Skip to main content

Full text of "Abbildung und beschreibung einiger chilenischer fische"

See other formats


DIVISION OF FISHES 


es JATrNNAT, AM 
ös NA IONAL au 


UND BESCHREIBUNG 


\ 


| 


EINIGER 


\ 


CHILENISCHER FISCH 


S 


A. PHILIPPI, 


all 


” 


AUS DEN „ANALBS DEL 1IUSBO NACIONAL DE CHILE“, 


« 


ABBILDUNG UND BESCHREIBUNG 


EINIGER 


CHILENISCHER FISCHE. 


VoN 


Met N BEITIPPL 


AUS DEN „ANALES DEL MUSEO NAGIONAL DE CHILE“. 


DEIN Or EIRASHREIRIDEN? 


LEIPZIG: 
BANBROOKHAUS. 


1893. 


1% 
N 


N UBRARIEB 


8 Fshes 


DIE ROCHEN, CALLORRHYNCHUS UND ORTHAGORISCUS 
DES CHILENISCHEN MEERES. 


I. DIE ROCHEN. 


In der „Zoologia chilena“, welche einen Theil der „Historia fisica ı politica de Chile por 
Olaudio Gay“ bildet, werden nur zwei Fische beschrieben, welche zur Gruppe der Rochen ge- 
hören, nämlich Raja chilensis Gay und Torpedo chilensis Gay; ein bereits von Pöppig beschriebener 
Rochen, Raja lima, ist vergessen worden. Unser Museum besitzt sechs andere, die mir neu zu 
sein scheinen, und ich habe Kenntniss von der Existenz einer siebenten erhalten, aber wahr- 
scheinlich existiren noch mehr Arten an den chilenischen Küsten. 


RAJA im engern Sinne. 


Die neuern Zoologen haben bekanntlich das Linne’sche Genus Raja in mehrere zerfällt und 
begreifen gegenwärtig unter diesem Namen nur die Fische, welche, nach Günther, folgende Merk- 
male haben: | 

Schwanz ohne Stachel und sehr unterschieden vom Körper, welcher die Gestalt einer mehr 
oder weniger rhomboidischen Scheibe hat und fast immer rauh oder stacheltragend ist. Es sind 
zwei kleine Rückenflossen vorhanden, die auf dem Schwanze sitzen; auch die Schwanzflosse ist 
klein und fehlt bisweilen. Die Brustflossen sind jede mehr oder weniger tief getheilt; die Zähne, 
spitz oder stumpf, sind in beiden Geschlechtern verschieden; die Brustflossen reichen nicht über 
die Schnauzenspitze hinaus; die Stacheln oder Rauhheiten der Haut sind bei beiden Geschlechtern 
verschieden. 


1. RAJA CHILENSIS Gay. 


Es ist mir noch nicht gelungen, mir diesen Fisch zu verschaffen, ungeachtet es wahrschein- 
lich der Rochen ist, der ab und zu auf den Fischmarkt zu Santiago kommt; aber ich vermuthe, 
dass das Gerippe, welches seit länger als dreissig Jahren im Museum aufgestellt ist, von dieser 
Art stammt. Gay beschreibt den Fisch (I, 367 des genannten Werkes) wie folgt: „Schnauze 
ziemlich lang und spitz; zwei oder drei Reihen Stacheln auf dem Winkel der Brustflossen des 
Männchens und eine einzige auf dem Schwanz; diese Flossen sind eckig. — Färbung: Unsere. 


Pruıppr, Chilenische Fische. 1 


Zeichnung ist röthlich- braun (moreno-rojizo), dunkler nach dem Rücken hin. — Ganze Länge: 
etwas mehr als eine vara [etwa 90 cm]. — Dieser Fisch ist ziemlich häufig auf den Märkten, 
und dessenungeachtet haben wir nur diese kurze Beschreibung nach unserer Zeichnung geben 
können.“ 

Obgleich diese Beschreibung sehr unvollständig ist, so reicht sie doch hin, um erkennen zu 
lassen, dass die folgenden vier Arten von R. chilensis verschieden sein müssen. 

Der Präparator des Museums, Herr Friedrich Albert, ist im Sommer des Jahres 1890 vier 
Wochen in Quinteros, etwas nördlich von Valparaiso, gewesen, um dort Fische zu sammeln, aber 
in dieser ganzen Zeit wurde kein der Gay’schen Beschreibung entsprechender Rochen gefangen. 
(Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass die Zeitungen jetzt, im October 1892, darüber Klage 
führen, dass die Fische in der Bai von Valparaiso selten geworden seien, als mieden sie jetzt 
die Bai, und eine fragt, ob nicht vielleicht die Ursache hiervon das Seeungeheuer sei, das man 
bei Iquique gesehen, aber erfolglos zu fischen versucht habe. Es sind übrigens merkwürdige 
Veränderungen in der Fauna der pelagischen Thiere vorgegangen; so sind seit etwa acht Jahren 
Seeschildkröten, sowol Chelonia als Thalassochelys, an der chilenischen Küste gefangen worden, 
was früher nie der Fall gewesen ist. Ich habe noch nicht erfahren, ob in diesem Jahre wieder 
welche gefangen worden sind.) 


9%. Rasa scoBInA Ph. 
Tat 14 Big. 


Die Scheibe ist beinahe kreisförmig, aber die Spitze der Schnauze bildet einen deutlichen 
Winkel, obgleich derselbe sehr stumpf ist; es stehen zwei Reihen Stacheln auf dem Rücken, 
drei auf dem Schwanz; gewöhnlich findet man auch zwei auf der innern Seite der Augen; kleine 
Stacheln finden sich auch auf dem Umfang der Scheibe und auf dem Schwanz, und kleine Rauh- 
heiten auf dem übrigen Körper. — Diese Kennzeichen sind schon hinreichend, um die &. scobina 
von den ähnlichen Arten zu unterscheiden. 


Die Dimensionen unseres einzigen Exemplares sind: 


Länge von der Schnauzenspitze bis an das Ende des Schwanzes . . . 2. ..2...... 2Q2cm 
„ von der Schnauzenspitze bis an den Anfang des Schwanzes . . 2... . 17 
von der Schnauzenspitze bis an das Ende einer Brustflosse . . » ...... 13, 
Be der Scheibe. ın 2% bey, hut SUNG ARE UNE RE FEREEN FAIRITTE, 
Abstand zwischen den Enden der Brastonfen. 0 Karl ee er 
lanse der Wurzel der Banehflossenf „Te... u BL 
Dicke des Schwanzes an semem Ürsprungs.ı I) 22 Vak EEE 
Länge der Griffel des Männchens . . . 2 ee 
Abstand der Schnauzenspitze von den Augen a ee re Bo 
Ss zwischen den Augen . . se 
= von der Spitze der na Bi zur "Mitte es ren De 
er yon der Spitze -der Schnauzerbis,zum After, es ls 


Die Scheibe würde ein vollkommener Kreis sein, wenn die Spitze der Schnauze nicht einen 
deutlichen Winkel bildete. Die Bauchflossen stehen hinter dem After, sind etwas 
abgerundet und nicht in zwei Lappen getheilt. Diese Abweichung vom Typus der 
Rochen ist vielleicht in den Augen irgendeines Ichthyologen hinreichend, um darauf ein eigenes 


B) 


Genus zu gründen. Die Griffel des Männchens stehen zwischen den Brust- und Bauchflossen und 
zeigen keine Spur des Längscanals, der bei andern Arten so deutlich ist; das Spiritus-Exemplar, 
welches ich vor Augen habe, hat sie nach unten und nicht seitlich gerichtet. — Auf dem Rücken 
bemerkt man zwei Reihen grösserer Dornen, welche in einiger Entfernung vom Kopfe anfangen ; 
in der Mittellinie des Körpers stehen deren zwei am Anfang der Seitenreihen, auch stehen ein 
paar auf der innern Seite der Augenhöcker, die aber unregelmässig sind, da auf der einen Seite 
deren mehr sind als auf der andern. Die Stacheln des Schwanzes stehen in drei Reihen und sind 
die seitlichen eine Fortsetzung der beiden Reihen des Rückens. Weit kleinere Stacheln stehen 
im Umfang der Scheibe und besonders dicht auf dem Schwanz; zahlreiche Körnchen bedecken 
fast die ganze Oberseite der Scheibe. 

Der Rücken ist grau und mit weissen Fleckchen gesprenkelt, von denen eines von drei- 
eckiger Gestalt auf der Schnauze am meisten auffällt; die Bauchseite ist weiss. Die Farbe ver- 
schwindet fast ganz, wenn das T'hier einige Zeit in Spiritus gelegen hat. 


Rasa mA Poep. 
Taf. I, Fie. 2. 


„R. dentibus obtusis, asperis; cauda compresso-triquetra, supra simpliei spinarum serie tecta: 
linea dorsali, regione frontali et margine corporis anteriore scaberrimis, reliquis partibus pitui- 
toso - glabris. 

„Uorpus obtuse-rhomboideum: latit. centim. 15, longit. [disci] centim. 11, caudae centim. 9. 
Color supra hepaticus, subtus pallidior; margo posterior [pinnae pectoralis?] striatus. Pinnae 
caudales [dorsales] 2, ellipticae; spinae albae, fortes, 10—12. — Chilenibus audit Trucho [?].“ 

Raja lima Poep., Reise, I, 148. 

Dieser Rochen ist hicht, nur bei Concon häufig, wo ihn Poeppig beobachtet hat, sondern auch 
bei Algarrobo und an andern Punkten der Küste. Es scheint, dass er nicht sehr gross wird. 


Dimensionen unseres grössten Exemplares. 


Ganze Länge des Fisches von der Schnauze bis zur Schwanzspitze . . : 2 2... 40cm 
Länge von der Schnauzenspitze bis an das Ende der Brustflosse . . . 2.2.2... 
„ von der Schnauzenspitze bis an das Ende der Bauchflosen . . 2.2.2.2... 
„ vom Ende der Bauchflossen bis zur Spitze des Schwanzes . . . 2.2.2... 15,6 
au sreihanınd.. Zrpasinaagtlen re ya We 
Breite der Scheibe . . . . u Pe en ne at 
Abstand zwischen den Enden den een rise ee rl 
Breite des Schwanzes an seinem Ursprung. . . He ig 
Länge der Griffel des Männchens (soweit sie vom alas aus San ): NE Dean: 
„ der Wurzeln der beiden Rückenflossen zusammengenommen . 2 2 2 2... 4,5 
Abstand der len in enge Da A 
Länge des Mauls . . . u re BE 
Abstand zwischen den äussern Keen den Suritildehen. Ele en 671. Höre 


Die Scheibe ist fast kreisförmig, etwas breiter als lang; die Schnauzenspitze bildet einen 
deutlichen Winkel, wenn derselbe auch stumpf ist. Der Abstand zwischen den Augen ist etwas 
grösser als der von der Schnauzenspitze bis zum vordern Rande des Maules; die Eintfernung 
zwischen den äussern Rändern der Spritzlöcher ist etwas geringer als ihr Abetati von der 

1% 


4 


Schnauzenspitze. Die Zähne sind sehr klein, es mögen etwa sechzig in jeder Reihe stehen; die 
des Oberkiefers haben ein Spitzchen, das denen des Unterkiefers fehlt. Der Körper ist grössten- 
theils glatt; die Höcker an der innern Seite des Auges haben keine grossen Dornen, sind aber 
sehr rauh, sowie auch eine kurze Strecke hinter ihnen und eine andere Stelle zwischen den 
Augen und der Schnauzenspitze. Solche Rauhheiten bedecken auch den vordern Theil des 
Randes der Brustflossen in der Breite eines Uentimeters; eine doppelt so breite rauhe Längs- 
binde beginnt etwa 3 cm hinter den Augen und setzt sich über den Schwanz fort. Dieser hat 
in seiner Mittellinie eine Reihe von 10-—12 Stacheln von eiförmiger Basis und nach hinten 
gerichteter Spitze. Die Bauchflossen haben eine anormale Form, indem ihr vorderer 
Lappen der breitere und etwas concav ist, mit etwa zwölf Strahlen, während der hintere viel 
kleiner ist und. nur etwa vier Strahlen hat. Die Griffel des Männchens sind dünn und haben 
wie gewöhnlich am äussern Rande einen Kanal. 

Die Färbung des Fisches ist im Leben oben schwärzlich, ohne Flecken, aber etwas blasser 
am Rande der Brustflossen; die Bauchseite ist weiss; die schwärzliche Farbe verwandelt sich 
aber in ein röthliches Gelb, wenn das Thier längere Zeit in Spiritus gelegen hat. 


4. RAJA FLAVIROSTRIs Ph. 
Tamık kuor 2. 


Herr Albert brachte von der Bai von Quinteros zwei Exemplare eines Rochens mit, den 
ich ebenfalls für eine neue Art halten muss; beide sind Weibchen. 


Dimensionen. 

Länge von der Schnauzenspitze bis zum Anfang des Schwanzs . . 2. 2.2... 70%=2'6" 
Breite zwischen den Spitzen der Brustflossen . 73 
Abstand zwischen der Schnauzenspitze und der Linie ar nöseten Brei Ei Dr PR, MD 

3 zwischen der Schnauzenspitze und den Augen . . 2 2 2 2 2 nn 0.20.28 

x zwischen den beiden Augen . . . a u Ar ee 

5 zwischen den Augen und den Schar a 

N zwischen dem Ursprung der beiden Bauchllosen . . . . 2 2 2. 2.2...29 
Hänge -der. Wurzelsder Bauchtiosser in au. me 6.0 SW Be We ee RE a 

«des Schwanzes ae ae en ae NEE A > \) 
Dicke des Schwanzes an seinem ee op nn ge 
Abstand zwischen dem Ursprung der ersten eoehutloeke ui den Sohmangende . . 14 
Höhe dieser Flose . . . h ea 2 A Ze 
Abstand zwischen der Schnagzenepitn nd dem Aal, a er ee 
Breite. desManles ar. N ir 0 ER EEE a lt 


Die Schnauze. dieses Rochens ist fast so spitz wie die der nachfolgenden R. oxyptera, und 
die Linie zwischen der Schnauzenspitze und der Spitze der Brustflossen ist ebenfalls concav; 
dennoch ist die Form eine andere, wie die Vergleichung der Figuren zeigt, und namentlich ist 
der äussere Winkel der Flosse weniger ist. Die Entfernung zwischen den beiden Bauchflossen 
ist bei .R. flavirostris viel grösser, auch ist die Form dieser Flossen sehr verschieden, der vordere 
und der hintere Theil sind in der R. flavirostris viel weniger verlängert. Der Rücken dieser Art 
ist sehr rauh, da er dicht mit kleinen, nach hinten gerichteten Stacheln bedeckt ist, welche nicht 
überall von gleicher Grösse sind; am grössten sind sie auf dem Kopfe und in dem Umfang der 


5) 


Brustflossen. Die Bauchflossen und ein dreieckiger Raum, der sich von deren Anfang nach vorn 
erstreckt, sind vollkommen glatt, obgleich ziemlich grosse Stacheln im Einschnitt zwischen diesen 
Flossen und dem Anfang des Schwanzes stehen; ebenso findet sich eine Reihe grösserer Stacheln 
von demselben bis gegen die Mitte der Scheibe; einige wenige finden sich am innern Rande der 
Augenhöhle, sie sind von mässiger Grösse und unregelmässig, sodass sie fast ganz im Umfang 
des rechten Auges fehlen. Endlich stehen grosse und ziemlich dünne Stacheln, die bis 5 mm 
Höhe erreichen (s. Fig. @), in zwei ziemlich nahe beieinander stehenden Längsreihen im hintern 
Theil des Rückens bis zum Ursprung der Bauchflossen. Der Schwanz hat drei Reihen solcher 
Stacheln, die mittlere beginnt noch vor seinem Anfang. 

Das Maul ist 17,5 cm von der Schnauzenspitze entfernt und hat eine Breite von 10 cm; ich 
zähle 40 Reihen Zähne. Die Nasenanhängsel, welche voneinander sehr entfernt sind, haben eine 
Länge von 3 cm. — Die untere Seite des Körpers hat genau dieselbe Färbung wie die obere. — 
Die ganze Schnauze mit Ausnahme der äussersten Spitze ist bis’zum Maul mit feinen, nach 
hinten gerichteten Stachelchen bedeckt; der hintere Theil des Bauches ist ebenfalls mit solchen 
Stachelchen bedeckt; der übrige Theil des Bauches ist glatt. 

Nachtrag. Im Januar oder Februar hat Herr Friedrich Albert in Calbuco im Meerbusen 
von Reloncavi einen Rochen gefischt, den ich für dieselbe Art halten muss, ungeachtet die 
Schnauze ganz schwarz wie der übrige Körper ist. Der Name /lavirostris ist daher unpassend, 
und bedauere ich sehr, ihn nicht mehr ändern zu können, da die spanische Ausgabe dieser Ab- 
handlung mit dem Namen flavirostris schon vor längerer Zeit publicirt ist. Das Thier ist noch 
grösser (127 cm = 4 Fuss 2 Zoll lang) und ebenfalls ein Weibchen. 


5. RAsA 0XYPTERrA Ph. 
Taf. I, Fie. 1. 


Schnauze ziemlich lang, sehr spitz, sodass die Länge des Interorbitaltheiles zwei bis zwei- 
undeinhalb mal in der Länge von den Augen bis zur Schnauzenspitze enthalten ist. Die Linie 
zwischen der Schnauzenspitze und dem Aussenwinkel der Brustflossen ist concav und bildet 
einen Kreisbogen, der jedoch in seiner Mitte eine schwache, aber deutliche Convexität zeigt, und 
der hintere Rand ist unmittelbar hinter dem äussern Winkel concav und sodann convex gerundet. 
Die Entfernung zwischen den beiden Aussenwinkeln beträgt mehr als vier Fünftel der gesammten 
Länge. Diese grosse Breite wird hauptsächlich durch die Länge der Flossenstrahlen bewirkt. — 
Die Rückenseite ist grossentheils mit kleinen Rauhheiten bedeckt, aber an manchen Stellen, 
besonders hinten, ist sie ganz glatt. Diese Rauhheiten sind am auffallendsten und dichtesten 
auf den beiden erhabenen Leisten, welche von den Augen nach der Spitze der Schnauze laufen 
und sich etwas vor dem halben Wege vereinigen. Man bemerkt auf den vor den Augen stehenden 
Erhöhungen stärkere Rauhheiten, die man beinahe Stacheln nennen könnte, und wirkliche Stacheln 
stehen auf einer schmalen Binde des Vorderrandes der Brustflosse, besonders im vordern Theil, 
sowie von dort bis in die Nähe der Augen. Auf der Schulter der Flosse sieht man beim 
Männchen zwei Reihen weisser, ziemlich grosser, gekrümmter, sehr niedergedrückter Stacheln. 
Der Schwanz hat drei Reihen Stacheln, von denen die mittlere sich noch etwas auf den Rücken 
hinaufzieht. Die Bauchflossen sind sehr lang und hoch, und so tief und breit ausgeschnitten, 
dass es zwei zu sein scheinen; der vordere Lappen ist schmal, Iinealisch, stumpf und hat sechs 
Strahlen, von denen aber die hintersten drei sehr kurz sind. Die Schwanzflosse ist wie bei den 


6 


vorhergehenden Arten ganz unbedeutend, sodass sie zu fehlen scheint. Die Griffel des Männchens 
sind ausserordentlich lang. Im Maul stehen 38 Reihen Zähne — Färbung: Der grösste Theil 
' der Oberseite ist bleigrau, welche Färbung in dem Theile, den man Rücken nennen kann, in 
Braun übergeht, verlängert sich aber, dunkel eingefasst, in einer schmalen Linie fast bis zur 
Schnauzenspitze; die häutigen Seiten der Schnauze sind gelblich, Die Brustflossen sind dunkel- 
braun, aber ihr hinterer Rand ist in beträchtlicher Breite gelb. Die Bauchflossen und der Schwanz 
sind ebenfalls braun und die Griffel sind es im grössten Theil ihrer Länge. Als der Fisch noch 
frisch war, habe ich vergessen, die Färbung der Unterseite zu notiren; jetzt ist er überall braungrau. 
Ich bemerke, dass ich keine Seitenfalten am Schwanz gefunden habe. 


Dimensionen. 

Länge von der Schnauzenspitze bis an das Ende des Schwanzs . . . „2... 108em=3'71," 
„ von der Schnauzenspitze bis an den Anfang des Schwanzes . . . . 2... 66x | 
„.#vonlderSchnauzenspitze& bis’zurdeneueemee VE: 

Abstand ‚zwischen det Augen. I, KR. Be RR ER 7,5 

Durchmesser ‚des Auges 2 WR ne LiT2: re Se 2,1 

Abstand zwischen den Aussenwinkeln der Brustflossen . 2 2 u 2 2 2 2 22..88 
e zwischen den hintern Enden der Brustlosen . 2. 2 2... „ „ ni 

IKamee der Nyurzeledersbauchtiossen.. u. 0 N 

Höhe!!des vordernakappenstaerselben 4.17 Sms Fa TI 8 
ssKades;hintefnstkappens I az „malen: we DH Pe a ae er 8 

hänse der#Griftel 4..54 Mass. Iran ya VG ee A re 

Dicke der ISchwanzwurzel ir. na 0, ee en BR ee 3 

UROLOPHUNS. 


Urolophus und Trygonopterus Müll. et Henle. 


Schwanz von mittlerer Länge, mit einer Schwanzflosse und auf dem Rücken mit einem ge- 
zähnten Stachel. Die Brustflossen fliessen an der Schnauzenspitze zusammen. Die Bauchflossen 
sind ungetheilt. Zähne wie bei den Rochen. Körper glatt oder mit Dornen bewehrt. — Die 
Urolophus haben keine Rückenflosse auf dem Schwanze, die Trygonopterus' haben eine kleine 
|After-|Flosse dem Rückenstachel gegenüber. | 

Günther zählt in dem „Oatalogue of the Fishes in the British Museum“, VII, 485, fünf Arten 
auf, drei Urolophus und zwei Trygonopterus; sie sind aus den Meeren Australiens, dem heissen 
Theile des Stillen Oceans, und eme Art, was sehr auffallend ist, findet sich auf beiden Seiten 
von Üentralamerika, im Mexikanischen Meerbusen wie im Stillen Ocean. Ich kann diesen eine 
sechste Art aus dem chilenischen Meere hinzufügen. 


ÜROLOPHUS MARMORATUS Ph. 
alien an dr 


Die Form der Scheibe nähert sich der Kreisform, aber die Seitenränder sind in ihrem vordern 
Theil geradlinig und vereinigen sich unter einem stumpfen Winkel, der jedoch eine etwas hervor- 


! Da oüp& Schwanz und Aöpos Helmbusch, Kamm u. s. w. bedeutet, sollte man eher glauben, Urolophus bedeute einen Fisch, 
der eine Flosse auf dem Schwanze hat, als umgekehrt. 


7 


ragende Spitze hat. Der Abstand zwischen den Augen beträgt mehr als zwei Drittel der Ent- 
fernung zwischen dem vordern Augenrand und der Schnauzenspitze. Der Körper ist dicker als 
bei den eigentlichen Rochen, vollkommen glatt, im frischen Zustande bleigrau, mit einer Unzahl 
kleiner weisser Flecken gesprenkelt, die zuweilen wurmförmig sind und zusammenfliessen. Die 
Strahlen der Brustflossen sind sehr kurz, etwas länger sind die der Bauchflossen. Die Flossen- 
haut ist braun, braun ist auch der grösste Theil des Schwanzes und die Rückenseite der Griffel 
des Männchens. Die ganze Unterseite, auch die des Schwanzes, ist weisslich, die Basis der Griffel 
schwärzlich. Der Schwanz erreicht nicht die halbe Länge des Discus; sein Stachel sitzt etwas 
hinter der Mitte, misst kaum den fünften Theil der Schwanzlänge und ist sehr daniedergelest; 
seine Zähne sind sehr schief, nach hinten gerichtet, sehr zahlreich und klein. Das Maul ist klein, 
die Zähne des Oberkiefers haben eine ziemlich lange, aber stumpfe Spitze; denen des Oberkiefers 
fehlt diese Spitze, sodass man sie beinahe Pflasterzähne nennen könnte. 

Diese Art unterscheidet sich leicht von den drei beschriebenen, von U. eruciatus durch ganz 
verschiedene Färbung, von U. armatus durch den ganz glatten Körper und von TU. torpedinus eben- 
dadurch, sowie durch andere Färbung. 


Dimensionen. 
Länge von der Spitze der Schnauze bis an das Schwanzende . .:. 2.222020. B85 cm 
der Scheibesbis, zum. Anfangdes Schwanzest nz #5 Am en ern 2 
Brosskegbreitenderssscheibes rn arts a ee en 
Breitesderselben am Ursprung, der: Bauchllossen . u u ventı a u an ned 
Meederselbensamskundesder bauchllossen &'. vn un ua ware en Bi 
ib meewrlere Wunzeielerebauehilossenen een 
ji „halt IChehiell. nn gehesee Kre ı B.. 2 7 Se BE BE Er SEE EEE 2: 
edle =i Sittiche lsulee Au Bo ee ir rt. 


Auch dieser Kochen wurde in der Bucht von Quinteros gefischt. 


MYLIOBATIS. 


Die Brustflossen dehnen sich zu ungeheuer breiten dreiseitigen Flügeln aus, zwischen denen 
der Kopf breit hervorragt. Der Schwanz ist sehr dünn, peitschenförmig und trägt ein oder zwei 
Stacheln. Vor diesen steht, ziemlich in der Mitte des Schwanzes, eine kleine Rückenflosse. Das 
Gebiss besteht aus platten, zu einer Platte verbundenen Zähnen. 


MYLioBATIS CHILENSIS Ph. 
Taf. III, Fie. 1. 


Herr Albert brachte von seiner Reise nach Quinteros ein Männchen und ein Weibchen 
dieser Myliobatis mit, die ich im Werke von Günther nicht beschrieben finde; die Fischer nannten 
den Fisch dguila de mar, Seeadler, welches ja auch der deutsche Namen für die Arten dieses 
Geschlechts ist. Beide Individuen zeigen keine merklichen Verschiedenheiten weder in Gestalt, 
Grösse noch Färbung. 

Dimensionen des Männchens. 
Länge von der Schnauzenspitze bis zum Anfang des Schwanzes . . . . . 78cm = 21, ' 


Pan lo Ch wanziesu en ee ee ee TR 
Dresioszwuschengdensspibzen, der Drustllossen ,.n En EN Er. nn. IT <a! 


Ro) 


Abstand zwischen der Schnauzenspitze und den Ausen . . 2 2 2 2. 2.2.2..0...9cm 
h) zwischen "den beideneAupen En N ne lt 
Durchmesgenkdest Anges "UL SER SE Pe eu Eee) 
Länge der Bauchflossen . . a Een 1 0) ER Vin a BRIR 12 TS 
Entfernung der Rückenflosse vom Anklane is Sölnade ter BER a 
Länge dieser Flosse . . . u A 
Entfernung derselben vom Stachel, u ae em a re; 
Breite der Nasalklappe. . . . ee EL 
Abstand des Maules von der Schnauzenspitze. ee a Ei) 
Breite nlesMaules,.. „out, Pr? Dee Bra. PR BR NE er er 


Der Kopf ist breit und tritt nur wenig über die Linie hervor, welche der Vorderrand der 
Brustflossen bildet. Die Stirngegend ist ziemlich erhaben, aber eben, ihre Ränder sind sehr 
abschüssig und die Nasenlöcher öffnen sich in den seitlichen Abhängen. Die ganze Oberseite ist 
vollkommen glatt und von einförmigem Schwarz. Die Rückenflosse beginnt in der Höhe des 
Endes der Bauchflossen. Der Stachel ist 4 cm lang und 8 mm breit; seine obere Fläche ist 
eben, aber nicht glatt, sondern wie sandig; die Ränder haben rückwärts gerichtete Zähnchen, die 
so fein wie Borsten, aber sehr kurz sind. Das Maul ist 10 cm vom Vorderrande des Kopfes 
entfernt und hat die Breite von 7,5 cm; das Nasensegel ist 7,2 cm breit und 4 cm hoch. Die 
ganze Unterseite ist ziemlich glatt und grösstentheils schwarz, in der Mitte weisslich. Diese 
weissliche Farbe beginnt in geringer Entfernung vom Vorderrande, der schwarz ist, und wird 
nach hinten allmählich schmäler, sich dabei in die schwarzen Seiten ohne feste Begrenzung ver- 
lierend. Die Unterseite der Bauchflossen ist weiss bis auf die Ränder, welche schwarz sind; die 
Anhängsel sind unten schwarz. 

Der knöcherne Gaumen ist 44 mm lang und ebenso breit und besteht aus zwölf Reihen 
sechsseitiger Zähne. Es ist auffallend, dass diese Reihen unregelmässig und nicht in unpaariger 
Zahl sind. Wenn wir diesen Gaumen betrachten in der verkehrten Lage, die er beim schwim- 
menden Thiere hat, so bemerken wir, dass die Zähne der achten Reihe die breitesten, aber doch 
nur drei- bis viermal breiter als lang sind, und dass die vordern höher sind als die letzten; ich 
zähle 18 Zähne in dieser Reihe. Die Zähne der zweiten, dritten und vierten Reihe sind die 
schmälsten und ihre Breite ist ihrer Höhe gleich. Die Zähne der elften Reihe sind so breit wie 
drei schmale Zähne, die der zwölften etwas breiter als die der elften; die der ersten, fünften, 
sechsten, siebenten, neunten und zehnten sind etwas breiter als die der zweiten, dritten und 
vierten und fast ganz gleich unter sich. — Die Zahnplatte des Unterkiefers ist 30 mm lang und 
48 mm breit, also weit kürzer, aber etwas breiter als die Gaumenplatte. Sie hat zwölf Reihen 
Zähne wie diese, sie sind ebenfalls von ungleicher Breite; die Zähne der ersten, sechsten, siebenten, 
neunten, zehnten und elften Reihe sind die schmälsten und nur wenig breiter als hoch; es gibt 
keine Reihe breiter Zähne wie auf der Gaumenplatte. Die vordern Zähne, welche nach und nach 
verloren gehen und von den folgenden ersetzt werden, sind fast 2 mm dick, während die letzten 
so dünn wie Papier sind. Alle haben auf ihrer Oberfläche unregelmässige Längsfurchen und 
Vorder- und Hinterrand sind etwas gekerbt. Ich bin geneigt zu glauben, dass die Unregel- 
mässigkeiten, welche die Gaumenplatte unseres Individums zeigt, eine individuelle Ausnahme von 
der Regel sind. | | 

Es fällt nicht schwer, sich zu überzeugen, dass der chilenische Seeadler eine neue Art ist. 
Günther führt sieben Arten Myliobatis auf (Catalogue of the Fishes in the Brit. Mus, VII, 489): 


9) 


1. M. aguila, unterscheidet sich von M. chilensis durch den hervortretenden, vom Körper 
_ abgesetzten Kopf und durch die Gaumenplatte, welche in ihrer Mitte Zähne hat, deren 
Breite das Vier- bis Sechsfache der Länge beträgt. 


> 


M. cornuta, aus Japan, hat ein kegelförmiges Horn über jedem Auge. 


3. M. vespertilio, aus dem Indischen Ocean, hat eine Scheibe, deren Breite wenigstens das 
Doppelte der Länge erreicht. i 


4. M. maculata, ebenfalls aus dem Indischen Ocean, hat eine Reihe von Höckerchen auf der 
Mittellinie der Schultergegend. 


5. M. bocina, aus dem Mittelmeer und dem Atlantischen Ocean, hat die Zähne in der Mittel- 
linie der Gaumenplatte so breit, dass ihre Breite das Achtfache der Länge beträgt. 


6. M. Nieuhoffü des Indischen Oceans und des Japanischen Meeres, hat eine Scheibe, die 
doppelt so breit als lang ist, und keinen Stachel. 


7. M. milvus des Indischen Oceans und der chinesischen Meere, hat ebenfalls keinen Stachel. 


ÜEPHALOPTERA Dum. 


Dieses Genus begreift bekanntlich diejenigen Rochen, welche sehr breite Brusttilossen, wie 
Myliobatis, haben, die sich aber in Gestalt von zwei länglichen Lappen weit über den Kopf hinaus 
verlängern. Sie leben auf dem Grunde des Meeres, erreichen eine enorme Grösse und werden 
nur selten einmal gefangen. Günther führt sieben Arten auf, darunter keine von der amerika- 
nischen Küste des Stillen Oceans.. Es kommt aber an dieser eine achte Art vor, von der ich 
freilich nur höchst dürftige Kenntniss erhalten habe, die indessen genügend scheint, um sie von 
jenen sieben Arten zu unterscheiden. 


ÜEPHALOPTERA TARAPACANA Ph. 


Taf. III, Fie. 2. 


Im Januar 1878 wurde zwölf Seemeilen westlich von Iquique eine Cephaloptera gefangen, 
deren Gerippe noch in dem „Molino“ der gedachten Stadt existiren soll. Dem Herrn D. Eduard 
Llanos verdanke ich die Zeichnung, welche ich auf Taf. III wiedergegeben habe. Da sie nicht 
von einem Fachmanne gemacht ist, wird sie vielleicht einige Unrichtigkeiten haben, aber in den 
Hauptsachen ist sie wol genau genug, um daraus zu erkennen, dass das Thier von den sieben 
von Günther aufgeführten Arten verschieden war. In der That zeigt sie Eigenthümlichkeiten, 
die keine Zeichnungsfehler sein können; der vordere Theil des Körpers ist sehr lang, der Schwanz 
sehr kurz. Die ganze Länge des Fisches betrug 190 cm, die Entfernung zwischen den Winkeln der 
Brustflosse 240 cm, die Brustflossen gehen allmählich in den Schwanz über, was sehr sonderbar 
wäre; jederseits sieht man vor dem Anfang des Schwanzes zwei Lappen, die entweder eine tief- 
sespaltene Bauchflosse sind oder, was mir wahrscheinlicher ist, eine schmale Bauchflosse und 
dahinter den Griffel des Männchens. Die zweite Figur zeigt, dass der Fisch zwei am Anfange 
des Schwanzes stehende Rückenflossen gehabt hat, sowie dem Zwischenraum zwischen beiden 
gegenüber eine Afterflosse. Ein Stachel scheint nicht vorhanden gewesen zu sein. 


PHıLIppI, Chilenische Fische. 2 


10 


Da über die Zähne des Thieres nichts bekannt ist, so ist es unmöglich, zu sagen, ob es eine 
Dicerobatis (mit Zähnen in beiden Kiefern) oder eine Ceratoptera (mit zahnlosem Unterkiefer) ge- 
wesen ist. 

Die eine Zeichnung stellt den auf dem Rücken liegenden Fisch vor, die andere ist die 
Seitenansicht desselben. 


II. CALLORRHYNCHUS Cuy. 


Die Genera Chimaera aus den nördlichen kalten Meeren und Callorrhynchus aus den süd- 
lichen begreifen sehr sonderbare Fische, über deren Stellung im System die Ichthyologen lange 
schwankend gewesen sind. Während einige sie zu den Plagiostomen, Rochen und Haien, stellen 
wollten, wie es auch Günther gethan hat, brachten sie andere in dieselbe Familie mit den Stören 
und Hausen. In der That ähneln sie den letztern in der Gestalt und darin, dass sie eine Kiemen- 
spalte haben, aber in ihrer innern Structur stimmen sie mehr mit den Haien und Rochen überein, 
auch findet bei ihnen eine wirkliche Begattung statt und legen sie grosse, mit einer hornigen 
Schale umgebene Eier in geringer Zahl, während die störartigen Fische sehr zahlreiche kleine, 
mit einer Schleimhülle umgebene Eier legen wie die Mehrzahl der Knochenfische. 

Bisher ist von Callorrhynchus nur eine Art bekannt gewesen, Ü. antarcticus Cuv., der Pejo 
gallo der Chilenen; wir besitzen eine zweite Art. Ich habe beide abgebildet. 


l. ÜALLORRHYNCHUS ANTARCTICUS Cuv. 
Taf. IV. 
Gay, Hist. de Chile, Zool., I, 358. — Günther, Catalogue of the Fishes in the British Museum, VIII (1870), 349. — 


Ich eitire keines der zahlreichen von Günther angegebenen Werke, da auch nicht ein einziges derselben in: 
Santiago existirt. 

Günther beschreibt diesen Fisch folgendermaassen: „Die zweite Rückenflosse ist vorn erhöht. 
Die sehr grossen Brustflossen reichen bis zur Wurzel der Bauchflossen und noch darüber hinaus. 
Die erwachsenen Fische haben eine dunkle, schwärzliche Seitenbinde; die jungen haben die obern 
heile schwarz mit weisslichen Binden und Flecken. Diese jüngern haben auch eine doppelte 
Reihe von kleinen Hautstacheln in der Krone des Kopfes, auf dem Rücken des Rumpfes und 
des Schwanzes; diese Stachelchen finden sich gleichfalls bisweilen bei halberwachsenen Individuen, 
und selbst bei erwachsenen, bei denen sie jedoch in der Haut versteckt sind.“ Er gibt keine 
bestimmten Dimensionen, aber aus der Liste der im Britischen Museum vorhandenen Exemplare 
ergibt sich, dass die grössten derselben 40 engl. Zoll oder 120 cm lang sind. 

Das grösste Exemplar unseres Museums ist ein 87 cm oder 34 engel. Zoll langes Männchen. 
Sein Kopf zeigt im Profil gesehen eine gerade Linie vom Stirnfortsatz an bis zur Spitze der 
Schnauze; diese ist schief abgeschnitten und an ihrem Ende breiter als an der Wurzel. Die 
‚Einbiegung, welche sie vom Maule trennt, ist kaum so weit wie das Anhängsel und sehr tief. 
Die Lappen, welcher von der untern Seite der Schnauze herunterhängt, ist von eiförmiger Gestalt, 
nach oben schmäler und hat in seinem vordern Theil und an der Wurzel eine schmale, scharf 
umschriebene Stelle voll Rauhheiten. — Auf dem Rücken ist eine zusammengedrückte, sehr 
merkliche Erhöhung, von deren vordern Hälfte die erste Rückenflosse entspringt, deren Höhe 


18 


drei Viertel so gross ist wie die Höhe des Körpers an dieser Stelle. Die Höhe der zweiten 
Rückenflosse zeigt dasselbe Verhältniss zu der Höhe, die der Körper an ihrem Ursprung hat. 
Die Brustflosse reicht nicht viel über den Anfang der Bauchflosse hinaus; ihr fleischiger Theil 
nimmt die Hälfte ihrer Gesammthöhe ein. Die Bauchflossen sind fast quadratisch; die Afterflosse 
ist in ihrer ganzen Länge von der gleichen Höhe und abgestutzt; die Schwanzflosse ist bald 
hinter ihrem Ursprung tief getheilt und wird dann immer niedriger, ohne die Schwanzspitze zu 
erreichen. Der Stachel am Vorderrande der ersten Rückenflosse ist etwa in seiner Mitte ab- 
gebrochen, sodass ich seine Länge nicht angeben kann. Die kleinen Stachelchen der Haut sind 
dem Gefühl sehr merkbar, aber kaum sichtbar. Die Griffel des Männchens, die zur Begattung 
behülflich sind, sind vollkommen frei und nicht mit den Bauchflossen verbunden. Vor ihnen 
bemerkt man zwei eiförmige, nahe beieinander stehende rauhe Stellen, die vielleicht ebenfalls bei 
der Begattung eine Verrichtung haben. 


Die Männchen haben vorn an der Stirn ein sehr sonderbares Anhängsel, das beweglich und 
hinten befestigt ist. Es ist 16 mm lang, 10 mm breit, 4 mm dick, oben ganz flach, vorn ab- 
gerundet, mit parallelen geradlinigen Seiten, doch vor der Spitze schwach eingeschnürt. Die 
Spitze ist dicht mit kurzen, kegelförmigen Höckern besetzt. Dieses Anhängel passt genau in 
eine Grube, deren vorderer Theil mit eben solchen Höckern besetzt ist. Der Zweck dieses 
Organs ist sehr räthselhaft, nur ist es sicherlich kein Organ zum Greifen, wozu schon seine Lage 
an der Stirn wenig geeignet ist, und was könnte es greifen ? 


Die ganze Oberseite des Fisches ist schwärzlich, auch die Schnauze und alle Flossen; der 
hintere "Theil der Erhöhung des Rückens, von der die erste Rückenflosse entspringt, die Seiten 
und der Bauch sind gelblich, mit Ausnahme einer schrägen schwarzen Binde, die hinter dem 
Kopfe sich mit dem Schwarz des Rückens vermischt und sich nach den Bauchflossen erstreckt: 
die Seiten des Kopfes sind von silberweisser, etwas ins Bläuliche gehender Farbe, die Lippen, 
die Nase und die Griffel des Männchens fleischfarbig. 


Dimensionen. 
Länge von der Schnauzenspitze bis an das Schwanzende. . . . 2 22.2.2.2...87cm 
Fe onnderssSchnauzenspitze bisszurssumermbe a mw nn an nr 1 
„ von der Schnauzenspitze bis zum ns ss 2 sb a BE N 3 
Durchmesser des Auges. . . N ET 
Länge vom Vorderrand der Stine bis zur are Bere flosse len nt a 
DON ueldierer lose, SI er ra: iz dan dee 
Höhe derselben . . . { en 1, SEE A IE) 
Abstand zwischen der sten Mn ten, lee A a a N 
Banserder Wurzel der zweiten Ruckenfllose . . ..2: ı. 22 2 m nn a. 14 
Höhe derselben . . . . h a Pe Te 
Entfernung vom Ende der rei Bickeffioar Bi zum ek vanksnde ee 
Länge des Stirnanhängsels 2 28 
„ des Anhängsels der Schnauze . . . Fa A RE EN: 
„ von der Spitze der Unterlippe bis zur Br ueidoest A a er ei 
Tl unzeldtereneiilos ee a a 
Höhe derselben . . . ER 59 21 ee ae 
Abstand zwischen Brust- El Ranakioe ae RE er En PR re RZ 
IE neesdesWatrzeledieser Blasen. 2 rc me Be, 3,6 
oe dlemgellven iR = Fa ee TE EZ EEE u EEE 


12 


Länge der Griffel Fa ER Ex 3 7, cm 
Abstand zwischen Bauch- und Schwanzfllose . . 2 2 2. 2. au ee on Hi 
tlohe. der. Schwanzllose u u « Sn BE u ee GE 

„ des Körpers vor den Brustflossen und der Rückenflosse . . . . 2.2... 115 

„ des Körpers in der Gegend des Beginnes der Schwanzflosse . . . . 2... 2 
Grösste Dicke des Körpers in der Gegend der grössten Höhe . . . : 2.2 22.83 
Abstand zwischen den Vorderrändern der Augen . 2. 2 2. 2 2 a 2 mine. D2 


Fig. «a stellt das Anhängsel der Schnauze, Fig. b das der Stirn mit seiner Grube dar, ‚beide 
in natürlicher Grösse. 


9%. ÜALLORRHYNCHUS ARGENTEUS Ph. 
Taf. V, Fig. 1. 


Seit langer Zeit ist ein Exemplar vom Peje gallo im Museum aufgestellt, welches ich damals 
für den Jugendzustand oder für eine Varietät der vorigen Art gehalten hatte, da ich noch 
kein Exemplar des echten C. antarcticus besass. Aber ich glaube jetzt nach einer sorgfältigen 
Vergleichung mit dem vorigen, dass die Verschiedenheiten in der Gestalt des Kopfes u. s. w. zu 
gross sind, als dass man sie dem Alter oder Geschlecht zuschreiben könne, sodass man den Fisch 
wol für eine besondere, zweite Art ansehen muss, der ich den Namen Callorrhynchus argenteus 
gegeben habe. Er unterscheidet sich von C. antarcticus durch folgende Merkmale: 

1. Er hat eine ganz gleichmässige silberweisse Farbe über den ganzen Körper und nur der 
fleischige Theil der Flossen ist weisslich. 

2. Der Körper ist weniger zusammengedrückt; das Verhältniss der Dicke zur Höhe ist 15:16, 
bei C. antarcticus 14 : 19. 

3. Die Flossen sind viel höher und schmäler; die erste Rückenflosse ist länger als die Höhe 
des Körpers, bei (. antarcticus ist das Gegentheil der Fall, auch fehlt die zusammengedrückte 
Erhöhung des Rückens, welche bei dieser Art gefunden wird. Die zweite Rückenflosse ist eben- 
falls verhältnissmässig höher und tiefer ausgeschnitten; die Brustflosse ist sehr viel länger, ihr 
Endtheil schmäler und spitzer, endlich sind auch die Bauchflossen, die Afterflosse und die 
Schwanzflosse höher. Ich will zugeben, dass diese Verschiedenheit der Flossen von grösserer 
Jugend herrühre oder dem weiblichen Geschlecht eigenthümlich sei, und lege darauf auch 
kein Gewicht. | 

4. Einen sehr bedeutenden Unterschied zeigt aber die Gestalt des Kopfes. Dieser ist in 
seinem hintern Theil aufgeblasen und fällt dann fast senkrecht herab, sodass er mit der Schnauze 
eine tiefe rechtwinkelige Bucht bildet, während bei C. antarcticus der Kopf eine geradlinige Ebene 
bis zur Schnauzenspitze zeigt. Ferner ist die Schnauze bei (. argenteus länger und die Bucht 
zwischen dem Anhängsel und dem Maul beträchtlich weiter; endlich bemerkt man, dass eine 
ziemlich tiefe Furche, die bei C. antarcticus den hintern Theil des Auges umgibt und dann nach 
dem Kinn sich zieht, bei C. argenteus fehlt. 


Ich weiss nicht, ob diese Art zu einer bedeutendern Grösse heranwächst. Die Dimensionen 
unseres Exemplares sind: 


Länge von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzende. . . . 2. 2 2 2.2.2.2... 890mm 
„ xon der Schnanzenspitze, bis zum Ausser a)! 
h der Wurzel "der ferstenBückentlosser nr ee) 


u u Fr = mn _ Me SEE nu. ERBER. Sn. 


Höhe der Wurzel der ersten Rückenflosse . . . » 2 2 2 m m nen ne... De mm 
Langesdessstachels am Anfang derselben . wu u mu nem une a AO 
Abstand zwischen der ersten und zweiten Rückenflose . » 2 2 2 2 2 222. 10 
Wonergll diese Aksibeikeiii GR Fe ee ED 
Eoheeiesrornderneltienlesst. u 6 a 
meets enhumosels ander Schnauze . ; u u. um an u ie 
Fbstandevomekmnebis zur Brusttlosse, 0 u Ma an ne Al 
Be neemderwmzelsuisser Blosse au Me ee ZU 
Höhe derselben . . . a a  PE  1 A  > 
Abstand zwischen Brust- nt Banchiloehe ee Er I SE E60 
Länge ar nalen |Dauneltoskt ee EEE 7 Er ee 
Höhe derselben . . . IE hr ER 
Abstand zwischen Bauch- aan Arterfiüsse Ep Ku Neid re ee 
Länge vom Anfang der Afterflosse bis zum Ende is Sand a a ee 
Elke also t\llkanildass fee 
Snölsstte IElölneAdles. KON gr er BE a > 


sahne, VDielkanakeasallkänge u So er a BEE ER EEE EEE EEE 15) 


Bi des Callorrhynchus antarcticus. 
Taf. V, Fig. 2. 


Das Ei des Hahnfisches ist sehr sonderbar, und da es hornig und sehr gross, ist es ein 
Beweis mehr, dass dieser Fisch nicht, wie es früher geschehen ist, zu den störartigen gestellt 
werden kann, sondern dass er der Gruppe der Rochen und Haie angereiht werden muss. Es ist 
92 cm lang, 9,5 cm breit und besteht aus einer Höhlung, die es in der ganzen Länge durchläuft, 
und einem breiten, hautartigen Rand. Die Höhlune ist spindelförmig, auf der einen Seite, die 
ich die Rückenseite nennen will, beinahe eben, in der Mitte 3,6 cm dick, nach dem vordern Ende 
verschmälert sie sich sehr allmählich, nach hinten plötzlicher; der hintere Theil, der etwa den 
_ dritten Theil der Länge einnimmt, zeigt eine erhabene Mittellinie. Diese erhöhte Linie, aber 
noch kräftiger ausgesprochen, wird im vordern Theil doppelt mit stark erhobenen Rändern. Am 
vordern Ende schlüpft der Fisch aus, wenn er hinreichend entwickelt ist, und dann trennt sich 
der vordere Bauchtheil der Höhlung jederseits wie eine Klappe vom Rückentheil los. Der breite 
hautartige, aber hornige Theil, der auf beiden Seiten die Wiege des Fischleins umgibt, zeigt sehr 
regelmässige Falten, die sich in schiefer Richtung nach dem Rande ziehen. Die ersten entspringen 
von dem Punkte, wo die Klappe anfängt, von der die Rede gewesen ist, und gehen nach vorn, 
von den folgenden gehen die ersten ziemlich senkrecht zum Rande, die übrigen aber mehr und 
mehr schräg nach hinten. Eine sehr feine Behaarung' bekleidet die Bauchseite; sie ist sehr dicht 
aut dem breiten Rande des Kies, besonders vorn, wo sie die Falten oft ganz verbirgt, sehr spär- 
lich auf dem Bauch der Höhle für das Ei. Da die Rückenseite des Eies vollkommen kahl ist, 
so sieht man auf derselben die Randfalten weit deutlicher, und erkennt, dass die des vordern 
Theiles die schwächsten sind und dass sich im hintern schwächere Fältchen zwischen die gröbern 
einschieben, wie die kleinern Rippen zwischen den grössern bei manchen Ammoniten. Der Rand 
selbst ist dicht mit feinen Härchen bewimpert, die bis 1'/),;, cm lang sind. Alle Haare sind gelb- 
braun, während die hornige Schale selbst hell kastanienbraun ist. 


Man findet gar nicht selten die leeren Eier an den Strand geworfen, aber meist abgerieben 
und vom Brand der Sonne schwarzgefärbt. Es scheint, dass sie frei im Meere schwimmen, 


14 


wenigstens sieht man keine Spur eines Fadens oder dergleichen, wodurch sie an einen andern 
Gegenstand angeheftet sein könnten. Eine Abbildung in natürlicher Grösse findet sich in Robert 
O. Cunningham’s „Notes on the Natural History of the Strait of Magellan“, S. 340. Der junge 
Fisch ist noch nicht dem Ei entschlüpft. 


III. ORTHAGORISOUS Bloch. 


Zu den sonderbarsten Fischen gehört unstreitig der Schwimmende Kopf, Sonnenfisch 
oder Mondfisch, der/ Peje luna der Chilenen; Gay behauptet, er werde auch Emperador von 
den Fischern genannt, was wol möglich ist; ich habe ihn immer Peje Iuna nennen hören. Schon 
seine Form ist sonderbar und ähnelt wirklich einem vom Rumpfe abgetrennten Fischkopf. Er 
gehört in die Ordnung der Plectognathi Cuv., welche wahrscheinlich diesen Namen einem blossen 
Schreibfehler verdanken, für Peetognathi, denn pectognathus heisst „mit zusammengeklebten Kimn- 
laden“, plectognathus aber „mit gefalteten Kinnladen“. Diese Fische haben ein sehr knorpeliges, 
nur unvollkommen verknöchertes Skelett; die Knochen des Unterkiefers sind gewöhnlich fest 
zusammen verwachsen, was der Name pectognathi sehr gut ausdrückt; es fehlen ihnen auch immer 
die Bauchflossen. 


Für die Leser dieser Arbeit habe ich wol nicht nöthig, die Kennzeichen des Genus Ortha- 
goriscus zu geben, wie ich es für die spanische Ausgabe thun musste; ich will mir nur erlauben 
darauf aufmerksam zu machen, dass die Schwanzflosse sehr niedrig ist, mit der Rücken- und 
Afterfiosse verschmilzt und an ihrem Rande mit Knochenstücken eingefasst ist. Obgleich ihr 
Körper seitlich so stark zusammengedrückt ist wie bei den Schollen und Butten, schwimmen sie 
doch nicht wie diese auf einer Seite liegend, sondern wie die andern Fische senkrecht. Aber 
wovon nähren sie sich? Ich finde über diesen Punkt keine befriedigende Auskunft in den 
wenigen Büchern, die ich zu Rathe ziehen konnte; sie können nur langsam schwimmen, haben 
ein ganz kleines Maul; sie können keine Raubfische sein, denn jedem andern Fische muss es ein 
Leichtes sein, ihnen zu entgehen. | 

Während mehrere Zoologen verschiedene Arten von Orthagoriscus annehmen, meint Günther 
(Catalogue of the Fishes in the Brit. Mus., VIII, 317), es gebe nur eine Art, O0. mola. Unser 
Museum besitzt zwei Fische dieses Geschlechts, welche sehr merkliche Verschiedenheiten von- 
einander zeigen, sodass ich sie als zwei verschiedene Arten betrachten muss. Ich gebe hier ihre 
Abbildungen und Beschreibungen; erfahrenere Ichthyologen, welche auch über die nöthige Literatur 
disponiren, die mir leider fast ganz fehlt, mögen entscheiden, ob ich recht habe oder nicht. 

Noch bemerke ich, dass unter den 13 Exemplaren von O. mola, welche das Britische Museum 
im Jahre 1870 besass, kein einziges war, das aus dem Stillen Ocean stammte; sie waren alle aus 
den europäischen Meeren oder aus dem Atlantischen Ocean, aber Ayres hatte schon in den 
„Proceedings of the Californian Academy of Nat. Sciences“, IL, 31, fig. S. 54 eine Art aus Cali- 
fornien beschrieben, bei welcher die Höhe der Rücken- und Afterflosse viel geringer ist als bei 


ı Man kann Orthagoriscus oder Orthragoriscus sagen, die Wörterbücher geben sowol Spsayoploxos wie SpSpayopioxos. 


1%) 


der europäischen Art. Günther hat diese Art nicht angenommen, indem er voraussetzte, die 
Flossen wären verstümmelt. Gay hat schon 1848 die Beschreibung eines chilenischen Orthagoriscus 
gegeben, aber seine Beschreibung ist leider zu allgemein und unvollständig. Er sagt (Hist. fis. ı 
polit. de Chile, Zool., I, 354): „Diese Art ist ausgezeichnet durch die grosse Abplattung |? alla- 
namiento, das Wort gibt hier keinen Sinn] des Körpers, der fast so hoch wie lang, hinten 
abgestutzt, ohne Stacheln, aber ganz mit Rauhheiten bedeckt ist; der Kopf ist abgerundet, wenig 
oder nicht vom Rumpf geschieden, seitlich sehr zusammengedrückt und hat vorn eine etwas vor- 
stehende Schnauze, an deren Ende sich ein kleiner Mund findet mit einem Stück unten und 
oben, welche durch ihre Gestalt und Breite denen ihrer conjeneros ähneln [welche sind das?]; 
Augen oross und rund; die Brustflossen ziemlich klein im Verhältniss zur Grösse des 'Thieres, 
und vor ihnen sieht man die Oeffnung der Kiemen, welche oval ist; Rückenflosse und Afterflosse 
sind sehr verlängert, und gelangen dahin, sich am Schwanz zu vereinigen /sic!/, welcher sehr 
kurz ist und den Umfang des hintern Theiles des Körpers umgibt. — Färbung: Auf unserer 
Zeichnung ist sie unten blassbraun, oben dunkler, so wie die Brustflossen; Rücken-, After- und 
Schwanzflosse mit unzähligen unregelmässigen Flecken, bald rund, bald buchtig, die untern 
weniger deutlich. — Ganze Länge 5 Fuss 2 Zoll [175 cm], Breite [d. i. Höhe] 2'/, Fuss [76 cm].“ 

Ich brauche wol nicht zu sagen, dass diese Beschreibung nicht genügt, um den von Gay 
beobachteten Fisch wiederzuerkennen und sagen zu können, ob er identisch mit dem europäischen 
O. mola oder davon verschieden war; auf der andern Seite ist sie aber vollkommen hinreichend, 
um zu beweisen, dass das chilenische Meer auch eine Art Orthagoriscus besitzt. 

Ich komme nun zur Beschreibung unserer beiden Arten. 


l. ORTHAGORISCUS EURYPTERUS Ph. 


Taf. VI, Fig. 1. 


Dieser Fisch wurde am 29. October 1889 in den Gewässern von Chaäfaral, etwa 26° 15’ 
südl. Br, vom ÜOorvettenkapitän Francisco Vidal Gormaz harpunirt und dem Museum geschenkt. 
Er wog 330 kg, seine Länge von der Schnauzenspitze bis an das Schwanzende betrug 222 cm 
oder 7 Fuss 4 Zoll engel., seine Höhe von der Spitze der Rückenflosse bis zur Spitze der After- 
Hosse 247 cm oder 5 Fuss 1 Zoll engl. Dies sind die Maasse, wie sie am frischgefangenen, auf 
dem Verdeck liegenden Thier genommen sind. Der Fisch ist also etwas grösser als das grösste 
Exemplar des Britischen Museums, das 7 Fuss misst. Ein im Museum von Valparaiso auf- 
gestelltes Exemplar soll noch etwas grösser sein. als das unserige; dieses hat folgende Dimen- 
SIonen: 


Länge von der Spitze der Schnauze bis zum Ende der Schwanzflosse. . . -» . . 222 cm 
Höhe des Körpers vor den Rücken- und Afterflossen! . . 2 AR el 

„ von der Spitze der Rückenflosse bis zur Spitze der tt ekllögse VEN ARD 
Diielsegle- er orpansge Abe re en DE, rum 2A 
Pre non A en a re u ee 
Durchmesser des Auges . . . . en Se 6 
Abstand zwischen dem Mund und a en en urn N FE er 2 er 
ange diene Kılamautunenegge re ee Pa er 


' Also Verhältniss der Höhe zur Länge 1: 2,2. 


16 


Bange-derBrustllosger ur up a. u A re ee en 
„or sdersküekentlosse anühner „Wurzel ers 2 SE ee 
Höhe, ‚der Bückenllossers it u Alan ehe A a en 
Länge der Afterflosse an ihrem Ursprung . . 2 2. 2 2 um mo mn nn. 
Höoherterselben.# ,. =24 I rue. won m ns 0: 2 


Es ist mir nicht möglich, mit Sicherheit die Zahl der Flossenstrahlen an den unpaarigen 
Flossen anzugeben, da die Haut, welche die Strahlen überzieht, so dick ist, dass man sie jetzt 
nicht deutlich durchfühlen kann; Dr. Federico Delfin, der das Abhäuten des Fisches leitete, 
sagte mir, die Rückenflosse habe 16 Strahlen, die Bauchflosse 12. Die Brustflosse hat 12 Strahlen, 
die sehr deutlich sind; sie sind breit, weiss, wie knöchern und theilen sich nur in Zwei Zweige 
kurz vor ihrem Ende. — Die Gestalt des Körpers ist gestreckter als in den Abbildungen des 
O. mola, die ich hier nachsehen kann; die Rückenlinie des Kopfes ist vom Maul an in der Er- 
streckung von einigen zwanzig Öentimetern gerundet, darauf sieht man zwei oder drei ebene, 
1'/,,—2 cm breite verknöcherte Stellen und hinter diesen eine erhabene Hautfalte, die bis zur 
Rückenflosse reicht. Die Kehle zeigt gleichfalls in der Seitenansicht des Fisches eine Rundung in 
der Länge von etwa 20 cm und darauf folet eine abgerundete Hautfalte. Hinter der Rücken- und 
Afterflosse zeigt sich eine breite Querbinde, die etwas blasser ist als der übrige Körper, welche 
mit kleinern, in senkrechten Linien stehenden Rauhheiten bedeckt ist. Etwas Aehnliches scheint 
sich bei dem O. mola des Mittelländischen Meeres zu finden, wenigstens findet sich eine An- 
deutung davon in der Figur von Rondelet, die ich auf Taf. VI, Fig. 3 copirt habe. Die grössten 
Rauhheiten unseres Fisches sind die in der Gegend des Maules und haben die Gestalt von 
conischen Höckern. Die Haut sämmtlicher Flossen ist mit denselben Rauhheiten bedeckt wie 
der Körper. Der Rand der Schwanzflosse zeigt nicht eme Reihe schneidender, voneinander 
getrennter Verknöcherungen, sondern scheint in seiner ganzen Länge verknöchert zu sein; er 
hat die Dicke des kleinen Fingers und ist wohl abgerundet. Die Färbung des Fisches ist ein 
Grau, das etwas ins Grüne geht, und etwas heller in der untern Körperhälfte als in der obern; 
Rückenflosse und Afterflosse sind merklich dunkler. Es zeigen sich keine Flecken auf dem Körper, 
höchstens einige, etwas dunklere unregelmässige Wölkchen, und der Bauch ist sicherlich nicht 
silberweiss und glänzend, wie einige Autoren, z. B. Villanova, von dem Orthagoriscus des Mittel- 
meeres behaupten, dessen silberner Glanz die Veranlassung zur Benennung Mondfisch gegeben 
haben soll. Andere sagen freilich, er habe seinen Namen von dem phosphorartigen Leuchten 
erhalten, das des Nachts von ihm ausgehe. Ich habe nicht gehört, dass die chilenischen Fischer 
etwas derartiges bemerkt hätten. 


Die Gründe, welche mich bewogen haben, den Fisch, den wir Herrn Vidal verdanken, für 
eine neue, von dem O0. mola des Mittelmeeres verschiedene Art zu halten, sind hauptsächlich 
folgende: 1. seine Gestalt ist weit gestreckter; 2. die Lage von Rücken- und Afterflosse, die bei 
O. mola viel weiter zurückstehen, die Rückenflosse fängt ja beinahe in der Mitte des Körpers an; 
3. die grosse Breite dieser Flossen. Günther sagt in seinem oben erwähnten Werke 8. 318: 
„After- und Rückenflosse schmal, im vorgerückten Alter verhältnissmässig kürzer.“ Bei unserm 
Fische sind aber die Flossen nicht nur breit, sondern auch lang, trotzdem es wahrlich kein 
Jüngling mehr ist; 4. der verschiedene Rand der Schwanzflosse. 


9. ORTHAGORISCUS MOLA? 


Taf. VI, Fig. 2 (3 und 4). 


Unser Museum verdankt diese zweite Art dem Doctor Federico Puga, der, als er Director 
des Museums von Valparaiso war und zwei Exemplare des Fisches erhielt, das eine davon 
unserm Museum schenkte. Ich halte das 'Thier für identisch mit der Art des Mittelmeeres. 
Seine Dimensionen sind: 


Länge von der Spitze der Schnauze bis an das Ende der Schwanzflosse . . 86cm =2’91," 
Höhe des Körpers!. . . i REN OF Er  ASE 
Abstand zwischen den den der Erleben ad ra a ee BA A u 
Dicke des Körpers . . . Er Alec er Sl Er 
Abstand zwischen dem Maul md def Aue u a ee Fe 9 re ur BL) 

er zwischen dem Maul und dem Kiemenlocch . . 2 2 2 22.2.0. 
ae esse menloches ne ee nn 6 

dei ristnlassch ee en ed lauern le Kama BO 

Psder Wiunzele.der Ruckenhosser ne alas a Benin jene AG 
Höhe derselben . . . ER nn.’ un re 
Länge der Wurzel der Nentiaen BR NEE na EN ee N DE on Re 
‚SlonıE ‚alas, Alkeallease ng a 1 nr Re EEE 


Der Körper ist weniger gestreckt als der von O. eurypterus, indem das Verhältniss der Höhe 
zur Länge 10:17, bei jenem aber 10:22 ist. Auch der Umriss in der Seitenansicht zeigt eine 
Verschiedenheit; der Stirntheil des Fisches ist niedergedrückt, im Umriss fast geradlinig, etwas 
concav über dem Auge, während bei O. eurypterus der Stirntheil weit höher und etwas convex 
ist. Auf den ersten Blick fällt die Lage und die Gestalt der Rücken- und Afterflosse auf, sie 
sind doppelt so schmal und stehen viel weiter nach hinten als bei jener Art, sodass der hintere 
Theil halb so lang erscheint wie der vordere. Diese Gestalt stimmt sehr wohl mit der Figur 
des O. mola von Rondelet überein, die ich auf Taf. VI, Fig. 3 copirt habe, nur dass bei dieser 
der Körper noch etwas kürzer ist, da das Verhältniss der Höhe zur Länge wie 1: 1,5 ist. — Die 
Färbung ist dieselbe wie bei der grossen Art, auch ist kein Unterschied in den Rauhheiten 
wahrzunehmen, welche die Haut bedecken, aber der Rand der Schwanzflosse trägt unregelmässige 
Verknöcherungen, die an Gestalt und Grösse verschieden und voneinander getrennt sind; die 
erössten sind 38 mm lang und 12 mm breit, andere sind ebenso lang, aber viel schmäler, andere 
endlich sind klein und breit; alle haben einen scharfen Längskiel in der Mitte. — Die Rücken- 
falte der Haut beginnt hinter dem Auge, ist sehr dünn und 25 mm breit; die Bauchfalte fängt 
in gleicher Entfernung vom Maule an, ist ebenfalls sehr dünn, mit schneidendem Rand, aber 
nicht so plötzlich vom Rumpfe abgesetzt wie die Rückenfalte. — Ich zähle 12 Strahlen in der 
Brustflosse, 15 in der Rückenflosse, 14 in der Afterflosse. 

Sollte unser Fisch etwa identisch mit dem von Ranzani Ozodura Orsini genannten Fisch sein? 

Unser Fisch ist schlecht ausgestopft: der Präparator des Valparaisaner Museums hat näm- 
lich geglaubt, er schwimme wie die Schollen auf der Seite, und hat demnach die eine Seite ganz 
flach gemacht. 


! Verhältniss zwischen beiden Dimensionen also 1:1,7 


PHıuıppr, Chilenische Fische. PN 5} 


18 


Ich habe Taf. VI, Fig. 3 einmal die Figur copirt, welche Rondelet (Liber de Piscibus, 1554, 
S. 424) vom Fisch gegeben hat, und unter Fig. 4 auch die, welche Villanova (La Üreacion. 
Historia natural, V, 408) im Jahre 1874 oegeben hat, weil dieses hübsche Buch in Chile ziem- 
lich verbreitet ist. Man bemerkt auf den ersten Blick eine ziemlich grosse Verschiedenheit 
zwischen beiden in Beziehung auf die Lage der Afterflosse. Villanova’s Beschreibung weicht 
auch in manchen Punkten von der Günther’s ab; so sagt er, in der Rückenflosse existirten 
11—12 Strahlen, Günther gibt 17—18S an; nach Villanova hätte die Afterflosse nur 12, nach 
Günther 14—17 Strahlen; die Schwanzflosse hat nach Villanova 17—18 Strahlen, nach Günther 
nur 12—16. Woher können diese Verschiedenheiten kommen? Hat etwa Villanova eine von 
O. mola verschiedene Art beobachtet? 


Das Manuscript dieser Abhandlung ist in der ersten Hälfte des Jahres 1891 zum Behuf des 
Druckes nach Leipzig an Herrn F. A. Brockhaus geschickt worden und, wie andere Zuschriften, 
nicht angekommen. Es war eben die schöne Zeit der Dietatur, wo die Briefe geöffnet wurden 
und aus Nachlässigkeit der mit dieser Aufgabe betrauten Personen auch ganz unschuldige Papiere 
vernichtet worden sind. Ich habe dadurch Gelegenheit gehabt, ein paar Zusätze zu machen, die 
aber nichts Wesentliches betreffen. 


Seite 
Srallkomelayılelinus (O0 wen 10 
= ANANAS, (Ge 10.13 
= 2UHak@lnuei\s ©] nz el See ur 12 
Vejs.hallojpueta "Ds a a ee 9 
Orsvopters Müll..et. Henleı .... .aN2.,...; 10 
Eenawacamar nen: Me w. $) 
ireenobacıse Blaauvz ...- 0. m Se. 10 
Myliobatis Cuv. en Te: 7 
— sehn lang JE Ra 12 2 E E 7 
Deje Ballen N 12 
na een. Ni. 14 
Onehavoriscusy Bloch’... em en 14 


R. 


Jul, 


IHNE 


IN TRADE 


Sa DAN 


1. Raja scobina Ph. — 2. R. favırostris Ph. — 
3. R. lima Poep. — 2°. Einer der grössern Stacheln 
von R. flavirostris, natürl. Grösse. — 3°. Bauchflosse 
von R. lima, halbe Grösse. 

Raja oxyptera Ph. — 1?. Vorderer Theil ihrer Bauch- 
flosse. — 2 und 3. Urolophus marmoratus Ph., ein 
Drittel der natürl. Grösse. — 3%. Der Schwanz. — 
3°. Der Stachel, dreimal vergrössert. 


1. Myliobatis chilensis Ph. — 1?. Der Gaumen. — 
1°. Der Kopf, von vorn gesehen. — 1°. Ein Gaumen- 


zahn, vergrössert. — 2. Cephaloptera tarapacana Ph., 


Seite 

Obnthasorsseleneneypuerusshue waren 15 

Ze molaw Bee Terre 1 El Ra muss 17 

Ra jay I ee TEN sen 1 

chileharsı Gay ea ehyse. 1 

= ANITOSDRIST oh Bee ee EM re re 4 

mas POP WE NE es „let 3 

= OXVDbekan oh. ge ee Be ae Dr un 5 

EN ECO DIN PT a RS 2 

Trvsonopteruss Mullweusklenlospr en Pre 6 

Uroloph ur. Mullseugklen eng esse: 6 

et narmokatUS@e lee er 6 
auf dem Rücken liegend. — 2%. Dieselbe, auf dem 
Bauche liegend, von der Seite gesehen. 

IV. Callorrhynchus antarcticus Cuv. — a) Das Anhängsel 
der Schnauze, von vorn gesehen. — b) Das Stirn- 
anhängsel des Männchens, beide in natürl. Grösse. 

V. 1. Callorrhynchus argenteus Ph. — 2. Ei von C. ant- 
arcticus, halbe Grösse. 

VI. 1. Orthagoriscus eurypterus Ph. — 2. O. mola BI. 
von Valparaiso. — 3. O. mola nach Rondelet. — 


4. O. luna nach Villanova. 


ipzig. 


© 
Ha 
= 
ER 
R=| 
ng 
© 
{2} 
m 
[e0) 
<d 
Ei 
u | 
© 
> 
nd 
© 
= 
a 


'feanyeu oueure] [op peyrur eur] BJ op 101.10750d BIoJP „E [eineu oreure? 'SLNSOAABLL A PT OP zo.Ken uofm$e 


:ddoog wuny efeyf eg SU] yg sınsoatmerz efeyg 7 Sy -"yg wurgoos efey TSLJ 


Zop 2dEUYF FU AT 


'SMIONE 19] SNETNIR aC -epned ze- 
N a I | 1% | ePNEI BE - RU USTULS, smyeourreur snydojoap) 'g10 Z8 
‚AAXO Y sıeayusa ed 1orejun sed 3] -YUd B101dAxo eley 7 n “ 
L C «LU. len ei] 


Tp addmyg WU Na 


nn in ePLAN 


"BSIA 919Ye] © 'suoToel o.usA ur uopro zZ -BsIa o.Muoam yg eunoedere 2asIdopeydan Ra 
'snjon® snured suop „| -umsta oYuoaJe Inde9 . al- wungeped »] -yg sısuojyp syegorpAjy 'T'SıJ 


7ePp 2dapyg WS LT 7 


 —— nn Er Be en Fe ne _—— SE, 


a 


at 


EU USE SLIBUL STYLE xıpusddy q - esta 9oLıopm oyrede 1nso.r xıpuoddy ® 


#7) L LH .- . . 
a eg And) SnON9LBTUE SNYOUALLIOTTEI 


Are 


Tab.V. 


Dr _R. 4A. Philippi del. 


Fig 1. Gallorrhynchus argenteus Ph. - Fig.2. Ovum (. antaretiei, ”2maßn. nat. 


ep 2ddmyd FIAT 


ne 


Fl 


= 


"BAoweggt, Unpundos BIop ‘0 FILL-ITPPUOY umpunoos eropy‘g 'g'SLL-"osteardjen op setopro TILT-yg snasydkma snostaogeyngg TIL 


a 


IN 

2 
in iR " 
t 


En Bu: 
ER IR NN 
Sn R 5 


SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES 


INN 


9088 00070 6887 


F