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Originalabhandlungen.
Krg’äuzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u„ Syphil. 1892.
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Aus Dr. Gerber's Ambulatorium für Hals-, Nasen- und
Hautkrankheiten in Königsberg.
Syphilis des Nasenrachenraumes.
Von
Dr. Gerber.
(Hierzu Tafel I.)
Der Nasenrachenraum ist und bleibt immer noch das
Stiefkind der ärztlichen Untersuchung. Dieses ebenso leicht
erklärliche wie unverdiente Schicksal nun ist so lange nicht
tragisch zu nennen, als die Krankheitsprocesse, die sich dort
— im wahren Sinne des Wortes: hinter den Coulissen — ab¬
spielen und bei der allgemeinen Exploration des Patienten
dem untersuchenden Arzte entgehen, nicht ernsterer Natur
sind. Dies sind sie aber glücklicherweise nur in den selteneren
Fällen. So finden sich — um nur ein mir naheliegendes Bei¬
spiel herauszugreifen — in den beiden letzten Jahresberichten
aus dem früheren M i c h e 1 s o n’schen Ambulatorium verzeichnet
— 1889—1890: Unter 118 ausschliesslichen Erkran¬
kungen des Nasenrachenraums nur zwei Tumoren, und zwar
nicht maligne, alles Uebrige: Catarrhus retronasalis und adenoide
Vegetationen. 1890—1891: Unter 264 Erkrankungen des
Nasenrachenraums drei Fibrome, alles Uebrige: Catarrhus
retronasalis und adenoide Vegetationen.
Ganz anders aber gestaltet sich die Situation, wenn es
sich um schwere Allgemeinerkrankungen handelt, die sich zur
Zeit eben nirgend anders als gerade im Nasenrachenraume
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Gerbe r.
deutlich manifestiren und, wenn dieser nicht untersucht wird,
so lange unerkannt und unbehandelt bleiben, bis der Process
auch an andern Körperregionen und in andern Organen zu
Tage tritt. Das kann aber bei chronisch und sehr schleichend
verlaufenden Krankheiten oft recht lange dauern und inzwischen
an jener einen unentdeckten Stelle zu tiefgreifenden und irre¬
parablen Zerstörungen fuhren.
Die Processe, die hier in Frage kommen können, sind
vor Allem: Diphtherie, Tuberculose und Syphilis. Vereinzelte
Fälle von nur auf den Nasenrachenraum beschränkter Di¬
phtherie sind beschrieben worden, 1 ) sie sind aber selten genug.
Nicht häufiger wohl tuberculose Geschwüre, die im Cavum
pharyngonasale localisirt blieben. Die von diesem Gesichts¬
punkte aus wichtigste und häufigste Erkrankung ist die Syphilis.
Recht spärlich aber finden sich bisher in der Literatur auch
die Fälle von reiner Syphilis des Nasenrachenraums. Dass sie
häufiger ist als es den Anschein hat, daran dürfen wir nicht
mehr zweifeln und ihre Diagnose wird in dem Masse öfter
gestellt werden, als die hintere Rhinoskopie mehr ein Allge¬
meingut der Aerzte werden wird. 2 )
In den meisten Speciallehrbüchern sowohl der Rhinologie
als der Syphilidologie finden wir auch nicht einmal die Mög¬
lichkeit eines solchen isolirten Vorkommens erwähnt. Nur dass
die Gummiknoten des Nasenrachenraumes mit Vorliebe in der
Plica salpingopharyngea und dem Tubenwulst sitzen und sich
in kraterförmige Geschwüre mit wallartigen Rändern umbilden,
wird angegeben, 3 ) dass sie meist der Körperachse parallel ver¬
laufen und häufig von der Rachenmandel bis herunter in die
Pars oralis des Pharynx reichen. 4 ) Nur in der vortrefflichen,
durch erschöpfende Genauigkeit der Beobachtungen auch
Wendt und Wagner: Die Krankheiten der Nasenrachenhöhle
und des Rachens, (v. Ziemssen’s Handbuch d. spec. Pathol. u. Therap.
2. Aufl. 1878. VII. Bd. I. p. 297).
2 ) Cfr. Moldenhauer. Die Krankheiten der Nasenhöhlen etc.
Leipzig 1886. p. 121.
3 ) S c h e c h. Die Krankheiten der Mundhöhle etc. 2. Aufl. 1888. p. 179.
4 ) B. Fraenkel. Pharynxkrankheiten in Eulenbu rgs Real-Ency-
clopädie. 2. Aufl. 1888. Bd. XV. p. 505.
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Syphilis des Nasenrachenraums.
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heute noch obenan stehenden Bearbeitung der Krankheiten
der Nasenrachenhöhle und des Bachens von Wendt und
Wagner inZiemssens Handbuch, die wir schon oben
citirt haben, findet sich ein hierher gehöriger Fall. 1 )
Wendt sah ein ziemlich grosses Geschwür in der Nasen¬
rachenhöhle allein neben starker Röthung daselbst und im
Rachen und reichlicher Schleimabsonderung. Die Symptome
bestanden nur in gelegentlichem Abgang blutigen Schleims
durch Nase und Mund. Das Geschwür tief, mit speckigem
Grunde und scharfer Begrenzung nahm den vorderen Theil
der Rachentonsille ein und griff auf den rechten Handgriff
des Vomer über. — Wiederholte Schmiercur, Nasendouche;
Heilung.
Auch heute uoch ist es richtig, dass die syphilitischen
Erkrankungen des Nasenrachenraumes „noch wenig Bearbeitung
gefunden haben“. 8 )
Wen dt s Beobachtungen ergeben Folgendes: „In drei
Achteln der Fälle, in welchen an andern Schleimhäuten, an
der Haut, an den Knochen ausgeprägte syphilitische Erkran¬
kungen bestanden, oder Residuen solcher wahrzunehmen waren,
war auch der Nasenrachenraum in irgend einer Weise
betheiligt. So fand sich je einmal eine spitz condylomartige
Wucherung an einer Tubenmündung, spaltförmige Verengerung
einer solchen durch hypertrophische Entwicklung der Schleim¬
haut, Geschwürsbildungen wurden in wenigen
Fällen, entweder an der Rachentonsille oder an den seitlichen
Wänden gesehen, öfters Narben an verschiedenen Stellen,
mehrmals neben Geschwüren.“ Auch unter 27 von mir seiner
Zeit veröffentlichten Fällen mit pharyngo-nasalen Syphilis-
affectionen fand sich der eigentliche Nasenrachenraum in sieben
Fällen betroffen, also in etwa 26°/ 0 . 3 )
Es sei aber noch einmal ausdrücklich hervorgehoben,
dass ich hier nicht von solchen Fällen spreche, in denen die
Syphilis des Nasenrachenraumes nur Theilerscheinung war und
*) ]. c. p. 305.
2 ) Wendt-Wagner. 1. c. p. 304.
3 ) Dies. Archiv. 1889. Heft IV. p. 475 ff.
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Gerber.
zugleich syphilitische Affectionen der Mundhöhle oder der
Nase bestanden. Gerade jetzt wieder stellt sich eine 31jährige,
sonst anscheinend gesunde Frau, Mutter mehrerer gesunder
Kinder im Ambulatorium mit der Klage über Halsschmerzen
vor, bei welcher der geschwürige Process, der das ganze
Cavum pharyngonasale vom Septum und den Choanen an, die
Tuben und die Plicae salpingopharyngeae ergriffen, — weit
unter dem Yelum hervorkriecht, und erst etwa einen halben
Centimeter unterhalb der Uvula mit einem kraterförmigen
Rande abschliesst. Hier genügt ein Blick in die Mundhöhle
hei herabgedrückter Zunge zur Kenntniss der Sachlage, wenn
auch freilich nur der postrhinoskopisch Untersuchende einen
Begriff bekommt von der Ausdehnung und Bedeutung des
Processes. Ist es also, wie gesagt, auch richtig, dass die
syphilitischen Veränderungen des Nasenrachenraumes noch nicht
genügend gekannt sind, so wird — auch bei dem Mangel ander¬
weitiger Erscheinungen — die Diagnose Syphilis doch wenigste ns
gestellt werden können, wenn nur der Process vom Nasen¬
rachenraum sich bis in die Mundrachenhöhle herab erstreckt.
Nur von den Fällen aber spreche ich hier, bei denen dies
nicht statthat und die Diagnose nur möglich ist, wenn der
Nasenrachenraum dem Auge zugängig gemacht wird.
Der einzige, der die Möglichkeit solch isolirten Vor¬
kommens ausdrücklich hervorhebt, ist Michel. *) Er sagt:
„Syphilitische Geschwüre können im Nasentheile des Rachens
bestehen, ohne dass am Gaumensegel oder im Mundtheile des
Rachens irgendwie nennenswerthe Veränderungen vorhanden
sind; so habe ich eine ziemliche Zahl von Patienten unter¬
sucht und behandelt, die mehr oder weniger lange vergebens
gegen ihre Schmerzen und Beschwerden Hilfe gesucht hatten,
blos weil sie bis dahin nur einfach durch Inspection der Mund¬
rachenhöhle, nicht aber pharyngoskopisch untersucht worden
waren.“ Er schliesst daran die Mittheiluug folgenden Falles:
„Ein Reisender aus Dänemark coDsultirte mich im Sommer
1876. Er klagte über Schmerzen bei Schlucken, die schon
l ) Zur Behandlung der Krankheiten der Mundrachenhöhle und des
Kehlkopfes. Leipzig, 1880, p. 6.
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Syphilis des Nasenrachenraums.
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seit 5—6 Monaten bald mehr bald weniger sich geltend machten.
In Kopenhagen, Hamburg, Amsterdam frug er Aerzte um Rath ;
man fand ein massiges Oedem der Uvula, das man sich nicht
recht erklären konnte. Die pharyngoskopische Untersuchung
ergab, dass die hintere Wand der Pars nasal, phar. bis zum
Dach hinauf in ein grosses Geschwür verwandelt war. Nach
dreitägigem Jodkaligebrauch waren die Schmerzen verschwun¬
den, nach 14 Tagen das Geschwür geheilt; es fanden einige
Aetzungen statt mit Arg. nitr. in Substanz, worauf ich gleich
Salzwassereinspritzung durch die Nase folgen liess zur Linderung
des Schmerzes, den das Aetzmittel verursacht.“
Schon in meiner früher veröffentlichten Arbeit über
pharyngonasale Syphilis konnte ich einen Fall von ziemlich
reiner Syphilis des Nasenrachenraumes mittheilen und M i-
chelson, aus dessen Ambulatorium jene Fälle stammten,
mass damals gerade diesem besondere Bedeutung bei. Es
handelte sich um einen kräftig gebauten Mann, der im Februar
1889 mit der Klage über Schmerzen und Trockenheit im Halse
und ein Druckgefühl im Naseniunern ins Ambulatorium kam.
Aber weder die Besichtigung der Mundhöhle noch des Nasen-
innem mittelst vorderer Rhinoskopie liess irgend welche Ab¬
normitäten erkennen; Sprache, Geruch und Geschmack waren
normal und auch die Exploration des übrigen Körpers ergab
nichts, was auf die Spur einer richtigen Diagnose hätte leiten
können. Erst bei der Untersuchung des Cavum pharyngonasale
mittels hinterer Rhinoskopie zeigt sich ein Ulcerationsprocess,
der sich von der Mucosa septi aus his zum Fornix pharyngis,
auf die Schleimhautbedeckungen der Chöanen und die Wurzeln
beider mittleren Muscheln erstreckt. Ebenso ist das Orificium
Tubae sinistrae und die pharyngeale Fläche des Velum zum
Theil oberflächlich ulcerirt. Schon bei diesem Falle hob ich
ausdrücklich hervor, „dass weder an der Pars oralis mucosae
veli, noch an der Pars oralis mucosae pharyngis Entzündungs¬
erscheinungen, Ulcerationen oder Narben nachweisbar sind.“
— Heilung unter einer specifischen Kur. nach Abgang eines
Sequesters vom hinteren Theile des Septum. — Ausser diesen
und dem von Wendt mitgetheilten Fall ist mir nur noch ein
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Gerber.
von Zaufal 1 ) publicirter zu Gesicht gekommen, den Z. haupt¬
sächlich zu dem Zweck, den Nutzen seiner Nasenrachentrichter
zu demonstriren, veröffentlicht hat. — Das Resume dieser
Krankengeschichte lautet: „Gummata der Plica salpingo-
pharyngea, des Tubenwulstes und der hinteren seitlichen Ra¬
chenwand rechts; gestieltes Fibrom an der Plica salpingo¬
pharyngea links. Schwerhörigkeit rechts in Folge Tubenver¬
schlusses. Paracentese rechts, Entfernung des Fibroms der
linken Plica salpingopharyngea mit der galvanokaustischen
Schlinge. Inunctionskur, Heilung.
Hier ist der Process also in einem früheren Stadium zur
Beobachtung gekommen als in den von Wendt, Michel und
von mir oben mitgetheilten Fällen. Hier handelt es sich um Gum-
mata, dort um Geschwüre, die offenbar erst aus dem Zerfall
solcher hervorgegangen waren. Aber hier basirte die Diagnose
mehr auf den anamnestischen Momenten, einem ulcerösen,
speckig belegten Substanzverlust an der hinteren Wand des
Cavum pharyngonasale und der Anschwellung der Lymph-
drüsen des Nackens als etwa auf einer specifischen Geschwulst¬
form. Denn mit Recht bemerkt Zaufal selbst: „Aus der
Form der Geschwulst allein werden wir nie im Stande sein,
die Diagnose: Gumma mit Sicherheit zu stellen. Sie präsen-
tiren sich im Cavum pharyngonasale in Gestalt breit auf¬
sitzender, glatter, rundlicher, gelbröthlicher oder rother Ge¬
schwülste von der Grösse einer Erbse bis zu der Grösse einer
Haselnuss und haben am meisten Aehnlichkeit mit vergrösserten
Follikeln oder Follikelcyfcten, die ja auch oft eine bedeutende
Grösse erreichen; .... doch unterscheiden sich die Gummata
wesentlich von den so häufig im Nasenrachenraum vorkom¬
menden zapfen-, finger- und kammfÖrmigen Wucherungen, die
wir jedoch von der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre an
verhältnissmässig selten treffen.“
Schliesslich wollen wir die — moralische Nutzanwendung,
die Zaufal an diesen Fall anknüpft, nicht übergehen: „Bei
der richtigen Ausnützung der neuester Zeit so
') Zaufal. Die Plica salpingopharyngea. (Archiv für Ohrenheil¬
kunde. XV. Band 1880. p. 121 ff.)
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Syphilis des Nasenrachenraums.
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vervollkommneten Untersuchungsmethoden des
Nasenrachenraumes an syphilitischen Kliniken
und Abtheilungen wären wir in derKenntniss der
syphilitischen Veränderungen in dieser Höhle
gewiss weiter vorgeschritten, als es bis jetzt
noch der Fall ist. u — Unter solchen Umständen schien
mir die Mittheilung des folgenden Falles nicht interesselos,
zumal es mir möglich war, der Beschreibung eine sehr natur¬
getreue, äusserst instructive — von unserem akademischen
Maler, Herrn Braune angefertigte — Tafel beizugeben, die
es besser und kürzer, als das mit Worten möglich ist, darthut,
wie versteckt, man möchte fast sagen; mit welcher Hinterlist
sich derartige schwere Processe im Nasenrachenraume ab¬
spielen können, ohne dass der übrigen Schleimhaut, speciell
derjenigen der Mundrachenhöhle sich auch nur die leiseste
Andeutung abgewinnen liesse.
Am 20. Januar dieses Jahres stellte sich die unverehe¬
lichte Marie W., 29 Jahre alt, in meinem Ambulatorium vor.
Sie klagte damals über Halsschmerzen, besonders beim
Schlucken, die seit etwa vier Wochen bestanden; Nachts sei
der Hals trocken, am Morgen sehr verschleimt. Sonst sei
sie immer gesund gewesen. Sie gibt an, seit Beginn
ihres Halsleidens mit Pinslungen und Einathmungen behandelt
zu sein, ohne dass ihre Beschwerden gehoben worden seien.
Heiserkeit ist nicht vorhanden. Die Inspection der Mundhöhle
ergibt: die Schleimhaut — besonders des Velum — blass und
anämisch, sonst, wie die ganze übrige Schleimhaut der Mund¬
höhle, normal. Die hintere Pharynxwand, soweit sie von Schleim
frei ist, etwas geröthet, von trockenem, lackartigem Glanz;
hier • und da, besonders in der Mitte mit zähem grünlich»
gelbem Schleim bedeckt. Die hintere Rhinoskopie, die anfangs
nur bei Abziehen des Velum mit einem stumpfen Wundhaken
möglich ist, zeigt den Fornix pharyngis mit Secret erfüllt, das
Rachendach, die Rosenmüller’schen Gruben mit festem, zähem,
grünlich-gelbem Schleim bedeckt. Nase und Kehlkopf normal.
Meine Diagnose lautete damals: diffusser Retronasalcatarrh
und ich verordnete: Nasenrachendouche und Pinslungen mit
einer modificirten Lugol’schen Lösung.
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Gerber.
Nachdem dies Regimen drei Tage angewendet war und
Patientin der hinteren Rhinoskopie zugängiger geworden, zeigte
sich am 22. Jänner das Secret verschwunden und es trat nun
bei möglichst starkem Abziehen des Segels nach oben auf der
hinteren Pharynxwand eine bogenförmig verlaufende, dicke
wallartige Leiste hervor, die sich als der untere Rand eines
weit hinaufreichenden Geschwürs des Nasenrachenraums ergab.
Die Untersuchung mittelst hinterer Rhinoskopie zeigte Fol¬
gendes: Der Haupttheil des Geschwürs liegt am Rachendach
mit der Längsaxe in der Längsaxe des Körpers und erstreckt
sich in dieser Richtung vom Septum narium bis fast an die
dem freien Rande des Velum entsprechende Stelle der Pha¬
rynxwand. Im Spiegelbilde zeigt sich das Geschwür in dieser
Axe natürlich verkürzt und eher breit wie lang. Es erstreckt
sich seitwärts von einem Tubenwulst zum anderen, den rechten
mit in den geschwürigen Process ziehend. Das Geschwür ist
flach, der Rand besonders nach unten und den Seiten hin
scharf abgesetzt, gewulstet, während es nach den Choanen hin
mehr allmälig in die normale Schleimhaut übergeht. Der
Grund des Geschwürs ist uneben, höckrig-ulcerös, zum grössten
Theil gelblich-speckig belegt. Ein solcher gelblich speckiger Herd
von etwa Linsengrösse und einige noch kleinere finden sich
auch auf dem rechten Tubenwulst, dessen Schleimhautbedeckung
im Ganzen entzündlich geröthet, sich deutlich von der des
anderen normalen Tubenwulstes unterscheidet. Im Uebrigen
zeigt nur noch das obere Dach der linken Choane einen ganz
isolirten kleinen gelben Plaque.
Meine Diagnose lautete nun: Luetisches Geschwür
des Cavum pharyngonasale. Dieselbe war nicht nur
durch die Ausschliessung der wenigen hier in Betracht kom¬
menden anderen Krankheitsprocesse, sondern auch und vor
Allem durch das charakteristische Aussehen des Geschwürs
gegeben. Bei nochmaliger genauer Besichtigung konnte aber
weder in der Mundrachenhöhle, noch im Naseninnern, noch
im Larynx irgend etwas Pathologisches entdeckt werden; keine
Drüsen am Halse oder am Nacken. Bei der Exploration des
übrigen Körpers wurde dann freilich noch ein letzter Rest
der vorausgegangenen Allgemeinerkrankung als Bestätigung
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Syphilis des Nasenrachenraums.
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der Diagnose gefunden, nämlich ein sehr schönes Leuco-
derma an den untern Partien des Halses. Im Uebrigen an der
kleinen, etwas blassen, aber sonst kräftigen Person nichts
Pathologisches. Auch die anderen Schleimhäute, Haut- und
Drüsenapparat sind völlig normal. — Jetzt gibt Patientin auch
auf nochmaliges kategorisches Examiniren eine frühere Er¬
krankung zu, die sie von der im April 1890 erfolgten Ent¬
bindung eines Kindes herleitet, das mit Flecken geboren wurde
und starb.
Ord.: Jodkali 2,0 pro die; local: Jodoforminsufflationen.
Status vom 9. Februar. Die Schmerzen im Halse, sowie die Ver¬
schleimung und Trockenheit Nachts sind geschwunden. Hintere Rhino-
skopie: Nach Entfernung des anhaftenden Schleims zeigt sich der Grund
der Geschwürsfläche gereinigt; die Schleimhaut nach dem Septum zu,
sowie der rechte Tubenwulst nahezu normal; die nach unten zu rei¬
chende schmale Zunge des Geschwürs leicht blutend, der scharfe Rand
hier noch deutlich.
19. Februar. Nach Gebrauch von 20 Gr. Jodkali und täglichen
Jodoforminsufflationen ist der nach dem Septum und den Choanen zu
liegende Theil des Geschwürs gänzlich abgeheilt. Die Schleimhaut ist
hier von normaler Farbe und zeigt nur eine etwas höckrige Beschaffen¬
heit. Deutlich ist heute nur noch der Rand des ehemaligen Geschwürs
an der schmalen nach dem Cavum oris herabzeigenden Zunge.
Ord.: Inunctionscur ä 4,0 pro die.
24. Februar. Nach 10 Einreibungen ist auch der Rand, der noch
den Substanzverlust auf der ehemaligen Geschwürsfläche begrenzte, völlig
verwischt. Das Geschwür ist, ohne erkennbare Narbe zurückzulassen, ge¬
heilt. Patientin fühlt sich wohl. Fortsetzung der Cur.
Die auf Tafel I. beigegehenen Figuren sind ohne weiteres
verständlich. Die Nebeneinanderstellung des erkrankten Nasen¬
rachenraumes und der völlig normalen Mundrachenhöhle des¬
selben Falles zeigen, wie ich glaube, auf das Deutlichste, was
ich mit dieser kurzen Mittheilung bezweckte.
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Beitrag zur Kenntnis« der syphili¬
tischen Muskelentz (i ndung (Myositis
syphilitica).
Yon
Dr. Nicolaas Ostermayer
(Budapest).
Nach Ansicht der meisten Autoren gehören die gummösen
Affectionen der Körpermusculatur zu den selteneren Formen
der leutischen Späterkrankung. Französische Syphilidologen wie
Diday 1 ) und Langlebert 2 ) bezeichnen sogar die Myositis
syphilitica als sehr seltenes und erst 4—5 Jahre nach der In-
fection eintretendes Vorkommniss. Die Richtigkeit dieser
Angaben scheint durch die geringe casuistische Literatur über
diesen Gegenstand gestützt zu sein; wenngleich man nicht ver¬
gessen darf, dass ein grosser — und ich glaube nicht irre zu
gehen — wenn ich behaupte, dass der grösste und zugleich der
interessanteste Theil derartiger Fälle, nicht dem competenten
Fachmann sondern den Chirurgen zugeführt wird, woraus dann
ein bedeutender Ausfall des diesbezüglichen Materials und der
sich daran knüpfenden Beobachtungen und Erfahrungen für
den Specialisten resultirt. Hiebei kommt wohl noch der Um¬
stand in Betracht, dass ein grosser, wesentlicher Antheil der
den Chirurgen zufallenden Fälle theils wegen offenkundiger
Schwierigkeit der Diagnose, theils wegen des Mangels an exactem
diagnostischen Wissen auf dem Gebiete luetischer Erkrankungen
für Zwecke wissenschaftlicher Ausnützung überhaupt gänzlich
') La pratique des maladies veneriennes. 1886.
s ) Traite pratique de Ia Syphilis. 1888.
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Ostermayer.
verloren geht. Der Grund warum solche Kranke sich an Chi¬
rurgen wanden, liegt in der Natur der Sache; insoferne als
das Muskelgumma in allen seinen Verlaufsstadien chirurgische
Krankheitsbilder abgibt und die Kranken selbst nicht die ge¬
ringste Ahnung haben, dass ihre gegenwärtige Krankheit mit
einer einmal stattgehabten syphilitischen Infection zusammen¬
hängt. Viele von ihnen, besonders Frauen, wissen und wollen
auch von einer durchgemachten venerischen Erkrankung nichts
wissen. Um also die verhältnissmässige Seltenheit der syphi¬
litischen Muskelerkrankungen und der daraus sich ergebenden
geringen literarischen Bearbeitung dieses Gebietes richtig be-
urtheilen zu können, müssen erwähnte Verhältnisse unbedingt
in Rechnung gezogen werden.
Auf der chirurgischen Abtheilung des hauptstädtischen
allgemeinen Krankenhauses St. Johann zu Budapest konnte
ich — um meine Erfahrungen an dieser Stelle geltend zu
machen — im Verlaufe kaum eines halben Jahres unter
15 Fällen gummöser Erkrankung des Bewegungsapparates und
der Hautdecken 5 Fälle von Myositis syphilitica feststellen,
was in Anbetracht des nur mässig grossen Belegraumes unserer
Abtheilung und der mittelstarken Frequenz derselben eine
entschieden hohe Zahl ist. Dass es sich in diesen 5 Fällen
thatsächlich um Lues gehandelt hat, ist durch den prompten
Effect angewandter antisyphilitischer Therapie ausser Frage
gestellt, und werde ich des Nähern bei Anführung der ein¬
zelnen Fälle hierauf eingehen.
Seit den grundlegenden Beschreibungen von Ri cord,
Buisson de Montpellier, Zeissl und Virchow wissen wir,
dass syphilitische Erkrankungen des Muskelapparates mit ana¬
tomisch nachweisbaren Veränderungen ihrer Substanz nur in der
Spätperiode der Syphilis auftreten, während für die im recenten
Stadium öfters auftretende Empfindlichkeit einzelner Muskeln
auf Druck, sowie für die im Proruptionsstadium spontan sich
einstellenden rheumatoiden Schmerzen kein path. anatomisches
Substrat nachzuweisen ist. Die Myositis syphilitica ist demnach
eine rein tertiär-luteische Erscheinung, welche in der Regel
erst nach dem dritten Jahre post infectionem auftritt; nur
selten dürfte es geschehen, dass Muskelgummen während des
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Eiu Beitrag zur Kenntniss der syphilit. Muskelentzünduug. 15
Bestandes der luetischen Exanthem- und Enanthemformen
(universelle oder local recidivirende Formen) oder bald nach
dem Erlöschen derselben sich etabliren. In der Literatur konnte ich
nur bei Neumann 1 ) einen Fall ausfindig machen, wo 18 W ochen
post inffictionem sich im Extensor digitor. communis des rechten
Unterschenkels, im linksseitigen Masseter, Radialis internus,
Supinator longus und Biceps femoris langsam, schmerzlos und
ohne Functionsstörung knotige Infiltrate entwickelten. Ansonst
kann ein 5, 12, 20-jähriges krankheitsfreies Intervall ablaufen.
Virchow unterscheidet zwei Formen der Myositis syphi¬
litica, die fibröse oder diffuse und die gummöse oder circum-
scripte. Bei beiden handelt es sich um kleinzellige Infiltra¬
tionen entzündlicher Natur im Perimysium; nur betreffen die¬
selben im ersten hall das gesammte Bindegewebe des Muskels,
es handelt sich also um eine Erkrankung der ganzen Masse
eines Muskels, während bei der gummösen Form die syphi¬
litische entzündliche Neubildung sich durch zerstreute oder
gruppirte einzeln oder mehrfach auftretende knotige Herde
in der Muskelsubstanz äussert. Durch Wucherung der ent¬
zündlichen Bindegewebsneubildung werden die Muskelfibrillen
auseinandergedrängt, quellen auf und zerfallen. Nach Resorption
der degenerirten Muskelmasse bleibt an Stelle des Muskels
ein narbiger, fibröser Strang, in welchen Einlagerungen von
knorpeligen Partien oder Verkalkungen Vorkommen können.
Dies ist der Ausgang einer therapeutisch nicht beeinflussten
diffusen Myositis, welche zur Bildung einer sogenannten Muskel¬
schwiele mit totalem Zugrundegehen der Muskelsubstanz führen
kann. Die solitären oder conglomerirten Muskelgummen können
sich auf gleiche Weise involviren, mit Rücklassung einer Muskel¬
narbe, welche bei nicht allzugrosser Ausdehnung die Functions¬
tüchtigkeit des betroffenen Muskels nicht weiter alterirt; sie
können aber auch erweichen, nach der Oberfläche durchbrechen,
Ulcerationen veranlassen und theils nach Elimination, theils
nach Resorption des krankhaften Gewebes mit einer Hautmuskel¬
narbe heilen.
J ) Vortrag, geh. in der Gesellschaft der Aerzte in Wien am 15 Fe¬
bruar 1884, ref. in der Vierteljahrschrift f. Syphilis u. Dermat. 1884.
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Ostermayer.
Durch Combination beider Formen der diffusen und
gummösen entsteht nach meinen Erfahrungen eine dritte, die
gemischte oder combinirte Form. Man findet nämlich
den ganzen Muskel bretthart infiltrirt und nebenbei eine oder
mehrere circumscripte an Härte dem diffusen Muskelinfiltrat
gleichkommende kugelige, knotige die Muskeloberfläche über¬
ragende Erhabenheiten, welche als solitäre oder multiple
Gummen ihren weiteren gewöhnlichen Verlauf durchmachen.
Schmelzen sie ein, so ergeben sich daraus an den den früheren
Knoten entsprechenden Stellen weiche fluctuirende Partien;
brechen diese Erweichungsherde nach der Haut durch, so ent¬
stehen Hautmuskelgeschwüre, die zur Basis den in seiner Tota¬
lität mdurirten Muskel besitzen. Der Zerfall dieser in den.
infiltrirten Muskel eingesprengten, deutlich differenzirbaren
Gummen kann den ganzen Querdurchmesser des Muskelbauches
betreffen, so dass man — wie das in einem meiner Fälle vor¬
kam — mit der am Geschwürsgrund vorgeschobenen Sonde
bis an die Knochenoberfläche (Humerus) gelangen konnte. Dass
es unter solchen Umständen leicht zu Knochennekrosen kommen
kann, ist begreiflich.
Diese dritte Form der syphilitischen Myositis, welche
dadurch zu Stande kommt, dass in dem in seiner Totalität
ergriffenen Muskel an einer oder mehreren umschriebenen Stellen
das Gewebe der syphilitischen Neubildung eine Verdichtung
und Ueberwucherung erfährt, weshalb dieselben im Verhältnis
zum Gesammtmuskelinfiltrat auch eine grössere Neigung zum
rascheren Zerfall oder Rückbildung (Resorption) zeigen, ist von
dem Vorkommen von conglomerirten oder multiplen Gummen
in einzelnen Muskeln wohl zu unterscheiden. Ich halte es iür
wichtig, diesen Unterschied' hervorzuheben, da das Auftreten
gehäufter, mehrfacher Gummaknoten in kleinen -— und nur in
kleinen — Muskeln es leicht Vortäuschen könnte, als ob der
ganze Muskel in die Erkrankung einbezogen wäre, was aber
nicht der Fall ist; denn es gibt ausser dem gummös entarteten
Antheil auch gesunde Partien des Muskels, wodui'ch der gum¬
möse, circumscripte Charakter der Affection bewiesen wird.
Dass manchmal in solchen Fällen, wo Gummata den grössten
Theil kleiner Muskeln in Anspruch nehmen, die klinische
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Ein Beitrag zur Kenntniss der syphilit. Muskelentzündung. 17
Differenzirung der gummösen, circumscripten, jedoch den grössten
Antheil eines Muskels in Anspruch nehmenden Myositis von der
von uns aufgestellten combinirten Form einige Schwierig¬
keiten bereiten könnte, ist nicht von der Hand zu weisen.
Diese Fälle sind jedoch äusserst selten. Bekanntermassen werden
in der Regel grössere breite und lange Muskeln von der syphi¬
litischen Myositis befallen, wo dann die Differenzialdiagnose
mit grösster Sicherheit gestellt werden kann, weil hier neben
den einzelnen Knoten grössere entweder gesunde mit normaler
Consistenz ausgestattete (circumscripte Form) oder brettharte
diffus entartete (combinirte Form) Muskelabschnitte dem
Tastsinn mit der grössten Bequemlichkeit zugänglich sind,
daher die Entscheidung für die eine oder die andere Form
nicht schwer fällt. Mithin ist die Aufstellung der dritten id est
der combinirten Form syphilitischer Myositis sowohl in
anatomischer als auch klinischer Beziehung vollkommen ge¬
rechtfertigt, da ihre Erscheinungsweise nach dem Gesagten
eine ganz charakteristische ist.
Dieses combinirte Auftreten der diffusen und circumscripten
Form von Myositis syphilitica in einem Muskel ist bis nun
soweit es mir aus der Literatur bekannt ist, noch nicht be¬
schrieben worden. 1 ) Einen einzigen Fall habe ich im Sitzungs¬
berichte der Berliner medicinischen Gesellschaft vom 23. Jän. 1889
von Bramann 2 ) erwähnt gefunden, wo neben diffuser brett¬
harter Infiltration und dreifacher Vergrösserung des ganzen
linken Sternocleidomastoideus einige knotige Hervorragungen
in demselben nachweisbar waren. Der Fall wurde jedoch nur
mit anderen syphilitischen Myositis-Fällen einfach vorgestellt,
*) Nach Fertigstellung des Manuscriptes dieser Arbeit ist mir im
Centralblatt für Chirurgie 1892, Nr. 10 die Monographie Lewin 8 über
Myositis syphilitica diffusa s. interstitialis als Referat bekannt geworden.
Hier wird erwähnt, dass im weiteren Verlaufe der diffusen Myositis in den
befallenen Muskeln sich auch wirkliche Gummata ausbilden können. Im
Original fand ich auch keine weitere Angaben. Den Bramann’schen
Fall führt Lewin unter den Fällen diffuser Myositis syphilitica (s. Ta¬
belle p. 42) mit der Bemerkung an, dass neben der diffusen zugleich < ine
gummöse Myositis vorhanden war; weitere Erörterungen fehlen. Verf.
l ) Berliner klin. Wochenschrift. 1889.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 2
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18
Ostermay er.
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ohne dass diese eigenartige Erscheinungsweise weiter Berück¬
sichtigung gefunden hätte.
Folgende drei meiner Beobachtung entstammende Fälle
werden die hierorts gepflogenen Auseinandersetzung über diese
bis jetzt noch nicht beschriebene luetische Myositisform, wie
ich hoffe, gerechtfertigt erscheinen lassen.
Krankheitsskizzen:
1. J. B., 37 J. alter led. Zimmermann. Angeblich besuchte der Kranke
schon seit drei Wochen unser Ambulatorium für chirurgische Krankheiten
wegen Steifheit des linken Armes und eines Geschwürs an der Rückseite
des Oberarmes derselben Extremität, welch letzteres trotz Touchirens mit
Lapis und antiseptischer Behandlung nicht die geringste Neigung zur
Vernarbung zeigte. Im Gegentheil; es vertiefte sich und gewann auch an
Flächenausdehnung eine bedeutendere Vergrösserung, während sich die
Secretion vermehrte. Da nun die Sache nicht recht vorwärts wollte und
ein Fistelgang vom Geschwürsgrunde mehrere Centimeter in die Tiefe
führte, stellte man dem Kranken eine Operation in Aussicht, da man der
Meinung war, dass es sich hier um partielle Necrose des Humerus handelt.
So standen die Dinge, als ich am 21. April 1891 den Kranken zum ersten
Male sah. Die charakteristischen Merkmale des Geschwürs liessen mich
über die syphilitische Natur desselben nicht im Geringsten im Zweifel, was
auch die hierauf eingeleitete antüuetische Behandlung vollends bestätigte.
Der Kranke gibt an, dass er vor 6 Wochen ohne irgend eine Ver¬
anlassung eine Schmerzhaftigkeit im linken Oberarme bei der Arbeit
verspürte, welche sich während zwei Wochen derart steigerte, dass er
seine Arbeit als Zimmermann stehen lassen musste, da jede Bewegung
mit dem kranken Arme schmerzhaft empfunden wurde; nebstbei bemerkte
er, dass derselbe steif wurde und etwas anschwoll. An der Rückseite,
ziemlich in der Mitte des Oberarmes, zeigte sich eine blauröthliche, etwas
erhabene Stelle, die nach Kurzem durchbrach und für die Folge offen
blieb. Das Geschwür war es hauptsächlich, was ihn zum Arzte trieb.
Ueber luetische Antecedentien will der Kranke keinen positiven Aufschluss
geben; doch gesteht er nachher, als man ihm die syphilitische Natur seiner
Krankheit vorhielt, dass er im vergangenen Herbst (October 1890) einen
Schanker am Glied acquirirte, der einen Ausschlag am ganzen Körper
und weissliche Flecke in der Mundhöhle nach sich zog, gegen welche er
im Januar 1891 mit Schmiercur und Jodkali erfolgreich behandelt wurde.
Stat. praesens. Der Kranke ist mittelgross, mässig genährt, von
blasser Gesichtsfarbe. In der vegetativen Sphäre ist keine Abweichung
von der Norm nachweisbar. Im Sulcus retroglandularis ist an der Rücken¬
fläche des Gliedes eine etwa linsengrosse, weissliche, nicht harte Narbe
an Stelle des gewesenen Schankers zu sehen. Beiderseitig Scleradenitis
inguinalis mit stärkerer Betheiligung der rechtsseitigen Leistendrüsen.
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Ein Beitrag zur Kenntniss der syphilit. Muskelentzündung. 19
Hals- und Nackendrüsen zerstreut, vergrössert und indurirt. Die linken
Axillardrüsen zeigen eine Intumescenz bis zur Haselnussgrösse. Am
Schleimhautüberzug der Mundhöhle keine krankhafte Veränderung. Kehl¬
kopf intact, ebenso die Nasenhöhle. Die Hautdecken zeigen bis auf das
obenerwähnte Geschwür am Oberarme normales Verhalten.
Die Untersuchung der linken obem Extremität hat folgenden inter¬
essanten Befund festgestellt: An der Rückseite des Oberarmes, beiläufig
in der Mitte derselben, ein kreuzergrosses, rundes Geschwür mit scharf
abgesetzten, steilen, fein ausgezackten Rändern, welche sammt der Ge¬
schwürsbasis einen gelben, krümlichen Belag haben. Die Höhe des Sub¬
stanzverlustes liegt unter dem Niveau der übrigen Haut, daher die Ränder
eingezogen erscheinen. Die Tiefe derselben beträgt etwa 3 Cm. Drückt
man die Sonde ganz locker auf den Geschwürsgrund, so dringt sie leicht
durch das erweichte Muskelgewebe bis auf die harte knöcherne Unterlage,
wo jedoch kein rauher Knochen fühlbar ist. Die dem Geschwür benach¬
barte Haut zeigt in mässiger Ausdehnung eine livide Verfärbung. Tastet
man die Streckfläche des Oberarmes ab, so findet man den Muskelbauch
des Triceps brachii in seiner ganzen Ausdehnung von der Achselhöhle bis
zum Ellbogengelenk mehr als um die Hälfte verdickt und starr, bretthart
infiltrirt; die Oberfläche des Muskels ist überall glatt und gleichmässig,
und lässt sich auf derselben — ausgenommen die Geschwürspartie, um
welche ein die diffuse Infiltration an Härte etwas übertreffender Infiltra¬
tionsring nachweisbar ist — keine Niveaudifferenz feststellen. Es ist eben
die ganze Masse des dreiköpfigen Streckers des linken Ellbogengelenkes
degenirt.
Diagnose: Diffuse syphilitische Myositis des Muse, triceps brachii
sin. mit gleichzeitiger solitärer gummöser Knotenbildung und ulcerösem
Durchbruch des letzteren nach der Haut, unter Rücklassung eines luetischen
Hautmuskelgeschwüres. — Die Therapie bestand in Darreichung von
2 bis 4 Gramm Jodkalium pro die, local Application von Emplastrum
hydrargyr. cinereum. Nach 14 Tagen war das Geschwür vernarbt und nach
4 Wochen schwand die starre Infiltration vollends, so dass der Kranke
seinen Arm, der durch die Muskelerkrankung in stark stumpfwinkliger
Stellung im Ellbogengelenk fixirt war, bei Entlassung aus der Behand¬
lung gerade so prompt und vollkommen strecken und beugen konnte,
wie den gesunden und die Consistenz des afficirt gewesenen Muskels ganz
dieselbe war, wie die des rechtsseitigen Triceps.
2. Th. B., 47 Jahre alte Wäscherin, gibt keine auf die gegenwärtige
Erkrankung bezughabenden Daten an. Sie behauptet, immer gesund ge¬
wesen zu sein, was wohl ihre Haut nicht bestätigt, weil dieselbe in der
Ausdehnung einer Kindshandfläche in der äusseren Epicondylusgegend
des linken Ellbogengelenkes eine glatte, weisse, durch Bogenlinien be¬
grenzte, im Ganzen längsoval gestaltete Narbe vorweist. Ihre jetzige
Krankheit besteht in Folgendem :
Stat. praesens: Correspondirend mit der Narbe an der linken
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Ostermayer.
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obem Extremität findet man in der äussern Epicondylusgegend des rechten
Ellbogengelenkes die Haut in der Ausdehnung eines Zweiguldenstückes
livid rothbraun verfärbt, unverschiebbar dem Knochen aufsitzend, auf zwei
etwa bohnengrossen Stellen exulcerirt. Die Geschwürsränder sind scharf,
verdünnt, unterminirt und begrenzen länglich runde Substanzverluste,
deren Basis schwach gelblich belegt ist und leicht blutet. Der darunter¬
liegende Knochen leicht aufgetrieben. Viel wichtiger für uns ist der Be¬
fund auf der linken Seite. Man fühlt hier durch die schlaffe Haut den
Triceps brachii der sonst muskelschwachen und magern Frau seiner ganzen
Länge nach als mächtige, das Volumen des rechtsseitigen Triceps um das
Doppelte übersteigende harte Masse hindurch, welche an ihrem untern
Ende zwei wallnussgrosse, ebenso harte, etwa 6 Cm. von einander stehende
knotige Erhabenheiten zeigt. Auf der Rückfläche des Oberarmes, etwa an
der Grenze des mittleren und unteren Drittels desselben, befindet sich ein
vierkreuzerstückgrosser, sehr tiefer, lochartiger Substanzverlust mit steilen
Rändern und blauroth granulirender, spärlich mit gelbeitrig infiltrirten
Gewebsresten belegter Basis. Dieser 3—4 Cm. tiefe Geschwürscanal sitzt
im derben Muskelinfiltrat und erscheint so, wie wenn er durch Heraus¬
fallen eines cylindrischen Stückes der degenerirten Muskelmasse entstanden
wäre. Sonst keine Erscheinungen weder abgelaufener noch bestehender
Syphilis.
Diagnose: Gummöse Geschwüre in der rechten äusseren Epi¬
condylusgegend, knotig diffuse Myositis des linken Triceps brachii mit
ulcerösem Zerfall des einen Knotens an der unteren Humerushälfte. —
Therapie: Die rechtsseitigen seichten Geschwüre wurden mit grauem
Pflaster belegt, das tiefe Geschwür links anfangs mit Jodoformgaze, nach
Ausfüllung des Loches durch Granulationen ebenfalls mit grauem Pflaster
verbunden. Innerlich 4 Gramm Jodkalium pro die. Heilung in 39 Tagen.
3. G. M., 22 Jahre alter Steinbrecher, Croate. Wegen Unkenntniss
der Muttersprache des Kranken konnte durch uns keine Anamnese er¬
hoben werden. Die Untersuchung ergab folgenden Befund: In der linken
Massetergegend ziemlich der Mitte des Muskels entsprechend ist beiläufig
ein vierkreuzerstückgrosses exquisit nierenförmiges Geschwür vorhanden,
dessen Ränder steil, fein ausgezackt, graugelblich belegt sich unter dem
Hautniveau befinden, wodurch dieselben wie eingezogen erscheinen. Der
Geschwürsgrund ist mit necrotischen, graugelben, fetzigen Gewebsmassen
bedeckt. Untersucht man den diesem Substanzverlust zur Basis dienenden
Masseter, so findet man denselben allenthalben in seiner ganzen Aus¬
dehnung bretthart geschwellt, vergrössert. Die Infiltration zieht sich
vom Jochbogen bis zum Unterkieferrand als den Insertionsstellen des
Muskels herab. Es besteht Kieferklemme, indem der Kranke die Zahn¬
reihen kaum auf 1 Cm. von einander entfernen kann. Als Zeichen voran¬
gegangener Infection findet man einen erbsengrossen, knorpelharten, mit
narbig weisser Haut überdeckten Knoten an der inneren Präputiallamelle;
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Ein Beitrag zur Kenntniss der syphilit. Muskelentzündung.
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tief eingezogene strahlige Narben in beiden Leistengegenden und eine
Scleradenitis universalis.
Diagnose: Diffuse Myositis syphilitica mit solitärer Knotenbildung
des linken Masseter, mit ulcerösem Zerfall des Gumma und Bildung eines
nierenförmigen Hautmuskelgeschwüres. — Die Therapie bestand local
anfangs in Anwendung des Jodoformverbandes, später im Auflegen von
Emplastrum hydrargyri cinereum. Innerlich wurde Jodkalium (2—4 Gr.)
täglich verabreicht. Nach 26 Tagen verliess der Kranke mit normalbe -
weglichem Unterkiefer und mit vernarbtem Geschwür geheilt die Abtheilung.
Alle drei Fälle sind nun unzweideutige Belege für das
thatsächliche Vorkommen der von uns als combinirte oder
knotig-diffuse Myositis syphilitica benannten Form,
ln allen drei Fällen finden wir neben der diffusen, die ganze
Masse eines Muskels betreffenden, sehr derben Infiltration, um¬
schriebene, concrete Erkrankungsherde, die wir im ersten und
dritten Krankheitsfall als solitäre nach der Haut durchge¬
brochene, im 2. Falle, wo multiple Knotenbildung vorhanden
war, als mehrfache, in ihrer Integrität theils noch bestehende,
theils schon geschwürig zerfallene Muskelgummata ansehen
müssen. Das gleichzeitige Vorkommen beider Myositisarten in
einem Muskel liegt also klar auf der Hand, wonach in Hin¬
kunft diesem Umstand bei Besprechung der syphilitischen
Muskelerkrankungen Rechnung getragen werden muss.
Der 1. und 2. Fall bieten übrigens auch in anderer Richtung
Bemerkenswerthes. Soweit ich nämlich die Literatur über¬
sehen konnte, wären diese zwei Fälle die ersten, wo der
Musculus triceps brachii von Syphilis befallen ist; weder
Gummata noch diffuses Ergriffensein wurde bisher an diesem
Muskel beobachtet.
Im Anhänge will ich noch zweier Fälle von Muskelsyphilis
Erwähnung thun, die wegen der ausgedehnten Zerstörungen
einiges Interesse beanspruchen dürften.
4. M. S., 36 Jahre alte Bauersfrau, weiss nichts über eine durch¬
gemachte Geschlechtserkrankung anzugeben und sucht gegenwärtig wegen
einer sehr grossen, seit mehreren Monaten bestehenden Hals wunde das
Krankenhaus auf.
Stat. praesens: Mittelgrosse, in der Ernährung stark herabge¬
kommene, elend aussehende Frauensperson mit leicht icterischem Haut-
colorit. Zahlreiche nässende Papeln in der Genital- und Analregion;
Plaques opalines und muqueuses auf der Mundschleimhaut, an den Gau-
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Ostermay er.
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menbögen und Tonsillen. Defluvium capillorum. Scleradenitis universalis.
Die ganze rechte, seitliche Halsregion von der rechtsseitigen Nackengegend
bis in die Unterschlüsselbeingrube, nach vorne bis beinahe in die Mittel¬
linie des Vorderhalses von einer enormen, sowohl der Form als auch der
Beschaffenheit der Basis nach ungleichmässig gestalteten Geschwürsfläche
eingenommen. Die Ränder derselben zeigen die Contouren von Bogenseg¬
menten; sind scharf, steil und besonders an der Nackenbegrenzung des
grossen Defectes auf mehrere Centimeter Entfernung unterminirt. Die
benachbarte Haut zeigt normales Verhalten in Bezug auf Beschaffenheit
der Textur und Farbe. Der Geschwürsgrund ist uneben, mehrfach und
tief gebuchtet, theils unregelmässig granulirend, theils mit verfilzten,
jauchigen, necrotischen Gewebsfetzen bedeckt. Die Basis des Defectes
entspricht einer grossen Aushöhlung, welche durch Erweichung, durch
Zerstörung des rechtseitigen Sternocleidomastoideus entstanden ist. Von
diesem Muskel findet man nur am Processus mastoideus und am Schlüsselbein
einige bleiche zerfaserte Reste der sehnigen Insertionsantheile. Der Muskel
fehlt eben und an dessen Stelle findet sich die beschriebene grosse Bucht.
Die Eigenschaften des Substanzverlustes sammt dem gleichzeitigen Be¬
stand recenter luetischer Erscheinungen Hessen keinen Zweifel über den
specifischen Charakter der Erkrankung obwalten. Dementsprechend wurden
auch Inunctionen mit grauer Salbe unter den bekannten Cautelen ange¬
ordnet. Die locale Behandlung bestand in Jodoformverband. Die Geschwürs¬
fläche reinigte sich sehr rasch und es begannen sich die Buchten abzu¬
flachen unter dem Einflüsse der antisyphilitischen Therapie. Die sehr
elend aussehende Person bekam jedoch in der dritten Woche einen Darm¬
katarrh und Stomatitis als Zeichen einer Quecksilberintoxication, weshalb
auch die Einreibungen ausgesetzt wurden und man sich auf locale Be¬
handlung der Geschwürsfläche und Bekämpfung der Intoxicationserschei-
nungen beschränkte. Als nach Verlauf einer Woche Besserung eintrat,
wurden 2 Gramm Jodkalium pro die verabreicht. Doch konnte sich die
sehr heruntergekommene Kranke nicht mehr erholen, indem die Diarrhoe
mit geringen Remissionen anhielt und nach 58tägigem Krankenhausauf¬
enthalt den Exitus let. bedingte.
Hervorzuheben wäre in diesem Falle das gleichzeitige
Yerhandensein von recenten Syphiliserscheinungen und einer
Myositis syphilitica, was — wie in der Einleitung erwähnt —
zu den seltensten Vorkommnissen gehört.
5. A. P., 16 Jahre altes Bauernmädchen. Weder die Anamnese, noch
die Untersuchung ergibt ausser dem zu beschreibenden Localbefund in der
linken Glutaelgegend irgendwelche Anhaltspunkte für Annahme einer
vorausgegangenen syphilitischen Infection.
Stat. praesens: In der linken Glutaealgegend ein über zwei
Handflächen grosser, von serpiginösen Geschwürsrändern begrenzter Ge-
websdefect, welcher Haut, subcutane Fettschichte und Musculatur betrifft.
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Ein Beitrag zur Kenntniss der syphilit. Muskelentzündung. 23
Sehr interessant sind die Verhältnisse an der Geschwürsbasis, welche uns
über den Ausgangspunkt und Form der Erkrankung den deutlichsten
Aufschluss geben. Dieselbe ist nämlich im hohen Grade uneben, buchtig,
indem zwischen einigen unregelmässig gruppirten, bis über wallnussgrossen,
tuberösen Erhabenheiten rund begrenzte, tiefe, stark concave, mit necro-
tischen, grüngelblich verfärbten Gewebsresten belegte Mulden zu liegen
kommen, deren Entstehung nur so erklärt werden kann, dass an ihrer
Stelle ebensolche rundliche Knollen sassen, wie sie noch gegenwärtig am
Geschwürsgrunde bestehen — die jedoch durch Zerfall ihres Gewebes
herausfielen und genannte Defecte zurückliessen. Die Diagnose wurde auf
multiple Gummabildung in der linksseitigen Gesässmusculatur mit Ein¬
beziehung der subcutanen Gewebsschichte und Leder haut in die Erkrankung
gestellt und eine antisyphilitische Behandlung, die in Darreichung von
Jodkalium bestand, eingeleitet. Heilung nach Verlauf von 9 Wochen.
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Beitrag zur Behandlung des chronischen
Trippers.*)
Yon
Dr. T. Trzcinski,
ordin. Arzt am St. Lazarushospital in Warschau.
Wenn ich bei einer so reichen Literatur unseres Gegen¬
standes und angesichts der unserer einheimischen Literatur
angehörigen, so erschöpfenden Arbeit von Kröwczynski es
dennoch wage, Ihre Aufmerksamkeit für einige Augenblicke
in Anspruch zu nehmen, so geschieht dies deshalb, weil
bei der so grossen Hartnäckigkeit und so schwierigen Heil¬
barkeit einer Krankheit wie der Gonorrhoe, auch der ge¬
ringste Fortschritt nicht unbeachtet bleiben sollte, und weil
ich über ein einfaches und leicht durchführbares Heilver¬
fahren verfüge, das mir seit einigen Jahren schon sehr be¬
friedigende Resultate ergeben hat. Den Handbüchern nach
stellt sich der Verlauf einer typischen, complicationslosen
Gonorrhoe folgendermassen dar: Im Laufe von ungefähr, 8
Wochen, von der Infection an gerechnet, macht der Krank-
heitsprocess zunächst eine Art Ansteigen durch, bleibt dann
eine Zeit lang stationär, um endlich einer rückläufigen Meta¬
morphose zu verfallen und zu verschwinden, oder aber er
wird chronisch.
Allerdings fehlten bis in die jüngste Gegenwart genauere
Angaben über den Procentsatz der chronisch werdenden Fälle,
gleichwohl zeigten sich die meisten vielbeschäftigten Specia-
listen in ihren Ansichten sehr pessimistisch.
*) Nach einem Vorträge, gehalten in der Warschauer ärztlichen
Gesellschaft 28. Dec. 1891.
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Ti'zcinski.
Was ist ein verschleppter Tripper? Es ist dies ein
Tripper des hinteren Theiles der Harnröhre. Wie bekannt,
hat Guyon gezeigt, dass der Musculus compressor urethrae
sowohl in anatomischer als auch physiologischer und em¬
bryologischer Beziehung die Grenze zwischen dem cavernösen
und memhranösen Theile der Harnröhre bildet und die
Harnröhre darnach in einen vorderen, vor dem Compressor
gelegenen und einen hinteren, hinter dem Compressor gele¬
genen Theil sondert. Sowie es demgemäss 2 Harnröhren
gibt, so gibt es also auch eo ipso 2 Gonorrhoen, d. h., eine
Gonorrhoea anterior et posterior, einen Tripper des cavernösen
und des membranösen Theiles der Harnröhre, die sich voll¬
ständig verschieden verhalten, sowohl in klinischer, als auch
in therapeutischer Beziehung. So leicht zugänglich für die
Therapie der Tripper des vorderen Hamröhren-Abschnittes
ist, ebensosehr ist der Tripper des hinteren Abschnittes, der
hinter dem Compressor liegt, wohin eine gewöhnliche Ein¬
spritzung gar nicht reicht, einer Therapie schwer zugänglich;
er wird also leicht chronisch und verlangt ganz besondere
therapeutische Massnahmen. Es wirft sich nun die Frage auf:
wie oft wird der hintere Harnröhren-Abschnitt ergriffen und wie
bald nach der Infection erfolgt dies ?
Was den ersten Punkt anbetrifft, so beobachten alle
Handbücher eine diplomatische Unklarheit, welche sehr nahe
an das bewusste Sich - selbst - täuschen grenzt und erst in
letzter Zeit haben einige muthige Stimmen es gewagt, ein
Licht auf diese schmerzliche und traurige Wahrheit zu werfen.
Schon vor Jahren hat der amerikanische Gynäkologe
Noeggerath behauptet, dass der Tripper eine unheilbare
Krankheit sei; da aber in unseren heutigen verderbten
Zeiten fast Jedermann einen Tripper durchmacht, so trägt
ihn jeder bis an sein Lebensende und überträgt ihn auf seine
Frau. Daher stammt nach Noeggerath jene grosse Zahl
von Para- und Perimetritiden bei den verheirateten Frauen
der Gegenwart. Diese übertriebene, crasse Auffassung, von
der sich übrigens der Autor selbst vor einigen Jahren schon
theilweise lossagte, enthält jedenfalls einen gewissen Kern von
Wahrheit.
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Beitrag zur Behandlung des chron. Trippers.
27
Auf dem Prager Dermatologen-Congresse vom Jahre 1889
gab Jadassohn bei Besprechung der Diagnose der Urethritis
posterior das Untersuchungs-Resultat von 163 Fällen von Go¬
norrhoe an, wobei sich zeigte, dass die Zahl der Gonorrhoen,
bei denen der hintere Theil der Harnröhre ergriffen ist, resp.
der chronischen Form, 87-7% beträgt, mit anderen Worten, dass
auf 100 Tripperkranke kaum 13 dem chronischenTripper entgehen.
Nach der Statistik von Letzel vom vorigen Jahre be¬
trägt die Zahl der Fälle von Urethritis posterior 92*5% der
allgemeinen Zahl der Trippererkrankungen; nach der vor eini¬
gen Monaten veröffentlichten Statistik von Heisler 80%.
Nach meinen persönlichen Erfahrungen möchte ich mich
der Anschauung Letz eis anschliessen, d. h. 92-5% annehmen.
Es kommt sonach, meine Herren, vor, dass ein Tripper
mit Genesung ohne Ergriffensein des hinteren Harnröhren-Ab-
schnittes endigt, aber diese Fälle sind so selten, wie der Friede
zwischen zwei zänkischen Nachbarn. In der weitaus grössten
Mehrzahl der Fälle geht der Tripper auf den hinteren Harn-
röhren-Abschnitt über, d. h. er wird chronisch, dauert ganze
Jahre, oft Jahrzehnte, jeglicher Behandlung trotzend.
Sowohl was die Häufigkeit der Gonorrhoea posterior an¬
betrifft, als auch bezüglich der Zeit ihres Eintretens und der
Ursachen herrschten bis jetzt nur sehr confuse Auffassungen.
So lehren z. B. die Lehrbücher, dass der Tripper auf den hin¬
teren Harnröhren-Abschnitt nicht früher übergehe, als nach
Ablauf von 3 Wochen und zwar unter dem Einflüsse innerer
Ursachen, als da sind: elende Körperconstitution, Tuberculose,
Syphilis, schlechte Körperentwickelung bei hellblondem Haar,
oder aber bei äusseren Ursachen als Abusus in Baccho et Venere,
Diätfehlern, übermässiger Bewegung, Tanzen, Reiten, u. s. w. Die
oben erwähnte Arbeit von Heisler ist in dieser Beziehung
sehr instructiv. In den dort zusammengestellten 50 Fällen von
erstem Tripper constatirte man eine Urethritis posterior in 10
Fällen im Laufe der ersten Woche, d. h. in 20%» in 17 Fällen
im Laufe der zweiten Woche, also in 34%» in 7 Fällen im
Laufeder drittenWoche i. e, 14%, in. 10 Fällen im Laufe der vierten
Woche i. e. 20%> auf die 6. und 7. Woche kommen nur je 2%,
ebensoviel kommt auf den 3. und 4. Monat der Krankheitsdauer.
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28
Trzcinski.
Aus einer Specialtabelle, die der Arbeit von Heisler
beigefügt ist, geht ferner hervor, dass die Gonorrhoea posterior
bei Personen, wo sogenannte innere Ursachen, Prädisposition,
Vorlagen, die gleichsam die Ausbreitung des Trippers bis jen¬
seits des Compressors befördern sollten, die hintere Gonorrhoe
durchaus nicht früher entstand als bei Anderen. Im Resume ge¬
langte Heisler zu dem Schluss, dass die Gonorrhoen posterior
durchaus nicht als eine Complication der Gonorrhoea anterior
anzusehen ist, sondern als eine natürliche und beinahe zwangs -
mässige Folge, gleichsam ihre klinische Fortsetzung.
Die Schlüsse H e i s 1 e r’s erfordern eine gewisse Einschrän¬
kung. Wenn es wirklich wahr ist, dass die sogenannten inneren
Ursachen nicht die Entstehung der Gonorrhoea posterior be¬
fördern, so unterliegt es doch keinem Zweifel, dass sie ganz
bedeutend die Therapie erschweren. Ein jeder Specialist wird
dem beistimmen, dass der chronische Tripper bei alten und
elenden Individuen der Heilung viel hartnäckigeren Widerstand
entgegensetzt, als bei jungen kräftigen Männern.
Wir haben es also, meine Herren, zu thun mit einer sehr
häufigen, fast immer sich in die Länge ziehenden Krankheit,
begleitet von den unangenehmsten Complicationen, welche stets
sehr deprimirend auf den Kranken einwirkt.
Welche Waffen bietet uns nun das therapeutische Arsenal
für den Kampf mit diesem Feinde?
Was das acute Stadium anbetrifft, so herrscht über die
Therapie volle Einigkeit. Trotz immer wieder sporadisch auf¬
tauchender Vorschläge hat man die sogenannte Abortiv-Be-
handlung allgemein aufgegeben. Ebenso ist man darüber völlig
einig, dass im acuten Stadium expectativ verfahren werden soll,
indem man höchstens eine milde Antiphlogose in Gestalt von
Ruhe, kalten Umschlägen, Diät empfiehlt und Narcotica bei
starker Reizung der hinteren Harnröhre, dass man hingegen
Einspritzungen erst anwenden soll im Stadium der Defer-
vescenz. Mit Recht empfiehlt Krowczynski für die Ein¬
spritzungen nur wenige und sehr einfache Präparate. Zweifellos
genügen das Zincum sulfo-carbolicum, oder die Mixtur von Ri-
cord und kann man gewiss alle complicirten aus drei oder
mehreren Substanzen bestehenden Mischungen vermeiden.
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Beitrag zur Behandlung des chron. Trippers.
29
Nach einigen Wochen der Behandlung mit Einspritzungen,
in der 7., 8. Woche der Krankheit, gelangen wir zu einem
Stadium, wo die Ausscheidung sich auf einen Tropfen Eiter
reducirt, der früh Morgens aus der Harnröhrenöffnung hervorquillt
oder sich herausdrücken lässt, was sich öfters mehrmals am Tage
wiederholt. Wie schon erwähnt, haben wir in diesem Stadium
meistens eine Urethritis posterior vor uns. Die Erkennung dieser
Form ist sehr leicht.
In typischen Fällen gibt der Kranke — dem man meist nur
einen Tropfen trüben Eiters auspressen kann, was darauf hinweist,
dass in dem vorderen Theile der Harnröhre eine nur minimale
Ausscheidung herrscht — einen vollständig trüben Ham in das
Glas ab. Die Trübung ist bedingt durch die Secretion der
Schleimhaut der hinteren Harnröhre; für gewöhnlich wird dieses
Secret durch den Compressor zurückgehalten, durch den Harn¬
strahl ausgespült. So verhalten sich die Dinge, wenn die Menge
der Ausscheidung verhältnissmässig bedeutend ist. Bei geringer
Secretmenge soll der Kranke den Ham in zwei Portionen ab¬
geben: die sogenannte Zweigläserprohe.
Die Trübung des Harnes im zweiten Gefässe, unbedeuten¬
der als im ersten, ist die Folge der Regurgitation des Secretes
aus dem membranösen Theile der Harnröhre in die Harnblase,
was ganz natürlich ist angesichts der geringeren Energie des
Sphincter vesicae im Verhältniss zu der des Compressor urethrae.
In den Fällen endlich, wo so wenig Secret da ist, dass dieses
nicht im Stande ist, die Durchsichtigkeit des Harnes zu beein¬
trächtigen und sich nur in Gestalt von Tripperfäden verräth,
genügt das Ausspülen des vorderen Harnröhren-Abschnittes mit
destillirtem Wasser mittelst einer gewöhnlichen Spritze oder
eines Nelaton’schen Catheters.
Wenn in dem nach einer solchen Ausspüllung abgegebenen
Harne Tripperfäden sich finden, so ist offenbar der hintere
Harnröhrenabschnitt ergriffen.
Eine so erkannte Urethritis posterior verläuft verschieden.
Am Schlimmsten kommen diejenigen Kranken davon, wo der
acute Tripperausfluss nur während der Einspritzungen abnimmt,
nach Aufhören derselben aber sofort wiederinder ganzen Kraft
auftritt. Es sind dies diejenigen Kranken, welche ganze Jahre
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30
Trzcinski.
hindurch Einspritzungen machen, ganze Jahre hindurch in ca-
stitate leben, ganze Jahre hindurch weder einen Tropfen Bier
noch Schnaps gemessen. Dann gibt es eine andere Classe von
Kranken, welche sich ganz erträglich befinden, so lange sie
keusch leben, die aber nach jedem Coitus mit der Wiederkehr
der Secretion reagiren.
Endlich gibt es solche, die jeden Morgen einen durch¬
sichtigen Tropfen in der Harnröhrenöflnung sehen, selbst nach
Ausschreitungen keine Verschlimmerung der Krankheit erfahren,
aber im Harn fast beständig einige dickere oder dünnere Fäden
aufweisen. Es sind dies Fälle von chronischem Tripper, wo das
Secret keine Gonococcen enthält, nicht infectiös ist und die eigent¬
lich nicht mehr specifische Tripper sind, sondern eine Art
chronischer, katarrhalischer Entzündung, ein ziemlich indiffe¬
renter Process, wenn er nicht die Schattenseite hätte, dass er
gerade die unausstehliche Classe der Gonophoben liefert.
Meine Herren! Es gibt 4 Hauptmethoden der Behänd -
* lung des chronischen Trippers. Die Methode von G u y o n .und
deren Derivate, die Methode von Diday, die Behandlung durch
Sonden und das Endoskop.
Guyon hat seine Instillationen 1868 in den Gebrauch
eingeführt. 1 bis 2 Tropfen einer 1—5% Lösung von Höllen¬
stein werden auf die krankhaft veränderte Stelle der Harn¬
röhrenschleimhaut mit Hilfe eines dünnen, elastischen Kathe¬
ters mit knopfförmigem Ende deponirt. Die mit dem Katheter
vereinigte Spritze ist so eingerichtet, dass einer halben Um¬
drehung des Stöpsels ein Tropfen der Flüssigkeit entspricht,
der Stöpsel bewegt sich mit Schraubengang. Ausgehend von
dem Gedanken, dass die Ursache des chronischen Trippers ge¬
geben ist in bestimmt localisirten Veränderungen der Schleim¬
haut, dass der Höllenstein in Lösung sehr wohlthätig auf die
veränderte Schleimhaut einwirkt, dass der Kranke während der
Einführung des Sondenknopfes an dieser Stelle viel heftigeren
Schmerz empfindet, als an anderen Stellen der Harnröhre, cau-
terisirt Guyon alle zwei bis 3 Tage die Harnröhre mit eini¬
gen Tropfen der Lapislösung an denjenigen Stellen, wo der
Kranke bei Durchführung des Sondenknopfes den Schmerz em¬
pfindet. Die obige Methode eines Meisters ersten Ranges machte
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ihren Weg durch aller Herren Länder und scheint auch hier in
Warschau die verbreitetste zu sein. Leider muss man bei ge¬
nauerer Betrachtung dieser Methode in der Praxis sagen: Hic
autem usus est abusus!
Es ist eine absolute Willkür, in dem chronischen Tripper
anatomische Veränderungen auf einzelne geringe Stellen der
Schleimhaut zu beschränken, noch willkürlicher ist es, diese
anatomischen Veränderungen mit Hilfe eines so unzuverlässigen
subjectiven Kriteriums wie das Schmerzgefühl des Kranken zu
localisiren. Es unterliegt keinem Zweifel, dass jeder Kranke in
solchen Fällen an zwei Stellen Schmerz empfindet, sowohl an
der vom Compressor urethrae, als auch an der vom Sphincter vesi-
cae extemus umgebenen Stelle der Harnröhre, nur ist der
Schmerz an der ersten Stelle viel bedeutender. In Folge der
grossen Energie dieser beiden Muskeln wird jeder Mensch, sei
er gesund, oder mit einem chronischen Tripper behaftet, einen
Schmerz fühlen, sobald der Sondenknopf dort die Passage for-
cirt, indem er auf den mechanischen Insult durch eine heftige
Contraction reagirt. Es ist dies also ein Lapisbombardement
zweier Stellen der Harnröhre, die meistens ganz schuldfrei sind.
Ausser dieser theoretisch begründeten hat die Methode
von G u y o n noch andere Schattenseiten. Vor Allem ist sie sehr
schmerzhaft. Wer nur einmal einen Kranken einige Minuten
nach der Instillation gesehen hat, wie ihn alle Augenblicke der
heftigste Tenesmus befallen, wie er während dieses Tenesmus
schweissbedeckt und stöhnend einige Tropfen häufig blutig tin-
girten Harnes abgibt, der wird einen Begriff von der Schmerz¬
haftigkeit dieses Verfahrens haben. Es gibt natürlich einzelne
sehr unempfindliche Individuen, welche diese Einspritzungen
verhältnissmässig leicht ertragen, aber diese seltenen Ausnah¬
men bekräftigen nur die Regel.
Erwähnt werden muss ferner, dass man häufig Compli-
cationen des chronischen Trippers sieht, die aller Wahrschein¬
lichkeit nach einfach die Folge der heftigen Reizung der Harn¬
röhre durch die Instillationen sind.
Es sind dies: Harnverhaltungen, Entzündung der Prostata,
heftige Blasenreizung, Epididymitiden. Vergessen wir nicht, dass
das erste Gesetz lautet: Primum nonnocere! Ausser allem
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Trzcinski.
schon Gesagten spielt aber ein Punkt die Hauptrolle: Ich habe
auch nicht einen einzigen chronischen Tripper durch die Me¬
thode von Guyon geheilt gesehen. Ich habe die Guyon’schen
Instillationen bei vielen Kranken jahrelang gebraucht und sehe
auch heute noch häufig jahrelang damit behandelte Fälle.
Nach jeder Instillation, nach den durch sie hervorgeru¬
fenen Torturen, erfolgt eine Verschärfung des Trippers, die ja
leicht verständlich ist und als heilender Factor betrachtet
wurde; diese Verschlimmerung weicht dann nach ein oder zwei
Tagen und macht dem reinsten Status quo ante Platz. Eine
in dieser Weise geführte Behandlung, wenn sie nicht durch
eine Complication unterbrochen wird, die durch die übermässige
Reizung der Harnröhre veranlasst wurde, oder dadurch, dass
dem Kranken die Geduld ausgeht, was übrigens selten vor¬
kommt, zieht sich glücklichenfalls 4, 5, 10 Monate hin und
immer mit dem gleichen Resultate. Gross ist fürwahr die Aus¬
dauer und Geduld solcher Kranken, es mag diese Kranken das
Wort von Oczko entschuldigen: „Dyjeta nedzna, za grzech
i&toüi, do zdrowia ch§<5“ (Eine miserable Diät, die Reue über
die Sünde, die Sehnsucht nach Genesung), aber dadurch wird
niemals eine Therapie entschuldigt, die so unendlich schmerzhaft
ist, oft so überaus schädlich und niemals nutzbringend.
Eine Modification der Instillationsmethode, welche alle
Schattenseiten derselben in potencirtem Massstabe besitzt, ist der
Gebrauch der Cauterisationsbougies, die mit Hilfe eines Porte,
remede in die Harnröhre eingebracht werden, ebenso der Gebrauch
der Sonden, die mit einer Masse überzogen sind, welche in der
Harnröhre zerfliessen soll und cauterisirende Substanzen enthält.
Viel rationeller als die früheren ist die Methode von Diday.
Wir führen in die Harnröhre einen Nelaton’schen
Catheter ein und ziehen ihn langsam soweit zurück, bis der
Harn auszufiiessen aufhört, dann befindet sich das Fenster des
Catheters vor dem Sphincter vesicae. Von diesem Moment an
beginnend, spritzen wir mit einer Spritze, den Catheter lang¬
sam zurückziehend, eine l%o Lösung von Höllenstein ein, wenn
wir nur die hintere Harnröhre irrigiren, oder wenn die ganze
Harnröhre irrigirt werden soll, die verschiedenen adstringirenden
oder antiseptischen Flüssigkeiten.
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Die l°/ 0 o Lapislösung wirkt zu stark reizend, die antisep-
tischen Lösungen sind sehr wenig wirksam, vor Allem aber re-
voltirt der Compressor urethrae in einer grossen Zahl der
Fälle schon nach einigen Einspritzungen sosehr, dass sein Wider¬
stand nicht mehr zu überwinden ist mit dem weichen und sich
leicht verbiegenden Nelaton’schen Catheter.
Vor einigen Jahren herrschte ein grosser Enthusiamus bezüg¬
lich der Wirksamkeit der metallischen Sonden, sei es von Beniquet
odervon Ultzmann, welche alle paar Tage in die Harnröhre einge¬
führt und für die Zeit von 10 Minuten bis zu einer halben Stunde
darin deponirt, sehr günstig wirken sollten. Man erklärte ihre
Wirksamkeit durch die Wirkung der Schwere und des Druckes
auf jene hypothetischen localen Veränderungen der Schleim¬
haut. Man führte stetig dickere Sonden ein und die unterneh¬
menden Amerikaner gingen bis zu N. 36 der Scala von Char-
riöre. Indem wir ganz ahsehen von der Gefahr einer Zerreis-
sung der Harnröhre hei einem so heroischen Verfahren, hat
leider die Praxis die auf die Sonden gesetzten Hoffnungen nicht
realisirt. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die methodische
Erweiterung der verengten Stellen der Harnröhre und die Be¬
seitigung der entzündlichen Infiltrationen in ihren Wänden ra-
dical den Ausfluss beseitigt, welcher durch diese Stricturen und
Infiltrate bedingt war, aber das ist eben kein Tripperausfluss.
Es scheint, dass man bis jetzt bei weitem den genetischen Zu¬
sammenhang der Stricturen der Harnröhre und des Trippers
überschätzte. Man trifft doch in der Praxis ganze Schaaren
von gleichsam im Kampfe ergrauten Kriegern, welche Jahre und
Jahrzehnte lang jenen Tripper mit sich schleppen und bei denen
die Untersuchung keinerlei Veränderung des Harnröhrenlumens
nachweist—andererseits trifft man aber oft Stricturen bei Leuten,
die niemals einen Tripper durchgemacht haben. Besonders bezieht
sich dies auf jene aller Behandlung so hartnäckig trotzenden
Stricturen, die wir am Ausgange der Harnröhre antreffen mit einer
Verdickung der Wand und die sich dann centralwärts fortsetzen.
Im Allgemeinen wirken also die metallischen Sonden
sehr gut bei durch Stricturen hervorgerufenen Infiltraten und
groben Veränderungen im Gewebe der Harnröhrenwand, aber
einen chronischen Tripper beseitigen sie nicht.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatl.o tu Syphil. 1892. 3
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Trzcinski.
Es bleibt noch das Endoskop. Mit kolossalem Enthusias¬
mus begrüsst, der leicht verständlich ist bei der geringen Wirk¬
samkeit anderer Heilmethoden, wurde das Endoscop rasch eiu-
geführt — lange Zeit hindurch vielfach missbraucht — verlor es
allmählich den Credit und scheint heute als therapeutisches
Instrument in Europa der Vergessenheit anheimgefallen zu sein.
Das Endoskop hat mit den Guyon’schen Einspritzungen
die grosse Schattenseite gemein, dass die dadurch hervorge¬
rufenen starken Reizungen der Harnröhre ganz bedeutend den
möglichen therapeutischen Nutzeffect übertreffen. In sehr ge¬
übter Hand kann das Endoskop eine wesentliche Hilfe abgeben
bei Erkennung der Localisation eines chronischen Trippers, aber
auch hier, das muss zugegeben werden, sind die von ihm ge¬
lieferten Kennzeichen doch ziemlich undeutliche, da das Ge¬
sichtsfeld so sehr klein ist, und sehr bald eine bedeutende Hyper¬
ämie der Schleimhaut erfolgt. Ich glaube, dass unvergleich¬
lich bessere Resultate bei Untersuchung der Veränderungen im
Bau der Gewebe der Harnröhre mit der Metallsonde von ge¬
übter Hand eingeführt, zu erreichen sind.
Vor einigen Jahren hat Oberländer sein Elektro-En-
doskop construirt und auf Grund dessen, was er damit gesehen,
hat er ganz selbständig eine pathologische Anatomie und
Therapie des chronischen Trippers aufgestellt. Obwohl sehr
gerühmt von Fürbringer, bleibt dies doch eine sonderbare,
phantastische Arbeit, fast absolut unverständlich. In die The¬
rapie führt sie eine Art heroischen Instrumentes ein, welches
die Schleimhaut an den krankhaft veränderten Stellen zerrei¬
sen und so die Infiltrate zur Aufsaugung zwingen soll. Mit Recht
ist Neisser erstaunt über diese einseitige Therapie Ober¬
land e r s, angesichts der grossen Mannigfaltigkeit der von ihm
constatirten Gattungen des Trippers, umsomehr, als dieser Di¬
latator ein Instrument ist, welches — incredibile dictu — nur
auf den vorderen Harnröhrenabschnitt wirken kann, da es bis
zu dem hinteren gar nicht vordringt, über den Compressor
gar nicht herausgeht.
Im Allgemeinen kann man vom Endoskop das sagen, was
der ehrwürdige Vater der polnischen Syphilidologie von der
diagnostischen Bedeutung des Pulses gesagt hat: „Offenbar
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35
war Galen darin sehr geübt und geschickt, dass er aus dem
Pulse Vieles erkannte, so wie zu unserer Zeit der Doctor Stru’s ;
leider haben diese Beiden, sehr gut und klug über den Puls
schreibend und indem sie uns gleichsam die Thür zu der Er-
kenntniss öffnen wollten, den Schlüssel mit sich in den Himmel
genommen!“ Mutatis mutandis kann man sagen, dass zu unserer
Zeit ein Doctor Grünfeld existirt, der mit dem Endoskop
viel zu erreichen weiss, aber den Schlüssel zu dieser Fähigkeit
kann er Niemandem geben.
Vor 6 Jahren hat auf dem deutschen Aerztecongress in
Strassburg N e i s s er seine Behandlungsmethode angegeben,
welche darauf beruht, dass er mehrmals täglich die ganze
Harnröhre mit einer schwachen Höllensteinlösung irrigirt, und
zwar: 1 : 2000 bis 1 : 3000 mittelst eines Catheter filiforme, der
mit einer kleinen Olive vom Durchmesser Nro. 6—8 Charrieres
endigt. — Diese Methode ist meiner Ansicht nach der Anfang einer
Epoche der rationelleren Tripperbehandlung. Wir wirken hier auf
die gesammte Harnröhrenschleimhaut, hauptsächlich aber auf die
Schleimhaut der Urethra posterior mit Hilfe einer sehr schwachen
Lösung und dem möglichst kleinen Instrument, welches möglichst
wenig reizt, indem eine Olive Nr. 6 von Charriere am Ende des
elastischen Catheters mit grosser Leichtigheit den Durchgang
durch den Compressor erzwingt, und wegen ihres geringen
Durchmessers und ihrer Gestalt die Harnröhre absolut nicht
reizt. — Neisser hat ausser einer kurzen Notiz von einigen
Zeilen in den Berichten jener Versammlung nirgends seine
Ideen weiter entwickelt. Da mir diese Methode rationell er¬
schien, so begann ich damals, vor 6 Jahren, sie anzuwenden und
überzeugte mich bald, dass sie einen cardinalen Fehler noch
nicht überwunden hatte: die zu starke Reizung, die das Re¬
sultat vollständig vernichtete. Indem ich die Methode modifi-
cirte, machte ich die Einspritzung nur einmal täglich und
nahm die Lösung stetig schwächer. Ich wende heute Lösungen
an zwischen 1 : 6000 und 1 : 10.000 mit Hilfe der gewöhnlichen
Spritze von G u y o n in der jedoch der Stöpsel sich nicht mit Schrau¬
bengewinde bewegt, sondern einfach geschoben wird und eines ela¬
stischen Catheter filiforme mit Olive am Ende. Die Technik
und Methodologie stellt sich folgendermassen dar. Wenn be-
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reits das acute Stadium der Gonorrhoe abgelaufen ist, wenn
nur in mehrstündigen Pausen ein trüber Tropfen sich in der Harn¬
röhrenöffnung zeigt und die trübe Partie des Harnes auf eine
Urethritis posterior hin weist, so stehen wir vor einem amphi-
bolischen Stadium des Trippers, der sich gerade jetzt auszeichnet
durch eine grosse Tendenz zum Uebergange in den chronischen
Zustand und trotzdem ziemlich leicht heilbar ist.
Denn es sei ganz besonders hervorgehoben, dass es ge¬
rade in diesem amphibolischen Stadium viel leichter ist, einen
Tripper zu heilen, als mit der schon ausgesprochenen
chronischen Form zu kämpfen und dieses Stadium als das der
Therapie am meisten zugängliche darf man nicht unbenützt
vorübergehen lassen. Man verfährt folgendermassen: Nachdem
der Kranke den Ham abgegeben, führt man den Catheter, mit
der schon gefüllten Spritze verbunden, bis in die Harnblase
ein. Bei nur geringer Uebung fühlt man doch ganz genau den
Moment, wo die Olive des Catheters den Compressor, Sphin-
ter vesicae externus, den prostatischen Theil der Harnröhre
passirt und wenn sie in die Harnblase eindringt. Der Genauig¬
keit halber erwähne ich, dass der Catheter streng aseptisch
gehalten werden muss. (Mit in 1 : 500 Sublimat getauchter
Watte und dann mit trockener Watte abgewischt.) Vor Ein¬
führung in die Blase müssen die Luftblasen daraus entfernt
werden, indem man den Spritzenstöpsel soweit einschiebt, bis
sich Flüssigkeit an der Oeffnung der Olive zeigt.
Indem man dann allmählich den Catheter zurückzieht,
irrigirt man die ganze Harnröhre, indem man gewöhnlich bei
der ersten Sitzung eine Lösung von 1 : 8000 benützt. Solange
die Olive des Catheters sich im membranösen Theile der Harn¬
röhre befindet, bleibt die aus dem Catheter fliessende
Flüssigkeit durch den Compressor urethrae zurückgehalten in
der Harnröhre; sobald die Olive den Compressor passirt hat, fliesst
die den vorderen Theil der Harnröhre irrigirende Flüssigkeit
aus der Hanröhrenöffnung um den Catheter herum hervor.
Die ganze Manipulation ist vollständig schmerzfrei. Die sehr
kleine Olive des Catheters ruft nur ein kaum merkliches Ge¬
fühl des Stechens hervor im Moment der Passage durch
den Compressor. Die hervorfliessende und in die Harnblase gelan-
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gende Menge von Flüssigkeit ist sehr gering und ruft wegen
ihrer schwachen Concentration absolut keinerlei Gefühl hervor;
die Menge Flüssigkeit aber, die durch den Compressor zurück¬
gehalten wird, bedingt keinerlei Tenesmen. Wenn später der
Kranke den Harn abgibt, was ich ihm nicht früher gestatte
als nach 2 Stunden, so hat er nur ein leises Wärmegefühl und
auch dieses nur nach der ersten Irrigation. Die obige Manipulation
wird alle Tage wiederholt. Schon nach einigen Tagen der Behand¬
lung wird der Harn wieder klar und durchsichtig und das Tripper-
secret tritt einzig und allein in Gestalt von Tripperfäden auf;
dieser Fäden werden alle Tage weniger, es sind bloss noch rari
nantes in gurgite vasto, und sie verschwinden endlich nach
2—3wöchentlicher Behandlung ganz. Gegen den Schluss der
Behandlung mache ich die Irrigationen nicht mehr täglich, son¬
dern bloss alle 2—3 Tage einmal. Dass die Höllensteinlösun¬
gen von sehr schwacher Concentration sehr wirksam sind, dass
diese Methode der Tripperbehandlung demgemäss theoretisch
berechtigt ist, bewies die Arbeit von Guyon (Le Mercredi
medicalNro.6 1891), in der die hohe antiseptische Wirksamkeit
der infinitesimal schwachen Höllensteinlösungen erwiesen wurde,
die noch viel schwächer waren, als die von mir bei der Tripper¬
behandlung benützten.
Es ist selbstverständlich, dass die hier beschriebene Me¬
thode keineswegs von der Individualisation befreit. Es gibt
Kranke, bei denen auch eine Lösung von 1 : 6000 und sogar
1 : 8000 die Harnröhre reizt. Manche Kranke vertragen durch¬
aus nicht die täglichen Irrigationen. Zuweilen ruft trotz des
Erlöschens des Processes im hinteren Harnröhren - Abschnitte
die minimale Reizung durch den allerdünnsten Catheter neue
Reizerscheinungen hervor, resp. ein subacutes Secret aus dem
membranösen Theile; alsdann kommt man den Irrigationen zu
Hilfe durch Einspritzen irgend eines Adstringens, welches der
Patient ein- bis zweimal täglich besorgt. Ab ünd zu
zwingt uns die Wiederkehr subacuter Erscheinungen die be¬
reits begonnenen Irrigationen auszusetzen und auf eine oder
zwei Wochen zu verschieben. Immer aber bleibt die Grundlage
der Behandlung dieselbe: tägliche Irrigation der Harnröhre
mit Höllensteinlösungen von 1 : 6000 bis 1 : 10.000 mit Hilfe
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eines Catheter filiforme, der in eine kleine Olive ausläuft. Ich
betrachte den Kranken als genesen, wenn früh morgens aus
der Harnröhre ein Tropfen einer absolut klaren, durchsichtigen
Flüssigkeit sich ausdrücken lässt und wenn der Morgenharn
höchstens einige kleine Flocken enthält. Diese Flocken bestehen
aber nur aus abgeschürften Epithelzellen und Schleim.
So stellt sich also die Behandlung eines Trippers dar,
den man vom Anbeginn des acuten Stadiums an beobachtet.
Wenn sich ein Kranker meldet, der an einem schon monate-
oder jahrelangen Tripper leidet, so muss natürlich vor Allem
festgestellt werden, ob die Harnröhre durchgängig ist und
müssen etwaige Gewebsveränderungen in der Harnröhrenwand
festgestellt werden, und erst nach Beseitigung derselben werden
wir die Irrigationsbehandlung beginnen. Die mehrjährige Praxis
hat mich gelehrt, dass man bei der Behandlung sehr veralteter
Tripper die besten Resultate mit den möglichst schwachen Lö¬
sungen erzielt; am wirksamsten ist dann gewöhnlich eine Lö¬
sung von 1 : 10.000. Natürlich kann ein mit dem Schimmel des
Alters bedeckter Tripper nicht in einer oder zwei Wochen be¬
seitigt sein, die Behandlung zieht sich über die Zeit von einem,
zwei, ja drei Monaten hin; vergessen wir aber dabei nicht,
dass wir Kranke, die mit Guyon’s Instillationen behandelt wer¬
den, oft ein ganzes Jahr und ganz erfolglos behandelt sehen!
Ich führe hier nicht die Statistik der so behandelten Tripper
an und betone nur, dass die Methode so einfach und leicht ist,
dass sie jeder ausprobiren kann, umsomehr, als sie ganz
schmerzlos ist und von den Kranken vorzüglich vertragen wird.
Ich verhehle durchaus nicht, dass es Fälle von Tripper gibt,
wo man auch mit dieser Behandlung nichts erreicht.
Wie mir scheint, ist das eine Folge der geringen Lebens¬
energie und Vitalität der Gewebe; denn solche Kranke wer¬
den zuweilen ihren Tripper los ohne jede locale Behandlung
nach einem mehrwöchentlichen Aufenthalte im Seebade, in den
Bergen, in einer hydropathischen Anstalt oder einfach auf dem
Lande bei möglichst günstigen hygienischen und diätetischen
Verhältnissen.
Zum Schlüsse gestatten Sie mir, meine Herren, Ihnen die
hier im Spitale übliche Behandlung der allerhäufigsten Compli-
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Beitrag zur Behandlung des chron. Trippers.
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cation des Trippers, der Epididymitis, zu schildern. So viel
mir bekannt ist, werden bei Epididymitis in Warschau Blutegel,
Eisumschläge oder Umschläge mit Aqua Goulardi gemacht.
Gegen die Blutegel, auf den Hodensack applicirt, könnten,
meine ich, die Chirurgen gewichtige Einwände erheben.
Eine ganz merkwürdige Tortur ist es, dem Kranken zwei bis
drei Tage lang seinen Hodensack mit Eis zu Umschlägen, ganz
abgesehen davon, dass eine so energische Application von Eis¬
umschlägen auf ein so nervenreiches Organ nicht ganz gefahr¬
los sein dürfte. Angesichts der grossen Schmerzhaftigkeit des
kranken Nebenhodens, des vorausgehenden Fiebers und der all¬
gemeinen Prostration wird das Bleiwasser wohl nur, ut fiat ali-
quid, angewandt. Gebräuchlich ist ausserdem — wohl nur in War¬
schau einzig und allein! — eine ganz merkwürdige Methode, die
Einreibungen mit Unguentum hydrargyri cinereum, local applicirt;
diese Procedur ruft oft eine Stomatitis mercurialis hervor, mehr
aber ist sie zu leisten nicht im Stande.
Der Entzündungsprocess bei gonorrhoischer Epididymitis
wird sehr scnnell im Beginne selbst aufgehalten mit Hilfe der
örtlichen Revulsion durch Höllensteinsalbe in der Stärke von
1 ; 10 Fett. Sofort nach Auftreten der Erscheinungen der Epi¬
didymitis wickele ich den kranken Hoden allseitig in ein Stück
Leinwand ein, das ziemlich dick mit der ebengenannten Salbe
vorher bestrichen worden war, hierauf lege ich eine dicke
Schicht Watte und applicire dann ein Suspensorium. Diese
Salbe behält der Kranke 24 Stunden. Nach ein bis zwei Stun¬
den schon lässt das anfangs heftige Gefühl von Brennen nach,
und nach Abnahme des Verbandes erweist sich die Haut des
Hodens theilweise geschwärzt, theilweise geröthetund nässend.
Alsdann wird der Hodensack, der nunmehr bedeutend weniger
schmerzhaft ist, einfach mit trockener Watte bedeckt, und
nach abermals 24 Stunden lege ich lege artis ein Langle-
bert’sches Suspensorium an. Ein so behandelter Kranker bleibt
selten länger als 24 Stunden zu Bett und ist bereits nach
einigen Stunden befreit von den heftigen Schmerzen, welche
gewöhnlich die Epididymitis begleiten
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Ueber die flir ulcus molle specifische
Mikrobe.
Von
Dr. R. Krefting,
I. Assistenzarzt der Universitätsklinik für Hantkranke in Christiania.
(Hierzu Tafel H.)
Nachdem die Bakteriologie in der letzteren Zeit in die
Aetiologie von mehr und mehr Krankheiten ansteckender Art
Klarheit gebracht hat durch die Auffindung eines Mikroorga¬
nismus als die imzweifelhafte Krankheitsursache, hat man selbst¬
redend auch bei einer so ausgeprägt ansteckenden Krankheit
wie ulcus molle einige Untersuchungen angestellt, um darüber
ins Reine zu kommen, was im Virus derselben das wirksame
Element ist.
Dass der Ansteckungsstoff bei einer Krankheit von so
ausgesprochen contagiöser Natur einem bestimmten Mikroor¬
ganismus zuzuschreiben ist, ist wahrscheinlich.
Für eine solche Annahme sprechen auch verschiedene
Erfahrungen über das Schankervirus, die sich auf zahlreiche
Experimente stützen, welche zu einer Zeit ausgeführt wurden, da
man nicht einmal eine dunkle Ahnung hatte von der grossen
Bedeutung, welche die Bakterien als Krankheitsursachen er¬
halten sollten. Durch eine massige Verdünnung der Schanker¬
materie mit Wasser und indifferenten Stoffen, wie Blutserum,
Fruchtwasser, Urin, oleum olivarum etc. verlor dieselbe nicht ihre
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42
Kr efting.
inficirende Kraft, während sie ihre Virulenz durch übormässig
starke Verdünnung mit diesen Flüssigkeiten oder durch Zusatz
von verschiedenen chemischen Stoffen, z. B. starken Säuren
und Sublimat oder durch Erhitzung bis zu 50° einbüsste. Die
Stoffe, welche die grösste Fähigkeit besitzen, organisches Leben
zu tödten, waren auch die wirksamsten, um das Schankervirus
seiner Virulenz zu berauben. Solche Versuche sind von Nie¬
mandem mit der Genauigkeit und in dem grossen Massstabe
ausgeführt worden wie von Prof. W. B o e ck *)an der Universitäts¬
klinik zu Christiania, der in seinen Arbeiten über die Syphilis
die Resultate seiner vielen sorgfältigen Versuche mitgetheilt
hat, welche die Eigentümlichkeiten des Schankervirus be¬
leuchten. Diese Versuche hat er freilich, als einer der eifrigsten
Vorkämpfer des Unitarismus, in der Voraussetzung ausgeführt,
dass er mit dem syphilitischen Virus arbeite, aber die Ex¬
perimente haben dessenungeachtet grossen Werth, wenngleich
man ihnen nicht die Bedeutung beilegen kann, welche seine
Meinungsgenossen darin gefunden haben.
Während der zu jener Zeit sehr gebräuchlichen Behand¬
lung der Syphilis durch monatelang fortgesetzte Inoculation
von weichen Schankern — Syphilisation — bot sich auch
reichliche Gelegenheit, das Verhalten des Organismus zum
Virus zu studiren, in welchem nach und nach erst eine locale und
zuletzt eine universelle, aber doch nur temporäre Immunität
eintrat.
Bei seinen zahlreichen Versuchen, verschiedene chemische
Stoffe dem Virus zuzusetzen und darauf die Ueberimpfbarkeit
zu probiren, erwies sich Sublimat als das zerstörendste, dem¬
nächst acetum glaciale, welches Carbolsäure an destructiver
Kraft übertraf. Aus seinen Mittheilungen ist jedoch nicht zu
ersehen, wie lange er diese Stoffe dem Virus beigemischt liess,
ehe er die Inoculation vornahm.
Dass W. B o e c k auch seine Aufmerksamkeit einem conta-
gium vivum zugewandt hat, geht aus Folgendem hervor: Seite
242: Recherches sur la syphilis — Fortsetzung Christiania 1875:
') Recherches sur la syphilis. Christiania 1862, sowie die Fortsetz.:
Undersögelser angaende syfilis. Christiania 1875.
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
43
„Die Resultate von Inoculationen mit Materie, vermischt
mit acid. boric. und biboras natricus, scheinen zu zeigen, dass
nicht Pilze die Ursache der virulenten Beschaffenheit der
Materie sind, da die Ueberimpfbarkeit so wenig beeinflusst wird
von den Substanzen, welche die Pilze leicht zerstören.“
Die genauere Bekanntschaft mit den in den 40er Jahren
entdeckten Dermatomykosen hatte Boeck wahrscheinlich auf den
Gedanken gebracht, die Möglichkeit, dass das Schankervirus
einem Pilz zuzuschreiben sei, auszuschliessen.
Die Versuche, welche er mit Inoculation von filtrirter
syphilitischer Materie vornahm, „machen es annehmbar“, dass
die Ueberimpfbarkeit nicht ausschliesslich an die Eiterzellen
gebunden sei.
Schon vor sehr langer Zeit, gegen die Mitte des 17. Jahr¬
hunderts, wurden von Schriftstellern, die ihrer Phantasie freien
Spielraum liessen, parasitische Theorien über das Schanker¬
virus aufgestellt. Ein Verfasser aus dem vorigen Jahrhunderte
gab der männlichen Krätzmilbe die Schuld für Syphilis. Im
Jahre 1835 glaubte Donne 1 ) specifische Mikrophyten sowohl
für Blennorhagie als auch für Schanker gefunden zu haben.
Es war ein vibrio lineola, der specifisch für den letzteren
sein sollte. Ein Amerikaner, Salisbury, 1 ) entdeckte eine crypta
syphilitica, aber der Professor der Botanik in Pennsylvanien,
Horatio Wood, im Verein mit Bumstead und Willard konnten
seinen Fund nicht bekräftigen (1868).
Die Versuche, welche in der letzteren Zeit gemacht worden
sind, um die gewünschte specifische Mikrobe zu finden, sind
vielleicht viel zahlreicher gewesen, als es nach den wenigen,
in der Literatur vorliegenden Mittheilungen über solche Ver¬
suche den Anschein hat, indem die meisten vermuthlich ohne
Resultat geblieben sind.
Die Versuche sind hauptsächlich auf Buboeiter gerichtet
gewesen, den man sich als die am wenigsten verunreinigte
Schankermaterie dachte.
Dieser verhält sich jedoch nicht wie die weiche Schanker¬
materie, indem er nur verhältnissmässig selten überimpfbar ist.
! ) L. Jullien. Maladies veneriennes. 1879.
bv Google
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44
Krefting.
Ohne hier näher eine Erklärung dieses Verhältnisses,
welches die Aetiologie der Schankerbubonen so räthselhaft
macht, versuchen zu wollen, zeigt dies doch, dass er jedenfalls
nicht immer ein gleichartiger Krankheitsprocess ist, sondern
dass es wenigstens 2 Arten von Bubonen in Folge
von ulcus molle gibt.
Strauss 1 ) hat im Jahre 1884 einige Versuche mit Bubo
eiter mitgetheilt. Es glückte ihm niemals Mikroorganismen in
demselben nachzuweisen, gleichwie Züchtungsversuche negativ
ausfielen. In 42 Fällen von Bubonen nach weichem Schanker
nahm er nach gehöriger Abwaschung Inoculationen mit dem
Buboeiter in der Nabelgegend oder auf dem Arm vor. Ueber den
Inoculationsstellen wurde entweder ein LJhrglas mit Pflaster
befestigt, oder desinficirte Watte angebracht.
Die Inoculationen fielen stets negativ aus, während Con¬
trolversuche mit Secret von weichem Schanker ein positives
Resultat ergaben. Selbst mehrere Tage nach der Spaltung sah
er niemals den Bubo schankrös werden (ulcerirendund über-
impfbare Materie absondernd), wenn er denselben mit aseptischer
Bandage schützte.
Seiner Meinung nach gibt es nur eine Art von Bubonen
in Folge von weichem Schanker, indem Buboeiter niemals vi¬
rulent ist; sondern es nur wird nach der Oeffnung des Bubos
durch secundäre Infection mit Schankervirus. Dass Eiter von
Bubonen bereits im Augenblicke der Oeffnung überimpfbar
sein kann, ist jedoch über jeden Zweifel erhaben. So ziemlich
alle Syphilidologen können zahlreiche derartige Fälle mittheilen.
In der Abtheilung für Hautkranke hatte ich diesen Som¬
mer, ehe ich die mehr methodischen Untersuchungen begonnen
hatte, Gelegenheit, selbst eine solche Erfahrung zu machen,
indem ich nach Oeffnung eines Bubos an der radix penis bei einem
20jährigen Brauerknechte Inoculationen mit positivem
Resultat vornahm. Ich will gleichzeitig die Bemerkung ma¬
chen, dass die mit dem Buboeiter vorgenommenen Züchtungs¬
versuche auf Agar - Agar und Bouillon im Brutkasten n e-
') Comptes rendus de l’academie, Tom. 99, Nr. 21, 1884. Refer. iu
Vierteljahrschrift für Derm. und Syphil. 1885, p. 364.
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
45
gativ ausfielen, gleichwie ich bei mikroskopischer Unter¬
suchung von verschiedenartig gefärbten Präparaten irgend welche
Bakterien nicht finden konnte. Ich will nicht unterlassen
darauf aufmerksam zu machen, dass ich die Bakterie, welche
ich später beschreiben werde, noch nicht ausfindig gemacht
hatte und ich dieselbe somit leicht hatte übersehen können. Auch
benutzte ich nicht die Färbungsmethode, welche ich später'
anzuwenden gelernt habe.
Unlängst habe ich durch Inoculation von einem Bubo,
der sich während des Aufenthalts in der Klinik unter einer
Bandage öffnete, typische Schankerpusteln erhalten. Der Fall
ist näher besprochen als Observation Nr. 6, da sich daran
Anderes von Interesse knüpft.
Horteloup 1 ) kann sich ebenfalls nicht einverstanden er¬
klären mit S t r a u s s’ Schlussfolgerungen, indem er sich in solchem
Falle nicht erklären könnte, wie schankröse Bubonen entstehen
könnten bei solchen Individuen, deren Schanker bereits geheilt
waren. Schon Ricord hätte 7 solcher Fälle mitgetheilt. Man
müsste sich dann denken, dass der geöffnete Bubo von Mit¬
patienten inficirt worden wäre. Selbst berichtet H. von einem
Falle von Bubo, der, nachdem er unter antiseptischen Vor-
sichtsmassregeln incidirt worden, wie sich erwies, überimpf-
baren Eiter enthielt, welcher zu gewöhnlicher Zeit und auf
gewöhnliche Weise typische Inoculationspusteln und weiche
Schanker hervorrief. Infection von der freilich nicht zugeheilten
Wunde unter einem phimotischen praeputium glaubte er aus-
schliessen zu können. Strauss hätte eine Reihe günstiger Fälle
getroffen und übereilt die Möglichkeit der Existenz des wirk¬
lich schankrösen Bubos bestritten.
Diday 4 ) ist derselben Meinung und glaubt nicht an die
zufällige secundäre Infection von Schankerbubonen.
Diese Untersuchungen sind jedoch nicht der Hauptsache
näher gekommen, nämlich das contagiöse Element im Schan¬
kervirus zu finden.
') Ueber die Virulenz der Bubonen (Annales de Dermat. et Syphil.
p. 11, 1885), refer. in VierteljahrBchrift für Derm. u. Syph. 1885, p. 165.
a ) Ueber schankröse Bubonen. (Annales de Dermat. et Syph. 1885,
p. 17), ref. in Vierteljahrschrift für Dermat. u. Syphil. 1885, p. 366.
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Krefting.
Die Versuche, welche im Laufe der Zeit von den Unita-
risten gemacht worden sind, um zu beweisen, dass der weiche
Schanker auch hervorgerufen werden kann durch Inoculation
von Materie von syphilitischen Symptomen, entweder von einer
reichlich secernirenden syphilitischen Primäraffection oder von
breiten, nässenden Condylomen (L. Bidenkap 1 , Wallace,
Pick, Koebner, W. Boeck u. Anderen), werden stets als
werthvolle Beiträge genannt werden in dem ziemlich heftigen
Kampfe zwischen Unitariern und Dualisten.
Da indess die Versuche damals selbstredend nicht mit
den Vorsichtsmassregeln, welche die experimentelle Bakteriologie
der Gegenwart fordert, haben ausgeführt werden können, so
kann vielleicht manchen von ihnen nicht die Beweiskraft bei¬
gelegt werden, wie solches geschehen ist, gleichwie auch der
Umstand, dass diese Versuche verhältnissmässig so selten ge¬
langen und nicht von allen Experimentatoren mit constantem
Resultate ausgeführt sind, dafür spricht, dass Zufälligkeiten
mit im Spiel gewesen sein können. Selbst die letzten Versuche
in dieser Richtung, aber mit einem anderen Resultat, von
Finger 2 ) und Anderen ausgeführt, scheinen kein hinreichender
Beweis, obschon er nach einer sehr umständlichen historischen
Darstellung der Frage, und gestützt theils auf seine eigenen
Untersuchungen, theils auf die Anderer, mit 4 ziemlich kräfti¬
gen Sätzen kommt:
1. Der weiche Schanker ist das Product von Inoculation
mit syphilitischem Eiter (von syphilitischen Efflorescenzen)
auf Syphilitische. 2. Er kann auch hervorgerufen werden durch
Inoculation von nicht syphilitischem Eiter (acne, pemphigus,
lupus, fluor albus) auf Syphilitische. 3. Er ist auch die Folge
von Inoculation von nicht syphilitischer Materie (fluor albus)
von einem latenten Syphilitischen auf Gesunde. 4. Der weiche
Schanker ist das Product von Inoculation mit mannigfacher
Materie auf Gesunde.
*) L. Bidenkap. Er de sygdomsformer, som vi hidtil have indebe-
fattet under benävnelsen syphilis, frembragte ved et virus eller ved flere
forskellige? Magasin for Lägevidensk. 17—18 Bd., 1863—1864.
a ) Die Diagnose der syphilitischen Initialsclerose und der localen
contagiösen Helcose. Vierteljahrschrift für Denn. u. Syph., p. 490.
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
47
Seine Hauptschlussfolgerung ist, dass „weicher Schanker
das Resultat von Inoculation mit gewissen Materien auf ge¬
wisse Individuen ist“.
Diese Anschauungsweise würde doch eine traurige Ver¬
wirrung anrichten und scheint auch auf Experimente gestützt
zu sein, die viele Einwendungen zulassen. Nach Fingers
Anschauung würde Bidenkaps Unitätsbeweis, von W.
Bo eck und Anderen gutgeheissen, einer jeden Beweiskraft
ermangeln.
Obschon ich fast unwillkürlich in den interessanten Streit,
der zwischen Unitariern und Dualisten geführt worden ist, ge-
rathen hin, ist es dennoch nicht meine Meinung hiervon eine
Darstellung zu geben, indem eine solche, wenn sie nur einen
Theil von dem enthalten sollte, was auf beiden Seiten gesagt
und geschrieben worden ist, dicke Bücher füllen würde. Es gibt
jetzt nicht viele Syphilidologen, die die Unität verfechten, und
der Kampf scheint nun vollständig aufgehört zu haben, indem
von Seiten der Unitaristen nichts Neues mehr kommt, was
denselben wieder anfachen könnte. Aus Kaposis Lehrbuch über
die Syphilis, neueste Ausgabe 1891, ist ersichtlich, dass er
nach wie vor der Unitätslehre in ihrer vollsten Ausdehnung
huldigt, dass er aber jetzt fast allein zu stehen scheint, indem
auch die meisten seiner Landsleute unter den Syphilidologen
Dualisten sind. Ich bin auch nicht sicher, ob mein geehrter
Lehrer und früherer Oberarzt, L. B i d e n k a p, der viele
von den Beweisen, worauf die neuere Unitätslehre basirt ist,
geliefert hat, immer noch streng daran hält; dass er aber
jedenfalls nicht mit Kaposis Darstellung der Unitätslehre ein¬
verstanden ist, glaube ich aussprechen zu können, nach dem, was
in meiner Praktikanten- und Candidatenzeit docirt wurde.
Bidenkap lehrte, dass der harte Schanker lange Incubation —
2 bis 4 Wochen — habe, während in Kaposis zusammenge¬
drängtem Resume der modernen Unitätslehre als Satz 4 Fol¬
gendes steht: „Der harte Schanker beginnt in den meisten Fällen
als weicher (als Pustel ohne Incubation), seine Induration
entwickelt sich erst im Laufe der 2., 3., Woche, oft aber schon
am 3 —5. Tage.“
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48
Krefting.
Der, welcher zuerst mit den Hilfsmitteln, welche die
moderne bakteriologische Technik zur Verfügung stellt, den für
uleus molle specifischen Mikroorganismus gefunden zu haben
glaubte, ist ein Italiener de Luca. 1 )
Er züchtete sowohl aus der offenen Scbankerwunde als
auch aus dem Inhalt der secundären Inoculationspustel auf
Fleischinfus und Gelatine, einen Mikrococcus. der durch fernere
Inoculation typische weiche Schanker hervorrief. Unter diesen
kleinen Coccen fand er sowohl Diplococcen als auch Strepto¬
coccen.
Inwiefern nach einem Schanker ein einfacher oder ulce-
röser Bubo entstehe, sollte seiner Ansicht nach vom Ueber-
gang verschiedener Mikroorganismen in die Lymphgefässbahn
herrühren.
Wenn nur gewöhnliche pyogene Bakterien einwandern,
entsteht der einfache Bubo, während der ulceröse entsteht
durch Einwanderung des nach seiner Meinung für ulcus molle
pathogenen Mikrococcus, aber erst nach Eröffnung schankrös
wird, wegen der aerobischen Eigenschaften des Mikrococcus.
Verglichen mit den weiter unten besprochenen Untersuchungen
von D u c r e y und meinen eigenen, scheinen die von ihm erhal¬
tenen, anscheinend hübschen Resultate einigen Zweifel und die
Vermuthung zuzulassen, dass zufällige Verunreinigungen in den
Nährsubstraten hervorgewachsen sind.
Die misslungenen Versuche sind jedoch nicht ohne Re¬
sultatgeblieben, indem ein anderer Italiener, Auguste Ducrey 8 )
aus Neapel, auf dem internationalen dermatologischen Congress
1889 das Resultat seines Suchens nach dem contagiösen Element
bei ulcus molle mittheilte.
Er ging davon aus, dass die verschiedenen, zum Theil
virulenten, ziemlich mannigfaltigen Mikroorganismen in Schanker¬
wunden (Streptococcen, Staphylococcen) secundär eingewandert
') II micrococco dell’ ulcus molle. Gaz. degle osped. 1886, 38—41.
Giorn. ital. delle mal. ven. e della pelle 1886, 4; ref. in Vierteljahrschr.
für Dermatol, und Syph. 1886, pag. 902.
*) Congres international de dermatologie et de syphilidographie
tenue ä Paris an 1889. Comptes rendus p. 279.
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
49
Beien und daher Generationen von Schankerpusteln unter asep¬
tischen Cautelen hervorriefen. Die Zahl der Mikroorganismen,
die er als secundär eingewandert ansah, verschwand von Gene¬
ration zu Generation, bis die Materie in der 5. und 6. Gene¬
ration bei Züchtungsversuchen auf verschiedenen Nährsub¬
straten ein negatives Resultat ergab, aber beständig charakte¬
ristische weiche Schanker hervorrief.
Das reine Virus enthielt nur einen Mikroorganismus, kurz
und dick mit abgerundeten Enden, von Aussehen oft wie eine
8, die sich sowohl im Protoplasma als auch zwischen den Zellen,
theils in Gruppen, fand. Sie färbten sich mit alkoholischer
Fuchsinlösung, Methyl violett und Gentiana violett, aber nicht
nach der Methode von Gram und Kühne. Im Bubonen¬
eiter hat er niemals, weder diese Mikrobe noch irgend eine
andere gefunden. Er behauptet ausserdem, dass es nur eine
Art von Bubo nach weichem Schanker gibt, nämlich nur
den einfachen inflammatorischen. Der schankröse erscheint seiner
Ansicht nach nur durch secundäre Infection. Zur Erklärung
gibt er die Hypothese, dass Bubonen das Resultat der Re-
action des Gewebes gegen die Stoffwechselproducte des
Schinkermikroorganismus seien.
Sowohl Fournier als auch Leloir protestirten in der
Discussion gegen die Behauptung, dass es keine Bubonen geben
sollte, die nicht vom ersten Augenblick an schankrös seien,
d. h. überimpfbaren Eiter enthielten.
Dr. E. Weiander spricht in einer Arbeit: „Versuche
einer Abortivbehandlung der Bubonen“ in diesem Archiv Heft 1
1891 davon, Ducreys Bacillen in Inoculationspusteln gefunden
zu haben, aber nicht in allen und stets in äusserst geringer
Menge. Seine Züchtungsversuche fielen negativ aus. Zur Färbung
wurde Methylblau und Fuchsin benutzt, ebenso wie Ducrey
angibt.
Nachdem ich vor ungefähr einem Jahre bei ein paar
Fällen von ungeöffneten Bubonen mit allen bakteriologischen
Vorsichtsmassregeln Züchtungsversuche mit dem ausgezoge¬
nen Eiter auf verschiedenen Nährsubstraten mit negativem
Resultat vorgenommen hatte und ausserdem bei der mikro¬
skopischen Untersuchung einer grossen Menge auf verschiedene
Ergäuzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 4
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Krefting.
Weise gefärbter, Präparate niemals Mikroorganismen irgend
welcher Art gesehen hatte, begann ich im Juli dieses Jahres
mit Untersuchungen des Inhaltes von Inoculationspusteln. Weiche
Schanker waren hier in der Klinik lange Zeit verhältnissmässig
selten gewesen, aber im Laufe des Herbstes sind mehrere
solcher vorgekommen, so dass ich gute Gelegenheit gehabt
habe, um die nothwendigen Inoculations-Experimente anzu¬
stellen.
Ehe ich die mehr methodischen Untersuchungen begann,
hatte ich bei mikroskopischer Untersuchung gefärbter Deckglas¬
präparate von dem purulenten Inhalt in Inoculationspusteln
stäts einige Stäbchenbakterien gefunden, bevor ich Gelegenheit
gehabt hatte Ducreys Arbeit zu sehen. Als ich später
die Zeichnung seiner Bakterien zu sehen bekam, ward ich an¬
genehm überrascht, darin dieselben wieder zu kennen, welche
ich gefunden hatte. Selbst mein Verfahren bei meinen ersten
Untersuchungen ist ungefähr dasselbe gewesen wie das Ducreys,
ohne dass ich seine Abhandlung gesehen hatte.
Wenn Kaposi in der letzten Ausgabe seines Lehrbuches
der Syphylis unter Aetiologie, nach sehr umständlicher Be¬
sprechung der höchst zweifelhaften Syphilisbacillen in einer
Notiz von drei Linien mittheilt, dass D u c r e y in Schankern und
Bubonen einen Mikroorganismus gefunden hat, so ist das ein
Zeichen, dass er sich nicht völlig vertraut gemacht hat mit
der Arbeit, indem Ducrey nur in Schankerpusteln, nicht
aber in Bubonen Mikroben gefunden hat. Ich habe übrigens den
Eindruck empfangen, dass die Fachleute mit allzugrosser
Skepsis die Mittheilungen Ducreys aufgenommen und seine
sorgfältigen Untersuchungen fast ganz übersehen haben.
Meine Untersuchungen und Versuche wurden an 14 K li ni k-
patienten und 9 Privatpatienten vorgenommen. Ich
hatte selbstredend die beste Gelegenheit mit den Patienten zu
experimentiren, welche 2—3 Monate in der Klinik lagen, und
konnte an ihnen eine grosse Menge Inoculationen vornehmen,
indem Inoculationspusteln, von den ursprünglichen Schanker¬
wunden herrührend, in vielen Generationen übergeführt wurden
nach verschiedenen Stellen auf den respectiven Patienten. Im
Allgemeinen wurde vor der Inoculation Abwaschung der Haut
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lieber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
51
mit Sublimat und darauf mit Aether vorgenommen. Bei einem
grossen Theil der Versuche wurde die inoculirte Hautpartie
mit einem sterilisirten Uhrglas bedeckt, welches mit Watte
und Collodium sowie einer Gazebinde befestigt wurde. Durch
das Uhrglas war somit Gelegenheit, die Entwickelung der Pusteln
zu sehen.
Bei den meisten Patienten wurden die Inoculationspusteln
bis auf 7 — 8 Generationen weitergeführt und jedesmal mit
3 Inoculationsstichen. Es wurde stets eine sterilisirte (ausge¬
kochte) Lanzette benutzt.
Die mikroskopische Untersuchung des Pustelinhaltes von
ca. 150 Pusteln von den verschiedenen Generationen ward im
Allgemeinen 2 bis 3 Tage nach der Inoculation vorgenommen,
ehe sich eine Kruste zu bilden begonnen hat. Ich vermied die ge¬
wöhnliche Reibung der Deckgläser gegen einander, sondern strich
die Materie mit der Lanzette so dünn wie möglich auf. Erfahrungen
bei der Untersuchung von Gonorrhoeeiter haben mir nämlich ge¬
zeigt, dass das Verhältniss zwischen den Zellen und den Bakterien
leicht gestört wird, wenn man die Deckgläser gegen einander reibt.
Zur Färbung wurde eine Lösung von Methylblau mit Zusatz von
Borax nach folgender Formel benutzt: 16 Gr. 5% Boraxlösung;
20 Gr. gesättigte wässerige Lösung von Methylblau, 24 Gr. aqua
destillata.
(Dies ist dieselbe Farbenmischung, welche von Caesar
Bo eck 1 ) speciell zur Färbung der Hautpilze empfohlen wurde;
zuerst angegeben von Dr. Sahli zur Färbung bei Untersuchung
des Centralnervensystems und von Micrococcen.) Nachdem sie auf
gewöhnliche Weise durch die Flamme geführt worden, blieben
die Deckgläser ca. % Stunde in der Farbflüssigkeit liegen oder
nur ganz kurze Zeit, wenn dieselbe in einem Uhrglas erwärmt
wurde. Darauf Abwaschung in destillirtem Wasser und Trockr
nung sowie Untersuchung in Cedernöl. Ich liess auch von Zeit
zu Zeit die Präparate 24 Stunden lang in der Farbflüssigkeit
liegen, gebrauchte dann aber eine etwas dünnere Farbstofflösung.
Von offenen, ulcerirenden Schankerwunden hielt ich es
fast nie der Mühe werth, mikroskopische Untersuchungen vor-
') Magasin for Lägevidensk. 1887, forkardl. p. 119.
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Krefting.
zunehmen, wegen der mannigfachen dabei vorkommenden Ver¬
unreinigungen.
In 8ämmtlichen Präparaten konnte ich stets finden: Ba¬
cillen, 1.50—2 //. lang, 0.50—1 f.i. breit, kurze und
dicke, mit abgerundeten Enden und sehr oft mit
einem Eindruck in der Mitte. Der Eindruck er¬
schien an einzelnen undeutlich, aber der grösste
Theil erinnerte in ihrer Form an Manuale. Sie
zeigten oft eine weniger stark gefärbte Partie in
der Mitte. Man sah sie theils in Gruppen von 5bis
6 oder mehr um den Kern herum im Protoplasma
selbst, theils lagen oft 2 oder einzelne isolirte
Bacillen im Protoplasma. Zwischen den Zellen
lagen sie gewöhnlich nur einzeln.
Ich empfing den Eindruck, dass sie sich am wohlsten
befanden in den Eiterzellen und gleichsam zu
ihnen gehörten. Sie zeigten oft nicht dieselbe Länge, selbst
wenn sie in einer Colonie lagen. Einzelne runde Formen re-
präsentirten wahrscheinlich Bacillen, die sich in verticaler Lage
befanden. (Vgl. die Abbildung auf Tafel II.)
In einigen Pusteln von der 1. und 2. Generation konnte
man ab und zu in den Präparaten eine einzelne längere Stäb¬
chenbakterie sehen, nur selten sah man Streptococcen und Sta-
phylococcen und dann nur in der ersten Generation.
Gleichviel ob die Inoculationen mit oder ohne aseptische
Vorsichtsmassregeln vorgenommen wurden, so fand ich doch
stets in 2tägigen Pusteln dieselben Bacillen fast immer ohne
Verunreinigung.
Von den nur in ein paar Generationen an den 9 Privat¬
patienten ausgeführten Inoculationen sah man in den Präparaten
von sämmtlichen untersuchten Pusteln dieselben Bacillen, doch
vielleicht in grösserer Menge als in den Pusteln der Klinik¬
patienten, was sich wohl dadurch erklären lässt, dass diese
sich mit neuen, frischen Schankern meldeten, während die der
Klinikpatienten schon älteren Datums waren. Mir scheint, ich
habe auch die Beobachtung gemacht, dass, je schneller und
kräftiger es anschlägt, in desto grösserer Menge
sich die Bacillen finden, während Pusteln, welche durch
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
53
Inoculation von sehr alten, aber doch noch secernirenden
Schankern hervorgerufen waren, verhältnissmässig wenig Ba¬
cillen enthielten.
Von mehreren Versuchen, die dieser Erfahrung zu
Grunde liegen, können Inoculationsversuche angeführt werden,
die an einem 38jährigen Schneider vorgenommen wurden, der
am 11. Februar 1892 in die Klinik kam mit einem ofienen,
ulcerirenden Bubo, der sich 2 Tage vor der Ankunft geöffnet
hatte. Mit dem Bubosecret wurden Inoculationen vorgenommen,
die in den ersten Tagen ein negatives Resultat geben zu wollen
schienen, aber nach 4—5 Tagen verbesserten sich die Pusteln.
Bacillen konnten in dem Pustelinhalte nachgewiesen werden,
jedoch nur in geringer Menge neben dem accessorischen Be¬
funde von Coccen. In der 2. Generation dagegen schlug es
schnell und sehr kräftig an, schon nach 24 Stunden, und nun
Hessen Bacillen sich in reichHcher Menge nachweisen.
Ich habe noch keine Pustel, die sich von sicherem
Schankervirus herschrieb, untersucht, ohne den
Bacillus gefunden zu haben, wenngleich ab und zu in
geringer Menge. Dagegen fand ich in Pusteln, hervorgerufen
durch Inoculation von Eiter aus einer stark secernirenden
syphilitischen Primäraffection am Präputium, nur zahlreiche
Diplococcen — ohne Beimischung von anderen Mikroorganismen.
Diese Pusteln konnten auch überimpft werden, riefen aber
keine Destruction hervor und trockneten nach Verlauf von ca.
8 Tagen von selbst ein. Bei einem anderen Falle der Klinik,
bei welchem auch Inoculationen aus einer eitersecernirenden syphi¬
litischen Primäraffection an der Glans versucht wurden, kamen
auch Pusteln, aber deren Inhalt zeigte bei mikroskopischer
Untersuchung Repräsentanten von fast allen möglichen Bakterien¬
formen, Diplococcen, Streptococcen und Stäbchen, alles in grosser
Menge. Während der in den letzten 8 Monaten täglich mit
mehreren Patienten vorgenommenen Inoculationen mit Secret
aus syphilitischen Primäraffectionen entstanden oft abor-
tirende Pusteln, welche bei mikroskopischer Untersuchung
allerlei Bakterienformen ergaben, aber niemals irgend eine,
die mich hätte dazu bringen können, an die oben beschriebene
zu denken. Diese Pusteln konnten jedoch nicht überimpft
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54
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werden und gaben auch keine Veranlassung zu irgend einer
Destruction.
Die beschriebenen Bacillen können freilich auch mit anderen
Farbmitteln, z. B. Fuchsin und Methylviolett gefärbt werden, aber
Methylblau und speciell die obengenannte Lösung von Borax und
Methylblau färbt besser, weil das Protoplasma der Eiterzellen
nicht stärker gefärbt wird, so dass man die Bacillen sehen kann,
selbst wenn sie in den Zellen liegen.
Sie entfärben sich leicht, Alkohol und verdünnte Essigsäure
machen sie sofort undeutlich; sie lassen sich nicht nach Grams
Methode färben. Herr Oberarzt C. Bo eck, der mit Wohlwollen
und Interesse meinen Untersuchungen gefolgt ist, hat einen
Theil meiner Präparate gesehen und stets meine Bakterien -
funde constatiren können.
Die Züchtungsversuche, welche ich unter aseptischen Vor-
sichtsmassregeln aus Pusteln von vier Hospitalspatienten vor¬
nahm, fielen negativ aus, indem nichts in den Nährsubstraten
wuchs. Die Versuche wurden 2 bis 3 Tage nach der Inocu-
lation vorgenommen, nachdem die Pusteln vorsichtig mit
Aether abgetrocknet waren. Als Nährsubstrate wurden benutzt
Agar-Agar, Urin, Bouillon im Brutkasten sowie Gelatine bei
gewöhnlicher Temperatur.
Der Umstand, dass es mir nicht gelungen ist,
die beschriebene Bakterie auf den gewöhnlichen
N;ahrsuhstraten zu züchten, macht, dass ein wich¬
tiges Glied in der Reihe von Beweisen für die Be¬
hauptung, dass dieser Mikroorganismus pathogen
ist und eine bestimmte Krankheit hervorruft,
mangelt.
Wenn man eine Anzahl von Untersuchungen angestellt
hat, gewinnt man doch bald die Ueberzeugung, dass man es
nicht mit Zufälligkeiten zu thun hat.
Der stete Nachweis von Bacillen, fast immer ohne Ver¬
unreinigung, in sämmtlichen, durch Inoculation in mehreren
Generationen hervorgerufenen Pusteln, nähert sich an Beweis¬
kraft sehr der einer Cultur und könnte vielleicht eine genannt
werden, wenn man den lebenden Organismus {als Nährsubstrat
auffasst.
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55
Wie aus untenstehender Observation Nr. 6 hervorgeht,
ist es mir gelungen, den Bacillus im Secret aus einem
virulenten Bubo nachzuweisen, der sich unter einer
Wattebandage öffnete, sowie in den mit Secret aus dem¬
selben hervorgerufenen Inoculationspusteln.
Züchtungsversuche mit dem Bubosecret auf Serum, Bouil¬
lon, Agar-Agar und Gelatine ergaben kein Wachsthum von
irgend welchen Bakterien.
Im nicht virulenten Bubo ei ter dagegen konnten
niemals trotz zahlreicher Untersuchungen Mikroorga¬
nismen irgend welcher Art nachgewiesen werden.
Die von den meisten Syphilidologen, im Gegensatz zur
Auffassung von Strauss und Ducrey, angenommene Ein¬
teilung der Bubonen in nicht virulente oder einfache, welche
die am häufigsten vorkommenden sind, und virulente oder
schankröse, findet in folgenden Observationen eine fernere
Bestätigung:
Observation Nr. 1. K.K., Seemann, 19'/,Jahre, kam am 25. August
1891 in die Klinik mit Ulcera mollia am Präputium. Im September
wurden mehrfach Inoculationen vorgenommen. Ende September waren die
Wunden an den Genitalien zugeheilt.
I. October. Empfindlicher, walnussgrosser Tumor an der rechten
Leiste.
3. October. Deutliche Fluctuation.
5. October. Ausziehung von Eiter mittelst sterilisirter Spritze.
12 Inoculationen auf verschiedenen Stellen des Körpers.
9. October. Keine Wirkung: Neue Eiterausziehung aus dem
weichen Bubo. 9 Inoculationen.
II. October. Keine Wirkung. Aus einer kleinen Punctionsöffnung
in der Haut über dem Bubo fliesst etwas Eiter heraus. Bandage von
sterilisirter Watte während der ganzen Zeit.
13. October. Die Oeffnung hat sich geschlossen. Neue Inoculationen
mit ausgezogenem Eiter. Keine Wirkung. Der Bubo ging schnell zurück,
ohne ulcerirend zu werden. Pat. wurde am 21. October nach 3wöchent-
licher Behandlung geheilt entlassen.
Züchtungsversuche mit dem Buboeiter ergaben kein
Wachsthum. Es konnten auch nicht durch mikroskopische
Untersuchung Mikroorganismen in demselben nachgewiesen
werden. Der Eiter wurde auch auf Kaninchen (Ohren) über¬
impft ohne Resultat, aber ich bekam auch keine Wirkung an
Kaninchen mit wirklich virulenter Materie.
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56
Kr efting.
Observation Nr. 2. H. F., Bildschnitzer, 19 Jahre alt, kam am
1. Februar 1892 in die Klinik mit einem fluctnirenden, etwas empfindlichen
Bubo in der linken Leiste. Die Haut über demselben war roth, keine
Wunde an den Genitalien.
2. Februar. Mit der Punctionsspritze (ausgekocht) wurde V, Gr.
Eiter aus dem Buho ausgezogen, womit auf drei verschiedenen Stellen
des Körpers Inoculationen vorgenommen wurden, an jeder Stelle mit
3 Stichen.
Bei der mikroskopischen Untersuchung farbiger Deckglaspräparate
von dem ausgezogenen Eiter konnten keine Mikroorganismen nacbgewiesen
werden. Wattebandage über dem Bubo.
5. Febr. Keine Wirkung.
10. Febr. Die Fluctuation im Abnehmen. Keine Schmerzen.
24. Febr. Keine Fluctuation. Geheilt entlassen nach einer Be¬
handlung von reichlich 3 Wochen.
Diese beiden Fälle von fluctuirenden, nicht virulenten
Bubonen gingen schnell zurück unter einer Compressionsbandage.
Der folgende Fall, der auch einen nicht virulenten Bubo
betrifft, soll näher besprochen werden zugleich mit den mit
dem Buboeiter vorgenommenen Versuchen.
Observation Nr. 3. H. S., Stewart, 36 Jahre alt, kam am
25. Febr. 1892 in die Klinik mit einem in grosser Ausdehnung fluctui¬
renden Bubo in der linken Leiste fast von der Grösse eines Hühnereies.
Die Haut über demselben roth. Nur eine einzige tiefe Schanker¬
wunde auf der Innenseite des Präputiums. 3 Inoculationen von dem¬
selben am Unterleib. Rasirung und Waschung, sowie sterilisirte Watte¬
bandage über dem Bubo.
1. März. Wirkung nach den Inoculationen. In den Pusteln konnten
die Bacillen mit Leichtigkeit nachgewiesen werden.
Sämmtliche Pusteln wurden mit rauchender Salpetersäure zerstört.
Der Bubo, grösser als ein Hühnerei, in grosser Ausdehnung fluctuirend.
Mit Eiter, welchen ich mit der Punctionsspritze ausgezogen
habe, wurden 9 Probe-Inoculationen vorgenommen. Züchtungsver¬
suche auf Serum, Bouillon und Agar-Agar ergaben kein Wachsthum.
Bei der mikroskopischer Untersuchung des Eiters konnten
keine Mikroorganismen nachgewiesen werden.
Dem in der Spritze zurückgebliebenen Eiter wurde etwas
Secret von einem virulenten Bubo von Fall 6 zugesetzt; die
Spritze zugesiegelt und in den Brutkasten gesetzt.
4. März. Keine Wirkung nach den mit dem Buboeiter vorge¬
nommenen Inoculationen. Nach wie vor bedeutende Fluctuation des
Bubos. Fast keine Schmerzen.
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57
Es wurde wiederum mit der Spritze ca. 5 Gr. Eiter aus¬
gezogen. Auch jetzt konnten keine Mikroorganismen gefunden
werden. Neuerliche Inoculationen. Zu ca. 1V 2 Gr. Eiter in einer
Spritze wird 1 Tropfen Bubosecret von einem virulenten Bubo
(Fall Nr. 6) hinzugesetzt, versiegelt und in den Brutkasten ge¬
legt. In Präparaten von dem zugesetzten virulenten Buboeiter
konnten die Bacillen ohne anderweitige Verunreinigung nachge¬
wiesen werden.
7. März. Auch nach den zuletzt ausgeführten Inoculationen keine
Wirkung. Der Bubo weich, auch ferner fluctuirend. Wiederum Aus¬
ziehung von 4 Gr. Eiter.
Eine circa 2 Gramm-Spritze, ungefähr halbgefüllt, die
mit einer ganz unbedeutenden Menge des Inhalts der Inocu-
lationspu stein (worin Bacillen) zu inficiren versucht wurde,
mit einer Pasteur’schen Pipette ausgesogen, wurde versiegelt
und in den Brutkasten gelegt.
Wieder neue Inoculationen mit dem Buboeiter.
10. März. Noch immer keine Wirkung. Nur unbedeutende
Fluctuation.
14. März. Keine Fluctuation. Pat. wurde nach knapp 3wöchent-
licher Behandlung geheilt entlassen.
Es wurden zu wiederholten Malen Inoculationen mit dem
in den Spritzen im Brutkasten verbliebenen, nicht virulenten
Buboeiter versucht, den man mit virulentem Buboeiter von
Fall Nr. 6 zu inficiren versucht hatte. Diese Inoculationen er¬
gaben negatives Resultat.
Selbst der Inhalt der Spritze, welcher ein ganzer Tropfen
virulenten Buboeiters hinzugesetzt war, war ohne inficirende
Kraft, so dass es scheint, dass der nicht virulente Buboeiter
weit davon entfernt, die Entwicklung des Virus zu begünstigen,
im Gegentheil dasselbe zu destruiren scheint.
Bei den vielen Versuchen, welche W. Bo eck 1 ) mit
Schankermaterie (bei ihm „syphilitische Materie“ benannt)
ausführte, zeigte es sich, dass ein Tropfen derselben mit bis
1000 Tropfen gewöhnlichen Eiters verdünnt werden konnte,
ohne dass die Mischung ihre inficirende Kraft verlor, während
Mischung mit 600 Theilen Wasser negatives Resultat ergab.
') Professor W. Bo eck. Undersögelser angaaende Syphilis. Fort¬
setzung zu: Becherches sur la syphilis. Kristiania 1875, pag. 236.
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58
Krefting.
Durch starke Verdünnung schien die Incubationszeit etwas
verlängert zu werden.
Die Verdünnung des Virus (virulenter Buboeiter) mit
nicht virulentem Buboeiter war in den obenerwähnten Ver¬
suchen dagegen nur 1—20.
In dem auf diese Weise behandelten Buboeiter konnten,
was die 2 Spritzen anbetrifft, bei mikroskopischer Untersuchung
irgend welche Mikroorganismen nicht nachgewiesen werden.
In dem Eiter, dem ein ganzer Tropfen Buboeiter zugesetzt
war, konnten einige Diplococcen (Verunreinigungen) nachgewiesen
werden. Dieser Fall zeigt auch, gleich wie die beiden vorher¬
gehenden, wie kurze Behandlungszeit die nicht virulenten Bu¬
bonen fordern im Vergleich zu den virulenten, die oft unbe¬
rechenbar sind.
Observation Nr. 4 zeigt, dass es auch offene, ulcerirende,
nicht virulente Bubonen geben kann.
Privatpatient K. H., Eisenbahnbeamter, erschien am 11. Febr. d. J.
mit einem Bubo in der linken Leiste, der sich 2 Stunden vorher geöffnet
hatte. Am Präputialrande sah man 3 bis 4 fast geheilte Wunden. In-
ficirt vor einem Monat. Inoculationen sowohl von diesen als von der
Oeffnung im Bubo ergaben negatives Resultat.
Bandage von gereinigter Baumwolle und Amidambinde.
28. Febr. Immer noch ein erbsengrosses Loch im Bubo. Die
Wunden am Penis geheilt. Inoculation mit dem spärlichen Secret aus
der Buboöffnung ergab nach wie vor negatives Resultat.
29. Febr. Die Bubowunde zugeheilt.
Eine 5. Observation verdient auch näher besprochen zu
werden, da dieselbe zeigt, wie derselbe Patient in der
einen Leiste einen offenen, virulent ulcerirenden
Bubo und in der anderen einen in grosser Aus¬
dehnung fluctuirenden, nicht virulenten Bubo
haben kann, der zurückgehen kann, ohne sich zu öffnen.
R. D., Arbeiter, 28 Jahre alt, kam am 24. November 1891 in
die Klinik.
In der linken Leiste ein Tumor, grösser als ein Taubenei, mit
punktförmiger Oeffnung, woraus ein reichlicher, dicker Eiter fliesst. In
der rechten Leiste ein prominenter Tumor, grösser als eine Walnuss^
welcher in ziemlich grosser Ausdehnung deutlich fluctuirend ist. Die
Haut über demselben roth und entzündet. Inficirt am 25. September
1891. 4 Tage darauf merkte der Patient ein paar kleine Wunden im
Sulcus coronarius. Der Bubo auf der linken Seite begann sich zu ent-
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lieber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
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wickeln vor 3 Wochen, ward incidirt vor 14 Tagen und hat seitdem
reichlich Eiter secernirt. Die Wunden am Penis waren zugeheilt 3 Wochen
bevor der Bubo incidirt war. Der Bubo in der rechten Leiste hat sich
in den letzten 14 Tagen entwickelt,
25. November. 12 Probeinoculationen mit dem vom Bubo der
rechten Leiste ausgezogenen Eiter. Züchtungsversuche mit dem Buboeiter
auf Agar-Agar, Bouillon und Gelatine gaben kein Wachsthum. Bei der
mikroskopischen Untersuchung waren keine Mikroorganismen zu sehen.
Wattebandage.
27. November. Keine Wirkung nach den Inoculationen.
28. November. Inoculationen mit Secret aus dem offenen Bubo
in der linken Leiste. Neue Inoculationen mit aus dem Bubo der rechten
Leiste ausgezogenem Eiter.
30. November. Wirkung nach den Inoculationen mit Eiter aus
dem offenen Bubo. Fund von Bacillen in den Pusteln. Weitere Inocula¬
tionen. Dagegen keine Wirkung nach den Inoculationen mit dem aus¬
gezogenen Buboeiter. Der empfindliche Bubo in der rechten Leiste ist
fortwährend zurück gegangen; nur geringe Fluctuation.
4. December. Keine weitere Fluctuation. Der Bubo ist zurück¬
gegangen im Verlauf von 10 Tagen. Entlassen am 29. Februar 1892.
Bei diesem Patienten kamen also beide Arten von Bubonen
vor, ohne dass die Rede davon sein kann, dass der schankröse
Bubo durch secundäre Infection virulent gemacht worden sein
kann, wie solches Strauss und Ducrey zu glauben scheinen,
nachdem die ursprünglichen Schankerwunden 3 Wochen vorher
zugeheilt waren, ehe der Bubo incidirt wurde. Ausserdem
zeigt dieser Fall, gleich wie auch die 4 vorhergehenden, wie
eine einfache Compressionsbandage im Stande ist, einen bereits
mit Durchbruch drohenden Bubo zum Zurückgehen zu bringen.
Vielleicht haben auch die Punctionen ihren Antheil an dem
günstigen Resultat der Behandlung.
Eine 6. Observation hat noch mehr Interesse, da dieselbe
nicht allein meine Darstellung der Bubofrage im Allgemeinen
stützt, sondern auch mit Rücksicht auf die Bacilleafrage.
T. T., Heizer, 18 Jahre alt, kam am 9. Feber 1892 mit einem
charakteristischen Ulcus molle an der Aussenseite des Präputiums von
der Grösse eines Hanfkomes in die Klinik. In der rechten Leiste ein
mehr als walnussgrosser rother, empfindlicher, nicht fluctuirender Bubo.
Angesteckt am 22. Jänner, spürte die Wunde 3 Tage später. Beginn
der Drüsengeschwulst am 3. Febr. Probeinoculationen auf der Brust mit
ßecret aus der Schankerwunde.
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60
Krefting.
10. Febr. Exstirpation der Wunde am Penis. Sutur. Ueber dem
Bubo Bandage von gereinigter Baumwolle.
11. Febr. Deutliche Wirkung nach den Inoculationen auf der
Brust. Die Inoculationen werden fortgesetzt.
21. Feber. Gestern Abend öffnete sich der Bubo. Die Bandage
wurde entfernt. Mit Eiter aus 2 erbsengrossen, scharfen Oeffnungen im
Bubo wurden 9 Probeinoculationen vorgenommen; 6 am Unterleib und
3 an der Innenseite der linken Lende.
Die Inoculationspusteln, welche von der ursprünglichen Schanker¬
wunde herstammten, wurden mit rauchender Salpetersäure destruirt. Die
Operationswunde am Penis heilt per primam.
22. Febr. Schon heute Pusteln mit lebhaft rother Areola.
In Präparaten aus sämmtlichen Pusteln fanden
sich zahlreiche Bacillen. In gefärbten Deckglaspräpa¬
raten des Bubosecrets konnten die Bacillen auch in Gruppen
nachgewiesen werden, wenn auch nicht in grossen Mengen.
Andere Bacterienformen konnten bei der mikroskopischen
Untersuchung im Bubosecret nicht nachgewiesen werden.
Der Bubo ist die ganze Zeit, vom Tage des Eintrittes an,
mit einer Bandage bedeckt gewesen; anfangs nur mit gerei¬
nigter Watte, aber nachdem sich Löcher bildeten, wurde steri-
lisirte Watte benutzt.
23. Febr. Aus den 2 Tage alten Pusteln auf der Lende
wurden Züchtungsversuche auf Agar-Agar und Serum im Brut¬
kasten vorgenommen. Desgleichen von 2 Pusteln am Abdomen.
In gefärbten Deckglaspräparaten, welche von diesen gleichzeitig
mit dem Eiter zu Züchtungsversuchen genommen wurden,
fanden sich die Bacillen in reichlicherer Anzahl als gewöhnlich.
25. Febr. Es wurden Züchtungsversuche vorgenommen
mit dem Inhalte von Pusteln, die sich unter sterilisirt be¬
festigtem Uhrglas entwickelt hatten, sowie mit Bubosecret auf
Agar-Agar und Serum.
28. Febr. Im Bubosecret, welches mehrmals untersucht
worden ist, konnten stets Bacillen nachgewiesen werden, in
gewöhnlicherWeisein den Zellen liegend. Es liessen sich nach
wie vor keine anderen Bakterien in demselben nachweisen.
Der Patient liegt noch in der Klinik. Kein Wachsthum in den
Nährsubstraten, mit Ausnahme von einem Agar-Agarglas, wo¬
selbst reichliches Wachsthum von Staphylococcen (Verunreini¬
gung) beobachtet wurde.
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Ueber die für ulcus molle specifische Mikrobe.
61
Abgesehen davon, dass dieser Fall zur Genüge beweist, dass
ein Bubo schon in dem Augenblicke, da er sich öffnet, virulent
sein kann, verlangt er noch grössere Aufmerksamkeit dadurch,
dass es nicht allein gelungen ist, den Bacillus in den durch
den Buboeiter hervorgerufenen Inoculationspu stein, sondern
auch im Buboeiter selbst nachzuweisen.
Viel näher kann man der Beweisführung für dessen Spe-
cifität nicht kommen, so lange es nicht glücken will, die Mi¬
krobe zu züchten. Ob es jemals gelingen wird dieselbe zum
Wachsthum auf künstlichen Nährsubstraten zu bringen, möchte
zweifelhaft erscheinen, wenn man sieht, wie sich dieselbe
in der Regel, ja fast ausschliesslich zum Protoplasma der
Rundzellen hält und vielleicht eine lebende Zelle verlangt,
um gedeihen zu können.
Die Aetiologie des virulenten Bubos scheint nach den
vorliegenden Untersuchungen klar. Was dagegen die nicht
virulenten Bubonen bedingt, muss bis auf Weiteres dahingestellt
bleiben. Vielleicht ist es der chemischen Methode in
der Bacteriologie Vorbehalten, die Frage zu lösen. Das Re¬
sultat der Untersuchungen lässt sich in Folgendem zusammen¬
fassen :
1. In Inoculationspusteln, welche von Ulcus molle her¬
rühren, können die beschriebenen Bacillen stets nachgewiesen
werden; meistens ohne Verunreinigungen.
2. Diese Bacillen können nicht in den gewöhnlich ge¬
brauchten künstlichen Nährsubstraten gezüchtet werden.
3. Die Bacillen lassen sich nachweisen in virulentem
Buboeiter (frisch geöffneter Bubo) und in Pusteln, welche durch
Inoculation eines solchen Eiters hervorgerufen werden.
4. Im Buboeiter aus nicht virulenten Bubonen finden sich
die Bacillen dagegen nicht, auch nicht andere Bacterienformen
= Eiter ohne Bacterien.
5. Die Beweisführung für die Specifität kann nicht weiter
geführt werden, solange es nicht gelingen will, den Bacillus
isolirt zu züchten. Die ausschliessliche Entwicklung der Bacillen
ohne jede weitere Verunreinigung in den Inoculationspusteln
hat annähernd den Werth einer Reincultur.
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Kr efting.
Ohne dass es meine Absicht gewesen wäre, in dieser Arbeit
die Bubonenfrage genauer zu behandeln, fordern doch die
vorliegenden Untersuchungen auf, folgende Schlüsse in Betreff
derselben zu ziehen:
1. Bubonen als Folge von Ulcus molle sind entweder
einfache, nicht virulente (die häufigsten) oder virulente schan-
kröse (vergl. Patienten Nr. 5, der beide Formen hatte).
2. Es ist unrichtig anzunehmen, wie einige Autoren es
thun, dass ein nicht virulenter Bubo jemals von selbst sollte
virulent werden können, selbst wenn er sich öffnet, voraus¬
gesetzt, dass man ihn vor möglicher Infection von aussen
abschliesst.
3. Die Behandlung der nicht virulenten Bubonen mit
wiederholten Punctionen und Compressionsbandage bringt die¬
selben schnell zur Rückbildung.
Die Erklärung der Abbildung auf Tafel II ist dem Texte
zu entnehmen.
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Aus der k. k. dermatologischen Universitätsklinik des
Prof. F. J. Pick in Prag.
Ueber die Behandlung der Bubonen,
insbesondere seit Anwendung der
Welander’schen Methode.
Von
Dr. Theodor Spietschka,
Assistent der Klinik.
Indem ich vorläufig Umgang nehme, auf theoretische Er¬
wägungen und experimentelle Studien über die Vorgänge bei
der Entwickelung des entzündlichen Bubo und der Rolle,
welche Mikroorganismen dabei spielen, näher einzugehen, will
ich mich an dieser Stelle nur auf die einfache Darstellung
der Behandlungsmethoden und der durch dieselben erzielten
Resultate beschränken, welche an der Klinik des Herrn Prof.
Pick eingebalten und erzielt wurden. Immer musste unser
Streben dahin gerichtet sein, einerseits eine gründliche Heilung
bei möglichst schonendem Vorgehen zu erzielen, andererseits
aber auch die Behandlungsdauer so kurz als möglich zu ge¬
stalten. Diese beiden Ziele zu erreichen war unter den Ver¬
hältnissen unserer Klinik gewiss keine leichte Aufgabe. Denn
die Fälle, welche an die Klinik kommen und daselbst Auf¬
nahme finden, sind sehr schwere; Bubonen mit weit ausgebreiteter
Fluctuation oft schon perforirt und alte, schon lange behan¬
delte Fälle mit vielfacher Narbenbildung und Fistelgängen.
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64
Spietschka.
Kein Wunder also, dass die durchschnittliche Behandlungs¬
dauer unserer Bubonenfälle eine ziemlich bedeutende ist.
Die Massnahmen zur Behandlung der venerischen Bubonen
können in directe und indirecte unterschieden werden, wobei
die ersteren entweder durch operative Entfernung der Drüsen
oder Eröffnung des Drüsenabscesses eine Heilung herbeiführen
oder durch Einbringung von Medicamenten in die Drüsen selbst
eine Heilung erzielen wollen, während die letzteren durch
äusserliche Mittel die Resorption zu erreichen trachten.
Diese letztere Art der Behandlung wäre nun allerdings
die idealste, aber leider hat sich die ungeheuere Zahl der
versuchten und angewendeten Mittel in solchen Fällen als
nutzlos erwiesen, in denen bereits eine Vereiterung der Drüsen
erfolgt war. Nur in Fällen, wo noch keine eitrige Schmelzung
eingetreten ist, kann man bei Anwendung von nur äusserlichen
Mitteln ein Resultat erhoffen, und diese Ueberzeugung hat sich
denn auch bei den meisten Fachmännern bereits Geltung ver¬
schafft. Zeissl, der ein sehr eifriger Verfechter der Abortiv-
‘ behandlung der Bubonen war, sagt denn auch in der 4. Auflage
seines Lehrbuches der Syphilis: „Die Verhütung oder Sistirung
der Vereiterung der Resorptionsbubonen, welche durch weiche
Schanker bedingt sind, wird uns nur höchst selten gelingen.“
H. Auspitz äussert sich bereits im Jahre 1873 *) sehr ab¬
fällig über die verschiedenen inneren und äusseren Mittel zur
Verhütung der Bubonen, und will auch von der Jodtinctur,
die noch am längsten das Feld behauptet hat, nicht die ge¬
ringsten Erfolge gesehen haben. Auch an der Klinik des Herrn
Prof. Pick war die Operation der vereiterten Bubonen bereits
sehr zeitig in ihre Rechte getreten. Dessen ungeachtet wurde
aber auch immer auf neue, von massgebender Seite angegebene
Mittel Rücksicht genommen und wurden dieselben einer
Prüfung unterzogen. Leider hat sich aber auch an allen neueren
Mitteln kein solcher Vorzug gezeigt, dass dieselben die schon
seit Jahren in Gebrauch stehenden Massnahmen hätten ver¬
drängen können.
*) H. Auspitz: Die Bubonen der Leistengegend. Allgem. Wiener
med. Zeitung. 1873. p. 492.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
65
Die indirecten Behandlungsmethoden wurden also an
der Klinik nur in jenen Fällen methodisch angewendet, wo
eine eitrige Schmelzung noch nicht nachweisbar war, und selbst
von diesen Fällen wurden wieder jene ausgeschieden, in welchen
sich die Anschwellung durch eine besondere Grösse aus¬
zeichnete.
Die erste Massnahme, die natürlich in allen Fällen von
Bubonen in Anwendung kam, war die absolute Ruhe, da durch
dieselbe einerseits die Circulation der Lymphe stark ver¬
langsamt, und dadurch der weitere Transport der Noxe vom
Primäraffecte in die Drüsen möglichst verringert wird, andrer¬
seits aber Ruhe allein schon ein Antiphlogisticum ist, und die
Schmerzen durch dieselbe bedeutend verringert werden. Stets
wird dabei für eine ordentliche Entleerung des Darmes gesorgt,
und wenn dieselbe nicht spontan erfolgt, wird sie durch Ein¬
giessungen mit lauem Wasser oder durch ein per os gegebenes
Laxans erzwungen.
Von den Mitteln, die dann äusserlich auf die entzündete
Drüse applicirt wurden, ist zuerst die essigsauere Thonerde
zu erwähnen, die, wenn auch in concentrirteren Lösungen und
etwas anderer Form, bereits im vorigen Jahrhunderte von Gou-
lard in die Behandlung der Bubonen eingeführt worden war.
Mit der nach der Vorschrift Rp. Aluminis crudi plv.
3—5, Plumbi acet. basic. solut. 25*0, Aqu. dest. 5000 be¬
reiteten Flüssigkeit wird Wund-Watta getränkt, soweit aus¬
gedrückt, bis sie nicht mehr tropft, auf die Geschwulst auf¬
gelegt, durch Wachsbattist gedeckt und das ganze durch
einen Druck-Verband befestigt. Der Verband wird alle 2—5
Tage gewechselt. Diese Behandlung zeigt sich namentlich bei
jenen Drüsengeschwülsten, welche in Folge einer Urethritis
oder einer anderen nicht specifischen Affection entstanden
waren oder auch im Anfangsstadium von nach weichen Ge¬
schwüren aufgetretenen Drüsenschwellungen recht vortheilhaft.
Die Schmerzen lassen rasch nach, und in vielen Fällen kann
auch eine weitere eitrige Schmelzung vermieden werden. Die
einzige unangenehme Folge dieser Art des feuchtwarmen Ver¬
bandes war das Auftreten von acuten Eczemen. Dieselben
zeigen sich jedoch nur ausserordentlich selten, und die Leich-
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 5
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Spietschka.
tigkeit, mit welcher sie bei einfacher Trockenlegung durch
Pulvis amyli oder Anwendung eines Zinkliniments zur Rückbil¬
dung gebracht werden können, lässt den essigsauren Thonerde¬
verband nur bei ausserordentlich empfindlicher und zu Eczemen
neigender Haut contraindicirt erscheinen.
In solchen Fällen wurde dann das in Jodkalilösung er¬
weichte Kataplasma Lelievre angewendet, unter welchem wir
fast nie ein Eczem auftreten sahen.
In allen Fällen von Drüsenschwellungen nach Sclerosen
und indurirenden Geschwüren wie auch nach specifischen Ge¬
schwüren wurden locale Inunctionen mit Unguentum hydrargyri
einer, mitius. eingeleitet, die sich nicht nur für die Drüsen-
affection, sondern auch für die Resorption der primären In¬
duration als ausserordentlich vortheilhaft erwiesen Wir Hessen
diese localen Inunctionen in der Weise ausführen, dass täglich
einmal und zwar abwechselnd an der Unterbauchgegend und
der Vorder- und Innenfläche der Oberschenkel 4 Gr. dieser
Salbe gleichmässig und vollkommen verrieben wurden. Freilich
stellte diesem Verfahren in manchen FäUen die grosse Em¬
pfindlichkeit der Haut gegen graue Salbe solche Hindernisse
entgegen, dass die Inunctionen ausgesetzt werden mussten, da
locale Hydrargyrose und besonders bei stark behaarten Per¬
sonen heftige Folliculitiden auftraten. Jedoch auch diese Hessen
sich immer rasch und erfolgreich bekämpfen.
Andere indirecte Behandlungsmethoden, wie z. B. das
Einpinseln mit Jodtinctur, Eisumschläge u. dgl. m. sind an
der Klinik schon seit langer Zeit als nutzlos oder selbst nach¬
theilig aufgegeben worden, und die einfachen, oben ange¬
gebenen Mittel haben noch die besten Resultate ergehen.
In der später anzuführenden Statistik über die im Jahre
1890 an der Klinik behandelten 112 Bubonenfälle finden wir
25, die nur unter Anwendung dieser indirecten Massnahmen
abheilten und dabei eine durchschnittliche Heilungsdauer von
18’4 Tagen erforderten. Dabei muss ausdrücklich erwähnt
werden, dass nicht etwa auch die ganz geringfügigen Drüsen¬
schwellungen in die Statistik einbezogen wurden, die ohne
weitere Symptome und ohne weitere Behandlung wieder ver¬
schwanden, sondern nur jene Fälle, hei welchen die Behandlung
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
67
des Bubo einen wesentlichen Theil der ganzen Spitalsbehand¬
lung des betreffenden Patienten bildete.
Die directen Massnahmen bestanden bis zum April des
Jahies 1891 ausschliesslich in der Operation, da sich andere
directe Eingriffe, wie z. B. die einfache Punction oder
die Aspiration des Eiters, als unvortheilhaft erwiesen hatten.
Auch die Injectionen antiseptischer Mittel, wie zum Beispiele
Sublimatlösung oder Carboisäurelösung wurden versucht; aber
bei den ersteren machten die heftigen dabei auftretenden
Schmerzen das Verfahren unmöglich, und die zweiten führten
gar nicht zum Ziele. Noch viele andere versuchte Methoden
wurden bald wieder aufgegeben und nur die gründliche ope¬
rative Entfernung der erkrankten Drüsen und des mitaflficirten
benachbarten Gewebes als gründlichste und erfolgreichste Art
der Behandlung beibehalten. Alle Fälle von Lymphdrüsen-
schwellungen, wo bereits eine eitrige Schmelzung (Fluctuation)
nachweisbar war, wo also eine Rückbildung durch die anderen
Mittel nicht zu erwarten war, wurden ohne Zögern der Ope¬
ration unterworfen. Diese musste sich natürlich je nach der
Beschaffenheit der zu operirenden Geschwulst verschieden
gestalten.
Um die Behandlungsdauer möglichst abzukürzen und um
doch dabei den besten Enderfolg zu erzielen, musste einerseits
das erkrankte Gewebe so gründlich wie möglich entfernt,
andrerseits aber auch so schonend wie möglich vorgegangen
werden.
Wenn die Drüsen bereits vollkommen vereitert waren,
die darüber liegende Haut aber noch gut erhalten war, dann
genügte eine einfache Spaltung der Haut in der ganzen Aus¬
breitung der Fluctuation mit nachheriger Entfernung des er¬
krankten Gewebes an der Höhlenwand mit dem scharfen Löffel,
um eine glatte Wundheilung herbeizuführen. War dagegen die
deckende Haut gleichfalls schon erkrankt, also stark livide
verfärbt oder war gar schon eine Perforation derselben ein¬
getreten, so wurde ein spindelförmiges Hautstück entfernt und
dann die Auslöffelung vorgenommen.
Wo die Verhältnisse aber nicht so einfach lagen, wo
neben bereits geschmolzenen noch derb infiltrirte Drüsen waren,
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Spietscbka.
oder wenn der Tumor durch Paquete undeutlich fluctuirender
oder sehr derber, stark vergrösserter und mit der Nachbarschaft
verwachsener und verschmolzener Drüsen gebildet wurde, wie
dies namentlich nach indurirenden Geschwüren der Fall ist,
da musste sich natürlich auch die Operation schwieriger ge¬
stalten. Da gelang es entweder durch stumpfe Auslösung mit
den Fingern die Drüsen zu entfernen, oder aber mussten
Messer und Schere zur Hand genommen werden.
Die Operation geschah in der Regel in Chloroformnarkose;
wenn jedoch die Verhältnisse einfach lagen, wurde sie wohl
auch unter localer Cocainanästhesie ausgeführt. Die Narkose
wurde stets mit reinem, frischem Chloroform vorgenommen.
Sie verlief auch in der Regel ganz glatt, und nur äusserst
selten kam eine Asphyxie vor, die aber durch die sofort ein¬
geleiteten Massnahmen stets behoben werden konnte. Einen
Unfall hatten wir dabei nie zu verzeichnen.
Nachdem die Haare abrasirt und die Haut der Inguinal¬
gegend, des Genitales und der oberen vorderen Schenkelfläche
sorgfältig mit lauem Wasser und Seife, dann mit Aether und
Sublimatlösung 1 : 1000 gereinigt worden war, wurde die Er¬
öffnung des Bubo vorgenommen. Die Spaltung der Haut oder
Excision eines spindelförmigen Hautstückes wurde in der Regel
parallel zum Pupart’schen Bande ausgeführt, und nur da,
wo durch die Lage oder Gestalt der Geschwulst eine andere
Art des Einschnittes angezeigter erschien, wurde von dieser
Regel Umgang genommen. Die Länge dieses Einschnittes war
natürlich der Grösse des Bubo entsprechend.
Nach Entleerung des Eiters wurde alles kranke Gewebe
an den Wandungen der Höhle gründlich mit dem scharfen
Löffel entfernt und etwa vorhandene Ausbuchtungen der Höhle
oder Fistelgänge über der Hohlsonde gespalten und gleichfalls
gründlich ausgekratzt. Waren noch nicht vereiterte Drüsen
vorhanden, so wurde zunächst der Versuch gemacht, dieselben
auf stumpfem Wege mittels des Fingers zu lösen, und wo dies
nicht gelang, wurden dieselben sorgfältig mit Messer und
Schere auspräparirt, wobei durch Abklemmung mittels Pean’scher
Zangen jede grössere Blutung vermieden werden konnte.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
69
Dann wurde die Wundhöhle gründlich mit warmer Sub¬
limatlösung 1 : 1000 ausgespült und sämmtliche in der Flüs¬
sigkeit flottirende Gewebsfetzen mit der Schere abgetragen.
Etwa noch blutende Gefässe wurden durch Unterbindung oder
Abdrehung zur Ruhe gebracht. In einzelnen Fällen, wo die
Wundränder stark klafften und sich die benachbarte Haut als
nachgiebig genug erwies, wurde eine partielle Naht angelegt,
nicht so sehr in der Erwartung, um an dieser Stelle eine
Heilung per primam zu erzielen, sondern in der Absicht, um
die Wundränder einander genähert zu halten und die Wund¬
höhle dadurch zu verkleinern; des öfteren sahen wir denn auch
an den genähten Stellen eine Heilung per primam eintreten.
Dies war besonders dann der Fall, wenn die Drüsen noch
nicht vollständig verflüssigt waren, so dass sich der Tumor im
Ganzen herauspräpariren liess; natürlich war dabei erforderlich,
dass das benachbarte Gewebe vollständig gesund sei.
Die weitere Behandlung geschah nun mittels des Jodoform¬
verbandes. Dieses Mittel war zuerst von Herrn Prof. Pick
methodisch hei der Behandlung von venerischen Geschwüren
und eröffneten Bubonen im Jahre 1874 *) angewendet worden
und hat seit dieser Zeit mit Recht den hervorragendsten Platz
unter den verschiedenen in gleicher Weise verwendeten Mitteln
behauptet. Der Verband wurde in der Weise angelegt, dass
zunächst die ganze Wandung der Wundhöhle mit Jodoform¬
pulver eingestäubt wurde, worauf man die Wundhöhle locker
mit Jodoformgaze ausfüllte. Dann wurde die Wunde mit
Mullbauschen und aseptischer Watta bedeckt und durch eine
mittels Rollbinde angelegte Spica coxae befestigt. Je nach der
Stärke der Secretion in der Wundhöhle konnte der Verband
verschieden lange liegen bleiben. Der erste wurde gewöhnlich
nach 5—8 Tagen gewechselt, und ein zweiter in gleicher Weise
angelegt. Bei jedesmaligem Verbandwechsel wurde die Wund¬
höhle mit Sublimatlösung gründlich ausgespült. So war oft
nach kurzer Zeit die Secretion in der Wunde eine so geringe,
dass ein Verband 14 Tage bis drei Wochen liegen konnte.
') Lazansky. Vicrteljahrschrift für Dermatologie und Syphilis
1875.
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Spietsclika.
Gewöhnlich schon beim ersten Verbandwechsel war die
Wunde vollkommen gereinigt und gesunde Granulationen
schossen auf ihrem Grunde auf. Waren die Granulationen in
der Wunde sehr kräftige und überwucherten dieselben das
Niveau der Umgebung, so wurde der Jodoformverband durch
einen Perubalsamverband ersetzt.
Waren jedoch die Granulationen schlaff und überwuchernd,
oder waren tiefe secernirende Furchen zwischen ihnen und
den Wundrändern, so dass die Ueberhäutung nur langsam
fortschritt, so wurden sie mit dem Argentum nitricum-Stifte
geätzt und zerstört.
Wenn die Verhältnisse günstig lagen, so wurde des öfteren
auch die Secundämaht angelegt, in der Weise, dass man, sobald
die Wunde vollkommen gereinigt war und frische Granulationen
zeigte, die Wundränder anfrischte, durch tiefe Nähte vereinigte
und durch oberflächliche Nähte adaptirte, ein Verfahren, welches
in vielen Fällen die Heilungsdauer ungemein abkürzte.
Am schwierigsten gestalteten sich natürlich jene Fälle,
wo der Drüsentumor durch von früheren Incisionen und nicht
entsprechenden Operationen herrührende Narben durchsetzt
war und vielfache Hohl- und Fistelgänge vorhanden waren.
Die Nähe der grossen Schenkelgefässe erschwerte natürlich die
Operation bedeutend, besonders wenn diese an den Tumor
adhärent waren. Dennoch hatten wir nie einen Unfall dabei
zu beklagen. Im Jahre 1890 trat in einem einzigen Falle hei
einem ausserordentlich unruhigen Patienten eine bedeutendere
Nachblutung ein, die aber schnell gestillt wurde. Bei einem
zweiten, wo durch die Operation ein sehr bedeutender Substanz¬
verlust gesetzt worden war und wo die Vena saphena unter¬
bunden werden musste, trat zunächst eine bedeutende ödematöse
Anschwellung der unteren Extremität ein, worauf sich eine
ausgebreitete Phlegmone längs der thrombosirten Vene und
der grossen Gefässe des Oberschenkels einstellte, die erst
dann heilte, als ausgedehnte Incisionen mit gründlicher Des-
infection am Oberschenkel gemacht worden waren. Die Heilung
nahm in diesem Falle einen Zeitraum von 101 Tagen in An¬
spruch. Noch länger jedoch befand sich ein zweiter Kranker
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
71
an der Klinik, nämlich durch eine Zeit von 133 Tagen. Bei
diesem Patienten hatte die Geschwulst in Inguine links Kinds¬
kopfgrösse erreicht und die darüber liegende Haut war von
Fisteln durchbrochen, theils necrotisch, theils stark livide ver¬
färbt, so dass nach der Operation ein ungeheuerer Substanz¬
verlust vorhanden war, der bei dem ohnedies elend ernährten
Patienten nur sehr langsam durch Granulationen heilte.
Natürlich wird durch so ausnahmsweise schwere Fälle eine
Statistik in Bezug auf die Heilungsdauer ungemein in schlechtem
Sinne beeinflusst, und so kommt es, dass die Heilungsdauer
der operirten Bubonenfälle im Jahre 1890 einen durchschnitt¬
lichen Zeitraum von 42*5 Tagen betrug. In Bezug auf den
Enderfolg jedoch hatten wir die denkbar günstigsten Erfolge
zu verzeichnen, und mit Ausnahme eben derartiger ausnahms¬
weise schwerer Fälle, deren im Ganzen 12 vorgekommen waren,
hatten wir immer eine schöne, glatte und weiche Narbe erzielt,
während natürlich diese erwähnten 12 Fälle unregelmässige
strahlige Narben zeigten, ohne aber Fistelgänge oder Reste
von Drüsentumoren aufzuweisen. Im Ganzen kamen im Jahre
4890,112 Fälle von Lymphadenitis inguinalis (suppurativa) zur
Behandlung. Natürlich waren ausserdem noch bei einer be¬
deutenden Zahl von Genitalaffectionen Schwellungen der ingui¬
nalen Drüsen vorhanden, die aber deswegen nicht in die
Statistik einbezogen wurden, weil sie nebensächlicher und
geringfügiger Natur waren; hier sind aber nur jene Fälle zu¬
sammengefasst, bei denen die Adenitis einen wesentlichen
Grund für den Spitalsaufenthalt des betreffenden Patienten
abgab und die Behandlung derselben einen wesentlichen Theil
der ganzen Spitalsbehandlung ausmachte.
Unter diesen 112 Fällen befanden sich 96 Männer und
16 Weiber. 87 Fälle (77 Männer, 10 Weiber) kamen zur
Operation, während die übrigen 25 (19 Männer, 6 Weiber)
unter der einfachen äusserlichen Behandlung abliefen.
Was den Sitz der Drüsenentzündungen betrifft, so waren
unter den 96 Männern 39 rechtsseitige, 44 linksseitige und
13 beiderseitige, unter den 16 Weibern 9 rechtsseitige, 4
linksseitige und 3 beiderseitige Fälle. Unter den 19 nicht
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72
Spietschka.
operirten Männern rechts 8, links 6, bilateral 5, unter den
6 nicht operirten Weibern rechts 1, links 2, bilateral 3, so
dass die Gesammtsumme von 112 Fällen 48 rechtsseitige,
48 linksseitige und 16 beiderseitige aufweist.
Wir finden hier bei den Männern ein ähnliches Verhältniss
in derVertheilung der Bubonen, wie es uns auch in Szadeks*)
trefflicher Zusammenstellung entgegentritt: nämlich ein etwas
häufigeres Vorkommen der linksseitigen Bubonen, während die
beiderseitigen hier wie bei Szadek ungefähr 14% ausmachen.
Bei den Weibern stellt sich merkwürdiger Weise ein umge¬
kehrtes Verhältniss heraus, so dass in der Gesammtsumme die
linksseitigen und rechtsseitigen Fälle in gleicher Zahl Vor¬
kommen.
Dass die eitrigen Lymphdrüsenentzündungen beim Weibe
überhaupt seltener Vorkommen als beim Manne, ist wohl eine
feststehende Thatsache, und sie mag wohl mit Zeissl*) damit
erklärt werden, „dass beim Weibe die meisten Schanker¬
geschwüre auf der Schleimhaut der Genitalien sitzen und das
weibliche Geschlecht eine viel ruhigere Lebensweise führt,
während die Männer viel mehr solchen schädlichen Einflüssen
ausgesetzt sind, die das Entstehen der Schankerbubonen be¬
günstigen.“
Was die Entstehungsursache betrifft, so war der Bubo
56mal nach (weichen) specifischen Geschwüren aufgetreten,
42mal nach indurirten Geschwüren oder exulcerirten Infiltraten
der secundären Periode, 8mal nach gonorrhoischen Processen,
3mal nach gleichzeitigem Vorhandensein von Urethritis und
Sclerosen, einmal zeigte sich die Drüsenentzündung ohne
äusserliche Ursache und war tuberculöser Natur, und in
2 Fällen konnte überhaupt eine Ursache nicht ermittelt werden.
In dieser Zusammenstellung finden wir, wie auch unter
den später zu erwähnenden Fällen aus dem Jahre 1891 syphi¬
litische Affectionen seltener als Ursache der Lymphadenitis
') Szadek: Chirurgische Behandlung der suppurativen venerischen
Bubonen. Vierteljahrschrift für Dermat. u. Syph. 1888. p. 227. 180 links,
105 rechts, 88 bilat.
’) Zeissl: Lehrbuch der Syphilis. 1888. p. 268.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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angeführt, als das weiche venerische Geschwür; dies steht im
Widerspruche zu dem von Uli mann 1 ) aus der grossen Zahl
von 224 Fällen zusammengestellten Verhältnisse, der 96 nach
syphilitischen Affectionen entstandenen Bubonen nur 75 nach
weichen Geschwüren entstandene gegenüberstellt, obzwar auch
er „die chronischen, indolenten Bubonen mässigen Grades nach
syphilitischen Initialmanifestationen, wenn sie nur eine einfache
Hyperplasie darstellen, ohne acute Entzündungserscheinungen,
ohne Eiterung verliefen, also nicht Object einer eigenen Local¬
therapie bildeten, sowie einzelne geringgradige Hyperplasien
aus verschiedenen Ursachen mit Ausschluss der Lues nicht
mit in diese Zusammenstellung inbegriffen Hat.“ Die Ursache
dieser Differenz kann vielleicht die sein, dass einerseits wirklich
bei dem verschiedenen Krankenmateriale das Verhältniss ein
anderes ist, andrerseits in unserer Zusammenstellung nur jene
Fälle von Bubonen nach syphilitischen Affectionen in Betracht
gezogen wurden, bei denen die Schmerzhaftigkeit und Grösse
einen solchen Grad erreicht hatten, dass sie nicht unter den
oben erwähnten localen Inunctionen, also auch einer Local¬
therapie, zurückgingen, sondern noch anderer Massnahmen,
also gewöhnlich der Operation zu ihrer Heilung bedurften.
Die mittlere Heilungsdauer der operirten Fälle betrug
wie schon oben erwähnt wurde, 42*5 Tage. Dieser durchschnitt¬
liche Zeitraum von 6 Wochen dürfte anderen Angaben gegen¬
über etwas lang erscheinen, obzwar er bei 61 operirten Fällen
Ullmanns gleichfalls 40 Tage betrug; er wird jedoch sofort
in ein anderes Licht gestellt, wenn man die Umstände näher
betrachtet, durch welche er hervorgerufen ist. Schon oben
habe ich erwähnt, dass gerade unser Krankenmateriale ein
ausserordentlich schweres ist. So lagen zwei Fälle länger als
100 Tage an der Klinik, und ausserdem gab es noch 10 Fälle,
die länger als 60 Tage zur Heilung beanspruchten; und
darunter gehörten gerade jene Patienten, die ganz ohne unsere
Schuld so lange ans Krankenlager gefesselt wurden, indem
durch anderweitige Behandlung ein gründlicher Eingriff so lange
! ) Ullmann: Zur Pathogenese und Therapie der Leistendrüsen¬
entzündung. Wiener med. Wchschr. Nr. 4. 1891.
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Spietschka.
hinausgeschoben worden war, bis der Bubo eine recht aben¬
teuerliche Grösse erreicht hatte, die darüberliegende Haut
von Perforationsöffnungen vielfach durchbrochen und necrotisch
wurde, so dass grosse Stücke derselben entfernt werden mussten,
und bis in Folge der vielfach entstandenen Narben und Fistel¬
gänge bei der Operation ein kolossaler Substanzverlust gesetzt
werden musste, der bei den ohnedies arg geschwächten
Patienten nur ausserordentlich schwer heilte.
So bot in 12 Fällen die Operation gewaltige Schwierig¬
keiten dar und waren in 2 Fällen davon die grossen Schenkel-
gefässe blossgelegt. In 18 weiteren Fällen mussten grössere
Hautstücke entfernt und die Drüsenpaquete auspräparirt
werden und nur in den übrigen genügte die methodische Ope¬
ration mit einfacher Spaltung der Haut oder Excision eines
schmalen spindelförmigen Hautstückes mit nachherigem Evi-
dement oder stumpfer Auslösung der Drüsen.
Von manchen Seiten, besonders von Chirurgen *) wird
die vollkommene Radicaloperation, das heisst die Exstirpation
der vereiterten Drüsenpaquete der einfachen Excochlation
vorgezogen und zwar im Interesse eines rascheren Wund¬
verlaufes und zur Verhütung von Recidiven. Wir sahen uns
jedoch nur dann zu einer derartigen Radicaloperation veran¬
lasst, wenn Fistelgänge und narbige Verwachsungen vorhanden
waren, da wir bei unserer gewöhnlichen Operationsmethode
nur sehr selten zu einer zweiten Operation gezwungen waren.
Im Jahre 1890 geschah dies nur ein einziges Mal, bei einem
Patienten, wo der allenthalben fluctuirende Tumor über Faust¬
grösse hatte; drei Wochen nach der Operation war der Grund
der Wunde ulcerös geworden, und es zeigte sich bei genauerer
Untersuchung, dass hier noch ein grösserer vereiternder
Drüsenrest vorhanden war, welcher durch eine zweite Operation
entfernt werden musste. Die Heilung dauerte hier im Ganzen
86 Tage.
In einem Falle beiderseitiger Drüsenexstirpation, rechts
Excision der Drüsen, links nur Auslöffelung, sahen wir ein
*) Mo selig Moorhof: Zur Technik der Exstirpation vereiterter
Lymphdrüsenpaquete. Wiener Med. Presse. Nr. 1. 1891.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
75
ziemlich mächtiges und recht hartnäckiges Oedem des Scrotum
auftreten, das auch nach vollständiger Vernarbung der Wunden
bestehen blieb. Wie sich hier der weitere Verlauf gestaltete,
ist uns nicht bekannt, da der Patient nach Heilung seiner
Bubonen die Klinik verliess und trotz Aufforderung nicht
wieder erschienen ist. Ein zweiter Fall gleichfalls beiderseitig
operirter Bubonen zeigte ein ähnliches Oedem der Scrotalhaut,
nur war dieses nicht so hartnäckig und verschwand noch
während der Wundheilung. U11 m a n n erwähnt in der schon
oben genannten Abhandlung eines ähnlichen Falles von W. B.
Platt und eines Patienten seiner Privatheohachtung, wo nach
einseitiger Exstirpation mehrerer Lymphdrüsen eine früher
nicht bestandene Neigung zu Präputialödemen vorhanden war.
Schon oben habe ich eines Falles erwähnt, bei welchem
im Anschlüsse an die Operation der inguinalen Drüsen, wobei
die Unterbindung der Saphena vorgenommen worden war,
ein Oedem der betreffenden unteren Extremität aufgetreten
war; dasselbe fand auch bei dem schon oben mit einer Nach¬
blutung erwähnten Patienten statt, so dass wir also auch zwei
Fälle mit Oedemen an der betreffenden unteren Extremität
nach Bubonenoperation im Verlaufe eines einzigen Jahres zu
verzeichnen hatten.
Es erübrigt nun noch, kurz über jene Fälle zu berichten,
die nur unter Anwendung der oben genannten indirecten Mass¬
nahmen zur Bückbildung kamen. Welcher Art dieselben waren,
ist bereits erwähnt worden. Von der Gesammtzahl von 112
Fällen sind nur 25, also 22*3% ohne directen Eingriff zur
Heilung gekommen. Die Heilungsdauer betrug hier im Durch¬
schnitte 18*4 Tage, so dass, wenn wir jetzt aus allen Fällen
das Mittel ziehen, die Heilung eines Bubo einen Zeitraum von
36*87 Tagen erforderte.
Im ersten Hefte dieses Archivs 1891 erschien eine Mit¬
theilung von Dr. E. Weiander in Stockholm über „Versuche
einer Abortivbehandlung der Bubonen“, in welcher er äusserst
günstige Resultate im Verlaufe von noch nicht eitrig geschmol¬
zenen Bubonen nach Injection von Hydrargyrum benzoicum
mittheilt. Als Welander in einer zweiten Mittheilung im
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Spietschka.
3. Hefte desselben Jahrganges berichtete, dass bei weiteren 59
Fällen seine erstgenannten günstigen Erfahrungen sich bestätigt
hätten, wurden auch bei uns Versuche mit demselben Mittel
angestellt.
Die Erfolge, die wir bei den ersten, noch nicht eitrig
geschmolzenen Leistendrüsen-Entzündungen nach Injection mit
Hydr. benzoic. hatten, munterten uns auf, dieses Mittel noch
weiterhin anzuwenden.
Die ganze Behandlung erfolgte zunächst genau in der
von Weiander angegebenen Weise. Jedoch wurden wir bald
von dem Druckverband mit Sublimatlösung abgebracht, da selbst
bei Anwendung von ganz schwachen Sublimatlösungen sich sehr
häufig Eczeme und Röthungen der Haut einstellten, die bei An¬
wendung von essigsaurer Thonerde vermieden werden konnten.
Wir injicirten die nach der Angabe Welanders 1 ) be¬
reitete Lösung von Hydrarg. benzoat. je nach der Grösse de
Drüsenschwellung im Quantum von 1—2 Pravaz’schen Spritzen
(nur in seltenen Fällen 3 bis 4 Spritzen) an zwei oder auch
mehreren Stellen vertheilt. Darauf folgte zunächst eine erhöhte
Schmerzhaftigkeit im Tumor, und wir sahen zumeist auch eine
mässige Temperatursteigerung auftreten. In seltenen Fällen
ging dieselbe sogar bis über 39° C., fiel jedoch zumeist bereits
am nächsten oder zweitnächsten Tage wieder ab. Dabei zeigte
die Geschwulst an den ersten Tagen nach der Injection stärkere
Entzünduugserscheinungen, war grösser, lebhafter geröthet,
zumeist trat auch Fluctuation auf. Oft entleerte sich aus dem
Stichcanale etwas eitrige, trübe Flüssigkeit, die jedoch immer
klarer wurde, bis nach einiger Zeit nur etwas blutiges Serum
ausgedrückt werden konnte. Dabei nahmen die Entzündungs¬
erscheinungen allmälig ab und so gelang es, eine Reihe von
Bubonen, die noch keine deutliche Fluctuation zeigten, in ver-
hältnissmässig kurzer Zeit znr Rückbildung zu bringen. Oft
jedoch trat die erwünschte Besserung nach der ersten Injection
nicht ein, und dann zögerten wir auch nicht, einige Tage
später eine zweite und eventuell eine dritte Injection zu
') Archiv f. Derm. u. Syphil. 1891. III. p. 379.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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machen, wodurch wir schliesslich in einzelnen Fällen unser
Ziel doch noch erreichten.
Häufig war jedoch der Verlauf ein anderer. Die nach
der ersten Injection aufgetretene Fluctuation wollte nicht
weichen, und eine spätere zweite oder dritte Injection änderte
wenig an der Sache. Wir aspirirten aus einem solchen fluctui-
renden Bubo mit einer gewöhnlichen Aspirationsspritze mit
dünner Nadel den Inhalt. Er bestand aus einer ziemlich grossen
Menge, 60 Cbcm., einer dicken braunrothen, chokoladeartigen
Flüssigkeit, deren mikroskopische Untersuchung zeigte, dass
sie eine Masse necrotischer Gewebsfetzen, zahllose zerfallende
und zerfallene rothe Blutkörperchen, jedoch verhältnissmässig
wenig Eiterkörperchen enthielt. Nach der Aspiration wurde
durch dieselbe Nadel eine Spritze Hydrarg. beDz.-Lösung injicirt
und ein mässiger Druckverband mit essigsaurer Thonerde an¬
gelegt. Die Aspiration zeigte sich jedoch von geringem Nutzen,
da sich schon am nächsten Tage die Höhle vergrössert und
mit einer ähnlichen Flüssigkeit gefüllt hatte.
Besser jedoch waren die Erfolge, wenn die Höhle eröffnet
wurde, so dass die Flüssigkeit einen fortwährenden leichten
Abfluss hatte. Dies wurde in der Weise erreicht, dass man an
der tiefsten Stelle der fluctuirenden Geschwulst mit einem
Spitzbistouri einen kaum centimeterlangen Einstich machte,
durch etwas Jodoformmull die Oeffnung am vorzeitigen Ver¬
heilen hinderte und dann den Druckverband mit essigsaurer
Thonerde anlegte
In den nächsten Tagen nach dieser Incision war die
Secretion aus der Oeffnung eine ziemlich bedeutende; bald
jedoch, schon im Verlaufe einiger Tage, wurde sie viel spär¬
licher und änderte rasch ihre Beschaffenheit, indem sich nicht
mehr jene dickflüssige, chocoladeartige Flüssigkeit entleerte,
sondern ein reines, etwas blutig tingirtes Serum. Allerdings
wurde dabei über den Tag oder jeden 3. Tag der Verband
gewechselt und jedesmal die Wundhöhle mit Sublimatlösung
1 : 1000 ausgespült. Die Höhle wurde allmälig kleiner, die
Secretion immer spärlicher, die Infiltration in der Umgebung
nahm langsam ab, bis sich endlich die Incisionswunde schloss
und der Bubo auf diese Weise zur Heilung gebracht worden war.
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Dieses Verfahren wurde bald auch bei schon fluctuirenden
Bubonen angewendet, wo es sich gleichfalls von Vortheil
zeigte. Nach der Injection änderte sich nämlich der Inhalt der
Geschwulst, indem er, wie aus den aus der Stichöffnung aus-
drückbaren Tropfen zu ersehen war, jenes schon oben er¬
wähnte chocoladeartige Aussehen bekam. Wurde > jetzt eine
kleine Incisions-Oeffnung angelegt, so entleerte sich diese
Flüssigkeit und die Heilung verlief in der vorhin beschriebenen
Weise.
Dabei geschah es nur ein einzigesmal, dass die Incisions-
wunde chancrös wurde, und hier zeigte es sich, dass der
geschwürige Zerfall von einer einzelnen, ganz oberflächlich
gelegenen kleinen Lymphdrüse ausging, die bei der Incision
durchschnitten, bei der Injection aber nicht mitgetroffen
worden war.
So haben wir denn das Welander’sche Verfahren dahin
geändert, dass wir einerseits die Indication für die Injectionen
bedeutend erweitert haben, indem wir auch hei schon eitrig
geschmolzenen und fluctuirenden Adenitiden noch Injectionen
mit Hydr. benz. vornehmen, dass wir dabei an mehreren
Punkten des Tumors und eine grössere Menge, bis drei und
selbst vier Spritzen injiciren und dass wir die Injectionen
öfter wiederholen. Andrerseits aber warten wir auch nicht zu
lange auf die Resorption der Flüssigkeit, sondern eröffnen
durch einen kleinen Stich die Abscesshöhle, sobald einige Tage
nach der Injection verstrichen sind. Die Höhle wird dann jeden
zweiten oder dritten Tag gut mit einer Sublimatlösung 1 : 1000
ausgespült und darüber ein mässiger Druck verband mit essig¬
saurer Thonerde angelegt.
Die Resultate, die wir mit dieser Behandlungsmethode
erreichten, waren recht günstige, obzwar zu ihrer vollen Wür¬
digung allerdings erst noch eine grössere Zahl von Fällen
wird vorliegen müssen.
Wir haben aber auch die Injectionen mit benzoesaurer
Quecksilberlösung in Fällen angewendet, wo wir von vornherein
eine Heilung auf die oben angegebene Weise nicht erwarten
konnten. Dabei wollten wir das hier indicirte operative Ver¬
fahren nur unterstützen, indem wir entweder vor der Operation
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
79
gewissermassen zur Operation vorbereitende Injectionen machten,
oder in einzelnen Fällen während der Heilung der Operations-
wunde in derb infiltrirte Stellen injicirten.
Wir hatten ja schon früher gesehen, wie durch das Ein¬
bringen der Welander’schen Lösung in eine Abscesshöhle sich
der Inhalt derselben änderte und hofften nun durch die In¬
jectionen in eitrig geschmolzene Drüsen das Operationsfeld ge¬
wissermassen aseptisch zu machen, oder auch noch vorhandene
feste Drüsen, die aber jedesfalls hätten entfernt werden müssen,
zu verflüssigen, so dass an Stelle der Auslösung der Drüäen
auf stumpfem Wege oder mittels des Messers die einfachere
Ausräumung der Abscesshöhle mit dem scharfen Löffel treten
könnte.
Bis Ende November wurden an der Klinik bei 62 Pa¬
tienten Injectionen von Hydrargyrum benz. in Bubonen ange¬
wendet, und zwar ohne Unterschied der Schwere des Falles.
Ich will nun kurz den Verlauf dieser Fälle hier wiedergeben.
Bei 23 Patienten genügten die Injectionen allein, um die
Adenitis zur Heilung zu bringen.
Bei 13 wurde ausserdem der Inhalt der Geschwulst durch
eine mittels des Scalpelles angelegte kleine Oeffnung entleert.
Bei 26 Fällen würde nach der Injection zur Operation
geschritten, oder wurden die Injectionen noch nach der Ope¬
ration vorgenommen.
1. Gruppe.
23 Fälle, die nach Injectionen mit Hydrargyrum benzoat. allein
zur Heilung kamen.
1. Fall: H. J., 19jähr. Schneider. Seit 3 Wochen kleine Geschwüre
im Solcus glandis. Seit einer Woche Anschwellung in beiden Leisten¬
beugen; ausserhalb des Spitals mit grauer Salbe behandelt.
18. März. R. in Inguine') gänseeigrosser, L. hühnereigr. Tumor,
änsserst schmerzhaft, von bedeutender Resistenz, mit gerötheter ödema-
') Der Kürze halber mögen folgende Abkürzungen gebraucht werden:
R. ” rechts, L. ~ links. Spr. HgB. ~ 1 Pravaz’sche Spritze Hydrar¬
gyrum benzoal-Lösnng.
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töser Haut. R. 2 Spr. HgB. an zwei Stellen. L. 1 Spr. HgB. Abends etwas
ödematöse Schwellung des Penis.
21. März. L. Geschwulst schmerzlos, Haut darüber normal. R. Ge¬
schwulst weich, fluctuirend, Haut blauroth.
26. März. R. Status idem. Injection von je y 3 Spr. HgB. an zwei
Stellen. Nachm. Temper. 37*9.
27. März. R. Geschw. grösser, Fluctuation deutlicher, kein Schmerz.
2. April. L. Tumor kleiner, hart. R. Hühnereigross, fluctuirend,
kein Schmerz.
9. Mai. R. Haut über dem Tumor cyanotisch. Injection von 1 Spr.
HgB. in die fluctuirende Stelle.
12. Mai. R. Fluctuation verringert, Haut erholt. Tumor kleiner.
L. Drüsen kaum tastbar.
15. Mai. R. Geschwulst ganz derb, nicht druckempfindlich.
16. Mai. R. Geschwulst kaum wallnussgross, derb, schmerzlos, Haut
darüber normal. — Geheilt entlassen. (3mal injicirt. 29 Tage.)
2. Fall: P. A., 22j., Gürtler. Seit 3% Wochen weiches Geschwür
im Sulcus. Einige Tage später Drüsenschwellung.
2. Juni. R. in Inguine gänseeigrosser Tumor, resistent, wenig
druckschmerzhaft. Haut darüber normal. Massiges Fieber. (A.-T. 37*8 am
Tage vorher.) Injection 1 Spr. HgB.; an zwei Stellen je l / 2 Spr. A.-T. 39*4.
6. Juni. Tumor central etwas erweicht.
11. Juni. Tumor wieder hart, wenig kleiner. Inj. von 2 Spr. HgB.
15. Juni. Tumor central fluctuirend.
20. Juni. Tumor flacher, Fluctuation geringer. Inj. v. 2 Spr. HgB.
30. Juni. Tumor bedeutend kleiner, hart.
4. Juli. An Stelle des Tumors mehrere vergröss. Drüsen tastbar.
11. Juli. Infiltration vollkommen geschwunden, einzelne wenig ver-
grösserte Drüsen tastbar. Geheilt entlassen. (3mal iiyicirt. 39 Tage.)
3. Fall: Ö. W., 21jähr. Kutscher. Seit einer Woche mehrere Ul-
cera im Sulcus rechts. Seit 4 Tagen Anschwell, der inguinalen Drüsen 1.
21. Juni. A.-T. 39*0.
22. Juni. L. in Inguine hühnereigr., derber, druckschmerzhafter
Tumor mit norm. Haut. Inject, von 2 Spr. HgB. A.-T. 88*4.
27. Juni. Tumor in der Mitte teigig weich.
2. Juli. Tumor grösser, schmerzhaft, central fluctuirend.
4. Juli. Fluctuation noch ausgedehnter. Injection von je '/ 2 Spr.
HgB. an zwei Stellen. A.-T. 38*3.
7. Juli. Haut über dem Tumor, welche fluctuirt, bläulich verfärbt.
Injection von 1 Spr. HgB.
10. Juli. Tumor bedeutend kleiner. Aus der Stichöffnung fast ganz
klares, blutig tingirtes Serum in geringer Menge. Auf eigenen Wunsch
mit Verband entlassen.
15. Juli. An Stelle des Tumors nur noch geringe Infiltration ohne
Schmerzhaftigkeit und Fluctuation. (3 Injectionen. 30 Tage.)
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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4. Fall: S. K., 36j. Brauer. Seit 4 Wochen ein kleines Geschwür
am Innenblatte des Präputiums, sclerotisch infiltrirt. (Letzter Coitus vor
8 Wochen.) Seit 3 Wochen Drüsenschwellung links; mit grauer Salbe und
Eisumschlägen draussen behandelt.
17. Aug. L gänseeigrosser, herber Tumor, Haut darüber gespannt,
geröthet. Injection von 2 Spr. HgB.
21. Aug. Tumor im Centrum erweicht.
25. Aug. Tumor bedeutend kleiner, mässig hart, Haut darüber
normal. Geheilt entlassen. (1 Injection. 8. Tage.
5. Fall: W. J., 25j. Kohlenhändler. Seit 2 l / 2 Monaten unbehandelte
Geschwüre mit gelbem Belage und harten Bändern im Sulcus glandis.
Am Dorsum des Penis ein Bubonulus. Seit fast ebensolange Drüsenschw.
8. Juni. In Inguine L. eine überhühnereigrosse, derbe, höckerige
Drüsenschwellung mit sehr grosser Schmerzhaftigkeit, die durch das Pu-
part’sche Band in zwei Theile getheilt wird. Haut darüber geröthet. In¬
jection von je 1 Spr. HgB. über und unter dem Leistenbande. A.-T. 37 9.
13. Juni. Tumor kleiner, beginnt sich zu theilen.
18. Juni. An Stelle der Geschw. einzelne vergröss. Drüsen tastbar.
23. Juni. Die einzelnen Drüsen erbsengross, hart, indolent. Geheilt
entlassen. (1 Injection. 14 Tage.)
6. Fall: Z. J., 17jähr. Dirne. Stand schon öfters mit weichen Ge¬
schwüren in Behandl. Seit 7 Tagen Schwellung der Inguinaldrüsen rechts
1. Aug. Taubeneigrosser, auch spontan schmerzhafter, derber Tumor.
1 Spr. HgB. Keine Temperatursteigerung.
4. Aug. Kein Schmerz mehr. Anschwellung geringer.
8. Aug. Geschwulst noch kleiner, vollkommen indolent.
12. Aug. Geheilt entlassen. (1 Injection. 12 Tage.)
7. Fall: T. E., 21jähr. Typograph. Erst vor 9 Tagen bemerktePat.
die bereits vollkommen entwickelten Geschwüre. Drüsenanschwellung in
der linken Inguinalgegend.
26. Juli. Im Sulcus glandis mehrere weiche Geschwüre. In der
linken Inguinalgegend gänseeigrosser, derber, druckschmerzhafter Tumor ?
mit der Umgebung fest verlöthet. Haut darüber gespannt, geröthet. 2 Spr.
HgB. A.tT. 37*8, lebhafter Schmerz.
30. Juli. Tumor in der Mitte undeutlich fluctuirend. Schmerz ger.
4. Aug. Tumor klein, derb, indolent.
7. Aug. Nur in der Tiefe eine etwas vergrösserte, derbe, indolente
Drüse zu tasten. Geheilt entlassen. (12 Tage. 1 Injection.)
8. Fall: H. J., 17j. Dirne. Vor 7 Wochen mit Ulcus specif. auf
der Abtheilung gelegen. Seit einer Woche stärkere Anschwellung rechts
27. Mai. In der rechten Inguinalbeuge ein 8 Cm. langer, 6 Cm #
breiter Drüsentumor, etwas druckschmerzhäft, derb. Haut darüber normal.
Injectien von je l / 2 Spr. HgB. an zwei Stellen. A.-T. 37*7.
28. Mai. M.-T. 38*2. Kopfschmerz, Durst, grosser Schmerz im Bubo.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 0
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30. Mai. Abends fieberlos. Schmerz gering. Tumor flacher, zwei
fluctuirende Stellen. Haut lebhaft violetroth.
4. Juni. Kein Schmerz. Tumor stark verkleinert, Fluctuation etwas
ausgebreiteter. Aus dem äusseren Stichcanale entleeren sich einige Tropfen
trüber Flüssigkeit.
8. Juni. Tumor kleiner, ganz derb, Haut blasst ab.
17. Juni. Vollkommen geheilt entlassen. (21 Tage. 1 Injection.)
9. Fall: R. G., 23j. Selcher. Seit 5 Wochen mehrere weiche Ulcera
am Frenulum und im Sulcus. Seit 3 Wochen Drüsenschwellung.
24. April. R. in der Leistenbeuge ein gänseeigrosser, derber Tumor,
im unteren Theile schmerzhaft, undeutlich fluctuirend. Haut darüber stark
geröthet, nicht verschieblich.
25. April. 2 Spr. HgB.
26. April. Tumor sehr schmerzhaft, geröthet, Fluctuation deutlich.
28. April. Tumor im mittleren Theile allenthalben fluctuirend, an
der Peripherie derb.
1. Mai. Fluctuation nimmt ab. Schmerz gering.
3. Mai. Tumor ganz flach, in der Mitte eine kaum kreuzergrosse
Stelle noch weich.
5. Mai. An Stelle des Tumors eine ganz geringe Infiltration. Ge¬
heilt entlassen. (12 Tage. 1 Injection.)
10. Fall: S. F., 20j. Tischler. Seit 7 Wochen weiche Geschwüre
am Frenulum und an der Haut des Penis. Seit 4 Wochen Drüsenschwell.
20. Juli. In der linken Inguinalbeuge eine kindskopfgrosse derbe
Anschwellung der Lymphdrüsen, druckschmerzhaft; Haut darüber öde-
matös, geröthet. Tumor mit der Umgebung fest verlöthet.
21. Juli. Injection von je l j 2 Spr. HgB. in den äusseren, inneren
und unteren Theil der Geschwulst.
23. Juli. Tumor ganz schmerzlos, derb.
25. Juli. Tumor etwas kleiner, Haut darüber normal. Patient wird
auf eigenen Wunsch aus dem Spitale entlassen und konnte später nicht
mehr beobachtet werden. Er entfällt daher aus der Statistik.
11. Fall: H. G., 23j. Privater. Vor 4 Jahren Spaltung eines rechts¬
seitigen Bubo. Vor 3 Wochen mehrere Geschwüre an der Glans mit einer
kleinen Drüsenschwellung unter der Narbe. Spaltung, wobei sich sehr
wenig Eiter entleerte. Seit 1 Woche Drüsenschw. in der 1. Inguinalgegend.
18. Oct. R. eine 3 Cm. lange frische Narbe. L. eine hühnereigrosse
Anschwellung mit etwas Fluctuation und mit Druckschmerzhaftigkeit; von
rother, gespannter Haut bedeckt. L. Injection einer Spritze HgB. Vorher
vollkommen fieberlos gewesen. A.-T. 37*9.
24. Oct. Anschwellung grösser, fluctuirend. Aus der Stichöffnung
kann man • einige Tropfen blutigen Eiters ausdrücken. Inj. 1 Spr. HgB.
25. Oct. Kein Fieber, kein Schmerz.
29. Oct. Tumor viel kleiner, gleichmässig derb.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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3. Nov. Yon der Anschwellung eine kaum wahrnehmbarere Infil¬
tration zurückgeblieben. Geheilt entlassen. (2 Injectionen. 15 Tage.)
12. Fall: C. H., 22j. Metalldrucker. Stand vom 4. bis 12. Februar
1891 mit einer acuten Urethritis und geringer Lymphadenitis subacuta
dextra in Behandlung. Kommt am 23. Febr. wieder mit neuerlichem Aus¬
flusse aus der Urethra und Schwellung der rechten, über dem Pupart’schen
Bande gelegenen Inguinaldrüsen; dieselben sind hühnereigross, weich und
sehr schmerzhaft.
1. März. Injection von 2 Spr. HgB. A.-T. 38*8. 3 Stunden post
Injectionem starke Schmerzen. Am Tage vor der Injection war keine
Temperatursteigerung vorhanden gewesen.
2. März. A.-T. 39*1. Tumor zeigt starke Röthung und Schwellung
und ist sehr schmerzhaft. Aus der Stichöffnung lassen sich wenige Tropfen
eitriger Flüssigkeit drücken.
5. März. A.-T. 37*7. Infiltration in der Umgebung des Drüsentumors
viel geringer als früher. Der Tumor zeigt keine Fluctuatiou.
9. März. T. normal. Geschwulst auf die Hälfte verkleinert.
14. März. Brustschmerz, Husten. A.-T. 38*3. (Bronchial-Catarrh.)
15. März. Drüsenanschwellung noch kleiner. Husten etwas geringer.
A.-T. 38*2.
16. März. Husten hat aufgehört. T. normal.
25. März. Drüsen ganz zurückgegangen. Geh. entl. (1 Inj. 25 Tage.)
13. Fall: Der Patient vom vorigen Falle kommt am 19. Mai mit
der Angabe, dass er vor 3 Wochen, 4 Tage nach einem Coitus, ein Ge¬
schwür am Frenulum bemerkt habe. Da seit 5 Tagen Schmerzen in beiden
Inguinalgegenden bestehen, lässt er sich aufnehmen.
19. Mai. Am Frenulum und im Sulcus eine Anzahl von speckig
belegten, weichen Geschwüren. L. in Inguine sind die Drüsen hühnereigross,
derb, sehr schmerzhaft. R. ist eine unterhalb des Pupart’schen Bandes
geleg. Drüse, überhaselnussgr., derb, sehr schmerzh., Haut darüber geröthet.
20. Mai. L. und R. je 1 Spr. HgB. A.-T. 39*3 Kopfschmerzen, starke
locale Schmerzen. (Patient war am Tage zuvor fieberlos.)
21. Mai. A.-T. 39*4.
22. Mai. A.-T. 38*4. Schmerzen bedeutend geringer. Drüsentumor
beiderseits grösser, Haut darüber geröthet.
23. Mai. Aus der Stichöffnung lassen sich wenige Tropfen Eiter
ausdrücken. R. Injection von je J /i Spr. HgB. an zwei Stellen. A.-T. 39*1.
24. Mai. R. Schmerz. L. Tumor kleiner, hart, nicht schmerzhaft,
Haut darüber normal.
27. Mai. L. kaum merkbare Drüsenschwellung. R. Tumor bedeutend
kleiner. Aus dem oberen Stichcanale entleeren sich einige Tropfen blutig
seröser Flüssigkeit.
30. Mai. L. Tumor ganz geschw., R. bohnengross, derb, schmerz¬
los. Geheilt entlassen. (11 Tage. L. 1, R. 2 Injectionen.)
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14. Fall: K. K., 22j. Binder. Vor 3 Wochen Geschwür am Dorsum
Penis; bald darauf Drüsenschwellung rechts, deren Schmerzhaftigkeit
(trotz Carbolumschlägen) ihn zwingt, das Spital aufzusuchen.
20. April. Am Frenulum mehrere frische Narben; an der rechten
Seite des Penis ein halb verheiltes Geschwür. In der rechten Inguinal¬
gegend hühnereigrosse, weiche, spontan und auf Druck sehr schmerzhafte
Drüsenanschwellung mit undeutlicher Fluctuation. Haut darüber gespannt,
etwas geröthet.
21. April. Injection 1 Spr. HgB. an zwei Stellen. Bald darauf
heftiger Schmerz; A.-T. 39-0.
22. April. Schmerz gering, A.-T. 37*5.
26. April. Fluctuation deutlicher.
29. April. Geschwulst bedeutend kleiner, sehr geringe Fluctuation.
Haut normal.
1. Mai. Keine Fluctuation, kein Schmerz. In der Tiefe nur geringe
Infiltration tastbar. Geheilt entlassen. (12 Tage. 1 Injection.)
15. Fall: H. J., 19j. Goldarbeiter. Vor 14 Tagen wurde Patient
nach Abheilung weicher Geschwüre von der Klinik entlassen. 3 Tage
später traten neuerdings Geschwüre am Rande des Präputiums auf. Seit
fünf Tagen Drüsenschwellung links.
21. April. Am freien Rande des Präputiums mehrere belegte tief¬
greifende Geschwüre. In der rechten Inguinalgegend mannesfaustgrosser
Tumor, derb, nur im äusseren Theile weich, undeutlich fluctuirend. Sehr
schmerzhaft. Haut darüber geröthet und massig infiltrirt.
22. April. Injection von je 1 Spr. HgB. an zwei Stellen. A.-T. 39*2.
(Temperatur am vorhergehenden Abende 39*0.)
23. April. A.-T. 37*5. Schmerz geringer.
26. April. Tumor im Allgemeinen weicher, kleiner.
28. April. Tumor bedeutend kleiner.
30. April. Tumor verkleinert sich zusehends.
1. Mai. Tumor nur bohnengross.
2. Mai. Geheilt entlassen. (1 Injection. 12 Tage).
16. Fall: St. J. Vor 4 Wochen nach Abheilung weicher Geschwüre
entlassen. Eine Woche später Schmerz in der rechten Leistenbeuge.
25. April. Am Präputium eine Gruppe Herpesbläschen. In Inguine
rechts sind einzelne Lymphdrüsen bis wallnussgross, schmerzhaft. Haut
darüber etwas geröthet. An einer Stelle Fluctuation. Injection von zwei
Spr. HgB. (V, an vier Stellen.) A.-T. 37-5.
29. April. Anschwell, kleiner, schmerzlos. An einer bohnengrossen
Stelle Fluctuationen.
8. Mai. Huctuation geschw. Drüsenschwell. fast ganz zurückgeg.
9. Mai. An Stelle der Drüsenschwellungen eine kaum wahrnehm¬
bare Resistenz. Geheilt entlassen. (1 Injection. 15 Tage-)
17. Fall: G. J., 25j. Adjunct. Im December 1889 Ulcera specif. mit
Anschwellung der Inguinaldrüsen, die spontan zurückging. Im Nov. 1890
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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nach einer anstrengenden Bergpartie Anschwellung derselben Drüsen; zu
Weihnachten 1890 wurde die grosse, fluctuirende Geschwulst punctirt,
wobei sich reichlich Eiter entleerte. Jedoch wuchs die Anschwellung rasch
wieder und im Januar und Februar wurden noch vier Einstiche gemacht.
Am 6. Juni 1891 suchte Patient im Spitale Hilfe. R. dicht über dem
Pupart’schen Bande ein gänseeigrosser Tumor, der von der Umgebung
nicht scharf abgrenzbar ist. Derselbe ist in der Mitte weich, fluctuirend,
sonst derb, vollkommen indolent. Die Haut an der fluctuirenden Stelle
livide gefärbt. Tm unteren Theile der Anschwellung mehrere blauroth
verfärbte Narben, mit drei Fistelöffnungen, aus denen sich bei Druck Eiter
entleert.
8. Juni. Injection von 2 Spr. HgB. (je l / 2 Spr. an 4 Stellen).
11. Juni. Temperatur war immer normal. Tumor zeigt keine Ver¬
änderung. Injection von 3 Spr. HgB. Die Injectionsflüssigkeit entleerte
sich zu einem Theile aus den Fistelgängen.
13. Juni. Tumor im Centrum resistent geworden, flacher. Aus
einer Fistel noch etwas trübe Flüssigkeit auszudrücken.
15. Juni. Tumor kleiner, abgegrenzt. Eine Fistel ganz geschlossen.
18. Juni. Tumor noch kleiner, sehr hart. Injection von 2 Spr. HgB.
A.-T. normal.
20. Juni. Tumor fast ganz flach, massig derb, ein etwa wallnuss¬
grosses Infiltrat darstellend. Zwei Fisteln vollkommen geschlossen. Aus
der dritten entleert sich bei starkem Drucke eine ganz geringe Menge
seröser Flüssigkeit. Fast geheilt entlassen. (3 Injectionen. 13 Tage.)
18. Fall: K. J., 20j. Kutscher. Vor 2 Monaten ein weiches Geschwür.
Noch vor Abheilung desselben Drüsenschwellung rechts.
18. März. In der rechten Inguinalgegend hühnereigrosse, schmerz¬
hafte, in der Mitte deutlich fluctuirende Geschwulst. Haut darüber nicht
verschieblich, blauroth. Injection von 1 Spr. HgB. Keine Temp.-Steiger.
25. März. Tumor unempfindlich, sonst kaum verändert.
27. März. Tumor gleich wie früher. Injection von 2 Spr. Hgb
Keine Temperatursteigerung.
30. März. Tumor etwas kleiner, Fluctuation ausgebreiteter.
2. April. Tumor kleiner, nur im Centrum weich.
6. April. Tumor gleichmässig derb, sehr verkleinert.
10. April. Geheilt entlassen. (2 Injectionen. 24 Tage.)
19. Fall: G. J., 24j. Seit 4 Wochen sind zwei weiche Geschwüre
im Sulcus glandis geheilt. Seit 10 Tagen schwollen nach starker Bewe¬
gung mit dem Fusse die bisher nur wenig vergrösserten Lymphdrüsen in
der rechten Inguinalgegend stärker an, wurden schmerzhaft.
4. Juli. R. eine gänseeigrosse Anschwellung der Inguinaldrüsen,
mit der Umgebung fest verlöthet. Haut darüber intensiv geröthet, öde-
matöß. In der Mitte deutliche Fluctuationen, Peripherie derb. Inject, von
je l / 2 Spr. HgB. an 3 Stellen, bald darauf starke Schmerzen. A.-T. 39*9.
(Vorher keine Temperatursteigerung.)
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7. Juli. Tumor flacher, schmerzlos. Aus dem Stichcanale entleert
eich trübe Flüssigkeit. Keine Temperatursteigerung mehr.
11. Juli. Tumor kleiner, Fluctuation geringer.
18. Juli. An Stelle der früheren Drüsenschwellung nur noch eine
geringe, vollkommen schmerzlose Resistenz tastbar. (1 Inj. 14 Tage.)
20. Fall: P. A., 26j. Dienstmagd. Seit 14 Tg. Brennen beim Uriniren.
16. Juli. Aufnahme ins Spital. Zwischen den Carunkeln und in
der Foosa varicularis mehrere unregelmässige, stark belegte, nicht sclero-
tische Geschwüre. Drüsen rechts wallnussgross, links etwas grösser, druck-
schmerzhaft. Trotz Ruhe und Umschläge mit essigsaurer Thonerde ver-
grösserteu sich die Anschwellungen, wurden stärker schmerzhaft und links
trat Fluctuation ein.
20. Juli. R. 1 Spr. HgB., L. 2 Spr. A.-T. 38*2. (Vorher keine Tem¬
peratursteigerung.)
21. Juli. Aus dem linken Stichcanale entleert sich schmutzigbraune,
mit Eiter vermischte Flüssigkeit.
29. Juli. Kein Schmerz. Tumoren wenig kleiner; links noch etwas
Fluctuation. L. 1 Spr. HgB., R. l / 2 Spr. A.-T. normal.
3. Aug. Tumoren bedeutend kleiner.
6. Aug. Keine Fluctuation mehr.
10. Aug. Drüsen vereinzelt beiderseits wenig vergrössert tastbar.
Geheilt entlassen. (2 Injectionen. 25 Tage.)
21. Fall: H. J., 29j. Bergmann. Seit 5 Monaten Röthung, Nässen
und Eiterabsonderung im Sulcus glandis; fast ebensolange Anschwellung
in der rechten Leistenbeuge, die bereits mehrere Male incidirt wurde.
10. Mai. ln der rechten Inguinalgegend eine etwa mannesfaust¬
grosse Geschwulst, derb, nicht schmerzhaft. Haut darüber gespannt,
blauroth und braun verfärbt, stellenweise mit dem Tumor verwachsen.
Mitten darin eine lineare, eingezogene Narbe, ausserdem drei Einschnitte,
deren Grund unreine Granulationen zeigt.
11. Mai. Injection von 2 Spr. HgB., auf 4 Stellen vertheilt. A.-T.
38'1. (Vorher vollkommen fieberlos.)
19. Mai. Tumor etwas flacher. Stellenweise Fluctuation. Aus zwei
Fistelöffnungen in den Einschnitten entleert sich trübes Serum. Injection
von 2 Spr. HgB. A.-T. 37 9. (An den vorhergeh. Tagen ganz fieberlos.)
26. Mai. Tumor wieder etwas flacher. Aus der unteren Fistel¬
öffnung entleert sich auf Druck wenig blutig tingirtes, sonst klares Serum.
4. Juni. Tumor kleiner. Injection von 2 Spr. HgB.
5. Juni. Tumor stellenweise sehr erweicht.
9. Juni. Die obere Fistelöffnung vollständig geschlossen. Nirgends
Secretion, Tumor bedeutend kleiner, indolent.
11. Juni. Fisteln geschlossen, Einschnitte vernarbt. Anstelle des
Tumors nur eine flache Resistenz. Geheilt entl. (3 Inject. 30 Tage.)
22. Fall: S. W., 29j. Schornsteinfeger. Seit 14 Tagen mehrere
weiche Geschwüre am Frenulum und im Sulcus glandis. Seit einer Woche
Drüsenschwellung rechts.
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27. Mai. R. hühnereigrosser, leicht verschieblicher, derber Tumor,
von normaler Haut bedeckt. Wenig schmerzhaft. 1 Spr. HgB. an zwei
Stellen. Fieberlos.
28. Mai. A.-T. 39*2.
30. Mai. Tumor etwas kleiner, weicher, druckschmerzhaft. Haut
darüber geröthet.
6. Juni. Tumor wieder kleiner, schmerzlos, an der Kuppe erweicht.
Temperatur normal.
11. Juni. Haut über der jetzt deutlich fluctuirenden Mitte der An¬
schwellung livide roth.
17. Juni. Tumor gleichmässig resistent, stark verkleinert.
25. Juni. Nur noch eine geringe Resistenz tastbar. Geheilt entl*
^(1 Injection. 30 Tage.)
23. Fall: R. G., 24j. Commis. Yor 7 Wochen ein sclerotisches Ge¬
schwür an der Urethralöffnung, das seit einer Woche vollständig geheilt
ist. Seit 4 Wochen Drüsenschwellung in Inguine. Seit 14 Tagen wuchsen
die linken Drüsen schneller und wurden schmerzhaft.
26. April. L. hühnereigrosser, druckschraerzhafter Tumor von
derber Consistenz. Haut darüber geröthet. R. indolente Drüsenschwellung.
L. Injection von je V 2 Spr. HgB. an zwei Stellen. A.-T. normal.
30. April. Tumor in der Mitte weich, am Rande in einzelne Knollen
zertheilt. Ganz unempfindlich.
7. Mai. Sowohl die weiche Stelle als auch die Drüsenknollen sehr
verkleinert.
9. Mai. Nur noch einzelne, etwas vergrösserte, derbe, unempfind¬
liche Drüsen tastbar. Geheilt entlassen. (1 Injection. 14 Tage.)
Unter diesen 23 Fällen finden sich neben leichteren auch
recht bedeutende Drüsenschwellungen, unter denen bei 4 Fällen
(17, 18, 19, 20) bereits deutliche Fluctuation eingetreten war.
Besonders hervorgehoben zu werden verdient wohl der 15. Fall,
da eine so mächtige Drüsenschwellung in der kurzen Zeit von
12 Tagen fast vollständig zurückging. Weiterhin sind wohl auch
Nr. 17 und 21 erwähnenswerth. Bei dem ersteren bestand ja
schon seit 6 Monaten ein grosser Bubo, der ausserhalb der
Anstalt vergeblich incidirt worden war; aus den Einschnitten
hatten sich Fistelgänge entwickelt und die Radicaloperation
hätte hier, wie auch bei 21, einen mächtigen Substanzverlust
gesetzt. Bei beiden Patienten wurde nun durch die Injectionen
allein ein gewiss anerkennenswerther Erfolg erzielt. Die Hei¬
lungsdauer dieser 23 Fälle nahm im Durchschnitte 19 Tage in
Anspruch. Erwähnen möchte ich noch, dass unter diesen
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23 Fällen sich nur zwei mit Bubonen nach sclerotiachen Ge¬
schwüren befanden.
II. Gruppe.
12 Fälle, bei denen ausser Injectionen noch ein kleiner
Einschnitt gemacht wurde.
24. Fall: F. H., 17j. Student. Vor 8 Tagen bemerkte Patient Ge¬
schwüre am Frenulum und zugleich eine Anschwellung der inguinalen
Lymphdrüsen links.
22. Oct. Aufnahme ins Spital. Die Drüsenanschwellung ist kaum
taubeneigross, schmerzhaft, derb. Essigsäure Thonerdeumschläge, Ruhe.
Trotzdem vergrösserte sich die Schwellung, wurde fluctuirend und war
am 31. Oct. hühnereigross. Iiyection 1 Spr. HgB. an zwei Stellen.
3. Nov. Tumor grösser, Haut darüber livide roth. Inj. 1 Spr. HgB.
5. Nov. Anschwellung noch grösser, Haut darüber stark gespannt,
livide verfärbt. Punction mit dem Scalpelle. Dabei entleert sich eine
reichliche Menge einer braunrothen, chocoladeartigen Flüssigkeit.
10. Nov. Tumor vollständig verschwunden, Haut darüber normal.
Aus der noch nicht ganz verschlossenen Stichöffnung ist auch bei starkem
Drucke, der schmerzlos ertragen wird, kein Secret auszudrücken. Geheilt
entlassen. (2 Injectionen, Punction. 20 Tage.)
25. Fall: K. F., 21j. Schmied. Seit 20 Tagen Geschwüre am Fre¬
nulum und an der Glans. Vor 4 Tagen schwollen unter Schmerzen die
rechten Leistendrüsen an.
19. Aug. In der rechten Regio inguinalis befindet sich eine An¬
schwellung, über der die Haut stark diffus geröthet, ödematös geschwellt
und nicht verschieblich ist. Die derbe Infiltration der Haut erstreckt sich
über und unter dem Pupartschen Bande bis zur Spina anterior sup.;
allenthalben grosse Druckschmerzhaftigk. Essigsäure Thonerdeumschläge.
25. Aug. Die Infiltration der Haut etwas zurückgegangen. Ueber
dem Drüsentumor ist sie jedoch in der Ausdehnung eines Thalers, bläulich
verfärbt, rareficirt; daselbst deutliche Fluctuation. Injection von je 7*
Spr. HgB. an zwei Stellen. Nachmittags leichte Temperatursteigerung.
28. Aug. Haut stärker verfärbt und gespannt. Incision. Dabei ent¬
leert sich reichlich blutig tingirter Eiter. A.-T. normal.
31. Aug. Aus der Incisionsöffnung entleert sich reichlich blutig
tingirtes, trübes Secret.
5. Sept. Secret spärlicher, rein blutig serös.
19. Sept. Wundhöhle nur noch wallnussgross, Secretion rein serös,
sehr spärlich.
Am 26. Sept. geheilt entlassen. (1 Injection, Punction. 33 Tage.)
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26. Fall: H. J., 20j. Handschuhmacher. Vor 3 Wochen bemerkte
Patient ein Geschwür im Sulcus glandis, das in 4 Tagen heilte. Eine
Woche später Drüsenschwellung in Inguine rechts, die unter essigsaurer
Thonerde und Ruhe zurückging, bald nachher aber in stärkerem Grade
wieder auftrat.
19. Mai. R. eine ca. wallnussgrosse, derbe, druckschmerzhafte
Lymphdrüse. Haut unverändert.
21. Mai. Injection von 1 Spr. HgB. (je % an zwei Stellen). A.-T.
38*5. Kopfschmerz, etwas Erbrechen. (Vorher keine Temperatursteigerung.
22. Mai. A.-T. 39*3.
23. Mai. A.-T. 38*0.
24. Mai. Temp. 37*6.
25. Mai. Temper, normal. Tumor sehr resistent, taubeneigross. In¬
jection von je y 2 Spr. HgB. an zwei Stellen. A.-T. 38*2, starke Schmerzen.
2. Juni. Tumor an einer etwa kreuzergrossen Stelle erweicht.
4. Juni. Im Centrum Fluctuat. Inj. v. 1 Spr. HgB., dann Incision.
9. Juni. Secretion serös, sehr spärlich.
11. Juni. Peripherie der Anschwellung sehr derb. Injection von
je y 2 Spr. HgB. an zwei Stellen.
16. Juni. Anschwellung weicher.
20. Juni. Infiltration fast ganz verschwunden. Incisionswunde ver¬
heilt. Geheilt entlassen. (3 lnjectionen, Punction. 30 Tage.)
27. Fall: D. J., 25j. Kutscher. Seit 14 Tagen Geschwüre am Prä¬
putium; Frenulum durchbrochen. Seit 8 Tagen ein thalergrosses, belegtes,
scharfrandiges Geschwür am linken Unterschenkel, aus einem Varixknoten
entstanden.
28. Mai. Im Schenkeldreieck links hühnereigrosse Drüsenschwellung,
derb, sehr schmerzhaft, Haut geröthet. Etwas weiter oben in Inguine
taubeneigrosser, fluctuirender Tumor, Haut damit verwachsen, lebhaft
geröthet. In beide Tumoren wird je 1 Spr. HgB. injicirt. A.-T. 37*8.
Lebhafter Schmerz.
29. Mai. A.-T. 39*1.
30. Mai. Temp. 38*8. Der untere Tumor grösser, in toto fluctuirend,
Haut darüber stark gespannt. In beide Tumoren wird mit dem Bistouri
ein Einstich gemacht. Oben entleert sich reichlich eitrige, unten choco-
ladeartige brauno Flüssigkeit.
2. Juni. Secretion oben reichlich, unten spärlich.
6. Juni. Untere Wunde geheilt, oben noch etwas Secretion.
11. Juni. Beide Wunden geschlossen, in ihrer Umgebung geringe
Infiltration. (1 Injection, Punction. 15 Tage).
28. Fall: D. A. Patient litt an Scabies. Nach einem Coitus vor
3 Wochen entwickelten sich am Penis mehrere belegte, mit derb infilt-
rirten Rändern versehene Geschwüre. Seit 4 Tagen Schmerzen in der
linken Leistengegend. Daselbst befindet sich ein hühnereigrosser, druck¬
schmerzhafter, harter Tumor, Haut damit verlöthet, etwas geröthet.
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26. April. Injection 1 Spr. HgB. A.-T. 87*7.
26. April. Geschw. grösser, weich, undeutl. fluctuirend. A.-T. 38.6.
1. Mai. Geschwulst deutlich fluctuirend.
7. Mai. Geschwulst in der Mitte deutl. fluctuir., die Ränder sehr
derb infiltrirt; im Ganzen vergrössert. Inj. von 2 Spr. HgB. A.-T. 38-3.
9. Mai. Stärkere Schmerzen. Einstich mit dem Scalpell. Entleerung
einer reichlichen Menge brauner, dicker Flüssigkeit.
14. Mai. Tumor flach, schmerzlos. Aus der Stichöffnung wenig
blutiges Serum.
19. Mai. Tumor ganz flach, sehr verkleinert. Stichöffnung noch
nicht ganz geschlossen, jedoch kann kein Secret mehr ausgedrückt werden.
Geheilt entlassen. (1 Injection, Punktion. 25 Tage.)
29. Fall: M. W., 2lj. Student. Seit 3 Wochen ein hartes Geschwür
am Frenulum. Seit 14 Tagen Drüsen in der Leistengegend beiderseits
geschwollen. R. über dem Leistenringe eine wallnussgrosse schmerzhafte
Drüse, die anderen, von einander noch isolirt, haselnussgross. L. Drüsen
zu einem hühnereigrossen Tumor verschmolzen. Consistenz weich, un¬
deutlich fluctuirend. Haut darüber leicht geröthet.
1. April. R. und L. je eine Spritze HgB. A.-T. 37*8.
4. April. R. stärkere Schwellung und Röthung der Haut als L.
L. Fluctuation ausgesprochen, R. dagegen nur undeutlich.
10. April. Beiderseits Fluctuation.
20. April. Drüsen und Tumoren zeigen keine Veränderung.
29. April. R. deutliche Fluctuation. Incision des Bubo; es ent¬
leert sich eine dünne, gelbliche, seröse Flüssigkeit. L. ist die fluctuirende
Partie klein; wird gleichfalls incidirt. Es entleert sich etwas trübes
Serum; die Höhle ist vollkom. rein, Verschluss der Wunde durch die Naht
6. Mai. R. mässige Secretion eines wenig blutig tingirten klaren
Serums. L. Vereinigung der Wunde per primam Intentionem.
12. Mai. R. Anfrischung der Wundränder, Naht.
15. Mai. L. wieder Anschwellung und Fluctuation vorhanden. R.
Entfernung der Nähte.
19. Mai. L. ein Theil der verheilten Naht reisst wieder auf und es
entleert sich eine mässige Menge blutigen Serums.
28. Mai. R. Wunde vollkommen verheilt; fast keine Infiltration
mehr zu fühlen. L. Wunde bis auf einen kleinen Rest geschlossen. Keine
Secretion, geringe Infiltration.
30. Mai. Geheilt entlassen. (1 Inj., Incision. 58 Tage.)
30. Fall: G. W., 33j. Fleischer. Seit 4 Wochen mehrere weiche
Geschwüre am Präputium, mit speckigem Belage.
18. März. L. übertaubengrosse, derbe, druckschmerzhafte Drüsen¬
schwellung. /"Essigsäure Thonerde, locale Inunctionen.)
24. März. Schmerz auch spontan heftig. Injection von je l / 2 Spr.
HgB. an zwei Stellen. A.-T. 37*8.
25. März. Tumor grösser, central Fluctuation.
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30. März. Tumor völlig schmerzlos, jedoch bedeutend grösser, in
toto fluctuirend.
81. März. Injection von je l / 2 Spr. HgB. an zwei Stellen.
4. April. Tumor ganz fluctuirend, Haut darüber gespannt, blau-
roth. ödematÖ8. Punction. Entleerung von ca. 30 cub. Cm. einer dicken
braunen Flüssigkeit, mit etwas dickem, gelbem Eiter vermischt; dann
Einspritzung 1 Spr. HgB. in die Höhle.
5. April. Secretion reichlich.
8. April. Secretion sehr gering.
14. April. Stichöffnung verheilt, Tumor ganz abgeflacht, es besteht
nur geringe Infiltration; die darüber liegende Haut normal. Geheilt ent¬
lassen. (3 Injectionen, Punction. 24 Tage.)
31. Fall: K. W. Vor 4 Wochen bemerkte Patient ein Geschwür
im Sulcus glandis (ulcus molle) und mehrere Tage später schwollen die
Lymphdrüsen der linken Leistengegend an. Ambulatorisch bekam er 2 In¬
jectionen HgB. und Hess sich am 19. Juni wegen Verschlechterung seines
Zustandes aufnehmen.
Status: Im Sulcus coron. glandis links zwei frische Narben. In
der linken Inguinalgegend eine hühnereigrosse, schmerzhafte Drüsen¬
schwellung, von derber Consistenz; in der Mitte weich, fluctuirend, Haut
darüber geröthet.
19. Juni. Injection 1 Spr. HgB. A.-T. 38 # 1.
23. Juni. Centrale Fluctuation deutlicher; Tumor beginnt sich zu
zertheilen. Punction: Entleerung einer mässigen Menge einer braunen,
zahlreiche necrot. Gewebsfetzen und Blutcoagula enthaltenden Flüssigkeit.
27. Juni. Secretion gering, fast rein serös. Einzelne Drüsen tastbar.
2. Juli. Aus der Ooffnung lassen sich necrotische Massen und coa-
gulirtes Blut ausdrücken.
7. Juli. Wunde verheilt, Drüsen derb, isolirt tastbar. Geheilt ent¬
lassen. (3 Injectionen, Punction. 19 Tage).
32. Fall: Ö. J., 22jähr. Schriftsetzer. Lag vom 17. bis 21. April
mit Geschwüren auf der Klinik. Vierzehn Tage später, im Anschlüsse an
eifriges Turnen Schmerzen in der rechten Leistenbeuge; rasches Wachsen
der Anschwellung. Aufnahme am 20. Mai.
Status: In der rechten Inguinalgegend ein Überhühnerei grosser
Tumor von sehr derber Consistenz, ausserordentlich schmerzhaft. Haut
darüber geröthet.
21. Mai. Injection 1 Spr. HgB. an zwei Stellen.
23. Mai. Sehr starke Schmerzen. Haut über dem Tumor sehr ge¬
spannt, livideroth, Tumor selbst grösser; in der Mitte deutl. Fluctuation.
Incision. Es entleert sich eine mässige Menge blutig eitriger Flüssigkeit.
Injection 2 Spr. HgB. in den infiltrirten peripheren Theil. A.-T. 38*5.
25. Mai. Entleerung dicker, blutiger Flüssigkeit.
28. Mai. Incisionsöffhung zugeheilt. Wiedereröffnung; es entleert
sich eine reichliche Menge einer breiartigen, braunrothen, viel necrotische
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Ge websfetzen, jedoch wenig Eiter enthaltende Flüssigkeit. Infiltration
bedeutend geringer.
30. Mai. Infiltration nimmt ab. Secretion gering, blutig serös.
Tumor viel kleiner, flacher. Fast geheilt entlassen. Ambulatorischer Ver¬
bandwechsel. Nach 14 Tagen vollständig geheilt. (2 Injectionen, zweimal
eröffnet. 24 Tage.)
33. Fall: H. A., 18jähr. Baupraktikant.
6. Mai. Seit 11 Tagen ein kleines Geschwür am Präputialrande.
Seit 6 Tagen Schmerzen und Schwellung in der rechten Inguinalgegend.
Daselbst eine wallnussgrosse, schmerzhafte Drüse, über der die Haut nicht
verändert ist. Essigs. Thonerdeumschläge, Ruhe. Keine Temperatursteiger.
11. Mai. Schwellung etwas grösser, schmerzhafter. Injection 1 Spr.
HgB. A.-T. 39*4.
15. Mai. Tumor etwas grösser, weicher. Täglich Abends Tempe¬
ratursteigerung bis fast 39*0.
19. Mai. Tägliche Temperatursteigerung. Fluctuation sehr deutlich.
Injection von 2 Spr. HgB.
20. Mai. Tumor hühnercigross, sehr druckempfindlich. A.-T. 39*4.
20. Mai. Tumor noch mehr vergrössert. Haut darüber gespannt,
stark verfärbt. Täglich Temperatursteigerung zwischen 39 und 40. 2 Cm.
lange Incision am tiefsten Punkte der in toto fluctuirenden Anschwellung.
Entleerung einer reichlichen Menge dicker, brauner Flüssigkeit. Injection
von % Spr. HgB. an vier Stellen des infiltrirten Randes und Grundes
der Anschwellung. A.-T. 37*9.
27. Mai. Es entleert sich reichlich dicke, braune Flüssigk. A.-T. 38*2r
28. Mai. Injection von 2 Spr. HgB. A.-T. 38’1.
30. Mai. Inflltr. und Secretion noch bedeut. Inject, von 2 Spr. HgB.
4. Juni. Temperatur normal. Tumor sehr flach, wenig druckschmerz¬
haft. Es entleert sich ziemlich viel seröse, blutig tingirte Flüssigkeit.
Schnitt wird auf 4 Cm. erweitert, da sich Blutcongula und necrotische
Gewebsfetzen in der Höhle befinden.
6. Juni. Wunde vollkommen rein.
13. Juni. Wundhöhle füllt sich mit reinen Granulationen aus.
27. Juni. Wunde vollständig verheilt. Geheilt entlassen, (5mal in-
jicirt, 2mal incidirt. 48 Tage.)
34. Fall: H. A., 21jähr. Dienstmagd. Seit 5 Tagen Schmerzen im
Genitale. Aufgenommen am 12. October.
Bis zum 23. Oct. schwollen die Lymphdrüsen in der rechten In¬
guinalgegend bis gänseeigrösse an, die Haut darüber verfärbte sich trotz
Ruhe und Umschlägen; oberflächlich entwickelte sich Fluctuation; bedeu¬
tende Schmerzen.
23. Oct. lujection von 2 Spr. HgB.
26. Oct. Fluctuation deutlich.
28. Oct. Spontanperforation; es entleert sich blutigseröseitrige
Flüssigkeit in grosser Menge.
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2. Nov. Secretion lebhaft, serös eitrig. Perforationsöffnung wird
mit dem Scalpelle etwas erweitert. Injection 1 Spr. HgB. in die infilt-
rirten Theile der Anschwellung.
7. Nov. Secretion rein serös, Infiltration sehr zuröckgegangen.
11. Nov. Wunde beginnt sich zu schliessen. Fast geheilt entlassen«
(2 Injectionen, Spaltung. 16 Tage nach der ersten Injection entlassen.
Eine Woche später ambulatorische Vorstellung. Vollkommen geheilt. (Im
Ganzen 24 Tage.)
35. Fall: R. G., 24jähr. Commis. Seit der Entlassung des Patienten
aus der Spitalsbehandlung am 9. Mai nach Abheilung eines sclerotischen
Geschwüres an der Urethralöffnung und eines linksseitigen Bubo (Fall 23)
bestand eine schmerzlose, massige Vergrösserung der rechtsseitigen In¬
guinaldrüsen. Seit 3 Tagen wächst die Anschwellung stärker, wurde
schmerzhaft; Haut darüber geröthet. Aufnahme am 26. Mai. Injection
je 1 Spr. HgB. in den medialen und lateralen Theil der Geschwulst. Keine
Temperatursteigerung.
2. Juni. Tumor bedeutend kleiner, in einzelne vergrösserte Drüsen
zertheilt, indolent. Haut darüber normal. Gebessert entlassen.
Kommt am 16. Juni wieder, da sich seit einigen Tagen die Drüsen
wieder zu vergrössem begannen und schmerzhaft wurden. In der rechten
Inguinalgegend findet sich ein über hühnereigrosser Drüsentumor, der in
der Mitte deutliche Fluctuation zeigt. Haut darüber livide verfärbt. In¬
jection von je '/j Spr. HgB. an zwei Stellen.
17. Juni. Incision. Entleerung einer blutig eitrigen Flüssigkeit.
18. Juni. Injection von je '/» Spr. HgB. an zwei Stellen der stark
infiltrirten Randpartien des Tumors. Secretion reichlich blutig eitrig.
20. Juni. Infiltration geringer. Secretion serös blutig, spärlich.
Haut normal.
25. J u n i. Tumor in einzelne mässig vergrösserte, indolente Drüsen
aufgelöst. Stichöffnnng verheilt. Geheilt entlassen. (3 Injectionen, Incision.
26 Tage).
Aus der Gruppe dieser 12 Fälle ersehen wir besonders
deutlich, dass das Verhalten der entzündeten Lymphdrüsen
gegen die Injectionen mit Hydrargyrum benzoicum ein recht
verschiedenes ist, ohne dass dafür die Art des Primäraffectes
eine Erklärung geben könnte. Besonders fallen da zwei Fälle
auf, nämlich Nr. 29 und 33. Bei ersterem war die Drüsen¬
schwellung rechts doch eine recht unbedeutende und erforderte
trotzdem eine so lange Zeit zur Heilung. Die Flüssigkeit, die
sich bei der Punction entleerte, hatte durchaus keinen eitrigen
Charakter, sondern glich einem sehr wenig getrübten Serum;
dieser Umstand gab auch die Vei’anlassung, dass die linke
Stichöffnung sofort durch eine Naht geschlossen wurde. Es
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erfolgte wohl die Heilung per primam, allein unter der Narbe
fand wieder Secretion statt, die schliesslich zum Zerreissen der
frischen Narbe führte.
Bei Fall Nr. 33 haben wir eine sehr starke Allgemein-
Keaction im Anschlüsse an die Injection zu verzeichnen. Der
Patient war vorher vollkommen fieberfrei gewesen, und nach
der Injection von Hydrargyrum benzoicum in eine nur wenig
vergrösserte, derbe Drüse, an der noch nicht das geringste
Symptom einer eitrigen Schmelzung vorhanden war, stieg die
Temperatur sofort auf 39*4, um auch an jedem der folgenden
Tage fast 39 zu erreichen. Dabei vergrösserte sich die Schwellung
sehr rasch, und zeigte Fluctuation und livide Verfärbung der
darüberliegenden Haut. Alle diese Erscheinungen erreichten
nach der zweiten Injection einen noch höheren Grad, so dass der
Bubo spontan zu perforiren drohte. Die Heilung nahm hier, ob¬
zwar die Drüsenentzündung noch nicht einen höheren Grad er¬
reicht hatte, doch den Zeitraum von sieben Wochen in Anspruch.
Im ersterwähnten Falle war die Adenitis nach einem sei ero¬
tischen, im zweiten nach einem weichen Schanker aufgetreten.
Andererseits sehen wir wieder recht bedeutende Bubonen in
sehr kurzer Zeit abheilen, so dass sich eine durchschnittliche
Heilungsdauer bei diesen Fällen von 28 Tagen herausstellt.
III. Gruppe.
16 Fälle, bei denen die Behandlung in Injectionen mit HgB.
und nachheriger breiter Spaltung und Entfernung des Inhaltes
mit dem scharfen Löffel bestand.
36. Fall: N. A. Seit einer Woche Schmerzen in der rechten
Schenkelbeuge.
3. März. Am Frenulum ein indnrirtes Geschwür. In der rechten
Schenkelbeuge gänseeigrosse Anschwellung von geringer Schmerzhaftig¬
keit. Peripherie sehr derb, Mitte erweicht. Haut darüber geröthet, ödematös.
Injection von 2 Spr. HgB.
9. März. Anschwellung bedeutend grösser, Fluctuation sehr aus¬
gebreitet. Breite Spaltung, wobei sich eine grosse Menge brauner, blutig
eitriger Flüssigkeit entleert. Entfernung der Drüsenreste mit dem scharfen
Löffel; theilweiser Verschluss durch die Naht.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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14. März. Näthe durchgeschnitten, Wunde offen. Jodoformverband.
2. April. Wunde theilweise von reinen Granulationen ausgefüllt,
sehr verkleinert.
11. April. Geheilt entlassen. (39 Tage.)
37. Fall: K. J., 14jähr. Puppenmacherin. Seit 14 Tagen Schmerzen
am Genitale, Brennen beim Uriniren.
15. März: Urethritis; am Introitus vaginae zahlreiche, belegte Ge¬
schwüre. R. in der Inguinalgegend eine Lymphdrüse über wallnussgross,
sehr schmerzh., derb; Haut darüber geröthet. L. Drüsenschw. etwas kleiner.
17. März. Beiderseits Injection von je l / 2 Spr. HgB. A.-T. 38 # 4.
21. März. R. Tumor in toto fluctuirend, aus der Stichöffnung ein
Tropfen Eiter. L. nur geringe Fluctuation. In jeden Tumor Injection von
1 Spr. HgB.
26. März. Anschwellungen beiderseits grösser, fluctuirend. Ope¬
ration: Spaltung, Auslöffelung; Jodoform-Verband.
Am 15. April geheilt. (30 Tage.)
38. Fall: B. F., 26jähr. Wachmann. Seit 8 Tagen mehrere indurirte
Geschwüre; fast gleichzeitig Drüsenschwellung. Seit 15. April Behand¬
lung (der Geschwüre und) der Adenitis mit Umschlägen, grauer Salbe,
Ruhe; trotzdem vergrösserten sie sich weiter, wurden schmerzhaft.
14. April. Beiderseits hühnereigrosse Drüsenschwellung, schmerz¬
haft. Injection von je % Spr. HgB. an zwei Stellen beiderseits. A -T. 38*2.
18. April. Schwellung grösser, derb, besonders rechts. R. Inject,
von je l / a Spr. HgB, an zwei Stellen. A.-T. 37*6.
19. April. A.-T. 38*1.
20. April. R. deutliche Fluctuation. L. centrale Erweichung.
25. April. R. Fluctuation sehr ausgebreitet, Haut geröthet. L.
keine wesentliche Aenderung.
7. Mai. Keine wesentliche Aenderung. Beiderseits Injection von
2 Spr. HgB.
8. Mai. Beiderseits Spaltung, Auslöffelung. L. zwei Spr. HgB. in
die infiltrirte Umgebung der Höhle.
14. Mai. L. abermals Injection von 2 Spr. HgB., da in der Nach¬
barschaft eine neue Anschwellung mit Fluctuation entstanden ist.
20. Mai. Die neu entstandene Anschwell. L. geht zurück. Wunden
beiderseits rein granulirend. Weiterhin normaler Wundverlauf.
2. Juni geheilt entlassen. (Heilungsdauer seit der 1. Inj. 50 Tage.)
39. Fall: B. W., 26j. Maurer. Seit 4 Wochen mehrere Geschwüre
im Sulcus glandis. Schmerzhafte Drüsenschwellung in der rechten Ingui-
nalgegend seit 14 Tagen.
28. März. Hühnereigrosser Tumor, an dessen Rande einzelne bis
wallnussgrosse Drüsen tastbar sind; in der Mitte deutliche Fluctuation.
Haut darüber dunkelblauroth; sehr schmerzh. Vorher keine Temp.-Steiger.
28. März. An zwei Stellen je 1 Spr. HgB. A.-T. 39*0.
29. März. A.-T. 380.
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30. März. Tumor grösser, Fluctuation ausgebreiteter.
31. März. An zwei Stellen je */* Spr. HgB. A.-T. normal.
4. April. Tumor grösser, Haut darüber stark gespannt. Aspiration
von ca. 60 Cüb.-Cm. Flüssigkeit mittelst einer grossen Injectionsspritze.
(Die Flüssigkeit ist sehr dick, beinahe zähflüssig und von dunkelbraun-
rother Farbe; die mikroskopische Untersuchung ergibt zumeist necrotische
Gewebsfetzen, sehr viele zerfallene rothe Blutkörperchen, jedoch sehr
wenige Eiterkörperchen, viel Detritus.) Druckverb, mit essigs. Thonerde.
7. April. Wieder eine fluctuirende Anschwellung in der früheren
Grösse. Injection von 3 Spr. HgB.
9. April. Aus einem der Stichcanäle entleert sich reichlich Flüs¬
sigkeit, jedoch ist dieselbe dünnflüssig, mehr blutig-serös.
16. April. Die Höhle hat sich nach Zuheilung der Stichöffnungen
wieder gefüllt, und die fluctuirende Geschwulst ist grösser als früher.
Spaltung und Auskratzen der Wundhöhle mit dem scharfen Löffel.
21. April. Wunde vollständig rein granulirend.
30. April. Wunde verkl., rein. Anfrischung der Wundränder. Nath.
7. Mai. Geheilt entlassen. (3 Injectionen, Spaltung. Auslöffelung.
Naht. 41 Tage.)
40. Fall: T. J., Wagnergehilfe. Seit einer Woche Drüsenschwellung.
Ein Geschwür am Penis bemerkt Patient seit gestern. In der rechten In¬
guinalgegend eine etwa gänseeigrosse Geschwulst, am Rande derb, in der
Mitte fluctuirend. Haut darüber etwas geröthet; sehr schmerzhaft.
7. April. Inj. von 2 Spr. HgB., bald darauf stechende Schmerzen
A.-T. 38*7.
13. April. Geschwulst schmerzlos; wenig vergrössert.
17. April. Geschwulst mehr vergrössert. Haut geröthet, central
deutliche Fluctuation. A.-T. 88*0.
18. April. Injection von 2 Spr. HgB. A.-T. 38*3.
23. April. Fluctuation sehr ausgebreitet. 5 Cm. langer Einschnitt.
es entleert sich kein Eiter, sondern zum Theil coagulirtes Blut mit De¬
tritus. Auskratzen der Höhle mit dem Löffel. Jodoform-Verband.
25. April. Wunde rein, stark secernirend. Im weiteren Verlaufe
blieb die Wunde wohl rein, schloss sich jedoch etwas langsam, so dass Pat.
am 2. Juni vollst. geheilt entlassen wurde. (2 Inject., Spaltung. 58 Tage.)
41. Fall: D. F., 19j. Selcher. Litt häufig an Herpes progenitalis;
vor 8 Wochen traten wieder Bläschen auf, doch verwandelten sich die¬
selben nach einem Coitus in belegte, weiche Geschwüre. Seit 4 Tagen
schmerzhafte Drüsenschwellung in der rechten Schenkelbeuge. Daselbst
besteht ein gänseeigrosser Tumor von mässiger Schmerzhaftigkeit; theil-
weise sehr resistent. Haut darüber etwas geröthet. Fieberlos.
10. April. Injection von 2 Spr. HgB. A.-T. 39*9. Täglich Tempe¬
ratursteigerung.
13. April. A.-T. 38*0. Tumor ist etwas grösser.
17. April. A.-T. 38*3. Tumor wenig grösser, weicher. Haut dar¬
über stärker geröthet.
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19. April. Inject, von 2 Spr. HgB. A.-T. 39-2.
22. April. Tumor grösser, Haut darüber stark gespannt, cyanotisch.
Fluctuation sehr deutlich.
23. April. Spaltung und Auslöffelung. Jodoformverband. Die Aus¬
füllung der grossen Wundhöhle mit Granulationen bis zur vollständigen
Verheilung erforderte noch fast 6 Wochen. Die am 12. Mai nach An¬
frischung der Wundränder vorgenommene Naht hatte keinen Erfolg. (2
Injectionen, Spaltung, Auslöffelung. 8 Wochen.)
42. Fall: R. J. Seit 14 Tagen sind mehrere Geschwüre am Fre-
nulum und im Sulcus abgeheilt. Seit 3 Wochen Schwellung der linken
Inguinaldrüsen. Dieselben bilden einen über hühnereigrossen Tumor; im
inneren Theile desselben deutliche Fluctuation. Druckschmerz. Haut ge-
röthet. Keine Temperatursteigerung.
21. April. Injection von 1 Spr. HgB. A.-T. 38*1.
Bis 24. April abendliche Temperatursteigerungen etwas über 38*0.
26. April. Anschw. grösser. Fluctuat. ausgebreitet. Kein Schmerz.
29. April. Keine wesentliche Aenderung. Spaltung, Auslöffelung.
Theilweiser Verschluss durch Naht. Normaler Wundverlauf.
Am 19. Mai geheilt entlassen. (1 Injection, Spaltung, Auslöffelung.
Naht. 29 Tage.)
43. Fall: B. J., 21j. Student. Seit 14 Tagen ein indurirtes Ge¬
schwür; fast gleichzeitig schmerzhafte Drüsenschwellung in der linken
Inguinalgegend. Daselbst besteht eine über hühnereigrosse Geschwulst,
deren äusserer Antheil aus einzelnen, vergrösserten harten Drüsen besteht,
während der innere weich elastiseh fluctuirend und schmerzhaft ist. Haut
darüber verschieblich, etwas ödematös.
3. Mai. Inj. je */ 2 Spr. HgB. in den äusseren und inneren Theil.
6. Mai. Starke Schmerzen. Tumor grösser, auch im äusseren Theile
weich. Haut geröthet, starke periglanduläre Infiltrat. A.-T. tägl. über 38*0.
9. Mai. Injection je l / 2 Spr. HgB. aussen und innen.
11. Mai. Der ganze Tumor zeigt deutliche Fluctuation. Spaltung,
Auslöffelung; theilweise Naht. 3 Wochen später vollständig geheilt ent¬
lassen. (2 Injectionen, Spaltung, Auslöffelung. 30 Tage.)
44. Fall: Ch. A., 28j. Selcher. Seit 6 Wochen besteht im Sulcus
glandis ein Papillom; Haut daselbst geröthet, theilweise des Epitheles
beraubt, Eiter absondernd. Seit 4 Wochen Anschwellung der Leistendrüsen
beiderseits. R. gänseeigrosser Tumor von derber Consistenz, wenig druck¬
schmerzhaft; Haut darüber etwas geröthet. L. ein etwas kleinerer Tumor
von gleicher Beschaffenheit.
9. Mai. R. an zwei Stellen je */ 2 Spr., L. 1 Spr. HgB. A.-.T. 38*5.
14. Mai. Beide Tumoren weicher. R. an einer kreuzergrossen Stelle
Fluctuation.
19. Mai. Fluctuation beiderseits deutlich.
21. Mai. Status idem; nur entleert sichL. aus einer kleinen OeflL
nung trübe Flüssigkeit. In beide Tumoren Injection einer Spr. HgB.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. y
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Dann breite Spaltung, Auslöffelung. Die Heilung verlief Anfangs sehr schön.
Später wurden jedoch die' Granulationen in den Wundhöhlen schlaff,
gelblich, zeigten Belag, so dass sie am 23. Juni wieder theilweise aus-
gelöffelt werden mussten. Am 26. bekam Patient einen starken Icterus
und Diarrhöen, während dessen Dauer die Wundheilung fast gar keine
Fortschritte machte, so dass Patient erst am
26. Juni vollständig geheilt war. (2 Injectionen, Spaltung; zwei*
mal Auslöffelung. 77 Tage.)
45. Fall: H. J., 29j. Bergmann. Seit einem halben Jahre besteht
Röthung der Haut im Sulcus glandis und Nässen. Bald begannen auch
die Lymphdrüsen der rechten Leistengegend anzuschwellen. Behandlung
mit Jodtinctur und später essigsaure Thonerde hatten keinen Erfolg. Des¬
gleichen führte eine vor einem Monate gemachte Incision keine Heilung
herbei. Kommt deshalb am
10. Mai zur Klinik. Die Drüsenschwellung ist etwa mannesfaust gross,
derb, nicht schmerzhaft. Haut darüber geröthet, stark braun pigmentirt.
Im unteren Theile eine 4 Cm. lange, 1 Cm. breite Schnittwunde, mit
stark eitrig belegten Granulationen, stark secernirend. Darüber eine 2 Cm.
lange Narbe, mit einer Fistelöffnung, aus der sich auf Druck ziemlich
viel Eiter entleert. Reine Temperatursteigerung.
11. Mai. Injection von je l / 2 Spr. HgB. an vier Stellen. A.-T. 38*5.
14. Mai. Tumor bedeutend weicher, keine Temperatursteig. mehr.
19. Mai. Tumor flacher. Secretion aus der jetzt gereinigten Wunde
und der Fistel reichlich, trüb serös. Injection von je J / 2 Spr. HgB. an
vier Stellen. A.-T. 37*9.
26. Mai. Tumor wesentlich kleiner, Secretion geringer.
2. Juni. Fistel geschlossen, Wunde sehr verkleinert. Dicht über
dem Tumor ist eine derbe vergröss. Drüse tastbar, in dieselbe 1 Spr. HgB.
Am 11. Juni geheilt entlassen. (3 Injectionen. 31 Tage.)
46. Fall: T. C., 22j. Feuerwehrsmann. Den Beginn der Sclerose
am Penis weiss Patient nicht anzugeben. Seit 8 Tagen merkt er, dass sich
die Lymphdrüsen beider Leistenbeugen vergrössern. Vor 4 Tagen schwollen
dieselben nach anstrengender Arbeit stärker an.
22. Juni. R. ein faustgrosser, L. gänseeigrosser Tumor von derber
Consistenz, links etwas weicher, schmerzlos. Haut darüber lividroth. Inj.
je 2 Spr. HgB. in jeden Tumor. A.-T. 39*4; grosser Schmerz.
23. Juni. A.-T. 38*8. Haut lebhafter geröthet.
24. Juni. Injection je J / 2 Spr. HgB. an zwei Stellen jedes Tumors
Temperatursteigerung anhaltend.
26. Juni. Operation: Spaltung, Auslöffelung und Ausschälung der
Drüsen. Jodoformverband. A.-T. 38*0.
28. Juni. Temperatur normal.
2. Juli. \erbandWechsel; Wunden vollkommen rein. Am
4. Aug. geheilt entlassen. (2 Injectionen, Operation. 44 Tage.)
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47. Fall : B. J., 29j. Seit 14 Tagen Urethritis und mehrere Ulcera.
Vor 6 Tagen Schmerzen in der linken Leistengegend. Daselbst besteht
eine Narbe von einer früheren Operation und eine hühnereigrosse, derbe,
schmerzhafte Anschwellung. Haut darüber normal.
7. Juli. Injection 2 Spr. HgB. Abends etwas Temperatursteigerung.
Heftige Schmerzen, Unwohlsein.
11. Juli. Unwohlsein geringer. Tumor grösser, weicher.
14. Juli. Tumor gleich gross, an einer Stelle Fluctuation. Injec-
tion 2 Spr. HgB. Wohlbefinden.
16. Juli* 2 Spr. HgB. Etwas Temperatursteigerung, Schmerzen.
18. Juli. Fluctuation etwas ausgebreiteter, Randtheile sehr derb.
Incision. Wenig dünner Eiter wird dabei entleert. Drüsen derb, schmerzlos.
19. Juli. Reichlich trübe Secretion aus der Wunde. Inj. 1 Spr. HgB.
22. Juli. Tumor nur wenig kleiner. Erweiterung des Schnittes,
Auslöffelung der Drüsen. Normaler Wundverlauf. Am
15. Aug. geheilt entlassen. (3 Inject., Incision, Operation. 40 Tage.)
48. Fall: K. J., 27jähr. Kommt am 10. Juli mit zahlreichen Ge¬
schwüren am Präputium im Sulcus und an der Glans ins Spital. Lymph-
drüsen beiderseits haselnussgross, wenig schmerzhaft. Trotz Ruhe und
Umschlägen mit essigsaurer Thonerde wurden die rechtsseitigen grösser
und sehr schmerzhaft.
28. Juli. R. Injection 2 Spr. HgB. A.-T. 38’7; etwas Kopfschmerz.
30. Juli. Tumor grösser, derb. Haut darüber ödematös, geröthet.
4. Aug. Deutliche Fluctuation.
11. Aug. Status idem. Incision; es entleert sich dicker, zäher,
gelber Eiter.
17. Aug. Secretion reichlich, mit necrotischen Fetzen vermischt.
Breite Spaltung, Auslöffelung. Normaler Wundverlauf; am
5. Sept. geheilt entlassen. (1 Inj., Spaltung, Operation. 38 Tage.)
49. Fall: B. F., 23jähr. Vor 1 Jahre Sclerose. Lymph. adenitis
sclerot. Seit 3 Wochen ein Abscess am Präputium. Kurz nachher stärkere
Schwellung der rechten Inguinaldrüsen.
24. Sept. Scabies, Pusteln am Penis. In der rechten Inguinalgegend
sind die Lymphdrüsen zu einer hühnereigrossen Geschwulst vergrössert,
die sehr schmerzhaft ist. Haut darüber lebhaft geröthet. L. Drüsen sfcle-
rosirt. Injection von 1 Spr. HgB.
25. Sept. Deutliche Fluctuation.
29. Sept. Fluctuation sehr ausgebreitet. Spaltung, Auslöffelung der
faustgrossen Wundhöhle.
7. Nov. Geheilt entlassen. (1 Inj., Spaltung, Auslöffelung. 44 Tage.)
5a Fall: F. K., 24j. Bräuer. Seit 4 Wochen Ulcera. Drüsenschwel¬
lung seit 14 Tagen.
30. Sept. In der linken Leistenbeuge gänseeigr., weiche, elastische,
fluctuirende Geschwulst. Haut darüber geröthet. Injection von 2 Spr. HgB.
An den folgenden Tagen heftige Schmerzen.
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9. 0 c t. Breite Spaltung. Entleerung einer reichlichen Menge einer
dicken, braunen Flüssigkeit. In eine in der Tiefe der Wundhöhle liegende
Drüse 2 Spr. HgB.
12. Oct. Reichliche Secretion.
16. Oct. Wunde gereinigt, Secretion ziemlich reichlich. Drüse in
der Wundhöhle bedeutend kleiner.
7. N o v. Geheilt entlassen. (1 Inject. Spaltung u. Inject. 38 Tage.)
51. Fall: L. M., 26j. Dirne. Leidet an einen Herzfehler, in Folge
dessen schwere Circulationsstörungen vorhanden sind. Seit 2 Tagen Ge-
nitalaffection, bestehend aus zahlreichen eitrig belegten Geschwüren. Trotz
vollkommener Bettruhe, Umschlägen etc. vergrösserten sich die Lymph-
drüsen beiderseits und wurden schmerzhaft.
7. Juli. Schwere Erscheinungen seitens des Herzens und der Lunge.
Drüsen in beiden Inguinalgegenden hülinereigross, deutlich fluctuirend,
sehr schmerzhaft; Haut darüber geröthet. Injection je 1 Spr. HgB. L.
und R. A.-T, 38 - 2.
10. Juli. Temperatur wenig erhöht.
13. Juli. Injection von 1 Spr. HgB. auf jeder Seite.
10. Juli. Beiderseits Spaltung ohne Narcose.
22. Juli. Wundhöhlen vollkommen rein.
24. Juli. Tod in Folge der gesteigerten Erscheinungen von Seite
des Herzens und der Lunge.
In allen diesen Fällen war der operative Eingriff ein sehr
einfacher, indem nach Spaltung der Höhle die Wandungen
derselben nur mit dem scharfen Löffel von den anhaftendeq
Massen befreit wurden. Die Wundhöhle blieb in der Folge auch
immer rein und granulirte gut; nur im Falle Nr. 44 wurden
die Granulationen schlecht, so dass dieselben noch ein zweites
Mal entfernt werden mussten; überdies wurde die Wundheilung
hier durch den heftigen Icterus sehr verzögert. Unter den hier
erwähnten Fällen ist ferner die hohe Temperatursteigerung bei
Nr. 41 auffallend, die erst am 7. Tage nach der Injection
nachliess, um nach der zweiten Injection wiederum auf 39*2
zu steigen; auch hier währte es nach der Operation noch
6 Wochen, bis sich die allerdings recht grosse Wundhöhle voll¬
ständig geschlossen hatte. Andererseits kamen wieder gleich¬
falls recht grosse Substanzverluste in überraschend kurzer Zeit
zur Heilung, wie bei Nr. 42. Die durchschnittliche Heilungs •
dauer dieser Fälle betrug 43 Tage.
Ausserdem sind noch 11 Fälle zu erwähnen, bei denen
Injectionen mit Hydrargyrum benzoicum entweder als Vorbe-
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
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reitung zur Operation oder nach der Operation gemacht
wurden.
52. Fall : St. G. kommt mit einem hühnereigrossen fluctuirenden
Bubo links, der zu perforiren droht. Injection 2 Spritzen HgB. Zwei Tage
später Operation. Spaltung. Auslöffelung. (Inject., Operat. 25 Tage.)
53. Fall: W. K. Ulcera specifica. In der rechten Inguinalgegend
besteht eine mannesfaustgr. Geschwulst, die Haut darüber ?st cyanotisch,
sehr verdünnt. Injection von 2 Spritzen HgB., zwei Tage später breite
Spaltung, Auslöffelung. (Injection, Operation. 30 Tage.)
54. Fäll: S. A. Ulcera specifica. Ueber mannesfaustgrosser Tumor,
Haut darüber stark geröthet, infiltrirt; an einer Stelle perforirt, es ent¬
leert sich Eiter. Injection von 2 Spr. HgB. Tags darauf Spaltung, Aus«
löffelung; sehr grosse Wundhöhle. (Heilungsdauer 38 Tage.)
55. Fall: H. J. Ulcera specifica. Drüsenschwellung links, seit vier
Wochen bestehend, bildet einen mannesfaustgrossen fluctuirenden Tumor.
28. Mai. Injection von 2 Spr. HgB.
30. Mai. Injection 2 Spr. HgB., dann Spaltung, Auslöffelung. Be¬
reits am 4. Juni mit vollständig reiner, gut grauulirenden Wundböhle
entlassen. V/ 2 Wochen später vollständig geheilt. (36 Tage.)
56. Fall: H. K. Ulcera specifica. Seit 4 Wochen besteht ein links¬
seitiger Bubo. Derselbe ist gänseeigross, allenthalben fluctuirend, der
Spontanperforation nahe.
31. Juli. Injection 1 Spr. HgB,
2. Aug. Spaltung Evidement.
25. Aug. Mit vollständig reiner, fest geschlossener Wunde entlassen.
1 Woche später vollständig geheilt. (Injection, Operation. 33 Tage.)
57. Fall: F. W. Seit 6 Wochen Schwellung der linken Leisten¬
drüsen nach einem weichen Geschwüre. Vor 14 Tagen wurde die Geschwulst
breit gespalten. In der Tiefe der schlecht granulirenden Wunde bemerkt
man eine hühnereigrosse, weiche Drüse. Umgebung derb infiltrirt.
17. Aug. Injection von 2 Spr. HgB.
19. Aug. Stumpfe Auslösung der Drüse.
12. Sept. Geheilt entlassen. (26 Tage.)
58. Fall: S. Ohne eine Genitalaffection wahrgenomtnen zu haben,
bemerkt Patient seit 3 Wochen die Entstehung eines Bubo links, der
beim Eintritte des Patienten in das Spital über Hühnereigrösse erreicht
hatte; die Haut über demselben violett verfärbt, in der Mitte perforirt.
19. Febr. Spaltung, Auslöffelung. Die Heilung der Wunde macht
bei dem in äusserst schlechten Ernährungszustände sich befindenden Pat.
nur sehr langsame Fortschritte. Ende März hatten sich unterhalb von
der Wundhöhle zwei neue Drüsenschwellungen gebildet, die nach zwei¬
maligen Injectionen mit HgB. vollständig zurückgingen. Die Heilungsdauer
währte 82 Tage.
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102 Spietschka.
59. Fall: K. Ulcera specifica. In der linken Inguinalgegend über
hühnereigrosse, fluctuirende Geschwulst. Haut darüber violett verfärbt,
stark verdünnt.
6. Mai. Spaltung, Evidement. Injection von 2 Spr. HgB. in eine
derb infiltrirte Stelle dicht über der Wundhohle.
16. Mai. Bei Druck auf die injicirte Stelle entleert sich in die
Wunde etwas dünner Eiter. Injection 2 Spr. HgB. ebendaselbst.
19. Mai. Secret ist noch immer trüb. 2 Spr. HgB.
22. Mai. Keine Secretion mehr, Wunde vollkommen rein. (Heilungs¬
dauer 34 Tage.)
60. Fall: Z. J. In der rechten Leistenbeuge bestand durch mehrere
Jahre eine tief eingezogene Narbe nach einer Bubooperation. Vor acht
Wochen begannen im Anschluss an mehrere Ulcera specifica die über und
unterhalb der Narbe befindlichen Lymphdrüsen wieder anzuschwellen,
die mehrere Male incidirt wurden. Beim Eintritte des Patienten in die
Klinik fand man unregelmässige, vielfach eingezogene Narben mit meh¬
reren Fistelgängen, die Eiter absonderten.
25. Sept. Incision des grössten Theiles der Narbe. Injectionen von
HgB. in zurückgelassene infiltrirte Stellen. Hätte man sämmtliche erkrankte
Theile entfernen wollen, so wäre ein bedeutend grösserer Substanzverlust
entstanden. Die Wundheilung verlief glatt, und nachdem die Injectionen
noch einige Male wiederholt worden waren, resultirte eine zwar sternför¬
mige aber vollkommen geschlossene Narbe nach einer Behandlungsdauer
von 53 Tagen.
61. Fall: Br. Seit einem Jahre bestehen in beiden Inguinalgegenden
Narben nach Bubooperation. Im Anschlüsse an specif. Geschwüre begann
vor 14 Tagen abermals Schwellung der Drüsen unter der rechten Narbe.
28. Mai. Daselbst besteht ein hühnereigrosser fluctuirender Tumor,
über dem die Narbe nur noch eine dünne Decke bildet und zu perforiren
droht. Injection 1 Spr. HgB.
29. Mai. Durchbruch der Haut an der dünnsten Stelle.
30. Mai. Spaltung, Excision der erkrankten Theile.
2. Juni. In der Tiefe der Wunde entleert sich an einer Stelle Eiter.
Injection 1 Spr. HgB. ebendaselbst.
13. Juni. Wunde rechts vollkommen rein, gut granul. L. Narbe
zeigt Röthung; unter derselben vergrösserte, schmerzhafte Drüsen tastbar.
Injection 2 Spr.
16. Juni. L. Perforation in der Narbe; es entleert sich etwas Eiter.
18. Juni. L. Excision der erkrankten Theile der Narbe.
11. Aug. Geheilt entlassen, (Beiderseits Operation. 44 Tage.)
62. Fall: B. J. Kommt mit einer über hühnereigrossen Drüsen¬
schwellung in der linken Inguinalgegend, die seit einer Woche perforirt
ist. Etwas nach abwärts von derselben befindet sich eine etwa wallnuss¬
grosse, derbe, auf Druck schmerzhafte Drüsenschwellung.
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Ueber die Behandlung der Bubonen.
103
13. Mai. Operation des oberen Bubo. Injection 1 Spr. HgB. in die
untere Drüse.
30. Mai. Oben normaler Wundverlauf. Die untere Drüse vollständig
verschwunden. (Heilungsdauer im Ganzen 30 Tage.)
Die Beobachtungen, die wir bei diesen mit Hydrargyrum
bcnzoicum behandelten Fällen machten, Hessen uns deutlich
erkennen, wie der Verlauf der Heilung durch die Injectionen
beeinflusst wird. Wenn nun auch die durchschnittliche Heilungs¬
dauer in diesen Fällen mit 30.66 Tagen gegen die der Fälle
des Vorjahres mit 36’87 Tagen nicht bedeutend abgekürzt er¬
scheint, da ja doch das Vorjahr durch eine grosse Zahl ganz
besonders schwer verlaufender Fälle belastet ist, und wenn
wir uns auch gestehen müssen, dass in einzelnen Fällen die
sofortige Exstirpation der Drüsen eine kürzere Zeit zur Heilung
des Bubo erfordert hätte, so vermögen wir doch eine Reihe
von Vortheilen bei dieser Art der Behandlung zu erkennen.
Erstens lässt sich bei einer Anzahl von Fällen jeder operative
Eingriff vermeiden, der bei einer zweiten Anzahl auf das
Allereinfachste, nämlich auf einen kleinen Einstich beschränkt
wird; kommt es aber doch zu einem grösseren Eingriffe, so
wird derselbe dadurch bedeutend vereinfacht, dass sich die
flüssigen und necrotischen Massen sehr leicht und schnell ent¬
fernen lassen, wobei die Wundheilung in ganz gleicher Weise
verläuft, wie wenn eine radicale Exstirpation gemacht
worden wäre.
Abgesehen von der Vereinfachung der Behandlung bietet
uns diese Methode aber den noch grösseren Vortheil, dass sie
conservativer ist als die gleich vorgenommene Operation.
Gewiss bleiben hier dem Patienten eine Zahl von Lymphdrüsen
erhalten, die er bei der Operation sicher verlieren würde, und
er bleibt zumeist von den oft recht hässlichen Narben in der
Inguinalgegend verschont.
Obzwar nun unsere Erfahrungen mit diesem Mittel den
noch viel günstigeren Erfolgen Welanders nicht ganz ent¬
sprechen, so müssen sie uns doch aufmuntern, dasselbe dem
Schatze unserer Heilmittel einzuverleiben und mit der An¬
wendung desselben fortzufahren. Namentlich muss aber auch
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der Vortheil erwähnt werden, den uns dasselbe in den Fällen
bringt, wo bereits eitrige Schmelzung und Fluctuation ein¬
getreten ist, und in jenen Fällen, wo nach vorhergegangenen
unvollkommenen Spaltungen Fisteln und eiternde Drüsenreste
zurückgeblieben sind, deren radicale Entfernung immer un-
gemein grosse, nur schwer heilende Substanz Verluste setzt.
Je mehr wir nun an der Klinik mit der Anwendung dieses
Mittels vertraut wurden, desto seltener wurden grössere ope¬
rative Eingriffe, und sie beschränken sich jetzt, nachdem wieder
einige Zeit seit dem hier zuletzt erwähnten Falle verstrichen
ist, fast nur auf jene Fälle, wo der Bubo bereits perforirt ist
oder wo Fisteln mit eiternden Drüsenresten vorhanden sind.
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Hereditäre Neigung zu traumatischer
Blasenbildung
(Epidermolysis bullosa hereditaria).
Von
Dr. Carl Blumer,
pract. Arzt in Mühlehorn (Schweiz).
(Hierzu Tafel III-VI.)
Am Schlüsse des Capitels über Pemphigus und nach
Erwähnung noch einer Reihe anderer Blasenbildungen der
Haut verschiedenen Ursprungs sagt besser in seinem
Lehrbuch der Haut und Geschlechts - Krankheiten: „Dann
ist hier noch eine sehr eigenthümliche und bisher nur
selten beobachtete Erkrankung zu erwähnen, die auf einer
angeborenen, von der Jugend bis zum höchsten Alter beste¬
henden Neigung der Haut zu Blasenbildungen beruht. Reibung
oder Druck der Haut rufen bei diesen Individuen Blasenbildung
hervor, heim Gehen bekommen sie Blasen an den Fusssohlen
ebenso an den Stellen, wo Kleidungsstücke die Haut drücken.
Diese Neigung zur Blasenbildung ist exquisit erblich und in
den bekannten Fällen durch mehrere Generationen verfolgt
worden. Die anatomische Untersuchung der Haut hat nur er¬
geben, dass die Ablösung der Epidermis in der Stachelschicht
erfolgt.“
Diese Zeilen L e s s e r’s waren es, die mich veranlassten,
die interessante Krankheit selbst etwas näher zu verfolgen,
und da ich in meiner ärztlichen Praxis ziemlich reichlich Ge¬
legenheit hatte solche Fälle zu beobachten, dieselben im Nach¬
folgenden zu veröffentlichen.
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106
ßlu mer.
Fall I.
Anna Dürst, von Mühlehorn, geboren 1884,
ist zur richtigen Zeit und gut entwickelt geboren und leidet
schon seit frühester Kindheit an spontanen, traumatischen
Blaseneruptionen auf der äusseren Haut. Diese Blasenbildungen
sollen nämlich immer da auftreten, wo ein reibendes Trauma
stattfindet oder stattgefunden hat. Schon in den Wickeln, wenn
sich das Mädchen beim Strampeln die Zehen, das Knie, die
Fersen an den Tüchern rieb, traten daselbst, namentlich in
wärmeren Witterungsperioden, reichlich Blasen auf und sein
Vater, der ebenfalls schwer unter derselben Erkrankung leidet,
wusste aus Erfahrung genau, dass er dieses Kind leider auch
wieder zu den belasteten Mitgliedern seiner Familie zählen
müsse. Noch deutlicher wurden dann, wie es bei den Belasteten
in der Familie zu geschehen pflegt, diese Erscheinungen als
das Mädchen gehen lernte. An den Fusssohlen, zwischen und
auf den Zehen, auf dem Fussrücken und Rändern erschienen
nun hauptsächlich während den wärmeren Jahreszeiten (Früh¬
ling und Sommer) reichlich Blasen.
Die Grösse der Blasen wechselte zwischen Linsen- und
Wallnussgrösse, dieselben seien bald flach bald mehr erhaben
von klarem, durchscheinendem Aussehen, manche sogar haupt¬
sächlich oben auf dem Fussrücken krystallen durchsichtig und
entleeren meist eine klare Flüssigkeit. An den Fusssohlen ent¬
wickelte sich bei der Patientin ab und zu eine rothe bis bläu-
lichrothe Blase, die beim Oeffnen eine blutige Flüssigkeit ent¬
leerte. Neben diesen zwei Qualitäten Blasen oder besser aus
diesen bildeten sich auch solche heraus von weissliehem, un¬
durchsichtigem Aussehen, die beim Eröffnen eine eiterartige
Flüssigkeit wechselnder Consistenz zeigten. Der Schmerz, den
die Blasen verursachen, sei ein brennender und das Mädchen
gibt genau an, dass diese Blasen nie Jucken verursachen und
dass es nie kratzen müsse an den afficirten Stellen. Auch ich
will hier gleich beifügen, dass ich bei meinen häufigen und
längeren Beobachtungen die Kleine nie kratzen gesehen oder
von ihr Klagen über Jucken vernommen habe. Wenn an den
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
107
Füssen eine grössere Anzahl Blasen sich eingestellt oder wenn
eine oder mehrere spontan oder in Folge einer absichtlichen
oder zufälligen Läsion entzündlich und eitrig geworden, so
könne die kleine Patientin Nachts nicht gut schlafen und er¬
wache sodann öfters an den brennenden und zuckenden
Schmerzen. Bis jetzt hätten sich diese Blasenbildungen meist
auf die Füsse beschränkt, nur noch auf dem Rücken über der
Basis Scapulae seien jedesmal dann Blasen aufgetreten, wenn
das Patientchen einen schlechtgenähten Rock getragen habe.
Dieses Kleidungsstück habe A. nie länger als höchstens
3 Tage hintereinander tragen können, an den Händchen seien
bis jetzt noch niemals Blasen beobachtet worden, sein Vater
meint nur deshalb nicht, weil bis jetzt die veranlassenden
Momente fehlten. Vor circa 3 Jahren hätte die Kleine die
Masern durchgemacht, die rasch und gut verliefen, im Uebrigen
zeigte sie stets bestes Wohlbefinden.
Status: Anna Dürst ist ein ganz gut entwickeltes, intelli¬
gentes, sehr lebhaftes Mädchen, welches auf alle Fragen ruhig
und gut antwortet. Dasselbe trägt dunkelbraunes, strafies Kopf¬
haar, dichte, dunkle Augenbraunen und Wimpern, dunkelbraune
Augen, recht braunen Teint. Wangen und Lippen sind stets
lebhaft geröthet, so dass die Kleine den Eindruck blühendster
Gesundheit macht. Die Körpergrösse beträgt 107 Cm., das
Gewicht 35 In Folge der socialen Stellung des Vaters lässt
die Ernährung zu wünschen übrig. Der Paniculus ist nicht
besonders reichlich entwickelt, der Turgor der Haut jedoch
ein ganz guter. Letztere fühlt sich nicht besonders trocken
oder feucht an, schuppt nicht irgendwie auffallend und ist mit
keinerlei Ausschlag behaftet. An beiden obern und untern
Extremitäten zeigt sich eine ziemlich reichliche dunkelbraune
Behaarung. Dichter als an jenen stehen die Haare über und
in der Umgebung der Lendenwirbel und haben hier eine Länge
von 2 bis 2y 2 Cm. Die epidermoidalen Gebilde, Zähne, Nägel
zeigen keine wesentlichen Besonderheiten. Die Zähne sehen
schön und gesund aus, sind kurz, kräftig, schön gestellt ; die
Schneidezähne zeigen glatte, abgeschliffene Kronen, was Folge
sein mag des sehr häufigen nächtlichen Zähneknirschens.
Es sind keine Axilar- oder Cubital- wohl aber Cervicaldrüsen
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Blu mer,
fühlbar als kleine, weiche, bewegliche linsengrosse Gebilde in
spärlicher ZabL Etwas reichlicher sind die Inguinaldrüsen eben¬
falls als weiche, bewegliche, klein erbsengrosse Tumörchen
durchzufühlen. Auf die Gefässverhältnisse der äussern Haut
und der Schleimhäute wurde besonders sorgfältig geachtet,
ohne jedoch wichtigere Momente zu entdecken. Auf der Conjunc-
tiva, den Lippen, der Mundschleimhaut, auf den Wangen finden
sich reichlich feine und feinste Verzweigungen geschlängelter,
mässig injicirter Gefässe und Gefässchen, die in jeder Beziehung
normale Verhältnisse zeigen. Auf der Mitte der linken Nasen -
hälfte findet sich eine kleine sternförmige Teleangiectasie. Auf
dieser etwas mageren Haut des Leibes scheinen in ganz nor¬
maler Weise grossmaschige, bläuliche Venennetze durch. Die
Hautgefässe selbst sind ausserordentlich leicht erregbar. Mit
dem glatten Knöpfchen des Aesthesiometers lässt sich unter
leichtem Drucke auf die Haut förmlich schreiben, Namens¬
züge. Worte etc. Nach circa einer halben Minute sind die
Züge sehr deutlich geworden und erscheinen oft etwas erhaben
halten meist relativ lange, 10 bis 15 Minuten und länger. Am
Skelet der Kleinen ist nichts besonderes zu beobachten, dessen
einzelne Theile sind ziemlich kräftig, gut und normal aus¬
gebildet. Bei der Untersuchung der inneren Organe zeigt einige
Auffälligkeiten nur das Herz. Der Herzspitzenstoss ist schwach,
jedoch deutlich sicht- und fühlbar im vierten Intercostalraum,
circa , / 2 Cm. ausserhalb der linken Mamilarlinie. Die grosse
Herzdämpfung beginnt am oberen Rand der dritten Rippe und
geht von da in einem nach aussen convexen Bogen zu dem
palpablen Herzspitzenstoss. Nach rechts ischliesst dieselbe
mit der rechten Parasternallinie ab. Die kleine Herzdämpfung
geht vom oberen Rand der vierten Rippe zum Herzspitzenstoss
und schliesst nach rechts mit der linken Parasternalis, An der
Herzspitze hört man zwei reine, kräftige Töne. Verfolgt man
hier eine Reihe von Herzcontractionen, so vernimmt man zehn
bis zwanzig gleichmässig schnelle und gleich kräftige Pulsa¬
tionen, dann kommen plötzlich zwei oder drei recht rasch
aufeinander folgende Schläge, dann eine kurze Pause, dann
wieder Beginn der früheren Regelmässigkeit. Auch über den
anderen Ostien sind die Töne rein und zeigen keine weiteren
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
109
Auffälligkeiten. An der Radialis zählt man meist 90 bis
100 Schläge per Minute und auch hier nimmt man jene
Unregelmässigkeiten der Pulsationen wahr, wie wir sie oben am
Herzen beobachtet.
Also alles Erscheinungen am Circulationssystem, die ja bei
mageren Kindern in der zweiten Kindheit ins Bereich des
Normalen fallen. Auch die übrigen Organe zeigten keinerlei
Veränderungen, ebensowenig die Reflexe und Sensibilitätsver-
hältnisse der Haut, soweit die Untersuchung derselben bei der
Kleinen durchgeführt werden konnte. Die mikroskopischeUnter
suchung des Blutes fiel ebenfalls negativ aus; der Urin wird
in normaler Menge und Farbe gelassen und enthält weder Eiweiss
noch Zucker. Appetit und Allgemeinbefinden stets vorzüglich.
Anschliessend an den Status, der Anfangs Februar zu
einer blasenfreien Zeit aufgenommen wurde, mögen hier ein¬
zelne, sporadische Beobachtungen ihren Platz finden.
Am 22. Febr. 1891 klagte da9 Mädchen über Schmerzen auf der
Haut des Abdomens gerade auf und um den Nabel. Auf den Hautfalten
des Letzteren hatten sich eine Anzahl Bläschen eingestellt. Seit nur
kurzer Zeit nämlich trug das Mädchen eine neue Hose, an welcher
gerade über dem Nabel ein grosser Knopf zum Befestigen der Unter¬
kleider aufgenäht ward. Dieser reibende Knopf musste entfernt und
durch eine andere Einrichtung ersetzt werden; weitere Hautaffectionen
an dieser Stelle blieben hierauf weg.
Am 9. März wurde das Mädchen, das von der Zeit an nun ab
und zu für bald längere, bald kürzere Zeit in meiner Familie weilte, mässig
streng zum Stricken angehalten. Nachdem die Kleine mit öfteren Unter¬
brechungen den Tag über im Ganzen etwa 2 Stunden geübt haben
mochte, stellten sich an den Fingern da, wo die Stricknadeln aufzuliegen
pflegen, Blasen ein. Namentlich klagte Patientchen Abends über etwa 3
Brennen am vol. radial. Rande des 4. Fingers der rechten Hand etwa
in der Mitte des zweiten Falangalknöchelchens. Diese Stelle zeigte sich
mässig geröthet, druckempfindlich und am Morgen hatte sich daselbst
eine erbsengrosse, erhabene, matt durchscheinende Blase auf ganz normal
aussehender Umgebung eingestellt. An anderen Stellen, Daumen, Zeige*
finger zeigten sich nur linsengrosse, flache Loslögungen oberflächlicher
Hautschichten. Bei diesen Strickübungen wurde auch die Beobachtung
gemacht, dass das Mädchen sehr bald und reichlich an seinen Händen
schwitzt. Seine Stricknadeln waren fast immer rostig und mussten
zuweilen vor Wiederbeginn der Arbeit vom Roste gereinigt werden.
Am 26. Febr. wurde dem Mädchen aufgetragen, für die Familie
Kaffee zu mahlen. Dabei aber wurd 9 die Kaffeemühle so eingerichtet*
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dass sich deren Knopf nicht in seinem Befestigungspunkte, sondern in
der Hand der Kleinen drehte, zudem wurde ihr ausbedungen, stets mit
der rechten Hand die Kurbel zu drehen. Als die erste Hälfte des zweiten
Pfundes zur Neige ging, klagte das Mädchen über leichtes Brennen mitten
auf der Handfläche. Beim Nachsehen entdeckte man den Beginn einer
Blase daselbst. Die Arbeit wurde suspendirt und nach Stunden traten
noch an etlichen Stellen Blaseneruptionen ein. Diese angeführten Blasen¬
bildungen traten also noch zur strengen Winterszeit auf.
Am 5. Mai. Vor Kurzem hatte für das Mädchen der obligatorische
Schulbesuch begonnen und seit etwa 3 Tagen hatte man mit Schreibe¬
übungen angefangen. Ueberall an den Stellen, wo der Griffel beim
Halten auf liegt, traten nach und nach Blasenbildungen an den Fingern
auf. Am Zeigefinger erschien sogar eine ziemlich grosse, die dem Kinde
bei den Uebungen einige Schmerzen verursachte. Natürlich wird das
erste unbeholfene, krampfhafte Halten des Griffels ein gut Theil schuld
an den Blasenbildungen bei diesem Anlasse tragen, so dass bei fort¬
geschrittener Fertigkeit keine Blasen mehr aufzutreten brauchen.
Noch reichlicher traten an den Händen Blasenbildungen auf bei
Beschäftigung mittels Hacke und Rechen im Garten.
Etwa mit Beginn des Monates Mai konnte ich nun fast tagtäglich
Notizen über neue Blaseneruptionen machen, vorausgesetzt, dass das
Mädchen den veranlassenden Traumen nicht entzogen wurde. Da sich
aber bei diesen Beschreibungen immer dasselbe wiederholen würde, will
ich hier nur eine grössere Notiz anführen, stammend vom Ende der
zweiten Maiwoche, zu welcher Zeit das Kind eine grosse Zahl dieser
Blasen verschiedensten Alters und Grösse oder Residuen von solchen an
seinen Füssen zeigte. Hier sei auch die Beobachtung eingeflochten, dass
neue Blasenausbrüche, so oft während der wärmeren Jahreszeit eine
kältere Witterungsperiode eintrat, zum Theil oder ganz sistirten, um
dann bei der nächsten stärkeren Temperatursteigerung von neuem wieder
recht intensiv aufzutreten.
Am 15. Mai war das Mädchen während einer warmen Witterungs¬
periode in Folge von reichlichen Blaseneruptionen sehr fussleidend ge¬
worden, so dass Patientchen die Schule nicht besuchen konnte und für
einen Tag ins Bett gebracht werden musste. Die Kleine hatte durchaus
keine anstrengendere Fusspartien gemacht wie bis anhin. Besorgung
kleiner Aufträge im Dorfe, Gang zur Schule (3 Minuten Entfernung),
gewohnte Bewegungen in Haus und Garten hatten genügt, eine grössere
Anzahl Blasen an den Füssen zu verursachen.
Ein Theil derselben folgt hier etwas näher beschrieben.
Am linken Fuss: Hinten unten über der Tend. Achil. eine
klare, durchscheinende, länglich ovale, nur wenig erhabene
Blase von der Grösse und Form einer grossen Bohne. Unten
an der Ferse eine grosse, fast rechteckige Blase auf normaler
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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Umgebung, kaum erhaben mit dunkelbläulichroth durchschim¬
merndem Inhalt, diese Blase ist sehr empfindlich. Unten an
der Planta Pedis am Grosszehenhallen steht eine prallgefüllte,
stark erhabene Blase. Ihre Decke ist aus halbmondförmigen,
verschiedenfarbigen Zeichnungen zusammengesetzt. Die hintere
Hälfte dieser Blase ist eine weisslich trüb durchscheinende,
runde Pustel, nach vorn eingerahmt von einem spitz aus¬
laufenden, bläulich rothen, ziemlich breiten Halbmond. Dem
inneren Fussrande zu wird diese Zeichnung eingefasst von
einem matt durchscheinenden, sichelförmigen Band. Diese
Blase ist sehr druckempfindlich und ihre Umgebung ist ge-
röthet. Gelegentlich kann man in der Decke recht grosser
Blasen vier, fünf und mehr verschieden breite, sich umfassende,
halbmondförmige Zeichnungen wahrnehmen, so dass die Blase
durch verschiedenfarbige Sicheln wie getigert erscheint.
An der grossen Zehe finden sich drei Blasen, unten eine
flache circa kleinerbsengrosse, kaum übers Niveau erhabene
roth gefleckte, seitlich kleinere helle, durchscheinende Vesikel.
Am äusseren Fussrande, zum grössten Theil noch auf der
Planta, steht eine circa 1 Fr.-grosse, stark erhabene, prall
gefüllte, druckempfindliche, schmutzig bläulichroth durch¬
scheinende Blase auf gerötheter Umgebung; unten am kleinen
Zehenballen eine linsengrosse, eckige, bläulichrothe. An der
vierten Zehe dieses Fusses, fast den ganzen Rücken und die
innere Seite desselben einnehmend, steht eine förmlich flaschen¬
artige, gut gefüllte durchsichtige Blase, dieselbe ist so klar,
dass man in ihrer Tiefe die Zehencontur verkleinert sehr
schön erkennt. An der ganzen Innenseite der dritten Zehe
findet sich die schlaffe Decke einer ausgeflossenen Blase und
unterhalb derselben an der Fusssohle gelegen eine linsengrosse
hellrothe. Der Rücken dieses Fusses war im Ganzen mit nur
drei klardurchscheinenden, erhabenen Blasen auf absolut nor¬
maler Umgebung afficirt.
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Blu m er.
Am rechten Fuss: die Ferse ist in ihrer ganzen Rundung
von einer grossen Blase occupirt, deren Decke wieder jene
farbigen Sicheln in der verschiedensten Richtung an einander
gelagert zeigt. Die Blase ist sehr druckempfindlich und -steht
auf kaum wesentlich veränderter Umgebung. Diese Blase war bis
jetzt die grösste, die ich zu Gesichte bekam, sie enthielt bei der Ent¬
leerung circa 6 Ccm. Flüssigkeit, und nach Entfernung der Blasen¬
decke sah die Ferse wie scalpirt aus. Oberhalb dieser grossen Blase
über der Tend. Achil. steht noch die Decke einer circa frank¬
stückgrossen geheilten Blase. Mitten an der Sohle dieses Fusses
trifft man eine taubeneigrosse, stark gefüllte solche Efflores-
cenz. Deren Umgehung ist in schmalem Saume stark geröthet,
Blase und diese afficirte Umgebung druckempfindlich Die
Decke dieser Blase zeigt auch wieder die obenbeschrie¬
benen, farbigen Bänder. Am Grosszehenballen etwas nach
hinten gelegen ist eine scheckige, förmliche Blasenwurst zu
sehen. Die innere d. h. nach der Medianlinie gelegene und
die untere Fläche der grossen Zehe ist mit verschieden ge¬
färbten, bald kleineren, bald grösseren, bald flachen, bald er¬
habenen Hautlostrennungen übersäet. Die kleine Zehe dieses
Fusses ist von einer einzigen Blase eingehüllt, so dass dieselbe
zapfenartig verlängert aussieht. Der Inhalt ist wasserklar¬
durchscheinend und die ganze Zehe zeigt keine Röthung der
Umgehung noch Druckempfindlichkeit. Am Kleinzehenhallen
ist eine flache, röthliche Blase zu bemerken, der äussere Fuss-
rand wird von einer grösseren, pustelartigen Blase occupirt.
An der dritten Zehe findet sich eine gleich aussehende flache,
pustelartige Blase um den Nagel herum auf gerötheter Um¬
gebung, so dass dieselbe den Eindruck eines oberflächlichsten
Panaritiums macht. Am übrigen Körper zeigt das Mädchen heute
nirgends ähnliche Efflorescenzen. Das Allgemeinbefinden ist
ein gutes, Patientchen isst mit gewohntem, gutem Appetit und
ist im Schlafe nicht gestört. Temperatur und Puls zeigen keine
Aenderungen und im Urine findet sich weder Eiweiss noch
Zucker und sein Quantum ist nicht verändert.
Beim Gehen verursachen manche Blasen der Patientin
sehr lebhafte Schmerzen, so dass sie sich unter starkem Hinken
fortbewegt und fast hei jedem Schritt und Tritt das Gesicht
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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schmerzhaft verzieht. Namentlich klagt das Kind über die
hämorrhagischen Blasen. Nach der Aussage des Patientchens
und seines Vaters soll die Kleine noch nie eine so reichliche
Eruption gehabt haben wie jetzt, der Vater meint, wahrschein¬
lich nur deshalb nicht, weil sie zu Hause Frühling und
Sommer über barfuss gegangen, jetzt aber beständig Schuhe
getragen habe. Gewiss ist dies ein triftiger Grund, wenn man
weise, dass das Kind reichlich an den Füssen schwitzt. Bei¬
fügen kann man auch noch, dass die Kleine eben in ein Alter
getreten, in welchem die Blasen erfahrungsgemäss reichlicher
aufzutreten anfangen.
Bei der Patientin hatte ich diesen Sommer mehrfach
Gelegenheit zu beobachten, dass man bei diesem Hautleiden
füglich zwei Grade der Affection unterscheiden könnte, wie
man etwa bei Verbrennungen deren drei zu nennen pflegt. Der
zweite und höchste Grad wäre die Blasenbildung, Ulceration;
der erste und schwächere Grad die Hyperämie. Durch einen
Kragen der Kleider, durch die dicke, wollene Schnur einer
Kinderfeldflasche wurden gelegentlich am Halse stark ge-
röthete, wenig erhabene, ausserordentlich druckempfindliche
Flecken erzeugt, die dem Mädchen starkes Brennen verur¬
sachten. Die Kleine bat oft dringend, man möchte ihr dort
die Kleidungsstücke rasch entfernen oder zum Schutze etwas
hinlegen. Von diesen Hyperämien brachte es eine ab und zu
bis zum folgenden Tage zur Blasenbildung, andere erblassten
allmälig unter Abnahme der Schmerzempfindung in ein oder
zwei Tagen. Die Haut schuppte oder blätterte daselbst ab,
ähnlich wie bei jenen leichten Verbrennungen durch Sonnenhitze.
Auf die Blasen zurückkommend, will ich deren Inhalt
einer genaueren Untersuchung unterwerfen. Zuerst sollen einige
von den klar durchscheinenden Blasen eröffnet werden. Aus
diesen fliesst je nach ihrer Pellucidität ein wasserklares oder
kaum merklich trübes, oft etwas klebriges Serum, welches
an der Luft nach verschieden langer Zeit meist gerinnt. Um
den lästigen verunreinigenden Schuppen des Strat. corn. zu ent¬
gehen, wurde die Flüssigkeit mit einem Lymphcapillarröhrchen
entnommen. In diesem zeigte die Blasenflüssigkeit fast immer
spärlichere oder reichlichere kleinste weisse Flocken und sah
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. q
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B1 u m e r.
im Ganzen verschieden intensiv weisslich schillernd aus. Die
Reaction war stets bald lebhafter, bald schwächer alkalisch.'
Kocht man dieses Blasencontentum im Reagensröhrchen pur
oder mit Wasser verdünnt und filtrirt mit oder ohne Säure¬
zusatz, so bilden sich unter lebhaftem Aufschäumen mehr oder
weniger reichlich gröbere oder feinere Gerinnsel im klaren
Filtrat. Die Flüssigkeit bleibt milchig, opalescirend.
Mikroskopische Präparate vom Inhalte dieser Blasen theils
frisch, theils tingirt untersucht, zeigen in manchen Fällen gar
keine Formelemente. Allermeist aber prävaliren vor allen
anderen Dingen die Eiterkörperchen. Daneben findet man.
isolirte oder in Gruppen zu zwei, drei oder mehr oder zu
ganzen Schollen vereinigte sog. verworfene Retezellen aus den
verschiedensten Schichten dieses Stratums. Zur Seltenheit trifft,
man eine solche Zelle mässig spindelförmig ausgezogen. Ferner
erblickt man da und dort zwischen grössern und kleinern
Gerinnseln und Schleimfäden reichlich Zelldetritus, daneben ad
maximum gequollene Retezellen mit schwach oder gar nicht
dingiftem Kern, Stücke von Zellprotoblasma oder Kernen.
Zwischen hinein mag auch ein rothes Blutkörperchen sich ein¬
finden. Ueber die anderen zwei Blasenqualitäten, die blutige
und eitrige, bleibt nur wenig Neues zu sagen übrig. In der
pustulös aassehenden Blase findet man oft fast nur reinen
Eiter und in der hämorrhagischen oft nur reines Blut. Im
Inhalt aller drei triflt man fast immer eine verschiedene
Anzahl lebhaft sich taumelnde Mikroorganismen wie in fast-
jedem anderen Eiter oder eiterbaltigen Flüssigkeit. ■ Dass diese:
Gebilde hier schon sehr früh ihren Einzug halten, braucht ja.
nicht besonders Wunder zu nehmen, da ihnen durch die entzwei
gerissenen Haarbälge und Schweissdrüsenausführungsgänge
Thür und Thor offen stehen. Möglicherweise haben sich auch
manche von diesen Organismen normaliter in diesen Organen
einen Aufenthaltsort gesucht und werden nun durch die aus¬
tretende Flüssigkeit aus den Drüsengängen in die Blase hinein¬
gespült. Ferner will ich im Anschluss an diese grosse Blaseu-
eruption noch einige Beobachtungen über die makroskopische.
Anatomie dieser Blasen anführen. Entleert man an der Fuss-
sohle eine gut entwickelte Blase, so fühlt der palpirende Finger
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
115
unter der stehen gebliebenen Blasendecke eine recht auffallend
tiefe. trichter- oder muldenförmige Einsenkung. Dieses auf¬
fallend tiefe Loch in den Fuss hinein kann nicht von der
Dicke des Strat. corn. herrühren, denn letzteres steht ja noch,
es übertrifft in seiner Tiefe auch weit die Dicke des Rete;
daher bleibt keine andere Erklärung übrig als die, dass sich
bei der sehr lebhaften Exsudation der Blasenraum unter der
rigiden, unnachgiebigen dicken Hornschicht förmlich in den,
Fuss hinein gebohrt hat, als dem weicheren und nachgiebi¬
geren Theil. Oben auf dem Fuss oder überhaupt an Stellen
mit dünnerer und weicherer Hornschicht sind diese Vertie¬
fungen nicht so ausgesprochen. Entleerte jüngere ein, zwei
Tage alte Blasen füllen sich wieder meist sehr rasch, so dass
sie in wenigen Minuten die frühere Prallheit wieder erlangt haben.
Die Blasen sind an Umfang oft viel grösser als ver-
muthlich Hautfläche vom Trauma getroffen wurde, gewiss ein
Zeichen, dass beim Wachsthum derselben die Hautgefässe
oder Nerven oder beide zusammen mit eine grosse Rolle
spielen. Sind diese Systeme durch eine Blase einmal local an¬
geregt, so genügt vielleicht ein viel schwächeres Trauma, um
in nächster Umgebung wieder eine solche entstehen zu lassen
oder die bestehende zu vergrössern. Wie sollte sonst eine
einzelne Zehe rundum zum förmlichen Blasenzapfen umge¬
wandelt werden können?
An den Fusssohlen stellen sich beim Mädchen recht oft
auchBlasen ein mit röthlichen oder hellrothenTüpfeln oder Flecken,
oder es scheint ein grosser Theil der Blase roth, so dass man beim
Eröffnen sicher auf einen blutigen Inhalt rechnet, statt dessen
aber fliesst ein ganz klares Serum aus mit vielleicht kaum
einigen blassen, rothen Blutkörperchen. Trägt man eine solche
Blasendecke ab, so erfährt man bald den Grund der Täuschung.
Die auf der Innenseite der Blasendecke noch meist in recht
dicker Lage anhaftende Schicht des Strat. muc. zeigt Löcher.
Der Blasenraum hat also an diesen Stellen das Strat. corn.
erreicht und der hochrothe Blasengrund scheint durch das
klare Contentum und die dünne Blasendecke durch.
Ferner eröffnet man jene Blasen, welche die oben be¬
schriebenen halbmondförmigen, verschiedenfarbigen Zeichnungen
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auf der Decke tragen, so weisen dieselben in ihrem Innern
meist recht schräg verlaufende, relativ dicke (gleich Blasen¬
decke) und zähe, weissliche Scheidewände auf. Die einzelnen
Abtheilungen dieser Blasen communiciren fast immer mit ein¬
ander, so dass man die Flüssigkeit meist von einem Fach ins
andere treiben kann; Zeichnung und Farbe können aber bei
diesen Manipulationen unverändert bleiben. Offenbar verleiht
auch hier der mehr oder weniger durchscheinende Blasen¬
grund diesen verschieden alten und verschieden afficirten Ab¬
theilungen der Blasendecke die verschiedene Färbung. Diese
Blasen sind durch Apposition entstanden.
Noch eine Bemerkung über das Wachsthum dieser Blasen-
Qualität im Allgemeinen. Es ist leicht zu constatiren, dass
dieselben sich vergrössern, erstens durch traumatische Ein¬
wirkungen auf ihre Umgebung nach Art und Weise ihres ur¬
sprünglichen Entstehungsmodus, zweitens durch Exsudation aus
den Capillaren an der Peripherie, drittens durch Apposition
und ferner durch Jntussusception, dann können auch zwei und
mehr Blasen confluiren. Wie wir später sehen, bewirkt das
Trauma Spaltung des Rete Malpighii. Die Exsudation kann die
Epidermis blank abheben, bei der Apposition reiht sich Blase
an Blase zum abgerundeten Ganzen und bei der Jntussusception
stecken zwei Blasen zum Theil oder ganz ineinander, die
wachsende jüngere ist ein Recidiv in der heilenden Basis einer
älteren. Die durch Apposition sich anreihenden Blasen unter-
miniren und heben die proliferirenden, heilenden Ränder der
älteren, aus welchem Vorgänge dann jene dicken, schrägen
Scheidewände im Innern des ganzen Baues resultiren.
Der Grund aller dieser Blasen zeigt makroskopisch ausser¬
ordentlich verschiedene Bilder. Diese Verschiedenheiten mögen
abhängig sein von der Localität, an der die Blase entstanden,
von der Zeit ihres Bestehens von zufälliger Infection von der
Stärke des Traumas u. dgl. — Entfernt man oben auf
dem Fusse jüngem etwa 1 / 2 oder 1 Tag alten Blasen die
Decke, so sieht der Grund rein ohne jeden Belag grauröthlich
glänzend aus und beständig quillt eine klare, auf der Ex-
coriation etwas schillernd aussehende Flüssigkeit heraus, die abge¬
tupft sich sehr bald wieder erneuert und sich in Tropfen an-
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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sammelt. Diese Excoriation, sich selbst überlassen, kann unter
günstigen Bedingungen bald aufhören zu secerniren, oder sie
kann sich mit einer wabenartigen Kruste bedecken und heilen.
Meist aber beginnt sie mehr oder weniger Eiter zu produ-
ciren. Die Umgebung röthet sich oder schwillt sogar an, die
ganze Stelle wird lebhaft schmerzhaft, um dann aber nach
Tagen, in manchen Fällen allerdings erst nach Wochen allmälig
mit Bildung neuer Epidermis namentlich vom Rande her zu
heilen. An den Fusssohlen ist der Grund dieser Blasen in
Irischen Fällen fast immer hochroth, feucht glänzend; zu be¬
merken ist, dass man an dieser Localität meist nur etwas
ältere Blasen bekommt, da wegen dem dicken Strat. coraeum
der erste Beginn oft entgeht, auch hier quillt wieder die obige,
klare Flüssigkeit heraus und nie konnte ich aus einem solch
hochrotben Blasengrunde eine Blutung nach aussen oder ins
Gewebe hinein makroskopisch wahrnehmen. War es eine
blutige, d. h. bläulichrothe Blase, die ihrer Decke beraubt
wurde, so kann der Grund mit blutig fibrinösen Flocken be¬
sprengt sein, oder derselbe ist auch gar nicht selten mit einem
ziemlich dicken, blutig fibrinösen Belag ganz überzogen. Diese
Belage lassen sich mit etwas Watte und Wasser ohne Mühe
wegwischen und unter ihnen erscheint dann wieder die früher
beschriebene rothe, nässende Excoriation oder eine neu¬
gebildete zarteste Epidermis.
Bei älteren, zwei, drei Tage bestehenden Blasen, voraus¬
gesetzt, dass sie peripher nicht fortgeschritten sind, kann der
Grund bei Entfernung der Decke schon aufhören zu nässen,
und man findet daselbst eine ungemein zarte, nach dem Ab¬
wischen trocken bleibende Epidermis mit blass röthlichem oder
wie an den Fusssohlen mit stark rothem Ton. Wenn man es
mit dem Alter und den Umständen einer Blase richtig trifft,
so findet man schöne Bilder der Epidermis-Neubildung. So
kann man auf dem Grunde einer Blase, gleichviel ob auf dem
Fussrücken oder an der Sohle einen Theil der Basis schon
zart überhäutet finden, während ein anderer Theil noch feucht
glänzend nässend erscheint. In noch günstigeren Fällen sieht
man mit blossem Auge oder mit d#»r Lupe vom Rande der
Blase her ein mattgraues Gitterwerk sich nach dem Cent rum
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ausbreiten, in dessen ausserordentlich feinen und engen er¬
habenen Maschen die Papillenspitzen als purpurroth glänzende
Knöpfchen stehen. Dem Blasenrande näher sind die einzelnen
Gitterstäbchen meist höher, breiter und die rothen Knöpfchen
kleiner, gewiss ein schönes Bild interpapillärer Epidermisbildung.
Mögen diese Blasen stehen, wo sie wollen und was immer für
Zufälle erleben, so beginnt nach kürzerer oder längerer Zeit
die Bildung frischer Epidermis, und ist diese zart und jung
erstellt, so nässt der Grund nicht mehr und die Blase fangt
an einzutrocknen. Dieses Eintrocknen kann relativ lange
Zeit in Anspruch nehmen und so findet man die Blasen mit
vollständig entwickelter Epidermis nach 8 und mehr Tagen
noch ganz gut gefüllt. Die Flüssigkeit innerhalb dieser dichten
Membrane verdunstet eben langsam. Meist aber trocknen diese
Blasen mit regenerirter Epidermis (die Leute nennen sie reif)
nach circa 8 Tagen ein oder werden absichtlich oder durch
Zufall vor ihrem Eintrocknen lädirt, fliessen aus und bleiben
reactionslos und die Decken finden dann auf die verschiedenste
Art und Weise ihre Entfernung. War die Blase eine hämor¬
rhagische, so findet sich, nachdem sie eingetrocknet, unter
der spröden Decke eine schwarzbraune chocoladenartige Kruste,
die ebenfalls bald wegfällt und die zur Norm zurückgekehrte
Haut zum Vorschein kommen lässt.
Werden diese Blasen in frühem, wie die Leute sagen,
unreifem Stadium, wo ihr Boden noch keine genügende Epi¬
dermis (Hornzellen) producirt hat, zufällig oder absichtlich
lädirt, so können sie entzündlich, eiterig und sehr schmerzhaft
werden. In bedeutendem Umfange kann die Umgebung röthen
und schwellen und objectiv kann sich die Stelle recht warm
anfühlen. Die kleine Patientin empfindet dann brennenden,
zuckenden Schmerz, wie es bei jeder inficirten, traumatischen
Blase bei anderen Personen vorzukommen pflegt. In diesen
Zeiten mag dann die Temperatur mehr oder weniger erhöht
sein. Daher gilt bei diesen belasteten Individuen als oberster
Grundsatz bei ihrer Therapie: nur keine frischen (unreifen)
Blasen anstechen.
Sämmtliche Blasen, auch wenn ihr Heilungsverlauf noch
ein so langweiliger und schmerzhafter war, heilen schliesslich
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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nach kürzerer oder längerer Zeit, ohne irgend eine Spur von
Narbe zu hinterlassen. Da, wo die Blasen gestanden, bleibt
noch für einige Zeit ein lebhafteres Roth der jungen Epidermis
bestehen, dann aber verschwinden auch bald die letzten
Spuren. An diesen Stellen junger Epidermis treten ungeheuer
leicht Recidive auf, die bald kleiner sind, bald grösser werden
als die erste Blase, welche sich daselbst entwickelte. Alle
diese traumatischen Blasen unterscheiden sich durch Aussehen,
Verlauf, Heilung in nichts von jenen traumatischen Blasen,
die hei andern Leuten vorkamen, welche sich solche etwa
acquirirt haben durch übermässige oder ungewohnte Arbeit
(Rudern, Hacken, grosse Märsche etc.). Nur werden die Blasen
bei dieser krankhaften Veranlagung meist grösser und er¬
scheinen in reichlicherer Zahl.
Was nun die Therapie anbelangt, so konnte ich kein
Mittel finden, das der idealen Forderung, die Krankheit dem
Patienten wegzuschaffen, auch nur einigermassen genügt hätte.
Gewiss denkt jeder Arzt hei der Behandlung einer etwas
schlecht genährten Patientin sofort an reichlichere Kost, was
bei diesem Kinde auch versucht wurde. In kurzer Zeit nahm
dann auch das Körpergewicht dieses Kindes um 4 Pf. zu.
Das Uebel wurde aber dadurch nicht geringer, sondern ich
konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, dass die Frequenz
der Blaseneruptionen mit der Gewichtszunahme eine wesentlich
grössere geworden, auch wenn ich nach der früheren Er¬
fahrung bei diesen Individuen Jahreszeit, Alter und Kleidung
in Abzug brachte. Natürlich wird ja mit der Zunahme des
Körpergewichtes für den Fuss auch das Trauma ein grösseres
aber dieses Körpergewicht kommt nicht mehr in Betracht, wenn
es sich um reichlichere Blasenausbrüche an auderen Localitäten
handelt. Also ist diesen Patienten aus prophylactischen Gründen
eine sparsame, aber genügende Ernährung vorzuschlagen. Dass
das Fettwerden so deutlich schädlich wirkt, mag ja seinen Grund
in der Zelle selbst oder in der kräftigeren Circulation oder in
der vermehrten Schweissabsonderung oder in allen drei Punkten
zugleich haben.
Chinin, Eisen, Arsen versuchte ich bei diesem Mädchen
und bei einigen folgenden Patienten wiederholt, aber ohne
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Erfolg, allerdings konnten diese Medicationen nie mit so grosser
Consequenz durchgeführt werden, dass man sich daraus ein
sicheres Urtheil erlauben durfte. An allerlei tonisirende, ab¬
härtende Hautcuren wurde ebenfalls gedacht, unterliess sie
aber, denn ich musste mir sagen in Folge der socialen Stellung
war bis jetzt für das Mädchen sein ganzes Leben eine Ab-
härtungscur für manche Körpertheile, an welchen gerade am
meisten Blasen auftreten. Früh im Frühjahr und spät im
Herbst geht das Mädchen zu Hause durch Thau und Regen
barfuss, so dass man mit allerhand Waschungen und Bädern
in diesem Sinne nicht viel ausrichten könnte. Diese letzteren
empfahl ich dann im Sinne peinlichster Reinlichkeit um jenen
lästigen Infectionen der Blasen thunlichst vorzubeugen. In dieser
Beziehung leisteten dann auch manche Medicamente dem Wasser
zugesetzt treffliche Dienste so namentlich die Borsäure. Viel
besser als um die Totalheilung dieser Belastung steht es
mit der Localbehandlung der Blasen. Hier lässt sich ausser¬
ordentlich grosse Erleichterung schaffen, die Borsäure wirkt
auch da wieder sehr günstig. War eine Blase noch so schmerz¬
haft und entzündlich und wurde sie im Borsäure-Wasserbade
geöffnet, gereinigt und mit einem Läppchen kräftiger Borsalbe
bedeckt, so hörten fast augenblicklich nach leichterem Brennen
(von der Borsäure herrührend) die Schmerzen und die Druck-
empfindlichkeit auf und am nächsten Morgen schon sah die
Stelle wie geheilt aus und bedurfte nochmals mit frischer
Borsalbe belegt meist keiner weiteren Pflege mehr. Nach
dieser Entleerung der Blase und der Application dieser
Salbe konnte das Mädchen meist nach wenigen Minuten viel
erleichtert herumgehen. Die gleichen Dienste leistete mir wieder¬
holt auch das Jodoform, aber das Mittel konnte des Geruches
wegen, den es in der Schule verbreitete, für gewöhnlich nicht
angewendet werden. Auch andere leichte Desinflcientia mögen
dieselben guten Dienste leisten.
Geradezu sehr schädlich wirkte auf diesen Excoriationen
der Höllenstein. Diese Aetzungen auch schwach angewendet,
brachten rasch eine sehr starke Reaction zu Stande. Die ober¬
flächliche Wunde und deren Umgebung rötheten sich meist
sehr bald und lebhaft. Das Mädchen empfand Schmerzen. Es
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stellte sich reichliche Eiterung ein und die Wundflache
so behandelt, wollte und wollte nicht heilen. Wahrscheinlich
werden durch diese Aetzungen die restirenden Retezellen selbst
stark geschädigt oder durch die hervorgerufene kräftige Exsu¬
dation förmlich weggeschwemmt.
In prophylactischer Beziehung lässt sich neben peinlichster
Reinlichkeit, desinficirenden Waschungen, mässig guter Er¬
nährung gewiss noch manches erreichen, ist der Patient noch
jung, so wird man ihm anrathen, eine seiner schweren Belastung
möglichst entsprechende Berufsart zu wählen, ferner soll er
sich seine debile Haut berücksichtigend kleiden, thunlichst
leicht in nicht kratzende, möglichst gut an seine Körperform
angepasste Stoffe; zu seinem Vortheile wird er namentlich
starken Schweiss zu verhüten suchen, um nicht Maceration
und stärkere Reibung hervorzurufen. In dieser Richtung mag
ja auch manches Medicament an den Füssen namentlich mit
Recht seine Anwendung finden. Und so will ich denn die kleine
Patientin mit gutem Rath und der Befriedigung, doch manchen
Dienst bei der Localbehandlung leisten zu können, mit diesem
recht traurigen Leiden behaftet ungeheilt entlassen. Diese
Krankheit ist in der That eine sehr schwere Belastung, es ist
nicht möglich, während der wärmeren Jahreszeit mit der
intelligenten, muntern Kleinen einen ordentlichen Abendbummel
zu machen, denn, ist sie nicht schon hinkend, so wird sie es ge¬
wöhnlich schon in der ersten halben Stunde und rasch heisst
es dann umkehren, will man der moralischen Verpflichtung
entgehen, die Kleine schliesslich heimtragen zu müssen. Ebenso
kann das Kind mit seiner Classe nicht ohne Ach und Weh
den kürzesten Nachmittagsausflug in Feld und Flur mitmachen.
Fall II.
Joh. Jacob Dürst, 56 Jahre alt (geh. 1835), Feldarbeiter,
ist der Vater der eben demonstrirten, kleinen Patientin. Da
es sich um einen älteren Patienten handelt, dessen Selbst¬
beobachtungen reichlicher und eingehender und dessen An¬
gaben zuverlässiger sind als bei einem 6jährigen Kinde, so
will ich meine Notizen in diesem Falle auch etwas eingehender
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hier folgen lassen, zumal da wir bei diesem einige nicht ge¬
meldete, interessante Einzelheiten finden.
J. J. D. ist ebenfalls seit frühester Jugend mit diesem Leiden be¬
haftet, schon in den Wickeln hätte er, wie ihm seine Mutter sei. be¬
richtete, zur warmen Jahreszeit Blasen oben auf den Zehen bekommen.
Die Krankheit selbst habe er von seiner Mutter geerbt, die unter den
nämlichen Erscheinungen viel gelitten habe. Zur Blasenbildung neige
die Haut hauptsächlich im Frühling und Sommer und zu dieser Jahres¬
zeit müsse er sich bei seinen Arbeiten sehr schonen, sonst sei er bald
theilweise oder ganz arbeitsunfähig. Je kälter die Jahreszeit sei, umso
weniger Blasen treten bei seinen Beschäftigungen auf. Indessen können
auch in den kältesten Wintermonaten solche Eruptionen auftreten, sobald
er wacker drauf loBarbeite und etwa dabei schwitze. Auch bei ihm treten
die Blasen hauptsächlich an den Händen und Füssen auf, dann am Halse,
besonders wenn der Kragen etwas eng sei und beim Schwitzen reibe,
so besetze sich der Hals nicht selten reichlich mit Blasen und Bläschen.
Ein ebenso häufiger Ort, wo diese Blasen seiner Beschäftigung ent¬
sprechend, sich einstellen, sei der Oberschenkel. Beim Schaufeln treten
da, wo der Schaufelstiel gleitet, reibt, reichlich Blasen auf. Beim Tragen
von Lasten treten Blasen auf über dem Muse. pect, auf den Achseln, ver¬
ursacht durch die Tragriemen oder Gegenstände selbst. Weiter fügt
Patient hinzu, dass er auch ab und zu im Munde Blasen bekomme, wenn
er bei dem fast gänzlichen Zahnmangel zähe Nahrungsmittel kaue und
in der That zeigt mir heute (December 1890) J. J. D. eine erbsengrosse,
schwarzblaurothe Blase auf der linken Wangenschleimhaut.
Die Grösse der Blasen wechsle von Linsen- bis Wallnussgrösse,
auch ihre Form sei sehr verschieden, bald rundlich, bald länglich, bald
flach, bald stark erhaben, ihr Inhalt sei bald hell, bald gelblich, sehr
häufig bläulichroth, oft fast schwarz, namentlich an den Stellen, wo die
Haut sehr dick, wie am Handteller und der Fusssohle. Oft werden die
Blasen auch eitrig, entweder spontan oder gehen diese Veränderung ein,
nachdem er sie lädirt habe. Die Umgebung der so ausserordentlich häufig
auftretenden bluthaltigen Blasen sei gar nie blutig gefärbt, sondern der
Bluterguss beschränke sich genau nur auf die Blasen. Im Sommer er¬
scheinen manchmal schon in den ersten Stunden nach Beginn seiner
Arbeit Blasen, während er im Winter ein, zwei und mehr Tage ange¬
strengt arbeiten könne, ohne von denselben belästigt zu werden. Am
allerschlimmsten aber, erzählt D., setzen ihm dieselben rasch und in
reichlicher Zahl zu, wenn er in der Sonnenhitze arbeite. Kann er die
Blasen schonen und pflegen, so trocknen dieselben im Verlauf einer
Woche ein und die Blasendecken werden allmälig abgestossen oder durch
zufällige Traumen entfernt. Die junge röthliche, zarte Haut, die sich
unter der Decke findet, neige ausserordentlich zu Becidiven. Empfindlich
seien seine afficirten Hände dem warmen Wasser gegenüber, sehr bald
sei ihm dasselbe zu warm und verursache an diesen eben geheilten
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Stellen ein lebhaftes Brennen, niemals sei aber dadurch ein Blasenrecidiv
hervorgebracht worden. Die Blasen heilen, ohne sichtbare Narben oder
Flecken zu hinterlassen. Die eiternden Blasen verursachen ihm oft recht
grosse Schmerzen, die Umgebung könne anschwellen und sich röthen
unter starkem Klopfen und Brennen, so dass er dann des Nachts nicht
schlafen könne. Uebrigens seien alle Blasen schmerzhaft, sowohl die
hellen, als auch die gelblichen blutigen und pustulösen, in allen empfinde
er Brennen, in manchen auch Jucken („sie brenned und bissed“). Im
Allgemeinen sei der Charakter des Schmerzes derselbe wie bei einer
Brandblase. Da, wo die Haut dick sei, wie an der Fusssohle und inneren
Handfläche, seien die Blasen auch am schmerzhaftesten. Bevor dieselben
auftreten, empfinde er meist Brennen an der betreffenden Hautstelle
und eine mehr oder weniger starke Röthung trete daselbst auf, und dann
heisse es, schleunigst die Arbeit aussetzen, um nicht bald ganz invalide
zu werden. Blaseneruptionen ohne irgendwelche Vorboten fänden sich
bei stattgefundenen Traumen ebenfalls häufig vor. Was die Anzahl der
Blasen betreffe, so sei dieselbe sehr wechselnd; schon wiederholt hätte
er an beiden Füssen zusammen 15 und mehr gezählt. Weiter erzählt
Patient, dass Hautdefecte, die er sich beim Kratzen, Schneiden, Schlagen,
Stossen etc. bei seiner Arbeit zufüge, sehr langsam heilen und meistens
komme es zur Eiterung, auch blute er bei nur kleinen Verletzungen
rasch und reichlich. Ein etwas tieferes Hineinexaminiren auf Hämophilie
ergab negatives Resultat. Gegen Insectenstiche sei seine und der be¬
lasteten Kinder Haut sehr empfindlich, besonders Letztere müssen bei
Bremsen- und Mückenstichen oft kratzen, dass die Haut wie geschunden
aussehe; Blasenbildungen aber sollen dabei in seiner Familie noch nie beob¬
achtet worden sein. Wenn sich Patient an den Händen oder Füssen
reichlich Blasen acquirirt habe, so schwellen nicht selten die Axillar
resp. Inguinaldrüsen auf.
Vor etlichen Jahren überstand D. eine Lungenentzündung, die
rasch und gut verlief. Im Jahre 1885 hatte er einen ausgedehnten phleg¬
monösen Process am rechten Unterschenkel durchzumachen. Mit dieser
Krankheit trat D. in die ärztliche Behandlung meines Bruders Dr. Fr.
Blum er in Wallenstadt (vormals Mühlehorn), welcher nicht daran
zweifelt, dass dieser Process von inficirten Blasen am Fusse ausgegangen.
D. war damals mit der Heuernte beschäftigt, ein drohendes Gewitter
drängte zur Beschleunigung der Arbeit, seine Füsse wurden mit Blasen
dicht besetzt. Patient ging in den Heustoppeln barfuss und verletzte
manche dieser Blasen. Der rechte Fuss wurde schmerzhaft und schwoll
an, auch die Inguinaldrüsen seien wieder recht gross geworden, Fröste
stellten sich ein und am Unterschenkel allmälig schmerzhafte Schwellung
und Röthung, die der Patient für Gesichtsrosen hielt. Es kam dann am
Unterschenkel, hauptsächlich am oberen Drittel zur Eiterung, die durch
wiederholte Incisionen, Drainagen geheilt wurde. Gegenüber Carbol, Sub¬
limat, Jodoform sei die Haut des Patienten durchaus nicht empfindlich
gewesen. Abscessbildung, ausgehend von einer Blase bei Epidermolysis
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bullosa hereditaria, wäre gewiss ein recht seltenes Vorkommniss, wenn man
bedenkt, dass ein solcher Patient ja fast Jahr ein Jahr aus an Blasen¬
bildungen leidet. Sonst will Patient keine weiteren Krankheiten durch«-
gemacht haben. Im weiteren berichtet D., dass er bei Quetschungen,
Schlägen, beim Getroffenwerden von Holz- oder Steinsplittern nicht leicht
„Blutbeulen“ bekomme, immer müsse das Trauma, das solche erzeuge,
ein chronisch reibendes sein. Zum Schlüsse seiner Berichte erinnert mich
Patient noch daran, dass ich vor circa 2 Jahren zum ersten Mal Ge¬
legenheit gehabt habe, seinen Blasenausschlag zu sehen und ich fand
dann auch diesbezügliche Notizen. D. war nämlich damals bei uns auf
Taglohn, um Holz zu sägen und zu spalten, es war Spätherbst, am dritten
Tage erklärte er sich wegen eben einsetzenden Blasenbildungen an den
Händen invalide und giüg nach Hause. Einen Tag später consultirte er
mich wegen einer Tendo-Synovitis des Muse, extens. pol. long. Ich
verschrieb ihm Tinct. jodi und Tinct. gall. ää. 7*5 zum Aulpinseln. Nach aber¬
mals zwei Tagen stellte P. sich wieder bei mir ein mit der Meldung, er
ertrage dieses Mittel nicht, es erzeuge viele und grosse Blasen, und in
der That bestätigte die Inspection die Aussage des Patienten. Heute er¬
innert sich Patient nicht mehr genau, ob er das Mittel wirklich auf¬
gepinselt oder eingerieben habe, ich fürchte nun nach den Versuchen an
Anna D., es werde wohl Letzteres stattgefunden haben; bis heute konnte
dieses Verhalten der Haut Jodtinctur gegenüber nicht weiter geprüft werden.
— Wegen dieser Blasenbildungen wurde D. vom Militärdienste befreit
Status: Joh. Jacob Dürst ist ein kräftiger Mann mit
kräftig angelegtem Knochengerüste und guter Musculatur. Zur
genauem und raschem Beurtheilung der physischen Kräfte
und Körperanlagen seien hier einige Masse angeführt. Seine
Körperlänge beträgt bei entblössten Füssen 176 Cm., sein
Brustumfang hart unter den Brustwarzen 95 Cm. und sein
Oberarmumfang bei gestreckter Haltung in der Mitte gemessen
24 - 5 Cm. Den socialen Verhältnissen entsprechend ist seine
Körperernährung keine besonders gute, der Paniculus ist im
Ganzen spärlich entwickelt, so dass der Turgor der Haut, auch
wenn das höhere Alter des Patienten in Betracht gezogen wird,
kein lebhafter ist. J. J. D. trägt dunkelbraunes Kopf- und
Barthaar, seine Augen sind blaugrau, auf dem Kopfe befindet
sich eine ausgedehnte bewegliche Narbe, beim Ziegenhüten hätte
ihm hier ein von den Ziegen ins Rollen gebrachter Stein eine
Wunde geschlagen. Die Haut ist da, wo sie für gewöhnlich be¬
deckt ist, von blassem Aussehen, fühlt sich normal an, ist nicht
besonders feucht oder trocken oder schuppend und zeigt ausser
an der später beschriebenen Stelle keinerlei Exantheme. Be-
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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sichtigt man den Hals als eine jener Stellen, wo so oft und
reichlich Blasen auftreten, so ist auch hier nichts Besonderes
wahrzunehmen, namentlich finden sich keine Residuen, sondern
die Haut erscheint hier als eine wetterbraune, kräftige, gute
Bedeckung und über dem Nacken findet sich ein kräftiger,
beweglicher, circa 5 Fr.-Stück grosser Hautbuckel, herrührend
vom Lasten tragen namentlich Gebirgsschlitten. In der Vola
der Hände sieht man als Folgen schwerer Arbeiten Tyloma-
bildungen. Die Haut der Handflächen ist hart, rissig, dick.
Gegenwärtig im December 1890 findet sich nur an der Volar¬
fläche des linken, kleinen Fingere eine frische, haselnussgrosse,
hlassbläu^iche Blase, dagegen trifft man ziemlich reichliche
Blasenresiduen an den innern Flächen der Finger und beiden
Volen der Hände, es sind dies bald kleinere, bald grössere,
bald runde, bald mehr längliche Epidermisdefecte, die wie mit
einem Locheisen heraus geschlagen erscheinen aus der sehr
dicken Hornschicht. Der Rand dieser Defecte ist bald ganz
glatt, bald mehr gezackt, je nachdem die eingetrocknete Blasen¬
decke ganz oder in einzelnen Fetzen weggefallen ist. Im Grunde
dieser Defecte findet sich eine zarte, meist hellrosa, bei älteren
etwas bräunlichroth gefärbte junge Epidermis. An der rechten
Hand finden sich zwei eingetrocknete schwarze Blasen. Den¬
selben wurde die eingetrocknete Decke eingeschnitten und
entfernt. Die Unterseite dieser Decken sah schwarz, bröckelig
aus und der Grund des Defectes zeigte ebenfalls eine schwärzlich -
braune, trockene ähnliche Schicht, welche an der Unterlage
ziemlich fest haftete und erst nach einiger Mühe mit Wasser
aufgeweicht, entfernt werden konnte, worauf dann wieder jene
reine zartrothe Haut zum Vorschein kam. Diese schwärzlich-
braunrothen Krusten ergaben sich bei der mikroskopischen
Untersuchung als eingetrocknetes Blut. Über der rechten
Unterschenkelfussbeuge leidet D. schon seit vielen Jahren an
einem gewöhnlich circa handtellergrossen Eczem, welches den
Winter über meist fast ganz bessert, um im Frühjahr und
Sommer ihn wieder aufs neue sehr zu belästigen durch
starkes Wachsthum, Nässen und Jucken. Die Haut, wo das
Eczem zu vegetiren pflegt, ist braun bis braunroth verfärbt,
verdickt, glatt gespannt, heute glänzend trocken. Da und dort
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sind heute noch circa 2 centimestückgrosse Inseln mit trockener,
dicker rauher Kruste bedeckt. An diesem Unterschenkel, haupt¬
sächlich im oberen Drittel, finden sich auch etliche, bewegliche
Hautnarben, herrührend von jenen Incisionen, die bei der oben
angeführten Phlegmonenbildung gemacht werden mussten. Beide
Unterschenkel zeigen eine massige Varicenbildung. Auch an
jener chronisch eczematösen starren, indurirten Stelle fühlt
man unter der straffen Haut zahlreiche, ziemlich tiefe Binnen
durch. An der linken Fusssohle finden sich heute zwei frische
Blas'en mit bläulichrothem Inhalt. Diese Verfärbung ist aber
streng nur auf die Blasen beschränkt, im Uebrigen erscheint
die Haut an den Füssen von normaler Tinction und Dicke.
Von Schweissfuss ist nichts zu bemerken. Einige Aufmerksam¬
keit wurde auch anderen epidermoidalen Gebilden geschenkt.
In der Mundhöhle findet sich nur noch eine einzige Buine
eines Zahnes, die Nägel au den Fingern und Zehen sind gut
und normal ausgebildet, die Behaarung am Leibe, Brust u. s. w.
im Ganzen etwas spärlich, die Haare selbst gut entwickelt,
Kopf und Bart noch in reichlicher Haarfülle. Die Cervical-,
Axilar-, Cubitaldrüsen sind heute nicht palpabel, die Inguinal¬
drüsen sind nicht vergrössert, weich, beweglich und nicht druck¬
empfindlich. Was die Gefässe der Haut anbelangt, so sind sie
auch bei ihm ausserordentlich leicht erregbar. Mit Leichtigkeit
lassen sich mit einem glatten, stumpfen Stift oder mit dem
glatten Stiel des Percussionshammers Striche, Namenszüge,
Worte in rothen meist etwas erhabenen Lettern zeichnen. Von
Wichtigkeit wird es sein, auch die Sensibilitätsverhältnisse der
Haut zu prüfen. Um die Tastempfindungen zu beurtheilen,
wird Patient an verschiedenen Stellen des Körpers bald mit
dem Knopf, bald mit der Spitze (natürlich ohne zu stechen)
einer Nadel berührt, auch wurden etwa zwischen linker und
rechter Seite, namentlich aber zwischen jenen Stellen, die öfters
von Blasen befallen werden und solchen, die noch niemala
Blasen zeigten, Vergleichungen angestellt. Bei diesem Verfahren,
sowie bei blossem Streifen der Haare machte Patient stets die¬
selben guten Angaben und die Haut scheint weder mehr noch;
weniger empfindlich zu sein gegenüber Tasteindrücken als die¬
jenige ganz normaler Menschen. Auch das Messen der Tast-
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kreise mit dem Aesthesiometer und diesbezügliche Ver¬
gleichungen mit Dr. M. Bernhardts Tabellen ergaben keine
wesentlichen Differenzen. Mitunter war das Mittel der wieder¬
holt vorgenommenen Messungen dieser Kreise um 1 oder 2 Mm.,
kleiner oder bald um ebensoviel grösser, als jene Tabellen
angeben. Einzig über der Mitte des Sternums betrug der
mittlere Durchmesser eines solchen Kreises stets nur circa 27 Mm.,
während derselbe, wie nach Byrom Bramwell, auf 44 Mm. an¬
gegeben ist. Ebensowenig Anhaltspunkte für krankhafte Sensi¬
bilitätsverhältnisse der Haut ergab die Prüfung und Ver¬
gleichung der Schmerzempfindung. Zum Mindesten scheint
keine Hyperästhesie der Haut zu bestehen. Im Gegentheil habe
ich mich im Laufe der Beobachtungen immer und immer
wieder überzeugen können, dass diese Leute durch Gewöhnung
an massige Schmerzen recht indolent geworden sind. Nach
den üblichen, allerdings für diese Fälle zu wenig beweisenden
und zu wenig feinen Methoden wurden der Reihe nach mit
stets negativem Resultate geprüft und verglichen der Tempe¬
ratursinn (Holz, Metall, Percussionshammer), Zeitsinn (Nadel¬
stiche), Ortsinn (Streichen der Haare, Nadelstiche), Drucksinn
(Gewichte), Empfindlichkeit auf elektrische Reize. Eines wurde
dabei allerdings beobachtet, was übrigens nicht besonders
wunder nehmen wird, dass nämlich die frisch überhäuteten
noch rothen Stellen auf alle Reize sehr viel empfindlicher sind
als die normale Umgebung der Haut. Der Vollständigkeit
halber wurden auch die Hautreflexe nicht übergangen, die¬
selben verhielten sich absolut wie bei Gesunden.
An verschiedensten Stellen des Körpers wurde mit der
Fingerkuppe mit etwas raschen Bewegungen ohne besonderen
Druck gerieben und stets trat nach circa drei Minuten, voraus¬
gesetzt, dass die Haut nicht etwa so dick war wie an den Fuss-
sohlen und Handflächen, eine Loslösung der oberflächlichsten
Hautschicht ein. — Da ich diesen Patienten als eigentlich
demonstrativen Fall benutzen wollte, so wurde auch der Status
der inneren Organe ausführlich und genau aufgenommen. Aus
demselben sei aber hier, da er kein besonderes Interesse bietet,
nur weniges erwähnt. Die Untersuchung der Lungen ergab ein
nur mässiges Volumen pulmon. auct. mit zerstreuten feuchten
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und trockenen Ronchi, der Herzspitzenstoss ist im fünften
Intercostalraum knapp ausserhalb der Mamilarlinie deutlich
zu sehen und zu fühlen. Herzdämpfung nach links deutlich,
nach rechts nicht vergrössert, Herztöne rein, Puls an der
Radialis regelmässig, das Arterienrohr fühlt sich atheromatös
an, auch die Temporalis lässt an ihrem stark geschlängeltem
Verlauf dieselben ScleroBirungen erkennen. Im Uebrigen zeigen
alle Viscera normales Verhalten. Der Urin ist hellgelb, ohne
Eiweiss und Zucker, Appetit und Allgemeinbefinden stets gut.
Auch hier wird diese Vergrössenrng des Herzens wohl nicht
auf Rechnung des fast fortwährenden Haut- und Gefässreizes
zu setzen sein, der möglicherweise dilatirend und hyper-
trophirend aufs Herz wirken könnte — sondern sie wird eben
Folge sein vermehrter Widerstände im Gefässsystem und
möglicherweise auch noch in Zusammenhang stehen mit den
Beschäftigungen im steilen Gebirge. W T iirde ich die verschiedenen
Beobachtungen an diesem Patienten im Speciellen hier folgen
lassen, so wiederholte sich zum grössten Theil dasselbe, was ich
schon bei Anna Dürst angeführt habe. Indessen einer solchen
Beobachtung will ich doch erwähnen, da sie gerade in einen
kalten Wintermonat fällt.
Im December 1890 brachte D. wiederholt Holz auf einem
Bergschlitten in’s Dorf herunter. Schon am ersten Tage stellten
sich gegen Mittag Blasen ein an den Händen und Fingern,
deren Ursache er dem kräftigen Anfassen, Ziehen, Heben,
Lenken der Schlittenhömer zuschrieb. An der linken Hand
fanden sich fünf, an der rechten nur drei solcher Blasen, alle
standen auf absolut normaler Umgebung. Drei davon standen
an den Handvolen, waren roth oder schwärzlichblauroth, also
blutbaltig und noch einmal sei betont, dass sich der Bluterguss
genau nur auf die Blase beschränkte und die Umgebung nicht
im mindesten succilirt erschien; die grössere Zahl dieser
Blasen standen zwischen den Fingern und da wieder meist
seitlich an den mittleren Falangalgelenken. Diese Blasen
schienen einen klaren Inhalt zu besitzen, bei der mikro¬
skopischen Untersuchung liessen sich aber auch in ihnen
allerdings nur relativ spärlich rothe Blutkörperchen nacb-
weisen. Ueberhaupt habe ich bei diesem Patienten bis heute
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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noch keine Blase zu Gesichte bekommen, in der sich zwischen
Eiterzellen, Epidelzellen oder Detritus von solchen nicht auch
rothe Blutkörperchen gefunden hätten und ich muss hier noch
bemerken, dass sobald diese Leute älter werden, sich bei ihnen
viel häufiger und viel intensiver hämorrhagische Blasen ein¬
stellen als in früher Jugend. An Wickelkindern wurden noch
niemals bluthaltige Blasen beobachtet. An Handteller und
Fusssohlen bilden die hämorrhagischen Blasen im Alter gerade
zu die Regel. Zu den obigen acht Blasen zurückkehrend, so
zeigte ihr Inhalt dieselben Reactionen und dieselben geformten
und formlosen Bestandteile, wie sie früher beim Kinde des
Patienten gemeldet wurden.
Fall III.
Andreas Durst, 53 Jahre, Feldarbeiter und Hausirer,
Bruder von Joh. Jacob Durst, ist ebenfalls von Jugend auf
mit diesem Hautleiden belastet. Von diesem und den folgenden
Patienten besitze ich bis heute nur anamnestische Daten,
welche hier angeführt werden mögen, weil fast jeder dieser
Patienten, ohne vom Gros abzuweichen, doch wieder in manchen
Punkten seine besonderen Beobachtungen angibt.
Auch bei Andreas treten diese Blasen hauptsächlich im Frühjahr
und im Sommer auf, namentlich häufig an den Händen, Füssen, Hals,
um das Achselgelenk, wenn die Kleider daselbst etwas zu enge sind oder
beim Arbeiten reiben. Auch die Hosenträger, hauptsächlich Schnallen,
erzeugen ihm nicht selten Blasen, ebenso der Schaufelstiel am Ober¬
schenkel bei Erdarbeiten. Im Munde will Patient wiederholt Blasen be¬
kommen haben. Wenn er im Sommer an der Sonnenhitze arbeite, so
können in einer Stunde schon reichlich Blasen auftreten. An der Yola
der Hand, an der Planta der Füsse seien die Blasen meist roth, bläulich-
roth, schwarzblauroth, also mit Blut gefüllt, auf dem Fussrücken, zwischen
und auf den Zehen, zwischen und auf den Fingern fast stets mit klarer,
oft wasserheller oder gelblicher oder weisslich eitriger Flüssigkeit.
Werde eine Blase lädirt, so entzünde sie sich, bekomme einen eitrigen,
schleimig eitrigen Inhalt. Andreas behauptet auch wieder, dass die
Blasen brennen und jucken, am meisten fallen sie mit solchen Sen¬
sationen lästig, bis sie gewachsen seien, und ganz besonders seien jene
schmerzhaft, welche zur blasigen Pustel heranwachsen. Auch er erzählt,
dass bei reichlichen Blasenbildungen an den Füssen die Inguinaldrüsen
schwellen und recht empfindlich werden. (Hier genannt „Schwenten“).
Bei grösseren Blaseneruptionen oder knapp vor denselben bekomme er
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. O
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bei der Arbeit ein Hitzegefühl. Er fühle sich müde und matt, die be¬
treffenden Hautpartien werden heiss, röthen sich, schwellen auch etwas
an und jucken und brennen. Die Grosse der Blasen wechsle zwischen
Stecknadelkopf- und Zweifrancsstück-Grösse, die Blasen selbst seien bald
rund, bald länglichrund, bald auf absolut gesunder Haut sitzend,
bald sei ihre Umgebung etwas geröthet und geschwollen. Länglich,
fast wurstförmig werden diese Blasen besonders gern in den Finger- und.
Zehengelenken, überall aber treten sie bald flach, bald stark erhaben
auf. Die stark erhabenen, prall gefüllten und die blutigen seien besonders
schmerzhaft. Ueberlasse man die Blasen schonend sich selbst, so trocknen
sie in circa 6 Tagen ein. Die Decke der eingetrockneteri Blasen dürfe
er nicht zu früh entfernen, da er sonst bei der Beschäftigung im Nu
wieder Blasen an der frisch überhäuteten Stelle bekomme. Auch er
werde keinen Winter ganz von diesen Blaseneruptionen verschont und
gerade in den kältesten Wintertagen nicht. Wenn er in strengster Winter¬
kälte eifrig arbeite und an die Hände frierend Handschuhe anziehe, so
tauchen sehr bald aus der gesund aussehenden Haut Blasen auf und diese
seien dann ganz besonders reichlich bluthaltig. Ferner wenn er im Winter
tagsüber im Freien gearbeitet und Abends zu Hause in der warmen
Stube sich noch beschäftige mit Ausbessern von Feldgeräthen, Schnitzen,
Flechten etc., so treten auch dann wieder sehr rasch Blasen auf. Wieder- ‘
holt konnte er Blasen beobachten, die anfänglich klaren, durchsichtigen
Inhalt gehabt, der erst später bei weiterem Arbeiten blutig geworden sei,
meist aber seien diese blutigen Blasen, sobald sie eben entstanden* blut¬
haltig. Auch das Zusammenfliessen zweier oder mehrerer Blasen zu einer
einzigen sei keine Seltenheit, doch wäre das nicht die Regel beim Ent¬
stehen einer grossen Blase, sondern dieselbe gehe meistens aus * einer
kleineren hervor durch Wachsthum in ihrer Peripherie. Gegen Insecten-'
stiche will D. sehr empfindlich sein, ein einziger solcher Stich könne
ihm mehrere Quadeln verursachen. Zu Rhagadenbildungen bei den diversen
Beschäftigungen neige seine Haut durchaus nicht. Im 16. Lebensjahre
hatte A. D. die Masern durchzumachen, dieselben verliefen gut, er bekam
aber während dieser Krankheit ein so heftiges Nasenbluten, dass das
Blut kaum zum Stehen gebracht werden konnte, worauf Patient so
schwach geworden, dass er sich nicht mehr sitzend halten konnte. Vor
circa 2 Jahren liess sich Patient bei mir einen Zahn ziehen, das Bluten
wollte nicht auf hören, ich tamponirte. D. erzählt, dass er überhaupt bei
jeder Verwundung rasch und reichlich blute. Auf diese Blutungen bei
5$ahnextractionen möchte ich nicht zu grosses Gewicht legen, dieselben
kommen ja auch häufig vor bei Leuten, die nicht an einer ähnlichen
Krankheit leiden oder zu Hämophilen gerechnet werden können. Bei
der Recrutirung wurde dieser Dürst wegen Plattfuss und diesen Blasen¬
bildungen untauglich erklärt. An Schweissfuss leide Patient nicht, dagegen
schwitze er bei der Arbeit ungemein rasch und reichlich, erkälte sich
deshalb sehr leicht und sei schon seit Jahren rheumatoiden Schmerzen
unterworfen.
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Hereditäre Neig ing zu traumatischer Blasenbildung.
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Fall IV.
Elisabeth Dürst, 22 Jahre alt, Tochter von Andreas
Dürst, seit der Geburt belastet, hauptsächlich im Frühjahr und Sommer
leidend, bleibt auch im Winter nicht ganz verschont. Patientin be¬
schäftigt sich mit Hausindustrie (Seidenweben), und da kann es Vor¬
kommen, dass in den Handvolen Blasen sich einstellen, wenn sie zur
Winterszeit in allzuwarmer Stube das Weberschiffchen und die Lade zu
eifrig bewegt. Beim Strümpfestricken treten Blasen auf da, wo die Nadeln
auf liegen, ferner stellen sich bei ihr Blasen ein um die Achselgelenke,
um die Lenden, wenn die Gurtbänder zu straff oder ihrer Belastung
entsprechend nicht richtig construirt sind. Beim Waschen von Kleidungs¬
stücken dürfe sie nicht zu warmes Wasser gebrauchen, auch dürfe sie
weder stark reiben noch längere Zeit waschen, sonst bekomme sie sehr
reichlich Blasen oder die Haut gehe förmlich weg, überhaupt sei sie für
die Waschküche so zu sagen untauglich. Im Munde, auf der Zunge, am
harten Gaumen, an der Wangenschleimhaut will sie wiederholt Blasen
bekommen, häufiger aber als an all diesen Localitäten treten Blasen auf
an den Füssen, und ihre Belastung empfindet sie besonders schmerzlich
während des Kirchweihfestes, weil sie nur bei äusserster Reserve im
Tanzen das Tanzlocal die beiden üblichen Abende besuchen kann. Auch
sie sagt, die Blasen brennen und jucken und der Schmerz einer
entzündeten Blase sei schlimmer als der Schmerz einer gleich
grossen Brandblase. Auch sie beobachtet Blasen, die zuerst klares Con-
tentum besessen und erst nach und nach blutig wurden. — Kurz bevor
Menses eintreten, will Patientin mehr zu Blasen disponiren, dieses Erb¬
übel stecke eben im Blute. Schon seit früher Kindheit bekomme sie
und ihr belasteter Bruder erbsen- bis fünffrankstückgrosse blaue bis
schwarzblaue schmerzhafte Flecken auf der Haut des Unterschenkels
vorn über dem Schienbein, seltener am Oberarm. In jüngeren Jahren
seien diese Flecken häufiger aufgetreten als jetzt, wo sie sich jährlich
noch ein- bis zweimal zeigen. Im Anfang hätten sich ihr Bruder und
sie oft gewundert, wo sie sich wohl gequetscht haben möchten. Die
Farbe dieser Flecken ändere sich nach und nach und schliesslich ver¬
schwinde die ganze Erscheinung spurlos. Ihre Haut sei sehr empfindlich
gegen Insectenstiche, sie bekomme grosse, ausserordentlich stark juckende
Quadeln, müsse kratzen, bis diese Beulen nässen, und in der Umgebung
bilden sich nicht selten Blasen und Bläschen.
Am 10. November dieses Jahres liess sich Patientin bei
mir einen Eckzahn ziehen — Blutung gering — bei diesem
Anlasse zeigte mir dieselbe ein wenig umfangreiches Exanthem
in der linken Wange über dem Os zygomat., an dem sie fast
beständig immer nur an dieser Gesichtshälfte leide. Mitunter
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schiessen zwischen den Papeln helle stecknadelkopfgrosse
Bläschen auf, ohne dass daselbst ein Trauma eingewirkt habe.
Am 20. Jänner 1892 hatte ich Gelegenheit, diese Er¬
scheinungen bei der Patientin selbst zu sehen. Erst hätte die¬
selbe, wie gewohnt, ein heftiges Jucken empfunden, dann seien
Bläschen aufgetreten und nun leide sie daselbst an sehr
quälendem Brennen, es brenne heute so stark, als ob sie sich
wirklich am Feuer gebrannt hätte und ich möchte ihr ein
Mittel zur Erleichterung verschaffen. Man findet gegenwärtig
6 gut stecknadelkopfgrosse helle bis hellgelbliche Bläschen
auf rother, druckempfindlicher, quadelartig intumescirter Haut.
Die Affection occupirt eine zweifrankstückgrosse Fläche.
Fall V.
Georg Durst, 11 Jahre alt, Sohn von Joh. Jakob Durst,
leidet auf dieselbe Weise. Er befindet sich zur Zeit in einer Knaben¬
anstalt (Colonie in Eilten). Letzten Sommer trat derselbe, als bei land¬
wirtschaftlichen Beschäftigungen an den Händen reichlich Blasen sich
einstellten, in Behandlung von Hrn. Dr. Streiff in Mollis. Nach dessen
Mittheilungen leidet dieser Patient nur zur warmen Jahreszeit an dieser
ererbten Hautkrankheit. Der Inhalt der Blasen sei nach Bericht des
Patienten nie blutig. — Von des Knaben Vater erfahr ich, dass Georg
am 21. Sept. 1890 (Eidg. Bettag) über den Kerenzerberg (circa 4 Std.)
zu Fus8 nach Hause kam. In Folge starker Blaseneruptionen] an den
Füssen blieb er aber unterwegs stecken zwischen Obstalden und Mühle¬
horn (resp. Wallenguflen und Geissegg). Von jener erhöhten Stelle aus
rief er seinen Verwandten auf die Geissegg hinunter um Hilfe, er wurde
abgeholt und verblieb dann für jenen Tag in deren Pflege, um Tags
darauf nach Hause gebracht zu werden. Der Weg über den Kerenzerberg
ist eine schöne, breite Landstrasse und nur eine kurze Strecke hatte der
Knabe einen ordentlichen Fussweg zu begehen.
Fall VI.
Fridolin Dürst, 10 Jahre alt, der Bruder vom eben an¬
geführten Georg, ist auch belastet, bekommt hauptsächlich im Früh¬
ling und Sommer Blasen. Bis heute sind solche nur an Händen und
Füssen aufgetreten, an den Händen hatten sich fast immer nur Blasen
mit wasserhellem Contentum gezeigt, während an den Füssen öfters
bluthaltige und eitrige Blasen sich emstellen. An sehr warmen Frühlings¬
und heissen Sommertagen kann der Knabe oft aus der Schule nicht mit
seinen Nachbarskameraden nach Hause zum Mittagessen gehen, sondern
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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muss aus prophylaktischen Gründen unten in der Schule bleiben. Er
bekommt dann von Hause Nahrungsmittel oder Geld zu deren An¬
schaffung mit. Sein väterliches Heim liegt circa V 2 Stunde vom Schul¬
hause entfernt auf einer Anhöhe. Trotz dieser Prophylaxe könne es pas-
siren, dass er in den genannten Jahreszeiten ab und zu 2 bis 3 Tage
an diesen Blasen leidend zu Hause liegen müsse.
In den erkrankten Hautstellen empfinde er je nach der Beschaf¬
fenheit der Blasen ein Zucken, Klopfen, Brennen oder wenig Schmerzen,
zum Kratzen werde er gar nie veranlasst. An den Händen treten Blasen
auf, wenn er sich beschäftige mit Pfeifenschneiden, mit Sammeln und
Heimziehen von Reisig, mit Arbeiten auf dem Felde.
Fall VII.
Fridol. Dürst, 11 Jahre alt, Sohn von Andreas Dürst,
bekommt ebenfalls Blasen, hauptsächlich im Frühling und Sommer.
Dieselben erschienen bei ihm bis jetzt an Füssen, Händen, am Halse
und auf der Brust, am letzteren Orte erzeugt durch die Hosenträger
namentlich durch deren Schnallen. Als erzeugende Ursachen nennt er
Fusstouren, Schulgänge, Holz- und Pfeifenschnitzen, Spulraddrehen,
Feldarbeiten, enge Kleider. Sehr begünstigend wirke Schwitzen. Auch
bei ihm zeigen manche Blasen blutigen Inhalt. Am Halse leidet er fast
das ganze Jahr hindurch an einem Ausschlag (impetiginöses Eczem),
den Patient auf das ererbte Hautleiden, resp. die Blasenbildungen
zurückfuhrt. Im Winter heile dieser Ausschlag fast ganz, um sich dann
im folgenden Sommer wieder zu verschlimmern. Auch er bleibt während
der wärmsten Tage aus prophylaktischen Gründen in der Nähe des
Schulhauses und muss sich dann auch von den Spielen der Schuljugend
fern halten. Auf meinen Wunsch, sich gelegentlich bei Blaseneruptionen
bei mir einzufinden, zeigte er mir am 22. Feber 1891 eine zweifrank¬
stückgrosse, runde, schlaff gefüllte, sackartig hängende, blass gelblich
klardurchscheinende Blase vorn unten am Achselgelenk über der Canda
d. Muscul. pector., die er sich beim Schneeball werfen soeben acquirirt hatte.
Die folgende Stammtafel meiner Patienten umfasst 16 Be¬
lastete und von diesen sind 5 weiblichen und 11 männlichen
Geschlechts. Das männliche Geschlecht zeigt also eine grössere
Neigung belastet zu werden, ähnlich wie bei Hämophilie, indessen
ist nicht zu übersehen, dass der Stammbaum 24 männliche und nur
12 weibliche Nachkommen aufweist, das männliche Geschlecht
ist also überhaupt stark vorherrschend. Die Krankheit hat sich
bis heute durch 4 folgende Generationen weiter vererbt und
ist vom Geschlecht Amann auf 3 weitere Tischhauser,
Dürst und Zeller übergegangen. Es ist zu fürchten, dass
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dieses Leiden durch die vielen belasteten jugendlichen In¬
dividuen am Wallensee bald eine viel grössere Verbreitung
finden werde. Die erbliche UebertraguDg ist keine transgressive,
d. h. es findet kein Ueberspringen von Mitgliedern statt, welche
die Rolle sog. Conductoren spielen, wie dies bei der Hämo¬
philie so oft der Fall ist, sondern die Krankheit vererbt sich
immer direct weiter und der nicht Belastete scheint für alle
Zukunft freie Nachkommen zu erzeugen. Väter und Mutter
übertragen das Uebel mit derselben Präcision. Wie die Krank¬
heit in das erste Glied dieser Stammesreihe Eingang gefunden
oder in demselben entstanden, ist nicht zu sagen. In den
Familien dieser Patienten wird traditionell mitgetheilt, dass
jene Tischhauser geh. Amann die erste gewesen sei, die
daran litt und dass dieselbe sich das Leiden bei einer Cohabi-
tation während der Menses acquirirt habe, sie hätte sich das
Blut verderbt, diese Urahne, berichtet Andreas Dürst, welcher
sich sehr oft und lange bei seinen Grosseltern Andreas Tisch¬
hauser in Sevelen Ct. St. Gallen aufhielt. Derselbe macht
genaue und bestimmte Angaben über all’ diese Verhältnisse.
Ob man an Lues denken darf? — ähnliche Erscheinungen bei
derselben kenne ich nicht. Die Haut der nicht belasteten
Glieder ist so resistent als diejenige irgend eines andern
Menschen, dagegen scheint vielleicht auch auf die Abkömmlinge
nicht belasteter Glieder eine gewisse hämorrhagische Diathese
überzugehen, vielleicht sind solche Angaben der Patienten oder
meine Beobachtungen zufälliger Natur oder können später eine
Bestätigung finden.
Vor zwei Jahren liess sich Peter Britt (vide Stammbaum),
Sohn der nicht belasteten A. D., einen Backenzahn ziehen.
Noch blutend entfernte er sich aus meinem Sprechzimmer und
blutete nun den ganzen Tag und die ganze Nacht über reichlich.
Am folgenden Morgen kam Britt wieder zu mir. Tamponade
mit Salycilwatte wollte nicht helfen und erst auf wiederholtes
Tamponiren mit Liq. Fer.-Charpie stand die Blutung. Ich weiss
genau, dass etwas knöcherne Alviole mitkam, doch will Britt
überhaupt leicht bluten, natürlich ein relativer Begriff.
Am 29. Dec. dieses Jahres consultirte mich Fr. Britt-
Stähelin wegen starkem Nasenbluten ihrer 15jährigen Tochter
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Stamm-Tafel.
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Barbara. Dieselbe blute schon seit 3 Tagen fast beständig
und der Blutverlust betrage bisanbin wohl eine gute Kaffee¬
tasse. Ich vorschrieb Mxtr. Acid. sulfuric. und habe seither von
dieser Blutung nichts mehr vernommen, die Patientin selbst
habe ich damals nicht gesehen. Circa 4 Wochen vorher zog
ich derselben einen Zahn — Blutung gering, kurzdauernd.
Weitere Informationen oder Erfahrungen über hämorrhagische
Diathese dieser Leute konnte ich bis heute nicht gewinnen.
Wenn man diese Familien und Geschlechter mit dieser
erblichen sehr eigenthümlichen und schweren Belastung be¬
trachtet, so wird man unwillkürlich zum Wunsche gedrängt,
womöglich zu erfahren, welche Gebilde in der Haut, ob die
Gefässe, ob die Nerven, ob die Zellen der Epidermis oder
Drüsen die Hauptschuld an diesen Veränderungen tragen.
Und so suchte ich dann durch einige kleine Experimente und
Beobachtungen, die ich mit der Haut der kleinen Patientin
Anna Dürst anstellte, einige Anhaltspunkte in dieser Richtung
zu gewinnen.
Es wurde an verschiedenen Stellen in einer grossen Zahl
von Sitzungen mit der Fingerkuppe eine nicht zu umfangreiche
Stelle der Haut mit etwas raschen Bewegungen ohne besonders
starken Druck gerieben. Regelmässig nach circa 3 Minuten, oft
auch schon früher, bekam man plötzlich unter der reibenden
Fingerkuppe ein kaum spürbares, matsch feuchtklebriges Gefühl
und sah man jetzt nach, so bemerkte man auf der geriebenen
Fläche eine blasse, gefältelte Stelle, die im ersten Moment
den Eindruck machte, als ob die Haut hier plötzlich aufgerieben
worden wäre. Orientirt man sich genauer, so findet man, dass
sich hier ein zartes Häutchen von der Unterfläche loslöste und
in feine Falten legte. Diese feinen Fältelchen lassen sich mit
der streichenden Fingerkuppe beliebig hin- und herwischen
und das Häutchen selbst bleibt in bestem Contact mit der
Umgebung. Die Stelle sich selbst überlassen, producirt nach
circa einer Stunde, oft schon früher, oft auch später eine schöne
helle Blase in Form und Grösse gleich dem gelösten, ge¬
fältelten Häutchen. Reibt man auf dieser Loslösung weiter, so
entsteht viel früher eine Blase, als wenn man die Stelle sich
selbst überlässt und am schnellsten aber bildet sich eine Vesicula,
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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wenn die betreffende Stelle recht warm gebadet wird. Ferner
gab icb mir Mühe eine blutige Blase zu erzeugen, indem ich
längere Zeit auf dieser akantholytischen Stelle sorgfältig weiter
rieb. Zu blutigem Inhalt brachte ich es in dieser Zeit nicht.
Hingegen bildeten sich unter dem Hautläppchen fühl- und
sichtbare kleinstecknadelkopfgrosse, ziemlich harte Tumörchen,
welche Coagula beim Eröflnen dieser jungen Blase makro¬
skopisch aussahen nach Consistenz und Farbe wie bröckeliger
junger Käse. Bei diesen 10 bis 15 Minuten langem Keiben
habe ich die Haut etwas eingepudert, um ein Zerreissen des
losgelösten Häutchens zu verhindern. Wie schon bemerkt,
konnte im Inhalt kein Blut constatirt werden, hingegen wurde
die Blase immer grösser und umfangreicher. Für meine Ver¬
suche und Beobachtungen habe ich fast ausschliesslich den
Fussrücken benutzt, weil die Haut hier die günstigste Resistenz
zeigte; sie erschien nicht zu dünn, um jeden Moment zu zer-
reissen, aber auch nicht zu dick, wie an den Fusssohlen
und Handtellern. Im Anfang des Reibens wird die Haut meist
etwas roth aber auch oft genug injicirt sie sich während dieser
Proceduren in keiner Weise so, dass die Blase von Anfang
bis Ende aus ganz normaler Haut hervor wächst. Während
dieses Reibens und während dem Eintritt der Loslösung äussert
das Kind gar keine Schmerzen, sondern spielt mit seiner Puppe
ruhig weiter. Auch auf Befragen versichert die Kleine, dass
ihr diese Experimente keinerlei Schmerzen verursuchen. Gele¬
gentlich wurden ihr auch etwa die Augen verbunden und sie
sollte angeben, sobald die Loslösung beginne. Diese Angaben
waren sehr schlecht, auch bei aufgezwungen grösster Auf¬
merksamkeit war die Akantholysis schon längst eingetreten
wenn das Kind die Angabe machte oder es versicherte über¬
haupt nichts zu fühlen oder seine Angabe war viel zu früh, so
dass man noch eine gute Weile weiter reiben konnte. Auch
das Zeigen der betreffenden Stelle bei verbundenen Augen ge¬
lang ihm schlecht.
Die Grösse, Stellung und Form dieser Lostrennungen
lassen sich fast willkürlich bestimmen, je nachdem man mehr
oder weniger ausgedehnt, längs, quer oder circulär reibt,
grössere Schwierigkeiten macht eine genaue Localisation und öfters
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erscheint die Blase nicht an dem Punkt, wo man sie erwartet
hätte, etwa in der Mitte der geriebenen Fläche, sondern oft
genug näher dem Rande. Es scheinen also auf diese Blasen¬
bildungen noch andere Dinge einzuwirken als nur der blosse,
reibende Druck und namentlich sind in diesen Beziehungen
zu beschuldigen Faltenbildungen und knöcherne Unterlagen.
Diese zwei Momente wirken auch sehr günstig auf die Schnellig¬
keit des Entstehens, so dass, wenn Alles recht günstig liegt,
man leicht in einer Minute schon schöne Akantholysis haben
kann. Die Grösse des losgelösten Hautläppchens schwankt aus
obigen Gründen natürlich sehr aber immer fiel sie viel kleiner aus,
als Hautfläche gerieben wurde und zeigte meist Stecknadelknopf-
bis Erbsengrösse. Reibt man in der Längsrichtung recht ausge¬
dehnt, so kann man eine ganze Reihe solcher Lysen hervorbringen
aus denen dann später ebensoviele Blasen entstehen. Solche
Hautläppchen wurden ab und zu sogleich nach ihrem Entstehen
mit Scheere und Pinzette abgetragen und stets zeigte sich
unter ihnen eine minimalste Menge klarer Flüssigkeit. Die
excörirte Stelle selbst sah blass, feuchtglänzend, schillernd aus
und zeigte in diesen ersten Momenten meist noch gar keine
Injection der Gefässe. Spannte man die Umgebung mit Zeige¬
finger und Daumen etwas kräftig an, so quoll bald ziemlich
reichlich bis zur Tropfenbildung eine absolut klare alkal. reagi-
rende Flüssigkeit hervor. Zugleieh bemerkte man auf der
ganzen Wundfläche eine hellrothe, feine Stichelung so dass
man im ersten Moment versucht war zu glauben, es trete eine
Blutung ein; lässt der Druck aber nach, so schwinden auch wieder
die rothen Tüpfelchen. Diese rothe Stichelung, ist im ersten
Moment nach der raschesten Entfernung des Hautläppchens
gar nicht oder kaum zu sehen, während sie dann nach etwa
7a Minute deutlich wird, auch ohne dass man anspannt. Nach
dieser Zeit tritt deutlich warnehmbare Papillargefässreaction
ein. Die Papillen auf der Excoriation werden höher und breiter
und erscheinen als mattgrau, feuchtglänzende Granula. In
manchen steigt jetzt nach 1 / ft bis 1 Minute ein vorher nicht
oder kaum wahrnehmbares hellrothes Gefässchen empor.
Manche Papillenspitze wird zum lebhaft hellrothen, glänzenden
Knöpfchen, auch ein hellrothes, interpapilläres Gefassnetz wird
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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deutlich und eben tritt eine sehr lebhafte Exsudation ein.
Reichlich fliesst eine klare, schillernde Flüssigkeit diese Hügel-
chen herunter und sammelt sich in den interpapillären Furchen
und Falten zu Bächelchen an. Dieser reactive Vorgang, be¬
sonders die Gefässinjection ist auf der dem Herzen näher ge¬
legenen Hälfte der Excoriation viel lebhafter als auf der ent¬
ferntem, nimmt an Intensität sehr deutlich successive ab gegen
den vom Herzen entfernter gelegenen Rand der Abschürfung
und ist an demselben oft kaum mehr recht deutlich. (Am
Fussrücken beobachtet.)
Abgetupft erscheint die hervorquellende Flüssigkeit immer
wieder und sammelt sich, wenn die Verdunstung nicht zu gross
ist, schliesslich zu Tropfen. Diese Vorgänge an den Papillen
und ihren Gefässen wurden beobachtet mit Objectiv 3 Leitz
als Lupe benutzt. Waren diese Hautläppchen entfernt, so
klagte das Mädchen über leichtes Brennen. Wie schon bemerkt
gelingt es an anderen Körpertheilen nur schwer, eine schöne
Lösung ohne Zerreissung zu erzielen. Meist erfolgt diese ober¬
flächlichste Trennung der Epidermis noch rascher wie am Fuss,
reisst indess meist gleich durch. Namentlich ist die Mund¬
schleimhaut gegen dieses Reiben ausserordentlich empfindlich,
sehr bald sind hier die obersten Schichten in Form von ge¬
rollten Schuppen und Schüppchen weggerieben und sehr bald
folgt dann eine diffuse Blutung. Die Excoriationen im Mund
wurden recht schmerzhaft und ulcerirten längere Zeit. Auch
auf der behaarten Kopfhaut bringt man es bei diesen Reibungen
mit grösster Vorsicht nicht leich tzu einer Blasenbildung. Die Haut
geht zwischen den einzelnen Haaren in Fetzchen weg. Weitere
Reibeversuche wurden dann auch auf dem Rücken, Brust, Ab¬
domen, den obern Extremitäten mit Erfolg gemacht.
Direct auf die Blutgefässe Bezug nehmend, wickelte ich
eine untere Extremität mit einem Esmarch kräftig ein, um
dieselbe so blutleer als möglich zu machen. Mit der centralen
Binde versehen liess ich das Bein noch eine Weile liegen, bis
es sich ordentlich kühl, anfühlte, dann wiederholte ich die
obigen Reibeversuche, auf dessen Dorsum pedis. Mindestens
ebenso rasch wie früher traten auch jetzt Epidermolysen ein,
die rothe Stichelung jedoch war nicht zu sehen auch bei
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starkem Anspannen. Jene minimalste Menge Flüssigkeit unter
dem gelösten Häutchen war vorhanden, aber ein erhebliches
Wachsen derselben zur Vesikelbildung fand nicht statt. Die
Excoriationen sahen feucht aus wie früher, aber zur Tropfen¬
bildung kam es nicht und abgetrocknet befeuchteten sie sich
relativ langsam. Nachdem die centrale Binde gelöst worden,
erschienen erst allmälig die früheren Bilder wieder.
Hierauf wendete ich mich zur Untersuchung der Haut-
inervationen und hoffte von ihr etwelche neue Anhaltspunkte
zu bekommen. In ganz befriedigender Weise waren die Sensi¬
bilitätsprüfungen weder beim Vater noch Töchterchen durch¬
führbar, da diese Dinge von Seite des Patienten grosse Auf¬
merksamkeit und das nöthige Geschick verlangen. Und so
fiel mir ein bei der kleinen Patientin auf dem einen Fussrücken
ein ziemlich umfangreiches Stückchen Haut mit Cocain zu
anaesthesiren. Trotz vollständigster Empfindungslosigkeit der
Haut trat die Epidermolysis in der angegebenen Zeit ein. In
derselben Absicht wurden auch elektrische Ströme (faradischer
und constanter) durch circumscripte Hautpartien geleitet. Ich
benutzte hiezu die Knopfansätze eines Tasterzirkels mit iso-
lirtem Griff. Die Ströme wählte ich so stark, als sie zur Noth
vom Patientchen noch ordentlich ertragen wurden und liess sie quer
durch Unterschenkel oder Fuss oder auf ein zwischen die
beiden Zirkelknöpfchen eingeklemmtes Hautstückchen fünf bis
fünfzehn Minuten lang einwirken, dabei trat nie eine Blasen¬
bildung auf, noch konnte ich bei der Anwendung dieser Ströme
an der Haut irgend welche Besonderheiten constatiren.
Die Hypnose wurde nicht unversucht gelassen. Sie gelang
beim Patientchen leicht, dabei trat fast stets bedeutende Rigi¬
dität in den Extremitäten auf. Es wurde ihm absolute Empfin¬
dungslosigkeit an einem Unterschenkel, an einem FusBeetc. sug-
gerirt. Auf kräftige Nadelstiche daselbst reagirte das Kind
nicht mehr und nun wurden wieder durch Reiben beabsichtigte
Epidermalysen erzeugt, was wie in früherer Weise gut gelang.
Eine fernere diesbezügliche Suggeation lautete: „Du darfst und
wirst beim Reiben keine Blasen mehr bekommen aber trotz¬
dem trat alsobald wieder die Loslösung ein. Auch in thera¬
peutischer Beziehung war das Hypnotisiren nicht von Erfolg
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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begleitet, dagegen will die Umgebung deutlichen Einfluss be¬
merkt haben auf das Zähneknirschen, so oft Abends dies¬
bezügliche Suggestionen stattfanden.
Von ganz besonderem Interesse musste es auch sein
zu prüfen, welche Arten von Traumen diese Erscheinungen
hervorbringen. An verschiedenen Stellen der Haut, namentlich
die Maleolen am Fussgelenk, wo sonst gern Blasen entstehen,
wurden mit dem Percussionshammer ziemlich kräftig beklopft,
wobei ich die einzelnen Schläge so rasch wie möglich einander
folgen liess. Nach jeweilem 10 und mehr Minuten langem
Klopfen war noch keine Lostrennung der obersten Epidermis-
schichten sichtbar. Die beklopfte Stelle machte dann den Ein¬
druck einer grossen Urticariaquadel in Farbe, Schwellung und
AnfUhlen. Bei gelegentlichem Nachsehen waren aber zuweilen diese
Erscheinungen wieder gänzlich verschwunden. Bei diesen Klopf¬
versuchen bat man darauf zu achten, dass die Schläge genau
senkrecht auf die Haut treffen, da sonst ein gewisses Gleiten
und Reiben des Hammers entstehen würde. — Ein zweiter
hier einschlägiger Versuch wurde bewerkstelligt, indem man
die Epidermis kräftig zwischen den beiden Daumenfingernägeln
presste, ohne sie natürlich excoriativ abzuquetschen. Diese
Traumenqualität beförderte stets einige kleinste, kristallene
Flüssigkeitstropfen zum Vorschein, ab und zu erschienen auch
minimalste Blutpunkte in der Haut, ohne dass eine Blase
hervorgebracht werden konnte. Auch gegen chemische Reize
zeigte die Haut keine sonderliche Empfindlichkeit. Drei Tage
lang wurden regelmässig an derselben Hautstelle kräftige oder
schwächere Jodanstriche gemacht, ohne dass sich eine Blasen¬
bildung oder stärkere Reaction zeigte. Watte wurde mit
Chloroform durchtränkt und so lange auf der Haut liegen
gelassen, als das Mädchen den brennenden Schmerz ertrug.
Lebhafte Röthung ohne Blasenbildung stellte sich ein, um bald
wieder zu verschwinden. Dieselben Experimente wurden noch
unternommen mit allerlei anderen Chemikalien wie Salmiak¬
geist, Säuren etc. ohne wesentliche Differenz der Wirkung bei
anderen Leuten. Auch das Emplastrum cantharidum wurde
nicht unversucht gelassen. Am linken Unterschenkel im oberen
Drittel wurde ein halbes Vesicatoire d'Albespeyre aufgelegt.
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Erst nach IO 1 /« Stunden trat Exsudation mit Blasenbildung
auf. Die Blase hatte genau die Grösse und Form des Vesi-
catoire ohne wesentliche Alteration der Umgebung. Der Inhalt
dieser Blase war ein klares Serum, mehr geleeartig und nicht
so dünnflüssig wie bei den oben beschriebenen traumatischen
Blasen. Empfindlicher als gegen all diese Dinge scheint die
Haut für die Wärmeeinwirkungen zu sein. In einem nur massig
warmen Bade röthet sich die Haut rasch und ziemlich intensiv,
und hatte man, wie schon früher bemerkt, absichtlich oder un¬
absichtlich eine solche Akantholysis erzeugt, so bildet sich
ausserordentlich rasch eine pralle Blase und ältere füllen sich
wieder gut an. Auch scheint im Bade die Haut an Resistenz
zu verlieren, so dass es nach einem protrahirten warmen Bade
schwierig wird, durch Reiben an geeigneter Stelle, (Fussrücken)
eine Blase zu erhalten, meist reisst die Haut durch, ehe man
sich versieht. Gegen plötzliche Hitzeeinwirkungen scheint die
Haut nicht besonders empfindlich zu sein. Das Mädchen weiss zu
berichten, dass es sich an heissem Kaffee schon wiederholt
gebrannt habe, ohne dass dabei Blasenbildungen zum Vorschein
gekommen wären.
Kälteeinwirkungen, wie Aeterspray beeinflussen die Haut
in folgender Weise. Zuerst liess ich den Spray auf die Haut
einwirken, bis das Mädchen Kälte empfand, dann begann ich
zu reiben unter Fortsetzung eines schwachen Sprays, natürlich
ohne die Haut zum Gefrieren kommen zu lassen. In allen drei
Sitzungen traten bei dem 3 bis 5 Minuten langen Reiben keine
Lösungen noch Blasenbildungen ein. Nach dem Aussetzen des
Experimentes röthete sich die besprayte Hautfläche sehr leb¬
haft und in der zweiten Sitzung, weniger deutlich in der
dritten, wuchs nach und nach aus dem Cetttrum der Röthung
eine grosse, schöne Quadel heraus. Es war das gerade jene
Stelle, die gerieben wurde, welche jetzt blass, geschwellt, pal-
pabel, resistenter sich zeigte. (Am linken Fussgelenk innerhalb
des äusseren Knöchels). Jucken noch andere Sensationen
bestanden nicht. Nach circa 3 / 4 Std. begann die Erscheinung zu
schwinden.
Diese experimentellen Beobachtungen abschliessend, will
ich noch bemerken, dass sich auch in der Vola manus, an den
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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Fusssohlen in kürzester Zeit Blasen erzeugen lassen, nur
genügt dazu nicht die Fingerkuppe, sondern man muss sich
eines hartem, glatten Gegenstandes, am besten einer glatten
Thermometerhülse bedienen; macht man damit einige rasche,
sägende Stösse, so treten die oben beschriebenen Erscheinungen
sehr bald ein, nur wirft die Haut hier keine Fältelung und ist
nicht verschieblich wegen des dicken Stratum corneum. Aus
diesem Grunde bleibt auch die absichtlich erzeugte Blase, wenn
sie nicht weiter malträtirt wird, flach.
Manche von diesen experimentellen Beobachtungen wurden
auch sogleich mikroskopisch verwerthet. Das minimale Quantum
von Flüssigkeit, das sich beim Lösen dieses oberflächlichen
Häutchens unter demselben einstellt, wurde sofort, theils unge¬
färbt, frisch, theils auf einem Deckgläschen eingetrocknet tingirt
untersucht. Man findet in diesen Präparaten fein körnige und
krümelige Massen, freie, gut erhaltene Kerne von Retezellen,
kleinere und grössere Trümmer von Zellplasma und Kernen,
Schleimfäden, hingegen keine rothen Blutkörperchen oder
granulirte Rundzellen. Auch sah ich in diesen Präparaten nie
eine isolirte, gut erhaltene Zelle des Malpighischen Schleim¬
netzes • öder Gruppen von solchen, wie sie sich im Inhalt
spontaner Blasen oft relativ reichlich finden. Bei diesem Process
scheint also eine sehr rapide und gänzliche Zertrümmerung der
Zellen, namentlich ihres Plasma stattzufinden. Die Kerne
scheinen resistenter zu sein.
Erzeugt man Abends beim Mädchen eine solche ober¬
flächlichste Hautablösung, so trifft man Morgens im Contentum
der über Nacht entstandenen Blase ziemlich reichlich Eiter,
oder nimmt das Mädchen nach einer solchen Manipulation
ein warmes Bad, so füllt sich, wie schon gemeldet, die Blase
nach circa 1 / 4 Stunde ziemlich prall und nun finden sich in
deren Inhalt verworfene, isolirte, normal tingirte Riffelzellen.
Bei den Querschnitten durch diese absichtlich erzeugten, also
sehr jungen Blasen muss ich ja wieder auf deren Inhalt aus¬
führlicher zurückkommen, daher seien diese Befunde hier nur
kurz erwähnt. Die Reaction dieser ersten Spur Flüssigkeit,
die sich während der Lösung des Häutchens bildet, ist
alkalisch.
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Blum er.
Aach das sich loslösende oberflächliche Hautläppchen
wurde gelegentlich abgetragen und so in frischestem Zustande
der mikroskopischen Untersuchung unterworfen. Für spätere
Conservirung kamen manche Stücke sofort in Tinctionsflüssig-
keiten, andere zur Isolirung der Zellen in Rauvier’s Drittel¬
alkohol nach vorhergehender Tinction. Zum weiteren mikro¬
skopischen Studium der Zellveränderungen versäumte ich auch
nicht das Anlegen von Querschnitten durch diese losgeriebenen
Hautläppchen, besonders pflegte ich diese Untersuchungen
eifrig in der ersten Zeit, als mir noch jedes andere Haut¬
material von diesen Patienten mangelte. Da ich aber bei den
Querschnitten durch diese Blasenbildungen wieder genau die¬
selben Wahrnehmungen anführen muss, so will ich mir jede
histologische Beschreibung an dieser Stelle ersparen.
Um Daten über die Constitution des Reticulums und
seiner Zellen zu gewinnen, benutzte ich diese Hautläppchen
ferner zu histochemischen Untersuchungen: ich prüfte die Zell-
reactionen auf Säuren, Alkalien, Lugol’sche Lösung u. s. w., ohne
ein anormales Verhalten der Zellen diesen Chemikalien gegen¬
über gesehen zu haben. Die Lösung dieser Aufgabe fand aber,
offen gestanden, eine zu rasche Erledigung, schon für sich
allein wäre dies eine mühevolle und schwierige Arbeit gewesen,
hätte ich mich vergleichend zu sehr in’s Detail ergehen wollen.
(Ich hielt mich an die Arbeit von Dr. P. G. Unna: „Zwei
vergessene Arbeiten — 1889“).
Die bei diesen Versuchen entstandenen Excoriationen
verwendete ich gelegentlich zur Anfertigung von Radir-Prä-
paraten. Entfernt man rasch das losgeriehene Häutchen und
kratzt man nun mit einem Messerchen auf der excoriirten Stelle,
so gewinnt man dadurch Zelldetritus, auch isolirte Retezellen,
reichlicher aber ganze Haufen von solchen in Fetzen und
Fetzchen noch zusammenhängend. Zu dieser Zeit scheinen diese
Zellen noch ordentlich fest auf ihrem Standorte zu haften,
denn, wenn man nicht relativ kräftig radirt, so ist ihre Zahl
im gewonnenen Präparate gering. Geschieht das Aufträgen aufs
Deckgläschen zur Anfertigung von tingirten Trockenpräparaten
nicht schonend, so werden die Kerne und das Protoplasma ver¬
strichen, der Kern oft spermaartig geschwänzt oder zu langen
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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Fäden ausgezogen. Bei diesen Manipulationen erscheint das
Zellprotoplasma resistenter als der Kern, ein Fingerzeig für
die Consistenz etc. Ueberhaupt liefert die Haut dieser Patienten
durch ihr eigentümliches Verhalten ein vorzügliches Material
ztim mikroskopischen Studium der Riffelzellen.
Der Heilungsverlauf dieser experimentell erzeugten Blasen
und Excoriationen ist genau derselbe wie bei den spontan
auftretenden. Die Blase bleibt durchscheinend hell ohne Re-
action oder ihr Inhalt wird trübe und Erscheinungen von
Entzündung können hinzutreten. Ueber kurz oder lang trocknen
sie ein, die Blasendecke wird abgestossen und zum Vorschein
kommt wieder jene ausserordentlich leicht lädirbare, junge,
rothe, bräunlichrothe Epidermis, die aber bald einer Restitutio
in Integrum Platz macht. Die junge Epidermis ist namentlich in
ihrer ersten Zeit so leicht lädirbar, dass sie beim blossen un¬
vorsichtigen Festhalten des Fusses für die verschiedenen Ver¬
suchsmanipulationen weggewischt wird. Auch die excorirten
Stellen heilen wie jede andere oberflächlichste Excoriation. Erst
nässt die Stelle noch einige Zeit, sondert unter stärkerer oder
schwächerer Reaction eitrige Flüssigkeit ab, bedeckt sich, dann
trocknend mit einer Kruste und heilt. Oder sich selbst über¬
lassen, kann sie gelegentlich recht schmerzhaft werden, einen
Monat und mehr ulceriren, sich in der Peripherie vergrössern,
um dann erst ohne Narbenbildung oder Pigmentation zu heilen.
Bei diesem Mädchen hinterliessen einige Excoriationen bräun¬
liche Pigmentirungen, welche heute nach 3 / 4 Jahren noch
leicht sichtbar sind. Wenn ich mich recht besinne, so sind das
jene Stellen, an denen gekrazt wurde zur Anfertigung von
Präparaten.
Bei all diesen kleinen Operationen waren Binden von
Stärke-Gaze nicht zu verwenden. Die gesteiften Bindentouren
erzeugten beim Herumgehen, namentlich an ihren rauhen
Rändern bei warmer Witterung Blasen und rothe, brennende,
druckempfindliche Flecken, immer musste weiches Verband¬
material angelegt werden.
Zur Gewinnung von Querschnitten durch diese Efflores.-
cenzen excidirte ich beim Mädchen Anna Dürst eine absichtlich
erzeugte Blase. Nach etwa 3 Minuten langem Reiben pro-
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892.
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ducirte ich zu diesem Zwecke am seitlichen, inneren Dorsum
ped. über dem os scaphoid eine nach Form und Grösse ge¬
wünschte Epidermolysis. Für einen ungenirten Heilungsverlauf
war die Stelle allerdings nicht gerade günstig, aber ich musste
die Localität etwas eilig der gelegenen Zeit und den günstigen
Eigenschaften des Objectes anpassen. Sogleich nachdem die
oberflächliche Lösung eingetreten war, umgab ich dieselbe mit
einem schützenden Gummiring und erzeugte mit einem Esmarch
Blutleere des Fusses. Nachdem der centrale Schlauch angelegt
und die periphere Binde entfernt worden, hatte sich bereits
eine 1 Cm. lange und 0 6 Cm. breite Blase mit schlaffer,
runzeliger Decke gebildet. Sofort wurden ein Hautoval mit
Blase und Unterhautzellgewebe mit noch reichlich normaler
Umgebung excidirt. Diese jüngste Blase schien auf absolut
normaler Umgebung zu stehen. Vom Auftreten der Loslösung
bis zur vollendeten Excision mochten etwa 3 weitere Minuten
verstrichen sein. Das Hautstück wurde sofort in absoluten
Alkohol gelegt. Dann folgte Naht, Verband, Ruhe. Bei der
kleinen Operation war so gut wie gar keine Blutung aufge¬
treten. Nach 10 Tagen wechselte ich den Verband, die
Wunde zeigte keinerlei Reaction, ebenso wenig die Umgehung
auf Carbol oder Jodoform. Da die Wunde schon ordentlich
fest erschien, wurden die Nadeln zum grössten Theil entfernt,
das Mädchen sollte noch einige Zeit weiter zu Bette bleiben.
In unbewachten Stunden aber gestand die Kleine herumge¬
gangen zu sein und so kam es, dass sich beim nächsten Ver¬
bandwechsel eine breite, offene Hautwunde zeigte mit reiner
Granulationsfläche. Dieses kleine Missgeschick kam mir eigentlich
nicht ungelegen, sofort versuchte ich Reverdin’sche Trans¬
plantation. Die Hautstückchen wurden einer 30jährigen Frauens¬
person über dem Ellenbogen entnommen (nach König Lehrbuch
d. spec. Chirurg. 1886, Bd. III, pag. 335), leider sind mir die¬
selben aber nicht angewachsen, auch ein zweiter Versuch
schlug fehl. Unterdessen hatte von den Wundrändem her die
Epithel Wucherung grosse Fortschritte gemacht und nach circa
2 Monaten war die ganze Wundfläche unter Borsäurebehandlung
vollständig überhäutet. Heute nach 3 / 4 Jahren findet man an
der betreffenden Stelle nur noch eine schmale bräunlich pig-
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mentirte, empfindliche Narbe. Eine kleine Wahrnehmung mag
hier noch rasch Erwähnung finden. Sobald nämlich die Los¬
lösung jenes epidermoidalen Hautläppchens eintritt, so findet
man dasselbe, obwohl leicht hin und herverschieblich, an ein¬
zelnen Stellen adhärent, was namentlich beim allmäligen
Füllen der Blase deutlich wird. Es hebt sich die Blasendecke
nicht in gleichmässiger Rundung, sondern sie ist im Anfang oft
buckelig, faltig, als ob ein Tackelwerk hindernd im Spiele
wäre.
Vom excidirten Hautoval wurden gut gehärtete Portionen
in der üblichen Weise in ein Mikroton eingeschmolzen, in
Querschnitte zerlegt und theils tingirt, theils ungefärbt unter¬
sucht. Zur Tinction verwendete ich mit Vorliebe Grenacher’s
Alauncarmin und entwässerte die Schnitte zur Nachfärbung
des Plasmas in absolutem Alkohol, dem eine Spur Pikrinsäure
zugesetzt wurde. Gelegentlich fanden auch andere Tinctions-
flüssigkeiten, Pikrocarmin, Gentianaviolett, Methylviolett, Häma-
toxylin, Eosin Verwendung. Die Aufbewahrung der Präparate
geschah meist in Canadabalsam, Glicerin oder Glicerin mit
Aqua ää. Mir war das Alauncarmin eine ausserordentlich an¬
genehme Farbe, es überfärbt nicht leicht und ruhig kann der
Landarzt seines Amtes walten, ohne dass die Präparate gleich
ruinirt werden und so blieben dieselben meist zu ihrem Vor¬
theile 15, 24, 48 Stunden in der färbenden Lösung.
Bei der Mikroskopie findet man das Strat. germinativ.
durch diesen pathologischen Process in zwei Hälften gespalten.
Die Spaltung findet meist in jenen oberen Schichten mit
horizontal gelagerten Kernen statt, kann gelegentlich aber auch
tiefer interpapillär einsetzen. Am Blasenboden lagert die breitere
Schleimschichthälfte, das Stratum papillare noch solide be¬
deckend. Die Blasendecke wird gebildet vom unversehrten
Strat. com., Strat. granoulos. und einer verschiedenen Anzahl
Zellagen der Schleimschicht. Innen, den Blasenraum einfassend,
sieht das Rete Malpighii zerklüftet und zernagt a.us. Von
der Blasendecke herunter hängen in manchen Präparaten
fransenartige Stränge degenerirender Zellen oder abgerissene
Schweissdrüsenausführungsgänge. In den Blasenecken tragen
oft noch Säulen von Riffelzellen die langsam abfallende Decke.
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Der Blaseninhalt besteht aus einer feinkörnigen, auch
krümeligen Masse, in der ab und zu ein freier, gut erhaltener,
homogen gut tingirter oder blasser Kern oder ein zerfallender
Trümmer eines solchen suspendirt liegt. Gelegentlich zieht
auch ein Schleimfaden durch diesen Detritus, rotbe oder weisse
Blutkörperchen finden sich unter diesen Zelltrümmern keine.
Gewöhnlich trennt ein heller Saum diese Detritusmassen von
der Blasenbasis als Zeichen einer bereits eingetretenen leb¬
haften Exsudation.
Interessante Veränderungen gehen an den Retezellen
selbst vor sich. Ihr Plasma quillt plötzlich stark auf, das
Stratum Malpighii verbreitert sich bedeutend, diese Quellung
scheint sehr rasch das ganze Protoplasma der Zelle zu be¬
fallen. Und so findet man denn relativ spärlich jene Zeichen
partieller Protoplasmadegenerationen, wo ein gut erhaltener
Kern mit einem hellen, hellgrauen ungefärbten Fleck oder Hof
umgeben ist oder wo der Kern gleichsam in einem bellen,
durchsichtigen Ringe steckt oder wo bei einer Zelle die
ganze eine Protoplasmahälfte ungefärbt hell, hellgrau, fein¬
körnig trüb aussieht, während die andere Hälfte nicht alterirt
erscheint. Alle diese Erscheinungen am Protoplasma sind hier
deutlich zu beobachten und bedeuten das erste Stadium der
Zellveränderung. Der Kern macht ähnliche Veränderungen
durch, ist aber mit denselben dem Plasma gegenüber immer
etwas zurück. Seine Quellung ist keine wesentliche, meist wird
sein Plasma mit der zunehmenden Quellung des Protoplasma
gleichmässig blass und blasser, so dass man an mancher Stelle
nur noch seine feinkörnige Contour erkennt oder er ist vom
Zellplasma gar nicht mehr zu differenziren. Wieder an anderer
Stelle erscheint der Ort als ein helles Loch oder ein heller,
grauer, feinstkörniger Fleck. Reichlicher als beim Zellproto¬
plasma findet man bei ihm die Vacuolenbildung, so kann der
eine Pol oder die eine Hälfte verschwunden sein oder die
eine Randzone ist in Form eines hellen Halbmondes unter¬
gegangen oder es hat sich um seine ganze Peripherie ein
hellglänzender ungefärbter Ring gelegt, so dass der Kern selbst
nur noch sehr klein erscheint und man dessen ehemalige Grösse
nur noch durch jene fein punktirte Contour vom Zellpioto-
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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plasma differenziren kann, sein Plasmarest kann dabei schwach
oder kräftig tingirt sein. Der Nucleolus oder die Nuclei sind
im erblassten Kern oft noch deutlich vorhanden, doch gehen sie
meist mit dem letzteren unter. Am Rande des zerfallenden Rete
trifft man oft noch gut erhaltene, homogen gut tingirte Kerne,
während das Zellprotoplasma um dieselben herum bereits
partiell oder total auseinander gefahren ist. Oft sind diese
Kerne, vielleicht noch mit einem schmalen Plasmafaden am
Rete hängend, in feinkörnigem, fädigem oder krümeligem Zerfall.
Im Allgemeinen trägt dieser ganze Zellverwüstungsprocess
einen ungemein stürmischen Charakter; da, wo die Blase ent¬
standen, sieht es aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte,
die einzelnen Zellen sind entweder total zertrümmert oder an¬
gerissene Zellprotoplasmastücke, Kerne und Kerntrümmer
liegen reichlich herum und was von Rete in nächster Um¬
gebung des Blasenraumes in Zusammenhang geblieben, ist
entweder getödtet oder gelockert stark krank.
Die dem Blasenraum entfernt gelegenen Retezellen sind
nicht alterirt, an der Blasendecke ist das Stratum granulosum
meist noch von mehreren absolut unveränderten Retezelllagen
bedeckt und ebenso hat der Blasenraum nirgends das Stratum
papillare erreicht, sondern Letzteres ist überall von der gut
aussehenden Cylinderzellschicht plus meist noch vielen normal
beschaffenen Schleimschichtlagen bedeckt.
Beim Erzeugen dieser Blase war der reibende Druck
natürlich nicht genau zu localisiren. Die nächste Umgebung
der Blase hatte ebenfalls bald hier, bald da mehr oder weniger
zu leiden, daher trifft man in der Umgebung der Blase in der
Schleimschicht öfters bald kleinere, bald grössere, bald runde,
bald eckige Lücken oder Löcher, welche quellendes oder ver¬
flüssigtes Protoplasma bedeuten. Hier bei den verschiedensten
Stadien der Vacuolenbildungen im Rete Malpighii kann man
am besten alle die oben beschriebenen Zellveränderungen ver¬
folgen. In allen Schichten des Stratum germ. kann, diese
Vacuolenbildung eiusetzen, ausgenommen die Cylinderschicht,
diese habe ich durch das Trauma primär nie verändert ge¬
funden. Wie schon bemerkt, beginnt das Schwellen der Zellen
mit Vorliebe oder fast ausschliesslich in den oberen und
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mittleren Zellagen und da wieder besonders oft zwischen den
Papillen, so dass beim Wachsen der Vacuolen im Rete auf
den Papillenspitzen in der ersten Zeit der Blasenbildung noch
Säulen von Schleimschicht stehen bleiben, deren Zellen durch
die sich hebende Blasendecke etwas in die Länge gezogen
erscheinen. Diese Zellsäulen reissen durch und die fertige
Blase ist einkammerig.
Die Exsudation aus dem Stratum papillare in die Schleim¬
schicht hinein setzt mikroskopisch erkennbar schon sehr früh
ein. Längs der Blasenbasis glaube ich in dünnen Schnitten
deutlich da und dort eine Verbreiterung der Intercellularräume,
namentlich der Cylinderschicht, wahrzunehmen. Die regel¬
mässige Stellung der Cylinderzellen hat manchenorts durch den
Exsudatstrom deutlich gelitten. In mancher breiten Basis obiger
Zellsäulen über den Papillenspitzen trifft man einen hellen
Exsudatkeil in’s Rete hinein. In einem Schnitte fand ich sogar
etwas seitlich vom Centrum des Blasenbodens die Cylinderzellen
mit noch einigen Lagen Retezellen im ganzen Umfang einer
Papillenspitze durch die Exsudation zu Grunde gerichtet (starke
Quellung, feinkörnige Trübung des Protoplasmas, fast totale
Erblassung des Kerns), so dass die Papillenspitze im ersten
Moment nackt erschien.
Die Epidermis dieser Leute zeigt in ihrem Bau, in Form
und Grösse der einzelnen Zellen, in der Breite der verschiedenen
Schichten keine erkennbaren Unterschiede von der Oberhaut
anderer Menschen.
Zur Cutis gelangend, machte mich hier mein ehemaliger,
hochverehrter Lehrer, Herr Prof. Klebs in einer brieflichen
Mittheilung auf einen sehr wichtigen Befund aufmerksam.
Dieser Autor fand nämlich die Gefässe bis in die feinsten
Capillaren hinein ausserordentlich zellenreich. Im Uebrigen
lässt sich keine weitere Wahrnehmung am Stratum papillare
oder reticulare noch an den darin vorhandenen Organen
melden, namentlich sind die Papillen unter dem Blasengrunde
nicht erkennbar verändert.
Zur Illustrirung meiner histologischen Schilderungen
mögen hier anschliessend noch einige Photographien ihren
Platz finden. Mein Bruder Dr. med. Friedrich Blumer in
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Wallenstadt macht sich ah und zu in Photographie zu schaffen
und seinem Entgegenkommen habe ich den Besitz einiger
photographischer Bilder von Blaseneruptionen beim Mädchen
Anna Dürst zu verdanken. Gelegentlich versuchte sich derselbe
auch, allerdings mit den denkbar einfachsten Mitteln, photo¬
graphisch an meinen histologischen Präparaten. Ein kleiner
Hartnack aus Besorgniss für ein grosses System, eine kleine,
gewöhnliche photographische Camera, ein Reflexspiegel für
Sonnen- oder eine Sammellinse für Lampenlicht war der ganze
Apparat, der, in horizontaler Lage auf einem Tische befestigt,
zur Verwendung kam. Bei schwacher Vergrösserung wurden
die Bilder ganz instructiv, so dass ich nicht anstehe, einige
derselben mit verbindlichstem Danke hier folgen zu lassen, wohl
bemerkend, dass dieselben durchaus keine Musterphotographien
sein sollen, sondern nur die Dienste flüchtiger Skizzen ersetzen.
Ein weiteres Untersuchungsobject bildete eine peripher
fortschreitende, 20 Stunden alte, spontane Blase der Fusssohle.
Der Blaseninhalt enthielt rothe Blutkörperchen und Eiterzellen.
Meine Absicht war, mit einem Scalpel vom Rande her, mässig
tiefgreifend, die ganze Blase abzutragen. Der Blasenraum
hatte sich aber so kräftig in die Tiefe der Cutis gebohrt, dass
der Versuch fehlschlug, dass ich nur Blasenumgebung und
etwas randständigen Blasenboden bekam. Nichtsdestoweniger
waren die Präparate sehr lehrreich. Tinctionen wurden ausge¬
führt wie früher, nur fand das Methyl und Gentianaviolett
etwas reichlichere Verwendung, um die Rundzellen besser her¬
vorzuheben. In den Reihen der interpapillären Epithelfortsätze
der Blasenumgebung findet man helle Lücken und Löcher, die
wieder auf einer Schwellung und Trübung mit Vacuolen
bildungen der Epithelzellen beruhen. Das Quellen des Proto¬
plasmas scheint hier ein besonders kräftiges actives 1 ) zu sein,
') Anmerkung. Diese Ansicht activer Zellbetheiligung bei gewissen
Blasenbildungen steht nicht vereinzelt da. „Klebs“ nimmt in seinem
1876 erschienenen Lehrbuch der path. Anatomie als wahrscheinlich an,
dass die direct dem Beize der Hitze ausgesetzten Epithelzellen sich activ
bei der Blasenbildung betheiligen. Eine Reihe von späteren Forschern
sind zu anderen Resultaten gelangt. A. v. Biesiadecki hatte früher dieselbe
Ansicht, welche er später selbst widerlegte. (Sitzungsberichte der k.
Akademie der Wissenschaft LVII. Bd., II. Abth., Heft 3. Wien 1868.)
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denn die normalen Riffelzellen in der Umgebung dieser Vacuolen-
bildungen sind förmlich zu einem Ringe gepresst und auch die
entfernter stehenden werden stellenweise durch den Druck
verdichtet.
Gelegentlich drängen diese schwellenden Partien kräftig
gegen die Papillen vor. Mitunter ist ein solcher Epithelzapfen
schon entzweigegangen. Die Kraftentfaltung der quellenden
Epithelzellen kommt hier wohl deshalb so schön zur Geltung,
weil die Widerstände in Folge des dicken Strat. com. grösser
sind wie bei der früheren Blase. Die Papillen in der Blasen¬
umgebung sind geschwellt und die Gefässe des ganzen Strat.
papil. etwas erweitert.
Am randständigen Blasengrunde sind die Papillen von
Epithel entblösst und mit dem übrigen Strat. papil. reichlich
mit Rundzellen infiltrirt. Die stark erweiterten Gefässe der
Cutis aber, namentlich die des Papillarkörpers, sind mit Rund¬
zellen oft förmlich vollgestopft. Am Rande, da, wo noch Rete
mit dem Papillarkörper in Zusammenhang steht, wandern Rund¬
zellen vom letzteren ins erstere hinein, kurz man hat hier
das Bild einer acuten oberflächlichen Dermatitis.
Mit den Schnitten und Text Fig. 7 u. 8 bin ich am Schlüsse
meiner derzeitigen Beobachtungen angelangt und es wird sich nun
tragen, wie diese seltsame Krankheit allgemein pathologisch
aufzufassen ist, ob der zerstörende Dämon in den Schleim¬
schichtzellen selbst hausen mag, ob das Retezellplasma dieser
Leute chemisch abnorm zusammengesetzt ist, so dass das¬
selbe eine gewisse Substanz enthält oder ein gewisses zuviel
einer solchen besitzt, die sehr leicht quillt bei reibendem und
knetendem Drucke. Oder wird den Retezellen eine gewisse
Eigenschaft verloren gegangen sein, eine Substanz zu produ.
ciren, welche ihnen normalerweise Resistenz verleiht, oder
wird ihnen das Material fehlen oder kommt ihnen dieser Stoff
einmal gebildet in den oberen so leicht quellenden Schichten
bei den verschiedenen Altersmetamorphosen wieder abhanden,
und hätten wir es hier mit einem Analogon zur Osteomalacie,
mit einer Acanthomalacie (Stachelzellerweichung) zu thun, oder
endlich wird es sich um eine ausserordentlich schlechte Cohäsion
der Retezellen untereinander handeln? Von einer solchen Auf-
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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fassung dieser Krankheit als einer quasi angeborenen Acantho-
debilitas bin ich abgekommen.
Gelegentlich (18. Sept. 1891) übersandte ich ein Präparat
der ersten sechs Minuten alten Blase mit einer kurzen Notiz
Hr. Prof. Klebs in Zürich. In freundlichster Weise schrieb
mir dieser in der Gefässpathologie so hocherfahrene Autor nach einer
einleitenden Bemerkung Folgendes: „Die Sache ist von grosser
allgemein-pathologischer Bedeutung, indem sie zum ersten Mal
Licht wirft auf die ganze grosse Gruppe der Gefässneurosen.
Aus eigener Anschauung habe ich bis jetzt nur diejenigen
Formen gekannt, bei denen in Folge eines jeden leichten Reizes
eine hyperämisch-ödematöse Schwellung eintritt, die also ge¬
stattet, Namen und Zeichen auf die Haut zu schreiben. Ihre
Fälle haben das Charakteristische, dass bei denselben Exsudat
in die Epidermis eindringt und das Strat. muc. spaltet. Sie
meinen, dass die Ursache im letzteren hege, allein das möchte
ich bezweifeln. Es genügt die Entstehung eines sehr starken
Exsudates aus den Gefässen, um auch in sonst normaler Haut
Blasenbildung hervorzubringen; ja ohne ein solches Exsudat
kann Blasenbildung nicht stattfinden. In diesem letzteren liegt
also das Wesentliche. Glücklicherweise finden wir nun in Ihrem
Präparate eine Veränderung vor, welche namentlich im Vergleich mit
d en Veränderungen eines anderen hereditären Processes der Hämo¬
philie ganz sicheren Aufschluss über die Ursachen dieser Er¬
scheinungen gibt. Es sind dies ganz ausserordentlich zellreiche
Blutgefässe, deren Wandungen noch ganz den embryonalen
Charakter besitzen bis in die feinen arteriellen Capillaren
hinein. Einen ganz analogen Befund habe ich in einem Fall
von Hämophilie constatiren können und denselben in meiner
allgem. Pathologie Bd. I., Seite 30 angedeutet. Die histologi¬
schen Details sind in Demonstrationen und Vorlesungen mehr¬
fach von mir erwähnt worden; es handelt sich dabei um ganz
ähnliche Verhältnisse an den Gefässen der Haut und der
Muskeln wie in Ihren Fällen. Ich möchte vermuthen, dass ein
und derselbe Process, der in beiden Fällen angeboren und
ererbt ist und der als mangelhafte Ausbildung des definitiven
Zustandes der Blutgefässe, als Dysplasia vasorun bezeichnet
werden kann, in dem einen zur Blutung, in dem anderen zur
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Exsudation führt. Traumen sind in beiden die Ursache der
pathologischen Erscheinung des Symptoms. Es fragt sich, ob
Sie in Ihren Fällen nicht eine Beziehung zu Blutungen finden
können, ob nicht z. B. bei Zahnextractionen bei diesen Leuten
heftigere Blutungen eintreten, welche durch die mangelhafte
Contractilität der Blutgefässe bedingt sind? Vielleicht auch ist
die Verschiedenheit der Symptome bedingt durch eine ver¬
schiedene Verbreitung des Processes innerhalb des Gefäss-
systems. Wenn z. B. die Arterien nicht theilnehmen an der
mangelhaften Ausbildung ihrer Wandungen, wird in der That
bloss Exsudation, keine Blutung eintreten, indem der genügende
Contractionsgrad derselben die Blutung hemmt.“
Diese Mittheilungen, für welche ich meinem hochverehrten
Lehrer Hr. Prof. Dr. Edwin Klebs, Director des Patholog.
Institutes in Zürich, bestens danke, haben mir in die patho¬
logisch • anatomische Beurtheilung dieser Krankheitsfälle voll¬
ständige Klarheit gebracht. Auch ich dachte gleich im An¬
fang meiner Beobachtungen an eine besondere Form abortiver
Hämophilie oder eine nahe verwandte Krankheit. Zu dieser
Diagnose wurde ich noch besondere gedrängt, weil ich bei
meinen ersten Aufzeichnungen (Fall Joh. Jakob Dürst) stets nur
exquisit hämorrhagische Blasen zu Gesichte bekam. Später
gerieth ich wieder in Zweifel, ob wirklich diese ausserordentlich
lebhafte und sehr früh einsetzende Exsudation aus den Ge-
fässen die primäre Rolle spiele oder ob dieselbe secundär als
Reaction gleich mit einer traumatischen Abtödtung der Zellen
einsetze. Daten, welche die Krankheit in sehr nahe Beziehung
zu den Gefässen brachten, fand ich reichlich. Solche fehlten
auch in keiner Krankengeschichte der früheren Autoren, aber
ich musste mich doch fragen, ob diese grosse Gefässempfind-
lichkeit nicht gerade die Folge der fast beständigen Blasenbildung
sein könnte ob nicht durch das fast fortwährende Gereizt¬
werden die Gefässe oder ihre Centren an Tonus und Wider¬
stand eingebüsst hätten und die Patienten so in Folge einer
Resistenzlosigkeit der Epithelzellen, durch Erwerbung und An¬
züchtung secundär zu dieser exquisiten Angioneurose gekommen
seien! Nun mit der Thatsache der Dysplasia vasorum fallen
diese Bedenken dahin, diese Epidermolysis ist eine Angiopathie.
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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Nur beiläufig will ich noch rasch daran erinnern, dass
auf der äusseren Haut Blasen Vorkommen, die histologisch einen
ganz ähnlichen Charakter zeigen, die aber ganz unzweifelhaft
auch nicht bedingt sind durch eine Resistenz oder Cohäsions-
verminderung der Epithelzellen, sondern die ganz sicher aus
einer primären Gefassaffection hervorgehen. Dies beweist mir ein
Fall von rasch tödtlich endender acutester Purpura haemor-
rhagica mit reichlicher Blasenbildung, den ich vor circa 2 Jahren
bei einem 4 Jahre alten Mädchen Kamm zu beobachten Ge¬
legenheit hatte. Auch hier wurde das Rete bald von reinem
Serum, bald von reinem Blut blink und blank, stellenweise vom
Stratum papill. abgehoben, zum Theil auch gespalten oder
dessen Zellen zertrümmert, ausgezogen etc. Leider habe ich
damals das Material etwas unpassend aufbewahrt, so dass ich,
soweit ich bis jetzt untersuchte, wohl alle Details der enormen
Hämorrhagie, aber nicht mehr jene feinen Einzelheiten der
Blasenbildungen mit ihren Zellveränderungen wahrnehmen kann.
Hievon liegen zwei Schnitte aus einem mortificirenden Cen¬
trum einer umfangreichen Hämorrhagie am Hinterbacken vor. Die
Blasen erschienen etwa 12 Stunden nach dem Eintreten der
Hämorrhagie. Das Patientchen starb am dritten Krankheitstage.
Ausser grösseren Blutungen am Hinterbacken, beiden Unter¬
schenkeln, an einem Oberarm war der Befund so gut wie negativ.
Nebenbei bemerkt, steht dieses Mädchen in keinerlei verwandt¬
schaftlichen Beziehungen zu unseren Fällen von Epidermolysis,
sondern ich erwähnte die Beobachtung nur, weil diese Purpur¬
blasen ätiologisch und wenigstens in ihrer gröberen histologischen
Anatomie eine schönste Parallele zu diesen epidermolytischen
Efflore8cenzen bilden. Allerdings bestand hier insofern ein Unter¬
schied, als bei dieser starken, umfangreichen Exsudation, Schwel¬
lung, blutigen Durchtränkung des ganzen Coriums und Strat.
subcut. das Strat. corn. mit oder vor dem Strat. muc. zu recht
grossen ßlasen abgehoben wurde, die einen nur kurzen Bestand
hatten und nach */ 2 Tag sämmtlich geplatzt waren. 1 ) Eine tabel-
') Nach Besichtigung der Präparate machte mir Herr Prof. K1 e b s die
interessante Mittheilung: „Wahrscheinlich ist es primäre Capillar-Throm-
bose, welcher sich dann Emigration weisser Blutkörperchen anschliesst.“
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larische Zusammenstellung des aufgefundenen Materials mag in
mancher Beziehung erwünschten und raschen Aufschluss geben.
Bei der Besprechung der Aetiologie, Symptomatologie,
Wesen, Prognose, Therapie kann ich mich bei der grossen
Einförmigkeit der Wahrnehmungen kurz fassen.
In der Aetiologie spielt die Heredität die Hauptrolle.
Die Epidermolysis bullosa hereditaria ist in der Regel ein er¬
erbtes oder doch ein congenitales Leiden. Dasselbe kann bei
unzweifelhaft hereditärer Entstehung verschieden lange Zeit
latent bleiben, was den Glauben erwecken kann, die Krankheit
sei während des Lebens entstanden. Meist beobachtet man die
ersten Blasenausbrüche im frühesten Kindesalter oder doch
während der ersten Kindheit. Soweit bis jetzt bekannt, hat das
Geburtstrauma noch nie Blasen erzeugt. Diese Traumen würden
bei älteren Epidermolytikem unfehlbar Blasen erzeugen. (Dito
Blutungen bei Hämophilie.) Das mag einen Fingerzeig ab¬
geben, dass sich die Dysplasia vasorum erst nach der Geburt
entwickelt mit oder nach den grossen Umwandlungen im Re-
spirations- und Circulationssystem des kleinen Kindes oder im
späteren Leben. (Wechseljahre der Frau, wie vielleicht in
meinem Falle.) Die Heredität ist nicht immer zu constatiren,
die Eltern unserer Ahninen waren, soweit Nachrichten vor¬
handen sind, frei. Dieser Rückschlag im Zellplasma scheint
also hier in der That spontan aufgetreten zu sein. Die Krank¬
heit scheint bei den Völkern germanischen Ursprungs mindestens
viel häufiger zu sein als bei denen anderer Race, was aber
vielleicht mit der grösseren Aufmerksamkeit deutscherseits in
Zusammenhang steht. Das männliche Geschlecht zeigt grössere
Disposition als das weibliche u. d. m. Ob hygienische Ver¬
hältnisse, psychische Eindrücke von Einfluss auf die Entstehung
dieser Krankheit sind, ist nicht zu sagen. Aetiologisch von
grossem Einfluss scheint das Geschlecht zu sein. Die Krank¬
heit wird, soweit bis jetzt genauer bekannt, stets durch eine
weibliche Person in den Stamm eingeführt (vide Tabelle) und
da ist hervorzuheben, dass gerade beim weiblichen Geschlecht
die Hämophilie mit Vorliebe in rudimentärer Form vorkommt.
Diese rudimentären Formen können sich dann als solche weiter
vererben, wie ja nachgewiesenermassen Personen, ganze Fa-
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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milien, ganze Stämme mitunter ausschliesslich dieselbe Form
von Hämophilie aufweisen.
Damit, glaube ich, ist auch ätiologisch die Brücke
zwischen der Epidermolysis und der Hämophilie geschlagen,
bei beiden Krankheiten scheinen fast genau dieselben ätio¬
logischen Momente zu gelten und für mich besteht kein
Zweifel mehr, dass wir es in der Epidermolysis mit einer
rudimentären Form von Hämophilie zu thun haben. Das
Wesen dieser Krankheit besteht in der von Herrn Prof. Klebs
Vorgefundenen Dysplasia vasorum.
Die aus dieser Auffassung sich ergebenden Consequenzen
für die allgemeine Pathologie namentlich der Angioneurosen
muss ich Berufenem überlassen.
Symptom atologisch ist die Krankheit ausserordentlich
eintönig, alle Fälle zeigen grosse Uebereinstimmung in ihren
klinischen Symptomen. Mit den Worten, diese Leute leiden
an einer exquisit erblichen, ausserordentlich grossen Neigung
za traumatischen Blasenbildungen, ist die Krankheit charakte-
risirt und die Diagnose fertig und man braucht sich nur noch
zu erinnern, dass die Krankheit exacerbirt in gewissen Jahres¬
zeiten, weniger deutlich bei gewissem Alter der Patienten und
dass nicht allein die äussere Haut von solchen Blasen befallen
werden kann, sondern dass sich diese Eruptionen auch ein¬
stellen können auf der Mundschleimhaut, besonders bei zahn¬
losen Patienten.
Die Krankheit begleiten oder hängen mit ihr zusammen
Schwellung der Lymphgefässe, der Lymphdrüsen, Schwellung
und Röthung der Haut um die Blasen herum, allgemeines Un¬
wohlsein bei grossen Eruptionen, Eiterungen, Hämorrhagien in
die Blasen hinein, Purpuraflecken u. d. m. Fast constant scheint
eine leichte Reizbarkeit der Hautgefässe diese Krankheit zu
begleiten. 1 )
*) Das meist so exquisit Hämorrhagischwerden der Blasen an der
Planta pedis und Yola manus mag noch besonders seinen Grund im
histologischen Baue der Haut daselbst haben — reichliche und schlanke
Gefässpapillen, Stauung bei starkem Geknicktwerden durch starke Wider¬
stände (dickes Strat. com.), lebhafte Eeaction u. dgl., daselbst auch meist
intensiveres Trauma etc.
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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Ueber Sectionsbefunde an Leichen solcher Patienten wurde
bis heute noch nichts mitgetheilt. Auch die mikroskopischen
Untersuchungen der Eruptionen lassen sich nicht summarisch
wiedergeben, da diesbezügliche Mittheilungen erst spärlich sich
vorfinden und diese wenigen einander zum Theil widersprechen.
Die Prognose ist quoad sanationem absolut schlecht. Bis
heute ist noch keine spontane oder therap. Heilung bekannt
geworden. Quoad vitam scheint die Krankheit den Belasteten
keine erheblichen Nachtheile zu bringen, die Leute können alt
werden, die schweren Folgen treffen das sociale Wohlbefinden
und dieses kann allerdings die Lebensdauer stark beeinflussen.
Die Therapie vermag sehr wenig zu leisten. Man kennt
kein Mittel, um die Krankheit zu heilen oder um die Wieder¬
kehr von Eruptionen zu verhindern oder zu verringern. Pro¬
phylaktisch sicheren Erfolg hätte ein Verhindern von Heirathen
Belasteter, Auswanderung nach kalten Gegenden würde das
Leiden erträglicher machen. Wichtig ist, strenge Berück¬
sichtigung der Wahl eines Berufes, der Lebensweise, absolute
Schonung, sobald Prodrome sich einstellen, peinlichste Reinlich¬
keit, um Infectionen zu verhüten. Betreff der Behandlung von
aufgetretenen Eruptionen sei auf das oben Gesagte verwiesen.
Am 26. März 1892 theilte ich meine Untersuchungen in
der medic. Gesellschaft des Ct. Glarus mit. Eine Bemerkung
von Hm. Dr. Fritzsche, Spitalarzt in Glarus, muss ich kurz
erwähnen. Derselbe machte darauf aufmerksam, dass, wenn es
sich in diesen Fällen wirklich um eine Form von Haemophilie
handle, es doch sehr auffallend sei, dass gerade bei anerkannt
Hämophilen noch niemals Epidermolysis beobachtet worden sei.
Der Grund hievon könnte in der Eigenart der Haemo-
philie, beziehungsweise in der Ausbreitung der Klebs’schen
Dysplasia vasorum liegen.
Zum Schlüsse mag noch kurz das Wesentlichste aus den frü¬
heren Veröffentlichungen über dieses Leiden hervorgehoben werden.
Alfred Goldscheider berichtet unter dem Titel
„Hereditäre Neigung zur Blasenbildung“') folgenden Fall:
') Monatshefte iür prakt. Dermatologie. Bd. 6, Nr. 6. 1882.
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Ein 22jähriger Musketier K. leidet an diesen Blasenbil¬
dungen. Die Eruptionen treten auf an den Füssen, in der Ge¬
gend des Coppels, an den Händen oder eben überall da, wo
die Haut eine Reibung erfährt. Hieran litten der Vater, des
Vaters Mutter, der Mutter Bruder, Bruder und Schwester des
Patienten. Von den 4 Kindern der Schwester litten das erste
und zweite. Im Uebrigen ist Anamnese und Status beim Patienten
negativ. Rieb man 2 — 3 Minuten irgend eine Körperstelle
mit dem Finger, so liess sich die Epidermis bald hin und her
schieben oder es trat Excoriation mit späterer Ulceration oder
nach Stunden Blasenbildung auf. Blosser Druck oder chemische
Reize genügen zur Bildung einer Blase nicht. Die mikro¬
skopische Untersuchung ergab Spaltung(Auspitz’sche Akantholysis)
der Schleimschicht. — Der Autor schliesst: „In einigen Worten
zusammengefasst charakterisirt sich das geschilderte Leiden als
eine exquisit hereditäre Leichtlöslichkeit der Stachelschicht
mit nachfolgender entzündlicher Exsudation.“
Ad. Valentin in Bern „Ueber hereditäre Dermatitis
bullosa und hereditäres, acutes Oedem“. 1 )
Mit diesem Namen bezeichnet der Autor eine Ilautaffec-
tion, welche in einer in der Nähe Berns wohnenden Familie
seit 4 Generationen erblich ist. Der 16jährige G. B. leidet seit
frühester Kindheit besonders im Sommer an obengenannter
Dermatitis. Die Blasen treten an den verschiedensten Haut¬
stellen auf, Händen, Füssen, Gesäss, Kreuzgegend. Strumpfbän¬
der und Hosenträger hinterlassen mit Blasen bedeckte Streifen.
Nur anhaltender Druck, nicht aber Schläge und Stösse geben
Blasen, diese Bulla hinterlassen nie Narben, ihr Inhalt reagirt
schwach alkalisch. Patient leidet an Schweissfuss. Die Haut¬
sensibilität ist normal, die Hautcapillaren sind leicht erregbar,
so dass man in rothen Buchstaben aut die Haut schreiben
kann. Im Stammbaum sind die 11 Belasteten mit * bezeichnet.
') Berliner klinische Wochenschrift. XXII. Nr. 10. 1886.
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung,
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Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Sypbil. 1892.
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Blumer.
Von den 11 Fällen sind nur 2 weiblichen Geschlechts, vor¬
wiegend wird das männliche betroffen, ähnlich wie bei Farbenblind¬
heit und Hämophilie. Nie wird eine Generation übersprungen.
Die Affection trat hei allen schon in frühesten Kinderjahren
auf. Alle leiden besonders zur Zeit der Sommerhitze, manche
fühlen beim Entstehen der Blasen starkes Brennen und Zucken,
das Leiden nimmt zur Pubertätszeit etwas ab, bleibt aber bis
zum Tode bestehen. In der ganzen Familie besteht Disposition
zu Schweissfuss.
Am ungezwungensten, fährt Autor wörtlich fort, lassen
sich diese Blasen den bei Rudern und Graben und anderen
ungewohnten Arbeiten gesunder Menschen auftretenden Blasen¬
schwielen an die Seite stellen. Bei der hereditären Dermatitis
bullosa ist eben die auf Druck auch bei normalen Menschen
eintretende Reaction ausserordentlich gesteigert, so dass bei den
Behafteten überall ein leichter, kurzdauernder Druck schon
das zu Stande bringt, was bei Gesunden nur an gewissen prä-
disponirten Hautstellen durch dauernde, stärkere Reibung be¬
wirkt wird. Man hat also eine geringe Widerstandsfähigkeit der Ge¬
webe der Haut gegen auf sie einwirkende Traumen als Ur¬
sache des Leidens anzunehmen. Diese Auffassung vertretend,
verweist der Verfasser auf die ererbte Disposition zur Scro-
phulose, Tuberculose. Ferner gedenkt er der neuropathischen
Dermatosen Schwimmers, kann aber kein Moment finden, das
auf eine besondere Erkrankung der Hautnerven schliessen
liesse, vielmehr nehme die ganze Epidermis am Processe theil,
es sei aber nicht zu leugnen, dass das Moment der Heredität
gerade bei Angioneurosen häufig in den Vordergrund zu treten
pflege und bekanntlich namentlich seine Rolle spiele bei Hemi-
cranie und dem acuten (Q u i n c k’schen) Oedein.
Gerade hier, wo Valentin nun zum acuten Oedem über¬
geht, möchte ich flüchtig noch jene Beobachtung einer nahen
verwandten Erscheinung an meiner Patientin Elisabeth Dürst,
jene periodische Urticaria im Gesicht besonders hervorheben
und weiter noch verweisen auf die Prodrome grösserer Erup¬
tionen auf die Urticaria factitia, die dem Experiment entspre¬
chend bald als rother Strich oder Buchstabe, bald als umfang¬
reichere ödematöse Schwellung auftrat.
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Hereditäre Neigung za traumatischer Blasenbildung.
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Das Zusammentreffen dieser Erscheinungen mit Epidermo-
lysis ist für die Auffassung der letzteren gewiss nicht ohne
Bedeutung.
Prof. H. Köbner in Berlin publicirte als „Hereditäre
Anlage zur Blasenbildung“ 1 ) (Epidermolysis bullosa hereditaria)
das Vorkommen solcher Fälle in einer Potsdamer Familie.
Der 15jährige Max L. leidet seit Kindheit nur im Frühjahr bis
Herbst an solohen Blasenausbrüchen am Fusse, zwischen den Zehen und
unter den Strumpfbändern. Pat. ist schwächlich entwickelt, Haut zart und
fettarm. Sein Bruder Harry L. leidet seit dem 2. Lebensjahre. Ein dritter
an Scharlach verstorbener Knabe bekam schon in den Wickeln solche
Blasen, besonders in den Genitocruralfalten. Der Scharlach verlief ohne
Blasenbildung. Das jüngste Kind, ein 4jähriger, kräftiger Knabe ist frei.
Die Mutter dieser Kinder ist unter 7 Geschwistern einzig belastet, auch
ihre Eltern und ihre Grosseltern waren frei. In der Familie ist nichts
von Hämophilie, Urticaria oder anderen Ängeoneurosen bekannt. Diese
Mutter bekommt erst seit dem 4. Lebensjahre Blasen, namentlich unter
den Strumpfbändern, an den Füssen und jetzt noch unter dem Corset.
In der Jugend verursachte ihr das Stricken solche an den Händen. Die
Blasen entleeren einen waBserklaren, an den Fusssohlen einen geleeartigen
Inhalt, heilen ohne Narben, werden gelegentlich auch zur Pustel oder
Ulceration. Als Mädchen musste diese Patientin dieser Belastung wegen
zur Schule getragen werden. Einige Minuten langes Reiben hatte bei
Mutter und Sohn Röthung der Haut, Abstossung der Epidermis resp.
Blasenbildung zur Folge. Mutter und Kinder leiden nicht an Schweisv-
fuss. Streichen mit dem Fingernagel über Rücken und Brust verursacht
dem ältesten Knaben rothe, brennende Streifen, die nicht der Urticaria
factitia glichen.
Die mikroskopische Untersuchung der Blasendecke zeigte
unter dem normalen Stratum corneum eine Reihe Zellschichten
mit normalen Verhältnissen.
Der Autor sucht mit Goldscheider diese geringe Wider¬
standsfähigkeit der Haut in einer hereditären, resp. conge¬
nitalen Leichtlöslichkeit der Stachelzellschicht und erkeunt
darin einen Typus der Auspitz’schen Acantholyse. Gegen eine
entzündliche Blasenbildung spreche die Art der Entstehung der
leichten Abstossungsfähigkeit der oberflächlichen Epidermis-
schichten, der Mangel von Entzündungserscheinungen in der
Umgebung des Processes. Für eine primäre Schädigung und
Lockerung des Zusammenhanges der Epidermis stimme das
') Deutsche med. Wochenschrift. XII. Nr. 2, p. 21. 1886.
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Auftreten der bullösen Affection zur warmen Jahreszeit wäh¬
rend den begünstigenden Materationseinwirkungen des Schweisses
und es stimme ferner dafür, dass die Leute bei der Arbeit
nicht in die Hände spucken dürfen. Für eine Annäherung die¬
ser Blasenbildungen an Reizungen von Gefässnerren der Haut,
wie sie Valentin durch Exemplification des hereditären acu¬
ten Oedems im Auge zu haben scheint, liege kein An¬
haltspunkt vor. Dann fehlen diesen Blasen, histologisch be¬
trachtet, alle diejenigen Degenerationsvorgänge an den Zellen der
Schleimschicht, welche wir mit H a i g t, Au s p i tz, T o u t o n und
Anderen an entzündlichen Blasen theils als Vaeuolenbildung
um die Kerne, theils als Bildung eines Maschen- und Fach¬
werkes im Innern dieser Blasen constant finden. Für die Krank¬
heit schlägt der Autor den Namen Epidermolysis bullosa here-
ditaria vor.
Die verschiedenen therapeutischen Versuche blieben er¬
folglos.
Hinsichtlich der Publication „Hereditäre Neigung zur Bla¬
senbildung“ x ) von Dr. Max Joseph, Berlin, erklärt der Au¬
tor auf eine diesbezügliche RecLamation von Prof Dr. Kühner
(Monatshefte für prakt. Dermatologie, 1886), dass dies diesel¬
ben Fälle seien, welche Prof. Köbner in der deutschen medic.
Wochenschrift Nr. 2 d. J. publicirte, dass er dieselben in des¬
sen Poliklinik mitbeobachtet habe.
Was die Deutung dieses Krankheitsprocesses betrifft, sagt
Dr. M. J o s e ph, so glaube ich zunächst, dass, wie schon G a s p a r y
(Vierteljahresschrift f. Dermat. u. Syph. 1885, 2. Heft, TT. Hälf te)
in dem Referat über die Valentin’sche Arbeit betont, die Be¬
zeichnung einer Dermatitis für diese Fälle, nicht zutreffend ist.
Es kann diese Erkrankung nicht als ein Entzündungsprocess,
was unter dem Ausdruck Dermatitis immer zu verstehen ist,
aufgefasst werden, denn es fehlen hier alle klinischen Symptome,
welche wir als mit dem Wesen der Entzündung untrennbar
verbunden zu betrachten gewohnt sind. Ich glaube, mich vielmehr
der von Goldscheider und Caspary aufgestellten Ansicht
anschliesaen zu müssen, wonach wir diesen äusserst merkwür-
') Monatschrift für Dermatologie. Bd. V. Nr. I. 1886.
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
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digen hereditären Entzündungsprocess unter die von Auspitz
auigestellte 8. Familie der Acanthosen als eine persistente
Form der Acantholysen zu subsumiren haben, bei denen es in
Folge verminderter Resistenz der Stachelschicht bei den ge¬
ringsten Läsionen zum Austritt von Serum kommt.
Hieher gehören auch Mittheilungen, die als erblicher Pem¬
phigus, traumatische Blasenbildungen bekannt gegeben wurden.
Von diesen Fällen stehen mir nur folgende zur Verfügung.
Lehrbuch der Hautkrankheiten Hebra- Kaposi I. Bd. 2. Aufl.
1874 pag. 677, wo es heisst: In Bezug auf die Heredität
des Pemphigus wäre zu constatiren, dass sie, wenn auch selten,
unzweifelhaft nachgewiesen werden kann. Mir kam ein Fall zur
Beobachtung, wo ein 22 Jahre alter, seit seiner ersten Jugend
mit Pemphigus behafteter Mann angab, dass, sowohl seine Mutter
als Schwester und der Bruder seiner Mutter, die Hälfte seiner
Kinder an demselben Uebel leiden sollen. Aerztl. Bericht des
k. k. Allg. Krankenhauses v. 1873 pag 363. Leider konnte ich
in dem angegebenen Bande diese Fälle nicht wieder finden, es
muss sich also ein Druckfehler eingeschlichen haben und wei¬
tere Berichte dieses Krankenhauses standen mir nicht zur Ver¬
fügung.
In derselben Auflage dieses Lehrbuches ist mir eine kurze
Notiz über traumatische Blasen aufgefallen, die passend hier an¬
geführt werden mag. Pag. 678 Anmerkung. Ich kenne eine 35
Jahre alte Frau, Mutter eines 1 ljährigen Knaben, die seit ihrem 4.
Jahre eine solche Empfindlichkeit an der Haut ihrer Fussohlen be¬
sitzt, dass sie jedesmal Blasen an denselben bekommt, wenn
sie einen Weg von kaum tausend Schritte zurücklegt, sie ist des¬
halb gezwungen, stets in einem Rollwagen herumzufahren, ihr
Aussehen ist dabei ein blühendes, etwas Fettleibigkeit und spär¬
liche Menstruation sind die einzigen Anomalien, über die sie
sonst zu klagen hat.
Nicht minder interessant als für den Militärarzt ist diese
Krankheit für die gerichtliche Medicin. Ich fand in der Litera¬
tur einen diesbezüglichen Fall, bei dem ähnliche Erscheinun¬
gen zu Tage getreten wie bei meinen Patienten. Es betrifft
einen Fall von Dr. Ed. Zillner, Wien. med. Wochenschrift XXX
35, 36 aus Prof. Hoffmanns gerichtsärztlicher Praxis „Selbst-
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166
B1 u m e r.
mord durch Erdrosseln“. Als ein sehr seltenes Vorkommniss
hebt Zillner die Bildung von Bläschen am Bande der Strang¬
rinne hervor. Zillner nimmt an, dass im Augenblicke, wo die
Schwere des Körpers zu wirken beginnt, die Halshaut gegen
den Strang seitlich verschoben, bez. in einzelnen Abschnitten
gezerrt wird. In der Mitte des Stranges, wo die Gewalt am
stärksten wirkt, wird die Epidermis abgeschürft, die Stellen
sind im frischen Zustande wund, später blauroth vertrocknet.
An den Rändern, wo die Verschiebung in kleinerer Ausdehnung
und mit geringerer Gewalt vor sich gehen mag, wird die Ober¬
haut zwar von den unterliegenden Schichten abgezerrt, aber
keine Zusammenhangstrennung der Epidermis herbeigeführt. In
diese Hohlräume tritt Serum ein und dadurch werden Bläschen
gebildet, für diese Erklärung spricht das Vorkommen von Bläs¬
chen am untern Bande der Strangrinne, wo Stauung doch nicht
wohl Vorkommen kann. In den Bläschen und Blasen war blu¬
tiges Serum. Schmidts Jahrbücher 1881, Bd. 190 Nr. 1 pag. 184.
Nach meinem Dafürhalten findet dieser Fall die einfachste
Erklärung, wenn man denselben unter diese Akantholysen ein¬
reiht. Anamnestische Erhebungen in der Familie hätten viel¬
leicht genauen Aufschluss geben können.
Von den zahlreichen Referaten über die Veröffentlichun¬
gen dieser Krankheit will ich nur dasjenige von Dr. Gustav
Behrend in Berlin (Schmidts Jahrbücher 1886 Bd. 211 Nr. 1
über seltene Erkrankungsformen der Haut) erwähnen. Behrend
sagt: Die von Auspitz für derartige Blasenbildung gewählte Bezeich¬
nung der „Akantholysis“ (Ablösung der Epidermis im Bereich
der Stachelzellenschicht) scheint ihm (Köbner) deshalb für
Fälle der vorliegenden Art nicht geeignet zu sein, weil unter
diesem Namen auch andere Erkrankungen, wie beispielsweise
die Psoriasis unterzubringen seien, bei der es sich gleichfalls um
Lockerung der Zellen im Stratum Malpighii handelt. Nach An¬
sicht des Ref. aber ist auch die Bezeichnung Köbners nicht
vollkommen correct, da es sich nicht um eine Ablösung der
Epidermis, sondern nur um eine Ablösung ihrer epidermidalen
Hornschicht von der darunter liegenden Stachelzellenschicht
handelt, die ja gleichfalls zur Epidermis gehört. Die von Köb¬
ner angedeuteten Schwierigkeiten in der Bezeichnung lassen
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
167
sich vollkommen vermeiden, wenn man dem A u s p i t z’schen
Ausdruck Akantholysis nur das Epitheton bullosa hinzufügt.
Weiter heisst es dort: Die Krankheit hat nichts mit Ur¬
ticaria zu thun, wir erwähnen dies ausdrücklich, weil Kaposi in
der soeben erschienenen dritten Aufl. seiner Vorlesungen über
Hautkrankheiten pag. 323 diese Fälle zur Urticaria rechnet
wogegen schon das Fehlen von Jucken spricht. — Jedenfalls
haben wir es hier mit abnormen Cohäsionsverhältnissen in der
Epidermis zu thun.
Erklärung der Abbildungen auf Taf. III—VI.
Taf. III. Fig. 1 .
Anna Dürst. Drei grössere Blasen sind deutlich zu sehen. Eine
grosse Anzahl flache oder wenig erhabene, theils helle, theils hämorr¬
hagische Efflorescenzen sind bei der photographischen Aufnahme nicht
zur deutlichen Perception gelangt.
Taf. III. Fig. 2. Anna Dürst. Rechte Hand. Zwei Blasen, eine runde
erhabene, eine längliche flache.
Tafel IV. Fig. 3.
Schnitt durch eine höchstens 6 Minuten alte Blase von hereditärer
Epidermolysis bullosa. Die Blase wurde erzeugt durch circa 3 Minuten
langes Reiben mit der Fingerkuppe auf dem inneren seitlichen Dorsum
pedis und wurde dann sofort mit noch makrosk. normaler Umgebung
excidirt. Zur Tinction lag dieser Schnitt 23 Stunden in Grenachers
Alauncarmin und wurde in Canadabalsam conservirt. Vergr. Hart. Syst.
4, Ocul. II.
Das Stratum corneum und das Stratum granulosum sind intact
und bilden zusammen mit einer wechselnden Anzahl haftengebliebener
Retezellagen die Blasendecke. Die dem Strat. granul. zunächst an¬
liegenden Retezellen der Decke sind in wechselnder Breite gut erhalten,
während die dem Blasenraum näher oder zunächst gelegenen verschiedene
Stadien rapidesten Zerfalles zeigen. Das Blasencontentum, eingerahmt
von flüssigem, klarem Exsudat, besteht aus einer feinkörnigen, auch etwa
krümeligen Detritusmasse. In derselben findet man suspendirt meist
etwas gequollene, gut erhaltene oder verschiedene Grade des Zerfalles
zeigende freie Zellkerne, degenerirte oder zerfallene Retezellen oder
Gruppen von solchen. In der Basis dieser Detritusmasse sieht man eine
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Blu mer.
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Anzahl Flüssigkeitsräume, eine Art Netzwerk imitiren. Bothe oder weisse
Blutkörperchen trifft man in den Schnitten dieser Blase keine, auch bei
diesbezüglich anderer Tinction. Ein breiter, geschlossener Rest Retezellen
bedeckt das basale Strat. papil. Die Zellen der Cylinderschicht und auf
derselben meist noch eine grössere Zahl Zellenreihen sind absolut intact;
dann aber beginnt weiter aussen im Rete Schwellung, Zerklüftung und
rapidester Zerfall. Die Cutis zeigt ausser dem grossen Zellreichthum
ihrer Gefasse normales Verhalten u. s. w.
Tafel IV. Fig. 4. Schnitt durch den Rand der Blase von Fig. 3.
Tafel V. Fig. 5.
Ein Schnitt durch den Rand derselben Blase. Derselbe lag zur
Tinction 20 Stunden in Grenachers Alauncarmin und wurde zur
besseren Plasmafärbung in absolutem Pikrinsäurealkohol entwässert, in
Oleum cedri aufgehellt und in Canadabalsam eingeschlossen. Vergr. Hart.
Syst. 4, Ocul. II.
Immer schmaler werdend und schliesslich unterbrochen lauft der
daselbst mit flüssigem, klarem Exsudat gefüllte Blasenrand in jenen
Reteschichten mit horizontal gelagerten Kernen aus. In einiger Ent¬
fernung nach rechts gewahrt man zwei helle Lücken, den Beginn zweier
Vacuolen im Rete, durch eine schmale, horizontale Brücke von einander
getrennt.
Bei stärkerer Vergrösserung (Leitz Syst. 8, Ocul. 0): Die nach
aussen gelegene Vacuole zählt circa 8 Retezellen, deren Protoplasma
ad maximum gequollen, ungleich stark, feinkörnig, trübe erscheint. Die
Kerne dieser degenerirenden Zellen sind entweder ganz abgeblaast, feinst-
körnig, hellgrau, getrübt, markirt durch die dunklere Contur oder es
fehlt ihnen der hintere oder vordere Pol, die hintere oder vordere Hälfte,
während der kleinere oder grössere Rest homogen, kräftig oder blass
tingirt sein kann, oder der ganze Kern ist gleichmässig schwach
gefärbt etc.
„Die Gefässwandungen sind ausserordentlich zellenreich bis in die
feinen arteriellen Capillaren hinein. 4 (Klebs.)
Tafel V. Fig. 6.
Schnitt durch die nächste Umgebung einer peripher fortschrei¬
tenden, spontanen, circa 20 Stunden alten, traumatischen Blase am Fusse
von Anna Durst. Tinction Grenachers Alauncarmin 20 Stunden, Auf¬
hellung in 01. cedri, Conservirung in Canadabalsam. Verg. Hart. Syst.
4, Oc. II.
Die eigentliche Blase liegt nach links ganz ausserhalb des Ge¬
sichtsfeldes. Man beobachtet in etlichen, interpapillären Retezellfortsatzen
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Hereditäre Neigung zu traumatischer Blasenbildung.
169
fertige oder in Entwicklung begriffene Vacnolenbildungen, d. h. Schwel¬
lung oder gänzlichen Zerfall der Strahlenzellen. Um die hellen, rund¬
lichen Lücken im Strat. germinat. sind die Epithelzellen stellenweise zu
scharfer Umrahmung zusammengedrängt und auch entfernter davon
stehen dieselben oft auf ziemliche Distanz dichter. Die ersten zwei nach
links gelegenen Lücken drängen kräftig gegen die Papillen vor, besonders
aber die rechte äusserste, fertige Vacuole bewirkt eine starke Verbreiterung
des Retezellfortsatzes. Die Gefässe, besonders die des Strat. papil. sind
in deutlicher Erweiterung begriffen.
Bei stärkerer Vergrösserung Leitz, etwa Syst. 8, Ocul. 0, findet
man die erste helle Lücke gleichmässig erfüllt von ganz dicht an ein¬
ander liegenden, zum Theil ad maxfmum gequollenen Retezellen, Manche
von denselben sind gleichmässig, feinkörnig, grau, trübe, ohne unter¬
scheidbaren Kern; bei anderen Zellen daselbst ist der Kern von einem
hellen, breiten Ring umgeben. Da und dort bemerkt man in erblassenden
Kernen ein, zwei gut tingirte Kernkörperchen und neben diesen auch
etwa hellere Flecken im Kernplasma etc. Die grösste, nach rechts ge¬
legene, fertige Vacuole ist erfüllt von zum Theil absolut klarem Con-
tentum, zum Theil von körnig krümeligen Zelldetritusmassen, in welchen
einige freie, zerfallende Zellkerne suspendirt liegen.
Tafel VI. Fig. 7.
Schnitt durch den Rand einer spontanen, linsengrossen Blase.
Dieselbe stand bei Anna Durst an der Kuppe einer Zehe. Die Decke
zeigte rothe Sprenkelung (nackter, injicirter, durchscheinender Papillar¬
körper). Vor einer Stunde fand ich an der betreffenden Stelle noch keine
Effloresoeaz. Dieselbe ist wahrscheinlich nur wenige Minuten alt. Zur
Tinction lag der Schnitt 18 Stunden in Grenachers Alauncarmin und
wurde nachgefarbt mit Eosin, aufgehellt mit 01. caryoph., conservirt
in Canadabalsam. VergrT Hart. Syst. 4, Ocul. 1L
Eine kräftige Exsudation hebt das normale Rete über den Papillen
gewölbeartig empor. Die Retezellfortsatze werden zu schmalen Brücken
und die Zellen selbst oft zu Spindeln und Fäden ausgezogen. Die
Papillen erlitten die verschiedensten Deformirungen wie: Verbreiterung,
Abdachung, Knickung, Pressionen u. dgl. m. Das Exsudat ist ein klares
Serum, in dem sporadisch ein rothes Blutkörperchen öfters deformirte
Retezellen oder Conglomerate von solchen, keine Rundzellen sich finden.
Die eigentliche Blase, nicht sichtbar, liegt auf dem Bilde nach
links und zeigt genau dieselben Verhältnisse, nur in fortgeschrittenerem
Grade. Die Scheidewände sind durchgerissen oder ausgehoben, die ge¬
schwellten Papillen stellenweise im ganzen Umfange nackt, auch inter¬
papillär wurde manchenorts der letzte Epithelrest weggeschwemmt;
zuweilen wird der unterste Theil eines Epithelfortsatzes von geschwellten,
niedergedrückten Papillen solide eingeklemmt erhalten. Die Gefässe der
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oberflächlicheren Cutisschichten sind in deutlicher Dilatation begriffen.
Noch keine Emigration von Rundzellen ist zu entdecken etc.
Tafel VI. Fig. 8.
Schnitt durch die Basis und den basalen Rand einer circa 3 Tage
alten, spontanen, hämorrhagischen Blase, welche bei Anna Durst zwischen
zwei Zehen stand. Diese Blase war ein Recidiv. Die betreffende Haut¬
stelle war eben geheilt von einer umfangreichen, gleichartigen Affection.
Vor Entnahme dieses Objectes wurde die Blasendecke entfernt, um den
oberflächlichen Schnitt genau nach Wunsch führen zu können. Die Ab¬
sicht war, ohne das Schulmädchen zu sehr zu belästigen, von dem stets
tiefliegenden Blasengrunde gerade nur eine nöthig dicke Schicht mit
etwas Umgebung zu gewinnen. Zur Tinction lag das Schnittchen 18
Stunden in Grenachers Alauncarmin, wurde in absolutem Alkohol,
dem etwas Pikrinsäure zugesetzt war, entwässert, in Ol. caryoph. auf¬
gehellt und in Canadabalsam eingeschlossen. Verg. Hart. Syst. 4, Ocul. II.
Links im Gesichtsfelde sieht man, wie durch eine kräftige Exsudation
aus den Papillen das breite, junge, vor Kurzem erst gebildete Reticulum
unter dem Blasenrande abgehoben wird. Durch das Exsudat wird die
vergrösserte Papille seitlich heruntergedrückt, eine Spur geknickt, ihr
Gefass ist erweitert und trägt an der Spitze eine kleine Ampulle. Drei
nach rechts folgende Papillen sind verbreitert und verlängert, dann ver¬
schwindet das interpapillär gelegene Rete und mit ihm der papilläre
Bau. Die geschwellten Papillen lagern sich hart an einander, da und
dort noch gut gefärbte Reste eines Zellfortsatzes zwischen sich ein¬
klemmend. Die Gefässe, besonders die des Strat. papil. sind erweitert etc.
Im Centrum der Blasenbasis ist das abermals neu gebildete Rete sehr
dünn, in manchen Schnitten erst ein- bis zweischichtig, oft unterbrochen,
so dass der Papillarkörper frei liegt. Ueber die ganze Blasenbasis lagert
ein ansehnliches, fibrinös blutiges Exsudat und auf dasselbe hat man
sich im ganzen Gesichtsfelde noch zu denken eiterig hämorrhagischen
Blaseninhalt. Die Blasendecke wäre nicht zu sehen, sie fiele nach links ab.
Durch das wiederholte Recidiviren (Jntussusception) entsteht
gleichsam das Bild eines Pemphigus foliaceus.
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Untersuchungen über die Resorption und
Elimination des Quecksilbers.
Von
Dr. K. E. Linden,
Chefarzt des Garnison-Krankenhauses in Helsingfors (Finnland).
Da die Methode, unlösliche Quecksilbersalbe zu injiciren,
bei Behandlung der Syphilis immer mehr in Gebrauch ge¬
kommen ist, so ist in den letzten Jahren durchgehend das
Streben der Syphilidologen gewesen, ein Quecksilberpräparat
zu finden, das bei Behandlung der erwähnten Krankheit alle
guten Eigenschaften in sich vereinigte, d. h. bei der Injection
die geringsten Schmerzen verursachte und mit der geringsten
localen und allgemeinen Reaction die grösstmöglichste Garantie
für eine schnelle und dauernde Heilung vereinigte, ohne
schädliche Folgen für den Organismus hervorzurufen. Beim
Suchen danach hat das eine Präparat dem anderen weichen
müssen, ohne das bislang noch ein einziges alle Forderungen
hat erfüllen und ausschliesslich dominirend bleiben können.
Zu den vielen Präparaten, welche so in letzter Zeit zur
Anwendung kamen, gehören auch Thymol. Hg. acet., besonders
aber Hg. Salicyl. Obgleich auch gegen diese Präparate be¬
rechtigte Einwendungen gemacht werden können, so dürfte
doch ein Fortschreiten der Syphilistherapie durch ihre Ein¬
führung nicht bestritten werden können und daher ein näheres
Studium derselben wohl am Platze sein.
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172
Linden.
Bei der folgenden Untersuchung über die Aufnahme
und Elimination des Quecksilbers sind die Analysen haupt¬
sächlich nach Injection von Hg. Salicyl. ausgeführt und habe
ich dieses Präparat nicht nur aus dem schon angedeuteten
Grunde gewählt, sondern auch, weil die nach Quecksilber
injectionen gemachten Untersuchungen verhältnissmässig wenige
sind. Inzwischen dürfte nicht bestritten werden können,
dass eine sichere Kenntniss über die Aufnahme des Queck¬
silbers und Elimination desselben aus dem Körper nebst
allen damit verbundenen Umständen sowohl in theoretischer
als auch noch mehr in praktischer Beziehung von grosser
Bedeutung ist. Nicht am unwichtigsten ist, sich bei der jetzt
immer mehr zur Anwendung kommenden hypodermatischen
Methode diese Umstände klarmachen und die für eine wirksame
Behandlung nöthige Dosis näher feststellen zu können.
Um zu versuchen, eine in dieser Beziehung bestehende
Lücke einigermassen auszufüllen, habe ich aus hauptsächlich
nach Injection von Hg. Salicyl. gemachten Analysen folgende
Fragen zu beantworten gesucht: Wie schnell das Quecksilber
nach einer oder mehreren Injectionen im Urine auftritt; wie
lange es im Organismus verbleibt; ob bei Ausscheidung des¬
selben eine Regelmässigkeit existirt ? endlich, soweit es bei der
angewandten Untersuchungsmethode möglich war, die ungefähre
Menge des ausgeschiedenen Quecksilbers im Verhältniss zur
angewandten.
Bevor ich auf diese Untersuchung übergehe, werde ich
aus der mir zugänglichen Literatur eine kurze Uebersicht der
früher in dieser Richtung gemachten Untersuchungen geben
und dabei zur Beleuchtung der Frage die Aufmerksamkeit
ausschliesslich darauf richten, was sie mit Hinsicht auf die
Zeit für die Resorption und Elimination des Quecksilbers aus
dem Organismus an die Hand geben, die grössere oder ge¬
ringere Regelmässigkeit, mit welcher dieses vor sich geht, und
die übrigen Umstände, welche diese Frage berühren.
Schon bei den älteren Verfassern kommen in Betreff der
Ausscheidung des Quecksilbers aus dem Organismus die wider-
streitendsten Angaben vor, und wurde die Elimination des¬
selben oft mit der Darreichung von Jodkali in Zusammenhang
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 17b
gebracht. So hält nach Kussmaul 1 ) Lorinser dafür, dass
das Quecksilber jahrelang im Körper verbleiben könne, sofern
nicht Jodkali zur Anwendung käme.
Michaelis erhielt noeh 2 Monate nach Quecksilber¬
gebrauch Quecksilberreaction aus dem Urin; hn dritte» Monat
konnte er es nicht mehr nachweisen, trotzdem die Unter¬
suchungen an Urin gemacht wurden, der während dreier Tage
gesammelt worden war; doch hat er derartige Untersuchungen
nur einmal ausgefubrt.
Kussmaul 2 ) gibt nur sehr spärliche Angaben über die
Ausscheidung des Quecksilbers aus dem Organismus. Bei einem
Gewerbemercurialismus fand er 8 Tage nach Aufhören der
Arbeit nur wenig Quecksilber, trotzdem die Analyse aus einer
grossen Urinmenge gemacht wurde. In einem anderen ähnlichen
Falle konnte gar kein Quecksilber nachgewiesen werden, obgleich
noch ein halbes Jahr später Niere und Leber bei der Obduction
grosse Mengen davon enthielten. Er nimmt daher an, dass
das Quecksilber nicht immer mit dem Urin abgeht, wenn es
sich auch im Organismus findet.
Derselben Ansicht ist auch Overbeck, 3 ) welcher dafür
hält, dass die Quecksilberausscheidung aus dem Körper grossen
Schwankungen unterworfen ist, einem Steigen und Fallen, ja
mitunter iür eine Zeit ganz und gar verschwunden sein kann.
In Hinsicht auf das Verharren des Hg. im Körper kommt er
zu demselben Resultat wie Waller, dass die Quecksilber¬
ausscheidung aus dem Organismus langsam vor sich geht,
jedenfalls Monate dauert, unter gewissen Umständen bis 7
Monate und noch länger. Das Verweilen des Quecksilbers hängt
nach ihm nicht davon ab, dass dem Körper eine grosse Menge
desselben zugeführt wird, sondern von individuellen Verhältnissen.
Nach Landsberg 4 ) hätte Schneider nach längerem
Quecksdbergebraueh dasselbe stets auch nach Beendigung der
') Kussmaul. Untersuchungen über den constitutionellen Mercu-
rialismus. 1861. p. 411.
*) 1. c. p. 418.
*) Overbeck. Mercur und Syphilis. Berlin. 1861. p. 230.
4 ) Landsberg. Ueber Ausscheidung des Quecksilbers aus dem
Organismus. Breslau. 1886. p. 17. Inaug. Dissert.
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Linden.
Cur im (Jrine gefunden; so hat er es nach innerlicher Be¬
handlung constant während der ersten 8 Tage nachweisen
können, in einem Falle noch 4 Wochen und in einem anderen
Falle noch 6 Wochen nach beendeter Behandlung. Die Unter¬
suchungen wurden am Urin gemacht, der während 4 Tagen
gesammelt war. Waren einige Monate seit der Cur verflossen,
so suchte er vergebens Quecksilber im Urine.
Hallopeau 1 ) bespricht von Mayengon und Bergeret
gemachte Untersuchungen, wo nach einer einzigen Dosis Sub¬
limat 0*01 der Urin während der ersten 24 Stunden Queck¬
silber enthielt, aber später keine Spur mehr davon entdeckt
werden konnte. Ebenso führt er an, dass Byosson bei einer
subcutanen Injection von 0’02 Sublimat nach 2 Stunden Queck¬
silber im Urin fand, nach 4 Stunden im Speichel, nach
24 Stunden aber die Ausscheidung abgeschlossen war. Währt
die Behandlung dagegen längere Zeit und werden grössere
Dosen dem Organismus zugeführt, so kann nach Hallopeau
die Elimination des Quecksilbers auf mehrere Monate, ja mit¬
unter sogar auf Jahre verlängert werden.
Schmidt, 2 ) der seine Untersuchungen an 14 Fällen
machte, wovon 7 mit Sublimatinjectionen behandelt wurden,
6 mit Einreibung von Ung. einer, und 1 mit Calomel innerlich,
fand nach jeder Behandlung Quecksilber im Urin. Beim Ver¬
gleich der hypodermatischen und endermatischen Quecksilber¬
behandlung fand er, dass bei Sublimatinjectionen das Queck¬
silber viel schneller und in bedeutend grösserer Menge in den
Organismus übergeht als nach der Inunctionscur. Calomel
innerlich gegeben, sieht er, was Quantität und Zeit seines
Auftretens im Urin betrifft, als zwischen beiden vorhergehenden
Methoden stehend an. So fand er nach täglicher Injection von
Vs Gr. Sublimat am nächsten Tage Quecksilber. Nach inner¬
licher Behandlung mit Calomel fand sich Hg. am 4. Tage im
Urin und bei Anwendung von grauer Salbe 2—4 Gr. gaben
die Analysen in einem Falle am 6. und 7. Tage ein negatives
') Hallopeau. Du mercure action physiologique et therapeutique.
Paris. 1878. pag. 59.
*) Ein Beitrag zur Frage der Elimination des Quecksübers aus
dem Körper. Inaug. Dissert. Dorpat. 1879.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 175
Resultat, erst am 13. und 28. Tage ein positives. In einem
anderen Falle fand sich am 8. Tage kein Quecksilber, konnte
aber am 17. Tage im Speichel nachgewiesen werden; in einem
3. Falle konnte noch am 5. Tage kein Quecksilber nachge¬
wiesen werden, wohl aber am 11. Vor. der Behandlung und in
den Zwischenzeiten sind keine Untersuchungen gemacht worden,
daher geht also aus diesen Fällen nicht hervor, wann die
frühste Quecksilberausscheidung begann. Ebenso sind keine
Untersuchungen über seine Remanenz gemacht worden.
Im Jahre 1880 gaben Vajda und Paschkis 1 ) eine
recht umfangreiche Arbeit, die Frucht mehrjähriger Studien,
heraus. In derselben werden Quecksilberanalysen über 201 Fälle
mitgetheilt; da aber in 160 Fällen nur eine einfache Analyse
gemacht wurde, in 28 Fällen 2, in 6 Fällen 3 und in 7 Fällen
4 oder mehrere Analysen so ist einzusehen, dass der Analysen,
allzuwenige sind, um darauf sichere Schlusssätze aufbauen zu
können, und die Resultate, zu denen V aj d a und Paschkis
gelangen, nicht immer wohl begründet sind. So nehmen sie
an, 2 ) dass das Quecksilber sich ebenso häufig im Urin findet,
der mehrere Jahre nach der Behandlung untersucht wird, wie
in dem in der ersten Woche nach derselben entnommenen,
und dass das Quecksilber bis 13 Jahre nach abgeschlossener
Behandlung im Organismus verbleiben könne.
In Hinsicht auf die Aufnahme des Quecksilbers und seine
Ausscheidung aus dem Körper ist nach ihnen die Qualität,
von grösserer Bedeutung als die Quantität, da die leicht lös¬
lichen Verbindungen im Allgemeinen leichter durch das Gefäss-
system passiren; demnächst wird die Bedeutung der Quantität
hervorgehoben, doch hat kein directes Yerhältniss zwischen
der angewandten Quecksilbermenge und seiner Remanenz nach¬
gewiesen werden können. In Uebereinstimmung mit früheren
Verfassern, fanden sie, dass die Quecksilberausscheidung sehr
unregelmässig vor sich geht. Von 68 während der Behandlung
untersuchten Fällen . konnte nur in 39 Quecksilber im Harne
') Ueber - den Einfluss des Quecksilbers auf den Syphilisprocess.
Wien 1880.
>) 1. c. p. 285.
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Linden.
nachgewiesen werden, und in den nach der Behandlung ge¬
machten Untersuchungen wurden in einem Theil der Fälle
während der ersten Woche negative Resultate erzielt, während
wieder noch 8, 12 und 13 Jahren nach abgeschlossener Be¬
handlung positive Resultate gezeigt werden konnten.
Um den Einfluss der Qualität des Quecksilbers auf seine
Ausscheidung zu prüfen, wurden die Quecksüberbestunmungen
nach Anwendung der meist gebräuchlichen Präparate gemacht,
und daraus der Schluss gezogen, dass das Quecksilber am
frühsten nach Gebrauch von Decoet. Zittmanni ausgeschieden
wird, nämlich schon am folgenden Tage. Dieser Schluss wird
auf Grund zweier mit erwähntem Decoct behandelter Fälle,
wobei nur zwei Untersuchungen gemacht wurden, und ans 3
nach Sublimatmjectionen in dreien Fällen gemachten Analysen
gezogen. In keinem Falle sind die Analysen indessen nach der
ersten Injection gemacht, wo sich möglicher Weise schon
Quecksilber im Urme fand, sondern frühestens nach der zweiten.
Bei Untersuchungen, welche nach Calomehnjectionen, einmal
in jedem Falle (ausser in einem, wo zwei Analysen ausgeführt
wurden) gemacht wurden, wurde nur 5mal in 13 Fällen Queck¬
silber im Urine constatirt und dann frühestens 10 Tage nach
der letzten Injection. Die Zahl der Injectionen betrug gewöhn¬
lich 3 und die Grösse der Dosis 0*3(5. Wo die Analyse ein
negatives Resultat ergab, war es in den meisten Fällen zur
Abscedirung gekommen, aber anch, wo kein Abscesa eintrat,
wurde am 1. und 5. Tage nach der Injection ein negatives
Resultat erhalten. Sie schliessen daraus, dam nach Calomel-
injectionen das Quecksilber später im Harne auftritt als naeh
den erstgenannten Präparaten.
Nach innerem Gebrauch von Sublimat trat die Ausschei¬
dung erst nach 11 und 12 Tagen, nach Verb rauch von 11 Ccm.
Sublimat auf. In anderen Fällen fand sich anch naeh ein-
monatlichem Gebrauch desselben kein Quecksilber vor.
Bei der Schmiercur mit Ung. hydrarg. konnte Quecksilber
in zwei Fällen erst am 3. Tage nach der zweiten Einreibung
entdeckt werden, in einem 3. Falle erst nach der 7. Einreibung.
Bei Inunctionscur mit Ung. hydrarg. konnte Quecksilber
während und nach der Behandlung häufiger nachgewiesen
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UntersuchuDgen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 177
werden als bei Anwendung anderer Präparate. Nach Sublimat-
injectionen dagegen fand sich Quecksilber häufiger (als bei der
Scbmiercur) während der Behandlung, dafür selten nach der
Behandlung.
Mit Bezug auf den chronischen Verlauf der Syphilis halten
Vajda und Paschkis die Inunctionscur für die passendste
Behandlungsmethode, da man von ihr die andauerndste Wir¬
kung erwarten kann, dagegen werde die Schmiercur von den
leichtlöslichen Quecksilbersalzen übertroffen, wo es sich um
Hervorrufung einer schnellen Wirkung handelt.
Den Vergleich zwischen den verschiedenen Behandlungs¬
methoden gründen sie, wie oben ersichtlich, auf ein recht be¬
schränktes Material, speciell was die Quecksilberinjectionen
betrifft.
Oberländer 1 ) kommt in seinen Untersuchungen über
die Ausscheidung und Remanenz des Quecksilbers zum Schluss,
dass dasselbe sogar noch 190 Tage nach abgeschlossener
Quecksilbercur im Urine nachzuweisen ist, und dass bei der
Ausscheidung Exacerbationen und Remissionen sowie vollstän¬
dige Pausen Vorkommen. Diese können 8—10 Tage dauern, und
in kürzeren Zeiträumen von 12 bis 24 Stunden.
InUebereinstimmung mit Oberländer meint Schuster, 2 )
dass eine Regelmässigkeit in der Ausscheidung des Queck¬
silbers nicht nachzuweisen ist, sondern dass diese mit langen
quecksilberfreien Pausen vor sich geht. Im Gegensatz zu V a j d a
und Paschkis wieder fand er nicht so häufig Quecksilber
im Harne, auch hat er keine so lange Remanenzzeit beob¬
achtet wie diese. Von 52 Urinuntersuchungen, hauptsächlich nach
Inunctionen, gaben nur 20 ein positives Resultat, die übrigen
ein negatives. Am frühsten wurde Quecksilber 7, 8 und
12 Tage nach der Behandlung angetroffen.
Die von Vajda und Paschkis beobachtete lange Re¬
manenzzeit beruht nach Schuster nicht auf dem Quecksilber,
das vor Jahren während einer Cur dem Organismus zugeführt
wurde, sondern auf dem durch die Respiration dem Patienten
') Vierteljahrschrift für Dermatologie und Syphilis. 1880. p. 512.
*) Vierteljahrschrift für Dermatologie und Syphilis. 1882.
Ergänzungshefte z, Archiv f. Dermatl.o m Syphil. 1892. io
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178
Linden.
zugeführten, der lange in einem syphilitischen Krankenhause
gelegen habe.
Gegen alle oben angeführten Untersuchungen kann jedoch
mit N e g a *) der Einwand erhoben werden, dass in den meisten
Fällen nur eine einzige Analyse gemacht worden ist, und dass
also, wo ein negatives Resultat erzielt wurde, damit noch
nicht gesagt ist, dass eine Analyse nach der Cur nicht ein
positives Resultat hätte geben können. Nega hat auch im
Gegensatz zu Schuster bei mercurialer Cur Quecksilber im
Urine nachweisen können. Er hat nämlich bei allen Patienten,
die einer längeren Behandlung unterlagen (12—24 Inunctionen),
durch wiederholte Untersuchungen die Anwesenheit des Queck¬
silbers im Urine während der Behandlung dargelegt. Auch
während der drei ersten Monate nach der Cur ist es ihm
geglückt, Hg. im Urine nachzuweisen, vorausgesetzt freilich,
dass grössere Mengen eingerieben waren.
Seine Untersuchungen wurden hauptsächlich nach Einrei¬
bungen von sapo mercur., ung. ein. und Quecksilberoleat gemacht.
Nach Einreibung von sap. mercurial. an 8 Patienten, gaben von
66 Untersuchungen 18 ein negatives Resultat; in der Mehrzahl
der Fälle trat das Quecksilber erst nach 2, 3 oder 5 Einrei¬
bungen auf.
Nach Einreibung von grauer Salbe an 9 Patienten erhielt
er in 47 Fällen ein positives und in 3 Fällen ein negatives
Resultat. Von 10 einen Monat nach der Behandlung gemachten
Analysen gaben 6 positive und 4 negative Resultate.
Bei Einreibungen von Quecksilberoleat gaben von 210
Analysen 124 positives und 86 ein negatives Resultat.
Bei der cutanen Methode kann das Quecksilber ebenso
wie nach der Injectionsmethode schon nach 24 Stunden im
Harne gefunden werden, und geht also die Resorption durch
die Haut recht schnell. Häufig hat es jedoch nicht vor der
2., 3. oder 5. Einreibung nachgewiesen werden können, wahr¬
scheinlich weil die Resorption nach dieser Methode allmälig
*) Vergleichende Untersuchungen über die Resorption und Wirkung-
verschiedener zur cutanen Behandlung verwandter Quecksilberpräparate.
1884. p. 66.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 179
vor sich geht und die Quantitäten zu gering sind, um ent¬
deckt werden zu können, wogegen bei der Injection grössere
Quantitäten schnell in die Circulation gebracht werden.
Zu demselben Resultat wie letztgenannter Verfasser
kommt mit Bezug auf Quecksilberaufnahme und -ausseheidung
in der Hauptsache auch Welander 1 ) in seinen umfassenden
und sorgfältig ausgeführten Untersuchungen 1886. Er hat das
Quecksilber, in welcher Form es auch dem Körper zugeführt
wurde, innerhalb des ersten Tages nachweisen können. Doch
gab es auch Fälle, wo bei Einreibungen mit ung. Hg. bis zum
4., ja sogar bis zum 8. Tage, trotz täglicher Einreibung, kein
Quecksilber gefunden werden konnte. Dagegen wurde nach
Quecksilberinjectionen mit Sublimat, sowie an 4 Patienten mit
Hg. formamid. und an 1 Patienten mit Calomel schon nach
1 und iy 2 Stunden in ganz beträchtlicher Menge Quecksilber
ausgeschieden. Nach Calomelinjection, 020, wurde jedoch nach
8 Stunden noch kein Quecksilber angetroffen, sondern erst
nach ungefähr 18 bis 20 Stunden, und war die Menge nach
6 Tagen sehr bedeutend. Bei allen späteren Untersuchungen
zeigte sich, dass bei dieser Behandlung das Quecksilber sich
in grösserer Menge vorfand als nach jeder anderen und noch
einen Monat nach der letzten Injection auftrat. Auch nach
Sublimatinjectionen kann das Quecksilber noch nach einem
Monat nachgewiesen werden und nach Hg. formamid. nach
2 Monaten.
Auf Grund seiner Untersuchungen kommt Welander
zu dem Schlüsse, dass das Quecksilber bei Injection in einer
dieser Formen schnell und in grosser Menge absorbirt wird.
Ko pp 2 ) dagegen hat, wenn 5 Wochen nach einer Be¬
handlung mit Hg. formamid. verflossen waren, kein Queck¬
silber mehr im Harne nachweisen können.
Auch bei innerlichem Gebrauch fand Welander im
Urine schon nach 4 und 7 Stunden Quecksilber. Obgleich er
1 ) Nordiskt Medicinsut Arkiv. Band 18. 1886. Quicksilfrets uppta-
gande och afskiljande ur menniskokroppen.
2 ) Ueber Behandlung der Syphilis mit subcutanen Injectionen von
Hg. Formamid. Yierteljahrschrift für Dermatologie und Syphilis. 1885.
12 *
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180
Lin de ii.
die Zahl seiner Untersuchungen für zu gering ansieht, uro zu
sicheren Schlusssätzen zu berechtigen, so findet er doch, dass
viel dafür spricht, dass die Quecksilberausscheidung aus dem
Körper am schnellsten bei Einführung desselben in Form der
subcutanen Injection beginnt, und ist daher nach ihm die In-
jectionsmethode die sicherste, wo eine schnelle Wirkung des
Quecksilbers bezweckt wird, denn die schnelle Elimination be¬
weist die schnelle Absorption.
Die periodische oder unausgesetzte Ausscheidung des
Quecksilbers betreffend, kommt er im Gegensatz zu den meisten
früheren Verfassern zu der Ueberzeugung, dass es regelmässig
ausgeschieden wird, so lange es sich im Körper findet, denn
mit wenigen Ausnahmen hat er bei seinen Untersuchungen
immer Quecksilber in solchen Fällen gefunden, wo man Grund
hatte, das Vorhandensein desselben anzunehmen. Die wider¬
sprechenden Angaben betreffs der Absorption und Elimination
des Quecksilbers beruhen nach ihm auf mangelhaften Unter¬
suchungsmethoden.
Auch in Hinsicht auf die Quantität des ausgeschiedenen
Quecksilbers will er eine gewisse Regelmässigkeit annehmen;
denn obgleich mit der von ihm angewandten Untersuchungs¬
methode keine absoluten Bestimmungen in Frage kommen
können, so hält er sich doch durch die angewendete approxi¬
mative Berechnung für berechtigt, den Schlusssatz zu ziehen,
dass die Quantität des ausgeschiedenen Quecksilbers in directer
Proportion zu der im Körper befindlichen steht.
Je früher nach Schluss der Behandlung er die Analyse
machte, desto grösser fand er stets die ausgeschiedene Queck¬
silbermenge. Dass das Quecksilber bisweilen schneller, bisweilen
langsamer ausgeschieden wird, beruht nach Welander darauf,
wie gross die dem Körper zugeführte Quantität gewesen ist.
Eine kleinere Quantität wird schneller ausgeschieden, eine
grössere langsamer und die Qualität dürfte dabei keine be¬
sondere Rolle spielen.
In Hinsicht auf die Zeit, welche das Quecksilber im
Körper verweilen kann, meint er, dass es in der Regel 4—6
Monate verbleibt, in 2 Fällen hat er es noch nach 7 Monaten
gefunden.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 181
So übereinstimmend die früheren Verfasser in ihren das
Unbeständige der Quecksilberausscheidung aus dem Körper
betreffenden Angaben waren, ebenso übereinstimmend scheinen
die in letzter Zeit in Hinsicht auf die Constanz und Remanenz
derselben gemachten Untersuchungen zu sein. So sind auch
Landsberg l ) und Wat ras zewski zu Resultaten gelangt,
welche sich in der Hauptsache Nega und Weiander an-
schliessen.
Die Untersuchungen des ersteren, 160 Analysen in
22 Fällen, meist nach Calomelinjectionen ausgeführt, zeigen,
dass sich bei Behandlung mit den gewöhnlichen Dosen be¬
ständig Quecksilber findet, derart, dass 16—24 Stunden nach
einer Injection von 0*20 Calomel im Urine Quecksilber nach¬
gewiesen werden kann, dessen Menge während des 3. und
5. Tages ihr Maximum erreicht, auf welchem sie sich dann,
mit kleinen Abweichungen, mehrere Wochen erhält. Dann wird
die Quantität geringer mit grösseren Schwankungen, bis es
nicht mehr nachgewiesen werden kann. Sollten, so meint er,
erneuerte Injectionen gemacht werden, wenn die Ausscheidung
noch constant ist, so üben sie keinen Einfluss auf das Ab-
sonderungsverhältniss, sondern nur auf die Remanenz des
Quecksilbers. Es wird eine längere Zeit beständig ausgeschieden;
werden aber die Injectionen später gemacht, wenn die Queck¬
silberquantität schon geringer ist, so steigt sie wieder auf das
Maximum.
Mit Bezug auf die Remanenz fand er in einem Falle
nach 6 Injectionen noch 2 Monate später Quecksilber, in
einem anderen Falle noch nach 10 und 13 Monaten, wenngleich
dann nur in geringer Menge; bei einigen Untersuchungen fehlte
es ganz und gar.
Was nun speciell Hg. salicyl., seine Resorption und Eli¬
mination betrifft, so habe ich in der Literatur nur eine Ver¬
öffentlichung von Lewi a ) gefunden, 31 Analysen an 5 Patienten
umfassend, wo er nach Injection von 0*05 Hg. salicyl. innerhalb
') 1. c.
2 ) Ueber den Nachweis der Ausscheidung des Quecksilbers aus dem
Organismus durch den Harn. Inaug. Dissertation. 1889.
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182
Linden.
48 Stunden und bisweilen noch früher Quecksilber im Urin
fand; die ersten Tage nur in geringer Menge, die später schnell
zunimmt und dann einige Zeit (einige Tage) hindurch constant
nachgewiesen werden kann.
Auch Böhm 1 ) hat einige Untersuchungen über die Lös-
lichkeits- und Resorptionsverhältnisse des Hg. salicyl. gemacht
und gefunden, dass dasselbe in dieser Beziehung dem Calomel
nahe steht. Bei Versuchen an Thieren constatirte er eine sehr
reichliche Resorption von Hg. salicyl. und beim Vergleich mit
von Schmidt und Winternitz an Calomel ausgeführten
Untersuchungen kommt er zum Schluss, dass beim innerlichen
Gebrauch von Hg. salicyl. die Resorption unvollständig, aber
doch recht bedeutend ist, wahrscheinlich reichlicher als bei
nicht giftigen Dosen von Calomel. Die letztgenannten Verfasser
haben auch bei Einreibungen grosse Mengen von Quecksilber
gefunden, aber erst nach längerem Gebrauch derselben.
Die meisten Untersuchungen, welche zur Prüfung des
Quecksilbergehaltes im Organismus gemacht wurden, sind mit
einigen kleinen Aenderungen und Modificationen nach der
Ludwig-Fürbringer’schen Methode ausgeführt; der Hauptgang
ist für alle wesentlich derselbe gewesen. Die Analyse wird
nach dieser Methode bekanntlich so ausgeführt, dass in 500 Ccm.
Urin 0*25 Gr. Lametta hineingethan wird. Der Urin wird auf
60—70° erwärmt und muss dann längere Zeit stehen. Darauf
wird er abgegossen und die Lametta wird in heissem Wasser,
Alkohol und Aether gewaschen, getrocknet und in ein Glasrohr
gethan, dessen beide Enden zu Capillarröhren ausgezogen sind.
Wird nun die die Lametta enthaltende Mittelpartie der Röhre
erwärmt, so sublimirt das Quecksilber an den Wänden der
Röhre. Ein kleines Korn Jod wird in die Capillarröhre gethan
und nach vorsichtiger Erwärmung bildet sich an der Röhre
ein rother Ring von Quecksilberjodid.
’) Quantitative Untersuchungen über die Resorption und Ausschei¬
dung des Quecksilbers bei innerlicher Verabreichung von Hg. salicyl.
Zeitschrift für Physiologische Chemie. Bd. XV. 1. Heft. 1891.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 183
Schridde modificirt die Methode derart, dass er in
einer gleich dicken, 12 Cm. langen und 1 Cm. breiten Röhre,
deren eines Ende zugeschmolzen ist, die Röhre mit der dann¬
liegenden Lametta auf einem Bunsen’schen Brenner erwärmt,
diese dann hinauswirft und auf den heissen Boden ein kleines
Körnchen Jod hineinwirft. Diese auf Ueberführung des Queck¬
silbers in eine Jodverbindung hasirte Methode scheint sehr
zarter Natur zu sein, denn wird zufälligerweise mehr Jod
hineingethan als nöthig ist, so kann leicht, wie Nega erfuhr,
bei Verflüchtigung des Ueberschusses auch das Quecksilber leicht
entweichen und so die ganze Analyse riskirt werden. Ich habe
daher für meine Untersuchungen die A11 m e n’sche von Schill¬
berg modificirte Methode gewählt, die auch von Welander
befolgt und in den im Nordiskt Med. Arkiv 1886 Band 18
veröffentlichten Untersuchungen beschrieben ist, und welche
Methode von ihm für die beste und die sichersten Resultate
gebende gehalten wird.
Diese Methode hasirt wie die erste auf Fällung des
Quecksilbers auf elektrolytischem Wege auf Metall, von welchem
es dann durch Erwärmen freigemacht und darauf in eine ge¬
schlossene Glasröhre aufgenommen wird. Nach dieser Methode
kann das Quecksilber nicht nur qualitativ, sondern auch an¬
näherungsweise quantitativ bestimmt werden, da vermittelst
des Mikroskopes auch minimale Quantitäten nachgewiesen
werden können.
Ich werde nun eine kurze Darstellung der Methode geben,
die Welander in oben erwähnter Arbeit beschreibt.
- Die zur Untersuchung bestimmte Urinmenge, gewöhnlich
300 Ccm., wird mit Natronlauge und etwas Honig versetzt,
in einem Glaskolben erhitzt und muss */ 4 Stunde über einer
Gasflamme kochen. Der Inhalt des Kolbens wird in ein De-
cantirglas entleert. Nachdem sich die Fällung ahgesetzt, wird
die klare Flüssigkeit ahgegossen und der Bodensatz in einen
kleineren Kolben aufgenommen. Der grössere Kolben wird mit
etwas Salzsäure nachgespült, um möglicherweise nachgebliebene
Reste der Fällung aufzulösen, und die Spülflüssigkeit wird zum
Niederschlage in den kleineren Kolben gegossen. In den Kolben
wird ein vorher geglühter Kupferdraht von 3 Cm. Länge und
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184
Linden.
5 Mm. Dicke gethan; der Inhalt wird bis zum Kochen erhitzt
und der Kolben mit einem Kork verschlossen, in den der
Länge nach eine feine Rinne geschnitten ist, und dann in eine
Ofennische gesetzt, wo er l 1 /,* bis 2 Tage bei einer Temperatur
von 45—65° C. stehen muss. Der Kupferdraht wird darauf
herausgenommen und mit Wasser gespült; finden sich an ihm
möglicherweise Urin- und Färbesubstanzen abgesetzt, so wird
er, um ihn davon zu befreien, mit Natronlauge gekocht, worauf
er vorsichtig an Fliesspapier abgetrocknet und in ein feines
ausgezogenes Glasrohr mit für ihn abgepasstem Lumen gethan
wird. Die Glasröhre wird aus grobkalibrigen Röhren, die aus
leichtschmelzendem, gleichmässigem und blasenfreiem Stoff be¬
stehen, über einer Spiritus- oder Gasflamme ausgezogen, dann
an beiden Enden zugeschmolzen und vorsichtig erwärmt, worauf
das Quecksilber sublimirt und sich im Röhrchen dicht vor dem
Ende des Metalldrahtes absetzt. Es zeigt sich hier unter dem
Mikroskope als grössere und kleinere undurchsichtige Kugeln.
Je kleiner die Kugel ist, desto dunkler erscheint sie und desto
weniger tritt an ihr der Metallglanz hervor; an den grösseren
Kugeln dagegen bemerkt man deutlich eine bleigraue Metall¬
farbe und einen Lichtreflex in der Mitte der Kugel und an
ihrer vorderen Seite. Diese Quecksilberkugeln placiren sich
häufig in den gelblichen Oeltropfen, die an der inneren Seite
der Röhre zu sehen sind, wodurch ihre Conturen schärfer und
also leichter zu entdecken sind; aber auch in den grösseren
oder kleineren Wassertropfen sind oft kleine Quecksilber¬
kügelchen zu sehen. Eine Einstellung der vorderen Seite der
Röhre erleichtert auch in gewissem Grade die Entdeckung
derselben, da aber die Kügelchen bei Weitem nicht immer
auf einer Stelle versammelt sind, sondern im Gegentheil an
verschiedenen Stellen der Röhre verstreut, so ist es nothwendig,
durch Verschiebung und Rotation der Röhre so viele verschiedene
Theile derselben als möglich zur Beobachtung zu bringen. Durch
diese Art der Arbeit kann nicht nur eine qualitative Bestimmung
gemacht werden, sondern es kann auch durch die Grösse und
Menge der Kugeln eine quantitative Abschätzung erhalten werden.
Da die beiden Enden der Glasröhre gewöhnlich von ver¬
schiedener Dicke sind, so kann die Erwärmung vom schmäleren
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 185
Ende ausgehen zum dickeren hin, welches unerwärmt gelassen
wird; ich fand dabei, dass die Kugeln gegen dieses Ende hin
zusammengetrieben werden können und das Quecksilber also
auf einem relativ beschränkten Raum zur Absetzung gebracht
werden kann.
Sollte Unsicherheit darüber herrschen, wie es häufig
besonders bei Bildung sehr kleiner Kugeln geschieht, ob das
Vorliegende Quecksilberkugeln oder Luftblasen sind, so hat
man nach Welander in der Erwärmung ein gutes Mittel für
die Differentialdiagnose; die Luftblase bleibt auf ihrem Platz,
wogegen die Quecksilberkugel verschwindet und an einer anderen
Stelle der Röhre sublimirt.
Durch diese Methode können natürlich keine absolut
sicheren Quantitätsbestimmungen gemacht werden, da ja die
approximative Schätzung der Grösse und Menge der Kugeln
vollständig subjectiv ist. Gleichwohl habe auch ich gleich
Welander diese quantitative Schätzung bei meinen Unter¬
suchungen durchzuführen versucht und bin der Meinung, dass
diese Abschätzung, da man nur den Vergleich zwischen den
gemachten Analysen im Auge hat, vollständig ihren Platz
ausfüllt, wenn nur beobachtet wird, dass stets dieselbe Urin¬
menge und dieselbe Vergrösserung zur Anwendung kommt und
bei der Abschätzung Rücksicht auf das specifische Gewicht
des Harnes genommen wird, denn bei niedrigem Gewicht kann
nicht in demselben Verhältniss Quecksilber erwartet werden
wie in Urin mit hohem specifischen Gewicht.
Welander hat seine Untersuchungen mit Hinsicht auf
die Menge und Grösse der Kugeln in sechs Abtheilungen
gruppirt. Ich habe nur 4 Gruppen aufgestellt und die von mir
untersuchten Fälle in diese einzufügen versucht und der Ueber-
sichtlichkeit wegen die Gruppen je nach der Quecksilbermenge
mit 1, 2, 3 und 4 bezeichnet. So bezeichnet Nr. 1 wenig
Quecksilberkugeln, wenn nur eine oder einige sehr kleine
Kugeln sich vorfanden; Nr. 2 eine mittlere Menge Kugeln,
d. h. ziemlich viel kleinere oder einige grössere, Nr. 3 viel
Kugeln, wenn mehrere grosse oder sehr viele kleine Kügelchen
sich fanden; sowie Nr. 4 sehr viel, wenn eine grosse Menge
grosser und kleiner Kugeln nachgewiesen werden können.
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Es kann wohl bisweilen Zweifel darüber entstehen, in
welche der 4 Gruppen eine Analyse wirklich gehört; sind aber
mehrere Analysen gemacht worden, so erleichtert die Ge¬
wohnheit eine approximative Bestimmung und die Analyse
wird mit Leichtigkeit abgeschätzt, so dass sich keine wesent¬
lichen Unrichtigkeiten einschleichen können.
Bei Ausführung der Analysen wurden alle denkbaren
Yorsichtsmassregeln ergriffen, um mit Sicherheit Quecksilber
aus anderen Quellen ausschliessen zu können. So wurde die
grösste Sorgfalt der Reinigung aller Gefässe gewidmet, sowohl
denen, in welchen der Urin erst aufgefangen wurde, wie allen
Kolben, Decantirgläsern u. s. w., welche beim Kochen oder
zur Aufbewahrung des Urins zur Anwendung kamen. Da auch
die Salzsäure Quecksilber enthalten kann, so wurde sie stets
vor der Anwendung untersucht. Ebenso können die vielen
Analysen, welche vor Beginn der Behandlung an Patienten
gemacht wurden, die früher keiner Quecksilberbehandlung
unterworfen gewesen waren und die ein negatives Resultat
ergaben, als Controlversuche dienen.
Schliesslich mag erwähnt werden, dass sowohl Salicyl-
quecksilher als auch Thymolquecksilberacetat in Mischungen
von 0*1 auf 10 Paraffin in Dosen von 0*10 und 0*05 injicirt
und dabei alle antiseptischen Yorsichtsmassregeln beobachtet
wurden, um die Reaction möglichst einzuschränken. Das
Paraffin wurde vor der Mischung gekocht, die Injectionsstelle
desinficirt, ebenso die Spitze der Spritze durch Carbolsäure
oder Erhitzen über einer Spiritusflamme. Die Injectionen
wurden entweder in der Trochanterregion oder unter der
Schulter gemacht. Dabei sind niemals Abscesse entstanden,
aber bisweilen eine Infiltration um die Injectionsstelle, welche
aber immer von geringer Bedeutung war.
Dieselben Yorsichtsmassregeln wurden auch bei den
wenigen Calomelinjectionen beobachtet; als Constituens für
Calomel wurde Glycerin angewandt. Die Injectionen wurden
subcutan, nicht in die Muskeln gemacht.
Zusammen sind 305 Untersuchungen über Quecksilber im
Harne gemacht worden. Davon 237 nach Injection von Hg.
salicyl. oder Thym. acet. Hg., 8 nach Calomelinjectionen, 32
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 187
nach interner Behandlung, 19 nach Inunctions- und 9 nach
gemischter Behandlung. Bei allen diesen Analysen habe ich
ein Mikroskop von Verick angewandt mit Vergrösserung Ob-
jectiv Nr. 2. Ocul. 1.
Nr, 1.
H. 22 Jahre. Papulae mucosae faucium.
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Injection
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300
1,020
0
6 Wochen nach Beendigung der Injectionen, wobei im Laufe von
4 Monaten 1,78 Hg. salicyl. eingespritzt waren, enthielt der Urin eine
geringe Menge Quecksilber, die eine Woche später verschwunden war;
18 und 30 Stunden nach Injection von 010 viel Quecksilber. 6, 10 und
14 Tage nach den Injectionen mittlere Menge Quecksilber. 6, 9, 9 ! / ? Wochen,
nachdem 0*60 im Laufe eines Monats injicirt worden, wurde kein Queck¬
silber mehr im Harne angetroffen.
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Linden.
Nr. 2.
K. 22 Jahre. Papulae mucosae faucium. Laryngitis ehr.
Pat. war 5 Wochen mit Quecksilber behandelt worden. Injection
von Hg. Salicyl. 0*50, darauf 1 Monat Schmiercur. 15 Päckchen, 2, 5, 9
Wochen später kein Quecksilber im Urine.
Datum der
Injection
Tageszeit
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menge
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12./IX.
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i
9 Wochen nach combinirter Quecksilberbehandlung kein Quecksilber
im Urin. 4 und 18% Stunden nach der Injection recht viel Quecksilber;
5 Tage nach der zweiten Injection keine Kügelchen? 10 Tage nach der
3. Einspritzung wieder Quecksilber. 7 Wochen und 3 Monate nach den
letzten Einspritzungen keine Quecksilberkügelchen.
Nr. 3.
H. 24. Jahre. Syphilides papulosae. Adenopathia inguinalis.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber-
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber-
menge
im Harne
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 189
6 Tage nach Injection von 0*90 Hg. Salicyl. im Laufe von 2 l / 2 Mo¬
naten fand sich eine grosse Menge Quecksilber im Urin. Nach den darauf
gemachten 7 Injectionen fand sich 1, 6, 8 und 9 Stunden, sowie die nächsten
Tage nach den Injectionen Quecksilber in grosser Menge, verminderte sich
aber constant am 11—14. Tage nach der Injection. Nur in einer Analyse,
5 Tage nach der Injection, war der Harn quecksilberfrei; sein specifisches
Gewicht betrug 1005.
11 Tage nach der Injectionscur wurde mit einer Schmiercur be¬
gonnen und fand sich dann wahrscheinlich noch Quecksilber im Harne vor.
Inunet.
Quecksilbor-
menge
Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
7
2,5
20./VII.
11% V.-M.
300
1,025
i
30
2,5
12./VIII.
3% N.-M.
300
1,024
3
45
2,5
26./VIII.
10 „
300
1,010
1
50
2,5
1./IX.
4% „
300
1,017
1
—
18./IX.
11 V.-M.
300
1,005
0
—
—
24./IX.
11% „
300
1,021
4
—
—
26./IX.
12 N.-M.
300
1,014
1
1
1
Die ganze Zeit während der Schmiercur Quecksilber im Urin
18 Tage nach Abschluss der Cur kein Quecksilber im Harn, wahrscheinlich
beruhend auf dem niedrigen spec. Gewicht; dagegen am 24. und 26. Tage
wieder Quecksilber nachzuweisen.
Nr. 4.
S. 22 Jahre. Papulae mucosae faucium.
Patient 6 Monate früher mit Schmiercur behandelt, 73 Päckchen;
ausserdem hat er damals Calomelinjectioneu, 0*30 erhalten.
29./IV
11 V.-M.
29./Y.
16./VII.
7./IX.
25./IX.
7./X.
28./X.
5./XI.
20./IX
l 3 / 4 V.-M.
3 y a N.-M.
Ungefähr 6 Stunden nach Injection von 0*10 Hg. salicyl. etwas
Quecksilber im Harne. 5 Tage nach täglichem Gebrauch von Quecksilber¬
pillen wenig Quecksilber. 4—5 Wochen nach Beendigung der Cur alles
Quecksilber im Harn verschwunden.
Digitized fr,
Gck igle
Original frnm
THE OHIO STATE UNtVERSITY
190
Linden.
Nr. 5.
A. 21 Jahre. Ulcus induratum penis. Papulae mucosae scroti.
Patient hatte vor etwas mehr als 2% Jahren Calomelinjectionen
0*30 erhalten.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksiiber-
menge
Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge
0D
1-8
sT
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0,0
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28./V.
N.-M.
300
1,010
0
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—
28./VT.
2
V
300
1,012
0
—
—
—
i6./vn.
4
1J
300
1,023
0
—
—
—
19./VIII.
8
n
300
1,020
0
27./IX.
ll'A V.-M.
300
1,006
0
2% Jahre nach Calomelinjectionen kein Quecksilber im Urin. Der
Harn wurde einmal monatlich während 5 Monate entnommen.
Nr. 0.
F. 19 Jahre. Ulcus induratum penis.
9—15 Wochen nach Beendigung einer vierwöchentlichen Injections-
cur von 0*60 Hg. salicyl. kein Quecksilber im Urin.
Digitized by
Gck 'gle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 191
Nr. 7.
L. Papulae mucosae faucium. Adoenopatia inguinalis.
Vom 4. März bis 24. April Hg. salicyl. 0*80 in Dosen von 0*10.
Datum der
Injection
*3
M
CG
©
eS
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harumenge
ao
22
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Quecksilber- |
menge
im Harne i
;
i
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17./V.
6 N.-M.
300
i
0
17,/V.
7 N.-M.
0,10
18/V.
1 „
300
—
2
—
19./V.
9 V.-M.
300
1,015
2
—
—
21./V.
10
300
1,017
3
22.1V.
11 V.-M. |
0,10
23./V.
11
300
1,014
4
26. V/.
0.10
27./V.
1 N.-M.
300
1,016
4
29./V.
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9 V.-M.
300
1,010
3
2./VI.
ny, v.-m.
0,10
3./VI.
1 % N.-M.
300
1,011
4
—
—
—
17./VI.
9'/j V.-M.
300
1,023
1
17./VI.
11 V.-M.
0,10
_
—
—
—
—
—
—
—
31 VIII.
3 N.-M.
300
1,021
1
2./IX.
117, V.-M.
0,10
—
—
—
—
6./IX.
ii v; .
0,10
8./IX.
117, V.-M.
300
1,015
3
—
:
1
25./IX.
11 ' »
300
1,006
1
3% Wochen nach der Injectionscur kein Quecksilber. 18 Stunden
nach Inject, von 010 Hg. salicyl. recht viel Quecksilber, das am 3. Tage
zunahm und sich nach den späteren Injectionen, die mit Pausen von
einigen Tagen stattfanden, stark vermehrte, aber 2 Wochen nach der
letzten Injection stark abnahm. Nach interner Behandlung und Schmiercur
etwas Quecksilber, das sich nach 2 Injectionen vermehrte, aber 19 Tage
später stark abnahm.
Nr. 8.
J. 20 Jahre. Ulcera syphilitica faucium.
Vom 10. Jänner bis 28. Febr. 1889 Calomel 0’20. 26. Oct. 1889
0 20. 30. Oct. bis 8. Nov. 1889 Jod.-K. -f- Deutojod. hydrarg.
Datum der
Injection 1
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl. j
Urin f
entnommen
Tageszeit i
llarnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber- j
menge
im Harne
—
—
_
28./V. 90
11 7, V.-M.
300
1,029
0
—
—
—
5./VI.
117a „
300
1,024
0
—
—
—
i./x.
87a *
300
1,013
0
3./X. 1890.
11 V.-M.
0,10
3./X.
3 N.-M.
300
1,018
3
21./X.
1174 n
0,05
22/.X.
7 V.-M.
200
1,018
4
6% und 10% Monate nach Calomelinjectionen und interner Queck¬
silberbehandlung dieses aus dem Urin verschwunden. 4 Stunden nach der
ersten Injection recht viel Quecksilber, das sich nach einer folgenden
Injection vermehrte.
1
Digitized by Google
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
192
Linden.
Digitized by
Nr. 9.
A. 23 Jahre. Ulcus induratum penis. Syphilis maculo-
_papulosa. Adaenopat. inguinal._
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksi lber-
menge
Calomel
Urin
entnommen
Tageszeit
©
bß
P
03
S
S
w
Specifisches
Gewicht
Quecksilber
menge
im Harne
ll./XII.— 7./I.
1889
—
0,25
3./VI.
1890
6 N.-M.
00
§
1,020
0
17 Monate nach Beendigung der Cur kein Quecksilber im Harne.
Nr. 10.
R. 23 Jahre. Syphilis maculo-papulosa. Angina syphilitica.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Calomel
Urin
entnommen
Tageszeit
©
bc
a
03
s
a
u
oö
w
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
| 20./II. — 7./III.
| 1888
—
0,20
7./VI.
1890
6 N.-M.
300
1,011
0
26 Monate nach der letzten Injection kein Quecksilber im Harne.
Nr. 11.
U. 24 Jahre. Ulcus induratum penis.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Calomel
Urin
entnommen
Tageszeit
Hammen ge 1
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
10./IX.—25./IX.
—
0,20
7./VI.
7 N.-M.
200
0
1889.
1890
1,023|
1
8 Monate nach der letzten ]
[njection
sein Quecksilber im Harne.
Nr. 12.
A. 23 Jahre. Ulcus induratum penis. Roseola syphilitica.
_Papulae mucosae faucium._
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber- II
menge 1
Hg. salycil. ||
Urin
entnommen
Tageszeit
Haromenge |
Specifisches
Gewicht
Quecksilber- II
menge 1
im Harne ||
10./XH.—9./II.
1890.
—
0,80
l./VI.
1890
—
300
1,020
0
Nahezu d l / 2 Monate nach Schluss der Behandlung keine Kügelchen.
Gck 'gle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 193
Nr. 13.
S. 29 Jahre. Orchitis syphilitica. Syphilis gummosa.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber-
menge
11g. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harn men ge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
14./IV.-19./IV. 90
0.15
4./ VI.
12‘/„ N.-M.
300
1,022
0
—
—
29./ VIII.
1
300
1,012
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ll'/ 2 V.-M.
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30./VIII.
6
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1,031
3
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—
31,VIII.
9 V.-M.
300
1,021
3
—
—
—
31./VIII.
9'/, N.-M.
300
1,020
2
—
—
—
3./IX.
6
300
1,028
1
4./IX.
11'/, V.-M.
0,10
4./IX.
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1,021
4
9./IX.
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0,10
10./IX.
1
300
1,021
4
16./IX.
—
0,10
25./IX.
3% „
300
1,010
4
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6./X.
7
300
1,011
0
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16./X.
11 V.-M.
300
1,014
2
—
—
_
4./XI.
111V* »
300
1,013
i 3
6 Wochen und 4% Monate nachdem 0*15 Hg. salicyl. innerhalb
5 Tagen injicirt worden, kein Quecksilber. 6% Stunden nach Injection von
0*10 grosse Menge Quecksilber, die sich den folgenden Tag unverändert
erhielt, aber 4 Tage später abnahm, um nach den folgenden, mit ungefähr
einwöchentlichen Pausen gemachten Injectionen wieder stark zu steigen.
4 und 7 Wochen hierauf war noch Quecksilber vorhanden, verschwand
aber 3 Wochen nach der letzten Iujection.
Nr. 14.
H. 22 Jahre. Syphilis maculosa. Papulae mucosae faucium.
Schmiercur mit Ung. Hg. 1*50, 5 Päckchen. 25. Oct. 1889.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Calomel
Urin
entnommen
Tageszeit
1 lammen ge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber-
mengc
im Harne
1./XI.-2./XII. 89.
—
1 0,30
29./V.90
7 V.-M.
300
1,017
0
—
—
Hg. s.
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300
1,014
0
26./X.
10 V.-M.
0,10
26./X.
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300
1,017
4
—
—
—
27./X.
7
300
1,030
1
1./XI.
—
0,10
6./XI.
87* V.-M.
300
1,015
2
7 ./XI.
—
0,10
25./XI.
6 N.-M.
175
1,018
0
—
—
—
27./XI.
8'/, V.-M.
300
1,022
1
—
—
14./XII.
8 „
300
1,017
0
6 und 10% Monate, nachdem im Laufe von 5 Wochen Einreibung
von 7*50 grauer Salbe und Injection von Calomel 0*30 angewandt war,
kein Quecksilber im Harne. 10 Stunden nach Injection von Hg. salicyl.
0 10 viel Quecksilber, das schon am nächsten Tage bedeutend vermindert
war. 5 Tage nach der zweiten Injection von 0*10 wieder stark vermehrt.
20 Tage nach der 3. Einspritzung noch unbedeutend Quecksilber, ver¬
schwand ganz nach 5 Wochen. Dass am 18. Tage nach der 3. Inj. kein
Quecks. zu finden war, beruhte wahrscheinlich auf der geringen Urinmeuge.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, n. Syphil. 1892. lg
□ igitized by Google
Original frnm
THE OHIO STATE UNIVERSITY
r
194 Linden.
Nr. 15.
W. Ulcus induratum penis. Roseola syphilitica. Papulae
mucosae faucium. Adenopatia inguinalis.
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1,015
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11 Y.-M.
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26./VII.
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1,010
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—
26./VII.
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1,018
4
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—
—
27./VII.
6 V.-M.
300
1,014
4
—
—
—
27./VII.
10 % N.-M.
300
1,025
2
—
—
—
28./VII.
10% „
300
1,020
1
—
—
—
30./VII.
7 V.-M.
300
1,017
2
30./VTI.
11 % Y.-M.
0,10
31. /VII.
9 N.-M.
300
1,022
2
—
—
—
1./VIII.
10 „
300
1,019
1
—
—
—
4./VIII.
9 V.-M.
300
1,026
1
5./Y1II.
11 V.-M.
0,10
6./V1II.
9 N.-M.
300
1,014
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—
—
—
9./VIII.
6 V.-M.
300
1,013
3
9./YIII.
ll l / 2 V.-M.
0,10
11./VIII.
6 „
300
1,014
3—4
—
—
—
15./VIII.
9 „
300
1,010
1
—
—
—
23./VIII.
11 .
300
1,019
2
—
—
--
30./VIII.
10% „
300
1,019
1
—
—
—
24./IX.
6 N.-M.
300
1,026
1
—
—
—
20./XI.
11% V.-M.
300
1,018
0
23./XI.
9 3 / 4 Y.-M.
0,10
24./XI.
2% *
300
1,019
4
—
—
—
24./XI.
9 N.-M.
300
1,020
3
—
—
—
26, XI.
7 »
300
1,020
1
—
—
—
28./XI.
9% V.-M.
300
1,015
0
—
—
—
1./XH.
6 N.-M.
300
1,028
1
3./XII.
—
0,10
5./XII.
7% V.-M.
300
1,019
2
-
12./XII.
10% „
300
1,011
0
1
2 Stunden nach Injection von 0*10 geringe Menge Quecksilber; nach
10 Stunden grosse Menge, die schon in der zweiten Hälfte des folgenden
Tages und die nächsten 4 Tage abnimmt, um wieder 10 Stunden nach
der nächsten Injection zuzunehmen und sich in den nächsten Tagen wieder
zu vermindern; während dreier Wochen nach der 4. Injection schwan¬
kende Quantität, nach 6’/ 2 Wochen nur geringe Menge. 15 Wochen nach
der 4. Injection von 0T0 kein Quecksilber. 16 Stunden nach erneuerter
Inject, von 0T0 in der Urinprobe viel Quecksilber, das während der
nächsten Tage abnimmt und 5 Tage darauf verschwunden ist. Nach einigen
Tagen wieder nachweisbar. Nach der letzten Injection von 0*10 wieder
Quecksilber, das 9 Tage später verschwunden ist.
Difitized by Gougle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 195
Nr. 10.
L. Roseola syphilitica. Papulae mucosae faucium. Adoenopatia
inguinalis et cervicalis.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber-
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
llarnmenge
Speciflsches
Gewicht
Quecksilber-
menge
im Harne
—
—
l./XI.
2 Y.-M.
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1,013
0
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1,016
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—
6./XI.
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1,027
1
6./XI.
6 N.-M.
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13/XI.
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13./XI.
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18./XI.
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18./XI.
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19./XI.
3 3 A V.-M.
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2
23/XI.
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0,10
26./XI.
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1,028
2
—
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—
1./XII.
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300
1,021
2
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7./XII.
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8./XII.
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—
—
12./XII.
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13./XII.
0,10
26./XII.
4 V.-M.
300
1.020
4
26./XII.
9 V.-M.
0,10
—
—
—
—
—
31./XII.
—
0,10
—
—
—
—
—
7./I.
0,05
14./I.
1
8 V.-M.
300
. 1
1,018
0
1
1
2 Tage nach Injection von 0*05 viel Quecksilber, das am 4. Tage
abgenommen hat. 4 Stunden nach der nächsten Inject, von 0*05 starke
Vermehrung. Nach Inject, von 0-05 und 0T0, die mit Pausen von einigen
Tagen unternommen wurden, recht reichlich Quecksilber. 7 Tage nach
der letzten Injection von 0 # 05 kein Quecksilber.
13*
Digitized by
Gck .öle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSIiTY
196
Linden.
Nr 17.
T. 22 Jahre. Papulae mucosae ani.
Datum der
Injection
. Tageszeit
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Specifisches
Gewicht
Quecksilber- 1
menge
im Harne
2.—11./XII.
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1./XII.
7*/j N.-M.
300
1,018
0
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—
0.060
3./XII.
—
300
1,016
0
—
—
—
6./XII.
9 N.-M.
300
1,020
0
—
—
|
7./XII.
8 *
300
1,014
0
—
—
8./XII.
9 »
300
1,006
1
_
—
9./XII.
6 »
300
1,009
2
—
—
10./XII.
6 ,
300
1,009
3
11.—15./XII.
—
0,030
11./XII.
6 „
300
1,010
1
—
—
12./XII.
7 ,
300
1,010
1
—
—
13./XII.
8 ,
300
1,011
0
—
—
—
14./XII.
7 ,
300
1,009
0
—
—
—
22./XII.
11 V.-M.
300
1,010
0
—
—
29./XII.
10% „
300
1,012
0
29./XII.
10 V» V.-M.
0,10
19./II. 91.
11 »
300
1,018
0
l
Nach interner Behandlung mit Hg. salicyl. 0*060 täglich, waren
am 6. Tage Spuren von Quecksilber zu entdecken, das am 9. Tage etwas
zunahm und wieder verschwand. Da am 5. Tage nur 0*030 eingenommen
wurde, konnte 14 Tage nach Aufhören der internen Behandlung kein
Quecksilber nachgewiesen werden. 7 Wochen nach einer Iniection von
0*10 Hg. salicyl. kein Quecksilber.
Difitized by Gougle
Original fro-m
THE OHIO STATE UNIVERS1TY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 197
Nr. 18.
W. 31 Jahre. Iritis syphilitica.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber- |
menge
Ilg. salicyl.
P
o
fl §
p
£3 g
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9
Tageszeit
Harn men ge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber-
mengo
im Harne
10./VII. 1890.
0,10
14./VII.
—
0,10
—
—
—
—
—
18./VII.
11 V.-M.
0,10
19./VII.
4% N.-M.
300
1,016
3
23./VII.
—
0,10
—
—
—
—
—
27./YII.
—
0,10
—
—
—
—
—
30./VII.
—
0,10
20./VIII.
6 V.-M.
300
1,021
1
25./VIII.
12 V, N.-M.
300
1,016
1
29 Stunden nach Injection von 030 innerhalb 8 Tagen, recht viel
Quecksilber. Nach Injection von 0*60 innerhalb 3 Wochen wenig Queck¬
silber, das 8 Wochen nach der letzten Injection ganz verschwunden ist.
Nr. 19.
K. 22 Jahre. Ulcus induratum penis. Syphilides maculo-
papulosae. Papulae mucosae faucium.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber-
menge
im Harne
25./V.- 13./VI. 90.
0,40
l./XII. 90.
10 V.-M.
300
1,020
0
—
—
—
3/XII.
—
300
1,022
0
Pili. Hg. salicyl.
täglich
—
—
—
_
_
2./XII.—ll./XIl.
—
0,035
5./XI1.
11 N.-M.
300
1,022
0
—
—
6./XII.
10 „
300
1,015
0
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—
—
7./XII.
9 „
300
1,018
0
_
—
8./XII.
io 1 /, „
300
1,019
2
- -
—
9./XII.
9'/, „
300
1,027
2
_
—
—
10./XII.
5'A V.-M.
300
1,027
1
_
—
—
11./XII.
9 N.-M.
300
1,019
0
___
—
—
22./XII.
ll'AV.-M.
300
1,020
0
—
l./I. 91.
3 3 / 4 N.-M.
1
300
1
1,020
0
5*/ 2 Monate nach Inject, von 0*40 Hg. salicyl. kein Quecksilber im
Urine. Nach Einnahme von 0‘035 Hg. salicyl. in Pillen täglich tritt das
Quecksiber im Mittel erst am G. Tage im Urine auf; am 11. und 20. Tage
nach der Einnahme war kein Quecksilber mehr zu finden.
Digitized by Google
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
198
Linden.
Digitized by
Nr. 20.
Ö. 30 Jahre. Ulcus induratum penis. Adaenopatia inguinalis.
Roseola syphilitica.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber -
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
llaromcnge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
3./X.—7./X. 90.
_
7./X. 90.
7 N.-M.
300
1,013
0
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—
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11./X.
9 *
300
1,012
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15./X.
11% V.-M.
0,05
15./X.
3% „
300
1,017
1
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—
—
17./X.
10% *
300
1,019
2
20./X.
11 V.-M.
0,05
20./X.
6% „
300
1,025
3
23./X.
—
0,05
—
—
—
—
—
27./X.
11% V.-M.
0,05
28./X.
5 V.-M.
300
1,019
4
—
—
—
10./XI.
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300
1,026
2
10./XI.
10% V.-M.
0,05
—
—
—
—
—
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0,10
25./XI.
10'4 V.-M.
300
1,017
3
25./XI.
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0,10
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1,023
0
2./XII.
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0,10
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—
—
—
15./XII.
—
0,10
—
—
—
—
—
29./XII.
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—
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17./I. 91.
—
0,10
2./II.
10% V.-M.
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1,018
2
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10% V.-M.
0,05
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1,018
0
10./II.
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0,05
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1,017
2
17./II.
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0,05
13./HI.
8 „
300
1,015
1 .
—
26./I1I.
8 „
300
1,028
0
Am letzten Tage eines 5tägigen innerlichen Gebrauchs von Queck¬
silber und 4 Tage später kein Quecksilber im Harne. Ung. 4% Stunden
nach Inject, von 0*05 wenig Quecksilber, 2 Tage später etwas vermehrt.
Nach der darauf folgenden Inject, von 0 05 starke Vermehrung; innerhalb
7—15 Stunden später recht viel Quecksilber. 16 Tage, nachdem 0'85 in
drei Monaten injicirt waren, grosse Menge Quecksilber. Nahezu 4 Wochen
nach 3 Inject, von 0’05 innerhalb 15 Tagen, findet sich eine geringe Menge
Quecksilber, die 5 Wochen später verschwunden war.
Go igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 199
Nr. 21.
B. 21 Jahre. Adaenopatia inguinalis. Papulae mucosae faucium.
Hatte während des Juni eine Calomelinjection erhalten und 14
Päckchen mit 2*5 Ung. Hg._
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
im Harne
Urin
entnommen
Tagoszeit
Harnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
—
—
—
9./ix.
6'A Y.-M.
300
1,017
0
—
—
—
12 ./ 1 X.
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1,020
0
17./IX.
ll 3 / 4 v.-m.
0,05
17./IX.
8 N.-M.
300
1,016
4
—
—
—
18./IX.
2 V, Y.-M.
300
1,017
2
—
—
—
18./IX.
9'A N.-M.
300
1,015
4
—
—
—
19./IX.
7 „
300
1,017
3
—
—
21./IX.
7 „
150
1,020
1
—
—
—
23./IX.
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300
1,026
2
—
—
—
6./X.
6'A N.-M.
300
1,016
2
—
—
—
17./X.
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300
1,025
0
19./XI.
—
0,05
2 7./XI.
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300
1,019
0
3./XII.
—
0,10
15./XII.
6'A N.-M.
300
1,020
0
—
—
—
31./XII.
1IV* V.-M.
300
1,021
0
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11 % v.-m.
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1
17./II.
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13./III.
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300
1,018
3
—
—
! 26./III.
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300
1,015
0
Ungefähr 10 Wochen nach einer Calomelinjection und Inunctionscur
(14 Päckchen) während 1 Monats, fand sich kein Quecksilber im Harne.
8 Stunden nach Inject, von 0*05 viel Quecksilber, das sich bei wiederholten
Untersuchungen noch 19 Tage darauf in ziemlicher Menge vorfand. Nur
eine Analyse ergab eine geringe Menge, aber da wurde die Untersuchung
an nur 150 Gramm Urin gemacht. Bei wiederholten Untersuchungen 8,
12 , 14, 19 und 30 Tage nach Inject, von 0T0—0 05 fand sich kein Queck¬
silber. Es trat wieder am 7. und 24. Tage nach 2 Inject, von 0’05 auf
und verschwand nach 5 Wochen.
Nr. 22.
S. 28 Jahre. Papulae mucosae faucium, scroti et aui.
3./VIII.—13./IX. — 0,50 13./X. — 300 1,023 2
— — — 22./X. — 300 1,020 0
22./X. — 0,10 l./XI. — 300 1,025 2
— — — 10./XI. — 300 1,016 0
II 7 . J
Noch 4 Wochen nach 6wöchentlicher Behandlung mit 0*50 Hg.
salicyl. enthielt der Urin Quecksilber, das 9 Tage später verschwunden
ist. Nach Inject, von (HO, anderthalb Wochen später, enthält der Urin
recht viel Quecksilber, das 19 Tage darauf verschwunden ist.
Digitized
by Google
Original from
THE OHIO STATE UNtVERSITY
200
Linden.
Nr. 28.
B. 21 Jahre. Lichen syphiliticus. Adaenopatia inguinalis cubi-
talis et cervicalis. Papulae mucosae faucium. Syphilis
gummosae.
Vom 10. Jänner bis 21. April mit Hg. salicyl. 1*15 und Calomel
0-10 behandelt.
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11 Y.-M.
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—
—
—
—
15./V.
11 V.-M.
0,10
16./V.
11 V.-M.
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1,025
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—
—
—
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300
1,017
1
19./V.
12'/, V.-M.
0,10
24./V.
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1,010
3
24./V.
11 V.-M.
0,10
3./VI.
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1,012
2
8 ./VI.
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10 % „
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1,005
2
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10 % V.-M.
0,10
23./VI.
10 % *
300
1,008
4
23./VI.
11'/, V.-M.
0,10
28./VI.
10 % „
300
1,005
3
28./VI.
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0,10
5./VII.
10 % „
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1,015
2
5./VII.
11 V.-M.
0,10
14./VII.
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1,020
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—
—
19./VII.
10 % „
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1,018
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19./VII.
11 V.-M.
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13./VIII.
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1,012
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—-
15./IX.
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—
—
3./X.
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300
1,023
0
12./X.
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0,10
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300
1,016
1
—
—
—
21 ./X.
6 % N.-M.
300
1,027
3
—
—
—
26./X.
8 % V.-M.
300
1,023
0
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—
—
5./XI.
7 „
300
1,017
0
—
—
19./XI.
9% »
300
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—
—
—
28./XI.
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1,020
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11 ./XII. -23./XII.
Inunetion
Nr. X.
2,0
19./XII.
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300
1,021
' 0
6/1-
9% „
300
1,024
1 1
Im Laufe von 4% Monaten war 010 Calomel und 1*15 Hg. salicyl.
injicirt worden. Einen Tag nach der letzten Injection von 0*10 viel Queck¬
silber; nach wiederholten Injectionen von 0*10 constant Quecksilber bis
zum 14. und 17. Tage. Nach Pausen] von 3%, 8 und 10 Wochen kein
Quecksilber. 2 Stunden nach Injection von 0*10 wieder etwas Quecksilber,
das sich 9 Tage später vermehrt hat, aber nach dem 14. Tage so gut wie
verschwunden war. Drei spätere Untersuchungen gaben unsichere und
negative Resultate. 8 Tage nach Beginn einer Schmiercur kein Queck¬
silber, 14 Tage nach Einreibung von 10 Päckchen geringe Menge
Kügelchen.
Digitized by
Gck igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 201
Nr. 24.
F. 23 Jahre. Ulcus induratum penis. Papulae mucosae faucium
et labii et Adaenopatia inguinalis.
Hat vom 22. Nov. bis 18. Dec. 0*30 Hg. sal. in Dosen von 0 # 05
erhalten.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Ilarnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber- 1
menge
im Harne |
_
_
_
8 ./I.
200
1,019
0
10 ./I.
—
0,05
18./I.
—
300
1,019
0
19./I.
—
0,05
21 ./I.
—
300
1,017
0
26./I.
—
0,05
—
—
—
—
—
31./I.
—
0,05
5./n.
—
300
1,017
0
11./IV.
—
0,10
—
—
—
—
—
18./IV.
—
0,05
—
—
—
—
—
23 /IV.
—
0,05
4./V.
—
300
1,017
1
5./Y.
1
200
1,015
I
1
3 Wochen, nachdem innerhalb 4 Wochen 6 Injectionen von je 0 05
gemacht worden, keine Kügelchen. Ebenso konnte 2—5 und 8 Tage nach
Inject, von 0*05 kein Quecksilber entdeckt werden. Nachdem im Laufe
von 12 Tagen 3 Injectionen von zusammen 0*20 Hg. salicyl. gemacht
worden, 11 bis 12 Tage nach der letzten Injection wenig Quecksilber.
Digitized by Google
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
202
Linden.
Difitized by
Nr. 25.
A. 20 Jahre. Ulcus induratum penis. Adaenopatia inguinalis.
Roseola syphilitica. Papulae mucosae faucium. Psoriasis.
Inject. 29. Jänner bis 23. Mai. Hg. salicyl 1*35. Innerliche Behand¬
lung im Juli und August. Deutojod. Hg.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
’S
N
CO
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Harnmenge
Speciflsches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
20 ./VIII.
—
0,10
—
—
—
—
—
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—
0,10
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—
300
1,030
2
15./X.
—
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—
—
—
—
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—
0,10
18./XI.
—
300
1,019
2
18./XI.
—
0,10
—
—
—
—
—
22 ./XI.
—
0,10
—
—
—
' -
—
2./XII.
Pli. Hg. sal.
—
—
—
—
—
—
81./XII.
—
0,05
—
—
—
—
—
5./II.
—
0,05
—
—
—
—
—
10 ./II.
—
0,05
—
—
—
—
16./II.
—
0,05
—
—
—
—
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—
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US. III.
300
1,020
0
23./III.
—
0,05
31./III.
—
300
1,025
0
2 ./VI.
-
300
1,018
0
Hat ungefähr 2 Monate Deutojod. Hg. innerlich gebraucht und 2
Injectionen zu 0*10 Hg. salicyl. erhalten. 4 Wochen nach der letzten In-
jection recht grosse Menge Quecksilber. Eine Woche nach späterer Inject,
recht viel. 3 Wochen nach 4 Injectionen von je 0*05 innerhalb 18 Tagen
kein Quecksilber. Am 8. Tage und 10 Wochen nach der letzten Injection
ebenfalls negatives Resultat.
Go igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 203
Nr. 26.
S. 30 Jahre. Ulcus induratum penis. Adaenopatia inguinalis.
Rosela syphilitica.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
o
Sb
A
I
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E
i
w
Specifisches
Gewicht
Quecksilber-
mengo
im Harne
28./III.—5./VI.
—
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12./VI.
200
1,015
2
12./YI.
—
0,10
—
—
—
—
—
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—
0,05
2./VII.
—
200
1,015
2
9./VII.
—
0,10
—
—
—
—
—
—
—
10./VII.
—
225
1,025
3
—
—
—
1./VIII.
—
200
1,025
1
—
—
—
14./VIII.
—
225
1,014
0
—
—
—
8./IX.
—
225
1,025
2
—
—
—
17./X.
—
250
1,020
0
7./XI.
—
0,05
—
—
—
—
—
21./XI.
—
0,05
2./XII.
—
300
1,018
3
2./XU.
—
0,05
—
—
—
—
—
15./XII.
—
0,05
24./XII.
—
250
1,027
0
24./XII.
—
0,05
6./II.
—
300
1,025
0
—
—
—
7./II.
—
200
1,020
0
21./II.
300
1,017
0
7 Tage nach Inject, von 1*00 innerhalb 10 Wochen ziemlich viel
Quecksilber. Einen Tag nach der nächsten Inject, recht viel; 3 Wochen
nach einer Inject, von 0-10 wenig Quecksilber, das 5 Wochen später ver¬
schwunden war, aber 2 Monate nach der letzten Inject, wieder auftrat.
3V 2 Monate nach der letzten Injection keine Kügelchen. I 1 /* Wochen nach
2 Inject, von 0*05 viel Quecksilber, aber 9 Tage nach 4 Inject, von 0*05
innerhalb 6 Wochen keine Kügelchen.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
204
Linden.
Nr. 27.
H. 28 Jahre. Ulcus induratum penis. Roseola syphilitica.
Papulae mucosae faucium.
Inject. 15. Aug. bis 28. Aug. Hg. salicyl. 0*30. 9. Sept. bis 15. Oct.
Pillul. täglich 0*05. Nr. 120._
Datum der
Injection
Tageszeit
ü
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l e *
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Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge 1
Specifisches
Gewicht
Quecksilber- 1
menge
im Harne
—
—
—
20./X.
—
200
1,018
0
5./XI.
—
0,05
—
—
—
—
—
8./XI.—4./XII.
—
Pil.
Hg.
oxyd.
4,0
täglich
0,12
—
—
—
23./XII.
—
300
1,025
2
—
—
—
13./I.
—
300
1,025
0
1
26./II.
1
300
1,021
0
1
1
Ungefähr 1 Woche nach beendigter innerlicher Behandlung kein
Quecksilber (nur 200 Gramm Urin). 19 Tage nach ebensolcher Behandlung
recht viel Quecksilber im Urine; 6 Wochen nach der Behandlung Queck¬
silber verschwunden; ebenso bei einer späteren Untersuchung, 11 Wochen
darauf.
Difitized by Gougle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 205
Nr. 28.
R. 24 Jahre. Ulcus induratum penis. Adaenopatia inguinalis.
Papulae mucosae faucium. Syphilis papulosa.
Datum der
lujection
Tageszeit
Quecksilber- 1
menge
Ilg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harn me n ge
Specifisches
Gewicht
kt
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^ 1 HH
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16./VII. — 10./IX.
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1,10
13./X.
300
1,016
1
—
—
1 —
21./X.
—
300
1,028
1
21./X.
—
0,05
25./X.
—
300
1,017
0 .
25/X.
—
0,05
—
—
—
—
—
30./X.
—
0,05
—
—
—
—
—
1./XI.
—
0,05
—
—
—
—
8./XI.
—
0,05
—
—
—
12./XI.
—
0,05
—
—
—
—
19./XI.
—
0,10
—
—
—
—
—
24./XI.
—
0.05
l./XII.
—
300
1,019
1
9./XII.
—
0,05
—
—
—
—
—
29./XII.
—
0,10
—
—
—
—
—
3./I.
—
0,10
31./I.
300
1,025
0
Ung. mercurial.
7./II.
300
1,030
3
—
—
—
18./IT.
—
300
1,025
0
—
—
—
23./II.
—
300
1,016
0
6./III.
—
0,05
—
—
—
—
13./III.
—
0,05
—
—
—
—
—
18./1II.
—
0.05
2./IY.
—
.300
1,020
1
1
29./IV.
300
1.020
1
2
4—5 Wochen nach einer 7wöchentlichen Injectionscur mit zusammen
1*10 Hg. salicyl. wenig Quecksilber im Harne. 4 Tage nach einer Inject,
von 0*05 kein Quecksilber. 1 Woche, nachdem 6 Inject, zu 0*05 und
1 Injection zu 0*10 gemacht worden, kein Quecksilber. 4 Wochen nach
2 Inject, zu 0*10 im Laufe von 5 Tagen keine Kügelchen. 2 Wochen
nachdem 3 Inject, zu 0-05 innerhalb 2 Wochen gemacht worden, wenig
Quecksilber; nach 6 Wochen ziemlich viel.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERS1TY
206
Linden.
Nr. 29.
L. 23 Jahre. Ulcus induratum penis. Adaenopatia inguinalis.
Roseola syphilitica. Alopaecia.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Ilg. salicyl.
Urin
entnommen
Tageszeit
Harnmenge
Specifisches
Gewicht
Quecksilber¬
menge
im Harne
4./X.
—
0,05
—
—
—
—
14./X.
—
0,05
20./X.
—
300
1,027
1
—
—
—
25./X.
—
300
1,020
0
25./X.
—
0,05
—
—
—
—
4./XII.
—
0,05
_
—
—
—
11./XII.
—
0,05
—
—
—
—
19./XII.
—
0,05
—
—
—
—
23,/XII.
—
0,05
—
—
* _
—
2./I.
—
0,05
17./I.
—
300
1,019
0
17./I.
—
0,05
24/11.
—
200
1,018
0
24./II.
0,05
10./IH.
—
300
1,020
1
3./III.
0,05
—
—
—
—
—
10./III.
—
0,05
—
—
—
—
—
19./III.
—
0,05
8./IV.
—
300
1,022
1
—
—
—
4./V.
—
250
1,018
0
4./V.
M.O")
i
6 Tage, nachdem innerhalb 10 Tagen 2 Inject, zu 0*05 gemacht
worden, wenig Quecksilber im Harne, das 11 Tage später verschwunden
war. 2 Wochen nach 5 Inject, zu 0*05 innerhalb 1 Monats kein Quecksilber,
ebenso 1 Woche nach einer darauf folgenden Injection. Spuren von Queck¬
silber fanden sich 2 Wochen nach 2 innerhalb 1 Woche gemachten In-
jectionen und ebenso 3 Wochen nach 3 innerhalb 16 Tagen gemachten
Inject, zu 0*05 Nach 6V 2 Wochen war das Quecksilber verschwunden.
Difitized by Gck igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 207
Nr. 30.
S. 28 Jahre. Laryngitis chronica ulcerosa. Ulcera nasi et
capitis.
ö'A Standen nach Inject, von Hg. salicyl. 0-10 viel Quecksilber im
Harne, das sich noch 10 Tage später vorfand; nach darauf folgender In-
jection von Thym. acet. Hg. 0’05, sowohl 11 Stunden wie 6 Tage später
kein Quecksilber (möglicherweise auf einer nach der Inject, entstandenen
Induration beruhend). Drei und fünf Tage nach darauf folgenden gleichen
Injectdonen wieder recht viel Quecksilber. 1 Monat nach der letzten In-
jection Spuren von Quecksilber.
Digitized by
Go^ 'gle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
208
Linden,
Nr. 31.
Vor der Cur kein Quecksilber im Harne. 19 Tage nach Beginn der
Schmiercur in Dosen von 2*0 Ung. Hg^ kein Quecksilber. Am 23. Tage
grosse Menge Kügelchen im Urin. 9 Tage nach beendigter Schmiercur
kein Quecksilber. Nach einer Pause von 2 Wochen und nachdem wieder
4 Päckchen zu 2-0 eingerieben worden, zeigte sich am 4. Tage noch kein
Quecksilber. Am 11. Tage nach beendeter Cur wieder Quecksilber, das
am 20. Tage verschwunden ist.
Digitized by
Gck igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 209
Nr. 32.
N. 23 Jahre. Papulae mucosae faucium scroti et ani.
Adadenopatia inguinalis. Laryngitis.
Datum der
Injection
Tageszeit
Quecksilber¬
menge
Hg. salicyl. ]
Urin
entnommen
Tageszeit
©
bO
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90
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18./III.
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6
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—
—
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ll'A V.-M.
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—
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2
13./IV.
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0,05
12./V.
250
1,021
1,017
4
24./V.
6'A V.-M.
300
0
Vor der Einspritzung kein Quecksilber im Urine. 2% und 8 l / 2 Stunden
nach Inject, von 0-10 grosse Menge Quecksilber, ebenso 1 und 3 Tage
später; während der 4 darauf folgenden Tage theils wenig, theils ver¬
schwunden, bis zum 9., 10. und 11. Tage. 11'/ 2 Stunden nach der nächsten
Injection von 0*05 wieder wenig Quecksilber, das 5 Tage darauf verschwand,
um 2 Tage nach der folgenden Injection wieder aufzutreten und 7 Tage
später zu verschwinden. Am 9. Tage wieder Quecksilber und 1 Monat
nach der letzten Inject, viel Quecksilber, das 6 Wochen später verschwand.
Dass nach der 2. und 3. Einspritzung kein Quecksilber anzutreften war,
beruhte vielleicht auf der nach denselben eingetretenen Infiltration.
Der grösseren Uebersicht wegen in Betreff des mehr oder
weniger schnellen Auftretens des Quecksilbers im Urin nach
der Injection, wie seiner Permanenz, habe ich ausserdem die
Analysen so gruppirt, dass alle Fälle, in denen nur eine
Injection gemacht worden, in eine Gruppe zusammengestellt
sind und alle übrigen in die zweite.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 24
□ igitized by Google
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Digitized by
210
Linden.
Analysen mit positivem Besultat nach einer einzigen
Injection.
Nr.
15.
2
Std.
nach Inject.
von
Hg.
sal. 0,10.
Quecks.-Menge 1
P
23.
2
P
p
p
p
P
P
0,10.
P
i
p
32.
27,
P
p
p
p
P
P
0,10.
P
3
P
2.
4
P
p
p
77
P
P
0,10.
P
3
P
8.
4
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
3
p
20.
4
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
1
p
30.
5 7,
P
p
p
P
P
P
0,19.
P
4
77
4.
6
P
p
p
77
P
P
0,10.
P
1
77
13.
6%
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
3
17
21.
8
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
4
77
32.
87,
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
77
14.
10
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
17
15.
10
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
77
21.
14%
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
2
77
15.
16
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
77
1.
18
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
77
7.
18
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
2
77
2.
187,
P
p
p
P
9
P
0,10.
P
2
77
15.
19
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
17
13.
21%
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
3
P
30.
26
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4
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14.
29
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
1
P
1.
30
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
8
P
21.
31
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
4
P
32.
81
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
4-
P
13.
34
P
p
p
P
P
P
0,10.
P
2
P
15.
35
P
p
p
P
P
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©
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3
P
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35%
P
p
p
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P
P
0,10.
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2
P
16.
43
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p
p
P
P
P
0,05.
P
4
»
7.
2 Tage
p
p
P
»
P
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P
2
n
15.
2
P
p
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P
P
P
0,10.
P
1
p
20.
2
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
2
p
21.
2
P
p
p
P
P
P
0,05.
P
3
p
15.
3
P
p
p
P
P
P
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1
p
32.
3
P
p
p
P
P
P
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p
1
w
7.
4
P
p
p
P
P
P
0,10.
p
3
p
18.
4
P
p
p
P
P
P
0,10.
p
1
p
15.
4
P
p
p
P
P
P
0,10.
p
2
p
21.
4
P
p
p
P
P
P
0,05.
p
1
p
16.
4%
P
p
p
P
P
P
0,05.
p
1
Gck igle
Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Elimins.t des Quecksilb. 211
Nr. 32.
n
77
r>
77
71
77
77
21 .
15.
32.
23.
30.
20 .
23.
Std. nach Inject, von Hg. sal. 0,10.
n n n n n 0,05.
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n n » » n 0,10.
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Quecks.-Menge 1
n
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77
r>
1
3
77
77
77
2
2
1
Analysen mit negativem Resultat nach einer einfachen
Injection.
Nr.
32.
4
Tage nach Inject.
von
Hg.
sal.
0,10.
Kein Quecksilber.
77
15.
5
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
77
32.
6
>77
77
77
7?
77
77
0,10.
77
77
77
21.
8
77
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77
77
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0,05.
77
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21.
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77
77
77
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77
0,05.
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77
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32.
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77
77
77
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0,05.
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32.
10
77
77
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0,05.
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32.
10
77
77
77
77
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0,10.
77
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77
21.
12
77
77
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77
77
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21.
14
77
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0,10.
77
77
7?
23.
14
77
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77
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0,10.
77
77
77
21.
19
77
77
77
77
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0,10.
77
77
77
22.
19
77
77
77
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77
77
0,10.
77
77
77
23.
24
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
77
21.
4
Wochen
77
77
77
77
77
0,05.
77
77
77
21.
4
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
77
23.
6
77
77
77
77
77
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0,10.
77
77
77
17.
7
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
77
23.
9
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
77
23.
2V S Monat
77
7?
77
77
77
0,10.
77
77
77
23.
4
77
77
77
77
77
77
0,10.
77
77
Aus
dieser Zusammenstellung geht hervor, dass 48 Queck
silberanalysen nach einer einmaligen Injection von Hg. salicyl.
gemacht worden sind, in 37 Fällen in einer Dosis von 0*10
und in 11 Fällen 0 # 05 und zwar an Harn von Patienten, die
früher in keiner Form Quecksilber erhalten hatten oder solchen,
die vor längerer Zeit dasselbe gebraucht hatten, deren Harh
sich aber bei der Untersuchung als ganz quecksilberfrei er¬
wiesen hatte.
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Original from
THE OHIO STATE UNIVERSITY
212
Linden.
Der früheste Termin, in dem nach einer einfachen In-
jection von Hg. salicyl. 0*10 Quecksilber im Harne nachge¬
wiesen werden konnte, war in 3 Fällen 2—2*/ 2 Stunden der
kürzeste Zeitraum, in dem eine Harnmenge von 300 Ccm. zu
erhalten war, nachdem die Blase vor der Injection entleert
worden. In den beiden ersten Fällen enthielt der Harn nur
eine geringe Menge, im 3. eine grössere Menge Quecksilber.
Innerhalb der nächsten 10 Stunden nach der Injection zeigte
sich die Quecksilberquantität im Urin in starkem Steigen, so
dass dieselbe, von 10 Untersuchungen an 10 verschiedenen
Patienten, in 8 Fällen als sehr hoch bezeichnet werden muss,
nur in 2 Fällen war sie gering. In einem dieser Fälle wurde
nur eine Injection von 0*05 gemacht; in einem anderen Falle
enthielt der Urin 8 Stunden nach der Injection eine sehr
grosse Menge Quecksilber, trotzdem nur 0*05 injicirt wurden.
In den darauf gemachten Untersuchungen, 14—21 Stunden
nach der Injection, war die Quecksilberquantität hoch, nur in
3 Fällen war sie niedrig.
Während des zweiten Tages hielt sich die Quecksilber¬
menge, wenngleich etwas im Abnehmen, doch noch hoch: von
13 Untersuchungen an 11 Fällen war die Quecksilbermenge in
7 Fällen hoch in 6 Fällen niedrig.
Innerhalb des 3., 4., 5. und 6. Tages zeigt das Queck¬
silber starke Abnahme: von 9 Untersuchungen an ebenso vielen
Fällen konnte in 6 Fällen nur eine geringe Menge Quecksilber
nachgewiesen werden und in 3 Fällen eine höhere.
Wo Quecksilber angetroffen werden konnte, nachdem
längere Zeit seit den Injectionen verflossen war, war die
Quantität auch gering. Die längste Zeit in der nach einer
einfachen Injection mit Sicherheit Quecksilber nachzuweisen
war, betrug 19 Tage in 1 Falle; in den übrigen 5 Fällen
variirte die Zeit zwischen 8—10 Tagen und war die Quantität
nur einmal über Mittelmenge.
Auch in allen den Fällen, wo die Analyse nach einer
einfachen Injection negative Resultate ergab, war der Urin
durch vorherige Untersuchung als quecksilberfrei constatirt
worden. Die Zahl der Analysen in dieser Gruppe betrug 21
und die Dosis Hg. salicyl. 0*10 oder 0*05.
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Original frorn
THE OHIO STATE UNIVERSITY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 213
In zwei Fällen, Nr. 15 und 32, wo 3 Analysen gemacht
wurden, war das Quecksilber schon am 4., ft. und 6. Tage
nach Injection von O’IO verschwunden; in Nr. 15 konnte dieser
Umstand vielleicht mit dem niedrigen spec. Gewicht des Harnes
in Zusammenhang stehen. In Nr. 32 trat das Quecksilber sehr
schnell und in grosser Menge im Urin auf, was aus der Zu¬
sammenstellung der positiven Analysen hervorgeht, nahm am
3. Tage schnell wieder ab, so dass es vom 3. bis 9. Tage
entweder in geringer Menge sich zeigte oder fehlte; am 9.,
10. und 11. Tage war es ganz verschwunden. Innerhalb der
zweiten Woche nach der Injection sind 8 Analysen gemacht
worden; in 4 Fällen betrug die Dosis (HO und in ebenso vielen
Fällen 0*05; in keinem Falle wurde Quecksilber gefunden.
5 Analysen sind nach Verlauf von 3 und 4 Wochen ge¬
macht worden und ebenso 5 Analysen, nachdem 10 und 16
Wochen seit der Injection verflossen, und in keinem dieser
Fälle konnte Quecksilber nachgewiesen werden.
Hieraus würde also hervorgehen, dass das Quecksilber
nach einer einfachen Injection von 0*10 oder 0*05 Hg. salicyl.
sehr schnell resorbirt wird, so dass es schon nach einigen
Stunden im Harne anzutreflen ist; die Quecksilbermenge steigt
dann innerhalb der ersten 12 Stunden sehr schnell, so dass
grosse Quantitäten davon anzutreffen sind, hält sich während
des ersten und zweiten Tages recht hoch, nimmt dann während
der folgenden Tage wieder schnell ab, so dass es im Harn
nur in Mittelmenge nachzuweisen oder bisweilen auch schon
ganz verschwunden ist. Obgleich das Quecksilber bisweilen
auch später nachgewiesen werden kann, dürfte es nach einer
einfachen Injection gewöhnlich am Schluss der ersten oder im
Beginn der zweiten Woche aus dem Körper ausgeschieden sein.
Analysen mit positivem Resultat nach mehreren
Injectionen.
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14
Tag.
77
0,10.
77
1
13.
7
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77
77
77
77
0,40
»
17
fl
77
0,10.
V
2
26.
8
n
77
n
77
77
1,25
77
13
Woch.
77
0,05-0,10
77
2
Analysen mit negativem Resultat nach, mehreren
Injectionen.
30.11
Std. n.
. v. Hg. sal. 0,10
u.'
Th. ac.
Hg. 0,05 innerh. 10
Tag. in Dos. 0,05. Kein 1
24. 2
77 77
7)
v. Hg. eal. 0,40
77
2
Mon. „
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77
28. 4
V 77
77
77
» 1,15
77
11
Woch. „
0,05—0,10
77
21. 5
77 77
77
77
» 0,20
77
4
Tag. „
0,10.
77
3. 5
77 77
77
77
» 1,10
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15
Woch. *
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V
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77
„ 0,50
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77
32. 5
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77
77
„ 0,10
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77
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77
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77 77
79
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Th. ac.
Hg. 0,05
77
10
77 77
0,05.
77
16. 7
77 77
n
v. Hg. sal. 0,75
77
2
Mon. „
0,05—0,10
77
20. 7
77 77
77
77
» 0,45
77
5'A Woch. „
0,05-0,10
77
32. 7
77 77
77
77
„ 0,10
Th. ac.
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77
18
Tag. „
0,05.
77
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0,05 - 0,10
77
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77 77
77
77
„ 0,45
77
4'A
77 77
0,05—0,10
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77
77
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77
77
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Tag. „
0,10,
77
26. 9
77 77
77
77
„ 0,20
77
5
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0,05.
77
29.11
77 77
77
77
„ 0,10
79
10
77 79
0,05.
77
29.14
77 77
77
77
„ 0,25
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4
Woch. „
0,05.
77
14.18
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77
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Tag. „
0,10.
77
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77 77
77
77
„ 0,40
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17
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0,10.
T>
24. 3
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77
77
„ 0,30
79
4
Woch. „
0,05.
77
25. 3 Woch. „
77
77
„ 0,20
79
16
Tag. „
0,05,
77
7. 3%
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77
77
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77
7
Woch. „
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77
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77
77
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0,10.
77
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77
77
„ 1,80
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0,05-0,10
77
14. 5
77 77
77
77
„ 0,30
77
12
Tag. „
0,10.
77
Digitized fr,
Google
Original fro-m
THE OHtO STATE UNSVERS1TY
Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 217
Nr*
20 . 5 Woch. n. Inj. v. Hg. sal. 1,00 innerh. 4 Mon. in Dos. 0,05-0,10 Kein Q.
21. 5
55
79
79
79
79
0,10
»
1
Woch. „
0,05.
77
22. 5
n
79
79
79
79
0,50
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—
77
2. 5
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0,40
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»
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1 1 / 2 Mon.
0,05.
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0,05—0,10
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n
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n
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n
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n
n
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n
n
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n
n
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77
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4
Woch. „
—
77
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77
5. 2‘AJahr.
79
79
99
75
0,30
75
1
Mon. „
—
77
Quecksilberanalysen an Harn, mit positivem
Resultat, nach mehreren Injectionen, sind an Zahl
100. In dieselben sind 7 Untersuchungen nach Injection von
Thymol, acet. Hg. eingeschlossen; ich habe nicht gezögert sie
mit den übrigen zusammenzustellen, um so mehr, als kein
wesentlicher Unterschied in diesen Analysen im Vergleich zu
den nach Hg.-salicyl. zu bemerken ist.
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
218
Linden.
In 2 Analysen, die eine 1 Stunde, die zweite 4 Stunden
nach der letzten Injection ausgeführt, fand sich Quecksilber
in sehr grosser Menge und das obgleich in einem Falle die
Dosis nur 0*05 betrug.
In 10 Analysen, an 6 Fällen innerhalb 12 Stunden nach
der letzten Injection gemacht, war in 6 Fällen die Quecksilber¬
menge hoch, in 4 Fällen niedrig. Wo die Quecksilbermenge
geringer war, hatte die Dosis in 3 Fällen nur 0*05 betragen.
12—24 Stunden nach der letzten Injection sind 9 Analysen
an 8 Patienten gemacht worden und war die Quecksilbermenge
nur in einer Analyse, in welchem Falle die letzte Injection
0*05 betragen hatte, gering, in allen anderen Fällen sehr hoch.
Am 2. Tage nach der letzten Injection gaben 13 Ana¬
lysen aus 5 Fällen eine hohe Quecksilbermenge; in 4 Analysen
war sie gering. Von diesen letzteren waren 3 an demselben
Falle ausgeführt und die 4. nach einer Injection von 0 05,
wobei die nächst vorhergehende Injection 12 Tage früher ge¬
macht worden war.
Harnuntersuchungen während des 5. bis 7. Tages incl.
nach der letzten Injection sind 18 an Zahl. Von diesen
ergaben 13 Analysen geringe Quecksilbermenge und 5 Ana¬
lysen hohe.
Innerhalb der zweiten Woche nach der letzten Injection
sind 21 Analysen gemacht worden und von diesen war in
6 Fällen die Quecksilbermenge hoch und in 15 Fällen niedrig;
von 9 Injectionen zu 0*05 haben nur 2 eine grössere Queck¬
silbermenge zur Folge gehabt.
In der 3. und 4. Woche nach der letzten Injection haben
von 16 Analysen nur 2 hohe Quecksilbermenge erwiesen, 14
dagegen geringe.
Während der 6. und 7. Woche nach der letzten Injection
sind 5 Untersuchungen ausgefuhrt worden; in diesen konnte
Quecksilber in geringerer Menge nachgewiesen werden, ebenso
bei einer Untersuchung nach 8 Wochen. In Fällen, wo das
Quecksilber noch längere Zeit nach der letzten Injection im
Urine anzutreflfen war, war gewöhnlich eine grössere Quantität
in verhältnissmässig kurzer Zeit injicirt worden.
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Original frorn
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 219
In 60 Analysen, wo mehrere Injectionen derselben voraus-
gegangen waren, konnte kein Quecksilber im Harne nach¬
gewiesen werden.
Die Analysen waren in diesen Fällen gemacht: in
1 Falle innerhalb 11 Stunden nach der letzten Injection,
1
77
r>
des 2. Tages
77
77
77
77
9 Fällen
n
* 4.
7 ?
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77
77
77
00
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1
00
77
77
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77
77
7
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»
3—4 Wochen
77
77
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13
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77
77
77
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00
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77
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9—15
77
77
77
77
77
7
n
7 ?
3 Mon. bis
IO
M
Jahre
77
77
77
Aus diesen Fällen ist ersichtlich, dass während der
7 ersten Tage nach der letzten Injection, wo das Quecksilber
mit grösster Wahrscheinlichkeit im Harne noch hätte müssen
angetroffen werden können, dasselbe in 11 Fällen fehlte.
Prüft man diese Fälle aber näher, so ergibt sich, dass
im ersten Falle, der sich auf Nr. 30 bezieht, eine 6V 2 Stunden
früher gemachte Analyse positive Resultate ergab und also
anzunehmen ist, dass das Quecksilber sich auch bei der spä¬
teren Analyse vorfand, aber aus irgend einer Veranlassung im
Harne nicht nachzuweisen war.
In Nr. 3, wo das Quecksilber 5 Tage nach der Injection
verschwunden war, ist die Erklärung vielleicht im niedrigen
spec. Gewicht 1*005 des Urines zu suchen.
In 6 Fällen betrug die Dosis nicht nur in der letzten
Injection, sondern auch bei der überwiegenden Zahl der frü¬
heren nur 0*05, oder auch wurden die Injectionen mit langen
Zwischenräumen gemacht.
In Nr. 20, wo das Quecksilber 7 Tage nach der Injection
verschwunden war, war der Zeitraum 5V a Wochen, in dem 0*45
injicirt wurden, verhältnissmässig lang, auch war ausser bei
den beiden letzten Injectionen die kleinere Dosis angewandt
worden.
Innerhalb der zweiten Woche, wo man füglich auch er¬
warten konnte, Quecksilber im Harne zu finden, fehlte es in
8 Analysen. Von diesen betrug in 7 Fällen die letzte Injection
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
220
Linden.
0*05 und wurden die vorhergehenden Injectionen mit langen
Zwischenräumen gemacht, und war überhaupt die Totalquan*
tität des Injectionsstoffes klein im Vergleich zur Zeit, in der
die Injectionen gemacht wurden. In Fall 15, dem einzigen,
wo eine Menge von 0*10 injicirt wurde und der Urin 9 Tage
nach der Injection quecksilberfrei war, kann dieses auf dem
geringen spec. Gewicht 1*011 des Urines beruhen.
Während der 3. und 4. Woche nach der Injection wurden
7 Analysen ausgeführt und gaben ein negatives Resultat. Von
diesen wurde in Nr. 14 die Untersuchung an nur 175 Grm.
Urin gemacht; in Nr. 13 war 3 Wochen nach der Injection
kein Quecksilber anzutreffen, doch beruhte dieses wohl auf
irgend einem Zufall, denn sowohl 4 als 6'/ 2 Wochen nach der
Injection konnte bei derselben Person Quecksilber nachge¬
wiesen werden. In den beiden anderen Fällen Nr. 24 und 25.
die 3 Wochen nach der Injection untersucht wurden, war eine
Einspritzung von nur 0*05 gemacht worden. In 3 Fällen fehlte
das Quecksilber 3*/ 2 und 4 Wochen nach der Injection.
Während der 5. und 6. Woche nach der letzten Injection
wurden 13 Analysen gemacht und während der 7. und
8. Woche 7, ohne dass Quecksilber im Urine anzutreffen war.
Dasselbe war der Fall in 15 Analysen, die 9 Wochen bis
87 2 Monat nach der letzten Injection gemacht wurden.
Fasst man die Resultate der positiven sowohl wie auch
der negativen Analysen zusammen, so findet man, dass das
Quecksilber, wo es sich nach einer vorhergehenden Injection
schon zu vermindern begann, einige Stunden nach erneuerter
Injection wieder in sehr grosser Menge im Harne auftritt, sich
dann während des ersten und zweiten Tages recht hoch erhält
und dass gewöhnlich nur nach Injection der kleineren Dosis
von 0*05 die Quecksilbermenge gering war. So hat von 20
während des ersten Tages nach der letzten Injection gemachten
Analysen nur eine negatives Resultat gegeben. Auch während
des zweiten Tages hielt sich die Quecksilberquantität hoch;
von sämmtlichen in dieser Zeit gemachten Analysen, 14 an der
Zahl, hat nur eine Untersuchung nach Injection von 0*05
negatives Resultat gegeben. Während des 3. und 4. Tages
zeigt das Quecksilber die Tendenz abzunehmen, hält sich aber
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 221
doch noch verhältnissmässig hoch; von 8 Analysen aus diesen
Tagen ist nur eine mit negativem Resultat vorgekommen.
Erst am Schluss der ersten Woche tritt eine bestimmte Ver¬
minderung ein und in dieser Zeit gaben schon 8 Analysen von
26 ein negatives Resultat. Auch während der zweiten Woche
wurde in 29 Analysen 8mal negativer Befund erhalten. Die
negativen Resultate ergaben sich im Allgemeinen nach Injection
der kleineren Dosis von 0*05, in einigen Fällen hat möglicher¬
weise auch das niedrige spec. Gewicht des Harnes dazu bei¬
getragen.
In der dritten und vierten Woche nach der letzten In¬
jection ergaben die Analysen in der überwiegenden Anzahl
Fälle, nämlich 16 von 23, ein positives Resultat, wenn auch
die Quecksilbermenge hauptsächlich gering war; nur in 2 Fällen
war sie hoch.
Auch von den während der 5. bis 8. Woche ausgeführten
Untersuchungen, 25 an der Zahl, gaben 6 Analysen ein posi¬
tives Resultat mit geringem Quecksilbergehalt im Harne, 19
Analysen dagegen ein negatives. Die übrigen 15 Analysen,
9 Wochen bis 2'/ 2 Jahre nach der letzten Injection ausgeführt,
gaben alle ein negatives Resultat.
Vergleicht man die Resultate dieser letztgenannten Ana¬
lysen mit den nach nur einmaliger Injection erhaltenen, so
findet man während der ersten und auch im Beginn der zweiten
Woche eine unverkennbare Uebereinstimmung. Nach der letzten
Injection steigt die Quecksilberquantität im Harne recht schnell
bis zum 3. und 4. Tage, wo sie abzunehmen beginnt; diese
Verminderung zeigt sich am Ende der ersten und während der
zweiten Woche deutlich fortschreitend. Erst während der 3.
und 4. Woche, wo das Quecksilber nach einer einfachen In¬
jection verschwunden ist, tritt der Unterschied am auffallendsten
hervor, da es dann, wenn auch in geringer Menge, gewöhnlich
noch vorkommt und noch während der 6., 7. und 8. Woche
nach beendigter Injectionscur anzutreffen ist.
Wo also eine grössere Menge Hg. salicyl. in verhältniss¬
mässig kurzer Zeit dem Körper zugeführt ist, bleibt es im
Vergleich zu seiner Remanenz nach einer einfachen Injection
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THE OHIO STATE UNIVERSITY
222
Linden.
viel längere Zeit zurück und kann bisweilen sogar noch am
Ende des zweiten Monates im Harne nachgewiesen werden.
Ich gebe hier eine Uebersicht über das Veihältniss der
positiven und negativen Analysen zu einander während der
verschiedenen Perioden nach Abschluss der Injectionen.
Anzahl der
Analysen
Zeit
nach der
letzten
Injection
Anzahl der Fälle,
in denen
der Harn Quecksilber
enthielt
Anzahl der Analysen
mit
quecksilberfreiem Urin
68
1 Woche
57
= 83,8%
11') = 16,2%
29
2 Wochen
21
= 72,4%
8 a ) = 27,6%
13
3 *
9
= 69,2%
4 l * 3 ) ZZ 80,8%
10
4 „
7
= 70,0%
3
= 30,0%
5
5 „
0|
7i
9
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3
6
7
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2
|= 24%
3
= 76%
4
8 „
1
3
15
9 „
bis
2 ] / 2 Jahre
0
1
15
= 100%
Bei Beantwortung der Frage, ob das Quecksilber nach
Injection von Hg. salicyl. constant eliminirt wird oder ob die
Ausscheidung mit längeren oder kürzeren Intervallen vor sich
geht, so kann nach dem schon Erwähnten und bei einem Blick
auf die Analysen unbedingt gesagt werden, dass dasselbe im
Verhältniss zur zugeführten Menge und ununterbrochen ausge¬
schieden wird, so lange noch etwas im Organismus vorhanden ist.
l ) In 8 Fällen betrug die Injectionsdosis nur 0,05; in 1 Falle war
das spec. Gewicht des Harnes ungewöhnlich niedrig, 1,005; in 1 Falle
war in langer Zeit nur eine geringe Quecksilbermenge injicirt und 1 Fall
enthielt wahrscheinlich, wie schon hervorgehoben, Quecksilber wenn es
auch nicht nachgewiesen war.
a ) In 7 Fällen letzte Injection nur 0,05, und im 1 Falle spec.
Gewicht des Harnes 1,011.
3 ) Izl 2 Fällen letzte Injeotion nur 0,05, und in 1 Fall wurde die
Analyse mit nur 175 Cm. Urin gemacht.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 223
Die 6 Fälle Nr. 13, 14, 15, 23, 26 und 32, wo nach
einer negativen Analyse später wieder Quecksilber im Urine
anzutreffen war, sind an Zahl zu gering, um eine Bedeutung
zu haben; es fand sich wahrscheinlich auch in diesen Analysen
Quecksilber, jedoch in so minimaler Quantität, dass es durch
das Mikroskop nicht nach zu weisen war.
Nur 8 Untersuchungen an 4 Fällen sind nach C a 1 o m e 1-
injectionen gemacht worden und zwar alle erst lange Zeit
nach Injection einer relativ geringen Quantität, weshalb auch
bestimmte Schlusssätze mit Bezug auf diese Fälle nicht zu
ziehen waren. So ergaben in Nr. 5, 2 , / 2 Jahre nach Injection
von zusammen 0*30, in Nr. 9, 17 Monate nach Injection von
025, in Nr. 10, 26 Monate nach Injection von 0*20, und in
Nr. 11, 8 Monate nach Abschluss der Cur, alle Analysen ein
negatives Resultat.
Nach Inunctionscur sind 21 Analysen an 3 Fällen aus-
geführt worden. In Nr. 3 begann das Schmieren nur 11 Tage
nach einer recht energischen Injectionscur und fand sich dann
wahrscheinlich noch Quecksilber im Harne vor, da die Analyse
9 Tage früher ein positives Resultat ergeben hatte. Es wurden
7 Analysen gemacht und während der ganzen Zeit der Schmie¬
rungen positive Resultate erhalten. 18 Tage nach Einreibung
von 50 Päckchen war das Quecksilber aus dem Harne ver¬
schwunden. Dieses negative Resultat beruhte wohl auf dem
niedrigen spec. Gewicht 1*005 des Harnes, zumal da noch 24
und 26 Tage nach beendigter Schmiercur Quecksilber aus¬
geschieden wurde.
Aus Nr. 23 geht hervor, dass nach Einreibung von
7 Päckchen noch kein Quecksilber im Urine nachzuweisen
war, und 14 Tage nachdem 10 Päckchen eingerieben waren,
nur eine geringe Menge angetroffen werden konnte.
In Nr. 31 waren 12 Analysen gemacht worden, nach Ein¬
reibung von 2, 4, 6, 8, 13 und 16 Päckchen, alle mit nega¬
tivem Resultat; erst nach Einreibung von 19 Päckchen, oder
23 Tage nach Beginn der Cur war Quecksilber im Urin anzu¬
treffen ; 9 Tage nach Beendigung der Behandlung war es
wieder verschwunden. Nach einer Pause von 2 Wochen wurden
wieder 4 Einreibungen gemacht und 11 Tage darauf fand sich viel
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224
Linden.
Quecksilber; 20 Tage nach abgeschlossener Behandlung war er
wieder verschwunden. Hieraus ist ersichtlich, dass nach der
Schmiercur das Quecksilber viel später im Harne auftritt als
nach der Injectionscur. Wie viel Quecksilber durch die Haut
resorbirt wird, beruht natürlich zum grossen Theil darauf, wie
die Einreibung ausgeführt wird; da diese nun im erwähnten
Falle sehr sorgfältig während einer halben Stunde gemacht
wurde, so dürfte die Ursache für das langsame Auftreten und
schnelle Verschwinden des Quecksilbers nicht daran liegen,
sondern würde ich eher mit N e g a annehmen, dass dasselbe
durch die Haut ungleichmässig und langsam aufgenommen und
ausgeschieden wird.
Obgleich die Anzahl dieser Analysen zu gering ist, um
in Bezug auf die Resorption und Elimination des Quecksilbers
eineu Vergleich mit den Untersuchungen nach der Injectionscur
zu rechtfertigen, so sind sie doch nicht ohne eine gewisse Be¬
deutung beim Constatiren des Zeitpunktes für das erste Auf¬
treten des Quecksilbers im Harne nach der Inunctionsbehand-
lung; in dieser Hinsicht liegen auch relativ mehr Analysen
vor, welche mit früheren Untersuchungen darin übereinstimmen,
dass das Quecksilber nach der Inunctionscur weit später im
Urin auftritt als nach der Injectionsbehandlung. Was die Re¬
manenz des Quecksilbers betrifft, so hat dasselbe, wenn es erst
einmal im Harne auftrat, während der ganzen Behandlung
und nach einer kräftigeren Cur wenigstens noch 4 Wochen
später nachgewiesen werden können.
Nach interner Behandlung sind 30 Analysen an 5
Fällen gemacht worden. Die zur Anwendung gekommenen
Präparate waren Hg. salicyl., Pil. Hg. oxydul. oder Pil. protojod.
Hg. In einem Theil Fälle, wie Nr. 19 und Nr. 20, war die
Behandlungszeit recht kurz, nur 5 und 10 Tage, was wohl
auch der Grund dafür war, dass schon 4 und 11 Tage nach
Schluss der Behandlung das Quecksilber nicht mehr anzu¬
treffen war; auch in Nr. 4, wo die Analysen 4 und 5 Wochen
nach beendigter Cur ein negatives Resultat gaben, dauerte die
Behandlung nur 7 Tage. In diesem Falle fand sich doch trotz
der kurzen Behandlungszeit noch 9 Tage nach Schluss der¬
selben Quecksilber im Urine. In Nr. 17, wo die Behandlung
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 225
2 Wochen dauerte, war das Quecksilber schon 1 und 2 Wochen
nach Beendigung der Cur verschwunden, doch war auch die
angewandte Quecksilberquantität in der letzten Zeit der Be¬
handlung ganz gering, nur 0*03 Hg. salicyl.
Der Fall Nr. 27, wo die Behandlung am längsten währte,
I Monat, zeigte noch 19 Tage nach abgeschlossener Behand¬
lung Quecksilber im Harn, das jedoch nach 6 und 11 Wochen
verschwunden war.
Was nun den frühesten Zeitraum für das Auftreten des
Quecksilbers im Urine nach interner Behandlung betrifft, so
zeigen die Fälle Nr. 17 und 19 ganz übereinstimmende Re¬
sultate. In beiden Fällen hatten die Analysen die 5 ersten
Tage negative Resultate ergeben, erst am 6. und den darauf
folgenden Tagen positive; auch die in Nr. 4 am 5. Tage nach
Beginn der Behandlung gemachte Analyse lieferte ein positives
Resultat. In Nr. 17 und 19 gaben die während der Behandlung
selbst gemachten Analysen negative Resultate, trotzdem schon
einige Male Quecksilber im Harne hätte nachgewiesen werden
können.
Nach combinirter Quecksilberbehandluug 1 ) sind nur
II Analysen an 7 Fällen gemacht worden und sind die Re¬
sultate derselben in der Hauptsache mit denen der Analysen nach
einfacher Quecksilberbehandlung übereinstimmend. So wurden
nur in zwei Fällen, Nr. 7 und 25, positive Resultate erhalten,
im ersten Falle ungefähr 2 Wochen nach einer 2wöchentlichen
Inunctions- und internen Behandlung und im zweiten Falle
4 Wochen nach einer 2monatlichen Cur von Deutojod. Hg.
innerlich und darauf folgender Injection von Hg. salicyl. 0 20.
In den 9 Fällen, wo die Analysen negative Resultate
gaben, war eine längere Zeit seit dem Abschluss der Behand¬
lung verstrichen, nämlich von 9 Wochen bis 10 Monaten. Nur
in Nr. 27 war das Resultat der Analysen negativ, trotzdem
nur 1 Woche seit der Behandlung verflossen war. Hierbei ist
zu bemerken, dass die Injectionen von Hg. salicyl. 0*30 zuerst
*) Injection von Calomel oder Hg. salicyl. combinirt mit Inunctions-
oder interner Behandlung.
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. 25
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226
Linden.
innerhalb 2 Wochen gemacht und in den letzten Wochen die
Pillen genommen wurden.
Aus dem Gesagten können folgende Schlüsse gezogen
werden:
Bei einer Quecksilbercur wird das Quecksilber so. lange
regelmässig ausgeschieden, als es sich im Organismus vorfindet.
Die Menge des ausgeschiedenen Quecksilbers hängt von
der zugeführten Quecksilbermenge und der kürzeren oder
längeren Zeit, die seit Abschluss der Behandlung vergangen
ist, ab.
Nach einer einmaligen Injection von Hg. salicyl.
tritt das Quecksilber sehr schnell, schon nach einigen Stunden,
im Harne auf, findet sich dann während des ersten und zweiten
Tages in grosser Menge vor, nimmt wieder schnell ab und ist
gewöhnlich schon am Anfang der zweiten Woche aus dem
Harne verschwunden.
Nach einer Injectionscur, oder wenn eine grössere
Menge Hg. salicyl. in verhältnissmässig kurzer Zeit injicirt
wurde, kann Quecksilber bedeutend längere Zeit im Harne
nachgewiesen werden als nach einer * einfachen Injection; die
Quecksilbermenge hält sich hoch bis Ende der ersten Woche,
wo sie abzunehmen beginnt, wo sie aber auch bisweilen nach
Injection der kleineren Dosis von 0 05 schon fehlen kann*
Während der darauf folgenden Wochen schreitet die Vermin¬
derung fort, doch kann noch in 70°/ o während der 4. Woche
Quecksilber angetroffen werden, im zweiten Monate hingegen
nur in 24°/ 0 aller Analysen.
Nach einer Inunctionscur tritt das Quecksilber viel
später im Harne auf als nach einer Injectionscur, erst nach
1- bis 2wöchentlicher Behandlung, fand sich aber nach seinem
Auftreten während der ganzen Behandlungszeit und konnte
noch wenigstens 4 Wochen nach der Behandlung nachgewiesen
werden.
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Untersuchungen über d. Resorption u. Eliminat. des Quecksilb. 227
•
Nach interner Behandlung trat das Quecksilber auch be¬
deutend später im Harne auf als nach Injectionscur, erst am
5. und 6. Tage und in bedeutend geringerer Menge und konnte
noch 19 Tage nach Abschluss der Behandlung angetroffen
werden.
Da die meisten Quecksilberpräparate bei Injection in die
Gewebe duich die Eiweisscoagulation, welche sie verursachen,
eine bedeutende Reizung hervorrufen, woraus dann grössere
oder geringere Infiltrationen und oft genug ausgebreitete Ab-
scesse entstehen können, so betont Liebreich 1 ) die Noth-
wendigkeit bei Quecksilberinjectionen nur solche Präparate zu
wählen, die in den Geweben keine Verbindungen eingehen,
oder nur leicht lösliche. Diese Eigenschaft, die Leichtlöslichkeit,
scheint das Hg. salicyl. vor anderen Präparaten zu besitzen,
denn durch Experimente ist dargelegt, dass es in keiner Con-
centration Eiweiss zum Coaguliren brachte, wogegen es sich
in Kochsalzlösung aufgelöst hält. Da sich nun überall im
Organismus Chlornatrium findet, wird das Hg. salicyl. durch
dasselbe wahrscheinlich in Lösung gebracht und kommt dadurch
schnell zur Resorption.
Die klinische Erfahrung hat auch zur Genüge die
Richtigkeit dessen bestätigt, dass wir im Hg. salicyl. ein
werthvolles Präparat besitzen, welches ebenso schnell wie
die löslichen Präparate resorbirt wird, ohne jedoch eine
wesentliche Reizung in den Geweben hervorzurufen. Die
Reizung war nämlich in den meisten Fällen minimal, wo Infil¬
trationen auftraten, waren sie von geringer Bedeutung und nie
von Abscessen gefolgt. Die schnelle Resorption gab sich durch
Salivation zu erkennen, die häufig schon 1 Stunde nach der
Injection auftreten konnte und durch die schnelle Veränderung
der Symptome, welche manchmal schon am zweiten Tage
deutlich sichtbar war. Wenn sich auch verschiedene Ansichten
über den Vortheil einer schnelleren oder langsameren Aus¬
scheidung des Quecksilbers geltend gemacht haben, so dürfte
doch die schnelle Absorption und darauf folgende schnelle
') Die Behandlung der Syphilis mit mercurialen Injectionen. Viertel-
juhresschrift f. Derm. und Syphilis. 1884.
15*
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Ausscheidung wahrscheinlich Ursache dafür sein, dass mir nie
Symptome von Hydrargyrose zur Beobachtung kamen, unge¬
achtet recht langer Injectionscuren mit Dosen von 0*10.
Um eine möglichst schnelle und dauernde Wirkung zu
erhalten, ohne eine Hydrargyrose hervorzurufen, habe ich es
am vorteilhaftesten gefunden, das Hg. salicyl. in Dosen von
(MO anzuwenden und die ersten 3—4 Injectionen mit Pausen
von 4—5 Tagen zu machen, die späteren mit Intervallen von
7—9 Tagen.
Helsingfors, im December 1891.
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Die Vereiterung der Lederhaut.
Von
Or. Louis Heitzmann,
Arzt am deutschen Dispensary in New-York.
(Mit 6 Abbildungen im Texte.)
Wer es heute unternimmt, über die Geschichte der Eiter¬
bildung zu schreiben, kann sich im Wesentlichen auf die
Betrachtung von drei Theorien beschränken; eigentlich nur von
zweien, indem die Cohn heim*sehe Auswanderungstheorie als
endgiltig abgethan angesehen werden kann.
Die Lehre von der Eiterung beginnt eigentlich erst mit
Rudolph Virchow im Jahre 1852. Dieser Forscher wies
zuerst nach, dass eine Neubildung von Eiterkörperchen aus
einem Blastem nicht existire, sondern jedes Eiterkörperchen
ein Product der Proliferation von Gewebszellen, oder ein
Product der Theilung früherer Eiterkörperchen sei. Für
Yirchow’s Anschauung ist folgender Satz 1 ) bezeichnend:
„Es gibt eine entzündliche Osteoporose, welche nur darin be¬
ruht, dass eine vermehrte Markraumbildung eintritt und der
Process, welcher an der Markhöhle ganz normal ist, sich
auch aussen in der compacten Rinde findet. Diese Osteoporose
(Osteomalacie) unterscheidet sich von der granulirenden Caries
peripherica nur durch ihren Sitz. Geht man einen Schritt
weiter und lässt man die Zellen, welche bei der Osteoporose
*) Die Cellularpathologie, 4. Aufl. 1871, p. 523.
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230
Heitzmann.
in massiger Menge vorhanden sind, reichlicher und reichlicher
werden, während die Grundsubstanz dazwischen immer weicher
und spärlicher wird, so haben wir Eiter. Dieser entsteht
nicht aus einem Blastem durch einen besonderen Act, nicht
durch eine Schöpfung de novo, sondern er entwickelt sich
regelrecht von Generation zu Generation nach vollkommen
legitimer Art, gleichviel, ob seine Elemente aus den Elementen
des früheren Gewebes hervorgehen, oder ob sie direct aus
dem Blute in das Gewebe einwandern ... Der fertige rahmige
Eiter der Oberfläche geht gegen die Tiefe hin nach und nach
über in das Pus crudum, den schleimigen, zähen nicht matu-
rirten Eiter der tieferen Lagen, und was wir Maturation
nennen, beruht nur darauf, dass die schleimige Grundsubstanz
des ursprünglich zähen Eiters, welcher sich seiner Structur
nach der Granulation anschliesst, allmälig in die vollkommen
flüssige, albuminöse Zwischensubstanz des reinen Eiters über¬
geht. Der Schleim löst sich auf und die rahmige Flüssigkeit
entsteht. Die Reifung ist also im Wesentlichen eine
Erweichung und Verflüssigung der Intercellula-
substanz.“
H. Cohnheim hat im Jahre 1867 die Lehre von der
Proliferation der Gewebszellen zu erschüttern versucht, indem
er auf die Möglichkeit hinwies, dass die Eiterkörperchen nichts
seien als aus Capillaren und kleinen Venen herausgewanderte
farblose Blutkörperchen. Er *) kommt zu dem Schlüsse, dass
progressive Veränderungen der Gewebszellen eines entzündeten
Körpertheiles zwar möglich, aber bislang nicht über jeden
Zweifel festgestellt sind. Für ihn gelten die Experimente mit
todter, ausgeschnittener Cornea, mit [Holundermark und mit
Ziegler’s Glasplättchen als massgebend für den Beweis einer
Einwanderung von farblosen Blutkörperchen, die er sofort mit
Eiterkörperchen identificirt. Gegen S. Stricker erhebt er den
Einwand, dass die grossen, contractilen, mehrkörnigen Proto¬
plasma-Klumpen aus den Eiterkörperchen, vermuthlich durch
Verschmelzung mehrerer, hervorgegangen sind, und gar nichts
mit den Homhautkörperchen zu thun haben.
l ) Vorlesungen über allgemeine Pathologie. 1877, p. 236.
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Die Vereiterung der Oberhaut.
231
Es hat eine Reihe von enthusiastischen Verehrern Cohn-
heim’s gegeben, die einfach an eine Verschmelzung der Leuco¬
cyten dachten, um hieraus neue Gewebe entstehen zu lassen,
trotzdem die vorsichtigeren, wie Ziegler selbst, nur eine
Verschmelzung der Leucocyten zu vielkernigen Protoplasma-
körpem (Riesenzellen) Zugaben, ohne die Neubildung von Ge¬
weben aus diesen Riesenzellen zuzugestehen.
Wie schlimm es jetzt schon mit der Theorie von Cohn¬
heim steht, beweist der Aufsatz, mit dem R. Virchow 1 )
den 126. Band seines Archivs 1891 einleitet. Er sagt: „Woher
kommen nun aber die neuen Zellen? Als ich mich an die
Untersuchung der sogenannten Organisation der Exsudate
machte, erkannte ich dass die Zellen, welche man aus dem
Exsudate neu entstehen liess, abgesehen von denen, die aus
dem Blute mit ausgetreten waren, von den Zellen der Gewebe
herstammen. Das nannte ich Proliferation und die be¬
treffenden Processe proliferirende. Gegen keinen Punkt
meiner Aufstellungen ist mit grösserer Hartnäckigkeit ge¬
kämpft worden, als gegen diese. Vorzugsweise ist von Denen,
welche mit mir eine Epigenese von Zellen aus Blastemen ver¬
werfen, auf die farblosen Elemente des Blutes (Leucocyten)
und der Lymphe zurückgegangen worden. Jahrelang habe ich
mich darauf beschränkt, der Entwicklung dieser Lehre zuzu¬
sehen und nur den Gegensatz zwischen der Emigration farb¬
loser Elemente aus den Gefässen, welchen Vorgang ich vom
Anfang an nach den Entdeckungen von Cohn heim und so¬
gar schon vorher anerkannt hatte, und der Entstehung neuer.
Zellen zu betonen. Lange vergeblich! Auch hier hat der Inter¬
nationale Congress endlich Hilfe gebracht. Ein entsprechendes,
durch ausführliche Referate der bedeutendsten Autoritäten
erläutertes Thema wurde in der pathologischen Section zur
Discussion gestellt, und ohne Widersprach sind die Leuco¬
cyten auf ihr Nichts zurückgeführt worden.“ Bekanntlich
war es das Studium der Mitosen in den sogenannten fixen
Gewebszellen, welches der Cohnheim’schen Theorie den Boden
entzogen hat. In dem reichen und wunderbar complicirten
Vorgänge bei der Entzündung und Eiterung ist die Mitose
') Der Stand der Cellularpathologie.
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232
Heitzmann.
der Kerne ein wahrhaft winziger Antheil und dennoch müssen
wir das Studium dieses Antheiles mit Freuden begrüssen, da
es endlich, nach 25jährigem Kampfe, den tödtlichen Schlag
auf die Emigrations-Theorie ermöglicht hat.
C. Heitzmann 1 ) hat gegenüber der cellularen An¬
schauung vom Baue der Gewebe neue Standpunkte aufgestellt.
"Während bis dahin die Gewebe aus individuellen und nur
gelegentlich unter einander verbundenen Zellen aufgebaut sein
sollten, wurde von ihm nachgewiesen, dass in den Geweben,
wozu Blut, Lymphe und andere Flüssigkeiten nicht gezählt
werden können, sämmtliche „Zellen“ unter einander verbunden
sind. Während früher die Intercellular-oder Grund-und
Kittsubstanzen als inerte Massen galten, wurde jetzt gezeigt,
dass diese Substanzen nicht nur lebend, sondern auch proli¬
ferationsfähig sind, indem sie von einem zarten Netze, bei den
Epithelien und Endothelien von zarten Fädchen lebender
Materie durchzogen sind, welche diesen Substanzen die Proli-
ferationsfahigkeit verleiht. Nicht die leimgebende, verkalkte
oder hornige Grund- oder Kittsubstanz ist proliferationsfähig,
sondern der in denselben eingelagerte Antheil der lebenden
Materie, welche proliferirt nach vorausgegangener Verflüssigung
der Grundsubstanzen und deren Rückkehr zum Zustande des
halbweichen oder gallertartigen Protoplasmas. Diese Anschauung
über welche ich schon in früheren Aufsätzen®) berichtete, hat
in letzter Zeit auch durch Arbeiten der Phyto-Anatomen, ins¬
besondere von Walter Gardiner 3 ) an Boden gewonnen,
indem bei zahlreichen Pflanzen eine ununterbrochene Ver¬
bindung des Protoplasmas mittelst feiner, die Cementsubstanzen
durchbrechender Fädchen nachgewiesen wurde.
S. Stricker, der bis zum Jahre 1880 die Anschauungen
Virchow’s gegen die Emigrationstheorie vertheidigte, ist seit¬
dem zu den Anschauungen C. Heitzmann’s bekehrt, indem
er die Proliferationsfähigkeit der Grundsubstanzen zugegeben
hat und die Quelle der Eiterkörperchen nicht nur in den
Zellen, sondern auch in der Grundsubstanz findet.
') Untersuchungen über das Protoplasma, 1873.
5 ) Dieses Archiv 1890—1891.
3 ) Philosophical Transactions. 1883.
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Die Vereiterung der Oberhaut.
233
Die Frage nach der Herkunft der Eiterkörperchen hat
sich demnach heute zu folgenden zwei Thesen zugespitzt:
a) die Eiterkörperchen entstehen durch Proliferation der Gewebs¬
zellen allein; und b) die Eiterkörperchen stammen sowohl aus
dem freien Protoplasma der Gewebe, wie aus den Grund- und
Kittsubstanzen derselben, nachdem letztere zu Protoplasma
geworden sind.
Wer in Alkohol gehärtete Präparate schneidet und mit
Hämatoxylin oder mit Anilinfarben färbt, wird zwar die Kerne
mit grosser Schärfe und tiefgefärbt beobachten können, jedoch
nicht was ausserhalb der Kerne vorgeht. Es ist schon seit
dem Jahre 1861 durch E. Brücke, ja seit 1839 durch Th.
Schwann anerkannt worden, dass die Kerne secundäre und
nicht wesentliche Bestandtheile der Zelle, respective des Proto¬
plasmas sind. Wird man hingegen die Präparate in 1 / 2 pctiger
Chromsäurelösung härten, von welcher wir seit 30 Jahren durch
Alex. Roll et t wissen, dass sie die Gewebe nicht wesentlich
verändert, färbt man die Schnitte mit nichts weiterem, als
einer Lösung von ammoniakalischem Carmin und montirt in
chemisch reinem Glycerin statt in dem gewöhnlich gebrauchten
Canadabalsam, dann erhält man Schnitte, in welchen man ohne
Schwierigkeit mittelst guter Immersion-Linsen dasjenige contro-
liren kann, was ich über die Entzündung der Lederhaut schon
früher ausgesagt habe und jetzt über die Vereiterung auszu¬
sagen gedenke.
Wie ein Abscess des Derma unter dem Mikroskope bei
schwacher Vergrösserung aussieht, zeigt Fig. 1. Dieses Präparat
ist in Canadabalsam montirt und stammt von der Kopfhaut
eines an Rotz Verstorbenen.
Die Lederhaut ist in grossen Strecken entzündet und viel¬
fach eiterig zerstört. Die eiterige Zerstörung ist entweder
diffus, bis an die Oberfläche heranreichend, oder tritt in Ge¬
stalt von scharf begrenzten Abscessen wechselnder Grösse auf.
Da der Process in diesem Falle sich auf mehrere Monate er¬
streckt hatte, bietet derselbe Gelegenheit, die Abscessbildung
in ihrer chronischen Form za studiren, einer Form, bei welcher
der zerstörende Eiterungsprocess mit dem reparirenden Neu-
bildungsprocess in der Umgebung der Eiterherde mannigfaltig
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234
H e i t z in a n n.
combinirt erscheint. An der zur Abbildung gewählten Stelle
befindet sich ein kleiner, sogenannter miliarer Abscess in der
Lederbaut in der Nähe des subcutanen Gewebes, wie zahlreich
Fig. I Abscess des Derma bei chronischem Rotz der Kopfhaut.
Vergrösserung I50fach.
A — Abscess. K — Bindegewebskapsel (Membrana pyogena). D ~
Wenig entzündetes Derma. EE ~ Stark entzündetes Derma. G ~ Arte-
riole, in intensiver Entzündung. F~ Stark entzündetes Fettgewebe.
vorhandene Fettkugeln beweisen. Der Inhalt des Abscesses, Eiter,
ist erhalten, wahrscheinlich in Folge der Einbettung in Cel-
loidin. In der Regel trifft man die Abscesshöhle unter dem
Mikroskope leer, da ja der Eiter eine Flüssigkeit und dem-
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Die Vereiterung der Oberhaut.
235
nach zur Schnittführung nicht geeignet ist. Die Peripherie
des Abscesses zeigt eine Zone von Eiterkörperchen und diese
ist von einer Zone fibrillären Bindegewebes umgeben, der so¬
genannten Membrana pyogena, welche selbst wieder verschie¬
dene Stadien der Entzündung aufweist. Der stärkste Grad
von Entzündung der Ahscesskapsel befindet sich am oberen
Abschnitte des Abscesses, wo die Vereiterungszone in die Ent¬
zündungszone der Kapsel ohne scharfe Grenze übergeht. Das
Bindegewebe der Ahscesskapsel ist neugebildet, indem es sich
concentrisch um den Abscess gelagert hat und einen von dem
der Lederhaut auffällig verschiedenen Bau zeigt. In der Peri¬
pherie der Kapsel begegnen wir abermals diffusen, aber noch
nicht zur Vereiterung gelangten Entzündungsherden und ausser¬
halb dieser treffen wir auf verhältnissmässig wenig veränderte
Lagen von Bindegewebsbündeln der Lederhaut.
Was ist hier vorgegangen? Wie ist der Eiter entstanden?
Das sind Fragen, welche sich nur an in Chromsäure gehärteten
und in Glycerin montirten Präparaten entscheiden lassen. Ich
wähle hiezu ein Stück des Derma in unmittelbarer Nähe einer
grossen Variolapustel. (Siehe Fig. 2.)
Wir sehen das Bild einer acuten Dermatitis von hoher
Intensität, welche ich in einem früheren Aufsatze als den dritten
Grad bezeichnet hatte. Von den ursprünglichen Bindegewebs¬
bündeln des Derma sind nurmehr spärliche Ueberreste vor¬
handen und selbst diese zeigen schon eine ausgesprochene
Structur des Protoplasmas gegen die Herde der Entzündung,
was nur dadurch möglich wurde, dass die leimgebende Grund¬
substanz schon einen gewissen Grad von Verflüssigung erreicht
hat. Die Mehrzahl der Bündel sind zu sogenannten Entzündungs¬
körpern umgewandelt, welche alle Stadien der Entwicklung
der lebenden Materie aufweisen. Wir sehen homogene, dann
vacuolirte Klümpchen lebender Materie von verschiedener
Grösse. Wir sehen kernhaltige Klümpchen von Protoplasma
mit netzförmiger Anordnung der lebenden Materie. Die Kerne
selbst sind entweder homogen oder vacuolirt oder reticulirt.
Vielfach begegnet man Bildern von Theilung und Zerklüftung
und in Anbetracht des Reichthums solcher Zerklüftungsbilder
kann man kaum darauf Gewicht legen, ob die Theilung eine
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236
Heitzmaun.
Fig. 2. Vereiterung der Lederhaut bei pustulöser Variola.
Vergrösserung lOOOfach.
BB — Ueberreste von Bindegewebsbündeln der Lederhant. JJ ~
Entzündungskörpereben in verschiedenen Phasen der Entwicklung. CC ~
Capillaren mit proliferirenden Endothelien.
indirecte, vom Kerne ausgegangene, oder aber eine directe,
das Protoplasma selbst betreffende sei. Jedes Stückchen der
lebenden Materie, im Protoplasma sowohl wie im Kerne, besitzt
eben die Fähigkeit anzuwachsen und zu kleineren Stückchen
zu zersplittern. Auch die Endothelien der in ihrem Caliber
namhaft reducirten Capillaren zeigen die Theilungsbilder
ebenso schön, wie die als Markgewebe bezeichneten Klümpchen
überhaupt.
Wenn man dieses Bild mit einer guten Immersionslinse
betrachtet, fällt sofort in die Augen, dass sämmtliohe
Klümpchen untereinander durch zarte Fädchen der lebenden
Materie verbunden sind, Fädchen, die nicht nur von den
Kernen und Körnern der Protoplasma - Klümpchen, sondern
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Die Vereiterung der Oberhaut.
237
auch von der Peripherie der letzteren ausziehen, die um¬
gebenden hellen Säume durchbrechen und sämmtliclie Nachbar¬
bildungen zu einem lebenden Continuum vereinigen. Das ist
intensive Entzündung, aber noch keineswegs Eiterung. Rücken
wir nur eine kurze Strecke gegen die Pustel, so sehen wir
plötzlich eine Anzahl isolirter Protoplasmakörper auftauchen,
deren Aussehen ziemlich gleichförmig ist, indem sie grössten-
theils aus kernhaltigen Protoplasmakörpem bestehen. Die
Eiterung ist demnach dadurch entstanden, dass im entzündeten
Gewebe die früheren Entzündungs- oder Embryonalkörperchen
auseinander gerissen und demnach isolirt wurden. Dass dieses
Auseinanderreissen der Entzündungskörperchen auf einfach
mechanische Weise erfolgt ist, etwa unter einem stärkeren
Zufluss von Exsudat, ist wohl im hohen Grade wahrscheinlich.
Welchen Antheil hierbei die Mikroorganismen oder deren
chemische Producte, Ptomaine und Proteine haben, lässt sich
heute nicht entscheiden. Thatsächlich ist die Vereiterung nur
der Ausgang einer intensiven acuten Entzündung, wie das die
Kliniker schon längst gewusst haben.
Der Eiter ist demnach ein durch Entzündung
zu Mark- oder Embryonalgewebe umgewandeltes
Bindegewebe nach erfolgter Zerreissung der
früher verbundenen Markelemente. Er ist ein
disintegrirtes, aber keineswegs todtes Gewebe, wie einige ame¬
rikanische Pathologen behauptet haben. Das entzündete Binde¬
gewebe, obgleich zu Embryonalgewebe umgewandelt, bleibt
lebend, und nach erfolgter Disintegrirung bleibt jedes Eiter¬
körperchen lebend, wie die amöboiden Bewegungen frischer
Eiterkörperchen zu Genüge beweisen.
Betrachten wir ein Präparat von intensiver Mastitis in
der Umgebung eines kürzlich enstandenen Abscesses. Auch hier
sehen wir den Zerfall der Bindegewebsbündel zu herdweise
angeordneten Entzündungskörperchen bis an die Randzone
des Abscesses untereinander verbunden. In den Massen von
Entzündungskörpern begegnen wir Ueberresten der Milchdrüse,
die Acini, stark auseinander gedrängt, sind vielfach in der
Bildung von Entzündungskörperchen untergegangen. Die Ueber-
reste sind durch Verflüssigung der Kittsubstanz zwischen den
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238
Heitzmann.
Epithelien zunächst zu vielkernigen Protoplasmaklumpen um¬
gewandelt, eine allerdings schon längst bekannte Thatsache.
Dann wächst die lebende Materie im Protoplasma der Epithelien
an, genau so, wie in den Entzündungsherden des Bindegewebes,
und schliesslich zerfällt der Acinus zu einem Haufen von
indifferenten Elementen, den aus Bindegewebe hervorgegangenen
so ähnlich, dass ein Unterscheidungsmerkmal nicht aufzufinden
ist. Selbstverständlich zerfallen die aus Epithelien hervorge¬
gangenen Entzündungskörperchen in genau derselben Weise,
wie jene, welche ihren Ursprung früherem Bindegewebe ver¬
danken.
Von besonderem Interesse ist die Bildung einer Binde-
gewebskapsel um einen Abscess. (Siehe Fig. 3.).
Fig. 3- Chronischer Abscess der Haut des Oberschenkels. Bildung der
Abscesswand (Membrana pyogena).
Vergrösserung 500fach.
M — Myxomatöses Gewebe in der Nähe des Abscesses. MF — Myxo-
fibröses Gewebe. FF — Fibröses Gewebe. C ~ Capillarrohr.
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Die Vereiterung der^Oberhaut.
239
Dass die Kapsel neu gebildet ist, muss schon deshalb
zugegeben werden, weil deren Bau und Anordnung von dem
ursprünglichen Bindegewebe der Lederhaut wesentlich ver¬
schieden ist Wir sehen zunächst indifferentes oder embryonales
Gewebe nahe der Vereiterungszone. Hierauf folgt eine Zone
von ausgesprochen myxomatösem Bau mit spärlicher blass¬
kerniger Grundsubstanz und einem protoplasmatischen Netz¬
werke zwischen gewissen Gruppen von Markelementen. Das
Netzwerk wird allmälig reichlicher, breiter, bei gleichzeitiger
Vermehrung der myxomatösen Grundsubstanz. Letztere ist
sicherlich ein Umwandlungsproduct der reticulirt gewordenen
Protoplasmakörper. Weiter weg hat das Gewebe den Charakter
eines mixotibrösen angenommen, indem sich zwischen Gruppen
von Protoplasmakörpern ein aus Spindeln zusammengesetztes
Balkenwerk etablirt hat, welches schon einen gewissen Grad
einer Infiltration mit leimgebender Grundsubstanz aufweist. Mit
zunehmender Vermehrung der Spindeln und zunehmender In¬
filtration mit leimgebender Grundsubstanz hat sich schliesslich
ein sogenanntes „zart fibrilläres“ Bindegewebe entwickelt,
zwischen dessen Bündeln verhältnissmässig wenige Protoplasma¬
körper übrig geblieben sind. Somit ist eine mit Blutgefässen
in wechselnder Menge versehene Kapsel, die Membrana pyogena
der alten Autoren, hergestellt. Der Vorgang ist genau derselbe,
wie bei der normalen Entwicklung der Lederhaut, von welcher
ich schon früher nachgewiesen habe, dass aus dem indifferenten
oder embryonalen Gewebe zuerst myxomatöses, dann myxo-
fibröses, schliesslich fibröses Gewebe entsteht.
Was Virchow schleimigen Eiter nennt, ist überhaupt
kein Eiter, sondern myxomatöses Gewebe von gallertartiger
Consistenz. In diesem Gewebe sind sämmtliche Protoplasma¬
körper verbunden; im Eiter hingegen sind sämmtliche Proto¬
plasmakörper auseinandergerissen. Eiter ist- eine rahmartige
Flüssigkeit, aber kein Gewebe, und nicht mehr befähigt ein
Gewebe zu erzeugen.
Nachdem der Abscess geborsten oder eröffnet wurde,
erfolgt die Heilung im Wege der Granulationsbildung per
secundam intentionem, wie sich die alten Chirurgen ausgedrückt
haben. Die Granulationsbildung erfolgt rapid, unter Abnahme
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240
Heitz mann.
der Eiterbildung nach Eröffnung des Abscesses bei sonst ge¬
sunden Menschen. Bei Geschwürsbildung hingegen ist der
Process der Eiterung und Granulationsbildung bekanntlich
ein schleppender oder chronischer. Im Wesentlichen ist der
Vorgang im beiden Fällen identisch. Ich habe zum Studium der
Granulationsbildung ein lupöses Geschwür der Wange gewählt.
(Siehe Fig. 4.)
Fig. 4. Granulom von einem lupösen Geschwür der Wange.
Vergrösserung 500fach.
E — Zone der eitrigen Entzündung. V — Zone obliterirender
Capillaren. M — Myxomatöses Granulationsgewebe. B — Bündel fibrösen
Bindegewebes. CC ~ Capillare Blutgefässe.
Die Oberfläche des Granuloms ist von einer Zone von
Eiter gebildet. Wir sehen eine Anzahl Eiterkörperchen isolirt
in feinkörniger Zwischensubstanz eingelagert, welch’ letztere
augenscheinlich zerfallenes, disintegrirtes Protoplasma bildet.
Ganz allmälig gelangen wir in eine Zone, welche den Typus
von Mark- oder Embryonalgewebe trägt, und von spärlichen,
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.J
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Die Vereiterung der Oberhaut.
241
zarten Bindegewebsfibrillen durchzogen erscheint. In dieser
Zone sind die Markkörperchen nicht isolirt, sondern miteinander
verbunden. Hierauf folgt eine Lage myxomatösen Gewebes mit
deutlich ausgesprochener Grundsubstanz und einem aus zarten
Fibrillen gebildetem Netzwerke zwischen den Gruppen von in
myxomatöser Grundsubstanz eingebetteten Markelementen. Durch
Vermehrung der Bindegewebebündel wird das myxomatöse
Gewebe zu eiuem myxofibrösen umgewandelt. Dass Granula¬
tionsgewebe lediglich aus neugebildetem myxomatösem Binde¬
gewebe besteht, ist längst anerkannt, nur hat man übersehen,
dass gegen die Peripherie des Granuloms reichlich Mark¬
gewebe vorhanden ist, dessen Zerfall eben das Auftreten von
Eiter an der Oberfläche verursacht. Durch diese Thatsache
ist der Emigrationstheorie Cohnheim’s auch für das Granu¬
lationsgewebe der Boden entzogen.
Das Granulationsgewebe ist reichlich von capillaren und
möglicherweise kleinen venösen Blutgefässen durchzogen, in
deren Umgebung stets eine gewisse Menge von indifferentem
oder Markgewebe aufgefunden wird. Auch dieser Befund wurde
früher als Stütze der Emigrationstheorie angeführt. Indessen
lässt derselbe nur die Deutung zu, dass in der Umgebung von
Blutgefässen sich weniger Grundsubstanz bildet als in einiger
Entfernung von ihnen. Dass wir es nicht mit Leucocyten zu
thun haben, wird erwiesen, indem wir die Markkörperchen
untereinander verbunden sehen. Von den der Peripherie zu¬
nächst verlaufenden Blutgefässen gehen zahlreiche nach der
Oberfläche gerichtete Capillaren hervor, wahrscheinlich capillare
Schlingen, worauf die etwas keulenförmige Gestalt der Durch¬
schnitte hinweist. Während bei kräftiger Granulationsbildung,
wie sie dem ausheilenden Abscesse eines gesunden Menschen
zukommt, die Neubildung von Capillargefässen eine äusserst
lebhafte ist, wie ja schon die tiefrothe Farbe der Granulome
beweist, ist bei Verschwärungen der Lederhaut nicht nur die
Neubildung von Blutgefässen eine verzögerte, spärliche, sondern
gehen auch zahlreiche Blutgefässe zu Grunde, indem sie solid,
zu Markgewebe umgewandelt werden, um schliesslich zu Eiter¬
körperchen zu zerfallen. Der Unterschied zwischen der ,granu-
lirenden Oberfläche eines heilenden Abscesses und eines zur
Ergänzungshefte z. Archiv f. Dermatol, u. Syphil. 1892. iß
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242
H e i t z m a n u.
Heilung wenig neigenden Geschwürs beruht einfach in der Menge
und Qualität der neugebildeten Capillargefässe an der Ober¬
fläche. Dass letztere Eigenthümlicbkeit wieder von constitutio-
nellen Eigenschaften des Individuums und von der Anwesenheit
reizender Mikroorganismen (Lupus, Tuberculose, Syphilis, Rotz
etc.) abhängt, ist bekannt. Auch können statische Verhältnisse
die Neubildung von Gefässen verhüten, wie an den Unter¬
schenkelgeschwüren, die bekanntlich unter einem Druckverbande
viel rascher heilen als ohne denselben.
Die Neu- und Rückbildung von Gelassen ist im Granu¬
lationsgewebe von besonderer Wichtigkeit. Die Neubildung
Fig. 5. Granulom von einem lupösen Geschwür der Wange.
Vergrösserung lOOOfach.
C ~ Capillares Blutgefäss mit Sprossen von in Neubildung begrif¬
fenen Capillaren. MM ~ Myxomatöse Grundsubstauz von deutlich netz¬
förmigem Bau. FF ~ Zarte Faserzüge au der Grenze der Territorien des
myxomatösen Gewebes.
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Die Vereiterung der Oberhaut.
243
habe ich in einem Granulom von einem lupösen Geschwür recht
befriedigend verfolgen können. (Siehe Fig. 5.)
Wie jetzt wohl allgemein zugegeben wird, beruht die
Neubildung von Capillaren auf einer Sprossenbildung (Th.
Schwann und S. Stricker). Die Sprosse ist ursprünglich
solid, fadenförmig und im innigen Zusammenhänge mit der aus
Endothelien hergestellten Wand des fertigen Gefässrohres.
Die anfangs solide Sprosse ist jedoch keineswegs ein Product
der Endothelwand allein, sondern es können irgend welche
Protoplasmazüge ausserhalb der Gefässe anwachsen, und mit
der Gefasswand später in Verbindung treten. Die ursprünglich
solide, aus compacter lebender Materie gebildete Gefässsprosse
wird zunächst vacuolirt, indem innerhalb der lebenden Materie
eine Ansammlung von Flüssigkeit erfolgt. Durch Zusammen-
fliessen der Vacuolen entsteht die centrale Höhle, wobei die
Höhlenwand entweder homogen oder schon zu netzförmigem
Protoplasma umgewandelt erscheint. Erst hinterher theilt sich
die Gefasswand in einzelne kernhaltige Protoplasmastücke ab,
die wir als Gefässendothelien bezeichnen. Die zwischen den
Endothelien aufgetretene Kittsubstanz führt keineswegs zur
Isolirung der Endothelien, indem die Kittsubstanz von zarten
Speichen lebender Materie durchzogen bleibt. Gleichzeitig mit
der Gefässbildung erfolgt auch Neubildung von rothen Blut¬
körperchen aus einzelnen isolirten Stückchen lebender Materie.
Ja, die Neubildung rother Blutkörperchen kann der Neubildung
von Blutgefässen sogar vorausgehen.
In Figur 5 sind noch drei Dinge besonders hervorzuheben.
Erstens sehen wir die myxomatöse Grundsubstanz des Granu¬
lation sgewebes fast noch im protoplasmatischen Stadium, indem
wir den netzförmigen Bau in der Grundsubstanz leicht erkennen
können. Zweitens stellt sich heraus, dass die Grundsubstanz
aus mehreren Klümpchen von Pratoplasma hergestellt wird, die
untereinander durch feine Fädchen verbunden sind. Bei völlig
entwickelter myxomatöser Grundsubstanz ist die Protoplasma-
structur nur andeutungsweise, der Ursprung aus mehreren
Protoplasmaklümpchen gar nicht zu erkennen. Drittens möchte
ich auf die rothen Blutkörperchen innerhalb der Gefässhöhle
C hinweisen. Sie zeigen eine netzförmige Structur, indem das
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244
Heitzmann.
Hämoglobin durch die zur Härtung benutzte 1 / 2 P rocen ^ig e Lö¬
sung von Cbromsäure ausgezogen worden ist, während das Netz
der lebenden Materie erhalten blieb. Die Chromsäure wirkt
in dieser Beziehung genau so wie Lösungen von chromsaurem
Kali (L. Eisberg).
Den Untergang von Blutgefässen habe ich in Figur 6 aus
demselben Präparate dargestellt.
Hier sehen wir wie durch Proliferation der Endothelien
das Lumen des Capillarrohres verschlossen wird. Die aus Endo¬
thelien hervorgegangenen indifferenten oder Markelemente ver-
Fig. 6. Vereiterungszone eines Granuloms von einem lupösen Geschwür
der Wange.
Vergrösserung lOOOfach.
C ~ Capillares Blutgefäss iu Obliteration begriffen. M ~ Myxo-
matöses Gewebe. F ~ Faserzug in cb'r myxomatöseu Grundsubstauz.
F ~ Zone der beginnenden Vereiterung.
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Die Vereiterung der Oberhaut.
245
halten sich genau so, wie die Protoplasmakörper des myxoma-
tösen Gewebes. In der Verlängerung des obliterirten Blutgefässes
ist häufig ein spitz ausgezogenes Feld von myxomatöser Grund¬
substanz sichtbar, welches auf den ehemaligen Verlauf des
Blutgefässes hinweist. W ährend also die Neubildung eines Blut¬
gefässes durch Ausspriessen von lebender Materie erfolgt, ge¬
schieht die Obliteration umgekehrt durch Auftreten von Grund¬
substanz. In der Umgebung des obsolet gewordenen Blutgefässes
ist auch eine Rückkehr des myxomatösen zu embryonalem
Gewebe erfolgt, welches kurz darauf vereitert dadurch, dass die
Protoplasmaklümpchen aus dem Zusammenhänge gerissen werden.
Zur leichteren Uebersicht will ich meine Beobachtungen
über die Vereiterung der Lederhaut in folgenden Sätzen zu¬
sammenfassen :
1. Die Eiterung ist der Ausgang einer intensiven acuten
oder chronischen Dermatitis.
2. Das in Folge der Entzündung zu embryonalem oder Mark¬
gewebe reducirte Bindegewebe der Lederhaut bleibt ein Gewebe
so lange, als die Elemente untereinander durch zarte Fädchen
lebender Materie verbunden bleiben.
3. Zerreissen die Fädchen, dann ist Eiterung eingetreten
und das entzündete Gewebe hat damit aufgehört ein Gewebe
zu sein.
4. Eiterkörperchen sind demnach isolirt gewordene Mark-
körperchen; sie bleiben unter günstigen Bedingungen lebend
und amoehoid.
5. Eiter ist das Product des entzündeten und zum Em¬
bryonalzustande zurückgekehrten Bindegewebes der Lederhaut,
nach erfolgter Isolirung der Embryonalkörperchen.
6. In der Umgebung des Eiterherdes erfolgt die Neubildung
aus dem Mark- oder Embryonalgewebe zunächst von myxo-
matösem, hierauf myxo-fibrösem und schliesslich fibrösem
Bindegewebe, durch welches die NeubilduDg einer Kapsel der
sogenannten Membrana pyogena erfolgt.
7. Nach Entleerung des Eiters tritt eine lebhafte Neu¬
bildung von myxomatösem Granulationsgewebe auf, welches
schliesslich zur Bildung einer Narbe führt.
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8. Das myxomatöse Granulationsgewebe ist reichlich
mit capillaren Blutgefässen versehen. Die äussere Peripherie
des Granuloms bleibt im Zustande der Indifferenz und durch
den Zerfall dieses Embryonalgewebes und Isolirung zu einzelnen
Protoplasmaklümpchen kommt es zu Eiterbildung an der Ober¬
fläche der Granulationen.
9. Ist die Neubildung von Blutgefässen bei gleichzeitiger
Neubildung von myxomatösem Gewebe reichlich, dann erfolgt
rasche Heilung mit dem Ausgange in Narbenbildung.
10. Ist hingegen die Neubildung von Blutgefässen eine
spärliche, kehren die schon gebildeten Gefässe wieder in den
Zustand des Markgewebes zurück, dann ist der Verlauf ein
chronischer, nur langsam zur Heilung führender, und wird als
Geschwürsbildung bezeichnet.
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Casuistische Beiträge
zu den Entzündungen der Sehnenscheiden,
Schleimbeuteln, Muskeln und peripher.
Nerven im Verlaufe der Gonorrhoe.
Von
Dr. S. Röna.
Docent an der Universität Budapest.
Die Seltenheit dieser Entzündungen im Verlaufe einer
Gonorrhoe bei sonst gesunden und früher nie an Rheumatismus
erkrankten Individuen entschuldigen diese casuistische Mitthei¬
lung ohne Commentar.
a) Tendovaginitis gonorrhoica.
1. Fall. Urethrocystitis gonorrhoica acuta. Entzündung
der Sehnenscheide des linken extensor pollicis brevis.
H., 22j., ledig, kam 28. Sept. 1890 in meine Hausordination. Pat.
gibt an, am 11. Sept. zuletzt coitirt zu haben und seinen er st en Tripper
geholt zu haben. Schon am 25. wurde er durch einen Wiener Collegen
gegen Urethrocystitis behandelt.
St. praes.: Urethrocystitis acuta.
Therapie: Thee, Blasen- und Harnröhrenauspülungen.
Verlauf. Im Anfänge wurden zweitäglich Zinc. sulf. Resorcin-
Lösungen durchgespritzt, später Instillationen mit 2% argent. nitr. Lö¬
sung gemacht. Am 18. Oct. trat ohne Fieber, der Sehne des linken m.
extensorpoll. brevis entsprechend, mässige Anschwellung und Schmerz
auf. Der linke Daumen war in fortwährender Halbbeugestellung und konnte
spontan nicht gestreckt werden. Bis 24. October vergrösserten sich An*
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248
Röna.
Schwellung und Schmerz — trotz den angewandten kalten Umschlägen.
Von diesem Tage an stellte sich spontan progressive Besserung und in
einer Woche Heilung ein.
Die Urethro-cystitis heilte erst Ende November.
2. Fall. Urethritis totalis acuta, Epididymitis. Entzün¬
dung der Sehnenscheiden des rechten m. ulnar, externus
und des rechten m. extensor digit. minimi.
H., 21j. Agent, kam am 15. Mai auf meine Poliklinik. Vor 3 Jahren
acquirirte Pat. seinen ersten, vor einem halben Jahre seinen zweiten und
vor einigen Tagen seinen angeblich dritten Tripper.
Zu dem vor einem halben Jahre acquirirten Tripper gesellte sich
beiderseitige Nebenhodenentzündung. Pat. klagt jetzt über stündlichen
Harndrang.
St. praesens. Urethritis totalis acuta.
Der linke Nebenhoden ist neuerdings massig angeschwollen, hart
und schmerzhaft. Patient fiebert.
Verlauf. Bis zum 30. Juni bildete sich die Epididymitis zurück.
Am selben Tage klagte der neuerdings fiebernde Patient zuerst über
Schmerzen im rechten Handgelenke, wo aber eine Anschwellung nicht zu
constatjren war.
Therapie: Innerlich Salol.
Verlauf. Am 2. Juli war die äussere Hälfte des rechten
Handgelenkes geschwollen, ebenso war die Haut im untern Drittel
des rechten Vorderarmes, dem ulnaren Rande entsprechend, geschwollen
und roth. Pat. klagt über grosse Schmerzen in diesen Partien. Die Hand
war fortwährend in Beugestellung und konnte nicht recht gestreckt und
abducirt werden.
Am 3. Juli ist die Gegend des rechten processus styloi-
deus am schmerzhaftesten. Die Haut über dem rechten Handgelenke,
am rechten Handrücken ist dunkelroth, oedematös. Die Beweglichkeit des
Handgelenkes ist fast intact, nicht schmerzhaft. Nur auf Druck ist die
äussere Hälfte und der processus styloid. schmerzhaft.
Am 4. Juli ist der Schmerz und die Geschwulst, nachweisbar der
Sehne des m. extensor carpi ulnaris und der Sehne des m.
digiti minimi entlang, am grössten, überhaupt aber an der Insertions¬
stelle des ersteren.
Urethritis totalis dauert an. Da Pat. fortwährend fiebert, schickte
ich ihn ins Spital.
Am 16. Juli kam er aus dem Spitale, wo er gegen sein Uebel
Natr. salicyl. und kalte Umschläge bekam, wieder zu mir. Der grösste
Theil der Geschwulst schwand, nur die Gegend des rechten Processus
styloideus und die äussere Hälfte des rechten Handgelenkes ist noch mässig
geschwollen, oedematös. Die Hand ist andauernd in flectirter Stellung.
Patient ist fieberfrei.
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Ca8ui8tische Beiträge zu den Entzünd, der Sehnenscheiden. 249
Am 24. Juli war Pat. soweit hergestellt, dass er seiner Beschäfti¬
gung nachgehen konnte.
Am 4. August wurde er gesund entlassen.
b) Bursitis gonorrhoica.
1. Fall. Urethritis total, gonorrhoica acuta. Prostatitis
suppurativa. Entzündung der beiderseitigen bursae sub-
cutaneae calcanei. Polyarthritis.
X., 24j. Techniker, kam am 5. April 1890 in meine Hausordination.
Pat. gibt an> vor 2 Jahren den 1. Tripper gehabt zu haben, zu welchem
sich linksseitige Nebenhodenentzündung gesellte. Seit 5 Tagen dauert
sein 2. Tripper, welcher beim Uriniren und bei Erection grosse Schmerzen
verursacht.
St. praes. Urethritis totalis acuta.
Verlauf. Bis Anfang Mai sah ich Pat. nur selten. Am 6. Mai
klagte er wie folgt: Seit einigen Tagen plagt ihn constantes Fieber,
häufiger (stündlich) schmerzhafter Harndrang; der Harn geht tropfen¬
weise und nur nach starkem Pressen ab. Die Rectaluntersuchung consta-
tirt, dass die Prostata circa 4mal grösser, sehr schmerzhaft ist und dass
der rechte Lappen in toto, der linke nur stellenweise knorpelhart ist.
Den unteren Theil des linken angeschwollenen Samenbläschen kann man
schwer, aber deutlich palpiren. Auf Druck auf die geschwollenen Partien
entleert sich 12—15 Tropfen dicker, mit Sperma gemengter Eiter durch
die Harnröhre. Im Mastdarm verspürt der Pat. keine Schmerzen, kann
gehen und sitzen. Hochgradige Anämie.
Therapie: Tägliches Ausdrücken des Prostata-Abscesses. Das
Fieber, welches remittirenden Typus zeigte, nahm stetig ab und der Zu¬
stand besserte sich.
Am 10. Mai trat neuerdings heftiges Fieber auf und Pat. klagte
über heftige Schmerzen an der unteren Fläche beider Fer¬
sen, welche ihn am Auftreten und Gehen hindern. Eine Anschwellung
dieser Partien ist nicht constatirbar — aber Schmerz auf Druck.
Der fieberhafte Zustand dauerte an und der Schmerz wuchs trotz
der Bettruhe und kalten Umschlägen in einigen Tagen derart, dass Pat.
den Anblick eines Schwerkranken bot. Damals war die Plantar fläche
beider Fersen an thalergrossen Stelle mässig geschwol¬
len, auf Druck sehr schmerzhaft. Die bedeckende Haut aber sah
normal aus. Ich fasste diese Complication zuerst, da ich in einigen mir
zu Gebote gestandenen anatomischen Lehrbüchern von einer bursa mu-
cosa dieser Gegend keine Erwähnung fand, als Periostitis auf. Nur
als ich durch Mihälkovics, M der angibt, an diesen Stellen beständig
einen Schleimbeutel (bursasubcutaneacalcanei) gefunden zu haben,
*) Mihälkovics. Lehrbuch der descriptiven und topographischen
Anatomie des Menschen. (1888. Ungarisch.)
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250
Rona.
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eines bessern belehrt wurde, nahm ich hier die häufigere Schleim¬
beutel-Entzündung an. Auf Salol wichen innerhalb 3 Wochen alle
diese Symptome und selbst die Urethritis besserte sich alhnälig.
Von der Zeit seiner Besserung, also von Ende Mai, sah ich den
Patienten lange nicht.
Erst am 14. October besuchte er mich wieder und erzählte mir,
dass er im Juni an Entzündungen beider Knie- und Fussge-
lenke erkrankte und drei Wochen hindurch bettlägerig war und erst
auf Natr. salicyl. und warmen Bädern genas. Am selben Tage untersuchte
ich seine Harnröhre und fand eine geringfügige chronische Urethritis
vor. Der Urin zeigte nur einzelne Fädchen. Die Prostata war grösser,
als sie normal zu sein pflegt, war aber elastisch. Von den Schleim¬
beutel- und Gelenksentzündungen war keine Spur vorhanden.
c) Myositis gonorrhoica.
Ich habe in zwei Fällen ausgesprochene Fas eien- und Muskel¬
entzündung im Verlaufe der Gonorrhoe constatiren können.
1. Fall. Urethritis chronica. Entzündung der Fascia lata
und des m. rectus cruris rechterseits.
Diesen Fall, den ich im Jahre 1886 beobachtete, kann ich nur aus
dem Gedächtniss schildern, da ich mir nur spärliche Notizen machte. Es
betraf einen 27j. Kaufmann, den ich gegen chronischer Gonorrhoe behan¬
delte und der über in derMitte dervorderenFläche des recht.
Oberschenkels auftretende, anhaltende, hie und da heftiger werdende
Schmerzen klagte. Genau an der bezeiebneten Stelle fand ich eine
halergrosse, derbe, bei Druck mässig schmerzhafte, scharf¬
begrenzte Infiltration unter der Haut, in der Fascia lata ein¬
gebettet, über welche die Haut fast normal, verschiebbar und faltbar
war. Diese Infiltration trotzte wochenlang den Priesnitz-Umschlägen,
warmen Bädern, der Massage.
2. Fall. Urethritis chronica. Circumscripta Entzündung
der Fascia lata und des m. rectus cruris linkerseits. Poly¬
arthritis.
P., 27j. Beamter, kam im Monate März 1890 mit seinem vierten
Tripper zu mir. Auch seine früheren drei Tripper (den 1. im Jahre 1883,
den 2. im Jahre 1886, den 3. 1887) behandelte ich selbst.
Diesen letzten Tripper anbelangend, gibt Pat. an, dass er ihn 1889
December geholt hatte und mittelst Einspritzungen 14 Tage hindurch
selbst behandelte. Da verspürte er in der Mitte der vorderen Fläche des
linken Oberschenkels einen Schmerz, welcher in 4 Tagen derartig zunahm,
dass er am 5. Tage vom Bureau nur mittelst Wagen nach Hause gehen
konnte. 10 Tage hindurch war er bettlägerig, und machte sich auf An¬
ordnung des Hausarztes, der die Erkrankung für Entzündung des sub-
cutanen Gewebes erklärte, Umschläge mit kaltem Goulardwasser. Fieber
war nicht vorhanden. Pat. erwähnt, an dieser Stelle eine circumscripte,
Gck igle
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Casuistische Beiträge zu den Entzünd, der Sehnenscheiden. 251
8ubcutane, flache Verdickung constatirt zu haben, welche auch später,
lange nach Aufhören der acuten Symptome empfindlich war. Zu mir kam
er, wie erwähnt, im März 1890.
Status praes.: Urethritis chronica subacuta. Infiltra¬
tion in der p. bulbosa und p. pendula.
In der Mitte des linken Oberschenkels an der ange¬
gebenen Stelle, wo Pat. zuweilen eine grössere Empfindlichkeit ver¬
spürt, fand ich subcutan, aber nicht im Fettgewebe, sondern
in derFasciaund in demMuskel eine kleinhandtellergrosse,
consistente, flache Infiltration, welche auf Druck empfindlich
war. Die Haut an dieser Stelle war normal, leicht faltbar, nicht infiltrirt.
Verlauf. Pat. stand monatelang unter meiner Behandlung und so
konnte ich beobachten, dass trotz der abendlichen Priesnitz-Umschläge
und warmen Bädern die Infiltration nur sehr langsam wich und selbst
im nächsten Jahre stellte sich an dieser Stelle zeitweise Empfindlich¬
keit ein.
Im October 1891 trat Rheumatismus in den verschiedensten Ge¬
lenken auf, so zuerst in den beiden Fussgelenken, dann in beiden Schulter¬
gelenken, und zuletzt in beiden Handgelenken, welche ihn später ab¬
wechselnd behelligten. Am 30. Jänner 1892 holte sich Pat. einen neuen
Tripper und kam mit einem ganz frischen gonococcus-reichen Ausflusse
wieder zu mir.
d) Perineuritis gonorrhoica.
1. Fall. Urethritis total, acut. Ischias utriusque lateris.
L., 21j. Schuster, kam am 9. October 1890 mit acuter 8—9tägiger
Gonorrhoe auf die Poliklinik. Erste Infection.
Stat. praes. Profuser Ausfluss. Schmerz beim Uriniren.
Hydrarg. salicyl. - Einspritzungen.
Verlauf. Am 22. Oct. ist die 2. Portion des Harnes sehr trübe.
Therapie: Thee.
Am 26. October klagt Patient über beständige, reissende
Schmerzen den beiden Foramina Ischiadica majora entspre¬
chend, welche in die Oberschenkel ausstrahlen und welche linkerseits
seit 3 Tagen und rechterseits seit gestern bestehen sollen. Der auf die
angegebenen Stellen (entsprechend dem Anfangsgebiete beider Ischiadici)
ausgeübte Druck erhöht die geklagten Schmerzen, aber im Verlaufe der
Nerven selbst sind keine Druckpunkte zu eruiren. Pat. ist fieberfrei,
klagt aber über Schmerzen in der Magengegend.
Therapie: Natr. salicyl. täglich 2 Gramm.
Seit obigem Datum sah ich Pat. erst am 12. Nov. Er gibt an ?
einige Tage Natr. salicyl. genommen zu haben und die besagten Schmerzen
blieben aus.
Von nun an klagte er nie mehr über derartige Symptome. Seine
Urethritis totalis wurde mittelst Durchspritzungen geheilt.
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Röna.
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2. Fall. Urethritis totalis chronica. Epididymitis 1. d. Pro¬
statitis follicularis. Ischias utr. lat.
S. L., 27j. Uhrmacher, kam am 7. März 1890 auf die Poliklinik mit
seinem ersten, seit 2 Jahren dauernden Tripper. Im Anfänge der Krank¬
heit gesellte sich linksseitige Nebenhodenentzündung hinzu. Seit 7 Tagen
verspürt er Schmerz und Tenesmus im Mastdarm und seitdem kann er
nur an der linken Gesässhälfte sitzen.
Stat. praes. Urethritis totalis recidiv. Die Prostata ist bedeutend
angeschwollen und mit dem Finger kaum zu umgehen.
11. März. Seit 2 Tagen rechtsseit. Nebenhodenentzündung. Gegen
seine Urethritis postica wurde Pat. bisher nicht behandelt; er spritzte
aber selbst eine adstringente Lösung in die vordere Harnröhre.
10. September. Seit vorigem Datum sah ich Pat. nicht. Jetzt be¬
steht noch die Urethritis totalis. Er klagt nebstbei über Schmerzen,
entsprechend dem Ursprünge beider Ischiadici, welche längs
der hinteren Fläche der Oberschenkel ausstrahlen. Der angewandte
Druck auf die Gegend der foramina ischiadica provocirt erhöhten
Schmerz, so dass, obzwar keine Druckpunkte im weiteren Verlaufe der
Ischiadici nachweisbar sind, die Diagnose doch auf Entzündung der
Anfangstheile beider Ischiadici gestellt werden musste.
Therap.: Natr. salicyl.
Am 19. November konnte ich das Nachlassen, aber nicht das voll¬
ständige Ausbleiben der Schmerzen constatiren.
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Seit vier Jahren bestehender Pruritus
universalis bei einem 6jähr. Knaben.
Yon
Dr. S. Röna,
Docent an der Universität Budapest.
Den 6jährigen Sohn eines Fleischhauers brachte man
wegen eines seit 4 Jahren bestehenden Hautjuckens (am
23. März) auf meine Poliklinik. Das Jucken befällt die ganze
Hautoberfläche und nur die Schleimhäute sind verschont. Auf
der Flachhand und auf der Fusssohle ist nach Angabe der
Angehörigen fast beständig Hyperidrosis vorhanden. Das
Jucken besteht den ganzen Tag, tritt aber in der Nacht hef¬
tiger auf. Der Knabe leidet ungemein viel, er wetzt sich an
harten Gegenständen, reibt sich am Fussboden etc.
Anamnese. Anlässlich der Circumcision stellte sich eine kaum
stillbare Blutung ein. Yon da an war das Kind bis zu seinem V/ 2 Jahre
gesund, dann litt es 2—3 Monate an Darmcatarrh.
In seinem 2. Lebensjahre trat zuerst das Jucken auf, und
zwar an Handflächen und Fusssohlen und breitete sich allmälig yon hier
aus auf den ganzen Körper. Weder die Eltern, noch der Hausarzt (Herr
Dr. Pi ekler aus Igal), welcher das Kind seit einem Jahre behandelt,
konnten die geringste Spur eines Hautausschlages (Flecke, Knötchen oder
Quaddel) wahrnehmen. Yor zwei Jahren fiel sein Kopfhaar in Form von
runden Scheiben aus, ist aber seitdem schon grösstentheils wieder ge¬
wachsen. Im November 1891 litt es 5 Tage an Wechselfieber. In der
letzten Zeit wollen seine Eltern ein Verschlimmern des Gehörs wahrge¬
nommen haben. Icterus, Helminthiasis war nicht vorhanden. Das
Kind urinirt nicht öfters und nicht mehr, als ein anderes Kind in seinem
Alter. Stuhl, Appetit ist normal. Die Eltern leben, sind gesund. Von 7
Geschwistern starben 4 (ein llmonatliches Kind an Diphtherie, die 3
übrigen im 3—4. Monate an unbekannter Todesursache). Das vorgestellte
Kind ist das dritte; seine 9- und 11jährigen Geschwister leben, sind ge-
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254
Röna.
sund. In der ganzen Familie ist angeblich kein Haut- oder Nervenleiden
oder Tuberculose vorhanden.
Stat. praes. Die körperliche Entwicklung des Kindes ist im Ver-
hältniss zu seinem Alter eine zurückgebliebene; die Schädelbildung ist
eine rhachitische, die Gesichtszüge haben einen greisenhaften Ausdruck,
die Geistesfähigkeiten sind normal. Die Zähne sind defect, von abnor¬
maler Bildung. Die ganze Hautfläche ist schmutzig-braun aber nirgends
die Spur eines Ausschlages, eines Prurigo-Knötchens oder
einer Quaddel; nur sehr spärlich sieht man Abschürfungen. Auf der
inneren und äusseren Fläche der unteren Extremitäten sieht man sehr
spärlich den Haarfollikeln entsprechend secundäre, von Kratzen herrüh¬
rende hirsekorngrosse lichenoide Knötchen. Die Haut an den Dorsalflächen
der Füsse, der Hände, der Finger ist mächtig verdickt, wie die eines
Taglöhners. Die ganze Haut ist glatt, trocken, nur Handteller und
Fusssohlen sind feucht klebrig von Schweiss. Dem linken Os pariteale
entsprechend befindet sich eine pfenniggrosse kahle Stelle. Die Leisten¬
drüsen sind kaum merklich geschwollen, bei weitem nicht so wie bei
Prurigo. Die Cervicaldrüsen aber sind mässig geschwollen.
Der untere Theil der Wirbelsäule zeigt eine Skoliose nach links.
Der Bauch ist aufgetrieben. Die Brust und Bauchorgane sind laut Unter¬
suchung des Doc. Dr. Stern ganz normal. Der Harn reagirt sauer; sein
specifisches Gewicht beträgt 1020, enthält keinen Zucker, kein Ei-
weiss. Die Untersuchung des Ohres durch Dr. Purjesz ergab nur
accumulatio ceruminis.
Ein Hautleiden speciell Prurigo oder Urticaria
konnte ausgeschlossen werden, Hautparasiten konnten ausser
Acht gelassen werden. Ich hatte mit einem Pruritus cuta-
neus universalis zu thun, welches Leiden ich bei Kindern
noch nicht observirt habe. In der mir zu Gebote stehenden
Literatur fand ich auch nichts über einen derartigen Fall.
Ich stellte den Fall dem ärztl. Vereine zu Budapest vor
und suchte das aetiologische Moment des Pruritus festzustellen,
wie wir es bei Erwachsenen zu thun pflegen. Diabetes mel¬
litus et insipidus, eine Nephritis und Albuminurie,
chronischen Magen- oder Darmcatarrh, ein Car ein om innerer
Organe, einen Reflexpruritus (Helminthiasis war nicht
vorhanden) konnte ich ganz positiv ausschliessen und so musste
ich annehmen, dass hier der Pruritus höchstwahrscheinlich
von der Rhachitis und von einer unbestimmbaren
Laesion des Centralnervensystems abhängt.
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II. Internat, dermatologischer Congress in Wien. 1892. Da um die
Mitte Juli die erste Liste der definitiv angemeldeten und eingeschriebenen
Mitglieder und Vorträge veröffentlicht werden soll und auch Mit¬
gliedskarten bereits verabfolgt werden, so werden die Herren Collegen
höfliebst eingeladen, schon jetzt ihre bezügliche Anmeldung an den Unter¬
zeichneten Generalsecretär zu machen.
Für das Organisations-Comite:
Der Generalsecretär: Der Präsident:
G. Riehl, Kaposi.
I./20. Bellariastrasse 12.
Auf die Ausstellung bezügliche Anmeldungen werden unter der
Adresse Dr. Hans Heger, I. Stefansplatz 8 erbeten.
Breslau. Am 1. August verlässt die Kgl. Klinik für Hautkrank¬
heiten das städtische Allerheiligen-Hospital, in welchem sie seit
1877 untergebracht war und bezieht das neue, bei den übrigen Kliniken
im Maxgarten errichtete Gebäude. Die neue Klinik gewährt vorderhand
für 74 Kranke Platz und ist, wie wir hören, mit allen Räumen und Vor¬
richtungen für wissenschaftliche Zwecke versehen. Es wird in ihr ein
Ambulatorium errichtet werden; neben demselben bleibt jedoch im Aller¬
heiligen-Hospital eine Universitäts-Poliklinik für Hautkrankheiten
bestehen; Klinik wie Poliklinik unter der Direction von Prof. Neisser.
Die grosse Entfernung der neuen Klinik vom Centrum der Stadt macht
es nothwendig, eine Poliklinik in dem seit Jahrzehnten von den Be¬
wohnern der Stadt und Provinz aufgesuchten Allerheil.-Hospital bestehen
zu lassen, um der neuen Klinik das bekanntlich ausgezeichnete Material
zu erhalten.
Für die aus dem Hospital scheidende Klinik wird nun seitens der
Stadt eine eigene Abtheilung für Haut- und venerische Kranke
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geschaffen, welcher auch die bisher auf der chirurgischen Station ver¬
pflegten Unterschenkelgeschwüre, Erysipele etc. zugetheilt werden, so dass
auch weiterhin etwa 150 Betten für diese Abtheilung zur Verfügung stehen.
Zum Primararzt derselben ist der langjährige Assistent von Prof. Neisser,
Dr. J. Jadassohn, ernannt worden.
Berichtigung. Bei einer gewissen Anzahl von Exemplaren der zu
meinem Vortrag gehörenden Tafel IV D (Verhandl. des dritten Congr.
der Deutschen dermatologischen Gesellschaft, Ergänzungshefte z. Archiv
f. Dermat. u. Syph. 1892. I.) ist durch ein Versehen des Druckers Fig. 1
mit Fig. 3 vertauscht worden, so dass irrthümlicher Weise die Abbildung
des Ringelhaares (Fall Reder-Karsch) als Fig. 1, die Abbildung des
Spindelhaares (Fall Pilz) als Fig. 3 gedruckt ist. Dr. E. Lesser.
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Ergänzunushetle zum A rchio f'Dermatologie uSyphilJs 1892 TL
Taf.I.
Gerber: Syphilis des Nasenrachenraumes.
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Taf. II.
Eiyänzungshetle zum Archiv fCDermatologieitSyphüislSDZ.Il.
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Kr*eftint|: Die Mikrobe; des ulous molle.
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Taf. VJ.
Ergmy.unysheiflr /um Archiv t 'DermatologieuSyphilis /S92 fl.
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