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Full text of "Du schönes Leben [microform] : Dichtungen"

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UN  IVER.SITY 
Or    ILLINOIS 


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JOHANNA  WOLFF  DICHTUNGEN 


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i>i7  SCHÖNES  LEBEN 

DICHTUNGEN 

VON 

JOHANNA  WOLFF-HAMBtnaO 


BERJLIN  1907 
VERLEGT  BEI  SCHUSTER  &  LOEFFLER 


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ALLE  RECHTE  VORBEHALTEN 


Von  Johanna  Wolff  sind  erschienen: 

NAMENLOS 

Frauenlieder 

Zweite  Auflage  1901 

S.  Schottländer  Verlag  Breslau 


DIE  MEISTERIN 

Schauspiel  in  vier  Akten 
Verlegt  bei  Schuster  &  LoefFler 
Berlin  und  Leipzig  1906 


SUSANNENS  ROSENGARTEN 

Schauspiel  in  vier  Akten 

Verlag  von  Georg  D.  W.  Callwey 

München  1906 


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MEINEM  MANN 


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WENN  NACHT  LICHT  SEIN  VSTLL 

Das  ist  Leben: 

Wenn  es  in  Abgründen  wuchtet  imd  prallt! 

Wenn  ein  schäumendes  Aufwärts=Heben 

Tiefen  gegen  den  Himmel  stößt 

mit  ungebändigter  Gewalt. 

Das  ist  Leben: 

Wenn  aus  Höhen  stül  und  mild 

ein  Schimmern  quillt 

der  lieben  Sonne; 

alles  Wühlen  und  Bersten  der  Wogen 

mit  einem  Leuchten  überwallt, 

daß  jeder  Tropfen  zittert  vor  Wonne. 

Vom  Felsen  neig  ich  mich  über  den  Rand 
und  höre,  wie  die  Wasser  verklingen. 
Und  aus  den  Schlünden  kommt  ein  Singen 
wie  SEinftes  Säuseln  heraufgezogen: 


Dann  spann  ich  mir  selber  den  Friedensbogen 
und  fühle  noch  in  der  warmen  Hand 
der  Abgründe  Beben  .  .  . 
"Wenn  Nacht  Licht  sein  will, 
das  ist  Leben. 


AUS  STILLEN  ECKEN 


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AUS  STILLEN  ECKEN  13 


LASST  GLANZ  DA  SEIN 

Ich  möchte  singen  wie  die  NachtigeJl 
nur  wenig  Tage. 

Die  wilden  Rosen,  die  verblühn  so  schnell 
am  grünen  Haage! 

O  daß  so  kurz,  so  erdenflüchtig  ist 

das  Wunderschöne! 

Laßt  Glanz  da  sein!     Der  diesen  holden  Gast 

verstohlen  kröne. 

Die  Rosen  gehn.    Ein  Leuchten  kommt  —  und  fern 
blühn  Ewigkeiten. 

Die  Schwingen  frei!    Zum  Flug  in  stiUes  Land 
will  ich  sie  breiten. 


14  AUS  STILLEN  ECKEN 


EINE  SEELE  VOLL  WOHLLAUT 

Eine  Seele  voll  Wohllaut 

gaben  die  Götter 

dem  Kind,  dem  unscheinbaren. 

Auf  goldner  Leiter  sitzt  es 
imd  sieht  die  Menschen 
hinwandeln  im  Erdenstaub. 

Den  Himmel  offen  in  der  Höhe, 
in  fernen  Tiefen 
verbrausendes  Leben, 

läuft  seine  Seele  hinauf, 

hinunter  neigt  sich 

das  Ohr,  das  horchende. 

Offen  sein,  das  ist  Alles! 

Und  immer  bereit 

den  schaffenden  Gott  zu  empfangen. 


AUS  STILLEN  ECKEN  15 


HIMMELFAHRTSTAG 

Rote  Rosen  in  den  Händen, 
süße  Lieder  in  der  Brust, 
einen  Überschwang  der  Lust 
hab  ich  lachend  zu  verschwenden. 

Über  meinem  Lebensgarten 
ruht  ein  Himmel  blau  und  weit 
und  der  Vorhang  dieser  Zeit 
läßt  das  Köstlichste  erwarten. 

Süber  glänzt  mir  in  den  Haaren 
und  das  Lied  stockt  in  der  Brust: 
diese  goldne  Lebenslust 
soU  mit  mir  gen  Himmel  fahren! 


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16  AUS  STILLEN  ECKEN 


SCHLAF  MEINE  SEHNSUCHT 

Schlaf,  meine  Sehnsucht,  es  schläft  auch  der  Wind, 

es  ruhen  die  Klippen  am  Strande. 

Schließ  zu  deine  Augen,  mein   Wunderkind, 

träum  von  bunten  Spielen,  die  in  dir  sind  — ■ 

Nacht  .  .  . 

Nacht  wiegt  dich  im  Sternengewande. 

Schlaf,  meine  Sehnsucht,  es  raunt  nur  die  Flut 

Geschichten,  die  lange  vergangen. 

Meerkönigin  hält  in  kristallener  Hut 

viel  alte  Schätze,  goldschimmerndes  Gut  — 

bleich  .  .  . 

bleich  sind  Meerkönigins  Wangen. 

Schlaf,  meine  Sehnsucht,  in  Tiefen  stöhn ts  schwer, 

kühl  schauerts  in  dunkelnden  Lüften. 

Am  zackigen  Felsen  gespensterts  umher, 

dumpf  orgelt  im  Traum  das  rastlose  Meer, 

die  Brandung  verrinnt  in  den  Klüften  — 

Schlaf  .  .  . 

schlaf,  meine  Sehnsucht,  schlaf. 


AUS  STILLEN  ECKEN  17 


ERFÜLLE  DICH 

Im  letzten  Grunde  bist  du  doch  allein 

in  deinem  Erdenwinkel. 

Eine  große  Kluft 

trennt  dich  vom  Andern, 

von  dem  Liebsten 

scheidet  dich  dein  Erleben. 

Zerstoße  nicht  das  Herz,  die  Flügel  nicht! 

Da  gibt  es  kein  Hinüber. 

Da  führt  kein  Pfad 

ins  Unwegsame: 

einsam, 

du  wirst  es  bleiben. 

Erfülle  dich  als  Mensch  in  dir  allein 

nach  wachsendem  Erkennen! 

Da  ist  kein  Gesetz, 

dich  zu  vollenden, 

als  dein  eigenes 

Wierden. 

Streck  dich  ins  Weite!    Was  zu  dir  gehört, 
das  wird  freiwillig  deine  Hütte  suchen. 


18  AUS  STILLEN  ECKEN 

Verlassenheit 

gibt  es  im  Dasein  nicht. 

Alleinzustehn 

ist  auch  der  Sterne  Los. 

Schwing  in  dem  großen  Reigen  leuchtend  mit 

wie  sie! 


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AUS  STILLEN  ECKEN  19 


SACHT  DU 

In  voller  Brust  die  Lieder 
schliefen  verschüchtert  ein. 
Sacht  du, 
weck  sie  nicht  wieder! 

Im  Herzen  blutrote  Sünden 
bleichten  schneeweiß  und  rein. 
Sacht  du, 
noch  geisterts  in  Gründen! 

Auf  meiner  Unrast  Grabe 
nistet  ein  scheues  Vögelein. 
Sacht  du, 

Ruhe,  die  köstliche  Gabe, 
könnte  beflügelt  sein! 


20  AUS  STILLEN  ECFLEN 


IN  DER  SONNE 

Was  von  Schmerzen 

blieb  im  Herzen, 

flog  ins  große  Licht  hinein. 

Eigner  Wille 
ward  so  stille, 
und  ich  selber  ward  so  klein. 

Meine  ^^onne 

ist  die  Sonne 

und  der  Sonne  froh  zu  sein. 

Soll  ich  leben, 

laßt  mir  eben 

nur  den  kleinen  Platz 

im  Somienschein. 


AUS  STILLEN  ECON  21 


GÖTTER  NIEDER  ZU  ZIEHN 

Aus  blauen 

beweglichen  Gewölken 

Götter  nieder  zu  ziehn, 

das  vermag  niemals  der  Mensch. 

Aber  zu  heben 
über  Himmelsränder 
den  Erdgebomen, 
dazu  ward  uns  die  Macht. 

Daß  Dunkles 

Licht  werde 

und  Schweres  geflügelt 

die  Sterne  anrührt! 

Wage  Dichter  sein 
und  erlauchter  Gebieter 
gehorsamer  Geist=Kräfte, 

So  du  der  Schmerzen  genug  hast 
und  genug  der  lebendigen 
heißroten  Tropfen  Herzblutes, 
die  Majestät  zu  bezahlen! 


ist  AUS  STILLEN  ECKEN 


BAUEN  UND  SCHAUEN 

Ich  lasse 

tief  unter  mir  die  blasse 

graue  Alltäglichkeit. 

Ich  raffe 

die  Seele  auf  und  schaffe 

und  beuge  mir  die  Zeit! 

Und  baue 

mir  eine  Himmels=blaue 

selige  Welt  voll  Glück. 

Und  strebe 

ins  Schöne  —  und  erlebe 
im  Bauen  und  im  Schauen 
mein  eigen  Meisterstück. 


AUS  STILLEN  ECKEN  23 


ÜBER  DEN  TIEFEN 

Ich  singe  nicht,  wenn  mir  ein  zehrend  Weh 

das  Herz  zersticht. 

Vom  Sturme  aufgepeitscht  grollt  dumpf  die  See, 

die  Woge  schwillt 

voU  Unrat  an  das  Land. 

Ein  kleines  Wort  bringt  oft  Gefahr! 

Ein  kleines  Wort  im  wilden  Wbgenbrand 

schäumt  und  zerbricht  .  .  . 

Es  kommt,  es  kommt  der  Sonne  Licht 

und  macht 

in  reinster  Pracht 

die  Tiefen  wieder  klar. 

Dann  sitz  ich  glückversunken  an  dem  Strand 

und  lese  meine  Perlen  aus  dem  Sand 

und  reihe  sie  mir  lächelnd  zum  Gedicht. 


24  AUS  STILLEN  ECKEN 


NICHT  ZERBRECHEN 

"Wie  sind  der  Schmerzen  so  viel 

und  der  unerträglichen 

Lasten  des  Daseins! 

Binsen  gleich 

schwanken  die  Menschen  unter  der  Wucht 

des  Lebens, 

das  ihnen  zu  schwer  wird. 

Nur  nicht  zerbrechen! 

Ohne  Knick  und  Schaden 

bewahren 

die  Lichtseele, 

die  unsterbliche! 

Daß  Same  der  Überwindung 
sich  weiter  baue 
in  junggrüne 
hoffende  Weltgründe. 

Und  noch  glutrote  Narben 
eines  fröhlichen  Menschenkampfes 
mit  köstlichem  Balsam 
glättend  gesalbt  seien! 


AUS  STILLEN  ECKEN  25 


AUSGEBLÜHT 

Nun  haben  die  Rosen  ausgeblüht, 

die  weissen,  die  gelben  und  roten; 

die  heißesten  Sonnen  sind  ausgeglüht, 

der  Herbst  weckt  nur  Astern  auf  im  Gemüt: 

die  Astern  gehören  den  Toten. 

Reich  blühten  die  Rosen.     Mich  hat  es  gefreut. 
Voll  Duft  und  voll  Glanz  war  das  Leben! 
Und  stachen  die  Dornen,  ich  habs  nicht  bereut: 
verschwenderisch  hab  ich  die  Rosen  verstreut, 
die  Astern  den  Toten  gegeben. 


S6  AUS  STILLEN  ECKEN 


WIEGENLIEDER 


Rauschende  Bäume  wiegt  draußen  der  Wind 
und  schüttelt  die  Vöglein  im  Nest, 
und  wenn  die  Kleinen  recht  artig  sind, 
gibt  Mutter  morgen  ein  Fest. 
Frau   Spinne   im  Walde   macht  seiden  Gewand, 
Herr  Hase  bringt  Strümpfe  und  Schuh, 
vom  Hügel  her  kommen  die  Zwerge  gerannt 
im  Hemdelein,  grade  wie  du. 

Die  Vögelein  schlafen  im  Lindenbaum, 

kein  einziges  guckt  aus  dem  Nest; 

das  Kleinste  piept  nur  ganz  leise  im  Traum 

und  hält  sich  am  Brüderchen  fest. 

Frau  Spinne,  Frau  Spinne,  wo  ist  das  Gewand? 

Herr  Hase,  gebt  Strümpfe  und  Schuh! 

Mein  Kindelein  guckt  übem  Wiegenrand 

und  Mütterchen  lächelt  ihm  zu. 


AUS  STILLEN  ECKEN  27 


2 

Scheint  das  weiße  Mondenlicht 
meinem  Kindchen  ins  Gesicht, 
Mutter  schließt  den  Vorhang  zu: 
Liebling,  schlaf  in  Ruh. 

Drunten  tief  im  Mühlengrund 
geht  ein  Rad  und  das  ist  rund, 
dreht  sich  langsam,  dreht  sich  sacht: 
Liebling,  gute  Nacht. 

Hat  das  kleine  Müllerkind 
eine  Miezekatz,  die  spinnt; 
Kätzchen,  laß  das  Spinnen  sein: 
Liebling,  schlafe  ein. 


Bübchen  wül  die  Sonne  haben 

wie  ein  Schüsselein, 

Bübchen  will  den  Mond  sich  fangen 

wie  ein  Becherlein. 

Will  mit  Sternen  Kegel  schieben, 

daß  sein  Herzchen  lacht: 

Im  Traum,  mein  Kind,  ist  Alles  dein, 

im  süßen  Traum  der  Nacht! 


28  AUS  STILLEN  ECKEN 


Wünsche  haben  lange  Beine 

auf  der  Mutter  Schoß; 

kriegt  mein  Kandchen  lange  Beine, 

sind  sie  nicht  so  groß. 

Reite  jetzt  auf  deinem  Löwen, 

daß  die  Diele  kracht: 

Im  Traum,  mein  Kind,  ist  Alles  dein, 

im  süßen  Traum  der  Nacht! 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL  31 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 

Da  sang  eine  graue  Nachtigall 
von  Sonne  und  blauendem  Flieder, 
sang  mit  so  süßem  schwerem  Laut 
als  wie  ein  Bräutigam  der  Braut 
allerschönste  Lieder. 

Grabt  unter  blüliendem  Busch  ein  Grab, 
ich  misse  ihr  zärtliches  Singen; 
wenn  sie  nicht  singt,  dann  ist  sie  tot, 
sollt  eine  Krone  rosenrot 
der  kleinen  Nachtigall  bringen. 


32  DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


*4 

1 


Durch  blaue  Weltenräume 

ging  meiner  Seele  Einsamsein, 

spann  ihre  stillen  Träume 

in  eilende  Wolken  hinein. 

Da  schien  im  Wandern  mir  ein  Strahl, 

so  voll  Sonne, 

ich  neigte  mich  zitternd  vor  Wonne 

wie  die  Blüte  im  Tal. 

Nun  geht  ein  großes  Weinen 

durch  meiner  Seele  Einsamsein; 

ich  hatte  nur  den  Einen, 

der  wollte  mir  eigen  sein. 

Wie  ist  ein  Haus  auf  Erden  weit, 

so  voll  Leere, 

daß  in  die  dunkelnde  Schwere 

verrinnt  meine  Sehgkeit! 


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1 


DA  SAJ^G  EINE  GRAUE  NACHTIGALL  33 


Dir  sang  ich  meine  Lieder! 
Du  und  ich,  du  und  ich 
wandern  zusammen  diesen  Weg 
weltenlang  nicht  wieder. 

Mein  Herz  hatt  sich  gegeben 
in  deine  Hand,  in  deine  Hand, 
das  war  wohl  wert  ein  Leben. 

Nun  steht  mein  Licht  ganz  tief  gebrannt 

und  zittert  hin  und  wieder 

im  kalten  \^  ind  —  den  deine  Hand 

zum  Sturm  entfacht. 

Ich  gab  dir  Lieb  und  Lieder, 

was  hast  du  aus  mir  gemacht? 


34  DA  SAISG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


^^  ahnte,  ich  wäre  so  reich,  aus  meiner  Herrlichkeit  Gründen, 

der  Oftenbarimgen  inehi" 

als  sieben  Himmel  zu  künden. 

^^  ahnte,  ich  wäre  so  klug,  dir  in  verworrenen  Tagen 
der  weisen  Lösungen  mehr 
als  andre  Leute  zu  sagen. 

Wähnte,  ich  wäre  so  fromm,  derA^under größtes  zu  schaffen, 

deiner  Seele  selige  Ruli  — : 

Abgründe  klaffen 

und  ich  seh  hilflos  zul 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL  35 


Ich  träumte:  Er  müsse  zu  Füßen  mir  sinken 
und  küssen  mir  Haar  und  Gewand, 
und  müsse  mit  Jauchzen  und  Singen  trinken 
Glanztropfen  aus  meiner  Hand. 

Er  kam:  Und  ich  hab  ihn  mit  Jubel  umfangen, 
ich  küßte  ihm  Haar  und  Gewand  — 
und  konnte  doch  nicht  erlangen 
seine  Seele,  die  mir  entschwand. 


36  DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


Gebt  Rosen  her! 


Rosensüchtig  war  mein  Herz, 
Rosen  wollte  ich  umfangen, 
empfing  von  Dornen  nur  Schmerz. 

Blüten  raffte  ich  an  mein  Gewand, 
füllte  mit  Knospen  die  sehnende  Hand, 
Rosen,  purpurne  Rosen! 

Weiß  nicht,  was  gestern  geschehn; 
mein  Kleid,  meine  Hände  sind  leer. 
Sah  meine  Rosen  bei  Anderen  stehn 

und  mußte  lächelnd  vorüber  gehn, 
das  Herz  zum  Sterben  schwer. 


Gebt  Rosen  her! 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL  37 


Möchte  in  flutende  Schöpfungsgewalten 

hinunter  mich  wühlen 

und  wie  einen  Stein 

lassen  in  Splitter  zerspalten. 

Und  bleibe  doch  ganz 

und  ganz  voll  Weh, 

daß  ich  das  wunderschöne  Leben 

vor  Tränen  nicht  mehr  seh. 

Einen  ragenden  Gipfel  im  Morgenlicht 

taste  ich  mühsam  hinan. 

Die  Sonne  sieht  mein  verweintes  Gesicht 

und  der  Wind,  der  Wind 

trocknet  es  dann  und  wann. 

In  weite  stille  Tafeln  von  Stein 

grab  ich  mein  Leid  hinein, 

viel  quälende  Stunden. 

Bis  durch  Nacht  und  Seelenpein, 

ein  schaffender  Gott  xmd  der  Sonnenschein 

und  ein  Lächeln  sich  zu  mir  gefunden. 


38  DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


Zu  schwer  hat  in  der  Nacht  mein  Herz  gerungen, 

das  gab  so  dumpfen  Klang, 

als  ob  in  einem  wundervollen  Dome 

eine  Glocke  zersprang. 

Mein  Liebster  schweift  doch  wieder  fern  im  Weiten, 

tot  ist  mir  Sinn  und  Sein, 

da  will  ich  steigen  in  die  Ewigkeiten, 

Geist  mit  Geistern  sein. 

Du  Sonnenschein,  ihr  meine  goldnen  Lieder, 
husch,  husch,  so  gings  vorbei; 
das  Auge  Ijlind,  die  Seele  tönt  nicht  wieder  — 
einsam  und  vogelfrei. 


DA  SANG  EENTE  GRAUE  NACHTIGALL  39 


Mein  Brüderchen  hab  ich  erschlagen, 
das  war  wohl  schhmmer  Dank. 
Nun  höre  ichs  wimmern  und  klagen, 
wie  Totengesang. 

Meine  Laute  höre  ich  beben 
mit  irrem  Kling  und  Klang, 
geisternde  Lieder  umschweben 
mich  jahrelang. 

Die  Laute,  die  mußte  sterben, 
sie  wüßt  von  uns  beiden  zu  viel. 
Mag  ich  nun  selber  vei-derben  — 
kein  Weg  —  kein  Ziel ! 


40  DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


Ich  dachte  zu  wissen, 

was  Schmei'z  ist; 

ich  wußte  es  nicht! 

Erst  jetzt  steig  ich  in  deine  Tiefen, 

Menschenleid, 

und  fühle  deinen  Jammer, 

Kreatur, 

mit  eigner  Seele. 

Ich  wälze  schlummerlos 

des  Nachts  mein  Haupt 

und  trag  des  Tages 

lautlos 

meine  Bürde; 

den  Mund  versiegelt  übergroße  Qual. 

Aufklafft  der  Boden 

mir  unterm  Fuß, 

des  Himmels  Schönheit  stürzt  in  sich  zusammen, 

in  Rauch  und  Flammen 

steht  alles, 

was  ich  anbete  — 

und  sterben  lassen  muß. 


DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL  41 


Unstät  und  flüchtig  fall  ich  dir  zu  Füßen, 

glänzende  Göttin  sei  mir  mild! 

Dein  benedeites  Bild 

will  die  gelöste  Seele  lautlos  grüßen. 

Verstummt  und  wissend  schau  ich  auf  das  Leben, 

das  Liebste  ging  mir  weltenfern; 

so  mag  auf  fremdem  Stern 

ein  Geist  sich  über  alle  Dinge  heben. 

Zum  Dienst  bereit  seh  ich  den  Strahlen=Nachen 

an  unbekannten  Ufern  stehn, 

in  blaue  Weiten  gehn 

wird  nun  mein  Geist  —  wo  andre  Sonnen  lachen. 


42  DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 


Und  rinnt  mein  Leid  durch  perlende  Lieder 
ganz  sacht, 

es  kommt  das  Leben  und  lockt  sie  wieder 
und  lacht! 

Und  dunkeln  Tränen  den  Glanz  meiner  Lieder 
zur  Nacht, 

wie  leuchtende  Aöijel  aufflattern  sie  wieder 
mit  Macht! 

Und  sind  mit  Singen  und  Klingen  erst  wieder 

erwacht, 

die  Tränen  geben  dem  Klang  meiner  Lieder 

die  Pracht! 


VOM  LEBEN 


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VOM  LEBEN  45 


SCHWEBENDEN  FUSSES 

Nie  war  der  Frühling  so  schön 
und  das  herrUche  Leben 
so  voll  Zauber  und  Duft. 

Meiner  singenden  Seele 
Hebliche  Leichtigkeit 
wer  erlöste  dich  so? 

"Wie  ein  Vöglein  gleitest  du 

weiß  beschwingt 

durch  ruhendes  Atherblau. 

Entsank  wohl  ein  Tropfen 
überfließender  Fülle, 
Weltseele,  dir? 

Entzücken,  leuchtendes, 
dich  senden  die  Götter 
schleifenden  LiebHngen  lächelnd  zu. 

Früh,  wenn  der  Schlummer  entweicht, 
lichtgebadet  heben  sie  das  Haupt, 
alle  Morgensonnen  um  sich  her. 


46  VOM  LEBEN 


Nie  war  der  Frühling  so  schön 
und  das  herrliche  Leben 
so  voll  Zauber  und  Duft! 

Schwebenden  Fußes 

schreit  ich  über  dunkles  Gewölk 

als  über  rotblühende  Rosen  der  Freude. 


VOM  LEBEN  47 


EINEN  KRANZ  AUF  DEIN  HAUPT 

Einen  Kranz  auf  dein  Haupt,  einen  Kranz,  mein  Kind, 

schon  knospen  die  Rosen  im  Garten. 

Ein  Lied  noch  gesungen,  ein  Lied  geschwind, 

Lieder  und  Rosen  verwehen  im  Wind  — 

einen  Kranz  auf  das  Haupt! 

Die  Welt  ist  so  schön!     Seid  Mehrer  der  Lust, 
erhaltet  dem  Leben  die  Wonne! 
Wie  mancher  hat  grämlich  von  hinnen  gemußt, 
der  nichts  von  Schönheit  und  Sonne  gewußt  — 
ohne  Kranz  auf  dem  Haupt. 

Einen  Kranz,  einen  duftenden  Strauß  in  der  Hand 
begrabt  mich  in  Schimmer  und  Blüten. 
Wer  Lieder  und  Rosen  auf  Erden  gekannt, 
dem  leuchtet  und  tönt  hinter  Grüften  das  Land, 
dem  setzen  die  schweigenden  Toten 
aus  Knospen,  purpurnen,  roten 
einen  Kranz  auf  das  Haupt! 


48  VOM  LEBEN 


WAGS! 

Flügel  tragen  empor 

in  lichtdurchzitterte  Weiten, 

schlagen  ans  Sonnentor. 

Empor, 

wage  die  Schwingen  zu  breiten! 

Flügel  tragen  hinab, 

in  der  Schöpfung  dunkelste  Nächte. 

Wecke  dir  schlummernde  Mächte 

auf  aus  verschlossenem  Grab! 

Hinab, 

hinab  in  abgründige  Schächte! 

Folge  dem  drängenden  Zug, 
erzwinge  dir  külmlich  das  Heute. 
Morgen?     Morgen  ist  Trug! 
Im  Flug 
raubt  sich  der  Adler  die  Beute! 


VOM  LEBEN  49 


JUNG  IST  DAS  LEBEN 

Jung  ist  das  Leben, 

ein  spielend  Kind  noch, 

ungezogen, 

unerzogen. 

Unbewußt,  lächelnd, 

begeht  es  täglich 

Jugendstreiche 

und  schämt  sich  seiner  Taten  nicht. 

Warum  grämst  du  dich? 

Heute  schlägt  es  dich, 

morgen  trägt  es  dich, 

und  streichelt  dir  die  Wangen  lind; 

frißt  dir  am  Herzen, 

lacht  deiner  Schmerzen: 

Leben  ist  grausam  —  wie  Kinder  sind. 

Weis  da  geworden 

durch  die  Jahrtausende, 

Alter  ward  es  und  Gnade  in  dir. 

Lock  das  gefährliche, 

töricht=begehrliche 

Leben,  verlock  es  zu  dir! 


50  VOM  LEBEN 


GOTT 

Ich  weiß  nicht,  wer  du  bist,  geheimnisvoller  Gott, 
ich  weiß  nicht,  wie  du  bist  und  wo  du  wohnest, 
ob  du  im  Licht,  ob  du  im  Dunkel  thronest, 
und  ob  du  strafen  kannst,  ob  du  mir  lohnest  — 
ich  weiß  es  nicht. 

Ich  bete  mit  in  deiner  Kinder  Schar 
und  hebe  meine  Hände  ganz  im  Stillen. 
Hart  stößt  mein  Wille  gegen  deinen  Willen, 
geheimnisvoller  Gott,  der  ist  und  war. 

Ich  selbst,  ich  bin  ein  Göttliches  aus  dir. 

Aus  deiner  Fülle  rann  mein  Tröpflein  Leben 

in  diese  Endhchkeit; 

Du  wirst  mir  geben 

Unendlichkeit: 

Erfüllung  —  Lösung  —  Ruh. 

O  du! 

Schheß  vor  mir  deine  Herrlichkeit  nicht  zu. 

Aus  tausend  Gräbern  stieg  ich  auf  zu  dir. 

Nun  gib  du  mir, 

was  mein  und  dein: 


VOM  LEBEN  5i 


Gib  mir 

in  dem  was  ist  und  wird, 
geheimnisvoller  Gott, 
dir  gleich  zu  sein! 


52  VOM  LEBEN 


ÜBERLISTET 

Ich  habe  Lust  Kämpfer  zu  sein. 

Tagtäglich  springt  mir 

aus  verborgenen 

Schlupfwinkeln 

Das  Leben  in  den  Weg. 

Auf  Tod=schmalem  Steg 

überfällt  es  mich, 

rauft  mit  mir, 

und  zieht  sich  in 

sein  Schneckenhaus  zurück. 

Soll  man  es  packen, 

biegen,  brechen? 

Da  ist  nichts  zu  brechen, 

Da  ist  nur 

Schleim. 

So  ward  ich 
Lauscher. 

Läßt  das  Leben  nicht  sein  Schneckenhaus? 
Da  kommt  es! 


VOM  LEBEN  Ö3 


Es  späht,  horcht, 
horcht  —  nach  mir, 
und  vergißt  seine  Schale! 

Ich  schlüpfe, 

ah  —  tief  hinein. 

Da  bin  ich,  da  bleib  ich. 

Im  Schneckenhaus 

ist  .  gut  .  sein  . 

Mut! 

Man  muß  das  Leben 

in  der  Schneckenschale  tragen, 

dann  trägt  sichs  gut. 


VOM  LEBEN 


RUHE  EIN  WENIG 

Warum  hastest  du, 

dei'  Ameise  gleich, 

allzu  emsig 

für  den  rimienden  Augenblick? 

Mancher  wähnte, 

er  ti'üge  Lasten  zum  Gipfel  hinauf 
staunenden  Auges  stand  er  da, 
stolz  der  eigenen  Kraft. 

Em  V^^indstoß  — 

und  den  leuchtenden  Blick 

löschte  der  Tod 

und  nahm  das  Staunen  mit  sich  hinab. 

Ein  Körnchen  trägst  du, 
ein  winzig  Körnchen 
Lebens  hinzu 
zum  VS'eltenbau! 

Ruhe  ein  wenig! 

Beiseite  leg  das  Bündlein,  das  dich  drückt. 

Atme  tief 

und  öffne  das  Auge  .  .  weit  .  . 

für  die  HerrHchkeit  Gottes  in  dir. 


VOM  LEBEN  55 


AVE  MARIA  I 


Noch  immer  ist  das  Weib  die  Benedeite, 
noch  immer  triägt  sie  unter  ihrem  Herzen 
das  Heiligtum  der  Schöpfung: 
Kraft  der  Liebe! 

Noch  hebt  sich  aus  den  Tiefen  alles  Werdens 
der  Geist  empor,  der  herrliche  Erzeuger, 
und  weckt  aus  dumpfem  ErdstofF 
den  Erlöser. 

Wo  Sehnsucht  Nacht  berührt  und  Unerforschtes, 
begehrend  den  geheimsten  Grund  der  Dinge, 
da  wachen  Götter  auf!     So  schafft  das  Leben 
sich  Befreier. 


56  VOM  LEBEN 


GELOST 

Das  Schwere  werf  ich  ab 

und  steige 

in  azurne  Höhen 

hinein, 

hinauf. 

Ich  schwebe 

fessellos 

durch  dunkelblauen, 

unbegrenzten  Raum. 

Da  liegt  der  Erdenklos, 

aus  dem  ein  alter  Gott  mich  weckte. 

Ich  ward  ihn  los, 

seitdem  mit  tausend  Armen 

in  mir 

der  Mensch  sich  reckte. 

Wohin? 

Zu  dir,  zu  dir, 

Werde^Gott! 

Verängstet,  verflogen 

war  meine  Seele. 

Auf  schwarzen  brausenden  Wogen 


VOM  LEBEN  57 


der  Sündflut 

gab  es  kein  Rasten. 

Tod 

dampfte  die  weite  versinkende  Schöpfung, 

Tod 

dämpfte  der  Menschen  ruhloses  Hasten  .  , 

Da  glitt  eine  Hand 
aus  nächtigen  Wolken: 
deine  Hand! 
Nahm  meine  kleine 
sterbende  Seele 
hinein  ins  Lebendige. 
Du  bist  — 
ich  bete  dich  an! 

Eine  Hand  nur  seh  ich; 

ein  einer  Hand 

gelassen 

geh  ich  durch  alles  Gewordene. 

Ob  in  den  Tiefen  die  Sündflut  grollt, 

ich  seh  eine  Hand 

und  fasse  das  Leben 

und  Hebe  die  Erde, 

weil 

du  und  ich 

Leben  auf  Erden  gewoUt! 


58  VOM  LEBEN 


LUST 

Vergeßt  mir,  Brüder,  nicht  der  Lust 
und  laßt  sie  nicht  aussterben; 
seid  Kinder,  hängt  an  ihrer  Brust, 
sonst  muß  die  Welt  mit  ihrem  Wust 
verrotten  und  verderben! 

Die  Lust  der  Welt  ist  göttlich  rot, 
läßt  nimmer  sich  aufzehren; 
sie  ist  mir  nie  mein  täglich  Brot, 
so  über  Maßen  lieb  und  not, 
Lust  kann  ich  nicht  entbehren! 

Lust  reckt  die  goldnen  Züngelein 
nach  allem  Wunderschönen; 
steigt  in  die  hohen  Himmel  ein, 
und  kann  noch  jeden  stummen  Stein 
mit  seinem  Los  versöhnen. 


Vom  LEBEJi  Ö9 


KINDER  DER  SONNE 


ii 


Kündet  der  Freude  blühenden  Segen! 
Müde  Geschlechter  der  Tage,  herbei, 
Berge  des  Jammers  sollt  ihr  bewegen, 
Ketten  zerbrechen,  und  Freude  macht  frei! 

Herzblut  und  Tränen,  die  ihr  vergossen, 
tränkten  die  Erde  bis  in  den  Grund. 
Die  großen  Freuden,  niemals  genossen, 
blieben  Gespenster  und  hetzten  euch  wund. 

Kündet  dem  Leben  neue  Gewalten, 
steigt  auf  die  Berge,  jauchzt  in  das  Licht! 
Was  da  gewesen  muß  Alles  veralten: 
Kinder  der  Sonne,  empor  das  Gesicht! 


ii 


60  VOM  LEBEN 


BORN  DES  LEBENS 

Aus  brachen 
nächligen  Urtiefen 
windest  du  dich. 

Durch  werdende 
junge  Lichlschönheiten 
wülilst  du 
silbern  dein  Strombett. 

An  deinen  Rändern  ruhn 
Erd  und  Himmel, 
ihrer  Erfüllung  Überschwang 
schöpfend  aus  dir. 

Aber  an  schwankem 
schwindendem  Halme 
zittert  der  Tropfen 
Menschsein  im  W^ind. 

An  geringem  Dasein 

schonend  vorüber 

braust  deine  Fülle: 

Ich  will  nicht  geschont  sein! 


VOM  LEBEN  61 


Wo  du  rinnst 

über  nackte 

lichthungemde  Werdewurzeln, 

will  ich  rinnen  mit  dir. 

Aus  deinen  Gründen 
herauf  tragen 
das  Dunkelste, 
Schwerste, 

und  zur  Höhe  steigen, 

durch  Sonnentore 

Born  des  Lebens,  mit  dir! 

Also 

drängen  Götter  zum  Spiel. 

Die  Unendlichen  tragen  Gelüsten 

auszukosten 

den  irdischen  Tropfen  Unsicherheit. 

Menschsein, 

an  gewaltiger  Mutterbrust  Dir 

hangen  die  Ewigen! 


62  VOM  LEBEN 


AN  DEN  SCHLAF 

Goldner  Schlaf! 

Seit  den  Tagen  der  Kindheit 

Schöneres  weiß  ich 

und  Lieberes  mir  nicht. 

Immer  gleich 
in  Leid  und  Entzücken 
brachtest  du  freundlich 
das  Herz  mir  zur  Ruh. 

Tränenlos 

vom  Bewußtsein  des  Jammers 
wund  und  zerrissen, 
verzagte  ich  oft. 

Aber  du, 

wie  mit  Händen  der  Mutter 
strich  mir  dein  Segen 
die  fiebernde  Stirn. 

Über  Nacht 

dann  im  friedlichen  Schlummer, 
freundlichen  Träumen 
erstarkte  der  Mut. 


VOM  LEBEN  63 


I!' 


Ohne  dich,  f! 

wie  gab  ich  das  Leben 
zürnend  den  Göttern 
gerne  zurück! 

Bleibe  mir 

in  gesunden  und  kranken 
Tagen  des  Daseins 
immerdar  hold. 

Will  der  Tod 
mir  vom  Erden^Gewande 
lösen  den  leuchtenden 
Gürtel  der  Kraft: 

Wieg  mich  dann, 
o  du  ^vundervoller 
schmerzloser  Schlummer, 
wiege  mich  ein! 


miNDERGJNGE 


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WANDERGÄNGE  67 


FRÜHLINGSFREUDE 

Du  schöne  Welt,  ich  kanns  nicht  lassen, 
dich  muß  ich  preisen  immerdar! 
Mein  Herze  kanns  nicht  in  sich  fassen: 
der  Frühling  kommt  in  jedem  Jahr 
so  wunderbar!     So  wunderbar! 

Am  Wiesenrain,  auf  Weg  imd  Stegen, 
mit  bunten  Blumen  angetan, 
kommt  mir  der  junge  Lenz  entgegen, 
daß  ich  beglückt  nur  singen  kann 
trefF  ich  ihn  an!     Treff  ich  ihn  an! 

Ich  fühle  neu  die  Säfte  steigen, 
im  Blute  brausts  wie  junger  Wein; 
so  tret  ich  lächelnd  in  den  Reigen 
des  holden  Wonnemondes  ein, 
um  froh  zu  sein!     Um  froh  zu  sein! 


5* 


68  WANDERGÄNGE 


FEINSLIEBCHEN 

Blüliende  Wiesen  in  weißem  Klee 

und  rote  Rosen  im  Garten, 

am  Wege  flimmerndes  Lindengold. 

FeinsHebchen  hold, 

Feinsliebchen  weiß  und  rosenrot: 

Warten, 

Wai-ten  macht  Liebesnot! 

Ich  weiß  vor  lauterer  Zärtlichkeit 

nicht  wo  ich  mich  soll  hinwenden; 

Könnt  ich  nur  fassen  dein  Schürzelein, 

Feinsliebchen  mein. 

FeinsÜebchen  weiß  und  rosenrot: 

^^'arten, 

A^lirten  macht  Liebesnot! 

Doch  wenn  am  V^^ege  die  Linde  verblüht, 

der  Klee  tmd  die  Rosen  im  Garten, 

haben  wir  beide  ein  Nestchen  gebaut, 

FeinsHebchen  wird  Braut. 

Feinsliebchen  weiß  und  rosenrot: 

Warten, 

Warten  macht  Liebesnot! 


WANDERGÄNGE  69 


HANS  UND  GRETE 

Die  Vöglein  sangen  im  grünen  yVald 

ohne  Rast  und  Ruh  —  fallera! 

Der  Hans  und  die  Grete  im  Buchenschlag 

hörten  nicht  zu  —  fallera! 

Sie  herzten  sich  ohne  Rast  und  Ruh. 

O  Hans,  o  Grete,  was  machst  denn  du! 

Fallera,  fallerallera! 

Und  drüben  im  saftigen  Wiesengrund 

stand  Gretens  Kuh  —  fallera! 

Die  sah  dem  Spielen  im  Buchenschlag 

ein  Weilchen  zu  —  fallera! 

Dann  brummte  sie  ungemütlich:   „Muh! 

Man  kommt  auf  der  Weide  um  seine  Ruh." 

Fallera,  fallerallera! 

Sie  sprangen  auf  im  Buchenschlag: 

Was  hat  die  Kuh?  faUera! 

Und  stolperten  hin  nach  dem  Wiesengrund 

und  sahen  zu  —  fallera! 

O  Hans,  o  Grete,  wie  tumb  bist  du: 

Verstand  für  Zweie  hat  eine  Kuh. 

Fallera,  fallerallera! 


70  WANDERGÄNGE 


t 

t  4' 

I 


IM  HAIDEBUSCH 


Ein  Vöglein  sang  im  Haidebusch, 
ich  saß  am  grünen  Rain. 
;,'if  Da  stieg  der  süße  Birkenduft 

'  I  zu  Kopfe  mir,  trala! 

(  Ich  guckte  in  die  blaue  Lufl, 

1  sang  auch  —  doch  was  geschah? 

Das  Vöglein  flog  davon,  husch,  husch! 
Ich  saß  allein  im  Haidebusch, 
trala,  husch,  husch,  trala! 

Im  Haidebusch  im  Sonnenschein 
ist  man  nicht  gern  für  sich. 
V^en  lockte  wohl  mein  kleines  Lied 
mir  in  den  Schoß,  trala? 
Es  stieg  behende  durch  das  Ried, 
sang  auch  für  sich:   trala! 
(,  Und  saß  bei  mir  am  grünen  Rain 

';:  und  stieg  mir  in  das  Herz  liinein, 

trala,  husch,  husch,  trala! 


WANDERGÄNGE  71 


SOMMERNACHT 

Klee  und  Nachtviolen  duften 
süß  bedrängend  durch  das  Dunkel. 
O  wie  lieb  ich  diese  Düfte 
und  wie  heb  ich  diese  Nacht! 

Und  mein  Ruder  gleitet  leise 
durch  die  Wellen  mondumflinamert. 
O  wie  lieb  ich  diese  "Wellen 
und  wie  lieb  ich  diesen  Glanz! 

Wenn  aus  dunkelblauen  Tiefen 
mit  den  Lüften,  mit  den  Düften 
ein  Vergessen  und  Verlieren 
mich  umdämmert  weich  und  sacht 
und  mein  Nachen  lautlos  gleitet 
durch  die  Nacht. 


72  WANDERGÄNGE 


SOMMERFREÜDE 

Komm! 

laß  dich  führen  durch  die  trauten  Wälder, 

versenk  die  Unrast  in  die  grüne  Nacht, 

laß  froh  uns  schweifen  durch  die  goldnen  Felder, 

wo  still  die  Lerche  überm  Nestchen  wacht. 

Dort  wo  am  bunten  AMesenrain 
sich  zitternd  \%-iegt  der  Sonnenschein, 
wo  lauer  ^Vind  des  Kornes  Duft 
sanft  hinträgt  durch  die  Sommerluft, 

da  spielt  in  stillen  Ecken 

das  Glück  mit  uns  Verstecken 

und  läuft  den  Sommervöglein  nach. 

Kaum  daß  am  Busch  ein  Blättchen  sich  bewegt, 
und  nur  der  Vogel,  der  sich  müde  regt, 
zirpt  leise  seine  Weise. 

Die  Flur  so  sonnenkeusch  und  still, 
als  ob  Schönes  reifen  will  — 
Komm! 


WANDERGÄNGE  73 


TRAUTER  WALD 

In  deine  grüne  Nacht,  trauter  Wald, 
senkt  sich  mein  Auge, 
beruhigt  haftet  es  an  deinem  Gezweig, 
herrlicher  Eichbaum! 

Ein  harzig  Duften  löst  von  beklemmter  Brust 

Lasten  ab; 

langsamer  klopft  mir  das  Herz  r 

und  gibt  dem  Gemüte  glückvolles  Gleichmaß. 

Fernher  ein  Surren, 

ein  dumpfes,  gräulich=grollendes 

Getöse : 

das  Werktags*Rad,  das  Menschen  keuchend  drehn 

ich  dreh  es  nicht  mehr  mit. 

In  deine  grüne  Nacht,  trauter  Wald, 
senkt  sich  mein  Auge,       ' 
beruhigt  haftet  es  an  deinem  Gezweig, 
herrlicher  Eichbaum! 


74  WANDERGÄNGE 


IM  RIED 

Die  Soiine  versinkt  und  der  Wind  geht  zur  Ruh, 

im  Röhricht  nur  raschelt  es  leise. 

Ln  schilfigten  Moor  eine  Zugvogelschar 

rüstet  beweghch  zur  Reise. 

Binsen  und  Ried 

Mispern  ein  Lied  — 

eine  Herbstsverlorne  \Aeise 

über  die  Haide  zieht. 

Die  Sonne  versinkt  und  der  Himmel  verblaßt, 

grau  wills  schon  das  Moor  überschleichen. 

Nur  noch  ein  letzter  blutfarbener  Glast 

rötet  die  knorrigten  Eichen. 

Binsen  und  Ried 

vtispern  ein  Lied  — 

der  Nachtwind  mit  müdem  Schleichen 

über  die  Haide  zieht. 


Die  Sonne  versank  .  .  .   Die  Nacht  kriecht  heran, 
im  Röhricht  schläft  alles  Bewegen. 
Aus  schiliigtem  Moor  der  Zugvögel  Schar 
hob  sich  dem  Ziele  entgegen. 


'if 


WANDERGÄNGE  75 

Binsen  und  Ried 

wispern  ein  Lied  — 

vom  Sommer  ein  letztes  Regen 

über  die  Haide  zieht. 


76  WANDERGÄNGE 


IN  DER  WALDKLUFT 

Der  weiße  Mond  steigt  sacht  herauf 
über  herbstlichem  "VS'aldessaunie; 
das  Abendrot  schwindet  am  Buchenstand, 
Kleinbirken  dort  an  zerrissener  ^Vand 
stehen  in  goldgelbem  Traume. 
Darüber  Orange  und  purpurnes  Rot 
die  uralten  Rüstern  feurig  umloht  — 
dann  dunkelts  im  nachtenden  Räume. 

Der  weii3e  Mond  steigt  sacht  herauf 
und  spielt  in  den  Erlen  Verstecken; 
er  tastet  mit  beineren  Fingern  im  Laub 
und  sterbend  gleitet  es  hin  in  den  Staub  — 
ist  das  ein  gespenstisches  Necken! 
Da  rieselt  im  falbigten  Mondenschein 
über  "Wald  und  Moor  und  zerklüfteten  Rain 
ein  totenbleiches  Erschrecken. 

Der  weiße  Mond  geht  stiU  hinab, 
grau  dämmerts  im  frostenden  Räume. 
Im  Rauhreif  funkelt  der  Buchenstand, 
Kleinbirken  dort  an  zerrissener  Wand 


WANDERGÄNGE  77 


erwachen  zitternd  vom  Traume. 
Ringsum  nur  blasse  kristallne  Ruh, 
schauernde  Föhren  schweigen  dazu, 
und  die  Raben  krächzen  vom  Baume. 


78  WANDERGÄNGE 


DAS  IST  DIE  ZEIT 

^'^enn  der  A^ald  im  Nebel  steht, 
wenn  der  \A  ind  mit  müdem  Streichen 
durch  verschlafne  Föhren  weht, 
ringsum  will  der  Tag  verbleichen: 
das  ist  die  Stunde,  das  ist  die  Zeit, 
wann  die  Einsamkeit 
aufs  \^andern  geht. 

Wenn  der  ^^ald  im  Bluste  bebt, 
Maienwind  mit  scheuem  Schweigen 
um  die  jungen  Knospen  webt 
und  die  Säfte  drängend  steigen: 
das  ist  die  Stunde,  das  ist  die  Zeit, 
wann  die  Sehnsucht  schreit 
und  Liebe  zur  Liebe  strebt. 

\'N enn  der  \^ald  im  Reife  blinkt, 
Sonnenhcht  mit  hartem  Scheinen 
durch  kristallne  Zweige  klingt, 
dir  im  Auge  friert  das  Weinen: 
das  ist  die  Stunde,  das  ist  die  Zeit, 
die  das  Herzeleid 
zur  Ruhe  bringt. 


VON  DER  REISE 


VON  DER  REISE  81 


GRAN ADA 

Lange  lichte  Mondesstrahlen 
flechten  sich  um  schlanke  Pinien, 
wie  ein  Haschen  bleicher  Finger 
nach  der  schwärzlichen  Geliebten, 
sehnsuchtzitternd  jeder  Strahl. 

Schimmernde  Orangen  blühen 
aus  der  Myrten  dunklem  Kranze, 
und  die  Knospen  der  Granaten 
brechen  auf  mit  rotem  Glühen, 
schwere  Düfte  trinkt  die  Nacht. 

Eine  Pergola  von  Rosen 
dicht  gekränzt!    Und  tausend  Blüten! 
Gelblich,  gleich  dem  Alabaster, 
ruhn  sie,  die  gelösten  Kelche 
offen  für  den  Mondenglanz. 


82  VOIN  DER  REISE 


BISKRA 

Abend  wards,  das  Licht  ward  süller, 
stiller  ward  der  Ton  der  \^üste, 
es  erlosch  der  Farbentraum. 

Fem  am  Horizont  die  Bei'ge 
ganz  in  Dunkel  eingeschattet, 
nui-  die  Gipfel  lichtumflammt ! 

Rote,  blaue,  dunkelgelbe 
Tinten  flössen  ineinander, 
flockten  sich  zu  goldnen  Zacken, 
flohen  sich  und  kamen  ^\■ieder 
und  zerrannen  in  die  Nacht. 

Und  in  grenzenloser  Rulie 
schien  die  \^üste  sich  zu  weiten, 
schien  die  Sülle  sich  zu  dehnen  — 
Biskra,  die  Oase  schlief.  — 

Doch  Aima  fand  nicht  Ruhe, 
Ainia  liebte  nicht  die  Stille, 
ihren  Bauchtanz  übte  sie; 
übte  ihn  im  kleinen  Hofe, 


VON  DER  REISE  83 


und  die  braunen  Mädchen  schlugen 
monotonen  Takt  dazu. 

Und  zwei  schmucke  Söhne  Albions, 
einer  blond,  der  andre  dunkel, 
fühlten  gleichfalls  sich  bewogen, 

tanzten  mit  auf  hohem  Dache 

Bauchtanz  — 

und  sie  tanzten  gut!  .  .  . 

Deine  Sonnenuntergänge 
kann  ich  nicht  vergessen,  Biskra^ 
meine  farbenfreudge  Seele, 
immer  wird  sie  dein  gedenken: 
Perle  von  Algier! 


6* 


84  VON  DER  REISE 


GIZE 

Im  Schatten  ruhte  ich  der  Pyramiden, 

gelagert  in  den  gelben  Wüstensand; 

rings  um  mich  her  aus  alten  Tempelgräbem 

Geröll  und  Schutt, 

als  wären  hier  Jahrtausende  zersplittert, 

ein  Spott  auf  Menschenarbeit  und  Kultur. 

Fernab  lag  einsam  eine  kleine  Farm; 

die  Sonne  flimmerte. 

In  breiten  ^^  eilen,  gläsern 

umwogte  es  den  alten  Bretterzaun, 

stieg  auf  und  ab,  ein  zitternd  strahlend  Meer. 

Und  über  mir  stand  eine  Himmels  Bläue 
hart  und  bewegungslos, 
stand  wie  erstarrt. 

Ich  schloß  die  Augen, 
sank  —  fiel  —   und  war  in  Theben. 
Geschmolzne  Sonne,  hatte  Wolkenbläue 
rann  aus  den  hundert  Toren  um  mich  her. 

Und  aus  dem  Blauen  stieg  der  zweite  Ramses 
und  setzte  sich  auf  den  Granit, 


VON  DER  REISE  86 


der  wuchtig, 

halb  versandet 

zu  meinen  Füßen  lag. 

Er  kannte  den  gewaltgen  Block; 
mit  braunem  Finger  wies  er 
mir  seitwärts  eine  dunkle  Stelle: 
Blut! 

Die  Pharaonen  hatten  es  vergossen 
in  Strömen 
unbewegt.  — 

Was  trieb  Geschlechter 

Block  auf  Block  zu  häufen? 

Was 

ganze  Djnaastien 

iibermächtge  tote 

Steine 

zu  bezwingen, 

empor  zu  zwingen?  —  — 

Zermalmte  Hände,  wunde  Menschenfüße, 

geschundne  Leiber:  Leben  waren 

Nichts ! 

Stein  —  Alles! 

Kömlein  Sandes  kamen 

und  deckten 

den  Traum  der  Pharaonen  zu  .  .  . 


86  VON  DER  REISE 


Sand  —  Sand. 

Ein  Reich  der  Grüfte,  eine  ungeheure 

verwehte  Totenstadt! 

Und  ich  erzählte  meinem  stillen  Gaste, 

daß  ich  in  Kairo 

als  Mumie  im  Museum  ihn  gesehn; 

Gezerrt  aus  dem  gewaltgen  Grabe, 

dem  heiigen  Mal,  das  er  sich  selbst  errichtet, 

Schauobjekt  der  Menge! 

Ramses  lächelte  — 

weit  —  seltsam  —  ^v■issend, 

als  hätte  er  der  Dinge  Grund  erkannt. 

Den  Eingang  eines  Tempels  neben  ihm, 

geborsten,  ohne  Tatzen,  deckt  ein  Sphinx; 

verloren  streichelt  seine  Hand 

darüber  hin. 

Sie  lächeln 

Beide 

wesenlos  —  —  — 

Der  Block  ist  leer. 

Und  auf  dem  Schutte  saß  ein  spielend  Kind, 
das  trug  ein  Rosenkränzlein  auf  dem  Kopf 
und  hob  mit  seinem  feinen  Fingerlein 
die  Trümmer  von  Granit. 


VON  DER  REISE  87 


Es  spielte  Fangball  mit  den  Gräberresten; 
die  blassen  Schädel,  bleichen  Knochen  flogen 
und  tanzten  mit  im  gläsernen  Geflimmer 
am  alten  Bretterzaun 
und  setzten  sich  als  blinkende  Gestirne 
ins  starre  Himmelsblau. 

Das  Kind  im  Rosenkränzlein  aber  küßte 
das  tatzenlose  Ungetüm  und  lachte  — 
lachte ! 

Wir  lachten  mit,  der  Sphinx  und  ich, 
bis  ich  —  erwachte. 


88  VON  DER  REISE 


HASSAN 

Hassan  hockt  vor  mir  im  Sande; 
jeden  Morgen,  jeden  Abend 
hockt  er  auf  derselben  Stelle, 
seine  weißen  Zähne  zeigend, 
seine  bunte  Ware  preisend  .  .  . 
„Hassan,  Freund  —  ich  kaufe  nicht!" 

Doch  ein  Kästchen  nach  dem  andern 

holt  er  aus  dem  weiten  Burnus; 

Mutter  Isis  und  Osiris, 

Horus,  grüne  Scarabäen 

stellt  er  auf  und  lockt  geduldig  .  .  . 

„Hassan,  Freund  —  ich  kaufe  nicht!" 

Doch  er  lächelt:  „Du  wirst  kaufen; 
Altes  aus  den  alten  Gräbern, 
heimlich  barg  ichs  —  willst  du  sehn? 
Manche  mögen  lieber  Neues  — 
Du  bist  wissend,  kennst  das  Echte"  . . . 
„Hassan,  Freund  —  ich  kaufe  nicht!" 

Doch  aus  seinem  Burnus  zieht  er 
eine  Hand  voll  blanken  Goldes: 


/ 
VON  DER  REISE  89 


„Ehrlich  hab  ich  das  verdient! 
In  dem  Winkel  meiner  Hütte, 
in  der  Ecke  ganz  nach  Osten 
grub  ich  mehr  als  dieses  ein!" 

„Tu  es  in  die  Bank,  mein  Söhnchen, 
tu  es  in  die  Bank  of  Egj^t!" 
Doch  der  braune  Bursche  murmelt: 
„Hassan  kennt  nur  seine  Mutter, 
Mutter  ist  ihm  diese  Wüste  — 
stummer  Sand  ist  seine  Bank." 

Hassan  hockt  vor  mir  im  Sande; 
gelb  im  gelben  "WÜstenlichte 
nickt  sein  Turban  in  der  Sonne 
jeden  Morgen,  jeden  Abend. 
Isis  und  Osiris  nahm  ich, 

Horus  und  die  Scarabäen 

Hassan,  Freund  —  wie  warst  du  klug! 


90  VON  DER  REISE 


DER  CHAMSIN 

Fahl  wird  der  Himmel; 
schwärzlich  —  schwefelfarbeii 
stößt  eine  ^'^olkenbank 
den  Horizont. 

Rostbraune  Schleier  flattern  von  der  Sonne, 

steigen  tiefer 

und  hängen  undurchdringlich 

in  fernen  Sykomoren  fest. 

Undurchsichtig  dickt  sich  die  Luft; 
die  Haut  wird  feucht; 
Schweiß  dringt  aus  allen  Poren; 
der  Odem  stockt. 

Ruhlose  Falken  kreisen  um  die  Palmen; 

die  wilden  Tauben 

ducken  gurrend  sich 

in  stachhchte  Mimosen; 

Kamele  brüllen  auf. 

Verängstigt 

äugt  alle  Kreatur  nach  Schutz  und  Unterschlupf. 


VON  DER  REISE  91 


Und  heulend  setzt  er  ein! 

Die  Zelte  schwanken. 

Wie  Schatten  huschen  unsere  Beduinen 

und  rammen  schnell  die  Keüe  fester 

ziehn  die  Seile  noch  strammer  an 

und  bergen  sich  mit  Eseln  und  Kamelen 

zum  Knaul  geballt  an  unsres  Zeltes  Wand. 

Und  pfeifend  f ährts  daher 

imd  schlittert  am  Gepflöck! 

Gleich  Hagel  prasselts  auf  das  feste  Linnen, 

im  Munde  knirscht  der  Sand. 

Man  .  atmet  .  kaum.  — 

Vorüber  ...  die  Zelte  stehn! 

Hinaus! 

Den  Hügel  dort  erklommen 

imd  umgeschaut. 

Ah  —  die  Pyramiden! 

Unirdisch,  aschgrau,  fem. 

Übergroße  Gespenster  des  Vergangenen 

sind  ihre  stumpfen  Spitzen 

mit  Lüften  und  Gewölken  eins. 

Das  Angesicht  des  Sphinx  scheint  wie  von  gelben 

Grabtüchem  eingerahmt. 

Wie  Leichen=Schimmem  liegts  auf  seinen  Zügen, 

gebrochen 


92  VON  DER  REISE 

sein  Lächeln 

im  gebrochenen  Lichl  .  .  . 

Und  wieder  fegts  daher; 

rasch  werten  wir  uns  nieder,   das  Gesicht  zur  Erde, 

das  Haupt  verhüllt.  —  — 

So  stürzt  er  über  alles  Leben  hin, 
der  Herr  der  V\  üste  —  furchtbar  — 
der  Chamsin! 


VON  DER  REISE  93 


INDISCHER  MORGEN 

In  dem  Dschungel  eine  Dägoba, 

marmorweiß. 

Ringsumher 

aus  dem  regungslosen  Blättermeer 

quillt  ein  Duften  süß  und  schwer 

und  die  Sonnenstrahlen  rinnen  heiß. 

Aus  dem  Dickicht  gleitet  ohne  Laut 

eine  Frau, 

naht  gebückt; 

vor  den  Buddha  kniet  sie  hin  entzückt, 

zeigt  ihr  Kindlein  ihm  beglückt, 

Blüten  opfernd  noch  beglänzt  vom  Tau. 

Grau  verwittert  sitzt  der  Weise  da 

unterm  Baum. 

Ging  ein  Schein, 

wie  ein  Sehnen  wieder  Mensch  zu  sein 

über  dieses  Angesicht  von  Stein? 

Buddha  hatte  einen  Jugendtraum. 


94  VON  DER  REISE 


INDISCHE  NACHT 

In  dem  Dschungel  eine  Dagoba, 

rot  umglutet 

von  dem  purpursatten  Abendschein, 

der  um  irr=verschlungene  Stämme  blutet. 

In  dem  weiten  märchenstillen  Sein 

ich  und  du, 

ich  und  du  allein. 

Und  die  Sonne  geht,  die  Nacht  ist  nah. 

^^'elch  Gefunkel 

schlingt  sich  um  den  tausendjährigen  Baum! 

Leuchtend  wiegen  sich  im  weichen  Dunkel 

Myriaden  Käfer  durch  den  Raum, 

mir  und  dir, 

mir  und  dir  wie  Traum. 

Eine  rätselvolle  Tropennacht 

kam  gegangen, 

bannte  uns  in  ihre  samtne  Macht. 

Und  wir  ließen  uns  berauscht  umfangen, 

haben  ihre  schwärzlich=blaue  Pracht, 

ich  und  du, 

ich  und  du  durchwacht. 


VON  DER  REISE  95 


SEBASTOPOL 

Da  war  die  Steppe  von  Sebastopol, 

das  blutgetränkte  Schlachtfeld  in  der  Krim! 

In  weißlich-ödem  Glänzen, 

unabsehbar 

lag  das  Gelände  vor  uns  ausgespannt. 

Die  Gräser  klirrten  mit  metallnem  Laut 

im  Abendwinde  rastlos  aneinander 

wie  kleine  Schwerter. 

Sacht  und  voU  und  weiß 

stieg  an  dem  klaren  Himmel 

von  Balaklava  her  der  Mond  herauf. 

Hie^  hatten  sie  gerungen! 

Drei  Nationen  hatten 

die  gräßlichsten  der  Schlachten  hier  geschlagen, 

und  dreier  Völker  Blüte 

ward  hingeraftt. 

Ich  schauerte,  als  röche  es  nach  Leichen  .  .  . 

Süßes,  schweres  Duften  trägt 
der  Wind  durch  laue  Lüfte: 
Ein  Gottesacker! 
Mitten  in  der  Steppe,  ^ 


96  VON  DER  REISE 

der  wilden,  steinigten, 

ein  Totenfeld! 

Hohe,  weiße  Mauern  wehren 

das  Leben  ab; 

wir  treten  ein. 

Wie  lichte  Seide  spinnt  sich  das  Geflimmer 

des  Mondes  über  stille  Gi'äber  hin: 

„Hier  rulm  die  Tapfern  Frankreichs." 

Farbige  Rosen,  bleiche  Lilien  decken 

die  Massengrüfte  zu. 

Denkmäler  ragen  auf; 

Toni  schwarzlichen  Granit  der  Sarkophage 

blinken  Namen, 

bekannte  Namen  Frankreichs. 

Und  weiter  zogs  uns,  tiefer  in  die  Steppe, 

dorthin  wo  England  seine  blonden  Söhne 

so  fern  der  Heimat  eingebettet  hat. 

Und  auch  Britanniens  tapfre  Kinder  hegen 

in  dichten  Reihn, 

von  Blüten  zugedeckt.  — 

Des  andern  Tags  in  lichter  Morgenfrühe 
zum  dritten  Totenacker, 
zu  Rußlands  Bruder^Kirchhof  trieb  es  uns. 
Hüghg  Gelände  wars,  gesenkt  ans  Meer. 
Auf  Schiften  und  auf  Flößen  wurden  sie, 
die  Fieber,  Brand  und  A^unden  hingerafft, 


VON  DER  REISE  97 

in  Eil  und  Ängsten  ruhmlos  ausgestoßen. 
Man  barg  sie  ohne  Namen,  ohne  Zeichen 
In  dieses  Hügels  Bauch  wie  stinkend  Aas. 
So  ungeheuer  schreit  die  dunkle  Ziffer, 
Daß  von  Entsetzen  bleich,  wir  fliehn  .  .  . 

Daß  sich  die  Erde  nicht  der  Menschen  ekelt, 

daß  sie  den  Schoß  nicht  auftut, 

Leben  zu  verschhngen, 

das  soviel  Leben  mordet! 

Sebastopol! 

Aus  deiner  Saat,  die  man  verschwendete, 

wuchs  auch  ein  Hahn. 

Nur  langsam  sproßt  die  Frucht  der  Menschlichkeit 

im  Völkerschoß 

und  reift  zur  Tat. 


98  VON  DER  REISE 


REISE-NACHKLANG 

Viel  goldene  Steige  rings  umher, 
das  Leben  reich  und  schön, 
Sonnenleuchten  auf  Höhn, 
fern  das  gUtzernde  Meer! 

Unendlichkeit  in  der  eigenen  Brust, 
und  Glück  am  eigenen  Herd: 
AUersehgste  Lebenslust 
ward  mir  daheim  beschert. 


ISIACH  ZEHN  JAHREN 


1  ' 


II' 

i 


iii 


NACH  ZEHN  JAHREN  101 


DU  BIST  DER  KLANG 

Sing  ich  ein  Lied,  du  bist  der  Klang, 
auf  den  gestimmt  mein  ganzes  Leben. 
Frag  nicht  was  dein  in  dem  Gesang, 
wo  alles  dein, 

mein  ganzes  Sein,  das  mühsam  rang, 
um  Wohllaut  dir  zu  geben. 

Und  bin  ich  reich,  du  bist  mein  Gut, 
und  bin  ich  stiU,  bist  du  mein  Frieden. 
Du  bist  der  Schrein,  darinnen  ruht 
die  Seele  mein. 

Die  Seele  mein  ist  gut  und  ruht 
ün  Himmel  schon  hienieden. 


102  NACH  ZEHN  JAHREN 


WIR  BEIDE 

"Wir  haben  manche  Fahrt  gewagt, 

Geliebter,  du  und  ich. 

Ins  Blaue,  "Weite  unverzagt, 

wir  Beide! 

Wenn  wir  uns  stießen 

ungesagt  im  Leide: 

wir  gingen  du  und  ich 

doch  im  Feierkleide. 

Gott  schenk  noch  manchen  guten  Tag, 

Gehebter,  dir  und  mir! 

Und  daß  uns  Blitz  und  Donnerschlag 

nicht  scheide! 

Es  geht  vorüber  Blitz  und  Schlag: 

wir  Beide, 

was  auch  kommen  mag,  i 

gehn  im  Feierkleide! 


NACH  ZEHN  JAHREN 


103 


DU 

Du! 

Wenn  ich  dein  gedenke, 

schon  sübert  sich  mein  braunes  Haar, 

dann  klopft  das  Herz  im  Busen  mir 

hochauf, 

als  war  ich  siebzehn  Jahr: 

Mein  Mann! 


Du! 

Wenn  ich  dein  gedenke, 

dann  drängt  herauf  ein  Überschwang 

der  Liebe,  die  das  Wort  verzehrt. 

Hab  Dank! 

Und  Dank  und  Liebe  wird  Gesang: 

Mein  Mann! 


in 

104  NACH  ZEHN  JAHREN 


MEIN  LIEBSTER  MENSCH 

Ich  bin  dir  nie  ans  Herz  gesunken 
in  eines  A\aldes  trauter  Nacht, 
ich  habe  nie,  vor  Wonne  trunken, 
die  Augen  zugemacht. 

Am  Boden  hab  ich  oft  gelegen, 
mit  kranker  Seele  müd  und  wund. 
Du  salist  es,  ohne  dich  zu  regen  — 
einsam  ward  ich  gesund. 

Du  hältst  dich  selber  eingefangen 
in  eines  Grames  Gruft  und  Nacht 
möcht  sehnsuchtzitternd  hingelangen, 
mir  wird  nicht  aufgemacht. 

Nur  tastend  noch  um  deine  Türen, 
die  Seele  wie  ein  brennend  Licht 
will  ich  nur  deinen  Odem  spüren  — 
mehr  will  ich  nicht! 


NACH  ZEHN  JAHREN  105 


DIE  BRAUT 

Du  führtest  mich  heim,  hinein  in  dein  Haus, 

wie  man  den  Freund  geleitet 

und  ihm  die  Stätte  bereitet 

am  Tische  mit  blühendem  Strauß. 

Und  Alles  lag  ganz  still  und  traut, 

da  war  kein  fremder,  störender  Laut 

für  deine  Braut. 

Ich  wanderte  mit  dir  von  Raum  zu  Raum, 

trug  in  der  Hand  die  Schuhe. 

Es  folgte  mir  keine  Truhe, 

mein  Köfferchen  sah  man  kaum. 

Die  Braut  war  arm,  die  Braut  war  schlicht 

an  Hab  und  Gut  und  Angesicht  — 

du  sahst  es  nicht. 

Du  schautest  vergrämt  —  du  warst  so  bleich 

und  lächeltest  trotz  der  Schmerzen. 

Ich  löschte  schweigend  die  Kerzen 

und  bettete  dich  weich. 

Und  schwätzte  ganz  leise  dich  zur  Ruh. 

Sacht  schlössen  sich  deine  Augen  zu  — 

—  Du!  — 


106  NACH  ZEHN  JAHREN 


SCHMERZEN  UND  LIEDER 

Du  fragst  warum  mein  Herz  so  schwer? 
Das  sind  die  Schmerzen  und  Lieder. 
Als  wie  in  einem  blauen  Meer 
die  silbernen  Fischlein  hin  und  her, 
spielen  auf  imd  nieder. 

Und  wenn  im  hellen  Sonnenschein 
die  Wellen  raunen  und  klagen, 
möcht  ich  so  gerne  fröhHch  sein, 
ganz  leise  dir  ins  Herz  hinein 
Schmerzen  und  Lieder  sagen. 


I 
NACH  ZEHN  JAHREN  107 


SPRICH 

Sprich  wie  mit  deinem  Freund  mit  mir, 
weil  draußen  noch  die  Sonne  scheint; 
auf  deiner  Schwelle  sitzt  und  weint 
meine  Seele  nach  dir. 

Sprich  wie  mit  deinem  Gott  mit  mir, 
ich  habe  ein  blaues  Himmelreich, 
das  fällt  zusammen  grau  und  bleich 
vor  Sehnen  nach  dir. 

Wie  mit  dir  selber  sprich  mit  mir 
und  sag  mir  dein  geheimstes  Wort  — 
ich  gebe  den  blauen  Himmel  fort 
um  einen  Laut  von  dir! 


108  NACH  ZEHN  JAHREN 


NICHT  BEENGEN 

Nicht  beengen, 

nicht  bedrängen 

den  Freund,  den  du  liebst. 

Wenn  er  aus  deinen  Himmeln  steigt, 

sich  seine  eigne  Weise  geigt: 

nicht  löschen  seiner  Freude  Kerzen  .  . 

Aber  Anders  sein  macht  Schmerzen! 

Auf  Pfaden, 

auf  geraden 

gewinnen  das  Ziel. 

Es  gibt  ein  Glück  in  aller  Pein, 

das  ist:  sich  selber  wert  zu  sein. 

Mir  leuchten  meine  eignen  Kerzen! 

Aber  Anders  sein  macht  Schmerzen. 


NACH  ZEHN  JAHREN  109 


WO  WEILT  DER  SOMMER 

Nur  einmal  möchte  ich  in  deinen  Armen 
solch  eine  schöne  Sommernacht  verträumen, 
ich  sehne  mich! 

Zur  Zeit  der  Lindenblüte, 
zur  Zeit  der  Rosenblüte 
ists  wunderschön! 

Wenn  heimlich  aus  den  kaum  erschlossnen  Kelchen 
der  laue  Nachtwind  duftendes  Geständnis 
der  Wonne  trinkt, 

dann  müßtest  du  in  einem  großen  Kusse 
mir  das  Geheimnis  unsres  Daseins  künden, 
und  meine  Seele  würde  dich  umfassen 
verständnisvoll. 

Glühwürmchen  würden  lautlos  um  uns  funkeln, 
wie  Lichtgedanken  unsrer  stillen  Seelen 
in  weitem  Raum  .  .  . 

Wo  weilt  der  Soromer,  sage  an,  Geliebter? 
Die  jungen  Rosen  knospen  schon  im  Garten, 


110  NACH  ZEHN  JAHREN 


'ii  es  reift  das  Gold  der  neuen  Lindenblüte, 


der  Gliihwurm  blinkt 
Ich  sehne  mich! 


NACH  ZEHN  JAHREN  111 


MARIA-LAACH 

So  leuchtete  der  Himmel  nie! 
Hell  aus  der  unermessnen  Feme 
hernieder  funkelten  die  Sterne, 
als  jauchzten  sie! 

Und  du  und  ich  so  ganz  allein 
in  nächtig=stiUem  Waldeskreise, 
die  Klosterglocken  stimmten  leise 
anbetend  ein. 

AVir  wagten  kaum  ein  Wort  zu  tauschen, 
es  schien  wie  nahes  Geisterrauschen 
um  uns  und  über  uns  zu  sein; 

wir  Beide  fern  hinausgehoben 
und  alle  Grenzen  fortgeschoben  — 
so  ward  ich  dein. 


112  NACH  ZEHN  JAHREN 


MEERESVSTEITEN 

In  Moeresweitcn 

kristallenes  Wogen, 

mit  weißen  Brüsten 

konimts  hergezogen. 

Und  dann  ein  Stürmen 

nnd  \^  ogentürmen, 

jiriin^zackigt  Bäumen 

und  Überschäumen. 

Am  Riffe  kreischender  Möwen^Schrei 

Meerkönigs  Rosse,  herbei,  herbei! 

In  Schöpfungsschauem, 
in  SchafFenssclimerzen 
hält  deine  Hand  mich  fest 
nah  deinem  Herzen. 
Im  Auf  und  Nieder 
werdender  Lieder 
singt  meine  Seele 
voll  Leid  und  Lachen 
sich  in  die  deine, 
du  Lieber,  Liebe^Reichster 
und  ganz  der  Meine! 


NACH  ZEHN  JAHREN  113 


LACHENDE  SELIGKEIT 

Ich  trug  in  der  Seele  großes  AVeh 
und  hätte  verdrossen  geschwiegen, 
da  brach  mich  deine  Zärtlichkeit, 
ich  laß  mich  wieder  wie  befreit 
an  deinem  Herzen  wiegen. 

Du  meine  Heimat,  mein  Paradies, 
das  ich  voll  Rosen  pflanze: 
Heut  stichst  du  mir  die  Seele  wund 
und  morgen  brichst  du  einen  Bund 
von  Blüten  mir  zum  Kranze. 

O  du  gesegnete  Unrast  du, 
willst  Glück  wie  Blumen  pflücken! 
Und  war  deine  Bosheit  abgrundweit, 
es  soll  meine  lachende  Seügkeit 
mit  Rosen  sie  Überdrücken! 


114  NACH  ZEHN  JAHREN 


IN  FERNEN  LÜFTEN 

4 

Die  Liebe  will  noch  immer  Ketten  schlingen  — 
das  ist  vorbei! 

Ein  Neues  kommt  und  wird  das  Alte  zwingen, 
ich  hör  es  schon  in  fernen  Lüften  singen: 
Wer  liebt,  macht  frei! 

Und  legtest  du  den  Freund  in  seidne  Schlingen, 
die  Seide  drückt! 

Willst  du  mit  Rosenschnüren  ihn  umringen, 
auch  Rosen  können  Wundenmale  bringen, 
nur  Eins  entzückt: 

Das  wird  so  einfach  dir,  so  schlicht  gehngen, 

wenn  Ketten=frei, 

erlöst  von  dir,  des  Freundes  Kräfte  springen! 

Das  Alte  ist  vorbei, 

ich  hör  es  schon  in  fernen  Lüften  klingen: 

Wer  liebt  —  macht  frei! 


NACH  ZEHN  JAHREN  115 


DU  WEISST 

Meine  Seele,  mein  Liebling,  wie  soll  ich  dich  fragen? 

Deine  quälenden  Schmerzen  wülst  du  nicht  sagen. 

Binde  in  dir  all  dein  Elend  los 

und  wirf  es  ganz  ruhig  mir  in  den  Schoß. 

Meine  Seele,  mein  LiebUng, 

du  weißt,  ich  kanns  tragen. 

Meine  Seele,  mein  Liebling,  dein  Wimdsein  zu  heben, 

Spezereien  und  Ncirden  wollt  ich  dir  geben. 

Doch  lockte  ich  auch  in  dein  einsames  Zelt 

alle  morgenjungen  Freuden  der  Welt, 

sie  könnten  deiner  Lasten  nicht  eine  heben, 

dein  Leben  mußt  du  doch  selber  leben. 

Meine  Seele,  mein  LiebUng, 

wie  wenig  kann  Eins  dem  Andern  geben! 


116  NACH  ZEHN  JAHREN 


UND  DENNOCH 

Und  dennoch  bin  ich  dir  die  Schwesterseele, 

die  dich  ergänzt, 

die  jeden  Wert,  der  dir  im  Innern  ruht, 

ausglänzt 

und  dir  die  bleiche  Stirn 

mit  Blut=Rubinen  kränzt. 

Und  dennoch  bin  ich  deiner  Seele  Freund 
und  bin  das  AVeib,  das  wissend  du  erkoren, 
und  bin  der  Sohn,  den  ich  dir  nie  geboren, 
der  dein  bedürftig,  strauchelnd  zu  dir  strebt 
und  hilflos  kleine  Kinderhände  hebt. 

Und  dennoch  bin  ich  Kraft  aus  deinen  Kräften 

gelöst  ein  Stück! 

Aus  allem  was  dein  Sommer  zugereift, 

ein  Glanz,  ein  Glück. 

Das  Leben  band  uns  ein 

und  nimmt  uns  nicht  zurück. 


PARADIESE 


PARADIESE 


119 


Und  es  geschah  in  Edens  Gefild, 
da  der  Tag  stille  ward, 
unter  dem  Feigenbaum: 

Zwei  Menschen  wurden  gewahr, 
daß  ihr  Paradies  Erde  sei, 
und  jauchzten  der  Lust. 

Sie  legten  ihre  Hände  ineinander 
und  gingen  aus  dem  Garten, 
der  ihre  Heimat  war. 


Hinter  ihnen,  zerrißnen  Träumen  gleich, 
flockten  die  Wolken 
zusammen,  ein  Tor. 

Mit  bloßem  hauendem  Schwert 

harrte  der  Cherubim, 

zu  scheuchen  die  Flüchtigen. 

Adam  aber  reckte  sich  — 

gewaltig  packte  seine  Faust 

und  rang  des  Engels  Schwert  an  sich: 


'■  7?fBTöi^!7''i^"      "  r"*7 


120  PARADIESE 


„Gott, 

deine  eigne  Waffe  trag  ich, 

damit  schlag  ich 

dich!" 

Feuer  blutend  klafft  der  Horizont, 
rote  Schlangen  züngeln  nieder, 
flechten  sich  um  Adams  Fuß, 
um  Haupt  ihm  und  Glieder. 
Da  reißt  Eva  das  Gezücht 
rückwärts  in  die  Gluten  wieder! 

Blitze  flammen  blaue  Lichter, 

bleiche  Engels-Angesichter 

neigen 

wie  ein  blasser  Rosen=Reigen 

den  Gespielen  sich  in  Schweigen. 

Adam  lacht: 

„Seine  Maße  wurden 
mählig  uns  zu  klein, 
Weib,  noch  viele  Paradiese 
sollen  überwunden  sein. 

Nicht  mit  Engeln  sollst  du  scherzen, 

Leben!  Leben  schaff  ich  dir. 

Eva,  Mutter  wirst  du  heißen, 

und  wirst  Mensch  sein  —  Mensch  mit  mir!" 


PARADIESE 


Und  mit  harten  Menschentritten 

lassen  Beide 

hinter  sich  die  fromme  Pracht. 

Schreiten,  Hand  in  Hand  gegraben, 

schreiten 

in  die  wetterschwangre  Nacht. 


121 


122  PARADIESE 


Komm  £in! 

Ich  bin  es, 

ich, 

ein  ^^'eib, 

das  \A'eib! 

Ich  sitze  im  All 

und  lächle  nieder  auf  dich: 

Mann! 

Ich  bin  wie  du: 

Mensch. 

Laß  mich  an  deiner  Seite  sitzen, 

mich  verlangt 

Mensch  zu  sein  mit  dir. 

Ah  — 

Thomas  bist  du! 

Ungläubiger, 

Nägelmale  der  Liebe  trag  ich: 
Meine  Füße  liefen  für  dich, 
meine  Hände 


- .-  ^^y-^^'ss 


PARADIESE  123 


schafften  "Wohlsein  dir. 

Man  öffnete  die  Seite 

dem  bleichen  Christ: 

Ich  aber  öffnete 

den  ganzen  Leib 

dir, 

das  ganze  Herz 

dir. 

Und  du  sprichst: 

Ich  hätte  nicht  genug  geliebt 

dich! 


Starb  ich? 

Ward  ich  begraben? 

Wer  wälzte 

den  Stein  von  meiner  Gruft?  — 

Meine  Kinder  sind  gekommen! 

Die  ich  gebar  und  säugte, 

sind  gewachsen, 

empor  gewachsen, 

„Mutter  —  ich!" 

Komm  an! 
Ich  sitze  im  All, 
ein  Weib, 
das  "Weib, 


124  PARADIESE 


und  lächle  nieder  auf  dich 

Mann. 

Meine  Kinder  kamen  zu  mir. 


Du  führtest  mich, 

schlepptest  mich. 

Ich  .  will .  gehn. 

Aber  meine  Füße 

passen  nicht  in  deine  Spur: 

Ich  muß 

meinen  Weg  finden 

in  unbetretnes  Land. 

Steine  brechen 

an  deinem  Weg, 

für  deinen  Weg, 

nein! 

Ich  will  meine  eignen  Gassen  bauen 

und  darauf  wandeln. 

Ah  — 

Spötter  bist  du! 

Warum  verachten,  wo  sich  Achtung  geziemt? 

Ich  will 

nur  Mensch  sein. 

Will 

mich  bessern. 

WiU 

dich  besser  heben, 


PARADIESE 


125 


Herr  der  Erde,  aber  nicht 
mein  Herr! 

Freund!  ich  bin  dir  gut. 
Stark  bist  du, 
schütze  mich 
vor  dir  und  mir. 

Ich  log,  und  du  merktest  es  nicht. 

Nun  ich  aber  wahr  sein  lernte, 

zeihst  du  mich  der  Lüge? 

Mit  Listen  zwang  ich  deine  Kraft  zu  mir: 

Ich  will 

nicht  mehr  zwingen, 

von  selber  wirst  du  kommen, 

Herr  der  Erde, 

zu  dir  und  mir. 


Komm  an! 

Ich  sitze  im  All, 

ein  Weib, 

das  Weib, 

und  lächle  nieder  auf  dich 

Mann. 

Meine  Kinder  kamen  zu  mir! 


126  PARADIESE 


An  der  \^'urzel  aller  Dinge 

scliweigend  hockt  sie,  die  Sibylle; 

ihre  liefen  Augen  schauen,  ohne  Grauen, 

durch  das  irre,  durch  das  wirre 

wunderliche   Weltgewächse  — 

lauscht. 

Ungezählte  winzige  Gnomen 

graben,  schaben, 

und  ihr  kleinliclies  Gewühle 

will  durchdringen 

und  bezwingen 

tausendjähriges  Geäst 

^^'ie  ein  kleines,  wie  ein  feines 

Vogelnest. 

O  wie  schinden  sich  die  Wichte, 
Schweiß  im  Runzelangesichte, 
und  ein  Würzelchen,  es  kracht! 
Die  Sibylle  leise  lacht: 

„Fort  ihr  Wichte 
laßt  das  Pfuschen!" 
und  sie  huschen 
in  die  kühlen 


PARADffiSE  127 


finstem  Höhlen, 
um  zu  wühlen  — 

Fem  ein  Sausen; 

Melodien  klingen,  brausen 

und  in  Wohllaut  schrei tets  her. 

„Wer  da?"  fragt  die  Alte  bleich. 

,JVlensch!" 

„Seltsam"  murmelt  sie  beklommen, 

ich  sah  keinen  — 

keinen,  der  dir  gleich  — 

bleib! 

Dein  Geschlecht:  Mann  oder  Weib?" 
„Mensch!" 

Die  Sibylle  starrt  und  schaut, 
stürzt,  dann  auf  mit  wildem  Laut 
,J)u!  Erster  der  Art. 

„Kamst  du  endhch,  Sehnsucht  der  Erde? 

Hab  dein  gewartet,  wie  eine  Braut! 

Mensch ! 

Mann  und  Weib: 

Ein  Leib 

und  eine  bloße 

ungeheure  große 

Weltseele,  die  ward!" 


128  PARADIESE 


Sie  reicht  ihm  die  Krone,  sie  bringt  ihm  den  Ba 
alle  Dinge  zu  werfen  im  glänzenden  AU. 
Da  macht  er  die  Probe,  er  faßt  das  Geäst, 
die  Wurzel  der  Dinge:  Und  siehe  sie  läßt 
sich  heben! 

Lächelnd  hält  er  das  Leben 

und  läßt  es  in  seiner  Menschenhand 

tanzen  und  schweben 


Das  ist  der  Erde  Sieg  und  Fest! 


LEBEN  UND  TOD 


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LEBEN  UND  TOD 


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Mein  Glück  ward  reif  und  Dankes=Überschwang 
drängt  meine  Seele  jetzt  dein  Lob  zu  singen, 
du  schönes  Leben!     Hell  wie  Glockenklang 
soll  dir  mein  Lied  ein  Jubelopfer  bringen. 
Erfaß  ich  dich,  du  Wunderkelch  der  Zeit, 
blinkt  mir  auf  goldnem  Grunde  Freud  und  Leid! 
So  trink  ich  auf  dein  Wachsen  und  dein  Werden, 
du  großes  heiiges  Menschentum  auf  Erden! 

Auf  Erden!     Dieses  wundervolle  Sein 
bricht  auf  vor  mir  in  seiner  Schönheit  Tiefen. 
Mein  Herz  ward  still,  mein  Auge  wach  und  rein 
für  tausend  Wimder,  die  nach  Namen  riefen. 
Dir  hat  noch  Niemand  Grenzen  abgesteckt, 
noch  ward  dein  HeimUchstes  nicht  aufgedeckt; 
kein  Frevler  stieg,  kein  Heiliger  zu  den  Gründen, 
die  Wurzel  aller  Dinge  uns  zu  künden. 

Du  schönes  Leben  bist  ein  köstHch  Gut! 
Die  Müden  unterschätzen  deinen  Segen, 
die  Kleinen  messen  dich  nach  Ebb  und  Flut 
und  nach  den  Bergen,  die  sie  selbst  bewegen. 


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|!jl  i  132  LEBEN  UND  TOD 


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Du  aber  baust  ein  lichtes  Paradies 
für  Jeden,  den  sein  alter  Gott  verstieß. 
Gesegnet  sei,  mit  Jauchzen  benedeit, 
du  schönes  Leben!     Menschen^Ewigkeit! 


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LEBEN  UND  TOD 


133 


Unendliche  Stufen  voll  leuchtenden  Lebens 
bauen  sich  vor  mir  zum  ewigen  Dom. 
Und  der  Jahrtausende  rollende  Wogen 
einen  sich  alle  zum  schimmernden  Strom. 

Und  was  aus  Höhen  und  Tiefen  gestiegen 
in  Irren  und  Kämpfen,  Sünden  und  Siegen, 
das  ganze  gewaltige  drängende  Sein, 
das  baute  hinauf  sich  und  fügte  sich  ein: 

Und  ward  lebendig  und  ward  Ein  Leib 

in  Mann  und  Weib! 

Liebe  und  Kraft 

haben  Wunder  geschafft  .  .  . 

Krönet  die  Stirne  dem  Menschenkind: 

Wir  sind!     Wir  sind! 

W^ir  leben  uns  selber 

und  sterben  uns  selber. 

Wir  nehmen  die  Krone  vom  Himmelszelt 

und  krönen  die  Welt! 


134  LEBEN  UND  TOD 

Nun  ist  der  Tod  uns  ein  Fest! 

Der  Sieg  ward  der  Menschheit  gegeben: 

Ewig  entringt  sich  dem  Grab 

deine  Schönheit  —  o  Leben! 


LEBEN  UND  TOD 


135 


Singt,  singt  das  Lied  vom  Leben  und  vom  Sterben! 

Daß  jene  große  Stille  widertönt. 

Die  Lust,  die  Tod  und  Erdensein  verschönt, 

die  sollen  imsre  Kinder  jauchzend  erben. 

Die  Furcht  hinweg!     Wir  selber  sind  Gewähr 
und  Samenkorn  für  dämmernde  Gelände: 
Die  Ewigkeit  baun  heiße  Menschenhände, 
kein  Beistand  kommt  von  fremdem  Ungefähr. 

Diesseits  und  Jenseits  scheidet  keine  Wand, 
das  Leben  rollt  gewaltig  zwischen  beiden: 
Tod  bricht  die  Fähigkeit  zum  Erdenleiden 
und  wirft  uns  weiter,  höher  an  den  Strand. 

Singt,  singt  deis  Lied  vom  Leben  und  vom  Sterben! 

Daß  jene  große  Stille  widertönt. 

Die  Lust,  die  Tod  und  Erdensein  verschönt, 

die  sollen  unsre  Kinder  jauchzend  erben! 


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136  LEBEN  UND  TOD 


Das  ist  der  Tod? 

Hier  ruht  das  stille  Kleid, 

das  eine  große  Seele  hielt  gefangen; 

den  lautren  Tropfen  hat  die  Ewigkeit 

des  ewgen  Lebens  wert  zurück  empfangen. 

Es  gibt  kein  Sterben!     Dieses  Erden=Haus 
baut  weit  ins  Unerforschte  sich  hinaus. 
Was  hier  gewesen,  wird  sich  selbst  erwecken, 
den  goldnen  Grund  der  Dinge  aufzudecken, 

und  Kräfte,  die  sich  schaffend  hier  gefunden, 
im  Kranz  des  Werdens  bleiben  sie  verbunden. 
Geheimnisvolle  Fernen  werden  Licht: 
Tod  entschleiert  nur  des  Lebens  Angesicht. 


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LEBEN  UND  TOD 


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137 


Und  du,  den  ich  geliebt  auf  Erden 
in  schauernder  Unendlichkeit, 
du  willst  mit  deinem  großen  Leid 
dich  in  den  ewgen  Schlummer  bergen? 

Ich  weck  dich  auf  aus  tausend  Särgen, 
bis  dich  mein  Lebensdrang  befreit. 
O  du. 
Sterben  ist  nicht  die  ewige  Ruh! 

Tod  ist  nur  Form,  die  Allmacht  hat  das  Leben: 

und  „Leben" 

muß  Ruhen  geben! 

Leg  deinen  Dornenkranz  in  meiae  Hand, 

ich  trag  dir  Rosen  in  das  stille  Land. 
Und  spanne  meine  Himmel  blau  und  weit 
und  locke  dich  in  die  Unsterblichkeit! 


138  LEBEN  UND  TOD 


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Ij,  Ich  warte  atif  die  Nacht  die  kühle; 

'!  mit  ihrer  wundervollen  Ruh 

i  ,  deckt  sie  das  irrende  Bewegen 

y\:  [  der  müd  gewordnen  Seele  zu. 

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1';  Ich  warte  auf  das  große  Schweigen; 

11  sacht  rauscht  dein  Mantel,  stiller  Tod; 

;j'  gesäumt  um  deine  nächtgen  Flügel 

.;i!  trägst  du  das  junge  Morgenrot. 

;  Du  große  Nacht,  da  ist  kein  Grauen; 

!!  Tod  ist  das  unverstandne  Spiel, 

j  ij ;  das  ewige  Leben  aufzubauen; 

I  ;i ,  Das  Gleichnis  stirbt,  es  lebt  das  Ziel. 


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i  !■' ! 


ii: 


ÜBERSICHT 


141 


ÜBERSICHT 


Wenn  Nacht  Licht  sein  will Seite  9 

AUS  STILLEN  ECKEN 

Laßt  Glanz  da  sein ^^ 

Eine  Seele  voU  Wohllaut 1* 

Himmelfahrtstag ^^ 

Schlaf  meine  Sehnsucht ^" 

Erfülle  dich ^'^ 

Sacht  du ^^ 

In  der  Sonne ^^ 

Götter  nieder  zu  ziehn ^^ 

Bauen  und  Schauen "^^ 

Über  den  Tiefen ^^ 

Nicht  zerbrechen        

25 
Ausgeblüht 

26 
Wiegenlieder 

1.  Rauschende  Bäume  wiegt  draußen  der  Wind       .  26 

2.  Scheint  das  weiße  Mondenlicht 27 

3.  Bübchen  will  die  Sonne  haben 27 

DA  SANG  EINE  GRAUE  NACHTIGALL 

Da  sang  eine  graue  Nachtigall 

Durch  blaue  Weltenräume 


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142  ÜBERSICHT 


Dir  sang  ich  meine  Lieder Seite 

Wähnte,  ich  wäre  so  reich 

Ich  träumte:  Er  müsse  zu  Füßen  mir  sinken     . 

!li|p  Gebt  Rosen  her! 

j|!"|ji                            Möchte  in  flutende  Schöpfungsgewalten  .     .     . 
Zu  schwer  hat  in  der  Nacht  mein  Herz  gerungen 
Mein  Brüderchen  hab  ich  erschlagen  .... 
liji!  Ich  dachte  zu  wissen 


jj!,!i!;!ii  Unstät  xmd  flüchtig  fall  ich  dir  zu  Füßen 


Und  i-innt  mein  Leid  durch  perlende  Lieder 


VOM  LEBEN 


ÜJIJ;;  Schwebenden  Fußes 

'■■il,l:; 


Einen  Kranz  auf  dein  Haupt 

Wags 

Jung  ist  das  Leben    .     . 

Gott 

Überlistet 

Ruhe  ein  wenig    .... 


'''<M!.  Ave  Maria   .     .     . 

;[li;i  Gelöst      .     .     .     . 

Lust 

Kinder  der  Sonne 

Born  des  Lebens  . 

An  den  Schlaf 


WANDERGÄNGE 

Frühlingsfreude 
Feinsliebchen    . 


ÜBERSICHT  143 


Hans  und  Grete Seite  69 

Im  Haidebusch 70 

Sommernacht 71 

Sommerfreude .  72 

Trauter  Wald 73 

Im  Ried 74 

In  der  WaldUuft 76 

Das  ist  die  Zeit 78 

VON  DER  REISE 

Granada -     .  81 

Biskra 82 

Gize 84 

Hassan 88 

Der  Chamsin 90 

Indischer  Morgen        93 

Indische  Nacht 94 

Sebastopol 95 

Reise-Nachklang 98 

NACH  ZEHN  JAHREN 

Du  bist  der  Klang 101 

Wir  Beide 102 

Du 103 

Mein  liebster  Mensch 104 

Die  Braut , 105 

Schmerzen  und  Lieder 106 

Sprich .107 

Nicht  beengen 108 


'■     I«! 


! 


■ 


144  ÜBERSICHT 


Wo  weilt  der  Sommer Seite 

Maria-Laach 

Meeresweiten 

Lachende  Seligkeit 

In  fernen  Lüften 

Du  weißt '    .     . 

Und  dennoch 

PARADIESE 

Und  es  geschah  in  Edens  Gefild 

Komm  an 

An  der  Wurzel  aller  Dinge 

LEBEN  UND  TOD 

Mein  Glück  ward  reif  und  Dankes-Überschwang  .  . 
Unendliche  Stufen  voU  leuchtenden  Lebens  .... 
Singt,  singt  das  Lied  vom  Leben  und  vom  Sterben 

Das  ist  der  Tod 

Und  du,  den  ich  geliebt  auf  Erden 

Ich  warte  auf  die  Nacht  die  kühle 


DRÜCK  VON  W.  DRUGÜLIN  IN  LEIPZIG