückgebliebenen Tümpel mit steinigem Grunde den Oligochaeten Ci'iodHlus lacuum Hoffmstr. Welch interessante und seltene Tiere diese auf die letzterwähnte Weise entstandenen Tümpel aufweisen, hat Dr. E. Sekera in seiner wohl nur wenigen verständlichen Publikation »O biolockych pomerech jarmch tunf« (Über die biologischen Verhältnisse bei Frühjahrs- tümpeln) niedergelegt. Bezüglich der einzelnen Arten muß natürlich auf die Originalarbeit verwiesen werden, doch führe ich nur einige derselben an, wie Limnicythere Sancii Patricii'^, Candona compressa, Rhynchelmis limosella^ Typhloplanella Bresslaui n. sp., Olisthanella 1 In Mähren habe ich folgrende Arten bis jetzt festgestellt: Branchipua sehäfferi (Gelber Berg b. Brunn, Czernowitz b. Brunn, Komein b. Brunn, Göding. Chirocepk. grubii (Komein b. Brunn u. Göding.) Apus cancriformis (b. Boskowitz nördlich von Brunn), Apus productui^ (Czernowitz b. Brunn und Eisgrub.), Cyxicus tetracerus (Czernowitz b. Brunn und Gelber Berg b. Brunn). Der Fundort bei Czernowitz wurde leider bereits verschüttet. 2 Nicht in der Schrift erwähnt, aber auch in Elbetümpeln wurde Limni- cythere stationis (dritter Fundort!) gefunden. 40 alhiensìs n. sp. usw., um nur einige der auffälligsten Formen heraus-i zugreifen. Nicht minder interessant sind die biologischen Verhältnisse bei vorübergehenden Gewässern, die durch den Austritt von Grundwasser an geeigneten Ortlichkeiten entstehen. Schon Mrazek hat vor 22 Jahren auf die interessanten Bewohner dieser Tümpel in einer kleinen Arbeit aufmerksam gemacht und besonders auf das Vor- kommen von Bothrioplana bohemica verwiesen, was von Thiene- manu erst in der allerjüngsten Zeit wieder bestätigt wurde. Auch andre Tiere der subterranen Süßwasserfauna, wie z. B. Niphargus puteanus, sind an solchen Orten anzutreffen. Mrazek spricht dann auf Grund seiner Forschungen von zwei Typen »austrocknender Tümpel«, die sich kurz in folgenden zwei Punkten zusammenfassen lassen: 1) Tümpel auf dem offenen Lande, mit lehmigem Boden. Trocknen im Sommer rasch aus. 2) Gundwassertümpel meist im Walde, Wasser klar und kalt, gehen nur langsam zurück; werden besonders von der Gattung Maraenobiotus bevorzugt. Auf Grund der Zusammenfassung aller bekannten Resultate läßt sich heute schon die Einteilung wesentlich erweitern und er- möglicht eine ziemlich genaue Abgrenzung, die sich durch folgende Charakterisierung festlegen läßt: 1) Vorübergehende Gewässer entstanden durch Überschwem- mungen eines Flusses. Zeit: Frühjahr und Herbst. Charakteristische Formen: Die früher genannten Rhabdocoelen wie Phaenocara, Dalyella usw., ferner Tiere, die der eigentlichen Tümpelfauna fremd sind und nur durch die Überschwemmung hierher transportiert wurden {Crw- drilits, Limosella, auch Fische), 2) Vorübergehende Gewässer entstanden durch Schneeschmelze. Zeit: Frühjahr. Charakteristische Arten: Rhabdocoelen wie in Punkt 1, ferner Euphyllopoden wie Chiroccphalus grubii, Apus productus. 3) Vorübergehende Gewässer entstanden in der heißen Jahres- zeit durch heftige Regengüsse. Charakteristische Arten: Die Gattung Moina, Brachiomis urceoloris var. rubens. 4) Vorübergehende Gewässer entstanden durch Austritt von Grundwasser. Zeit: Frühjahr bis Herbst. Charakteristische Formen: ßotkrioplana, Planaria vüta, Maraenobiotus, manchmal auch Niphargus. Natürlich ist mit dieser Einteilung noch keine feste Klassifi- zierung angestrebt worden, sondern es wurde nur der Versuch unter- 41 nommen, die verschiedenen Typen in einem System unterzuordnen. Es ist selbstverständlich, daß bei einer weiteren Durchforschung dieses Gebietes noch ein und das andre wird hinzuzusetzen oder auch zu streichen sein, denn die Ergebnisse sind gegenüber andern Re- sultaten auf dem Gebiete der Hydrobiologie noch sehr rückständig. 6. Die Bedeutung der geschlechtlichen Fortpflanzung. Von Prof. Dr. Friedr. Dahl. Eingeg. 9. Juli 1922. Die Frage, warum sowohl im Tier- als im Pflanzenreich ge- wöhnlich zwei Individuen verschiedenen Geschlechts zusammenwirken müssen, um Nachkommenschaft zu erzeugen, hat schon lange den Denkern zu denken gegeben. So schreibt Kant am 30. März 1795 an Schiller: »So ist mir nämlich die Natureinrichtung: daß alle Besamung in beiden organischen Reichen zwei Geschlechter bedarf, um ihre Art fortzupflanzen, jederzeit als erstaunlich und wie ein Ab- grund des Denkens für die menschliche Vernunft aufgefallen, weil man doch die Vorsehung hiebei nicht, als ob sie diese Ordnung gleichsam spielend, der Abwechslung halber, beliebt habe, annehmen wird, sondern Ursache hat zu glauben, daß sie nicht anders möglich sei . . .« — Obgleich diese Frage die weitesten Kreise interessieren muß, wird sie doch selbst in den ausführlicheren Lehrbüchern gewöhn- lich mit Stillschweigen übergangen. — Besonders die Deszendenz- lehre, so denkt man, müßte sich ausführlich dieser Frage zuwenden: Da nach der Selectionslehre nur das sich entwickeln konnte, was für die Erhaltung der Art vorteilhaft war, so muß diese Lehre, wenn sie richtig ist, für eine in der Organismenwelt so allgemein verbreitete Erscheinung, wie die geschlechtliche Fortpflanzung es ist, einen Se- lectionswert angeben können. Die Frage kann also unter anderm ein Prüfstein für die Richtigkeit dieser Lehre sein. Aber auch in Büchern, welche sich mit der Abstammungslehre beschäftigen, sucht man oft vergeblich sogar nach dem Versuch einer Antwort auf diese Frage. — A. Weismann freilich widmet in seinen »Vorträgen über Deszendenztheorie« der »Bedeutung der Amphimixis« — so nennt er die zweigeschlechtliche Fortpflanzung — zwei Vorträge. Aber in dem schon in 4. Auflage vorliegenden Buch von L. Plate »Selec- tionsprinzip und Probleme der Artbildung« wird die Frage nach dem Selectionswert der zweigeschlechtlichen Fortpflanzung mit keinem Worte berührt. Es dürfte also wohl am Platze sein, sich dieser Frage einmal 42 etwas näher zuzuwenden, zumal da mit ihrer Klarstellung auch über die vielfach noch für rätselhaft gehaltene geschlechtliche Zuchtwahl mehr Licht verbreitet werden dürfte. Daß eine geschlechtliche Vereinigung zweier Individuen vor der Fortpflanzung keineswegs eine Naturnotwendigkeit ist. läßt sich durch zahllose Beispiele beweisen. Eins der bekanntesten Beispiele liefert uns die Kartoffel, die sich, scheinbar unbegrenzt, durch Knollen- bildung zu vermehren vermag, und ebenso gibt es im Tierreich zahl- reiche Fälle dieser Art^. Besonders bei den Schwämmen und bei den Polypen (z. B. den Korallen) ist eine Vennehrung durch Knos- pung die bei weitem vorwiegende. Im Tierreich sind es freilich in erster Linie festsitzende Arten, welche sich ungeschlechtlich ver- mehren. Daß eine solche Vermehrung aber auch bei freilebenden Tieren nicht unmöglich ist, zeigen uns die Salpen. Wir stellen uns also unwillkürlich die Frage: Warum pflanzen sich nicht alle Pflanzen und Tiere und auch der Mensch in dieser doch weit einfacheren Weise durch Knospung fort? Warum hat die Natur hier einen so verwickelten Weg gewählt, während man doch sonst von ihr weiß, daß sie stets einen möglichst einfachen Weg wählt? — Man hat eine Antwort auf diese Frage damit zu geben versucht, daß man hervorhob, der Organismus altere im Laufe der Zeit, und es müsse deshalb gelegentlich eine Verjüngung eintreten 2. Allein diese Ant- wort ist eigentlich keine Erklärung, sondern nichts andres als die Um- schreibung einer beobachteten Tatsache. Man fragt weiter: Warum nimmt denn die Fortpflanzungsfähigkeit mit dem Alter ab, warum altern die Organismen? — Eine Verjüngung tritt außerdem doch auch bei der Knospung ein, sobald sich die Knospe vom Individuum löst, wie die in den Blattachseln mancher Lilien sich bildenden Zwiebelchen, wie die Gemmulae bei den Süßwasserschwämmen, die Statoblasten bei den Süßwasserbryozoen usw.; besonders aber auch dann, wenn eine Organismenart sich parthenogenetisch durch Eier fortpflanzt, wie man dies bei zahlreichen Tieren, auch bei vielen Landtieren, also bei recht hochstehenden Tieren, kennt. Weismann konnte die parthenogenetische Fortpflanzung eines Muschelkrebschens, von welchem Männchen überhaupt nicht bekannt sind, von Cypris reptans, 40 Generationen hindurch verfolgen 3. Warum, fragt man * Vgl. E. Korscheit, Fortpflanzung der Tiere. In: Handwörterbuch, d. Naturw. Bd. 4. S. 296 ff. 2 V. Hensen, Physiologie der Zeugung. In: L. Hermann, Handbuch d. Physiologie. Bd. 611. Leipzig 1881. S. 236. — E. van Beneden, Recherches sur la maturation de l'œuf, la fécondation et la division cellulaire. Gand 1883. p. 404 f. '* A. Weismann, Aufsätze über Vererbung. Jena 1892. S. 796. 43 also wieder, muß in den allermeisten Fällen der Entwicklung des Eies eine Vereinigung mit einem männlichen Befruchtungskörper vor- ausgehen? Die hier gestellte Frage drängt sich uns um so mehr auf, da die Schwierigkeiten, welche sich die Natur durch Einführung des Befruchtungsbedürfnisses der Eier geschaffen hat, ungeheuer groß sind, und da deshalb wieder die verwickeltsten Vorgänge nötig wurden, um diese Schwierigkeiten in allen Fällen zu überwinden. Bevor wir auf unsre Frage selbst näher eingehen, wollen wir uns zunächst darüber klar werden, welcher Art diese durch die ge- schlechtliche Fortpflanzung gegebenen Schwierigkeiten sind, und wie die Natur sie überwunden hat. Nur bei einzelligen Lebewesen, z. B. bei Rhizopoden und Flagel- laten, kommt eine Befruchtung dadurch zustande, daß sich die ganzen Körper der beiden Individuen, die in diesem Falle meist völlig gleich sind, miteinander vereinigen, um damit wieder eine fort- gesetzte Zweiteilung einzuleiten. In diesem Falle kann also von zwei Geschlechtern nicht die Rede sein, — Aber schon bei den In- fusorien vereinigen sich zur Befruchtung nicht mehr die ganzen Zell- leiber, sondern es legen sich zwei Individuen nur aneinander, um sich gegenseitig zu befruchten. Ein abgetrennter Teil des Nebenkerns oder Mikronucleus wandert in das andre Individuum hinüber und vereinigt sich als "Wanderkern mit dem stationären Teil des Mikro- nucleus im andern Individuum 4. Es entspricht das bereits vollständig der Befruchtung aller höheren Organismen, bei der fast immer ein Kern zunächst im mütterlichen Körper verbleibt, während der andre wandert. Man pflegt dann den Wanderkern den männlichen Teil zu nennen, den stationären Teil den weiblichen, wiewohl bei den Infu- sorien beide Fortpflanzungskerne, ebenso wie die ganzen Individuen, zunächst scheinbar noch vollkommen gleich sind. Damit eine Befruchtung zustande kommt, ist in allen Fällen nötig, daß der Wanderkern oder die männliche Zelle zu einer weib- lichen Zelle der gleichen Art gelangt, und das ist namentlich bei den höheren Organismen, wenn sie auf dem Lande, also im Luft- raum leben, oft mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Es hat das je nach dem Bau und der Lebensweise der Organismen zum Teil die raffiniertesten Einrichtungen nötig gemacht. — Schon bei den Einzelligen ist erforderlich, daß zwei Individuen der gleichen Art einander finden und von Individuen andrer Arten unterscheiden * E. Maupas, Recherches expérimentales sur la multiplication des Infu- soires ciliés. In: Arch. Zool. expér. (2). t. 6 et 7. 1888 et 89. — R. Hertwig, Über die Konjugation der Infusorien. In: Abb. d. ßayr. Akad. d. Wiss. Bd. 17. 1889. 44 können. Das erstere wird besonders dadurch erreicht, daß die Organismen in der gleichen Flüssigkeitsmenge in großer Zahl dicht gedrängt vorzukommen pflegen. Aber immerhin sind oft mehrere Protistenarten gleichzeitig vorhanden, so daß auch ein Unterscheid dungsvermögen unbedingt erforderlich ist. Man braucht dabei keines- wegs an ein bewußtes Unterscheiden zu denken. Wie sich ein 01- tropfen wohl mit einem Oltropfen, nicht aber mit einem Wasser- tropfen vereinigt, so kann und wird auch hier die Unterscheidung nach vollkommen mechanischen oder chemischen Gesetzen vor sich gehen. — Handelt es sich aber um vielzellige Organismen, die als solche einen größeren Raum einnehmen, so wird das Auffinden der stationären Eizelle durch die wandernde männliche Zelle oft recht schwierig. Das erste Hilfsmittel, dessen sich die Natur bedient, um die Befruchtung der Eier in hinreichender Zahl sicherzustellen, besteht darin, daß die Wanderzellen in außerordentlich großer Zahl ,pro- duziert werden. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine Eizelle von einer Wanderzelle gefunden wird, ist dadurch entsprechend erhöht. Natür- lich werden die Wanderzellen, der großen Zahl entsprechend, mög- lichst klein sein müssen, da dem Organismus für die Fortpflanzung nur eine beschränkte Gesamtmasse zur Verfügung steht. Eine Ei- zelle wird um so leichter von einer Wanderzelle gefunden werden., je größer sie ist. Sie muß also möglichst groß sein. Schon darin liegt es begründet, daß die Eizelle größer ist, und es liegt nahe, daß sie es ist, welche für die ersten Entwicklungsvorgänge des jungen Organismus stets das Material liefern muß. Zu diesem ersten, ganz allgemein sich zeigenden Gesetz kommen dann noch weitere hinzu. — Nur verhältnismäßig wenige Metazoen gibt es, bei denen die Wanderzellen einfach den Tierkörper verlassen, um ein Ei aufzusuchen. Es ist das, ganz allgemein gesprochen, nur dann möglich, wenn eine Organismenart in dichten Beständen eng nebeneinander vorkommt. Wir kennen es unter den Pflanzen bei den Windblütern, z. B. den Gräsern und bei vielen Waldbäumen und Sträuchern. Von Tieren gehören nur Wasserbewohner dahin. Genannt seien die Muschelarten, die meist dicht nebeneinander leben und oft sogar sogenannte Muschelbänke bilden. Bei den allermeisten höheren Tieren, namentlich bei allen Land- tieren, wird der schwierigste Teil der Wanderung, den sonst die Wanderzellen auszuführen haben würden, von dem Träger dieser Zellen, dem Männchen übernommen, in einem gewissen, aber weit geringeren Maße auch von der Trägerin der Eizellen. Die Fähigkeit, eine richtige Wahl zu treffen, hat die Natur der Trägerin der 45 Eizellen in erhöhtem Maße verliehen. Dem objektiven Beobachter muß diese Wahl als eine gewisse Sprödigkeit erscheinen, die be- sonders dem Weibchen eigen ist. Die Wanderzellen gelangen also, ohne ihr Zutun, wenigstens bis an die Geschlechtsöffnung des Weib- chens und haben dann nur noch die Wanderung durch die Geschlechts- wege auszuführen. Für sie fällt die Unterscheidung der richtigen Eizelle von andern befruchtungsfähigen Zellen fort. Die größte Schwierigkeit, die einerseits dem Aufsuchen des Trägers und ander- seits in der richtigen Auswahl gegeben ist, hat die Natur damit auf die Träger der Befruchtungszellen abgewälzt, und die geschlecht- liche Zuchtwahl bei freibeweglichen Tieren erscheint uns als not- wendige Folge der geschlechtlichen Fortpflanzung überhaupt und der Befruchtungsbedürftigkeit der Eier. Ihre Entstehung hat also für uns nichts Rätselhaftes mehr, sobald wir imstande sind, mittels der Selectionslehre die Entstehung der geschlechtlichen Fortpflanzung zu erklären. Diese Frage muß uns deshalb als ganz besonders wichtig erscheinen. — Bevor wir auf sie näher eingehen, wollen wir uns zu- nächst noch etwas weiter mit der geschlechtlichen Zuchtwahl be- schäftigen. Bei den höheren Pflanzen, die an ihren Standort gebunden sind, kann natürlich von einer geschlechtlichen Zuchtwahl nicht die Rede sein. Soweit der Wind als Überträger des Pollens zur AYechsel- befruchtung nicht die nötige Sicherheit gewährt, bedient sich die Natur gewisser Tiere, namentlich der Insekten, als Überträger. Es bedurfte dabei der mannigfaltigsten Anpassungen der Blüten an die Besucher, damit für eine richtige Befruchtung eine hinreichend hohe Wahrscheinlichkeit gegeben war. Auf diese Anpassungen, welche die Blütenbiologie lehrt, und welche teilweise recht verwickelter Art sind, soll hier nicht näher eingegangen werden. Nur bei den der Ortsbewegung fähigen höheren Tieren tritt die geschlechtliche Zuchtwahl in Tätigkeit. Doch hat die Natur ihr auch hier mancherlei Erleichterungen geschaffen, die teils morphologischer, teils ökologischer, teils physiologischer Art sind. Die wichtigste Rolle spielen die morphologischen Schranken, die einer möglichen Bastar- dierung entgegenstehen. Sie sind entweder in dem allgemeinen Körperbau gegeben, der oft bei nahe verwandten Arten so verschieden ist, daß eine Copulation unter Individuen verschiedener Art schon aus diesem Grunde geradezu als unmöglich erscheinen muß. So kann schon die Größe derartig verschieden sein, daß eine Copula- tion zum mindesten äußerst schwierig, wenn nicht unmöglich sein dürfte. Als Beispiel sei nur an Hermelin und Wiesel erinnert. Anderseits und besonders ist es aber die Form der Copulationsorgane 46 selbst, die oft gerade bei naheverwandten Arten äußerst verschieden ist. Bekannt ist dies jedem Systematiker, der sich mit dem Be- stimmen der Spinnen beschäftigt hat, und das ist zu verstehen, da diese streng sohtär lebenden Räuber, die erst zur Fortpflanzung ein- ander näher treten, dann vielleicht noch kein Tier der gleichen Art gesehen haben. Manche Systematiker nennen die äußeren weiblichen Geschlechtsteile dann ein Schloß, um damit anzudeuten, daß die an den Tastern der Männchen befindlichen ebenso kompliziert gebauten männlichen Copulationsorgane zu ihnen wie ein Schlüssel zu einem Schloß passen. (Fortsetzung folgt.) II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Notice to the Zoological Profession of a possible Suspension of the international Rules of Zoological Nomenclature in the Cases of Musca Linnaeus, 1758, and Calliphora Desvoidy, 1830^ In accordance with the Rules of the International Zoological Congress, the attention of the zoological profession is invited to the fact that Dr. L. 0. Howard, W. Dwight Pierce, and 21 other professional zoologists have requested the International Commission on Zoological Nomenclature to exercise its Plenary Power in the case of the Linnaean genus Musca 1758, and, under suspension of the Rules, to declare M. domestica as type of this genus, also, under suspension of the Rules, to validate Calliphora Desvoidy, 1830, with C. vomitoria as type. The request is based on the grounds of practical utility, and an almost unbroken history of consistent usage since 1758 in the case of Musca, and since 1830 in the case of Calliphora. It is claimed that a strict application of the Rules will produce greater confusion than uniformity. According to the premises at present before the Commission, if the Rules are strictly applied, the generic name of Musca would take either M. caesar or M. vomitoria as type, and the species M. domestica would be cited either in Conostoma 1801 [?J (type Ascaris conostoma = larva of M. domestica] or in Conosoma 1802 (type As- caris conosoma = larva of M. domestica] or in Fromusca 1915 (type M. domestica), thus resulting in a very regrettable change in the nomen- 1 On account of delay caused by the war, iinal vote will not be taken un- til about January 1, 1924. 47 dature of the species in question as almost universally used in ento- mological, zoological, medical, epidemiological, and veterinary literature. The Secretary of the Commission invites any person interested in these cases of nomenclature to communicate his opinion on the subject as soon as possible, and not later than May 1, 1918, when the subject will be submitted to the Commission for vote. C. W. Stiles, Secretary to Commission, 25th & E. Streets, N. W. Washington, D. C. 2. Die neue Biologische Meeresstation des Museums zu Bergen. Wegen zunehmender Verunreinigung des Meerwassers in der Nähe der bisherigen Station wurde eine neue Station auf der Insel Herdia, 27 km nordwestlich von Bergen, angelegt. Das neue Stations- gebäude ist geräumig und mit allen für biologische Untersuchungen nötigen Einrichtungen ausgerüstet. Die Station verfügt auch über eigne Boote. Der Leiter, Prof. Dr. A. Brinkmann, gibt in Bergens Museums Aarbok 1921/22 einen eingehenden Bericht darüber. Dar- aus ist zu ersehen, daß die Station das ganze Jahr über für wissen- schaftliche Arbeiten, für Kurse im Sommer (Mai bis September) ge- öffnet sein wird. Anmeldungen möglichst vor 1. April beim Leiter, der weitere Auskunft erteilt. Instrumente, Präparatengläser müssen mitgebracht werden, ebenso in größeren Mengen gebrauchte Reagen- zien, Chemikalien, Alkohol usw. Die Benutzer der Station erhalten in ihr Wohnung und Beköstigung gegen Bezahlung, doch müssen Bettbezüge, Bett- und Handtücher mitgebracht werden. Für die Kost wurde 1922 der tägliche Betrag von 5 Kronen, für Reinigen des Zimmers 50 Oere erhoben. 3. Nachtrag zum Personalverzeichnis zoologischer Anstalten. Halle a. S. Zoologischer Garten der Stadt Halle. Direktor: Dr. Günther Knies che. Wissenschaftl. Assistent: Dr. Lutz Heck. Prag. Die bei den österreichischen Hochschulen angeführte deutsche Universität Prag gehört dem tschechischen Staat an. 48 Wien. Naturhistorisches Museum. — Zoolog. Abteilung. Nichtangestellte wissenschaftl. Mitarbeiter: Prof. Dr. Richard Ebner, Orthopteren (Paläarktische Region). Regierungsrat Otmar Reiser, Aves (Ornis der Balkanländer und der neotropischen Region). Hof rat Prof. Dr. Karl Zelinka, Evertebraten (Rotatoria, Gastro- tricha, Ecliinoder.). Präparatoren: Franz Wald, E. Sarg, Bruno Klein, Frl. M. Müllner. Angestellte: Frl. Valerie Zeigswetter, Frau Karoline Hold- haus, Frl. Emilie Adametz. Würzburg. Zoologisches Institut der Universität. , Hilfsassistent: W. Ruppert (ab 1. März 1923). Dem Institut angegliedert: Cornell Schmitt, Schuldirektor in Lohr a. M. : Ornithologie, besonders Vogel- stimmen. Dr. Hans Stadler, Lohr a. M.: Ornithologie, Faunistik Unter- frankens. 4. Kurse über exotische Pathologie und medizinische Parasitologie. Im Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten finden im Jahre 1923 zwei Kurse statt: Frühjahrskursus 5. März bis 12. Mai, Herbst- kursus vom 15. Oktober bis 15. Dezember. Vorlesungen, Demonstra- tionen und praktische Übungen über Klinik, Ätiologie, Übertragung, pathologische Anatomie und Bekämpfung exotischer Krankheiten, pathogène Protozoen, medizinische Helminthologie und Entomologie, exotische Tierseuchen und Fleischbeschau, Schiffs- und Tropenhygiene. (Mitbringen von Mikroskopen erwünscht.) Vortragende: B. No cht, F. Fülleborn, G. Giemsa, F. Glage, M. Mayer, E. Martini, P. Mühlens, E. Paschen, E. Reichenow, H. da Rocha-Lima, K. Sannemann. Anfragen und Anmeldungen bis spätestens 14 Tage vor Beginn an das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten, Ham- burg 4, Bernhardstraße 74. Hl. Personal-Nacliricliten. An der Universität Leipzig habilitierte sich als Privatdozent für Zoologie Dr. Georg Grimpe. Druck von Breitkopf & Härtcl in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korscheit in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Band LVI. 6. März 1923. Nr. 3/4. Inh alt: I. Wissenscliaftliche Dlitteilangen. 1. Dahl, Die Bedeutung der geschlechtlichen Fortpflanzung. (Fortsetzung.) S. 49. 2. Martini , Vorschlag eines neuen Wortes für einen alten Begriff. S. 59. 3. Brehm, Eine neue Tanytarsus-LuTve. (Mit 1 Figur.) S. 61. 4. Bartsch, Die Histiogenese der Planarien- regenerate. (Mit 5 Figuren.) S. 63. 5. Belsinger, Einiges zur Tierpsychologie. S. 67. 6. Arndt, Balkanspongilliden. (Mit 1 Figur.) S. 74. 7. SmirnoT, Ein Beitrag zur Kenntnis der Gattung HelophiUis Meig. (= Tuhifera Mg.). (Mit 5 Figuren.) S. 81. 8. Proehsting, Zellkonstanz im Labyrinthorgan der Tritonen. S. 87. 9. Rendahl, Eine neue Art der Familie Salan- gidae aus China. S. 92. II. Mitteilungen aus Museen, Instituten nsw. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. S. 94. 2. Nachtrag zum Personalverzeichnis zoolo- gischer Anstalten. S. 96. III. Personal-Nachrichten. S. 96. I, Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Die Bedeutung der geschlechtlichen Fortpflanzung. Von Prof. Dr. Friedr. Dahl. (Fortsetzung.) Die ökologischen Schranken, die einer Kreuzung entgegen- stehen, sind teils zeitlich, teils örtlich. Oft werden zwei nahe verwandte Arten, die am gleichen Orte leben, zu verE*chiedener Jahreszeit reif. Als Beispiel genannt seien zwei unsrer gemeinsten Radnetzspinnen, Meta reticulata und M. mengei^ von denen die erste nur im Herbst, die zweite nur im Frühling reif wird^. Oft leben nahe verwandte Arten zur gleichen Zeit unter völlig verschiedenen Lebensbedingungen und sind dann oft örtlich mehr oder weniger voneinander abgesondert, so daß eine Kreuzung schon dadurch an Wahrscheinlichkeit verliert. Oft kommen sie auch geographisch getrennt vor. Die physiologischen Schranken einer Bastardierung, die darauf beruhen, daß die Geschlechtsprodukte selbst, also die Wander- 5 Lange Zeit glaubte ich in diesen beiden Formen einen Saisondimorphismus vor mir zu haben, bin aber neuerdings doch zu der Überzeugung gelangt, daß es sich um zwei Arten handelt. Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 4 50 zelle und die Eizelle, nicht einer Wecliselbefruchtung fähig, d. h. ein- ander gegenüber mehr oder weniger steril sind, und welche bei den niederen Tieren eine Kreuzung der einfach ins Wasser entleerten Geschlechtszellen zu verhindern haben, spielen, wie neuere Forschungen zeigen, nur noch bei wenigen höheren Tieren, besonders bei den Fröschen und den Fischen eine wichtigere Rolle. Bei fast allen höheren Tieren, namentlich bei den psychisch höher stehenden, kommt zu den genannten mechanischen Schranken, von denen fast keine eine Kreuzung mit aller Sicherheit ausschließt die auf Sinneswahrnehmung beruhende Zuchtwahl, die man auch die geschlechtliche Zuchtwahl im eigentlichen engeren Sinne nennen kann, hinzu. Bei höheren Tieren tritt dieselbe derartig in den Vorder- grund, daß die andern Kreuzungshindernisse, wie hier geschehen, mehr als Hilfen der Natur erscheinen müssen. Wie in vielen andern Fällen, so hat also auch hier die Natur, um ihrer Sache ganz sicher zu sein, verschiedene Mittel gleichzeitig angewendet, die zusammen um so sicherer zu demselben Ziele führen. — Den Schranken, die hier als Hilfsmittel bezeichnet sind, wird von manchen Theoretikern, so auch in dem oben genannten Plateschen Buche, eine viel zu hohe Bedeutung zugeschrieben. Hat es doch sogar Zoologen gegeben, welche mit der örtlichen Trennung zur Erklärung der Entstehung aller Arten auskommen zu können glaubten. Allein die praktische Erfahrung lehrt, daß die örtliche und meist auch die zeitliche Tren- nung keine scharfe ist und auch kaum jemals gewesen sein kann. Sucht man nämlich das Vorkommen der Arten einer engeren Gruppe statistisch festzustellen, so zeigt sich, daß die Lebensbedin- gungen, welche den verschiedenen Arten den Ursprung gaben, in der Natur fast niemals rein auftreten, sondern mehr oder weniger inein- ander übergehen, und daß auf den Übergangsstufen stets zwei oder mehrere Arten nebeneinander vorkommen. Trotzdem findet man auch dann sehr selten Bastardierungen. So gibt es, um nur ein Beispiel zu nennen, in Deutschland eine große Zahl von Arten der Wolf- spinnengattung Lycosa^ die alle ohne Ausnahme im Frühling reifen, aber an verschiedenen Ortlichkeiten (Biotopen) vorkommen ß; Lycosa pullata lebt an sehr humusreichen, sonnigen Orten, L. monticola auf sandigem Humusboden mit dürftigem Rasen, L. agrestis zwischen langen, nicht dicht stehenden Gräsern auf mehr oder weniger trockenem Boden, L. riparia zwischen höheren Gräsern auf Sumpfgelände und an humussäurereichen Gewässern, L. saccata auf schwerem Boden und auf festem Rasen an humussäurefreien Gewässern, L. tarsalis ß F. Dalli, Die Lycosiden oder Wolfspinnen Deutschlands. In: Nova Acta. Abh. d. Akad. d. Naturf. Bd. 88. lift. .3. Halle 1908. 51 auf trockenem, aber naßgründigem Boden, L. iiortensis auf kalk- haltigem Boden sehr warmer Lage in Süddeutschland, L. chelata an sonnigen Stellen auf abgefallenem trockenen Laub, L. nigriceps in ausgedehnten sonnigen Heidekrautbeständen, L. ealida auf dürftig bewachsenem feinen Dünensand Süddeutschlands, L. bifasciata auf dürrem, aber festem Boden Süddeutschlands, L. fluviatilis auf pflanzen- bewachsenen Flußbänken, L. wagleri im Geröll am Oberlauf der Flüsse Westdeutschlands, L. morosa ebenso in Ostdeutschland, L. blanda an sonnigen, steinigen Hängen der Alpen, L. cursoria im Rasen höherer Gebirge und L. fucicola am Sandstrand der west- lichen Ostsee. — Man sieht leicht ein, daß es zwischen allen diesen Geländeformen Übergänge geben muß, und diese werden nicht etwa von allen Formen gemieden, sondern, wie die Statistik zeigt, von zwei oder mehreren Arten zugleich bewohnt. Derartige Erfahrungs- tatsachen, die nicht etwa vereinzelt dastehen, sondern in allen Tier- gruppen, deren Verbreitung sorgfältig statistisch untersucht ist, wiederkehren', zeigen, daß die Lebensbedingungen zwar die Grund- lage für die Entstehung der Arten gewesen sein werden; denn es gibt in Deutschland keine Geländeform, auf der es keine Lycoside gäbe und keine reine Geländeform, auf der zwei Lycosidenarten zahlreich vorkämen, daß die scharfe Trennung der Arten aber nicht durch die Lebensbedingungen gegeben ist; denn dann müßten auf den Über- gangsformen des Geländes, da Übergangsformen der Spinnenarten nicht vorhanden sind, Wolfspinnen überhaupt fehlen. — Die Lycosa- Arten sind für den Systematiker am sichersten an der Form der Copulationsorgane zu unterscheiden, also gerade an den morpholo- gischen Charakteren, welche eine Kreuzungsschranke liefern und welche auch keine andre Funktion zu haben scheinen. Zu diesen Unterschieden kommen aber noch Unterschiede in der Färbung und Zeichnung hinzu, wie sie vielfach schon in meiner Übersicht der jungen Tiere zum Ausdruck gelangen. Besonders auffallende Unter- schiede zeigen sich in der Haarfarbe der Männchen. Da aber der Gesichtssinn der Wolfspinnen, wie schon die großen Augen schließen lassen, wohl entwickelt ist, und da ich auch an Orten, wo zwei oder mehrere Arten nebeneinander vorkommen, niemals Tiere verschiedener Art zur Paarung einander sich nähern sah, kann es sich auch in den Farbenunterschieden der Männchen wohl nur um eine Kreuzungs- schranke handeln. Jedenfalls besitzen die Männchen in der Gattung Lycosa niemals eine ausgesprochene Schutzfärbung. Man sieht also, daß sogar bei den Spinnen, bei denen die morphologischen Kreuzungs- "' Für die meisten deutschen Kreuzspinnenarten sind die Lebensbedingungen in meiner »Ökologischen Tiergeographie«, Jena 1921, S. 1 — 2, gegeben. 4* 52 schranken so in die Augen fallen, die geschlechtliche Zucht- wahl eine noch wichtigere Rolle spielt; denn selbst zum Versuch einer Kreuzung kommt es selten, und beim Versuch erst könnten doch die morphologischen Hindernisse zur Geltung kommen. Bei der geschlechtlichen Zuchtwahl der Wolfspinnen steht offenbar der Gesichtssinn an erster Stelle, wie dies für die ebenfalls mit großen Augen versehenen Springspinnen schon lange bekannt ist. Im all- gemeinen können außer dem Gesichtssinn auch andre Sinne in Tätig- keit treten. So spielt bei den Skorpionen ^ offenbar der Tastsinn die Hauptrolle, wie sich dies schon aus den sekundären Geschlechts- unterschieden, die alle besonders dem Tastsinn zugänglich sind, mit Sicherheit ergibt, während die Farben bei den Skorpionen völlig zurücktreten. Es kann das bei diesen nur nächtlich aus ihrem Ver- steck hervorkommenden Tieren nicht wundernehmen. Lebhafte Farben und Zeichnungen finden wir überhaupt nur bei Tagtieren, und wir dürfen wohl annehmen, daß diese, falls es sich nicht um sogenannte Trutzfarben ö .handelt, stets bei der geschlechtlichen Zuchtwahl zum Erkennen dienen, ganz gleichgültig, ob sie nur beim Männchen oder in beiden Geschlechtern sich finden. Auch Trutzfarben können übrigens, wenn sie bei reifen Tieren vorkommen, zugleich die Aufgabe haben, Tiere der gleichen Art von Tieren andrer Arten zu unter- scheiden. — Die Annahme, daß die lebhafte Färbung eines Tieres auf die Art der Nahrung zurückzuführen sei, ist so oft widerlegt worden, daß ich auf sie wohl nicht näher einzugehen brauche. Hin- gewiesen sei nur auf ein sehr auffallendes Beispiel, den Edelpapagei Neuguineas, Eclectus pectoralis^ von dem das Weibchen schön rot, das Männchen schön grün ist, obgleich beide genau dieselben Früchte fressen. Derartige Fälle zeigen zudem, daß die geschlechtliche Zucht- wahl beim Männchen und beim Weibchen an total verschiedene Merkmale anknüpfen kann, wie uns das ja auch beim Menschen be- kannt ist. Daß boi der geschlechtlichen Zuchtwahl gleichzeitig verschiedene Sinne in Tätigkeit treten können, dafür hat neuerdings Feuerborn^" ein vorzügliches Beispiel aus der Ordnung der Zweiflügler erbracht. Feuerborn hat mit Recht auch darauf hingewiesen (S. 10), daß die bisherigen Experimente an Schmetterlingen, mit denen man die Ent- stehung der sekundären Geschlechtsunterschiede durch geschlechtliche Zuchtwahl widerlegen zu können glaubte, sich alle einseitig auf die 8 F. Dahl, Vergleichende Psychologie oder die Lehre von dem Seelenleben des Menschen und der Tiere. Jena 1922. S. 37. " In der Trutzfarben frage vergleiche man meinen letzten Aufsatz, mein Schlußwort »Die Trutzfarbenlehre«. In: Zool. Anz. Bd. LIH. 1921. S. 267 ff. 10 Naturw. Wochenschr. N. F. Bd. 21. S. 1—12. 53 Ausschaltung eines Sinnes, des Gesichtssinnes beschränken, so daß den Tieren zum Erkennen immer noch der Geruchssinn verblieb. — Es kann nicht genug betont werden, daß die Natur zur sichern Erreichung eines Zieles fast immer gleichzeitig mehrere Mittel an- wendet. Versagt der Gesichtssinn, so tritt eben der Geruchssinn oder der Tastsinn in Tätigkeit. Man halte sich immer vor Augen, daß es sich bei den durch geschlechtliche Zuchtwahl entstandenen Eigenschaften zunächst immer nur um ein Erkennen, also um Er- kennungsmerkmale handelt. Erst an zweiter Stelle kommt hinzu, daß ein Reiz ausgeübt wird, der schon durch die Gegenwart eines Tieres des andern Geschlechtes gegeben ist. Dieser Reiz überträgt sich dann natürlich auf die Erkennungsmerkmale. Je charakte- ristischer diese hervortreten, um so stärker ist der Reiz^ d. h. der Gefühlswert der Wahrnehmung. Stellt sich beim Weibchen, sobald die Geschlechtsprodukte zur Reife gelangen, der Geschlechtstrieb ein, so ist er zunächst gewöhnlich nur schwach vorhanden, und in diesem Zustand kann ein Männchen mit wohl entwickelten Geschlechts- charakteren schon einen hinreichenden Reiz ausüben, während ein Männchen mit weniger gut entwickelten Geschlechtscharakteren noch keinen Erfolg hat. Damit ist der Selectionswert gegeben. Allmählich steigert sich der Geschlechtstrieb immer mehr, und schließlich nimmt das Weibchen jedes Männchen an, sobald es dasselbe irgendwie als ein Männchen seiner Art erkennt. — Daß zu dem rein sexuellen Reiz noch ein gewisses ästhetisches Gefühl hinzukommt, ist wohl an- zunehmen; denn sonst könnten die Geschlechtscharaktere für unser ästhetisches Empfinden nicht so schön erscheinen. Durch die ge- schlechtliche Zuchtwahl wurden die Geschlechtscharaktere immer weiter gezüchtet, weiter als zum sicheren Erkennen erforderlich ist. Man kann dann gewissermaßen von einer Überentwicklung i* sprechen, die sich so weit fortsetzt, bis die Charaktere anfangen, der Erhaltung des Trägers Gefahr zu bringen. Wir haben uns bisher nur mit dem Vorhandensein der Kreuzungsschranken beschäftigt. Wie aber konnten diese ent- stehen? Es ist das eine Frage, über welche sich die Verfasser von Lehrbüchern der Descendenztheorie niemals recht klar zu werden ver- sucht haben. Die Anhänger der Chambers-Naegelischen Theorie 12 machen es sich leicht. Sie führen die Entstehung aller Arten mit ihren sämtlichen Eigenschaften, also auch die Kreuzungsschranken, auf eine unerforschliche >innere Entwicklungskraft« zurück, und mit dieser schönen Umschreibung sind sie zufrieden. Daß sie sich mit 11 Vgl. Vierteljahrsschr. f. wiss. Philos. 1885. Bd. 9. S. 188. >2Naturw.Wochen8chr.N.F. Bd.ö. Jenal906. S.560u.703f.u.Bd.6. 1907.S.301f. 54 dieser Annahme in die größten Schwierigkeiten verwickeln, auf welche wir noch kurz zurückzukommen haben, stört sie nicht. Gehen wir von einem bestimmten Fall aus, von zwei nahe ver- wandten Arten, die sicher einmal aus einer Art entstanden sein müssen, und suchen uns dann darüber klar zu werden, wie dies ge- schehen sein kann: Als Beispiel seien zwei der genannten Lycosa- Arten, L. puUafa und L. riparia gewählt. Beide Arten kommen auf humusreichem Boden vor. — Im Gegensatz zu allen andern Arten der Gattung sind ihnen Humussäuren nicht schädlich, sondern schein- bar geradezu ein Bedürfnis. — Die beiden Arten unterscheiden sich durch eine konstant verschiedene Form sowohl der weiblichen als der männlichen Copulationsorgane. Ferner unterscheiden sich die Männchen konstant dadurch, daß bei L. riparia die Vorderseite der Cheliceren wenigstens in der Wurzelhälfte (bei der Unterart spiia- gnicola ganz) weißbehaart ist, während sie bei L. pullata ganz dunkel- braun behaart ist. L. riparia kommt zur Reifezeit nur an sehr feuchten Orten und an Gewässern vor, zwischen oft höheren Pflanzen, L. pullata dagegen auf trockeneren, sonnigen Mooren mit kurzem Rasen oder pflanzenfreien Bodenstellen. Erstere hat also ein größeres Feuchtigkeitsbedürfnis, letztere ein größeres Wärmebedürfnis, zwei Bedürfnisse, die sich gegenseitig ausschließen, da feuchte Orte stets weniger warm, warme Orte stets weniger feucht sind. — Von der gemeinsamen Stammform dürfen wir wohl annehmen, daß sie über beide Geländeformen verbreitet vorkam, und daß sie in den ge- nannten Unterscheidungsmerkmalen variierte, wie wir das allgemein bei Tierarten kennen, welche eurytop, d. h. unter sehr verschiedenen Lebensbedingungen vorkommen. — Ein weiterer allgemeiner Er- fahrungssatz ist der, daß eurytojie Arten, soweit sie unter verschie- denen Lebensbedingungen vorkommen, nach diesen Lebensbedingungen in bestimmter Richtung zu variieren pflegen, ohne daß ihnen diese Variationen irgendeinen Vorteil gewähren. Die Unterschiede werden offenbar durch die verschiedenen Lebensbedingungen unmittelbar ver- anlaßt. So dürfen wir annehmen, daß von den beiden Unterschei- dungsmerkmalen der jetzigen Arten die ersten Anfänge schon als Variationen der Stammart, hervorgerufen durch die Lebensbedin- gungen, vorhanden waren. Zu konstanten Artunterschieden aber hätten sie ohne die geschlechtliche Fortpflanzung niemals werden können; denn zwischen dem trockenen Humusboden und dem nassen Humusboden gibt es die verschiedensten Übergangsstufen, und diese hätten natürlich stets Übergangsstufen der Merkmale ergeben müssen. Wie kam da die scharfe Abgrenzung in Arten zustande? — Die Chambers-Naegelische Theorie läßt liier, wie gesagt, die »innere 55 Entwicklungskraft« in Tätigkeit treten. Wie ein dimorphes Mineral in zwei Kristallformen auftreten kann, so sollen liier zwei Arten gleichsam auskristallisieren. — Ist ein solcher Vergleich mit Kri- stallen denn zulässig? Es ist da offenbar ein gewaltiger Unterschied vorhanden. Bei der Entstehung neuer Arten handelt es sich immer, wie man an obigem Beispiel sieht, um eine Anpassung an verschie- dene Lebensbedingungen. Die »innere Entwicklungskraft« würde also, wenn sie die Arten geschaffen haben sollte, auf Ausnutzung der Verhältnisse der Außenwelt hingezielt haben, man müßte eine Zielstrebigkeit annehmen, die für den naturwissenschaftlich denkenden Forscher ein Ding der Unmöglichkeit ist. — Die Lamarck -Eimer sehe Lehre, welche den Tieren eine (allerdings recht wenig begreifliche) unmittelbare Anpassungsfähigkeit zu- schreibt, würde die Entstehung der Formen wohl erklären können, nur bei dem Ineinanderübergehen der Lebensbedingungen nicht die scharfe Artengrenze zu erklären vermögen. Die Übergangsstufen des Geländes müßten nach dieser Lehre stets von Übergangsstufen der Arten bewohnt werden, womit die Tatsachen in Widerspruch stehen. — Und wie ist es mit der Selectionslehre? Kann sie uns die Ent- stehung der Kreuzungsschranken, in denen die scharfe Artengrenze zum Ausdruck gelangt, erklären? — Wenden wir uns zunächst dem Farbenmerkmal zu, durch welches die Weibchen der genannten Arten sich sicher, wenigstens zum Teil, leiten lassen, wenn sie stets nur ein Männchen ihrer eignen Art annehmen. — Die Erfahrung lehrt, daß eine Sinneswahrnehmung meist einen gewissen Gefühlswert be- sitzt, welcher entweder anziehend oder abstoßend wirkt ^3, War nun die Vorderseite der Cheliceren auf feuchtem Boden durchweg etwas heller behaart, auf trockenem Boden etwas dunkler, so konnte das Gefühl an diesen Unterschied anknüpfen. Es konnte Weibchen geben, welche die hellere Färbung vorzogen, Weibchen, welche die dunklere Färbung vorzogen, und Weibchen, welche sich diesem Fär- bungsunterschied gegenüber indifferent verhielten. Die letzteren mochten zuerst bei weitem die zahlreichsten sein. — Was die An- passung der Individuen an die verschiedenen Geländearten anbetrifft, so konnte es Individuen geben, welche auf dem feuchten Gelände besser fortkamen, Individuen, welche auf dem trockenen Boden besser gediehen, und Individuen, welche auf beiden gleich gut oder gleich schlecht gediehen. Auch hier werden wohl die letzteren zu- nächst bei weitem die zahlreichsten gewesen sein. — Da bei der Vorliebe der auf trockenem Boden gut gedeihenden Weibchen für 13 > Vergleichende Psychologie«. S. 26ff. 56 die dunkle Behaarung an der Vorderseite der Oheliceren der Männchen aber fast ausschließlich Nachkonjmen erzeugt wurden, die auf trok- kenem Gelände besser fortkamen, bei der Vorliebe der auf nassem Boden gut gedeihenden Weibchen für die hellere Chehcerenbehaarung fast ausschließlich Nachkommen sich ergaben, die besser auf feuchtem Boden gediehen, so mußten Tiere, die aus derartigen Paarungen hervor- gingen, auf trockenem und auf feuchtem Boden immer mehr in den Vordergrund treten, selbst wenn sie anfangs nur in sehr geringer Zahl vorhanden waren, und die Zwischenstufen in der Färbung mußten immer mehr auf die Zwischenstufen des Geländes zurück- gedrängt werden. Aber auch auf den Übergangsstufen des Geländes wurden sie durch Konkurrenz von beiden Seiten immer mehr ein- geengt, bis sie schließlich ganz verschwanden, weil ihr Areal zu eng wurde. Es waren dann nur noch die Farbenextreme vorhanden. Genau so, wie durch die geschlechtliche Zuchtwahl in Anknüpfung an die Farbe der Behaarung eine Kreuzungsschranke durch Selection allmählich immer mehr hervortrat, bildete sich auch eine in Gestalt der Oopulationsorgane zuerst nur in Andeutungen vorhandene Schranke immer weiter aus, und die beiden Arten L. pullata und L. riparia waren fertig ^^. Eine Art mußte in der angegebenen Weise überall dann durch Selection in zwei Arten zerfallen, wenn durch Spezialanpassung zwei Vorteile erreicht werden konnten, diese sich aber gegenseitig ausschlössen. Im vorhegenden Falle handelt es sich einerseits um einen Vorteil, der durch die höhere Wärme gegeben war und ander- seits um einen Vorteil, der durch die größere Feuchtigkeit gegeben war. Durch Spezialanpassung in zwei Richtungen wurde dann der Biotop am vollkommensten ausgenutzt. Nachdem die beiden Arten aus der einen entstanden waren, wurden sie durch die Kreuzungs- schranken konstant erhalten, so daß sie nicht wieder degenerieren konnten. Man ersieht aus dem gegebenen Beispiel, daß bei Annahme der Selectionslehre in solchen Fällen die Entstehung zweier durch kon- stante Merkmale verschiedener Arten sich ganz ungezwungen ergibt, während die Vertreter andrer Descendenztheorien diesen konstanten Artdifferenzen, die bei geschlechtlich sich fortpflanzenden Organismen die Regel bilden, ratlos gegenüberstehen. Die Selectionslehre ist also die einzige Descendenzlehre, welche den Tatsachen vollkommen ge- recht wird und muß deshalb die richtige sein. — Möglich war aber, ^* Ausführlich mit Zahlen habe ich den Vorgang an zwei Beispielen andern Ortes geschildert. Zool. Anz. Bd. XII. 1889. S. 262—66 und Biol. Centralbl. Bd. 26. 1906. S. 3-15. 57 wie man aus obigem ersieht, die Entstehung einer konstanten Spezialanpassung nur durch die zweigeschlechtliche Fortpflanzung. Nur in den Kreuzungsschranken besaß die Natur ein Mittel, alle minderwertigen Mitbewerber in kurzer Zeit auszuschalten und die Arten konstant verschieden zu erhalten. Es ergibt sich also, daß auch die zweigeschlechtliche Fortpflanzung als solche Selectionswert besitzt: Setzen wir den Fall, daß bei einer frei beweglichen Tierart, die sich sowohl ungeschlechtlich als auch zweigeschlechtlich fort- pflanzt, die Lebensbedingungen zu einer Spaltung in zwei Formen nötigen, so würden die zweigeschlechtlich sich fortpflanzenden Indi- viduen durch Einführung einer oder mehrerer Kreuzungsschranken weit schneller zum Ziel gelangen als die ungeschlechtlich sich fort- pflanzenden Individuen und deshalb den Sieg davontragen, d. h. die andern ausschalten. — Kurz wiederholt ist es also die schnelle Anpassungsfähigkeit der geschlechtlich sich fortpflanzenden Or- ganismen, welche die geschlechtliche Fortpflanzung und auch das Altern und den Tod der Metazoen durch Selection hat entstehen lassen. — Bei festsitzenden Tieren ist die geschlechtliche Fort- pflanzung von erhebhch geringerem Selectionswert, weil das Gebunden- sein an den Ort teilweise die Kreuzungsschranken ersetzt. Deshalb sehen wir bei ihnen und bei den Pflanzen die ungeschlechtliche Fort- pflanzung viel allgemeiner auftreten als bei den selbsttätig beweg- lichen Tieren, wenn auch zugleich meistens eine geschlechtliche Fort- pflanzung vorkommt. Sehen wir uns nun noch kurz nach dem historischen Entwick- lungsgang um, den die Beantwortung unsrer Frage genommen hat, so war, wie wir schon oben gesehen haben, der erste Erklärungs- versuch der geschlechtlichen Fortpflanzung die Verjüngungstheorie, welche durch Hens en und van Beneden zum Ausdruck gebracht wurde. Es wurde aber schon darauf hingewiesen, daß eine Verjüngung auch ungeschlechthch eintreten kann, daß also mit ihr die Zwei- geschlechtlichkeit noch keineswegs erklärt war. Manche Autoren sprechen deshalb auch von einer Auffrischung des Blutes durch die zweigeschlechtliche Fortpflanzung, die wenigstens gelegentlich nötig sein soll; aber auch bei dem Wort Auffrischung können wir uns nicht viel denken, und außerdem werden wir weiter fragen: warum ist denn eine solche Auffrischung gelegentlich nötig? Und auf diese Frage erhalten wir dann keine Antwort. — Die Auffassung, daß die geschlechtliche Fortpflanzung gewissermaßen als Ernährung der Eizelle durch die männliche Zelle oder als eine Arbeitsteilung unter den beiderseitigen Geschlechtszellen zu erklären ist, sei hier nur kurz erwähnt. Schon die geringe Größe der männlichen Zelle 58 spricht gegen beide Auffassungen, ganz davon abgesehen, daß von einer Lösung, wie sie bei der Ernährung eintritt und von einer Arbeitsteilung in dem gebräuchlichen Sinne gar nicht die Rede sein kann. — Den ersten wirklichen Versuch einer Erklärung finden wir in einer Schrift von A. We is mann »Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selectionstheorie« ^^, wenn auch von einer Lö- sung des Problems in dieser Schrift noch nicht die Rede sein kann. — Weismann ahnt gewissermaßen schon das Richtige; denn er bringt (S. 29) die »amphigone Fortpflanzung« schon richtig mit der Entstehung neuer Arten in Beziehung. Die Art der Erklärung können wir freilich nicht billigen. Nach ihm soll die ^amphigone Fortpflanzung das Material an individuellen Unterschieden schaffen, mittels dessen Selection neue Arten hervorbringt«. Es werden nach ihm durch die »Verschmelzung zweier gegensätzlicher Keimzellen zwei Vererbungstendenzen gewissermaßen miteinander gemischt«-. — Durch eine solche Vermischung könnten aber doch höchstens Mittelformen entstehen, so denkt man, keine neuen Arten. Die neuen Arten sollen denn auch erst durch Selection zustande kommen. — Wozu dann aber die vorhergehende Vermischung nützen soll, sieht man nicht ein, und in der Tat kann Weismann später iß dem Hay era ft ^^ nicht unrecht geben, wenn dieser gerade die Konstanz der Art, auf die geschlechtliche Fortpflanzung zurückführt. Trotzdem bleibt Weismann im wesentlichen bei seiner Ansicht, wenn er sich auch schon etwas mehr der in obigen Ausführungen gegebenen Ansicht zu- neigt. So sagt er (S. 284): »Denn es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Prozeß der Scheidung zweier neuer, oder auch einer neuen von einer alten Form wesentlich erleichtert werden würde, wenn sich gleichzeitig mit den sonstigen Abänderungen noch sexuelle Abneigung oder geringere Fruchtbarkeit der Kreuzungen einstellen könnte.« Daß sich diese, wie wir in obigem Beispiel gesehen haben, einstellen muß, sieht Weismann noch nicht ein. Sicher wäre er sich darüber ganz klar geworden, wenn er sich auch einmal systematisch- ökologisch mit Landtieren beschäftigt hätte, oder wenn damals schon etwas mehr über Kreuzungsschranken geschrieben worden wäre; denn die Bedeutung der Kreuzungsschranken bei der Artspaltung tritt nament- lich bei der »psychischen« Zuchtwahl äußerst klar zutage. Hätte Weismann sich mehr mit höheren Landtieren beschäftigt, so hätte 15 (A. Weis mann, Aufsätze iibei' Vererbung. Jena 1886.) Jena 1892. S. 303 bi« 397. 1" Vorträge über Descendenztheorie. 2. Aufl. Bd. 2. S. 170. 1' J. B. Haycraft, The Rôle of Sex. In: Natural Science 1895. vol. 7. p. 193—200. 59 er sicher seinen Begriff >Amixie« über die räumliche Isolierung hinaus auf alle Kreuzungsschranken ausgedehnt. Der erste Hinweis auf die Bedeutung der psychischen Kreuzungs- schranke bei der Spaltung einer Art in zwei neue Arten scheint in einer kleinen Mitteilung von mir vorzuliegen, die 1884 erschien ^^ Mit der physiologischen Kreuzungsschranke zusammen behandelte ich dann das Thema im Jahre 1889 ^^. Inzwischen war nämlich die Arbeit von Romanes über die physiologische Zuchtwahl 20 erschienen. Romanes denkt sich allerdings die physiologische Kreuzungsschranke unabhängig von der Selection entstanden und hält an dieser Auf- fassung auch noch 1897^1 fest. Meine Arbeiten scheinen ihm unbe- kannt geblieben zu sein. Die Selection beseitigt für ihn lediglich die Zwischenform. Da die Kreuzungssterilität für ihn eine Art der Isolierung ist, die unabhängig von der Naturauslese entstehen soll, steht er eigentlich auf dem Boden der Chambers-Naegelischen Lehre. — Auf die in der Verschiedenheit der Copulationsorgane zutage tretende morphologische Kreuzungsschranke wies ich im Jahre 1906 eingehender hin und deutete bei dieser Gelegenheit auch schon den Selectionswert der geschlechtlichen Fortpflanzung an 22. — Diese kurzen Angaben mögen als historischer Überblick genügen. 2. Vorschlag eines neuen Wortes für einen alten Begriff. (»Eidonomie« für »äußere Anatomie«). Von E. Martini, Hamburg. Eingeg. 7. Juli 1922. Es ist sicher keineswegs nötig, jedem bekannten Begriff ein be- sonderes Wort zu schaffen. Bildet man für weniger wichtige und daher nur selten verwendete Begriffe Worte, so werden sie wenig gebraucht werden und der großen Mehrzahl auch derer, in deren Gebiet sie fallen, nicht geläufig sein. Sie werden daher eine Ver- ständigung nicht fördern, sondern erschweren gegenüber einer Aus- drucksweise, welche seltenere Begriffe nach Möglichkeit mit alt- bekannten Worten umschreibt. Aus diesem Grunde scheinen mir schon heute manche Termini unzweckmäßig oder entbehrlich, z. B. 18 Zool. Anz. 1884. Bd. VII. S. 694. 19 Zool. Anz. 1889. Bd. XII. S. 262. — In dieser zusammenfassenden Arbeit wurde der verschiedenen Reifezeit der Geschlechtsprodukte als Kreuzungsschranke noch nicht gedacht. 20 Journ. Linn. Soc. London Zool. 1886. vol. 19. p. 337—411. 21 G. J. Romanes, Darwin und nach Darwin. Bd. 3. Leipzig 1897. S. 68. 22 Biol. Centralbl. 1906. Bd. 26. S. 15. 60 »Prometabolie«. Wenn ich trotzdem vorschlage, einen längst vor- handenen Begriff in ein neues Wort zu kleiden, so geschieht es, weil mir der Mangel desselben recht häufig kurzen Ausdruck erschwert hat. Tschulok unterscheidet begrifflich in der Wissenschaft vom Leben, der Biologie i, verschiedene Richtungen, darunter auch die Morphologie. Innerhalb derselben werden Anatomie, Histologie und Cytologie einander gegenübergestellt. Während nun z. B. Morphologie und Physiologie durch ihre Technik auch in Wirklichkeit ungefähr ebenso gut getrennt sind wie begrifflich, trifft das für Anatomie gegen Histologie nur bei den größeren Tieren, für Histologie gegen (morpho- logische) Cytologie überhaupt kaum zu. Daher scheint mindestens ebenso berechtigt, auch im Ausdruck zwei wirklich sehr vielfach ge- trennte Forschungsrichtungen zu unterscheiden, welche bei Com- stock und andern als innere und äußere Anatomie erscheinen. Für letztere wird auch gelegentlich [in zu engem Sinne] schlechtweg Morphologie gesagt. Für äußere Anatomie möchte ich nun vor- schlagen »Eidonomie« zu sagen = Gesetzlichkeiten von Aussehen oder Gestalt. Zur Eidonomie würde man also rechnen die Lehre und Er- forschung von allen denjenigen morphologischen Tatsachen, welche sich ohne Zergliederung eines Organismus durch bloße Betrachtung oder durch geringes Auseinanderbiegen von Teilen feststellen lassen. Daß es vielen Biologen widerstrebt, ein Gebiet, auf dem in der Regel nicht anatomiert wird, als äußere Anatomie zu bezeichnen, ist verständlich. Natürlich wäre nichts dagegen einzuwenden, wenn auch einmal Erfahrungen, welche durch Zerzupfen eines Organismus gewonnen wurden, weil sie bei ihm durch bloßes Auseinanderbiegen, nicht wie bei ähnlichen Formen zu ermitteln sind, der Eidonomie zugerechnet werden. Denn auch bei dem Gegensatz von Anatomie und Eidonomie sind, wie meist bei ähnlichen Unterscheidungen in der Biologie, die Grenzen nicht völlig scharf zu ziehen. Es ist das besonders auf dem Gebiet der Botanik wichtig. AVie nun jede der sieben von Tschulok aufgestellten Forschungs- richtungen die andern sechs Hilfswissenschaften braucht , so wird natür- lich in die Tiefe dringende eidonomische Forschung, neben den andern sechs Hauptzweigen der Biologie, auch ihre Schwesterdisziplin, die 1 Es ist wohl zweckmäßig, die Autoren wiederholt zu bitten, sich nicht durch den Anklang an >Biographie« immer wieder zu dem verkehrten Gebrauche des "Wortes >Biologie< verleiten zu lassen. Diese Flüchtigkeit wäre um so leichter zu vermeiden, als für die Lebensweise der Tiere neben Biographie noch zwei andre Ausdrücke »Ökologie« und >Bionomie« in etwas von einander verschiedenem Sinn zur Verfügung stehen. 61 Anatomie mit verwerten, da ja viele Tatsachen der äußeren Gestal- tung nur aus der Anordnung innerer Teile verstanden werden können. Das tatsächliche Bestehen der Eidonomie als einer der Anatomie ebenbürtigen Richtung in der Morphologie wird den menschlichen Anatomen vielleicht nicht gleich einleuchten, da die Proportionen- lehre, selbst, soweit sie anthropologisch wichtig ist, von ihnen meist nicht behandelt und die Tatsachen der äußeren Körpergliederung, als allgemein bekannt, nur in untergeordnetem Maße Gegenstand des Unterrichts werden. Dagegen macht unsre Kenntnis von der äußeren Gestaltung bei andern Spezialfächern geradezu deren Hauptbestand- teil oder doch einen sehr wesentlichen aus, man denke an Arthro- poden, Mollusken, Echinodermen, an Ornithologie und Ichthyologie. In vielen seiner Abteilungen beruht das entomologische System z. ß. noch heute auf rein eidonomischer Grundlage ohne oder mit Be- rücksichtigung der Jugendstadien. In vielen andern Gruppen natürlich, die wir in der Kegel in mikroskopischen Präparaten untersuchen, ruht die Taxonomie von vornherein auf beiden Säulen, und die Trennung der Morphologen in große Gruppen, von denen die einen nur eidonomische, die andern ausschließlich anatomische Interessen haben, wird auf diesen Gebieten (glücklicherweise) ausgeschlossen sein. Nichtsdestoweniger wird auch hier für die Angaben über Formtyp (radiär, bilateral usw.) die äußere Gliederung, Cuticular- usw. Bildungen, Farbe, Lage der Körper- öffnungen und ähnliches das Sammelwort Eidonomie willkommen sein. Jedenfalls hoffe ich, daß durch Einführung des neuen Wortes die Zweideutigkeit von »Anatomie« und »Morphologie« sich beheben lassen wird, wenn der praktisch vorhandenen Gliederung der Forschungs- richtungen auch die Terminologie entspricht. Morphologie _ ' Eidonomie. Anatomie. 3. Eine neue Tanytarsus-Larve. Von Dr. V. Brehm. (Mitteilung aus der Biologischen Station Lunz.) (Mit 1 Figur.) Eingeg. 7. Juli 1922. Die im heurigen Frühjahr in Angriff genommene Untersuchung der Dipterenlarvenfauna der Lunzer Gewässer ergab einen großen Formenreichtum an Tanytarsiden im Untersee. Bei dem O^-ßeich- tum desselben in allen Schichten konnte dies eigenthch nicht über- 62 raschen; mehr unerwartet war der Befund, daß der Untersee in größerer Tiefe, unterhalb der 20 m Isobathe, überwiegend von Chironomidenlarven bevölkert wird, obgleich er dem 02-Gehalt des Tiefenwassers entsprechend der Thienemannschen Kategorie der TanytarsusSeen unterzuordnen wäre. Nur das häufige Vorkommen der Stempellina hausei in der Grundfauna schwächt den Charakter eines ausgesprochenen Chironomidensees etwas ab. Wie bereits in früheren Publikationen erwähnt wurde, wird die Schwebregion im Lunzer Untersee von einem Fredericella-Gürtel um- kränzt, dem in zentrifugaler Richtung eine etwa die 10 m Isobathe begleitende Fontinalis-Zone folgt. Als Leitform dieser Fontinalis- Büschel erwies sich nun eine Tanytarsus-IjaYYe, die in den Verwandt- schaftskreis des T. trivialis gehört, aber abgesehen davon, daß sie schmutzigweiß bis gelblich ist, sich durch die auffällige Bewehrung des Antennensockels auszeichnet. An Stelle des Chitinfortsatzes des Antenne und Antennensockel der neuen Tanyiarsus-l^dixyQ. T. trivialis findet sich hier ein im Durchschnitt 50 /t langer, nach innen und rückwärts gerichteter Sporn. Länge und Stellung der beiden Sporne bedingen es, daß sie bei parallel nach vorn gerichteten Antennen einander wie gekreuzte Klingen überdecken. Die Larve bewohnt ein Gehäuse, das im Gegensatz zu den walzigen Schlamm- röhren der verwandten Arten aus groben Schlammpartikeln und Vegetabilien zusammengesponnen ist und so an die etwas unordent- lich gebauten Gehäuse gewisser Oecistes-Arten erinnert. Die genauere Stellung dieser neuen Art wird sich auf Grund der Imagines eruieren lassen, die aus den bereits zur Aufzucht gehaltenen Larven zu er- warten sind. In Begleitung dieses Tanytarsus fand sich, allerdings in geringerer Anzahl, eine Larve, die nach den gefiederten Stirnborsten zu T. lobati- frons gehören dürfte. In den seichteren Uferregionen nimmt die Arten- und Individuenzahl der Tanytarsiden zu; es gelang, hier die Larve des noch immer nicht gezüchteten Aitersee-Tany tarsus auf- zufinden, sowie Angehörige der Lauterhorni- und der Longitarsus- Gruppe. 63 4. Die Histiogenese der Planarienregenerate. Von Otto Bartsch. (Mit 5 Figuren.) Eingeg. 27. Juli 1922. Seit dem Herbst 1920 wurden von mir im Zoologischen In- stitut der Berliner Universität Untersuchungen über die Histiogenese bei der Regeneration an Planarien angestellt, deren Ergebnisse hier kurz veröffentlicht werden sollen. Die ausführliche Arbeit erscheint an andrer Stelle. Als Untersuchungsobjekt diente hauptsächlich Planaria polychroa (0. Schm.), die bei Berlin massenhaft vorkommt. Die Tiere wurden gewöhnlich zwischen Pharynx und Augen quer durchschnitten und dann die Neubildung der Organe besonders am präpharyngealen Ende studiert. Als Fixierungsmittel bewährte sich Zenkersche Lö- sung mit Formol am besten. Auch Pikrin-Salpetersäure nach Mayer ist zu empfehlen. Gefärbt wurden die 3 — 5 /.i dicken Schnitte mit Eisenhämatoxylin nach Heidenhain, Pikrokarmin, Orange G usw. Gelegentlich fand auch die Bendasche Mitochondrienfärbung An- wendung. Zunächst konnte festgestellt werden, daß starke Lichtbestrahlung den Eegenerationsprozeß hemmend beeinflußt, wie es auch schon P. Lang behauptet hat. Eine Einwirkung der Bewegung kommt aber nicht in Frage, da auch die im Hellen gehaltenen Tiere sich nach etwa 3 Stunden an das Licht gewöhnt hatten, fest saßen und ihren Standort beibehielten. Besonders eingehend konnte der Wundverschluß und das Neu- wachstum des Epithels beobachtet werden. Die Wunde verkleinert sich durch Kontraktion der Muskeln bedeutend, wodurch die letzten Zellen am Wundrande sich stark über die offene Wunde neigen. Sie verschmelzen nach kurzer Zeit zu einem Syncytium, in dem der Zellinhalt regellos durcheinander liegt (Fig. 1). Dann geht das Plasma in den Solzustand über und fließt nach Art der Pseudo- podien einer Amöbe über die Wunde (Fig. 2). Dies geschieht aber nicht gleichmäßig, es werden gewissermaßen von E,and zu Rand Fäden gezogen, die in der Mitte verschmelzen. Zwischen ihnen bilden sich Anastomosen, so daß zunächst ein Netzwerk entsteht, das all- mählich zu einem kontinuierlichen Häutchen ineinander fließt. Die Bildung des ersten Verschlußhäutchens geschieht also nicht durch Wachstum der Zellen, sondern durch einfache Formenänderung des vorhandenen Materials. Daher die enorm schnelle Bildung, oft im Zeitraum von 1/2 Stunde. Die Kerne vermehren sich in diesem 64 Häutchen nicht durch mitotische oder amitotische Teilung, sondern zunächst in sehr merkwürdiger Weise durch Chromidienbildung und KernzerfaU. Fi-. 1. ,,A.s-v. •*^pb:.,^.^,,.._^ ■'"^y^jjrv^;;-:?;. ''-.•■1 '•:•>••».{» ^/»i» -- Im Parenchym befindliche, sogenannte JRegenerationszellen helfen bei der Verdickung des Häutchens dadurch, daß sie sich unten an- legen. Sie verschmelzen mit ihm, und ihre Kerne werden den schon vorhandenen beigefügt. Ist das Häutchen bereits stärker, so kann man häufig feststellen, daß Zellen einwandern. Diese Einwande- Fig. 3. ^!:>^ '':(.v: ■.a:\ \nm r;-'mm^ m: ns rungen lassen sich durch rein mecha- nische Ursachen erklären. Die Basalmembran ist als zum Epithel gehörig zu betrachten und wird von diesem aus regeneriert. Sie hat die Struktur einer Bienenwabe, deren Wände von Fibrillen, Fortset- zungen der Epithelfibrillen, gebildet werden und zwischen die eine homo- gene Plasmafarhen aufnehmende Sub- stanz gelagert ist. Fig. 3 zeigt die Basalmembran im Längsschnitt. Flach- schnitte ergeben unregelmäßige Poly- gone mit glatten Wänden. Eine äußerst wichtige Rolle bei den Regenerationsvorgängen spielen gewisse Zellen mit großem Kern und chromatischem Nucleolus, die frei im Gewehe der Stützfibrillen liegen und von den Autoren teils als Stammzellen, teils als Bildungs- und Regenerationszellen bezeichnet wurden. Die meisten Organe werden nun nicht aus sich selbst heraus durch einsetzende Zellteilungen erneuert, sondern diese sogenannten Regenerationszellen werden bei der Wiederherstellung als Bausteine verwandt. Es handelt sich hier weniger um echte Regene- k04mmk0m 65 ration, als um Restitution. Daher bezeichnet man jene Zellen wohl besser als Restitutionszellen. Sie vermehren sich mitotisch und amito- tisch, auch durch Ausstoßung von Chromidien und durch Kernzerfall. Fig. 4 zeigt eine Gruppe von Restitutionszellen, die zum Teil ihr sämtliches Chromatin ausgestoßen haben, das sich in langen Strahlen zum Régénérât hin bewegt. Nur der tiefgefärbte Nucleolus ist noch in der Zelle. Andre haben die Kernmembran aufgelöst, und Nucleolus samt Chromatinbrocken liegen frei im Paremchym. Im ganzen also Erscheinungen, wie wir sie von den sogenannten degenerativen Chromidien in Geschwüren und bei Gewebezerfall kennen. In unserm Falle zeigt sich aber bald ein sehr deutlicher Wiederaufbau des Kernapparates. Einzelne Chromatinbröckchen umgeben sich wieder Fiff. 4. • * '•".' • . mit Membranen und liefern zahlreiche kleine Kerne. Die Chromidien sind zu caryogenen geworden. In meiner ausführlichen Arbeit werde ich eingehend auf diese Verhältnisse zu sprechen kommen. Außerdem entstehen die erwähnten Zellen auch durch Reduktion und Entdifferenzierung schon vorhandener Organe, wenn diese zur Neubildung von Körperteilen verwandt werden sollen. Es sind diese Restitutionszellen als erste Differenzierung des syncytialen Mesen- chyms anzusprechen. Sie sind omnipotent. Frei beweglich, werden sie nach den Wundstellen hin befördert, die sie zunächst durch eine starke Anhäufung als eine Art Pfropf verschließen helfen. Diese Anhäufung von Zellen an der Wundstelle bezeichnet man allgemein als Regenerationskegel. Im Regenerationskegel bildet sich schon nach ganz kurzer Zeit die erste Anlange des Pharynx. Man findet im Pharynx nie Mitosen. Er wächst zunächst durch Einwanderung von Restitutionszellen, die aus dem umliegenden Parenchym stammen. Jedoch ist eine Ver- Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 5 66 mehrung der Zellen durch Chromidien und Kernzerfall höchst wahr- scheinlich. Diesem Vorgang geht eine Syncytiumbildung voran. Der ganze Hergang der Erneuerung dieses Organs gleicht überhaupt in vielem seiner Embryonalentwicklung. Ahnliches ist auch jüngst von Kenk bei Neubildung der Copulationsorgane festgestellt worden. Die Ergänzung des Darmes geschieht ebenfalls durch Kesti- tutionszellen aus dem umliegenden Parenchym. Fig. 5 zeigt solche Neubildung. Ein breiter Ring um die ganze Anlage ist völlig frei von Zellen. Sie haben sich um das neue Darmlumen L angesammelt und sind zu einem Syncytium verschmolzen. Auf der Zeichnung sind sie teilweise im Begriff Fig. 5. J5 ;>> Or ^ ,,.. M a day, Gibt es denkende Tiere? 1914. 68 fasse als Instinkt jede Äußerung auf, die in untrennbarem Zusammen- hang mit physischen Funktionen steht. So hängt beispielsweise der Geschlechtstrieb von der Funktion der Geschlechtsdrüsen ab, offen- bart sich somit als echter Instinkt. Was die Instinkte des Hundes betrifft, so sind diese im wesent- lichen die gleichen, wie sie den andern Säugetieren zukommen: Bedürfnis nach Nahrung und Geschlechtstrieb, beide diktiert von den Funktionen der entsprechenden Organe. Auch die Mutterliebe ist fest verankert im physiologischen Vorgang der Trächtigkeit, der Geburt und des Säugens. Das Säugen ist ja für das Muttertier mit wollustähnlichen Empfindungen verbunden, und läßt es auch scheinbar die Neigung zu den Jungen nach, sobald nach einigen Tagen das Euter nicht mehr so gefüllt ist. Alle Vorgänge, die mit der Fort- pflanzung im Zusammenhang stehen, wie Vorbereitung eines Nestes etwa, fallen in das Bereich des Instinkts, das Tier mag seiner Handlung bewußt sein, den Zweck derselben erfaßt es jedoch nicht 2. Gemütsqualitäten sind beim Hund sicher vorhanden, in ihrer Beurteilung muß man aber vorsichtig sein und nicht aus Liebhaberei tierische Gemütsempfindungen vermenschlichen wollen. Als Gemüt kann man die subjektive Einstellung zu einem Erlebnis bezeichnen. Äußerungen der Freude, der Angst, des Zornes oder der Abneigung sind beim Hund sehr ausgeprägt. Ich bin überzeugt, daß die Jahr- tausende bestehende Domestikation und der enge Anschluß an den Menschen diese mimischen Kennzeichen noch mehr ausgeprägt haben, wobei allerdings nicht vergessen werden darf, daß die Ver- anlassung dazu vorhanden sein mußte. Allerdings glaube ich die Erzählungen von Hunden, die nach dem Tode ihres Herrn aus Trauer zugrunde gegangen wären, zum Großteil ins Bereich der Fabel ver- weisen zu müssen. Denn dazu ist wohl das tierische Empfinden zu wenig subtil, auch würde es ein Bewußtsein vom Tode voraussetzen, das wahrscheinlich den Tieren ebenso abgeht, wie das Bewußtsein des Krankseins. Sie empfinden Schmerzen, fühlen sich bedrückt, erfassen jedoch nicht den körperlichen Zustand, der Ursache des Unwohlseins ist. Dazu bedarf es bereits der Begriffsbildung der Vernunft, welche dem Menschen allein zukommt. Denn erst das in Speziai- und Allgemeinbegriffe gekleidete Tatsachenmaterial macht ein Erlebnis klar bewußt. Verstand, als die Fähigkeit das Kausalitätsgesetz in seinen konkreten Erscheinungen zu erfassen, ist dem Hunde bestimmt zu eigen. Er erkennt und unterscheidet bekannte und fremde Personen, 2 Siehe bezüglicb dessen Schopenhauer, Welt als Wille und Vorstellung I. Bd. S. KJB herausgeb. von E. Grisebach). 69 verfügt über Gedächtnis und Zeitsinn, das heißt er fühlt zum Bei- spiel wenn es Essenzeit oder Zeit zum Spaziergang ist. Er erkennt ganz gut an den Vorbereitungen (Anziehen des Mantels etwa), daß sein Herr ausgeht und gibt durch besondere Lebhaftigkeit seinem Wunsche mitzugehen Ausdruck. Besonders ausgeprägt ist — wie aus dem angeführten Beispiel bereits ersichtlich — sein Assoziations- vermögen. Ja, Wundt-^ behauptet sogar, daß »die sogenannten Intelligenzäußerungen der Tiere« sich »vollständig« aus »einfachen Assoziationen« erklären lassen. Wenn wir nun die Frage aufwerfen, ob die Tiere — speziell der Hund — Vernunft besitzen, so betreten wir damit ein Gebiet, das infolge mißverständlicher Auffassung des Begriffes Vernunft bei Tierpsychologen und Laien zu den umstrittensten gehört. Mir gilt als beste Definition der Vernunft die, welche Schopenhauer in seinem Hauptwerk anführt. Vernunft ist die Fähigkeit allgemeine Begriffe zu bilden (Spinoza). Diese Fähigkeit geht dem Tier be- stimmt ab, sie ist die unüberbrückbare Kluft zwischen Mensch und Tier. Alle Vorgänge, die dem Laien als Ausdruck tierischer Ver- nunft gelten, sind — wie Wundt betont — durch Assoziation voll- ständig zu erklären. In dieser Hinsicht erscheint auch der Titel des Zellschen Buches: »Ist das Tier unvernünftig?« ungeschickt gewählt. Die Frage kann nur nach dem Verstand der Tiere lauten. Da die Sprache dazu dient, um Begriffe mitzuteilen, so ergibt sich, daß Sprache nur dort zur Entwicklung kommen kann, wo Vernunft vorhanden ist. Die sprechenden, buchstabierenden Hunde und rech- nenden Pferde gehören daher ins Bereich der Irrtümer oder der Fabel. Über Gemütsäußerungen durch Lautgebung verfügt das Tier — speziell der Hund — sehr wohl. Freude, Zorn usw. prägen sich unverkennbar im Verhalten und im Gebell des Tieres aus. Einzelne Worte der menschlichen Sprache — Kommandorufe — vermag der Hund zu erfassen. Doch richtet er sich nach meinen Beobachtungen weit mehr nach Zeichengebung und Betonung als nach dem Sinn des Wortes. Der Mangel an Vernunft hemmt selbstverständlich die Entwicklung des Verstandes beim Tier. Denn durch die Ver- nunft erhält der menschliche Verstand erst seine mächtigsten Impulse. Eine Frage ist besonders der Untersuchung noch wert: Wie erkennt der Hund die gute oder üble Gesinnung des Menschen? Die Sprache versteht der Hund nicht; er geht nur nach Gebärde und Ton der Stimme. Wie erkennt er aber aus dem jeweihgen Ton- fall die Gesinnung? Dazu ist folgendes zu bemerken: Das Anlocken 3 Wundt, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele 1911). 70 durch Leckerbissen unter freundlichem Zuruf verankert eine Asso- ziation zwischen der Annehmlichkeit der Fütterung und der Sanft- heit der Stimme. Freundlicher, lockender Zuruf wird daher auch späterhin und ohne Darreichung von Futter rein mechanisch beim Hund immer angenehme Gefühle auslösen. Ebenso wird eine un- trennbare Verknüpfung zwischen heftigem Zuruf und körperlicher Züchtigung gebildet, was den Hund veranlaßt, schon dem strengen Befehl Gehorsam zu leisten. Obwohl es Tierpsychologen gibt, welche dem Tiere Bewußtsein nicht zuerkennen wollen, so müssen wir doch dem Hunde Bewußt- sein zusprechen, freilich ein solches weit geringerer Intensität, als es der Mensch besitzt. Denn die Klarheit des Bewußtseins hängt wieder ganz und gar von der durch die Begriffe bedingten Reflexion ab. Insbesondere Selbstbewußtsein mangelt dem Hunde, wie jedem Tier, vollständig. Eine Selbstbespiegelung, Eigenkritik als Kund- gebungen des Selbstbewußtseins gibt es beim Tier nicht. Das Wesen des Tieres ist absolute Naivität. IL Kritische Notizen über einige bemerkenswerte Werke der Tierpsychologie. Es sei mir (mit Rücksicht auf die in der kurzen, vorliegenden Studie enthaltenen Angaben) in den folgenden Zeilen gestattet, einige Bemerkungen aus der einschlägigen Literatur anzuschließen. Bastian Schmidt, Das Tier und Wir — schreibt S. 24 u. 25: >Als ich eine Landwohnung bezog, bestieg mein Kater in einer seiner ersten Exkursionen das Dach und beschnupperte den Gockel- hahn des Türmchens. Diese nicht in das Gebiet des Charakters fallenden Eigentümlichkeiten sind insofern hier beachtenswert, als sie doch indirekt mit den rein seelischen Vorgängen im Zusammen- hang stehen.* Dieses Verhalten eines Tieres darf nicht als reine Neugierde gedeutet werden. Vielmehr steht diese Neugierde im Dienste der Selbsterhaltung. Das Tier will sich über sein Jagdgebiet — auf dem es ja künftig sein Ijeben fristen soll — orientieren. Dazu ist natürlich kein überlegter Entschluß nötig, das Bedürfnis nach Orientierung wird dem Tier gefühlsmäßig bewußt. Ich möchte hier ein Beispiel aus einem andern Gebiet an- führen, um darzutun, daß menschliches und tierisches Verhalten — wenn auch anscheinend gleich — doch nicht gleichen Motiven entspringt. Es ist nämlich ein Unterschied zu machen zwischen Hilfsbereitschaft und Mitleid. Hilfsbereitschaft wird sich bei sozialen Lebewesen finden, da das Leben in Vergesellschaftung den Zweck hat, einander beistehen zu können. Jene Tiere, welche mit im 71 menschlichen Verbände leben, dem Menschen eng verbunden sind, werden sozial empfinden lernen und daher Hilfsbereitschaft dem Menschen gegenüber bekunden, was in erster Linie vom intelligentesten Haustier, vom Hunde, gilt. Er lebt in inniger Vereinigung mit dem Menschen. Teilt mit ihm Wohnung und Nahrung. Das innige Band erzeugt daher Hilfsbereitschaft des Tieres gegenüber dem Menschen. Der Hund verteidigt seinen Herrn, beschützt das Haus. Aus Mitleid handelt der Hund aber nicht, denn Mitleid entstammt der Kontemplation, welche nicht einmal alle Menschen innehaben, da sie bereits der Ausdruck höherer geistiger Qualitäten ist. Übrigens spielt ja auch im sozialen Leben des Menschen Hilfsbereitschaft ohne Mitleid eine große Rolle. Das rasche Eingreifen bei Unglücks- fällen ist Hilfsbereitschaft. Zum Mitleid ist dabei aber keine Zeit, das stellt sich vielleicht später ein, wenn der Helfende Muße hat, die Situation zu überblicken. Da nun jegliche Betrachtung im Be- griff wurzelt, Begriffe aber dem Tiere gänzlich fehlen, so ergibt sich, daß Mitleid den Tieren völlig fremd ist. Daß der Hund seinen verlorenen Herrn sucht, ist nur der Ausdruck seiner Unselbständig- keit, gleich wie das Kind, welches sich verloren hat, nicht aus Liebe nach der Mutter schreit, sondern vom Gefühl seiner Verlassenheit und Hilflosigkeit, letzten Endes also von seinem Selbsterhaltungs- trieb, geleitet wird. Bohn (Die Entstehung des Denkvermögens), S.67: > Die schwersten Irrtümer betreffen das Bewußtsein: 1) Man vergißt immer, daß sich das Bewußtsein durch kein objektives Zeichen offenbaren kann, daß es also außerhalb des Bereiches wissenschaftlicher Forschung liegt.« Rémy de Gourmont sagt: »Ohne das Bewußtsein würden sich wahrscheinlich auch beim bedachtesten Menschen alle Vorgänge genau ebenso abspielen, wie sie es unter dem schützenden Auge des Be- wußtseins tun. Infolge des eigenartigen Vergleiches von Ribot gleicht das Bewußtsein einer Nachtlampe, die ein Zifferblatt erhält; es hat auf den Gang der Intelligenz nicht mehr und nicht weniger Einfluß als die Nachtlampe auf den Gang des Uhrwerks. Es ist nicht nur äußerst schwierig, sondern vielleicht auch ganz unnütz festzustellen, ob die Tiere ein Bewußtsein besitzen.« Diese Ansicht ist vom extremen Standpunkt der Tropismenlehre diktiert. Im Gegensatz dazu erachte ich die Frage nach dem Bewußtsein als ein Kardinalproblem. Auch ist nicht abzuleugnen, daß bestimmte Hand- lungen der Tiere ohne Bewußtsein undenkbar sind. Wenn der Hund fremde und bekannte Personen unterscheidet, so kann dies nur mög- lich sein, weil er Gedächtnis hat (welches ohne Bewußtsein nicht existieren könnte) und weil er die empfangenen Sinneseindrücke zwar 72 nicht begrifflich, wohl aber anschaulich (gefühlsmäßig) verarbeitet. Das Schweifwedeln als Zeichen seiner Freude wird allerdings unwill- kürlich — ohne Teilnahme des Bewußtseins — vor sich gehen. Richtig ist allerdings, daß ». , . . das Bewußtsein keine besondere .... Realität . . . .« besitzt. (Wundt.) Es »ist kein geistiger Vorgang neben anderen, sondern es besteht lediglich in der Tatsache, daß wir innere Erfahrungen machen, Vorstellungen, Gefühle, Willens- regungen in uns wahrnehmen«. (Wundt.) Bewußtsein und Bewußt- seinsinhalt sind eben untrennbar, gleich wie Kreisfläche und Kreis- umfang. Kein Bewußtsein ohne Bewußtseinsinhalt und umgekehrt. Der Fehler mancher Tierpsychologen scheint eben der zu sein, daß sie den Begriff Bewußtsein von seinem Inhalt lostrennen und ihn- separat erforschen wollen. Bemerkenswert ist, daß O. zur Strassen (1907) Ahnlichkeits- assoziationen für Fälle einfacher Abstraktion (!) hält. Zur Strassen, W. Roux, Semon vertreten die Ansicht, daß Abstraktionen auf völlig mechanische Weise entstehen können. Dagegen führt Bohn sehr treffend an, »daß man nicht das Recht hat, den ursprünglichen Sinn der Bezeichnung , Abstraktion' so zu verändern«. Von einer Abstraktion kann bei Tieren überhaupt keine Rede sein, da ihnen die Fähigkeit der Begriffsbildung ja mangelt, auf welche Tatsache bereits hingewiesen wurde. Somit ist — wenigstens in der vorliegen- den Fassung — auch hinfällig, was Bohn S. 207 seines Werkes von den höheren Wirbeltieren sagt: »Hier betreten wir ein neues Gebiet, das Gebiet der Ideenbildung, der , Intelligenz' d. h. der , Fähigkeit abstrakte Vorstellungen zu bilden und aus diesem Schlüsse zu ziehen', die Fähigkeit, das Kommende vorauszusehen«. Bohn zieht aber zwischen menschlicher und tierischer Psyche doch eine scharfe Grenze, wenn er weiter unten sagt: »Zwischen menschlicher und tierischer Intelligenz gähnt eine Kluft. Ich glaube nicht, daß wir imstande sind, sie zu überbrücken.» Diese Kluft ist die Ver- nunft und deren Verschmelzung mit dem Verstand, wodurch dieser, wenigstens beim inteUigenteren Menschen, erst seine speziflsch mensch- liche Qualifikation erreicht. Freilich dürfen wir nie vergessen, daß unter den Menschen selbst weitgehende qualitative Verschiedenheiten bezüglich des Intellekts herrschen, die zu behandeln hier jedoch nicht der Platz ist. Anschließend an die Ausführungen Bohn s möchte ich einige Stellen aus Wundts gediegenen tierpsychologischen Darlegungen anführen, da des letzteren Ansichten die vorgetragenen Berichtigungen vielfach unterstreichen. Wundt, Vorlesungen über die Menschen- und Tierseele 1919, S. 446: »Wenn der Hund der Hauskatze trotz 73 der sonst ähnlichen Bedingungen, unter denen beide leben, an Ge- lehrigkeit weit überlegen ist, so beruht das hauptsächlich darauf, daß seine eigenen Gefühle und Affekte in viel engere Verbindungen mit denen des Menschen treten, und daß er darum zugleich eine so feine Witterung für die Bedeutung der mimischen und pantomimi- schen Bewegungen hat, in denen sich die menschlichen Gemüts- bewegungen äußern.« Wundt sagt weiter, daß auch das Pferd bis zu einem gewissen Grad am Seelenleben des Menschen teilnimmt. Ich glaube diese Behauptung mit Recht bezweifeln zu dürfen, wenig- stens auf Grund meiner Beobachtungen. Das Pferd macht mir den Eindruck, eines der beschränktesten Tiere zu sein. Als Beweis dafür will ich nur daran erinnern, daß in der Regel der Herr seinem Hund (bei gutmütigen Tieren selbst fremde Personen) ruhig mit der Hand ins Maul greifen kann, während das Pferd — ebenso wie die Wieder- käuer und das Schwein — bei solcher Gelegenheit gemütsruhig zubeißt, zwar nicht in böswilliger Absicht, vielmehr scheinbar des- halb, weil ein Gegenstand in der Maulhöhle bei diesen Tieren gleichsam reflektorisch Kaubewegungen auslöst, wobei sie dann gar nicht unterscheiden, ob es sich um genießbare Dinge handelt oder nicht. Selbst der Schmerzensschrei des Gebissenen stört die Ruhe eines Pferdes nicht, während der Hund darauf doch reagieren dürfte. Auf dieser eben erwähnten seelischen Teilnahme »beruht wohl hauptsächlich die hochgradige Unterdrückung der wilden Instinkte, die bei diesen Tieren möglich ist, sowie die enge Beziehung zu der Persönlichkeit des einzelnen Menschen, dessen Willen sie sich unter- ordnen«. (Wundt.) Es handelt sich tatsächlich um eine Unter- ordnung, nicht Achtung vor dem Menschen, da dem Tier die von der Vernunft beeinflußte moralische Wertung abgeht. S. 465: »Daß eine Species unserer höheren Tiere irgend einmal diesen ungeheueren Schritt (,.... von der Assoziation zur eigent- lichen Intelligenz ....') machen werde, ist nach den gesamten Verhältnissen ihrer psychologischen Organisation im höchsten Grade unwahrscheinlich. Diese Organisation scheint überdies so weit abge- schlossen zu sein, daß fernere Abänderungen nur noch innerhalb engerer Grenzen stattflnden können.« Eine Besonderheit, wie die Entstehung des Menschen, kann tatsächlich nur einmal — sowohl auf der Erde wie im Universum überhaupt — möglich gewesen sein, da die nötigen Bedingungen zu solch komplizierter physischer und psychischer Organisation nicht immer und dauernd vorhanden sein können. Zuletzt möge noch Edinger — Zur Methodik in der Tier- psychologie. I. Der Hund H. (Zeitschrift für Psychologie LXX, 74 Referat im »Neurol. Centralbl.« 1915) — zu Worte kommen. Seine Ausführungen stimmen im allgemeinen mit denen vorerwähnter Au- toren überein. Nach E dinger sind brauchbare Daten der Tier- psychologie zu erhalten durch eine Reihe möglichst objektiver Auf- nahmen eines einzelnen Tieres. Nach seinen Beobachtungen besitzt der Hund einen akustischen Sprachschatz, der jedoch den eines ein- jährigen Kindes nicht erreicht. Im Umgang mit dem Menschen entwickelt sich auch eine Gebärdensprache (E dinger), welche meines Erachtens dem Hunde weit verständlicher ist als das menschliche Wort. Besonders der Tonfall der Stimme ist es, nach welchem er sich richtet, da ja die Schwachsichtigkeit der meisten Hunderassen ein genaues Ablesen der mimischen Feinheiten nicht zuläßt, womit jedoch nicht geleugnet werden soll, daß der Hund auch ohne mensch- liche Lautgebung sofort aufmerksam wird, wenn man ihn nur an- blickt. Der Hund gibt ja seine Stimmungen und Wünsche auch durch verschieden betontes und abgestimmtes Gebell kund. Als ein weiterer Beweis, der wider die rechnenden und sprechen- den Wundertiere ins Treffen geführt werden kann, mag noch die von E dinger betonte Tatsache gelten, daß die Aufmerksamkeit beim Hund — gleichwie beim ganz kleinen Kind und beim Idioten — leicht abgelenkt wird. Einem psychischen Wesen, das über keine artikulierte Sprache verfügt, keine Intensität der Aufmerksamkeit sein eigen nennt, kann ich auch keine Begabung zur Abstraktion — wie sie in der Mathematik offenbar wird — zuerkennen, da die Sprache die erste Stufe der abstrahierenden Vernunft, die dauernde Aufmerksamkeit die unerläßliche Basis des Erlernens ist. 6. Balkanspongilliden. Mit einer Bemerkung über ungarische und chinesische Kolonien von Spongilla carteri Carter. Von Dr. Walther Arndt, Berlin. (Mit 1 Figur.) Eingeg. 2. August 1922. Zu den in bezug auf ihre Spongillidenfauna am wenigsten be- kannten Gebieten Europas zählt nächst der Pyrenäenhalbinsel und dem nördlichsten Teil des Kontinents die Balkanhalbinsel. Lediglich über die Südwasserschwämme Rumäniens finde ich in der Literatur eine Angabe: In dem See von Folticeni wies Chirica (1904) Ephy dalia fluviatilis und mülleri, Euspongüla lacustris sowie Sponrjil/a fragilis 75 nach, im See von Badalan Trochospongilla hoi'rida^. Eine Sendung bulgarischer Süßwasserschwämme, die ich Herrn Privatdozenten Dr. Konsuloff in Sofia verdanke, und die Überweisung am Ochrida- see gesammelter Spongilliden durch Herrn Geheimrat Doflein setzen mich in die Lage, eine weitere Mitteilung über die Spongillidenfauna des Balkangebiets zu machen. Bulgarische Spongilliden. Ephydatia mülleri (Liebk.) Krustenförmige, bis markstückgroße Bruchstücke, die Ende Juli 1911 beim Dorf Zozen, östlich von Sofia, in einem Tümpel gefunden wurden. Farbe der Alkoholexemplare hellbraun. Unter den Macroskleren sind weitaus die meisten glatte, teils gerade, teils schwach gebogene, allmählich zugespitzte Oxe. Größte gemessene Länge 293 f^t bei einer größten Dicke von 19 /«. Die meisten messen etwa 270 (^l bei einer größten Dicke von 18 /<. Neben diesen größeren, glatten Oxen finden sich solche gleichfalls unbedornte einer geringeren Größenordnung: 190 — 212 (x X ^ — ^ /** und besonders häufig von 198 X 6 (*'• Acanthoxe mäßig stark be- dornt. Größte gemessene Länge 290 (^i bei einer Dicke von 14 f.i. Am häufigsten Acanthoxe von 260 X 13 /<. Das Skelet läßt vertikale Hauptzüge mit 6 — 12 nebeneinander gelagerten Oxen und horizontale Querverbindungen von 2 — 4 Spicula Dicke erkennen. Spongin reich- lich entwickelt. Die massenhaft eingelagerten Gemmulae haben einen Durchmesser von 440 — 540 /<. Eine äußere Cuticula fehlt ihnen. Die Amphidisken liegen teils in einer, teils in 2 Lagen. Maße der Amphidisken: 8 — 10X^,9 — 1 /<, meist 9X0,9/t<, Scheibendurch- messer 18 — 22 f.1. Zahl der fast durchweg spitzen Scheibenzacken gering, meist nicht über 7 ^ii, Durchmesser der Blasenzellen 20 — 26 (.i. Durch die erhebliche Länge der Acanthoxe und ihre verhältnis- mäßig schwache Bedornung nähern sich die bulgarischen Stücke der forma hehningi Kirkpatricks (1915), deren 303 X 1^ i^* messende Acanthoxe sehr kleine und spärlich auftretende Dornen tragen. Die vorliegenden Exemplare unterscheiden sich von der f. behningi indes durch weit kleinere Amphidisken. Deren Länge beträgt bei f. hehningi AiyC^h (.1 bei einem Scheibendurchmesser von 35 ,«. Umgekehrt nähern sich die bulgarischen Stücke bezüglich ihrer Amphidisken stark den von Dybowski (1882) untersuchten Exemplaren von Eph. mülleri aus dem Brokfluß (Weichselzufluß im Gouv. Lomscha) mit Amphi- 1 Es sei hier noch auf eine zweite Arbeit Chiricas hingewiesen, die mir nicht zugänglich war, und von der ich daher nicht weiß, ob sie weitere rumä- nische Spongillidenbefunde enthält. Chirica, C. , Spongillidae di Romania. Mém. Asoc. romàna Ivain tarca. Respând. St. 2. 1911. 76 disken von 12 — 14 X 2 — 3 jt< bei einem Scheibendurchmesser von 12 bis 14 /f. Der Übereinstimmung bezüghch dieses Merkmals steht aber der erhebliche Unterschied in der Größe der Acanthoxe gegen- über, die bei den Dybowskischen Exemplaren 166 — 190X9 — 12,« messen (gegen 260— 290 X 13— 14 /t hier). Es liegt nahe, in den vorliegenden bulgarischen Stücken Ver- treter einer Lokalform zu sehen. Ich werde von dieser Auffassung zurückgehalten durch die bereits von Vejdovsky und Weltner betonte Tatsache der überaus großen Variabilität von Epli. mülleri in bezug auf ihre Skeletelemente, die bewirkt, daß am gleichen Fund- platz Exemplare stark verschiedener Macroskleren- und Amphidisken- größe auftreten. Wenn z. B. Kirkpatrick (1. c.) an von Weltner übermittelten Spreexemplaren von Eph. mülleri die Durchschnitts- größe der Acanthoxe mit 206 X ^^ /'? ^i^ ^^^ Amphidisken mit 22 X ö ." (Scheibendurchmesser 36 n) feststellte, so besitzen demgegen- über die im Berliner Zoologischen Museum befindlichen Spreexemplare, die gleichfalls von Weltner gesammelt wurden, Acanthoxe mit einer Durchschnittsgröße von 196 X 18 ,« und Amphidisken von 10,5 X 2 i'* b^i einem Scheibendurchmesser von 20 /<. Ich halte es bei diesem Sachverhalt für zweckmäßiger, in Ephy- datia mülleri eine Species ampia zu sehen, zu deren Arteigen- tümlichkeit eben starkes Variieren gehört. Ephydatia fluviatilis (L.) Eine krustenförmige, etwa erbsengroße, auf Wurzelgeflecht sitzende Kolonie, die am 16. VI. 1907 am Straldja- see (Südbulgarien) gesammelt wurde. Farbe des Alkoholexemplars graugelb. Die das Skelet bildenden, meist schwach gebogenen und ausnahmslos glatten Oxe sind — mit 352 — 426 ,« (meist etwa 396 (.i) X 3—4 f^i — von ganz ungewöhnlicher Länge und Streckung. Ahnlich lange, wenn auch bei weitem dickere Oxe (278 — 425 X 10,6 bis 14,2 /<) wurden bisher von einigen südturkestanischen Exemplaren dieses Schwammes bekannt, die bemerkenswerterweise gemeinsam mit Stücken mit kürzeren Oxen auftraten. (Weltner: 1911.) Bei südrussi- schen Exemplaren fand Dy bow ski (1. e.) Oxe von 210 — 255X9 — 15/«, bei livländischen sogar solche von 158—176 X 6—8 ^. Potts (1887) gibt für die nordamerikanischen Exemplare 250X12,5 /< an, Maße, denen die der mir vorliegenden Exemplare aus der Spree bei Berlin (durchschnittlich 235 X 16 /') nahekommen. Das Skelet des Straldjastückes erscheint als unregelmäßiges Maschenwerk, dessen stärkere Züge von 6—8 nebeneinanderliegenden Oxen gebildet werden. Die Mitte April gesammelte Kolonie enthält einige wenige Gemmulae von 350—450 /(i Durchmesser. Eine äußere Cuticula fehlt meist. Die Amphidisken messen 16 — 19X3/', meist 77 16X3 /<, bei einem Scheibendurchmesser von 16— 22 /<. Zahl der sämtlich spitzen Scheibenzacken fast ausnahmslos 8. Bei der Untersuchung zum Vergleich herangezogenen deutschen Materials von Eph. fliwiatüis beobachtete ich an einem Exemplar aus Oammin (Mecklenburg) eine Spiculaanomalie, auf die K. Müller (1911) aufmerksam gemacht hat. Ein Teil der meist schlanken Oxe trägt mehrere, gewöhnlich 4, kugelige Auftreibungen, die in gleichen Abständen über die Länge des Spiculums verteilt sind. Oxe mit einer einzelnen Verdickungskugel, wie sie Müller bei dem von ihm untersuchten, aus der Lahn stammenden Exemplar von Ejih. fliivia- tilis fast das gesamte Skelett bilden sah, beobachtete ich bei dem Camminer Stück nicht. Da es sich im vorliegenden Falle um ein sonst durchaus normal gebautes Exemplar handelt, sehe ich in dieser Spiculaanomalie eine Modifikation oder Mutation patholo- gischer Natur, eine Deutung, die ich auch dem Müll er sehen Falle unterlege. Serbische Spongilliden. Ephydatia inüUeri (Liebk.) Zahlreiche rundliche, bis 4 cm im Durchmesser erreichende und bis 3 mm dicke Polster. Sie wurden am 17. und 15. IX. 1918 von Herrn Geheimrat D of lein am Ufer des Ochridasees gesammelt, wo sie sich teils auf Felsen, teils auf kleineren Steinen sowie Schnecken- und Muschelschalen sitzend fanden. Farbe der Alkoholexemplare graugelb. — Die Variabilität in der Gestalt der Macrosklere dieser Art macht sich beim Vergleich der verschiedenen, vom gleichen Standplatz stammenden Ochrida- exemplare auffällig geltend. Während die Oxe bei einigen Stücken ohne Ausnahme bedornt sind, wenn auch schwach, treten bei andern glatte Oxe auf, die der Menge nach gegenüber den bedornten über- wiegen. Maße der Oxe 220 — 264X1^ — 12 /t, am häufigsten Oxe von 235 X 12 {^i. Trotz der vorgerückten Jahreszeit beim Einsammeln (Mitte September) enthält keine der Kolonien Gemmulae. Das Skelet bildet ein unregelmäßiges Maschenwerk, dessen stärkere Fasern 3 bis 5 Spicula nebeneinander gelagert aufweisen. Sponginentwicklung gering. Die bisher aus balkanischen Binnengewässern nach- gewiesenen Schwämme gehören mithin sämtlich kosmo- politischen Arten an, und zwar solchen, die in Mittel- europa zu den nahezu überall häufigen Formen zählen. Wie schon Carter (1882) feststellte, besitzt demgegenüber die Südwasserschwammfauna Ungarns die sich nach Vangel (1896) aus den 6 Species Euspongüla lacustris, Spongüla fragüis, Ephydatia fluviatilis und mülleri, Carterius stepanowi und Spongüla carteri zu- 78 sammensetzt, in letzterer Art eine Form, die sonst bisher nur von außereuropäischen Gebieten bekannt ist: Von Indien, wo sie nach Annandale (1911) als die häufigste Spongillide zu bezeichnen ist, von Ceylon, Mauritius und — nach allerdings bezweifelter Angabe — von Centralafrika (Viktoria Nyansa). Innerhalb Ungarns wurde Spongilla carter/ Carter bisher nur im Plattensee nachgewiesen. Hier ist es zur Ausbildung einer umschriebenen Lokalform gekommen, auf die mit Rücksicht auf das besondere Interesse, das sich an den der europäischen Fauna sonst fremden Schwamm knüpft, an dieser Stelle etwas näher eingegangen werden soll. In seiner bereits zitierten Arbeit über die Süßwasserschwämme der indischen Fauna bemerkt Annandale (1. c.p. 89, Fußnote), daß das einzige vollständige Platten- seexemplar von Spongilla carte?'i, das ihm zu Gesicht kam, sich von der indischen Nominatform und den dortigen Varietäten in seiner Gestalt insofern unterscheidet, als es aus einer flachen Platte besteht, von welcher kurze, runde, türmchenartige Zweige ihren Ursprung nehmen. Die Durchsicht einer Anzahl teils durch Dr. Vangel, teils durch Dr. Traxler dem Berliner Zoologischen Museum über- wiesenen Plattenseexemplare von Spongilla carteri machte mich darauf aufmerksam, daß diese Wuchsform für den dortigen Bestand offenbar typisch ist. Eine Bestätigung dieser Vermutung bildet ein von Vangel (1897) gegebenes Habitusbild von Plattenseexemplaren des Schwammes und einige vom gleichen Autor an dieser Stelle gemachten Angaben über das Äußere der ungarischen Kolonien. Ich kann Vangel s Angaben in diesem Punkt für die mir vorliegenden Stücke bestätigen: Die Kolonien erscheinen als ausgedehnte bräunlichgelbe Krusten, von denen sich zahlreiche, meist walzenförmige, z. T. etwas zusammengedrückte und mitunter verwachsene, bis 2,5 cm lange und bis 1 cm dicke Fortsätze erfieben. Am Distalende der Zweige be- findet sich in der Regel ein Osculum mit der für Spongilla carteri bezeichnenden weiten, runden und tiefen Öffnung. Im Gegensatz zur indischen Nominatform, die durch ihren un verzweigten, massigen Wuchs von der vorliegenden Form auffällig verschieden ist, und zu der von Annandale (1911) unterschiedenen, den ungarischen Stücken in ihrer äußeren Erscheinung ähnlichen var. lotosa, bei der sich die Oscula indes nicht an den Zweigenden, sondern auf der basalen Kruste öffnen, ist das Skelet schwach entwickelt. Die Platten- seexemplare sind infolgedessen sehr zerbrechlich und weich. Sie stimmen in dieser Beziehung mit Annandales (I.e.) var. moUis \ on Calcutta überein. In der Beschaffenheit der Spicula und der*Gemmulae unterscheiden sich die vorliegenden Exemplare nicht von denen der Stammform. 79 Die Maße der größeren Skeletoxe schwanken zwischen 242 X 10 und 320Xl6i"5 die der Gemmulaeoxe zwischen 139X3 und 180X6 /<. Die Angabe Vangels (1897), daß die Gemmulae der Nadeln ent- behren, ist wohl ebenso auf einen Irrtum zurückzuführen, wie die Nen- nung von Amphidisken als eignen Bestandteilen des Schwammes. Die Gemmulae, die ich meist von rundlicher Gestalt fand — Van gel bezeichnet sie als keulenförmig — , durchsetzen in großer Zahl die centralen Teile der Schwammstücke, finden sich vereinzelt aber auch nahe der Oberfläche. Bezüglich des Vorkommens der Balatonkolonien teilt Vangel mit, daß diese in großer Ausdehnung Holzpfähle, im Wasser befindliche Bretter usw. bedecken und hier förmliche Spon- gienfelder bilden, besonders in ganz flachem Wasser (10 — 20 cm Tiefe). Unterhalb 50 cm sind sie weit seltener. Mit Rücksicht auf die Abwesenheit der Nominatform von Spon- gllla carteri im Plattensee bezeichne ich die wohlumschriebene dortige Sonderform als subsp. balatonensis. Type: Zool. Museum Berlin, Porif. Kat. 2869. Es ist von Interesse, daß die Balatonexemplare von Spongilla carteri mit Vertretern der gleichen Tiergruppen — Oligochaeten, Chironomiden — in engem Zusammenleben getroffen werden, wie dies Annan dal e für die indischen Individuen dieses Schwammes mitteilt. Im Innern der Kolonien der Balatonexemplare, vor allem aber an deren Oberfläche, hält sich in überaus großer Zahl der anderwärts auch freilebende Borstenwurm Stylaria lacustris auf. Um eine Vorstellung von der Menge der eine Schwammkolonie bevölkern- den Vertreter dieser Wurmart zu gewinnen, stellte ich deren Zahl in zerbröckelten Schwammstücken fest, deren nachträglich ermitteltes Trockengewicht 5 g betrug: Es waren etwas mehr als 2000! Für die indischen Exemplare spielt quantitativ eine ähnliche Rolle der Borstenwurm Chaetogaster spongülae. Die Travancore- Varietät von Spongilla carteri (var. mollis) wurde von Nais pectinata und Nais communis bewohnt gefunden. Worin für die Naiden der Vorteil des Aufenthalts in der Schwammnähe besteht, ist eine noch nicht ge- klärte Frage, ebensowenig, warum gerade Spongilla carteri so auf- fällig^ stark von den Oligochaeten bevorzugt wird, wie dies der Fall zu sein scheint. Unter den Chironomidenlarven aus den mir vor- liegenden Balatonkolonien von Spongilla carteri erkannte Herr 0. Harnisch, dem ich für diese Bestimmung sowie für die Be- stimmung der weiter unten erwähnten Trichopterenlarve zu Dank verpflichtet bin, Angehörige der Gattung Parachironomus (Lenz), so- wie solche einer Chironomine, die wahrscheinlich zur Gattung Cla- dopelma gehört. Spongillidenbewohnende Formen sind aus diesen 80 beiden Chironomidengattungen bisher noch nicht bekannt geworden. Sowohl Cladopelma wie Parachironomus nährt sich im Larvenzustand von Detritus. Ihr Aufenthalt in Spongiiia carteri ist als rein synö- kischer Natur zu beurteilen. Von Parachironomus fand sich in den Schwammstöcken auch eine Puppe. Sisyra-La,r\en waren an den Plattenseexemplaren nicht zu beobachten, was wohl nur auf einem Zufall beruht. Dagegen wurde in einem Falle die Larve eines Trichopters aus der Gattung Ecnomus festgestellt, deren einzige deutsche Art Ecnomus teneUus nicht selten in Südwasserschwämraen, z. B. Ephydatia fluviatilis, angetroffen wird. Über die Entstehung des isolierten Plattenseebestandes der Spongiiia mr^eriläßt sich, solange die Spongillidenfauna des Gebiets zwischen dem Balaton und dem südasiatischen Verbreitungscentrum der Art noch so gut wie völlig ununtersucht ist, kaum eine begründete Ver- mutung aussprechen. Immerhin dürfte bei der Umschriebeuheit der Balaton-Subspecies der Nominatform gegenüber die Isolierung des Plattenseebestandes geraume Zeit zurück- reichen. Als bisheriger östlichster Fundort von Spongiiia carteri galt die Insel Madura im malaiischen Archipel. Durch Herrn R. Meli erhielt ich kürzlich zwei aus Canton stammende Exemplare dieses Schwammes. Sie fanden sich hier in einem flachen, etwa Y2 ni tiefen, lotosbestandenen Teich mit schlammigem Boden. Da der Teich zeitweise mit dem Meer in Verbindung steht, ist sein Wasser leicht brackig. Höchste gemessene Sommertemperatur des Wassers 28", tiefste Wintertemperatur 4°. Im Gegensatz zu den mir vorliegenden indischen Exemplaren der Nominatform, Stücke, deren Bestimmung seinerzeit Carter selbst vorgenommen hat, ist bei den chinesischen Exemplaren die ganze Ober- Hache der massigen, halbkugelförmigen Kolonie mit gleichartigen, walzen- oder kegelförmigen Fortsätzen von etwa 4 mm Länge und 2 — 3 mm Durchmesser besetzt. Die spärlichen großen Oscula ö'Önen sich auf der Höhe walzenförmiger Erhebungen, deren Durchmesser 8 — 10 mm beträgt. Für die Nominatform gibt Annandale (1911) an, daß die Oscula die Oberfläche des Schwammes nicht überragen. Die Farbe der getrockneten Exemplare ist hellbraun. Die Kadial- züge des kräftig entwickelten Skelettes lassen nebeneinander 5 bis 8 Spicula erkennen, die querverlaufenden Züge 1 — 3 Spicula. In Hin- Spongilla carteri Cart, var mein n. vai-. Obei'flächen- ansicht. 81 sieht auf die 231— 320 u langen, 12 — 16 fi dicken Macroskleren und die Gemmulae, die den ganzen Schwamm in großen Mengen bis fast an die Oberfläche erfüllen, zeigen die Cantonexemplare keine Be- sonderheiten. Da zurzeit nicht bekannt, ob sich neben der hier beschriebenen Form in deren Fundgebiet auch die Nominatform findet, fasse ich erstere als Varietät in dem diesem Begriff von Annand ale (l.c.p. 18) gegebenen Sinn auf und bezeichne sie nach Herrn R. Meli als var. mein. Type: Zool. Museum Berlin, Porif. Kat. 4885. Wie mir Herr Meli mitteilte, beobachtete er am Fundort von dieser Schwammform Stücke mit einem Durchmesser von über einen Fuß. Das größte mir vorliegende Exemplar hat einen Durchmesser von 15 cm. Mit dem Nachweis von Spongüla carteri in südchine- sischen Binnengewässern erhöht sich die Zahl der bisher aus China bekannt gewordenen Süßwasserschwämme, soweit ich sehe, auf acht. Literatur. Annandale, N., Freshwater Sponges, Hydroids and Polyzoa. In: The Fauna of British India. 1911. Carter, H. I., Spermatozoa, Polygonal Cellstructure and the Green colour in Spongüla together with a new species, A. M.N. H. 5. ser. vol. 10. 1882. Chirica, C, Les Spongillides de Roumanie. Ann. scientif. Univ. Jassy, v. 3, 1904. Dybowsky, W., Studien über die Süßwasserschwämme des Russischen Reiches. Mém. Acad. Imp. Soc. Sci. St. Petersburg. VII. sér. v. 30. 1882. Kirkpatrick, R., Notes on Freshwater Sponges from the Volga-Basin. Arb. Biol. Wolga Station Saratow v. 5. no. 2. 1915. Müller, K., Über eine vermutliche Varietät von Ephydatia fluviatilis. Zool. Anz. Bd. 38. 1911. Potts, E. Fresh Water Sponges Philadelphia 1887. Vangel, E., Coelenterata. In: Fauna regni Hungariae. Herausgeg. v. d. Kgl. Ungar, naturw. Ges. 1896. E., Coelenterata. Schwämme und Hydren. In: Resultate d. wiss. Erforsch. d. Balatonsees. v. II. T. 1. 1897. Weltner, W., Spongillidae des Issyk-Kul-Sees und des Baches bei Dschety- Ogus. Trav. Soc. Imp. Natural. St. Petersburg, v. 42. Lief. 2. T. 1. 1911. 7. Ein Beitrag zur Kenntnis der Gattung Helophilus Meig. (=Tubifera Mg.)- Von Eugen Smirne v (Zoologisches Museum, Universität Moskau). (Mit 5 Figuren.) Eingeg. 14. Aug. 1922. Während meiner anatomisch-systematischen Studien an Syrphiden fand ich einige interessante Eigentümlichkeiten im Bau des Genital- systems der Gattung Helophilus Meig. Dies war für mich Anlaß zum eingehenderen Studium der Helophilus-Arten. Die vorliegende Arbeit enthält einen Teil meines Stoffes. Zool. Anzeiger. Bd. LVl. 6 82 Die verschiedenen Autoren, welche Helophüus studierten, z. B. Girschneri, VerralP und Beckers, teilten diese Gattung in einige Untergattungen. Alle drei sind damit einverstanden, daß die beiden Arten, H. rittatus Mg. und ^. peregrinus Lw. , als Vertreter zweier selbständiger Untergattungen [Liops'Riià. und JfesemôrmsRnd.) gelten sollen. Die Grenzen andrer Untergattungen sind noch nicht endgültig festgestellt. Gir sehne r nimmt außer beiden genannten noch drei andre Untergattungen an: Helophüus s. str. Mg., Parkelophüus Grsch. und Eurinomyia Big., indem er in die erste die Arten pendulus L., hybrülus Lw. und trlvitattus Fbr. , in die zweite fnäetorum Fab., versicolor Fbr. und lunulatus Mg., in die dritte lineatus Fbr. und trans fugus L. einfügt. VerralP vereinigt Girschners Helophüus Mg. und Parhelophüus Grsch., wobei er H. lunulatus Mg. in die Untergattung Eurinomyia Big. überträgt. Mit dieser Berichtigung fällt diese Untergattung mit Girsch- ners Euriiiomyia Big. zusammen. Beckers System ^ ist von Y errali etwas verschieden: Die Arten, welche letzterer der Untergattung Helophilus Mg. zuzählt, stellt Becker in Eurinomyia Big. Wir sehen also, daß die verschiedenen Dipterologen einander mehr oder weniger widersprechen. Die Prüfung einer möglichst großen Anzahl verschiedener (auch anatomischer] Merkmale wäre nötig, wie es mir scheint, um die Grenzen der iïefcp/?-ï7w5-Untergattungen ob- jektiv festzustellen. In dem Bau des männlichen Genitalsystems fand ich eine ganze Reihe scharf ausgeprägter Artmerkmale; dabei sind die Beziehungen der untersuchten Arten viel klarer geworden. Zuerst werde ich das männliche Genitalsystem von H. (s. str.) affinis Whlb. beschreiben (Fig. 1). Testiculi [t.) sind lang, bogenförmig gekrümmt, im distalen Teil etwas verschmälert. — Vasa seminalia (v. 5.) kurz und dünn; sie ver- einigen sich unweit ihrer Einmündung in das Vas deferens. Letzteres [v. d.) erreicht eine beträchtliche Länge. Sein distales Ende bildet ein abgesondertes Samenbläschen {ves.s.\ welches mit dem Î Girschner, Über die Postalar-Membran (Schüppchen, squamulae) der Dipteren. Illustrierte Wochenschrilt für Entomologie II. 1897. S. 603. 2 V errali, British Flies. V. Syrphidae. 1901. 3 Becker, Anmerkungen zu der Gattung Eclophìlus Meig. Berliner Ento- molog. Zeitschrift. Bd. IV. Jahrg. 1910. 83 Vas deferens mittels eines recht langen Kanals vereinigt ist. Yom Punkte seiner Einmündung angefangen, ist das Vas deferens stark er- weitert und bildet hier einen sehr breiten, mehrmals gewundenen Kanal. Weiter in distaler Richtung ist er verhältnismäßig schmal, dabei mehrmals gewunden. An seinem proximalen Ende geht er in die Samenspritze und weiter in den Ductus ejaculatorius über; die beiden letzteren Abschnitte sind nicht abgebildet. Unmittelbar nach der Einmündung der vereinigten Vasa seminalia in das Vas deferens münden auch die beiden Anhangsdrüsen (Prostata) ein (pr). Bei dieser Art sind sie sehr lang und stark gewunden. Fig. 1. Fiff. 2. Fig. 1. Das männliche Genitalsystem von Eelophilus affinis Whlb. t., Testiculi; v. s., Vasa seminalia ; v.d., Vas deferens; ves. s., Vesicula seminalis; pr., Prostata; Ss., Samenspritze; d. ej., Ductus ejaculatorius. Fig. 2. Das männliche Genitalsystem von H. pendulus L. Sowohl die Testiculi als auch die Vasa seminalia sind von einer auffallenden roten Farbe. Das Genitalsystem von H. affinis Whlb. ist H. trivittatus Fbr. ähnlich. Bei H. pendulus L. treffen wir große Abweichungen (Fig. 2). Die Testiculi sind hier bzw. länger, als bei H. affinis Whlb. Ihre Form ist eine etwas andre : Das distale Ende ist bedeutend schmäler als das proximale und nach außen gebogen. Die Vasa seminalia sind denjenigen von R. affmis Whlb. ähnlich. Am meisten verschieden ist die Form des Vas deferens. Das 6* 84 Samenbläschen ist hier bedeutend kleiner und vom Vas deferens nicht vollständig abgesondert. Außerdem finden wir keine distalen Erweiterungen des Vas deferens, welche bei H. affinis in starkem Maße ausgebildet sind. In proximaler Richtung verengt sich das Vas deferens ganz allmählich. Die Prostata sind auch bei dieser Art lang und gewunden. Das Genitalsystem von H. lineahis Fbr. (Fig. 3) unterscheidet sich auffallend von den vorigen. Das Vas deferens und die Anhangsdrüsen sind verhältnismäßig viel schwächer entwickelt; im Gegensatz zu den Vasa seminalia. Testiculi groß, intensiv rot gefärbt ; im proximalen Teil sind sie bogenförmig gekrümmt, während der distale Ab- schnitt verlängert und nach außen ge- bogen ist. Vasa seminalia sehr lang und breit, stark gewunden. Sie vereinigen sich bald nach ihrer Abtrennung von den Testiculi und laufen weiter als unpaarer Kanal bis zur Einmündung in das Vas deferens. Vas deferens kurz; sein distales Ende ist erweitet, ein abgesondertes Samenbläschen finden wir hier aber nicht. In der proximalen Hälfte ist das Vas deferens stark verengt. Prostata sind verhältnismäßig kurz und nur wenig gewunden. Ahnlich der vorigen ist das Genitalsystem von H. frutetorum Fbr. gebaut. Man sieht also, daß wir nach dem Bau des männlichen Genital- systems folgendes schließen können. H. affinis Whlb. und triviitatus Fbr. einerseits, lineatus Fbr. und frutetorum Fbr. anderseits stehen einander nahe, während H. pen- dulus L. von beiden entfernt steht. Letzterer könnte sogar nach dem Bau des Genitalsystems als Vertreter einer besonderen Unter- gattung angesehen werden; das kann aber nur bei Berücksichtigung andrer Merkmale entschieden werden. Der Bau des Hypopygiums ist ähnlich wie bei H. trivittatus Fbr., affinis Whlb. und groenlandicus Fbr., bei H. lineatus weicht er stark von diesen ab. Das Hypopygium von H. pendulus L. ist recht eigentümlich. Weiteres Studium der anatomischen Verhältnisse und des Ske- Fig. 3. Das männliche Genital- system von H. lineatus Fbr. 85 lettes wird uns erlauben, die Beziehungen verschiedener Arten end- gültig festzustellen. In der dipterologischen Sammlung des Moskauer Zoologischen Museums befinden sich zwei Unterarten von H. pendulus IL. aus Russisch-Asien, welche ich als neue erkannt habe. Helophüus pendulus turanicus subsp. nov. (^f Fühler gelb, das III. Glied am Vorderrande schwärzlich. Die schwarze Strieme am Untergesicht ist viel schmäler als bei /'. typica. Die gelben Striemen am Kückenschilde sind bedeutend breiter als bei typica. Schildchen gelb (bei iypica ist es etwas schwärzlich). Die Zeichnung des Abdomens ist von der typischen Unterart recht verschieden : Die schwarzen Teile der Zeichnung sind schwächer, die Tomentflecke vielmehr stärker entwickelt. Am I. Segment ist die schwarze Strieme kürzer als bei typica. Am II. Segment ist die schwarze Zeichnung bedeutend schwächer entwickelt: Der obere Streifen ist schmäler, der Stiel auch; der untere Streifen ist so schmal, daß er einen breiten, gelben Hinter- rand des Segments frei läßt. Am III. Segment ist der vordere Teil der schwarzen Figur etwas kleiner als bei typica. Die gelben Tomentflecke viel mächtiger; sie sind einander sehr nahe und lassen nur ein sehr enges Stielchen übrig. Der hintere Streifen, welcher längs des Segmentrandes liegt^ ist bedeutend schmäler, der gelbe Hinterrand, im Gegenteil zweimal breiter als bei typica. Am IV. Segment fällt die fast volle Reduktion der schwarzen Zeichnung auf. Die Tomentflecke viel größer als bei typica. Der gelbe Hinterrand nimmt 2/. der Segmentbreite ein. Die Tomentflecke sind zweimal kürzer als die Segmentbreite (bei typica viermal). Von der schwarzen Zeichnung sind nur zwei schmale Binden am Vorderrand und hinter den Tomentflecken nachgeblieben. Hypopygium von gelber Farbe. Die Beine sind bedeutend heller als bei typica. An den hinteren Beinen sind die Schenkel an der Spitzenhälfte gelb; Schienen ganz schwarz; die ersten zwei Tarsenglieder gelb, die übrigen schwarz. Die Mittelschenkel sind im Spitzendrittel gelb; Schienen ganz gelb; an den Tarsen sind die beiden ersten Glieder gelb. Die Vorderschenkel sind im Basaldrittel schwarz ; Schienen gelb ; die zwei ersten Tarsenglieder sind gelb. Das Hypopygium ist mit dem der typischen Unterart iden- 86 tisch; nur im Gebiet des Fulcrums gibt es einige kleine Abweichungen. — Länge 12 mm. Q. Das Weibchen unterscheidet sich vom Weibchen der subsp. typica durch folgendes: Kopf und Thorax wie beim (j^. Am II. Segment des Abdomens gibt es Tomentflecke, welche der typica fehlen; sie sind mit den Tomentflecken des III. Segments identisch. Der schwarze Stiel ist bedeutend schmäler als bei typica. Das III. Segment trägt Tomentflecke, welche viel größer als bei typica sind; infolgedessen ist die schwarze Zeichnung am Vorder- und Hinterrand stark reduziert; das Stielchen sehr schmal. Am IV. Segment sind die Tomentflecke ebenfalls sehr groß; sie nehmen die halbe Breite des Segments ein und sind miteinander verbunden. Der gelbe Hinterrand ist zweimal so breit als bei typica. Am V. Segment sind die Flecke auch stärker entwickelt, als bei typica. Beine wie beim cf. Länge 12 mm. Diese turkestanische Unterart ist sehr leicht von der typischen durch die Farbe der Antennen, des Rückenschildes, des Abdomens und der Beine zu unterscheiden. çf stammt aus Iskander, Prov. Samarkand (16. IV. 1868 alten Stils), 9 aus Tashkent (28. VL 1868 a. S.). Die beiden sind während der turkestanischen Expedition des russischen Zoologen A. P. Fedtshenko erbeutet. Helophilus pefidulics Sibiriens subsp. nov. ^. Diese Unterart unterscheidet sich von der typischen durch folgendes: Die Fühler sind fast ganz gelb, nur der obere Rand des III. Glie- des bräunlich. Die Untergesichtsstrieme ist etwas schmäler als bei typica^ doch breiter als bei turanicus. Die Stirn bei Sibiriens ist bei den andern Rassen sehr ver- schieden : 1) durch die bedeutendere Breite — sie ist 1/4 so breit als der Kopf (bei turanica und typica nur Y5) (Fig. 4, 5). 2) durch die Form — der hintere Teil ist breiter als der vor- dere, so daß die Stirnränder nach vorn konvergieren ; außerdem sind die Ränder merklich ausgerandet, während sie bei den beiden andern Unterarten fast ganz gerade sind. Die Striemen des Rückenschildes sind verhältnismäßig etwas breiter als bei typica^ doch bedeutend schmäler als bei turanicus. Schildchen gelb. 87 In der Hinterleibzeichnung finde ich folgende Unterschiede von der typischen Unterart. Am II. Segment ist die schwarze Hinterrandbinde verkürzt und so lang als die vordere. — Dieses Merkmal erlaubt subsp. sibiricus von beiden andern zu unterscheiden, denn dort ist die hintere Binde immer länger als die vordere. Am IV. Segment ist der schwarze Stiel etwas breiter. ■■ ■■^rfïTTTi yijf»t; Fig. 4. Der Kopf von H. pendulus pendulus L. Fig. 5. Der Kopf von IL pendulus sibiricus Smirn. Die Beine sind im ganzen heller gefärbt als bei tijpica^ doch dunkler als bei turanica. An Hinterschenkeln sind die distalen 25 gelb; an den Schienen nur ein dunkler Fleck; die Tarsenglieder 3 — 5 sind schwarz, die übrigen gelb. Im übrigen ist die Färbung der Beine der typischen Form gleich. Länge 9 Y2 mm. Die sibirische Unterart steht in ihren Merkmalen zwischen den beiden andern, doch ist sie der typischen näher. — Sie besitzt auch einige eigentümliche Merkmale, z. B. die Form der Stirn und die Zeichnung des II. Segments. Das einzige (^ stammt vom östhchen Ufer des Baikalsees (Golf Tshiverkuy); es ist von der Expedition des Moskauer Zoologischen Museums 1917 erbeutet. 8. Zellkonstanz im Labyrinthorgan der Tritonen. Von G. Proebsting. (Aus dem Zoologischen Institut der Universität Marburg.) Eingeg. 18. August 1922. Unter Zellkonstanz verstand Martini (1909) die Erscheinung, daß bestimmte Zellelemente nach Form, Lage und Zahl bei allen erwachsenen Individuen einer Art konstant auftreten. Eine solche Konstanz einzelner Elemente ist heute für viele Arten bekannt. Eine zusammenfassende Darstellung darüber findet man, ebenso wie die Literaturangaben, bei E. Korscheit »Lebensdauer, Altern und Tod« 2. Auflage, Jena 1922. 88 Bei Nematoden, Acanthocephalen, Rotatorien und Tardigraden ist Konstanz der histologischen Elemente des ganzen Körpers oder doch der meisten Organe festgestellt ; bei einigen Anneliden, Gastro- poden und selbst bei einer Anzahl niederer Vertebraten hat man die Konstanz bestimmter, durch Lage und Form ausgezeichneter Elemente des Nervensystems •nachweisen können. Nach Rabl (1899) findet sich Zellkonstanz in der Linse verschiedener Wirbeltiere, sogar bei Säugern: Die Zahl der Radiärlamellen ist innerhalb jeder Art an- nähernd gleich, bei Triton z. B. zählte Rabl in 7 Fallen zwischen 98 und 103, im Durchschnitt 100 Lamellen. Konstanz wird auch von einigen Autoren für die regelmäßig angeordneten Elemente im Oortischen Organ des Säugetierlabyrinthes angenommen. Retzius u. a. geben auf Grund von Schätzungen Zahlen an für die inneren und äußeren Haarzellen und die Fasern der Membrana basilaris bei Kaninchen, Katze und Mensch (Gehörorgan der Wirbeltiere, Stock- holm 1881). Die vorliegende Untersuchung wurde auf Anregung von Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Korscheit unternommen, um festzustellen, ob auch im Labyrinthorgan niederer Vertebraten eine Beschränkung der Zellelemente vorhanden ist. Zu diesem Zweck wurden Zählungen der sog. Haar- oder Sinneszellen in der Macula neglecta und Papilla basilaris von drei Triton- Axìqxì: Triton (Molge) cristatus, T. alpestris und vulgaiis (taeniatus) vorgenommen. Im Anschluß an diese Zählungen, die sich nur an den beiden genannten Nervenendstellen durchführen ließen, wurden vergleichende Messungen von Labyrinthorganen, Nervenendstellen und Sinneszellen ausgeführt, um zu untersuchen, ob die Größe dieser Elemente zu der Körpergröße des Tieres in einem bestimmten Verhältnis steht; denn es ist selbstverständhch, daß Grüßenunterschiede von konstant- zelligen Organen sich nur durch entsprechende Differenzen im Volu- men ihrer Zellelemente erklären lassen. Im Zusammenhang mit der Zellkonstanzuntersuchung war eine andre Frage von Bedeutung. Nach Levi (1906) zeigt sich ein Un- terschied einerseits zwischen den »Dauerelementen«, Ganglienzellen, Nervenfasern, Linsenfasern und Sinneszellen, anderseits den Elementen des Bindegewebes, der Haut- und Darmepithehen und der Drüsen in ihrer Abliängigkeit von der Körpergröße des Individuums. Während das Volumen der Dauerelemente in einem konstanten Verhältnis zum Körpervolumen steht, zeichnen sich die andern, die »stabilen und labilen Elemente« durch eine für die Art annähernd fixe Zellgröße aus (Verh. Anat. Ges. 19 u. Arch. Ital. Anat. Embryol. 5. Bd. 1906). 89 Es erhob sich die Frage, ob ähnliche Unterschiede im Ver- halten dieser beiden Gruppen von Zellelementen sich auch bei Triton nachweisen lassen. Zu dem Zwecke wurden die Untersuchungen an den Sinneszellen durch Messungen an den »Stützzellen« des Neuro- epithels im Labyrinthorgan und durch Beobachtungen an Darm- und Epidermiszellen ergänzt. Zur Entscheidung der Frage, ob Zellkonstanz für die Sinnes- zellen des Tritonenlabyrinths besteht, wurden Zählungen der Kerne an Serienschnitten vorgenommen. Von der Macula neglecta wurden 4 — 5 Zählungen für jede Art, von der Papilla basilaris 16 Zählungen bei Triton alpestris und je 10 bei T. cristatus und T. vulgaris aus- geführt. Die untersuchten Organe stammten von geschlechtsreifen Tieren verschiedener Größe und beiderlei Geschlechts, das Alter konnte nicht näher bestimmt werden. Die Zahlen, die gefunden wurden, lagen für die Macula ne- glecta von T. cristatus zwischen 103 und 112 (Durchschnitt 107) - T. alpestris - 103 und 111 (Durchschnitt 107) - T. vulgaris - 78 und 89 (Durchschnitt 83) Papilla basilaris von T. cristatus zwischen 20 und 23 (Durchschnitt 22) - T. alpestris - 8 und 11 (Durchschnitt 10) - T. vulgaris - 10 und 12 (Durchschnitt 11) Für die Macula sacculi und die Macula lagenae, von denen nur eine Zählung bei jeder Art vorgenommen wurde, war die Zahl der Kerne: T. cristatus T. alpestris T. vulgaris in der Mac. sacculi 333 250 239 Mac. lagenae 250 159 135 u. 151 Es zeigt sich also eine weitgehende Übereinstimmung in der Zahl der Sinneszellen für Macula neglecta und Papilla basilaris bei den verschiedenen Individuen einer Art. Die Zahlen bleiben inner- halb einer Fehlergrenze von etwa 10 — 15 %^ die darauf zurückzu- führen ist, daß es in einzelnen Fällen nicht möglich war, mit Be- stimmtheit zu entscheiden, ob ein Kern angeschnitten war oder nicht. In den beiden untersuchten Nervenendstellen ist also Zellkonstanz für die Sinneszellen vorhanden. Diese Konstanz gilt für beide Ge- 90 schlechter einer Art, geht aber nicht über die Art hinaus. T. cris- tatus z. B. besitzt in der Mac. negl. im Durchschnitt ebensoviel Zellen wie T. alpestris^ in der Pap. bas. dagegen mehr als doppelt soviel wie dieser Molch. Diese Tatsache dürfte in Beziehung stehen zu der Funktion der beiden Nervenendstellen und mit der Tendenz zu progressiver Entwicklung, welche die Papilla basilaris, das Homologon des Cor ti sehen Organs der Säugetiere, im Gegensatz zur Macula neglecta innerhalb der Gattung Triton zeigt. Diese Tendenz läßt sich auch darin erkennen, daß die Pap. bas. bei T. cristaiiis in engerer Beziehung zum perilymphatischen System steht als bei den beiden andern untersuchten Molchen. Das Vorhandensein von Zellkonstanz in den beiden erwähnten Nervenendstellen macht es wahrscheinlich, daß auch für die übrigen 6 Maculae und Cristae des Tritonenlabyrinths, bei denen eine Zählung nicht mit ausreichender Genauigkeit durchgeführt werden konnte, eine Konstanz der Zahl der Haarzellen anzunehmen ist. In Übereinstimmung mit diesen Konstanzbefunden wurden Teilungen von Sinneszellen oder Anzeichen für eine Differenzierung neuer Haarzellen aus Stützzellen oder indifferentem Epithel bei er- wachsenen Tieren nie beobachtet. Zählungen, die an älteren Larven und eben metamorphosierten Tieren vorgenommen wurden, ergaben, daß zur Zeit der Verwandlung die endgültige Zahl der Sinneszellen noch nicht erreicht ist, obgleich zu diesem Zeitpunkt keine Mitosen mehr in den Nervenendstellen wahrgenommen werden konnten. Dagegen zeigte ein junges, noch nicht geschlechtsreifes Weibchen von T. cris- tatus. das 10 Monate nach der Metamorphose untersucht wurde, dieselbe Zahl von Sinncszellen in den beiden Nervenendstellen wie die ausgewachsenen Tiere, nämhch 22 Zellen in der Papilla basilaris und 104 in der Macula neglecta. Es scheint danach, als wenn einer Zeit der Ruhe während der Metamorphose eine Periode erneuter Bildung von Sinneszellen folgt, die bei T. cristatus noch vor der Geschlechtsreife ihren Abschluß findet. Die Messungen, die am Labyrinthorgan, an Nervenendstellen und Sinneszellen vorgenommen wurden, stehen mit den Konstanz- befunden in Einklang. Es wurden zunächst die Labyrinthe und die Maculae des öacculus bei Molchen verschiedener Körperlänge ge- messen. Dabei stellte sich heraus, daß die Länge des Organs und der größte Durchmesser der Nervenendstelle mit der Länge des Tieres zunehmen. Bei 2 Exemplaren von T. cristatus von 9,9 und 14,4 cm Länge z. B. waren die entsprechenden Maße für das Labyrinth organ 30 und 33 mm, für die Macula sacculi 0,38 und 0,14 mm. 91 Genauer wurde dann das Verhältnis zwischen Körpergröße und Volumen der Sinneszellenkerne berechnet. Ein Vergleich der Kern- volumina in der Macula neglecta von 2 Kammolchen {T. cristatus) von 11,8 und 6,5 cm Länge ergab, daß sie sich wie 12,1 : 6,5 ver- hielten. Messungen an den Kernen der Pap. bas. derselben Tiere und der Macula neglecta bei zwei Exemplaren von T. vulgaris von 8,2 und 6,4 cm Länge führten zu ähnhchen Resultaten. Auf eine Feststellung des Volumens der Tiere wurde bei diesen Berechnungen verzichtet, weil dieses als zu stark von zufälhgen Faktoren, wie Füllung der Eingeweide, Zahl und Reife der Eier usw., beeinflußbar angesehen wurde. Es wurde aber durch weitere Untersuchungen nachgewiesen, daß im allgemeinen das Verhältnis der Volumina nur wenig von dem der Längen der Tiere abweicht. Das Ergebnis der vergleichenden Messungen ist also, daß das Volumen der Sinneszellenkerne in einem konstanten Verhältnis zur Größe des Tieres steht. Zwischen Plasma und Kern der Haarzellen scheint eine feste Relation zu bestehen, so daß also nicht nur für die Kerne, sondern auch für die Sinneszellen selbst, deren Volumen einer genaueren Berechnung nicht zugänglich ist, das Verhältnis zur Körpergröße konstant sein dürfte. Die Kernplasmarelation in den Sinneszellen ist während deren Entwicklung zuungunsten des Plasmas verschoben. Im Gegensatz zu den Feststellungen an den Sinneszellenkernen ergaben die Messungen an den Kernen der Stützzellen auch bei sehr verschieden großen Individuen einer Art nur geringe Unterschiede im Volumen. Unabhängig von der Körpergröße zeigten die Stütz- zellenkerne bei allen Tieren eine annähernd gleiche Größe. So war z. B. bei denselben T. msto^z^s-Exemplaren von 11,8 und 6,5 cm Länge, bei denen sich die Inhalte der Sinneszellenkerne in der Ma- cula neglecta wie 12,1 : 6,5 verhalten hatten, das Verhältnis der Kernvolumina der Stützzellen 6,9 : 6,5. In Übereinstimmung mit diesen Befunden führte auch die Zählung der Stützzellen bei Kammolchen verschiedener Größe zu weit aus- einanderliegenden Werten. Es scheint danach für die Stützzellen eine fixe Zellgröße inner- halb der Art zu bestehen. Das konnte auch für die Zellen des Darmes und der Epidermis wahrscheinlich gemacht werden. Eine eingehendere Darstellung meiner Befunde soll an andrer Stelle gegeben werden, wo auch über andre Beobachtungen berichtet werden soll, die im Zusammenhang mit diesen Untersuchungen ge- macht wurden. 92 Zusammenfassend sind folgende Ergebnisse der Untersuchung zu verzeichnen: In dem Labyrinth der drei untersuchten Tritmi-Arten findet sich Zellkonstanz für die Sinneszellen in der Macula neglecta und Papilla basilaris und wahrscheinlich auch in den andern Nervenendstellen. Die Konstanz gilt nur innerhalb der Art. Die Größe der Sinnes- zellen steht in einem konstanten Verhältnis zur Körpergröße der Tiere. Die Stützzellen besitzen eine annähernd fixe Zellgröße und sind in ihrer Zahl abhängig von der Körpergröße des Individuums. Sie stimmen darin mit dem Verhalten der übrigen »labilen und stabilen« Elemente des Körpers überein. Der Unterschied zwischen »Dauerelementen« und »labilen und stabilen« Elementen (Levi) ist also innerhalb des Labyrinthorgans vorhanden : Die Sinneszellen sind der Zahl nach konstant und der Größe nach variabel in Abhängigkeit von der Tiergröße. Die Stützzellen sind der Größe nach konstant und kommen in wechselnder Zahl vor. 9. Eine neue Art der Familie Saiangidae aus China. Von Hialmar Rendahl, Stockholm. Eingeg-. 21. September 1922. Unter dem reichhaltigen ichthyologischen Material, welches das hiesige Naturhistorische Reichsmuseum von dem in China wirkenden Herrn Prof. Dr. J. G. Andersson bekommen hat, befindet sich auch eine für die Wissenschaft neue Art der kleinen interessanten Familie Saiangidae. Diese Familie (oder Subfamilie) wurde neuerdings von Mr. Tate Regan (Ann. and Mag. Nat. Hist. ser. 8. vol. 2. 1908. p. 444) zum Gegenstand einer systematischen Revision gemacht. Regan verteilt die wenigen bekannten Arten auf 6 Gattungen, wovon die eine [Proto- salanx) sich von den übrigen u. a. durch ihre große Anzahl von Strahlen (23 — 27) in den Brustflossen in sehr charakteristischer Weise unterscheidet. In dieser Hinsicht schließt sich die hier be- schriebene neue Art an den einzigen bisher bekannten Vertreter der Gattung Protosalanx an. Protosalanx anderssoni n. sp. Beschreibung. D. 1/5; A. 2/27 i P- 34. Der allgemeine Habitus dieser Art stimmt mit demjenigen von Protosalanx und Salangichthys 93 überein. Die Brustflossen zeigen aber eine ganz eigenartige Aus- bildung, indem ihr fleischiger Basalteil sehr stark entwickelt ist und nur auf seiner konvexen Außenseite Flossenstrahlen trägt. Die Länge dieses Basalteils ist etwas größer als die größte Breite des Kopfes und ist 2^/4 mal in der Länge des Kopfes enthalten. Die Strahlen der Brustflosse zeigen die große Anzahl von 34; sie liegen sehr dicht aneinander und sind nur in einige wenige Gliederstücke geteilt. Der Anfang c^er Analflosse liegt gegenüber den letzten Strahlen der Rückenflosse. Die mittleren Strahlen der Analflosse zeigen eine S-förmige Krümmung nach hinten (vgl. E,egan, 1. c, p. 444, Note). Die Spitze der Zunge ist quer abgestutzt. Sowohl die Zunge wie die Kiefer und der Gaumen sind unbezahnt, was ich bei Untersuchung mit starker Vergrößerung unter dem Präparier- mikroskop sicher feststellen konnte. Für das vorliegende Exemplar gelten die folgenden Proportionen: Länge des Kopfes 5,6 mal in der Körperlänge (ohne Schwanzflosse) enthalten; größte Breite des Kopfes 2,8mal in der Länge desselben, Augendiameter G'/gmal in der Kopflänge und l*/^msii in der Länge der Schnauze; Schnauze 3,5 mal in der Kopflänge. Die interorbitale Breite ist dem Augendiameter gleich. Die Höhe des Schwanzstieles geht 42/3 mal in der Kopflänge und 26^3 mal in der Körperlänge auf, die längsten Strahlen der Rückenflosse sind 1,5 mal in der Kopflänge enthalten, die längsten nicht gebogenen Strahlen der Analflosse 11/4 mal in der Kopflänge und ^/^mal in der Körperhöhe von ihrem Insertionspunkt gemessen. Der Prädorsalabstand beträgt 62^ der Körperlänge. Fundort. Shan-Hai-Kuan , Provinz Chihli, Mai 1919. Ein Exemplar, 79 mm (Type). Bemerkungen. Ich habe die vorliegende Art in das Genus Protosalanx Regan eingereiht. Sie unterscheidet sich wesentlich von den Gattungen Salangichthys und Leucosoma durch die große An- zahl von Strahlen in den Brustflossen; die letztgenannten Genera zeigen nur 10 — 16 derartige Strahlen. In dieser Hinsicht schließt sich meine Art Protosalanx hyalocranius Abbott (bisher für die Gat- tung monotypisch) an, bei dem die Pectoralstrahlen 23 — 27 sind. Ich finde in der völlig reduzierten Bezahnung keinen zureichenden Grund, eine neue Gattung aufzustellen, sondern erweitere die Diagnose von Protosalanx derart, daß diese Gattung Salangichthys-'àhnMcYiQ Formen mit mehr als 20 Strahlen in der Brustflosse umfaßt. 94 II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. Die aclitundzwanzigste Jahresversammlung findet in Leipzig • vom 22.-24. Mai 1923 statt. Allgemeines Programm: Montag, den 21. Mai, abends 8 Uhr. Begrüßung und Zusammenkunft im Thüringer Hofe (Richard- Wagner-Saal), Burgstraße 21. Dienstag, den 22. Mai. 1. Sitzung 9 — 1 Uhr im Großen Hörsaale des Zoologischen Instituts, Talstr. 33. 1) Ansprachen. 2) Bericht des Schriftführers und Wahl der Revisoren. 3) Geschäftliches. 4) Referat Dr. Spek, Heidelberg: Kolloidchemische Gesichts- punkte zur Analyse der Probleme der Zellteilung, Be- fruchtung und ersten Entwicklung. 5) Vorträge. 2. Sitzung 3 — 5 Uhr ebenda. Demonstrationen (und Vorträge). Nach 5 Uhr: Spaziergang durch die Pleißenaue nach Markkleeberg. Ab 9 Uhr: Beisammensein auf dem Burgkeller am Naschmarkt (Grimmaische Straße). Mittwoch, den 23. Mai. 3. Sitzung 9 — 1 Uhr im Zoologischen Institut. 1) Geschäftliches. 2) Vorträge. 4. Sitzung 3 — 5 Uhr ebenda. Demonstrationen (und Vorträge). Nach 5 Uhr: Spaziergang durch das Rosental und Ratsholz nach Barneck. Ab 9 Uhr: Beisammensein auf der Terrasse des Neuen Theaters (Augustusplatz). Donnerstag, den 24. Mai. 5. (Schluß)-Sitzung 9—1 Uhr im Zoologischen Institut. Vorträge. 95 2 Uhr: Gemeinsames Mittagessen im Thüringer Hofe, Burg- straße 21. Y25 Uhr: Besuch des Zoologischen Gartens mit anschließendem Beisammensein. Freitag, den 25. Mai. Größerer Ausflug ins Muldetal (Wechselburg, Rochlitzer Berg, Nimhschen, Grimma). Vorträge sind möglichst bald beim Schriftführer anzumelden. Jeder Teilnehmer darf nur einen Vortrag halten. Ob letztere in kurzen Auszügen gedruckt werden können, hängt von der Höhe der nicht zu überschauenden Druckkosten und den verfügbaren Mitteln ab. Die Zeitdauer der Vorträge richtet sich nach der Anzahl der Meldungen. Anfragen ist Rückporto beizulegen. Besondere Wünsche wegen der Projektion sind zu richten an Herrn Dr. Michael. (Im Institut ist ein sehr leistungsfähiger Apparat für Diapositiv- und Mikroprojektion, Episkopie und Kine- matographie vorhanden.) Wegen der Instrumente für Einzeldemonstrationen (Mikro- skope, Binoculare, Aquarien usw.) wende man sich rechtzeitig an Herrn Privatdozenten Dr. Wagler. In Wohnungsangelegenheiten sind Wünsche baldigst an Herrn Professor Dr. Hempelmann zu richten. Für Herren, die im Hotel wohnen wollen, sind Zimmer mit geringer Preisermäßigung nachzuweisen. Im übrigen wird versucht werden, soviel als möglich Freiquartiere oder wenigstens Privatquartiere zum Selbstkostenpreise zu besorgen. (Es wird dringend gebeten, bei der Anmeldung mit- zuteilen, ob Hotel, Privatquartier, Freiquartier oder Matratzenlager — letztere in den Wohnräumen des Instituts — gewünscht wird.) Für billigen Mittagstisch ist ebenfalls Sorge getragen. In allen übrigen Angelegenheiten gibt Herr Privatdozent Dr. Grimpe, Leipzig 13, Talstr. 33, bereitwilligst Auskunft. Am 21. und in der Frühe des 22. Mai wird in der Querhalle des Hauptbahnhofes bei Bahnsteig 12 eine Auskunftsstelle eingerichtet. Das Zoologische Institut (Eingang: Talstr. 33) ist am 2. Ptingst- f eiertage von 11 — 1 und von 4 — 8 Uhr geöffnet. Fachgenossen, sowie Freunde der Zoologie, welche als Gäste an der Tagung teilnehmen wollen, sind herzlich willkommen. Berlin N 4, Zool. Inst. , Invalidenstr. 43. Der Schriftführer, Postscheckkonto 108191. Prof. 0. Apstcin. 96 2. Nachtrag zum Personalverzeichnis zoologischer Anstalten. Um Mitteilung von Ergänzungen und Veränderungen bittet *■ der Herausgeber. Leiden. Zoologisches Laboratorium der Universität. Zum Oberassistenten wurde Dr. H. Boschma ernannt (vgl. Zool. Anz. Bd. LV. S. 296). Zürich. Zoologisch-vergleichend anatomisches Laboratorium beider Hochschulen. (Eidg. techn. Hochschule und Universität.) Direktor: Prof. Dr. K. Hescheler. Prosektor: Prof. Dr. M. Dai ber. Assistent: Dr. W. Knopf li. Physiol. Abteilung: Prof. Dr. J. Strohl. Zoologisches Museum der Universität. Direktor: Prof. Dr. H. Hescheler. Konservator: Prof. Dr. J. Strohl. Assistent: Privatdozent Dr. B. Payer. Concilium bibliographicum, Direktor: Prof. Dr. J. Strohl. Assistenten : für Systematik und Faunistik: Frl. Marie Eühl, für Morjihologie und Physiologie: Dr. Hans Steiner (zugleich Stellvertreter des Direktors). Jena. Anstalt für experimentelle Biologie, Dornburgerstr. 25. Vorstand: Regierungsrat Prof. Dr. J. Schaxel, Reichardtstieg 4. Technische Assistentin: Marie Böttner, Erfurterstr. 11. Außerdem: Dr. phil. Hans Vogel. III. Personal-Nachrichten. Jena. Der ao. Prof. der Zoologie Dr. J. Schaxel, Vorstand der An- stalt für experimentelle Biologie an der Universität Jena, ist zum vortragenden Rat im Thüringischen Ministerium für Volksbildung ernannt worden. Seine Professur und die Leitung seines Instituts behält er unverändert bei. Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korscheit in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Band LVI. 10. April 1923. Nr. 5/6. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteiinngen. 1. Stechow, Über Hydroiden der Deutschen Tiefsee-Expedition, nebst Bemerkungen über einige andre Formen. S. 97. 2. Schnakenlicck , Über Altersakromelanismus der Axolotl, nebst Bemerloingen über andre patliologische Hautbildungen. (Mit 5 Fi- guren.) S. 119. 3. Si'haxel und Adensamer, Über experimen- telle Verhinderung der Regeneration bei Phasmiden. (Mit 4 Figuren.) S. 128. 4. TerentjcT , Miscellanea Herpeto - Batracho- logica. (Mit 2 Figuren.) S. 133. 5. Harms, Brillen bei Amphibienlarven. (Mit 4 Figuren.) S. 136. II. Mitteiinngen ans Unseen, Instituten usw. 1. Hoffmann, Zur Nelkenöl-Celloidin-Paraffln- einbettung. S. 142. 2. Meeresbiologisches Praktikum auf Helgo- land 1923. S. 144. I, Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. über Hydroiden der Deutschen Tiefsee-Expedition, nebst Bemerkungen über einige andre Formen. Von Prof. Dr. E. Stechow, München. Eingeg. 23. August 1922. In einigen früheren Mitteilungen habe ich bereits in dieser Zeit- schrift (Bd. XXXVII, S. 193—197, 1911; Bd. LUI, S. 221—236, 1921; Bd. LVI, S. 1—20, 1923) Diagnosen neuer Species aus dem Hydroidenmaterial der Deutschen Tiefsee-Expedition, das mir zur Bearbeitung anvertraut ist, veröffentlicht. Auch hier bringe ich wiederum Diagnosen zahlreicher neuer Species des Valdiviamaterials, hauptsächhch von Südafrika, zugleich auch einige neue Angaben über andre Genera und Species. Tubularia sertularellae n. sp. Fundort. Valdivia, Station 99. Plettenberg-Bucht, Südafrika. 100 m tief. Eine Anzahl einzelner junger Tubularien auf den Ciadien von Sertularella longa n. sp. Periderm gut entwickelt, Hydrocaulus unten deutlich und stark geringelt. Die Individuen 2 — 4 mm lang, Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 7 98 ihr Hydrocaulus unten 0,2 — 0,3 mm dick. Hydrantenköpfe vom Mund bis zur Ansatzstelle des Hydrocaulus 0,5 mm lang, zwischen den Basen der Tentakel gemessen 0,350 mm breit. Die wenigen oralen Tentakel leicht geknöpft, der Hydrant daher noch das Heterosiephanus- Stadium zeigend (s. Stechow, 1919a, S. 8, Fig. B). Wegen der Jugend fehlen die Gonophoren noch; das Genus, ob Tubularia, Ectopleura oder Hybocodon, daher nicht sicher bestimmbar. Von Südafrika ist bisher, soviel ich sehe, außer der aberranten Tubularia solitaria Warren nur Ectopleura [»TubulariaHydractinia calcarea^, Fraas 1911. Verb. d. Zool.-Bot. Ges. Wien. Jabrg. 1911. S. (73) ff. Textfig. 2—5 (falsch bestimmt!). (Ohne Namen). D of lein, 1914. Tierbau und Tierleben. Bd. 2. S. 350. Text- fig. 302 C. Fundort: Südspitze der Halbinsel Kahfornien. Bewohnt von einem Eupagurus. Bisheriger Fundort. Fidschi-Inseln (Fraas 1911). Skelett. Aussehen des Ganzen völlig Kerunia-ähnlich. Die mittlere Crista bestehend aus drei bis sechs 10 — 20 mm langen, dicken Hörnern, außerdem zwei ebensolche seitliche, etwas größere Hörner, die erst seitlich und dann nach oben gebogen sind. Spannweite des Ganzen bis zu 42 mm. Die Unterseite flach und ohne Hörner. — Die ganze Oberfläche, auch Hörner und Unterseite, von feinen mäan- drischen, nur 0,4 — 0,6 mm hohen, kurzen, flachen Scheidewänden oder Krausen bedeckt, die äußerlich an die Stylasteriden Spinipora und Labiopora erinnern. Auch diese feinen Krausen sehr hart und fest, nicht zerbrechlich und rein kalkig. Hydractinia^ oder Hydro- core//o-ähnliche Stacheln fehlen. — Die äußere Schicht der Hörner enthält rundherum eine große Menge eiförmiger, liorniger Hohlräume mit engem, hornigem Ausführgang nach außen. Keine Styli. Keine konzentrische Schichtung im Skelett, wie sie nach Vinassa de Regny (1899) bei Cyclactinia vorkommen soll. Trophosom. In den trichterförmigen Vertiefungen zwischen diesen Krausen finden sich an dem Hauptkörper, wie auch an sämt- lichen Hörnern, bis an die äußersten Spitzen hinauf die Hydranten. Freßpolypen durchaus Hydractiìiia-sihrìììch, mit sechs bis elf ziemlich kurzen, fadenförmigen Tentakeln in 1 Wirtel. Hypostom domförmig. Hydranten ausgestreckt bis 1mm lang. Keine Zooidröhren. 101 Dactylozooide zwischen den Freßpolypen zerstreut, halb so lang wie diese, peitschenförmig, tentakellos, an den Hörnern sitzend, jedoch nicht um die Öffnung herum, in der der Paguriis steckt. Cönosark als homogenes Polster die Gruben der Polypen und die krausenförmigen Scheidewände gleichmäßig überziehend. G-onosom(?). Die eiförmigen Hohlräume im Skelett, anscheinend die Gonophoren, dicht unter der Oberfläche liegend, bis 0,300 mm lang und 0,150 mm breit; ihre Längsachse der Oberfläche parallel. Enge, nur 0,035 mm weite Gänge von der Breitseite dieser eiför- migen Hohlräume geradlinig nach außen führend, in ganzer Länge gleich weit, ohne hervorstehendes Mündungsrohr. Die Mündungen an der Oberfläche mit der Lupe in Form zahlloser feiner Poren erkennbar. Diese eiförmigen Hohlräume samt Ausführgängen von einem dünnen, hornigen Periderm völlig ausgekleidet. ■ — Eine offenbar zwischen Hydractiniinae und Stylasteridae in der Mitte stehende Form: Zooidröhren für die Freßpolypen noch nicht entwickelt, nur erst trichterförmige Gruben; dagegen sind die an der Hydrorhiza sessilen Gonophoren bereits durch die mächtige Kalkentwicklung umwachsen und in die Tiefe gesunken. Auch bei den höchstentwickelten Hydractiniinae [Oorhixa^ Hydractinia sodalis, Hydrocorella) sitzen die Gonophoren nicht mehr am Hydranten, son- dern sind bei allen diesen bereits an die Hydrorhiza hinabgewandert. Diese Species ist unzweifelhaft ein echter athecater Hydroid. Da sie die Stylasteriden eng an die Athecaten, besonders an die Hydractiniinen, anschließt, dürfte es von jetzt an nicht mehr möglich sein, die Stylasteriden von den athecaten Hydroidpolypen auszuschließen, wie es bis- her noch fast alle Autoren taten. In einer kürzlich erschie- nenen Arbeit (Archiv f. Naturgeschichte, Jahrg. 88, Abt. A, Heft 3, S. 141 ff., 1922) habe ich in einer Aufstellung des gesamten Hydro- zoen-Sy stems dem entsprechend Rechnung getragen. Die höchst eigentümliche Gestalt der Ja?z.ana- Kolonie dürfte sich aus Gleichgewichts- und Balancegründen erklären und nicht etwa aus einer besonders nahen Verwandtschaft mit Kerunia^ mit der nur eine Konvergenz vorliegt; denn dem vielumstrittenen Fossil Kerunia cornuta Mayer-Eymar 1899 fehlen die so charakteristischen eiförmigen Hohlräume im Skelett. Kerunia halte ich für eine echte Hydractinie (die mit einem Pa^z^rws in Symbiose lebte] und glaube den Beweis dafür durch den Vergleich mit dem Skelett einer inzwischen bekannt gewordenen recenten Form erbringen zu können. Es handelt sich um Hydractinia [Hydrissa) sodalis Stimpson (s. Stechow, 1909, 102 S. 21, Taf. 1, Fig. 1—8; Taf. 4, Fig. 1—6; D of lein, 1914, S. 268, Fig. 218 — 220). Man vergleiche einmal die Abbildung bei Stechow (1909, Taf. 4, Fig. 5) mit einem Querschliff durch Kerunia. Die Ähnlichkeit, auf die bisher noch nicht hin- gewiesen worden ist, ist eine erstaunliche. > Hydrocorallinae « . Die Ordnung der Hydrocorallinen kann unmöglich auf- recht erhalten werden, da völlig unnatürlich und aus zwei total heterogenen Komponenten bestehend: den Mille- poridae und den Stylasteridae. Die Milleporidae haben nicht das Allergeringste mit den Stylasteridae zu tun, sondern sind aufs nächste mit den niederen Coryniden verwandt, etwa mit Myriothela, Halocharis oder Hydrich- ihella, worauf ich schon früher (1913b, S. 16) hingewiesen habe; auch die Mikrostruktur ihrer Nesselkapseln beweist das. Die Stylasteridae dagegen stehen in naher Verwandtschaft mit den Hydractiniinae, und zwar hier mit Formen wie Hydro- corella und Janaria. Die Ordnung der »Hydrocorallinen« ist daher zu streichen und aufzuteilen. Mir liegt nun auch eine ganze Reihe von Bryozoenkolonien (Fam. Celleporidae) vor, die eine à.Qv Kerunia una. Janaria völlig ähnliche Gestalt und Wuchsform zeigen. Fundort: Valdivia, Station 71; Kongomündung; 44 m tief. Die kleinste von ihnen ist von dem Paguriden Diogenes pugilator Roux var. ovata Miers be- wohnt. Diese anscheinend noch unbeschriebene Bryozoe habe ich Keruniella valdiviae n. g. n. sp. genannt. Dies Exemplar hat zwischen den Spitzen der seitlichen Hörner eine Breite von 25 mm, von der Schalenmündung bis zu der Spitze des größten Hornes der mittleren Crista 29 mm, die Schalen- öffnung hat 5 mm Durchmesser. Zwischen den gewöhnlichen Wohn- kammern der Einzeltiere der Bryozoe finden sich größere, stark hervorstehende mit schräger Öffnung in Form einer abgeschrägten Röhrenmündung ; dieselbe durch eine längliche braune Hornklappe verschlossen. — Die größeren Exemplare tot, ohne Pagurus, zwischen den äußersten Spitzen der seitlichen Homer gemessen 50, 75 und 80mm breit. Alle Hörner ziemlich dick, an der Basis 7 — 15 mm breit. Gestalt der Hörner unregelmäßig; Doppelhörner kommen vor. Von demselben Fundort (Kongomündung) ferner ein völhg -firerMw.m-ähnliches, Cellepora-ariiges Bryozoengehäuse, das schon mehr- 103 fach abgebildet worden ist (H. Balss, Paguriden, Wiss. Ergebnisse d. Dtsch. Tiefsee-Exp., Bd. 20, 2. Lief., S. 108, Taf. 9, Fig. 3, 1912 ; Hesse-Doflein, Tierbau und Tierleben, Bd. 2, S. 350, Fig. 302D). Dies Bryozoengehäuse ist bewohnt von Eupagurus polUcaris Say var. alcocki Balss. Da diese Bryozoe ebenfalls noch unbeschrieben zu sein scheint, habe ich sie Cellomma keruniformis n. g. n. sp. genannt. Die Größe zwischen den Spitzen der seitlichen Hörner be- trägt hier 32 mm. Dies ist ein hervorragend schönes Beispiel einer Konvergenz in ganz verschiedenen Tiergruppen: bei Bryozoen, bei der fossilen Hydractiniine Kerunia, bei der zwischen Stylasteriden und Hydr- actinien stehenden Janaria', auch die sich in ähnlicher Form anord- nenden Kalkhörner von Hydrocorella kann man hiermit vergleichen. Die * Eerunia-Form* ist eine Gestaltung, die durch Gleichgewichtsgründe hervorgerufen wird, Gründe, die in den allerverschiedensten marinen Tiergruppen wirksam sind. Bimeria crassa n. sp. Fundort. Valdivia, Station 266. Nahe der Küste von Somali- land, Ostafrika. 6° 44' N.B. 49° 44' Ö.L. 741 m tief. In voller Fortpflanzung am 30. März 1899. Trophosom. Stämme bis 25 mm hoch, vielfach verzweigt, stark polysiphon. Dicke der Stämme an der Basis bis zu 0,8 mm. Zweige schwach polysiphon. Periderm rauh, stark mit Schlamm inkrustiert, die Hydranten bis fast an die Basen der Tentakel eng anliegend über- ziehend, die Tentakel selbst und das Hypostom jedoch nicht mehr. Eine Ringelung nur am Ursprung der letzten hydrantentragenden Verzweigungen. Hydrant ganz allmählich in den Stiel übergehend. Etwa zwölf fadenförmige Tentakel in 1 Wirtel. Hypostom konisch. Gonosom. Sporosacs an kurzen Stielen an Stamm und Zweigen. Ein Periderm an ihnen nicht erkennbar. Nur männliche Sporosacs beobachtet; dieselben lang eiförmig, die größten 0,380 mm lang und 0,200 mm breit. Spadix vierkantig, das Sporosac fast ganz durch- setzend. In solchen Meerestiefen wie das vorliegende Material kommen im allgemeinen nur noch sporosac-erzeugende und keine medusen-erzeugenden Formen mehr vor. Die Hydranten der vorliegenden Form sind Bougainvillia-éhn^ch^ doch sind die Medusenknospen von Bougainvülia ramosa stets nahezu kugelig und unterscheiden sich dadurch sofort von den lang eiför- migen Gonophoren hier. 104 Aus dem Indischen Ozean sind bisher nur 2 Bimeria-Arten be- schrieben worden: die ganz unverzweigte kleine Bimeria rigida Warren 1919 aus Natal und »5. vestita < von Annandale 1907b aus Indien; letztere, eine monosiphone Form, ist mit dem vor- liegenden Material ebenfalls nicht identisch. Sie dürfte, da ihr Periderm die untere Hälfte der Tentakel nicht mit überzieht, eine besondere, von der englischen Bimeria vestita Wright verschie- dene Species sein, für die ich die Bezeichnung Biifieria indica nov. nom. einführe. Campanularia africana nov. nom. Syn.: * Campanularia tinda* . Warren 1908, p. 337, Textfig. 18 (nee Hincks 1861!). Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß Warren im Irrtum war, als er sein südafrikanisches Material für die australische Campa- nularia tincta Büncks hielt. Denn Hincks (Ann. Mag. Nat. Hist., (3.), vol. 7, p. 280, tab. 12, 1861) gibt für seine Campanularia tincta ausdrücklich an, daß die Zähne des Thekenrandes spitz und daß die Gonotheken scharf geringelt seien. Hier aber sind die Theken- zähne breit gerundet und zungenförmig und die Gonotheken sind völlig glatt, überhaupt von andrer Gestalt. Für Warrens ^Campanularia tincta«- führe ich daher den neuen Namen Campanularia africana ein. Orthopyxis frigida nov. nom. Syn.: * Campanularia everta*, Hickson et Gravely 1907, p. 24 (nee Clark!). Es ist in hohem Grade unwahrscheinlich, daß die aus dem gemäßig- ten nördlichen Pazifik bekannte Orthopyxis everta (Clark 1876) in der Antarktis vorkommen sollte. Da aus der Antarktis von Orthopyxis- Arten sonst nur noch die glattrandige Orthopyxis pedunculata Jäder- holm 1904 (= Silicularia divergens Hartlaub 1905) bekannt ist, so stellt das Hicksonsche Material mit seinem gezähnten Rand offenbar eine besondere noch unbeschriebene Art dar, für die ich den Namen Orthopyxis frigida vorschlage. Eucalix 2^fx,radoxus n. sp. Fundort. Valdivia. Station 106. Südlicher Teil der Agulhas- Bank, Südafrika [Mischwasser aus indischem und südpolarem (?) Ur- sprung]. 35^27' S.B. 20°56' Ö.L. 100 m tief. Auf SertulareUa arbuscula (Lamouroux). 3. November 1898. Trophosom. Hydrorhiza kriechend, fadenförmig, sich um ein Cladium der SertulareUa herumschlingend. Hydrocauli unverzweigt, 105 dünn, kurz, oft nur so lang wie die Theca selbst, oft aucli von dop- pelter bis vierfacher Thekenlänge, unten mit 1 — 5 Ringelungen, die nach oben allmählich verschwinden, in der Mitte glatt oder schwach wellig; dicht unter der Theca nur ein kugeliger Knopf. Theken klein, zart, von derselben Form wie bei Campanularia retroflexa Allman 1888, also tief glockenförmig, dicht unterhalb der Mündung stark nach außen umgebogen, die Zähne dann wieder senkrecht nach oben gerichtet. 9—10 große, spitzgerundete Zähne; die Zwischen- räume zwischen ihnen gerundet. Diaphragma dünn, in Form eines Querseptums; Basalraum daher nicht kugelig wie bei Campanularia, sondern fast viereckig. Länge der Theca 0,400 mm, Breite der Theca an der Mündung 0,180 mm, Länge des Hydrocaulus ohne Theca 0,3 — 1,5mm, Dicke des Hydrocaulus 0,035 mm, Gesamthöhe von Theca mit Hydrocaulus 0,7— 1,9 mm. Gonotheken fehlen. Die einzige Species, der diese Form ähnelt, ist Eucalix retro- flexus (Allman, 1888, p. 21; Billard, 1910, p. 5) von Hawaii. Doch haben deren Theken nach Billards Maßangaben mehr als die doppelte Größe; auch ist die Zahl der Thekenzähne dort größer. Der Form des Diaphragmas nach gehört das Genus Eucalix, von dessen beiden einzigen Species das Gonosom unbe- kannt ist, nicht in die Verwandtschaft von Campanularia^ sondern in die von Glytia. Clytia gracilis (M. Sars 1851) = Gonothyraea gracilis aut. Sehr reiches, fertiles Material dieser Species von der Agulhas- Bank, Südafrika, ermöglichte es, eine große Zahl von Gonotheken (etwa 50) auf ihren Inhalt und auf die Natur ihrer Gonophoren hin genauer zu untersuchen. Dabei ergab sich zu meinem nicht geringen Erstaunen, daß sich nicht in einem einzigen Fall die für Gono- thyraea charakteristischen, vor der Gonothekenmündung verwelkenden Medusoide fanden! Einzelne Gonotheken waren vielmehr ganz leer (die Medusen waren hier schon ausgeschlüpft), die meisten enthielten dagegen sich unzweifelhaft zu freien Clytia-Medusen entwickelnde Gonophoren mit weiter Glockenhöhle, Manubrium und vier bereits ausgestülpten Tentakeln etwa so lang wie die Höhe der Medusen- glocke; die ältesten Knospen hatten 8 Tentakel von noch erheblich größerer Länge. — Ebenfalls Medusenknospen mit Manubrium und weiter Glockenhöhle fand ich an europäischem Material dieser Species von Neapel und von Bergen, Norwegen, auch an solchem von Japan. — Daß sich hier tatsächlich freie C/?/^m-Medusen entwickeln, kann 106 gar keinem Zweifel unterliegen. Auch die Art der Verzweigung und die spitzen Zähne des Thekenrandes sprechen für eine Zugehörig- keit dieser Species zu Clytia und nicht zu Oonothyraea. Da kein Autor seit M. Sars je wieder vor der Gono- thekenmündung hängende Medusoide bei dieser allbe- kannten Species gefunden hat, so ist Sars (1857, Nyt Magazin for Naturvidenskaberne vol. 9, p. 160, tab. 2, fig. 1—5) offenbar einem Irrtum zum Opfer gefallen. Seine Fig. 4 mit den Gonothyraea- Medusoiden stellt gar nicht diese vorliegende Art, sondern vielmehr die kurze Gonothek von Gonothyraea loveni dar, wie ein Vergleich mit der langgestreckten Gonothek der wirklichen Clytia gracilis (ibid. Fig. 2 c) sofort zeigt! — Diese Species erzeugt also Clytia- Medusen und muß Clytia gracilis genannt werden. HehelUi parvula (Hincks 1853). Fundort. Valdivia, Station 106. Südlicher Teil der Agulhas- Bank, Südafrika. 100 m tief. Völlig mit der Beschreibung von Hincks (1868) übereinstimmend. Länge der Theken 0,160—0,190 mm, "Weite an der Mündung 0,080 mm, Länge des Stieles 0,070 mm. Im Thekenboden ein Diaphragma mit starkem Ring. Die Auffindung dieser englischen Species hier bei Südafrika ist außerordentlich bemerkenswert. Zygophylax africana n. sp. Fundort. Valdivia, Station 92. Vor Kapstadt. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulhas-Bank. 33° 41' S.B. 18° 0' Ö.L. 178 m tief. 26. Oktober 1898. Trophosom. Hydrorhiza sich um ein röhrenförmiges Gebilde, anscheinend eine Tuhularia-'Rohxe ^ netzartig herumschlingend. Von ihr erlieben sich einzelne Theken und Nematophoren sowie eine An- zahl aufrechter Stämme. Stämme 5—18 mm hoch, polysiphon, selber unverzweigt, jedoch jederseits bis zu zehn regelmäßig alternierende Ciadien abgebend. Ciadien monosiphon (höchstens an ihrem Beginn aus 2 B-öhren bestehend), ungegliedert, nur ausnalimsweise verzweigt, bis 7 mm lang, mit bis zu 18 Theken. Theken an Stamm und Ciadien, in 2 Reihen, die in einer Ebene liegen, streng alternierend, frei, nicht eingesenkt, ungedeckelt, röhrenförmig, etwa dreimal so tief als weit, in sich gebogen, die konvexe Seite nach oben nach der Spitze des Cladiums zu, die konkave nach unten. Thekenstiel nicht sehr lang, etwas gegen die Theca abgesetzt. Diaphragma vorhanden, wenn auch nicht überall gleich deutlich. Thekenrand glatt und rund, 107 oft mit einigen Zuwachsstreifen. Am Stamm zwischen zwei aufein- anderfolgenden Ciadien abwechselnd 3 und 1 Theca; davon stets eine in der Achsel des Cladiums. Periderm von einiger Dicke, besonders am Stamm, an den Ciadien und an der konkaven Unterseite der Theken. — Ein einzelnes, großes, röhrenförmiges Nematophor, dessen Stiel verdünnt und abgesetzt ist, seitlich an der Basis des Thekenstieles, sowie zahlreiche am Stamm und an der Hydrorhiza verstreut. Dicke des Stammes an seiner Basis bis zu 0,3 mm, Dicke des monosiphonen Cladiums 0,065 mm. Länge der Theca vom Dia- phragma bis zum Thekenrand 0,350 mm, Breite der Theca an der Mündung 0,080 mm. Dicke des Thekenstieles 0,045 mm, Länge des Thekenstieles vom Cladium bis zum Diaphragma etwa 0,060 bis 0,080 mm. Länge der Nematophoren 0,110 mm, Breite an ihrer Mündung 0,030 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species hat eine beträchtliche Ähnlichkeit mit Zygophylax {^Lictoreüa^) cerv^corms (Nutting 1905) von Hawaii. Doch hat diese hawaiische Form erheblich breitere Theken (s. Jäderholm, 1919, p. 10), gegliederte Ciadien und in sich gebogene Äglaophenia-snüge Nematophoren. — Eine gewisse Ähnlichkeit besteht auch mit Zygo- phylax valdiviae Stechow; doch hat diese Species des südlichen In- dischen Ozeans kleinere, nur wenig in sich gebogene, äußerst zarte Theken, deren Periderm nirgends verdickt ist, viel längere und zu- gleich viel dünnere Thekenstiele, sowie viel kürzere und dünnere Nematophoren. JDictyo cladium coactum n. sp. Fundorte. Valdivia, Station 100. Francis-Bai, Südafrika. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulhas-Bank, vorwiegend nach Osten fließend. 34° 9' S.B. 24° 59' Ö.L. 100 m tief. In voller Fortpflanzung am 29. Oktober 1898. — Station 104. Im Agulhas- Strom, vor Kapland. Warmes Wasser aus dem Indischen Ozean, heftig nach Westsüdwesten strömend. 35° 16' S.B. 22° 27' Ö.L. 155 m tief. In voller Fortpflanzung am 2. November 1898. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig, sich um Steine und der- gleichen herumschlingend. Stämme ganz unverzweigt, monosiphon, bis 20mm hoch; Kankenbildung an der Spitze wurde nicht beob- achtet, wohl aber gelegentlich eine stolonenartige Verbindung zwischen zwei Stämmen, die mit Theken besetzt war. Gliederung der Stämme ganz unregelmäßig, selten nach nur 2 Theken, meist erst nach einer 108 größeren Anzahl (10 — 14) Theken ; da die Theken gruppenweise ähn- lich wie bei Pasija stehen, ist an den Gliederungsstellen zugleich ein thekenloser Zwischenraum. Periderm an der Hydrorhiza und an der Basis der Stämme ziemlich dick, Theken dicht über der Basis der Stämme beginnend, im unteren Teil der Stämme entweder zwei- reihig alternierend oder subalternierend, oder auch gleich von An- beginn an vierreihig; im oberen Teil an vorliegendem Material stets vierreihig. Bei der vierreihigen Anordnung die Theken oft fast paar- weise gegenständig und kreuzweise gestellt wie bei Staurotheca, oft auch noch mehr zusammengedrängt und subalternierend, so daß von vier aufeinander folgenden Theken jede auf einer andern Höhe steht. Theken tief eingesenkt, nur etwa das oberste Fünftel frei, cylindrisch, ihre Rückwand gleichmäßig, wie der Abschnitt eines Kreises gebogen. Fläche der Thekenmündung fast parallel mit dem Stamm oder auch etwas schräg. Trotz des tiefen Eingesenktseins der Theken zeigt ihr unterster abcauhner Teil stets eine Ausbuchtung nach außen aus dem Stamm heraus. Thekenrand mit vier schwachen Zähnen; Oper- culum aus vier stets sehr deutlichen Klappen. Keine inneren Thekenzähne. Ob ein abcauliner Blindsack am Hydranten vorhanden ist oder nicht, konnte nicht festgestellt werden. — Weite der Theken- mündung 0,225 mm. Breite des Stammes an einer Gliederung 0,220 bis 0,320 mm, Entfernung zwischen zwei einander gegenüberstehenden Thekenmündungen bis zu 1 mm. Gonosom. Gonotheken (Geschlecht nicht erkennbar) einzeln oder zu zwei nahe der Basis der Stämme, an sehr kurzem Stiel, ei- förmig, die größte Breite etwa in zwei Drittel ihrer Höhe, mit sieben bis zehn breiten, tiefeingeschnittenen Ringelungen, oben breit und stumpf, ohne Dornen, denen von Symplectoscyphus johnstoni ähnlich, jedoch ohne Mündungsrchr, 1,9 mm lang und 1,1 mm breit. Von den Diet /jodadium- Arten {D. dichotomum Allman 1888, D. flabellum Nutting 1904, D. reticulatum [Kirchenpauer 1884, diese als ^Sertularella* beschrieben]) hat höchstens die letztere, von der Baß-Straße stammende Species eine gewisse Ähnlichkeit (s. Hart- laub, 1901, S. 92, Taf. 3, Fig. 23—28); doch sind ihre Theken bei weitem nicht so eingesenkt wie hier, auch hat die Gonothek dort ein Mündungsrohr. Eine weitere Species, die zu Dictyocladium gestellt worden ist, *Dictyocladium<^ fuscum Hickson et Gravely 1907 =: ^Dictyodadiwm* affine bei Vanhöffen 1910 (p. 331) = ■»Selaginopsis'^ af finis Jäder- holm 1904 gehört nicht hierher, sondern wegen ihres gänzlich fehlenden Deckelapparates zu Staurotheca, wie ich an andrer Stelle (1920, S. 20, im Sep. S. 12) bereits gezeigt habe. 109 Anderseits vermute ich stark, daß Sertidarella singularis Billard 1920 zu dem Genus Dictyocladium zu stellen sein wird. Sertularella lineata n. sp. Fundort. Yaldivia, Station 114. Simons-Bai, Südafrika. 34^20' S.B. 18° 36' Ö.L. 70 m tief. 5. November 1898. Auf Algen. Trophosom. Stamm nur bis 5 mm lang, monosiphon, unver- zweigt, durch schräge und sehr tiefe Gliederungen deutlich und scharf gegliedert; zwei, drei oder mehr tiefe Ringelungen an seiner Basis über seinem Ursprung aus der Hydrorhiza. Periderm an Hydrorhiza, Stamm und Thekenwandungen von sehr beträchtlicher Dicke. Die beiden Thekenreihen nicht in einer Ebene liegend, sondern einander einseitig stark genähert. Theken streng alternierend, nahe beieinander, mit etwas weniger als der Hälfte angewachsen, sehr plump, bauchig, sich gegen die Mündung etwas verjüngend, jedoch völlig ohne Hals, mit drei bis vier sehr breiten, nicht scharfen, deutlichen Ringelungen, die sich auf die ganze Länge der Theca gleichmäßig verteilen, manchmal auch bei einzelnen Theken infolge der Dicke des Periderms fast verschwinden. Mündung mit vier sehr niedrigen Zähnen. Operculum aus 4 Klappen. Keine Zu- wachsränder. Vier nicht sehr große innere Thekenzähne. Hydranten mit abcaulinem Blindsack und mit etwa 15 Tentakeln. Theken an der abcaulinen Seite 0,390 mm lang, Durchmesser an der breitesten Stelle 0,300 mm, an der Thekenmündung 0,180 mm, Dicke des Periderms am Stamm 0,030 mm, an den Theken 0,010—0,030 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species erinnert sehr an Sertularella rugosa (Linné), von der mir schönes Vergleichsmaterial aus Norwegen vorliegt. 8. mgosa wird jedoch 20 — 25 mm hoch, also viel größer, sie ist auch oft etwas verzweigt; ihre Theken sind in allen Dimensionen um etwa ein Drittel größer als die der vorliegenden Form ; ihre beiden Thekenreihen liegen völlig in einer Ebene und sind einander nicht ein- seitig genähert; sie entbehrt auch die inneren Thekenzähne vollständig. Das ist also ohne jeden Zweifel eine andre Art. — Ebenso ist S. tenella (Aider) durch ihre längeren, nur zu einem Viertel angewachsenen Theken mit Hals und ohne innere Thekenzähne von vorliegendem Material durchaus verschieden. Sertularella xantha n. sp. Fundort. Valdivia, Station 92. Vor Kapstadt. Nördlicher Teil der Agulhas-Bank. 178 m tief. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig. Nur ein steriles, an der Basis schwach polysiphones, mit Hydrorhiza 70 mm hohes, kaum ver- 110 zweigtes Stöckchen. Gliederung des Stammes kaum erkennbar. Ciadien stets dicht unterhalb einer Theca entspringend, fast senkrecht vom Stamm abgehend, streng alternierend, bis 15 mm lang, mit bis zu 14 Theken; immer 3 Theken am Stamm zwischen einem Oladium und dem nächsten Cladium der andern Seite. Ciadien unverzweigt, deutlich gegliedert; Glieder lang. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene liegend, einander nicht einseitig genähert. Theken weit entfernt voneinander, streng alternierend, zart, zur Hälfte an- gewachsen, dann frei, gegen die Mündung kaum verengert, gänzlich ungeringelt. Außenseite leicht konkav. Vier Zähne am Thekenrand. Keine inneren Thekenzähne. Operculum (trotz bester Erhaltung des Materials) kaum sichtbar. Thekenmündungsfläche etwa einen Winkel von 45" mit dem Cladium bildend. Hydrant mit abcaulinem Blind- sack. Länge der Theken an der Außenseite 0,520 — 0,640 mm. Breite an der Mündung 0,225 mm, an ihrer breitesten Stelle in der Mitte 0,290 mm; Länge der Ciadienglieder 1mm. Gonotheken fehlen. Diese Species erinnert durch die weitstehenden Theken ohne innere Thekenzähne an Sertularella clausa (Allman 1888), S. valdi- viae Stechow, S. polyKonias (L.) und besonders 8. conica Allman. Von S. clausa unterscheidet sie sich durch den schwachen Opercular- apparat, durch ihre sich kaum verjüngenden Theken, durch den fast ungegliederten Stamm und die große Regelmäßigkeit ihrer Verzweigung ; von 8. valdiviae durch viel größere längere Theken; von 8. jjolyzonias durch ihre entfernter stehenden Theken; von 8. conica durch den Mangel einer Ringelung an der adcaulinen Thekenseite. Sertularella longa n. sp. Fundorte. Valdivia, Station 96 und 99. Cap Agulhas und Plettenberg-Bai , Südafrika. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulbas-Bank. 80 und 100 m tief. In voller Fortpflanzung am 27. und 28. Oktober 1898. Trophosom. Hydrorhiza fehlt. Zahlreiche, reich verzweigte, sehr lange, schwach polysiphone Stammstücke; diese Bruchstücke bis 23 cm lang, dabei an der Basis nur bis 0,7 mm dick. Ciadien an Stamm und Zweigen, alternierend, im spitzen Winkel abgehend, stets dicht unterhalb einer Theca entspringend, deutlich schräg gegliedert. Glieder ziemlich kurz. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene liegend, einander nicht einseitig genähert. Theken ziemlich nahe beieinander, streng alternierend, derb, nicht besonders zart, mit etwas mehr als der Hälfte angewachsen, dann frei, gegen die Mündung nicht verengert, gänzlich ungeringelt; Ill Außenseite leicht konkav. Periderm dick, auch die abcauline Seite der Theken und die Thekenbasis verdickt. Thekenrand nicht ver- dickt, mit vier Zähnen. Keine inneren Thekenzähne. Operculum aus 4 Klappen. Thekenmündungsfläche etwa einen Winkel von 45° mit dem Cladium bildend. Hydrant mit abcaulinem Blindsack. Länge der Theken an der Außenseite 0,560 mm, Breite an der Mündung 0,260 mm, an ihrer breitesten Stelle in der Mitte 0,300 mm. Länge von einer Theca bis zu demselben Punkt der nächstfolgenden Theca derselben Seite etwa 1,4mm. Gonosom. Gonotheken (Geschlecht meist nicht erkennbar) seit- lich am Cladium ungefähr in der Verbindungslinie zweier Theken entspringend, meist einzeln, selten paarweise, sehr groß, 2,3—2,8 mm lang, 0,8 mm breit, denen von Sertularella polyzonias ähnelnd, jedoch viel länger, spindelförmig, in der oberen Hälfte oder dem oberen Drittel mit acht bis zehn ziemlich starken, spiralig herumlaufenden Eingelungen, die gegen die Spitze an Schärfe zunehmen. Am Apex vier schwache stumpfe Dornen, die auch fehlen können; kein Mün- dungsrohr. An einer weiblichen Gonothek fand sich ein großes äußeres Marsupium mit Eiern. — Die Exemplare von Station 96 haben noch erheblich größere Gonotheken, von 3,2— 3,5 mm Länge und 0,950 mm Breite; diese zeigen nur etwa 4 Ringelungen in ihrem obersten Viertel; die Hydrotheken dieser Exemplare unterscheiden sich aber nicht von den übrigen. Diese Species erinnert durch die Gestalt und Größe ihrer unge- ringelten, zur Hälfte angewachsenen Theken ohne innere Thekenzähne (wenn man nur ein steriles Bruchstück vor sich hat) durchaus an 5. polyxonias. Sie ist von derselben jedoch durch die außerordentliche Länge ihrer Stämme und die langen Gonotheken völlig verschieden. Lnmerhin ist es denkbar, daß die Angaben älterer Autoren (Busk 1851), die S. polyxonias in Südafrika gefunden haben wollen, sich tatsächlich auf Bruchstücke dieser Species beziehen. Sertularella megista n. sp. Fundort. Valdivia, Station 100. Francis-Bai, Südafrika. 34° 9' S.B. 24° 59' Ö.L. Flachseewasser des nördlichen Teiles der Agulhas-Bank, vorwiegend nach Osten fließend. 100 m tief. 29. Ok- tober 1898. Auf den Stämmen und Theken dieser Form wachsen Antenella africana, Clytia paulensis (Vanhöffen) und Cl. gracilis (M. Sars). Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig, sich um die Unterlage herumschlingend. Stamm monosiphon, bis 35 mm hoch, an vorliegen- dem Material völlig unverzweigt, aufrecht, gerade, an der Basis nicht 112 dicker als oben, in ganzer Länge deutlich und schräg gegliedert. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene hegend, einander nicht einseitig genähert. Theken streng alternierend, dicht stehend, sehr groß, derb, ohne jede Andeutung einer Ringelung, etwa zur Hälfte angewachsen, dann fast senkrecht vom Cladium abgebogen, sich konisch zur Mün- dung hin verengernd. Abcauline Thekenseite deutlich konkav, auch der freie Teil der adcaulinen Thekenseite bisweilen leicht konkav. Periderm kräftig, doch nicht von außergewöhnlicher Dicke. Theken- rand nicht verdickt, mit vier kurzen, gleich großen Zähnen. Oper- culum aus 4 Klappen. Keine inneren Thekenzähne. Die Mäche der Thekenmündung schräg, manchmal auch fast parallel mit dem Cladium. Hydranten mit abcaulinem Blindsack. Länge der Theken an der Außenseite 1,050— 1,150 mm, Breite der Theken an der Mündung 0,390— 0,420 mm, an der breitesten Stelle 0,640 mm^ Länge des freien Thekenteiles 0,680 mm, Dicke des Periderms an der Außenwand der Theca 0,040 mm, Länge von einer Theca bis zu demselben Punkt der nächstfolgenden Theca derselben Seite 1,5 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species erinnert an Sertularella goliathus der vorliegenden Sammlung; sie unterscheidet sich von ihr indessen durch andre Ge- stalt, beträchtlichere Größe, überhaupt andre Maße der Theken, durch ihren monosiphonen Stamm, durch die deutliche Gliederung der Ciadien und vor allem durch den völligen Mangel der inneren Thekenzähne. Auch die andern großen Sertularella- Krien sind nicht mit der vorliegenden Form identisch: S. gayi hat leicht ge- ringelte Theken von ganz andrer (breiterer) Gestalt; bei S. gigantea sind die Theken nur zu einem Drittel angewachsen und von andrer Gestalt; bei S. robusioides Mulder et Trebilcock 1915 von Austrahen ist der freie Thekenabschnitt nicht senkrecht vom Cladium abge- bogen wie hier, sondern schräg nach vorn gerichtet, auch sind ihre Theken sehr viel kleiner, nämlich nur etwa halb so lang und halb so breit. Sertularella goliathus n. sp. Fundorte. Valdivia, Station 104. Im Agulhas-Strom, Südafrika. 35° 16' S.B. 22° 27' Ü.L. 155 m tief. 2. November 1898. — Valdivia, Station 106. Südlicher Teil der Agulhas-Bank, Südafrika. 35" 27' S.B. 20°56'Ö.L. 100 m tief. 3. November 1898. Trophosom. Hydrorhiza fadenförmig. Stamm poly siphon, 50mm hoch, an der Basis 2 mm dick, aufrecht, gerade, mit einer Anzahl etwas alternierender Ciadien. Stamm ungegliedert. Ciadien 113 ungegliedert, nur selten mit Andeutung einer Gliederung, stets dicht unterhalb einer Theca entspringend. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene liegend, einander nicht einseitig genähert. Theken an Stamm und Ciadien, streng alternierend, ziemlich dicht stehend, sehr groß, derb, ohne jede Andeutung einer Ringelung, fast zu zwei Dritteln angewachsen, dann senkrecht vom Cladium abgebogen, sich konisch zur Mündung hin verengernd, also ohne Einschnürung unter- halb der Mündung. Außenseite leicht konkav. Periderm dick, auch sämtliche Wände der Theca erheblich verdickt. Thekenrand nicht verdickt, mit vier kurzen, gleich großen Zähnen. Operculum aus 4 Klappen. Drei große innere Thekenzähne. Die Fläche der Theken- mündung fast parallel mit dem Cladium. Länge der Theken an der Außenseite 0,850 mm, Breite an der Mündung 0,330 mm, an ihrer breitesten Stelle 0,460 — 0,500 mm, Länge des freien Thekenteiles 0,520 mm, Dicke des Periderms an der Außenwand der Theca 0,030 mm, Länge von einer Theca bis zu demselben Punkt der nächstfolgenden Theca derselben Seite 1,450 mm. Gonotheken fehlen. Diese Species ist durch die Größe ihrer Theken mit keiner andern zu verwechseln, wenn auch S. gayi, S. gigantea und S. robustoides durch ihre Größe eine gewisse äußere Ähnlichkeit mit ihr besitzen. Die Theken von 8. gayi sind aber leicht geringelt, von andrer (breiterer) Gestalt und ohne innere Thekenzähne, ihre Ciadien sind gegliedert. Die Theken von S. gigantea Mereschk., von der mir nordisches Ver- gleichsmaterial von der Murmanküste vorliegt, sind nur zu einem Drittel angewachsen, dadurch von andrer Gestalt und ebenfalls ohne innere Thekenzähne. Bei S. robustoides Mulder et Trebilcock 1915 von Australien ist der freie Thekenabschnitt nicht senkrecht vom Cladium abgebogen wie hier, sondern schräg nach vorn gerichtet, ihre Ciadien und Stämme sind gegliedert; auch sind ihre Theken sehr viel kleiner, indem ihre Länge (aus der 40mal vergrößerten Abbil- dung berechnet) nur etwa die Hälfte, nämlich 0,450 mm, ihre Breite an der Mündung nur 0,250 mm beträgt. Sertularella ptilchra n. sp. ? Sertularella tumida pro parte, War r en 1908, p. 297, Textfig. 6B (nee Text- fig. 6A, 6C; diese vielmehr offenbar = S. arbuscula [Lamouroux]). Fundort. Valdivia, Station 114. Simons -Bai, Südafrika. 24°20'S.B. 180 36'Ö.L. 70m tief. In voller Fortpflanzung am 5. November 1898. Wahrscheinlich schon gefunden bei Park Rynie, Natal (Warren 1908 unter dem Namen ^> Sertularella tumida«), Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 8 114 Trophosom. Stamm polysiphon, bis 30 mm hoch, dicht über der Wurzel etwa 1 mm dick, aufrecht, steif, mit einer Anzahl etwas alternierender Ciadien. Stamm und Ciadien mit Theken besetzt, deutlich und schräg gegliedert. Ciadien stets dicht unterhalb einer Theca ziemlich senkrecht zum Stamm entspringend. Die beiden Thekenreihen völlig in einer Ebene liegend, einander nicht einseitig genähert. Periderm an Stamm, Ciadien und auch an den Theken von beträchtlicher Dicke. Theken streng alternierend, ziemlich dicht stehend, derb, zu etwa zwei Fünfteln angewachsen, dann schräg nach vorn gerichtet, langgestreckt, sich gleichmäßig konisch zur Mündung hin verengernd, ohne Einschnürung unterhalb der Mündung, im unteren Teil etwas bauchig, meist glatt, oft an der adcaulinen Seite mit etwa drei deut- lichen Furchen oder Ringeln; Längsachse der Theken völlig gerade, adcauline Seite ohne Knick (im Gegensatz zu S. ar- huscula). Außenseite gerade oder leicht konkav. Periderm der Thekenwände von beträchtlicher Dicke. Thekenrand nicht verdickt, mit vier kurzen, gleich großen Zähnen. Operculum aus 4 Klappen. Vier große innere Thekenzähne. Die Fläche der Thekenmün- dung etwa im halben rechten Winkel gegen das Cladium geneigt. Hydrant mit abcaulinem Blindsack. Länge der Theken an der Außenseite 0,580 — 0,660 mm, Breite an der Mündung 0,190 — 0,220mm, an ihrer breitesten Stelle 0,300mm, Länge des freien Thekenteiles 0,400 mm, Dicke des Periderms an der Außenwand der Theca 0,020 — 0,050 mm. Gonosom. Gonotheken (Geschlecht nicht erkennbar) an Stamm und Ciadien, an kurzen ungegliederten Stielen, dicht unterhalb oder dicht oberhalb einer Theca entspringend, einzeln, groß, 2,5 — 2,9 mm lang, 0,960 mm breit, spindelförmig, denen von S. polyxonias ähnelnd, jedoch viel länger, in der oberen Hälfte mit sieben bis acht spiralig herumlaufenden, flachen, nicht scharfen Ringelungen. Das apicale Ende etwas verdünnt und in die Länge gezogen. Am Apex vier Dornen; kein Mündungsrohr. Es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß Warren unter dem Namen -»S. tumidat zwei verschiedene Species zusammen- gefaßt hat. Hierbei ist seine Fig. 6C, das Exemplar von Bird Is- land, Algoa-Bai, offensichtlich gleich S. arbuscula (Lamouroux), wie die charakteristische eckige Vorwölbung auf der adcaulinen Theken- seite, die eine Knickung der Längsachse der Theca zur Folge hat, aufs deutlichste beweist. 8. arbuscula (Lamouroux) = S. arborea Kirchenpauer 1884 hat nun aber glatte, nicht geringelte Gonotheken. Warrens Exemplar von Park Rynie, Natal, seine Fig. 6B also, hat 115 aber geringelte Gonotheken, sowie Theken, deren Längsachse völlig gerade und ungeknickt ist, die dem Cladium in geringerem Grade angewachsen sind, die auch den charakteristischen eckigen Höcker auf der adcaulinen Thekenseite entbehren. Dieses Exemplar gehört also offensichtlich einer andern Species an ; es stimmt weitgehend mit dem vorliegenden Material überein, das sich von demselben nur durch die gelegentlich (nicht regelmäßig) vorkommende Ringelung der adcaulinen Thekenseite sowie durch die Vierzahl der inneren Thekenzähne unterscheidet. Warren gibt im Text drei innere Theken- zähne an, und es ist nicht ersichtlich, auf welche von Warrens beiden Species sich diese Angabe bezieht. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, daß S. arbuscula (= Warrens Fig. 6 A und 6C) tat- sächlich nur drei innere Thekenzähne besitzt. Es ist also wahr- scheinlich, daß er diese Angabe dem auf seinen Figg. 6 A und 60 abgebildeten Exemplar entnommen hat und daß sein Material von Fig. 6B tatsächlich vier innere Thekenzähne hat. Soweit ich sehe, muß nun nach den Internat. Regeln der Zoolog. Nomenklatur der Name >Ä tumida* dem zuerst von dem Autor erwähnten und an erster Stelle abgebildeten Exemplar von Bird-Island, das der Warrenschen Beschreibung zugrunde gelegt ist, und das daher als Typus bestimmt werden soll (1. c. Fig. 6 A und 60), verbleiben; dieser Name wird also synon3Tn mit S. arbuscula (Lamouroux). Für Warrens an zweiter Stelle genanntes und ab- gebildetes Exemplar (1. c. Fig. 6B) von Park Rynie, Natal, das mög- licherweise mit unserm vorliegenden identisch ist, muß dann ein neuer Name gegeben werden. Falls es gleich unserm hier vorliegenden Material ist, was ich freilich nicht beweisen kann, aber wegen der Ähnlichkeit der Gonotheken stark vermute, so würde es als 8. pulchra zu bezeichnen sein. AMetinaria elsae-oswaldae n. sp. Fundort. Pacific Grove, Bai von Monterey, Kalifornien. Auf dem Rücken der Krabbe Oregonia gradlis Dana. Sammlungen E. Stechow 1912. Trophosom. Nur ein kleines Bruchstück eines Zweiges vor- handen; dasselbe 6 mm lang, dünn, nur 0,360 mm dick, monosiphon, fast völlig ungegliedert. An demselben alternierende Theken und fünf streng alternierende Ciadien. Ciadien völlig ungegliedert, 7 mm lang, mit bis zu 19 Theken; nur zwischen Cladium und dem dasselbe tragenden Stammfortsatz ein Glied; in der Achsel eine Theca. Theken streng alternierend, nicht sehr dicht stehend (der Boden jeder Theca etwas über der Mündung der Theca der andern Seite), 8* 116 zu drei Vierteln ihrer Länge eingesenkt, dem Cladium anliegend. Die dem Cladium anliegende Innenseite bauchig; Außenseite leicht konkav. Mündungsteil der Theca verengert, jedoch nicht halsartig. Thekenmündung senkrecht zum Cladium stehend, nach oben gerichtet. Deckel sehr deutlich, adcaulin, aus 1 Klappe. Eine spitze, chitinige Verdickung von der inneren unteren Ecke jeder Theca nach abwärts gerichtet. — Dicke des Cladiums 0,210 mm, Länge der Theca 0,350mm, Breite der Theca an ihrem Boden 0,120 mm, an der weitesten Stelle 0,180 mm^ an der Mündung 0,095 mm. Gonosom fehlt. Diese Species, eine unzweifelhafte Abietmaria, erinnert etwas an Ä. costata (Nutting) von Alaska. Sie unterscheidet sich von derselben durch ihre streng alternierenden, dem Cladium zu drei Vierteln oder mehr anliegenden Theken. Neniertella n. g. Bei 4 Nemertesia- Arten {N. hexasticha [Kirchenpauer 1876], N. intermedia [Kpr. 1876], N. johnstoni [Kpr. 1876], N. paradoxa [Kpr. 1876]) kommen an jedem Stock eine große Anzahl gegabelter Ciadien vor, wie Kirchenpauer selbst angibt (1876, S. 50, 52, 54). So gut man aus diesem Grunde Polyplumaria von Piumularia gene- risch trennt, muß man auch diese Formen von Nemertesia trennen; ich führe für diese Species daher den neuen Genusnamen Nemertella ein. Genotype sei Antennularia hexasticha Kirchenpauer 1876. Diese 4 Species heißen also: Nemertella hexasticha (Kirchenpauer 1876), Nemertella intermedia (Kpr. 1876), Nemertella johnstoni (Kpr. 1876), Nemertella paradoxa (Kpr. 1876). Cladocai'pus{?) valdiviae n. sp. Fundort. Valdivia, Station 104. Im Agulhas-Strom, vor Süd- afrika. 35° 16' S.B. 22° 27' Ö.L. Warmes Wasser aus dem In- dischen Ozean, heftig nach Westsüdwesten strömend. 155 m tief. 2. November 1898. Trophosom. Nur eine einzelne Fieder von 27 mm Länge mit Wurzel. Stamm schwach polysiphon, aus etwa 8 Röhren bestehend, an der Basis 0,2 mm dick, nur an der Spitze oben monosiphon; eine Gliederun,i( nicht erkennbar. Ciadien sämtlich nur von einem einzigen Bohr des Stammes entspringend; die andern Röhren dienen dem- selben nur als Stütze. Ciadien alle an der Vorderseite des Stammes, alternierend, weit auseinander, das Ganze dadurch mehr einer Plumu- lariine als einer Aglaopheniine gleichend, mit bis zu 11 Theken. Glie- derung der Ciadien regelmäßig, aber niclit übermäßig deutlich. Theken weit auseinander, von aberranter Gestalt, rechtwinkelig ge- 117 knickt, der Mündungsteil dann wieder nach aufwärts gebogen, mit starkem vorderen intrathekalen Septum, viel tiefer als weit. Mündungs- fläche der Theca fast senkrecht zum Cladium. Thekenrand mit einem großen spitzen Mittelzahn, sonst glatt. Jedes Glied mit drei (selten vier) sehr starken Septen, die in etwa gleichen Zwischenräumen von der Rückwand der Theca ausgehen, das Glied ganz durchsetzend; das 4. Septum, wenn vorhanden, von der Basis der lateralen Nemato- phoren schräg nach vorn gerichtet; außerdem noch eins zwischen dem Beginn des Gliedes und der Basis der mesialen Nematothek. Peri- derm an der Rückseite des Cladiums, ebenso zwischen Thekenmün- dung und der nächstfolgenden mesialen Nematothek sowie auch über- all am Stamm sehr dick. Mesiale Nematothek sehr kurz, von der Theca völlig getrennt, frei, mit runder Öffnung oben, unten sehr breit mit dem Innenraum des Cladiums kommunizierend. Laterale Nematotheken röhrenförmig, mit dicken Wandungen, den Thekenrand überragend, sich gegen die Mündung zu verjüngend, mit runder Öff- nung am Ende und mit einer querovalen Öffnung an der Innenseite. An caulinen Nematotheken eine sehr große, dreieckige in der Achsel, sowie eine (selten zwei) ebensolche in der Mitte zwischen 2 Ciadien an der Vorderseite des Stammes. Länge der Theken 0,310 mm, Mündungsweite 0,120 mm, Länge eines Cladiengliedes 0,470 mm. Gonotheken fehlen. Wegen der kurzen^ mit der Theca nicht verwachsenen mesialen Nematothek sowie wegen der Bezahnung des Thekenrandes mit nur 1 Mittelzahn stelle ich diese Species vorläufig zu Cladocarpus. Aglaophenia[?) bifida n. sp. Fundort. Valdivia, Station 106. Südlicher Teil der Agulhas- Bank, Südafrika. 35° 27' S.B. 20° 56' Ö-L. 100 m tief. Trophosom. Nur wenige Fiedern bis zu 60mm Länge; die- selben regelmäßig, aber nicht sehr deutlich gegliedert, oben in lange Ranken endigend. Jedes Ghed trägt 1 Cladium. Ciadien alter- nierend, dichtstehend, alle an der Vorderseite des Stammes, lang, mit bis zu 30 Theken; eine Gliederung kaum erkennbar. Theken dichtstehend, becherförmig, fast konisch, gerade, tiefer als weit, dem Cladium ganz anliegend. Öffnung weit; Öffnungsfläche mit dem Cla- dium einen Winkel von etwa 45° bildend. Thekenrand mit einem sehr großen spitzen, gekielten und hohlen Mittelzahn, der nach innen (gegen das Innere der Theca zu) einen kleinen Nebenzahn hat ; neben dem Mittelzahn jederseits ein kleiner und dann je zwei mittel- große, nicht sehr spitze Zähne, außer dem mittleren Zahn daher 118 jederseits drei, im ganzen also sieben. Ein starkes intrathekales, etwas schräges Septum im unteren Drittel der Theca, dieselbe ganz durchsetzend; dasselbe setzt sich quer durch das Cladium hindurch sehr dick fort. Ein zweites, ebenfalls sehr dickes Septum durchsetzt das Cladium von der Basis der lateralen Nematotheken aus. Mesiale Nematothek kaum über die halbe Höhe der Theca hinaufreichend, ein Stück frei, mit einer schlitzförmigen Öffnung am Ende. Laterale Nematotheken stets bis zum Thekenrand reichend, denselben nicht überragend, sich gegen die Mündung sehr verbreiternd, mit großer, weiter Mündung, die schlitz- oder hanteiförmig auf die Innenseite herumreicht. An caulinen Nematotheken eine sehr große dreieckige in der Achsel, eine kleine auf dem cladientragenden Stammfortsatz und eine größere an der Vorderseite des Stammes, in der Mitte zwischen 2 Ciadien. — Länge der Theken an der Außenseite ge- messen 0,320 mm, Mündungsweite 0,240 mm. Corbulae fehlen. Diese Species erinnert durch die auffallende Ungleichheit ihrer Thekenzähne stark an Aglaophenia rathbuni Nutting 1900 von Brasilien. Jedoch ist bei unserm Material hier der obere Teil der Theca nicht frei, sondern dem Cladium anliegend, die Längsachse der Theca dadurch hier nicht so schräg zum Cladium; die lateralen Nematotheken reichen hier stets bis zum Thekenrand; das Cladium wird nur von 2 (nicht von 4] Septen durchsetzt; der Thekenrand hat 7 und nicht 8 — 10 Zähne. Angesichts all dieser Unterschiede ist eine Identifizierung mit Aglaophenia rathbuni nicht möglich. Mit Aglaophenia parvula Bale hat das vorliegende Material nichts zu tun; denn hier trägt der mediane Zahn einen kleinen Neben- zahn, bei A. parvula ist dagegen der mittlere Zahn jeder Seite gespalten. Verzeichnis der zitierten Literatur. AI Iman, G. J., 1888, Report on the Hydroids dredged by H. M. S. Challenger, Part 2. In: Report Scient. Results H. M. S. Challenger, Zool. vol. 23. p. 1—90. Annan dale, N., 1907b, The Fauna of brackish ponds at Port Canning, Lower Bengal , Part 4 , Hydrozoa. In : Records Indian Mus. vol. 1. part 2. p. 139—144. 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S. 1—172. 57 big. 1920, Neue Ergebnisse auf dem Gebiete der Hydroidenforschung. Sitzber. d. Ges. f. Morphologie u. Physiologie München. Bd. 31. S. 9—45 (im Sep. S.. 1—37). München, März 1920. Steinmann, G. , 1878, Über fossile Hydrozoen. Palaeontographica, Bd. 25. S. 101— 124. 1893, Über triadische Hydrozoen vom östlichen Balkan. Sitzber. d. K. Akad. d. Wiss. Wien, Math.-Naturwiss. Klasse. Bd. 1021. S. 457-502. Vanhöffen, E., 1910, Die Hydroiden der Deutschen Südpolar- Expedition. Deutsche Südpolar-Exp. Bd. 11. Zoologie Bd. 3. S. 269—340. Vinassa de Eegny, P.E., 1899, Studi sulle Idractinie fossili. Atti E. Accad. Lincei (5). Mem. scienze fisiche, vol. 3. p. 105 — 156. Warren, E., 1908, On a collection of Hydroids, mostly from the Natal coast. In: Annals Natal Government Mus. vol. 1. part 3. p. 269—355. 1919, On the anatomy of a new South African Hydroid, Bimeria rigida n. sp. Ibid. vol. 4. part 1. p. 1 — 18. 2. Über Altersakromelanismus der Axolotl, nebst Bemerkungen über a/idre pathologische Hautbildungen. Von Dr. Schnakenbeck, Assistent an der Biolog. Anstalt Helgoland. (Aus dem Zoolog. Institut der Universität Halle.) (Mit 5 Figuren.) Eingeg. 22. August 1922. Anläßlich andrer Untersuchungen am Axolotl hatte ich Gelegen- heit, einige pathologische Hautbildungen zu untersuchen, die im fol- genden kurz beschrieben werden sollen. Bei sehr alten weißen Axolotln findet man eine auffallende Er- scheinung, die sich darin äußert, daß ganz bestimmte Körperstellen des sonst vollkommen weißen Tieres tief schwarz gefärbt sind. Solche Stellen sind am auffälligsten in unregelmäßiger Anordnung an den 120 Seiten, am Bauch und am oberen Eand des Rückensaumes. Auch die Cloakenränder und der vordere Rand des Unterkiefers zeigen diese Erscheinung, und schließlich auch die Zehenspitzen, die aller- dings bei sämtlichen albinoiden (akromelanistischen), d. h. nicht rein weißen, Tieren diese Färbung haben. Da die schwarzen Flecke nur bei sehr alten Axolotln auftreten, kann man diese Erscheinung wohl als Altersakromelanismus bezeichnen. Besonders zu bemerken wäre noch, daß die Bauch- und Seiten- flecke z. T. längere Zeit hindurch mit einem dichten Besatz von Fadenalgen und Diatomeen besetzt waren. Schon Haecker hat über alle diese Dinge eine kurze Mitteilung gebracht (Phänogenetik, S. 93); auch haben Präparate Herrn Professor Unna zur mikro- chemischen Untersuchung vorgelegen, so daß ich bei der Übernahme des Materials bereits einige Anhaltspunkte für die Untersuchung vorfand i. Die Ursache der Schwarzfärbung ist nun, wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, nicht etwa eine Ansammlung des gewöhnlichen, sonst bei schwarzen oder scheckigen Axolotln vorkommenden Pig- mentes. Betrachtet man nämlich einen Schnitt durch die Seitenhaut an einer schwarz gefärbten Stelle, so findet man sowohl Cutis, die ja Hauptträger der normalen Färbung ist, wie Epidermis frei von gewöhnlichem Melanin: Es fehlen nicht nur ramifizierte schwarze Pigmentzellen, sondern auch die diffus verteilten Melaninkörnchen, die sonst in der Epidermis der Axolotl nicht selten sind. Die schwarze Färbung hat ihren Sitz einzig und allein in den oberen Lagen der Epidermis, die eine starke Abweichung gegenüber den Verhältnissen bei normalen Tieren zeigen. In den unteren Schichten ist die Epidermis normal ausgebildet, sie besteht aus großen, poly- gonalen Zellen mit großen Kernen. Nach außen zu wird die Epi- dermis nun von mehreren Lagen stark abgeflachter, lamellenartiger Zellen abgegrenzt, die man übrigens auch bei normalen Tieren, wenn auch nicht in solcher Mächtigkeit, findet. Die Kerne in diesen Zellen sind noch vorhanden, zeigen aber ebenfalls eine stark abgeplattete Form und undeutliche oder gewellte Konturen und machen dadurch auch den Eindruck einer starken Deformation. Hämatoxylin haben sie in bedeutend größerem Maße angenommen als die Kerne der unteren Epidermiszellen und erscheinen somit auffallend dunkler. Die oberen abgeflachten Zellen zeigen eine starke Neigung, sich lamellenartig von ihrer Unterlage abzuheben. An den schwarzen Stellen ist nun besonders charakteristisch, daß in den abgeflachten 1 Herrn Prof. Unna sowie Hei'rn Prof. A})derlialden und Benecke, die mir ebenfalls behilflich waren, sei auch an dieser Stelle für ihr freundliches Ent- gegenkommen und ihre bereitwillige Hilfe Dank ausgesprochen. 121 Zellen eine intensive gelbe bis gelbbraune, vollkommen homo- gene (nicht körnige) Färbung wahrzunehmen ist, die ganz an Horn- pigment erinnert (Fig. 1). Die sonst so überaus zahlreichen großen Schleimzellen in der Haut fehlen an den schwarzen Flecken, und vielleicht ist hierin die Ursache dafür zu suchen, daß sich Fadenalgen und Diatomeen mit Vorliebe an diesen Stellen ansiedelten. Man könnte sich denken, daß die Algen an der schleimigen Haut der Axolotl keine geeignete Unterfläche finden, daß hin- gegen die hornartigen Stellen ihre Ansiedlung begünstigen. Am Cloakenwulst tritt die^ schwarze Färbung nicht ^.^ ^ g^j^^itt ^^^^1, ^j^ ^ehe eines akro- gleichmäßig verteilt auf, son- melanistischen Axolotls. Epidermis mit j • ..n j 1 1 • Stratum corneum. dern in größeren oder kleineren unregelmäßigen Flecken. Ein Schnitt durch die Haut des Cloaken- wulstes bringt uns die Erklärung hierfür: Die Epidermis bildet flaschen- oder zisternenförmige Einsenkungen — die be- Fig. 2, Schnitt durch die Haut am Cloakenwulst eines akromelanistischen Axo- lotls mit einer zisternenartigen Einsenkung, in der sich ein Knäuel abgelöster Hornlamellen angesammelt hat. ep, Epidermis; eo, Cori um; cp, Capillaren. kannten Cloakendrüsen — in das Corium, und in jeder dieser Ein- senkungen liegt ein Knäuel von der Epidermis abgelöster Hornlamellen, die den Hohlraum meist vollkommen ausfüllen. Die oberflächlichen Teile sind meist frei von abgeflachten Zellen (Fig. 2). 122 Es ist nun nicht anzunehmen, daß die vermehrte Hornbildung hier nur in den Einsenkungen erfolgt und an den freien Teilen der Epidermis ausbleibt, sondern diese eigenartige Anordnung ist wohl so zu erklären, daß an den Teilen der Haut, die mit dem Unter- grunde oft in Berührung kommen, die sich abhebenden Lamellen der Epidermis abgerieben werden, während in den Drüsen die Horn- lamellen gegen mechanische Einwirkungen so gut wie ganz geschützt sind, und, da die Ausmündungen meist sehr eng sind, zurückgehalten werden. Ahnliche Verhältnisse wie an den Seitenflecken finden wir auch bei den am Unterkieferrand auftretenden schwarzen Stellen und an den Zehenspitzen. Bei diesen ist die obere Schicht abge- flachter Zellen besonders dick. Es lag nun nahe, zunächst die Verhältnisse an den Zehen bei normalen (d. h. nicht altersakromelanistischen) Tieren heranzuziehen. Schon Carrière und Paulicki fanden bei Larven^ gerade an den Fingerspitzen und am Unterkieferrand eine echte Hornschicht. Von einer schon äußerlich sichtbaren natürlichen Pigmentierung an diesen Stellen sprechen beide Autoren nicht. Paulicki^ schreibt ferner von der Epidermis einer Fingerspitze eines einjährigen Axolotls, daß sich die oberen Zellen abplatten. Sie > gehen allmählich in ganz ver- hornte, abgeflachte Gebilde über, bei denen man aber überall noch einen abgeplatteten Überrest des Kernes zu erkennen imstande ist.« Genau dieselben Bilder findet man bei leicht akromelani- s ti s eben Axolotln unter normalen Verhältnissen. Auch hier flachen sich die oberen Zellen ab, von denen die äußeren eine leichte gelbe Pigmentierung zeigen, während die unteren Lagen diese meist noch vermissen lassen. Ein abgeplatteter Kern mit vielfach undeutlichem und gewelltem Rand ist überall noch sichtbar. An der Zehenspitze des rein weißen erwachsenen Axolotls ist ein dickeres Stratum cor- neum als an den übrigen Stellen, jedoch keine gelbe Färbung vor- handen. Bei erwachsenen schwarzen Axolotln ist ein solches dif- fuses gelbes Pigment im Stratum corneum der Zehenspitzen mikro- skopisch festzustellen, außerdem aber sind in den veränderten Zellen des Stratum corneum reichlich Melaninkörnchen eingelagert. Zum Vergleich konnte ich auch noch die Haut eines jungen, etwa ein- jährigen schwarzen Exemplares untersuchen, das sich schon zum Teil zur Land- 2 Pfitzner, Die Epidermis der Amphibien, Morph. Jahrb. 6, 1880, nennt auch schon bei Larven die obere Schicht der Epidermis Stratum corneum, schränkt diese Bezeichnung aber durch den Zusatz, »wiewohl etwas gewagt< ein. Erst vom Schluß des Larvenlebens an spricht er von einer »wirklichen Horn- schicht<, bzw. Stratum corneum. 3 Paulicki, Über die Haut des Axolotls. Arch. f. niikr. Anat. Bd. 24. 1885. 123 form umgebildet hatte. Die Kiemen waren zu ganz kleinen Stummeln reduziert, der Flossensaum war vollkommen rückgebildet, der Schwanz abgerundet. Es zeigte sich nun auf Schnitten, daß zwar eine gelbe Hornfärbung wie bei den erwachsenen akromelanistiscben Formen noch nirgends aufgetreten war, aber ein Stratum corneum war überall gegenüber den unteren Epidermislagen scharf unterscheidbar. Die Zellen waren stark abgeplattet, die Kerne mit unregelmäßigen Konturen. Diese ganze obere Schicht war durch die Färbung (nach Pappen- heim-ünna) stärker tingiert als die übrige Epidermis. Es scheint also nach diesen Befunden und denen Paulickis (s. oben) das Stratum corneum sich Farb- stoffen gegenüber ganz anders zu verhalten als die andern Epidermisteile, was auf eine starke Veränderung der oberen Schichten hinweist. Die Dicke des Stratum corneum war an den einzelnen Körperstellen sehr verschieden, am stärksten am Kieferrand und an den Zehenspitzen, was also mit den Verhältnissen bei akromelanistiscben Tieren und den Befunden andrer Autoren an normalen Axolotln übereinstimmt. Auch am Cloakenwulst zeigten sich die faltigen Einsenkungen, in denen sich abgehobene Lamellen des Stratum corneum angesammelt hatten, allerdings bei weitem noch nicht in den Mengen wie bei alten Tieren. Es erhebt sich nun die Frage, ob auch anderweitig bei Amphi- bien ähnHche Differenzierungen in der Epidermis auftreten. Da wären wohl in erster Linie die Larvenzähne bei den Fröschen zum Ver- gleich heranzuziehen. Tatsächlich findet man hier im großen und ganzen dieselben Verhältnisse, nur daß die Hornschicht der Larven- zähne ungleich mächtiger und enger lokalisiert ist. Auch hier flachen sich die Epithelzellen in derselben Weise nach der Oberfläche zu ab, nehmen allmählich eine gelbe bis braune Färbung an und lassen fast überall den Rest eines Kernes erkennen. Es fragt sich nun, ob alle genannten Differenzierungen in den obersten Schichten der Epidermis wirklich, wie es auf den ersten Anblick scheint, mit einer Hornbildung zu vergleichen sind, und insbesondere, wie man die Gelbfärbung dieser Lamellen zu beurteilen hat. J ari seh* vertritt die Ansicht, daß die Larvenzähne der Frösche durch einfache Verhornung von Epithelzellen entstehen. Über die Färbung aber sagt er, daß sie nur ursprünglich den Eindruck einer diffusen Färbung mache. Bei genauer Betrachtung will er jedoch festgestellt haben, daß dunkelschwarzbraun gefärbte Körnchen ein- gelagert sind, die besonders nach Behandlung mit Kalilauge sichtbar sein sollen und, wie Jarisch meint, ein Pigment darstellen, das identisch ist mit dem der Melanophoren, eine Ansicht, der Leydig ablehnend gegenübersteht. Ich fand nun auf Schnitten durch Larvenzähne kein derartiges körniges, sondern nur diffuses Pigment. Dieses erscheint allerdings stellenweise etwas wolkig und geronnen, was offenbar auf die Konser- vierung zurückzuführen ist. Und meines Erachtens liegt es nahe, * Jarisch, Über die Anatomie und Entwicklung des Oberhautpigments beim Frosch. Arch. f. Derm. u. Syph. 23. Jahrg. 1891. 124 auch bei den von Jarisch besonders nach Behandlung mit Kalilauge beobachteten Körnchen an eine Beeinflussung durch die Konservierung zu denken. Was nun die speziellen Befunde bei den akromelanistischen Axolotln anbelangt, so sind, wie schon oben erwähnt worden ist, einige Präparate Herrn Professor Unna vorgelegt worden, da mit der Möglichkeit zu rechnen war, daß dieser Braunfärbung nicht Melanin sondern die Unna sehen Hornfarben zugrunde liegen. Professor Unna kam zu der Ansicht, daß es sich nicht um eine Hornfarbe handelte. Das gelbbraune Pigment sei weder Hornpigment noch Blutpigment (Hämosiderin), da es in Säuren unverändert bleibe, sich aber, wie Melanin, in Kalilauge und in Wasserstoffsuperoxyd (in 8 Stunden) löse^. Ich selbst habe, um hier weiterzukommen, Verdauungsver- suche mit Hautstücken der verhornten Stellen eines Altersakro- melanisten gemacht. Es zeigte sich, daß die im Umkreis der ver- hornten Stellen normal gebliebenen Hautteile leichter der Autolyse unterlagen, und daß sie sich glatt und restlos mit P-Magensaft ver- dauen ließen, während sich an den fraglichen Stellen die oberen Schichten der Epidermis vollkommen resistent gegen Magensaft er- wiesen. Wie auch Herr Professor Abderhalden, unter dessen Kontrolle diese Versuche ausgeführt wurden, bestätigte, geht aus diesen Beobachtungen hervor, daß die dunkelgefärbten Hautteile eine tiefgehende Veränderung in der Richtung der Hornbildung erlitten haben, was schon angesichts des Hornschnabels der Frösche nicht weiter verwunderlich ist^. Wenn jemand dagegen anführen wollte, daß die veränderten Oberhautzellen ihre Kerne behalten, daß diese eine scheibenförmige Gestalt (Fig. 1) annehmen und sich mit Methylenblau dunkel färben lassen, so zeigt diese Tatsache doch nur, daß diese Verhornung beim Axolotl noch nicht so weit vorschreitet wie bei den Anuren. Auch bei den Larvenzähnen der Frösche sind ja in den verhornten Zellen die Kerne ganz oder rudimentär, je nach der Schichtenlage der be- treffenden Zellen, vorhanden, aber in den allerobersten Zellen können sie ganz fehlen (Ecker-Gaupp, Gegenbaur, Bütschli). Bemerkenswert ist jedenfalls die starke Annäherung an die Rep- 5 Neben dem diftusen gelben Pigment fand Unna in vielen Oberhautzellen, besonders im und um den Kern, ein »körniges, schwarzes Pigment in Grruppen und Nestern« , das auch vereinzelt von mir gefunden wurde. Es zeigte nach Unna starke Veränderungen bei der Chromolyse und ist sicher kein »gewöhn- liches« Melanin, da es in E.2O2 und KHO unverändert bleibt. Ea erinnert in seiner großen Resistenz an das schwarze Pigment der Haare. 6 Vgl. auch 0. Bütschli, Vorlesungen über vergi. Anatomie. Leipzig 1910. S. 111. 125 tilienhaut, welche die Beschaffenheit der Haut bei gealterten Axolotln hinsichtlich der Umwandlung des Stratum corneum und des Fehlens der Drüsenzellen zeigt. Außer den oben besprochenen pathologischen Vorkommnissen fielen mir gelegentlich andrer Untersuchungen einige anormale Ver- hältnisse auf, die infolge äußerer Einflüsse aufgetreten waren. Bei dem ersten Fall handelt es sich um ein eigenartiges Ver- halten der Melanophoren. Die zu meinen Untersuchungen benutzten Axolotlzuchten litten zum Teil an den Krankheiten, von denen die Axolotl während ihrer Entwicklung am meisten heimgesucht werden : an > Wassersucht« und Verpil- zung. Von Pilzen infizierte Larven zeigten nun, daß die Krankheit einen starken Reiz auf die Chromatophoren ausübte. Die Melanophoren zeigten eine starke Neigung, auffallend lange Ausläufer auszusenden, die das Bestreben hatten, nach den be- sonders von der Krankheit be- fallenen Stellen hinzuwachsen, wobei sie zum Teil eine nicht unerheblich weite Strecke durch- zogen. Fig. 3 zeigt einen besonders typischen Fall. Sie stellt den Kopf einer Larve dar, deren Melanophoren ungewöhnlich lange Ausläufer gebildet haben, die nach den von den Pilzen infizierten Stellen ge- richtet sind. Und zwar zeigen auch solche Chromatophoren, die sehr weit von den infizierten Stellen entfernt sind, diese Reaktion. Bei dem vorliegenden Tier sind besonders drei Infektionsherde festzu- stellen. Der eine liegt vorn auf der Schnauze, der zweite, weitaus stärkste, vor dem rechte Auge und der dritte hinter dem linken Auge. Fast sämtliche Melanophoren des Kopfes entsenden nun lange Aus- läufer, die median in einem großen Bündel verlaufen, um dann nach den infizierten Stellen abzubiegen. Um die Stelle vor dem rechten Auge laufen die Fortsätze dann noch im Bogen herum. An Schnitten zeigte sich, daß durch die Infektion nicht nur auf das Pigment der Körperhaut ein Reiz ausgeübt war, sondern auch auf das der Hirn- haut, die an diesen Stellen eine ungewöhnlich starke Pigmentierung zeigte. Vielleicht läßt sich dies Verhalten der Pigmentzellen in eine gewisse Parallele setzen zu der Erscheinung, daß bei Narben viel- fach eine erhöhte Pigmentation auftritt. Fig. 3. Kopf einer von Pilzen infizierten Axolotllarve. Die Melanophoren ent- senden nach den Infektionsstellen lange Ausläufer. 126 Bei dem zweiten Fall handelte es sich um eine eigenartige pathologische Erscheinung in der Haut eines erwachsenen Axolotls, die ich zufällig bei der Untersuchung von Hautschnitten fand. Diese Erscheinung äußerte sich in der Weise, daß die Epidermis leisten- und zapfenartig in das Corium eingesenkt war, und sich Teile des Coriums in die Epidermis einschoben. Die Cutis zeigte an den Stellen, wo die Epidermiszapfen in sie hineinragten, eine starke Zell- vermehrung, so daß die Kerne hier in größerer Zahl angehäuft lagen als anderswo. Außerdem war hier eine auffallende Ansammlung von Blutkörperchen festzustellen (Fig. 4). Das sonst kontinuierliche Netz corialer Melanophoren , das sich unterhalb der Epider- misgrenze ausdehnte , war hier unterbrochen. Statt dessen lag das Pigment in Brocken und Krümeln un- regelmäßig im Corium und in der Epidermis verteilt. Diese zeigte hier stärkere Pigmentierung als an andern Stellen. Konnte man auch viel- leicht zur Erklärung dieser Erscheinung an einen Tumor oder Naevus denken, so machte die starke Ansamm- lung von Blutkörperchen im Corium sowohl wie in der Epidermis diese Annahme nicht wahrscheinlich, sondern ließ eher einen trau- matischen Reiz vermuten. Die Untersuchung des in Formol aufbewahrten Tieres, von dem dieses Hautstück genommen war, zeigte überdies schon makroskopisch eine zweite Stelle, die einem verheilten Hautriß sehr ähnlich sah. In der Seitenhaut des Tieres war eine etwa 5 mm lange Wulstfalte wahrnehmbar. Die mikroskopische Untersuchung der Schnitte von diesem Hautstück ergab nun, daß auch hier eine ähnliche Erscheinung wie die oben beschriebene festzustellen war. An der Oberfläche erhob sich die Epidermis wulstartig. Unter diesem Wulst war ein Streifen corialen Gewebes mit Capillaren in der Epidermis eingeklemmt. An der unteren Grenze ragte die Epidermis teilweise zapfenartig in das Corium hinein. Das sonst zusammenhängende Melanophorennetz der oberen Cutisschicht war auch hier unter- brochen. Im Corium und in der Epidermis lagen reichlich Blutkörper. Fig. 4. Schnitt durch die Haut eines Axo- lotls (Erklärung im Text), ep, Epidermis; ep?i, Epidermiszapfen; bl, Blutkörperchen; CO, Corium. 127 Die Entstehung dieser Erscheinung könnte man vielleicht so er- klären, daß sich das Tier die Haut durch einen Schnitt oder durch Ritzen so verletzt hat, daß die Verletzung bis ins Corium reichte. Ein Teil des Ooriums hat sich dabei etwas über den einen einge- drückten Epidermisrand verschoben und ist so bei der Verwachsung der Wundränder liegen geblieben, so daß Teile der Epidermis in die Cutis und Teile der Cutis in die Epidermis in unregelmäßigem Verlauf hineinragen. Die Einlagerung von Blutzellen in Corium und Epidermis wäre dann als einfacher Bluterguß bei der Verwundung zu erklären. Doch möchte ich allein nach diesen histologischen Be- funden dies nicht als eine feste Erklärung für die Entstehung dieser Erscheinung hinstellen, vielleicht könnte _ das Experiment näheren Aufschluß dar- '^^ÊÊ^ über geben. äX^ ^* ^ Betrachtet man nun aber den Teil ^^ >^m—^^'^^Ê^ der Epidermis , in dem der Bluterguß ^^~^'^^^^\ ^^jü-e . stattgefunden hat;, mit stärkerer Ver- '^ %tóà'^ größerung, so zeigen sich hier noch einige "^ ^^ ---s^--^/ interessante Einzelheiten. Es handelt ^^^.^ -^ sich hier größtenteils um Leucocyten, die alle in Höhlungen liegen, so daß es f ^&- ^ Aus einem Schnitt durch ° ° ' . die Epidermis eines Axolotls. den Eindruck macht, als hätten sie (Erklärung im Text.) kl, Leuco- Epidermiszellen phagocytiert. Und in cytenkern ; Z>, Kern einer Pig- ^ r o j mentzelle; epx,, Jiipidermiszelle. der Tat findet man auch Bilder, die diese Annahme bestätigen, wo neben dem Kern des Leucocyten noch ein zweiter, einer fremden Zelle gehöriger Kern vorhanden ist. Noch deutlicher wird es, wenn es sich um eine Pigmentzelle handelt. So zeigt Fig. 5 einen Leucocyten, der eine Pigmentzelle in sich aufge- nommen hat, deren Kern {kp.) neben dem Kern des Leucocyten {Jd.) außer den Pigmentkörnchen noch deutlich sichtbar ist. Es erinnert dies ganz an die Beschreibung von Ogneff^, der eine derartige Phagocytose bei seinen Dunkel- und Hungertieren be- schreibt. Er spricht von einem Eindringen der Leucocyten in die Pigmentzellen. Diese werden von ihnen zerstört, und das Pigment wird von ihnen aufgenommen. Hier werden offenbar nicht nur Pig- mentzellen, sondern auch gewöhnliche Epidermiszellen von diesem Schicksal befallen. ■? Ogneff, Über die Veränderungen in den Chromatophoren bei Axolotln und Goldfischen bei dauernder Lichtentbehrung und Hungern. Anat. Anz. Bd. 32. 1908. 128 3. Über experimentelle Verhinderung der Regeneration bei Phasmiden. Von Julius Schaxel und Wolfgang Adensamer. (Anstalt fiir experimentelle Biologie der Universität Jena.) (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 11. September 1922. Zu den Bedingungen, unter denen nach Gewebsverlusten bei Tieren Ersatzbildungen vorkommen, gehört außer dem Vorhandensein von Bildnern und der Gewährleistung ihrer Ernährung die Möglich- keit ihrer räumlichen Ausbreitung. Bei urodelen Amphibien [Siredon pisciformis Shaw) zeigt sich, daß die Ersatzbildung unterdrückt wird, wenn man nach Wundsetzung zwar den Verlust als solchen und die Bildner selbst bestehen läßt, aber den zur Gewebsausbreitung be- nötigten Raum wieder entzieht. Derbe Behäutung bei beschleunigter Wundheilung, Implantation von wundverschließenden und einheilenden Gewebsstücken oder Ausfüllung des Wundraums mit leblosem Mate- rial sind hierfür geeignete Mittel (J. Schaxel, 1921, S. 66—71). Die Inanspruchnahme von Raum zur Vermehrung und Anlagenfor- mung der Bildner ist bei den regenerierenden Arthropoden beson- ders auffällig. Dem eigentlichen Regenerationsprozeß gehen häufig >provisorische Wundheilungen oder andre Bildungen voraus, die zum Schutze der verletzten Gebilde bestimmt sind, später aber abgeworfen und durch endgültige Gebilde ersetzt werden. Es sei in dieser Be- ziehung nur die provisorische Überhäutung der Wunde und Ab- scheidung einer Chitinhaut genannt, unter deren Schutz sich die neuen Teile entwickeln können. In Verbindung mit einer ziemlich weitgehenden Rückbildung verletzter oder nicht verwendbarer Teile entstehen die neuen Glieder in der schützenden Kapsel, in der sie unter Umständen nicht genügend Platz finden, um hier in gestrecktem Zustand liegen zu können. Dann krümmen und winden sie sich recht beträchtlich . . .< (E. Korscheit, 1907, S. 63.) Es wird also eine Regenerationskapsel aus der distal abgeschlossenen Chitinhülle des Gliedstumpfes gebildet, innerhalb welcher nach Destruktion der vor- handenen Gewebe die erste Anlage der Ersatzbildung zustande kommt. Bei der nächsten Häutung wird die Kapsel mit dem übrigen Chitin desselben Alters abgestreift. Die Anlage entfaltet sich, dehnt sich aus und wächst bei jeder folgenden Häutung weiter. Es liegt nahe, bei Arten, die diese Erscheinungen zeigen, zu prüfen, ob durch die Unmöglichkeit, eine Kapsel zu bilden, also durch Raumentzug, von Anfang an jede Ersatzbildung unterdrückt wird. Nach Vorversuchen hat einer von uns (W. Adensamer) bei der Phasmide Carausius inorosus Br. neben andern zwei diesbezügliche 129 Versuchsreihen durchgeführt. Die Erscheinungen der Regeneration von Antennen und Extremitäten sind bei diesen Orthopteren nament- lich durch die Arbeiten von E. Bordage (1897—1905) und R. Godelmann (1901) hinreichend bekannt. Als Regenerationskapsel der Extremitäten fungiert gewöhnlich Coxa und Trochanter bis zu der am Übergang zum Femur bestehenden vorgebildeten Autotomie- stelle, nachdem ein chitiniger Abschluß hergestellt ist. Bei weiter distal ausgeführten Amputationen findet meist eine Abstoßung bis zum Schenkelring statt. Immerhin haben wir auch Femur- und Tibiaröhren als Regenerationskapseln nach distaler Amputation ohne folgende Autotomie beobachtet. Das proximal nächste Gelenk bildet dann die Grenze des erhalten bleibenden Bestandes. Wir bezeichnen als Stadium I die Larve bis zur ersten Häutung, als Stadium II bis zur zweiten, als Stadium III bis zur dritten und so fort bis zur Imago, die bei unsrer einheitlichen Sippe aus auto- parthenogenetischen Weibchen besteht. Bei der einen Serie wurde ein Mittelbein tangential zur Körper- oberfläche vollständig, also mit Wegnahme der Coxa und aller andern Glieder, entfernt (Totalexstirpation). Bei der andern Serie wurde ein Mittelbein in der Femurmitte amputiert, also der Femurstumpf, Trochanter und Coxa erhalten (Femuramputation). Die Operation der zarten Tiere besonders im frisch geschlüpften Stadium I erfordert einige Übung. Sie geschieht am besten, nachdem das Tierchen durch rasches Zufassen und Umdrehen in einen kataleptischen Zustand versetzt ist, durch Abschneiden des mit einer feinen Pinzette gehal- tenen Beines mit einer Augenschere. Dann unterbleibt auch bei der Femuramputation die Autotomie. Wird im allgemeinen mit bloßem Auge gearbeitet, so versichert bei der Totalexstirpation die Betrach- tung mit dem binocularen Mikroskop das Gelingen der Operation. Die in ihrer Jugend feuchtigkeitsbedürftigen Tiere werden die ersten 8—14 Tage mit Tradescantia, später mit Efeu gefüttert. Fast alle Verluste sind auf mangelnde Wasseraufnahme zurückzuführen. Schim- melinfektionen sind nicht vorgekommen. Die Totalexstirpation eines Mittelbeines ist bei 48 Stück im Sta- dium I und bei 5 Stück im Stadium III ausgeführt worden. 30 da- von überstanden die weiteren Häutungen. Die Kontrollserie der Femuramputationen umfaßt 37 Stück im Stadium I, wovon 10 ver- loren gingen, und 9 in späteren Stadien. Bei keinem der 30 Tiere mit total exstirpierter Extremität ist Regeneration eingetreten. Bald nach der Operation entsteht durch Blutgerinnsel in der Ebene der Körperoberfläche ein Wundverschluß, der vermutlich durch darunter sich ausbreitende Hypodermiszellen Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 9 130 und eine von ihnen stammende Chitinschicht verstärkt wird. Äußer- lich ist nur der schwärzliche Schorf zu sehen. Fig. 1 zeigt diesen Zustand im Stadium I und zugleich Form und Größe der Wund- setzung. Mit sämtlichen Gliedern des linken Beines sind die an die Fig. 1. Mittlerer Thorax von Garausius morosus Br., von unten gesehen. Sta- dium I, einen Tag nach Totalexstirpation des linken Mittelbeins. Coxa angrenzenden Randteile des Thorax weggenommen. Nach der ersten Häutung, mit der auch der Wundbelag abgeht, ist die In- sertionsstelle des Beines mit einer mehr oder minder unebenen Chitin- decke überzogen, die mit dem allgemeinen Wachstum der Phasmide Flg. 2. Dasselbe. Stadium III, nach Totalexstirpation im Stadium 1. Die Ex- stirpationsstelle wird von verwachsenen Chitinplättchen eingenommen. nach den folgenden Häutungen fester und derber wird. In Fig. 2 ist das Stadium III nach Totalexstirpation im Stadium I wieder- gegeben. Man sieht links die abgerundeten Thoracalteile und von ihnen umschlossen mehrere Chitinblättchen, die, zwar oberflächliche Furchen tragend, doch fest miteinander verbunden sind. Alle späteren 131 Stadien zeigen Übereinstimmendes. Von irgendwelcher Regeneration einer auch nur rudimentären Extremität wird nichts bemerkt. In Fig. 3 ist der Zustand der Regenerationsverhinderung im Stadium V, nach Totalexstirpation im Stadium I, also nach 4 Häutungen dar- gestellt. Das von links seitlich unten aufgenommene Bild läßt das ehemalige Wundfeld samt seiner Umgebung überblicken. Wieder liegen einige Chitinstücke von unregelmäßiger Form nebeneinander. Die Imago in Fig. 4 weist nach gleicher Vorbehandlung denselben Zustand auf. Die Chitinplatten der Exstirpationsstelle sind jetzt Fig. 3. Dasselbe. Stadium V, nach Totalexstirpation im Stadium I. entsprechend der kräftigeren Ausbildung gewulstet. An dem Unter- bleiben der Regeneration kann kein Zweifel sein. Totalexstirpationen andrer Beine und der Antennen liefern dasselbe Ergebnis. Vielleicht läßt die Zusammensetzung des Wundverschlusses aus Chitinplättchen die Deutung zu, daß in ihnen Ansätze zur Vermehrung und For- mierung von Bildnern vorliegen, die mangels einer Raum gewährenden Regenerationskapsel nicht weiterkommen. Die 27 Tiere der zweiten Serie mit Femuramputation im Stadium I haben ebenso wie die später amputierten ausnahmslos regeneriert. Bei einigen Exemplaren erscheint das erste Régénérât verkrüppelt und erfährt erst im Laufe weiterer Häutungen, meist nach Abwurf bis zur Autotomiestelle, eine stärkere Ausbildung. Der zwischen Amputation und nächster Häutung liegende Zeitabstand ist für die 9* 132 Ersatzbildung von Bedeutung. Darauf, wie auf den Zusammenhang der Regeneratzustände in den sich folgenden Stadien, wird andern- orts noch einzugehen sein. Die Regeneration verläuft in der von früheren Untersuchern bereits festgestellten Weise. Innerhalb der Regenerationskapsel geht die erste Ausbildung vor sich, um nach der nächsten Häutung in Erscheinung zu treten und ferner von Häutung zu Häutung zu wachsen. Als Regenerationskapsel fungiert entweder in seltenen Fällen die an der Amputationsstelle sich schließende Fig. 4. Dasselbe. Eierlegende Imago nach Totalexstirpation im Stadium I. Femurröhre. Dann bleiben Coxa und Trochanter erhalten, während die distalen Glieder regeneriert werden. Oder meist obliteriert der Femurstumpf, der Außenrand des Trochanter wird abgeschlossen, und Trochanter und Coxa bilden die Regenerationskapsel. Jetzt wird das ganze Bein regeneriert. Die Regenerate sind Ersatzgebilde mit Abweichungen von der typischen Form, die außer andern Ursachen schon dadurch bedingt sind, daß die Ersatzbildungen mindestens um eine Häutung hinter dem übrigen Körper zurückstehen. Die Gegenüberstellung der Folgen von Totalexstirpation und Partialamputationen, die bei Phasmiden noch proximale Glieder übrig- lassen, lehrt durch das ausnahmslose Unterbleiben jeder Regeneration im ersten und durch das ausnahmslose Stattfinden der Regeneration im zweiten Fall, daß die Ersatzbildung für die Vermehrung, Anlagen- formung und erste Entfaltung die in den Chitinhüllen der Glied- 133 stumpfe gegebenen Kapseln als Bildungsraum beansprucht. Bei fehlender Ausbreitungsmöglichkeit werden lediglich in der Ebene der Körperoberfläche liegende Chitinplatten als Wundverschluß gebildet. Die Unterdrückung der Regeneration durch Wegnahme der Regene- rationskapsel bei Arthropoden tritt der Regenerationsverhinderung durch Raumentzug bei Amphibien zur Seite. Verzeichnis der zitierten Literatur. Bord age, E., 1905, Recherches anatomiques et biologique suï l'autotomie et la régénération chez divers Arthropodes. In: Bull. se. de la France et de la Belgique vol. 34 und frühere Schriften. Grodelmann, R., 1901, Beitrag zur Kenntnis von Bacillus rossii Fabr., mit be- sonderer Berücksichtigung der bei ihm vorkommenden Autotomie und Regeneration einzelner Gliedmaßen. In: Arch. f. Entwmech. Bd. 12. S. 26.5—301. Tab. 6. Korscheit, E., 1907, Regeneration und Transplantation. Jena. S. 268. 144 Text- abbildungen. Schaxel, J., 1921, Untersuchungen über die Formbildung der Tiere. Erster Teil: Auffassungen und Erscheinungen der Regeneration. Seh axels Arb a. d. Geb. d. exp. Biol. Hft 1. 100 S. 30 Abb. 4. Miscellanea Herpeto-Batrachologica. Von Paul V. Terentjev, Moskau. (Mit 2 Figuren.) Eingeg. 31. August 1922. I. Zur Frage über die systematische Stellung des Wasser- frosches vom Moskauer Gouvernement. G. A. Boulenger gibt in vol. II, p. 270 seines Werkes: »The Tailles Batrachians of Europe« folgende vier von ihm erkannte »variations« der Rana esculenta L. : 1) var. ridibunda Pali. »The largest and most widely distributed form, inhabiting the whole of Europe with exception of the north-western and central parts and Italy, Western Asia as far east as North Baluchistan, Afghanistan, and Eastern Turcestan, and North Africa.« 2) Forma typica. »Northern and central Europe and Italy.« 3) var. lessonae Gamer. »England (Cambridgeshire and Norfolk), the Rhine, Uppen Bavaria, the province Saxony, Austria near Vienna, Hungary, Piedmont, and probably other parts of Italy as well as Si- 134 cily, where it occurs according to Camerano, Malta, near Brussels« etc. 4) var. chmensis Osb. »An Eastern form, ranging from Corea and Japan to Southern China and Siam.« Jetzt erkennen wir »var. ridibunda Pali.« und »var. ckinensis Osb.« (= nigromaculata Hall.) als besondere Arten. Die letzte interessiert mich in diesem Falle nicht. Rana ridibunda Pali, ist im Moskauer Gouvernement sehr ge- wöhnlich und ganz typisch. Rana esculenta L. (s. str.) ist auch im Moskauer Gouvernement nicht selten. Aber in welcher von den zwei »Varietäten«? Lebt im Moskauer Gouvernement. Rana esculenta escidenta L. (= »Forma t y pica« sensu Boulenger) oder R. escul. lessonae Cam.? G. A. Boulenger gibt in seinen Werken, z. B. »P. Z. S.« 1891, ;.The Taill. Batr. of Europe« vol. II, 1898 und »Ann. and Mag. of Nat. Hist.« 1918 solche Unterscheidungsmerkmale zwischen R. esc. esc. L. und R. esc. less. Cam.: R. esc. esc. L. Schienenlänire Schienenbreite R. esc. less. Cara. 3-4 Schienenlän^e 7—10 I. Zehe d. hinteren Fußes Länge Metatarsalhöckerlänge 2-3 Metatarsalhöckei"- länge 1 21/2-3 1 5-8 . ; l 1—2 Rana esculenta L. aus dem Moskauer Gouvernement hat solche Unterscheidungsproportionen (z. B. aus meiner Privatsammlung) : Nr. Nr. 79 135 Nr. 136 9 Nr. 137 Nr. 138 Nr. 146 Q Nr 180a 9 Nr. 180 b à Nr. 180 c 6 Schienenlänge Schienenbreite Schienenlänge 3,0 6,5 1,9 2,9 5,9 2,0 2,5 6,4 1,9 2,6 6,6 2,0 2,8 5,7 1,7 3,2 5,9 1.7 2,6 6,0 17 6,1 1 8 2,5 6,0 1,7 Metatarsalhöckerlänge I. Zehe des hinteren Fußes Länge Metatarsalhöckerlänge Nr. 79. Kreis Zwenigorod, Odinzowo. 26. V. 21. Coli. N. AV. Schybanow. - 135. Moskauer Gouvernement 1918. - 136. Kreis Moskau, Kljazma. 30. VI. 18. - 137. - - Saltykowka. 4. VII. 18. - 138. - - Kunzewo. 13. V. 21. 135 Nr. 146. Kreis Moskau »Worobjowy Gory«. 12. V. 21. Coll. J. G. Zacks. - 180. - - Kossino. 15. V. 21. Aus der vorgehenden Tafel ist es klar, daß im Moskauer Gou- vernement R. escul. lessoîîae Cam. lebt. Um die Frage noch klarer zu machen, gebe ich noch eine Tafel des arithmetischen Mittels der Unterscheidungsproportionen: B. escul. escu- lenta Lt. Aus West- europa R. escul. lessonae Cam. Aus Moskauer Gouvernement Aus West- europa Schienenlänge Schienenbreite Schienenlänge Metatarsalhöckerlänge I. Zehe des hinteren Fußes Länsre 3,5 8,5 2,7 6,1 1,8 2,7 6,5 1,5 Metatarsalhöckerlänge R. escul. esculenta L. habe ich während meiner sechsjährigen Untersuchungen im Moskauer Gouvernement nicht gefunden. II. Rana agilis Thom. in Orel's Gouvernement. W. S. Elpatjewsky und L. L. Sabaneew^ sowie S. J. Og- new2 sagen, daß R. agilis Thom. von letzterem im Gouver. Orel's, Rana arvalis arvalis Nilss. ((5- Eniseisk. Gouvernem. Coli. P. Suschkin. Det. A. Nykolsky.) 1) Das Trommelfell be- trägt 2/3 (Jes Augen- durchmessers. 2) I. Finger > als der II. 3) Schiene <; als Vorder- beine. 4; Das Tibiotarsalgelenk das Auge erreichend. 5) Der innere Metatarsal- höcker > 1/2 I- Finger. Rana arvalis arvalis Nilss. ((5- Orel's Gouvernement. 3. VI. 04. Coli. S. J. Ognew. Det. P. V. Terentjev.) Rana agilis Thom. ;c5. Florenz. Coli. Bedriaga. Det. - ) 1) Das Trommelfell be- trägt s/g (Jes Augen- durchmessers. 2) I. Finger > als der II. 3) Schiene << als Vorder- beine. 4) Das Tibiotarsalgelenk die Schnauzenspitze er- reichend. 5) Der innere Metatarsal- liöcker > 1/2 I- Finger. 1) Das Trommelfell ist sehr groß, wenig kleiner als das Auge. 2) I. Finger = IL 3) Schiene > als Vorder- beine. 4) Das Tibiotarsalgelenk die Schnauzenspitze stark überragend. 5) Der innere Metatarsal- höcker =^ 1/0 I- Finger. 1 Zool. Jahrb. Abt. Syst. Bd. XXIV, 4. 1906. S. 261. 2 Iswestija Kais. Ges. Freunde Naturvv., Anthrop. u. Ethnogr. , Tagebuch. Zuol. Sect. vol. III. No. 9. p. 62. 1908. 136 Kreis Maloarchangelsk, 3. VI. 1904 gefangen war. Ich habe das Ognewsche Exemplar sehr sorgfältig untersucht und kann bestimmt sagen, daß es zur Species Rana arvalis arvalis Nilss. gehört. Um meine Worte zu bestätigen, gebe ich die vorstehende vergleichende Tafel. III. Eremias arguta occidentalis subsp. nov. Materia: 2 Ex. Bessarabia, prope Ismail. Eremias arguta arguta (Pall.) similis, sed differt signis sequen- tibus : 1) scuta supraocularia 3 (a Er. arg. arg. — 2). 2] scuta supraoccipitalia 6 — 7 (a Er. arg. arg. — 3 — 4). Fi£r. 1. Fi?. 2. Fig. 1. Eremias arguta oeeidentalis Terentjev. Fig. 2. E. arguta arguta (Pali.). (Nach Nykolsky). Die Veröffentlichung der ausführlichen Arbeit wird an andrer Stelle erfolgen. 5, Brillen bei Amphibienlarven. Von W. Harms, Königsberg i. l'r. (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 23. September 1922. Als ich in diesem Jahre gelegentlich andrer Untersuchungen die Augen der schönen großen Pelohates fuseus-Jjuryen zu Gesicht bekam, bemerkte ich unter der Binocularlupe, daß ihre Augen sich lebhaft unter einer brillenartigen Kappe bewegten, die kalottenartig das Auge überzieht. Dasselbe läßt sich weiterhin auch bei Kaul- ({uappen von liana esculenta und Larven von Triton taeniatus fest- stellen ; andre Amphibien konnte ich infolge der vorgerückten Jahres- zeit leider nicht mehr untersuchen; konserviertes Material ist hierfür infolge der Schrumpfung nicht zu verwenden. Es scheint mir aber, daß alle Larven unsrer einheimischen Amphibien und Urodelen diese Brille besitzen. 137 Diese eigenartigen Verhältnisse der Amphibienaugen, die bisher, soweit ich die Literatur kenne, unbeachtet geblieben sind, lassen sich am besten am lebenden Objekt bei der großen PeZo6afes-Larve ver- folgen, an denen auch die folgenden histologischen Untersuchungen angestellt worden sind. Bei lebenden Tieren sieht man schon mit bloßem Auge eine vor- gewölbte Yiertelkugel: die Brille über dem Auge. Sie ist schwach durchscheinend und unpigmentiert. Der vordere Augenpol liegt etwa in der Höhe der Körperdecke unter dieser Brille und ist ebenfalls mit einer Cornea überzogen, so daß hier wie bei Periophihalmus und Boleophthabnus (Volz und Baumeister) und den am Grunde der Gewässer lebenden Meeres- und Süßwasserfischen (Harms) sowie bei Protopteriis annectus (Hosch) und manchen Schlangen 2 Corneae vor- handen sind. Unter der Brille sieht man besonders deutlich bei Pelobates^ aber auch bei R. esculenta und Triton taeniatus das Auge spielen, so daß es, ohne daß die Brille sich mitbewegt, sich nach allen Seiten drehen kann. Reizt man das Tier mit einer Nadel in der Gegend der Brille, so wird, wie auch beim Schluckakt, das Auge vermittels des Musculus retractor bulbi zurückgezogen. Damit wird aber der Baum zwischen der äußeren und inneren Cornea erweitert, und die äußere Cornea oder Brille muß ebenfalls dem sich Zurück- ziehen des Auges folgen. Da nun aber die Brille eine ziemlich un- elastische Kappe darstellt, so legt sie sich jetzt in Falten, die sich regellos an verschiedenen Stellen der Brille bilden. Diese Falten- bildung muß natürlich den Strahlengang beeinflussen; da aber das Auge nur eine sehr kurze Zeit zurückgezogen wird, so dürfte das für das Sehen nicht so viel ausmachen. Wird das Auge wieder vor- gezogen, so gleichen sich die Falten der Brille aus, und sie erhält wieder ihre ursprüngliche Spannung. Die Brille läßt sich leicht mit einem circulären Schnitt beim lebenden und betäubten Tier abtrennen. Läßt man eine kleine Partie stehen, so kann man die Brille zurückklappen und erhält dann ein Bild wie es Figur 1 zeigt, welches durchaus dem Bilde von Lepadogaster gleicht, das ich 1914 im Zoolog. Anz., Bd. XLIV, S. 37, Fig. 3 abgebildet habe. L^gendwelche geweblichen Verbin- dungen sind zwischen Brille und Bulbus nicht vorhanden. Hat man die Brille bei der lebenden, nur mäßig betäubten Kaulquappe ent- fernt, so kann man jetzt die Funktion der Augenmuskeln ausge- zeichnet beobachten, da diese bei Pelobates alle ohne Ausnahme ohne jede weitere Präparation zu erkennen sind und ebenso die sie ver- sorgenden Nerven. Es ist dieses wohl das schönste und instruktivste Demonstrationsobjekt für Augenmuskeln, welches ich kenne, zumal 138 urn die Muskeln am lebenden Objekt in ihren Funktionen beobachten zu können. Wie bei Lepadogasier, so läßt sich auch bei Pelobates das Auge leicht aus einem seitlich angebrachten Spalt der Brille hervorziehen und entfernen. Der Spalt heilt in einem Tage wieder zu. Eine entfernte Brille regeneriert innerhalb 2 — 3 Tagen, jedoch ist sie jetzt pigmentiert wie die äußere Haut; erst im Verlauf von 10 bis 14 Tagen wird sie wieder nahezu 1 pigmentlos und durchsichtig. /;■;.;. Während der Metamorphose bleibt die Brille zunächst noch er- halten, neben dem schon vorhan- denen oberen und unteren Lid und der Nickhaut. Sie wird aber immer flacher und kleiner, bis sie schließlich bei jungen Kröten und Fröschen ganz verschwindet. Schon wenn sich die Lider zu bil- den beginnen, verwachsen die innere und äußere Cornea (= Brille) fest miteinander. Kon- zentrisch vom Rande des Bul- bus her wird dann der Zwischen- raum zwischen Brille und innerer Cornea immer kleiner, bis schließ- lich beide Blätter vollkommen miteinander verwachsen sind. Bei jungen und oft auch älteren Fröschen ist jedoch die Verlötungslinie im Schnittpräparat stets gut zu sehen. Dieser Prozeß des Verschmelzens der beiden Corneae der Am- phibien ist auch insofern interessant, als er die Frage löst, ob die Cornea propria eine homogene Schicht (H. Virchow, Gaupp und Franz) oder ob sie sich aus einer cutanen und subcutanen und einer Substantia propria im engeren Sinne, wie sie Berg er für Fische angibt und auch ältere Autoren für alle AVirbeltiere annehmen, zu- sammensetzt; zum wenigsten unterscheiden auch diese eine conjunc- tivae Partie, d. h. eine Fortsetzung der bindegewebigen Conjunctiva über das Auge hin. Um die Frage zunächst einmal für die Amphibien zur Entschei- dung zu bringen, sei der histologische Befund bei Pelohates-T^fxui- quappen geschildert. Figur 1. Auge von Pelobates fiiscus, von oben gesehen. Die Brille ist nach unten lieruntergeklappt. (Gezeichnet von Dr. Szidat.) 139 Um Brille und Bulbus bei Pelobates in situ ohne Schrumpfung fixieren zu können, empfiehlt es sich, die Tiere zunächst schwach zu betäuben (in Chloroformwasser: 30 Tropfen Chloroform in 1 Liter Wasser gelöst; diese Losung eignet sich auch zur Betäubung aller, auch der landlebenden, Amphibien für Operationszwecke). Dann saugt man mit einer zur Capillare ausgezogenen Pippette Zenker sehe Lösung oder eine andre gute Konservierungsflüssigkeit ein und spritzt ^.'^/t Figur 2. Medianschnitt durch das Auge von P. fuscits. Vergr. Zeiß. Oc. 2. Obj. a. Br, Brille; Co, Cornea; Ep, Körperepithel; J, Iris; L, Linse; Mr, gerader Muskel; Et, Retina; Se, Sclera; Sn, Sehnerv; vk, vordere Augenkammer. sie zwischen Brille und Bulbus. Darauf schneidet man die Kopf- partie mit den Augen heraus und legt sie schnell in die Kxier- flüssigkeit. Übt man diese Vorsicht bei der Konservierung nicht, so verkleben Brille und Cornea miteinander, so daß der natürliche Ein- druck im Schnittpräparat verloren geht. Die scheinbar einheitliche Cornea erscheint dann an einigen Stellen zwar etwas auseinander gespalten, sonst aber liegen beide Schichten einander eng an, obwohl 140 sie vollkommen getrennt sind, wie das die nähere Untersuchung er- gibt. Dies ist auch wohl der Grund, weshalb die meist am toten Objekt und Schnittpräparaten arbeitenden Forscher die so auffällige Cornea der Amphibien nicht gesehen haben. Die Zusammenhänge zwischen Brille und Auge legen am besten Schnittserien dar, die quer zur späteren Lidspalte angefertigt wurden. Figur 2 zeigt einen solchen Schnitt durch die Mitte des Auges. Der Augapfel selbst liegt eingebettet in ein sehr lockeres Bindegewebe, das sämthche Muskeln im Leben durchscheinen läßt. Auf dem Schnitt ist ein gerader Muskel getroffen worden [M.r.]. Das Auge ist dorsalwärts gedreht. Die Sclera {Sc.) ist mit dem umgebenden Bindegewebe verschmolzen. An der Stelle nun, wo sich später beim metamorphosierenden Tier der pericorneale Ring befindet, setzt sich die Sclera fort in eine innere Cornea, die die Pupille abschließt. Über dieser inneren Cornea {Co.) hegt ein weiter Spaltraum, von einer serösen Flüssigkeit erfüllt, der nach außen zu von einer äußeren Cornea {B?'.) abgeschlossen ist. Unter dieser äußeren Cornea oder ^-i e/t ^en. ' Fig. 3. Schnitt durch die innere Cornea von P. fiisciis. Vergr. Zeiß, Oc. 4. Obj. Horn. Imm. 7i2- cen, Corneaendothel; tps, Tunica propria sclerotica; Up, Lamina elastica posterior; en, Endothel. Brille kann sich nun der Augapfel frei bewegen. Den Bau der inneren und äußeren Cornea mögen die Figuren 3 u. 4 erklären. Die innere Cornea (Fig. 3) besteht aus folgenden Schichten: Der Pupille zugewandt ist sie von einem Endothel überkleidet, das aus großen Zellen mit sehr flachen Kernen besteht {en.\ die nieren- förmig sind. Es ist dies das Corneaendothel des erwachsenen Tieres. Darauf folgt die sehr dünne Lamina elastica posterior (Descemeti) (l.e.p.), die scharf gegen das Endothel, wie auch gegen die nun fol- gende Tunica propria, die ich als sclerotische Tunica bezeichnen möchte, abgegrenzt ist und sich in die fibröse Sclera fortsetzt. Die Tunica propria besteht aus einer relativ dünnen Lage von faseriger Intracellularsubstanz, der Avenige fixe zellige Elemente eingelagert sind {t.2hs.). Überkleidet ist die Tunica propria sclerotica mit einem dünnen, endothelartigen Häutchen {c.en.) mit wenigen Kernen, welches sich auch auf die Innenseite der Brille erstreckt, so daß der ganze Brillenraum von diesem Endothel ausgekleidet ist. Die äußere Cornea oder Brille zeigt folgende Schichten (Fig. 4). Erstens das .eben erwähnte Endothel, das hier aber etwas dicker ist 141 und mehr Kerne enthält [br.en]. Dann folgt die äußere Tunica pro- pria corneae {t.p.c.) mit stärkeren Fibrillen als die innere Tunica; sie ist auch bei weitem mächtiger. Während sich das Endothel der inneren Cornea auf die äußere fortsetzt, ist die äußere Tunica pro- pria ohne Beziehung zur sclerotischen Tunica. Sie ist eine Fort- setzung hauptsächlich der Cutis und weniger Subcutis der äußeren Haut, so daß wir sie als Tunica propria cutanea bezeichnen können. Es folgt nun die äußere Schicht der Brille, das Epithel, welches von der Tunica propria cutanea durch eine sehr zarte Lamina elastica anterior getrennt ist. Das Epithel [ep.) ist ein geschichtetes Platten- epithel, das sich aus 2 Zellagen zusammensetzt, zwischen denen oft einzelne Zellen eingeschoben sind. Die Zellen der unteren Lage, dem Stratum germinativum entsprechend, ist kubisch und zeigt oft noch Fig. 4. Schnitt durch die äußere Cornea (Brille) von P. fuseus. Vergr. Zeiß, Oc. 2. Obj. Horn. Imm. i/jo. Cu, Cuticula; ep, Epithel; i.p.c, Tunica propria cu- tanea; br.cn, Brillenendothel. Zellteilungen. Die Zellen der oberen Schicht sind, von der Fläche betrachtet, polygonal, fünf- oder sechseckig, dabei abgeplattet. Die Oberfläche ist doppelt konturiert, so daß alle Zellen in ihrer Ge- samtheit von einer homogenen Lamelle überzogen sind; es ist dieses die Fortsetzung des gestrichelten Cuticularsaumes der Epithelzellen des Kopfes der Kaulquappen. Alle Zellen des Hornhautepithels sind durch Intracelluläibrücken miteinander verbunden. Bei der Metamorphose wird nun in dem Maße, wie die Lider in der Bildung fortschreiten, der Brillenraum vom Bande her konzen- trisch verkleinert, indem die äußere und innere Tunica miteinander verschmelzen. So kommt also die Cornea der erwachsenen Tiere aus 2 Gewebslagen zusammen, von denen die eine aus der äußeren Haut stammt, die andre aber dem Augapfel angehört und die Fortsetzung der Sclera darstellt. Die Angabe Gaupps für den Frosch z. B., daß die Tunica propria der Cornea nur aus der Sclera stamme, stimmt also hier bei den Amphibien nicht. Ebenso trifft das nach meinen Beobachtungen bei Fischen nicht zu. Sieht man sich die Bilder über die Entwicklung des Auges der übrigen AVirbeltiere an, so bemerkt man, daß der Augenbecher bald nach Abschnürung der Linse noch von einer Bindegewebshautschicht überzogen ist, welche 142 unter der Haut hinzieht. Dieses Häutchen ist die sclerogene Tunica, während die äußere Tunica aus der Cutis der Haut sich herleitet. Damit wäre also, bei Amphibien wenigstens, direkt bewiesen, daß die neuerdings fast allgemein angenommene einheitliche Tunica pro- pria aufgeteilt werden muß in eine Tunica propria cutanea und sclerotica, ähnlich wie sie schon Beer auf Grund seiner Untersu- chungen an Fischen forderte. Tatsächlich kann man leicht bei jungen Fröschen, schwieriger bei älteren, noch die beiden Anteile der Tunica der Cornea nachweisen. Weitere, namentlich auch entwicklungsgeschichtliche Untersu- chungen über die Bildung der Brille und den genaueren histologischen Prozeß der Verschmelzung der inneren und äußeren Cornea müssen noch angestellt werden. Literaturverzeichnis. Baumeister, L., Beiträge zur Anatomie und Physiologie der ßhinophiden. Zool. Jahrb. Bd. 26. Anat. 1908. Die Augen der Schlammspringer [Periophthalmus und Boleophthalmus). Be- merkungen zu dem von Volz verfaßten usw. Zool. Jahrb. Bd. 35. Anat. 1913. Beer, Th., Die Accommodation des Fischauges. Arch. d. ges. Physiol. Bd. 58. 1894. Berger, E., Beiträge zur Anatomie des Sehorgans der Fische. Morphol. Jahrb. Bd. 8. 1883. Ecker, A. und Wiedersheim, R., Anatomie des Frosches. Braunschweig 1901. Franz, V., Lehrbuch der vergleichend-mikroskopischen Anatomie des Sehorgans. VII. Teil. Jena 1913. Harms, W. , Über die am Grrunde der Gewässer lebenden Fische. Zool. Anz. Bd. XLIV. Nr. 1. 1914. Volz, Zur Kenntnis des Auges von Periophthalmus und Boleopiähabnus. Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. 22. 1905. II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Zur NelkenöNCelloidin-Paraffineinbettung. Von H. Hoffmann, Zool. Institut Jena. Eingeg. 10. Dezember 1922. Die Doppeleinbettung Celloidin-Paraffin und noch mehr die ein- fache Celloidineinbettung werden leider nur allzu oft den Teilnehmern zoologischer Praktika nicht beigebracht. Der Hauptgrund hierfür ist wohl in erster Linie darin zu suchen, daß das Verfahren Wochen bis Monate dauert und also die Zeit nicht ausreicht, diese Methode neben der gebräuchlichen Paraffineinbettung zu zeigen. Die Kom- bination ätheralkoholisches Celloidin und Paraffin führt außerdem sehr leicht zu erheljlichen Schrumpfungen, falls nicht genau nach 143 der Vorschrift Apathy s i verfahren wird. So war es also doppelt zu begrüßen, daß Péterfi^ die schon länger vor ihm unternommenen Versuche mit seiner Nelkenöl-Celloidin-Paraffineinbettung zu einem endgültigen Abschluß brachte. Er durchtränkt die Objekte vor dem Überführen in Xylol (Benzol, Chloroform usw.) mit einer l^igen Lösung von Celloidin in Nelkenöl oder Methylbenzoat. Es gelingt ihm bereits mit diesen dünnen Lösungen, die Vorteile der Celloidin- einbettung mit denen der Paraffineinbettung zu verbinden. Die Ob- jekte schrumpfen absolut nicht, da die beim Überführen aus der Ölcelloidinlösung in Xylol usw. gebildeten weichen Gallerten ihr Dispersionsmittel selbst bei 60° C noch festhalten und das Paraffin leicht aufnehmen, ohne daß Schrumpfung eintritt. Das Nelkenöl- celloidin dringt rasch und gut in die Objekte ein. Vor allem aber hat die Methode den Vorzug der Kürze, da die Ölcelloidinlösung die Gewebe sehr rasch durchdringt. Ich habe mich selbst von der Brauchbarkeit dieser Doppelein- bettung überzeugt. So gelang es mir, durch den Oberschenkel eines Frosches ohne Schwierigkeiten Querschnitte von 5 i^i Dicke anzu- fertigen. Bei Herstellung der Nelkenöl-Celloidinmischung ist es nicht ratsam das Celloidin direkt im Nelkenöl zu lösen, da dieser Lösungs- vorgang nur sehr langsam erfolgt. Ich fand nach 14 Tagen noch kaum etwas Celloidin gelöst, obwohl das Gefäß zur Beschleunigung der Lösung meist im Thermostaten stand. Wesentlich rascher ge- langt man zum Ziel, wenn man eine 2^ ige Lösung von Celloidin in Ätheralkohol (1 : 1) herstellt und diese mit der gleichen Menge Nelkenöl versetzt. Die Vorteile, die dieses Einbettungsverfahren für Kurszwecke besitzt, liegen auf der Hand. Einmal die Kürze. Wird doch in den Gang der gewöhnlichen Paraffinmethode lediglich zwischen Alk. abs. und Xylol (Benzol usw.) das Nelkenöl-Celloidin einge- schoben, das bei mäßig großen Objekten meist nach 24 Stunden diese durchdrungen hat. Dann aber ist hier ein Kriterium gegeben, wenn die Durchdringung vollständig ist, nämlich wenn das Objekt unter der Wirkung des Öles durchsichtig geworden ist. Dieser Umstand ist besonders für den Anfänger wertvoll. Und endlich fallen — wie auch bei der bisherigen Celloidin-Paraffineinbettung — alle Schwierig- keiten beim Schneiden fort, die das dauernde Befeuchten mit Alko- hol und anderm dem Anfänger vor allem bereiten. An Stelle des Nelkenöles kann mit ebenso gutem Erfolge Methyl- benzoat verwendet werden. Letzteres bleibt stets hell und farblos und wird nicht wie Nelkenöl mit der Zeit braun und dunkel. Es 1 Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. Bd. 29. S. 473. 1912. 2 Ibid. Bd. 38. S. 342-345. 1921. 144 sollte also schon aus diesem Grund auch bei allen andern Arbeiten dem Nelkenöl vorgezogen werden, ganz abgesehen davon, daß es wesentlich billiger ist. Es wäre also zu begrüßen, wenn diese Methode möglichst bald und rasch in den Instituten zur Verwendung käme. Dies zu er- reichen soll, neben der Mitteilung meiner eignen Erfahrung mit dieser Methode, Zweck dieser Zeilen sein. 2. Meeresbiologisches PralValdivia«. S. 40. Taf. II, Fig. 10, 11. Taf. Ill, Eig. 1—5. Leider war es mir bei dem Erhaltungszustand des Exemplars nicht möglich, den Kopf dieser Art zu studieren. Der Medianten- takel ist abgebrochen, es steht nur noch das Basalglied da. Die Lateraltentakel liegen unter dem Mediantentakel. Spätere Unter- suchungen an besser erhaltenen Tieren müssen ergeben, zu welcher Untergattung sie gerechnet werden. Der Kopf ist durch den etwas ausgetretenen Rüssel so nach oben gepreßt, daß die sehr langen und kräftigen Palpen direkt nach oben zeigen. Das Exemplar besitzt mehr als 70 Segmente. Den größten Teil der Breite des Körpers nehmen die langen Parapodien ein. An der Ventralseite bemerkt man Nephridialpapillen , die an den mittleren und hinteren Segmenten jedoch eine andre Form annehmen als die der andern Polynoiden. In der Mitte befindet sieh die Neural- grube, die etwas breiter ist als die seitliehen auf gewölb ten Partien. Ziemlich am proximalen Rande dieser Partien bemerkt man eine sehwache Wölbung, die nach außen zu höher wird und sieh dann frei erhebt und nach hinten biegt, wo sie in eine feine offene Röhre ausläuft. Die Elytren sind sämtlich abgefallen. Die Elytrophoren befinden sich an den Segmenten 2, 4, 5, 7, 9 , . . 21, 23, 26, 29, 32 . . . Mit den Cirrophoren stehen sie in gleicher Linie. Die Parapodien sind äußerst lang und sind noch länger als die Breite des Körpers beträgt. Dabei sind sie aber sehr niedrig. Ihre Teilung in einen dorsalen und einen ventralen Ruderast ist eine voll- ständige. Beide Aste sind, nachdem sie sich plötzlich verjüngt haben, 154 in feine, lange Spitzen ausgezogen, in welche die Acicula noch hinein- ragen. Nur selten beobachtet man in den Parapodien Borsten. Sie sind zweierlei Art. Die eine Art hat einen dünnen Stamm und ver- breitert sich oben. Am vorderen Rand sind die Borsten mit feinen kurzen Dörnchenreihen besetzt. An der Spitze bemerkt man eine rundliche Öffnung. Die andern Borsten, die viel feiner sind, sind mit Dörnchenreihen versehen, die rings um die Borste gehen. Die Dorsalcirren sind sämtlich abgefallen. Die Yentralcirren sind schlank kegelförmig. Fundort: 4"40'N. 48°39'0. (Küste von Somaliland) 1242 m. Küste von Prince Edward Insel, 1375 Faden (Meint). Grenada, Westindien, 291 Faden (Augener). Karte 3. Gattung Admetella Meint. Geographische Verbreitung. Gerade bei diesen Gattungen ist es sehr schwierig, etwas über die Verbreitung zu sagen, da die einzelnen Gattungen zu wenig be- kannt sind. Eins ist hier sehr zu beachten: Sämtliche hierher ge- hörenden Arten sind Tiefseeformen, so daß die Verbreitungsmöglich- keiten und -hemmnisse der Litoralformen hier nicht in Betracht kommen. Daraus erklären sich auch die weiten Verbreitungen der einzelnen Gattungen. Eulagisca mit der einzigen Art E. coirientis findet sich in der Nähe von Buenos Aires und außerdem bei den Kerguelen. Es ist diese Verbreitung eben nur dadurch zu erklären, daß die Arten in größeren Tiefen (5—600 Faden) leben, wo andre Temperaturen und Meeresströmungen herrschen als an der Ober- fläche. ÄUmaniella mit den Arten Ä. setvbalensis, Ä. arafurensis und A. jytycholejns findet sich im Atlantik und im indomalaiischen Archipel. Diese Gattung hat eine höchst sonderbare Verbreitung. Während die beiden letztgenannten Arten sehr nahe zusammen vor- 155 kommen, findet man Ä. sehchalensis sehr weit entfernt von diesen (Malaiischer Archipel — Spanische Küste). Mittelglieder zwischen diesen beiden Fundorten fehlen vollkommen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß noch Arten dieser Gattung an Orten gefunden werden, die zwischen den beiden Fundorten liegen. Ahnlich steht es mit der Gattung Admetella mit der einzigen Art A. longipedata. Diese Art hat eine ebenso starke Verbreitung, und zwar Somali- küste, Prince-Edward-Insel, Westindien. Die Verbreitung der beiden letzten Gattungen ist ähnlich der der Gattung Bathynoe Diti., zu der ich auch Weberia pustidata Horst (»Siboga«-Exped. 1917) stelle. Das Entstehungscentrum der Gattung Eulagisca liegt im süd- lichen Indik, und von dort aus wanderte die Art westwärts. Von Allmaniella kann man wohl sagen, daß das Entstehungscentrum im malaiischen Archipel liegt, und daß dann die Gattung um das Kap gewandert ist. Das Entstehungscentrum von Admetella liegt im Indik, und von dort aus wanderte die Art um das Kap nach Westindien. Literatur. Augener, H. , Westindische Polychäten. Bull. Mus. Comp. Zool. XLIII. 1905. Darboux, G., Recherches sur les Aphroditiens. Bull. Scient, de la Finance et la Belgique XXXIII. 1900. Ditlevsen, Hj., Annelids! The Danish »Ingolf« Exped. vol. IV. 1917. Ehlers, E., Die bodensässigen Anneliden der Deutschen Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer »Valdivia«. 1908. Grube, Ed., Annulata Semperiana. Beiträge zur Kenntnis der Annelidenfauna der Philippinen. Mémoires de TAcademie impér. des scienc. de St. Péterbourg. Vile sér. tome XXV. no. 8. 1878. Horst, R., On new and little known species of Polynoinae from the Nether- lands East-Indies. Zool. Meded. s'Ryks-Mus. f. Naturi. Hist. Deel. 1. 1915. Polychaeta Errantia of the »Siboga<-Exped. Pt. II. Aphrod. and Chrysop A. 1917. Macintosh, W. C, Report on the Annelids. Report on the scient, results of the voyage of H.M.S. »Challenger«. Zoology vol. XII. 1885. 2. Die Haare und sonstigen Chitingebilde der Kohlraupe (Pieris brassicae L.). Von Dr. phil. Herbert Schneider, Jena. (Mit 1 Figur.) Eingeg. 15. Oktober 1922. Zur Beurteilung des Verhaltens eines Tieres ist eine genaue Kenntnis sämtlicher Reizpforten nötig. Im Gegensatz zu den bis- herigen Untersuchungen über die Sinnesorgane bei Arthropoden, die entweder vergleichender Art waren, oder an den verschiedenen Ob- jekten die mannigfaltigen Gebilde nach ihrem Bau und ihrer Be- deutung zu erforschen suchten, ist es deshalb hier unternommen 156 worden, an einem Objekt, nämlich der Raupe des Kohlweißlings {Pieris brassicae L.), alle vorhandenen chitinigen Bildungen, die als Sinnesorgane in Frage kommen, in ihrer Verteilung und ihren histo- logischen Verhältnissen zu untersuchen. Nicht berücksichtigt wurden deshalb alle Ausstülpungen der Körperwand, unter denen der normale Verlauf der Hypodermiszellen keine wesentlichen Änderungen erfährt, noch die soliden Chitinskulpturen, sondern nur die Stellen in Be- tracht gezogen, die mit besonderen Hypodermiszellen in Beziehung stehen. Unter diesen fanden sich folgende Formen: 1) Membranen, die in einem cylindrischen Durchbruch der Cuticula etwas unterhalb des oberen Randes aufgespannt sind, 2) Stacheln, von der Form der Rosenstacheln, 3) Borsten, sehr hohe und sehr spitze Kegel, die sich un- mittelbar aus der Umgebung erheben, 4) Kegel, mit zarter Wand und abgerundetem Ende. Sie kommen in zweierlei Größen vor. 5) Geknöpfte Kegel. Auf der hellen Chitinkuppel, die den Abschluß des steilen und dunklen Kegels bildet, sitzt ein helles Knöpfchen, das die Form der spitzen Hälfte einer Eichel hat. 6) Haare. Sie sind nach Länge und Stärke des Chitins sehr verschieden und im Gegensatz zu den Borsten durch einen beson- deren Chitinring der Cuticula eingefügt, dessen Form sie in 3 Unter- gruppen scheidet: a. umwallte Haare. Diese sitzen am inneren Rande eines Wulstes von nahezu kreisförmigem Querschnitt; b. ebenständige Haare, die durch eine Ringmembran in die Oberfläche eingespannt sind; 0. k eg eis tändig e Haare. Diese sind am oberen Rande eines Kegels aufgehängt, dessen Größe der des Haares entspricht, der aber nicht zum Haare selbst gehört, da sich unter ihm normale Hypo- dermiszellen hinzielien, die nur, durch die Raumverhältnisse bedingt, spindelförmige Gestalt angenommen haben. Das dunkle Chitin des Kegels biegt am oberen Rande in scharfer Kurve um und zieht sich ein kleines Stück parallel der Außenwand herab, wobei es zu einer Spitze ausläuft, so daß das Endstück einem Haken gleicht. An der Stelle, wo die Verschmäler ung beginnt, setzt ein heller, weicher Chitinring spitz an, verbreitert allmählich seinen Durchmesser, wobei er einen nach oben offenen Bogen bildet, der innen mit einer hori- zontalen, schmalen Fläche endet, an der in gleicher Breite der Schaft ansetzt. Bei diesen Haaren ist also der starre Schaft durch einen weichen Ring elastisch und nach allen Seiten beweglich aufgehängt. 157 Der Kegelrand erhöht einerseits durch den Hakenauslauf die Fede- rung, anderseits bietet er ein Widerlager gegen zu große Ausschläge. Nur die kegelständigen Haare sind über den ganzen Körper verteilt. Alle andern Gebilde finden sich nur auf den Mundwerk- zeugen, und zwar in folgender Verteilung: An der Unterlippe endet der Ausführungsgang der Spinndrüsen mit zwei kleinen hellen Kegeln. Auf dem erstere umgebenden Rande befindet sich eine Membran, eine ebensolche an der Cylinderfläche jedes Lippentasters, die am Ende je zwei ebenständige Haare haben. Die Maxillen weisen am oberen Rande der beiden Grundglieder je ein langes, ebenständiges Haar, am oberen Grundglied, am unteren Tasterglied und an der Kaulade auf der vertikalen Fläche dem oberen Rande genähert je eine Membran auf. Die Kaulade trägt auf ihrer Endfläche am äußeren Rande nebeneinander drei umwallte, dunkle, kurze Haare, am inneren Rande zwei geknöpfte Kegel, dazwischen 2 Stacheln. Auf der Endfläche des Tasters finden sich fünf kleine Kegel. Die Mandi be In haben nur eine Membran und zwei ebenstän- dige, mittellange Haare aufzuweisen. Da die Größe der 3 Glieder der Antennen nach oben sehr rasch abnimmt, so bleibt auf der Endfläche der beiden unteren Glieder ein größerer Teil hellen Chitins frei. Auf diesem erheben sich beim untersten Gliede zwei sehr lange, zarte, stark umwallte Haare, zwei große Kegel und 1 Stachel, auf dem zweiten Glied ein großer Kegel und 2 Stacheln, während das dritte Glied mit einem kurzen, ebenständigen Haar abschließt. Auf der Oberlippe sind symmetrisch zur Mittellinie auf jeder Seite je vier ebenständige Haare, eine Membran und 6 Borsten an- geordnet. Die Zahl und die Verteilung der Chitingebilde auf den Mund- werkzeugen ist bei allen Häutungsstadien dieselbe. Nur ihre abso- lute Größe und ihre relative in Beziehung zur Gesamtgröße verändert sich. Sie wachsen bei jeder Häutung, aber in geringerem Maße wie der ganze Körper, Anders liegen die Verhältnisse für die Zahl und Anordnung der kegelständigen Haare des übrigen Körpers. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß die Haare des vorhergehenden Stadiums beim folgen- den stets etwas vergrößert wieder auftreten. Dazwischen schieben sich immer zahlreichere kleine Haare. Die Verteilung der Haare im einzelnen hier zu schildern, würde zu weit führen. Einige knappe Angaben müssen genügen. Die Anordnung der Haare, vor allem im ersten Stadium, ist eine typische. Im Verlauf der Häutungen treten allerdings kleinere individuelle Verschiedenheiten auf, die aber 158 weder die Grundzüge der Verteilung, noch die vorhandene Symmetrie stark zu verwischen vermögen. Serial entsprechen sich je unterein- ander das zweite und dritte Brustsegment, sowie die Bauchsegmente, mit Ausnahme der beiden letzten, die aber nur geringe Abweichungen zeigen. Über den Rücken jedes Segments zieht sich ein Gürtel größerer Haare, der sich in einen Kranz um die Stigmen fortsetzt, während Bauch und Füße nur mit kleinen, zarten Haaren bedeckt sind. — Die Vermehrung der Haare läßt keine Regel erkennen; nur hat man an einzelnen Stellen den Eindruck, als wenn die neu Kegelständiges Haar, im Durchschnitt, kurz nach der Häutung. Fix. Carnoy, ge- färbt Hämalaun-Eosin. (Etwas schematisiert.) s, Schaft des Haares; k, Kegel des Haares; liy, Hypodermis; h.x., haarbildende Zelle; ri.x,., ringbildende Zelle; w.x;., Nervenzelle; w./., Neurilemm; a, Anschwellung des Nerven ; i, Basalmembran. hinzugetretenen in einem Kreise um die größeren älteren ange- ordnet wären. Die histologischen Untersuchungen sind nur für die kegelstän- digen Haare abgeschlossen (s. Figur). Diese stehen mit drei ver- schiedenen Gewebsarten direkt oder indirekt in Beziehung: mit Hypodermiszellen, mit Nerven und mit Tracheen. Der hypodermale Anteil hebt sich scharf aus seiner Umgebung heraus. Zwei Zellen gehören zu dem Haare selbst. Die eine von ihnen ist stets breiter als die normalen Hypodermiszellen. Mit wachsender Größe des Haares nehmen auch ihre Ausmaße zu, so daß sie nach innen größere Ausdehnung gewinnt und sich bisweilen unterhalb ihrer Nachbar- schaft ein Stück weit hinzieht. 159 Doch wechselt ihre Größe und ebenso das Aussehen ihres In- haltes stark je nach der Zeit in bezug auf die letzte Häutung. Während dieser ist sie, ebenso wie alle andern Hypodermiszellen , besonders groß und mit gleichmäßig sich färbendem Plasma dicht erfüllt. In diesem liegt ein großer, lappiger Kern, der einen sehr lockeren, körnigen, unregelmäßig verteilten Inhalt aufweist. In weiterem Ab- stände von der Häutung schrumpft der plasmatische Inhalt stark zusammen ; der Kern wird kompakter und dunkler. Diese Zelle steht mit dem Haarschaft in Verbindung. — Die zweite Zelle ist stets kleiner. Sie ist länglich-spindelförmig und liegt seitlich dicht der ersten an. Ihr oberer Teil umgreift ringförmig deren Hals und tritt allseitig an den hellen Chitinring des Haares heran. Sie zeigt die- selben Veränderungen des Inhaltes und des Kernes wie die große Zelle. Sie hat also eine entsprechende Aufgabe der Chitinabsonderung, und zwar wird von ihr aus der weiche, helle Chitinring abgeschieden. Mit der Abscheidung des Chitins ist aber deren Aufgabe auch er- schöpft. Sie treten also im Verlauf des Raupenlebens periodisch, und zwar hei P. hrassicae viermal für kurze Zeit in Tätigkeit, um während der übrigen Zeit zu ruhen. Für eine weitere Drüsenfunk- tion, wie sie sonst einer der beiden Zellen zugeschrieben wird, finden sich bei dem untersuchten Material keinerlei Anhaltspunkte. Alle kegelständigen Haare stehen mit Nerven in Verbindung. Dabei tritt von einer bipolaren Nervenzelle, dessen proximaler Aus- läufer sich mit andern zu stärkeren Bündeln vereinigt, distalwärts ein Faden, der von einem kernhaltigen Neurilemm umhüllt ist, seitlich an die große Haarbildungszelle heran, um sich auf dieser bis in die Nähe der Basis des Haares zu erstrecken. Der Ort seiner Endigung ließ sich nirgends ganz sicher feststellen. Doch spricht nichts dafür, daß er sich ins Haar hinein erstrecke. Vermutlich endet er an der Basis des Schaftes. Der Teil des Nerven, welcher der Haarbildungs- zelle aufliegt, zeigt in einer gleichmäßig hellen, kernlosen Hülle einen dunklen Faden. In halber Höhe des Kegels erfährt der Nerv eine Anschwellung. In einem hellen Ring liegt dort ein dunklerer, ge- körnelter Kreis. Welche Bedeutung dieses Gebilde hat: ob es einen besonderen Endkörper darstellt oder nur ein ausnehmend großer, letzter Neurilemmkern ist, ließ sich nicht entscheiden. Es wird hier- durch aber der Widerspruch aufgehoben, der in den bisherigen An- gaben über die Lage und Größe der Sinneszelle bestand. Während diese bei Hilton (1902) i im Verhältnis zu den übrigen Zellen die- 1 Hilton, 1902, The body sense hairs of Lepidopterous larvae. The Ame- rican Naturalist Bd. 36. p. 561—578. 160 selbe Größe wie bei andern Arthropoden haben und ein Stück weit unterhalb der Hypodermis liegen, zeigen die Abbildungen Haffers^, und besonders die von Holmgren (1895)^, kleine Sinneszellen in gleicher Höhe mit den Haarbildungszellen. Meines Erachtens haben diese den beschriebenen Endkörper als Sinneszelle gedeutet, während Hilton (1902) letzteren nicht bemerkte. Alle kegelständigen Haare erweisen sich demnach als Sinnes- organe. Für ihre specifische Funktion sind nur das eigentliche Haar und das Nervenende wichtige Bestandteile. Diese scheiden sich in Stimulator und Receptor. Ersteren stellt das Chitingebilde dar. Er hat die Aufgabe, aus der Fülle der auf den Körper einströmenden Reize der Außenwelt eine Auswahl zu treffen und nur ganz bestimmte dem Receptor zu vermitteln. Die Art seines Baues, seine allseitige Beweglichkeit und elastische Einfügung lassen vermuten, daß er Be- rührungsreize verschiedener Art und Stärke zu übertragen vermag. Über die Art und Weise, wie die durch den Stimulator aufgenom- menen Reize dem Receptor, der in dem Endteil des Nerven besteht, vermittelt werden, läßt sich bei unsrer Unkenntnis über den Ort seiner Endigung und der Unsicherheit in der Deutung der vorhan- denen Formbestandteile nichts angeben. Die Untersuchungen, auf Grund deren die obigen Angaben ge- macht worden sind, wurden in der Anstalt für experimentelle Bio- logie zu Jena ausgeführt, deren Leiter, Herrn Prof. Schaxel, ich auch an dieser Stelle herzlich danken möchte für die Förderung, die er meinen Arbeiten zuteil werden ließ durch seinen Rat und das weitgehende Entgegenkommen bei der Benutzung der Einrichtungen des Instituts. — Die ausführliche Arbeit hat als Doktordissertation gedient. 3. Über Fortpflanzung und Entwicklung von Allantonema und verwandten Nematoden. Von G. Wülker. (Aus dem Zoolog. Institut der Universität Frankfurt a. M.) Eingeg. 19. Oktober 1922. Die folgenden Mitteilungen fassen den Inhalt einer größeren Untersuchung zusammen, die im vollen Umfang und mit den ent- sprechenden Figuren voraussichtlich in Bd. V (1923) der »Ergebnisse 2 Huf fer, 0., Bau und Funktion der Sternwarzen von Saturnia pyri Schiü. und die Haarentwicklung der Saturnidenraupen. (Unveröffentlichte Diss.) 3 Holmgren, E., 1895, Studier öfvcr hudens och de körtelartade hudor- ganens morfologi hos skandinaviska makro-lepidoptcrlarver. Kgl. Svcnska Veten- skaps-Akad. Handlingar Bd. 27. no. 4. p. 1—82. 161 und Fortschritte der Zoologie« erscheinen wird. Im gleichen Sinne wurde über denselben Gegenstand in einem Vortrag vor der zoolo- gischen Abteilung der Tagung Deutscher Naturforscher und Arzte in Leipzig (19. September 1922) berichtet. 1) Die Fortpflanzung von Ällantonema mirabile ist keine Hete- rogonie, wie Leuckart annahm, sondern eine direkte Aufeinander- folge gleicher, getrenntgeschlechtiger Generationen, deren Tiere von einem bestimmten Larvenstadium an im Freien heranreifen und sich begatten; das begattete Weibchen dringt in die Leibeshöhle von Hi/lobius-JjarYen ein, verändert hier seine schlanke in eine wurst- förmige Wurmgestalt und produziert nach der Metamorphose des Wirtes große Mengen Eier bzw. Larven. Diese treten nach längerem Aufenthalt in der Leibeshöhle des Käfers zur Zeit seiner Fort- pflanzung durch die Darmwand in den Enddarm und werden an seinen Brutplätzen mit dem Kot ausgeschieden. Die Einbohrung der Weibchen in die Käferlarve, die nicht unmittelbar beobachtet wurde, vollzieht sich — wahrscheinlich an beliebigen Körperstellen — unter Mitwirkung des chitinlösenden Secrets einer Schlunddrüse, die nur in diesem Wurm stadium ausgebildet ist; frisch eingedrungene Weibchen, die den freilebenden noch vollkommen glichen, wurden in 10 Fällen nachgewiesen. 2) Die Bedingungen der freien Larvenentwicklung wurden in Kulturen nachgeahmt und ihre Übergänge fortlaufend verfolgt. Da- bei wurde festgestellt, daß die Entwicklung von der Ausscheidung aus dem Käfer bis zur Geschlechtsreife und Begattung bei mittlerer Temperatur 10 — 12 Tage dauert; da die Entwicklung der Käferlarve aus dem etwa gleichzeitig abgelegten Ei die gleiche Zeit beansprucht, ist die Gelegenheit für deren Infektion bald nach dem Schlüpfen am günstigsten, wie auch der tatsächliche Befund an den untersuchten Larven und die Verhältnisse ihrer weiteren Entwicklung — räum- liche Trennung der Wurmlarven von den tiefer in die Kiefernwurzeln eindringenden Käferlarven — zeigen. 3) Das Ovar der freien Weibchen besteht zur Zeit der Begat- tung nur aus wenig Zellen, die Vulva ist schwach ausgebildet, während ein relativ großes ßeceptaculum das Sperma aufnimmt. Dieses besondere Verhalten läßt sich biologisch dadurch erklären, daß nur das Weibchen wieder zum Parasitismus zurückkehrt — in dem sich beide Geschlechter in der Jugend bis zum Stadium der > Leibeshöhlenlarve« befinden — und daher während seiner kurzen freien Entwicklung aus seinen Beservestoffen (ohne Nahrungsaufnahme) den Geschlechtsapparat so weit ausbilden muß, daß die Begattung stattfinden kann; da schon zu dieser Zeit das ganze, für die Be- Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 11 162 fruchtung des späteren gewaltigen Eivorrats nötige Sperma übertragen werden muß, ist vor allem die Ausbildung des Samenbehälters er- forderlich. Eine derartig frühzeitige Begattung unreifer Weibchen, wie sie auch für einige verwandte Nematoden (s. unter 5) wahrschein- lich gemacht wird, soll durch die Bezeichnung: Koriogamie (von rò y.ÓQiov, das Mägdlein) als ein Sonderfall der Progenesis (= Fort- pflanzung auf jugendlicher Entwicklungsstufe) gekennzeichnet werden. 4) Die Umwandlung des schlanken, in die Käferlarve einge- wanderten Parasiten in die anfangs ovale, dann wurstförmige Ge- stalt geschieht wahrscheinlich unter Häutung, die bisher nicht un- mittelbar festgestellt wurde; der Zusammenhang beider Formen wird aber durch ihr gleichzeitiges Vorhandensein in Käferlarven von un- mittelbar aufeinander folgender Größenordnung sichergestellt. Der Übergang ist weiter charakterisiert durch den Schwund des Excre- tions- und Nervensystems und durch die Rückbildung der Verdau- ungsorgane (Mund, Stachel, Vorderdarm, After), wobei nur ein Rest der Schlunddrüse in einer eigenartigen Cyste des reifen Tieres ver- mutet wird ; der Mitteldarm verwandelt sich vielleicht in ein anders- geartetes Speicherorgan, die Innenschicht des Füllgewebes (»Zellen- körper«). In der Geschlechtsanlage konzentriert sich während dieser Umwandlung der ursprünglich schlauchförmige Samenbehälter auf eine kurzcylindrische Masse, nach der Vulva zu entwickelt sich der Uterus, am entgegengesetzten Ende wird aus dem wenigzelligen Eier- stock der Ovarialschlauch gebildet. 5) Für die verwandten Käferparasiten der Gattungen Bradynema, Tylenchus (und Hoivardula) ist eine analoge Entwicklung wahrscheinlich geworden. Bei B. strasseni Wülker aus Spondylis buprestoides wurde die Reifung der defäkierten Larven bis zur Häu- tung verfolgt, wobei der Reifezustand der gehäuteten Männchen und Weibchen vollständig demjenigen des entsprechenden Stadiums von Allantonema entspricht. Obwohl die Begattung bei niederer Tempe- ratur nicht mehr eintrat, sprechen alle Beobachtungen dafür, daß auch hier Koriogamie besteht. Die Einwanderung des begatteten Weibchens in die Käferlarve wird hier ebenfalls durch eine stark ausgeprägte Schlunddrüse unterstützt; auf den frühzeitigen Ablauf dieses Vorgangs deutet der Umstand, daß schon halbwüchsige Spon- dylis-lj3iYven neben reifen Würmern zahlreiche, von diesen produzierte Leibeshöhlenlarven beherbergen. Bei B. rigidiim aus Aphodiiis flme- tarius ist die Kultur der freien Stadien besonders schwierig, so daß nur vereinzelt reife Männchen gezüchtet wurden; die Übereinstim- mungen zwischen den parasitischen Larven und denen von B. stras- seni machen aber wahrscheinlich, daß auch hier funktionsfähige Tiere 1G3 ■ beider Geschlechter entstehen, während zur Strassen (1892) eine Vermehrung durch autogame Zwittrigkeit angenommen hat. Auch die Tylenchus-LârYen aus Borkenkäfern (Gattung Parasitylenchus Micoletzky 1922) entwickeln sich nach den Abbildungen von Fuchs (1915) zu freilebenden, getrenntgeschlechtlichen Tieren; die grund- sätzlich mit den andern Gattungen übereinstimmende Organisation der reifen Parasiten läßt erwarten, daß auch hier die im Freien be- gatteten "Weibchen in die Käferlai-ve eingewandert sind, daß also kein Wechsel verschiedenartiger Generationen oder autogame Zwittrig- keit besteht, wie Fuchs annahm. 6) Der Zeitpunkt der Infektion ist für die Käferparasiten mehr oder weniger begrenzt, je nachdem die Käferlarven nur kurz {Ällantonema, B. strasseni, T. hylastis n. sp.) oder länger (Parasiten von Ips tfjpographus) mit freien Wurmlarven in Berührung sind. Der Übertritt der Leibeshöhlenlarven in den Darm und ihre Defäkation aus dem Darm findet bei allen untersuchten Arten nur zur Zeit der Fortpflanzung des Käfers statt. 7) Die Lebensdauer der Parasiten währt entsprechend derjenigen der Wirte eventuell mehrere Jahre. Ihr Altern zeigt sich im Ver- siegen des Spermas, Zerfall unbefruchteter Eier und Brüchigkeit und Hinschwinden des Tieres selbst. Die Schädigung im Wirts- körper ist nur selten erheblich (2^. dispar nach Fuchs), höchstens wird die Fruchtbarkeit eingeschränkt. 8) Die Entwicklung der Geschlechtsanlage wurde an Ällan- tonema (und teilweise an B. strasseni) verfolgt, begiinvnd mit einem Stadium von 1 — 2 Urgeschlechtszellen, neben dem eine vordere und eine hintere Terminalzelle deutlich sind; ein Geschlechtsunterschied tritt bei Ällantonema erst in der Leibeshöhlenlarve hervor (bei B. rigidum nach zur Strassen wesentlich früher), indem die Vermehrung und Reifung der Geschlechtszellen sich von dieser Stufe an im männlichen Geschlecht viel rascher vollzieht als im weiblichen. Die hintere Terminalzelle bildet unter Zellvermehrung eine Terminalzone, aus der beim Männchen das Vas deferens, beim Weibchen Recepta- culum und Vulva, bzw. später der Uterus entstehen. 9) Der Vergleich der Käferparasiten mit freilebenden und halb, bzw. echt parasitischen Verwandten (früher vereinigt in der Familie der Anguilluliden) ergibt eine morphologische Reihe mit fortschreiten- der Rückbildung innerer Organe und äußerer Gestaltsveränderung, die von freilebenden Tylenchinen über die Pflanzenparasiten zu den Tylenchus-Arten der Borkenkäfer und Bradynema (sowie Eoivardîda) und schließlich zu Ällantonema als der am weitesten abgeänderten Form führt. Diese Gattungen, einschließlich Sphaerularia und Ätrac- 11* 164 to7iema, können vorläufig in der Unterfamilie der Tylencliinae (Mar- cinowski, 1910), Farn. Tylenchidae, Micoletzky, 1922 zusammen- gefaßt werden, während die Wirbeltierschmarotzer Angiostomuîu und Strongyloides als Angiostominae n. suhf. zur Familie der Rhabditidae (Oerley, 1885), Micoletzky, 1922, gehören dürften. Stammes- geschichtlich haben sich die Käferparasiten vermutlich aus Erd- bewohnern durch die Zwischenstufe der Außenbewohner oder der fakultativen Darmschmarotzer zu echten Leibeshöhlenparasiten ent- wickelt. 10) DieFortpflanzungsweise aller hier behandelten Tylenchinen ist getrenntgeschlechtlich, während von den Angiostominen Angio- stomum typisch heterogen ist, Strongyloides aber sich sekundär wiederum direkt (und zwar parthenogenetisch) fortpflanzen kann. Nur inner- halb der freilebenden Nematoden (meist Erd- und Fäulnisbewohnern) ist neben diözischer Fortpflanzung partieller oder vollständiger (auto- gamer) Hermaphroditismus und Parthenogenesis bekannt. Litemturnachweis erfolgt in der ausführlichen Arbeit. 4. Nomenklatorische Revision einiger Schlangengattungsnamen. Von Dr. Baron G-, J. v. Fejérvâry, Kustosadjunkt und Leiter der ßeptiliensammlungen am Ungarischen National- museum zu Budapest. Eingeg. 20. Oktober 1922. Art. 28 der Internationalen Regeln der Zoologischen Nomen- klatur i besagt folgendes: »Eine Gattung, die durch Vereinigung von zwei oder mehr Gattungen oder Untergattungen gebildet wird, erhält den ältesten gültigen Namen der Gattungen und Untergattungen, die sie zusammensetzen. Wenn die Namen gleichzeitig aufgestellt worden sind, so ist derjenige Name beizubehalten, der von dem ersten revidierenden Schriftsteller gewählt wurde.« Art, 292 lautet: »Wird eine Gattung in zwei oder mehr Gat- tungen geteilt, so verbleibt ihr gültiger Name einer der aus der Teilung hervorgegangen Gattungen. War der Typus der Gattung ursprünglich bestimmt, so verbleibt der Gattungsname derjenigen aus der Teilung hervorgegangenen Gattung, welche diesen Typus enthält.« EndHch wird in Art. 30' folgendes festgestellt: »Wenn der Typus einer Gattung ursprünglich nicht bestimmt worden ist, so » Paris, 1905, p. 50. 2 op. cit. p. 51. 3 1. e. 165 kann derjenige Schriftsteller, der zuerst die Gattung aufteilt, den Namen der geteilten Gattung derjenigen aus der Teilung hervor- gegangenen Gattung oder Untergattung beilegen, die er für passend hält. Eine solche Übertragung darf später nicht geändert werden. In keinem Falle aber darf der Gattungsname auf eine Gruppe übertragen werden, die keine der ursprünglich in der Gattung ent- haltenen Arten enthält; auch darf nicht eine Art als Typus gewählt werden, die nicht ursprünglich in der Gattung enthalten war, oder welche der Autor des Gattungsnamens der Gattung nur zweifelhaft zurechnete. « Da meiner Überzeugung nach in nomenklatorischen Fragen Stabilität, Einheitlichkeit, Klarheit und historische Ge- rechtigkeit nur so erzielt werden können, wenn man den von den zoologischen Kongressen angenommenen Nomenklatorischen Regeln* stets gerecht wird — ohne diesbezüglich Ausnahmen (vgl. z. B. die »Nomina conservanda«) zu statuieren, denen endlich doch nur eine höchst unerwünschte Form von Subjektivität zugrunde liegt — , will ich in vorliegender Abhandlung den üblich gewordenen Gebrauch einiger Ophidiergattungsnamen mit Bezug auf sein nomen- klatorisches Gerechtfertigtsein in obigem Sinne revidieren, um die richtige Benennungsweise der hier besprochenen Genera festzu- stellen und in die Fachliteratur einzuführen. 1) Coluber L. (part.), 1758, Gonyosofìia Wagl. (part.), 1828, und Vipera Laur. (part.), 1768. Bereits 1907 hat L. Stejneger^ auf die Tatsache hingewiesen, daß der Name Coluber in der modernen Literatur fälschlich an- gewendet wird, da die Gattung, welche heute als i> Coluber^ bezeichnet wird, keine einzige Linnésche Coluber-Art enthält, so daß diese Anwendung dem 30. Art. der Nomenklaturregeln direkt widerspricht. Stejneger (1. c.) hat die Lösung dieses nomenklatorischen Problems versucht, kam aber, leider, zu einem durchweg falschen Ergebnis, das in schroffem Gegensatze zu Sinn und Wort- laut der Nomenklaturregeln steht, und somit auch im Gebrauche etlicher eingebürgerter systematischer Termini eine ganz unnütze Konfusion herbeigeführt hat. Stejneger meint nämlich, daß der Name Coluber für die Laurentische (1768) Gattung Vipera gebraucht werden soll, weil Prof. Rob. Collett der erste war, der den Typus der Gattung Coluber festgestellt hat, indem er, im Jahre 1878, die * op. cit. 5 In: Herpetol. of Japan, Smithsonian Inst. U. S. Nat. Museum Bull. 58, Washington, 1907. p. 444. 166 Art berus L. als Genotyp erlas^, ein Vorgehen, das, laut Stejneger, unter Berufung auf Art. 30 der Nomenklaturregeln, nicht zu ändern ist. So bezeichnet denn Herr Stejneger' das Genus Vijjej'a Jjnur. als Coluber Li. und die Familie Viperidae als Cobridae^, während die Gattung Coluber autorum (non L.) als Elaphe Fitz. (1833) an- geführt wird 9, und die Familie Colubridae (sensu Blgr.) den Namen Natricidae erhält *<>. Es ist wahrhaftig unverständlich, wie eine so tiefgreifende termi- nologische Änderung, welche die größtenteils eben auf den beiden Typen Coluber und Vipera beruhende bisherige Nomenklatur des Ophidiersystems geradezu auf den Kopf stellt, in einer Weise vor- genommen werden konnte, die sich bei etwas genauerer Prüfung als den Nomenklaturregeln direkt widerfahrend erweist und deren Resultat demnach unmöglich angenommen werden kann. In »B,at- schlag« c. des Art. 30 'i heißt es: »Wenn eine ursprüngliche Gat- tung schon früher geteilt worden ist, ohne dasz der Typus bestimmt wurde, so ist bei der Bestimmung des Typus die Elimination anzu- wenden, d. h. es sind alle Arten auszuscheiden, die schon in andere Gattungen versetzt worden sind; der Typus ist unter den übrig- bleibenden Arten zu wählen.« Dies ist auch durchweg logisch, denn es ist einzig und allein der Eliminationsvorgang, der es er- möglicht, daß man bei der Zersplitterung einer ursprünglichen, um- fangreichen Gattung in mehrere restringiertere Genera, den Prioritäts- regeln tatsächlich getreu bleibe. Diesen Eliminationsvorgang werde ich nun mit Bezug auf die ursprüngliche Linnesche Gattung Coluber anwenden: La urenti war der erste, der in seinem »Specimen medicum exhibens Synopsin Reptilium« i- die zahlreichen, einander phyletisch und daher auch systematisch gar nicht näher anzuschließenden Arten der alten Lin n eschen (1758) Gattung Coluber in verschiedene, von ihm errichtete Genera eingeteilt hat. »Eine solche Übertragung darf«, laut Art. 30 der Nomenklaturregeln '^, »später nicht geändert werden«, d. h. die von der Gattung Coluber durch Laurenti abge- trennte und von derselben auch auf Grund unsrer heutigen Kennt- 6 Christiania Vidensk. Selsk. Forhandl., 1878, no.3, p.6. (Fide Stej neger, 1. c.) 7 op. cit. p. 443. 8 op. cit. p. 442. 0 op. cit. p. 307. »0 op. cit. p. 262. " Intern. Reg. d. Zool. Nomenkl. S. 61. 12 Viennae, 1768. 13 p. 61. 167 nisse als generisch verschieden befundene Formen können von keinem späteren Autor wieder als Coluber bezeichnet werden. Laurenti hat bloß fünf der Linneschen »Arten« als Reprä- sentanten der Gattung Coluber L. angeführt, und zwar: Coluber berus, chersea, stolatus, buccatus und sibon. Von diesen 5 Formen ist chersea Synonym von berus ^ während C. sibon sich als Synonym des Linneschen C. nebulatus erwies, welch' letztere Art von Lau- renti ^^ als zu seiner Gattung Cerastes gehörend betrachtet und an- geführt wurde. Hiermit bleiben also, selbstverständlich, nur drei Arten übrig, die hinsichtlich der Vertretung der Gattung Coluber L. berücksichtigt werden können, nämlich : berus, stolatus und buccatus. Der Linné sehe Coluber stolatus wurde von Schneiderin im Jahre 1801 als zu seiner Gattung Elaps gehörend angeführt, während Merrem im Jahre 1820 nachwies i^, daß diese Art der Gattung Natrix Laur. (1768) ^^ anzuschließen ist. Berus erwies sich als Mitglied der Laurentischen Gattung Vipera, als deren typische Vertreterin auch heute noch die Linnesche Art aspis gelten kann, die von Laurenti an erster Stelle^s unter dem Namen Vipera Francisci Redii angeführt wurde und meiner Ansicht nach als Genotyp der Gattung Vipera aufzufassen ist^^. — Daß berus dem Genus Vipera angehört, wurde zuerst von D au din erkannt, der in seinem »Histoire Naturelle des Reptiles« betitelten und in Paris erschienenen Werke, im Jahre 1802 — 1803 (»An XI« der Französischen Revolution), die Art berus dieser Gattung einver- leibt hat 20. Daudin hat aber nicht nur die Art berus dieser Gat- tung einverleibt, sondern auch Linnes Coluber buccatus als Vipera buccata angeführt^', ein Vorgehen, das sich jedoch auch vom syste- matischen Standpunkt aus als unzulässig erweisen mußte. Endlich errichtete Kühl, im Jahre 1822^2^ für diese Art, welche er unter dem 14 op. cit. p. 83. 15 Unter dem synonymen Speciesnamen hilineatus, in: Hist. Ampli., II, Jena, 1799-1801. p. 299. 16 In: Tent. Syst. Amph., Marburg, p. 123. 1'' In der modernen Literatur meist unter der unrichtigen Benennung J'ropi- donotus Kühl (emend. Kühl, 1824) bekannt. Vgl. Stejneger, op. cit. p. 264. 18 op. cit. p. 99. 19 Stejneger (op. cit. p. 443} bezeichnet ganz unbegründeterweise V. ilhjrica Laur. (= V. ammodytes L.) als Genotyp von Vipera Laur. 20 T. VI, p. 89. 21 op. cit. p. 220. 22 In: Isis, p. 474. Das Errichtungsdatum ist also nicht 1824, wie dies auf Grund von G. A. Boulenger, The Fauna of Brit. India, Kept. a. Batr., Lon- don, &c., 1890, p. 373, anzunehmen wäre. — In: Cat. Snakes Brit. Mus., Ill, Lon- don, 1896, p. 14, führt G. A. Boulenger unter den Synonymen von »Homa- lopsis huccatat auch folgende Referenz an: Homalopsis ìnoluriis, Kühl, Isis, 1826, 168 synonymen Speciesnamen >horridus Merrem«23 kannte, das Genus Ho7ualopsis, und wurde sie nun auch im modernen System als Homa- lopsis buccata L. bezeichnet. Wenn man den Eliminations Vorgang verfolgt, so sieht man, daß unter den drei obenerwähnten und betreffs*cler Linné sehen Gattung Coluber in Betracht kommenden Arten bems und buccatus zuletzt (im Jahre 1802 — 1803) aus dem Rahmen der Gattung Coluber L. entfernt wurden. Berns wurde tatsächlich als Mitglied der aften Lauren ti sehen Gattung Vipera, 1768, befunden, während Daudin die Art buccatus irrtümlich dem Genus Vipera zugeteilt hat, so daß es unter den zwei zuletzt eliminierten Arten eben nur bucca- tus war, welche damals in keines der n ach -Linn eschen Genera hineinpaßte, zugleich aber das allerletzte Mitglied der Gattung Coluber in Lin né scher Fassung repräsentiert. Ist nun die gene- rische Elimination, eine ursprüngliche »Mischgattung« be- treffend, auf dem Punkt angelangt, daß die ursprüngliche Gattung nur mehr eine einzige vom Autor der betreffen- den Gattung derselben zugewiesene Art enthält, so darf für diese keine neue Gattung geschaffen werden, sondern muß, kraft Art. 30 der Nomenklaturregeln^* als Genotyp der betreffenden Gattung gelten. Und dies ist der Fall mit C. buccatus: da sich sowohl berus als auch die bereits früher eli- minierte Art stolatus zu andern, alten (1768, d. h. vor der letzten generischen Elimination bestandenen) Gattungen gehörend und zu- gleich von buccatus als generisch verschieden erwiesen, können diese beiden Arten betreffs einer Vertretung der Gattung Coluber gar nicht in Betracht kommen, während buccatus als letztes und einziges Mitglied des Linnéschen Genus Coluber nicht einer viel p. 213. — Hätte Herr G. A. Boulenger die genannte Zeitschrift an zitierter Stelle aufgeschlagen, so hätte er sich davun überzeugen können, daß der betref- fende Aufsatz nicht von Kühl, sondern von H. Boi e stammt und der Name der Art als *H. moluriis m.« figuriert, und daß der Autor derselben folglich auch nichtKuhl, sondern H. Boie ist! Hier sei auch das erwähnt, daß Stejneger ;op. cit. p. 305, den Namen Homalopsis inohirus H. Boie unter den Synonymen von Hurria rhynchops Schneid. [= Cerberus rhynchops Schneid.) anführt, und denselben mithin gar nicht als auf > Homalopsis buccata L.« bezüglich zu be- trachten scheint. 23 Der Autorname Merrem ist hier unrichtig; Merrem hat die Art (in: Beytr. z. Gesch. d. Amph., II, 1790) unter dem Namen »Vipernköpfige Natter« angeführt (vgl. Merrem, Tent. Syst. Amph., Marburg, 1820, p. 118, Fußnote (j)), während der Name Cobiber horridus von Daudin (op. cit. t. VII, p, 71) stammt und sich als ein Synonym der vorher erwähnten und von Daudin als Vipera buccata L. angeführten Art (op. cit. t. VI p. 220) erwies. — Vgl. hierzu auch Schlegel, Phys. d. SCoro- nella tygrina* angeführten Art. 36 = Aesculapii L. 37 = Sibon L. 38 = pullatus L. 172 Cerastes Laur. T71 1 • (sensu Laur.) 1768 Elimination>>y mexicanus Laur. . . , 1788 Gmelin Coluber (L. 1758) novae -hi- spaniae Gmel. laetetts L 1801 Schneider Elaps Schneid., 1801 [1789 Bonnat Coluber L., 1758] 1858 Jan Hormor[os]elaps Jan, 1858 plicatilis L 1801 Schnei der Elaps Schneid., 1801 • 1842 Grray Dhnades Gray, 1842 cobella L 1801 Schneider Elaps Schneid., 1801 1864 Cope Rhadinea Cope, 1864. candidus L. ;= haje L.) 1803 Daudin Vipera Laur., 1768. [1789 Lacépède Coluber L., 1758] 1820 Merrem Naia Merr., 1820 aurora L 1826 Fitzinger Duberria Fitz., 1826 1849 Smith Lamprophis Smith, 1847 agilis L. (= Aesculapiili.) 1826 F. Boie Eryihrolamprus F. Boie 1826 40 [1768 (part.) Laur enti Natrix Laur., 1768] nebulatus L. {=sibon L.) 1827 F. Boie Dipsas Laur., 1768 1854 Duméril und Bibron Petalognathus D. & B. , 1854 severus L 1827 F. Boie Xenodon (H. Boie in MS.) F. Boie, 1827 [1802 Shaw Coluber L., 1758] coronattis Laur. '= pw/- 1830 Wagler Spilofes Wagl., 1830 te<« Y2 long, corporis. Dimensiones: Longitudo corporis . . . . . . 51,4 mm Longitiido capitis 18 Latitudo capitis '.18 Pedes anteriores . 32,3 - Pedes posteriores 30,5 - Longitudo tibiae .... . . 26,1 - Pes 30,8 - Callus internus 2 I digitus ped. post 6,9 - (Fortsetzung folgt.) Moskau, Zool. Museum. 10. Oktober 1922. 6. Biologisches über Lepisma saccharina L Von E. Mohr, Hamburg. (Mit 1 Figur.) Eingeg. 3. November 1922. Die Silberfischchen oder Zuckergäste {Lepis?na saccharina L.) sind in meiner Wohnung, in einem Marktflecken nahe Hamburg, zahlreicher als die Fliegen, nur daß sie nicht durch Aufdringlichkeit wie jene lästig werden. Bei Tage sieht man sie nicht eben häufig frei herum laufen; doch habe ich eine Notiz vom 2. Mai, daß um 5 Uhr nachmittags auf dem Boden zwischen den weitläufig liegenden Braunkohlenbriketts mehrere Tiere frei liefen, außerdem unter flach liegenden Stücken deren verborgen saßen. Gelegentlich finden sich im Geschirrschrank in Tassen und Schüsseln Zuckergäste, die hineingefallen sind und nicht wieder entwischen können, weil sie die glatten Wände nicht hinauf zu kriechen vermögen. An glatter Glas-, Ton- oder Porzellanfläche kommen die Tiere kaum mehr als um ihre eigne Länge in die Höhe. Deshalb braucht man die Zuclit- gläser nicht zu deckein, wenn es nicht aus andern Gründen gescliieht. Bislang hatte ich angenommen, daß die Zuckergäste sich mit Speiseresten genügen ließen. Doch im Lauf der Zeit fand ich so 175 viele Schäden an Büchern, Bildern, in den Akten und Briefschaften, daß ich auf sie aufmerksam wurde. Es mußte sich um Fraß durch Lepisma handeln, denn einesteils sind die Fraßspuren und Excre- mente anders als bei der Schabe, die zudem nie im Haus gefunden worden ist; anderseits sieht man so oft Zuckergäste das Weite suchen, wenn zwischen befressenen Papieren geblättert wird, daß auch schon vor Beginn besonderer Versuche ihre Täterschaft erwiesen war. Ich beschloß zunächst, mich über die Biologie von L. saccharina L. zu orientieren. Das war jedoch leichter beschlossen als ausgeführt, denn der einzige, der an zwei Stellen etwas Verwendbares anführt, ist Heymons. Die große Monographie von Escherich enthält in biologischer Hinsicht im wesentlichen eine Wiederholung von Hey- mons. Dagegen war Herr Prof. Dr. L. Reh so freundlich, mir Einsicht zu gestatten in ein bisher unveröffentlichtes Manuskript von ihm über tierische Schädlinge. Heymons (3) sagt über den Schaden durch Lepisma: »sie statten gern den Vorräten der Speisekammer ihre meist ganz bedeutungs- losen Besuche ab oder nagen an Papier, Lederwaren und Woll- stoffen und zerfressen, wie dies bei starker Vermehrung der Fischchen schon vorgekommen ist, an Büchern, die in vernachlässigten Biblio- theken stehen, die Einbände und aufgeklebten Etiketten«. Reh ist etwas ausführlicher und gibt zum Teil nach Tullgren an: »Unter den Eßwaren bevorzugen sie Zucker und Mehl und daraus hergestellte Erzeugnisse. Stärke scheint für sie eine besondere Leckerei zu sein, denn sie fallen eine Menge von Gegenständen an, in denen Stärke enthalten ist. So z. B. gewisse Textil- und Papier- erzeugnisse. Unter den ersteren seien erwähnt alle gestärkten Stoffe, Gardinen, Stramin usw. Holmgren gibt an, daß er von Zucker- gästen beschädigte Tapisseriearbeiten mehrmals gesehen habe.« Die Beschädigungen an Büchern und Papieren erwähnt auch Reh, meint aber, die Tierchen hätten eine besondere Vorliebe für tierische Kost und berichtet, daß in seinen Raupenzuchten häufig Zuckergäste Puppen und frisch gehäutete Larven durch Anfressen getötet hätten. Auch Schmidt schreibt über Beeinträchtigung von Raupenzuchten durch Lepisma. Ich habe nie erlebt, daß die Zuckergäste, wie das in der Lite- ratur behauptet wird^, ihre toten Artgenossen auffräßen. Ich habe eingegangene Tiere oft lange Zeit in den Zuchtgläsern liegen lassen, auch die abgeworfenen Häute, und habe nur einmal bei einem ersten Larvenhäutchen etwas gefunden, was sich gegebenenfalls als Fraß- spur ausmachen ließ. Wenn ich Fleischstückchen in die Gläser tat, 1 z. B. Reh. 176 kam nur ganz gelegentlich ein Tierchen hinzu, lief aber immer sehr bald wieder auf den Mehlhaufen und fraß dort weiter. Auch gegen Käse, Eiweiß, rohen und gekochten Reis verhielten sie sich durch- aus gleichgültig. In den Zuchtgläsern fraßen sie zur Hauptsache Mehl, naschten auch etwas am Zucker. Den Zucker scheinen sie sich aufzulösen, denn man fand um ihn herum eine feuchte Stelle. Brot wurde dem Mehl nur vorgezogen, solange es frisch, also feucht war; auch Obst und Kartoffeln wurden nicht mehr beachtet, sobald sie angetrocknet waren. Die bei mir freilebenden Silberfischchen beschränken seit einigen Jahren ihre unerwünschte Tätigkeit auf den Fraß an Papier aller Art. Die Tapeten haben zum Teil in Fensterbretthöhe, mehr noch in der Nähe des Fußbodens Löcher. Bei den an der nicht trockenen Außenwand hängenden Bildern haben sie sich von der Rückseite her einen Weg gefressen und die Bilder benagt, teils auf der Rück- seite, teils auf der Bildseite, teils alles aufgefressen, so daß man die Löcher durch das Glas sieht. Oft machen die auf der Bildfläche verstreuten, durch das Glas sichtbaren millimeterlangen Excremente auf den Befall aufmerksam. Auch leere Häute finden sich gelegent- lich zwischen Glas und Bild. Heymons(3) sagt, daß die Tiere Schaden tun an »Büchern, die in vernachlässigten Bibliotheken stehen«. Meine Bibliothek ist sicher in gutem Zustand, und da ich weiß, worauf es ankommt, nehme ich auch stets Bücher mit in die Hand, die ich bei der je- weiligen Arbeit nicht brauche; aber ich kann mich gegen das Ge- ziefer doch nicht wehren. Die Hauptfundorte für meine Silberfischchen, die ich deshalb als Falle benutze und in sehr kurzen Zwischenräumen nachsehe, sind eine am Fußboden stehende große Mappe mit allen möglichen Bil- dern, eine daneben stehende Mappe mit Vorräten an Zeichenpapier und ein im Bücherbord liegender Karton mit vielen Verlagskatalogen. Aber auch für einige Aktenkonvolute zeigen die Tiere eine ganz ent- schiedene Vorliebe. Wie weit der Fraß zum Teil geht, zeigt die beigegebene Abbildung. Das zerfressene Blatt habe ich auf photographisches Tageslichtpapier gelegt und kopiert. So blieb die Schrift weiß und man sieht sehr genau, wo das Papier ganz aufgefressen und wo es nur angenagt und dünn geworden ist. Der Fraß hat jedoch keines- wegs vor Tinte und Druckerschwärze halt gemacht, wie das sonst behauptet wird 2; ich glaube eher, diese Ansicht ist dadurch entstanden, 2 z. B. Reh. 177 daß die Tiere mit mehr Bequemlichkeit am Rande nagen können und das auch zumal dann tun, wenn die Papiere fester aufeinander liegen. Sie benagen lieber ein neues Blatt nur am Eande, als daß sie sich bis an die Schriftregion durchklemmen. Ein ihnen zusagen- *^ Fraß von Lepisma saeeharina L. des Stück Papier, das nur einigermaßen frei oder leicht verpackt ist, fressen sie unbeschadet Tinte und Druckerschwärze auf. Weder bei den befressenen Katalogen, noch bei den Bildern ließ sich eine Stufenfolge ausmachen, nach der die verschiedenartigen Papiere befallen waren. Es war scheinbar wahllos jetzt dies, dann jenes an- gefressen. Oft war von mehreren aufeinander liegenden, vollkommen gleichartigen Papierbogen ein mittlerer angefressen, und darüber und darunter war alles heil gelassen. Das galt für holzhaltiges, für Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 12 178 stark-, für schwachgeleimtes Papier, für solches mit Kasemstrich, überhaupt für Kunstdruckpapiere wie für jede andre Qualität. Als ich zuletzt völlig ratlos vor der Fülle der Möglichkeiten und Papier- sorten stand, nahm ich einen Teil meiner angefressenen und der ge- sunden Papiere und legte sie einem der Herren Chefs der Hamburger Papiergroßhandlung Michaelis & Co. vor. Auch diese Fachleute konnten mir nur bestätigen, daß auch sie keine Stufenfolge im Be- fall finden konnten, die irgend etwas mit der Qualität und Zusammen- setzung des Papieres zu tun gehabt hätte. Aber man interessierte sich dort begreiflicherweise sehr für diesen Papierschädling und gab mir große Mengen verschiedenartiger Papierproben mit, die nun zum Fraß hingestellt worden sind. Es war jedoch schon spät im Jahr, in der zweiten Hälfte August; deshalb ist es nicht verwunderlich, daß sich noch nichts Bezeichnendes an diesen Proben hat bemerken lassen, denn um die Zeit fangen die Zuckergäste bereits an, an Leb- haftigkeit nachzulassen, und diejenigen, die an der Fortpflanzung teilgenommen hatten, sind dann schon abgestorben. Es soll daher später über den Ausgang dieser Untersuchungen berichtet werden. Um den Schädlingen möglichst zu Leibe gehen zu können, be- schloß ich, sie in großem Maßstab zu fangen, zu züchten und Ver- giftungsversuche oder andre Tötungsmethoden zu unternehmen. Schon im Sommer 1921 hatte ich deshalb alles gefangen, was ich bekommen konnte, hatte im Herbst aber nur noch 4 Tiere, die Anfang No- vember sämtlich leblos auf dem Mehlhaufen im Glase lagen. Im Frühjahr 1922 sollten daher die Versuche von neuem beginnen. Am 3. April fanden sich zum ersten Male wieder lebende Tiere in der Zeichenmappe. Die Zimmertemperatur war 15° C; die Außentempe- ratur 1° C. Einige Tage später waren an derselben Stelle wieder Zuckergäste. Am 9. April wollte ich das vorjährige Zuchtglas wieder in Gebrauch nehmen und es reinigen. Da waren die vier vorjährigen »toten« Tiere aber vom Winterschlaf erwacht und liefen emsig im Glas umher. Außentemperatur 6° C, im Zimmer 8° C. Am 13. April fand ich zuerst ein frei laufendes Tier: Temperatur außen 8" C, im Zimmer 10" C. Am 27. April wurde an den aus leidiger Erfahrung bekannten Stellen eine große Treibjagd veranstaltet. Die Strecke betrug 24 Stück. Mit den vier im Glas überwinterten und einigen an den folgenden Tagen erbeuteten waren die Maße wie folgt: 2 . 3- — • 5 • 6 • 8 . 10 • 11mm 3-hl lH-5-rl7 4^6^ 1 = 34 StückT" Von denen waren — wie aus den Beobachtungen des Sommers her- vorgehen wird — die kleinen von 2 und 3 mm 1921 geboren, die 179 großen schon 1920, hatten also zum zweiten Male überwintert. Um die zarten Tiere nicht zu beschädigen, wurden sie in der Weise ge- raessen, daß ein Maßstab mit Millimetereinteilung unter den Boden des gläsernen Zuchtbehälters gelegt wurde. Schon Anfang Mai machten die großen Tiere, also mit Aus- nahme der 2 und 3 mm langen, die inzwischen alle durch weitere Fänge stark vermehrt waren, einen recht nervösen und erregten Ein- druck. Beim Begegnen betasteten sie sich gegenseitig mit den Fühlern. Berührte aber eins die Schwanzborsten eines andern, so wurde der Schwanz ruckartig nach der entgegengesetzten Seite ge- schleudert. Es ist kein Zweifel, daß es sich um geschlechtliche Er- regung handelte, wenn ich auch nie die Paarung selbst habe beob- achten können. Die kleinen wurden gar nicht beachtet, häufig über- rannt und versuchten nur immer vergeblich bei dem allgemeinen aufgeregten Durcheinander ein ungestörtes Plätzchen zu erwischen. Heymons(2) schreibt, die Eier würden in Stoffalten abgelegt. Ich gab meinen Tieren also verschiedene Stoffproben, auch zusammen- gefaltetes Papier. Aber weder zwischen Stoff noch zwischen Papier fand ich auch nur ein einziges Ei. Dagegen waren Hunderte zwischen dem Futterhaufen aus Mehl und dem Boden des Zuchtglases so abgelegt, daß man sie von unten durch das Glas sehen konnte. Am 3. Mai bemerkte ich das erste Ei, und die Zahl der Eier vergrößerte sich bis Ende Mai. Am 27. Mai nahm ich die meisten großen Tiere aus dem Glas und setzte sie in einen ebenso hergerichteten andern Behälter. Es wurde kein einziges Ei mehr abgesetzt; die Fort- pflanzungszeit erstreckt sich also keineswegs über die ganze warme Jahreszeit, wie Heymons(3) meint, sondern nur über 4 Wochen, im vorliegenden Fall über den Mai 1922. Am 6. Juli schlüpften die ersten Larven aus. Die Entwick- lungszeit im Ei hatte also etwa 9 Wochen gedauert. Die Larven waren 1^/4 — 2 mm lang, gelbweißlich und ganz lebhaft. Sie wurden aber von den großen Tieren oft überrannt und lagen dann wie tot. Deshalb fischte ich die letzten großen Exemplare heraus. Die kleinen wurden jetzt sehr munter; einige liefen schon recht lebhaft umher, wenn ihnen die Eihülle noch anhing und den Hinterleib einhüllte. Über die embryonale Entwicklung von Lepisma hat Hey- mons(2) gearbeitet. Ich habe nicht alles feststellen können, was er beschrieben hat, auf jeden Fall aber auch nichts, was dem wider- sprechen würde. Die Larven habe ich nur bis kurz nach der ersten Häutung halten können. Auch vor der ersten Häutung sind mir schon viele eingegangen, so daß leider von den Hunderten von Jung- tieren keines zur Überwinterung kam. Wahrscheinlich hat ein Mangel 12* 180 in Unterbringung und Verpflegung vorgelegen, denn Jungtiere von 1922 fand ich freilaufend gleichzeitig wie in meinen Gläsern, aber die freien Tiere waren schon pigmentiert, während meine bei gleicher Länge noch gelbgrau waren, und zwar sowohl die im Dunkeln, als auch die im Zwielicht verwahrten. Die großen Tiere, die sich an der Fortpflanzung beteihgt hatten, waren bis Ende August eingegangen. Von gleicher Zeit an fand sich auch nur noch sehr vereinzelt ein großes Tier freilaufend vor. Es macht also nach allem den Eindruck, als ob Lepisma zweimal überwintert, nach dem ersten Winter 2 — 3 mm, nach dem zweiten um 8 mm lang ist. Nach der zweiten Überwinterung legt sie im Mai Eier und stirbt darauf spätestens im August ab. Der Winter- schlaf dauert von etwa Anfang November bis Ende März, wenn die Temperatur unter 4° C liegt. Als in diesem Herbst die Außentemperatur auf 4° C gesunken war, hatte ich das Glas mit wenigen überlebenden Tieren noch auf dem Schreibtisch im geheizten Zimmer stehen. Da wurde es in einen ungeheizten Raum gesetzt, in dem die Temperatur zwischen 4 und 6° C zu sein pflegt, und bereits am nächsten Tage waren die kleinen Tiere erstarrt. Die großen Tiere waren langsam in den Bewegungen geworden, und lagen nach abermals 24 Stunden ebenfalls im Winter- schlaf. Diese letzten Überlebenden sind bzw. 6, 7, 7, 9, 10 und 10 mm lang, also 1921 ausgeschlüpft, jetzt zum zweiten Male im Winterschlaf, werden sie voraussichtlich im Mai 1923 Eier legen und im August 1923 eingehen. Wenn die Zuchtgläser ruhig und ungestört stehen, kann man ohne weiteres entscheiden, ob ein Tier tot oder im Winterschlaf ist, und zwar daran, ob es auf dem Rücken oder dem Bauch liegt. Wenn ein Zuckergast einging, lag er stets vorher auf dem Rücken, konnte nicht allein wieder auf die Beine kommen und lag auch stets sehr bald wieder auf dem Rücken, wenn man ihn umgedreht hatte. Bevor er ganz tot war, setzte oft krampfhaftes Strampeln mit allen Beinen ein. Wenn dagegen ein Tier in den AVinterschlaf fällt, ver- langsamen sich seine Bewegungen allmählich und stetig, und es bleibt auf dem Bauche liegen, wenn es nicht beim Transport des Gefäßes umgeschüttelt oder von einem noch nicht eingeschlafenen Genossen durch Anrennen umgerannt und umgedreht wird. Beides habe ich beobachtet. Übrigens schadet es den schlafenden Tieren nicht, wenn sie auf dem Rücken liegen; die Überreste meiner ersten Versuche haben den ganzen Winter über auf dem Rücken gelegen und sind gleichwohl wieder lebendig geworden. Es scheint zwar für die Kenntnis der Lebensgeschichte der 181 Zuckergäste einiges erreicht worden zu sein. Aber wegen des Ver- sagens der Aufzucht konnten noch keine Bekämpfungsversuche an- gestellt werden. Literatur. 1) Escherich, K. , Das System der Lepismatiden. Zoologica Hft. 43. Stutt- gart 1904. 164 S. 4 pis. 67 fig. 2i Heymons, R. , Entwicklungsgeschichtliche Untersuchungen an Lepisma sac- charina L. Ztschr. f. wiss. Zool. Bd. 62. 1897. S. 583—631. 2 pis. 3 fig. 3) In ßrehms Tierleben. 4. Aufl. Bd. Insekten. S. 53. Leipzig 1919. 4) Schmidt, K. W. , Der Zuckergast Lepisma saccharina als Raupenvertilger. Sei. ent. Jahrg. 33. p. 47. 1918. 7. Ichthyologische Mitteilungen. Von Dr. Ernst Ahi, Berlin. Eingeg. 31. Oktober 1922. In den Sammlungen des Zoologischen Museums Berlin fanden sich eine Reihe von Fischarten, über die ich an dieser Stelle einige kurze Mitteilungen veröffentlichen möchte. Das hier angegebene Material befindet sich, wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, im Besitze des Zool. Museums Berlin, und Herrn Prof. Dr. Pappen- heim bin ich für die Überlassung desselben zu großem Dank ver- pflichtet. Rasbora taeniata sp. n. D. II, 7; A. III, 5; L. lat. 31; L. transv. 10; Höhe 33/5 in Körper- länge, 43/5 in Totallänge ; Kopf 3 in .Körperlänge, 3^6 in Totallänge; Auge 22/3 in Kopf-, 2/3 in Schnauzenlänge, 2/3 ^^ Interorbitalbreite ; Sq. praedors. 12 — 13; geringste Höhe des Schwanzstieles 2^/2 im Kopf, wenig kleiner als seine eigne Länge; 12 Schuppen rund um den Schwanzstiel; die Seitenlinie durchbohrt nur 2 Schuppen. Ein schmaler schwarzer Streifen von der Schnauze durchs Auge über den Kiemendeckel, dahinter zu einem breiten und scharfen Längs- bande werdend, in gleicher Breite über den Körper laufend unter- halb der Körpermitte, fast die ganze untere Hälfte des Schwanz- stiels einnehmend. 1. Dorsalstrahl schwarz. An der Basis der Anale eine sehr schmale dunkle Linie, Flossen hell. 1 Stück von 19 mm Länge, Sumatra? Scholze & Pötzschke, Am nächsten verwandt mit R. trüineata Stnd. und R. dorsi- ocellata Duncker. Weitere Mitteilungen über diese Art sind in den »Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde« 1922 erschienen. 182 Rasbora urophthalma sp. n. D. II, 7; A. Ill, 5; L. lat. 25—26; L. trans. 8—9; Höhe 32/5 bis 31/2 in Körperlänge, 41/3 — 41/2 in Totallänge; Kopf 3,1 — 3,2 in Körperlänge, 4,0 — 4,3 in Totallänge; Angen 3 oder etwas weniger im Kopf, größer als die Schnauzenlänge, etwas größer als der Inter- orbitalraum; Sq. praed. 8; geringste Höhe des Schwanzstiels etwa 2 im Kopf und l^ 2 in seiner eignen Länge. 12 Schuppen rund um den Schwanzstiel. Die Seitenlinie durchbohrt nur wenige Schuppen. Ein schwarzer Streifen von der Schnauze durch das Auge über die Körperseiten, nach hinten etwas schmäler werdend, und an der Schwanzwurzel sich zu einem Augenfleck verbreiternd; Flossen hell, die ersten Dorsalstrahlen schwarz. 4 Exemplare von 22 — 25 mm Länge, Sumatra? Scholze & Pötzschke. Verwandt mit Rasbora tawarensis M. Web. & de Beaufort. Weitere Ausführungen über diese Art sind in den »Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde 1922«, erschienen. Barbus sachsii^ sp. n. D. III, 8; A. III, 5; L. lat. 22 (+ 2 auf der Schwanzflosse); L. transv. 77;-; Höhe 2^ji^ — 3 in Körperlänge; Kopf 3^/5 in Körper- 472 länge; Auge 3 im Kopf, etwas größer als die Schnauze, und unge- fähr gleich der Interorbitalbreite. Schnauze etwas zugespitzt. Maul endständig; keine Barteln, 3. Rückenflossenstachel hinten stark ge- zähnelt, seine Höhe ungefähr gleich dem Kopf ohne Schnauze. An- fang der Rückenflosse gegenüber der 8. Schuppe der Seitenlinie, und durch 8 — 9 Schuppen vom Hinterhaupt getrennt, ungefähr in der Mitte zwischen Schnauze und Schwanzflossenbasis. Längster After- flossenstrahl gleich Schnauze und Auge. Brust- und Bauchflossen gleich lang, ungefähr gleich der Kopflänge ohne Operculum, Baucli- flossen erreichen fast den Anus, gegenüber der 8, Schuppe der Seiten- linie liegend. Schwanzflosse tief eingeschnitten, die Lappen zuge- spitzt. Geringste Höhe des Schwanzstiels kaum größer als Auge und Schnauze, etwas größer als seine eigne Länge, von 12 Schuppen- reihen umgeben. Schuppen mit konzentrischen Streifen und wenigen Kadien. Die Seitenlinie durchbohrt nur 4 — 8 Schuppen. Färbung (in Alkohol) gelblich ; vom Kiemendeckel zur Schwanz- flossenbasis eine schwache, dunkle Linie; 4 — 6 dunkle Querbinden 1 Ich benenne diese Art zu Ehren meines Freundes Walter Bernliard Sachs, der mich dazu veranlaßte, mich mit dieser schönen Fischart zu befassen. 183 über den Körper, die letzte an der Schwanzflossenbasis. An der Basis der Rücken- und Afterflosse ein kleiner dunkler Fleck. 2 Exemplare von unbekanntem Fundort (Indien?, Indomalaii- scher Archipel?, China?), Dr. E. Bade und P. Matte. Am nächsten verwandt mit Barbus sumatraiius, chrysopterus^ snyderi und semifasciolatus. In seinem Werk: »Die Fremdländischen Zierfische« (1897), be- schreibt B. Dürigen diese zierliche Barbe unter dem Namen ^B. chrysopterus« und gibt auch ebenda eine Farbenbeschreibung des lebenden Tieres sowie Pflege. Laichgeschäft und Aufzucht der Jungen bekannt. Barbus dorsimaculatus sp, n. Körperhöhe 22/3 — 3 in Körperlänge, 31/2 — 4 in Totallänge; Kopf 3,1 — 3,2 in Körperlänge. Schnauze etwas zugespitzt, so lang oder etwas kürzer als das Auge, das drei oder wenig mehr im Kopf ent- halten ist. Interorbitalbreite ungefähr gleich dem Augendurchmesser. Maul endständig, ziemlich schräg, bis unter den vorderen Augenrand gespalten. Lippen sehr dünn; 2 Barteln an jeder Seite, der erste gleich dem Augendurchmesser, der hintere etwas länger. Rücken- flosse 111,8, der 3. Stachel biegsam, nicht gezähnelt, so lang wie der Kopf; gleichweit von der Schnauzenspitze und der Schwanz- wurzel entfernt. Afterflosse III, 5, die Schwanzflosse nicht erreichend. Brustflossen ungefähr gleich oder nur wenig länger als die Bauch- flossen, so lang oder nur wenig länger als der Kopf ohne Operculum ; Brustflossen erreichen kaum oder knapp die Basis der Bauchflossen, die ebenso die Afterflosse kaum oder knapp erreichen; die Basis der Bauchflossen unter oder etwas hinter dem Anfang der Rückenflosse. Schwanzflosse tief eingeschnitten. Höhe des Schwanzstiels etwa 2 im Kopf, 1 — 11/3 in seiner eignen Länge. Schuppen wenig radial ge- 4 — 41/ streift; 24 — 26 — ~ — —\ 3 zwischen der vollständigen Seitenlinie und 472 der Bauchflosse, 12 rund um den Schwanzstiel, Bräunlich (in Al- kohol), nach unten etwas heller; in der Körpermitte bis auf den Schwanzstiel ein sehr schmaler, dunkler Längsstrich. Flossen hell, die ersten Strahlen der Rückenflosse in ihrer oberen Hälfte mit einem schwarzen Fleck, die ungegliederten Dorsalstrahlen ebenfalls schwarz. Die Art ist verwandt mit dem afrikanischen B. callipterus Blgr. und dem indischen B. innominatus Day. 20 Exemplare von 27 — 31 mm Totallänge, Sumatra? Scholz e & Pötzschke. 184 Phago maculatus sp. n. D. II, 9— 10; A. II, 8— 9; Sq. 47-48 J/?; 1 zwischen D. und L. lat.; 6 runcl urn den Schwanzstiel; 15 — 16 Sq. praedors.; 22 Zähne befinden sich in der äußeren Eeihe jeder Seite jedes Kiefers. Mit Längsreihen von Flecken am Körper; Flossen mit schrägen Quer- streifen. Heimat: Unterer Niger. Type, Totallänge 13,2 cm, Zool. Mus. Berlin. 2 Kotypen, von 7,9 und 8,7 cm Totallänge, vom Hamburger Naturhistorischen Museum freundlichst zur Verfügung gestellt. Nähere Mitteilungen und ausführliche Beschreibung nebst Bild befinden sich in »Blätter für Aquarien- und Terrarienkunde«, Jahr- gang 1922. DÌQ Bestimmungstabelle der Phago-Arten könnte folgender- maßen lauten: a. Schnauze länger als der postoculare Teil des Kopfes. b. Schuppen 47 — 48 '^; 6 Schuppen rund um den Schwanzstiel, c. Eine Schuppenreihe zwischen der D. und der Seitenlinienreihe, d. 19 Zähne auf jeder Seite der äußeren Zahnreihe jedes Kiefers loricatus Gthr. dd. 22 Zähne auf jeder Seite der äußeren Zahnreihe jedes Kiefers maculatus E. Ahi. ce. 2 Schuppenreihen zwischen der Rückenflosse und der Seiten- linienreihe intei'medius Blgr. 2 bb. Schuppen 45—; 6 Schuppen rund um den Schwanzstiel fuUca Pellegrin. aa. Schnauze kürzer als der postoculare Teil des Kopfes; Schuppen 21 <, 42 — 45 ' , 2 zwischen D. und Seitenlinienreihe, 8 rund um den Schwanzstiel boulengeri Schilth, Anabas argentoventer sp. n. Körperhöhe 3 in Körperlänge, Kopflänge etwas weniger wie 3 in Körperlänge. Schnauze nicht sehr spitz, kürzer als das Auge, das S'\!i im Kopf und 1\'^ in der Interorbitalbreitc enthalten ist. Das Maxillare dehnt sich bis unter das erste Viertel des Auges aus. Palatinzähne vorhanden. Präorbitale ungezähnt; Präoperculum nur unter dem Winkel gezähnt; Suboperculum und Interoperculum sehr stark gezähnelt; ein starker Stachel über und drei bis vier unter der 185 Operculargrube. Vier kurze, verzweigte Kiemendornen am unteren Teil des vorderen Kiemenbogens. Rückenflosse XVI, 10; Stacheln ungefähr gleich vom 5. — 6., etwa 3 im Kopf; weicher Teil hinten zu- gespitzt, der längste Strahl l^y'g im Kopf. Afterflosse IX, 10; ähnlich der Rückenflosse. Brustflosse 74 ^^^ Kopflänge; Bauchflossen 1/2 des Kopfes, die Afterflosse nicht erreichend. Schwanzflosse abge- rundet. Schwanzstiel sehr kurz, nur angedeutet. Schuppen rauh und 3 . . 15 deutlich ctenoid, 26 ^' , ; Seitenlinie -~ . 87-2 1^ Bräunlichgrau (in Alkohol), oben dunkler, unten heller; jede Schuppe mit einem schwach angedeuteten hellen Mittelfleck. Vor der Schwanzflossenbasis ein schwarzer Fleck; Kehle und Bauch glänzend silbern, die Schuppen des unteren Teiles des Kiemendeckels silberweiß, scharf dunkel gerandet, wie auch alle andern Kopfschuppen diese dunkle Ränderung zeigen. 1 Exemplar, 14 cm lang, Wari, unterer Niger. W. Schreit- müller. Die Art gehört in die Mitte von Anabas kingsleijae Günther und A. muriei Boulenger, und unterscheidet sich von beiden außer der schlankeren Körperform und andern, oben angegebenen Merkmalen durch die geringe Anzahl von Kiemendornen, die von allen afrika- nischen Anabas- Arien am niedrigsten ist. Weitere Mitteilungen über die Art sind in den »Blättern für Aquarien- und Terrarienkunde 1922« erschienen. II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Eine neue Hilfseinrichtung zur Benutzung an Zeichenapparaten. Von Heinricli Prell, Tübingen. Eingeg. 7. Februar 1923. Das Prinzip der meisten Einrichtungen, welche das Nachzeichnen von beliebigen Objekten erleichtern sollen, beruht im wesentlichen darauf, daß das Bild des Objektes und das Bild der Zeichenfläche auf der Netzhaut des Beobachters zur Deckung gebracht werden. Die Zeichnung entsteht dann durch einfaches Nachziehen der gewünschten Linien des Objektbildes mit dem auf dem Zeichenblattbilde sichtbaren Bleistifte. Die Konstruktion der optischen Apparate, welche diesem Zweck genügen, ist im einzelnen Falle nicht stets die gleiche. Zur Verwendung an Mikroskopen und Lupenstativen dienen meist Zeicben- apparate mit dem Ab be sehen Würfel, während an Brillenglashaltern und zum Zeichnen in gleicher Größe meist Prismenkonstruktionen 186 von der Art der Camera lucida verwendet werden. Da die Unter- schiede beider Konstruktionen allgemein bekannt und für das weitere ohne größere Bedeutung sind, braucht darauf nicht genauer einge- gangen zu werden. Allen diesen Zeichenapparaten gemeinsam ist es, daß für ihren nutzbringenden Gebrauch unbedingt Objektbild und Zeichenflächen- bild ähnliche Kegelschnitte darstellen müssen. Nimmt man als Bei- spiel die Verhältnisse, wie sie bei der Verwendung des Zeichen- apparates am Mikroskop in Betracht kommen, so wird das Objektbild durch das kreisförmige Gesichtsfeld gebildet, das senkrecht zur optischen Achse des Mikroskopes gelegen ist. Dementsprechend muß also das zugehörige Bild der Zeichenfläche auch kreisrund sein und senkrecht zur Achse des Spiegelsystems liegen, wenn das nachge- zeichnete Bild in seinen Größenverhältnissen dem Objektbilde ent- sprechen soll. Die Zeichenapparate vom Charakter der Camera lucida setzen nun voraus, daß die Zeichenfläche gegen die Horizontale um 25" geneigt ist (Zeis s -Instrument). Zeichenapparate mit dem Abb e sehen Würfel gestatten dagegen mit einer Zeichenfläche zu arbeiten, welche der Objektebene bzw. der Objekttischebene parallel ist. Da nun der Ab be sehe Würfel im Spiegelapparat fest montiert und seine Spiegelfläche um 45" gegen die Horizontale geneigt ist, ist das fehler- freie Zeichnen auf der horizontalen Zeichenfläche nur dann möglieb, wenn auch der Zeichenspiegel unter 45° geneigt wird. Diese Normal- einstellung ist gewöhnlich durch einen Anschlag oder eine Markierung kenntlich gemacht. Wird die Spiegeleinstellung nicht richtig vorgenommen, so liegt die Zeichenfläche nicht senkrecht zur optischen Achse des Spiegel- apparates. Die Bildfläche ist dann also kein Kreis, sondern eine Ellipse, und alle in diese Ellijjse gezeichneten Einzelheiten des in eine Kreisfläche eingeschriebenen Objektes sind dann gegeneinander verschoben. Das Resultat ist also eine verzeichnete Abbildung. Die Praxis lehrt, daß derartige Abweichungen von der richtigen Einstellung beim Abbeschen Zeichenapparate nur zu häufig vor- kommen. Abgesehen darf dabei werden von den Fällen, bei welchen das Ab be sehe Würfelchen nicht richtig orientiert war. Obschon etwas derartiges gelegentlich vorkommt, dürfte das in der Regel bei Instrumenten aus den größeren optischen Werkstätten vermieden sein. Ebenso muß davon ausgegangen werden, daß die Markierung für die Normaleinstellung richtig angebracht ist. Daß diese Voraussetzung nicht selbstverständlich ist, lehrt ein mir vorliegender Zeichenapparat einer hochangesehenen optischen Firma, bei welchem ohne besonderen 187 Hinweis die Markierung für einen andern NeigungswinJ^el des Spiegels eingeritzt ist. Zeichnet man dann mit dem nach der Markierung ein- gestellten Spiegel auf eine horizontale Zeichenfläche, so erhält man eine starke Verzerrung des Bildes: In der Richtung senkrecht zur Drehungsachse des Spiegels (also parallel dem Spiegelarme) werden die gleichen Objekte um über 10^ länger gezeichnet werden, als in der Richtung der Drehungsachse des Spiegels ! Hier sei nur hingewiesen auf die Verzeichnungen, welche der Zeichner selbst verschuldet. Sehr oft nämlich wird das Bild der Zeichenfläche bei richtiger Einstellung des Spiegels stark eingeschränkt durch das Stativ des Mikroskopes; das ist wohl stets der Fall, wenn man mit einem Zeichenapparat arbeitet, der einen relativ kurzen Spiegelarm hat, also bei allen Zeichenapparaten, die nicht ausdrück- lich zur Verwendung an Objektiven mit erweitertem Gesichtsfeld bestimmt sind und dafür einen größeren Spiegel besitzen. Wenn nun der Stativfuß im Bild der Zeichenfläche erscheint, wird dieser Störung in der Regel einfach dadurch abgeholfen, daß man den Spiegel flacher einstellt. Die dann erforderliche Schrägstellung der Zeichenfläche wird dagegen meist übersehen. Wie es im einzelnen Falle auch bedingt sein mag — eine un- richtige Einstellung der verschiedenen Teile eines Abbeschen Zeichen- apparates kommt sehr häufig vor. Und da jede falsche Einstellung zu Verzerrungen der Abbildung führen muß, liegt es dringend im Interesse des Zeichnenden, die richtige Zentrierung zu kontrollieren. Eine primitive und in ihrer Durchführung einigermaßen zeit- raubende Methode dafür ist die Justierung mit dem gewöhnlichen Ocularmikrometer. Man zeichnet dabei dieselbe Maßeinheit des Ocularmikrometers in zwei aufeinander senkrechten Richtungen, ein- mal in der Richtung der Drehungsachse des Spiegels und einmal senkrecht dazu, auf das Zeichenblatt und vergleicht die Längen beider Strecken. Stimmen sie überein, so war die Zentrierung richtig. Stimmen sie nicht überein, so muß die Neigung des Spiegels oder die Neigung der Zeichenfläche so lange geändert werden, bis volle Übereinstimmung beider Längen erreicht ist. Eine wesentlich einfachere und bequemere Methode soll im fol- genden kurz beschrieben werden. Das Prinzip dabei ist, daß man in die Objektbildebene und in die Zeichenblattebene je ein System konzentrischer Ringe bringt, und nun das Spiegelsystem oder die ZeichenÜäche so lange verstellt, bis beide Kreissysteme miteinander konzentrisch sind. Für die Arbeit am Mikroskop dient dazu in erster Linie eine besondere Einlage für das Meßocular, welche wie ein Ocularmikro- 188 meter auf die Blendenebene eines Oculars mit verstellbarer Augen- linse eingelegt wird. Das virtuelle Bild der Kreise auf dieser Ocu- lareinlage wird sich in der Bildebene des Mikroskopes finden. Als Partner dazu dient ein System gezeichneter Kreise, welches man sich selbst sehr leicht mit dem Zirkel auf einem Karton entwerfen kann, und welches das System konzentrischer Kreise in der Zeichenflächen- ebene darstellt. Bei der Benutzung eines Präparierstatives kann man selbstver- ständlich auch die Oculareinlage verwenden; im Gebrauche ist das aber einigermaßen unbequem. Statt dessen ist es dann einfacher, sich ein besonderes kleines Kreissystem auf feinem Karton aufzu- zeichnen, das man mit der Lupe betrachtet. Bequemer ist es aller- dings, wenn man einen Objektträger mit einem Kreissystem benutzt, den man zur deutlicheren Sichtbarmachung der Kreise auf weißes Papier legen kann. Ein Milchglasobjektträger mit schwarzer Skala ist in bezug auf die Bequemlichkeit der Anwendung zu diesem Zweck vielleicht noch besser, als ein solcher aus durchsichtigem Glase. Selbstverständlich kann man einen durchsichtigen Objektträger mit Kreissystem auch am Mikroskop verwenden. Derselbe dürfte aber im Gebrauch kaum wesentliche Vorteile bieten. Sein Nachteil würde darin bestehen, daß er stets eine neue Einstellung des Mikro- skopes erfordert. Das Meßocular mit Kreiseinlage kann demgegen- über jederzeit ohne Störung des eingestellten Objektes aufgesetzt werden und ermöglicht so eine genaue Einstellung des Zeichenappa- rates während des Gebrauches des Mikroskopes. Nur zum Gebrauch mit Zeichenocularen, also Ocularen mit eingebautem Prisma, ist ein durchsichtiger Objektträger mit Kreissystem besonders zweckmäßig. Was die Einrichtung des Kreissystems im besonderen anlangt, so erschien es praktisch, für die Oculareinlage einen Abstand der einzelnen Kreise von 0,5 mm zu wählen. Bei dem durchsichtigen Objektträger dürften die inneren Kreise vielleicht etwas dichter stehen. Eine zweckmäßige Ausgestaltung der Oculareinlage, welche etwa 10 Kreise von etwa 0,5 — 5mm Radius haben sollte, wäre die Anbringung eines durch den Mittelpunkt gehenden Strichkreuzes. Dadurch wäre dann noch die Verwendung als Zentrierungseinlage, etwa zur Zen- trierung des großen Kreuztisches, ermöglicht. Dasselbe gilt auch für den durchsichtigen Objektträger mit konzentrischen Kreisen. Das Kreissystem auf der Zeichenfläche wird man sich dann je nach der Natur des zu kontrollierenden Zeichenapparates so her- stellen, wie es einem zur Erkennung der konzentrischen oder nicht- konzentrischen Lagerung der beiden Kreissysteme angebracht erscheint. 189 Die für die vorstehend beschriebene Zentrierung von Zeichen- apparaten erforderlichen Glasteile — Oculareinlage, Objektträger und Milchglasobjektträger mit Kreissystemen — werden von den Firmen W. und H. Seibert, optische Werkstätten, Wetzlar, und J. D. Möller, Wedel bei Hamburg, gehefert. 2. Eine nomenklatorische Frage von weiterer Bedeutung. Von Wilh. H. J. Götz, München. Eingeg. 15. Februar 1923. Der jährlich tagende internationale Zoologenkongreß hat nach privaten Vorgängern versucht, die Grundlage für ein logisch aufge- bautes nomenklatorisches System zu schaffen. Im großen ganzen ist der Versuch geglückt, da gerade in die Gebiete, in denen die JNamen- gebung und ihre Auffassung vollkommen in der Luft hingen, Me- thode in nomenklatorischer Hinsicht gebracht wurde. Es hat nicht an Gegnern gefehlt, die das Hauptprinzip dieser Bestrebungen, das Prioritätsgesetz, angegriffen haben oder ganz negierten; aber gerade die Tatsache, daß sich diese Bestrebungen nicht durchsetzten, beweist, daß dies der richtige Weg war, um Ruhe und Ordnung einerseits und konsequente Logik anderseits in die Nomenklatur zu bringen. Da ganz naturgemäß die Kegeln ihre Lücken aufweisen und manchen Fällen nicht genügen, so sollte die eingesetzte Nomenklatur- kommission Korrektionen vornehmen, die dann durch den Kongreß zum Beschluß erhoben, schließlich einen allseitig brauchbaren Kodex für die Nomenklatur abgegeben hätten. Nun ist aber die Tätigkeit dieser Kommission durch äußere Ereignisse schon seit einem Jahr- zehnt unterbrochen worden, und die aus der Anwendung der Nomen- klaturregeln hervorgegangenen Vorschläge konnten bisher nicht be- rücksichtigt werden. Es wäre deshalb sehr zu begrüßen, wenn jetzt, nachdem die meisten Hindernisse beseitigt sind, diese Kommission ihre Tätigkeit wieder aufnähme und die bisher gegebenen Verbesse- rungsvorschläge einer Prüfung unterziehen würde. Im folgenden möchte ich einen Fall aus der Anwendung der Regeln bekannt geben, der wegen der weitgehenden Bedeutung allgemeines Interesse bean- sprucht, und anschließend daran möchte ich einen Verbesserungs- vorschlag unterbreiten. Es lautet Art. 35, im 2. Abschnitt: »Wenn infolge der Vereinigung zweier Gattungen, den gleichen Art- oder Unterartnamen tragende Gruppen in eine Gattung ge- 190 bracht werden, so ist der jüngere Art- oder Unterartname als Homonym za verwerfen.« »Art. 36. — Namen, die wegen Homonymie verworfen worden sind, können nicht wieder angewandt werden.« . . . Der an dieser Stelle zur Erläuterung angeführte Fall von Taenia ovilla läßt allerdings keine Möglichkeiten zu, von einem andern Gesichtspunkt innerhalb der Nomenklaturregeln aus betrachtet zu werden. Es heißt dort: y'Taenia ovilla Rivolta 1878, ist als Homonym von T. ovilla Graelin 1790 zu verwerfen«, auch wenn T. ovilla Gmelin heute in einer andern Gattung steht. Dem möchte ich eine andre Möglichkeit hinzufügen. Brehm beschreibt 1831 den mitteleuropäischen Buntspecht als Picus pinetorum (auf S. 187) und in demselben Werk auf S. 185 den mitteleuropäischen Schwarzspecht als Dendrocopus pinetorum, beides valide Namen, die heute Gültigkeit haben für die mitteleuropäischen Rassen dieser beiden Spechte. Im Catalogue of Birds of the Brit. Mus. wird nun dem Schwarzspecht die Gattung Picus zugewiesen, weshalb P. pinetoriim Brehm 1831 für den Buntspecht als Homonym zu P. pinetorum Brehm 1831 dem Schwarzspecht zu verwerfen ist. Man hat heute beide Namen angenommen, da heute die beiden Spechte wieder in andern Gattungen stehen [Dryobates 7uajor pine- forum Brehm = Buntspecht und Dryocopus niartius pinetorum Brehm = Schwarzspecht) und Hargitt zu der damaligen Zeit diese beiden Namen noch als Synonyme führte, wobei es zum stillschweigen- den Abkommen wurde, daß dieser Satz der Regeln nicht rück- wirkende Anwendung fand. Hätte nun Hargitt die mitteleuro- päischen Rassen schon anerkannt, so hätte er den Namen pinetorum für den Buntspecht verwerfen müssen, und der nächst älteste Name würde auch heute noch Anwendung finden (ein derartiger Fall liegt auch vor!). Wenn man aber die Regeln in dieser Weise handhabt, so liegt darin eine Inkonsequenz, Man ist deshalb gezwungen, die gesamte ältere Literatur nachzulesen, ob nicht in irgendeinem Lehr- buch oder sonst einem entlegenen populären Schriftchen ein Autor zwei homonyme Namen in ein und derselben Gattung vereinigt hat, was von weitesttragender Bedeutung wäre, da dadurch eine weitere Beunruhigung in der Nomenklatur Platz greifen würde, was ja ge- rade durch die Regeln vermieden werden soll. Ich schlage deshalb für den ersten Satz des Art. 36 der Regeln folgenden Wortlaut vor: »Ein Homonym kann nur in der Gattung präokkupieren, in die der Autor die Art zuerst gestellt hat, und in der, in die die diesen Namen tragende Art jetzt gestellt wird.< 191 Ich glaube, daß die Beunruhigung, hervorgerufen durch Namens- änderungen wegen Umstellung einer Art in eine andre Gattung, viel geringer ist, als der unausbleibliche Wust neuer Namen, resultierend aus der konsequenten Durchführung der bisherigen Fassung der Hegel. Ein zweiter Fall trat in Erscheinung, der aber durch die Nomen- klaturkommission schon seine Erledigung fand. Es ist bei einigen amerikanischen Ornithologen in Gebrauch gekommen, Nomina nuda, die von einem späteren Autor zitiert werden, als valide Namen dieses Autors zu betrachten, da er sie zum erstenmal auf eine Beschreibung bezieht, sofern er sie in der Synonymie einer gewissen Art oder Unter- art einreiht. Vom Gesichtspunkt der Regeln ist bei konsequenter Durchführung nichts gegen diese Auffassung einzuwenden, wohl könnte man aber dann ebenso die von Linné zitierten Namen binärer Natur als zitierte MS Namen betrachten und jetzt mit Linné als Autor in der Synonymie mitführen. Nach Opinion 5 der inter- nationalen Nomenklaturkommission sind alle binären Namen vorlinnéi- scher Herkunft auch dann als prälinneisch zu betrachten, wenn sie nach 1758 von irgendeinem Autor zitiert werden. Zoologisclie Staatssammlung München, Februar 1923. 3. Meeresbiologischer Kurs auf Helgoland. Vom 2. — 15. August beabsichtigen wir wie in den Vorjahren, an der Biologischen Anstalt auf Helgoland einen 14tägigen Kurs abzuhalten, durch welchen Studierenden der Naturwissenschaften Gelegenheit geboten werden soll, die marine Tierwelt lebend kennen zu lernen. Herr Dr. 0. Kuhn-Göttingen hat für denselben seine Mitwirkung wiederum in Aussicht gestellt. Der Kurs wird sich gliedern in Vorträge über die einzelnen in Betracht kommenden Tiergruppen sowie über allgemein-meeresbiologische Probleme, in Lehrausflüge und makroskopische und mikroskopische Untersuchungen. Das hierfür erforderliche Material wird, soweit es nicht auf den Ex- kursionen erbeutet wird, von der Biologischen Anstalt geliefert. Die zur Verfügung stehenden Arbeitsplätze sind angemessen mit Chemi- kalien und Utensilien ausgestattet. Zu näherer Auskunft über alle einschlägigen Fragen sind die beiden Kursleiter jederzeit bereit. (Bei achriftlichen Anfragen wird um Beifügung des Rückportos ge- beten.) Privatdozent Dr. F. Alverdes. Prof. Dr. H. Prell. Halle a. S., Zool. Institut. Tharandt i. S., Zool. Institut. 192 4. Nachtrag zum Personalverzeichnis zoologischer Anstalten. Danzig. Das frühere Westpreußische Provinzialmuseum ist in die Ver- waltung der Freien Stadt Danzig übergegangen und führt von jetzt an die Bezeichnung: Museum für Naturkunde und Vorgeschichte. Der bisherige Kustos Dr. W. La Baume ist zum Direktor ernannt worden. S arato w (Rußland). Biologische Wolga-Station. Direktor: Dr. A. Behning (Crustacea, Flußbiologie). Botaniker: D. A. Schutoff (Chlorophyceae). Entomologe: 0. N. Sirotinina (Rhynchota). Laboranten: A. N. Popowa (Odonata). M. M. Lewaschoff (Fischparasiten). III. Personal-Nachrichten. Tharaudt i. S. Prof. Dr. H. Prell, Tübingen, wurde auf die Professur für Zoologie und zum Leiter des Zoologischen Institutes an die Forst- akademie in Tharandt berufen. Mitteilung an die Herren Mitarbeiter über Beigabe von Abbildungen und Lieferung von Sonderabdrücken. Wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten für Ab- bildungen werden die Herren Mitarbeiter gebeten, sich in deren Bei- gabe und Umfang möglichste Beschränkung aufzuerlegen. Infolge mehrfacher, sich in letzter Zeit wiederholender Weite- rungen beim Bezug der besonders bestellten (über die Freizahl ge- lieferten) Sonderabzüge wird beabsichtigt, die Zahl der Freiexemplare von 20 auf 40 zu erhöhen, dagegen von einer Lieferung weiterer Sonderabzüge (auf Kosten der Verfasser) abzusehen, wenn nicht vor- her besondere Abmachungen zwischen den Verfassern und dem Ver- leger darüber getroffen worden sind. . . Druck von Breitkopf & Häitel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen KorSClielt in Marburg. Zugleich Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. Band LVI. 15. Juni 1923. Nr. 9/10. Inhalt: I. >VisseH8chaftliche Mitteilnngen. 1. Arnhart, Zur Entwicklungsgeschichte von Braula coeca, Nitzsch. (Mit 1 Figur.) S. 193. 2. Bock , Die Blutcirculation in den Kiemen vom FlußlvTebs. (Mit 3 Figuren.) S. 198. 5. Kotlän, Über die Blutaufnahme als Nahrung bei den Mallophagen. S. 231. 6. Verhoeff, Periodomorphose. S. 233. II. Mitteilnngen aus Museen, Instituten nsn. 1. Duncker. Warnung. S. 238. 3. Reisinger, Untersuchungen über Bau und ., Deutsclie Gesellschaft für Vererbungswissen- Funktion des Excretionsapparates bei rhab- | niinft S 2'-^9 docölen Turbellarien. (Mit ö Figuren.) S. 205. 1 4. Wunder, Die Eucystierung von Cercaria 1 m. Personal-Nachrichten. hiherculata Fil. (Mit 4 Figuren.) S. 224. | Nachruf. S. 240. I, Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Zur Entwicklungsgeschichte der Braula coeca Nitzsch. Von Dr. Ludwig Arnhart. (Aus dem Laboratorium der österr. Imkerschule in Wien.) (Mit 1 Figur.) Eingeg. 2. November 1922. Im vorigen Jahre ist von Skaife eine neue Arbeit über die Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Braula coeca erschienen: On Braula coeca Nitzsch, usw. — Transactions royal Society of South Africa, vol. X, 1921. Uns interessiert hier nur der entwicklungsgeschichtliche Teil. Nach demselben entdeckte R. H. Harris weiße Flecken (specks), >Cedara« genannt, auf den Honigscheiben. In Xylol gelöst und mikroskopisch untersucht, fand man, wie auch Skaife bestätigt, die J^ier von Braula coeca. Comstock fand Eier der Braula auch auf den Brutdeckeln und an den Innenwänden leerer Zellen. Skaife fand nun auch die Larven und Puppen der Braula in verschiedenen Entwicklungsstadien in Zellen, in denen Drohnenlarven enthalten waren, nachdem man diese entfernt hatte. Der Stock war weisellos, wie die Bienenzüchter sagen, d. h. er hatte keine Königin, und war, Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 13 194 wie dies bei solchen Stöcken häufig der Fall ist, sehr verlaust. Die Buccopharyngealarmatur, das Tracheensystem und die Empfindungs- papillen dieser Larven waren genau die gleichen, wie jene der Em- bryos in den bereits vorher gefundenen Eiern. Es war also über die Zugehörigkeit der Larven zu Bmula coeca kein Zweifel. Interessant ist es, daß Skaife im Darmkanal der Larven den- selben Pollen fand, den die Nymphe der Drohne, an deren Seite die Braula-Jj2ii'ye gefunden wurde, enthielt. »Die neu ausgefallene Braula-liârye macht ihren Weg in eine Zelle, welche eine Bienen- larve enthält und frißt Seite an Seite mit ihr von der diesen von den Arbeitsbienen verschafften Nahrung.« Das ist der Schluß, zu dem Skaife S. 45 kommt. So sagt er auch in seiner Zusammen- fassung am Schluß seiner Arbeit. Skaife fand auch Puppen. Auch sie waren in Drohnenzellen gefunden. Die Zellen waren aber schon verdeckelt. Er sagt S. 45 über die i^raw/a-Puppen : »Sie waren weiß, oval, beiläufig lY2nim lang und an die Seiten der Zellen geheftet. Die Puppenhülle be- stand aus der letzten Larvenhaut, in keiner Weise verändert oder verdickt. < »Die eigentlichen Empfindungspapillen und die behaarte Buccopharyngealarmatur bewiesen die Identität der Puppe mit der vorher beschriebenen Larve . . .« Sie waren blaß gelblichweiß. Die Auskriechöffnung der Puppe bestand aus einem rauhen Häufchen und ist wahrscheinlich durch ein Ptilinum gemacht; eine gut gezeich- nete Ptilinalnaht konnte auf dem Kopf des erwachsenen Tieres ge- sehen werden. So weit Skaife. Dr. E. Assmuss (Dr. Ê. Assmuss, Die Parasiten der Honig- biene usw., Berlin 1865], ein fleißiger Beobachter, der z. B. auch mehr als 100 Braula-Imsigines zergliederte, weiß über die Larven zu sagen S. 45: »Wenn die Larve im Mutterleibe erwachsen ist, legt die Braula sie ab, oder vielmehr, sie läßt sie einfach fallen und gibt sie dem glücklichen Zufall preis. Die Larven (Taf. II, Fig. 7] sind 0,5" lang, elf ringelig — die Ringelung jedoch nur unter dem Mikro- skop sichtbar — ganz glatt, weiß, acephal, d. h. bloß mit zwei äußerst kleinen, in den Körper sehr einziehbaren braunen Häkchen bewaffnet, am hinteren Ende mit zwei sehr kleinen, in eckigen Vertiefungen stehende Stigmen versehen, also metapneustisch. Schon denselben Tag, nachdem sie gelegt worden, erhärtet ihre Haut, und sie stellt so eine ovale Tonnenpuppe dar, welche aus elf feinen Ringen be- steht und eine anfangs schmutzig gelbliche, später eine dunklere, fast bräunliche Farbe erhält.« S. 47 heißt es weiter: »Wenn das voll- kommene Insekt die Puppenhülle verläßt, was 13 Tage nach der Ver- 195 puppung geschielit, sitzt es ganz still auf dem Boden der Bretter und harrt hier, gleich den Meloidenlarven auf den Blüten, des Zu- falls, wenn in ihre Nähe eine Biene kommt, welche sie dann flugs an den Beinen besteigt. ... In den ersten zwei Tagen ist das Tierchen strohgelb und besitzt ein weiches Hautskelett. Erst den dritten Tag erhärtet die Haut und nimmt eine braune Färbung an.« Assmus s hält die Braula, wie es bis in die neueste Zeit all- gemein üblich war, für pupipar; er behauptet sogar, die zur Ernäh- rung der Eier in der Scheide in diese mündende Drüse gesehen zu haben. Assmuss ist sehr ernst zu nehmen, hat er doch über 100 Braulas zergliedert. Interessant ist es, daß unter diesen — es waren große und kleine — kein einziges Männchen war. Aber schon F. G. Müggenberg (Der Rüssel der Diptera pupi- para, Archiv f. Naturg., Jahrg. 58, I. Bd.) S. 327 »hat in den Ge- schlechtswegen der B. coeca niemals eine Larve angetroffen«, dann fand er auch, »daß die Drüsenschläuche, welche das Futtersecret für die Larven der Pupiparen liefern, hier nicht vorhanden sind«. Weiter berichtet er, daß Leuckart »die Eier der Branla gelegenthch in den Zellen der Bienenwaben gefunden zu haben glaubt«. Skaife, der auch von den Ernährungsdrüsen an der Scheide nichts fand, erklärt in seiner Zusammenfassung am Schlüsse noch- mals ausdrücklich, die B. coeca sei ovipar. Vor einiger Zeit fand ich nun unter den Deckeln, die die Arbeits- bienen über den reifen Honig bauen, eigentümliche Gänge. Am besten bringt man sich diese Gänge, die man bei einiger Aufmerksamkeit auch schon an unverletzten verdeckelten Honigwaben bemerken kann, zur Anschauung, wenn man mit einem langen, scharfen Messer, das man unmittelbar vorher in heißes Wasser ge- taucht hatte, die gesamten Honigdeckel einer Wabe durch einen Schnitt zwischen ihnen und der Wabenmittelwand, jedoch näher den Deckeln in einem zusammenhängenden Stück abhebt und dann auf einen Teller mit etwas kaltem Wasser so legt, daß die Deckel nach oben, der Honig in den Zellen auf das Wasser zu liegen kommen. Das Wasser wird vorsichtig, damit die Wachsmasse nicht berührt wird und zerbricht, stets nach einem Tage wiederholt erneuert, bis der Honig ganz entfernt ist. Legt man ein so hergestelltes Präparat, die Zelldeckel nach unten, auf ein dunkles Papier, so sieht man etwa vorhandene Gänge sehr deutlich. Fig. 1 stellt ein typisches Stück einer derartigen Präparierung im Photogramm dar: in vielen Zellen ein Gewirr von Gängen, z. B. bei a., die oft lange Strecken hindurch miteinander in Verbindung stehen. Manche Honigwaben, wie z. B. die, von der die Nachbildung stammt, ist 13* 196 stellenweise dicht besetzt, manche haben keine Spur davon. Die Gänge bestehen aus feinkörnigem Wachs; die Körnchendurchmesser sind beiläufig halb so groß wie die der Körnchen, aus denen der Honigzelldeckel selbst besteht. Daß diese Gänge von irgendeinem Tier herrühren, war mir bei der genauen Untersuchung klar. Groß war mein Erstaunen, als ich — nach dem Präparationsverfahren war es nicht anders zu erwarten — vertrocknete, gelbe Insektenkörper fand. Aus der jedesmal leicht auffindbaren Buccopharyngealarmatur zu schließen, handelte es sich um eine Diptera. Bei kleineren Larven war die Armatur gelb, bei immer größeren immer dunkler und bei den größten schwarzbraun. Eine Larve fand ich noch im Ei; diese hatte die Seitenflügel, die ich auch bei Skaife angeführt finde. Das Allerinteressanteste war die größte Larve, die ich vorfand. Eigentlich war sie bloß die abgestreifte Häutung einer solchen. Sie hatte die Buccopharyngealarmatur der übrigen Larven deutlichst, und diese war verbunden mit den Beinen und der Abdo- minalhaut und -behaarung der B. coeca. Es steht demnach außer Zweifel, daß die in den Gärigen aufgefundenen Insekten Larven der B. coeca sind. Ich kann nicht unterlassen, zu be- merken, daß ich die Larven in der Mehr- zahl der Fälle an den Stellen der Gänge fand, an denen die Seitenwände der Zellen an die Honigzelldeckel stoßen und auch, daß ich wiederholt Häutungen auf dem Rücken lebender Bienen fand. Meine Beobachtungen decken sich demnach, was die Frage nach pupipar oder ovipar betrifft, mit denen Müggenburgs und Skaifes. Nur finde ich die Larven in eignen von ihnen gebauten Gängen an den Honig-Wachsdeckeln, also ganz anders angepaßt, als es die bis- herigen Beobachtungen zeigten. Anderseits können die Beobach- tungen von Assmuss, der sogar 13 Tage für die Dauer der Ver- puppung angibt, nicht übergangen werden. Um Klärung in diesem AViderspruche zu erhalten, wandte ich mich an Hofrat Handlirsch. Dieser hält ])eide Fälle für möglich. Je nach den äußeren Um- ständen tritt einmal Pupiparie, ein andermal wieder, und zwar auch Stückchen einer Honigwabe. Photographie von Dr. L. Arn- hart und E. Eichler. Das Stückchen ist durch eine tie- fere Entdeckelung als sie ge- wöhnlich geschieht, gewonnen. Das Stück liegt auf den Honig- deckeln ; man sieht an den Honigdeckeln noch Teile der Zellseitenwände stehen. Der Honig ist entfernt. Bei a ist eine Zelle markiert, die die Gänge der Braula-Ijavve be- sonders deutlich zeigt. 197 bei demselben Individuum, Oviparie ein. In diesem Falle lassen sich tatsächlich alle Beobachtungen über die Entwicklungsstadien der Br aula leicht erkVàr en. Hofrat Han dlirsch wies auf eine ähnliche, von J. Portschin sky gemachte Beobachtung hin, der fand, daß z. B. Musca corvina im Frühjahr beiläufig 24 Eier mit ihren beson- deren Anhängen ablegen; gegen Ende des Frühjahres, und fast aus- schließlich im Sommer, wurde in den Leibern der Weibchen ein einziges großes Ei gefunden, das sich im Mutterleibe in das dritte Larvenstadium entwickelt. (C. K. Osten-Sacken, On Mr. Port- schinskis publications etc., Berliner Entomol. Zeitschrift, Bd. XXXI, 1887.) Nun wäre noch ein andrer Fall möglich, die verschiedenen Beobachtungen zu erklären. H. Schmitz (Eine auf der afrikanischen Honigbiene schmarotzende neue Braula-Avt, Archiv de zool. experim. et génér. tom. 54, notes et revue no. 5, p. 121) hat auf einer afri- kanischen Königin eine zweite Braula- Art, die B. kohli ■ entdeckt. Er bringt auch eine in A. de Miranda Ribeiro [B. coeca Nitzsch, Arch. Mus. nac. Bio de Janeiro, vol. 13 ^1905]) enthaltene Photo- graphie einer B. coeca N. wieder, die zweifellos einer andern Art an- gehört. Der Kopf dieses Tieres ist halb so breit als der Hinterleib. Bei unsern B. coeca ist er nur etwas schmäler. Auch die Zahl der Stammzähne der Krallen variiert nach Schmitz sehr, wie seine Ver- gici chung der Angaben und Zeichnungen bei Egg er (Beiträge zur bess. Kenntnis d. B. coeca N. , Verh. d. zool.-bot. Ver. in Wien, vol. III [1853], Meinert, Aenigmatias blattoides, Entom. Medd. (1), vol. II [1890]), Losy, A méh es mehetü együttelese, Rov. Lapok. vol. IX. [1902]) und Massonnat, (Contribut. à l'étude d. pupip., Ann. Univ. Lyon (n. s. vol. 128 [1909]) zeigt. Zieht man bei letzterer Tatsache in Betracht, daß die Honig- biene bei ihrer großen Verbreitung über die Erde in verschiedene Rassen zerfallen, die sich wieder gekreuzt haben (vgl. H. Friese, Die verschiedenen Rassen der Honigbiene u. A. Ludwig, Unsere Bienen, 2. Aufl., 1921), so darf man sich nicht wundern, wenn ein gleiches auch die auf ihr lebende Braula betrifft und etwa verschie- dene Arten von Larvenentwicklungen hervorgebracht hat. Wie aus dem vorstehenden ersichtlich ist, wird unsre Kenntnis der Entwicklungsgeschichte bei Braula eine immer verwickeitere. Neue und gründhche Studien sind hier am Platze! 198 2. Die Blutcirculation in den Kiemen vom Flußkrebs. Von Di'. Friedrich Bock. (Aus dem Zool. Institut der Universität Marburg.) (Mit 3 Figuren.; Eingeg. 3. November 1922. über den feineren Bau der Kiemen von Potmnohius astacus Leacli oder von verwandten Arten finden sich in der Literatur nur ver- hältnismäßig dürftige Angaben. Es ist daher nicht erstaunhch, daß man, eben aus diesen Angaben schöpfend, sich kein richtiges Bild von der Blutcirculation innerhalb dieser Kiemen machen kann. Nur wenige Arbeiten sind zu nennen, die hier für uns in Betracht kommen. Die älteste, wesenthche Notiz findet sich in Ley digs Lehrbuch der Histologie (1857). Wenig später geht auch Haeckel (1857) etwas näher auf die innere Organisation der Kiemen ein und macht zu- gleich Angaben über den Blutkreislauf in diesen Organen, die aber nach meinen Untersuchungen nicht zu Recht bestehen. Die einzige neuere Arbeit, nämhch die von Be meeker (1909), kommt für die Frage der Blutcirculation nur ganz untergeordnet in Betracht, da dieser Autor sich ausschließlich mit dem feineren Bau der Kiemen- schläuche beschäftigt, dagegen den des Kiemenschaftes völlig unbe- rücksichtigt läßt. Eine Behandlung des durch die Überschrift gegebenen Themas ist nicht möghch, ohne auf die Morphologie und Histologie der Kiemen näher einzugehen. Es sei daher gestattet, zunächst hierüber das für uns Wesentlichste mitzuteilen, wobei es sich erübrigt, auf alle Einzelheiten Rücksicht zu nehmen, da sich eine ausführliche morphologische und histologische Beschreibung und die entsprechen- den Abbildungen in meiner Dissertation befinden. Die Kiemen des Flußkrebses sind Trichobranchien ; jede einzelne besitzt also eine von der Basis einer Thoracalextremität mehr oder weniger senkrecht ansteigende Hauptachse, den hohlen (bzw. blut- gefüllten) Kiemenstamm oder -schaft. Jeder Stamm trägt zahlreiche, ebenfalls hohle Ausstülpungen in Form kleiner, blindgeschlossener Röhrchen, die Kiemenschläuche. Letztere befinden sich im allge- meinen — auf die Unterschiede zwischen den einzelnen Kiemen kann hier nicht eingegangen werden — ungefähr gleichmäßig auf drei Seiten des Kiemenschaftes, lassen dagegen die vierte frei, die als »Rückenfiäche« der Kieme der Epimeralwand des Thorax anliegt. Wie aus Fig. 2 ersichtlich, stehen die einzelnen Kiemenschläuche nicht senkrecht vom Stamm ab, sondern sind zu seinem terminalen 199 Ende hin umgebogen. Sämtliche Kiemenschläuche sind morphologisch durchaus gleichartig gestaltet. Von der Histologie des Kiemenschlauches sei hier nur kurz folgendes erwähnt: Die äußere Begrenzung bildet eine 4 — 8 ,u mäch- tige Cuticula. Die sie bildenden Epidermiszellen sind in den der Cuticula angrenzenden Teilen zu einer dünnen, kontinuierlichen Plasmaschicht ausgezogen, der die Reste der Zellkörper, die dann auch die Kerne enthalten, als birnförmige Gebilde ansitzen und, mehr oder weniger große Lücken zwischen sich lassend, weit ins Innere der Kieme hineinragen. Den Zellen unterlagert — jedoch nicht lückenlos — ist eine Art Basalmembran (Fig. 1, 2bsi)i), die von mir wie auch von Bernecker (1909) als von bindegewebiger Natur an- gesehen wird, aus Gründen, die hier nicht näher zu erörtern sind. Der Hohlraum eines jeden Kiemenschlauches wird der Länge nach durch eine bindegewebige Scheidewand (Fig. 1—SLs) derart in zwei Kanäle geteilt, daß der eine von diesen (Fig. 1 — 3 % und «2) der Hauptachse der Kieme genäherter liegt als der andre (Fig. 1 — 3 v^ und v^)- Die Scheidewand reicht am terminalen Ende eines jeden Kiemenschlauches nur bis an die basalen Teile der birnförmigen Epithelzellen heran, so daß das in den Kiemen befindhche Blut durch die Lücken zwischen den Epidermiszellen hindurch von einem Kanal in den andern gelangen kann. Im Innern des Kiemenstammes kennt man schon seit Milne- Edwards (1827) zwei Kanäle, von denen der eine das venöse Blut der Kieme zuführt, während der andre das arterielle Blut wieder herausleitet, wie wiederholt (von Milne-Edwards [1827], Audouin [1827], Lund [1830], Schultz [1830] u.a.) festgestellt wurde. Die Lage der beiden Kanäle im Kiemenschaft ist eine derartige, daß von ihnen der ableitende der ßückenfläche, die frei von Kiemenschläuchen ist, direkt anliegt, so daß mit ihm bedeutend weniger Kiemenschläuche kommunizieren, als mit dem zuführenden Gefäß, das, nahe der Vorder- fläche des Kiemenschaftes gelegen, von Wänden umgeben ist, die zahlreiche Kiemenschläuche tragen. Da Haeckel (1857) bei der Besprechung der Blutcirculation innerhalb der Kiemen von Grund- lagen ausging, die auf einer solchen, aber nur zum Teil richtigen Anschauung über den inneren Bau des Kiemenschaftes fußten, ist es nicht verwunderlich, wenn Haeckel zu folgendem falschem Bild gelangt. Das Blut gelangt von dem zuführenden Kanal des Kiemen- schaftes zunächst in die untersten Kiemenschläuche, kommt durch deren andre Kanäle hindurch wieder in dasselbe Gefäß des Schaftes zurück, durchströmt dann die nächsthöheren Kiemenschläuche, kehrt wieder zurück usw. So der Reihe nach von unten nach oben samt- 200 liehe Kiemenschläuche durchfließend, gelangt das Blut schließlich an der Spitze des zuführenden Kanals in den abführenden hinein (beide Kanäle sollen nach Haeckel am terminalen Ende der Kiemen in- einander übergehen). Beim Hindurchfließen durch den ableitenden Kanal soll dann das Blut endlich noch die wenigen mit diesem kom- munizierenden Kiemenschläuche passieren. Um die Unrichtigkeit dieser bisher nicht verbesserten Anschau- ung zu erkennen, müssen wir uns zunächst über die innere Organi- sation des Kiemenschaftes ein klares Bild verschaffen, wie es an Hand von zahlreichen Serien von Quer- und Längsschnit- ten an mit F 1 e m m i n g schem oder Maximowschem Ge- misch konserviertem Material gewonnen wurde. Fig. 1 zeigt einen etwas schemati- sierten Querschnitt durch den Kiemenschaft , wobei gleichzeitig einige basale Teile von einmündenden Kiemenschläuchen getroffen worden sind. Wir erkennen ^^^ im Schaft zunächst zwei ^^ '^'^ quergeschnittene Kanäle, Si" .?"''7- ^i' '^r^ ''?9^^'''^'^'^^^^^^ ^on denen der eine mit a, etwas schematisiert. Vergr. 52:1. «., Kiemen- ' arterie; a^ und ao, das Blut zuführende Kanäle ^^r andre mit V bezeichnet der Kiemenschläuche; BU; , Blutkörperchen; ist. Der erstere, der Schon i._m, Basalmembran; L. Längsscheidewand im ^^n den älteren Autoren als Kiemenschlauch; L^, Leydigsche Zellen II. Ord- nung; w, Mantelkanal; nephr , Nephrophago- ^^^^.S zuführende Gefäß er- cyten ; RF, Kückentläche des Kiemenschaftes ; kannt wurde, mag hier kurz V Kiemenvene; ., und^,, ableitende Kanäle als Kiemenarterie bezeichnet der Kiemenschlauche. Die Pfeile geben die Richtung des Blutstromes an. werden, der andre [v] aus entsprechendem Grunde als Kiemenvene. Die Bezeichnungen »Kiemenarterie« und »-vene« be- stehen um so mehr zu Recht, als die Kanäle, außer infolge ihrer Funktion beim Blutkreislauf, auch auf Grund der Beschaffenheit ihrer Wandung eine derartige Benennung verdienen. Ihre Wandungen gleichen nämlich durchaus denen der Arterien und Venen des Fluß- krebses, wie sie teils von Schneider (1902), teils von Malaczynska (1912) beschrieben wurden. Man kann an ihnen ebenfalls eine innere Grenzlamelle, die Intima, eine mittlere zellige Lage (die Tunica media nach Malaczynska] und eine äußere Grenzlamelle, die Adventitia, 201 unterscheiden. Die beiden Kanäle liegen ziemlich dicht zusammen; dort, wo ihre Wandungen einander am meisten genähert sind, ist der Zwischenraum durch Ley dig sehe Zellen 2. Ordnung [L^] ausgefüllt, also durch Zellen, die sich durch (hier tangential zu den Wandungen der Gefäße) längsgestreckten Bau auszeichnen und die beiderseits vom Kern parallel zur Längsrichtung der Zelle zahlreiche Lamellen und Pasern ausbilden. Dadurch, daß ein derartiges Vorhandensein von Leydigschen Zellen 2. Ordnung von der Basis bis zur Spitze des Kiemenschaftes ununterbrochen anzutreffen ist, wird eine Art Scheidewand gebildet, die auch den älteren Autoren nicht unbemerkt bleiben konnte und die nach ihnen das Innere des Kiemenschaftes in zwei Längskanäle teilen sollte. Außer diesen beiden Kanälen wird aber noch ein dritter da- durch gebildet, daß die Wandungen der Kiemenarterie [a] der Epi- dermis des Kiemenschaftes nirgends dicht anliegt, wie es die Wan- dung der Kiemenvene [v) auf der Rückenfläche {RF) des Kiemen- schaftes tut. Die Kiemenarterie (a) wird so von einem Kanal im) wie von einem doppelwandigen Hohlmantel umgeben. Er mag daher kurz als »Mantelkanal« bezeichnet werden, trotzdem er keinen völlig in sich geschlossenen Mantel bildet, sondern durch den eben be- sprochenen Komplex von Leydigschen Zellen 2. Ordnung {Ldie Endorgane nur schräg gestellte, taschenartige Ausbuchtungen der Capillaren« bilden, und daß es rhabdocöle Turbellarien gibt 6, denen Terminalorgane ganz fehlen, die aber dafür mit 2 Paaren mächtiger Treibwimperflamraenkomplexe ausgestattet sind, so drängt sich zwanglos der Schluß auf: Die Terminalorgane sind auf seitlich abgesackte und ent- sprechend verlagerte Treibwimperflammen zurückzuführen. Daß sich vorläufig noch keine unumstößlichen entwicklungsgeschicht- lichen Beweise für die Richtigkeit dieser Annahme beibringen lassen, glaube ich bei Erwägung des vielfach cänogenetisch modifizierten und in vielen Punkten noch ungenügend erforschten Entwicklungs- ganges der Turbellarien nicht allzu lioch anschlagen zu müssen. Hervorzuheben ist, daß auch Lang, nach dessen Angaben es B loch- mann gewesen sein soll, der eine derartige Ansicht ausgesprochen hat, diese Auffassung als »sehr bestehend« bezeichnet. (Vgl.: Lang, 1903, S. 108 Fußnote.) f' Die betreffenden Formen, zwei Typhloplaniden, sind Vertreter eines neuen Genus. Sie leben terricol und werden von mir eingehend bearbeitet. 221 III. Physiologisches. 1) Mesostorna ehrenhergii (Focke). Zahkeiche Versuche mit Vitalfärbungen, die ich an dieser Form angestellt habe, führten niemals zu einer deutlichen Farbstoff athro- cytose in irgendeinem Teile der Emunktorien, wohl weil die Lebens- kraft der Tiere ganz offenbar durch die chemischen Einwirkungen der Farbstoffe in tiefstgreifender Weise geschädigt wird. Ein letaler Ausgang war denn auch bei diesen Versuchen meist nicht zu ver- meiden. Bei einer Reihe älterer Individuen traf ich in der Wan- dung der vorderen Hauptstämme, im besonderen in deren rücklaufen- den Teilen und in dem Stücke zwischen der hinter den Augen ge- legenen Schlinge und der vorderen Umbiegungsstelle, spärliche, stark lichtbrechende, etwas grünlichgelb getönte Concremente. Es unter- liegt wohl keinem Zweifel, daß es sich bei diesen, offenbar festen Ablagerungen um Stoffwechselschlacken handelt, die wohl infolge der gesunkenen Lebenskraft der senilen, mit Dauereiern vollgepfropften Individuen nicht mehr in geregelter Weise abgeschieden werden konnten. Ich glaube, auch diese Beobachtung stützt die von mir (1922) vertretene Auffassung, daß sich die excretorischen Prozesse im Turbellarienemunktorium vorzüglich in den Zellen der Haupt- kanäle abspielen. Im Anfang meiner Untersuchungen fiel es mir oft schwer, Ter- minalorgane aufzufinden, und oft bedurfte es bis halbstündigen Wartens, ehe ich am gequetschten Objekt die gesuchten Gebilde erkennen konnte. Nachdem man sich aber einmal Gestalt und Anordnung der Wimperkölbchen eingeprägt hat, gelingt es bei Anwendung starker Vergrößerungen meist leicht, die gewünschten Objekte in Kürze zu erspähen. Wie staunte ich, als ich bei frisch gefangenen Tieren die Wimperflammen fast aller Kölbchen in Ruhe und nur in einigen wenigen eine ganz langsame Bewegung der Wimperflamme wahrnehmen konnte. Bei längerem, aufmerksamem Zusehen kann man dann beob- achten, wie oft eine schwach pendelnde Flamme mit einem Male ihr Tempo beschleunigt, oder in einem andern Falle ganz stehen bleibt, ebenso wie ruhende Flammen sich oft unvermittelt in Bewegung setzen können. Mit der Dauer des Quetschens wird die Tätigkeit aller Wimperflammen immer stärker, bis allenthalben ein gleichmäßig lebhaftes Spiel herrscht. Diese Vorgänge sind an jedem, in frischem Wasser gehaltenen M. ehrenbergii jederzeit leicht nachzuprüfen. Ganz anders gestaltet sich jedoch das Bild, wenn man Tiere heranzieht, die sauerstoffarmem Wasser, also etwa einem übervölkerten Sammel- glas usw., entstammen. Da sind auch am frisch gequetschten Tier 222 die Wimperflammen aller . Terminalorgane in stärkster Bewegung begriffen. In einer ganzen Reihe von Versuchen konnte ich dann tat- sächlich immer eine weitgehende Abhängigkeit zwischen der Schwin- gungsfrequenz der Flammen in den Terminalorganen und dem Sauer- stoffgehalt des umgebenden Wassers feststellen. J)a nun wohl nicht anzunehmen ist, daß das Excretionsbedürfnis der Tiere mit dem Sauerstoffgehalt wechselt, und da Sauerstoffmangel und Kohlensäure- Überschuß an sich die physikalischen Bedingungen für den Eintritt von Imbibitionswasser nicht wesentlich zu ändern vermögen, so bleibt nur die Annahme einer respiratorischen Nebenfunktion des Mesostomumemunktoriums übrig. (Es muß übrigens bemerkt werden, daß die Treibwimperflammen anscheinend vom Sauerstoffgehalt un- abhängig sind.) Die gesteigerte Tätigkeit der Wimperflammen sorgt für energischeren Imbibitionswassereintritt, der im Wasser absorbierte Sauerstoff wird so in größerer Menge dem Körper zugeführt und kann nun auch von den inneren Organen aufgenommen werden. Ich nähere mich so in etwas den Anschauungen älterer Autoren, für die, wie bekannt, die »Wassergefäße« der Plathelminthen die Bedeutung von Respirationsorganen hatten, und muß besonders auf Leuckart (1852) hinweisen, der tatsächlich bereits dem AVassergefäßsystem von M. ehrenhergii eine respiratorische und excretorische Funktion zu- schrieb. Allerdings muß ich besonders davor warnen, diese für Mesostoma gültigen Tatsachen auch auf andre Formen zu übertragen. Sicherlich sind die Terminalorgane vieler Turbellarien, sowie wohl aller Trematoden und Cestoden für die Respiration vollständig be- langlos, und auch für die Mesostomen sind sie in erster Linie Bil- dungen, denen die Entfernung eingetretenen Imbibitionswassers und somit die Förderung der athrocytären Fähigkeit der Kanalepithel- zellen und das Wegspülen der Excrete obliegt. Zahlenmäßige Be- lege für die Abhängigkeit der Wimperflammenbewegung vom analytisch festgestellten Sauerstoffgehalt des Wassers bleiben einer späteren Mitteilung vorbehalten. 2) Mesostoma productum (0. Schm.). Mit dieser Form habe ich nicht experimentiert. 3) Rhynchomesostoma rostratum (Müll.). An diesem Wurm habe ich mit Neutralrot günstige Erfolge er- zielt. Technisch wurde so vorgegangen, wie ich das (1922, S. 203) für (jfjratrix geschildert habe. Mißerfolge sind bei Rltynciiouieso- stoììia nicht zu vermeiden, denn auch dieses Tier ist sehr empflndlich gegen chemische Eingriffe. Bei vorsichtiger Anwendung läßt sich 223 jedoch unschwer folgendes feststellen: Im Bereich der vorderen Haupt- stämme kommt es in den Zellen der vorderen Paranephrocytenkom- plexe (Fig. 2, paa) und in den Kanalepithelzellen der vorderen, rück- laufenden Pharynxgefäße (Fig. 2, rarp) etwa bis zu deren Umbiegung gegen die Mediane zu lebhafter Farbstof fathrocytose. Be- sonders die Paranephrocyten sammeln den Farbstoff in äußerst zahlreichen kleinen Vacuolen, die ihren Inhalt, wie sich bisweilen direkt beobachten läßt, in die Kanäle entleeren. Bemerkenswert ist, daß die Vacuolen der Paranephrocyten durch dunkel kirschrote Färbung saure Reaktion bekunden, genau so wie das für die der rücklaufenden Pharynxgefäße der Fall ist. Darin besteht ein Unter- schied gegenüber dem Verhalten bei Oyratrix^ woselbst der Vacuolen- inhalt der Paranephrocyten alkalisch oder neutral reagiert. Im Bereich der hinteren Hauptstämme kommt es ebenfalls in den Para- nephrocyten der hinteren Komplexe (Fig. 2, pap) zu, lebhafter Neutralrotathrocytose. Auch glaube ich für die Schiingengefäße (Fig. 2, s) Farbstoffausscheidung feststellen zu können, betone aber, daß ich diesbezüglich nicht ganz sicher bin. In den bei dieser un- gemein durchsichtigen Form leicht zu untersuchenden Capillargefäßen und Terminalorganen findet keine Spur von Farbstoffausscheidung statt. Es zeigt sich mithin auch an dieser Form in schönster Weise die große Bedeutung des Kanalsystems und der Para- nephrocyten für die Ausscheidung der Excrete. Literatur. Bresslau, E., 1913, in Steinmann-Bresslau: Die Strudelwürmer (Turbel- laria). Monogr. einh. Tiere, herausgeg. von H. E. Ziegler und R. Wo 1 1 e r e c k. Buttel-Keepen, 1903, Zur Kenntnis der Gruppe des Distomum clavatum. Zool. Jahrb. Bd. 17. Syst. Dieffenbach, H., 1912, Fam. Asplanchnidae: Dieffenbach-Sachse, Rotatoria; in Brauer: Süßwasserfauna. Graff, L. v., 1882, Monographie der Turbellarien I. Rhabdocoelida. Leipzig. , 1904 — 08, Turbellaria I, in: Bronns Klassen und Ordnungen. Lang, A., 1903, Beiträge zu einer Trophocöltheorie. Jena. Zeitschr. f. Naturw. Bd. XXXVIII. N. F. XXXI. Leuckart, R., 1852, Mesostomum ehrenbergn , anatomisch dargestellt. Archiv f. Naturgesch. 18. Jahrg. Bd. 1. Looss, A., 1896, Zur Anatomie und Histologie der Bilharxia haematohia (Cob- bold). Arch. f. mikr. Anat. Bd. 46. 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Yung, E., 1888, Lehrbuch der praktischen vergleichenden Ana- tomie, Bd. I. Braunschweig. 4. Die Encystierung von Cercaria tuberculata Fil. Von Dr. W. Wunder. (Assistent am Zool. Institut Rostock.) (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 5. November 1922. Wohl zum erstenmal wurde die Encystierung einer Cercarie im Jahre 1807 beobachtet und in einer Abhandlung von Nitzsch be- schrieben, die den Titel führt: »Seltsame Lebens- und Todesart eines bisher unbekannten Wasserthierchens«. Unter den späteren For- schern redet Steenstrup von dem Abstreifen einer Haut, während Siebold »Die Verpuppung der Cercarien durch Ausschwitzen eines Saftes« beschreibt. Er co la ni und Filippi bringen zum erstenmal die Seitendrüsen 1 einiger Cercarien in Beziehung zur Encystierung, und auch Leuckart betrachtet sie beim Leberegel als Bildungs- stätten für das Cystensecret der Cercarie. Von andern Autoren, z.B. Schwarze, werden die Stacheldrüsen für die Lieferung der Encystierungsmasse verantwortlich gemacht. In neuerer Zeit be- schreibt Lo OS für Ampimtomum subclavatum und Ssinizin für Cercaria prima Hautdrüsen auf der ganzen Körperoberfläche als Materialdepots für die Encystierung, und letzterer nimmt bei Cercaria micrura gar Teile des Excretionssystems dafür in Anspruch. In einer früheren Arbeit spreche ich selbst von einem Quellen der am 1 Zwei Arten von Drüsen, ähnlich zu beiden Seiten des Körpers gelegen, finden wir bei den Cercarien. Es sind dies einmal die Seitendrüsen, dicht- gedrängte, durch ihr Körnchensecret undurchsichtige Zellmassen, ohne erkenn- baren Ausführungsgang bei den sich frei encystierenden Trematoden {Cercaria monostomi, imbricata, distomi hepaiici, tuberculata', dann die Stacheldrüsen, helle, aus Einzelzellen mit deutlichem Ausführungsgang bestehende Gebilde bei den stachellührenden in einen nächsten Wirt eindringenden Cercarien [Ccrcariae ornatae und arinatae). Während die ersten, wie in der vorliegenden Arbeit ge- zeigt wird, das Encystierungssecret liefern, wird in den letztgenannten ein Secret geliefert, das zur Auflösung des Chitinpanzers des nächsten Wirtes Verwendung findet, wie in einer demnächst erscheinenden Arbeit gezeigt werden soll. 225 weitesten außen gelegenen Körperschicht der encystierungsreifen C. monostomi. Betrachtet man diese verschiedenen Darstellungen, so ist die Frage, ob vielleicht tatsächlich bei den einzelnen Cercarien- arten die Encystierung so verschieden verläuft, oder wie sich sonst die voneinander abweichenden Auffassungen erklären lassen. Beob- achtungen an einem besonders günstigen Objekt, C. tuherculata Fil. aus Biihynia tentaculata L., führten zwar nicht zum Verständnis aller physiologischen Einzelheiten des Encystierungsvorganges bei den Cercarien, sie lassen jedoch sehr wohl die oben erwähnten verschie- denen Auffassungen verstehen, und es soll deshalb das Ergebnis der Untersuchung auf den folgenden Zeilen dargelegt werden. Die Beob- achtungen wurden angestellt im Zool. Institut der Universität Rostock, und ich fühle mich Herrn Prof. v. Frisch zu großem Dank für seine große Liebenswürdigkeit und sein reges Interesse verpflichtet. C. tuberculata Fil. fand ich in Bithynia tentaculata L. aus einem Tümpel der Umgegend Rostocks, woselbst ungefähr die Hälfte der nur vereinzelt vorkommenden Schnecken stark mit den Parasiten in- fiziert war. Zunächst müssen einige Angaben über die Trematoden gemacht werden. Cercarie: Körper lang: 0,204 — 0,408 mm breit: 0,082-0,143 - Schwanz lang: 0,204—0,408 - breit: 0,048 mm. Durchmesser des Muudsaugnapfes: 0,115 mm, Bauchsaugnapfes : 0,069 mm. Körperoberfläche mit kleinen Stacheln dicht besetzt, Excretionsblase deut- lich, Bohrstachel fehlt, Körper durch seitliche Drüsen undurchsichtig. Fig. 1. W,82/t Fig. 2. m,28-20'^,rof^ m.osjLc ^^ i^oßy' Fig. 1. Schematische Maßangabe am Vorderende der Redie von Cercaria tuberculata. Fig. 2. Schematische Maßangabe am Hinterende der Redie von C. tuherculata. Redie: bis zu 1,02 mm lang, mit zwei Seitenzipfeln. Junge Tiere 0,102 mm breit, ältere dicker, z. B. 0,510 mm lang, 0,163 mm breit. Die Redien können sich stark kontrahieren und so verdicken und verkürzen. Der Darm durchsetzt das Tier bis zur Abzweigung der Zipfel. (Fig. 1 u. 2.) Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 15 226 Ich nenne das Tier Cercaria tuberculata Fil., da zu dieser von Filippi unzureichend beschriebenen Art die von mir gefundenen Anhaltspunkte für die Bestimmung passen, und zwar sind es folgende: Bitliynia tentaculata L. als Wirt; bei der Cercarie Größenunterschied zwischen Mund- und Bauchsaugnapf und Seitendrüsen des Körpers; bei der Redie Ring- wulst nahe dem Vorderende und Darm bis zu den beiden seitlichen Fortsätzen am Hinterende reichend. Die Cercarien schwärmen nur sehr kurze Zeit, höchstens eine Stunde lang umher. Meistens encystieren sie sich sehr bald nach dem Verlassen der Schnecke. Sie suchen die Wasseroberfläche und die Spitzen der Wasserpflanzen (Elodea canadensis) auf, um sich unter den dicht zusammengedrängten Blättchen der Sproßspitze ein- zukapseln. Die Tiere encystieren sich jedoch auch auf dem Objekt- träger, und man kann so sehr gut die Einzelheiten unter dem Mikro- skop beobachten. Bevor ich an die Schilderung der Encystierung gehe, müssen wir jedoch die sie vorbereitenden Vorgänge im Innern des Cercarien- körpers betrachten. Befreit man die Tiere künstlich aus der Schnecke, so kapseln sie sich nur schwer oder gar nicht ein. Aus ihren En- cystierungsversuchen kann man jedoch verstehen, wie der normale Vorgang verläuft. Bei einem noch nicht encystierungsreifen Tier erscheint die äußere Körperregion {bestehend aus »Cuticula« und darunter liegenden Parenchymzellen) hell und durchsichtig und hebt .sich deutlich ab von der dunkeln, bei auffallendem Licht weißlichen Masse der Seitendrüsen. Kommt das Tier aus dem Körpersaft des Wirtes plötzlich durch künstlichen Eingriff ins Wasser, so sind die vorbereitenden Prozesse für die Einkapselung oft noch nicht abge- laufen, sie werden jedoch angebahnt und, wenn es möglich ist, durch- geführt. Man kann bei starker Vergrößerung dann beobachten, wie sich zunächst das Gewebe um die Seitendrüsen und schließlich die ganze, nach außen gelegene Zellage des Körpers nach und nach mit den Tröpfchen aus den Seitendrüsen füllt. Von hier gelangt die Cystenmasse in die »Cuticula«, die ebenfalls von ihr vollständig durchsetzt wird. Der Vorgang verläuft bei den auf oben beschrie- bene "Weise erhaltenen Tieren langsam, und man kann sehen, wie das von dem Materialdepot weit entfernt liegende Gewebe des Mund- saugnapfes erst langsam sein Secret bekommt, wenn an den Seiten des Körpers die »Cuticula« schon längst damit versorgt ist. Bei dem Vorgang ist es vollkommen unverständlich, wie die Cystentröpfchen von den Seitendrüsen aus in das Gewebe und schließ- lich in die > Cuticula« eindringen können. Obwohl kanälchenartige Bildun.^en bei andern Treraatoden beschrieben und auch schon von 227 mir selbst gesehen worden sind, wage ich sie nicht in Beziehung zu diesem Vorgang zu bringen, da ich sie hier nicht beobachtete. Bei den schwärmreifen Cercarien ist der oben geschilderte Vor- gang vollkommen durchgeführt, bei frühzeitig befreiten wird er nur eingeleitet, und das Tier geht unter Quellung der Oberfläche vielfach schon zugrunde, wenn erst geringe Teile seines Körpers nach außen so »imprägniert« sind. Bei der Encystierung selbst treten nun bei C. tubercidata nicht etwa Körnchen oder Tröpfchen von dem Secret aus der Oberfläche des Tieres hervor, wie man es nach Leuckarts Schilderung für die Cercarie des Leberegels annehmen muß, sondern das Secret erfüllt nun alle gellen der Oberfläche sowie die »Cuti- cula« gleichmäßig. Die Tröpfchen werden durch wellenförmige Be- wegungen des Tieres gleichsam zusammengeknetet, und beim Einleiten der Encystierung sind sie zu einer Masse zusammengeflossen, die dann auch völlig homogen austritt. Bei C. tuberculata Fil. erkennt man daran, daß sich das Tier encystieren will, daß es sich dann der Unterlage anpreßt, wobei sich der Körper stark abflacht und nach den Seiten vergrößert. Die Fläche, die er so bedeckt, ist viel größer als in gewöhnlichem Zu- stand. Es ist noch zu erwähnen, daß der Körper nun rundliche Form annimmt und nur der Schwanz der Unterlage nicht angepreßt sich bewegt. An ihm geht auch die erste bedeutendere, äußerlich gut sichtbare Veränderung vor sich. Wenn nun bei der folgenden Schilderung genau die Zeit angegeben wird, so sei vorausbemerkt, daß vom ersten Augenblick des Festsetzens gerechnet ist bei einem freischwärmenden, encystierungsreifen Tier. Die Angaben teilen die Durchschnittszeit nach vielen Messungen bei einer "Wassertemperatur von ungefähr 20" C, Mitte September nachmittags beobachtet, mit. Die Zeitangaben haben hier deshalb einen Sinn, weil sich der Vor- gang mit großer Regelmäßigkeit so abspielt. Nach einer halben Minute etwa verdünnt sich die Ansatzstelle des Schwanzes. Es fällt hier das Gewebe, von der Seite her ein- sinkend, zu einem kettchenartigen Gebilde zusammen, das schließlich den Bewegungen des Schwanzes nicht mehr standhält und durch- reißt. Es ist hier dieser Vorgang wohl dadurch bedingt, daß durch das Vordringen der Cystenmasse in das Gewebe am Ende des Tieres der Zusammenhang an dieser präformierten Bruchstelle unterbunden wird. Hier klemmt also nicht die frei von außen den Schwanzansatz umfließende Cystenmasse wie bei C. nwiiostonii den Schwanz gleich- sam ab, sondern das Vordringen der Cystenmasse im Innern des Körpergewebes veranlaßt das Abreißen des Schwanzes, noch bevor die Hülle abgeschieden ist. Nachdem die Körperoberfläche des fest- 15* 228 sitzenden Tieres etwa 1 Minute lang wellenförmige Bewegungen aus- geführt und so das Drüsensecret ausgepreßt (im Körperinnern) und zurecht geknetet hat, tritt mit einem Mal die Masse an der ganzen Körperoberfläche aus (Fig. 3 u. 4). Die Cercarie zieht sich nach ihrer Mitte zusammen und bildet, indem die Masse aus dem äußeren Ge- webe ausfließt und erstarrt, ihre Außenfläche vollkommen nach. So ist vorn der Mundsaugnapf, wie aus Fig. 3 ersichtlich ist, mit einer Einsenkung in der Mitte deutlich nachgebildet, hinten erkennt man die Einbuchtung an der Stelle des Schwanzansatzes. Da sich nun das Tier hauptsächlich von der Seite her nach der Mitte zusammen- zieht, so ist die Schicht ringsherum auch am mächtigsten. Weil sich aber auf diese Weise der Körper verdickt, wird die obere Lage, die auch offenbar in geringerem Maße abgeschieden wurde, stark aus- Fi?. 4. Fig. 3. 1/2 verkleinert. Leitz, Ocul. 1, Obj. 7. Abbe, Zeichenapparat. C. tuber- culata encystiert. Ansicht von oben. Schichtenfolge von außen nach innen: 1) Kittlamelle, 2) Halteschicht, 3 Schutzschicht. Fig. 4. 1/0 verkleinert. Leitz, Ocul. 1, Obj. 7. Abbe, Zeichenapparat. C. tuher- cidata Fil. Seitenansicht der Cyste eines schon längere Zeit encystierten Tieres. Die gleichmäßige innere Schicht ist die Schutzschicht, die Halteschicht überzieht sie und befestigt sie an der Unterlage und läuft an ihren Rändern in die Kitt- lamelle aus. gedehnt und verdünnt. Nach unten erfolgt, wie aus der Seitenan- sicht der Cyste Fig. 4 zu ersehen ist, nur eine minimale Abscheidung von Cystensubstanz in dieser Lage, Die Ränder der äußeren Cysten- hüUe quellen in Berührung mit dem Wasser auf und fließen als dünne Masse mit unregelmäßiger Begrenzungslinie noch weiter heraus, um dann zu erstarren. So schließt sich die Cyste der Unterlage mit allen ihren Unebenheiten aufs engste an. An der Stelle des Mundsaugnapfes fehlt dieser quellende Saum (Fig. 3). Was nun die Aufgabe des bis jetzt gebildeten Teiles der Cyste betrifft, so dient er ohne Zweifel der engen Befestigung des Tieres auf der Unterlage und überdeckt das Tier wie ein Uhrschälchen, während die Bänder noch besonders fest die Cyste ankitten. Hat die Abscheidung der Hülle begonnen, so ist außerordentlich rasch die erste Lage gebildet. 229 Das Tier verharrt noch einige Zeit ohne sich zu bewegen am gleichen Fleck. Nach 31/4 — 31/2 Minuten treten in großer Zahl Excretkörnchen, die die beiden Hauptstämme des Wassergefäßsystems füllen, durch den Excretionsporus aus und kommen so zwischen das Tier und die bisher abgeschiedene Cystenwand zu liegen. Zugleich beginnt auch die Cercarie ihre Lage zu ändern, indem sie sich innerhalb der Hülle dreht. Nach 4^2 Minuten befand sich in einem Fall der Mundsaug- napf des Tieres dort, wo in der Cystenhülle das Hinterende nach- gebildet war. Bei den Drehungen der Cercarie innerhalb der Hülle bewegen sich die austretenden Excretkörnchen zunächst mit. Das von der ganzen Körperoberfläche weiterhin abgegebene Secret wird von dem Tier der Wandung angepreßt und bildet anfangs eine mehr- lagige Schicht, mit der schließlich die Excretkörnchen verkleben und bei den Drehungen an der Wand liegen bleiben. Nach 11 Mi- nuten wurde das Stilliegen der Körnchen zum erstenmal beobachtet. Während nun weiterhin Cystenmasse abgeschieden und durch die Bewegungen des Tieres angedrückt wird, hört zunächst die Abschei- dung der Excretkörnchen auf. Erst nach 33 Minuten, als schon die früheren vollkommen in die Wandung eingebacken und in der nun homogen erscheinenden Masse verschwunden waren, erschien z. B. in einem Falle neues Excretmaterial, dem es ebenso wie dem früheren erging. Diese zweite innere Hülle ist viel fester als die äußere erste, wie sich bei Versuchen, sie unter der Lupe zu zerzupfen, zeigt. Sie dient offensichtlich zum Schutz des Tieres. Allseitig umgibt sie gleichmäßig den Körper. Es ist nun die Frage, ob die Festigkeit der Hülle lediglich auf die vielen, immer wieder durch Drehungen des Tieres zusammengepreßten Lagen von Cystenmasse zurückzu- führen ist, oder ob die mitverschmolzenen Excretkörnchen eine wesent- liche Rolle dabei spielen. Wäre das letztere der Fall, so sollte man denken, daß die ganze, dem Körper offenbar unnütze Excretmasse so recht gut zum Schutze des Tieres Verwendung finden könne. Dies ist jedoch nicht der Fall, sondern selbst bei den ältesten beobachteten Cysten war immer noch deutlich im Innern des Tieres eine große Menge konzentrisch geschichteter Excretkörnchen sichtbar. Es er- weckt also fast den Anschein, als ob hier das Austreten des Excret- materials mehr accessorischer Natur und lediglich durch das immer stärkere Zusammenkauern des Distomum innerhalb der Cyste be- dingt sei. Das gleichmäßige Verschmelzen mit der Innenwand und ihre viel größere Festigkeit der Außenhülle gegenüber spricht ander- seits für eine Mitwirkung beim Schutz. Es seien noch kurz einige Angaben über die Mächtigkeit der einzelnen Schichten gemacht. Die Dicke der äußersten Lage mit unregelmäßiger Begrenzung, der Kitt- 230 lamelle, wie wir sie nennen können, beträgt maximal 0,024mm, die der mächtigen Halteschicht, die ein Abbild des Körperrandes darstellt, ist vorn 0,03 mm, seitlich 0,018 mm, während die Mund- saugnapflücke vorn außen 0,045 mm, innen 0,03 mm mißt. Die Innen- schicht, die wir als Schutzschicht bezeichnen können, endlich zeigt nach einigen Tagen eine Dicke von etwa 0,010 mm. Was nun den nächsten Wirt des Trematoden anlangt, so konnte ich bis jetzt leider noch keine Untersuchungen darüber anstellen. Aus der eigenartigen Vorliebe der Cercarien für die Spitzen der Wasser- pflanzen jedoch scheint hervorzugehen^ daß unter den Tieren, welche diese abfressen, der Endwirt zu suchen ist. Es sei noch erwähnt, daß sich ältere Cysten vielleicht erst nach dem Tode des Trematoden durch Austrocknung von der Klebeschicht loslösen und zu Boden sinken können. Denken wir nun zum Schluß noch einmal an die verschiedenen Auffassungen über die Encystierung bei den Cercarien, so trägt die obige Schilderung doch sicherlich zum Verständnis dieser Verwirrung etwas bei. Schließen wir zunächst die Stacheldrüsen aus, da sie bei Cercarien mit freier Encystierung nicht vorkommen, so finden wir in den Seitendrüsen die Materialdepots für die Cystenmasse (Erco- lani, Filippi, Leuckart). Die von Loos und Ssinizin vertretene Auffassung von Hautdrüsen auf der ganzen Körperoberfläche er- scheint nach dem Verhalten des austretenden Tröpfchensecrets eben- falls verständlich. Ebenso kann man die älteste Auffassung einer Häutung wohl begreifen, wenn man bedenkt, daß die ganze Körper- oberfläche nachgebildet wird. Von der Beteiligung des Excretions- systems bei dem Encystierungsvorgang war ebenfalls hier die Rede. Daß auch beim Austreten der Cystenmasse bei C. tuberculata eine Quellung stattfindet, wurde oben erwähnt. Bei den einzelnen Cercarienarten scheinen nun die Phasen der Cystenbildung nicht immer gleich deutlich und vollständig gleich zu verlaufen. Während z. B. bei C. fasciolae liepaticae das Secret noch in Körnchenform austritt und offenbar gar nicht aufquillt, fällt bei C. monostomi gerade die Quellung besonders auf, während wieder bei C. tuberculata die durch Zusammenziehung des Körpers ausge- preßte, die Oberfläche des Tieres nachbildende Schicht mehr hervor- tritt. Als Bildungsstätte für das Cystenmaterial dürfen wir bei den sich im Freien encystierenden Cercarien wohl allgemein die den Körper undurchsichtig machenden Seitendrüsen ansprechen. 231 Literaturverzeichnis. 1) Braun, M., Trematoden in Bronns Klassen und Ordnungen. 1879 — 1893. 2) Ercolani, G. , Dell Adattamento Della Specie AU' Ambiente. Nuove Ri- cherche Sulla Storia Genetica Dei Trematodi. Bologna 1881. 3) Filippi, Troisième mémoire pour souvenir à l'histoire génétique des Tréma- todes. Memorie della reale accademia delle scienze di Torino. Serie sec. torn. XVIII. 1859. 4) Leuckart, R. , Zur Entwicklungsgeschichte des Leberegels. Zool. Anz. IV. Bd. 1881. S. 641-646. 5) Zur Entwicklungsgeschichte des Leberegels. Zweite Mitteilung. Zool. Anz. V. Bd. 1882. S. 524-528. 6) Die tierischen Parasiten des Menschen. 2. Aufl. 2. Abt. Leipzig 1886 bis 1901. 7) Lo OS, Über Aììiphistomum subclavatum und seine Entwicklung. Festschrift zum 70. Geburtstag Leuckart s. Leipzig 1892. 8) Luhe, Trematoden in Brauers Süßwasserfauna. Jena, G. Fischer, 1909. 9) Nitzsch, Seltsame Lebens- und Todesart eines bisher unbekannten Wasser- tierchens. Georgia 1807. Nr. 33—36. Zitiert nach Braun. 10) Siebold, in Burdachs Physiologie. 2. Ausgabe. IL Bd. S. 187. 11) Ssinizin, Beiträge zur Naturgeschichte der Trematoden. Die Distomeen der Fische und Frösche aus der Umgegend Warschaus 1905. (Russisch.) Nach dem Referat im Zool. Centralbl. Bd. 13. 1906. S. 681—689. 12) Steenstrup, Über den Generationswechsel. Kopenhagen 1842. 13) Schwarze, Die postembryonale Entwicklung der Trematoden. Ztschr. f. wiss. Zool. 43. Bd. 1886. 14) Wunder, W. , Bau, Entwicklung und Funktion des Cercarienschwanzes. Zool. Jahrb. Abt. Alldem. Zool. 1923. 5. Über die Blutaufnahme als Nahrung bei den Mallophagen. Von Dr. A. Kotlän, Tierärztliche Hochschule Budapest. Eingeg. 13. November 1922. Strindberg hat vor einigen Jahren in seinem Artikel »Können die Mallophagen sich auch vom Blut ihrer Wirtstiere ernähren?« (diese Zeitschrift, Bd. 48, S. 228) über diese Frage einige Beobach- tungen mitgeteilt, nach welchen anzunehmen ist, daß Repräsen- tanten der Gattungen Nirmus [Ricinus) und Menopon und, wie schon früher bekannt war, auch Physostomum ^ Blut als Nah- rung aufnehmen können. Die betreffenden Angehörigen der ersten zwei Gattungen, auf welche sich seine Beobachtungen beziehen, also Nirmus uncinosus N. und Menopon mesoleucum N., wurden an ge- schossenen Wirten untersucht. Der Einwand, daß diese Mallophagen durch Belecken der Schußwunden zum Blut gelangten, ist trotz der einleuchtenden Argumentierung des Verfassers dadurch nicht völlig widerlegt, daß die an demselben Wirte anwesenden übrigen Mallo- phagen [DocopJiorus ocellatus N.) nie Blut in ihrem Darm aufwiesen. 232 Es ließe sich vielleicht einwenden, daß, wie ich es an lebenden Wirts- tieren des öfteren beobachten konnte, nicht alle Mallophagen die gleiche Flinkheit in ihrer Bewegung und im Ortswechsel bekunden und folglich eine eventuelle Blutaufnahme aus der Schußwunde von diesem Umstand abhängen dürfte. Die Repräsentanten der Gattung Menopon sind z. B. sehr unruhige, ständig umherlaufende Tiere, wo- gegen Docophonis^ Lipenrus nicht so rasch größere Partien des Wirtskörpers bekriechen und, wie bekannt, auch mehr oder weniger besonders einzelne Körperteile als Aufenthaltsort bevorzugen. Es ließe sich also vielleicht hierdurch erklären, daß eben die flinkeren Menopon- Kriexi^ rascher zu den Schußwunden gelangten und hier bloß durch Lecken Blut aufnahmen. Für diese Möglichkeit würde auch jener Umstand sprechen, daß nicht sämtliche, sondern nur ein Teil der untersuchten Exemplare der betreffenden Gattung Blut in dem Darm aufwies. Gelegentlich des Einsammelns von Mallophagen, und zwar so- wohl von verendeten als auch lebenden Wirten, konnte ich jedoch feststellen, daß die Blutaufnahme mancher Mallophagen nicht bloß eine zufällige ist, und daß die diesbezügliche Annahme Strindberg s vollkommen den Tatsachen entspricht. Es handelte sich in mehreren Fällen um Haushühner, die als Versuchstiere dienten und mit einer großen Menge von Menopon biseriatum Piaget (in einem Falle auch M. trigonocepkalum [Olfers]) behaftet waren. Besonders die ausge- wachsenen Exemplare, zumeist nur QQ, zeigten einen mehr oder weniger ausgesprochenen rötlichen Fleck entlang der Mitte des Ab- domens; letzteres erschien in manchen Fällen durch die starke Fül- lung des Mitteldarms mit Blut ziemlich prall hervorgewölbt. Durch die mikroskopische Untersuchung des Darminhaltes konnte das reich- hohe Vorhandensein von ovalen, kernhaltigen Erythrocyten einwand- frei festgestellt werden. In einem andern Falle könnte ich von einem in dem hiesigen Zoologischen Garten verendeten Haushuhn in ansehnlicher Menge eine scheinbar noch unbeschriebene Colpocepiialnm- Kri sammeln. Bei mehreren Exemplaren wies das Abdomen eine dunkel rotbraune Verfärbung auf, welche, wie durch die mikroskoijische Untersuchung bestätigt wurde, von dem mit Blut teilweise gefüllten Mitteldarm herstammte. Auf Grund der Strindbergschen, sowie auch der eignen Beob- achtungen halte ich es nunmehr für zweifellos, daß gewisse Mallophagen, 1 Wie es sich diesbezüglich mit den JSiirmiis- A.rien verhält, kann ich nicht sagen, da ich noch nicht Gelegenheit hatte diese, wenigstens an lebenden Tieren, au beobachten. 233 wie die Gattung Physostomwii , dann Angehörige der Gattungen Nirmus, Menopon, Colpocepkalum von der makroskopisch unverletzten Haut aus Blut aufnehmen können. Es ist demnach die Auffassung mancher Autoren, in den Mallophagen bloß harmlose Commensale zu sehen, nicht haltbar, zumal nunmehr auch die Möglichkeit einer Krankheitsübertragung durch diese Tiere nicht von der Hand zu weisen ist. 6. Periodomorphose. 96. Diplopoden-Aufsatz. Von Karl "W. Verhoeff in Pasing (b. München). Eingeg. 28. November 1922. Als ich 1893 im Zool. Anz., nämlich in zwei Aufsätzen, Nr. 410 »Über ein neues Stadium in der Entwicklung von luliden-Männ- chen« und in Nr. 436 »Vorläufige Mitteilung über neue Schaltstadium- Beobachtungen bei luliden« usw. die Ergebnisse meiner ersten Untersuchungen nach dieser Richtung veröffentlichte, ahnte ich selbst keineswegs, daß ich hiermit die ersten Schritte zu einem neuen und sehr verwickelten, sowie in systematischer, morphologischer, ent- wicklungsgeschichtlicher, geographischer und biologischer Hinsicht höchst interessanten Forschungszweige getan hatte. 1916 habe ich in meiner Arbeit »Abhängigkeit der Diplo- poden und besonders der luliden-Schaltmännchen von äußeren Einflüssen« 84. Dipl.-Auf satz , Zeitsch. f. wiss. Zool. Bd. CXVI, Heft 4, S. 535 — 586 einmal die bisherigen Untersuchungen zusam- mengefaßt, sodann unsre Kenntnisse erweitert, namentlich aber durch Zuchtversuche eine neue Forschungsrichtung eingeschlagen, um auch experimentell den Einfluß veränderter Lebensbedingungen auf Gestalt und Entwicklung der Tausendfüßler kennen zu lernen. Die Beurteilung der luliden-Schaltmännchen als eine Erscheinung des Polymorphismus erhielt eine breitere Grundlage durch Ver- gleich mit verwandten Erscheinungen bei Craspedosomen und Polydesmen. Trotzdem sind die luliden-Schaltmännchen und die mit ihnen zusammenhängenden Erscheinungen etwas ganz Originelles, wofür wir bisher kein Gegenstück ^ aus irgendeiner andern Gruppe kennen, einerseits auf Grund der schon bisher bekannt gewordenen Tat- sachen, anderseits aber mit Rücksicht auf Erscheinungen, deren Ent- 1 Man beachte aber am Schluß den Vergleich mit den weiblichen Iso- poden! 234 deckung mir erst in der letzten Zeit, und zwar auf dem Umwege über Regenerationsversuche gelungen ist. Durch die im folgenden erörterten Zusammenhänge gewinnen wir erst einen Einblick in das biologische Wesen der Schalt- männchen. Daß sich diese in Reifemännchen umwandeln, habe ich bereits durch eine Reihe von Zuchtversuchen nachgewiesen und verweise in dieser Hinsicht auf meine Ausführungen im 84. Aufsatz 1916, insbesondere auch auf das Vorkommen von zwei (vielleicht sogar drei) Schaltstadien, auf welchen die Forma elongata und F. elongatissima basieren. Als ganz selbstverständlich mußte es uns dagegen, 'nach allem was wir über Entwicklung von Gliedertieren wissen, erscheinen, daß sich Schaltmännchen aus Jungmännchen, und zwar den ältesten sogenannten Schuppenstadien entwickeln. Dem- gemäß schrieb ich auch auf S. 536 a. a. 0,, daß »man die Schaltstadien im allgemeinen als Übergänge zwischen dem letzten gewöhnlichen Entwicklungsstadium und dem Reifezustand bezeichnen kann«. Daß diese Ansicht, wie wir sehen werden, falsch ist, hätte wohl a priori kein Tierforscher gedacht, ich selbst am allerwenigsten. Es gibt eben » Neues unter der Sonne « , woran noch keine menschliche Phantasie gedacht hat. — Am 24. April 1922 isolierte ich in einer großen Glaskapsel zu Regenerationsversuchen, auf welche ich aber jetzt nicht näher ein- gehen will, 2 rf und 1 Q des Tach t/podoüdus albipes, d. h. derjenigen deutschen luliden-Art, welche zu Untersuchungen über Schalt- männchen besonders geeignet ist und auch bereits bisher am häufig- sten hierfür von mir benutzt wurde. Dem 2 von 47 mm, mit 87 Beinpaaren wurde die rechte Antenne amputiert, bis auf 1^ :i Glied. Einem (J^ von 251/2 mm mit 73 Beinpaaren (a) wurde die linke An- tenne amputiert, bis auf II/3 Glied. Einem (f von 25 mm mit 75 Beinpaaren (b) wurde die rechte An- tenne amputiert, bis auf 2'/3 Glied. Obwohl ich am 18. Mai die Copula in normaler Weise beob- achten konnte und auch im übrigen nach dem völlig entwickelten Zustand aller drei Individuen an ihrer Fortpflanzungsfähigkeit nicht zu zweifeln war, so wurde dennoch keine Brut erzeugt. Vielmehr fand ich am 31. Mai das (^f a in einem Kämmerchen mit gefestigten Wänden am Grunde des beigegebenen Lehmes und beobachtete es darin bis zum 12. Juni. Hatte dieses Verhalten schon verdächtig nach Vorbereitung zu einer Häutung ausgesehen, so ergab die nun vorgenommene genauere Untersuchung des Kämmerchens und seines 235 Insassen, daß tatsächlich ein geschlechtsreifes Männchen eine Häutung vollzogen, denn neben ihm lag die noch tadellos er- haltene, ganz unberührte, also erst soeben abgelegte, weiße Exuvie. War diese Entdeckung schon an und für sich für die Beurteilung entwickelter Diplopoden von größter Wichtigkeit, so steigerte sich ihre Bedeutung noch wesentlich durch den überraschenden Befund, daß sich das entwickelte Männchen gar nicht mehr im geschlechts- reifen Zustande befand, sondern in ein Schaltmännchen umge- wandelt hatte! — Im ersten Erstaunen glaubte ich, es müsse ein Irrtum vorliegen und in demselben Behälter sich noch ein Jung- männchen befunden haben. Diese Annahme war jedoch im höchsten Grade unwahrscheinlich, weil ich über meine Zuchtgläser genaue Notizen führe, wenigstens in allen solchen Fällen, in welchen ich, wie bei dem vorliegenden^ den Zuchtversuchen eine besondere Be- deutung beimesse. Zum Überfluß ergab sich aber nun durch die oben genannte Amputation der linken Antenne der absolut ein- wandfreie Beweis für die Richtigkeit meiner Beobachtung, denn das gezüchtete Schaltmännchen zeigte die linke Antenne in etwa halber Größe regeneriert und zugleich pigmentlos. Das so unerwartet erzielte Schaltmännchen aber besitzt 79 Beinpaare und im übrigen alle die bekannten Charakteristika, also insbesondere den unten weniger geöffneten 7. Rumpf ring mit unentwickelten Gonopodenanlagen und statt des 1. Beinpaares die im 84. Aufsatz eingehend besprochenen Halbfüße. Auf den hier angebrachten Einwurf, das entwickelte Männ- chen, aus welchem ich das Schaltmännchen züchtete, sei gar nicht entwickelt gewesen, soll uns die mikroskopische Prüfung der Exuvie die Antwort geben. Wir finden hier nämlich nicht nur alle die bekannten sexuellen Charaktere der reifen T. o/6^jjes-Männchen vor, so insbesondere bis in alle Einzelheiten hinein den verwickelten Gonopodenbau, sondern die Fovea der Opisthomerite enthält auch zugleich die bekannte, braune und feinkörnige, in Gestalt einer Kalotte angesammelte Sperm a m as se. Das Männchen ist also nicht nicht nur morpho- logisch sondern auch physiologisch vollkommen erwachsen und reif gewesen. Am 26. Juli fand ich das genannte albipes-Q neben seiner Exuvie, desgleichen am 30. Juli, während es am 1. August mit dem Verzehren derselben beschäftigt war. Das Weibchen zeigte bei 47 mm und 89 Beiupaaren die rechte Antenne regeneriert und pigmentlos, aber kaum von halber Länge der normalen. Das çf b zeigte sich am 26. Juli ebenfalls umeewandelt und schon umherrennend. Auch 236 dieses hatte sich in ein Schaltmännchen mit 81 Beinpaaren um- gewandelt und seine rechte Antenne in -'^ Größe mit Pigmentlosig- keit regeneriert. Am 21. Juni 1922 wurden ferner von mir in einer Glaskapsel isoliert von T. albipes ein çf von 33 mm mit 89 Beinpaaren, dessen rechte Antenne am- putiert wurde, ein Q von 39 mm mit 87 Beinpaaren, dessen Endfortsatz abgestutzt wurde, wobei ein Tröpfchen Leibesflüssigkeit austrat; einem j. ç^ von 19 mm mit 67 Beinpaaren wurde die linke An- tenne amputiert. Die vorigen beiden Entwickelten fand ich am 21. Juni an einem Baumstumpf in Copula, aber auch hier erfolgte trotzdem keine Brut. Vielmehr fand ich am 12. Juli çf und Q in einem geglätteten Häutungskämmerchen, aber noch nicht in Häutungsstarre 2. Nun- mehr wurden alle in andre Erde übergeführt, in welcher ich das 2 am 7. August in Häutungsstarre antraf, die beiden andern aber un- gestört ließ. Am 30. August hatten alle drei eine Häutung überstanden und ihre Exuvien bereits zur Hälfte verzehrt. Es hatten sich aber ver- wandelt : a. das j. (J' in ein entwickeltes (J^ von 24 mm Länge mit 73 Bein- paaren (also Zunahme von 6 Beinpaaren), während die linke Antenne in Ys Größe regeneriert und blaß geblie- ben war, b. das entwickelte r^ in ein Schaltmännchen von 36 mm Länge mit 93 Beinpaaren (also Zunahme von 4 Beinpaaren), wäh- rend die rechte Antenne ebenfalls in Y5 Größe regene- riert war bei pigmentlosem Zustand, c. das Q in ein solches von 42 mm Länge mit 91 Beinpaaren (mit- hin ebenfalls Zunahme von 4 Beinpaarenj, während sich der Endfortsatz regeneriert zeigte, aber dreieckig und etwas zu kurz geblieben. Es haben sich somit in ganz übereinstimmender AVeise ver- wandelt : 1) ein entwickeltes çf mit 73 Beinpaaren in Schalt-cf mit 79 Beinpaaren, - Hinsichtlich der Diplopodenhäutungen verweise ich auf S. 384 — 394 in meinen >Diplopoden Deutschlands«. Organisation. Lief. 5. C. F. Winters Ver- lag. Leipzig 1910—1914. 237 2) ein entwickeltes (j^ mit 75 Beinpaaren in Schalt-rf mit 81 Beinpaaren, 3) ein entwickeltes (f mit 89 Beinpaaren in Sclialt-(^ mit 93 Beinpaaren. Hiermit stehen wir vor Entwicklungserscheinungen, die man, ohne sie zu kennen, entweder für gänzlich unmöglich, oder doch im höchsten Grade unwahrscheinlich halten müßte. Wir wollen uns nämlich vergegenwärtigen, daß dieselben, um einen Vergleich heran- zuziehen, nichts andres bedeuten, als wenn etwa eine Imago eines Orthopteron oder Käfers sich in eine Nymphe, oder ein Schmetter- ling in eine Puppe zurückverwandeln würde. Dieser Vergleich erläutert wohl am einfachsten das Außerordentliche und Verblüffende der geschilderten Vorgänge, wir erhalten aber zugleich eine ganz neue Grundlage für die biologische Beurteilung der Schalt- männchen, welche sich nunmehr als charakteristische Er- scheinungen einer sexuellen Ruheperiode darstellen. Daß entwickelte Gliedertiere eine sexuelle B-uheperiode zwischen zwei Perioden der Fortpflanzung durchmachen, ist nichts Ungewöhn- liches. Zwar sterben die meisten Insekten und viele mehr oder weniger schnell ab, wenn sie sich fortgepflanzt haben, aber manche andre, z. B. viele Carabiden, können sich in einem Jahre fort- pflanzen, treten dann in eine längere Ruheperiode ein, um im näch- sten Jahre abermals Nachkommen zu erzeugen. Aber hier bleiben die betreffenden Insekten stets in demselben morphologischen Zu- stand, ihre Veränderungen sind nur physiologischer Natur, niemals erfährt das entwickelte Tier, welches sich fortpflanzte, eine durch Häutung zu vermittelnde morphologische Umgestaltung. Die Schaltmännchen der luliden stellen eine Ver- einigung dar von rückschreitenden und fortschreitenden Veränderungen, von fortschreitenden, [indem der Körper sich vergrößert sowie Ring- und Beinpaarzahl zunimmt, von rück- schreitenden, indem die zahlreichen sexuellen Charaktere mehr oder weniger wieder verschwinden oder abgeschwächt werden, so namentlich die Gonopoden, welche wieder durch schwache Anlagen derselben ersetzt werden und die Häkchenbeine, welche wieder zu beinartigen Gliedmaßen umgewandelt werden, aber als charakteristi- sche »Halbfüße« eben nur bei Schaltmännchen vorkommen. Fragen wir uns nach dem Grunde, weshalb gewisse luliden, abweichend von manchen Insekten, wie z. B. Carabiden, nicht im alten Kleide die Ruheperiode durchmachen, sondern eine so bedeu- tende Umgestaltung erfahren, und zwar eine zweimalige, da ja zwei Häutungen erforderlich sind, um den neuen und dann wieder 238 den alten Zustand herbeizuführen, Häutungen, welche zudem, wie ich mehrfach erörtert habe, eine ungewöhnlich tiefe Erschütterung des ganzen Organismus mit sich bringen, so läßt sich folgendes feststellen : 1) sind die Gonopoden, also die unumgänglich notwendigen Sper- maüberträger nicht (wie bei den Carabiden die Copulationsorgane) vollkommen im Körper geborgen, sondern ragen, wenn sie auch tief in eine Tasche eingesenkt sind, dennoch mit ihren Enden etwas heraus. Da nun die Schaltmännchen während ihrer monatelangen sexuellen Ruheperiode, die zugleich eine somatische Wachs- tums-, also Zehrperiode ist, am Boden und zwischen Genist oder Laub ihre Gonopoden leicht beschädigen oder durch Fremdkörper unbrauchbar machen können oder die Spalten und Zwischenräume durch solche verstopft werden könnten, so mußten diese verwickelten Organe vollkommen wieder beseitigt werden. 2) wird die Hypodermis der Gonopoden und ihrer Nachbarteile und ebenso die Hypodermis der Häkchenbeine durch die Erzeugung dieser Organe — einerseits wegen der Plötzlichkeit der Ausbildung, anderseits wegen der hohen Komplikation derselben — derart stark in Anspruch genommen, daß eine Erschöpfung der hypoder- malen Kegenerationskraft eintritt, mithin die Hypodermis erst wäh- rend der monatelangen Periode des Schaltstadiums sich wieder er- holen muß, um die genannten Organe abermals erzeugen zu können. (Fortsetzung folgt.) II. Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. 1. Warnung. Von Georg Duncker, Hamburg. Eingeg. 28. März 1923. Bei einer Zusammenstellung fossiler Syngnathidae finde ich in den paläo-ichthyologischen Arbeiten: 1860, F. Steindachner, Beiträge zur Kenntnis der fossilen Fische Österreichs (dritte Folge), Sitzber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien, Math.-Naturw. KL, Bd. 40, Jahrg. 1860, S. 555—572, 3 Taf., 1919, D. St. Jordan and J. L. Gilbert, Fossil Fishes of Southern Cahfornia: H. Fossil Fishes of the Miocene (Monterey) Formations. Leland Stanford Univ'. Pubi., Univ. Ser., 1919 p. 13—60, pi. 7—31 folgende identische Abbildungen der vier jeweils als neu beschrie- benen Arten: 239 Steinclachner 1860. Jordan and Gilbert 1919. 1) pi. 1, fig. 1. Clupea elongata, = pi. 29, fig. 3. Smithites elegcms, Text p. 556: Tegel von Her- type IV. Text p. 30: Diatoma- nals, "Wiener Becken. ceous shales, Bairdstown. 2) pi. 1 , fig. 2 rechts. Gobius = pi. 31, fig. 1. Sehastavus verte- elatus, p. 561: Mitteltertiärer bralis, type III. p. 50: Diato- Tegel von Hernals. p. 563: maceous shales, El Modena, Beschreibung. presented by E. E. Had ley. 3) pi. 1, fig. 3. Gobius oblongus, = pi. 29, fig. 1. Aboma antiqua, p. 565: Hernalser Tegel. type II. p. 56: Diatomaceous shales, Bairdstown, collected by Dr. J. L. Gilbert, photo- graph from the type. 4) pi. 3. Syngnathus kelmsii, = pi. 29, fig. 2. Syngnathus avus, p. 571: Radoboy (Kroatien), type XL VI. p. 34: Miocene geschenkt von Sektionsrat chalk-shale near Titus Avenue, Helms, Original im k. k. Hof- Bairdstown, suburb of Los kabinett in Wien. Angeles. Weder geben Jordan und Gilbert eine Begründung der Re- produktion dieser Bilder, noch zitieren sie Steindachners Arbeit überhaupt. Ich halte es im wissenschaftlichen Interesse für not- wendig, auf diese Tatsache hinzuweisen, zumal Jordan in einer neueren Arbeit ^ von 1921 Rekonstruktionsbilder der 1919 beschrie- benen Arten gibt, von denen sich pl. 24, fig.b. Smithites elegans, pl. 28, fig. b. Syngnathus avus, - 25, - b. Aboma antiqua, - 51, Sebastavus vertebralis auf jene kopierten Abbildungen beziehen. Die Rekonstruktion des ^Syngnathus avus«, offenbar nach dem recenten Syngnathus griseo- lineatus Ayres angefertigt, hat nicht das mindeste mit dem Habitus der fossilen Abdrücke (3 Exemplare) zu tun. Man wird daher die oben angeführten vier neuen Arten Jordans und Gilberts überhaupt nicht anerkennen, den übrigen Teil ihrer Arbeiten von 1919 und 1921 aber nur mit größter Vorsicht be- nutzen dürfen. 2. Deutsche Gesellschaft für Vererbungswissenschaft. Die dritte Jahresversammlung findet nicht, wie ursprünglich ge- plant, vom 17. — 19. September, sondern vom 24. — 26. September in 1 D. St. Jordan, The Fish-Fauna of the California Tertiary. Stanford Univ. Pubi., Univ. Ser., Bici. Sci. vol. I. No. 4. 1921. p. 233—300. 57 plates. 240 München statt. Die Verlegung erfolgt wegen des internationalen Gartenbaukongresses in Amsterdam, der vom 17. — 22. September tagt. Für die Münchener Tagung sind folgende 3 Referate vorgesehen: 1) Professor Dr. H. Winkler-Hamburg, Über die Rolle von Kern und Protoplasma bei der Vererbung. 2) Professor Dr. 0. Renner-Jena, Vererbung bei Artbastarden. 3) Professor Dr. H. Spemann-Freiburg i. Br., Vererbung und Entwicklungsmechanik. Um möglichst frühzeitige Anmeldung von Vorträgen an den Schriftführer, Privatdozent Dr. Nachtsheim, Berlin-Dahlem, In- stitut für Vererbungsforschung, Schorlemer Allee, unter Angabe der Zeitdauer, und ob Mikroskope, Immersion, Projektionsapparate usw. benötigt werden, wird gebeten, Höchstdauer eines Vortrages 20 Mi- nuten, letzter Termin zur Anmeldung 1. September 1923. III. Personal-Nachrichten. Nachruf. Am 25. April 1923 starb im 81. Lebensjahr der langjährige Professor der Zoologie an der Universität Halle, Professor Herinann Grenacher, bekannt durch seine Arbeiten auf dem Gebiet der tierischen Morphologie und Entwicklungsgeschichte, besonders durch die bleibend wertvollen, feinen und exakten Untersuchungen über die Sehorgane der Gliedertiere und andrer Wirbellosen. Am 4. Mai d. J. starb in Gießen Professor Dr. Arthur Looss im Alter von 62 Jahren. Aus seiner Stellung an der Medizinschule in Kairo durch den Krieg vertrieben, war er in Gießen zum ord. Honorarprofessor in der Philosophischen Fakultät ernannt worden. Prof. Looss hat sich außer durch seine Arbeiten auf morphologisch- histologischem Gebiet besonders durch seine erfolgreichen Unter- suchungen über Organisation, Entwicklung und Biologie der para- sitischen Würmer (Plathelminthen und Nematlielminthen) bekannt gemacht. Druck von fireitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger herausgegeben von Prof. Eugen Korscheit in Marburg. Zugleicli Organ der Deutschen Zoologischen Gesellschaft. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. LVI. Band. 26. Juni 1923. Nr. 11/13. Inhalt: I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Verhoefif, Periodomorphose. (Fortsetzung.) S. 241. 2. Seid 1er, Über neue und wenig bekannte Polychäten. (Mit 8 Figuren.) S. 254. 3. Schneider, Niederrheinische freilebende Ne- matoden. (Mit 8 Figuren.) S. 264. 4. Tiets, Über einige holländische Wasser- milben. (Mit 2 Figuren.) S. 281. 5. Kiefer, Beitrag zur Kenntnis von Cyclops crassìcaìKÌis Sars. S. 283. 6. Goetsch, Chimärenbildung bei Coelenteraten. (Mit 4 Figuren.) S. 289. , Mitteilungen aus Museen, Instituten usw. Deutsche Zoologische Gesellschaft E. V. S. 298. Stiles, Notice to Zoologists, especially Ic- thyologists, of a Proposition to admit to the official List 14 generic Names of Fishes in in regard to which there exista difference of opinion as to their Validity. S. 301. Nachtrag zum Personalverzeichnis zoolo- gischer Anstalten. S. 302. m. Personal-Nachrichten. Nachruf. S. 303. S. 303. I. Wissenschaftliche Mitteilungen. 1. Periodomorphose. 96. Diplopoden-Aufsatz. Von Karl W. Verhoeff in Pasing (b. München). (Fortsetzung.) H^ier ist ein Hinweis auf meine im 84. Aufsatz erörterten Zucht- versuche mit Polydesmus ülyricus am Platze, und zwar besonders im Hinblick auf elongatus, forma regressionis. Obwohl näm- lich die Gonopoden des P. ülyricus im Vergleich mit T. albipes viel einfacher gebaut sind, ist dennoch — und dies beweist eben die teilweise Erschöpfung der Eegenerationskraft der gonopodialen Hy- podermis — aus der 20-ringeligen Larve mit entwickelten Gonopo- den ein 21-ringeliges Männchen der f. regressionis entstanden, dessen Gonopodentelopodite abgeschwächt sind. (Man vgl. a. a. O. S. 584.) Daß übrigens nicht nur durch Fremdkörper während des lange dauernden Schaltstadiums etwa erhalten gebliebene Gonopoden be- schädigt werden könnten, sondern daß sie nach vollzogenen Copu- Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 16 242 lationen aucli für weitere, viel später eintretende Funktion unbrauch- bar sein würden oder doch mindestens in vielen Fällen ungeeignet sein könnten, beweisen die unverbrauchten Spermamassen, welche in den Exuvialorganen zurückbleiben können. "Wir müssen aber ferner mit mechanischen Verletzungen der Sexualorgane der Männchen rechnen, die eine erneute Benutzung derselben unmöglich machen. Solche Verletzungen können aber um so eher erfolgen, je kompli- zierter diese Organe sind, und bei vielen luliden genügt schon das Abbrechen einer Flagellumspitze, um die Gonopoden minder brauch- bar erscheinen zu lassen. Ich möchte hier aber auch an einige von mir tatsächlich beobachtete Verletzungen von männlichen Copu- lationsorganen erinnern, welche eine Wiederholung der Copula höchst zweifelhaft erscheinen lassen. So habe ich 1910 im 39. Diplo- poden-Aufsatz (Jahreshefte Ver. vat. Naturk. Württ.) S. 358 ein männliches Begattungszeichen für luhis ligulifer nachgewiesen hin- sichtlich der bei der Copula (durch Abbeißen des Weibchens) ver- loren gehenden Endteile der coxalen Hornfortsätze am 2. Beinpaar des o^. Ebenfalls ein männliches Begattungszeichen wies ich nach im 92. Diplopoden-Aufsatz (Archiv f. Nat. 87. Jahrg. A., 2. Heft 1921) S. 33 für Callipus longobardius , dessen Coxalhornspitzen der Gonopoden bei der Copula häufig abbrechen. Alle diese Abbruch- steilen erhalten durch das austretende Blut eine Bräunung oder Schwärzung. Vergegenwärtigen wir uns alle genannten Umstände, so ergibt sich die Notwendigkeit des Schaltstadiums und die Erzeugung eines neuen Reifezustandes, vermittelt durch zwei Häutungen, aus den physiologischen Verhältnissen. Was bedeuten aber nun die zwei (eventuell sogar drei) Schalt- stadien, welche ich a. a. O. als Grundlage der f. elongata und f. elongatissima unterschieden und hinsichtlich ihrer Charaktere und Unterschiede genauer besprochen habe? — Nach den bis- herigen Anschauungen und Erfahrungen mußte gefolgert werden, daß aus dem letzten Schuppenstadium das Schaltmännchen I, aus diesem das Schaltmännchen II und aus dem letzteren das Reife- männchen entsteht. Nachdem ich aber festgestellt habe, daß jedes Schaltstadium sich zwischen zwei Reifezuständen befindet, müssen wir folgern, auch wenn hierfür vorläufig noch kein Zucht- beweis vorhegt (den ich aber nächstens ebenfalls zu erbringen hoffe), daß das Schaltmännchen I nicht in ein Schaltmännchen II übergeht, sondern daß zwischen beiden sich ein Reifestadium befindet. Im 84. und andern Aufsätzen habe ich auf geographisch-sta- 243 tistischer Grundlage die Abhängigkeit der verschiedenen Formen des T. albipes von klimatischen Einflüssen besprochen und gezeigt, daß die Häufigkeit der einzelnen Formen nach den Gegenden eine sehr verschiedene ist. Das heißt aber mit andern Worten, daß die Elongationskraft und das Alter des T. albipes durch das Klima beeinflußt wird, so daß in manchen Gegenden eine f. typica ohne Schaltmännchen auftritt, während in andern Gegenden die Entwicklung stets mit Schaltmännchen erfolgt, und zwar entweder nur mit einem oder mit zweien oder sogar mit dreien. Die Entwicklungsmöglichkeiten der männlichen T. albipes sind mithin folgende: Forma typica. Letztes Schuppenstadium. Häutung. (Letzte larvale) Reifemännchen. (einziges) F. elongata. Letztes Schuppenstadium. Häutung. (desgl.) 1. Reifeo^ 1. Schalthäutung. Schalto'X 2. Schalthäutung. 2. Reifec^ F. elongatissima. Letztes Schuppenstadium. Häutung. (desgl.) 1. Reifecf 1. Schalthäutung. 1. Schaltet X 2. Schalthäutung. 2. ReifecJ» 3. Schalthäutung. 2. Schalter X 4. Schalthäutung. 3. Reifeo' F. maxima. Letztes Schuppenstadium. Häutung. (desgl.) 1. Reif e(f 1. Schalthäutung. 1. Schaltet X 2. Schalthäutung. Da diese Entwicklungsweise eine originelle Weiterbildung der Anamorphose darstellt und die verschiedenen Reifezustände der entwickelten Männchen durch Schaltperioden unterbrochen werden, nenne ich sie Periodomorphose. Wenn ich auch noch keineswegs alle erforderlichen Zuchten 16* 2. ReifecJ» 3. Schalthäutung. 2. Schaltet X 4. Schalthäutung. 3. Reifecf 5. Schalthäutung. 3. Schalto^X 6. Schalthäutung. 4. Reifci^ 244 durchführen konnte, vielmehr für weitere Untersuchungen in dieser Richtung sich ein großes und dankbares Feld eröffnet, so sprechen doch alle bisher vorliegenden Zuchtergebnisse dafür, daß sich Schal t- männchen niemals in ein andres Scbaltmännchen, sondern stets in ein Reif emännchen verwandeln. Da nun sowohl die aus Schaltmännchen erzielten Reifemännchen als auch die aus Reife- männchen gezüchteten Schaltmännchen nach Größe, Ring- und Bein- paarzahl erheblich voneinander abweichen, so folgt mit Notwendig- keit, daß wir mindestens zwei, höchstwahrscheinlich aber drei Schaltperioden zu unterscheiden haben, wie das in der vorstehenden Übersicht zum Ausdruck gebracht wurde. Von den drei vorn ge- genannten, aus Reifemännchen gezüchteten Schaltmännchen ge- hören die mit 79 und 81 Beinpaaren der 1. Schaltperiode an, die mit 93 Beinpaaren dagegen der 2., wenn nicht etwa schon der 3. Schaltperiode. Da femer bei den ersten eine Vermehrung um je sechs, bei dem letzteren dagegen nur um vier Beeinpaare erfolgte, so spricht das für eine Abnahme der Elongationskraft in den späteren Schaltperioden. Im 84. Aufsatz S. 541 und 542 wies ich bereits darauf hin, daß bei der Verwandlung der Schaltmännchen in Reifemännchen meistens eine Zunahme von vier Beinpaaren erfolgt, daß aber bis- weilen auch diese Zunahme überhaupt unterbleibt, also z. B. ein Schaltmännchen mit 81 Beinpaaren in ein Reifemännchen mit eben- falls 81 Beinpaaren übergeht. Zur Ergänzung meiner früheren Mit- teilungen seien noch folgende Zuchtergebnisse festgestellt: Aus einem am 30. Mai im Jura gefundenen albipesSchalt- männchen von 25 mm Länge mit 79 Beinpaaren entwickelte sich (nachdem ich es am 24. Juni in seinem Häutungskämmerchen auf- gestört und es alsdann am 26. Juni ein neues angelegt hatte), am 27. Juli ein Reifemännchen von 272/3 mm mit 83 Beinpaaren, mit- hin der häufigste Fall. Dagegen verhielten sich anders zwei in der oberbayrischen Hochebene, in der Umgebung von Basing gesammelte Schaltmännchen. Ein am 20. März isoliertes Schaltmännchen von 30 mm Länge mit 83 Beinpaaren und 2 beinlosen Endringen entwickelte sich am 20. Juli zu einem Reifemännchen von 31^/3 mm mit 85 Beinpaaren und einem beinlosen Endring. Ein am 27. Juli 1915 erbeutetes Schaltmännchen von 33 1/2 mm Länge mit 87 Beinpaaren und zwei beinlosen Endringen überwinterte im teilweise geheizten Zimmer. Es wurde am 28. Mai 1916 im Starrezustand beobachtet und entwickelte sich Anfang Juni zu einem Reifemännchen derselben Größe mit 245 89 Beinpaaren und einem beinlosen Endring. (Das Schaltstadium dauerte also trotz geringer Winterkälte mindestens IOY3 Monat!) In diesen beiden Fällen hat also übereinstimmend eine Vermehrung um nur zwei Beinpaare stattgefunden, und zugleich ist überhaupt kein neuer Bumpfring aufgetreten, sondern es ist nur ein vorher beinloser Bing beintragend geworden. Schließlich fand ich am 27. April noch ein Schaltmännchen mit 89 Beinpaaren im Jura, welches sich am 10. Juli in ein Beifemänn- chen mit derselben Beinpaarzahl verwandelte. Im 84. Aufsatz S. 542 glaubte ich das »Ausbleiben einer Seg- ment- und Beinpaarvermehrung« beim Übergang vom Schaltstadium zum Beifemännchen auf »Mängel der Aufzucht < zurückführen zu müssen. Die neuen Entdeckungen über das Wesen der Schaltmännchen führen mich jedoch zu der Auffassung, daß sowohl bei der Ver- wandlung der Schaltstadien in Beifemännchen, als auch umgekehrt der Beifemännchen in Schaltstadien die geschilderte verschiedene Zunahme der Bing- und Beinpaarzahl lediglich ein Ausdruck der Abnahme der Elongationskraft ist. In diesem Sinne kann aber die verschiedenartige Zunahme der Bing- und Beinpaarzahl bzw. ihr Fehlen bei den verschiedenen Umwandlungen geradezu als ein Maßstab für die Beurteilung des weiteren Schicksals der Schaltmännchen und Beifemännchen betrachtet werden, indem Tiere, welche eine Zunahme von 4 oder 6 Beinpaaren erfahren, wahrscheinlich der 1. Schaltperiode angehören, während Individuen, deren Beinpaarzahl nur um zwei oder überhaupt nicht mehr ver- mehrt wird, den definitiven Endpunkt ihrer Periodomor- phose erreicht haben. Hiermit stehen die bisherigen tatsächlichen Züchtungen im besten Einklang, denn wir haben gesehen, daß die Schaltmännchen, welche eine stärkere Vermehrung der Beinpaare erfahren, zu denen mit niedrigeren Beinpaarzahlen gehören, während die Schaltmännchen mit geringer oder ohne Vermehrung derselben zu den Individuen mit höheren Beinpaarzahlen zu stellen sind. Im 84. Aufsatz schrieb ich S. 549: »Zum Wesen der Schalt- stadien gehört fraglos eine Lebensverlängerung der betref- fenden Individuen. In diesem Sinne lassen sich die Schaltstadien bezeichnen als eine Verlängerung der Larvalperiode, und zwar eine hypervegetative, mit ungewöhnlich lange verschobener Sexual- tätigkeit.« Der erste Satz ist auch nach der jetzigen Lage der Dinge zweifellos richtig, aber der zweite Satz hat nunmehr zu lau- ten: Die Schaltstadien sind als eine periodische, ein- oder mehr- malige hypervegetative Bückkehr ins Larvenleben zu bezeichnen, 246 wobei die Sexualtätigkeit ebenfalls ein oder mehrere Male einge- stellt wird. — Ich will nicht unterlassen, ausdrücklich festzustellen, daß von den oben erwähnten, aus ßeifemännchen gezüchteten Schaltmännchen eines, und zwar das kleinste, schon im September sich wieder in ein Reifemännchen zurückverwandelte, während die andern zur Überwinterung im Schaltstadium blieben, was wohl als der häu- figere Vorgang zu betrachten ist. Es entstand also aus einem 1. E-eifemännchen mit 73 Beinpaaren ein Schaltmännchen mit 79 Beinpaaren und aus diesem ein 2. Reifemännchen mit 81 Beinpaaren. Das 1. Reifemännchen besaß 25^2 mni Länge. Das 2. R. (j^ hatte 31 mm Länge erreicht. — Angesichts dieser äußerst überraschenden Periodomorphose der luliden mit Schaltstadien liegt es nahe, sich nach den "Weibchen dieser Diplopoden zu erkundigen und die Fragen aufzustellen: 1) können weibliche luliden, welche Brut erzeugt haben, ebenfalls noch eine Häutung und eventuell auch Elongation durchmachen, und 2) gibt es überhaupt eine weibliche Entwicklung, welche der männlichen Periodomorphose vergleichbar ist? — Wenn ich auch vorläufig nur die erste dieser Fragen endgültig beantworten kann, so hielt ich es doch für notwendig, auf beide hinzuweisen, schon um auf weitere zu lösende Aufgaben die jüngeren Forscher aufmerksam zu machen. Am 21. Mai 1916 isolierte ich 2 Q des T. albipes (von Parten- kirchen) von 43 und 49 ram Länge. Eines derselben erzeugte im Juni eine zahlreiche Brut, und am 20. Juli fanden sich bereits beide Weibchen in festwandigen Häutungskämmerchen. Das von der Häutung noch weiche Ç und seine noch vollständige Exuvie gestatteten folgende Feststellung: Q vor der Häutung 43 mm mit 89 Beinpaaren und 49 Rumpfringen, 2 nach der Häutung 43 - - 93 - - 51 - Dieses mithin um 4 Beinpaare vergrößerte Q hatte keine Brut erzeugt, während das Q. von 49 mm, von welchem die Brut ab- stammte, leider seine Exuvie schon größtenteils aufgezehrt hatte, weshalb mir seine vorhergegangene Beinpaarzahl unbekannt blieb. Dieses Brutweibchen zeigte nach der Häutung 49 mm Länge, 101 Beinpaare und 2 beinlose Endringe. Seine Zusammensetzung mit einem Reifemännchen am 15. August 1916 ergab keine weitere Brut. Aber am 15. Juni 1917 fand ich es abermals in einem Häutungskämmerchen und konnte nach der Hau- 247 tung (2.) keine Veränderung hinsichtlich Ring- und Beinpaarzahl feststellen. Am 23. Juni 1918 fand ich das Ç wieder frisch ge- häutet (3. Reifehäutung!) und neben ihm seine in der ganzen Länge noch völlig unverletzt gebliebene Exuvie. Es zeigte keine Größen- zunahme, besaß aber 103 Beinpaare. Jedoch bin ich nicht voll- kommen sicher, ob hier wirklich noch 2 Beinpaare neu erzeugt wor- den sind, weil dieses "Weibchen mehrere Beinpaare verloren hatte. Wenn es auch ein leichtes ist, die Wurzeln der abgestoßenen Beinpaare auch bei einem lebenden luliden festzustellen (obwohl die Zählung der Gliedmaßen bei den meistens unruhigen lebenden Tieren einige Geduld erfordert), so muß doch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß das letzte Beinpaar zufälhg auch abgestoßen war und seine Wurzeln von mir übersehen wurden. Dieses Brut- weibchen starb erst im Juli 1918. — Aus diesen Zuchten erhalten wir aber bereits zwei wichtige Ergebnisse, nämlich a. die Feststellung, daß geschlechtsreife Weibchen, auch nachdem sie bereits Brut erzeugt haben, sich noch drei- mal häuten können und b. daß sie selbst nach Erzeugung von Brut noch mindestens zwei Jahre leben können, worauf man auf mindestens zwei Brut] ah re schließen muß. Die Frage, ob nach der 1. Brut noch eine Elongation erfolgen kann, bleibt also vorläufig noch offen. Dagegen ergibt die Fest- stellung von drei Reifehäutungen hinsichtlich der Beantwor- tung der obigen 2. Frage in jedem Falle wenigstens die Mög- lichkeit, daß auch- die Weibchen eine Periodomorphose durchmachen könnten, denn es wäre durchaus denkbar, daß sie nach der auf die Brut folgenden 1. Häutung ebenfalls in eine sexuelle Ruheperiode eintreten und erst nach der 2. Reifehäutung wieder fähig würden eine neue Brut zu erzeugen. Daß T. albipes ein Alter von mindestens 3 — 4 Jahren erreichen können, ist nach meinen bisherigen Zuchtversuchen ganz zweifellos, ich halte für die Formen mit 2 — 3 Schaltperioden sogar ein noch höheres Alter für wahrscheinlich. — Die im vorigen besprochene Periodomorphose zeigt uns nicht nur die Schaltmännchen der luliden in einem ganz neuen Lichte, sondern sie ist auch zugleich eine akute Veranlassung, unsre ganzen bisherigen Anschauungen über die Reife der Diplopoden einer gründlichen Revision zu unterziehen, um so mebr als ich bisher bei meinen Forschungen über Wachstum, Häutungen, Alter, Geschlechtsreife, Brüten, Larven, Klimaabhängigkeit, Er- scheinungsweisen u. a. von meinen Spezialkollegen sehr wenig und 248 von manchen gar keine Unterstützung gefunden habe. Unsre Kennt- nisse von den europäischen Formen sind noch gering und von den außereuropäischen in diesen genannten Beziehungen gleich Null! — Die früheren Anschauungen über das Reifestadium der Opistlb- andria habe ich schon 1906 wesentlich berichtigt, und ich erinnere an meine diesbezüglichen Mitteilungen im 24. Di plop od en- Auf- satz (Archiv f. Nat. 72. Jahrg. I. Bd. 2. Heft), wo ich auf S. 200 folgendes schrieb: »Abermals, jedoch unter neuen Gesichtspunkten erhebt sich die Frage, ob sich geschlechtsreife Glomeris noch häuten können. C. Hennings schrieb a. a. 0. S. 255: »Bekanntlich wird nicht nur der Übergang von einem Stadium zum folgenden durch eine Häutung vermittelt, sondern auch die erwachsenen Tiere häuten sich in bestimmten Zwischenräumen .... Als die Zeit der Häu- tung galten bisher die Sommermonate, d. h. also die Wochen nach der Copulation oder Eiablage. Ich fand aber nun im Dezember vorigen und Januar dieses Jahres nicht selten in meinen Terrarien Tiere, die in Häutung begriffen waren bzw. diese soeben beendet hatten, ohne daß Copulation oder Eiablage vorangegangen wären.« — Es liegt auf der Hand, nach den Mitteilungen über die epi- morphotischen Stufen, daß die Häutungen der angeblich »erwach- senen Tiere« (nach Hennings) eben solche Entwicklungsstufen be- troffen haben. Indessen ist die Frage meines Erachtens auch hiermit noch nicht ganz beantwortet, denn es ist nicht ausgeschlossen, daß auch Individuen, welche wirklich das Stadium Ma- turus senior erreicht haben, doch noch eine oder gar mehrere Häutungen durchmachen, wenigstens könnte das für einzelne Variationen oder Aberrationen gelten, welche wie z. B. die zu hexasticha var. quad?'imaculata Latz, gehörige aberr. aterrima m. sich durch auffallende Größe von der Grundform unterscheiden. Meine Ansicht geht also dahin, daß bei den Glomeriden nach Erreichung der wirklichen Geschlechtsreife mit M. senior gewöhnlich keine Häutung mehr stattfindet, daß aber bei einzelnen Formen wie z. B. aberr. aterrima m. und überhaupt bei raelanistischen Ab- änderungen mit auffallenden Größendimensionen entweder die wirk- lich Erwachsenen sich noch weiter häuten oder diese Formen noch 1 — 2 epimorphotische Stufen mehr durchmachen als gewöhnlich. Im letzteren Falle würde eine Erscheinung vorliegen, welche der f. elongata des T. albipes vergleichbar wäre« — Damals, vor 16 Jahren, ahnte ich nicht, daß wir erst auf dem Wege einer außerordentlichen Aufklärung über T. albipes wieder zur Frage nach der Geschlechtsreife und den Reifehäutungen bei Glomeris zurückkehren würden. Ich brauche wohl nicht zu ver- 249 sichern, daß ich nunmehr Reifehäutungen bei Glome rid en ^ für noch viel wahrscheinlicher halte als 1906 und hoffe, daß meine ent- sprechenden Zuchten bald eine Antwort gestatten. Zoologen, welche sich mit Diplopoden noch nicht beschäftigt haben, werden vielleicht den Einwurf machen, es könnten schließlich solche Eeifehäutungen bei allen Tausendfüßlern erwartet werden. Einem solchen nicht ohne weiteres abzuweisenden Einwurf gegen- über möchte ich aber folgendes feststellen: Für eine der größten Diplopoden-Gruppen, nämlich die Asco- spermophoren, können wir schon heute auf Grund der Erschei- nungsweisen der Reifetiere ^ mit Sicherheit feststellen, daß bei ihnen Reifehäutungen nicht vorkommen, höchstens könnte hinsichtlich ein- zelner Gattungen vorläufig noch ein Zweifel bestehen. Die Reifehäutungen sind aber schon deshalb bei den Asco- spermophoren ausgeschlossen, weil die Entwickelten hierfür zu kurzlebig sind, sowohl nach den Beobachtungen in Zuchtgläsern, als auch nach den Untersuchungen in freier Natur. Die Reifetiere der Ascospermophoren treten, wie ich im 64. und andern Auf- sätzen ausgeführt habe, in mehr oder weniger beschränkter und ganz bestimmter Weise auf; die Craspedosomen z. B., welche man im Frühjahr als Erwachsene beobachtet, sterben im Sommer sämtlich ab, während z. B. erwachsene Heteroporatien überhaupt nur im Herbst existieren. Aber auch bei den luliden können wir keineswegs überall Reifehäutungen erwarten, vielmehr haben sich z. B. die von mir ge- züchteten Reifemännchen des Cylindroiuius londinensis und des Bi'a- chyiulus imiUneatus stets unverändert in diesem Zustand erhalten, d. h. sie starben regelmäßig, ohne eine Reifehäutung durchzumachen. Daß aber bei C. londinensis ausnahmsweise Schaltmännchen vor- kommen können, besprach ich bereits S. 556 — 558 im 84. Diplo- poden-Aufsatz. Freilich kann auch hier erst durch Zuchtversuche nachgewiesen werden, ob es sich wirklich um echte Schaltmännchen handelt, die aus Reifemännchen rückgebildet sind oder um unge- wöhnlich große und in ihren Anlagen der Gonopoden abnorm vor- gerückte älteste Jungmännchen. Bei C. nitidus kommen, wie ich 3 Angenommen, daß wir Reifehäutungen bei Glomeriden festgestellt hätten, so bleibt gegenüber den luliden mit Schaltmännchen doch in jedem Falle für die Opisthandria der wesentliche Unterschied, daß eine larvale Rück- bildung der männlichen ectodermalen Geschlechtsorgane, insbesondere der Telo- poden, nicht vorkommt. 4 Hier sei auf meinen 64. Diplopoden-Aufsatz verwiesen: »Erscheinungs- zeiten und Erscheinungsweisen der reifen Tausendfüßler Mitteleuropas« usw. Verh. der Zool.-botan. Ges. in Wien, 1913. S. 334-381. 250 ebenfalls im 84. Aufsatz S. 558 — 561 besprochen habe, die Schalt- männchen gleichfalls nur sehr lokal vor. Obwohl dieselben sich hin- sichtlich des 1. Beinpaares (mehr als iondinensis) den echten Schalt- männchen nähern, muß diese ihre Natur doch ebenfalls erst durch Zucht ganz sichergestellt werden. Vorläufig kann ich nur meine Überzeugung ausdrücken, daß wir es bei diesen Cylmdi'oiulus- Arten mit echten Schaltmännchen zu tun haben, die aber im Gegen- satz zu T. albipes nicht überall auftreten, sondern nur hier und da unter bestimmten örtlichen Verhältnissen. Unter den Polydesmoidea sind Keifehäutungen wohl ebenso wenig zu erwarten wie bei den Ascospermophora. Selbst in dem Ausnahmefalle, in welchem ich bei Polydesmus ülyricus, 84. Aufsatz 1916, eine künstliche Elongation hervorrufen konnte, handelt es sich um eine Verlängerung des Larvenlebens, nicht aber um eine der Periodomorphose vergleichbare Erscheinung. Dagegen könnten wir unter mehreren andern Dipl op od en- Gruppen mit höherer und meist variabler Rumpfringzahl, so den Colobognathen, Lysiopetaloi- dea und Chorizognathen nicht nur Reifehäutungen, sondern even- tuell auch echte Periodomorphose mit Schaltstadien erwarten. Vorläufig wissen wir aber in dieser Hinsicht gar nichts, also ein weites Feld für dankbare Forschungen. — Wie können wir uns die Entstehung der Periodomorphose erklären? — Auf S. 547, im 84. Aufsatz, habe ich bereits festge- stellt, daß bei T. albijies »sowohl Reifemännchen als auch Schalt- stadien zu jeder Jahreszeit in Deutschland angetroffen werden kön- nen«, und dasselbe gilt in Deutschland für Schixophylium sahulosum. Ganz anders verhalten sich dagegen die Schixojjhyllum-Avten in den Mittelmeerländern. In den Nova Acta, Halle 1910, habe ich bereits hervorgehoben, daß mir in Sizilien im April unter mindestens 500 Individuen des Seh. oxypygum zwar zahlreiche Jungmännchen und auch eine Reihe Schaltmännchen vorgekommen sind, aber kein einziges Reifemännchen. Ich schrieb auf S. 218: »Entwickelte o:^///??//;?^«- Männchen fehlen im Frühjahr und treten in Sizilien erst im Sommer oder Herbst auf. Für Seh. moreleti Luc. habe ich für Portugal schon 1893 in Nr. 410 des Zool. Anz. nachgewiesen, daß im Frühjahr Schalt- männchen, im Herbst dagegen Reifemännchen auftreten. Diese südmediterranen Schixophyllum-KriQH stehen hinsichtlich ihrer Erscheinungsweise also in einem Gegensatz zu dem mitteleuropäi- schen Tachijpodoiulus, der zweifellos mit dem heißen Sommer der ersteren Gegenden und dem Regen zu allen Jahreszeiten in Mittel- europa in Zusammenhang steht.« — 251 Neuerdings beschäftigte ich mich eingehend mit dem Auftreten des Seh. sabulosiwi an der Riviera in meinem 91. Diplopoden- Aufsatz, Chilognathen-Studien, Archiv f. Nat. 86. Jahrg. 1920, A, 12. Heft und verw^eise namentHch auf S. 57 — 61. Meine Beob- achtungen beweisen, daß Seh. sahulosum an der E-iviera hinsichtlich des Auftretens der Reifemännchen im Frühjahr eine Mittelstel- lung einnimmt zwischen dem Verhalten derselben in Mitteleuropa einerseits und den typisch mediterranen Ländern anderseits, indem die Reifemännchen an der Riviera im Frühling zwar nicht vollstän- dig fehlen, aber doch als Seltenheiten zu bezeichnen sind, indem ich unter 400 Individuen des sahulosum nur 3 Reifemännchen nach- weisen konnte, und zwar an Plätzen, welchen kein eigentlich mittel- meerländisches Gepräge zukommt, da sie durch üppigen Pflanzen- wuchs und Feuchtigkeit ausgezeichnet sind. Daß an der Riviera und in Norditalien überhaupt Reifemännchen des sahulosum im Herbst häufig auftreten, haben nicht nur meine tatsächlichen Funde bewiesen, sondern ich habe auch 6 Schaltmännchen, im April an der Riviera gesammelt, durch Aufzucht im August-September zu Reife- männchen gebracht. Wenn wir sehen, daß in den Mittelmeerländern bei den be- sprochenen luliden der Herbst die eigentliche Erscheinungszeit der Reifemännchen ist, im Frühjahr aber diese entweder vollkommen fehlen oder nur als Seltenheiten auftreten, an ihrer Stelle dagegen sich Schaltmännchen vorfinden, so liegt die Schlußfolgerung nahe, daß bei den Schizophyllinen die Schaltmännchen als eine Anpassung an die Sommertrocknis der Mediterranländer entstanden sind. Viele Diplopoden, welche sich im Herbst fortpflanzen, sterben hinterher ab. Die Schizophyllinen aber ge- langten durch Ausbildung der Schaltmännchen und damit der Periodomorphose zu der Möglichkeit, auch in Ländern mit heißem Sommer sich zwei oder mehrmals in zwei oder meh- reren aufeinander folgenden Jahren fortpflanzen zu können. In mehreren Aufsätzen ist bereits festgestellt worden, daß die eigentliche Heimat der Schizophyllinen die Mittelmeerländer sind, die in Mitteleuropa vorkommenden Schixojjhyllum- Arten sahulosum und rutüans haben ebenfalls weite Verbreitung im Mittelmeergebiet, so daß sie erst sekundär als nach Mitteleuropa eingedrungen zu be- trachten sind. Die einzige in Mitteleuropa endemische Schizo- phyllinen-Art ist T. alhipcs. Wir dürfen nach dem Gesagten also annehmen, daß dieser von mediterranen Vorfahren seine Periodo- morphose überkommen hat. In Mitteleuropas feuchtem Klima fiel aber die mediterrane Notwendigkeit des sommerlichen Verschwindens 252 der Reifemännchen fort, und so finden wir sie tatsächlich in allen Monaten. Daß aber die Entwicklung der Reifemännchen auch in Mitteleuropa, wenn nicht in den Herbst, so doch in die 2. Hälfte des Jahres fällt, beweisen meine sämtliche Zuchten, denn alle aus Schaltmännchen gezüchteten Reifemännchen entwickelten sich in den Monaten Juli, August und September. Das einzige Männ- chen aber, welches ich bereits im Juni erzogen habe, ist zugleich das einzige, welches ich auch als Schaltmännchen überwinterte und welches überhaupt fast ein ganzes Jahr im Schaltstadium beobachtet wurde. Hier ist also die frühere Entwicklung des Reife- männchens (im Juni) zweifellos auf die lange Gefangenschaft des Schaltmännchens oder den Fortfall der Winterkälte zurückzuführen, d. h. hier liegt ein gewisses künsthches >Treiben« des Reife- männchens vor. Die Entstehung der Periodomorphose ist aber nicht nur auf klimatologische, sondern auch auf physiologische Verhältnisse zu beziehen. Vor allem sehe ich in ihr ein Mittel zur Verminderung der Inzucht. Männchen, welche am Orte verbleiben, an dem sie auf- wuchsen, und das ist bei der Bodenständigkeit der Diplopoden besonders leicht möglich, kommen besonders leicht in die Lage, mit Angehörigen derselben Brut in Fortpflanzung zu treten. Durch die Einschaltung von einer oder mehreren Zwischenstufen, verbunden mit Lebensverlängerung, wird die Möglichkeit gesteigert, nicht nur weiter umherzuwandern, sondern auch mit Angehörigen andrer Brüten in Berührung zu kommen. In neuer Beleuchtung erscheinen durch die Periodomorphose auch die abnormen Männchen des T. albipes, welche ich S. 549 und 550 ÌD1 84. Aufsatz beschrieben habe. Es handelt sich um im übrigen vollkommen geschlechtsreife Männchen der f. elongata (mit 87 und 85 Beinpaaren), bei denen aber die Gonopoden entweder unvollkommen entwickelt sind oder gänzhch fehlen. Da wir jetzt wissen, daß die f. elongata sich aus Schaltmännchen und diese aus Kleinmännchen entwickeln, so ist offenbar in diesen abnormen Fällen bei dem Kleinmännchen die Regenerationskraft nur partiell, d. h. nur bei der gonopodialen Hypodermis erloschen, ein lokaler Rückschlag zu Vorfahren ohne Periodomorphose. Angesichts der Reifehäutung des T. albipes muß ich schließlich noch die Frage aufwerfen, gibt es überhaupt eine F. typica im bisherigen Sinne, d. h. kommen bei diesen luliden überhaupt blei- bende Kleinmännchen vor, welche keine Reifehäutung durchmachen? — Eine sichere Antwort kann natürlich auch hier nur durch Zucht- 253 versuche beigebracht werden, aber ich möchte doch nicht unter- lassen, schon jetzt meine Überzeugung auszudrücken, daß in manchen Gegenden, z. ß. Rheinpreußen, eine definitive f. typica nicht nur vorkommt, sondern auch vorherrschend ist. Maßgebend hierfür ist die Tatsache, daß im Vergleich mit andern Gegenden, z. B. Oberbayern, einerseits die Schaltmännchen in Rheinpreußen , ver- hältnismäßig spärlich auftreten und anderseits die f. typica der ent- wickelten Männchen bei weitem vorherrscht. Verwiesen sei nament- lich auf meinen Aufsatz in Nr. 605 des Zool. Anz. 1900, und be- sonders auf die Übersicht auf S. 34 — 35, aus welcher man das außerordentliche Überwiegen der Kleinmännchen mit 69, 71 und 73 Beinpaaren sofort erkennt. Ich möchte diese Untersuchungen abschließen mit einem Seiten- blick auf die Landasseln, und namentlich die merkwürdigen Ver- änderungen, welche weibliche Asseln bei ihrer Bruterzeugung erfahren, und verweise in dieser Hinsicht auf meinen Aufsatz im Archiv f. Nat. 83. Jahrg. 1917 (1919) A, 12. Heft »Über die Larven, das Marsupium und die Brüten der Oniscoidea« (27. Isopoden- Aufsatz). Wir haben es hier nämlich ebenfalls nicht nur mit Reif e - häutungen zu tun, sondern die Ähnlichkeit mit den Schaltmänu- chen der lui id en zeigt sich auch darin, daß die Asselweibchen nach der Brut durch eine Häutung in einen morphologisch sehr abwei- chenden neuen Zustand übergeführt werden und aus diesem wieder durch eine Häutung in eine neue Brutperiode gelangen. Der Zwischenzustand der Asselweibchen ohne Ovostegiten ist also entschieden auch als eine sexuelle Ruheperiode zu bezeichnen, vergleichbar den Schaltstadien der besprochenen luliden, und da dieser Brutperioden mehrere aufeinander folgen können, unterbrochen durch Ruheperioden, so läßt sich auch bei den Asseln von einer Periodomorphose sprechen. Indessen liegen doch auch wesent- liche Unterschiede vor, denn 1) findet natürlich bei den Asseln, obwohl ein beträchtliches Wachstum der Reifetiere zu verzeichnen ist, niemals eine Vermehrung der Ring- oder Beinpaarzahl statt und 2) ist die sexuelle Ausrüstung der Zwischenzustände (also Reife- weibchen ohne Ovostegite bei den Asseln und Schaltmänn- chen bei den luliden) insofern eine sehr abweichende, als dieselben bei den Asselweibchen gerade für eine neue Copu- lation befähigt sind, die Ruheperiode somit auch keine ab- solute darstellt, während die Schaltmännchen, durch Unter- 254 drückung aller sexuellen Hilfsorgane, einer vollkommenen und uneingeschränkten Ruheperiode teilhaftig werden. Rückblick. Entwickelte T. albipes, welche Nachkommenschaft erzeugt haben, können sich noch häuten, und zwar sowohl Männchen als Weibchen. Durch die Häutung der entwickelten Männchen entstehen Schalt- männchen und durch deren Häutung abermals ßeifemännchen. Die bei den Schaltmännchen auftretenden Veränderungen sind eine Ver- einigung von rückschreitender und fortschreitender Entwicklung. Die Schaltstadien sind sexuelle Ruheperioden und somatische Wachs- tums- und Zehrperioden. Schaltmännchen I und II folgen nicht unmittelbar aufeinander, sondern getrennt durch das 2. Reifestadium. Unter verschiedenen klimatischen Einflüssen können ein, zwei oder drei Schaltstadien vorkommen, oder es kann auch ein solches voll- kommen fehlen. Bei den Reifehäutungen, welche Reifemännchen in Schaltmännchen überführen oder umgekehrt, findet, wenn zwei oder drei Schaltstadien aufeinander folgen, eine Abnahme der Elongations- kraft statt oder schließlich auch ein Stillstand derselben. Weibchen, welche Brut erzeugten, können hinterher noch eine Elongation erfahren. Viele Diplopoden pflanzen sich nur einmal fort und sterben danach. Die luliden mit Schaltmännchen (Schaltweibchen?) pflan- zen sich zwei oder mehrere Male fort, und die Schaltstadien sind einerseits Erholungsperioden für die nächste Sexualperiode, ander- seits Mittel zu einer beträchtlichen Lebensverlängerung. Vermittels der Schaltstadien sind die betreffenden luliden zugleich zu einem leichteren Ertragen heißer und trockener Sommerzeit befähigt. 2. Über neue und wenig bekannte Polychäten. Von Hans J. Seidler, Berlin. (Mit 8 Figuren.) Eingeg. 20. September 1922. Lepidonotus magnatuherculata n. sp. Das einzige im Berliner Zoologischen Museum vorhandene Exem- plar ist in zwei Teile zerbrochen, doch läßt sich an der Ausbildung der Borsten leicht feststellen, daß die Art zu Lepidonotus gehört. Der Kopf ist ebenso breit wie lang und durch eine mediane Längsfurche, die sich vom vorderen bis zum hinteren Rande hinzieht, in zwei Teile geteilt. Die beiden Augenpaare liegen vollkommen auf die Seite gerückt auf der hinteren Hälfte des Kopflappens, und zwar ganz an den Seiten gelegen, so daß sie von oben schlecht zu beob- 255 achten sind. Die Basalglieder der Tentakel sind alle fast gleich lang und erreichen etwa 3/4 der Länge des Kopflappens. An ihrem oberen Ende sind sie etwas verbreitert. Die Endglieder sind sämt- lich abgebrochen. Die Palpen sind äußerst kräftig und überragen den Kopf noch um etwa die doppelte Länge der Basalglieder der Tentakel, An der Spitze befindet sich ein kurzer, aber sehr feiner Endfaden. Die Tentacularcirren sind ebenfalls abgebrochen. Am Munde ist der mittlere Teil der dreigeteilten Oberlippe stark ausgezogen und pilzförmig ausgebildet. Er reicht etwa bis zum Beginn des Median- tentakels, Der hintere Teil des Kopfes wird von einem schwach zweigeteilten, deutlichen Nackenlappen etwas bedeckt. Die Elytren sind äußerst kräftig und lederartig und bedecken den Körper vollkommen. Die Elytrophoren sind ziemlich kräftig und groß und ähnlich ausgebildet wie die der Untergattung Euphione. Fig. 1. Während bei Euphione jedoch die Ansatzstellen der Elytren fast ge- rade sind, sind sie hier gebogen. Der proximale Teil ist breit, und der distale ist spitz ausgebildet und nach vorn gebogen. Auf den cirrentragenden Segmenten finden sich Hautausstülpungen, die mit den Stellen korrespondieren, an denen die Elytrophoren befestigt sind, die eine viereckige, fast quadratische Gestalt haben. Sie sind mit den Paraelytrophoren der Euphione-Arien auf jeden Fall gleichzu- setzen. An der Ventralseite bemerkt man vom 7. Segment an nach hinten zu sich vergrößernde Nephridialpapillen. Die Elytren sind etwa doppelt so breit wie lang und an der Oberfläche mit kräftigen Tuberkeln bedeckt. Der ausgebuchtete Vorderrand, der Hinter- und Innenrand sind glatt, während der Außenrand mit dicken Fransen besetzt ist (Fig. 1). Von der Unterseite betrachtet, bemerkt man eine Felderung des Elytrons, die durch chiti- nige Leisten gebildet wird. In jedem dieser 4 — 7 eckigen Felder 256 findet sich ein kräftiger Tuberkel, der am Grund die Form des Feldes hat, nach oben spitz zugeht und in einer plumpen Spitze endigt. An der Oberfläche dieser Tuberkel bemerkt man kleine Er- hebungen, die dem Tuberkel ein rauhes Aussehen geben. Im Innern sind die Tuberkel hohl. Während am Innen- und auch am Vorder- rand der Elytren die Tuberkel nicht vorhanden sind, da die Elytren an diesen Teilen von den andern Elytren bedeckt werden, so finden sich am Außenrand in der Nähe der Fransen Tuberkel, die eine runde Basalplatte und einen schlanken Dorn darauf zeigen. Zwischen diesen und den großen vorher beschriebenen finden sich noch Übergänge. Die Parapodien sind konisch zugespitzt. Der Dorsalast ist nur durch das Dorsalbündel gekennzeichnet, aber nicht durch eine be- sondere Erhöhung des Parapods. Die Ventralborsten sind sehr schlank. In ihrem distalen Teil sind sie sehr schwach gebogen und kaum dicker als im proximalen Teil. Die Spitze ist einfach und wenig nach vorn gebogen. Unterhalb der glatten Spitze finden sich etwa 9—11 Dörnchenreihen , von denen die distalsten die stärksten sind, während die proximalen mehr fadenförmig sind. Die Dorsal- borsten sind sehr fein und bis zur Spitze hin mit feinen Dornen- querreihen besetzt. In den Segmenten des hinteren Körperteils be- merkt man besonders an den unteren Ventralborsten eine Veränderung. Während die unteren Ventralborsten der vorderen sterilen Segmente (das Exemplar ist ein reifes Weibchen) feiner sind als die oberen Borsten, findet man in den andern Parapodien, die mit Eiern voll- gepfropft sind, daß die unteren Ventralborsten kräftiger sind und die Ornamentierung kürzer ist; der obere Teil ist kräftig gebogen, und die Spitze ist scharf. Man könnte geneigt sein, dies als eine Art Epitokie zu deuten, wie es ähnlich bei andern Polychäten der Fall ist. Das Grundglied des Dorsalcirrus ist sehr kurz und überragt nicht das Parapod. Der Cirrus selbst ist sehr kurz, vor der Spitze verdickt und in einen langen Endfaden ausgezogen. Der Ventral- cirrus ist kurz^ und der dünne Endfaden erreicht nicht das Ende des Parapods. Fundort: Südafrika (Natal?). Lepidametria digueti (Grav.). Syn. : 1905 Lepidasthenia digueti Gravier. Bull, de la Société pbilom. Paris (IX) 7. 1905. p. 160. - 1905 - - - Bull. Mus. d'hist. nat. t. XI. 1905. p. 177. 257 Unter den unbestimmten Polychäten des Museums in Göttingen befand sich auch eine Polynoide mit dem Etikett ^Lepidasthenia*.. Ich erkannte dies Tier bald als die obengenannte Lepidametria di- gueti, die 1905 von Gravier beschrieben wurde. Die Beschreibung Graviers ist zu gut, als daß ich noch etwas hinzuzufügen hätte, jedoch ist eins zu bedauern, und zwar, daß der Autor keine Abbil- dungen gegeben hat. Ich will nun versuchen diesen Mangel zu beseitigen. Der Kopf ist etwa ebenso breit wie lang und mit einer medianen Längsfurche versehen, die vom vorderen Kopfrande bis etwa zur Mitte reicht. Die Grundglieder der Tentakel sind sehr kurz ; sie er- reichen nur etwa 1/4 — Y3 der Länge des Kopf lappens. Die Tentakel selbst sind verhältnismäßig kurz. Sie erreichen nur etwa die IV2 bis 2 fache Länge des Kopflappens. Vor der Spitze schwellen sie etwas an und gehen dann in einen langen, dünnen Endfaden aus. Die Palpen ragen ebenso weit vor und sind äußerst kräftig. Augen habe ich auf dem Exemplar nicht bemerken können. Wahrscheinlich sind sie verblaßt. Die Tentacularcirren sind ebenso wie die Tentakel sehr kurz und ebenso ausgebildet. Ein kleiner Teil des hinteren Kopflappens wird von einem Nuchallappen bedeckt. Der Körper des Tieres ist vollkommen weiß. Eine deutliche Färbung ist nicht zu sehen. An der Yentralseite bemerkt man eine mediane, im vorderen Körperteil breite, vom 25. Segment ab plötzlich schmäler werdende Längsfurche. Die Elytren, die die gewöhnliche Stellung haben, sind meist rund, fransen- und tuberkellos und fast durchsichtig, ebenso wie die Elytren der Gattung Lepidasthenia (Fig. 2). Nur das erste Elytren- paar unterscheidet sich von den andern sehr. Es ist mehr in die Breite gestreckt, ellipsenförmig. Der Rand ist vollkommen fransenlos. Die Oberfläche jedoch ist mit kleinen Tuberkeln besetzt, die dornen- ähnlich sind (Fig. 3). Am vorderen Eand und überhaupt im vorderen Teil sind die Dornen klein und sehr spärlich verstreut. Im hinteren Teil des Elytrons dagegen sind sie kräftiger und stehen dichter. Die Anheftungsstelle ist oval und ist dem Innenrand näher gelegen als dem äußeren. Sonst ist das Elytron weißlich, ohne Pigmenteinlagerung. Die Parapodien sind sämtlich zweiästig, jedoch enthalten nur die ersten Parapodien in den Dorsalästen Borsten. Genau genommen besteht das Parapod nur aus dem Ventralast, denn der dorsale ist durch keine Erhöhung, sondern nur durch die Borsten bzw. das Aci- culum gekennzeichnet. Der Ventralast ist wie bei allen Arten dieser Gattung und der Gattung Lepidasthenia in 2 Lippen geteilt. Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 17 258 Die Dorsalborsten sind äußerst fein, so daß sie selbst bei ziemlich scharfer Vergrößerung noch schlecht zu studieren sind. Sie gehen von Anfang an der Spitze allmählich zu und sind an einer Seite mit sehr feinen Zähnchen besetzt. Die Ventralborsten sind sehr viel kräftiger, an der Spitze plump zweizähnig und mit mehreren Dornen- reihen versehen (Fig. 4). Schon im 22. Parapod bemerkt man im oberen Teil des Ventralastes eine stärkere Borste, die auch im Gegensatz zu den weißlich durchsichtigen Borsten etwas gelb gefärbt ist. An den nächsten Parapodien bemerkt man schon, wie diese Borste viel stärker ist und viel dunkler gefärbt ist als die andern. Es ver- Fig. 2. Fig. 3. Fig. 5. Fig. 4. schwindet schließlich die sekundäre Spitze, und es wird auch jegliche Ornamentierung unterdrückt (Fig. 5). Der Dorsalcirrus sitzt auf einem kurzen Glied, das etwa V4 der Länge des Parapods einnimmt. Das Endglied ist tentakelähnlich und reicht über das Parapod hinweg, erreicht aber nicht die Borsten- spitzen. Der Ventralcirrus ist sehr kurz. Fundort: Charlestown (Mittelamerika, Pazif. Küste). Ich möchte hier noch einige Worte hinzufügen über die Unter- schiede der Gattungen Lepidameii'ia Webst, und Lepidasthenia Mgrn. Die letztere Gattung wurde aufgestellt nach der von Grube be- schriebenen Polynoe elegans aus dem Mediterraneum. Die von mir aufgestellte Gattungsdiagnose lautet: Der Körper der hierher gehören- den Arten besteht aus 60 — 120 Segmenten. Die Elytrenzahl schwankt ebenfalls sehr. Die Elytren sind klein und bedecken sich nicht in der dorsalen Medianlinie, kaum in der Längslinie. Sie sind rund, fransen- und tuberkellos, fein, zart und fast durchsichtig. Die Dor- 259 salaste der Parapodien enthalten niemals Borsten, während die Ventral- äsfe verschiedene Arten zeigen, die sich auch nach dem Körperende zu etwas umändern. Im Gegensatz hierzu weisen die Lepidametria- Arten immer Dorsalborsten auf, und die Elytren sind pigmentiert und mit Tuberkeln versehen. Das Pigment kann auch, wie hier in diesem Falle, fehlen. Bei Lepidametria findet man selten 3 Arten von Ventralborsten, die bei Lepidasthenia sehr deutlich ausgeprägt sind, und zwar in den Parapodien der hinteren Segmente: die dicken, dunkelgelben, ein- spitzigen, wenig oder gar nicht ornamentierten, darunter die gewöhn- lichen zweispitzigen Borsten und im unteren Teil sehr feine und leicht zerbrechliche zweizähnige Borsten. Oft finden sich noch im oberen Teil sehr feine Borsten. Diese Unterschiede bewogen mich dazu die beiden Gruppen als verschiedene Gattungen zu behandeln, im Gegensatz zu Gravier, der Lepidametria digueti zu Lepidasthenia stellt und die Gattung Lepidametria ganz auflöst. Lepidasthenia ocellata (Meint.). Syn. : 1885 Polynoe ocellata Macintosh. »Challenger« -Keport. vol. XII. p. 126. pl. XII. fig. 3., pi. XIIA. figs. 18, 19. 1912 - - Izuka. Journ. of the College of Sci. of Tokyo. vol. XXX. Art. 2. p. 36. Textfig. A, B, Obwohl Macintosh keine Abbildung vom Kopf dieser Art gegeben hat, und er Kopfspitzen über den Lateraltentakeln zu sehen glaubt, ähnlich wie sie bei den Harmothoinen sichtbar sind, so bin ich doch davon überzeugt, daß wir es hier mit einer echten Lepid- asthenia zu tun haben. Ich schließe dies aus den Borstenabbil- dungen. Unter den unbestimmten Polynoiden des Zool. Mus. Berlin be- fand sich ein Exemplar, das ich bestimmt als eine Lepidasthenia ocellata (Meint.) wiedererkenne. Ich will nun von dem Tier eine Be- schreibung geben. Der Kopf ist breiter als lang und mit einer medianen Längs- furche versehen, die vom vorderen Rand bis etwa zur Kopf mitte reicht. Die vorderen seitlichen Ränder gehen, ohne Kopf spitzen zu bilden, in die Grundglieder der Lateraltentakel über. Die größte Breite des Kopfes liegt dem Hinterrande näher als dem vorderen. Die Grundglieder der Tentakel sind gleich lang und erreichen etwa nur 2/3 der Länge des Kopflappens. Das Grundglied des Median- tentakels ist etwas kräftiger als die andern. Der Mediantentakel ist etwa doppelt so lang wie der Kopf und ist zunächst cylindrisch, schwillt dann unmerklich an und geht schließlich in einen schlanken 17* 260 Endfaden über. Die Lateraltentakel ähneln im Habitus dem media- nen vollkommen, sind jedoch nur etwa halb so lang wie dieser. Der Endfaden ist hier etwa so lang wie die Anschwellung. Die Palpen sind kräftig, länglich konisch und zeigen an der stumjifen Spitze einen kurzen Endfaden. An der Stelle der größten Breite des Kopfes bemerkt man die dicht hintereinanderliegenden zwei Paar Augen. Die Tentacularcirren ähneln den Tentakeln und erreichen etwa die Spitze des Mediantentakels. Der Körper besteht aus 149 Segmenten, außer Kopf und Pygi- dium. Die Dorsalseite dieser Art zeigt eine verwischte Lepidastheiiia- Zeichnung, d. h. eine regelmäßige hellbraune Zeichnung, die besonders gut bei Lepidasthenia elegans (Gr.) und bei L. michaelseni Aug. zu bemerken ist. Hier aber ist diese Zeichnung etwas undeutlich, man bemerkt immer abwechselnd an den seitlichen Rändern und in der Medianlinie einen hellbraunen rechteckigen Fleck. Nach hinten ver- wischt sich diese Zeichnung mehr und mehr und läuft ineinander über. Die Elytrophoren sind schwarz umrandet. Die Ventralseite ist in der vorderen Region farblos, in der hinteren jedoch bemerkt man ebenso wie bei den beiden obengenannten Arten braune Punkte, die sich vergrößern und die Ventralseite schließlich ganz einnehmen. Der Körper dieser Art ist so schmal, daß die Elytren imbricat und decussat sind. Ihre Anheftung ist die gewöhnliche. Sie sind rund, fransen- und tuberkellos und fast vollkommen durchsichtig. Ihre Färbung ist in der Aufsicht weiß mit einem gelben Schatten. Außerdem bemerkt man aber weiße Flecke, von denen das ganze Elytron übersät ist. Von den keulenförmigen Papillen, die Mcintosh zu sehen glaubte, habe ich nichts bemerken können. Die Anhef- tungsstelle, die in der Nähe des äußeren Randes liegt, ist mit schwärzlichem Pigment versehen, und dies gibt der Art ein charak- teristisches Aussehen. Die Parapodien sind sämtlich zweiästig, jedoch enthält der Dor- salast nur ein schwaches Aciculum und keine Borsten. Der Ventral- ast besteht aus zwei Lippen, wie sie bei allen Lepidasthenia- Arien zu beobachten ist. Die ersten Parapodien enthalten ein Bündel feiner, sehr leicht zerbrechlicher Borsten, die in ihrem distalen Teil schwach verdickt sind und dann dem zweizähnigen Ende spitz zu- laufen. Der verdickte Teil ist nach rückwärts gebogen und mit mehreren Reihen von Dornen versehen. In den weiter hinten liegen- den Parapodien bemerkt man schon einige kräftigere Borsten, die den oben beschriebenen ähnlich sehen. Am 50. Segment ungefähr treten im oberen Teil des Ventralastes sehr kräftige, dunkelbraun 261 gefärbte Borsten auf, meist eine, selten zwei, die die zweizähnige Spitze und auch fast die Ornamentierung verloren haben. Der Dorsalcirrus ist kräftig und überragt stets das Parapod, oft auch die Borsten. Sie ähneln im Habitus den Tentakeln. Die Ventralcirren sind kurz und länglich konisch. Fundort: Marquesas. Weitere Verbreitung: Kobe (Japan). Macintosh (Challenger.) Hermenia verruculosa Gr. Syn.: 1857 Hermenia verruculosa Grube: Vidensk. Meddel. nat. Foren. Kjöben- havn for 1856. p. 44. Die Gattung Hei'menia zeichnet sich in erster Linie aus durch die kleinen Elytren und weiterhin durch die zweizinkigen Ventral- borsten. Der Kopf, der zum größten Teil unter den folgenden Segmenten versteckt liegt, ist etwa ebenso breit wie lang, und die beiden vor- deren seitlichen ßänder laufen in die Grundglieder der Lateral- tentakel aus. Die Grundglieder, von denen das mediane das stärkste ist, sind etwa Ys so lang wie der Kopflappen. Der Mediantentakel erreicht etwa die doppelte Länge des Kopflappens und ist sehr schlank; vor der Spitze verdickt er sich und geht dann in einen End- faden aus. Die Lateraltentakel erreichen etwa nur Y3 der Länge des medianen, ähneln ihm aber sonst in jeder Beziehung. Die Palpen sind kräftig und länglich konisch und zeigen an der etwas stumpfen Spitze einen kurzen Endfaden. An Augen bemerkt man 2 Paar, von denen das vordere vor der queren Mittellinie liegt, und zwar so an den Rand gerückt, daß es nur von der Seite sichtbar ist, während das hintere Paar an den postero-lateralen Ecken zu bemerken ist. Die Färbung der Basalglieder der Tentakel ist eine rötliche, während der Kopf selbst pigmentlos ist. Der Mediantentakel zeigt außer an der Spitze und einer Strecke unterhalb der Verdickung ebenfalls rötliches Pigment. Die Lateraltentakel und die Palpen sind mit Aus- nahme der Spitze ebenfalls rot. Die Tentacularcirren ähneln in Form und Färbung dem Median- tentakel und erreichen auch dessen Länge. Der Körper besteht aus 27 Segmenten, einschließlich Pygidium. Die Dorsalseite ist äußerst stark und fest und mit vielen kräftigen Warzen bedeckt. Die Färbung des Rückens ist bräunlich, jedoch sind die seitlichen Körperteile der cirrentragenden Segmente, mit Ausnahme des 4. Segments, pigmentlos. Außerdem ist der mediane Rückenteil des 5. und 6. Segments weiß. Die medianen Partien der cirrentragenden Segmente sind heller gefärbt als die der elytren- 262 Fig. 6. tragenden und als die zwischen den medianen und seitlichen Partien der cirrentragenden, so daß sich eine helle mediane Linie ergibt, die fast ununterbrochen erscheint, da sie noch etwas auf die elytren- tragenden Segmente hinübergreift. Die Ventralseite ist farblos, und es findet sich eine mediane Längsfurche, die am 4. Segment beginnt. Mit Ausnahme des ersten Elytrenpaares sind die Elytren so winzig, daß sie kaum zu sehen sind, außerdem aber auch noch des- halb, weil die Warzen, die sich auf den Elytren befinden, ebenso gestaltet sind wie die der Rückenhaut. Die beiden ersten Elytren sind so groß, daß sie decussat sind und den Kopf vollkommen be- decken. Sie sind abgerundet viereckig und ringsherum mit kurzen, dicken Fransen besetzt. Die Oberfläche ist mit kugelförmigen Tuberkeln bedeckt, von denen die am Rande stehenden größer sind als die in der Mitte. Diese Tuber- kel sind vollkommen mit kleinen, sehr spitzen Stacheln besetzt. Zwischen diesen Tuberkeln befinden sich noch kleinere, die vollkommen glatt sind. Die andern Elytren sind winzig klein und ebenfalls am Rande mit Fransen besetzt (Fig. 6), die aber sehr steif sind und eine länglich kegelförmige Gestalt haben. Diese Tuber- kel finden sich sogar auf der Oberfläche. Auf dieser bemerkt man aber noch fünf bis acht große Tuberkel, deren innerer Teil sehr dunkel gefärbt ist, und deren Oberfläche ebenfalls mit zahlreichen Stacheln besetzt ist. Die Parapodien sind zweiästig, jedoch nur der Ventralast ent- hält Borsten, während im Dorsalast nur ein Aciculum vorhanden ist. Die Borsten sind ähnlich denen der Lej) idonotus- Arten, jedoch be- sitzen diese Borsten keine Ornamentierung, sondern nur unterhalb der Spitze einen Zinken. Die Dorsalcirren , die den Tentakeln ähneln, sitzen auf einem kurzen Basalglied. Die Ventralcirren sind kurz und länglich konisch. Fundort: St. Thomas (Westindien), St. Jan (Grube). Eine auch zu dieser Gattung gehörende Art ist Lepidonotus acantholejns. Die Gattungsdiagnose, die Grube gab, muß jedoch etwas erweitert werden, und zwar dahin: Elytren klein, mit großen Warzen bedeckt; Dorsaläste rudimentär (Dorsalborsten nur wenig oder gar nicht vorhanden). Ventralborsten nicht mit mehreren Dorneu- reihen ornamentiert, sondern unterhalb nur mit einem Zinken ver- sehen. Bei L, acantholepis sind die Elytren größer, aber sie berühren 263 sich weder in der Längs- noch in der Querrichtung. Der Rücken ist stark quergefaltet und nicht mit Tuberkeln versehen. Die Para- podien enthalten auch noch Dorsalborsten. In den Hauptpunkten stimmen jedoch die beiden Arten überein, und ich stelle daher L. aca?itholepis zur Gattung Hermenia. Hermionopsis nov. gen. Diese Gattung ähnelt der Gattung Hermione sehr, es fehlen ihr aber die Pfeilborsten im oberen Teil des Parapodiums. Hermionopsis levisetosa n. sp. Syn.: 1908 Hermione spec. Ehlers. Die bodensässigen Anneliden der Deutschen Tiefsee-Expedition. S. 39. Wie Ehlers selbst sagt, ist es zweifelhaft, ob dies Exemplar zu Hermione gehört. Da die Hakenborsten fehlen (und nach meiner Fig. 7. Fig. 8b. Untersuchung sind sie nicht vorhanden p. g^ gewesen) und die Art sonst keiner andern Gattung zugeteilt werden kann, begründe ich mit dieser Art eine neue Gattung. Der Kopf des Tieres ist rundlich und am vorderen Rande mit zwei deut- lichen Augenträgern versehen. Der Tentakel ist sehr kurz und ruht auf einem kräftigen Grundglied. Die Pal- pen sind kräftig und sehr lang und reichen an der Ventralseite zurückgelegt bis zum 9. Segment. Der Körper besteht aus 27 Seg- menten außer Kopf und Pygidium. Leider sind sämtliche Elytren abgefallen, so daß über deren Beschaffen- heit nichts zu sagen ist. Der Rücken ist völlig nackt, ohne Decke. Im dorsalen Teil des Parapodiums bemerkt man lange, sehr kräftige, gerade Borsten, die keine Ornamentierung aufweisen (Fig. 7). Der größte Teil von ihnen ist abgebrochen. Im ventralen Teil dagegen finden sich Borsten, deren distaler Teil etwas nach rückwärts ge- krümmt ist und die in eine einfache, nach vorn gebogene Spitze aus- laufen. Unterhalb der Spitze befinden sich 2 — 3 Dornen, von denen der proximalste an der Biegungsstelle liegt (Fig. 8a, 8b). Der Dorsalcirrus ist sehr schlank und ragt noch über die Borsten hinweg. Am Ende ist er kugelförmig erweitert. Der Ventralcirrus ist kurz und erreicht nicht das Ende des Parapods. Fundort: Kerguelen, Gazelle-Bassin. 264 Literaturverzeichnis. Augener, H., Polychaeta I. Errantia aus: Die Fauna Südwestaustraliens. Er- gebnisse der Hamburger südwestaustralischen Forschungsreise 1905 (Michaelsen-Hartmeyer). Bd. IV. Lief. 5. 1912. Ehlers, E., Die bodensässigen Anneliden der Deutschen Tiefsee-Expedition auf dem Dampfer »Valdivia«. Bd. XVI. Lief. 1. 1908. Gravier, M., Sur un Polynoidien. Bull, de la Soc. philom. Paris (IX). 7. 1905. Sur un Polynoidien [Lepidasthenia digueti). Bull. Mus. d'hist. nat. T. XI. 1905. Grube, Ed., Actinien, Echinodermen und Würmer des Adriatischen und Mittel- meeres. Königsberg 1840. Annulata Oerstediana. Videnskab. Meddel. nat. Foren. Kjöbenhavn for 1856. 1857. Izuka, A. , The errantiate Polychaets of Japan. Journ. of the College of Tokyo XXX. art. 2. 1912. Macintosh, W. C, Report on the Annelids of the >Challenger< Exped. 1885. M aim gr en, A. J., Annulata Polychaeta Spetsbergiae , Groenlandiae, Islandiae et Scandinaviae. Öfv. Sv. Vet. Ak. Förh. XXIV. No. 4. Stockholm 1867. 3. Niederrheinisctie freilebende Nematoden. Von W. Schneider, Friedrichsfeld b. Wesel. (Mit 8 Figuren.) Eingeg. 5. Dezember 1922. Im Jahre 1918 begann ich mit der Untersuchung der Nema- todenfauna des niederrheinischen Industriegebietes. Wegen andrer Arbeiten ist es mir bisher nicht möglich gewesen, diese Studien zu einem wenn auch nur vorläufigen Abschluß zu bringen. So ist z. B. der Rheinstrom selbst noch gar nicht auf Fadenwürmer durchforscht. Die vorliegende Mitteilung soll daher nur als Vorarbeit zu einer planmäßigen, auf breiter Grundlage aufbauenden Durchführung der Aufgabe gelten. Abgesehen von vier flüchtig untersuchten Örtlich- keiten bei Burg a. d. Wupper liegen die Fundorte sämtlich in der Umgebung meines früheren Wohnortes Hamborn a/Rh. Aufgefunden wurden folgende Arten: 1) Alaiinus primitiviis de Man. Zwei junge Tiere aus Gartenerde. 2) Aphanolaimus aquaticus Daday. Mehrere Ç Q. aus dem Eis- kellerteich bei Dinslaken und dem »Schwarzen Wasser«, einem Hoch- moor bei Wesel. Vivipar, wie zuerst Hofmann er (1915) feststellte. Bei den Tieren des 1. Fundortes ist der Schwanz keulig angeschwollen, bei denen aus dem »Schwarzen Wasser« gleichmäßig verjüngt (Lokal- rassen?). Neu für Deutschland. 3) Tripyla papüMa Bütschli. Wassergraben bei Dinslaken. 4) Moiwhystera paludicola de Man. Dinslaken. 5) M. villosa Bütschli. Hamborn, Erde; 1 juv. Q. Schwanz 265 dreimal so lang als die Entfernung Vulva— After. Körperborsten fehlen anscheinend; das Tier gehört also zur var. steineri Micoletzky (1922). 6) M. ßiformis. Viele Fundorte. 7) M. similis Bütschli. Wassergraben bei Dinslaken. 8) M. vulgaris de Man. Schwarzes Wasser. 9) Trilohus pellucidus Bastian. 1 cf im Eiskellerteich bei Dins- laken. 10) Tr. gracilis Bastian f. typica Steiner. Burg a. d. Wupper, Dinslaken. Sämtliche ç^ç^ mit sechs präanalen Papillen. 11) Prismatolaimus dolichurus de Man. Hamborn, Dinslaken; terrestrisch. Vulvalage typisch (im Durchschnitt 38^). 12) Cylindrolaimus communis de Man. Hamborn, Erde. 13) Plectus cirratus Bastian. Viele Fundstellen. 14) PL rhixopJiilus de Man i. Moosrasen mit Drosera bei Dins- laken. Durchschnitt aus Messungen an 5 Q Ç : L = 0,704 mm; D = 0,03 mm; a = 23,8; /i = 3,94; y = 7,6. V = 50,5 X- Als Höchstzahl wurden 2 Eier gesehen (45 X 19 (-i). 15) PL tenuis Bastian. Hamborn, Dinslaken, Wesel*, immer aquatil. Nach der Schwanzlänge (8—8,5) sind die Tiere der f. palustris zuzurechnen. 16) PI. communis Bütschli. Hamborn, terrestrisch. Vulva bei meinen Exemplaren — in Übereinstimmung mit Bütschli (1873) und Menzel (1914) — vor der Mitte (bei 45,8^). Niemals habe ich mehr als 1 Ei beobachtet. 17) PI. granulosus Bastian. Hamborn, in Erde. 18) PI. [Wilsonema) otophorus de Man. IQ mit 1 Ei in Ham- born, aus Blumenerde. L = 0,340mm; D = 0,022mm; a = 15,45; yß = 4; / = 6,3. V= 53,3 %. Schwanz von ungewöhnHcher Länge. Neu für Deutschland. 19) Ekabditis monokystera Bütschli. Fig. la, b. Von dieser Art fand ich zahlreiche Männchen und Weibchen in der sandigen Erde eines Blumentopfes in Hamborn im Winter 1919 gleichsam in Reinkultur. Ich kann daher mit großer Sicher- heit behaupten, daß die beobachteten çfçj^ wirklich der Art ange- hören. Mehrere Q Ç trugen an der Vulva die bei der Begattung abgeschiedene Kittmasse. Stets wurde nur 1 Ei gesehen (39 X 1^ /*)• 1 Micoletzky (1922) stellt die Art als Varietät zu PL cirratus. 266 n = 4 L = 0,336 mm (0,321-0,346 mm. D = 0,018 - (0,016-0,020 - ) « = 18,9 (17,8-20] ß = 3,7 (3,4-4,1) r = 22,5 (20,9—24,5. Fiff. lb. Fiff. la. Maße: n = 3 Q L = 0,496 mm (0,389—0,672 mm) D = 0,028 - (0,022—0,039 - ) a = 17,5 (17,2-17,7) ß = 4. (3,7-4,7) ;- = 8,2 (7,5-9,3) V = 75,4 X (73,2—77,2%). Die Größenverhältnisse der Q Q. stimmen mit den Angaben der Literatur überein. Den Abstand Vulva — Anus fand de Man (1884) stets etwas länger als den Schwanz; Bütschli (1873) und Mico- letzky (1917) stellten das Gegenteil fest. Die drei gemessenen Weibchen verhielten sich in dieser Be- ziehung verschieden : Bei einem waren beide Größen gleich, was mit der von Cobb (1893) gegebenen Formel stimmt; bei einem andern maß die Entfernung Vulva — Anus 93 /< , der Schwanz nur 72/<; beim dritten war bei einer Schwanzlänge von 50 ii der Anus 39 i-i von der Vulva entfernt. Die cf cf weichen nicht nur durch die Maße (Oobb findet L = 0,9mm; « = 13; y = 33,3), sondern auch in der Papillenzahl von den Angaben Cobb s (1893) ab. Ich glaube daher, daß ihm eine andre Art vorgelegen hat. Die Bursa (Fig. lau. b) ist schwanzumfas- send und blattförmig. Es sind 9 Papil- lenpaare vorhanden, deren Stellung aus der Abbildung ersichtlich ist; die letzte Papille ist aufgebogen und mündet dorsal. Spicula von der Länge der Bursa, proximal mit knöpf förmiger Anschwellung, an welcher der Retractor ansetzt. Accessorische Stücke schmal und spitz. Die Gonaden erreichen etwas mehr als ^3 der Entfernung des Afters vom Oesophagushinterende. Figur lau. b. hystera (5 . Bhabditis mono- Hinterende von der Ventralseite. 1/12 Fi. b. Hin- terende seitlich gesehen. 1/12 Fl. 20) Bhabditis brevisjnna Claus. Hamborn, terrestrisch, sehr häufig. Die Anordnung der Papillen stimmt mit den Angaben Marcinowskis (1906) überein; nur ist die Bursa etwas schmaler, und die Gruppe 7 — 8 liegt nicht in Höhe des Anus, sondern dicht vor diesem. Ürley (1886) zeichnet nur sechs dünne, etwas spiralige Papillen, Hofmänner (1913) dagegen zwei Gruppen zu je 3 Papillen, hinter denen noch eine einzelne steht. 267 Es ist daher wahrscheinlich, daß diese beiden Autoren eine andre Art als Rh. brevispina beschrieben haben. 21) Rhahditis teres A. Schneider. (Fig. 2.) Zahlreich in Gartenerde, Hamborn. Mit Bütschlis Beschrei- bung (1873) vollkommen übereinstimmend, bis auf die geringere Größe (durchschnittlich 1 mm) und die Lage der beiden großen subventralen Drüsenzellen, die ein sogleich in die Augen fallendes Merkmal der Art bilden. Sie liegen nach der Abbildung Bütschlis in Höhe des Bulbus, derart, daß sie dessen größten Durchmesser etwa bei 'Ya ihrer Länge berühren und in ihrem vor- deren Teile vom Ausführungsgang des Seiten- gefäßes überbrückt werden. Bei meinen Tieren finden sie sich neben dem Anfangs- teil des Darmes (Fig. 2) und verschmälern sich nach vorn in einen Strang (Ausführungs- gang?), der um den Bulbus seitlich herum- biegt und sich in dem zelligen Gewebe ver- liert. Die Zellen sind feinkörnig, haben einen deutlichen Kern und erreichen eine Größe von 45 X 1^ /<. Zahl und Stellung der Papillen wie in der Darstellung Bütschlis. Örley läßt in seiner ersten Abbildung (1880) die 10. Papille weg, in seiner späteren (1886) gibt er die Stellung abweichend an. 22) Rhahditis pellioides Bütschli. In einem mit Abwässern gefüllten Straßen- graben in Hamborn. Die Tiere sind kleiner, als Bütschli (1873) für die auf Blut ge- züchteten angibt [Q Länge = 0,710 mm, ç^ Länge = 0,556 mm), nähern sich aber sehr den von Cobb (1893) beschriebenen, auch in den relativen Maßen (Q « = 22,5; /:? = 4,8; y = 6,8; V= 51,2^^^ — (^ a = 22,9; ß = 4,2; y = 22,5). Die Bursa wird ganz vom Schwanz umfaßt und trägt 9 Papillen in Dreiergruppen. 23) Rhahditis micoletxkyi n. sp. (Fig. 3.) 1 O^ im Schlamm eines Straßengrabens in Hamborn am 2. I. 1919. Ich widme diese Art Herrn Prof. Dr. Heinrich Micoletzky, dem wir eine ausgezeichnete kritische Bearbeitung aller nichtmarinen, freilebenden Nematoden verdanken. L = 1,422 mm; a (konserviert) 28; /?^5,5; y = 18,2. Haut ungeringelt. Yorderende mit drei 2. Bh. teres. Bulbus- gegend. Vi 2 Fl. 268 1-8-10 deutlichen Lippen, jede mit 2 Papillen. Dahinter scheint noch ein zweiter Papillenkranz vorhanden zu sein. Mundhöhle Vu der Oeso- phaguslänge. Mittlerer Bulbus gut entwickelt, 27 /t breit. Hinterer Bulbus 39 .a breit. Hoden 80 ,u = 5,6 % der Körperlänge vom Ende des Oesophagus umgeschlagen. Vas deferens in seinem ersten Teile stark geschlängelt. Spicula 48 /t lang, distal mit einer tieferen und mehreren kleineren Einkerbungen, daher fast stief eiförmig. Acces- sorische Stücke waren schlecht zu erkennen ; anscheinend schmal und spitz. Bursa sehr unansehnlich, vom Schwänze überragt. 10 Pa- pillen in 3 Gruppen; 1—3; 4—7; 8—10. Zu jeder Gruppe gehört eine Submedian- papille. Die Art ist in die Nähe von -R/'- don- gata zu stellen^ unterscheidet sich aber von sämtlichen verwandten Arten durch die Form der Spicula und die Stellung der Papillen. 24) Rhahdiiis spec, [pelilo'?). Anhangsweise erwähne ich hier Larven- formen, die ich im Februar 1919 sehr zahl- reich in Blumenerde fand. L = 0,9mm; « = 25; /^ = 4,7; ;/ = 3,3. Die Tiere w^aren von der abgestoßenen, stark gefältelten Haut umgeben und be- wegten sich lebhaft. Jedenfalls handelt es sich um wandernde Larven von Rh. pellio A. Schneider. 25) Cephalobus elongatus de Man. Zahl- reich in Gartenerde, Hamborn. 26) C. oxyuroides de Man. Hamborn, terrestrisch. 27) C. striatus Bastian. Hamborn, Schlamm eines Straßen- grabens. Der etwas keulenförmige Schwanz zeigt bei Immersionsbetrachtung ein winziges Spitzchen (f. tubifa Micoletzky 1922). 28) C. persegnis Bastian. Ackererde in Hamborn. 29) C . propinquus de Man. Mehrere Q ^ ^^ Gartenerde, Hamborn. L = 0,627 mm. « = 21; /^ = 4,18; / = 16,1 (n = 2). De Man (1885) beschrieb diese Art unter dem Namen C» bütscklü, bis er 1920 den von Bütschli für persegnis Bast, gehal- tenen Cephalobus wieder auffand. Er nennt nunmehr (1921) diese Art C. bütschlii, die frühere C. propinquus. Sie wird von Mico- letzky (1922) als Varietät zu C. persegnis gestellt, zeigt aber hin- Fig. 3. Bh. micoletxkyi (5- Vl2 FI. 269 sichtlich der Lippenform große Ähnlichkeit mit C. lentus Maupas und B. hisexualis Micoletzky und unterscheidet sich von diesen in der Hauptsache durch das nicht ausgeschnittene Vorderende. 30) C. filiformis de Man. 1 Q im Eiskellerteich bei Dinslaken am 12. V. 1919, zusammen mit Diplogaster rivalis. L = 1,458 mm. a = 72,9; /? = 6; ;' = 8,4. V=73X. Uterus mit 2 Eiern und 2 Embryonen. Während sich die von Hofmänner (1913) im Genfer See ge- fundenen Stücke den von de Man (1884) beschriebenen nähern, stimmen obige Maße genau mit den Größenverhältnissen des von Micoletzky (1914) beobachteten Weibchens überein. Das von Steiner (1920) aus dem Huaron-See beschriebene Tier ist weniger schlank (a = 51,3) und hat kürzeren Schwanz (;^ = 11,5). Von einer Ringelung der Haut habe ich nichts bemerken können; die Schwanz- spitze ist abgerundet. Der Fundort, feiner schwarzer Faulschlamm, deutet auf /i = mesosaprobe Lebensweise. Der Körper meines Exemplars ist nament- lich am Oesophagus und an der Schwanzspitze dicht mit Pilzfäden besetzt, die — wohl infolge der lebhaft schlängelnden Bewegung des Tieres — rückwärts gerichtet sind. Neu für Deutschland. 31) C. [Acroheles) ciUatus v. Linstow. 5 Q Q aus Blumen- und Ackererde in Hamborn. L = 0,702 mm. « = 14,6 ; /i = 4,5 ; y = 11. V = 58 X- Ei 66 X 30;«. 32) Teratocephalus crassidens de Man. 1 unreifes Q in Wald- erde, Hamborn. 33) Rhabdolaimus aquaticus de Man. 1 juv. im »Schwarzen Wasser< bei Wesel. Diese aus Deutschland noch nicht bekannt- gewordene Art habe ich auch in den Holsteinischen Seen nachgewiesen. 34) Ironus ?^wav2in der lockeren Moosvegetation vor, die in der Regel sowohl kleine als auch große Gewässer einfaßt, sowie auch zwischen Phanerogamenvegetation, wo submerse vorhanden ist. Er tritt spora- disch im Plankton besonders gegen Ende der Vegetationszeit hin auf. Er fehlt vollständig in Gewässern, wo Moosvegetation nicht vorkommt oder nur spärlich ist« (Olofsson 1. c). 287 Fundtag "Weibchen Männchen Junge Bemerkungen 9. III. 1921 einige einige — Vil linger Schienken 14. y. viele, mit Eiballen zahlreich einige Wuhrholz 25. V. einzelne ? - - 29. V. einige einige — Wiesengraben 6. VI. zahlreich, einige mit Eiballen zahlreich zahlreich Villinger Schienken 16. VI. einige einzelne — Wiesengraben nach Regen 2. VII. — — — Wuhrholz, trocken 27. vn. — — — - 13. Vin. zahlreich zahlreich zahlreich Wuhrholz, seit 11. VIH. Regen Wuhrholz, trocken; Q aus 21. IX. eines — — feuchtem Schlamm 12.x. Wuhrholz, trocken 10. 1. 1922 einige einige — Villinger Schienken, unter Eis 22. IL viele, mit Eiballen zahlreich einige (?) Villinger Schienken, seit 20. II. Tauwetter 4. m. einige ? — Wiesengraben 11. m. viele, mit Eiballen zahlreich zahlreich Wuhrholz 20. V. zahlr.,1 mit Eiballen - - - 21. VI. einige einige — Villinger Schienken 1. vn. viele viele zahlreich (andre Gegend) 31. vin. einige einige — Hohlohseemoor, Horn- seemoor? 12.x. _ — — Waldrand bei Gernsbach 15. XI. zahlreich viele einige Villinger Schienken 25. XI. einige einige — Wiesengraben achtungen glaube ich nur schließen zu dürfen: C. crassicaudis pflanzt sich in dem von mir untersuchten Gebiet dann fort, wenn es ihm die äußeren Bedingungen erlauben. Wissenswert wäre es, zu erfahren, wie sich die Fortpflanzungs- verhältnisse unsrer Art gestalten an einer Örtlichkeit, die ihr das ganze Jahr hindurch flüssiges, verhältnismäßig kühles Wasser in ge- nügender Menge zur Verfügung stellt. Auch die Frage muß ich noch offen lassen, in welcher Form die ungünstige Zeit überdauert wird. Nur eine Beobachtung kann ich anführen. Am 21. IX. 21. nahm ich aus dem > Wuhrholz« Schlamm mit, der noch ein wenig feucht war. Ein Teil wurde mit Wasser angesetzt. Nach 48 Stunden schwamm im Gläschen ein Cyclops herum. Er stellte sich als reifes Q von C. crassicaudis heraus. Nun das Bemerkenswerte: Das Tier war von zahllosen roten Öltropfen ganz erfüllt, was ich bei erwachsenen Tieren der Art sonst noch nie gesehen habe. Die Er- 288 scheinung erinnert an eine ähnliche, von Keßler angeführte (7). Er fand aus Cysten herauspräparierte Stücke seiner neuen Varietät von Canthocamptus staphißinus ebenfalls rot gefärbt durch zahlreiche Öltropf^n, die besonders um den Darm herum gelagert waren. Tiergeographisches: Wegen seines Vorkommens im hohen Norden und seiner offensichtlichen Vorliebe für kühles Wasser ist C. crassicaudis nicht nur als Kaltwasserform (Kleiber), sondern geradezu als Glazialrelict angesprochen worden (Brehm 1, 2). Diese Ansicht kann ich nur mit Vorbehalt teilen. Die Vorliebe für kühles Wasser allein ist nicht zwingend. Und aus der zurzeit bekannten Verbreitung des Krebschens können wohl kaum nähere Beziehungen zur Eiszeit abgeleitet werden. Das Vorkommen oder Fehlen der Art müßte aus dem ganzen Gebiet, das unter dem Einfluß des Glazialphänomens stand, sicher erwiesen sein. Aus allen bisherigen Beobachtungen geht hervor, daß C. crassicaudis sich fast aus- schließlich in kleinen Wasserlöchern und Gräben aufhält. Wie- viele solcher unscheinbaren Gewässer sind aber noch nie von einem Hydrobiologen besucht worden. Sobald ein Forscher auf solche Lokalitäten sein Augenmerk richtet, macht er bemerkenswerte Ent- deckungen. Mrazek z. B. hat unsre Art lange in Böhmen übersehen, sie dann aber auf einmal, erst darauf aufmerksam geworden, »ziem- lich verbreitet« gefunden (11). Ahnliches kann ich aus eigner Er- fahrung sagen. Wenn das Tierchen heute aus vielen Gegenden Europas noch nicht gemeldet ist, so beweist das nicht, daß es da überhaupt nicht vorkommt. Erst wenn das gründliche Absuchen aller geeigneten Orthchkeiten erfolglos geblieben ist, dürfen wir diesen Schluß ziehen. Aus diesem Grunde ist auch ein angesehener Forscher wie 0. Schmeil bezüglich der Verbreitung der Copcpoden sehr skep- tisch. Er glaubt, daß C. crassicaudis bei weiterem Suchen als ver- breiteter bekannt werden wird 4. Für das Gebiet des Schwarzwaldes zweifle ich keinen Augenblick, daß hier unser Cyclops an manchen Orten noch ein unbekanntes Dasein führt. Zusammenfassung: 1) C. crassicaudis Sars bewohnt nach unsern heutigen Kenntnissen Spitzbergen, Franz-Josefs-Land, Schwe- den, Norwegen, Böhmen, ein Gebiet am Niederrhein, die oberbayrische Hochebene und den Schwarzwald. 2) Ln Schwarzwald wurde er bis jetzt gefunden im Jungholzer Moor, bei Donaueschingen, Villingen, auf dem Kniebis, bei Gernsbach im Murgtal, auf dem Hohloh und wahrscheinlich auch im Hornseemoor. 3) Die Art scheint eine be- 4 Herrn Prof. Dr. Otto Schmeil, Heidelberg, spreche ich auch an dieser Stelle für die liebenswürdige Unterstützung meiner Studien meinen verbindlichsten Dank aus. 289 sondere Vorliebe für moorige und küble, kleine Gewässer zu baben, wurde jedocb aucb scbon in gewöbnlicben Wald- und Wiesengräben gefunden (Kaltwasserform). 4) Morpbologiscb unterscbeiden sieb die Tiere der verscbiedenen Fundorte, soweit Angaben vorliegen, nur unwesentlicb. Auffallender sind die biologiscben Unterscbiede zwiscben den nördlicbsten und südlicbsten Tieren. Auf Spitzbergen ist C. crassi- caudis monocykliscb , im Süden pflanzt er sieb fort, wann es ibm die äußeren Bedingungen erlauben. 5) C. brucci Scott ist als synonym unter C. crassicaudis Sars zu stellen. Literatur. 1) Brehm, Ergebnisse einiger im Marienbader Moor unternommener Exkursionen. Arch. f. Hydrob. XII. 1918. 2) »Aus dem Kaiserwald« in: Unser Egerland. 23. Jalirg. 1919. 5) van Douwe, Beitrag zur Kenntnis der freilebenden Süßwassercopepoden Deutschlands: G. crassicaudis Sars. Zool. Anz. XXVI. 1903. 4) >Copepoda< in Brauers »Süßwasserfauna«. Heft 11. ö) Sven Ekman, Phyllopoden, Cladoceren und freilebende Copepoden der nord- schwediscben Hochgebirge. Zool. Jahrb. Syst. XXI. 1905. ß) Farwick. Zur Verbreitung von G. crassicaudis Sars. Zool. Anz. Bd. 47. 1916. 7) Keßler, Über eine Abart von Ganthoc. staphylinus: Canth. staph, var. thall- witxi nov. var. Arch. f. Hydrob. VIII. 1913. 8j Kiefer, Zwei neue Fundorte von C. crassicaitdis Sars. Mikrokosmos XIV. 1920-21. 9) Kleiber, Die Tierwelt des Moorgebiets von Jungholz. Arch. f. Naturgesch. 1911. I. Bd. 3. Suppl. 10) Mrazek, Pfipèvky k poznani sladkovodm'ch copepodû. Prag 1893. 11) Beitrag z. Kenntnis der Süßwasserharpacticiden. Zool. Jahrb. Syst. VII. 1893. 12) Olofsson, Studien über die Süßwasserfauna Spitzbergens. Zool. Bidra«- fi-. Uppsala. Bd. 5. 1918. 13) Scheffelt, Fauna der Chiemseemoore. Zool. Anz. Bd. 52. 1921. 14) Schmeil, Deutschlands freilebende Süßwasser-Copepoden. Nachtrag. Bibl. Zoologica 1898. 15) Wolf, E., Fortpflanzungsverhältnisse unsrer einheimischen Copepoden. Zool. Jahrb. Syst. Bd. XXn. 1905. 16) Zschokke, Die Beziehungen der mitteleurop. Tierwelt zur Eiszeit. Verh. d. D. zool. Ges. 1908. 6. Chimärenbüdung bei Coelenteraten. Von Dr. W. Go et seh, München. (Mit 4 Figuren.) Eingeg. 15. Dezember 1922. Die Vereinigung von Teilstücken verscbiedener Tierindividuen ist scbon oftmals versucht worden und führte in vielen Fällen zum Er- folg. Bei den Untersuchungen über Hermaphroditismus und Gono- Zool. Anzeiger. Bd. LVI. 19 290 chorismus^ konnte ich an dieser Stelle derartige Verbindungen bei Hydren abbilden; männliche und weibliche Hälften ließen sich zu einer vollkommenen Einheit vereinigen, so daß man später nicht mehr bemerken konnte, daß hier ursprünglich zwei Tiere künstlich zusam- mengesetzt worden waren. Hier sowohl wie in andern Fällen'^ war es durch Verwendung von grünen Tieren mit symbiotischen Algen und braunen Exemplaren ohne Symbionten möglich, die einzelnen Stücke auch dann noch auseinander zu halten, als die Verwachsung schon vollständig geworden war; sogar die Knospen, die in der Nähe der Verwachsungsstelle entstanden, konnten dann verschiedenartige Elemente enthalten. Noch schönere Erfolge zeitigten Pfropfungen von grünen mit weißen Chlorohydren, da hier die Farbkontraste noch deutlicher in die Augen sprangen. Solche Knospen, die zur Hälfte oder zu einem Drittel eine andre Farbe aufwiesen, konnte man schon als Chimäre bezeichnen, und zwar als Sectoral chimäre , da die Querschnitte immer einen Kreis- sector von andersartiger Zusammensetzung enthalten mußten. Es läßt sich aber sofort der Einwand machen, daß es sich bei solchen Bildungen nicht um echte Chimären handelt, da zwei Tiere der- selben Species zur Verwachsung gebracht wurden und nicht Exem- plare verschiedener Art oder Rasse. Bei den Chlorohydren besteht dieser Einwand sicher zu Recht; ob er bei den braunen und grünen Angehörigen der Gattung Hydra zutrifft, kommt darauf an, ob man die ergrünten Tiere der ihnen sehr ähnlichen H. attenuata zurechnen will oder sie als besondere Basse auffaßt. Diese Frage ist noch nicht einwandfrei zu entscheiden; ich glaube immer mehr, daß die Ab- weichungen im Bau der Nesselkapseln usw. durch die Symbiose hervor- gerufen worden sind und auch dann noch einige Zeit bestehen bleiben können, wenn diese Symbiose wieder künstlich aufgehoben wird^. Aus praktischen Gründen bezeichne ich diese Tiere als H. viridescens. Wollte man echte, einwandfreie Chimären erzeugen, so müßten Vereinigungen unzweifelhaft verschiedener Arten oder Gattungen hergestellt werden, und mein Bestreben war daher schon seit langer Zeit darauf gerichtet, solch verschiedenartige Bestandteile zur Ver- wachsung zu bringen. Versuche, Chlorohydren mit andern Vertretern der Süßwasser- polypen zu vereinigen, mißglückten allerdings bisher stets; Teilstücke t Goetsch, W., Zool. Anz. Bd. LIV. Nr. 1/2, 11/13 u. Bd. LV. Nr. 1/2. 2 Goetsch, W., Symbiose und Artproblern bei Hydra. Naturwissen-. Schäften 1922. Hit. 39. 3 Goetsch, W., Symbiose und Artproblem bei Hydra. Naturwissen- schaften 1922. Heft 39. — Verhandl. der Deutschen Zoolog. Gesellschaft. Würz- burg 1922. 291 konnten zwar anfänglich miteinander verwachsen, aber nach kürzerer oder längerer Zeit kam es doch immer wieder zu einer Trennung. Es war dabei gleichgültig, ob ich weiße, algenlos gemachte Exem- plare verwandte oder normal grün gefärbte, und dieselben braunen oder grünen Angehörigen irgendeiner andern Polypenart aufzupfropfen versuchte. Jede Kombination erwies sich als ungünstig, und ich konnte die negativen Resultate früherer Beobachter nur bestätigen. Mehr Erfolg hatten nach anfänglichen Fehlschlägen die Versuche, die nahverwandte H. attenuata und H. vulgaris zu vereinigen. Die ersten ungünstigen Erfahrungen waren wohl darauf zurückzuführen, daß ich in dem Bestreben, mit möglichst kontrastreichen Färbungen zu operieren, bei intensiv grünen H. attenuata var. viridescens und normal braunen H. vulgaris die Köpfe vertauschte. Die stürmische Algenüberwanderung in die Abschnitte, welche der Symbiose bisher noch ermangelten, verursachte dann schwere Schädigungen, die bis zur Auflösung gehen konnten. Nachdem ich dies erkannt hatte, verwandte ich nur mehr Tiere, die wenig Algen besaßen, und gewöhnte außer- dem H. vulgaris durch öfteres Füttern mit Algen nach und nach an das durch die Symbiose veränderte innere Milieu. Die Tiere der vulgaris -¥orm. entstammten Kulturen, welche seit mehreren Jahren in Breslau von David zwecks Studium der Alterserscheinungen beobachtet werden. Trotzdem diese Hydren da- mit einwandfrei noch niemals Algen in sich getragen hatten, gelang die Anpassung an die neue Symbiose außerordentlich gut, wenn es auch Wochen dauerte, bis eine vollkommene reibungslose Gewöhnung der Teile aneinander erreicht war. Die Algen setzten sich zuerst an der Tentakelbasis fest und verbreiteten sich dann nach und nach in den übrigen Abschnitten; die Aufnahme der Symbionten geschah also ganz in derselben Weise, wie bei den Hydren, die vor 2 Jahren spontan ergrünten*. Nahm man nun Tiere, die einigermaßen algen- fest geworden waren und vereinigte sie mit H. viridescens, so gelang die Verwachsung in der Mehrzahl der Fälle; wenn auch nicht so prompt wie bei wirklich gleichartigen Elementen, heilte doch die Ver- bindungsnaht vollständig zu, und nach 2 — 3 Wochen kam es dann zu normaler ungeschlechtlicher Fortpflanzung. Um bei der Knospenbildung besser erkennen zu können, welche Bestandteile sich dabei beteiligten, führte ich nunmehr den Tieren reichlich Algen zu, und da die schon seit längerer Zeit an die Sym- biose gewöhnten H. viridescens viel intensiver Chlorellen aufnahmen als die erst kürzlich infizierte Kultur, konnte man bei den jungen 4 Goetsch, W., Grüne Bydra fusca. Zool. Anz. Bd. LUI. Heft 3/4 u. 7/8. 19* 292 Knospen wiederum feststellen, daß von beiden Tierhälften Bestand- teile in die eine Generation mit einbezogen wurden (Fig. 1). Alle Knospen an der Verwachsungsstelle dokumentierten sich demnach als echte Sectoralchimären mit verschiedenartig zusammengesetzten Farbtönen, und wenn man H. attenuata und H. vulgaris als echte Arten ansieht, wie dies P. Schulze^ und andre 8ystematiker tun, muß man die so entstandenen jungen Individuen als echte Chimären- bildung ansehen. Allerdings scheinen mir gerade diese Versuche ein Zeichen da- für zu sein, daß die beiden so ähnlichen Hydra-Formen nur als mehr oder weniger konstant gewordene Rassen- abänderungen aufgefaßt werden müssen, be- sonders, da auch die Geschlechtsverhältnisse der einen in die der andern überzugehen vermögen; diese Probleme werden an andrer Stelle noch einmal ausführlicher zu behan- deln sein. Für die Beurteilung der Echtheit von Chimärenbildungen bleibt diese Frage ziem- lich belanglos ; trotz aller Ähnlichkeit zeigen die beiden H//d?'a-Formen doch ganz ausge- sprochene Unterschiede, welche bei gleich- bleibenden Bedingungen in den einzelnen Kulturen sich stets konstant erhalten und zum mindesten als Rassenmerkmale zu werten sind. Deshalb sind Knospen, die beide Be- standteile in sich vereinigen in der Art, wie skizziert wurde, als echte Fig. 1. Hydra attenuata var. viridescens (dunkel) ist mit H. vulgaris (hell) ver- einigt. Die Verbindungs- naht ist verschwunden ; die an dieser Stelle entstehende Knospe ist eine Sectoral- chimäre. es in Fig. 1 Sectoralchimären aufzufassen. Bei den Transplantationsexemplaren sowohl wie bei ihren Knospen wurden die Unterschiede der Färbung nach und nach verwischt, da sich die vidgaris-'P àrii&n immer mehr an die Symbiose gewöhnten. Alle Exemplare zeigten nach einigen Wochen nicht die geringste Spur davon, daß sie ursprünglich aus zwei Teilen zusammengesetzt waren. Auch als Geschlechtsperioden einsetzten, machte sich kein Unterschied der Teile geltend, selbst dann nicht, als noch kein Aus- gleich der Farbnuancen eingetreten war. Wie Fig. 1 zeigt, setzten sich die Hodenbläschen kontinuierlich von der dunklen oberen Hälfte auf die helle untere fort, trotzdem die Operation erst kurze Zeit vorher unterncfmmen worden war. i> Schulze, P., Bestimmungstabelle deutscher Süßwasserhydrozoen. Zool. Anz. Bd. LIV. Heft 1/2. 293 Bei späteren Sexualepochen traten ebenfalls Hoden an allen Körperteilen zu gleicher Zeit auf; da die männlichen Geschlechts- organe bei H. attenuata und H. vulgaris annähernd gleich gebaut sind, ließ sich nicht feststellen, welcher Form sie ihre Entstehung verdanken. Eine Eibildung unterblieb bisher stets, trotzdem die Tiere nun schon monatelang bei bestem Wohlbefinden am Leben sind; es war daher nicht möglich, die Embryotheken zu Artfeststellungen zu benutzen. Bei der Ähnlichkeit der Charaktere von H. vulgaris und H. atte- nuata gelang es leider nicht, festzustellen, in welcher Art und Weise eine solche Vereinigung von Angehörigen zweier Rassen vor sich geht; ob beispielsweise jede Tierhälfte ihre charakteristischen Merk- male stets behält, oder ob allmählich eine vollständige Vermischung eintreten kann. Die Nesselkapseln, die sonst ein gutes Beweismittel dafür liefern würden, versagen nach meinen Erfahrungen hier voll- kommen. Sie sind, wie es scheint, doch nicht so konstant, wie man annehmen sollte, sondern erleiden durch äußere und innere Ursachen gewisse Veränderungen. Wenn sich dieselben auch nur in gewissen Grenzen bewegen, so genügt es doch, die Unterschiede aufzuheben oder zu verwischen; die charakteristischen streptolinen Glutinanten von H. attenuata können z. B. durch ganz geringe Veränderungen denen von H. vulgaris ähnlich werden, sobald die konstante Art der Aufrollung sich nur ein wenig ändert". Auch dies scheint mir da- für zu sprechen, in H. attenuata nur eine mehr oder weniger fest gewordene Rasse zu sehen, die sich von H. vulgaris durch stärkere Differenzierung und Spezialisierung herausbildete. In normalen Ver- hältnissen bleibt dies bestehen; außergewöhnliche Bedingungen ver- ändern dagegen die Merkmale wieder in dieser oder jener Richtung, so daß dann wieder größere Ähnlichkeit mit der weniger konstanten t'«Zgfam-Form zustande kommt. Es mußte mir daher wünschenswert erscheinen, mit allen Mitteln eine Vereinigung dieser Tiere mit durchaus andersartigen Tieren zu versuchen, und da die Chlorohydren allen Erfahrungen nach zu ver- sagen schienen, blieb nur der Versuch noch übrig, die gestielte Pel- matohydra mit Angehörigen der ungestielten Hydren zur Verwachsung zu bringen. Beobachtungen von Wetz eP lehrten, daß bei Transplantations- experimenten diese beiden Formen wenigstens einige Zeit vereinigt blieben, und Versuche, die ich im Sommer 1921 ausführte, hatten 6 Vgl. die Abbildungen bei Schulze (5). ■^ AVetzel, S., Transplantationsversuche mit Hydra. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 45 (1895) u. Bd. 52 (1898). 294 gezeigt, daß solche Verwachsungen auch zwischen frisch ergrünten Hydren und Pelmatohydra oiigactis möglich sind. Bei Wetzel scheinen jedoch diese Verwachsungen nur sehr locker gewesen zu sein; er gibt an, daß die Stützlamellen sich gar nicht vereinigten und Reize keine Fortleitung über die Nahtstelle fanden. Eine wirkliche Verwachsung unterblieb demnach, und jeder Abschnitt behielt trotz äußerlicher Verklebung seine Selbständigkeit. Auch bei meinen Versuchen ließen sich anfangs derartige Beob- achtungen machen. Die einzelnen Teile legten sich nicht normal zusammen, sondern es blieb eine Einschnürung, eine > Taille «c, bei der Fig. 2. Vereinigung von Kopf der H. viridescens und Fuß der Pelmatohydra oiigactis. Keine innige Verwachsung. Fig. 3. Vereinigung von Teilen wie in Fig. 2. a. Zwischen dunklem Hydra- Kopf und hellem Pelmaiohydra-Fuß hat sich bei x eine Zone gebildet, die ecto- derraale Hydra-B.oden trägt, im Entoderm aber von Pelmatohydra beeinflußt ist; dies zeigt sich in der Zurückdrängung der Algen. Die Zone bei x trägt somit den Charakter einer Periclinalchimäre. b. Nach Abschneiden von unteren Teilen wächst der verbleibende Fußrest in die oberen Abschnitte hinein, c. Bil- dung eines neuen Fußes; weitere Zurückdrängung der Algen; beginnende De- pression. die Gefahr bestand, daß hier eine Trennung beider Komponenten erfolgte. Dieser Taillenbildung suchte ich dadurch zu begegnen, daß ich die Tiere mit Daphnien in bestimmter Größe fütterte; sie mußten so gewählt sein, daß sie von der oberen Partie nicht ganz umschlossen werden konnten, sondern bei der Aufnahme mechanisch über die Ver- wachsungsnaht heruntergedrückt wurden. Diese Methode hatte bei allen Arten von 7///eten. Siterarifc^e îîeuigïeiten. Die letzten Jahrzehnte haben manchen Wechsel in den Strömungen gesehen, die in der modernen Biologie, wie in allen schnell fortschreitenden Wissen- schaften, bald dieses, bald jenes Forschungsgebiet in den Vordergrund rückten. Nur ein Forschungs- zweig blieb von der wechselnden Mode verschont, die Zellforschung, die allezeit der Eckstein der Wissen- schaft vom Leben blieb und es wohl auch bleiben wird. In den 15 Jahren seines Bestehens ist das ARCHIV FÜR ZELLFORSCHUNG zu einem nie veraltenden, fortschrittlicher Arbeit jeder Richtung dienenden Organ der Zellforscher aller Länder geworden, das zu seinen Mitarbeitern die besten Forscher aller Nationen zählt. Kein Zell- forscher kann heute arbeiten, ohne dauernd die bis- herigen 16 Bände zu Rate zu ziehen, kein Biologe den Fortschritt seines Zentralgebiets verfolgen, ohne das „Archiv" zu lesen. Herausgeber und Verleger werden auch weiterhin bemühtsein,trotzderSchwierig- keiten dieser Zeit die gute Tradition der Zeitschrift zu erhalten und weiter zu entwickeln. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 10. April 1923. Anzeigenpreise auf Anfrage Bd. LVI, Nr. 5/6. Ich suche zum Goldmarkpreis zurückzukaufen: das 1. Heft des 1. Bandes des ARCHIV FÜR ZELLFORSCHUNG das ich s. Zt. als Werbeheft in größeren Mengen kosten- los nach dem In- und Auslande versandte Wilhelm Engelmann, Leipzig Mittelstraße 2 Ich suche zurückzukaufen: SCIENTIA (RIVISTA DI SCIENZA) Jahrgang 1907-1909 und 1911-1914 und erbitte Angebote WILHELM'ENGELMANN, LEIPZIG MITTELSTRASSE 2 Bemerkungen für die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korscheit, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zurückzuschicken. Es wird gebeten, die Abbildungen bei der Korrektur mit Nummern zu versehen und ihre Stellung im Text anzu- geben. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorüber- gehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhandlung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. An Sonderdrucken werden 40 ohne besondere Bestellung unentgeltlich geliefert. Von einer Bestellung weiterer Exem- plare auf Kosten der Herren Autoren wolle man künftighin absehen. Textabbildungen können wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten nur in geringem Umfang beigegeben werden; sie sind auf besondern Blättern beizufügen. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Atzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeichnungen werden am besten unter Ver- wendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um Vs bis Vs größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf Vs» V3 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photo- graphien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsver- fahren stellt die Verlagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Im Interesse des raschen Erscheinens der Aufsätze wird um deren möglichst kurze Fassung gebeten. Mehr als einen Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht umfassen. Erfüllungsort für beide Teile ist Leipzig. Der Herausgeber Der Verleger E. Korscheit. Wilhelm Engelmann. — 3 — Mitteilung an die Herren Mitarbeiter über Beigabe von Abbildungen u. Lieferung von Sonderabdrücken Wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten für Abbil- dungen werden die Herren Mitarbeiter gebeten, sich in deren Beigabe und Umfang möglichste Beschränkung aufzuerlegen. Infolge mehrfacher, sich in letzter Zeit wiederholenderWeiterungen beim Bezug der besonders bestellten (über die Freizahl gelieferten) Sonderabzüge wird beabsichtigt, die Zahl der Freiexemplare von 20 auf 40 zu erhöhen, dagegen von einer Lieferung weiterer Sonder- abzüge (auf Kosten der Verfasser) abzusehen, wenn nicht vorher be- sondere Abmachungen zwischen den Verfassern und dem Verleger darüber getroffen worden sind. VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG In Kürze erscheint: Einführung in die Vererbungswissenschaft In zwanzig Vorlesungen für Studierende, Arzte, Züchter Prof. Dr. Richard Goldschmidt Mitglied des Kaiser -Wilhelm -Instituts für Biologie Berlin- Dahlem Vierte, neubearbeitete Auflage Mit 178 Abbildungen im Text XÏI und 547 Seiten, gr. 8 GrundzifFer: Geheftet 15; in Leinen gebunden 18 Aus den Besprechungen: . . . Das geistreiche und reichhaltige Buch Goldschmidts ist . . . für jeden, der sich über die moderne Biologie unterrichten will, unentbehrlich.... Biologisches Zentralblatt. 4 — Die letzten Jahrzehnte haben manchen Wechsel in den Strömungen gesehen, die in der modernen Biologie, wie in allen schnell fortschreitenden Wissen- schaften, bald dieses, bald jenes Forschungsgebiet in den Vordergrund rückten. Nur ein Forschungs- zweig blieb von der wechselnden Mode verschont, die Zellforschung, die allezeit der Eckstein der Wissen- schaft vom Leben blieb und es wohl auch bleiben wird. In den 15 Jahren seines Bestehens ist das ARCHIV FÜR ZELLFORSCHUNG zu einem nie veraltenden, fortschrittlicher Arbeit jeder Richtung dienenden Organ der Zellforscher aller Länder geworden, das zu seinen Mitarbeitern die besten Forscher aller Nationen zählt. Kein Zell- forscher kann heute arbeiten, ohne dauernd die bis- herigen 16 Bände zu Rate zu ziehen, kein Biologe den Fortschritt seines Zentralgebiets verfolgen, ohne das „Archiv" zu lesen. Herausgeber und Verleger werden auch weiterhin bemühtsein,trotzderSchwierig- keiten dieser Zeit die gute Tradition der Zeitschrift zu erhalten und weiter zu entwickeln. Probehefte stehen kostenlos zur Verfügung beim Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2 Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 8. Mai 1923. Anzeigenpreise auf Anfrage Bd.LVI, Nr.7/8. „KuumcHtts" refallundGJc^' fl #! dÄ ^:».\ Aug. Kjuàmbùteif^ Sohne jSpe^ialfabpife furHuseutDSeinrichiunqei Dresden -A 1^ Grundziffer für Bd. LVI: lo — IO Schweizer Franken Die Grundzifferangabe 13 in Heft 1/2 beruht auf einem Druckfehler Bemerkungen für die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korscheit, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zurückzuschicken. Es wird gebeten, die Abbildungen bei der Korrektur mit Nummern zu versehen und ihre Stellung im Text anzu- geben. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorüber- gehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhandlung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. Textabbildungen können wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten nur in geringem Umfang beigegeben werden; sie sind auf besondern Blättern beizufügen. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Ätzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeichnungen werden am besten unter Ver- wendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um Vs t>is Vs größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf V5» V3 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photo- graphien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsver- fahren stellt die Verlagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Im Interesse des raschen Erscheinens der Aufsätze wird um deren möglichst kurze Fassung gebeten. Mehr als einen Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht umfassen. Erfüllungsort für beide Teile ist Leipzig. Der Herausgeber Der Verleger E. Korscheit. Wilhelm Engelmann. Mitteilung an die Herren Mitarbeiter über Beigabe von Abbildungen u. Lieferung von Sonderabdrücken Wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten für Abbil- dungen werden die Herren Mitarbeiter gebeten, sich in deren Beigabe und Umfang möglichste Beschränkung aufzuerlegen. Infolge mehrfacher, sich in letzter Zeit wiederholender Weiterungen beim Bezug der besonders bestellten (über die Freizahl gelieferten) Sonderabzüge wurde. die Zahl der Freiexemplare von 20 auf 40 erhöht, dagegen wird gebeten, von einer Lieferung weiterer Sonderabzüge (auf Kosten der Verfasser) abzusehen, wenn nicht vorher besondere Abmachungen zwischen den Verfassern und dem Verleger darüber getroffen worden sind. VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Soeben erschienen: Einführung in die Vererbungswissenschaft In zwanzig Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Züchter Prof. Dr. Richard Goldschmidt 2. Direktor des Kaiser- Wilhelm-Instituts für Biologie Berlin-Dahlem Vierte, neubearbeitete Auflage Mit 178 Abbildungen im Text XII und 547 Seiten, gr. 8 Grundziffer: Geheftet 15; in Leinen gebunden 18 Aus den Besprechungen: . . . Das geistreiche und reichhaltige Buch Goldschmidts ist . . . für jeden, der sich über die moderne Biologie unterrichten will, unentbehrlich.... Biologisches Zentralblatt. — 4 — VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Lehrbuch der Histologie und Histogenèse nebst Bemerkungen über Histotechnik und das Mikroskop von Dr. univ. med. Josef Seh äff er 0. ö. Professor der Histologie an der Universität in Wien Zweite, verbesserte Auflage der „Vorlesungen" Mit 600 zum Teil farbigen Abbildungen im Text und auf 14 lithographierten Tafeln. — VIII und 536 Seiten gr. 8 Grundziffer: Geheftet 25. — , in Leinen gebunden 28. — So schnell ist die zweite Auflage der ersten gefolgt, daß man daraus wohl den SchluU ziehen kann, daß die Darstellung allgemeinen Beifall gefunden hat. Sicherlich ist das Werk, wie man von solchem erfahrenen Autor erwarten konnte, ungewöhnlich gut. Schon die Aus- stattung mit vorzüglichen Abbildungen von sehr großer Zahl in sorgfältig gewählter Wiedergabe und der schöne klare Druck auf Kunstdruckpapier nehmen den Beschauer gefangen. Vertieft man sich in das Buch, dann merkt man auf Schritt und Tritt, daß der Verfasser aus reichster Erfahrung auf Grund sorgsamer Studien alles Wissenswerte übersichtlich zusammengetragen hat. Nicht nur für den Studierenden, sondern auch für den Arzt und Forscher ist durch die Fülle der Tatsachen ein enormer Reichtum von Belehrung und Anregung vorhanden. .... eine Fundgrube vieler wichtiger und präzise geklärter Einzelheiten, die ganz wunder- voll von den Zeichnungen, die fast alle Originale sind, illustriert werden. Je näher man sich mit der Darstellung beschäftigt, um so leichter wird man den erstaunlichen Erfolg dieses Buches begreifen, das sich offenbar schnell einen besonderen Platz in der Reihe der Lehrbücher dieses Gebietes erobern wird. Kallius. Zeitschrift f. d. gesamte Anatomie Abt. I. Band 67, Heft 1/3. Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie Herausgegeben von Ernst Ehlers Professor an der Universität zu Göttingen 120. Band, 3. u.4. Heft 244 S. gr. 8. Mit 128 Textfiguren Grundziffer: 22 = 22 Schweizer Franken Inhalt: R. Vogel, Zur Kenntnis des feineren Baues der Geruchs- organe der Wespen und Bienen. Mit 17 Textfiguren. — E. Rohde, Der plasmodiale Aufbau des Tier- und Pflanzenkörpers. Mit 111 Textflguren. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck tod Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 15. Juni 1923. Anzeigenpreise auf Anfrage B(i.LVI,Nr.9/10. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig Ne wcomb -Engelmanns Populäre Astronomie Siebente Auflage In Gemeinschaft mit den Herren Prof. Dr. Eberhard, Dr. Freundlich und Dr. Kohlschütter herausgegeben von Professor Dr. H. Ludendorff Direktor des Astrophysikal. Observatoriums zu Potsdam Mit 240 Abbildungen. XIV u. 902 Seiten gr. 8 Grundziffer: Geheftet 20 = 20 Schweizer Franken In Leinen gebunden mit Schutzhülse 23 = 23 Schweizer Franken Aus den Besprechung en: ... It is undoubtedly the best of its kind in any language . . . The Astrophysical Journal. Wissenschaft zu popularisieren, ist eine schwierige Aufgabe, besonders wenn es sich um eine »exakte« , eine mathematische Wissenschaft handelt. Die »Populäre Astronomie« von Newcomb in der Übersetzung von Engelmann erfüllt die Ansprüche, die man an ein derartiges Werk stellen kann, aber in glänzender Weise ... Braunschweigische Landeszeitung. ... II est extrêmement regrettable que cet admirable manuel d'astronomie n'ait jamais été traduit en français, ear nous ne possédons rien qui puisse lui être comparé . . . Journal de Genève. Es scheint nicht zu viel gesagt, wenn man das Werk als die populäre Astronomie be- zeichnet und sie an die allererste Stelle der volkstümlichen astronomischen Literatur Deutsch- lands rückt. Kosmos. Newcomb-Engelmanns »Populäre Astronomie« ist ohne Zweifel das beste Buch auf diesem Gebiet . . . Durch ein neues Kapitel über die Entwicklung der Mechanik seit Newton und über das Einsteinsche Relativitätsprinzip, alles in volkstümlicher Schreibweise, hat der Inhalt des Buches eine wertvolle Abrundung erfahren . . . Auf Kunstdruckpapier, mit 240 vorzüglichen Abbildungen, bieten die über 850 Seiten ein Weltbild, das dem neuesten Stand der Forschung entspricht . . . Leipziger Neueste Nachrichten. GrundzifFer für Bd. LVI: lo " lo Schweizer Franken Die Grundzifferangabe 13 in Heft 1/2 beruht auf einem Druckfehler Bemerkungen für die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korscheit, Marburg i, H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zurückzuschicken. Es wird gebeten, die Abbildungen bei der Korrektur mit Nummern zu versehen und ihre Stellung im Text anzu- geben. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorüber- gehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhandlung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. Textabbildungen können wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten nur in geringem Umfang beigegeben werden; sie sind auf besondern Blättern beizufügen. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Atzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeichnungen werden am besten unter Ver- wendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um Vs bis Vs größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf Vs» Vs) V2 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photo- graphien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsver- fahren stellt die Verlagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Im Interesse des raschen Erscheinens der Aufsätze wird um deren möglichst kurze Fassung gebeten. Mehr als einen Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht umfassen, im allgemeinen aber kürzer sein. Erfüllungsort für beide Teile ist Leipzig. Der Herausgeber Der Verleger E. Korscheit. Wilhelm Engelmann. Mitteilung an die Herren Mitarbeiter über Beigabe von Abbildungen u. Lieferung von Sonderabdrücken Wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten für Abbil- dungen werden die Herren Mitarbeiter gebeten, sich in deren Beigabe und Umfang möglichste Beschränkung aufzuerlegen. Infolge mehrfacher, sich in letzter Zeit wiederholender Weiterungen beim Bezug der besonders bestellten (über die Freizahl gelieferten) Sonderabzüge wurde die Zahl der Freiexemplare von 20 auf 40 erhöht, dagegen wird gebeten, von einer Lieferung weiterer Sonderabzüge (auf Kosten der Verfasser) abzusehen, wenn nicht vorher besondere Abmachungen zwischen den Verfassern und dem Verleger darüber getroffen worden sind. VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Soeben erschienen: Einführung in die Vererbungswissenschaft In zwanzig Vorlesungen für Studierende, Ärzte, Züchter von Prof. Dr. Richard Goldschmidt 2. Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie Berlin-Dahlem Vierte, neubearbeitete Auflage Mit 178 Abbildungen im Text XII und 547 Seiten, gr. 8 Grundziffer: Geheftet 15; in Leinen gebunden 18 Aus den Besprechungen : . , . Das geistreiche und reichhaltige Buch Goldschmidts ist . . . für jeden, der sich über die moderne Biologie unterrichten will, unentbehrlich.... Biologisches Zentralblatt. . . . kein Vererbungsforscher wird ohne das Buch auskommen können wegen der Fülle von neuen Tatsachen, die der Verfasser in den letzten Jahren gesammelt und zum Teil hier zum ersten Male veröffentlicht hat, sowie der neuen Deutungen, die er seinen und fremden Untersuchungen gibt und die Licht auf die schwierigsten Probleme der Vererbung zu werfen geeignet scheinen. Naturwissenschaften. Die Neuauflage ist . . . ein fast neues Buch geworden, das seine Auf- gabe in die Vererbungswissenschaften einzuführen, voll und ganz erfüllen wird.... Naturwissenschaftliche Wochenschrift. — 4 — VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Im Druck befindet sich: BEARBEITUNG EINHEIMISCHER TIERE ERSTE MONOGRAPHIE: DER GELBRAND DYTISCUS MARGINALIS L. ZWEI BÄNDE UNTER MITARBEITUNG DER ASSISTENTEN UND DOKTORANDEN DES MARBURGER ZOOLOGISCHEN INSTITUTS HERAUSGEGEBEN VON DR. E. KORSCHELT PROFESSOR DER ZOOLOGIE U. VERGLEICHENDEN ANATOMIE AN DER UNIVERSITÄT MARBURG MIT 471 ABBILDUNGEN IM TEXT AUS DEM VORWORT: Trotz der Ungunst d&r Zeit hat es sich nunmehr ermöglichen lassen, die erste der schon seit Jahren vorbereiteten Monographien einheimischer Tiere zur Ausgabe zu bringen. Außer dem Gelbrand wurden zunächst zur Bearbeitung ausgewählt: die Teichmuschel, die Weinbergschnecke und der Flußkrebs. Die dafür maßgebenden Gründe und die eine derartige Form der Bearbeitung ermöglichenden äußeren Umstände sind in der Einleitung zur Dytiscus-Monographie dargelegt. Von der bereits begonnenen weiteren Bearbeitung anderer einheimischer Tiere mußte teils wegen der mit Kriegs- beginn eingetretenen Änderung der Arbeitsverhältnisse im Institut, vor allem aber wegen der mangelnden VeröfPentlichungsmöglichkeit der fertiggestellten Arbeiten Abstand genommen werden. Dagegen besteht die Hoffnung, daß unter der Voraussetzung einer nicht allzu tief sinkenden Verschlechterung der Verhältnisse die schon weit geförderten Monographien der oben ge- nannten drei einheimischen Tiere in einer der hier vorliegenden entsprechen- den Bearbeitung in absehbarer Zeit zur Ausgabe gelangen. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzip;. — Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. Zoologischer Anzeiger Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig, Mittelstr. 2. 26. Juni 1923. Anzeigenpreise auf Anfrage Bd.LVI,Nr.ll/13. VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG In einigen Monaten erscheint: BEARBEITUNG EINHEIMISCHER TIERE ERSTE MONOGRAPHIE: DER GELBRAND DYTISCUS MARGINALIS L. ZWEI BÄNDE UNTER MITARBEIT DER ASSISTENTEN UND DOKTORANDEN DES MARBURGER ZOOLOGISCHEN INSTITUTS HERAUSGEGEBEN VON Dr. E. KORSCHELT PROFESSOR DER ZOOLOGIE U. VERGLEICHENDEN ANATOMIE AN DER UNIVERSITÄT MARBURG MIT etwa 900 ABBILDUNGEN IM TEXT AUS DEM VORWORT: Trotz der Ungunst der Zeit hat es sich nunmehr ermöglichen lassen die erste der schon seit Jahren vorbereiteten Monographien einheimischer Tiere zur Ausgabe zu bringen. Außer dem Gelbrand wurden zunächst zur Bearbeitung ausgewählt: die Teichmuschel, die Weinbergschnecke und der Flußkrebs. Die dafür maßgebenden Gründe und die eine derartige Form der Bearbeitung ermöglichenden äußeren Umstände sind in der Einleitung zur Dytiscus-Monographie dargelegt. Von der bereits begonnenen weiteren Bearbeitung anderer einheimischer Tiere mußte teils wegen der mit Kriegs- beginn eingetretenen Änderung der Arbeitsverhältnisse im Institut, vor allem aber wegen der mangelnden Veröffentlichungsmöglichkeit der fertiggestellten Arbeiten Abstand genommen werden. Dagegen besteht die Hoffnung, daß unter der Voraussetzung einer nicht allzu tief sinkenden Verschlechterung der Verhältnisse die schon weit geförderten Monographien der oben ge- nannten drei einheimischen Tiere in einer der hier vorliegenden entsprechen- den Bearbeitung in absehbarer Zeit zur Ausgabe gelangen. Probebogen auf Wunsch kostenfrei. Bemerkungen für die Mitarbeiter. Die für den Zoologischen Anzeiger bestimmten Manuskripte und sonstigen Mitteilungen bitten wir an den Herausgeber Prof. E. Korscheit, Marburg i. H. zu richten. Korrekturen ihrer Aufsätze gehen den Herren Ver- fassern zu und sind (ohne Manuskript) baldigst an den Heraus- geber zurückzuschicken. Es wird gebeten, die Abbildungen bei der Korrektur mit Nummern zu versehen und ihre Stellung im Text anzu- geben. Von etwaigen Änderungen des Aufenthalts oder vorüber- gehender Abwesenheit bitten wir die Verlagsbuchhandlung sobald als möglich in Kenntnis zu setzen. Textabbildungen können wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten nur in geringem Umfang beigegeben werden; sie sind auf besondern Blättern beizufügen. Ihre Herstellung erfolgt durch Strichätzung oder mittels des autotypischen Verfahrens; es sind daher möglichst solche Vorlagen zu liefern, die zum Zwecke der Ätzung unmittelbar photographisch übertragen werden können. Für Strichätzung bestimmte Zeichnungen werden am besten unter Ver- wendung schwarzer Tusche auf weißem Karton angefertigt. Da eine Verkleinerung der Vorlagen bei der photographischen Aufnahme ein schärferes Bild ergibt, so empfiehlt es sich, die Zeichnungen um Vs bis Vs größer zu halten, als sie in der Wiedergabe erscheinen sollen. Der gewünschte Maßstab der Verkleinerung (auf Vsj Vsj V2 usw.) ist anzugeben. Von autotypisch wiederzugebenden Photo- graphien genügen gute Positive; die Einsendung der Negative ist nicht erforderlich. Anweisungen für zweckmäßige Herstellung der Zeichnungen mit Proben der verschiedenen Reproduktionsver- fahren stellt die Verlagsbuchhandlung den Mitarbeitern auf Wunsch zur Verfügung. Im Interesse des raschen Erscheinens der Aufsätze wird um deren möglichst kurze Fassung gebeten. Mehr als einen Druckbogen soll der einzelne Aufsatz nicht umfassen, im allgemeinen aber kürzer sein. Erfüllungsort für beide Teile ist Leipzig. Der Herausgeber Der Verleger E. Korscheit. Wilhelm Engelmann. — 3 — Mitteilung an die Herren Mitarbeiter über Beigabe von Abbildungen u. Lieferung von Sonderabdrücken Wegen der ungeheuer gestiegenen Herstellungskosten für Abbil- dungen werden die Herren Mitarbeiter gebeten, sich in deren Beigabe und Umfang möglichste Beschränkung aufzuerlegen. Infolge mehrfacher, sich in letzter Zeit wiederholender Weiterungen beim Bezug der besonders bestellten (über die Freizahl gelieferten) Sonderabzüge wurde die Zahl der Freiexemplare von 20 auf 40 erhöht, dagegen wird gebeten, von einer Lieferung weiterer Sonderabzüge (auf Kosten der Verfasser) abzusehen, wenn nicht vorher besondere Abmachungen zwischen den Verfassern und dem Verleger darüber getroffen worden sind. VERLAG VON WILHELM ENGELMANN IN LEIPZIG Philosophie des Organischen Gifford -Vorlesungen gehalten an der Universität Aberdeen in den Jahren 1907 — 1908 Hans Driesch Zweite, verbesserte Auflage XVI und 608 Seiten gr. 8o Mit 14 Figuren im Text Grundziffer: in Leinen gebunden 19 Und wieder wird uns ein Buch geschenkt, etwas wie ein Lehrbuch der Naturphilosophie, in dem die Begriffe der Ganzheit und Teilheit, der Einheit, der Mannigfaltigkeit und der Exten- sion eine ähnlich überragende Rolle spielen wie in Okens Natursystera. Wieder ist ein Beginn, ein Weg und ein Abschluß zu sehen. Aber während Oken Gott (also Metaphysik) in den Anfang setzte, beginnt Hans Driesch, der aus der Biologie hervorgegangene Philosoph, den wir kürzlich in Zürich sprechen hörten, mit der Zelle und der Embryologie des Seeigel -Eis, um mit reiner Logik, Psychologie, Ethik und Metaphysik zu endigen. Die letzten Sätze des Buches sind: „Dieses Werk hätte auch mit dem theologischen Problem abschließen können ... Im letzten Grunde ist ja jedes Sonderproblem ein Teil des Gottesproblems." Neue Zürcher Zeitung, Nr. 1645. 18. Nov. 1921. Die „Philosophie des Organischen" wird wohl Drieschs eigentliches Hauptwerk bleiben, das seine geschichtliche Stellung sichert. Zwar hat er im letzten Jahrzehnt mehrere Werke sehr umfassenden Charakters geschrieben. Aber das Jugendwerk hat ihm einst die lange Verketze- rung — er stand damals als Neuvitalist fast einsam neben Eduard von Hartmann und Reinke — , jetzt die späte verdiente Ehre durch Übertragung des Lehrstuhls Wilhelm Wundts eingetragen. Nach zwölf Jahren ist nun endlich auch das Jugendwerk vergriffen. Mit Spannung und Ver- gnügen greift man nach dem einen Band, der jetzt das früher zweibändige Werk ersetzt, und späht nach den Änderungen, welche der gereifte Autor für gut befand. Die Grenzboten, 81. Jg., Nr. 5. 4. Februar 1922. — 4 — öerlag t)on 2BtI^elm ©ngclmann in ßeipjtg ©eorg 3Beber* Beltgefc^ic^te tn über|i(^tn(^er Sarftellung 23.5luflage Sis 1914 bearbeitet t)on Çprof. Dr. 0. fianger f IBon 1914 bis ouf bie ©egentöart fortgeführt t)on 5prof. Dr. Ä. ©utoaffer in ßeipjig XII u. 779 Seiten gr. 8" ©runbjiffcr: ©e^eftet: 6 = 6 St^wciser ^tanUn; in ßeitten flebunben: 9 = 9 Sc^wetjcr ^ftattlen Der 3nlanbprei5 ergibt fi^ aus ©runbsiffer x Scï)Uiffcl5a^I (3. 3t. 4200) bes $Bud^^änbIer=93örfent)ercins. 9Ius ben Scfprc^unflcn: î)ie neue Hmarbeihing iinb Fortführung bis jur ©egenwnrt lä^t bas belanntc 2Bebetfd)e Suc^ roieber jebcr iîonfurrcnj burd) ä^nlic^c ftcfd)ic^tsit)crïc ftanb^alten. • ... ein praïti[d)es ôanb= unb 5na^[d)lagcbud) jur fc^ncllen Orientierung für jcben (öebilbcten. . . . £itcrarif(^e 9ieuigïciten. Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig. — Druck von Breitkopf & Härtcl in Leipzig.