Skip to main content

Full text of "Adolf Diehl Die Entstehung Stuttgarts"

See other formats


Dtc (Entftefjung Stuttgarts. 

$on 21 b o I f D t c f) I. 

„'.Bei ber Xfjcilintti beö großen 5tautenreicf)3 p Sctbuu im S 1 l1 t) cc 843 
fam baS ^erpgtlfum 2llentannien p Dcutfdjlnnb unb 5)49 crthcilte Sailer 
Otto i. feinem ©ohne fiiutolf bie tpcrpgsmürbe t)ier, meldjer hierauf itori) im 
nämlichen ober im folgeubcu Sabre Stuttgarter lElfale einen ©tutten* 
garten angelegt haben foll, toc(d)er ber nadjherigen (Stabt Urfprung unb 
©amen gab. So erzählen alte älteren unirttembcrgifcfjcn ©hroniftcn nnb 
©eftf)icbtsfcf)reiber nnb itod) p ©abelfbonerS Seiten bcjrirf)nete man ein, 
etwa 20 ©djrittc hinter ber ©tiftsfirdje gelegenes, IpauS als baS alte 
StuttcnbauS, bas mürtlcmbergifdje finitbbud; non 1623 aber ncrlegte ben 
Stnttengarten fetbft in baS untere. Df) 0 *. * n bie 9?äbc ber ©Uiblbcrge, p 
bem fogenannteu Ggelfcclein." 

@o fdjtieb ber ncrbieute ©efcfjicfjtfdjreibcr Sari . ißfaff') in feiner 
„@efd)id)te ber ©tabt Stuttgart" uor halb einem Sal)rl)uubert (1845). 
Grifft feine 2Iitgabc über bie (Sljroniften p? 28aun ift bie Grpblung non 
Öetjog fiiubolf pm erftcu ©{nie natfjtoeisbar? JßaS tniffen wir heute über 
ben Urfjmtug Stuttgarts? 2luf bicfc fragen foll im folgenbcit 2lntmort 
gefudjt mcrben. 


Der 2tamc unb feine Deutung. 

Die nrtnnblid) bejeugteu ©nmenformcu finb: ©tutfarteu in einer 
'Jtapfturtunbe non 1229, ©tuotgarbia in einer (Sfjliugct Urfnnbc boit 
1250, ©tudjart in einer Urfunbe ©raf Ulrichs non 1259, ©tuotgartnn 
in einer Urfunbe beS ©rafen Dort 1263, ©tuocgorteu in einer Gßliuger 
Urfunbe bon 1275, ©togartuon in einer .^eilgfreustaler Urfnnbc non 
ungefähr 1280, ©tuotgarten in einer Urfnnbc ©raf GbcrbarbS bon 1280, 
©tuotgarton in einer Urfunbe beSfelbcu non 1280, ©tuotgartc in einer 
Urfunbe ©miggetS bon IBIanfcnftcin non 1282, ©tuogartcu in einer Ur- 

1) <S. 2 f. 3n 2tnm. 4 fagt er weiter, .fjerjog fiiutolf fei non 951 an mit bem 

Sampf gegen feinen Sater ftetS fo fc^r befdjäftigt gemefen, bafo er bantals wohl 
n»d)t an bie Anlegung eines ©tntengartenS gebndjt höbe. 



Sie ©ntftehung Stuttgarts 


263 


fmtbc ©raf ©berharbd Don 1286, im jtoeiten ©jemplar bcr gleichen Ur= 
fuitbe bagegeit ©tuotgarteu, ©tuocgarten in einer Urfuttbe SBolfrantd bott 
Sternhaufen bott 1287.3« llrlunbeti aud bet gräflichen ft'anjlei bon 1286 ff. 
erfcfjeint bic Schreibung ©tutgarten mit t roieberholt, itt pribaturfunbeti 
bott 1294, 1300 nnb 1301 bagegen ©tuggarten, ©tuoggarten uub ©tnfarbia. 
Sie Stuttgarter felbft urfunben in bcr befannten Utfunbe, mit ber fie fidf) 
1312 an bie 9ieid)dftabt ©fflingen ergeben, ald ©djultljeif}, dichter uttb ©e= 
nteiubc „je ©tuoggarten“. SBetttt S^riftian Siibinget (Suhingtud), Slüt jn 
S3Iau6euren feilte Porlagc richtig abgefcljrieben nnb biefed alte ©d)enfungd= 
buch bic Siatuendform ber Driginalurfunbe richtig luicbcrgcgebett, cttblid) 
Sattler beit Snbingiud richtig abgebrudt hat, bann ift bic ältefte ÜRamend» 
form fd)on ©tutgarten 2 ). 

Ser ©nbungdbental bott ©tut ift fcljr früh au bie folgeube ©utturalid 
aitgeglidjctt. Sad hat jtt irrigen Deutungen bed tarnend bcrlcitct. So mollte 
SRemminger unter tpinmeid auf ben Flurnamen ©töcfncf; bett SRamen ber 
Stabt bottt ©toef ober Sludftodeu ableiten, road aber fefjott Pfaff jttrttd» 
mied 3 ). Ser Sterfttd), einer Deutung ald ©tuet — gart = ©tiiet Steingarten 
im 9lnf<hlufi an beit ÜRamen bed Sjofed Stuttgart auf ber .dmlbittfel §öri 
mürbe bott ft. Stopp and fpradfmiffeitfdjaftlkheu ©ritnben jurüdgetotefen, 
toeil bic ©tobt Stuttgart ald „©djbucgert", bcr £of bagegett ald „@d)tug= 
gert" audgcfprod)cn mirb 4 ). 

Slld Parallelen führt Söller au: „Ser ©tuettgarten" in einem SRuel* 
fittger Urbar bon 1578 nnb ©tupferid;, alt ©tuotpferrid), im bnbifdjett 
Stejirfdamt ftarldrtthe. gifdjer gibt ald Drtdtiamen (moju audj bie ginn 
nanten geredjnct fittb) mit ©tut» att: ©tu(o)tad), ©tutbad), ©tutpferd), 
©tuttfelb, ©tuttenbronnen ufto. 5 ) 9Ra;r ^älptd berjcichuet ein Storniert 
©tutgarten bei ©tortom uttb ein Sorf ©tuttgarbt im branbenburgtfehett 
ft reid Sternberg e ). 

2) Sie meiften gönnen hat $01111111 Sölfer in feinem S3udf) „Sie glurnamen 
ber Stabt Stuttgart" S. 396 Pr. 730 mit ben Stelegftcllen and bem Urfunbcnbud) 
ber Stabt Stuttgart pcrjcidjnct. Sajj.Stutfarccu in ber Urfuitbe bott 1229 ein 
9efefel)Ier ftatt Stuttarten ift, hat Peter ©öfiler „Por* nnb griihgefd)id)tc non 
Stuttgart»6annftatt" S. 88 Sinnt. 239 ftitlftfjroeigcnb berichtigt, nenerbingd ffluftab 
SBaid audbrütflid) feftgeftellt, ögl. Stuttgarter Peued Sagblatt 1942 Pr. 14 »otn 
15. Januar. Stuf Subingiud h°l Pfaff ©• 4 h' n 9 e,D ' e f ( ' It - 

3) 9Rcttttninger, „Stuttgart nnb Subtoigdburg" S. 7, Pfaff S. 3. 

4) Sgl. Sölfer (roie Sinnt. 2) S. 397 Sinnt. 47. 

5) Sdtroäbifdjed SBörterbud) Sb. 5, 1939. 

0) „Po& nnb Sieiter in fieben, Spradte, «tauben nnb «efd)id)te ber Seutfdjen" 
Sb. I S. 209. 


264 


91 b o l f $ i e I) I 


$a3 ©runbwort „©arten" wirb allgemein aB ©arten im weiteren 
©inn eingefriebigtcr JRaunt 7 ), wie in §o!jgarten, Diergarten, $afanen= 
garten nerftanben. Sur ©fjr. gr. Sattler mabfjt eine 2tu3nahme, inbem er 
angibt, ©arb bebeute in bcr alten beutfdjen ©pradje „eine Stabt, Sarg 
ober fcftcn Drt", fo baf) bie ©tabt „ttad) ber heutigen ©pradjc ©tnttenbnrg 
ober ©tnttcnftabt f)eigen bürfte" s ). $n§ S3eftimmung§wort „ftnot" bebeutet 
urfprünglid) einen ©ammeibegriff, eigentlich „im freien ©elänbe gehaltene 
§erbe oon Sfetbett, in bcr auch bie 3 uc! () t betrieben wirb", fo bi§ itB 
16. Qahrbunbert, wo bafiir ©eftüt auffomtnt. 3tt gufammenfehungen 
bezeichnet „©tut" bi§ in bie jüngere 3cit ©eftüt, fo in ©tutfjengft, ©tut* 
meifter. ©eit ber SBenbe bont 14. um 15. Qaljthunbert bezeichnet „©tut" 
ba§ einzelne weibliche Dier, alfo ©tute im heutigen ©inn 9 ). ©tutgarteu 
ift aufter bent Ortsnamen feiten bezeugt. Sollfommen ber urfprünglid)en 
Sebeutung entfprid)t e§, baf{ bie urfunblichc Samensform nur baS Sc* 
ftimmungSwort „©tut", nie „©tuten" fennt. Die SBortform ©tutengarten 
taucht, wie wir noch feheit werben, erft fpcit in bcr Sitcratnr auf. 

Das Stoppen bcr ©tabt tonn mau, wie fefjou $faff richtig erfannt hat, 
nicht als SewciS für bie ©ntfteljung ber ©tobt aus einem ©tutgarten an- 
führen, fonbern nur bafiir, bafi man fefjon um 1300 ober noch früher beu 
tarnen bcr ©tabt fo wie wir heute gebeutet hat 10 ). Das Stoppen hat 
Stonbluugeit burchgemacht u ). 

Das erfte Siegel erfchcint 1312 au ber Urfuube, mit ber fid) bie ©tabt 
©tuttgart au ©fdiugcu unb baS Seid) ergab. ^S?ahrfdf)cinlicf) ift baS Siegel, 
unb ebenfo bie bcr anberen fid) crgebeitbeu wiirttembergifd)eu ©teibte, erft 
für biefen 3'ucd gefdjaffen worben. @S z c *flt im ©d)ilb zwei übereinanber 
nad) heralbifd) redjtS fd)rcitenbc ißferbc, oon benen bas untere wegen bei> 

7) Sgl. 3r. Stluge, @tt)inologifd)e5 SBörtcrbud) bcr beutfdjcn Spradjc, unter 
„©arten". 

8) „Dopograpt)ifd)c ®efd)id)te bcs .fjcrzogtljums ffiürtemberg" ufiu. 8.37; er 
beruft fid) auf Stodjter, Gloss(arium) Germ(anicum) voce Gard. Sad) beu 
5Börterbiid)crn Don SHuge unb Saul finb bie litauifdjen unb flaöifdjcn ffiörtcr 
Gardas unb gradu, bie Stabt ober Surg bebcuten, wahrfdjeinlid) aus beni ©er« 
manifd)en entlehnt. 

9) ©simm Sb. 10, 4 Spalte 727 f. uub 733. Dazu ©djnteller 791): Der Stuet» 
gart, gifdjer, Sd)roäb. Storterbud) Sb. 5 Sp. 1919. Dölfer S. 39« f. Sr. 730. 

10) Sfaff S. 4. Sgl. ©ugeit Sdjneibcr, „Die @efd)id)te ber Stobt Stuttgart" 
(Dagblatt=Sd)riften §eft 9) S. 5f. 

11) Die Siegel bis 1500 finb abgebilbet unb betrieben im „llrfunbenbud) 
ber Stabt Stuttgart" (SBiirtt. ©efd)icf)tSquelleH Sb. 13) S. XII. Sgl. 2lbolf 9tapp 
in SJiirtt. 3al)rbiid)er für Statiftit unb Sanbcsfunbe 1909, I S. 133 unb Öultaö 
9Bais, 9llt*Stuttgart ,S. 33 f. 



5)tc ©ntftebuug Stuttgarts 


265 


fid) ttad) unten oercitgeubcn ©djilbed etmad fleiuer ift. Db ed jloei ©tuten 
ober tpengft uttb ©tute fein foflteit, ift ungemiff, jum ©tutgarten pafft 
beibed. S)iefed Siegel (tätigt 1314 nnb 1315 an jtuei IßriUaturtunben 12 ). 
Dfjne Jtueifel tuurbe ed ber ©tabt tuicber entzogen, ald fic nadj bem 9teid)d. 
frieg fid) bem ©rafen tnieber untermerfen muffte. (Srft 1343 erfdfeint tuicber 
ein ©tabtficgel, uttb jtuar an einer Ißriuaturfunbe, bic uon brei 9tid)tern 
bezeugt tnirb. SBicbcr finb ed jtuei Ißferbe, biesmal laufeub. ®ad britte 
Siegel, bod 1408 erfdjeiut, ^at tuicber jtuei und) redjtd fdfjrcitcubc iffferbe, 
uun betten bas nutete, fteiuere eilten fu groften ®opf Ijat, bafi ed tuie ein 
Julien audfiept. ©djott uorfjer aber, nadpueidlid) feit 1405 f)at fid) bie ©tabt 
ein fleittereS ©icgel gcfcfjnffeit, bad ald „tlaiu gejttgnud nnb fatjung itt= 
figel" bejeidfnet tuirb 1S ). §ict erfdjciitt nur nod) ein cittjigcd und; redjtd 
frfjreitcnbeö ißferb. 9lit feine ©teile trat feit 1433 ein etmad gröfjereS Siegel, 
bad ald SBappen ein ttad) red)td fprengeitbcd 'rßforb mit flatternbcr Uftäffne 
jeigt; badfelbc SBappen tueift and) bad ©icgel auf, mit bem bic ©tabt ben 
SJtünfinger Vertrag 1482 mit befiegelte. Sic ißferbc auf biefeu Siegeln 
ntadjen bett ©itibrud uon tpengften "). Ston ba an ift ed bei beut einen 
^ßferb geblieben, bad uon ©abclfouer ald „fdjmarje ©tute in meiffem 
Jelbe" bcjeidjnet tuirb 15 ). ©rft non 1790 att fommt bie ©tute mit fangen» 
bem Julien ald ©iegel uor. Steuerbiitgd ift man jtt betn SBappctt mit einem 
'Bferb allein juriidgefel;rt 16 ). 

Sic litcrarifdjc Überlieferung. 

SBad tuiffeu bic 6f)rouifeu uttb fiaitbbüdjcr über beit ©tutgarten uttb 
feilte Anlage burd) §erjog Siutolf? Jft ed tuirtlidj fo, baff alle älteren 
©fjrontfen bauott beridjten? Sie älteren (Sljrotiifeit beridjtcn überhaupt 
itidjt uon ber Grntftebung ©tuttgartd. Sie erhaltenen Stadjridjten fetten, 
fotucit id; fetje, erft in ber jiueiten Ipälfte bed 16. Jaf)rl)unbcrtd ein. Sic 
erfte Stadjridjt uerbattfen mir ©ebaftiait Mng (ftöttig), ber, 1514 geboren 
uon 1546 bid 1560 fKatdljcrr in ©tuttgart mar. 6r fdjreibt in feiner (Sljronif, 
bie urfpriinglid) bid 1544 ging, bann uon ifftn bid jtt feinem Sob 1561 
Staben utnbittanrct uttb anno 1119 mit ©tattredjt begabt." ©anj ähnlich 


12) Urfunbenbtid) 3lr. 41 uttb 43. 

13) llrfuttbcttbud) Dir. 195; and) abgeliirjt nur ate „Hain jttgnud infigcl" ober 
„fapuitg infigcl" (9lr. 218 uttb 246). 

14) Warf) tßfaff S.5 bat fid) bie Stabt 1640 ein Siegel ftedjett taffen, bad- 
„einen fpringenben nenpolitanifdjen £>engft" entt)ielt. 

15) $auptftaatdard)io Stuttgart, !panb[d)rift Dir. 9 S. 8. 

16) «gl. ©. ©aid „«».Stuttgart" S. 34. 



266 


91 b o I f © i e b I 


fortgefeßt würbe i; ): „3)aß StuttbnuS, baS uott alters fjeu gerne feit, ift Ijer» 
nad) ein jDocf uttb nad) 0 olgenber geit bureb Warfgraben Siubolf oon 
töabeu uttb tiiaurct uttb antto 1119 mit ©tattredjt begabt." ©anj nfjttlid) 
beißt e§ bei 23altl)a|ar Wütfdjelin (geftorben 1608) in feiner „SBürttember* 
gifdjen (Sfjrottif": „Stuttgart foll erftlid) ein StuetbauS, bernadber ein 
'Sborf getuefen ... fein " 18 ). fffaft wörtlich gleich finbet fiel) bic 9iacftricf^t 
im fiattbbueb bon 1610 10 ). ®ie Stelle atB Wütfcbelin b«t auch übernommen 
ber frankier Johann 3eßl ct , geboren 1502 in Stuttgart, geftorben 1572, 
in feine „SBarbafftige 3icfd)reibung, toie baö 2attb SBürtemöerg ju einem 
§erjogtum fei erhöbet toorbcu" ttfio. 20 ). Erweitert ift bic *Tladf)rid^t in ber 
„SBürttemöcrgifdjen ©b c °nica" oott $aüib SBoflebcr, geftorben um 1598: 
„Wan finbt in alten WouumentiS, baß biß Ort anfangs ein Stuttßauö, 
tBaurenbof, barnacb ffibblet unb (Dorf gleich getuefen, Stuttbauß genant, 
in welchem SBiefentbatl uttb ©arten Uil Stoß unb Stuttcn aufferjogen unb 
gen Ißforjbeim auf ben Stoßmarft (ben man nod; jährlich hält unb u>eit 
betannt ift) berfanft toorben" 21 ). ®iefe ®arfteffung bat etueb ^orjanii Sief), 
9lrd)ioar bon 1648 biö 31 t feinem £obe 1671, übernommen 22 ). 

®iefe $a Stellungen nennen nidbt beit ganjcit Stutgartcn, fonbetn bas 
babei bcfinblicbe StutbaiB al§ Sluögangöpuitft für baö fpätcre Stuttgart. 
Sie faffcjt, toie bic Schreibung jeigt, baS §au§ noch richtig oB ©eftüBbnuo 
auf, auch in einer 3cit, lbo man unter Stute Iättgft bad einzelne Sier 
uerftanb. Offenbar gaben fie bie örtliche Überlieferung über ben ilrfprung 
ber Stabt toicbcr. Seltfam ift bic Eingabe über ben Verlauf ber JKoffc in 
tßforjbcim. 2öir werben biefer Stabt fpciter in*auberem 3 lI f a ' nn cenbang 
nochmals begegnen 23 ). 

17) „1>er 3ret)bcrnt , 31 t Sütelspad), ©rauen 1111 b ©erlogen 411 SBirtcinbcrg 
9lnlunft" uftD. (ugl. $jet)b 9k. 109), ©taatSardfio .fjbfdjr. 9k. 120 S. 40 f. (Iber 
ftüng ugl. fflüpfel in 2BS3£>. X, 1887 ©. 91 (Jjjcpb 9k. 109). 

18) ©taat3arrf)iu §bfd)r. 9k. 140, ©. 4. $ie 9lbfaffung8jeit ftel)t nicht feft; bie 
tSbconil ift gelegentlich uott Feßler jitiert, alfo älter al§ beffett 2 Bcrf (^>ei)b 
dir. 114). 

19) ©taatSardfio §b[d)r. 9k. 195. 

20 ) ©taatSardjio .jjbfd)r. 9k. 21 ©. 92. Cr jitiert S. 94 als Quelle einer 
anbeten 9latf)ricbt Wütfd)eliu. Sgl. über ihn Sßaul Stalin in 91DS. 0,720 (.fjetib 
9k. 110 ). 

21 ) ©tnatsarcbiu tpbfdjr. 9k. 148 ©.869 (ftetjb 9k. 111 ). über ffioHeber ugl. 
Starl tßfnff, 2)ic Quellen ber älteren Wirt. ©efd)id)te uftu. ©. 30. 

22 ) ©taatsarebio •‘öbfrfjr. 9k. 12 ©. 729. Sgl. über if)it Sfarl Otto Wiiller, 
e|anitiiberficf)t über bie Seftänbe ber ftaatfidjren 9 lrd)ioe 9BürttcmbergS S. 18. 

-4) 91uf bie (Behauptung, Stuttgart habe ben War (grafen Don Sahen qehört, 
lotnine ich nachher juriiet. 


Die ©ntftebung Stuttgarts 


267 


2)ie SBerbinbung uou ©tntlfauS uub ©tutgart [teilt 2rrifd)lin, 

bcr Sörubcr oou 9?ifobemuS, ^er in feiner „Gljorograpljia", bie er als 
©d)ulmeifter in SBaiblingcn, nlfo tr>oI)l jmifdjeu 1581 unb 1595 öerfafjt 
Ifnt 24 ). @r bringt pnädfft SBolleber in freier'Raffung ober i>ieHeidf>t eine 
gcmcinfante Duelle, bann folgt, offenfidjtlid) berftümmelt, bie ©efd)id)te 
oon beu 2J?arfgrafen bon Söabert, in ber eS Reifet: „bcrolfalben ÜDiarggraf 
9tuboIf anno 1119 ein fleitt ftettliu anfangs gcbatoen l;at unb eS nad) alten 
hoffen unb 5)örflin ©tutttjauS ©tuttgart genant unb im alfo ber utfprüng» 
lid) nam geblibeit." ©pciter folgt: „Unb ift baS älteft §auff bafelbft an 
©tattmauren gegen ißaul ©auterS SBe^aufung uf biSmal bet) ber ^ßrobftet) 
unb ©tiftStird) nodj borljanben." ?lud) biefe s J?ad)rid)t finbeu toir Bei 
^Bolleber, aber mit einem geljler. ®t fcfjreibt im 2lnfd)luff an beit SQfaucr» 
bau bon 1119: „toie ttod) heutigen XagS ber 2lugenfd)eiu beS ©tabtgrabenS 
unb baS ältift §auf} an ber ©tattmauren, bicfcr 3 e *t $aul ©auterS 33e» 
Häufung genannt, bet) ber S3robftct) unb ©tiftsfird)en bcjcugcn" 25 ). SüBcilfrenb 
bei beu anbcren ©broniftcn ,,©tutI)auS" ttod) burd)tueg ©attungSbegriff 
toar, faffett eS ©oHeber unb 3ri[d)Iin anfdfeiueub als SRamen beS 3)örfIeinS. 

S)ic ©rjäl)Iuug, baft ©tuttgart an bie ©tarfgrafeu bott 23abcu über» 
gegangen uub 1119 bon SWarfgraf tKubolf ummauert ober in bicfent 3 a ^ r 
mit ©tabtrcdjt begabt tootben fei, l)at fd)ott Gljr. gr. ©attler als un* 
gefd)id)tlid) abgetoiefen 26 ). SBiellcirift ift biefe ©rfinbuttg barunt entftanben, 
loeif SKarfgraf Diubolf bon SBaben 1259 über SBeinberge in ©tuttgart 
urfuttbet, bie er beut Stlofter ißfulliugen gefdfenft l)at 27 ). ^ebenfalls ift ber 
»5al[ ein lel)rreid)eS Seifpiel bafür, toie fidj allerlei ©rfinbmtgcn um bie 
©cfd)id)te ber ©tabt geranft ho&cn- 

Steine ber bisher angeführten Duellen l)at berfud)t aitjugebcn, mo baS 
©tutl)auS, ber Stern, um beu fid) bie toeiterc ©ieblung anfefcte, lag. ©rft 
3. 3 . ©abelfouer fdjrcibt in feiner „©bronico ber fürftlidjen mürttember» 


24) StaatSnvdjio ftbfdjr. 9tr. 29. Der Xitel lautet: 61)orograbb>o- ®eS löblichen 
unb roeijtberümpten ftürftenthumbS Sirtenberger SanbS in Sd)inaben. §et)b Sßr. 83 
gibt beu Xitel etiuaS anberS. 9?ad) ber öe[d)id)te beS I)untaniftifd)eu SchuImefenS 
in Sürttemberg luar 7?rifc()Iin in 'Saiblingen 1581, in Steutlingen mürbe er am 
24.9ET?ai 1595 angefteKt. 

25) Über bas ältefte §au8, baS „alte Steinhaus" »gl. Start Stenjel in ber 
ÜKonatSfdjrift Sürttemberg 1932 S. 61 f., mo er bas Steinhaus unb Stutl)auS 
gleid)gefej)t hat, unb im Sdjmnbifdien fceimatbud) 1935, mo er S. 118 ff. biefeu 
Irrtum berid>tigt. Stgl. jebt and) Wuftao SaiS, 9llt»Stuttgart S. 32 f. 

26) Sattler (roie 91 nm. 8) S. 36. 

27) Gbba S. 37; »gl. Sdmeiber in *XXVIir, 1919 S. 9 nad) 

®ll«. V, 286. 


^eit|d)ri|t für toürtt. Viaubeöflcfd^tc^ti 1 . 1942. 


18 



268 


St b o l f $ i e f) l 


gifd)cu §aupftatt Stuttgart" 28 ), bie er in bcr ipauptfadje 1621 fertig* 
[teilte, aber 1624 bis 1626 mit 9?acf)trägcn oerfal): „Seit tarnen Stuctgarbt 
belangcnb mürbt unjweifclig unb in gemein barfür gehalten, bcB oor oil 
100 fahren an bem ort, ba jefc bife Statt, weitere! non gebaumen uid)t 
gemefen aB ein StuethaiB unb bet)gefüegter ©art für bie S3ol)lcn, fo man 
ber enbett erlogen. Solchen bezeugt itit aflin ber 9tam Stuetgarbt an unb 
für fid), fonbern auch ban mapen ober Sd)ilt, »eichen bife Statt führet 
nnb ju jeber $eit unoereubert geführt I;at, namblicf) ein Sdjwarjje Stneten 
in meinem gelb, begleichen Stueten fie in Storno 1315 jtoo juntat geführt. 
Unb foll ban angebeut alte Stucttjauö geftauben fein uff 20 Sdjritt un* 
gefälfrlid) oon feiger StifBfirrijen gegen 5Dtitternad)t, ba fßaulun Sautter, 
fßrooifot, fitjt. SBann unb ju meld)er 3eit bifen Stuett;au§ oon gebaumen 
jugenommen unb gar ju einer Statt morbcu, tauu man ältin l;alb unb 
ba§ nid)t§ t;ieroon uffgejeichnet, nirfjt wijfeu." ©abclfoöet fjat alfo bie 
©efdjichte oon ber Ummauerung unb ©rhebung jur Stabt burd) bie 9Jtarf* 
grafen nid)t gefannt, man aber faum maf)rfd)einlidj ift, ober fie mit Still* 
fdjmeigen übergangen. 

©tman aubern beftintmt bie Sage ben Raufen SB. g. 2. Sdjcffer, ©el)eimer 
Slrdjibar in feiner „§iftorifd)en SBefdjreibung ber mürtt. §auptftabt Stutt* 
gart" 29 ), bie nad) bem SSormort bon 1811 eine erneuerte unb ocrmeljrtc, ittn* 
befonbere and) weiter fortgeführte fKebaftiou oon ©abeltoOcr ift: „ ... weiter 
nichBaB ein Stuttenj)an§ mit einem ©arten für bie 93ol)len ungefähr 20 Sri)ritt 
oon ber Stiftnfirdien gegen ber alten ©attjlet) T;in gemefen..." gn bcr 
leeren Unten Spalte ift bermerft: „$>an alte Saubbud) oon 1623 fefct biefen 
angebliche Stuteuhaun nidjt weit Oon bem abgegaugeneti SBeiller ©unj* 
hofen hinter ben 2Kül)Ibctgen htnaufwcirtn gegen bem (Segelfeelein hinauf 
unb bie gemeine SSoIBtneinung nimmt fogar ban fogenannte Sdflöffgcu 
neben ber ©auppifdjett 9lpotl)e!e aB ben SBolfnfih ben erftert Inhabers 
biefen angeblid)cn Stutenfjofn an." 3)ic fiagcbeftimmnng Sd)effcrn ftel)t 
nicht im SSibetfprud) ju bcr ©abelfoocrn. SBan er aB „alte Staualci" be* 
jeichnct, ift nid)t bie Slltc S*anjtei am SdfiKcrpIafc, h clt te tpofapothefe, 
fonbern ban neue Steinhaus, fpritcr SMäntlcrfdfcn Ipaun, hente Stcibtifdjc 
Sporfaffe 30 ). $an Stutljaun ift fchoit oon Julius §artmann aB „ban 
jehige SBirtnijaun, StitSftraftc 8 " beftintmt worben, unb ffarl Stendel hat 

28) ©taatSarchiö fcbfdjr. 9k. 9 (ftepb It Sir. 5776) ©.8. 

29) ©taatSardjiü £)bfd)r. 9k. 104 ©. 3. 

30) Dnä ergibt fiep beutlid) aun ber Urfunbe ©raf Ulridjn oom 29. Qanuar 
4:>3 über ben Verlauf ben alten Steinhaufen (mitgeteilt oott Stendel in 3t|d)t. 

urttemberg 1932 S.65) worin en Tjeiftt: „ba betn nitbent uttferm h'i8 bobt) 
gelegen, baunn bisher unfer canclp gehalten ift." 



Xie Gntftel)ung Stuttgarts 


269 


beit genauen 9tadjmcis fjiefiir erbracht 31 ), eS ift ba§ oorbcrfte ber Käufer 
non $abn uitb Stopper. $a3 Oott ©d)effer ermähnte ©d;Iöfele ift baS 3)tänt' 
Icrfcfje £auS, ©tiftSftrafee 5, baS „©djlöfele" genannt mürbe, weil es 
längere geit aB iprinaenfife biente 32 ). Offenbar l)at ber Staute @d)löfele }u 
ber Meinung geführt, bafe hier ber $nbaber beS ©tutgartenS feinen ©ife 
gehabt habe. Söo^er baS Sanbbud) Oott 1623 bie Stadjridjt Ijat, bafe baS 
©tutbauS an ben SJtüljlbergen gelegen gemefett fei, ift nidjt 51 t ermitteln. 
Sie naffen SBiefen bort mareit für baS ©cbättbe nid)t geeignet, moljl aber 
als SSeibelattb; für baS ©ebäube mar ber I)ori)maffcrfreie Sßlafe auf einet 
gelStcrraffc bei ber Sircfje meit günftiger 33 ). 

Sie Sonn ©tuten— ftatt be§ urfpriinglid)cn ©tut— ift offenbar erft im 
18. galjrljuttbcrt aufgefommen. $d) finbe juerft im Sonbbud) üon 1708 
©tuttengarten unb ©tuttenl;an§ 34 ), bann bei ©attler ©tnttengart nnb 
©tuttenljof 35 ), enblid) bei ©djeffer ©tuttenbauS 36 ). Sie Erinnerung an bie 
anfängliche ©ebeutung beS SBorteS ©tut mar alfo gefdjmunben. 

Sic Anlage beS ©tutgartenS bnrd) §crjog Siutolf finbet fidj juerft 
bei beut ftattjler Johann gcfeler, geftorbeu 1572. Er fdjreibt 37 ): „3m 3 a b r 
ttad) Eljrifti ©eburt 9411;at fiupolbt ober SeopolbuS ein §erfeog in ©d;ma* 
ben in bifer gegne ein luftjagen angeftelt. Stad) oerridjtnng befeelbcn liefe 
er bafelbig Hjal mit einem Et)dienen 3 auu nmbfangen unb uerorbnet ben* 
felbeit bejiirff) 511 einem tljier* nnb ftnttgartten, mie er bann aud) milbe 
pfert unb füllen barin tljat, baS fie barinnen auferjogen nnb ge^aumpt 
merben, bet) meld)ent garten etlid) matjer^off ermaebfen." 

3tt etmaS anberer Raffung finbet fid; bie Erjäl)lung bei 3«fob grifd;* 
lin 38 ) „iperjog Hermann gab feine Xod)ter, fo ein einziger 3 meig feines 


31) a.a.D. 6.60 ff. 

32) ©gl. ©uftat) 2?ai3, AlUStuttgart ©. 29 f. 

33) §elmut Xölter, Sie glurnamen (»nie Sinnt. 2) S. 397 bajn ©. 8 f., 38 f. 

34) ©taatSardjiö §bfd)r. Str. 144. 

35) Xopogrnpbifcbc ©efdjidjtc (toie Antn. 8 ) ©. 36 f. 

36) Staat$ard)it> §bfcbr. Str. 104 ©. 3. 

37) ©taat£ard)io !jjbfd)r. Str. 21: „ffiarljafftige Schreibung" ufm. (toie ijjctjb 
Dir. 110 ). ®ie Stelle fteljt in bent Slbfd)nitt „XbefauruS" ©.39. ffleiter öorn ift 
bie We[d)id)te febon einmal crjäblt mit einzelnen Slbtoeidjungen 3 . ©. beifet ber 
Öer^og nur fieopolbuS. Seibental folgt, bafe ©erjog Gonrab ber 2. ^»er^oti in 
Uranien ein «otteSbauS jn ©breit St. ©tagbaleneu (bjto. ©t. gafobS) errichtet 
babc nnb ein gierten graufenbad) entftanben fei; erft nad) beffen Scrftörnng b«be 
©rat) £>arminiu 8 öott ©oben, bent ®önig ftonrab bie ©egenb übergab, einen neuen 
gierten angelegt unb nad) bem ©arten ©tuttgarten genannt. 

38) ©täatSard)i» $bfd)r. Str. 173. Ser Xitel lautet junäd)ft: ©d)öne luftige 
Antiquitäten ufm. mie $ct)b Str. 116; c 8 ift eine SJtifdjung 001 t ©erfen unb $rofa. 



270 


Slbolf $icl)I 


©tamme§ betn Scopolben, JS’aljfcr DttouiS üfKagui Sol)u, welcher burcf) 
feine ©emahlitt ^erjog in Schwaben roocben, hat fein Sit) unb SBohmtng 
p ^forjett. jDifer SeopolbuS hat ein luftigen Thiergarten jugeriift nnb mit 
aidjeuen gaun umbfd)tagcn Inffctt am 9tcdl)at im SSalb Sdjöubud), barittnen 
aud) biljl milbcr ^ferbt waren, beffwcgcu bifcr gartten beit 9?atncn Stutt* 
gart befarne." 3)aS Saitbbud) bon 1708 weif) 311 erpf^Ien 39 ): „'Der $Iai), 
morauf heutiges XagS bie Statt nnb Sd)Iof) Stuttgart fteljt, ift bor 766 
Qaren nod) eine SBilbitiS, ohuaugebaute ©iitöbe, ©garten, ©erg unb Xljal 
geroefen. 2tnno 941 hat §er 3 og fiubmig (Supolb) in Sdjmaben, als er in 
bifet gegtte ein gcjnt)b gehalten, folcfjen Drt 31 t einem Stuttengartcn erliefet, 
barin ein ftuttenhanf) erbauten unb beu garten mit eid;eneit fteden ein* 
faffen laffen." ®en richtigen Hainen bcS §etpgS gibt erft Sdjcffer, ber an 
ber twrljer angeführten Stelle fortfährt: „... meld)cn ©arten ber ob* 
gcbachte tperpg Subolf bon Schmähen um baS 3nl)r 950 angelegt hüben 
foll." ©r crflärt, jene SReinnitg (itämlid) bon bein Stutgarten) laffe fid) fo 
wenig beftreiten als mit ©emifeljcit annehmen, bod) fpred)c baS Stabt* 
Wappen bnfiir, baS erftc ?lnpid)eit bon Sfritif an ber Überlieferung. 

X>ic bisherige Rritit. 

28ie ftellt firf; bie neuere ©efd)id)tSfd)rcibnng 31 t bet Überlieferung? 
©hr. i$x. Sattler lehnte bie gaitje Überlieferung fdjroff ab mit ber ©r* 
Härung, wenn man bon ber ©raffd)aft SBÜrttemberg nicht wiffe, wann 
fie bap gemacht worben fei, fo habe eS gernifj mit bett Stabten Stuttgart 
ufw. biefelbe ©efdfaffenhcit, „iitbctn man bon berfelbcn llrfprung unb 
§erfunft nidjtS gemifeS finbet; unb alles auberc, was babon l)>u unb 
wieber aufgepichnet ift, für einfaltige fabeln 311 halten finb 40 )". 

2)temminger wollte, wie frijon erwähnt, ben Stabtnamen bon „aus* 
ftoden" ableiten, muhte barunt ben galten ©eridjt bom Stutgarten ab* 

33lit ©1.162 beginnt ein neuer Slbfdjnitt „©cfdjrcibung unb Grjelluugen bes 
fianbts SBürttembcrg SlntiquitaS ber fürnehmfte Statt, Sdjlöfter, Glofter unb 
SlmbtSflcrfen", ebenfo ©lifdping oon ©erfeu unb ©rofa; bei Slltenfteig ift noch 
ein (Ereignis aus bem 3al)r 1596 angegeben. GS ift anpnef)titen, baff and) biefer 
Xeil ber öanbfdjrift non 7?rifd)Iin flammt. Unfere Stelle fteljt auf ©latt 180. 3n 
ber SBibmung feine Gomöbia oon bem Grafen ßanfen uott unb 31 t SBirtcmberg 
( = Dfpb 91r. 5775), bie er als ERcftor in Gbingen oerfafjte, gebrueft 1612, berichtet 
5rifd)lin nur fur 3 ootn StuthauS unb bem .£>irfd)bab, fotttic bem ©erlauf ber Xiere 
nad) ©forjheim. 

39) StaatSard)iu £>b|d)r. 9?r. 144. 

4( 0 i 0 P°flraphifd)e Gcfdjidjtc (roie Sinnt. 8), ogt. für Stuttgart aud) bie an* 
id)Iiej)cnbe in Sinnt. 73 angeführte Stelle. 



1>ie ©ntftcljung Stuttgarts 


271 


lernen. St'arl !f)faff urteilte 41 ): „gür bie 28al)rfd)eiulid)feit biefer ©age 
fprcdjcn bie S8efdt)offen^eit ber ©egeitb imb ber tarnen ber, nadlet l;icr 
entftanbenen, ©tobt", wobei nidjt bcutlid) wirb, ob er nur bie ®atfad)e 
beS ©tutgartenS ober aud) bie Einlage burd) tperpg Siutolf für wal)r* 
fdjeiitlid) f;ält. QuIiuS tpartmann wirft bie 3'tage auf: „fficr Ijattc beit 
©tutgarten im gefdjüfcten SSalb* unb 28iefeittf)al beS DtefenbacbS angelegt? 
wer bie ffiafferburg im Sfjal uub bie S3urgen auf beu Rolfen gebaut?" ©r 
nimmt alfo beu ©tutengarten als ®atfad)c, betradftet aber offenbar, wie 
bie gortfetjuug jeigt, bie @rjcil)lung Don Siutolf als ©age 42 ). ©ugcit 
©cfjitciber urteilte früher: „Db bie 93urg aufjer ber ®orfgentcinbc auch 
nod) einen ©tutengarten p befd)ü^cn hatte, mufe babingeftetlt bleiben." 
©pater änbertc er feine 9lnfid)t ettoaS: „(SS ift nid)t iiitwaf)tfd)cinlid), bafj 
ber 9tamc auf ein bort angelegtes ©eftiit Ijinweift 43 )". $u bet ©age uon 
§erpg Siutolf naljm er nidfjt ©tellung. ®arl ©tenpl tritt fel;r energifd) 
für bie ®entung bcS JtamenS Stuttgart als ©tutgarten ein unb ertlärt: 
„bafj bie feit SJtemmingerS Sagen SDtobe geworbene Ablehnung biefer 
na^eliegenbett ©rtlärung als auSgemad)teS Sfinb einer mit unferer ©prad)* 
gcfd)id)te nod) wenig oertrauten Ißeriobe ber @t)perfritif anpfeben ift 44 )". 
3u ber Siutolffoge bat nur ©ebbarb 9Rebring auSbriidlid) ©tellung ge* 
nommen, ber fdjreibt 45 ), eS fei „bie im 16. Qabrbunbert auftaud)eube 93c* 
bauptung, §erpg Siutolf ooit ©d)toabcn habe 950 ben ©tutengarten 
angelegt, nidjt mehr fo ohne weiteres als ltumöglid) abjutebnen. Qft baS 
wirflid) nur eine gelehrte Vermutung, fo ift fic merfwürbig gefdfidt in bet 
SBabl beS $eitpunft3; auf baS 10. Jjabrbunbert fiub wir ja fdfoit burd) 
reine ©djluftfolgeruttg gefoinmen. ©ic ift and) merfwürbig babnrd), bafj 
fie gerabe auf Siutolf uerfiel, ber nur wenige 3al)rc öerpg war mtb ficber 
nur Dorübergcbcub in ©djwaben weilte". 

©ueben wir nun p ber ganzen Überlieferung ©tellung p nehmen! 
©efidjert ift ltad) allem bisher 9luSgefüf)rtcit baS 93orbaubenfcin eines 
©tutgartenS. Qn ^ cn Angaben über bie Sage beS ©tutbaufeS bei ber 
©tiftSfirdje bürfen wir mit SDtebring eine gute Überlieferung fcbeit. Saran 
bat ja aud) ©tenpl feftgcbnlten. SBann ift ber ©tutgarteu angelegt 
worben? grageit wir einmal, waS wir über bie !Pferbepd)t in ben $abr* 
bunberten, bie in 9)etrari)t fommen fönnten, wiffen! 

41) Wefdjidjte ber Stabt Stuttgart S. 3. 

42) Gbronif ber Stabt Stuttgart S. 2. 

43) 9B$3§. XXVIII, 1919 6.8. Sie @e|d)id)te ber Stabt Stuttgart 
(2agblattfd)riften §eft 9) S. 5f. 

44) 3eüfd)rift SBürttembcrg 1932 S. 61. 

45) Sübbeutfdje 3eitung 1925 9lr. 56 93cilage aus Seit unb Seben. 


272 


91 b o I f X i e fj I 


9!)JittcIoÜcrIid)c ^fcrbcjudjt. 

Um bic Überlieferung über beit ©tutgarteu richtig beurteilen ju föttnen, 
müßten mit genauere St'enntni§ bon ber $ferbejud)t jener Seiten jjabeu. 
Stber leiber fittb mir über biefe nur menig unterridjtet. Qm ^ßactuS 9llaman* 
norum, ber mof;l nod) bor beut Gnbe be3 6 . Qa^rOitnbcrtö bereiubart fein 
bürfte 46 ), bon bem aber nur fünf S 8 rud)ftüde erhalten fiitb, merbett ©tuten» 
gerben unb ©tutentjirten ermähnt 47 ). 93ei ber 93ujje für ben Staub einer 
©tute au 3 einer §erbe mürben brei ©üteflaffen liutcrfdjiebcu 48 ). Staub 
unb Sfaftrierung eineö §cngfte 3 au§ einet ©tuteutjerbe mürbe je nad) ber 
3 af)I ber ©tuten gebüfjt 40 ). SCRefpr erfahren mir au3 ber £ej 9IIamouuorum, 
bie mätjrenb ber crfteit 3 al)re ®arl SKartellS bon beu Alamannen unter 
tperjog Cantfrib auf einer ©tamme§berfammiung befd)Ioffcit, moI)l unter 
Sfart bem ©rofjen neu rebigiert mürbe 50 ). ®er 9lbfd)uitt über Xtcte unb 
Sachen beginnt mit bem §engft. 93ei Xicbftaljl eineö tpcngfted unb anberer 
Stoffe tjat ber Eigentümer beu SBert ju fdjajjcn 5l ). 9Birb aus einer §erbe, 
mofiir bic ©loffc „©tuotc" angibt, bic ficitftute geftoljlen, fo f)at ber ©igett» 
tümer ben SBert ju fragen, für fäugeube ©tuten beträgt bic 33ufie 6 Solibi, 
für nod) nidjt trächtige, bie Hälfte. SSeftraft mirb aud) ba3 93 cfd)äbtgen 
einet ©tute, fo baff fic ein totes $oI)Icn mirft 52 ). 

46) Start 9Belter, 2Bürttem6ergifct)e ffirdjengefdjidite bis jum @nbe ber Staufer» 
jeit S. 21. 

47) SOton. ©erm. Öift. Legum secti« I, Legcs nationum Germanicarum V, 1 
©. 327, 10 Jragm. V, 4: Si quis g r e g e m de porcis aut de iumentis aut 
de vaccis etc. S. 28, 1 Jragnt. V, 5: De eo, quod berbericario, s t o t a r i o 
(anbere fieSarteti: stocurio, stutario, stuotario) et vaccario fit, quod reliquis 
servis componi solet, conponatur. 

48) S.25, 10 gragm. III, 25: Si quis de grege aliena iumentum tollit 
et doinat cum, alium simile cum reddat. Si occisa fuerit, 3 solides 
solvat, si mediana acqua fuerit, 6 solidis componnt. Si meliorissima 
fuerit, 12 solidos componat. 

49) S-24, 20 jjragiu. III, 13: Si cuiuslibet messurius de grege 
tuletur ... et castrutus fuerit. quantas aequas sunt, tantos solidos 
solvat. 

50) Start 28etler, 9)c[ieblungSgcfd)id)tc 9BtirttembcrgS S. 174. 

51) S. 130, 15 Xitel I.XIX unb S. 131, 10 Xitel l.XX: Si < t uis alieuius 
amissarium involaverit etc. Et si ille talcm cquum involaverit, quem 
Alamanni „marach“ dicunt etc. Si (|uis alieuius cabullum involaverit. 
Xarauf folgen SBeftimmungen über ®e|(f)äbiguugen oou 'jßferben* 

52) S. 133, 5 Xitel LXXII: Si enim in troppo de iumentis 
illam ductricem aliquis involaverit etc. Alia autem iumenta de 
grege, quae lactantes non sunt... Alia autem, quue adhuc pregna non 
fuerunt. ©.134, 1 Xitel LXXTII: Si autem aliquis liomo ictu ferierit pro- 



Die ©ntftebung Stuttgarts 


273 


Sie grattfen waren anfangs arnt an Stoffen. ÜDtan fud)te bent ÜDiangel 
burcf» Sieferuitgen attbccer ©tämme abpfjelfen. ©o forberte .um 

bie SJiitte beS 8. ^ahrljunbertä oon ben Springern uttb @ad)fen einen 
jährlichen Sribut bon 300 ißferbeit. Sann ging man offenbar p eigener 
Sud;t über 58 ). Sari ber ©rofjc traf im capitulare de villis oom ^ape 812 
eine Steife toon Seftimmungen für bie ißferbepdjt. §nr bie SSefdjälpngfte 
tourbc befonbere gürforge eingefcf;ärft; waten fie nicht tauglid) ober alt, fo 
mürben fie nicht mehr p Sudjtjmeden berwenbet. Sie gohleit mußten 
recfjtäeitig oon ben ©tutenljerben abgefonbert werben; auf SJZartini foltten 
fie in ben SBinterftaH gebracht werben. Seber ©raf hotte borpfefjen, miebiel 
fohlen in einem ©taH fein foltten nttb wiebiel gohlenhüter p ihnen 
gehörten. Siefe waren greic mtb hatten ein Sienftleben. Sebct ©raf muffte 
alljährlich auf 2Beihnad)tcn u. a. berichten, wicoiel ©tuten nttb fohlen er 
in feinem ©ebict hatte M ). 9Jtan fennt Söcrjeicfjniffe boit einzelnen f önig§* 
höfen, in betten brei nttb fünf Scfdjalhengftc aufgeführt finb 55 ). Sa§ 
SHttertum hatte einen großen Sebarf an SSferbett. Ser Stifter ritt auf 
ber Steife einen SMcfroi, feine Stüftung trug ein Stepper, währenb ba§ 
eigentliche ©treitrof? nur folgte, bainit eS bei 93eginn beS SatnpfeS frifcf) 
war “). Sap fant noch ein ißferb für ben Snappett. $Ianntäfjige Einlagen 
pr .Sucht» wie unter Sari bettt ©roftcu gab eS nicht. SSJteift tat c§ ber Wbel 
ben CanbeSfürftett in ber Sucht puor 57 ). 

(frgebniffc ber llutcrfurfping. 

ißferbcpdjt mit ©tutenherben ift alfo für bie gnttp Seit twm 6. Saht' 
huttbert an nndjpmeifen; alfo ift oud) baS Sefteljen eines ©tutgartenS in 

gnum iumentum et abortivuni. fecerit. ita ut iactet pol ed rum 
mortuum... 

63) ®taj 3äf)nS (wie Slnm. 6) Sb. 11 ©. 37. 

64) SKoit. @ernx. ©ift. Fol.*Sb. 111 (fiegeS I) S. 182f. cap. 13: ut equos 
emissarios id est waraniones bene provideant et nullatenus eos in 
uno loco diu stare permittant. ne forte hoc pereant etc. (waranio ift nach 
Du Gange = equus integer) cap. 14: ut iumenta nostra bene custo- 
diant et poledros ad tempus segregent. Et si pultrellae multi- 
plicatae fuerint separatae fiant etc. (polcdrus = pnllus equinus, pul¬ 
trellae = equac adultae). cap. 16: ut poledros nostros Missa Sancti 
Martini hiemale ad palatium oninimodis habeant. cap 60: ut unusquisque 
iudex praevideat, quanti poledri in uno stabulo stare debeant etc. cap. 62: 
... quid de poledris et pultrellis habuerint. 

66) 'JJiar 3äf)it§ (wie 9tmn. 6) Sb. II 6. 37. 

56) 3nf)n$ Sb. 1183. 

57) 3äf)ms Sb. II 00. 



274 


91 b o I f $ t e fj I 


biefeit Saßrßuitberteu bettfbor. 93cijupflid)teu ift SJteßriitg barin, baß eilt 
folget ©tutgarten bcbcutenben Staunt uub große ÜDtittel beanfprueßte. 
23eibe3 [taub nur betit fönig, beut §erjog ober fonft beut tjjodjabcl jur 
Verfügung, bic auef) beit großen 93ebarf an fßferbett ßatten. ©in früßefter 
Seitpunft für bie Anlage be3 ©tutgartenö ift nidßt 31 t bcftimiiien. gragett 
loir nad) betn Seitpunft, tior betn ber ©tutgarten angelegt fein muß! 
Sßilßelm 5**3 ßat an ber ©teile be§ heutigen ©tift§fird)eud)or§ eine Slirdjc 
be§ 11. ober gar 10.3aßrßuitbert3 angenommen. Samt märe bic Slttlage 
be§ ©tntgartenä längere Qcit norßer aitjufeßen. Slbcr Slbolf SOtcttler ßat 
naeßgemiefett, baß ba3 friißeftc Slird)cngebätibe maßrfcßeinlidß erft auö ber 
jtoeitcit £älftc be§ 12 . Jjnßrßunbertö ftammt 5S ). 

Stießt fießer ift bie Datierung eiueä SflerifcuS Ubalrid), ber beitt SHoftcr 
©laubeuren SSleinberge in ©tutgarten fdjcitfte. S)ie ©cßenhtttg fteßt tut* 
batiert bei $ubingiu§, bent offenbar ein altes ©laitbcutet XrabitioitSbud) 
üorlag, uitb loirb allgemein auf bie erftc Jpälftc bcö 12 . ^aßrßuitbcrtä an* 
gefeßt 59 ). SSetut ber Sßeinbergbcfiß ber SDtartgrafen non Üiaben in ©tntt* 
gart im 13. Saßrßunbert, tote ©cßneiber annimmt* 0 ), auf ©rbteil ber ©attin 
be§ 1074 geftorbencit SWarfgrafett Hermann, eilte ©almerin jurüefgeßt, 
bann ßabett bic ©rafett non (Salto fdjott im ll.Jjaßrßunbert ßier SBcttt* 
berge befeffen. 

Stad) SubingiuS, ber für bie älteren .Seiten offenbar ams einer guten 
Duelle fdjöpfte, fod 93runo non 93cutcl3bad), ber am 30. Stonember 1105 
jutn 9lbt non §irfan gemäßlt mürbe, nod) al3 ©peicrer ®omfnnonifer eine 
Sutg in ©tuttgart erbaut ßabett 61 ). fßetcr ©ößlcr faß in betn castrum bie 

58) SÖIättcr für SBiirtt. .ftird)engcfd)id)te 9t®. 41, 1937 6.123 ff. befouberS 
©. 134 ff. 

59) tDölfer, Flurnamen ©.9 91ttm. 16. Stendel int Stuttgarter tlbrcßbud) 1939, 

V/5,I: um 1150. Söller nerroeift auf Scßneiber in 9tfr XXVIII, 1919 

S-8. SBorauf fid) bic Eingabe SißncibcrS ftiißt, ber Slbfdptitt cntßaltc lauter 
Sd)cnfuugcu au3 betn Slttfang ober menigfteitö ber erften £>nlftc be3 12. Qaßr* 
ßunberts, roeiß id) nid)t. ©bettfo ift mir nießt befaunt, roarum Sd)iieiber biefeit 
llbalricuä clericuö ibentifi^iert mit betit gleicßnamigett Ubalrid) non Sigmaringeu, 
ber mit feinen ©riibern fiubroig uitb ÜWattegolb um 1100 beut SHofter £>irfau (nidjt, 
tnie Scßneiber nerfeßentlid) feßreibt, ©laubenren) eine Sd)cttfuttg mneßte (©ob. 
©irf. SH. 39 b). 

60) a. a. D. S. 9. 

61) Sattler, ©rafett I ©eilagen S-300: Anno quinto quoque post millc- 
simum centesimum sulutis annunt... electus est in abbatem Hirsuugicnsem 
Bruno contes de Würteinberg, ex canonico custode utque armario Spirensi 
monadtus fuctus ... Castrum Stutgarton ailhuc subsistens cum opero- 
sissimo cellari. quäle vix aut nulium in Germania reperitur, aedificasse 
canonicus dicitur. 



®ic ©ntftebung Stuttgarts 


275 


ältefte SBafferburg an bet ©teile bcS heutigen Sitten ©d;loffeö 62 ). S2ad) 
©d)ttcibcr, ber feinen ©ritttb fiel)t, an bcr 9 iid)tigfeit bcr 9Jad)rid)t 31 t 
zweifeln, fittb feine ©puren biefcr 93urg ntcf)r oorl)anbcn. Start ©tenjel, 
bcr in ber Sßafferburg eine ©d)öpfuitg ©raf UlridjS fiel)t, bic im 13. Igabr* 
I)unbert pgleid) mit ber ©tabtanlage eittftaitb, mirft bie 3 tn 9 c auf, ob 
nicht bod) in ber 9Jad)rid)t beS SubingitB iitforoeit ein gefd)id)tlid)er 
ffertt ftede, aB biefe S?ad)rid)t bieüeid)t auf baS „Sllte ©tein^auä" ober 
einen älteren, an feiner ©teile ju fudjenben 8 au 311 be 3 iel)en märe. 2 )ad 
Sllte Steinhaus, uad) bent in 3 tt>ifd^en anfgebcdten SSeftanb frühgotifd), tann 
jette üönrg ttidjt fein; ©tcnsci öermntct fic baruttt att feiner ©teile ober in 
ber 9?äf)e 63 ). giir uttfere 5mge ift bie Sage ber S3urg tiid)t entfdjcibenb; 
jebettfalB befattb fie fid) itt ber 9?äl)c be§ ©tutfjaufeS. 2)er SBurgbatt fet)t 
baS 8 orl)anbenfein ber Drtfd)aft oorauS. ^iir biefe fomtncn mir alfo in 
baS elfte Safjrljunbert ober noch früher. ®er ©tntgarten ift aber älter aB 
bie nad) ihm benannte Drtfdfaft. S?ad) ©tensel mürbe baS ©eftiit „aller* 
friiljefteiB im 11. ^ahthunbert" errichtet <i4 ). Dann bleibt aber smifdjeit 
bicfcttt 3 eitpuuft nttb ber Einlage ber 8 nrg fein Staunt für bic ©ntmidlung 
einet Drtfdjaft. SJiehting meint, eS laffe fid) nidjt beftimmen, mic lang beten 
©ntroidluitg gebraud)t habe. „^mmerljin mcrben mir über baS ll.Qinb» 
Ijimbert bB in baS 10 .jurüdgeführt" für Slttlnge ttttb SSeftanb beS ©tut* 
gartetB. ^ch glaube, baf) biefer fpätefteiB im 10.3al)rt)nubert entftanben ift. 

Shttt bietet baS babifdjc ©tupferiri) eine auffnfleitbe parallele itid)t nur 
im Stauten — h* cr ©tuotgarten, bort ©tutpferrid) — , fonbcrti and) in 
ber ©ntmidlung. Stad) bem £)itfauer Gobejr batte um 1100 ©raf Stegiuo 
üott SDtalfcf) gröberen SBefitj bort, minbefteiB 2(5 §nbett, ttttb oor alletti Ijatte 
er bic fiirdje, bic er bent Slofter §irfatt fdjenfte 05 ). Stud) bicr ift alfo 
ittt SlttfcbluR att baS ©eftiit eine Drtfcfjaft entftanben, bie fpätefteiB um 
1100 eine ftirdje Ijatte. ©0 muf) man bie Slttlagc beS ©tutpfcrd)3 fpätcftenS 
in bas 10 . ^afjrljunbert fcfceu, mal)rfri)eittlid) nod) früher. 

Stori) bleibt eine $tagc: SSBie »erl)ält fid) bcr ©tutgarten 311 beit beibctt 
©iebluitgett Singhofen uttb Qmmenbofen? 3ft er älter ober junger aB 

62) 8or* ttttb f?frübgefd)id)te (rote Slum. 2) S. 69. 

63) 3tfd)r. SBürttembcrg 1932 S. 64. Sd)roäbifd)eS ©cimatbud) 1935 S. 124. 
S8gl. Stuttgarter Slbrefcbud) 19391, 25: $aS Steinhaus „au ber Stelle ber älteften 
Wrafenburg". 

64) Stuttgarter Slbrepud) 1939 I, 5. 

(55) 81.32 u: Reginboto comes de Malsdia dedit am Stutpferridi eccle- 
siutn ot XX hubas; 81.28a: Stutpferrichen deccm marcis emit eadem 
Gelta (oorber: Gel)« conversa et comitissa de Osterfrancken) circa VI 
hubas « Reginboto coinite des Malsga. 



276 


91 b o 1 f $ i e fj l 


biefe? ift nicfjt wabrfri)cinlicb, bafj ual)e bei bcm fcfjoit beftef)enbeu ©tut« 
gatten bie beiben ©ieblungen angelegt würben, wafjrcub bod) beim ©arten 
felbft fidj eine ©ieblmtg entwidelte. S'arl ©tenjel läfit beim aud) ba§ 
©eftüt „jwifdfeu Sunj^ofen uttb Qmmerljofen" errietet fein. 3Bann fitib 
nun bie beiben ©ieblungen entftaubeit? ^ßeter ©öfjler nimmt an, baf) bie 
ffßetiobe be§ „9lu3baue3", in ber Sunj^ofen entftanbcn ift, im ©tuttgarter 
Sal mit bem 9. gabrbunbert, ber ^eit be§ auffommenben SBeinbauS be« 
gönnen habe 66 ). Xunj^ofen lag aber au einer ©teile, bie ©puren au£ ber 
^allftatt«, ber römifd)en unb bet aiamannifcfjen 3 eit aufweift; and) bat 
Söller gegeigt, baf) jur SJiarfung ^unj^ofen reid)lid) 5lderlanb gehörte ° 7 ). 
Siftor ©ruft bat für bie Drte auf «bofen unb anbere im fiiblid)cn Ober« 
fdbwaben ©ntftebung in ber Sfarolingcrjeit nndjgewiefcn “). 9lud) farl 
SMet fetjt biefe Drte in bie Sfrirolingcrjcit 09 ). 9Jiau tauu alfo Singhofen 
in3 8 . ober 9. igahrbunbert feijen. Sfmmenbofen, ba§ weiter taleinwärtö 
lag unb unbebeutenber blieb, mag etwaö fpiitcr als Sunjbofen angelegt 
fein. $ür bie 5lnlage be§ ©tutgartenö bleibt alfo ber Zeitraum be3 9. unb 
10. ^abrbunbertS. 

Sie 33urg auf bcm 9iotenberg (beute SBirtemberg) ift nad) SKebring 
„bie Jpcrrenbutg, oon ber allein bie ©iuridjtuug bc3 ©tutcngartcnS au3« 
gegangen fein fanti". @r ift bann freilief) genötigt, bie ©rbauung ber Sorg 
ebenfalls in§ 10 . ^abrbunbert 31 t berlegen, Wäbrenb bie befannte Stapelten* 
infdbrift oon 1083 batiert ift. Sic Sorgen auf ben §öl)en finb im all« 
gemeinen erft bont ll.Qabrbunbert au erbaut worben. Sie ©rbaner beä 
SBirtemberg batten ihren .fjerrenbof früher wobl biefjt bei Untertürfbcim 70 ). 
Son hier au3 müfjte bann ber ©tutgarten angelegt worben fein, ©ibt e3 
aber wirflid) nur ben einen 5tu3gang3punlt für bie Einlage? Sa3 untere 
TUefenbacbtal gehörte urfprünglid) jur Urmarfung ©annftatt. Siefer Drt 
gehörte jum alamaunifdjen Iper^og^gut. $fn Siberburg über ber 9tn3* 
münbung be3 jJeueröadjS, alt „Siberbad)3" in ba 3 9 ?eriartal, ba3 Jpcr^og 
©ottfrib 708 bem ®lofter ©t. ©allen fdjettftc, bermutet man einen ©er^og?« 
bof 71 ). 9?acb bem ©cridjBtag bon 746 würbe ba§ fdjwcibifdje $er^og3gut 

66 ) 3Sor» unb ?5rübgefd)id)tc (toic 91itm. 2) ®. 66. 

67) Flurnamen (wie 91nm. 2) S. 43 ff. 

68 ) 3«r Sefieblung OberftfjroabenS in „ftorfdjungen unb Scrfudje jur ©e« 
fcbidjte be3 9Kitte(attcr§ unb ber 9?eujeit, 75aftfdbrift Sietrid) Sdjäfer jnm fiebjig« 
ften ©eburtstag bargebradjt bou feinen Sdjülern" bef. S. 61. 

69) Seficblungägefdjidjtc 9Biirttemberg3 S. 189. 

70) Star! 98eltcr Sefieblung$geftf)irf)tc S. 276 unb 279. 

71) ©öfjler, SSor* unb ftriif)gcfd)id)te (wie 91nm. 2) 6. 68, 9BcKer, öefieblungä« 
ge[d)id)tc ©. 177. ©tenjel, ^Saiblingen in ber Seutfdjcn @efd)id)tc ©. 7. ©tenjel im 



3)te ©utfteßung Stuttgarts 


277 


für ben fränfifdjen $iifui eingejogen. 3)ajtt gehörte bai tjjeraogigut 
©annftatt unb moßt aud; ber feftc §eraogißof itt Siberburg, ber moßt 
nidjt mit bent vicus an bai Sttofter ©t. ©alten gefeßenft worben war. über 
bie weiteren ©cßidfatc bei §erreitßofei Biberburg ift nidjti überliefert, 
ipatte ©annftatt frfjon in ber tjjeraogiacit eine widrige 9iotle gcfpielt, 
üiettcidjt einen SJiittelpunft ber SSerwaltnng gebilbet, fo wußte ei offenbar 
ttad) ©infüßrung bet ©raffdßaftiberfaffung feinen alten ©orrattg au bc* 
ßaupten 72 ). ®a, wie wir faßen, Sari ber ©roßc ben ©rafen eine 9 tuffid)t 
über bie villae unb ißrett ©eftanb, aud; ben an ^fetben jttwiei, ift 
benfbar, bafj oou ©annftatt aui ber ©tutgarten angelegt würbe, ©ai ift 
nadj ber ©ieberaufridjtuug bei ©tammeißetjogtumi aui Biberburg unb 
©annftatt geworben? §ier ift eine 2üde in ben Duellen. ©pater war 
©annftatt nnb Sefiß in ber Umgegenb (93ibcrbad}=3teitcrbad), Söotßnang 
ufm.) in ben §ätiben ber ©rafen oou ©atw. $ic 3 > D ifcßengtieber jebod) 
feßlett. 

©djlicßlidj bleibt noeß bie flfrage, wie ci mit ber ©laubmiirbigfeit ber 
©rjäßtung oou ber ©inrießtung bei ©tutgarteni burd) §etjog fiiutolf fteßt. 
$aß fie erft gegen bai ©itbe bei 16. Qaßrßunberti auftaudßt, fpricf)t nid;t 
gegen fie. S)ic djrottifalifcßen 'Jtacßricßten über bie ©tabt Stuttgart bc« 
ginnen ja überßaupt erft in biefer 3 e * f reießlitßer au fließen. 2 )aß ber 
fftatne bei §eraogi anfattgi ungenau ati 2 upolb ober Ccopolb wieber« 
gegeben ift, braudjt audj nießt gegen bie ©laubmiirbigfeit au aeugen. ffienn 
matt annimmt, baß bie Scricßte auf eine urfprünglicß münbtidße tiberliefe* 
ruitg aurüdgeßen, ift fokßer Irrtum crftcirlid). SBeridßtigt ßat ißn erft 6 ßr. 
gr. ©attter 73 ). 5)aß mit Seopolbui wirttieß Siutotf gemeint war, aeigt * 5 rifc^= 
lin, ber ißn ridjtig ati ©oßu Dttoi bei ©roßen unb ©eßwiegerfoßtt bei 
tperaogi tpermann beaeicßitet. ©ic flüeßtig übrigeni 3rifd)Iiu feine Duetten 
auifd)ricb, bnfiir ift ein leßrrcicßei SBeifpiel bai golgenbc: geßter eraäßtt, 
baß ftonrab II., $eraog in fronten unb ©djmabett, ein ©otteißani a» 
©ßren ber ßeitigen Süngbatcue erbaut ßabc ufm., unb fäßrt bann fort: „Slli 
crmelter £>eraog in Stnno 1025 JRömifdjer Inifer erwclt war, übergab 
er ßeruad) .'parmiuio bent ©rauen a» '-Baben biefe gegitc ufw." grifdjliu 
aber berichtet bai non freraog Ceopotb. 


Slbrcßbutf) I, 6. ®ermutli(ß Oeftanb awifdjctt bent Jijeraogsßof unb ber ©erießt* 
ftiittc bei betn auf bemfelbctt ftößenaug gelegenen „Stein" ein 3ufammenßang. 
Siefleitßt ßnt Startmann für ben Wericßtstag 74G eben beimegen bie Sannftatter 
Oteridjtsftätte geroäßlt, weit ßier ftevaogißof unb £>eraogigut fo naße tagen. 

72) Start Stcnaet, SSaibtingen in ber ©efdficßte S. 8 unb 15. 

73) lopograpßifcße öefrf)icßto (roie Sinnt. 8) S. 36.