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Full text of "Zur Medea des Euripides [microform]: Kritisches und Exegetisches"

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Medea  des  Euripides. 


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Eritisches  und  Exegetisches. 


Programm 

des 

k.  Wilhelmsgymnasiums  zu  München. 

Verfasst  Ton 
Prof.  Wolfgang  Bauer. 


Manchen,  1871. 

Oedruckt  bei  J.  Ootteswinter  ii  Mösal. 


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Wenn  R.  Klotz  in  der  Praefatio  seiner  Ausgabe  der  Medea,  p.  VII,  sagt,  dass 
teine  Erklärung  alter  Schriftsteller  sich  der  Kritik  ganz  entschlagen  könne,  so  hat  er 
recht;  nur  würde  ich  ihm  nicht  zugestehen,  dass  diese  Kritik  in  der  Schule  oder  in 
einer  Schulausgabe  zu  üben  sei.  Nicht  bloss  die  kritische  Erörterung  der  handschrift- 
lichen Ueberlieferung  wird  hier  in  Wegfall  kommen  müssen,  sondern  auch  die  etwa 
bei  der  Erklärung  des  einmal  angenommenen  Textes  mögliche  Kritik  wird  nur  eine  sehr 
untergeordnete  Rolle  spielen  dürfen.  Die  Grundsätze,  welche  ich  im  vorjährigen  Pro- 
gramme unseres  Gymnasiums  „Zu  den  Herakliden  des  Euripides.  Kritisches  und  Exe- 
getisches" für  die  Bearbeitung  Euripideischer  Stücke  „zum  Schulgebrauche  mit  erklären- 
den Anmerkungen  versehen"  aufgestellt  habe,  bringen  es  mit  sich,  dass  gar  man- 
ches aus  den  Noten  wegbleibt,  was  von  anderen,  die  sich  diese  Beschränkung  nicht 
gesetzt,  zur  Begiündung  des  gewählten  Textes  oder  der  Interpretation  in  dieselben  auf- 
genommen worden  wäre.  So  wenig  nun  letzteres  dem  Schüler  gegenüber  am  Platze  zu 
sein  scheint,  der  Lehrer  mag  allerdings  ein  anderes  Interesse  haben.  Ich  benütze  daher 
wieder  die  mir  freundlich  gebotene  Gelegenheit,  in  dem  gegenwärtigen  Programme 
unserer  Anstalt  zu  meiner  eben  im  Druck  begriffenen  Schulausgabe  der  Medea  Äniges 
ergänzend  mitzuteilen.  Es  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass  ich  wenig  neues  werde 
bringen  können ;  vielfach  wird  es  sich  lediglich  um  die  Entscheidung  zwischen  verschie- 
denen Lesarten  und  Erklärungen  handeln,  wenn  ich  auch  bemüht  war,  neue  Gründe 
aufzusuchen.  Wo  ich  Vermutungen  aufgestellt,  die  ich  für  uqu  halte,  da  ist  es  mir 
selbstverständlich  zunächst  nur  um  Anregung  zu  thun ;  ich  habe  mir  daher  nicht  erlaubt, 
in  allen  Fällen,  ohne  dringende  Gründe,  sie  sofort  an  die  Stelle  der  handschriftlichen 
Ueberlieferung  zu  setzen.  Bei  allem  darf  ich  wohl  auf  die  Nachsicht  rechnen,  welche 
derjenige  zu  verdienen  scheint,  der  tlen  kleinen  Rest  von  Zeit  und  Kraft,  den  ihm  die 
Erfüllung  seiner  unmittelbaren  Pflichten  übrig  lässt,  nicht  dem  Erwerbe  und  nicht  dem 
Vergnügen  zuwendet,  sondern  gerne,  in  anspruchsloser  Weise ,  einer  Thätigkeit  widmen 
möchte,  die  mittelbar  eben  wieder  der  Schule  zu  gute  kommen  sollte.  _      , 

Citiert  ist  in  der  Medea  nach  meiner  Ausgabe  (in  Klammern  nach  Nauck),  in 
den  übrigen  Stücken  des  Euripides  nach  Nauck,  in  Hinsicht  auf  Sophokles  und  Aeschylu» 
nach  Dindorf. 


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■;'■.--■■:".■■.      V.  11— 16.  ,Äv:.-^iv.r'' -^/w  ;--^'^^^; 'V.-'-'^- 
^-rvJ  j  ' ;  ■         'vr  >  ttvdävovGa  fiiv 

(frvyij  Ttohttov  UV  agiCxfTO  X'^ora,  i 

avTTJ  TS  ndvta  iSvfKpä^ova'  'läaovf 

rjneQ  fityCOrrj  yCyvBtai,  aurtrjqCa, 

orav  Yvvi]  nqog  av6qa  /tjj  äi^oatar^. 

vvv  S'  ix^qot  Ttttvxa  xai  voGei  tu  (piXtaxa. 
Eine  bekanntlich  kritisch  wie  exegetisch  viel  angefochtene  Stelle.  Soll  an  dem 
nberiieferten  Texte  festgehalten  werden  —  und  ich  "könnte  mich  zu  keinem  der  mir  be- 
kannten Abänderungsvorschläge  bequemen  —  so  fragt  sich's  vor  allem  um  den  Gegen- 
satz zu  dvddvovacc  fisv,  den  die  einen  in  vvv  di  suchen,  die  anderen  in  avri^  rs,  wofür 
Stobaeus  «vtjJ  di  hat.  Ich  halte  keines  von  beiden  für  richtig,  glaube  vielmehr,  dass 
dvddvovoa  (liv  anakoluthisch  ohne  ausdrücklich  ausgesprochenen  Gegensatz  steht,  der 
über  dem  Zwischensatze  "jTttQ  —  Sixocrteiij  weggeblieben  ist.  Nvv  6s'  ist,  wie  so  oft, 
Gegensatz  zu  dem  vorausgehenden  irrealen  Wunsch-  und  Konditionalsatz.  AvTrj  ts  steht 
im  Gegensatz  einerseits  zu  den  Bürgern  von  Korinth,  andrerseits  zu  Jason.  Der  Ge- 
dankengang ist  also  folgender:  Dass  doch  das  Schiff  Argo  nie  nach  Kolchis  gekommen 
wäre;  dann  wäre  Medea  nie  (anstatt  in  ihrer  Heimat  glücklich  zu  leben)  nach  Korinth 
gekommen,  wo  sie  zwar  mit  der  Bürgerschaft  gut  steht  und  ihrerseits  (avtt])  auch  dem 
Jason  in  allem  beisteht,  aber  —  so  würde  der  zu  ergänzende  Gegensatz  ungefähr  lauten  — 
doch  höchst  unglücklich  ist.  So  aber  (da  nemlich  das  Gegenteil  von  dem  eingetreten 
ist,  was  die  Amme  wünscht,  da  sie  die  Heimat  verlassen  hat  und  mit  Jason  flüchtig 
gegangen  ist)  fehlt  es  überall.  Sollte  rvv  6ä  den  Gegensatz  zur  früheren  Zeit  und 
ihren  besseren  Beziehungen  zu  Jason  ausdrücken,  so  könnte  im  Vorausgehenden  un- 
möglich eine  dem  entsprechende  Zeitbestimmung  fehlen. 

V.  24.    25. 

xshai  S'  aOiTog,  Gw/li'  vq)sta'  dXytjSöai, 
lov  ndvTcc  OvvTi^xovOa  daxqvoig  ■)i^qövov. 

Die  Herausgeber,  nehmen  töv  nävTce  xQ^vov  als  Objekt  zu  awrijxovaa.  Ich  halte 
das  nicht  für  richtig,  sondern  glaube,  dass  auch  zu  at'vrrjxovaa  wie  zu  vystoa  das  Objekt 
aüfitt  ist:  ihren  Leib,  d.  h.  sich  unablässig  durch  Tränen  abhärmend.  Meine  Gründe 
sind  folgende.  Es  scheint  mir  vor  allem  sprachlich  nicht  zulässig  rrjxsiv  oder  awrrjxsiv, 
nach  seiner  Grundbedeutung  „schmelzen",  mit  einem  Objekt  wie  xQovov  zu  verbinden, 
das  sich  nicht  auf  etwas  Körperliches  zurückführen  lässt.  Auf  raxei  ßiordv  v.  135  (141) 
darf  man  sich  dabei  nicht  berufen,  da  ßiord  dort  wie  auch  141  (147)  und  966  (992)  wohl 
weniger  im  Sinne  von  Lebenszeit  als  Lebenskraft  zu  fassen  ist.  Ganz  richtig  er- 
klärt der  Scholiast  unter  dem  Lemma  äaxqvoig  x?ovö»':  uvrl  tov  Gwrrjxons'vri  rov  ndvxa 
XQOVOV.  2vvrr]xo(is'vT]  ist  doch  :=  awrrjxovGa  iami^v  resp.  t6  GÜfia.  Weil  ist  auf  dem 
Wege,  die  Unnatürlichkeit  der  bisherigen  Verbindung  einzusehen,  tröstet  sich  aber  noch 
mit  dem  obigen  tüxsi  ßiordv,  was,  wie  bemerkt,  für  unsere  Stelle  nichts  beweist,  wenn 


es  nicht  geradezu  für  meine  Erklärung  spricht.    Dagegen   hat   die    Uebersetzung   der 
Glaegower  Ausgabe  richtig:  omni  tempore  contabefaciens  corpus  lachrymis.    Aehnlich  Fix. 

..    .    ;/ ■  ...        V.  40  (44)  f.  .-   ^ 

■  '    "  ovxoi  Qijcäiag  ys  avfißaXwv  ■■        ■> 

'  ■  ix'^S^^  ^'S  avt!]  xttXXivixov  oTaerat. 

Es  ist  wohl  ohne  Beispiel,  zu  xuXUvixov  otäipavov  zu  ergänzen;  es  als  Neutrum 
zu  nehmen,  scheint  bei  dem  Mangel  des  Artikels  gleichfalls  bedenklich;  vielleicht  ist 
Ix^Qav  nicht  bloss  als  Objekt  mit  ovfißaXmv  zu  verbinden ,  sondern  auch  bei  xakXivixov 
zu  ergänzen:  nicht  leicht  wird  einer,  der  mit  ihm  einen  Zwist  angefangen,  diesen  sieg- 
reich austrageil,  in  diesem  den  Sieg  davon  tragen  (ex^Q"*'  xäXhvixov  =  vixrjv  ?x^^ag). 

^  ,    V.  72  (76)  f. 

TtaXaid  xaiväv  XsCntrai  xrjdevfiäzwv, 
xovx  fOr'  ixfivog  roToäe  ^oa/iaOiv  tfiXoq. 

Der  Scholiast  und  mit  ihm  neuere  Erklärer  sagen,  bei  xovx  lOr  sei  tri  zu  er- 
gänzen, was  ganz  richtig  ist,  wenn  man  ixtivog  auf  Jason  bezieht.  Dagegen  fällt  eine 
derartige  Ergänzung  weg,  wenn  man  unter  ixshog  den  Kreon  v.  68  (72j  denkt.  Der 
Sinn  ist  dann:  Die  alte  Verbindung  muss  (bei  Jason)  einer  neuen  weichen  und  Kreon 
(als  der  zuerst  genannte  ixftvog),  der  neue  Schwiegervater,  ist  diesem  Hause  nicht  hold. 
V.  12  ist  bloss  von  den  Bürgern  der  Stadt  die  Rede.  Es  werden  also  statt  eines 
Grundes  (denn  nach  der  gewöhnlichen  Erklärung  sagt  der  zweite  Vers  mit  anderen 
Worten  dasselbe  wie  der  erste)  zwei  angegeben.  'ExsTvog  steht  so  auch  in  einem  passenden 
Gegensatze  zu  zoTade.  Wenn  es  79  (83)  heisst:  w  te'xv',  dxove-9'  olog  elg  i'jftäg  nax^q; 
und  85  (89)  «  rovaäs  y  tvv^g  ovrtx'  ov  GTeqyei  nurr^Q,  SO  sind  diese  Aeuserungen  hin- 
länglich dadurch  motiviert,  dass  Jason  über  der  neuen  Verbindung  die  alte  ganz  hint- 
ansetzt und  den  Kreon  in  seinen  feindseligen  Massregeln  ruhig  gewähren  lässt. 

v.  89  (93)  f. 

ov3b  navOexai 
Xolov,  Gag)'  oiStt,  TiQiv  xaTaOx^xpaC  tiva. 

Es  ist  hart,  x^^"?  ^Is  Subjekt  zu  xataaxrjipai  zu  nehmen,  wenn  nicht  x^^?  ge- 
lesen wird;  überdies  weisen  das  vorausgehende  ägaoeiovoav  sowie  das  folgende  dffäaeU 
ZI  auf  das  Subjekt  Medea  hin.  Dies  anzunehmen  kann  keinem  Anstand  unterliegen, 
da  xaTaoxijnreiv  auch  mit  einem  persönlichen  Subjekt  verbunden  vorkommt.  Vgl.  Soph. 
Oed.  C.  1011.  Ja  wenn  der  Acc.  rtm  je  richtig  ist,  erklärt  er  sich  vielleicht  aus  dem 
persönlichen  Subjekt,  das  nicht  wie  eine  Sache  über  ein  Objekt  hereinbricht,  in  welchem 
Falle  sich  nur  «s  oder  Dativ  findet,  sondern  dieses  niederschmettert  (worauf  auch  die  Er- 
klärung des  Schol.  durch  xiqawmoai  führen  könnte),  so  dass  die  Konstruktion  analog  der 
von  xatanoJLeftäm,  xatanohTevonai  u.  ähnl.  wäre. 


6 

Indes  bei  dem  gänzlichen  Mangel  an  sonstigen  Beispielen  für  diese  Konstruk- 
tion —  denn  an  obiger  Stelle  des  Soph.  tdaät  td?  ^edg  xaläv  IxvovfiM  »di  xataßxijntia 
Xi%ui,g  il^siv  dqmfovg  ist  der  Acc.  zunächst  von  xaXüv  txvovnai  regiert;  die  Analogie 
aber  von  ifinimsiv  tiva  Soph.  Oed.  C.  942  kann  um  so  weniger  gelten,  als  dort  ein 
paar  Handschriften  den  Dativ  haben  —  dürfte  es  sich  empfehlen,  mit  Elmsley  xata- 
axrjipai  tivi  ZU  lesen,  aber  nicht  nach  seinem  Vorschlag  xokog,  sondern,  was  er  aller- 
dings auch  als  non  absurdum  bezeichnet,  Medea  als  Subjekt  und  xöXov  als  Objekt,  mit- 
hin xuTaaxrjnTO)  transitiv  zu  nehmen,  „bevor  sie  ihn  an  jemand  ausgelassen  hat."  Was 
bei  axrjmo)  möglich  ist,  muss  bei  xaTaaxrjTtTio  auch  denkbar  sein.  Vgl.  Orph.  Arg.  781 : 
VTtvog  Setfia  neXüqiov  eOxrjipsv  ßaßilij'i  ntgl  giQi'vag.  Aesch.  Eum.  800:  vfieig  Si  tt^  ytj 
TTJ^s  firj  ßaqvv  xorov  oxijipTjaO^s ;  und  unten  Med.  1302  (1333).  Uebrigens  verkenne  ich 
nicht,  dass  sich  die  Beweiskraft  der  letztern  Stellen  in  Hinsicht  auf  den  Dativ  anfechten 
lässt,  soferne  bei  der  ersten  ßaatl^i  statt  ßaaiXswg  stehen  und  zunächst  ntql  tpQevag 
ioxijipev  verbunden  werden  kann,  an  der  zweiten  Stelle  das  Medium  und  an  d*  dritten 
die  Proposition  elg  steht.  Ich  bin  deshalb  versucht,  an  dem  übeilieferten  Text  in  an- 
derer Weise  ein  wenig  zu  ändern  und  vorzuschlagen  ngh  xuxd  öxi'iXpaC  rtva,  „bevor  sie 
manch'  Unheil  angerichtet",  oder  intr.  „bevor  ein  Unglück  hereingebrochen."  Klotz  will 
xaxaOxrjTtTeiv  Tivd  durch  den  Vergleich  mit  iniGxrjTttsiv  tivi  oder  zivd  denken;  allein 
hier  .finde  ich  wohl  den  doppelten  Acc.  nvd  zi,  aber  nicht  den  einfachen  tivd;  denn 
Herodt.  IV,  33  rovg  TtlrjaioxoÖQovg  imOxrjntciv  xsXevovrag  nqoneßnsiv  kann  nicht  wohl 
angeführt  werden,  da  die  meisten  Ausgaben  rot?  7r>lr^ötox<ö^ois  auf  genommen  haben,  andere 
das  folgende  xelemvcag  auf  den  Acc.  einwirken  lassen.  Indes  wenn  man  auch  diese  bei 
der  Verschiedenheit  der  Bedeutung  und  der  Praeposition  kaum  anzunehmende  Analogie 
gelten  lassen  wollte,  müsste  man  wohl  zu  xavaaxrjTTTsiv  so  gut  wie  zu  jenem  ein  per- 
sönliches Subjekt  haben. 


108.     fll2  ff.) 

Der  Scholiast  und  mit.ihm  die  neueren  Erklärer  bemerken,  der  hier  ausgesprochene 
Fluch  habe  seinen  Grund  in  dem  Anblick  der  Kinder,  die  bereits  bei  101  (105),  wie 
auch  Schönborn  annimmt  (Die  Skene  der  Hellenen  S.  144),  mit  dem  Pädagogen  ins  Haus 
getreten  wären.  Mir  kommt  das  nicht  wahrscheinlich  vor;  einmal,  weil  man  aus  tovaäs 
113  (117)  und  Ts'xva,  fiT]  ri  ndi^ijxs  114  (118)  schliessen  möchte,  dass  die  Kinder  noch  auf 
der  Bühne  anwesend  sind,  dann  weil  nach  der  Aufforderung  der  Amme  87  (92)  fii]  näXa^s 
fiTjXQl  6vß&vfiovn£vr]  und  97  (101)  .ujj  neXdarjT  ofifiaTog  iyyvg  etc.  doch  wohl  nicht  angenom- 
men werden  darf,  dass  der  Erzieher  sie  geraden  Weges  hingeführt  habe,  wo  sie  die  Mutter 
treffen  mussten,  und  in  den  Worten  der  Medea  108— 110  (112— 116),  die  sich  nicht  ein- 
mal auf  die  Kinder  allein  beziehen,  sondern  den  Fluch  auf  das  ganze  Haus  ausdehnen 
durchaus  keine  Andeutung  dafür  liegt.  Es  dürfte  daher  wahrscheinlicher  sein,  dass  sie 
erst  nach  114  (118),  vielleicht  erst  bei  126  (130)  über  die  Schwelle  des  Palastes  treten. 


:-:;  V.   102    (106)   f.  ..        -,. 

'  /"v  , -.  '   ■  JrjXov   i'  «Vz^S  i^aiQOfitvov 

■    '     /  ve'giog  olfiwyrjs  oog  %ä-£  dväipei 

■J-^#''^  "■  ■  '-''■     '~'  ■    fiet^ovi  Svii^).         '''  '■/■':'•■■ 

Ohne  mich  mit  der  Aufzählung  der  verschiedenen  Erklärungen  und  Konjekturen 
zu  dieser  Stelle  aufzuhalten,  bemerke  ich  gleich,  dass  ich  glaube,  es  sei  a^X^^  ^  ^^ 
schreiben.  Zwar  hat  Hermann  recht,  wenn  er  sagt,  «?  «Vz^s  (*^"?Z^s)  von  Anfang, 
•  sei  so  stereotyp  geworden,  dass  es  nur  in  dieser  Form,  nicht  in  der  Anastrophe  denk- 
bar sei.  Anders  aber  möchte  die  Sache  liegen,  wenn  man  «f  «Vz^s  mc\ii  in  dem  an- 
gegebenen Sinne  nimmt,  sondern  =  «J  wr  apx*^at:  „aus  dem  Anfang,  aus  dem  wie  sie 
anfängt,  muss  man  schliessen,  dass  sie  die  aufsteigende  Wolke  des  Jammers  bald  mit 
grösserer  Leidenschaft  entflammen,  dass  sie  bald  noch  ärger  toben  wird."  In  diesem 
Sinne  dürfte  eine  Anastrophe  nicht  bloss  zulässig,  sondern  der  gewöhnlichen  Bedeutung 
von  i^  äQxrjg  gegenüber  sogar  sehr  naheliegend  sein.  Denselben  Sinn  suchte  bekannt- 
lich schon  Hermann  herauszubringen,  aber  durch  die  kaum  zulässige  Verbindung  von 
d^Xov  mit  dem  Genitiv  «Vz^^s-  Mit  obiger  Erklärung  stimmt  der  Scholiast  überein,  wenn 
er  bemerkt:  ätjXov  yaq  ianv  an 6  Trjg  apx^S  ^^S  oifiaiYijg  ort  dväipet. 

V.  123  (127)  f. 

lä  rf'  vTctQßdkXovt'  , 

ovSävtt  xaiqov  äivaTUi  d^atoig. 

Die  neueren  Erklärer  sind  grösstenteils  bei  der  Intei"pretation  Elmsleys  stehen 
geblieben,  wornach  oväsva  xaiqov  für  ovx  ttg  xaiQov,  dxaCqoag  stehe  und  intetkpestive, 
resp.  hier  immoderate  bedeute.  Abgesehen  davon,  dass  intempestive  sehr  verschieden  von 
immoderate  ist,  und  ovdeva  xaiqov  sonst  wohl  im  ersteren  aber  kaum  im  letzteren  Sinne 
Sich  findet,  möchte  auch  divatai.  in  dem  Sinne  von  taxvei,  a^e'vei,  wie  es  genommen 
werden  müsste  und  wie  es  vorkommt  (Eur.  Or.  897)  nicht  wohl  zu  dem  Dativ  xh>axolg 
passen.  Schöne  wird  kaum  einen  Anhänger  für  seine  Ansicht  finden,  wenn  er  erklärt: 
Das  Uebermässige  hat  nicht  das  Gewicht  und  die  Bedeutung  eines  rechten  Masses. 
Denn  der  Satz  würde  nichts  anderes  besagen  als:  Das  Uebermässige  ist  nicht  massig. 
Anderes  s.  bei  Nauck,  Eurip.  Studien  I  S.  111.  Nachdem  der  Gebrauch  von  6vvafiai  «, 
ich  vermag  etwas,  bin  im  Stande  etwas  zu  ermöglichen,  geläufig,  nicht  selten  auch  xaiQÖg 
die  Bedeutung  Nutzen,  Vorteil  hat,  kann  es  kaum  einem  Anstand  unterliegen,  mit 
Hermann  (de  Ellipsi  et  Pleonasmo  p.  131;  ad  Viger.  2.  Aufl.  p.  877)  ovdsva  xaiQov 
von  dvvatai  abhängen  zu  lassen  =  ovdiv  xalqiov  Sivatai  und  zu  übersetzen:  Das 
Uebermässige  vermag  den  Menschen  keinen  Nutzen  zu  ermöglichen,  schafft  ihnen  nichts 
Gutes,  bringt  ihnen  kein  Glück.  Dann  entspricht  ovdsva  xaiqov  ebenso  dem  fittxQ(p  l^yota 
wie  xd  vTteqßdlXovTa  dem  fis'rqia.  —  Mit  diesen  vor  Jahren  niedergesthriebenen  Be- 
merkungen stimmt  nun  auch  Klotz  in  der  neuesten  Ausgabe  der  Medea  überein.  Aber 
als  Belegstelle  hätte  er  statt  Thuc.  VIII,  36  besser  I,  141  angeführt :  zrjv  avrr/V  ivvcnai 
SovXaaiv.    Vgl.  auch  Schenkl,  N.  J.  J.  1862  S.  837. 


8  "  ,      . 

V.  125  f.  (129  f.)  ... 

(itC^ovg  J'  «ras,  ortxv  oifftSx^  •■  ■      .         , 

,,-  ,,  5.  '•  V^:  Sccl/ioav,  oixoig  dnääiüxev.    ~'"'^'-      _  ;••-    '•)':''»' 

Weil  und  andere,  welche  das  vorausgehende  vnsqßdXXovtcc  als  Suhjekt  zu  dni- 
6mxe  nehmen,  haben  wohl  nicht  i .  ht,  A&  dnsdwxs,  verleihen,  verhängen,  doch  ein 
persönliches  Subjekt  wie  daifimv  erwarten  lässt.  Natürlich  ist  unter  oTxok;  schon  an  ein 
Haus  zu  denken,  in  welchem  xd  vnsqßdkXwTtt  herrscht.  Da  übrigens  oTxwg  ebenso  zu 
oqyiGi^  wie  zu  dnädmxtv  zu  beziehen  ist,  so  kann  man  zweifeln,  ob  nicht  das  Komma 
besser  hinter  o'xoig  stünde,  wenn  man  nicht  lieber  wie  Kirchhoff  in  der  Ausgabe  von  1855 
beide  Kommate  tilgen  will. 

V.  130  (135). 
in  dfi^invXov  ydg  loto  fitrd^Qov  yöov  exXvov. 
Da  man  trotz  der  Andeutung  des  Schol.  nicht  berechtigt  ist,  ein  Substantiv 
dfi^invXov  oder  dfifpmvXog  anzunehmen  und  mit  diesem  eW,  dagegen  eoco  mit  fie?ddQov 
zu  verbinden,  so  ist  dfiifinvXov  ixtXdi>Qov  zusammenzunehmen,  und  die  beiden  Präpo- 
sitionen ini  und  tOm  sind  so  zu  fassen,  dass  die  erste  durch  die  zweite  näher  bestimmt 
wird:  ich  hörte  klagen  am  doppelthürigen  Gemache,  nemlich  drinnen,  von  drinnen 
heraus.  Es  wird  also  dadurch  nicht  i'xXvov,  sondern  yöov  bestimmt,  wie  wenn  es  hiesse 
MxXvov  avTTJg  in  dfi(pinvXov  «ffto  (leXd&gov  artva^ovaijf.  OvOa  ZU  ergänzen,  wie  der 
Schol.  thut,  und  dann  zu  konstruieren:  in'  dutpmvXov  fisXd&Qov  ovaa  sxXvov  yoov,  geht 
schon  deshalb  nicht  an,  weil  ja  der  Chor  jetzt  erst  heran  kommt  und  nicht  schon  vor 
der  Thüre  der  Medea  steht.  Ebenso  wenig  wird  man  unter  in  d/iyiinvXov  mit  Geppert 
(Ueber  die  Aufführung  der  Medea)  an  ein  Doppelthor  denken  wollen,  das  in  die  pro- 
pyläenartig gedachte  Orchestra  geführt  h^be. 

V.  145  (151)  ff. 

T/'s  Ooi  nors  rüg  anXijOzov 

xohag  fQog,  w  /xarata, 

OntvOfi  Uavdrov  rtXevTav. 
Wenn  die  Handschriften  zwischen  dnXi]otov  \mA  dnXdarov  schwanken,  so  liegt 
darin  eine  Uebereinstimmung,  da  dnXda-cov  am  Ende  doch  nur,  mit  Recht  oder  Unrecht, 
aus  dnXrjOTOv  dorisiert  ist.  Die  Erklärung  kann  kaum  einen  Anstand  haben.  Freilich 
haben  Nauck  (Eur.  Studien)  u.  a.  recht,  wenn  sie  die  Behauptung  von  Schöne,  der 
sich  neuestens  auch  Klotz  angeschlossen  hat,  dnXrfitog  sei  vacuus,  desertus,  nicht  gelten 
lassen.  Aber  dnXr^atog,  wie  das  vom  Schol.  als  synonym  angeführte  dxÖQsarog,  lässt  wohl 
eine  andere  Erklärung  zu.  Ich  dächte,  xohrj  dnXrfitog  wäre  ein  unbefriedigtes,  d.  h. 
ein  solches  Lager,  das  man  nicht  haben  kann,  und  dnXt]oxov  mit  xohag  verbunden,  wäh- 
rend es  dem  Sinne  nach  eigentlich  zu  tQwg  gehört  —  eine  bei  Tragikern  doch  nicht  so 
seltene  Enallage.  Die  Aenderung  von  dnXdtov  in  dnXrjarov  ist  also  unnötig.  Unter 
dnXdtov  xoCtag  das  Grab  zu  verstehen,  wie  Weil  thut,  dazu  ist  die  Stelle  nicht  ange- 


than,  die  zweifellos  besagt,  dass  Medea  aus.  Gram  über  den  Verlust  des  Gatten,  welch 
letzterer  Gedanke  bei  der  Erklärung  Weils  nicht  mehr  ausgedrückt  wäre,  sich  den  Tod 
wünscht.       *""   ']-'■  V 

V.  153  (159) 
liaben  die  Handschriften  ewerav,  was  nicht  zum  Metrum  der  Gegenstrophe  178  (183) 
oqfiärai  stimmt.  Man  hat  dadurch  zu  helfen  gesucht,  dass  man  das  von  Hesychius  be- 
zeugte BvvTjtav  aufgenommen  hat.  Es  scheint  mir  indes  fraglich,  ob  der  Fehler  in 
V.  153  (159)  oder  vielleicht  in  v.  178  (183)  liegt.  Ich  vermute,  dass  in  letzterem  statt 
oQHttTtti  zu  lesen  ist  oQvvtai,  das  seiner  Bedeutung  nach  mehr  zu  Tttv&og  passt,  wie  es 
denn  auch  Hom.  IL  XI,  658  damit  verbunden  ist:  rcsv^sog  oaßov  oqcoqc  xard  ot^cctov. 
Dann  wird  es  sich,  um  im  vorhergehenden  Verse  den 'gleichen  Schluss  zu  bekommen, 
empfehlen,  177  (183)  mit  Brunck  iow  statt  siom  zu  lesen;  Xiav  152  (157)  hat  die  vor- 
letzte bekanntlich  anceps. 

v.  162  (168)  ff. 
xXve&    ola  Xt'yti  xanißoätai 
Qäfiiv  svxtalav  Zr^vä  ^  ,  og  oqxuyv 
■ihriToTg  rafiiag  vevofiiOfai; 

Man  hat  sich  an  Z^va  etc.  gestossen,  soferne  oben  155  (160)  zwar  die  Themis 
(und  Artemis) ,  nicht  aber  Zeus  angerufen  werde.  Allein  die  Anrufung  des  Zeus  liegt 
in  den  Worten  [isyäloig  oqxoig  ivdrjGaiiiva  —  öiaxvaiofievovg  d.  h.  in  dem  Wunsche, 
dass  der  Meineid  gerächt  werde.  Das  kam  aber  dem  Zeus  zu,  wie  es  die  Amme  selber 
erklärt:  og  oqxwv  &vrjToig  ra/iiag  vevofiioiai.  Es  ist  als  ob  letztere  sagte:  Hört  ihr,  wie 
sie  die  Themis  anruft  und  denjenigen,  der  bei  den  Menschen  für  den  oqxwv  Tu/iCag  gilt,  d.  i. 
den  Zeus.  Es  bedarf  also  die  Stelle  keiner  Heilung,  wie  sie  von  Nauck,  Eur.  Stud.  I  S.  114, 
an  dieser  Stelle,  von  Weil  und  Heimsöth  (Kritische  Studien  I  S.  148)  bei  154  (160) 
(»  [isydks  Zfv  xal  növviu  Qäfii)  für  notwendig  erachtet  und  auch  in  geistreicher  Weise 
versucht  worden  ist.  Vgl.  auch  Schenkl,  Zeitschr.  f.  d.  Österreich.  Gymn.  1868  S.  357. 
Für  den  Vorschlag  Naucks ,  Qäfiiv  evxraiav  Zrjvög,  og  etc. ,  wenn  er  nicht  unnötig  wäre, 
spräche  mehr  als  die  von  ihm  angeführte  Stelle  203  (208)  das  Beispiel  748  (764),  wo 
auch  die  Stellung  die  gleiche  wäre. 

V.  174-176   (181-183). 

noqevOov  oTxcov 
1^(0,  (pCXa  xai  tdä    aväa, 
OnsvOoci  n^Cv  ti  xaxmOai  rovg  sGw. 
Das  Versmass  verlangt,  dass  <pClct  als  Neutrum  genommen  werde:  „Geh  hinein 
und  sage,  dass  wir  hier  Freunde  seien,  es  gut  mit  ihr  meinen."    Zu  erklären:  und  bringe 
ihr  die  freundliche  Botschaft,   sie  möge  eilen  (oder  bei  der  Lesart  ansvoov  gar  direkt: 
eile  etc.),  bevor  sie  (du)  denen  im  Hause  etwas  anthut  (anthust),  empfiehlt  sich  nicht. 
Man  kann  doch  nicht  der  Amme  zumuten,  sie  solle  zu  ihrer  Gebieterin  sagen:  Geh, 
,    ■  2  .      ; 


10 

mach,  dass  du  herauskommst,  bevor  du  etwas  anfängst.  Ueberdies  ist  schon  das  Vers- 
mass  gegen  den  Text.    Vielleicht  ist  zu  lesen 

OnevOaa'  ixi  nqiv  xaxeöoai  rovg  eOio,  | 

„eilend  (eile)  noch  (ehe  es  zu  spät  ist),  bevor  sie  die  im  Hause  beschädigt."  Dass  *u- 
xäaai  das  %(  nicht  braucht,  ist  klar.  Auch  statt  anevaov  Ss  «  nqCv,  wie  Weil  mit  Her- 
mann liest,  wobei  ti  nqlv  für  nqCv  «  stehen  soll,  würde  wohl  besser  anevaov  8'  Ivi  nqCv 
geschrieben. 

V.  190  (195). 
BqoTwv  ist  wohl  mit  aTvyCovg  Ivnag,  nicht  mit  ovätlg  zu  verbinden,  da  nicht  den 
Menschen  überhaupt,  sondern  den  Alten  {toiig  nqöa^e  ßqmovg)  der  Vorwurf  der  Ver- 
kehrtheit in  Bezug  auf  die  Erfindung  von  Gesängen  gemacht  wird. 

V.  208-215  (214-221). 
KoqCvö-itti  yvvaTxsg,  €§^i,&ov  66fiu)v, 

firj  fioi  Tf  iiefKprjO-d-'     oida  yäq  nolXovg  ßqozmv 

0€f.ivovg  YfyiÖTai;,  zoitg  /liv  ofifidtuiv  ano, 

Tovg  J'  SV  -dvqaCog  •     ol  6'  dip    rjOvxov  noiog 

dvOxXeiav  ixTrjOavro  xal  ^ijcd-Vfiiav. 

Sixtj  ydq  ovx  IveOT    iv  OffS-akfioig  ßqoxmv, 

oOrig  tiqIv  dväqog  Onkdyxvov  sx/ia&fTv  Oaffoög 

OTvyst  ^säoqxug  oi<6iv  rjäl.xtjfis'vog. 
Eine  Stelle,  bei  welcher  die  Erklärer  weit  auseinandergehen,  namentlich  von 
ol  d'  dtp  r^avxov  noäog  an.  Ohne  mich  mit  der  Angabe  der  verschiedenen  Ansichten  auf- 
zuhalten, teile  ich  gleich  die  meinige  mit.  Der  Sinn  dieser  Verse  scheint  mir  nach 
dem  Zusammenhang  und  nach  dem  Wortlaut  kein  anderer  zu  sein  als  der:  Ich  bin  auf 
eure  Einladung  hin  herausgegangen,  damit  ihr  mich  nicht  (wie  es  so  gerne  geschieht) 
tadelt,  als  atfivij,  vornehm  thuend,  stolz  den  Wunsch  der  korinthischen  Frauen  ignorierend; 
weiss  ich  doch,  dass  dieser  Tadel  (der  ae/ivoTr^g)  viele  trifft,  teils  ofi/xariov  ano,  indem 
sie  sich  spröde  vor  der  Welt  verschliessen ,  in  ihrer  Zurückgezogenheit,  teils  umgekehrt 
SV  &vqaiotg,  durch  ihr  Auftreten  in  der  Welt,  in  der  Oeffeutlichkeit.  In  dem  Folgenden 
muss  nun  der  Gegensatz  von  dem  Vorhergehenden  liegen  und  zwar  so,  dass  durch  dy 
rjGvxov  noSog  das  der  os^ivovrfi  entgegengesetzte  Benehmen,  und  durch  ^^dvfiCav  resp. 
SvOxXsiav  xal  ^if^vfiCav  der  der  asfivövrjg  entgegengesetzte  Vorwurf  bezeichnet  wird, 
also :  aber  wer  umgekehrt  in  sorgloser,  harmloser  Weise,  mit  andern^erkehrt,  zieht  sich 
gerne  den  Kuf  des  Leichtsinnes  zu  (ävaxlsiav  xal  ^^dvfiCav).  Denn  recht  machen  kann 
man's  den  Leuten  nie;  ehe  sie  den  Menschen  recht  kennen,  ohne  dass  sie  ihn  genauer 
prüfen,  tadeln  sie  ihn  schon  auf  einen  flüchtigen  Blick  hin.  Daran  reiht  sich  nun  das 
Folgende:  Fremde  nun  müssen  unter  allen  Umständen  (frei  von  atiivotr^g)  entgegen- 
kommend sein  gegen  die  Stadt,  die  sie  aufgenommen;  ist  es  doch  selbst  von  Einheimi- 
schen nicht  zu  loben,  wenn  sie  hochfahrend  die  Wünsche  ihrer  Mitbürger  unberücksich- 
tigt lassen.    Av^där^g  ist  synonym  mit  asfivog,  nixqog  das  Gegenteil  von  d<p'  i^ovxov  no66g. 


11 

V.  222  (228)  f. 
ev  ip  ydq  tjv  fiot  navxa  yiyviiaxfiv  xaXäg 

'■■:,"■.'      '»diuOros  avS^üv  ixßäßrjx    ovfiog  noOig.  ■■'■';,■.:;« 

Die  ErMärung  Hermanns:  in,  quo  mihi  situm  erat,  ut  omnia  rede  tnstituerem, 
ist  doch  wohl  nicht  genügend,  da  institttere  hier  in  dem  Sinne  von  einrichten,  thun, 
zu  fassen  wäre,  den  es  kaum  hat,  wie  es  sich  denn  auch  an  der  von  Hermann  citierten 
Stelle  Iph.  Aul.  107  um  ein  Anordnen,  Beschliessen,  aber  nicht  um  ein  Thun 
handelt.  "Wollte  man  den  überlieferten  Text  um  jeden  Preis  festhalten,  so  würde  man 
entweder  annehmen  müssen,  dass  der  Infinitiv,  vor  dem  natürlich  Komma  zu  stehen 
hätte,  die  Stelle  des  Imperativ  vertrete  (an  dem,  wohlverstanden,  mein  alles  hing);  oder 
dass  er  nach  der  Analogie  von  inol  doxslv  und  ähnlichen  Ausdrücken  zu  fassen  sei  (wie 
ich  wohl  sehe,  wie  es  leider  klar  ist,  auf  das  Vorhergehende  oder  Folgende  zu  beziehen) ; 
oder  dass  man  nach  der  Konstruktion  Hermanns  —  da  die  beiden  vorausgehenden 
Erklärungen  manches  gegen  sich  haben  —  ungefähr  so  erklärt:  Denn  mein  Gatte,  der 
mir  es  möglich  machte  {iv  o)  fioi  )]v)  alles  recht  aufzufassen,  mich  in  alles  (recht)  zu 
finden,  selbst  die  Verbannung  recht  zu  beurteilen,  er  ist  mir  untreu  geworden,  und  es 
ist  mir  daher  unmöglich  am  Leben  ferner  noch  Geschmack  zu  finden  {ßtov/äqiv).  Indes 
wird  man  angesichts  der  beachtenswerten  Kotiz  des  Schol.,  dass  die  überlieferte  Lesart 
auf  Rechnung  der  Schauspieler  falle,  unbedenklich  yiyväoxw  xaXwg  schreiben  dürfen. 

226  (232)  ff. 

ag  nqäxa  /liv  det  pf^i^jüaro)»'  vnfqßoXfi 

TtoOiv  nqiaO-D-ai  äsonortjv  ts  OÜfiarog 

Xaßsiv  • 
Ich  halte  dafür,  dass  die  Fortsetzung  zu  nqäxa  /xtv  nicht  erst  229  (235)  in 
xdv  T^Trf'  dydv  iieyiozog  etc.  folgt,  auch  nicht,  wie  Klotz  meint,  bei  «s  xaivd  ä' rj-thj  etc. 
V.  232  (238),  sondern  in  deanovrjv  xe:  Die  Frau  muss  ihren  Mann  erstens  teuer  kaufen, 
und  muss  ferner  (zweitens),  was  noch  ärger  ist,  ihn  sich  als  Herrn  gefallen  lassen ;  dabei 
kommt  es  dann  noch  sehr  darauf  an,  ob  man  einen  guten  oder  einen  schlimmen  be- 
kommt. So  steht  121  (125)  ff.  ngära  fiiv  smelv  —  x?'J<^^"*  ^*5  ganz  ähnlich  ist  1069 
(1101)  ff. :  JTQWTOV  fiiV  onoog  &Qstf/ovOi  xaXüg  ßt'otov  -if  OTio&^ev  XtCipovOi  xexvoig-  Ixi  6' ex 
xovxarv  eh'  ini  <pXavQotg  eix'  enl  x^rfixotg  (lox^ovOi,  xöd'  ioxlv  aärjXov,  letzteres  {ßxi  &"  etc.) 
wie  oben  229  (235)  f.  xdv  r^jrf'  dyiov  fie'yiOxog,  rj  xaxov  Xaßetv  rj  xQrfixöv. 

V.  233  (239)  f. 
det  [idvxiv  eivai,  firj  fia&ovOav  oixö&ev, 
oxfii  fidXiOxa  xQt]Oexai  Ovvevvexrj. 

Man  hat  an  oxi^  Anstoss  genommen  und  0"^  oder  onmg  vorgeschlagen,  oder,  wie 
Schöne,  ortp  ungefähr  wie  oV<{>  erklärt.  Mir  scheint  es  dessen  nicht  zu  bedürfen,  wenn 
man  erklärt:  Sie  muss  eine  Prophetin  sein  (nemlich  um  zu  wissen,  wie  sie  sich  zu  ver- 
halten hat  in  ihren  neuen  Verhältnissen),  da  sie  von  Haus  aus  nicht  weiss,  wen  sie  ge- 

2» 


12 

rade  als  Gatten  haben,  wer  ihr  Gatte  sein  wird,  so  dass  sie  sich  frühzeitig  darauf  ge- 
fasst  machen  und  darnach  richten  könnte.  Natürlich  darf  man  dann  nicht  mit  Nauck 
(Eur.  Stud.  I  p.  115)  den  Fragesatz  von  fjtdvri,v  eivat  abhängen  lassen:  „sie  muss  Seher- 
g^e  liaben,  am  zu  wissen,  mit  was  für  einem  Manne  sie  es  zu  thun  haben  wird." 

'"  -  *  ■  V.  241   (247).  -I 

Tj/jiiv  6    ttvuyxrj  tvqo?  fiCav  tpvxfjv  ßXänsiv.  ' 

Nachdem  im  Vorhergehenden  gesagt  ist,  dass  der  Mann,  wenn  es  ihm  zu  Hause 
nicht  gefalle,  draussen  sich  bei  Freunden  oder  Altersgenossen  entschädige,  folgt  obiger 
Vers:  Wir  Frauen  aber  sind  auf  eine  Seele  angewiesen.  Welche?  des  Mannes  oder  die 
eigene?  Der  Scholiast  und  mit  ihm  die  meisten  Erklärer  sagen:  des  Mannes;  andere: 
die  eigene.  Ich  halte  es  mit  dem  Scholiasten.  Um  nicht  die  Gründe,  welche  für  diese 
Ansicht  von  anderen  schon  vorgebracht  wurden,  zu  wiederholen,  will  ich  die  Richtigkeit 
derselben  durch  Darlegung  des  Gedankenganges,  wie  ich  ihn  auffasse,  darzuthun  ver- 
suchen. Der  Mann  hat,  sagt  Medea,  ausser  seiner  Frau  noch  Freunde,  mit  denen  er 
sich  unterhalten  und  erheitern  kann;  die  Frau  hat  bei  der  Abgeschlossenheit,  in  der  sie 
bei  den  Griechen  leben  musste,  niemand  als  —  nicht  sich  selbst,  sondern  —  ihren  Mann, 
sie  ist  lediglich  auf  sein  Herz  angewiesen,  daher  oben  v.  222  (228)  sv  f>)  yag  rjv  /loi 
nävta  etc.,  das  förmlich  nur  ein  anderer  Ausdruck  für  nqog  fiCav  tpi'xrjv  ßlsneiv  ist. 
Ist  nun  das  eheliche  Verhältniss  getrübt,  die  Liebe  des  Gatten  erloschen,  sagt  Medea 
weiter  247  (253)  ff.,  so  ist  dieser  Verlust  noch  leichter  zu  ertragen,  wenn  man  in  der 
Heimat  lebt  und  unter  Freunden  {tfClmv  awovaia,  nicht  Verkehr  mit  Freunden,  was  dem 
TiQoi;  (iCav  ipvxT^v  ßksnsiv  bei  jeder  Erklärung  widerspräche) ;  sie  aber  empfinde  das 
eheliche  Zerwürfniss  {vßqC^oiiai,  nqog  dv^Qog,  die  Zurücksetzung)  ungleich  schwerer,  weil 
sie  auch  noch  heimatlos  sei,  und  niemand  habe,  zu  dem  sie  ihre  Zuflucht  nehmen  könne, 
wenn  sie  ihr  alles,  worauf  sie  einzig  angewiesen  ist,  ihren  Gatten,  verliert.  Zur  Verglei- 
chung  dürfte  noch  angezogen  werden  eine  Stelle  Fragm.  406,  wo  die  Männer  bedauert 
werden,  weil  sie  auf  eine  Frau  angewiesen  sind:  vvv  ä'  «?  fiiav  ßXsTrovOi etc.,  wo,  wie 
an  unserer  Stelle,  eine  und  mehrere  im  Gegensatze  stehen,  nicht  die  eine  (eigene) 
und  andere. 

V.  253  (259) 
ist  vielleicht 

ToaövSe  d'  ix  ßov  ivyxdveiv  ßovIrjOofiai 
zu  lesen  Vgl.  Soph.  Ant.  665. 

V.  256  (262). 

Nauck,  Eur.  Stud.  I  S.  116  hat  wohl  ganz  recht,  wenn  er  diesen  Vers  für  inter- 
poliert hält  (nach  282  (288)).  Ausser  den  schon  von  ihm  angeführten  Gründen  möchte 
noch  der,  weitere  dafür  sprechen,  dass  die  Antwort  des  Chors  261  (267)  sich  nur  auf 
eine  von  ihm  ausdrücklich  für  gerecht  erachtete  Rache  am  Gatten  bezieht.  Medea  scheint 
den  korinthischen  Frauen  vor  der  Hand  nichts  weiter  zuzumuten,  als  dass  sie  zu  dieser 


13 

an  dem  ihnen  fernstehenden  Jason  beabsichtigten  Bache  schweigen  mögen;  die  weiteren 
Absichten  werden  erst  367  (374)  ff.  und  deutlicher  noch  756  (77^)  ff.  enthüllt  Freilich 
schweigt  der  Chor  auch  dann  und  verrät  die  Anschläge  auf  sein  Herrscherhaus  nicht; 
aber  nicht  in  Folge  einer  gegebenen  Zusage,  wodurch  ei  mitschuldig  geworden  wäre,  son- 
dern vermöge  seiner  Natur,  die  es  mit  sich  bringt,  dass  er  commissa  tegat.  Es  ist  wohl 
zu  unterscheiden  zwischen  dem,  was 'der  Chor  entsprechend  seiner  Rolle  im  alten  Drama 
thut,  und  was  Medea  von  ihm  ausdrücklich  verlangen  durfte.  Er  konnte  die  Medea 
stillschweigend  gewähren  lassen,  aber  er  durfte  nimmermehr  die  feierliche  Zusage  geben, 
dass  er  sein  Herrscherhaus  vernichten  lassen  werde.  . 

v.  278  (284). 
OvjJLßttkksTtti  äi  TcoXXd  TovSs  äeifiarog- 

Es  wird  sich  grammatisch  kaum  rechtfertigen  lassen,  wenn  man,  wie  es  gewöhn- 
lich geschieht,  den  Genitiv  rov^s  äeifiarog  (qualitatis  oder  partitivus?  Eines  so  unwahr- 
scheinlich als  das  andere)  von  no^Xä  abhängig  annimmt:  multa  hujus  timoris,  i.  e.  quae 
hunc  timorem  exdtent,  oder  multa  quae  sint  ejus  timoris  i.  e.  quae  fadant  illum  timorem 
eumque  in  nobis  excitent.  Ebensowenig  wird  man  mit  andern  annehmen  dürfen,  dass  der 
Dichter,  da  er  doch  avi^ißakksvai  schrieb,  an  avkXafißuveax/^ai  gedacht  habe.  Man  wird 
deshalb  notwendig  ändern  müssen.  Mit  dem  Dativ  r^ide  dtifian,  wie  ihn  Schöne  vor- 
schlägt, ist  kaum  etwas  gewonnen,  da  er  eben  auch  nicht  statt  der  Präposition  «g  oder 
nqög  steht;  denn  an  der  von  ihm  citierten  Stelle  Plat.  Apol.  35  t6  fikv  fii]  dyaraxteiv 
inl  t6v%(q  «XXa  re  jxoi  noXXd  ^vußaXXstai  steht  nicht  der  Dativ  [loc  statt  slg  e/ie,  son- 
dern der  Infinitiv  vertritt  den  präpositionalen  Ausdruck.  Und  wo  sonst  avfißäXXofiai  wr» 
steht,  ist  ein  ti  oder  sTg  ti  entweder  ausdrücklich  dabei  oder  zu  ergänzen.  An  avXXafi- 
ßävsi,  wie  Weil  liest,  ist  das  Aktiv  in  dieser  Bedeutung  bedenklich.  Denn  auf  Iph.  Aul. 
160  kann  man  sich  nicht  füglich  berufen.  Vielleicht  ist  zu  lesen  avfißäXXsrai  J^  noXXd 
tovt'  ig  Sstfiä  fioi  (noXXd  Subjekt,  vgl.  Xen.  Cyr.  II,  4,  21),  oder  tovt  ig  dstfi  on  ooyii] 
nstpvxccg  etc.  (jioXXd  Acc),  vielleicht  auch  rovd    (=  ifiov)  ig  StT/i    ort  Oo^rj  jticpvxag. 

V.  290-298  (296—305). 
Die  Stelle  ist  ganz  rhetorisch  angelegt.  Medea  spricht  von  den  persönlichen 
Nachteilen  der  ao<pCa,  die  auch  sie  habe  empfinden  müssen.  Vorausgeschickt  ist  der 
allg.  Satz :  Der  ao^og  gilt  den  einen  (ffxaeotfft)  als  ein  aQyog  und  damit  dxQtiog  (zu  nichts 
nütze)  und  ist  daher  auch  nqoodv%r^g\  den  andern  (ffoyot?)  erregt  sein  Wissen  Neid, 
if&ovw  ävOfisvrj,  und  er  ist  daher  iniKp^ovog  und  XvTiqög.  An  den  Obersatz  reiht  sich 
der  Untersatz  an  iya>  dk  xavTtj  r^ode  xoivwvü  Tvx>jg  etc.  Sie  wird  von  dem  einen  be- 
neidet, den  anderen  ist  ihre  Weisheit  d.  h.  die  Beschäftigung  mit  derselben  ein  Stein  des 
Anstosses,  weil  sie  ihnen  als  d^y^a  erscheint.  Die  daraus  zu  ziehende  Lehre  geht  vor- 
aus in  V.  288  (294)  f.:  x?*?  ^'  ovnod^  oarig  uqxCtpqmv  näfpvx'  dv>]Q  naläag  neqiOOmg  ix- 
diädaxeO^ai  aofpovg.  Man  sieht,  dass  bei  dieser  Darstellung  und  Beweisführung  für  den 
aus  792  (808)  interpolierten  Vers  roTg  S '  iqOvxuCu,  %oTg  6i  S-atiQov  tqottov  kein  Platz  ist. 
Die  Gründe,  welche  sonst  schon  gegen  ihn  vorgebracht  worden  sind,  sollen  hier  nicht 
wiederholt  werden. 


14 

V.  292  (297).    ■ 
Man  könnte  daran  denken,  ob  nicht  statt  »atvd  vielleicht  xoivd  zu  lesen  ist,  im 
<jegensatz  zu  rüv  av  doxoivtwv  eiSevai  ti  noixCXov  xQe(oaiov  fo/utö^et?,*  xoiva  wäredanh 
allg.  Verständliches,  was  man  deshalb  dicht  für  Weisheit  gelten  lässt,  im  Gegensatz  zu 
dem,  was  über  den  Horizont  der  meisten  hinaus  ist. 

V.  323  (330). 
ßqoToTg  fqoattg  log  xaxov  (liya. 
Der  Satz  ist  vom  Dichter  wohl  absichtlich  in  dieser  Allgemeinheit  gegeben,  da- 
mit er  eine  mehrfache  Deutung  zulasse.  Man  ist  berechtigt,  ebenso  au  die  Liebe  der 
Medea  zu  Jason,  sowie  Jasons  zur  Glauke  zu  denken,  wie  schon  Schöne  bemerkt  hat, 
aber  auch  an  die  Liebe  Kreons  zu  seiner  Tochter,  um  deren  willen  er  ja  Medea  ver- 
bannen will.  In  gleicher  Weise  kann  die  Entgegnung  Kreons  im  folgenden  Verse:  ,je 
nachdem  sich  die  Verhältnisse  gestalten",  auf  die  Ehe  Jasons  wie  auf  die  Liebe  des 
Königs  zu  seiner  Tochter  bezogen  werden,  gleich  als  wollte  er  sagen:  Wer  weiss,  ob  es 
nicht  gut  ist,  wenn  ich  für  meine  Tochter  liebevoll  besorgt  bin  und  in  dieser  Fürsorge 
dich  verbanne?  Auch  im  nächsten  Verse  herrscht  wieder  Doppelsinnigkeit,  insoferne 
sich  als  Subjekt  zu  Xä&oi  sowol  Kreon  als  Jason  denken  lässt,  da  ja  unter  tcöv6s  xaxäv 
auch  die  Verbannung  verstanden  werden  kann. 

V.  327  (334). 
novovfifv  rjfietg  xov  novwv  xtiqt'jiiada. 
Mit  diesen  Worten  erwidert  Medea  die  Aufforderung  Kreons  im  vorhergehenden 
Verse :  (i  dnäkla^ov  növwv.  Der  Gedanke  ist  offenbar  wieder  doppelsinnig,  wie  das  so 
oft  bei  Euripides  und  andern  Tragikern  der  Fall  ist.  Je  nachdem  man  den  Ton  auf 
ij/i«g  oder  auf  novoiifiev  legt,  besagt  er  einerseits:  Die  Leidende  bin  ich,  nicht  die, 
welche  Leiden  braucht,  d.  h.  andern  Leiden  verursachen  will  oder  kann;  andererseits: 
Ich  leide,  will  keine  (neuen)  Leiden  d.  h.  ich  ertrage,  was  über  mich  verhängt  ist, 
will  nicht,  dass  man  mir  meine  Leiden  abnimmt  wie  du,  sondern  nur,  dass  ich  nicht 
neues  Leid  erfahre  (das  Exil). 

V.  353  (360). 
awrfJQa  xaxtöv  ist  nicht  attributiv  bloss  zu  x^öva  zu  nehmen,  sondern  prädikativ 
auch  auf  ngo^eviav  und  66fiov  zu  beziehen :  „Welche  Gastfreundschaft,  welches  Haus  oder 
welches  Land  wirst  du  finden,   das  dich  rettet  in  deinem  Unglück?"    Bei  dieser  Allge- 
meinheit der  Beziehung  kann  das  Maskulinum  aonfjga  nicht  auffallen. 

V.  397  (403)  f. 
ov  yeXmxa  Set  o'  offXsiv 
Tor?  2iav(psioig  TOig  %'  'läaovog  yäfioig. 
Es   will  mir  nicht  recht  einleuchten,   dass  Medea  sagen  soll:  „Du  darfst  dich 
nicht  lächerlich  machen  bei  der  Hochzeit,  der  Verbindung    des   Sisyphidengeschlechtes 


mit  Jason",  da  „sich  von  der  Hochzeit  oder  Ehe  auslachen  lassen"  doch  gar  za  sonder- 
bar klingt.  Dies  und  der  offenbare  Gegensatz  zu  Siav(peioig  etc.,  der  in  j'e^Maav  ea&kov 
TtuT^g  'HlCov  T  ano  liegt,  lässt  mich  vermuten,  dass  Geschlecht  mit  Geschlecht  ver- 
glichen wird,  das  des  Sisyphus  und  des  Jason  mit  dem  der  Medea,  die  von  Helios 
stammt.  Vielleicht  ist  also  xoXg  Iiavtpeioig  ToTg  %  'laaovog  äofioig  zu  lesen.  Vgl.  548 
(562);  594  (607);  778  (794).  O' 

V.  417  (429)  f. 
(laxQdg  S'  aidav  s%bi 
noXi.u  fiiv  dfiBTsqav  dvdgoöv  ts  (lotgav  tlntlv. 
Der  Sinn  kann  nicht  sein :  „Die  Vergangenheit  böte  viel  Stoff  zu  reden  von  un- 
serem Lose  (i.  e.  unserer  Untreue)  und  viel  von  dem  (der)  der  Männer",   weil  damit 
voll  Seite  des  Chors  vielfache  Untreue  der  Frauen   zugestanden  wäre.    Dieser  Sinn 
aber  ergibt  sich  notwendig ,  wenn  man  noXXd  (ihv  tcfitTSQav  dväqäv  te  (ioTquv  für  nolkd 
(ihf  diieriqav  noXld  Si  dvdqmv  /loiqav  nimmt.     Der  Chor  will   vielmehr   den  Ruf  der 
Frauen  wahren  und  sagen:  es  Hesse  sich  viel  sagen  über  den  Anteil  an  Untreue,  der 
uns  und  der  die  Männer  trifft,  also  wie  weit  wir  und  wie  weit  die  Männer  diesen  Vor- 
wurf verdienen.    Es  liegt  darin  offenbar  der  Gedanke :  Für  die  Schlechtigkeit  der  Männer 
könnte  zwar  die  ganze  lange  Vergangenheit  Beweise  genug  liefern ;  aber  ich  sehe  davon 
ab  und  bleibe  bei  dem  einen  Falle,  dem  deinigen,  stehen:  aii  di  etc.;  der  Gegensatz 
zu  noXXd  fih>  etc.  folgt  also  in  av  rfe. 

v.  515  (529)  f. 

aol  <f'  £ört  /liv  rorg  keTtrog,  dlX"  iniipd-ovoi 

Xöyog  äisXxi-eTv,  wj  "Egiog  a'  rjvdyxaGs  etc. 
Die  Stelle  verliert  alle  Schwierigkeit,  wenn  man  emyi&ovog  Xöyog  SteXS^eTv  als 
gleichbedeutend  mit  initp^ovov  einsiv  nimmt,  was  es  sicher  ist.  Dann  sagt  Jason:  Du 
hast  zwar  einen  feinen  Verstand  (um  es  einzusehen),  aber  die  Behauptung,  wenn  man 
sie  ausspricht,  {SieXd^slv  epexegetischer  Infinitiv)  ist  dir  unangenehm,  d.  h.  also :  Du  musst 
es  wohl  selber  einsehen,  so  unangenehm  es  dir  auch  ist,  wenn  man's  sagt,  dass  Eros 
dich  gezwungen  etc.  Man  vergleiche  die  dem  enitpO^ovog  Xoyog  disX&eiv  ganz  analoge 
Stelle  Soph.  Phil.  81  Jjrfi)  y"Q  ^"i  xtrj/xa  vrjg  rtxij;  Xaßtlv,  sowie  unten  1165  (1196) 
nXfjv  T(i>  T€x6vTi  äv^ia&ijg  tSetv  (schwer  zu  erkennen,  wenn  man  sie  ansah).  Aenderuiv- 
gen  am  Texte  sind  darum  durchaus  nicht  notwendig  oder,  in  der  Gestalt  wenigstens, 
wie  sie  Härtung  und  Weil  vorgenommen  haben,  auch  nur  wünschenswert.  Ein  Muster 
von  Unklarheit  (nicht  bloss  für  Schüler)  scheint  mir  die  Note  Schöne's  zu  dieser  Stelle. 

V.  524  (537)  f. 
,    dCxrp>  inlOvaGai 
vö/ioig  TS  ;f^r;(r^at  jttij  Trpö?  to%vog  xdqiv. 
Euripides  stellt  offenbar  die  athenischen  Einrichtungen,  welche  auf  selbstgegebe- 
nen Gesetzen  beruhten,  dem  Absolutismus  nichtgriechischer  Staaten  entgegen.    In  Athen, 


■=y 


16 

■wie  fiberhaupt  in  Griechenland  herrschen  Recht  und  Gesetze,  und  zwar  Gesetze,  welche 
nicht  die  Laune  eines  Tyrannen  aufgestellt,  sondern  das  Volk  selber  sich  gegeben  hat. 
Demnach  ist  fir}  uQog  iaxvog  x<^ß(v  sc.  xei^iävoig  oder  wßi  nähere  Bestimmung  zu  vo/iotg, 
ein  Komma  also  selbstverständlich  nach  xg/rjadai  nicht  möglich.  Du  hast,  sagt  Jason, 
Recht,  rechtliche  Zustände,  kennen  gelernt  und  zu  leben  unter  Gesetzen  (nicht  sie  zu 
üben ,  wozu  sie  ohne  Herrschaft  nicht  in  der  Lage  war) ,  die  nicht  nach  dem  Belieben 
der  Gewalt,  nach  Willkür  gegeben  sind;  du  weisst,  was  es  um  das  Recht  ist,  um  das 
Leben  in  einem  Rechtsstaate. 

V.  577  (591)  f. 

ov  zovTo  O    f'jf**'»  ccXXa  ßccQßaQOV  Xe'xog 

ngog  yj/pa?  ovx  evSo^ov  i^eßaive  Ooi. 
Nachdem  Medca  die  wolwollenden  Absichten,  durch  welche  Jason  zur  Eingehung 
einer  Ehe  mit  der  korinthischen  Königstochter  bestimmt  worden  sein  wollte,  mit  der 
Bemerkung  zurückgewiesen:  „wenn  er  es  so  gut  mit  ihr  gemeint,  so  hätte  er  ihr  ja 
Mitteilung  machen  und  ihre  Zustimmung  einholen  müssen",  und  Jason  darauf  entgegnet, 
dass  sie  diese  Zustimmung  doch  nicht  gegeben  haben  würde,  kann  Medea  kaum  anders 
fortfahren  als:  nicht  das  genierte  dich,  nicht  die  Ueberzeugung,  dass  ich  meine  Ein- 
willigung doch  nicht  gebe,  hielt  dich  ab,  mir  Mitteilung  zu  machen,  sondern  der 
Wunsch,  um  jeden  Preis  an  Stelle  der  Barbarin  eine  eingeborne  Fürstin  zu  heiraten 
—  was  du  mir  freilich  nicht  sagen  konntest.  Nauck  (Eur.  Stud.  1. 121)  hat  darin  wohl 
recht,  dass  Medea  sagen  muss:  nicht  das  hielt  dich  ab  etc.;  aber  eine  Aenderung  in 
ttQye  scheint  deshalb  nicht  geboten,  da  fx'^  selber  nicht  selten  in  diesem  Sinne  vor- 
kommt, wofür  das  Lexikon  Beispiele  genug  aufweist.  Freilich  liesse  sich  aus  der  allge- 
meinen Bedeutung  von  «x«  halten  möglicherweise  statt  abhalten  auch  anhalten 
ableiten,  und  man  kann  begreifen,  wie  andere  erklären:  nicht  das  bestimmte  dich, 
nemlich  mir  nichts  zu  sagen.  Dagegen  dürfte  es  unzulässig  sein,  rovto  auf  das  voraus- 
gehende T^äs  Xöyo^  zu  beziehen  und  zu  erklären:  nicht  diese  Erwägung  (wie  zu  helfen) 
bestimmte  dich,  mich  zu  verlassen,  da  es  sich  ja  jetzt  nicht  um  das  Verlassen,  sondern  um 
die  Art,  ob  hinterrücks  oder  auf  dem  Wege  gütlichen  Uebereiukommens,  also  um  Mit- 
teilung der  Absicht  handelt. 

V.  586  (600). 
ötaSh    WS  fiertv^f]  xai  Gogxore'Qa  giatj^; 
Der  Satz   wird  nicht  bloss  eine  zuversichtliche  Behauptung,  dass  Medea  ihren 
Wunsch  noch   zurücknehmen  werde  (in  welchem  Falle  besser  oid'  wg  fitTtv^rj  gelesen 
würde),  sondern  eine  Aufforderung  Jasons  enthalten,  den  vorausgehenden  Wunsch 
/irj  fioi  yeve'Gd-w  XvTiQog  ev6aifimv  ßCog 
fiTjd '  (iXßog  oOug  rrjv  in>]v  xv(^oi  (pqtva 
in  einer  Weise  zu  modificieren,  wie  in  den  nächsten  zwei  Versen  587  (601)  f.  angegeben 
wird.    Dabei  entspricht  v.  587  (601)  dem  v.  584  (698)  u.  588  (602)  dem  v.  585  (699). 
Also  Jason  sagt:  Weisst  du  wie  du  deinen  Wunsch  modificieren  und  so  weise  erscheinen 


V    1 


r  -  . 

17 

seilst?  Du  sollst  statt  /*tj  ftot  yävono  IvTigds  tvdatiiwv  ßiog  wünschen,  dass  dir  das 
Gute  nicht  schlecht  vorkomme,  und  statt  (itjS'  oXßo(  oaui  tijv  ifiijv  xviCoi  yiqiva,  dass 
da  nicht  im  Glflcke  dich  unglücklich  fühlest.  Man  hat  statt  iierev^tj  und  giav^  die  „atti- 
schen" Formen  jucrcv^«  und  <jpai'cr  gesetzt,  weil  man  das  Futur  Tor  sich  zu  haben  glaubte; 
Elmsley  hat  mit  Unrecht  den  Imperativ  /xstsv^ui  verlangt  und  xal  aogmors^a  g>avet  in 
Parenthese  genommen.  Mezsi^-Q  ist  Conjunct.  exhortat.  {pla&'  Sg  ae  idsi  fierev^aa&at 
sagt  der  SchoL),  und  statt  <pavy  ist  ebenfalls  der  Conj.  (jpav^s  zu  lesen,  worauf  die 
Scholiasten  hinweisen,  die  dafür  auch  ^atvjj  und  ytr^  setzen.  Vgl.  die  ganz  ähnliche 
Stelle  Soph.  Oed.  C.  75  olad-'  «g  vvv  fui}  oy>€ti.ijg:  weisst  du  wie  du  dich  jetzt  vor  einem 
Fehltritt  hüten  sollst? 

V.  628  (642). 
xqCvoi  Xe^i}  ywaixüv. 
Angesichts  dessen,  dass  der  Chor  um  dntokäfiovg  tvvdg  bittet ,  also  jeden  Zwie- 
spalt schon  von  vornherein  ausgeschlossen  wissen  will,  wird  man  nicht  die  gewöhnliche  Er- 
klärung annehmen  können:  Möge  Kypris  ehelichen  Streit  schlichten,  was  auch  Ht'xi] 
nicht  heisst,  und  was  schlecht  zuywatxwv  passt,  da  dieser  zwischen  beiden  Gatten,  nicht 
bloss  unter  den  Frauen  zu  schlichten  wäre.  Man  wird  die  Erklärung  Schöne's  für  rich- 
tig halten  müssen:  Mögen  sie  sich  für  die  Ehe,  d.  h.  die  ehelichen  Rechte  der  Frauen, 
entscheiden,  diese  Rechte  wahren.  Dass  dabei  ein  Seitenblick  auf  die  Verletzung  dieser 
Rechte  bei  Medea  geworfen  wird,  versteht  sich  von  selbst.  Die  hier  angenommene  Be- 
deutung von  xQivw  wird  genügend  belegt  durch  Eur.  Heracl.  197  al  loyorg  xqivovai  aovg 
(woraus  Nauck  mit  Unrecht  xQavovai  gemacht  hat);  Rhes.  655  Aesch.  Ag.  471  x^iva»  rf* 
aqid-ovov  öXßov.  Suppl.  395  xqtve  Gißag  ro  nqog  -d-tüv.  Möglich  dass  auch  Eur.  Suppl. 
375  t(  fioi  noXig  xqivsi  nort   statt  xQavtt  zu  lesen  ist. 

V.  692  (708). 
Xoyp  l^iv  ovxh  xaQTfQsTv  6i  ßovXfxai. 
Die  gewöhnliche  Erklärung:  „Mit  dem  Munde  lässt  er's  nicht  zu,  doch  will  er's 
ertragen",  kann  nicht  genügen,  da  Medea  unmöglich  das  ertragen  nennen  kann,  was 
dem  Jason  nach  ihrer  Ansicht  und  Darlegung  erwünscht  war.  Zu  einem  „Sarkasmus" 
aber,  wie  Weil  meint,  ist  die  ganze  Stelle  gar  nicht  angethan,  woran  ein  Hinweis  auf 
682  (698),  684  (700)  .nichts  ändern  kann,  da  dort  sich  gleichfalls  keine  Spur  davon  findet. 
Man  könnte  nun  daran  denken,  xaqtfQsTv  im~  Sinne  von  Widerstand  leisten  zu  neh- 
men, wie  es  ja  der  Schol.  auch  durch  dvTe'xfiv  erklärt:  „Mit  dem  Munde  lässt  er  es 
nicht  zu,  sondern  er  will  (auch  mit  dem  Munde  nur)  Widerstand  leisten."  Dabei  läge 
der  Gegensatz  von  Xoy^t  (liv  nicht  in  xaQTtQetv  6e,  sondern  in  einem  leicht  zu  ergän- 
zenden: in  Wirklichkeit  aber  ist  es  anders.  Aber  ob  xagregür  ohne  nähere  Bezeich- 
nung diesen  Sinn  haben  kann,  wage  ich  nicht  zu  behaupten.  Es  wird  demnach  nichts 
anderes  übrig  bleiben,  als  zur  gewöhnlichen  Bedeutung  von  xaffreQeTv  „standhaft  ertragen" 
zurückzukehren,  aber  nicht  Jason,  sondern  Medea  als  Subjekt  dazu  zu  nehmen.  Und 
dem  sollte,  meine  ich,  nichts  im  Wege  stehen.    Wenn  man  bedenkt,  dass  aus  fi  eXavva 


690  (706)  zu  i^  961  (707)  ae  ilavveiv,  m  loy^  fiiv  w%t  offenbar  auch  wieder  i$  fia 
ilttvvetv  oder  ilaivta-lHn  zu  ergänzen  ist,  wird  man  dasselbe  jtte  sc.  ilcn)vofiivr]v  auch 
als  Subjekt  zu  xctQreQeTv  noch  nehmen  dürfen.  Debrigens  könnte  y.  443  (456)  oqy«S 
äq^Qow  xal  a  ißovXoiirjv  fiiveiv,  worauf  sich  unser  Vers  zunächst  zu  beziehen  scheint, 
auf  den  Gedanken  bringen,  dass  zu  lesen  ist:  loy^  fiiv  ovxi  »al  fiävetv  fie  ßwUeran 
Mit  dem  Munde  freilich  (Gegensatz  zu  ergänzen)  sucht  er's  zu  verhindern  (ovx  if)  und 
will,  dass  ich  bleibe. 

Wenn  einmal  KAIMENEIN  in  KAPTEPEIN  verderbt  war,  lag  die  Aenderung 
von  fii  in  da  nach  dem  vorausgegangenen  fidv  sehr  nahe. 

V.  699  (715). 

xavioq  oXßiog  &ävoi(. 

Die  Stelle  schien  Nauck  und  Schneidewin  so  unpassend,  dass  der  eine  da- 
fttr  Calais  gesetzt,  der  andere  ß&^vocg  vorgeschlagen  hat.  wovon  eines  so  unwahrschein- 
lich ist  als  das  andere.  Nicht  viel  besser  als  diese  „Verbesserungen"  dünkt  mir  die  Er- 
klärung von  Klotz,  wornach  oXßiog  den  mit  Kindern  gesegneten  bedeute ;  was  sollte  denn 
dann  avrog,  wenn  in  ö).ßiog  dasselbe  ausgedrückt  wäre,  wie  in  dem  vorausgehenden  iQtag 
nadtüv  Tf XtGqioQog  yevoiro?  Ich  denke,  man  muss  die  Stelle  im  Hinblick  auf  die  seit 
Solon  geläufige  Ansicht  erklären,  dass  nur  der  wahrhaft  glücklich  (olßiog)  heissen  könne, 
der  auch  noch  am  Ende  seines  Lebens  glücklich  war ,  d.  h.  glücklich  gestorben  ist. 
S.  Herod.  I,  32.     Vgl.  auch  Eur.  Troad.  509  f.:  twv  d'  svJaifiövoav 

/.irjS^va  vofiiCsr'  svrvxeTv  ttqIv  av  -D-dvri. 
Andr.  100  ff. :  X?*?  ^    ovnor    elnetv  ovdsv    oXßiov  ßQor  öiv, 

TTQiv  av  ■&av6vT0g  trjv  TsXtvtaiav  Wjjs 

ontag  nsqaOag  r^fiegav  rj^fi,  xaxw. 

V.  713  (729). 

ex  tijaäe  6     avrrj  yfjg  anaXXäaOov  n66a. 

Ohne  mit  Nauck  darüber  zu  rechten,  ob  der  Vers  echt  oder,  wie  er  meint  (Eur. 
Stud.  I  p.  122  f.),  als  ,, höchst  unnütz"  auszuscheiden  ist,  dürfte  doch  zu  bemerken  sein, 
dass  die  Redeweise  dnaXXäaoov  noSa  nicht  so  gar  auffallend  ist,  dass  sie  durch  die  von 
ihm  angeführten  Stellen  El.  94. 1173;  Pancrates  bei  Ath.  XI  p.  478  B.,  wo  ßaivw  mit  nöS« 
verbunden  ist,  bloss  „entschuldigt"  wäre.  Nauck  verweist  selber  auf  Lobeck  zu  Soph.  Ai. 
p.  87,  wo  Beispiele  genug  auch  von  Zusammensetzungen  mit  ßaivm  und  mit  anderen 
Verben  des  Gehens  (wie  Ale.  869  snl  yaiag  nöSa  ne^tvutv)  angeführt  werden,  die  in  gleicher 
Weise  mit  noia  verbunden  erscheinen.  Eur.  Phoen.  1412  steht  statt  noda  auch  xüXov. 
Daraus  dürfte  hervorgehen,  dass  die  Verben  des  Gehens  überhaupt  diesen  Acc.  zu  sich 
nehmen  können;  anuXXäaaov  ist  nun  hier  auch  ein  solches.  Die  Erklärung  desselben 
ist  nach  meiner  Ansicht  auf  den  in  der  griechischen  Sprache  häufigen,  in  den  mannigfal- 
tigsten Formen  sich  findenden  Acc.  des  innem  Objektes  zurückzuführen,  so  dass  noia 


'  19  ,        . 

fiuCvo  eigentlich  statt  ßtiaiv  ßalvu,  also  noia  dnttXkäaaov  ursprflnglich  i&t  dnaiXccYfjv 
änuiXäaaov  Steht.  Ganz  ähnlich  sind  die  von  Lobeck  1.  c.  p.  88  angeführten  Verbindun- 
gen von  yaCvm  Otofia,  sowie  Eur.  Hei.  948  ßXäg>a^  daxqvoai  statt  idx^a  icut^vOat. 

'  ;"'■";:"■   ;":''■   v-v'   V.  765  (781)  f.     ■■    ■;  :'r /"''":  ■■■'^■\ 

'.j^^  ovx  0)5  Xmovaa  noXtfiiag  inl  x^vog  ■;    ■.:;" 

eX^Qotai  naldaq  rovg  ifiovg  xa-dvßqCOai.  -,'■,■' 

Es  ist  etwas  gewagt,  deshalb,  weil  unten  v.  1030  (1060)  f. 
ovzoi  Tctn   iatai,  Tov-d-'  onoag  ix'&QoTg  eyw 
naidag  naqrjOo)  Tovg  ifiovg  xadvßqiOai 

steht,  gleich  anzunehmen,  dass  der  zweite  der  obigen  Verse  der  eben  angeführten  Stelle 
entnommen  und  hier'  interpoliert  sei,  zumal  durch  seine  Entfernung  der  erste  Vers  doch 
nicht  geheilt  wird.  Denn  der  Aorist  hnoiaa  ist  nun  einmal  nicht  denkbar.  Anderer- 
seits ist,  wenn  man  auch  Xina  o<ps  korrigiert,  der  folgende  Vers  der  Stimmung  der  Me- 
dea  so  angemessen,  dass  man  ihn  ungern  vermisst.  Soll  er  nun  gehalten  werden,  so 
dürfte  statt  Xina  a<fs  zum  Ausdrucke  des  unwahren  Grundes  ein  Participium  futuri  oder 
Präsentis  vorzuziehen  sein.  Vielleicht  ist  rftrforffa  zu  lesen:  nicht  als  ob  ich  meine  Kinder 
den  Feinden  preisgäbe  (preisgeben  wollte),  um  in  Feindesland  sie  zu  misshandeln  etc. 
Wenn  naXSag  toitg  ifiovg  auch  in  v.  766  (782)  nochmal  steht,  nachdem  es  oben  in  v.  764 
(780)  dagewesen,  so  könnte  das  seinen  Grund  in  dem  Gegensatze  zu  dem  folgenden 
natSa  ßaOiXiuig  haben. 

V.  769  (784)  flf. 

nifirpui  yccq  ccmovg  Süq'  e^'^vrag  iv  x^QoTv, 

vififfffi  qisQOVTag,  tr^vSe  firj  gtevysiv  x^öva, 

Xantov  TS  rtinkov  xccl  nXoxov  xQvOrJXuTov. 
Viele  und  sehr  bedeutende  Kritiker  wollen  die  beiden  letzten  Verse  als  unecht 
angesehen  wissen,  andere  tilgen  den  zweiten,  der  auch  in  einer  Handschrift  fehlt,  oder 
den  dritten,  der  aus  925  (949)  interpoliert  sein  soll.  Da  aber  ^üqu  doch  wohl  näher 
zu  bezeichnen  war,  wenn  man  nicht  an  dem  772  (788)  Folgenden  Anstoss  nehmen  soll, 
so  muss  jedenfalls  der  dritte  Vers  gehalten  werden;  Wiederholungen  sind  da  kaum  zu 
vermeiden,  wo  eben  dieselbe  Mitteilung  zweimal  zu  machen  ist.  Aber  auch  der  zweite 
Vers  ist  ganz  am  Platze,  soferne  man  ihn  nach  dem  dritten  stellt,  wo  er  sich  auch  in 
einer  Handschrift  findet;  es  ist  also  zu  lesen: 

ntfiipo)  yaq  avzovg  dcö^'  i'xovTag  iv  x^^olv, 

kemöv  T«  nsnkov  xai  nXoxov  ;t^0ifAarov  '" 

vvfi<prj  (päqovTagj'T/^vde  fi^  yievytiv  x^öva. 

„Ich  werde  sie  mit  Gescheuken  in  den  Händen  hinschicken,  nemlich  bringend  der  Braut 
etc.",  so  dass  ^igovrag  mit  seinem  Objekte  die  nähere  Erklärung  von  rfcSp'  tx»*^««»  nicht 
Xenrov  rs  nenXov  xai  nXoxov  xQixffjXatov  Erklärung  von  äw^a  ist,  nach  xQ*'0''jXovov  alap 
keine  Interpunktion  zu  stehen  hat.  v     t 


I 

20 

V.  788  (804). 

Der  Genitiv  tijs  vsoCiyov  vvfiqirjs  dürfte  nicht  einfach  von  wxvwff«  regiert  sein, 
sondern  entsprechend  dem  Gegensatze,  der  in  «^  i/iov  und  vijg  vsotvyw  vvftgirjg  liegt, 
aus  dem  vorhergehenden  Verse  noch  s^  herabwirken.  „Er  soll  weder  von  mir  Kinder 
am  Leben  sehen,  noch  von  (mit)  der  Neuvermählten  ein  Kind  erzeugen",  so  dass  er  also 
von  beiden  keine  Kinder  hat.    Sie  will  den  Jason  nemlich  mit  Kinderlosigkeit  strafen. 

V.  815  (835)  ff. 

Tov  xalXivaov  t'  ano  Kt]g)iaov  ^oaig 
rdv  KvTiQiv  xXrj^ovaiv  dtfvoaafiivav    ■ 
Xtitqav  xazanvevaui  [ittqCag  aväficav 
Tjivnvoovg  avQag. 

Was  Nauck,  Eur.  Stud.  I.  126  ff.,  von  dieser  Stelle  sagt  und  wie  er  sie  mit  Hin- 
weglassung  von  xlsivorätav  aoq>iav  und  i^äiTtivovg  avQag  gestalten  will,  das  ist  äusserst 
bestechend;  wenn  ich  ihm  nicht  ohne  weiters  zuschwöre,  geschieht  es,  weil  er  mich  nicht 
genügend  überzeugt  hat,  dass  xletvorciTav  aotpiav  aus  dem  folgenden  del  oder  wie  er 
meint  xäsi  entstanden  sein  soll.  Ich  halte  also  die  handschriftliche  Ueberlieferung  fest. 
Ohne  das  in  allen  Codices  stehende  ^oaTg  und  x<»eav  zu  ändern,  nehme  ich  nur  die  Va- 
riante eJTt  für  dno,  und  konstruiere:  xal  tiJv  Kvnqiv  xlrj^ovOiv  im  raig  tov  xaXXivdov 
KrjyiOov  ^oaig  /itTQiag  avt'/iKov  rjSvnvöovg  avqag  dfpvßOafis'vr^v  xaranvevßai  rrjv  x(öqav, 
SO  dass  der  Acc.  avqag  von  cc<pvaaafiävrjv  und  der  Acc.  xwp«»'  von  xatanvsvoai  (vgl. 
Soph.  Phil.  823  xataaxaieiv)  regiert  ist:  Kypris  hat,  sagt  man,  an  des  Kephisus  Fluten 
milder  Winde  {fievqCag  aväfKüv  «vqag  per  enallagen  statt  nerqCmv  dväfioav  avgag)  liebliche 
Lüfte  geschöpft  und  damit  angeweht  das  Land.  Will  man  statt  sttI  ^oaTg  mit  Härtung 
dno  ^oäv  lesen,  so  erlangt  man  die  gleiche  Konstruktion;  indes  scheint  mir,  dass  man 
kühlende  Lüfte  mehr  am  Wasser  als  aus  dem  Wasser  schöpfe. 

V.  832  (856)  ff. 

no-d-tv  it-QKOog  ri  cpQsvog  tj 
XfiQi;  täxvov,  Ge-9-sv 
xaq3ia  zs  Xrjrpet. 

So  liest  Nauck ,  indem  er  durch  eine  leichte  Veränderung  das  ganz  unerklär- 
bare zäxvoiv  in  Täxvov  verwandelt.  Durch  diese  Verbesserung,  die  nunmehr  auch  Kirch- 
hoff angenommen  hat,  dürfte  die  Stelle  geheilt  sein.  Denn  nicht  bloss,  dass  der  Sinn 
klar  ist,  auch  an  dem  Wechsel  des  Genit.  und  Dat.  ist  schon  aus  dem  Gruhde  kein 
Anstoss  zu  nehmen,  weil  i)-qdaog  eigentlich  zweimal  zu  denken  ist,  einmal  zu  yqsvog 
und  dann  wieder  zu  xsiqI  xaQäCtf  t«  und  zwar  in  verschiedener  Beziehung,  da 
yqtvog  offenbar  auf  den  Entschluss,  x*«?»  nnd  xaqSiif  auf  die  That  geht.  „Woher  wirst 
du  nehmen  die  Kühnheit  des  Entschlusses  und  die  Kühnheit  für  deinen  Arm  und  dein 
Herz  ?"    Man  sieht  also,  dass  ipQsvog  und  xaqdiif  in  ihrer  Bedeutung  verschieden  sind. 


u 

▼.836  (860)  S. 

nüf  i'  o/ificefa  nQoßßalovßa  <  ^^ 

Täxvtng  adaxqvv  fimqav  «.-.i.- 

'.':••      '-■■':■  axijoeis;  q)ovtp  ov  dwäoei  ,  ,). 

,..    ,  ti;  .,•,'..   ,-  ",  Ttaiämv  txsxäv  nnvovxtov  •        ^     - 

-Ä>  räy^M  räga  aoivCav  ,.  .";  -  , 

,    ,-  TXafion  Sv/iif.  "    ';■; 

So  Nauck  und  Kirchhoff.  Die  Handschriften  sprechen  mehr  für  <T;c^ffst;  (povov;, 
wie  mit  Becht  Klotz  und  Weil  lesen.  Aber  auch  die  Wortstellung  yowj)  ov  dvvuaet 
scheint  unnatürlich,  da  ja  nicht  auf  g)6voi,  sondern  auf  ov  dwäasi  der  Nachdruck  liegt, 
während  für  die  Verbindung  ixotqav  (povov  unten  962  (987)  jiotqav  ^avdvov  zu  vei^leichen 
ist.  Endlich  dürfte  auch  die  Verbindung  yov^)  Tsy^ai  x«V*  fpoiviav  eine  Tautologie  ent- 
halten, da  in  <poiviav  schon  liegt,  was  auch  yöw.)  besagen  würde.  Es  wird  also  ax^aen 
yiovov;  beizubehalten  und  zu  erklären  sein:  Wie  wirst  du,  auf  die  Kinder  die  Augen 
richtend,  ein  tränenloses  Todeslos  aushalten,  d.  h.  ohne  zu  weinen,  sie  zu  morden  ver- 
mögen ?  Nein,  du  wirst  nicht  im  Stande  sein,  wenn  die  Kinder  flehend  niederfallen,  die 
Hand  blutig  (mit  Blut)  zu  netzen  mit  verwegenem  (unbeugbarem)  Sinne. 

V.  870  (894). 

Da  nach  972  (1001)  der  Hofmeister  mit  den  Kindern  aus  den  Gemächern  der 
Glauke  kommt,  muss  er  bei  951  (975)  auch  mit  ihnen  hineingegangen  sein.  Daraus 
folgt,  dass  hier  die  Kinder  in  Begleitung  des  Paidagogos  auf  die  Bühne  treten  und  zwar 
aus  den  Gemächern  der  Medea,  wohin  sie  bei  1048  (1080)  zurückkehren,  und  wohin 
ihnen  der  Erzieher  wohl  schon  bei  990  (1020)  vorausgegangen  ist.  Zu  letzterer  Annahme 
bestin^mt  nicht  bloss  die  Weisung  der  Medea  989  (1019)  f.,  sondern  auch  der  Umstand, 
dass  diese  in  Anwesenheit  des  Erziehers  wohl  manches  von  der  folgenden  Rede  hätte 
verschweigen  müssen,  was  sie  vor  den  Kindern,  denen  das  nicht  verständlich  war,  sagen 
konnte. 

v.  902  (926)  f.  ' 

lA.  ■d-dqGsi.vw  €v  ydq  Tmv6'  iym  &rjGfo  rtäQt. 
MH.  ägdaut  TäJ\ 

Schenkl,  Zeitschr.  f.  d.  österr.  Gymn.  1854  tadelt  es,  dass  Schöne,  und  in  der- 
selben Zeitschr.  1868  S.  338,  dass  Klotz  in  seiner  Ausgabe  der  Medea  nicht  auf  den  in 
dqdaw  tdS'  liegenden  Doppelsinn:  i^aqqiqow  und  ti  i^aw  Tteql  twvSe  hingewiesen  habe. 
So  häufig  derartige  doppelsinnige  Stellen  sind,  hier  wird  es  doch  unmöglich  sein,  in 
iQdato  etwas  anderes  zu  finden  als  die  Zusage  des  &aqqsiv.  Sollte  Medea  sagen  wollen, 
«lass  sie  die  Kinder  wohl  versorgen  werde ,  so  musste  doch ,  von  dem  folgenden  «wVot 
aoTg  dnuftTJam  loyoig  gar  nicht  zu  reden,  der  Gegensatz  notwendig  durch  eyu  ange- 
deutet sein. 


2» 

V.  910  (930)  ff. 

xafiai  täd'  iOxl  X^Ora,  yiyvilMfxm  xaXwi, 
ftijt'  i/inoJwv  Ooi  ftijts  xotQavotg  x^^'^S 
,.-...        vaUiv,  Soxä  yaQ  ävOfisvi^g  tlvai  iofiotg.       •';.,•.       - -•;..*-,     k;r 

Kaftoi  scheint  im  Gegensatz  zu  dem  vorausgehenden  rv^amw«;  auch  mir  heissen 
zu  sollen,  wie  auch  der  Schol.  xdfiol  vää '  iovl  h^aza  mit  xajuol  avi^  awaqeoxei  erklärt. 
Das  wird  erreicht,  wenn  man  xa/tot  nicht  mit  dem  vorausgehenden  insl  verbindet,  son- 
dern die  obigen  Verse  parenthetisch  nimmt.  Möglich  ist,  dass  xajuQi  yaq  statt  xdfioi  »arf ' 
zu  lesen  ist,  bei  obiger  Auffassung  aber  nicht  notwendig. 

V.  920  (944). 

xai  neCOfiv  ys  do^d^a»  ötp    iyw. 

a^e  für  avtav  zu  nehmen,  wie  der  Schol.  will,  widerspricht  nicht  bloss  der  Gram- 
matik, da  dann  ein  Subj.  fehlte  (arVijr),  sondern  namentlich  der  Motivierung  im  nächsten 
Satz:  wenn  sie  anders  wie  andere  Frauen  guten  Worten  ihres  Gatten  —  wie  es  der 
Schol.  selber  erklärt  —  zugänglich  ist  {^Ckavdqoq).  „Ich  hofle  sie  zu  bestimmen,  dass 
sie  den  Vater  bittet,  wenn  sie  anders  wie  andere  Frauen  ihrem  Mann  gegenüber  schwach 
ist."  Dass  es  sich  um  die  Ueberredung  der  Glauke  handelt,  geht  klar  auch  aus  dem 
Folgenden  hervor,  wo  Medea  sagt,  sie  wolle  den  Jason  in  dieser  Aufgabe  unterstützen 
durch  Geschenke,  die  sie  ihm  schickt,  und  die  gewiss  ihre  Wirkung  bei  ihr  thua 
werden.    Derselbe  Gedanke  kehrt  938  (962)  wieder. 


v.  942  (966)  fif. 

xeivtjg  o  dttifi(i)v,  xttva  vvv  av^ei  it-sög' 
via  wqavvtl. 

Weil  glaubt,  dass  Medea  mit  diesen  Worten  andeuten  wolle,  wie  der  reiche 
Schmuck,  ein  Erbstück  von  ihrem  Grossvater  Helios,  sich  für  die  im  Glücke  schwelgende 
junge  Fürstin  besser  schicke  als  für  sie,  eine  arme  Verlassene.  Er  kann  sich  dafür  auf 
den  Scholiasten  berufen,  der  da  sagt:  rj^tv  6h  ravta  ovx  cpxeiurrai  wg  ävßxvxovoiv,  aber 
auf  den  Text  wohl  nicht.  Der  Gedankengang  ist  ohne  Zweifel  folgender:  Geschenke 
üben  selbst  auf  Götter  Einfluss  aus  und  gelten  bei  den  Menschen  mehr  als  tausend  gute 
Worte;  die  junge  Frau,  auf  dem  Höhepunkt  ihres  Glückes  und  ihres  Einflusses,  vermag 
gegenwärtig  sehr  viel;  ich  will  also  alles  aufbieten,  sie  zu  gewinnen  und  es  ist  mir  kein 
Opfer  zu  gross,  üeberall  nur  Andeutungen,  dass  sie  um  jeden  Preis  die  einflussreiche 
Fürstin  gewinnen  wolle,  die  durch  Geschenke  gewiss  auch  zu  gewinnen  sei ;  nirgends  eine 
Spur  von  dem  Gedanken,  dass  diese  Dinge  für  sie  sich  nicht  mehr  schickten,  was  ja  den 
Wert  der  Gabe  eigentlich  herabsetzen  musste. 


m 


\ 


23 


-^ '.s' 


V.  950  (974)  f. 

fiiff^  i'  oav  i^  svxeTv 
evdyyslM  yävwG&t  nqa^avfti  xaiUü;. 
Schöne  konstruiert:  tvayyeXoi  y^^oia&s  irnjtqi  tvxelv  (avr^v)  tav  i^.  Ich  halt» 
dafür,  dass  zu  konstruieren  ist:  evayYBhti  yevoiod-s  urftql  nqu^avtsq  xaXüg  ttv  tvxeTv  ig^ 
„Möchtet  ihr  der  Mutter  die  frohe  Botschaft  bringen,  dass  ihr  glücklich  erreicht  haht, 
was  sie  zu  erlangen  wünscht".  Wie  dyyäikio  muss  natürlich  auch  das  dafür  stehende 
^ttyysloq  yi^vonM  mit  Part,  verbunden  werden  können.  Wenn  sich  Schöne  für  seine 
Konstruktion  auf  v.  673  (688)  beruft  rvxoig  Zaurv  iff^g,  so  beweist  das  gar  nichts,  da 
i^äv  ebenso  mit  Infinitiv  wie  mit  Genitiv  verbunden  wird,  und  vielleicht  sogar  an  dieser 
Stelle  zu  oocov  besser  ivxfiv  ergänzt  wird. 


V.  957  (981)  vgl.  mit  v.  963  (988). 

Es  ist  undenkbar,  dass  amd  x«?"""  ohne  ein  Particip  stehe ;  wenn  es  die  Hand- 
schriften nicht  hätten ,  müsste  man  es  ergänzen.  Anstatt  also  mit  Nauck  laßovoa  zu 
streichen,  wird  zur  Feststellung  einer  Uebereinstimmung  mit  der  Gegenstrophe  v.  963  (988) 
2u  berichtigen  sein.  Hier  scheint  mir  vor  allem  sicher,  dass  statt  des  ungebräuchlichen  vntQ- 
giev^erai  (Aesch.Pers. lOOstehtes mit  Tmesis  (Dindorf  hat  vtisx),  ausserdem nurbeiHippocr.) 
notwendig  insxfpeil^Btai  gelesen  werden  muss ;  den  fehlenden  Amphibrachys  ergänze  ich  durch 
taXaiva,  das  nach  der  vorausgehenden  Endsilbe  rai  leicht  ausfallen  konnte.  Das  in  der 
Aldina  und  einer  geringeren  Handschrift  nach  ^avarov  962  (987)  eingeschaltete  nffoa- 
XrjtljeTM  fällt  natürlich  weg.  Auf  diese  Weise  ist  ein  tadelloser  Text  ohne  Gewalt  her- 
gestellt. Weil,  um  von  weitergehenden  Aenderungen  anderer  nicht  zu  reden,  konstruiert 
sich  ganze  Verse  nach  Belieben  und  verkündet  dann  mit  eigentümlicher  Zuversicht: 
«7'a»  retrouve  le  vrai  texte!  .    ' 


v.  969  (996). 
fitraarävoiiai  ii  Oov  dXyog. 

Metaarävofiai  hat  man  in  allerlei  Bedeutungen  genommen;  es  kommt  natürlich 
darauf  an,  wie  man  /itTci  fasst,  in  dem  Sinne,  den  es  mit  dem  Genitiv  (beklage  mit  dir) 
verbunden  hat,  oder  mit  dem  Dativ  (=  nsra^v)  oder  Accusativ  (nach).  Ich  glaube,  dass 
es  ebenso  zu  erklären  ist,  wie  viele  mit  fisrd  zusammengesetzte  Verba,  welche  ein  üeber- 
gehen  von  einem  zum  andern,  ein  Ersetzen  des  einen  durch  ein  anderes  ausdrücken. 
Der  Chor  geht  von  der  Klage  um  Jason  über  auf  die  Klage  um  Medea:  Ich  beklage  jetzt 
(gehe  über  in  meiner  Klage  auf)  dein  Leid,  richte  meine  Klage  von  Jason  weg  auf  dein 
Leid,  andererseits  beklage  ich  dein  Leid.  Eb*;nso  ist  Hec.  214  fieraxXaiofiai  zu  er- 
klären, vergiesse  Tränen  jetzt  um  etwas  anderes,  und  Aesch.  Suppl.  406  fiexaXyetg,  da 
empfindest  Schmerz  über  to  dixatov  Iq^m,  statt  über  das  Gegenteil.  Vgl.  Aesch.  Ag. 
692  fiera/iav&ävovaa  v^ivov  noXv^qrpiov ,  einen  Trauergesang  lernend  statt  des  früherea 
Festgesanges.    Vgl.  auch  Hom.  II.  I,  140  taika  nftu^qaoofieaiha  xai  «vn;  u.  ähnl. 


.i-'l  -.,><■'■  it-fei 


24 

V.  1029  (1059)  ff. 

ftä  rovg  naq    Atijj  ve^rägovs  dkaOioqui,  .    ,    ,  _  .         a  ., 

WTOi  not'  eßrai  rov-ih'  onoog  ix^^Tg  syta  ';  -•■;,  V-'^     j    ' ' 

naiSaq  na^ßm  rovg  ifiovg  xa&vßQiGat.      -ji'-:  '-'  :'ii»ifÄ.   J    . 

-  ,.^i.fe  .f;  In»  Vorausgehenden  denkt  Medea  an  Schonung  der  Kinder,  die  sie  mit  nach 
AÜien  nehmen  will,  um  sich  ihrer  dort  zu  freuen.  Daran  reihen  sich  unmittelbar  obige 
Yerse,  welche  besagen:  Nein,  nimmermehr  werde  ich  sie  meinen  Feinden  überlassen,  um 
sie  zu  misshandeln.  Aber  wenn  sie  die  Kinder  mitnahm,  waren  sie  ja  nicht  den  Feinden 
preisgegeben.  Es  fehlt  also  ein  Gedanke,  welcher  ausdrückt,  dass  es  nicht  mehr  mög- 
lich ist,  sie  mitzunehmen  und  auf  diese  Weise  zu  retten.  Diesen  erhält  man,  um  von 
den  manchfachen  Vermutungen  und  Erklärungen  anderer  nicht  zu  sprechen,  durch  fol- 
gende leichte  Aenderung  des  Textes: 

fid  Tovg  TtaQ    AiSrj  vtqrs'^ovg  dXäOzo^ag, 
ovTOi  nvf    %Oxai  tovto-  jiüg  (^i')  ix'^QoTg  eyoa 
naiSag  nagi^Gat  tovg  i/iovg  xaüvßqCoai; 

„Bei  den  Rachegeistern  in  der  Unterwelt  (den  Geistern  der  Glauke  und  des  Kreon,  welche 
nach  Rache  schreien),  das  wird  nicht  möglich  sein.  Wie  soll  ich  aber  die  Kinder  meinen 
Feinden  überlassen  zum  Misshandeln  ?  Nein,  es  ist  ein  für  allemal  beschlossen  etc."  Man 
könnte  vor  fid  ein  äXi-ä  erwarten ;  aber  da  eine  Pause  zu  denken  ist,  kann  das  Fehlen  des- 
selben kaum  auffallen.  Bemerkenswert  ist  vielleicht  noch,  dass  eine  Handschrift  nwg, 
freilich  für  nore,  als  Variante   bietet. 


1055  (1087)  flf. 

näaaiOi  fifv  ov'  TravQov  Si  ysvog 
SV  nolXaig  evQOig  av  Towg, 
xotx  anonovOov  t6  yvvaixtäv. 

Zur  Heilung  dieser,  wie  das  Metrum  zeigt,  korrupten  Stelle  ist  nach  meiner  An- 
sicht noch  kein  besserer  Vorschlag  gemacht  worden  als  der  von  Elmsley,  /liav  vor  «V 
noXXatg  einzuschalten  unter  Hinweis  auf  Heracl.  327  f.  Weniger  will  mir  gefallen,  dass 
navQov  6i  y^i«e  ovx  dnöfiovoov  x6  ywatKuv  verbunden  werden  soll,  wobei  ovx  statt  xovx 
■gelesen  und  fiCav  ev  jioXXaTg  etc.  als  Parenthese  genommen  wird.    Ich  lese  daher: 

TtdßaiOi  fiiv  ov  TTavQQv  <f*  /«ro?, 
/Jiiav  iv  noXXatg,  tvQotg  av  rooag- 
xovx  tt7i6f.iovaov  rö  yin'aixwv, 

80  dass  auch  navQov  6i  ydvog  von  svQoig  av  regiert  ist:  allen  freilich  nicht,  aber  eine 
kleine  (Gruppe)  Anzahl  kann  man  finden,  unter  vielen  eine,  und  nicht  ohne  (höhere) 
Cildung  ist  das  weibliche  Geschlecht. 


\ 


25 

V.  1067  (1099). 

Für  iaoqüj  oder,  wie  die  besseren  Handschriften  haben,  6qä  „hat  Nauck  dd-^ 
vermutet  und  aufgenommen.  Dagegen  lässt  sich  nach  meiner  Ansicht  das  Bedenken 
geltend  machen,  dass  ddqä  von  absichtlichem  aufmerksamen  Beobachten,  Betrachten, 
neqiaxoTvetv,  fiet  sniTaasug  o^äv,  nicht  einfach  wahrnehmen,  gebraucht  wird,  daher  so 
oft  der  Imperativ  ä^^ei  und  d&qrfiov,  gib  acht  —  an  unserer  Stelle  "offenbar  nicht  zu- 
treffend. '         ■  '   " 


'  A  V.  1074  (1105)  f. 

näoiv  xuTsqm  xh'rjroUsi  xaxov.  ,. 

t6  ndvTwv  Xoiodiov  dürfte  nicht  in  dem  Sinne  von  zu  allerletzt  unmittelbar 
mit  xaTeqiä  zu  verbinden  sein,  wie  es  gewöhnlich  geschieht.  Es  ist  nicht  so  gar  viel 
aufgezählt  worden,  dass  Eur.  mit  solchem  Nachdruck  sagen  sollte :  und  zu  allerletzt  will 
ich  noch  eines  erwähnen,  was  für  alle  Menschen  ein  Uebel  ist.  Obendrein  ist  die  Zeit- 
folge schon  durch  rj6r)  angedeutet.  Vielmehr  dürfte  to  nävToov  loio&iov  als  Apt)osition 
zu  Sv  xaxäv  zu  nehmen  sein :  noch  ein  Uebel,  das  letzte  (in  der  Reihe  der  'Uebel)  für 
alle  Menschen.  Damit  ist  bereits  auf  den  Tod  hingedeutet  (omnium  rerum  mors  est  ex- 
tremum.  Cic.  fam.  6,  21;  mors  ultima  linea  rerum  est.  Hör.  epist.  I,  16,  79),  der  unter 
dem  folgenden  äaifiwv  oviog  zu  verstehen  ist.  Der  Schol.  stimmt  damit  überein,  wenn 
er  sagt:  ?v  äi  ndvtiov  tÜv  xaxwv  tekeviaiov  ßoviM/iai  nüoiv  dv^qümoig  e^tinttv.  Es 
leuchtet  ein,   dass  bei  dieser  Erklärung  auch  die  Lesart  des  Cod.  B  xaxwv  denkbar  ist. 

V.  1085  (1116)  f.  :.  . 

ndXai  toi  TtQoOfit'vovGa  rr^v  tixr^v  •',  ?.^\ 

xaqaSoxü  tdxetd-sv  ol  nQoßijOerai. 

Klotz  bemerkt  zu  dieser  Stelle :  ti^v  ■ivp]v  —  oi  nqoßi^oszai  conf.  Alcest.  785 
10  Trjg  tvxTjg  yuQ  d(pavhg  ol  nQoßrjatrai.  Daraus  muss  man  schliessen,  dass  er  tvxrj  als 
Subj.  zu  n^oßtjosTai  nimmt,  was  natürlich  falsch  ist,  da  ttjv  rvxrjv  mit  ttqoGiisvovou  (den 
Verlauf  erwartend)  zu  verbinden  und  fdxsi&sv  (anticipiertes)  Subj.  zu  nQoßrfisvai  ist. 

V.  1185  (1216). 

Zu  dvTtld^vT  macht  Schöne  die  Bemerkung:  „indem  sie  in  ihrer  Verzweiflung 
in  ihm  einen  Schmerzenslinderer  zu  finden  wähnte."  Diese  Auffassung,  welche  sich  auch 
in  den  Worten  des  Schol.  ausspricht:  «g  <fr;  TtQoadoxüaa  dTtaXlay^vai  tov  xaxov  ist  wohl 
nicht  zulässig,  nachdem  sie  wiederholt  1172  (1203)  und  1174  (1205)  als  Leiche  be- 
zeichnet wird.  Vielmehr  wird  anzunehmen  sein,  dass  die  vergiftete  Kleidung  an  beider 
Leib  sich  so  fest  anschloss,  dass  eine  Trennung  nicht  möglich  war,  wie  ja  Glauke  1161 
(1193)  f.  auch  den  Kranz  nicht  mehr  vom  Haupte  zu  bringen  vermag. 

4      ""?nC 


/ 


In  demselben  Verse  erklärt  Klotz  ei  6i  n^s  ß(av  äyot  mit  „si  vero  per  vim 
agent.  Ita  emm  Latini  ipsi  quoque  absolute  loguuntur."^  Dass  die  Lateiner  agere  aln 
Bolut  in  dieser  Weise  gebrauchen,  ist  bekannt.  Ich  hätte  gewünscht,  dass  er  für  den 
gleichen  Gebrauch  im  Griechischen  Belege  aus  dieser  Sprache  beigebracht  hätte.  So 
lange  ich  diese  nicht  habe,  werde  ich  erklären:  wenn  er  aber  mit  Gewalt  zog  (um  sich 
los  zu  machen).    Beispiele  für  diese  Bedeutung  gibt  das  Lexikon. 

-^V  "  V.  1221  (1252)  f. 

Tdsre  tdv  '  f   "  •■'  ' 

oMfiävttv  ywuixa. 
'  ■  Dass  oXofiävav  hier  adjektivisch  in  dem  Sinne  von  verderblich,  entsetz- 
lich, wie  das  homerische  oviöfievog  zu  nehmen  ist,  scheint  unzweifelhaft.  Kommt  aber 
diese  Form  in  dieser  Bedeutung  vor?  Da  eine  der  besten  Handschriften  ovXonivav 
hat,  ist  wohl  auch  so  zu  lesen.  Das  Metrum  steht  nicht  im  Wege,  wie  Elmsley  meint, 
da  in  »vavsäv  die  erste  Silbe  auch  lang  sein  (vgl.  Soph.  Ant.  968),  und  der  Dochmius 
auch  die  Form ^  " „ haben  kann,  welche  sich  gleich  unten  1227  (1258)  wieder- 
holt.   Ovloftsvos  steht  auch  Phoen.  1529  Aesch.  Prom.  397. 

v.  1224  (1255)  f. 
oäg  Y^Q  «'To  xQvOsag  yoväg 
'  IßXaOrev,  ■d'eov  d '  aV/iari  nhveiv 

und  1234  (1265)  f. 
dtiXaia,  tC  Goi  tf^sväv  ßa^g 
XoXog  7tQOOft(TV£t  xal  ivOflfvrjg  etc. 

Dass  diese  Verse  unrichtig  überliefert  sind,  zeigt  das  Metrum  und  ist  auch  all- 
gemein angenommen.  Verbesserungsvorschläge  sind  viele,  meist  sehr  weitgehende,  ge- 
macht worden.  Ich  glaube  man  thut  unrecht,  wenn  man  auch  an  den  anderen  Versen 
der  Strophe  oder  Antistrophe  rüttelt.  Ebenso  bin  ich  der  Ansicht,  dass  man  zu  weit 
geht,  wenn  man  mit  Ausnahme  des  ersten  Verses  lauter  reine  Dochmien  herstellen  will, 
die  ja  bekanntlich  selten  rein  vorkommen.    Ich  schlage  nun  vor: 

oäg  yaQ  xqvGt'ag  ano  yoväg 

ißXaOTsv  fäxjj,  nivveiv  6'  alfta  &eov 
und  in  der  Gegenstrophe 

SeiXttla,  ti  aoi  (pQevi  ß«qvg 

XÖXog  nqoOnhvei  xf  xal  SvcSfievrjg  etc. 
'Ano  hat  schon  Musgrave  versetzt,  rexri  konnte  nach  ißXaOTev  leicht  ausfallen, 
um  so  mehr  als  täxva  nicht  schwer  zu  ergänzen  war;  die  Umstellung  von  nixvtiv  und 
&eov  (letzteres  einsilbig  zu  lesen)  erfordert  das  Metrum.  (I>qsvI  ist  wahrscheinlicher  als 
das  von  Hermann  vorgeschlagene  g>Qäva,  da  es  als  nähere  Erklärung  zu  aot  steht,  „dir, 
nemlich  deinem  Herzen",  eine  häufige  Ausdrucksweise,  die  Einschiebung  von  tc  nach 
nijoaxlfvsi  kann  logisch  und  graphisch  keinen  Anstand  haben.    So  haben  wir  also  in 


»7 

dem  ersten  der  beiden  Verse  einen  Dochmius  nach  der  Form —  nebst  -  »<  «  — , 

im  zweiten  zwei  Dochmien.    Aehnlich  ist  der  Dochmius  t.  1220  (1251)  mit  dem  Creticus, 
und  1249  (1280)  mit  dem  Proceleusmaticus  verbunden.  ' 

V.  1235  (1266)  f.  ^        '^-"^V. 

'.  ;•  -  ■•'.'■'■    iva/xe'vr^g  '  ,-:,-.;';  -. 

,;v-:  .  yiovog  afitißerai.  ;:■./' 

Dass  a^itCßevui  sc.  x<>>lov  erklärt  wird,  ist  nicht  neu.  Aber  während  man  das 
gewöhnlich  in  dem  Sinne  von  excipit,  folgt,  löst  ab,  nimmt,  glaube  ich,  dass  aus  der 
Bedeutung  vergelten  (z.  B.  Phoen.  1727;  El.  1093)  für  unsere  Stelle  sich  der  Sinn 
von  befriedigen,  stillen  ergeben  möchte:  „gräulicher  Mord  vergilt,  d.  h.  befriedigt 
den  Groll." 

..    ■       .  '  ''"^''':*" 

V.  1228  (1259)  verglichen  mit  1238  (1269).  '  "^^ 

In  dem  letzteren  dieser  Verse  haben  die  Handschriften  ovvoiäa,  ow<aSa  oder 
Gvvtpdä;  man  liest  jetzt  entweder  ovvoida  oder  ffwfjxfa  beziehungsweise  ^wt^dä.  Da  in 
Strophe  und  Antistrophe  sich  i^si^  oixtav  tpoviav  und  avtoffövtaig  övvo^d  —  entsprechen, 
so  sah  man  sich  genötigt,  tpovCav  als  Jambus  zu  lesen.  Es  scheint  indes,  wie  auch  Här- 
tung angenommen  hat,  dass  die  ursprüngliche  Lesart  awaotdü  gewesen  ist,  woraus  durch 
ein  Schreibversehen  ovvoiSa  oder  durch  Kontraktion  awi^ää  geworden  ist.  2waotS6s 
hat  Euripides  auch  Herc.  für.  789.  Dieselbe  Form  des  Dochmius  mit  anapästischem 
Schluss  findet  sich  nach  Hermann,  elementa  doctr.  metr.  p.  283  f.,  öfter.  Seidler,  de 
vers.  dochmiacis  204  f.,  will  zwar  solche  Formen  für  keine  Dochmien  gelten  lassen,  aber 
er  nennt  sie  dochmienartig  und  anerkennt  ihr  Vorkommen  unter  eigentlichen  Dochmien. 
V.  1225  (1256)  steht  eigentlich  dieselbe  Form  &sov  6 '  af/d«  ahvtiv,  die  man  wohl  ohne 
weiters  stehen  lassen  dürfte,  wenn  es  möglich  wäre,  die  Gegenstrophe  1235(1266)  da- 
mit in  Einklang  zu  bringen.  .      ?: 

V.  1241  ff.  (1273). 

Ich  halte  mit  Nauck  (Eur.  Stud.  I  S.  136)  für  ausgemacht,  dass  das  folgende 
Chorlied  strophisch  ist.  Nur  möchte  ich  ihm  nicht  beistimmen,  dass  Vers  1253  (1284)  f. 
auszuscheiden  sei,  da  man  die  Zuschauer  doch  nicht  wohl  erraten  lassen  konnte,  wer  die 
eine  Frau  sei,  die  früher  einmal  ihr  Kind  getötet.  Käher  der  Wahrheit  dürfte  Schöne 
sein,  der  zwei  Verse,  welche  v.  1253  f.  entsprechen  sollten,  nach  1242  (1274)  als  aus- 
gefallen annimmt.  Ich  aber  halte  es  mit  denen,  die  da  glauben  (zunächst  meines  Wis- 
sens Schenkl  N.  J.  J.  1862  S.  850),  dass  die  beiden  Verse  1240  f.  ;;^'i^'i 

oifioi,  fC  dqäam';  nol  <f,vy(o  firjTQog  x*'?"??  "   r'-'^'-r 

ovx  oi6',  ttdeX(ph  (pCXtaz ,  olXv[isa&a  yccq. 

nach  1242  (1274)  zu  setzen  seien  und  vor  dem  ersten  Vers  des  Chors  dxovetg  ßodv  etc. 
nur  ein  Schmerzensruf,  wahrscheinlich  Mfwt,  oder  w/uot  [loi,  vielleicht  auch  cdal  staad. 


28 
V.  1253  (1284). 

Zu  diesem  Verse  bemerken  die  Scholien,  nachdem  sie  die  gewöhnliche  Gestalt 
der  Inosage  angegeben:  Evqmldrji  äi  tprjaiv  avtrjv  av%6xsiQa  täv  ävo  naiStov  yevo(i,svr[v, 
Asäqxov  xal  MtXtxäqtov,  avrrjv  vOteqov  elg  ti^v  -d-aXaiJOav  ^Txpai,  und  wieder :  EvQiTttStjS 
ää  yiTjGiv  avrrjv  avzöxBiqa  yfvofiävrjv  Asdqxov  xal  MtXixäQxov  vGxsqov  ttg  frjv  &dXaOßcev 
dX^a&at.  Darnach  hätte  also  Ino  ihre  Söhne  zuvor  im  Hause  getötet  und  wäre  dann 
erst  mit  der  Leiche  ins  Meer  gesprungen.  Ich  finde  in  den  Worten  des  Euripides  kei- 
nen Anhaltspunkt  für  diese  Auffassung.  'Ev  <pii.oig  %sQa  ßaXsiv  xdxvoi  steht  allgemein 
für  morden;  wie  der  Mord  geschah,  das  folgt  unten:  nkvsi  rf'  (dieses  6ä  erklärend) 
d  tdkaiv  ig  aXfjiav  g)6v(p  fexvorv  ävOOeßfc,  sie  stürzte  sich  mit  ihnen  ins  Meer,  (auf 
diese  Weise)  ruchlos  mordend  ihre  Kinder.  Denn  (povcp  ist  ebenso  gleich  tpovevovaa,  wie 
aXu  1254  (1283)  gleich  dXwfiävri  oder  ipvYrj  v.  12,  914  (938),  1264  (1295J  gleich  <pBv- 
YovGcc  ist;  also  ist  tpövip  täxvwv  dvoaeßsT  gleich  re'xva  dvGGsßmg  (fovsvovaa.  Dass  die  Er- 
mordung auf  diese  Weise  erfolgte,  zeigt  auch  das  folgende  övoTv  6i  natdoiv  GvvO-avova' 
dnoXXvrai,  womit  ausgesprochen  scheint,  dass  Ino  gleichzeitig  mit  ihnen,  nicht  erst  nach 
ihnen,  stirbt.  i 


V.  1272  (1303). 

xsCvrjv  (liv  ovg  iSquGsv  Ig^ovGiv  xaxüg,  ' 

i/iüv  äi  Tvaidwv  ijXdov  ixGmGcav  ßiov. 

Der  Gedanke:  jene  (die  Medea)  werden  die  zunächst  Beteiligten  (ovg  Idquasv  — 
xaxöäg)  strafen ,  scheint  den  Gegensatz  zu  verlangen :  i  c  h  habe  nur  den  Wunsch,  meine 
Kinder  zu  retten,  kümmere  mich  nicht  darum,  wie  es  jener  ergeht.  Es  dürfte  deshalb 
statt  ifitöv  da,  wofür  sich  ein  Gegensatz  nicht  finden  lässt,  iyta  di  zu  lesen  sein. 


V.  1285  (1316)  f. 

wg  idta  dinXovv  xaxov, 
Tovg  fiiv  3av6vTag,  r»jr  di  TiGcofiat  q)öv(p  (od.  dixrjv). 

Man  mag  dmXovv  xaxov  mit  dem  Schol.  von  dem  Tode  der  zwei  Kinder  ver- 
stehen, oder  das  zweite  xaxöv  in  %^vds  suchen,  man  kommt  wohl  zu  einem  vernünftigen 
Gedanken,  aber  nie  zu  einer  erträgliclien  Erklärung  von  ,ueV  und  Je.  Man  hat  deshalb 
mannigfach  abzuhelfen  gesucht.  Ich  habe  mir  vor  Jahren  Tr]v  dk  Tt'Govaav  äixijv  (und  sie, 
die  mir  büssen  soll)  notiert;  jetzt  finde  ich  bei  Weil  die  ähnliche  Vermutung  tIgovGuv 
g)6vov.  Ich  glaube,  dass  die  Lesart  (fovov  aus  einer  Erklärung  von  ftoovaav  äCxrjV  sc. 
(fovov  entstanden  ist.  T/J'OKJ^iV konnte  leicht  in  TI20MAI  oier  TISSiM AI  übergehen. 
Auch  aus  1287  (1318)  vsxqovg  iqfwüv  xd^i  rtjv  siqyaGfisvrp)  kann  man  einigermassen 
scbliessen,  dass  statt  viamfiai  ein  Part,  zu  setzen  ist. 


\ 


I 


^  •  ■■■^-.■■.^  ■  •  ■.■■■■.-.:    --f- 


29 

T.  1323  (1354)  fif. 

av  i"  ovx  l/teXltg  räfi   aTtfidaas  iU/i; 

Tä^Ttvov  diü^siv  ßCoTov  iyyeXwv  ifiol, 

ovd-   T]  TVQttwog  ovd-'  0  Gol  n^ood-slg  yccfiovi 
■f'-.  :  Kqäwv  ärifiov  t^gSs  (i    ixßakeZv  x^wös. 

Dass  hier  ovV«  —  wxs  nicht  stehen  kann,  da  ja  keine  Teilung  der  Negation  ov 
stattfindet,  hat  schon  Elmsley  gesehen  und  daher  zweimal  ewVe'  geschrieben.  Wie  ist 
nun  aber  jetzt  zu  konstruieren?  Offenbar  muss  ov6'  r]  TVQavvos  zum  Vorausgehenden 
genommen,  also  t^qtcvov  efislle  Sid^eiv  ßCorov  ergänzt  werden,  während  zum  folgenden 
ovä'  6  ool  TtQoa&slg  yä/iovs  ixßakeiv  nur  IfieXXe  herabzunehmen  ist.  Also  während 
von  den  ersten  beiden  gesagt  ist:  sie  sollte  nicht  glücklich  leben,  heisst  es  von  Kreon 
nur:  er  sollte  mich  nicht  (äu/iov  oder  dvarC)  aus  dem  Lande  treiben.  Es  scheint  mir 
aber  wahrscheinlich,  dass  auch  zu  dem  dritten  Subjekte  Ifislls  re'QTtvuv  Sid^eiv  ßiotov 
zu  ergänzen  und  statt  ixßaXetv  zu  schreiben  ist  ixßaXmv,  eine  kaum  nennenswerte  Aende- 
rung.  Dann  heisst  es:  Du  solltest  nicht,  nachdem  du  meine  Ehe  geschändet,  ein  frohes 
Leben  führen,  mich  verhöhnend,  ebenso  wenig  die  Fürstin  oder  dein  Schwiegervater, 
indem  er  mich  (uTifiov  oder  dvati)  aus  diesem  Lande  trieb.  Bei  diifiov,  ein  Wort,  das 
mit  „vertreiben"  sehr  gerne  in  Verbindung  tritt  (Phoen.  627,  1761  Bacch.  1312,  Med. 
425  (438),  scheint  der  Schol.,  der  es  mit  dtiybäqr^Tov  erklärt,  die  Bedeutung,  in  der  es 
Demosth.  9,  42  steht,  im  Auge  gehabt  zu  haben,  recht-  und  schutzlos,  so  dass  es 
jedem  frei  steht,  ohne  sich  dadurch  eine  Schuld  oder  Strafe  zuzuziehen,  aw/tw^i^»,  sich 
auch  an  Leib  und  Leben  zu  vergreifen.  Vgl.  Plato  Gorg.  508d  tliii  d'  ini  t^  ßovXo- 
fis'vcp  (oOneQ  ot  drifioi  tov  i&äXovzog,  dv  re  tvtctsiv  ßovXtjrai  .  .  idv  te  to  iOxarov  dno- 
xTtTvai.  "Avsv  alxCag,  das  der  Schol.  ebenfalls  als  Erklärung  bietet,  ist  offenbar  nur  eine 
Umschreibung  für  dri/nÖQrjtog,  heisst  also  nicht  ohne  Ursache,  unschuldig,  sondern 
ohne  Verschuldung,  ohne  Verantwortung.  So  heisst  es  Bekker  An.  459,  19: 
JijUoo^s'vrjg  rfi  xal  tov  driumqrjTov  drifiov  tlnev ,  WO  also  ganz  genau  dieselben  Wörter 
als  gleichbedeutend  stehen;  gleich  darauf  wird  derjenige,  welcher  einen  artfiog  tötet, 
xa-d-uQog  ahiag  genannt,  was  unserem  dvsv  ahCag  entspricht.  Uvar«  dürfte  erst  ein 
Synonymum  für  das  falsch  aufgefasste  dri/iov  resp.  drifiwQrjTov  sein,  das  man  auf  Kreon 
statt  auf  Medea  bezog,  und  für  ungestraft  statt  für  rechtlos  nahm.  -:-;.., 

V.  1355  (1386)  ff.  S  ; 

Ov  ä ,  wßneq  tlxog,  xa%-&avsX  xaxog  xaxwg,  /^  % 

Aqyovg  xdqa  Gov  Xsixpdvo^  neTtXrjYfit'vog, 
mxqdg  rtXsirvdg  zäv  i/imv  yd/iav  iS(ov. 

Nauck  (Eur.  Stud.  I  p.  137)  verwirft  diese  drei  Verse.  Die  Gründe,  die  er  für 
ihre  Unechtheit  anführt,  wozu  noch  die  Ungewöhnlichkeit  der  Verbindung  xd^aouv  kommt, 
richten  sich  eigentlich  alle  gegen  den  mittlem  Vers,  und  Weil  hat  daher  ganz  recht,  sei- 
nen Verdacht  auf  diesen  zu  beschränken,  der  allerdings  die  Interpolation  eines  Gramma- 
tikers zu  sein  scheint.    Die  beiden  andern  stehen  nicht  im  Widerspruch  mit  dem  untea 


i 


m 

folgenden  (tävt  x^  YV9'*?  1365  (1396),  worin  ein  schlimmes  Alter,  also  auch  ein  schlim- 
mes Ende  ((xav^avn  xaxog  xetx«ö;>  angedeutet  liegt  Zudem  finden  sich  ähnliche  Pro- 
phezeiungen gegen  das  Ende  des  Dramas  in  den  meisten  Stücken  des  Euripides  (ausser 
der  Medea  noch  Hecuba,  Helena,  Orestes,  Iphig.  Taur.,  Bacchen,  Andromache,  Jon,  Elec- 
tra,  Herc.  für.,  Suppl,  Herakliden)  wie  auch  im  Prometheus  des  Aeschylus  und  im  Philoktet 
des  Sophokles,      v,«^.    >  ■      ".,?,.*-(..  •>        >..  -.,...,, 


Jsrr 


^s^i^ii  Mit  derScenerie  beschäftigen  sich  eingehender  Geppert  „Ueber  die  Auf- 
führung der  Medea  des  Euripides  zu  Athen  431  v.  Chr.  1843"  S.  16  flf.,  Schöne  in 
der  Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  der  Medea  S.  X,  und  Schönborn  „Die  Skene  der 
Hellenen"  S.  141  S.  Ich  kann  mit  keinem  ganz  einverstanden  sein.  Dass  das  Stück 
auf  dem  Vorplatze  des  Herrscherpalastes  in  Korinth  spielt,  ist  klar;  alles  weitere,  ob 
dieser  Platz  der  Markt  gewesen,  wie  Geppert  meint,  oder  ob  er  nur  den  Markt  vor  sich 
gehabt,  den  die  Orchestra  vorstellte,  wie  Schöne  meint,  ob  die  Akropolis  hinter  ihm  zu 
denken  sei,  lässt  sich,  da  das  Drama  darüber  keine  Andeutung  enthält,  nicht  bestimmen. 
In  dieser  Hinsicht  herrscht  Uebereinstimmung  zwischen  mir  und  Schönborn,  dem  ich 
auch  unbedingt  beitrete,  wenn  er  behauptet,  dass  die  Scenerie  keine  Rücksicht  auf  die 
wirkliche  Lokalität  nimmt,  welche  vom  Dichter  sehr  wenig  beachtet  wurde,  ja  mit  der 
Handlung  teilweise  selbst  in  Widerspruch  steht.  Auf  Grund  dieses  Satzes  ist  nicht  an- 
zunehmen, dass  von  den  beiden  Seiteneingängen  der  eine,  rechts,  nach  Sikyon  oder  dem 
Hafen  Lechäum,  der  andere,  links,  nach  Cenchreae  und  Troezen  geführt  habe;  vielmehr 
bezeichnet  eben  auch  hier  ohne  Rücksicht  auf  die  für  die  Athener  gleichgiltige  wirk- 
liche Oertlichkeit  in  gewöhnlicher  und  auch  gemeinverständlicher  Weise  der  rechte  Ein- 
gang den  Weg  nach  der  Stadt  (woher  der  Chor  kommt),  der  linke  in  die  Fremde  (durch 
welche  Aegeus  kommt  und  geht).  Wenn  nun  aber  Schönborn  die  Anordnung  der  Haupt- 
gebäude auf  der  Skene,  wie  sie  Schöne  annimmt,  wornach  die  mittlere  Tbüre  in  die 
Wohnung  Kreons  führe,  bekämpft,  und  es  als  unmöglich  erklärt,  dass  das  für  die  Hand- 
lung, wie  er  meint,  unwichtigste  Gebäude,  das  des  Kreon,  gerade  die  Mitte  einnehme, 
so  kann  ich  ihm  hierin  nicht  beipflichten.  Allerdings  tritt  Kreon  nur  einmal  auf,  aber 
der  Hof  zu  Korinth,  an  dem  ja  die  Handlung  eigentlich  spielt,  hat  eben  doch  seinen 
Mittelpunkt  in  der  Person  des  Herrschers ;  für  eine  heimatlose  Fremde  passt  die  Neben-, 
thüre  besser.  Und  wenn  Medea  aus  dieser  Nebenthüre  tritt,  so  kann  man  doch  nicht 
sagen,  dass  deshalb  auch  die  Handlung  an  die  Seite  der  Bühne  gedrängt  wird,  wie 
Schönborn  meint,  da  ja  Medea  nicht  an  der  Thüre  stehen  bleibt.  Ueberdies  ist  sie  allem 
Anschein  nach  von  208  (214)  bis  1219  (1250)  fortwährend  auf  der  Bühne,  geht  also 
nur  einmal  aus  und  ein.  Denn  dass  sie  auch  1048  (1080)  ins  Haus  und  folglich  1085 
(1116)  wieder  herausgegangen  sei,  kann  ich  nicht  glauben,  nachdem  sie  an  letzterer 
Stelle  sagt,  sie  lausche  schon  lange  (näXai  TOt  nqoGfievovOa  itjv  tvx>jv  na^adoxü  rd- 
»eiS'fv  etc.),  doch  wohl  auf  der  Bühne,  auf  Nachrichten  aus  dem  Innnern.    Wenn  aber 


W 


31 

der  Paidagogos  und  die  Amme  durch  eine  Nebenthflre  aus  and  eingehen ,  so  hat  das 
schon  gar  nichts  zu  sagen.  Ueberdies  war  das'  Theaterpublikum  so  daran  gewöhnt,  die 
mittlere  Thflre  als  die  königliche  zu  betrachten,  dass  man  wohl  auch  hier  nicht  davon 
abgehen  konnte.  Wenn  Pollux  (IV,  124)  diese  Thare  auch  dem  Protagonisten  zuweist, 
während  die  beiden  andern  für  den  Deuteragonisten  und  Tritagonisten  sein  sollten,  so 
hat  man  bekanntlich  die  Richtigkeit  dieser  Auffassung  vielfach  bezweifelt,  und  selbst 
Geppert  (Die  altgriech.  BOhne  S.  123),  der  auch  der  Medea  die  mittlere  Thüre  anweist, 
gesteht,  dass  diese  Theorie  unter  allen  erhaltenen  Dramen  bloss  bei  der  Medea,  und  da 
nur  im  Grossen,  zutreffen  könnte.  Ich  glaube  demnach,  dass  auch  hier  die  mittlere 
Thfire  in  den  Palast  des  Kreon  führt,  was  auch  Schöne  annimmt,  und  dass  von  den 
Nebenthüren  die  linke,  sonst  die  Fremdenwohnung  bezeichnend,  in  die  Behausung  der 
{fremden)  Medea,  die  rechte,  sonst  auch  zur  Frauenwohnung  führend,  in  das  Stö/ia  rvfiquxov, 
die  Gemächer  der  Glauke  und  des  Jason,  führt,  wie  auch  Schönborn  annimmt,  während  er  eine 
linke  Nebenthüre  nicht  braucht.  So  stellt  sich  auch  leicht  die  Verbindung  zwischen  der 
Wohnung  Kreons,  die  Schönborn  „an  oder  neben  der  rechten  Periakte  wenigstens  zum 
Teil  sichtbar"  sein  lässt,  und  seiner  Tochter  her,  die  im  Drama  angenommen  ist,  da 
jener,  ohne  über  die  Bühne  zu  gehen,  aus  seinem  Hause  in  das  der  Glauke  kommt  Ande- 
rerseits entspricht  die  Annahme  der  linken  Seite  für  die  Behausung  der  Medea  ihrem 
Abgang  in  die  Fremde,  d.  h.  nach  links. 


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